Sexuelle Mythen (Glaubenssätze) Sexualität / 2 SFU Proseminar SS 2016 Sexuelle Leidenschaft ist auch noch nach vielen Jahren unverändert Die Verantwortung für gelungenen Sex liegt beim Mann Frauen sind sexuell unersättlich Frauen sind sexuell desinteressiert Ein Mann ist immer bereit Zärtlichkeit ist die Einleitung zu Sex Sex ist Geschlechtsverkehr Der weibliche Orgasmus durch manuelle Stimulation ist kein richtiger Orgasmus • Gut im Bett heißt aktiv sein • • • • • • • • Prof. Dr. Gerti Senger www.gertisenger.at Sexuelle Mythen/2 • • • • • • • • • • • Ohne Erektion kein Sex Männer brauchen kein Vorspiel Sex muss spontan sein Es gibt einen sexuellen Instinkt Wenn man liebt, funktioniert auch der Sex Phantasien sind Betrug Der Orgasmus muss gleichzeitig erreicht werden Masturbation erschwert den Orgasmus beim Koitus Liebende masturbieren nicht Wer liebt, begehrt keinen anderen Je größer der Penis, desto größer die Lust Phantasien... • … be-fremden und halten Paarsexualität lebendig • … sind nicht „Betrug“ • ... können das sexuelle Repertoire erweitern • … können Ablenkung von der Ablenkung sein • … geben Hinweis auf sexuelle Orientierung, Sehnsüchte und und neue Möglichkeiten 4 Sinnliche Körper-Erfahrung „Starkstrom-Sex... • Körperliche Selbsterfahrung / Masturbation sind Individuationsfaktoren • ... ist nicht Menschen vorbehalten, die über einen jugendlichen Traumkörper verfügen. Wesentlich sind nicht Aussehen, exotische Liebesstellungen, wie oft Sie miteinander schlafen oder wie technisch versiert Sie sind. • Entscheidend sind vielmehr Ihre innere Haltung, die Verbundenheit mit Ihrem Partner, das Kultivieren der erotischen Spannung und der Zusammenklang von Kopf, Herz und Seele mit Ihren Genitalien.“ • Sinnliches Potential entfaltet sich eher, wenn man mit seinem Körper eins ist • Sexuelle Hingabe nach Aneignung des eigenen Körpers leichter • Dialog mit (vermeintlich) problematischen Körperzonen wirkt versöhnlich (Schnarch, D.) • Be-greifen ist ein Erkenntnis-Instrument, das an den Partner weitergegeben werden sollte 5 „Sex ist doch ganz natürlich...“ • Wenn man grundsätzlich annimmt, dass „Sex doch etwas ganz Natürliches“ sei, erklärt man sich sexuelle Dysfunktionen oder Lustlosigkeit letztlich damit, dass etwas nicht in Ordnung ist. • Richtig ist, dass Sex auf der Basis emotionaler Intimität nicht etwas „ganz Natürliches“ sondern ein Potential ist, das Persönlichkeitsentwicklung voraus setzt. Viagra für Frauen? • Angeblich steht Viagra für Frauen vor der Zulassung. (Flibanserin) • Frauenrechtsgruppen in den USA warfen den Behörden Sexismus vor • Ist die eine effektive Wirkung von Flibanserin vorstellbar? „Guter Sex – wie geht das?“ • „Der Präfrontalkortex (das Vorderhirn) enthält die „Hardware“ für das komplexe Selbstempfinden und für ein nuancenreiches sexuelles Verlangen. Doch das höhere Bewusstsein lässt sich nicht vollständig als das Feuern von Neuronen im Gehirn beschreiben. • Youtube hysterical literature • Hystericalliteratur.com • Die „Software“ des Bewusstseins entsteht durch unsere Interaktionen mit anderen Menschen. Deshalb unterliegt unser sexuelles Verhalten in starkem Maße dem Geschehen in Ihrer Beziehung...“ Kleingruppe Orgasmus-Mythen • • • • • • • • Gemeinsamer Verspäteter Zeichen G-Punkt nächtlicher multipler nur aus Liebe möglich Vaginal besser als klitoral Der Orgasmus • Physiologisch ist der Orgasmus ein Reflex auf Grund einer ausreichenden Stimulation oder Phantasie • Ängste, Aggressionen und Abwehrhaltungen können das Zusammenspiel zw. Stimulation, NeurotransmitterProduktion und Impuls-Weiterleitung stören • Orgasmuserleben ist so individuell wie ein Fingerabdruck Klitoral, vaginal – ganz egal • Anhaltende, rhythmische und gewünschte Stimulation vorausgesetzt, können verschiedene Genital- und Körperbereiche den Orgasmusreflex auslösen • Bei Frauen sind die häufigsten Körperbereiche die Klitoris und/oder bestimmte Zonen der Scheide. Auch der Muttermund und der G-Punkt können an einem Orgasmus mitwirken • Eine „weibliche Ejakulation“ kann mehr oder weniger stark bemerkbar durch eine Stimulation der G-Punkt-Zone erfolgen • Vaginales Erleben kann auch bei einem Orgasmus durch klitorale Reizung bedeutend sein Orgasmus-Zeichen • Das sicherste Orgasmus-Zeichen ist das Gefühl innerer Zufriedenheit und Ruhe „danach“. • Körperliche Zeichen sind die am Höhepunkt des ErregungsAnstieges erfolgenden Muskelkontraktionen der Scheide. • Bei einem multiplen Orgasmus kommt es am Plateau der Erregung zu mehreren „Gipfeln“. Es gibt keine „Wertigkeit“ der vielfältigen Orgasmusformen Sexuelle Frequenz • Es gibt keine „korrekte Häufigkeit“ sexueller Aktivitäten • ‘Schwaches Verlangen‘ und ‚starkes Verlangen‘ sind relative Positionen • Unterschieden wird zwischen einem „verlangensstarken‘ und ‚verlangensschwachen‘ Partner. • Der ‚verlangensschwache‘ Partner hat die Kontrolle über den Sex (nach Schnarch, „Intimität und Verlangen“) Sex ist wie Bergsteigen – das schwächste Glied gibt das Tempo vor! Koitushäufigkeit und Beziehungsdauer • In den ersten beiden Jahren beträgt die Koitusfrequenz durchschnittlich 10 x/ Monat. Danach halbiert sie sich, pendelt sich nach zehn Jahren bei circa 1 x/Woche ein und bleibt über die nächsten, 20,25 Jahre relativ stabil. • Entscheidend für die die Koitushäufigkeit ist nicht das Alter der Partner, sondern die Dauer der Beziehung. ( Pairfam, „Panal Analysis of Intimate Relationships and Familiy Dynamics“, 2010) Zärtlichkeit kann ohne Sex auskommen – aber Sex nicht ohne Zärtlichkeit! Menschen verfügen aufgrund ihrer komplexen Sprache über das komplexeste Selbst und haben gleichzeitig die meisten Probleme mit dem sexuellen Verlangen – auf dem gesamten Planeten.“ • „... Störungsbilder (Schnarch, D.) • „..Anthropologen (nehmen) an, das menschliche Selbst habe sich vor etwa 1,6 Millionen Jahren entwickelt. Um diese Zeit wurde unser Kortex rasch größer, und eine Sprache entstand (eine Voraussetzung für die Herausbildung eines höheren Bewusstseins). • Paläoneurologen nehmen weiterhin an, dass sich etwa zu diesem Zeitpunkt auch die Oxytocin-Produktion verändert habe, wodurch es möglich geworden sei, Beziehungen aufzubauen, die auf dauerhaften sozialen Bindungen beruhten.“ Hatte der Urmensch Sexualstörungen? Nichtorganische Sexualstörungen können auf Beschränkungen oder Beziehungsstörungen in unterschiedlichen BeziehungsKonstellationen zurückzuführen sein (Schnarch, D.) Sexualität und Störung Psychodynamik • Ungestörte Sexualität gibt es nicht! • Sexualität ist ein Bedürfnis, in dem sich die gesamte Bedürfniserfahrung eines Menschen niederschlägt. Aus der • Anpassung ist bereits „Störung“ • Bedürfnisgeschichte, • Beziehungsgeschichte und • Sexualität wird im Fadenkreuz von Wunscherfüllung + Angstabwehr, bzw. Angstbewältigung gelebt • Störung: Arrangement der Angstabwehr/ Schutz vor Enttäuschung • Geschlechtsgeschichte stammen die Ängste, die mit sexuellen Hemmungen abgewehrt werden: • Ängste vor triebhaften Wünschen, Gewissens-, BeziehungsGeschlechtsidentitätsängste. • Symptome sind Lösungen! 24 Konsequenzen sexueller Störungen Unterschied bei sexuellen Störungen • Selbstverstärkung durch Selbstbeobachtung („Spurensicherung“) a) sexuelle Dysfunktionen im Sinne vorwiegender, bzw. ausschließlicher körperlicher Ursachen • Angst- und Panikzustände b) funktionelle Sexualstörungen/sexuelle Funktionsstörungen im Sinne psychisch bedingter Beeinträchtigungen • Lustlosigkeit • Beziehungs-Störung • Selbstwertprobleme 25 26 WHO: Sexuelle Gesundheit ist... ...die Integration der somatischen, emotionalen, • Wegen hoher Prävalenz und Folgewirkungen gelten sexuelle Funktionsstörungen laut WHO als „ernsthafte Gesundheitsprobleme“ intellektuellen und sozialen Aspekte sexuellen Seins auf eine Weise, die positiv bereichert und Persönlichkeit, Kommunikation und Liebe stärkt. Grundlegend für dieses Konzept sind das Recht auf sexuelle Information und das Recht auf Lust.. Die drei Grundelemente des WHOKonzeptes der sexuellen Gesundheit • 1. Die Fähigkeit, das Sexual- und Fortpflanzungsverhalten in Einklang mit einer sozialen und persönlichen Ethik zu genießen und zu kontrollieren, 2. die Freiheit von Angst, Scham, Schuldgefühlen, falschen Vorstellungen und anderen psychologischen Faktoren, die die sexuelle Reaktion und sexuelle Beziehungen beeinträchtigen, 3. die Freiheit von organischen Störungen, Krankheiten und Mängeln, die sexuelle und reproduktive Funktionen behindern In dieser Vorstellung von sexueller Gesundheit ist eine positive Einstellung zur menschlichen Sexualität enthalten. • Ziel und Zweck sexueller Gesundheitspflege sollte nicht nur Beratung und Betreuung bei Fortpflanzung und sexuell übertragbaren Krankheiten sein, sondern die Verbesserung der Lebensqualität und persönlicher Beziehungen. Anmerkung: Diesbezügliche Kritik bezieht sich darauf, dass dieses Konzept historisch nicht haltbar sei und sich nur auf Industrieländer beschränkt. Funktionale Verhaltensmuster an Stelle dysfunktionaler „Überlebensregeln“ Die Bahnung einseitiger neuronaler Verschaltungsmuster ist umso größer, je häufiger bestimmte Angststrategien als Bewältigungsmodus eingesetzt werden Das Gebotene nicht tun, das Verbotene tun! > Das Gehirn lernt immer > Zum Lernen gehört Emotion > Ohne Belohnung läuft nichts Formale Beschreibung und Klassifikation • 64% der Männer und 44% der Frauen bestätigen Bedarf an sexualtherapeutischer Versorgung • „Arrangements“ am ehesten bei weiblichen und männlichen Orgasmusstörungen • Bei Erregungs- und Erektionsstörungen großer Behandlungswunsch • Appetenzstörungen sind mit Ambivalenz verbunden, Leidensdruck eher extern • Wandel im klinischen Erscheinungsbild sexueller Funktionsstörungen Frauen: Weniger Orgasmusstörungen, mehr Lustlosigkeit • Klassifikation sexueller Störungen wird immer wieder modifiziert (DSM IV klassifiziert anders als ICD-10). • Intakte sexuelle Funktion sagt noch nichts über Tiefe des sexuellen Erlebens. • Für Therapie sind Klassifikation und formale Beschreibung nicht ausreichend. • Problemanalyse gibt eher Hinweise auf notwendige Therapiemaßnahmen. • „Unzufriedene“ Sexualität lässt sich nicht exakt definieren! 35 36 „Ungestörtes“ Sexualverhalten • • • • • • • Blicke Worte Ansteigen der sexuellen Erregung Körperkontakt Koitus Orgasmus Postkoital: Zufriedenheit, Entspannung = positive Konsequenz • Gehäuftes Auftreten: Prinzip der positiven Verstärkung Sex. Funktionsstörungen (Begegnungsabschnitte) „Gestörtes“ Sexualverhalten ABSCHNITT 1. Sexuelle Annäherung • Austausch von Zuneigungszeichen • Anspannung/Angst/Abwehr • Erregungsniveau steigt nicht kontinuierlich an • In ähnlichen Situationen: Erinnern an negative Konsequenzen • Durch wiederholte aversive Reaktionen immer weitere Vorverlagerung des hemmenden Einflusses 2. Sexuelle Stimulation STÖRUNGEN BEIM MANN STÖRUNGEN BEI DER FRAU Herabgesetzte oder völlige Lustlosigkeit Erekt.störung., ausbleib. od. schwache Erektion 3. Einführung des Penis, Koitus Erregungsstörung (trocken, keine Schwellreaktion) Vaginismus, Schmerzen bei Verkehr 4. Orgasmus Vorzeit., ausbleibende Ejakulation, Ejak. ohne Orgasmusgefühle 5. Nachorgastische Reaktion Gereiztheit, Depression, Mißempfind. im Genitalbereich FORMALES • Frequenz? • Primär? Sekundär? • Partnerbezogen? Global? • Interaktionsbezogen? Masturbation? Orgasmusschwierigkeiten 40 Diagnostizieren der sexuellen Störung Problemklärung und -analyse • Abklärung, ob sexuelle Funktionsstörung Frühsymptom einer Krankheit! (Herz - „Penis ist Antenne des Herzens“/Kreislauf, Diabetes, neurologische Erkrankungen) • Kernfrage: Warum ist das Problem HEUTE da? • Organische Ebene? (Grundsätzlich wird zuerst abgeklärt , ob sexuelle Funktionsstörung Frühsymptom einer Krankheit - Herz/Kreislauf, Diabetes, neurologische Erkrankung - ist) • Erwartungsangst (Selbstverstärkungsmechanismus?) • Lern- und Erfahrungsdefizite? • Psychodynamische Aspekte (Welche Bedeutung hat die Störung? Wozu wird sie benutzt? Abwehr?) • Paardynamik? • Zur diagnostischen Abklärung einer sexuellen Störung gehören… …persönliche Probleme …sexuelle Lerngeschichte …Dauer und Verlauf der Störung …bisherige Problemlösungsversuche …Masturbationserfahrung …sexuelle Phantasien …sexuelle Kommunikation …allgemeiner Kommunikations-Stil …Auswirkung der Störung auf den Betroffenen und die Beziehung 41 42 Problembeschreibung Problemklärung und Analyse/2 • Was tritt auf? • Wann tritt das auf? • Es sind immer multidimensionale Diagnose-Verfahren nötig, da auch die sexuelle Problematik komplex ist • Gibt es dafür eine typische Situation? • Die Problemanalyse erfolgt durch Exploration, Selbstberichte, Symptombeschreibung, Fragebogen zu Sexualität und Partnerschaft, Depressionsinventar, Verhaltensanalyse • Gibt es da noch etwas? • Ist das das Problem? • Was denken/fühlen Sie dabei? • Wann war es das erste Mal? (Vorausgehende Bedingungen, Lebensumstände, Gedanken) • Wie haben Sie darauf reagiert? • Wann ist es noch nie aufgetreten? • Was haben Sie dagegen getan? 43 44 BASIC-ID* Erektile Dysfunktion • Folgende sieben Ebenen werden abgeklärt: • • • Behavior (Verhalten): Was, wann, wo, wie? Defizite? Exzesse? Welche Stimulation bewirkt welche Reaktion? Affect (Gefühl): Angst, Scham, Wut, Ekel, Liebe, Hilflosigkeit? Sensation (Empfindungen): Schmerzen, Kitzel, Zucken, etc. Imagery (Imagination): Innere Bilder, schmerzliche Erinnerungen, Phantasien, Tagträume. Cocnition (Kognition): Sexueller Wissensstand, Einstellungen, Gedanken, Wünsche bezüglich Sex. Interpersonal (Partnerbeziehung): Liebe, Zuneigung, Anziehung, Kommunikation, Macht, Intimität, etc. Drugs (Drogen und medizinische Faktoren): Alkohol, Medikamente, Krankheiten. • *Multimodale Diagnostik nach Lazarus • • • • • • = Unfähigkeit zur befriedigenden sexuellen Vereinigung. • Primär: es fand nie eine Erektion statt • Sekundär: Erektionsstörung entsteht erst im Laufe des Lebens • Erektionsstörungen sind psychisch bedingt, wenn die Erektion durch Masturbation zustande kommt oder nächtlich, bzw. am Morgen auftritt. • Immer abklärende medizinische Untersuchung! • Auslöser? Partnerdynamik? Primär? Sekundär? • Ausschalten der Erwartungsangst durch „Koitusverbot“. Das Kommen und Gehen der Erektion soll wieder gelassen beobachtet werden können. 46 Vorzeitiger Samenerguss Ejakulatio retarda (Ejakulatio praecox) • Verzögerter oder ausbleibender Samenerguss • … Ejakulation erfolgt unmittelbar nach dem Einführen des Penis in die Scheide • … Unfähigkeit, den Samenerguss zeitlich verzögern zu können • Meist psychische Ursachen • Reizleitungsstörung muss ausgeschlossen werden • … Trotz „Höhepunkt“ relativ niedriges Erregungsniveau! 47 48 Mann sein bedeutet… Überfordernde Aufwärtsvergleiche • … alles unterlassen, was Mädchen machen • … sich durch Außergewöhnliches von anderen unterscheiden • … rivalitätsfähig, risikofreudig sein • … nicht auf Kosten anderer leben • … sich Männlichkeit „verdienen“ müssen Appetenzstörung • Mangel oder Verlust des Sexualverlangens schließt sexuelle Befriedigung und Erregung nicht aus! Wandel im klinischen Erscheinungsbild sexueller Funktionsstörungen der Frauen: • Deutlich weniger Orgasmusstörungen, mehr Lustlosigkeit. Botschaft: „So nicht!“ • Sexuelle Aktivitäten werden deutlich seltener initiiert und das Suchen nach sexuellen Reizen, das Denken an Sexualität mit Verlangen oder Lust, sowie sexuelle Phantasien sind seltener als nach Alter und Umständen zu erwarten. • Deutliche Zunahme der Appetenz-Probleme sowohl bei Frauen als auch bei Männern (Postsexualität?) • „Fading“: Sex ist „blass, langweilig, fad“ 52 Ursachen sekundärer Lustlosigkeit/2 Ursachen sekundärer Lustlosigkeit • Lustlosigkeit als positive Konsequenz, negative Erfahrungen zu vermeiden (Abwehr) • Lustfeindliche Lebensgestaltung • Angst, Erwartungen des Partners nicht zu erfüllen • Sexualisierung • Unrealistische Erwartungen an jahrelangen, leidenschaftlichen Sex (Starkstrom-Sex) • Sexuelle Aktivität erfolgt auf kleinstem gemeinsamen Nenner (Komfortzone!) • Psychologische Effekte des Älterwerdens • Unbefriedigte Bedürfnisse: Nicht können? Oder nicht wollen? Warum sollte er/sie Lust haben? • Latente Probleme des Einzelnen oder der Beziehung • Stress 53 54 Stress • Risikofaktor für Partnerschaften (negative Kommunikation, unangemessene Coping-Strategien) • Partnerschafts-Zufriedenheit und Belastungsausmaß korrelieren Die Lustschere • • • • • • • • A: hat sexuelle Lust B: hat weniger Lust A: drängt B: gibt nach A: hatte mit Drängen Erfolg, drängt wieder B: gibt nach, fühlt sich aber ausgebeutet A: leidet /macht Psychoterror B: macht dem Partner zuliebe mit • Geringes Erregungsniveau, daher negatives Erleben Lust keine 56 Ungleichgewicht des sexuellen Verlangens Sexuelle Funktionsstörungen • …sind nicht zwingend als Störung innerhalb eines Individuums, bzw. Organ-Funktionssystems aufzufassen, sondern als Störung einer Beziehung • Praxis bestätigt Geschlechts-Stereotype: • Männer „zuständig“ für sexuelle Intimität, indem sie initiativer und sind und konstanter sexuelle Bedürfnisse äußern • Frauen sind „zuständig“ für nicht-sexuelle Intimität halten Zärtlichkeit lebendig • Blick auf das „kranke Individuum“ geht oft am Kern des Problems vorbei • Heilen statt Reparieren! 58 Homosexualität ist keine Störung! Homosexualität als sexuelle Orientierung • Geschlechtsidentität bleibt „Mann“ oder „Frau“ • Während des Coming-Out sind konflikthafte Auseinandersetzungen mit wichtigen Bezugspersonen und verinnerlichte homophobe Tendenzen häufig. • Geschlechtsrolle bleibt „männlich“ oder „weiblich“ • In der Folge können Selbstwertprobleme und Selbstvorwürfe entstehen. • Die Krise des/der homosexuelle/n KlientIn ist von der aktuellen Lebenssituation her zu verstehen. • Hinweise auf genetische Einflüsse (bei männlicher Homosexualität), pränatale hormonelle Einflüsse, sowie Wechselwirkungen zwischen biologischem Substrat, Entwicklung und Umwelt • Heute wird „(erneut) davon ausgegangen, dass sich aufgrund von Beziehungserfahrungen in den ersten Lebensjahren auf das eigene Geschlecht ausgerichtete, entsprechend „narzisstisch getönte Kristallisationskerne der Geschlechtsidentität ausbilden“) (Fiedler, „Sexuelle Orientierung und Abweichung“) 59 Libidoverlust im reifen Alter Sexuelle Deviation* • Knick im Libidoverhalten bei Frauen um 55, bei Männern um 60 • Nicht Koitushäufigkeit, sondern Masturbationsfrequenz und Phantasietätigkeit sind Indikatoren für Ausprägung der Libido • Somatische Gründe: Hormonelle Disposition, Klimakt.Beschwerden, Krankheit, Schmerzen b. Koitus (Anstieg von 3,7% auf 33%) • Psychische Gründe: Attraktivitätsverlust, Vermeidungsverhalten, Verlusterlebnisse, Versagensgefühle, Involutionsdepression • In der Altersgruppe der 40-60jährigen Frauen leiden 13% an Angsterkrankungen (20jährige nur 4%!) • = atypische sexuelle Handlung • = intrapsychische Symptombildung und Antwort auf einen intrapsychischen Konflikt • Im devianten Symptom spiegeln sich wiederkehrende typische Probleme • Entscheidend ist, ob ein sexuell devianter Impuls einmalig, sporadisch oder als ständiges Konfliktlösungsmuster eingesetzt wird: • Unterschiedliche Intensität erlaubt Rückschluss auf Persönlichkeitspathologie. *) Synonyme: Perversion, Paraphilie 61 Ausdrucksgehalt devianten Verhaltens • • • • • • • Demonstrieren von Männlichkeit Ausweichen vor Genitalität Wut und Hass Oppositioneller Ausbruch Omnipotenz Ausfüllen innerer Leere Identifikatorische Wunscherfüllung Zugrunde liegende Problematik Männliche Identität Aggression Selbsterleben Beziehungsfähigkeit Transsexualität • Als „transsexuell“ (aktuell: transGender) gelten Menschen, deren körperliches Erscheinungsbild männlich, bzw. weiblich ist, die sich aber dem jeweils anderen Geschlecht zugehörig fühlen • „Transgender“ gilt als Geschlechtsidentitätsstörung, nicht als Sexualstörung • Die konsequente Ablehnung der biologischen Geschlechtsidentität ist eine geschlechtsangleichende Operation und Dauerhormontherapie Missbrauch • Jede 4. Frau hat Missbrauchs-Erfahrungen • Vielfältige Grenzüberschreitungen – Sexualität ist Gipfel • Ursachen: Sexualisierte Ausbeutung, manchmal Anerkennungs-, Nähewünsche 66