DIGITALE SYSTEME BBGL. W.-ING. – TEIL 1 Fakultät für Elektrotechnik Kontakt: Prof. Franz Haunstetter Fakultät für Elektrotechnik E-Mail: [email protected] Signale und Zahlen Signale Signale transportieren Informationen Analoge Signale (z.B. Temperatur eines Objekts zum Thermometer) Digitale Signale (z.B. Strom von Zahlen von einer CD an einen Computer) Analoge Signale können jeden beliebigen Wert tragen, digitale Signale nicht. In der Digitaltechnik meint der Begriff "Signal" immer "digitales Signal". Digitale Signale bestehen immer aus vorzeichenlosen ganzen Zahlen. Die Anzahl der möglichen Stellen dieser Zahlen ist aus technischen Gründen begrenzt (modulares Zahlensystem). Beispiele zum modularen Zahlensystem: Addition Subtraktion 7 2 4 7 2 4 6 1 8 6 1 8 Zahlen Es gibt unterschiedliche Typen von Zahlensystemen, z.B.: I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X, … 1s, ….., 59s, 1min, …., 59min, 1h, …., 23h, 1d, … 1, 2, 3, …, 9, 10, 11, …., 99, 100, 101, …. Technisch wichtig sind nur "Stellenwertzahlensysteme" Z ai Bi an Bn an 1Bn 1 .... a1B a0 mit 0 ai B und B 2 Von einer Zahl, die einen bestimmten Wert repräsentiert, werden nur die Koeffizienten ai angeschrieben, in der Reihenfolge mit der größten Potenz der Basis B beginnend zur kleinsten. Da Zahlen im Stellenwertzahlensystem nur Polynome sind, lässt sich mit ihnen sehr gut automatisiert rechnen. Sie eignen sich hervorragend zur Beschreibung digitaler Signale. Terme mit ai = 0 entfallen, muss mindestens ai {0, 1} gelten. Die kleinste Basis ist also 2. Nach oben sind für B keine Grenzen vorhanden. B = 10 beschreibt das geläufige Seite 1 DIGITALE SYSTEME BBGL. W.-ING. – TEIL 1 Fakultät für Elektrotechnik Dezimalzahlensystem, das davon abgeleitet ist, dass mit beiden Händen normal 10 Finger zur Verfügung stehen. Für digitale Signale ist ein Zahlensystem mit möglichst wenigen Werten für die Ziffern jedoch besser geeignet: Den Ziffern können dann direkt und eindeutig die logischen Werte "wahr" und "falsch" zugeordnet werden. Die Darstellung von nur 2 Ziffern ist durch technisch / physikalische Mittel recht einfach: 2 deutlich unterschiedliche Spannungspegel, Licht an oder aus, etc. Außerdem vereinfachen sich manche Rechenregeln, weil z.B. jede der Ziffern das Inverse der anderen ist. Binäres Zahlensystem und boolesche Algebra Das Binär- oder Dualzahlensystem Das binäre Zahlensystem ist der Spezialfall mit: Z 2i ai 2n an 2n 1 an 1 .... 21 a1 20 a0 mit ai {0,1} Im Stellenwertzahlensystem kann jeder Wert als Ziffernfolge zu jeder beliebigen Basis angegeben werden. Im Dezimalen sehen wir die Ziffernfolge unmittelbar, weil wir im Allgemeinen mit diesem Zahlensystem arbeiten. Die Ziffern in einer anderen Basis können mit dem "Horner Schema" ermittelt werden: Sei Z der Wert einer Zahl und B die gewünschte Basis eines Zahlensystems, dann gilt Z mod B an Bn an 1Bn 1 .... a1B a0 mod B 0 0 .... 0 a0 mod B a0 Man erhält die jeweils niederwertigste Ziffer einer Zahl durch Modulo-Division mit der Basis. Um sämtliche Ziffern zu erhalten muss nur die Zahl Z anschießend ganzzahlig durch B dividiert und auf Z' = Z / B dasselbe Verfahren erneut angewandt werden. Beispiele: 13 dual: a0 = 13 mod 2 = 1 a1 = 13/2 mod 2 = 6 mod 2 = 0 a2 = 6/2 mod 2 = 3 mod 2 = 1 a3 = 3/2 mod 2 = 1 mod 2 = 1 a4 = 1/2 mod 2 = 0 mod 2 = 0 ab hier kommen nur noch "führende Nullen" Ergebnis: 13D = 1101Bin Addition Subtraktion 1 0 1 1 0 1 0 1 1 0 1 1 Seite 2 DIGITALE SYSTEME BBGL. W.-ING. – TEIL 1 Fakultät für Elektrotechnik Boolesche Algebra Y1 Y2 Y3 Y4 Y5 Y6 Y7 Y8 Y9 Y10 Y11 Y12 Y13 Y14 Y15 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 1 0 1 0 1 1 0 0 1 1 1 1 0 0 0 1 0 0 1 1 0 1 0 1 0 1 1 1 1 0 0 1 1 0 1 1 1 1 0 1 1 1 1 Konjunktion (AND) … … … … Antivalenz (XOR) Einsfunktion Y0 0 0 1 1 Äquivalenz (XNOR) v2 0 1 0 1 Disjunktion (OR) v1 Nullfunktion Um die Rechenregeln zu analysieren, werden zunächst nur 1stellige Zahlen untersucht. Es wird von 2 Variablen v1 und v2 ausgegangen und untersucht, welche Operatoren zur Verfügung stehen. Hier alle möglichen Ergebnisse für Y = v1 v2: Für die boolesche Algebra sind nur die Operatoren AND und OR von Interesse. Aufgrund der Ziffernmenge besitzt das Dualzahlensystem immer ein inverses Element (Dualität). Aus der Tabelle oben ist ersichtlich, dass gilt v AND v ergibt immer 0, und v OR v ergibt immer 1. Außerdem gilt (v1 AND/OR v2) ist identisch zu (v2 AND/OR v1) die Operationen sind kommutativ ((v1 AND/OR v2) AND/OR v3) = (v1 AND/OR (v2 AND/OR v3)) assoziativ (v1 AND (v2 OR v3)) = ((v1 AND v2) OR (v1 AND v3)) distributiv v1 AND/OR v2 ergibt wieder eine Binärzahl die Operationen sind "beschränkt" Das heißt, dass sich sowohl mit dem AND-Operator als auch mit dem OR-Operator abstrakte Rechenschemata erstellen lassen. Der einstellige Negationsoperator wird allerdings immer gebraucht. Die AND und OR Operatoren hängen über die De Morgansche Regel zusammen: (v1 AND v2 ) v1 OR v2 Versieht man 0 mit der logischen Aussage "falsch" und 1 mir "wahr", kann man die Regel auch anschaulich interpretieren. A, B und C seien solche Aussagen, dann gilt: "Wenn A wahr ist oder B wahr ist, dann ist auch C wahr" ist identisch zu "nur wenn A und B falsch sind, ist auch C falsch". Für die booleschen Operatoren und einige daraus abgeleitete Spezialfälle gibt es Schaltsymbole, die zur Erstellung von Logikplänen (anstatt Formeln) geeignet sind. Beispiel: die XOR (exklusiv-ODER) Verknüpfung Behandlung im Labor! Seite 3