Sonderkonzert im Elbphilharmonie

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Sonderkonzert
im ElbphilharmonieEröffnungsfestival
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Die heutige Konzertbesetzung des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Konzertmeister
Konradin Seitzer
Thomas C. Wolf
Vivica Percy
Violine 1
Monika Bruggaier
Bogdan Dumitrascu
Danuta Kobus
Jens-Joachim Muth
Janusz Zis
Hildegard Schlaud
Solveigh Rose
Imke Dithmar-Baier
Sidsel Garm Nielsen
Tuan Cuong Hoang
Hedda Steinhardt
Piotr Pujanek
Daria Pujanek
Violine 2
Hibiki Oshima
Marianne Engel
Stefan Schmidt
Berthold Holewik
Thomas F. Sommer
Herlinde Kerschhackel
Martin Blomenkamp
Heike Sartorti
Felix Heckhausen
Annette Schmidt-Barnekow
Dorothee Fine
Josephine Nobach
Brigid Leman
María del Mar Vargas Amezcua*
Viola
Naomi Seiler
Minako Uno-Tollmann
Raphael Sachs
Daniel Hoffmann
Jürgen Strummel
Roland Henn
Annette Hänsel
Elke Bär
Thomas Rühl
Stefanie Frieß
Adrienne Hochmann
Christina Eickhoff
Violoncello
Thomas Tyllack
Clara Grünwald
Markus Tollmann
Ryuichi R. Suzuki
Monika Märkl
Arne Klein
Brigitte Maaß
Tobias Bloos
Merlin Schirmer
Christine Hu
Kontrabass
Stefan Schäfer
Peter Hubert
Tobias Grove
Friedrich Peschken
Katharina von Held
Franziska Kober
Franziska Petzold
Balthasar Brockes
Flöte
Walter Keller
Manuela Tyllack
Jocelyne Fillion-Kelch
Vera Plagge
Oboe
Thomas Rohde
Melanie Jung
Birgit Wilden
Ulrich Brokamp
Klarinette
Alexander Bachl
Christian Seibold
Matthias Albrecht
Klaus Reichwein
Fagott
Christian Kunert
Olivia Comparot
Fabian Lachenmaier
Rainer Leisewitz
Horn
Bernd Künkele
Pascal Deuber
Clemens Wieck
Jan-Niklas Siebert
Torsten Schwesig
Jonathan Wegloop
Trompete
Andre Schoch
Eckhard Schmidt
Christoph Baerwind
Mario Schlumpberger
Posaune
Felix Eckert
Eckart Wiewinner
Joachim Knorr
Jonas Burow
Tuba
Andreas Simon
Pauke
Jesper Tjærby Korneliuse
Schlagwerk
Massimo Drechsler
Frank Polter
Matthias Hupfeld
Špela Cvikl*
Sönke Schreiber
Fabian Otten
Harfe
Lena-Maria Buchberger
Clara Bellegarde
Akkordeon
Teodoro Anzellotti
Glasharmonika
Christa Schönfeldinger
Klavier/Celesta
Rupert Burleigh
Georgiy Dubko
Orchesterwarte
Joseph Euler
Thomas Geritzlehner
Christian Piehl
Janosch Henle
Marcel Hüppauf
* Mitglied der
Orchesterakademie
Jörg Widmann
ARCHE
Ein Oratorium für Soli, Chöre, Orgel und Orchester
Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg
Der Kompositionsauftrag an Jörg Widmann wurde gefördert durch
die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius
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Dirigent Kent Nagano
Sopran Marlis Petersen
Bariton Thomas E. Bauer
Knabensopran: Solist des Knabenchores der Chorakademie Dortmund
Kinder (Sprecher) Jonna Plathe, Baris Özden
Orgel Iveta Apkalna
Chor-Solo Sopran: Jin-Hee Lee, Chor-Solo Bass: Doojong Kim
weitere Chor-Soli Staatsopern-Chor: Lisa Jackson, Malgorzata Bak, Jung-Min
Kim, Dae-Young Kwon, Thomas Gottschalk, Michael Reder, Julius Vecsey
Chor-Soli Audi Jugendchorakademie: Eva-Maria Wenz, Ursula Göller, Veronika
Werner, Anna Linz, Vera Bitter, Jonas Wuermeling, Maximilian Daum,
Marlo Honselmann
Hamburger Alsterspatzen (Choreinstudierung: Jürgen Luhn)
Audi Jugendchorakademie (Choreinstudierung: Martin Steidler)
Chor der Hamburgischen Staatsoper (Choreinstudierung: Eberhard Friedrich)
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Kooperation mit der Staatsoper Hamburg: Heiko Hentschel (Koordination
und Einstudierung Kinder-Sprecher), Eva-Maria Weber (Ausstattung),
Bernd Gallasch (Licht), Julika von Werder (Inspizientin),
Nathan Brock (Assistent Kent Nagano)
Einführung mit Jörg Widmann und Dieter Rexroth
eine Stunde vor Konzertbeginn im Großen Saal
Live übertragen auf NDR-Kultur
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Sonderkonzert
im Elbphilharmonie-Eröffnungsfestival
Freitag, 13. Januar 2017, 20.00 Uhr
Elbphilharmonie, Großer Saal
Jörg Widmann (*1973)
Uraufführung
ARCHE
Ein Oratorium für Soli, Chöre, Orgel und Orchester
I. Fiat Lux / Es werde Licht
II. Sintflut
III. Die Liebe
IV. Dies Irae
V. Dona nobis pacem
Texte von Claudius, Klabund, Heine, Sloterdijk, Andersen, Brentano, Schiller,
Franz von Assisi, Nietzsche, Schimmelpfennig, Thomas von Celano,
Michelangelo und aus Des Knaben Wunderhorn, Bibel und Messe
Dauer: ca. 80 Min.
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Generalmusikdirektor Kent Nagano, Komponist Jörg Widmann
und Intendant Georges Delnon in der Elbphilharmonie
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Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,
verehrtes Publikum,
es ist soweit! Die Elbphilharmonie, ein neues Konzert- und Gesellschaftshaus wird seiner
Bestimmung übergeben. Mit der Elbphilharmonie bekommt Hamburg ein architektonisches Wahrzeichen und einen meisterhaften Konzertsaal, der uns, das Philharmonische
Staatsorchester, zu neuen, musikalischen Meisterleistungen animiert und anspornt.
Gewidmet ist dieses neue Haus der Musik! Musik ist eine prägende und tragende, immer
wieder aus sich erneuernde und öffnende Quelle unserer Kultur und unseres Lebensstils.
Musik – es wird immer wieder gesagt und betont – kennt keine Grenzen. Sie dringt in
alle Ohren. Ihr Wesen ist Klang, und dieser, wo und wann er i s t, ist Gegenwart; ist Gegenwart in einem Sinne des Allumfassenden aus Vergangenheit und Zukunft, aus Erinnerung
und Ahnung. Darüber hinaus ist verpflichtend zu bedenken, dass unsere Kultur immer aus
innovatorischen Impulsen entstand und lebt. Immer war prägend für sie die Auseinandersetzung mit dem, was schon geschaffen war, und dem Neuen, dem noch nicht Gesagten
und Geschaffenen. Dem wollen und müssen wir uns auch heute stellen. Wir wollen den
Blick nach vorne richten; wir brauchen Zukunft und wir müssen als Akteure der Künste
Akteure der Zukunft sein.
So haben wir uns bewusst für unsere erste Präsenz in der Elbphilharmonie – in Erinnerung
an die innovatorische Gründung der Philharmonischen Konzerte im Jahre 1828 – für ein
neues Werk von einem der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, Jörg Widmann,
entschieden. Er hat für diesen besonderen Anlass und diesen einzigartigen Ort im Hafen
der Hansestadt ein Oratorium geschrieben, das an unsere Geschichte sowie an unsere
Gegenwart aus Leben und Kultur existenzielle Fragen stellt.
Zukunft, Mut, Schauen und Hören, Fragen und Suchen – damit wollen wir dem neuen
Konzerthaus seinen Sinn und seine Bedeutung geben.
Mit dem Oratorium ARCHE erkunden wir den neuen Saal mit ebenso neuen Klängen und
beginnen eine wunderbare neue Ära mit den Philharmonischen Konzerten in der Elbphilharmonie.
Wir wünschen Ihnen einen bewegenden Konzertabend,
Kent Nagano und Georges Delnon
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Jörg Widmann
Jörg Widmann gehört zu den aufregendsten und vielseitigsten Künstlern seiner Generation;
ist Komponist, Klarinettist und Dirigent zugleich. Der gebürtige Münchner (Jahrgang 1973)
studierte Klarinette an der Musikhochschule seiner Heimatstadt und an der New Yorker
Juilliard School. Im Alter von elf Jahren begann er Kompositionsunterricht zu nehmen u. a.
bei Wilfried Hiller, Hans Werner Henze, Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm.
Mehrere neue Klarinettenkonzerte sind ihm gewidmet worden, darunter Werke von Wolfgang Rihm, Aribert Reimann und Heinz Holliger. Im Bereich der Kammermusik gehören
Künstler wie Sir András Schiff, Daniel Barenboim, Elisabeth Leonskaja, Mitsuko Uchida
und das Hagen Quartett zu seinen regelmäßigen Partnern.
Dirigenten wie Daniel Harding, Kent Nagano, Christian Thielemann, Mariss Jansons,
Andris Nelsons und Sir Simon Rattle bringen seine Musik regelmäßig zur Aufführung.
Seine Werke werden von Orchestern wie den Wiener und den Berliner Philharmonikern,
dem New York Philharmonic, Orchestre de Paris, BBC Philharmonic Orchestra und vielen
anderen uraufgeführt und regelmäßig in ihrem Konzertrepertoire gespielt. Jörg Widmann
war Residenzkünstler zahlreicher Orchester und Festivals wie den Lucerne und Grafenegg
Festivals, bei den Bamberger Symphonikern und in der Saison 2015/16 als creative chair
des Tonhalle-Orchesters Zürich. Das Konzerthaus Wien, die Alte Oper Frankfurt und die
Kölner Philharmonie widmeten Widmann in den vergangenen Jahren Komponistenportraits – in der Carnegie Hall New York stand seine Musik unter dem Motto „Making Music:
Jörg Widmann“ für eine Spielzeit im Fokus.
Seit 2001 ist er Professor für Klarinette an der Freiburger Hochschule für Musik, 2009
erhielt er dort eine zusätzliche Professur für Komposition. Für sein Schaffen, das von
Orchesterwerken über Opern bis zu Kammermusikwerken reicht, wurden ihm zahlreiche
nationale und internationale Auszeichnungen und Preise verliehen.
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Als ich den Saal das erste Mal
gesehen habe, wusste ich, wie
mein Stück klingen wird und wie
es heißen wird: ARCHE. Ich war im
schönsten Sinne überwältigt von
diesem Raum.
Jörg Widmann
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Es werde Klang!
Jörg Widmann im Gespräch mit Dieter Rexroth
Dieter Rexroth: Du hast einen Auftrag bekommen vom Philharmonischen Staatsorchester
Hamburg, ein Werk zu komponieren für das erste Konzert des Orchesters in der neuen
Elbphilharmonie in Hamburg unter der Leitung seines Chefs Kent Nagano. Das ist ein sehr
besonderer Anlass. Es ist natürlich interessant zu wissen, wie solch ein Auftrag aufgenommen wird vom Komponisten, der in ein neues Haus tritt und eine Aufgabe auf sich
zukommen sieht, nämlich diesem Haus eine Botschaft zu geben und in dieses Haus etwas
einzupflanzen, was ihm als Künstler wichtig ist. Was hat das Thema „Neues Haus – Elbphilharmonie“ bei Deiner Arbeit, in Deinem künstlerischen Denken bzw. Deiner Haltung für
eine Bedeutung?
Jörg Widmann: Zunächst war mir gar nicht klar, dass das Werk ein Oratorium werden
würde. Es gab von Kent Nagano keine inhaltlichen Vorgaben, nur dass es ein Werk für Chor
und Orchester werden sollte, ein abendfüllendes Werk. Trotz anfänglicher Skrupel empfand
ich das als eine schöne Botschaft, ein neues Konzerthaus mit einem komplett neuen Werk
einzuweihen, also nicht so sehr zurückzuschauen, sondern in die Zukunft zu gehen. Die
Entscheidung, dass es ein Oratorium werden würde, fiel viel später. Erst als ich den Raum
gesehen habe, ist etwas mit mir passiert. Der Raum hat mich überwältigt, aber nicht in
dem Sinne einer Überwältigung, in der der Betrachter seine Mündigkeit verliert. Dieser
Raum der Elbphilharmonie ist durchlässig. Er geht, so finde ich, weit über seine Zweckmäßigkeit hinaus. Eine wirklich sakrale Aura schwingt in diesem Raum mit. Als ich zwei
Stunden in dem Raum verbracht hatte, wusste ich, wie das Stück heißen muss, nämlich
ARCHE! Von außen gleicht dieses Gebäude einem Schiff – das ist klar. Das Innere habe ich
wie den Schiffsbauch einer Arche empfunden; es atmet den Geist von Demokratie! Selbst
vom weitest entfernten Sitzplatz empfindet man sich immer noch als ein Teil des Ganzen.
Wieder im Tageslicht angelangt, ließ mich die Arche-Idee nicht mehr los, der Ton dieser zu
komponierenden Musik war mir ganz deutlich, als ich den Raum verließ.
Dieter Rexroth: Wir haben einen Begriff ins Spiel gebracht, den Gattungsbegriff Oratorium.
Darin steckt eine bestimmte künstlerische Idee oder besser: ein Konglomerat von Ideen,
eine Fülle von Dingen, die aus der eigenen Existenz, aus der Wahrnehmung der Welt
bzw. aus der Wahrnehmung des Spannungsverhältnisses zwischen Ich und Welt zustande
kommen. Welche Bedeutung hat für Dich diese Dimension, dem eigenen Schaffen die
eigene Existenz einzuhauchen, einzugeben und sie gewissermaßen zur Vermittlung und als
Botschaft zur Diskussion zu stellen?
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Jörg Widmann: Gerade in diesem Oratorium ist, vielleicht stärker noch als in meinen anderen Werken, die Werkkonzeption mit einer Botschaft verknüpft. Das Stück endet mit einem
Dona nobis pacem, einem Ruf, der heute mehr denn je von Nöten ist. Doch nur diesen Ruf
als Ausdruck der Friedens-Botschaft zu setzen, das wäre mir zu wenig gewesen, weil die
Realität und die Probleme unserer Welt zu sehr ausgegrenzt worden wären. Auch kulturpolitisch gesehen kann diese Elbphilharmonie als eine Arche in stürmischster Zeit verstanden
werden. Was würden wir auf eine Arche mitnehmen? Wir haben in ihr einen Zufluchtsort,
wo Kunst geschehen kann, wo der Mensch sich seiner selbst gewahr werden und das Poetisch-Schöne seines Daseins in sich wachrufen kann. Aber es gibt auch den traditionellen
Aufbau des Werkes in fünf Teilen. Ich wollte nicht sagen: Das Stück beginnt jetzt in D-Dur
oder was auch immer, also mit einem affirmativen Anfang, sondern da ist – und das ist auch
der Entstehungsgeschichte der Elbphilharmonie wie jedem Schöpfungsakt eingeschrieben
– da ist zunächst nichts. Es entsteht. Dieses Fiat Lux/Es werde Licht sollte hier eher heißen:
es werde Klang! Das heißt hier in der Musik konkret, dass sechs-sieben-acht Minuten lang
eigentlich Chaos ist, also das, was Haydn mit tonalen Mitteln dargestellt hat. Wir haben heute natürlich ganz andere klangliche Möglichkeiten, und bei mir beginnt das ausschließlich
geräuschhaft, es sind nur Wind- und Naturlaute zu hören, nichts anderes.
Dieter Rexroth: Du hast Haydns „Schöpfung“ angesprochen. Kann es sein, dass für Haydn
die Entstehung der Welt aus dem christlichen Glauben heraus, an dem er ja teilhatte, etwas
Selbstverständliches war; dass hingegen Deine Situation heute eine ganz andere ist? Wir
wissen letztlich nicht, woraus die Welt entstanden ist, ob da einer war oder nicht. Du thematisierst dieses Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Gott ganz stark in den ersten beiden Sätzen. Dahinter steht immer die Frage: Gibt es Gott überhaupt, und wenn es ihn gibt,
was ist er für eine Idee, für ein Wesen, was uns einerseits beglückt, andererseits bedroht?
Jörg Widmann: Ja, man kann es gut an den Zeilen des Predigers Salomon im Alten Testament verdeutlichen: Er konnte noch sagen, die Sonne geht auf, die Sonne geht unter, ein
Geschlecht kommt, das andere geht, aber die Erde bleibt ewig bestehen. Diese Gewissheit
haben wir heute als Menschen nicht mehr, da wir mit unseren Bomben, unseren selbstgebauten Bomben, unsere Welt zigfach zerstören können. Das heißt auch, dass so etwas wie
Fortschritt in der Geschichte in einem Hegelschen Sinne sogar in eine Perversion geführt
hat. An diesem kleinen aber wichtigen Beispiel sieht man, dass der sehr negative und
pessimistische Text des Predigers Salomon heute eigentlich noch pessimistischer formuliert
werden müsste. Wenn es Gott gibt, ja wo war er denn, als die Naturkatastrophen über die
Menschen hereinbrachen? So eben auch die Sintflut, an die übrigens viele Weltreligionen
glauben: die jüdische Religion glaubt daran, die christliche, die Babylonier haben daran
geglaubt. Steckt in diesem Glauben die Urangst vor einem strafenden Gott? Das ist etwas,
was mich seit vielen Jahren sehr beschäftigt, und was in diesem Stück, im Dies irae, seinen
verzweifelten Ausdruck findet. Dieses neue Werk, ARCHE, ist, zumindest in Teilen der
Sintflut und des Dies irae, eine Absage an den strafenden Gott; es ist eine Absage daran, dass
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wir schon zu Lebzeiten gram- und schuldgebeugt durch die Welt gehen sollen, weil es das
Konzept eines strafenden Gottes gibt. Da fand ich diese Schiller-Zeilen, diese ungeheuerlichen Worte aus einer frühen Fassung der Ode „An die Freude“.
Dieter Rexroth: Im Grunde genommen gehst Du in diesem Oratorium einen Weg, der
die Glaubens-Geschichte im – ich sage bewusst – Abendland, im christlichen Abendland
darstellt. Du beginnst mit der Sicht auf eine göttliche Kraft in und hinter dieser Welt, bis hin
zu der Idee der Aufklärung, bis hin zur Selbstverantwortung des Menschen, die dann aber
auch zwangsläufig damit verbunden ist, dass der Mensch sich von dieser göttlichen Instanz
befreit und löst.
Jörg Widmann: Richtig! Aber diesen Weg haben wir noch nicht geschafft. Das wird thematisiert im Dona nobis pacem, in dem uns der Kinderchor den Spiegel vorhält. Sie nämlich, die
Kinder sind es, die sich dagegen stellen, auf einen Gott zu setzen, wenn es um den Frieden
geht: „Nein, nicht in Götter, in euch selbst setzt Hoffnung!“ Die Kinder sind die treibende
Kraft, die diesen aufklärerischen Gedanken vertreten. Doch sie vertreten ihn gegen die
Macht einer Alten Welt, mit ihren Schrecken und Bedrohungen durch einen strafenden Gott
und die „Bosheit des Menschen“, wie es aus Gottes Mund prophetisch schon im 1. Buch
Mose heißt. Das ist die Sphäre des Dies irae, die Urangst des Menschen, die immer wieder
bewältigt werden muss. Ich muss noch einmal durch diese Schrecken hindurch, bevor ich
die Schiller-Worte aus einer frühen Fassung der Ode „An die Freude“, die ja Beethoven in
seiner Neunten nicht verwendet hat, als Antithese setzen kann. Ohne den Kontext des Dies
irae hätte ich mich wahrscheinlich nicht getraut, diese Schiller-Worte zu verwenden, aber
nach dem Dies irae waren sie zwingend notwendig. Eigentlich ist es ein Scheinschluss, doch
zugleich ein idealer Schluss. Auf einmal bricht eine andere Sprache, die Worte Schillers,
ins Lateinische des Dies irae ein; plötzlich besetzen diese fast januskopfartigen, ungeheuren
Worte Schillers das Geschehen und lösen alles auf. Sie beziehen sich meiner Ansicht nach
auf die fünfte Strophe „Liber scriptus proferetur“ (es ist ein Schuldbuch geschrieben) aus
dem Dies irae. Und Schiller sagt, unser Schuldbuch sei vernichtet, ausgesöhnt die ganze
Welt, auch die Toten sollen leben, Brüder trinkt und stimmet ein, allen Sündern soll vergeben und die Hölle nicht mehr sein. Dies sagt er in einer Einfachheit, die allen Einwand
hinwegfegt. Und just in diesem Moment brechen die Kinder dort hinein und skandieren
wie Demonstranten ihr Schreckensalphabet, das Alphabet unserer Zeit, wie auch immer
man es nennen möchte. Dona nobis pacem ist nichts Gesetztes, sondern etwas Errungenes,
auch etwas Utopisches, was wir noch nicht geschafft haben. Aber an diesem utopischen
Punkt kann, nein muss die Musik ansetzen. Wozu ist denn Musik da? Doch um eine solche
Utopie zum Ausdruck zu bringen! Damit macht man sich natürlich angreifbar, das ist mir
klar, weil man nach den höchsten Sternen greift; – dazu muss ich aber die tiefsten Tiefen
und die dunkelsten Sterne kennen – aber wenn man das in einem Oratorium mit Chören,
Solostimmen und Orchester nicht macht, finde ich, dann soll man es gar nicht machen. Ich
habe es versucht!
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Dieter Rexroth: Dein Oratorium endet in der Verklammerung des „Dona eis requiem“ und
„Dona nobis pacem“ auf der einen Seite und den Schiller-Worten, die Du durch eine Musik
unterstützt, die eng an Beethoven angelehnt ist.
Jörg Widmann: Das Beethoven’sche Bezugsstück ist der Schluss der Chorfantasie. Ein
Stück, das aus heutiger Sicht einen doch arg betulichen, bildungsbürgerlich beflissenen Text
als Grundlage hat. Ich habe nun diese Musik radikal auseinander geschnitten und gegen
bruitistische Dies irae-Klangblöcke gesetzt und vor allem die Beethoven’sche Musik mit
diesen radikalen Schiller-Texten neu unterlegt. Ich hoffe, dass in diesem neuen Kontext und
Spannungsfeld sowohl der Schiller’sche Text, als auch die nie dazu gedachte Beethoven’sche
Musik, als auch mein Dies irae in komplett neuem Licht gesehen werden kann.
Das „Dona eis requiem“ und das „Dona nobis pacem“ sind ja ursprünglich nicht zusammen
gedacht, und auch das „Dona eis requiem“ ist wahrscheinlich nicht so gedacht gewesen, wie
ich es vertont habe. Ich glaube, es ist bekannt, wie sehr ich die Musik der Vergangenheit
liebe und schätze, allein schon dadurch, dass ich selbst als Klarinettist täglich Musik spiele.
Aber hier begebe ich mich in eine ganz bewusste Opposition zu jeglicher traditionellen Dies
irae-Vertonung. Jedes Dies irae basiert traditionell darauf, dass mit jeder neuen Strophe ein
neuer Satz beginnt, zumindest eine neue Stimmung, Satztechnik, Instrumentation, etc. Beispielsweise wird das „Tuba mirum“ meist mit einer ganz eigenen Klanglichkeit ausgestattet
und durch die damit verbundene Veränderung der Atmosphäre durch den Einsatz eines
Blechinstrumentes unterstützt. Danach kommt etwa das „Rex tremendae“, gleichsam als
neuer Satz. Ich habe das Dies irae vollkommen anders gelesen; als eine Art aggressives Strophen-Lied, das wie ein Refrain schicksalsartig immer wieder fatal in einen Dies irae-Refrain
mündet und so immer wieder an Grenzen stößt. Das Dies irae ist eine Arbeit für ein eigenes
monströses Stück. Es ist zwar insgesamt nur 20 Minuten lang, aber dadurch, dass alle
beteiligt sind, Soli, Chöre, alle Orchestermusiker, ein Stück im Stück. Eine Art Requiem-Teil
innerhalb einer weltzugewandten und auch lebensbejahenden Musik. Deshalb war es für
mich so wichtig, die Zeilen „Dona eis requiem“ nicht wie sehr häufig aschfahl und grau und
mit leerer Quinte zu vertonen, sondern einen Weg zu finden, sie jubilatorisch zu beenden
und eine Fallhöhe zu erreichen, auf der der Kinderchor zunächst desillusionierend einsetzen und schließlich den „Dona nobis pacem“-Kanon einleiten kann. An dieser Stelle ist eine
Art toter Punkt erreicht, das Auge des Taifuns. Man hört aus der Ferne eine Art Kriegslärm,
angedeutet, stilisiert. Es ist eine Lähmung. – Es ist eine Lähmung, wie sie die Weltpolitik
heute oft kennt, oder die nationalen oder regionalen Regierungen. Sie spiegelt sich auch in
der Spaltung zwischen den zwei Chören, die im Dies irae offenkundig wird und nicht mehr
lösbar ist. Ich will jetzt keine billige Analogie zu der Spaltung unserer modernen Gesellschaft suggerieren. Aber unsere Welt ist disparat, sie ist disparater denn je. Auch durch die
unterschiedlichsten Kulturen, die auf engstem Raum zusammenleben etc. mit allem Guten
und Negativen, mit allem Schönen und Schrecklichem. Und aus dieser Lähmung heraus,
aus diesem Stammeln der Erwachsenen, die bloß noch „dona… nobis…, gib…, gib uns“ stottern, kommen die Kinder und sagen: Mensch, ist doch ganz einfach! Und dann beginnt ein
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Knabensopran das „Dona nobis pacem“, eine zweite Kinderstimme folgt, und es baut sich
ein Kanon auf. Diese Einleitung zum Kanon, in der die Kinder den Weg aus der Lähmung
aufzeigen, ist mir dramaturgisch wichtig. Es soll nicht nur eine pazifistische Botschaft sein,
die ich durchaus haben will; sie muss errungen sein und sie ist, in diesen Kontext gestellt,
so wünsche ich es mir zumindest, genau dadurch umso anrührender.
Dieter Rexroth: Wir wollen noch einen weiteren Aspekt der Werkgestalt Deines Oratoriums
ansprechen. Das Werk hat insgesamt fünf Sätze, die ineinander übergehen, also nicht durch
Pausen getrennt sind. Mein Eindruck ist, dass vor allem die Sintflut mit den großen erzählerischen Partien sehr narrativ angelegt ist und Bezug nimmt auf Gewesenes; auf die Genesis
des Alten Testaments. An letzter und an vorletzter Stelle stehen die großen Auseinandersetzungen: Dies irae und Dona nobis pacem. Welche konzeptionellen Überlegungen waren hier
im Spiel und welche Bedeutung kommt der Mittel- oder Zentralposition des Satzes zu, der
den Titel Die Liebe trägt?
Jörg Widmann: Diese Architektur hat sich für mich im Lauf der Arbeit als zwingend und
logisch ergeben. Was für mich als Setzung relativ früh klar war, war das Fiat Lux/Es werde
Licht als Anfang des Stückes.
Wann erfahren wir Gott, außer in der Liebe? Ich würde persönlich antworten: in der Musik,
in großer Kunst, in einer genialischen Gedichtzeile. Solches Erleben ist für mich immer der
größte Gottesbeweis. Ich muss nicht Protestant sein, um Bach zu verstehen, muss nicht
Katholik sein, um Messiaens Musik zu verstehen, muss nicht Atheist sein, um Miles Davis
zu verstehen, sondern da ist etwas Spirituelles. Deshalb ist dieses „Es werde Klang“ eine so
wesentliche spirituelle Komponente. Übrigens gibt es zwei verschiedene Weltentstehungskonstruktionen in der Bibel, die an dieser Stelle aufeinander gejagt werden: Die Chöre und
die Kinder berichten uns die Genesis-Erzählung. Dann kommt aber der Solobariton auf
die Bühne, der am Anfang wie ein Fremdkörper wirkt, als ob er zufällig gekommen wäre.
Im Grunde genommen ist er in dem ganzen Stück ein Fremder. Später ist er auch eine Art
Noah, aber er wechselt seine Funktion, und sein erster Satz ist: Im Anfang war das Wort.
Dieses berühmte Wort, der erste Satz des Johannes-Evangeliums, der die frühen Christen aufgerüttelt hat und eine vollkommen andere Konzeption des Weltanfangs darstellt,
steht für mich für die Moderne, nämlich für die Disparatheit der Welt. „Fiat lux“ und „Am
Anfang war das Wort“ sind zwei völlig verschiedene Sichtweisen des Weltenanfangs und
repräsentieren unterschiedliche Konzeptionen. Die Kindererzählung im ersten und zweiten
Teil hat etwas Narratives, dennoch bleibt es Oratorium: Es gibt feste Chöre, gewissermaßen
Turba-Chöre, und es gibt, nicht oft, aber an ganz zentralen Stellen Choräle.
In diesem Zusammenhang spielt der Dichter Matthias Claudius eine bedeutende Rolle. Ich
wollte seine Texte unbedingt auf die Arche mitnehmen. Die Einfachheit seiner Sprache,
die Bescheidenheit und Demut darin sind im Stande, nicht die Welt zu erklären, das wäre
falsch, aber dem Menschen Geborgenheit und Trost zu spenden. Das ist keine falsche Idylle, im Gegenteil; seine Dichtung kommt aus einem sehr norddeutschen Realismus heraus.
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Er schafft es durch seine Dichtkunst, dass wir uns aufgehoben fühlen. Diese Claudius-Texte
behandeln große Themen: den Tod, die Liebe, den Menschen. Es gibt sogar zwei mit „Der
Mensch“ betitelte Gedichte, die ich in ganz unterschiedlichem Kontext vertone. Es geht mir
darum, Vielgesichtigkeit zu Tage treten zu lassen, das Heterogene und Disparate in der
Welt zu spiegeln.
Dieter Rexroth: In diesem Kontext scheint mir die Tatsache bedeutend, dass hier kaleidos­
kopartig mannigfaltigste Texte aufeinanderprallen und doch eine neue Einheit ergeben.
Jörg Widmann: Es ist das erste Mal, dass ich in der Textauswahl und -zusammenstellung
auf einen Partner, auf ein Gegenüber verzichtet habe. Da gibt es natürlich Brüche. Das ist
ganz klar. Aber es fügt sich doch der eine zum anderen Text. Durch diese Vorgehensweise
war es mir möglich, Texte einzubauen, denen ich persönlich eine besondere Bedeutung
zumaß. Klabund beispielsweise, der eine Riesenrolle spielt in diesem Stück, ein wie ich
finde unterschätzter Dichter, der eine ganz seltsame Verbindung schafft zwischen dem
schnoddrigen Berliner Tucholsky-Ton und einer tiefen romantischen Innerlichkeit, wie wir
sie von Eichendorff kennen. Klabund schafft eine ganz eigenartige und moderne Kombination dieser zwei Dinge.
Im Liebesteil wird das Narrative vollkommen gesprengt. Da wird eine ganz andere Struktur
gelegt. Ein Wechselgesang findet statt, eine Art Sängerwettstreit um die Wahrheit in der
Liebe, zwischen der Solosopranistin und dem Solobariton. Alle Formen und Ausformungen
von Liebe, dunkle, helle, freudige, niederträchtige, bis hin zum Doppelmord, der in der „Eifersucht“ passiert, finden wir hier. Es ist geradezu eine Hymne an die Eifersucht. Eifersucht
ist ein Gefühl, das uns Menschen peinlich ist, wo wir am Liebsten den Mantel des Schweigens darüber legen würden. Bei Klabund kommt es zu dieser Hymne auf die Eifersucht. Er
sagt sogar: „Edle Flamme, heilige Flamme Eifersucht“, damit endet dieser Teil. Und genau
an dieser Stelle gibt es eine Kombination mit dem Hohelied der Liebe und einem Text von
Michelangelo. Ich wusste, dieser Doppelmord muss stattfinden durch diese Klabund-Erzählung. Aber es war mir immer schleierhaft, wie ich die Ermordete wieder lebendig machen
kann. Und dann fand ich den Michelangelo-Text plötzlich bei mir auf dem Schreibtisch
neben dem Klabund liegen. Ich glaube in solchen Momenten nicht an Zufall, sondern das
muss dann so sein. Auf „Ich schlief, aber mein Herz war wach“ folgt „Ich bin nicht tot, ich
tauschte nur die Räume“. Und plötzlich hörte ich die Musik der Sopran-Aria. Durch einen
kleinen Kunstgriff wurde es plötzlich möglich, dass die Sopranistin tatsächlich Teil des Ganzen wird, wieder zum Leben erweckt wird, und jetzt sind sie mehr denn je Liebespaar.
Der Abschnitt Die Liebe stellt eine komplett andere Form dar, ist in seiner freien Form
das Herzstück des Oratoriums. Und diesem entgegen wird dann das Strengste überhaupt
gesetzt: das Dies irae. Da stellt sich die Frage: Was kann auf die Liebe folgen? Eigentlich
nur das Dies irae! Was kann auf das Dies irae folgen? Nur die Gewissheit, dieser utopische
Anspruch, dass Frieden möglich sein muss. Das sind natürlich Dinge, die zusammen zu
zwingen geradezu unmöglich ist. Ich habe den Eindruck, dass in diesem Stück, mehr als
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in allen meinen anderen Werken, jede Zelle, jeder Klang, jeder Rhythmus aus dem Text
herauskommt. Das mag banal klingen und wie eine Selbstverständlichkeit, aber hier habe
ich alles dem Rhythmus des Textes untergeordnet. Meine Vertonung des Dies irae ist auch
gar nicht anders zu erklären. Das ist etwas, was mich unglaublich fasziniert hat, gerade in
der lateinischen Sprache. Dieser Rhythmus, der da inhärent ist, der unglaublich viel evoziert
an Klangraum; der aber auch zum Widerspruch herausfordert.
Dieter Rexroth: Könnte man das auch in Verbindung mit dem Begriff „Archae“ (Anfang) sehen? Im Anfang war das Wort? Im Grunde genommen ist das ein aufklärerischer Gedanke,
obwohl er aus einem Kontext herauskommt, der noch gottbezogen war.
Jörg Widmann: Genau. Übrigens wurde die Frau in der „Eifersucht“ mit dem Wort getötet,
nur mit dem Wort. Das kommt erst am Schluss heraus; es spielte sich alles im Kopf ab.
Dieter Rexroth: Dieses Thema haben wir heute in einer sehr neuartigen Form; man denke
an das Postfaktische, an Lügenpresse, und wozu das Wort alles herhalten muss.
Jörg Widmann: Postfaktische Wahrnehmung wird ja interessanterweise immer nur beim
Anderen beobachtet, nie bei sich selbst. Es gibt eben auch unendlich viele Beispiele des
Postfaktischen als Grundlage von Regierungshandeln. Aber das ist eine andere Diskussion.
Doch am Wort, das ist wohl wahr, am richtigen oder am falschen, entzünden sich riesige
Auseinandersetzungen, Spaltungen, Konflikte …!
Dieter Rexroth: In dieser Textzusammenstellung prallen Welten aufeinander. Wie ist das
musikalisch gelöst?
Jörg Widmann: Musikalisch macht das erst einmal sehr vieles möglich: vom Klavierlied über
einfache Choräle, bis zu Geräuschfeldern und riesigen Chören. Die Setzung, dass es Kinder
in diesem Oratorium gibt, war für mich ganz früh wichtig. Die großen Texte über die
Sintflut kann ich beispielsweise durch Kindermund noch einmal ganz anders lesen. Beim
Thema Liebe sagen die Kinder: Da sind jetzt die Erwachsenen zuständig, das macht ihr mal,
im Dies irae sind sie abwesend. Und erst für das Dona nobis pacem kommen sie wieder, aber
nicht nur, um den Frieden zu bringen – das tun sie zwar letzten Endes, aber vorher stiften
sie Verwirrung: Sie kündigen das Konzept eines Gottes auf, um dann eine Minute später zu
sagen: „Dona nobis pacem, gib uns Frieden du gütiger Gott“. Das ist schon ein deutlicher
Widerspruch. Der ist aber auch komponiert; mit heftigen Schnitten und verschiedenen
Tempi, die gegeneinander geschaltet sind. Am Schluss steht keine komplette Auflösung,
es bleiben einige dissonante Töne. Es ist also nicht die pure Verklärung, und doch ein affirmativer Schluss. Es ist klar, dass der Frieden kommen muss und auch wird. Wenn das die
Musik nicht schafft, dann habe ich etwas grundlegend falsch gemacht. Aber es gibt einige
Töne in diesem Schlussakkord, die ein großes Fragezeichen hinterlassen.
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Dieter Rexroth: Ich habe den Eindruck, dass das Paradoxale in diesem Werk eine eminent
große Rolle spielt. Ich komme noch einmal zurück auf das Thema Kinder. Kinder stehen
gemeinhin klischeehaft für Zukunft. Aber die Kinder berichten in Deinem Oratorium
gewissermaßen über Vergangenes, über längst Geschehenes. Und genauso ist es natürlich
in anderen Bereichen. Wie der Titel „Oratorium“ schon sagt, gibt es eine gewisse Bindung
an eine Tradition. Aber als Werkschöpfung, als künstlerische Tat, stellt das, was Du gemacht
hast, eine völlige Transformation dessen dar, was historisch gesehen ein Oratorium war.
Daraus begründet sich mein Eindruck des Paradoxalen, denke ich. Er resultiert aus der
Vielfalt, aus der Heterogenität, aus dieser enormen Variabilität in Form der Text-Kompilationen und der musikalischen Gestaltung. Alles ist gleichzeitig und alles greift ineinander
und man weiß im Grunde genommen nicht, wenn man nach unseren klassischen Mustern
des Verstehens geht, woran man sich wirklich halten kann. Man ist jeden Moment in einer
anderen Welt. Und das, was vorher war, wird immer wieder in Frage gestellt.
Jörg Widmann: Das Paradoxe oder auch der Widerspruch ist eine schöne und wichtige
Beobachtung von diesem Oratorium, aber auch von unserer Welt. Man kann es an einem
Punkt im Dies irae sehr deutlich machen, in der ich das „Confutatis maledictis“ und das
„Voca me cum benedictis“ versucht habe, aufeinander zu jagen. Das sind zwei unterschiedliche Konzepte: Die einen singen immer „Voca me“, ganz lyrisch, bittend, „cum benedictis“,
dann fällt der andere Chor bestimmt ein: „Maledictis!“ Stop! Anderes Tempo. Wieder und
wieder fallen sie sich ins Wort. Das ist so brüsk gegeneinander geschnitten und auch die
Tonalität betreffend eigentlich nicht kompatibel. Ich habe das unversöhnlich neben- und
gegeneinander gesetzt.
Dieter Rexroth: Noch ein Thema, das das alles, was Du gesagt hast, in einer gewissen Weise
auf den Prüfstand stellt: Du bist ein Künstler, Du bist ausgesprochen bekenntnishaft. Du
scheust nicht die Auseinandersetzungen mit ganz essenziellen und das heißt mit existenziellen Themen, so empfinde ich das hier in diesem Oratorium. Du bekennst dich auch
dazu, mit deinem künstlerischen Tun, eine Art Mission zu betreiben, in welchem Sinne
auch immer, auf jeden Fall aufklärerisch. Du bist ein Künstler, der aus sich heraus auch
ganz stark dieses Moment des Sich-selbst-bewusst-Werdens darstellt und in seiner Arbeit
beständig demonstriert. Das spielt in diesem Werk meines Erachtens eine ganz große Rolle,
weil es auf sehr vielen Ebenen stattfindet; im Sinne des Werkbegriffs, aber auch bezogen
auf unsere gesellschaftliche Realität, auf die kulturelle Realität von heute. Was geht Dir als
Zweck deines Tuns durch den Kopf, als Sinn oder Zielsetzung? Du weißt ja am allerbesten,
dass der Künstler nicht eine autonome Gestalt ist, die etwas produziert, was er für sich
behält, sondern der diese „Dinge“, die er da zur Sprache bringt und zum Klang macht, auch
aufgenommen wissen will. Er will gehört, wahrgenommen und verstanden werden.
Jörg Widmann: Ich stimme mit vielem überein, aber mit einem Begriff nicht so sehr: Mission! Bei der Mission schwingt natürlich immer das Missionieren mit. Mir liegt nichts ferner
17
als das. Ich möchte mit diesem Oratorium nicht fehlinterpretiert werden – und ich glaube,
es kann in vielerlei Hinsicht falsch verstanden werden. Da will ich aber nicht eindeutiger
sein als das Stück selbst. Das Stück selbst formuliert diese Zweifel und Widersprüche. Ich
finde, dass in unserem Verhältnis von Mensch zu Gott unzählige Fragen stecken. Fragen,
nicht allgemeine Glaubenssätze, sondern existenzielle und bis heute nicht gelöste Fragen,
die wir an Gott haben. Das ist ja das Entsetzliche an der Sintflut, dass unser Glaube an Gott
doch für alle Zeiten zutiefst erschüttert sein muss. Wenn er sagt, er habe uns einerseits
nach seinem Bilde erschaffen, jetzt will er uns aber gleich wieder vernichten! Also auf der
Freud’schen Psychologiecouch wäre das ein eindeutiger Fall von „als Gott mit sich selbst
nicht im Reinen sein“, wenn er uns gleich wieder vernichten will. Und dann dieser seltsame
Akt der Selektion; dass nur Noah und seine Paare überleben dürfen. Das ist ein terroristischer Akt Gottes gegen uns. Wie sollen wir den vergessen? Es ist so wichtig, dass es am
Schluss der Sintflut dann heißt: Und Gott sprach zu sich selbst „Ich will nicht noch einmal
die Erde verfluchen“.
Dieter Rexroth: Dieser Satz ist von großer Auffälligkeit!
Jörg Widmann: Nicht nur wir Menschen sollen einen Erkenntnispunkt haben, sondern auch
Gott! Das ist ganz wichtig. Wir befinden uns nicht auf einer Einbahnstraße. Ich glaube, dass
sehr viele existenzielle Fragen des Menschen in diesem Oratorium aufgeworfen werden.
Sie werden nicht final beantwortet, aber sie werden angerissen. Letzten Endes muss der
Mensch sein Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Dieter Rexroth: Kann Kunst überhaupt Fragen beantworten oder ist es nicht ihr ganz eigener Sinn, Fragen zu stellen?
Jörg Widmann: Ich mache hier natürlich eine Setzung, indem ich die Schöpfungsgeschichte
an den Anfang stelle. Da kommt aber schon der Zweifel und der ist dann im Johannes-Evangelium formuliert, wie wir besprochen haben. Dadurch sieht man, und zwar allein durch
die Bibel-Lektüre, dass die Bibel selbst extrem widersprüchlich sein kann: Entweder es war
das Licht oder es war das Wort. Unterschiedlichere Konzepte kann es eigentlich gar nicht
geben. Bei dem einem steht der Mensch im Mittelpunkt; beim anderen die Natur.
Es hat mich immer gewundert, dass jemand wie Beethoven seinen zutiefst anrührenden
Satz „Von Herzen! Möge es wieder zu Herzen gehen“ gerade über eines seiner erratischsten, komplexesten und bis heute, trotz seiner monumentalen Schönheit, am schwersten
verständlichen Werke geschrieben hat: der „Missa solemnis“.
Dieser Beethoven’sche Satz bewegt mich – immer. Ich weiß nicht, was das Oratorium
ARCHE auslösen wird, ob es überhaupt etwas auslösen kann. Doch wünschen möchte ich,
dass es von Herzen kommend wieder zu Herzen gehen möge. Das würde ich mir
wünschen.
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Michelangelo Buonarroti: Die Sintflut
19
20
Deutscher Meister der 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts: Die Schöpfung
21
Christus in den Trümmern (1945)
22
Meister des Ashburnham-Pentateuch: AshburnhamPentateuch-Manuskript, Szene: Sintflut
23
ARCHE
Ein Oratorium für Soli, Chöre, Orgel und Orchester
Besetzung
4 Flöten (alle auch Piccolo, 3. auch Altflöte, 4. auch Bassflöte)
4 Oboen (1. und 2. auch Lotusflöte, 2. auch Oboe d’amore, 3. auch Englisch Horn,
4. auch Heckelphon)
4 Klarinetten in B (alle auch in A, 2. auch Es-Klarinette, 3. auch Bassklarinette in B,
4. auch Kontrabassklarinette in B)
4 Fagotte (3. und 4. auch Kontrafagott)
6 Hörner in F (1. und 2. auch Naturhorn)
4 Trompeten in C (1. und 2. auch in B, 1. auch in hoch B ad lib.)
4 Posaunen (3. und 4. auch Bassposaune ad lib.)
Tuba
Pauken
Schlagzeug (4 Spieler)
2 Harfen
Akkordeon
Glasharmonika
2 Klaviere (2. auch Celesta)
Orgel
Sopran solo
Bariton solo
Knabensopran solo
2 Kinder (Sprecher: Mädchen und Junge)
Kinderchor
2 gemischte Chöre
16 Violinen I
14 Violinen II
12 Violen
10 Violoncelli
8 Kontrabässe (alle mit 5 Saiten)
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ARCHE – Ein Oratorium
Jörg Widmann
I. FIAT LUX / ES WERDE LICHT
Chor II
Fiat lux!
Kind 1 (Mädchen)
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Chor II
Tenebrae. Tenebrae.
Und die Erde war wüst und leer,
Finsternis lag über der Urflut und der
Geist Gottes schwebte über dem Wasser.
Fiat lux!
Sic luceat lux!
Ex tenebris lux!
Das Fräulein stand am Meere
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
Kind 2 (Junge)
Und Gott sprach: Ein Gewölbe entstehe
mitten im Wasser und scheide Wasser von
Wasser.
Chor I+II
Es werde Licht!
Kind 1 (Mädchen)
Gott machte also das Gewölbe und schied
das Wasser unterhalb des Gewölbes vom
Wasser oberhalb des Gewölbes. So geschah
es.
Kind 1+2
Und es ward Licht.
Kind 2 (Junge)
Und Gott nannte das Gewölbe Himmel.
Kind 2 (Junge)
Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da
schied Gott das Licht von der Finsternis
und nannte das Licht Tag und die Finsternis
Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der
erste …
Chor I
Zu ihren Völkern reisen froh die Götter,
Zu ihren Göttern strömen die Völker hin,
Dem Himmel strebt die Erde entgegen,
Auf seine Erde kommt der Himmel zu.
Solo-Bariton
Tag! Im Anfang war das Wort: „En arché
[en o] logos“!
Kind 1 (Mädchen)
Und Gott sprach: Es sammle sich das
Wasser unter dem Himmel an besondere
Orte, dass man das Trockene sehe. Und es
geschah so.
25
Kind 2 (Junge)
Und Gott nannte das Trockene Erde, und
die Sammlung der Wasser nannte er Meer.
Und Gott sah, dass es gut war.
Solo-Bariton
Der arme Kaspar
Ich geh – wohin?
Ich kam – woher?
Bin außen und inn’,
Bin voll und leer.
Geboren – wo?
Erkoren – wann?
Ich schlief im Stroh
Bei Weib und Mann.
Ich liebe dich,
Und liebst du mich?
Ich trübe dich,
Betrübst du mich?
Ich steh und fall,
Ich werde sein.
Ich bin ein All
Und bin allein.
Ich war. Ich bin.
Viel leicht. Viel schwer.
Ich geh – wohin?
Ich kam – woher?
Kind 2 (Junge)
Und Gott schuf den Menschen zu seinem
Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und
schuf sie als Mann und Frau.
Kind 1 (Mädchen)
Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen:
ich gebe Euch den Namen „Mensch“, …
Kind 1 (Mädchen)
… seid fruchtbar und mehret euch und füllet
die Erde und machet sie euch untertan und
herrschet über die Fische im Meer und über
die Vögel unter dem Himmel und über das
Vieh und über alles Getier, das auf Erden
kriecht.
Kind 2 (Junge)
Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, …
Kind 1+2
… und siehe, es war sehr gut!
Chor II
Der Mensch I
Empfangen und genähret
Vom Weibe wunderbar
Kömmt er und sieht und höret
Und nimmt des Trugs nicht wahr,
Gelüstet und begehret
Und bringt sein Tränlein dar,
Verachtet und verehret,
Hat Freude und Gefahr,
Glaubt, zweifelt, wähnt und lehret,
Hält nichts und alles wahr,
Erbauet und zerstöret
Und quält sich immerdar,
Schläft, wachet, wächst und zehret
Trägt braun und graues Haar.
Und alles dieses währet,
Wenn’s hoch kommt, achtzig Jahr.
Dann legt er sich zu seinen Vätern nieder,
Und er kömmt nimmer wieder.
II. SINTFLUT
Chor II
„Mensch“!
Kind 2 (Junge)
Die Sintflut – jetzt geht’s los!
Als aber der Herr sah, dass der Menschen
26
Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse
war immerdar, …
Kind 1 (Mädchen)
… da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte
ihn in seinem Herzen.
Chor I+II / Solo-Bariton / Kind 2 (Junge)
[Kind 2 (Junge)]
Der Herr sprach:
[Chor]
Ich will die Menschen, die ich geschaffen,
vom Erdboden vertilgen,
Vom Menschen bis zum Kriechtier und zu
den Himmelsvögeln,
Bis hin zum Vieh und Gewürm unter dem
Himmel;
[Kind 2 (Junge)]
Denn es reut mich, sie gemacht zu haben.
[Chor]
Um Himmels Willen!
[Solo-Bariton / Chor]
Der Gott unsrer Väter. Dieser, unser Gott
soll’s gewesen sein?
[Chor]
Unser Gott?
[Solo-Bariton]
Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der,
kaum dass er uns geschaffen hat wieder
auslöschen will?
[Chor]
Was für ein Gott ist das?
[Solo-Bariton]
Was kennst du überhaupt von deinem
Menschen?
Was hast du dir gedacht bei deinem Tun,
und all der großen Not, die dadurch über
deine Kinder kam?
Warum, warum nur wolltest du den Menschen vernichten?
Kind 1 (Mädchen)
Aber Noah fand Gnade vor dem Herrn.
Kind 2 (Junge)
Noah war ein frommer Mann von 600
Jahren und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er
wandelte mit Gott.
Kind 1 (Mädchen)
Aber die Erde war verderbt vor Gottes Augen und voller Frevel.
Kind 2 (Junge)
Da sprach Gott zu Noah:
Kind 1 (Mädchen)
Das Ende allen Fleisches ist bei mir beschlossen, denn die Erde ist voller Frevel
von ihnen.
Chor I
Der Mensch II
Der Mensch lebt und bestehet
Nur eine kleine Zeit,
Und alle Welt vergehet
Mit ihrer Herrlichkeit.
Es ist nur einer ewig und an allen Enden
Und wir in seinen Händen.
Chor II
(Tierlaute)
Chor I
Herrlichkeit vergehet, er gab uns Höll’ an
allen Enden –
27
Warum den Vögeln, Krokodilen, warum den
Würmern,
Warum auch uns, auch uns?
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras, und alle
Herrlichkeit des Menschen wie des Grases
Blume.
Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen, abgefallen, abgefallen …
Solo-Bariton
Rap
Noah!, sprach der Herr zu mir: Baue eine
Arche von Tannenholz und mache Kammern darin.
Und mache sie so: Dreihundert Ellen sei die
Länge, fünfzig Ellen die Breite und dreißig
Ellen die Höhe.
Ein Fenster sollst du daran machen obenan,
eine Elle groß. Die Tür sollst du mitten in
seine Seite setzen. Und die Arche soll drei
Stockwerke haben, eines unten, das zweite
in der Mitte, das dritte oben.
Kind 1 (Mädchen)
Und Gott, der Herr schloss hinter ihm zu.
Chor I
Wer aber künftig zu dir aufschaut,
Wie soll er den Tag vergessen,
Als bittrer Tod von oben kam?
Zerstört sind die Stunden,
der Tag ist aus den Fugen,
Verlassen hat der Mond die Bahn,
Zerrüttet ist das Jahr in seinem Lauf.
Das kranke Licht floh unter die Erde,
Die Götter kauern auf den Bergen.
Nichts bleibt, was es war,
Nichts wird, wie es gewesen.
Alles verändert die Flut,
Alles zerstört der zornige Himmel.
Alles zerstört, ruhelos, der zornige Himmel,
Ohne Halt, ruhelos, ruhelos, die Sterne,
ruhelos die Menschen, ruhelos, ruhelos.
O mein Gott!
Kind 2 (Junge)
Denn siehe, ich will eine Sintflut kommen lassen auf Erden, zu verderben alles
Fleisch, darin Odem des Lebens ist, unter
dem Himmel. Alles, was auf Erden ist, soll
untergehen.
Kind 2 (Junge)
Doch Gott sprach: Denn von jetzt an will
ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage
und vierzig Nächte und vertilgen von dem
Erdboden alles Lebendige, das ich gemacht
habe.
Kind 1 (Mädchen)
Und du sollst in die Arche bringen von
allen Tieren, von allem Fleisch, je ein Paar,
Männchen und Weibchen, dass sie leben
bleiben mit dir.
Kind 1 (Mädchen)
Und die Wasser wuchsen gewaltig auf
Erden.
Kind 2 (Junge)
Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot.
Kind 2 (Junge)
Und es brachen alle Brunnen der großen
Tiefe auf und taten sich die Fenster des
Himmels auf, …
28
Kind 1+2
… und ein Regen kam auf Erden wie ihn die
Welt noch nie gesehen hatte.
Chor I / Solo-Bariton /
Chorsopran solo aus Chor I
[Chor]
Ein Regen war dir nicht genug,
Zwei Regen warfst du aus der Höhe.
[Solo-Bariton]
Ja, steinigen wolltest du die Erde,
Steinigen!
Wie eine Sünderin auf wunden Knien.
Den ersten Stein,
du schleuderst ihn im Zorn.
Den zweiten
wirfst du in Verbitterung.
[Chor / Solo-Bariton]
Den dritten, im flammenden Hass!
Du Hasser deiner Schöpfung!
[Chor]
Ja, der Herr tröstet Sion, tröstet alle ihre
Trümmer,
[Chorsopran solo]
Und macht ihre Wüste wie Eden.
[Chor]
Und ihr dürres Land,
wie den Garten, den Garten des Herrn.
[Solo-Bariton]
Und ihr dürres Land wie den Garten des
Herrn,
[Chorsopran solo]
dass man Wonne und Freude darin findet,
[Chor]
Ja, der Herr, er tröstet Sion.
[Chorsopran solo]
dass man Wonne und Freude darin findet.
[Chor]
Dank und Lobgesang!
Er tröstet alle ihre Trümmer und macht die
Wüste wie Eden.
[Solo-Bariton]
Eden, Dank und Lob-…!
[Chor]
Dank und Lobgesang!
Kind 1 (Mädchen)
Und die Wasser wuchsen und hoben die Arche auf und trugen sie empor über die Erde.
Kind 2 (Junge)
Und die Wasser nahmen überhand und
wuchsen so sehr auf Erden,
dass alle hohen Berge unter dem ganzen
Himmel bedeckt wurden.
Kind 1 (Mädchen)
Aber die Arche fuhr auf den Wassern.
Chor I+II
[Chor I]
Mein Gott! Du bist heilig,
[Chor II]
An den Wassern,
Du thronst über dem Lobpreis Israels.
Von Babel,
Ich aber
Da saßen wir und weinten
Bin ein Wurm und kein Mensch,
Und weinten,
Tochter Babel,
Wenn wir an Zion dachten.
Du Zerstörerin!
Tochter Babel, Du Zerstörerin!
[beide Chöre]
Wohl dem, der Dir heimzahlt, was Du uns
getan!
[Chor II]
Warum,
[Chor I]
Warum,
Mein Gott, hast Du mich
29
Hast Du mich
Verlassen?
Verlassen?
Eli, Eli,
Eli,
Lama,
Lama,
Shabakhtani?
Eli, lama shabakhtani?
O mein Gott, mein Gott,
Warum hast Du mich verlassen?
Wir hängten unsre Harfen an die Weiden im schlimmen Land
Im schlimmen Land hängten wir unsre
Harfen,
Tochter Babel,
Tochter Babel!
Du Zerstörerin!
Wohl dem, der Dir heimzahlt,
Wohl dem, der Dir heimzahlt,
Was Du uns getan, was Du uns getan!
Was Du uns getan, was Du uns getan!
Rache! Wohl dem, der Deine Kinder
packt,
Heimzahlt, was Du uns getan!
Und sie am Felsen zerschmettert!
[beide Chöre]
Wohl dem, der Deine Kinder packt und sie
am Felsen zerschmettert! ISRAEL!
Solo-Bariton / Chor II
Einsam will ich untergehen /
Der Mond ist aufgegangen
[Solo-Bariton]
Einsam will ich untergehn
Wie ein Pilger in der Wüste!
Will ich einsam untergehn
Wie ein Schiff in wüsten Meeren.
Will der Stern, den ich gesehn,
Nicht mehr auf mich niederschauen,
Will ich einsam unter…
[Chor]
Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein pra-…
[Solo-Bariton]
… will ich einsam untergehn
Wie ein Schwanenlied im Tode!
[Chor]
Wie ist die Welt so stille
[Solo-Bariton]
Einsam will ich untergehn
[Chor]
Und wenn du uns genommen,
Lass uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott.
Kind 1 (Mädchen)
Da ging alles Fleisch unter, das sich auf
Erden regte, an Vögeln, an Vieh, an wildem
Getier und an allem, was da wimmelte auf
Erden, und alle Menschen.
Kind 2 (Junge)
Da verliefen sich die Wasser von der Erde
und nahmen ab nach hundertundfünfzig
Tagen.
Nach weiteren vierzig Tagen tat Noah an
der Arche das Fenster auf, das er gemacht
hatte, …
Kind 2 (Junge)
Alles, was Odem des Lebens hatte auf der
Erde, das starb.
Kind 1 (Mädchen)
Allein Noah blieb übrig und was mit ihm in
der Arche war.
Kind 1 (Mädchen)
… und ließ eine Taube ausfliegen, um zu er-
30
fahren, ob die Wasser sich verlaufen hätten
auf Erden.
Solo-Sopran
Erster Taubenflug
Da ist Nichts. Nur Glaube.
Kind 2 (Junge)
Da aber die Taube nichts fand, wo ihr Fuß
ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in
die Arche; denn noch war Wasser auf dem
ganzen Erdboden. Da tat er die Hand heraus
und nahm sie zu sich in die Arche.
Kind 1 (Mädchen)
Da harrte er noch weitere sieben Tage und
ließ abermals die Taube fliegen aus der
Arche.
Solo-Sopran
Zweiter Taubenflug
Wasser nur, ein Stückchen Erde. Und
Hoffnung.
Kind 2 (Junge)
Die kam zu ihm um die Abendzeit, und
siehe, ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und
trug’s in ihrem Schnabel. Da merkte Noah,
dass die Wasser sich verlaufen hätten auf
Erden.
Kind 1 (Mädchen)
Aber er harrte noch weitere sieben Tage und
ließ die Taube ausfliegen; …
Solo-Sopran
Dritter Taubenflug
Frieden, Welt und Liebe!
Kind 1 (Mädchen)
… die kam nicht wieder zu ihm.
Kind 2 (Junge)
Und Gott sprach zu Noah:
Meinen Regenbogen habe ich gesetzt in
die Wolken; der soll das Zeichen sein des
Bundes zwischen mir und der Erde.
Kind 1 (Mädchen)
Und wenn es kommt, dass ich Wolken über
die Erde führe, so soll man meinen Regenbogen sehen in den Wolken.
Solo-Bariton
Und: es soll hinfort keine Sintflut mehr
kommen, die alles Fleisch verderbe.
Kind 2 (Junge)
Und Gott sprach zu sich selbst:
Chor I
Ich will nicht noch einmal die Erde verfluchen,
nicht noch einmal, nicht noch einmal, nicht
noch …
III. DIE LIEBE
Kind 1+2
Die Liebe –
Kind 2 (Junge)
die macht jetzt lieber ihr mal!
Solo-Sopran
(Vokalisen)
Vanitas vanitatum.
Nihil sub sole novum.
31
Solo-Bariton
Liebeslied
Dein Mund, der schön geschweifte,
Dein Lächeln, das mich streifte,
Dein Blick, der mich umarmte,
Dein Schoß, der mich erwarmte,
Dein Arm, der mich umschlungen,
Dein Wort, das mich umsungen,
Dein Haar, darein ich tauchte,
Dein Atem, der mich hauchte,
Dein Herz, das wilde Fohlen,
Die Seele unverhohlen,
Die Füße, welche liefen,
Als meine Lippen riefen –:
Gehört wohl mir, ist alles meins,
Wüsst nicht, was mir das liebste wär,
Und gab nicht Höll noch Himmel her:
Eines und alles, all und eins.
Solo-Sopran
All und eins?
Zwei und zwei?
Na dann komm!
Komm, komm, komm, … –
Komm nie mehr zurück!
Solo-Bariton / Solo-Sopran
[Solo-Bariton]
Ey so will ich gleich aufhören,
Nehm die Dam’ ein jeder hin,
Ich aus ihrem Mund muss hören,
Dass der rechte Bub nicht bin.
Diese Dam’ wär mein gewesen
[Solo-Sopran]
Diese Dam’ wär dein gewesen
Auf mein Grab viel Kreuz will stellen,
Die liebe, die liebste, die liebliche,
geliebte …
Fall ich armer Bub ins Grab.
Auf den Eckstein schreibt Gesellen:
„Herzens-Dame stach ihn ab.“
Solo-Sopran
Untreu, untreu ist auch der Mensch, natürlich,
Er flattert und ändert seine Liebe wie sein
Verlangen.
Untreu, untreu sind alle Kreaturen,
Sie flattern, flattern wie sie wollen
Und ändern ihre Liebe wie ihr Verlangen,
So, oder so, oder so.
Solo-Sopran / Solo-Bariton
[Solo-Bariton]
Ich liebte dich …
[Solo-Sopran]
Gib mir, – ergib mir dich.
[Solo-Bariton]
… und lieb dich noch.
[Solo-Sopran]
Ha! ins Herz. Weg!
Du schleichst heran?
Was willst Du? Du?
Triff! Triff ! Tiefer! Stich!
Zerstich, stich, stich! Triff!
Zerstich dies Herz!
Ha! Du! Stich weiter! –
Was willst Du? Sprich!
[Solo-Bariton]
Erinnre dich!
Am Anfang war unser Wort!
[Solo-Sopran]
Mich willst Du? Mich? Mich ganz?
Chor II
[Chor a]
Wie schön bist du, wie schön und lieblich,
Wie schön und lieblich bist du, du Liebe.
[Chor b]
Du Liebe voller Wonne!
Was sehet, was sehet ihr an Sulamith?
Dein Wuchs ist hoch wie ein Palmbaum,
Ihre Augen wie Teiche zu Hesbon am Tor
32
Bathrabims.
Dein Hals ist wie ein elfenbeinerner
Turm.
Komm, mein Freund, komm Freund,
Bist mein Verlangen, dein Leib wie Elfenbein.
Komm Freund mit Wonne, in Wonne, …
Deine zwei Brüste sind wie Rehzwillinge.
Ich will auf den Palmbaum steigen.
Komm voller Wonne!
Lass deine Brüste sein wie Trauben am
Weinstock.
Und deiner Nase Duft, blüht, wie Äpfel,
Sie blühen, die Granatbäume blühen.
Wir sehen, wir schmecken, wir spüren,
Wir tasten, auf dass wir fühlen,
Ob der Weinstock sprosse, denn
Unsere Weinberge haben Blüten,
Triebe und Augen gewonnen.
Die Brüste, wie Wonne, die Wollust, wie
Äpfel
Und Deinen Gaumen wie guten Wein,
Der meinem Freunde glatt, ihm glatt eingehet,
Wie guter Wein, und der Schläfer Lippen
reden macht.
Komm, meine Freundin,
Nach dir steht mein Verlangen.
Die Rosen wie du, die Rosenkelche wie
du,
Rose, kehre wieder, o Sulamith!
Die Granatbäume blühen, sie blühen,
Da will ich dir meine Liebe, meine Liebe
geben!
Lass mich dir meine Liebe geben!
Solo-Sopran
(Vokalisen)
Solo-Bariton / Solo-Sopran / Chor II
Eifersucht
[Solo-Bariton]
Und so sah ich eines Nachts,
Sah die liebliche, die liebe, sah die Liebste,
die Geliebte
[Solo-Sopran]
– In den Armen eines andern –
[Solo-Bariton]
Eines höheren Beamten, eines niederen
Charakters.
Da erbleichte selbst die Sonne,
Ich hob den goldnen Sonnendolch
Und stieß dem Mann ihn in den Nacken,
Fuhr der Dolch da durch den Nacken,
Und dem Weibe in die Brust noch.
[Solo-Sopran]
(Schrei)
[Solo-Bariton]
Also lagen auf dem Diwan beide hingestreckt, durchbohrt
Von dem Dolch des Sonnengottes, getötet
von dem Sonnengott –
Doppelmord!
Hütet euch, ihr ungetreuen Weiber, vor dem
Sonnengotte!
Ihn betrog die Sonnenfrau,
Die liebste, die geliebte!,
Und sie musste darum sterben.
Hier stehe ich,
Als ein Rächer meiner Ehre, Rächer jeder
Mannesehre.
In mir glüht die edle Flamme, heilge Flamme: Eifersucht.
[Frauenchor]
La, la, la…
Li, li, li…
Liebe!
33
[Männerchor]
Eifersucht!
Solo-Sopran
Aria
Ich schlief, aber mein Herz war wach.
Ich bin nicht tot, ich tauschte nur die
Räume.
Ich leb in dir und geh durch deine Träume.
So lass uns laufen, zieh’ mich dir nach.
Liebst du mich?
Solo-Sopran / Solo-Bariton / CHOR I+II:
Verratene Liebe
Da nachts wir uns küssten, o Mädchen,
Hat keiner uns zugeschaut.
Die Sterne, die standen am Himmel,
Wir haben den Sternen getraut.
Es ist ein Stern gefallen,
Der hat dem Meer uns verklagt,
Da hat das Meer es dem Ruder,
Das Ruder dem Schiffer gesagt.
Da sang der selbige Schiffer
Es seiner Liebsten vor.
Nun singen’s auf Straßen und Märkten
Die Knaben und Mädchen im Chor.
[Solo-Sopran / Solo-Bariton]
Du bist mein Alles,
Ich liebe Dich!
Solo-Sopran / Solo-Bariton
Die Liebe
Die Liebe hemmet nichts;
Sie kennt nicht Tür noch Riegel,
Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn Anbeginn, schlug ewig ihre
Flügel,
Und schlägt sie ewiglich.
Ich liebe Dich!
IV. DIES IRAE
Chor I+II / Solo-Sopran / Solo-Bariton
Dies irae
[Chor]
Dies irae, dies illa,
Solvet saeclum in favilla:
Teste David cum Sibylla.
Quantus tremor est futurus,
Quando iudex est venturus,
Cuncta stricte discussurus!
Dies irae, …
Tuba mirum spargens sonum
Per sepulcra regionum
Coget omnes ante thronum.
[Solo-Bariton]
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus?
Cum vix iustus sit securus?
[Chor]
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus,
Cum vix iustus sit securus?
Mors stupebit et natura,
Cum resurget creatura,
Iudicanti responsura.
Dies irae, …
Liber scriptus proferetur,
In quo totum continetur,
Unde mundus iudicetur.
34
Iudex ergo cum sedebit,
Quidquid latet apparebit:
Nil inultum remanebit.
[Solo-Sopran]
Quid sum miser tunc dicturus?
Quem patronum rogaturus?
[Solo-Sopran]
Voca me cum benedictis.
[Chor]
Maledictis …!
Dies irae, …
[Solo-Sopran / Solo-Bariton]
Cum vix iustus sit securus?
Lacrimosa dies illa,
Qua resurget ex favilla
[Chor]
Rex tremendae maiestatis,
Qui salvandos salvas gratis:
Salva me, fons pietatis.
Iudicandus homo reus.
Huic ergo parce Deus.
[Solo-Sopran / Solo-Bariton]
Qui salvandos salvas gratis:
Salva me, fons pietatis.
[Solo-Sopran]
Gott der Gnade,
zu ihm, dem Fremden,
will ich Zuflucht nehmen.
Du, Hoher, Ferner, Unbekannter,
Zeig’ uns den Weg hinaus.
[Solo-Bariton]
Die Flut ist nie vorüber,
Die Sterne beben noch,
Mit ihnen zittern wir.
[Chor]
Iuste iudex ultionis,
Donum fac remissionis,
Ante diem rationis.
Dies irae, …
Confutatis maledictis,
Flammis acribus addictis,
Oro supplex et acclinis,
Cor contritum quasi cinis:
Gere curam mei finis.
Da vom Grabe wird erstehen,
Zum Gericht der Mensch voll Sünden,
Lass ihn, Gott, Erbarmen finden!
Wenig gilt vor Dir mein Flehen,
Doch aus Gnade lass geschehen,
Dass ich mög’ der Höll entgehen.
Hab Erbarmen, hör mein Fleh’n.
Herr! Erhör’ uns! Gnade!
Rettung! Befrei uns! Rette uns! Rettung!
Rettung vor Tyrannenketten,
Großmut auch dem Bösewicht,
Hoffnung auf den Sterbebetten,
Gnade auf dem Hochgericht!
Auch die Toten sollen leben!
Brüder, trinkt und stimmet ein,
Allen Sündern soll vergeben,
35
Und die Hölle nicht mehr sein.
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Dona eis requiem!
Gnade auf dem Hochgericht!
Und es werde Licht!
Dies irae, dies illa!
[Solo-Bariton / Solo-Sopran]
Von dem allerersten Werden
Der unendlichen Natur,
Alles Göttliche auf Erden,
Ist ein Lichtgedanke nur.
[Chor]
Alles Göttliche auf Erden,
ist ein Lichtgedanke nur.
Auch die Toten sollen leben,
Das vergangene Geschlecht.
Doch wir leben!
Und der Lebende hat recht!
Pie Iesu Domine!
Dona eis requiem.
Dies irae, dies illa,
Solvet saeclum in favilla:
Teste David cum Sibylla.
[Solo-Bariton / Solo-Sopran]
Allen Sündern soll vergeben,
Und die Hölle nicht mehr sein.
[Chor]
Allen Sündern soll vergeben,
Und die Hölle nicht mehr sein.
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Und versöhnt die ganze Welt!
Die Hölle nicht mehr sein!
V. DONA NOBIS PACEM
Kinderchor
a wie apple,
bookmark, blueray, bing, buyout,
copy, crash, cashflow, cancel,
download, data, daisycutter, delete, download, delete
enter, email, erase, euro, electronic, exit,
facebook, facebook, facebook, fake, book,
fakebook, facebook
giga, growth, gif, GPS, Google,
HTML, harddrive, HTTP, hardcore history,
harddisk,
intel, inside, instagram, increase, icon,
input, iPad,
joystick, jpeg, java, jet,
kilobyte, keyboard, keylogger,
login, logo, logout, linux,
micro, megabyte, macro, maps,
nikkei, notebook, nasdaq, noise reduction,
nike,
off and online, offshore, over,
password, plug-in, proxy, podcast,
quit, query, quark, quality, quicktime,
resource, redux, remote, roaming,
silicon sand city, sundown, super, snapshot,
shakira,
TV, transfer, toolbar,
user, update,
virus, virgin, video,
webcam, west, windows,
36
A, B , C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P,
Q, R, S, T, U, V, Website, X, Yp-si-lon,
[Kinderchor b]
Rangers, Navy, Seals, Marines,
Nato
[Kinderchor a]
Uno
Uno
Nato
Nato
Uno
Uno
Nato
IWF
WTO
G-seven
G-eight
G-nine
eleven
G-twenty
G.I.
Global
Player
Global
Attac
Schuldenschnitt
bail-out
Star wars
CNN
Syria
occupy
invasion
Awacs
penetration
Pentagon
Delta force
IN
GOD
WE
TRUST
[gesamter Kinderchor]
IN
GOD
WE …
Solo-Bariton
In te domine speravi!
Kind 1+2
Nein!
Kind 2 (Junge)
Nicht in Götter, …
Kind 1 (Mädchen)
… in Euch selbst setzt Hoffnung!
Solo-Knabensopran
Keine Götter, …
Kinderchor
… nur wir Menschen!
Solo-Knabensopran
Entzündet Liebe wo Finsternis regiert!
Ihr Menschen lernt gefährlich leben,
Baut Häuser, die schwimmen,
Baut Städte, die schweben!
Kinderchor
Baut Häuser, die schwimmen,
Baut Städte, die schweben!
Solo-Sopran / Solo-Bariton /
Chorbass solo aus Chor I
Gib uns Frieden!
Chor I
Dona nobis pacem
37
Solo-Knabensopran / Kinderchor /
Chor I+II:
Kanon
[Solo-Knabensopran]
Dona nobis pacem
[Kinderchor]
Dona nobis pacem
[Chor]
Dona nobis pacem
[Solo-Knabensopran]
Gib uns Frieden, Du gütiger Gott.
[Kinderchor]
Gib uns Frieden, gütiger Gott.
[Chor]
Gib uns Frieden.
Mein Gott, dein Gott, unser Gott!
Alle
Dona nobis pacem!
38
Kent Nagano dirigiert
„Les Troyens“ und „Lulu“
Alban Bergs „Lulu“ erfährt durch den Hamburgischen Generalmusikdirektor
Kent Nagano und den Regisseur Christoph Marthaler im Februar 2017 eine neue
aufregende Lesart. Die Titelpartie übernimmt Barbara Hannigan,
die Gräfin Geschwitz Anne Sofie von Otter.
Premiere am 12. Februar, um 18.00 Uhr
Weitere Vorstellungen am 15., 18., 21., 24. Februar, 19.00 Uhr
Auch in der Produktion „Les Troyens“ von Hector Berlioz
steht Kent Nagano ab dem 28. Januar 2017 am Pult des Philharmonischen
Staatsorchesters in der Hamburgischen Staatsoper. Zu den Protagonisten
zählen Catherine Naglestad, Elena Zhidkova und Torsten Kerl.
Vorstellungen am 28. Januar, 02., 10., 14. Februar,
um 19.00 Uhr und 05. Februar, um 18.00 Uhr
Informationen und Kartenreservierung unter Tel. (040) 35 68 68
www.staatsoper-hamburg.de
39
Kent Nagano
gilt als einer der herausragenden Dirigenten sowohl für das Opern- als auch das
Konzertrepertoire. Seit der Spielzeit 2015/16
ist er Generalmusikdirektor und Chefdirigent der Hamburgischen Staatsoper und
Hamburgischer Generalmusikdirektor des
Philharmonischen Staatsorchesters. Zudem
ist er seit 2006 Music Director des Orches­
tre symphonique de Montréal und seit
2013 Artistic Advisor und Principal Guest
Conductor der Göteborger Symphoniker.
Im Bewusstsein der bedeutenden Tradition
der Hamburgischen Staatsoper und des
Philharmonischen Staatsorchesters möchte
Kent Nagano gemeinsam mit Opern- und
Orchesterintendant Georges Delnon im
Spannungsfeld zwischen sorgsamer Pflege
eines breiten Repertoires und markanter
Leidenschaft für das Neue ein eigenes
und erkennbares Profil für die Musikstadt
Hamburg entwickeln. Als vielgefragter Gastdirigent arbeitet Kent Nagano weltweit mit
den führenden internationalen Orchestern.
Von 2014 bis 2016 gestaltete er im Rahmen
der AUDI-Sommerkonzerte ein eigenes
Festival, das Vorsprung-Festival. Für seine
Aufnahmen von Busonis Doktor Faust mit
der Opéra National de Lyon, Prokofjews
Peter und der Wolf mit dem Russian National
Orchestra sowie Saariahos L’Amour de loin
mit dem Deutschen Symphonie-Orchester
Berlin wurde er mit Grammys ausgezeichnet. Wichtige Stationen in Naganos
Laufbahn waren seine Zeit als Generalmusikdirektor an der Bayerischen Staatsoper
in München von 2006 bis 2013 sowie als
künstlerischer Leiter und Chefdirigent beim
Deutschen Symphonie-Orchester Berlin von
2000 bis 2006. Der gebürtige Kalifornier
wurde 2003 zum ersten Music Director der
Los Angeles Opera ernannt. Von 1978 bis
2009 war er Music Director beim Berkeley
Symphony Orchestra und ist dort weiterhin
als Conductor Laureate tätig. Seine ersten
großen Erfolge feierte er 1984 beim Boston
Symphony Orchestra, als Messiaen ihn für
die Uraufführung seiner Oper Saint François
d’Assise zum Assistenten des Dirigenten
Seiji Ozawas ernannte. Von 1988 bis 1998
war er Music Director der Opéra National de
Lyon und von 1991 bis 2000 Music Director
des Hallé Orchestra.
40
Marlis Petersen
Der Schwerpunkt von Marlis Petersens
Repertoire liegt im klassischen Koloraturfach, doch hat sie sich auch als Interpretin
zeitgenössischer Musik einen Namen
gemacht. Ihren Einstand an der Wiener
Staatsoper gab Marlis Petersen mit Lulu.
Diese zentrale Partie ihres Repertoires sang
sie auch in Peter Konwitschnys viel beachteter Hamburger Inszenierung, an der Chicago Lyric Opera und in einer Neuproduktion
in Athen. Seitdem ist sie ein ständiger
Gast auf den bedeutendsten Opernbühnen
dieser Welt. Zu ihren wichtigsten Rollen
gehören u. a. Lulu, Traviata, Susanna (Le
Nozze di Figaro), Zdenka (Arabella), Adele
und Rosalinde (Fledermaus), Marguerite
(Les Huguenots), ThaÏs und Elettra (Idomeneo). Einen sensationellen Erfolg feierte sie
kürzlich in der Neuproduktion Lulu an der
Bayerischen Staatsoper München, den sie
mit ihrem Abschied von der Rolle an der
Metropolitan Opera in New York nochmals
wiederholen konnte. Herausragend und viel
beachtet war auch ihre Traviata in der Inszenierung von Peter Konwitschny in Graz und
Wien. Zu den bedeutenden Uraufführun-
gen, bei denen Marlis Petersen mitwirkte,
zählen Hans Werner Henzes Phaedra in
Berlin und Brüssel, Manfred Trojahns La
grande magia an der Semperoper Dresden
und die Uraufführung von Aribert Reimanns Medea an der Wiener Staatsoper. Im
Konzertbereich arbeitet die Sopranistin eng
mit Helmuth Rilling und der Internationalen Bachakademie Stuttgart sowie mit René
Jacobs zusammen. Außerdem konzertierte
sie u. a. mit den Orchestern der RAI Turin
(Die Schöpfung unter Jeffrey Tate), der Santa
Cecilia in Rom sowie beim Boston Symphony Orchestra. Opernauftritte führen Marlis
Petersen u. a. ans Theater an der Wien (die
Uraufführung Hamlet und Maria Stuarda),
an die Wiener Staatsoper (Manon) und nach
Warschau mit einem Rollendebüt als Marietta in Die tote Stadt. Marlis Petersen wurde
mit dem 1. Österreichischen Musiktheaterpreis 2013 für die Darstellung der drei
Frauen in Les Contes d‘Hoffmann am Theater
an der Wien ausgezeichnet. 2015 wurde sie
von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum 3. Mal
zur Sängerin des Jahres gekürt.
41
Thomas E. Bauer
Thomas E. Bauer, der seine erste musikalische Ausbildung bei den Regensburger
Domspatzen erhielt, studierte an der Hochschule für Musik und Theater München.
Als Konzertsänger ist er international
gefragt und arbeitete mit Orchestern wie
dem Boston Symphony, Concentus Musicus, dem Gewandhausorchester oder dem
Tonhalle-Orchester Zürich. Zuletzt war er
unter der Leitung von Ingo Metzmacher bei
den Salzburger Festspielen und in der Philharmonie Berlin zu erleben. In der Saison
2016/17 singt er u. a. eine Uraufführung
von Sofia Gubaidulina mit der Sächsischen
Staatskapelle Dresden. Auf der Opernbühne
überzeugte er zuletzt am Teatro alla Scala
Milano in Zimmermanns Die Soldaten
(Stolzius). In dieser Spielzeit gastiert er
in Strauss’ Rosenkavalier (Harry Kupfer/
Zubin Mehta). Weitere Produktionen sind
geplant. Er wirkte bei zahlreichen Uraufführungen mit und wurde mit dem Schneider-Schott-Musikpreis ausgezeichnet. Eine
besondere Zusammenarbeit verbindet ihn
mit Krzysztof Penderecki. Thomas E. Bauers CD-Produktionen wurden mit Preisen
wie dem Orphée d’Or und La Musica Korea
(für Die Winterreise), Stanley Sadie Prize &
Gramophone (für Händels Apollo e Dafne)
sowie Echo (für Elias) ausgezeichnet. Bei
OehmsClassics erschienen Solo-Kantaten
von J.S. Bach. Klaus Voswinckels Fernsehfilm Winterreise-Schubert in Sibirien erzählt
von Bauers abenteuerlicher Recital-Tournee
mit der Transsibirischen Eisenbahn. Der
Film wurde mehrfach im Fernsehen ausgestrahlt. Thomas E. Bauer ist Gründer und
Intendant des Festivals Kulturwald Festspiele Bayerischer Wald. In dieser Saison steht
Wagners Rheingold auf dem Programm.
42
Iveta Apkalna
Seit ihrem Konzert mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Claudio
Abbado, tritt Iveta Apkalna als Solistin
weltweit in den renommiertesten Konzerthäusern, bei namhaften Musikfestivals
und mit den führenden Orchestern wie dem
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder dem Los Angeles Philharmonic
unter der Leitung bedeutender Dirigenten
wie Mariss Jansons, Gustavo Dudamel,
Marek Janowski, Simone Young oder Andris
Nelsons auf. Sie erhielt große internationale
Anerkennung durch Auszeichnungen bei
zahlreichen internationalen Wettbewerben.
Als erste Organistin wurde sie im Jahr 2005
mit dem ECHO Klassik als „Instrumentalistin des Jahres” ausgezeichnet. In der Konzertsaison 2016/17 folgt sie einer Einladung
von Gustavo Dudamel zusammen mit dem
Los Angeles Philharmonic Orchestra in die
Walt Disney Concert Hall. Ferner konzertiert Iveta Apkalna in führenden Konzertsälen Europas wie dem Konzerthaus Wien,
dem Mozarteum Salzburg, der Alten Oper
in Frankfurt, der Frauenkirche in Dresden,
der Elbphilharmonie Hamburg, der Phil-
harmonie Köln, der Philharmonie Essen,
der Philharmonie Berlin, dem Konzerthaus
Dortmund, dem Auditorium de la Maison
de Radio France, in Luxemburg sowie bei
den Luzerner Festspielen, im National Center for the Performing Arts in Peking und in
der Shanghai Symphony Hall.
Sie ist gefragte Solistin für zeitgenössische
Musik und deren Uraufführungen. So
präsentierte sie Auftragswerke des libanesischen Komponisten Naji Hakim sowie der
lettischen Komponisten Ēriks Ešenvalds und
Arturs Maskats. In ihrer Heimatstadt Riga
tritt sie regelmäßig mit dem Lettischen Nationalorchester unter der Leitung von Andris
Poga auf. Iveta Apkalna wurde in Lettland
geboren, studierte Klavier und Orgel an der
J. Vitols Musikakademie Riga und setzte ihr
Studium an der London Guildhall School of
Music and Drama fort. Als Stipendiatin des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes war sie Studentin der Solistenklasse im
Fach Orgel an der Staatlichen Hochschule
für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.
Derzeit lebt sie in Berlin und Riga.
Solisten des Knabenchores der
Chorakademie Dortmund
Mit Spaß und Freude den Chor- und Sologesang auf hohem Niveau und im Grenzbereich zur Professionalität zu fördern, ist das
Bestreben des Knabenchores der Chorakademie Dortmund. Die Jungen bleiben im
Gegensatz zu vielen „Internats-Chören“ im
heimischen Umfeld, was den wichtigen
Gegenpol zu den Anforderungen in Schule
und dem intensiven Singen darstellt. Regelmäßiger Solounterricht als Ergänzung zum
Chorunterricht ist ein zentraler Bestandteil
der Ausbildung und ermöglicht jedem
Knaben schon sehr früh eine fundierte
und individuell auf ihn zugeschnittene
Ausbildung der Singstimme. Die Knaben
treten in zahlreichen Theaterproduktionen
und Konzerten als Chor und solistisch auf.
Die Drei Knaben aus Mozarts Zauberflöte
gehören zum festen Repertoire des Knabenchores, ebenso diverse Knabenpartien der
Opern- und Konzertliteratur. Hierbei spannt
sich der Bogen von der Musik Monteverdis
bis zu den modernen Werken von Stockhausen und Henze. International bedeutende
Opern- und Konzerthäuser in Madrid,
Amsterdam, Brüssel, Berlin und Hamburg
43
engagieren inzwischen gerne auch die
Sängerknaben aus Dortmund; berühmte Dirigenten wie Kent Nagano, Thomas Hengelbrock, Ivan Fischer oder Lorin Maazel schätzen den Klang, die Vielseitigkeit und die
Präzision des Chores wie der Solisten. 2006
wurde Jost Salm die Leitung des Knabenchores übertragen. Jost Salm wurde in Lübeck
geboren und begann seine musikalische
Ausbildung in der Lübecker Knabenkantorei. Er studierte an der Musikhochschule in
Lübeck und an der Folkwang Hochschule
in Essen. 1992 wurde er Gesangslehrer und
später stellvertretender Chorleiter des Tölzer
Knabenchors. Er arbeitete u. a. mit Claudio
Abbado, Daniel Barenboim, James Levine,
Riccardo Muti und Zubin Mehta zusammen
an internationalen Opern- und Konzerthäusern. In kurzer Zeit konnte Jost Salm dem
Knabenchor ein professionelles Auftreten
und ein imposantes Klangbild geben. An
der Staatsoper Hamburg waren die Solisten
des Knabenchores zuletzt in der Zauberflöte
zu hören.
44
Hamburger Alsterspatzen
Die Hamburger Alsterspatzen, Kinderchor
an der Hamburgischen Staatsoper, wurden
1975 von ihrem Leiter Jürgen Luhn gegründet. Jürgen Luhn war von 1974 bis 1981 als
2. Chordirektor an der Staatsoper engagiert,
zuvor arbeitete er als 1. Chordirektor am
Theater Bonn und an den Staatstheatern
Kassel und Oldenburg. Regelmäßig wirken
die Hamburger Alsterspatzen in Vorstellungen der Staatsoper mit, darunter u. a.
Das schlaue Füchslein, Gloriana, Tosca, La
Bohème, Turandot, Don Carlos, Carmen, Hänsel und Gretel sowie die Gastspielproduktion
Evita. Konzertreisen führten sie in die
USA, nach Japan und Südamerika. Häufig
gastieren sie auch in Europa, wo sie viele
internationale Wettbewerbe gewonnen haben, u. a. in Spanien, Wales und Schweden.
Außerdem sind die Alsterspatzen gern gesehener Gast im Fernsehen. Sie waren bereits
bei der NDR-„Schaubude“, der „Carmen
Nebel-Show“ und in der Hamburger Color
Line Arena bei der Gala „Best of Musical“
und „ABBA – The Show“ zu sehen. Auch in
einer Folge der Fernsehserie „Bella Block“
und im Spielfilm „Der Himmel hat vier
Ecken“ spielten sie mit. Im September 2012
sangen die Alsterspatzen bei der großen
Geburtstagsgala „125 Jahre HSV“ in der
O2-World-Arena in Hamburg. Oft arbeiten
sie mit bekannten Künstlern zusammen
– in den letzten Jahren waren das u. a.
Mireille Mathieu, Udo Lindenberg, André
Rieu, Unheilig, Kool Savas & Azad, Roberto
Blanco, Sarah Brightman und Anna-Maria
Kaufmann. Auch in Konzerten des Philharmonischen Staatsorchesters waren sie schon
dabei, zum Beispiel in Das Floß der Medusa
und in Persephone, Carmina burana oder in
Mahlers 8. Symphonie. Mahlers
3. Symphonie haben sie bereits in Ballettabenden von John Neumeier an der
Staatsoper unter Gerd Albrecht und Giuseppe Sinopoli gesungen. 2013 wirkte eine
Gruppe des Chores auch bei der von John
Neumeier choreografierten Matthäus-Passion in der St. Michaelis Kirche mit. In dieser
Saison sind sie auch mit Mahlers „Symphonie der Tausend“ mit dem Philharmonischen Staatsorchester zu hören.
45
Audi Jugendchorakademie
Die Audi Jugendchorakademie wurde im
Jahr 2007 gegründet, um begeisterten
NachwuchssängerInnen im Alter von 16 bis
27 Jahren eine Möglichkeit zum Chorsingen
auf hohem Niveau zu bieten. Das Ensemble
hat sich rasch einen Namen erworben und
kooperiert mit renommierten Klangkörpern
wie dem London Symphony Orchestra oder
der Akademie für Alte Musik auf internationaler Ebene. Konzertreisen führten den
Chor nach Taiwan und Singapur, 2011 trat
er vor Papst Benedikt XVI. im Vatikan auf.
Jährlich singt die Audi Jugendchorakademie bei den Audi Sommerkonzerten in
Ingolstadt und hatte eine tragende Rolle
im Rahmen des Vorsprung-Festivals, das
Kent Nagano als Artistic Director von 2014
bis 2016 gestaltete. Der Münchner Merkur
lobte das Ensemble zuletzt als „Chor von
internationalem Format“. Mit dem Philharmonischen Staatsorchester war die Audi
Jugendchorakademie zuletzt bei La Passione
in den Deichtorhallen sowie zu Beginn
dieser Spielzeit in der Reihe der Akademie­
konzerte zu erleben.
Seit seiner Gründung liegt die künstlerische
Leitung in den Händen von Martin Steidler,
Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Theater in München.
Er leitet den Madrigalchor der Hochschule
und das von ihm gegründete und mehrfach
preisgekrönte Heinrich-Schütz-Ensemble
Vornbach.
Das nächste Vorsingen für den Chor findet
Anfang März 2017 statt. Detaillierte Informationen und Anmeldung finden Sie unter
www.audi.de/vorsingen.
46
Chor der Hamburgischen Staatsoper
Mit seinen rund 70 Mitgliedern zählt der Chor der Hamburgischen Staatsoper seit vielen
Jahren zu den weltweit besten Opernchören. Das vielfältige Repertoire – fast ausschließlich in Originalsprache – ist weit gefächert und reicht von Barock- und Spielopern über
die großen Werke Verdis und Wagners bis zu zeitgenössischen Kompositionen. Das hohe
künstlerische Niveau des Opernchores wurde von 1981 bis 2002 durch die Leitung von
Professor Jürgen Schulz geprägt, von 2002 bis 2012/13 war Florian Csizmadia Chordirektor.
In der Spielzeit 2013/14 wechselte Eberhard Friedrich als Chordirektor von der Staatsoper
Unter den Linden Berlin zur Staatsoper Hamburg. Friedrich, der bei Helmuth Rilling studierte, ist zudem seit 2000 Chordirektor des Festspielchores der Bayreuther Festspiele und
gestierte bei zahlreichen anderen renommierten Chören, darunter der Philharmonische
Chor Prag, der Chor des Niederländischen Rundfunks, der Rundfunkchor Berlin, der Rias
Kammerchor und der Bayerische Rundfunkchor.
Gabriele Alban
Malgorzata Bak
Susanne Bohl
Birgit Brüning
Gui-Xian Cheng
Kathrin von der Chevallerie
Ching-Hwei Chi
Katharina Dierks
Christiane Donner
Christina Gahlen
Ludmila Georgieva
Annegret Gerschler
Ulrike Gottschick
Anja Christine Hintsch
Lisa Jackson
Daniela Kappel
Jung-Min Kim
Ute Kloosterziel
Maria Koler
Elzbieta Kosc
Ines Krebs
Jin-Hee Lee
Lucija Marinkovic
Corinna Meyer-Esche
Sabine Renner
Bettina Rösel
Mercedes Seeboth
Franziska Seibold
Beate Skiba
Kristina Susic
Veselina Teneva
Annette Vogt
Eleonora Wen
Ilka Zwarg
Youngjun Ahn
Christian Bodenburg
Rainer Böddeker
Peter John Bouwer
Mark Bruce
Sungwook Choi
Ciprian Done
Blaine Goodridge
Thomas Gottschalk
Eun Seok Jang
Findlay A. Johnstone
Doojong Kim
Mariusz Koler
Michael Kunze
Andreas Kuppertz
Dae Young Kwon
Joo-Hyun Lim
Madou Littmann
Catalin Mustata
Gabor Nagy
Andre Nevans
Jürgen Ohneiser
Sun-Il Paik
Christoph Rausch
Michael Reder
Jan Schülke
Kiril Sharbanov
Irenäus Suchowski
Dimitar Tenev
Julius Vecsey
Peter Veit
Gheorghe Vlad
Bernhard Weindorf
Yue Zhu
47
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Seit 188 Jahren prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt. Die
Ursprünge des Orchesters liegen im Jahr 1828, als sich in Hamburg eine „Philharmonische
Gesellschaft“ gründete und bald zu einem Treffpunkt bedeutender Künstler wie etwa Clara
Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms wurde. Große Künstlerpersönlichkeiten standen am Pult des Orchesters: Peter Tschaikowsky, Richard Strauss, Gustav Mahler, Sergej
Prokofjew oder Igor Strawinsky. Bereits im Jahr 1902 fand das 500. Konzert der Philharmonischen Gesellschaft statt, 1908 wurde die Laeiszhalle mit einem Festkonzert eingeweiht.
Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Eugen Jochum, Joseph
Keilberth, Wolfgang Sawallisch, Gerd Albrecht, Aldo Ceccato, Ingo Metzmacher und Simone
Young den Klang des Orchesters. Gäste wie Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno
Walter, Karl Böhm oder Horst Stein brillierten am Pult.
Mit der Spielzeit 2015/16 übernahm Kent Nagano das Amt des Hamburgischen Generalmusikdirektors und Chefdirigenten des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper
Hamburg. Neben der Fortführung der traditionsreichen Philharmonischen Konzerte hat
Kent Nagano mit der Philharmonischen Akademie St. Michaelis ein neues Projekt initiiert,
bei dem Experimentierfreude und kammermusikalische Arbeit im Zentrum stehen. Ebenfalls neu ist das Format „Musik und Wissenschaft“, eine interdisziplinäre Kooperation mit
der Max-Planck-Gesellschaft.
Auch Kammermusik hat im Philharmonischen Staatsorchester eine lange Tradition: Was
1929 zunächst mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch
eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt. So bieten die Philharmoniker pro Saison insgesamt rund 30 Orchester- und Kammerkonzerte an. Daneben spielt das Philharmonische
Staatsorchester über 200 Opern- und Ballettvorstellungen in der Hamburgischen Staatsoper
und ist somit Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 125
Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer
Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opernrepertoire umfasst, sucht in Deutschland
ihresgleichen. 2008 wurden Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit
dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Im Jahr
2012 erhielt Simone Young einen „Helpmann Award“ für Aufführungen von Mahlers zweiter Sinfonie und Wagners Rheingold mit den Philharmonikern im australischen Brisbane.
Auf CD liegen alle Symphonien von Johannes Brahms und Anton Bruckner vor sowie ein
kompletter Wagner-Ring und Werke von Mahler und Hindemith.
Seit 1978 engagieren sich die Musikerinnen und Musiker in Hamburger Schulen.
Unvergessen ist bis heute das Fernsehformat „Musikkontakte“, initiiert vom damaligen
Generalmusikdirektor Gerd Albrecht. Heute hat das Orchester ein breit angelegtes Education-Programm „jung“, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften,
Kindereinführungen, Familienkonzerte sowie eine eigene Reihe im Foyer der Staatsoper
beinhaltet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen
Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Vorschau
48
5. Philharmonisches Konzert
3. Kammerkonzert
Sonntag, 22.1.2017, 11:00 Uhr
Montag, 23.1.2017, 20:00 Uhr
Sonntag, 29.01.2017, 11.00 Uhr
Joseph Leopold Edler von Eybler: Follia
für Orchester nach Arcangelo Corelli
Franz Clement: Violinkonzert Nr. 1 D-Dur
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 1
C-Dur op. 21
Dirigent: Reinhard Goebel
Violine: Mirijam Contzen
Laeiszhalle, Großer Saal
Ludwig van Beethoven:
Serenade D-Dur op. 25
Ludwig van Beethoven:
Streichtrio c-Moll op. 9/3
Claude Debussy:
Six Épigraphes antiques
Franz Doppler: Fantaisie pastorale
hongroise op. 26
Violine: Sidsel Garm Nielsen
Viola: Bettina Rühl
Violoncello: Arne Klein
Flöte: Björn Westlund
Laeiszhalle, Kleiner Saal
Die Blumen für Solisten und Dirigenten werden gesponsert von
49
Stiftung Philharmonische Gesellschaft Hamburg
Die Stiftung Philharmonische Gesellschaft Hamburg steht seit ihrer Gründung
im Jahre 1985 dem Philharmonischen Staatsorchester zur Seite und führt die
hanseatisch-philharmonische Tradition der Gründerväter des Orchesters fort. Die
Stiftung unterstützt den Klangkörper im Bereich der Orchesterakademie, bei der
Finanzierung von CD-Produktionen und der Zeitungsbeilage „Philharmonische
Welt“ oder bei der Anschaffung von Instrumenten.
Bringen auch Sie Ihre Verbundenheit mit der Musikstadt Hamburg und dem Orchester der Hansestadt zum Ausdruck!
Spendenkonto Haspa, IBAN: DE24 2005 0550 1280 3739 92, BIC: HASPDEHH
Freunde und Förderer
Freundeskreis-Mitglieder sind ganz nah dran an den Philharmonikern und
kommen in den Genuss von Probenbesuchen, Künstler- und Expertengesprächen sowie Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen rund ums Orchester. Der
Freundeskreis unterstützt die künstlerische Arbeit der Philharmoniker einerseits
durch Förderbeiträge, andererseits als engagierter Botschafter für das Orchester in der Hansestadt. Seien auch Sie dabei! Unterstützen Sie Ihr Orchester und
werden Sie Mitglied im Freundeskreis!
Weitere Informationen: www.staatsorchester-hamburg.de/freundeskreis
Herausgeber
Landesbetrieb Philharmonisches Staatsorchester
Generalmusikdirektor
Kent Nagano
Redaktion
Janina Zell
Gestaltung
Annedore Cordes
Orchesterintendant
Georges Delnon
Design-Konzept
PETER SCHMIDT, BELLIERO &
ZANDÉE
Orchesterdirektorin
Susanne Fohr
Litho
Repro Studio Kroke GmbH
Dramaturgie
Professor Dr. Dieter Rexroth
Herstellung
Hartung Druck + Medien
Presse und Marketing
Hannes Rathjen
Nachweise
Das Gespräch zwischen Dieter
Rexroth und Jörg Widmann
ist ein Originalbeitrag für das
Philharmonische Staatsor­
chester Hamburg – Bibliothèque Nationale, Paris – Staatliche Museen Preußischer
Kulturbesitz Berlin, Sixtinische
Kapelle Rom Vatikan, – Geschichte der Photographie
1839 bis heute, Therese
Mulligan/David Wooters hrsg.,
Köln 2000 – Felix Broede,
Marco Borggreve, Yiorgos
Mavropoulos, Christa Pfeffer,
Jens Schünemann, AUDI AG
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