Politischer Islam Univ.Ass. Mag. Thomas SCHMIDINGER

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Politischer Islam
Schmidinger
WS 2004 / 2005
Version 09.09.2005
Seite 1
Politischer Islam
Rezensionen und Referate des Proseminars von
Univ.Ass. Mag. Thomas SCHMIDINGER
Upgedatet, ergänzt und strukturiert bis inkl. Vorlesung
13.12.2004
Handouts (soweit vorhanden) eingescannt bzw. als file übernommen.
® beim jeweiligen Verfasser.
Vorliegende Unterlage ohne Gewähr.
Sie soll allen KollegInnen die Arbeit erleichtern, akademische Handhabung
und Etikette nehme ich als selbstverständlich an
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Seite 2
Inhaltsverzeichnis
1
Termine, Themen, Ablauf, Referate ...................................................................... 4
1.1
KOVO - Ziele, Inhalt, Methoden ........................................................................ 4
1.2
Anforderungen: ................................................................................................. 5
1.3
Buchvorstellungen: 18. 10. — 29. 11.2004 ...................................................... 6
1.4
Länderbeispiele: 29. 11.2004 — 10. 1.2005.................................................... 9
1.5
Thematische Referate: 10. 1. — 24. 1.2005..................................................... 9
1.6
Diskussionen ..................................................................................................... 9
2
Islam, Geschichte des Nahen Ostens und Politischer Islam (allgemein) ....... 10
2.1
SCHIMMEL, Annemarie: Die Zeichen Gottes. Die religiöse Welt des Islam. .. 10
2.2
DASHTY, Ali: 23 Jahre - Die Karriere des Propheten Muhammad.................. 12
2.3
HORNUNG, Klaus: Krisenherd Naher Osten, Geschichte und Gegenwart
einer konfliktreichen Region ............................................................................ 13
2.4
MERNISSI, Fatima: „Die Angst vor der Moderne“. Freiburg 2002................... 14
2.5
KEPEL, Gilles: Das Schwarzbuch des Dschihad; Aufstieg und Niedergang
des Islamismus................................................................................................ 15
2.6
TIBI, Bassam: Die fundamentalistische Herausforderung ............................... 16
3
Gihadistischer Islamismus, Terrorismus und politischer Islam ..................... 19
3.1
RASHID Ahmed : Taliban – Afghanistans Gotteskrieger und der Dschihad. 19
3.2
KERMANI, Navid: Dynamit des Geistes. Martyrium, Islam und der
Nihilismus. Wallstein ....................................................................................... 20
3.3
KEPEL, Gilles: „Die Rache Gottes. Radikale Moslems, Christen und Juden
auf dem Vormarsch“........................................................................................ 21
3.4
DANESCH, Mostafa: Der Krieg gegen den Westen ........................................ 22
4 9/11 und al-Qaida.................................................................................................. 24
4.1
FOUDA Y. / FIELDING N.: Masterminds of Terror - Die Drahtzieher des
11. September berichten ................................................................................. 24
4.2
DOHNANYI, Johannes und Germana von: Schmutzige Geschäfte und
heiliger Krieg – Al-Qaida in Europa ................................................................. 25
5
Europa und der Islam, Islamismus in Europa.................................................... 28
5.1
HEINE, Susanne: Islam zwischen Selbstbild und Klischee ............................. 28
5.2
CEYHUN, Ozan: Politik im Namen Allahs ....................................................... 29
6
Islam, Islamismus und Geschlechterverhältnisse............................................. 31
6.1
MERNISSI, Fatema: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen........ 31
6.2
GERHARD, Ute /JANSEN, Mechthild M. / RUMPF, Mechthild (Hg): Facetten
islamischer Welten Geschlechterordnungen Frauen- und Menschenrechte
in der Diskussion ............................................................................................. 33
6.3
MOGHADAM, Valentine M.: Gender & Social Change in the Middle East ...... 34
7
Islam und Homosexualität ................................................................................... 36
7.1
LSVD Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.): Muslime unter dem Regenbogen —
Homosexualität, Migration und Islam .............................................................. 36
8
Islamismus und Antisemitismus......................................................................... 37
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PFAHL-TRAUGHBER, Armin: Antisemitismus in der islamischen Welt.
Externe und interne Ursachen in historischer Perspektive. ............................. 37
KÜNTZEL, Matthias: Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen
Krieg................................................................................................................ 39
sunnitische islamistische Theoretiker.............................................................. 40
9.1
Gamal Al-Banna: Islam and trade unions........................................................ 40
9.2
Abu l-A’la Maududi: Weltanschauung und Leben im Islam ............................. 42
10 schiitische islamistische Theoretiker ............................................................... 44
10.1 SHARIATI, Ali: Kapitalismus ........................................................................... 44
10.2 Baquir as-Sadr, Ayatullah Muhammad: Our Philosophy ................................. 47
11 Regionalstudien: Nordafrika .............................................................................. 49
11.1 SCHMIDINGER, Thomas: Islamismus und Militärherrschaft im Sudan........... 49
11.2 RUF, Werner: Die algerische Tragödie. Vom Zerbrechen des Staates einer
zerrissenen Gesellschaft. ................................................................................ 51
11.3 NEWEKLAWSKY, Gerhard: „Die bosnisch-herzegowinischen Muslime“ ...... 53
12 Regionalstudien: Naher Osten und Zentralasien.............................................. 55
12.1 HOFFMANN, Judith: Aufstieg und Wandel des Politischen Islam in der
Türkei .............................................................................................................. 55
12.2 BEHZAD, Khamehi: Die schiitischen doktrinären Grundlagen des politischen
Systems der Islamischen Republik Iran .......................................................... 58
12.3 RASHID, Ahmed: Heiliger Krieg am Hindukusch. Der Kampf um Macht und
Glauben in Zentralasien. ................................................................................. 58
13 Länderbeispiele .................................................................................................... 60
13.1 Sudan.............................................................................................................. 60
13.2 Saudi Arabien.................................................................................................. 62
13.3 Palästina ......................................................................................................... 63
13.4 Irak .................................................................................................................. 66
13.5 Iran .................................................................................................................. 69
13.6 Türkei .............................................................................................................. 78
14 Thematische Referate .......................................................................................... 80
14.1 Politischer Islam in Europa.............................................................................. 80
15 Diskussionen ........................................................................................................ 82
15.1 Diskussion mit dem Sprecher von SCIRI (Hoher Rat des islamischen
Widerstands des Irak) in Österreich (22.10.2004) .......................................... 82
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1 TERMINE, THEMEN, ABLAUF, REFERATE
1.1
KOVO - Ziele, Inhalt, Methoden
Politischer Islam (D2) - PS
Mag. phil. Thomas SCHMIDINGER
Ort: Hs. 1 (A212), NIG 2. Stock
Beginn: 11.10.2004
Anmeldung: -Zeit: Mo 10 - 12 Uhr
Ziele, Inhalte und Methoden der Lehrveranstaltung:
Ziel der Lehrveranstaltung ist es sich mit den theoretischen Grundlagen und der
Ideengeschichte islamistischer Bewegungen zu beschäftigen und dabei anhand
konkreter Beispiele einzelner Bewegungen und Staaten ihre Entwicklung
nachzuvollziehen.
Dabei soll es weniger um Methoden politischer und/oder militärischer Aktivitäten
einzelner Gruppierungen gehen, sondern um die zugrundeliegenden politischen
Positionen und die Quellen derselben.
Islamistische Bewegungen sollen dabei als moderne politische Bewegungen mit
ihren islamischen aber auch europäischen Wurzeln analysiert werden. Die
Ideengeschichte des politischen Islam wird sowohl im Kontext europäischer
politischer Ideologien des 20. Jahrhunderts (Faschismus, Nationalismus,
Antiimperialismus) als auch der sich auf Ibn Taimiyya, Mohammed Ibn Abd alWahhab und andere islamische Denker berufenden Strömungen des Islam
analysiert.
Als Beispiele politischer Bewegungen des sunnitischen Islamismus soll auf die
Muslim-Bruderschaft Ägyptens und ihren palästinensischen Ableger Hamas und den
sudanesischen Ableger NIF, auf den auf Mawdudi und die Deobandi-Bewegung
zurückgehenden islamistischen Gruppen Indiens, Pakistans und Afghanistans, sowie
der Wahabismus Saudi-Arabiens näher eingegangen werden.
Die islamischen Parteien der Türkei sollen als Beispiel für die (partielle) Integration
des politischen Islam in ein laizistisches System behandelt werden.
Ziel der Lehrveranstaltung
ist es den Studierenden einen kritischen Einstieg in das politische Denken
islamistischer Strömungen zu ermöglichen und eine weitere wissenschaftliche
Beschäftigung mit diesem Thema zu erleichtern.
Dabei soll in der Lektüre nicht nur auf politikwissenschaftliche und
islamwissenschaftliche Schriften über den politischen Islam zurückgegriffen werden,
sondern auch auf Übersetzungen von Originaltexten von Sayyed Qutb, Hasan alBanna, Abu l-A´la al-Mawdudi und anderen islamistischen Vordenkern, sowie
Gruppierungen wie der Hamas oder der Hizb al-Tahrir.
Neben den Aspekten des Autoritarismus und des Antisemitismus sollen die
Rollenbilder von Frauen in islamistischen Bewegungen analysiert werden
(Antifeminismus, „islamischer Feminismus“).
Beurteilungsmaßstäbe der Lehrveranstaltung:
Von den Studierenden wird
• ein Referat,
Politischer Islam
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WS 2004 / 2005
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•
•
•
•
eine Proseminararbeit,
Gruppendiskussionen und die
Lektüre und Diskussion einiger Basistexte verlangt werden.
Die Texte der Basisliteratur sollen von den Studierenden kurz vorgestellt
und dann diskutiert werden.
Für die Beurteilung sind das Referat, die Vorstellung der Basisliteratur, die
Proseminararbeit und die Beteiligung an den Diskussionen ausschlaggebend.
Literatur:
• Gerhard, Ute / Jansen, Mechthild M. / Rumpf, Mechthild (Hg.): Facetten
islamischer Welten, Geschlechterordnungen, Frauen und
Menschenrechte in der Diskussion, Bielefeld, 2003
• Kepel, Gilles: Das Schwarzbuch des Dschihad, Aufstieg und Niedergang des
Islamismus, München, 2002
• Schmidinger, Thomas: Integration oder Aufstand, Schiitischer Islamismus im
Irak in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 6/04. S. 695 702
Erreichbarkeit: per E-mail: [email protected]
11.10.2004 - 1.VO
1.2
Anforderungen:
Ihr könnt euch aussuchen ob ihr
• eine Buchvorstellung (diese ist dann allen Studierenden in Kopien zu
verteilen),
• ein Länderbeispiel oder
• ein thematisches Referat referieren wollt.
Für die Länderbeispiele und die thematischen Referate sind
Handouts zu verteilen, die in der Woche vor dem Referat mit mir
zu besprechen sind.
Von allen ist für die Leistungsbeurteilung zu erstellen bzw. abzugeben:
•
Zusätzlich wird von allen eine jeweils eine 1-2 Seiten lange
Buchrezension (sinnvollerweise aus der Literaturliste) und
•
eine 10-15 Seiten lange Proseminararbeit verlangt.
•
Abzugeben beide Arbeiten bis Ende des Semesters (spätestens Ende
April 2005)
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Vorhandene Rezensionen/Referate (Handouts, files) gelb unterlegt !
1.3 Buchvorstellungen: 18. 10. — 29. 11.2004
(pro Person ca. 3 Minuten) in Panels mit anschließenden Nachfragen und Diskussion
2
18. 10. 2004: Islam allgemein:
¾ Schimmel, Annemarie: Die Zeichen Gottes, Die religiöse Welt des Islams.
München, 1995
¾ Esposito, John L.: Von Kopftuch bis Scharia. Was man über den Islam wissen
sollte. Leipzig, 2004 - Armstrong, Karen: Kleine Geschichte des Islam. Berlin,
2001
¾ Dashty, Ah: 23 Jahre, Die Karriere des Propheten Muhammad.
Aschaffenburg, 2003 - Rodinson, Maxime: Mohammed. New York, 1961
18. 10. 2004: Geschichte des Nahen Ostens allgemein:
¾ Hourani, Albert: Die Geschichte der arabischen Völker. Frankfurt am Main,
1992
¾ Rodinson, Maxime: Die Araber. Frankfurt am Main, 1981
¾ Lewis, Bernard: Der Atem Allahs, Die islamische Welt und der Westen.
München, 1998
¾ Später, Jörg (Hg.): ... alles ändert sich die ganze zeit, Soziale Bewegung(en)
im „Nahen Osten”. Freiburg, 1994
¾ Hornung, Klaus. Krisenherd Naher Osten. Geschichte und Gegenwart einer
konfliktreichen Region. Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München, 1993
¾
¾ Mernissi, Fatema: Die Angst vor der Moderne, Frauen und Männer zwischen
Islam und Demokratie. Hamburg/Zürich, 1992
18. 10. 2004: Politischer Islam allgemein:
¾ Kepel, Gilles: Das Schwarzbuch des Dschihad, Aufstieg und Niedergang des
Islamismus. München, 2002
¾ Allam, Fouad: Der Islam in einer globalen Welt. Berlin, 2004
¾ Al-Azmeh, Aziz: Die Islamisierung des Islam, Imaginäre Welten einer
politischen Theologie. Frankfurt am Main, 1996
¾ Meddeb, Abdelwahab: Die Krankheit des Islam. Heidelberg, 2002
¾ Tibi, Bassam: Die fundamentalistische Herausforderung, Der Islam und die
Weltpolitik. München, 2002
3
25. 10. 2004: Gihadistischer Islamismus, Terrorismus und politischer Islam:
¾ Rashid, Ahmed: Taliban, Afghanistans Gotteskrieger und der Dschihad.
München 2001
¾ Kermani, Navid: Dynamit des Geistes, Martyrium, Islam und Nihilismus.
Göttingen, 2002
¾ Bergen, Peter L.: Heiliger Krieg Inc., Osama bin Ladens Terrornetzwerk. Berlin,
2003
¾ Kepel, Gilles: Die neuen Kreuzzüge. München, 2004
¾ Shay, Shaul: The Shahids: Islam an Suicide Attacs. New Brunswick, N.J., 2004
¾ Kepel, Gilles: Die Rache Gottes. Radikale Moslems, Christnen und Juden auf
dem Vormarsch
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¾ Danesch, Mostafa: Der Krieg gegen den Westen.
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25. 10. 2004: 9/11 und al-Qaida:
Napoleoni, Loretta: Die Ökonomie des Terrors, Auf den Spuren der Dollars
hinter dem Terrorismus. München, 2004
Fielding, Nick / Fouda, Yosri: Masterminds of Terror, Die Drahtzieher des 11.
Septembers berichten. Hamburg, 2003
Redaktion Jungle World (Hg.): Elfter September Nulleins. Berlin, 2002
Von Dohnany, Johannes und Germana: Schmutzige Geschäfte und Heiliger
Krieg, Al-Qaida in Europa. Zürich, 2002
Levy, Bernard-Henri: Wer hat Daniel Pearl ermordet? Der Tod eines
Journalisten und die Verstrickungen des pakistanischen Geheimdienstes mit
al-Qaida München, 2003
25. 10. 2004: Europa und der Islam, Islamismus in Europa:
Heine, Susanne (Hg.) Islam zwischen Selbstbild und Klischee. Eine Religion
im österreichischen Schulbuch. Wien, 1995
Heine, Peter: Halbmond über deutschen Dächern, Muslimisches Leben in
unserem Land. München, 1997
Hippler, Jochen / Lueg, Andrea: Feindbild Islam oder Dialog der Kulturen.
Hamburg, 2002
Ceyhun, Ozan (Hg.): Politik im Namen Allahs, Der Islamismus eine
Herausforderung für Europa. o.J.
Heitmeyer, Wilhelm / Meyer, Thomas: Facetten des Islamismus, Der politische
Islam in Deutschland. Frankfurt am Main, 2003
8. 11. 2004: Islam, Islamismus und Geschlechterverhältnisse:
Mernissi, Fatema: Der politische Harem, Mohammed und die Frauen. Freiburg
im Breisgau, 1992
Abu-Lughod, Lila: The Marriage of Feminism and Islamism in Egypt: Selective
Repudiation as a Dynamic of Postcolonial Cultural Politics. in: Abu-Lughod,
Lila: Remaking Women, Feminism and Modernity in the Middle East. Cairo,
1998
Gerhard, Ute / Jansen, Mechthild M. / Rumpf, Mechthild (Hg.): Facetten
islamischer Welten, Geschlechterordnungen, Frauen und Menschenrechte in
der Diskussion. Bielefeld, 2003
Pusch, Barbara (Hg.): Die neue muslimische Frau, Standpunkte & Analysen.
Istanbul, 2001
Moghadam, Valentine M.: Modernizing Women, Gender and Social Change in
the Middle East. Cairo, 1993
8. 11. 2004: Islam und Homosexualität:
¾ LSVD Berlin-Brandenburg (Hg.): Muslime unter dem Regenbogen,
Homosexualität, Migration und Islam. Berlin, 2004
¾ Bochow, Michael / Marbach, Rainer (Hg.): Islam und Homosexualität, Koran,
Islamische Länder, Situation in Deutschland. Hamburg, 2003
¾ Walzer, Lee: Twice Marginalized: To Be Gay and Palestinian in Isreal. in:
Walzer, Lee: between sodom and eden, a gay journey through today's
changing israel. New York, 2000
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8. 11.2004: Islamismus und Antisemitismus:
Pfahl-Traughber, Armin: Antisemitismus in der islamischen Welt. in: Blätter für
deutsche und internationale Politik, Nr. 10/2004
Kiefer, Michael: Antisemitismus in den islamischen Gesellschaften, D.
Palästina-Konflikt u.d. Transfer eines Feindbildes. Düsseldorf, 2002
Küntzel, Matthias: Djihad und Judenhaß, Über den neuen antijüdischen Krieg.
Freiburg, 2002
Karmon, Ely: Radical Islamic Groups and Anti-Jewish Terrorism. in: Porat,
Dina / Stauber, Roni: Antisemitism and Terror. Tel Aviv, 2003
Scheit, Gerhard: Suicide Attack, Zur Kritik der politischen Gewalt. Freiburg,
2004
22. 11. 2004: Originaltexte sunnitischer islamistischer Theoretiker:
AI-Banna, Hasan: Our Mission. in: Majmu'at Rasa'il Al-Imam al-Shahid. IIFSO
(Kuwait), Erscheinungsjahr unbekannt
AI-Banna, Gamal: Islam and trade unions. in: International Islamic
Confederation of Labour: Towards Labour & Unionism. Kairo / Genf,
Erscheinungsjahr unbekannt
Maududi, Abu-l-A'la: Weltanschauung und Leben im Islam. München, 1994
Qutb, Sayyid: Milestones. Indianapolis, 1990
Qutb, Sayyid: ma'arakatuna ma'a al-yahud (unser Kampf mit den Juden)
Hasan al-Turabi: al-shura wa al-dimuqratia
10
22. 11. 2004: Originaltexte schiitischer islamistischer Theoretiker:
¾ Ayatullah Khomeni: al-hukuma al-islamiya. Beirut, 1979
¾ Muhammad Baqir al-Sadr: Iqtisaduna (Our Economy)
¾ Shariati, Ali: Kapitalismus
11
22. 11.2004: Regionalstudien, Nordafrika:
¾ Kepel, Gilles: Der Prophet und der Pharao, Das Beispiel Ägyptens: Die
Entwicklung des muslimischen Extremismus. München, 1995
¾ Ibrahim, Saad Eddin: Islamic Activism and Political Opposition in Egypt. in:
Ibrahim, Saad Eddin: Egypt, Islam and Democracy, Twelve Critical Essays.
Cairo, 1996
¾ El-Affendi, Abdelwahab: Turabi's Revolution, Islam and Power in Sudan.
London, 1991
¾ Woodward, Peter: Sudan: Islamic Radicals in Power. in: Esposito, John L.
(Hg.): Political Islam. Cairo, 1997
¾ Schmidinger, Thomas: Islamismus und Militärherrschaft im Sudan in: Context
XXI Nr. 6-7/2004
¾ Ruf, Werner: Die Algerische Tragödie, Vom Zerbrechen des Staates einer
zerrissenen Gesellschaft. Münster, 1997
¾ Neweklawsky, Gerhard: Die bosnisch-herzegowinischen Muslime.
12
22. 11.2004: Regionalstudien, Naher Osten und Zentralasien:
¾ EI-Maneie, Juliane: Zum Einfluß der islamistischen Bewegung auf die
palästinensische Gesellschaft in den besetzten Gebieten 1986 — 1996.
Würzburg, 1997
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¾ Seufert, Günter: Politischer Islam in der Türkei, Islamismus als
symbolische Repräsentation einer sich modernisierenden muslimischen
Gesellschaft. Istanbul, 1997
¾ Hoffmann, Judith: Aufstieg und Wandel des politischen Islam in der
Türkei. Berlin, 2003
¾ Khamehi, Behzad: Die schiitischen doktrinären Grundlagen des
politischen Systems der Islamischen Republik Iran. Münster, 2003
¾ Schmidinger, Thomas: „Der Seufzer der bedrängten Kreatur” ReligiösPolitischer Widerstand schiitischer Parteien im Irak. in: Kreutzer, Mary /
Schmidinger, Thomas (Hg.): Irak — Von der Republik der Angst zur
bürgerlichen Demokratie ? Freiburg, 2004
¾ Rashid, Ahmed: Heiliger Krieg am Hindukusch, Der Kampf um Macht und
Glauben in Zentralasien. München, 2002
1.4 Länderbeispiele: 29. 11.2004 — 10. 1.2005
(Referate ca. 15 Minuten mit Handout und anschließender Diskussion)
13
29. 11. 2004:
¾ Ägypten,
¾ Sudan,
¾ Algerien
6.12. 2004:
¾ Saudi-Arabien,
¾ Palästina,
¾ Irak
13. 12. 2004:
¾ Iran,
¾ Türkei,
¾ Afghanistan
1.5 Thematische Referate: 10. 1. — 24. 1.2005
(ca. 15 Minuten mit Handout und anschließender Diskussion)
14
¾
¾
¾
¾
¾
¾
1.6
10. 1. 2005:
Politischer Islam in Europa (Österreich, Deutschland)
Islamismus und Geschlechterverhältnisse
17. 1. 2005:
Ökonomische Vorstellungen islamischer Gruppierungen,
Islamismus und Antisemitismus,
Islamismus und Homosexualität
24.1.2005
Islamismus und Demokratie,
Diskussionen
15 22.11.2004
¾ Diskussion mit dem Sprecher von SCIRI (Hoher Rat des islamischen
Widerstands des Irak) in Österreich
16 24.1.2005
¾ Schmidinger: Schlussdiskussion
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2 ISLAM, GESCHICHTE DES NAHEN OSTENS UND
POLITISCHER ISLAM (ALLGEMEIN)
2.1
SCHIMMEL, Annemarie: Die Zeichen Gottes. Die religiöse Welt des Islam.
( München 2002 3)
Von: Lisa Sinowatz
Matr. 0301076
A 300/308
Annemarie Schimmel (1922- 2003) gilt als eine der renommiertesten
Islamwissenschafterinnen des 20. Jahrhunderts — sowohl im Westen als auch, in
der Islamischen Welt. Bereits mit 15 Jahren lernte sie Arabisch, nach dem Studium
der Arabistik und Islamwissenschaft in Berlin war sie ab 1954 als Professorin für
Religionsgeschichte an der Islamisch-Theologischen Fakultät der Universität Ankara
tätig. Schimmel lehrte unter anderem an der Harvard University in den USA sowie
den Universitäten in Marburg und Bonn. Die gebürtige Erfurterin hat unzählige
Publikationen veröffentlicht, darunter Übersetzungen aus dem Arabischen,
Türkischen und Persischen.
Annemarie Schimmel wurde mit einer Vielzahl deutscher, aber auch internationaler
Auszeichnungen und Preise gewürdigt. Darunter finden sich das
Bundesverdienstkreuz erster Klasse (1981) sowie der Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels (1995), dessen Verleihung aufgrund Schimmels kritischer
Stellungnahmen im Bezug auf Salman Rushdie einige Kontroversen um die
Wissenschafterin aufwarf
In ihrem erstmals 1995 im Münchner H.C.Beck- Verlag erschienen Buch Die Zeichen
Gottes. Die religiöse Welt des Islam. gibt Annemarie Schimmel auf 404 Seiten einen
äußerst umfangreichen Überblick über die vielen Formen des religiösen Brauchtums
des Islams.
Die umfassende Sammlung zahlreicher Aspekte der islamischen Religiosität lässt
kaum einen relevanten Bereich aus. Die dicht gedrängte Darstellung
unterschiedlicher religiöser Mythen, Riten und Praktiken aus der Welt des Islam —
sei es die Beschreibung der Verhältnisse zu Essen und Sexualität oder aber der
unterschiedlichen Auffassungen von Hölle und Paradies - kann in ihrer Kompaktheit
allerdings auch als überladen empfunden werden. Dabei ist weniger die hohe Dichte
der angeführten Beispiele, Geschichten und Exkurse sondern vielmehr die fehlende
bzw. sehr unübersichtliche Strukturierung des Textes hervorzuheben. Denn auch
wenn Die Zeichen Gottes — sowohl für Leserinnen mit wenig Vorwissen als auch für
solche, die bereits über einschlägige Kenntnisse über die Materie verfügen —
aufgrund der hohen fachlichen Kompetenz seiner Autorin mit einer enormen
Informationsdichte aufwarten kann, fühlt sich der Leser/ die Leserin streckenweise in
der kaum gegliederten Auflistung hunderter Beispiele religiöser Handlungsweisen
und Vorstellungen etwas orientierungslos.
Unterstützt wird dies durch die Verwebung der Themen Religion, Geschichte,
Philosophie, Mystik, Literatur und Poesie durch die Autorin: Die gleichzeitig höchst
informativen Exkurse in die Gedanken- und Gestaltenwelt der regional spezifischen
religions- und glaubensverbundenen Phänomene der Türkei, Indiens, Pakistans und
Politischer Islam
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Persiens sowie der arabischen Länder verstärken den auf den ersten Blick äußerst
unruhigen Gesamteindruck des Werkes.
Dennoch: Mit den äußerst umfangreichen Literaturangaben und Erklärungen im
Anhang bietet Annemarie Schimmel den Leserinnen zu ihrer „Ethnografie des
religiösen Brauchtums im Islam” jene Stütze, die - vermutlich — viele, gerade bei der
Lektüre der ersten Kapitel, dringend zur Bewältigung dieses bunten Straußes
unzähliger Detailinformationen benötigen.
In den letzten Kapiteln, die noch einmal explizit die Vorstellungen von Gott und
seiner Schöpfung sowie einen Gegenwartszugang zum Islam zum Thema haben,
findet sich des Weiteren jene Essenz, die so mancher Leserin das gesamte Buch
hindurch gesucht und vielerorts bereits — versteckt zwischen den Zeilen und Worten
(um ein besprochenes Bild aus dem Werk zu verwenden) - erahnen hatte können.
Der großteils sehr „ornamentale” Stil der Autorin findet so einen runden Abschluss,
der manche durch die Lektüre gefasste Kenntnis des Lesers/ der Leserin bekräftigt
oder aber andere revidieren lässt. Dieses „Korrektiv” ist nach den teils verwirrendüberbordenden ersten 4 Kapiteln auch für den Leser/ die Leserin sehr hilfreich.
Ein kurzer Blick auf das Leben der Autorin kann im Bezug auf die starke inhaltliche
Fragmentierung übrigens durchaus klärend sein — Eine Wissenschafterin, die - in
einem Maße wie Annemarie Schimmel es getan hat — in die Welt ihres
Gegenstandes eintaucht, kann ihn wohl nur über die reinen Fakten und Daten hinaus
beschreiben und erklären.
Diese Tatsache muss nicht bedeuten, dass Schimmel „befangen” ist — ihre
Vorstellung von und ihr Verständnis für den Islam sind offensichtlich nicht nur durch
eine nahezu lebenslange Beschäftigung mit diesem Gegenstand, sondern vielmehr
durch die persönliche Kenntnis der islamischen Kultur und Lebenswelt geprägt.
Meiner Meinung nach ist es gerade diese Vertrautheit, die ihr als „zu große Nähe” zum
Islam ausgelegt werden könnte, die ihr als Westeuropäerin einen objektiveren,
gerechteren Zugang zum Gegenstand ermöglichte.
Auch, wenn mir persönlich die Lektüre von Die Zeichen Gottes ehrlich gesagt ein
(außergewöhnlich) hohes Maß an Konzentration abverlangt hat, bot es mir im
Großen und Ganzen einen sehr vielschichtigen Einblick in die vielen Kapitel der
Islamischen Kultur. Besonders jene Stellen, die (in unserer westlichen Welt)
populäre, vorurteilsbehaftete Themen aufgreifen und deren Wurzeln im Islam
erklären, habe ich sehr gerne gelesen — gerade in politischen Diskussionen des
alltäglichen Lebens kann das Wissen über solche Grundsätzlichkeiten sehr hilfreich
sein, denn viele Vorurteile basieren auf Missverständnissen und der Verbreitung
ebendieser. Durch Richtigstellung falscher Annahmen in der Diskussion können
vielleicht einige Vorurteile abgebaut werden, oder zumindest ein bisschen
Verständnis entstehen und um ehrlich zu sein war genau diese Hoffnung, etwas
mehr über den Islam (kennen) zu lernen und das dann auch weiterzugeben, meine
persönliche Motivation, am Proseminar Teil zu nehmen.
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2.2
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DASHTY, Ali: 23 Jahre - Die Karriere des Propheten Muhammad
Von: Paul Schilder
Das Buch „23 Jahre – Die Karriere des Propheten Muhammad“ von Ali Dashti ist
2003 in Aschaffenburg im Alibri-Verlag erschienen. Es wurde von Bahram Choubine
und Judith West übersetzt, überarbeitet und herausgegeben. Es handelt sich beim
vorliegenden Taschenbuch um die 2.Ausgabe (ISBN 3-932710-80-0). Das Buch
umfasst 340 Seiten und kostete 19,80 EUR.
Ali Dashti ist 1896 im Iran in eine schiitisch-religiöse Familie geboren. Er studierte
Theologie, um später als Geistlicher tätig zu sein, doch entschied sich 1918 als
Journalist zu arbeiten. Er äußerte stets seine aufgeklärt-islamische Meinung und
wurde deshalb mehrmals inhaftiert. Später war er als Parlamentarier und
Regierungsmitglied tätig. Bei der Machtergreifung durch Ayatollah Khomeni 1979
wurde Dashti wieder inhaftiert und starb 1981 an den Folgen der Haft.
Ali Dashti bemüht sich in seinem Buch die Entstehung der Religion Islam sowie das
Wirken und Schaffen des Propheten Muhammads von seinen Mythen zu trennen und
objektiv (wenn das überhaupt geht) darzustellen.
Das Buch ist in 6 Kapitel gegliedert, wobei jedes Kapitel um ein spezielles Thema
handelt.
1.Kapitel: Die Person Muhammad – Es wird Muhammads Schaffen von seiner
Geburt bis hin zu seiner Berufung beschrieben. Im Laufe der Jahrhunderte wurden
Mythen bis hin zu märchenähnlichen Geschichten über Muhammad erzählt. Dashti
bemüht sich diese Legenden realistisch zu betrachten.
2.Kapitel: Die Religion Islam – Es wird die Zusammenstellung des Korans
beschrieben, mit seinen Gesetzen und Geboten.
3.Kapitel: Politik – Nach einer Predigerphase beginnt 622 das aktive Handeln des
Propheten. Dashti beschreibt diese Zeit bis zu seinem Tod unter realpolitischen
Blickwinkel.
4.Kapitel: Metaphysik – Es wird die Frage von Gott im Koran beschrieben.
5.Kapitel: Nach Muhammad
6.Kapitel: Kurzfassung
Das Buch gibt einen guten Einstieg in die Materie des Islams, da es sowohl die
Entstehung als auch die erste Wirkungszeit der neuen Religion beschreibt und dem
Leser viel Information bietet.
Ali Dashti ist ein anerkannter Autor, der aufgrund seines theologischen Studiums und
seiner späteren journalistischen und politischen Tätigkeit als „Insider“ gilt.
In heutiger Zeit, in der es zunehmend Auseinandersetzungen mit dem Islam gibt,
kann dieses Buch ein guter Wegweiser sein, da es vor 1979 geschrieben wurde und
somit von den jetzigen Wirren nicht beeinflusst wurde.
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2.3
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HORNUNG, Klaus: Krisenherd Naher Osten, Geschichte und Gegenwart
einer konfliktreichen Region
Von: Cornelia Roider
Hornung, Klaus. Krisenherd Naher Osten. Geschichte und Gegenwart einer
konfliktreichen Region. Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München, 1993
Dieses Buch wendet sich dezidiert weniger an Fachleute als an politisch
Interessierte, die an vertiefender Information interessiert sind. Es wurde 1991
erstmals veröffentlicht und 1993 überarbeitet. Obwohl sich die politischen
Gegebenheiten im Nahen Osten in den letzten 11 Jahren weit reichend geändert
haben, stellt das Buch dennoch ein interessantes Dokument geschichtlicher
Gegebenheiten dar.
Hornung sieht den Raum zwischen Marokko und Iran/Afghanistan als den Nahen
Osten und bezeichnet diesen als den gefährlichsten Krisenherd der Weltpolitik.
Beschrieben wird die Geschichte der Region und die Expansion des Islam
ausgehend von Mekka und Medina im 7. Jahrhundert.
Zu Beginn werden die antikolonialen Befreiungsbewegungen ab dem Ersten
Weltkrieg in der Türkei, in Ägypten, im Irak, in den Golfstaaten, im arabischen
Nordafrika und im Sudan erläutert.
Besonders eingehend werden die Konflikte in Israel, im Libanon und am Persischen
Golf behandelt. Aber auch auf das Problem der Kurdenfrage und die wohl größte
Frage "Wem gehört das Öl" wird eingegangen. Hierbei werden auch die geistigpolitischen Kräfte und die politischen Systeme im Nahen und Mittleren Osten nicht
außer Acht gelassen.
Es werden vier Gründe für das Konfliktpotential der Region genannt:
1. die strategische Lage zwischen den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika
2. mehrere ethnische Gruppen und verschiedene Religionen
3. Beherbergung der wichtigsten Energiereserve der Erde
4. Gegensatz zwischen bevölkerungsarmen Ölländern und bevölkerungsreichen,
ölarmen Ländern
Geschildert wird auch die Politik der Staaten USA und Sowjetunion, sowie die
Europas bzw. der EG, Afrikas und Asiens in Bezug auf den Nahen Osten, wobei
besonders das Kapitel "Krisenherd Nahost: Ausblick" interessant ist. Darin kommt
der Autor zum Schluss, dass in Bezug auf den Israelkonflikt eine Einigung nur dann
zustande kommen könne, wenn der Friedensprozess von außen abgeschirmt werde.
Auch vertritt er die Meinung, dass sowohl Israelis als auch Palästinenser an einem
Friedensprozess interessiert sind. Allerdings schreibt er auch, dass der islamische
Fundamentalismus diesen Prozess gefährden könnte. Besagter Fundamentalismus
hat sich von heutiger Sicht aus in den letzten Jahren leider eher verstärkt.
Dass der Irak nach dem Krieg 1990 politisch nicht aufgelöst wurde, erklärt der Autor
damit, dass ein Machtvakuum entstanden wäre, was eine schiitische Revolution
erleichtert hätte. Dies wäre nicht im Interesse der USA und der Sowjetunion
gewesen.
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Die Ausführungen des Politikwissenschaftlers Hornung entsprechen dort nicht
meinen Vorstellungen von political correctness nicht, wo er im Zusammenhang mit
ethnischen Gruppen von "südsemitischen" Arabern, "turko-tatarischen" Türken und
"indoeuropäischen" dem unglücklichen Begriff der "Rasse" als mit Ethnien in
Verbindung gesetzt werden.
Hornung, Klaus. Krisenherd Naher Osten. Geschichte und Gegenwart einer
konfliktreichen Region. Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München, 1993
2.4
MERNISSI, Fatima: „Die Angst vor der Moderne“. Freiburg 2002
Von: Gesell-Payer Andrea
Matr.-Nr.: 7817002,
St.Kz: 300
Mernissi Fatima ist 1940 in Fez geboren und sie ist Professor für Soziologie an der
Uni von Rabat. Der vollständige Titel des Buches heißt „Islam und Demokratie – Die
Angst vor der Moderne“ und ist eine Übersetzung aus dem Französischen.
Mernissi behandelt konkrete Themen des Islam und versucht zu begründen, was die
Basis des Denkens der islamischen Welt über westliche Phänomene ist. Sie weist
dabei auch auf verschiedene Unglaubwürdigkeiten des sog. Westens hin. Diese sind
sehr lehrreich, um zu verstehen, warum unsere Werte im Islam nicht so gewertet
werden, wie das für uns selbstverständlich ist. Z.B.: Der Westen mahnt immer zur
Demokratie und Gewaltverzicht. Gleichzeitig unterstützen aber westliche
Regierungen islamische Despoten. Die amerikanische Ölindustrie hat eine große
Macht und steht im Rampenlicht der Öffentlichkeit, unterstützt aber aus Geschäftsund Gewinngründen den islamischen Extremismus. Die Führer dieser radikalen
islamischen Gruppierungen werden von der westlichen Presse öfters zitiert und
interviewt als die friedlichen islamischen Philosophen.
Die Vernunft wird den westlichen Kolonisatoren zugeschrieben (obwohl im Islam sehr
wichtig) und deshalb abgelehnt. Sowohl die persönliche Vernunft als auch die
persönliche Meinung wird mit Egoismus und somit auch gegen die islamische
Gemeinschaft (umma) gewertet. Im Koran steht z.B. „Die Gemeinschaft irrt sich
nicht.“ „Auf der persönlichen Meinung zu beharren bedeutet Schwächung ... der
Macht der Gemeinschaft...“ Man hat Angst vor der individuellen Meinung, weil sie
imstande ist, die Gruppe/umma anfällig zu machen. Das ist die Basis über die
Debatte Islam – Demokratie. Die Beharrung auf den Glauben und Vergangenheit war
aber eine Waffe gegen die Kolonisatoren. Aber mit dem Ende der Kolonisation
bekämpften die muslimischen Staaten die Freiheit des Denkens und der Vernunft
weiter. Der Staat missbraucht das „Göttliche“ um seine Willkür zu legitimieren. Die
Waffen aber importieren sie weiterhin aus dem Westen. Die arabischen Länder
geben im Verhältnis zu ihrem BIP mehr Geld für Waffen aus als die westlichen
Staaten. So unterstützen die arabischen/islamischen Staaten die Vormachtstellung
des Westens. Seltsam findet Mernissi allerdings, dass Autos und Telefon nicht als
westlich verbannt werden, sondern nur die Demokratie und die Freiheit des Denkens.
Diese gefährden nämlich die Macht. Das setzt sich auch fort in der Arbeitswelt. Dort
haben nämlich die Machthaber ebenfalls Angst vor selbstständig denkenden und
verantwortlichen Mitarbeitern. Frauen z.B. werden eher angestellt, wenn sie in der
Dschellaba zur Vorstellung kämen als wenn sie westlich gekleidet sind.
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Mernissi bemängelt auch, dass die Charta der UNO in den islamischen Ländern fast
vollkommen unbekannt ist, weil sie ganz einfach keinen Platz im öffentlichen Leben
und Denken der Menschen hat – sie wird in der Politik und im Unterricht nicht
erwähnt. Sie kritisiert die arabischen Politiker, die in der UNO sehr modern und
fortschrittlich tun, zu Hause aber gerade das Gegenteil, sie beharren auf Religion
und Tradition, um an der Macht zu bleiben. Die Gesetze über Gleichheit von Mann
und Frau wird in den Landesgesetzen gleich mit einem Verweis auf die Scharia
relativiert.
Mernissi kritisiert auch das Unterrichtssystem, das nicht gleichmäßigen Zugang zur
Bildung für alle Schichten garantiert. Diese Kluft ist auch der Grund für die
Feindschaft allem Fremden gegenüber und für die Ablehnung des Westens. Damit
auch indirekt die Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit, denn die Chancen eine Arbeit
zu finden hängt auch davon ab, ob man das moderne Wissen beherrscht.
Wie wird die Angst vor Gedankenfreiheit begründet? Islam heißt Unterwerfung. Die
Einwohner von Mekka haben sich Muhammad unterworfen, sie haben ihre „Širk“
aufgegeben (ihre Freiheit, ihre 360 Götter). Im Gegenzug bekamen sie den Frieden
Allahs. Die Religions- und Meinungsfreiheit erinnert an diesen alten „Širk“. Es ist
negativ besetzt, denn es erinnert an die Unordnung und Konfusion vor Muhammad.
Die mächtigsten dieser 360 Götter waren weibliche Gottheiten. Das soll auch der
Grund für den Ausschluss der Frauen aus dem öffentlichen Leben gewesen sein.
Man hat also die Freiheit um des Friedens willen aufgegeben. Die Zukunft des Islam
ist aber nur dann gewährleistet, wenn man die Sicherheit der Gemeinschaft nicht
mehr auf das Verbot der Gedankenfreiheit stützt.
Warum gibt es ein Abbildungsverbot des Menschen? Mit der Abbildung des
Menschen hat der Kult der Idole begonnen.
Im Prinzip gefällt mir das Buch von Mernissi sehr gut. Ihre Erklärungen sind geeignet,
verschiedene gesellschaftliche Probleme des Islam historisch zu beleuchten. Jedoch
ist für mich auch der Moslem ein eigenständiger, freier Mensch. Als solcher kann
man auch eigenständig und frei denken. Frei von Religion und ihren Zwängen und
Einengungen. Deswegen verstehe ich nicht, wie Mernissi die heutige
Gesellschaftsproblematik teilweise mit dem Mittelalter erklärt.
Gar nicht einverstanden bin ich mit ihrer Meinung, dass der Islam eine friedliche
Religion ist, sie hat aber eine friedliche Variante. Vgl. AT/NT.
2.5
KEPEL, Gilles: Das Schwarzbuch des Dschihad; Aufstieg und Niedergang
des Islamismus.
Piper Verlag, München 2002
ISBN 3492044328,
Von: Christian Wurzer Matrikelnummer: 0349281 - A 300
Das Buch beschäftigt sich mit radikalem Islamismus, wobei die historische
Entwicklung seit den neunzehnsechziger Jahren, als der politische Islam den
arabischen Nationalismus als bestimmende Ideologie im arabischen Raum
abzulösen begann bis zu den Entwicklungen vor der Jahrtausendwende den Kern
des Buches bilden. Rund um diesen Kern der historischen Fakten zeichnet Kepel ein
Bild der gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umstände in
den verschiedensten Regionen der gesamten islamischen Welt, von Süd-Ostasien
bis zum Maghreb, welche die Entwicklung eines Landes oder einer Region, im
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Hinblick auf den radikalen Islamismus, in den letzten fünfunddreißig Jahren bestimmt
haben.
Kepel teilt sein Buch (auch formal) in drei Abschnitte Aufschwung; Ausbreitung und
Widersprüche; Niedergang und Umorientierung.
Die von Ideologen wie dem Ägypter Saiyid Qutb, dem Pakistani Maududi und
Khomeini geschaffenen Grundlagen der islamistischen Bewegungen lösen, wie
bereits erwähnt, den Nationalismus der vorhergehenden Jahre ab und erreichen mit
der Revolution im Iran, sowie mit der Ermordung des ägyptischen Präsidenten Anwar
al-Sadats 1981 ihre ersten Höhepunkte. Kepel beschreibt die besonderen Umstände,
die diesen Aufstieg möglich gemacht haben, wobei er besonders das „Bündnis“
zwischen dem frommen Kleinbürgertum und der radikalen Jugend aus den Slums
der Großstätte hervorhebt, und den langsamen Abstieg durch das zerbrechen dieser
Basis, infolge der Ernüchterung und Einsicht der kleinbürgerlichen Händler des
Basars, welche zusammen mit der mittellosen städtischen Jugend den wichtigsten
Teil dieser Basis ausmachten.
Den Abschluss bildet ein Ausblick Kepels auf die zukünftige Entwicklung der
islamischen Welt, in der er voller Optimismus das Ende des Islamismus und den
Übergang zu einer islamischen Demokratie vorhersagt.
In seinem Buch, welches in der französischen Originalfassung erstmals im Jahr 2000
erschien, kommt Kepel zu dem Schluss, dass der radikale politische Islam seinen
Höhepunkt erreicht und auch bereits überschritten hat. Nach dem elften September,
dem Afghanistankrieg und vor allem dem Krieg im Irak stellt sich jedoch die Frage,
ob sich der Islamismus nicht auf bestem Wege zu einem neuen Höhepunkt der
Gewalttätigkeit befindet, oder ob Kepel recht behält und sich eine islamische
Demokratie entwickeln wird.
Das Buch bietet in jedem Fall einen gut recherchierten und begründeten Einblick in
die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, wenn auch einige Abschnitte, wie etwa der
Tschetschenienkonflikt nur sehr oberflächlich behandelt werden.
2.6
TIBI, Bassam: Die fundamentalistische Herausforderung
Von. Mag. Harald Schrefler
Die zentrale These des Buches
Die Terroranschläge vom 11.9.2001 (Nine Eleven) und der islamische
Fundamentalismus haben den Westen in einen „irregulären Krieg“ hineingezogen.
Und die zentrale These in Bassam TIBIS Buch „Die fundamentalistische
Herausforderung - Der Islam und die Weltpolitik“ ist:
„Der islamische Fundamentalismus versteht sich als Garant für die einzig gültige
weltpolitische Ordnung der Zukunft und will dafür 1,5 Milliarden Muslime mobilisieren.
Eine Herausforderung, die die Politik der westlichen Staaten tief greifend verändern
wird.“
Bassam Tibi hat sein erfolgreiches Standardwerk (erstmals 1992 veröffentlicht)
nunmehr mit dieser 3. Auflage (erschienen 2002) vollkommen überarbeitet.
Insbesondere 2 neu Kapitel über Osama Bin Laden sind von aktuellem Interesse.
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Der Autor
1944 in Damaskus geboren ist Bassam TIBI seit 1973 Professor für Internationale
Beziehungen in Göttingen. Forschungsaufenthalte 1998 - 2000 in Havard und in
vielen arabischen, asiatischen und anglikalen Ländern haben seine profunde
Kenntnis der islamischen Welt vertieft.
Aufbau und Aussage
Das vorliegende Buch befasst sich mit dem Aufstieg des Islamismus in der 2. Hälfte
des 20. Jhdt. bis 2002.
Das „Haus des Islam“ (Dar al-Islam) wird ebenso betrachtet wie der Neo-Djihad (von
der Gründung der Muslim-Bruderschaft 1928 bis zu Bin Laden und seinen
Terrorismus). Wobei TIBI viel Platz für die Ideologie des Islamismus, der das Dar alIslam im Rahmen der Gottesherrschaft (Hakimiyyat Allah) auf den gesamten Globus
erweitern will, verwendet.
Die geistigen Quellen des sunnitisch-islamischen Fundamentalismus, der
Gottesstaat bzw. Hakimiyyat Allah gehen jedoch auf Sayyid Qutb (1966 hingerichtet)
zurück, waren also lange vor Khomeini bereits im Gespräch.
Ziel der Fundamentalisten ist ein politisches System, das auf der Schari’a als Gesetz,
als Lösung aller Probleme besteht. Eindeutig ist die zentrale Formel des Islam „din
wa daula“(Einheit von Religion und Staat), wobei die Umma im Einzelfall die
Regierungsinstitutionen zu entscheiden hat, jedenfalls aber nach den Grundsätzen
der Schari’a.
Erstmals versucht TIBI auch seine Gedanken zur Sicherheitspolitik darzulegen.
TIBI schlägt einen Dialog mit dem liberalen Islam und Bekämpfung des
Fundamentalismus vor. Für ihn ist Fundamentalismus eine Revolte gegen den
Westen und die Säkularisierung, er will die bestehende Weltordnung durch eine
islamische ersetzen.
Wobei für ihn 3 Schlüsselereignisse in den 1990ern die weltpolitische
Umbruchsituation erzeugten. Eben (1.) die Revolte des Fundamentalismus gegen die
bestehende Weltordnung sowie (2.) der Zusammenbruch des Kommunismus und
(3.) das Ende des Ost-West-Konfliktes.
Inhalt und Überblick
Die großen Überschriften des Buches sind im letzten Punkt dieser Rezension
dargestellt, denn prägnanter ist der Aufbau und Inhalt durch die ausführlichen
Überschriften nicht darstellbar.
Trotzdem sollen Stichworte aus den einzelnen Kapiteln das Interesse zum Lesen
(und Nachdenken) steigern:
Die neue Weltordnung; der Golfkrieg 1991; Islamischer Fundamentalismus
und die Moderne; religiöser Fundamentalismus und (Ent)Säkularisierung;
sakrale islamische Weltordnung - islamischer Gottesstaat; Krise der
Nationalstaaten, Bin-Ladismus; al-Qaida; islamische Diaspora; Demokratie
und Fundamentalismus; die Schari’a und deren Anwendung; Din wa daula Islam ist untrennbare Einheit von Staat und Religion.
Zusammenfassend ist zu sagen, TIBI behandelt die politische Revolte des
islamischen Fundamentalismus gegen die bestehende Weltordnung der Moderne.
Wobei der Fundamentalismus eine Synthese von Religion und Politik ist, auf den
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Problemen unseres Krisenzeitalters, der Globalisierung, sozialer sowie
ökonomischer Problemen und religiöser Intoleranz basierend.
Eher pessimistisch schließt TIBI sein Buch:“ ...., dass die fundamentalistische
Herausforderung ein anhaltendes Problem ist, für das der Westen bis heute kaum
geeignete Antworten zu bieten hat.
Persönliches Fazit
Ein exzellent geschriebenes Buch eines großen, die Problematik von innen und vor
Ort kennenden, Islam-Experten.
Ohne auf Fundamentales einzugehen (was er natürlich von seinen Lesern erwarten
kann) entwickelt TIBI eine überzeugende Darlegung der Probleme zwischen
islamischem Fundamentalismus, dem Dar al-Islam und der westlichen Weltordnung.
Ich würde mir wünschen, die gerade neu gewählte Bush-Administration würde es
nicht nur lesen sondern auch Schlüsse daraus ziehen.
Das Buch ist ein „must“ für jeden aktuell Interessierten, jedenfalls für
Religionswissenschaftler, Orientalisten und natürlich Politologen.
Inhaltsverzeichnis (die großen Kapitel)
Die großen Kapitel des Buches geben einen guten Überblick über die dargelegten
Entwicklungen.
I
Der islamische Fundamentalismus und die Weltordnung:
Von Saddam, Hussein zu Osama Bin Laden.
II
Der islamische Fundamentalismus und die Moderne: Zwischen Islam - Reform
religiöser Orthodoxie und dem islamischen Traum von der halben Moderne.
III
Die Revolte des islamischen Fundamentalismus gegen die Weltordnung:
Kulturelle Fragmentation, Konsensverlust und Machtdiffusion in der Weltpolitik
IV
Islam, Fundamentalismus und souveräne Staaten: Die Gleichzeitigkeit von
fundamentalistischen Universalismus und ethnischem Zerfall islamischer
Nationalstaaten
V
Von der fundamentalistischen Herausforderung des säkularen Nationalstaates
zum irregulären Krieg der Islamisten gegen die westliche Zivilisation: Bin
Laden und der 11. September
VI
Der fundamentalistische Missbrauch der Islam-Diaspora: Westeuropa als
Ruhezone
VII
Der Zivilisationskonflikt als Wettstreit der Modelle: Fundamentalistischer
Schari’a-Staat versus säkular-demokratischer Staat
VIII Schlussfolgerungen: Islamischer Fundamentalismus als eine Herausforderung ?
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3 GIHADISTISCHER ISLAMISMUS, TERRORISMUS UND
POLITISCHER ISLAM
3.1
RASHID Ahmed : Taliban – Afghanistans Gotteskrieger und der
Dschihad
Von: Teresa Peintinger
0203476 - A 300
Droemersche Verlagsanstalt, München 2001, 2. überarbeitete Auflage,
ISBN 3-426-27260-1, 431 S.
Englisches Original „Taliban – Islam, Oil and the New Great Game in Central Asia“,
2000
Jenes umfassende literarische Portrait Afghanistans und der Taliban-Bewegung von
Ahmed Rashid, welches im Folgenden behandelt werden soll, kann man zurecht als
Kernelement des Lebenswerks des gebürtigen Pakistanis bezeichnen. Von Beruf
Journalist, war Rashid über 20 Jahre lang als Auslandskorrespondent für (u.a.) die
britische Tageszeitung „Daily Telegraph“, den „Far Eastern Economic Review“, sowie
für das internationale Radio und Fernsehen (BBC World, CNN), in Afghanistan tätig.
Mit seiner kritischen Berichterstattung erregte er immer wieder Aufsehen, fiel bei der
pakistanischen Regierung in Missgunst und geriet nicht selten zwischen die Fronten.
2001 wurde er mit dem Nisar Osamani Award der pakistanischen
Menschenrechtsorganisation ausgezeichnet.
In seiner intensiven und detaillierten Auseinandersetzung mit Afghanistan und, im
Speziellen, der Taliban, setzt der Autor drei thematische Schwerpunkte. Diese
umfassen einen ausführlichen geschichtlichen Überblick über das von politischen
Machtkämpfen stark gezeichnete Land und das Aufkommen der „Gotteskrieger“(Teil
1), mehrere Kapitel zu den ideologischen Standpunkten der Bewegung und der
Alltagsrealität (Teil 2), sowie Erläuterungen zu einem wesentlichen, ganz zentralen
Faktor des internationalen Interesses: dem Kampf um das Öl (Teil3). Der Hauptpart
wird zugunsten der Übersichtlichkeit durch Karten, Auszüge aus Verordnungen der
Taliban sowie Tabellen zur Struktur und Chronologie und Ähnliches ergänzt.
Der Fundamentalismus der Taliban, so Rashid, war in vielerlei Hinsicht neuartig,
nicht nur für Afghanistan, wo es zwar mehrere radikale Extremistenbewegungen gab,
die jedoch nie so recht Fuß fassen konnten, als auch für die gesamte islamische
Welt. Auch hatte deren Ideologie wenig mit anderen früheren – erfolglosen –
Versuchen, gemein, Theorien einer islamischen Wirtschaft, Auslandsbeziehungen
und eines gerechteren sozialen Systems zu verwirklichen. So vermochten auch die
Taliban nicht das weit verbreitete Phänomen in muslimischen Gesellschaften – den
Zwiespalt zwischen Clan- und Stammesstrukturen versus ummah und Staat – zu
lösen, welches der französische Gelehrte Olivier Roy als Quintessenz seiner Theorie
des „Scheitern des politischen Islam“ betrachtet.
Fest steht dass die von der Taliban ursprünglich proklamierten „wohlmeinenden“
Absichten der Wiederherstellung von Recht und Ordnung, über die Ausrufung einer
puristisch islamischen Revolution, in Folge durch die Etablierung einer
Terrorherrschaft, verloren gingen. Sie funktionalisierten den Islam – immer zu ihren
Gunsten (Bsp: Opiumproduktion) – ohne irgendwelche Kenntnisse islamischer oder
afghanischer Geschichte, der Scharia oder des Koran und duldeten keine andere
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Auslegung als die eigene. Sie bekämpften ausnahmslos alles Moderne und lehnten
muslimische Mäßigung und Annäherung an den Westen ab. Größtenteils als Waisen
in Flüchtlingslagern in völligen Männergesellschaften aufgewachsen setzten die
Taliban den ihnen gepredigten Hass auf Frauen auf brutalste Weise um, verbannten
sie aus dem öffentlichen Leben. Anderen Gruppen, wie Nicht-Paschtunen oder
Homosexuellen ging es nicht besser.
Rashid kritisiert immer wieder die Ignoranz der internationalen Gesellschaft,
insbesondere der USA, gegenüber Afghanistan nach 1989, nach der
Machtübernahme der Taliban und den eindeutigen Entwicklungen in den späten 90er
Jahren. Auch die UN-Politik sei ein einziges Chaos gewesen, da nie von einer
gemeinsamen Plattform aus verhandelt worden sei.
Der berufliche Hintergrund des Autors fällt bei der Lektüre sofort ins Auge, handelt es
sich hierbei nicht etwa um eine wissenschaftliche Abhandlung sondern einen
journalistischen Bericht, der stellenweise epische Stimmungselemente mit
Tatsachenbeschreibung verquickt. Meiner Ansicht nach nimmt die Objektivität des
Buches dadurch keinen Schaden, da Rashid, auch wenn seine eigenen Meinungen
mehr mit dem Text verwoben sind als analytisch scharf davon getrennt, meines
Erachtens nach ein sehr sachlicher Beobachter bleibt. Rashid publizierte im Jahre
2000, also vor der gravierenden Wende die der 11. September der internationalen
Politik brachte. Die Bedingungen der Geschehnisse der darauf folgenden Jahre
skizziert er allerdings schon klar ersichtlich in seinem Buch. Er warnt vor den
potentiellen Entwicklungen und verweist die internationale Gemeinschaft auf diverse
mögliche Lösungsansätze.
Generell bietet das Buch detailliertes Hintergrundwissen und tiefe Einblicke in den
Kampf um Wirtschaft und Macht, was wahrscheinlich kaum woanders derart
zusammenhängend dargestellt wird. Meiner Meinung nach ist diese Lektüre äußerst
empfehlenswert und nahezu unumgänglich für alle die sich mit afghanischen
Thematiken beschäftigen und eine ernsthafte Auseinandersetzung anstreben.
Darüber hinaus bietet sie eine gewisse Hilfestellung zum Verständnis des 11.
September, den Verwicklungen der USA und den aktuellen Auswirkungen.
3.2
KERMANI, Navid: Dynamit des Geistes. Martyrium, Islam und der
Nihilismus. Wallstein
Verlag, Göttingen 2002 57 Seiten, €14,90
Von: Till Hilmar
0308696
Das Buch ist eigentlich ein Vortrag, gehalten am 6. November 2001.
Kermani ist iranischer Schriftsteller, in Deutschland aufgewachsen.
Seine zentrale Frage lautet: Wie kommt es, dass Menschen ein Flugzeug kapern und
damit ihr Leben opfernd andere in den Tod reißen?
Dazu schneidet der Autor 3 Geschichten an:
Eine historische Rekonstruktion der Schlacht von Kerbela 680 n. Chr., die Schlacht
steht als Topos für die Auseinandersetzung Schiiten – Sunniten: Der Enkel des
Propheten und der Imam der Schiiten, Hussein ibn Ali steht in der Schlacht dem
Kalifen Yazid (Sunniten) gegenüber. Husseins Märtyrertod wird zum zentralen Motiv
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der schiitischen Geschichte, Gründungsmythos des kollektiven Gedächtnisses der
Schiiten. -> Schmerzenskult der Schiiten, nicht generell islamisch
Kermani definiert die Ideologie der Terroristen aber ausdrücklich als sunnitisch,
obwohl Sunniten den schiitischen Märtyrerkult verachten. Die Passionsgeschichte
Husseins lässt sich gut vergleichen mit der Christi, Kermani weist auch auf einen
christlichen Märtyrerkult hin.
Die zweite Frage sei, inwiefern der Kult westlich beeinflusst ist.
Die Selbstmordattentäter des 11. September kommen aus wohlhabenden Kreisen
und haben moderne Lebensläufe, Universitätsabschlüsse, etc. Der Attentäter führt
ein normales „westliches” Leben und im Grunde kein doppeltes. Bin Laden
entstammt selbst „westlichen” Verhältnissen, seine Höhlenauftritte, etc. sind als
Tarnung zu verstehen.
Kermanis These lautet nun, dass auch auf theoretischer Ebene ein Einfluss besteht:
nämlich des Nihilismus Nietzsches. Das zerstörerische Handeln, gerichtet gegen
sich selbst und gegen andere ist für Kermani die entscheidende Parallele;
gleichzeitig die vernichtende Tat als schöpferischer Akt.
Weiters aufstrebende Tendenz zum christlichen Fundamentalismus,
nordamerikanische rechtsradikale Sekten arbeiten mit ähnlichen Methoden wie
islamische Fundamentalisten.
Als dritten Punkt und äußerst kurze Geschichte betont der Autor noch einen
elementaren Einfluss des Westens, nämlich finanzielle Geschäfte, die z.B. die
Formierung der Taliban und ähnlicher Gruppen erst ermöglichten.
Das Buch hält sich sehr generell und erfordert Vorwissen über den Islam. Es bietet
eine gute Analyse des schiitischen Hussein-Mythos, der Versuch der Verbindung
zum Nihilismus fällt eher knapp aus. Die Passagen über terroristische Netzwerke
sind unzusammenhängend und nicht fundiert genug – das Buch ist relativ kurz nach
den Ereignissen am 11. September 2001 entstanden.
3.3
von
KEPEL, Gilles: „Die Rache Gottes. Radikale Moslems, Christen und Juden
auf dem Vormarsch“
Sana Shah 0304317 / A 300
Das Buch „Die Rache Gottes“ ist ein wissenschaftliches Werk, das, 1991 auf
Deutsch übersetzt, im Verlag Piper in München erschienen ist.
Das Buch ist in vier Kapitel und einen Schluss gegliedert. Jedes Kapitel behandelt
eines der drei Weltreligionen und ein Kapitel widmet sich der religiösen Kultur der
Vereinigten Staaten.
Gilles Kepel, 1955 geboren, studierte Soziologie und Arabistik. Er ist Professor für
politische Studien am Institut d’Etudes Politiques in Paris und Gastprofessor an der
Columbia University.
Der Autor schildert in dem Buch das Ziel der stärker werdenden religiösen
Bewegungen die jeweiligen Gesellschaften basierend auf ihrer Religion neu
aufzubauen.
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Gilles Kepel sieht in den drei Religionen eine parallele Entwicklung ab den 70er
Jahren. Denn das ist die Zeit, wo es laut Kepel zu einer Säkularisierung der
Gesellschaft kommt und die verschiedenen Religionen immer mehr in Bedrängnis
kommen sich „aktualisieren“ zu müssen, um Anhänger zu finden.
So starten in allen diesen Religionen fundamentalistische Bewegungen zur
Reislamisierung, Rechristianisierung oder Rejudaisierung der Gesellschaft.
Die Reislamisierungsbewegungen haben das größte Entwicklungspotenzial im
Vergleich zu den zwei anderen Religionen. In den islamischen Ländern wird
zunächst oft eine „Reislamisierung von oben“ versucht, bei der Fundamentalisten
planen die bestehenden gemäßigten Regierungen zu stürzen, um die Gesellschaft
nach ihren Vorstellungen neu aufzubauen. Doch wegen des
Unterdrückungsapparates der bestehenden Regierungen, gelingt weitenteils nur eine
„Reislamisierung von unten“, welches durch die karitativen und sozialen Netzwerke
der Moscheen den sozial Benachteiligten der Gesellschaft zu Gute kommt.
Aus dem Christentum bilden sich ähnliche Bewegungen heraus, welche im
Gegensatz zum Islam größere Schwierigkeiten haben sich zu etablieren, da den
Jugendlichen das christliche Erbe ein fast unbekanntes Gut ist.
Das Judentum platziert seine Rejudaisierungspolitik im Rahmen des israelischpalästinensischen Krieges und kämpft nicht wie die zwei vorher genannten
Bewegungen gegen einen säkularen oder nicht den Vorstellungen dieser
Bewegungen entsprechenden Staat, sondern gegen alle Nichtjuden, insbesondere
gegen Palästinenser.
Persönliche Bewertung des Buches:
Zum Thema Islamischer Fundamentalismus gibt es unzählige Bücher, doch was
Kepels Buch so interessant macht, sind die Parellelen die Kepel zu den zwei
anderen monotheistischen Religionen aufbaut. So zeigt er, dass der
Fundamentalismus keineswegs eine nur auf den Islam beschränkte Bewegung ist.
Als Soziologe analysiert Kepel die Gesellschaften in den verschiedenen Ländern
sehr gut und beschreibt daher die Wurzeln dieses Fundamentalismus sehr genau.
3.4
DANESCH, Mostafa: Der Krieg gegen den Westen
Hoffmann und Campe, Hamburg 2004, 1. Auflage, ISBN 3-455-09448-1, 256 S.
Von: Anatol Rathbauer
0100917 - A 300
Der Autor:
Mostafa Danesch wurde 1944 in Semnan (Iran) geboren und lebt seit 1965 in
Deutschland. Dort ist Danesch, Doktor der Politologie und ausgewiesener
Zentralasien-Kenner, als Journalist, Gerichtsgutachter, Autor und Filmemacher tätig.
Bisherige Publikationen umfassen mehrere Interviews mit Größen der muslimischen
Welt wie Ghaddafi, Khomeini oder Arafat sowie das 2002 erschiene Buch „Wer
Allahs Wort missbraucht. Krisenherd islamische Welt“.
Aussage und Aufbau:
„Der Krieg gegen den Westen“ als Titel ist Programm; Danesch sieht die westliche
Welt am Rande eines neuen großen Konfliktes im Stile des Kalten Kriegs, wobei auf
einer Seite der von den USA geführte Westen und auf der anderen ein „politischer
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Islam“ steht, der sich als Einheit von staatlichem und religiösem Machtanspruch
versteht. Dabei betont er die Mitschuld des Westens, vor allem der USA, an den
aktuellen Problemen und kritisiert die seiner Meinung nach vollkommen falsche
Reaktion auf die Krise.
In zwölf Kapiteln sowie einem Vor- und Nachwort versucht Danesch, seine These
vom „Krieg gegen den Westen“ aus verschiedenen Blickpunkten zu beleuchten und
erläutern, wobei sich dabei Kapitel, in welchen (großteils zeitgeschichtliche) Fakten
präsentiert werden und solche, in denen er seine eigene Sicht der Dinge in den
Vordergrund stellt, ständig abwechseln. Grob gesprochen gliedert sich das Buch
dabei in drei Teile: Erstens, Etablierung des Westens als Verursacher des Konflikts,
zweitens, Beschreibung des Kern-Krisenherdes, und drittens ein kurzes Fazit.
Die Kapitel mit dem objektiv höheren Informationsgrad sind hierbei diejenigen, in
denen der Autor glänzen kann, insbesondere wenn er sein fundiertes Wissen
benutzt, um den Konflikt und die Probleme in Afghanistan oder die internationale
Zusammenarbeit der radikalen Schiiten zu beschreiben. Auf der anderen Seite sind
die Kapitel, die dem Formulieren seiner eigentlichen These dienen, nur schwach
untermauert und halten einer kritischen Nachfrage kaum stand.
Inhaltlicher Überblick:
Das Buch beginnt mit einem kurzen geschichtlichen Abriss über die Region „Mittlerer
Osten und Zentralasien“, in welchem Danesch sowohl auf den westlichen
Kolonialismus in der Region, der früher hauptsächlich von den Briten und später von
den USA betrieben wurde, sowie auf die deutlich jüngeren Ursprünge des radikalen
Islamismus, wie z.B. die ägyptische Moslembruderschaft Bezug nimmt und
außerdem bereits kurz versucht, den eben erwähnten Kolonialismus als Wurzel der
Bedrohung durch den politischen Islam zu belegen.
Es folgen einige Kapitel über die Aktivitäten des politischen Islams im Westen.
Danesch erläutert darin kurz, wer Ziel des Terrors ist oder werden kann und warum
und geht danach auf das ein, was er als politische Versäumnisse und
Fehlentscheidungen der Bundesrepublik Deutschland und der Vereinigten Staaten
von Amerika in diesem Zusammenhang sieht. Sowohl die unangemessene Toleranz
Deutschlands gegenüber muslimischen Extremisten, die zur Existenz der sattsam
bekannten Kalifatsstaaten als „Parallelstaaten im Staat Deutschland“ geführt haben
als auch die Reaktion der deutschen Politik, die Danesch sehr in die Nähe der
Handlungsweise der USA rückt, finden hier seine Kritik. Danach widmet er sich
ausführlich den USA, wobei er eine neue These aufwirft, nämlich dass die USA in
ihrem Versuch, mittels einer neuen Weltordnung ihre globale Dominanz zu sichern,
den Terroristen in die Hände spielen und die Welt in einen neuen Kalten Krieg mit
dem Islam führen, der in allen durch ihre Intervention destabilisierten Staaten die
Macht an sich reißen könnte. Ausführlich, aber relativ faktenarm erläutert Danesch
das militärische Scheitern der USA in den aktuellen und jüngeren Krisengebieten,
den allmählichen Abfall ihrer Verbündeten in der muslimischen Welt an den
Beispielen Pakistan und Saudi-Arabien sowie die Abhängigkeit der amerikanischen
Volkswirtschaft vom Erdöl.
Als nächstes wird der Status Quo im Iran und im Irak beschrieben, wobei Danesch
sowohl die jeweils aktuelle Situation als auch die Geschehnisse die dazu führten,
erläutert. Er beantwortet Fragen nach den maßgebenden Personen, der Verbindung
der schiitischen Glaubensbrüder in beiden Ländern und ihren Berührungspunkten mit
den Sunniten. Außerdem leistet Danesch hier Vorarbeit für den nächsten
Themenkomplex: Afghanistan. Hier schöpft er wirklich aus dem Vollen, profitierend
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von seinen unzähligen Reisen in die Region, und schreibt über die Konflikte der
ethnischen Gruppen im Land, die politischen Machtkämpfe, die Drogenproblematik
und die Möglichkeiten, dem westlichen Desaster in Afghanistan noch eine positive
Wendung zu geben, um nur einige Gebiete aufzuzeigen.
Schlussendlich fordert Danesch in seinem kurzen Epilog ein verstärktes Engagement
der Europäer, um dem negativen Verhalten der USA entgegenzuwirken und den
„Krieg gegen den Westen“ vielleicht doch noch zu mildern oder zu verhindern.
Fazit:
Wie schon Jacques Schuster vom DeutschlandRadio in seiner Buchbesprechung 1
anmerkte, krankt Daneschs neues Werk an zwei Dingen: Zum einen wird man den
Eindruck nicht los, all das schon einmal gelesen zu haben, und zwar im Doppelten
Sinne; über weite Strecken, vor allem im ersten Teil des Buches, der leider ungefähr
bis zur Mitte des Werks reicht, werden nur Informationen wiedergegeben, die man
seit 2002 ununterbrochen in Tageszeitungen und Wochenzeitschriften finden kann,
während gleichzeitig die Schlüsse, die Danesch aus ihnen zieht, schon von
mehreren Autoren vor ihm gezogen wurden. Beides trägt nicht gerade zur Fesselung
des vorinformierten Lesers bei. Zum anderen versteigt sich Danesch bei der
Formulierung seiner Thesen in immer luftigere Höhen, wobei er sich argumentativ
kaum absichert. Die Analyse des Krisenherds Irak-Iran-Afghanistan ist äußerst
interessant und wirkt mehr als solide, doch versteht er es nicht, schlüssig
darzulegen, wie und warum sich die dortigen Akteure nun gerade so dem „Krieg
gegen den Westen“ zuwenden sollen, wie er das behauptet. Dazu kommt die absolut
undifferenzierte Kritik an den USA und die unbelegte Behauptung, dass diese eine
neue Weltordnung zu etablieren versuchen. (Obwohl natürlich die Unzulänglichkeiten
ihres Kampfes gegen den weltweiten Terrorismus nicht zu übersehen sind, was
Danesch auch beweist.)
Was bleibt, ist ein Buch über den politischen Islam seine Verquickung mit dem
globalen Terrorismus für all jene, die sich noch nie näher für das Thema interessiert
und
auch
Huntington
und
Konsorten
bisher
übergangen
haben,
populärwissenschaftlich bis leicht polemisch geschrieben. Unbenommener
Glanzpunkt des Buches ist die Beschäftigung mit Afghanistan; diese 60 bis 80 Seiten
rechtfertigen den Kauf für jene, die bereits über etwas Basiswissen auf dem Gebiet
verfügen, meiner Meinung nach allerdings nicht.
4 9/11 UND AL-QAIDA
4.1
Von:
FOUDA Y. / FIELDING N.: Masterminds of Terror - Die Drahtzieher des
11. September berichten
Michael Pezzei
0408675
„Masterminds of Terror” wurde verfasst von den in London lebenden Journalisten Nick
Fielding und Yosri Fouda. Fielding ist Chefreporter der renommierten Tageszeitung
Sunday Times, und Fouda, selbst bekennender Anhänger des Islam, ist Chef-
1
Quelle: http://www.dradio.de/dlr/sendungen/politischesbuch/309802/
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korrespondent des jungen arabischen Senders al-Dschasira, auf dem monatlich
seine höchst beliebte Sendung „Streng Geheim” ausgestrahlt wird.
Große Teile des Buches sind in der Form eines Romans verfasst und somit leicht
lesbar. Jedoch erscheint das Buch durch die häufig verwendeten arabischen
Fachausdrücke nie als unprofessionell. Störend ist, dass die Kapitel in nicht
chronologischer Reihenfolge geschrieben sind. Durch diese verwirrenden
Zeitsprünge fällt es dem Leser zunehmend schwer, Zusammenhänge zwischen den
einzelnen Kapiteln und Ereignissen zu erkennen. Auch die Flut an arabischen Namen,
mit denen der Leser konfrontiert wird, kann zu Verwirrungen führen, vor allem da
häufig für ein und dieselbe Person mehrere Namen (Spitzname, Kampfname, richtiger
Name,...) verwendet werden.
Hauptthema des Buches ist ein Interview, das Yosri Fouda im Jahre 2002 mit den
Drahtziehern des Anschlags auf das WTC, Ramzi Binshibh und Khalid Sheikh
Mohammed, geführt haben
soll. Tatsächlich existieren von dem Interview nur Tonaufnahmen, auf denen die
Stimmen der Terroristen nur verzerrt hörbar sind. Daher kann die Authentizität der
Aufnahmen nicht zu 100 % bestätigt werden. In diesem Interview bekennen sich die
beiden erstmals zu den Anschlägen und machen so die Welt auf sich aufmerksam. Sie
bestätigen außerdem, ursprünglich nukleare Ziele ins Auge gefasst zu haben, diese
Pläne aber dann wieder verworfen zu haben.
Doch nicht nur das Interview ist Thema des Buchs, auch die Biographien der
wichtigsten Persönlichkeiten des Terrornetzwerks werden jeweils angeschnitten. Vor
allem aber bietet das Buch gute Einblicke in die organisatorische Struktur von AlQaida. Auch die Geschichte der wohl zurzeit am bekanntesten Terrororganisation wird
ausführlich behandelt. Interessant ist auch der Vorgang der Rekrutierung junger
Männer. Das Buch zeigt die Gründe auf, die junge, hochintelligente Akademiker dazu
veranlasst, ihr leben für Allah zu lassen.
Das Buch zeigt auch die erschreckende Nachlässigkeit auf, mit der die Geheim- und
Informationsdienste der USA im Vorfeld des 11. September gehandelt haben. Man
hatte massenhaft Indizien für Flugzeugentführungen auf amerikanischen Boden, doch
entsprechend gehandelt wurde nicht.
Alles in allem ist das Buch sehr lesens- und empfehlenswert, denn es macht den
Leser, mit den Gründen für den Anschlag auf das WTC vertraut und gibt ihm einen
guten Einblick in die wohl gefährlichste Terrororganisation unserer Zeit.
4.2
DOHNANYI, Johannes und Germana von: Schmutzige Geschäfte und
heiliger Krieg – Al-Qaida in Europa
Von: Gräfling Christoph
Matr.Nr. 0308863
Studienkennzahl A300
Inhalt
Das Buch beschäftigt sich, mit der Ausbreitung fundamental islamistischer
Gruppierungen, wie der Al-Qaida in Europa.
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Im ersten Teil wird von den Autoren der fahrlässige Umgang westlicher
(insbesondere europäischer) Staaten, mit der drohenden Gefahr, die von
Gruppierungen wie der Al-Qaida ausgeht, angeprangert 2 . In diesem Zusammenhang
werden Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen, als zu liberal kritisiert. Zudem
werden Vorwürfe an Demokratien an sich vorgebracht, da sie mit ihrer „Toleranz“
den geeignete Nährboden für Organisationen wie Al-Qaida bilden 3 . Im Weiteren wird
ein Überblick, über Aktivitäten von Al-Qaida (bzw. ihr Nahstehender Organisationen)
in Europa gemacht. Die Themen reichen dabei, von Mujaheddin die am Balkan
kämpften, bis hin zu Beziehungen zwischen Terroristen und dem organisierten
Verbrechen in Europa (z.B. der Cosa Nostra etc.).
Ein weiterer Teil der Ausführungen beschäftigt sich, mit der drohenden Gefahr durch
Massenvernichtungswaffen in den Händen von Terroristen. Kritisiert wird hierbei, das
bewusste „Wegsehen“ des Westens; z.B. das Ignorieren des pakistanischen
Atomprogramms, oder die anfängliche Unterstützung Afghanistans, beim Krieg
gegen die UdSSR. Die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen ist für die
Autoren ständig präsent, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die westlichen
Industrieländer einen regen Handel, mit Sondermüll jeglicher Art als auch mit
Nuklearmüll, führten bzw. führen. Unter den „Handelspartnern“ befanden/befinden
sich häufig auch Länder, die unter dem Einfluss radikal islamischer Gruppierungen
stehen. Aus diesem Grund ist es, so die Autoren, ein leichtes für Terroristen
zumindest sog. „schmutzige Bomben“ herzustellen.
Im letzten Teil des Buches die Finanzierung von Al-Qaida und ihren
Unterorganisationen besprochen. Dabei werden Aspekte des Drogenhandels, des
Diamantenhandels und dubioser Bankgeschäfte geschildert. Neu war, in diesem
Zusammenhang, die fragwürdigen „humanitären Hilfseinrichtungen“, welche
„Spenden“ zur Finanzierung diverser militärischer Projekte und Terroranschlägen
verwenden. Zudem werden in diesem Abschnitt Beziehungen zwischen Islamisten,
Rechtsradikalen, Revisionisten und der Mafia aufgezeigt.
Formeller Aufbau
Das Buch gliedert sich in Fünf Kapitel, die jeweils einem bestimmten Thema
gewidmet sind. Die Darstellung und Ausführung einzelner Themen ist dabei äußerst
gut gelungen. Besonders beeindruckend ist der enorme Umfang der
zusammengetragenen Fakten. Die Sprache und die Argumentationslogik sind ist
relativ einfach gehalten und führen somit zu einem schnellen Verständnis und einen
guten Überblick über die Thematik. Störend sind dabei immer wiederkehrende
Wiederholungen und die oftmals recht mühsame Auflistung verschiedener Namen
und Unternehmen. Ein weiterer Kritikpunkt liegt darin, dass die verwendeten Quellen
häufig schwer nachzuprüfen sind; Die Autoren stützen sich oftmals auf von ihnen
geführten Interviews bzw. auf Unterlagen und Bildmaterial, welches sich in ihrem
Privatbesitz befindet. Positiv anzumerken ist, die anschauliche Erzählweise, die
einem manchmal glauben lässt, man lese einen Kriminalroman.
Persönlicher Kommentar
Das vorliegende Buch ist aufgrund der enormen Informationsdichte und der guten
Recherchearbeiten der Autoren äußerst interessant. Getrübt wird dies jedoch,
dadurch, dass die verw. Quellen häufig nicht nachvollziehbar sind, wodurch das
2
3
„die Islamische Gefahr [wird] noch immer nicht wirklich ernst genommen“ (S44)
„Die Toleranz der Intoleranz muss ein Ende haben“(S269); so schließen die Autoren ihre Ausführungen
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Ganze an Glaubwürdigkeit verliert. Außerdem scheinen mir die Ansichten der
Autoren z.T. übertrieben und in Bezug auf die Vorstellungen zum Wesen einer
Demokratie äußerst fehl am Platz. Auch die Tatsache, dass immer wieder vom
eigentlichen Thema – nämlich Al-Qaida in Europa – abgewichen wird fällt negativ
auf. Am meisten gestört hat mich jedoch die Tatsache, dass Terroristen als kopflose
Gewalttäter dargestellt werden – was nicht heißt, dass sie es nicht sind – aber die
wahren Beweggründe für die Vorgehensweißen werden nicht wirklich angesprochen.
Es wird zwar immer wieder von einer Ideologie des Osama bin Laden gesprochen
und von seinem Krieg gegen die „Juden und Kreuzfahrer“, die Absichten bzw. die
Ziele eines Osama bin Laden – was für mich in diesem Zusammenhang interessant
gewesen wäre – bleiben dabei jedoch außen vor. Trotzdem, wer einen Überblick
über die verschiedensten Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Politik,
organisiertem Verbrechen und Al-Qaida bekommen möchte, hat hier die Chance
dazu.
Die Autoren 4
Johannes von Dohnanyi, geb. 1952 in New Haven/USA, Studium der
Wirtschaftswissenschaften. Seit 1985 als Mittelmeer-, Asien- und BalkanKorrespondent der „Weltwoche“ tätig, seit 2001 auch Italien- und Eu-Korrespondent
dieser Zeitung.
Germania von Dohnanyi, geb. 1948 in Mailand, Sprachenstudium. Sie war als
Asienkorrespondentin für „Il Giornale/Lìndependente“ und als freie BalkanKorrespondentin tätig. Derzeit freie Journalistin für Entwicklungs- und Umweltthemen
(Greenpeace Magazin).
Das INHALTSVERZEICHNIS
I Die Anfänge des europäischen Djihad
Osama bin Laden: Ein Leben für den Terrorismus
Im Schatten der Gleichgültigkeit: Der islamistische Fundamentalismus breitet
sich aus
Bosnien: Der erste Djihad in Europa
Von Bosnien nach Albanien
Kosovo: Gangster und Gotteskrieger
II Die neuen Waffen der Terroristen
Chemische Waffen: Eine Geschichte
Islamische Atome: Pakistan und die Bombe
Sarin in Tokio: Illusion eines Einzelfalls
Die neue Gefahr: Schmutzige Bomben
III Giftmüll und Nuklearmüll – wohin damit?
Eine Hand Wäscht die andere: Aufstieg der Atom-Mafia
Lästiger Müll: Irgendwo muss das zeug doch hin!
Müllkippen der Welt: Der Fall Somalia
IV Die Finanzierung des Djihad
Gelder für den Gotteskrieg
V Eine fatale Mischung
Von Islamisten, Rechtsextremen und Mafiosi
4
Informationen zu den Autoren beziehen sich den Klappentext des Buches
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5 EUROPA UND DER ISLAM, ISLAMISMUS IN EUROPA
5.1
HEINE, Susanne: Islam zwischen Selbstbild und Klischee
Von: Stephanie Promberger
Eine Religion im österreichischen Schulbuch
herausgegeben von Susanne Heine, erschienen1995 im Böhlau Verlag Köln Weimar
Wien
Der 1995 erschienene Sammelband ist das Ergebnis einer österreichischen
Schulbuchanalyse unter der Projektleitung von Frau Prof. Dr. Susanne Heine,
Gründerin und Leiterin des Instituts für Religionspädagogik an der evangelischtheologischen Fakultät Wien und seit 1990 Professorin für Praktische Theologie und
Religionspsychologie an der Universität Zürich. Die Untersuchung folgt dem Beispiel
einer bereits 1982 von der Islamischen Wissenschaftlichen Akademie in Köln
veranlassten deutschen Schulbuchanalyse.
Im Vorwort geht Susanne Heine auf den Anlass der Untersuchung, den Aufbau des
Buches und eventuelle Zielgruppen dieses Bandes ein. Darunter findet sich auch
folgender Absatz, der auch das Ziel dieses Projekts verdeutlicht: „Der Islam gehört
heute zu Europa; aber wie viel wissen wir wirklich von dieser Religion und den
verschiedenen Kulturräumen, die Muslime aus der Türkei, dem Iran oder den
arabischen Länden zu uns bringen? Muslimische Terroristen machen Schlagzeilen;
setzen sie die osmanische Eroberung fort, um Europa mit anderen Mitteln in ihre
Gewalt zu bringen? Aber lassen sich solche Aktionen mit dem Islam identifizieren?“
(Susanne Heine, 1995, S IX)
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Darstellung des Islam in Österreichischen
Schulbüchern und den oftmals daraus resultierenden Missverständnissen, falschen
Eindrücken und Vorurteilen. Das Buch richtet sich zunächst an Menschen die im
Bildungsbereich tätig sind, darüber hinaus an Journalisten und an „...Angehörige
verschiedener Religionsgemeinschaften und solche, die sich anknüpfend an das,
was sie einmal gelernt haben, einkorrektes Bild machen wollen“ (Susanne Heine,
1995, S. XI)
Zu den Autoren:
Der Band wurde in Zusammenarbeit mit Vertretern verschiedener wissenschaftlichen
Disziplinen und verschiedener Glaubensrichtungen verfasst. Als Vertreter des Islams
wirkten Ahmad Abdelrahimsai, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in
Österreich und afghanischer Herkunft sowie Smail Balić, Orientalist und Muslim
bosnischer Herkunft. Walter Denscher ist Pädagoge und Leiter der
Schulbuchabteilung im Bundesministerium für Unterricht und kulturelle
Angelegenheiten. Walter Dostal und Thomas Fillitz sind Ethnologen und gehen im
Zuge dieser Untersuchung auf den Islam in dessen kulturellen und wirtschaftlichen
Kontext ein.
Inhalt und Einteilung des Buches:
• Einführung, Susanne Heine
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•
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Seite 29
Zur Geschichte der Muslime In Österreich -Smail Balić, Ahmad
Abdelrahimsai
Schulreform in Österreich -Walter Denscher
Kriterien der Untersuchung -Susanne Heine
Schulbuchanalyse -Susanne Heine, Walter Dostal, Thomas Fillitz
Das Große Missverständnis -Walter Dostal
In der Einführung wird zunächst auf Anlass und Ziele der Untersuchung
eingegangen. Das Kapitel „Zur Geschichte der Muslime in Österreich“ gibt
Aufschluss über den spezifischen historischen Hintergrund der Schulbuchtexte in
Österreich. Es wird sowohl auf die Muslime im altösterreichischen Raum, als auch
auf die „offizielle Anerkennung des Islams als Körperschaft öffentlichen Rechts im
heutigen Österreichs“(Susanne Heine, 1995, S.XI) eingegangen. Dieses Kapitel
versorgt den Leser mit einer guten Wissensbasis, welche es auch einem Laien auf
diesem Gebiet erlaubt, die folgende Untersuchung nachzuvollziehen. Im Kaptel
„Kriterien der Untersuchung“ erläutert Susanne Heine die Methoden der Analyse:
Welche deklarierte oder unterschwellige Perspektive bestimmt die Darstellung
(z.B. eine christliche oder eine religionskritische)?
Welcher Methoden (z.B. Zitieren von Quellentexten, Vergleiche) und
welcher Sprachform (z.B. informations- oder urteilsorientiert) bedienen sich die
Schulbuchautoren?
Welche Inhalte (z.B. die „Fünf Säulen“ oder der Dschihad) dominieren?
„Das aus den Schulbuchtexten gewonnene „Material“ wird exemplarisch präsentiert
und daraufhin geprüft, wieweit es dem Ziel der Orientierung am Selbstverständnis
des Islams entspricht bzw. wodurch es dieses Ziel verfehlt.“(Susanne Heine, 1995,
S.59)
Im Kapitel „Schulbuchanalyse“ wird auf den Inhalt verschiedener österreichischer
Schulbücher eingegangen (Evangelische Religion, Römisch-katholische Religion,
Deutsch/Lesebücher, Musikerziehung, Psychologie und Philosophie, Sachunterricht,
Geschichte).
Persönlicher Eindruck:
Das Buch vermittelt sehr umfassende Information und ist aus einer neutralen
Perspektive verfasst. Auch zu empfehlen, wenn man sich noch nicht intensiv mit dem
Thema befasst hat, da sehr gut erklärt (Historische Rückblicke, etc.). Das Werk ist
auf jeden Fall sehr empfehlenswert, da es auf die Gründe für die Entstehung von
Vorurteilen bereits in der „Erziehung“ aufmerksam macht und Möglichkeiten der
Vermeidung ebendieser aufzeigt.
5.2
CEYHUN, Ozan: Politik im Namen Allahs
Von: Romy Grashuber
Das Buch will über Islamische Institutionen in Deutschland informieren und geht
dabei besonders auf die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs ein, welche ich in der
Inhaltsangabe noch genauer beschreiben werde. Die Organisationsstrukturen
werden deutlich und es werden viele Informationen geliefert, die in der Öffentlichkeit
verschleiert werden. Mir gefällt der aufdeckende Charakter des buches, wenn ich
anfangs auch ein wenig skeptisch war weil
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Im ersten Kapitel, das sich: „Der Islam eine Herausforderung für Europa“ nennt, wird
ein Einblick in die Geschichte des Islam und seine Strömungen gewährt. Außerdem
wird auf die Situation der in Deutschland lebenden Muslime eingegangen bzw.
ansatzweise erklärt warum wir den Islam als Bedrohung wahrnehmen.
Im zweiten Kapitel begegnet uns ein Ausdruck, den wir in diesem Buch noch oft
lesen werden. „Milli Görüs“, Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs: IGMG, ist
die größte und wichtigste Interessensvertretung der in Europa lebenden Türken. Milli
Görüs bedeutet „Religiöse Nationale Weltsicht“ und hat offiziell ca. 35000 Mitglieder,
nachdem sich aber nur der Haushaltsvorstand registrieren muss beträgt die
Dunkelziffer sicher 200000.
Milli Görüs organisiert Moscheevereine, Jugend-, Studenten- und Frauengruppen
etc…
Der Vereinsname geht auf Necmettin Erbakan zurück, der ein gleichnamiges Buch
veröffentlichte und sich seit jeher gegen die Trennung von Staat und Religion
auflehnt. Ziel ist ein Gottesstaat in dem die Scharia geltendes Recht ist. Milli Görüs
Funktionäre sind keine fundamentalistischen Finsterlinge, sondern es wird viel Wert
auf gute Bildung ihrer Elite gelegt. Speziell auf die Bildung weiblicher
Führungskräfte, die im feministischen Diskurs nicht unterlegen sein dürfen. Laut
Verfassungsschutz ist die IGMG verfassungsfeindlich und nicht kritikfähig, denn jeder
der sie kritisiert ist „GEGEN den ISLAM“.
Politisch gesehen wird mit dieser rechten Organisation ein reger Dialog geführt, ihre
Vertreter sind gern gesehene Gäste bei interkulturellen Veranstaltungen. Sie haben
Einfluss auf Jugendliche und das „Getto“, deshalb sind sie in einer Machtposition.
Die tief verwurzelten politischen Ideologien (z.B.: Antisemitismus) werden dabei
außer Acht gelassen, daher ist Milli Görüs auf dem Weg durch die Institutionen und
gewinnt an Bedeutung.
Doch was hat Milli Görüs zu verbergen?
Mittlerweile ist sie als Religionsgemeinschaft anerkannt und darf an deutschen
Schulen Religion unterrichten. Offiziell ist das natürlich nicht so, denn der Unterricht
wird vom Islam Kolleg abgehalten und nur die „Islamische Föderation“ wurde als
Religionsgemeinschaft anerkannt. Dass die beiden jedoch Unterorganisationen sind,
lässt sich allein schon am innerfamiliären und interorganisatorischen
Postenschacher der Funktionäre erkennen.
In ihrem aufdeckenden Stil, werden die Organisationsstrukturen der
Unterorganisationen mit den genauen Verwandtschaftsverhältnissen der führenden
Persönlichkeiten von den Autoren genau beschrieben.
Besonders hervorgehoben wird dabei die Rolle von Necmettin Erbakan, der auf
politischer Ebene in der Türkei Karriere machte, dabei aber immer wieder mit der
Verfassung in Konflikt geriet, weil er den Laizismus ablehnte. Deshalb wurde er auch
1997 als Ministerpräsident mit seiner Wohlfahrtspartei Refah vom Militär gestürzt, die
Partei wurde verboten und er wegen Separatismus zu einem Jahr Freiheitsentzug
verurteilt. Die Zusammenarbeit zwischen Milli Görüs und Erbakan hat aber immer
schon sehr gut funktioniert.
Die IGMG finanziert sich durch das „Grüne Kapital“ – grün ist die Farbe des Islam.
Dabei wird auf Privatisierung gesetzt, nachdem im Islam aber strikte Zinsverbot
herrscht hat man ein Konzept der Anteilscheine entwickelt, Dabei investieren
gläubige Muslime in türkische Unternehmen Kapital und sind am Gewinn bzw.
Verlust der Holding beteiligt. Die gläubigen Muslime haben keinerlei Rechtsanspruch,
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sie handeln aus reinem Vertrauen und sind teilweise auch in Deutschland
beheimatet. Die Rechnung geht auf, die Unternehmen profitieren.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Kalifat von Köln, einer radikal islamistischen
Organisation in Deutschland, deren Mitglieder sich durch exotische Kleidung und
extremistischen Ideologien auszeichnen. In den 80er Jahren kam es zum Bruch
zwischen Milli Görüs und dem Kalifat, weil sich die Reformer für einen Weg durch die
Institutionen entschieden um einen Gottesstaat in der Türkei zu errichten, während
die Hardliner eine blutige islamische Revolution anstrebten.(Vorbild Iran)
Danach wird die türkische Fethullah Bewegung beschrieben, die anfangs sehr
moderate Einstellungen zu vertreten schien, sich später jedoch auch als eher radikal
und sektenähnlich herausstellte.
Eine in Deutschland wichtige Rolle spielt der Verein Islamischer Kulturzentren, die
sich wie Milli Görüs wirtschaftlich, politisch und kulturell immer mehr auf Deutschland
konzentrieren. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt wie bei den meisten islamischen
Institutionen auf der Bildung ihrer Kinder.
Auch die mystischen Quellen, des Islam werden in kapitel 6 angeschnitten, wobei
mich persönlich die vom türkischen Staat kontrollierte islamische Organisation
„DITIB“ mehr interessiert hat, die auch für die Gründung von Islamischen Zentren
verantwortlich ist.
6 ISLAM, ISLAMISMUS UND
GESCHLECHTERVERHÄLTNISSE
6.1
MERNISSI, Fatema: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen
Von: Alicia Allgäuer
0308380
A 300
MERNISSI, Fatema: Der politische Harem. Mohammed und die Frauen.
Herder Freiburg im Breisgau, 3. Auflage 1998. ISBN 3-451-04104-9
(Taschenbuch, 300 Seiten)
Zu Autorin und Buch:
Fatema Mernissi wurde 1940 in Fes/ Marokko geboren. Sie ist Soziologin, studierte
in den USA und Paris und lehrt an der Universität in Rabat. Sie beschäftigt sich
schon jahrzehntelang mit dem Geschlechterverhältnis im Islam und hat zahlreiche
Bücher dazu publiziert.
Mernissi versucht in ihrem Buch, die Entstehungsgeschichte frauenfeindlicher
Passagen im Koran bzw. eben solcher Hadithe 5 nachzuzeichnen und neu zu
interpretieren. Ausgangspunkt ist ein Hadith („Niemals wird das Volk zu Wohlstand
gelangen, das seine Geschäfte einer Frau anvertraut.“), der bis heute als Argument
für die Ausklammerung der Frauen aus Politik und Entscheidungspositionen
verwendet wird. Dabei stellt Mernissi den geschichtlichen Kontext zu Mohammeds
Zeit in den Vordergrund. Sie stellt verschiedene Auffassungen und Interpretationen
5
Hadithsammlungen: Dokumente, in denen genaue Beschreibungen der Worte und Taten des Propheten
festgehalten sind, die als Verhaltensmaßstab gelten. Sie wurden erst nach seinem Tod aufgeschrieben. Es
existieren auch viele gefälschte Hadithe, weshalb die genaue Prüfung derselben unabkömmlich ist.
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zu ein und demselben Thema dar und zeigt somit auch Widersprüche und mögliche
Fälschungen auf.
Eine ihrer zentralen Thesen ist, dass die aktuelle Unterdrückung der Frau im Islam
nicht auf Mohammed zurückzuführen ist, sondern auf falsche Interpretationen des
Koran, und dass dies eine Rückentwicklung zur vorislamischen Zeit darstellt.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil mit dem Titel „Das Heilige Buch
als politische Waffe“ widmet sich der Untersuchung der Entstehung und
Überlieferung von Hadithen an und für sich und im Weiteren einigen im Speziellen,
die frauenfeindliche Elemente enthalten.
Mernissi untersucht, in welchem Kontext diese Hadithe entstanden und von wem sie
überliefert wurden, um aufzuzeigen, dass es nicht nur eine Lesart gibt.
Der zweite Teil heißt „Medina im Aufruhr – Die drei schicksalhaften Jahre“ und
beschäftigt sich mit dem Leben Mohammeds und der Leute seines Umfelds in den
„drei schicksalhaften Jahren“, (627-630) im Speziellen im Hinblick auf deren Umgang
mit und Einstellung zu den Frauen und auf einige Suren des Koran, die sich auf das
Geschlechterverhältnis beziehen. Ebenso werden die Frauen des Propheten
beschrieben, die einen eigenen Willen zeigten und oft selbst Mohammed
widersprachen, und andere aufbegehrende Frauen, die oftmals in der
Geschichtsschreibung verschwiegen wurden. Dabei werden Regeln wie das Tragen
des Schleiers (Hijab), Erbschaft, Sexualität und Gewalt gegen Frauen auf deren
Ursprünge und Gehalt untersucht.
Im Anhang können außerdem wichtige Ereignisse und die verwendeten Quellen zum
Koran, den Hadithen und der Biographie Mohammeds nachgelesen werden. Ein sehr
häufig zitiertes Werk ist der Tafsir, ein 9-bändiger Kommentar zum Koran von Tabari
(gest. 922), ebenso wie die Hadithsammlung von Bukhari (9.Jh.).
Bewertung:
Das Buch ist recht einfach geschrieben und somit leicht verständlich – auch für
Personen, die wenig Vorkenntnisse über den Islam haben. Mernissi geht von einer
historischen Perspektive aus und rollt von Grund auf Geschehnisse aus Mohammeds
Leben und seiner Umgebung auf, bevor sie zur Auslegung betreffender Stellen des
Koran kommt. Somit wird der Kontext der Entstehung mancher Suren und Hadithe
auch für Islam-Laien klar gemacht. Allerdings sind manche Stellen sehr ausführlich
beschrieben, wobei auch viele Namen genannt werden, die mit der Zeit schwierig
sind einzuordnen. Es werden immer auch die originalen arabischen Begriffe in
diesem Zusammenhang verwendet, deren Bedeutung sehr gut erklärt wird.
Mernissi geht zum Teil von einer recht weltlichen Perspektive aus, indem sie die
Offenbarungen Gottes an Mohammed in einen unmittelbar weltlichen Kontext stellt
und beispielsweise auch Mohammeds Befindlichkeit berücksichtigt. Die
Offenbarungen kommen nicht „aus heiterem Himmel“, sondern sind meist Antworten
auf direkte Fragen oder Geschehnisse. Sie schreibt als Muslimin, also aus einer
„inneren“ Perspektive, und stellt nichts am Islam grundsätzlich in Frage, sondern an
den Interpretationen dessen.
Sie ist Mohammed gegenüber sehr unkritisch und beschreibt nur positive
Eigenschaften. Im Gegensatz dazu werden v.a. bestimmte Personen um
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Mohammed, die vorislamische Gesellschaft und die
Frauenfeindlichkeit und Gleichheitsgegnerschaft kritisiert.
Juden
für
deren
Das Buch bietet eine ganz neue Sichtweise auf einige frauenfeindliche Passagen
und Praktiken, ebenso wie auf die Persönlichkeit Mohammeds, der selbst für die
Gleichberechtigung aller Muslime und Musliminnen gewesen sein soll. Die Autorin
macht den Blick frei für Kritik an verschiedenen Überlieferungen, die frauenfeindliche
Praktiken rechtfertigen, aber ihrer Meinung nach nicht mit Mohammeds Intentionen
übereinstimmen, der sich für einen demokratischen Islam einsetzte. Sie zeigt
eindrücklich, dass es immer schon verschiedene Interpretationen des Koran und der
Hadithsammlungen gab und dass das, was heutzutage als allgemeingültig betrachtet
wird, keinesfalls die einzige Wahrheit darstellt, sondern im Gegenteil auch auf
handfesten Interessen basierte und danach ausgelegt wurde und wird.
Somit hat Fatema Mernissi auch ein Zeugnis geschaffen dafür, dass mit der
männlichen Geschichtsschreibung und Religionsinterpretation kritisch umgegangen
werden soll.
6.2
GERHARD, Ute /JANSEN, Mechthild M. / RUMPF, Mechthild (Hg): Facetten
islamischer Welten Geschlechterordnungen Frauen- und Menschenrechte
in der Diskussion
Von: Judith Goetz
0160228
Der aus 16 Beiträgen bestehende Sammelband „Facetten islamischer Welten“
präsentiert die Ergebnisse einer Internationalen Konferenz zum selbigen Thema, die
im Oktober 2002 in Frankfurt/ Main abgehaltenen wurde. Neben den
Veranstalterinnen der Konferenz, Ute Gerhard, Mechthild M. Jansen und Mechthild
Rumpf, die auch gleichzeitig als Herausgeberinnen des Bandes die vorliegende
Publikation 2003 ermöglichten, wurde der überwiegende Teil der Beiträge von
deutschsprachigen Frauen verfasst, die sich in irgendeiner Form mit Arabistik,
Religions- Politik-, Islamwissenschaft befassen.
Im Mittelpunkt des in drei Teile untergliederten Bandes stehen die unterschiedlichen
Betrachtungen der AutorInnen im Bezug auf Geschlechterverhältnisse und den als
modernitätsfeindlichen geltenden Islam. Während der erste Teil versucht, an Hand
von drei Beiträgen, das Konfliktfeld zu skizzieren, welches sich durch eine profunde
Auseinandersetzung mit diesem Thema ergibt, und politisch, kulturelle und religiöse
Zugangweisen differenziert werden, verdeutlicht der zweite Teil diese
geschlechterhierarchischen
Ordnungen
an
Hand
der
Diskussion
um
Menschenrechte. Der letzte Abschnitt setzt sich mit der Situation von (jungen)
Musliminnen heute sowie einigen Fallbeispielen und Studien auseinander.
Grundlegend für die Herangehensweise einer Vielzahl der AutorInnen ist die
Annahme, dass es keinen einheitlichen Islam gebe, sondern dieser als eine Vielfalt
von unterschiedlichen religiösen Strömungen, Lebensformen und Vorstellungen von
Geschlechterordnungen und Koranauslegungen zu betrachten wäre. Eine Betonung
des Islams als „eine Religion wie allen anderen“ versucht, politischen Auslegungen
wie sie von fundamentalistischen Gruppierungen betrieben wird, und kulturellen
Praxen wie der Unterdrückung von Frauen, die das westliche Bild des Islams
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dominieren, entgegenzuwirken. Dazu kommt die Betonung der Unterscheidung im
Bezug auf das islamische Rechtsdenken zwischen sharia, der Gesamtheit von
Gottes Gesetzen und figh- Wissenschaft, einem Teil der Religionswissenschaft der
versucht, aus dem Koran und der Sunna sharia- Rechtsätze abzuleiten. Während die
Erstgenannte als ewig heilig angenommen wird, wohnt der zweiten das Potential
inne, im Laufe der Zeit durchaus veränderbar zu sein. Der reform- islamische Ansatz
geht davon aus, dass die fiqh- Regeln, nicht göttlicher Wille, sondern von Männern
vollzogene Interpretationen sind und ermöglicht die vom Koran suggerierten
Geschlechterordnungen neu zu betrachten und zu diskutieren, Perspektiven und
Reformstrategien für Frauen zu forcieren.
Diese Herangehensweise an den Diskurs rund um Geschlechterverhältnisse und
Islam wird auch in Zusammenhang mit Menschen- und insbesondere Frauenrechte
gesetzt. Eine grundlegende Kritik an Menschenrechten bleibt nicht ausgespart und
auch die unterschiedlichen Vereinnahmungen der Menschenrechte von
okzidentalischer Seite einerseits und muslimischer Seite andererseits finden
Erwähnung. Natürlich fehlen in diesem Zusammenhang auch der Diskurs über die
Unvereinbarkeit von islamischen Rechten und Menschenrechten sowie über das
Kopftuch nicht.
Das Kopftuch steht auch im Mittelpunkt der im dritten Teil des Bandes angeführten
Beiträge, die sich mit der Situation von Musliminnen heute befassen. Das Kopftuch
fungiert im Bezug auf Identitätskonzepte einerseits als Symbol für den Islam,
andererseits aber als Ausdruck der Geschlechterasymmetrien und so wird an Hand
der Muslimas der Konflikt, wie Islam und religiös sowie politisch motivierten
Symbolen beispielsweise im öffentlichen Dienst umgegangen werden sollte,
ausgetragen. In der neuen muslimischen Frau wird ein neuer Zugang zur
Kopftuchdebatte erkannt, da sich, einiger Autorinnen zufolge, Frauen positiv auf ihre
religiöse Identität berufen, die durch das Kopftuch im Alltag sichtbar wird und für den
modernen Islam steht.
Der Intention der Herausgeberinnen, zu der nach dem 11. September 2001
hervorgetretenen Diskussion rund um den Islam einen Beitrag zu leisten, ist den
Autorinnen zweifellos gelungen. Eine feministische Kritik an islamischen
Geschlechterpositionen bleibt jedoch großteils ausgespart und wird durch einen
Relativierungsversuch des Korans als eine religiöse Schrift wie alle anderen auch
ersetzt. Vergessen wird dabei, dass auch alle anderen Schriften Frauen
diskriminieren. Es wird also vielmehr versucht, eine Auslegung der Schrift zu
formulieren, die der Benachteiligung von Frauen entgegenwirkt.
6.3
MOGHADAM, Valentine M.: Gender & Social Change in the Middle East
Von: Kager Ruth
0406905
„Gender & Social Change in the Middle East“ von Valentine M. Moghadam ist im
Jahre 1993 in den USA und in London im Verlag „Lynne Rienner Publishers“
erstmals erschienen. Das Buch umfasst 309 Seiten und ist nur in englischer Ausgabe
erhältlich. Im Juni 2003 wurde eine zweite, überarbeitete Auflage herausgegeben.
ISBN: 1-55587-354-5
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Die Autorin:
Geboren in Teheran, Iran, studierte Valentine Moghadam Soziologie in Kanada und
in den USA. Moghadam arbeitete für das „United Nation University’s World Institute
for Development Economics Research“ (WIDER) in Helsinki, war Delegierte auf zwei
UN- Konferenzen und lehrt heute Soziologie an der Illinois State University. Ihr
Forschungsgebiet umfasst die Bereiche Globalisation, transnationale feministische
Netzwerke, Zivilgesellschaft und citizenship im Nahen Osten. Sie publizierte mehrere
Werke zu diesen Themen.
Intention und inhaltlicher Überblick:
Wie bereits im Titel angedeutet, stehen soziale und gesellschaftliche Veränderungen
im Nahen Osten, Nordafrika und Afghanistan und deren Bedeutung für den Status
der Frau im Mittelpunkt. Unterschiedliche Antworten der Frauen und ihre Beteiligung
am Prozess werden beleuchtet. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht die Frau aus
der Mittelschicht. Sie kristallisiert sich im Zuge Moghadams Argumentation gar als
Hauptakteurin in dieser Entwicklung heraus. Weltliche feministische Bewegungen als
wichtiger Indikator für soziale Veränderung einerseits, und Frauenaktivismus im
Rahmen der Islamisierung andererseits werden aufgezeigt. Dass Frauen vielerorts in
der Region immer noch stark benachteiligt sind, könne laut Moghadam nicht nur dem
Islam zugeschrieben werden. Hier spielen andere Faktoren wie das Ausmaβ an
Verstädterung, Industrialisierung, wirtschaftliche Entwicklung, Politik und Regulierung
durch den Staat, die Zugehörigkeit zu einer Klasse und der regionale und globale
Kontext genauso eine Rolle. So erkläre sich auch die durchaus unterschiedliche
Position der Frauen in der Region. Es geht der Autorin also auch um eine
Entmystifizierung des Islam. Nach Moghadam seien Analysen von ökonomischen,
politischen, kulturellen Entwicklungen in einer Gesellschaft unvollständig ohne
Genderdynamiken zu berücksichtigen. Ihr Blick ist hierbei ein marxistischfeministischer.
Aufbau des Buches
1. Kapitel: Einleitung und Überblick
2. Kapitel: Wirtschaftliche Veränderungen und deren Bedeutung für die Frau; Wie,
wann und wo ist die Frau im Arbeitsmarkt vertreten?
3. Kapitel: Effekt radikaler Reformen und Revolutionen; Solche Bewegungen sind
wichtig für das Vorankommen der Frau. Im Gegensatz dazu: Mit der Islamisierung
werden Frauen stärker als zuvor in einen traditionellen Kontext eingebunden. Doch
auch hier gibt es Gelegenheit zur Emanzipation.
4. Kapitel: Familie, Patriarchat und Neopatriarchaler Staat; In Zeiten rapider sozialer
Veränderung ist es leicht Mythen von Familie zu konstruieren. Das Patriarchat muss
in sozialen Dimensionen verstanden werden, nicht in Symbiose mit der Religion.
5. Kapitel: Islamische Bewegungen und Antworten der Frauen darauf; Islamisierung
wird als Produkt der widersprüchlichen Coexistenz von Modernisierung und Tradition
gesehen. Bei dieser „islamischen Reformation“ sind auffallend viele Frauen
Führungsfiguren. Sind es Patriarchale Frauen oder islamische Feministinnen?
6. und 7. Kapitel: Gesonderte Betrachtung der Länder Iran und Afghanistan;
8. Kapitel: Die Autorin zieht eine abschlieβende Bilanz;
Persönliches Fazit:
Valentine Moghadams Darstellung ist sehr detailliert und wird mit zahlreichen
statistischen Daten unterstützt. Für mein Verständnis der Materie waren die
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regionalen Vergleiche jedoch anschaulicher als all die Zahlen. Letztere sind aufgrund
der groβen vergangenen Zeitspanne mehr als hinfällig. Leider habe ich erst bei
Abschluss der Lektüre von der überarbeiteten Ausgabe erfahren. Dieses Buch hat
einen eher einführenden, stark erklärenden Charakter, sodass mir als „Neuling“ in
der Thematik sehr geholfen war. Trotzdem fielen mir zahlreiche Wiederholungen
desselben Sachverhalts auf, die einen bereits bewanderten Leser wohl langweilen
würden. Was mir besonders gefallen hat, ist die kompetente Erklärung der
Sachverhalte in Hinblick auf Gender und der allgemein objektive Standpunkt der
Autorin.
7 ISLAM UND HOMOSEXUALITÄT
7.1
LSVD Berlin-Brandenburg e.V. (Hg.): Muslime unter dem Regenbogen —
Homosexualität, Migration und Islam
Querverlag 2004-11-07
Von: Mona El Khalaf
0307639
Zu Beginn eine Erläuterung zur Entstehungsgeschichte des Buches:
„Islam und Homosexualität” hieß eine Vortragsreihe, die im Berliner Zentrum für
Migranten, Lesben und Schwule (MILES), von Oktober 'o2 bis Ende 'o3 stattfand.
Unter den Referenten waren Islam- und Sozialwissenschafter, Politiker,
Psychologen, Sozialarbeiter und unmittelbar Betroffene dieses Problemfeldes.
Das Buch kann als umfassende Bestandaufnahme gesehen werden, die die
Auffassung von Homosexualität und Homosexuellen im Koran, in
Prophetensprüchen und Überlieferungen erklären will. MILES will mittels
Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit Hass, Diskriminierung und Gewalt
entgegenwirken.
Insgesamt wurden 15 Beiträge dokumentiert, die sehr genau auf die Problematik
von Migration und Homosexualität eingehen, wobei das Augenmerk auf
Deutschland und die Niederlande fällt. Ausgangspunkt sind hauptsächlich arabischund türkischstämmige Migranten.
Folgende Fragen werden aufgeworfen:
*Wie steht der Koran zur Homosexualität?
*Mit welcher Einstellung begegnen muslimische Immigranten Homosexuellen
in öffentlichen und in privaten Bereichen?
*Vor welche Schwierigkeiten werden muslimische Homosexuelle gestellt?
*Welche Lösungsvorschläge gibt es bisher?
*Wie wird ablehnendes Verhalten fundiert?
*Wie kann Integration und gegenseitiges Verständnis gefördert und somit
gegen Parallelgesellschaften gearbeitet werden?
... und noch viele mehr...
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In den Beiträgen, die meist sehr emotionsgeladen und reißerisch verfasst wurden,
wird beispielsweise immer wieder auf die im Koran geschriebene Geschichte Lots
und dessen Volk zurückgegriffen. Sie kann als Beleg Homosexualität sei Sünde und
zieht den Zorn Gottes auf sich gedeutet werden, obwohl nicht explizit von Sex
gesprochen wird. Auch wurden verschiedene Vorfälle im Bezug auf Homosexualität
die Bestrafungen nach sich zogen näher beschrieben. Unter anderem liest man über
Steinigung und Peitschenhiebe, die je nach Situationskonstellation vollstreckt
wurden.
Obwohl diejenigen von den muslimischen Migranten, die eine ablehnende Haltung
gegenüber Homosexualität einnehmen, sich häufig auf den Koran berufen, meinen
Gundermann und Kolb, dass nicht Religion schuld ist an Repressionen, sondern
deren Missbrauch durch Autoritäten. Ein schwerwiegende rolle spielen auch die
verschiedenst interpretierten Übersetzungen des Koran, da diese die ursprüngliche
Aussage meist verzerren.
In zwei kurzen Berichten wird über Islam und Homosexualität in den Niederlande
geschrieben. Hier wurde der Konflikt der Homo- und Xenophobie, vor allem
zwischen muslimischen Jugendlichen und Homosexuellen, ausführlich diskutiert.
Diese Thema wurde mit dem 3. November umso brisanter, als der Filmemacher
Theo van Gogh von einem Niederländer marokkanischer Herkunft erschossen
wurde. Auslöser soll sein neuester Film „Frauenmisshandlungen in islamischen
Familien” gewesen sein.
Dies weist auf die schon länger anhaltende Krise in den Niederlanden hin.
Viele Beispiele für Repression und Ausschreitungen gegen Homosexuelle in
Deutschland werden angeführt. Kurzinterviews berichten von muslimischen
Homosexuellen und deren Schwierigkeiten sich anzunehmen wie sie sind, ihre
sexuellen Neigungen auszuleben und sich zu 'outen'. Der Ausweg kann
beispielsweise eine Doppelidentität, zum einen Eheschließung, zum anderen eine
geheime Beziehung zu führen, sein.
Insgesamt werden auch die diversen Verbände und Organisationen, die z.B.
Beratungsdienste einführten und Raum für speziell zu diesem Thema passende
Diskurse schafften, ausführlichst beschrieben.
8 ISLAMISMUS UND ANTISEMITISMUS
8.1
PFAHL-TRAUGHBER, Armin: Antisemitismus in der islamischen Welt.
Externe und interne Ursachen in historischer Perspektive.
in: Blätter für deutsche und internationale Politik 10/2004
Von: Florian Sowa
Dr. Armin Pfahl-Traughber, geb. 1963, ist Politik- und Sozialwissenschaftler in Köln.
Er hat zahlreiche Bücher und Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften
veröffentlicht, die sich vielfach in engerem oder weiterem Sinne mit Extremismus,
insbesondere Rechts-extremismus, Rassismus und Geschichte befassen. Er ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz.
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In seinem Artikel „Antisemitismus in der islamischen Welt. Externe und interne
Ursachen in historischer Perspektive“, erschienen in: Blätter für deutsche und
internationale Politik 10/2004, setzt er sich mit der Herkunft des Antisemitismus im
arabischen Raum auseinander.
Dabei stützt er sich auf zahlreiche Quellen und bedient sich einer sachlichen
Sprache. Seine Analysen und Schlüsse sind logisch und nachvollziehbar, der Aufbau
des Artikels chronologisch und dabei mit thematischen Schwerpunkten. Seine
Ausführungen sind verständlich und gut recherchiert.
Inhaltlich spannt er einen Faden von den ersten abwertenden Nennungen der
jüdischen Bevölkerung im Koran (also im 7. Jahrhundert) bis zu Formen
antisemitischer Betätigung im ausgehenden 20. Jahrhundert.
Er vergleicht die Diffamierungen der Juden im Koran mit jenen in der christlichen
Welt, ortet Übereinstimmungen aber auch Differenzen. Die negative Sicht der
jüdischen Bevölkerung sieht er in ihrer weit gehenden Unbeirrbarkeit in ihrem
Glauben trotz der Missionierungsversuche durch Mohammed. Dieser betrachte sie
nicht ohne Bitterkeit als minderwertig und unbelehrbar.
Weiters geht er auf Massaker an Juden im maurischen Spanien des 11.
Jahrhunderts ein, die er allerdings nicht religiös begründet sieht, sondern einerseits
durch Neid auf den sozialen Aufstieg einer kleinen Zahl an Juden und andererseits
durch die wechselseitige Zurechnung der Juden zum Gegner während der Zeit der
Reconquista bedingt. Dennoch ortet er in dieser Zeit keine weit verbreiteten
Hassgefühle gegen Juden, wohl aber das Fundament für spätere Angriffspositionen,
nämlich durch die Konzentration der jüdischen Bevölkerung auf Berufe in Wirtschaft
und Handel.
Ein Beispiel für aus dem europäischen Antisemitismus übernommene Vorurteile
bringt er anhand des Aufkommens von Verschwörungstheorien im 19. Jahrhundert:
Der Umsturz der laizistischen Jungtürken 1908 innerhalb des Osmanischen Reiches
wurde, angestachelt durch christliche Diplomaten und Journalisten, einer
Verschwörung der Juden gegen den Islam zugeschrieben. Interessant ist bezüglich
aus Europa importierten Gedankenguts auch die Annäherung islamistischer Parteien
an den Nationalsozialismus in den 1930er und 1940er Jahren: Zahlreiche Elemente
der NS-Ideologie und Strukturen der Reichspropaganda wurden in das Programm
der radikalen islamistischen Jungägyptischen Partei oder der Baath-Partei Syriens
aufgenommen.
Beispiele, Zusammenhänge und Querverweise gestalten das Lesen dieses Artikels
durchgehend spannend und interessant, regen auch unbedingt zur Konsultation von
Sekundärliteratur und anderen Werken des Autors an. In Summe gesehen handelt
es sich bei dem Beitrag „Antisemitismus in der islamischen Welt“ um ein durchaus
lesenswertes, qualitativ wertvolles Stück Arbeit.
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8.2
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KÜNTZEL, Matthias: Djihad und Judenhass. Über den neuen
antijüdischen Krieg.
Von: Matej Beres
0050200
A300
Freiburg, 2002
Matthias Küntzel ist Politikwissenschaftler und Publizist und arbeitet als
Berufsschullehrer in Hamburg. Er veröffentlicht zahlreiche Artikel zum Thema
Islamismus, Antisemitismus und deutschen Außenpolitik. 6 Neben dem Buch Djihad
und Judenhass schrieb er noch Goldhagen und die deutsche Linke und Der Weg in
den Krieg. Deutschland, die Nato und das Kosovo.
In diesem 2003 erschienen Buch widmet dich Küntzel dem Phänomen des Djihad,
also dem heiligen Krieg der Gläubigen gegen Ungläubige. Das Wort Djihad bedeutet
soviel wie Anstrengung, und hatte eigentlich die individuelle Bemühung um den
Glauben bedeutet. Die Neuinterpretation des Begriffs ist auch der Ausgangspunkt
des Islamismus, den folgende Namen hauptsächlich geprägt haben. Hassan alBanna, der Gründer der Muslimbrüderschaft, und Amin el-Husseini, der Mufti vom
Jerusalem. Al-Banna legte als erster Prediger der Neuzeit Djihad militant aus um
gegen die Juden zu kämpfen. Küntzel beschreibt in seinem Buch die
Entstehungsgeschichte der Muslimbrüderschaft, die, wie schon gesagt, durch die
Führerfigur des
al-Banna sehr geprägt war, der genau wie der Mufti sehr judenfeindlich gestimmt
waren. Der Aufschwung des Islamismus und Faschismus ist in der gleichen Zeit
passiert, beides als Antwort auf Krisen des Kapitalismus. Gemeinsam haben sie
auch das Ideal einer volksgemeinschaftlichen Identität sowie den Judenhass.
Besonders der Nationalsozialismus verhalf der islamistischen Bewegung mit
Finanzen, Waffen und vor allem ideellen Ansporn im Bestreben nach der Zerstörung
des weltweiten Sionismus. Heute findet der Nationalsozialismus Beführwörter und
Bewunderer, Holocaust und Israel werden ignoriert, Mein Kampf verkauft sich sehr
gut im Nahen Osten. Die Frage Palästinas wurde durch zielgerichtete Kampagne
diese Trios immer mehr zugespitzt und thematisiert. Beführwörter einer friedlichen
Lösung mit den Juden, die ein Zusammenleben förderten, wurden einfach getötet.
Al-Banna und al-Husseini, dessen Großneffe Jassir Arafat ist, hätten ohne einander
nicht die Kraft gehabt, ihre Ideologien durchzusetzen. Seit dieser Zeit wird der
Zusammenhalt der arabischen Welt über den Widerstand gegen den Zionismus und
Israel definiert. Der Antisemitismus ist also nicht eine Beigabe des Modernen
Djihadismus, sondern dessen Kern, der Hauptfeind wurde im Juden identifiziert,
verschiedenste Verschwörungstheorien entwickelt und so kam es zur ideologischen
Annäherung an den Nationalsozialismus.
Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Islamismus in Ägypten unter
Nasser bis Mubarak sowie dem Djihad der Hamas. Hier ist vielleicht interessant zu
bemerken, wie der Islamismus die Bevölkerung dort terrorisiert hat, in dem moderate
Muslime oder andere Ideologien einfach getötet worden sind, wenn sie sich den
orthodoxen Bräuchen nicht beugen wollten. Auch die Charta der Hamas wird näher
6
Vgl. http://www.matthiaskuentzel.de
(Zugriff: 27.10.2004)
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gebracht, die für Ausrottung und Säuberung des Zionismus plädiert. Mit dieser
Charta setzt also die Hamas die Politik des Mufti von Jerusalem und el-Husseini fort.
Das letzte Kapitel analysiert die jüngsten Entwicklungen seit dem 11. September
2001 in Israel und auf der ganzen Welt und stellt fest, dass es danach zu einer
großen Welle des Antisemitismus und sehr großer Anzahl an Selbstmordattentaten
kam.
Wie schon gesagt, der Djihadismus geht Hand in Hand mit dem Antisemitismus und
ist untrennbar mit diesem gekoppelt. Es waren aber vor allem die Siegesmächte
nach dem 2. Weltkrieg, die das Fortschreiten des Islamismus nicht gehemmt haben,
weil sie ihre Beziehungen mit arabischen Ländern nicht verlieren wollten. Die
zionistische Einwanderung und Gründung des Staates Israel verhalf dem Islamismus
als Konstitutionsvoraussetzung und zur Homogenität dessen beiträgt. Jeder Schritt
der israelischen Regierung wird automatisch durch die Sichtweise des nötigen
Feindes verzerrt und bestimmt.
„Der Sieg der zionistischen Idee ist der Wendepunkt für die Erfüllung eines Ideals,
dass mir so wesentlich ist: die Wiederauferstehung des Orients“ sagte Ahmed Zaki,
ein ägyptische Politiker zum fünften Jahrestag der Balfour-Deklaration und dies sieht
der Autor als eine neue Hoffnung für die Zukunft.
Das Buch ist ziemlich kurz, jedoch enthält es sehr viele Thesen und Analysen. Ich
würde vorschlagen, sich auch mit anderen Werken zum Thema zu beschäftigen, um
eine komplexere Sichtweise zu bekommen. Positiv finde ich die Einbeziehung der
Verbindung zwischen Nationalsozialismus und Islamismus und auch der eindeutigen
Position des Autors, der sich an manchen Stellen sehr kritisch äußert.
Er bringt viele erstaunliche Zusammenhänge und erläutert also dadurch vieles, was
in der Berichterstattung über diese Problematik nur selten angedeutet wird
Auf jeden Fall ist das Buch interessierten Lesern empfehlenswert.
9 SUNNITISCHE ISLAMISTISCHE THEORETIKER
9.1
Gamal Al-Banna: Islam and trade unions
Von: Friedrich Bossert
Matrikelnummer: 0407691
Der Autor:
Gamal Al-Banna wurde 1920 in Ägypten in einer gebildeten Familie geboren. 1950
war er bereits einer der Führungspersonen einer Textilarbeitergewerkschaft. Zwei
Jahre später beschloss er sich stärker für die Ausbildung der Gewerkschafter
einzusetzen und verlegte und übersetzte seither Bücher über Geschichte,
Organisation und Techniken der Gewerkschaftsbewegung. Er veröffentlichte
zahlreiche Bücher die sich mit gewerkschaftlichen. historischen und vor allem auch
politischen und religiösen Themen auseinandersetzen. In den 80er Jahren war er
Vorsitzender der I.I.C.L. (International Islamic Confederation of Labour).
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Islam and trade unions
Der Autor beginnt seinen Text mit einer Kritik an einer in der islamischen Welt weit
verbreiteten Ansicht. Die meisten führenden Muslime lehnen Gewerkschaften als
nicht mit dein Islam vereinbar ab. Traditionelle islamische Organisationen haben
deshalb oft den Bezug zu den Arbeitern verloren, so Gamal Al-Banna. Das liege aber
nicht an Unvereinbarkeit von Arbeiterbewegung und Islam sondern an der ignoranten
Herangehensweise vieler islamischer Denker.
Um dies zu bekräftigen bringt er als Beispiel die Existenz von Gilden in islamischen
Städten über ein Jahrtausend hinweg. Diese hatten laut ihm wesentliche
Gemeinsamkeiten mit modernen Gewerkschaften etwa in der Tatsache der
Interessenvertretung ihrer Mitglieder und der Verteidigung ihrer Rechte.
Die Ziele der Gewerkschaften sind die Ziele des Islam
Gamal Al-Banna sieht als das Ziel der Gewerkschaften die Gerechtigkeit. Dies sei
aber ebenfalls das Hauptziel des Islam. Soziale, ökonomische und politische
Prinzipien sind ein integraler Bestandteil des Islam. Die Gewerkschaften verkörpern
insofern Gerechtigkeit, dass sie sich gegen Ausbeutung und unmenschliche
Arbeitsbedingungen einsetzen. Desweiteren schreibt Gamal Al-Banna, dass der Islam
in der Auseinandersetzung zwischen Arm und Reich eindeutig auf Seite der Annen
Position bezieht. Der Prophet selber zog es vor ein Leben lang arm zu bleiben. Dies
ist eine weitere Gemeinsamkeit von islamischen und gewerkschaftlichen Prinzipien.
Gewerkschaftliche Praktiken sind mit dem Islam vereinbar
(a) Das Recht Gewerkschaften zu etablieren
Im Gegensatz zu vielen islamischen Denkern geht Gamal Al-Banna davon aus,
dass der Islam Gewerkschaften nicht nur akzeptiert sondern für deren Existenz
appelliert. Erstens da sie der Verwirklichung des obersten Ziels der
Gerechtigkeit dienlich sind, und zweitens da sie helfen Egoismus zu
überwinden und das Interesse der Gemeinschaft in den Vordergrund stellen.
Laut des Autors Folgen die Arbeiter also den Geboten des Islam wenn sie sich
zusammenschließen um ihre Interessen zu vertreten.
(b ) Das Recht zu Streiken und zu Boykottieren
Viele Verse des Koran betonen, laut dem Autor, dass es wichtig sei nichts zu
tun was gegen die Prinzipien des Islam verstößt. Jedoch verstößt
Ungerechtigkeit und Ausbeutung ganz enorm gegen diese. Nach Gamal AIBann ergibt sich daraus die Pflicht der Arbeiter für ihre Rechte und für
Gerechtigkeit zu kämpfen. Da es dabei primär um das Ziel der, Gerechtigkeit
geht seien Boykott und Streik durchaus ein erlaubtes Mittel, dass der Islam
sogar unterstützt w e n n a l l e schonenderen Methoden davor ausgeschöpft
wurden. In der Abwesenheit von islamischer Gerechtigkeit bestehe dazu sogar
keine Alternative. Existiert andererseits diese islamische Gerechtigkeit, gäbe es
keine Gründe mehr für Streiks.
(c) Kollektive Verhandlungen und Abschlüsse
Der Islam erkennt den Abschluss von Verträgen prinzipiell an. Der Islam setze
aber Voraus, dass die beiden Vertragspartner volle Freiheit und Gleichheit
besitzen und sich an islamische Prinzipien halten. Wird ein Vertrag jedoch unter
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Bedingungen des Drucks oder der Bedürftigkeit, der Ungleichheit und der
Verletzung islamischer Regeln geschlossen so ist er nicht legal.
Gamal Al-Banna führt an, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer, zumindest ökonomisch,
nicht annähernd gleich seien. Dazu kommt, dass der Arbeiter unter Druck stehe, da
er sich und seine Familie zu ernähren habe. Da der Arbeiter deswegen unfaire
Verträge oft annehmen müsse werde dadurch auch das Prinzip der Gerechtigkeit
verletzt. Gamal Al-Banna leitet deswegen folgende Regeln für Vertragsabschlüsse
aus dem Koran ab:
¾ Es muss ein schriftlicher Vertrag bestehen
¾ Der Schreiber soll neutral sein
¾ Derjenige der Verantwortung übernimmt diktiert die Bedingungen (-> Laut
Autor sollte es in diesem Fall der Arbeiter sein, nicht wie üblich der
Arbeitgeber)
¾ Ist eine Seite zu zu schwach oder daran gehindert die Bedingungen zu
diktieren so übernimmt dies ein „Beschützer” (-> Nach Gamal Al-Banna sei für
diese Aufgabe niemand besser geeignet als die Gewerkschaft. da Arbeiter in
dritte Welt Ländern oft weder lesen können, noch das juristische wissen haben
um einen Vertrag richtig beurteilen zu können bzw. ökonomisch zu schwach
sind um selbst zu verhandeln.)
Ohne eine gewerkschaftliche Vertretung könne kaum einer dieser Punkte eingehalten
werden. und so würde ein Vertrag, vorteilhaft für den Unternehmer und unfair für den
Arbeiter, entstehen. Der Koran macht nach Gamal AI-Banna also die Notwendigkeit
von Gewerkschaften sichtbar.
9.2
Abu l-A’la Maududi: Weltanschauung und Leben im Islam
Von: Elmaz Orhan
9.2.1 Islam – Gesetz des Universums
Islam: Unterwerfung, Hingabe, Frieden – kafara: bedecken, verbergen; Willensfreiheit
9.2.2 Wirken und Sinn des Glaubens
Glauben an die Existenz Gottes: „…denn wie kann ein Mensch, der keinen festen
und reinen Glauben an Gott besitzt, Ihm Gehorsam entgegenbringen?“ (S 31)
Iman (Glaube): festes Vertrauen, das aus Wissen und Überzeugung erwächst.
Mu’min: jemand., der glaubt – Muslim: verbringt sein ganzes Leben in dieser Ergebung
Die Menschen kann man in 4 Kategorein einteilen (S 34 f):
1. Echte Muslime
2. Muslime, die bestraft werden
3. Rebellen (ohne Glauben) und Ungehorsame
4. Rebellen, Übeltäter und Verbrecher
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9.2.3 Das Prophetentum
Offenbarung und Prophetentum = Gnade Gottes
„Gottes wahrhaftige Propheten sind überall erschienen, in jedem Land und bei jedem
Volk“ (S 51); vgl Aya
„Und wir haben ja bereits in jeder Gemeinschaft einen Gesandten erweckt […]“
(Qur’an: Sura 16, Aya 36)
,,Die Überlegenheit des Ostens bestand nicht nur auf militärischem Gebiet.
Wissenschaft, Philosophie, Poesie und die Künste blühten ... in der
mohammedanischen Welt zu einer Zeit, als Europa noch in Barbarei versunken war.
Die Europäer nennen diese Zeit in unverzeihlicher Egozentrik ,Schwarzes Mittelalter';
doch sie war lediglich in Europa ,schwarz' - oder tatsächlich nur im christlichen
Europa, denn Spanien, das mohammedanisch war, besaß eine hochentwickelte
Kultur." (Bertrand Russell in Pakistan Quarterly, Vol.IV.
„Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gunst an euch
vollendet, und Ich bin mit dem Islam als Religion für euch zufrieden.“ (Qur’an Sura 5,
Aya 3; M.; S 86)
9.2.4 Die Glaubens-Artikel
Der Glaube an den Einen Gott (Allah), an Seine Engel, Seine Bücher, Seine
Propheten und an das Leben nach dem Tod
Gebet und Gottesdienst:
a) Das Gebet, das Fasten, die Zakat, der Hadsch
b) Verteidigung des Islam:
„Der einzige Leitfaden in unserem Benehmen muss sein, dass wir stets
die Belange aller Muslime wahrnehmen und uns bereitwillig dem Dienst
des Islam widmen (140)
c) Dschihad
9.2.5 Din und Scharia
Scharia: Gesetz Gottes, zeigt Richtlinien für Verhaltensweise im Leben auf
fiqh": Gesetzgebung, 4 Rechtsschulen erhalten geblieben, Ausführung der
Anordnungen
tasawwuf: Maßstab des geistigen Gehorsams und der Aufrichtigkeit (z.B. beim
Gottesdienst)
9.2.6 Die Grundsätze der Scharia
Grundprinzip: Recht/ bindende Pflicht, alle seine echten Bedürfnisse und Wünsche
zu erfüllen alles auf solche Art tun, dass nicht nur die Rechte anderer Menschen
unverletzt und deren Bestrebungen ungefährdet bleiben, sondern dass alle
Menschen in Verfolgung ihrer Ziele möglichst fest zusammenhalten, sich gegenseitig
unterstützen und miteinander kooperieren.
Grundsatz: das kleinere Übel für einen größeren Nutzen in Kauf zu nehmen und den
kleineren Vorteil zur Vermeidung eines größeren Schadens aufzugeben
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Die Scharia erlegt jedem Menschen vier Arten von Rechten und Pflichten auf (vgl S
153-172):
1. Die Rechte Gottes, denen jeder Mensch Geltung verschaffen muss
Glaube, Führung, Gesetz, ehren und anbeten
2. Die Rechte, die er sich selbst gegenüber hat
Verbot der völligen Selbstverleugnung. vollkommenes Verbot des
Selbstmords
3. Die Rechte, die andere Menschen über ihn haben:
Wohlergehen des einzelnen und aller, keine Unterdrückung
4. Die Rechte der gesamten Schöpfung
Keine Verschwendung
Die Scharia erlaubt nicht, dass ein Unterschied von Mensch zu Mensch gemacht
wird, außer was den Glauben und die Religion betrifft. Der Islam macht keinen
Unterschied aufgrund von Rasse, Landeszugehörigkeit, Hautfarbe, Sprache oder
etwas Ähnlichem. Er spricht die gesamte Menschheit an und lässt keinerlei
Diskriminierung zu.
Zugleich ist dieses Gesetz aber auch ewig gültig. Es gründet sich nicht auf die
Traditionen irgendeines besonderen Volkes, und es ist nicht für einen bestimmten
Zeitabschnitt der menschlichen Geschichte vorgesehen. Es basiert auf denselben
natürlichen Prinzipien, aus denen heraus der Mensch erschaffen wurde. Und da
diese Natur zu allen Zeiten und unter allen Umständen gleich bleibt, muss sich das
Gesetz, das sich auf ihre reinen Prinzipien stützt, auch auf jede Zeit und auf alle
Verhältnisse anwenden lassen (vgl. S 173).
Der Islam ist die einzige Religion, die sich in einem ständigen Anpassungsprozess
an die in unaufhörlicher Evolution begriffene menschliche Gesellschaft in
Übereinstimmung mit den Grundprinzipien und ewigen Werten des Lebens befindet.
Quellenverzeichnis:
Maududi, Abu-l-A’la: Weltanschauung und Leben im Islam, Islamisches Zentrum
München 1994 (Schriftenreihe des Islamischen Zentrums München Nr. 24 )
ISBN 3-89263-024-0
Online z.B. unter http://www.al-islam.com/articles/articles-g.asp
10 SCHIITISCHE ISLAMISTISCHE THEORETIKER
10.1 SHARIATI, Ali: Kapitalismus
Von:
Sariye Simsek undMurat Simsek
9809310/A300 / 9802391/A300
Ali ShAli Shariati gehörte zu den bekanntesten Figuren der beginnenden iranischen
Revolution gegen das Schah-Regime, jahrzehntelang die zentrale Stütze westlicher
Machtausübung in der Region. In den achtziger Jahren machte die iranische
Revolution auf Shariatis Gedanken und Ideen aufmerksam, als wären es ihre
eigenen. Shariati war Vorrevolutionär und Nachrevolutionär. Gleichzeitig lieferte
Shariati wesentliche Beiträge für eine islamische Befreiungstheologie.
Der 1934 in der Provinz Chorassan(Horassan) geborene Sohn einer Gelehrtenfamilie
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studierte in Mesched (MESHED) persische Literatur. Sein Vater war bereits Gründer
eines „islamischen Revolutionszentrums”. Während seines Studiums wurde er durch
die antiimperialistische Dynamik der Regierung von Mossadegh (Dr. Mohammad
Mossadegh war von 1951 bis 1953 Premierminister des Iran und gilt in vielen
Ländern als Symbol des Antiimperialismus.) beeinflußt und schloß sich später dem
Widerstand gegen den Schah an.
Ab 1960 studierte er Soziologie und islamische Geschichte in Paris und übersetzte
Werke von Che Guevara, Frantz Fanon und Jean Paul Sartre ins Persische.
Nach seiner Rückkehr in den Iran war Shariati zunehmender Verfolgung ausgesetzt,
wurde 1973 verhaftet und gefoltert. 1976, kurz nach seiner Flucht ins Ausland, wurde
er vom Schah-Geheimdienst Savak in London ermordet.
Das Buch "KAPITALISMUS" entstand von Reden, die Ali Shariati in verschiedenen
Orten über Ökonomie gehalten hat.
Dieses Buch beinhaltet Ideen über zwei Systeme, die in seine Zeit weltweit wirksam
waren. Von denen das erste ist Kapitalismus und zweite ist Sozialismus.
Ali Shariati hat durch seinen von Islamtraditionen abweichenden Blinkwinkel eine
neue Ansicht geöffnet. In seinem Werk setzt er sich mit Sozialismus und
islamischen Ansichten auseinander. Daraus stellt er seine Theorie heraus. In
diesem Buch hat er einen historischen und soziologischen Blickwinkel zu den
Systemen. Ali Shariati hat die Wirkungen vom Kapitalismus über Individuum,
Gesellschaft und Menschheit erforscht und auch bewertet. Nach ihm ist der
Kapitalismus kein einziges System, sondern es hat viele Merkmale von anderen
Bereichen in sich. Diese Wirkung hat sich im Westen als Nationalismus gezeigt.
Der Westen, der sich vom Mittelalter auf(zu) Neuzeit etabliert hat, bringen der
Menschheit Nationalgedanken mit. Also ab dieser Zeit wird jede Nation ihre
Sprache sprechen (früher nur Lateinisch) und jede Nation wird sich selber nach
ihrer eigenen Nationalität nennen. Franzosen werden Franzosen, Engländer
werden Engländer usw.
Als im Westen all diese geschieht, störte die im Osten zunehmende Macht des Islam
den Kapitalismus. Deswegen sollte diese ständig wachsende Macht gestoppt
werden. Um es zu schaffen, hat er im Osten oder unter die Islamwelten
Nationalismus verbreitet. Nach dieser Zeit wird auch die Islamwelt unter Nationen
geteilt und durch ihre Nationen genannt.
Der Westen hat auf diese Welt „Teile – Herrsche” Prinzip (Methode)
angewandt.Diese Teilung hat die Islamwelt von Wurzeln erschüttert. Mit
Imperialismus hat der Kapitalismus die Ost-Gesellschaften nicht nur
wirtschaftlich von sich abhängig gemacht, sondern dadurch wird die
Sozialen und Kulturelen Werte der Gesellschaft unter den negativen
Einfluss des Kapitalismus geraten. Das passierte, weil die OstIntellektuellen ihre Aufgaben vernachlässigt haben. Die Menschen, die
Vorteile davon haben eine Basis für Kapitalismus vorbereitet.
Die Ost-Intellektuellen stellten sich gegen die Religion und haben auch
diese ignoriert.
Nach Ali Shariati war es der Fehler der Intellektuellen. Denn von Entwicklungen im
Westen war es nicht mehr zu entkommen.
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Die Ost-Intellektuellen haben nicht wie Protestanten, die im Mittelalter – Europa in
Bewegung setzten, große Reformen verursacht. Sie haben die Gesellschaft
neuerlich nicht Bewegung bringen können und neue freie Gedanken verbreiten
können.
Nach Ali Shariati ist der Kapitalismus, der überall zu sehen ist, ein untrennbarer
Teil der Gesellschaft. Am Anfang hat sich der Kapitalismus auf das AusbeutungsPrinzip gegründet. Diese Ausbeutung hat sich nicht nur gegen Individuum
gerichtet, sondern auch gegen die Gesellschaft. Durch Imperialismus werden von
kolonisierten Völkern, Rohstoffe mit Gewalt genommen oder mit sehr niedrigen
Preisen gekauft. Diese Rohstoffe werden bearbeitet und den Völkern mit
mehrfachen Preisen zurück verkauft. Dadurch entstanden neue Märkte. Der
Kapitalismus war/ist auf diese Märkte angewiesen. Die produzierten Güter sollten
von Menschen mit Kaufkraft gekauft werden. Deswegen hat Kapitalismus neue
Mittel gefunden, um die Menschen zum Kauf zu locken. z.B. Kredite,,,
Die Menschen ohne Kaufkraft haben diese Methoden sehr schnell angenommen
und angewandt. Die Menschen kauften auch die Sachen, die sie wirklich nicht
brauchten. So wird der erste Stein einer Konsumgesellschaft gelegt. Diese
Ausbeutung hat sicherlich nicht lange gedauert. Denn die Individuen, die sich als
Verlierer in diesem System fanden, haben gegen diese Ausbeutung widerstand
geleistet.
Der Kapitalist, der seine Zukunft in Gefahr sah, fand einen neuen Weg, um sich
zu retten. Dieser Weg war, dass er auf die Anforderungen der Arbeiter einging.
So haben die Menschen gesellschaftliche Vorrechte (Privilegien),
Sozialversicherung, Kaufkraft und Wohlstand für Familien bekommen. Die
Kapitalisten wussten auch, dass sie ihre Produkte nicht verkaufen können, wenn
die Kaufkraft der Menschen nicht steigt.
Eine anderer Nachteil, den der Kapitalismus mit sich gebracht hat, ist die
Verfremdung des Menschen sich gegenüber. Der Mensch kann denken,
analysieren, teilen mit anderen und „ Wir” sagen. Mit Kapitalismus ist er sich fremd
geworden. Obwohl er früher ein Teil eines Ganzen war, ist er nun mehr ein Teil der
Arbeit.
Solange der Mensch, er religiös befangen ist, sein Wesen nur zu
vergegenständlichen weiß, indem er es zu einem fremden phantastischen Wesen
macht, so kann er sich unter der Herrschaft des egoistischen Bedürfnisses nur
praktisch betätigen, nur praktisch Gegenstände erzeugen, indem er seine
Produkte, wie seine Tätigkeit, unter die Herrschaft eines fremden Wesens stellt
und ihnen die Bedeutung eines fremden Wesens — des Geldes — verleiht.
Schließlich wird der Mensch zu Maschine, zwar bis zum Ende seines Lebens. Ein
echter Mensch ist jener, der Arbeitet und dem Bewusst ist, was er tut. Er weiß, was
er gemacht hat und was seine Ziele sind. Bis jetzt herrschte der arbeitende
Mensch während der Arbeit und bestimmte er selber, wie er arbeitet. Aber nun
bestimmt die Arbeitsmaschine, wie er arbeiten soll.
Eine andere Verwüstung, dass der Kapitalismus den Menschen zugefügt hat, ist
die Fachmann-Syndrome. Sie bedeutet, von Menschen mit mehreren Dimensionen
einen eindimensionalen Menschen zu schaffen.
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Vor unserer Zeit haben die Menschen begonnen zu bestimmen, wie die Maschinen
arbeiten sollen. Aber in unserer modernen Zeit haben die Maschinen die
Menschen unter ihre Gewalt genommen. Statt den Menschen zu bedienen,
herrscht die Maschine über die Menschen.
Die Technologie ersetzt die menschlichen Gedanken und Selbstbestimmung. Auf
diese Art und Weise wird der Mensch geändert und letztendlich von Maschinen
ersetzt.
Der Mensch verliert seine Begabung gibt sich nur in eine Richtung. Früher
haben die Menschen wegen verschiedene Anliegen/Lebenserwartungen gelebt.
Der Mensch bestimmte seine Ziele, sein Glauben und seine Persönlichkeit.
Heutzutage bestimmt der Kapitalismus all diese.
Nach Ali Shariati, Rationalismus und Maschinezierung können gleichwertig
angesehen werden. Wenn der Rationalismus einem anderen Teil der Technologie
darstellt, dann ist die Technologie stärker als die menschlichen Eigenschaften, die
Werte, Gefühle und Eigenschaften des Menschen werden durch Rationalismus
unterdrückt.
Wenn die Menschen in Formen getrieben werden, kann man nicht von
menschlicher Existenz reden oder Mensch wird widerstehen.
Ali Shariati hat erklärt, dass Heutiges Menschen-Typus durch den Einfluss der
Technologie, wirtschaftlicher System und der Bürokratie entstand.
Schließlich ist es ein wichtiger Aspekt unserer modernen zivilisierten Zeit, dass der
Mensch in eine bestimmte Form gebracht wurde.
Ali Shariatis Thesen, die Geschichte spiegle nicht so sehr den Kampf Religion
gegen Nicht Religion wider, sondern einen sozialen Kampf der Unterdrückten gegen
die Privilegierten, der in der Menschheitsgeschichte zumeist religiöse Formen hafte,
ist eine Kritik an der islamischen Bewegung genauso wie an den Kreuzfahrern des
Laizismus mit ihrer westlich-modernistischen Dogmatik der Aufklärung — die analog
der Religion eine wechselnde Rolle in der Geschichte menschlicher
Befreiungskämpfe spielte.
Die Grundlage von Shariatis Kritik ist ein Geschichtsverständnis basierend auf
der sozialen Auseinandersetzung zwischen den armen und privilegierten Klassen.
10.2 Baquir as-Sadr, Ayatullah Muhammad: Our Philosophy
Von: Eva Philipp
0212242
Der Autor:
Ayatullah as-Sadr wurde 1936 in Kazimiyya, im Irak geboren und war einer der
führenden schiitischen Aktivisten seiner Zeit. 1958 besuchte er die Nadschaf
Akademie, schloss sich ab den fünfziger Jahren der Aktivitäten der Da'wa
Organisation an. 1959 schrieb er sein bekanntestes Werk „Our Philosophy” und 1961
folgte „Our Economy”. Sein zweites Werk „Our Philosophy” sollte das Argument
entkräften, dass der Islam keine Lösungen für wirtschaftliche Probleme der
modernen Welt habe. Schon seit jungen Jahren hatte er sich gegen die Verbreitung
der kommunistischen Weltansicht eingesetzt, er setzte Kommunismus mit Atheismus
gleich. 1977 wurde er das erste Mal wegen eines Aufstandes gegen das Ba'ath
Regime verhaftet, 1979 als der Führer des islamischen Widerstandes gegen die
Regierung im Irak anerkannt. 1980 wurde er von der irakischen Regierung unter
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Saddam Hussein unter Hausarrest gestellt und nachdem er drei Aussagen gegen die
Regierung gemacht hatte, am 8. April zusammen mit seiner Schwester Bint al Huda
hingerichtet. Über den Verbleib seines geheim begrabenen Leichnams teilen sich die
Meinungen.
Aufbau des Buches:
„Our Philosophy” wurde von Shams C. Inati vom Arabischen ins Englische übersetzt
und ist 1959 unter dem Titel „Falsafatuna” erschienen. Der Text ist in zwei Hauptteile
unterteilt, der erste (bestehend aus zwei Kapiteln) beschäftigt sich mit der Theorie
und den Werten des Wissens und der Kritik an bestehenden Gesellschaftssystemen
– dem Kommunismus und dem Kapitalismus. Der zweite Teil (bestehend aus fünf
Kapiteln) widmet sich philosophischen Ideen und Vorstellungen über die Welt, sowie
Ursachenerforschung und religiösen Aspekten. „Our Philosphy” kann teilweise als
Erweiterung von „Our Economy” betrachtet werden, da Kritik an marxistischen Ideen
auch in diesem Werk eine wichtige Rolle spielen. „Our Philosophy” ist nach
zehnmonatiger Arbeitszeit entstanden. Am Anfang des Textes bittet Sadr um
objektives und genaues Lesen und um Verständnis seiner philosophischen
Aussagen.
Inhalt des Buches:
Die philosophische Schrift des as-Sadr ist eine Ansammlung von grundlegenden
Begriffen der Welt und der Weise des Betrachtens. Sie enthält Elemente von Kritik
primär am Kommunismus, sowie auch an materialistischen Werten bzw.
kapitalistischen Weltordnungen. Auch widmet sie sich der Suche nach dem richtigen
Gesellschaftssystem für den Menschen, dass ihm ein glückliches soziales Leben
bringen kann. Verschiedene philosophische Fragen werden aufgearbeitet und
ausführlich diskutiert: Im ersten Kapitel beschreibt Sadr das Primärkriterium des
menschlichen Gedankens – den Verstand – und beschreibt seine Theorie des
Wissens. Das zweite Kapitel erklärt den Wert des Wissens näher. Im zweiten und
ausführlicheren Teil von „Our Philosphy” behandelt das erste Kapitel philosophische
Begriffe über die Weltordnung und versucht Erklärungen für diese zu finden. Das
zweite Kapitel handelt von der Dialektik, oder dem Streitgespräch; die Ideen von
Marx und Hegel werden aufgegriffen und auf materialistische Ansätze hin untersucht
und kritisiert. Im dritten Kapitel wird die Grundregel der Kausalität behandelt: Für
alles gibt es einen Grund, die menschliche Natur strebt nach dem Verstehen,
Bewerten und Einordnen aller Dinge, um ihren Grund, ihre Ursache zu enträtseln.
Das vierte Kapitel behandelt die Rolle der Religion und Gott. Der Konflikt von
materialistischer Weltanschauung und Religion wird erläutert: Ziel ist es, den
theologischen Begriff der Welt und das religiöse Dasein mittels philosophischer
Gesetze und Wissenschaften verständlich zu machen. Nicht religiöse Regeln des
Islam werden erläutert oder auch nur erwähnt, es geht um einen Gesamteindruck
von Gott und religiöser Anschauung, die der Materialismus entbehrt.
Das fünfte und letzte Kapitel handelt wieder vom Wissen. Marx und Engels werden
zitiert, die These vom materialistischen Kommunismus und dessen Werkzeugen - die
Dialektik und das Wissen - werden aufgegriffen und kritisiert.
Eigene Meinung:
Sadr schreibt ausführlich über philosophische Fragen, Probleme der Menschheit und
bietet scheinbar universalgültige Lösungsvorschläge an. Seine Ausführungen sind oft
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nicht leicht zu verstehen, da sie erstens sprachlich verworren formuliert sind bzw. vor
gut fünfzig Jahren geschrieben wurden — zur Zeit des kalten Krieges. Diese
Tatsache muss man beim Lesen im Hinterkopf behalten, um seine Denkmuster und
Kritikpunkte vollständig verstehen zu können. Sadrs Kritik am westlichen
Materialismus ist teilweise nachvollziehbar, teilweise zu religiös angehaucht, um
objektiv verstanden werden zu können. „Our Philosophy” ist schwer
zusammenzufassen, da es nie konkrete Themen behandelt oder klar ausformuliert,
sondern (wie die meisten philosophischen Schriften) viele Aspekte auf einmal zu
erklären versucht und das oftmals mit schwammigen Thesen, die rein interpretative
Auslegungssache sind. Obwohl teilweise recht lang formuliert, würde ich „Our
Philosophy” als Lektüre weiterempfehlen, da es die Schrift eines der wichtigsten
schiitischen Aktivisten der vergangenen Jahre ist. Wer die aktuelle Situation im Irak
und die andauernden Aufstände gegen die amerikanischen Besatzer besser
einordnen und verstehen möchte, sollte die Ursprünge des schiitischen
Widerstandes und deren Grundideen — schon zu Zeiten des militanten Saddam
Regimes - in der Geschichte untersuchen. „Our Philosophy” ist auf jeden Fall eine
interessante Basis für die schiitische Philosophie des Iraks.
Auch eine genauerer Beschäftigung mit der Person Ayatullah Muhammad Baquir asSadr ist empfehlenswert seine Lebensgeschichte- zeigt Zusammenhänge zwischen
der Politik des Irans und dem Irak. Auch die fragliche Rolle des Westens zur Zeiten
islamischer Revolutionen im Irak — as Sadrs Hinrichtung durch das Saddam Regime
rief keine großen Proteste des Westens hervor — sollte kritisch überdacht werden.
11 REGIONALSTUDIEN: NORDAFRIKA
11.1 SCHMIDINGER, Thomas: Islamismus und Militärherrschaft im Sudan
in: Context XXI Nr. 6-7/2004
Von: Judith Baumgartner
Zeittafel der politischen Entwicklung im Sudan
1954: Islamistische Kleinstgruppen und Studentlnnenverbindungen schließen sich zu
einer gemeinsamen Organisation zusammen. Die Muslim- Brüder, al- Ikhwan
al- Muslimun
1956- 1958: 1. demokratische Phase des unabhängigen Sudans.
1958: Die Muslim- Brüder unterstützen, als noch keine eigenständige Partei, bei den
Parlamentswahlen diejenigen, die sich für eine islamische Verfassung
einsetzen.
1964: Oktoberrevolution: Sturz General Abbuds. Die Muslim- Brüder gründen eine
eigene Partei, die Jabhat al- mithaq al- islami (Islamic Charter Front).
Kommunisten und ICF sind die wichtigsten Organe des Staates.
1964- 1969: 2. demokratische Phase
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1965: Der ICF gelingt es, durch eine Veränderung in der Verfassung, die
Sudanesische Kommunistische Partei (SCP) aus dem Parlament
auszuschließen und zu verbieten.
1966: ICF arbeitet im Verfassungskomitee mit, welches die islamische Verfassung
realisieren sollte. Putsch der Freien Offiziere unter Gafaar Muhammad
Numairi kommt dem zuvor. Islamische Gruppierungen arbeiten im Untergrund
zusammen.
1970: Massaker auf der Aba- Insel. Islam. Organisationen erleiden vernichtende
Niederlage.
1977: „Nationale Versöhnung”. Wichtige Männer, wie z.B. Dr. Hasan Abd Allah alTurabi, bekommen Positionen im Machtsystem zugewiesen. Es kommt zur
Spaltung der Muslim- Brüder: Turabi versöhnt sich mit dem Militärdiktator, eine
große Gruppe geht in Opposition.
1979: Turabi soll sudanesisches Gesetz der Scharia angleichen.
1983: Die Scharia, verfasst in den Septembergesetzen, tritt in Kraft.
1985: Wut d. Bevölkerung führt zum Sturz Numairis und richtet sich auch gegen
Muslim-Brüder. Es folgt eine Übergangsregierung, Rückkehr zum
Mehrparteiensystem. Turabi gründet die al- Jabha al- islamiya al- qawmiya
(National Islamic Front)
1986- 1989: 3.demokratische Phase
1986: 1. Parlamentswahlen: NIF etabliert sich als 3. stärkste Partei, hinter der
Umma- Partei und der DUP (Democratic Union Party). Wichtigste Frage
betrifft die Septembergesetze Eine Abschaffung würde die Beendigung des
Bürgerkrieges im Südsudan darstellen. Dort kontrolliert die SPLA (Sudanese
People Liberation Army) weite Teile des Landes.
1989: Septembergesetze sollten abgeschafft werden, Putsch unter Umar Hasan alBashir kam dem zuvor. Sympathisiert mit Turabi. Sudan wird in islamischen
Staat verwandelt.
1996: Direktwahl al- Bashirs zum Präsidenten. Makroökonomische Daten verbessern
sich, Kluft zwischen Arm und Reich wird größer.
1999: Turabi wird abgesetzt. Unruhen im Süden können nicht eingedämmt werden.
2003: Auf internationalen Druck: Waffenstillstand zw. Regierung und SPLA.
2004: Friedensvertrag. Regime muss sich um Guerillagruppen im Westen (Darfur)
kümmern. Seit 2003 ist die Bevölkerung dort Opfer systematischer
Vertreibungen und Massakern geleitet von regierungsnahen arabischen
Janja- wid- Milizen.
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11.2 RUF, Werner: Die algerische Tragödie. Vom Zerbrechen des Staates einer
zerrissenen Gesellschaft.
Münster: Agenda- Verlag, 1997, 171 S.
ISBN 3-929440-94-6.
Von: Elisabeth Sperka
Autor und Fragestellung:
Das 1997 erschienene Buch von Walter Ruf ist eine wissenschaftliche Befassung mit
den Wurzeln und dem Verlauf des algerischen Bürgerkrieges, der 1992 seinen
Anfang nahm. Werner Ruf, geboren 1937, ist Professor für Internationale und
Intergesellschaftliche Beziehungen und Außenpolitik an der Universität
Gesamthochschule Kassel. Er lehrte an der New York University, der Université Aix
Marseille III und an der Universität Essen. Im Zuge seiner Forschungen hielt er sich
vier Jahre in Nordafrika auf.
In seiner Studie unternimmt er den Versuch, Spezifika der „algerischen Tragödie“
herauszuarbeiten, die Entwicklungslinien einer Gesellschaft auf objektive Faktoren
und Prozesse zu untersuchen, welche die unlösbar scheinenden gewalttätigen
Auseinandersetzungen in der algerischen Gesellschaft nachvollziehbar machen. Mit
Tragödie meint Ruf eine Menge an für die algerische Gesellschaft und Geschichte
charakteristische Faktoren, die zur Krise geführt haben. Ruf selbst schreibt in seinem
Vorwort, dass er dieser Aufgabe objektiv wie möglich gerecht werden, er ein Stück
politikwissenschaftliche Selbstreflexion betreiben will.
Aufbau und Inhalt:
Das Buch ist nebst Vorbemerkungen, einer Chronologie bedeutender Ereignisse und
Landkarten in sieben Kapitel gegliedert, welche jeweils verschiedene Aspekte und
historische Entwicklungen Algeriens behandeln. Jedes dieser Kapitel schließt mit
einem Fazit, welches die wichtigsten Ergebnisse hervorhebt.
Das erste Kapitel umreißt die koloniale Vergangenheit Algeriens, in welcher, so die
zentrale These des Autors, Faktoren angelegt wurden, die eine entscheidende Rolle
auf dem Weg in die heutige Situation gespielt haben. 1830 nahm Frankreich Algerien
in Besitz und machte es zu französischem Staatsgebiet, womit vorhandene soziale
und ökonomische Strukturen vernichtet wurden. Durch den Siedlungskolonialismus
kam es zu brutalen Enteignungen und Entpersonalisierungen. Den Einheimischen
muslimischen Glaubens wurde die volle Rechtspersönlichkeit verwehrt, sie wurden
unter das statut musulman gestellt, was zur Bildung einer Gegenidentität beitrug.
Gleichzeitig führte das Verbot des Unterrichts der arabischen Sprache zur
Entstehung eines kulturell- identitären Vakuums. Die Vormachtsstellung
französischer Siedler verhinderte die Industrialisierung des Landes. Alles zusammen
führte zu einer politischen Kultur der Gewalt. Die Migration zwischen dem
europäischen Frankreich und Nordafrika ist das Thema des zweiten Kapitels. Die
durch die Migration hergestellte Durchdringung zweier Gesellschaften zog die
Entstehung von Trennlinien innerhalb beider Gesellschaften mit sich, die durch den
rechtlichen Status verschiedener Bevölkerungsgruppen, soziale Zugehörigkeit und
Arten von Identitätsbildung bedingt sind. Somit kam es zu einer Zerissenheit der
algerischen Gesellschaft, welche sich auch auf europäischem Boden fortsetzt.
Den durch diese Zerissenheit heraus schwierig gestalteten Freiheitskampf und
Unabhängigkeitskrieg und das relativ demokratische Algerien bis 1989 behandelt das
dritte Kapitel. In diesem wird das Entstehen verschiedener Identitätsbegründungen
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politischer Bewegungen, insb. der (sozialistisch eingestellten) Nationalen
Befreiungsfront (FLN) als spätere Staatspartei, sowie die Machtkämpfe zwischen
demokratischen Bewegungen und dem Militär, das schließlich 1989 durch eine
„liberale Verfassung“ de facto die Gewaltenteilung abschaffte, behandelt. In diesem
Teil wird vor allem die Problematik einer „algerischen Identität“ behandelt, die in
dieser Zeit durch Berufung auf den Islam zunehmend fingiert wurde und den
eigentlichen Konfliktpunkt der verschiedenen Parteien im Bürgerkrieg darstellt.
Der gescheiterte Versuch des Aufbaus einer nationalen Ökonomie wird im vierten
Kapitel thematisiert. Durch die koloniale Vergangenheit war zum Zeitpunkt der
Abspaltung von Frankreich keine eigenständige Wirtschaft vorhanden, welche die
Regierung mithilfe von Auslandsanleihen aufzubauen suchte, was zu einer
zunehmenden Abhängigkeit des Staates und faktisch zur „Entsouveränisierung“ das
Landes führte.
Mit der Verfassung von 1989 wurden neben der Staatspartei auch andere Parteien
anerkannt, unter ihnen als wichtigste die Islamische Heilsfront (FIS), welche in den
ersten freien Parlamentswahlen von 1992 mit ihrer auf moralische Kategorien Bezug
nehmende Propaganda die Macht übernommen hätte, wären diese nicht durch einen
Putsch, der als Auslöser des Bürgerkriegs gilt, abgebrochen worden.
Im sechsten Kapitel wird schließlich der Verlauf und die Lösungsversuche der
algerischen Krise seit 1992 diskutiert. Die Gewalttätigkeit zwischen dem
Militärregime und den militanten islamistischen Gruppen (vor allem die AIS als
bewaffneter Arm der FIS) konnte auch nach mehr als fünf Jahren Repression durch
das Militär nicht beendet werden. Der Autor befasst sich in diesem Zusammenhang
auch mit dem „Kampf der Kulturen“ Huntingtons 7 , welche die islamische Kultur als
besonders gefährliche Kultur identifiziert. Besonderes Augenmerk wird den
Vermittlungsversuchen zwischen den verschiedenen Gruppen und Parteien in Rom
geschenkt.
In den „Perspektiven“ des siebten Kapitels werden die wichtigsten Faktoren, die die
Krise bedingen, nochmals zusammengefasst und in Beziehung zueinander gesetzt.
Damit werden die Gründe für das Scheitern der bisherigen Lösungsversuche belegt
und neue Alternativen bzw. Bedingungen im Verhalten der beteiligten wie auch nicht
beteiligten Staaten aufgestellt.
Während seiner ganzen Abhandlung greift der Autor auf bereits bestehende Thesen
und Theorien zurück, widerlegt oder berichtigt sie. Auch werden bereits in Form von
Fußnoten näher auf die jeweiligen Probleme eingehende Werke empfohlen.
Fazit:
Mithilfe eines klaren Aufbaus und einer leicht verständlichen Sprache, so werden
etwa neu eingeführte Begriffe definiert und erklärt, hat Ruf ein gutes Einstiegswerk in
die Thematik geschaffen. Seine Argumentationslinie ist klar, auf ausgelassene
Punkte und Fragen verweist er explizit. Seiner eigenen Vorgabe aus dem Vorwort,
eine möglichst objektive Darstellung der Fakten zu bieten, wird er gerecht, in dem er
u.a. auch mehrere Argumente und widersprüchliche Theorien gegenüberstellt,
wodurch eine kritische Betrachtungsweise ermöglicht wird.
Das Buch ist also nicht nur als Überblick der und Einstieg in die Thematik der
algerischen Krise zu empfehlen, sondern auch als Beispiel einer
politikwissenschaftlichen Analyse der Folgen der Kolonialisierung.
7
Huntington, Samuel P.: The Clash of Civilizations? In: Foreign Affairs, Sommer 1993, S.22-49.
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11.3 NEWEKLAWSKY, Gerhard: „Die bosnisch-herzegowinischen Muslime“
Verfasst von: Esned NEZIC,
8
0300153 - A300
Über den Autor:
Gerhard Neweklowsky wurde 1941 in Linz geboren, und ist seit 1979 Professor der
Slawistik an der Universität Klagenfurt. Seit seinem Studienjahr an der Universität
Sarajevo, befasst er sich mit den Sprachen, Traditionen und Kulturen des
ehemaligen Jugoslawiens. Er ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gremien. Das
Buch „Die bosnisch-herzegowinischen Muslime“ erschien 1996 im Klagenfurter
Wieser – Verlag.
Über das Buch
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Während sich der erstere mit der Geschichte
Bosniens und der Herzegowina befasst, bearbeitet der Autor im zweiten die Bräuche
und die Alltagskultur der bosnischen MuslimInnen.
Neweklowsky’s Buch ist keine wissenschaftliche Arbeit, sondern vielmehr eine
sympathische Erzählung über die größte Volksgruppe in Bosnien und Herzegowina,
die den meisten türkischen Einfluss in ihren Traditionen und ihrer Kultur im
Allgemeinen hat. Das osmanische Reich regierte in Bosnien und Herzegowina mehr
als 400 Jahre, bis 1878, als das Land durch den Berliner Kongress von ÖsterreichUngarn okkupiert wurde. Der Autor geht sehr tief in die Geschichte der MuslimInnen
ein, schildert ihr Verhalten und ihren Stellenwert während der osmanischen,
österreichisch-ungarischen und jugoslawischen Zeit. Wobei das letztere eine sehr
geringe Rolle im Buch spielt, der Autor hat sich mehr auf die die ersten zwei
Epochen konzentriert. Da das Buch 1996 erschienen ist, gehe ich der Annahme,
dass es in den Kriegsjahren verfasst wurde und der Autor vielleicht noch nicht über
genaue Daten verfügte, was die Todeszahlen und Zerstörungsausmaße betrifft.
Die bosnischen MuslimInnen stammten von den Bogumilen, den Gläubigern der vom
13. bis 15. Jahrhundert unabhängigen, selbständigen bosnischen Kirche, ab. Sie
nannten sich ausschließlich Kristjani („Christen“). Der Terminus „Bogumilen“ wurde
zu dieser Zeit in Bosnien-Herzegowina nie gebraucht. Im mittelalterlichen Bosnien
gab es drei Kirchen – die römisch - katholische, orthodoxe und eben die bosnische
(Bogumilen), die sich zwar an das Neue Testament hielt, einige Dinge aber auf ihre
eigene Weise erklärte, wie z.B. dass Jesus keinen menschlichen, sondern nur einen
scheinbaren Körper hatte. Die römische Kirche kannte die bosnische nicht an und
verurteilte sie sogar. Die Bogumilen bezeichneten sich jedoch selbst als „gute
Christen“. Im Jahr 1463 belagerten die Türken, ohne allzu großen Widerstand
seitens der Bevölkerung, Bosnien und Herzegowina. Das bosnische Königreich, das
von der zweiten Hälfte des 14. bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts existierte,
wurde von den Türken regelrecht „überrollt“ und in Besitz genommen. Zu dieser Zeit
begann auch die Islamisierung der bosnischen Bevölkerung. Sie hängt mit den
türkischen Eroberungen, mit der Setzung militärischer und administrativer
Maßnahmen zusammen. Die Mehrheit der Bogumilen, die zu diesem Zeitpunkt die
bevölkerungsreichste Gruppierung war, konvertierte, aufgrund von Gemeinsamkeiten
mit ihrer Religion, und der Angst vor dem Katholismus, zum Islam. Während der
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Neweklowsky Gerhard, 1996, Die bosnisch-herzegowinischen Muslime, Klagenfurt
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osmanischen Herrschaft gab es in Bosnien und Herzegowina fünf Religionen: die
Bogumilen in einer geringeren Zahl als vorher, Muslime, Katholiken, Orthodoxe und
die Juden (seit dem 17. Jahrhundert). Man genoss unter den Türken die
Religionsfreiheit, obwohl es bei den Katholiken und Orthodoxen sicherlich
Einschränkungen gab.
Die bosnischen MuslimInnen waren in Istanbul sehr angesehen, und konnten auch
hohe Stellungen innerhalb des osmanischen Reiches besetzen.
1878 erhielt Österreich – Ungarn schließlich den Zuspruch, das kleine BosnienHerzegowina zu okkupieren. Von Anfang an widersetzten sich Orthodoxe, bzw.
bosnische SerbInnen und die bosnischen MuslimInnen oder auch „Bošnjaci» der
österreichischen Besatzung, während sie die Katholiken bzw. bosnischen KroatInnen
begrüßten. Die letzteren sahen in Österreich-Ungarn den großen Bruder. Der
religiöse Hintergrund spielte dabei die wichtigste Rolle. Doch die muslimische und
orthodoxe Bevölkerung war nicht im Stande es gegen die starken Besatzer
aufzunehmen, und so mussten sie verzweifelt die neue Herrschaft akzeptieren,
obwohl natürlich noch immer Untergrundorganisationen wie das „Junge Bosnien“
(Mlada Bosna) bestehen blieben. Ein Mitglied dieser Gruppierung, Gavrilo Princip,
verübte auch 1914 das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger
Franz Ferdinand und seine Frau Sophia.
Im Nachhinein, merkte man/frau, dass die Österreicher (und die Ungarn) das Land
entwickelten und europäisierten. Die Straßen und die Bahnen wurden ausgebaut, die
Industrie gelang endlich auch in das unterentwickelte Bosnien-Herzegowina. Die
Österreicher nahmen aber während ihrer Regierungszeit besondere Rücksicht auf
die muslimische Glaubensgemeinschaft, da sie über das meiste Land verfügten. So
genossen auch sie neben den Katholiken und Orthodoxen, und natürlich auch den
Juden die Religionsfreiheit und konnten ohne Probleme ihre Traditionen ausüben.
Die MuslimInnen in Bosnien und Herzegowina hatten das Problem, dass sie kein
Nationalitätsbewusstsein hatten. Sie bezeichneten sich als „MuslimInnen“, also als
Religionsgruppe, nicht aber als Nation. Deshalb kam es immer zu diesem Problem,
dass die kroatische und serbische Seite die bosnischen MuslimInnen immer als Teil
ihrer Volksgruppe ansahen. Erst 1974, als es in der Sozialistischen und Föderativen
Rebublik Jugoslawien (SFRJ) zu einer Verfassungsreform kam, erhielten die
bosnischen MuslimInnen das Recht sich als Nation zu bezeichnen – jedoch nur als
„MuslimInnen“ und nicht als „BosniakInnen“. Der Terminus „BosniakInnen“ ist mit
Unterbrechungen seit dem 12. Jahrhundert in Gebrauch. Mit dem Dayton – Vertrag
1995 hat man/frau in der bosnisch-herzegowinischen Verfassung die Bezeichnung
„BosniakInnen“ für die bosnischen Moslems verankert. Sie werden auch heute so
bezeichnet.
Es ist ein sehr objektives Buch, Neweklowsky hat keinen verurteilt oder wegen
irgendetwas beschuldigt. Und deshalb kann ich es auch empfehlen, da ich über
nichts gestolpert bin, was mich zur Weißglut hätte treiben können – wie es bei
manchen Werken, die subjektiv verfasst wurden, sehr wohl der Fall ist. Es ist ein
schönes Buch, dass sehr gut ins Bücherregal passt, mit vielen Farbfotos, die die
bosnisch-muslimische Geschichte visuell gut wiedergeben. Und das braucht man
auch, meiner Meinung nach, in einem Geschichtsbuch - vor allem wenn es sich um
die Geschichte einer Nationalität bzw. Religionsgruppe handelt. Da spielen
Landkarten, alte Grafiken und Statistiken eine sehr wichtige Rolle. Wer mehr über die
bosnischen MuslimInnen erfahren möchte, dem ist sicherlich dieses Buch eine gute
Stütze, da es sehr übersichtlich und klar gegliedert ist. Sehr nett ist auch der
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Begriffsglossar am Ende des Buches, wo man für typische bosnische Wörter die
deutsche Übersetzung findet. Insgesamt gesehen, kann ich den Autor nur loben, da
er ein sympathisches Werk verfasst hat, das sehr wichtig ist, um mehr über die
Alltagskultur der MuslimInnen in Bosnien zu erfahren. Jedoch sollte man auch daran
denken, dass das Buch bereits 1996 verfasst wurde, und sich bis heute vieles, was
in diesem Buch geschildert wird, verändert hat. Ein Beispiel möchte ich nur nennen:
die Toleranz. 1996 war es noch zu früh um gute Erfolge mit Toleranzprojekten
starten zu können. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre bis heute gaben sich aber
internationale Organisationen, wie die Europäische Union, der Europarat und andere,
die Mühe mehr Toleranz zwischen die Menschen zu bringen. Auch ich selbst nahm
an verschiedenen intensiven Seminaren teil, die mir noch weiter die Augen öffneten.
Meine unmittelbare Umgebung wurde nämlich durch den BürgerInnen- bzw.
Aggressionskrieg 1992 – 1995 nationalisiert, sie verloren jede Objektivität, was
natürlich unter den gegebenen Prozessen allzu verständlich war. Und das ist bei den
meisten Menschen in BiH der Fall. Langsam aber finden die verfeindeten
BürgerInnen wieder zueinander. Und die bosnischen MuslimInnen tragen mit ihren
40% der Gesamtbevölkerung sicherlich einen wichtigen Teil dazu bei.
12 REGIONALSTUDIEN: NAHER OSTEN UND
ZENTRALASIEN
12.1 HOFFMANN, Judith: Aufstieg und Wandel des Politischen Islam in der
Türkei
Von: Lukas Löschner
0304679
A 300/352
These:
Der Aufstieg (und Wandel) des politischen Islam in der Türkei war kein plötzliches
Erwachen der islamischen Identität, sondern muss im Kontext der
sozioökonomischen und politischen Transformation nach 1980 betrachtet
werden.
Begriffe:
Politischer Islam /„Islamismus:
a) neue Erstarken des Islam im politischen Bereich
b) "a political movement which uses the discourse and symbols of
Islam to come to power"
Untersuchungszeitraum (1980 – 1997):
Militärputsch 1980: Auflösung des Parlamentarismus und Demokratie /
Entpolitisierung der Gesellschaft / Aufstieg der islamistischen
Bewegung zu einer pol/wirt Kraft
Prozess des 28. Februar 1997: Verbot der RP durch Militär / Säkularisierung
Wirtschaftsliberalisierung (ab 1980)
Politischer Islam
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Als Reaktion auf zunehmende wirtschaftliche und gesellschaftliche Instabilität in
den 70er Jahren führte die Gerechtigkeitspartei (AP) radikale Wirtschaftsreformen
durch. Mit Hilfe von hohen IMF-Krediten wurde eine neoliberale, exportorientierte
Wirtschaftspolitik – die in der Folge auch massive Kürzungen der Sozialausgaben
bedeutete – eingeschlagen.
Militärputsch (12. September 1980)
Die sozialen Folgen der W-Liberalisierung machten sich sehr schnell bemerkbar.
Um eine Eskalierung der Situation zu vermeiden, unternahm die Militärführung einen
Putsch und beseitigte die Regierung. Alle demokratiepolitischen Mechanismen
wurden beseitigt und jegliche politische Beteiligungsrechte eingeschränkt – die
türkische Gesellschaft wurde radikal „entpolitisiert”. Mit der Verfassungsänderung
von 1982 wurden diese Einschnitte weiter verfestigt.
Parallel zu den wirtschaftspolitischen Reformen wurde auch eine neue
Staatsideologie, die „Türkisch-Islamische Synthese” (TIS), eingeführt. Sie sollte
den islamischen Glauben in der Gesellschaft verfestigen und somit den Türken zu
einer neuen islamischen Identität verhelfen. Mit dem Stocken der
Wirtschaftsreformen und der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft
(„Gewinner" / „Verlierer” der Reformen) in den 1980er Jahre gewann die TIS –
und in der weiter Folge der politische Islam – an großer Bedeutung.
Restrukturierung des politischen Systems (1980-1987)
Nach dem Militärputsch und der „Entpolitisierung” der türkischen Gesellschaft
entstand ein Machtvakuum. Vor allem die politische „Linke” wurde durch das
Organisations- und Streikverbot marginalisiert. 1983 fanden erstmals seit dem
Militärputsch Wahlen statt, wobei der Parteienwettbewerb stark eingeschränkt war.
Die ANAP (Mutterlandspartei) gewann die Wahl und setzte durch die „Verbindung
von Fortschritt und Pragmatismus mit religiöser Bekenntnis und Tradition” die
Staatsideologie (IST) weiter fort. Durch einen massiven Ausbau der religiösen
Bildungseinrichtungen und der Errichtung von religiösen Netzwerken wurde die
islamische Identität zunehmend gestärkt. Diese religiösen Netzwerke waren das
„Auffangbecken” für all jene, die vom Sozialabbau betroffen waren und durch die
Ausschaltung der Gewerkschaften keine „Netzwerke” zur Verfügung hatten. 1987
fiel ein Referendum über die Aufhebung des Parteienverbots positiv aus. Dies
hatte zur Folge, dass die leitenden Politiker der 70er Jahre sich wieder politisch
betätigen durften und eigene Parteien gründeten. Allerdings führte dies zu einer
Fragmentierung der politischen Landschaft.
Die Islamistische Bewegung in den 1990er Jahren
Wenngleich in der türkischen Gesellschaft bereits ab den 50er Jahren eine ReIslamisierung bemerkbar war, so gewann der politische Islam erst in den 90er
Jahren an Bedeutung und Einfluss. Wesentliche Träger des politischen Islam
waren die Refah-Partei (RP, Wohlfahrtspartei) und der Unternehmerverband
MÜSIAD (Verein Unabhängiger Industrieller und Unternehmer).
Mit ihrem Programm „Gerechte Ordnung” übte die RP scharfe Kritik an der
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bestehenden Gesellschaftsordnung und den durch die Wirtschaftsliberalisierung
entstandenen Einkommensunterschieden. Als Alternative zu den wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Problemen präsentierte sie eine neue Wirtschaftsordnung
auf islamischer Grundlage, die sich auf eine offene Marktwirtschaft einerseits, und
einer starken sozialen Komponente andererseits, stützte. Somit traf sie den „Nerv
der Zeit” und entwickelte sich von einer Randpartei (Ende 80er) zur
stimmenstärksten Partei, die von 1995-97 eine Koalitionsregierung anführte.
Allerdings konnte sie als Regierungspartei — bis auf die Versorgung ihrer
(islamistischen)Klientel — ihr Programm nicht umsetzen und brachte daher auch
keine wesentlichen strukturellen Verbesserungen. Stattdessen wurde sie als
Bedrohung für das Militär und die säkulare, westlich-orientierte
Zivilgesellschaftselite wahrgenommen. Tatsächlich hatte die RP, zusammen mit
MÜSIAD, eine anti-westliche Außenpolitik und -wirtschaft betrieben. Anfang 1997
wurde die RP im „Prozess des 28. Februar” vom Militär (und vom VfG) verboten.
Parallel zum Aufstieg (und Abstieg) der RP verlief auch die Entwicklung des
Unternehmerverein MÜSIAD, der zweiten Stütze des politischen Islam in den
1990er Jahren. Der Verein wurde 1990 von einer neuen (traditionell-islamischen)
Unternehmerschicht, die sich im Zuge der Wirtschaftsliberalisierung gebildet hatte,
gegründet. Seine Mitglieder waren vorwiegend Klein-und Mittelbetriebe aus den
traditionellen Wirtschaftszentren im (mittleren) Osten der Türkei. Mit der Vision
eines „Islamischen Kapitalismus” (Verbindung von Kapitalismus und traditionellen
islamischen Werten) übte MÜSIAD auch scharfe Kritik an der türkischer
Wirtschaftsentwicklung und der Abhängigkeit vom „westlichen Kapitalismus”. Die
Mitglieder von MÜSIAD forcierten engere Wirtschaftsbeziehungen mit der
„arabischen Welt.”
Während der 90er Jahre wuchs MÜSIAD zu einer wirtschaftspolitischen Kraft in der
Türkei. Dies hatte sie dem Aufstieg der RP zu verdanken, die MÜSIAD aufgrund
der ideologischen Näher (anti-westliche Haltung, islamische Werte, etc.) den
Zugang zu staatlichen Ressourcen ermöglichte. Zwar war MÜSIAD von den
Säkularisierungsmaßnahmen ab 1997 nicht direkt betroffen, jedoch wurde sie
durch das Verbot der RP in ihrem Handlungsspielraum stark eingeschränkt.
Wirtschaftspolitische Entwicklung seit 1997
Mit dem Verbot der RP kam es zu einer Distanzierung von TIS und der Rückkehr
zum strikten Laizismus. Islamische Vereine und Erziehungseinrichtungen wurden
geschlossen, das Kopftuchverbot weiter verschärft. Es kam zur Neuaufnahme von
Krediten bei IMF und Weltbank und einem erneuten Versuch makroökonomische
Stabilität herzustellen. Diese Reformen scheiterten und resultierten 2001 in der
schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 1980. Der Vertrauensverlust der Bürger
in den Staat und Regierung ermöglichte den Aufstieg der AKP (Gerechtigkeits- und
Entwicklungspartei), eine (indirekte) Nachfolgepartei der RP. Sie hatte eine
gemäßigte, konservativ-demokratische, westlich-orientierte Ausrichtung.
Die AKP konnte sich vom (wert-konservativen) politischen Islam distanzieren und
bot eine "Systemalternative"... Die AKP bezeichnete sich als eine „islamistische
Partei mit westlicher Orientierung, die in Übereinstimmung mit den Prinzipien der
kemalistischen Türkei handelt, gemäßigt und Europa-freundlich ist” Demnach
machte der Parteivorsitzender und Regierungschef Tayyip Erdogan den EU-Beitritt
der Türkei zum gemeinsamen Ziel der türkischen Gesellschaft. Die Perspektive
eines EU-Beitritts hat die wirtschaftlichen und politischen Reformen der letzten
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Jahren beschleunigt.
12.2 BEHZAD, Khamehi: Die schiitischen doktrinären Grundlagen des
politischen Systems der Islamischen Republik Iran
Von: Klikovits Mara
0305809
Zum Buch:
Band 4 der Reihe „Serie Politica”; Herausgeber: Professor Dr. Wilfried Röhrich;
Autor: Behzad Khamehi
Zum Inhalt:
1. Teil: Grundzüge des islamischen Glaubens, Quellen, Prophetentum,
Gottesbild sowie das Bild der Menschen im Islam.
„Nicht ein harmonisches, unbeschwertes materielles Leben ist Ziel des
menschlichen Daseins, sondern die Verwirklichung der göttlichen Werte und die
Erfüllung der göttlichen Gebote.”
(Khamehi, Die schiitischen doktrinären Grundlagen der islamischen Republik Iran; 15)
2. Teil: Veranschaulichung der Verbindung von Politik und Islam am Beispiel der
Islamischen Republik Iran;
Zu den wichtigsten Einrichtungen des dortigen politischen Systems zählen:
• Islamische Führer: wird auf Lebenszeit ernannt und setzt die allg.
politische Richtlinien fest.
• Expertenversammlung: wird direkt vom Volk auf 8 Jahre gewählt und
prüft die Kandidaten für das Amt des Führers, erscheint keiner als
geeignet wird einer aus ihrer Reihen gewählt
• Präsident der Islamischen Republik Iran: wird vom Volk unter
Voraussetzungen wie iranische Abstammung, Staatsbürgerschaft,
Gottesfürchtigkeit und Glaube auf 4 Jahre gewählt.
• Islamische Beratende Versammlung: ist die Repräsentation des
Volkes und wird auf 4 Jahre gewählt. Es gibt insgesamt 270
Abgeordnete, wobei religiöse Minderheiten jeweils 1 Abgeordneten
stellen.
• Wächterrat: schützt die islamischen Gebote sowie die Verfassung und
kontrolliert die Präsidentschaftswahl.
• Schlichtungsrat: ist ein Vermittlungs- und Schlichtungsausschuss
dessen Mitglieder vom Führer der Islamischen Republik Iran ernannt
werden.
12.3 RASHID, Ahmed: Heiliger Krieg am Hindukusch. Der Kampf um Macht und
Glauben in Zentralasien.
Von: Philip Thom 0402092
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Ahmed Rashid ist ein pakistanischer Journalist, der u.a. für den Daily Telegraph, das
Wall Street Journal und den Far Eastern Economic Review Artikel publiziert. Er hat
sich neben seinem Heimatland Pakistan auch auf Afghanistan und Zentralasien
spezialisiert. Seine bekanntesten Werke sind Taliban und Dschihad, für die er
zahlreiche Preise erhalten hat.
Ahmed Rashid beschreibt in diesem Buch die politische und religiöse Situation in
Zentralasien. Zu diesem Gebiet zählt er fünf Länder: Kasachstan, Usbekistan,
Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgistan. Diese waren bis 1991 ein Teil der
Sowjetunion und haben große Probleme ein demokratisches System in ihren Staaten
zu etablieren. Die Kernfrage Rashids ist, ob sich diese in dieser Region der „ethnisch
geprägte Nationalismus“ oder der „islamische Fundamentalismus“ durchsetzen wird.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die ehemalige Provinz in Nationalstaaten
aufgesplittert. Durch die plötzliche Unabhängigkeit traten zahlreiche Probleme auf:
Zum einen bildeten die Grenzziehungen Stalins die Vorlage der für die neuen
Grenzen und schafften ethnisch heterogene Staaten. Zum anderen wurde der Islam
weiterhin unterdrückt, wenngleich auch nicht so extrem wie zu Sowjetzeiten, was
friedliche Moslems mit radikalen Kräften zusammenschweißte. Außerdem standen
die zentralasiatischen Staaten in starker wirtschaftlicher Abhängigkeit zu Moskau und
mussten ihr Wirtschaftssystem modifizieren. Des Weiteren nützten die ehemaligen
sowjetischen Stadthalter die Gelegenheit, um sich auch nach der Unabhängigkeit an
der Macht zu halten.
Die Länder Zentralasiens haben es trotz enormer Öl- und Erdgasvorkommen nicht
geschafft eine wirtschaftlich stabiles, demokratisches System zu etablieren. In
Tadschikistan kann man seit der Beendigung des Bürgerkriegs noch am ehesten von
einer Demokratie sprechen. Die Einbeziehung der Partei der Islamischen
Wiedergeburt in die tadschikische Regierung, minderte die Sympathie der
Bevölkerung für den religiösen Fundamentalismus. Andere Staaten missbrauchen
bis heute den islamistischen Terrorismus zur Diskreditierung aller Moslems und zur
Aufrechterhaltung ihrer repressiven Autokratien. Da sie zudem im Krieg gegen den
Terrorismus auf der „richtigen“ Seite kämpfen, werden sich militärisch unterstützt und
über ihre Menschenrechtsverletzungen wird hinweg gesehen. Rashids Kritik richtet
sich gegen Russland und die USA, deren militärischen Hilfen nie an politische oder
wirtschaftliche
Reformen geknüpft waren. Das Grundproblem ist allerdings, dass die
zentralasiatischen Staaten nur regimetreue Moslems ihre Religion praktizieren
lassen. Da der Islam in diesen Ländern massiv unterdrückt wird, bietet das in
Kombination mit der schlechten Wirtschaftslage, einen Nährboden für den militanten
Islamismus. Daraus folgt der Umkehrschluss, dass die gesellschaftliche und
politische Eingliederung des Islam, den Fundamentalisten, wie etwa der IMU (Islamic
Movement of Uzbekistan) und der Hizb ut-Tahrir al Islami (Partei der Islamischen
Befreiung), ihre Unterstützung in der Bevölkerung entziehen würde.
Sein finaler Ausblick in die Zukunft ist facettenreich. Wenn die zentralasiatischen
Staaten den Terror unterbinden können und ihre autokratischen Regime in
Demokratien umwandeln, dann würde dies ein gutes Investitionsklima erzeugen.
Ausländische Konzerne, vor allem aus der Ölbranche, sind bereits heute sehr an den
gewaltigen Bodenschätzen Zentralasiens interessiert. Rashids Einschätzung nach
werden sich die Russland, China und die Vereinigten Staaten um die Vorherrschaft
in dieser geostrategisch wichtigen Region streiten. Sollte die Stabilisierung nicht
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gelingen, wird Zentralasien in religiösen Fundamentalismus, Korruption und Armut
untergehen.
Ahmed Rashid ist zweifellos ein absoluter Kenner der zentralasiatische Staaten.
Meiner Meinung nach geht er mit den autokratischen, postsowjetischen Regimes viel
härter ins Gericht als mit den islamistischen Terroristen. Ohne ihm Sympathie
gegenüber den militanten Fundamentalismus zu unterstellen, zeigt sich seine
Zuneigung zum Islam. Er versucht das Problem richtigerweise an der Wurzel zu
packen, vernachlässigt allerdings die Behandlung der Symptome. Des Weiteren
empfiehlt er den Staaten wirtschaftliche Reformen auf Anweisung der Weltbank und
des Internationalen Währungsfonds umzusetzen, was zu einem
Wirtschaftsaufschwung führen würde. Ob diese Maßnahmen allerdings tatsächlich
der Bevölkerung zugute kommen ist zu bezweifeln. Nichts desto trotz ist es absolut
bewundernswert welche Anstrengungen und Risiken Ahmed Rashid auf sich
genommen hat, um Fakten vor Ort zu recherchieren. Seine profunde Kenntnis der
IMU und deren Handlungen ist so detailliert, dass es ihn fast verdächtig macht. Auch
seine geheimnisvollen Schilderungen des charismatischen IMU-Führers Dschuma
Namangani helfen dem Sachbuch die Geschehnisse nicht zu trocken
hinüberzubringen. Alles in allem ist „Heiliger Krieg am Hindukusch“ ein sehr
aufschlussreiches und informatives Werk aus einer Region, die von der mediale
Berichterstattung nur sporadisch erfasst wird.
13 LÄNDERBEISPIELE
13.1 Sudan
Referenten: Anna Schubert, Martin Reif, Tobias Vogel
Bildungs- und Kulturpolitik:
Islamisierung von Unis und Schulen (Arabisch als einzige Unterrichtssprache),
verpflichtete Koranschulen, getrennter Unterricht ab 5. Klasse, Vor Abschluss der Uni
Militärtraining und islamische Reeducation Kultur: Zensur in Theater- u
Musikstücken, Führungspersonen bei Massenmedien mit regimenahen Personen
bestückt,
Wirtschaftspolitik:
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Islamischer Neoliberalismus, Liberalisierung und Privatisierung, Subventionsabbau,
Aufhebung der Preiskontrollen, Subventionsabbau, Devaluierung der Währung.
Konsequenz: Massenarmut Auflösung der Mittelschicht, aber Makroökonomie
erfolgreich (Stabilisierung der Inflation + hohes Wirtschaftswachstum
Innenpolitik und Justizpolitik:
Forcierung der Islamisierung, Sharia, Missionsarbeit im Süden,
Moscheebauprogramm, Kampf gegen Alkoholproduktion und -genuß,
Geschlechtertrennung im öffentl. Verkehr, Islam. Kleiderordnung für Frauen
Aussenpolitik:
Hälfte der 90er: Isolation: Konflikte mit allen Nachbarstaaten, Golfstaaten, westl.
Staaten sowieso 2. Hälfte der 90er: Entspannung mit Golf- u Nachbarstaaten,
Aufhebung UN-Sanktionen 96, Entspannung mit USA nach 11.September
(Antiterrorkampf)
Opposition:
NDA (National Democratic Alliance): Zusammenschluss sehr vieler oppositioneller
Gruppen:
• Umma
• DUP (Democratic Unionists Party)
• SPLM / SPLA (Sudanese People's Liberty Movement / Armee)
• uvm.
Südkonflikt
Dafurkonflikt
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13.2 Saudi Arabien
Referenten: Maria-Anna Lankmair, Christina Ritschel, Michael Sagmeister
Geschichte
Mitte 15. Jh
1803
1812
1932
1945
1953
1964
1975
1982
Familie Al Saud siedelt sich in der Nähe von Riad an
Besetzung von Mekka und Medina
von Osmanen vernichtend geschlagen, Zerstörung des Reiches
Proklamation des neuen Königreiches Saudi Arabien
Gründung der Arabischen Liga
Tod Ibn Sauds – Sohn Saud übernimmt Thron
Saud wird gezwungen abzudanken – Bruder Faisal II. besetzt Thron
Tod Faisals II. – Bruder Chaled Ibn Abd al Aziz übernimmt
Tod von Chaled Ibn Abd al Aziz – seither Fahad Ibn Adb al Aziz am Thron
Politisches System
Staatssystem ist eine Islamische absolute Monarchie unter dem König Abd al- Aziz Al Saud,
der auch Gleichzeitig der Premierminister ist. Als Verfassung dienen der Koran und Sunna.
Sunna beschreibt was der Prophet Muhammad gesagt, getan, bzw. nicht gesagt oder getan
hat. Der König steht gleichzeitig an der Spitze der gesetzgebenden, ausführenden und der
richterlichen Gewalt. Seit 1992 besteht erstmals eine Verfassung in schriftlicher Form.
Der Wahhabitismus gilt heute als Staatsreligion in Saudi Arabien, das konvertieren zu
anderen Religionen ist verboten.
Gesellschaft & Kultur
Die Position der Frauen ist in Saudi Arabien durch den Wahhabitismus sehr beschränkt. So
dürfen sie zum Beispiel nur in Begleitung eines männlichen Verwandten und von Kopf bis
Fuß verschleiert auf die Straße. Auch das Autofahren ist Frauen untersagt.
Menschenrechtsverletzungen stehen laut Amnesty International an der Tagesordnung. So
kommt es regelmäßig zu Inhaftierung gewaltloser politischer Oppositioneller, Folterungen
von Gefangenen, Anwendung von Prügelstrafen sowie Amputation der Gliedmaßen als
Bestrafung.
Die Kultur und das Leben in Saudi Arabien folgen genau festgelegten Regeln Öffentliche
Kinos, Theater oder Schauspielhäuser existieren nicht, Kulturveranstaltungen unterliegen
strenger Zensur.
Bildung
Wie auch das sonstige gesellschaftliche Leben ist das kulturelle und wissenschaftliche
Leben an die engen Grenzen des Wahhabitismus gebunden. In Saudi Arabien herrscht
keine Schulpflicht, nur knapp über 60% der Kinder und Jugendlichen besuchen eine
Schule. „Schule” bedeutet in Saudi Arabien vor allem „Religionsschule”. Saudiarabische
Kinder erhalten ihre Grundausbildung in Koranschulen, und auch ein Großteil der
Universitäten legt das Hauptaugenmerk auf religiöser Weiterbildung. Uni-Absolventinnen
finden jedoch auf Grund ihres Geschlechts in der saudiarabischen Gesellschaft in der Regel
keine Beschäftigung.
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Wirtschaft
Mit den Ölfunden 1938 war Saudi Arabien plötzlich im Mittelpunkt des weltweiten
wirtschaftlichen und strategischen Interesses. Saudi Arabien ist heute der größte
Rohölproduzent der Erde. Die saudiarabische Wirtschaft sieht sich immer wieder von den
Vorgaben des Wahhabitismus blockiert (Bankenwesen, ausländische Investoren). Dennoch
haben gerade die Wahhabisten Interesse an einer profitablen Wirtschaft: mit diesen
Einnahmen kann sich Saudi Arabien als „Exporteur” des Wahhabitismus profilieren.
Gleichzeitig macht die wirtschaftliche Bedeutung Saudi Arabien quasi „immun” gegen
internationale Proteste auf Grund zahlreicher Menschenrechtsverletzungen.
Terrorismus
Saudi Arabien stand und steht immer wieder im Verdacht Terrororganisationen finanziell zu
unterstützen. Al Quaida etwa ist in ihrem Selbstverständnis eine wahhabistische
Organisation, die Taliban wurden jahrelang finanziert. Osama Bin Laden und der Großteil
der Attentäter des 11. September sind bzw. waren saudiarabische Staatsbürger. Nach
außen hin versucht Saudi Arabien jedoch mit internationalen Anti-Terror Konferenzen und
dem engen Verhältnis zu den USA jeden Terror-Verdacht zu entkräften.
Quellen:
Kopf, Wilhelm (2001) Erben der Wüste, Olms
Versch. (2004) Der Fischer Weltalmanach, Frankfurt am Main
Looney, Robert E. (1990) Economic development in Saudi Arabia, Greenwich Bart, Hans K &
Schlicphake, Konrad (1998) Saudi Arabien, Gotha
Looney, Robert E. (2004) Can Saudi Arabia Reform its Economy in Time to Head Off
Disaster? in Strategic Insights, Volume III, Issue 1,
http://www.ccc.nps.navy.mil/si/2004/jan/IooneyJan04.asp, 27.11.2004
Background Note: Saudi Arabia, http://www.state. gov/r/pa/ei/bgn13584.htm, 23.11.2004
CIA World Factbook Saudi Arabia, http://www.cia.gov/cia/publications/factbooklgeos/sa.html,
24.11.2004
http:I/wvvw.datenbank-europa.de
http://www.erdkunde-Wissen. de
http://www.auswertiges-amt. de
http: //www. erdkunde-onl i ne. de/1491. htm
http://de.wikipedia.orglwiki/saudi-Arabien
13.3 Palästina
Von: Marco SCHMIED, 93 32 504,
A 300,
Um die Frage des politischen Islam am Beispiel Palästina zu diskutieren, soll
zunächst die Gegenwart betrachtet werden, in der es noch keinen palästinensischen Staat
gibt, sondern nur teilautonome Gebiete existieren. Diese wären das Westjordan Land
und der Gazastreifen.
Es ist für die Betrachtung des Falls Palästina durchaus dienlich, das Problemfeld
Religion (Islam) vom Problemfeld Politik getrennt zu analysieren, obwohl es einige
Ideologen gibt, die es ablehnen, den Islam und die Politik zu trennen. Der Versuch,
diese Problematik in diese zwei Hauptaspekte zu zerlegen, könnte allerdings die
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Interaktion dieser Felder weniger unverständlich und abstrakt erscheinen lassen.
Weiters könnten somit der Islamismus als Ideologie, die auf dieses Gebiet wirkt,
sowie die gebietsspezifische Politik leichter interpretiert werden.
Einteilung in:
1. islamische — kulturelle Entwicklung auf dem Gebiet Palästinas
2. politische Aspekte
Zu 1): Islamische — kulturelle Entwicklung auf dem Gebiet Palästinas
Die Haltung der Muslime gegenüber dem Judentum war bereits zu Mohammeds
Zeiten nicht von einem positiven Miteinander geprägt. Die Juden in Medina
erkannten Mohammed nicht als Propheten an. Das hatte zur Folge, dass die Juden
durch Mohammed aus diesem Gebiet vertrieben wurden.
Aus der Sicht der islamischen Geschichte war auch Jerusalem ein Staat mit besonderem
Status. Als Beispiele zur Veranschaulichung:
Dort waren auch Gebetseinrichtungen der damaligen Muslime.
Aus der mystischen religiösen Sicht war Jerusalem die Stadt der nächtlichen
Entrückung Mohammeds. (der isra Koran Sure 17 Vers 1).
Durch den Omajaden Kalif Abd -el- Malik wurde der Felsendom errichtet und durch
den Kalifen AI-Walid wurde die Al-Aqsa-Mosche erbaut, um einige religiöse Aspekte
zu nennen.
Einige Denker aus dem Bereich des Islamismus (Muhamad Abduh, Hasan al Banna
und Sayyid Qudb) bedienten sich dieser Aspekte, um ihre Theorien zu untermauern.
Auch unter diesen Gesichtspunkten bildeten sich einige Gruppierungen wie die
Muslimbruderschaft, die auch einen islamischen Staat „ als Ziel anstreben, wo immer
Muslime leben. Somit kann es aus deren Sicht keinen israelischen Staat, wie er in
der Gegenwart besteht, geben. Allein diese Kontroverse zeigt bereits ein
Konfliktpotential.
Zu 2): Politische Aspekte
Die chronologische Abfolge des „arabischen Dilemmas”, welches sich durch viele
Niederlagen abzeichnet und mit der Gründung des Staates Israels seinen Höhepunkt
fand, zeigt durch den verlorenen Sechstage Krieg die politische und militärische
Unterlegenheit der Arabischen —Islamischen Welt.
Diese Aspekte beinhalten einen erheblichen Mobilisierungsfaktor für den so
genannten politischen Kampf um die verlorenen Rechte.
Daraus entstanden Gemeinschaften, die sich weiter entwickelten und in weiterer
Folge voneinander abspalteten.
Um zwei Hauptakteure zu nennen, werden nur PLO FATAH und HAMAS genannt.
Die PLO engagierte sich eher unter marxistischen Aspekten für einen Staat Palästina
und schreckte auch vor Gewaltakten nicht zurück. Die HAMAS spaltete sich von der
PLO ab und entwickelte ihre eigene Ideologie, die dem Islamismus entsprach und
diametral die PLO als zu säkular und korrupt bezeichnete. Auch diese Gruppierung
ist massiv für Attentate verantwortlich, die durch die »religiöse Pflicht” gerechtfertigt
werden.
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Um die gegenwärtige Situation kurz zu betrachten sei die II. Intifada erwähnt.
Am 28. September 2000 besuchte Ariel Scharon demonstrativ das islamische
Heiligtum, die Al Aqsa Moschee. Das wurde als Auslöser für die II Intifada gesehen.
Ein Teilaspekt der Empörung könnte auch sein, dass Scharon bereits im SechstageKrieg bei der Rückeroberung des Sinai eine große Rolle spielte. Diese Niederlage
spielt ideologisch noch immer eine bedeutende Rolle.
Und es zeigt sich welches Mobilisierungspotential und Kräfte das Zusammenwirken
von religiösen und politischen Aspekten in sich birgt.
Beilagen zur Veranschaulichung des Problemfeldes.
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13.4 Irak
Volksgruppen:
Irak: 24 Millionen Einwohner, darunter Kurden (4 Millionen), Assyrer, Chaldäer,
Armenier, Turkmenen, Beduinen.
R e l i g i ö s e Pl ur al it ät :
95% der Bevölkerung sind Muslime. 2/3 Schiiten (Südosten), 1/3 Sunniten (Kurden)
im Nordosten. Restliche Bevölkerung besteht aus Christen (Nestorianer), Mandäern
und Yeziden.
Allgemeine Erklärung zu den Schiiten:
Anm.: Im Beitrag sind immer die Zwölferschiiten (Imamiten) gemeint, die sich auf
Zwölf Imame berufen, die der direkten Blutlinie des Propheten entstammen sollen.
Iran: 85% Schiiten
Aserbaidschan mit ca. 65-70% Schiiten
Bahrain mit 70% Schiiten
Irak mit 60-65 % Schiiten
Irak und Bahrain sind ein Sonderfall unter den arabischen Ländern wegen ihrer
schiitischen Mehrheit. Irak ist historische Wiege der schiitischen Theologie, und
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beherbergt 6 Grabstätten der Zwölf Imame (Karbala: Rumpf des enthaupteten
Prophetenenkels 'al-Husayn, Nagaf: Alis Grab)
Politische Gruppierungen im Irak:
Viele Partizipanten im Kampf im Vormacht im Irak, darunter schiitische und
sunnitische, sowie zahlreiche andere Gruppierungen. Die Schiiten lassen sich in
verschiedene Richtungen einteilen, die 2 wichtigsten sind tendenziell
traditionalistisch-unpolitische Kräfte und radikal-militante Kräfte. Sunnitische
Gruppierungen sind radikal-islamische Kurden sowie Verfechter der Sharia.
Großayatollah Sistani und die Hawza:
War Meisterschüler des Großayatollahs al-Khoi und beerbte ihn in der
Nachfolge als religiöser Patron. Steht der Hawza (theologische Hochschule)
vor und gilt als einflussreichster schiitischer Kleriker, ihm folgen ca. 30%.
Favorisiert die SCIRI, hält Muqtada Sadr in Schach und setzte sich für ehest
mögliche freie irakische Wahlen ein.
Muqtada Sadr und die Sadriyun
30-jähriger radikaler Führer, der erbittert gegen die USA kämpft und versucht
dem älteren und theologisch viel versierteren Sistani zu trotzen, beruft sich
deshalb auf seinen berühmten Vater. Seine Anhänger (Sadriyun) kontrollieren
vielerorts das öffentliche Leben, auf militante Weise.
Da 'wa Partei
Zu Deutsch Partei des islamischen Rufes (Hizb al-Da'wa al-Islamiyya)
Älteste schiitische Partei des Irak mit sunnitischer Unterstützung. Keine
eindeutige religiöse Führung (Kazim Husseini-Ha 'eris, ehemaliges Mitglied,
Muhammad Hussein Fadhallah, ehemalige Führer der Hizbullah). Fordern die
Einführung von „islamischen Zuständen” im Irak
SCIRI und die Badr-Brigade
Supreme Council for Islamic Revolution in Iraq.
Nimmt in Anspruch die Vertretung aller sunnitischen und schiitischen Muslime
zu sein, und fordert die Gründung eines islamischen Staates nach iranischem
Vorbild.
Muhammad Baqir al-Hakim getötet, von seinem Bruder ersetzt, sorgte für
inneren Zusammenhalt. Verfügen über gute finanzielle Mittel, Medienpräsenz
und eine militärische Einheit (Badr-Brigade), die „verschwand” als die
Besatzer die Entwaffnung des Volkes forderten.
Hizbullah
Antiiranische Hizbullah steht in keiner Verbindung zur libanesischen
Gruppierung. Ihr Programm ist überwiegend gemäßigt, ihr Führer Abdal Karim
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al-Muhammadawi, kämpfte selbst gegen Hussein und wird oft zur SCIRI
gezählt.
Islamische Amal
Ayatollah Muhammad Taqi Modarresi (Führer), in div. Anschläge gegen
Hussein verwickelt, warnt vor offener Auseinandersetzung mit den USA,
würde in Bürgerkrieg enden. Eher geringerer Einfluss.
Ansar al-Islam und Ahl al-Sunna wa al-Jama'a
Unterstützer / Kämpfer des Islam, eher radikal-islamische Organisation aus
sunnitischen Kurden. Berühmtheit durch Selbstmordattentate und vermutete
Al-Qaida Beziehungen.
AI jama'a ist weniger radikal als Ansar und koordiniert politische Aktionen
sunnitischer Gruppen.
Das Muslim Ulama Council
Propagiert die Einsetzung der Sharia als oberste Rechtsnorm, ruft zum
Boykott gegen die von amerikanischer Seite ausgerichteten Wahlen auf. Setzt
sich nicht aktiv mit schiitischer Provokation auseinander, kritisiert aber
iranische Führung wegen Sadr-Unterstützung.
Aktuelle Lage im Irak:
Falluja
Laut westlichen Medien sunnitische Rebellenhochburg (Saddam- Getreue, Zarqawi),
gegen die vor 3 Wochen eine amerikanische Großoffensive gestartet wurde, um ein
„Exempel” zu statuieren. Selbst nach Ende der Großoffensive und einem
militärischen Erfolg st fragwürdig wie lange der „Frieden” anhält. Denn werden in
einer Stadt die Aufstände erstickt, flammen sie ein anderen Regionen wieder auf.
Wahlen und Übergangsregierung
Es wurde ein irakischer Verwaltungsrat eingesetzt, der im Juli 2004 von einer
irakischen Übergangsregierung abgelöst wurde. Doch erste freie Wahlen scheinen
schwieriger zu sein als erwartet. Auf Druck lokaler Theologen und deren
Organisationen einigte man sich auf den 30. Januar 2005 um die erste irakischen
Wahlen nach der amerikanischen Besetzung durchzuführen. Nicht alle sind damit
zufrieden, Attentate, Beteiligungsverweigerungen und Proteste scheinen die Wahlen
zu bedrohen und eine sunnitische Beteiligung fast unmöglich zu machen.
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13.5 Iran
Referenten: Christhian Rengifo, Mag. Harald Schrefler, Jakob Walser
1
2
Einleitung .............................................................................................................. 69
Daten zum Land.................................................................................................... 69
2.1
Die alten Reiche .............................................................................................. 70
2.2
Ökonomie - einige Zahlen ............................................................................... 70
3 Der Islam - die Schiiten ........................................................................................ 70
3.1
Der Koran........................................................................................................ 70
3.2
Die Spaltung der Glaubensgemeinschaft ........................................................ 70
3.3
Religion der 12 Imame .................................................................................... 70
3.4
Die heiligen Stätten ......................................................................................... 70
4 Die Pahlawi Dynastie und Ayatollah Khomeini.................................................. 71
4.1
Reza Schah Pahlawi ....................................................................................... 71
4.2
Mohammad Reza Schah Pahlawi ................................................................... 71
4.3
Savak - der iranische Geheimdienst................................................................ 71
4.4
Ayatollah Khomeini.......................................................................................... 71
5 Die islamische Revolution ................................................................................... 72
5.1
Der Mahdi ?..................................................................................................... 72
5.2
Der Gottesstaat - die „Islamische Republik Iran“ ............................................. 72
6 The role the Ulama played in the coup d’état 1953 and the Iranian
revolution 1979 ..................................................................................................... 73
6.1
Premier Mossadeq (May 1951 - August 1953) ................................................ 73
6.2
The Iranian revolution 1979............................................................................. 73
7
Staat und Religion ................................................................................................ 74
7.1
Das Verhältnis von schiitischer Geistlichkeit und Herrschaft........................... 74
7.2
Die iranische Verfassung ................................................................................ 74
8 Der Iran in den letzten zwei Jahrzehnten ........................................................... 74
8.1
Von der Revolution 1979 bis zum Tode Chomenis ......................................... 74
8.2
Die Gruppen, die seit 1979 an der politischen Willensbildung beteiligt sind.... 74
8.3
Entwicklung nach Khomeinis Tod.................................................................... 75
8.4
Die Ära Chatami .............................................................................................. 75
9 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 76
10 Politische Karte (inkl. Erdölanlagen) .................................................................. 77
Einleitung
¾ Statements der Bush-Administration:Islamische Republik Iran in der Nähe der
„Schurkenstaaten“
¾ andererseits die Verleihung des Nobelpreises an Shirin Ebadi
¾ 9/11:zusätzlich noch eine Auseinandersetzung mit Dar al-Islam (Haus des Islam)
sinnvoll.
¾ Herzstück der Islamischen Republik Khomeinis ist das Prinzip der Herrschaft der
Rechtsgelehrten.
Daten zum Land
¾ Ethnien auch heute anerkannt, zB traditionellen Provinzbezeichnungen (z.B.
Kurdistan)
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¾ Die Koppelung von Staat und Religion gab es bereits im Altertum. Ardashir I (224
n.Chr.) „dass die Religion die Grundlage der Herrschaft und diese die Hüterin der
Religion sei..
Die alten Reiche
¾
¾
¾
¾
¾
Kyros II., der Große: achämenidisches Weltreich ( 549 - 330 v. Chr.).
Darius I., dem Gr. und seinem Sohn Xerxes I.: größte Ausdehnung und Blüte.
Persepolis die Gesandten der halben Welt im Stein des Terrassenaufganges
Safawiden (1501 - 1732): erstmals eine schiitische Dynastie
1925 putschte Reza Khan, seit 1923 Ministerpräsident. 1936 Krönung als Reza
Schah
Ökonomie - einige Zahlen
Einwohner (in Mio.)
BSP / Kopf (in US-$)
Inflationsrate (in %)
Analphabetenrate (in %)
Lebenserwartung (Jahre)
1970
1980
1990
2000
28,4
39,1
54,4
64,0
2.250
2.580
1.630
23,4
18,6
22,5
65
49
36
24
55
66
71
% 1980 zu 2000
+ 64 %
- 28 %
- 4%
- 51 %
+ 29 %
¾ Scheitern der wirtschaftlichen Ziele (sollte nicht nur der Gottesstaat gegründet
werden ?).
Der Islam - die Schiiten
Der Koran
¾ „Er hat herabgesandt zu dir das Buch mit der Wahrheit ..,.“ (Sure 3,4)
Die Spaltung der Glaubensgemeinschaft
¾ Shiat Ali („die Partei Alis“) anerkannte die ersten 3 Kalifen nach Mohammed nicht,
sondern der Prophet habe Ali als Nachfolger (in den Hadiths) bestimmt.
¾ Husain, Alis jüngster Sohn, in der Schlacht von Kerbala 680 getötet.
¾ „Seit diesen bitteren Niederlagen entwickelte sich der schiitische Islam zu einer
Religion der Rebellion und des Märtyrertums.“
Religion der 12 Imame
¾ Schiitische Muslime glauben an die Unfehlbarkeit ihrer religiösen Führer (Imame)
auch in der Führung der Gemeinde.
¾ Weitere Trennungen: Fünfer-Schiiten (Zaidiya) und Siebener-Schiiten (Ismaeliten)
¾ „unehelicher“ Sohn des 11.Imam: al-Muhdi- übernahm die Regentschaft, verschwand
¾ 12. Imam soll als Mahdi (der Auserwählte) kommen um ein Reich der Gerechtigkeit
und der Wahrheit zu errichten.
¾ Bis er aber zurückkommt, wird die Gemeinschaft von den Gelehrten (ulama) gelenkt;
Die heiligen Stätten
¾ Wahlfahrten zur den heiligen Stätten nehmen einen besonderen Platz bei den
Schiiten ein.
Qom
¾ Wesentlichstes Heiligtum: Imamzadeh Fatimahs, Tochter des 7. Imam
¾ Und von hier, der gesamtiranischen Feyziyeh (theologische Hochschule), rief Imam
Khomeini am 4.6.1963 zum Sturz des Schahs auf.
¾ 1993 studierten 25000 Studenten, 2003 wird von 45000 gesprochen.
Maschhad
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¾ das größte schiitische Heiligtum des Landes; das Mausoleum Imam Rezas, des 8.
Imam,
Kerbala
¾ In Kerbala (Irak) befindet sich das Grabmal des 3. Imam Husain.
¾ Zur Erinnerung an das Märtyrertum Husains Prozessionen (extreme
Selbstgeißelungen)
¾ Dass Reza Schah diese Prozessionen 1928 verbieten ließ, vergrößerte seine
Unbeliebtheit
Die Pahlawi Dynastie und Ayatollah Khomeini
Reza Schah Pahlawi
¾ 1925 begründete Reza Khan die Pahlawi -Dynastie
¾ Er betrachtete den Islam als etwas Nicht-Iranisches, war geprägt von der ‚arischen
Kulturkraft ’.
¾ ‚Verwestlichung’ und Entislamisierung:
Säkularisierung,
Zurückdrängen der Religion
Aufhebung der Geschlechtertrennung,
Entschleierungsgesetz
Neue Gesetzbücher.
Schulwesen
Mohammad Reza Schah Pahlawi
¾ 1941 wurde Reza Schah durch die Alliierten abgesetzt
¾ Großbritannien wurde durch die USA als Supermacht am Golf (und des Öls) ersetzt.
¾ Sein Nachfolger: Mohammad Reza Schah Pahlawi, sein Sohn, der 1941-1979
regierte.
¾ Trotz vielen Wirren und Machtkämpfen aber konsolidierte sich der Iran langsam.
¾ Gleichzeitig begab sich der Schah in volle Abhängigkeit der USA und der Briten.
¾ Politische Opposition wurde brutal verfolgt. Verschlechterung wirtschaftliche Situation
der - ländlichen - Bevölkerung.
Mohammad Mossadegh
¾ nur 2 Jahre amtierende, Mossadegh-Regierung, Absetzung 1953.
¾ versuchte gegen Diktatur und Ausplünderung der Ölquellen zu kämpfen.
Die „Weiße Revolution“
¾ zur
Verwestlichung und Modernisierung wurde 1963 die „weiße Revolution“
beschlossen.
¾ Das agrarische Feudalsystem sollte abgeschafft, der religiöse Landbesitz unter
staatliche Kontrolle gestellt werden. Den Frauen wurde das aktive und passive
Wahlrecht zuerkannt, das Analphabetentum sollte bekämpft werden.
¾ Kritik des Gelehrtentums, das sich seiner sozialen und kulturellen Hoheit beraubt sah
¾ Khomeini telegrafierte 1962 : „Die Ulama erklärten öffentlich, dass das
Frauenwahlrecht und der Verzicht auf die Bedingungen, nur als Moslem das aktive
und passive Wahlrecht ausüben zu dürfen, im Gegensatz zum Islam und zur
Verfassung stehen. Wenn Sie glauben, Sie könnten den Heiligen
Koran.........ersetzen, befinden Sie sich im Irrtum.“
¾ 1967 erließ der Schah das „Gesetz zum Schutz der Familie“
¾ „Die Revolution ging von der Moschee aus“ sagte Ayatollah Taleghani
¾ 1975 ließ sich Schah Muhammad Reza prunkvoll in Persepolis auf den Pfauenthron
setzen
Savak - der iranische Geheimdienst
¾ Unterdrückung der Freiheit, Missachtung der Menschenwürde durch den Savak
Ayatollah Khomeini
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¾ wurde am 4.11.1964 ins Ausland verbannt.“
¾ 1963. Khomeini forderte Re-Islamisierung und den heiligen Krieg gegen Mohammad
Reza.
¾ 1971 Veröffentlichung „Die Islamische Regierung“ in der er den „Gottesstaat“
propagierte.
Die Ulama (eine „wilayat -i-faqih“, einer ,Regierung der
Rechtsgelehrten’) solle nun herrschen und die religiösen Gebote im Sinne Gottes
durchsetzen.
Die islamische Revolution
Der Mahdi ?
¾ 1977 immer stärkere Protestbewegungen. Ziel: eigene Kultur, auf den Islam besinnen
¾ Khomeini forderte die Abschaffung der Monarchie, verurteilte die Ausbeutung durch
das Ausland sowie die soziale Ungerechtigkeit und Armut. Von Nedschef aus ließ er
Tonbänder mit seinen Reden im Iran verteilen und erreichte so die Massen.
¾ Bei den Frauen wurde der Tschador das Symbol des Widerstandes gegen die
Verwestlichung.
¾ 8. September: Millionen fordern öffentlich den Sturz des Schah. Über 3000 Menschen
getötet
¾ Khomeinis versprach Rede- und Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung zwischen
Mann und Frau, Sturz des Schah-Regimes und Verbesserung der wirtschaftlichen
Situation.
¾ Und gar nicht wenige hielten Khomeini für den Mahdi. Er hat diesen Mythos nie
zerstört.
¾ Am 12. Jänner 1979 gründete er in Paris den „Islamischen Revolutionsrat“
¾ Am 16. Jänner 1979 verließ Mohammad Reza Schah das Land fluchtartig
Der Gottesstaat - die „Islamische Republik Iran“
¾ Khomeini wird von Millionen bei seiner Ankunft (1.2.1979) begrüßt
¾ Revolutionsgerichte und Revolutionsgarden wurden eingerichtet
¾ Am 30. März 1979 stimmten 20 Mio. Iraner, allen voran die Frauen, für eine
„Islamische Republik Iran“, nur 140.000 waren dagegen.
¾ So konnte Khomeini am 2. April 1979 zum iranischen Volk sprechen: „Den heutigen
Tag erkläre ich zum 1. Tag der Regierung Allahs.“
¾ Wahlmodus. Die Wahlzettel waren zur Hälfte grün, zur anderen rot. Die konkrete
einfache Frage war, ob die Monarchie durch eine islamische Republik abgelöst
werden solle.
¾ Mit 98,2% bejahten die Wähler die Frage. Es gab weder eine Verfassung noch
genaue Vorstellungen eines islamischen Gottesstaates (außer vielleicht bei Khomeini
selbst).
¾ Khomeini prangerte öffentlich die Unmoral der Gesellschaft an und forderte die
Säuberung von westlichen Einflüssen. Islamisierung hatte Vorrang vor allen anderen
Problemen.
¾ Der Revolutionsrat arbeitete eine neue Verfassung aus, die am 2. und 3. Dezember
1979 in einer Volksabstimmung angenommen wurde.
¾ Die wesentlichen Punkte dieser Verfassung:
•
Der Islam (Zwölfer-Schiismus) ist offizielle Religion des Landes.
•
Die Souveränität in der Islamischen Republik liegt bei Gott, das Volk hat sich den
Anordnungen Gottes zu unterwerfen.
•
Der Imam fungiert als Stellvertreter Gottes und hat weltliche und religiöse Macht.
•
Im Art. 5 wird der religiöse Führer als höchstes und machtvollstes Amt
anerkannt, der über Nationalversammlung und Staatspräsident steht .Lt Artikel 7
ist dies Ayatollah Khomeini
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•
¾
¾
¾
¾
¾
Als religiöse Kontrollinstanz wurde der „Wächterrat“ geschaffen, der sich aus 6
schiitischen Schriftgelehrten und 6 weltlichen Juristen zusammensetzt.
Als nächstes wurde die Schari’a wieder eingeführt. Auspeitschung und Steinigung
waren wieder modern.
Die Verbesserungen für die Frauen wurden abgeschafft, das Heiratsalter wieder
herabgesetzt und Polygamie erlaubt.
Gesetze über die Verschleierung der Frauen wurden beschlossen.
Über die Einhaltung der islamischen Gebote wachten Revolutionsgarden. Pasdaran
(Wächter der Revolution) kämpften gegen die „Sünden“ der Kleiderordnung, wie
gegen Zina, die Unzucht.
Die Universitäten wurden geschlossen und erst 1984 wieder eröffnet. Eine
Religionsprüfung gehörte zu den Zulassungsbedingungen.
The role the Ulama played in the coup d’état 1953 and
the Iranian revolution 1979
“We [The Ulama] had no direct experience of constitutionalism.
But what we heard from those who had seen countries with
constitutional régimes was that constitutionalism conduces
to the security and prosperity of a country. So we conceived
an enthusiastic interest and made arrangements for establishing
a constitution in this country”
Sayyd Muhammad Tabataba. 9
Premier Mossadeq (May 1951 - August 1953)
¾ The Majles (Iranian Parliament) nationalized the Anglo Iranian Oil Company
(AIOC) in March 1951 and elected Mossadeq as Prime Minister (he took office
in May).
¾ The goal of Mossadeq was national sovereignty: control over extraction,
production, and distribution of the oil. The negotiations between Iran and the
AIOC to strike a new oil deal failed: because of the importance of the AIOC for
England, the British government decided to remove Mossadeq from the
scene: They turned to the CIA for help.
¾ The CIA and the British brought together their assets (connections and
knowledge) in Iran to prepare the coup (after the British were expelled of Iran,
the CIA was completely in charge of the operation, named TRAJAX).
¾ The British had de cooperation of Ayatollah Mohammad Behbahani and
Ayatollah Abul-Qassem Kashani (he was the most valuable element from the
Ulama to carry out the coup).
The Iranian revolution 1979
¾ Ayatollah Khomeini leaded this revolution from his exile in Paris. There were 3
different types of Ulama before the revolution.
-The apolitical Ulama: avoid politics and concentrate in spiritual
concerns.
-The moderate oppositional Ulama: to have channels of communication
with the Shah to influence his policies.
-The militant opposition: establishment of a new form of Islamic
government.
9
Quoted in The Cambridge History of Iran (see Literature) Page 753.
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¾ Because of different national policies that the Shah carried out (during the
70’s) damaged the Ulama, these three groups joined forces to oppose and
eventually topple the Shah.
Staat und Religion
Das Verhältnis von schiitischer Geistlichkeit und Herrschaft
¾ herrschaftliche Auslegung der Religion (Herrschaft des Rechtsgelehrten) durchaus
umstritten
¾ Distanz der Schiiten zur Staatsmacht an sich: Außer der Herrschaft des Mahdi ist
jede politische Herrschaft illegitim
¾ Spaltung der Geistlichkeit schon zur Zeit der Revolution:
1. rückwärtsgewandter Quietismus, skeptisch gegenüber der Moderne,
reaktionär in Bezug auf Frauen
2. politischer Islam: Ayatholla Chomeni und Taleghani
¾ Nach der Revolution 1979 bildet sich eine dritte Strömung, die das fest gefügte
Weltbild der Traditionalisten in die Wirklichkeit eines von Theologen beherrschten
Staates überträgt.
Die iranische Verfassung
¾ Die „Herrschaft des Rechtsgelehrten“
¾ Der oberste Rechtsgelehrte legt
1. die Richtlinien der Politik fest
2. kontrolliert Justiz Geheimdienst, Streitkräfte, staatliche Medien, religiöse
Stiftungen (diese verwalten einen Grossteil der iranischen Wirtschaft)
3. er kontrolliert den Wächterrat, der alle Wahlen beaufsichtigt, und die
Verfassungstreue aller Kandidaten prüft. (So wurden beispielsweise bei den
Wahlen zum Expertenrat 1998 von 396 Bewerbern 241 abgelehnt, wegen
„mangelnder theologischer Qualifikation“, wobei einige der Abgelehnten zu
den namhaftesten Geistlichen des Landes zählten)
¾ die Büros des Revolutionsführers sind über das ganze Land verteilt =>
Parallelregierung
Der Iran in den letzten zwei Jahrzehnten
Von der Revolution 1979 bis zum Tode Chomenis
¾ nach und nach Ausschluss aller an der Revolution beteiligten liberalen,
nationalistischen oder laizistischen Gruppen
¾ Übrig bleibt die IRP (sozusagen die „Jakobiner“ die Extremsten): Islamischrepublikanische Partei. Sie stützte sich vor allem auf Teile der Geistlichkeit, ärmere,
religiös geprägte Bevölkerung, sowie die kulturell und ökonomisch wichtige Welt der
Basarhändler.
¾ 1987 Auflösung der Partei. Seit der Auflösung der IRP gibt es keine Parteistrukturen
mehr.
Die Gruppen, die seit 1979 an der politischen Willensbildung beteiligt sind
Konservative (traditionelle Rechte):
¾ stand hinter Chomeni (Khomeini) bzw. seinem Nachfolger Chameni (Khameini).
¾ Geistige Orientierung an Werten der schiitischen Volksfrömmigkeit
¾ Wirtschaftliche Position: Vertritt die Interessen des Basars, skeptisch gegenüber
hohen Investitionen in die Infrastruktur
¾ Innenpolitisch: autoritär-repressive Linie, islamistisch
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¾ Außenpolitisch: Pragmatisch, da sie die guten Beziehungen zum Basar nicht
ruinieren will, der auf gute Beziehungen zum Ausland angewiesen ist
Technokraten oder so genannte Moderne Rechte:
¾ im Westen oft die „Moderaten“ genannt
¾ hinter Ex-Präsident Rafsandschani
¾ für wirtschaftliche Öffnung, wirtschaftsliberale Ansätze: Staatseinnahmen in
Industrieprojekte stecken, statt Kaufkraft der Bevölkerung und Außenhandel zu
subventionieren.
¾ Der Wirtschaftsliberalismus findet allerdings keine Entsprechung im Bereich des
politischen, es gibt zwar Versuche die Islamisierung zu lockern, aber auch
die Ideen für politische Freiheiten halten sich in Grenzen
¾ ideologisch vertreten sie eine pragmatischere Position, sie stellen die islamische
Republik nicht in Frage, hoffen aber auf industrielle Aufbauhilfe aus dem
Ausland
Linksislamisten
¾ Zu ihnen gehörte in den 80ern auch der heutige Präsident Chatami
¾ Lange Zeit waren sie gegen jede Öffnung gegenüber dem Westen, für den Export der
Revolution, im Westen daher oft die „Radikalen“ genannt
¾ Wirtschaftlich propagieren sie einen starken Staat, teilweise sozialistische
Programme
¾ Ihre Kulturpolitik war aber bereits in den 80ern wesentlich toleranter als die der
übrigen
Neue Linke
¾ eng mit den Konservativen verbunden
¾ Mordaufrufe gegen Rushdie und andere
¾ Radikalislamisten
.
Entwicklung nach Khomeinis Tod
¾ Khomeini (Chomeni) war eine charismatische Führerfigur, er verstand es, geschickt
die Machtbalance zwischen den vier Gruppen auszutarieren
¾ Nach dem Tod Chomenis schlossen sich Konservative und Technokraten
zusammen, um die Linksislamisten aus den Machtzentren zu verdrängen,
¾ In der Folge verloren die Technokraten allerdings mehr und mehr an Einfluss, der
Erfolg ihrer langfristig angelegten Wirtschaftspolitik blieb aus, die Konservativen
konnten ihre Macht ausbauen und radikalisierten sich.
¾ Folglich entstand ein neues Bündnis zwischen Technokraten und Linksislamisten,
beide verband die Angst vor einem konservativen Machtmonopol. Bei den
Präsidentschaftswahlen 1997 siegte der Kandidat dieses Bündnisses, Sejjed
Mohammad Chatami.
Die Ära Chatami
¾
¾
¾
¾
Probleme der politischen Liberalisierung, Machtlosigkeit des Präsidenten
Studentenproteste
Widerstand der Konservativen
stillschweigende Säkularisation im Gottesstaat?
‚Dar al-Islam - Dar al-salam’
Politischer Islam
Schmidinger
WS 2004 / 2005
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Khomeini, Khameini
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13.6 Türkei
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Yakup Sahin, 0226174
Mehmet Yazgi, 0250629
Hüseyin Bolat, 0307272
Arnel Ahmovic,
Kurze Einführung in die Geschichte der Republik
Nach dem 1.Weltkrieg wurde die Türkei durch die Alliierten und Griechenland besetzt.
Es folgte der Befreiungskampf der Türken unter der Führung von Mustafa Kemal. Am
29.Oktober 1923 wurde die Republik ausgerufen und Atatürk wurde der erste
Präsident. Im laufe seiner Amtszeit führte Atatürk tiefgreifende Reformen im
politischem und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in einen modernen,
säkularen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten.
Zu den Parteien
CHP (Cumhuriyet Halk Partisi) —
DP
(Demokrat Partisi) —
Republikanische Volks Partei 1923
Demokratische Partei 1946 (Beginn des
Mehrparteiensystems)
Der politische Islam in der Türkei
Bei der Entwicklung des politischen Islams in der Türkei unterscheiden man vier
Hauptphasen.
Die erste Phase fällt in die Periode der Einparteienherrschaft. Um den Laizismus in
der neu gegründeten Republik durchzusetzen, wurden Verbote im Hinblick auf die
Ausübung des Glaubens ausgesprochen, wodurch der Islam teilweise institutionalisiert
worden ist. Der sich nicht in das System integrierende Teil der islamischen Bewegung
wurde damit in den Untergrund gedrängt.
Mit den 50er Jahren beginnt für den politischen Islam in der Türkei eine neue
Periode. Die strenge Anwendung des Laizismusprinzips während der
Einparteienherrschaft hat mit der Machtübernahme der rechts-konservativen DP
(Demokratische Partei) bzw. mit dem Übergang zum Mehrparteiensystem
aufgelockert worden. In diesen Jahren haben die Islamisten sich in den rechten
Regierungsparteien wie DP und später in der AP (Gerechtigkeitspartei) organisiert.
Die 70er Jahre stellen für den politischen Islam auch einen wichtige Wendepunkt dar.
Mit der Gründung der " Milli Nizam Partisi" und (MNP- Partei der Nationalen
Ordnung) und später der "Milli Selamet Partisi" (MSP- Nationale Heilspartei) haben
sie zum ersten Mal unabhängig von anderen Parteien auf der politischen Bühne
ihren Platz eingenommen. Sie wurde vom türkischen Staat als politische Kraft nicht
ernst genommen.
ERBAKAN Necmettin und „seine” Parteien
Der türkische Politiker Necmettin Erbakan wurde 1926 in Sinop an der
Schwarzmeerküste geboren. Er besuchte das deutschsprachige Gymnasium,
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studierte Maschinenbau zunächst in Istanbul, dann an der Technischen Universität
Aachen, wo er auch promovierte. Anschließend war er als Ingenieur beim
Maschinenbauunternehmen Deutz tätig und dort an der Entwicklung des LeopardPanzers beteiligt.
Seine politische Laufbahn begann 1969, als er als Parteiloser in die türkische
Nationalversammlung gewählt wurde. Im Jahr darauf gründete er die 'Partei der
Nationalen Ordnung' ('Milli Nizam Partisi'), die sich im Spektrum der türkischen
religiösen Rechten verortete. Diese Partei wurde jedoch bereits 1971 im Zuge eines
Eingriffs des Militärs in die türkische Politik unter dem Vorwurf, die Restauration einer
theokratischen Ordnung anzustreben, wieder verboten.
Erbakan gründete ab 1972 die 'Partei des Nationalen Heils' (MSP, 'Milli Selamet
Partisi'). Diese erklärte die von Erbakan entwickelte 'Milli Görüs' ('Nationale
Sicht/Perspektive') zu ihrer offiziellen Ideologie.
1974 war Erbakans Partei gemeinsam mit der mitte-links orientierten
'Republikanischen Volkspartei' von Bülent Ecevit erstmals an einer
Koalitionsregierung beteiligt, Erbakan wurde stellvertretender Ministerpräsident.
Es folgten weitere Koalitionen 1975-1977 und 1977/78.
Am 12. September 1980 putschte das türkische Militär, verbot alle bis dahin
vorhandenen Parteien, inhaftierte die führenden Politiker und belegte sie mit einem
Politikverbot.
Erst nach einer Volksabstimmung 1987 konnten die "alten Politiker", darunter
Erbakan, wieder in die Politik zurückkehren.
Erbakan wurde Vorsitzender der 'Wohlfahrtspartei' (RP, 'Refah Partisi'), die den
islamistischen Kurs der MSP fortsetzte und der Ideologie von 'Mini Görüs' verhaftet
blieb. Nach großen Erfolgen in den Kommunalwahlen 1994 ging die RP als stärkste
Fraktion aus den Parlamentswahlen 1995 hervor. Die RP bildete eine Koalition mit
der DYP ('Partei des Rechten Weges') und Erbakan konnte das Amt des
Ministerpräsidenten übernehmen.
Nach eineinhalb Jahren trat Erbakan als Ministerpräsident zurück, da der Druck
seitens des Militärs zu hoch wurde.
Im Jahre 1998 wurde die RP durch die Staatsanwaltschaft geschlossen und Erbakan
wurde wieder verboten sich politisch zu betätigen.
Die RP wurde ab 2000 als Tugendpartei (Fazilet Partisi) und später als
Glückseligkeitspartei (Saadet Partisi) wieder gegründet.
Der Reformflügel unter Recep Tayyip Erdogan spaltete sich von der Fazilet Partei
und gründete die 'Gerechtigkeits- und Aufschwungpartei' (AKP) und verlässt seitdem
mehr und mehr die ideologische Linie von Milli Görüs.
AKP — Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung
Recep Tayyip Erdogan
Erdogan gründete mit Abgeordneten von verschiedenen Parteien am 14. August
2001 die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP, Adalet ve Kalkinma Partisi).
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Die interne Spaltung in der Tugendpartei (FP, Fazilet Partisi) war nicht religiös
begründet, sondern rein (sozial)politisch.
Erdogan und seine Kollegen offerierten wenig rhetorisches Geplänkel, überzeugten
aber mit Aspekten wie der Stärkung der demokratischen Werte und der Achtung der
Menschenrechte.
Die Partei sollte vor allem ein konservatives Sammelbecken demokratischer Muslime
werden.
Zum Vorsitzenden wurde Erdogan gewählt, Gül wurde sein Vize.
Zu den Gründungsmitgliedern gehörten rund fünfzig ehemalige Abgeordnete der
Tugendpartei (FP, Erbakan) die im Juni 2001 wie erwartet vom Verfassungsgericht
verboten worden war.
In der Zeit einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise, die tausende Arbeitsplätze
bedrohte und zur Verarmung von Millionen von Türken führte, war dies eng mit
großen Erwartungen verknüpft. Die Medien und die Politiker waren überzeugt, dass
der charismatische Altbürgermeister von Istanbul eher früher als später zum
Ministerpräsident gewählt werden würde.
Bei den Wahlen im Jahre 2002 erreichte die AKP 34,28 % der Stimmen und
gründete eine Einparteienregierung.
14 THEMATISCHE REFERATE
14.1 Politischer Islam in Europa
Länderbeispiele: Deutschland, Schweiz und Österreich
Von:Astrid Hanisch, Can Enver, Daniel Binder, Hubert Lazelsberger, Erik Fürst
1. Einleitung
1.1. Definitionen, Begriffsklärung, Aufbau
Islamischer Fundamentalismus & Islamismus, Jihadismus und Politischer
Islam
1.2. politische Bedeutung des Islam
div. Migrationsdebatten, NoGlobals
1.3. Begriffliche Differenzierungen – Spezifikation der Akteure und ihrer Policies
Religion - Politik; innner-/ außermuslimisch; Integration - Distinktion
2. Akteure des Politischen Islam in Österreich und der Schweiz
2.1. Allgemeines
Historischer Abriss
Verfassungsschutzberichte über Politischen Islam in Österreich
2.2. Außermuslimische Aktivitäten: Schwerpunkt Politik – Soligruppen – Rezeption
2.3. Innermuslimische Aktivitäten: Schwerpunkt Religion – Integration,
Assimilation und Distinktion – Parallelgesellschaft und Multikulturalismus
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2.3.1. IGGIÖ
Anas Schakfeh (offizieller Sprecher der muslimischen
Glaubensgemeinschaft in Österreich)
2.3.2. autonome Glaubenszentren – Assimilation, Distinktion
3. Nichtmuslimische
Deutschlands
Rezeption
des
Politischen
Islam
am
Beispiel
3.1. Wahrnehmung islamischer Lebenswelten in der Mehrheitsgesellschaft
Innerhalb der deutschen Gesellschaft
Als global verstandenes Politikum
3.2. Staatliche Repressionsinstrumente nach dem 9.11.
Antiterrorpaket II
3.3. Die radikale Linke
verkürzte Kapitalismuskritik und Antisemitismus
die neue Linke auf dem Weg in die Globalisierungskritik
3.4. Querfrontstrategien von ganz rechts
Antisemitismus und Antiamerikanismus als Schnittstelle zum "politischen
Islam"
4. Quellen
Internet:
www.swr.de/report/archiv/sendungen/030721/04/index.html
www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=s911&id=376070
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=5&kat=39&artikelid=798
www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/artikel.php?id=13&kat=13&artikelid=793
www.zeit.de/2003/51/Islamophobie
www.diepresse.com/textversion_article.aspx?id=422391
weimarinstitut.net/modules.php?name=News
www.derislam.at
Gespräche mit:
Herr Dr. Hamidi, Stellvertretender Vorsitzender des Obersten Rates
Herr Polak, sunnitisches Zentrum RIDVAN cami, Dresdnerstrasse 51
Herr Bayar, schiitisches Zentrum in der Hasnerstrasse 137
Sekretär im schiitischen Zentrum Imam Ali, Mollardgasse 50
Broschüren aus dem Imam Ali Zentrum:
Kurzer Überblick über die Aktivitäten des Islamischen Zentrums Imam Ali – Wien,
Islam, Wie ist er wirklich: A.H. Moezi
Grundsätze des Islam: Dr. S. M. H. Beheschti
Zeitschriften:
Der Spiegel 26/2004
Der Spiegel 40/2003
Verfassungsschutzberichte:
2003, 2002, 2001
www.bmi.gv.at
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15 DISKUSSIONEN
15.1 Diskussion mit dem Sprecher von SCIRI (Hoher Rat des islamischen
Widerstands des Irak) in Österreich (22.10.2004)
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Politik und Religion gemeinsam gewachsen
Prophet hatte auch poltische Führung und die Leitung über die ‚Ministerien’
671 Spaltung Sunniten - Schiiten (Tod des 4.Kalif)
Gegenüber dem Kalifen durfte keine Kritik geübt werden
ca 18. Jhdt neue Ideen im Islam: die falsche Führung ist zu bekämpfen, es ist
Widerstand zu leisten
1920 Niederschlagung einer schiitischen Revolution durch die Engländer
1950 wieder schiitischer Widerstand
Gründung SCIRI
Bayir al-Sadr als Leitfigur
11
The Supreme Council for the Islamic Revolution in Iraq
(SCIRI),
is headed by Ayatollah Mohamad Baqir Al Hakim the son of the late
Grand Ayatollah Muhsin Al Hakim who was the spiritual leader of
the Shia in the world for the period 1955-1970. SCIRI consist of a
general assembly of 70 members which represent deferent Islamic
movements and scholars. The general assembly elects a central
committee of 11 members. This committee is considered the
supreme body of SCIRI. It is in charge of the following units:
•
•
•
•
•
•
Military.
International Relations.
Publicity.
Information and Investigation.
Social Services.
Administration and Finance.
SCIRI has secret cells all over Iraq which are involved in gathering information,
media work and military activities. SCIRI has also main offices in London (headed by
Dr. Hamid Al Bayati), Damascus, Geneva and Vienna.
The head office of SCIRI is based in Iran among the largest Iraqi community outside
Iraq temperarely estimated at one million Iraqis. SCIRI has main offices in different
parts of the liberated areas of Iraqi Kurdistan.
SCIRI commands military forces called Badr Corps. This started as a brigade and
developed into a division and then into a corps. The Badr Corps consist of
thousands of former Iraqi officers and soldiers who defected from the Iraqi army, Iraqi
refugees, and Iraqis who fled the country and join SCIRI.
SCIRI has good relations with all the neighboring countries around Iraq. Ayatollah Al
Hakim has visited Kuwait several times and has been received by Amir of Kuwait,
11
www.sciri.org 25.11.2004
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Crown Prince and many other officials. He has visited Saudi Arabia many times and
has been received by King Fahd, Crown Prince Abdula and other high ranking
officials. He has visited Syria and been received by President Hafuz Al Asad several
times. He met also Sulaiman Demeriel the president of Turkey. He has met high
officials in Iran several times such as Ayatollah Ali Khameneie, Shaikh Rafsanjani
and president Khatami. On his resent visit to Lebanon president Ameel Lahoud
received Ayatollah Al-Hakim who met also the prime minister and several Lebanese
Ministers.
He met the previous UN General Secretary Javier Peres De Cullar. Ayatollah Al
Hakim has received in Tehran most of the Ambassadors of the countries in the world.
Ayatollah Al Hakim has an historical and warm relation with the Kurdish Movements
in Iraq since his father gave a religious decree (Fatwa) which forbade the Iraqi army
from fighting against the Kurds in Iraq. A mutual agreement as been signed by SCIRI
with the Patriotic Union of Kurdistan (PUK) headed by Jalal Talabani to work against
Saddam's regime. A similar agreement was signed with the Kurdish Democratic
Party (KDP) headed by Masood Barzani several years ago.
Ayatollah Al Hakim has strong relation with other ethnic and religious minorities in
Iraq such as Turcomans, Assyrians, and all Christian groups. He participated in
Christmas and Easter celebrations of the Iraqis Christians in Iran. His relations with
the late religious leader of the Iraqi Assyrian Community Zaya Baboo was unique as
they worked together to fight against the dictator of Iraq and the tyrannical regime of
Bath Party. They traveled together to Geneva and met UN General Security.
SCIRI has participated in all Iraqi opposition conferences such as the Beirut
conference in 1990 and Salahudin in north of Iraq in 1992. It was a part of all
umbrella organization for Iraqi Opposition groups such as the Joint Action Committee
and the Iraqi National Congress (INC).
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Irak 12
Im 1. Weltkrieg besetzten britische Truppen gegen den Widerstand türkischer und
deutscher Truppen das Land; 1921 wurde es britisches Mandatsgebiet.
Durch den Vertrag vom 30. 6. 1930 wurde Irak nominell selbständig, doch blieb die
britische Oberhoheit bestehen. Auf Faisal I. folgte 1933–1939 sein Sohn Ghasi I.,
diesem folgte der noch minderjährige Faisal II., bis 1953 unter der Vormundschaft
seines Onkels Abd Al Ilah. Die englandfreundliche Regierung Nuri As Saids wurde
1952 gestürzt; 1954 kam Nuri As Said erneut zur Macht und löste die Parteien auf.
1955 erhielt Irak die volle Souveränität. Ein Beistandspakt (im Rahmen des BagdadPakts) gab Großbritannien das Recht, Militärstützpunkte zu unterhalten.
In der Revolution von 1958 kamen der König, der Kronprinz und der
Ministerpräsident Nuri As Said ums Leben. Die unter General Abd Al Karim Kassem
gebildete Regierung schloss 1958 einen Beistandspakt mit der Vereinigten
Arabischen Republik (VAR), trat 1959 aus dem Bagdad-Pakt aus und bezog Militärund Wirtschaftshilfe aus der Sowjetunion.
1960 wurde eine beschränkte Betätigung der politischen Parteien zugelassen. Im
Frühjahr 1961 versuchten die Kurden, ihre Forderung nach Autonomie mit einem
Aufstand durchzusetzen, der sich zu einem für die irakische Armee wenig
erfolgreichen Kleinkrieg auswuchs.
Ein Offiziersputsch machte A. As Salam Aref 1963 (bis 1966) zum
Staatspräsidenten. Die neue Regierung unter seinem Bruder Abd Ar Rahman Aref
(1966–1968) bemühte sich um engere Zusammenarbeit mit Syrien und Ägypten.
1968–1979 war H. Al Bakr Staatspräsident, der eine besonders israelfeindliche
Politik einschlug. Die (nichtarabischen) Kurden forderten Autonomie innerhalb Iraks
und unternahmen mehrmals Aufstände; 1975 wurden sie niedergeworfen. Im
gleichen Jahr schloss Irak mit Iran ein Abkommen über die bis dahin strittige
Grenzregelung am Shatt Al Arab.
Nach der iranischen Revolution von 1979 verschlechterten sich die Beziehungen
wieder. 1980 erklärte Präsident S. Hussein (seit 1979) den Vertrag für ungültig und
griff Iran militärisch an. Daraus entwickelte sich der (1.) Golfkrieg , der erst am 20. 8.
1988 mit einem Waffenstillstand beendet wurde.
1990 annektierte Irak Kuwait. Daraufhin verhängte die UNO Wirtschaftssanktionen
gegen Irak. Die USA und andere Länder entsandten Truppen in das Krisengebiet.
Am 17. 1. 1991 begann die militärische Auseinandersetzung (2. Golfkrieg ), die am
28. 2. 1991 mit einer völligen irakischen Niederlage endete.
Die wirtschaftlichen Probleme des Landes verstärkten sich durch die anhaltenden
Sanktionen der UNO dramatisch. Trotzdem gelang es Saddam Hussein, jegliche
Opposition zu unterdrücken und seine Machtstellung zu behaupten. Die Alliierten
führten deshalb mehrmals begrenzte Militärschläge gegen irakische Ziele durch.
Saddam Hussein ließ sich 1995 per Referendum für weitere 7 Jahre in seinem Amt
als Staatspräsident bestätigen. In der Folgezeit kam es wiederholt zu Spannungen
mit den USA, da das irakische Regime nach wie vor die Arbeit der UNO-Inspektoren
behinderte.
Im Dezember 1998 führten US-amerikanische und britische Streitkräfte massive
Luftangriffe gegen militärische und logistische Ziele im Irak durch, um die Erfüllung
der UNO-Resolutionen zu erzwingen.
12
Großes Bertelsmann Lexikon 2003 CD
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