A USBILDUNG UND B ERATUNG LANDPOST 22. DEZEMBER 2007 Vollmilch tränken oder MAT kaufen? Milch gehört in den Tank! Gerade die weltweit gestiegene Nachfrage nach Butter und Magermilchpulver sind für den guten Milchpreis verantwortlich. Allerdings verteuert sich dadurch auch der Milchaustauscher für die Kälberaufzucht. Vor diesem Hintergrund wird die Preiswürdigkeit von Milchaustauschern im Vergleich zur Kälberaufzucht mit Vollmilch zunehmend kritisch hinterfragt. Beim Einsatz von Vollmilch in der Kälberaufzucht müssen, im Vergleich zum Einsatz von Milchaustauscher (MAT), einige Besonderheiten bedacht werden. So muss zur ausreichenden Mineralstoff- und Spurenelementversorgung des Kalbes ein Ergänzungsfutter der Vollmilch beigemischt werden. Die Kosten eines solchen Vollmilchergänzers belaufen sich auf gut 0,04 Euro/kg Milch bzw. auf rund 0,25 Euro/Tränketag. Zudem ist eine Verdünnung der Vollmilch mit Wasser sinnvoll, da der Fettgehalt der Vollmilch höher ist als dieser benötigt bzw. vom Kalb gut vertragen wird. Jedoch sollte dieses auf max. 20 % begrenzt werden. Ansonsten wird der Trockenmassegehalt der Milch zu gering, was zu eine schlechteren Gerinnung der Milch führt nachfolgend die Nährstoffverwertung herab setzt und Ursache für Durchfall sein kann. Auch die vorhandene Tränketechnik muss für den Einsatz von Vollmilch Tabelle 1: Kosten der Vollmilchtränke und Kostenvergleich zum Einsatz Bundessaldierung, mit einer erheblich höheren Superabgabe zu rechvon Milchaustauscher Tränkekosten bei Vollmilcheinsatz 1 Vor- bzw. Nachteil der Vollmilchtränke bei MAT Preis 2 von … 1,80 Euro/kg 2,00 Euro/kg 2,20 Euro/kg 2,40 Euro/kg 64 Euro 17 Euro 26 Euro 35 Euro 0,15 0,20 78 Euro 3 Euro 12 Euro 21 Euro -11 Euro -2 Euro 7 Euro 0,25 92 Euro 0,30 106 Euro -25 Euro -16 Euro -7 Euro 0,35 120 Euro -39 Euro -30 Euro -21 Euro 0,40 134 Euro -53 Euro -44 Euro -35 Euro 0,45 148 Euro -67 Euro -58 Euro -49 Euro 1 = 70 Tage Aufzuchtdauer, 280 kg verkehrsfähige Vollmilch (ohne Biestmilch) 2 = 6,2 kg Vollmilch entsprechen 1 kg MAT, MAT-Preis incl. MwSt. 3 = Wertansatz der Vollmilch (incl. Zuschläge, MwSt., Superabgabe etc.) Vollmilchwert 3 (Euro/kg Milch) Aufgrund des steigenden Preises für Milchaustauscher überlegen einige Milcherzeuger die Kälber wieder mit Vollmilch zu tränken. Doch auch der Milchpreis ist deutlich gestiegen. Was ist ökonomisch sinnvoll? ausgelegt sein, was für die nachfolgende Betrachtung unterstellt worden ist. Zudem ist für den erfolgreichen Vollmilcheinsatz ein höherer Arbeitsaufwand notwendig. Denn die erforderliche Milch ist in den Kälberstall zu transportieren, was neben einer guten Arbeitsplanung, trotzdem bei vielen Milcherzeugern mit erheblichen körperlichen Anstrengungen verbunden ist. Davon ausgehend ist mit einem zusätzlichen Arbeitsbedarf von 0,5 Minuten je Kalb und Tag zu kalkulieren. Wichtigste Einflussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit der Vollmilchtränke sind die erforderliche Milchmenge und der Wertansatz für die Vollmilch. Biestmilch bleibt dabei unberücksichtigt, da sie zwar vertränkt aber nicht in den Verkehr gebracht werden darf - also nicht an die Molkerei lieferbar ist. Ebenso unberücksichtigt bleibt Hemmstoffmilch, da auch sie nicht verkehrsfähig ist. Diese sollte keines- Tränkekosten je Kalb beim Einsatz von Vollmilch und Milchaustauscher (MAT) im Vergleich 170 € 150 € Tränkekosten MAT (2,00 €/kg) Tränkekosten Vollmilch Tränkekosten MAT (2,40 €/kg) 130 € 110 € 90 € 70 € 50 € 0, 15 0, 17 0, 19 0, 21 0, 23 0, 25 0, 27 0, 29 0, 31 0, 33 0, 35 0, 37 0, 39 0, 41 0, 43 0, 45 0, 47 0, 49 Kosten der Tränkephase (€/Kalb) 72 Wertansatz der Vollmilch (€/kg) 44 Euro 30 Euro 16 Euro 2 Euro -12 Euro -26 Euro -40 Euro falls vertränkt sondern immer verworfen werden, damit bei den Kälbern keine Antibiotikatoleranzen provoziert werden. Somit ist nur der Wertansatz für verkehrsfähige Milch ein zu beziehen. Dieser ist bei freier betrieblicher Referenzmenge gleichzusetzen mit dem durchschnittlichen Milchauszahlungspreis (incl. Zuschläge und MwSt.) eines Jahres. Bei Milchquotenüberlieferung ist die etwaige Zahlung der Superabgabe im Wertansatz der Vollmilch mit zu berücksichtigen! In der Tabelle 1 sind die Kosten der Vollmilchtränke und der monetäre Vergleich zur Tränke mit Milchaustauscher dargestellt. So betragen die Tränkekosten bei einem Wert von 0,35 Euro/kg Vollmilch und unter Einbezug der vorgenannten Besonderheiten gut 120 Euro/Kalb. Im Vergleich dazu ist die Tränke mit Milchaustauscher, bei einem Preis von 220 Euro/dt MAT (incl. MwSt., = 206 Euro/dt netto), unter gleichen Bedingungen rund 21 Euro/Kalb günstiger. Es ist also bei freier betrieblicher Milchquote deutlich wirtschaftlicher, die verkehrsfähige Milch an die Molkerei zu liefern statt diese in der Kälberaufzucht einzusetzen. Auch bei Überlieferung der eigenen nutzbaren Milchquote innerhalb der Saldierungsgrenze der Liefermolkerei (< 10 % der einzelbetrieblichen Milchquote) ist die Verfütterung der Vollmilch nicht empfehlenswert. Denn unter diesen Annahmen ist derzeit nicht mit einer erheblichen Superabgabe der Überlieferungsmenge zu rechnen, was den durchschnittlichen Wert der Vollmilch sicherlich nicht unter 0,30 Euro/kg fallen lässt. Differenzierter wird die Kalkulation bei Überlieferung der Milchquote um mehr als 10 %. Hier ist, nach nen. Deshalb sollte für diese Milch, nach Abzug der Superabgabe, nur ein Wert von 0,15 – 0,20 Euro/kg unterstellt werden. Unter diesen Voraussetzungen ist es rentable die Übermilch in der Kälberaufzucht einzusetzen, weil durch den Einsatz von Milchaustauscher höhere Tränkekosten zu erwarten sind. Bei derzeitigen Preisen von 220 – 240 Euro/dt MAT (incl. MwSt., 30 % MMP) und einem Wert der Vollmilch von 0,20 Euro/kg ergäbe sich ein Vorteil zugunsten der Vollmilchtränke von rund 21 – 30 Euro. Dieser Vorteil tritt allerdings erst bei absehbarer Überlieferung der Milchquote ein. Somit muss der gesamte Kälberbestand auf Vollmilch umgestellt werden, was zu erheblichen gesundheitlichen Problemen (Durchfallerkrankungen) im Bestand Die Preise für Milchaustauscher steigen.Bei freier betrieblicher Milchquote ist es deutlich wirtschaftlicher , die verkehrsfähige Milch an die Molkerei zu liefern. Foto: Manfred Christiansen führen kann und ein deutlich intensiveres Management voraussetzt. Bereits dadurch kann der monetäre Vorteil aufgezerrt werden. Zielführender ist die kontinuierliche Vertränkung überschüssiger Biest- und Vollmilch an die männlichen Verkaufskälber, um diesen die Umstellung auf Milchaustauscher zu ersparen. Da diese vielfach in Einzelhütten aufgestallt sind, ist die Verwertung in diesem Bereich einfacher und auch aus arbeitswirtschaftlicher Sicht vertretbar. Bernd Lührmann Landwirtschaftskammer Niedersachsen Tel.: 0541-56008-133 bernd.luehrmann@ lwk-niedersachsen.de