1 KAPITEL 4 - Webarchiv ETHZ / Webarchive ETH

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KAPITEL 4
KAPITEL 4: ANALYSE VON MÄRKTEN
Gliederung
4.1 Aggregierte Angebots- und Nachfragekurven
4.2 Preisbildung auf Märkten
4.3 Höchst- und Mindestpreise
4.4 Verbrauchssteuern
4.5 Ökonomische Renten
4.1 Aggregierte Angebots- und Nachfragekurven
Frage: Wie folgt aus den Angebots- bzw. Nachfragefunktionen einzelner
Haushalte oder Unternehmen die entsprechende Markt-Angebots- und –
Nachfragefunktion?
Die Aggregation der einzelnen Angebots- und Nachfragekurven der Haushalte
und Unternehmen zu den Marktangebots- und -Nachfragefunktionen erfolgt
über die horizontale Addition, d.h. man addiert die zu gegebenen Preisen
jeweils nachgefragten bzw. angebotenen Mengen.
Instrument: Horizontale Aggregation bzw. Addition am Beispiel Güterangebot
von Unternehmen.
Abb. 4.1:
Aggregation von
Angebots- und
Nachfragekurven
Abb. 4.1: Horizontale Aggregation von Angebotskurven. Die Aggregation von
Angebots- und Nachfragekurven erfolgt horizontal, d.h. man addiert die Mengen der
einzelnen Akteure, bei jeweils gegebenen Preisen. In der Grafik: Die
Marktangebotsfunktion hat ihren Abszissenabschnitt bei p0, da kein Unternehmen
unter diesem Preis anbieten kann. Bei einem Preis p1 ist das Marktangebot gleich der
Gütermenge x2(p1). Unternehmen 1 kann zu diesem Preis noch nicht anbieten.
Unternehmen 2 ist bei einem Preis p1 der einzige Anbieter. Bei einem Preis p2 bieten
beide Unternehmen zusammen eine Menge von x1(p2) + x2(p2) an. Man addiert die
Mengen der zugehörigen Preise. Für je mehr Akteure man eine solche Addition
ausführt, desto „glatter“ werden die aggregierten Kurven.
4.2 Preisbildung auf Märkten
4.2.1 Preisbildung bei vollkommener Konkurrenz
Wir gehen davon aus, dass der Markt von sehr vielen, eher kleinen
Unternehmen bedient wird und ebenso von sehr vielen, eher kleinen
Haushalten in Anspruch genommen wird. Sowohl die einzelnen Unternehmen
als auch die Haushalte haben keinen Einfluss auf den Marktpreis, d.h. der
Marktpreis ist vorgegeben (ein „Datum“).
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ANALYSE VON MÄRKTEN
Idealerweise wird die Lage des Gleichgewichts ohne staatlichen Eingriff durch
den Verlauf der Markt-Angebots- und -Nachfragekurve bestimmt. Es besteht
eine
Tendenz
zum
Marktgleichgewicht,
da
Angebotsbzw.
Nachfrageüberhänge mittels eines Anpassungsprozesses abgebaut werden.
Die angebotene bzw. nachgefragte Gleichgewichtsmenge wird durch den
Marktpreis bestimmt. Das Marktgleichgewicht befindet sich dort, wo der
Marktpreis so hoch ist, dass Marktangebot und Marktnachfrage gleich hoch
sind.
Abb. 4.2:
Marktgleichgewicht
Abb. 4.2: Marktgleichgewicht. Der Punkt B erfüllt die Bedingung des
Marktgleichgewichts: der Preis p* ist so hoch, dass die nachgefragte Menge gleich der
angebotenen Menge des Gutes X ist (x*). Ein Nachfrageüberhang besteht dann,
wenn der Preis niedriger liegt als der Gleichgewichtspreis (p2<p*), denn zu dem Preis
p2 ist die nachgefragte Menge x2 grösser als die angebotene Menge x1 (x2>x1). Ein
Angebotsüberhang besteht dann, wenn der Preis höher liegt als der
Gleichgewichtspreis (p1>p*), denn zu dem Preis p1 ist die angebotene Menge x2
grösser als die nachgefragte Menge x1 (x2>x1).
Bei p1: Angebotsüberhang besteht nur kurzfristig, da Anpassungsprozesse
stattfinden:
• Anbieter verringern den Preis und somit geht die angebotene Menge
zurück bzw. andere Anbieter bieten nun nicht mehr an, da der neue,
niedrigere Preis unterhalb Ihrer Durchschnittskosten liegt. Dies
bedeutet die angebotene Menge sinkt auf jeden Fall.
• Nachfrager weiten ihre Nachfrage aus bzw. neue Nachfrager kommen
hinzu, da der Preis für das Gut X gesunken ist, d.h. die nachgefragte
Menge steigt auf jeden Fall.
Angebotsüberhang
Bei p2: Nachfrageüberhang besteht nur kurzfristig, da Anpassungsprozesse
stattfinden:
• Anbieter erhöhen den Preis und somit steigt die angebotene Menge
bzw. neue Anbieter produzieren das Gut X, d.h. die angebotene
Menge steigt auf jeden Fall.
• Nachfrager verringern die nachgefragte Menge bzw. andere
Nachfrager ziehen sich vom Markt zurück, d.h. die nachgefragte
Menge verringert sich auf jeden Fall.
Nachfrageüberhang
Definition: Das Marktgleichgewicht liegt dort, wo der Markt geräumt ist,
d.h. der Preis gerade so hoch ist, dass Marktnachfrage und Marktangebot gleich hoch sind. Unter der Voraussetzung von vollständiger
Information und in Abwesenheit von externen Einflüssen (z.B.
Staatseingriffe) bestehen Marktungleichgewichte nur kurzfristig, da
Definition:
Marktgleichgewicht
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KAPITEL 4
Anpassungsprozesse auf der Nachfrage- und Angebotsseite über den
Preis zu gleich hohen Mengen führen.
In Punkt B (Abb. 4.2.): Es bieten diejenigen Firmen an, die mindestens einen
Gewinn von Null machen. Bisher haben wir den Unternehmern das Ziel der
Gewinnmaximierung unterstellt, jedoch haben wir noch keine Aussage über
die Höhe des Gewinns gemacht.
4.2.2 Preisbildung beim Monopol
Von Monopolen spricht man, wenn auf einem Markt nur ein einziger Anbieter
aktiv ist und es keine nahen Substitute gibt. Monopole entstehen, wie bereits
erwähnt, aus drei Gründen:
• Eine einzige Firma hat den Besitz an Schlüsselressourcen. Beispiele:
Wasserversorgung in einem Dorf mit einem einzigen Brunnen,
Diamantenbesitz von DeBeers. Dieser Grund ist heutzutage nicht sehr
relevant.
• Staatliche Regulierung in Form von
a) Aufträgen an eine einzige Firma (zur Sicherstellung der
Gesamtversorgung). Beispiel: Briefpost.
b) Patente, Urheberschutz
c) Regulierungen wie z.B. Zulassungsbestimmungen für bestimmte
Produktionstätigkeiten
• Kostenstruktur der Industrie, in dem Sinn dass sehr hohe Fixkosten oder
Anfangsinvestitionen anfallen. Beispiele: Schienennetz der Bahn,
Leitungsnetz der Wasserversorgung, Telekommunikationsnetze etc.
Frage: Ist der Preis px des Monopolisten grösser, kleiner oder gleich gross wie
der Marktpreis bei vollkommener Konkurrenz?
Annahme: Die Grenzkostenkurve des Monopolisten
Angebotskurve bei vollkommener Konkurrenz.
E' (x)
K' (x)
p
entspricht
der
Abb. 4.3:
Preisbildung des
Monopolisten
Grenzerlösfunktion E' (x)
Nachfragefunktion x N
pMonopol
p*
K' (x*) = E' (x*)
A (Cournot-Punkt)
B
Grenzkostenkurve des
Monopolisten K' (x)
C (vollkommene
Konkurrenz)
x
x*
xMonopol
Abb. 4.3: Preisbildung des Monopolisten. Punkt A ist der Cournot-Punkt. Er liegt
auf der Nachfragekurve und bestimmt diejenige Preis-Mengen-Kombination
(pMonopol,xMonopol), die für den Monopolisten gewinnmaximal ist. Im Punkt B gilt, dass
der Grenzerlös (aus der Nachfragekurve abgeleitet) den Grenzkosten (aus der
Kostenkurve des Monopolisten abgeleitet) entspricht. Punkt C ist derjenige Punkt, der
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ANALYSE VON MÄRKTEN
bei vollkommener Konkurrenz dem Marktgleichgewicht entsprechen würde. Der
Monopolpreis pMonopol ist höher als der Konkurrenzpreis p* und die Menge xMonopol ist
geringer als die Konkurrenzmenge x*. Es werden also in dieser Marktform einige
Nachfrager ausgeschlossen bzw. einige Nachfrager können nicht soviel konsumieren
wie es bei der Marktform der vollkommenen Konkurrenz der Fall wäre.
Fazit: Der Preis beim Monopol ist höher als bei vollkommener Konkurrenz,
wohingegen die abgesetzte Menge beim Monopol geringer ist.
Die Fähigkeit des Monopolisten, den Preis so zu setzen, dass sein
Gewinnmaximierungskalkül erfüllt ist (Grenzerlös = Grenzkosten), hat die
oben angesprochenen Probleme zur Folge: der Preis ist höher und die
Versorgung ist schlechter als bei vollkommener Konkurrenz. Darüber hinaus
kann ein Monopolist besonders hohe Gewinne erzielen, was zu Lasten der
Nachfrager geht (siehe unten).
Die beiden erwähnten Aspekte münden häufig in der Forderung nach einer
Zerschlagung oder Bekämpfung von Monopolen.
Aber: Es gibt auch ein Argument zugunsten von Monopolen:
Die Aussicht auf (Monopol-)Gewinne motiviert die Unternehmen zur
Entwicklung neuer Produkte, zur Verwendung neuer Materialien bzw. neuer
Technologien, zur Senkung der Produktionskosten und zur Verbesserung
ihrer Produkte und Leistungen. Gewinne (für Monopolisten) während einer
gewissen Übergangsphase sind wichtige Voraussetzungen für Innovationen
(benefit of monopoly).
Wenn der Staat die Anreize der Unternehmen für Forschungs- und
Entwicklungsinvestitionen nicht schmälern möchte, so sollte er hierfür zeitlich
befristete Pioniergewinne zulassen. Denn es ist wichtig, dass die
Unternehmen ihre hohen Forschungs- und Entwicklungskosten durch
(Monopol-)Gewinne amortisieren können. Durch die Ausgestaltung der
entsprechenden Rahmenbedingungen des Lizenz- und Patentrechts kann der
Staat die Anreize der Unternehmen zur Innovation fördern, um letztendlich
auch die Nachahmung durch potentielle Konkurrenten zu verhindern.
Hierzu ist es notwendig, Rahmenbedingungen für diesen Markt zu schaffen:
1. Klare Definition der Verfügungsrechte
2. Möglichst geringe Eingriffe in den Marktmechanismus selbst
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KAPITEL 4
4.3 Mindest- und Höchstpreise
4.3.1 Mindestpreise
Preis p
Abb. 4.4:
Mindestpreise
Angebotsüberhang
pmind
A
Marktangebot
C
B
p*
Marktgleichgewicht
(ohne staatlichen Eingriff)
Marktnachfrage
x1N
x*
x1 A
Menge x
Abb. 4.4: Mindestpreise. Ein Mindestpreis ist eine staatlich festgelegte
Preisuntergrenze. Typischerweise liegt der Mindestpreis pmind oberhalb des
Gleichgewichtspreises p* (pmind > p*). Folglich besteht für das Gut X ein
Angebotsüberhang, d.h. die angebotene Menge x1A ist zum Preis pmind grösser als die
dazugehörige nachgefragte Menge x1N. Der Mindestpreis ist die Preisuntergrenze für
ein Gut X. Besonders häufig gibt es Mindestpreise bei landwirtschaftlichen Gütern.
Motivation:
Der Staat möchte für die Produzenten eines bestimmten Gutes
ein höheres Einkommen sicherstellen, als im Marktgleichgewicht erreicht werden kann.
→ Begünstigung von Produzenten (Versuch mittels höherer
Preise Einkommen der Produzenten zu erhöhen)
Beispiele:
landwirtschaftliche Produkte, Mindestlöhne
Folge:
Angebotsüberhang
Was passiert mit der überschüssig angebotenen Menge?
Mögliche staatliche Reaktion:
Aufkauf + Verwendung: Hierfür benötigt der Staat
zusätzliche Mittel. Zunächst muss der Aufkauf bezahlt werden,
und dann muss über die Verwendung der aufgekauften Güter
entschieden werden, was wiederum Geld kostet (Vernichtung,
Schenkung an andere Länder, Lagerung). Der Staat hat hier
einen höheren Mittelbedarf, den er über Steuereinnahmen oder
eine Erhöhung der Staatsschuld finanzieren muss.
Subventionierung der Nachfrager: Bei einem Preis p3
fragen die Konsumenten die Menge x1A nach. Um eine
Markträumung auf der Höhe des Mindestpreises pmind zu
ermöglichen, muss den Nachfragern eine Subvention der Höhe
von pM-p3 zukommen (y Hoher Mittelbedarf).
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Mögliche staatliche
Reaktionen bei
Mindestpreisen
ANALYSE VON MÄRKTEN
Abb. 4.5:
Subventionierung
der Nachfrage
Abb. 4.5: Subventionierung der Nachfrage.
Alternative: Vermeidung eines Angebotsüberhanges:
Kontingentierung (von x1A → x1N):
Bei einer Kontingentierung wird jedem Anbieter eines Gutes
eine Produktionsquote zugewiesen, welche er nicht
überschreiten darf. Das bedeutet für den Staat, dass er hohe
Kontroll- und Regulierungskosten hat, denn die Gefahr einer
Umgehung der Regulierung ist sehr hoch. Es besteht somit ein
hoher Mittelbedarf für den Aufbau und Unterhalt der zur
Kontrolle notwendigen Institutionen.
4.3.2 Höchstpreise
Abb. 4.6:
Höchstpreise
Abb. 4.6: Höchstpreise. Ein Höchstpreis phöchst ist eine staatlich festgelegte
Preisobergrenze.
Der
Höchstpreis
liegt
typischerweise
unterhalb
des
Gleichgewichtspreises p* (phöchst < p*). Folglich besteht für das Gut in jedem Fall ein
Nachfrageüberhang, d.h. die nachgefragte Menge x1N ist zum Preis phöchst grösser als
die dazugehörige angebotene Menge x2A. Höchstpreise existieren z.B. für
Wohnungsmieten.
Motivation:
Beispiele:
Der Staat möchte bestimmte Gruppen von Nachfragern
begünstigen. Der (Budget-) Anteil der Ausgaben für ein
bestimmtes Gut X soll niedrig gehalten werden.
→ Begünstigung von Nachfragern (mittels tieferer Preise zur
Verringerung des Ausgabenanteils)
Mietpreise für Wohnungen, Energiepreise in Entwicklungsländern
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KAPITEL 4
Folge:
Nachfrageüberhang
Mögliche staatliche Reaktion:
Zuteilungsmechanismen (ähnlich Kontingentierung):
Zuteilungsmechanismen regeln die Zuordnung der zu
Höchstpreisen
angebotenen
Gütermenge
zu
den
verschiedenen Nachfragern. Der Staat hat hierbei direkte
(Zuteilungsund
Kontrollkosten)
und
indirekte
(Korruptionsanreize, Lobbyismus) Kosten. Neben dem
finanziellen Mittelbedarf des Staates kommt das Problem hinzu,
dass bei der Begünstigung von Nachfragegruppen (wie z.B. bei
Mietwohnungen für Rentner oder Sozialhilfeempfänger) die
Gefahr besteht, dass andere Nachfragegruppen sich
benachteiligt fühlen. Dies kann unter anderem zu einer
Destabilisierung des sozialen Friedens führen.
Wohnbauförderung bzw. Subventionen an Anbieter
(Prinzip der „Objektförderung“): Eine Ausweitung des
Angebotes kann mit Hilfe der Subventionierung der
anbietenden Unternehmen stattfinden. Die Menge x2N würde
von den privaten Unternehmern beim Preis p4 angeboten. Den
Anbietern kommt eine Subventionierung in Höhe von p4-pH zu.
y Hoher Mittel- und in der Regel Zeitbedarf.
Mögliche staatliche
Reaktionen bei
Höchstpreisen
Abb. 4.7:
Subventionierung der
Anbieter
Abb. 4.7: Subventionierung der Anbieter.
Alternative: Vermeidung eines Nachfrageüberhangs:
Zweckgebundene Transfers an Nachfragegruppen (Prinzip
der „Subjektförderung“):
Diese Reaktion hat einen hohen finanziellen Mittelbedarf des
Staates zur Folge. Die Mittel werden benötigt, um die
zweckgebundenen Transfers zu gewährleisten. Ein Beispiel für
solch einen Transfer ist das Zahlen von Wohngeld.
Fazit: Die angestrebten Ziele (Begünstigung von Produzenten oder
Nachfragern) können effizienter mit direkten Einkommenstransfers an die zu
Begünstigenden erreicht werden als mit Mindest- oder Höchstpreisen und den
damit verbundenen staatlichen Folgeeingriffen.
Mit direkten Transfers werden Preisverzerrungen vermieden; der Preis erfüllt
seine Funktion als Knappheitsindikator.
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ANALYSE VON MÄRKTEN
4.4 Verbrauchssteuern
Neben so rigiden Markteingriffen wie Mindest- und Höchstpreisen, bedient
sich der Staat auch des Instruments der Verbrauchssteuer, welches in der
Regel einen weniger starken Eingriff in das Marktgeschehen darstellt.
Verbrauchssteuern werden erhoben, wenn bzw. weil der Staat Einnahmen
erzielen will (fiskalische Funktion) und wenn bzw. weil der Verbrauch eines
besteuerten Gutes gesenkt werden soll, wie z.B. aus ökologischen oder
gesundheitlichen Gründen (Lenkungsfunktion).
Eine Verbrauchssteuer ist ein Aufschlag auf den Marktpreis, der entweder pro
Mengeneinheit (Mengensteuer) oder pro Werteinheit (Wertsteuer) berechnet
werden kann. Bei der Mengensteuer wird ein fixer Geldbetrag pro Einheit auf
den Preis aufgeschlagen. Bei der Wertsteuer wird ein bestimmter Prozentsatz
auf den Preis des Gutes aufgeschlagen.
Abb. 4.8:
Verbrauchssteuer
Abb. 4.8: Verbrauchssteuer Eine Verbrauchssteuer verschiebt die MarktAngebotskurve nach oben: Für jede Menge ist nun ein höherer Preis zu zahlen als
ohne Steuer. Bei einer Mengensteuer verschiebt sich die Angebotskurve parallel nach
oben, d.h. jeder Mengeneinheit wird ein fixer Betrag t hinzugerechnet (Mengensteuer:
Pauschalbetrag pro Mengeneinheit). Die Steuereinnahmen des Staates betragen t⋅x*‘.
Der Punkt B ist das Marktgleichgewicht ohne Eingriff des Staates, Punkt A das
Marktgleichgewicht bei Besteuerung. Der zum Punkt A gehörende Preis (p*‘) ist der
Preis, den die Nachfrager zahlen. Der zum Punkt C gehörende Preis (p1) ist der Preis,
den die Unternehmer für das Gut X erhalten. Die Menge geht zurück und der Preis
des Gutes steigt.
Folge der Einführung einer Steuer: Verschiebung der Angebotskurve
• Der Konsument muss zusätzlich zum Preis, den ein Unternehmen
verlangt, noch einen Steuerbetrag t bezahlen. Die Steuer ist somit ein
weiterer Ausgabenbestandteil für den Konsumenten. Der Konsument
zahlt für das Gut X den Preis p*‘. Die nachgefragte Menge geht wegen
des gestiegenen Preises zurück auf x*‘.
• Der Unternehmer erhält für den Verkauf des Gutes X den Preis p1. Bei
einem Preis von p1 stellt der Unternehmer jedoch eine geringere
Menge als x* her – nämlich x*‘. Die produzierte Menge des Gutes X
geht also zurück.
• Der Staat erhält zusätzliche Einnahmen in Höhe von t⋅x*‘
Bemerkung: Es ist wichtig zwischen der Verschiebung einer Angebots- oder
Nachfragekurve und einer Bewegung entlang einer gegebenen Angebotsoder Nachfragekurve (z.B. Bewegung hin zum Gleichgewichtspunkt) zu
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KAPITEL 4
unterscheiden. Verschiebungen der Angebotskurve können neben Steuern
etwa durch eine Änderung der Zahl der Anbieter oder der Technologien
zustande kommen. Verschiebungen der Nachfragekurve resultieren etwa aus
Veränderungen der Zahl der Nachfrager, Veränderungen in den Präferenzen
oder Veränderungen im Einkommen.
Frage: Wer trägt effektiv die Steuer?
Abb. 4.9:
Verteilung der
Steuerlast
Abb. 4.9: Verteilung der Steuerlast.
Je kleiner die Preiselastizität der Nachfrage ist, desto höher ist der Anteil, den
die Nachfrager von dieser Steuer t bzw. p2 - p1 oder auch von den
Steuereinnahmen t ⋅ x*‘ tragen. Der Nachfrageranteil beträgt D bzw. p2 - p*;
und der Anbieteranteil beträgt E bzw. p* - p1. Bezogen auf die
Steuereinnahmen tragen die Nachfrager (p2 - p*)⋅ x*‘ und die Anbieter (p* - p2)
⋅ x*‘. Der Nachfrageranteil ist bei sehr geringer Preiselastizität der Nachfrage
(nahezu senkrechte Nachfragekurve) sehr hoch und bei sehr grosser
Preiselastizität der Nachfrage (nahezu waagerechte Nachfragekurve) sehr
gering. Für eine geringe Flexibilität zahlen die Nachfrager also einen Preis
(vgl. Abb. 4.9).
4.5 Ökonomische Renten
4.5.1 Renten bei vollkommener Konkurrenz
Konsumentenrente: Als Konsumentenrente bezeichnet man die nichtausgeschöpfte Zahlungsbereitschaft der Konsumenten. Die Idee ist dabei,
dass es Konsumenten gibt, deren Zahlungsbereitschaft oberhalb des
Marktpreises liegt. Die Konsumentenrente wird gemessen durch die Fläche,
welche unterhalb der Nachfragekurve und oberhalb des Marktpreises liegt.
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Renten bei vollkommener
Konkurrenz
ANALYSE VON MÄRKTEN
Abb. 4.10: Konsumentenrente.
Produzentenrente: Produzentenrente = Erlöse – (variable) Kosten. Die
Produzentenrente entspricht den Erlösen abzüglich der variablen
Gesamtkosten. Die variablen Gesamtkosten entsprechen der Fläche
unterhalb der Grenzkostenkurve. Somit ist die Produzentenrente durch die
Fläche oberhalb der Angebotskurve und unterhalb des Marktpreises
gemessen.
Abb. 4.11:
Produzentenrente
Abb. 4.11: Produzentenrente.
Das Konzept der Produzentenrente impliziert dass Unternehmen in der Lage
sind Gewinne zu machen. Dies ist in einem Modell der vollständigen
Konkurrenz nur kurzfristig möglich. Langfristig führen Gewinnaussichten in
einer Branche dazu, dass immer mehr Anbieter auf den Markt drängen. Dies
führt zu einer Reduktion der Gewinne. Am Ende dieses Prozesses gehen (in
einer solchen statischen Analyse) die Gewinne gegen null.
Abb. 4.12:
Rentenkonzept bei
vollkommener
Konkurrenz als
Vergleichsfall zum
Monopol
Abb. 4.12: Rentenkonzept bei vollkommener Konkurrenz als Vergleichsfall zum
Monopol.
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KAPITEL 4
Renten beim Monopol
4.5.2. Renten beim Monopol
Frage: Wie verändern sich die Renten beim Monopol, wenn wir davon
ausgehen, dass die Grenzkostenkurve des Monopolisten der MarktAngebotskurve bei vollkommener Konkurrenz entspricht?
Nehmen wir an, dass der Unternehmer (Monopolist) gezwungen werden kann,
sich wie unter Konkurrenz zu verhalten und den Marktpreis als exogen
festgesetzt anzusehen. Vergleichen wir nun die Konsumenten- und
Produzentenrente im Monopolfall (Cournot-Punkt) mit einer Situation bei
vollkommener Konkurrenz.
Konsumentenrente (KR) beim Monopol: Die Konsumentenrente entspricht
nun der Fläche zwischen dem Cournot-Preis und der Nachfragekurve (KR‘).
Die Konsumentenrente verringert sich also gegenüber der Situation des
vollkommenen Wettbewerbs.
Abb. 4.13:
Konsumentenrente
beim Monopol
Abb. 4.13: Konsumentenrente beim Monopol. Die Flächen B + C sind die
Ausgaben der Konsumenten bei vollkommener Konkurrenz. Die Flächen A + B sind
die Ausgaben der Konsumenten im Monopolfall. Die Fläche KR‘ ist die
Konsumentenrente im Monopolfall, wohingegen die Flächen KR‘ + A + D die
Konsumentenrente bei vollkommener Konkurrenz sind. Die Flächen A + D sind also
der Konsumenten-rentenverlust beim Monopol. Die Fläche A (Mehrausgaben beim
Monopol durch höheren Preis) abzüglich der Fläche C (Minderausgaben beim
Monopol durch kleinere Menge) ergibt den Ausgabenzuwachs der Konsumenten beim
Monopol im Vergleich zur vollkommenen Konkurrenz. Die Fläche D zeigt, wieviel die
Konsumenten aufgrund der weniger gekauften Einheiten an Rente verlieren.
11
ANALYSE VON MÄRKTEN
Produzentenrente (PR) beim Monopol: Es gelingt dem Monopolisten, mehr
Gewinne zu machen, da er nicht mit Konkurrenten konfrontiert wird.
Abb. 4.14:
Produzentenrente
im Monopol
Abb. 4.14: Produzentenrente im Monopol. Die Flächen G + H sind die gesamten
variablen Kosten bei vollkommener Konkurrenz. Die Flächen F + I sind die
Produzentenrente bei vollkommener Konkurrenz (Gewinn). Die Fläche G ist die
gesamten variablen Kosten im Monopolfall. Die Fläche F + E sind die
Produzentenrente im Monopolfall. Die Fläche E entspricht der Fläche A in Abb. 3.13.
Die Mehrausgaben der Konsumenten kommt dem Monopolisten im vollen Umfang zu.
Der Produzentenrentenzuwachs entspricht der Fläche E (Mehreinnahmen des
Monopolisten durch höheren Preis) abzüglich der Fläche I (Mindereinnahmen durch
geringere Menge).
4.5.3 Vergleich der Renten bei Konkurrenz und Monopol
Das Monopol führt im Vergleich zur Wettbewerbssituation nicht nur zu einer
Umverteilung von der Konsumentenrente zugunsten der Produzentenrente,
sondern auch zu einem Wohlfahrtsverlust, da Teile der Renten infolge der
Mengenreduktion ganz wegfallen (Siehe Abb. 4.15).
Abb. 4.15:
vollkommene
Konkurrenz vs.
Monopol
Px
Grenzerlös
pMonopol
pKonkurrenz
K' = E'
A
D
B
I
ten
kos
z
n
Gre
xMonopol xKonkurrenz
Na
ch
fr a
ge
x
Abb. 4.15: vollkommene Konkurrenz vs. Monopol. Die Flächen D + I werden als
Wohlfahrtsverlust aufgrund eines Monopols bezeichnet. Diese Fläche entspricht der
Verringerung der Rente, die dadurch zustande kommt, dass weniger Output
produziert und konsumiert wird. Es ist der „gesellschaftliche Wertverlust“ der durch die
Marktform des Monopols zustande kommt, d.h. die Menge ist kleiner und der Preis ist
höher als bei vollkommener Konkurrenz.
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KAPITEL 4
Literatur
Mankiw, N. G. (1999): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart,
S. 69-94, 99-121, 225-196, Kapitel 6-8,14, 22
Taylor, J. B. (2001): Economics, Houghton Mifflin Company, Kapitel 7
Colander, D. (1998): Economics, Irwin/McGraw-Hill, Kapitel 25
♦ Empfohlen
13
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