Die Renaissance - Einführung Renaissance heißt zu Deutsch Wiedergeburt. Es vollzog sich während dieser Zeit eine geistige Umformung des Welt- und Menschenbildes, zwischen Mittelalter und Neuzeit. Das Individuum ist das zentrale Interesse dieser Epoche, gegenüber dem Mittelalter, wo der Mensch als Diener Gottes und vor allem Gott selbst im Mittelpunkt steht, daher auch Humanismus. Renaissance bedeutet auch eine starke Anlehnung an das Leben und Schrifttum der Antike, die menschliche Vollkommenheit und feine Geistesbildung darstellt. Die musikalische Führung übernehmen die “Niederländer” für etwa anderthalb Jahrhundert. Von ihrer Heimat ausgehend, findet man sie bald in Italien, an vielen Höfen Deutschlands und im habsburgischen Spanien als Komponisten, Kapellmeister, Sänger und Instrumentalisten vor. Ihr polyphoner Stil verschafft sich in Europa Geltung. Trotzdem beeinflussen die verschiedenen Völker diese Entwicklung deutlich. Frankreich trägt dazu bei durch die gotische Mehrstimmigkeit, die Parlando-Rhythmik und den Chanson. Italien durch die “ars nova”, die das Madrigal und die Villanelle kennzeichnete. Deutschland durch den Volksliedton des Chorliedes und England durch das Fauxbourdon und den Sommerkanon. Erstmalig in der Musikgeschichte entsteht unter einheitlich polyphonem Leitfaden, eine Fülle vielstimmiger und vielfältiger Musik. Neu ist, daß sich nun auch das städtische Bürgertum an der Musikübung beteiligt. Neben die Kathedralmusik und die höfische Musik treten das weltliche Lied und die Tanzmusik. Die mittelalterliche Mehrstimmigkeit wird durch eine Mehrstimmigkeit ersetzt, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Musik und Sprache herstellt, gleichzeitig aber eine vertikale Harmonieführung ermöglicht. Der Klangraum wird durch die Gewinnung der Diskant und Baßregion zur hohen Männerstimme hinzu deutlich erweitert. Mit fortschreitender Zeit wird die Musik immer spracheähnlicher. Die Musik paßt sich schließlich dem Versmaß und der Gliederung des Textes an. In der Spätrenaissance erreichen Schönklang und Wortähnlichkeit ihren Höhepunkt in der Musik. Im Mittelpunkt der Musikanschauung stehen nun nicht mehr die Komposition nach kompositorischen Prinzipien in Anlehnung an den gregorianischen Choral, vielmehr entwickelt sich eine Individualität in der Musik. Die Komponisten erschaffen Neues, Eigenes. Auch dient die Musik nun zur Muße, sie wird zur klingenden Musik und entwickelt seitdem immer mehr Eigenart. Formenwelt Das polyphone Ideal ist melodische Selbstständigkeit und Gleichrangigkeit aller Stimmen und die Vereinheitlichung des Satzes durch Kanon und Imitation. Kathedrale Formen: Kanon Begleitung eines Themas durch sich selbst, vom Einklang oder anderem Intervallen ausgehend (Z.B. Quint-Kanon). Viele Variationen durch Krebs, Umkehrung, Augmentation, Diminution, Spiegelung...möglich. Motette Durchkomposition eines geistlichen Textes, wobei einzelne Abschnitte immer durch neue Motive wiedergegeben werden. Durchimitation der einsetzenden Stimmen. Messe Repräsentative Musikform diese Zeitalters. Motettische Komposition der unveränderlichen Messeteile(Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei). Vereinheitlichung durch Verwendung des gleichen cantus-firmus im Tenor. Weltliche Formen: Madrigal Meist fünfstimmige chorische Durchkomosition literarisch anspruchsvoller Texte in subjektiv gesteigerter Ausdrucksweise. Villanelle Mehrstimmig, volkstümlich gestaltetes Strophenlied mit tänzerischem Einschlag. Refrain, meist dreistimmiger homophoner Satz. Chanson “Witzig-graziöse” Chorkomposition mit pointierter Deklamationsrhythmik und gelegentlicher realistischer Tonmalerei. Deutsches Chorlied Zuerst cantus-firmus Lied mit altdeutschen Volksliedern, später nach Text und Weise frei, mit Vorbild in der Villanelle, dem Chanson und teilweise dem Madrigal. Oden-Komposition Vertonung klassischer Oden bei antiker Metrik. Textverständlichkeit. Homophon. Hauptvertreter: Früh- und Hochrenaissance Dufay (! 1471) - “Niederländische Schule” Josquin de Près (! 1521), Heinrich Isaak (! 1517) Paul Hofhaimer (! 1537) - u.a. Humanistische Odenkomposition Musik der Reformation J. Walther (! 1570) - Deutscher Gemeindegesang (ev. Choral), Choral-Bearbeitungen. M. Praetorius (! 1621) Spätrenaissance G. P. da Palestrina (! 1594) - “Römische Schule”, Messen, Motetten, Madrigale. O. di Lasso (! 1594) - Motetten, Messen, Chorkompositionen (in versch. Nationalstilen).