Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet. Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007 Seminar: Übungen im Experimentalvortrag Leiter: E. Gerstner, J. Butenuth, H. Perst Vortrag vom 7.5.'97 von Peter-Daniel Münch schr iftliche Fassung (Protokoll) Thema: Ester Gliederung: 1. Allgemeines 2. Vorkommen 3. Darstellung (Versuche 1und 2) 4. Hydrolyse von Estern (Versuche 3, 4 und 5) 5. sehr eH - acide Ester (Versuch 6) 6. Anwendungen der Ester (Versuch 7) 7.Literatur Chemie in der Schule: www.chids.de Marburg, den11.7.'97 1. Allgemeines: Die Bezeichnung Ester wurde 1850 von Gmelin aus Essigä!her für eine Gruppe von Carbonsäurederivaten gebildet. Definition: Ester werden durch (formale) Kondensation aus Carbonsäure oder anorganischer Säure und Alkohol unter Wasserabspaltung gebildet. r: allgemeine Formel : ! f ,Q_ {r I "' I ! / ~ " 0/ i -: - 0" _"r. I \ ""' - <~ R """'(9 /~ f ' -L\. @ ~O· - R' Eigenschaften: Ester haben meistens osmorphischen Charakter, d.h. sie sind geruchsintensiv. I --. Nomenklatur: An den Alkyl- oder Arylrest des Alkohols wird das Säure-Anion (entsprechend anorganischer Salze) angehängt (z.B. Ethylacetat) oder an die Säure wird der Alkyl -I Arylrest des Alkohols mit der Endung -ester gehängt, z.B. Essigsäureethylester 2. Vorkommen: Ester kommen als Fette und fette Öle, Wachse, Lecitine und als Riechstoffe in Blüten und Pflanzen in der Natur vor. Einige Riechstoffe (z.B. Essigsäureisoamylester und Salicylsäuremethylester) kann man auf Filterpapier getropft herumreichen. Allgemeine Formeln: .. 2t-0-CO-R H Fette und fette Oie: Hp-O-CO-R' k,R' und R': langkettige Kohlenwasserstoffe, C ~ 4 H2C-0-CO-R" Wachse: R-CO-O-R' , Rund R': langkettige Kohlenwasserstoffe, C > 16 Phosphatide, z.B. Lecitin: Riechstoffe: R-CO-O-R' Rund R': Aryl- oder kurzkettige Alkylreste, C < 6 2 Chemie in der Schule: www.chids.de 3. Darstellung: Die wichtigste Methode in Labor und Techn ik ist die durch Säuren katalysierte Umsetzung von Carbonsäuren mit Alkoholen: Der Mechanismus der Reaktion ist meist der AAc2 -Mechanismus, d.h. säurekatalysierte Acyl-Sauerstoffspaltung, bimolekular. r '01 f' R- .... "QI-j ~+I+ lOH /QH . R- r + R~H ... R-(-OH -')"0 H r R~O( I ~ ~-- - I 'lccH.,jSOt"\ Htt-R1 H I 1 ..--.. 1J, C~ R- V u-R' "" -J.r*' 7 _ /~H R-qo_p; lOH ~-H20 ? . R-C.ctJ<H '"- ,- H OR.' Die Acyl-Sauerstoffspaltung wurde bei primären und sekundären Alkoholen mittels Isotopenmarkierung nachgewiesen, indem der Sauerstoff im Methanol von Roberts und Urey radioaktiv markiert wurde und im entstehenden .r . Wasser 1I ie-h+ gefunden wurde , d.h. der radioakt ive Sauerstoff stammte aus dem Alkohol : Es gibt jedoch auch andere Mechanismen der Esterbildung aus Alkohol und Säure, die jedoch viel weniger vorkommen : Die wichtigsten Ausnahmen sind: 1. Bei Herstellung von Estern tertiärer Alkohole, weil diese ziemlich stabile Carben iumionen bilden, läuft die Reaktion nach dem AAL 1-Mechanismus (säurekatalysierte Alkyl-Sauerstoffspaltung, monomolekular~ z. Bi: 3 Chemie in der Schule: www.chids.de 2. Bei sehr voluminösen Säurerest wird bei sterischer Hinderung des AAc2Mechanismus der AAC1- Mechanismus (särekatalysierte Acyl-Sauerstoffspaltung, monomolekular) angewandt, z.B.: (ic.c1~d... ~"r suuys tu/Hdl<./ so« sI 1'·l<.de-1,· k. tdiesl!.#( 1fc.U~ k:.Cl~e 1/4/ß:.Iu~ ~~ItJ: ~:c~C UO'CrO l« s~lr.,. s~,.J ;eJ&i>ioa<c/~ Ld- Pt ff~~H~ ~ ~~~~H~ He. 11e- hr. 1;1 R-O, r/:. 0 He~I1G .JI; l'~ + R-.QH - R-O~ 0 '<:? H:Y$fNI'- ~e- He.. Wegen seiner überragenden Bedeutung wird jedoch nur ein Versuch zum AAC2Mechanismus gezeigt: Versuch 1: Herstellung von Essigsäure-n-butylester mit einem Ionenaustauscher als Katalysator Reaktionsgleichung: CH 3-CH2-CH2-CH20H + CH 3COOH ~ CH3-CH2-CH2-CH2-0-CO-CH3 + H 20t (AAc2-Mechanismus) Chemikalien : 3 g Ionenaustauscher Lewatit R, n-Butanol (46ml), Essigsäure (28 ml) 4 Chemie in der Schule: www.chids.de Versuchsaufbau: 250 ml Zweihalskolben mit aufgesetztem Wasserabscheider mit Rückflußkühler in Heizpilz oder Ölbad, angetrieben von Magnetrührer (siehe Abb .1) Abb. 1:Versuchsaufbau: Kühler Quelle: Bukatsch , F. und W. Glöckner, 1974, S.184. Versuchsvorschrift: n-Butanol und Essigsäure (rein) in Meßzylinder füllen und anschließend mit Trichter in den Kolben, in den zuvor ein wenig Lewatit R (trocken) vorgelegt wurde, gießen . Apparatur mit Hahn schließen und Gemisch ca. 2 min. kochen, bis der Wasserabscheider vollgelaufen ist. Ein paar Tropfen der Flüssigkeit aus dem Kolben nach Abkühlen mit der Tropfpipette auf ein Filterpapier geben und Puplikum nechen lassen. Von allen Substanzen im Reaktionsgleichgewicht ist Wasser am niedrigsten siedend und geht folglich schnell in den Wasserabscheider über, neben etwas Essigsäure und wenig Butanol , das darüber schwimmt. Es entsteht Essigsäure-n-butylester, der im Kolben wegen des höchsten Siedepunkts (126,9°C) der beteiligten Komponenten neben Butanol (Kp: 11rC) und Essigsäre (Kp: 118°C) zurückbleibt und am charakteristischen obstartigen Geruch von Essigsäure und Butanol zu unterscheiden ist. Die Reaktion ist eine Gleichgewichtsreaktion, weshalb das Wasser als ein Produkt aus dem Gleichgewicht entfernt werden muß, um es zu den Produkten hin zu 5 Chemie in der Schule: www.chids.de verschieben. Die Reaktion wird durch Lewatit R als stark saurem Ionenaustauscher katalysiert, sonst würde sie autokatalysiert durch Essigsäure trotz Entfernung des Wassers aus dem Gleichgewicht wahrscheinlich Tage dauern oder gar nicht stattfinden, denn reine Essigsäure ist praktisch nicht protolysiert. Struktur von Lewatit R. (stark sauer und trocken): 5~H Der eigentliche Katalysator wird zu Beginn der Reaktion mit sehr wenig Wasser gebildet, zu dessen Bildung katalysiert wahrscheinlich wirklich eine Sulfonsäuregruppe: nH 20 R-S03H + nH 20 ) R-S03 - + H30+ nH 20 Nun kann das Hydronium-Ion im AAC2 -Mechanismus wie oben dargestellt als Katalysator wirken. /'""' Ionenaustauscher sind als Katalysatoren umweltfreundlich, weil sie ohne Aufbereitung mehrmals für die gleiche Reaktion verwandt werden können, bis eine Regenerierung erforderlich ist. Schwefelsäure beispielsweise muß dagegen nach jedem Reaktionszyklus wiederaufbereitet oder mindestens aufkonzentriert werden. Verfahren zur Herstellung von Estern aus Alkoholen und Carbonsäuren in der Technik: Zur Verschiebung des Gleichgewichts auf die Seite der Produkte gibt es im wesentlichen 3 Destillations-Verfahren, die sich nach dem Siedepunkt des Esters richten: 6 Chemie in der Schule: www.chids.de - Destillation des Esters mit dem Alkohol, wenn der Sdp. des Esters unter dem des Wassers liegt, z.B. zur Herstellung von Methylacetat. - bei mit Wasser ähnlichem Sdp. des Esters: Destillation von Ester und Wasser, meist azeotrop und als Wasserdampfdestillation, (und Alkohol bei einem tenären Azeotrop), wobei anschließend das Wasser (und der Alkohol in der wässrigen Phase) leicht abgeschieden werden kann (z.8. bei der Herstellung von secButylacetat) - Destillation des Wassers, häufig azeotrop mit Alkohol, wenn der Sdp. des Esters höher als der des Wassers liegt; der Alkohol kann meist anschließend als organische Phase abgeschieden und in den Prozeß zurückgeführt werden, z.B. bei Herstellung von n-Dibutylphthalat J Dazu werden häufig Schleppmittel für Wasser (Flüssigkeiten die nicht mit dem Reaktionsgemisch reagieren, aber ein Azeotrop mit Wasser bilden) (z.8. Toluol) verwandt, um den Sdp. des Wassers zu senken. Nach derKondensation können sie abeschieden und zurückgeführt werden. häufige Katalysatoren in Labor und Technik bei der Herstellung von Estern aus Carbonsäuren und Alkoholen: -Mineralsäuren, z.8.: Schwefelsäure, Phosphorsäure, p-Toluensulfonsäure -Ionenaustauscher, z.8.: sulfonierte Polystyrole, Zeolithe -Lewis-Säuren, z.8.: BF3 + ROH ) andere wichtige Darstellungsmethoden von Estern: -Umesterung, z.B. basekatalysiert: ·/ÖJ I A _ r(fi( 1/'01 R-f -Q-R' ~ R-eZ VR, fOR" - Tischtschenko-Reaktion, z.B. bei Herstellung von Essigsäure: Chemie in der Schule: www.chids.de - + R-Qf- -Acylierung von Anhydriden: z.B. säurekatalysiert: -Acylierung von Säurehalogeniden, z.B. Versuch 2: Versuch 2: Herstellung von Phenylbenzoat Chemikalien: Natronlauge, Phenol, Benzoylchlorid Versuchsvorschritt: Im Abzug: Etwas Phenol wird im Rql. in Natronlauge gelöst und die Lösung so lange zu Benzoylchlorid (im Rgl.) Geruch verschwindet. gegeben, bis der stechende Danach wird mittels Wasserbad gelinde erwärmt und anschließend im Eisbad gekühlt. Phenylbenzoat fällt weiß aus, wobei die Niederschlagsbildung durch Reibung mit einem Glasstab beschleunigt werden kann. 3,5-Dinitrobenzoylchlorid wird in analogen Reaktionen (Schotten-Baumann- Reaktion) mit verschiedenen empfindlichen Alkoholen zur Identifizierung dieser über die Schmelzpunktbestimmung der 3,5-Dinitrobenzoesäureester verwandt. 4. Hydrolyse von Estern: Ester können in Umkehrung ihrer Bildung mit Wasser und Katalysatoren in Alkohol und Säure, bzw. deren Salze gespalten werden. Mechanismen: Man unterscheidet grundsätzliche Acyl- und Alkylsauerstoffspaltung. 8 Chemie in der Schule: www.chids.de Welcher von beiden Grund-Mechanismen abläuft, kann durch 180-markierte Verbindungen oder einen Alkoholteil mit assymetrischem Kohlenstoffatom an Sauerstoff gebunden erkannt werden, wie Abbildung 2 zeigt: Abb.2: ~O R-C <, A~cy-sauerstoffSpaltung 0H Ö R-C ~ + H 2 180 } 18 0 . + R' OH oder , 'OR' , R-C ~ o + R'_180H 'OH -:pO A~I-Sa. uerstoffR-C, + HO-C,'-" b Spaltung 'OH ·~C o ~ R-C, /3 /a + H 20 Retention oder O-C ....b \: ~O R-C' i + HO-C-h 'OH cI Racemisierung oder Inversion Quelle: Lowry, T.H./Richardson, K.S., 1980, S. 466. Die Acylsauerstoffspaltung bei der Esterhydrolyse und -bildung sol1 bei folgendem Versuch nachgewiesen werden, sie ist viel häufiger als die Alkylsauerstoffspaltung: Versuch 3: halbquantitativer Nachweis von Lactiden in 5 (+) -Milchsäure mittels Polarimetrie Reaktionsgleichung: H3 C- CHOI-I I C.OOJ-l + COOH I HOI-IC-C~~ Chemikalien: handelsübliche 85 % ige S (+)-Milchsäure~ 1 S (+)-Milchsäure wird meist nach älterer Nomenklatur als L (+)-Milchsäure bezeichnet 9 Chemie in der Schule: www.chids.de Versuchsvorschrift: Milchsäure wird in Vorführküvette gefüllt und mittels Vorführpolarimeter mit Hilfe eines Overheadprojektors die optische Drehung gemessen. Vor dem Versuch wird die optische Drehung mit verschieden konzentrierter Milchsäure, die man durch Verdünnen mit H20 erhält, mit einem Polarimeter gemessen, und daraus der spezifische Drehwinkel nach folgender Formel berechnetund in ein Diagramm eingetragen, das ebenso mindestens einen Literaturwert enthält (es wird jedoch erst nach der Versuchsdurchführung gezeigt): optische Aktivität: a a =[«] x c x d ~ [n] = cxd a = gemessener Drehwinkel [alT". =spezifischer Drehwinkel bei bestimmter Wellenlänge und Temperatur c = Konzentration in g/ml (Lösung) d =Schichtdicke in dm Diagramm mit Kurve aus nach eigenen Messungen ermittelten spezifischen Drehwerten von 85%iger S (+) -Milchsäure in Wasser und Literaturwert: "lU-lZO &~ A -3"~1 -- I {, q ~ Z 0 Literaturwert I X i zo 30 'IV 50 60 ~t> 8'0 !iO -l -'-f .6" -8 -~J -1f . n . . . . .'. ' -1b 10 Chemie in der Schule: www.chids.de . / ~ ....; ( ""'\ \ I 1\ Ergebnis der Messung im Vortrag: 85%ige S (+)-Milchsäure (unverd.): a = -15 0 ; Pmilchs. = 1,209 g/ml, d = 1 => [al = -15 0 Dies stimmt mit den Werten von den vorangegangenen Messungen gut überein, obwohl hier diese bei 546,1 nm gemessen wurden, und hier im gesamten sichtbaren Bereich. Eigentlich müßten die Werte der Kurve auf einer Geraden parallel zu Abzisse liegen, also gleiche spezifische Drehwinkel ergeben. Dies ist jedoch wegen intermolekularen Wechselwirkungen nie der Fall, da sie von der Konzentration abhängen; die spezifischen Werte gelten nur für ideal verdünnte Lösungen. Alle errechneten Werte weichen jedoch vom Literaturwert [a]21 546 ,l = +2,6 0 (Wasser; p2 = 8) deutlich ab und sind negativ, obwohl S (+)-Milchsäure verwandt wurde. Dieser Fehler muß also an den nach obiger Gleichung teilweise entstehenden Lactiden, den Dieestern der Milchsäure, liegen . Der Literaturwert 'v on (-) -Lactid beträgt: [a]22 D =-29r (Benzol; c = 1,2). Daraus folgt, daß (-) -Lactid enthalten sein muß. räumliche Struktur der S (+) -Milchsäure und des (-) -Lactids: " ~CCf-! t,O+H Cl-~ 5 (+) -Milchsäure ~S'(-)-46-Dimethyl-1,4-dioxan-2,5-dion Aus der Struktur ergibt sich eine Retention bei der Lactidbildung und dessen Hydrolyse als Rückreaktion, die wegen der nur geringen negativen Drehung im r>. Vergleich zu (-)-Lactid gleichzeitig stattfinden muß, es sich also um eine Gleichgewichtsreaktion mit Schwerpunkt auf Seiten der Edukte handeln muß. So wird die Acylsauerstoffspaltung bei der Lactidbildung und dessen Zerfall, der Esterhydrolyse, bewiesen. Würde nämlich bei der Rückreaktion, der Esterhydrolyse, racemische Milchsäure, wie bei der Alkylsauerstoffspaltung entstehen, würde mit der Zeit , über mehrmalige Hin- und Rückreaktionen, egal nach welchem Mechanismus, racemische Milchsäure mit racemischem Lactid entstehen, so daß keine optische Aktivität mehr meßbar wäre. Das gleiche Ergebnis wäre auch nach Gleichgewichtseinstellung bei Inversion bei der Hydrolyse zu erwarten. 2 p: Prozentgehalt der Lösung in g aktiver Substanz in lOOg Lösung Chemie in der Schule: www.chids.de 11 Mechanismus der S (-) Lactidbildung und -hydrolyse aus Milchsäure: häufigste Mechanismen der Esterhydrolyse unter Acylsauerstoffspaltung: AAC2 Rückreaktion der gleichnamigen Esterbildung (siehe oben u. V. 4) BAC2 : siehe Versuch 5 Der Additions-Eliminierungsmechanismus wurde von Bender durch den Nachweis der Zwischenstufe mittels Isotopenmarkierung des Carboxylsauerstoffs bei der Hydrolyse (auch alkalische) einiger Ester begründet: R r--"... 'c=O~8 , -r 1-1:1. 0 R'-O' R 4108 'C/ 1(·0/ 'Of-h. ~ R -18OH 'C/ l. R-O/ 'cf R ,1be " " ~lttgJL, • " , 'c/ R'- 0/ " Bf-I~ R 113/-1 'C/ <. «-o: 'Oe ~ - R, C=o + H1'O R!.-O/ 12 Chemie in der Schule: www.chids.de andere Mechanismen: und AAl1 AAC1 (Bedingungen wie bei der Esterbildung), E~~e: <, ~e /' C'C==O ----) RO- + RO/ Versuch 4: saure Hydrolyse von Essigester Reaktionsgleichung: J) , CH3 C.... O-CH2CH3 + H20 ::=,,====~ Molverhältnis der Edukte ~ 1:2 Chemikalien: 125ml Essigsäureethylester, Wasser, ca. 150m1 Dioxan, 1ami H 2 S0 4 , eine Spatelspitze Azobenzol versucnseuibeu: 2mal: 250ml Zweihalskolben mit Rückflußkühler, dazu Heizpilz mit Magnetrührer (siehe Abb. 3), außerdem 2 große Standzylinder: Abb. 3: Aufbau zur Hydrolyse von Essigsäureethylester: 2. m«]. -------- Quelle: eigene Darstellung Versuch s vorschrift: Die abbgebildete Apparatur wird aufgebaut und daneben 2 große Standzylinder gestellt und mit etwas Wasser und je einem Körnchen Azobenzol gefüllt. In ein Becherglas werden zu dem abgemessenen Essigsäureethylester und SOmt Wasser langsam unter Rühren soviel Dioxan gegeben, bis eine homogene Phase entsteht, und mit Hilfe eines Trichters auf die 2 Kolben verteilt. Zu einem Kolben gibt man noch 1Dml H2 S0 4 . Nun läßt man beide 13 Chemie in der Schule: www.chids.de Mischungen 15 min sieden. Anschließend gießt man sie in jeweils einen StandzyJinder. Beobachtung: Im nicht angesäuerten Kolben blieben ~ Phasen erhalten, wobei die organische stark gelb von Azobenzol gefärbt ist, im angesäuerten sieht man dagegen nur eine schwach gelbe wässrige Phase. Die wässrige Phase aus dem Kolben ohne H2S04 enthält neben Wasser wahrscheinlich auch Dioxan, die oqanische Phase Essigsäureethylester mit Azobenzol gefärbt, die Lösung mit H2S0 4 nur eine leicht von Essigsäureethylester verunreinigte und deshalb leicht von Azobenzol getbgefärbte wässrige Phase aus Ethanol und Essigsäure (und Wasser) sowie Dioxan. Strukturformel von Azobenzo/: Azobenzol löst sich, weil es wenig polar und aprotisch ist, nämlich nur in wenig polaren Lösungsmitteln. Die Verunreinigung der sauren Lösung liegt daran, daß selbst nach Gleichgewichtseinstellung der Esterhydrolyse Ester übrig bleibt, trotz Überschuss an Wasser im Verhältnis >2:1 wegen der kleinen Gleichgewichtskonstante von K= 1/4. Offensichtlich findet also die Esterhydrolyse nur unter Zusatz eines Katalysators statt, hier Schwefelsäure, statt und zwar nach dem Ä-Ac1 -Mechanismus, der wie bei der Esterbildung normalerweise bei saurer Katalyse vorzufinden ist (primärer oder sekundärer Alkoholteil des Esters) keine sterische Hinderung der Caboxylgruppe): +' ;Q CH C ~ ~ H , :5 'O-CU-O-J P ~ ~ '~ 3 -- 1) eH -c-f ~ 3 'OH + HO-CH -CJ-I 2- 3 1l J6-H c~k1 t.y9" c~~Cf!J ( J..I-OI H 14 Chemie in der Schule: www.chids.de Die alkalische Verseifung ist auch sehr häufig und im Gegensatz zur sauren Hydrolyse von Estern irreversibel wie der folgende Versuch zeigt: Versuch 5: Nachweis der Irreversibilität der alkalischen Verseifung: ReaktionsgJeichung: 0- ~O ,0-CH + CH 3-C NaOH(aq) ~ / CH3-C~ 3 o (aq) Na + (aq) + HOCH 3 . Chemikalien: 50 ml 2 N NaOH, 7,8 ml Essigsäuremethylester( Molverhältnis 1:1 mit ganz geringem Überschuß Essigsäuremethylester, weil ein Teil gasförmig in Apparatur bleibt) , Thymolblau Versuchsaufbau: Zweihalskolben (100 ml) mit aufgesetzem Rückflußkühler, sowie ·4 Wasserbad und Magnetrührer (siehe Abb.) Abb.4: Quelle : eigene Darstellung Versuchsvorschrift: Die angegebene Menge NaOH wird frisch hergestellt und mit etwas Thymolblaulsg. versetzt in den Kolben der Apparatur vorgelegt. Die abgemessene Menge Essigsäuremethylester wird in den Kolben durch einen Trichter gegeben und der Kolben verschlossen. Unter Rückflußkühlung wird die Mischung im Wasserbad bei ca. 60°C gerührt. Beobachtung: Nach einiger Zeit verändert sich die Indikatorfarbe von blau über grün nach gelb. 15 Chemie in der Schule: www.chids.de Umschlag des Indikators Thymolblau bei pH 9,6 - 8: ·OH + CH..3 C l' I';1 /~' ~ so3 ß Da der Umschlagsbereich des Indikators bei pH 8 - 9,6 liegt, wird der gelbe Farbbereich um pH 8 gerade bei vollständiger Umsetzung der Edukte zu Methanol und Natriumacetat erreicht, da Natriumacetat in der entstehenden Konzentration durch Hydrolyse in Wasser (aus der Natronlauge) einen pH-Wert> 8 bildet: NaAc + H20 ~ Na+ + HAc + OH- Die Reaktion ist also im Gegensatz zur sauren Hydrolyse irreversibel: Reaktionsmechanismus (B Ac 2.[ eH -c-:!~ ~ J'~ IfOI -(9 ~-C't e~ +/Q-C~ Die Irreversibilität liegt an der Stabilität des entstehenden Carboxylat-Anions durch Mesomerie, so daß es praktisch nicht mehr von Alkoholen angegriffen werden kann. Außerdem .abstranfert das primär entstehende Alkoholat-Anion viel schneller das Proton der entstehenden Säure, als diese erneut anzugreifen. 16 Chemie in der Schule: www.chids.de crt~ 5. sehr CH- acide Ester: Sehr CH-acide Ester verdanken ihre Eigenschaft meist einer Mesomeriestabilisierung des gebildeten Anions durch elektronenziehende CO- Gruppen in ß-Stellung: JO} 101 n " R/C'CI-t(C~-R' Hy->, J-{ Versuch 6: Addition von Brom an Acetessigsäureethylester: Reaktionsgleichung: CH 3COCH 2COOCH 2CH 3 + Br2 Chemikalien: 0,5ml Acetessigsäureethylester, 200 ml H20(dest.), Bromwasser, gesättigte wässr. Natriumdithionit- Lösung für eventuelle Bromverätzungen Versuchsvorschrift: Die angegebene Menge destilliertes Wasser wird in ein 250ml- Becherglas gefüllt und mit O,5ml Acetessigester mit einer Tropfpipette versetzt. Daneben wird eine Blindprobe mit 200 ml Wasser in einem Becherglas gestellt. Mit einer Spritze wird nun je 10 ml Bromwasser in beide Bechergläser gegeben. Vorher wird noch ein Becherglas mit Natriumdithionit-Lösung bereitgestellt. Beobachtung: Das Wasser in beiden Gläsern färbt sich beim Zugeben des (gelben) Bromwassers gelb. Jedoch nur das ein wenig Acetessiqester enthaltende Wasser entfärbt sich nach kurzer Zeit wieder. 17 Chemie in der Schule: www.chids.de . Die Entfärbung liegt an der Addition von Brom an den Acetessigester. Da solche Additionen gewöhnlich auf C-C -Doppelbindungen hinweisen, an die Brom elektophil addiert werden kann, ist auch dies ein Hinweis auf solche im Ester. Tatsächlich liegt Acetessigester zu ca. 7% in der Enolform in wässriger Lösung vor, die eine C-C Doppelbindung enthält, an die elektrophii angegriffen wird: Mechanismus der Reaktion: . 0/1 H JOI '11 I Cf~-CIC-C-Q-CtHS"~ (gyl ...J- ,,~ IBvi ............ a- Bromacetessigsäureethylester Nur an das Methylen-C-Atom wird elektophil Brom addiert, weil das n- Elektronenpaar der Doppelbindung teilweise auch zum C-Atom der Estergruppe reicht (siehe oben) und es deshalb eine höhere Elektronendichte aufweist. Danach efoigt keine nukleophile Addition des entstandenen Bromidions, da sich das Carbeniurnion schnell durch Abspaltung eines Protons der Hydroxyl-Gruppe und .""-""'" Bildung einer Carbonylgruppe stabilisiert. Es entsteht der farblose a-Brom- acetessigsäureethylester. 6. Anwendungen der Ester: 0 Ester werden vielseitig angewandt: 11 O-C--CH - als Arzneimittel (z.8. Acetylsalicylat: (§X. O 3) C-ON« " 0 o - als Weichmacher (z.B. Phthalsäurediester: " ~O C-O... R ~, ) C-O-R o" Chemie in der Schule: www.chids.de R =- k 0 kielt was5ers fo({e mif C< 1·0 18 - als Lösungsmittel (z.B. Essigsäureethylester) - als Tenside ( z.B. Fettalkoholsulfate: CnH2n+1 O(S02)0 CmH2m+1 H2C-0-CO-R I Fette (zur Herstellung von Seife): Hy-O-CO-R H2C-0-CO-R Hydroxyethylester: ~'O-O-CH[CHl-- f ) l<.::. F~+I!:tt<.u"ey~st- (kl'd.4 io...lsd..e 'rl-ksL"de) - Kunststoffe (z.B. Polyester: OH o -Jf 0 Il../?\\.- 11 Ch l-J2.tt- O- C \91' 1 C~ Polyvinylacetat (u.a. zur ---fCH2-CH~ Herstellung von Polyvinylalkohol): 0-~0-CH3J n L - Aroma- und Duftstoffe (z.B. Essigsäureisobutylester, Essigsäurecedrylester) C-ON0 2 I - Sprengstoff (z.B. Nitroglycerin: P-ON0 2 ) C-ON0 2 ~ . ? - Kraftstoffe (z.B. .Bicdiesel" = Rapsmethylester: R-C-0-CH 3 ) o - Konservierungsstoffe (z.B. PHB-Ester: J-(o-1Y-c~ ~. '0- .,R /O-{O}NO.) '" CJIs°" P~ - Insektizide (z.B. Phosphorsäureeste~ s. D.: Cl f../yO/ S PCi. r C<. f fz..; tot?. .Jt Chemiebic.c:l'h,\"si;u.",elA-/ in der Schule: www.chids.de CiHdve w;~ ~.~. Ad;p;H.~dt<,,( k8~ (;lJ-4.ck f~r fbly~~/e;o 'verlV~-I- wt:-lo-de.~/ ~'e.Ji~I4~6:-<u<rc i.sij.ctdcd... ~ ge~'/~ 19 - Zwischenprodukte in der chemischen Industrie (z.B. Ameisensäureethylester zur Vit. B1 -Synthese) Versuch 7: Herstellung von Polyvinylalkohol Reaktionsgleichung: lCH2-?H~+ O-CO-CH 3 NaOCH3 ) HOCH 3 t CH2- CH! + CH30-CO-CH3 n OH n Chemikalien: Methanol, Potyvinylacetat, Natrium Versuchsvorschrift: Zuerst wird in ein Regenzglas mit etwas Methanol ein Stückehen Natrium gegeben, um Natriummethanolat darzustellen. Danach wird in einem ,r-, anderen Reagenzglas etwas Methanol auf dem Wasserbad auf über 50°C erwärmt und darin eine Spatelspitze Polivinylacetat gelöst. Schließlich wird das hergestellte Methanolat hinzugegeben. Beobachtung: Nach einigen Sekunden fällt ein weißer Niederschlag aus. Es entsteht durch Umesterung nach dem BAC 2- Mechanismus aus Polyvinylacetat Polivinylalkohol, der in Methanol unlöslich ist und deshalb ausfällt: CH--+ CI-lz - , IOr l~ f I I -~ I; Iv-C-OCH ....... I --3 L l r . r CH2 - eH CHz-CI-! I I 011 /01 -- h + n CH ~ C~ 1) -C~ 'Y 20 Chemie in der Schule: www.chids.de 'O-CH -- 3 Die Herstellung von Polivinylalkohol erfolgt auch in der Technik über den Umweg der Umesterung des Polyvinylacetats, da das Monomere wegen Keto-EnolTautomerie instabil ist: ) Polivinylalkohol wird wegen seiner stärkeähnlichen Eigenschaften in der Textilindustrie und als Haftvermittler für die lichtempfindliche Schicht der Farbfernsehröhre eingesetzt. Außerdem dient er als Schutzkolloid. 7. Literatur: Beilsteins Institut für literatur der organischen Chemie (Hrsg.)(1961): Beilstein. Handbuch der organischen Chemie. 3. Ergänzungswerk, Bd. 3,Teil1, S. 440ff. Beilsteins Institut für Literatur der organischen Chemie (Hrsg.)(1988): Beilstein. Handbook of Organic Chemistry, 5.Ergänzungswerk, Bd. 19, Teil 5, S. 10. Beyer, H. und W. Walter (1991): Lehrbuch der organischen Chemie. 22. Auf!. Stuttgart. Bender, M.L. (1951): Oxygen Exchange as Evidence for the Existance of an Intermediate in Ester Hydrolysis, In: Journal of American Chemical Society, Jg. 73, .~. S. 1626-1629. Blume, R. und H. Bader(1989): Umweltchemie im Experiment. Frankfurt a.M. Bukatsch, F. und W. Glöckner (1974): Experimentelle Schulchemie, Bd. 6/1. Köln . Butenuth, J. (1992): Scriptum zum organisch-chemischen Praktikum. Lehramt. Marburg Butenuth, J. (1992): Versuchsanleitungen zum organisch-chemischen Praktikum. Lehramt. Marburg. D'Ans, J. und E. lax (1970): Taschenbuch für Chemiker und Physiker. 3. Auf!. Berlin - Heidelberg. Falbe, J. und M. Regnitz (Hrsg.) (1989-92): Römpp. Chemie Lexikon. Stuttgart. Chemie in der Schule: www.chids.de 21 Fachbereich Chemie der Uni Marburg (19??): Sammlung von Vorfürversuchen für Experimental-Vorlesungen. 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