Postexpositionsprophylaxe Als Postexpositionsprophylaxe (PEP) bezeichnet man allgemein Maßnahmen nach möglichem Kontakt mit Erregern einer Infektionserkrankung, um deren Ausbruch zu verhindern oder deren Verlauf zumindest abzumildern. Die Maßnahmen können in einer medikamentösen Behandlung oder einer oder mehrerer Impfungen bestehen. Wenn mehrere Impfungen notwendig sind, kombiniert man zur aktiven Impfung eine passive Impfung (Tetanus, Tollwut). Die passive Impfung bietet den Vorteil des Sofortschutzes. Ein Sofortschutz ist mit der aktiven Impfung, bei der das Immunsystem so stimuliert wird, dass es nach einiger Zeit einen eigenen Abwehrschutz hervorbringt, nicht zu erreichen. Bei der passiven Immunisierung werden Antikörper von anderen Menschen, seltener auch Tieren, eingesetzt, die selbst gegen die betreffende Krankheit immun sind. Diese Maßnahmen haben das Ziel, die Vermehrung der Erreger im Körper zu unterbinden und dadurch zu verhindern, dass nach einer möglichen Infektion die Erkrankung ausbricht. HIV Bei HIV-Risikokontakt (zum Beispiel Nadelstichverletzung) wird empfohlen, vor Ablauf von 24 Stunden mit einer postexpositionellen Prophylaxe zu beginnen. Die besten Ergebnisse sind innerhalb der ersten zwei Stunden zu erwarten. Mehr als 72 Stunden nach dem Ereignis wird im Allgemeinen keine PEP mehr empfohlen. In jedem Falle muss eine entsprechend erfahrene Einrichtung (HIV-Ambulanz m. 25-Std.Dienst) aufgesucht werden, um im Einzelfall zu klären, ob eine solche Vorbeugung notwendig ist. Dabei kann ein Schnelltest vorgenommen werden. Für diesen ist das Serum des „Spenders“, also des Patienten, von dem die Kanüle stammt, erforderlich. (Einverständnis einholen). Damit kann eine positive Viruslast beim „Spender“ nachgewiesen werden. Die Standard-Therapie besteht derzeit aus einer Kombination von mindestens drei verschiedenen Medikamenten (grundsätzlich zwei Nukleosidanaloga und ein HIV-Proteaseinhibitor) und wird meist über einen Zeitraum von einem Monat angewandt. Je mehr Zeit vor Therapiebeginn vergeht, um so geringer sind die Erfolgschancen, eine möglicherweise erfolgte Infektion noch abzuwehren. In keinem Fall besteht ein 100%iger Schutz vor einer HIV-Infektion. Die Kosten der Prophylaxe belaufen sich für eine übliche vierwöchige Behandlung auf ca. 1550 Euro (Stand Mai 2010). Als Nebenwirkungen werden hauptsächlich Übelkeit, Antriebslosigkeit und Durchfall beschrieben. Hepatitis B Bei Ungeimpften, die sich eine Nadelstichverletzung mit Blut eines Infizierten zuziehen, wird die Simultanimpfung durch Gabe von Hepatitis-BImmunglobulin (passive Immunisierung) zusammen mit einer aktiven HBV-Impfung empfohlen. Hepatitis C Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Es wird gegenwärtig keine sofortige Postexpositionsprophylaxe bei HCV empfohlen. Der Empfänger sollte jeweils 2-4, 12 und 24 Wochen nach der Exposition untersucht werden (Serostatus bzw. HCV-RNA-Test). Bei Nachweis einer akuten Infektion sollte mit Anstieg der 1 Transaminasen und bei Nachweis von Anti-HCV-Antikörpern eine InterferonMonotherapie zur Verhinderung einer Chronifizierung eingeleitet werden. Tetanus Hier wird bei entsprechend gefährdenden Verletzungen bei ungeimpften Personen derzeitig die umgehende gleichzeitige Gabe von Tetanusimmunglobulin (passive Impfung) und einer aktiven Impfung empfohlen. Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits einmal eine komplette Immunisierung für Tetanus durchgemacht haben, jedoch mehr als zehn Jahre keine Auffrischungsimpfung erhalten haben, sollte eine einmalige Auffrischimpfung durchgeführt werden. Tollwut Die postexpositionelle Tollwutprophylaxe besteht aus einer aktiven Impfung und einer zusätzlichen Gabe eines Tollwutimmunglobulins. Die Indikation wird von speziell als Tollwutberatungsstellen benannten Stellen, meist größeren Krankenhäusern,z.B..http://tropeninstitut.charite.de/ambulanz/tollwutberatung_und_impfung/ gestellt, die dann auch die entsprechenden Präparate vorrätig haben. Die rechtzeitige Intervention kann einen Krankheitsausbruch zu 100 Prozent verhindern. Unterbleibt die Prophylaxe und kommt es zum Ausbruch einer Tollwuterkrankung, so verläuft diese meist tödlich – jedoch ist das Zeitfenster bei der Tollwut relativ groß. Meningokokkenmeningitis Meningokokkenmeningitis ist hochansteckend und lebensbedrohlich. Daher wird auch für die Kontaktpersonen einer Erkrankten eine Chemoprophylaxe mit einem Antibiotikum durchgeführt, wobei sich der Personenkreis nach der Art des Kontakts richtet, jedoch sollten im selben Haushalt Lebende immer behandelt werden. Eine Therapie ist bis zu zehn Tage nach dem Kontakt mit dem Erkrankten sinnvoll. http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/055004_S2_IDA_Postexpositionelle_Prophylaxe_der_HIVInfektion_09.2007_09-2012.pdf http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfem pfehlungen_node.html http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Prophylaxe/prophylaxe_inh alt.html http://www.aidshilfe.de/sites/default/files/PEP-Klinik-Liste_0.pdf http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Prophylaxe/Leitlinien/PEPDokumentationsbogen_08.html?nn=2389790 http://www.springerlink.com/content/xtldrxnjkxt2/ http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2001/Ausgabenlinks/42 _01.html?nn=2389790 http://www.cdc.gov/mmwr/Preview/mmwrhtml/rr5011a1.htm http://www.infektionsfrei.de Bearbeitet: W. Tanzer 30.10.2012 2