Musik lernen Vorlesung 2009_2010 _2_

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Ausgewählte Grundlagen des musikalischen Lernen
Manfred Spitzer: „Ein guter Lehrer wird Geschichten erzählen. Geschichten
treiben uns um, nicht Fakten. Geschichten enthalten Fakten, aber diese Fakten
verhalten sich zu den Geschichten wie das Skelett zum ganzen Menschen.
Einzelheiten machen nur im Zusammenhang Sinn, und es ist dieser
Zusammenhang und dieser Sinn, der die Einzelheiten interessant macht.“
Nun geht es im Iu- Unterricht natürlich nicht primär um das Vermitteln von
Fakten, trotzdem wird das Thema „Geschichten“ und das was sich dahinter
verbirgt, das Bilden von Kategorien und die Ansprechbarkeit der Gefühle, noch
vielfältig begegnen.
-
-
-
Zum musikalischen Lernen ist der momentane Erkenntnisstand noch recht
dürftig
Neue Erkenntnisse sind im Zusammenhang mit der schnell
voranschreitenden Hirnforschung zu erwarten, bringen aber immer nur
Bruchstücke an Erkenntnissen
Die Wissenschaft schaut in der Regel immer auf kleine Teilbereiche –
Lernen ist aber ein sehr komplexer Prozess, wo viele Puzzlesteine
ineinander greifen
Übersicht
Methodische Vorangehensweise:
1. Ausgewählte psychologische und pädagogische Grundlagen zum Lernen
allgemein
• Begriff
• Gedächtnis
• Aufmerksamkeit
• Emotionen
• Motivation
• Erfahrung - soziales Umfeld
2. Musikspezifische Lernfelder
• Hören, Singen
• Rhythmus
• Bewegung / Koordintion
• Ausdruck
-2•
•
•
•
•
•
•
Spieltechnik
Interpretation
Blattspiel
Improvisation
Komposition
Musiktheorie
Musikgeschichte
3. Grundlagen musikalischen Lernens
• Wahrnehmen und Verstehen
4. Methoden im Unterricht
• Imitationsverfahren
• Entwickelndes Verfahren
• Entdeckendes Lernen
• Polyästhetischer Ansatz
5. Ausgewählte Erkenntnisse zum Üben
6. Förderung von Lernprozessen
7. Planung und Analyse von Unterricht
Allgemeine Aspekte zum Lernen
-
-
Lernen ist ein sehr komplexer Prozess: Er ist zunächst ganz allgemein ein
Prozeß der Wechselwirkung zwischen Mensch und Welt, in welchem
weder der Mensch noch die Welt starr festgelegt sind: „Genetische
Programmierung allein reicht z.B. für eine normale Gehirnentwicklung
nicht aus. Gebraucht werden auch Umweltreize.“ (Blakemore / Frith, 2006)
Die Umwelt wirkt auf uns ein und wir reagieren darauf, indem wir
Kompetenzen (individuell unterschiedlich) entwickeln, um die
Anforderungen dieser Umwelt zu meistern. Im Zusammenhang mit dem
Lernen stehen also immer Ergebnisse bzw. Veränderungen.
Das Gehirn lernt immer, denn es kann nichts besser und es tut nichts lieber;
Lernen und Lernergebnisse
(Jeder Bankreihe eine Form zum Nachdenken zuwerfen
-
soziales Lernen (Ergebnisse erfragen)– neue Verhaltensweisen –
Kommunikation und Interaktion notwendig
-3-
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-
Aneignung von Informationen, Erwerb von Kenntnissen, Entwicklung
von Wissen, Warum braucht man Wissen? (Verstehen, Kombinieren)Was
hat sich heute verändert? wichtig heute: Selektion von Informationen,
Wissen, wo Inf. zu finden sind;
Zusammenhang von Können und Wissen – wir können viel mehr als wir
wissen; wir können sprechen, wissen aber nicht immer die genauen
grammatikalischen Regeln, beim Lernen eines Instrumentes wird mehr
Können vermittelt als Wissen; besonders eindrucksvoll ist das im
Gesangsunterricht, denn dort wird Technik meist bildhaft vermittelt: „Sing
so, als ob du gähnst, stell dir vor, du lässt ganz langsam die Luft aus einem
Luftballon heraus...
Üben - Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten – graduelles Lernen,
benötigt Langsamkeit und Struktur (oft haben intelligente, begabte
Menschen damit ein Problem, weil sie schneller begreifen, also sprunghaft
lernen und es für sie problematisch ist, kontinuierlich, z.B. langsam
aufbauend zu arbeiten;
Aneignung von Auswahlverfahren und deren richtige Anwendung;
Was heißt das konkret? Welche Technik des Übens ist bei diesem
konkreten Stück sinnvoll?
Ethisches Lernen - Motive und Einstellungen; entwickelt sich spät, erst in
der Adoleszenz. Das heißt nicht, dass Kinder nicht schon bestimmte
Verhaltensregeln begreifen, oder z.B. kein Mitgefühl haben, sondern es
geht hier um sehr komplexe Wertevorstellungen. Spitzer lesen: Lernen
S.356
Indirektes Lernen: wird durch die Umwelt herausgefordert – Problemlösen –
Beispiel Milka Hase
Direktes Lernen: wird vom Lehrer inszeniert
Direktes Lernen ist auch an die Entwicklung gebunden.
-4Ausgewählte physiologische Aspekte:
• Das Gehirn ist eines der komplexesten Systeme des Universums, und
obwohl wir nach und nach immer mehr darüber erfahren, sind wir von
einer genauen Kenntnis seiner Funktionsweise immer noch weit entfernt.
• Alle kognitiven Funktionen werden von der Großhirnrinde gesteuert;
• Die Großhirnrinde umschließt das Mittel- und Kleinhirn
• William Calvin beschreibt die Größe der menschlichen Großhirnrinde
(Cortex) folgendermaßen: Der menschliche Cortex würde ausgebreitet die
Fläche von vier DIN A4 Bögen bedecken, der eines Schimpansen etwa
einen Bogen, der einer Ratte etwa eine Briefmarke.
• Der men. Cortex enthält etwa 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen),
die vertikal, teilweise auch horizontal über Axone (Axon: langer Fortsatz
der Nervenzellen, dient der Erregungsleitung; Das Axon endet in einer
Synapse, in der dann bei ausreichender Erregung die Übertragung auf die
nächste Nervenzelle erfolgt) und Dendritten (fein verästelter
Proroplasmafortsatz von Nervenzellen) miteinander verbunden sind. Jedes
Neuron verfügt über etwa 10000 Synapsen, die ein dichtes Netz von
insgesamt etwa 200 Billionen Verbindungen herstellen, über die sich die
Nervenzellen gegenseitig erregen oder hemmen können.
• Gruhn bezeichnet dieses dichtet Netz von Verschaltungen als Hardware
• Die Weiterleitung von Reizen erfolgt also über Synapsen, die
Informationen durchlassen oder hemmen können. (Hemmung besonders
wichtig, Schutz vor Überlastung)
• Jeder Vorgang in unserem Bewusstsein, ein Gedanke, eine Empfindung,
eine Wahrnehmung, kann als ein Aktivitätsfluß in neuronalen Bahnen
vorgestellt werden.
• Nervenzellen reagieren nicht nur auf äußere Reize, sondern besitzen auch
ein Eigenleben;
• Auch in Ruhe sind die Nervenzellen nicht passiv und untätig! In jeder
lebenden Zelle treten spontane Nervenimpulse auf. Manche große
Zellgruppen erhalten auch ohne spezifische Reize eine organisierte
Aktivität aufrecht. Manche Zellen feuern sogar mehr, wenn sie nicht
angeregt werden und reduzieren ihre Aktivität, sobald ein Reiz erfolgt.
Und manche Gehirnzellen sind während des Schlafes aktiver als im
Wachzustand.
• Beim Neugeborenen sind die Nervenzellen wie ein gleichmäßiges, dichtes
Netz verbunden, das Impulse in alle Richtungen weiterleitet. Bis zum 2.
-5Lebensjahr nimmt die Zahl dieser Verbindungen (Synapsen) zu. Mit dem
Prozess des Lernens, hier verstanden als Häufung der Impulse in bestimmten
Bahnen, verstärken sich die Synapsen. Die weniger genutzten verkümmern.
Je vielfältiger die Anregungen sind, desto komplexere Strukturen bilden sich.
(Abb. Gruhn, S.48)
• Dieser Prozess ist im Wesentlichen mit der Pubertät abgeschlossen;
danach steht dem Lernenden weitgehend nur das bis dahin gebildete Netz
zu Verfügung.
• Die neurobiologische Grundlage für das Lernen liegt also in neuronalen
und synaptischen Veränderungen.
• Der Cortex gliedert sich in vier größere Lappen: frontal, temporal (zur
Schläfe gehörig), parietal (seitlich zum Scheitel gehörig), okzipital (zum
Hinterkopf gehörig), die zusammen jeweils eine Hemmisphäre bilden.
• Beide Hemmisphären sind durch einen Verbindungsstrang verknüpft, der
eine Übertragungskapazität von vier Milliarden Impulsen pro Sekunde
hat.
• Die synaptischen Verbindungen bauen sich allerdings erst im frühen
Kindesalter auf und nehmen bei entsprechend anregenden!!
Umweltbedingungen (wie schon gehört) dramatisch zu, können sich auch
bis ins Alter noch erweitern und immer wieder verändern.
• Forschungsergebnisse haben bewiesen, welche enorme Bedeutung dabei
Anreizen in einem frühen Entwicklungsstadium zukommen, weil die
Bildung der corticalen neuronalen Strukturen nicht allein einem
genetischen Programm folgt, sondern wesentlich auch der Stimulation
durch Außenreize bedarf, damit sich neuronale Verbindungen aufbauen
und entwickeln können. Spiegel S.92
• Man kann also unter diesem Blickwinkel Lernen beschreiben als einen
Prozeß des Aufbaus von Repräsentationen in Netzen und Karten im
Gehirn, in deren Bahnen und Pfaden die kognitiven Prozesse ablaufen.
solche Karten und Netze liegen aber nicht ein für alle mal fest, sondern
unterliegen einem flexiblen Anpassungsprozeß. (Gruhn S.49 lesen)
Lernarten: es gibt eine große Vielfalt, stelle nachfolgend nur eine Auswahl vor!
1. Klassisches, instrumentales und operatives Konditionieren: ReizReaktionsmuster (Pawlow): ein neutraler Reiz erhält eine Bedeutung
durch einen neuen Reiz, der zu einem Reflex führt; (Prinzipien von
Belohnung und Bestrafung, um Verhaltensänderungen zu bewirken)
Lernanreiz (Verb. zur Motivation, intrinsisch wichtig!)
-62. Kognitives Lernen – Musik verstehen – Lernen durch Einsicht
3. Lernen durch Wiederholung- motorisches Lernen
Motorische Leistungen erlangen im Vergleich zu geistigen
Lernprozessen durch besonders viel Wiederholungsprozeduren
eine größere Stabilität; (wird beim Thema Üben noch näher
betrachtet)
4. Wahrnehmungslernen – Hören und Erleben
5. Lernen durch Nachahmung: Lernen durch Beobachtung
grundsätzliches Unterrichtsprinzip
bedeutet nicht, dass Lernstoff unkritisch und unreflektiert übernommen
wird
6. Assoziatives Verketten – Interpretation; Denken heißt vor allen Dingen:
Verknüpfung von Information
7. Begriffliches Klassifizieren – Interpretation
8. Entdeckendes Lernen – stellt die höchsten Anforderungen an
selbstiniziiertes Lernen - Problemlösen
9. Problemlösen – Improvisation, Komposition
Faktoren, die das Lernen beeinflussen:
1. Begabung: Individuelle Unterschiede treffen auf eine
förderliche bzw. hemmende Umgebung.
Begabungserkennung wichtig für die Entwicklung und
Entfaltung.
2. Emotionen: Große Bedeutung für die
Intelligenzentwicklung und das Lernen Emotionen haben
eine Stärke (viel-wenig) und eine Valenz (gut-schlecht).
Große Bedeutung für das Lernen – negative wie positive
Gefühle. Negative Gefühle prägen sich allerdings sofort
intensiv ein. Das hat auch verhaltensbiologische Ursachen.
Wenn Sie im Wald stehen und es raschelt im Gebüsch und
sie sehen für den Bruchteil einer Sekunde einen Tiger oder
Löwen, dann werden sie sich nicht hinsetzen und erst mal
überlegen, wie könnte ich jetzt dieses Problem lösen, sie
reagieren sofort. Tiger kommt von links, sie laufen nach
rechts. Dieses Verhaltensmuster hat seinen Sinn, sonst
hätten unsere Vorfahren nicht überlebt. Angst aktiviert uns
also zum Handeln nicht zum Denken. Sie können ein Kind
auch mit Drohung und Angst zum Üben bringen, was
allerdings dabei übrig bleibt für das Kind ist die
Kombination: Üben = negative Erfahrung, wenn möglich
vermeiden. Und noch schlimmer: Musik wird negativ
-7besetzt. Für das Lernen ist Angst insofern auch schädlich, da
Angst die Gedanken einengt, sie werden unter großem Stress
z.B. nicht kreativ sein, logisch, Angst hat ja denn Sinn, das Sie
schnell handeln und nicht erst überlegen, wie gesagt, tiger von
rechts, sie laufen nach links. Ohne angst werden die Gedanken
freier, offener und weiter.
3. Und wieder komme ich auf die eingangs erwähnten
Geschichten. Spitzer schreibt; Was den Menschen umtreibt
sind Gefühle, Geschichten und andere Menschen.
4. Intelligenz:
• Intelligenz besteht aus 2 miteinander
zusammenhängenden Fähigkeiten: der Fähigkeit,
Intentionen und Ideen zu erzeugen, und die Fähigkeit,
diese Schöpfungen in einen logischen oder
analytischen Rahmen zu stellen.
• Intelligenz umfasst auch die Fähigkeit, dieses
Verstehen symbolisch auszudrücken, also Erklärungen
zu finden, wie und warum etwas so oder so gemacht
wird.
• Bezug zur individuellen Begabung: Wenn man
Kindern Aufgaben stellt, die ihre Fähigkeiten
übersteigen, verlieren sie ihr Selbstvertrauen, ihre
Begeisterung und damit auch das Interesse.
5.
6.
4.
5.
6.
Alter: Entwicklungsbesonderheiten
Umweltangebote
Motivation – wird noch gesondert herausgestellt
Gedächtnis, Konzentration, Aufmerksamkeit
Biorythmus: Erkenntnisse zu unterschiedlichen Typen,
Lärchen oder Eulen
Gedächtnis:
- Sensorisches Gedächtnis; Ultrakurzzeit- , Kurzzeit-, und Langzeitgedächtnis
1. Das sensorische Gedächtnis ist die erste Station, in der sämtliche
Informationen von außen eintreffen: ein wahrnehmbarer Reiz trifft auf eine
Sinneszelle, die ihn in Form eines elektrischen Erregungsimpulses an eine
Nervenzelle und ihre Nervenfaserendung, die Synapse weitergibt.
2. Dort werden sie aber nur kurze Zeit – etwa zwei Zehntelsekunden langaufbewahrt und stehen zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. Wenn der
verfügbaren Information jedoch keine Aufmerksamkeit zugewandt wird,
verschwindet sie rasch wieder und steht dem Gedächtnis nicht mehr zur
Verfügung“
-83. Weiterleitung der Informationen in das Ultrakurzzeitgedächtnis
(Arbeitsgedächtnis). Es ist darauf angelegt, Informationen etwa 10 Sekunden
lang aufzubewahren. Das Arbeitsgedächtnis hat auch eine Art
Vermittlerfunktion zwischen dem Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis.
Speicherkapazität hängt von versch. Faktoren ab: Interesse, Motivation,
Erfahrungen, Emotionen (Bedeutungsgehalt für die Person)
4. Wenn wir einer Sache, einem Reiz Aufmerksamkeit zuwenden, wandert die
Information in das Kurzzeitgedächtnis.
5. Begriff: Aufmerksamkeit: Zustand gerichteter Wachheit; willkürliche oder
aktive Aufmerksamkeit; unwillkürliche oder passive Aufmerksamkeit;
6. Wenn man eine Telefonnummer erfragt, merkt man sie sich gewöhnlich
lange genug, um sie zu wählen, aber nicht viel länger. In der Regel kann der
normal begabte Erwachsene 7 Teile behalten, dann wird es schwierig, es sei
denn es ergibt sich ein spezifischer, oder auch individueller
Sinnzusammenhang. Beispiel: ich packe in meinen Koffer..................oder
lange Telefonnummern 0043 662 ........diese Art der Organisation des
Merkstoffes bezeichnet man als Aufteilung. Dieser Vorgang spielt eine große
Rolle beim Einprägen. Für musikalisches Lernen also auch das Verstehen
und das Bilden von Gruppierung wichtig. Beispiel: Schiff auf dem Meer
7. Der elektrische Erregungsimpuls beginnt nun zwischen den Synapsen
verschiedener Nervenzellen zu kreisen. Er kreist in bestimmten, sich
wiederholenden Bahnen im Netzwerk der Nervenzellen und hinterlässt dabei
charakteristische molekulare Spuren, die sich chemisch im Gehirn einprägen.
Die zunächts noch nicht fest zusammengeschalteten Nervenbahnen festigen
sich dabei; es entstehen solide Verbindungen, sogenannte „Engramme“
Interessant auch die Bedeutung von Schlaf. Unser Gehirn ist im Schlaf nicht
inaktiv. Wenn man etwas vor dem Schlafen lernt oder sich mit einem
Problem beschäftigt, wird das im Schlaf verarbeitet und man kann am
nächsten Morgen, dieses Problem viel besser lösen. (Beispiel: Experiment
Matheaufgabe) Es macht Sinn, ein schwieriges Stück z.B. vor dem
Schlafengehen geistig durchzuspielen, wenn man es im Gedächtnis
verankern will.
8. (bleibende Veräderung der Gehirnsubstanz durch Reize). Sie bilden unser
Langzeitgedächtnis. Lernen braucht Zeit! Lernen benötigt immer wieder
neue Anregungen!
9. Geistige Inaktivität kann auch wieder zum Abbau bestehender synaptischer
Verbindungen im Gehirn führen. Durch geistiges Training kann das
verhindert werden bzw. es können auch im Erwachsenenalter noch neue
Verbindungen aufgebaut werden.
-9Das Gedächtnis steht in Verbindung mit der Tätigkeit:
1. Motorisches Gedächtnis: Bedeutsam für Automatismen
2. Emotionales Gedächtnis: prägt unser Verhältnis, unsere
Einstellung zur Musik
3. Bildhaft anschauliches Gedächtnis
4. Verbal-logisches Gedächtnis
Gedächtnis steht auch in Verbindung mit dem Temperament (Qualität von
Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis)
Lerntypen
-
-
visueller Sehtyp
auditiver Hörtyp
audio-visueller
haptischer Fühltyp
olfaktorischer (geruchsorientierter)
abstrakt-verbal (durch Begriffe und Begrifferhebungen
Lernender)
personenorientierter Typ
der Einsicht- bzw. Sinnanstrebende
verbaler Typ (Hühold, S.248)
Entwicklung ist immer auch Selbstfindung. Auch beim Lernen muss man selbst
herausfinden, welche Strategien passen.
Was bedeutet das für den Unterricht? Lernen lernen
Für Auswendiglernen immer Verbindung von unterschiedlichen Gedächtnisarten
wichtig.
Beim Lehren immer an Bekanntes anknüpfen und eine verständliche Sprache
benutzen.
An allen Lernvorgängen sollten möglichst viele Sinnesorgane und damit
Eingangskanäle beteiligt sein!
Emotionen motivieren, entwickeln Neugier und Spaß beim Lernen und sind
damit auch verantwortlich für die Verankerung im Langzeitgedächtnis.
Lernen muss an der eigenen Erfahrung und den eigenen Interessen
anknüpfen.
Lernen wird besonders effektiv durch eigenes Entdecken, Problemlösen
also. Lernen braucht Zeit und immer wiederkehrende Verknüpfungen in
möglichst neuen Bedeutungszusammenhängen, um eine Aktivierung, also
z.B. auch Neugier, hervorzurufen.
Die beiden Hirnhälften
Links
Rechts
Rationales Denken
Phantasie
Intuition
Logik
Farben
Begriffe, Quantitäten
Formen
Abstrahieren
Klänge
Bedarf nach
Ordnung, Struktur
Mustererkennung
Analysieren
Ganzheitliches
Denken
Abwägen
Räuml.
Wahrnehmung
Methodische Vorangehensweise:
Ausgewählte psychologische und pädagogische Grundlagen zum Lernen
allgemein
• Begriff
• Gedächtnis
• Aufmerksamkeit
• Emotionen
• Motivation
• Erfahrung - soziales Umfeld
Musikspezifische Lernfelder
• Hören, Singen
• Rhythmus
• Bewegung / Koordintion
• Ausdruck
• Spieltechnik
• Interpretation
• Blattspiel
• Improvisation
• Komposition
• Musiktheorie
• Musikgeschichte
Grundlagen musikalischen Lernens
• Wahrnehmen und Verstehen
Methoden im Unterricht
• Imitationsverfahren
• Entwickelndes Verfahren
• Entdeckendes Lernen
• Polyästhetischer Ansatz
8. Ausgewählte Erkenntnisse zum Üben
9. Förderung von Lernprozessen
10.Planung und Analyse von Unterricht
Motivation – Leistungsmotiavation
„Menschliche Handlungen, ob sie den Kampf mit dem Riesen betreffen oder die
Handhabung eines Instrumentes hängen nicht nur davon ab, wie begabt jemand
ist. Sie sind wesentliche von motivationalen Faktoren beeinflusst, die bei
gleichem Begabungsniveau große individuelle Schwankungen in der Qualität
einer Ausführung der Tätigkeit bewirken. Fähigkeitsausstattung und Motivation
stehen in einem Wechselverhältnis.“ (de la Motte-Haber, 1985, S.346)
Motivation leitet sich ab von dem lateinischen movere – bewegen. In der
pädagogischen Psychologie wird damit ein Zustand des Organismus
beschrieben, der die Richtung und Energetisierung des aktuellen Verhaltens
beeinflusst.
Motiv
•
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•
•
•
Innerer Beweggrund des Handelns;
Stabile Persönlichkeitseigenschaft;
Wechselwirkung zwischen Mensch und Aufgabe
Primäre Motive (physiologischer Natur)
Sekundäre Motive (gehen auf psychologische Prozesse zurück)
Ein sekundäres ist z.B. die Leistungsmotivation: der Begriff beschreibt die
Richtung und Stärke des Leistungsverhaltens und auch Motive für ein
solches Verhalten, wie z.B. gesellschaftliche Anerkennung, materieller
Gewinn, Macht u.s.w.
Drei grundlegende Motive bestimmen zunächst verhaltensbiologisch unser
Handeln:
• Leistung: „Du bist gut!“; Leistungsmotivierte wollen sich selbst
perfektionieren;
• Macht: „Du bist der Chef“; Machtmotivierte wollen sich anderen
Menschen überlegen fühlen;
• Anschluss: „Ich mag dich“, Anschlussmotivierte wollen geliebt werden;
Motive sind mit Emotionen verbunden, z.B. Machtvotiv mit dem Gefühl der
Stärke, Leistungsmotiv mit Stolz.
-2Extrinsische und intrinsische Motivation
Extrinsisch:
• Tritt nicht spontan auf, sondern wird durch Aufforderung in Gang gesetzt,
deren Befolgung eine positive Konsequenz erwarten lässt;
• Zielen meist auf Sicherheit und Anerkennung in der Gesellschaft
Intrinsisch:
• Prototyp selbstbestimmten Verhaltens,
• Beinhaltet Neugier, Spontaneität und Explorationswille;
• Intressenbestimmte Handlung, deren Aufrechterhaltung keiner äußeren
Anreize bedarf;
Bedeutung der intrinsischen Motivation
1. Beschäftigung als solche ist interessant; Interesse liegt in der Sache selbst
verborgen;
2. Flow-Erlebnis: Man geht in einer Sache so auf, dass man jegliches
Zeitgefühl vergisst, die Arbeit selbst wird als Genuss erlebt,
Körperwahrnehmungen werden z.B. ausgeschlossen, Aufmerksamkeit
und Bewusstsein sind ausschließlich auf die Tätigkeit gerichtet;
Bedingung: Interesse, Anforderungen und Fähigkeiten stehen im
Gleichgewicht, Bedeutsamkeit vom Problemlösen.
3. Man will die Aufgabe unbedingt lösen, kann nicht aufhören an sie zu
denken und darüber nachzudenken. (Beispiel Mathematikaufgabe)
4. Gefühle sind sehr wichtig, die diesen Prozess begleiten: Spannung liegt in
der Aufgabe, Erlebnis, dass Anstrengung mit Lust verbunden ist! Gelernt
wird nicht einfach alles, was auf uns einstürmt, sondern das, was positive
Konsequenzen hat.
5. Intrinsische Motivation ist stark mit Selbständigkeit verbunden;
6. Intrinsische Motivation braucht keine äußere Verstärkung, Forschungen
haben gezeigt, dass Belohnung diese manchmal sogar verhindern kann;
(„Gehirn und Geist“; Nr.10; 2009 – S.25)
-3Bedeutung des Willens
1.
Wille steht in enger Beziehung zu unseren Wünschen;
1. Wünschen wird erst zu Wollen, wenn wir die feste Absicht haben unser
Vorhaben zu verwirklichen;
2. Denken ist immer mitbeteiligt;
3. Überlegungen, wie unsere Wünsche zu realisieren sind, man wägt ab,
denkt über mögliche Schwierigkeiten nach, überlegt Realismus der
Wünsche;
4. Lernprozess: verbunden mit z.B. dem Aufschub von Bedürfnissen: von
Cube: Fehlverhalten aufgrund von Verwöhnung: „Dem verwöhnten Kind
werden alle Wünsche sogleich erfüllt, ohne dass es eigene Aktivitäten und
Phantasie entfaltet, Mühe und Anstrengung aufbringt, es kennt keine
„Durststrecke“ zwischen Wunsch und Ziel. Kind muß im Prozeß der
Entwicklung erleben, dass Anstrengung sich lohnt.
5. Willensanstrengungen sind notwendig bei Überwindung von Angst
6. Beziehung zur Motivation: Die Motivationsstärke legt vermutlich die
Obergranze dessen fest, was man willentlich an Anstrengung,
Anspannung und Ausdauer zu investieren bereit ist.
Ausgewählte pädagogische Grundlagen
1. Die Entwicklung des Menschen wird ganz stark von seiner persönlichen
Motivation getragen.
2. Beruflicher Erfolg hängt nur bedingt mit Begabung zusammen,
Motivation ist ein wichtiger Faktor.
3. Durch Motivation werden solche Fähigkeiten herausgefordert, wie
Anstrengungsbereitschaft, Konzentration, Ausdauer, Frustrationstoleranz.
4. Motivation steht in engem Zusammenhang mit der Persönlichkeit in
Wechselwirkung mit der Umwelt
5. Das Aha-Erlebnis
• Freude am Lernen: Hühold Beispiel S.23 – Freudlosigkeit – Angst und
schlechte Noten; Freude – Erfolg – Mobilisierung ungeheurer Energien;
• Erfolgserlebnisse können zu Schlüsselerlebnissen werden: Manfred
Spitzer: „Gelernt wird nicht einfach alles, was auf uns einstürmt, sondern
das, was positiver Konsequenzen hat.“ Erfolg bringt Erfolg (Beispiel:
S.34 / 35)
-4• Individuelle Förderung: kann Begabungen freilegen; S. 36 / 37; Liebe,
Anerkennung, einfühlsame pädagogische Betreuung: „Schule steht und
fällt mit dem Lehrpersonal. Zu allen Zeiten gab es Lehrer, die lieber nicht
diesen Beruf hätten ergreifen sollen. Und gerade auch die Geschichte
berühmter Persönlichkeiten zeigt, wie richtig es war, dass die Eltern nicht
die gesamte Erziehung dem Staat überlassen haben, sondern selbst die
Initiative behielten und gegen das Versagen der schulischen Erziehung
ihre Ausbildungskompetenz bewiesen haben.
• Bedeutung des Lehrers: kann Initialzündungen auslösen (Beispiel S.42);
Goethe beschreibt selbstkritisch: „Überall lernt man nur von dem, den
man liebt!“ – Spitzer: Positive Erfahrungen bestehen für den Menschen
schlechthin in positiven Sozialkontakten. Menschliches Lernen vollzieht
sich immer schon in der Gemeinschaft und gemeinschaftliches Handeln
ist wahrscheinlich der bedeutsamste „Verstärker“.
Lehrer müssen vor allem eines können: Ihr Fach!! Begeisterung lässt sich
nicht spielen, man muss selbst begeistert sein und nur dann besteht die
Chance, dass der Funke überspringt. Die Person des Lehrers ist dessen
stärkstes Medium! Nicht die Tafel die Kopien oder gar die Power Point
Präsentation. Nicht die Medien, sondern ein vom Fach begeisterter
Lehrer, der gelegentlich lobt und auch einen netten Blick für die Schüler
übrig hat, bringt deren Belohnungssystem auf Trab.
• Individuelle Betreuung wichtig: S.48 / 49
6. Bedeutung von Erfolg und Misserfolg
• Wird in der Gesellschaft in der Regel unterschätzt. Spitzer: „Nicht
der Einsatz und die Leistung eines Menschen regeln sein Gehalt,
sondern der Bundesangestelltentarif. Wir verleihen Preise an den
Besten und demotivieren alle anderen Bewerber.“ Damit stellt sich
die Frage an den Sinn und Unsinn von Wettbewerbssituationen.
Artikel „Üben und Musizieren“ 2 / 2002
•
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•
•
Bedeutung der sozialen Bewertung
Extravertierte: äußere Anreize und sachliches Interesse
Introvertierte: innere Beweggründe
Hochängstliche: Anspruchsdenken, beziehen soziale Bewertung auf
die eigene Person, sind sozial abhängig. Wenn es gelingt die
Aufmerksamkeit auf die eigene Sache zu orientieren, zeigen
Hochängstliche häufig bessere Leistungen.
-5• Niedrigängstliche: analysieren das Versagen, haben
Selbstbewusstsein
• Wichtig: Unterschiedliche Bewertung von Erfolg und Misserfolg!
7. Motivation ist stark mit der Entwicklung eines realistischen
Selbstkonzeptes verbunden.
8. Persönlichkeitsspezifische Voraussetzungen sind die eine Seite –
Anforderungen der sozialen Umwelt die andere Seite.
9. Wer als Kind immer mit zu hohen Leistungsanforderungen konfrontiert
wurde, hat kaum die Chance, dass die Hoffnung auf Erfolg zu einem
überdauernden Motiv wird.
10.Für den Unterricht bedeutet das z.B.:
• Qualitäten des Schülers entdecken, Stärken herausstellen,
Schwächen ausgleichen
• Forderungen an der oberen Leistungsgrenze stellen: den Schüler
herausfordern, aber nicht überfordern.
• Die Anforderungen so gestalten, dass der Erfolg nicht von
vornherein absolut sicher ist. Zu leichte Aufgaben erzeugen
Langeweile.
• Die Bedeutung individueller Frustrationstoleranz beachten.
schwierige Aufgaben stellen, aber immer Mut machen, Begleiter
sein.
• Selbstbewusstsein fördern: Kompetenzen herausstellen
• Eltern zum Loben und zur Anerkennung motivieren.
11.Für die Entwicklung der Selbstbewertung und des Anspruchsniveaus ist
die Bewertung der Tüchtigkeit durch die Eltern und durch den Lehrer
entscheidend.
12. Insbesondere dem Lehrerverhalten kommt eine besondere Bedeutung zu,
einmal durch die Wahl der Aufgabe, zum zweiten ist er Kontrollorgan für
den Erfolg.
13. Kompetenz ist für die sichere Bewältigung einer Aufgabe unerlässlich:
Wenn ich das Gefühl habe, dass ich eine schwierige Passage nicht siche
beherrsche, werde ich ängstlich. Was zu Hause vielleicht nur ab und zu
gelingt, klappt noch weniger beim Lehrer....
14.Selbständigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor: Das
Selbermachenwolllen ist sozusagen der Vorläufer der
Leistungsmotivation. Entscheidend ist allerdings die Angemessenheit der
Aufgabe. Wird ein Kind zu früh mit Selbständigkeit konfrontiert, kann
das zu Ängstlichkeit führen. (Nicht zu früh selbständiges Üben. Langsame
Entwicklung und unter Anleitung)
-615.Bedeutsam für die Entwicklung der Leistungsmotivation ist auch die
Nachahmung. Das Leistungsdenken und –handeln wird z.B. auch von den
Eltern vorgelebt. Hochmotivierte Kinder besitzen in der Regel auch
hochmotivierte Eltern.
Bedeutsam für die Unterrichtsgestaltung ist innerhalb der Motivationstheorien
auch die Kenntnis der Bedürfnishierarchie nach Maslow. Maslow geht von einer
Bedürfnispyramide aus:
Bedürfnispyramide von Maslow und deren Berücksichtigung im
Unterricht
1. Physiologische Bedürfnisse
• Sichert das Überleben;
• Im Unterricht Acht geben auf allgemeines Wohlbefinden;
• Unterrichtszeit altersgemäß legen;
2. Sicherheitsbedürfnis
• Suche nach Geborgenheit, Stabilität, Schutz, Angstfreiheit,
Struktur, Gesetz, Grenzen;
• Berechenbares Unterrichtsverhalten;
• Sicherheit ausstrahlen;
• Bedeutung von Ritualen und Wiederholungen;
• Soziale Kompetenz;
• Klares konsequentes Verhalten;
3. Zugehörigkeitsbedürfnis
• Sehnsucht nach Gruppenzugehörigkeit, Gemeinsamkeit mit anderen
Menschen;
• Bildung von Ensembles fördern;
• Gemeinschaftserlebnisse kreieren;
• Gruppenzusammensetzung beachten;
4. Geltungsbedürfnis
• Genereller Wunsch nach Wertschätzung;
• Wahrnehmen und Mitteilen der Fähigkeiten und Fortschritte;
• Gespräche über Ursachen vor Erfolg und Misserfolg;
• Erfolgreiche Vorspielsituationen kreieren;
-75. Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung
• Steht in Interaktion mit dem Selbstwerden
Bedeutung von Neugier für die Motivation
7. Neugier ist ein Wesenszug des Menschen. Felix von Cube (ein
Verhaltensforscher) beschreibt Neugier gar als Trieb:
• Neugier als Reiz hängt vom Bekanntheitsgrad der Neuigkeit z.B.
ab. Dabei gilt, dass der Neuheitsgrad vor allem in einer mittleren
Region aktiv ist. Ist es schon zu vertraut, ist es langweilig, ist es zu
fremd, flößt es Angst ein.
• Neugier wird aber auch durch Unbekanntes herausgefordert.
• Chrarakteristisches Merkmal des Neugiertriebes ist die
Risikobereitschaft. (Personenabhängig)
• In einer natürlichen Umwelt wird der Neugiertrieb laufend
abgerufen. Die Veilfalt z.B. der Natur und deren Gefährlichkeit
bildet für den Menschen ein unerschöpfliches Repertoire an Neuem
• Gegenwärtige Umwelt eher reizarm. Daher wichtiger Aspekt
Neugier herauszufordern im Unterricht.
• Bedeutung der Literaturauswahl, aber auch kreativer Aspekte, wie
Improvistion und Komposition.
Bedeutung von Leistungsanforderungen
1. Leben in der Wohlstandsgesellschaft hat zu permanenter
Verwöhnung geführt;
2. Wir erreichen vieles, ohne uns anstrengen zu müssen; (Kind in
Russland, Kind in Deutschland-Instrumentalspiel)
3. Für die menschliche Natur ist der Traum vom Schlaraffenland
eigentliche ein Alptraum.
4. Ziele fordern Anstrengungen heraus, dabei wird oft nicht das
erreichte Ziel als lustvoll erlebt, sondern der Weg zum Ziel;
5. Bedeutung für den Unterricht: Schaffung von Höhepunkten,
Erfolgserlebnissen, Termine setzen, die einen gelinden Druck
ausüben!
-8Motivation und Lernen
Dem Lehrer kommt eine besondere Bedeutung zu: „Die Person des Lehrers ist
dessen stärkstes Medium!“ (lesen Spitzer S.194)
Lehrer muss selbst für Musik brennen;
Er muss Interesse an anderen Menschen haben;
Er muss sachorientiert sein;
Menschliche Wärme und die Fähigkeit Zuwendung auch
auszustrahlen sind wichtig;
Gestaltung von Vortragsabenden
1. Individuelle Besonderheiten berücksichtigen (Hochängstlich –
Mißerfolgeorientiert; Niedrigängstlich – Erfolgsorientiert
2. Elternsituation berücksichtigen /stehen mit ihren Kindern im Licht der
Öffentlichkeit, sind meist aufgeregter als die Kinder selbst)
3. Raumgestaltung, Bühnengestaltung
4. Themenwahl (Beispiel: Klavierschule, Flötenschule)
3. Lehrveranstaltung
Musikspezifische Lernfelder
Unterricht wird generell geprägt durch Ziele und Inhalte.
Inhalte können sich über verschiedene fachrelevante Teilbereiche definieren. Im
Instrumental- und Gesangsunterricht ergeben sich diverse Teilbereiche aus den
spezifischen Zielen, wie Instrument oder Singen lernen, aber auch aus den
Betrachtungen zur musikalischen Begabung und was man grundlegend unter
„Musikalität“ versteht. Dadurch kommt auf unterschiedliche Teilbereiche, die
zunächst eigenständig sind, aber im Unterrichtsprozess eine Interaktion
vollziehen sollten. Ich möchte in dieser Lehrveranstaltung diese Teilbereiche,
die hier als „Lernfelder“ definiert werden vorstellen und in der folgenden
Veranstaltung zeigen, wie diese in Interaktion treten können, und damit auch
einen sinnstiftenden Lernprozess in Gang setzen.
Hörerziehung
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Fach Gehörbildung an sich ist ein eigenständiger
Bereich
Es geht nachfolgend auch noch nicht um konkrete
Möglichkeiten der Hörförderung im Unterricht.
Das würde ich dann teilweise mit der
Entwicklungspsychologie verbinden.
Hörerziehung ist ein wichtiger Faktor im Unterricht
Er reichtet sich einerseits nach den Besonderheiten
des Instruments / Stimme (Geige, Klavier)
Andererseits sollte die Gehörbildung in engem
Zusammenhang mit der gespielten Literatur stehen
Wir unterscheiden zunächst grob zwei Hörformen:
das absolute Gehör und das relative Gehör
Relatives Gehör:
Intervall- und Harmoniegehör;
Besitzer benötigen eine Grundtonanalyse, zu der die entsprechenden Töne
und Tonverbindungen in Beziehung gebracht werden;
-2Absolutes Gehör:
Fähigkeit, die Höhe eines Tones zu erkennen und zu benennen, ohne
einen Vergleichston zu benötigen;
gibt viele Abstufungen: einige Besitzer erkennen nur Töne von dem
Instrument, welches sie spielen; andere erkennen Töne in allen
Klangfarben in einem bestimmten Frequenzbereich oder benötigen die
Orientierung am eigenen Stimmumfang;
Für die Entstehung des absoluten Gehörs werden als wesentliche
Mechanismen die Prägung und genetische Faktoren diskutiert. Für die
Prägungshypothese spricht, dass 95 % der Musiker mit absolutem Gehör
ihre erste Gehörschulung während einer sensitiven Phase im Alter von 3 bis
5 Jahren erhalten haben.
Demgegenüber entwickeln Berufsmusiker, deren Training erst im Alter von
12 – 14 Jahren begann, nur in 5 % absolutes Gehör. (Beispiel: Japan) – ev.
Klavierschule zeigen.
Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle:
1.
2.
3.
4.
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Der Zeitpunkt des ersten Unterrichts (zwischen 4 und 7 Jahren)
Die Häufigkeit und die Intensität des Übens und Musikhörens
Die Gewöhnung an ein bestimmtes Ton- und Klangmaterial
Frühes Erlernen eines Bezugssystems, das die Einordnung und
Benennung der gehörten Töne erlaubt (relative Solmisation)
Streichinstrumente sind für das Hörenlernen auf jeden Fall besser als
Tasteninstrumente
Hörerziehung steht natürlich in engem Bezug zur Musiktheorie, da eine
Musikpraxis ohne wissen um Gesetzmäßigkeiten kaum vertretbar ist.
Strukturierungen im harmonischen, melodischen und formalen Ablauf
können besser mit Kenntnis um deren Aufbau gelöst werden.
Verbindung von sensoriellem Hören, affektiven Erleben und kognitiven
Verstehen
Die Integration der Gehörbildung in den Unterricht richtet sich nach
unterschiedliche Aspekten: Dem Alter des Schülers, seiner Hörbegabung,
den Inhalten im Unterricht (Anfangsunterricht bietet mehr Möglichkeiten,
auch das Hören einmal separat zu behandeln und gezielt zu fördern;
-3Musikerziehungsmethode Willems:
. Intratonales Glockenspiel
. Lotosflöte
. Glocken
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Verweis auf Instrumentalschulen und dem Sortieren nach Lernfeldern:
Hören findet im Unterricht immer statt, sollte aber wenn es sinnvoll
erscheint auch bewusst gemacht werden.
Beispiele:
1. Der Lehrer spielt eine Melodie, der Schüler notiert graphisch den groben
Verlauf mit.
2. Töne vergleichen, ordnen und finden.
3. Der Schüler singt und spielt nach Gehör Lieder.
4. Singen ist generell ein wichtiger Lernfaktor im Unterricht. Beispiel aus
altem Schulbuch bringen (Tonumfang)
5. Einzelne Intervalle werden im Zusammenhang mit Spielstücken in den
Mittelpunkt gestellt.
6. Unterscheidung von Dur und Molldreiklängen. (Beispiel Grundschule:
Gustav Mahler, Beispiel Sek I: Dur und Molldreiklänge)
7. Melodiediktat
8. Impulse zum Transponieren
9. Erkennen des formalen Aufbaus über das Hören.
Rhythmus
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Bezug zur Gehörbildung / Musiktheorie:
1. Rhythmussprache im Anfangsunterricht (Beispiel: Rhythmusstrasse)
2. Notenwerte und Taktarten
3. Zusammenhänge zwischen Metrum und Takt
4. Bedeutung der Pause (Beispiel: Pausentunnel)
5. Dirigieren
Bezug zu Bewegung und Spieltechnik
1. Rhythmus und Koordination (Kommt ein Vogel geflogen)
-4Körperschulung / Bewegung
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Instrumentalspiel ist eine hochorganisierte und komplizierte Tätigkeit.
Bewegungsmangel ist heute ein generelles Problem:
1. Schüler müssen viel zu lange auf Stühlen schon in der Schule sitzen.
2. Zu Hause sitzen sie dann meist vor dem Computer.
3. Einseitige Belastung durch den Instrumentalunterricht kann dann sehr
schnell Probleme herbeiführen.
Musizieren ist also ein Geschehen, das den ganzen Organismus aktiviert.
Einer intsensiven Körperschulung sind im Unterricht durchaus Grenzen
gesetzt. Trotzdem gibt es natürlich auch Möglichkeiten:
1. Bewegungsabläufe immer nacheinander lernen. Niemals zuviel auf einmal
fordern. Erst müssen Automatismen herausgebildet werden, ehe der
nächste Schritt erfolgt. Verbindung zur Aufmerksamkeit:
Aufmerksamkeit kann nicht auf viele Dinge zur gleichen Zeit gerichtet
werden!
2. Das gesamte körperliche Verhalten des Schülers beobachten, nicht nur
spezifische Einzelaktionen.
3. Ein großer Spiegel kann helfen, Haltungs- und Bewegungsbewusstsein zu
entwickeln. (Seinen Augen glaubt man mehr.....Man denkt, man geht
gerade, geht es aber gar nicht)
4. Lehrer muß ab und zu auch mal die eigene Haltung kontrollieren.
5. Vor Vorspielen auch mal den Bühnenauftritt, die Verbeugung und den
Abgang üben.
6. Bei einem Instrument, das hauptsächlich im Stehen gespielt wird, sollte
der Schüler recht früh lernen es auch im Sitzen zu spielen. Die Sitzfläche
des Stuhles sollte keinesfalls nach hinten, sondern möglichst nach vorne
geneigt sein. Der Schüler sollte auf dem vorderen Drittel der Stuhlfläche
sitzen, sich nicht anlehnen, sondern voll aufrichten, seine Beine im
bequemen Abstand aufstellen und mit den Füßen den vollen Kontakt zum
Boden spüren.
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Auch Atem hat etwas mit Körperhaltung zu tun.
Im Gesangsunterricht ist das selbstverständlich.
Aber auch im Instrumentalunterricht sollte da Einiges mit einfließen:
1. Singen
2. Phrasen bewusst empfinden
3. Ähnlich wie beim Gesang die Bauchatmung üben.
-5Tanz und Bewegung
Bezug zu Rhythmus, Spielbewegung und Koordination
Bedeutung für die Körperhaltung
• Bedeutung zum Musikverstehen:
a. Musiktheorie: (Choreographie entspricht oft musikalischer
Phrasenbildung, Lernprinzip: Vom Erleben zum Verstehen)
b. Musikgeschichte: Anschaulichkeit um in eine Epoche einzusteigen
Spieltechnik
• Wichtig für das Erlernen des Instrumentes
• Beachtung der Altersspezifik (Kind hat andere motorische Möglichkeiten
als ein Erwachsener)
• Keine einseitigen Fingerübungen, sondern immer mit dem Denken
verbinden (selbst entwickeln lassen)
• Wenn dann musikalisch gehaltvoll Etüden verwenden
• Unterrichtsliteratur mit dem Schüler korrespondieren lassen:
1. Stücke selbst ergänzen
2. Aus Improvisationsideen neue Stücke entwickeln
Interpretaion
• Sie ist die variable Größe in einer Komposition und trägt individuellen
Charakter.
• Verbindung zum Musikverstehen
• Bedeutung des entdeckenden Lernens:
1. Singen – Phrasenbildung
2. Bewegung – Tanz – Erfassung der Form und des Charakter
3. Viele verschiedene Angebote machen. auch abwegig erscheinende
Ausdrucksvarianten ausprobieren, um die musikalische Inspiration
zu schulen.
4. Lehrer und Schüler führen sich gegenseitig ihre Gestaltungsideen
vor und vergleichen sie.
5. Längere Abschnitte und Phrasen mehrmals hintereinander
wiederholen lassen, damit der Schüler Gelegenheit hat,
angemessene Ausdruck zu entwickeln. Sich Zeit lassen.
6. Oft Literatur spielen lassen, in denen Interpretationshinweise
fehlen.
7. Durch Dirigieren den musikalischen Verlauf verdeutlichen.
8. Kassettenrekorder oder Tonbandgerät für den Schüler als
Hörkontrolle einsetzen.
-6Ausdruck
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Die gesamte Ausdruckslehre ist seit 2000 Jahren von dem Konflikt geprägt,
sowohl der unmittelbaren Macht des Eindrucks gerecht zu werden als auch
Möglichkeiten der rational, analytischen Begründung zu finden.
Wichtiger Bezug. Musik als Sprache (Verweis auf Folgethema
Musikverstehen)
Wichtiger Bezug auch zur Bewegung, um Charakter zu erfassen: empfinde
ich den Ausdruck mit, vollziehe ich gar Bewegungen nach, so gelange ich
zur richtigen Interpretation (vergl. de la Motte-Haber)
Ausdruckverständnis ist Epochen abhängig (Barock: „Musik sei eine
Nachahmung der Affekte“, Klassik: “Empfindungen in Töne ausdrücken,
führ wiederum zu Empfindungen“)
Bedeutung der Bildung: „Zudem erweist sich bei musikalischer Bildung
das ästhetische Wohlgefallen als intensiver Faktor, der über die Stärke von
Mitempfindung entscheidet.“ (de la Motte Haber, S.68)
Ohne kognitive Bewertung sind viele Gefühlsschattierungen nicht denkbar.
Gefühle bergen Grundüberzeugungen des Menschen in sich. Emotionen
beruhen auf intuitiver Bewertung.
Blattspiel
Sollte einen festen Platz in der Unterrichtsmethodik einnehmen. Kann auch
eine Zeitlang ein Ritual bilden. Ist ganz stark von regelmäßigem Training
abhängig.
Kann z.B. auch mit dem Notenlernen verbunden werden. Beispiel aus der
Klavierschule zeigen!
Es ist erstaunlich, was beim regelmäßigen und systematischen Blattspiel
alles trainiert werden kann:
1. Konzentration
2. Reaktionsfähigkeit
3. Empfinden für einen Stil
4. Musikalisches Gedächtnis
5. Flexibilität
Für die Vermittlung im Unterricht gibt Anselm Ernst folgende Hinweise:
1. Angemessener Schwierigkeitsgrad
2. Gemeinsames Spielen oder Singen vom Blatt mit dem Lehrer:
„Unterbrich den Spiel nicht!. Ich spiele immer weiter. Falls du
rauskommst, versuche einfach irgendwie wieder herein zu finden.“
3. Falsche Töne zulassen: Du kannst falsche Töne spielen. Das macht nichts.
Versuche nur im Rhythmus und im Tempo zu bleiben....
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Blattspiel kann die musikalischen Erfahrungen der Schüler erheblich
erweitern.
Kennenlernen einer breiten Formen- und Ausdrucksvielfalt.
Bedeutung für Geschmacksbildung.
Auswendigspielen
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War vor der Romantik nicht gefragt
Hatte seine Ursache u.a. in der Entwicklung der Spieltechnik, man musste
stellenweise auf das Instrument schauen, um schwierige Passagen zu
bewältigen.
Macht vor allem auch im Anfangsunterricht Sinn, Verbindung zur
Gehörbildung.
Bezug zu Gedächtnistypen
Bezug zum Musikverstehen
Bezug zu motorischen Automatismen
Musiktheorie
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Alle Inhalte, die für ein Verstehen von Musik notwendig sind (Notenlehre,
Harmonielehre, Satztechnik, Formenlehre, Musikgeschichte,
Instrumentenkunde)
Einzelne Inhalte können einen eigenständigen Raum im Unterricht
einnehmen oder sich mit anderen Lernfeldern verbinden (Notenlesen
schreiben und spielen, kann auch Verbindung zur Improvistion und
Komposition hergestellt werden
Ansonsten auch starke Anlehnung an gespielte Literatur – Verbindung zur
Interpretation
Für die Schule ist Musiktheorie vor allem insofern wichtig, um den
selbständigen und vor allem kreativen Umgang mit Musik zu entwickeln;
Komposition und Improvisation
• Entdecken von Begabungen - Komponieren ist eine Form der musikalischen
Begabung. Da Begabungen bekanntlich nur in der aktiven Tätigkeit entdeckt
werden können, läßt ein ausschließlich auf reproduktive Begabungen
orientiertes Ausbildungskonzept wenig Spielraum zum Entdecken der
kreativen Begabungsform.
-8• Komponieren hat eine bedeutende Funktion auf dem Entwicklungsweg zu
einem Musikverstehen. Eine musiktheoretische Ausbildung, die sich nur auf
die Vermittlung starrer Regeln beschränkt, ohne sie im Kontext ihrer
Entstehungsgeschichte darzustellen und sie mittels der eigenen
Erfindungsgabe neu zu reproduzieren, langweilt zumeist. Eine Verbindung
von Verstehen und Umsetzen bzw. Neu-Anwenden führt zu einem kognitiven
und emotionalen Begreifen und damit auch zu einer neuen Genußqualität
beim Hören von Musik, denn Wahrnehmen und Verstehen, Fühlen und
Begreifen gehen bekanntlich eine Wechselwirkung ein.
• Bezug zur Interpretation und zum Auswendigspielen - Komponieren eröffnet
neue Möglichkeiten der Interpretationsfindung. Durch das selbständige
Nachvollziehen von Techniken und dem damit auch verbunden Verstehen
eines musikalischen Aufbaus, ergeben sich neue Möglichkeiten der
Interpretationsfindung. Außerdem wird z.B. ein Instrumentalstück nicht mehr
als Summe von zu erlernenden Einzeltönen aufgefaßt, die das
Auswendigspielen auf die Basis erübter motorischer Mechanismen stellt,
sondern eine Komposition wird im Kontext ihrer Struktur, ihrer Form, ihrer
Motive und Themen begriffen.
• Schließlich ist Komponieren auch ein wichtiges Moment in der
Auseinandersetzung mit der Welt, mit den Facetten menschlichen Lebens und
mit den Besonderheiten der Gegenwart. Es kann ein Ventil innerer
Auseinandersetzung sein. Das selbständige Suchen nach Darstellungs- und
Ausdrucksmöglichkeiten, das Experimentieren mit dem musikalischen
Material, eröffnet aber auch neue Horizonte des Hörens und damit
gleichzeitig des Musikverstehens.
Integration außermusikalischer Aspekte
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Malen – Verbindung zum Ausdruck, Interpretation
Geschichten erfinden
Spielen – Üben, Vertiefen unter Einbeziehung der Emotionen
Rollenspiel
Sozial-kommunikative Fähigkeiten
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Gemeinsames Musizieren im Unterricht, im Ensemble, im Orchester
Auf einander hören, miteinander musizieren, miteinander eine
Interpretation finden;
Gemeinsames Musikerlebnis, gemeinsame Bühnenerfahrung
Musikalisches Lernen
Musikalisches Lernen, so schreibt W. Gruhn, wird häufig mit Lernen über
Musik, mit Wissen gleichgesetzt. Doch es ist zu fragen, was eher für ein
wünschenswertes Verhalten anzusehen ist, die Halbtonschritte von Tonleitern
und die verschiedenen Formen von Moll zu wissen, oder eine gehörte DurMelodie auch in Moll singen zu können; die Begleitakkorde zu einer gegebenen
Melodie zu „hören“ oder zu wissen, aus welchen Tönen ein Dreiklang besteht.
Zusammenhänge zwischen Hören-Wahrnehmen, Erleben, Erfahren,
Wissen, Verstehen und Neuanwenden
Lerntheoretischer Ansatz
Musik erfahren, erleben
(Schüler- und Handlungsorientierung)
Musik verstehen
Musik anwenden
(Kognitionsorientierung)
(Kreativorientierung)
Wahrnehmen ist zunächst ganz allgemein ein Prozess der Wechselwirkung
zwischen Individuum und Umwelt (Beispiel Sonne und subj.
Befindlichkeit)
Für das musikalische Lernen ist das Hören als Wahrnehmungsprozess
interessant
Das Ohr ist das erste entwickelte Sinnesorgan – hörend werden sozusagen
schon frühzeitig Informationen aus der Umwelt aufgenommen
Schon in diesem Stadium also der vorgeburtlichen Entwicklung vollzieht
sich musikalisches Lernen und Enkulturation, das heißt die musikalischen
Grundlagen einer Kultur werden hier schon vermittelt, wobei noch keine
starre Fixierung eintritt. Dazu ist der Lernprozess zu kurz.
Alles, was wir hören wird sozusagen als Muster in unserem Kopf
gespeichert.
Nun sind diese Muster aber nicht nur einfach in ihrer musikalischen
Struktur abgebildet, sondern mit Emotionen besetzt. Die Klangbilder
werden mit außermusikalischen Vorstellungsinhalten in Verbindung
gebracht.
Je mehr musikalische Erfahrungen im Bewusstsein verankert und neuronal
vernetzt sind, desto besser wird es gelingen, aus den generalisierten
Mustern neue Kombinationen und Ausdrucksformen zu generieren, die im
Kontext musikalischer Praxis erworben wurde.(Gruhn)
Aktives Hören wird durch Antizipation (gedankliche Vorwegnahme)
gesteuert. Selbst wenn wir ein Stück zum ersten mal hören, strukturieren
wir es durch die Wahrnehmung von Bestandteilen, die wir schon kennen.
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In unserer Wahrnehmung orientieren wir uns immer an markanten
Zeichen: dadurch z.B. festlicher Charakter, Marsch, dabei sind es
ausgewählte musikalische Kennzeichen, wie Takt und Rhythmus, aber
auch visuelle und emotionale Eindrücke (Beispiele Filmmusik)
Wahrnehmung steht in Verbindung mit der Bewertung, mit dem Erleben!
„All unsere Aktivitäten, auch das Musikhören, sind immer von
wechselnden Erwartungen begleitet, die entweder bestätigt oder nicht
bestätigt werden…wir nehmen Musik nur so gut wahr, wie wir das
Kommende voraussagen können…(Jourdain, S.368,2001)
Wahrnehmung und Erleben bilden den ersten Baustein für das Lernen,
nämlich die Erfahrung! Durch die Erfahrung bilden sich intuitiv
Repräsentationen im Gehirn. Wir lernen Sprache durch sprechen, die
Grammatik strukturiert dann etwas, was uns intuitiv schon vertraut ist.
Am Beginn des musikalischen Lernens steht die Wahrnehmung!! Diese
sollte verbunden werden mit einem altersgemäßen, emotionalen Einstieg,
der zu einer Erlebnis zu einer musikalischen Erfahrung gestaltet!
-2Emotionen werden angesprochen, wenn man das Alter, die Lebenswelt und
die Interessen der Persönlichkeit berücksichtigt. Zudem sollte die
Erfahrung den Lerninhalt vorwegnehmen.
Musik verstehen – Technik lernen, Struktur, Hintergrund...
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Musikalisches Verstehen bedeutet , etwas als etwas erkennen zu können,
eine akustisches Ereignis als Signal, eine Tonfolge als Zeichen oder
Struktur (z.B. einen Dreiklang) aufzufassen. (Gruhn)
Musikalisches Lernen ist aber nicht mit „Tun“ gleichzusetzen. Imitation ist
ein wichtiger Lernschritt, aber noch nicht das Lernen selbst. Kind
wiederholt eine vorgesungene Melodie, das funktioniert nur durch das
Kurzzeitgedächtnis.
Im Instrumental- und Gesangsunterricht muss immer erst die musikalische
Vorstellung gebildet werden. Kein Ton kann gespielt werden, der nicht
zuvor innerlich gehört und gesungen wurde. Gruhn: Instrumentaler
Anfangsunterricht, in dem nicht gesungen wird und keine körperlichen
Bewegungen stattfinden, kann nicht zum musikalischen Lernen, allenfalls
zum mechanischen Training führen.
Musikalisches Lernen aber bedeutet, dass das, was gehört wurde, auch
verstanden wurde. Diesen Vorgang beschreibt W. Gruhn als Audiation.
Der Unterschied zwischen Imitation und Audiation besteht somit in der
Fähigkeit, die funktionalen Beziehungen z.B. zwischen den Einzeltönen zu
erfassen und auf eine mental repräsentierte kognitive Struktur zu beziehen.
Dies geschieht in der Regel gar nicht begrifflich, sondern musikalisch,
indem ein Intervall nicht als ein Echo verschiedener Tonhöhen imitiert,
sondern als sinnvolles Beziehungsgefüge verstanden und dann wiederholt
werden kann.
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Bedeutung für die Methodik:
Alles Neue, was wir einführen, darf sich von den bisherigen
Hörvorstellungen und dem bisherigen Könnens- und Wissensstand nicht zu
weit entfernen und muss über wohl überlegte Informationen eingeführt und
weiterentwickelt werden! Anknüpfung an schon Bekanntes!
Wahrnehmungen, die verinnerlicht werden sollen, müssen über einen sehr
langen Zeitraum präsentiert werden.
Beispiel: „Eh noch der Lenz beginnt – in allen Tonarten singen;
Verstehen vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen
-3Strukturelle Ebene: Formaler Aufbau, Harmonische Zusammenhänge bzw.
Besonderheiten, ästhetische Dimension: geistiger Grundgedanke, historischer
Hintergrund, biographische Aspekte des Komponisten
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Auch die Informationen sind wichtig. Sie beziehen sich aber nicht nur auf
Musiktheorie, sondern auch auf Musikwissenschaft, Musikgeschichte,
Ästhetik, Verständnis der kompositorischen Intention, Deutung und
Interpretation. Vor dem Begriff steht allerdings die Erfahrung. Wenn man
gelernt hat, zu einem Grundton einen Dominantklang zu hören und zu
singen, wird es leicht sein, den entsprechenden Namen damit zu verbinden
und den Klang, den man schon kennt, aufzuschreiben. Wenn man mit T-DVerbindung umgehen kann, hat man etwas für das eigene Musizieren
gewonnen und kann plötzlich verstehen, was z.B. in einer Mozart-Sonate
in der Ober- und unterstimme geschieht. (Gruhn) Musiktheoretische
Kenntnisse stehen daher immer am Ende eines Lernprozesses. Eine
Theorie ordnet und erklärt nur, was bereits erkannt ist. Regeln bestätigen
nur etwas, was in der Erfahrung bereits gewusst wird.
Vertiefung Neuanwendung
Bedeutung von Improvisation und Komposition (beide können zur Vertiefung,
aber auch als Einstieg verwendet werden)
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Bedeutung von Komposition, Nachvollziehen einer Technik, Verändern
einer Technik
Problemlösen und Neuanwenden führt zu einem vertieften Verstehen von
Musik
Für die Entwicklung, also auch das Lernen musikalischer
Wahrnehmungsfähigkeit sind die Vorstellung, die praktische Erfahrung,
aber auch das improvisatorische Spiel sehr bedeutsam.
Für das musikalische Lernen ist die Improvisation besonders bedeutsam:
Beispiel Gruhn S. 20
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Auch Biesenbender unterstreich die Bedeutung improvisatorischen Lernens:
„Die Interpretation ist nur eine, zudem historisch relativ späte Spezialform des
Musizierens, die strenggenommen erst gelehrt werden sollte, wenn der Schüler
sich selber schon durch Musik ausdrücken kann. Indem wir die Musik aber
praktisch ausschließlich in ihrer „Fertigform“ vermitteln, gehen wir wie
selbstverständliche davon aus, das Musizieren ein mehr oder weniger
mechanischer Reproduktions- und Kopiervorgang ist.
-4Ebenen musikalischen Verstehens präsentieren
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Musikalisches Lernen ist ein interaktiver Prozess der Wechselwirkungen
von Wahrnehmen, Erleben, Improvisieren, Gestalten, Wissen und
Verstehen.
Je mehr musikalische Erfahrungen im Bewusstsein verankert und neuronal
vernetzt sind, desto besser wird es gelingen, aus den generalisierten
Mustern neue Kombinationen und Ausdrucksformen zu generieren, die im
Kontext musikalischer Praxis erworben wurde.(Gruhn)
Folgen für die Methodik:
Literatur komplex einführen (über das Hören, Erleben, Informationen
vermitteln, Verstehen)
Beispiele:
Zusammenfassung
1. Alles Neue, was wir einführen, darf sich von den bisherigen
Hörvorstellungen nicht zu weit entfernen und muss über wohl überlegte
Informationen eingeführt werden!
2. Improvisatorisches Spielen sollte einen hohen Stellenwert insbesondere
im Anfangsunterricht haben.
3. Wahrnehmungen, die verinnerlicht werden sollen, müssen über einen sehr
langen Zeitraum präsentiert werden.
4. Spielliteratur /Gesangsliteratur komplex einführen (über das Hören,
Erleben, Technische Übungen in Bezug zur Literatur stellen;
Informationen vermitteln, Verstehen; Verstandenes wieder neu
anwenden)
5. Unterrichtsziele formulieren (für einen längeren Zeitraum), Lerninhalt
emotional einführen, vom Konkreten zum Abstrakten; immer wieder auf
anderen und neuen Ebenen wiederholen; Methodenwechsel
Selbständigkeit herausfordern!
Kommunikation im Unterricht unter lerntheoretischer Perspektive
Verfahren im Unterricht:
• Erarbeitendes Verfahren (auffordernd, kurze, direkte Schritte,
Aktivitäten des Schülers werden bewusste geführt)) (Ernst, S.84)
• Darstellendes Verfahren (Information)
• Aufgebendes Verfahren (durch gezielte Aufgabenstellung die
Eigenreflektion herausfordern, die eigenständige Anwendung
seines Wissens und Könnens. Lehrer lässt den Schüler über eine
längere Zeitspanne ungestört arbeiten und greift nur gelegentlich
unterstützend ein. Erkann nun genau beobachten, wie der Schüler
lernt) (Ernst, S.88)
• Entdeckendes Verfahren (minimale Hilfe, Selbständigkeit) (Ernst,
s.89)
• Modellmethode (konkret vormachen)
• Dialogmethode (basiert auf Vertrauen)
Überlegungen zur Gestaltung einer Unterrichtsstunde
1. Einstiegsphase
• Dem Schüler Gelegenheit zur Eingewöhnung geben.
• Kurzes Gespräch
• Technik, Einspielübung, (muss in seiner Sinnhaftigkeit für das
Folgende erkannt werden)
• Improvisation
2. Erarbeitungsphase
• Viele Gelegenheiten zur Selbsterfahrung bieten
• Alternativen ausprobieren (entdeckendes Lernen)
• Interpretation
3. Konditionierungsphase
• Sicherung der Lernerfolge
4. Entspannungsphase
• Gespräch
• Wiederholung eines „Lieblingsstückes“
• Improvisation
• Lehrervorspiel
• Rezeption
5. Literaturarbeit
6. Wiederholung des neu Erlernten
6. Abschließende Phase
• Mit einem Erfolgserlebnis den Lernprozess abrunden
• Bedeutung von Ritualen (Blattspiel, Gehörbildung, Improvisation)
Ausgewählte Erkenntnisse zum Üben (Siehe Petrat S.108)
Gembris beschreibt z.B. die Entwicklung des Übens folgendermaßen:
• Erste Stufe: Stufe der Aktivität (8 bis 10 Jahre) – reflexionslos und
spielerisch, trägt keinen Arbeitscharakter;
• Zweite Stufe: Stufe der Übernahme (11 bis 12 Jahre), Spielcharakter
des Übens tritt zurück, Arbeitscharakter schiebt sich langsam in den
Vordergrund;
• Dritte Stufe: Stufe der Eingliederung (13 bis 14 Jahre) Trennung von
Arbeits- und Spielkomponente ist vollzogen; das Üben wird in den
Tagesablauf integriert und institutionalisiert sich als Arbeitstätigkeit;
• Vierte Stufe: Stufe der Identifizierung (15 bis 18 Jahre) – wachsende
Selbstreflexion und Identitätsbildung, eigene Ansprüche und
Vorstellungen werden formuliert und nach gesteigerter Effektivität
wird gesucht;
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Üben ein Entwicklungsprozeß – Lernen lernen (Beispiel wimi, Beispiel
Schiff auf dem Meer)
stark von Motivation und persönlichen Zielvorstellungen abhängig,
Bedeutung von Ensemblespiel;
Spielfreude
Üben sehr bedeutsam, denn der Unterricht findet meist nur einmal die
Woche statt;
Jedem Greifen soll ein Begreifen vorausgehen. Klang, Rhythmus und
körperliche Lockerheit müssen in jedem Übablauf unterschiedlich betrachtet
werden. Das Ganze muss zunächst in den einzelnen Teilbereichen erkannt,
vertraut gemacht und kontrolliert werden, um es als einheitliche Handlung
ausführen zu können. Üben, auch auf spielerische Weise, unter Einbeziehung
von Musizierfreude und Freude am körperlich sensitiven Umgang mit dem
Instrument, ist Grundelement aller Arbeit im unterricht. Der Schüler darf nicht
allein und unvorbereitet in den Übprozess geschickt werden. Jeder Schüler muß
wissen, was wie, wie viel und warum er etwas üben muss. Die zu übenden
Stellen sind klar abzugrenzen. Artikel lesen!
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Ein Schüler, der gelernt hat, sein Können durch Üben sicher zu vertiefen,
für ihn spezifische Schwierigkeiten zu erkennen, und der außerdem weiß,
wie er diese Schwierigkeiten durch Einbezug von Phantasie, Intelligenz und
Gefühl bewältigen kann, wird auch ein gewisses Selbstverständnis beim
Üben entwickeln.
Entwicklung einer methodischen Strategie unter Berücksichtigung der
Erkenntnisse zum Lernen / musikalischen Lernen
Festlegung von Primärzielen für einen längeren Zeitraum
(Instrumental bzw. gesangsspezifische Ziele (Technik), nur 2-3 Ziele festlegen, ev.
auch aus einem Bereich allgemeiner musikalischer Fähigkeiten oder der Musiktheorie)
Festlegung von Sekundärzielen
(Diese können den Primärzielen zuarbeiten, können aber auch als eigenständige Ziele
formuliert werden.)
Spieltechnik, Ausdruck und Gestaltung, Wahrnehmung (Singen, Gehörbildung), RhythmusKoordination) Musiktheorie, Formenlehre, Analyse, Musikgeschichte, Improvisation,
Komposition, Polyästhetik: Tanz, Bewegung, Malerei.... (Es müssen dabei nicht immer alle
Bereiche integriert werden, ist auch von den Primärzielen abhängig)
Entwicklung von Einzelstunden
(Unterrichtsziel entwerfen (Primär- und Sekundärziele), dabei aber flexibel bleiben,
Rituale einführen (Beginn, Schlußpunkt),
Lernen
Motivation
Wahrnehmen und Erleben
Gedächtnis / Denken / Verstehen
emotionaler
Einstieg;
Klares Ziel
Hören, Erleben, Nachvollziehen
an Bekanntes anknüpfen, viele
unterschiedl. Informationen bieten,
selbständig Lösungen finden lassen
Neuanwenden
Lerntheoretischer Ansatz
Musik erfahren, erleben
(Schüler- und Handlungsorientierung)
Musik verstehen
Musik anwenden
(Kognitionsorientierung)
(Kreativorientierung)
Literaturliste „Lernen“
Angermeier / Bednorz/Schuster:
Lernpsychologie
Reinhardt Verlag, München, 1991
Blakemore / Frith:
Wie wir lernen
Was die Hirnforschung darüber weiß
„The Learning Brain“
Lessons for Education, Oxford
Deutesche Verlagsanstalt, München, 2006
Ernst, Anselm:
Lehren und Lernen im
Instrumentalunterricht,
Verlag Schott, Mainz, 1999
Grimmer, Frauke:
Wege und Umwege zur Musik
Verlag Bärenreiter, Kassel, 1991
Gruhn, Wilfried:
Der Musikverstand
Georg Olms Verlag, Hildesheim, 1998
Hüholdt, Jürgen:
Wunderland der Lernens
Verlag für Didaktik, Berlin, 1995
Jourdain, Robert:
Das wohltemperierte Gehirn
Spektrum Akademischer Verlag
Heidelberg 2001
Meyer, Hilbert:
Unterrichtsmethoden Band II
Cornelsen Verlag, Frankfurt am Main,
1987
Petrat, Nicolai:
Psychologie des Instrumentalunterrichts
Bosse Verlag, Kassel, 2000
Rheinberg, Falko:
Motivation
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 1995
Schwarzenbach, Peter/
Bryner-Kronjäger, Brigitte:
Spitzer, Manfred:
Üben ist doof
Verlag Im Waldgut, Frauenfeld, 1988
Musik im Kopf
Verlag Schattauer, Stuttgart, 2002
Spitzer, Manfred:
Lernen
Spektrum Akad. Verl., Heidelberg, 2003
von Cube, Felix:
Fordern statt verwöhnen
Verlag Piper, München-Zürich, 1995
Thompson, William Forde.
Music, Thought, And Feeling; Oxford
University Press, Oxford 2009
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