Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis (DJW) Arbeitsgruppe Bayern (AGB) AGB-News Nr. I/2005 Symposium „Aufbau und Pflege von Kundenbeziehungen in Japan“ *** Wiederentdeckung Japans als Produktionsstandort Außerdem: • Website für Investitionen in Japan jetzt auch auf Deutsch • Internationale Auszeichnung für www.investjapan.org • Neue JETRO-Marktstudien zu den Themen Autoteile, Hotels, Versandhandel • JETRO Online-Bookshop • Neuerscheinungen: „Management in Japan“ und „Messebeteiligung in Japan“ • Veranstaltungshinweise Verantwortlich für den Inhalt: Sekretariat der DJW-AGB: JETRO München, Promenadeplatz 12, 80333 München Nachdruck und Vervielfältigung nach Rücksprache http://www.jetro.de, http://www.jetro.go.jp http://www.investjapan.org/de Am 17. März 2005 fand die diesjährige Jahresveranstaltung der Arbeitsgruppe Bayern in München statt. Sie stand unter dem Thema „Aufbau und Pflege von Kundenbeziehungen in Japan“. Nach den einleitenden Grußworten stellte zunächst Prof. Dr. Franz Waldenberger als Repräsentant der AGB das aktuelle Markt- und Investitionsumfeld in Japan vor. Danach ging Hiroki Ota, Director General der JAMA in Europa, auf die Chancen für deutsche Automobilzulieferer in Japan ein. Ein weiterer Hauptvortrag von Yu Yamada beschäftigte sich mit neuen Trends in der Kundenakquise und Kundenbindung, insbesondere im Hochpreissegment. In der Podiumsdiskussion berichteten Unternehmensvertreter den über 120 Zuhörern über ihre Erfahrungen mit japanischen Kunden. In dieser Ausgabe der AGB-News sind die Vorträge und Diskussionsbeiträge kurz zusammengefasst. Des Weiteren finden Sie einen Beitrag über eine seit einigen Jahren stattfindende Entwicklung: Japanische Unternehmen entscheiden sich immer häufiger, neue Produktionsstätten in Japan und nicht etwa in China und anderen Niedriglohnländern Asiens aufzubauen. Dies zeigt, dass Japan durchaus ein attraktiver Standort für Produktion hochwertiger Produkte ist und die Kosten nur auf den ersten Blick als zu hoch erscheinen. Außerdem weisen wir Sie wie gewohnt auf neue Publikationen und Veranstaltungen sowie auf die deutsche Investorenwebsite http://www.investjapan.org/de und den JETRO Online-Bookshop hin. 2 Symposium: „Aufbau und Pflege von Kundenbeziehungen in Japan“ 17. März 2005, München Am 17. März fand in den Räumen der IHK zu München und Oberbayern die Jahresveranstaltung der Arbeitsgruppe Bayern (AGB) des Deutsch Japanischen Wirtschaftskreises (DJW) statt. Thema war der Aufbau von Kundenbeziehungen in Japan, das in drei Vorträgen und einer anschließenden Podiumsdiskussion von deutschen und japanischen Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden ausführlich erörtert wurde. Die Veranstaltung besuchten mehr als 120 Teilnehmer und sowohl die große Publikumsresonanz als auch die lebhafte Beteiligung an der Diskussion zeigten das große Interesse von deutscher und japanischer Seite am jeweils anderen Land. In seinen einleitenden Grußworten wies Dr. Manfred Gößl, stellvertretender Abteilungsleiter der IHK für München und Oberbayern, auf die Feststellung der Deutschen IHK in Tokyo hin, dass sich deutsche Unternehmen wieder verstärkt für ein Engagement in Japan interessieren. Dennoch bestehe immer noch großer Nachholbedarf von deutscher Seite, da der deutsche Mittelstand bis jetzt in Japan unterrepräsentiert sei. Aufgrund der überdurchschnittlich hohen Gewinnmargen ist Japan ein sehr attraktiver Markt. Das Interesse japanischer Unternehmen am Standort Bayern ist nach wie vor hoch: Im Jahr 2004 haben sich 18 japanische Unternehmen neu in Bayern niedergelassen und es werde weiterhin viel für eine aktive Ansiedelungsförderung getan. Der japanische Generalkonsul Shigeharu Maruyama stellte in seinem Grußwort Japan als die zweitgrößte Volkswirtschaft weltweit nach den USA vor, die nach einer Phase der konjunkturellen Schwäche wieder deutliche Wachstumszahlen aufweise. Neben Strukturreformen bemüht sich die japanische Regierung verstärkt um ausländische Direktinvestitionen, um das wirtschaftliche Wachstum nachhaltig zu gestalten. Mit der am 25. März 2005 beginnenden EXPO in der Präfektur Aichi will sich Japan nicht nur als wirtschaftliche Macht präsentieren, sondern möchte auch Wege für einen besseren Umgang mit der Umwelt und der Nationen miteinander aufzeigen. Dr. Kerstin Teicher, Vorstand DJW, stellte ebenfalls die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Japans in den Vordergrund ihres Grußwortes. Deutsche und japanische Unternehmen schätzen sich traditionellerweise im Investitionsgüterbereich sehr, deutsche Konsumgüter sind aber bei den japanischen Konsumenten zu wenig präsent. Das im April beginnende „Deutschlandjahr in Japan“, mit dem die Bekanntheit Deutschlands und deutscher Produkte in Japan gesteigert werden soll, könne von deutschen Unternehmen als Ausgangsbasis genutzt werden, um Zugang zum japanischen Markt zu erhalten. Vorträge Prof. Dr. Franz Waldenberger vom Japanzentrum der Universität München und Sprecher der AGB stellte in seinem Vortrag „Das Markt- und Investitionsumfeld in Japan“ vor. Die deutliche Wiederbelebung der japanischen Wirtschaft in den letzten Jahren, die Erholung der japanischen Unternehmen und die gute Gewinnsituation seien in der jetzigen Phase vergleichbar mit der wirtschaftlichen Situation in Japan zum Ende der 80er Jahre, also vor dem Platzen der Bubble. Geschäftsmöglichkeiten ergeben sich aufgrund von Nachfrageverschiebungen durch veränderte Familienstrukturen (mehr Kleinfamilien oder Singlehaushalte, Alterung der Gesellschaft und Entstehung des „Silver Market“), neue Werte und Lebensstile und die Ausbildung von so genannten Premium Segments, d.h. die entstehende Nachfrage im Luxussegment. Es gibt in Japan eine sehr schnelle Reaktion auf Moden und Trends. So wurde ein „Korea-Boom“ durch eine erfolgrei3 che koreanische Fernsehserie ausgelöst. Die Deregulierung geschützter Bereiche, die einst aufgrund des großen Produktivitätsgefälles innerhalb der japanischen Industrie geschaffen wurden, schreitet voran. Außerdem ist Japan ein Hochtechnologieland mit hohen Investitionen im F&EBereich, führend in der Entwicklung und Vermarktung von Innovationen. Japanische Unternehmen haben bei der Entwicklung von Produkten mit hohen Qualitätsanforderungen und Hochpräzisionsprodukten eine Spitzenstellung inne. Geprägt ist Japan außerdem durch eine sehr hohe Kunden- und Serviceorientierung. Die Jugendkultur ist weltweit von Japan geprägt (Unterhaltungselektronik, Comics, Lifestyle). Unter dem Slogan „Japan ist schick“ wird auf die hohe Attraktivität des japanischen Lebensstils verwiesen. Erfolgsfaktoren für ein Engagement in Japan sind als „harte Faktoren“ ein überzeugendes Produkt, eine gute Strategie, die richtigen Partner und als „weiche Faktoren“ eine hohe fachliche Kompetenz, gute Kommunikationsfähigkeiten sowie ein Gefühl für die japanische Kultur. Hiroki Ota, Director General JAMA Europe (Japanese Automobile Manufacturers Association), erläuterte in seinem Beitrag das „Global Sourcing – Chancen für deutsche Automobilzulieferer“. Japanische Automobilhersteller weiten ihre Produktion weltweit aus und folgen bei ihren Standortentscheidungen den Kundenwünschen, d.h. sie siedeln sich dort an, wo eine große Nachfrage nach japanischen Automobilen herrscht. Mitte der 80er Jahre wurden erste japanische Produktionsstandorte in Europa errichtet, z. Zt. gibt es in den EU-Staaten 18 Standorte. 15 F&EStandorte wurden in den EU-Staaten aufgebaut, um möglichst schnell auf Kundenwünsche reagieren und Zulieferteile für die Produktion in Europa entwickeln zu können. Grundsätzlich betreibt die japanische Automobilindustrie ein „Global Sourcing“, bei dem unabhängig von Herkunftsland und Größe des Zulieferers der bestmögliche Lieferant nach den Kriterien QCDDM (Quality-Cost-Delivery-Development-Management) gesucht wird. Der Einkauf europäischer Zulieferteile durch japanische Hersteller nimmt stetig zu: Im Jahr 2003 betrug er 9,7 Mrd. Euro, eine Steigerung um fast 22% gegenüber 2002. Verglichen mit dem Jahr 1995 hat er sich fast verdreifacht. Auf europäischer Ebene gibt es regelmäßige JAMA-CLEPA (European Association of Automotive Suppliers) Konferenzen, die für beide Seiten gute Gelegenheiten bieten, Geschäftsbeziehungen aufzubauen oder zu vertiefen. Yu Yamada, CEO der L&R Co., Ltd., ging auf „Customer Relationship Management in Japan” ein. Als Geschäftsführer eines Unternehmens, das auf die Beratung zur Kundenbindung im oberen Preissegment spezialisiert ist, registriert Yamada eine neu entstehende, sehr wohlhabende Käuferschicht in Japan, die viel Freizeit und Geld zur Verfügung hat. Repräsentanten dieser Käuferschicht sind häufig ältere Japaner nach der Pensionierung, die qualitativ hochwertige Produkte konsumieren oder Manager in höheren Positionen. Yamada konstatiert einen Wertewandel, der weg von der Philosophie des „nur Arbeitens“ führt und Freizeitorientierung und die Befriedigung eigener Bedürfnisse in den Vordergrund stellt. Ein wichtiges Marketinginstrument sind Zusatzleistungen, die beim Kauf eines (Luxus-) Produkts mit erworben werden. Ein Beispiel sind so genannte Membership Businesses wie etwa spezielle Kreditkarten, die ab einem bestimmten Jahresumsatz Serviceleistungen anbieten oder Handyprovider mit umfangreichen Dienstleistungen. Beim Angebot dieser Produkte steht die langjährige Bindung des Kunden an das Unternehmen im Vordergrund, während die Gewinnung neuer Kunden in den Hintergrund tritt. 4 Podiumsdiskussion In der Podiumsdiskussion kamen drei neue Teilnehmer hinzu: Dr. Thomas Gambke, CEO der Schott Electronics GmbH; Schott stellt Komponenten für die Elektronikindustrie mit Produktionsstätten in Tschechien, China und Japan her. Die Gründung der japanischen Fertigung als Joint Venture erfolgte vor 5 Jahren, da die Präsenz vor Ort für die Gewinnung von Marktanteilen unbedingt notwendig war. Eine reine Vertriebsniederlassung hätte nicht zu den Ergebnissen geführt, die Schott im japanischen Markt heute erzielt. Akihiro Inoue, General Manager Mitsukoshi München; Mitsukoshi ist eines der größten Kaufhäuser in Japan. Das Image deutscher Produkte bei den Japanern reicht von „originell und lehrreich“ bis zu „perfekt bis ins Detail“ und spiegelt das Vertrauen in die Qualität der Produkte wider. Als Hinweis an deutsche Anbieter, welche Produkte in Japan erfolgreich sein könnten, betrachtet Inoue die Notwendigkeit der Anpassung der Produkte an den japanischen Geschmack und die Berücksichtigung von kulturspezifischen Unterschieden. Auch können Produkte, die in Deutschland nicht so sehr gefragt sind, in Japan zum Renner werden (z.B. Baumkuchen). Punleuk Kam, BBDO Consulting Tokyo; BBDO ist seit 40 Jahren in Japan vertreten und tätig in der Beratung zu Marken und Customer Relationship. Das Image deutscher Produkte in Japan ist weniger in den Bereichen Lifestyle oder Design zu finden, dafür stehen Qualität und Disziplin als typisch deutsche Eigenschaften im Vordergrund. Das Image deutscher Produkte in Japan Konsumgüter Auf die Frage, welche Produkte von Mitsukoshi in Deutschland als Souvenir an Japaner verkauft werde stellte sich heraus, dass qualitativ hochwertige Waren, die in Deutschland preisgünstiger sind als in Japan, sehr beliebt sind (beispielsweise Frotteewaren oder Schneidwerkzeuge aus Solingen). Auch Produkte mit einer besonderen Geschichte oder Tradition (im Japanischen mit „unchiku“ bezeichnet) erfreuen sich großer Beliebtheit. Allgemein gesagt haben deutsche Produkte ein gutes Qualitätsimage. B2B Neben hohen Qualitätsanforderungen steht der Service im Vordergrund. Hier gibt es von deutscher Seite noch Nachholbedarf (Lieferzeiten, Pünktlichkeit, Beantwortung von Anfragen). Geprägt ist der Bereich durch sehr enge und langfristige Beziehungen von Kunden zu Lieferanten. Auf die Frage, an wen sich ein deutscher Zulieferer wenden könne, um Beziehungen zu einem japanischen Kunden aufzubauen, ergab sich, dass die JAMA selber keine Kontakte zwischen Herstellern und Zulieferern vermittelt, sondern nur allgemeine Informationen weitergeben kann. Die Etablierung als neuer Zulieferer ist sehr schwierig, da die Hersteller langfristige Beziehungen zu Lieferanten bevorzugen und auf bestehende Kontakte zurückgreifen. Außerdem wird von Seiten der Zulieferer viel Engagement bei der Bewerbung erwartet. Mittlerweile zeigt sich eine gegenüber den Vorjahren veränderte Situation: War früher eine Geschäftsbeziehung zu japanischen Automobilherstellen nur über die Zentrale in Japan möglich, besteht jetzt die Möglichkeit, direkte Beziehungen zu den europäischen Werksniederlassungen aufzunehmen, oft mit mehr Erfolgsaussichten als in Japan selbst. 5 Ein weiterer Hinweis zum Aufbau von Kundenbeziehungen seitens der IHK galt den organisierten Unternehmerreisen nach Japan und dem „Go International“-Programm. Die Reisen können genutzt werden, um die eigenen Chancen besser einzuschätzen und mögliche Geschäftspartner kennen zu lernen, während die Berater im Rahmen des „Go International“-Programms umfangreiche Hilfestellungen bei der Geschäftstätigkeit in Japan leisten. Finanzdienstleistungen Auf die Frage, welche deutschen Dienstleistungen in Japan Aussicht auf Erfolg hätten, wurde das Beispiel Finanzdienstleistungen angesprochen. Finanzdienstleistungen für Privatkunden, die in Europa als selbstverständlich gelten (kostenlose Bargeldabhebungen, 24h-Internetservice, kostenlose Kontoführung) sind für Japan noch ungewöhnlich. Hier findet sich ein Bereich, in dem Europa einen Vorsprung hat. Bei der personellen Besetzung von Repräsentanzen oder Vertretungsbüros in Japan sind japanische Angestellte für die Kommunikation mit Kunden, Abnehmern oder Lieferanten unbedingt erforderlich. Die Aus- und Weiterbildung der japanischen Angestellten sollte nicht außer Acht gelassen werden. Beispielsweise können regelmäßige Besuche bei der Zentrale in Deutschland können, die Kommunikation und das gegenseitige Verständnis aufrecht zu erhalten. Ergebnis Zusammenfassendes Ergebnis der Podiumsdiskussion war die Feststellung, dass es viele Möglichkeiten für deutsche Produkte in Japan gibt. Findet man einmal den Zugang, ist der Markt sehr lukrativ. Erfahrungen vor Ort, ein hohes Serviceniveau, Kundenvertrauen und Kundenbindung sind sehr wichtig, ebenso wie eine starke Marke, ein passendes Produkt und eine gute Strategie. Schlusswort In seinem Schlusswort ging Shunzo Arai, Generaldirektor der JETRO München, auf die Unterstützungsmöglichkeiten durch die JETRO ein. Allein im Fiskaljahr 2004 besuchten bisher 379 Unternehmen die Invest Business Support Center der JETRO in Japan. Diese gehören zum größtenteils kostenlosen Angebot der JETRO, Investitionsinteressenten mit umfangreichen Dienstleistungen rund um die Unternehmensgründung und den Büroaufbau in Japan zu unterstützen. Darüber hinaus reicht das Angebot der JETRO von Informationen und Marktstudien bis hin zu Markterkundungsreisen. Interessenten können sich informieren unter http://www.jetro.de http://www.jetro.go.jp http://www.investjapan.org/de Zusammenfassung von Andrea Uttich, JETRO München 6 Wiederentdeckung Japans als Produktionsstandort Andrea Uttich, JETRO München Betrachtet man die Situation von Japan als Produktionsstandort in den 80er und 90er Jahren, wird häufig der Ausdruck „Aushöhlung“ (kudouka) verwendet. Damit wird das Phänomen bezeichnet, dass viele japanische Unternehmen ihre Produktionsstätten von Japan in andere Länder, hauptsächlich nach China und in die ASEAN-Staaten, verlagerten. Die Folge in Japan war ein deutlicher Beschäftigungsrückgang. Zusammen mit der allgemein konjunkturell schlechten Lage, der Bankenkrise und dem Börseneinbruch werden die gesamten 90er Jahre als so genanntes verlorenes Jahrzehnt für die japanische Wirtschaft bezeichnet. Inwieweit der Aushöhlungsprozess einen Anteil an der Verschlechterung der Lage hat, ist bis jetzt umstritten. Dass eine Produktionsverlagerung ins Ausland in der Vergangenheit stattfand, steht jedoch außer Frage. Neue Situation ab dem Jahr 2000 Allmählich zeichnet sich jedoch eine Umkehrbewegung ab: Japanische Unternehmen verlagern ihre Produktionsstandorte wieder nach Japan zurück. Damit einhergehend werden in Japan viele F&E Zentren der Unternehmen neu errichtet bzw. ausgebaut. Das neue Schlagwort, unter dem dieser Prozess zusammengefasst wird, lautet: Verbindung von F&E-Erfolg und Produktion. Es wird auch von einer anderen Produktionsqualität als beispielsweise in China gesprochen, wo lediglich die Lohnkosten geringer sind. Das METI führt in seinem Mitte 2004 erschienenen „Weißbuch für Produktion“ (monozukuri hakusho) für das abgelaufene Geschäftsjahr 2003 insgesamt 16 Fälle von Produktions-Rückverlagerungen oder konkreter Pläne der Unternehmen für eine Rückverlagerung auf (befragt wurden bei dieser Untersuchung insgesamt 413 Unternehmen). Dabei handelt es sich um Unternehmen so unterschiedlicher Branchen wie Informationstechnologie, Haushaltsgeräte oder Möbel. Die Rückkehrpläne sind dabei nicht allein auf große Unternehmen beschränkt, sondern auch kleinere und mittlere Unternehmen verlagern ihre Produktionsstandorte. Die Vorteile für diese Unternehmen bei der Produktion in Japan liegen laut eigenen Angaben in den kurzen Vertriebswegen zum Verbraucher, der Verkürzung der Produktionsvorbereitung sowie der verkürzten Lieferzeit für Zulieferteile. Das hohe technologische Niveau der japanischen Zulieferer ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Außerdem spielt bei Herstellern digitaler Komponenten, digitaler Produkte oder hochwertiger Technologie die Produktqualität und die besseren Schutzmöglichkeiten des Produktionsprozesses eine entscheidende Rolle. 7 Einzelne Beispiele für die Gründe zur Rückverlagerung von Produktionskapazitäten nach Japan zeigen folgendes Bild: Sektor Standortverlagerung Gründe für die Rückverlagerung nach Japan Aufteilung zwischen Produktion in Japan und im Ausland IT China, Taiwan → Japan Herstellung von Endprodukten und strategisch wichtigen Produkten in Japan; Produktion von Komponenten im Ausland Medizinische Produkte China → Japan Zulieferer aus der Kunststoffindustrie China → Japan - Schutz des Produktionsprozesses von Hochtechnologieprodukten - Reduzierung der Entwicklungszeit für neue Produkte - Bessere Möglichkeiten für Reaktion auf Nachfrageänderungen - Zeitersparnis bei der Entwicklung des Produktionsprozesses für neue Produkte - Bessere Kapazitäten für die Produktion kleiner Serien - Reduzierung der Lagerhaltung von Fertigprodukten und Komponenten - das bessere japanische technische Know-How wird benötigt - Schutz des Produktionsprozesses vor Kopie oder Produktpiraterie - Bessere Kapazitäten für die Produktion kleiner Serien - Reduzierung des Zeitverlustes durch Zollformalitäten und administrative Prozesse - Qualitätsverbesserung - Schutz des Synthetisierungsprozesses - Bessere Möglichkeiten zur Reaktion auf Veränderung von Kundenwünschen Grundstoffe für die USA → Japan Düngemittelindustrie Japan ist Hauptproduktionsstandort für Kleinstmengen und Spezialprodukte, die nicht den Marktschwankungen unterliegen Produktion in Japan ist besser für die schnelle Reaktion auf Marktveränderungen geeignet Aufträge mit hohen Qualitätsanforderungen oder engen zeitlichen Vorgaben werden in Japan bearbeitet Im Ausland wird die Mehrheit der Produkte für den nordamerikanischen und südostasiatischen Markt hergestellt 8 Die Befragung von 115 Unternehmen durch die Nihon Keizai Shinbun im August 2004 zeigt ebenfalls eine deutliche Bereitschaft zur Rückverlagerung von Produktionskapazitäten nach Japan auf. Als Hauptgründe für die Rückverlagerung werden die Bedeutung des F&E-Standorts Japan und die große innerjapanische Nachfrage genannt: Pläne für den Produktionsstandort Japan innerhalb der nächsten 3 Jahre (115 befragte Unternehmen) keine Antwort 3% Gründe für die Ausweitung von Produktionskapazitäten innerhalb Japans 70% Abbau 11% 60% 59% 50% 50% Ausweitung 49% unverändert 37% 40% 30% 25% 20% 16% 10% 0% F&E Schwerpunkt groß e Nachfrage Maß nahme gegen Kostenvorteile in Japan innerhalb Japans Technologieverlust innerhalb Japans Quelle: Nihon Keizai Shinbun, 19.8.2004 Zwei Fallbeispiele für die Relokalisierung japanischer Unternehmen: Bekleidungshersteller: Neue Produktionstechnik Im Falle eines Strickwarenherstellers konnten in Japan die durchschnittlichen chinesischen Produktionskosten durch die Entwicklung eines Produktionsverfahrens zur nahtlosen Herstellung ganzer Bekleidungsstücke realisiert werden. Da mit diesem Verfahren die ehemals in Handarbeit zusammengenähten Stücke in einem automatischen Durchgang hergestellt werden können, verlagerte der Hersteller seine ursprünglich aus Kostengründen nach China und in andere asiatische Länder ausgelagerte Produktion wieder nach Japan zurück. Doch für die in der Stadt Wakayama ansässige Firma war nicht allein die Kostenfrage für die Rückverlagerung der Produktion nach Japan entscheidend. Durch die Automatisierung und damit durch die Beschleunigung des Produktionsprozesses ist auch die Lagerhaltung einfacher geworden. Es ermöglicht eine schnellere Reaktion auf Verkaufstrends und Auftragseingänge, die direkt vor Ort in Japan von der Auftragsannahme bis hin zum Versand bearbeitet werden können. Ein anderer großer Bekleidungshersteller (Onwâdo) hat seine Produktionsschwerpunkte nach Einführung des neuen Produktionsverfahrens zur Herstellung von ganzen Bekleidungsstücken in die japanischen Präfekturen Yamanashi und Gunma verlagert. Nach Aussage der PR-Abteilung verspricht sich Onwâdo sehr viel von der neuen Produktionstechnik. „Um Lagerbestände von der Produktion eines halben Jahres abzubauen, bedarf es großer Management-Anstrengungen.“ Ähnlich wie Lebensmittel unterliege Bekleidung einem Verfallsdatum und Geschmacksverände9 rungen. Auch könnten Produkte, die bei 20-jährigen gut ankommen, Ladenhüter bei 30-jährigen sein. Daher scheint ein Produktionsverfahren, dass es erlaubt, aufgrund der Verkaufsentwicklung in den Geschäften bei Bedarf schnell nachzuproduzieren, die ideale Lösung zu sein. Nach Überlegungen von Onwâdo dauere es zu lange, die Aufträge nach China weiterzuleiten, dort produzieren zu lassen und die fertige Ware wieder zurück nach Japan zu transportieren. Selbst im günstigsten Falle ist mit einer Bearbeitungszeit von etwa einem Monat zu rechnen. Setzt sich das neue Produktionsverfahren in Japan durch, könne auf der Grundlage der Verkaufszahlen vom Wochenende der Bedarf für das folgende Wochenende ermittelt, der Auftrag erteilt, die Ware produziert und pünktlich zum neuen Wochenende in den Geschäften angeboten werden. Sharp: Schutz der Technologie Das Unternehmen entschied sich für eine Großinvestition in der Präfektur Mie, um der Gefahr des Technologieverlustes durch ausländische Produktionsstandorte zu vermeiden. Seit 2003 produziert Sharp Flachbildschirm-Fernsehgeräte und Ultraflachbildschirme in einer neugebauten Fabrik in Kameyama in der Präfektur Mie. Neben dem Technologieschutz waren für Sharp allerdings auch die Nähe zu erstklassigen Zulieferern mit hohem technologischem Know-How sowie die Nähe zu den Kunden ausschlaggebend für die Investitionsentscheidung in Mie. Für die Präfektur ist dies ein gelungener Coup: allein das neu errichtete Sharp-Werk brachte 3.400 neue Arbeitsplätze mit sich, außerdem zieht es eine Reihe von Zulieferern an. Japan wird als Produktionsstandort für japanische Unternehmen wieder interessanter. Trotz des Investitionsbooms in China sind die japanischen Direktinvestitionen ins Ausland in den letzten zwei Jahren gesunken. Die Investitionen japanischer Unternehmen in Japan steigen dagegen an. Dabei sind vor allem die japanischen Präfekturen die Gewinner. Wurden in der Vergangenheit hauptsächlich Investitionen in den Ballungszentrum um Tokyo (Kanto) und Osaka (Kansai) getätigt, treten nun auch eher unbekannte Standorte wie die Präfektur Mie selbstbewusst in den Wettbewerb um Unternehmensansiedlungen ein. Sie versuchen, sich mehr zu profilieren und beispielsweise Ansiedlungen bestimmter Branchen zu fördern. Ihrem neu gewonnen Selbstverständnis entspricht auch die Auffassung, dass sie nicht nur mit anderen Präfekturen im Inland konkurrieren, sondern auch in Konkurrenz zu internationalen Standorten wie China treten. Quellen: Ekonomisuto, 27.07.2004 Handelsblatt, 12.08.2004 Nikkei Journal, 19.08.2004 10 Website für Investitionen in Japan jetzt auch auf Deutsch Auszeichnung der UNCTAD und WAIPA für “Invest Japan“-Website Die Website „Invest Japan“ mit zahlreichen Informationen rund um Investitionen in Japan gibt es nun auch auf Deutsch. Unter http://www.investjapan.org/de werden u.a. die häufigsten Fragen zur Geschäftsgründung in Japan beantwortet, mögliche Gesellschaftsformen vorgestellt und rechtliche und steuerliche Aspekte betrachtet. Auch Informationen zu Förderprogrammen und staatlicher Unterstützung sowie Kontaktstellen in Präfekturverwaltungen finden sich hier. Hilfreich für deutsche Unternehmen sind außerdem die Erfahrungsberichte von ausländischen Unternehmen, die sich bereits erfolgreich in Japan niedergelassen haben. Invest Japan: http://www.investjapan.org/de Die „Invest Japan“-Website erhielt kürzlich die Auszeichnung „Best Practice in e-Procedures“ von der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Development) und WAIPA (World Association of Investment Promotion Agencies) für ihre klare und detaillierte Darstellung. Besonders hervorgehoben wurden die Kostensimulation und die Fallbeispiele, die potenziellen Investoren einen guten Überblick über die zu erwartenden Kosten geben. Pressemitteilung: http://www.unctad.org/Templates/webflyer.asp?docid=5807&intItemID=1528&lang=1&print=1 Neue Publikationen der JETRO: Japanese Market Report In der Serie JETRO Japanese Market Report sind im März 2005 drei neue Ausgaben auf Englisch erschienen, die kostenlos auf der JETRO-Website abrufbar sind: Nr. 74 – Mail-Order Sales http://www.jetro.go.jp/en/market/reports/jmr/074.pdf Nr. 75 – Hotels http://www.jetro.go.jp/en/market/reports/jmr/075.pdf Nr. 76 – Automotive Assembly Parts http://www.jetro.go.jp/en/market/reports/jmr/076.pdf 11 JETRO Online-Bookshop Diese und weitere Publikationen können Sie online unter http://www.jetro.go.jp bestellen: • • • • • • • • • • • • • • • • • • Guide to Business Opportunities in Japan: Pharmaceutical Market Guide to Business Opportunities in Japan: Retail, Wholesale and Food Service Market Guide to Business Opportunities in Japan. Environmental Market Handbook for Consumer Products Import Regulation (unter Standards and Regulations) Handbook for Industrial Products Import Regulation (unter Standards and Regulations) Japanese Lifestyles (2. Auflage) JETRO Business Japanese Proficiency Test Official Guide Marketing Guidebook for Major Imported Products: All Categories Marketing Guidebook for Major Imported Products: Apparel and Fashion Marketing Guidebook for Major Imported Products: Food Marketing Guidebook for Major Imported Products: Furniture and Household Goods Marketing Guidebook for Major Imported Products: Health Care Products Marketing Guidebook for Major Imported Products: Housing and Related Marketing Guidebook for Major Imported Products: Sports and Hobbies Marketing Guidebook for Major Imported Products: Others Organic Food Market in Japan Setting Up Enterprises in Japan (6. Auflage) Standards and Regulations (diverse), z.B. Food Sanitation Law Außerdem kostenlos auf http://www.jetro.go.jp: • • • • • • • • Anmeldung zum Business Matching TTPP (Trade Tie-Up Promotion Program) „J-Messe“: Daten und Informationen zu japanischen Messen „Trends and Topics“: Aktuelle Artikel zu japanischen Industrien „JETRO Market Report“: Marktstudien aus verschiedenen Industrie- und Produktbereichen “Japan Economic Monthly”: Industrieberichte, wirtschaftliche Eckdaten, Focus Report usw. „JETRO White Paper on International Trade and Foreign Direct Investment“ Survey on Actual Conditions Regarding Access to Japan (diverse) Standards and Regulations (diverse) 12 Neuerscheinungen: Management in Japan – Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für deutsche Unternehmen in einer dynamischen Umwelt Herausgeber: Klaus Bellmann und René Haak DUV (Deutscher Universitäts-Verlag), 2005, 334 Seiten, € 55,90 ISBN 3-8244-0833-3 Dieser Sammelband präsentiert Beiträge von Wissenschaftlern renommierter deutscher Universitäten sowie des DIJ, DJW, JETRO München u.a. Im Mittelpunkt stehen folgende Themenblöcke: • • • Japan als Wirtschaftsstandort – Besonderheiten im Japangeschäft Unternehmenskultur und Management in Japan Unternehmerische Erfahrungen - Erfolg versprechende Strategien für den japanischen Markt Buchbestellung online unter http://www.duv.de, per Fax 05241/46970 oder über den Buchhandel. Messebeteiligung in Japan Herausgeber: Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ), Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) und Messeausschuss der deutschen Wirtschaft (AUMA) 2005, 52 Seiten, € 25,- (plus Porto und Versand), Bestellnr. 10596, ISBN 3-937705-46-5 Bezug über http://www.bfai.de (bfai) oder http://www.dihkj.or.jp/de/publikationen.html (DIHKJ, höhere Versandkosten, allerdings Rabatt bei Abnahme größerer Stückzahlen) Messen in Japan funktionieren anders als in vielen anderen Ländern. Eine Messebeteiligung bedarf daher besonders guter Vorbereitung. Dieser neue Ratgeber gibt deutschen Unternehmen in kompakter Form Hilfestellungen zu Fragen wie Auswahl der richtigen Messe, Messevorbereitung, Messeauftritt, messebegleitende Aktivitäten, Kosten, Messekalender für 2005 usw. Die JETRO bietet Ihnen übrigens im Internet eine praktische Suchmaschine zu allen überregionalen, aber auch kleineren Messen mit spezifischem Fachpublikum in Japan. Auf http://www.jetro.go.jp/en/matching/j-messe/ können Sie Messen nach Stichworten, Branchen, Terminen oder Regionen suchen. Sie erhalten detaillierte Informationen zu den für Ihren Suchbegriff passenden Veranstaltungen und einen Link zum Veranstalter bzw. zur offiziellen Homepage der jeweiligen Messe. Veranstaltungen des DJW: Rechts- und Steuertag Japan, 14. April 2005 in Düsseldorf, Teilnahme kostenlos Themen: Lizenz- und Schutzrecht, rechtliche Aspekte von Vertriebsaktivitäten in Japan Wirtschaftstag Japan: Erfolgsfaktor Personal – Aus- und Weiterbildung in Japan und Deutschland, 30 Mai 2005 in Düsseldorf, Teilnahme kostenlos Themen: Aus- und Weiterbildung, Human Resources Management u.a. Detailliertes Programm und Anmeldung unter http://www.djw.de/veranstaltung/veranstaltung.html 13