Ausgewählte Grundlagen des musikalischen Lernen Manfred Spitzer: „Ein guter Lehrer wird Geschichten erzählen. Geschichten treiben uns um, nicht Fakten. Geschichten enthalten Fakten, aber diese Fakten verhalten sich zu den Geschichten wie das Skelett zum ganzen Menschen. Einzelheiten machen nur im Zusammenhang Sinn, und es ist dieser Zusammenhang und dieser Sinn, der die Einzelheiten interessant macht.“ Nun geht es im Iu- Unterricht natürlich nicht primär um das Vermitteln von Fakten, trotzdem wird das Thema „Geschichten“ und das was sich dahinter verbirgt, das Bilden von Kategorien und die Ansprechbarkeit der Gefühle, noch vielfältig begegnen. - - - Zum musikalischen Lernen ist der momentane Erkenntnisstand noch recht dürftig Neue Erkenntnisse sind im Zusammenhang mit der schnell voranschreitenden Hirnforschung zu erwarten, bringen aber immer nur Bruchstücke an Erkenntnissen Die Wissenschaft schaut in der Regel immer auf kleine Teilbereiche – Lernen ist aber ein sehr komplexer Prozess, wo viele Puzzlesteine ineinander greifen Übersicht Methodische Vorangehensweise: 1. Ausgewählte psychologische und pädagogische Grundlagen zum Lernen allgemein • Begriff • Gedächtnis • Aufmerksamkeit • Emotionen • Motivation • Erfahrung - soziales Umfeld 2. Musikspezifische Lernfelder • Hören, Singen • Rhythmus • Bewegung / Koordintion • Ausdruck -2• • • • • • • Spieltechnik Interpretation Blattspiel Improvisation Komposition Musiktheorie Musikgeschichte 3. Grundlagen musikalischen Lernens • Wahrnehmen und Verstehen 4. Methoden im Unterricht • Imitationsverfahren • Entwickelndes Verfahren • Entdeckendes Lernen • Polyästhetischer Ansatz 5. Ausgewählte Erkenntnisse zum Üben 6. Förderung von Lernprozessen 7. Planung und Analyse von Unterricht Allgemeine Aspekte zum Lernen - - Lernen ist ein sehr komplexer Prozess: Er ist zunächst ganz allgemein ein Prozeß der Wechselwirkung zwischen Mensch und Welt, in welchem weder der Mensch noch die Welt starr festgelegt sind: „Genetische Programmierung allein reicht z.B. für eine normale Gehirnentwicklung nicht aus. Gebraucht werden auch Umweltreize.“ (Blakemore / Frith, 2006) Die Umwelt wirkt auf uns ein und wir reagieren darauf, indem wir Kompetenzen (individuell unterschiedlich) entwickeln, um die Anforderungen dieser Umwelt zu meistern. Im Zusammenhang mit dem Lernen stehen also immer Ergebnisse bzw. Veränderungen. Das Gehirn lernt immer, denn es kann nichts besser und es tut nichts lieber; Lernen und Lernergebnisse (Jeder Bankreihe eine Form zum Nachdenken zuwerfen - soziales Lernen (Ergebnisse erfragen)– neue Verhaltensweisen – Kommunikation und Interaktion notwendig -3- - - - - Aneignung von Informationen, Erwerb von Kenntnissen, Entwicklung von Wissen, Warum braucht man Wissen? (Verstehen, Kombinieren)Was hat sich heute verändert? wichtig heute: Selektion von Informationen, Wissen, wo Inf. zu finden sind; Zusammenhang von Können und Wissen – wir können viel mehr als wir wissen; wir können sprechen, wissen aber nicht immer die genauen grammatikalischen Regeln, beim Lernen eines Instrumentes wird mehr Können vermittelt als Wissen; besonders eindrucksvoll ist das im Gesangsunterricht, denn dort wird Technik meist bildhaft vermittelt: „Sing so, als ob du gähnst, stell dir vor, du lässt ganz langsam die Luft aus einem Luftballon heraus... Üben - Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten – graduelles Lernen, benötigt Langsamkeit und Struktur (oft haben intelligente, begabte Menschen damit ein Problem, weil sie schneller begreifen, also sprunghaft lernen und es für sie problematisch ist, kontinuierlich, z.B. langsam aufbauend zu arbeiten; Aneignung von Auswahlverfahren und deren richtige Anwendung; Was heißt das konkret? Welche Technik des Übens ist bei diesem konkreten Stück sinnvoll? Ethisches Lernen - Motive und Einstellungen; entwickelt sich spät, erst in der Adoleszenz. Das heißt nicht, dass Kinder nicht schon bestimmte Verhaltensregeln begreifen, oder z.B. kein Mitgefühl haben, sondern es geht hier um sehr komplexe Wertevorstellungen. Spitzer lesen: Lernen S.356 Indirektes Lernen: wird durch die Umwelt herausgefordert – Problemlösen – Beispiel Milka Hase Direktes Lernen: wird vom Lehrer inszeniert Direktes Lernen ist auch an die Entwicklung gebunden. -4Ausgewählte physiologische Aspekte: • Das Gehirn ist eines der komplexesten Systeme des Universums, und obwohl wir nach und nach immer mehr darüber erfahren, sind wir von einer genauen Kenntnis seiner Funktionsweise immer noch weit entfernt. • Alle kognitiven Funktionen werden von der Großhirnrinde gesteuert; • Die Großhirnrinde umschließt das Mittel- und Kleinhirn • William Calvin beschreibt die Größe der menschlichen Großhirnrinde (Cortex) folgendermaßen: Der menschliche Cortex würde ausgebreitet die Fläche von vier DIN A4 Bögen bedecken, der eines Schimpansen etwa einen Bogen, der einer Ratte etwa eine Briefmarke. • Der men. Cortex enthält etwa 100 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die vertikal, teilweise auch horizontal über Axone (Axon: langer Fortsatz der Nervenzellen, dient der Erregungsleitung; Das Axon endet in einer Synapse, in der dann bei ausreichender Erregung die Übertragung auf die nächste Nervenzelle erfolgt) und Dendritten (fein verästelter Proroplasmafortsatz von Nervenzellen) miteinander verbunden sind. Jedes Neuron verfügt über etwa 10000 Synapsen, die ein dichtes Netz von insgesamt etwa 200 Billionen Verbindungen herstellen, über die sich die Nervenzellen gegenseitig erregen oder hemmen können. • Gruhn bezeichnet dieses dichtet Netz von Verschaltungen als Hardware • Die Weiterleitung von Reizen erfolgt also über Synapsen, die Informationen durchlassen oder hemmen können. (Hemmung besonders wichtig, Schutz vor Überlastung) • Jeder Vorgang in unserem Bewusstsein, ein Gedanke, eine Empfindung, eine Wahrnehmung, kann als ein Aktivitätsfluß in neuronalen Bahnen vorgestellt werden. • Nervenzellen reagieren nicht nur auf äußere Reize, sondern besitzen auch ein Eigenleben; • Auch in Ruhe sind die Nervenzellen nicht passiv und untätig! In jeder lebenden Zelle treten spontane Nervenimpulse auf. Manche große Zellgruppen erhalten auch ohne spezifische Reize eine organisierte Aktivität aufrecht. Manche Zellen feuern sogar mehr, wenn sie nicht angeregt werden und reduzieren ihre Aktivität, sobald ein Reiz erfolgt. Und manche Gehirnzellen sind während des Schlafes aktiver als im Wachzustand. • Beim Neugeborenen sind die Nervenzellen wie ein gleichmäßiges, dichtes Netz verbunden, das Impulse in alle Richtungen weiterleitet. Bis zum 2. -5Lebensjahr nimmt die Zahl dieser Verbindungen (Synapsen) zu. Mit dem Prozess des Lernens, hier verstanden als Häufung der Impulse in bestimmten Bahnen, verstärken sich die Synapsen. Die weniger genutzten verkümmern. Je vielfältiger die Anregungen sind, desto komplexere Strukturen bilden sich. (Abb. Gruhn, S.48) • Dieser Prozess ist im Wesentlichen mit der Pubertät abgeschlossen; danach steht dem Lernenden weitgehend nur das bis dahin gebildete Netz zu Verfügung. • Die neurobiologische Grundlage für das Lernen liegt also in neuronalen und synaptischen Veränderungen. • Der Cortex gliedert sich in vier größere Lappen: frontal, temporal (zur Schläfe gehörig), parietal (seitlich zum Scheitel gehörig), okzipital (zum Hinterkopf gehörig), die zusammen jeweils eine Hemmisphäre bilden. • Beide Hemmisphären sind durch einen Verbindungsstrang verknüpft, der eine Übertragungskapazität von vier Milliarden Impulsen pro Sekunde hat. • Die synaptischen Verbindungen bauen sich allerdings erst im frühen Kindesalter auf und nehmen bei entsprechend anregenden!! Umweltbedingungen (wie schon gehört) dramatisch zu, können sich auch bis ins Alter noch erweitern und immer wieder verändern. • Forschungsergebnisse haben bewiesen, welche enorme Bedeutung dabei Anreizen in einem frühen Entwicklungsstadium zukommen, weil die Bildung der corticalen neuronalen Strukturen nicht allein einem genetischen Programm folgt, sondern wesentlich auch der Stimulation durch Außenreize bedarf, damit sich neuronale Verbindungen aufbauen und entwickeln können. Spiegel S.92 • Man kann also unter diesem Blickwinkel Lernen beschreiben als einen Prozeß des Aufbaus von Repräsentationen in Netzen und Karten im Gehirn, in deren Bahnen und Pfaden die kognitiven Prozesse ablaufen. solche Karten und Netze liegen aber nicht ein für alle mal fest, sondern unterliegen einem flexiblen Anpassungsprozeß. (Gruhn S.49 lesen) Lernarten: es gibt eine große Vielfalt, stelle nachfolgend nur eine Auswahl vor! 1. Klassisches, instrumentales und operatives Konditionieren: ReizReaktionsmuster (Pawlow): ein neutraler Reiz erhält eine Bedeutung durch einen neuen Reiz, der zu einem Reflex führt; (Prinzipien von Belohnung und Bestrafung, um Verhaltensänderungen zu bewirken) Lernanreiz (Verb. zur Motivation, intrinsisch wichtig!) -62. Kognitives Lernen – Musik verstehen – Lernen durch Einsicht 3. Lernen durch Wiederholung- motorisches Lernen Motorische Leistungen erlangen im Vergleich zu geistigen Lernprozessen durch besonders viel Wiederholungsprozeduren eine größere Stabilität; (wird beim Thema Üben noch näher betrachtet) 4. Wahrnehmungslernen – Hören und Erleben 5. Lernen durch Nachahmung: Lernen durch Beobachtung grundsätzliches Unterrichtsprinzip bedeutet nicht, dass Lernstoff unkritisch und unreflektiert übernommen wird 6. Assoziatives Verketten – Interpretation; Denken heißt vor allen Dingen: Verknüpfung von Information 7. Begriffliches Klassifizieren – Interpretation 8. Entdeckendes Lernen – stellt die höchsten Anforderungen an selbstiniziiertes Lernen - Problemlösen 9. Problemlösen – Improvisation, Komposition Faktoren, die das Lernen beeinflussen: 1. Begabung: Individuelle Unterschiede treffen auf eine förderliche bzw. hemmende Umgebung. Begabungserkennung wichtig für die Entwicklung und Entfaltung. 2. Emotionen: Große Bedeutung für die Intelligenzentwicklung und das Lernen Emotionen haben eine Stärke (viel-wenig) und eine Valenz (gut-schlecht). Große Bedeutung für das Lernen – negative wie positive Gefühle. Negative Gefühle prägen sich allerdings sofort intensiv ein. Das hat auch verhaltensbiologische Ursachen. Wenn Sie im Wald stehen und es raschelt im Gebüsch und sie sehen für den Bruchteil einer Sekunde einen Tiger oder Löwen, dann werden sie sich nicht hinsetzen und erst mal überlegen, wie könnte ich jetzt dieses Problem lösen, sie reagieren sofort. Tiger kommt von links, sie laufen nach rechts. Dieses Verhaltensmuster hat seinen Sinn, sonst hätten unsere Vorfahren nicht überlebt. Angst aktiviert uns also zum Handeln nicht zum Denken. Sie können ein Kind auch mit Drohung und Angst zum Üben bringen, was allerdings dabei übrig bleibt für das Kind ist die Kombination: Üben = negative Erfahrung, wenn möglich vermeiden. Und noch schlimmer: Musik wird negativ -7besetzt. Für das Lernen ist Angst insofern auch schädlich, da Angst die Gedanken einengt, sie werden unter großem Stress z.B. nicht kreativ sein, logisch, Angst hat ja denn Sinn, das Sie schnell handeln und nicht erst überlegen, wie gesagt, tiger von rechts, sie laufen nach links. Ohne angst werden die Gedanken freier, offener und weiter. 3. Und wieder komme ich auf die eingangs erwähnten Geschichten. Spitzer schreibt; Was den Menschen umtreibt sind Gefühle, Geschichten und andere Menschen. 4. Intelligenz: • Intelligenz besteht aus 2 miteinander zusammenhängenden Fähigkeiten: der Fähigkeit, Intentionen und Ideen zu erzeugen, und die Fähigkeit, diese Schöpfungen in einen logischen oder analytischen Rahmen zu stellen. • Intelligenz umfasst auch die Fähigkeit, dieses Verstehen symbolisch auszudrücken, also Erklärungen zu finden, wie und warum etwas so oder so gemacht wird. • Bezug zur individuellen Begabung: Wenn man Kindern Aufgaben stellt, die ihre Fähigkeiten übersteigen, verlieren sie ihr Selbstvertrauen, ihre Begeisterung und damit auch das Interesse. 5. 6. 4. 5. 6. Alter: Entwicklungsbesonderheiten Umweltangebote Motivation – wird noch gesondert herausgestellt Gedächtnis, Konzentration, Aufmerksamkeit Biorythmus: Erkenntnisse zu unterschiedlichen Typen, Lärchen oder Eulen Gedächtnis: - Sensorisches Gedächtnis; Ultrakurzzeit- , Kurzzeit-, und Langzeitgedächtnis 1. Das sensorische Gedächtnis ist die erste Station, in der sämtliche Informationen von außen eintreffen: ein wahrnehmbarer Reiz trifft auf eine Sinneszelle, die ihn in Form eines elektrischen Erregungsimpulses an eine Nervenzelle und ihre Nervenfaserendung, die Synapse weitergibt. 2. Dort werden sie aber nur kurze Zeit – etwa zwei Zehntelsekunden langaufbewahrt und stehen zur Weiterverarbeitung zur Verfügung. Wenn der verfügbaren Information jedoch keine Aufmerksamkeit zugewandt wird, verschwindet sie rasch wieder und steht dem Gedächtnis nicht mehr zur Verfügung“ -83. Weiterleitung der Informationen in das Ultrakurzzeitgedächtnis (Arbeitsgedächtnis). Es ist darauf angelegt, Informationen etwa 10 Sekunden lang aufzubewahren. Das Arbeitsgedächtnis hat auch eine Art Vermittlerfunktion zwischen dem Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Speicherkapazität hängt von versch. Faktoren ab: Interesse, Motivation, Erfahrungen, Emotionen (Bedeutungsgehalt für die Person) 4. Wenn wir einer Sache, einem Reiz Aufmerksamkeit zuwenden, wandert die Information in das Kurzzeitgedächtnis. 5. Begriff: Aufmerksamkeit: Zustand gerichteter Wachheit; willkürliche oder aktive Aufmerksamkeit; unwillkürliche oder passive Aufmerksamkeit; 6. Wenn man eine Telefonnummer erfragt, merkt man sie sich gewöhnlich lange genug, um sie zu wählen, aber nicht viel länger. In der Regel kann der normal begabte Erwachsene 7 Teile behalten, dann wird es schwierig, es sei denn es ergibt sich ein spezifischer, oder auch individueller Sinnzusammenhang. Beispiel: ich packe in meinen Koffer..................oder lange Telefonnummern 0043 662 ........diese Art der Organisation des Merkstoffes bezeichnet man als Aufteilung. Dieser Vorgang spielt eine große Rolle beim Einprägen. Für musikalisches Lernen also auch das Verstehen und das Bilden von Gruppierung wichtig. Beispiel: Schiff auf dem Meer 7. Der elektrische Erregungsimpuls beginnt nun zwischen den Synapsen verschiedener Nervenzellen zu kreisen. Er kreist in bestimmten, sich wiederholenden Bahnen im Netzwerk der Nervenzellen und hinterlässt dabei charakteristische molekulare Spuren, die sich chemisch im Gehirn einprägen. Die zunächts noch nicht fest zusammengeschalteten Nervenbahnen festigen sich dabei; es entstehen solide Verbindungen, sogenannte „Engramme“ Interessant auch die Bedeutung von Schlaf. Unser Gehirn ist im Schlaf nicht inaktiv. Wenn man etwas vor dem Schlafen lernt oder sich mit einem Problem beschäftigt, wird das im Schlaf verarbeitet und man kann am nächsten Morgen, dieses Problem viel besser lösen. (Beispiel: Experiment Matheaufgabe) Es macht Sinn, ein schwieriges Stück z.B. vor dem Schlafengehen geistig durchzuspielen, wenn man es im Gedächtnis verankern will. 8. (bleibende Veräderung der Gehirnsubstanz durch Reize). Sie bilden unser Langzeitgedächtnis. Lernen braucht Zeit! Lernen benötigt immer wieder neue Anregungen! 9. Geistige Inaktivität kann auch wieder zum Abbau bestehender synaptischer Verbindungen im Gehirn führen. Durch geistiges Training kann das verhindert werden bzw. es können auch im Erwachsenenalter noch neue Verbindungen aufgebaut werden. -9Das Gedächtnis steht in Verbindung mit der Tätigkeit: 1. Motorisches Gedächtnis: Bedeutsam für Automatismen 2. Emotionales Gedächtnis: prägt unser Verhältnis, unsere Einstellung zur Musik 3. Bildhaft anschauliches Gedächtnis 4. Verbal-logisches Gedächtnis Gedächtnis steht auch in Verbindung mit dem Temperament (Qualität von Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis) Lerntypen - - visueller Sehtyp auditiver Hörtyp audio-visueller haptischer Fühltyp olfaktorischer (geruchsorientierter) abstrakt-verbal (durch Begriffe und Begrifferhebungen Lernender) personenorientierter Typ der Einsicht- bzw. Sinnanstrebende verbaler Typ (Hühold, S.248) Entwicklung ist immer auch Selbstfindung. Auch beim Lernen muss man selbst herausfinden, welche Strategien passen. Was bedeutet das für den Unterricht? Lernen lernen Für Auswendiglernen immer Verbindung von unterschiedlichen Gedächtnisarten wichtig. Beim Lehren immer an Bekanntes anknüpfen und eine verständliche Sprache benutzen. An allen Lernvorgängen sollten möglichst viele Sinnesorgane und damit Eingangskanäle beteiligt sein! Emotionen motivieren, entwickeln Neugier und Spaß beim Lernen und sind damit auch verantwortlich für die Verankerung im Langzeitgedächtnis. Lernen muss an der eigenen Erfahrung und den eigenen Interessen anknüpfen. Lernen wird besonders effektiv durch eigenes Entdecken, Problemlösen also. Lernen braucht Zeit und immer wiederkehrende Verknüpfungen in möglichst neuen Bedeutungszusammenhängen, um eine Aktivierung, also z.B. auch Neugier, hervorzurufen. Die beiden Hirnhälften Links Rechts Rationales Denken Phantasie Intuition Logik Farben Begriffe, Quantitäten Formen Abstrahieren Klänge Bedarf nach Ordnung, Struktur Mustererkennung Analysieren Ganzheitliches Denken Abwägen Räuml. Wahrnehmung Methodische Vorangehensweise: Ausgewählte psychologische und pädagogische Grundlagen zum Lernen allgemein • Begriff • Gedächtnis • Aufmerksamkeit • Emotionen • Motivation • Erfahrung - soziales Umfeld Musikspezifische Lernfelder • Hören, Singen • Rhythmus • Bewegung / Koordintion • Ausdruck • Spieltechnik • Interpretation • Blattspiel • Improvisation • Komposition • Musiktheorie • Musikgeschichte Grundlagen musikalischen Lernens • Wahrnehmen und Verstehen Methoden im Unterricht • Imitationsverfahren • Entwickelndes Verfahren • Entdeckendes Lernen • Polyästhetischer Ansatz 8. Ausgewählte Erkenntnisse zum Üben 9. Förderung von Lernprozessen 10.Planung und Analyse von Unterricht Motivation – Leistungsmotiavation „Menschliche Handlungen, ob sie den Kampf mit dem Riesen betreffen oder die Handhabung eines Instrumentes hängen nicht nur davon ab, wie begabt jemand ist. Sie sind wesentliche von motivationalen Faktoren beeinflusst, die bei gleichem Begabungsniveau große individuelle Schwankungen in der Qualität einer Ausführung der Tätigkeit bewirken. Fähigkeitsausstattung und Motivation stehen in einem Wechselverhältnis.“ (de la Motte-Haber, 1985, S.346) Motivation leitet sich ab von dem lateinischen movere – bewegen. In der pädagogischen Psychologie wird damit ein Zustand des Organismus beschrieben, der die Richtung und Energetisierung des aktuellen Verhaltens beeinflusst. Motiv • • • • • • Innerer Beweggrund des Handelns; Stabile Persönlichkeitseigenschaft; Wechselwirkung zwischen Mensch und Aufgabe Primäre Motive (physiologischer Natur) Sekundäre Motive (gehen auf psychologische Prozesse zurück) Ein sekundäres ist z.B. die Leistungsmotivation: der Begriff beschreibt die Richtung und Stärke des Leistungsverhaltens und auch Motive für ein solches Verhalten, wie z.B. gesellschaftliche Anerkennung, materieller Gewinn, Macht u.s.w. Drei grundlegende Motive bestimmen zunächst verhaltensbiologisch unser Handeln: • Leistung: „Du bist gut!“; Leistungsmotivierte wollen sich selbst perfektionieren; • Macht: „Du bist der Chef“; Machtmotivierte wollen sich anderen Menschen überlegen fühlen; • Anschluss: „Ich mag dich“, Anschlussmotivierte wollen geliebt werden; Motive sind mit Emotionen verbunden, z.B. Machtvotiv mit dem Gefühl der Stärke, Leistungsmotiv mit Stolz. -2Extrinsische und intrinsische Motivation Extrinsisch: • Tritt nicht spontan auf, sondern wird durch Aufforderung in Gang gesetzt, deren Befolgung eine positive Konsequenz erwarten lässt; • Zielen meist auf Sicherheit und Anerkennung in der Gesellschaft Intrinsisch: • Prototyp selbstbestimmten Verhaltens, • Beinhaltet Neugier, Spontaneität und Explorationswille; • Intressenbestimmte Handlung, deren Aufrechterhaltung keiner äußeren Anreize bedarf; Bedeutung der intrinsischen Motivation 1. Beschäftigung als solche ist interessant; Interesse liegt in der Sache selbst verborgen; 2. Flow-Erlebnis: Man geht in einer Sache so auf, dass man jegliches Zeitgefühl vergisst, die Arbeit selbst wird als Genuss erlebt, Körperwahrnehmungen werden z.B. ausgeschlossen, Aufmerksamkeit und Bewusstsein sind ausschließlich auf die Tätigkeit gerichtet; Bedingung: Interesse, Anforderungen und Fähigkeiten stehen im Gleichgewicht, Bedeutsamkeit vom Problemlösen. 3. Man will die Aufgabe unbedingt lösen, kann nicht aufhören an sie zu denken und darüber nachzudenken. (Beispiel Mathematikaufgabe) 4. Gefühle sind sehr wichtig, die diesen Prozess begleiten: Spannung liegt in der Aufgabe, Erlebnis, dass Anstrengung mit Lust verbunden ist! Gelernt wird nicht einfach alles, was auf uns einstürmt, sondern das, was positive Konsequenzen hat. 5. Intrinsische Motivation ist stark mit Selbständigkeit verbunden; 6. Intrinsische Motivation braucht keine äußere Verstärkung, Forschungen haben gezeigt, dass Belohnung diese manchmal sogar verhindern kann; („Gehirn und Geist“; Nr.10; 2009 – S.25) -3Bedeutung des Willens 1. Wille steht in enger Beziehung zu unseren Wünschen; 1. Wünschen wird erst zu Wollen, wenn wir die feste Absicht haben unser Vorhaben zu verwirklichen; 2. Denken ist immer mitbeteiligt; 3. Überlegungen, wie unsere Wünsche zu realisieren sind, man wägt ab, denkt über mögliche Schwierigkeiten nach, überlegt Realismus der Wünsche; 4. Lernprozess: verbunden mit z.B. dem Aufschub von Bedürfnissen: von Cube: Fehlverhalten aufgrund von Verwöhnung: „Dem verwöhnten Kind werden alle Wünsche sogleich erfüllt, ohne dass es eigene Aktivitäten und Phantasie entfaltet, Mühe und Anstrengung aufbringt, es kennt keine „Durststrecke“ zwischen Wunsch und Ziel. Kind muß im Prozeß der Entwicklung erleben, dass Anstrengung sich lohnt. 5. Willensanstrengungen sind notwendig bei Überwindung von Angst 6. Beziehung zur Motivation: Die Motivationsstärke legt vermutlich die Obergranze dessen fest, was man willentlich an Anstrengung, Anspannung und Ausdauer zu investieren bereit ist. Ausgewählte pädagogische Grundlagen 1. Die Entwicklung des Menschen wird ganz stark von seiner persönlichen Motivation getragen. 2. Beruflicher Erfolg hängt nur bedingt mit Begabung zusammen, Motivation ist ein wichtiger Faktor. 3. Durch Motivation werden solche Fähigkeiten herausgefordert, wie Anstrengungsbereitschaft, Konzentration, Ausdauer, Frustrationstoleranz. 4. Motivation steht in engem Zusammenhang mit der Persönlichkeit in Wechselwirkung mit der Umwelt 5. Das Aha-Erlebnis • Freude am Lernen: Hühold Beispiel S.23 – Freudlosigkeit – Angst und schlechte Noten; Freude – Erfolg – Mobilisierung ungeheurer Energien; • Erfolgserlebnisse können zu Schlüsselerlebnissen werden: Manfred Spitzer: „Gelernt wird nicht einfach alles, was auf uns einstürmt, sondern das, was positiver Konsequenzen hat.“ Erfolg bringt Erfolg (Beispiel: S.34 / 35) -4• Individuelle Förderung: kann Begabungen freilegen; S. 36 / 37; Liebe, Anerkennung, einfühlsame pädagogische Betreuung: „Schule steht und fällt mit dem Lehrpersonal. Zu allen Zeiten gab es Lehrer, die lieber nicht diesen Beruf hätten ergreifen sollen. Und gerade auch die Geschichte berühmter Persönlichkeiten zeigt, wie richtig es war, dass die Eltern nicht die gesamte Erziehung dem Staat überlassen haben, sondern selbst die Initiative behielten und gegen das Versagen der schulischen Erziehung ihre Ausbildungskompetenz bewiesen haben. • Bedeutung des Lehrers: kann Initialzündungen auslösen (Beispiel S.42); Goethe beschreibt selbstkritisch: „Überall lernt man nur von dem, den man liebt!“ – Spitzer: Positive Erfahrungen bestehen für den Menschen schlechthin in positiven Sozialkontakten. Menschliches Lernen vollzieht sich immer schon in der Gemeinschaft und gemeinschaftliches Handeln ist wahrscheinlich der bedeutsamste „Verstärker“. Lehrer müssen vor allem eines können: Ihr Fach!! Begeisterung lässt sich nicht spielen, man muss selbst begeistert sein und nur dann besteht die Chance, dass der Funke überspringt. Die Person des Lehrers ist dessen stärkstes Medium! Nicht die Tafel die Kopien oder gar die Power Point Präsentation. Nicht die Medien, sondern ein vom Fach begeisterter Lehrer, der gelegentlich lobt und auch einen netten Blick für die Schüler übrig hat, bringt deren Belohnungssystem auf Trab. • Individuelle Betreuung wichtig: S.48 / 49 6. Bedeutung von Erfolg und Misserfolg • Wird in der Gesellschaft in der Regel unterschätzt. Spitzer: „Nicht der Einsatz und die Leistung eines Menschen regeln sein Gehalt, sondern der Bundesangestelltentarif. Wir verleihen Preise an den Besten und demotivieren alle anderen Bewerber.“ Damit stellt sich die Frage an den Sinn und Unsinn von Wettbewerbssituationen. Artikel „Üben und Musizieren“ 2 / 2002 • • • • Bedeutung der sozialen Bewertung Extravertierte: äußere Anreize und sachliches Interesse Introvertierte: innere Beweggründe Hochängstliche: Anspruchsdenken, beziehen soziale Bewertung auf die eigene Person, sind sozial abhängig. Wenn es gelingt die Aufmerksamkeit auf die eigene Sache zu orientieren, zeigen Hochängstliche häufig bessere Leistungen. -5• Niedrigängstliche: analysieren das Versagen, haben Selbstbewusstsein • Wichtig: Unterschiedliche Bewertung von Erfolg und Misserfolg! 7. Motivation ist stark mit der Entwicklung eines realistischen Selbstkonzeptes verbunden. 8. Persönlichkeitsspezifische Voraussetzungen sind die eine Seite – Anforderungen der sozialen Umwelt die andere Seite. 9. Wer als Kind immer mit zu hohen Leistungsanforderungen konfrontiert wurde, hat kaum die Chance, dass die Hoffnung auf Erfolg zu einem überdauernden Motiv wird. 10.Für den Unterricht bedeutet das z.B.: • Qualitäten des Schülers entdecken, Stärken herausstellen, Schwächen ausgleichen • Forderungen an der oberen Leistungsgrenze stellen: den Schüler herausfordern, aber nicht überfordern. • Die Anforderungen so gestalten, dass der Erfolg nicht von vornherein absolut sicher ist. Zu leichte Aufgaben erzeugen Langeweile. • Die Bedeutung individueller Frustrationstoleranz beachten. schwierige Aufgaben stellen, aber immer Mut machen, Begleiter sein. • Selbstbewusstsein fördern: Kompetenzen herausstellen • Eltern zum Loben und zur Anerkennung motivieren. 11.Für die Entwicklung der Selbstbewertung und des Anspruchsniveaus ist die Bewertung der Tüchtigkeit durch die Eltern und durch den Lehrer entscheidend. 12. Insbesondere dem Lehrerverhalten kommt eine besondere Bedeutung zu, einmal durch die Wahl der Aufgabe, zum zweiten ist er Kontrollorgan für den Erfolg. 13. Kompetenz ist für die sichere Bewältigung einer Aufgabe unerlässlich: Wenn ich das Gefühl habe, dass ich eine schwierige Passage nicht siche beherrsche, werde ich ängstlich. Was zu Hause vielleicht nur ab und zu gelingt, klappt noch weniger beim Lehrer.... 14.Selbständigkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor: Das Selbermachenwolllen ist sozusagen der Vorläufer der Leistungsmotivation. Entscheidend ist allerdings die Angemessenheit der Aufgabe. Wird ein Kind zu früh mit Selbständigkeit konfrontiert, kann das zu Ängstlichkeit führen. (Nicht zu früh selbständiges Üben. Langsame Entwicklung und unter Anleitung) -615.Bedeutsam für die Entwicklung der Leistungsmotivation ist auch die Nachahmung. Das Leistungsdenken und –handeln wird z.B. auch von den Eltern vorgelebt. Hochmotivierte Kinder besitzen in der Regel auch hochmotivierte Eltern. Bedeutsam für die Unterrichtsgestaltung ist innerhalb der Motivationstheorien auch die Kenntnis der Bedürfnishierarchie nach Maslow. Maslow geht von einer Bedürfnispyramide aus: Bedürfnispyramide von Maslow und deren Berücksichtigung im Unterricht 1. Physiologische Bedürfnisse • Sichert das Überleben; • Im Unterricht Acht geben auf allgemeines Wohlbefinden; • Unterrichtszeit altersgemäß legen; 2. Sicherheitsbedürfnis • Suche nach Geborgenheit, Stabilität, Schutz, Angstfreiheit, Struktur, Gesetz, Grenzen; • Berechenbares Unterrichtsverhalten; • Sicherheit ausstrahlen; • Bedeutung von Ritualen und Wiederholungen; • Soziale Kompetenz; • Klares konsequentes Verhalten; 3. Zugehörigkeitsbedürfnis • Sehnsucht nach Gruppenzugehörigkeit, Gemeinsamkeit mit anderen Menschen; • Bildung von Ensembles fördern; • Gemeinschaftserlebnisse kreieren; • Gruppenzusammensetzung beachten; 4. Geltungsbedürfnis • Genereller Wunsch nach Wertschätzung; • Wahrnehmen und Mitteilen der Fähigkeiten und Fortschritte; • Gespräche über Ursachen vor Erfolg und Misserfolg; • Erfolgreiche Vorspielsituationen kreieren; -75. Das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung • Steht in Interaktion mit dem Selbstwerden Bedeutung von Neugier für die Motivation 7. Neugier ist ein Wesenszug des Menschen. Felix von Cube (ein Verhaltensforscher) beschreibt Neugier gar als Trieb: • Neugier als Reiz hängt vom Bekanntheitsgrad der Neuigkeit z.B. ab. Dabei gilt, dass der Neuheitsgrad vor allem in einer mittleren Region aktiv ist. Ist es schon zu vertraut, ist es langweilig, ist es zu fremd, flößt es Angst ein. • Neugier wird aber auch durch Unbekanntes herausgefordert. • Chrarakteristisches Merkmal des Neugiertriebes ist die Risikobereitschaft. (Personenabhängig) • In einer natürlichen Umwelt wird der Neugiertrieb laufend abgerufen. Die Veilfalt z.B. der Natur und deren Gefährlichkeit bildet für den Menschen ein unerschöpfliches Repertoire an Neuem • Gegenwärtige Umwelt eher reizarm. Daher wichtiger Aspekt Neugier herauszufordern im Unterricht. • Bedeutung der Literaturauswahl, aber auch kreativer Aspekte, wie Improvistion und Komposition. Bedeutung von Leistungsanforderungen 1. Leben in der Wohlstandsgesellschaft hat zu permanenter Verwöhnung geführt; 2. Wir erreichen vieles, ohne uns anstrengen zu müssen; (Kind in Russland, Kind in Deutschland-Instrumentalspiel) 3. Für die menschliche Natur ist der Traum vom Schlaraffenland eigentliche ein Alptraum. 4. Ziele fordern Anstrengungen heraus, dabei wird oft nicht das erreichte Ziel als lustvoll erlebt, sondern der Weg zum Ziel; 5. Bedeutung für den Unterricht: Schaffung von Höhepunkten, Erfolgserlebnissen, Termine setzen, die einen gelinden Druck ausüben! -8Motivation und Lernen Dem Lehrer kommt eine besondere Bedeutung zu: „Die Person des Lehrers ist dessen stärkstes Medium!“ (lesen Spitzer S.194) Lehrer muss selbst für Musik brennen; Er muss Interesse an anderen Menschen haben; Er muss sachorientiert sein; Menschliche Wärme und die Fähigkeit Zuwendung auch auszustrahlen sind wichtig; Gestaltung von Vortragsabenden 1. Individuelle Besonderheiten berücksichtigen (Hochängstlich – Mißerfolgeorientiert; Niedrigängstlich – Erfolgsorientiert 2. Elternsituation berücksichtigen /stehen mit ihren Kindern im Licht der Öffentlichkeit, sind meist aufgeregter als die Kinder selbst) 3. Raumgestaltung, Bühnengestaltung 4. Themenwahl (Beispiel: Klavierschule, Flötenschule) 3. Lehrveranstaltung Musikspezifische Lernfelder Unterricht wird generell geprägt durch Ziele und Inhalte. Inhalte können sich über verschiedene fachrelevante Teilbereiche definieren. Im Instrumental- und Gesangsunterricht ergeben sich diverse Teilbereiche aus den spezifischen Zielen, wie Instrument oder Singen lernen, aber auch aus den Betrachtungen zur musikalischen Begabung und was man grundlegend unter „Musikalität“ versteht. Dadurch kommt auf unterschiedliche Teilbereiche, die zunächst eigenständig sind, aber im Unterrichtsprozess eine Interaktion vollziehen sollten. Ich möchte in dieser Lehrveranstaltung diese Teilbereiche, die hier als „Lernfelder“ definiert werden vorstellen und in der folgenden Veranstaltung zeigen, wie diese in Interaktion treten können, und damit auch einen sinnstiftenden Lernprozess in Gang setzen. Hörerziehung - - - - - Fach Gehörbildung an sich ist ein eigenständiger Bereich Es geht nachfolgend auch noch nicht um konkrete Möglichkeiten der Hörförderung im Unterricht. Das würde ich dann teilweise mit der Entwicklungspsychologie verbinden. Hörerziehung ist ein wichtiger Faktor im Unterricht Er reichtet sich einerseits nach den Besonderheiten des Instruments / Stimme (Geige, Klavier) Andererseits sollte die Gehörbildung in engem Zusammenhang mit der gespielten Literatur stehen Wir unterscheiden zunächst grob zwei Hörformen: das absolute Gehör und das relative Gehör Relatives Gehör: Intervall- und Harmoniegehör; Besitzer benötigen eine Grundtonanalyse, zu der die entsprechenden Töne und Tonverbindungen in Beziehung gebracht werden; -2Absolutes Gehör: Fähigkeit, die Höhe eines Tones zu erkennen und zu benennen, ohne einen Vergleichston zu benötigen; gibt viele Abstufungen: einige Besitzer erkennen nur Töne von dem Instrument, welches sie spielen; andere erkennen Töne in allen Klangfarben in einem bestimmten Frequenzbereich oder benötigen die Orientierung am eigenen Stimmumfang; Für die Entstehung des absoluten Gehörs werden als wesentliche Mechanismen die Prägung und genetische Faktoren diskutiert. Für die Prägungshypothese spricht, dass 95 % der Musiker mit absolutem Gehör ihre erste Gehörschulung während einer sensitiven Phase im Alter von 3 bis 5 Jahren erhalten haben. Demgegenüber entwickeln Berufsmusiker, deren Training erst im Alter von 12 – 14 Jahren begann, nur in 5 % absolutes Gehör. (Beispiel: Japan) – ev. Klavierschule zeigen. Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle: 1. 2. 3. 4. - - - - Der Zeitpunkt des ersten Unterrichts (zwischen 4 und 7 Jahren) Die Häufigkeit und die Intensität des Übens und Musikhörens Die Gewöhnung an ein bestimmtes Ton- und Klangmaterial Frühes Erlernen eines Bezugssystems, das die Einordnung und Benennung der gehörten Töne erlaubt (relative Solmisation) Streichinstrumente sind für das Hörenlernen auf jeden Fall besser als Tasteninstrumente Hörerziehung steht natürlich in engem Bezug zur Musiktheorie, da eine Musikpraxis ohne wissen um Gesetzmäßigkeiten kaum vertretbar ist. Strukturierungen im harmonischen, melodischen und formalen Ablauf können besser mit Kenntnis um deren Aufbau gelöst werden. Verbindung von sensoriellem Hören, affektiven Erleben und kognitiven Verstehen Die Integration der Gehörbildung in den Unterricht richtet sich nach unterschiedliche Aspekten: Dem Alter des Schülers, seiner Hörbegabung, den Inhalten im Unterricht (Anfangsunterricht bietet mehr Möglichkeiten, auch das Hören einmal separat zu behandeln und gezielt zu fördern; -3Musikerziehungsmethode Willems: . Intratonales Glockenspiel . Lotosflöte . Glocken - Verweis auf Instrumentalschulen und dem Sortieren nach Lernfeldern: Hören findet im Unterricht immer statt, sollte aber wenn es sinnvoll erscheint auch bewusst gemacht werden. Beispiele: 1. Der Lehrer spielt eine Melodie, der Schüler notiert graphisch den groben Verlauf mit. 2. Töne vergleichen, ordnen und finden. 3. Der Schüler singt und spielt nach Gehör Lieder. 4. Singen ist generell ein wichtiger Lernfaktor im Unterricht. Beispiel aus altem Schulbuch bringen (Tonumfang) 5. Einzelne Intervalle werden im Zusammenhang mit Spielstücken in den Mittelpunkt gestellt. 6. Unterscheidung von Dur und Molldreiklängen. (Beispiel Grundschule: Gustav Mahler, Beispiel Sek I: Dur und Molldreiklänge) 7. Melodiediktat 8. Impulse zum Transponieren 9. Erkennen des formalen Aufbaus über das Hören. Rhythmus - - Bezug zur Gehörbildung / Musiktheorie: 1. Rhythmussprache im Anfangsunterricht (Beispiel: Rhythmusstrasse) 2. Notenwerte und Taktarten 3. Zusammenhänge zwischen Metrum und Takt 4. Bedeutung der Pause (Beispiel: Pausentunnel) 5. Dirigieren Bezug zu Bewegung und Spieltechnik 1. Rhythmus und Koordination (Kommt ein Vogel geflogen) -4Körperschulung / Bewegung - - Instrumentalspiel ist eine hochorganisierte und komplizierte Tätigkeit. Bewegungsmangel ist heute ein generelles Problem: 1. Schüler müssen viel zu lange auf Stühlen schon in der Schule sitzen. 2. Zu Hause sitzen sie dann meist vor dem Computer. 3. Einseitige Belastung durch den Instrumentalunterricht kann dann sehr schnell Probleme herbeiführen. Musizieren ist also ein Geschehen, das den ganzen Organismus aktiviert. Einer intsensiven Körperschulung sind im Unterricht durchaus Grenzen gesetzt. Trotzdem gibt es natürlich auch Möglichkeiten: 1. Bewegungsabläufe immer nacheinander lernen. Niemals zuviel auf einmal fordern. Erst müssen Automatismen herausgebildet werden, ehe der nächste Schritt erfolgt. Verbindung zur Aufmerksamkeit: Aufmerksamkeit kann nicht auf viele Dinge zur gleichen Zeit gerichtet werden! 2. Das gesamte körperliche Verhalten des Schülers beobachten, nicht nur spezifische Einzelaktionen. 3. Ein großer Spiegel kann helfen, Haltungs- und Bewegungsbewusstsein zu entwickeln. (Seinen Augen glaubt man mehr.....Man denkt, man geht gerade, geht es aber gar nicht) 4. Lehrer muß ab und zu auch mal die eigene Haltung kontrollieren. 5. Vor Vorspielen auch mal den Bühnenauftritt, die Verbeugung und den Abgang üben. 6. Bei einem Instrument, das hauptsächlich im Stehen gespielt wird, sollte der Schüler recht früh lernen es auch im Sitzen zu spielen. Die Sitzfläche des Stuhles sollte keinesfalls nach hinten, sondern möglichst nach vorne geneigt sein. Der Schüler sollte auf dem vorderen Drittel der Stuhlfläche sitzen, sich nicht anlehnen, sondern voll aufrichten, seine Beine im bequemen Abstand aufstellen und mit den Füßen den vollen Kontakt zum Boden spüren. - Auch Atem hat etwas mit Körperhaltung zu tun. Im Gesangsunterricht ist das selbstverständlich. Aber auch im Instrumentalunterricht sollte da Einiges mit einfließen: 1. Singen 2. Phrasen bewusst empfinden 3. Ähnlich wie beim Gesang die Bauchatmung üben. -5Tanz und Bewegung Bezug zu Rhythmus, Spielbewegung und Koordination Bedeutung für die Körperhaltung • Bedeutung zum Musikverstehen: a. Musiktheorie: (Choreographie entspricht oft musikalischer Phrasenbildung, Lernprinzip: Vom Erleben zum Verstehen) b. Musikgeschichte: Anschaulichkeit um in eine Epoche einzusteigen Spieltechnik • Wichtig für das Erlernen des Instrumentes • Beachtung der Altersspezifik (Kind hat andere motorische Möglichkeiten als ein Erwachsener) • Keine einseitigen Fingerübungen, sondern immer mit dem Denken verbinden (selbst entwickeln lassen) • Wenn dann musikalisch gehaltvoll Etüden verwenden • Unterrichtsliteratur mit dem Schüler korrespondieren lassen: 1. Stücke selbst ergänzen 2. Aus Improvisationsideen neue Stücke entwickeln Interpretaion • Sie ist die variable Größe in einer Komposition und trägt individuellen Charakter. • Verbindung zum Musikverstehen • Bedeutung des entdeckenden Lernens: 1. Singen – Phrasenbildung 2. Bewegung – Tanz – Erfassung der Form und des Charakter 3. Viele verschiedene Angebote machen. auch abwegig erscheinende Ausdrucksvarianten ausprobieren, um die musikalische Inspiration zu schulen. 4. Lehrer und Schüler führen sich gegenseitig ihre Gestaltungsideen vor und vergleichen sie. 5. Längere Abschnitte und Phrasen mehrmals hintereinander wiederholen lassen, damit der Schüler Gelegenheit hat, angemessene Ausdruck zu entwickeln. Sich Zeit lassen. 6. Oft Literatur spielen lassen, in denen Interpretationshinweise fehlen. 7. Durch Dirigieren den musikalischen Verlauf verdeutlichen. 8. Kassettenrekorder oder Tonbandgerät für den Schüler als Hörkontrolle einsetzen. -6Ausdruck - - - - - - Die gesamte Ausdruckslehre ist seit 2000 Jahren von dem Konflikt geprägt, sowohl der unmittelbaren Macht des Eindrucks gerecht zu werden als auch Möglichkeiten der rational, analytischen Begründung zu finden. Wichtiger Bezug. Musik als Sprache (Verweis auf Folgethema Musikverstehen) Wichtiger Bezug auch zur Bewegung, um Charakter zu erfassen: empfinde ich den Ausdruck mit, vollziehe ich gar Bewegungen nach, so gelange ich zur richtigen Interpretation (vergl. de la Motte-Haber) Ausdruckverständnis ist Epochen abhängig (Barock: „Musik sei eine Nachahmung der Affekte“, Klassik: “Empfindungen in Töne ausdrücken, führ wiederum zu Empfindungen“) Bedeutung der Bildung: „Zudem erweist sich bei musikalischer Bildung das ästhetische Wohlgefallen als intensiver Faktor, der über die Stärke von Mitempfindung entscheidet.“ (de la Motte Haber, S.68) Ohne kognitive Bewertung sind viele Gefühlsschattierungen nicht denkbar. Gefühle bergen Grundüberzeugungen des Menschen in sich. Emotionen beruhen auf intuitiver Bewertung. Blattspiel Sollte einen festen Platz in der Unterrichtsmethodik einnehmen. Kann auch eine Zeitlang ein Ritual bilden. Ist ganz stark von regelmäßigem Training abhängig. Kann z.B. auch mit dem Notenlernen verbunden werden. Beispiel aus der Klavierschule zeigen! Es ist erstaunlich, was beim regelmäßigen und systematischen Blattspiel alles trainiert werden kann: 1. Konzentration 2. Reaktionsfähigkeit 3. Empfinden für einen Stil 4. Musikalisches Gedächtnis 5. Flexibilität Für die Vermittlung im Unterricht gibt Anselm Ernst folgende Hinweise: 1. Angemessener Schwierigkeitsgrad 2. Gemeinsames Spielen oder Singen vom Blatt mit dem Lehrer: „Unterbrich den Spiel nicht!. Ich spiele immer weiter. Falls du rauskommst, versuche einfach irgendwie wieder herein zu finden.“ 3. Falsche Töne zulassen: Du kannst falsche Töne spielen. Das macht nichts. Versuche nur im Rhythmus und im Tempo zu bleiben.... - -7- - Blattspiel kann die musikalischen Erfahrungen der Schüler erheblich erweitern. Kennenlernen einer breiten Formen- und Ausdrucksvielfalt. Bedeutung für Geschmacksbildung. Auswendigspielen - - - War vor der Romantik nicht gefragt Hatte seine Ursache u.a. in der Entwicklung der Spieltechnik, man musste stellenweise auf das Instrument schauen, um schwierige Passagen zu bewältigen. Macht vor allem auch im Anfangsunterricht Sinn, Verbindung zur Gehörbildung. Bezug zu Gedächtnistypen Bezug zum Musikverstehen Bezug zu motorischen Automatismen Musiktheorie - - - - Alle Inhalte, die für ein Verstehen von Musik notwendig sind (Notenlehre, Harmonielehre, Satztechnik, Formenlehre, Musikgeschichte, Instrumentenkunde) Einzelne Inhalte können einen eigenständigen Raum im Unterricht einnehmen oder sich mit anderen Lernfeldern verbinden (Notenlesen schreiben und spielen, kann auch Verbindung zur Improvistion und Komposition hergestellt werden Ansonsten auch starke Anlehnung an gespielte Literatur – Verbindung zur Interpretation Für die Schule ist Musiktheorie vor allem insofern wichtig, um den selbständigen und vor allem kreativen Umgang mit Musik zu entwickeln; Komposition und Improvisation • Entdecken von Begabungen - Komponieren ist eine Form der musikalischen Begabung. Da Begabungen bekanntlich nur in der aktiven Tätigkeit entdeckt werden können, läßt ein ausschließlich auf reproduktive Begabungen orientiertes Ausbildungskonzept wenig Spielraum zum Entdecken der kreativen Begabungsform. -8• Komponieren hat eine bedeutende Funktion auf dem Entwicklungsweg zu einem Musikverstehen. Eine musiktheoretische Ausbildung, die sich nur auf die Vermittlung starrer Regeln beschränkt, ohne sie im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte darzustellen und sie mittels der eigenen Erfindungsgabe neu zu reproduzieren, langweilt zumeist. Eine Verbindung von Verstehen und Umsetzen bzw. Neu-Anwenden führt zu einem kognitiven und emotionalen Begreifen und damit auch zu einer neuen Genußqualität beim Hören von Musik, denn Wahrnehmen und Verstehen, Fühlen und Begreifen gehen bekanntlich eine Wechselwirkung ein. • Bezug zur Interpretation und zum Auswendigspielen - Komponieren eröffnet neue Möglichkeiten der Interpretationsfindung. Durch das selbständige Nachvollziehen von Techniken und dem damit auch verbunden Verstehen eines musikalischen Aufbaus, ergeben sich neue Möglichkeiten der Interpretationsfindung. Außerdem wird z.B. ein Instrumentalstück nicht mehr als Summe von zu erlernenden Einzeltönen aufgefaßt, die das Auswendigspielen auf die Basis erübter motorischer Mechanismen stellt, sondern eine Komposition wird im Kontext ihrer Struktur, ihrer Form, ihrer Motive und Themen begriffen. • Schließlich ist Komponieren auch ein wichtiges Moment in der Auseinandersetzung mit der Welt, mit den Facetten menschlichen Lebens und mit den Besonderheiten der Gegenwart. Es kann ein Ventil innerer Auseinandersetzung sein. Das selbständige Suchen nach Darstellungs- und Ausdrucksmöglichkeiten, das Experimentieren mit dem musikalischen Material, eröffnet aber auch neue Horizonte des Hörens und damit gleichzeitig des Musikverstehens. Integration außermusikalischer Aspekte - Malen – Verbindung zum Ausdruck, Interpretation Geschichten erfinden Spielen – Üben, Vertiefen unter Einbeziehung der Emotionen Rollenspiel Sozial-kommunikative Fähigkeiten - - Gemeinsames Musizieren im Unterricht, im Ensemble, im Orchester Auf einander hören, miteinander musizieren, miteinander eine Interpretation finden; Gemeinsames Musikerlebnis, gemeinsame Bühnenerfahrung Musikalisches Lernen Musikalisches Lernen, so schreibt W. Gruhn, wird häufig mit Lernen über Musik, mit Wissen gleichgesetzt. Doch es ist zu fragen, was eher für ein wünschenswertes Verhalten anzusehen ist, die Halbtonschritte von Tonleitern und die verschiedenen Formen von Moll zu wissen, oder eine gehörte DurMelodie auch in Moll singen zu können; die Begleitakkorde zu einer gegebenen Melodie zu „hören“ oder zu wissen, aus welchen Tönen ein Dreiklang besteht. Zusammenhänge zwischen Hören-Wahrnehmen, Erleben, Erfahren, Wissen, Verstehen und Neuanwenden Lerntheoretischer Ansatz Musik erfahren, erleben (Schüler- und Handlungsorientierung) Musik verstehen Musik anwenden (Kognitionsorientierung) (Kreativorientierung) Wahrnehmen ist zunächst ganz allgemein ein Prozess der Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt (Beispiel Sonne und subj. Befindlichkeit) Für das musikalische Lernen ist das Hören als Wahrnehmungsprozess interessant Das Ohr ist das erste entwickelte Sinnesorgan – hörend werden sozusagen schon frühzeitig Informationen aus der Umwelt aufgenommen Schon in diesem Stadium also der vorgeburtlichen Entwicklung vollzieht sich musikalisches Lernen und Enkulturation, das heißt die musikalischen Grundlagen einer Kultur werden hier schon vermittelt, wobei noch keine starre Fixierung eintritt. Dazu ist der Lernprozess zu kurz. Alles, was wir hören wird sozusagen als Muster in unserem Kopf gespeichert. Nun sind diese Muster aber nicht nur einfach in ihrer musikalischen Struktur abgebildet, sondern mit Emotionen besetzt. Die Klangbilder werden mit außermusikalischen Vorstellungsinhalten in Verbindung gebracht. Je mehr musikalische Erfahrungen im Bewusstsein verankert und neuronal vernetzt sind, desto besser wird es gelingen, aus den generalisierten Mustern neue Kombinationen und Ausdrucksformen zu generieren, die im Kontext musikalischer Praxis erworben wurde.(Gruhn) Aktives Hören wird durch Antizipation (gedankliche Vorwegnahme) gesteuert. Selbst wenn wir ein Stück zum ersten mal hören, strukturieren wir es durch die Wahrnehmung von Bestandteilen, die wir schon kennen. - - - - - - - - - - In unserer Wahrnehmung orientieren wir uns immer an markanten Zeichen: dadurch z.B. festlicher Charakter, Marsch, dabei sind es ausgewählte musikalische Kennzeichen, wie Takt und Rhythmus, aber auch visuelle und emotionale Eindrücke (Beispiele Filmmusik) Wahrnehmung steht in Verbindung mit der Bewertung, mit dem Erleben! „All unsere Aktivitäten, auch das Musikhören, sind immer von wechselnden Erwartungen begleitet, die entweder bestätigt oder nicht bestätigt werden…wir nehmen Musik nur so gut wahr, wie wir das Kommende voraussagen können…(Jourdain, S.368,2001) Wahrnehmung und Erleben bilden den ersten Baustein für das Lernen, nämlich die Erfahrung! Durch die Erfahrung bilden sich intuitiv Repräsentationen im Gehirn. Wir lernen Sprache durch sprechen, die Grammatik strukturiert dann etwas, was uns intuitiv schon vertraut ist. Am Beginn des musikalischen Lernens steht die Wahrnehmung!! Diese sollte verbunden werden mit einem altersgemäßen, emotionalen Einstieg, der zu einer Erlebnis zu einer musikalischen Erfahrung gestaltet! -2Emotionen werden angesprochen, wenn man das Alter, die Lebenswelt und die Interessen der Persönlichkeit berücksichtigt. Zudem sollte die Erfahrung den Lerninhalt vorwegnehmen. Musik verstehen – Technik lernen, Struktur, Hintergrund... - - - - - - Musikalisches Verstehen bedeutet , etwas als etwas erkennen zu können, eine akustisches Ereignis als Signal, eine Tonfolge als Zeichen oder Struktur (z.B. einen Dreiklang) aufzufassen. (Gruhn) Musikalisches Lernen ist aber nicht mit „Tun“ gleichzusetzen. Imitation ist ein wichtiger Lernschritt, aber noch nicht das Lernen selbst. Kind wiederholt eine vorgesungene Melodie, das funktioniert nur durch das Kurzzeitgedächtnis. Im Instrumental- und Gesangsunterricht muss immer erst die musikalische Vorstellung gebildet werden. Kein Ton kann gespielt werden, der nicht zuvor innerlich gehört und gesungen wurde. Gruhn: Instrumentaler Anfangsunterricht, in dem nicht gesungen wird und keine körperlichen Bewegungen stattfinden, kann nicht zum musikalischen Lernen, allenfalls zum mechanischen Training führen. Musikalisches Lernen aber bedeutet, dass das, was gehört wurde, auch verstanden wurde. Diesen Vorgang beschreibt W. Gruhn als Audiation. Der Unterschied zwischen Imitation und Audiation besteht somit in der Fähigkeit, die funktionalen Beziehungen z.B. zwischen den Einzeltönen zu erfassen und auf eine mental repräsentierte kognitive Struktur zu beziehen. Dies geschieht in der Regel gar nicht begrifflich, sondern musikalisch, indem ein Intervall nicht als ein Echo verschiedener Tonhöhen imitiert, sondern als sinnvolles Beziehungsgefüge verstanden und dann wiederholt werden kann. - Bedeutung für die Methodik: Alles Neue, was wir einführen, darf sich von den bisherigen Hörvorstellungen und dem bisherigen Könnens- und Wissensstand nicht zu weit entfernen und muss über wohl überlegte Informationen eingeführt und weiterentwickelt werden! Anknüpfung an schon Bekanntes! Wahrnehmungen, die verinnerlicht werden sollen, müssen über einen sehr langen Zeitraum präsentiert werden. Beispiel: „Eh noch der Lenz beginnt – in allen Tonarten singen; Verstehen vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen -3Strukturelle Ebene: Formaler Aufbau, Harmonische Zusammenhänge bzw. Besonderheiten, ästhetische Dimension: geistiger Grundgedanke, historischer Hintergrund, biographische Aspekte des Komponisten - - Auch die Informationen sind wichtig. Sie beziehen sich aber nicht nur auf Musiktheorie, sondern auch auf Musikwissenschaft, Musikgeschichte, Ästhetik, Verständnis der kompositorischen Intention, Deutung und Interpretation. Vor dem Begriff steht allerdings die Erfahrung. Wenn man gelernt hat, zu einem Grundton einen Dominantklang zu hören und zu singen, wird es leicht sein, den entsprechenden Namen damit zu verbinden und den Klang, den man schon kennt, aufzuschreiben. Wenn man mit T-DVerbindung umgehen kann, hat man etwas für das eigene Musizieren gewonnen und kann plötzlich verstehen, was z.B. in einer Mozart-Sonate in der Ober- und unterstimme geschieht. (Gruhn) Musiktheoretische Kenntnisse stehen daher immer am Ende eines Lernprozesses. Eine Theorie ordnet und erklärt nur, was bereits erkannt ist. Regeln bestätigen nur etwas, was in der Erfahrung bereits gewusst wird. Vertiefung Neuanwendung Bedeutung von Improvisation und Komposition (beide können zur Vertiefung, aber auch als Einstieg verwendet werden) - - - - Bedeutung von Komposition, Nachvollziehen einer Technik, Verändern einer Technik Problemlösen und Neuanwenden führt zu einem vertieften Verstehen von Musik Für die Entwicklung, also auch das Lernen musikalischer Wahrnehmungsfähigkeit sind die Vorstellung, die praktische Erfahrung, aber auch das improvisatorische Spiel sehr bedeutsam. Für das musikalische Lernen ist die Improvisation besonders bedeutsam: Beispiel Gruhn S. 20 - Auch Biesenbender unterstreich die Bedeutung improvisatorischen Lernens: „Die Interpretation ist nur eine, zudem historisch relativ späte Spezialform des Musizierens, die strenggenommen erst gelehrt werden sollte, wenn der Schüler sich selber schon durch Musik ausdrücken kann. Indem wir die Musik aber praktisch ausschließlich in ihrer „Fertigform“ vermitteln, gehen wir wie selbstverständliche davon aus, das Musizieren ein mehr oder weniger mechanischer Reproduktions- und Kopiervorgang ist. -4Ebenen musikalischen Verstehens präsentieren - - Musikalisches Lernen ist ein interaktiver Prozess der Wechselwirkungen von Wahrnehmen, Erleben, Improvisieren, Gestalten, Wissen und Verstehen. Je mehr musikalische Erfahrungen im Bewusstsein verankert und neuronal vernetzt sind, desto besser wird es gelingen, aus den generalisierten Mustern neue Kombinationen und Ausdrucksformen zu generieren, die im Kontext musikalischer Praxis erworben wurde.(Gruhn) Folgen für die Methodik: Literatur komplex einführen (über das Hören, Erleben, Informationen vermitteln, Verstehen) Beispiele: Zusammenfassung 1. Alles Neue, was wir einführen, darf sich von den bisherigen Hörvorstellungen nicht zu weit entfernen und muss über wohl überlegte Informationen eingeführt werden! 2. Improvisatorisches Spielen sollte einen hohen Stellenwert insbesondere im Anfangsunterricht haben. 3. Wahrnehmungen, die verinnerlicht werden sollen, müssen über einen sehr langen Zeitraum präsentiert werden. 4. Spielliteratur /Gesangsliteratur komplex einführen (über das Hören, Erleben, Technische Übungen in Bezug zur Literatur stellen; Informationen vermitteln, Verstehen; Verstandenes wieder neu anwenden) 5. Unterrichtsziele formulieren (für einen längeren Zeitraum), Lerninhalt emotional einführen, vom Konkreten zum Abstrakten; immer wieder auf anderen und neuen Ebenen wiederholen; Methodenwechsel Selbständigkeit herausfordern! Kommunikation im Unterricht unter lerntheoretischer Perspektive Verfahren im Unterricht: • Erarbeitendes Verfahren (auffordernd, kurze, direkte Schritte, Aktivitäten des Schülers werden bewusste geführt)) (Ernst, S.84) • Darstellendes Verfahren (Information) • Aufgebendes Verfahren (durch gezielte Aufgabenstellung die Eigenreflektion herausfordern, die eigenständige Anwendung seines Wissens und Könnens. Lehrer lässt den Schüler über eine längere Zeitspanne ungestört arbeiten und greift nur gelegentlich unterstützend ein. Erkann nun genau beobachten, wie der Schüler lernt) (Ernst, S.88) • Entdeckendes Verfahren (minimale Hilfe, Selbständigkeit) (Ernst, s.89) • Modellmethode (konkret vormachen) • Dialogmethode (basiert auf Vertrauen) Überlegungen zur Gestaltung einer Unterrichtsstunde 1. Einstiegsphase • Dem Schüler Gelegenheit zur Eingewöhnung geben. • Kurzes Gespräch • Technik, Einspielübung, (muss in seiner Sinnhaftigkeit für das Folgende erkannt werden) • Improvisation 2. Erarbeitungsphase • Viele Gelegenheiten zur Selbsterfahrung bieten • Alternativen ausprobieren (entdeckendes Lernen) • Interpretation 3. Konditionierungsphase • Sicherung der Lernerfolge 4. Entspannungsphase • Gespräch • Wiederholung eines „Lieblingsstückes“ • Improvisation • Lehrervorspiel • Rezeption 5. Literaturarbeit 6. Wiederholung des neu Erlernten 6. Abschließende Phase • Mit einem Erfolgserlebnis den Lernprozess abrunden • Bedeutung von Ritualen (Blattspiel, Gehörbildung, Improvisation) Ausgewählte Erkenntnisse zum Üben (Siehe Petrat S.108) Gembris beschreibt z.B. die Entwicklung des Übens folgendermaßen: • Erste Stufe: Stufe der Aktivität (8 bis 10 Jahre) – reflexionslos und spielerisch, trägt keinen Arbeitscharakter; • Zweite Stufe: Stufe der Übernahme (11 bis 12 Jahre), Spielcharakter des Übens tritt zurück, Arbeitscharakter schiebt sich langsam in den Vordergrund; • Dritte Stufe: Stufe der Eingliederung (13 bis 14 Jahre) Trennung von Arbeits- und Spielkomponente ist vollzogen; das Üben wird in den Tagesablauf integriert und institutionalisiert sich als Arbeitstätigkeit; • Vierte Stufe: Stufe der Identifizierung (15 bis 18 Jahre) – wachsende Selbstreflexion und Identitätsbildung, eigene Ansprüche und Vorstellungen werden formuliert und nach gesteigerter Effektivität wird gesucht; - - - Üben ein Entwicklungsprozeß – Lernen lernen (Beispiel wimi, Beispiel Schiff auf dem Meer) stark von Motivation und persönlichen Zielvorstellungen abhängig, Bedeutung von Ensemblespiel; Spielfreude Üben sehr bedeutsam, denn der Unterricht findet meist nur einmal die Woche statt; Jedem Greifen soll ein Begreifen vorausgehen. Klang, Rhythmus und körperliche Lockerheit müssen in jedem Übablauf unterschiedlich betrachtet werden. Das Ganze muss zunächst in den einzelnen Teilbereichen erkannt, vertraut gemacht und kontrolliert werden, um es als einheitliche Handlung ausführen zu können. Üben, auch auf spielerische Weise, unter Einbeziehung von Musizierfreude und Freude am körperlich sensitiven Umgang mit dem Instrument, ist Grundelement aller Arbeit im unterricht. Der Schüler darf nicht allein und unvorbereitet in den Übprozess geschickt werden. Jeder Schüler muß wissen, was wie, wie viel und warum er etwas üben muss. Die zu übenden Stellen sind klar abzugrenzen. Artikel lesen! - Ein Schüler, der gelernt hat, sein Können durch Üben sicher zu vertiefen, für ihn spezifische Schwierigkeiten zu erkennen, und der außerdem weiß, wie er diese Schwierigkeiten durch Einbezug von Phantasie, Intelligenz und Gefühl bewältigen kann, wird auch ein gewisses Selbstverständnis beim Üben entwickeln. Entwicklung einer methodischen Strategie unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zum Lernen / musikalischen Lernen Festlegung von Primärzielen für einen längeren Zeitraum (Instrumental bzw. gesangsspezifische Ziele (Technik), nur 2-3 Ziele festlegen, ev. auch aus einem Bereich allgemeiner musikalischer Fähigkeiten oder der Musiktheorie) Festlegung von Sekundärzielen (Diese können den Primärzielen zuarbeiten, können aber auch als eigenständige Ziele formuliert werden.) Spieltechnik, Ausdruck und Gestaltung, Wahrnehmung (Singen, Gehörbildung), RhythmusKoordination) Musiktheorie, Formenlehre, Analyse, Musikgeschichte, Improvisation, Komposition, Polyästhetik: Tanz, Bewegung, Malerei.... (Es müssen dabei nicht immer alle Bereiche integriert werden, ist auch von den Primärzielen abhängig) Entwicklung von Einzelstunden (Unterrichtsziel entwerfen (Primär- und Sekundärziele), dabei aber flexibel bleiben, Rituale einführen (Beginn, Schlußpunkt), Lernen Motivation Wahrnehmen und Erleben Gedächtnis / Denken / Verstehen emotionaler Einstieg; Klares Ziel Hören, Erleben, Nachvollziehen an Bekanntes anknüpfen, viele unterschiedl. Informationen bieten, selbständig Lösungen finden lassen Neuanwenden Lerntheoretischer Ansatz Musik erfahren, erleben (Schüler- und Handlungsorientierung) Musik verstehen Musik anwenden (Kognitionsorientierung) (Kreativorientierung) Literaturliste „Lernen“ Angermeier / Bednorz/Schuster: Lernpsychologie Reinhardt Verlag, München, 1991 Blakemore / Frith: Wie wir lernen Was die Hirnforschung darüber weiß „The Learning Brain“ Lessons for Education, Oxford Deutesche Verlagsanstalt, München, 2006 Ernst, Anselm: Lehren und Lernen im Instrumentalunterricht, Verlag Schott, Mainz, 1999 Grimmer, Frauke: Wege und Umwege zur Musik Verlag Bärenreiter, Kassel, 1991 Gruhn, Wilfried: Der Musikverstand Georg Olms Verlag, Hildesheim, 1998 Hüholdt, Jürgen: Wunderland der Lernens Verlag für Didaktik, Berlin, 1995 Jourdain, Robert: Das wohltemperierte Gehirn Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2001 Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden Band II Cornelsen Verlag, Frankfurt am Main, 1987 Petrat, Nicolai: Psychologie des Instrumentalunterrichts Bosse Verlag, Kassel, 2000 Rheinberg, Falko: Motivation Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 1995 Schwarzenbach, Peter/ Bryner-Kronjäger, Brigitte: Spitzer, Manfred: Üben ist doof Verlag Im Waldgut, Frauenfeld, 1988 Musik im Kopf Verlag Schattauer, Stuttgart, 2002 Spitzer, Manfred: Lernen Spektrum Akad. Verl., Heidelberg, 2003 von Cube, Felix: Fordern statt verwöhnen Verlag Piper, München-Zürich, 1995 Thompson, William Forde. Music, Thought, And Feeling; Oxford University Press, Oxford 2009