Sexualitaet_Handout_Teil_2

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Sexuelle Mythen
(Glaubenssätze)
Sexualität / 2
SFU
Proseminar SS 2016
Sexuelle Leidenschaft ist auch noch nach vielen Jahren unverändert
Die Verantwortung für gelungenen Sex liegt beim Mann
Frauen sind sexuell unersättlich
Frauen sind sexuell desinteressiert
Ein Mann ist immer bereit
Zärtlichkeit ist die Einleitung zu Sex
Sex ist Geschlechtsverkehr
Der weibliche Orgasmus durch manuelle Stimulation ist kein richtiger
Orgasmus
• Gut im Bett heißt aktiv sein
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Prof. Dr. Gerti Senger
www.gertisenger.at
Sexuelle Mythen/2
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Ohne Erektion kein Sex
Männer brauchen kein Vorspiel
Sex muss spontan sein
Es gibt einen sexuellen Instinkt
Wenn man liebt, funktioniert auch der Sex
Phantasien sind Betrug
Der Orgasmus muss gleichzeitig erreicht werden
Masturbation erschwert den Orgasmus beim Koitus
Liebende masturbieren nicht
Wer liebt, begehrt keinen anderen
Je größer der Penis, desto größer die Lust
Phantasien...
• … be-fremden und halten Paarsexualität lebendig
• … sind nicht „Betrug“
• ... können das sexuelle Repertoire erweitern
• … können Ablenkung von der Ablenkung
sein
• … geben Hinweis auf sexuelle Orientierung,
Sehnsüchte und und neue Möglichkeiten
4
Sinnliche Körper-Erfahrung
„Starkstrom-Sex...
• Körperliche Selbsterfahrung / Masturbation sind
Individuationsfaktoren
• ... ist nicht Menschen vorbehalten, die über einen
jugendlichen Traumkörper verfügen. Wesentlich sind nicht
Aussehen, exotische Liebesstellungen, wie oft Sie
miteinander schlafen oder wie technisch versiert Sie sind.
• Entscheidend sind vielmehr Ihre innere Haltung, die
Verbundenheit mit Ihrem Partner, das Kultivieren der
erotischen Spannung und der Zusammenklang von Kopf,
Herz und Seele mit Ihren Genitalien.“
• Sinnliches Potential entfaltet sich eher, wenn man mit
seinem Körper eins ist
• Sexuelle Hingabe nach Aneignung des eigenen Körpers
leichter
• Dialog mit (vermeintlich) problematischen Körperzonen
wirkt versöhnlich
(Schnarch, D.)
• Be-greifen ist ein Erkenntnis-Instrument, das an den Partner
weitergegeben werden sollte
5
„Sex ist doch ganz natürlich...“
• Wenn man grundsätzlich annimmt, dass „Sex doch
etwas ganz Natürliches“ sei, erklärt man sich
sexuelle Dysfunktionen oder Lustlosigkeit letztlich
damit, dass etwas nicht in Ordnung ist.
• Richtig ist, dass Sex auf der Basis emotionaler
Intimität nicht etwas „ganz Natürliches“ sondern ein
Potential ist, das Persönlichkeitsentwicklung voraus
setzt.
Viagra für Frauen?
• Angeblich steht Viagra für Frauen vor der Zulassung.
(Flibanserin)
• Frauenrechtsgruppen in den USA warfen den Behörden
Sexismus vor
• Ist die eine effektive Wirkung von Flibanserin vorstellbar?
„Guter Sex – wie geht das?“
• „Der Präfrontalkortex (das Vorderhirn) enthält die
„Hardware“ für das komplexe Selbstempfinden und für ein
nuancenreiches sexuelles Verlangen. Doch das höhere
Bewusstsein lässt sich nicht vollständig als das Feuern von
Neuronen im Gehirn beschreiben.
• Youtube hysterical literature
• Hystericalliteratur.com
• Die „Software“ des Bewusstseins entsteht durch unsere
Interaktionen mit anderen Menschen. Deshalb unterliegt
unser sexuelles Verhalten in starkem Maße dem Geschehen
in Ihrer Beziehung...“
Kleingruppe
Orgasmus-Mythen
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•
Gemeinsamer
Verspäteter
Zeichen
G-Punkt
nächtlicher
multipler
nur aus Liebe möglich
Vaginal besser als klitoral
Der Orgasmus
• Physiologisch ist der Orgasmus ein Reflex auf Grund einer
ausreichenden Stimulation oder Phantasie
• Ängste, Aggressionen und Abwehrhaltungen können das
Zusammenspiel zw. Stimulation, NeurotransmitterProduktion und Impuls-Weiterleitung stören
• Orgasmuserleben ist so individuell wie ein Fingerabdruck
Klitoral, vaginal – ganz egal
• Anhaltende, rhythmische und gewünschte Stimulation vorausgesetzt,
können verschiedene Genital- und Körperbereiche den Orgasmusreflex
auslösen
• Bei Frauen sind die häufigsten Körperbereiche die Klitoris und/oder
bestimmte Zonen der Scheide. Auch der Muttermund und der G-Punkt
können an einem Orgasmus mitwirken
• Eine „weibliche Ejakulation“ kann mehr oder weniger stark bemerkbar
durch eine Stimulation der G-Punkt-Zone erfolgen
• Vaginales Erleben kann auch bei einem Orgasmus durch klitorale Reizung
bedeutend sein
Orgasmus-Zeichen
• Das sicherste Orgasmus-Zeichen ist das Gefühl innerer
Zufriedenheit und Ruhe „danach“.
• Körperliche Zeichen sind die am Höhepunkt des ErregungsAnstieges erfolgenden Muskelkontraktionen der Scheide.
• Bei einem multiplen Orgasmus kommt es am Plateau der
Erregung zu mehreren „Gipfeln“.
Es gibt keine „Wertigkeit“ der vielfältigen Orgasmusformen
Sexuelle Frequenz
• Es gibt keine „korrekte Häufigkeit“ sexueller Aktivitäten
• ‘Schwaches Verlangen‘ und ‚starkes Verlangen‘ sind relative
Positionen
• Unterschieden wird zwischen einem „verlangensstarken‘ und
‚verlangensschwachen‘ Partner.
• Der ‚verlangensschwache‘ Partner hat die Kontrolle über den
Sex
(nach Schnarch, „Intimität und Verlangen“)
Sex ist wie Bergsteigen – das schwächste
Glied gibt das Tempo vor!
Koitushäufigkeit und Beziehungsdauer
• In den ersten beiden Jahren beträgt die Koitusfrequenz
durchschnittlich 10 x/ Monat. Danach halbiert sie sich,
pendelt sich nach zehn Jahren bei circa 1 x/Woche ein und
bleibt über die nächsten, 20,25 Jahre relativ stabil.
• Entscheidend für die die Koitushäufigkeit ist nicht das Alter
der Partner, sondern die Dauer der Beziehung.
( Pairfam, „Panal Analysis of Intimate Relationships and Familiy Dynamics“, 2010)
Zärtlichkeit
kann ohne Sex
auskommen –
aber Sex nicht
ohne
Zärtlichkeit!
Menschen verfügen aufgrund ihrer
komplexen Sprache über das komplexeste
Selbst und haben gleichzeitig die meisten
Probleme mit dem sexuellen Verlangen – auf
dem gesamten Planeten.“
• „...
Störungsbilder
(Schnarch, D.)
• „..Anthropologen (nehmen) an, das menschliche Selbst habe
sich vor etwa 1,6 Millionen Jahren entwickelt. Um diese Zeit
wurde unser Kortex rasch größer, und eine Sprache entstand
(eine Voraussetzung für die Herausbildung eines höheren
Bewusstseins).
• Paläoneurologen nehmen weiterhin an, dass sich etwa zu
diesem Zeitpunkt auch die Oxytocin-Produktion verändert
habe, wodurch es möglich geworden sei, Beziehungen
aufzubauen, die auf dauerhaften sozialen Bindungen
beruhten.“
Hatte der Urmensch Sexualstörungen?
Nichtorganische Sexualstörungen
können auf Beschränkungen oder
Beziehungsstörungen in
unterschiedlichen BeziehungsKonstellationen zurückzuführen sein
(Schnarch, D.)
Sexualität und Störung
Psychodynamik
• Ungestörte Sexualität gibt es nicht!
• Sexualität ist ein Bedürfnis, in dem sich die gesamte
Bedürfniserfahrung eines Menschen niederschlägt. Aus der
• Anpassung ist bereits „Störung“
• Bedürfnisgeschichte,
• Beziehungsgeschichte und
• Sexualität wird im Fadenkreuz von
Wunscherfüllung + Angstabwehr, bzw.
Angstbewältigung gelebt
• Störung: Arrangement der Angstabwehr/ Schutz vor
Enttäuschung
• Geschlechtsgeschichte stammen die Ängste, die mit
sexuellen Hemmungen abgewehrt werden:
• Ängste vor triebhaften Wünschen, Gewissens-, BeziehungsGeschlechtsidentitätsängste.
• Symptome sind Lösungen!
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Konsequenzen sexueller Störungen
Unterschied bei sexuellen Störungen
• Selbstverstärkung durch Selbstbeobachtung
(„Spurensicherung“)
a) sexuelle Dysfunktionen im Sinne vorwiegender, bzw.
ausschließlicher körperlicher Ursachen
• Angst- und Panikzustände
b) funktionelle Sexualstörungen/sexuelle Funktionsstörungen
im Sinne psychisch bedingter Beeinträchtigungen
• Lustlosigkeit
• Beziehungs-Störung
• Selbstwertprobleme
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26
WHO: Sexuelle Gesundheit ist...
...die Integration der somatischen, emotionalen,
• Wegen hoher Prävalenz und Folgewirkungen gelten sexuelle
Funktionsstörungen laut WHO als „ernsthafte
Gesundheitsprobleme“
intellektuellen und sozialen Aspekte sexuellen Seins auf eine
Weise, die positiv bereichert und Persönlichkeit,
Kommunikation und Liebe stärkt. Grundlegend für dieses
Konzept sind das Recht auf sexuelle Information und das
Recht auf Lust..
Die drei Grundelemente des WHOKonzeptes der sexuellen Gesundheit
•
1. Die Fähigkeit, das Sexual- und Fortpflanzungsverhalten in Einklang mit
einer sozialen und persönlichen Ethik zu genießen und zu kontrollieren,
2. die Freiheit von Angst, Scham, Schuldgefühlen, falschen Vorstellungen
und anderen psychologischen Faktoren, die die sexuelle Reaktion und
sexuelle Beziehungen beeinträchtigen,
3. die Freiheit von organischen Störungen, Krankheiten und Mängeln, die
sexuelle und reproduktive Funktionen behindern
In dieser Vorstellung von sexueller Gesundheit ist eine
positive Einstellung zur menschlichen Sexualität enthalten.
• Ziel und Zweck sexueller Gesundheitspflege sollte nicht nur
Beratung und Betreuung bei Fortpflanzung und sexuell
übertragbaren Krankheiten sein, sondern die Verbesserung
der Lebensqualität und persönlicher Beziehungen.
Anmerkung: Diesbezügliche Kritik bezieht sich darauf, dass dieses Konzept
historisch nicht haltbar sei und sich nur auf Industrieländer beschränkt.
Funktionale Verhaltensmuster an Stelle
dysfunktionaler „Überlebensregeln“
Die Bahnung einseitiger
neuronaler
Verschaltungsmuster ist
umso größer, je häufiger
bestimmte
Angststrategien als
Bewältigungsmodus
eingesetzt werden
Das Gebotene nicht tun,
das Verbotene tun!
> Das Gehirn lernt immer
> Zum Lernen gehört Emotion
> Ohne Belohnung läuft nichts
Formale Beschreibung und Klassifikation
• 64% der Männer und 44% der Frauen bestätigen
Bedarf an sexualtherapeutischer Versorgung
• „Arrangements“ am ehesten bei weiblichen und
männlichen Orgasmusstörungen
• Bei Erregungs- und Erektionsstörungen großer
Behandlungswunsch
• Appetenzstörungen sind mit Ambivalenz
verbunden, Leidensdruck eher extern
• Wandel im klinischen Erscheinungsbild sexueller
Funktionsstörungen Frauen: Weniger
Orgasmusstörungen, mehr Lustlosigkeit
• Klassifikation sexueller Störungen wird immer wieder
modifiziert (DSM IV klassifiziert anders als ICD-10).
• Intakte sexuelle Funktion sagt noch nichts über Tiefe des
sexuellen Erlebens.
• Für Therapie sind Klassifikation und formale Beschreibung
nicht ausreichend.
• Problemanalyse gibt eher Hinweise auf notwendige
Therapiemaßnahmen.
• „Unzufriedene“ Sexualität lässt sich nicht exakt definieren!
35
36
„Ungestörtes“ Sexualverhalten
•
•
•
•
•
•
•
Blicke
Worte
Ansteigen der sexuellen Erregung
Körperkontakt
Koitus
Orgasmus
Postkoital: Zufriedenheit, Entspannung = positive
Konsequenz
• Gehäuftes Auftreten: Prinzip der positiven
Verstärkung
Sex. Funktionsstörungen (Begegnungsabschnitte)
„Gestörtes“ Sexualverhalten
ABSCHNITT
1. Sexuelle Annäherung
•
Austausch von Zuneigungszeichen
•
Anspannung/Angst/Abwehr
•
Erregungsniveau steigt nicht kontinuierlich an
•
In ähnlichen Situationen: Erinnern an negative
Konsequenzen
•
Durch wiederholte aversive Reaktionen immer weitere
Vorverlagerung des hemmenden Einflusses
2. Sexuelle Stimulation
STÖRUNGEN BEIM MANN
STÖRUNGEN BEI DER FRAU
Herabgesetzte oder völlige Lustlosigkeit
Erekt.störung., ausbleib.
od. schwache Erektion
3. Einführung des Penis,
Koitus
Erregungsstörung (trocken,
keine Schwellreaktion)
Vaginismus, Schmerzen bei
Verkehr
4. Orgasmus
Vorzeit., ausbleibende
Ejakulation, Ejak. ohne
Orgasmusgefühle
5. Nachorgastische
Reaktion
Gereiztheit, Depression, Mißempfind. im Genitalbereich
FORMALES
• Frequenz?
• Primär? Sekundär?
• Partnerbezogen?
Global?
• Interaktionsbezogen?
Masturbation?
Orgasmusschwierigkeiten
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Diagnostizieren der sexuellen Störung
Problemklärung und -analyse
• Abklärung, ob sexuelle Funktionsstörung Frühsymptom einer Krankheit!
(Herz - „Penis ist Antenne des Herzens“/Kreislauf, Diabetes,
neurologische Erkrankungen)
• Kernfrage: Warum ist das Problem HEUTE da?
• Organische Ebene? (Grundsätzlich wird zuerst abgeklärt , ob sexuelle
Funktionsstörung Frühsymptom einer Krankheit - Herz/Kreislauf,
Diabetes, neurologische Erkrankung - ist)
• Erwartungsangst (Selbstverstärkungsmechanismus?)
• Lern- und Erfahrungsdefizite?
• Psychodynamische Aspekte (Welche Bedeutung hat die Störung? Wozu
wird sie benutzt? Abwehr?)
• Paardynamik?
• Zur diagnostischen Abklärung einer sexuellen Störung
gehören…
…persönliche Probleme
…sexuelle Lerngeschichte
…Dauer und Verlauf der Störung
…bisherige Problemlösungsversuche
…Masturbationserfahrung
…sexuelle Phantasien
…sexuelle Kommunikation
…allgemeiner Kommunikations-Stil
…Auswirkung der Störung auf den Betroffenen und die
Beziehung
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Problembeschreibung
Problemklärung und Analyse/2
• Was tritt auf?
• Wann tritt das auf?
• Es sind immer multidimensionale Diagnose-Verfahren nötig,
da auch die sexuelle Problematik komplex ist
• Gibt es dafür eine typische Situation?
• Die Problemanalyse erfolgt durch Exploration,
Selbstberichte, Symptombeschreibung, Fragebogen zu
Sexualität und Partnerschaft, Depressionsinventar,
Verhaltensanalyse
• Gibt es da noch etwas?
• Ist das das Problem?
• Was denken/fühlen Sie dabei?
• Wann war es das erste Mal? (Vorausgehende Bedingungen,
Lebensumstände, Gedanken)
• Wie haben Sie darauf reagiert?
• Wann ist es noch nie aufgetreten?
• Was haben Sie dagegen getan?
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BASIC-ID*
Erektile Dysfunktion
•
Folgende sieben Ebenen werden abgeklärt:
•
•
•
Behavior (Verhalten): Was, wann, wo, wie? Defizite? Exzesse? Welche Stimulation
bewirkt welche Reaktion?
Affect (Gefühl): Angst, Scham, Wut, Ekel, Liebe, Hilflosigkeit?
Sensation (Empfindungen): Schmerzen, Kitzel, Zucken, etc.
Imagery (Imagination): Innere Bilder, schmerzliche Erinnerungen, Phantasien,
Tagträume.
Cocnition (Kognition): Sexueller Wissensstand, Einstellungen, Gedanken, Wünsche
bezüglich Sex.
Interpersonal (Partnerbeziehung): Liebe, Zuneigung, Anziehung, Kommunikation,
Macht,
Intimität, etc.
Drugs (Drogen und medizinische Faktoren): Alkohol, Medikamente, Krankheiten.
•
*Multimodale Diagnostik nach Lazarus
•
•
•
•
•
• = Unfähigkeit zur befriedigenden sexuellen Vereinigung.
• Primär: es fand nie eine Erektion statt
• Sekundär: Erektionsstörung entsteht erst im Laufe des
Lebens
• Erektionsstörungen sind psychisch bedingt, wenn die
Erektion durch Masturbation zustande kommt oder
nächtlich, bzw. am Morgen auftritt.
• Immer abklärende medizinische Untersuchung!
• Auslöser? Partnerdynamik? Primär? Sekundär?
• Ausschalten der Erwartungsangst durch „Koitusverbot“. Das
Kommen und Gehen der Erektion soll wieder gelassen
beobachtet werden können.
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Vorzeitiger Samenerguss
Ejakulatio retarda
(Ejakulatio praecox)
• Verzögerter oder ausbleibender Samenerguss
•
… Ejakulation erfolgt unmittelbar nach dem
Einführen des Penis in die Scheide
•
… Unfähigkeit, den Samenerguss zeitlich verzögern
zu können
• Meist psychische Ursachen
• Reizleitungsstörung muss ausgeschlossen werden
• … Trotz „Höhepunkt“ relativ niedriges
Erregungsniveau!
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Mann sein bedeutet…
Überfordernde Aufwärtsvergleiche
• … alles unterlassen, was Mädchen machen
• … sich durch Außergewöhnliches von
anderen unterscheiden
• … rivalitätsfähig, risikofreudig sein
• … nicht auf Kosten anderer leben
• … sich Männlichkeit „verdienen“ müssen
Appetenzstörung
• Mangel oder Verlust des Sexualverlangens schließt sexuelle
Befriedigung und Erregung nicht aus!
Wandel im klinischen Erscheinungsbild
sexueller Funktionsstörungen der Frauen:
• Deutlich weniger Orgasmusstörungen,
mehr Lustlosigkeit.
Botschaft: „So nicht!“
• Sexuelle Aktivitäten werden deutlich seltener initiiert und
das Suchen nach sexuellen Reizen, das Denken an Sexualität
mit Verlangen oder Lust, sowie sexuelle Phantasien sind
seltener als nach Alter und Umständen zu erwarten.
• Deutliche Zunahme der Appetenz-Probleme sowohl bei
Frauen als auch bei Männern (Postsexualität?)
• „Fading“: Sex ist „blass, langweilig, fad“
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Ursachen sekundärer
Lustlosigkeit/2
Ursachen sekundärer Lustlosigkeit
• Lustlosigkeit als positive Konsequenz, negative Erfahrungen
zu vermeiden (Abwehr)
• Lustfeindliche Lebensgestaltung
• Angst, Erwartungen des Partners nicht zu erfüllen
• Sexualisierung
• Unrealistische Erwartungen an jahrelangen,
leidenschaftlichen Sex (Starkstrom-Sex)
• Sexuelle Aktivität erfolgt auf kleinstem gemeinsamen
Nenner (Komfortzone!)
• Psychologische Effekte des Älterwerdens
• Unbefriedigte Bedürfnisse: Nicht können? Oder nicht
wollen? Warum sollte er/sie Lust haben?
• Latente Probleme des Einzelnen oder der Beziehung
• Stress
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Stress
• Risikofaktor für Partnerschaften
(negative Kommunikation,
unangemessene Coping-Strategien)
• Partnerschafts-Zufriedenheit und
Belastungsausmaß korrelieren
Die Lustschere
•
•
•
•
•
•
•
•
A: hat sexuelle Lust
B: hat weniger Lust
A: drängt
B: gibt nach
A: hatte mit Drängen Erfolg, drängt wieder
B: gibt nach, fühlt sich aber ausgebeutet
A: leidet /macht Psychoterror
B: macht dem Partner zuliebe mit
• Geringes Erregungsniveau, daher negatives Erleben
Lust
keine
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Ungleichgewicht des sexuellen Verlangens
Sexuelle Funktionsstörungen
• …sind nicht zwingend als Störung innerhalb eines
Individuums, bzw. Organ-Funktionssystems aufzufassen,
sondern als Störung einer Beziehung
• Praxis bestätigt Geschlechts-Stereotype:
• Männer „zuständig“ für sexuelle Intimität, indem sie
initiativer und sind und konstanter sexuelle Bedürfnisse
äußern
• Frauen sind „zuständig“ für nicht-sexuelle Intimität halten
Zärtlichkeit lebendig
• Blick auf das „kranke Individuum“ geht oft am Kern des
Problems vorbei
• Heilen statt Reparieren!
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Homosexualität ist keine Störung!
Homosexualität als
sexuelle Orientierung
• Geschlechtsidentität bleibt „Mann“ oder „Frau“
• Während des Coming-Out sind konflikthafte
Auseinandersetzungen mit wichtigen Bezugspersonen und
verinnerlichte homophobe Tendenzen häufig.
• Geschlechtsrolle bleibt „männlich“ oder „weiblich“
• In der Folge können Selbstwertprobleme und Selbstvorwürfe
entstehen.
• Die Krise des/der homosexuelle/n KlientIn ist von der
aktuellen Lebenssituation her zu verstehen.
• Hinweise auf genetische Einflüsse (bei männlicher Homosexualität),
pränatale hormonelle Einflüsse, sowie Wechselwirkungen zwischen
biologischem Substrat, Entwicklung und Umwelt
• Heute wird „(erneut) davon ausgegangen, dass sich aufgrund von
Beziehungserfahrungen in den ersten Lebensjahren auf das eigene
Geschlecht ausgerichtete, entsprechend „narzisstisch getönte
Kristallisationskerne der Geschlechtsidentität ausbilden“)
(Fiedler, „Sexuelle Orientierung und Abweichung“)
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Libidoverlust im reifen Alter
Sexuelle Deviation*
• Knick im Libidoverhalten bei Frauen um 55, bei Männern um
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• Nicht Koitushäufigkeit, sondern Masturbationsfrequenz und
Phantasietätigkeit sind Indikatoren für Ausprägung der
Libido
• Somatische Gründe: Hormonelle Disposition,
Klimakt.Beschwerden, Krankheit, Schmerzen b. Koitus
(Anstieg von 3,7% auf 33%)
• Psychische Gründe: Attraktivitätsverlust,
Vermeidungsverhalten, Verlusterlebnisse, Versagensgefühle,
Involutionsdepression
• In der Altersgruppe der 40-60jährigen Frauen leiden 13% an
Angsterkrankungen (20jährige nur 4%!)
• = atypische sexuelle Handlung
• = intrapsychische Symptombildung und Antwort auf einen
intrapsychischen Konflikt
• Im devianten Symptom spiegeln sich wiederkehrende typische Probleme
• Entscheidend ist, ob ein sexuell devianter Impuls einmalig, sporadisch
oder als ständiges Konfliktlösungsmuster eingesetzt wird:
• Unterschiedliche Intensität erlaubt Rückschluss auf
Persönlichkeitspathologie.
*) Synonyme: Perversion, Paraphilie
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Ausdrucksgehalt devianten Verhaltens
•
•
•
•
•
•
•
Demonstrieren von Männlichkeit
Ausweichen vor Genitalität
Wut und Hass
Oppositioneller Ausbruch
Omnipotenz
Ausfüllen innerer Leere
Identifikatorische Wunscherfüllung
Zugrunde liegende Problematik
Männliche Identität
Aggression
Selbsterleben
Beziehungsfähigkeit
Transsexualität
• Als „transsexuell“ (aktuell: transGender) gelten Menschen,
deren körperliches Erscheinungsbild männlich, bzw. weiblich
ist, die sich aber dem jeweils anderen Geschlecht zugehörig
fühlen
• „Transgender“ gilt als Geschlechtsidentitätsstörung, nicht als
Sexualstörung
• Die konsequente Ablehnung der biologischen
Geschlechtsidentität ist eine geschlechtsangleichende
Operation und Dauerhormontherapie
Missbrauch
• Jede 4. Frau hat Missbrauchs-Erfahrungen
• Vielfältige Grenzüberschreitungen – Sexualität ist Gipfel
• Ursachen: Sexualisierte Ausbeutung, manchmal
Anerkennungs-, Nähewünsche
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