Fragen zum Trainingsraum Der Trainingsraum ist eingerichtet worden, … …um Schülern und Lehrern einen reibungs- und stressfreien Unterricht zu ermöglichen, denn jeder Schüler hat das Recht auf eine bestmögliche Förderung in der Schule. …als Hilfestellung für Schüler: Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden, sich eingefahrener störender Verhaltensweisen bewusst zu werden, damit sie diese überwinden lernen. Auch kleine Störungen unterbrechen die Konzentration Im Unterricht ist es häufig so, dass es zu Störungen und Ablenkungen kommt. Das können Kleinigkeiten sein wie leises Getuschel oder Briefchen, die durch die Klasse wandern. Auch Stifte oder Radiergummis fliegen gerne mal durch die Gegend. Eigentlich könnte man denken, dass das ja nicht weiter schlimm ist: Was ist schon dabei, wenn man seinem Freund am anderen Ende des Zimmers den Killer ausleiht? Das ist ja sogar eher hilfsbereit! Wenn es bei dieser einen Störung bliebe, wäre das tatsächlich gar nicht so schlimm, auch wenn die Konzentration der Klasse und des Lehrers dadurch kurz vom Stoff abgelenkt wird. Allerdings sitzen in den Klassen normalerweise 25 bis 31 Schüler! Und wenn jeder dieser Schüler nur einmal in den 45 Minuten stört, dann heißt das, dass es spätestens alle 2 Minuten eine Unterbrechung des Unterrichtsablaufes gibt. Schnell wird deutlich, dass jetzt ein guter Unterricht kaum mehr möglich ist. Schülern ist oft nicht bewusst, dass sie stören Die Erfahrung zeigt uns, dass Schülern oftmals gar nicht bewusst ist, dass sie mit ihrem Verhalten die Konzentration der Mitschüler und Lehrer stören. Häufig haben sie sogar aus ihrer Sicht gute Gründe zu stören: Sie leihen ihrem Kameraden ein Blatt, beantworten eine Frage des Nachbarn usw. Um dem Schüler zu verdeutlichen, dass ihr Verhalten die anderen ablenkt, haben wir die gelben Karten eingeführt: Der Lehrer legt einem Schüler diese Karte hin, wenn er sich gestört fühlt und die Klasse abgelenkt wird. Dadurch bekommt der Schüler das deutliche Signal, dass er sein Verhalten ändern soll. Es wird darüber nicht diskutiert, weil es erst mal nur eine Vorwarnung ist und keine weiteren Folgen hat, wenn der Schüler nun nicht mehr stört. Außerdem würde eine Diskussion den Unterricht vollends unterbrechen. Falls der Schüler etwas dazu sagen will, kann er das nach dem Unterricht gerne tun! Es geht nicht darum, dem Kind den Mund zu verbieten. Stört der Schüler weiter (auch durch andere Dinge) wird er das zweite Mal verwarnt, indem er nun den gelben Zettel ausfüllen muss. Er schildert, gegen welche Regel er im Unterricht verstoßen hat und bekommt die Wahl, im Unterricht zu bleiben oder gleich in den Trainingsraum zu gehen. Erst beim dritten Mal Stören muss der Schüler den Unterricht tatsächlich verlassen. (Ausnahme ist, wenn sich der Schüler z.B. grob beleidigend anderen Schülern oder Lehrern gegenüber äußert oder ein anderer schwerwiegender Grund vorliegt. Dann kann der Schüler auch direkt in den Trainingsraum geschickt werden.) Was passiert im Trainingsraum? Im Trainingsraum hat der Schüler jetzt die Möglichkeit, die vorangegangene Situation zu schildern. Die Aufgabe des Trainingsraumlehrers ist, die Sichtweise des Schülers zu verstehen und mit ihm dann zu reflektieren, wie und warum es von Seiten des Schülers zur Störung kam. Auch soll ihm bewusst gemacht werden, welche Folgen das Stören für die Mitschüler und den Lehrer hatte. Der Schüler lernt also, sich auch in andere hineinzuversetzen und die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Im nächsten Schritt wird versucht, dem Schüler Hilfestellungen an die Hand zu geben, wie in Zukunft solche Situationen zu vermeiden und welche anderen Handlungsstrategien möglich sind. Diese Überlegungen hält der Schüler auf einem Reflexionsbogen fest und trifft eine Vereinbarung, wie er in Zukunft das Problem vermeiden kann. Diese Vereinbarung geht auch an die Eltern raus, damit sie informiert sind. Man lernt nicht nur Wissen in der Schule Wichtig sind uns ganz besonders diese letzten zwei Schritte: Die Reflexion und das Ermöglichen von anderen Handlungsmustern. Wir beobachten ganz oft, dass Schüler immer wieder durch die gleichen Dinge „anecken“. Der Grund hierfür besteht darin, dass sie diese Handlungsmuster irgendwann gelernt haben und sich nun daran halten, oftmals ohne sich darüber bewusst zu sein (deshalb auch die häufige Schüleräußerung: „Ich habe doch gar nichts gemacht“). Mit diesen Handlungsmustern werden die Kinder aber auch später im Erwachsenenalter Schwierigkeiten bekommen, wenn man ihnen nicht bewusst macht, was das Problem ist. Da wir als Lehrer im Unterricht oftmals gar nicht die Möglichkeit haben, dem Kind ein ausreichendes Feedback zu geben, haben wir dies ausgelagert in den Trainingsraum. Der Vorteil dabei ist, dass die Lehrer, die hier Aufsicht haben, gar nicht direkt und emotional an der Situation beteiligt sind und demnach objektiv bleiben. Der Trainingsraumlehrer kann auch mit dem Schüler üben, wie ein klärendes Gespräch mit einem Lehrer ablaufen könnte oder wie er sich anders verhalten kann. Denn nur rein kognitiv kann der Schüler vielleicht verstehen, was er tun kann, es dann umzusetzen ist etwas ganz anderes. Wieso muss man den Rest der Stunde und dann noch einmal eine Stunde in den Trainingsraum? Die Erfahrung zeigt uns, dass die Kinder, wenn sie in den Trainingsraum kommen, recht aufgewühlt sind. Sie brauchen oftmals eine geraume Zeit, um sich wieder zu fassen und den Reflexionsbogen auszufüllen oder das Gespräch zu führen. Indem wir ihnen genug Zeit zur Verarbeitung der Situation und ihrer Gefühle geben, können sie sich wieder beruhigen und die Sache hinter sich lassen. Die folgenden Unterrichtsstunden können wieder konzentriert angegangen werden. Außerdem fällt uns oft auf, dass wenn die Kinder erst einmal mit uns reden, ganz andere grundlegendere Probleme zutage treten: z.B. fühlt sich das Kind von dem Lehrer ungerecht behandelt oder abgelehnt und stört deshalb; oder das Kind hat Probleme in der Klasse und es kommt deshalb zu Störungen. Als Elternteil ist man immer darauf angewiesen, dass das Kind erzählt, was in der Schule falsch läuft. Leider sehen wir, dass Kinder das nicht immer tun. Der Trainingsraum soll also auch eine Hilfe für die Eltern sein, Probleme zu erkennen und gemeinsam mit der Schule zu lösen. Wenn die Probleme sich nicht direkt lösen lassen (und das Kind evtl. deshalb mehrfach im TR erscheint), vereinbaren wir beim dritten Mal Trainingsraum einen Gesprächstermin mit den Eltern, damit wir gemeinsam an einer Lösung arbeiten können. Ist der Trainingsraum eine Strafe? Ich denke, es ist klar geworden, dass der Trainingsraum nicht als Strafe gedacht ist. Natürlich will kein Kind freiwillig hierher, weil es unangenehm ist, sich mit seinen Fehlern auseinander zu setzen. Außerdem ist das (wenn auch kurze) Ausgeschlossen werden aus der Klassengemeinschaft sicher keine schöne Erfahrung. Und dass die Eltern darüber informiert werden, ist für einige Kinder erst einmal beängstigend. Andererseits ist der TR eine Chance für die Jugendlichen, ihr Verhalten zu hinterfragen, zu ändern und Probleme zu lösen. Wir versuchen den Kindern bei der Lösung dieser Probleme zur Seite zu stehen und ihnen neue Strategien zu vermitteln, wie sie das tun können.