Hyaluronsäure — für Therapie und Ästhetik - topfit

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Diagnose & Therapie 13
Ganzheitlich-ästhetische Zahnmedizin
Früher mussten sich Menschen mit
unschönen Zähnen einfach mit ihrem
Schicksal abfinden. Heute kann man
vieles therapieren bzw. ästhetisch verbessern. Veneers kaschieren hässliche
Frontzähne, Bleaching hellt das Lächeln
auf, Implantate sind bei fehlenden
Zäh­nen auf dem Vormarsch. Neuestes
Thema sind Hyaluronsäure-Injektionen
bei Parodontitis. Von Dr. Lena Kertag
D
ie gute Nachricht vorweg: Durch Vorsorge,
nämlich durch die Professionelle Zahnreinigung (PZR) beim Zahnarzt – die nun übrigens
teilweise von der Gesetzlichen Krankenkasse bezahlt wird, – treten bestimmte Zahnerkrankungen seltener auf, etwa Karies. Viele Menschen
sind heute zudem gesundheitsbewusster. Es hat
sich herumgesprochen, dass sorgfältige Zahnpflege, gesunde Ernährung und Lebensführung
auch für die Zahngesundheit wesentlich sind.
Allerdings geht Zahnärzten die Arbeit nicht aus:
Parodontitiserkrankungen haben z. B. zugenommen. Da wir immer älter werden, müssen
wir uns auch mit altersbedingten Veränderungen der Zähne herumschlagen, etwa Karieserkrankungen durch Geweberückbildung (Wurzelkaries), Risse und Randspalten bei schlecht
sitzendem Zahnersatz, Abrasionen und Erosi-
onen des Zahnschmelzes etc. – oft begünstigt
durch längeres »Aufschieben« des Zahnarztbesuchs. Dabei ist die moderne Zahnmedizin eine
Präventivmedizin. Sie will möglichst viele »Reparaturen« schon im Vorfeld abwenden. So ist
etwa eine Parodontitis (PA) im Anfangsstadium
gut behandelbar. Ganzheitlich orientierte Zahnmediziner haben zudem die Gesamtgesundheit – die Wechselbeziehung von Zähnen und
Organismus – immer im Blick. Auch die weiße Ästhetik von Zahnsanie­rungen wird immer
wichtiger.
Hyaluronsäure zur
Parodontitistherapie
Hyaluronsäure (HA) – ein natürlicher Bestandteil unseres Bindegewebes – ist hauptsächlich als
Mittel gegen Falten bekannt. Auch in der Zahnmedizin wird sie seit einigen Jahren eingesetzt,
um unschöne schwarze Dreiecke zwischen den
Zähnen zu minimieren. Hyaluronsäure polstert
quasi die Papillen auf.
Nun wird Hyaluronsäure in Kombination mit
Laser oder Ozon auch gezielt zur biologischen
Therapie der marginalen Parodontitis (PA, die
vom Zahnfleischrand ausgeht) angewendet, da
sie einen hohen Schutz gegen schädliche Bakterien bildet. Hierzu gibt es ein neues HA-Präparat, das in einer klinischen Studie an PA-Pa-
Das Interview zum Thema
Dr. med. dent. Ilse-Phil Weber betreibt seit 1992 eine Praxis
für ganzheitlich-biologische Zahnmedizin und Ästhetik in
München-Sendling (Kassen und privat). Sie ist zusätzlich in
Homöopathie und in Akupunktur ausgebildet und qualifiziertes Mitglied der GZM (Internationale Gesellschaft für
ganzheitliche Zahnmedizin e. V.). Laufend Fortbildungen in
zahnärztlicher Naturheilkunde und ästhetischer Zahnmedizin
(u. a. in Hamburg, Berlin, Würzburg, New York und Las Vegas). Frau Dr. Webers
Schwerpunkte sind ganzheitlich-biologische Zahnmedizin und vor allem ästhetische
metallfreie Restaurationen. Sie ist qualifiziert in Umweltzahnmedizin und zertifiziert
in ästhetisch-biologischer Falten- und Papillenunterspritzung bei Lippen und Mund.
Infos: www.zahnarztpraxis-dr-weber.de
Frau, Dr. Weber, was kann man für
seine Zahngesundheit tun?
Dr. Weber: D
as A und O sind sorgfäl-
tige Zahnpflege, regelmäßige Zahnarztbesuche, Professionelle Zahnreinigung
sowie eine zahngesunde Ernährung
und die Vermeidung von Risikofaktoren
(Stress, säurehaltiges Essen, Rauchen
etc.). Zudem ist alles, was die Immun-
abwehr stärkt, auf jeden Fall viel Bewegung, etwa Ausdauersport, sinnvoll,
denn kranke Zähne oder auch nur ein
falscher Biss beeinflussen die Gesamtgesundheit. Umgekehrt gilt: Kranke
Zähne können Auswirkungen auf den
gesamten Organismus haben — bis hin
zu Allergien, rheumatischen Krankheiten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
tienten getestet wurde. Es besitzt antiinflamma­
torische und antiödematöse Effekte und wirkt
auch als Radikalfänger. Im Vergleich zur Kontrollgruppe war der Erfolg einer PA-Taschenreduktion doppelt so hoch. Weitere positive Effekte waren, dass die notwendige Zahnfleischbehandlung weniger schmerzhaft ausfiel und auch
die Wundheilung schneller verlief.
Auch wenn eine PA schon fortgeschritten ist,
muss – neben der notwendigen Behandlung –
die Ästhetik nicht zu kurz kommen. Unschöne
lange Zahnhälse können mit biokompatiblen
Kompositen stabilisiert werden, sodass die Zähne wieder relativ normal erscheinen. Das verbessert einerseits das Aussehen, andererseits dient
es einem möglichst langen Zahnerhalt.
Ästhetische Sanierung:
Hyaluronsäure-Injek­
tion zur PA-Taschen­
reduzierung (oben).
Ästhetische Sanierung:
Unschöne lange Zahn­
hälse bei Parodontitis
können mit antialler­
genen Kompositen
aufgefüllt und model­
liert werden (Mitte und
unten).
Sie legen Wert auf ästhetische
­Zahnsanierung . . .
Dr. Weber: . . . Zunächst geht es mir um
die (Zahn-)Gesundheit — doch gleich
danach um eine ästhetisch ansprechende Sa­­nierung ohne Metalle. Alle
verwendeten Zahnmaterialien werden
in unserer Praxis auf ihre Verträglichkeit hin überprüft. Wir legen Wert auf
biokompatible, antiallergene Komposite für Füllungen und »Schienung« von
schon lockeren Zähnen oder Modellation von langen Zahnhälsen sowie
auf Vollkeramik bei Veneers, Kronen,
Brücken, Inlays, Prothesen und Implantaten. Übrigens: Die neuen Komposite
zeitigen ganz erstaunliche Ergebnisse
bei maximalem Erhalt von Zahnsub­
stanz. Man kann damit sogar abgebrochene Zähne restaurieren, ohne den
Zahn für eine Krone abschleifen zu
müssen. Und was die Prothetik betrifft:
Kronen, Brücken und Implantate aus
Vollkeramik wirken am natürlichsten.
Es gibt dadurch auch keine unschönen
schwarzen Ränder mehr. Wir können die
Natur mittlerweile fast perfekt nachahmen — und auch unschöne Zähne schön
machen.
Sie haben bereits Erfahrung mit der
neuen HA-Therapie?
Dr. Weber: B isher war unter die Papille
gespritzte Hyaluronsäure als ästhetische Korrektur hilfreich. Die neue HABehandlung mit Laser wird nun auch
direkt zur Therapie von Parodontitis
eingesetzt. Sie hat einen positiven Einfluss auf die Knochenregeneration und
die Wundheilung, da sie eine Blockade
für Keime bildet. Hyaluronsäure scheint
zudem bei der Neustrukturierung von
defekten Gewebezellen als Regulator zu
fungieren. Die Hyaluronsäure hat es in
sich: Positive Effekte zeigen sich auch
bei der Behandlung von Zahnfleischentzündung mit einem Hyaluronsäure-Gel.
Topfit 3 / 2016
Fotos: Dr. med. dent Ilse-Phil Weber, Dr. med. dent. Frank Liebaug, fotolia.com (sebra)
Hyaluronsäure —
für Therapie und Ästhetik
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