Andorra - Kaufmännische Schulen Offenburg

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Wir danken...
allen Eltern, Schülern und Lehrern für die
bereitwillige Ausleihe von Requisiten und Kostümen,
unserem Hausmeister, Herrn Ewald End, für die
Mithilfe beim Aufbau der Bühne und für alle
Unterstützungen und bereitwillige Mitarbeit,
allen namentlich nicht genannten Schülerinnen und
Schülern, Lehrerinnen und Lehrern für die freundliche
Unterstützung in jeder Form.
Andorra
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.
Zur Deckung der mit dieser Aufführung
zusammenhängenden Kosten und zur
Unterstützung der weiteren Theaterarbeit an
der Schule bitten wir um eine Spende in
angemessener Höhe.
Aula der Kaufmännischen Schulen Offenburg
Zähringerstraße 37, A-Bau
Max Frisch
Andorra
Chronik des Schultheaters:
Andorra
Stück in zwölf Bildern
Uraufführung: 2. November 1961, Schauspielhaus
Zürich
Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag, Frankfurt
am Main
Aufführungen: Dienstag, den 5. November 2013
Mittwoch, den 6. November 2013
Jeweils um 19:30 Uhr
in der Aula der Kaufmännischen Schulen Offenburg,
Zähringerstraße 37
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1958
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1997
1998
2000
2001
2002
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Hugo von Hofmannsthal: „Jedermann“
Max Frisch: „Andorra“
Jugendstück: „Bravo Girl“
„Papa, Charly hat gesagt…“
„Frauenbilder – Männerbilder“
Bert Brecht: „Dreigroschenoper“
Revue zur Bücherverbrennung
Curt Goetz: „Die tote Tante“
Fernando Arrabal: „Picknick im Felde“
Saul O’Hara: „Heiraten ist immer ein Risiko“
Molière: „Der Menschenfeind“
Ödön von Horvath: „Geschichten aus dem Wiener Wald
Thornton Wilder: „Die Heiratsvermittlerin“
William Shakespeare: „Ein Sommernachtstraum“
Friedrich Dürrenmatt: „Besuch der alten Dame“
Molière: „Der eingebildete Kranke“
Joseph Kesselring: „Arsen und Spitzenhäubchen“
William Shakespeare: „Romeo und Julia“
Anton Tschechow: “Der Bär”, “Der Heiratsantrag”,
„Das Bankjubiläum“
Johann Nestroy: „Häuptling Abendwind oder das gräuliche
Festmahl“
Friedrich Dürrenmatt: „Die Physiker“
Johann Wolfgang von Goethe: „Faust“ – der Tragödie
erster Teil
Bernhard Shaw: „Pygmalion“
Hugo von Hofmannsthal: „Jedermann“
Schule spielt Schule – Eugène Jonesco:
„Die Unterrichtsstunde“
Williams Shakespeare: „Was ihr wollt“
Bert Brecht: „Mutter Courage und ihre Kinder“
Molière: „Der Geizhals“
Oscar Wilde: „Bunbury“
Heinrich von Kleist: „Der zerbrochene Krug“
Jean Giraudoux: „Der Apollo von Bellac“
Carlo Goldoni: „Der Diener zweier Herren“
Thornton Wilder: „Unsere kleine Stadt“
Witold Gombrowicz: „Yvonne, die Burgunderprinzessin“
Max Frisch: „Andorra“
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11
Max Frisch
Andorra
Über den Autor und seine Theateraufführungen
„Andorra“
Andorra hat nicht mit dem gleichnamigen Kleinstaat zu tun, sondern ist, wie
Wer noch nicht erkannt hat, dass
Frisch sich ausdrückt, „der Name für ein Modell“. Als es in Andorra noch
Theater etwas anderes und mehr ist
opportun gewesen ist, Mitleid mit den aus dem Nachbarland der „Schwarzen“
als „Spiel“ und ästhetischer Genuss,
vertriebenen Juden zu haben, hat der Lehrer seinen unehelichen Sohn Andri,
lese und höre Max Frischs
dessen Mutter
„Andorra“, Stück in zwölf Bildern.
eine der
verhassten „Schwarzen“
ist, für einen Juden
ausgegeben; er ist dabei auch geblieben, als der Antisemitismus in Andorra
Die Aussagen dieses Stückes gehen
gewachsen ist. Andri, der Jude, der keiner ist, wird als“ Jud“ behandelt, wird
unter die Haut und treffen die eige-
aus seinem kindlichen Weltvertrauen in grenzenloses Misstrauen gestoßen:
ne Existenz. Nur die „Andorraner“
man hämmert ihm solange ein, dass er „anders“ sei als die anderen, bis er
unter den Zuschauern können
dieses Schicksal „anders“ zu sein, annimmt und sich zu ihm bekennt mit dem
nachts gut schlafen. Andorra ist
Trotz und Hochmut eines tragischen Helden— auch und erst recht dann noch,
nicht jener Zwergenstaat in den
als sich herausstellt, dass er kein Jude ist. Als die „Schwarzen“ Andorra besetzt
Pyrenäen, „Andorra ist der Name für
ein Modell“.
haben, greift ihn der „Judenschauer“ aus der Menge zum Erschießen: er
erkennt in ihm den „Jud“, der Andri
nun sein will. Andri wird von den
„Schwarzen“ abgeführt.
„Das Stück erlebte einen beispiellosen Siegeszug über mehr als 50 deutsche
In
Bühnen [...].“
Rechtfertigungsversuche aller Beteiligten, die sich — vor einem imaginären
dieser
Handlung
eingeblendet
sind
die
nachträglichen
Gericht — schon von dem reinzuwaschen versuchen, was sie erst noch
begehen werden: während ihre Schuld sich häuft, gebrauchen sie schon die
„(…) Ein Ton wie auf dem Hof einer
"Problemschule", aggressiv, patzig,
provokant, sehr von heute. Das macht
Sinn, weil Tatjana Fernau (Regie) Max
Frischs "Andorra" für das Hier und Jetzt
in Szene setzt. (…) Vorstufe jeden Kesseltreibens ist die Schmähung des Anderen.
Aus dumpfem Wir-Gefühl formiert sich
die (Volks-)Gemeinschaft. Rassistische
Klischees bilden den Nährboden der
Gewalt. Und rischs Jude ist als Metapher
zu lesen. (…) Stark und sehenswert!“
Kai-Uwe Brinkmann, RUHR NACHRICH-
Argumente, mit denen sich später freisprechen möchten.
Frisch führt den Antisemitismus vor in einem Stück ohne einen Juden: er zeigt,
dass der Antisemitismus nach dem Bild seiner Vorurteile den Jud künstlich
schafft. Diesen mörderischen Mechanismus der Vorurteile, der mangelnden
Zivilcourage und fehlenden Solidarität, der Panik und Feigheit in der Stunde
der Gefahr hat Frisch so einleuchtend und präzise dargestellt, dass man
darüber vergessen darf nach der inneren Wahrheit solcher überkonstruierter
Figuren wie der des Lehrers und seiner Tochter Barblin zu fragen, die überdies
durch Selbstmord und Wahnsinn auf allzu antikische Weise bündig enden. Sind
Frischs
Personen auch eine
Sammlung antisemitischer
Argumente
einer Modellwelt so menschenähnlich wie hier.
(aus: Georg Hense: „Spielplan“)
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und
Verhaltensweisen auf zwei Beinen, so geraten doch selten Parabelfiguren in
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Max Frisch
Andorra
Zum Autor: Max Frisch
Diese Musik basiert auf dergleichen Musiktradition wie unsere heutige
europäische, auf der Musik im Mittelmeerraum vor über 2000 Jahren. Unsere
Musik ging aus vielen Gründen einen anderen Weg als die Musik jener
1911
15. Mai: Max Frisch wird als drittes Kind des
Kulturen, die viel von der ursprünglichen Art des Musizierens bewahrt haben.
Architekten Bruno Frisch und seiner Frau Karo-
In unserem heutigen sehr eindimensionalen medialen Musikbetrieb wirkt sie
lina Bettina Frisch in Zürich.
1923-30
Besuch des Realgymnasiums
1930-32
Max Frisch beginnt ein Studium der Germanistik, das er zwei Jahre später abbrechen muss,
1936-1941
1942
die ihm sehr wichtig ist, die eine Bedeutung für ihn hat. In unserer Aufführung
erklingt hier das jiddische Lied “Her nor, du sheyn meydele”, in dem die Liebe
eines jungen Mädchens geschildert wird, dem keine Arbeit zu schwer, kein
halt zu verdienen beginnt er als freier Mitarbei-
zusammen zu sein. Die Klarinette, eines der wichtigsten Instrumente in der
ter für die „Neue Zürcher Zeitung“ zu arbeiten.
Klezmermusik,
Studium der Architektur an der Eidgenössi-
nach der Pause live gespielt. Eröffnet wird der Abend mit einem serbischen
schen Technischen Hochschule Zürich
Kreistanz: “Užičko Kolo” bringt in seinem 7/8 Takt einen uns ganz fremden
Ein Jahr später gewinnt er den ersten Preis für
Constanze von Meyenburg. Die Ehe, aus der
eben
der
festlichen
Musik
der
osteuropäischen
Juden,
übernimmt den Gesangspart. Dieses Stück wird auch vor der Aufführung und
Akzent in ein fröhliches Tanzstück, das aber auch in seiner Melodie überhaupt
nicht deutsch klingt. Nach der Pause erklingt als erstes Stück ein Lied der
Roma aus Bosnien, “Phirav manğe korkoro”. Hier klagt der Sänger: “Allein
gehe ich umher, weil ich, Gott, ein erbärmlicher Mann bin, … , ich habe keinen
Vater ...”. Andris Stellung wird hier in der Musik aufgegriffen, seine Klage von
der Klarinette vorgetragen. Doch bleibt die Hoffnung auf Liebe, die von Barblin
drei Kinder hervorgehen wird 1959 nach länge-
eigentlich auch erfüllt werden möchte, weshalb auch jetzt noch einmal
rer Trennung geschieden.
dasjiddische “Her nor, du sheyn Meydele” erklingt.
Ab 1946 verfasst Frisch Dramen, die die aktuelle Nachkriegszeit teils thematisieren, teils
verfremden. Wichtig für seine Dramen ist die
Mitwirkende
Begegnung mit Berthold Brecht, die er in sei-
Klarinette
Monika Gräf
nem Tagebuch dokumentiert.
Akkordeon
Johanna Wiedemer
Der literarische Durchbruch gelingt ihm 1954
Gitarre
Alexander Stöckel
Es folgen die Romane „Homo faber“ 1957 und
Geige
Kathrin Schlimmer
„Mein Name ist Gantenbein“ 1964, die die
Leitung
Johannes Schmerbeck
mit der Veröffentlichung des Romans „Stiller“.
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spielen, das auch später noch einmal zu hören ist. Es muss eine Musik sein,
Umstand zu unerträglich und kein Weg zu weit ist, um mit ihrem Geliebten
Architekturbüro. Er heiratet die Architektin
1954
Andri lässt in der ersten Szene immer wieder das gleiche Stück im Orchestrion
weil sein Vater stirbt. Um seinen Lebensunter-
eine Freibadanlage in Zürich und eröffnet ein
1946
daher eher fremd und unbekannt.
Identitätsproblematik sowie die schwierige Akzeptanz des eigenen Ichs thematisieren.
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Max Frisch
Andorra
„Zur Theatermusik“
Fast auf den Tag genau vor 52 Jahren (2. November 1961) wurde das
Theaterstück “Andorra” von Max Frisch im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt.
Dass es an Aktualität nichts eingebüßt hat, liegt wohl an der dem Menschen
1955
Nach Aufgabe seines Architekturbüros
lebt er als freier Schriftsteller. Seinen
anscheinend eigenen Angst vor dem Fremden, vor all dem, was nicht in
durchschlagenden Bühnenerfolg erringt
seinem gewohnten Lebensraum vorkommt. Die Reduzierung des Werkes auf
er mit der Aufführung seines Stückes
einen Appell gegen Antisemitismus greift zu kurz. Obwohl Andri der leibliche
„Biedermann und die Brandstifter“,
Sohn des Lehrers und den anderen Bewohnern Andorras ähnlich ist, deutet die
1958,
Umwelt alle seiner Handlungen und Worte so um, dass sie dem Bild
entsprechen, das sie sich von einem Juden, dem Fremden, machen. Andri
verliert so seine Identität und wird zu einem Abbild des Bildes der anderen.
1961
Uraufführung der Parabel „Andorra“ im
1991
Max Frisch stirbt am 4 April 1991 nach
D.h. allein die Annahme, dass jemand nicht “dazugehört”, nicht in unsere Welt
passt, führt zur Isolierung und zumindest inneren Abwehrhaltung gegen ihn.
Diese Haltung lässt sich im Kleinen, z.B. einer Klasse genauso beobachten wie
Züricher Schauspielhaus.
einem längeren Krebsleiden in Zürich.
im Großen, denken wir an die afrikanischen Immigranten und die Haltung der
europäischen Gesellschaft dazu.
Wie lässt sich das aber in der Musik spiegeln? In der täglichen schulischen
Arbeit wird sehr schnell deutlich, dass Musik einerseits identitätsstiftend,
andererseits auch
gruppenbildend ist: Wir hören und mögen die gleiche
Musik, wir gehören zusammen. Was aber passiert, wenn wir mit Musik
konfrontiert werden, die uns eine fremde und unbekannte Welt vorführt, die
unser Hörverständnis über das “Normalmaß” fordert? Einhellige Ablehnung
schlägt ihr entgegen. “So etwas kann man doch nicht anhören!” Musik drückt
schon immer neben persönlicher Individualität die Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Kultur aus. Deswegen war über lange Zeit das Bild von Völkern
auch durch ihre Musik geprägt. So wie bestimmte religiöse Gruppen oder
fremde Ethnien abgelehnt wurden und werden, wird und wurde auch ihre
Musik als nicht akzeptabel angesehen. Der Begriff der “Negermusik” steht
hierfür als abschreckendes Beispiel.
Eine asiatische oder afrikanische Musik als Theatermusik zu “Andorra” zu
wählen,
also eine uns wirklich fremd anmutende Musikwelt, ginge an der
Bühnenwirklichkeit vorbei. Die Theaterfiguren spielen in einem konkreten
Kontext, dem die Musik gerecht werden muss, zumal auch in den Szenen
Musik
immer
wieder
hörbar
wird.
Deswegen
wird
Musik
aus
drei
Kulturbereichen erklingen, zu denen unsere Gesellschaft oft noch skeptisch,
manchmal auch offen ablehnend steht: jiddische Musik, Musik der Sinti und
RomaSeite
und8 Musik vom Balkan.
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Max Frisch
Andorra
Maske
Personen und Ihre Darsteller
Katharina LEICHT, Sina KÖßL, Ulla PHILIPPS-HECK, Silke MANDEL
Christine REICHERT, Angela MATTER
Andri ............................................................................ Erdorgrul Kartal (EK1)
zusammen mit einer Schülergruppe
Barblin .................................................................................Ellen Lipps (EK 1)
Lehrer ............................................................................. David Biegert (EK 1)
Beleuchtung und Technik
Mutter ....................................................................... Tina Neumann (BKFR1)
Soldat .............................................................................. Niklas Kempf (EK1)
Senora ..................................................................................Luisa Zapf (EK 1)
Pater .............................................................................. Carina Haas (BKFR1)
Wirt ............................................................................ Ines Delakowitz (EK 1)
Tischler ............................................................ Jacqueline Schubert (BKFR 1)
Doktor ........................................................................... Lena Stüwe (BKFR 1)
Geselle ............................................................. Raphael Heidenreich (BKFR1)
Jemand ................................................................. Marissa Reinecke (BKFR1)
Stumm:
Tim HÄRTNER (EK 1) und Till GEIGER (EK 1)
Plakatentwurf und Gestaltung
Katharina LEICHT
Musik
Einstudierung und Leitung: Johannes SCHMERBECK
Bedienung im Theatercafé
Idiot ........................................................................ Maximilian Berger (EK 1)
Eine Schülergruppe unter Leitung von Bastian SCHULER, Lena SCHMEJKAL und
Zweiter Soldat ........................................................ Maximilian Berger (EK 1)
Thomas WALTER
Judenschauer
Das andorranische Volk
Programmheft
Evelyn DIELENSCHNEIDER
Einstudiert und Regie ......................................................... Hans Roth
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Seite 7
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