Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Markus Grass 2015 2 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Im dritten Jahrhundert v. Chr. begann Roms Aufstieg zur militärischen Großmacht mit den punischen Kriegen gegen die Karthager in Nordafrika. Karthago war zu diesem Zeitpunkt die wichtigste Handelsstadt der Phönizier (Römisch: Punier) im westlichen Mittelmeer. Die Bedeutung war nicht zuletzt deshalb gestiegen, weil viele phönizische Städte im Zuge der Eroberungen Alexanders im 4. Jahrhundert v.Chr. gelitten hatten (z.B. Tyros). Damit lösten die Römer das Reich Alexanders des Großen als größten "Military-Coinage-Slavery-Complex" der Geschichte ab. Nach dem Tod von Gaius Julius Caesar, des wohl berühmtesten römischen Feldherren, im Jahr 44 v. Chr., war Rom nicht nur die unangefochtene Weltmacht, sondern es wurde auch zu einem Kaiserreich. Bis zum dritten Jahrhundert v. Chr. war Rom eine Bauernrepublik gewesen. Der Begriff Res Publica bedeutet wörtlich in etwas soviel wie „Öffentliche [publica] Aufgaben [Res]". Gemeint ist mit dem Begriff Republik, dass die Aufgaben des Staates (= res) die Angelegenheit aller Staatsbürger (= publica) sind. Ähnlich wie in der griechischen Demokratie sollten auch in Rom alle politischen Fragen von allen männlichen Staatsbürgern gelöst werden. Ebenso wie in Griechenland bestanden aber beträchtliche soziale Unterschiede in der Bevölkerung, die auch mit einem unterschiedlichen politischen Gewicht der sozialen Klassen verbunden waren. Es gab einerseits die Patrizier (= Väter des Volkes), auf der anderen Seite die plebs oder auch die Plebejer, also das gemeine Volk der Handwerker und Bauern. Die Patrizier, wohlhabende Grundbesitzer, hatten ursprünglich ein Monopol auf alle Machtpositionen in der Republik sowie die führenden Stellungen im Heer. Erst durch einen zähen Kampf gelang es den Plebejern, politische Mitbestimmung sowie eine gewisse Rechtssicherheit gegenüber patrizischer Willkür zu erlangen. I. WIE AUS ROM EINE REPUBLIK WURDE Der römische Geschichtsschreiber Livius schildert in seinem Werk Ab urbe condita (= Seit der Gründung der Stadt) sehr anschaulich den sogenannten „Ständekampf". Als Ständekampf wird die Geschichte vom Kampf des Standes der Plebejer mit dem Stand der Patrizier bezeichnet. Historiker zweifeln heute die Gründung Roms im Jahr 753 v.Chr. durch Romulus an. Romulus soll die Stadt nach dem Mord an seinem Zwillingsbruder Remus gegründet haben. Auch die Glaubwürdigkeit vieler Darstellungen von Livius für die Zeit vor dem 3. Jahrhundert v. Chr. wird angezweifelt. Livius Geschichtswerk ist aber dennoch aussagekräftig, was die großen Linien des sozialen Konflikts zwischen den wohlhabenden Patriziern und den Plebejern betrifft. Es zeigt nicht zuletzt die große Bedeutung der Erzählung vom Ständekampf für das historische Bewusstsein der Römer zur Zeit des entstehenden Kaiserreichs (um Christi Geburt). Die Ursachen für die Kriegsmüdigkeit der Plebejer um das Jahr 500 v. Chr. Livius schrieb in seinem Buch „Ab Urbe Condita“ über die Geschichte Roms seit seiner Gründung. Er war ein Zeitgenosse des ersten römischen Imperators Augustus (bis 14 n. Chr.). Es war kurz nach dem Jahr 500 v. Chr., in Rom herrschte nach mehreren Kriegen gegen benachbarte Völker wie die Sabiner oder die Volsker, eine gewisse Kriegsmüdigkeit. Es war die Zeit, in der die Römer um die Vormachtstellunggegenüber den benachbarten Bevölkerungen und Städten, ihren späteren Bundesgenossen, kämpften. Als abermals Krieg mit den Volskern drohte, herrschte unter den wehrpflichtigen Staatsbürgern Roms Zwietracht. „Es war eine Feindschaft entbrannt zwischen Vätern (= Patriziern) und Volk (= Plebs), vor allem wegen der Bürger, die in Schuldhaft geraten waren“, bemerkt Livius. Denn mancher Plebejer war als Schuldner vor Gericht geführt worden. Im Zwölf-Tafel-Gesetz aus dem 5. Jhd. v. Chr. heißt es: „Wenn er [der Schuldner] das, zu dem er verurteilt ist, nicht tut und niemand dafür vor Gericht als Bürge eintritt, dann soll man ihn mitnehmen und ihn mit Banden [...] oder mit einem Fußgewicht von 15 Pfund fesseln.“ Die Richter waren Patrizier, also Standesgenossen der Gläubiger und entsprechend war die Rechtsprechung nicht unbedingt zu Gunsten der plebejischen Schuldner. Die Plebejer weigerten sich, „sich zu den Fahnen [= zum Kriegsdienst] zu melden: Sollen doch diejenigen, die die Kriegsbeute einheimsen, zu den Waffen greifen.“ Die Plebejer empörten sich darüber, „dass sie auf den Schlachtfeldern für die Freiheit und Herrschaft Roms ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätten, zu Hause aber von den eigenen Mitbürgern in Schuldhaft [...] gehalten würden“, so Livius. 3 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Der Auslöser für den offenen Konflikt zwischen Patriziern und Plebejern Als Auslöser für den Ausbruch des offenen Konflikts zwischen Patriziern und Plebejern schildert Livius folgende Begebenheit: „Auf das Forum kam ein alter Mann, […] seine Kleider waren zerschlissen und sein Aussehen ausgezehrt. Die Menge erkannte ihn aber trotz seines Aussehens. Es hieß, er sei in der Armee Hauptmann gewesen, und man erzählte voller Mitleid im Volk, was er für Heldentaten im Krieg vollbracht habe.“ Im Schicksal dieses Mannes sind die großen sozialen Probleme des Alten Rom sinnbildlich vereint: Als Soldat im Krieg gegen die Sabiner hat er nicht nur seine Ernte eingebüßt, es wurde auch sein ganzer Besitz geplündert. In dieser Zeit wurde auch noch eine Kriegssteuer erhoben, die er nur bezahlen konnte, indem er Schulden machte. Um die hohen Zinsen für den Kredit zu bedienen, musste er schließlich seinen ganzen verbliebenen Besitz, Haus und Hof, als Sicherheit geben. Schließlich sei er in ein Arbeitshaus gesteckt worden, wo man ihn folterte. Nach diesem Bericht erhob sich ein „allgemeiner Aufruhr: Alle Schuldpflichtigen, mit und ohne Fesseln, stürzten von allen Seiten ins Freie und erflehten den Schutz ihrer Mitbürger.“ Die Plebejer setzen sich zur Wehr gegen die Patrizier Die Plebejer setzen ab diesem Zeitpunkt auf ihre eigene Kraft, denn „auf die Hilfe der Konsuln und des Senats hofften sie nicht mehr.“ Die Proteste der Plebs verlagerten sich in die Gerichtsgebäude: Sobald ein Schuldner vorgeführt wurde, strömte die Menge zusammen und es erhob sich ein solch lautes Geschrei, dass man den Spruch des Konsuls nicht hören konnte. Die Konsuln beschlossen abermals eine Truppenaushebung: „Das Nichtstun mache das Volk übermütig.“ Doch als die Konsuln die Namen der Wehrfähigen einzeln aufriefen, antwortete niemand. Die Menge wählte die Strategie der Befehlsverweigerung. Es wurde Schuldfreiheit gegen Wehrdienst gefordert. Für das Vaterland und die Mitbürger wollte man kämpfen, aber nicht als Schuldknechte. Gebrochene Versprechen der Patrizier führen zur Eskalation des Konflikts Ein Versprechen seitens der Patrizier, dass zukünftig auch die plebejischen Soldaten an der Kriegsbeute beteiligt werden, löste einen Stimmungsumschwung beim Volk aus. Den Kriegsdienst leistenden Plebejern wurde von den Patriziern auch eine prinzipielle Freiheit von Knechtschaft versprochen, auch soll das Hab und Gut der Soldaten vor Beschlagnahme sicher sein. Nach diesem Versprechen leisteten die Plebejer einen begeisterten Fahneneid, der Krieg gegen die Volsker, und kurz darauf der Krieg gegen die Sabiner endeten mit absoluten Siegen Roms. Nach den militärischen Erfolgen hielten Senat und Konsuln ihre Versprechen nicht ein, sie bestanden stattdessen „mit äußerster Härte [auf dem] Recht der Gläubiger nach Schuldklage“. Die Macht der kompromisslosen Kreditgeber war offenbar sogar stärker als die des Diktators, der für ein halbes Jahr ernannt wurde, um den Konflikt beizulegen. 4 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Der Auszug der Plebejer auf den Mons Sacer (= heiliger Berg) Nach dem Scheitern des Diktators wählte die Plebs im Jahr 494 v. Chr. eine neue Methode des Widerstands. Sie verließen die Stadt und zogen auf den Heiligen Berg, den Mons Sacer. Der Auszug, also ein Exodus, war aus der Geschichte des Nahen Ostens schon bekannt. Livius schreibt, dass die Plebejer nach ihrem Exodus auf den Mons Sacer das Zugeständnis erhielten, Männer aus ihrer Mitte zu wählen. Diese sogenannten Volkstribunen sollten die Befugnis erhalten, die Plebejer gegen die Willkür der patrizischen Beamten zu schützen. Die Entstehung des Amtes des Volkstribunen (tribunus plebis) Historiker sind in der Zwischenzeit der Auffassung, dass es sich bei den tribunus plebis, den Volkstribunen, zunächst nicht um offiziell anerkannte Beamte gehandelt hatte. Sie waren vielmehr von der Plebs gewählte Vertreter, die sich auf keine gesetzliche Grundlage stützten. Ihre Macht beruhte auf dem Eid der Plebejer, die sich schworen, dass jeder, der einen Volkstribunen attackierte, sofort vom Volk getötet werden sollte. Mit dieser Unterstützung im Rücken schritten die Volkstribunen gegen Entscheidungen patrizischer Beamter und des Senats ein, wenn sie der Ansicht waren, dass sie den Interessen der Plebejer widersprachen. Die Volkstribunen nahmen also ein Veto-Recht (von lateinisch „veto“ = ich verbiete) in Anspruch. Damit konnten sie Entscheidungen der Konsuln und des patrizischen Senats beeinspruchen. Die Fabel des Agrippa vom menschlichen Körper Nach Livius soll es dem Senator Agrippa mit seiner Fabel vom menschlichen Körper gelungen sein, die Plebs zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen und sie davon zu überzeugen, Teil des römischen Gemeinwesens zu bleiben. Agrippas Fabel erzählt, wie sich einst die verschiedenen Glieder des menschlichen Leibes gegen den Magen verschworen hätten, weil dieser allein alles verzehrte. Die Glieder hätten aufgehört, ihm ihre Dienste zu leisten, seien aber alsbald durch ihre eigene Entkräftung belehrt worden, wie notwendig der Magen im gemeinsamen Haushalt des menschlichen Körpers sei. Shakespeare lässt in seinem Stück „Coriolan“ den Patrizier Agrippa auftreten mit den Worten: „Roms Senatoren sind der gute Bauch, in des Leibes Mitte, arbeitslos und müßig, Ihr [seid] die empörten Glieder.“ In der Fabel des Agrippa wird die Gesellschaft als Körper aufgefasst, dessen Glieder (= Plebejer) keine von den anderen Organen, wie dem Magen (= Patrizier), verschiedene Interessen haben können. Patrizier und Plebejer müssen im gemeinsamen Interesse, aber jeder an seinem Platz ihre Funktionen erfüllen und ihre Arbeit erledigen. Diese Auffassung der Bevölkerung als „Volksgemeinschaft", in der jeder Stand seine ihm zugedachte Aufgabe erledigen muss, kehrt beispielsweise im 20. Jahrhundert als zentrales Element der faschistischen Ideologie wieder. Das Zwölf Tafel Gesetz - die römischen Gesetze werden verschriftlicht Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurden die bis dahin nur mündlich überlieferten rechtlichen Grundsätze wohl auch auf Wunsch der Plebejer erstmals auf zwölf Tafeln schriftlich festgehalten und öffentlich zugänglich gemacht. Das Zwölf Tafel Gesetz enthielt vor allem zivilrechtliche Bestimmungen, so die Rechte des Gläubigers gegenüber seinen Schuldnern, aber auch das Verbot der Eheschließung zwischen Patriziern und Plebejern sowie die Bestimmung: „Wenn ein Patron seinen Klienten betrogen hat, soll er verflucht sein.“ In den folgenden Jahrhunderten wurde das Eheverbot aufgehoben und es wurde den Plebejern ermöglicht, für das Amt des Konsuls zu kandidieren. Im Jahre 287 v. Chr. wurde die Lex Hortensia verabschiedet. Dieses Gesetz bestimmte, dass Beschlüsse der Plebs in der Volksversammlung (= Concilium Plebis), also die Plebiszite, Gesetzeskraft für alle römischen Bürger haben sollten. Eine zusätzliche Bestätigung durch den Senat war seither nicht mehr notwendig. In der Praxis musste sich diese Versammlung aber oft in zähem Ringen gegen den patrizischen Senat durchsetzen. Die Beschlüsse des Senats [Senatus Consultum] waren zwar theoretisch keine Gesetze, dafür hatten sie praktisch umso größere Bedeutung. AUFGABENSTELLUNG 1. Erkläre den Zusammenhang zwischen der Schuldenkrise und der Kriegsmüdigkeit der römischen Plebejer. 2. Fasse zusammen, wie Historiker die Entstehung des Amtes des Volkstribunen erklären! 3. Erkläre, wie die ideale gesellschaftliche und politische Ordnung in der Fabel von Agrippa dargestellt wird. 4. Nimm Stellung zu der von Agrippa entworfenen Vorstellung über die ideale Gesellschaftsordnung. 5 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich II. ROMS AUFSTIEG ZUR WELTMACHT UND DAS ENDE DER REPUBLIK AUFGABENSTELLUNG 1. Erkläre die römische Strategie des "Divide et impera" (= Teile und herrsche) 2. Erkläre die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen, die der Aufstieg Roms zum größten MilitaryCoinage-Slavery Complex mit sich gebracht hat. 3. Nenne die sozialen und politischen Beweggründe des Popularen Tiberius Gracchus für seine Reformen! 4. Erkläre die Reaktion der Senatoren auf die Reformversuche der Gracchen sowie die politischen Ansichten, die von Cicero (= den Optimaten) in Reaktion auf die Politik der Popularen formuliert wurden! 5. Fasse die sozialen und politischen Ursachen zusammen, die Marius zu seiner Heeresreform bewegt haben. 6. Erkläre die politischen Auswirkungen von Marius Heeresreform anhand des Konfliktes zwischen Pompejus und dem Senat sowie anhand des Agierens von Caesar als Konsul! 7. Nenne die Reformen, die Caesar im Bereich der Verwaltung (v.a. der Steuereinhebung) in den Provinzen durchgeführt hat. Erkläre auch die Bedeutung der Reformen für die Stabilität des Römischen Imperiums in der Folgezeit. 8. Nenne die sozialpolitischen Maßnahmen, die Caesar durchgeführt hat. Erkläre auch die Bedeutung dieser Maßnahmen für die Stabilität des Römischen Imperiums in der Folgezeit! 9. Erkläre, warum von „Caesars Milde“ gesprochen wird! Gehe dabei auf Caesars Agieren im Gallischen Krieg sowie im Bürgerkrieg ein! 10. Erkläre, wie die Römer auf die Ermordung Caesars reagiert haben! Die römische Strategie des "divide et impera" In Rom hatten sich die Plebejer im sogenannten „Ständekampf“ staatsbürgerliche Rechte erkämpft, wie z.B. das Recht, Volkstribunen zu wählen. Gleichzeitig brachten die Römer in Kriegszügen immer mehr Städte im Umland von Rom unter ihre Kontrolle. Viele Städte auf der Halbinsel südlich der heutigen Toskana wurden tributpflichtig. Als Bundesgenossen mussten sie gegebenenfalls auch Soldaten stellen, um an der Seite Roms in den Krieg zu ziehen. Die Rechte und Pflichten der Bundesgenossen waren abgestuft. Manchen Bundesgenossen wurde die Höhe des Tributs verringert oder es wurde ihnen die Tributzahlung ganz erlassen. Besonders loyalen Bundesgenossen stellten die Römer die Verleihung des vollen römischen Bürgerrechts und die Selbstverwaltung in Aussicht. Diese Politik wurde als divide et impera (d.h. „Teile und Herrsche") bekannt. Hatten sich die Bundesgenossen anfangs noch gemeinsam gegen die römische Oberherrschaft gewehrt, gelang es den Römern schließlich immer erfolgreicher dies zu verhindern Die privilegierten Bundesgenossen verhielten sich loyal, denn sie wollten ihre verbesserte Stellung nicht mehr riskieren. Als Belohnung erhofften sie sich, das römische Bürgerrecht verliehen zu bekommen. Der größte Military-Coinage-Slavery-Complex der Geschichte So wie die Phönizier im Nahen Osten auf dem Gebiet des eroberten Persischen Reichs von Alexanders Militärmacht im 4. Jahrhundert v. Chr. besiegt und geplündert wurden, so wurde auch die von den Phöniziern gegründete Handelsstadt Karthago (im heutigen Tunesien) von den Römern besiegt. Die Punier beherrschten von der Hafenstadt Karthago (im heutigen Tunesien) aus das gesamte westliche Mittelmeer. Die insgesamt drei Punischen Kriege wurden zwischen 264 v. Chr. und 146 v. Chr. geführt. „Unser Handwerk ist das, die gewerbetätigen Völker zu besiegen und sie uns tributpflichtig zu machen; beharren wir also in dem Kampfe, der uns zu ihren Herren erhebt“, erklärte der römische Senat, als er die Fortsetzung des Krieges gegen Karthago beschloss. 6 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Abbildung: Der karthagische Feldherr Hannibal setzte im Zweiten Insbesondere im Zweiten Punischen Krieg Punischen Krieg Elefanten ein. Die mehr als 40.000 Mann starke verloren die Römer Schlachten gegen die Karthager römische Armee konnte er in der entscheidenden Schlacht von Zama und Hannibal war mit seinen Heeren schon „ante (202 v. Chr.) nicht besiegen. portas“, also vor den Toren Roms. Letztlich behielten die Römer die Oberhand. Das Geheimnis der römischen Kriegserfolge lag v.a. darin, dass sie effektive Schutztechniken einsetzten und so in der Regel wesentlich weniger Verluste als ihre Gegner in einer Schlacht erlitten. Der dritte punische Krieg endete mit der fast vollständigen Zerstörung der Stadt Karthago. Die Bevölkerung Karthagos wurde versklavt. Rom war damit zum größten Military-Coinage-Slavery-Complex der Geschichte geworden. Die Expansion Roms war begleitet von einer Umwandlung der ökonomischen Grundlagen Roms. Im 3. Jahrhundert v. Chr. – wenige Jahre vor dem ersten Punischen Krieg – wurde in Rom die Silberwährung eingeführt. Die im frühen Rom maßgebend gewesene Bauernwirtschaft wurde sukzessive durch eine Sklaven- und Münzgeldwirtschaft verdrängt. Italien wurde mit (eroberten) Edelmetallen und Sklaven überflutet, die Sklaven waren zu immer günstigeren Preisen zu haben. Die Kriege begünstigten die Entstehung einer Klasse von Kaufleuten, die als equites, also „Ritter“, bezeichnet wurden. Mit „Rittern“ waren ursprünglich Patrizier gemeint, die nicht in den Rang der Senatoren aufgestiegen waren. Im Gegensatz zu Senatoren war es den Rittern erlaubt, kaufmännisch tätig zu sein und Handelsgesellschaften zu gründen. Sie waren auch als Kreditgeber tätig, versorgten auch den Staat oder Politiker mit Kredit und lieferten Schiffe, Proviant und Kriegsgerät zu teils überhöhten Preisen. Sie pachteten in den eroberten Gebieten, den römischen Provinzen, die Staatsdomänen und Bergwerke sowie die Eintreibung von Steuern (Steuerpacht). Gegen die Bezahlung eines fixen Betrages (= Pacht) an die Republik erhielten sie freie Hand, in den Provinzen ein Vielfaches an Steuern einzutreiben. In den Punischen Kriegen standen mehr römische und mit Rom als Bundesgenossen verbündete italische Bauern jahrein, jahraus als Soldaten auf den Schlachtfeldern als je zuvor. Nach Kriegsende waren zahlreiche Höfe heruntergewirtschaftet. Zwar waren die Plebejer rechtlich dagegen geschützt, in Schuldknechtschaft genommen zu werden. Aber dennoch waren viele Plebejer dazu gezwungen, ihre Höfe aufzugeben. Viele der freien Bauern wurden erwerbs- und arbeitslos und wanderten nach Rom ab. Die Masse der freien Staatsbürger in der Stadt wurden zu „proletarii“, die nichts besaßen außer ihre Staatsbürgerschaft und die „proles“, also ihre Nachkommen (= Kinder). Zu Beginn der römischen Expansion war es durchaus üblich, dass kleine Handwerksbetriebe oder Bauernhöfe einige wenige Sklaven als Arbeitskräfte hatten. Der Besitz der Sklaven konzentrierte sich aber im Laufe der Expansion in wenigen Händen, nämlich bei einigen hundert senatorischen Familien. Diese reichen Patrizier legten ihr Vermögen überwiegend in Grundbesitz an. Mit der wachsenden Anzahl von Sklaven entwickelten die Patrizier einen immer größeren „Landhunger“. Sie trachteten danach, ihren Grundbesitz immer weiter zu vergrößern. Es war nämlich nur auf entsprechend großen landwirtschaftlichen Flächen rentabel, die immer größer werdende Zahl von Sklaven einzusetzen. Das römische Staatsgebiet, dessen Bewohner cives [= römische Staatsbürger] waren, hatte sich bis ins 3. Jhd. v. Chr. über fast ganz Mittelitalien ausgedehnt. Mit der römischen Expansion über die mittlere und südliche italienische Halbinsel vergrößerte sich das römische Gemeindeland, also die Staatsländereien. Von diesem ager publicus durfte jeder römische Bürger maximal 500 Morgen in Besitz nehmen. [Ein Morgen ist ein Flächenmaß, das ursprünglich die Fläche bezeichnet, die mit einem Ochsenpflug an einem Vormittag gepflügt werden konnte. Es umfasste ein Viertel bis ein halbes Hektar]. Das Land blieb im Eigentum der Res Publica, konnte aber von römischen Staatsbürgern bebaut werden. Um ihren Landhunger zu stillen begannen die Patrizier damit, widerrechtlich immer größere Anteile des ager publicus in ihren Besitz zu nehmen. Zugleich übernahmen sie auch das Land der pleite gegangenen plebejischen Bauern. Auf diese Weise schufen sie riesige Latifundien, die mit Sklaven bewirtschaftet wurden. An Stelle der alten Bauernhöfe fanden sich im 2. Jahrhundert v. Chr. fast nur noch Latifundien mit ausgedehntem Weinbau sowie mit Vieh- und Weidewirtschaft. 7 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Die Agrarreform der Gracchen Tiberius Gracchus und sein Bruder Gajus suchten eine Lösung für das Problem der Verarmung der Plebejer, die ihre Bauernhöfe verloren hatten und als besitzlose proletarii in Rom lebten. Dabei verfolgten sie auch die Absicht, die vom Untergang bedrohte Klasse der freien Bauern, den sogenannten „Bauernstand", wiederherzustellen. Tiberius Gracchus war 134 v. Chr. zum Volkstribun gewählt worden mit dem Versprechen, den ager publicus [= die Staatsländereien] zu Gunsten der armen Plebejer umzuverteilen. Sein Gesetzesvorschlag für ein Agrargesetz sah eine Beschränkung der Aneignung der Staatsländereien vor, wie sie eigentlich schon die Lex Hortensia vorgesehen hatte (= 500 Morgen pro Staatsbürger). Widerrechtlich in Besitz genommenes Land des ager publicus sollte aufgeteilt und an Besitzlose (Proletarier) umverteilt werden. Jede Familie sollte einen unveräußerlichen Hof von 30 Morgen erhalten. Die als Bauern wiederangesiedelten Proletarier sollten bei der Anschaffung des Inventars von staatlicher Seite unterstützt werden. In einer Rede begründete Tiberius Gracchus seine Agrarreform folgendermaßen: „Die wilden Tiere, die in Italien hausen, haben ihre Höhlen; jedes von ihnen hat seine Lagerstätte, seinen Schlupfwinkel. Nur die Männer, die für Italien kämpfen und zu sterben bereit sind, haben nichts als Luft und Licht. […] Ohne Haus und Wohnsitz müssen sie mit Frauen und Kindern im Lande umherstreifen. Die Feldherren lügen, wenn sie in Schlachten die Soldaten ermuntern, die Grabmäler ihrer Ahnen und Heiligtümer gegen die Feinde zu verteidigen. Denn viele Römer haben keinen eigenen häuslichen Herd mehr und keine eigene Grabstätte ihrer Vorfahren. Nur für den Luxus und den Reichtum anderer müssen sie ihr Blut vergießen und sterben. Sie werden Herren der Welt genannt. Doch in Wahrheit können sie nicht eine einzige Erdscholle ihr Eigentum nennen." (Plutarch, T. S. Gracchus) Nach dem Beschluss des Agrargesetzes versuchte der Senat die Umsetzung der Agrarreform so weit wie möglich zu sabotieren. Tiberius bewarb sich für das Jahr 132 v. Chr. abermals als Volkstribun. Auf einer Wahlversammlung wurde er von einer Gruppe von Mördern erschlagen, die von einigen Senatoren beauftragt war. Die Senatoren hatten damit klar gemacht, dass sich jemand, der sich gegen ihre Interessen wandte, seines Lebens nicht sicher sein konnte. In den folgenden Jahrzehnten sollten in einem regelrechten Bürgerkrieg noch viele weitere Römer ihr Leben verlieren. Der Bruder des ermordeten Tiberius Gracchus, Caius, versuchte das Werk seines Bruders fortzuführen. Im Jahre 123 v. Chr. wurde er zum Volkstribun gewählt. Er setzte ein Korngesetz durch, nach dem an jeden römischen Staatsbürger monatlich Getreide verteilt werden sollte. Die Kosten dafür übernahm die Republik. Caius Gracchus beauftragte den Bau befestigter Straßen in ganz Italien. Damit sollte nicht nur die Infrastruktur verbessert werden, sondern auch arbeitslosen Proletariern ein Einkommen gesichert werden. Gracchus plante auch, Land in Italien urbar zu machen und es von arbeitslosen Proletariern besiedeln zu lassen. Caius ereilte schließlich 121 v. Chr. das Schicksal seines Bruders. Cicero und die Reaktion der Optimaten Der Name der Gracchen stand schon bald sinnbildlich für eine Sozialpolitik im Interesse der Proletarier und der von Enteignung und Verarmung bedrohten Plebejer. Vertreter dieser Politik wurden als Popularen bekannt, von Populus, das Volk. Heute würde eine solche Politik als „links" bezeichnet werden. Den Popularen gegenüber standen die Vertreter der Interessen der Latifundienbesitzer und Kreditgeber im Senat, die sich selbst als die Besten, als Optimaten bezeichneten. Der berühmte Redner und Optimat Cicero hat mit seinem Werk „Von den Pflichten und vom Staat" ein Standardwerk konservativer Politik geschaffen, also einer Politik, die heute als „rechts" bezeichnet werden würde. Über die Agrarreform der Gracchen und die Politik der Popularen schreibt Cicero: „Diejenigen, welche Volksfreunde sein wollen und aus diesem Grunde versuchen, den Besitzer aus seinem Eigentum zu vertreiben oder dargeliehenes Geld den Schuldnern nachzulassen, diese erschüttern die Grundfeste des Staates.[...] Denn es ist der eigentliche Zweck des Staates und einer Stadt, dass die Sicherheit des Eigentums frei und unangefochten bleiben soll. Was ist es aber für eine Gerechtigkeit, wenn ein Grundstück, das viele Jahre oder gar Menschenalter hindurch seinen rechtlichen Besitzer gehabt hat, Besitz eines andern wird, der vorher keines hatte, und der es hatte, es verlieren soll? [...] Durch den Streit um Landaufteilung richteten sie [die Gracchen] sich selbst zugrunde, so wie sie durch ihre Politik dies eine Volk in zwei Teile gespalten haben, sodass in einer Republik gewissermaßen zwei Senate und – man möchte fast sagen – zwei verschiedene Völker einander gegenüberstehen!" Nach Ciceros Auffassung führt also nicht die ungleiche Verteilung des wirtschaftlichen Reichtums der Staatsbürger zu einer Spaltung der Gesellschaft in Reiche und Ärmere und in der Folge zu sozialen Konflikten. Rom - Von der Republik zum Kaiserreich 8 Vielmehr macht Cicero den Popularen zum Vorwurf, durch ihre Politik für die Spaltung des Volkes „in zwei verschiedene Völker" verantwortlich zu sein. Die Forderungen nach Landumverteilung fügt nach Ansicht der Optimaten dem „gesamtstaatlichen Interesse" Schaden zu. Die Heeresreform des Marius Das Heer der Republik war über Jahrhunderte eine Miliz von wehrpflichtigen Staatsbürgern gewesen. Bei der Rekrutierung des Heeres griff man schon seit dem 3. Jahrhundert auf die italischen Bauern, die Bundesgenossen Südund Mittelitaliens, zurück. Der senatorische Widerstand gegen die Politik der Agrarreformen der Gracchen und anderer Volkstribunen war erfolgreich genug gewesen, dass die römische Bauernschaft weiter zugrunde gerichtet wurde. Der Niedergang der römischen Bauernschaft führte dazu, dass sich die Reihen der Proletarier ständig vergrößerten. Dies hatte nicht zuletzt auf das römische Heer Auswirkungen. Es gab schlicht zu wenige Staatsbürger, die sich die Ausrüstung für den Kriegsdienst leisten konnten. Deshalb begann der Feldherr und Popular Marius damit, besitzlose Proletarier für das Heer zu rekrutieren. Marius (156 - 86 v. Chr.) gehörte nicht zur alteingesessenen senatorischen Führungsschicht der römischen Republik. Gegen den Widerstand des Senats wurde er für das Jahr 107 v. Chr. als homo novus1 zum Konsul gewählt. Er erhielt den Oberbefehl im Krieg gegen den numidischen König Jugurtha in Kleinasien. Der Standesdünkel2 der Patrizier war so stark ausgeprägt, dass selbst der Sieg des Marius gegen Jugurtha kaum etwas daran änderte, dass er von der senatorische Oberschicht als „nicht standesgemäß" angesehen wurde. Aufgrund seines Erfolges konnte er aber dennoch seine Pläne für die Umwandlung des Heeres in ein Berufsheer durchsetzen. Die Heeresreform des Marius sah vor, dass die Ausrüstung und Ausbildung von der Republik finanziert werden sollten. Die Krieger wurden zu Berufssoldaten. Ein Berufssoldat sollte für 16 Jahre oder für 16 Feldzüge dienen. Als Entlohnung erhielt er einen Sold und Anteile an der Beute. Der Feldherr musste für die Veteranenversorgung aufkommen, die bis zur Zeit Caesars die Form einer Landschenkung hatte. Die Bundesgenossenkriege Die italischen Bundesgenossen mussten schon seit jeher Soldaten für das römische Heer stellen, waren aber in vielfacher Hinsicht gegenüber den römischen Staatsbürgern benachteiligt. Volkstribunen (= Popularen) setzten sich dafür ein, den Bundesgenossen das volle römische Bürgerrecht zu verleihen. Die Optimaten im Senat hingegen wollten den Bundesgenossen nicht die vollen politischen Rechte gewähren. Abermals wurden Volkstribunen im Auftrag von Senatoren ermordet.(90 v. Chr.). Dieser politische Mord löste Aufstände zahlreicher Bundesgenossen gegen die römische Vorherrschaft aus. Das Ziel war eine volle Gleichberechtigung als römische Bürger. Diese sogenannten Bundesgenossenkriege zeigten, dass die römischen Heere gegen diejenigen der Bundesgenossen militärisch nur wenig ausrichten konnten. Im Jahr 89 v. Chr. endete die Auseinandersetzung im Sinne der Bundesgenossen. Allen Bundesgenossen wurde das römische Bürgerrecht verliehen. Sullas Diktatur Kurz nach dem Tod des Popularen Marius versuchten die Optimaten unter der Führung von Sulla die Popularen entscheidend zu schlagen. Sulla wurde 83 v. Chr. vom Senat als Diktator mit der zeitlich unbeschränkten Vollmacht „Gesetze zu geben und den Staat zu ordnen“ (legibus scribundis et rei publicae constituendae) ausgestattet. Die von Sulla neu ausgearbeitete Verfassung zielte auf eine nachhaltige Schwächung demokratischer Institutionen ab. Der Volksversammlung, dem concilium plebis, wurde das Recht entzogen, Gesetze (Plebiszite) zu beschließen. Auch den Volkstribunen wurden viele Befugnisse entzogen, darunter ihr Veto-Recht. Zahlreiche Anhänger der Popularen wurden von Sulla geächtet. Sie wurden für 1 Abbildung: Denarius - eine Münze aus der Zeit Sullas (ca. 80 v.Chr.) mit der Aufschrift L. Sulla Imperator Iterum. Die Vorderseite zeigt den Kopf der Venus, die Sulla beigestanden haben soll, und Cupido mit Palmzweig. Auf der Rückseite Kriegstrophäen sowie Priesterinsignien, die den Herrschaftsanspruch Sullas betonen sollten. Ein "homo novus", also ein "neuer Mann", war ein Konsul, der nicht aus dem alteingesessenen patrizischen Amtsadel stammte. Seine Vorfahren waren also nicht auch schon Konsuln und Senatoren gewesen 2 Standesdünkel ist eine Einstellung von Menschen, die annehmen, besser zu sein als Menschen aus anderen sozialen Gruppen. Sie fühlen sich überlegen, weshalb sie auf die Menschen aus „niederen“ Ständen (z.B. „Prolos“) herabblicken. Menschen mit Standesdünkel behandeln Mitglieder der „niederen“ Schichten oft auf diskriminierende Art und Weise. Dieses Phänomen wird heute in Anlehnung an Begriffe wie „Rassismus“ oder „Sexismus“ oft als „Klassismus“ bezeichnet. 9 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich vogelfrei erklärt und konnten von jedem straflos getötet werden. Rund 5.000 römische Staatsbürger wurden während Sullas Herrschaft ermordet. Die Verfolgung („Proskription“) der politischen Gegner betraf auch deren Kinder und Enkel: Gesamte Familien wurden enteignet und sollten dauerhaft aus dem politischen Leben ausgelöscht werden. Die Güter seiner besiegten Gegner verwendete Sulla, um seinen Veteranen die Altersversorgung zu sichern. Caesars Triumvirat mit Pompejus und Crassus Als Sulla seine Diktatur wieder zurückgelegt hatte, hatte er vor allem eines erreicht: Alle politischen Kräfte in Rom, lediglich der harte Kern der Optimaten im Senat ausgenommen, waren zu unbedingten Gegnern von Sullas Verfassung geworden. Im Kampf gegen diese Verfassung kamen drei Politiker zusammen, die die römische Geschichte im ersten Jahrhundert v. Chr. entscheidend prägten: Marcus Licinius Crassus (geboren 113 v. Chr.), Gnaeus Pompejus Magnus (geb. 106 v. Chr.) und Gaius Julius Caesar (geb. 102 v. Chr.). Pompejus und Crassus hatten zu den Nutznießern von Sullas Politik gehört, sie waren ursprünglich eigentlich den Optimaten zuzurechnen. Caesar hingegen zählte zu einem von Sullas Opfern. Wie die Brüder Gracchus war Caesar in die Partei der Popularen „hineingeboren“. Seine Tante war mit Marius, dem berühmtesten Popularen, verheiratet. Er selbst war verheiratet mit einer Tochter Cinnas, eines weiteren namhaften Popularen. Sulla hatte 83 v. Chr. vom 19-jährigen Caesar verlangt, er solle seine Frau verstoßen; dieser weigerte sich und wurde prompt geächtet. Caesar floh und verbrachte fast ein Jahrzehnt in Griechenland, wo er als Freiwilliger am Kampf gegen Mithridates, des Königs von Pontus am Schwarzen Meer, teilnahm. Im Jahr 73 v. Chr. – fünf Jahre nach Sullas Tod – wurde Caesar in Abwesenheit zum Pontifex (= Priester) gewählt. Darauf kehrte er nach Rom zurück und begann, die von Sulla zerschlagene Partei der Popularen zu reorganisieren. Caesars Stunde schlug erstmals im Jahre 70 v. Chr., als Pompejus und Crassus seine Unterstützung in der Volksversammlung brauchten. Mit Caesars Unterstützung wurden Pompejus und Crassus im Jahr 70 v. Chr. zu Konsuln gewählt. Als Gegenleistung hoben sie noch im selben Jahr sämtliche Verfassungsgesetze Sullas wieder auf. Dem Concilium plebis und den Volkstribunen wurde ihre gesetzgebende Gewalt zurück gegeben. Das Amt der Volkstribunen, das seit den Gracchen eine wichtige Rolle für die Politik der Popularen gespielt hatte, war damit als eine Opposition zum Senat wiederhergestellt. Die ausschließliche Besetzung der Richterstellen mit Senatoren wurde ebenfalls aufgehoben. Damit war der Grundstein gelegt für die Zusammenarbeit der drei Politiker in einem „DreiMänner-Bündnis“, dem sogenannten Triumvirat. Im Jahr 60 v. Chr., zehn Jahre nach dem ersten Zusammenwirken, erschien Caesar bereits als der Seniorpartner im Triumvirat. Caesars hatte seine Stellung zwischenzeitlich weiter ausgebaut. Caesars Kampf für die Verleihung des Bürgerrechts an die Gallier nördlich des Po war auf massiven Widerstand der Optimaten getroffen und gescheitert. Aber Caesar hatte sich einen Ruf als unermüdlicher Anwalt der Rechte der einfachen Bevölkerung, der „common people“, gefestigt. Auch Pompejus und Crassus hatten in den 60er Jahren manche ihrer politischen Ziele nicht erreichen können. Solange jeder für sich vorging, scheiterten sie am Widerstand der Optimaten im Senat. Gemeinsam waren sie erfolgreicher. Die politischen Auswirkungen der Heeresreform von Marius zur Zeit Caesars Marius Heeresreform hatte den chronischen Engpass an Soldaten-Nachschub beseitigt. Auch die Zahl der von Getreidespenden abhängigen Proletarier in Rom wurde dadurch vermindert. Caesar ging noch über die von Marius betriebene Rekrutierung arbeitsloser römischer Proletarier hinaus. Er rekrutierte große Teile seiner Heere schon unter den keltischen (= gallischen) Bauern Oberitaliens (= in der Poebene). Teilweise kamen die Soldaten auch schon aus dem transalpinen Gallien, also aus Südfrankreich. Sogar in Spanien, Griechenland, Kleinasien und Afrika (Tunesien) wurden schon im 1. Jhd. v. Chr. Legionen ausgehoben und nach römischer Art ausgebildet. Die Soldaten wurden auf Staatskosten ausgerüstet, versorgt und besoldet. Am kostspieligsten waren dabei Waffen und Rüstung, die bei der Aufstellung eines Truppenteils beschafft werden mussten. Die im Dienst befindlichen Truppen kosteten den Staat allerdings relativ wenig, da die Bezahlung der Soldaten eher bescheiden war. Bis zum Jahre 50 v. Chr. erhielten sie 480 Sesterzen jährlich als Sold. Caesar verdoppelte den Sold bei Ausbruch des Bürgerkriegs. Für die nicht-römischen Soldaten war aber ohnehin die Aussicht auf die römische Staatsbürgerschaft, die allen Veteranen bei der Entlassung verliehen wurde, die wohl wichtigste Motivation. Das römische Bürgerrecht brachte nämlich erhebliche materielle und rechtliche Vorteile mit sich, außerdem erwartete den Veteran das Grundstück eines Bauerngutes und seit Caesar auch erstmals eine Abfertigung in Bargeld. Der größte laufende Kostenfaktor war die Verpflegung der Soldaten, die hauptsächlich aus Getreide bestand. Getreide wurde halbmonatlich ausgegeben, pro Tag und Kopf etwas mehr als ein Kilogramm. Am ersten Marschtag schleppte jeder Legionär rund 20 kg Weizen auf dem Rücken, außerdem noch Waffen und ein Zelt. Nie zuvor war in 10 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich der Geschichte eine Infanterie so schwer bepackt gewesen. Und nie zuvor in der Geschichte waren die Mannschaftsund Materialverluste so niedrig gewesen. Im Lauf von 10 Jahren Kriegsführung schmolz eine Legion nur etwa auf die halbe Stärke zusammen. Eine noch nie zuvor erzielte Wirksamkeit der Schutzwaffen und Verschanzungen hatte die vergleichsweise geringen Verluste der Römer zur Folge. In der Geringfügigkeit der Verluste lag eine Hauptursache für die Überlegenheit der römischen Heere. Die siegreichen Feldherren erhielten die Ehre, in einem Triumphzug in Rom gefeiert zu werden. Auf Tafeln, die Pompejus in seinem Triumphzug nach dem Sieg gegen Mithridates 61 v. Chr. mitführte, wurden die von ihm unterworfenen Länder aufgezählt (Syrien, Pontus = nördliches Kleinasien an der Schwarzmerküste) und die Anzahl der von ihm erbeuteten oder versenkten Schiffe sowie der erstürmten oder durch Übergabe genommenen Städte publik gemacht. Diesen Tafeln zufolge waren in seinen Kriegszügen 12.830.000 Menschen ums Leben gekommen, versklavt worden oder zu Untertanen gemacht worden. Genauere Unterschiede machte Pompejus nicht. Schon bei Pompejus' Truppen wurden die politischen Auswirkungen der Heeresreform von Marius in aller Deutlichkeit sichtbar: Der politische Einflusses der Feldherren erhöhte sich, insbesondere bestand eine Tendenz, dass sich die Soldaten ihren Feldherren mehr verpflichtet fühlten als der Republik. Politisch ambitionierte und militärisch erfolgreiche Feldherren spielten jedenfalls eine große politische Rolle. Und die Heerführer hatten die Aufgabe, nach dem Krieg die Versorgung ihrer besitzlosen Veteranen mit Land politisch durchzusetzen. Dadurch wurden die Heerführer gewissermaßen zu Patronen ihrer Soldaten, die ihrerseits zu deren eingeschworenen Klienten wurden. Zum besseren Verständnis für die Ergebenheit der Soldaten muss noch ein weiterer Punkt in Betracht gezogen werden. Im römischen Heer gab es nicht wie in modernen Heeren stehende Truppenteile, die ihre alten Soldaten entließen und laufend neue Soldaten als Ersatz einstellten. Vielmehr bestand jede Legion aus einem einzigen Jahrgang, blieb bis zur Entlassung zusammen und wurde bei der Entlassung aufgelöst. Sie bildete einen sehr exklusiven Verein, dessen Mitglieder die gleichen Feldzüge mitgemacht und die gleichen Ansprüche an den Feldherrn bei dessen Triumph erworben hatten. Truppen wie die 7. bis 14. Legion, mit denen Caesar in den Gallischen Krieg zog, die also eine Reihe von Jahren unter Waffen blieben, wurden sich ihrer Unentbehrlichkeit bewusst und infolgedessen anspruchsvoll: Bei Unzufriedenheit zögerten sie auch nicht davor, zu meutern. Der Konflikt des Feldherren Pompejus mit dem Senat macht die Auswirkungen der Heeresreform sichtbar. Um seine Macht zu demonstrieren und dem Einfluss der Feldherren Grenzen zu setzen, verweigerte der Senat dem Pompejus nach dessen Triumph gegen Mithridates (im Nahen Osten) das Ackergesetz für die Veteranen seiner Heere. Nachdem Pompejus von den Optimaten dermaßen blamiert worden war, war er auf die Hilfe seines Kollegen im Triumvirat, Caesar, angewiesen. Nach Caesars Wahl zum Konsul brachte dieser im Jahr 59 v. Chr. mehrere Gesetze durch, die in den Augen der Optimaten empörend waren: Ein Gesetz für die Ansiedlung tausender römischer Proletarier und die Ackergesetze für die Ansiedlung von Pompejus Veteranen. Diese Gesetze brachte Caesar gegen das Veto seines Kollegen Bibulus, eines Optimaten, durch. Noch Jahrzehnte später wurde das Jahr 59 v. Chr. von den Römern scherzhaft als das Jahr der Konsuln Gaius und Julius bezeichnet. Caesar verteilte auch die Provinzen an sich und seine Kollegen im Triumvirat. Caesar erhielt für fünf Jahre die Verwaltung der Provinzen Illyrien, Gallia Cisalpina (Oberitalien) und Gallia Narbonensis (Südfrankreich) – damit verschaffte er sich den lukrativen Krieg, den er zur Begründung einer militärischen und finanziellen Hausmacht benötigte. Der Gallische Krieg und die Verbesserung von Caesars Finanzlage Deutsche Historiker im 19. Jahrhundert (z.B. Theodor Mommsen) setzten die Gallier der Antike mit den Franzosen, den „Erbfeinden“ der Deutschen im 19. Jahrhundert, gleich. Sie lobten Caesars Siege über die „faulen und neugierigen“ Gallier. Der Sieg Caesars über die „leichtsinnigen, gescheiten, aber politisch durch und durch unbrauchbaren“ Gallier (= Franzosen) wurde mit dem Sieg des preußischen Königs Wilhelm gegen Frankreich im Jahr 1871 verglichen. Von den „barbarischen“, also von den Römern noch nicht unterworfenen bzw. außerhalb des hellenistischen Raums befindlichen Ländern war das antike Gallien das wirtschaftlich reichste. Der gallische Adel war reich an Gold. Vor einer Schlacht versprachen die Gallier die zu erobernde Beute an Gold den Göttern. Da sich anders als im klassischen Griechenland - kaum Räuber an den Tempelschätzen vergriffen hatten, häuften sich in den gallischen Tempeln ansehnliche Goldmengen. Caesar kaufte während des Gallischen Kriegs für 60 Millionen Sesterzen Grundstücke in Rom. Cicero wurde von Caesar dabei als Makler beauftragt und durch die üppigen Vermittlungs-honorare an einem „silbernen Band" gehalten. Rom hatte nämlich eine Silberwährung. Und da Caesar für manche seiner Geschäfte in Rom „Bargeld“ benötigte, tauschte er sein gallisches Beutegold gegen Silber ein. Die Goldmenge war so riesig, dass der Kurs von Gold gegen Silber von 1:12 auf 1:9 stürzte und damit den niedrigsten Goldkurs der Geschichte bewirkte. Das zweitwichtigstes Beutegut waren Sklaven. Die Kriege der Römer waren, von den Kämpfen gegen den Karthagischen Feldherren Hannibal bis zu Caesars Gallischem Krieg, die größte Sklavenjagd seit den Kriegszügen 11 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Alexanders und die größte Sklavenjagd vor Columbus. Im Gallischen Krieg fanden sie ihren Höhepunkt. Durch Caesars Massenangebot wurde nicht nur der Preis für Gold, sondern auch der für Sklaven gedrückt. Die Gesamtzahl der getöteten und versklavten Gallier wird auf deutlich unter einer Million geschätzt. Dennoch übte Caesar die ihm nachgesagte Milde auch schon in Gallien, so merkwürdig dies erscheinen mag. Entgegen der oft vertretenen Ansicht fand Caesar in Gallien keineswegs eine „keltische Nation“ vor, sondern unabhängige, einander bekämpfende Einzelstämme. Ähnlich wie die griechischen Stämme der klassischen Zeit waren diese in einer Kultgemeinschaft miteinander verbunden. Viele gallische Stämme begrüßten Caesar als Befreier von der Bedrohung durch die Helvetier. Seit dem zweiten Kriegsjahr erwies sich der Befreier allerdings mehr und mehr als Unterdrücker. Verschiedene Stämme, darunter die Arverner (Auvergne), Haeduer (Autun) und Remer (Reims) waren und blieben aber mit Caesar verbündet. Seine Kriegsführung bestand darin, einem Stamm nach dem anderen Treue-Eid und Geiselstellung aufzuerlegen und im Umherziehen die Erhebungen niederzuwerfen, die bald hier, bald dort aufflammten. Innerhalb jedes gallischen Stammes war der Adel in eine pro-römische und eine anti-römische Fraktion geteilt. Je härter Caesar gegen die isolierten Erhebungen vorging, desto stärker wurde die antirömische Partei. Die allgemeine Empörung und Kampfbereitschaft wurde von Vercingetorix ausgenutzt. Vercingetorix kam dem Sieg nahe, auf der Höhe des Erfolges hatte er einen Großteil Galliens hinter sich. Aber nachdem er sich in Alesia ergeben musste, waren die Kräfte der keltischen Abbildung: Caesars Feldzüge im Gallischen Krieg. Was die Erhebung verbraucht. In nahezu jedem Stamm Opferzahlen des Krieges betrifft, so rechnete Caesar selbst mit rund erhielt die romfreundliche Partei die Oberhand. einer Millionen getöteten Menschen. Die Gesamtbevölkerung Auch bei der Behandlung der Gefangenen nach dem Sieg von Alesia erwies sich Caesar den 20 000 schätzte er auf sechs bis neun Millionen. Diese Zahlen sind aber weit übertrieben, was sich leicht nachweisen lässt. Die Stammesgrenzen Haeduern und Arvernern, die sonst immer zu ihm aus Caesars Zeit haben sich als die Grenzen römischer, fränkischer gestanden hatten, als gnädig. Daher ließ er die und schließlich französischer Verwaltungsbezirke sowie kirchlicher Gefangenen dieser beiden Stämme frei. Zugleich Diözesen bis heute erhalten. Die Namen der gallischen Stämme aber zeigte er, was vom Standpunkt des Siegers leben in Städtenamen fort, beispielsweise der Name Bellovaker in rechtens war. Die übrigen 40.000 Gefangenen Beauvais. Beauvais liegt heute im Departement Oise. Caesar gibt die schenkte er als Sklaven seinen Soldaten, jedem Zahl der Bellovaker mit 400 000 an. Das Departement Oise hat aber Legionär einen Gallier. Die meisten Soldaten selbst heute nur 800 000 Einwohner. Die heutige Bevölkerung konnten ihre Sklaven nur verkaufen, der Erlös war Frankreichs beträgt 65 Millionen. Die gesamte Bevölkerungszahl bei einem solchen Massenverkauf sehr gering. Galliens zur Zeit Caesars kann nicht annähernd so groß gewesen sein. Sie wird auf rund drei Millionen geschätzt. Caesars Zahlenangaben Caesar suchte nun die Ruhe in Gallien sind also weit übertrieben, sie dürften in Wirklichkeit nur ein Fünftel dauerhaft zu sichern, daher beendete er die oder vielleicht nur ein Zehntel so groß gewesen sein. Plünderung. Die gesamtgallische Erhebung unter Vercingetorix hatte den erwünschten Vorwand geboten, auch bei den bisher treuen Stämmen Tempel- und Häuptlingsschätze zu beschlag-nahmen. Danach war allerdings nicht mehr viel übrig. Caesar setzte die Tribute des unterworfenen Gallien auf insgesamt 40 Millionen Sesterzen jährlich fest, eine sehr bescheidene Summe verglichen mit den Abgaben anderer Provinzen. Am Bürgerkrieg nahmen schließlich nicht wenige Gallier an Caesars Seite teil. Sie bildeten den größten Teil der Kavallerie, den Offizieren verschaffte er das römische Bürgerrecht, angesehene Häuptlinge berief er sogar in den Senat. Caesar wollte schon seit Jahrzehnten den unter römischer Herrschaft befindlichen cisalpinen Galliern (= Oberitalien) das römische Bürgerrecht verleihen. Caesars Soldaten, mit denen er das transalpine Gallien (= Frankreich) unterwarf, waren zu einem großen Teil Gallier aus Oberitalien. Mit ihnen war Caesar innenpolitisch verbündet. Durch sein schonendes Verhalten seit Alesia ermöglichte er zudem das rasche Hineinwachsen der neuen Provinzen ins römische Reich. 12 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Caesars Sieg und „Caesars Milde“ im Bürgerkrieg Caesars Kollege Pompejus verließ in den 50er Jahren mehr und mehr das populare Fahrwasser und kehrte in den Heimathafen der Optimaten zurück. Im Jahr 52 v. Chr. verbündete er sich mit den Optimaten im Senat gegen Caesar und wurde zum „consul sine collega“, also zum alleinigen Konsul, gewählt. Pompejus hielt seine auf sieben Legionen in Spanien und im östlichen Mittelmeer sowie auf die Mehrheit im Senat gestützte Stellung für so stark, dass er glaubte, Caesar zur Entlassung seiner Truppen und zum Verzicht auf seine Provinzen in Gallien zwingen zu können. Das war gleichbedeutend mit der vollständigen Unterwerfung. Marcus Antonius, einer der wichtigsten Vertrauten Caesars in Rom, war 50 v. Chr. zum Volkstribun gewählt worden und versuchte im sich zuspitzenden Konflikt zwischen Caesar und Pompeius die Interessen Caesars in der Hauptstadt zu vertreten. Wie es die Gegner Caesars mit der republikanischen Freiheit und Verfassung hielten, zeigte sich nicht zuletzt in der Senatssitzung im Januar 49 v. Chr.: Caesar sollte zum Feind der Republik erklärt werden, wenn er seine Armee nicht auflöste. Mark Anton und sein Kollege als Volkstribun wurden gezwungen, den Senat zu verlassen und wurden somit verfassungswidrig ihres Rechts auf ein Veto gegen Senatsbeschlüsse beraubt. Es waren also nicht zuletzt Pompejus und die Optimaten, die den Kampf suchten mit der Aufforderung an Caesar, sein Kommando niederzulegen und als Privatmann nach Rom zurückzukehren. In dieser Situation setzte sich Caesar mit seinen Truppen zum Grenzfluss Rubikon in Bewegung. Dieser Fluss trennte das militärfreie Stadtgebiet Roms von den Provinzen im Norden. Pompejus erhielt daraufhin vom Senat die Order, die „Republik gegen Caesar zu verteidigen“. Um ihr Leben fürchtend flohen die Volkstribunen aus Rom zu Caesar, der seine Soldaten nicht zuletzt angesichts der Behandlung der sakrosankten Volkstribunen zum Marsch auf Rom motivieren konnte. Am 10. Januar überschritt Caesar den Rubikon und marschierte gegen Rom, das von Pompejus geräumt wurde, die meisten Senatoren, auch viele von Caesars Geldnehmern, gingen mit Pompejus nach Mazedonien. Es blieb nur ein Rumpfsenat in Rom übrig. Mit seiner „Politik der Milde“, der „clementia Caesaris“ wollte sich Caesar von der Grausamkeit und Tyrannei der Diktatur Sullas distanzieren. Vor allem Schriftsteller der Spätantike lobten Caesars Milde, was angesichts seiner Kriegszüge ungewöhnlich erscheint. Der von Sulla so exzessiv betriebenen Ächtung und Enteignung der Angehörigen der unterlegenen Bürgerkriegspartei machte Caesar ein Ende. Hätten Caesars Gegner gesiegt, so hätten sie zweifellos ihn und seine Parteigänger geächtet. Caesar wollte im Bürgerkrieg aber nicht nur siegen, sondern durch seinen Sieg auch dauerhafte Verhältnisse herstellen. Dazu war eine Aussöhnung mit seinen Gegnern erforderlich. Jeder sollte wissen, dass man sich Caesar gefahrlos unterwerfen konnte. Als Caesar 49 v. Chr. Rom einnahm, krümmte er keinem seiner dort verbliebenen Gegner ein Haar. Auch das Vermögen des Pompejus und der vielen mit ihm nach Mazedonien geflohenen Gegner tastete er nicht an. Erst nach dreieinhalb Jahren Bürgerkrieg, im Herbst 46 v. Chr., begann der damit, die Vermögen der hartnäckigsten Gegner zu beschlagnahmen, die immer noch den Kampf fortsetzten und offenbar durch keinerlei Schonung zu gewinnen waren. Auch dann gab er jedoch den Frauen und Witwen der Betroffenen die Mitgift heraus. Caesar war auch nicht nachtragend gegen die Anhänger des Pompejus, sobald sie sich unterwarfen. Sein späterer Mörder Brutus unterwarf sich erst nach Kriegsende, dennoch übertrug er ihm hohe Staatsämter. Caesar bewies zeitweise auch einen Sinn für Humor. Gleich bei Ausbruch des Bürgerkriegs lief Caesars langjähriger politischer und militärischer Verbündeter, der Legat (General) Labienus, zum Feind über. Caesar, den dies nicht überraschte, sandte ihm sein Geld nach. Am Maßstab seiner Zeit gemessen, war Caesar wirklich milde. Caesars Gegner setzten die Maßstäbe so, dass sie im allgemeinen Bewusstsein blieben. In der Provinz Africa (heute Tunesien) war die Senatspartei verbündet mit König Juba von Numidien. Sein Ziel war es, die Küstenstädte der Provinz zu zerstören und ihre BewohnerInnen zu töten oder zu versklaven. Die Truppen der Senatspartei waren auch nicht zimperlich. In der Stadt Parada errichteten sie einen Scheiterhaufen auf dem Marktplatz und warfen unliebsame Einwohner lebend hinein. In der Stadt Utica wurde das Gemetzel durch die Nachricht von Caesars Anmarsch gestört. Dieser wurde begreiflicherweise von den Einwohnern mit Begeisterung empfangen. Caesar begnügte sich mit einer Tributzahlung von 200 Millionen Sesterzen, zahlbar in sechs Halbjahresraten. Caesars Truppen schlugen in der Schlacht von Pharsalos (in Griechenland) Pompejus, die anderen senatorischen Heere wurden nacheinander in Africa und in Hispania besiegt. Damit entschied Caesar den Bürgerkrieg für sich. Zur herben Enttäuschung mancher seiner Anhänger erließ Caesar nach seinem Sieg über Pompejus im Bürgerkrieg keine Ächtungen und gewährte auch sonst keine Gelegenheit zum Plündern. Brot, Spiele und Caesars Großzügigkeit Heute gilt ein Bankrotteur als ungeeignet für die Bekleidung eines öffentlichen Amtes. In der späten römischen Republik war das umgekehrt: jeder Bewerber um ein höheres Staatsamt war überschuldet. Selbst wer vorher ein Nettovermögen besessen hatte, verschuldete sich spätestens durch seine Bewerbung. Denn egal, wie arm und elend die Proletarier waren, sie und ihre Nachkommen blieben doch römische Staatsbürger und damit wahlberechtigt bei 13 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich den Wahlen zu den höchsten Ämtern im Staate. Wer von der Volksversammlung gewählt werden wollte, musste die Gunst der Volksversammlung durch Brot und Spiele erkaufen: Durch Massenspeisungen, Wagenrennen und Gladiatorenspiele. Schon im Jahr 65 v. Chr. hatte sich Caesar den Ruf erworben, „generosus“ (= großzügig) zu sein. In diesem Jahr war Caesar als Aedil nicht nur für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zuständig, sondern auch dafür, die großen Feste auszurichten. Er nützte die Gelegenheit, sich der Volksversammlung zu empfehlen. Caesars Spiele stellten alles bisher Dagewesene in den Schatten. Er bildete eine vierstellige Anzahl Gladiatoren aus – wobei er sich als ausgezeichneter Fechter ihrer Ausbildung persönlich widmete. Nicht weniger Aufsehen erregte die bauliche Ausschmückung der Versammlungsplätze auf Forum und Kapitol. Eines Nachts ließ er auf dem Kapitol die von Sulla beseitigten Trophäen und Statuen des Marius wieder aufstellen. Der Senat musste die Herausforderung einstecken, denn die Volksstimmung war zu Gunsten von Caesar. Viele Kandidaten mussten sich das notwendige Kapital für ihre Wahlkämpfe von Geldgebern vorschießen lassen. Dabei waren saftige Kreditzinsen in zweistelliger Höhe zu bezahlen. Wer die gesamte Ämterlaufbahn bis zum Konsul absolviert hatte, war meistens überschuldet, sanierte sich aber anschließend als Statthalter in einer Provinz und zahlte bei der Rückkehr die Schulden zumindest teilweise zurück. Dem Historiker Plutarch zufolge soll Caesar schon bei Antritt seines ersten Amtes als Quästor im Jahre 69 v. Chr. rund 34 Millionen Sesterzen Schulden gehabt haben. Manche Gegner Caesars hofften darauf, er werde sich ruinieren. Dennoch waren die Hoffnungen von Caesars Gegnern unbegründet: Sie übersahen, dass er einen der größten Finanzmagnaten des 1. Jhd. v. Chr. als Hauptgläubiger hinter sich hatte, nämlich Crassus. Mit diesem war er im Triumvirat eng verbunden. Caesar und Crassus gingen bei einer Reihe wichtiger politischer Unternehmungen Hand in Hand, so z.B. bei ihrem gemeinsamen Ackergesetz und bei den Versuchen, den Galliern nördlich des Po das römische Bürgerrecht zu verleihen. Crassus hatte zwar selber nicht genug Bargeld für Caesars ausschweifende Unternehmungen, beschaffte aber die erforderlichen Kredite bei Dritten. Er verbürgte sich für Caesar bis zum Betrag von 22 Millionen Sesterzen und beglich Caesars Schulden bei den ungeduldigsten Gläubigern. Bis zum Beginn des Gallischen Krieges hatte Caesar große Schulden angehäuft und selten etwas zurückgezahlt. Aber schon in den ersten beiden Jahren des Gallischen Krieges (58/57 v. Chr.) hatte er genug erbeutet um seine Schulden zu begleichen und darüber hinaus einen Kapitalfonds zu bilden, mit dem er von der Passiv- auf die Aktivseite des Kreditgeschäfts hinüberwechselte. Triumphatoren, also die siegreichen Feldherren, hatten traditionell einen größeren Teil der Beute für sich selbst zurückbehalten. Caesar verteilte die Beute großzügiger an Soldaten und Bevölkerung als die meisten Feldherren vor ihm. Dadurch sicherte er die politische Stabilität seiner Herrschaft. Diese politische Stabilisierung wiederum ermöglichte Reformen, durch welche das Römische Reich auch wirtschaftlich und sozial auf längere Sicht stabilisiert wurde. Noch mehr als die römischen Zivilisten gab es für Caesars Veteranen, denen er ja zum größten Teil seine politische Macht verdankte. Nach dem Triumph im Gallischen Krieg wurden etwa 40.000 Soldaten entlassen und erhielten, außer dem staatlich gewährten Bauerngut, je 20.000 Sesterzen Abfindung. Jeder Centurio erhielt 40.000 Sesterzen, jeder Offizier 80.000. Wer es verstand, diese Geldsumme mit Bedacht auszugeben, war ein gemachter Mann. Auch in Hinblick auf die soziale Frage ergriff Caesar Maßnahmen. Am Beginn des Bürgerkrieges versprach Caesar jedem der 320.000 besitzlosen Proletarier 400 Sesterzen für den Fall seines Sieges. Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg ersetzte Caesar darüber hinaus allen Proletariern eine Jahresmiete bis zu einer Höhe von 2.000 Sesterzen, das entlastete diese für ein Jahr von der am härtesten drückenden Ausgabe. Dazu kamen Naturalgeschenke: Rund 70 kg Weizen und 100 Liter Olivenöl für jeden Unterstützungsempfänger. Die besitzlosen Proletarier waren Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. zum Gratisempfang von monatlich 33 kg Weizen berechtigt. Die laufende Getreideverteilung war einer der Hauptausgabeposten des römischen Staatshaushalts gewesen. Cicero hatte deshalb die Unterstützungsempfänger als „Staatsblutsauger“ bezeichnet. Im Gegensatz zu den Proletariern sogen die patrizischen Blutsauger, die Statthalter und Steuerpächter, das Blut weniger aus dem römischen Staat, sondern mehr aus den Untertanen in den Provinzen. Die Anzahl der proletarischen „Staatsblutsauger" hatte Caesar bereits vor seinem Tod bedeutend verringert. Jeder römische Proletarier, der es wünschte, erhielt den Grund und Boden eines Bauerngutes, zwar nicht als privates Geschenk, sondern aus der Staatskasse bzw. aus den Staatsländereien. Die Dankbarkeit war darum nicht geringer. Diese Agrarreform gehörte zu den wichtigsten politischen Errungenschaften nach Caesars Sieg im Bürgerkrieg. Es gelang ihm damit, die Anzahl der Unterstützungsempfänger von 320.000 auf 150.000 zu verringern. 170.000 proletarii wurden als Bauern angesiedelt, anders wäre eine dauerhafte Verminderung der Zahl der Unterstützungsempfänger kaum möglich gewesen. 14 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Es lässt sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sagen, dass Caesar bei seinem Triumph nach dem Gallischen Krieg ein Vermögen von drei bis vier Milliarden Sesterzen verschenkte. Weniger als 200 Millionen Sesterzen an Geld und Liegenschaften behielt er für sich zurück. Das war nach den damaligen Maßstäben reicher Römer eher bescheiden. Neben drei Landsitzen besaß er ein kleines Schloss samt Park in dem Stadtteil jenseits des Tiber (Trastevere), wo er Cleopatra bei ihrem Besuch in Rom unterbrachte. Caesars Mörder Brutus hatte sich im März 44 v. Chr. Begeisterung über die Ermordung des „Tyrannen“ Caesar und die Wiederherstellung der „Freiheit“ bei seinen Mitbürgern erwartet. Diese Begeisterung hielt sich bei den römischen Bürgern jedoch in sehr bescheidenen Grenzen. In seinem Testament hatte Caesar nochmals jedem römischen Bürger 300 Sesterzen vermacht, außerdem vermachte er seinen Schloss-Park dem römischen Volk. Für die Römer war es von großem Wert, sich aus dem Staub und der Sonnenglut der sommerlichen Straßen unter die hohen Bäume eines Parks zu retten zu können. Marcus Antonius gelang es in seiner berühmten Rede nach Caesars Tod jedenfalls, seine „Römer, Mitbürger, Freunde“ zur Empörung gegen die Mörder Caesars hinzureißen. Bei der von Caesars Mördern wiederhergestellten „Freiheit“ handelte es sich in den Augen vieler Römer um die Freiheit der Großgrundbesitzer, Bauernland an sich zu bringen sowie die Ansiedlung verarmter Bürger und ehemaliger Legionäre auf dem Land zu verhindern. Caesars Reformen in der Provinzverwaltung Die Klasse der römischen Kaufleute, die sogenannten „Ritter“ (equites) waren vielfach mit der Steuerpacht in den römischen Provinzen befasst. Dies war ein sehr lukrativer Geschäftszweig. Gegen Bezahlung eines fixen Betrages an die Republik machten sich die Steuerpächter daran, ein Mehrfaches davon in den Provinzen einzutreiben. Dieses Geschäft erforderte jedoch ein gewisses Eigenkapital. Der Kapitalbedarf führte zur Bildung von Gesellschaften, an denen sich auch Senatoren beteiligten, allerdings nur als stille Gesellschafter, schließlich waren ihnen offiziell alle „Handelsberufe“ untersagt. Die Mitglieder des Senatorenstandes als Statthalter und Verwalter der Provinzen sowie die „Ritter“ als Steuerpächter wirkten bei der Plünderung der Provinzen brüderlich zusammen. Trotz seiner Verschuldung nutzte Caesar im Gegensatz zu vielen anderen römischen Verwaltern seinen Aufenthalt in Spanien nicht dazu, sich finanziell zu sanieren. Im Jahr 70 v. Chr. begann er als Quästor in Spanien damit, die dortige römische Verwaltung auf solide Beine zu stellen und führte einige grundlegende Reformen durch. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern behandelte Caesar die einheimischen Geschäftsleute in der Provinz nicht nur als Untertanen Roms, sondern auch als Geschäftsleute. 15 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Wie die römischen Statthalter in den Provinzen vorgingen, ist in Ciceros Reden gegen den Statthalter Verres dokumentiert. In einem Gerichtsprozess im Jahre 70 v. Chr. wies er Verres nach, dass dieser als Statthalter in Sizilien 40 Millionen Sesterzen geraubt und hinterzogen hatte. Dass Verres im Gegensatz zu anderen Statthaltern vor Gericht kam, hatte er seiner unklugen Vorgehensweise zu verdanken: Er hatte nicht nur die Provinzbewohner auf Sizilien geschädigt, sondern auch die Republik und seine römischen Geldgeber, deren Anwalt Cicero war. Als Statthalter in Hispania gelang es Caesar, Steuernachlässe für seine Provinz durchzusetzen. Er ließ die Betriebe in den Händen der Einheimischen und fand so einen Modus, durch den die spanische Wirtschaft in den Stand gesetzt wurde, ihre (Steuer-)Schulden auch wirklich zu bezahlen. Caesar erließ eine Verordnung, nach der ein römischer Gläubiger nicht mehr als zwei Drittel des Einkommens seines (spanischen) Schuldners beschlagnahmen durfte. Diese Verordnung war der erste gesetzliche Schutz von Untertanen einer römischen Provinz gegen die Maßlosigkeit der römischen Steuerpächter, im folgenden kurz „Schuldnerschutz“ genannt. Die Senatoren und Steuerpächter empfanden den „Schuldnerschutz“ als einen politischen Schlag in ihr Gesicht, den sie Caesar Zeit seines Lebens nie verziehen. Als Konsul setzte Caesar 59 v.Chr. die lex Julia de repetundis durch, die Provinzgouverneuren die Annahme von Geschenken von mehr als insgesamt 10.000 Sesterzen verbot und die Strafbestimmungen gegen Erpressungen in den Provinzen verschärfte, insbesondere wurde die Verjährung dieser Vergehen aufgehoben. Sallust, den Caesar als Gouverneur im heutigen Algerien eingesetzt hatte, wurde seines Amtes enthoben, nachdem ihm Erpressung nachgewiesen worden war. In die von ihm in den 50er Jahren v. Chr. eroberte Provinz Gallien ließ Caesar die Steuerpächter gar nicht mehr herein. Caesar stellte die Einhebung der Abgaben in Gallien von der Steuerpacht auf eine schonendere Form der Erhebung um, nämlich auf fix festgesetzte Tribute. Diese Tribute wurden von den ortsansässigen „Behörden“ der einheimischen Stämme selbst eingehoben und abgeliefert. Damit gab es keine Steuerpächter mehr mit einem Freibrief, sich in der Provinz zu bereichern. Da Caesar mit der Ansiedlung von Proletariern einen der wichtigsten Ausgabeposten des römischen Staates mehr als halbiert hatte, konnte Caesar auch die Abgaben der Provinzen entsprechend mildern. Kurz vor seiner Ermordung hob er in den Provinzen Asia (Kleinasien) und Judaea die verpachteten Zölle und Steuern ebenfalls auf und ersetzte sie durch eine fixe Tributzahlung. Die Feindschaft der Steuerpächter und Senatoren nahm Caesar in Kauf. Dafür begründete er seinen Ruf, die Reichsuntertanen gegen den Wucher der Senatoren und Steuerpächter zu schützen. Dieser Ruf gewann ihm im Bürgerkrieg teilweise sogar die Unterstützung zahlreicher Provinzbewohner. Infolge seiner Ermordung wurde diese Anordnung nicht mehr ausgeführt. In diesen Provinzen blieben daher die Steuerpächter und ihre räuberischen Vollzugsorgane bis zur Zeit des Augustus erhalten. Es waren übrigens diese Vollzugsorgane der Steuerpächter, die unter der Bezeichnung „Zöllner“ im Neuen Testament den Zorn der Provinzbevölkerung auf sich zogen Abbildung: Büste des Marcus Licinius Crassus Abbildung: Büste von Caesar aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. 16 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Caesars Erbe - das römische Kaiserreich Nach Caesars Tod kam es erneut zum Bürgerkrieg, in dem sich sein Adoptivsohn Octavianus im Jahr 30 v. Chr. durchsetzte. Darauf erhielt Octavianus den Titel eines „princeps“, eines „ersten Bürgers“. Diesen Titel trugen alle Kaiser nach ihm, weshalb das Kaiserreich auch als Prinzipat bezeichnet wird. Bekannt wurde Octavianus unter seinem Ehrennamen „Augustus“, „der Erhabene“. Dieser wurde ihm ebenso verliehen wie das Amt des Volkstribunen und des Konsuls auf Lebenszeit. Alle Kaiser nach ihm trugen den Titel Imperator (= Befehlshaber) Caesar Augustus. Die Epoche des römischen Kaiserreichs wird auch als „Pax Romana“ bezeichnet, im Gegensatz zum ersten Jahrhundert v. Chr. gab es für lange Zeit keine Bürgerkriege mehr. Die Grundlagen dafür waren von Caesar gelegt worden. Auf Caesar geht die Ausdehnung des römischen Reichs bis an den Rhein zurück. Von besonderer Bedeutung war die von Caesar durchgesetzte Milderung der Ausbeutung der Provinzen und des Abgabendrucks für die Provinzbewohner. Unmittelbar bezweckte er damit, die besitzenden Schichten der Provinzbevölkerung vor der Ausplünderung durch die Senatoren und Steuerpächter zu schützen. Diese wurden darüber hinaus auch am römischen Bürgerrecht beteiligt. Caesars Maßnahmen zielten auch darauf ab, die Bauernschaft zu erhalten, denn ihr entnahm er seine Rekruten. Caesars Maßnahmen haben ermöglicht, dass die bis dahin von den Römern in erster Linie ausgeplünderten und verheerten Provinzen zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Einheit zusammenwachsen konnten. So spannt sich von Spanien und Portugal bis Rumänien noch heute die Einheit der romanischen Sprachen, und von Lissabon bis Budapest der Einfluss des katholischen Glaubens. Dass Caesar mehr als viele andere zur abendländischen Kultureinheit beigetragen hat, findet seinen Ausdruck auch darin, dass sein Name den Träger der höchsten weltlichen Gewalt bezeichnete, im deutschen Lautwandel als „Kaiser“, im russischen als „Zar“. Beide verschwanden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ohne Caesars politische Weichenstellung würde heute in Rom vielleicht auch kein Papst residieren, dessen Amtstitel schon Caesar führte: der Pontifex Maximus. 17 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS – SCHRIFTLICHE QUELLEN INTERPRETIEREN Ermittle, wie die Regierung des Kaisers Augustus in den den Quellentexten dargestellt wird. Vergleiche die beiden Quellentexte und arbeite die wichtigsten Unterschiede heraus! Schreibe sie in Stichworten in die folgende Tabelle: Augustus über seine Regierungszeit Augustus‘ Regierungszeit aus der Sicht von Tacitus und Cassius Dio Mit welcher Absicht wurde der Text verfasst? Mit welcher Absicht wurde der Text verfasst? 18 Rom - Von der Republik zum Kaiserreich Augustus über seine Regierungszeit Augustus aus der Sicht des Tacitus und des Cassius Dio Tacitus Folgende Ämter abgelehnt: Diktator Konsul Ämter und Maßnahmen: Volkstribun Regelung der Getreideversorgung (Rückhalt!) Senat ergänzt (300 600): Mehrheit garantiert! Innerer Friede Überragende Autorität – aber keine rechtswidrige Ämterübernahme Für wen wurde der Text verfasst? Mit welcher Absicht? Zu welchem Zweck? Machtsicherung durch Getreidespenden (Volk) und durch Geld (Legionen = Soldaten) Adel (Patrizier) mit Geld und Ämtern bestochen Rechte des Senats und der Gesetzgebung übernommen Provinzen begrüßen das Ende der habgierigen Beamten Cassius Dio: Macht beruht auf Kontrolle der größten Teile des römischen Heeres und der stärksten Provinzen Senat von Waffen ferngehalten Für wen wurde der Text verfasst? Mit welcher Absicht? Zu welchem Zweck? Augustus wendet sich gegen den Vorwurf, die Tacitus: Erklärt Republikanern den Untergang der Republik (= Republik zerstört zu haben Bestechung und Gewalt machen Gesetze unwirksam) Vorwurf gegen korrupte Patrizier (= reichlich mit Geld und Ämtern bedacht, je williger sie sich fügten) Cassius Dio (3. Jahrhundert n. Chr.) – Kaiserliche Macht beruht auf militärischer Gewalt Kritisiert gegenwärtige Kaiser: Kaiser Augustus versuchte noch, nicht als Monarch zu erscheinen (im Gegensatz zu Kaisern 200 Jahre später)