Kartentelefon 040/555 6 555 6 ALMA HOPPES LUSTSPIELHAUS Hamburgs Kabarett-Theater Ludolfstraße 53 • 20249 Hamburg www.almahoppe.de Selbst Experten können mit ihren Prognosen so krass daneben liegen wie die zahnlose Weissagerin im Bauwagen auf dem Dom. Vor rund 100 Jahren erklärte Charlie Chaplin das Kino als bloße Modeerscheinung, 1992 verspottete Bill Gates das Internet als Hype. Und wie viele Börsenheinis haben sich schon nach missglückten Terminwarengeschäften vom nächstbesten Wolkenkratzer gestürzt? Angesichts der aktuellen Weltlage fragt man sich allerdings, ob es tatsächlich wünschenswert ist, jetzt schon zu wissen, wie es auf unserem Planeten in 20 Jahren aussehen wird. Vince Eberts aktuelles Programm ist also etwas für die ganz Mutigen: In „Zukunft is the Future“ stellt der Wissenschaftskabarettist seine ganz persönliche Zeitmaschine an und spekuliert, philosophiert und prophezeit, was spätere Generationen beschäftigen wird. Das ist lehrreich, witzig und prägnant. Verzweifeln kann man bei Bedarf im Anschluss an der Bar. Langweilig wird es auf der politischen Bühne in diesem Jahr garantiert nicht. Die Bundestagswahl hängt so bedrohlich über dem Land wie der Todesstern am „Star Wars“-Firmament. Da bedarf es einer fundamentalen Einordnung des parlamentarischen Bühnenpersonals. Aber nicht nur: In einer Demokratie geht alle Macht laut Grundgesetz schließlich vom Volke aus. Jens Neutag begibt sich in „Das Deutschland-Syndrom“ also auf eine Art Höllenritt durch alle Schichten einer zutiefst verwirrten Nation. Potemkinsches Shoppingverhalten (billig muss es sein, aber teuer aussehen) kann genauso Aufschluss über die allgemeine Gemütsverfassung geben wie ein psychologisches Profil von hormonverstrahlten Jugendlichen oder die hysterischen Übersprungshandlungen von Maklern im Angesicht des profitfressenden Bestellerprinzips. Wer Deutschland besser kennen lernen möchte, ist bei Reiseleiter Neutag genau richtig. 2 In Wohngebieten blockieren sich unzählige Zustelldienste mittlerweile jeden Vormittag gegenseitig. Dafür öffnen die Filialen der Post in immer kleineren Zeitfenstern. Was ist da los? Hans-Hermann Thielke hat den Wandel hautnah miterlebt und berichtet darüber in „Das BESTE aus 25 Jahren“. Fragen wir bei Deutschlands lustigstem Postler doch mal selbst nach … }Welche Spuren hat das vergangene Vierteljahrhundert bei Ihnen hinterlassen ? Ich bin ja im tiefsten Inneren meines Daseins ein Kämpfer. Jede Reform und Neuerung bei der Post habe ich daher als Herausforderung, als echte Challenge für mein Leben begriffen. So hatte ich mit der damaligen Briefportoerhöhung auf 56 Cent kaum Schwierigkeiten. Nur mit der Umstellung auf modernere Zustelleruniformen habe ich mich sehr schwer getan. }Haben sich die Probleme, denen Sie sich im Alltag stellen, verändert? Ich wünsche mir die gute, alte Wählscheibe zurück. Wenn ich mich damit mal verwählt hatte, habe ich einfach nur schnell wieder aufgelegt, damit es nicht zu teuer wurde. Wenn mir dasselbe mit meinem neuen „Samsung Galaxy“ passiert, muss ich bitten und betteln, dass ich das Programm vorzeitig verlassen darf. Und dann muss man den Anruf auch noch bewerten: Daumen rauf und runter… Wenn ich richtig Pech habe, brennt mir das Galaxy bis auf die Grundmauern nieder, noch bevor ich einen geeigneten Wasserhahn aufgetan habe. Also Probleme wird es immer genug geben! }Was machen Sie, wenn Sie mal richtig auf den Putz hauen möchten? „Auf den Putz hauen“ ist praktisch mein zweiter Vorname! Nur mache ich es nicht so oft wie andere – nur einmal im Jahr, damit es was Besonderes bleibt. Den Termin streiche ich rot in meinem Jahresplaner ein: Immer der erste Samstag im April ist mein „Putztag“. }Was glauben Sie: Was werden Sie in zehn Jahren machen? Ich werde auf alle Fälle noch in Itzehoe wohnen, da bin ich mir sicher. Getreu dem Werbeslogan der Stadt: „Einmal Itzehoe, immer Itzehoe“! Ich werde auch noch im Männergesangverein der Post mitsingen, das bin ich meinen ehemaligen Kollegen schuldig. Aber mit Prognosen ist das ja etwas schwierig geworden in der letzten Zeit. Wer hätte sich vor zehn Jahren ausmalen können, dass einmal ein schlecht frisierter Pudel Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden würde? 3 Schwierige Zeiten rufen nicht nach schwierigen Philosophen. Hegel, Wittgenstein und Co. dürfen sich also gern gemütlich im Grabe herumdrehen und weiter vor sich hin bramarbasieren. Stattdessen brauchen wir Männer, die sich konkret mit dem Sein und dem Jetzt auseinandersetzen – und das bitte schön auf eine unterhaltsame Art und Weise. Da kommt Axel Pätz gerade recht. Er blickt auf die Welt und konstatiert einen bedauernswerten Mangel an Fantasie. Diesem Umstand begegnet er nun mit seiner so eigenen wie allgemeingültigen „Realipätztheorie“. Mit ihr wagt er sozusagen den Schritt aus der Erkenntnistheorie in die Erkenntnispraxis, was nicht nur erleuchtender ist, sondern auch sehr viel mehr Spaß macht. Der Tastenkabarettist hat im Lustspielhaus ein Heimspiel, und so ist es der geeignete Ort für die Premiere seines neuen Programms. 4 Die gestrickten Wollmützen sind ihr unverkennbares Markenzeichen – und ein Statement. Frank Smilgies und Sebastian Rüger nehmen die Realität nicht einfach so hin wie sie ist, sondern fügen ihr Elemente hinzu, die sie in ein ganz anderes Licht rücken. Wie Zauberei, nur ohne Kaninchen und doppelten Boden. Ihre Sketche sind auf dem Papier schwer zu beschreiben, weil sie nur mit den Gesten und Gesichtsausdrücken der gelernten Schauspieler richtig funktionieren. So viel sei gesagt: Ein Bühnenabend von Ulan & Bator ist unvergleichlich. „Irreparabeln“ ist hochkomisch, halbphilosophisch und voller sprachlicher Einfälle und Eleganz. Seit knapp zwei Jahren sind Smilgies und Rüger auch Mitglieder des Ensembles der Münchner Lachund Schießgesellschaft. Kabarettprominenz also, nie anbiedernd und künstlerisch besonders wertvoll. Ganz nach dem – etwas modifizierten – Motto „Im Krieg und in der Ehe ist alles erlaubt“ tragen Michael und Jennifer Ehnert in „Zweikampfhasen“ stellvertretend für viele Paare höchst amüsante Geschlechtergefechte aus. }Für wen eignet sich Ihr Programm am besten: Ehepaare, Geschiedene oder Frischverliebte? Michael: Klingt jetzt doof, aber genau genommen für alle! Jennifer: Stimmt. Das Interessante ist ja, dass jeder – ob verheiratet oder geschieden, ob in einer Beziehung oder Single – seinen Status verändern will: Ist man verheiratet, wäre man gern wieder allein. Ist man Single, sucht man den Partner fürs Leben. Der Mensch ist nicht dazu gemacht, mit dem Ist-Zustand glücklich zu sein. Michael: Schon gar nicht zu zweit. Und schon gar nicht in der stressigen Kombi „Mann & Frau“. }Ersetzt Ihr Programm eine Paartherapie? Jennifer: In gewisser Weise schon. Zumindest bei uns beiden. Wenn wir nach zwei Stunden Ehe-Schlacht von der Bühne taumeln, haben wir gar keine Kraft mehr, uns auch noch „in echt“ zu streiten. Michael: Wir hatten auch schon Paartherapeuten in der Vorstellung, die sehr dankbar waren, dass sie mal herzhaft über Dinge lachen durften bei denen sie sonst nur verständnisvoll nicken müssen. Wenn es nach denen ginge, sollte jedes Paar mit Konflikten erst mal zu uns kommen. Jennifer: Manchmal ist es schon enorm hilfreich, einfach nur zu sehen, dass auch andere Paare sich um Kopf und Kragen reden und sich wegen völlig absurder Kleinigkeiten die Pest an den Hals wünschen. Die meisten Menschen versuchen, ihre Arbeit bei der Arbeit zu lassen. Wo verläuft bei Ihnen die Trennlinie? Michael: Schwer zu sagen. Eigentlich gibt es die Trennlinie zwischen Privatem und Beruflichem bei Künstlern sowieso nur selten. Es ist ja nicht nur ein Job, den man macht, sondern eine permanente Notwendigkeit. Man hört also eigentlich nie auf, Künstler zu sein. Jennifer: Wenn dann auch noch die eigene Beziehung das Thema der Arbeit ist, ist eine Trennung vollends unmöglich. }Frau Ehnert, warum ist Ihr Mann sein Eintrittsgeld Wert? Jennifer: Er bringt seine Frau mit auf die Bühne. Das wertet ihn ziemlich auf. }Herr Ehnert, warum stehen Sie lieber mit Ihrer Frau auf der Bühne als solo? Michael: Nun ja, meine Soloprogramme waren auch toll. Aber nach zehn Jahren des einsamen Tingelns – allein auf der Bühne, allein in der Garderobe, allein im Hotel, allein im Zug – fühlt man sich manchmal fast wie in Einzelhaft. Dann eine liebevolle Partnerin an der Seite zu haben, ist unheimlich toll. Aber mit Jennifer ist es auch ganz okay. 5 6 Weiche Schale, harter Kerl – beim aktuellen James Bond steckt unter dem schnieken Outfit ein ganz schön raubeiniger Geselle. Ganz ähnlich verhält es sich mit Sebastian Pufpaff. Der tritt immer so auf die Bühne, als hätte er seinen Herrenausstatter im Requisitenkoffer mit dabei. Doch: „Der Schein regiert die Welt“, sagt Pufpaff. Das trifft auch bei ihm zu: Wer poliertes Hochglanzkabarett eines Lieblingsschwiegersohnes erwartet, der bekommt hier seinen Kopf kräftig zurechtgerückt. Zum Glück! Der Bonner Schnellsprecher feuert seine Pointen aus allen Lagen und trifft dabei in der Regel voll ins Schwarze. „Auf Anfang“ heißt sein Programm und das sollte vor allem bedeuten: Kommen Sie ohne Vorurteile und lassen Sie sich überraschen und überzeugen. Kabarett geschüttelt, nicht gerührt! Den Großmäulern gehört die Welt, den Lautsprechern, Schulterklopfern und Typen, die jeden gleich umarmen, der sich nicht schnell genug vor der falschen Kumpeligkeit retten kann. Aber muss man da eigentlich mitmachen? Die Schlauen bauen sich ihre eigenen kleinen Reiche, in denen andere Gesetze gelten. Erwin Grosche ist so ein Mann. Aus Veranlagung und Neigung ist er ein „Abstandhalter“. Wer sich an die Leute ranschmeißt, macht vielleicht Großbildleinwand-kompatible Comedy. Echte Komik und kluger Witz hingegen entstehen manchmal erst auf den zweiten Blick. Sich von Grosche verzaubern zu lassen, zeugt von einem guten Geschmack. Und Tiefgang. Und Liebe zur Kunst. Mal ehrlich: Fällt der Begriff „Mitmachtheater“, sind die begehrtesten Plätze auf einmal in der hintersten Reihe. Eine verständliche Scheu müssen die Gäste von Thomas Kreimeyer also schon überwinden, wenn die zu seinem „Kabarett der rote Stuhl“ erscheinen. Aber was dann folgt, ist umso atemberaubender. Der Österreicher ist der Sokrates unter den Kabarettisten. Der ehrwürdige griechische Philosoph verwickelte in den Gassen Athens nichtsahnende Bürger in Gespräche und führte sie mit seiner raffinierten Fragetechnik zu einer höheren Erkenntnis. Ganz ähnlich verfährt auch Kreimeyer. Er orientiert sich an Alltagsfragen – Beruf, Hobbys, Einstellungen. Was sich daraus entwickelt, ist eine kabarettistische Wundertüte: Jedes Mal anders, auf höchstem gedanklichen und sprachlichem Niveau. Und garantiert nicht bloßstellend. Ab in die erste Reihe! Früher machte der Einzelhandel um halb sechs Feierabend. Heutzutage kennen Zalando und Amazon keine Pause und kein Wochenende. Früher gab es drei Fernsehprogamme, heute wird gestreamt, bis der Router qualmt. Früher gab es Filterkaffee oder Muckefuck, heute gibt es – ach! Früher gab es einfach weniger und heute gibt es mehr. Mal ganz unabhängig von der Qualität, führt das unübersichtliche Angebot bei uns Verbrauchern zu einer akuten Entscheidungslähmung. Für Florian Schroeder liegt hier eines der Grundübel unserer Zeit. Wenn es alles gibt, was ist dann noch wichtig? Schroeder galt mal als eine Art Wunderkind des deutschen Kabaretts, aus dieser Schublade ist er längst herausgewachsen. Er ist klug und weiß, wo er seine Pointen zu setzen hat. Bei „Entscheidet euch!“ gibt es kein Zögern: Hingehen! 7 Wer möchte nicht manchmal richtig ausflippen – und nur die gute Erziehung, die Angst vor der eigenen Courage oder die Einsicht in eine tiefere Sinnlosigkeit stehen diesem inneren Drang entgegen. Robert Griess ist eine Art Avatar für diese Gefühle, er fährt stellvertretend für sein Publikum aus der Haut, wohldosiert und hochkonzentriert. In seinem aktuellen Programm „Ich glaub, es hackt!“ schlüpft er dafür in verschiedenen Rollen: brodelnder Hartz-IV-Empfänger, aalglatter Consultant, politmüder Grüner oder „Queen Mutti, Angie I.“. Wie in einem guten Episodenfilm setzt sich so die Wahrheit über das Land kunstvoll aus den einzelnen Bruchstücken zusammen. Der Kölner Komiker sacht, wies is und sorgt damit im Wahlkampfgedöns, das von allen Seiten über uns hineinbricht, für jede Menge frischen Wind. Dass Rheinländer Frohsinn und Lebensfreude in sich tragen, ist bereits ihrem melodischen Singsang selbst in Alltagsgesprächen zu entnehmen. Charakterliche Merkmale eines Volksstammes schlagen sich oft im regionalen Dialekt nieder. Dass in Friesland der Dialog „Geht’s?“–„Muss.“ bereits als abendfüllende Aussprache unter Männern gilt, ist ja auch kein Zufall. Diesem Phänomen geht Konrad Beikircher in seinem neuen Programm „Passt schon!“ auf den Grund. Als rheinisierter Südtiroler ist er schon biografisch für diese Aufgabe prädestiniert. Doch geht es nicht nur um Heimat und Sprache. Beikircher ist im Wortsinne gutmütig und da tut es gut, dass er seine coole Gelassenheit auch über andere Dinge sprenkelt, die ihn bewegen, etwa das Altern oder die irre Politik. Et kütt wie et kütt! 8 Bayern ist das Bundesland, in dem Laptop und Lederhose zwangsverheiratet werden, wo volksnahe Fußballbosse direkt in den Knast wandern, weil ihnen die Übersicht über ihre zu versteuernden Zockergewinne entgleitet. Es ist die Region, in der die Sezession der feuchte Traum aller Landesfürstchen ist und beim politischen Aschermittwoch dann doch nie mehr als ein Sturm im Maßglas herauskommt. Wer würde da nicht der „Faszination Bayern“ erliegen? Mit Maxi Schafroth gelingt das sogar auf eine so charmante und amüsante Weise, dass man fast schon den nächsten Urlaub im Weißwurststaat buchen möchte. Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Allgäu, hat sich Schafroth später professionell im Bankgewerbe herumgetrieben und vereinigt so die Extreme seiner Heimat also bereits in der eigenen Person. Für seinen ersten Hamburg-Auftritt mit „Faszination Bayern“ gilt die Aufforderung: Pack ma’s! Ist Deutschland das gelobte Land? Das mag manchmal wirklich so scheinen. Nicht nur als beliebte Destination von Flüchtlingen, sondern auch im westlichen und östlichen Ausland werden deutsche Tugenden immer wieder als vorbildlich angepriesen. Wir sind zugleich Fußball- und Exportweltmeister. Toll! Noch Fragen? Oh ja, davon gibt es eine ganze Menge, nicht zuletzt diese: Warum haben wir dennoch so viel zu nörgeln und weshalb läuft so viel schief? Die traditionsreiche Berliner Kabarettgruppe Die Distel beschäftigt sich im neuen Programm „Einmal Deutschland für alle“ damit, ob unser Wertesystem nicht schon längst untrügliche Mottenlöcher aufweist. So taugen weder die VW-Affäre noch der Firlefanz mit seiner unerklärten 5-Millionen-Zahlung als Ausweis für feine Geschäftspraktiken. Ob Merkel mit ihrer Zen-Raute uns und die Welt retten kann? Antworten gibt es nur auf der Bühne. 9 Peter Rübenbauer hat’s erwischt. Der EU-Beamte ist in Brüssel für die über 2000 Kreisverkehre in der Europäischen Union zuständig – und ausgerechnet in einem der praktischen Asphaltkarussells ist er verunglückt und liegt nun im Krankenhaus. Zeit, sich einmal grundsätzlich Gedanken über den alten Kontinent und seine Zukunft zu machen. Der mit allen Wassern gewaschene Thomas Freitag stürzt sich mithilfe seiner jüngsten Figur ebenfalls lustvoll hinein in die Gesetze und Verordnungen, die das Leben zwischen Inari und Syrakus, zwischen Lissabon und Larnaka zu regeln versuchen. Mit „Europa, der Kreisverkehr und ein Todesfall“ rüttelt Freitag ernsthaft und heiter an den Grundfesten unserer politischen Ordnung und prüft, wie widerstandsfähig sie sind. Und nun platzt auch noch die Brexit-Bombe... 10 Junggesellenabschiede gehören zum Kiez wie Rotlicht und Raufereien, Nepp und Nachtschwärmer. Männer werden in zumeist fremde Bars gespült, das Gehirn vom Alkohol vernebelt – der Kontrollverlust ist absolut und die eigene Männlichkeit plötzlich infrage und bloßgestellt. In ein solches Szenario versetzen sich Jan-Peter Petersen und Lutz von Rosenberg Lipinsky in ihrem gemeinsamen Programm „Die Ängste der Hengste“. Der „kabarettistische Junggesellenabschied“ spielt im Hinterzimmer einer Franchise-Bar in Hamburg und beleuchtet in knackigen Dialogen, mit welchen Problemen die Herren der Schöpfung in einer sich immer weiter emanzipierenden Welt zu kämpfen haben. Eine Show voller Testosteron und Pointen, geeignet für Erleuchtungssuchende Männer wie für wissbegierige Frauen. „Die schwäbische Hausfrau“ ist seit ein paar Jahren die Schutzpatronin der deutschen Finanzpolitik, ihr wird von den Hohepriestern Merkel und Schäuble am Altar der Schuldenbremse gehuldigt. Wer „Über die Verhältnisse“ lebt, kann gleich mit Luzifer das Bett teilen. Der Titel von Frank Lüdeckes neuem Programm bezieht sich natürlich nicht nur auf die Berliner Staatsraison, die er wie immer gekonnt, spitzfindig und schlagfertig zerpflücken wird, sondern auch auf das große Ganze: In welchem Land leben wir hier eigentlich? Was bedeutet es für unsere Demokratie, wenn Putin nachts in einem Hinterzimmer des Kreml seinen Laptop anschmeißt? Warum ist die „What’s App“-Gruppe zur bedeutendsten Kommunikationsform geworden, auch wenn alle sie hassen wie die Pest? Freuen wir uns auf die Antworten eines Mannes, der den Durchblick hat! Sind Sie in den letzten Monaten mal in einem Buchladen gewesen? Der Weg zu den Romanen und Sachbüchern ist dort meist mit riesigen Tischen versperrt, auf denen sich Malbücher für Erwachsene stapeln. Die passenden Buntstifte gibt’s gleich dazu. „Mindfulness“ heißt der Eso-Trend. Kritische Geister sagen dazu: Kopf in den Sand! Philip Simon stellt eine ernüchternde Diagnose: „Auf der Suche nach uns selbst verlieren wir das Wir.“ Komplexe gesellschaftliche Entwicklungen bringt der niederländisch-deutsche Kabarettist erfrischend präzise auf den Punkt. „Anarchophobie – Die Angst vor Spinnern“ lautet der Titel seines neuen Programms und hier holt er zum zünftigen Rundumschlag aus – gegen Egomanen, Abzocker, Dogmatiker. Das hat Schärfe, Tiefgang und jede Menge Witz! 11 Wer die Glotze einschaltet, die Zeitung aufschlägt oder seine Facebook-Seite auf dem Smartphone öffnet – überall Horrormeldungen! „Panik für Anfänger“ bietet der Hamburger Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky in seinem neuen Programm „Wir werden alle sterben!“. Wie schlimm steht es denn nun wirklich? }Sind Sie Optimist oder Pessimist? Ich bin sicher, dass wirklich alles ultimativ schiefgehen wird. Da bin ich sehr optimistisch – das wird klappen. Mensch und Welt geben bekanntlich schon seit langer Zeit wenig Anlass zur Hoffnung auf Besserung. }Worüber können Sie sich richtig aufregen? Verspätung. Verweigerung. Und unverdiente Niederlagen.Der öffentliche Herzschlag wird heutzutage von Facebook, Twitter und Co. beschleunigt. }Benutzen Sie soziale Netzwerke? Als öffentliche Person sollte man an dieser Form der Kommunikation natürlich partizipieren. Die sogenannten sozialen Medien sind zudem auch eine bequeme häusliche Alternative zu Hagenbecks Tierpark: Immer wieder denke ich angesichts so mancher Meldung: „Was es nicht alles gibt!?!“ Allerdings war ich, obwohl sich mein Computer in meinem unmittelbaren privaten Umfeld befindet, nie der Auffassung, es handele sich dabei um meine persönliche Wirklichkeit. Insofern habe ich mir Distanz und damit eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit Social Media bewahrt und kann mich an rituellen Opfergängen und absurden Hetzjagden durchaus genauso ergötzen wie an Einhorngedichten und Sonnenuntergangsbildern. Das ist wie im Zoo – da ist man ja letztlich auch froh, dem Panther nicht auf der Straße zu begegnen. Oder der wild gewordenen Affenherde. }Wo hört der der Spaß angesichts der aktuellen Weltlage auf? Wenn der Spaß aufhörte, wäre das Ende der Welt erreicht. So weit sind wir aber zum Glück noch nicht. Das Publikum hat aber in den letzten Jahren erfreulicherweise in der Bühnenunterhaltung einen neuen Tiefsinn eingefordert, Comedians bemühen sich plötzlich wieder um das jahrelang von ihnen verschmähte Label „Kabarett“. Das ist an sich schon wieder amüsant. Gelacht werden sollte und darf in jedem Fall, auch über alles. Aber nicht mehr ohne Erkenntnisgewinn. Das kommt mir sehr entgegen. }Was ist der sicherste Lacher in Ihrem Programm? 12 Wie unser Innenminister kürzlich sagte: Es gibt keine absolute Sicherheit. Zehn Finger, 88 Tasten – so viele Möglichkeiten. Lars Reichow begeistert bei seinen Auftritten seit vielen Jahren als „Klaviator“ sein Publikum. Dabei bringt er nicht nur die Saiten kunstvoll zum Schwingen, sondern setzt auch mit Worten deutliche Akzente. Er möchte schließlich auf keinen Fall den Dumpfköpfen und Fremdenfeinden, Demokratieverächtern und störrischen Nationalisten das Feld überlassen. Zum Kabarettfest tritt Reichow mit einem Best-of-Programm an – das „Wunschkonzert“ ist eine immer wieder überraschende Reise in den Kosmos eines Könners. Bei manchen Nummern aus dem ganz normalen Alltag wird sich der eine oder die andere im Publikum fragen: „Warum kennt der mich so gut?“ Darum! Der derzeit bekannteste Rechtsanwalt der Welt heißt Saul Goodman, der moralisch flexible Paragrafenverdreher aus der amerikanischen Drogenserie „Breaking Bad“. Er zeigt: Der Umgang mit Gesetzen kann saukomisch sein. Aber eigentlich wissen wir das schon lange! Denn seit über zwölf Jahren ist Werner Koczwara mit seinem Erfolgsprogramm „Am nächsten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt“ unterwegs und lässt mit seinen Analysen der deutschen Rechtsprechung in vollen Hallen die Wände wackeln. Die Texte mit ihren vielen Wenns und Abers, mit ihren Ausnahmen und Zusätzen verursachen einen dicken Knoten im Hirn eines jeden Normalmenschen. Ihre Auslegung ist komplizierter als ein stichhaltiger Gottesbeweis. Kein Wunder, dass Juristen jede angefangene Viertelstunde in Rechnung stellen … 13 Es kommen: • Kabarett Alma Hoppe • Werner Koczwara • Reiner Kröhnert • Thomas Kreimeyer • hidden shakespeare • Alfons • Axel Zwingenberger • Hans Scheibner • Nagelritz • Angelika Beier Angela Merkel ist eine Ein-Frau-Machtmaschine. Jahrelang wurde sie von ihren Feinden, und noch viel mehr von ihren Parteifreunden unterschätzt. Einen nach dem anderen hat sie gnadenlos in die eigenen Messer laufen lassen. Ein kurzes Zucken mit der Raute – und ihr Wille geschehe! Wahrscheinlich gibt es niemanden, der die Eiserne Lady aus der Uckermark eingehender studiert hat als Reiner Kröhnert. In seinem aktuellen Programm „Mutti Reloaded“ schlüpft er sogar unter die Haut der Regierungschefin und entdeckt die verborgenen Mechanismen, die die Kanzlerin fast pannenfrei funktionieren lassen. Parodie versuchen viele, die totale Vereinnahmung kann eben nur einer! 14 Der größte Theaterautor aller Zeiten ist von erschöpften Studenten und peniblen Professoren, von Dramaturgen und Regisseuren analysiert und interpretiert, filetiert und seziert worden. Was dabei häufig in Vergessenheit gerät: Der Mann war vor allem eines – ein leidenschaftlicher Schauspieler. Seine Stücke waren Gebrauchstexte, um die Bühne zu entflammen. So ist es nur natürlich, dass die Hamburger Improvisationstheater-Gruppe hidden shakespeare den Barden als Namenspatron erkoren hat. In ihrer Spielfreude gehen sie freilich noch einen Schritt weiter und verzichten ganz auf vorgegebene Texte. Bei ihren Auftritten ist nichts abgesprochen oder abgestimmt. Die Spielszenen entwickeln sich spontan oder auf Zuruf aus dem Publikum. Lebendigeres Theater gibt es nicht – besuchen Sie also eine weitere Uraufführung! Deutschlands witzigste Männer-WG öffnet wieder ihre Türen: Zum dritten Mal entern Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker mit ihrer „Männerwirtschaft“ die Bühnen des Lustspielhauses. Die beiden ungleichen Wohnungsgenossen zicken sich an, dass die Funken fliegen, und versuchen ihre inkompatiblen Charaktere auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Doch das ist nur die eine Seite der vergnüglichen Situationscomedy. Die Kabarettprofis strecken ihre Fühler in Solo- und Duonummern immer wieder in Richtung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation aus und lassen ein buntes und klar konturiertes Figurenpersonal auftreten. AfD-„Parlament-Arier“ und diverses braunes Pack müssen sich warm anziehen. „Abwechslungsreich, humorvoll und aktuell“, urteilte die MOPO zur Uraufführung. Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit. Bauern auch. Zumindest dieser eine hat den Durchblick: Bauer Hader, die Kultfigur von Nils Loenicker, hat auf seinem abgelegenen Anwesen im Kreis Hanebüchen reichlich Hummeln im Hintern und teilt in alle Richtungen aus. In seinem Dorf mischt er als Bürgermeister in allen relevanten Gruppierungen mit (Freiwillige Feuerwehr, Skatrunde, seine Ehe) und hält mit seinen Meinungen nicht hinterm Acker. So verbindet Loenicker hohe Komik mit starken Ansichten. Bei „Nu is Sense“ wird der norddeutsche Horizont sogar noch um eine internationale Komponente erweitert – als nämlich plötzlich der verschollene Zwillingsbruder Ali Hader aus der Türkei auftaucht … 15 Mi 01.03. 20:00 Vince Ebert – Zukunft ist the future Do 02.03. 20:00 Jens Neutag – Das Deutschland- Syndrom Fr 03.03. 20:00 Hans-Hermann Thielke – Das BESTE aus 25 Jahren! Sa 04.03. 20:00 Axel Pätz – Premiere: Realipätztheorie So 05.03. 19:00 Ulan & Bator - Irreparabeln Mo 06.03. 20:00 Michael & Jennifer Ehnert Di 07.03. 20:00 ZWEIKAMPFHASEN Mi 08.03. 20:00 Sebastian Pufpaff – Auf Anfang Do 09.03. 20:00 Thomas Kreimeyer - Kabarett der rote Stuhl Fr 10.03. 20:00 Erwin Grosche - Abstandhalter Sa 11.03. 20:00 Florian Schroeder – Entscheidet euch! So 12.03. 19:00 Robert Griess – Premiere: Ich glaub`, es hackt! Mo 13.03. 20:00 Konrad Beikircher – Premiere: Passt schon! Di 14.03. 20:00 Maxi Schafroth – Premiere: Faszination Bayern Mi 15.03. 20:00 Distel – Premiere: Einmal Deutschland für alle! Do 16.03. 20:00 Fr 17.03. 20:00 Jan - Peter Petersen & Lutz von Rosenberg Lipinsky 18.03. 20:00 Die Ängste der Hengste 19.03. 19:00 Ein kabarettistischer Junggesellenabschied Sa So Thomas Freitag Premiere: Europa, der Kreisverkehr und ein Todesfall Mo 20.03. 20:00 Frank Lüdecke – Premiere - Über die Verhältnisse Di 21.03. 20:00 Philip Simon - Anarchophobie Mi 22.03. 20:00 Lutz von Rosenberg Lipinsky – Wir werden alle sterben Do 23.03. 20:00 Lars Reichow – Premiere: WUNSCHKONZERT Fr 24.03. 20:00 Sa 25.03. 19:00 Geburtstags-Gala – mit vielen Gästen So 26.03. 19:00 Reiner Kröhnert – Mutti Reloaded Werner Koczwara Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt Mo 27.03. 20:00 hidden shakespeare - Improvisationstheater Di 28.03. 20:00 Mi 29.03. 20:00 Do Fr 30.03. 20:00 31.03. 20:00 Nils Loenicker als Bauer Hader – Nu is Sense -2.04. Kabarett Alma Hoppe Frontalschaden – Männerwirtschaft 3 Karten unter: 040/ 555 6 555 6 oder www.almahoppe.de 16