Entwicklung einer innovativen DNA-Chip-Technologie zur industriellen Herstellung rekombinanter Proteine mit dem Ziel hoher Raum/Zeit-Ausbeuten sowie optimalen Ressourceneinsatzes (AZ 13040/16) Projektbeginn: 01.05.2000 Laufzeit: 3,5 Jahre Ort: Hamburg Jahr: 2004 Inhaltsverzeichnis 1. Kurzfassung des Projektes 1.1 Zusammenfassung 1.2 Verwendete Methoden 2. Ziele und Ergebnisse 1.3 Teilprojekt: Herstellung und Einsatz von DNA-Chips für die Genomweite Expressionsanalyse im Modellorganismus Escherichia coli 1.4 Teilprojekt: Etablierung eines Oliognukleotid-Chips zur Kontaminationskontrolle in der Lebensmittelindustrie 1.5 Teilprojekt: Entwicklung eines voll-parallelisierten DNAReplikationssystems in Mikrosystemtechnik 1.6 Wirtschaftliche Umsetzung der mikrosystemtechnischen Projektergebnisse 3. Diskussion 4. Literatur/Präsentationen/Patente 5. Anlagen 2 1. Kurzfassung des Projektes Projektleiter: Prof. Dr. J. Müller, TU Hamburg-Harburg Projektpartner: Prof. Dr. H. Sahm, Dr. V. Wendisch, Dr. T. Polen, Institut für Biotechnologie, Forschungszentrum Jülich. Prof. Dr. G. Antranikian, Dr. K. Sahm, Dipl.-Biol. D. Weber, Arbeitsbereich Technische Mikrobiologie, Technische Universität Hamburg- Harburg. Prof. Dr. J.Müller, Dipl.-Phys. T. Injinaash, Dipl.-Ing. K. Dembowski, Arbeitsbereich Mikrosystemtechnik, Technische Universität HamburgHarburg. Dipl.-Phys. U. Lehmann, SLS MicroTechnology GmbH, Hamburg. 1.1 Zusammenfassung Im Jülicher Teilprojekt gelang die Etablierung und Optimierung von DNA-Fragment-Chips für die genomweite Expressionsanalyse. Zunächst wurde die Analysetechnik für den Modellorganismus Escherichia coli validiert und lieferte sowohl innerhalb dieses Teilprojektes als auch projektübergreifend zu neuen Ansätzen für die Optimierung der Stoffwechselleistung dieses Bakteriums im Hinblick auf seine biotechnologische Anwendung. Ziel des Teilprojekts der Technischen Mikrobiologie war die Entwicklung eines Oligonukleotid-Chip, zur mikrobiellen Kontaminationskontrolle in der Lebensmittelindustrie. Der entwickelte Oligonukleotid-Chip-Prototyp ist in der Lage die zwölf relevanten bierkontaminierenden Mikroorganismen der Gattungen Lactobacillus, Pediococcus, Pectinatus und Megasphaera zu detektieren und zu identifizieren. Parallel wird zwischen aktiven, d.h. teilungsfähigen und toten, d.h. nicht-teilungsfähigen Mikroorganismen differenziert. Nach der Entwicklung vom Prototyp zum Gebrauchsfertigen Endprodukt soll der Oligonukleotid-Chip die momentan obligatorischen und zeitaufwendigen Methoden der Kultivierung und der anschließenden Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) ersetzen. Ziel des Teilprojektes der Mikrosystemtechnik ist ein schnelles und Rohstoffeinsatz verminderndes Drucksystem für DNA-Chips zu entwickeln. Dafür sollen mit Hilfe der in der Mikrosystemtechnik etablierten Methoden ein multifunktioneller Druckkopf und ein dazugehöriger Basis-Chip mit modifizierter Oberfläche hergestellt werden. Es wurden die plasmapolymerisierten Schichten für hydrophobe Oberflächen aus Tetrafluorethylen getestet und für den Einsatz auf Basis-Chip (Glas) optimiert. Die Strukturierung der Schicht für übersprechfreie Medienübertragung ist gelungen. Durch ein 3 neues, gemeinsam mit Fa. SLS konzipiertes und im AB Mikrosystemtechnik realisiertes thermopneumatisches Antriebsprinzip wurde eine signifikante Miniaturisierung und die komplette Integration der einzelnen elektrischen und Fluidik- Komponenten des DruckkopfChips als ein einheitliches System erreicht. Das Druckkopf-Konzept eines Zwei-FluidiknetzSystems erwies sich als nichtinvarsiv gegenüber des DNA enthaltendes Mediums. 1.2 Verwendete Methoden Im Zentrum des Teilprojektes von Jülich stand die Etablierung der DNA-Chip-Technik für die genomweite Analyse der Expression des Modellorganismus Escherichia coli. Diese moderne Technik beinhaltet die Verwendung einiger weiterer molekularbiologischer Methoden, z.B. zur Reinigung von mRNA und zur Fluoreszenzmarkierung der mRNA duch reverse Transkription, sowie bioinformatischer Methoden, z.B. der Speicherung und Auswertung von Expressionsdaten in Datenbanksystemen, hierarchische Clusteranalysen und statistische Verfahren zur Signifikanzanalyse. Im Teilprojekt der Technischen Mikrobiologie standen neben der Herstellung der Oligonukleotid-Chips (Beschichtung der Glasträger und Nachbehandlung), die Hybridisierung und Waschung der Oligonukleotid-Chips und die Kultivierung der Mikroorganismen unter aeroben und anaeroben Bedingungen, vor allem molekularbiologische Methoden wie DNA-Isolation, DNA-Amplifikation mittels PCR, RNAIsolation, RNA-Amplifikation mittels Reverser Transkriptase (RT) und anschließender PCR, Fluroreszenzmarkierung der Nukleinsäuren, im Mittelpunkt. Der Schwerpunkt des Teilprojektes von Mikrosystemtechnik und Fa. SLS war die Entwicklung eines DNA-Chip Drucksystems, das einen Druckkopf und ein Basis-Chip mit aktivierter Oberfläche beinhaltet. Um eine feldförmige Anordnung der hydrophoben und hydrophilen Bereichen auf dem Basis-Chip zu erreichen, wurde ein PECVD (PlasmaEnhancedChemicalVapourDeposition) Verfahren, Plasmaunterstützte Abscheidung aus Dampfphase-Verfahren, zur Abscheidung der teflonartigen Schicht und ein Photolithographieverfahren zur Strukturierung der Schicht verwendet. Die hydrophobe Teflonschicht wurde in Lift-Off-Technik zu dem gewünschten Array geformt. Als Schutzmaske für dieses Verfahren dient ein Photoresist. Die kleinste Strukturgröße ist hauptsächlich durch den Photoresisttyp und Aspektverhältnis zwischen der Schichtdicke des Photoresists und des zu strukturierenden Filmes beschränkt. In geg. Fall liegt die Strukturgenauigkeit Mikrometern mit den typisch für den Photolithographieverfahren wenigen weit höher als die benötigte Arrayrasterdichte von über 30µm. Die Herstellungsschritte für den Injektionschip beinhalten eine große Anzahl an den in 4 Mikrosystemtechnik verwendeten Beschichtungs-, Strukturierungs- sowie Verbindungsprozessen. Die Strukturen im Siliziumsubstrat wurden durch plasmaunterstützte Ätztechniken RIE (Reactive Ion Etching) und nasschemisches Ätzverfahren in 40% Kalilauge erreicht. Als Maskenmaterial dienen für RIE-Prozesse unterschiedliche Photoresiste und in Kathodenzerstäubngs-Verfahren abgeschiedene Metallschichten, für die nasschemische Strukturierung in KOH in LPCVD (Low Pressure Chemical Vapour Deposition)-Verfahren abgeschiedene Siliziumnitrid Schicht. Mit Kathodenzerstäbungsprozess wurden ebenfalls die Chrom- und Platinschichten für Heizdrähte auf Pyrexsubstrat abgeschieden. Die auf der Kapillarwirkung beruhende Düsenstruktur im Siliziumsubstrat wurde durch eine im Arbeitsbereich Mikrosystemtechnik der TU optimierte Plasmaätztechnik mit SF6 , CHF3 und O2 Gasen realisiert . Die Strukturen in Pyrex wurden hauptsächlich durch nasschemisches Ätzverfahren in Flusssäure erzielt. Das feldunterstützte Bondverfahren wurde verwendet, um eine gasdichte Verbindung zwischen den Silizium und Pyrexsubstraten zu erreichen. Weiterhin wurde ein Kathodenzerstäubungsprozess zur Abscheidung dünner Pyrex-Schichten entwickelt, die als Zwischenschicht beim Bondverfahren von Siliziumschichten miteinander verwendet werden konnten. Damit ist eine weitere Miniaturisierung des Druckkopf-Chips erzielt worden. 2. Ergebnisse 2.1 Herstellung und Einsatz von DNA-Chips für die Genom-weite Expressionsanalyse im Modellorganismus Escherichia coli Ziel des Jülicher Teilprojektes ist die Genom-weite Analyse der Expression des Modellorganismus Escherichia coli mit DNA-Chips zur Identifikation von Genen, die bei Überflußmetabolismus im Vergleich zur Kohlenstoff-Limitierung in ihrer Expression verändert sind. Es konnten E. coli-DNA-Chips und Protokolle zur RNA-Isolierung und Markierung sowie zur DNA-Chip-Hybridisierung und -Auswertung erstellt und für globale Genexpressionsanalysen validiert werden (Polen et al., 2003). In Anwesenheit des Überflußmetaboliten Acetat zeigten erstens die Chemotaxis- und Flagellengene erhöhte Expression (siehe Abbildung 1 und 2). 5 Abbildung 1.: Cluster-Analyse der Gene mit veränderter Expression von E. coli nach Wachstum auf LB-Medium mit 20 mM neutralisiertem Natriumacetat bzw. mit 20 mM neutralisiertem Natriumpropionat. 6 Abbildung 2.: Mobilität von E. coli MG1655 auf LB-Weichagarplatten. Mittlere Schwimmkoloniedurchmesser aus je dreimal 10 Bestimmungen nach 18 Stunden Inkubation bei 37°C auf LB bzw. LB mit 20 mM neutralisiertem Natriumacetat bzw. mit 20 mM neutralisiertem Natriumpropionat. Zweitens war die Expression von Genen, die für die Kohlenstoffquellen-Verwertung wichtig sind, verringert (siehe Abbildung 1). Schließlich wiesen auch einige Gene der generellen Streßantwort eine erhöhte Expression auf (siehe Abbildung 1). Die Genexpressionsveränderungen, die schon in Anwesenheit von Acetat auftreten, können also nicht für die Auslösung des Überflußmetabolismus verantwortlich sein. In einer Reihe von Chemostat-Kultivierungen zeigte sich, dass schon ein geringer Glucose-Überschuß unter Stickstoff-limitierten Bedingungen zur Acetatbildung im Überflußmetabolismus führt. Bei Überfluß-Metabolismus war die Expression von Genen des Tricarbonsäurecyclus, des Glyoxylatcyclus und der NADH-Dehydrogenase I der Atmnugskette verringert. Die daraus resultierende verringerte Kapazität des TCA-Cyclus könnte die Acetatbildung im Überflußmetabolismus erklären. Die projektübergreifende Kooperation innerhalb des Verbundes mit Prof. Dr. Bott und Dipl. Biol. Tanja Gerharz (AZ 13040-05, Brenztraubensäure-Produktion) zur Charakterisierung Pyruvat-abhängiger Genexpressionsveränderungen konnte erfolgreich abgeschlossen werden. 7 2.2 Etablierung eines Oliognukleotid-Chips zur Kontaminationskontrolle in der Lebensmittelindustrie In Kooperation mit der Brauerei Beck & Co in Bremen wurde der Bedarf eines Oligonukleotid-Chip zur Kontaminationskontrolle festgestellt und die wesentlichen Kriterien für eine solchen Methode festgelegt. Es wurde ein Oligonukleotid-Chip-Prototyp entwickelt, der die Detektion und Identifikation der zwölf relevanten bierkontaminierenden Bakterien der Gattungen Lactobacillus, Pediococcus, Pectinatus und Megasphaera ermöglicht. Dabei wurden die erzielten Ergebnisse des vorhandenen Basissystems der Technischen Mikrobiologie für den Modellorganismus E.coli auf den Oligonukleotid-Chip übertragen. Das Basissystem ist gekennzeichnet durch drei wesentliche Kriterien: hohe Signalintensität, geringes Hintergrundsignal und hohe Stringenz (Diskriminierung von einer Basenfehlpaarung). Die Entwicklung wurde durch die Optimierung der verschiedenen Protokolle für die Beschichtung der Glasträger, der Markierung der RNA mit Fluoreszenzfarbstoffen, der Oligonukleotid-Chip-Hybridisierung und der stringenten Waschung erreicht. Mittels eines kommerziell erhältlichen Kits zur Fluoreszenzmarkierung der RNA konnte die Signalintensität gegenüber der Markierung durch cDNA-Synthese, um ein vielfaches gesteigert werden. Die Markierungseffizienz wurde dabei von 20% (cDNAMarkierung) auf etwa 95% (RNA-Markierung) erhöht. Amplifikation der Intergenic Spacer Regions (ISR) Für die bierbrauende Industrie sind ausschließlich aktive, d.h. teilungsfähige Mikroorganismen von Interesse, da diese zu einer Trübung des Biers und somit zu einem Qualitätsverlust des Produkts führen. Da sämtliche kontaminierenden Stämme nicht pathogen sind, stellt das Vorhandensein von toten, d.h. nicht-teilungsfähigen Organismen keinen Qualtitätsverlust dar. Ziel der Technischen Mikrobiologie war es, mit dem OligonuleotidChip-Prototypen diese bierkontaminierenden Stämme zu detektieren und eindeutig zu identifizieren, sowie zusätzlich eine parallele Differenzierung zwischen aktiven und nichtaktiven Mikroorganismen zu ermöglichen. Diese Differenzierung erfolgt auf der Basis der 16S rRNA und der ISR rRNA (Intergenic Spacer Regions). Bei den ISR handelt es sich um Regionen, die zwischen der 16S und 23S, sowie zwischen der 23S und 5S rRNA Sequenz lokalisiert sind und tRNA-Gene beinhalten können (siehe Abbildung 3). 8 16S ISR TCTA 23S 5S tRNA tRNA Abbildung 3: ISR GGT Schematischer Aufbau der Intergenic Spacer Regions (ISR). Bei den Sequenzen TCTA und GGT handelt es sich um die 3´- und 5´- Enden der ISR. Während des RNA-processing wird bakterielle rRNA durch Spaltung aus einem gemeinsamen Vorläufer (prä-rRNA) freigesetzt. Die relevanten rrn-Gene der prä-rRNA liegen in der Anordnung 16S-23S-5S vor. Das Operon wird in einer einzigen prä-rRNA transkribiert, aus der die reifen rRNA-Moleküle (16S, 23S, 5S), ebenso wie die tRNAs, durch Spaltung freigesetzt werden. Die übrigen Bereiche der ISR werden zu Nukleotiden abgebaut. Dieser Abbau der ISR findet ebenso nach dem Absterben der Mikroorganismen statt. Die Entleerung des ISR-Pools beginnt unmittelbar nach Eintritt des Zelltods und bereits nach vier Stunden sind die ISR nicht mehr nachweisbar. Die 16S rRNA hingegen bleibt über einen Zeitraum von über 24 Stunden stabil und detektierbar. Die ISR stellen demzufolge eine effektive Möglichkeit zum Nachweis von aktiven Mikroorganismen dar, da sie einerseits speziesspezifische Bereiche aufweisen und andererseits die Vitalität der Organismen weitaus eindeutiger widerspiegeln, als es die 16S rRNA vermögen. Die ISR (16S-23S) aller relevanten bierkontaminierenden Mikroorganismen sind mittels PCR amplifiziert worden (siehe Abbildung 4). Dabei gelang es, einen Forwardprimer zu entwickeln, der in der Lage ist in Kombination mit einem Reverseprimer, die ISR aller zwölf relevanten Stämme zu amplifizieren. Dies war mit den in der Literatur beschriebenen Primern nicht möglich, diese waren bestenfalls in der Lage, stammspezifische ISR-Bereiche zu amplifizieren. M 1 2 3 4 5 6 M 7 8 9 10 11 12 9 700bp 600bp Abbildung 4: Agarosegelbild der ISR-PCR. M: 50bp-Marker, Spur 1: L. brevis, Spur 2: L. casei, Spur 3: L. corynformis, Spur 4: L. lindneri, Spur 5: L. parabuchneri, Spur 6: L. paracasei, Spur 7: L. perolens, Spur 8: P. damnosus, Spur 9: P. inopinatus, Spur 10: M. cerevisiae, Spur 11: P. cerevisiiphilus, Spur 12 P. frisingensis. Deutlich sind in allen Spuren mehrere unterschiedlich große ISR-Fragmente zu erkennen, deren Größenunterschied in etwa jeweils 75bp beträgt. Die kleinsten Fragmente werden als short spacer bezeichnet, alle größeren als long spacer. Die short spacer der aeroben Stämme (Lactobacillus und Pediococcus) haben eine Größe von etwa 600bp, die der anaeroben Stämme (Pectinatus und Megasphaera) eine Größe von etwa 700bp. Die Größenunterschiede zwischen den einzelnen ISR eines Stamms beruhen auf dem Vorhandensein von tRNAs in den long spacer-Regionen. Dies zeigt sich anhand der Größe (75bp entsprechen der ungefähren Länge einer tRNA). Zudem konnten die tRNA-Sequenzen für Alanin und Isoleucin in den long spacer-Sequenzen nachgewiesen werden (Daten sind nicht gezeigt). Alignments der long spacer und der short spacer zeigen, dass sich die Sequenzen der einzelnen ISR nicht voneinander unterscheiden. Der einzige Unterschied ist das Vorhandensein von ein bzw. zwei tRNAs in den long spacern. Alle short spacer wurden komplett sequenziert. Es konnten fünf noch nicht beschriebene ISR (16S-23S) eindeutig indentifiziert werden. Dabei handelt es sich um die ISR-Sequenzen der Stämme: L. corynformis, L. lindneri, L. parabuchneri, L. perolens, und M. cerevisiae. Alignments der sequenzierten short spacer-Fragmente zeigen eindeutig, dass sie zum Design spezifischer Sonden geeignet sind, da sie deutliche Sequenzunterschiede aufweisen (siehe Abbildung 5). 10 Abbildung 5: Alignment ISR-Sequenzen der zwölf relevanten bierkontaminierenden Bakterienstämme. Mittels entsprechender Software wurden auf Grundlage der Alignments sequenzspezifische Sonden, für die ISR der einzelnen Stämme entwickelt, dies geschah parallel zum Design von spezifischen 16S-Sonden auf Grundlage der in Datenbank vorhandenen 16S-Sequenzen. ISRund 16S-Sonden wurden sowohl für RNA, als auch für DNA als Ziel entwickelt, um Nachweise beider Nukleinsäuren zu ermöglichen. Methode zur RNA-Isolierung und RNA-Amplifikation Um eine hohe Sensitivität zu erreichen ist es notwendig, bei geringer Ausgangsmenge (Geringe RNA-Konzentration aufgrund geringer Zellzahl) ausreichend Nukleinsäure für die Markierung und anschließender Hybridisierung bereitzustellen. Aus diesem Grund standen zwei Methoden im Mittelpunkt der Experimente: die RNA-Isolation und die RNAAmplifikation mittels Reverser Transkriptase (RT) in Kombination mit der PolymeraseKetten-Reaktion (PCR): RT+PCR. Da der Abbau der ISR zügig abläuft, zeigte sich, dass handelsübliche Kits nicht in der Lage waren, die ISR rRNA in ausreichendem Maß zu isolieren. Auch war die Ausbeute an 16S rRNA nicht zufrieden stellend. Zu diesem Zweck wurde eine RNA-Isolierungsmethode etabliert, die diesem besonderen Fall Rechnung trägt. Dabei handelt es sich um eine den Bedingungen angepasste Phenol-/Chloroform-Aufreinigung. Mittels dieser Methode liegt 11 ausreichend RNA, die sowohl 16S als auch ISR beinhaltet vor, die für die anschließende RT+PCR-Methode bestens geeignet ist, da sie frei von DNA-Kontaminationen ist, so dass eine anschließende zusätzliche DNase-Behandlung wegfällt. Die RT+PCR-Methode ist für diese Anwendung optimiert worden, da handelsübliche Kits (One-Step-RT-PCR und Two-Step-RT-PCR) ebenso nicht den notwendigen Erfolg brachten, d.h. es gelang eine schwache Amplifikation der 16S-rRNA, hingegen keine Amplifikation der ISR rRNA. Durch Optimierung und anschließender Kombination beider Methoden ist es gelungen, ausreichend Ausgangsmaterial für die Markierung und Hybridisierung zu erhalten (siehe Abbildung 6). M 1 Abbildung 6: 2 3 4 5 6 7 M 8 9 10 11 12 13 14 Agarosegelbild der kombinierten RT+PCR (M: 50bp-Marker, Spur 1-7: 16S-DNA, Spur 8-14: ISR-DNA). Spur 1: L. parabuchneri, Spur 2: L. paracasei, Spur 3: L. casei, Spur 4: L. brevis, Spur 5: L.lindneri, Spur 6: L. perolens, Spur 7: L. coryniformis. Es sind jeweils Doppelansätze gezeigt. Die Amplifikation der ISR RNA ist generell schlechter als die der 16S RNA, da aber die Sequenzen der amplifizierten ISR-Operons identisch sind, können alle amplifizierten ISRFragmente zur Markierung und anschließender Hybridisierung genutzt werden und müssen nicht voneinander getrennt und aufgereinigt werden. Die deutlichen Unterschiede in den Amplifikationsausbeuten der ISR zwischen den verschiedenen Stämmen sind auf den schnell eintretenden und nicht gänzlich auszuschließenden Abbau der ISR rRNA zurückzuführen. Die Nachweissensitivität des Oligonukleotid-Chips ist von den Möglichkeiten der RT+PCR Methode abhängig. Experimente zeigen, dass die Primerpaare zwar in der Lage sind, bis zu 0,4pg Nukleinsäure an Ausgangsmaterial zu amplifizieren, da allerdings die RT-Reaktion generell wenig effizient abläuft, ist von einem Ausgangsgehalt an Nukleinsäure von etwa 0,51,0 μg RNA als Nachweisgrenze auszugehen. 12 Oligonukleotid-Chips in der bierbrauenden Industrie Abbildung 7 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines Oligonukleotid-Chips zur Kontaminationskontrolle in der bierbrauenden Industrie. Jede Sonde wird in mehrfacher Wiederholung auf den Chip gespottet. 70 Replikate zum Nachweis speziesspezifischer 16S rRNA 70 Replikate zum Nachweis speziesspezifischer ISR rRNA Oligonukleotid-Chip mit 1400 Spots Abbildung 7: ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… ………………………………… Prinzipieller Aufbau des eingesetzten Oligonukleotid-Chips mit 20 Sonden. Einen Überblick über den Verlauf eines kompletten Oligonukleotid-Chip-Experiments im Vergleich zu den momentan obligatorischen Methoden von der Probenentnahme bis zu dem Erhalt der Ergebnisse zeigt Abbildung 8. Die Detektion mittels der zeitintensiven Kultivierung dauert in Regel zwischen zwei und sieben Tage. Erst anschließend kann die Spezifizierung durch die Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) durchgeführt werden. Die Kontaminationskontrolle mittels des Oligonukleotid-Chips ist zeitsparender, d.h. bis zur Spezifizierung vergehen zum jetzigen Zeitpunkt in etwa zwei Tage. Durch die Entwicklung vom Prototypen zum gebrauchsfertigen Endprodukt ist eine weitere Verkürzung der 13 Gesamtdauer (von der Probenentnahme bis zur Datenauswertung) auf bis zu einen Tag möglich. Datenauswertung Kultivierung Real-Time PCR Probenentnahme rRNA Isolation RT+PCR rDNA Markierung Hybridisierung Stringente Waschung Scannen Datenauswertung Abbildung 8: Vergleich des bisherigen Verlaufs der Kontaminationskontrolle mittels Kultivierung und PCR im Vergleich zur Kontaminationskontrolle mittels Oligonukleotid-Chip. Insgesamt gesehen bietet die Oligonukleotid-Chip-Methode gegenüber den etablierten Methoden einen Zeitvorteil, da eine Identifizierung der Kontaminanten mittels PCR erst nach der tagelangen Kultivierung der Bakterien stattfinden kann. 2.3 Entwicklung eines voll-parallelisierten DNA-Replikationssystems in Mikrosystemtechnik Die Langzeitstabilität und dadurch auch die sicheren Haftungseigenschaften der hydrophoben Schicht auf der Glasoberfläche wurden mit Hilfe eines Plasmapolymerisierungsprozesses für hexamethylhaltige Zwischenschicht erreicht. Die Kontaktwinkelmessungen auf der ChipOberfläche mit destilliertem Wasser als Medium lieferten die Winkelwerte von 50° für Glas und 108° für Teflonschicht. Die auf der Kapillarwirkung beruhende Druckdüsenstruktur wurde durch plasmaunterstützte Ätztechnik realisiert und wurde bezüglich der konstanten und nach geringerem Volumen orientierten Probenübergabemenge optimiert (siehe Abbildung 9). 14 Abbildung 9: links: Die Ergebnisse der Messung von Kontaktwinkel auf der modifizierten BasisChipoberfläche. In der Düsenbereichs. Rechts: Mitte: REM-Aufnahme Photo eines der Heizelementes Düsenstruktur über Aktuatormembran mit den seitlich eingeführten Fluidikkanälen die und des quadratische bei Bildung einer Dampfblase in Kammer. Der Druckkopf kann in zwei Fluidnetzwerke unterteilt angesehen werden, die durch eine Anordnung von Membranen in einer Siliziumschicht voneinander getrennt sind. Eines der Netzwerksysteme besteht aus den Fluidikkanälen, getrennten Reservoiranschlüssen für unterschiedliche Medien sowie den Austrittsdüsen und dient zur Beförderung der auf der Basis-Chip anzubringenden DNA-Suspension. Der andere Fluidiknetz ist ein isoliertes System von Fluidikkanälen, Heizelementen und elektrischen Anschlüssen, das mit einer Aktuatorflüssigkeit gefüllt wird (siehe Abbildung 9, rechts). Ein thermopneumatischer Effekt wurde zur Grunde gelegt um die Aktuatorflüssigkeit zur Expansion zu bringen und dadurch eine Auslenkung der in Silizium strukturierten Membran zu bewirken (siehe Abbildung 10). heating element heater cavity recess areas pyrex cover channel for actuator liquid pyrex layer inlet for DNA containing solution silicon layers orifice cavity nozzle area with a hydrophobic coating Abbildung 10: Schema des Zwei-Fluidiknetz Druckkopfsystems Ein Vorteil dieses Prinzips mit den Mikroheizelementen liegt in der Möglichkeit einer homogenen Integration der Aktuatorelementen in das Fluidiknetz durch die etablierten Strukturierungs- und Beschichtungsprozesse in der Mikrosystemtechnik wie 15 Photolithographie, plasmaunterstützte Ätzprozesse und die Kathodenzerstäubungsprozess der Heizmaterialien in situ. Als ein weiterer Vorteil des thermopneumatischen Antriebs lässt sich die wesentliche Miniaturisierung der Druckkopf-Dimensionen angeben, die dazu geführt hat, dass die Anzahl der Düsen pro Fläche erhöht wurde. Um die gewünschten Funktionen des entwickelten Chips als Injektionssystems zu gewährleisten musste zunächst ein Steuermodus ausgearbeitet werden, das die Bedingungen wie geringer Leistungsverbrauch und höher Wirkungsgrad erfüllt werden können. Das optimale Antriebmodus der Heizelemente wurde so gewählt, dass die Steuerspannung eine Vorheizspannung beinhaltet, die mit einem steilen Rechteckimpuls für Erzeugung eines 320 300 vapour bubble diameter [µm] vapour bubble diameter [µm] Tropfens am Austritt einer Düse überlagert werden soll. heating area 20µm×300µm 280 260 240 220 200 180 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 390 330 300 270 240 210 0 power input [mW] Abbildung 11: heating area 10µm×450µm 360 5 10 15 20 25 30 35 40 45 power input [mW] Blasenduchmesser als Heizelementenflächen Funktion der Heizleistung bei unterschiedlichen Die effektiven Werte für die Steuerspannung mussten zunächst bestimmt werden. Es wurden als erstes die statischen Messungen mit der konstanten Stromversorgung des thermopneumatischen Antriebes durchgeführt, um die optimale Geometrie der Heizelemente zu finden sowie den optimalen Arbeitspunkt für den dynamische Betrieb zu ermitteln. Es wurde die Abhängigkeit der Dampfblasengrößen in der Aktuatorflüssigkeit von der Steuerspannung für Heizelemente mit unterschiedlichen Widerständen und Flächen untersucht (siehe Abbildung 11). Die Werte für den elektrischen Widerstand einer Heizstrecke können bei Erstellung der Photolithographiemasken durch Variation des Länge/Breite-Verhältnisses eingestellt werden. Die Messungen ergaben, dass eine spiralgeformte Heizstrecke mit einer effektiven Fläche von 10µm*450µm und einem elektrischen Widerstand zwischen 50-100Ohm bei vorgegebener Leistung den größten Wirkungsgrad aufweiste. Aus der Messung sind außerdem die Werte für die OffsetVorheizspannung ermittelt worden. Der Wert der statischen Heizungsspannung wird dabei so gewählt, dass die Flüssigkeit am Heizelement kurz vor dem Verdampfen ist. Anschließend 16 wurde das statische Verhalten der Aktuatormembran bei einer Variation der elektrischen Leistung untersucht, um die kleinstmögliche Größe und die optimale Stärke der Membran festzulegen. Dafür wurde in einem Leistungsbereich bis zu 70mW die Auslenkung des Mittelpunkts einer Membran mittels eines autofocus UBM-Profilometers gemessen. Die Messungen sind für die unterschiedlichen Membrandicken und die planaren Abmessungen durchgeführt worden (siehe Abbildung 12). Aus den Ergebnissen von den vorangegangenen statischen Messungen wurden die ermittelten Werte für das elektrische und mechanische Verhalten des Systems für die Untersuchung der dynamischen Eigenschaften des Antriebs verwendet. Die dynamische Charakterisierung diente zur Ermittlung des Profils der Steuerspannung. Dazu gehören die Werte für die Amplitude des Rechtecksignals, dessen Dauer und die Abtastrate, sowie Deformations- und Relaxationszeiten von Membranen. Die Versuchsanordnung ist die gleiche wie beim statischen Messung, bis auf die Einstellungen des angelegten Messsignals und der höheren Abtastfrequenz von UBMProfilometers (bis 1kH). Bei dem Meßsignal wird eine Rechteckspannung mit der bereits ermittelten Gleichspannung überlagert. Durch Variation von Frequenz und Amplitude der Rechteckspannung kann die Abhängigkeit der Membranauslenkung von diesen Parametern membrane center deflection [µm] bestimmt werden (siehe Abbildung 12). 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 20µm 30µm 100µm 0 10 20 30 40 50 60 70 power input [mW] Abbildung 12: Links: UBM-Aufnahme einer Membran im deformierten Zustand. Rechts: Die Membranauslenkung in Abhängigkeit von der Heizleistung aufgetragen für unterschiedliche Membrandicken Mit den empirisch gewonnen Werten für die Ansteuerspannung, Geometrie der Heizelemente sowie der Membran, die mechanischen und die elektrischen Zeitkonstanten wurde die Testreihe mit dem Ausdrücken der Tropfen durchgeführt. Hierfür wurde zusätzlich zum Versuchsaufbau eine CCD-Kamera verwendet, um die Bildung des Tropfens am Ausgang 17 optisch überwachen zu können. Durch zeitaufgelöste Kameraaufnahmen konnten die Volumina der ausgedrückten Lösung rechnerisch bestimmt werden. . Das reproduzierbare Tropfenvolumen liegt zwischen 300pL und 50picoliter, gemessen in einem Frequenzbereich von 100mHz bis 3Hz mit einer Amplitude des Rechtecksignals von 7V und der Vorheizspannung von 2.5 V. Die Abmessungen der Aktuatormembran betrugen dabei 500µm*500µm*50µm. Es wurde untersucht inwieweit sich ein Standard-Tintenstrahldrucker für den Einsatz zum Drucken auf einen Objektträger mithilfe des entwickelten Druckkopf-Chips eignet. Hierfür wurde ein HP-DeskJet 500 mit einer Auflösung von 300dpi verwendet. Der Vorteil dieses Modells liegt in der stabil ausgeführten Mechanik und das keine elektrischen Informationen über den Tintenfüllstand u.ä. an die Druckerelektronik gegeben werden, so dass die Steuerung prinzipiell auch ohne Patrone (oder eben mit dem eigenen Typ) genutzt werden kann. Für die center deflection [µm] Positionssteuerung des Druckkopf-Chips wurde ein Programm in der Programmiersprache. 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 -1 heating area: 10µm×450µm membrane thickness: 20µm 0 1 2 3 4 5 6 frequency[Hz] Abbildung 13: Die Membranauslenkung in Abhängigkeit von der Frequenz der Rechteckspannung. Die Abtastrate beträgt 20 % Quick BASIC geschrieben und eine Drucktestreihe auf einem Objektträger durchgeführt. Den Ausdrücken war zu entnehmen, dass die Genauigkeit der Positionssteuerung für die Verwendung mit dem eigenen Druckkopf ausreichend ist. Für die elektronische Ansteuerung des Druckkopfdüsen wurden die Signale direkt von der Steuerungsplatine des Druckers über angelötete Stiftleisten abgenommen. Die Zuordnung der Düsen zur Elektronik und die Kontakte des Druckkopfes wurden in umfangreichen eigenen Untersuchungen ermittelt. Prinzipiell ist auch die Verwendung der Druckkopfsteuerung für die Ausgabe der Flüssigkeiten möglich. Da die elektrischen Eigenschaften der Druckkopfsteuerung bekannt sind, kann ein (analoges) Interface zwischen der vorhandenen Elektronik und dem neuen Druckkopf entwickelt werden, so dass sich dadurch von der Drucker- bzw. Software-Seite 18 keinerlei Veränderungen gegenüber einem üblichen Druckvorgang ergeben. Lediglich im Anwender-Programm selbst sind entsprechende Anpassungen (Positionen, Druckzeichen etc.) vorzunehmen. Für den Probentisch mit variabel einstellbarem Temperaturgradienten wurde die mechanische Anordnung aufgebaut. Die elektronische Schnittstelle zum Rechner und die Leistungsstufen zum Betrieb der PeltierElemente sowie die Regelung auf Basis integrierter PTTemperaturfühler wurden fertiggestellt. Das Funktionstest des Temperaturgradienten zeigte, dass die erforderliche Temperaturdifferenz sehr langsam angesteuert wird. Dies ist durch eine zusätzliche Leistungsstufe zum Betrieb der leistungsgrößeren Peltier-Elemente zur Einstellung des Gradienten zu beheben. 2.4 Wirtschaftliche Umsetzung der mikrosystemtechnischen Projektergebnisse In konsequenter und enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Mikrosystemtechnik der Technischen Universität Hamburg-Harburg wurde eine Fertigungslinie bei SLS MICRO TECHNOLOGY GmbH aufgebaut, mit der eine industrielle Fertigung der modifizierten Basischips und des Druckkopfes ermöglicht wird. Dazu ist der plasmagestützte Abscheidungsprozess von PTFE-Schichten für die Oberflächenmodifikation der Basischips bzgl. wirtschaftlicher und ökologischer Gesichtspunkte optimiert und bei SLS in die Fertigungslinie integriert worden. Mit den lithographischen Strukturierungstechniken ist ein kostengünstiger Herstellungsprozess für die Fertigung von DNA-Basischips verfügbar. Die mikrosystemtechnischen Herstellungsverfahren des Druckkopfes sind absolut kompatibel mit den bei SLS zu diesem Zweck implementierten und angepassten Prozessen. Es kommt für eine praktische Nutzung des Druckkopfes noch auf entscheidende Optimierungen an. Hierzu zählt die Integrationsdichte der einzelnen Fluidikkanäle zu erhöhen, um eine größere Düsenanzahl auf dichterem Raum zu realisieren. Es ist zudem ein handhabungsfreundlicheres Verfahren für die Befüllung des Druckkopfes zu entwickeln, mit dem reproduzierbare Ergebnisse im Fertigungsalltag beim DNA-Chip Hersteller erzielt werden können. Mit einem optimierten Fine-Placer und dem an der TU Harburg am Arbeitsbereich Mikrosystemtechnik entwickelten Gradientenheizer steht ein System bereit, welches als Vorführmodell für Vertriebszwecke eingesetzt werden kann. Es hat sich im Rahmen der 19 Projektarbeit herausgestellt, dass eine Vermarktung des Gesamtsystems als Neuling im Markt neben den anstehenden technologischen Optimierungsarbeiten als sehr problematisch darstellt. Aus diesem Grund bleibt nur die Variante einer OEM-Lösung als gangbarer Weg für die kommerzielle Umsetzung der Ergebnisse aus diesem Projekt übrig. Dies bedeutet, dass die Einzelkomponenten von einem mikrosystemtechnischen Hersteller wie SLS gefertigt werden und an bereits am Markt etablierte Anbieter von Micro Array Robotic Systemen zur Weiterverarbeitung in deren Produkten geliefert werden. Diese Vorgehensweise hat sich bei den heutigen Produkten von SLS als vorteilhaft herausgestellt, da man sich nicht der unmittelbarer Konkurrenz mit den etablierten Anbietern aussetzt. Man kann auf diese Weise sogar Partner gewinnen welche die abschließende Entwicklungsphase bis hin zur Überführung in die Produktfertigung unterstützend mittragen. Bei dieser Lösung ist das Know-how der strategischen Partner mit ihren bereits vorhandenen Robotiksystemen in denen die Komponenten integriert werden uneingeschränkt verfügbar. So wäre z.B. der MicroGrid von BioRobotics gerade zu geeignet für die Integration der hier entwickelten Komponenten. In weiter führenden Arbeiten wird der Druckkopf und der Gradientenheizer in einem kommerziell erhältlichen Robotiksystem zu integrieren sein, um mit einem solchen Demonstrator die Funktion als OEM-Lösung bei potentiellen Partner zu präsentieren. 3. Diskussion Im Jülicher Teilprojekt wurden die Ziele „Bereitstellung das gesamte E. coli-Genom umfassender DNA-Fragment-Chips“ und „Validiertes Protokoll für Genom-weite Expressionsanalysen mit E. coli-DNA-Chips“ fristgerecht erreicht Es wurden E. coli-Gene identifiziert, deren Expression a) bei Kohlenstoff-Limiterung oder b) bei Überflußmetabolismus durch Phosphat-Limitation oder c) bei Überflußmetabolismus durch Sulfat-Limitation verändert ist. Die Teilziele wurden im Wesentlichen erreicht und darüberhinaus wurde das Acetat-Stimulon, d.h. die Gruppe an Genen, deren Expression durch die Anwesenheit des Überflußmetaboliten Acetat verändert wird, identifiziert. Neue Ansatzpunkte für die Stamm-Optimierung bei der Pyruvat-Produktion mit E. coli sind a) Identifizierung von E. coli-Genen, deren Expression sich mit den Phasen der PyruvatProduktion verändert und b) Genom-umfassende Charakterisierung der Auswirkungen von Gen-Inaktivierungen, durchgeführt die zum 'metabolic design' von Pyruvat-Produktionsstämmen wurden. Genexpressionsunterschiede Innerhalb dieser zwischen Zusammenarbeit Stämmen, die gelang sich es in die ihrer 20 Pyruvatproduktionskapazität unteschieden, zu identifizieren. Diese Arbeiten lieferten neue Anhaltspunkte zur Optimierung der Pyruvatproduktion mit E. coli. Wie im Antrag geplant gelang es die DNA-Chip-Technik für den Modellorganismus E. coli zu etablieren und zur Charakterisierung des Acetatstresses und der aeroben Acetatbildung erfolgreich einzusetzen. Ausserdem konnte die DNA-Chip-Technik anderen Projektpartnern zur Verfügung gestellt werden. Im Teilprojekt der Technischen Mikrobiologie zeigt sich, daß durch die Entwicklung und Etablierung des Oligonukleotid-Chip-Systems für den Organismus E. coli bereits in früher Phase ein wichtiges Ziel erreicht werden konnte, das durch wesentliche Meilensteine gekennzeichnet ist: „Auswahl einer geeigneten Chip-Oberfläche“, „Herstellung der Oligonukleotid-Chips“ (in Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Jülich) und „Optimierung der Markierung der Ziel-RNA“. Wesentlicher Faktor dieses Teilprojektes ist der dynamische Verlauf in der Entwicklung des Oligonukleotid-Chips, bedingt durch die Charakterisierung des späteren Anwendungsgebietes. Durch die Kontaktaufnahme mit der Brauerei Beck & Co in Bremen wurde der Bedarf eines Oligonukleotid-Chips als Kontaminationskontrolle diskutiert und eine Zusammenarbeit vereinbart. Durch dieses spezifische Anwendungsfeld änderten sich die zu erreichenden Meilensteine, insbesondere kamen neue hinzu. Der Meilenstein „Schmelzkurven“ wurde nicht erreicht. Dies ist darin zu begründen, dass der Probentisch in Zusammenarbeit mit der Mikrosystemtechnik zwar erfolgreich gebaut wurde, doch aufgrund von erheblichen Softwareproblemen noch nicht die experimentelle Phase erreichte. Die „Beacon-Methodik“ wurde zugunsten der besonderen Herausforderung in der bierbrauenden Industrie, dem Nachweis aktiver Organismen, aufgegeben, denn der Nachweis aktiver Bakterien ist von weitaus höherem Interesse. Dieser Nachweis umfasst wesentliche Meilensteine, die im Verlauf des Projekts erreicht wurden: „Isolierung der 16S rDNA und ISR rDNA“, „Amplifikation der 16S rDNA und ISR rDNA“ und „Sequenzanalysen der 16S rDNA und ISR rDNA“. Die resultierenden Ergebnisse dienen dem „Design von Oligonukleotid-Sonden“ zum Erkennen der speziesspezifischen Regionen der ISR und der 16S. Die beiden essentielle Meilensteine „Isolation der ISR rRNA und 16S rRNA“ und „Amplifikation der ISR rRNA und 16S rRNA mittels RT+PCR“ wurden erfolgreich erreicht. Die „Optimierung des Oligonukleotid-Chips als Kontaminationskontrolle“ stellt den Abschluß des Teilprojekts und die Sicherung einer erfolgreichen Projektarbeit dar. Während der gesamten Projektphase wurde versucht, den ökonomischen Aspekt in die Experimente einfließen zu lassen. Dies ist zum Teil erfolgreich gelungen. So ist die Beschichtung der Chips ein wesentlicher Punkt (mindestens 50% Kostenersparnis gegenüber kommerziell erhältlichen Chips), ebenso ist die Verwendung von nichtmodifizierten 21 Oligonukleotiden an Stelle speziell für die Chiphybridisierung modifizierter Oligonukleotide kosteinsparend (Einsparungen von ca. 25%). Der in Zielsetzung für die Mikrosystemtechnik angegebene Meilenstein „Entwicklung und Realisierung des Druckkopfs“ wurde erreicht, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt als vorgesehen. Ein thermopneumatisches Aktuatorprinzip mit den Mikro-Heizelementen und ein Konzept von zwei Fluidiknetzwerken haben sich für ein Drucksystem auf die modifizierte Glasoberfläche als geeignet herausgestellt. Außerdem ist durch diese neue Geometrie die Miniaturisierung und ein geringer Leistungsverbrauch erzielt worden, als bei dem piezoelektrischen Antrieb zuvor. Die Untersuchungen an einem HP-Deskjet 500 Drucker ergaben, dass er sich auf Grund seiner Präzision gut für die Positionssteuerung eines speziellen Druckkopfes eignet. Allerdings ein einwandfreies Bedrücken des Basis-Chips mit dem Drucker war nicht erreicht. Ein nicht vollständig luftblasenfreies Befüllen des hergestellten Druckkopfs mit der Aktuatorflüssigkeit führte sporadisch zu einem Aussetzen des Injektionsvorgangs an einigen Düsen oder zu einem geringerem Tropfenvolumen. Es ist außerdem für den Druck auf einem Objektträger ist die Mechanik des Druckers noch entsprechend zu verändern. Hierzu gehören insbesondere die genauere Anpassung des Abstandes von der Glasoberfläche zur Stelle des Mediumaustritts. Die Protokolle für Vorund Nachbehandlung der Basis-Chipoberfläche wurden von der Technischen Mikrobiologie erstellt und zur Verfügung an die Mikrosystemtechnik gestellt. In Zusammenarbeit mit der Technischen Mikrobiologie wurden Hafteigenschaften von Oligonukleotiden auf dem BasisChip getestet. Kooperationen Eine intensive Zusammenarbeit zwischen Dr. Tino Polen (Jülich) und Daniel Weber (Technische Mikrobiologie) gewährleistete, dass die Hamburger Gruppe ausreichend TestDNA-Chips für die Oligohybridisierung nutzen und mittels des Scanners auswerten konnte. Eine projektübergreifende Zusammenarbeit ergab sich mit dem Projekt 'Fermentative Produktion von Brenztraubensäure (AZ 13040/05)', das von Prof. Dr. Michael Bott in Jülich koordiniert wurde. Besonders vorteilhaft war hierbei, dass die projektbearbeiter Dr. Tino Polen und Dr. Tanja Gerharz in unmittelbarer Nachbarschaft ihre gemeinsamen Arbeiten absprechen und zügig durchführen konnten. Der Oligonukleotid-Chip zur Detektion und Identifikation bierkontaminierender Bakterien wurde in Zusammenarbeit mit der Brauerei Beck & Co in Bremen entwickelt, die relevante Mikroorganismen bereit stellte und zu speziellen Fragestellungen zur Verfügung stand. Bei 22 der Entwicklung des Temperaturgradienten und des Spotters arbeitete Tseren Injinaash (Mikrosystemtechnik) und Daniel Weber (Technische Mikrobiologie) eng zusammen. Die Zusammenarbeit mit Herrn Tseren Injinaash (Mikrosystemtechnik, TUHH) und der Firma SLS MICRO TECHNOLOGY GmbH war sehr fruchtbar und stets durch ein konstruktives Klima gekennzeichnet. Damit war es gelungen die notwendigen Technologien in eine industrielle Umgebung einzubinden. Die Treffen in Hamburg zur biocat 2002 sowie zu den projektübergreifenden Seminaren wurden für die Koordinierung dieser Zusammenarbeit und den direkten Erfahrungsaustausch genutzt. 4. Literatur/Präsentationen/Patente Publikationen zum Projektthema ab 2001: 1. Wendisch V. F., D. P. Zimmer, A. B. Khodursky, B. J. Peter, N. Cozzarelli & S. Kustu (2001) Anal. Biochem. 290: 205-213. 2. Lehnen D., Blumer C., Polen T., Wackwitz B., Wendisch V.F. & Unden G. (2002) Mol. Microbiol. 45: 521-532. 3. Polen T., Rittmann D., Wendisch V.F. & Sahm H. (2003) Appl. Environ. Microbiol. 69: 1759-1774. 4. Khodursky A.B, Bernstein J.A., Peter B.J., Rhodius V., Wendisch V.F. & Zimmer D.P. (2003) Methods Mol. Microbiol. 224: 61-78 5. Polen T., & Wendisch V.F. (2004) Appl. Biochem. Biotechnol. accepted for publication 6. T.Injinaash, J.Müller Proceedings of the 11th International Conference Sensor, C7, pp379381, Nürnberg( 2003) 7. Wendisch V. F. (2001) BIOforum 7(2001): 471-473. 8. Polen T., Rittmann D., Wendisch V.F., Sahm H., Weber D.G., Sahm K., Antranikian G. & Müller J. (2001) Biospektrum Sonderausgabe, Spektrum Akademischer Verlag, pp. 60-64. 9. Weber D.G., Injinaash T., Polen T., Dembowski K., Veit A., Lehmann U., Sahm K., Wendisch V.F., Antranikian G., Müller J. & Sahm H. (2003) transkript, Sonderausgabe Biokatalyse (Eds. S. Heiden & R. Erb), pp. 63-66. 23 Folgende Publikationen sind in Vorbereitung: - Weber, D. G., Sahm, K., Antranikian, G.: „An oligonucleotide microarray for detection and identification of viable beer spoiling bacteria“ - Weber, D. G., Sahm, K., Antranikian, G.: „Combination of reverse transcription and polymerase chain reaction to detect beer spoiling bacteria“ Vorträge zum Projektthema 1. Volker F. Wendisch (19.06.2001 in Zürich, Schweiz) Mikrobiologisches Kolloquium der Eidgenössischen Technischen Hochschule 3. Volker F. Wendisch (20.3.2002 in Frankfurt) Vortrag in der Abteilung Biotechnologie der Firma Aventis Pharma Deutschland 2 .Tino Polen, D. Rittmann, V.F. Wendisch, H. Sahm (31.7.2002 in Hamburg) Vortrag auf der biocat 2002: International Congress on Biocatalysis 4. Volker F. Wendisch (17.02.2003 in Porto Alegre, Brasilien) Vortrag im Departamento Genética, Universidade Federal do Rio Grande do Sul 5. Tino Polen, D. Rittmann, H. Sahm, V.F. Wendisch (24.03.2003 in Berlin) Vortrag auf der VAAM Jahrestagung 6. Volker F. Wendisch (04.04.2003 in München) Vortrag auf der DECHEMA Jahrestagung 7. Volker F. Wendisch (28.04.2003 in Trivandrum, Indien) Vortrag auf der International Conference on Emerging Frontiers at the Interface of Chemistry & Biology 8. Volker F. Wendisch (23.10.2003 in Seoul, Korea) Vortrag im R&D Center Biotechnology der Firma CJ Corporation 9. Volker F. Wendisch (5.11.2003 in Leiden, Niederlande) Vortrag bei der Biotechnologischen Forschung der Firma DSM 10. Daniel G. Weber, K. Sahm, G. Antranikian (12.11.2001): Vortrag bei der Fa. Brauerei Beck & Co, Bremen 11. Daniel G. Weber, K. Sahm, G. Antranikian, (15.08.2002): Vortrag bei Fa. Dr. Weigert, Hamburg 12. Tseren Injinaash, J. Müller, (2003): Vortrag bei 11 Internationale Kongress Sensor 2003, C7, 375-379, Nürnberg. 24 Posterpräsentationen zum Projektthema ab 2001: 1. Polen T., Rittmann D., Wendisch V.F. & H. Sahm (2001) DECHEMA-Seminar Chip-Technologie, Frankfurt, 22.-23. Januar 2001. 2. Polen T., Rittmann D., Wendisch V.F. & H. Sahm (2001) VAAM Jahrestagung, Oldenburg, 25.-28. März 2001. 3. Sindelar G., Rittmann D., Wendisch V. F. & Sahm H. (2002) DECHEMA-Seminar Chip-Technologie, Frankfurt, 21.-22 Januar 2002. 4. Weinhold S., Sindelar G., Hansner T., Wernet P., Wendisch V. F. & Uhrberg M. (2003) DECHEMA-Seminar Chip-Technologie, Frankfurt, 24.-25 Januar 2003. 5. Injinaash, T., Weber, D. G., Müller, J., Antranikian, G. (2002) biocat 2002: International Congress on Biocatalysis, Hamburg Dissertationen Dr. Tino Polen, dessen Promotion mit von der DBU gefördert wurde, wurde am 14.11.2003 mit dem Günther-Leibfried-Preis des Forschungszentrums Jülichs ausgezeichnet (s. Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich vom 14.11.2003). Dipl.-Biol. Daniel G. Weber promoviert im Rahmen des von der DBU unterstützten Verbundprojektes „Biokatalyse“ bei Prof. Dr. Dr. h.c. Garabed Antranikian am Lehrstuhl für Technische Mikrobiologie an der Technischen Universität Hamburg-Harburg. Patente Das Patent von Dipl.-Biol. Daniel G. Weber und Prof. Dr. Dr. h.c. Garabed Antranikian mit dem Titel „ISR Sequenzen bierkontaminierender Bakterien“ ist in Vorbereitung. 25 5. Anlage Liste der Veröffentlichungen und Tagesbeiträgen in der Anlage 1. Wendisch V. F., D. P. Zimmer, A. B. Khodursky, B. J. Peter, N. Cozzarelli & S. Kustu (2001) Anal. Biochem. 290: 205-213. 2. Lehnen D., Blumer C., Polen T., Wackwitz B., Wendisch V.F. & Unden G. (2002) Mol. Microbiol. 45: 521-532. 3. Polen T., Rittmann D., Wendisch V.F. & Sahm H. (2003) Appl. Environ. Microbiol. 69: 1759-1774. 4. Khodursky A.B, Bernstein J.A., Peter B.J., Rhodius V., Wendisch V.F. & Zimmer D.P. (2003) Methods Mol. Microbiol. 224: 61-78 5. T.Injinaash, J.Müller Proceedings of the 11th International Conference Sensor, C7, pp375-379, Nürnberg( 2003) 6. Wendisch V. F. (2001) BIOforum 7(2001): 471-473. 7. Polen T., Rittmann D., Wendisch V.F., Sahm H., Weber D.G., Sahm K., Antranikian G. & Müller J. (2001) Biospektrum Sonderausgabe, Spektrum Akademischer Verlag, pp. 60-64. 8. Weber D.G., Injinaash T., Polen T., Dembowski K., Veit A., Lehmann U., Sahm K., Wendisch V.F., Antranikian G., Müller J. & Sahm H. (2003) transkript, Sonderausgabe Biokatalyse (Eds. S. Heiden & R. Erb), pp. 63-66. 26