Theater St.Gallen Theater St.Gallen 2 Theater St.Gallen Übersicht Interessiert an der vollständigen Materialsammlung? – Fordern Sie diese kostenlos an bei Mario Franchi, ANHANG HINTERGRUND GRUNDLAGEN Theaterpädagoge, [email protected] 1 Grundlagen Team Zum Stück Sich den Feind ersinnen – Andorra von Max Frisch 04 2 Historischer Hintergrund Entstehung Wirkungsgeschichte 06 3 Andorra als Modell Anmerkungen zum Bild Notizen zur Schranke Ein Blick auf „Andorra“ 08 4 Die Figuren Figurenkonstellation Anmerkungen zu Kostüm und Typen Notizen zu den Gesten 10 5 Stichworte –Identität, Selbst- und Fremdwahrnehmung Du sollst dir kein Bildnis machen 12 6 Stichwort – Die Macht der Meinung anderer Fragen Die öffentliche Meinung Impuls 15 7 Stichworte – Etikettierungen anderer, Zuschreibungen, Entstehung und Manifestation von Vorurteilen 16 8 Stichwort – Leugnen von Mittäterschaft und Schuld Antisemitismus in der Schweiz 17 9 Zum Autor 20 Theaterkritik zur Uraufführung 1961 22 Über Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein 25 3 Theater St.Gallen 1 Grundlagen Andorra Stück in zwölf Bildern von Max Frisch Uraufführung: 2. November 1961, Schauspielhaus Zürich Premiere Theater St.Gallen: 18. September 2015, Grosses Haus Inszenierung: Katja Langenbach Bühne: Katrin Hieronimus Kostüme: Julia Ströder Musik: Roderik Vanderstraeten Dramaturgie: Nina Stazol Die Familie Die Andorraner Andri: Luzian Hirzel Barblin: Danielle Green Der Lehrer: Bruno Riedl Die Senora: Simone Stahlecker Pater 1 | Soldat 2 | Tischler 2 | Doktor 2: Matthias Albold Pater 2 | Tischler 1 | Geselle 2 | Mutter 1: Diana Dengler Pater 3 | Soldat 1 | Wirt 2 | Doktor 1: Tobias Fend Soldat 3 | Wirt 1 | Geselle 1 | Mutter 2: Christian Hettkamp «Ich bin nicht anders. Ich will nicht anders sein.» Zum Stück Zu einer Zeit, als Solidarität in Andorra noch etwas galt, gab der Lehrer seinen unehelichen Sohn Andri als gerettetes Judenkind aus. So waren ihm Ansehen und Unterstützung gewiss. Inzwischen aber ist Andorra von antisemitischen Vorurteilen durchsetzt. Und gerade Andri entspricht nach Meinung der Andorraner genau jenem Bild, das sie sich von einem Juden gemacht haben; was sie ihm einzubläuen nicht müde werden. Der junge Mann, falsch wahrgenommen, verachtet und zum Anderssein gezwungen, fügt sich im Ringen um die Frage nach der eigenen Identität schliesslich dem ihm zugedachten Schicksal. Max Frisch (1911 – 1991) führt den Antisemitismus in einem Stück ohne Juden vor und entwirft mit Andorra eine Parabel über die Mechanismen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Vorurteil und Meinungsmache gegen das Anderssein. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen in der Schweiz behandelt Andorra damit ein tragisch aktuelles Thema. 4 Theater St.Gallen Sich den Feind ersinnen – Andorra von Max Frisch von Nina Stazol «In gewissem Grad sind wir wirklich das Wesen, das die andern in uns hineinsehen, Freunde wie Feinde. Und umgekehrt! Auch wir sind die Verfasser der andern; wir sind auf eine heimliche und unentrinnbare Weise verantwortlich für das Gesicht, das sie uns zeigen, verantwortlich nicht für ihre Anlage, aber für die Ausschöpfung dieser Anlage. […]» Max Frisch, Tagebuch 1946–1949. Wer bin ich? Bin ich ich oder machen mich die anderen zu dem, was ich bin? Vor dem Hintergrund des eben erst beigelegten 2. Weltkrieges hat Max Frisch seinem «Stück in zwölf Bildern» diese, ihn seine gesamte Schaffenszeit begleitende Thematik der Identitätsfrage, modellhaft mit dem Antisemitismus verknüpft. Er skizziert ein ausdrücklich fiktives Volk, das der Bedrohung einer Invasion der Nachbarn ausgesetzt in Angst lebt, und setzt in dieses Völkchen Andri, einen, von dem es heisst, er sei einer, den alle anderen, vor allem Menschen anderer Länder, nicht mögen. Einen, der andernorts der Bedrohung und Verfolgung ausgesetzt ist. Den andere nicht so gerne bei sich haben. Weil er anders ist. «Andri». Frisch legt die Lupe auf eine ambivalente Haltung, die um eine «eigentlich habe ich nichts gegen XY, aber irgendwie sind sie ja schon Z» kreist, wobei Z vor allem eine Aburteilung beinhaltet. Niemand ist in Andorra eindeutig feindselig. Alle wollen Andri, dem (angeblichen) jüdischen Jungen, den Lehrer vor Verfolgung aus dem Nachbarland gerettet und dessen Pflege übernommen hat, doch auch Gutes. Aber er ist anders. […] Interessiert an der vollständigen Materialsammlung? – Fordern Sie diese kostenlos an bei Mario Franchi, Theaterpädagoge, [email protected] 5