Kapitel 2: Multiplikative Funktionen 3 Multiplikative Funktionen Definition 2.1 (arithmetische Funktion, (vollständig) multiplikative Funktion) (a) Eine Funktion α : Z>0 −→ C heißt arithmetisch (oder zahlentheoretisch). Wir bezeichnen mit �(Z>0 � C) die Menge aller arithmetischen Funktionen. (b) Eine arithmetische Funktion α : Z>0 −→ C heißt multiplikativ, wenn für alle �� � ∈ Z>0 mit ggt(�� �) = 1 gilt: α(� · �) = α(�) · α(�) Wir bezeichnen mit �(Z>0 � C) die Menge aller multiplikativen arithmetischen Funktionen. (c) Eine multiplikative Funktion α heißt vollständig multiplikativ, wenn α(� · �) = α(�) · α(�) für alle �� � ∈ Z>0 gilt. Beispiel 4 (a) Die Nullfunktion 0: ist eine multiplikative Funktion. (b) Die Funktion ist auch multiplikativ. ε: Z>0 � −→ �→ Z>0 � −→ �→ C � 1 0 (c) Ebenso multiplikativ ist die konstante Funktion e: Z>0 � 10 −→ �→ C 0 falls � = 1� falls � > 1 C 1. Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 (d) Die identische Abbildung 11 i: ist ebenso multiplikativ. Z>0 � −→ �→ C � (f) Siehe auch §5 (die Möbiusfunktion), §6 (die eulersche �-Funktion), §7 (die Teilersummenfunktion), und [Aufgabe 4, Blatt 2]. Lemma 2.2 Ist α ∈ �(Z>0 � C) \ {0}, so ist α(1) = 1. Beweis : Weil α nicht die Nullfunktion ist, existiert �0 ∈ Z>0 mit α(�0 ) �= 0. Wegen ggt(�0 � 1) = 1 gilt α(�0 ) = α(�0 · 1) = α(�0 ) · α(1). Also können wir α(�0 ) kürzen und somit ist α(1) = 1. Wir charakterisieren nun multiplikative Funktionen mit Hilfe des Fundamentalsatzes der Zahlentheorie. Satz 2.3 (a) Sei α ∈ �(Z>0 � C) eine arithmetische Funktion. Dann sind äquivalent: (i) α ist multiplikativ. (ii) Ist � ∈ Z>0 und ist � = ��1 1 · · · ��� � mit � ∈ Z≥0 , �1 � � � � � �� ∈ Z≥0 und �1 � � � � � �� ∈ P paarweise verschieden eine Primfaktorzerlegung von �, so gilt α(�) = α(��1 1 ) · · · α(��� � ). (b) Zwei multiplikative Funktionen α1 � α2 ∈ �(Z>0 � C) sind genau dann gleich, wenn α1 (�� ) = α2 (�� ) Beweis : für alle � ∈ P und für alle � ∈ Z≥0 gilt. (a) Ist α = 0, so ist die Aussage klar. Also nehmen wir an, dass α �= 0 ist. (i) ⇒ (ii): Nun ist � = 1, so ist nach Lemma 2.2 die Behauptung trivial. Also nehmen wir an, dass � ≥ 2 ist. Eine Induktion nach � liefert: · Falls � = 1, so ist � = ��1 1 die Primfaktorzerlegung von �, und damit ist α(�) = α(��1 1 ). · Falls � > 1, so ist α(�) = α(��1 1 ) · α(��2 2 · · · ��� � ), da α multiplikativ und ggt(��1 1 � ��2 2 · · · ��� � ) = 1 ist. Nun nach Induktion ist α(��2 2 · · · ��� � ) = α(��2 2 ) · · · α(��� � ). Also insgesamt: α(�) = α(��1 1 ) · α(��2 2 ) · · · α(��� � ) (ii) ⇒ (i): Wir nehmen an, es gelte umgekehrt Aussage (ii) und es seien �� � ∈ Z>0 mit ggt(�� �) = 1 gegeben. Also wenn �+1 �+� � = ��1 1 · · · ���� und � = ���+1 · · · ���+� Primfaktorzerlegungen von � und � sind, müssen �1 � � � � � �� � ��+1 � � � � � ��+� paarweise verschieden sein, da ggt(�� �) = 1 ist. Das Produkt � · � hat dann die Primfaktorzerlegung �+1 �+� � · � = ��1 1 · · · ��� � · ���+1 · · · ���+� � Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 12 Damit gilt nach (ii), dass (��) (��) �+1 �+� �+1 �+� α(� · �) = α(��1 1 ) · · · α(��� � ) · α(���+1 ) · · · α(���+� ) = α(��1 1 · · · ��� � ) · α(���+1 · · · ���+� ) = α(�) · α(�) � d.h. α ist multiplikativ. (b) Ist α1 = α2 , so ist sicher α1 (�� ) = α2 (�� ) ∀ � ∈ P und ∀ � ∈ Z≥0 . Umgekehrt ist α1 (�� ) = α2 (�� ) ∀ � ∈ P und ∀ � ∈ Z≥0 , so gilt für � ∈ Z>0 mit Primfaktorzerlegung � = ��1 1 · · · ��� � (�) (�) α1 (�) = α1 (��1 1 ) · · · α1 (��� � ) = α2 (��1 1 ) · · · α2 (��� � ) = α2 (�) � wie behauptet. Aufgabe 5 (Siehe Aufgabe 6, Blatt 2) 4 Sei α ∈ �(Z>0 � C) \ {0} eine multiplikative Funktion, die nicht die Nullfunktion ist. Genau dann ist α vollständig multiplikativ, wenn α(�� ) = α(�)� für alle � ∈ P und für alle � ∈ Z≥0 gilt. Die Dirichlet-Faltung Definition 2.4 (Dirichlet-Faltung) Seien α� β ∈ �(Z>0 � C) zwei arithmetische Funktionen. Die (Dirichlet-)Faltung von α und β ist die arithmetische Funktion α ∗β: Z>0 � −→ �→ C � (α ∗ β)(�) := α(�) · β( �� ) . �|� 1≤�≤� Anmerkung 2.5 Die Faltung kann auch folgendermaßen geschrieben werden: � (α ∗ β)(�) := α(�) · β(�) ��=� für alle � ∈ Z>0 , wobei die Summe über alle Paare (�� �) ∈ Z>0 × Z>0 mit �� = � läuft. Lemma 2.6 Seien α� β und γ arithmetische Funktionen. Dann gilt: (a) α ∗ β = β ∗ α (Kommutativität); (c) α ∗ ε = α = ε ∗ α (Die Funktion ε ist ein neutrales Element für die Faltung ∗). (b) (α ∗ β) ∗ γ = α ∗ (β ∗ γ) (Assoziativität); Anders gesagt, bildet �(Z>0 � C) eine kommutative Halbgruppe bezüglich der Faltung. Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 13 Beweis : (a) Aufgrund der Anmerkung 2.5 ergibt sich sofort � � (α ∗ β)(�) = α(�) · β(�) = β(�) · α(�) = (β ∗ α)(�) für alle � ∈ Z>0 . (b) Sei � ∈ Z>0 . Dann gilt: ��=� ��=� ((α ∗ β) ∗ γ)(�) = = = Analog ist (α ∗ (β ∗ γ))(�) = = = � ��=� � ��=� (α ∗ β)(�) · γ(�) � � ���=� � ��=� � ��=� � � ��=� α(�) · β(�) � α(�) · β(�) · γ(�) · γ(�) α(�) · (β ∗ γ)(�) ⎛ α(�) · ⎝ ���=� � ��=� ⎞ β(�) · γ(�)⎠ α(�) · β(�) · γ(�) � Bis auf Umbenennung der Variablen, d.h. � := �� � := �� � := �, haben wir zweimal die gleiche Summe erhalten, also ist (α ∗ β) ∗ γ = α ∗ (β ∗ γ). (c) Sei � ∈ Z>0 . Dann gilt: (α ∗ ε)(�) = � �|� 1≤�≤� � � � α(�) · ε( ) = α(�) α(�) · ε( ) = α(�) · ε(1) + ���� � � � �� � =1 �|� 1≤�<� =0 und damit ist α ∗ ε = α. Wegen der Kommutativität der Faltung ist zudem ε ∗ α = α ∗ ε = α. Lemma 2.7 Sind α� β ∈ �(Z>0 � C) zwei multiplikative Funktionen, so ist auch die Faltung α ∗ β eine multiplikative Funktion. Beweis : Seien �� � ∈ Z>0 mit ggt(�� �) = 1. Wegen des Fundamentalsatzes der Zahlentheorie gilt: für jede Faktorisierung �� = �� lassen sich � und � eindeutig in ein Produkt � = �1 �2 mit �1 | �, �2 | � und � = �1 �2 mit �1 | �, �2 | � zerlegen, wobei insbesondere ggt(�1 � �2 ) = ggt(�1 � �2 ) = 1 ist. Aufgrund der Multiplikativität von α und β folgt � (α ∗ β)(��) = α(�) · β(�) = = ��=�� � �1 �1 =� �2 �2 =� � �1 �1 =� �2 �2 =� α(�1 �2 ) · β(�1 �2 ) α(�1 ) · α(�2 ) · β(�1 ) · β(�2 ) Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 = = � �1 �1 =� �2 �2 =� � 14 α(�1 ) · β(�1 ) · α(�2 ) · β(�2 ) � �1 �1 =� α(�1 ) · β(�1 ) � � = (α ∗ β)(�) · (α ∗ β)(�) � · � �2 �2 =� α(�2 ) · β(�2 ) � und damit ist α ∗ β ∈ �(Z>0 � C). Satz 2.8 Sei α ∈ �(Z>0 � C) eine arithmetische Funktion mit α(1) �= 0. Dann existiert eine arithmetische Funktion β ∈ �(Z>0 � C) mit β(1) �= 0 und α ∗ β = ε = β ∗ α. Beweis : Nach Definition der Faltung existiert genau dann zu α eine arithmetische Funktion β mit α ∗ β = ε, wenn die Gleichungen 1 = ε(1) = (α ∗ β)(1) = α(1)β(1) und für � ∈ Z>1 0 = ε(�) = (α ∗ β)(�) = α(1)β(�) + � ��=� �<� α(�)β(�) erfüllt sind. 1 Also können wir die Funktion β induktiv definieren. Da 1 = α(1)β(1) gelten soll, setzen wir β(1) := α(1) . (α(1) �= 0 nach Vorausstzung!) Sei nun � > 1 . Induktiv nehmen wir an, dass β(�) schon für alle � < � definiert ist, und wegen der zweiten Gleichung setzen wir: β(�) := −1 � α(�)β(�) α(1) ��=� �<� Offensichtlich gilt nach Konstruktion α ∗ β = ε. Zudem gilt auch ε = β ∗ α wegen der Kommutativität der Faltung. Betrachten wir nun noch die übliche Addition + von Funktionen, so erhalten wir die folgenden algebraischen Strukturen auf �(Z>0 � C) und �(Z>0 � C). Folgerung 2.9 (a) (�(Z>0 � C)� +� ∗) ist ein Integritätsbereich mit Nullelement die Nullfunktion 0 und mit Einselement ε. (b) �(Z>0 � C)× = {α ∈ �(Z>0 � C) | α(1) �= 0}. (c) (�(Z>0 � C) \ {0}� ∗) ist eine abelsche Gruppe mit neutralem Element ε. Beweis : Siehe [Aufgabe 5, Blatt 2]. Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 5 15 Die Möbiusfunktion Definition 2.10 (Möbiusfunktion) Die Möbiusfunktion µ ist die arithmetische Funktion µ: Z>0 � −→ �→ Anmerkung 2.11 C � 0 (−1)#{�∈P | � teilt �} falls ∃ � ∈ P mit �2 | �� sonst� (1) Nennen wir eine Zahl quadratfrei, wenn sie von keiner Quadratzahl außer 1 geteilt wird, so gibt die Möbiusfunktion an, ob eine positive Zahl quadratfrei ist oder nicht. Insbesondere nimmt sie den Wert −1 an, falls die gegebene Zahl � eine Primzahl ist. (2) zum Beispiel hat die Möbiusfunktion für 1 ≤ � ≤ 12 die folgenden Werte: Lemma 2.12 � µ(�) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 −1 −1 0 −1 1 −1 0 0 1 −1 0 (a) Die Möbiusfunktion µ ist multiplikativ. (b) Die Möbiusfunktion µ ist das Inverse von der konstanten Funktion e bezüglich der Faltung, d.h. µ ∗e = e∗µ = ε� Beweis : (a) Zunächst ist µ(1) = 1 nach Definition. Sei also � ∈ Z>1 mit Primfaktorzerlegung � = ��1 1 · · · ��� � (d.h. � ∈ Z≥1 , �1 � � � � � �� ∈ Z≥0 und �1 � � � � � �� ∈ P sind paarweise verschieden). Einerseits gilt � 0 falls ∃ 1 ≤ � ≤ � mit �� ≥ 2� �1 �� µ(�) = µ(�1 · · · �� ) = (−1)� falls �1 = � � � = �� = 1� Anderseits ist für 1 ≤ � ≤ � also ist auch µ(��� � ) µ(��1 1 ) · · · µ(��� � ) � 0 = −1 � 0 = (−1)� Daher ist µ multiplikativ nach Satz 2.3(a). falls �� ≥ 2� falls �� = 1 � falls ∃ 1 ≤ � ≤ � mit �� ≥ 2� falls �1 = � � � = �� = 1 � (b) Wegen der Kommutativität der Faltung reicht es zu zeigen, dass µ ∗ e = ε. Da µ und e multiplikativ sind, so ist auch µ ∗ e multiplikativ nach Lemma 2.7. Deshalb reicht es nach Satz 2.3(b) die Identität Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 für Primzahlpotenzen nachzuweisen. Sei � ∈ P und � ∈ Z>0 . Es gilt: (µ ∗ e)(�� ) = � � �=0 µ(�� ) · e(��−� ) = � �� � =1 � � �=0 16 µ(�� ) = µ(1) + µ(�) = 1 + (−1) = 0 = ε(�� ) nach Definitionen von µ und ε. Außerdem ist (µ ∗ e)(�0 ) = ε(�0 ) = 1 nach Lemma 2.2. Definition 2.13 (Summatorfunktion) Sei α ∈ �(Z>0 � C) eine arithmetische Funktion. Dann wird die Summatorfunktion βα von α durch βα := α ∗ e definiert, d.h. die Funktion βα : Z>0 � −→ �→ Beispiel 5 C� �|� 1≤�≤� α(�) . Offenbar ist ε die Summatorfunktion der Möbiusfunktion, da µ ∗ e = ε nach Lemma 2.12. Satz 2.14 (Möbius-Umkehrsatz) Ist α ∈ �(Z>0 � C) eine arithmetische Funktion, dann gilt α = βα ∗ µ, d.h. für alle � ∈ Z>0 . α(�) = � �|� 1≤�≤� � βα (�) · µ( ) � Beweis : Nach Definition ist βα = α ∗ e, und nach Lemma 2.12 ist µ ∗ e = e ∗ µ = ε. Daraus folgt α = α ∗ ε = α ∗ (e ∗ µ) = (α ∗ e) ∗ µ = βα ∗ µ � da ε das Einselement von �(Z>0 � C) ist. L��� 2�6(�) Folgerung 2.15 Sei α ∈ �(Z>0 � C) eine arithmetische Funktion mit Summatorfunktion βα . Dann ist α ∈ �(Z>0 � C) genau dann, wenn βα ∈ �(Z>0 � C) ist. Beweis : ’⇒’ Falls α ∈ �(Z>0 � C), so ist auch βα ∈ �(Z>0 � C) nach Lemma 2.7, da βα eine Faltung zweier multiplikativen Funktionen ist. ’⇐’ Umgekehrt ist die Funktion α nach dem Möbius-Umkehrsatz vollständig von ihrer Summatorfunktion definiert, und zwar ist α = βα ∗ µ. Nun ist die Möbiusfunktion multiplikativ nach Lemma 2.12(a), also ist α multiplikativ als Faltung zweier multiplikativen Funktionen. Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 17 Aufgabe 7 (Aufgabe 7, Blatt 3) Sei α ∈ �(Z>0 � C) eine arithmetische Funktion mit Summatorfunktion βα . Zeigen Sie: (a) α(�� ) = βα (�� ) − βα (��−1 ) für alle � ∈ P und für alle � ∈ Z>0 . (b) Sei α ∈ �(Z>0 � C) \ {0}. Sei � ∈ Z>1 mit Primfaktorzerlegung � = ��1 1 · · · ��� � , dann gilt: α(�) = 6 � � (βα (��� � ) − βα (��� � −1 )) �=1 Die eulersche �-Funktion Definition 2.16 (eulersche �-Funktion) Die arithmetische Funktion �: −→ �→ Z>0 � heißt eulersche �-Funktion. Beispiel 6 C #{� ∈ Z | 1 ≤ � ≤ � und ggt(�� �) = 1} Zum Beispiel nimmt die eulersche �-Funktion für 1 ≤ � ≤ 12 die folgenden Werte an: Satz 2.17 � �(�) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 1 2 2 4 2 6 4 6 4 10 4 (a) Ist � ∈ Z>0 , so ist �(�) = |(Z/�Z)× |. (b) Die eulersche �-Funktion ist multiplikativ. (c) Für � ∈ P und � ∈ Z>0 gilt �(�� ) = �� − ��−1 . � (d) Für � ∈ Z>1 mit Primfaktorzerlegung � = �∈P ��� (�) gilt �(�) = � �∈P (��� (�) − ��� (�)−1 ) = � � �∈P �|� (1 − 1 )� � (e) Die Summatorfunktion der eulerschen �-Funktion ist die identische Abbildung i. (f) (Rekursionsformel). Für � ∈ Z>1 gilt �(�) = � − � 1≤�<� �|� �(�) � Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 18 Beweis : (a) Dies ist ein Ergebnis aus der AGS. (Anmerkung: Z/1Z ist der Nullring und (Z/1Z)× ist die triviale Gruppe, also ist diese einelementig.) (b) Seien �� � ∈ Z>0 mit ggt(�� �) = 1. Der chinesiche Restsatz liefert einen Ring-Isomorphismus Φ: −→ �→ Z/(��)Z � + ��Z Z/�Z × Z/�Z (� + �Z� � + �Z) . Die Einschränkung von Φ auf die Einheiten (Z/(��)Z)× liefert die Existenz eines Gruppen-Isomorphimus (Z/(��)Z)× −→ (Z/�Z)× × (Z/�Z)× � Damit folgt aus (a), dass �(��) = |(Z/(��)Z)× | = |(Z/�Z)× | · |(Z/�Z)× | = �(�) · �(�) � (c) Wir betrachten den Gruppen-Homomorphismus � : (Z/�� Z)∗ −→ (Z/�Z)∗ : � + �� Z �→ � + �Z. Dieser ist offensichtlich surjektiv mit Kern ker(�) = {(1 + ��) + �� Z | 0 ≤ � ≤ ��−1 }. Nun folgt aus dem Homomorphiesatz, dass ist. �(�� ) = |(Z/�� Z)× | = | ker(�)| · |Im(�)| = ��−1 · (� − 1) = �� − ��−1 (�) (d) Folgt aus (c) und der Tatsache, dass �� − ��−1 = �� (1 − �1 ) für alle � ∈ Z>0 ist. (e) Seien � ∈ P und � ∈ Z>0 . Nach Definitionen gilt (µ ∗ i)(�� ) = � � �=0 µ(�� ) · i(��−� ) = 1 · �� + (−1) · ��−1 = �� − ��−1 � Aber µ und i sind multiplikativ und nach (b) ist � auch multiplikativ. Es folgt also aus Lemma 2.2, dass µ ∗ i(1) = 1 = �(1). Also stimmen die Funktionen µ ∗ i und � für Primzahlpotenzen überein. Damit folgt aus Satz 2.3(b), dass µ ∗ i = � ist und wegen Lemmata 2.6(a),(c) und 2.12(b) erhalten wir i = i ∗ ε = e ∗ µ ∗ i = e ∗ � = β� � wie behauptet. (f) Nächste Woche. Weil i die Summatorfunktion von � ist, gilt � � � = i(�) = � ∗ e = �(�) = �(�) + �(�) � Beispiel 7 1≤�<� �|� 1≤�<� �|� Eine Anwendung von Satz 2.17(e) liefert z.B.: (a) Für � = 12 = 3 · 4 ist �(12) = �(3)�(4) = (31 − 30 ) · (22 − 21 ) = 2 · 2 = 4. (b) Für � = 30 = 2 · 3 · 5 ist �(30) = �(2)�(3)�(5) = (21 − 20 ) · (31 − 30 ) · (51 − 50 ) = 1 · 2 · 4 = 8. In der Tat sind genau folgende acht Zahlen zwischen 1 und 30 prim zu 30: 1� 7� 11� 13� 17� 19� 23� 29� Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 7 Die Teilersummenfunktion und vollkommene Zahlen 19 Definition 2.18 (Teilersummenfunktion) Die Teilersummenfunktion ist die Summatorfunktion σ := i ∗ e der identische Abbildung, d.h. die Funktion σ: −→ �→ Z>0 � Bemerkung 2.19 C� �|� 1≤�≤� �. Die Teilersummenfunktion σ ist multiplikativ, und für � ∈ P und � ∈ Z>0 gilt σ (�� ) = ��+1 − 1 � �−1 Beweis : Nach Definition ist die Teilersummenfunktion eine Faltung zweier multiplikativen Funktionen, so dass σ nach Lemma 2.7 multiplikativ ist. Zudem ist σ (�� ) = � 0≤�≤� �� = 1 + � + � � � + �� = ��+1 − 1 � �−1 wobei die letzte Gleichheit aus der Summenformel der geometrischen Reihe folgt. Damit erhalten wir die ersten Resultate über Zahlen. Definition 2.20 (vollkommene Zahl) � Eine Zahl � ∈ Z>0 mit � = � heißt eine vollkommene Zahl, d.h. � ist Summe ihrer echten positiven Teiler. Anmerkung 2.21 �|� 1≤�<� Der Begriff einer vollkommenen Zahl sowie die ersten vier vollkommenen Zahlen waren schon in der Antike bekannt. Diese sind 6� 28� 496� 8128 � Die fünfte vollkommene Zahl ist 33� 550� 336. Es ist unbekannt, ob es unendlich viele vollkommene Zahlen gibt. Ferner sind alle bekannten vollkommenen Zahlen gerade – es ist nicht bekannt, ob es ungerade vollkommene Zahlen gibt. Zum Studium von vollkommenen Zahlen eignet sich die Teilersummenfunktion, wie die Definitionen und die folgende Bemerkung zeigen. Bemerkung 2.22 Sei � ∈ Z>0 . Genau dann ist � eine vollkommene Zahl , wenn σ (�) = 2�. Beweis : Nach Definition ist σ (�) = � �|� 1≤�≤� �= � �|� 1≤�<� �+�� Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 20 also ist � vollkommen genau dann, wenn σ (�) = 2�. Beispiel 8 Für die fünfte vollkommene Zahl erhalten wir die Primfaktorzerlegung 33� 550� 336 = 212 · 8� 191. Damit gilt σ (33� 550� 336) = 8� 1912 − 1 · (213 − 1) = 67� 100� 672 = 2 · 33� 550� 336 8� 191 − 1 Die Zahl ist also eigentlich vollkommen. Wir möchten jetzt zeigen, dass die vollkommenen Zahlen durch die sogenannten Mersenne-Primzahlen charakterisiert werden können. Definition 2.23 (Mersenne-Zahl, Mersenne-Primzahl) Für � ∈ Z>0 heißt M� := 2� − 1 die �-te Mersenne-Zahl. Die Primzahlen, die auch MersenneZahlen sind, heißen Mersenne-Primzahlen. Beispiel 9 Es ist M1 = 1, M2 = 3, M3 = 7, M4 = 15, M5 = 31, � � � Lemma 2.24 Sei � ∈ Z>0 . Ist die �-te Mersenne-Zahl M� eine Primzahl, so ist auch � eine Primzahl. Offensichtlich gilt die Umkehrung nicht, da M11 = 23 · 89. Beweis : Wir zeigen die Kontraposition: Sei � ∈ Z>0 reduzibel, etwa � = �� mit �� � ∈ Z>1 . Dann ist auch 2� − 1 > 1, und damit ist �−1 � M� = M�� = 2�� − 1 = (2� − 1) (2� )� �=0 � � � reduzibel. (Wende die Formel X � − 1 = (X − 1)( �−1 �=0 X ) mit X = 2 an.) Satz 2.25 (Euler/Euklid) Eine gerade Zahl � ∈ Z>0 ist genau dann vollkommen, wenn sie die Form hat, wobei � ∈ P und 2� − 1 ∈ P sind. � = 2�−1 (2� − 1) Beweis : ’⇒’ (Euler) Zunächst nehmen wir an, dass � gerade und vollkommen ist. Dann hat � eine Darstellung � = 2� ·� mit � ∈ Z>0 und � ∈ Z>0 ungerade. Wegen der Multiplikativität von σ und Bemerkung 2.19 ist σ (�) = σ (2� ) · σ (�) = (2�+1 − 1) · σ (�) � Nach Bemerkung 2.22 ist zudem σ (�) = 2�. Damit gilt (2�+1 − 1) · σ (�) = 2�+1 · � � Kurzskript: Elementare Zahlentheorie SS2017 so dass Daraus folgt, dass σ (�) = 21 2�+1 (2�+1 − 1) + 1 � ·�= · � = � + �+1 � −1 2�+1 − 1 2 −1 2�+1 � = σ (�) − � ∈ Z 2�+1 − 1 � ist, da σ (�)� � ∈ Z. Also ist � + � = σ (�) = �, und damit müssen � und � die einzigen Teiler � := �|� 1≤�≤� von � sein. Da � < � ist, erhalten wir: � = 1, � = 2�+1 − 1 ∈ P. Setzen wir also � := � + 1. Schließlich ist � ∈ P nach Lemma 2.24. ’⇐’ (Euklid) Umgekehrt nehmen wir an, dass � = 2�−1 (2� − 1) mit �� 2� − 1 ∈ P ist. Also ist � = 2�−1 (2� −1) eine Primfaktorzerlegung von �. Wegen der Multiplikativität von σ und Bemerkung 2.19 erhalten wir σ (�) = σ (2�−1 )·σ (2� −1) = 2�−1+1 − 1 (2� − 1)1+1 − 1 · = (2� −1)·((2� −1)+1) = 2� ·(2� −1) = 2� � 2−1 2� − 1 − 1 und damit ist � nach Bemerkung 2.22 vollkommen. Statt der Teilersummenfunktion kann man auch die Teileranzahlfunktion oder die Teilerproduktfunktion betrachten: Aufgabe 8 (Aufgabe 9, Blatt 3) Für eine positive ganze Zahl � ∈ Z>0 bezeichnen wir mit τ(�) := #{� ∈ Z>0 | � ist ein Teiler von �} und P(�) := � �|� 1≤�≤� � die Anzahl der positiven Teiler von �, bzw. das Produkt aller positiven Teiler von �. Zeigen Sie: (a) τ = e ∗ e ist multiplikativ; � (b) ∀ � ∈ Z>0 gilt τ(�) = �∈P (�� (�) + 1). (c) ∀ � ∈ Z>0 gilt P(�) = � τ(�) 2 . Ist P eine multiplikative Funktion? Zusammenfassung: In der folgenden Tabelle sind für wichtige arithmetische Funktionen α, die wir in diesem Kapitel untersucht haben, ihre Summatorfunktionen gegeben: α βα = α ∗ e ε µ � i e ε i σ e τ