Wir danken... allen Eltern, Schülern und Lehrern für die bereitwillige Ausleihe von Requisiten und Kostümen, unserem Hausmeister, Herrn Ewald End, für die Mithilfe beim Aufbau der Bühne und für alle Unterstützungen und bereitwillige Mitarbeit, allen namentlich nicht genannten Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern für die freundliche Unterstützung in jeder Form. Andorra Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Zur Deckung der mit dieser Aufführung zusammenhängenden Kosten und zur Unterstützung der weiteren Theaterarbeit an der Schule bitten wir um eine Spende in angemessener Höhe. Aula der Kaufmännischen Schulen Offenburg Zähringerstraße 37, A-Bau Max Frisch Andorra Chronik des Schultheaters: Andorra Stück in zwölf Bildern Uraufführung: 2. November 1961, Schauspielhaus Zürich Aufführungsrechte: Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main Aufführungen: Dienstag, den 5. November 2013 Mittwoch, den 6. November 2013 Jeweils um 19:30 Uhr in der Aula der Kaufmännischen Schulen Offenburg, Zähringerstraße 37 Seite 2 1958 1976 1977 1978 1980 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 2000 2001 2002 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Hugo von Hofmannsthal: „Jedermann“ Max Frisch: „Andorra“ Jugendstück: „Bravo Girl“ „Papa, Charly hat gesagt…“ „Frauenbilder – Männerbilder“ Bert Brecht: „Dreigroschenoper“ Revue zur Bücherverbrennung Curt Goetz: „Die tote Tante“ Fernando Arrabal: „Picknick im Felde“ Saul O’Hara: „Heiraten ist immer ein Risiko“ Molière: „Der Menschenfeind“ Ödön von Horvath: „Geschichten aus dem Wiener Wald Thornton Wilder: „Die Heiratsvermittlerin“ William Shakespeare: „Ein Sommernachtstraum“ Friedrich Dürrenmatt: „Besuch der alten Dame“ Molière: „Der eingebildete Kranke“ Joseph Kesselring: „Arsen und Spitzenhäubchen“ William Shakespeare: „Romeo und Julia“ Anton Tschechow: “Der Bär”, “Der Heiratsantrag”, „Das Bankjubiläum“ Johann Nestroy: „Häuptling Abendwind oder das gräuliche Festmahl“ Friedrich Dürrenmatt: „Die Physiker“ Johann Wolfgang von Goethe: „Faust“ – der Tragödie erster Teil Bernhard Shaw: „Pygmalion“ Hugo von Hofmannsthal: „Jedermann“ Schule spielt Schule – Eugène Jonesco: „Die Unterrichtsstunde“ Williams Shakespeare: „Was ihr wollt“ Bert Brecht: „Mutter Courage und ihre Kinder“ Molière: „Der Geizhals“ Oscar Wilde: „Bunbury“ Heinrich von Kleist: „Der zerbrochene Krug“ Jean Giraudoux: „Der Apollo von Bellac“ Carlo Goldoni: „Der Diener zweier Herren“ Thornton Wilder: „Unsere kleine Stadt“ Witold Gombrowicz: „Yvonne, die Burgunderprinzessin“ Max Frisch: „Andorra“ Seite 11 Max Frisch Andorra Über den Autor und seine Theateraufführungen „Andorra“ Andorra hat nicht mit dem gleichnamigen Kleinstaat zu tun, sondern ist, wie Wer noch nicht erkannt hat, dass Frisch sich ausdrückt, „der Name für ein Modell“. Als es in Andorra noch Theater etwas anderes und mehr ist opportun gewesen ist, Mitleid mit den aus dem Nachbarland der „Schwarzen“ als „Spiel“ und ästhetischer Genuss, vertriebenen Juden zu haben, hat der Lehrer seinen unehelichen Sohn Andri, lese und höre Max Frischs dessen Mutter „Andorra“, Stück in zwölf Bildern. eine der verhassten „Schwarzen“ ist, für einen Juden ausgegeben; er ist dabei auch geblieben, als der Antisemitismus in Andorra Die Aussagen dieses Stückes gehen gewachsen ist. Andri, der Jude, der keiner ist, wird als“ Jud“ behandelt, wird unter die Haut und treffen die eige- aus seinem kindlichen Weltvertrauen in grenzenloses Misstrauen gestoßen: ne Existenz. Nur die „Andorraner“ man hämmert ihm solange ein, dass er „anders“ sei als die anderen, bis er unter den Zuschauern können dieses Schicksal „anders“ zu sein, annimmt und sich zu ihm bekennt mit dem nachts gut schlafen. Andorra ist Trotz und Hochmut eines tragischen Helden— auch und erst recht dann noch, nicht jener Zwergenstaat in den als sich herausstellt, dass er kein Jude ist. Als die „Schwarzen“ Andorra besetzt Pyrenäen, „Andorra ist der Name für ein Modell“. haben, greift ihn der „Judenschauer“ aus der Menge zum Erschießen: er erkennt in ihm den „Jud“, der Andri nun sein will. Andri wird von den „Schwarzen“ abgeführt. „Das Stück erlebte einen beispiellosen Siegeszug über mehr als 50 deutsche In Bühnen [...].“ Rechtfertigungsversuche aller Beteiligten, die sich — vor einem imaginären dieser Handlung eingeblendet sind die nachträglichen Gericht — schon von dem reinzuwaschen versuchen, was sie erst noch begehen werden: während ihre Schuld sich häuft, gebrauchen sie schon die „(…) Ein Ton wie auf dem Hof einer "Problemschule", aggressiv, patzig, provokant, sehr von heute. Das macht Sinn, weil Tatjana Fernau (Regie) Max Frischs "Andorra" für das Hier und Jetzt in Szene setzt. (…) Vorstufe jeden Kesseltreibens ist die Schmähung des Anderen. Aus dumpfem Wir-Gefühl formiert sich die (Volks-)Gemeinschaft. Rassistische Klischees bilden den Nährboden der Gewalt. Und rischs Jude ist als Metapher zu lesen. (…) Stark und sehenswert!“ Kai-Uwe Brinkmann, RUHR NACHRICH- Argumente, mit denen sich später freisprechen möchten. Frisch führt den Antisemitismus vor in einem Stück ohne einen Juden: er zeigt, dass der Antisemitismus nach dem Bild seiner Vorurteile den Jud künstlich schafft. Diesen mörderischen Mechanismus der Vorurteile, der mangelnden Zivilcourage und fehlenden Solidarität, der Panik und Feigheit in der Stunde der Gefahr hat Frisch so einleuchtend und präzise dargestellt, dass man darüber vergessen darf nach der inneren Wahrheit solcher überkonstruierter Figuren wie der des Lehrers und seiner Tochter Barblin zu fragen, die überdies durch Selbstmord und Wahnsinn auf allzu antikische Weise bündig enden. Sind Frischs Personen auch eine Sammlung antisemitischer Argumente einer Modellwelt so menschenähnlich wie hier. (aus: Georg Hense: „Spielplan“) TEN Seite 10 und Verhaltensweisen auf zwei Beinen, so geraten doch selten Parabelfiguren in Seite 3 Max Frisch Andorra Zum Autor: Max Frisch Diese Musik basiert auf dergleichen Musiktradition wie unsere heutige europäische, auf der Musik im Mittelmeerraum vor über 2000 Jahren. Unsere Musik ging aus vielen Gründen einen anderen Weg als die Musik jener 1911 15. Mai: Max Frisch wird als drittes Kind des Kulturen, die viel von der ursprünglichen Art des Musizierens bewahrt haben. Architekten Bruno Frisch und seiner Frau Karo- In unserem heutigen sehr eindimensionalen medialen Musikbetrieb wirkt sie lina Bettina Frisch in Zürich. 1923-30 Besuch des Realgymnasiums 1930-32 Max Frisch beginnt ein Studium der Germanistik, das er zwei Jahre später abbrechen muss, 1936-1941 1942 die ihm sehr wichtig ist, die eine Bedeutung für ihn hat. In unserer Aufführung erklingt hier das jiddische Lied “Her nor, du sheyn meydele”, in dem die Liebe eines jungen Mädchens geschildert wird, dem keine Arbeit zu schwer, kein halt zu verdienen beginnt er als freier Mitarbei- zusammen zu sein. Die Klarinette, eines der wichtigsten Instrumente in der ter für die „Neue Zürcher Zeitung“ zu arbeiten. Klezmermusik, Studium der Architektur an der Eidgenössi- nach der Pause live gespielt. Eröffnet wird der Abend mit einem serbischen schen Technischen Hochschule Zürich Kreistanz: “Užičko Kolo” bringt in seinem 7/8 Takt einen uns ganz fremden Ein Jahr später gewinnt er den ersten Preis für Constanze von Meyenburg. Die Ehe, aus der eben der festlichen Musik der osteuropäischen Juden, übernimmt den Gesangspart. Dieses Stück wird auch vor der Aufführung und Akzent in ein fröhliches Tanzstück, das aber auch in seiner Melodie überhaupt nicht deutsch klingt. Nach der Pause erklingt als erstes Stück ein Lied der Roma aus Bosnien, “Phirav manğe korkoro”. Hier klagt der Sänger: “Allein gehe ich umher, weil ich, Gott, ein erbärmlicher Mann bin, … , ich habe keinen Vater ...”. Andris Stellung wird hier in der Musik aufgegriffen, seine Klage von der Klarinette vorgetragen. Doch bleibt die Hoffnung auf Liebe, die von Barblin drei Kinder hervorgehen wird 1959 nach länge- eigentlich auch erfüllt werden möchte, weshalb auch jetzt noch einmal rer Trennung geschieden. dasjiddische “Her nor, du sheyn Meydele” erklingt. Ab 1946 verfasst Frisch Dramen, die die aktuelle Nachkriegszeit teils thematisieren, teils verfremden. Wichtig für seine Dramen ist die Mitwirkende Begegnung mit Berthold Brecht, die er in sei- Klarinette Monika Gräf nem Tagebuch dokumentiert. Akkordeon Johanna Wiedemer Der literarische Durchbruch gelingt ihm 1954 Gitarre Alexander Stöckel Es folgen die Romane „Homo faber“ 1957 und Geige Kathrin Schlimmer „Mein Name ist Gantenbein“ 1964, die die Leitung Johannes Schmerbeck mit der Veröffentlichung des Romans „Stiller“. Seite 4 spielen, das auch später noch einmal zu hören ist. Es muss eine Musik sein, Umstand zu unerträglich und kein Weg zu weit ist, um mit ihrem Geliebten Architekturbüro. Er heiratet die Architektin 1954 Andri lässt in der ersten Szene immer wieder das gleiche Stück im Orchestrion weil sein Vater stirbt. Um seinen Lebensunter- eine Freibadanlage in Zürich und eröffnet ein 1946 daher eher fremd und unbekannt. Identitätsproblematik sowie die schwierige Akzeptanz des eigenen Ichs thematisieren. Seite 9 Max Frisch Andorra „Zur Theatermusik“ Fast auf den Tag genau vor 52 Jahren (2. November 1961) wurde das Theaterstück “Andorra” von Max Frisch im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Dass es an Aktualität nichts eingebüßt hat, liegt wohl an der dem Menschen 1955 Nach Aufgabe seines Architekturbüros lebt er als freier Schriftsteller. Seinen anscheinend eigenen Angst vor dem Fremden, vor all dem, was nicht in durchschlagenden Bühnenerfolg erringt seinem gewohnten Lebensraum vorkommt. Die Reduzierung des Werkes auf er mit der Aufführung seines Stückes einen Appell gegen Antisemitismus greift zu kurz. Obwohl Andri der leibliche „Biedermann und die Brandstifter“, Sohn des Lehrers und den anderen Bewohnern Andorras ähnlich ist, deutet die 1958, Umwelt alle seiner Handlungen und Worte so um, dass sie dem Bild entsprechen, das sie sich von einem Juden, dem Fremden, machen. Andri verliert so seine Identität und wird zu einem Abbild des Bildes der anderen. 1961 Uraufführung der Parabel „Andorra“ im 1991 Max Frisch stirbt am 4 April 1991 nach D.h. allein die Annahme, dass jemand nicht “dazugehört”, nicht in unsere Welt passt, führt zur Isolierung und zumindest inneren Abwehrhaltung gegen ihn. Diese Haltung lässt sich im Kleinen, z.B. einer Klasse genauso beobachten wie Züricher Schauspielhaus. einem längeren Krebsleiden in Zürich. im Großen, denken wir an die afrikanischen Immigranten und die Haltung der europäischen Gesellschaft dazu. Wie lässt sich das aber in der Musik spiegeln? In der täglichen schulischen Arbeit wird sehr schnell deutlich, dass Musik einerseits identitätsstiftend, andererseits auch gruppenbildend ist: Wir hören und mögen die gleiche Musik, wir gehören zusammen. Was aber passiert, wenn wir mit Musik konfrontiert werden, die uns eine fremde und unbekannte Welt vorführt, die unser Hörverständnis über das “Normalmaß” fordert? Einhellige Ablehnung schlägt ihr entgegen. “So etwas kann man doch nicht anhören!” Musik drückt schon immer neben persönlicher Individualität die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur aus. Deswegen war über lange Zeit das Bild von Völkern auch durch ihre Musik geprägt. So wie bestimmte religiöse Gruppen oder fremde Ethnien abgelehnt wurden und werden, wird und wurde auch ihre Musik als nicht akzeptabel angesehen. Der Begriff der “Negermusik” steht hierfür als abschreckendes Beispiel. Eine asiatische oder afrikanische Musik als Theatermusik zu “Andorra” zu wählen, also eine uns wirklich fremd anmutende Musikwelt, ginge an der Bühnenwirklichkeit vorbei. Die Theaterfiguren spielen in einem konkreten Kontext, dem die Musik gerecht werden muss, zumal auch in den Szenen Musik immer wieder hörbar wird. Deswegen wird Musik aus drei Kulturbereichen erklingen, zu denen unsere Gesellschaft oft noch skeptisch, manchmal auch offen ablehnend steht: jiddische Musik, Musik der Sinti und RomaSeite und8 Musik vom Balkan. Seite 5 Max Frisch Andorra Maske Personen und Ihre Darsteller Katharina LEICHT, Sina KÖßL, Ulla PHILIPPS-HECK, Silke MANDEL Christine REICHERT, Angela MATTER Andri ............................................................................ Erdorgrul Kartal (EK1) zusammen mit einer Schülergruppe Barblin .................................................................................Ellen Lipps (EK 1) Lehrer ............................................................................. David Biegert (EK 1) Beleuchtung und Technik Mutter ....................................................................... Tina Neumann (BKFR1) Soldat .............................................................................. Niklas Kempf (EK1) Senora ..................................................................................Luisa Zapf (EK 1) Pater .............................................................................. Carina Haas (BKFR1) Wirt ............................................................................ Ines Delakowitz (EK 1) Tischler ............................................................ Jacqueline Schubert (BKFR 1) Doktor ........................................................................... Lena Stüwe (BKFR 1) Geselle ............................................................. Raphael Heidenreich (BKFR1) Jemand ................................................................. Marissa Reinecke (BKFR1) Stumm: Tim HÄRTNER (EK 1) und Till GEIGER (EK 1) Plakatentwurf und Gestaltung Katharina LEICHT Musik Einstudierung und Leitung: Johannes SCHMERBECK Bedienung im Theatercafé Idiot ........................................................................ Maximilian Berger (EK 1) Eine Schülergruppe unter Leitung von Bastian SCHULER, Lena SCHMEJKAL und Zweiter Soldat ........................................................ Maximilian Berger (EK 1) Thomas WALTER Judenschauer Das andorranische Volk Programmheft Evelyn DIELENSCHNEIDER Einstudiert und Regie ......................................................... Hans Roth Seite 6 Seite 7