Jahresbericht des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen

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Jahresbericht des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen
Januar bis Dezember 2015
Herausgegeben vom Direktor des Instituts Prof. Claus Dierksmeier und dem Geschäftsführer Dr. Bernd Villhauer
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Inhalt
Zum Geleit / Vorwort der Institutsleitung ............................................................................................ 5
Dank an den Stifter ..................................................................................................................................... 6
Stiftung Weltethos ...................................................................................................................................... 8
Forschung ................................................................................................................................................... 10
Jahresthema Judentum ........................................................................................................................... 13 Angewandte Forschung ........................................................................................................................... 14 Forschung unterwegs ............................................................................................................................... 16 Keynotes, Vorträge, Tagungsbeiträge .................................................................................................. 22 Tagungen am Weltethos-Institut .......................................................................................................... 27 Publikationen .............................................................................................................................................. 32 Lehre ............................................................................................................................................................ 34
Ringvorlesung „Wirtschaft und Werte“ ............................................................................................... 36 Ringvorlesung „Ideen und Impulse aus dem Judentum“ ................................................................ 37 Lehre aktuell ............................................................................................................................................... 42 Interview Prof. Dr. Hans-Wolf Sievert ................................................................................................... 43 Lehrangebot des Weltethos-Instituts .................................................................................................. 44 Kooperationen ............................................................................................................................................ 47 Vorträge ....................................................................................................................................................... 48 World Citizen School ................................................................................................................................. 52 Engagement .............................................................................................................................................. 60
Klüger wirtschaften ................................................................................................................................... 62 Profite mit Prinzipien ............................................................................................................................... 65 Das WEIT öffnet die Türen ....................................................................................................................... 68 Baden-Badener Unternehmergespräche ............................................................................................. 73 Offen für Kooperationen .......................................................................................................................... 76 WEIT-Mitarbeiter unterwegs .................................................................................................................. 82 Weltethos für alle Generationen ........................................................................................................... 88 Im Porträt .................................................................................................................................................... 90 Dank .............................................................................................................................................................. 91
Team ............................................................................................................................................................. 93
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Zum Geleit | Vorwort der Institutsleitung
Liebe Leserinnen und Leser,
das vergangene Jahr hat tiefgreifende Veränderungen
gebracht: wirtschaftliche, gesellschaftliche, soziale, aber
auch intellektuelle und moralische Herausforderungen.
Immer deutlicher zeigt sich, dass Insellösungen nicht mehr
möglich sind – und dass nicht nur die Menschen in Europa,
sondern die Bewohner der ganzen Welt drängende Fragen
und Probleme teilen.
Der „reality check“ der Globalität stellt viele lieb gewonnene Gewohnheiten in Frage. Welche Ideen, welche Programme und Hoffnungen werden den Test der Zeit bestehen? Welche Institutionen können auf die neuen
Herausforderungen reagieren? Welche Denkgewohnheiten,
welche mentalen Modelle müssen wir überprüfen?
Wir am Weltethos-Institut sind zuversichtlich, dass der
„wind of change“ allen, die ihre Segel richtig gestellt haben,
zusätzlichen Antrieb verleiht. Aufbauend auf den Forschungen von Prof. Dr. Hans Küng und inspiriert von
seinen Entwürfen setzen wir darauf, dass sich Gemeinsamkeiten immer finden lassen, die Gesellschaften und Menschen zusammenbringen. Und dass auf dieser Grundlage
auch Diversität bereichert.
Und durchaus kann es das Eigeninteresse sein, das zu
einem globalen Bewusstsein führt. Weltbürgertum lohnt
sich! Neue Geschäftsmodelle und neue Formen gesellschaftlicher Kooperation erzeugen direkt nachvollziehbare
und oft sogar messbare Vorteile. Ethisches Unternehmertum und nachhaltiges Engagement stiften Mehrwert.
Unsere Aufgabe am WEIT ist es, zu erforschen, wie die
nutzbringenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen
Innovationen vor dem Hintergrund der Weltethos-Werte
besser verstanden und gestaltet werden können.
Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie wir den Austausch
durch Forschung (S. 10), Lehre (S. 34) und Engagement
(S. 60) fördern. Diese Grundpfeiler unserer Arbeit sind
gleich wichtig und prägend: Ohne Engagement in ganz konkreten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bezügen
wäre unsere Forschung wirklichkeitsfremd, ohne Lehre
würden wir den Kontakt zur Aktualität, zu den neuen Studierendengenerationen und ihren Fragen verlieren, uns
auch um Vermittlung nicht mehr kümmern – und ohne Forschung schließlich bliebe es beim oberflächlichen Predigen
gutgemeinter Botschaften ohne Relevanz und Tiefe.
Wir benötigen also die Dreiheit aus Forschung, Lehre und
Engagement; eines kann ohne das andere nicht entwickelt
werden und bestehen bleiben.
Eine andere Dreiheit bestimmt unsere Arbeit: Wir sind
durch die Kooperationspartner Karl Schlecht Stiftung, Eberhard Karls Universität und Stiftung Weltethos gegründet
worden. Und alle drei Partner ermöglichen uns viele Entwicklungsmöglichkeiten zwischen zivilgesellschaftlicher
Aktivität, wirtschaftsethischer Intervention und akademischer Exzellenz. Auch dafür sind wir dankbar.
Und nur so können wir Persönlichkeiten von außen für
unsere Arbeit begeistern – wie den Unternehmer Prof.
Hans-Wolf Sievert, der uns freundlicherweise einige Fragen
beantwortet hat. Auf Seite 41 können Sie lesen, wie
Prof. Sievert das WEIT sieht.
Die Ethik der ausgestreckten Hand, die wir am Institut pflegen, konkretisiert sich in solchen und anderen Gesprächen.
Denn was hilft besser, um sich in den stürmischen Veränderungen zurechtzufinden als gelegentlich einen Dialog zu
wagen, bei dem man seine Sicht der Dinge überprüfen
kann, indem man die Sicht der Anderen kennenlernt?
Wenn wir die Möglichkeit für solche Dialoge geschaffen
haben, dann ist eines unserer wichtigsten Ziele erreicht und
dann fällt die Bilanz der vielen Veranstaltungen, Vorträge,
Diskussionen und Initiativen positiv aus. Wir hoffen, Sie
werden das bei der Lektüre auch finden.
Mit herzlichen Grüßen aus Tübingen,
Claus Dierksmeier
Bernd Villhauer
Christoph Gohl
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Karl Schlecht Stiftung
Die Karl Schlecht Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung
mit Fokus auf „Good Leadership“. Ihre Leitidee ist die Verbesserung von Führung in Business, Gesellschaft und Politik
durch humanistische Werte. Vor diesem Hintergrund unterstützt sie Projekte der Wissenschaft und Bildung, die zur
werteorientierten Persönlichkeitsentwicklung von jungen
Menschen und angehenden Führungskräften beitragen.
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Sie fördert rund 80 Fremdprojekte sowie eigene Projekte
mit jährlich 6-8 Millionen Euro.
Die Karl Schlecht Stiftung mit Sitz in Aichtal und einem
Büro in Berlin wurde im Oktober 1998 von Dipl.-Ing. Karl
Schlecht gegründet. Der Stifter ist Gründer des Beton­
pumpenherstellers Putzmeister.
Karl Schlecht Stiftung
Unsere Arbeit wäre nicht möglich ohne die großzügige
Unterstützung der Karl Schlecht Stiftung, Aichtal.
Die Führung des Instituts sowie alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bedanken sich ganz herzlich bei dem Unterneh-
mer Prof. Dipl. Ing. Karl Schlecht. Er hat ein Bespiel dafür
gegeben, was Persönlichkeiten mit Vision und Durchhaltevermögen erreichen können. Sein Vertrauen ist für uns eine
Verpflichtung!
Über die zahlreichen anderen Engagements der Karl
Schlecht Stiftung (KSG) kann man sich auf der Homepage
www.ksfn.de informieren.
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Stiftung Weltethos
18 Jahre lang hat Hans Küng die von ihm gegründete
Stiftung Weltethos erfolgreich geleitet; sein Nachfolger
Eberhard Stilz setzt diese Arbeit ebenso erfolgreich fort.
Aufgabe der Stiftung ist seit Ihrer Gründung die Vermittlung von Werten und interkultureller Kompetenz auf
Grundlage von ethischen Prinzipien und Werten, die sich
in allen Kulturen finden und die, wie Hans Küng sagt,
Voraussetzung gelingenden Miteinanders in jeder Zivil­
gesellschaft sind.
Die Stiftung Weltethos ist in vier Arbeitsfeldern operativ
tätig: ethische Bildung, Gewaltprävention, interreligiöse
Bildungsarbeit, internationale Verbreitung. Innerhalb
dieser Arbeitsfelder entwickelt die Stiftung Aktivitäten
und Projekte. Ein Schwerpunkt ist dabei die pädagogische
Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, da Kindergärten,
Tagesstätten und Schulen erstrangige Lernorte für Werte
und interkulturelles Zusammenleben sind. Die Palette der
Stiftungsaktivitäten reicht hier von der Entwicklung und
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Bereitstellung von Lernmedien über die Qualifizierung von
Lehrkräften und Erzieherinnen bis hin zur Initiierung von
Schulprojekten, der Konzeption von Tagesstätten und zur
Auszeichnung von „Weltethos-Schulen“.
Aber auch in der „Erwachsenenwelt“ gibt es zahllose
Bereiche und Zielgruppen, für welche die Stiftung Initiativen und Projekte konzipiert und durchführt. Dabei kommt
dem interreligiösen Dialog auf unterschiedlichen Ebenen
und der internationalen Kooperation herausragende
Bedeutung zu.
Das Netz der Partnerorganisationen, mit denen die
Stiftung Weltethos zusammenarbeitet, wächst zusehends.
Und angesichts der globalen politischen Entwicklungen
und den damit verbundenen ethischen und interkulturellen
Herausforderungen ist die Stiftung Weltethos und ihre
auf Hans Küng zurückgehende Programmatik mehr denn
je gefordert und gefragt.
„Diese eine Weltgesellschaft braucht
keine Einheitsreligion und Einheits­
ideologie, wohl aber einige verbindende
und verbindliche Normen, Werte, Ideale
und Ziele.“
Hans Küng, Ehrenpräsident der Stiftung Weltethos
9
Kapitel
FORSCHUNG
10
Kapitel
Als An-Institut der Universität Tübingen und national wie international vernetzte Forschungseinrichtung beschäftigt sich das WEIT unter anderem mit wirtschafts- und unternehmensethischen Fragen auf der Grundlage des Weltethos-Gedankens. Die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler am WEIT untersuchen, welche ethischen Orientierungen innovativ und
praxisrelevant sind, welche Veränderungen die Globalisierung mit ihren interkulturellen
Herausforderungen mit sich bringt und wie das Weltethos Veränderungen im wirtschaftlichen
Handeln bewirkt. Diese Veränderungsimpulse bezeichnen wir als „ethische Innovationen“.
Entscheidend hierfür sind die oft unbewussten „mentalen Modelle“, die uns, wie die Linsen
eines Mikroskops, bestimmte Sichtweisen ermöglichen oder verwehren. Wie solche Modelle
in tiefgreifender Weise unser Selbst-, Welt- und Wirtschaftsverständnis prägen und damit
unsere Haltungen und Handlungen mitbestimmen, das steht im Mittelpunkt unserer
unterschiedlichen Forschungsformate.
Die wissenschaftliche Arbeit erstreckte sich im zurückliegenden Jahr 2015 von theoretischen
Grundfragen, über Probleme der Ethikvermittlung und Konkretisierung bis hin zu Anwendungsformen in der Wirtschaft und Gesellschaft, Praxisbeispielen und Fallstudien.
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Forschung
„Wirtschaftsethik heute sollte auf allen
ökonomischen Ebenen eine hilfreiche Hand
reichen: auf der Mikro-Ebene des Einzelnen,
der Meso-Ebene der Unternehmen und der
zivilgesellschaftlichen Akteure ebenso wie
auf der Makro-Ebene staatlicher und auch
zunehmend globaler Strukturen.“
Prof. Dr. Claus Dierksmeier, Direktor des Weltethos-Instituts
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Jahresthema Judentum:
Lernen als Lebensphilosophie
Seit 2015 widmet sich das Weltethos-Institut jährlich einer Religion, beginnend mit
dem Judentum.
Lernen ist eine Lebensphilosophie – das ist eine der wichtigsten Einsichten, die die Beschäftigung mit dem Judentum mit sich bringt: „Was soll man tun? Lernen und Lernen
fördern und stützen, wo und wie man kann! Das ist ein Feld,
das überall in kleinem und großem Maßstabe bebaut werden kann, das sind Bestrebungen, in denen uns niemand
hindernd in den Weg zu treten vermag“, heißt es etwa bei
Rabbi Samson Raphael Hirsch, dem Begründer der NeoOrthodoxie. In diesem Sinne hat sich auch das WeltethosInstitut ein großes Lernprogramm vorge­nommen: Jedes
Jahr eine Weltreligion, beginnend 2015 mit dem Judentum.
Im Rahmen des Jahresthemas war am 21. April Prof.
Dr. Matthias Morgenstern zu Gast am Weltethos-Institut
und gab den WEIT-Mitarbeitern eine „Einführung in den
Talmud“, das wichtigste Werk des Judentums. Der Judaist
erläuterte an Textbeispielen die antike und moderne
Bedeutung des Talmuds für die jüdische Religion, insbesondere die Tradition steten Lernens im Dialog über vielfältige
Interpretationen.
Am Lernen sollten sich aber nicht nur die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Tübinger Weltethos-Familie beteiligen,
sondern auch die Öffentlichkeit. Dr. Christopher Gohl
ermöglichte auf Einladung von Oberstudienrätin Dr. Kathrin
Messner Schülern der 6. Klasse am Evangelischen FirstwaldGymnasium in Kusterdingen eine Begegnung mit dem
Judentum. In einer Doppelstunde diskutierte er über Juden,
Religion und Antisemitismus. Außerdem besuchten 35
Jugendliche aus dem Schüleraustausch zwischen dem Karlvon-Frisch-Gymnasiums in Dußlingen und der Hof Hacarmel
High School in Ma‘agan Michael bei Haifa, Israel, das Welt­
ethos-Institut. Dabei wurde unter anderem über die Frage
diskutiert, ob religiöse Fundamentalisten zu Recht behaupten dürften, „die Hüter der wahren Religion“ zu sein. Des
Weiteren gab Dr. Christopher Gohl eine Einführung in das
Weltethos-Projekt.
Außerdem wurde im Wintersemester 2015/2016 die
Ringvorlesung „Ideen und Impulse aus dem Judentum“
angeboten.
→ MEHR INFORMATIONEN ZU DER LEHRVERANSTALTUNG FINDEN SIE AUF S. 37
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Angewandte Forschung
Neuer Forschungsschwerpunkt:
„Kein Welt­ethos ohne Geldethos“
Das WEIT widmete sich 2015 verstärkt dem Thema „Geld und Finanzen“.
Die Finanzkrise seit 2008 hat die Bedeutung der Börsen
und Finanzmärkte in das öffentliche Bewusstsein gerückt.
Es wird immer klarer, dass die Dynamik der Finanzgeschäfte sich in einigen Bereichen vom realwirtschaftlichen
Betrieb abgekoppelt hat. Immer größere Geldmengen fließen – so der Eindruck – nicht in rentable Unternehmungen
der Wirtschaft, sondern in spekulative Produkte. Das
Weltethos Institut macht daher seit 2015 den Finanzbereich stärker als bisher zum Thema.
Weltethos für die globalisierten Finanzmärkte hilfreich ist,
diskutiert wurde. „Kein Weltethos ohne Geldethos“ – so
die Erkenntnis, die unter anderem Prof. Dierksmeier bei
einer Rede vor Finanzmanagern in Frankfurt am 21. Mai
und Dr. Villhauer bei einem Vortrag vor Sicherheitsexperten
in Berlin am 8. Mai vertieft haben. Nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre und allen Bereichen des
Praxistransfers will das WEIT auch 2016 eine Erkundungsreise in die Finanzproblematik fortsetzen.
Zum einen wurden die Grundlagen des Geldsystems untersucht und dargestellt (zum Beispiel in dem bei den Studierenden beliebten Seminar „Geld und Ethik“), zum anderen
kamen verstärkt Finanzmarkt- und Börsenexperten zu
Wort, mit denen die Frage, ob und wie eine Orientierung am
So hat beispielsweise Prof. Dierksmeier zusammen mit
seinem Kollegen Prof. Seele von der Universität Lugano ein
Forschungsprojekt zum Thema digitale Währungen und
Cryptocurrencies aufgenommen.
Visiting Scholar Francesco De Stefano
präsentiert seine Forschungsergebnisse
Grundlagenforschung in der Wirtschaftsethik ist wichtig.
Genauso entscheidend ist ihre Umsetzung in der Arbeitswelt, den Büros und den Fabriken. Seit September 2014
forschte Francesco De Stefano zu diesem Thema unter der
Betreuung von Prof. Claus Dierksmeier am Weltethos-Institut. Ende März präsentierte er den Mitarbeitern des WEIT
die Forschungsergebnisse, die als Basis für seine Doktorarbeit mit dem Titel „The Humanistic Knowledge Enterprise:
Ethical-economical foundations and practical applications.
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The case study of Loccioni Group“ dienen. In der wissenschaftlichen Arbeit wird er am Beispiel der Loccioni Group
erforschen, wie ethische Modelle des Wissensmanagements in die Praxis umgesetzt werden.
Nach seinem siebenmonatigen Aufenthalt in Tübingen
kehrte Francesco De Stefano an seine Heimatuniversität
in Macerata, Italien, zurück, wo er im April 2016 seine
Doktorarbeit verteidigen wird.
Angewandte Forschung
Annual Humanistic Management Network
Conference in Tübingen
Gäste aus der ganzen Welt diskutierten im Weltethos-Institut über das Thema
„Prudent Business“.
Vom 8. bis zum 9. Oktober richtete das Weltethos-Institut
Tübingen die dritte Annual Humanistic Management Network Conference mit dem Titel „Prudent Business: Practical
Wisdom for Managers” aus. Eine gesunde Mischung aus
Geschäftsleuten und Akademikern aus der Welt der Wirtschaftsethik nahm teil, um die Rolle von Umsicht und
Besonnenheit in der Wirtschaft zu diskutieren. Die neun
Gastredner, zu denen die amerikanische Unternehmerin
und Aktivistin Hunter Lovins, der Geschäftsführer der
Baden-Badener Unternehmer Gespräche (BBUG) Frank
Trümper und WEIT-Direktor Claus Dierksmeier gehörten,
boten reichlich Diskussionsstoff für das begeisterte Publikum. Ein Paper Development Workshop am 7. Oktober
ermöglichte den Teilnehmern außerdem, eigene Ideen zu
entwickeln und diese zu einer eventuellen Veröffentlichung
des Humanistic Management Networks über das Thema
„Prudent Business“ beizusteuern. Die nächste Jahrestagung des Netzwerks steht unter dem Titel „Freedom & Responsibility: Leading for Wellbeing“ und findet in Tübingen
am 13./14. Oktober 2016 statt.
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Forschung unterwegs
Workshop „Justice and Cosmopolitanism“:
Weltethos als Basis gerechter globaler Ordnungen
Die weltethische Sicht auf globale Gerechtigkeit vertrat
Dr. Christopher Gohl bei dem hochkarätigen Workshop
„Justice and Cosmopolitanism. A Conversation Between
Pragmatists and Rawlsians“ am 30. April und 1. Mai in
St. Gallen. Ein Dutzend Teilnehmer, darunter Prof. Thomas
Pogge (Yale) und Prof. Michael Reder (IHS München),
diskutierten auf Einladung von Michael Festl, Jan-Christoph
Heilinger und Dieter Thomä über moralische und rechtliche
Verpflichtungen von Weltbürgern, eine nachhaltig gerechte
globale Entwicklung zu gestalten. Die Diskussion soll fortgesetzt und dabei auch die Weltethos-Perspektive stärker
beleuchtet werden.
Tagung in Manila: Thema „Prosperity, Poverty and the
Purpose of Business“
Armutsbekämpfung wird oft als eine rein staatliche
Verantwortung gesehen. Dass sie darüber hinaus eine
gesellschaftliche und unternehmerische Angelegenheit ist,
darüber sprachen Prof. Claus Dierksmeier und der ehe­
malige Präsident des European Business Ethics Network,
Prof. Alejo José Sison, in der philippinischen Hauptstadt
Manila, also in einer selbst von Armut geplagten Region.
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Auf der Tagung am 27. Februar zum Thema „Prosperity,
Poverty and the Purpose of Business“ erklärten die
Forscher, ob und wie Armut nicht nur von staatlicher
Seite gemindert werden kann, sondern warum sich auch
private Unternehmen moralisch verpflichtet sehen
müssen und wieso darin eine strategische Chance
besteht.
Forschung unterwegs
Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Wirtschafts­
ethik: Weltethos für eine nachhaltige Zukunft
Auf der Rio+20-Konferenz vor drei Jahren sprachen
Regierungsvertreter sich für eine „economically, socially
and environmentally sustainable future for our planet and
for present and future generations“ aus. Wie eine derartige
Zielsetzung genau aussehen kann, darüber diskutierten
Dr. Bernd Villhauer und Prof. Dr. Claus Dierksmeier am
2. Oktober auf der Jahrestagung des Deutschen Netzwerks
Wirtschaftsethik (DNWE) in Frankfurt. Im Gebäude der
Commerzbank sprachen sie über die Sustainable Development Goals (SDG), die eine besagte nachhaltige Zukunft
für alle Erdenbewohner ermöglichen sollen.
In einem Kurzbeitrag mit anschließender Diskussionsrunde
erörterte Dierksmeier, welchen Beitrag eine weltethisch
ausgerichtete wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung zur
Umsetzung der SDG leisten könne.
Weltbürgerlich wirtschaften:
Dr. Christopher Gohl hält Keynote in Brüssel
Bei einem hochkarätig besetzten Workshop der Liberalen
Internationalen, dem weltweiten Zusammenschluss der
liberalen Parteien, hielt Dr. Christopher Gohl im September
in Brüssel die Keynote zum Thema „Freedom as Foundation, Frontier, and Limit of Economics“. Schon das Background Paper des Workshops „Shaping Liberal Policies for
Economic Justice“ orientierte sich in weiten Teilen an der
Weltethos-Rede von Prof. Dr. Claus Dierksmeier 2012.
Gohl erläuterte das Projekt Weltethos für die Wirtschaft im
Ausgang von Hans Küng und dem „Manifest Globales
Wirtschaftsethos – Konsequenzen für die Weltwirtschaft“,
bevor er Dierksmeiers Konzept der qualitativen Freiheit,
den Capability Approach von Amartya Sen sowie die
Stakeholder-Theorie von Ed Freeman vorstellte. Der Vortrag
stieß auf großes Interesse, gerade, weil Gohl mit dem neo­
liberalen Freiheitsverständnis hart ins Gericht ging.
Nexus Conference: „Global Business – Global Ethic”
Auf der „Nexus Conference“ an der Said Business School in
Oxford zum Thema „Wirtschaft und Spiritualität“ hielt
Prof. Dierksmeier die Keynote zum Thema „Global Business
– Global Ethic“. Der Vortrag war Gegenstand und Grundlage
eines anschließenden ganztägigen Workshops mit Prakti-
kern und Akademikern, die gemeinsam versuchten, das
unterschiedlichen religiösen Traditionen innewohnende
Potential zum Freisetzen ethischer Innovation in Unternehmen zu heben.
„Weltethos – das ist nicht der Frack, in den man alle
heilige Zeit einmal schlüpft, zu ganz besonders fest­
lichen Anlässen. Es geht vielmehr um die Grundsätze
des alltäglichen Zusammenlebens, es geht um das,
was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält.“
Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung
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Forschung unterwegs
NIBES-Jahrestreffen:
Schluss mit der Roboter-Ethik
WEIT-Direktor Prof. Claus Dierksmeier spricht auf dem NIBES-Jahrestreffen in Pforzheim
über Verantwortungswandel in der Wirtschaftspraxis
Beim 19. Jahrestreffen des Networks of International
Business and Economic Schools (NIBES), einem der einflussreichsten Foren für Wirtschaftsethik, hielt Prof. Dr. Claus
Dierksmeier an der Hochschule Pforzheim die Keynote.
Er sprach zum Thema „From Mechanistic to Humanistic
Management“. Dabei stellte Dierksmeier heraus, wie ein
Wandel zu einer Praxis von mehr unternehmerischer Verantwortung einen Wandel in den Köpfen voraussetzt.
Dieser müsse sich auf einen Umschwung gründen: weg von
Theorien, welche den Menschen in der Wirtschaft wie einen
Roboter betrachten, zu solchen, die „humanistisch“ auf
die Freiheit und Verantwortung der Individuen und Institutionen abstellen.
Der Vortrag traf auf sehr viel Zustimmung im Publikum.
Der neu gewählte Generalsekretär von NIBES, Prof. Dr. Sören
Askegaard, erklärte: „The address ‚From Mechanistic
Management to Humanistic Management‘ was both vivid,
clear and highly inspirational and I will try to use the fundamental ideas expressed in the address as guiding principles for the future activities of NIBES.“ Dem pflichtete
auch der Dekan für Wirtschaftswissenschaft der Hochschule Pforzheim, Prof. Dr. Thomas Cleff, bei: „Der Vortrag
war sehr bereichernd für die Zusammenarbeit im NIBESNetzwerk. Er war ein wunderbarer Anknüpfungspunkt für
die darauffolgende Research Session. Immer wieder wurde
auf den Vortrag von Herrn Dierksmeier referenziert.“
Jahrestagung der Society for Business Ethics:
Die Lehre von Konfuzius und das Management
Von 6. bis 9. August fand die Jahrestagung der Society
for Business Ethics (SBE) in Vancouver statt. Dort nahm
Prof. Dierksmeier mit einem Kommentar zu Prof. Daryl
Koehns Vortrag „Implications of Confucian Ethics for the
Study of Business Ethics and for Acting Ethically“ am Panel
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„Confucian Business Ethics“ teil. Kern der Diskussion mit
Moderator Tae Wan Kim und den anderen Teilnehmern war
die Frage, wie ein von den Lehren von Konfuzius inspiriertes
Management aussehen könnte.
Forschung unterwegs
AOM Jahreskonferenz in Vancouver:
Von der Praxis inspirieren lassen
Auf der Jahreskonferenz der Academy of Management hielt Prof. Claus Dierksmeier
drei Vorträge über Humanistic Management und neue Wege der Wirtschaftspädagogik,
die Freiheit zum Kern zukünftiger Managementlehren nehmen.
Auf der weltweit größten Tagung für Management, der
AOM Jahreskonferenz 2015 in Vancouver, nahm Professor
Dierksmeier mit mehreren Vorträgen teil. In seinem
Eröffnungsvortrag zur Humanistic Management PreConference an der University of British Columbia legte
Prof. Dierksmeier mit seinem Beitrag „Quantitative versus
Qualitative Freedom: From Chicago School Economics to
Capability Theory“ die Grundlagen für die Integration von
Verant­wortung ins Theoriegebäude der Wirtschaftswissenschaften.
Zusammen mit Kollegen vom Humanistic Management
Network organisierte Prof. Dierksmeier außerdem auf der
Academy of Management Jahreskonferenz „Opening
Governance“ ein Vortragspanel zum Thema „Reality Proves
Possibility: Humanistic Management Models“. Das Ziel war,
anhand von Fallstudien besonders verantwort­lich wirtschaftender Firmen die Strukturen und Grundlagen humanistischen Managements zu erörtern. Dabei zeigte Prof.
Dierksmeier in seinem Vortrag „Building Virtuous Spirals
Between Humanistic Management Practices and Principles“
auf, wie eine neue, an den Grundwerten des Weltethos
ausgerichtete Lehre in der Ökonomik dazu beitragen kann,
dass sich humanistische Wirtschaftspraktiken immer
weiter ausbreiten.
Beim Professional Development Workshop „Responsable
Management In Action“ sprach Prof. Dierksmeier darüber,
dass konventionelle Wirtschaftsausbildung moralischen
Abwägungen kaum Bedeutung zumisst und wie man dies
ändern kann. Bei dem Workshop sollten neue Wege der
Wirtschaftspädagogik erkundet werden, mit denen Studierende befähigt werden, im Unternehmensalltag erfolgreich
für moralische und ökologische Verantwortung einzutreten. Prof. Dierksmeier eröffnete eine Sektion des Workshops mit einem Kurzvortrag zum Thema „Moving Towards
Humanistic Management Knowledge – Overcoming the
Postivism and Relativism Obstacle“. Im Mittelpunkt stand
dabei die Frage, welche mentalen Modelle der heutigen
Wirtschaftsausbildung zugunsten eines ethischen Engagements von Studierenden im Weg stehen und wie diese
durch konstruktivere Ansätze ersetzt werden könnten.
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Forschung unterwegs
Georgetown University Washington:
Universale Menschenrechte
Prof. Dierksmeier zeigte in zwei Vorträgen, dass trotz religiöser und kultureller Unterschiede
das Einhalten von Menschenrechten und Menschenpflichten von jedem verlangt werden kann.
Auf dem „XXVII. World Congress on the Philosophy of
Law and Social Philosophy“ hielt Prof. Claus Dierksmeier
zwei Vorträge. Unter der Überschrift „Secular and Spiritual
Origins of Human Rights. Learning from Francisco de
Vitoria“ hinterfragte Dierksmeier die These, dass eine
globale Durchsetzung der Menschenrechte nur durch einen
Abschied von der Religion zu erreichen sei. Stattdessen
zeigte Prof. Dierksmeier, wie bereits 250 Jahre vor der
Französischen Erklärung der Menschenrechte, Francisco
de Vitoria auf Grundlage theologischer Überzeugungen
zugunsten universaler Rechte und universeller Toleranz
zwischen den Kulturen und Religionen argumentiert hatte
– und wie dessen Argumente auch heute noch helfen
können, zwischen säkular und spirituell argumentierenden
Menschen zu vermitteln.
In seinem zweiten Vortrag „A Precursor of Capability
Theory. Karl Christian Friedrich Krause (1781–1832)“ zeigte
Professor Dierksmeier auf, dass die heutzutage viel diskutierten Befähigungstheorien von Amartya Sen und Martha
Nussbaum im deutschen Philosophen K.C.F. Krause einen
wichtigen Vorläufer hatten. Krause hatte sich schon zu
Anfang des 19. Jahrhunderts dem Problem einer interkulturell friedensstiftenden Globalisierungsethik zugewandt.
Dierksmeier hob hervor, dass viele der damals von Krause
vorgetragenen Gedanken auch heute noch für die geistige
wie praktische Realisierung eines Weltethos von hoher
Aktualität sind.
Dr. Jonathan Keir auf Forschungsreise
in Hong Kong
Auf der International Society for Chinese Philosophy-Konferenz sprach Dr. Jonathan Keir
über „Chinese Philosophy in the Contemporary World“.
Im Juli reiste der neue wissenschaftliche Mitarbeiter des
Weltethos Instituts, Dr. Jonathan Keir, nach Hong Kong,
wo er an der International Society for Chinese Philosophy
Konferenz mit dem Titel „Chinese Philosophy in the
Contemporary World“ an der Chinese University of Hong
Kong teilnahm. Gegenstand der Konferenz war die Problematik des interreligiösen Dialogs in der zeitgenössischen
chinesischen Philosophie, die beispielsweise in Prof. Cheng
20
Chung-yis Beitrag „Confucian Religiousness and its
Im­plications for interreligious Dialogue“ erläutert wird.
Bei seiner Reise besuchte Keir außerdem das WeltethosSchulprojekt des Hong Kong Institute of Education und
das Hong Kong Institute for Sino-Christian Studies, wobei
er die jahrelange Partnerschaft zwischen dem WeltethosInstitut und dem Institutsdirektor Prof. Daniel Yeung
stärkte.
Forschung unterwegs
EBEN Konferenz: „Wirtschaftsethik muss
nationale Grenzen überwinden“
Auf der Jahrestagung der BeNeLux-Länder des European Business Ethics Networks (EBEN)
plädierte WEIT-Direktor Prof. Claus Dierksmeier für eine kosmopolitische Verantwortung in
der Wirtschaft.
Auf der sechsten Jahrestagung der Study Group on
Business Ethics der Benelux-Länder des EBEN in Antwerpen
hielt Prof. Claus Dierksmeier die Keynote. In seinem Vortrag
„A Business Ethics for All“ trat er dafür ein, dass Wirtschaftsethik heute nicht mehr national, sondern global
zu betreiben sei. Dieser kosmopolitische Anspruch sei aber
nur auf der Grundlage eines auf der freiheitlichen Verantwortung aller Menschen beruhenden Weltethos einzulösen.
Sein Vortrag fand große Zustimmung beim Publikum. Der
Veranstalter, Prof. Dr. Luc Van Liedekerke, BASF-DeloitteElia Chair on Sustainability an der Universität Antwerpen,
stellte heraus: „Prof Dierksmeier‘s exposé on quantitative
versus qualitative freedom provoked an extensive debate
and was applauded by all participants. It would be a
pleasure to have him again as a guest speaker at one of
our future reunions.“
„Dass es nichts Praktischeres als eine gute Theorie
gibt, das sieht man besonders schön an der Arbeit
des Weltethos-Instituts und dessen Beitrag zu einer
neuen, einer verantwortlichen Führungskultur.
Und ohne verantwortliches Führungsverhalten kann
es auch keine nachhaltigen Unternehmensergebnisse
geben.“
Klaus Schuler, Geschäftsführer Tripl3Leader und Praxistransfer-Partner WEIT
21
Forschung im Austausch
Keynotes, Vorträge, Tagungsbeiträge
Claus Dierksmeier:
22
„Klüger wirtschaften!"
Keynote, Investmentforum,
Frankfurt
„Freiheit als globaler Leitwert – Lebenschancen als
Verpflichtung“
„impulse:hautnah“, Friedrich
Naumann Stiftung für die Freiheit,
WEIT
„From Mechanistic to Humanistic Management"
Keynote, NIBES-Jahrestreffen,
Pforzheim
„A Business Ethics for all”
Keynote, EBEN-Konferenz,
Antwerpen
„Historische Entwicklung der Unternehmensethik und
John Maurice Clarks Zugang zur Ökonomie“
Konferenz zum 100-jährigen Jubiläum
von John Maurice Clarks Essay, WEIT
„Weltethos als Orientierung in der Wirtschaft“
Keynote, ATWT-Tagung,
Tübingen
„Die zentrale Rolle von Toleranz bei Individuen im
Dialog der Kulturen“
Keynote, Politik-Forum (Universal
Rights Group, ZITH, WEIT),
Tübingen
„Ökonomik der Freiheit – Freiheit der Ökonomik“
Economics Forum, Tübingen
„Global Economy & Weltethos“
„International and European Studies
– Summer Program“, Tübingen
„Globale Wirtschaft und interkulturelle
Normen“
Eichstätter Unternehmergespräche
„Global Business – Global Ethic“
Keynote, Nexus Conference, Oxford
„Quantitative versus Qualitative Freedom: From
Chicago School Economics to Capability Theory“
Keynote, AOM Humanistic Management Pre-Conference, Vancouver
„Building Virtuous Spirals Between Humanistic
Management Practices and Principles“
AOM Jahreskonferenz,
Vancouver
„Moving Towards Humanistic Management Knowledge
– Overcoming the Postivism and Relativism Obstacle“
Workshop „Responsible Management
in action“, Vancouver
„Secular and Spiritual Origins of Human Rights.
Learning from Francisco de Vitoria“
„XXVII. World Congress on the Philosophy of Law and Social Philosophy",
Washington
„A Precursor of Capability Theory. Karl Christian
Friedrich Krause (1781–1832)“
„XXVII. World Congress on the Philosophy of Law and Social Philosophy",
Washington
„Ethik & Erfolg in der Unternehmensführung“
137. Baden-Badener Unternehmer­
gespräche
„Welche Freiheit – Wessen Verantwortung?“
Wissenschaftliches Symposium
„Weltbürgerliche Verantwortung“
der Stiftung Weltethos, WEIT
Forschung unterwegs
Christopher Gohl:
„Prudence, imprudence and wisdom in
economics“
Annual Humanistic Management
Network Conference, WEIT
„Welche Freiheit – wessen Verantwortung“
Wissenschaftliches Symposium/
Stiftung Weltethos, WEIT
Moderation Ringvorlesung „Werte und Wirtschaft“
Eberhard Karls Universität Tübingen,
Wintersemester 2014/15
Moderation „Klüger wirtschaften“ mit Prof. Huber und
Prof. Brodbeck
WEIT
Moderation „Profite mit Prinzipien“ mit Heinz Dürr
WEIT
Keynote und Diskussion „Unternehmerische Freiheit
und Verantwortung“
CSR-Wochenende, Mannheim
Moderation bei Lesung mit Constantin Schreiber:
„1000 Schläge. Dafür sitze ich im Gefängnis“ von Raif
Badawi. In Kooperation mit der Buchhandlung Osiander.
Tübingen
Moderation bei Podiumsdiskussion Plurale Ökonomik
mit Gernot Müller, Jakob Kapeller, Frank Beckenbach
Eberhard Karls Universität Tübingen
Rede „Weltethos für Nachhaltige Entwicklung“
Lange Nacht der Nachhaltigkeit,
Tübingen
Moderation bei Podiumsdiskussion „Staatsschulden
– ein gigantisches Schneeballsystem?“ mit Prof. Max
Otte, Dieter Schnaas (Wirtschafts Woche), Prof. Claus
Dierksmeier und Martin Armstrong (The Forecaster)
Tübingen
Moderation bei Podiumsdiskussion „Freiheit ermöglicht
Chancen“ mit Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorsitzender
der Friedrich Naumann Stiftung und Prof. Dr. Claus
Dierksmeier
WEIT
Rede „Weltethos: An Idea Worth Spreading“
Eröffnung 1. TEDx-Konferenz,
Tübingen
Moderation bei Podiumsdiskussion „Wer ist für die
Einhalten von Menschenrechten verantwortlich?
Menschenrechte und Internationale Unternehmen“
mit Professor Dr. Jochen von Bernstorff, Julia Otten,
Dr. Wolfram Heger
WEIT
Vortrag und Diskussion „Weltethos für alle“
Lions Club, Tübingen
Vortrag, Arbeitsgruppen und Diskussion
„Klüger wirtschaften?!”
Common Purpose, Stuttgart
23
Forschung unterwegs
24
Moderation „Klüger wirtschaften“ mit Detlef Lohmann
und Prof. Dr. Katharina Hölzle
WEIT
Paper Presentation „Mediating Differences: The Democratic Politics of Toleration“
MANCEPT-Konferenz,
Manchester
Keynote und Diskussion „Freedom as Foundation,
Frontier, and Limit of Economics“
Workshop der Liberalen Internationalen, Brüssel
Input und Workshop „Unternehmen im Dialog mit
Stakeholdern”
Baden-Badener Unternehmer­
gespräche
Vortrag „Das Weltethos-Projekt und seine jüdischen
Wurzeln“
Deutsch-israelische Schülergruppe im
WEIT
Moderation bei Konferenz „Prudent Business: Practical
Wisdom for Managers des Humanistic Management
Network“
WEIT
Moderation Ringvorlesung „Von den Welt­religionen
lernen? Ideen und Innovationen aus dem Judentum"
Eberhard Karls Universität Tübingen,
Wintersemester 2015/16
Vortrag und Diskussion „Einführung in das Projekt
Weltethos nach Hans Küng und Claus Dierksmeier“
Berghof Foundation Tübingen
Moderation bei Podiumsdiskussion der UN-Hochschulgruppe „Unser Klimagipfel: Nächste Enttäuschung
oder letzte Chance?“ mit Prof. Joachim Betz,
Prof. Roland Irslinger und Dr. Will Ritzrau
Tübinger Weltklima-Woche
Vortrag und Workshop „Weltethos and the Function of
Common Values“
7th German Russian Young Leader‘s
Conference, Kazan (Russland)
Moderation bei „Profite mit Prinzipien” in Kooperation
mit der Initiative Zukunftsfähige Führung mit Ulrich
Dietz
WEIT
Moderation bei Symposium „Weltbürgerliche Verantwortung“
Weltethos-Wochen,
WEIT
Moderation bei Lesung mit Rüdiger Safranski: „Zeit –
Was sie aus uns macht und was wir aus ihr machen“,
Veranstaltung der Buchhandlung Osiander in Kooperation mit der Kreissparkasse Tübingen
Sparkasse Carré Tübingen
Moderation bei Podiumsdiskussion „Cosmopolitan
Cities Against Climate Change: Lessons Learned“ mit
Jim Brainard, Boris Palmer und Emma Zinsmeister,
Weltethos-Institut in Kooperation mit dem d.a.i.
WEIT
Vorträge und Arbeitsgruppen „Einführung in politische
Strategie”
5. Lehrgangs Politische Kommunikation an der Donau-Universität Krems
Forschung unterwegs
Bernd Villhauer
Jonathan Keir
Michael Wihlenda
„Nachhaltige Stadtentwicklung“
Tagung Stiftung der Deutschen
Wirtschaft, Tübingen (Universität)
„Liefer- und Wertschöpfungsketten bei
Elektrogeräten“
„Fair Handeln“ Messe,
Stuttgart
„Finanzkriminalität und wachsende Bedeutung der
Finanzmärkte“
Konferenz „Grenzenlose Sicherheit.“,
Berlin
„Industrie 4.0.“
„Business +/- Ethics“, KatholischSoziales Institut, Bad Honnef (KSI)
„Geld und Ethik“
Uni der Generationen, Hochschule
Esslingen
„The Global Ethic Project in Tübingen”
Hong Kong Institute of Education
(HKIEd)
„Abbiamo bisogno di un’etica mondiale? Attualità della
prospettiva di Hans Küng”
Liceo Agnesi Merate, Italy
Jury-Mitglied bei Preiswettbewerb stud. Social
Entrepreneurship Projekte
Hochschulnetzwerk yooweedoo,
Kiel
Vortrag „Der Beitrag der World Citizen School zur
Social Entrepreneurship Education“
Doktoranden-Netzwerk
Vortrag „Die World Citizen School als Inkubator
sozialer Projekte“
(KU Eichstätt/Ingolstadt)
Vortrag „World Citizen School: Studentische Initiativen
als zivilgesellschaftliche Akteure in der Hochschule.“
Hochschulnetzwerk Bildung durch
Verantwortung: Lehre. Forschung.
Gesellschaft. Neue Kooperationen
zwischen Hochschulen und Zivilgesellschaft. (AG Studentische Initiativen),
Berlin
Sprecher AG „Studentische Initiativen“
UN PRME-Chapter Dach Meeting/
Konferenz Nachhaltige Geldanlagen in
Frankfurt a.M.
Teilnahme als Preisträger
CampusWELT: Nachhaltige Koopera­
tionen zwischen Hochschule und
Zivil­gesellschaft, Stuttgart
Vortrag „Koproduktion wissenschaftlicher Erkenntnis
durch studentisches Engagement“
Schader Stiftung – Großer Konvent
„Öffentliche Wissenschaft“,
Darmstadt
Vortrag „Die World Citizen School – Ein freier Lernraum
zum Erwerb sozial-unternehmerischer Kompetenzen“
International Entrepreneurship
Education Conference, HDM Stuttgart
25
Forschung unterwegs
Friedrich Glauner
26
„Zukunftsfähige Wertschöpfungsprozesse Ethische
und ökologische Elemente zukunfts­fähiger Unternehmensführung“
BAUM e.V./Ökoprofit Club,
Hamburg
„Werteorientierte Unternehmensführung“
Brauweltliche Fachtagung, Freising
„Compliancy, Ethics and Corporate Cultures“
EBEN Research Conference,
Kopenhagen
„Praxisworkshop Wertestrategien für zukunftsfähige
Geschäftsmodelle“
IHK Köln, Köln
„Strategische Innovationen der Zukunftsfähigkeit.
Wertestrategien zu den Wettbewerbsvorteilen von
morgen“
Baden-Badener Unternehmer­
gespräche, Baden-Baden
„Wettbewerbsvorteil Wertschöpfungsnetzwerke
Erfolgsprinzipien der Natur sichern die Zukunft von
Unternehmen“
Praxisworkshop mit BAUM,
Aumühle b. Hamburg
„Werteorientierte Unternehmensführung. (Wertschöpfung durch Werte – Wettbewerbsvorteil Unternehmenskultur.)“
Ringvorlesung Hochschule Weihen­
stephan-Triersdorf
„Werteorientierte Unternehmensführung“
Praxisseminar Hochschule Weihen­
stephan-Triersdorf
„Unternehmensethik und werteorientierte Führungstechniken“
Training für den Bachelor und den
Master Studiengang, Universität der
Bundeswehr, München Neubiberg
Tagungen am Weltethos-Institut
100 Jahre nach John Maurice Clarks Essay:
Wirtschaftliche Verantwortung im Wandel
US-Ökonom John Maurice Clark veröffentlichte 1916 einen wellenschlagenden Artikel zu
unternehmerischer Verantwortung. Was diese heute in der modernen Ökonomie bedeutet,
wurde am Weltethos-Institut diskutiert.
Er ist nicht so berühmt wie John Maynard Keynes oder
Ludwig von Mises. Trotzdem vollbrachte der amerikanische
Ökonom John Maurice Clark (1884–1963) mit seinem 1916
erschienenen Essay „The Changing Basis of Economic
Responsibility“ etwas Bahnbrechendes: Gegen den Trend
der Wissenschaft plädierte er für eine gesellschaftliche
Verantwortung von Unternehmen. Auf lange Sicht, sagte
Clark, würden Firmen so erfolgreicher wirtschaften.
Anlässlich des Jubiläums trafen sich am 25. und 26. Februar
im Tübinger Weltethos-Institut Ökonomen, Philosophen,
Politologen und andere Wissenschaftler und diskutierten
die Aktualität von Clarks Werk. Eingeladen hatten Dr.
Michaela Haase von der Freien Universität Berlin und das
Weltethos-Institut. In seinem Eröffnungsvortrag sprach
Prof. Claus Dierksmeier über die historische Entwicklung
von Unternehmensethik und darüber, wie wir von Clark
lernen können, erneut einen ethischen Zugang zur Ökonomie zu finden. Prof. Ingo Pies von der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg betonte Clarks Aktualität
und erläuterte seine Beziehung zur heutigen Spieltheorie.
Prof. Carsten Herrmann-Pillath von der Universität Witten
setzte Clark in Verbindung mit dem Philosophen Georg
Friedrich Hegel. Die Beiträge der Konferenz-Teilnehmer
erscheinen 2016 als Sammelband in der Reihe „Studies in
Economic Ethics and Philosophy“. Bei der öffentlichen
Diskussion am Abend diskutierten Dr. Haase, Prof. Herrmann-Pillath, Prof. Pies und Prof. Sturn von der Universität
Graz zusammen mit den Zuschauern über „Economic
Responsibility: What does it mean and do we need it?“.
27
Tagungen am Weltethos-Institut
Verein für Social­politik tagt im
Welt­ethos-Institut
Bei der Tagung des Ausschusses „Wirtschafts­
wissenschaften und Ethik“ des Vereins
wurden Themen wie Internetökonomie oder
„Climate Engineering“ diskutiert.
Mit rund 3.800 Mitgliedern ist der renommierte Verein
für Socialpolitik eine der größten Vereinigungen von Wirtschaftswissenschaftlern in Europa. Vom 26. bis 28. Februar
tagte der Ausschuss „Wirtschaftswissenschaften und
Ethik“ des Vereins im Weltethos-Institut. Die Mitglieder
des traditionsreichen Vereins, der im Jahr 1873 gegründet
wurde, diskutierten aktuelle Themen der Wirtschaftsethik,
darunter die ethischen Aspekte der Internetökonomie
und des „Climate Engineerings“, aber auch die Wiederentdeckung des ehrbaren Kaufmanns sowie die wirtschafts­
ethische Orientierungshilfe der katholischen Soziallehre
und die philosophische Problematik der Selbstverpflichtung
in der Wirtschaft.
ATWT-Tagung: Realistische Wirtschaftsethik
in der Globalisierung
Der Arbeitskreis für theologische Wirtschafts- und Technikethik (ATWT) und das WeltethosInstitut diskutierten über „Globale Wirtschaftsethik? Themen und Perspektiven“.
Die Wirtschaft ist global vernetzt – durch nationalstaat­
liche Regelungen lassen sich ökonomische Prozesse nur
begrenzt steuern. Bei weltweiten Regelungen offenbaren
sich auch Fragen hinsichtlich der Ethik und Freiheit: Wie
kann eine Wirtschaftsethik global sein, ohne Wertvorstellungen zu vereinheitlichen? Diese und andere Fragen
dis­kutierten die Teilnehmer der diesjährigen Tagung des
ATWT (Arbeitskreis für theologische Wirtschafts- und
Technikethik) in Kooperation mit dem Weltethos-Institut
28
am 17. und 18. April in Tübingen. WEIT-Direktor Prof. Claus
Dierksmeier eröffnete mit einer Keynote die Tagung und
sprach darüber, wie das Weltethos der Wirtschaft Orientierung geben und dabei die Freiheit jedes Einzelnen stärken
kann.
Der ATWT wurde 1993 gegründet und ist ein Netzwerk
unterschiedlicher Mitglieder aus Geistes-, Sozial- und
Naturwissenschaften, die in Wissenschaft, Kirche und Wirtschaft aktiv sind.
Tagungen am Weltethos-Institut
Politik-Forum: Sind Menschenrechte und
Religionen miteinander vereinbar?
Auf Einladung der Universal Rights Group, des Zentrums für Islamische Theologie der
Universität Tübingen und des Weltethos-Instituts diskutierten Wissenschaftler, Politiker
und religiöse Führer über die Vereinbarkeit von Religionen und Menschenrechten.
Wenn Menschenrechte verletzt werden, spielen Glaubensfragen und Religionen oft eine heikle Rolle. Man fragt sich:
Sind universelle Menschenrechte und Religionen überhaupt
vereinbar? Die Genfer Nichtregierungsorganisation Universal Rights Group, das Zentrum für Islamische Theologie der
Universität Tübingen und das Weltethos-Institut wollten
dieser Frage nachgehen. Am 18. Februar brachten sie hochrangige Religionsvertreter, Politiker und Wissenschaftler im
Tübinger Weltethos-Institut zum Politik-Forum zusammen.
WEIT-Direktor Prof. Claus Dierksmeier leitete die Diskussion
mit einer Keynote über die zentrale Rolle von Toleranz bei
Individuen im Dialog der Kulturen ein. Die etwa 30 Teilnehmer zeigten, dass sowohl die historische, als auch die theologische Basis von religiösen Werten mit den universellen
Menschenrechten im Einklang stehen.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen insbesondere die
Rechte der gesellschaftlich Schwächsten: die der Kinder und
Frauen.
29
Publikationen
Hans Küngs Gesamtwerk in 24 Bänden
Weltethos-Ehrenpräsident Hans Küng stellte in Tübingen den ersten Band seiner
Gesamtaus­gabe vor.
Einige Tage vor Hans Küngs 87. Geburtstag am 19. März
machte er zusammen mit dem Freiburger Herder-Verlag
dem Weltethos-Projekt das schönste Geschenk selbst:
In Tübingen präsentierte er den ersten von 24 Bänden
seines Gesamtwerkes. Jährlich sollen je vier weitere Bände
veröffentlicht werden. „Uns geht es darum, die volle Breite
des theologischen Denkens von Hans Küng für die Zukunft
zu sichern“, sagte Verleger Manuel Herder bei der Vorstellung. Das Werk des Tübinger Theologieprofessors und
Gründers der Stiftung Weltethos behandelt die Kern­
themen der Theologie. Band eins trägt den Titel „Recht­
fertigung“, Band zwei „Konzil und Ökumene“. Herausgeber
der Gesamtausgabe ist der Geschäftsführer der Tübinger
Stiftung Weltethos und ehemaliger Geschäftsführer
des WEIT, Stephan Schlensog.
30
Publikationen
Human Management Network: E-Journal über
Entwicklungen der wirtschaftsethischen Forschung
Unter welchen Rahmenbedingungen ziehen Firmen
langfristige Ziele kurzen vor? Wie können Manager die
Komplexität ihres Unternehmens sichtbar und so hand­
habbar machen? Diesen und anderen Fragen gehen die
Autoren des im März neu erschienenen E-Journals des
Humanistic Management Network auf den Grund.
Das Netzwerk aus international bekannten Wissenschaft-
lern, in deren Organisation der Direktor des Tübinger Welt-­
ethos-Instituts, Prof. Claus Dierksmeier, Vorstandsmitglied
ist, wird ab 2016 das Humanistic Management Journal
im Print-Format bei Springer herausbringen.
Es ergänzt damit die erfolgreiche „Humanism in Business“
Buchserie des Netzwerks, die bei Palgrave-Macmillan
erscheint.
Chinesische Übersetzung von „Banking with Integrity:
The Winners of the Financial Crisis?”
Das von den Professoren Spitzeck, Pirson und Dierksmeier
herausgegebene Buch mit Fallstudien zu ethisch orientierten Banken erschien 2015 nun auch in chinesischer
Übersetzung: „Banking with Integrity: The Winners of the
Financial Crisis? (Chéngxìn de Yínhángyè – Jīnróng
Wéijīzhōng de Shènglìzhe)“, übersetzt von Yóu Chūn und
Qiū Yuán, (Beijing: Zhōngguó Jīnróng Chūbanshè,
2015).
˘
In dem Buch werden 13 Fallstudien von Banken präsentiert,
welche die letzte Finanzkrise nicht trotz, sondern wegen
ihrer strikt ethischen Geschäftspraktiken bestens über-
standen haben: „Das ist sehr ermutigend: Denn Wirk­lichkeit
beweist Möglichkeit!“ – so kommentierte WEIT-Direktor
Dierksmeier diesen Befund.
Es sei überdies nun schon die dritte Übersetzung eines
Buchs aus der „Humanism in Business“-Serie in andere
Sprachen, was das wachsende globale Interesse an der
Arbeit des Humanistic Management Networks belege.
Langfristiges Ziel sei es, die gesamte Buchserie nicht nur
in Englisch, sondern auch in Spanisch und Chinesisch zu
präsentieren, so Dierksmeier.
Die wahre Buntheit der Enzyklika „Laudato si“
Prof. Claus Dierksmeier schreibt in einem Beitrag für das Magazin „Herder Korrespondenz“
über die „bunte“ Vielfalt der päpstlichen Enzyklika „Laudato si“.
Es liegt auf der Hand, die jüngst von Papst Franziskus
veröffentlichte Enzyklika „Laudato si“ vor allem in umweltpolitischer Hinsicht zu diskutieren. Sie widmet sich schließlich sehr umfänglich dem Thema der Nachhaltigkeit.
Doch die vielen „grünen“ Botschaften sollten nicht den
Farbreichtum von „Laudato si“ übersehen lassen. In der
Augustausgabe (8/2015) des Magazins „Herder Korres­
pondenz“ schreibt WEIT-Direktor Prof. Claus Dierksmeier
über die „bunte“ Vielfalt des päpstlichen Textes:
„Passagenweise leuchtet „Laudato si“ im weißen Glanz
theologischer Illumination. Er erstrahlt aber auch im Blau
der Freiheit, im Rot der Gerechtigkeit und scheut selbst
das Grau abstrakter Theorie nicht.“
31
Publikationen (in Auswahl)
Claus Dierksmeier:
„Human Dignity and the Business of Business“
Human Systems Management 34 (2015):
33-42.
„Eigentum – im Namen der Freiheit. Reflexionen im Anschluss
an Karl Christian Friedrich Krause agora42“
agora42 (2015/2): 62-69.
„Nicht nur grün!: Die wahre Buntheit der Enzyklika ‚
Laudato si‘.“
Herder Korrespondenz, 69. Jahrgang
(2015), Heft 8: 433-435.
„Wirtschaftsanthropologie – Was nutzt das in der Praxis?“
In: Wirtschaftsanthropologie,‚ U. Hemel,
C. Dierksmeier und J. Manemann (Hrsg.).
Nomos 2015
„Religionsgemeinschaften als ‚Frühwarnsysteme für Machtversagen‘.“
CSR Magazin. Unternehmen. Verantwortung. Gesellschaft., 18 (2015/2): 18–20.
„Quantitative oder qualitative Freiheit?“
agora42, (2015/2): 28–30.
Wirtschaftsanthropologie, U. Hemel, C. Dierksmeier und J.
Manemann (Hrsg.).
Nomos, 2015.
Banking with Integrity: The Winners of the Financial Crisis?
(Chéngxìn de Yínhángyè – Jīnróng Wéijīzhōng de Shènglìzhe)
Chinesischer Nachdruck: Spitzeck, Heiko, Michael Pirson and
Claus Dierksmeier (Hrsg.)
Peking: Zhōngguó Jīnróng Chūbanshè,
2015
„Mediation in der Politikberatung“ In: Handbuch Politikbera­
tung. Falk, Svenja; Glaab, Manuela; Römmele, Andrea; Thunert, Martin; Schober; Henrik (Hrsg.)
Springer VS, 2015.
Handbuch Zivilgesellschaft. Graf Strachwitz, Rupert; Gohl,
Christopher; Schreier, Christian (Hrsg.)
Bonn: Schriftenreihe der Bundes­zentrale
für politische Bildung.
Michael Wihlenda
Curriculum Change Now! – Studentische Initiativen als Treiber
der Transformation. In: Politische Ökologie 140 *Wissenschaft
für die Große Transformation
Oekom, 2015
Jonathan Keir
„Through Christendom and Beyond: Andrei Tarkovsky and the
Global Ethic Project“, In: Andrei Tarkovsky:
Der Weg zum Klassiker, Norbert Franz (Hrsg.)
Slavistik Potsdam, 2015
Dr. Friedrich Glauner „Dilemmata der Unternehmensethik – von der Unternehmens­
Springer 2015, 237–251.
Christopher Gohl
ethik zur Unternehmenskultur.“ In: Corporate Social Respon­
sibility, Schneider, Andreas; Schmidpeter, René (Hrsg.).
32
„Zukunftsfähige Unternehmensplanung.“
Brauwelt 13/2015, 155. Jg.,
(Hans Carl), 360-362.
„Zukunftsfähige Markenführung.“
Brauwelt, 17–18/2015, 155. Jg.,
(Hans Carl), 486-488.
„Werteorientierte Unternehmensführung.“
Brauwelt, 21–22/2015, 155. Jg.,
(Hans Carl), 616-618.
„Wertewelten in der Unternehmerpraxis – Das Welt­ethosInstitut Tübingen stellt sich vor“
Online-Journal „Wissenswert“
„Werteorientierte Organisationsentwicklung.“ Erscheint In:
CSR und Organisationsentwicklung, Schmidpeter, René (Hrsg.):
Springer 2015
„Strategien der Exzellenz. Wertestrategien zu den Wettbe­
werbs­vorteilen von morgen.“ Executive-Version von „Zukunfts­fähige Geschäftsmodelle und Werte. Strategieentwicklung und
Unternehmensführung. in disruptiven Märkten“. In: CSR und
strategisches Management, Wunder, Thomas (Hrsg.).
Springer 2015
Publikationen (in Auswahl)
Das Weltethos-Institut als An-Institut der Universität
Tübingen hat sich der Forschung und Förderung der von
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Küng begründeten WeltethosWerte verpflichtet. Getragen wird diese Arbeit von der
Karl Schlecht Stiftung.
Unser Institut ist damit geprägt von der Tradition der Stiftung Weltethos – aber auch vom Anspruch der ExzellenzUniversität Tübingen, gesellschaftlich relevante und ver-
antwortliche Forschung zu betreiben sowie vom Auftrag
der Karl Schlecht Stiftung, die Werte des Weltethos für die
Zukunftsfähigkeit von Unternehmen produktiv zu machen.
Dies leisten wir unter anderem durch die dialogische Entwicklung ethischer Innovationen für Wirtschaft und Gesellschaft.
Das Weltethos-Institut bekennt sich, für alle Besucher
sichtbar, zu diesen wertvollen Wurzeln der eigenen Arbeit.
33
LEHRE
34
Zweck und Ziel der Lehre am WEIT ist es, Studierenden, die einmal selbst Entscheidungsträger
in Unternehmen, in der Wirtschaft und Gesellschaft sein werden, einen Weg zur Entwicklung
einer vom Weltethos geprägten Haltung aufzuzeigen. Sie sollen für ethische Fragen sensibilisiert und auf die ethischen Herausforderungen in ihrem späteren Beruf in einer globalisierten
Welt vorbereitet werden. Dafür gilt es ihnen zu zeigen, welche ethischen Fragen es in Gesellschaft, Wirtschaft und Unternehmen überhaupt gibt. Es werden ihnen Beispiele vorgestellt,
wie – positiv und negativ – mit solchen Fragen umgegangen wird. Außerdem konfrontieren
wir sie mit Praktikern, die von ihren täglichen Herausforderungen berichten. So wird den
Studierenden ermöglicht, eigene Standpunkte, Urteilskraft und letztlich eine eigene innere
Haltung zu den zentralen Fragen zu entwickeln. Unser Ziel ist es insbesondere, Wirtschaftswissenschaftler dazu zu ermutigen, Werte und Normen als Bedingungen wirtschaftlich nachhaltigen Erfolgs wieder zu entdecken und so Ethik und Ökonomie zu versöhnen.
35
Lehre
WEIT-Ringvorlesung zeigt: Werte und
Wirtschaft gehören zusammen
Recht, Geschichte, Religion und mehr – 14 Vorlesungen im Tübinger Kupferbau veranschau­
lichten aus unterschiedlichen Perspektiven die moralischen Dimensionen der Ökonomie.
Dem Vorurteil, dass Moral und Markt, Ethik und Erfolg nicht
zusammen passten, wollte, so Professor Dierksmeier in seinem Eröffnungsvortrag, die Ringvorlesung „Wirtschaft und
Werte“ entgegen wirken. In 14 Vorlesungen erörterten
Praktiker und Theoretiker aus verschiedenen Disziplinen,
warum Wirtschaft Werte braucht.
36
Die Reihe fand im Wintersemester 2014/15 im Rahmen des
„Studium Generale“ an der Universität Tübingen statt und
war mit Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft hochkarätig besetzt, u.a. sprachen der Chefreporter der Wirtschaftswoche Dieter Schnaas, der Aufsichtsratsvorsitzende
von Hewlett Packard Prof. J. Menno Harms, der Jurist und
ehemalige Kanzler der Universität Tübingen Prof. Dr. Dr.
Georg Sandberger sowie der Präsident der Stiftung Globale
Werte Allianz Prof. Dr. Dr. Klaus Leisinger. Zum Schluss diskutierte ein Quartett von Religionsexperten, was die Wirtschaft von Religionen lernen kann. Auf dem Podium saßen:
Prof. Dierksmeier, Dr. Stephan Schlensog und Dr. Johannes
Frühbauer, beide von der Stiftung Weltethos sowie Prof.
Mouez Khalfaoui vom Zentrum für Islamische Theologie in
Tübingen.
Lehre
Große Resonanz im Studium Generale:
„Ideen und Impulse aus dem Judentum“
Was wir vom Judentum für heutige Herausforderungen lernen können, darum ging es in
der ersten Ausgabe einer mehrjährigen Reihe „Von den Weltreligionen lernen?“ im Studium
Generale.
In der zum Wintersemester 2015/16 angelaufenen Reihe
„Von den Weltreligionen lernen?“ fragen das WeltethosInstitut an der Universität Tübingen, das Forum Scientiarum und die Stiftung Weltethos, was wir von den Weltreligionen für die Behandlung aktueller gesellschaftlicher
Probleme lernen können. Denn gerade im Zeitalter der
Globalität und im Blick auf den moralisch, sozial und ökologisch nachhaltigen Umgang mit unserer Um-, Mit- und
Nachwelt, haben die Einsichten der Weltreligionen nicht
nur Gläubigen etwas zu bieten. Auch für säkulare Lebenszusammenhänge, so betonte Prof. Dierksmeier in seinem
Eingangsreferat, lässt sich viel von religiösen Erzählungen
und den in ihnen verdichteten Intuitionen, Erfahrungen und
Spekulationen der Menschheit lernen.
Zum Auftakt der Reihe, die jährlich fortgeführt werden soll,
stehen mögliche Ideen und Innovationen aus den Traditio-
nen des Judentums zur Lösung sozialer, wirtschaftlicher
und ökologischer Fragen. Einzelne Vorlesungen fragten
beispielsweise nach der Streitkultur, der Integration von
Minderheiten, der Solidarität mit Fremden und Gästen, dem
Geschichtsverständnis oder dem Umweltschutz. Zu Gast
waren unter anderem Rabbiner Joel Berger aus Stuttgart,
der über Freiheit und Verantwortung im Judentum referierte und Prof. Michael Wolffsohn aus München, welcher
die Geschichtsschreibung aus jüdischer Perspektive erläuterte. In zwei Vorlesungen sprachen Joachim Goldberg und
Rabbinerin Elisa Klapheck aus dem Verein Torat Hakalkala in
Frankfurt über Wirtschaftsweisen des Talmuds. Aus Tübingen wirkten schon in der Planung der Judaist Prof. Matthias
Morgenstern und Dr. Martin Ulmer vom Seminar für Jüdische Studien mit.
37
Studium Generale
Wintersemester 2015/16
Von den Weltreligionen lernen?
Ideen und Innovationen aus dem Judentum
Organisation:
Organisation: Weltethos-Institut, Dr. Christopher Gohl;
Forum Scientiarum; Stiftung Weltethos
15.10.2015
Prof. Dr. Matthias Morgenstern, Universität Tübingen
Vom Judentum lernen?
22.10.2015
Rabbiner Dr. Joel Berger, Dozent an der Universität Tübingen
Freiheit und Verantwortung: Zum jüdischen Religionsverständnis
29.10.2015
Prof. Dr. Micha Brumlik, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt
Lernen für die lernende Gesellschaft: Bildung und Wissenschaft aus
Sicht des Judentums
05.11.2015
Dr. Agata Kaplon, Initiative „Jews Go Green“ des Zentralrats der Juden in Deutschland
Umweltschutz als praktiziertes Judentum?
12.11.2015
Prof. Dr. Hermann Lichtenberger, Universität Tübingen
„Auf drei Dingen steht die Welt: auf der Tora, auf dem Gottesdienst und auf
der Liebeserweisung“: Gemeinde, Gemeinschaft und Gemeinwohl in der Sicht
des Judentums
19.11.2015
Dr. Alexander Dubrau, Universität Tübingen
Wie sollen wir streiten? Gedanken zum Ethos von Diskurs und
Argumentation im rabbinischen Denken
26.11.2015
Prof. Dr. Michael Wolffsohn, Universität der Bundeswehr München
Geschichtsschreibung aus jüdischer Perspektive
03.12.2015
Dr. Martin Ulmer, Universität Tübingen
Emanzipation, Akkulturation, Integration: Historische Perspektiven des
deutschen Judentums
10.12.2015
Joachim Goldberg, Verein Torat Hakalkala, Frankfurt
Die Wirtschaftsweisen des Talmud: Zur Ethik der Finanzwirtschaft und
des Geldsystems
17.12.2015
Rabbinerin Elisa Klapheck, Verein Torat Hakalkala, Frankfurt
Die Wirtschaftsweisen des Talmud: Zur Ethik sozialen Wirtschaftens
14.01.2016
Prof. Dr. Wolfgang Oswald, Universität Tübingen
Staatsdenken im antiken Israel und seine Aufnahme in der Moderne
21.01.2016
Dr. Christopher Gohl, Weltethos Institut an der Universität Tübingen
Demokratie zwischen Athen und Jerusalem
28.01.2016
Prof. Dr. Michael Tilly, Universität Tübingen
Lebensbeginn und Lebensende aus der Sicht des Judentums
04.02.2016
Dr. Josef Girshovich
Weltbürgerschaft aus Sicht des Judentums
11.02.2016
Barbara Traub, Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs
Zukunft braucht Herkunft: Jüdische Traditionen für das 21. Jahrhundert
Diese Vorlesung ist im Rahmen des Flexibilitätsfensters anrechenbar.
jeweils Donnerstag, 18 Uhr c. t., Hörsaal 22, Kupferbau
38
Lehre
„Weltethos eint.“
Prof. h.c. Dipl. Ing. Karl Schlecht,
Vorstandsvorsitzender der Karl Schlecht Stiftung
39
Startup-Kurs: Von der Idee zum Projekt
für die Gesellschaft
Seit Wintersemester 2014/15 werden in der World Citizen School Social Entrepreneurs
ausgebildet.
Egal ob im Bereich Umwelt, Soziales, Bildung, Ernährung
oder Menschenrechte – die Realisation eines Projektes
erfordert nicht nur eine kreative Idee und Anstrengung.
Ganz oft scheitert es am praktischen Wissen bei der Um­­
setzung. Die World Citizen School hat sich als Ziel gesetzt,
Studierende bei ihren Startups zu unterstützen und ihnen
zu zeigen, wie eine Unternehmensgründung oft besser
oder einfacher funktioniert.
Der Startup-Kurs für Social Entrepreneurs ging im Wintersemester 2015/16 bereits in die dritte Runde und hat
40
zahlreichen Studierenden geholfen, Unternehmungen voranzutreiben. Dabei führen die Dozenten Johannes Brehme,
Alexander Bernhard und Michael Wihlenda die Studenten
Schritt für Schritt zur Erstellung eines eigenen Projekt­
konzepts, indem sie diese mit Strategien und Akteuren in
den Bereichen Social Entrepreneurship und Social Business
vertraut machen und ihnen zeigen, wie sie den genauen
Bedarf der Zielgruppe ermitteln, die Maßnahmen ihres
Projektes planen, die Kosten kalkulieren und eine realistische Zeitplanung erstellen. Auch wie man Geldgeber findet
oder für eine Idee wirbt, ist Inhalt des Kurses.
„Ich bin sehr dankbar für das Angebot
des Kursinhalts, denn es hat immer für neue
Gedankengänge gesorgt. Gut gefallen hat
mir der Bezug zu politischen Themen, die der­
zeit in unserer Gesellschaft eine Rolle spielen.“
Seminarteilnehmer
Ein vielseitiges Semesterprogramm: Konfu­
zianismus, Geldtheorie, Unternehmensethik
Die Beliebtheit der WEIT-Seminare steigt: Im Sommersemester 2015 besuchten
169 Studierende die Veranstaltungen.
Waren es im Wintersemester 2012/2013, dem ersten
Semester am Weltethos-Institut, noch fünf Veranstaltungen und 68 Studierende, so hat sich das fast drei Jahre später mehr als verdoppelt. Im Sommersemester 2015 besuchten 168 Studierende die zehn WEIT-Veranstaltungen.
Im Wintersemester konnten die Studierenden der Universität Tübingen zwischen neun Seminaren aus einem vielfältigen Programm auswählen. Die Seminarreihe „Geld und
Ethik“ von Prof. Claus Dierksmeier und Dr. Bernd Villhauer
beleuchtet die Theorien des Geldes – wie lässt sich Geld
beschreiben? Welche verborgenen Mechanismen stecken
dahinter? Zur Seminarauswahl neu hinzugekommen ist
der Kurs „Under the Heaven: China and the Global Ethic
Project“. WEIT-Wissenschaftler Dr. Jonathan Keir entwickelt
darin mit den Studierenden die Gemeinsamkeiten zwischen
dem Projekt Weltethos und der Bewegung des „Neu-Konfuzianismus“.
41
Lehre aktuell
„Völlig überwältigt von den Studenten“
Prof. Dr. Hans-Wolf Sievert lehrte im Sommersemester 2015 am Weltethos-Institut
„Führen und Verhandeln im interkulturellen Kontext“. Die Studierenden haben es ihm
besonders angetan.
Menschen- und Verhandlungsführung in der Wirtschaft
sind ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg. Führen
und Verhandeln unterscheiden sich jedoch von einem
Kulturkreis zum anderen. Wie man kulturelle Unterschiede
und deren Auswirkungen erkennt und versteht, das lernten
die Tübinger Studenten im WEIT-Seminar „Führen und
Verhandeln im interkulturellen Kontext“ mit Prof. Dr. HansWolf Sievert. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates der
Sievert AG und Hochschulprofessor, der an zahlreichen Universitäten weltweit Praxis- und Theorie-Kenntnisse vereint,
42
ist begeistert: „Völlig überwältigt bin ich von den Studierenden, die an meinem Kursus teilgenommen haben. In
meiner nunmehr schon über 20-jährigen Lehrtätigkeit habe
ich noch nie einen solch interessierten, engagierten aber
auch kritischen Teilnehmerkreis getroffen.“
Ausdrücklich bedankte er sich auch bei dem Stifter Karl
Schlecht, der ihm zum Engagement am WEIT geraten hatte.
Das Welt­ethos-Institut freut sich auf weitere Veranstaltungen mit Prof. Dr. Sievert.
Lehre aktuell
1. Welchen Eindruck haben Sie von der Arbeit des Instituts?
Seit dem Beginn meiner Zusammenarbeit mit dem WEIT habe ich einen
hervorragenden Eindruck von dessen Leistungsspektrum und Leistungs­
fähigkeit, aber auch vom kollegialen Miteinander der Leistungsträger gewonnen. Besonders beeindruckt hat mich immer wieder, wie schnell und unbürokratisch dort auf Anfragen und Vorschläge, aber auch auf konstruktive Kritik
reagiert wird.
Prof. Dr. Hans-Wolf
Sievert über das
Weltethos-Institut…
2. Wann und wie haben Sie das erste Mal vom WeltethosInstitut Tübingen gehört?
Das erste Mal habe ich im Jahr 2013 von dem Weltethos-Institut gehört, als
mich Herr Karl Schlecht in einem Telefonat hierauf aufmerksam gemacht hat.
Der Kontakt von Herrn Schlecht zu unserem Hause besteht schon seit mehr
als 50 Jahren. Die Sievert Baustoffgruppe gehörte mit zu den ersten Kunden
der Firma Putzmeister. Herr Schlecht hatte von meinen interkulturellen Interessen erfahren und dies zum Anlass genommen, mich auf die Aktivitäten
des Weltethos-Instituts anzusprechen. Diesen Hinweis habe ich gern aufgegriffen und vor Ort die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit abgeklärt.
Inzwischen hat sich meine Verbindung zum Weltethos-Institut zu einem
wesentlichen Bestandteil meiner akademischen Tätigkeit entwickelt.
3. Wie haben Sie die Studierenden in den Seminaren und
Vorträgen erlebt?
Die Tübinger Studierenden habe ich bisher in zwei Veranstaltungen kennen
gelernt: Zum einen bei meinem Blockseminar „Führen und Verhandeln im
interkulturellen Kontext“ im Sommersemester 2015, zum anderen in
Osnabrück, wo einige „Tübinger“ an einem von der Universität Osnabrück,
der Sievert AG und dem WEIT gemeinsam durchgeführten Führungstraining
(Synercube Leadership) im Wintersemester 2015/2016 teilgenommen
haben. Dabei habe ich die Tübinger Studentinnen und Studenten als überaus
engagiert, fleißig und diskussionsfreudig erlebt. Meine Seminarveranstaltung
im letzten Sommer war einer der Höhepunkte in meiner mehr als 20-jährigen
Lehrtätigkeit.
4. Welche Zusammenarbeit mit dem Weltethos-Institut ist
Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung meiner o. g. Lehrveranstaltung konnte nur in Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen des WEIT
gelingen. Die mir dabei zuteil gewordene Unterstützung werde ich immer
besonders in Erinnerung behalten.
5. Welche Schwerpunkte möchten Sie bei zukünftigen
Kooperationen mit dem Welt­ethos-Institut setzen?
Der Schwerpunkt meiner Zusammenarbeit mit dem Weltethos-Institut wird
auch weiterhin auf dem Gebiet des Interkulturellen Managements liegen –
dies insbesondere mit dem Blickpunkt China.
6. Welchen besonderen Wunsch haben Sie an das Institut?
Ich würde mich freuen, noch lange Zeit am WEIT tätig zu sein.
43
Lehre aktuell
„Was ich am Weltethos am meisten
mag, ist die freundliche Atmosphäre
zwischen Lehrer und Studenten.
Wir können über alles sprechen.“
Seminarteilnehmer
Lehrangebote des WEIT
WS 2015/2016
Art
Thema
Name
Ringvorlesung
Werte und Wirtschaft
Verschiedene Dozenten
Seminar
Startup-Kurs Social Entrepreneurship: Dein Projekt
für die Gesellschaft
Michael Wihlenda, Johannes Brehme
Seminar
Geld und Ethik IV
Dr. Bernd Villhauer,
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Seminar
Amartya Sen – Eine Idee der Gerechtigkeit
Florentine Hötzel,
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Seminar
Grundlagen ethischer Unternehmensführung
Dr. Friedrich Glauner
Seminar
Ethics in international relations
Dr. Christopher Gohl
Seminar
Perspectives on Global Civil Society
Dr. Christopher Gohl
Seminar
Investing for Impact
Dr. Ernst von Kimakowitz
Seminar
Competences for responsible management
Oliver Laasch
Seminar
CSR & Social Entrepeneurship
Dr. Christian Lautermann
44
Lehre aktuell
„An der Veranstaltung hat mir
der aktive Austausch, der Bezug zu
alltagsnahen Themen und individu­
ellen Ansichten und die Verknüpfung
von Theorie und Praxis gefallen.
Das hat zum Nachdenken angeregt!“
Seminarteilnehmer
SS 2015
Art
Thema
Name
Seminar
Startup-Kurs Social Entrepeneurship
Michael Wihlenda,
Johannes Brehme
Blockseminar
Einführung in die Wirtschafts- und Unternehmens­
ethik
Dr. Christian Lautermann
Blockseminar
The Other Side of the Coin: Religious Ethics and
Markets
Dr. Karl G. Jechoutek
Seminar
Einführung in den Pragmatismus: Erfolgreiches
Handeln in einer komplexen Welt?
Dr. Christopher Gohl
Seminar
Ethics in international relations
Dr. Christopher Gohl
Seminar
On the Shoulders of Giants: The Global Ethic Project
After Hans Küng and Tu Weiming
Dr. Jonathan Keir
Blockseminar
Amartya Sen – Interkulturelle Vielfalt und Weltethos
statt Schubladendenken
Florentine Hötzel,
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Seminar
Geld und Ethik I: Ökonomische und moralische
Geschichte des Geldes
Dr. Bernd Villhauer,
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Blockseminar
Führen und Verhandeln im interkulturellen Kontext –
eine Veranstaltung zum Schwerpunkt „Interkulturelle
Unternehmensethik“
Prof. Dr. Hans-Wolf Sievert
Blockseminar
Case studies in business ethics: Humanistic business
models in practice
Oliver Laasch
45
Lehre aktuell
WS 2015/2016
Art
Thema
Name
Vorlesungsreihe
Von den Weltreligionen lernen? Ideen und Innovationen aus dem Judentum
Verschiedene Dozenten
Seminar
Startup-Kurs Social Entrepeneurship
Johannes Brehme,
Alexander Bernhard,
Michael Wihlenda
Seminar
Kommunikation und Management in Non-ProfitOrganisationen
Johannes Brehme,
Michael Wihlenda
Seminar
Ethics in International Relations
Dr. Christopher Gohl
Seminar
Ethos, Exzellenz und Erfolg
Dr. Christopher Gohl
Seminar
Under the Heaven: China and the Global Ethic Project
Dr. Jonathan Keir
Kolloquium
Weltethos in der Wirtschaft
Dr. Bernd Villhauer,
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Seminar
Geld und Ethik II
Dr. Bernd Villhauer,
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Blockseminar
Einführung in die Wirtschafts- und Unternehmensethik
Dr. Christian Lautermann
Blockseminar
Normative innovation: Creating change for sustainability, responsibility, and ethics
Oliver Laasch
46
Kooperationen
Jura trifft Weltethos:
„Recht – Ethik – Wirtschaft“
Als neuen Studiengang bietet die Juristische Fakultät der Universität Tübingen in Koopera­
tion mit dem Weltethos-Institut das Zertifikatsstudium „Recht – Ethik – Wirtschaft“ an.
Im September sprachen Vertreter des Weltethos-Instituts
und der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen über
vertiefende Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Und schon
Ende des Jahres trug die Kooperation erste Früchte: Das
Fach „Recht – Ethik – Wirtschaft“ kann künftig von Studierenden ergänzend zum Jura-Grundstudium als Zusatz­
qualifikation belegt werden. Dabei sollen Juristen anhand
aktueller Fälle in einer Kombination aus Seminaren,
Kolloquien und Case Studies die Kompetenz entwickeln,
gesellschaft­liche Konflikte zu analysieren, gegenläufige
Interessen abzuwägen und ethisch sowie rechtlich zu
bewerten. Neben dem Weltethos-Institut sind auch das
Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften
(IZEW), die Evangelisch–Theologische Fakultät und die
Katholisch-Theologisch Fakultät Teil des Projekts.
Zusätzlich zum gemeinsamen Zertifikatsstudium REW
(Recht – Ethik – Wirtschaft) sind in Kooperation mit der
Juristischen Fakultät themenzentrierte Veranstaltungs­
reihen geplant.
„Ich finde es nützlich, wie das Welt­ethos-Institut
die Studenten durch das Lehran­gebot nicht nur
in Ökonomie, sondern auch in Politik und Sozial­
wissenschaft, für die ethischen Aspekte unserer
Gesellschaft sensibilisiert.“
Seminarteilnehmer
47
Kooperationen | Vorträge
Mehr Realitätssinn in der Business-Lehre
Die Heidelberger SRH Hochschule und das Weltethos-Institut planen eine mögliche
Kooperation für eine ethische Ausbildung.
Tübingen trifft Heidelberg: Geschäftsführer des WeltethosInstituts, Dr. Bernd Villhauer und Dr. Frank Stäudner vom
Institut für Weiterbildung und Personalentwicklung der
SRH Hochschule Heidelberg diskutierten am 12. Juni
Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Vielversprechend ist
der SRH-Studiengang „Management und Leadership“, in
den das WEIT ethische Fragestellungen einbringen könnte.
Auch über gemeinsame Publikumsveranstaltungen wurde
gesprochen. Die Gemeinsamkeiten sind groß – beide Institutionen streben eine Ausbildung für praktische Probleme
und ein alltagsnahes Curriculum an, das auch strategische
Kompetenzen schafft.
Die SRH Hochschule ist eine private Bildungseinrichtung, die
seit 40 Jahren besteht und aus dem Berufsförderungswerk
Heidelberg hervorgegangen ist.
Verantwortung der Unternehmer:
Zumutung oder Chance?
Dr. Christopher Gohl erläuterte beim 14. CSRWochenende der Universität Mannheim,
warum sich Gewissen und Gewinn nicht ausschließen.
Der neoklassische Kanon der Wirtschaftswissenschaften
behandelt die Werte Freiheit und Verantwortung nur
eingeschränkt. Gesellschaftliche Verantwortung wird in
erster Linie als Zumutung verstanden – zu Unrecht, wie
Dr. Christopher Gohl in seinem Vortrag „Unternehmerische
Freiheit und Verantwortung“ vor den Teilnehmern des
14. CSR-Wochenende der Universität Mannheim argumentierte. Seine Botschaft: Gewissen und Gewinn schließen
sich nicht aus. Sein Argument ergänzte er anhand von
praktischen Beispielen. Die Nachfragen zeigten, dass diese
Perspektive viele Teilnehmer faszinierte.
Wir sind froh, dass uns viele Gruppen und Institutionen partnerschaftlich unterstützen.
Von unseren zahlreichen Kooperationspartnern seien hier stellvertretend einige
genannt: Baden-Württemberg Stiftung, Initiative Zukunfts­fähige Führung, Manufaktur
für Führungskultur im Mittelstand, Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft,
Schader Stiftung, das Humanistic Management Network, Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik, Deutsch-Amerikanisches Institut Tübingen, Hochschule für Kirchenmusik,
Umweltzentrum Tübingen u.v.a.
48
Vorträge
„Summer Program“ der „International and
European Studies“: Excited – not Exhausted
Prof. Claus Dierksmeier sprach vor ausländischen Studierenden in Tübingen über ihre Rolle als
Weltbürger.
Armenien, Macao, China oder die USA – zum „Summer
Program“ der „International and European Studies“ der
Universität Tübingen kommen zahlreiche Studenten aus
aller Welt. Vor versammelter Studentenschaft hielt
Prof. Dierksmeier den Abschlussvortrag zum Thema
„Global Economy & Weltethos“. Dabei erläuterte er die
Rolle von Universitäten als Kraft für integrative Entwicklung und Völkerverständigung und betonte besonders,
dass die Universität Tübingen geistige Werkzeuge entwickle, die Studenten ermöglichten, globale Verantwortung
wahrzunehmen. Darauf aufbauend diskutierte Dierksmeier
mit den ausländischen Studierenden, wie sie sich als
„world citizens“ selbst verstehen und managen können,
um „excited, not exhausted“ auf die kosmopolitische Verantwortung ihrer Generation zu reagieren.
Tübingen Economics Forum: Für eine plura­
listische Methodenlehre in der Wirtschaft
Beim Tübingen Economics Forum erläuterte Prof. Claus Dierksmeier eine notwendige
„humanistische Wende“ in der Ökonomie-Forschung.
Beim Tübinger Economics Forum trug Prof. Dierksmeier
zum Thema „Ökonomik der Freiheit – Freiheit der Ökonomik“ vor und warb für eine „humanistische Wende“ in der
Ökonomik. Die Übernahme von ökologischer, sozialer und
moralischer Verantwortung ruhe auf der praktischen wie
theoretischen Voraussetzung von Freiheit; das seit 1800
vorherrschende „mechanistische Paradigma“ in der neoklassischen Ökonomik müsse daher überwunden werden.
Dazu bedürfe es einer Öffnung der Disziplin hin zum
Pluralismus insbesondere geisteswissenschaftlicher
Methoden. Mit Rückgriff auf vergangene Diskurse in
den Wirtschaftswissenschaften (Methodenstreit, Wert­
urteilsstreit) sowie im Hinblick auf gegenwärtige Diskus­
sionen (Chicago School Economics versus Amartya Sen)
erörterte Dierksmeier den Beitrag, den eine am Gedanken
des von Hans Küng begründeten „Projekt Weltethos“
orientierte interkulturelle Ansatz der Managementlehre
leisten könne.
Bundeswehr-Studenten lernen
Unternehmens­ethik
Dr. Friedrich Glauner gab ein Seminar zu den Themen Unternehmensethik und werte­
orientierte Führungstechniken an der Universität der Bundeswehr in München.
Auf der Grundlage der Weltethos-Werte führte der Projektmitarbeiter des Weltethos-Instituts, Dr. Friedrich Glauner,
an der Universität der Bundeswehr München vom 25.27.11.2015 ein Seminar und Praxistraining für Unternehmensethik und werteorientierte Führungstechniken durch.
Die elf Teilnehmer des Lehrgangs waren Studenten und
Studentinnen verschiedener Masterstudiengänge, die im
Anschluss an ihr Studium die Offizierslaufbahn beschreiten
werden. Der Lehrgang soll auf Wunsch der Dekanin Frau
Professor Dr. Ina Ulrike Paul auch weiterhin fester Bestandteil der Zusatzlehrgänge sein.
49
Vorträge
Vortrag in Krems:
Politische Strategie auf der Basis von Werten
Im Lehrgang „Politische Kommunikation“ der Donau-Universität Krems vermittelte
Dr. Christopher Gohl die Bedeutung von Werten für politische Strategie und Kommunikation.
Auf Einladung des renommierten österreichischen Politikwissenschaftlers Prof. Peter
Filzmaier gestaltete Dr. Christopher Gohl Anfang Dezember bereits zum vierten Mal das
zweieinhalb-tägige Modul „Kampagnenführung und Entwicklung politischer Strategien“
im Rahmen des berufsbegleitenden Lehrgangs „Politische Kommunikation“ der DonauUniversität Krems. Mit Nationalräten, Journalisten und Parteistrategen aus Österreich
und Deutschland erarbeitete Gohl ein Strategieverständnis, das auf der Basis der Grundwerte von Parteien konsistente und konsequente Kommunikation und Kampagnen
erlaubt. Besonderes Gewicht legte Gohl dabei wie stets auf die Dialogfähigkeit.
Synercube Leadership Seminar:
Führung mit Wertorientierung
Studierende des Weltethos-Instituts nahmen am ersten Synercube Leadership Seminar
der Sievert AG in Osnabrück teil.
Unter der Schirmherrschaft von Honorarprofessor
Dr. Hans-Wolf Sievert veranstaltete die Sievert AG in
Osnabrück vom 1. bis zum 5. November das erste Synercube Leadership Seminar für Studierende. Insgesamt
nahmen 26 Master-Studierende des Weltethos-Instituts
und der Universität Osnabrück teil. Thema des Seminars
war das Synercube-Führungsmodell, das neben den von
Blake/Mouton definierten zentralen Führungsdimensionen
„Leistungsorientierung“ und „Menschenorientierung“
50
noch eine dritte Dimension, nämlich die „Wertorientierung“, beinhaltet. Im Rahmen des viertägigen Seminars
wurde die dritte Dimension der Führung aufgegriffen und
die Bedeutung eines gemeinsamen Wertesystems für die
Leistungsfähigkeit des Teams und im Umgang mit Kon­
flikten vermittelt. Dr. Hans-Wolf Sievert zeigte sich von
der Veranstaltung begeistert: „Es war unglaublich, wie
engagiert sich die Studierenden mit den Inhalten ausein­
andergesetzt haben.“
Vorträge
„Gemeinsame Werte sind die Grundlage
eines jeden Zusammenlebens. Machen
wir sie bewusst, schaffen wir eine Brücke
der Integration und stärken den Zusam­
menhalt über Unterschiede hinweg.“
Eberhard Stilz, Präsident der Stiftung Weltethos
51
Großes Lob im Ministerium: „World Citizen
School“ des WEIT wird ausgezeichnet
Michael Wihlenda und die innovative Konzeption studentischer Selbstorganisation
gewannen campusWELTbewerb.
Mit jeweils bis zu 5.000 Euro sind die Preise des campusWELTbewerb – Wettbewerb für globale Nachhaltigkeit
an baden-württembergischen Hochschulen – dotiert.
Am 17. April zeichnete nun das Stuttgarter Innenministerium zehn Initiativen aus ganz Baden-Württemberg aus,
darunter unser Student Hub, der seit 2015 „World Citizen
School“ heißt. Die zahlreichen innovativen und kreativen
Projektideen würdigte Ministerialdirektor Helmfried Meinel
aus dem Umweltministerium mit einer Rede. Michael
Wihlenda stellte das Projekt vor und nahm den Preis stellvertretend für alle studentischen Initiativen entgegen. Die
Arbeit der „World Citizen School“ wurde mit der Höchstsumme unterstützt – eine schöne Anerkennung für die
wertvolle Arbeit der Studierenden.
„Wenn man eine Idee und organisa­
torische Probleme hat, ist die World
Citizen School am Weltethos-Institut
der Ansprechpartner, der dann auch
hilft und diese Probleme mit uns
gemeinsam löst.“
Seminarteilnehmer
52
Meilenstein auf dem Weg zur studentischen
Selbstverwaltung
In einem Kurs lernten Studierende, wie sie die World Citizen School selbstständig und nach
ihren Bedürfnissen organisieren.
Am 24. Juli erklärte der Unternehmer Detlef Lohmann bei
der „Klüger wirtschaften“-Veranstaltung im WEIT, wie Firmen nicht durch Kontrolle von oben, sondern durch Vertrauen und Interesse der Mitarbeiter besser werden. Auch
die World Citizen School ist von dieser revolutionären
Struktur überzeugt: Nicht nur fördert sie das selbstorganisierte und selbstbestimmte Lernen gesellschaftlich engagierter Studierender und studentischer Initiativen. Künftig
verwaltet eine ausgewählte Gruppe von Studierenden auch
das Gesamtprojekt der School – ein Meilenstein auf dem
Weg zur studentischen Selbstorganisation. Dafür hat Gründer Michael Wihlenda ein Bildungs- und berufsvorbereiten-
des Programm entwickelt, in dem Studierende das Werkzeug für die Organisation an die Hand bekommen. Im Kurs
„Kommunikation und Management in Non-Profit-Organisationen“ erarbeiten sie dafür das benötigte Wissen. Teil des
Programms ist es, den Kurs selbst zu organisieren und weiterzuentwickeln. Am Ende des zehnmonatigen Programms
entwickeln die Studierenden einen Bericht zur Entstehung
und gesellschaftlichen Wirkung der World Citizen School
und der studentischen Initiativen. Betreut werden sie dabei
unter anderem von den School-Mitentwicklern Johannes
Brehme und Alexander Bernhard.
„Das ist einfach ‘ne großartige
Chance, die die World Citizen School
uns hier bietet.“
Seminarteilnehmerin
53
Tübinger Kompetenzzentrum fördert
innovatives WEIT-Seminar
Den Kurs „Kommunikation & Management in NPOs“ organisierten Studierende für Studierende selbst – das mutige Konzept wird nun mit 2900 Euro unterstützt.
In vielen Seminaren reden Dozenten auf der einen Seite
und die Studierenden hören auf der anderen Seite zu.
Dabei ist der Lerneffekt häufig nur marginal. Beim Kurs
„Kommunikation & Management in NPOs“ ist es anders:
Hier planen, organisieren und führen die Studierenden
den Kurs samt der gewollten Inhalte selbst durch – die
Dozenten helfen als Experten am Rande. Für dieses innovative Konzept hat WEIT-Mitarbeiter Michael Wihlenda
gemeinsam mit dem World Citizen School Organisationsteam erfolgreich 2900 Euro vom Innovationsfonds der
Universität Tübingen eingeworben. Ab diesem Oktober
richtet sich das Seminar an Studierende, die Theorie und
Praxis in Non-Profit-Organisationen lernen wollen. Externe
Experten aus NPOs, der Wirtschaft und Wissenschaft
unterstützen sie dabei bei Bedarf.
Gemeinsam mit „Problempaten“, das sind studentische
Initiativen und lokale NPOs, arbeiten sie an den jeweiligen
Aufgaben aus dem Bereich PR & Öffentlichkeitsarbeit,
Projektmanagement, Berichtswesen, Fundraising und Netzwerkmanagement. Ziel ist es, in allen Kurseinheiten ein
integriertes Nachhaltigkeitsverständnis zu vermitteln und
das zivilgesellschaftliche Engagement an der Hochschule
und in der (Tübinger) Gesellschaft zu fördern.
W-School: Konzept für mehr gesellschaftliches
Engagement
WEIT-Wissenschaftler Michael Wihlenda stellte bei einer Konferenz die World Citizen School vor.
Am 22. April veranstaltete das „Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung“ in Berlin eine Konferenz zum
studentischen Engagement. Michael Wihlenda stellte als
einer der Hauptvortragenden die World Citizen School vor,
mit der das WEIT das gesellschaftliche Engagement an der
54
Universität Tübingen fördert. Die World Citizen School
Tübingen ist ein freier Lernraum und Netzwerk für gesellschaftlich engagierte Studierende und studentische Initiativen.
Erfolgreicher Pilot: Erstes
Social Innovation Camp
Am Weltethos-Institut treiben Social
Entrepreneure ihre Ideen einer besseren
Gesellschaft voran.
Eine gute Idee, mit der man die Gesellschaft ein Stück
besser macht ist das Eine. Sie umzusetzen aber das Andere.
Wie man von den Profis lernt, das erfuhren Studierende am
15. Mai beim ersten „Social Innovation Camp“ in Tübingen.
Drei Tage lang tüftelten und werkelten 15 Teilnehmer im
Weltethos-Institut an ihren Ideen und Projekten. Diese
waren bunt gemischt, jedoch stets mit dem Hintergrund,
die Gesellschaft besser zu machen: Umwelt, Korruptions­
bekämpfung, nachhaltiges Eventmanagement, Entwicklungszusammenarbeit, Bildung und interkultureller Austausch. Erfahrene Coaches und Social Entrepreneure
unterstützten die Teilnehmer von der Ideenentwicklung
über Konkretisierung bis hin zum ersten Prototypen.
Aufgrund des sehr positiven Feedbacks der TeilnehmerInnen und dem hohen Grad der Realisierbarkeit der entwickelten Ideen, haben erste Hochschulen Interesse angemeldet, einen solchen Projektkurs bei ihnen vor Ort zu
veranstalten.
„Generell entwickelt
sich wirklich richtig viel
Potenzial, wenn wir uns
hier zusammensetzen
und uns austauschen.
Ohne die World Citizen
School hätten wir das
einfach nicht.“
Seminarteilnehmer
55
Erste Menschenrechtswoche in Tübingen
Studentische Initiativen aus Tübingen veranstalteten zum ersten Mal die Menschenrechtswoche. Auch das WEIT ist Ort zahlreicher Veranstaltungen.
Menschenrechte sind allgemein und auf dem Papier
weltweit gültig – in Wahrheit werden sie jedoch oftmals
übergangen. Wie dieser Gegensatz zusammenpasst, wie
Rechte von Minderheiten gestärkt werden können, darum
drehte es sich bei der zum ersten Mal veranstalteten Menschenrechtswoche mehrerer studentischer Initiativen der
Universität Tübingen. Vom 22.–27. Juni fanden im Welt­
ethos-Institut und anderswo Diskussionen, Workshops
oder Kulturveranstaltungen statt, wie etwa die Veranstal-
tung zu Rechten in Nord-Korea und China, zu Flüchtlingen
in der EU, dem Informations-Workshop zur UN-Charta
oder dem Konzert im Tübinger Café Haag. Ein Highlight
war die Podiumsdiskussion im WEIT „Wer ist für die Ein­
haltung von Menschenrechten verantwortlich?“ mit dem
Tübinger Juristen Prof. Dr. Jochen von Bernstorff und
dem Daimler-CSR-Manager Dr. Wolfram Heger. Moderiert
wurde die Veranstaltung vom WEIT-Wissenschaftler
Dr. Christopher Gohl.
„Was immer toll ist,
dass wir die World
Citizen School am
Weltethos-Institut als
Plattform für unsere
Veranstaltungen
nutzen können.“
Feedback zur W-School
Nie mehr Müll
Die Initiative „Cradle to Cradle“ zeigte im Weltethos-Institut die Dokumentation „Nie wieder
Müll“ und diskutierte über eine Kreislaufwirtschaft an der Universität Tübingen.
Der Name der Tübinger Initiative „Cradle to Cradle“ bedeutet „von der Wiege zur Wiege“ und engagiert sich gegen
die Wegwerfkultur im Alltag und in der Wirtschaft.
Wie man mit Ressourcen nachhaltig umgeht und was nötig
ist, um die Kreislaufwirtschaft an der Uni Tübingen zu
verwirklichen, darum drehte es sich am 21. Januar im Welt­
ethos-Institut. 150 Besucher kamen zu Filmabend und Dis-
56
kussion der bundesweiten Initiative von „Cradle to Cradle“,
die in Tübingen Teil der World Citizen School-Initiativen ist.
Die Studenten zeigten die WDR-Dokumentation „Nie mehr
Müll – leben ohne Abfall“. Die Veranstalter dankten dem
WEIT, dem „Innovationsfond Nachhaltige Entwicklung“
und der Umweltkoordinatorin der Universität Tübingen,
Hedwig Ogrzewalla.
„Mach Schule“: Arbeitsgemeinschaften
für autonomes Lernen an Schulen
Der Verein „Mach Schule“ möchte die AGs an Schulen stärken. Im Weltethos-Institut
sprachen Lehrer, AG-Leiter und Studenten über neue Konzepte.
Für viele Schüler bedeutet Schule Frontalunterricht und
Warten auf die große Pause. Der Tübinger Verein und World
Citizen School-Mitglied „Mach Schule“ möchte das ändern
und entwickelt zusammen mit Lehrern, Organisatoren,
Schülern und Studenten neue AG-Konzepte, damit Schüler
eigenverantwortlich lernen können. In der zweiten Info­
veranstaltung am 21. Januar im Tübinger WeltethosInstitut informierte der Verein über die Möglichkeiten,
sich an Schulen und in Arbeitsgemeinschaften zu engagieren. Im Anschluss tauschten sich AG-Leiter, Interessierte
und Mach Schule-Organisatoren über die neuen Vorschläge
aus. Der Konzeptionsworkshop fand für zukünftige AGs
am 3. Februar im Weltethos-Institut statt.
Die Vermessung der Welt – aber richtig
Im WEIT diskutierten Experten während der Tübinger „Nacht der Nachhaltigkeit“, wie man
Wirtschaftsentwicklung zum Wohle aller messen kann.
Die Tübinger „Nacht der Nachhaltigkeit“ ist trotz ihrer jungen Geschichte seit dem Jahr 2013 schon eine Institution.
Auch dieses Mal boten am 8. Mai die Veranstaltungen allerlei Wissenswertes im Rahmen des Projektes für eine nachhaltigere und lebenswertere Welt. Das Weltethos-Institut
durfte bei dem Reigen natürlich nicht fehlen: Dr. Christopher
Gohl eröffnete die Nacht und hielt auf Einladung der Veranstalter eine Rede zur weltethischen Verantwortung für
nach­haltige Entwicklung. Die studentische Initiative oikos
lud zur Diskussion ein und fragte, wie man eine soziale und
ethisch sensible Wirtschaftsentwicklung messen soll. Die
Experten auf dem Podium antworteten. Das waren: Angelika
Stahl, Vermögensberaterin bei der GLS, Paola Rapp, Koordinatorin der Gemeinwohlökonomie-Regionalgruppe Tübingen
und der Heidelberger Ökonom Hans Diefenbacher, Leiter
des Arbeitsbereichs „Frieden und nachhaltige Entwicklung“.
Moderiert wurde die Veranstaltung von oikos-Mitglied
Adrian v. Jagow. Über 170 Zuschauer verfolgten die Diskussion und griffen auch selbst ein. Das Interesse erstreckte
sich auch auf die Organisation Desierto Florido, die im selben
Raum für soziale Projekte in Lateinamerika warb.
57
Social Entrepreneurs:
Wie Cola die Wirtschaft verändert
Unternehmensgründer Uwe Lübbermann zeigte in der World Citizen School, dass Profite,
Moral und Innovation in der Wirtschaft zusammen gehen.
Social Entrepreneurs gründen Unternehmen, die fern von
reiner Profitmaximierung und nah am Menschen sind.
Wie ein solches Unternehmen funktioniert und Geld
verdient, zeigte Premium-Cola-Gründer Uwe Lübbermann
am 15. Januar im Tübinger Weltethos-Institut auf Einladung der World Citizen School. Vor 40 Besuchern sprach
Lübbermann über basisdemokratische Entscheidungen in
seiner Firma und erklärte, warum Premium keine Gewinne
anstrebt und Einnahmen und Ausgaben sofort verrechnet:
So könne „niemand mehr Geld bekommen indem er die
Ausgaben für jemand anderen kürzt“. Das funktioniert:
Vor einigen Jahren hat das Hamburger Unternehmen den
Preis ihrer Cola für Kunden sogar mehrmals gesenkt.
„Greening the University“:
Kleider tauschen statt neue kaufen
Es muss nicht gleich neu sein – die Studenteninitiative „Greening the University“ veranstaltete
eine Kleidertauschbörse im Weltethos-Institut.
Bei der Kleidertauschbörse des Studierendenvereines und
W-School-Mitglieds „Greening the University“ konnten
Studierende und Interessierte am 22. Januar im WeltethosInstitut neue Klamotten probieren, tauschen und ihr neues
Lieblingsteil finden. Viele Studierende verließen teils mit
komplett neuem Look und guter Laune das Institut. Die
übrig gebliebenen Kleider spendeten die Veranstalter an
die Kleiderausgabe des DRK in Derendingen. „Greening the
University“ freute sich über den Erfolg der Aktion und
möchte die Kleidertauschbörse wiederholen.
58
Zusatzveranstaltung „Fundraising“
Die World Citizen School begrüßte Frau Dr. Mönnich-Lux zum Inputvortrag zum Thema
„Fundraising“.
Aufgrund der großen Nachfrage nach Wissen um das
Thema „Fundraising“ lud die World Citizen School Frau
Dr. Mönnich-Lux, die stellvertretende Leiterin der Hochschulkommunikation und Fundraising-Beauftragte der
Universität Tübingen, für einen Inputvortrag am 25.
November im Weltethos-Institut ein. 18 TeilnehmerInnen
u.a. von den Initiativen GMP, der UN HSG, oikos, ACI oder
muslimischen Hochschulgruppe sowie einem Social Business kamen auf ihre Kosten. Fr. Dr. Mönnich-Lux vermittelte
Grundlagenwissen und gab wichtige Tipps, z.B., dass es
wichtig ist, dass man nach einzelnen Ansprechpartnern in
der Organisation sucht und „Menschen“ anschreibt, denn
hinter jeder Organisation stecken Menschen. Es ist wichtig,
sich „konsequent in den Geldgeber hineinzuversetzen und
z.B. gemäß dem AIDA-Prinzip bereits im ersten Satz des
Gesuchs Aufmerksamkeit zu generieren und zu versuchen
im Anschreiben Interesse sowie Wünsche zu wecken.
Darüber hinaus ist es zentral, dass man sein Konzept und
Projektvorhaben vorab verschriftlicht, die Projektziele
verständlich formuliert und zudem auch die eigene Orga­
nisation mit ihrer Zielsetzung vorstellt, um so Vertrauen zu
wecken.“ Besonders freuen wir uns über das Angebot von
Frau Mönnich-Lux, allen Studierenden und ihren Initiativen
Feedback auf ihre schriftlichen Fundraising-Gesuche zu
geben.
„Also es ist einfach mega-cool,
dass wir als Initiative hier viele
andere Initiativen kennenlernen
und dadurch wissen welche
anderen Studierenden sich in
Tübingen sozial engagieren.“
59
Engagement
ENGAGEMENT
60
Engagement
Zweck der Arbeit des WEIT ist es, von der Wirtschaft und für die Wirtschaft zu lernen.
Mit unseren vielfältigen Initiativen zum Praxistransfer fördern wir weltethisch motivierte
Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft. Unternehmensbesuche, Veranstaltungen
mit Firmen und Unternehmerpersönlichkeiten, Events für eine breitere Öffentlichkeit wie
„Klüger wirtschaften“ und Podiumsdiskussionen verbreiten unsere Botschaften, geben uns
aber auch die Möglichkeit, immer wieder den „Realitätsabgleich“ zu machen und unsere
Agenda weiterzuentwickeln. Weltethos praktisch – das ist ein Lern- und Lehrprozess, der
viel Engagement erfordert
61
Engagement
Klüger wirtschaften: Das „kritische Quartett“
lockt wieder zahlreiche Zuschauer an
Im Jahr 2015 konnte das Weltethos-Institut in seiner Reihe „Klüger wirtschaften“ zum
sechsten und siebten Mal prominente Gäste begrüßen: Am 16. Januar diskutierten Ökonom
Prof. Karl-Heinz Brodbeck und Soziologe Prof. Joseph Huber, am 24. Juli waren Prof. Katharina
Hölzle und Detlef Lohmann zu Besuch.
„Steckt unser Geld in der Krise?“ war das Thema der sechsten WEIT-Veranstaltung der Reihe „Klüger wirtschaften“,
die großen Anklang fand: 180 Gäste kamen in das ausverkaufte Foyer des Instituts. Weitere 100 verfolgten die
Diskussion live auf der Leinwand im Kino Arsenal. „Wer hat
die Macht über das Geld?“, fragte der Moderator und WEITWissenschaftler Dr. Christopher Gohl das „Kritische Quartett“. Dieses bestand wie stets aus Prof. Claus Dierksmeier
und WEIT-Geschäftsführer Dr. Bernd Villhauer, sowie den
beiden Gästen an diesem Abend, Ökonom Prof. Karl-Heinz
Brodbeck und Soziologe Prof. Joseph Huber. Dessen Buch
„Monetäre Modernisierung – Zur Zukunft der Geldordnung:
Vollgeld und Monetative“ bildete den Ausgangspunkt der
Diskussion.
Huber kritisiert darin die Funktionsweise des heutigen
Geldsystems, das er durch das Konzept des „Vollgeldes“
ersetzen möchte. Die Vorteile einer Reform sind für den
emeritierten Wissenschaftler klar: Die Politik und die
Öffentlichkeit wäre durch die Vollgeld-Reform in der Lage,
über die Menge des Geldes zu bestimmen. Finanzkrisen
und Konjunkturschwankungen gehörten damit der Vergangenheit an. Der Philosoph und Ökonom Prof. Karl-Heinz
Brodbeck stimmte in Hubers Kritik am heutigen Geldsys-
62
tem überein. Auch er ist der Meinung, dass Banken auf
lange Sicht die Wirtschaft instabil machen, indem sie durch
Giralgeld Geld aus dem Nichts schöpften. Ob das „Vollgeld“
jedoch die Finanzprobleme löse, sei Brodbeck zufolge zweifelhaft. Auch das Publikum beteiligte sich an der lebhaften
Diskussion und machte seinen Unmut über das heutige
Bankensystem deutlich. Besonders die undurchsichtigen
Investmentstrukturen vieler Geschäftsbanken verstimmten
die Zuschauer.
In der siebten Ausgabe der Reihe mit dem Thema „Wertschätzung und Wertschöpfung – Erfolg ohne Hierarchie?“
diskutierte Unternehmer Detlef Lohmann mit der Ökonomin Prof. Katharina Hölzle über Firmenstrukturen und
Entwicklungsstrategien. Ausgangspunkt der Diskussion
war Detlef Lohmanns innovatives Geschäftsmodell beim
südbadischen Unternehmen „allsafe Jungfalk“. Dort entscheidet nicht der Chef, sondern die Mitarbeiter darüber,
ob neue Ersatzteile für Maschinen gebraucht werden, wie
die Arbeit verteilt wird oder wann Pause ist. Lohmann hält
sich aus dem operativen Geschäft raus. Das Unternehmen
für Sicherungssysteme ist trotzdem erfolgreich – oder
gerade deshalb.
Engagement
„Wenn Detlef Lohmanns Unternehmen so ist, wie er es
beschreibt, dann ist es für Arbeitnehmer das Paradies“,
entgegnete Prof. Hölzle.
Dass das Konzept auf andere Firmen übertragbar sei, sehe
sie aber kritisch. Zum einen sei Lohmanns Unternehmen
ein mittelständischer Betrieb in einem Nischenmarkt, der
sich mit großen Konzernen nicht vergleichen lasse. Zum
anderen seien Prof. Hölzle zufolge nicht alle Arbeitnehmer
gewillt, sich selbst zu motivieren. „Solange wir unsere
Kinder, Schüler und Studenten nicht dazu erziehen, mehr
Verantwortung zu übernehmen, wird ein solches System
scheitern“, sagte die Innovationsforscherin. Über die Rolle
der Unternehmer als Innovatoren, waren sich auch die
Zuschauer in der anschließenden Debatte uneins. Firmenchef Lohmann sieht für sich die Sache klar: „Auch wenn
ich nicht die gesamte Gesellschaft verändern kann, so versuche ich doch meinen kleinen Teil beizutragen.“
63
„Die Würde des Menschen anzuerkennen,
unabhängig von seiner Hautfarbe, seinem
Geschlecht oder seiner gesellschaftlichen
Stellung – das ist ein Basiswert, der allen wirt­
schaftsethischen Überlegungen vorausgeht
und damit die Grundlage unserer Arbeit hier.“
Dr. Bernd Villhauer, Geschäftsführer des Weltethos-Instituts
64
Engagement
Profite mit Prinzipien: Zeit für den Austausch
über die Rolle von Werten
Bei dem vom WEIT initiierten Forum für Unternehmerinnen und Unternehmer mit dem Ziel,
verantwortliches und ethisch motiviertes Handeln in der Wirtschaft zu fördern, waren 2015
Heinz Dürr und Ulrich Dietz zu Gast.
Eine einmalige Chance bot sich Mittelständlern und Jung­
unternehmern am 19. März. Der bekannte Manager
Dr.-Ing. e.h. Heinz Dürr, früherer Aufsichtsratsvorsitzender
der AEG sowie der Deutschen Bahn, stellt am WEIT im
Gespräch seine Erfahrungen in der Wirtschaft zur Diskussion. Mit viel Humor und durchaus selbstkritisch blickte
Dürr auf einen langen und erfolgreichen Weg in den Chefetagen der „Deutschland AG“ zurück. Dabei wurde deutlich,
wie eng wirtschaftliche Vernunft und gesellschaftliche Verantwortung zusammenhängen. Besonders die anwesenden
Startup-Gründer konnten viel von diesem Austausch mit
einer profilierten Unternehmerpersönlichkeit profitieren.
Im Dezember fand dann die Veranstaltungsreihe erstmals
mit Kooperationspartner Prof. Menno Harms von der Initia-
65
Engagement
tive Zukunftsfähige Führung (izf) statt. Ehrengast war der
Gründer und CEO der weltweit tätigen GFT Technologies SE
Stuttgart, Ulrich Dietz, der der Öffentlichkeit auch als Vizepräsident des Bundesverbands Informationswirtschaft,
Telekommunikation und Neue Medien e.V. (BITKOM)
bekannt ist.
Im Gespräch mit Dr. Christopher Gohl gewährte Dietz
zunächst Einblicke in sein Verständnis wertorientierter Führung, zu deren wichtigsten Prinzipien die Goldene Regel der
Gegenseitigkeit gehört. In anschließenden Gesprächen aller
Teilnehmer stand besonders der interkulturell angemessene Umgang mit Korruption im Fokus. Dietz stand hier für
die Position: Absolut keine Toleranz der Korruption, die eine
ansteckende Krankheit ist.
66
Engagement
67
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
Erich Fromm Institut eröffnet
Die intellektuelle Nachbarschaft in der Tübinger Grabenstraße wächst. Am 30. Januar wurde das neue Erich Fromm
Institut Tübingen feierlich eröffnet. 150 Interessierte nahmen an der Eröffnung in den Räumen des benachbarten
Weltethos-Instituts teil. Das Denken des Sozialphilosophen
habe ihn dazu angeregt, sagte der Stifter des WEIT und
nun auch des Erich Fromm Instituts, Prof. Karl Schlecht,
„Konzentration, Vertrauen und Hingabe zu üben“. Die
Karl-Schlecht Stiftung fördert auch Erhalt und Dokumen­
tation des Frommschen Nachlasses. WEIT-Geschäftsführer
Dr. Bernd Villhauer warnte mit Fromm davor, menschliche
Beziehungen alleine als Nutzenbeziehungen zu sehen.
Musikalisch wurde die Feier von Jochen Brusch (Violine) und
Alexander Reitenbach (Klavier) gestaltet.
Jazz als Dialog: Widerstand mit Musik
Der DDR-Jazz war Freiraum und Rückzugsort für viele, die in
der offiziellen Kultur nicht geduldet wurden. Günter „Baby“
Sommer, heute Professor für Jazz an der Dresdener Hochschule für Musik, spielte damals Free Jazz als Schlagzeuger
im „Zentralquartett“, der berühmtesten Jazz-Combo der
DDR. Auf der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Tübinger Jazz-Festivals am 3. Mai sprachen Sommer, Stephan
Kettner von attac und der Tübinger Historiker Ewald Frie
mit Moderator und WEIT-Wissenschaftler Dr. Christopher
Gohl über Musik als Metapher und Motor gesellschaftlicher
Emanzipation. Als eine „spannende, kurzweilige Podiumsdiskussion“ betitelte das Tagblatt das Gespräch.
Wirtschaft aus unterschiedlichen Perspektiven
Können die Wirtschaftswissenschaften in ihrer heutigen
Form auf drängende Gesellschaftsfragen antworten? Viele
VWL – und BWL-Studenten bezweifeln das und gründeten
die Gruppe „rethinking economics“. Auf Einladung der
Initiative, die Teil einer weltweiten Bewegung ist, erörterten am 5. Mai auf einer Podiumsdiskussion Philosophen
und Ökonomen darüber, wie die Ökonomielehre in Zukunft
aussehen sollte, damit sie gesellschaftliche Probleme
68
besser lösen kann. Moderiert von WEIT-Wissenschaftler
Dr. Christopher Gohl, debattierten Prof. Frank Beckenbach
von der Universität Kassel, Prof. Gernot Müller von der
Universität Tübingen und Dr. Jakob Kapeller von der Uni­
versität Linz vor vollen Rängen im Tübinger Kupferbau
über den Zweck der Ökonomieausbildung und den Sinn
bestimmter Grundpfeiler in der klassischen Wirtschafts­
theorie wie Knappheit und Komplexität.
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
Netzwerk Antidiskriminierung
„Sie sind am richtigen Ort!“, so begrüßte WEIT-Geschäftsführer Villhauer die ca. 40 Besucherinnen und Besucher, die
an der Veranstaltung „Diskriminierung (be)trifft uns alle?!“
des Netzwerks Antidiskriminierung Reutlingen/Tübingen
am 14. Oktober in den Räumen des WEIT teilnahmen. Weiter sagte er: „Die Würde des Menschen anzuerkennen,
unabhängig von seiner Hautfarbe, seinem Geschlecht oder
seiner gesellschaftlichen Stellung – das ist ein Basiswert,
der allen wirtschaftsethischen Überlegungen vorausgeht –
und damit eine Grundlage unserer Arbeit hier.“ Das Podium
war mit einschlägigen Expertinnen und Experten besetzt:
Prof. Claus Melter (Hochschule Esslingen), Saideh SaadatLendle (LesMigraS Berlin) und Borghild Strähle (Netzwerk
Antidiskriminierung e.V. – Region Reutlingen/Tübingen)
diskutierten über wirksame Strategien gegen Ausgrenzung
sowie Erfahrungen aus der Antidiskriminierungsarbeit.
impulse: hautnah – „Freiheit als globaler Leitwert“
„Freiheit und Weltethos sind zwei Seiten einer Medaille“ –
diese These diskutierte Prof. Dr. Claus Dierksmeier am 19.
Mai mit dem Vorsitzenden der Friedrich Naumann Stiftung
für die Freiheit, Dr. Wolfgang Gerhardt, am Weltethos-Institut. Gastgeber des Abends war die Friedrich Naumann Stiftung mit ihrer Veranstaltungsreihe „impulse: hautnah“, die
an diesem Abend ins Weltethos-Institut einlud, um über
Freiheit, Verantwortung und Chancen von Weltbürgern
nachzudenken.
Prof. Dierksmeier eröffnete den Abend mit einem Impuls
zum Thema „Freiheit als globaler Leitwert – Lebenschancen
als Verpflichtung“, anschließend sprach Dr. Wolfgang
Gerhardt zum Thema „Freiheit ermöglicht Chancen – weltweit“. Mit Beteiligung zahlreicher Gäste entwickelte sich
unter der Leitung von Moderator Dr. Christopher Gohl eine
lebendige, aber auch nachdenkliche Diskussion über mora­
lische, rechtliche und wirtschaftliche Fundamente einer
internationalen Freiheitsordnung.
Menschenrechte und Islamisches Recht –
ein Widerspruch?
Von 9. bis 10. Oktober fand die „International Conference:
The Reform of Islamic Law. Approaches, Challenges and
Methods“ in der Neuen Aula der Eberhard-Karls-Universität
statt. Im Zuge dieser Veranstaltung organisierte das
Welt­ethos-Institut gemeinsam mit dem Zentrum für
Islamische Theologie in Tübingen und dem Lehrstuhl für
Islamisches Recht der Eberhard Karls Universität den Vortrag „Islam and Human Rights – Reframing the Question
on Both Sides of the Issue“ von Prof. Dr. Abdullahi
An-Na`im. Der Professor der Emory University erörterte
die in der Öffentlichkeit diskutierte Unvereinbarkeit von
Islamischem Recht und Menschenrechten. Persönliche
Erfahrungen im Sudan und in den USA ermöglichten es
An-Na’im, sowohl über den muslimischen als auch den
christlichen Kontext zu sprechen und so beide Rechts­
systeme zusammenzuführen.
69
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
World Interfaith Harmony:
Interreligiöser Dialog im WEIT
In Tübingen begingen Besucher erstmals die „World Interfaith Harmony Week“, einer 2010
errichteten interreligiösen Dialog-Woche der Vereinten Nationen.
Passend zum neuen Lernprogramm des Weltethos-Instituts, jedes Jahr eine Weltreligion zum Forschungsschwerpunkt zu machen, diskutierten am 2. Februar fast 50 Gläubige, darunter Muslime, Juden, Sikhs, Christen, Baha’i und
Buddhisten im Tübinger Weltethos-Institut die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Religionen im Rahmen
der „World Interfaith Harmony Week“. Diese wurde 2010
von der UN initiiert und erfreut sich seither immer größerer
Popularität; nun fand sie auch in Tübingen statt. Eingeladen zur Veranstaltung hatte die Stiftung Weltethos unter
Federführung von Dr. Günther Gebhardt, Leiter für Interreligiösen Dialog. An religiös gemischten Tischen diskutierten
die Teilnehmer Alltagsprobleme, aber auch die Verbrechen
von fundamentalistischen Fanatikern und wünschten sich
den Dialog fortzuführen. „Angesichts des Lärms der Extremisten in allen Religionen will die Stiftung Weltethos der
riesigen Mehrheit der stillen dialogfreudigen Menschen in
den Religionen eine Stimme verleihen“, sagte Dr. Gebhardt
in seinem Schlusswort.
Martin Armstrong: „Staatsschulden – ein
gigantisches Schneeballsystem?“
Das WEIT begleitete die Premiere der Dokumentation „The Forecaster“ über den berühmten
Finanzmarktanalysten.
Auch Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise bergen die
globalen Finanzmärkte immer noch Gefahren für Wirtschaft und Gesellschaft. Im Rahmen der Premiere des Dokumentarfilms „The Forecaster“ veranstaltete das WeltethosInstitut Diskussionen über die Probleme der Geldsysteme
und wie man diese stabilisieren könnte. Neben einem
Pressegespräch mit dem Tübinger Regisseur Marcus Vetter und dem Protagonisten seines Films „The Forecaster“,
Martin Armstrong, wurde am 8. Mai eine „Solution Conference“ für Interessierte angeboten. Den Höhepunkt
des Tages stellte eine Podiumsdiskussion mit Armstrong
selbst, dem Börsenexperten Prof. Max Otte, dem Chefreporter der „WirtschaftsWoche“ Dieter Schnaas und dem
WEIT-Direktor Claus Dierksmeier dar. Überschrieben war
70
die Veranstaltung im Tübinger Kino Museum mit der Frage:
„Staatsschulden – ein gigantisches Schneeballsystem?“.
Mit der wissenschaftlichen Kommentierung der Filmpremiere bestätigte das WEIT seine Rolle als Treiber
von Veränderungen im Finanzsystem und Diskussionsforum für finanz- und geldethische Fragen.
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
TEDx Tübingen feiert Premiere im WEIT
Das Format ist in aller Welt bekannt: Ein Mikrofon, 18 Minuten Redezeit und „eine Idee,
die es wert ist, geteilt zu werden“. TED-Talks inspirieren und begeistern Menschen auf der
ganzen Welt – am 18. Juni feierten sie Premiere in Tübingen am Weltethos-Institut.
Die TED-Idee sei wie die Weltethos-Idee eine gute Idee mit
globalem Anspruch, freute sich Dr. Christopher Gohl in seinem Grußwort als Gastgeber: „Gute Ideen sind stets praktische Ideen, die einen Unterschied für eine bessere Welt
machen. Darum geht es TED, und darum geht es uns am
Weltethos-Institut!“ TEDx-Konferenzen seien Kinder einer
guten, humanen Digitalisierung und Globalisierung. Sie seien
aber auch die Kundschafter einer besseren Welt für alle.
Die fünf Vorträge von Dr. Birgit Scheel, Sebastian Schreiber,
Christian Riethmüller, Rebecca Baur und Theo Eißler waren
vielfältig und lehrreich – „großes Kino“, wie Moderator
Peter Fluhrer feststellte. Sie reichten von der revolutionären Impfstrategie der Tübinger CureVac GmbH über
Speed-Hacking, beeindruckende Kundenorientierung im
Buchhandel bis zur Frage nach der Leistungsgrenze der
menschlichen Stimme und dem Paradigma der „Sinn­
wirtschaft“. Die etwa 200 Teilnehmer in den Räumen des
Instituts und nebenan im Kino Arsenal waren zufrieden und
freuen sich auf eine baldige Wiederholung.
71
„Hegel hat den Weltgeist nach Tübingen
gebracht. Dierksmeier und Team tragen das
Weltethos des Hans Küng in die Welt. Beides
ist großartig für unsere kleine große Stadt.
Und vielleicht auch für die Welt.“
Boris Palmer, Tübinger Oberbürgermeister
72
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
Baden-Badener Unternehmergespräche:
Weltethos als Business Case
Prof. Claus Dierksmeier referierte über „Ethik & Erfolg“ bei den 137. Baden-Badener
Unternehmergesprächen.
Ein umfassendes Diskussionsangebot machte das WEIT den
Teilnehmerinnen und Teilnehmern der 137. Baden-Badener
Unternehmergesprächen im September 2015. Nachdem
Prof. Claus Dierksmeier beim „Trainingscamp für Top-Manager“ (FAZ) zum Thema „Ethik & Erfolg in der Unternehmensführung“ referierte, boten Dr. Christopher Gohl und
Dr. Friedrich Glauner sowie unsere Partner bei der Entwicklung unseres Executive Education Programms „Ethics First“,
Dr. Raban Daniel Fuhrmann, Klaus Schuler von Tripl3Leader
sowie Dr. Ernst von Kimakowitz vom Humanistic Management Center, Arbeitsgruppen zur Vertiefung der Diskussion
an.
Dabei konnten allgemeine Ansätze für den Alltag der
Führungskräfte konkretisiert werden. Die Gespräche mit
den Teilnehmern wurden auch beim gemeinsamen Abendessen noch fortgesetzt.
Ihr Vortrag war wieder ganz fulminant und hat die Leute
wirklich gepackt. Jetzt erst einmal ganz herzlichen Dank
an Sie und die Kollegen für diesen starken „Einwurf“ bei
uns … Die Botschaft ist perfekt angekommen, und auch,
dass man es hier mit no-nonsense-Leuten zu tun hat.
Chapeau!
Frank Trümper, Baden-Badener Unternehmergespräche
73
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
Weltbürgerliche Verantwortung
Beim wissenschaftlichen Symposium der Stiftung Weltethos diskutierte Prof. Dierksmeier mit
hochrangigen Gästen über Verantwortung, Pflicht und Freiheit.
Im Rahmen der Weltethos-Wochen der Stiftung Weltethos
fand am 14. November im Weltethos-Institut ein wissenschaftliches Symposium zum Thema „Weltbürgerliche Verantwortung“ statt. Nach der Begrüßung vom Präsidenten
der Stiftung Weltethos, Eberhard Stilz, wurden in vier Vorträgen die Themen Verantwortung und Freiheit aus einer
jeweils anderen Perspektive erläutert und anschließend im
Plenum diskutiert. Die Redner waren neben WEIT-Direktor
Prof. Claus Dierksmeier, Prof. Dr. Maria-Sibylla Lotter von der
Universität Bochum, Dr. Cornelia Ulbert vom Institut für Entwicklung und Frieden in Duisburg sowie Dr. Felix Heidenreich
von der Universität Stuttgart.
Feierlicher Abschluss
der Welt­ethosWochen 2015
Mit einem Festakt im Kupferbau und einer
leidenschaftlichen Rede von Journalist
Heribert Prantl endet die Jubiläumsveranstaltungsreihe der Stiftung Weltethos.
In dem Saal, in dem vor 20 Jahren die Gründung der Stiftung
Weltethos gefeiert wurde, sollten auch die Jubiläumsfeierlichkeiten zu ihrem Höhepunkt kommen. Am 2. Dezember
lud die Stiftung Weltethos zum Festakt mit einem Festvortrag vom Journalisten der Süddeutschen Zeitung, Heribert
Prantl, ein und zahlreiche Interessierte folgten der Einladung.
Auch WEIT-Geschäftsführer Bernd Villhauer, Dr. Christopher
Gohl und weitere Mitarbeiter des Weltethos-Instituts nahmen am Festakt teil.
Besonders herzlich begrüßten Generalsekretär Stephan
Schlensog und Stiftungspräsident Eberhard Stilz Hans Küng,
74
der vor 20 Jahren die Stiftung gründete und ohne den die
Weltethos-Arbeit gar nicht stattfinden würde. Auch das
nachhaltige Engagement des Stifters Karl Schlecht wurde
gewürdigt. In der Rede „Einigkeit, Respekt und Freiheit.
Bürgertugenden in einem Integrationsland“ lobte Heribert
Prantl die Arbeit der Stiftung Weltethos und bezeichnete
sie als „Lernort für Zivilcourage und Toleranz“.
Auch beschrieb er die Herausforderungen, vor denen die
Stiftung in den Zeiten der Flüchtlingskrise stehe und mit
Aussagen wie, dass Europa im Geiz ersticke, wenn es
die Flüchtlinge nicht aufnehme, bekam er Beifall vom Publikum.
Das Weltethos-Institut öffnet die Türen
„Eine sinnlich er­leb­
bare Komponente
des Dialogs“
Vor dem Weltethos-Institut entstand ein
Kunstprojekt, das an die friedvolle Begegnung zwischen den Kulturen appelliert.
„Das Symbol des Engels der Kulturen passt zu Weltethos,
weil auch die Weltethos-Idee die Kulturen und Religionen
in Kontakt bringen will und dabei deren Gemeinsamkeiten
hervorhebt“, sagte Dr. Günther Gebhard von der Stiftung
Welt­ethos bei der Begrüßung der etwa 40 Interessierten
am 1. Oktober während der Kunstaktion „Engel der
Kulturen“ vor dem Weltethos-Institut. Die Künstler
Carmen Dietrich und ihr Partner Gregor Merten ließen eine
Metallplatte mit den Symbolen der drei abrahamitischen
Religionen in den Boden ein – der Sandabdruck eines
Engels entstand. „Unser Kunstprojekt ‚Engel der Kulturen‘
befördert durch Aktionen im öffentlichen Raum die inter-
kulturelle/interreligiöse Begegnung und erweitert den von
verschiedenen Gruppen der Gesellschaft geführten Dialog
um eine sinnlich erlebbare Komponente“, beschreiben die
Künstler den Wert des Projektes. In 80 Städten Europas
hatten sie die Aktion veranstaltet, bevor sie sich auch
in Tübingen für ein friedliches Miteinander einsetzten.
75
Offen für Kooperationen
Erfolgsfaktor Ethik: Unser EE-Programm Ethics First
Zusammen mit erfahrenen Partnern hat das WEIT ein weltethisches Executive Education
Programm entwickelt.
Seit Gründung 2012 präzisiert das WEIT, was Weltethos für die
Wirtschaft heißt. Jetzt haben wir zusammen mit erfahrenen
Partnern ein Angebot für den Bereich Executive Education erarbeitet und dem Kind einen Namen gegeben: Ethics First. Zusammen mit dem Humanistic Management Center aus Sankt Gallen,
vertreten durch Dr. Ernst von Kimakowitz, in der Entwicklung
geführt durch Dr. Raban Daniel Fuhrmann und unterstützt von
Klaus Schuler von Tripl3Leader, wurde das Trainingsprogramm
„Empowering Responsible Leaders“ auf Führungskräfte zugeschnitten, die gleichermaßen finanziell wie ethisch nachhaltige
Geschäftsentscheidungen treffen müssen.
Mit der Welt wachsen Märkte zusammen. Sie werden bunter,
komplexer, transparenter und schneller. Wer morgen in der
neuen Normalität bestehen will, muss schon heute verstehen,
was globale Verantwortung konkret für das eigene Unternehmen bedeutet. Wo Führungskräfte zwischen Entscheidungsdilemmata, Wettbewerbsdruck und der Komplexität einer vernetzten Welt Handlungsfähigkeit bewahren müssen, schafft
ethische Kompetenz Klarheit. Sie ist der strategische Erfolgsfaktor, den unsere Angebote weiterentwickeln und stärken.
Dazu bieten wir Orientierungswissen, praktische Werkzeuge und Implementationshilfen aus langjähriger Coaching-,
Forschungs- und Lehrtätigkeit an. Wir führen in die Funktion von Welt­ethos-Werten als Kompass der Wertschöpfung und
einer vertrauensvollen Unternehmenskultur ein und vermitteln Wissen über globale Zusammenhänge und erfolgreiche
Innovationen.
Im Laufe der Entwicklung haben wir das Ethics First-Angebot immer wieder in Gesprächen mit Vertretern namhafter Unternehmen, unter ihnen Bayer, Bosch und Daimler, getestet. Erstes und wichtigstes Ziel war die Entwicklung eines konkreten
modularen Angebots von Lehreinheiten, das wir bei Unternehmerforen und über Business Schools sowie über unsere Partner auch als Teil der Unternehmensberatung anbieten können.
Nils Goldschmidt: Weltethos und
Soziale Marktwirtschaft
Das Weltethos-Institut plant gemeinsamen Kongress
mit der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft.
Am 22. Oktober besprachen sich Prof. Claus Dierksmeier, Dr. Bernd Villhauer,
Prof. Nils Goldschmidt und Frau Ute Friederich über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen dem WEIT und der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft
(ASM). Es wurden dabei so viele inhaltliche Übereinstimmungen über normative
Grundlagen des Wirtschaftens festgestellt, dass die Durchführung eines gemeinsamen Kongresses zu den kulturellen Voraussetzungen der Ökonomie („Wertekulturen-Wirtschaftskulturen“, für den November 2016) beschlossen werden konnte.
76
Offen für Kooperationen
KPMG: Innovative Unternehmensprüfung
für Ethos und Erfolg
Vertreter des Weltethos-Instituts und der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft erörterten
gemeinsam die Bedeutung von kulturell divers zusammen gesetzten Hochleistungsteams in
Unternehmen.
Auf Einladung von Prof. Dierksmeier fand am 27. November
im WEIT ein Workshop mit Vertretern der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Thema „Cooperative Excellence“
statt. Teilnehmer waren seitens des KPMG-Teams Dr. Alexander Insam, Dr. Katharina Goerdeler und Nikolai Fritsche sowie
seitens des Weltethos-Instituts Prof. Dierksmeier, Dr.
Villhauer, Dr. Glauner und für das Ethics First-Team Klaus
Schuler. Gemeinsam wurde diskutiert, wie mit den Mitteln
innovativer Unternehmensprüfung Licht in den Zusammenhang von Ethos und Erfolg gebracht werden kann. Dabei
stand vor allem die Innovationsfähigkeit von kulturell divers
zusammengesetzten Hochleistungsteams im Vordergrund.
In der Zukunft möchten das WEIT und die KPMGler gemeinsam untersuchen, ob und wie moralische Werte helfen können, die „cooperative excellence“ solcher Teams zu erhöhen.
77
Offen für Kooperationen
Erfolgreiche Kooperationen mit dem d.a.i.
Die Kooperation des Weltethos-Instituts mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut Tübingen
(d.a.i.) trug im Jahr 2015 weitere Früchte. Der Kalender des WEIT war von zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen mit dem d.a.i. geprägt. Als besonders erfolgreich sind die Podiumsdiskussionen zu den Themen „TTIP: Mehr Handel – weniger Kommune“ und „Cosmpolitan Cities against Climate Change: Lessons Learned“ hervorzuheben. Wir danken dem d.a.i.
für die Zusammenarbeit und hoffen auf viele weitere gemeinsame Veranstaltungen in der
Zukunft.
78
Offen für Kooperationen
Kontroverse Diskussion: „TTIP: Mehr Handel
– weniger Kommune?“
Im WEIT wurde über das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU
sowie dessen Auswirkungen gestritten.
Was bedeutet das Freihandelsabkommen TTIP für deutsche
Kommunen? – darüber diskutierten im Weltethos-Institut
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und Andreas
Povel, Geschäftsführer der amerikanischen Handelskammer
in Deutschland. Zur Diskussionsveranstaltung „TTIP:
Mehr Handel – weniger Kommune?“ am 6. Februar hatten
das Deutsch-Amerikanische Institut und die Bürgerinitiative
„Kippt TTIP“ eingeladen. „Bei der Diskussion um TTIP
dürfen wir den Menschen als Zweck der Wirtschaft nicht
vergessen“, sagte WEIT-Geschäftsführer Dr. Bernd Villhauer
und begrüßte die mehr als 200 Zuschauer, darunter den
US-Generalkonsul Kevin C. Milas.
Moderatorin Beate Rau verwies auf die massiven Proteste,
die in Europa gegen TTIP stattfinden. Die Angst der Bürger,
die gerade in der Bundesrepublik weit verbreitet sei, resultiere aus Unkenntnis, sagte Povel. Oberbürgermeister
Palmer entgegnete, dass die Proteste berechtigt seien, denn
es bestehe die Gefahr, dass „nationale und kommunale
Souveränitätsrechte verloren gehen“. Trotzdem würde er
sich „über einen Abschluss des Vertrags freuen, denn dieser
könnte unserer Wirtschaft dienen“. Auch das Publikum
beteiligte sich an der kontroversen Diskussion und sprach
zum Beispiel die Schwächung der Wirtschaft in den so
genannten Schwellenländern durch TTIP an.
Gemeinwohl statt Gewinnmaximierung
WEIT-Direktor Prof. Dierksmeier diskutierte beim Tübinger d.a.i. über die Frage:
Dient unsere Wirtschaft der Gesellschaft und dem Gemeinwohl?
„Ein Wirtschaftssystem, das nur auf Gewinnmaximierung
zielt, schadet dem Gemeinwohl“, darin waren sich die vier
Redner bei der Podiumsdiskussion am 10. September beim
Tübinger d.a.i. einig: Bundestagsabgeordneter Chris Kühn,
Prof. Claus Dierksmeier, Gerhard Schick, finanzpolitischer
Sprecher der grünen Bundesfraktion, und Helmut Gottschalk,
Vorstandssprecher der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg.
Der WEIT-Direktor betonte den Wandel des Wirtschaftssystems in den letzten 150 Jahren, weg von einer Wirtschaft
mit dem Ziel, das bestmögliche Ergebnis für die meisten
Menschen zu erreichen, hin zu einem System, in dem die
höchsten Profite für einige wenige erzielt werden sollen. Das
Ziel der Gemeinwohlökonomiebewegung ist es, das Gemeinwohl wieder vor die Interessen Einzelner zu stellen. Bis dahin
ist es noch ein weiter Weg. Doch der erste Schritt in die richtige Richtung soll zusätzlich zu rein finanziellen Bilanzierungen, die Erstellung von Gemeinwohlbilanzen durch Unternehmen sein. Darin müssen Unternehmen darlegen, wie sie sich
in verschiedenen Bereichen verhalten, beispielsweise woher
sie ihre Rohstoffe beziehen, wer ihre Zulieferer sind oder wie
ihre Angestellten beschäftigt sind.
79
„So einfach und leicht kann Kooperation sein.
Wir arbeiten sehr gern mit dem WeltethosInstitut zusammen, weil unsere Partner dort
freundlich und ideenreich, pragmatisch und
effizient sind. Nach zwei gelungenen Veranstal­
tungen freuen wir uns bereits auf die nächste.“
Dr. Ute Bechdolf, Direktorin des Deutsch-Amerikanischen Instituts (d.a.i.)
80
Offen für Kooperationen
Was wurde aus „Yes we can“? – Talk mit
SWR-Korrespondentin Sabrina Fritz
Gemeinsam mit dem d.a.i. veranstaltete das WEIT einen Talk mit SWR Radio-Korrespondentin
in Washington, Sabrina Fritz, über die bisherige Amtszeit von US-Präsident Barack Obama.
Am 18. September diskutierten 60 Teilnehmer der Veranstaltung „Change? Eine vorläufige Bilanz der Amtszeit
Barack Obamas“ mit Sabrina Fritz, SWR Radio-Korrespondentin in Washington. Mitveranstalter war neben der
Landeszentrale für politische Bildung auch das WEIT. In
seiner Einleitung skizzierte Dr. Christopher Gohl das
Interesse des Weltethos-Instituts an der Inklusivität der
von Obama vertretenen demokratischen Zivilreligion der
USA: „Was können wir in Zeiten der Flüchtlingskrise von
Obamas Erfolgen und Fehlern dazu lernen, wie man Gräben
überwindet und gemeinsam sagt: Ja, wir können und
schaffen das?“
Cosmopolitan Cities against Climate Change:
Lessons learned
Boris Palmer, Jim Brainard und Emma
Zinsmeister diskutierten am WEIT über
Errungen­schaften und Herausforderungen
im Kampf gegen den Klimawandel auf
kommunaler Ebene.
Das Weltethos-Institut und das d.a.i. nahmen die UNKlimakonferenz in Paris im Dezember zum Anlass, im kleineren Rahmen die Themen Klimawandel, Energienutzung
und Mobilität zu diskutieren. Grundgedanke dieser Veranstaltung war, dass dauerhafte Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen nicht einzig und allein
auf den Abkommen solcher Weltgipfel beruhen. Viele
Städte haben bereits begonnen den Klimawandel mit der
Umwandlung der Muster von Energienutzung, dessen
Herstellung und Verbrauch sowie Mobilität zu bekämpfen.
Dazu gehören auch Tübingen und die Stadt Carmel im
US-Bundesstaat Indiana. Daher luden die beiden Institute
den Tübinger Bürgermeister Boris Palmer und den Bürgermeister von Carmel, Jim Brainard, am 3. Dezember zu einer
Podiumsdiskussion ins WEIT ein. Anwesend war außerdem
die wissenschaftliche Mitarbeiterin der U.S. Botschaft in
Berlin, Emma Zinsmeister. Moderiert wurde die Diskussion
von Dr. Christopher Gohl. Auf dem Podium tauschten sich
die Bürgermeister über Errungenschaften und weiter
bestehende Herausforderungen in ihren Städten im Kampf
gegen den Klimawandel aus. Brainard, der bereits Anerkennungen für zahlreiche Umwelt­initiativen erhielt, erklärte,
dass er viel von dem Städtebau in Europa lernen könne.
Palmer lag vor allen Dingen die Medienberichterstattung
über die in Paris stattfindende Klimakonferenz im Vergleich
zur Flüchtlingssituation auf dem Herzen. Er sagte, dass
man als Politiker nicht wie die Medien über die Flüchtlingskrise andere wichtige Themen wie den Klimawandel vernachlässigen dürfe. Deswegen habe er auch einen Termin
beim Polit-Talk mit Maybrit Illner, wo er über die Flüchtlings­
krise hätte reden sollen, abgesagt, um an der Podiums­
diskussion teilnehmen zu können.
Letzten Endes waren sich beide einig, dass der entscheidende Fortschritt möglicherweise nicht einmal von der
Politik selbst abhängt, sondern von betroffenen Bürgern,
bewussten Verbrauchern und engagierten Wählern, die
Entscheidungen treffen, um ihre Gewohnheiten und die
Gewohnheiten aller zu ändern.
81
WEIT-Mitarbeiter unterwegs
Woher kommt mein Toaster?
Über Lieferketten und faire Mäuse
Die Stuttgarter Messe „Fair Handeln“ vom 31. März bis
3. April stellt Fair Trade sowie global verantwortungsvolles
und nachhaltiges Handeln in Wirtschaft, Finanzwesen,
Tourismus, Konsum sowie der Entwicklungszusammenarbeit in den Mittelpunkt. Ihr fachlicher und ideeller Träger
ist die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit BadenWürttemberg (SEZ). WEIT-Geschäftsführer Dr. Bernd
Villhauer hielt auf Einladung der Baden-Württemberg Stiftung einen Vortrag zu Liefer- und Wertschöpfungsketten
bei Elektrogeräten und verdeutlichte die Wichtigkeit globaler ethischer Grundlagen für die nachhaltige Entwicklung.
Ergänzt wurde der Vortrag durch die Präsentation des
Projekt „Faire Computermaus“ der Firma Nager IT: Susanne
Jordan erläuterte, wie schwierig es ist, Markttransparenz
herzustellen und alle Produktionswege auszuleuchten.
Brauwirtschaftliche Fachtagung:
Wie Weltethos Geschäfte zum Sprudeln bringt
Weltethos – das kann auch die Basis zukunftsfähiger
Geschäftsmodelle und nachhaltiger Markenstrategien sein.
Was das für die Getränkeindustrie bedeutet, darüber
sprach WEIT-Partner Dr. Friedrich Glauner auf der 60. Brauwirtschaftlichen Fachtagung am 4. Mai in Freising auf Ein­
ladung des Bayerischen Brauerbundes, des Verlags Hans
Carl sowie des Unternehmens Deloitte. Dr. Glauner redete
über werteorientierte Unternehmensführung und beleuchtete die Faktoren und Trends, die die Märkte der Getränkeindustrie heute prägen und verändern.
Sicherheit, Finanzmärkte und Weltethos
Unsicherheit hat viele Gesichter. Eines der deutlichsten,
jedoch schwer zu fassenden ist das der globalen Finanz­
kriminalität. Am 7. und 8. Mai fand in der Berliner Urania
die Konferenz „Grenzenlose Sicherheit. Gesellschaftliche
Dimensionen der Sicherheitsforschung“ statt. Der
Geschäftsführer des WEIT, Dr. Bernd Villhauer, hielt auf der
82
Tagung einen Vortrag zum Thema „Finanzkriminalität und
wachsende Bedeutung der Finanzmärkte“, in dem er darauf
hinwies, dass länderübergreifende Vereinbarungen nicht
ohne verbindendes Ethos Bestand haben können. Gerade
die globalen Finanzmärkte erfordern globale ethische
Orientierungen.
WEIT-Mitarbeiter unterwegs
Humanistischer Blick aufs Wirtschaftsgeschehen
Wirtschaftsethik ist oft abstrakt und schwer verständlich.
WEIT-Geschäftsführer Dr. Bernd Villhauer und Dr. Ernst v.
Kimakowitz, Direktor des Humanistic Management Centers
und Initiator des WEIT-Executive-Education-Programms
„Ethics First“ erleichterten am 9. Juli den Zugang sowohl
zur Theorie als auch zur Praxis. Auf Einladung des traditionsreichen Rotary Clubs Stuttgart-International beziehungsweise seines Präsidenten Klaus J. Schuler sprachen sie
bei der Veranstaltung mit dem Titel „Innovation Drives
Sustainability. Impulses for Responsible Impact“ darüber,
warum Werteorientierungen dem erfolgreichen Wirtschaften nicht im Weg stehen, sondern diesen Weg oft ebnen.
Im Kreis der Vertreter von Rotary International Stuttgart
konzentrierte sich Dr. Villhauer auf die philosophischen
Grundlagen sowie einen neuen Ansatz zur Wertschätzung
des Menschen über das Ökonomische hinaus, während Dr. v.
Kimakowitz in Fallstudien und Berichten aus der Praxis den
Mehrwert einer umfassenden humanistischen Sicht auf das
Wirtschaftsgeschehen verdeutlichte.
Sharing-Economy: Teilen für eine bessere Welt?
Güter gemeinsam anschaffen oder sie verleihen, Dienst­
leistungen miteinander verrechnen oder Plattformen für
nichtkommerziellen Austausch schaffen – der „Sharing
Economy“ wird eine Vielzahl von Tausch- und Nutzungs­systemen zugerechnet. Bietet sie eine Alternative oder
zumindest eine sinnvolle Ergänzung zum jetzigen Wirtschaftssystem? Das diskutierten Ulrike Herrmann,
Wirtschaftsredakteurin der „taz“, Bernd Villhauer,
Geschäftsführer des WEIT und Christian Marquardt vom
Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz
am 23. Juni im Max-Bense-Forum der Stuttgarter Stadt­
bibliothek. Villhauer betonte besonders die globale Verantwortung der Wirtschaft: „Reden wir auch über die, die hier
nicht sitzen? Wer nichts hat, der kann natürlich nichts
teilen!“ Als organisierende Partner beteiligten sich die
GLS Bank und die Heinrich-Böll-Stiftung.
Wie gelingt Führen in einer globalen Welt?
Die Eichstätter Gespräche bringen einmal im Jahr etwa
100 ausgewählte hochrangige und profilierte Führungspersönlichkeiten aus Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft
zusammen. Bei der diesjährigen Veranstaltung eröffnete
Prof. Dierksmeier den nicht-öffentlichen Tagungsteil mit
einem Vortrag über globale Wirtschaft und interkulturelle
Normen. Die Tagung, welche in Zusammenarbeit mit dem
Bund Katholischer Unternehmer organisiert war, widmete
sich der Frage, wie in einer zusehends interkulturell vernetzten Arbeitswelt Entscheider in Firmen die „Ressource
Kultur“ nutzen könnten.
„Die außerordentlich kenntnis­reichen Ausführungen von
Prof. Dierksmeier haben Unternehmer und Wissenschaftler
gleichermaßen fasziniert. Das war der perfekte Einstieg in
unseren Theorie-Praxis Diskurs“, lobte der Veranstalter,
Prof. Dr. André Habisch.
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WEIT-Mitarbeiter unterwegs
Finanzinnovationen im Einklang mit dem
Gemeinwohl
Auf dem 17. Investmentforum hielt WEITDirektor Claus Dierksmeier vor 300 Bankund Fondsmanagern die Keynote.
Was sind die drängenden Fragen des Finanzkapitalismus?
Auf Einladung des Wirtschaftsprüfers „Pricewaterhouse­
Coopers“ antwortete darauf Prof. Dr. Claus Dierksmeier und
hielt am 21. Mai auf dem 17. Investmentforum in Frankfurt
vor etwa 300 Vertretern von Finanzinstitutionen die Key­note zum Thema „Klüger wirtschaften!“. Dabei erörterte
Dierksmeier, warum die global operierende Investmentin­
dustrie weltweit verbindliche ethische Maßstäbe braucht.
Erstens: um selber nachhaltig zu wirtschaften, und zweitens:
um zu verhindern, dass Finanzinnovationen sich zum
Schaden der Realwirtschaft und des Gemeinwohls auswirken.
Nationale Alleingänge seien in der Finanzwelt aufgrund der
hohen globalen Verflechtung kaum mehr möglich, vielmehr
bedürfe es eines Wertehorizonts, der alle Menschen eint:
„Kein Geldethos ohne Weltethos“, fasste Prof. Dierksmeier
die Aufgabe zusammen. Die Teilnehmer zeigten sich von
der Botschaft überzeugt. „Profit und Ethik sind nicht zwei
Seiten einer Medaille, sondern gleichrangige Ziele“, sagte
etwa Markus Hammer, PwC-Asset Manager nach der Veranstaltung.
Arbeits- und Wissensrevolutionen
– Industrie 4.0?
Die Ethik muss mit der technischen Innovation Schritt halten, sagte Bernd Villhauer auf
der „Business +/- Ethics“-Tagung.
Die Industrie 4.0 ist auf dem Vormarsch. Im Mittelpunkt des
siebten „Business +/- Ethics“-Dialogs am 18. Juni stand der
Mensch und die Digitalisierung seines Lebensumfeldes, insbesondere seiner Arbeitswelt. Mit Impulsvorträgen stellten
Dr. Bernd Villhauer vom WEIT und Prof. Dr. Wolfgang Prinz
von der Fraunhofer Gesellschaft die vielfältigen Chancen und
Risiken dar. Dr. Villhauer machte auf die veränderten Anforderungen an Bildung und Ausbildung sowie auf die neuen
Arbeitswelten in der Industrie 4.0 aufmerksam. Da diese
Arbeitswelten zunehmend global vernetzte sein werden,
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muss auch die Ethik der Arbeit eine globale sein: Industrie
4.0 benötigt Ethik 4.0, genauer gesagt das Weltethos. Die
Veranstaltungsreihe „Business +/- Ethics“ ist ein Kooperationsprojekt des Katholisch-Sozialen Instituts, der IUBH School
of Business and Management und der IHK Bonn/Rhein-Sieg
mit medialer Unterstützung durch domradio.de. Business +/Ethics folgt dem Ziel, aktuelle Themen in Wirtschaft, Politik
und Gesellschaft aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und kontrovers zu diskutieren.
WEIT-Mitarbeiter unterwegs
Energie- und Umwelttagung in Hamburg
Dr. Friedrich Glauner hielt vor 150 Unternehmerinnen und Unternehmern einen Vortrag
zum Thema „Ethik und Nachhaltigkeit in Unternehmen“.
Auf der 7. Hamburger Energie- und Umwelttagung am
02. Dezember hielt der Projektverantwortliche des Welt­
ethos-Instituts, Dr. Friedrich Glauner, vor 150 Unternehmern
und Unternehmerinnen einen Vortrag mit dem Thema
„Ethik und Nachhaltigkeit in Unternehmen. Zukunftsfähige
Geschäftsmodelle und Strategieentwicklung in disruptiven
Märkten“. Auf Grundlage der Weltethos-Werte und der
daraus abgeleiteten ethischen Wahrheitstafel zur Bewertung
von Unternehmenskulturen und Geschäftsmodellen erläuterte Dr. Glauner das Konzept ethikologischer Geschäfts­
modelle sowie die Verfahren und Wertestrategien zum Aufbau von Hochleistungsteams, Mehrwertkreisläufen und
Ressourcenschöpfungsprozessen.
Zu Besuch bei „Mauer“ in Reutlingen
Sind Corporate Governance Kodizes für öffentliche Unternehmen und Non-Profit-Organisationen ein Bürokratiemonster, eine lästige Pflicht der Unternehmensaufsicht,
ein von der Beratungsindustrie selbst gezüchteter Goldesel
oder doch ein Beitrag zur ethisch verantwortlichen Wertschöpfung? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines
Dialogs, zu dem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
„Mauer“ am 4. März nach Reutlingen eingeladen hatte.
Dr. Christopher Gohl vertrat das Weltethos-Institut mit der
Position, Gesetze und Gebote hätten zwar ihren Sinn, entscheidend für ein verantwortliches Unternehmertum seien
aber Gewissen und Gewohnheiten, die die Kultur eines
Unternehmens prägen. Wer Menschen nur kontrollieren und
überwachen wolle, züchte Unverantwortung. Dr. Gohl verwies auf das Beispiel Hewlett Packard, das lange von seiner
außergewöhnlichen Unternehmenskultur profitiert habe,
bis neu eingeführte Anreiz- und Kontrollmechanismen diese
Kultur zerstört hätten. „Wichtiger als starre Regeln ist die
stete Reflexion des eigenen Geschäfts“, sagte Dr. Gohl.
Ähnlich kritisch fiel das Urteil des Wirtschaftsrechtlers
Prof. Heinz-Dieter Assmann, Prorektor der Uni Tübingen und
Beirat des Weltethos-Instituts, aus. Corporate Governance
sei ein Fremdkörper im Wirtschaftsrecht und in der Sache
eigentlich überflüssig, sagte Prof. Assmann.
Aus E-Mail an Dr. Christopher Gohl: „Wir waren auch mehr als zu­
frieden mit dem Verlauf und den Diskussionsbeiträgen der Experten
sowie der Beiträge aus dem Publikum. Auch mit ein paar Tagen
Rückblick kann man wohl sagen, dass wir einen spannenden
Meinungs- und Erfahrungsaustausch hatten, der uns auf Grund der
Vielfalt der Beiträge alle bereichert und hoffentlich auch ein wenig
schlauer gemacht hat. Speziell Ihre Sicht der Dinge und die von
Ihnen vorgetragenen Ein- und Ansichten waren ein unbedingter
Gewinn für die gesamte Veranstaltung. Dies war auch einhelliges
Feedback von allen Diskussionsteilnehmern und Gästen.“
Stephan Mauer, Geschäftsführer Mauer Unternehmensberatung GmbH,
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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WEIT-Mitarbeiter unterwegs
Prof. Claus Dierksmeier bei Innovatoren in Hamburg
Hamburgs Coworking-Orte „Humanist Lab“ und „betahaus“ gelten als zwei der größten Innovations-Schmieden
in Deutschland. Im Januar sprach WEIT-Direktor Prof. Claus
Dierksmeier vor den dort ansässigen Medienschaffenden,
Social Entrepreneurs, Aktivisten und Bloggern über ein den
Innovations-Treibern nahe liegendes Thema: kosmopolitisch
verantwortete Freiheit. Im Zentrum der beiden Vorträge
stand die Idee des Philosophen Karl Christian Friedrich
Krauses, demzufolge man Freiheit kosmopolitisch und
generationenübergreifend denken müsse. So solle die
Politik die Interessen und Rechte aller Menschen integrieren und repräsentieren; ausdrücklich auch die weit entfernt
lebender Menschen sowie die zukünftiger Generationen.
Anschließend diskutierte Prof. Dierksmeier zusammen
mit Prof. Aufderheide von der Hochschule Bremen bei einer
Podiumsdiskussion der Hamburger Initiative Weltethos
zum Thema „Wirtschaft und Ethik“.
Weltethos und Energiewende
Gemeinsam mit anderen von der Karl Schlecht Stiftung geförderten Initiativen setzt sich
das WEIT künftig für Innovationen im Energiebereich ein.
Kaum ein gesellschaftlicher und technologischer Bereich
wird im Augenblick vor solche Herausforderungen gestellt
wie der Energiesektor. Das WEIT will seinen Teil beitragen,
Diskussionen zu befördern, die Innovationen ermöglichen
und die Umstellung auf erneuerbare Energien und energie­
effiziente Verfahren flächendeckend ermöglichen. Dazu
stimmt sich unser Institut mit den anderen von der Karl
Schlecht Stiftung geförderten Initiativen wie dem Reutlinger
Energiezentrum und dem Institut für Energieeffizienz in
der Produktion Stuttgart ab. Zudem finden in der ersten
Hälfte 2016 Veranstaltungen mit Franz Alt und anderen
Experten statt, die alle Aspekte der Energiewende behandeln: Solartechnologie, Biomasse, Energieeffizienz, Finanzierung von Infrastruktur u.a.
Weltethos als Ausrüster für den Aufbau von Vertrauen
– Vortrag im Lions Club Tübingen
Mit dem Vortrag „Weltethos für alle“ eröffnete der Lions
Club Tübingen sein Lionsjahr 2015/2016. Präsident Michael
Hennecke hatte dieses zuvor unter das Motto von Erich
Kästners gestellt: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Da war es konsequent, sich zu Beginn des Jahres über das
„Gute“ und das „gute Handeln“ in einer globalisierten Welt
auszutauschen. Dr. Christopher Gohl erinnerte zu Beginn
seines Vortrags an die hoffnungsvolle Zeit der 90er Jahre,
in der das Weltethos-Projekt begründet worden war. Die
Weltethos-Werte seien aber gerade keine SchönwetterWerte, sondern Ausrüstung für den Aufbau von Vertrauen
– besonders dann, wenn Misstrauen gegen Fremdes oder
Neues sich breit mache. Die Präsentation löste eine kritische Diskussion aus, die besonders von den Kommentaren
einschlägig beschlagener Theologen und Philosophen von
Rang profitierte.
Führungssymposium für den Mittelstand in Böblingen
Am 19. November begleitete Dr. Friedrich Glauner das
zweite Führungssymposium der Manufaktur für Führungskultur im Mittelstands in Böblingen mit einem Stand des
Weltethos-Instituts. Mit hochkarätigen Rednern wie beispielsweise Professor Dr. Helmut Haussmann zum Thema
„Nachhaltigkeit und Verantwortungsbewusstsein: Werte
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im Familienunternehmen“ und der Auszeichnung des BMM
Awards für das Beste Management im Mittelstand konnte
die Veranstaltung erneut zahlreiche UnternehmerInnen als
Teilnehmer gewinnen. Im Rahmen der Standbetreuung war
es so möglich, das WEIT und die Weltethos-Werte einem
neuen Kreis engagierter Unternehmen nahe zu bringen.
WEIT-Mitarbeiter unterwegs
Nachhaltige Stadtentwicklung: Tübingen
für alle?
Bernd Villhauer sprach vor der Regionalgruppe der Stiftung der Deutschen Wirtschaft.
Vom 23. bis 25. September organisierten die Regionalgruppe
und die Nachhaltigkeitsgruppe von Stipendiaten der Stiftung
der Deutschen Wirtschaft eine Tagung zum Thema „Nachhaltige Stadtentwicklung“. Den Eröffnungsvortrag hielt der
WEIT-Geschäftsführer Bernd Villhauer. Seine Annäherung an
das Thema vor dem Horizont des Weltethos-Gedankens kam
gut an. Im Abschlussbericht heißt es: „Dr. Villhauer überzeugte die Teilnehmer durch einen inspirierenden und tollen
Einführungsvortrag! Er führte uns in Begriffe wie „Smart
Cities“ ein und eröffnete ethische Fragen für nachhaltige
Stadtentwicklung, wie z.B. die Frage nach Ressourcen oder
den Zusammenhang zwischen ökonomischer, ökologischer
und psychologischer Stabilität.“ (Foto: Clara Rösen)
1000 Peitschenhiebe wegen Meinungsfreiheit
WEIT-Wissenschaftler Dr. Christopher Gohl diskutierte mit Journalist und Nahostexperten
Constantin Schreiber über den Blogger Raif Badawi.
Das Schicksal des saudischen Bloggers Raif Badawi bewegt
viele Menschen weltweit. Er wurde in Saudi Arabien zu
1000 Peitschenhieben verurteilt, weil er im Internet Staat
und Religion kritisierte. TV-Journalist und Nahost-Kenner
Christian Schreiber fordert die Erlassung der Strafe und hat
ein Buch geschrieben, das sich mit Badawi auseinandersetzt.
Am 23. April las Schreiber einige Kapitel daraus vor und
diskutierte mit Dr. Christopher Gohl vom Weltethos-Institut
in Tübingen über die politischen und rechtlichen Hintergründe im Nahen Osten und Saudi Arabien. Organisiert hatten die Veranstaltung die Buchhandlung Osiander, die Menschenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES und der
„Tübinger Appell für Raif Badawi“.
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Weltethos für alle Generationen
Schüler diskutieren über Weltethos
in der Wirtschaft
Mit seinem Vortrag an der Tübinger Wilhelm-Schickard-Schule weckte Bernd Villhauer bei den
Schülern das Interesse an der Arbeit des Weltethos-Instituts.
Mehrere Klassen der Wilhelm-Schickard-Schule in Tübingen,
insgesamt über 100 Schülerinnen und Schüler, diskutierten
mit Bernd Villhauer am 7. Dezember über Ethik und Wirtschaft. In seinem Vortrag beleuchtete Villhauer neben der
Arbeit und den Zielen des Weltethos-Instituts Themen
wie soziale Verantwortung, den Umgang mit ökologischen
Folgen, ‚Greenwashing‘, die Rolle ethischer Begriffe in der
Darstellung der Unternehmen und in der Werbung und die
schwierigen Entscheidungen, die Konsumenten treffen
müssen, wenn sie ethische Aspekte der Produktion und des
Handels in ihre Konsumentscheidungen mit einbeziehen.
Im anschließenden Dialog mit den Schülerinnen und Schülern
wurden viele Fragen gestellt; vor allem die VW-Affäre stand
im Mittelpunkt des Interesses. Da die Schickard-Schule ein
starkes Wirtschaftsprofil hat und u.a. mit Chinesisch-Unterricht auf eine Ausbildung für eine globalisierte Wirtschaft
setzt, soll die Zusammenarbeit verstetigt und ausgeweitet
werden.
Was ist Weltethos?
Gymnasiasten aus Böblingen lernten am WEIT Weltethos in der Wirtschaft kennen und
beklagten sich über zu wenig Wirtschaftsethik in der Schule.
Der Ethik-Kurs der 10. Klasse des Lise-Meitner-Gymnasiums
aus Böblingen besuchte am 29. April das WEIT. Geschäftsführer Dr. Bernd Villhauer stellte den 12 Schülerinnen und
Schülern das Konzept des Weltethos-Instituts vor und erläuterte den Weltethos-Gedanken. Die Besucher hatten sich
gut vorbereitet und stellten sachkundige Fragen über die
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Beziehungen zu Universität und Weltethos-Stiftung, diskutierten die wirtschaftsethische Anwendung der WeltethosMaximen und zeigten sich sehr interessiert am Ansatz des
WEIT. Die Schüler beklagten, dass Wirtschaftsthemen, ins­
besondere unter ethischen Gesichtspunkten, in der Schule
oft zu kurz kämen.
Weltethos für alle Generationen
Weltethos für Studenten in Merate
Dr. Jonathan Keir sprach vor Studenten der Liceo Agnesi Merate in Italien über Hans Küngs
Weltethos-Projekt.
Am 13. November wurde erstmals das Projekt Weltethos
an einer italienischen Schule präsentiert. Die 160 interessierten Schülerinnen und Schüler bewiesen beim vierstündigen
Aufenthalt vom wissenschaftlichen Mitarbeiter des Welt­
ethos-Instituts, Dr. Jonathan Keir, an dem Liceo Agnesi
Merate kritische Diskussionsfähigkeit in Bezug auf das
Thema Weltethos. Am Abend hielt Dr. Keir vor 200 Leuten
den Vortrag „Abbiamo bisogno di un’etica mondiale? Attualità della prospettiva di Hans Küng“ und rief damit beim Publikum einen lebendigen Dialog hervor. Das Weltethos-Institut
Tübingen möchte der Organisatorin der beiden Veranstaltungen, Prof.ssa Daniela Ripamonti vom Liceo Agnesi Merate,
herzlich danken und hofft, dass in den kommenden Jahren
weitere Kooperationsinitiativen zwischen Merate und Tübingen organisiert werden können.
„Die wichtigste Währung ist das Vertrauen“
Im Rahmen der Uni der Generationen hielt Bernd Villhauer einen Vortrag in Göppingen.
Vor ca. 150 Zuhörerinnen und Zuhörern sprach der WEITGeschäftsführer Bernd Villhauer am 7. Dezember über die
Entwicklung des Geldsystems und die ethischen Fragen, die
sich mit dem Geld verbinden. Der Vortrag wurde organisiert
im Rahmen der Uni der Generationen, die vor allem Menschen im Ruhestand anspricht. In der Aula der Hochschule
Esslingen, Außenstelle Göppingen, führte Villhauer aus,
warum Münzen und Scheine vor allem Dokumente einer
sozialen Praxis sind. Außerdem betrachtete er die Bedeutung
des Geldes aus verschiedenen Blickwinkeln: Es ist Tausch­
mittel, Wertmaßstab und Wertspeicher – hat also viele
Funktionen in einer Gesellschaft. Aber es könne auch dazu
verwendet werden, eine Gesellschaft zu formen und Impulse
zu geben. Dabei konnte Villhauer den interessierten
Zuschauern die Sorgen über die Entwicklung der globalen
Finanzmärkte zwar nicht nehmen, aber er konnte ihnen
einen kritischen und informativen Blick auf das Thema Geld
gewähren.
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Im Porträt
Im Porträt: Dr. Jonathan Keir
Dr. Jonathan Keir ist Neuseeländer und Weltbürger. Seine
ausgezeichneten Sprachkenntnisse (u.a. in Chinesisch, Arabisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Französisch) erwarb
er bei Studien in verschiedensten Ländern. Er studierte
Philosophy and Comparative Literature an der University of
Auckland, der Universität Bergamo, der Neuen Universität
Lisbon sowie der Universität Perpignan. Nach seinem
Masterabschluss in seiner Heimat Neuseeland arbeitete
er als Englischlehrer mehrere Jahre in Malta, Tokio,
Bolzano und Teipei bevor er bei der Xinhua News Agency
in St. Petersburg als Übersetzer und Journalist tätig wurde.
Seine Promotion trägt den Titel „Warriors for Civilisation:
Naguib Mahfouz, Andrei Tarkovsky, Tu Weiming and their
Western Counterparts“. Nach deren Abschluss kam er als
Forschungsassistent an das WEIT. Hier untersucht er die
Möglichkeit, Hans Küngs Projekt Weltethos mit dem konfuzianischen Tianxia (All-under-heaven) Modell und der
Idee des Dar al-Islam (Haus des Islam) unter der Rubrik
„Ethic for everyone“ zu vereinen. Seit dem Wintersemester
2014 unterrichtet Dr. Keir am Weltethos-Institut mehre­re
Seminare zum Projekt Weltethos nach Hans Küng.
Im Porträt: Esther Nezere
Esther Nezere hat Economics and Business Administration
an der Universität Tübingen studiert. Ihre Schwerpunkte
waren Managerial Accounting, Marketing and Information
sowie International Trade. Nach Ihrem Studium arbeitete
sie in einem amerikanischen Konzern in der Papierindustrie.
Seit Oktober 2015 vertritt sie Frau Illek als Institutsassistentin, die sich derzeit in Elternzeit befindet. In ihrer Hand
laufen also viele organisatorische Fäden zusammen, die sie
mit Freundlichkeit und Sachverstand hält. An der Arbeit des
WEIT interessiert sie die Erweiterung von Wirtschaftsthemen um ethische Elemente. Wichtig findet sie, dass Unternehmen nicht nur das Ziel der Gewinnmaximierung verfolgen, sondern ihre Entscheidungen unter ethischen und
moralischen Gesichtspunkten fällen.
90
Dank
Wir bedanken uns bei …
… Prof. Dr. Hans Küng für sein intellektuelles und moralisches Vorbild, für die fortgesetzte Inspiration und Orientierung über Ursprünge und Ziele des Weltethos-Projekts.
… dem Präsidenten der Weltethos-Stiftung, Eberhard
Stilz und Prof. Dr. Barbara Remmert für ihre Anregung
und Ideen sowie ihre stete Unterstützung im Beirat des
Weltethos-Instituts und darüber hinaus.
… Dr. Stephan Schlensog, dem Generalsekretär und
Geschäftsführer der Stiftung Weltethos Tübingen für
seinen Rat und seine Hilfe, sein liebenswürdiges Interesse
für alle Belange des Instituts.
… Prof. Karl Schlecht und Prof. Dr. Klaus Leisinger für
ihre Großherzigkeit und ihr partnerschaftliches Engagement über die Karl Schlecht Stiftung, das uns durch viele
Gespräche und Taten geholfen hat.
… dem Rektor der Eberhard Karls Universität Tübingen,
Prof. Dr. Bernd Engler und Prorektor Prof. Dr. HeinzDieter Assmann für ihre verlässliche Unterstützung und
fachliche Begleitung.
… unseren Begleitern und Unterstützern aus der Welt­
ethos-Familie, besonders Dr. Wolfram Freudenberg und
Carla Schwöbel-Braun sowie den Kolleginnen und Kollegen
von der Weltethos-Stiftung in Tübingen und im Ausland für
ihre Ermutigung und Hilfe.
… unseren Freunden und Begleitern an der Eberhard
Karls Universität Tübingen, besonders bei Dekan Prof.
Dr. Josef Schmid stellvertretend für die Wirtschaftswissenschaften; bei Prof. Dr. Stephan Thomas und Prof. Dr.
Hermann Reichold für die Juristische Fakultät; bei Prof. Dr.
Regina Ammicht Quinn, Prof. Dr. Thomas Potthast und ihren
Kollegen und Kolleginnen vom IZEW; bei Prof. Dr. Thomas
Diez und Dr. Thomas Nielebock stellvertretend für die
Tübinger Politikwissenschaft; bei Prof. Dr. Susanne
Marschall und ihrem Team am Institut für Medienwissenschaften; bei Prof. Dr. Matthias Morgenstern stellvertretend für die Evangelische Theologie; beim Zentrum für
Islamische Theologie sowie besonders bei Prof. Dr. Georg
Sandberger und Prof. Dr. Adolf Wagner.
… unseren akademischen Partnern für die Zusammenarbeit und Rat wie Tat, stellvertretend für das
Humanistic Management Network bei Dr. Ernst v.
Kimakowitz und Prof. Dr. Michael Pirson, bei Dr. Raban
Fuhrmann, Dr. Frieder Glauner, Prof. Dr. Bernd E. Banke,
Prof. Dr. Nils Goldschmidt, Prof. Dr. André Habisch,
Prof. Dr. Matthias Hühn, Dr. Dirk Moosmayer, Prof. HansWolf Sievert, Dr. Oliver Laasch, Dr. Christian Lautermann,
Prof. Dr. Jürgen Volkert sowie Prof. Dr. Thomas Pogge.
Außerdem vom Forum Scientiarum Dr. Niels Weidtmann,
Dr. Ruth Conrad und Dr. Martin Ulmer
… unseren Kooperationspartner im Praxistransfer für
ihre Ideen, Hinweise, Einladungen und vielfältige Unterstützung; besonders Frank Trümper von den Baden-Badener
Unternehmergesprächen; Klaus Schuler von Tripl3Leader;
Dr. Alexander Insam und seinem Team bei der KPMG; Felix
Oldenburg und seinem Team bei Ashoka; Dr. Harald Nusser
und Jasper Kurt von Bayer Health Care; Ingrid SchneiderHofmann, Renate Krol und Birgit Klein von common
purpose, Thorsten Flink und Christine Decker von der
Technologieförderung Reutlingen Tübingen, Ute Bechdolf
vom d.a.i., Prof. Dr. Gerhard Braun vom Verein Tübinger
Wirtschaft e.V. und Dr. Brian Glibkowski von Semplar
Scientific Boston; den Freunden und Unterstützen bei
Ethics First.
… allen Referenten und Gästen unserer Veranstal­
tungen, unter anderem Oberbürgermeister Boris Palmer,
Dr. Ing. Heinz Dürr, Prof. Dr. Helmut Haussmann, Prof. Dr.
Josef Wieland, Prof. Dr. Rudolf Hickel, Martin Armstrong,
Prof. Dr. Max Otte, Prof. Dr. Joseph Huber, Prof. Dr. KarlHeinz Brodbeck, Detlef Lohmann, Prof. Dr. Katharina Hölzle,
Wilfried Münch, Hans Lamparter und Dieter Schnaas.
… und last but not least sehr herzlich bei allen Studierenden, die unsere Seminare so spannend machen, von
und mit denen wir viel lernen, die unsere Arbeit mit eigenen Veranstaltungen beleben, und die die World Citizen
School zu einem so hoffnungsfrohen und wirkungsreichen
Projekt machen!
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Das Team
Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Direktor
Benedikt Beuttler
IT Support/Medien
WEIT und World
Citizen School
Manuel Mutter
Forschungsassistenz
Janina Coronel
Forschungsassistenz
Max Scherer
Pressearbeit
Valerie Heck
Pressearbeit und
Stake­holderKommunikation
Jens Schindel
IT Support WEIT
und World Citizen
School
Adrian von Jagow
Forschungsassistenz
Magdalena Senn
Forschungsassistenz
Florian Krell
Institutsassistenz/
Bibliotheks­be­treuung
Sirin Spindler
Instituts­
sekretariat
Christine Illek M.A.
Institutsassistentin
Artur Lebedew
Pressearbeit und
StakeholderKommunikation
Franziska
Steinhübel
Institutsassistenz/
Bibliotheksbe­treuung
Esther Nezere
Institutsassistentin
Maleen Lomberg
Praktikantin
Simon Walch
Forschungs­assistenz
Dr. Bernd Villhauer
Geschäftsführer
Dr. Christopher Gohl
Wissenschaftlicher Assistent
und Koordinator Public
Dialogue
Dr. Jonathan Keir
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter
Michael Wihlenda
Leiter World Citizen School
Wissenschaftlicher
Mitarbeiter und
PhD Candidate
Dr. Frieder Glauner
Projektmanager
Katharina Hoegl M.A.
Projekt- und Forschungskoordinatorin
Assistenz des Direktors
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Ebenfalls bedanken wir uns bei unseren wissenschaftlichen Hilfskräften:
Impressum
Impressum
Jahresbericht 2015 des Weltethos Instituts • An-Institut der Universität Tübingen
Hintere Grabenstraße 26 • 72070 Tübingen
www.weltethos-institut.org
Herausgegeben vom Direktor des Instituts, Professor Dr. Claus Dierksmeier
und dem Geschäftsführer, Dr. Bernd Villhauer.
Text und Redaktion: Dr. Bernd Villhauer, Dr. Christopher Gohl, Valerie Heck, Weltethos-Institut
Producing: Palmedia Publishing Services GmbH, Berlin
Gestaltung: Burga Fillery
Druck: Laserline, Berlin
Papier: Recycling Offset weiß, FSC-zertifiziert, zertifiziert mit dem Blauen Engel
Auflage: 600 Exemplare
© Weltethos-Institut Tübingen 2016
Abdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Herausgebers
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