Gutachten Säugetiere (Nagetiere und Insektenfresser) für den zu erstellenden „Atlas der Säugetiere Hamburgs“, Rote Liste, Bestand und Schutz Studie im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg, Amt f. Natur- & Ressourcenschutz Abt. Naturschutz Tierartenschutz Brandmaus nach dem Freilassen aus der Lebendfalle an der Brunnenreihe der Wasserwerke Curslack, Oktober 2011 Von Dipl.-Biol. Holger EBERSBACH Ökologische Gutachten Artenschutzkonzepte Lange Str. 8 D-19089 Runow bei Bülow Tel.: 03843 773955 Mobil: 01737224887 e-mail: [email protected] Runow, den 24.03.2015 Abb. 1: Räumliche Verteilung der Fangstrecken und Fänge von Kleinsäugetieren mit Lebendfallen in Hamburg von 5/2011 bis 1/2014. Die Benennung der Fangstrecken erfolgt nach der Lage in den befangenen Rastern (z.B. A 08_A 09 oder M 15_N 15; Grundlage: DGK5-Rasterung mit 2 km Kantenlänge). Abb. 2: Einige der Nachweismethoden von Säugetieren in Hamburg für das vorliegende Gutachten. 2 Inhalt Abkürzungen und Begriffe .............................................................................................................. 6 Zusammenfassung .......................................................................................................................11 1 Einleitung ............................................................................................................................14 1.1 Mithilfe von Personen und Institutionen .........................................................................14 2 Untersuchungsgebiet ............................................................................................................17 2.1 Hamburg als Stadt der Menschen ..................................................................................17 2.2 Hamburg als Stadt der Parks und Gewässer ...................................................................19 2.3 Klima ...........................................................................................................................22 2.4 Böden, Vegetationsformen und Landnutzung .................................................................22 3 Methoden ............................................................................................................................25 3.1 Einteilung in Rasterquadrate .........................................................................................25 3.2 Erfassungen der Kleinsäugerfauna im Stadtgebiet von Hamburg .....................................25 3.2.1 Auswahl der Fangstrecken ....................................................................................25 3.2.2 Design der Fallenstrecken und eingesetzte Lebendfallen .........................................26 3.2.3 Einsatz von Schlagfallen für Schermäuse ................................................................27 3.2.4 Köder, Fallennächte und Fallenkontrollen ...............................................................28 3.2.5 Sonstige Fallen, Fangversuche und Ködervarianten.................................................29 3.2.6 Untersuchungen von Gewöllen ..............................................................................29 3.2.7 Gezielte Suche nach Hasel- und Zwergmäusen .......................................................30 3.2.8 Monitoring der Haselmausvorkommen in Hamburg .................................................31 3.2.9 Erfassung sonstiger Nachweise von Säugetieren .....................................................31 3.2.9.1 Totfunde ..........................................................................................................32 3.2.9.2 Hinweise aus der Bevölkerung ...........................................................................32 3.2.9.3 Gezielte Spurensuche und Direktbeobachtungen ................................................32 3.2.10 Habitatverbund und Lebensraumgrößen ...............................................................33 3.3 Erhebung von Daten an gefangenen Tieren und Totfunden .............................................34 3.3.1 Artbestimmungen .................................................................................................34 3.3.2 Körpermaße und Reproduktionsstatus....................................................................36 3.3.3 Bestimmung von Wiederfängen .............................................................................36 3.4 Lebensraumangaben und Auswertungen ........................................................................37 3.4.1 Einstufung als nicht urbane bzw. urbane Strukturen ...............................................37 3.4.2 Angaben zu Böden, Nutzungs- und Vegetationsstrukturen ......................................38 3.4.2.1 Zur Bodenstruktur ............................................................................................39 3.4.2.2 Zu Nutzungstypen, Vegetationsstrukturen und Naturschutzgebieten ....................39 3.4.2.3 Gehölzformen...................................................................................................40 3.4.2.4 Krautige Vegetation ..........................................................................................40 3.5 Darstellungen und Auswertungen ..................................................................................40 3.5.1 Kartendarstellungen und Ermittlung von Koordinaten .............................................40 3.5.2 Datenverwaltung, Darstellungen und Berechnungen ...............................................41 3.5.2.1 Berechnungen der Präferenzindices ...................................................................42 3.6 Anmerkungen zur Haftung und zu verwendeten Seiten im Internet .................................43 4 Ergebnisse und Diskussion ....................................................................................................44 4.1 Fänge von Kleinsäugetieren ..........................................................................................45 4.1.1 Räumliche Verteilung der Fangstrecken und der Fänge ...........................................47 4.1.2 Fangdichten und Artenzahlen ................................................................................49 4.1.3 Fangerfolg in den Jahreszeiten und Untersuchungsjahren .......................................53 4.1.4 Fangdichten und Artenzahlen in unterschiedlichen Lebensraumstrukturen................56 4.1.4.1 Urbane und nicht urbane Strukturen und Landschaften .......................................56 4.1.4.2 Böden und Standorte ........................................................................................59 4.1.4.3 Nutzungstypen .................................................................................................61 4.1.4.4 Zusammenfassende Diskussion zur Strukturnutzung und Fallbeispiele ................65 4.1.5 Zu Populationsstruktur und Reproduktionsstatus der Arten .....................................67 4.1.5.1 Populationsstruktur...........................................................................................67 4.1.5.2 Reproduktionsstatus .........................................................................................69 4.1.6 Wiederfänge von Mäusen ......................................................................................70 3 4.1.7 Fangversuche auf Schermäuse mit Schlagfallen ......................................................70 4.1.8 Sonstige Besonderheiten .......................................................................................71 4.2 Nachweise aus den Gewöllanalysen ...............................................................................72 4.3 Sichtbeobachtungen, Totfunde und sonstige Nachweise .................................................74 4.3.1 Gezielte Suche nach Freinestern von Hasel- und Zwergmäusen und Nesttubes .........74 4.3.2 Suche nach Hinweisen auf Biber ............................................................................75 4.3.3 Suche nach Hausmäusen und Ratten .....................................................................75 4.3.4 Hinweise von Befragungen der Bevölkerung und der Literatur .................................76 4.3.5 Spuren, Sichtbeobachtungen, Baue und Totfunde von Säugetieren .........................77 4.4 Methodendiskussion .....................................................................................................78 4.4.1 Methodische Variationen und sonstige Einflüsse auf die Fänge ................................80 4.4.1.1 Verlegung der Fangreihen und Erhöhung der Fallenzahl ......................................80 4.4.1.2 Erhöhung der Fangwahrscheinlichkeit durch ergänzende Fallentypen und Ködervariationen ..............................................................................................................80 4.4.1.3 Fallenverluste und sonstige Einflüsse auf die Fänge ............................................83 4.4.2 Erhebung sonstiger Säugetiernachweise ................................................................83 4.4.2.1 Fangmöglichkeiten in speziellen Strukturen ........................................................83 4.4.2.2 Gewöllanalysen ................................................................................................84 4.4.2.3 Ergänzende Nachweise zu den Lebendfängen ....................................................85 4.4.3 Schlussfolgerungen aus den angewandten Methoden .............................................86 4.5 Habitatverbund und Lebensraumgrößen in Hamburg ......................................................87 4.5.1 Dynamik der Stadt Hamburg und von deren Lebensräumen ....................................87 4.5.1.1 Stadttypische Dynamik und Spezifika Hamburgs .................................................87 4.5.1.1.1 Verkehr und begleitende Grünstreifen ..........................................................88 4.5.1.1.2 Hafenentwicklung .......................................................................................88 4.5.1.1.3 Landwirtschaft, Gartenbau und Gartennutzung in der Millionenstadt ..............89 4.5.1.1.4 Naturschutzflächen .....................................................................................90 4.5.1.2 Einflüsse verschiedener Nutzungsformen und -Änderungen .................................90 4.5.1.2.1 Dynamische Lebensräume und Kleinsäugervorkommen ................................90 4.5.1.2.2 Landnutzungsformen und typische Gefährdungen von Kleinsäugern ..............92 4.5.2 Habitatverbund ....................................................................................................93 4.5.2.1 Verbund und Isolierung durch lineare anthropogene Strukturen ..........................93 4.5.2.2 Gewässer und Ufer als (ursprünglich) natürliche lineare Strukturen .....................96 4.5.2.2.1 Die Elbe und ihre Ufer ................................................................................96 4.5.2.2.2 Alster und Nebengewässer ..........................................................................97 4.5.2.2.3 Wandse und Nebengewässer ......................................................................97 4.5.2.2.4 Bille und Nebengewässer ............................................................................98 4.5.2.2.5 Sonstige Elbe-Altarme, Kanäle oder Vorfluter ...............................................98 4.5.2.2.6 Schlussfolgerungen für den Habitatverbund .................................................99 4.5.2.3 Ökologische Fallen für Arten wie Biber bzw. Kleinsäuger .....................................99 4.5.2.4 Unmittelbarer Verbund zur umliegenden, nicht urbanen Landschaft ................... 100 4.5.2.5 Artenzahlen am Rand zu bzw. von Schleswig-Holstein und Niedersachsen ......... 102 4.5.3 Lebensraumgrößen von Kleinsäuger-Gemeinschaften ........................................... 104 5 Kleinsäugetiere in Hamburg – Vorkommen, Fehlen, Schutz und Gefährdungen ....................... 106 5.1 Vergleich der vorkommenden Arten in Hamburg und Umgebung ................................... 106 5.2 Möglichkeiten der Bestimmung von Seltenheit und Rückgangsursachen von Kleinsäugerarten .................................................................................................................... 106 5.3 Monitoring, Schutzmaßnahmen, Schutzgebiete ............................................................. 108 5.3.1 Vorschläge für ein mögliches Monitoring von Kleinsäugern in Hamburg.................. 108 5.3.2 Spezielle Schutzmaßnahmen und zu schützende Arten .......................................... 110 5.3.2.1 Die herausragende Rolle der Feld- und Erdmäuse ............................................. 110 5.3.2.2 Weißzahnspitzmäuse, Haselmaus, Brandmaus und Zwergmaus in Hamburg ....... 110 5.3.2.2.1 Monitoring und Schutz der Haselmaus in Hamburg ..................................... 111 5.3.2.2.2 Weißzahnspitzmäuse in Hamburg .............................................................. 113 5.3.2.3 Monitoring und Gefährdungsanalyse für Biber in Hamburg ................................ 113 5.3.2.4 Möglicher Einfluss und Bekämpfung der Wanderratten ..................................... 113 5.3.3 Vorschläge für Monitoringflächen und Schutzgebiete ............................................ 114 6 Zur Roten Liste der Säugetiere Hamburgs aus Sicht der Kleinsäugetiere ................................ 116 7 Quellen .............................................................................................................................. 118 4 Anhang I Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ....................................................................... 122 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................. 123 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ 126 Anhang II Band 2 Kommentierte Artenliste als Zuarbeit zum Atlas der Säugetiere Hamburgs Anhang III Band 3 Abbildungen und Tabellen zum Gutachten 5 Abkürzungen und Begriffe adult – Tiere, deren Köpermasse nur noch geringe Zuwächse erwarten lassen, deren Fell ausgefärbt ist und die (vermutlich) mindestens einmal erfolgreich reproduziert haben. Laktierende Weibchen sind damit immer adult. Die Einschätzung erfolgt hier ausschließlich nach äußeren Merkmalen. Aktionsraum (Heimbereich, Streifgebiet, home range) - Gebiet, das von einem Individuum regelmäßig bei seiner normalen Aktivität während der Nahrungssuche, der Jungenaufzucht, der Reviermarkierung usw. in einem bestimmten Zeitraum genutzt wird. Der A. beinhaltet nicht die außergewöhnlichen Aktivitäten im Sinne von Exkursionen (s.u.).*1 Aktivitätszentrum - Abschnitt oder Bereich innerhalb eines Aktionsraumes mit zahlreichen Hinweisen auf eine Art, die nach der Lage im Gelände zu benachbarten Aktionsräumen oder Aktivitätszentren eine eigene Ansiedlung vermuten lassen, zu der jedoch oftmals kein/e Bau/Burg oder entsprechende Struktur gefunden werden konnte. Altersklasse – hier die Einteilung des Alters von Individuen zu Gruppen in juvenil : subadult : adult an Hand von Beobachtungen bzw. nach dem Reproduktionsstatus oder sonstigen, äußeren Merkmalen (z.B. Fellfärbung, Körpermaße; s. Begriffe juvenil, subadult, adult). Altarm – mit dem Fluss bei Mittelwasser durch eine offene Wasserverbindung kommunizierender, ehemaliger Flsbettbereich. Altwasser – (hier syn. zu Brack, Kolk) ein nicht oder nur bei Hochwasser mit dem Hauptstrom kommunizierender, ehemaliger Flussbettbereich bzw. durch Auskolkung oder Verlandung der Gewässerverbindung entstandenes Stillgewässer nahe dem Hauptstrom oder durch Eindeichung vom Fluss isoliertes Stillgewässer o.g. Ursprungs. Areal - Gesamtverbreitungsgebiet einer Art. Arealerweiterung, Ausbreitung (Expansion) - Vergrößerung des Verbreitungsgebietes einer Art (oder Population).*2 Außendeichs – Nach dem 12. Jahrhundert wurden mit Beginn der Deichbaumaßnahmen die Gehöfte mit dem unmittelbaren Umland (Hausgärten, Viehweiden...) durch Deiche umgeben, also eingedeicht, die Gehöfte lagen binnendeichs (s. u.), der Fluss außendeichs (s. Abb. 6 und 7, S. 20). Später verband man die einzelnen Deiche der Gehöfte und Siedlungen untereinander zu einem langgezogenen Hochwasserschutzdeich, die Begriffe blieben jedoch. So erscheint der außendeichs liegende Fluss heute eingedeicht. Bevorzugt – Bevorzugt werden Strukturen, wenn Tiere einer Art diese häufiger nutzen, als deren Anteil in der Natur beträgt. Eine Bevorzugung = Präferenz ist damit ein mathematisch bestimmter Wert (s. Präferenz). Binnendeichs s. außendeichs. Biocoenose (auch Biozönose) - Modell der Betrachtung einer Lebensgemeinschaft unter ausdrücklicher Einbeziehung aller (wesentlichen) Arten aus allen Artengruppen der Gemeinschaft, die miteinander in zahllosen Wechselbeziehungen untereinander und mit ihrer abiotischen Umwelt stehen. Da nie alle in einem Lebensraum zusammenwirkenden Arten bekannt sind und Arten mit großen Raumansprüchen bzw. wandernde Arten (s. z.B. Aal oder Meerforelle zu Fischotter; Zugvogelarten zu Wanderfalke, Seeadler an Binnen- und Küstengewässern usw.) zahllose (Teil-)Biocoenosen verbinden können, wird hier einer praktikablen Herangehensweise der Vorrang gegeben vor dem theoretischen Ansatz. Dieser charakterisiert streng genommen nahezu alle Lebewesen der Biosphäre als eine einzige Biocoenose. (s. auch Ökosystem) Biotop – Lebensraum einer Biocoenose (s. dort) unter Einbeziehung der abiotischen Faktoren und der biotischen Wechselwirkungen zwischen den Arten der Lebensgemeinschaft. (s. auch Ökosystem) Biotopverbund – gedachte oder durch Vorkommen mindestens charakteristischer Arten belegte Verbindung zweier (Teil-)Lebensräume von Lebensgemeinschaften (s. Habitatverbund) entlang von für verschiedene Arten der Gemeinschaft nutzbaren natürlichen oder naturnahen Strukturen. Brache – Freifläche oder Saum mit mehrjähriger Nutzungspause und entsprechender spontaner Pionier- oder Ruderalvegetation bis hin zu Pionierwaldstadien, ggf. jährlich einmaliger Mahd (bei Dauerbrachen im landwirtschaftlichen Sinne). Brachen beinhalten hier jedoch nicht die von Landwirten oft als „Brache“ bezeichneten vegetationslosen Feldflächen nach Ernte und Umbruch bis zur nächsten Bestellung mit Sommerkulturen, da vegetationslose Flächen für Kleinsäugetiere +/- keine Lebensraumfunktion haben. Brack – s. Altwasser. Brückenindex - Index zur Beschreibung der Dimension von Gewässerdurchlässen unter Straßen, das heißt die lichte Breite und Höhe über dem Mittelwasserstand im Verhältnis zur Durchlasslänge in Fließrichtung. Bi=BxH/L (nach REED & WARD 1987, zit. in MADSEN 1996). Um die Anlage von Banketten bzw. Bermen als Markierungsstrukturen unter Straßenbrücken und damit Fischottern und Bibern eine gefahrlose Passage zu ermöglichen, wird als Richtwert ein Bi= 1 angestrebt. Deich – Der Begriff „Deich“ wird innerhalb dieser Studie nur für die sich im Gefälle deutlich vom Umland unterschiedenen, durch den Menschen erfolgten Aufschüttungen für den Hochwasserschutz verstanden, also die landläufig als „Deich“ sichtbaren und auch für im Gebiet lebende Arten erfahrbaren Strukturen – unabhängig von ihrer aktuellen Unterhaltung. Eventuell vorhandene Bermen unterschiedlicher Breite, die 6 möglicherweise aus ingenieurtechnischer Sicht zum Deich gehören, und von uns als Laien nicht ohne weiteres erkennbar sind, werden ausdrücklich nicht dazugerechnet. Dismigration (engl. dispersal) - dauerhafter Ortswechsel von einzelnen Individuen aufgrund endogener Faktoren (Alter, Geschlechtsreife) oder exogener Faktoren (Konkurrenz, Nahrungsmangel) bis zur Errichtung eines neuen Aktionsraumes.*2 DBH - Die Stammdurchmesser von Gehölzen werden in einer Höhe von 1,3 m über dem Boden gemessen und als “Durchmesser in Brust-Höhe” angegeben. Elbe (als Beispiel für Flüsse) – Die Elbe als Fluss wird in der vorliegenden Studie als Gesamtheit dessen betrachtet, was a) zum Wasserkörper selbst und b) zum Ufer (s. Ufer) als dem Übergangsbereich zwischen Wasser und Land gehört sowie c) aus allen darin befindlichen Strukturen und Lebewesen gebildet wird, auch wenn diese die E. nur zeitweise nutzen, und was d) als System (s. System) einen Lebensraum und ein übergeordnetes Ganzes bildet. Dies gilt bei allen denkbaren/bereits erlebten Wasserständen. Exkursion - kurzzeitiges Verlassen des Aktionsbereiches, z.B. während der Paarungszeit zum Aufsuchen eines Geschlechtspartners oder zur Erkundung der Qualität angrenzender Lebensräume “mit dem Ziel” der Rückkehr. f bzw. ff - folgende bzw. fortfolgende, meist im Zusammenhang mit Verweisen auf eine Seitenzahl sowie die darauf folgende bzw. darauf folgenden Seiten. Fließ – Fließgewässer, das angelegt wurde zum Betreiben von Mühlen, zum Be-/Entwässern von Teichen oder Tagebauen bzw. im Spreewald (s.l.) mit typischen Spreewaldkähnen befahrbare Gewässer. Fluss – s. Elbe FN – Fallennächte, meist in Verbindung von einer Anzahl von Kleinsäugerfängen/100 Fallennächte = n Tiere /100 FN Geschlechterverhältnis - Anzahl der Männchen : Anzahl der Weibchen in einer betrachteten Gruppe von Individuen. Die Angabe kann vereinfacht als z.B. 1,1 für die Anzahlen der Individuen beider Geschlechter erfolgen. GFP / GP- Gefährdungspunkt; Aufnahmepunkt/-bereich, an dem in thematisch darauf angelegten Studien eine Gefährdung für z.B. Biber und/oder Fischotter ermittelt wurde. Gewässersystem - hier im ökologischen Kontext: Größere Fließgewässer, die im Sinne des Biotopverbundes mit ihren Zuflüssen durchgängige bzw. direkt verbundene Ansiedlungsmöglichkeiten für z.B. Biber und Fischotter oder bestimmte Fischarten bieten. Innerhalb dieser Studie bezieht sich der Begriff auf die lokale und regionale Ebene. Habitat - Lebensraum einer (Teil-) Population einer Art (s. Areal, Biotop und Lebensraum). Habitatverbund - durch Nachweise belegte oder gedachte Verbindung zweier (Teil-)Lebensräume von Individuen einer (Teil-) Population einer Art entlang von für die betrachteten Arten nutzbaren Strukturen (z.B. Gewässer/-ufer, Hecken, Waldränder, Feldsäume o.ä.); oder aber kürzeste gedachte Verbindung zwischen zwei nutzbaren Teillebensräumen. Der H. bezieht sich auf die Ebene der (Teil-)Population, seltener auf die der Ansiedlung des Individuums oder des Sozialverbandes (s. Aktionsraum). Hf - Hinterfußlänge in mm, soweit nichts anderes vermerkt wird. juvenil – sich in Körpergröße, Körpermasse und –maßen sowie Fellstruktur/Fellfarbe noch deutlich von den adulten Tieren absetzende Individuen, die noch nicht erkennbar an der Reproduktion teilgenommen haben. Die Einschätzung erfolgt hier ausschließlich nach äußeren Merkmalen. k.A. – keine Angaben Kastenbrücke - Brücke mit i.d.R. rechtwinkligem Querschnitt ohne Pfeiler. Brücken bezeichnen i.d.R. Durchlässe von mehreren Metern lichter Breite und ±ungestörtem Gewässergrund unter der Brücke. Kastendurchlass - Meist quadratischer Gewässer-Durchlass unter einer Verkehrstrasse. K. werden oft durch vorgefertigte Beton-Kastenprofile gebildet. Sie sind i.d.R. relativ klein dimensioniert (bis zu 1,5-2,5m Breite). Kennzeichnend ist - abweichend von der ingenieur-technischen Bezeichnung - die Struktur der (vorgefertigten) Rechteckprofile mit “künstlichem” Gewässerboden im Durchlassbereich. KGA – Kleingartenanlage als Summe mehrerer bis zahlreicher räumlich zusammengehörender Kleingärten unabhängig von ihrer Organisationsform als eigenständiger Verein usw. KM - Körpermasse [g] Knick – Wallhecke•• Krautige Pflanzen – Als krautige Pflanzen werden innerhalb dieser Studie nach den Vorgaben von KEMNADE et al. (2002) alle nicht verholzenden Pflanzen zusammengefasst, also Gräser, Kräuter (s.str.) und Farne. Lebensraum - Landschaftseinheit, die für alle alltäglichen Ansprüche eines Individuums/Familienverbandes die ausreichenden Requisiten enthält und eine dauerhafte Ansiedlung ermöglicht. Entsprechendes gilt für (Teil-)Populationen, wird begrifflich dann jedoch als Habitat (s. dort) bezeichnet. lokal - Als lokal werden die möglichen Wechsel eines Individuums innerhalb eines hypothetischen Streifgebietes betrachtet, also etwa für Fischotter zwischen den Teichen einer Teichanlage, zu benachbarten Fließgewässern, Feuchtgebieten, zwischen der Stromelbe und den Bracks außendeichs und unmittelbar deichnahen Bracks binnendeichs usw., sowie Wechsel zwischen zwei attraktiven Bereichen innerhalb eines (hypothetischen) Aktionsraumes über kleinere Abschnitte ungeeigneter Landschaftsräume, wie etwa Ortspassagen, deckungsfreie Feldflur, zwischen benachbarten Teichen und Fließgewässern. Für Kleinsäuger trennen u.U. Straßen, Plätze, Gräben Teillebensräume voneinander. Der Begriff lehnt sich an den Ansatz von LEYHAUSEN (1965). 7 lokaler Bestand – s. Teilpopulation Markieren - Absetzen von Drüsensekret (auch in Verbindung mit der Kot- bzw. Urinabgabe) für die intra- und/oder interspezifische Kommunikation. Das M. geschieht i.d.R. an auch für andere Arten der ökologischen Gruppe (wie Kleinsäuger oder Raubsäugetiere) auffälligen Strukturen (entlang von Laufgängen, auf einzelnen Steinen usw.). Durch die Anlage von Markierungs-Möglichkeiten für Biber und Fischotter unter ausreichend großen Brücken wird die Gefahr der Straßen-Überquerung und damit des Verkehrstodes für Tiere beider Arten wesentlich gemindert. Meidung – Eine Meidung bestimmter Strukturen liegt vor, wenn Tiere einer Art bestimmte Strukturen anteilig weniger nutzen, als deren Anteil in der Natur beträgt. Eine Meidung ist damit ein mathematisch bestimmter Wert (s. Präferenz). Meliorationsgraben – Be- oder meist Entwässerungsgraben für Kultur-Flächen mit regelmäßiger (=permanente M.) oder temporärer Wasserführung. M. sind meist im Regel-Trapezprofil und +/- geradlinig ausgeführt, durch häufige Unterhaltung und Beräumung strukturarm und durch Wehre reguliert; s. auch Waldgraben. Modell – “Denkhilfe“ zum Verständnis von Eigenschaften komplexer Systeme oder Zusammenhänge. M. bilden Vereinfachungen bzw. Abstraktionen mit Blickpunkt auf einzelne/wenige Eigenschaften unter bewusster (!) Auslassung/Negierung anderer wesentlicher Teile eines Ganzen. Auch Begriffe sind letztlich Modelle. Mortalität – Sterblichkeit, meistens als Anteil der sterbenden Individuen einer Gruppe innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, zumeist ein Jahr. N, n – N Gesamtstichprobengröße, n Stichprobengröße für die jeweiligen Anzahlen und Maße. Nicht urbane Strukturen: - (s. urban) Als nicht urban werden terrestrische Strukturen bezeichnet, die durch eine reguläre land- oder forstliche Nutzung oder durch mehrjährige fehlende menschliche Nutzung als Siedlungs-, Industrie-, Verkehrsund/oder Erholungsbzw. Freizeitflächen oder Hochwasserschutzeinrichtungen gekennzeichnet sind sowie einen unbefestigten oder durch natürliches Substrat bzw. Vegetation überdeckten befestigten Untergrund haben, und eine für wildlebende Kleinsäugetiere ausreichende Lebensraumgröße bieten (s. urbane Strukturen, s. auch Kap. 3.4.1, S. 37). Oberelbe – auch obere Elbe; der Begriff wird im Verlauf der Elbe unterschiedlich gebraucht, üblicherweise jedoch im Sinne von Ober-, Mittel- und Unterlauf des gesamten Flusses. Im Hamburger Raum spricht man von der Oberen Elbe als der gesamten Elbe oberhalb der Stadt = der Staustufe Geesthacht (s. Unterelbe). Ohr - Ohrlänge [mm] Ökosystem – System mit Lebewesen, das aus der Biocoenose und ihrem Lebensraum, dem Biotop, gebildet wird (s. Begriffe). Optimum - <n.; -s, -ma> Höchstmaß, günstigste Lage, günstigstes Verhältnis, Bestfall [lat., „das Beste“]; optimal <Adj.> so gut es überhaupt möglich ist, bestmöglich, beste, Best… [neulat.; zu lat. optimus „das Beste“] *4. Im Bezug auf Lebewesen ist das Optimum demnach ein theoretisches Modell und eine Annahme, denn für eine Art/ein Individuum sind niemals alle Ansprüche bekannt. Deshalb kann deren „optimaler“ Erfüllungsgrad nicht abgeschätzt werden. Park – Gemeint sind hier Parks s.str., also nur die gezielt angelegten, parkartigen Strukturen, die durch den typischen Wechsel von Bäumen in beiden Baumschichten, einer (lückigen) Strauchschicht sowie offenen, zumeist als Rasen gepflegten Bereichen gekennzeichnet sind. Die hier betrachteten Parks haben demnach keinen Kronenschluss in der Fläche, können jedoch lokal waldartige Bereiche einschließen (s. Wald-Park). Population - Modell der Betrachtung einer größeren Gruppe von Individuen einer Art, die reproduktiv von anderen Gruppen getrennt (aber nicht vollständig isoliert) sind. Populationen sind in sich überlebensfähig, d.h., Verluste werden durch die Reproduktion innerhalb der P. ausgeglichen. Der Begriff ist sinnvoll nur für eine endliche Anzahl von Individuen anzuwenden. Pfeilerbrücke - Brückenkonstruktion mit mindestens einem Stützpfeiler. Die meist recht großzügig ausgeführten P. ermöglichen i.d.R. die nahezu ungestörte Fortführung beider Uferstreifen und sind damit für gefahrlose Passagen durch Biber und Fischotter sowie zahlreiche andere Arten, darunter Kleinsäuger, unter der Straße meist gut geeignet. Präferenz – Eine Präferenz oder Bevorzugung liegt vor, wenn Tiere einer Art eine bestimmte Struktur anteilig häufiger nutzen, als deren Anteil in der Natur beträgt (s. Kap. 3.5.2.1, S. 42). Die P. ist damit ein mathematisch bestimmter Wert und der Begriff wird im vorliegenden Gutachten nur als solcher verwendet. Redder – Doppelknick (s. Knick) regional – Eigenständige Lebensräume von (i.d.R.) Kleinsäuger-Populationen werden dann der regionalen Ebene zugerechnet, wenn es keine ständigen Wechsel (s. Wechsel) von Individuen zwischen Lebensraumstrukturen gibt, diese jedoch mittels als Wanderwege (s. Dismigration) nutzbaren Strukturen miteinander in Verbindung stehen. Damit werden benachbarte Populationen (s. dort) von Kleinsäugern der regionalen Ebene zugerechnet. Rohrdurchlass - Trockene oder wasserführende Durchlässe unter Straßen mittels Beton-, Stahl- oder auch Kunststoffrohren von 0,4 bis 1,5 m Durchmesser. Wasser führende R. werden als Passagen für Kleinsäuger wie z.B. auch für Biber und Fischotter als ungeeignet betrachtet. Schweißgraben - Entwässerungs-Graben, der i.d.R. binnendeichs unmittelbar parallel zu einem ausgedeichten, größeren Gewässer bzw. zum Deich selbst verläuft. Strukturell entsprechend können auch größere Verkehrstrassen auf eigens geschütteten Dämmen beidseitig von S. begleitet sein. 8 Semiaquatische Tiere – wasser- und ufergebundene Tiere, zu deren Lebensraum sowohl der gesamte Wasserkörper von (Binnen-)Gewässern als auch die Uferzone gehören. Streng genommen gehören damit alle durch s. T. genutzten Landstrukturen zur Uferzone (s. Elbe und Ufer). s.l. – senso lato: im weiteren Sinne s.str. – senso stricto: im engeren Sinne Stabw. - Standardabweichung vom Mittelwert standortangepasst - nicht heimische (Baum-)Arten, die im Ansiedlungsgebiet gut zurecht kommen.*3 standortbürtig - syn. zu standortheimisch *3 standortfremd - heimische (Baum-)Arten, die sich für die örtlichen Bedingungen nicht eignen.*3 standortgemäß - syn. zu standortgerecht *3 standortgerecht - (Baum-)Arten, die mit Nährstoffversorgung, Feuchtigkeit und anderen Parametern eines Standortes zurechtkommen.*3 standortheimisch - (Baum-)Arten, die sich über Verjüngungsgenerationen aus der ursprünglichen (Wald-)Vegetation erhalten haben bzw. von Natur aus auf einem entsprechenden Standort vorkämen (SCHWENKE, zit. in SCHERZINGER 1996)*3 standorttauglich - standortgerechte Arten, die auf natürlichem Wege nicht zum Standort vordringen könnten (z.B. Fremdländer) oder die sich auf Dauer gegenüber einem natürlichen Schädlingsbefall nicht behaupten können (z.B. Fichte in trockenwarmen Laubwaldgebieten).*3 standortswidrig - (Baum-)Arten, die weder standortsgemäß noch standorttauglich sind *3 subadult –Tiere, die noch im Größenwachstum sind, sich jedoch nicht mehr deutlich in den Körpermaßen von den Adulten absetzen; die noch nicht erfolgreich reproduziert haben und/oder deren Fell noch nicht ausgefärbt ist – bei Gelbhals- und Waldmäusen zeigt sich dies im eher grauen Rückenfell und meistens gräulich-weißen Bauchfell. Halsband bzw. Halsfleck sind i.d.R. nur schwach gelb. Da bei verschiedenen Mäusen oder z.B. beim Hermelin die Begattung bereits im Wurfnest erfolgen kann, können subadulte Weibchen trächtig sein und werden hier als adult betrachtet, wenn sie erkennbar laktieren. Die Einschätzung erfolgt hier ausschließlich nach äußeren Merkmalen. submers – eigentlich „unter der Gewässeroberfläche“, hier auch für vollständig geflutete Durchlässe von Gewässern unter Straßen. SW - Schwanzlänge [mm] von der Schwanzwurzel bis zur Schwanzspitze ohne Haare. System – Betrachtungs-Modell einer Gesamtheit als einem Gefüge von Teilen, die voneinander abhängig sind, ineinandergreifen und/oder zusammenwirken und sich als Ganzes entwickeln, wobei das S. eigene, nicht aus den Einzelteilen allein ablesbare Eigenschaften hat, und damit eine neue S.-Qualität bildet. Biologische S. sind offen, d.h., es kommt zu Austauschprozessen von Stoffen, Energie, Information und ggf. Individuen mit der Umgebung. Teiche - vom Menschen angelegte Standgewässer unterschiedlicher Größe, meist mit geringer Tiefe (i.d.R. bis 1 m) für die Fischaufzucht oder z.B. als Dorfteich. Garten- oder z.B. Klärteiche sind als solche bezeichnet. Teichgebiet – System mehrerer Fischteiche in enger landschaftlicher Geschlossenheit (lokal), die als ein zusammenhängendes Gewässersystem bewirtschaftet werden und in sich einen (Teil-) Lebensraum für z.B. Biber und Fischotter darstellen (könnten). Teillebensraum - Landschaftseinheit, die nicht für alle alltäglichen Ansprüche eines Individuums/einer Familie die ausreichenden Requisiten enthält und daher allein keine dauerhafte Ansiedlung ermöglicht. Als Teillebensraum von Bibern/Fischottern werden z.B. isolierte, kleinere Seen, Teiche oder Feuchtgebiete angesehen. Es besteht demnach die Notwendigkeit regelmäßiger Wechsel und/oder Wanderungen in andere (Teil-) Lebensräume. Teilpopulation (Bestand) - landschaftlich abgrenzbarer Teil einer Population, der aufgrund seiner geringen Individuenzahl oder nicht ausreichender Lebensraumausstattung auf Dauer allein nicht überlebensfähig, sondern auf regelmäßige Wechsel bzw. Zuwanderung angewiesen ist („lokaler Bestand/lokale Population“ im Sinne der Eingriffsregelung). Teilweise urbane Flächen beinhalten sowohl urbane als auch nicht urbane Strukturen – hier im Umfeld einer Fallenreihe (s. nicht urbane und urbane Strukturen sowie Kap. 3.4.1, S. 37). TFP, Totfundpunkt - Geländepunkt, an dem mindestens ein totes Tier einer bestimmten Art gefunden wurde. überregional - Verbindungen, die deutlich über die Grenzen einer Landschaftseinheit hinausgehen und unterschiedliche Populationen betreffen (z.B. für Biber und Fischotter die Verbindung Elbe – Müritz über das Elde-System; die Verbindung der Biberpopulation(en) entlang der Elbe in deren Nebenflüsse und bis nach Tschechien). Die räumliche Zuordnung von Landschaftsteilen, die durch wirksame aber flächig nicht ausgedehnte Strukturen, wie Autobahnen ohne Unter- oder Überführung für Kleinsäuger, getrennt werden, ist nicht eindeutig. Ufer/-zone – Übergangszone zwischen Wasser und Land, die immer sowohl zum Wasser als auch zum Land gehört – sowohl als deren Begrenzung als auch als nicht trennbarer Bestandteil des gemeinsamen Lebensraumes. Dies gilt insbesondere für „semiaquatische“ Tiere (s. dort). Das U. ist damit je nach wechselnden Wasserständen variabel in der Lage, die Uferzone unterschiedlich breit. Unterelbe – auch untere Elbe; hier in Ergänzung zum Begriff „Oberelbe“ (s. dort) die gesamte Elbe unterhalb der Stadt Hamburg. 9 Urbane Strukturen - Als urban werden alle anthropogenen Strukturen eingestuft, die nicht als nicht urban (s. dort) charakterisiert sind. Dies sind alle bebauten, befestigten und/oder intensiv und regelmäßig durch Menschen genutzten oder gepflegten Strukturen oder ungenutzte, die als Kleinsäuger-Lebensraum zu klein sind. Dazu zählen insbesondere: * Gebäude (s.l., also auch verlassen, verfallen usw.), befestigte Verkehrsflächen; * Gartenbauflächen unter Glas oder Folie sowie solche, in denen der Boden mit Rindenmulch oder Folien bedeckt ist und/oder die Kulturpflanzen in Gefäßen angebaut werden (Pflanzschalen, Blumentöpfe...); * Flächen mit (fast) vollständig künstlichem Untergrund (z.B. Blocksteinschüttungen am Elbeufer, Splittflächen z.B. auf Parkplätzen, Lagerplätze von Firmen usw.); * Hafenanlagen einschließlich Sport- und Freizeitbootshäfen inkl. der zugehörigen ufernahen Lagerplätze; * Sport- und Freizeitflächen mit regelmäßig gepflegtem Kurzrasen wie Sportplätze, Hundeübungs- und -auslaufflächen mit Rasen, Reitplätze (s.str.) und Stallausläufe diverser Haustiere sowie auch aktuelle Hochwasserschutzanlagen wie Deiche inkl. Bermen und Deichwege (s. auch Kap. 3.4.1, S. 37); * Aktuell befüllte Spülflächen; Boden-, Kohle- und sonstige Lagerflächen von Schüttgut, Containern usw. Verluste - Abgänge aus einer (Teil-)Population durch Tod oder Dismigration (Emigration). Verteilung (Dispersion) – räumliche Anordnung von Individuen bzw. deren Aktionsräumen im Gebiet.*2 Vorfluter – (syn. Wettern) Ableitungsgräben von in einzelnen Meliorationsgräben oder Grabensystemen gesammeltem Wasser über größere Strecken (auch bis >10 km). Dabei erfolgt die Abführung des gesammelten Wassers in die Flüsse unter Ausnutzung der „Vorflut“, also des allgemeinen Gefälles der Landschaft und/oder mittels Pumpwerken. Dadurch können Flächen mit sehr geringem natürlichen Gefälle wirksam entwässert werden. Die über 8,5 km lange „Brookwetterung“ zwischen Borghorst und Schleusengraben Bergedorf ist strukturell ein typischer Vorfluter. V. sind oft mehrere Meter breit, als Trapez-Regelprofil ausgeführt, durch Regulierung permanent wasserführend mit Wassertiefen auch über 0,5 m und daher oft potentielle sekundäre Biberlebensräume – meist mit erhöhtem Konfliktpotential. Waldgraben – in Wald-/Forstgebieten angelegte Gräben, i.d.R. zur Abführung temporärer Überstauungen. Viele W. werden nicht mehr unterhalten und zeigen entsprechend starke Verlandungen. Als Biber- und Fischotterlebensraum sind diese daher meist ungeeignet, als Leitstruktur bei Wanderungen jedoch für viele Arten von Bedeutung. Waldpark – Innerstädtische Parkanlage, die durch geschlossene Waldbestände, z.T. mit nichtheimischen Baumund Straucharten, ohne (nennenswerte) Freiflächen wie Rasen, Wiesen o.ä., jedoch überwiegend mit Altholzbeständen gekennzeichnet ist (s. Park). Wanderung (Migration) - gerichteter Ortswechsel von Individuen oder (Teil-)Populationen aufgrund bestimmter, auf die ganze (Teil-)Population gleichmäßig wirkender Umweltfaktoren (z.B. Ablassen von Teichen, Vogelzug) “mit der Absicht” der späteren Rückkehr.*2 Wechsel - ± häufig von Individuen einer Art begangener Pfad, z.B. zur Überbrückung ungeeigneter Geländeabschnitte zwischen zwei hochwertigen Bereichen, auf lokaler Ebene im Kontext der normalen täglichen Aktivitäten. Wechseln - kleinräumige Ortsveränderung von Einzelindividuen innerhalb der Streifgebiete zur Erreichung der für die täglichen Bedürfnisse notwendigen Requisiten. Wettern – s. Vorfluter *1 *2 *3 *4 nach: ZÖPHEL (1994) nach: BOYE (1995) nach SCHERZINGER (1996) aus BERTELSMANN Lexikothek (1996) 10 Zusammenfassung Das vorliegende Gutachten wurde erstellt im Auftrag der Abteilung Naturschutz in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt Hamburg. Im gesamten Stadtgebiet von Hamburg wurden von Mai 2011 bis Januar 2014 das Vorkommen und die Verbreitung von insgesamt 23 Kleinsäugetier-Arten (alle vorkommenden Arten von Insektenfressern außer Fledermäusen sowie Nagetieren außer Nutria; s. Tab. 1, S. 16) untersucht. Außerdem wurden von diesen 23 Arten Informationen gesammelt zu Lebensräumen, Populationsdichten und –entwicklung, Körpermaßen und Reproduktion. An Hand aller gesammelten Informationen wurde versucht, die Bestandsentwicklung der Arten in Hamburg seit der Bearbeitung der letzten Roten Liste (DIMBINSKI et al. 2002) und ggf. notwendige Schutzmaßnahmen abzuleiten, die als eine Basis dienen für die Erarbeitung einer aktuellen Roten Liste und eines Atlas´ der Säugetiere Hamburgs. Der Schwerpunkt der Arbeit lag auf Fängen von Kleinsäugetieren mit Lebendfallen im gesamten Stadtgebiet von Hamburg, wobei die Auswahl der Fallenstandorte auf die Nachweise einer möglichst großen Artenzahl ausgerichtet war. Die Lebendfänge wurden mit weiteren Methoden kombiniert: Artnachweise aus Gewöllen von verschiedenen Eulenarten fließen mit deren Aufsammlung seit dem 1.1.2000 in die Darstellungen der Vorkommen ein. Darüber hinaus wurden alle sonstigen Hinweise auf Säugetiere notiert, also z.B. Spuren, Totfunde, Sichtbeobachtungen, Nester sowie Hinweise aus der Bevölkerung und aus der Literatur. In dem genannten Zeitraum gelangen im Stadtgebiet von Hamburg in 158 Fangreihen mit Lebendfallen in 9.811 Fallennächten insgesamt 1.933 Fänge von Kleinsäugetieren. Das entspricht durchschnittlich 19,8 Fängen/100 Fallennächte. Abzüglich der Wiederfänge waren dies 1.851 Kleinsäugetiere aus 12 Arten. Es konnten durch die Lebendfallenfänge aus 206 der 239 Rasterquadrate mit 2 km Kantenlänge auf der Karte von Hamburg Nachweise von Kleinsäugetieren aus der hier erarbeiteten Studie erbracht werden (s. Abb. 1, S. 2). Das sind 86,2 %. Zusammen mit den sonstigen Hinweisen liegen aus 226 der 239 Rasterquadrate von Hamburg Informationen über wenigstens einzelne Säugetiere vor, was 94,6 % entspricht. In das Artenkataster der Abteilung Naturschutz der BSU gingen aus der vorliegenden Untersuchung über 2.500 Datensätze mit Informationen zu den einzelnen Arten und Nachweisen ein, wobei die Anzahl der in den Gewöllen enthaltenen Hinweise der einzelnen Arten unberücksichtigt bleibt. Über die Kleinsäugetiere im engeren Sinne (s.str.) hinaus, die Inhalt der vorliegenden Studie waren (s. Tab. 1; S. 16), wurden alle sonstigen Nachweise von wildlebenden Säugetieren (mit Ausnahme von Rehen, Füchsen und Steinmardern) notiert, so dass insgesamt Hinweise auf 38 Arten aus dem Stadtgebiet von Hamburg enthalten sind. Alle erfassten Hinweise zu Artnachweisen stehen über das Artkataster der Abteilung Naturschutz zur Verfügung. Neben den Lebendfallen wurden in rund 250 Fallennächten Schlagfallen unmittelbar an Gewässerufern eingesetzt mit dem Ziel von Nachweisen der Schermaus. In diesen Schlagfallen konnten keine Schermäuse gefangen werden. Die Art konnte damit insgesamt über Totfunde, Beobachtungen und Gewölle nur 8mal in Hamburg nachgewiesen werden. Die Gewöllanalysen stellten eine wichtige Ergänzung zu den Lebendfängen und sonstigen Nachweisen dar. Innerhalb des vorliegenden Gutachtens sind Aussagen zu 22 der 23 in der Leistungsbeschreibung benannten Arten möglich. Nur vom Siebenschläfer wurden keine neuen Hinweise in Hamburg gefunden. 11 Unter den Daten sind die Erstnachweise von Feldspitzmaus und Hausspitzmaus für Hamburg seit den unklaren Hinweisen um das Jahr 1900 (DEMBINSKI et al. 2002). Allerdings lag der einzige Fund eines Feldspitzmausschädels in einem Eulengewölle nur rund 650 m entfernt zum niedersächsischen Elbeufer, so dass der Nachweis der Art in Hamburg noch nicht als sicher gelten kann. Von der Hausspitzmaus wurden 13 Tiere in Hamburg gefangen und ein Tier tot aufgefunden (G. SCHÄFERS, 06.07.2012). Darüber hinaus wurden 3 neue Vorkommen von Haselmäusen in Hamburg bekannt. Für das Umfeld der neuen Nachweise sowie der beiden bekannten Vorkommen aus anderen Quellen (HAAK 2012 sowie MICHALCZYK, pers. Mitt.) konnten Aussagen zur Habitatqualität erarbeitet werden. Alle Nachweise von Säugetieren werden zu den Fragen mit jeweils ausreichender Datenbasis ausgewertet. Dazu zählen bei den Lebendfängen der häufigen Arten Gelbhals- und Rötelmaus Hinweise zu populationsbiologischen Aspekten, Körpermaßen und Dichteschwankungen in den Jahreszeiten und Untersuchungsjahren. Die nur wenigen Hinweise auf z.B. Wasserspitzmäuse oder Schermäuse beschränken sich im Wesentlichen auf die Darstellung der Nachweise. Für Haselmäuse können Hinweise zum Monitoring und Schutz gegeben werden usw. Die Lebendfänge werden außerdem ausgewertet nach den bevorzugten bzw. gemiedenen Strukturen, in denen die Arten gefangen werden konnten. Dabei zeigt sich für eine Reihe von Arten in Hamburg ein anderes Nutzungsbild von Geländestrukturen als die oftmals in der Literatur beschriebenen. Es ergibt sich eine z.T. deutliche Bevorzugung von dynamischen Lebensräumen wie Wald-OffenlandKomplexen, Brachen mit Pionierwaldstadien, Auen im Tideneinflussbereich der Elbe usw. durch eine Reihe von Kleinsäugerarten, während langlebige, stabile Lebensräume wie Erholungswälder, Bruchwälder, Parks und Friedhöfe eher gemieden wurden. Die Kleinsäugervorkommen profitieren dabei insgesamt von der „grünen Stadt“ Hamburg und den Nutzungsaufgaben von Flächen sowie von der Dynamik lokaler Flächen inklusive des Umbaus in Spülflächen und Gewerbegebieten, jedoch nur in Verbindung mit ebenfalls dynamischen, großflächigen, nicht urbanen Lebensräumen. Im eigentlichen städtischen Landschaftsraum fallen die meisten der in Hamburg nur selten gefangenen Arten fast vollständig aus und es gibt neben den häufigen Gelbhals- und Waldmäusen (und der Wanderratte) kaum andere Nachweise. Auch die zweithäufigste gefangene Art, die Rötelmaus, fehlt im urbanen innerstädtischen Bereich sowie in weiten Teilen des Hafens (fast) vollständig. Hier wurden praktisch nur noch Wald- und Gelbhalsmäuse gefangen – und zwei der vier Fang-/Fundorte der Hausspitzmaus liegen hier. Außerdem werden schwerpunktmäßig die Fänge, weniger die sonstigen Nachweise aus Hamburg, in den Kontext der nachgewiesenen Artenzahlen im angrenzenden Schleswig-Holstein gestellt (Kap. 4.5.2.5; S. 102). Im Blickpunkt dieser Auswertungen standen die Artengemeinschaften und Artenzahlen in Bezug zu den verfügbaren Lebensraumgrößen. Für Niedersachsen lagen keine aktuellen Daten dazu vor. Dabei stellte sich heraus, dass es einerseits eine Zunahme der gefangenen Artenzahlen und Fangdichten vom Stadtzentrum zur Peripherie von Hamburg gibt, was besonders im Südwesten, Südosten und Osten der Stadt deutlich wird. Dies ist um so ausgeprägter, je größer die nicht urbanen Landschaftsräume in Hamburg bzw. beidseitig der Ländergrenze sind. Einen Schwerpunkt der Artenzahl und Fangdichten bilden dabei die Vier- und Marschlande als größte Kulturlandschaft innerhalb von Hamburg mit fast unverbautem Kontakt zu unverbauten Landschaften in SchleswigHolstein und Niedersachsen. Die Lebensraumgröße auf der Landschaftsebene scheint der entscheidende Faktor für die Artenvielfalt zu sein neben dem Verbund über nicht urbane Bereiche. 12 Anthropogen überprägte Teil-Flächen ohne aktuelle Nutzung, aber mit hoher Dynamik stehen dem nicht entgegen, wenn im Umfeld große unverbaute Flächen liegen. Nicht urbane, jedoch vollständig umbaute Strukturen wie Parks und Friedhöfe (auch in großer Ausdehnung wie der rund 390 ha umfassende Ohlsdorfer Friedhof, oder die langlebigen Waldparks, z.B. der Wandsbeker Gehölze in Marienthal), haben dem gegenüber keine erhöhte Artenzahl und Individuendichten in den Fängen erbracht. Zum anderen zeigte sich, dass mit den verwendeten Methoden keine Hinweise auf einen funktionierenden Habitatverbund für die betrachteten Kleinsäugerarten entlang von Fließgewässern (Alster, Wandse, Bille) bzw. Verkehrstrassen (A 07, A 25, Bahnlinie Reinbek-HH) vom Umland in das Zentrum von Hamburg nachzuweisen war. Davon fallen 2 Ausnahmen besonders auf: a) An den Ufern der Elbe ließen sich auch im inneren Hafenbereich vereinzelt Arten neben den sonst im urbanen Landschaftsraum überwiegenden Wald- und Gelbhalsmäusen nachweisen, darunter die Zwergmaus und das Mauswiesel. Auch für Biber funktioniert der Verbund über die Elbe, wie Nachweise unterhalb (stromabwärts) von Hamburg bereits um das Jahr 2000 belegen (BORKENHAGEN 2011). b) Die Wanderratte dürfte sich als einzige Art fast uneingeschränkt entlang aller verbindenden Strukturen ausbreiten, da für die Tiere kaum ein lineares Element ein Hindernis darstellt. Die Ergebnisse münden insgesamt in eine umfassende Methodendiskussion sowie die Beschreibung der Situation der Arten in Hamburg in eigenen Artkapiteln. Es wird ausführlich diskutiert, wie die Dynamik in der spezifischen Situation von Hamburg als Millionenstadt mit Seehafen und traditionellem Obst- und Gemüseanbau sich auf verschiedene Kleinsäugerarten auswirken kann. Derzeit befinden wir uns in einem Prozess der Umstrukturierung der Landnutzung, der durch einen Generationenwechsel bei Landwirten, Gärtnern und Klein- und Hausgartennutzern sowie auch einen Umgestaltungsprozess in Industrie und Handel bedingt ist. Aus diesem Neugestaltungsprozess heraus ergeben sich in Hamburg derzeit in sonst für Städte ungewöhnlicher weise an zahlreichen Stellen aufgelassene Flächen, die zusammen mit den Kultur- und Naturschutzflächen die Lebensraumstrukturen für zahlreiche Kleinsäugerarten bilden können. In einem Stadtstaat wie Hamburg ist jedoch der Nutzungsdruck auf alle Flächen sehr groß, so dass die Möglichkeit einer Überbauung oder sonstigen flächigen Veränderung für viele Flächen jederzeit in Betracht gezogen werden muss. Aus der Zusammenstellung der aktuellen Ergebnisse zu Kleinsäugetieren in Hamburg werden für die einzelnen Arten ggf. Vorschläge für Schutz- und Monitoringmethoden und –flächen abgeleitet. Ein Kriterium zur Beurteilung der Notwendigkeit des Schutzes auch von Kleinsäugerarten ist die Betrachtung der durch die Arten genutzten Lebensraumstrukturen. Besonders auffällig ist dies bei Hasel- und Zwergmäusen, aber auch bei den in Hamburg nachgewiesenen Hausspitzmäusen oder etwa bei der Wasserspitzmaus. Für Arten mit enger Bindung an bestimmte Strukturen lassen sich einerseits Schutzmöglichkeiten leichter ableiten, die Arten sind jedoch andererseits schneller vom Verschwinden der benötigten Strukturen betroffen. 13 1 Einleitung Die Kombination der Roten Liste als Abbildung des Standes der Gefährdungen der einzelnen Arten mit dem Artenhilfsprogramm als Planungsinstrument für konkrete Schutzmaßnahmen für Säugetiere hat in Hamburg bereits Tradition. In den Jahren 1985 und 2002 konnte jeweils der aktuelle Wissensstand zusammengefasst werden (GILLANDT et al. 1985, DEMBINSKI et al. 2002), wobei für die Rote Liste 2002 nur eine geringe Anzahl von Fängen möglich war. Im Jahre 2009 wurden nach intensiver Diskussion mit den Ländervertretern, Artspezialisten und dem BfN erstmals einheitliche Vorgaben für die Einstufung der Arten in die einzelnen Gefährdungskategorien der Roten Listen für alle Bundesländer erarbeitet (HAUPT et al. 2009), so dass nunmehr bis auf sehr spezifische regionale Besonderheiten die Gefährdungsstufen der einzelnen Bundesländer gut vergleichbar sein sollten. Um sich diesem Standard anschließen zu können, wurde im Jahre 2010 für die Kleinsäugetiere von der Zwergspitzmaus bis zur Wanderratte sowie den Biber (s. Tab. 1, S. 16) durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg eine aktuelle Erfassung beauftragt. Ein weiterer Aspekt ist die allgemein gestiegene Dynamik der Entwicklung der Stadt und v.a. des Hafens sowie der gesellschaftlichen Veränderungen. Es schein daher wünschenswert und notwendig, den aktuellen Stand der Vorkommen, Verbreitung und der Gefährdung der Kleinsäugetiere in Hamburg nach über17 bis 30 Jahren erneut zu erfassen. Die Ergebnisse der dafür erfolgten umfangreichen Fallenfänge sowie Gewölluntersuchungen, Befragungen und sonstigen Datensammlung werden hiermit vorgelegt. Die Ergebnisse können damit eine der Grundlagen bilden für die Diskussion über den neu zu erarbeitenden Atlas der Säugetiere Hamburgs und die aktuelle Roten Liste der Säugetiere der Stadt nach den einheitlichen Bewertungskriterien aller Bundesländer in Deutschland. 1.1 Mithilfe von Personen und Institutionen Eine flächenhafte Kartierung von Kleinsäugetieren in einem so dicht besiedelten und genutzten Gebiet wie Hamburg ist ohne die bereitwillige Hilfe und Unterstützung zahlloser Anlieger, Grundstücksbesitzer, Flächennutzer, Behördenvertreter und sonstiger Personen nicht zu realisieren. Die Reaktionen auf unser Vorhaben unter den angesprochenen Bürgern waren sehr unterschiedlich und reichten von bereitwilliger, aktiver Unterstützung über großes Interesse, ignorierende Toleranz bis zu offenem Kopfschütteln („Was machen Sie – Mäuse fangen!?“). Zahlreiche der Bürger, die ihre Beobachtungen bereitwillig mitgeteilt oder das Projekt auf andere Art unterstützt haben, sind anonym geblieben. Stellvertretend für alle sind nachfolgend eine Reihe benannt. Allen Mitwirkenden sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Herr Henning BEEKEN, FRAU BEEKEN, HH Hof Eggers in der Ohe Firma BEHRENS, Elektromeister, HH Neuenfelde Herr Günther DAHN, Tischlermeister, HH Neuengamme, Feldstegel Frau B. DENTLER, Freiluftschule Moorwerder Hauptdeich Herr Arne DREWS, Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume SH Hans Arild EBERSBACH, Runow FRAU EGGERS, Herr Georg EGGERS, HH Hof Eggers in der Ohe Frau Sina EHLERS, Kiel Blumengeschäft FAHJE HH Neuenfelde-Hasselwerder, Organistenweg Mitarbeiter der Friedhofsverwaltungen und Friedhofsgärtnereien Finkenriek, Holstenkamp, Ohlsdorf, 14 Frau Micky FUCHS, HH Wellingsbüttel, Strengesweg Bambus-Manfred GERSTNER, HH Altona, Schomburgstraße Heike & Carsten GÖTZ, HH Sasel , Norder Ohe Herr A. HAAK, Seester Bäckerei und Pension/Hotel HARDEN, HH Altengamme, Altengammer Elbdeich Herr HARTMANN, Naturschutzamt Duvenstedter Brook Herr Dr. Veit HENNING, Universität Hamburg Fam. HEUCK, HH Schnelsen, Vielohkamp Dr. Th. HOFMANN, Dessau Stefan KAISER & Mitarbeiter, Dogville-Festivalgelände, HH Wilhelmsburg, Alte Schleuse Mitarbeiter Kirchgemeinde St. Gertuden-Kirche, HH Hohenfelde Frau Astrid KIENDL, HH Herr Manuel KRAUSE, HH, Fischbeker Heideweg Mitarbeiterin von K+S-Transport GmbH HH, Blumensand Herr Dirk LÄMMEL, Kratzeburg Herr Frederik LANDWEHR, HH, Naturschutzhaus Boberger Niederung; Loki-Schmidt-Stiftung Herr Guntfried LUCHT, Druckerei Lucht, HH, Sinstorfer Kirchweg Herr Ch. MÜHLENFELD, HH Curslack, Foortstegel, Herr Dr. R. MULSOW, Sasel Herr Klaus MÜNKNER, Leiter Diensthundeschule, HH Altengamme, Borkhorster Hauptdeich Herr André NICKELS, HH, Wasserwerke Curslack Frau Karin OBERG, Hohnstorf Verschiedene Obst-Bauern in der Süderelbmarsch Frau Iris Pertzlaff, Universität Hamburg Frau Astrid REUTER; HH, Tatenberger Deich Herr Jean-Jacques RIPOCHE, Escheburg, Kiefernweg Frau Carin SCHOMANN, HH Altengamme, Altengammer Elbdeich Herr Michael SCHORIES, Hamburg Port Authority, Deponie Francop Herr SCHULZE, HH, Forstrevier Eißendorf, Vahrendorfer Stadtweg Dr. B. SCHULZ, Stiftung Naturschutz SH Herr A. STRAIB, Freiluftschule Moorwerder Hauptdeich Frau STREICH, HH Rissen, Meistersingerweg Herr Prof. Dr. M. STUBBE, Hausneiendorf Hamburger Tierschutzverein, HH, Süderstraße Via Vereinigung Integration und Assistenz e.V., HH, Neuengammer Hausdeich 127 Frau Esther VERJANS, Universität Hamburg Herr Klaus VOß, Escheburg Wasser- und Wirtschaftsämter der Hamburger Bezirke Fam. WENDT, HH Volksdorf, Heckenrund Herr K. WESOLOWSKI, Naturschutzstation Duvenstedter Brook, HH Karla Annika ZSCHEILE, Runow Kristin ZSCHEILE, Runow ... 15 Tab. 1: Liste der im vorliegenden Gutachten bearbeiteten Säugetierarten laut Auftrag durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg, Amt f. Natur- & Ressourcenschutz Deutscher Name Ordnung Insektenfresser Familie Igel Igel (Braunbrustigel) Familie Spitzmäuse Waldspitzmaus Zwergspitzmaus Wasserspitzmaus Feldspitzmaus Hausspitzmaus Familie Maulwürfe Maulwurf Ordnung Nagetiere Familie Hörnchen Eichhörnchen Familie Biber Biber Elbebiber Familie Mäuseartige Unterfamilie Wühlmäuse Rötelmaus Aquatische Schermaus Bisam Erdmaus Feldmaus Unterfamilie Echte Mäuse Zwergmaus Brandmaus Gelbhalsmaus Waldmaus Wanderratte Hauratte Westliche Hausmaus Familie Schläfer Siebenschläfer Haselmaus Wissenschaftlicher Name Insectivora Erinaceidae Erinaceus europaeus Soricidae Sorex araneus Sorex minutus Neomys fodiens Crocidura leucodon Crocidura russula Talpidae Talpa europaea Rodentia Sciuridae Sciurus vulgaris Castoridae Castor fiber Castor fiber albicus Muridae Arvicolinae Myodes glareolus Arvicola amphibius Ondatra zibethicus Microtus agrestis Microtus arvalis Murinae Micromys minutus Apodemus agrarius Apodemus flavicollis Apodemus sylvaticus Rattus norvegicus Rattus rattus Mus domesticus Myoxidae Glis glis Muscardinus avellanarius Artautor LINNE, 1758 LINNÉ, 1758 LINNE, 1766 (PENNANT, 1771) (HERMANN, 1780) (HERMANN, 1780) LINNÉ, 1758 LINNÉ, 1758 LINNÉ, 1758 MATCHIE, 1907 (SCHREBER, 1780) (LINNÉ, 1758) (LINNÉ, 1766) (LINNE, 1761) (PALLAS, 1778) (PALLAS, 1771) (PALLAS, 1771) (MELCHIOR, 1834) (LINNÉ, 1758) (BERKENHOUT, 1769) (LINNÉ, 1758) SCHWARZ & SCHWARZ, 1943 (LINNÉ, 1766) (LINNÉ, 1758) 16 2 Untersuchungsgebiet Die Untersuchungen über das Vorkommen der Kleinsäugetiere erstreckten sich auf das gesamte Stadtgebiet der Freien und Hansestadt Hamburg ausschließlich der nicht bearbeiteten Exklaven Nordseeinseln Neuwerk, Nigehörn, Scharhörn und Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. 2.1 Hamburg als Stadt der Menschen Die Freie und Hansestadt Hamburg liegt als eigenes Bundesland im Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland (Abb. 3) an beiden Ufern der Elbe im Bereich der Unterläufe und Mündungen der Alster und der Bille in die Elbe. Abb. 3: Lage des Bundeslandes Hamburg im Nordwesten Deutschlands, aus www.hamburg.de Im November 2012 lebten gut 1,814 Millionen Menschen in Hamburg. Damit hat die Stadt als eigenes Bundesland mit rund 2.400 Einwohnern/km 2 eine Bevölkerungsdichte, die gut zehnmal so hoch ist wie im Bundesdurchschnitt mit 226 EW/km2 ( http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg). Hamburg ist die zweitgrößte Stadt Deutschlands und die sechstgrößte der Europäischen Union. Das ebenfalls dicht besiedelte Umland von Hamburg wird mit der Stadt zusammen als eine von elf Europäischen Metropolregionen in Deutschland betrachtet, in der insgesamt rund 4,3 Millionen Menschen leben. Die älteste urkundliche Erwähnung von Hamburg stammt aus dem 7. Jahrhundert. Hamburg ist mit Lübeck einer der Gründungsorte der Hanse, was mit einem Vertrag zwischen beiden Städten aus dem Jahr 1241 belegt ist. Der Hamburger Hafen ist die wesentliche Stütze der Wirtschaft der gesamten Region. Er ist der größte deutsche Seehafen und zählt zu den 20 größten Containerhäfen weltweit. Dies bedingt eine sehr große Dynamik der Anpassung an die international üblichen Schiffsgrößen, Container-Umschlagzeiten, den Zu- und Weitertransport der Waren auf Bahn und Straße sowie auf der Elbe usw. Mit den nachgeordneten Einrichtungen (Zoll, Verkehr, Fremdenverkehr und v.a. Güterumschlag, -lagerung, -verarbeitung und -verteilung über andere Verkehrswege) prägt der Hafen im weitesten Sinne die Gestaltung großer Bereiche entlang der Elbe, der Autobahnen und Bahntrassen in der Stadt und in 17 deren Umfeld (Abb. 5, S. 19). Der Seehandel bestimmt damit bis heute die Stadt in praktisch allen Aspekten. Hamburg ist neben dem Hafen ein Verkehrs-, Wirtschafts-, Bildungs-, Forschungs-, Kultur- und Tourismuszentrum. So werden über 110 Mio Tagesgäste (das sind über 301.000/Tag) und 9,5 Mio Übernachtungen pro Jahr angenommen (alle Zahlen aus http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg). Zum Vergleich: im Flächen- und Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern wurden im Rekord-Jahr 2014 rund 28,7 Mio Übernachtungen gezählt (EXPRESS 9/23). Die Verwaltung der Stadt ist in sieben Bezirke gegliedert (Abb. 4). Die Bezirke beinhalten insgesamt 104 Stadtteile. Abb. 4: Die Gliederung der Stadt Hamburg in sieben Stadtbezirke, aus www.hamburg.de. 18 Abb. 5: Der Hafen prägt praktisch alle Bereiche der Stadt Hamburg (Övelgönne). 2.2 Hamburg als Stadt der Parks und Gewässer Neben der Elbe, die sich im Stadtgebiet in Norder- und Süderelbe - jeweils mit diversen Nebenarmen (im weiteren Sinne - s.l.) im Hafen - aufteilt, prägen Alster, Wandse und die Bille mit ihren Nebengewässern sowie die Gose Elbe und die Dove Elbe als Elbe-Altläufe mit zahllosen Kanälen, Teichen, Vorflutern und sonstigen Gewässern wesentliche Teile der Stadt. Dies wird um so deutlicher, als die Elbe trotz der rund 110 km Entfernung zur Elbemündung durch den Tidenhub der Nordsee geprägt ist. Der Tideneinfluss wird durch das Stauwerk Geesthacht unmittelbar oberhalb von Hamburg technisch beendet, was sich bei Sturmflut und (gleichzeitigem) Hochwasser der Oberelbe (s. Begriffe, S. 6ff) durch höhere Wasserstände im Stadtbereich von Hamburg auswirkt. Außerdem bewirkt die Vertiefung der Fahrrinne der Elbe für größere Schiffe bis zum Hamburger Hafen eine Erhöhung der bei (Sturm-)Flut einlaufenden Wassermenge. Der Tideneinfluss mit den (un-) regelmäßigen Überschwemmungen war schon in historischer Zeit Anlass für diverse Deichbaumaßnahmen. So zeigt eine Karte mit der Gewässerführung um das Jahr 1200 noch keine Deiche (Abb. 6). Vom 13. bis in das frühe 15. Jahrhundert ereigneten sich mehrere Sturmfluten, wodurch sich z.T. drastische Veränderungen der Wasserführung der Elbe sowie der Landstruktur ergaben einschließlich Neubildungen und Umlagerungen von Inseln. Daher wurde zwischen 1412 und 1600 auf einigen Inseln und in elbnahen Bereichen mit der Eindeichung der damaligen menschlichen Siedlungen und dem zugehörigen Land begonnen (s. „Altes Land“, „Neues Land“, Moorburg, „Ochenswärder“, „Kirchwärder“, „Neue Gamme“ usw. - Abb. 7, beide Karten aufgenommen in der Kirche Altenwerder; alle Angaben aus der Ausstellung in der Kirche, die Quellen waren nicht benannt). 19 Abb. 6: Karte der Elbe mit Inseln im Raum „Hamborch“ um das Jahr 1200. Abb. 7: Karte der Elbe mit Inseln im Raum „Hamburg“ um das Jahr 1600. Sehr deutlich sichtbar sind die Eindeichungen der Siedlungen Finkenwärder, Haarburger Neue Land, Reitbrook, Neue Gamme usw. Beide Bilder aus der Ausstellung in der Kirche Altenwerder im Juli 2013, ohne Quelle. 20 Die systematische Verlängerung und Verbindung der Deiche entlang der Flussarme führte bis heute zu einer weitreichenden Ausdeichung der Gewässer, also der Elbe selbst und zahlreicher Nebengewässer in den Marschen und flachen Stadtbereichen. So prägen noch heute z.T. in mehreren Kilometern Entfernung von der Elbe Deichanlagen und Gewässer die Siedlungs- und Nutzungsstruktur der Landschaften, die durch die Wasserstände der Elbe beeinflusst sind oder waren (Abb. 8). Die Entfernung der bestehenden Deiche zur Elbe beträgt z.B. am Curslacker Deich, am Neuengammer Hausdeich usw. über Land 6,1 km (Luftlinie); entlang der Doven Elbe über 10 km zum Hauptstrom der Elbe. Zur Verhinderung des Eindringens von Hochwasser in die nachgeordneten Gewässer sind einerseits eine Reihe von Sperrwerken bzw. Schleusen notwendig, andererseits bedarf es zur Regulation der Wasserstände binnendeichs zahlreicher Pumpwerke. Abb. 8: Prägung der Wege-, Siedlungs- und Nutzungsstruktur in den Marschen durch Deiche am Beispiel Dove Elbe Neuengamme, hier in deutlich mehr als 10 km Entfernung von der Elbe (entlang der Gewässer; Ausschnitt DGK5, © Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung, Hamburg). Innerhalb der Marschen Reitbrook liegen Bereiche mit Höhen von z.T. unter 1 m üNN; im Cranzer Feld sogar auf Meeresniveau; Binnen- und Außenalster bei 3 m üNN (alle Angaben aus den DGK5); was den Einfluss von Wasser, der Tiden und ggf. von Sturmfluten in diesen Flächen nachdrücklich unterstreicht. Zu den ursprünglich natürlichen Gewässern kommen ungezählte Kanäle, begradigte alte Flussläufe, Baggerseen und sonstige künstliche bzw. stark überformte Gewässer, die z.T. historische Bedeutung im Warentransport vom Hinterland zum Seehafen haben bzw. hatten oder durch Materialentnahme für den Deichbau und die Stadtentwicklung entstanden sind. Auch für die Erschließung von Landwirtschafts- und Gartenbauflächen wurden zahllose Gräben und Vorfluter in den Marschen beidseitig der Elbe angelegt. 21 Dies bedingt, dass Hamburg die „Brückenhauptstadt Europas“ ist und mehr Brücken hat als Amsterdam, Venedig und London zusammen (http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg). Die vielfältigen Formen der Gewässer sind oftmals mit ihren Ufersäumen Kernbereiche zahlreicher der rund 85 (!) größeren Parks und weiterer Grüngürtel der Stadt. Hinzu kommen z.T. großflächige Friedhöfe sowie Säume entlang von Verkehrstrassen. Insbesondere letztere können jedoch einer hohen Dynamik unterliegen (s. Kap. 4.5.1.1.1, S. 88). Einige der Parks, wie z.B. die Wandsbeker Gehölze (Marienthal), beherbergen über lange Zeiträume kontinuierlich Gehölzbestände und auch Bäume in Altersklassen, wie sie in der heutigen Forstwirtschaft andern Orts auf Grund der Nachfrage nach Holz nicht mehr oft zu finden sind. Dies sollte sich in der Fauna solcher Waldinseln widerspiegeln. Andere Parks und Grünflächen sind systematisch in den letzten Jahrzehnten neu angelegt worden oder aus anderen Nutzungsformen hervorgegangen, wie z.B. der alte Bahndamm Billwerder, der Lise-Meitner-Park oder das Park- und Erholungsgelände am Osdorfer Born. 2.3 Klima Das Klima ist durch die relative Nähe zur Nord- und Ostsee überwiegend atlantisch geprägt und damit relativ warm und feucht. Die mittleren Tageshöchst- und -tiefsttemperaturen im Jahresverlauf betragen 12,8°C bzw. 5,3°C. Damit ist das Klima in Hamburg winterwärmer und sommerkühler als im Durchschnitt in Deutschland (mit −0,5°C im Januar und 16,9°C im Juli; http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland#Klima). Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt mit 772,7 mm nur etwas unter dem Durchschnitt für Deutschland mit 789 mm. Die höchsten Niederschläge fallen in Hamburg im Sommer und Herbst, die meisten Regentage liegen jedoch im Dezember und Januar. Februar und April sind vergleichsweise trocken. Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit beträgt rund 80 %. Alle Angaben zu Hamburg aus DWD www.wetterkontor.de über Wikipedia (s.o.). 2.4 Böden, Vegetationsformen und Landnutzung Die Elbe wird in Hamburg durch Marschen begleitet, die als ehemalige Überschwemmungsflächen des Flusses entweder Niedermoor-Standorte und/oder in kleinräumigem Wechsel durch Auenlehme und Sandablagerungen geprägt sind. Dadurch wird noch heute die Nutzung der Flächen durch Landwirtschaft bzw. Gartenbau bestimmt. Beide sind abhängig von der Regulation der Wasserstände in den zahllosen entwässernden Gräben und Vorflutern, da sonst zumindest bei Elbehochwasser Qualmwasser die Bewirtschaftung – und Besiedlung - stark beeinträchtigen würden. Dem gegenüber stehen die Spülflächen, auf denen Sediment aus der Elbe (s.l.) zur Vertiefung und Freihaltung der Fahrrinnen und des Hafens abgelagert wird. Die höher gelegenen Geestflächen und elbfernen Stadtteile sind einerseits durch Sand- und Geröllablagerungen der Gletscher der letzten Eiszeit(en) gebildet. Hier stocken neben Landwirtschaftsflächen je nach Standort unterschiedlich große arme Kiefernwälder bis artenreiche Eichen- oder Buchenwälder. In niedrigeren, feuchteren Bereichen finden sich unterschiedlich geprägte Bruch- und Moorwälder und -wiesen. Die höchste Erhebung der Stadt ist mit 116 m üNN der Hasselbrack in den Harburger Bergen südlich der Elbe als Sandhügel. Die durchschnittliche Höhe der Stadt wird mit 6 m ü. NN angegeben (http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg ). 22 Entsprechend der Heterogenität der Böden sind für Hamburg ganz unterschiedliche Vegetations- und Nutzungsformen typisch: Im Norden die Bruch- und Wiesenlandschaften des Duvenstedter Brooks mit eingestreuten bzw. randlichen Feldern und Bruchwaldbereichen und dem Wohldorfer Wald; im Süden die Buchen- sowie Kiefern- und sonstigen Nadelwälder; entlang der oberen Elbe die durch Gartenbau und Landwirtschaft geprägten Marschen sowie entlang der unteren Elbe die durch Obstbau geprägte Süderelbmarsch mit Auenlehm und Niedermoor. Zusammen mit den Parks, Friedhöfen und Grüngürteln entlang von Verkehrstrassen und Gewässern ist Hamburg damit insgesamt eine außerordentlich grüne Stadt (s. Abb. 5, S. 19; Abb. 9, S. 24). Dennoch ist Hamburg als Großstadt in erster Linie menschlicher Siedlungsraum. Rund 39,0 % der in der Biotopkartierung aufgenommenen Flächensummen sind bebaut. Der Flächenanteil der nicht urbanen Flächen ist mit 41,94 % insgesamt jedoch größer als der der bebauten Fläche der Stadt (vgl. Tab. 2). Auf Grund der begrenzten Flächengröße von Hamburg besteht ein großer Druck auf zahlreiche unbebaute Flächen zur Umwidmung sowohl für Wohnbebauung als auch für Industrie- und Gewerbegebiete. Dabei spielt der Hafen mit der nachgeordneten Logistik und der im weitesten Sinne zugehörigen Industrie immer eine große Rolle. So sind z.T. historische Siedlungsgebiete entlang der Elbe, wie z.B. Altenwerder, für den Hafen (s.l.) aufgegeben worden. Die Flächennutzung unterliegt damit im gesamten Stadtgebiet einer hohen Dynamik (s. Kap. 4.5.1.1, S. 87). Tab. 2: Anzahl, Flächengrößen und Anteile der bebauten, urbanen und nicht urbanen Flächen Hamburgs als Flächensummen aus dem Biotpkataster der Abt. Naturschutz der BSU Anzahlen und Flächensummen Anzahl Flächen n [ha] Anzahl bebauter Flächen 7.912 Anzahl Bebauungstypen 35 Summe bebauter Flächen 29.201,40 Summe urbane Flächen 43.402,38 Summe nicht urbane Flächen 31.354,42 Summe HH 74.756,79 Summe HH * 75.526,00 * aus http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg Anteile [km2] [%] 292,01 434,02 313,54 747,57 755,26 39,06 58,06 41,94 100 Die allermeisten nicht urbanen Bereiche Hamburgs sind anthropogen geformt bzw. überprägt und auf allen Grünflächen liegt ein hoher Freizeit- und Erholungsdruck. Das betrifft praktisch alle Formen von Freizeitnutzung: neben diversen Kinderspielplätzen verschiedene Formen von Bootssport; Segel- und Motorflug; diverse Reiterhöfe und Rennplätze; Hundeplätze und –auslaufstrecken; Jogging; Fahrradsport; diverse an Sportplätze oder Laufstrecken gebundene Sportarten wie z.B. Fußball, Golf, Tennis; Badestellen; Angeln und vieles andere mehr. In Hamburg gibt es außerdem (http://www.kleingarten-hh.de, rund 330 Kleingartenvereine MAIRDUMONT 2010) und mit eine über 33.000 unbekannte Parzellen Zahl von Gartengrundstücken. Alle Grünflächen sind also auch durch die mehr oder weniger ständige Präsenz von zahlreichen Menschen geprägt. 23 Abb. 9: Verteilung größerer nicht urbaner Bereiche im Stadtgebiet von Hamburg an Hand der Biotopkartierung. Die Benennung der Rasterfelder erfolgt nach den Nord-Südlinien mit A, B, C bis U; sowie nach den West-Ost-Linien mit 01, 02 usw. (Bsp.: der westlichste Bereich von Hamburg liegt in A 10). 24 3 Methoden 3.1 Einteilung in Rasterquadrate Über das gesamte Stadtgebiet von Hamburg wurden Planquadrate mit 2 km Kantenlänge gelegt (s. Abb. 9, S. 24). Die Rasterquadrate dienten der Auswahl der Fallenstandorte und der räumlichen Zuordnung der Artnachweise. Die Lage der Rasterlinien entspricht der DGK5-Rasterung mit den Gauß-Küger-Koordinaten 3548000, 3550000 usw. der Rechtswerte in West-Ost-Richtung sowie 5956000, 5954000 usw. in Nord-SüdRichtung für die Hoch-Werte. Für die Raster wird wegen der besseren Handhabbarkeit folgende Bezeichnung verwendet: Die jeweils westliche Linie in Nord-Süd-Richtung wird mit dem laufenden Buchstaben, die jeweils nördliche Linie in West-Ost-Richtung mit der laufenden Zahl für das Feld südöstlich davon benannt (s. Abb. 9, S. 24). Aus technischen Gründen (z.B. Auswertbarkeit in Excel) werden einstellige Zahlen als 01 bis 09 geschrieben. So liegt beispielsweise der westlichste Teil von Hamburg in A 10 (Raster 3548000; 5938000), der östlichste in U 16 (Raster 3588000; 5926000). Die Benennung der Rasterfelder ist namengebend für die Bezeichnung der Fangstrecken der Kleinsäuger. Bei Fangstrecken, die über die Grenze zweier Rasterfelder gestellt wurden, ergibt sich entsprechend die Bezeichnung z.B. L 13_M 13 oder A 08_A 09 (Abb. 1, S. 2). 3.2 Erfassungen der Kleinsäugerfauna im Stadtgebiet von Hamburg 3.2.1 Auswahl der Fangstrecken Die systematischen Erfassungen der Kleinsäugetiere erfolgten durch Fänge mit Lebendfallen. Dazu wurden in jedem 2-km-Quadrat mit größeren Anteilen nicht urbaner Lebensräume mindestens eine Fangstrecke für zwei Fangnächte in den nicht urbanen Strukturen platziert. An Hand der Karten und der Luftbilder, vor allem aber aus den über 18.000 shapes der nicht urbanen Biotoptypen für das Stadtgebiet von Hamburg (Biotopkataster der Abt. Naturschutz) wurden dazu für die Fangstrecken vorab Suchbereiche für mögliche Fallenstandorte ausgewählt. Diese betrafen in der Regel möglichst heterogene Geländeabschnitte, die auf kleinem Raum mehrere verschiedene Biotoptypen beinhalten. Diese lagen bevorzugt in Eichenwäldern (alle Ausprägungen), Auwäldern (alle Ausprägungen inkl. Weidenwäldern (WW)) sowie sonstigen Gehölzbeständen. Die endgültige Auswahl der Lage der Fangstrecken erfolgte jedoch erst bei Kontrollen nach dem Augenschein vor Ort in solchen Strukturen, die die höchste Arten- und Individuendichte versprachen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass innerhalb der Waldflächen auch offene Bereiche mit befangen bzw. Waldrandbereiche mit einbezogen werden konnten. In Gebieten mit überwiegend landwirtschaftlicher und/oder gärtnerischer Nutzung wurden außerdem fallweise Wiesen bzw. Felder systematisch einbezogen, indem die Fangstrecken regulär von Gehölzen in diese hinein bzw. parallel zu deren Rändern gelegt wurden. Entsprechend wurden in größeren Waldbereichen die Fangstrecken ausschließlich im Wald gestellt. Da Hamburg insgesamt eine stark durch Gewässer verschiedener Ausprägung charakterisierte Stadt ist (vgl. Kap. 2.2, S. 19), wurden auch Gewässerufer sowie Bruch- und Niedermoorbereiche gezielt in die Auswahl der Fallenstrecken einbezogen, wobei eine Fangstrecke (teilweise) entlang eines 25 Gewässerufers oder auch gezielt quer dazu verlaufen konnte. Im Tideneinflussbereich wurde den wechselnden Wasserständen Rechnung getragen. Bei der Auswahl der Fangstrecken spielten auch praktische Erwägungen, wie etwa deren Zugänglichkeit eine Rolle, da die Kontrollen zum Wohle der gefangenen Tiere schnell und effizient erfolgen sollten. Aus dem Biotopkataster der Stadt ergaben sich rund 180 Raster mit nennenswerten nicht urbanen Flächenanteilen an Hamburg. Diese sind im Vergleich zu den urbanen Bereichen a) besser zu bearbeiten und ließen b) ein größeres Artenspektrum an Kleinsäugetieren erwarten. Es bestand die Bestrebung, wo immer möglich die Fangstrecken über die Grenzen von mind. zwei benachbarten Rasterfeldern zu legen, so dass beide Raster mit etwa der gleichen Anzahl an Fallen bestückt werden konnten. Bei möglichst 40 Fallen je Fangreihe ergaben sich daraus rund 20 Fallen/Rasterquadrat. Ab dem Frühjahr 2013 wurden auch urbane Bereiche der Stadt systematisch mit in die Auswahl der Fangstrecken einbezogen. Neben der Vervollständigung der Fänge für das gesamte Stadtgebiet ging es dabei v.a. um Hinweise von im urbanen Bereich vorkommenden Kleinsäugetierarten. Die Bennennung der Fallenstrecken erfolgte nach den befangenen Rasterquadraten (z.B. S 15). Bei Fallenstrecken über die Grenze von zwei Rastern erfolgt die Benennung alphabetisch bzw. numerisch, unabhängig davon, in welcher Himmelsrichtung die Numerierung der Fallenstandorte innerhalb der Fangreihen erfolgte. Die Fallenreihe beispielsweise am Wohngebiet nördlich Perckentinweg in Schnelsen heißt also H 05_H 06, auch wenn die Fallen in Süd-Nord-Richtung gezählt werden, also Fallenpaar 01 in H 06 stand. Entsprechend heißt am Nordrand des NSG Wittenbergener Heide die Reihe A 10_B 10, auch wenn in Ost-West-Richtung die Fallen gezählt wurden, das Fallenpaar 01 also in B 10 stand. Zu jeder Fallenstrecke wurde in aller Regel mindestens ein charakteristisches Photo erstellt. Die Benennung der Photos beinhaltet: die Fallenstrecke_die Initialen des Bildautoren_die Photo-Nummer der Kamera, z.B. A 08_A 09_he_6265. Die Photos sind auf der Daten-DVD zusammengestellt sind unter DVD/Abbildungen & Photos/Fangreihen/*. 3.2.2 Design der Fallenstrecken und eingesetzte Lebendfallen Es wurden Kastenfallen aus OSB-Platten mit Drahtgitter-Abdeckung eingesetzt. Diese werden durch die Firma EHLERT & PARTNER GbR, Niederkassel-Rheidt in 2 Größen vertrieben: im Standardmaß mit 62x78x200 mm sowie in der verlängerten Form mit 270 mm Gesamtlänge. Beide Fallentypen kamen zum Einsatz (Abb. 10, S. 28). Jede Falle war in einer A4-Klarsichthülle mit der Fangöffnung zur Öffnung der Hülle vor Regen und Taunässe geschützt aufgestellt (Abb. 10). Außerdem wurden sowohl zum Schutz vor Überhitzung im Sommer als auch vor nächtlicher Auskühlung im Winterhalbjahr die Klarsichthüllen in aller Regel mit Laub, Gras oder auch vor Ort befindlichem Müll abgedeckt. Das hatte den Vorteil, dass die Fallen nicht so leicht durch Passanten gefunden werden konnten. Wenn möglich wurden in einer Fangstrecke 20 Fallenpaare gestellt. Es wurde ein Abstand von 10 m zwischen den Fallenpaaren angestrebt. Der Abstand zwischen den Fallenpaaren richtete sich nach der Gesamtlänge der befangenen Struktur und der zu erwartenden Mäusedichte. Bei sehr hohen Mäusedichten bzw. sehr kurzen möglichen Fangstrukturen wurde im Einzelfall ein Abstand von rund 26 5 m zwischen den Fallenpaaren gewählt oder auch alle 5 m eine einzelne Falle gestellt (z.B. am Deichfuß, im Getreidefeld o.ä.). Der Abstand der Fallen in einem Fallenpaar betrug ca. 1 m (Abb. 10, S. 28), richtete sich jedoch wie auch der exakte Standort der Fallenpaare nach den strukturellen Gegebenheiten vor Ort. Dabei wurde versucht, die Fallen an für Kleinsäugetiere attraktiven Strukturen zu platzieren. Das sind kleinere lineare Strukturen innerhalb der Fläche wie z.B. liegendes Totholz, Böschungskanten, Grabenufer, Bodenkanten, Vegetationsgrenzen und dgl. Alternativ wurden die Fallen unter Büschen, an Bülten, am Stammfuß von Bäumen oder ähnlichen Strukturen platziert. Kleinere kurzrasige Offenlandbereiche, v.a. Wiesen- oder auch Waldwege, Reitwege, Gräben und ggf. Straßen, die die Fangstecken kreuzten, wurden i.d.R. nicht mit Fallen bestückt, sondern die Fangstrecke um die entsprechende Anzahl der Fehlstellen möglichst linear verlängert. Erschien dies nicht sinnvoll, wurde die Fangstrecke parallel zu der querenden Struktur weitergeführt. Entlang von Hecken, Waldrändern oder sonstigen Randstrukturen wurden, wenn nötig, die natürlichen Verläufe dieser Strukturen beibehalten und versucht, an geeigneten Stellen auch Fallen im Innern der Hecken oder auch Röhrichtsäume und bestellten Felder zu platzieren. Die Fangstrecken waren in diesen Fällen nicht gerade. Die Länge der einzelnen Fallenreihe und der Abstand der Fallenpaare untereinander wurde damit nach den Gegebenheiten vor Ort optimiert. Das heißt, dass die Anzahl der Fallen je Fangstrecke und der Abstand der Fallen zueinander von Fangstrecke zu Fangstrecke variieren konnte je nach Ausstattung des Rasterquadrates und dessen Flächenanteil am Bundesland Hamburg (Randbereiche) sowie der Diversität der befangenen Struktur innerhalb der Fangreihe. Deshalb wird in der Auswertung der Fangergebnisse die Anzahl der Fänge bezogen auf 100 Fallennächte betrachtet. Die Anfangs- und Endpunkte der Fallenstrecken sowie durch Gräben o.ä. Hindernisse bedingte Richtungsänderungen wurden mit einem Hand-GPS-Gerät eingemessen, die Lage der Fangstrecken jedoch ggf. an Hand der Karten und insbesondere der Luftbilder korrigiert. Die Kartenstrukturen hatten bei der Darstellung Vorrang wegen der Wiederauffindbarkeit der Fangstrukturen. 3.2.3 Einsatz von Schlagfallen für Schermäuse Zusätzlich zu den systematischen Lebendfängen in den Fangstrecken wurden zum Nachweis der Schermaus Ratten-Schlagfallen an geeignet erscheinenden Strukturen eingesetzt. Diese wurden mit Schnur am Fallenstandort fixiert, um ein Wegtragen durch gefangene, nicht getötete Tiere zu verhindern. Rattenfallen wurden im Umfeld der regulären Fangstrecken gestellt, wenn insbesondere Gewässerufer eine hohe Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Schermäusen erwarten ließen. Es wurde versucht, die Schlagfallen unmittelbar entlang der Gewässerufer für zwei Fangnächte zeitlich parallel zur regulären Fangstrecke zu stellen. Da die Rattenfallen ein Verletzungsrisiko für Menschen oder auch (Haus-)Tiere darstellen, hatte die Sicherheit hier Vorrang vor den Nachweisversuchen. 27 Abb. 10: Form und Größe der eingesetzten Lebendfallen aus OSB-Platten und Einsatz der Fallen in Klarsichthüllen zum Schutz vor Feuchtigkeit. Der Standort der Fallenpaare und der Fallen orientiert sich an den natürlichen Gegebenheiten vor Ort. 3.2.4 Köder, Fallennächte und Fallenkontrollen Als Fallenköder der Lebendfallen diente ein selbst hergestelltes Gemisch aus Sonnenblumenkernbrot, Walnüssen, Rosinen und Haselnussschokolade. Es wurde Wert darauf gelegt, dass in jeder Falle jede Komponente verfügbar war. Nach einem Fang in der ersten Fangnacht wurde bei Bedarf nachbeködert. Die Lebendfallen wurden i.d.R. 2 Tage und Nächte fängisch am Ort belassen, d.h., abends vor der Dämmerung gestellt, am darauffolgenden Tag morgens und abends kontrolliert und am 2. Morgen mit der Kontrolle eingesammelt. Bei drei Fallennächten erfolgte eine nochmalige Abendkontrolle am 2. Tag vor der Endkontrolle nach der 3. Nacht. Es wurden alle Fallen morgens und abends kontrolliert. In Unwetterperioden, Frostphasen o.ä. Unbilden wurde nicht gefangen. Zogen während Fangperioden Unwetter auf, wurden die Fallen eingezogen, wie bei den Herbststürmen Christian und Xaver im Oktober/Dezember 2013. Die Rattenschlagfallen wurden mit Sonnenblumenkernbrot, Walnüssen und/oder Rosinen beködert, versuchsweise mit tierlichen Ködern (s.u.). Die Kontrollen erfolgten parallel zu denen der Lebendfallen. 28 3.2.5 Sonstige Fallen, Fangversuche und Ködervarianten Im Laufe der Fänge mit Lebendfallen stellte sich heraus, dass Spitzmäuse nur in Ausnahmefällen in den Lebendfallen gefangen wurden. Um die Fangwahrscheinlichkeit von Spitzmäusen zu erhöhen, wurden daher im Frühjahr und Sommer 2013 Versuche mit weiteren Ködern und weiteren Fallentypen unternommen. Nach den methodischen Vorgaben z.B. von SPIEß et al. (2005) wurden versuchsweise Fangeimer aus Kunststoff eingegraben. Ob im Umfeld von Lebendfangreihen auch Fangeimer eingesetzt werden konnten, war abhängig von den Gegebenheiten vor Ort. Neben der Abgeschiedenheit vor Passanten (als „abgeschieden“ funktionierten auch dichte Brennesselsäume 1,5 m neben Wanderwegen) war dafür v.a. der Untergrund entscheidend. In der Regel wurden im Umfeld der beiden Enden einer Fangstrecke von Lebendfallen je ein Eimer eingesetzt. Der Boden der Eimer wurde mit Laub und/oder Gräsern vom Fallenstandort bedeckt, um Schutzmöglichkeiten zu bieten. Außerdem wurden die Eimer mit den zugehörigen Deckeln vor eindringendem Niederschlag geschützt, wobei zwischen Deckel und oberem Eimerrand ein Abstand von ca. 4 cm belassen wurde. Der Deckel wurde zur Tarnung vor Diebstahl und Zerstörung mit ortsüblichem Substrat abgedeckt. Die Fangeimer wurden versuchsweise mit unterschiedlichen Ködern bestückt: * dem Ködergemisch der Lebendfallen oder * mit frischem bzw. verderbendem/verdorbenem Fleisch (Hühner-, Puten-, Rinderfleisch oder Schweine-/Rinderleber) oder * mit geräuchertem Speck oder * mit nach Einfrieren wieder aufgetauter Brut von männlichen Bienenlarven in den Waben oder * ohne Köder. (Verdorbenes) Fleisch und Bienenbrut wurde auch in den Lebendfallen getestet, Speck auch an den Rattenschlagfallen. 3.2.6 Untersuchungen von Gewöllen Aus den vorhandenen Gewöllen wurden in trockenem Zustand alle Schädelteile von Kleinsäugetieren gewonnen und bestimmt. Die Bestimmung erfolgte nach ANDÉRA & HORÁCEK (1982), ANGERMANN (1995), GÖRNER & HACKETHAL (1987) sowie TURNI (1999) bzw. an Hand einer Vergleichssammlung mit Hilfe von Binokular bzw. Lupe. Zur Bestimmung notwendige Maße (z.B. Zahnreihen-Längen) wurden mit einem Messschieber auf 0,1 mm Genauigkeit bestimmt, soweit möglich. Die Mindestindividuenzahlen der von den Eulen gefressenen Kleinsäugetiere der jeweiligen Arten wurden an Hand der Anzahlen der vollständigen Schädel und/oder Oberschädel bzw. UnterkieferHälften aus den Einzelgewöllen ermittelt. Bei Aufsammlung von mehreren Gewöllen von einem Sammlungsort und -zeitpunkt wurden im Anschluss die Individuen der einzelnen Arten addiert und gemeinsam aufgelistet. Aus Gewöllresten erfolgte die Zählung nach vollständigen Schädeln bzw. der größten Anzahl von Kieferteilen (Oberschädel bzw. Unterkiefer-Hälften) je Kleinsäuger-Art. Für die Auswertungen und Kartendarstellungen wurden nur die bis zur Art bestimmbaren Nahrungsreste und nur aus Aufsammlungen ab dem 01.01.2000 verwendet. Dabei gilt das 29 Aufsammlungsdatum als Nachweisdatum unabhängig davon, dass nicht bestimmt werden kann, wann die Beutetiere gefangen wurden. Aus der Konsequenz, dass der Ort, an dem Eulen ihre Beutetieren fingen, unbekannt ist, werden die Gewöllnachweise nur in dem Raster gewertet, in dem das Gewöll mit den Knochen gefunden wurde, und es wird als Gewöllnachweis im Artenkataster der Abt. Naturschutz der BSU ausgewiesen. Gewöllnachweise sollten entsprechend nur in Rasterkarten dargestellt werden (s. Kap. 4.2, S. 72). Bei einem angenommenen Flugradius von mindestens 1,5 km für die Beutegreifer könnte theoretisch die Beute aus bis zu 9 Rasterquadraten mit 2 km Seitenlänge stammen. Ist der Fundort ungenau bezeichnet bzw. liegt über der bezeichneten Struktur mehr als ein Rasterquadrat, wird der Nachweis nur in dem Raster geführt, dass auf dem Mittelpunkt der benannten Struktur liegt. Zum Beispiel werden bei dem Fundort „Stadtpark“ etwa ¾ des Parkes Raster J 08 und ¼ K 08 zugeordnet. Damit liegt der Mittelpunkt des Stadtparkes in J 08 und die Säugernachweise aus den Gewöllen vom „Stadtpark“ werden nur in J 08 verzeichnet. Das ist beim Ohlsdorfer Friedhof schwieriger: hier liegt der Mittelpunkt in der Nähe des Kreuzungspunktes von 4 Rasterquadraten und in 3 dieser Raster liegen jeweils etwa gleich große Teile des Friedhofes. Die verfügbaren Gewöllaufsammlungen mit Ortsangaben „Ohlsdorf“ stammen jedoch alle aus der Zeit von 1979 bis 1995 und werden damit nicht als aktuelle Nachweise gewertet. 3.2.7 Gezielte Suche nach Hasel- und Zwergmäusen Im Januar 2012 und Winter 2012/13 wurden in Zusammenarbeit mit Frau Sina EHLERS entlang der östlichen Stadtgrenze zwischen Escheburg-Voßmoor und dem Duvenstedter Brook sowie in den ländlicheren Bereichen der Stadt Hamburg und im Saum zu Schleswig Holstein im gesamten nördlichen, westlichen und teilweise in den südlichen Stadtrandbereichen in den Stadtteilen Wandsbek, Eimsbüttel, Altona, Hamburg Mitte, Harburg und der Eidelstedter Feldmark insgesamt etwa 30 Abschnitte von Heckenlandschaften und sonstigen Randstrukturen auf Freinester der Zwergmaus und v.a. der Haselmaus abgesucht. Die Suche der Freinester und die Bestimmung als Zwerg- oder Haselmausnest erfolgte unter entscheidender Mithilfe und fachlicher Anleitung von Frau S. EHLERS. Dazu wurden an Hand der Luftbilder und Karten geeignet erscheinende Abschnitte von Hecken, Schilfund Röhrichtsäumen oder sonstige geeignete Randstrukturen vorab ausgewählt und dann gezielt angefahren. Nach dem Aufsuchen der vorausgewählten Suchbereiche wurden die Strukturen vor Ort nach Augenschein eingestuft auf ihre Vorkommens-/Nachweiswahrscheinlichkeit für beide Arten und dann ggf. repräsentative Ausschnitte der Hecken und sonstigen Randstrukturen nach Freinestern abgesucht. Konnte in einer nur für die Zwergmaus geeigneten Struktur (Röhrichte, Schilf- und ungemähte Grassäume ohne artenreiche Hecken) mindestens ein Zwergmausnest gefunden werden, wurde die Suche i.d.R. abgebrochen. Könnte auf Grund der Ausstattung, insbesondere mit früchtetragenden Sträuchern (v.a. Schlehe, Brombeere, Weißdorn) und/oder Haselsträuchern sowie einem gegebenen Verbund zu größeren Heckenlandschaften und/oder Wäldern auch die Haselmaus dort vorkommen, wurde weiter gesucht, bis die für die Haselmaus geeigneten Strukturen einmal begutachtet worden sind. Kleinere Lücken von nur wenigen Metern zwischen geeigneten Heckenstrukturen wurden dabei übergangen. Größere Gehölzlücken, die Haselmäuse mit großer Wahrscheinlichkeit nicht oder nur äußerst selten überwinden, wurden als Ausbreitungsbarrieren betrachtet und die Suche abgebrochen. 30 Außerdem wurden an geeigneten Stellen Haselnussschalen gesucht, die von Haselmäusen geöffnet worden sind (nach JUŠKAITIS & BÜCHNER 2010; vgl. www.nussjagd-sh.de). Alle diese Methoden wurden zeitnah dazu auch von weiteren Haselmausbearbeitern (2012 auch mit Sina EHLERS) jeweils im November 2012 bis 2014 an geeignet erscheinenden Strukturen in Nordwestmecklenburg angewandt – mit deutlich größerem Nachweiserfolg als in Hamburg. Alle Nachweise und Suchstrecken wurden mit einem Hand-GPS Gerät eingemessen. Darüber hinaus wurden in beidseitiger Verlängerung des alten Bahndammes Billwerder, an dem A. HAAK und S. EHLERS im Jahre 2012 über Nesttubes und Freinester Haselmäuse nachgewiesen hatten, die Lebensraumeigenschaften für die Haselmaus und die Verbundmöglichkeiten eingeschätzt (s. Kap. 4.5.2.1, S. 93). 3.2.8 Monitoring der Haselmausvorkommen in Hamburg In der BSU lagen nur einzelne Hinweise auf Haselmäuse in Hamburg aus jüngerer Zeit vor. Diese betrafen eine Sichtbeobachtung im Juli 2008 im NSG Borghorster Elblandschaften auf der Grenze zu Schleswig-Holstein sowie einen Hinweis aus den 1970er Jahren von G. SCHÄFERS (pers. Mitt.) aus Öjendorf. Daraufhin wurden beide Flächen als FFH-Monitoring-Flächen für die Haselmaus der Stadt Hamburg benannt und ihre Untersuchung gemäß BfN-Richtlinien für das Monitoring von Anhang IVArten der FFH-Richtlinie (PAN & ILÖK 2010) beauftragt. Die dazu notwendigen Untersuchungen zur Struktur der Lebensräume und die Anstrengungen zum aktuellen, ggf. quantitativen Nachweis der Haselmaus war Gegenstand eines Zusatzvertrages mit der BSU. Neben den Aufnahmen zur Struktur der Lebensräume nach der Methode nach PAN & ILÖK (2010) bzw. MEINIG in SCHNITTER et al. (2006) wurden in den vier neuen Nachweisflächen jeweils 50 Nesttubes ausgebracht und für die gesamte Saison 2012 (im NSG Borghorst bereits 2011) in den Gehölzbeständen mit den bekannten Nachweisen durch Freinester belassen. Auf Grund der räumlichen Begrenzung der Lebensraumstrukturen in den Nachweisgebieten und der teilweisen Nachweise in reinen Heckenlandschaften wurden die Abstände und Anordnungen der Nesttubes abweichend von den Vorgaben lt. Monitoring (s.o.) den räumlichen und strukturellen Gegebenheiten vor Ort angepasst. Die Nesttubes wurden insgesamt 3mal auf Hinweise auf Haselmäuse kontrolliert. Zu methodischen Details s. EBERSBACH (2012). 3.2.9 Erfassung sonstiger Nachweise von Säugetieren Neben der beauftragten Kartierung der Nagetiere und Insektenfresser laut Tab. 1 (S. 16) wurden darüber hinaus auch alle eindeutigen Hinweise auf andere Säugetierarten festgehalten - entweder als Wegpunkt mit GPS-Koordinaten oder als Punkt in den Karten (M: 1:5.000 bzw. 1:15.000), jeweils mit Notiz zur Art und ggf. den Fundumständen. Als eindeutige Hinweise auf eine Art gelten z.B.: * Sichtbeobachtungen und spezifische Lautäußerungen; * deutlich erkennbare Trittsiegel, Spuren oder Fährten (z.B. von Igel, Waschbär, Dachs, Fischotter u. dgl.); * spezifische Fraßspuren oder Bauten (z.B. Biber, Haselmaus, Zwergmaus, Wildkaninchen, Dachs); * Kot oder Markierungen, soweit diese eindeutig zuzuordnen sind (z.B. Fischotter, Fuchs, Wildschwein, Rothirsch, Biber, Wildkaninchen) usw. 31 Auf Grund der allgemeinen Verbreitung von Rehen wurden nur deren Sichtbeobachtungen, nicht jedoch alle Spuren oder Kot von Rehen notiert. Auch die notierten Hinweise auf Füchse sind nicht vollständig, wie auch Hinweise auf Steinmarder im Allgemeinen nicht notiert wurden. Die Aufnahme aller Nachwiese dieser allgemein verbreiteten Arten würde den Rahmen der Untersuchungen sprengen, zumal diese Arten nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen waren. Außerdem erfolgten keine Notizen zu allgemein üblichen Haustieren (Hunde, Katzen, Rinder, Schafe, Pferde usw.), auch wenn diese unabhängig von Grundstücken und ggf. ohne menschliche Begleiter angetroffen wurden (z.B. freilaufende Katzen). 3.2.9.1 Totfunde Bei den Aufenthalten in der Stadt wurden alle Totfunde von wildlebenden Säugetieren notiert, soweit die Art eindeutig bestimmbar war. Hierbei gelangen auch Nachweise von Arten (wie z.B. dem Marderhund), die neben Hinweisen aus der Bevölkerung nur auf diese Weise erfasst wurden. Die meisten Totfunde betreffen Verkehrsopfer (s. Abb. 2, S. 2). 3.2.9.2 Hinweise aus der Bevölkerung Bei gezielten Befragungen von Bürgern – etwa in Kleingartenanlagen oder auch Landwirten, Jägern oder sonstigen kompetenten Personen – wurden Säugetiervorkommen benannt (s.u.). Diese Informationen wurden entweder überprüft oder für das Artenkataster der Abt. Naturschutz als Hinweise aus Befragungen gekennzeichnet. Insgesamt wurde in dem Bearbeitungszeitraum der Fallenfänge von Mai 2011 bis Januar 2014 eine große Anzahl von Bürgern befragt, die meisten sind anonym geblieben. Eine Auswahl ist in Kap. 1.1, S. 14 namentlich aufgeführt. Bei der Arbeit im Gelände interessierten sich zahllose Bürger für das Projekt bzw. mussten Zustimmungen zum Betreten und Befangen von Wald-, Landwirtschaftsflächen, Privatgrundstücken, Kleingartenanlagen, Friedhöfen oder Gewerbegebieten eingeholt werden. Dabei wurden die Personen oftmals gezielt nach Hinweisen auf Säugetiere befragt – in der Regel nach leicht erkenn- und nachweisbaren Arten wie Igel, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Biber, Wanderratten, Bisam, Nutria, Wildkaninchen, Steinmarder, Hermelin, Mauswiesel, Fuchs und Waschbär. Dabei wurden KompetenzFragen einbezogen – etwa, ob bei den Eichhörnchen nur dunkle oder auch rote waren, oder wie die Bewegung des Schwanzes beobachtet wurde zur Unterscheidung von Nutria und Biber. Es wurde andererseits versucht, die Hinweise von Bürgern z.B. einer Kleingartenanlage durch andere Anlieger zu bestätigen. Es wurden nur Hinweise notiert, die glaubwürdig erschienen und die eine räumlich abgrenzbare Zuordnung sowie eine relativ konkrete zeitliche Einordnung der Beobachtung ermöglichten und/oder durch eigene Nachweise nach den gegebenen Hinweisen verifiziert werden konnten – etwa Biberaktivitäten am Alten Hafen Borghorst. Das Fehlen von Arten laut Aussagen der Befragten wurde hierbei nicht notiert. Außerdem wurden mehrere Firmen gezielt nach Vorkommen von Wanderratten befragt. Dazu zählten Betreiber von Reitställen bzw. Pferdepensionen und gewerbliche Schädlingsbekämpfungsfirmen. 3.2.9.3 Gezielte Spurensuche und Direktbeobachtungen Suche nach Hausmäusen 32 Nach den Erfahrungen aus München, Berlin und anderen Städten (eigene Beobachtungen, ZSCHEILE pers. Mitt.) treten in U-Bahn-Tunneln neben Wanderrattern zuweilen Hausmäuse und andere Kleinsäuger-Arten auf. Daraufhin wurden in Hamburg an 2 Abenden gezielt verschiedene U-Bahnhöfe der Linie U 2 zwischen Berliner Tor und Hagenbecks Tierpark auf Hinweise auf Kleinsäugetiere abgesucht. Dabei wurde entlang der Bahnsteige in allen einsehbaren Schlupfwinkeln, unter den Überhängen der Bahnsteige usw. sowohl nach Kleinsäugerkot als auch nach Tieren Ausschau gehalten. Hinweise auf Maulwürfe Die Suche nach Maulwurfshügeln geschah nicht systematisch über das ganze Stadtgebiet. Das hätte den Rahmen der Untersuchungen gesprengt. Es wurden an einzelnen Tagen nach Abschluss der Vegetationsperiode ab Spätherbst gezielt alle Hinweise entlang der Fahrstecken zum Erreichen der Kleinsäuger-Fallenreihen bzw. auf der Suche nach Strukturen dafür aufgenommen und notiert. In einzelnen Fällen wurden tote Tiere gefunden und deren Lage notiert. Hinweise auf Biber An zahlreichen Gewässern bzw. Gewässerabschnitten der Stadt, insbesondere im Umfeld von Brücken, Durchlässen und Mündungen, wurde gezielt nach Hinweisen auf Biber gesucht. Dazu wurden unterschiedliche Gewässertypen ausgewählt, um einen groben Überblick über Bibervorkommen im Stadtgebiet von Hamburg zu erhalten. Es wurde im Allgemeinen nur im unmittelbaren Umfeld der o.g. Strukturen gesucht bzw. über größere Uferstrecken hauptsächlich dann, wenn die Ufer während der Bemühungen zum Fang von Kleinsäugetieren sowieso begangen wurden. In einzelnen Fällen wurden dagegen auch größere Uferabschnitte gezielt und systematisch nach Hinweisen auf Biber abgesucht. Die Hinweise und fehlenden Hinweise widerspiegeln damit nicht primär die tatsächliche Verbreitung bzw. das Fehlen der Art im Stadtgebiet von Hamburg, sondern eher die Suche nach geeigneten Fangstrukturen für Kleinsäuger. Hinweise und fehlende Hinweise sind damit nur im Zusammenhang mit weiteren, gezielten Spurensuchen bzw. als deren Ergänzung zu betrachten. Als Bibernachweise gelten Schnitte bzw. Fällungen, wenn die Schnitt-/Fällstelle gefunden wurde und nicht nur Schälhölzer; Markierungen, Spuren und/oder Biberbaue und Burgen sowie Biberdämme. Sichtbeobachtungen und Totfunde waren nicht zu verzeichnen. 3.2.10 Habitatverbund und Lebensraumgrößen Für eine Einschätzung von Gefährdungsgraden einzelner Arten ist eine Beurteilung der Größen der Lebensräume und von deren Erreichbarkeit notwendig. Dabei sind die Habitatansprüche der einzelnen Arten zu berücksichtigen. Die Einschätzung des möglichen Habitatverbundes erfolgte innerhalb der vorliegenden Studie zunächst an Hand der Karten (DGK 5, Disk-Rast 1:20.000 sowie Google-Earth). In einer so dynamischen Stadt wie Hamburg (s. Kap. 4.5.1, S. 87) sind jedoch die Karten nach 10 Jahren u.U. so überholt, dass die im Gelände vorhandenen Strukturen kaum auf den Karten nachvollzogen werden können. Das betrifft z.B. Altenwerder, das Umfeld des Flughafens Fuhlsbüttel, das Mühlenberger Loch, den gesamten Komplex vom Autobahndreieck Hamburg Südost bis zum Mittleren Landweg und viele andere mehr. Deshalb wurden innerhalb der vorliegenden Studie die Einschätzungen des Habitatverbundes wann immer möglich an Hand der Betrachtung der vorhandenen Strukturen im Gelände während der Bearbeitung der Kleinsäugerfänge inklusive Suche nach geeigneten Fangstrukturen und an Hand der Fangergebnisse zum Vorkommen der Arten in den vorhandenen Strukturen überprüft. 33 Die Beurteilung der Lebensraumgrößen basiert auf den ermittelten Vorkommen der nachgewiesenen Arten und der Auswertung der befangenen Strukturen, in denen die Arten gefangen werden konnten (s. Kap. 3.5.2.1, S. 42). Es wurde dabei nicht (ausschließlich) auf Angaben zu den Habitansprüchen aus der Literatur zurückgegriffen, da die besondere strukturelle Situation der Großstadt Hamburg u.U. andere Lebensraumnutzungen bedingt, als sie für die Beschreibung der Ansprüche der Art im gesamten Areal zu formulieren sind. Darüber hinaus erfolgte eine Diskussion um Lebensraumgrößen von Artgemeinschaften. Diese basiert hauptsächlich auf der Auswertung der ermittelten Fangdichten und der gefangenen Artenzahlen in den Rasterquadraten im Kontext der Artenvorkommen und Artenzahlen im Umland von Hamburg in Schleswig-Holstein. 3.3 Erhebung von Daten an gefangenen Tieren und Totfunden Die Fänge in den Lebendfallen wurden nach dem Fallenpaar, bei 2 Fängen/Paar und Kontrolle nach der Einzelfalle; bei zwei Fängen pro Falle und Kontrolle separat nach Einzeltier notiert. Von den gefangenen Tieren wurde versucht, möglichst viele der Standardmaße zu ermitteln (s.u.). Es erfolgte jedoch keinerlei Sedierung oder Betäubung, sondern die Tiere wurden aus der Falle in einen Stoffbeutel übernommen, in dem sie gewogen wurden. In dem Stoffbeutel wurden sie im Rückenfell erfasst, die Bauchseite freigelegt (s. Abb. 11, S. 35) und die relevanten Maße und Daten erhoben (Abb. 12, S. 35). Sind einzelne Tiere zu aufgeregt, bissig, nass oder sonst erkennbar angegriffen, wurden sie freigelassen, ohne die Daten zu erheben. Das Wohl der Tiere hatte hier Vorrang. Waren Tiere in den Fallen verstorben, wurde zu den u.g. Maßen noch die Ohrlänge und die KopfRumpf-Länge ermittelt, soweit die Totenstarre dies zuließ. Die toten Tiere wurden nicht regulär gesammelt. Besonderheiten, wie etwa auffallender Ektoparasitenbefall oder körperliche Besonderheiten (gekürzter Schwanz, Ohrverletzungen, Verluste von Augen – Abb. 13 - u.ä.) wurden notiert. Für jede Art und bei auffälligen Besonderheiten wurde versucht, Photos zu erstellen. 3.3.1 Artbestimmungen Die Bestimmung der Arten aus den Lebendfallen und der Totfunde erfolgte soweit möglich an Hand äußerer Merkmale nach ANGERMANN (1995) bzw. GÖRNER & HACKETHAL (1987). Die systematische Gliederung folgt den Vorschlägen des Auftraggebers. 34 Abb. 11: Handling eines sexuell aktiven, adulten Brandmaus-Männchens. Abb. 12: Vermessung einer toten Waldspitzmaus. Abb. 13: In einer Lebendfalle gefangenes Mauswiesel mit nur einem Auge. Abb. 14: Deutlich vergrößerte Hoden bei einem adulten Waldmaus-Männchen. Abb. 15: Laktierendes GelbhalsmausWeibchen. 35 3.3.2 Körpermaße und Reproduktionsstatus Von den gefangenen Tieren wurde versucht, die Art, das Geschlecht, den Reproduktionsstatus (s.u.); die Körpermasse sowie die Längen von Hinterfuß, Schwanz und Ohr zu bestimmen sowie durch Auflegen auf ein Lineal die Kopf-Rumpf-Länge geschätzt, soweit der Zustand des Tieres dies erlaubte. Es wurde eine Federwaage bis 50 g mit 1 g Einteilung bzw. bis 500 g in 5 g Einteilung sowie ein handelsüblicher Messschieber bis 20 cm mit einer Genauigkeit von 0,1 mm verwendet. Die Angaben der Maße erfolgen in g bzw. mm, soweit nichts anderes vermerkt ist. Der Reproduktionsstatus wurde ausschließlich an Hand der äußeren Geschlechtsmerkmale festgehalten. Bei den Männchen wurde geschaut, ob die Hoden (ggf. sehr deutlich) vergrößert waren (Abb. 11 und 14, s.o.), die Vergrößerung (jahreszeitlich bedingt) zurückging oder unauffällig waren. Es kann dabei nicht bestimmt werden, ob eine Spermiogenese auch im vermeintlichen Ruhezustand erfolgt. Bei den Weibchen wurde festgehalten, ob die Tiere laktierten (Abb. 15) sowie auf Trächtigkeit (im fortgeschrittenen Stadium) geachtet. 3.3.3 Bestimmung von Wiederfängen Beginnend mit den ersten Fängen im Frühjahr 2011 wurde bei einer Reihe von Mäusen an einem der Hinterfüße eine Farbmarkierung mit einem dokumentenechten Stift vorgenommen, die innerhalb einer Fangserie von 2 Nächten eine Wiedererkennung bereits gefangener Tiere ermöglichen sollte. Die Verwendung von z.B. Nagellack zur Markierung wurde auf Grund des strengen Geruches für Tiere abgelehnt, die selbst sehr abhängig von ihrem Geruchssinn sind und deren Fressfeinde ebenso. Es konnte von rund 50 auf diese Weise markierten Tieren keine Maus wiedergefangen werden – bzw. wurde keine Farbmarkierung wieder nachgewiesen. Daraufhin wurde die Markierung eingestellt. Für die Bestimmung von Wiederfängen von Individuen aus den Lebendfängen wurden von da an das Geschlecht, alle Körpermaße, die Masse sowie ggf. besondere Merkmale verwendet wie verkürzte Schwänze, geschlitzte Ohren, besondere Färbungen usw. Aber auch das Fehlen besonderer Merkmale ist ein Erkennungsmerkmal. Außerdem wurde der Reproduktionsstatus und das Alter für die Ermittlung von Wiederfängen berücksichtigt. Aus der Kombination der Merkmale und Maße sowie den Fangorten ergibt sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tier (ggf. mehrfach) wiedergefangen wurde. Konnten neben dem Geschlecht nur Körpermaße zur individuellen Zuordnung herangezogen werden, mussten immer mindestens die wesentlichen Maße schlüssig zueinander passen, also die Körpermasse +/- 2 g, die Hinterfußlängen sehr ähnlich mit ca. +/- 1,5 mm und/oder die Schwanzlänge +/- wenige Millimeter Differenz. Dabei waren mehrere sehr ähnliche Körpermaße in Kombination für die individuelle Wiedererkennung notwendig. Verhaltensmerkmale, wie der Eindruck, dass ein Tier die Fallenprozedur mit Einlaufen in den Stoffbeutel zum Wiegen und anschließendem Messen und Freilassen kennt, waren allein kein hinreichendes Kriterium. Letztlich sind alle diese Merkmale nur Hinweise und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in Einzelfällen Wiederfänge angenommen wurden, wo 2 Individuen beteiligt waren oder aber Wiederfänge nicht erkannt wurden. Als hinreichende körperliche Merkmale zur individuellen Erkennung zählen typisch geschlitzte Ohren, fehlende Augen und/oder Farbauffälligkeiten sowie typische sonstige Verletzungen. Diese wurden 36 genutzt, um an Hand der durchschnittlichen Entfernungen zwischen den Fallenpaaren herauszufinden, welche Entfernungen die einzelnen Tiere der unterschiedlichen Arten von Fang zu Wiederfang zurücklegen können. 3.4 Lebensraumangaben und Auswertungen 3.4.1 Einstufung als nicht urbane bzw. urbane Strukturen Bei der Einteilung der Biotoptypen in urban, teilweise urban und nicht urban wird die tatsächlich befangene Struktur in der für die Kleinsäugetiere relevanten Größenordnung betrachtet. Die Einteilung kann damit regelmäßig von den eher großflächigeren Charakterisierungen der Biotopkartierung nach den Shapes des Biotopkatasters abweichen. Wenn z.B. ein mehrere Meter breiter Gehölzstreifen zwischen Gleisanlagen und Kleingartenanlage befangen wurde, so ist dieser Streifen nicht urban, auch wenn sowohl das Gleisbett als auch die Kleingartenanlage im urban überprägten Umfeld liegt. Da ein Gehölzstreifen als Struktur einer Entwicklung über mehrere bis viele Jahre unterliegt, ist hier auch nicht relevant, ob dieser aus einer Anpflanzung hervorgegangen ist. Die charakterisierenden Gehölzarten und Arten der krautigen Vegetation wurden separat benannt (s.u.). Als urban werden danach solche Strukturen eingestuft: * die (überwiegend) bebaut oder anthropogen erstellt sind oder deren Untergrund befestigt oder versiegelt ist und/oder solche, * die vollständig kleinflächig umbaut sind (darunter auch ggf. mit schmalem Saum umpflanzte Grundstückszufahrten, Carports, Terrassen usw.) sowie * aktuelle Verkehrswege und Hochwasserschutzanlagen (inkl. Deiche einschließlich der Bermen und Deichwege binnendeichs und außendeichs); * als Gewerbeflächen intensiv und regelmäßig genutzte, i.d.R. versiegelte oder geschüttete und/oder ständig begangene/befahrene Flächen; * Flächen, die zwar unbebaut bzw. unbefestigt sind, die jedoch durch regelmäßig gemähte Rasenflächen („Stadtrasen“, intensiv gepflegte Friedhofsflächen) und nur schmale und/oder lückige Gehölzsäume/Hecken gekennzeichnet sind, wenn sie mindestens durch (Wander-)Wege erschlossen sind und ggf. in der Fläche massiv durch Besucher (mit Hunden) begangen werden, sowie * genutzte Haus- und Kleingärten (nicht jedoch großflächige Streuobstwiesen oder Brachen); * Gartenbauflächen unter Glas oder Folie sowie solche, in denen der Boden mit Rindenmulch oder Folien bedeckt ist und/oder die Kulturpflanzen in Töpfen wachsen und/oder Kulturen angebaut werden, die regelmäßig in kurzen Abständen begangen werden (z.B. Schnittblumen, Tomaten, Gurken, Salat usw.) * wenn beidseitig unmittelbar an (naturnah verlaufende) Gewässer genutzte Gärten und/oder viel genutzte Wege oder Straßen angrenzen; * wenn ein (fast) vollständig künstlicher Untergrund besteht, wie z.B. Blocksteinschüttungen am Elbeufer, auch wenn diese Ufer partiell durch Schilf, Rohrglanzgras und/oder ggf. Weidengebüsche bewachsen sind; * Hundeübungs- und –auslaufflächen, wenn sie als regelmäßig gemähte Rasenflächen ausgebildet sind, sowie Reitplätze und Viehauslaufflächen (einschließlich von Federvieh und Reitpferden, Schafen, Eseln, Straußen, Emus, Lamas usw.) in unmittelbarer Umgebung der Ställe; * Hafenanlagen einschließlich Sport- und Freizeitbootshäfen inkl. der zugehörigen ufernahen Lagerplätze. 37 Entscheidend bei der Einstufung als nicht urbane Struktur ist eine mehrjährige fehlende menschliche Nutzung als Siedlungs-, Industrie- und/oder Verkehrsflächen bzw. Hochwasserschutzeinrichtungen sowie ein unbefestigter oder durch natürliches Substrat überdeckter befestigter Untergrund. Konkret werden als nicht urban solche Strukturen bezeichnet, * die eine natürliche oder naturnahe Entwicklung durchlaufen und/oder bei denen diese nur gelegentlich gestört wird. * Die Struktur als solches kann dabei vollständig anthropogenen Ursprungs sein, wie z.B. - alte, nicht mehr genutzte bzw. unterhaltene Deiche oder Bahntrassen (mit beräumten Gleisen und Schotter), - Schwemmflächen, - entwässerte Niedermoore, - künstliche Uferböschungen, - strukturreiche Stadtparks, - ehemalige Gewerbe-, Siedlungs- und Gartenflächen usw.; * die aktuell landwirtschaftlich oder forstwirtschaftlich genutzt sind; * die gartenbaulich genutzt werden, wenn die Nutzung nicht Siedlungscharakter vermittelt und/oder der Untergrund nicht vollständig überdeckt ist (s. urban), sowie * alle Strukturen, die nicht als urban charakterisiert sind. Teilweise urbane Fangreihen beinhalten sowohl urbane als auch nicht urbane Strukturen innerhalb der Fallenreihe. 3.4.2 Angaben zu Böden, Nutzungs- und Vegetationsstrukturen Neben der Einteilung in urbane, teilweise urbane und nicht urbane wurden weitere, die Lebensräume charakterisierende Strukturen notiert bzw. im Nachhinein an Hand der Photos und Erfahrungen festgehalten. Dazu wurden keine Hintergrundrecherchen oder separaten Untersuchungen (z.B. Bodenprofile) durchgeführt, sondern die Notizen dienen nur als grobe Charakterisierung der tatsächlich befangenen Struktur(-vielfalt). Aus diesen Angaben wurden Vergleiche erstellt im Hinblick auf die Fangdichten von Kleinsäugetieren (jew. bezogen auf 100 FN) und die gefangenen Artenzahlen in den unterschiedlichen Strukturen gegenüber den monatlichen Mittelwerten der Fangdichten aller Fangreihen und der kumulativ gefangenen Artenzahlen in den Strukturen. Die Lage der Fangreihen war darauf optimiert, möglichst viele Arten nachzuweisen. Entsprechend wurden, wo immer möglich, die Fangreihen als Transekte in benachbart liegende unterschiedliche Lebensraumstrukturen gelegt. Dies spiegelt sich in der Vielfalt der zu den meisten Fangreihen erstellten Notizen der befangenen Strukturen wider. Das heißt, dass eine Fangreihe sowohl sandige als auch Bruch(wald)bereiche beinhalten kann; sowohl Auenböden außendeichs als auch Schüttungen des Deichs; sowohl Feld- oder Wiesenvegetation als auch Waldrand- oder Heckengehölze usw.. Dabei lagen die Fangreihen bei allen Nutzflächen überwiegend in deren Randlagen – also Feldrändern, Wiesenrändern, Randstrukturen von Gärten usw., wenn auch im Einzelfall versucht wurde, gezielt Fallen in die Felder, Wiesen, Gärten, Brachen usw. hineinzustellen. Die Auswertung der einzelnen Fangreihen erfolgt dann nach den notierten (Haupt-)Strukturen in den jeweiligen Kategorien. Es sind also Mehrfachnennungen möglich. 38 Es wurden folgende Strukturen unterschieden: 3.4.2.1 Zur Bodenstruktur Die Einteilung erfolgte nur an Hand des reinen Augenscheins beim Begehen der Fläche, Irrtümer sind vorbehalten. * Sandig-trockene Böden (s.l., also auch humoser Sand, lehmiger Sand; Sand aus Aufschüttungen in Gewerbegebieten, Verkehrstrassen, Deichen usw.) * Blocksteinschüttungen außendeichs (Auswertung zusammen mit den Schüttungen binnendeichs) * Auenböden, Auenlehmböden außendeichs gegenüber * Marschenböden (s.l.) binnendeichs inkl. Niedermoor, Auenlehm, Sand im ursprünglichen Überschwemmungsgebiet der Elbe, jedoch ohne Schüttungen; gegenüber * Bruch- und Niedermoorflächen unabhängig von den Marschen, also v.a. im Duvenstedter Brook, entlang von Auen außerhalb der Elbe usw. * Schüttungen inkl. Deiche, Bahndämme, Siedlungs- und Gewerbeflächen, Spülflächen sowie Blocksteinschüttung außendeichs (s.o.). Mit der Ausgliederung der Blocksteinschüttungen außendeichs wird eine Trennung von natürlichen Böden respektive Auen im Tideneinflussbereich der Elbe vorgenommen. 3.4.2.2 Zu Nutzungstypen, Vegetationsstrukturen und Naturschutzgebieten Neben den Bodenstrukturen wurden verschiedene Nutzungstypen unterschieden: * Offenland, Landwirtschaftsflächen (ohne Obstbau), also Felder, Wiesen, Weiden, brachliegende LW-Flächen (s. Begriffe, S. 6ff); alle auch mit Hecken, Gebüschen, Ufergehölzen – in diesen wurde der Großteil der Fallen placiert. Ein Bio-Betrieb wurde separat betrachtet. * Obstbauflächen; * Wald ohne Weichholzauen, Bruchwälder und Parks (s.u.), jedoch einschließlich der rein waldartigen „Parkflächen“ wie z.B. die Wandsbeker Gehölze (Marienthal), oder an der Rissener Landstraße (Blankenese); * Weichholzauen, Ufer-Gehölzstreifen mit überwiegend Weichhölzern (ohne Bruchwald) gegenüber * Bruchwald (s.str.); * Wald-Offenland-Komplexe; * Parks mit typischem Parkcharakter, also häufigem Wechsel von offenen Bereichen mit Gehölzen, zahlreichen (auch nicht heimischen) Gehölzarten, oft künstlich angelegten oder überprägten Gewässern, hoher Wegedichte, Erholungsnutzung auch der als Rasenflächen gepflegten Offenbereiche usw.; * Friedhöfe, die oft Parkcharakter haben, mit zusätzlich zur Gehölzartenvielfalt auch zahlreichen nicht heimischen Pflanzen in der Krautschicht als Grabbepflanzungen und Grünanlagen; * Verkehrsbegleitgrün als mind. mehrreihiger Gehölzsaum bis Waldstreifen; * (Randlagen zu) Hausgärten, einzelnen Kleingärten bzw. Kleingartenanlagen (KGA); * aufgelassene Nutzungen aus Gärten, Landwirtschaftsflächen, Brachen, z.T. mit Pionierwald; * Brachen und sonst. Strukturen in/an Gewerbegebieten; * Naturschutzgebiete (NSG): Zum Vergleich der Artenzahlen wurden Naturschutzgebiete separat aufgelistet. Da der Schutzstatus jedoch nichts aussagt zur Nutzung der Fläche, wurden die Nutzungstypen der Naturschutzgebiete regulär mit ausgewertet. 39 3.4.2.3 Gehölzformen Bei Fangreihen in/an Gehölzen wurde versucht, die auf den ersten Blick erkennbaren Gehölzarten/Formen zu notieren. Dabei wurden in der Regel die die Bestände charakterisierenden Haupt-Baumarten der ersten Baumschicht bzw. die häufigsten Arten zuerst genannt und dann in ihrer abnehmenden Reihenfolge aufgelistet. Die Aufzeichnungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit der Reihenfolgen. Es wurden auch schwer zu bestimmende Arten/Formen (v.a. Weiden) nicht bis ins Detail bestimmt. Die Auflistung dient lediglich der Charakterisierung der Strukturen. 3.4.2.4 Krautige Vegetation Wie bei den Gehölzarten wurden auch bei den krautigen Pflanzen entlang der Fangreihen versucht, die auf den ersten Blick erkennbaren Arten bzw. Vegetationsformen zu notieren. Dabei wurden in der Regel die die Bestände charakterisierenden Haupt-Arten/Formen bzw. die häufigsten Arten zuerst genannt und dann in ihrer abnehmenden Reihenfolge aufgelistet. Die Aufzeichnungen erheben auch hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit. Die Auflistung dient lediglich der Charakterisierung der Vegetationsstrukturen. Vegetationsaufnahmen im eigentlichen Sinne waren nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen und hätten den Rahmen des Projektes bei weitem gesprengt. 3.5 Darstellungen und Auswertungen 3.5.1 Kartendarstellungen und Ermittlung von Koordinaten Die Darstellung der Fangstrecken sowie der Nachweise der gefangenen Arten von Kleinsäugetieren und der erfolglosen Fangversuche, der gezielten Suche nach einzelnen Arten (z.B. Zwergmaus, Haselmaus, Biber) und der Totfunde oder sonstigen Hinweise erfolgte in Arc View. Dabei wurde die Lage der Suchräume verschiedener Arten wie der Zwerg- und Haselmausnester als Flächen-shapes dargestellt. Die Digitalisierung der Orte der Kleinsäugerfänge erfolgte getrennt nach Arten an Hand des Standortes des jeweiligen Fallenpaares mit den Koordinaten sowie als Rasterdarstellung mit den Artnachweisen je 2 km-Raster mit einem Flächenanteil an der Stadt Hamburg. Alle Standorte der Fangstrecken sowie ein großer Teil der Totfunde, Sichtbeobachtungen oder sonstigen Hinweise wurden mit einem Hand-GPS eingemessen, die Punkte in Arc View übernommen und als Punkt-Datei dargestellt. Traten zwischen den GPS-Punkten und den Strukturen an Hand der Karten deutliche Differenzen der Lage der Punkte zu den vorgefundenen Strukturen auf, so wurden die Luftbilder aus Google Earth, die DTK 5 bzw. die Disk-Rast 1:20.000 (in der Reihenfolge) für die Festlegung der Lage der Fundpunkte und damit der Berechnung der Koordinaten in Arc View als Basis verwendet. Auf Grund der sehr großen Dynamik der Stadtentwicklung (vgl. Kap. 4.5.1.1, S. 87) kam es in Einzelfällen vor, dass die Geländesituation eine andere war, als nach den verfügbaren Karten ausgewiesen. In diesen Fällen wurde die Lage der Fangstrecken an Hand der nachvollziehbaren Geländestrukturen geschätzt. 40 Eine Reihe von Fundorten (Sichtbeobachtungen, Spuren, verkehrstote Tiere) wurden an Hand der Karten (DGK5 1:5.000 bzw. 1:15.000, MAIRDUMONT 2010) notiert und die Fundpunkte in Arc View übernommen. Die Fundpunkte wurden mit Datum und Art vermerkt. Alle Koordinaten, auch die vorher mittels Hand-GPS ermittelten, wurden in Arc View nach Festlegung der Punkte in den Karten mittels Arc View neu berechnet. (Gauß Krüger, Potsdam-Datum, 3. Streifen). Alle Kartendarstellungen im Bericht beruhen auf der Kartengrundlage der Disk-Rast 1:20.000 bzw. DGK5, die Darstellungen der nicht urbanen und urbanen Biotoptypen basieren auf den der Biotopkartierungen aus dem Biotopkataster. Alle Eintragungen in den Karten wurden selbst vorgenommen. Die Übernahme der Nachweise in das Artkataster sowie die Gestaltung der Nachweiskarten für die Artkapitel erfolgten durch Frau Astrid KIENDL. Die Nachweise der Karten sind nicht an jeder Karte separat aufgeführt. 3.5.2 Datenverwaltung, Darstellungen und Berechnungen Die Zusammenstellung der Artnachweise und die Verwaltung der Daten erfolgt in Excel. Alle Auswertungen, Berechnungen und Zusammenstellungen für die Tabellen erfolgten in Excel, alle Diagramme sind ebenfalls in Excel erstellt worden. Die Artnachweise und Fallenstandorte wurden für die Berichterstellung und die Kartendarstellungen in Arc View eingelesen. Außerdem erfolgt eine Übernahme der Artnachweise und Fallenstandorte in das Tierartenkataster der Stadt Hamburg. Zur Erreichung einer Vergleichbarkeit von Daten/Stichproben mit unterschiedlicher Anzahl von Elementen erfolgen die Angaben in Prozent (z.B. Anteile reproduzierender Tiere der einzelnen Arten). Für eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Fallenzahlen je Fangreihe, Fallennächte und Fängigkeiten in den Jahreszeiten und Untersuchungsjahren wurden die Fänge der einzelnen Fangreihen jeweils auf 100 Fallennächte bezogen (Tiere/100 FN). Alle Maße werden in Gramm bzw. Millimeter [g, mm] angegeben, wenn nichts anderes vermerkt wurde. In den Tabellen mit den Körpermaßen werden folgende Abkürzungen und Maßeinheiten verwendet: n = Stichprobengröße für die jeweiligen Maße Stabw. = Standardabweichung vom Mittelwert Km = Körpermasse [g] Hf = Hinterfußlänge [mm] SW = Schwanzlänge [mm] Ohr = Ohrlänge alle [mm] KR = Kopf-Rumpf-Länge [mm]. Da die Verteilung der Körper-Massen und -Maße nicht unbedingt einer zweiseitigen Normalverteilung folgt, wird neben dem Mittelwert jeweils auch der Median angegeben. Der Mittelwert dient dabei dem Vergleich zu Angaben in der Literatur. Zu den Strukturen, in denen die Fallenreihen placiert waren, wurden aussagefähige digitale Photos erstellt. Die Benennung der Photos beinhaltet die Fangstreckenbezeichnung sowie die Initialen des Bildautors und die Nummer des Photos laut Kamera-Zählung (z. B. B 09_C 09_he_6275). 41 Alle Angaben und Zahlen zur Stadt Hamburg, alle verwendeten Internet-Quellen, einige der Literaturquellen und Praktikumsarbeiten der Universität Hamburg; alle eigenen Daten, shape-Dateien mit den Darstellungen der Nachweise sowie Fallenstandorte und der Suchstrecken ohne Nachweise, die Dateien mit den Biotopkartierungen der Abteilung Naturschutz der BSU sowie alle Photos zu den befangenen Strukturen, Fangstrecken, Landschafts- und Bodenstrukturen usw. sind neben den Verweisen im Text auf der Daten-DVD zusammengestellt. Alle Photos im Bericht sind vom Autor des Gutachtens, soweit nicht anders vermerkt. 3.5.2.1 Berechnungen der Präferenzindices Präferenzen für einzelne Strukturen werden nach Ivlev´s Electivity Index (zit. in KREBS 1989) berechnet aus Ei= (ri-ni) / (ri+ni) für ri = Anteil der Nutzung der Struktur i; hier als ri = Anteil der Fänge aller Mäuse einer Art in Struktur i und ni = Anteil der Struktur i in der Natur; hier als ni = Summe aller Fallennächte in der Struktur i für i=Sand, Auenlehm usw. oder Parks, Friedhöfe, Weihholzaue, Gärten... Dies ist eine nicht-lineare Funktion mit Werten zwischen E i=1 als vollständige Präferenz und Ei=–1 als vollständige Meidung (Beispiele s.u.). Aus allen Zufallsbeobachtungen, Totfunden, Hinweisen aus der Bevölkerung sowie den Gewöllanalysen lassen sich keine Präferenzen für durch die Kleinsäuger bevorzugte oder gemiedene Strukturen berechnen. Für die Lebendfänge können Präferenzen nur mit Einschränkungen bestimmt werden, weil die Fallenstandorte nicht nach der Verteilung der einzelnen Boden- oder Nutzungsstrukturen innerhalb der Fläche von Hamburg und auch nicht als repräsentative Auswahl davon ausgewählt wurden. Die Auswahl erfolgte vielmehr nach der höchsten Nachweiswahrscheinlichkeit möglichst vieler Arten und daher anteilig häufiger in nicht urbanen, vielfältigen Strukturen, die nicht gut für die Bevölkerung zugänglich waren (s. Kap. 3.2, S. 25ff). Deshalb werden die Präferenzindices berechnet als Präferenzen bzw. Meidungen nach den Anteilen der Fänge der einzelnen Arten bezogen auf die Anteile aller Fallennächte in den jeweiligen Strukturen. Als Strukturen werden einerseits unterschiedliche Böden betrachtet, andererseits verschiedene Nutzungstypen (s. Kap. 3.4.2, S. 38). Zu den Nutzungstypen werden vergleichend die Naturschutzgebiete ergänzt. Der Status als Naturschutzgebiet sagt jedoch nichts aus zur Nutzungsstruktur der Fläche. Es können Wiesen, Bruchwälder, Wälder, Auen oder andere Strukturen unter Schutz stehen. Deshalb werden die Fänge in NSG bei der Berechnung der Anteile der Nutzungsstrukturen nicht berücksichtigt. Zu den Berechnungen der Präferenzen zwei Beispiele: Es wurden 16,21 % aller Fallennächte in den Marschen gestellt und 52,67 % aller Fallennächte auf trockenen Böden (Sand s.l.). Diese Anteile werden in der Berechnung als n = Angebot der Struktur für i=Marschen bzw. i=Sand betrachtet. Es fingen sich auf trockenen Böden insgesamt 39,49 % aller Rötelmäuse, was r=Anteil der Nutzung der angebotenen Struktur i=„Fallen auf Sand“ durch die Rötelmäuse entspricht (entsprechend für riMarschen=31,21 % der Fänge). 42 Setzt man jeweils beide Werte in die o.g. Formel ein, ergibt sich für: EiSand=(39,49-52,67)/(39,49+52,67)= -0,14, also eine leichte Meidung von Fallen auf trockenen Böden durch Rötelmäuse, was nachvollziehbar ist, weil der Anteil der Fänge von Rötelmäusen unter dem Anteil der Fallennächte auf Sand liegt. Für die Marschen ergibt die Berechnung entsprechend: EiMarschen=(31,21-16,21)/(31,21+16,21)= +0,32, also eine spürbare Präferenz bei den Fängen in Marschen durch Rötelmäuse. Rötelmäuse bevorzugen also nach den Fangergebnissen Marschen. Werden auf/in einer betrachteten Struktur keine Tiere einer Art gefangen, ergibt sich ein Wert für Ei= -1, also eine vollständige Meidung. Andererseits ist die Präferenz um so größer, je höher der Anteil der gefangenen Tiere einer Art über dem Anteil der Fallennächte in der Struktur ist. So ergab sich der höchste aller bestimmten Präferenzwerte für die Hausspitzmaus für Brachen in/an Gewerbegebieten mit E i=0,98 bei 75 % aller gefangenen Hausspitzmäuse auf Brachen, auf denen aber nur 0,69 % der Fallennächte gefangen wurde. Bei gleichen Anteilen von Angebot und Nutzung ergibt sich für die Präferenz ein Wert von Ei = 0, also eine Nutzung entsprechend der Verfügbarkeit. Der große Vorteil dieser Berechnungsmethode ist die Skalierung zwischen –1 und +1, die die Präferenzen untereinander vergleichbar werden lässt. In dem gesamten Gutachten werden die Begriffe Meidung, Präferenz oder bevorzugt bzw. gemieden immer in diesem mathematischen Sinne genutzt (s. Begriffe, S. 6ff). 3.6 Anmerkungen zur Haftung und zu verwendeten Seiten im Internet Innerhalb des Gutachtens sind eine Reihe von Informationen aus dem Internet verwendet. Die Quellen sind in der allgemein üblichen Form als Nennung der Internetseite (Link) angegeben. Da jeder Betreiber seine Internetseiten nach eigenem Ermessen ändern, Inhalte löschen oder die Seiten schließen kann, wird keine Gewähr übernommen, dass die Inhalte in der angegebenen Form auf den jeweiligen Seiten nachvollzogen werden können. Der Autor erklärt hiermit ausdrücklich, dass er keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und Inhalte der verlinkten Seiten hatte und damit in keiner Weise Verantwortung für diese Inhalte hat oder übernimmt. Diese Inhalte spiegeln nicht die persönliche Meinung des Autors wider. Der Autor übernimmt darüber hinaus keinerlei Verantwortung für die Inhalte der Internetseiten Dritter, die über die in diesem Gutachten angegebenen Internet-Quellen (Links) erreicht werden können. Der Autor distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten, die in irgendeiner Weise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die allgemein gültigen Moralvorstellungen oder guten Sitten verstoßen. 43 4 Ergebnisse und Diskussion In dem Zeitraum von Mai 2011 bis Januar 2014 gelangen im Stadtgebiet von Hamburg in 158 Fangreihen mit Lebendfallen an über 2.590 Fallenstandorten (zumeist Fallenpaare) in 9.811 Fallennächten insgesamt 1.933 Fänge von Kleinsäugetieren. Das entspricht durchschnittlich 19,8 Fängen/100 Fallennächte. Dabei wurden 12 Arten von Kleinsäugetieren durch die Fänge nachgewiesen (s. Kap. 4,1, S. 45ff ). An Hand von körperlichen Merkmalen konnten 79 Wiederfänge ermittelt werden, davon 2 Tiere mit je 2 Wiederfängen. Es wurden demnach insgesamt 1.851 Kleinsäugetiere in den Lebendfallen gefangen. Neben den Fängen wurden über Gewölle, Totfunde, Spuren, Direktbeobachtungen oder Nestfunde weitere kleine Säugeiterarten in Hamburg nachgewiesen, so dass innerhalb des vorliegenden Gutachtens Aussagen zu 22 der Liste der beauftragten 23 Arten möglich sind (s. Tab. 1, S. 16). Zum Siebenschläfer gelangen keinerlei Nachweise. Insgesamt wurden durch alle angewandten Methoden 38 Arten in Hamburg nachgewiesen. Die Daten außerhalb der Liste der Tab. 1 gehen als Nachweise ohne weitere Auswertungen in das Artkataster der Abt. Naturschutz der BSU ein. Die weitaus dominanteste und am weitesten verbreitete Art in den Lebendfallen war die Gelbhalsmaus, die in 80,4 % der Fangreihen nachgewiesen wurde. Die Wald- und Hausspitzmäuse (jew. 13) sowie die Zwergmaus und die Erdmaus (jew. 11 Exemplare) wurden am seltensten in den Fallen gefangen (s. Kap. 4.1, S. 45ff). Außerdem fingen sich insgesamt 9 Mauswiesel in den Lebendfallen, die alle am Fangort wieder freigelassen werden konnten. Die Fangreihen der Lebendfallen waren so verteilt, dass in 229 der 239 Rasterquadrate mit 2 km Kantenlänge, die auf die Karte von Hamburg gelegt wurden, gefangen wurde. Insgesamt liegen durch die Lebendfallenfänge aus 206 der 239 Rasterquadrate Nachweise von Kleinsäugetieren aus der hier erarbeiteten Studie vor (s. Abb. 1, S. 2; Tab. 3, S. 45). Das sind 86,2 %. Neun randliche Raster, meist mit nur geringem Flächenanteil an Hamburg, sowie das Quadrat, in dem die Hafencity liegt (J 11), wurden nicht befangen. In 23 Rasterquadraten fingen sich keine Kleinsäugetiere (Abb. 18, S. 51). Davon waren 16 Fangreihen über die Grenze zweier Rasterquadrate gestellt, es konnten jedoch nur in einem der beiden Raster Kleinsäugetiere gefangen werden. Im Umfeld von 25 Fangstrecken der Lebendfallen wurden unmittelbar an Gewässerufern zusätzlich zwischen vier und fünfzehn Ratten-Schlagfallen gezielt für den Fang von Schermäusen eingesetzt. Es gelang jedoch nur ein einziger Nachweis einer Schermaus über die Fallen – als Sichtbeobachtung beim Ausräubern einer Lebendfalle. Darüber hinaus wurden Gewölle aus 21 Aufsammlungen von 11 Standorten in Hamburg untersucht, vornehmlich aus den Vier- und Marschlanden. Vom Ohlsdorfer Friedhof und dem Stadtpark lagen einzelne Gewöllaufsammlungen aus dem Bearbeitungszeitraum von Gewöllen seit 1.1.2000 vor. In den Gewöllen wurden insgesamt 14 Arten in zusammen rund 700 Beutetieren nachgewiesen. Neben den Fängen und Gewöllanalysen wurden sonstige Hinweise auf kleine Säugetiere gesammelt, v.a. von Verkehrsopfern und Direktbeobachtungen sowie Hinweisen aus der Bevölkerung. Hierbei nahmen die gut zu beobachtenden Arten einen deutlich größeren Stellenwert ein als bei den Fängen und in den Gewöllen. Auf diese Art gelangen Nachweise einer Reihe weiterer Arten, die nicht in den Gewöllen und Lebendfallen vertreten waren, wie Igel, Wildkaninchen, Hermelin, Steinmarder und 44 Maulwurf. Vor allem Eichhörnchen wurden über eigene Beobachtungen und Befragungen in vielen Bereichen der Stadt nachgewiesen (vgl. Artkapitel, Anhang II). Aus der Literatur und aus Arbeiten an der Universität Hamburg konnten einige Nachweise ergänzt werden. Tab. 3: Summen der Rasterquadrate á 2 km in Hamburg mit und ohne Kleinsäugerfänge von Mai 2011 bis Januar 2014 Anzahl 2-km-Raster für Hamburg davon mit Fangversuchen nicht befangen im Randbereich im Innenstadtbereich Befangen aber ohne Ergebnis Raster mit Kleinsäugerfängen Anzahl Fangstrecken gesamt Durchschnittliche Anzahl Fallen/Fangstrecke Durchschnittliche Anzahl Fallen/befangene Raster Durchschnittliche Anzahl Fallennächte/befangene Raster Durchschn. Fallennächte/Fangserie Durchschnittliche Fänge/100 Fallennächte 239 229 9 1 23 206 158 31,2 21,5 42,7 61,9 19 Über einen Zusatzvertrag konnte eine größere Anzahl von möglichen Lebensräumen für Haselmäuse und Zwergmäuse auf das Vorhandensein von Freinestern abgesucht werden. Dabei konnten im Winter 2011/12 an 3 Standorten im östlichen Randbereich von Hamburg Haselmausnester gefunden werden. Zeitlich parallel dazu gelangen HAAK (2012) sowie EHLERS & HAAK (pers. Mitt.) Nachweise der Haselmaus an einem vierten Standort. Mit dem in der BSU seit 2008 bekannten sind damit 5 Vorkommen der Art in Hamburg bekannt. Zwergmausnester wurden in den Wintern 2012/2013 und 2013/14 im östlichen, nördlichen und westlichen Randbereich an mehreren Stellen gefunden. 4.1 Fänge von Kleinsäugetieren Der Hauptschwerpunkt der vorliegenden Arbeit lag auf den Fangversuchen von Kleinsäugetieren der Insektenfresser und Nagetiere mit Lebendfallen. Dabei profitierten die Fangmöglichkeiten deutlich von der weiten Verbreitung von Landwirtschafts- und Gartenbauflächen; Parks und Wäldern; Gewässerrandstreifen und Brachen sowie Hausgärten und Kleingartenanlagen in der grünen Stadt Hamburg (s. Kap. 2.2, S. 19; Abb. 9, S. 24; Abb. 17, S. 50). So konnten von den 158 Fangreihen mit Lebendfallen 125 in nicht urbanen Strukturen gestellt werden. Nur 16 Fangreihen im unmittelbaren Stadtkern, in Gewerbegebieten und einzelnen Hausgrundstücken wurden rein urbanen Strukturen zugerechnet; 17 Fangstrecken hatten sowohl urbane als auch nicht urbane Strukturen. Dabei weicht die Einstufung als nicht urban gegenüber urban von den Darstellungen der Biotopkartierung der Abt. Naturschutz ab (s. Abkürzungen und Begriffe, S. 6ff sowie Kap. 3.4.1, S. 37). Sieben der acht ausgewerteten Fangreihen mit Schlagfallen waren in nicht urbanen Strukturen placiert. Eine wurde wegen des unmittelbar neben dem Graben verlaufenden Weges als teilweise urban betrachtet. Da sich in diesen Fallen nur einzelne Wanderratten als zusätzliche Nachweise zu den Lebendfallen fingen, wurden diese Ergebnisse bei den Fallenfängen mit ausgewertet. 45 Die durch die Fallenfänge nachgewiesenen Arten und Individuenzahlen sind in Tab. 4 zusammengestellt, die Anzahlen und Anteile der Fangserien und Raster mit den einzelnen Arten in Tab. 5. Darin sind die 79 Wiederfänge nicht einbezogen. Die Verbreitungs- bzw. Nachweiskarten der einzelnen Arten sind an die jeweiligen Artkapitel angefügt (s. Anhang II). Die Gelbhalsmaus ist an Hand der Lebendfänge dieser Studie die am weitesten verbreitete und häufigste Kleinsäugetierart in Hamburg. Sie wurde in 81,5 % der Fangreihen bzw. in 89,3 % der Rasterquadrate mit Kleinsäugerfängen nachgewiesen und stellt 61 % aller gefangenen Tiere. Gelbhalsmäuse wurden mit 1.132 Tieren fast dreimal so oft in den Fallen gefangen wie die zweithäufigste Art, die Rötelmaus (395 Tiere), die in 55,7 % der Fangreihen und 52,8 % der Raster ebenfalls sehr weit verbreitet ist. Das Nachweisbild der 128 gefangenen Waldmäuse in 26 % der Fangreihen und 24 % der Raster ist nicht mehr geschlossen. Mit nur rund 7 % der gefangenen Tiere war sie bei weitem nicht so regelmäßig in den Fallen wie die beiden häufigeren Arten. Insgesamt 26 Tiere konnten als lebendes Tier nicht eindeutig als Gelbhals- oder Waldmaus bestimmt werden. Diese sind bei der Darstellung der Artvorkommen nicht berücksichtigt. Die Brandmaus fing sich nur saisonal insgesamt 86mal in den Lebendfallen und stellt damit 4,6 % der gefangenen Tiere. Ihr Verbreitungsbild war wie das der noch seltener gefangenen Arten nicht geschlossen. Alle anderen nachgewiesenen Arten hatten nur einen Anteil von höchstens 1 % der gefangenen Tiere (s. Tab. 4) und werden damit nur als gelegentliche Fänge gewertet. Tab. 4: In den Lebendfallen von Mai 2011 bis Januar 2014 in Hamburg gefangene Kleinsäugetiere der einzelnen Arten und Geschlechter (ohne Wiederfänge) nicht Tiere Anteile Männchen Weibchen erkennbar n [%] n n n Sorex araneus Waldspitzmaus 13 0,70 13 Crocidura russula Hausspitzmaus 13 0,70 13 Arvicola amphibius Schermaus 1 0,05 1 Myodes glareolus Rötelmaus 395 21,44 117 257 21 Microtus agrestis Erdmaus 11 0,59 3 8 Microtus arvalis Feldmaus 19 1,02 13 6 Micromys minutus Zwergmaus 11 0,59 4 4 3 Apodemus agrarius Brandmaus 86 4,63 52 33 1 Apodemus flavicollis 1132 Gelbhalsmaus 60,99 536 550 46 Apodemus sylvaticus 128 Waldmaus 6,90 62 64 2 Wald-/Gelbhalsmaus 24 1,40 9 15 Rattus norvegicus Wanderratte 9 0,48 2 2 5 Mustela nivalis Mauswiesel 9 0,48 1 8 Summe 1851 100 799 939 115 Arten wiss. Name * Nachweis der Schermaus aus einer Sichtbeobachtung an einer Lebendfalle. 46 Tab. 5: Anzahl der Fangreihen und Rasterquadrate mit Nachweisen der gefangenen Arten sowie Anteile der Fangreihen in urbanen und teilweise urbanen Strukturen Raster mit Anzahl Fangreihen Fangreihen Anteil Nachweisen und Raster n [%] n Gesamt 158 100 229 Waldspitzmaus 10 6,33 11 Hausspitzmaus 3 1,90 5 Schermaus 1 0,63 1 Rötelmaus 88 55,70 121 Erdmaus 8 5,06 6 Feldmaus 9 5,70 8 Zwergmaus 9 5,70 8 Brandmaus 14 8,86 18 Gelbhalsmaus 127 80,38 201 Waldmaus 41 25,95 55 Wanderratte 5 3,16 4 Mauswiesel 9 5,70 9 Apod. Spec. 20 Anteil davon urban teilweise urban [%] n [%] n [%] 100 16 17 4,80 2,18 1 6,25 1 5,88 0,44 52,84 6 37,50 8 47,06 2,62 1 6,25 3,49 3,49 1 6,25 1 5,88 7,86 87,77 8 50,00 13 76,47 24,02 5 31,25 5 29,41 1,75 1 5,88 3,93 1 6,25 8,73 4.1.1 Räumliche Verteilung der Fangstrecken und der Fänge Einen Überblick über die Lage der Fangstrecken und der Kleinsäugerfänge als Summe aller Arten über das Stadtgebiet von Hamburg geht aus der Karte der Abb. 1 (S. 2) hervor. Die räumliche Verteilung der Nachweise der einzelnen Arten ist in den Karten der Artkapitel im Anhang II zusammengestellt. Nach ersten Fängen von Kleinsäugetieren in einer als Vorstudie gewerteten Fangserie im Frühjahr 2011 wurde die Methode den strukturellen Gegebenheiten der Landschaft und den Nutzungsformen von Hamburg angepasst. Durch die Änderung der Methode wurden, wo immer möglich, die Fangstrecken über die Grenze zweier Rasterquadrate hinweg gestellt mit insgesamt möglichst 40 Fallen/Fangreihe für zwei Nächte. Es wurden in insgesamt 229 der 239 Rasterquadrate der Stadt Fangversuche unternommen. Das sind 95,8 % der Rasterflächen mit Flächenanteil an der Stadt Hamburg. In 9 randlich gelegenen Rastern wurde aus Kapazitätsgründen nicht gefangen. Im Allgemeinen waren die randlichen Raster jedoch für die Fänge von großem Interesse, da einerseits in vielen Bereichen der Biotopverbund zur umliegenden, nicht urbanen Landschaft in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gegeben ist, andererseits daraus eine erhöhte Artenvielfalt und ggf. Individuenzahl zu erwarten war. Im Raster J 11, in dem die Hafencity liegt, war laut Karte nur eine „Grünfläche“ verzeichnet, die bei der Kontrolle vor Ort am 10.11.2013 die Struktur laut Abb. 16 (S. 48) hatte. Darüber hinaus wurden keine geeigneten Flächen in diesem Raster ermittelt, die einen Fangversuch erlaubt hätten. Von den 229 Rastern mit mindestens einer Fangstrecke (bzw. Teilstrecke bei der Lage der Fangreihen über die Grenze zweier Raster) fingen sich in 206 Rastern Kleinsäugetiere in den Lebend- bzw. Schlagfallen. Das sind 86,2 % aller Rasterquadrate, die Hamburg betreffen. Aus der Karte der Abb. 1 (S. 2) wird ersichtlich, dass die Fangstrecken als Probeflächen annähernd gleichmäßig über die Stadt verteilt sind. Bei den Fängen ergaben sich nur im Norden in den Rastern L 01, L 02 und M 01, M 02 sowie zentral in den Rastern K 11, K 12 zusammen mit dem nicht befangenen Quadrat J 11 größere Flächen, in denen trotz Fangversuchen keine Nachweise von Kleinsäugetieren gelangen (s. Abb. 18, S. 51). Außerdem ergibt sich auffällig ein Streifen entlang des Rasterstreifens 09, beginnend mit H 09 47 über I 09 und dann weiter mit L 09 bis zum Ostrand von N 09, wo sich keine Kleinsäugetiere fingen, obwohl in zeitgleichen Fängen in anderen Reihen Tiere nachgewiesen wurden. Alle anderen Fangstrecken ohne Fänge betrafen entweder nur einzelne Rasterquadrate (z.B. K 06) bzw. eines von zweien der Fangstrecke (z.B. A 08_A 09) und/oder wurden durch Fänge im gleichen Raster ergänzt (z.B. in S 15). Neben der flächigen Verteilung der Fangstrecken wurde versucht, die Methode nach verschiedenen Gesichtspunkten abzusichern (s. Kap. 4.4.1, S. 80). Außerdem werden die Fänge ergänzt durch Gewölluntersuchungen sowie Beobachtungen und Totfunde verschiedener Arten und Literaturhinweise (s. Kap. 4.2, S. 72; Kap. 4.3; S. 74), so dass die Ergebnisse insgesamt sicher eine gute Datenbasis zur Aussage der Verbreitung verschiedener Kleinsäugetierarten in Hamburg im Bearbeitungszeitraum Mai 2011 bis Januar 2014 bilden. Abb. 16: Dynamik einer „Grünfläche“ in der Hafencity, Raster J 11, 10.11.2013 48 4.1.2 Fangdichten und Artenzahlen Die Tab. 5 (S. 47) gibt einen Überblick über die Anzahlen der Tiere der über die Fänge nachgewiesenen Arten. In der Karte der Abb. 18 (S. 51) sind die durch die Fänge ermittelten Artenzahlen je Raster zusammengefasst. Die Fangdichten sind als gefangene Tiere/100 Fallennächte (in Klassen: 0, bis 5 Tiere/100 FN, >5-10/100 FN usw.) in Abb. 19 (S. 51) dargestellt. Die zusammenfassende Diskussion der durch die Arten bevorzugten bzw. gemiedenen Lebensraumstrukturen erfolgt in Kap. 4.1.4.4 (S. 65). In 26 Rasterquadraten konnten keine Mäuse gefangen werden. Durch die Fallenfänge konnten maximal vier Arten in einem Raster nachgewiesen werden, in verschiedenen Rastern jedoch unterschiedliche Arten. Insgesamt 11 der 15 Raster mit der höchsten Zahl von jeweils vier gefangenen Arten liegen im Randbereich von Hamburg, und zwar im Südwesten, Süden, Osten und Norden (s.u.). Der größte Anteil der Raster ohne Fänge bzw. mit nur 1-2 nachgewiesenen Arten liegt dagegen im Stadtzentrum und im Norden. Auffallend ist außerdem die Tendenz der Zunahme der Fangdichten vom Stadtzentrum hin zur Peripherie – jedoch nur im südwestlichen, südlichen und östlichen Bereich von Hamburg. Im gesamten westlichen und nördlichen Randbereich liegen in dem randlichen Streifen von jeweils 2-3 Rastern nur einzelne Abschnitte mit mehr als 20 Tieren/100 FN (Abb. 19, S. 51). Die absoluten Fangzahlen in einzelnen Fangreihen liegen zwischen (0) 1 und 44 Mäusen/ Rasterfläche bei entsprechend 0 bis über 70 (!) Fängen/100 FN. Die maximale Zahl von Fängen je zusammenhängender Fangserie in 2 Rasterquadraten liegt im NSG Höltigbaum (P 06_Q 06) im Oktober 2012 bei 54 Fängen in 40 Fallen in 2 Nächten. Die höchsten Fangdichten pro Rasterquadrat ergaben sich mit 73,3 Tieren/100 FN am Tatenberger Deich am Rand eines Bruchwaldes (Raster M 14); mit 67,5 Fängen /100 FN im NSG Höltigbaum (P 06_Q 06 in der gesamten Fangreihe über beide Raster) sowie mit 61,7 Fängen/100 FN in einer der Fangreihen im Bereich der Brunnenreihe der Wasserwerke Curslack (R 16). Der höchste Wert für eine Teil-Fangserie liegt mit 75 Fängen/100 FN am Nordufer der Gose Elbe in Höhe Neuengammer Hinterdeich (Q 17). Dieser Wert wird rechnerisch vermindert durch eine 2. Fangreihe im gleichen Raster mit geringerem Erfolg. Nur der daraus bestimmte niedrigere Gesamtwert erscheint in Karte der Abb. 19, S. 51. Sechs von 15 Rastern mit jeweils vier gefangenen Arten sowie drei der 4 Fangstrecken mit den höchsten Fangdichten liegen in den Vier- und Marschlanden im Südosten von Hamburg. Bemerkenswert ist dabei ein Bereich in den zusammenhängenden Rastern L 13_M 13_N 13/ L 14_M 14_N 14 zwischen den Vier- und Marschlanden und der Innenstadt bzw. dem Hafen (s. Abb. 18, S. 51 und Abb. 20, S. 52). Hier liegt ein sehr heterogen strukturierter Komplex, der neben naturnahen Bereichen u.a. das Autobahndreieck HH Südost Moorfleet, die Spülfläche Feldhofe, ein ausgedehntes Logistikzentrum bis zum alten Bahndamm Billwerder beinhaltet. Dieser Flächenkomplex erbrachte durch die Fänge und sonstigen Nachweise eine hohe Artenzahl von jeweils vier Arten in den Lebendfallen in drei Rastern und einer hohen Individuenzahl in der Fangserie L 14_M 14. Dies wird ergänzt durch die Nachweise der Haselmaus und der Zwergmaus (HAAK 2012; EHLERS & HAAK pers. Mitt.) und die Totfunde je einer Hausspitzmaus (G. SCHÄFERS) und Waldspitzmaus am alten Bahndamm Billwerder sowie die einzige Beobachtung einer Schermaus in Hamburg am Tatenberger Deich. 49 Im eigentlichen städtischen Bereich fallen die meisten der in Hamburg nur selten gefangenen Arten fast vollständig aus und es gibt neben den häufigen Gelbhals- und Waldmäusen (und der Wanderratte) kaum andere Nachweise. Auch die zweithäufigste gefangene Art, die Rötelmaus, fehlt im urbanen, innerstädtischen Bereich sowie in weiten Teilen des Hafens (fast) vollständig (s. Abb. 21, S. 52). Hier wurden praktisch nur noch die Wald- und die Gelbhalsmaus gefangen – und zwei der vier Fang-/Fundorte der Hausspitzmaus liegen hier. Abb. 17: Sehr gut geeignete Fangstruktur im ländlichen Raum der Millionenstadt - parallel der A 7 in Schnelsen vom Wald über die Brache in die Feldfläche bei der Eiche (G 05_G 06). 50 Abb. 18: Durch die Lebendfänge ermittelte Artenzahlen je Raster in Hamburg von Mai 2011 bis Januar 2014. Abb. 19: Fangdichten (als Tiere/100 FN) der in Lebendfallen gefangenen Kleinsäugetiere je Raster in Hamburg. 51 Abb. 20: Sehr heterogen geprägter Flächenkomplex mit hoher Artenzahl und lokal hoher Individuendichte zwischen Vier- und Marschlanden, Stadtbereich und Hafen (DGk5Rasterung, Kartengrundlage: Disk-Rast 1:20.000; BSU). Abb. 21: Allgemeine Verbreitung der Rötelmaus in nicht urbanen Biotopkomplexen und weitgehendes Fehlen der Art im Zentrum und im Hafen von Hamburg seit dem Jahr 2000. 52 4.1.3 Fangerfolg in den Jahreszeiten und Untersuchungsjahren Der Erfolg der Fänge von Kleinsäugetieren in Hamburg mit Lebendfallen zeigte deutliche Schwankungen über die Jahreszeiten und zwischen den Untersuchungsjahren. Im Jahresdurchschnitt lag der Fangerfolg im Jahr 2012 mit 32,3 Fängen/100 Fallennächte am höchsten. Im Jahre 2013 wurden hingegen nur durchschnittlich 13,1 Mäuse in 100 Fallennächten gefangen, 2011 lag der Fangerfolg bei 20,2 Fängen/100 Fallennächte (s. Tab. 6). Über den gesamten Zeitraum von Mai 2011 bis Januar 2014 fingen sich durchschnittlich 18,9 Kleinsäuger/100 Fallennächte (ohne Wiederfänge). Tab. 6: Monatliche und jährliche Fallenzahlen, Fallennächte, Anzahl gefangener Tiere, Artenzahlen und Fangdichten (als Fänge/100 FN) der Lebendfänge in Hamburg von Mai 2011 bis Jan 2014 Monat Fallenzahl Fallennächte Fänge Fänge/100 FN Mai 11 65 130 14 10,77 Jul 11 100 200 11 5,50 Aug 11 170 330 74 22,42 Okt 11 150 300 95 31,67 Ges. 11 485 960 194 20,21 Mai 12 40 80 27 33,75 Jul 12 93 186 17 9,14 Aug 12 180 360 135 37,50 Sep 12 420 800 279 34,88 Okt 12 330 660 219 33,18 Nov 12 160 320 101 31,56 Ges. 12 1223 2406 778 32,34 Feb 13 80 200 21 10,50 Mrz 13 178 356 7 1,97 Jun 13 299 598 77 12,88 Aug 13 120 240 29 12,08 Sep 13 550 1200 130 10,83 Okt 13 426 852 114 13,38 Nov 13 1156 2253 340 15,09 Dez 13 246 428 87 20,33 Ges. 13 3055 6127 805 13,14 Jan 14 169 318 74 23,27 Ges. 4932 9811 1851 18,87 Artenzahl 3 5 5 6 8 3 3 4 6 7 2 10 4 3 6 3 7 7 7 7 10 4 12 In den Monatssummen unterliegen die Anzahlen der Fänge/100 Fallennächte sowie die Anzahl der durch die Fänge nachgewiesenen Arten saisonalen Schwankungen (Abb. 21, S. 52; Abb. 22; S. 55). Nach den hier ausgewerteten Fängen in Hamburg sank der Fangerfolg vom Herbst zum Frühjahr mit geringen Fangzahlen/100 Fallennächte jeweils im Februar-März (im April wurde nicht gefangen), stieg im Mai erstmals an, um dann im Juni-Juli noch einmal deutlich zurückzugehen. Der größte Fangerfolg mit den meisten Arten und meisten Fängen/100 Fallennächte stellte sich in den Herbstmonaten ein. Von (August) September bis Oktober (Dezember) mit durchschnittlich 13,4 bis knapp 40 Fängen/100 Fallennächte war in allen drei Untersuchungsjahren der Fangerfolg im Herbst am höchsten. Auch die 53 absoluten Höchstwerte von 60 und mehr Fängen/100 FN in einzelnen Fangreihen (n=6) lagen von Ende August bis Ende November, davon vier im Oktober 2012. Dabei waren die Schwankungen um so ausgeprägter, je größer die Mäusedichte in dem Untersuchungsjahr insgesamt war (s. 2012, Abb. 21, S. 52) und die Schwankungen werden maßgeblich durch die jeweils häufigsten Arten bestimmt, also in der Regel durch die Gelbhals- und die Rötelmaus. In den meisten Monaten mit Fängen von (deutlich) mehr als 20 Tieren (und >20 Fängen/100 FN) erbringen diese beiden Arten zwischen 74 und 97,5 % der monatlich gefangenen Tiere. Die Nachweiswahrscheinlichkeit aller in einem Gebiet vorkommenden Kleinsäugetier-Arten über Gewölle ist um so größer, je geringer die Populationsdichte der (2-3) häufigsten Arten ist, weil die Eulen dann auf Tiere anderer Arten ausweichen müssen ("alternative prey hypothesis" nach ANGELSTAM et al. zit. in KORPIMÄKI et al. 1990). Anders ist dies nach den Fängen in Hamburg. Hier hatten weniger häufige Arten trotz in mehreren Monaten sehr starker Dominanz von Gelbhals- und Rötelmaus durchaus eine Chance, gefangen zu werden. Dabei lässt sich kein Muster erkennen, wie viele und welche Arten in welchen Monaten nachgewiesen werden können außer den o.g. jahreszeitlichen Schwankungen. Während die insgesamt nur 9 Nachweise des Mauswiesels relativ gut verteilt über den Untersuchungszeitraum gelangen, traten einzelne Arten nur in bestimmten Monaten und nicht in allen Jahren auf: So gelangen z.B. von der Brandmaus im Jahre 2011 nur im August und Oktober Fänge, wo die Art plötzlich 41 bzw. 25 % der gefangenen Tiere stellte. Daraufhin verschwand die Art aus den Lebendfallen. Es wurden jedoch am 17. Januar 2012 zwei Tiere auf einer Waldlichtung in Raster R 15 beobachtet. Im Juli 2012 waren dann plötzlich wieder 54 % der gefangenen Tiere Brandmäuse. Dann blieb die Anzahl der monatlich gefangenen Tiere mit 7 bis 11 bis in den Herbst etwa gleich. Durch die jahreszeitlich ansteigende Anzahl der Fänge anderer Arten sinkt jedoch der Anteil der Brandmaus. Von November 2012 bis Januar 2014 wurde dann keine einzige weitere Brandmaus gefangen. Ähnlich diskontinuierlich ist die Nachweissituation bei allen selten gefangenen Arten, die zum Teil nur mit größeren zeitlichen Lücken in den Fallen auftauchten. Das erstaunt v.a. bei der Feldmaus, für deren Nachweise nach dem kompletten Ausbleiben von Fängen im Frühjahr 2012 ab Sommer 2012 bis Herbst 2013 gezielt Randlagen von Feldern, Feldrandstreifen (besonders nach der Ernte), Deiche und Wiesen in die Fangstrecken integriert wurden (mit nur einem Nachweis im Juni und 2 im September 2013). Das Ausbleiben der Feldmaus in den Fängen im Jahre 2012 steht dabei im Gegensatz zur Dichte der Art z.B. in Sachsen-Anhalt, wo auf rund 200.000 ha massiver Befall festgestellt und wegen Überschreitung der tolerierbaren Populationsdichte für 40.000 ha eine Bekämpfung beantragt wurde (LLFG 2013). Auf den Elbdeichen wird die Feldmaus in Hamburg regelmäßig kontrolliert und ggf. bekämpft (s. Kap. 4.1.4.2, S. 59ff). Letztlich sind jedoch die Hinweise auf die seltenen Arten von bis zu 20 gefangenen Tieren im gesamten Untersuchungszeitraum nur als Einzelnachweise zu werten, eine saisonale Auswertung erübrigt sich hierbei. Aus Abb. 23 (S. 55) geht außerdem hervor, dass in keiner Jahreszeit – weder in einem der Untersuchungsjahre noch kumulativ über den Bearbeitungszeitraum - das gesamte Spektrum der 12 insgesamt durch die Fänge nachgewiesenen Kleinsäugetiere gefangen wurde. Die Gesamtartenzahl 54 ergibt sich erst aus der Summe der Fänge der mehrjährigen Studie und einschließlich aller angewandten Nachweismethoden. Ob mit den jetzt vorliegenden Ergebnissen zu 22 Arten in Hamburg das gesamte vorhandene Artenspektrum an Kleinsäugetieren erfasst ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. 45 40 Fänge/100 FN 35 30 2011 25 2012 2013 20 2014 15 Ges 10 5 0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Fangmonate Abb. 22: Fangdichten der monatlich gefangenen Kleinsäugetiere/100 Fallennächte (FN) in Hamburg von Mai 2011 bis Januar 2014 als Summen aller gefangenen Arten. 14 2011 Artenzahl 12 2012 10 2013 8 2014 6 kummulativ 4 Arten/Jahr Dez Okt Sep Aug Jul Jun Mai Apr Mär Feb Jan 0 Nov 2 Monat Abb. 23: Durch Kleinsäugerfänge monatlich nachgewiesene Artenzahlen in Hamburg von Mai 2011 bis Januar 2014 sowie Artenzahlen/Jahr und Gesamtartenzahl kumulativ. 55 4.1.4 Fangdichten und Artenzahlen in unterschiedlichen Lebensraumstrukturen Ein Kriterium zur Beurteilung der Notwendigkeit des Schutzes einzelner Arten ist die Betrachtung der durch die Arten genutzten Lebensraumstrukturen (SCHERZINGER, pers. Mitt.). Dies gilt auch für Kleinsäugetierarten. Dazu werden im Folgenden die Fangdichten und die Artenzahlen nach den verschiedenen im Gelände für das Umfeld der Lebendfangreihen notierten Strukturen ausgewertet. Als Basiswert für die Fangdichten fungieren jeweils die monatlichen Fänge aller Fangserien, so dass die jahreszeitlichen und jährlichen Unterschiede in der Fängigkeit berücksichtigt werden können. Die Lage der Fangreihen war auf die Nachweise der größtmöglichen Artenzahl ausgelegt. Daher wurde deren Lage wo möglich so gewählt, dass sie als Transekte unterschiedliche Lebensraumstrukturen beinhalten (s. Kap. 3.2.1, S. 25). Dies spiegelt sich in der Vielfalt der mit den meisten der Fangreihen befangenen Strukturen wider. Das heißt, dass sich innerhalb einer Fangreihe unterschiedliche Bodentypen, Vegetationsstrukturen oder Nutzungstypen abwechseln können, die bei den Aufnahmen der Strukturen festgehalten und hier entsprechend ausgewertet wurden. Die Auswertung der einzelnen Fangreihen erfolgte nach den vorgefundenen (Haupt-)Strukturen in den jeweiligen Kategorien. Es sind also bis auf die Einstufung in urban, teilweise urban oder nicht urban Mehrfachnennungen möglich. 4.1.4.1 Urbane und nicht urbane Strukturen und Landschaften Die Abb. 24-26, Anhang III, S. 2f zeigen beispielhaft die urbanen, teilweise urbanen und nicht urbanen Strukturen mit den Fangreihen. Von den 158 Fangreihen (ohne Schlagfallen), in denen innerhalb der vorliegenden Studie versucht wurde, Kleinsäugetiere lebend zu fangen, konnten auf Grund der sehr vielfältigen Ausstattung in Hamburg 125 in nicht urbanen Strukturen placiert werden. Das sind 79 %. Nur 11 % bzw. 10 % der Fangreihen lagen in teilweise urbanen bzw. urbanen Strukturen (s. Tab. 5, S. 47; s. Abkürzungen & Begriffe ab S. 6). In den urbanen Fangserien fingen sich deutlich weniger Tiere/100 Fallennächte als in den (teilweise) nicht urbanen Strukturen. Dies drückt sich aus im Anteil der Fangserien, die weniger als durchschnittliche Fangerfolge zeigten: Bei den Fangserien in nicht urbanen und teilweise urbanen Strukturen lag der Fangerfolg/100 Fallennächte in 53 bzw. 56 % unter dem jeweiligen Jahresdurchschnitt (Tab. 7). Es bestand demnach nur ein leichter Überhang mit unterdurchschnittlichem Fangerfolg in den wenigstens teilweise nicht urbanen Strukturen. Demgegenüber lag der Fangerfolg/100 Fallennächten in rein urbanen Strukturen in 75 % der Fangserien unter den Jahresmittelwerten. Der Anteil der Fangreihen ohne Fangerfolg lag bei allen drei Strukturtypen sehr ähnlich bei 4,8 %, 5,9 % und 6,2 % (nicht ~, teilweise ~, urban). Es fingen sich also in annähernd gleichen Anteilen in allen drei Strukturen keine Mäuse in den Lebendfallen (Tab. 7, S. 57). In den Fangreihen in urbanen Strukturen wurden regelmäßig weniger Arten nachgewiesen als in nicht urbanen: In den urbanen und teilweise urbanen Strukturen wurden in 87,5 und 70,6 % der Fangreihen nur 0 bis 2 Arten/Fallenreihe gefangen. In keiner im urbanen Bereich gestellten Fangreihe fingen sich 4 Arten und in nur 2 von 16 Reihen 3 Arten (12,5 %). Dagegen wurden im nicht urbanen Bereich in 73,4 % der Reihen Tiere von 2 bis 4 Arten gefangen (Tab. 8, S. 57). 56 Tab. 7: Fangerfolg in urbanen, teilweise urbanen und nicht urbanen Fangreihen als Anzahlen und Anteile der Fangreihen mit Fangdichten unter bzw. über dem jew. Jahresdurchschnitt keine Anzahlen Summen Anteile [%] Fänge 2011-2014 < Durchschnitt > Durchschnitt n < Durchschnitt > Durchschnitt n urban 12 4 16 75,00 25,00 1 teilweise urban 9 8 17 52,94 47,06 1 nicht urban 70 54 124 56,45 43,55 6 Tab. 8: % 6,25 5,88 4,84 Nachgewiesene Artenzahlen in den Fangreihen in urbanen, teilweise urbanen und nicht urbanen Strukturen 2011-2014 Artenzahl 0 1 2 3 4 Summen Anzahl Fangreihen Anteile [%] urban teilweise urban nicht urban Summen urban teilw. urban nicht urban Gesamt 1 1 6 8 6,25 5,88 4,84 5,10 8 6 27 41 50,00 35,29 21,77 26,11 5 5 53 63 31,25 29,41 42,74 40,13 2 2 27 31 12,50 11,76 21,77 19,75 0 3 11 14 0,00 17,65 8,87 8,92 16 17 124 157 100 100 100 100 Dies spiegelt sich jedoch nicht in den insgesamt nachgewiesenen Arten wider: Über alle 158 Fangreihen wurden zusammen 12 Arten nachgewiesen. Das ist jedoch ein kumulativer Wert, der sich nur aus der Summe aller Fänge im gesamten Stadtgebiet und über den gesamten Untersuchungszeitraum ergibt (vgl. Kap. 4.1.3, S. 53). In den 16 urbanen Fangreihen wurden zusammen Tiere aus 7 Arten und in den 17 teilweise urbanen aus 6 Arten gefangen. Zur Kontrolle der Gesamtartenzahlen in den (teilweise) nicht urbanen Strukturen wurden beispielhaft aus den insgesamt 158 Fangreihen drei Mal ebenfalls nur 17 Fangreihen zufällig ausgewählt. Darin wurden 5, 6 bzw. 8 Arten gefangen. Es besteht bei gleicher Stichprobengröße also kein Unterschied in der kumulativ nachgewiesenen Artenzahl zwischen urbanen Strukturen und allen Fangreihen – oder anders: bei einer größeren Stichprobe von Fangreihen in urbanen Strukturen könnte sich die insgesamt dadurch nachzuweisende Artenzahl ebenfalls erhöhen. Dieser Aspekt ist bei allen weiteren ausgewerteten Strukturen zu berücksichtigen (s. nachfolgende Kap. 4.1.4.2, 4.1.4.3; ab S. 59). Die Stetigkeit des Auftretens einzelner Arten unterscheidet sich jedoch zwischen den Strukturen (s. Tab. 5, S. 47). Während die Gelbhalsmaus in 80 % aller Fangreihen bzw. 88 % der Rasterquadrate vorhanden war, ist sie in urbanen Fangreihen nur in 50 % vertreten. Auch die allgemein in 53-55 % der Raster/Fangreihen auftretende Rötelmaus fing sich nur in 37,5 % der urbanen Strukturen. Dem gegenüber stieg der Anteil der gefangenen Waldmäuse von 24 % der Raster in nicht urbanen über 29,4 % in teilweise auf 31,2 % in urbanen Fangreihen (Tab. 5, S. 47). Dennoch schließen sich Gelbhals- und Waldmaus nicht aus. Die seltenen Arten treten hier wie da in einzelnen Fangreihen auf. Betrachtet man nicht die unmittelbare Lage der Fangreihen in den befangenen Strukturen, sondern im landschaftlichen Umfeld, dann sinkt die durch die Lebendfänge nachgewiesne Artenzahl im innerstädtischen, urbanen Umfeld gegenüber den Stadtbereichen mit höherem Anteil nicht urbaner 57 Lebensräume deutlich ab. Das wird z.B. sichtbar an Hand der Verbreitung der Rötelmaus, die in den meisten Fangreihen im eigentlichen städtischen Landschaftsraum sowie im Umfeld des Hafens fehlt (s. Abb. 21, , S. 52). Außerdem fehlen im städtischen Landschaftsraum fast alle der seltener gefangenen Arten – mit 2 Ausnahmen: In 2 Fangreihen im vollständig umbauten Bereich fingen sich Erdmäuse, davon einmal im Lutherpark parallel zur A 7 (Bahrenfeld; Fangreihe F 09_F 10) und einmal angrenzend an den Flughafen Fühlsbüttel in einer Hecke zwischen versiegelten Verkehrsflächen (Fangreihe J 06_J 07, s. Abb. 24, Anh. III, S. III-2). Die zweite Ausnahme bilden alle 3 Fangorte der Hausspitzmaus, die alle im urbanen Umfeld lagen, wenn auch die eigentlich befangenen Strukturen am ehesten als ruderal bzw. als (Gewerbe-)Brachen charakterisiert werden können. Damit konnten über die Lebendfänge im eigentlichen städtischen Landschaftsraum nur noch wenige Kleinsäuger-Arten nachgewiesen werden: Neben den flächig verbreiteten Gelbhals- und Waldmäusen nur sehr lokal die Rötelmaus sowie sporadisch Erdmaus und Hausspitzmaus. Davon unbenommen ist die Wanderratte flächig verbreitet, da sie überall in der Kanalisation und an den meisten Gewässern vorkommt. Außerdem kommt in vielen auch nur kleinen Grüninseln der Maulwurf vor (s. Artkapitel, Anhang II). 58 4.1.4.2 Böden und Standorte In der Tab. 9, Anhang III, S. 34 sind die Ergebnisse der Fangerfolge und Artenzahlen nach den ausgewerteten Bodenstrukturen zusammengestellt. Große Teile von Hamburg, und insbesondere die überwiegend befangenen nicht urbanen Bereiche, sind durch Marschen mit überwiegend Auenlehm und Niedermoor mit eingesprengten Bruch- und Qualmwasserbereichen sowie zahlreichen Gräben und Vorflutern gekennzeichnet. Diesen eher grund/qualmwassernahen Marschen werden hier die ebenfalls feuchten bzw. schweren Böden außerhalb der Marschen sowie die sandig-trockeneren den gegenübergestellt. In 98 Fangreihen wurden u.a. verschiedene Formen von sandigen bzw. trockeneren Böden vorgefunden. Das sind so viele, wie die sonstigen vorgefundenen Bodenstrukturen zusammen. (Abb. 27, Anhang III, S. 4). Insgesamt liegen die Fangdichten auf trockenen Böden etwas unter dem Durchschnitt über alle Fangreihen. Auch in den einzelnen Fangmonaten liegen die meisten Fangdichten auf Sand unter den Monatswerten aller Fänge. In nur drei Monaten lagen die Fangdichten auf trockenen Böden höher als die durchschnittlichen Fangdichten. Obwohl mit 11 Arten insgesamt fast alle in Hamburg gefangenen Kleinsäuger (auch) auf trockenen Bereichen vorkommen, sind die monatlich nachgewiesenen Artenzahlen in 12 von 17 Fangmonaten auf trockenen Böden (z.T. deutlich) geringer als die Artenzahlen aus den Monatssummen über alle Fänge. Wenn auf Sand die gleiche Artenzahl gefangen wurde wie in allen Fangreihen des Monats, dann mit Nachweisen von nur 3-5 Arten über alle Fänge, also unterdurchschnittlichen monatlichen Artnachweisen. Insgesamt wurden damit auf trockenen Standorten die geringsten Fangdichten erreicht, jedoch in der Summe aller Fänge die meisten Arten nachgewiesen. Die insgesamt ermittelte hohe Artenzahl kann jedoch auch hier ein Effekt der großen Stichprobe auf Sandböden sein (s. Kap. 4.1.4.1, S. 56). Auf Auenlehm im Tideneinflussbereich der Elbe wurden nur 8 Fangreihen placiert, die insgesamt Nachweise von 8 Kleinsäugetierarten brachten, darunter in drei Monaten 1 Art, in zwei Monaten 3 Arten und einmal 4 Arten. Eine Besonderheit hier war die Fangreihe am Zollenspieker Hauptdeich, O 19_P 19 (Abb. 28, Anhang III, S. 4), in der alle drei Apodemus - Arten parallel vorkamen (Wald-, Gelbhals- und Brandmaus). In nur einer weiteren Fangreihe in Hamburg fingen sich diese 3 Schwesternarten parallel (R 16 Brunnenreihe Curslack). Neben den 8 Fangreihen auf Auenlehm wurden 3 weitere außendeichs auf Blocksteinschüttungen im Hafenbereich befangen, die unter den Bodenschüttungen mit ausgewertet sind. In den Marschen (Abb. 29, Anhang III, S. 5) wurden insgesamt mit den Lebendfallen 10 Arten nachgewiesen und zusätzlich die Wanderratte über die Schlagfallen. Damit fehlte in den Marschen nur die Hausspitzmaus als Nachweis aus den Fängen. Alle vier Nachweise der Hausspitzmaus lagen jedoch in einem Streifen von max. 1.500 m Abstand zur Dove Elbe bzw. Elbe und auf ehemaligem Marschland. Die durchschnittliche Fangdichte lag insgesamt in den Marschen mit 27,5 Tieren/100 FN deutlich über dem Durchschnittswert für alle Fangreihen mit 18,9 Tieren/100 FN. Auch die monatlichen Fangdichten lagen in 6 Fangmonaten deutlich über den Durchschnitten der jeweiligen Monatsmittel und nur in einem darunter. Im Vergleich dazu waren die Bruchwälder und Niedermoorflächen unabhängig von den Marschen (Abb. 30, Anhang III, S. 5) mit 8 gefangenen Arten insgesamt artenärmer. Mit 19,1 Fängen/100 FN 59 entspricht die Fangdichte hier etwa dem Durchschnitt aller Fänge, wobei in 4 Monaten die Fangdichten (deutlich) über dem Durchschnitt lagen, dafür in anderen deutlich darunter. Auch die monatlich gefangenen Artenzahlen liegen nur zwischen 1 und 5 und damit durchschnittlich deutlich unter denen der Marschen. Die Stadt Hamburg ist gekennzeichnet durch zahlreiche Flächen mit Bodenaufschüttungen (s. Abb. 27, Anhang III, S. 4), die entweder aus alten Siedlungsflächen stammen bzw. nach dem Krieg mit Bauschutt verfüllt wurden, oder speziell als Schüttungen angelegt wurden. Darunter sind u.a. Deiche, Bahn- und Straßendämme, Siedlungs- und Gewerbeflächen, Parkanlagen sowie Blocksteinschüttungen außendeichs (s.u.). Eine Besonderheit Hamburgs sind die zahlreichen auch großflächigen Spülflächen mit Material aus der Elbe und dem Hafen, das zur Vertiefung der Fahrrinnen auf speziellen Halden abgelagert wird. Da die aufgeschütteten Böden als komplett andere Struktur oft unmittelbar aus den natürlich gewachsenen herausragen, wurden sie hier gesondert betrachtet. Eine besondere Struktur innerhalb der Schüttungen bilden die Blocksteinufer im Tidenbereich der Elbe (Abb. 31, Anhang III, S. 6). Hier konnten erst im Januar 2014 in 3 Reihen Fangversuche unternommen werden, da aus Zeit- und Kapazitätsgründen erst alle nicht urbanen Bereiche befangen werden sollten. Auf Blocksteinschüttungen wurden insgesamt 4 Arten gefangen. Als Totfund liegt der Nachweis der Wanderratte auch von Steinschüttungen vor und eine Mitarbeiterin von K & S berichtete eine Beobachtung eines Mauswiesels am Blumensandhafen, also auch auf Steinschüttungen. Damit sind in den nur 3 Fangreihen auf Blocksteinschüttungen im Tideneinflussbereich der Elbe 6 Kleinsäugerarten nachgewiesen, was einer sehr hohen Artenzahl entspricht. In den 37 Fangreihen, in denen Schüttungen von Bodenmaterial eine Rolle spielten, wurden insgesamt 10 Kleinsäugerarten gefangen, darunter alle drei Fangreihen mit den Fängen der Hausspitzmaus. Auch der einzelne Totfund dieser Art in Hamburg (durch G. SCHÄFERS, Juli 2012) lag auf dem aufgeschütteten alten Bahndamm Billwerder. Damit fehlt in diesen künstlichen Strukturen unter den Fängen nur das Mauswiesel, das aber in unmittelbarer Nachbarschaft eines Deiches gefangen (M 17_N 17; KGA Overwerder Bogen) bzw. auf Blocksteinschüttungen beobachtet wurde, und die in ganz Hamburg nur einmal über die Fallen nachgewiesene Schermaus – am Rande eines Parkplatzes. Die Fangdichte liegt mit insgesamt 21,2 Fängen/100 FN über dem Durchschnitt aller Fänge (18,9/100 FN) und ist die zweithöchste hinter dem Wert der Marschen. Für Kleinsäugetiere scheinen demnach Strukturen wie Bodenaufschüttungen innerhalb der sonstigen Lebensräume keine nachweisbare Beeinträchtigung zu sein. Das kann im konkreten Fall anders wirken, in der Summe der Fänge sind jedoch Artenzahlen und Fangdichten nach den in Hamburg erfolgten Fängen durch Bodenaufschüttungen nicht beeinträchtigt. Wie in Kap. 4.1.2 (S. 49) beschrieben wurde, bildet der durch mehrere, z.T. großflächige Schüttungen und Spülflächen, ein Gewerbegebiet, zahlreiche viel befahrene Straßen usw. gekennzeichnete Bereich vom Tatenberger Deich bis zum Bahndamm Billwerder sogar einen Schwerpunkt der Fangdichten und nachgewiesenen Artenzahl. Unabhängig davon war erstaunlich, dass trotz gezielter Fangversuche in einzelnen Fangstrecken an verschiedenen Stellen der Elbdeiche keine Feldmäuse gefangen werden konnten – wie 2012 und 2013 auch nicht am Rande von Feldern (s.u.). Es konnten jedoch die Elbdeiche nicht intensiver befangen werden, da praktisch alle Abschnitte der Deiche als Erholungsraum dienen und die Fallen im Kurzrasen 60 der Deiche nicht verborgen werden können. Es konnten jedoch zu keiner Zeit innerhalb der Studie auf einem Deichabschnitt in Hamburg die für Feldmäuse typischen Gangsysteme gefunden werden. Zum Schutz vor einer Auflockerung der Deiche durch Mäusebaue wird die Bestandsdichte der Feldmäuse auf den Hamburger Elbdeichen durch Mitarbeiter der Wasserwirtschaftsämter der zuständigen Bezirksämter regelmäßig überprüft (G. SCHÄFERS, pers. Mitt.). Dazu werden bei Deichbegehungen die Befallsdichten ermittelt und daran entschieden, in welchen Abschnitten Maßnahmen ergriffen werden müssen. Nach der geübten Praxis der Deichkontrollen sind Feldmäuse auf allen Elbdeichen regelmäßig verbreitet, werden jedoch durch die Bestandsregulierung auf niedrigem Niveau gehalten. Das hat sich auf alle Fangversuche an und auf Deichen nachhaltig ausgewirkt. 4.1.4.3 Nutzungstypen Die Auswertungen der Fangdichten und Artenzahlen in den unterschiedlichen Land-Nutzungstypen im Umfeld der Fangreihen sind in der Tab. 9, Anhang III, S. 34 zusammengestellt. Es wurden 12 verschiedene Strukturen ausgewertet. Dabei wurden die im weiteren Sinne bewaldeten Flächen den eher Offenlandstrukturen und Gärten einschließlich den aus diesen hervorgehenden Brachen und Pionierwäldern und alle Strukturen den Naturschutzgebieten gegenübergestellt. Auffällig ist dabei als erstes, dass die Fangdichten als Summe der 33 Fangreihen in bzw. an Naturschutzgebieten (Abb. 26, 28, 29 usw., Anhang III, ab S. 6) fast exakt dem Durchschnitt aller Fänge in Hamburg entsprechen (18,88 zu 18,95 Fängen/100 FN in NSG) und in den NSG-Fangreihen nur 8 der 12 insgesamt in Hamburg über die Fänge nachgewiesenen Arten vertreten waren (zzgl. der Wanderratte in Schlagfallen). Zum Vergleich: in den 37 Fangreihen mit Bodenschüttungen fingen sich mit 21,2 Tieren/100 FN etwas überdurchschnittlich viele Tiere in insgesamt 10 Arten (inkl. Feldmaus und Hausspitzmaus, die in den NSG fehlten). Dennoch fingen sich in fünf der 13 Fangmonate in NSG zum Teil sehr deutlich mehr Tiere/100 FN als in den entsprechenden Monatsmitteln; in fünf weiteren Fangmonaten lag die Fangdichte entsprechend deutlich unter den Monatsmitteln. Als zweites fällt auf, dass in keinem Nutzungstyp insgesamt 10 oder mehr Arten nachgewiesen wurden, während von den fünf unterschiedenen Bodenstrukturen in dreien insgesamt 10 oder 11 Arten vertreten waren. Auffällig ist außerdem, dass sich in den sechs bewaldeten Strukturen durchschnittlich weniger Kleinsäugerarten fingen als in den sechs im Offenland (durchschnittlich 6,0:7,3 Arten). Offenland-Strukturen Nur in den aufgelassenen Flächen mit (Tendenz zu) Pionierwaldcharakter (Abb. 33, Anhang III, S. 7), Verbuschungen und teilweise dichtem Brombeerbewuchs wurden insgesamt 9 Arten gefangen – und dies mit 29 Tieren/100 FN in der zweithöchsten Fangdichte nach den Fangreihen an Obstplantagen (30 Fänge/100 FN). Ohne die nur vier Fangversuche an Obstplantagen überbewerten zu wollen, scheinen die Randstrukturen dazu wie Gehölzstreifen, Grabenufer, Deichbermen, Brachestreifen oder aufgelassene Obstplantagen ein wichtiger Rückzugsraum für Kleinsäuger zu sein (Abb. 34, Anhang III, S. 8), da zahlreiche der Plantagen regulär zweimal im Jahr mit Rodentiziden begiftet werden (s. Kap. 4.5.1.2.2, S. 92). Immerhin wurden in nur vier Reihen am Rande von Obstplantagen zusammen 5 Arten nachgewiesen und in zwei dieser Fangserien mit 22 bzw. nur 9 Tieren jeweils 4 Arten! 61 In den Fangdichten folgen für die Offenlandbereiche: * das eigentliche Offenland (also Landwirtschaftsflächen s.l.) mit Hecken, Feldrandstriefen und Gewässerufern (Abb. 35, Anhang III, S. 8) als überwiegende Fallenstandorte sowie * Wald-Offenland-Bereiche (Abb. 36, Anhang III, S. 9) und * Brachen in/am Rande von Gewerbegebieten (Abb. 37, Anhang III, S. 9). Diese Nutzungstypen liegen mit 20, 18,3 und 18,0 Tieren/100 FN um den Mittelwert aller Fangdichten (18,9/100 FN). In diesen Strukturen fingen sich 8 bzw. 7 Arten. Die 10 auf/an Brachen gestellten Fangreihen haben bis auf die Randhecke zum Flughafen Fuhlsbüttel alle mit dem Hafen oder nachgeordneten Gewerbeflächen zu tun. Alle drei Fangreihen, in denen Hausspitzmäuse gefangen wurden, liegen im Umfeld von Gewerbeflächen. Zu den 7 unmittelbar durch die Fänge nachgewiesenen Arten kommt die Wanderratte über einen Totfund und Kot in ausgeräuberten Lebendfallen. Die 10 Fangreihen an Gewerbebrachen erbrachten damit nicht weniger Art-Nachweise als andere, natürlichere Strukturen mit z.T. deutlich mehr Fangreihen (s. Kap. 4.1.4.1, S. 56). Die Fangdichten liegen mit 18 Tieren/100 FN knapp unter dem Durchschnitt. Im klassischen Offenland fiel auf, dass trotz gezielter Fangversuche in einzelnen Fangstrecken an verschiedenen Stellen keine Feldmäuse gefangen werden konnten. Nachdem sich im Jahr 2011 nur einzelne Feldmäuse fingen, wurden dazu gezielt Deiche (s. Anm. zu Bodenschüttungen, S. 60f), Randbereiche von Getreidefeldern und Wiesen mit befangen – ohne erkennbare Erfolge. Die Feldmaus gehört mit insgesamt in Hamburg in dieser Studie nur 19 Tieren in 7 Fangreihen zu den selten gefangenen Arten. Allein fünf Fangreihen mit Feldmausfängen lagen in den Vier- und Marschlanden bzw. an deren Rand. Die Fangreihe mit den meisten gefangenen Feldmaus-Individuen (n=6) lag dabei auf einem Bio-Hof am Rande eines Triticale-Feldes (Raster Q 18), gefolgt von der Fangreihe L 13_M 13 am Autobahndreieck A 1-A 25 HH Südost. Auf den Flächen des genannten Bio-Hofes (Abb. 38, Anhang III, S. 10) wurden in 80 Fallennächten 12 Tiere in 4 Arten gefangen und die Wanderratte mehrfach über Totfunde und Beobachtungen nachgewiesen. Damit lag mit 15 Tieren/100 FN die Fangdichte nur bei weniger als der Hälfte der monatlichen Fangdichte über alle Fangreihen (38/100 FN), es wurden jedoch fünf der 6 Arten nachgewiesen, die in allen 6 Fangreihen in diesem Monat bestätigt wurden, darunter 6 der 19 in ganz Hamburg innerhalb dieser Studie gefangenen Feldmäuse (s.o.). Dieser beprobte Bio-Hof zeigte damit eine hohe Artenvielfalt, die sich auch bei den Gewöllanalysen mit 10 nachgewiesenen Arten bestätigte (s. Kap. 4.2, S. 72). In oder am Rande von Hausgärten, Kleingärten oder Feldgärten (Abb. 39, Anhang III, S. 10) lagen 12 Fangreihen, die insgesamt Nachweise von 7 Arten erbrachten. In den einzelnen Fangreihen fingen sich jedoch nur durchschnittlich knapp 3 Arten bei meistens ebenfalls unterdurchschnittlicher Fangdichte von 14,9/100 FN. Im Einzelfall konnten die Fangversuche in/an Gärten jedoch sinnvolle Ergänzungen zu den Fängen in der Umgebung sein. So erbrachten die Fänge in einem Hausgarten in Schnelsen, Vielohkamp (G 06), im Garten ergänzend zu den 3 Arten der regulären Fangreihe G 05_G 06 zwei weitere Arten, darunter ein Mauswiesel. In einigen Gesprächen mit Anliegern berichteten diese, sie hätten regelmäßig „schwarze Spitzmäuse“ im Garten. Dies konnte in keinem Fall durch gezielte Fangversuche bestätigt werden, allerdings fingen sich Spitzmäuse insgesamt sehr selten. 62 Bewaldete Strukturen In den bewaldeten Flächen fingen sich nur in Weichholzauen bzw. bewaldeten Gewässerufern 8 Arten, in den anderen zwischen 3 und 7 Arten. Dabei wurden über alle Fangreihen aller Waldstrukturen insgesamt 10 Arten nachgewiesen. Die Feldmaus fehlt erwartungsgemäß im Wald und die Hausspitzmaus wurde nur in aufgelassenen Nutzungen bzw. ruderalen Strukturen gefangen (s.o.). Die Brandmaus wurde nur in einem Bruchwald gefangen sowie in dem Komplex aus Offenland, Wald und aufgelassenen Gartenflächen im NGS Höltigbaum, jedenfalls immer im Zusammenhang mit Offenland. In Bruchwäldern, den Wäldern (s.str.) sowie den Weichholzauen (Abb. 40-42, Anhang III, S. 11f) fingen sich mit 25,7; 21,5 und 20,8 Tieren/100 Fallennächten jeweils mehr Tiere als im Durchschnitt aller Fänge. Mit 7 bzw. 8 Arten beherbergten sie die höchsten Artenzahlen der bewaldeten Flächen. Zusammen wurden darin die 10 Arten der Wälder nachgewiesen. Betrachtet man die „innerstädtischen Wälder“ oder Waldparks (s. Begriffe ab S. 6; z.B. Wandsbeker Gehölze, Marienthal; Volksdorfer Wald), also waldartige Parks mit nahezu geschlossenem Kronenschluss (Abb. 43, Anhang III, S. 12), die (fast) vollständig umbaut sind, ergeben sich in den 5 befangenen Strukturen dieser Art insgesamt nur Fangdichten von 14,0 Fängen/100 FN bei insgesamt nur 2 nachgewiesenen Arten (Gelbhals- und Rötelmaus). Diese z.T. größeren Waldflächen (Volksdorfer Wald ~ 900 ha) konnten aus den Lebendfängen nicht als Rückzugsraum für Kleinsäugetierarten bestätigt werden - wie auch nicht die innerstädtischen Friedhöfe und eigentlichen Parkanlagen (s.u.). Nach den Ergebnissen der Lebendfänge spielt dabei auch der lang andauernde Bestand z.B. der Wandsbeker Gehölze in Marienthal (seit mindestens 1876) keine Rolle in der nachgewiesenen Artenzahl (s. Kap. 4.5.3, S. 104). In verkehrsbegleitenden Gehölzstreifen (Abb. 44, Anhang III, S. 13) lag die Fangdichte mit nur 15,8 Tieren/100 FN unter dem Durchschnitt aller Fänge und es wurden insgesamt nur 6 Arten gefangen. Obwohl nur 12 Fangreihen entlang von Verkehrstrassen gestellt wurden, waren wegen des Habitatund Biotopverbund-Effektes entlang der Verkehrsadern viele Arten zu erwarten. Dies hat sich jedoch in den Fängen nicht bestätigt. Hinzu kommen mögliche drastische Eingriffe in den Habitatverbund durch verkehrsbegleitende Baumaßnahmen entlang der großen Verkehrstrassen, die den Verbund ggf. wiederholt unterbrechen können (s. Kap. 4.5.1.1.1; S. 88; 4.5.2.1, S. 93). Bei der Suche nach geeigneten Strukturen für die Fangstrecken wurden reich strukturierte Bereiche bevorzugt ausgesucht. Deshalb wurden verschiedene Parks und Friedhöfe bewusst mit einbezogen (Abb. 45, 46, Anhang III, S. 13f). Die typische Artenvielfalt der Vegetation in der Baum-, Strauch- und Krautschicht ließ auch eine hohe Artendiversität an Kleinsäugetieren erwarten, insbesondere, wenn angrenzende Hausgärten, Kleingärten oder Parks den Lebensraum insgesamt noch deutlich erweitern. Dies konnte in 27 Fangreihen in Parkanlagen (z.B. Lise-Meitner-Park am DESY; Jenischpark, Othmarschen; Walter-Möller-Park, Altona-Altstadt; Park an der S-Bahn Nettelnburg/Siedlung Bergedorf-West), und 7 Fangreihen in 3 Friedhöfen (neben Ohlsdorfer Friedhof Finkenriek und Holstenkamp) nicht bestätigt werden. Insbesondere für den Ohlsdorfer Friedhof mit a) einer großen Ausdehnung von rund 390 ha, b) als alte innerstädtische Struktur und c) mit Gartengrundstücken, KGA, Parkwäldern und Gewässern im Umfeld sowie d) der Möglichkeit des Habitatverbundes über die S-Bahnlinie im Nordwesten des Friedhofes war eine hohe Anzahl von Kleinsäugern und –Arten zu erwarten. Daher wurden speziell hier fünf Fangreihen placiert. Außerdem wurde nach dem anfänglich niedrigen Fangerfolg eine dritte Fangnacht 63 angefügt, so dass mit 360 Fallennächten der insgesamt niedrige Erfolg in Fangdichte und Artenzahl kein Zufall mehr sein sollte. Der Fangerfolg auf dem Ohlsdorfer Friedhof lag bei weniger als der Hälfte der monatlichen Fangdichte (5,3/100 FN in Ohlsdorf zu 12,2/100 FN als Monatsmittel im September 2013). Vom Ohlsdorfer Friedhof lagen seit 1.1.2000 nur einzelne Uhu-Gewölle vor, so dass auch durch Gewölle die nachgewiesene Artenzahl nicht höher ist. Auf den beiden anderen Friedhöfen fingen sich dagegen mit 18,8 Tieren/100 FN mehr als im Monatsmittel mit 16,9 Tieren/100 FN. Insgesamt wurden auf den Friedhöfen nur 3 Arten nachgewiesen, wobei in dem am stärksten urbanen Friedhof Holstenkamp nur die Gelbhalsmaus gefangen wurde, in den anderen beiden außerdem Waldund Rötelmäuse. Der Fangerfolg in allen Friedhöfen lag zusammen bei nur 9,6 Tieren/100 FN und war damit der niedrigste aller betrachteten Boden- und Bestandes-Strukturen. Bei den Parks (Abb. 46, Anhang III, S. 14) wurden in der Auswertung die reinen innerstädtischen Waldstrukturen wie die Wandsbeker Gehölze (s.o.) nicht einbezogen. In die Parks gehen also nur die gezielt angelegten, parkartigen Strukturen ein, die durch den typischen Wechsel von Bäumen in beiden Baumschichten, einer (lückigen) Strauchschicht sowie offenen, zumeist als Rasen gepflegten Bereichen gekennzeichnet sind (s. Begriffe ab S. 6). Die hier betrachteten Parks haben demnach keinen Kronenschluss in der Fläche, können jedoch lokal waldartige Bereiche einschließen. Auch für die Parks bestätigte sich insgesamt nicht die angenommene Artenvielfalt aus der vorhandenen Strukturvielfalt. Aus den 27 Fangreihen in Parks ergaben sich nur 12,4 Fänge/100 FN mit insgesamt nur 5 Arten. In den Parks fingen sich also nicht wesentlich mehr Arten und Individuen von Kleinsäugern als auf Friedhöfen – und in innerstädtischen Waldflächen (s.o.). Neben den allgemein verbreiteten und dominierenden Gelbhals-, Rötel- und Waldmäusen sowie der Wanderratte ergaben sich in 2 Parks mit waldartiger Struktur Erdmaus-Nachweise: im Lutherpark, Bahrenfeld und im vergleichsweise artenreichen Park Öjendorf: In der nördlichen Fangreihe (N 10_O 10) wurden hier vier Arten nachgewiesen (Gelbhals-, Rötel-, Erdmaus und Wanderratte). In der südlichen Fangreihe (N 11_O 11), die auch den Rand eines Feldes einschloss, ergab sich als Fang keine neue Art, auf dem Weg lag jedoch eine tote Brandmaus, so dass im Park Öjendorf insgesamt 5 Kleinsäugerarten nachgewiesen werden konnten. Dabei ist der Park mit angrenzendem Friedhof nur halb so groß wie der Friedhof Ohlsdorf und es sind im Umfeld beider Flächen vielfältige Nutzungsformen vorhanden (Kleingärten, Gartenbau, Freizeit- und Sportflächen usw.) – allerdings in Öjendorf mit möglichem Habitatverbund entlang der Autobahnen bzw. zur östlich von Hamburg gelegenen Agrarlandschaft (s. Kap. 4.5.2.1, S. 93). 64 4.1.4.4 Zusammenfassende Diskussion zur Strukturnutzung und Fallbeispiele Insgesamt waren die Ergebnisse der Lebendfänge in den einzelnen Fangreihen sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede in den Fangerfolgen betreffen sowohl die Fangdichten als auch die Artenzahlen. Sie traten sowohl auf in zeitlich (annähernd) parallelen Fängen in unterschiedlichen Fangreihen, als auch in ähnlichen wie ganz unterschiedlichen Strukturen sowie in wiederholten Fängen in den selben Strukturen mit zeitlichem Abstand. Diese Unterschiede lassen sich damit i.d.R. nicht bestimmten Strukturen, Jahreszeiten oder Witterungen zuordnen. Die Fangzahlen/Dichten und Artenzahlen sind auch nicht abhängig von „Störungen“ (s.l.), Nutzungen in der Umgebung der Fallenstrecken oder von deren Fehlen bzw. von natürlichen Bodenstrukturen oder großer Artenvielfalt der Vegetation, wie etwa in Parks, Friedhöfen, Hausgärten oder Naturschutzgebieten. Deshalb wurden in 22 Rasterquadraten jeweils zwei Fangversuche unternommen und in 5 Rastern jeweils drei, wobei die gleichen Fangreihen wiederholt oder in einzelnen Rastern ergänzende Reihen befangen wurden. In mehreren dieser Versuche hat sich bestätigt, dass Wiederholungsfänge in der selben Struktur in zeitlichem Abstand und/oder ergänzende Fänge im gleichen Raster in benachbarten oder auch entfernteren Strukturen die ersten Ergebnisse für das Raster ergänzt haben, also nicht selten auch weitere Arten für die Raster nachgewiesen wurden (s. Beispiele unten). Es war jedoch aus Kapazitätsgründen nicht durchführbar, regulär eine noch größere Anzahl von Rastern wiederholt zu befangen. Die Ergebnisse der Fallenfänge sind damit eigentlich nur im größeren Zusammenhang auszuwerten, aus dem sich Verbreitungsbilder der einzelnen Arten ergeben sollten. Dies ist für die drei häufigeren Arten Gelbhals-, Rötel- und Waldmaus leicht nachvollziehbar. Schon bei der Brandmaus mit insgesamt immerhin 86 Fängen in Hamburg ergibt sich jedoch kein geschlossenes Verbreitungsbild mehr. Es ist daher möglich, dass die Verbreitung der Brandmaus a) lückig und auf den östlichen und nördlichen Rand von Hamburg von den Vier- und Marschlanden bis ins Duvenstedter Brook begrenzt ist und/oder b) die Art zeitlich nicht kontinuierlich nachweisbar ist, sich also in Zeiträumen ohne starke Vermehrung etwa vom Spätherbst bis zum folgenden Sommer bzw. auch jahresweise in geringer Dichte unter einer „Nachweisgrenze“ hält. Beides könnte für Hamburg zutreffen (s. Art-Kap., Anhang II). Die seltener gefangenen Arten könnten demnach bei gleicher Fangwahrscheinlichkeit für alle Arten in Hamburg ebenfalls weiter verbreitet sein, als aus den jeweils 10 bis 19 Fängen innerhalb dieser Studie ersichtlich ist. Dies wird unterstützt durch die Ergebnisse der Gewöllanalysen (s. Kap. 4.2, S. 72) sowie z.B. am alten Bahndamm Billwerder, wo durch Totfunde und Nestersuche bzw. Nesttubes vier weitere Arten nachgewiesen wurden (s.u.). Keine dieser vier Arten wurde in den Fallen gefangen oder in den selbst kontrollierten Nesttubes festgestellt. Bei Nachweisen aus Gewöllen ergeben sich immer die Schwierigkeiten der genauen Zuordnung der Kleinsäugetiere zu den Rastern und v.a. können zu den Lebensräumen, in denen sie gefangen wurden, keine Aussagen erfolgen (s. Kap. 4.4.2.2, S. 84). Mit den nachfolgenden Beispielen wird bestätigt, dass die Auswahl der Standorte der Fallenreihen nach Strukturvielfalt und gelegentlich ergänzende Fänge in benachbarten Strukturen mit Habitatverbund zur Vervollständigung der Nachweise der vorhandenen Arten beitragen. Da der Hauptansatz der gesamten Studie darauf gerichtet war, möglichst viele Arten über Kleinsäugerfänge und sonstige Nachweise zu belegen, sind außerdem die Ergänzungen aus den Sichtbeobachtungen, Totfunden und sonstigen Quellen eine notwendige Bereicherung der Fangergebnisse. 65 Fallbeispiele für arten- und individuenreiche Strukturen, ergänzende Artnachweise aus Wiederholungsfängen bzw. sonstigen Hinweisen Fangreihen mit den höchsten Fangdichten: * Raster M 14 der Reihe L 14_M 14 - Komplex aus fossiler Aue/Bruchwald, Deich, Sportplatz und Rand der Kleingartenanlage Bieberdamm: 73,3 Tiere/100 FN in 4 Arten, darunter die einzige Schermausnachweis an den Fallen. * P 06_Q 06 Nordteil des NSG Höltigbaum am Ahrensfelder Weg; Komplex aufgelassener Gärten, extensiv beweideter Offenlandschaft, Fichtenbestand, Redder mit durchwachsenden Hasel und Hainbuchen, Eichenüberhältern usw.: 67,5 Fänge/100 FN in 3 Arten plus Haselmaus über Nestfund. * Q 17 der Reihe P 17_Q 17 - Nordufer Gose Elbe Neuengammer Hinterdeich; (aufgelassener) Obstanbau, Hausgärten, Gewässerufer in den Marschen: 75 Fänge/100 FN in 2 Arten; damit maximale Dichte aller Fänge dieser Studie in einer Teilfangreihe. Beispiele für hohe Artenzahlen: * C 13 - Rand Apfelplantage/Deichfuß Neuenfelde: 4 Arten bei 9 Fängen (2,5 Fänge/100 FN). * D 12_E 13 – Finkenwerder Rand KGA und Böschung zur Flugzeugwerft – 13 Fänge in 3 Arten, darunter die Hausspitzmaus (23,2 Fänge/100 FN). * F 14 - Moorburger Hinterdeich parallel Landscheide; Marschenlandschaft; Fangreihe an Hecke/Gehölzstreifen auf Wegedamm und an Dammfuß: in 11 Fallen in 2 Nächten 7 Mäuse aus 4 Arten (31,8 Fänge/100 Fallennächte). * J 17_K 17 - Bruchwaldstreifen Sevedeich, Gut Moor; Marschenlandschaft; Fangreihe am Rande des Bruchwaldstreifens und in Wiese, an Gartenabfall und Grabenufer: in einer Nacht in 40 Fallen 21 Tiere in 3 Arten, jedoch ohne Feldmaus (52,5 Fänge/100FN mit 2 Fängen in bereits gelehrten Fallen während der Kontrolle). * L 11_L 12 – Am Steinlager; aufgelassene Nutzung/Gewerbebrache: 20 Fallen, 11 Fänge, 4 Arten, darunter die Hausspitzmaus (27,5 Fänge/100 FN). * M 07_M 08 - verlängerter Traberweg; Bachaue, Bruch, angrenzend KGA: 4 Arten (25 Fänge/ 100 FN). * O 19_P 19 – Höhe Zollenspieker Hauptdeich, außendeichs: alle 3 Schwestern-Arten: Brand-, Wald- und Gelbhalsmaus (27,5 Fänge/ 100 FN). Beispiele für ergänzende Artnachweise durch Wiederholungs-/Ergänzungsfänge: * G 05_G 06 + G 06 – Schnelsen östlich parallel A 7; Wald, Brache und Feld: Feld-, Gelbhals- und Waldmaus mit 25 Fängen/100 FN ergänzt durch Rötelmaus und Mauswiesel in G 06 in Gartengrundstück in rund 120 m Entfernung (20 Fänge/100 FN). * G 14_H 14 + H 14 - Alter Deich Moorburg; 3 Arten in 3 Fängen (Gelbhalsmaus, Waldmaus, Waldspitzmaus mit 7,5 Fängen/100 FN); ergänzend dazu in 500 m Entfernung in Reihe G 14_H 14 die Rötelmaus neben der Waldspitzmaus mit 30 Fängen/100 FN (und ein Totfund eines Maulwurfes). * L 08_M 08 + M 07_M 08 - verlängerter Traberweg; Bachaue, Bruch, angrenzend KGA: 3 Arten in M 07, vierte in M 08 und damit sehr erfolgreiche Ergänzung zu L 08_M 08, in der nur die Gelbhalsmaus gefangen werden konnte. * P 19_Q 19-1 + P 19_Q 19-2 - Zollenspieker Hauptdeich südlich Calsbrack, binnendeichs 2 Arten (Gelbhals- und Rötelmaus); außendeichs auf gleicher Höhe zeitgleich 2. Fangreihe ergänzt die Brandmaus. * O 00-1 zu O 00-2 – Nordrand NSG Duvenstedter Brook, Wiesen-Wald-Hecken-Landschaft auf Niedermoor; Juli 2011 nur eine Gelbhalsmaus, in der gleichen Hecke im Oktober 2013 Fänge von 66 7 Tieren aus 2 Arten (Gelbhals- und Rötelmaus). Fänge im gleichen Landschaftsraum in rund 1 km Entfernung brachten ergänzend Nachweise von Zwergmaus und Mauswiesel (O 01_P 01; P 00_P 01). Außerdem wurde in der Hecke der Fangreihe O 00 ein Zwergmausnest gefunden (EHLERS). * S 16-1 bis S 16–3 – Brunnenreihe Curslacker Wasserwerke: in der ersten Fangreihe S 16-1 fingen sich im Mai 2011 nur Gelbhalsmäuse, in der Reihe S 16-2 östlich davon zeitgleich nur die Rötelmaus. Bei einer Wiederholung der Fänge in S 16-1 mit nunmehr 30 Fallen statt 20 im August 2011 ergab sich zusätzlich zu den beiden bekannten Arten die Brandmaus (S 16-3 mit 3 Arten und 25 Fängen/100 FN). Ergänzende Artnachweise ohne Fänge: * N 10_O 10 - Öjendorf Nord; artenreicher gepflanzter Gehölzbestand parallel Autobahn: 4 Arten; weitere Strecke Öjendorf-Süd, N 11_O 11, als Fangstrecke keine neuen Nachweise aber Totfund einer Brandmaus neben der Fangstrecke. * N 13_N 14 - Alter Bahndamm Billwerder; wiederholt gestörte anthropogene Struktur, offen-sandig bis verbuschende Gewässerufer: in 2 Nächten in 40 Fallen 38 Fänge (47,5/100 FN) von Gelbhals- und Rötelmäusen sowie im Umfeld 2 Spitzmausarten über Totfunde (Haus- und Waldspitzmaus) und Hasel- und Zwergmaus über Nester/Nesttubes nachgewiesen (HAAK 2012 und EHLERS & HAAK, pers. Mitt.), also insgesamt vier Arten durch weitere Nachweise zu den 2 Arten aus den Fängen. * Q 18 - Bio-Hof Eggers in der Ohe; in 80 Fallennächten 12 Tiere in 4 Arten (mit 15 Tieren/100 FN), darunter 6 der 20 in ganz Hamburg innerhalb dieser Studie gefangenen Feldmäuse. Hinzu kamen Nachweise der Wanderratte über Sichtbeobachtungen und Totfunde sowie in ~470 m Entfernung die Waldspitzmaus als Lebendbeobachtung. Außerdem wurden insgesamt 10 Arten (alle Apodemus-Arten und Zwergmaus, Feld-, Erd-, Rötelmaus und alle 3 Rotzahnspitzmäuse) über Gewölle von einem Schlaf-/und Brutplatz von Schleiereulen nachgewiesen. * S 15-1 und S 15-2 – Bruch-Wiesen-Grabenufer parallel A 25 mit 15 Fängen/100 FN in 3 Arten; in der Fangreihe S 15-2 im Kindergartenwald nördlich Rothenhauschaussee konnten keine Mäuse gefangen werden. Auf der rund 100 m entfernten Lichtung in R 15 wurden jedoch Nester von Zwerg- und Haselmäusen gefunden (EHLERS & EBERSBACH) sowie Brandmäuse beobachtet. 4.1.5 Zu Populationsstruktur und Reproduktionsstatus der Arten 4.1.5.1 Populationsstruktur In der Tab. 10, Anhang III, S. 35 sind die Verteilungen der Fänge nach Arten, Geschlecht, Altersklassen zusammengestellt. Bei den Fängen der häufigen Arten Gelbhals- und Waldmaus ergab sich ein annähernd ausgeglichenes Geschlechterverhältnis mit geringem Anteil an Tieren, bei denen das Geschlecht nicht notiert wurde etwa weil sie vor der Betrachtung entkamen oder bei den Kontrollen heftiger Dauerregen herrschte. Bei den Brandmäusen überwog mit rund 60 % deutlich der Anteil an Männchen, während bei der Rötelmaus etwa 2/3 der gefangenen Tiere Weibchen waren. Bei den selten gefangenen Arten spielt der Zufall eine zu große Rolle für Aussagen zum Geschlechterverhältnis. Bei den Spitzmäusen ist die Geschlechtsbestimmung nach äußeren Merkmalen nur schwer möglich. Der größte Teil der gefangenen 1132 Gelbhalsmäuse war mit 55 % der Männchen und 43 % der Weibchen adult und gut 7 bzw. 13 % subadult und juvenil (Männchen und Weibchen). Der Anteil der Jungtiere war dabei mit 0,9 % der gefangenen und 1,5 % der altersbestimmten Gelbhalsmäuse auffallend gering. Offenbar gehen die Jungtiere nur sehr selten in die Fallen. Der Anteil der Tiere, bei denen das Alter nicht eingeschätzt bzw. nicht notiert wurde, liegt bei beiden Geschlechtern um die 40 %. Zu 47 Gelbhalsmäusen (4,1 %) wurden keine Angaben zu Geschlecht und Alter notiert (s.o.). 67 Die mittels Lebendfallen gefangene Stichprobe der Gelbhalsmaus entspricht an Hand dieser Ergebnisse mit relativer Sicherheit nicht dem natürlichen Aufbau der Population, da die adulten Tiere weit überwiegen. Ab dem späten Frühling mit Selbständigwerden der ersten Jahreswürfe sollte jedoch der Anteil der subadulten bis zur herbstlichen Einschränkung der Reproduktion mehr oder weniger stetig zunehmen. Bei der Waldmaus (N=128) fingen sich ebenfalls etwa je zur Hälfte Männchen und Weibchen. Es konnte bei beiden Geschlechtern bei etwa der Hälfte der Fänge die Alterklasse nicht bestimmt werden. Von den altersbestimmten waren die Männchen überwiegend adult, die Weibchen hingegen überwiegend subadult (je etwa 30 % der gefangenen Tiere). Insgesamt 26 Tiere konnten nicht eindeutig als Gelbhals- oder Waldmaus bestimmt werden. Davon waren der überwiegende Teil (juvenile bis) subadulte Weibchen ohne durchgehendes Halsband und mit grau-weißlicher Körperunterseite sowie grauem bis graubräunlichem Rückenfell und einer Hinterfußlänge bis 22 mm. Von den nur im Sommer und Herbst 2011 und 2012 gefangenen 86 Brandmäusen war der überwiegende Anteil von 60,5 % männlich gegenüber 38,4 % Weibchen. Die gefangenen Männchen und Weibchen waren überwiegend subadulte Tiere (40,4 und 48,5 %) sowie je etwa ein Fünftel bis ein Viertel adult bzw. nicht bestimmt. Das plötzliche Auftauchen und die überwiegend männlichen sowie vom Alter subadulten Tiere beider Geschlechter deuten auf ein starkes und schnelles Populationswachstum bei der gefangenen Stichprobe der Brandmaus (s. aber Kap. 4.1.5.2, S. 69). Fast zwei Drittel (65,8 %) der mit 395 gefangenen Rötelmäuse zweithäufigsten Kleinsäugetierart der Lebendfänge waren Weibchen. Bei den Rötelmäusen treten die Altersunterschiede am lebenden Tier nicht so deutlich hervor wie bei den Apodemus-Arten. So liegt zwar der Anteil der Fänge ohne Geschlechterangabe bei nur 5 %, es konnten bei 56 % der Weibchen und 73 % der Männchen jedoch keine Angaben zur Altersklasse notiert werden. Bei den Weibchen wurden je etwa 22 % als adult bzw. subadult/juvenil notiert; bei den Männchen hingegen gut 17 % als adult und etwa die Hälfte subadult/juvenil. Auch bei der Rötelmaus war jedoch der Anteil der juvenilen Tiere in den Fallen mit 1,3 % sehr gering. Damit sind bei den häufigeren Apodemus-Arten Wald- und Gelbhalsmaus deutlich mehr adulte Tiere in den Fallen als in der Population sein sollten - zumindest in der Haupt-Reproduktionsphase ab Mai bis zum Einbruch der Fröste. Das könnte daran liegen, dass der Status als juvenil und subadult sich nur auf einen recht kurzen Zeitraum im Leben der Mäuse bezieht. Mit der ersten erkennbar erfolgreichen Reproduktion gelten die Tiere als adult. Andererseits überwiegt bei der Brandmaus der Anteil der subadulten (s.o.) und bei den Rötelmaus-Weibchen mit Angaben zum Alter ist der Anteil adult zu jünger ausgeglichen – hier war jedoch der Anteil der gefangenen Weibchen mit fast 2/3 aller Tiere deutlich erhöht. Das Bild zeigt bei den einzelnen Arten also deutliche Unterschiede, die nicht ohne weiteres zu erklären sind. 68 4.1.5.2 Reproduktionsstatus Die Anzahlen und Anteile der an den Tieren festgestellten Hinweise zum Reproduktionsstatus sind in der Tab. 11, Anhang III, S. 36 zusammengestellt, aufgeschlüsselt nach Geschlecht und Altersklassen. Die detaillierten Auswertungen erfolgen in den Artkapiteln im Anhang II. Eine monatliche Auswertung ist nur für die häufigste gefangene Art, die Gelbhalsmaus sinnvoll. Nur hier ergeben sich über den gesamten Bearbeitungszeitraum Aussagen zu den Anteilen der adulten, subadulten und juvenilen Tiere beider Geschlechter, die an der Reproduktion teilgenommen haben oder nicht. Im Jahr 2012 mit den höchsten Fangdichten des Untersuchungszeitraumes Mai 2011 bis Januar 2014 wurde bereits im August bei den ersten Männchen festgestellt, dass die Hoden sich verkleinert hatten, die Aktivität also offensichtlich zurückging. Im Jahr 2013 mit durchschnittlich weniger als der halben Fangdichte an Gelbhalsmäusen sowie einem ausgesprochen milden folgenden Winter 2013/2014 trat dieses Phänomen der Verkleinerung der Hoden erst einen Monat später ein (s.u. zu Rötemäusen). Insgesamt waren bei den Apodemus-Arten die Anteile der Tiere, die an der Reproduktion teilnahmen, sehr ausgeglichen. Es fiel auf, dass der Anteil der reproduktiven Tiere bei der häufigsten Art am größten war und sich bei den einzelnen Arten mit der Anzahl gefangener Tiere verringerte. Bei der Rötelmaus überwog jedoch der Anteil der reproduktiven Weibchen mit 45 gegenüber 35,9 % deutlich. Obwohl die Rötelmäuse mit 395 Tieren die zweithäufigste Art in den Lebendfallen war, sind die Anzahlen der Fänge, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Altersklassen und Fangmonaten, noch zu gering für eine vollständige Aufschlüsselung über die Monate. Es wurden daher für beide Geschlechter jeweils nur die Monatssummen aus den jeweiligen Fangmonaten aller Untersuchungsjahre betrachtet (s. Artkapitel, Anhang II). Auch hierbei liegen für die Männchen selbst bei Zusammenfassung der 3 Altersklassen (adult, subadult/juvenil und keine Angaben/nicht erkennbar) für die Monate Januar bis April und Juli nur zwischen 0 und 3 Fänge vor, für die Weibchen von Januar bis Mai und aus dem Juli ebenfalls nur 0-4 Tiere. Daher sind keine Aussagen für die nicht reproduktive Zeit des Jahres zu treffen. Die Anteile der sexuell aktiven Tiere lagen unter denen der Gelbhalsmäuse. Es war jedoch der jew. Anteil an Tieren ohne notierte Hinweise zur Reproduktion größer, weil die äußeren Merkmale dazu nicht so deutlich hervortreten wie bei den Adodemus-Arten. Es bestätigt sich auch für die Rötelmaus-Männchen die Verschiebung des Eintritts in die herbstliche sexuelle Ruhephase von 2012 auf 2013 um einen Monat, hier jedoch vom Oktober in den November. Bei den selten gefangenen Arten sind die einzelnen Hinweise in den Artkapiteln (Anhang II) aufgeführt, eine detaillierte Auswertung erübrigt sich hier. Bei den nur saisonal gefangenen Brandmäusen sind nur Angaben zur Reproduktionsphase möglich. Bei den Spitzmäusen lässt sich der Reproduktionsstatus an Hand der äußeren Geschlechtsmerkmale am lebenden Tier nicht so leicht bestimmen wie bei den größeren Echtmäusen. Acht der 9 gefangenen Mauswiesel wurden ohne Vermessung und Untersuchung freigelassen. Es konnten auch hier keine Hinweise zum Reproduktionsstatus erkannt werden. 69 Tab. 12: Anteile der gefangenen Tiere der häufigeren Arten beider Geschlechter, die Anzeichen einer Teilnahme an der Reproduktion aufwiesen (Männchen mit vergrößerten Hoden; trächtige oder laktierende Weibchen). häufig gefangene Arten Brandmaus Gelbhalsmaus Waldmaus Rötelmaus N 86 1132 128 395 Anteile [%] Männchen Weibchen 48,08 48,48 61,08 64,74 50,82 53,12 35,49 44,4 4.1.6 Wiederfänge von Mäusen Im Rahmen der Fangserien erfolgten insgesamt 1934 Fänge von Kleinsäugetieren. Es wurden mindestens 80 Tiere einmal wiedergefangen, je eine Brandmaus und eine Gelbhalsmaus (beides Weibchen) zweimal. Damit wurden insgesamt mindestens 1854 verschiedene Tiere im Rahmen der Fangserien in Lebendfallen gefangen, davon wurden rund 4,3 % Tiere wiedergefangen. Für die Gelbhalsmäuse ergab sich dabei auf Grund eines besonderen Merkmals – einer weißen Schwanzspitze, die über alle Fänge nur bei diesem einen Tier gefunden wurde - eine Entfernung von Fang zu Wiederfang von 5 Fallenpaare oder über 55 m. Bei den anderen Arten fehlen solche eindeutigen körperlichen Merkmale für die Bestimmung der höchsten zurückgelegten Distanz von Fang zu Wiederfang. Die Kombination der erfassten Daten lässt jedoch die Bestimmung wiedergefangener Individuen als sehr wahrscheinlich erscheinen. Danach sind zwei Gelbhalsmäuse sowie je eine Waldmaus und Brandmaus in einer maximalen Entfernung von 4 Fallenpaaren oder durchschnittlich um die 40 m Entfernung zum Erstfang wiedergefangen worden. Der überwiegende Teil der Wiederfänge erfolgte jedoch im gleichen Fallenpaar/der gleichen Falle – auch die zweifachen Wiederfänge erfolgten jeweils im gleichen Fallenpaar. 4.1.7 Fangversuche auf Schermäuse mit Schlagfallen Zusätzlich zu den systematischen Fängen mit Lebendfallen in den Fangstrecken wurden an geeigneten Strukturen, insbesondere Gewässerufern im Umfeld der Lebendfallen-Reihen, Ratten-Schlagfallen eingesetzt, um Schermäuse nachweisen zu können. Dies geschah, wenn insbesondere Gewässerufer eine hohe Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von Schermäusen erwarten ließen. Um ein Verletzungsrisiko für Menschen oder Tiere anderer Arten auszuschließen, wurde hierbei strikt der Sicherheit Vorrang vor den Nachweisversuchen gegeben. In rund 250 Fallennächten mit Schlagfallen wurde keine einzige Schermaus gefangen, woraufhin ab August 2013 aus Kapazitätsgründen sowie auf Grund der überwiegenden Fänge im Umfeld des Stadtzentrums keine weiteren Schlagfallen zum Einsatz kamen. Im Zuge der Fänge innerhalb der Fangreihen mit Lebendfallen wurden ebenfalls keine Schermäuse gefangen, obwohl * gezielt auch größere Lebendfallen eingesetzt worden sind (s. Kap. 3.2.2, S. 26; Abb. 10, S. 28) und 70 * sich in den regulären Lebendfallen von 20 cm Länge sowohl alle neun Mauswiesel als auch einzelne lebende Wanderratten(-jungtiere) fingen und * wenn möglich die Lebendfallen unmittelbar an der Uferlinie von Gewässern in überhängender Vegetation gestellt wurden. Die Größe der Fallen ist demnach wahrscheinlich nicht das alleinige Kriterium dafür, dass Schermäuse nicht in die Fallen gingen. Am 21.09.2012 wurde bei der Abendkontrolle der Lebendfallen beobachtet, wie eine Schermaus versucht hat, eine Falle der Fangreihe im Kleingartenkomplex Bieberhof Tatenberger Deich (L 14_M 14) auszuräubern. Dies blieb der einzige Lebend-Nachweis von Schermäusen in dieser Studie. Daneben wurde noch ein Tier tot aufgefunden und einige wenige über Gewölle nachgewiesen. In zahllosen Fällen wurden von den Lebendfallen einzelne bis mehrere je Fangserie ausgeplündert, ohne dass darin Tiere gefangen waren. Nur in einzelnen Fällen konnten auf Grund der Spuren oder von Kot Ratten als Räuber der Köder benannt werden. Darüber hinaus waren im Sommer Ameisen sowie Nacktschnecken für das Ausräumen der Köder ohne Fänge zu bestimmen, in andern Fällen fehlen Hinweise zu den Verursachern. 4.1.8 Sonstige Besonderheiten Verschleppen von Fallen In zunehmendem Maße, beginnend im August 2012, waren verschiedene Fallenreihen davon betroffen, dass nach der ersten, verstärkt jedoch nach der zweiten Fallennacht einzelne Fallen bis systematisch mehrere Fallen hintereinander weggeschleudert waren, z.T. im angrenzenden Gewässer versenkt, aus den Klarsichthüllen gerutscht, die Fallenklappen verloren usw. (Abb. 47, Anhang III, S. 14). Dabei waren in einer größeren Anzahl von Fallen die Klarsichthüllen zerfleddert und/oder die Fallen angebissen. Alle diese Hinweise deuten auf ein mittelgroßes Raubtier als Verursacher. In etwa 2-3 Fällen waren die so in der Landschaft liegenden Fallen bzw. Klarsichthüllen durch Füchse markiert. Füchse nutzen jedoch „besondere“, also in der jeweiligen Landschaft auffällige Strukturen gern zur Markierung. So war die von Herrn G. SCHÄFERS am 06.07.2012 auf einem Maulwurfshügel auf dem alten Bahndamm Billwerder tot aufgefundene Hausspitzmaus ebenfalls durch einen Fuchs markiert. Eine Markierung durch Füchse ist also kein hinreichender Hinweis darauf, dass die Füchse die Fallen auch herumgeworfen hatten. In seltenen Fällen (insgesamt etwa 3-5) waren auf oder an den Fallen breiige Kot(reste) zu finden, die an Hand des Geruches auf Waschbären schließen lassen. Ob auch die Waschbären hier im Nachhinein die Struktur zur Markierung genutzt oder selbst die Fallen herumgeworfen hatten, konnte nicht geklärt werden. Es schien außerdem, dass die Anzahl der Fallen, die betroffen waren, mit der Zeit anstieg, obwohl die einzelnen Fangreihen räumlich so weit voneinander getrennt lagen, dass Einzeltiere als Verursacher nicht in Frage kommen. Nacktschnecken in den Fallen Innerhalb der Vegetationsperiode waren zuweilen, insbesondere in den Marschen und Niedermooren, zahlreiche Nacktschnecken in/an den Fallen, in den Klarsichthüllen usw. (bis zu 23/Falle!), so dass u.U. die Köder vollständig ausgefressen waren (Abb. 48, Anhang III, S. 15). Auch in den Fangeimern fanden sich bei den Kontrollen zuweilen zahllose Nacktschnecken. Bei den abendlichen Fallenkontrollen wurden, wenn nötig die Fallen nachbeködert, auch wenn die Köder bei sehr starkem Schneckenbesatz bis zum nächsten Morgen wieder ausgefressen waren. Es wurden auch Mäuse und 71 Nacktschnecken zusammen in einer Falle gefangen, i.d.R. schienen die Mäuse solche „Schneckenfallen“ jedoch zu meiden, es erfolgten jedoch dazu keine Aufzeichnungen. Sonstige Auffälligkeiten Im November und Dezember 2013 waren plötzlich die ausgebrachten Fallen am nächsten Morgen zu ca. 50 % ausgefressen, teilweise fing sich trotzdem eine große Anzahl von Tieren in diesen Reihen (z.B. in Altenwerder G 13; mit 40 Fallen in einer Nacht 16 Tiere). Wenn möglich wurden die Fallen nachbeködert. Bei den 9 gefangenen Mauswieseln wurde nur bei dem ersten gefangenen Tier versucht, die Körpermasse, ~maße und das Geschlecht zu bestimmen. Neben der Tatsache, dass Mauswiesel äußerst wehrhaft und bissig sind, kommt hier jedoch vor allem zum Tragen, dass sie zur Gattung Mustela gehören und mit „Duft“drüsen ausgestattet sind. In Stresssituationen wie dem Fang und insbesondere dem handling wird von den Tieren ein übelreichendes Sekret ausgeschieden. Die Fallen, in denen sich Mauswiesel fingen, waren mit dem Drüsensekret beduftet. Es wurde daraufhin bei den weiterhin gefangenen Mauswieseln keine Daten erhoben, sondern die Tiere wurden nur freigelassen. Etwa nach einem Jahr wurden in den ersten „Mauswiesel-Fallen“ erstmals wieder Mäuse gefangen. 4.2 Nachweise aus den Gewöllanalysen In der Tab. 13, Anhang III, S. 37 sind die Ergebnisse der analysierten Gewölle für die Gewöllaufsammlungen nach dem 1.1.2000 in Hamburg zusammengestellt. Die Analyse der Gewölle hat Herr Dr. Th. HOFMANN, Dessau, maßgeblich unterstützt, wofür an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Ein Großteil der Gewölle wurde von Herrn Ch. MÜHLENFELD, Curslack (Vier- und Marschlande) und Herrn Dr. R. MULSOW, Sasel, gesammelt und zur Verfügung gestellt. Auch ihnen hier herzlichen Dank. Außerdem konnten die Nachweise aus den Gewöllanalysen von STÖDTER & NAGEL (2006) aus dem Duvenstedter Brook für den Bearbeitungszeitraum nach dem 1.1.2000 ausgewertet werden. Zum Vergleich des Artenspektrums und der Artenzahlen sind auch Gewölle vor dem 1.1.2000 sowie außerhalb von Hamburg gesammelte exemplarisch in der Daten-Tabelle mit aufgelistet. Diese werden nicht weiter ausgewertet. Die Ergebnisse sind neben den übrigen Nachweisen unmittelbar in die Kartendarstellungen und Ausführungen zu den Arten eingeflossen. Insgesamt wurden Gewölle aus 37 Aufsammlungen ausgewertet, z.T. mehrere Aufsammlungen von einem Ort (mehrere Gebäude eines Hofes und/oder zeitlich gestaffelt verschiedene Sammlungen) sowie 9 Auswertungen aus STÖDTER & NAGEL (2006) übernommen. Es wurden insgesamt rund 2.900 Beutetiere einbezogen, davon gut 2.300 bis zur Art bestimmt. Nach den hier erhobenen Daten bieten die Gewölle von Schleiereulen aus Aufsammlungen mit mindestens einer Anzahl von rund 10 Gewöllen, möglichst mehr, einen guten Überblick über die im Flugradius vorhandenen Kleinsäugetierarten. Außerdem lassen sich Schleiereulengewölle relativ leicht bearbeiten, so dass bei der Analyse v.a. die verfügbaren Gewölle dieser Art ausgewertet wurden. Es kamen darüber hinaus Gewölle von Waldohreulen, einem Taggreifvogel sowie Uhus zur Auswertung. Es liegen daraus für Hamburg seit dem 1.1.2000 Reste von rund 1.900 Beutetieren aus 14 Arten vor, darunter sind vier Arten, die nur über die Gewölle in Hamburg nachgewiesen wurden. Dazu zählt v.a. der Erstnachweis der Feldspitzmaus für Hamburg etwa seit dem Jahr 1900, allerdings in nur ca. 650 m Entfernung zum niedersächsischen Elbeufer (s. Kap. 4.4.2.2, S. 84). Außerdem gelang in dieser Studie von der Hausmaus nur in einem Gewölle vom Kirchwerder Hausdeich ein Nachweis sowie einer aus STÖDTER & NAGEL (2006) aus dem Wohldorfer Hof. 72 In den Lebendfängen konnten ebenfalls keine Nachweise von Wasserspitzmäusen und Zwergspitzmäusen erbracht werden, die in den Gewöllen aus den Vier- und Marschlanden sowie dem Duvenstedter Brook relativ regelmäßig vertreten waren, wie auch die selten gefangenen Waldspitzmäuse. Dabei überwiegen zahlenmäßig Wald- und Zwergspitzmäuse die Wasserspitzmäuse deutlich. Für die Vier- und Marschlande konnten nur über die Gewölle Erdmäuse regelmäßig aus insgesamt 12 Aufsammlungsorten nachgewiesen werden. Ebenso regelmäßig taucht die Feldmaus hier auf, mit insgesamt 430 Tieren die deutlich häufigste Art in den Gewöllen. Im Duvenstedter Brook war dagegen die Erdmaus mit 197 zu 151 gegenüber der Feldmaus die häufigste Art (STÖDTER & NAGEL 2006). Die Rötelmaus war hingegen nur in 10 Gewöllaufsammlungen mit insgesamt nur 121 Tieren recht selten vertreten, die Gelbhalsmaus mit nur 88 Exemplaren aus 15 Aufsammlungen ebenso. Damit sind die Nachweishäufigkeiten der vier häufigsten Arten in den Gewöllen (Erd-, Feld-, Waldspitz- und Zwergspitzmaus) genau entgegengesetzt zur Häufigkeit in den Fallenfängen. Ebenso auffällig wie die nur über Gewölle erbrachten Nachweise sind die nicht über Gewölle für Hamburg nachgewiesenen Arten – ebenfalls vier: Es fehlten Reste von Igeln und Wildkaninchen (seit 2000 bzw. nicht in Hamburg), die v.a. von Uhus erbeutet werden (s. u.a. BORKENHAGEN 2011). Es wurden jedoch nur einzelne bzw. vorsortierte Gewölle von Uhus ausgewertet. Daneben wurden keine Reste von Haselmäusen und Hausspitzmäusen in Gewöllen gefunden, was Hinweise auf weitere Vorkommen geben könnte. Außerdem fiel auf, dass nur vier Nachweise der Schermaus aus den Gewöllen und Lebendfängen entlang der Elbe bzw. Gose Elbe gelangen. In der Elbeaue in Sachsen-Anhalt wurde die Art regelmäßig in einzelnen Exemplaren in Gewöllen nachgewiesen (EBERSBACH et al. 1999a). Im Duvenstedter Brook taucht die Schermaus mit 8 Exemplaren regelmäßiger in den Gewöllen auf (STÖDTER & NAGEL 2006). Für den Ohlsdorfer Friedhof lagen Gewölle von Waldohreulen und Uhus vor, wobei die Waldohreulengewölle von Aufsammlungen aus den Jahren 1979, 1984, 1995 und 1998 stammen, und damit für die aktuellen Kartierungen keine Hinweise liefern. Seinerzeit haben die Eulen Wanderratten, Waldmäuse, Feldmäuse und Erdmäuse erbeutet, sowie immer wieder Kleinvögel. In den Uhu-Gewöllen aus dem Jahr 2001 waren nur Reste von nicht bestimmbaren Apodemus-Arten (Wald-, Gelbhals- oder Brandmaus) enthalten, sowie von Wanderratten und einem größeren Vogel (s.o.). Aus den Gewöllen von Waldohreulen aus dem Stadtpark aus dem Jahr 1976 konnten Reste von Feldmäusen und Apodemus-Reste isoliert werden. Aufsammlungen von Waldohreulen aus dem Jahr 2009 erbrachten mit Resten von Wanderratten, Waldmäusen, Gelbhalsmäusen, Apodemus sp. sowie Rötelmäusen Hinweise über die mit den Lebendfängen nachgewiesenen Gelbhalsmäuse hinaus aus dem Stadtpark. Erstaunlich bleibt, dass die Anteile der in den Lebendfängen bei weitem häufigsten Gelbhalsmaus in den Gewöllen als Alternativnahrung nicht an die Anteile der Erd- und Feldmaus gekoppelt zu sein scheint. Auch wenn die Anteile der beiden Wühlmausarten als Hauptnahrung der Eulen unter 40 % der Beutetiere absinken, übernehmen in der Regel die Gelbhalsmäuse keine Hauptrolle in der Ernährung der Eulen, sondern bleiben auf niedrigen Anteilen von 0 bis maximal 14,3 % der Beutetiere und nur in einer Ausnahme bis 25 %: bei völligem Ausfall beider Wühlmausarten im Stadtpark (Waldohreulen-Gewölle, Aufsammlung im Jan. 2009, s.o.). Dagegen übernehmen fast immer die 73 Wald- und Zwergspitzmäuse die Rolle als Hauptnahrung der Eulen, wenn die beiden Wühlmäuse ausfallen. Die vier Arten Erd- und Feldmaus sowie Waldspitz- und Zwergspitzmaus zusammen bilden in aller Regel zwischen 55 und 100 % der Nahrungstiere der Eulen in den untersuchten Gewöllen (im Durchschnitt 76,5 %). Insgesamt stellen damit die Gewöllanalysen eine wichtige Ergänzung zu den Lebendfängen und sonstigen Nachweisen dar. 4.3 Sichtbeobachtungen, Totfunde und sonstige Nachweise Insgesamt konnten mit den Fängen in Lebend- und Schlagfallen und den Gewöllanalysen Nachweise von 38 Säugetieren in Hamburg erbracht werden. Im Folgenden sind die Nachweise einiger Arten erläutert. 4.3.1 Gezielte Suche nach Freinestern von Hasel- und Zwergmäusen und Nesttubes Durch eine Zusammenarbeit mit Frau Sina EHLERS, Kiel, ergab sich die Möglichkeit, im Januar 2012 gezielt geeignete Strukturen entlang der Ost-Grenze Hamburgs auf Freinester von Hasel- und Zwergmäusen abzusuchen (s. Abb. 49, 50; Anhang III, S. 16). Dabei wurden an 3 Stellen in Hamburg Haselmäuse über deren Freinester nachgewiesen. Diese Nestsuche wurde ergänzt durch Haselmausnachweise in Nesttubes am alten Bahndamm Billwerder durch A. HAAK (2012), die ebenfalls durch S. EHLERS im Januar 2012 an Hand von Freinestern am Bahndamm bestätigt wurden. Der Hinweis auf Haselmäuse aus den 1970er Jahren (G. SCHÄFERS, pers. Mitt.) auf Haselmäuse im Öjendorfer Park konnte sich nicht wieder bestätigen. Bei der gezielten Nestersuche wurden auch alle in Frage kommenden Strukturen im Bereich Öjendorf auf ihre Lebensraumqualität für die Haselmaus begutachtet, und ein Vorkommen wurde als unwahrscheinlich eingeschätzt. Daraufhin wurde der Park Öjendorf nicht als Monitoringfläche untersucht, jedoch die neuen Nachweisbereiche aus der Nestsuche als solche aufgenommen. Zusammen mit dem bereits 2011 bearbeiteten Gehölzbestand im NSG Borghoster Elblandschaften konnten damit über einen Zusatzvertrag alle 5 Nachweisgebiete von Haselmäusen in Hamburg nach dem Schema des BfN (PAN & ILÖK 2010) auf ihre Eignung als Lebensräume für die Art untersucht werden (EBERSBACH 2012). Trotz insgesamt 250 über die Vegetationsperioden 2011 bzw. 2012 ausgebrachten Nesttubes gelang jedoch kein weiterer Hinweis auf die Art in den tubes. Dies ist nicht ungewöhnlich, auch in Dänemark konnten in 400 tubes keine Haselmäuse nachgeweisen werden, obwohl die Art parallel über Freinester sicher belegt wurde (A. DREWS, pers. Mitt.) Zusätzlich zu den im Januar 2012 betrachteten Gebieten konnten im Winter 2012/13 wiederum in Zusammenarbeit mit S. EHLERS in verschiedenen Bereichen der Stadt Hamburg sowie im Saum zu Schleswig Holstein im gesamten nördlichen, westlichen und teilweise in den südlichen Stadtrandbereichen in den Stadtteilen Wandsbek, Eimsbüttel, Altona, Hamburg Mitte, Harburg und der Eidelstedter Feldmark weitere Heckenstrukturen auf die Anwesenheit von Haselmaus- und Zwergmausnestern abgesucht werden. Die Lage aller Suchstrecken ohne Haselmaus- und/oder Zwergmausnachweise sowie der Artnachweise wird dem Artkataster der Abteilung Naturschutz der BSU als shape-Datei zur Verfügung gestellt. Die Artnachweise sind außerdem in die Karten der Artkapitel eingeflossen (Anhang II). 74 Es blieb insgesamt bei den 5 Nachweisen der Haselmaus für Hamburg, während an insgesamt 27 Stellen Zwergmausnester gefunden werden konnten. Die Details und Daten, die zur Einschätzung der Qualität der Lebensräume mit den HaselmausVorkommen aufgenommen wurden, sind den Berichten zum Werkvertrag zu entnehmen (EBERSBACH 2012). 4.3.2 Suche nach Hinweisen auf Biber Eigene Hinweise auf Biber wurden in Hamburg nur am alten Hafen Borghorst und am Neuengammer Stichkanal gefunden. Da diese wie die darüber hinaus im Jahr 2010 existierenden Ansiedlungen bekannt waren (LANDWEHR & JAHN 2011, s. Artkapitel, Anhang II), wurde an den elbnahen Gewässern, die für eine erste Ansiedlungsphase durch Biber nutzbar waren, nicht weiter gesucht. An 70 Suchstellen und –strecken an Gewässerabschnitten der ganzen Stadt fanden sich keine Hinweise auf Biber. Bei Kontrolle eines ausreichend großen Gewässerabschnittes auf Hinweise zu Bibern (v.a. Schnitte und Fällungen) ist damit zu rechnen, dass Nachweise gefunden werden können, wenn Biber vorhanden sind. Da der Biber nicht Gegenstand gezielter Untersuchungen innerhalb der vorliegenden Studie waren, sind die Gewässerabschnitte nur nebenbei mit betrachtet worden, wenn geeignete Strukturen zum Fang der Kleinsäuger gesucht wurden. Die Lage der Suchstrecken wird dem Biberprogramm der BSU als shape-Datei zur Verfügung gestellt. Der einzige in Hamburg gefundene Bieberdamm (!) wurde nicht als Artnachweis gewertet (s. Abb. 51, Anhang III, S. 17). 4.3.3 Suche nach Hausmäusen und Ratten Die gezielten Befragungen von Betreibern von Reitställen erbrachten regelmäßig Nachweise von Wanderratten. Es konnte jedoch trotz versuchter Absprache mit den Besitzern/Betreibern mehrerer Reitställe in keinem Fall eine Möglichkeit gefunden werden, Mäuse und Ratten in den Ställen oder Scheunen zu fangen – was mit dem Ziel von Nachweisen der Hausmaus und eventuell von Hausratten wünschenswert war. So konnte nur in zwei Ausnahmefällen in Gebäuden gefangen werden – dem ehemaliges Shell-Labor, heute Dogville-Festivalgelände (Abb. 52, Anhang III, S. 17) sowie einem Carport und Geräteschuppen eines Hausgartens in Volksdorf. Darüber hinaus wurde unter einer Badewanne (!) am Bunker Schomburgstraße (Abb. 53, Anhang III, S. 18; Fangreihe H 10_H 11), ein Waldmaus-Männchen gefangen. Außerdem wurden gezielt die U-Bahnhöfe der Linie U 2 vom Berliner Tor bis Hagenbecks Tierpark auf Hinweise von Hausmäusen abgesucht. Dazu wurden entlang aller zugänglichen Bereiche der Bahnhöfe gezielt Kot, Fraßreste bzw. sonstige Hinweise auf Tiere abgesucht, ohne Erfolg. Nachdem Sicherheitsbeamte mich daraufhin gezielt beobachteten, wurde die Suche abgebrochen. Darüber hinaus wurden Mitarbeiter von 2 Schädlingsbekämpfungs-Firmen nach der Lage und Verteilung von Köderboxen für Ratten befragt. Es wurden jedoch zur Lage der Köderboxen für Ratten bzw., ob diese durch Ratten angenommen waren, bei diesen Firmen keine auswertbaren Aufzeichnungen geführt. 75 Die gezielte Befragung von Bürgern, etwa in Kleingartenanlagen, erbrachte nach anfänglicher Skepsis meist Erfahrungsberichte mit Wanderratten, die in Lauben eingedrungen waren, an den Gräben beobachtet wurden, gefangen, überfahren usw. Die Hemmschwelle bis zur Herausgabe dieser Erfahrungen war jedoch im Allgemeinen hoch, offensichtlich aus Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung wegen der Rattenvorkommen. Im Ergebnis der Fallenfänge, Totfunde, Direktbeobachtungen und Befragungen bestimmter Berufsund Bevölkerungsgruppen (Bäcker, Kioskbetreiber in U-Bahntunneln, Pferdestallbetreiber, Kleingärtner, sonstige Bürger) konnten innerhalb dieser Studie nur zwei aktuelle Nachweise der rein urbanen Hausmaus erbracht werden – als Fund in einem Gewölle aus Wohldorf-Ohlstedt am Rande des Duvenstedter Brook (STÖDTER & NAGEL 2006) sowie in einem Gewöllrest in den Vier- und Marschlanden. Während Wanderrattenschädel in den Gewöllen gelegentlich gefunden wurden, ergab sich kein einziger Hinweis auf Hausratten aus den Gewöllen. Der einzige aktuelle Nachweis von Hausratten stammt von A. HAAK (pers. Mitt. BSU), der 2009 eine Mumie auf einem Hausboden im Hafenbereich fand, die dort jedoch schon längere Zeit gelegen hatte. Hinweise auf eine aktuelle Besiedlung waren nicht zu finden. 4.3.4 Hinweise von Befragungen der Bevölkerung und der Literatur In zahlreichen Gesprächen im gesamten Stadtgebiet von Hamburg wurden von Bürgern Interesse bekundet, Hinweise auf Säugetiere gegeben und/oder die Arbeiten kritisch hinterfragt. In den meisten Fällen wurde dabei zumindest eine tolerierende Skepsis („Was machen Sie – Mäuse fangen!?“) bis offene Zustimmung bekundet. Befragungen zu sonstigen kleinen Säugetieren Neben den Hinweisen auf Ratten wurden bereitwillig weitere Säugetierbeobachtungen mitgeteilt – vom Automarder über Eichhörnchen, Igel usw. bis zur Zwergmaus. Die Hinweise sind in die Kartendarstellungen eingeflossen, soweit sie inhaltlich, räumlich und zeitlich nachvollziehbar waren (s. Kap. 3.2.9.2, S. 32). Hinweise aus der Literatur und Praktikumsarbeiten Innerhalb von Praktikums- und Abschlussarbeiten an der Universität Hamburg wurden an der Alster und in anderen Bereichen vergleichend Untersuchungen zu verschiedenen Mäusearten im mehr „ländlichen“ gegenüber dem innerstädtischen Bereich durchgeführt, z.B. zu Unterschieden in der Parasitierung, Kondition, Reproduktion usw. (z.B. MEYER-LUCHT 2006; PETERS et al. 2014 ; SCIORTINO et al. 2006). Daraus ergaben sich eine Reihe von Art-Nachweisen, die an Hand der Praktikumsberichte i.d.R. jedoch nicht räumlich exakt zuzuordnen waren. Diese wurden als ergänzende Nachweise in den befangenen Rastern einbezogen, wenn die Arten in den Rastern über die Lebendfänge dieser Studie noch nicht erfasst waren. Das Hamburger Abendblatt vom 19.04.2014 berichtete über die Untersuchungen zur Thermoregulation von Eichhörnchen durch Dr. J. TURNER vom Zoologischen Institut der Universität Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof (HASSE 2014), der die eigenen Beobachtungen bestätigte. LÜCHOW & TIEDE (2012) meldeten ihre Beobachtungen von Wald- und Gelbhalsmäusen bei der Kontrolle von Fledermauskästen in der Osdorfer Feldmark. Aus dem Pflegekonzept zum Alten Bahndamm Billwerder von A. HAAK (2012) wurden die Zwergmausund Haselmausnachweise übernommen und mit ausgewertet (s.o.). 76 Die Gewöllauswertungen zum Duvenstedter Brook von STÖDTER & NAGEL (2006) sind in Kap. 4.2, S. 72, eingeflossen sowie in die Artkapitel im Anhang. 4.3.5 Spuren, Sichtbeobachtungen, Baue und Totfunde von Säugetieren Während der Arbeiten in Hamburg wurden alle Hinweise auf Säugetiere notiert, soweit sie eindeutig einer Art zuzuordnen waren. Ausnahmen bildeten nur Nachweise von Rehen sowie die Spuren, Markierungen und Kotfunde von Rotfüchsen, Steinmardern und Dachsen, die nicht regelmäßig notiert wurden. Darüber hinaus sind eindeutige Hinweise auf Säugetierarten (also Spuren, Fraßspuren, Sichtbeobachtungen, Totfunde, Markierungen usw.) notiert worden, es wurde jedoch nicht systematisch danach gesucht. Mit den beschriebenen Methoden konnten insgesamt Hinweise auf 38 Arten von Säugetieren gefunden werden, die in das Artkataster der Abteilung Naturschutz der BSU eingeflossen sind. 77 4.4 Methodendiskussion Der Hauptschwerpunkt der vorliegenden Arbeit lag auf den Fangversuchen von Kleinsäugetieren (s. str.) mit Lebendfallen. Dazu wurden im gesamten Stadtgebiet Fangreihen wenn möglich über die Grenze zweier DGK5-Rasterquadrate mit je 2 km Kantenlänge mit 40 Fallen/Fangreihe gestellt. Es konnten 158 Fangreihen in 229 Rastern befangen werden, was 95,8 % der Rasterquadrate Hamburgs und damit praktisch einer flächigen Bearbeitung der Stadt als Rasterkartierung entspricht (s. Abb. 1, S. 2). Nur neun randliche Raster mit nur geringem Flächenanteil an Hamburg, sowie das Quadrat, in dem die Hafencity liegt, konnten nicht befangen werden. Insgesamt liegen durch die Lebendfallenfänge aus 206 der 239 Rasterquadrate Nachweise von Kleinsäugetieren aus der hier erarbeiteten Studie vor. Das sind 86,2 % der Raster der Fläche von Hamburg. In nur 7 Fangstrecken fingen sich keine Kleinsäugetiere, in 16 Fangreihen über die Grenze zweier Rasterquadrate konnten nur in einem der beiden Raster Kleinsäugetiere gefangen werden. In einigen dieser Raster gelangen in ergänzenden Fangreihen dennoch Kleinsäugerfänge. Die Fangmöglichkeiten profitierten insgesamt deutlich von der weiten Verbreitung von nicht urbanen Strukturen. So konnten von den 158 Fangreihen mit Lebendfallen 79 % in nicht urbanen Strukturen gestellt werden (s. Begriffe ab. S. 6). In rein urbanen Strukturen wurden 10 % der Fangreihen ergänzt. Sowohl urbane als auch nicht urbane Strukturen betrafen 11 % der Fangreihen. Neben der Vervollständigung der Fänge für das gesamte Stadtgebiet ging es dabei v.a. um Hinweise von im urbanen Bereich vorkommenden Kleinsäugetierarten. Zum Nachweis von Schermäusen wurden gezielt Schlagfallen eingesetzt, in denen sich jedoch keine Schermäuse fingen. Insgesamt gelangen in den Lebendfallen (ohne die 79 wiedergefangenen Tiere) Fänge von 1853 Kleinsäugetieren. Für die häufigen Arten in den Fallen (Gelbhalsmäuse 1132 Tiere und Rötelmäuse 395 Tiere) ergeben sich damit Aussagen zu einer weiten Verbreitung in Hamburg. Bereits für die nächst selteneren Arten Waldmaus (126 Tiere) und Brandmaus (86 Tiere) sind die Verbreitungsbilder jedoch nicht mehr geschlossen. Alle anderen der insgesamt 12 über die Fallen nachgewiesenen Arten fingen sich nur in Einzeltieren von 9 bis zu 19 Tieren. Um die Nachweiswahrscheinlichkeiten, insbesondere für weitere und die selten in den Fallen gefangenen Arten zu erhöhen, wurden weitere Nachweismethoden ergänzt (s.u.). Trotz des hohen personellen Aufwandes für den Nachweis von 12 Arten in Hamburg aus den Lebendfängen haben diese wesentliche Vorteile gegenüber reinen Gewöll-Kartierungen oder Sammlungen von Totfunden und sonstigen Hinweisen. Dazu zählen: * die Möglichkeiten der Erfassung von Körpermaßen und -massen, zur Reproduktion und v.a. zur Populationsstruktur. * Man ist bei der flächigen Bearbeitung nicht auf Gewöll- und Zufallsfunde angewiesen. Trotz intensiver Bemühungen ist es nicht gelungen, für Hamburg von weiteren Aufsammlungsorten Gewölle zu bekommen (G. SCHÄFERS, pers. Mitt.). * Außerdem haben die Strukturanalysen gezeigt, dass die Lebensraumnutzung der Tiere der verschiedenen Arten nach den Fangergebnissen in Hamburg zum Teil deutlich von Literaturangaben für Hamburg und Umgebung abweicht (vgl. z.B. DEMBINSKI et al. 2002, BORKENHAGEN 2014). Das wird z.B. bei der Waldmaus, Brandmaus, Erdmaus, Feldmaus oder Hausspitzmaus deutlich (vgl. Artkapitel im Anhang II). 78 Die Fänge in Lebendfallen innerhalb dieser Studie ermöglichen jedoch keine hinreichenden Aussagen zur Populationsgröße, da mit einmaligen Fängen in Fangreihen keine Aussagen zur Dichte von Arten in der Fläche erzielt werden können. Dazu sind Fänge in Fangflächen notwendig, die jedoch in einem so dicht besiedelten Gebiet wie Hamburg nur ausnahmsweise zu realisieren sind. Es ist im Nachgang der Fänge viel eher erstaunlich, dass trotz des hohen menschlichen Nutzungsdruckes innerhalb des gesamten Stadtgebietes Strukturen gefunden werden konnten, die regelmäßige Kleinsäugerfänge mit Fangreihen in fast allen 2-km-Rastern erlaubten, ohne dass es zu häufigeren Fallenverlusten kam. Es ergeben sich aus Fangreihen jedoch „relative Fangdichten“ im Vergleich der Fangserien untereinander. Es können Aussagen abgeleitet werden sowohl zur relativen Dichte der einzelnen gefangenen Arten als auch der Fangdichten im Vergleich der Fangstrecken. Dabei ergibt sich die beste Vergleichbarkeit aus a) Fangserien in der gleichen Fangstrecke zu unterschiedlichen Zeitpunkten und/oder b) Fangserien möglichst in einem eng begrenztren Zeitraum in unterschiedlichen Fangstrecken. Das war bei der Planung der Studie bekannt, mit den gegebenen Mitteln jedoch nicht anders zu realisieren. Im Fall von zeitlich versetzten Fangserien auf der gleichen Fangstrecke können Aussagen erwartet werden zu relativen Populationsschwankungen, z.B. zwischen den Jahreszeiten oder den Untersuchungsjahren. Zur Minimierung der Zufallseffekte von über- oder unterdurchschnittlichen Fangerfolgen einzelner Fangstrecken sollten dazu die Ergebnisse mehrerer Fangstrecken einfließen. Dazu wurde außerdem versucht, in unterschiedlichen Teilen der Stadt in verschiedenen Jahreszeiten und Jahren zu fangen, um die natürlichen Unterschiede der Mäusedichten im gesamten Stadtgebiet auszugleichen. Dabei wurden einerseits Bearbeitungslücken geschlossen und andererseits Wiederholungsfänge in bereits befangenen Rastern und Strukturen einbezogen. Erst in Kombination mit Fangergebnissen aus mehreren Fangstrecken in eng begrenzten Zeiträumen ergeben sich dann Hinweise auf unterschiedliche Kleinsäugerdichten bzw. auf Unterschiede in Populationsdichten einzelner Arten und/oder unterschiedliche Artenzusammensetzungen zwischen den Fangstrecken. Beide Herangehensweisen wurden praktiziert und ausgewertet. MEINIG (1998) geht davon aus, dass zumindest in isolierten Habitatinseln in Städten für den Nachweis aller vorhandenen Arten mitunter Erhebungen in mehreren Jahren erforderlich sind. Das wurde in Hamburg dadurch versucht auszugleichen, dass über das gesamte Stadtgebiet gefangen wurde, sich also in der größeren bearbeiteten Fläche die Arten nachweisen lassen sollten (s.u.), und dass ergänzende Nachweismethoden angewandt wurden. Entsprechend hat die vorliegende Studie gezeigt, dass die Lebendfänge erst in ihrer Gesamtheit über alle vier Jahreszeiten und die Bearbeitungsjahre von Mai 2011 bis Januar 2014 das Spektrum der 12 durch die Fänge nachgewiesenen Kleinsäugetiere erbringen. Zusätzlich wurden die Wasserspitzmaus, Zwergspitzmaus, Hausmaus sowie Feldspitzmaus nur über die Gewöllanalysen nachgewiesen und die Haselmaus aktuell über Nestfunde bzw. Niströhren (HAAK 2012). Von der Schermaus gelang nur eine Sichtbeobachtung und ein Totfund sowie ein einziger Nachweis über die Gewöllanalysen. Ob damit das gesamte Artenspekturm der Kleinsäugetiere in Hamburg bekannt ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. 79 Damit wird noch einmal unterstrichen, dass sowohl unterschiedliche Methoden ergänzend eingesetzt werden müssen als auch längere Bearbeitungszeiträume notwendig sind, um das Artenspektrum in einer größeren Bearbeitungsfläche zu erfassen. Das schließt ein, dass derzeit nicht alle Arten in jedem ihrer Vorkommen bekannt sein können. Mehr war jedoch mit den gegebenen Mitteln nicht zu erreichen. 4.4.1 Methodische Variationen und sonstige Einflüsse auf die Fänge Ursprünglich war für die Studie geplant, in den DGK5-Rasterquadraten in Hamburg je Raster einmal mit durchschnittlich 30 Lebendfallen/Fangreihe Kleinsäugetiere zu fangen. Die Fangergebnisse der ersten Fänge im Frühjahr 2011 haben jedoch gezeigt, dass eine bestimmte Mindestanzahl von Fallen (auch in Rastern mit nur geringem Flächenanteil) in HH eingehalten werden sollte. Das gilt auch bei ergänzenden bzw. wiederholten Fängen in schon befangenen Rastern. Auf Grund der überwiegend gefangenen Gelbhals- und Rötelmäuse in der überwiegenden Anzahl von Fangreihen einerseits und der nur gelegentlich nachgewiesenen Spitzmäuse seit dem Jahre 2011 andererseits wurde versucht, die Nachweiswahrscheinlichkeit für andere vorkommende Arten zu erhöhen. Deshalb wurde die Fangmethode den Gegebenheiten der Großstadt Hamburg angepasst und es wurden weitere Köder und Fallentypen getestet. Es galt außerdem zu prüfen, ob eine Wiederholung der Fänge in der räumlich gleichen Fangreihe und/oder eine Erweiterung der Fänge auf eine zusätzliche Struktur innerhalb des schon befangenen Rasters weitere Nachweise erbringen. 4.4.1.1 Verlegung der Fangreihen und Erhöhung der Fallenzahl Es erfolgte eine Erhöhung der Fallenzahl von durchschnittlich 30 auf 40 Fallen/Fangreihe bei gleichzeitiger Verlegung der Reihen über die Grenzen zweier DGK5-Rasterquadrate, soweit das Gelände dies zuließ. Vorrang hatte auch hierbei der Nachweis möglichst vieler Arten durch die Fänge. Die Vorteile der Fänge in Fangreihen über die Grenze zweier Rasterquadrate sind: a) die flächige Bearbeitungsmöglichkeit für das gesamte Stadtgebiet von Hamburg als Rasterkartierung und b) die Erhöhung der Zahl der Fallen in einem Großteil der Fangreihen von ursprünglich 30 auf 40. Damit erhöht sich die Fangwahrscheinlichkeit in jeder Fangreihe auch für die selteneren Arten. Ungeachtet dessen kann in Anpassung an vorhandene Strukturen eine Abweichung von dem geplanten Modus von 2 Fallen alle 10 m in insgesamt 20 Fallenpaaren je Fangreihe notwendig sein. Durch die Berechnung der Fangdichten je 100 Fallennächte sind dennoch Vergleiche der Ergebnisse möglich. Der Nachteil der rasterübergreifenden Fänge ist, dass dadurch nur jeweils ein Lebensraum in 2 Rastern befangen wurde. Allerdings wurde auch die Anzahl der Fangreihen gegenüber den geplanten 100 auf 158 erhöht. 4.4.1.2 Erhöhung der Fangwahrscheinlichkeit durch ergänzende Fallentypen und Ködervariationen Neben der Erhöhung der Fallenanzahl je Reihe wurde innerhalb der Fangreihen versucht, die Wahrscheinlichkeit von Hinweisen auf die bisher selten nachgewiesenen Arten zu erhöhen. Dies erfolgte jeweils in einzelnen Versuchen auf verschiedenen Wegen: 80 a) Die gleichen Fangstrecken wurden wiederholt befangen. b) Es wurden im gleichen Raster ein bis mehrere ergänzende Fangstrecken befangen. c) Es wurden in benachbarten Rastern, jedoch im gleichen Lebensraumkomplex mehrere Fangstrecken befangen. d) Die Anzahl der Fallennächte wurde von 2 auf 3 erhöht. e) Die Anzahl der Fallen je Fangstrecke wurde erhöht. f) Die Lebendfallen wurden um Schlagfallen für Schermäuse sowie um Fangeimer für Spitzmäuse ergänzt. g) Es wurden neben der regulären Fangreihe besondere Strukturen mit weiteren Lebendfallen h) Es wurden verschiedene Köder getestet. bestückt. Zu a) und b) In verschiedenen Bereichen von Hamburg wurden in insgesamt 29 Rastern jeweils zwei bis vier Fangversuche unternommen. In 23 Rastern davon konnten dadurch je eine bis drei weitere Arten für dieses Rasterquadrat nachgewiesen werden. Beispiele.: * Im Juli 2011 wurde in der Fangstrecke O 00 nur eine Gelbhalsmaus gefangen. Im Oktober 2013 wurde in der gleichen Hecke nochmals gefangen und es wurden 5 Gelbhalsmäuse und 2 Rötelmäuse gefangen. * Im Mai 2011 wurden in der Fangstrecke S 16-1 nur Gelbhalsmäuse gefangen und in Reihe S 16-2 parallel dazu nur Rötelmäuse. Im August 2011 wurde die Fangstrecke S 16-1 wiederholt und die Fallenzahl von 20 auf 30 erhöht (S 16-3). Jetzt wurden neben Gelbhalsmäusen Brandmäuse und eine Rötelmaus gefangen. Zu c) Es wurden in verschiedenen Teilen der Stadt in Lebensraumkomplexen jeweils 2 bis mehrere Fangreihen befangen, mit unterschiedlichem Erfolg: Beispiele: * P 00_P01 zu O 01_P 01; Duvenstedter Brook: Die zusätzlichen Fänge erbrachten eine Ergänzung um 2 Arten. * B 07_B 08 zu C 07_C 08, Klövensteen, Rissen: Ergänzung um 1 Art; * Ohlsdorfer Friedhof in 4 Rastern: K 06 bis L 07: Nur die Fänge insgesamt erbrachten 3 Arten, die einzelnen Fangreihen nur 0-2; * G 05_G 06 und G 06 im Vergleich zu H 05_H 06, Schnelsen: In H 05_H 06 wurde nur die Gelbhalsmaus nachgewiesen, in G 05_G 06 und G 06 in rund 500 m Abstand dazu am Rande des gleichen Offenland-Komplexes zusammen 5 Arten. * G 14_G 15 zu H 14; Moorburg: Ergänzung um 2 Arten * O 17_O 18 zu O 18_P 18 Marschenbahndamm: Zu Gelbhals und Rötelmaus wurde die Brandmaus ergänzt. In einer weiteren Fangreihe (M 16_N 16) kam noch das Mauswiesel hinzu. * K 15_L 15 zu L 15_L 16 entlang des Elbedeiches wurde in L 15_L 16 nur die Gelbhalsmaus nachgewiesen, in K 15_L 15 keine Maus gefangen. Zu d) 81 In einzelnen Fangreihen wurden nach Ablauf der vorgesehenen 2 Fangnächte die Fallen für eine weitere Nacht fängisch stehen gelassen. Dabei ergaben sich in der Regel keine neuen Artnachweise. Beispiel: Die Fänge auf dem Ohlsdorfer Friedhof erbrachten insgesamt nur wenige Arten mit wenigen Tieren, auch nach der Verlängerung um eine Fangnacht. Zu e) Nach den ersten Fängen im Frühjahr 2011 wurde die Fallenzahl in aller Regel von 30 auf 40 Fallen je Fangreihe mit jew. 2 Fangnächten erhöht, soweit die Geländestrukturen dies zuließen. Dies hat in zahlreichen Fangreihen die Anzahl der Fänge und der nachgewiesenen Arten erhöht. Es erfolgte dazu keine detaillierte Auswertung. Zu f) Im vorliegenden Projekt wurden neben den Lebendfallen auch Schlagfallen zum Nachweis von Schermäusen verwendet, wenn das Gelände dies zuließ. Dazu wurden wenn möglich entlang von Gewässerufern in unmittelbarer Nähe zu den Reihen der Lebendfallen Schlagfallen eingesetzt. Dies war jedoch insgesamt schwieriger als gedacht, denn nur ein Teil der Fangserien lag in der Nähe von Gewässern. Die wesentliche Einschränkung des Einsatzes von Schlagfallen ergab sich jedoch aus dem hohen Nutzungsgrad der meisten Grünflächen durch Besucher und Erholungssuchende mit regelmäßig einer großen Anzahl von Hunden. So konnten in insgesamt nur 25 Fangstrecken Schlagfallen eingesetzt werden, in denen sich jedoch keine einzige Schermaus fing. Deshalb wurde ab September 2013 auf Grund der begrenzten Kapazität auf die Schlagfallen verzichtet. Seit dem Beginn der Mäusefänge wurden nur gelegentlich Spitzmäuse in den Lebendfallen nachgewiesen. Befragte Bürger sprachen jedoch immer wieder in verschiedenen Stadtteilen von „schwarzen Spitzmäusen“ im Umfeld ihrer Häuser auf ihren Grundstücken. Deshalb wurde in einzelnen Fällen versucht, auf den Grundstücken Spitzmäuse zu fangen, wenn die Bürger dies wünschten – ohne Erfolg. Es wurden außerdem eine Reihe von Fangserien von Lebendfallen durch Fangeimer ergänzt, wie sie beim Fang von Laufkäfern eingesetzt werden. Es wurden dazu, wenn das Gelände und das Nutzungsmuster der Landschaft durch Menschen dies zuließ, je ein Fangeimer am Anfang und am Ende einer Lebendfallenreihe ebenerdig eingegraben und mit einem gut 4 cm hochgesetzten Deckel gegen Regenwasser geschützt. Dabei sammelten sich im Sommer regelmäßig eine große Anzahl von Nacktschnecken in den Eimern, die innerhalb von 1-2 Tagen die Köder mehr oder weniger regelmäßig verzehrten. Es wurde jedoch keine einzige Spitzmaus und auch kein anderes Säugetier in den Eimern nachgewiesen, weshalb ab Ende September 2013 auch auf den Einsatz der Eimer verzichtet wurde. Zu g) Neben dem Einsatz von Schlagfallen und Fangeimern wurden in Einzelfällen zusätzliche Lebendfallen neben den regulären Fangreihen eingesetzt, was in mehreren Fällen die Artenzahl und den Fangerfolg erhöht haben. Beispiele: * In der Feldflur des Bio-Hofes in Q 18 wurden nicht regulär 30, sondern 40 Fallen eingesetzt, und insgesamt bei nur 12 Fängen 4 Arten nachgewiesen. * In Reihe D 12_E 12 in einer Apfelplantage, Finkenwerder Westerdeich, war vom Eigentümer von „großen Wühlmäusen“ berichtet worden, weshalb gezielt Schlagfallen, Fangeimer und zusätzliche 82 Lebendfallen eingesetzt wurden. Es konnte eine Reihe von Rötelmäusen in den Lebendfallen gefangen werden. * Auf dem Ohlsdorfer Friedhof erbrachten nur die 360 Fallennächte zusammen (gegenüber 160 regulär) die 19 Fänge mit Nachweisen von zusammen 3 Arten. Zu h) Die Fangeimer wurden neben den in den Lebendfallen üblichen Ködern versuchsweise mit verschiedenen animalischen Ködern bestückt: Es wurden Putenfleisch, Hühnchenfleisch, Rinder- bzw. Schweineleber, geräucherter Speck sowie Brut von Bienen (die Brut von Drohnen, die den Bienenvölkern zur Verringerung der Anzahl der VorroaMilben entnommen worden war) getestet – alle ohne Erfolg. 4.4.1.3 Fallenverluste und sonstige Einflüsse auf die Fänge In Anbetracht der insgesamt und flächendeckend sehr hohen menschlichen Nutzungsdichte der Stadt selbst sowie aller ihrer Frei- und Grünflächen waren die Verluste von Fallen bzw. die Behinderungen der Fänge durch Diebstahl, Vandalismus, wohlgemeinten Tierschutz o.ä. Gründe vergleichsweise gering. Es gab gelegentlich den Diebstahl einzelner Fallen – insgesamt geschätzt 20. In einer Fangreihe (P 08_P 09, Aumühler Weg) wurden 12 Fallen systematisch gesucht und die Fallen wurden im Gelände herumgeworfen. Davon konnten 2 sowie einige der Klappen nicht wiedergefunden werden. In der Nacht zum 26.09.2013 wurden durch einen Starkregenguss mehrere Fallen am Ufer der Berner Au (N 07) weggespült, die nicht wiedergefunden werden konnten. In einzelnen Fällen wurden durch Ufermahd o.ä. Maßnahmen auch Fallen beeinträchtigt (Abb. 54, 55, Anhang III, S. 19). Wenn möglich wurde versucht, durch Absprachen mit den Flächennutzern solche Verluste zu vermeiden. Ab dem Herbst 2012 vermehrten sich die Fälle, wo bei der morgendlichen Fallenkontrolle einzelne bis mehrere Fallen einer Fangreihe im Gelände herumgeschleudert waren (s. Kap. 4.1.8, S. 71; Abb. 47, Anhang III, S. 14). Nach Verlusten von Fallen nach der ersten Fangnacht wurden i.d.R. die verlorenen Fallen für die zweite Fangnacht ersetzt. 4.4.2 Erhebung sonstiger Säugetiernachweise 4.4.2.1 Fangmöglichkeiten in speziellen Strukturen Trotz mehrmaliger Absprache mit den Besitzern/Betreibern mehrerer Reitställe konnte in keinem Fall eine Möglichkeit gefunden werden, Mäuse in den Ställen oder Scheunen zu fangen – was mit dem Ziel von Nachweisen der Hausmaus und ggf. Hausratte wünschenswert war. So konnte nur in Ausnahmefällen in Gebäuden gefangen werden (ehemaliges Shell-Labor, heute Dogville- Festivalgelände sowie Carport und Geräteschuppen eines Hausgartens). Auch die gezielte Suche nach Hausmäusen in U-Bahn-Tunneln bzw. –Bahnhöfen erbrachte bei Ansitzen auf allen U-Bahnhöfen der Linie U 2 von Berliner Tor bis Hagenbecks Tierpark Bahnhöfen keinen Erfolg, so dass innerhalb dieser Studie keine Nachweise der rein urbanen Hausmaus gelangen bis auf die beiden einzigen Gewöllfunde (s.u.). 83 Es ist für einen Bearbeiter, der in der Region häuslich verankert und damit sozial eingebunden ist, natürlich leichter, die Fangerlaubnis für diverse Gebäude zu bekommen. Im Sinne eines Auftrages wie für das vorliegende Gutachten war in der gegebenen Zeit nicht mehr zu leisten. 4.4.2.2 Gewöllanalysen Bei Nachweisen aus Gewöllen besteht die Möglichkeit des Verschleppens von Beutetieren auch über größere Entfernungen und u.U. eine zeitliche Unsicherheit in der Zuordnung des Fanges durch die Beutegreifer (s.u.). Dem tragen verschiedene Atlas-Projekte Rechnung, indem die Nachweise aus Gewöllen in den Karten hervorgehoben werden (z.B. BORKENHAGEN 2011 für SH oder HAUER et al. 2009 für Sachsen). Ein eindrucksvolles Beispiel von Verschleppungen solcher Nachweise sind die Reste von Feldmäusen auf Helgoland aus Gewöllen der Waldohreule (HARTWIG & VAUK 1969, zit. in BORKENHAGEN 2011). Die Insel liegt in nächster Entfernung von rund 43 km von Wangerooge in der Nordsee und die Feldmaus kommt dort sicher nicht vor. Die Tatsache, dass andere Arten nicht auf diese Weise auf Helgoland oder weit außerhalb der bekannten Verbreitungsgebiete gefunden wurden (z.B. Brandmaus in Schleswig-Holstein) spricht eher für nur seltene Verschleppungen über so weite Strecken. Gewöllanalysen sind daher insgesamt v.a. aussagekräftig, wenn aus größeren zusammenhängenden Gebieten Gewölle von mehreren gut verteilten Ruheplätzen oder von Brutplätzen von Eulen ausgewertet werden können, die zusammen ein Verbreitungsbild ergeben. Bei nur vereinzelten Gewöllaufsammlungen an nur wenigen, isolierten Plätzen verlieren solche Säugernachweise an Sicherheit bezüglich der lokalen Vorkommen. Aus Hamburg liegen insgesamt jedoch trotz zahlreicher Versuche, Gewölle von bekannten Schlaf- und Brutplätzen zu erhalten (SCHÄFERS, pers. Mitt.), nur von wenigen Sammelorten Gewöllaufsammlungen (von Schleiereulen, s.u.) seit dem Jahr 2000 vor. Dies ist insgesamt zu wenig für eine flächendeckende Darstellung oder für Abschätzungen von Trends der Verbreitung und/oder Populationsdichten, die eine wesentliche Datenbasis für die Verbreitungserhebungen 1985 und 2002 in Hamburg bildeten (GILLANDT et al. 1985, DEMBINSKI et al. 2002) und für die Roten Listen darstellen. Lediglich in den Vier- und Marschlanden konnten von insgesamt 10 Stellen Gewölle aus einem größeren zusammenhängenden Landschaftsausschnitt ausgewertet werden. Darüber hinaus liegen nur Gewölle von einzelnen Fundorten nach dem 1.1.2000 vor, z.B. vom Ohlsdorfer Friedhof und dem Stadtpark, die zudem meistens bereits (weit) vor dem Jahr 2000 gesammelt wurden. Auf Grund der geringen Artenzahl von auswertbaren Resten in Gewöllen von Taggreifvögeln und Waldohreulen wurde versucht, in der verfügbaren Zeit v.a. die Hinweise aus den vorhandenen Schleiereulengewöllen auszuwerten, die insgesamt Hinweise zu 13 Arten in Hamburg, im Durchschnitt knapp 7 Artnachweise/Aufsammlung erbrachten. Dem gegenüber waren aus den bearbeiteten Waldohreulengewöllen nur insgesamt 5 Arten für Hamburg auswertbar (Mittelwert 1,7) und davon nur an 2 Stellen Nachweise der Feldmaus, die sehr regelmäßig von den Waldohreulen erbeutet wird. Die 4 restlichen Arten betreffen die auch sonst regelmäßig nachgewiesenen Rötel-, Gelbhals- und Waldmäuse sowie die allgemein verbreiteten Wanderratten. Aus den wenigen Gewöllfunden aus Hamburg sind v.a. die Nachweise der Arten interessant, über die sonst keinerlei oder nur sehr wenige Hinweise zusammengestellt werden konnten, wie z.B. der erste und einzige Nachweis der Feldspitzmausmaus für Hamburg etwa seit dem Jahr 1900 (DEMBINSKI et al. 2002) aus einem Gewölle vom Kirchwerder Elbdeich. Allerdings ist dies kein sicherer Nachweis der Art 84 für Hamburg, da die Entfernung vom Fundort des Gewölles bis zum niedersächsischen Elbeufer nur rund 670 m Luftlinie beträgt. Spannender sind die einzigen beiden Nachweise (!) der Hausmaus aus dieser Studie vom Kirchwerder Hausdeich, der immerhin rund 4,3 km vom niedersächsischen Elbeufer entfernt liegt, sowie aus Wohldorf-Ohlstedt (STÖDTER & NAGEL 2006). Noch wichtiger sind jedoch die je 9 Nachweisorte von Wald- und Zwergspitzmäusen sowie die ebenfalls einzigen 6 Nachweisorte von Wasserspitzmäusen aus den Gewöllen in den Vier- und Marschlanden und dem Duvenstedter Brook, weil diese die angenommene allgemeine Verbreitung der vergangenen Jahre (GILLANDT et al. 1985, DEMBINSKI et al. 2002) wenigstens ansatzweise für die Vierund Marschlande bestätigen. Für weitergehende Aussagen für Hamburg liegen keine Informationen vor. Das Gleiche gilt für die 12 Nachweisorte der Erdmaus aus Gewöllen aus den Vier- und Marschlanden – die ersten für diesen Landschaftsraum, wo die Art über die Fänge nicht nachgewiesen werden konnte – sowie für die 15 Nachweisorte der Feldmaus, die ebenfalls in Hamburg nur sehr selten gefangen werden konnte. Bei der sinnvollen und notwendigen Einbeziehung von Gewöllen in ein Monitoring von Kleinsäugetieren sollten an den einbezogenen Sammelplätzen einmal alle Gewölle und Reste beräumt werden, um dann bei den regelmäßigen Sammlungen die Fänge der Kleinsäuger zeitlich zuordnen zu können. 4.4.2.3 Ergänzende Nachweise zu den Lebendfängen Neben den Lebendfallen wurden in einer Reihe von Fangreihen Schlagfallen zum Nachweis von Schermäusen eingesetzt (s. Kap. 3.2.3, S. 27), es fingen sich jedoch nur einzelne Wanderratten. Außerdem wurden im Zuge der Arbeiten zu den Lebendfängen sowie bei der Suche nach geeigneten Fangstrukturen alle Hinweise auf Säugetiere notiert. Dabei ergaben sich z.T. wichtige Ergänzungen, wie am Beispiel der Suche nach Haselmausnestern im Wald nördlich der Rothenhauschaussee deutlich wird: In dem Wald wurde in den regulären Fängen mit Lebendfallen im Mai 2011 keine einzige Maus gefangen (S 15-2), in der zweiten Fangreihe im Mai 2012 jedoch Gelbhals-, Wald- und Rötelmäuse (R 14_R 15). Darüber hinaus wurden bei der Nestersuche sowohl Zwergmaus- als auch Haselmausnester gefunden und zwei Brandmäuse in der Vegetation beobachtet (der einzige Brandmausnachweis im Januar). Damit gelangen in diesem Waldstück ebenso viele Artnachweise über Nester und Beobachtungen wie mit den gezielten Fängen. Noch ausgeprägter war die Situation am alten Bahndamm Billwerder (N 13_N 14): Über die Lebendfänge gelangen Nachweise von Rötel- und Gelbhalsmäusen. Durch Totfunde wurden Nachweise von Waldspitzmaus und Hausspitzmaus (der erste Nachweis in Hamburg seit etwa 1900) ergänzt. Außerdem gelangen HAAK & EHLERS (s. HAAK 2012) über Nesttubes und Nestersuchen Nachweise von Zwerg- und Haselmäusen. Damit erbrachten die ergänzenden Nachweise hier 4 Arten gegenüber 2 durch die Lebendfänge. Diese Tendenz unterstützt die Notwendigkeit langer Untersuchungszeiträume und/oder ergänzender Methoden sowie großflächiger Erhebungen, um in der Summe der Methoden über die Zeit und die Fläche einen guten Eindruck vom Vorkommen der vorhandenen Arten zu bekommen, wie es auch MEINIG (1998) deutlich zeigen konnte. 85 4.4.3 Schlussfolgerungen aus den angewandten Methoden Insgesamt kann damit gesagt werden, dass die Fangreihen mit Lebendfallen in der verwendeten Form als Holzkastenfallen in abgedeckten Klarsichthüllen als Feuchtigkeits- und Temperaturschutz mit den verwendeten Ködern Sonnenblumenkernbrot, Nussschokolade, Rosinen und Walnüssen erfolgreich waren für alle Apodemus-Arten sowie regelmäßig für Rötelmäuse. Andere Arten fingen sich nur gelegentlich, darunter 9 mal Mauswiesel, verschiedene Wanderratten (Jungtiere), Erdmäuse und Feldmäuse sowie Waldspitzmäuse und Hausspitzmäuse in Einzelfällen. Für die Hausspitzmaus blieben dies neben einem Totfund die ersten und einzigen Nachweise in Hamburg. Die Verlängerung der Fangreihen von 30 auf 40 Fallen und die Verlegung über die Grenzen von je 2 Rasterquadraten haben dazu geführt, dass nahezu alle Rasterquadrate der Stadt Hamburg mit insgesamt sehr gutem Fangerfolg bearbeitet werden konnten. Alle Versuche, durch ergänzende Fallen in Form von Fangeimern bzw. Schlagfallen und/oder Ködervarianten regelmäßiger Spitzmäuse, Feldmäuse, Erdmäuse und/oder Schermäuse nachzuweisen, führten nicht zum Erfolg. Es wurden in der Vegetationsperiode nur zahllose (Nackt-)Schnecken in die Fangeimer bzw. Lebendfallen gelockt (s. Abb. 48, Anhang III, S. 15). Die Versuche wurden daher Ende September 2013 aus Kapazitätsgründen eingestellt. Im Ergebnis der Fänge, Ergänzungs- und Wiederfänge in den gleichen Rastern mit zeitlichem Abstand sowie ergänzend dazu weiteren Methoden für Nachweise von Kleinsäugetieren muss festgestellt werden, dass in einer Reihe von Rastern mit ergänzenden Nachweisen das Artenspektrum wesentlich durch diese Nachweise außer den Lebendfängen bestimmt wurde. Eine Option der Verbesserung der Fang-Methode ist also, zukünftig auf der Grundlage dieser Arbeit sich auf weniger Rasterquadrate zu beschränken, diese aber doppelt bzw. häufiger zu befangen. Dabei können die Fänge in den selben Fangstrukturen als Wiederholungsfänge oder in anderen Strukturen innerhalb der selben Raster als Ergänzungsfänge angelegt sein. Wichtig ist außerdem, weitere Nachweise aus Totfunden, Sichtbeobachtungen, Nestersuchen und Gewöllanalysen einzubeziehen. 86 4.5 Habitatverbund und Lebensraumgrößen in Hamburg In städtischen Lebensräumen sind die Vorkommen verschiedener Arten in besonderer Weise sowohl von Flächen abhängig, die als (Teil-)Lebensraum für ausreichend große Individuengruppen in Frage kommen, als auch von deren Erreichbarkeit. Dabei wächst die Bedeutung der Größe, Kontinuität und Ausstattung der Restlebensräume in dem Maße ihrer Isolation und umgekehrt mit sinkender Lebensraumgröße und –ausstattung wächst die Bedeutung von deren Erreichbarkeit. Die Lebendfänge von Kleinsäugern in Hamburg haben gezeigt, dass zumindest die häufigen und mobilen Arten im gesamten Stadtgebiet vorkommen können. Andererseits ist das gefangene Artenspektrum im gesamten urbanen Raum eingeschränkt und es konnten verschiedene Arten nur lokal nachgewiesen werden, wenn auch in der Summe der urbanen Fangserien nicht weniger Arten als in vergleichbarer Anzahl von Fangstrecken in nicht urbaner Umgebung vorkommen. Dabei profitieren die Kleinsäugetiervorkommen sowohl von der großen ökologischen Potenz der meisten Kleinsäugerarten als auch vom Vorhandensein zahlreicher Grünflächen und der allgemeinen Dynamik in Hamburg. 4.5.1 Dynamik der Stadt Hamburg und von deren Lebensräumen Aus Hamburg liegen eigene Erfahrungen zur Stadtentwicklung und deren Dynamik seit dem ersten Besuch der Stadt im März 1990 vor, die im Folgenden aus der ganz persönlichen Sicht kurz umrissen werden. Dabei geht es um die Besonderheiten von Hamburg als Millionenstadt mit dem größten deutschen Seehafen. Einbezogen werden auch nachvollziehbare Angaben aus der Literatur, Ausstellungen sowie Kartenangaben usw. gegenüber dem Augenschein der heutigen Situation vor Ort. Es sind damit keinerlei Wertungen verbunden. Hinweise auf Gefährdungen und für notwendige Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen sind jeweils für einzelne Arten und ggf. lokale Vorkommen (z.B. für die Haselmaus) in den Artkapiteln angeführt bzw. im Kapitel zu Monitoring und Schutzmaßnahmen (Kap. 5.3, S. 108) zusammengefasst. 4.5.1.1 Stadttypische Dynamik und Spezifika Hamburgs Ein grundlegendes Merkmal von Städten ist deren Dynamik. Die Entwicklungsgeschichte von Hamburg ist dabei nach den großen Kriegszerstörungen nur noch eingeschränkt ablesbar. Hinweise aus der veränderten Lebens- und Arbeitsweise der letzten rund 150 Jahre werden in Hamburg jedoch zuweilen noch in sehr anschaulicher Weise nachvollziehbar, etwa am Beispiel noch vorhandener Windmühlen, wie der Bergedorfer Mühle (Abb. 56, Anhang III, S. 20) oder der Kirchwerder Mühle, Kirchwerder Mühlendamm bzw. der wenigen verbliebenen historischen Bauernhöfe, wie z.B. Hof Eggers in der Ohe. Möglicherweise hängt der Nachweis des Wolfes in Hamburg im Jahre 2013 genau damit zusammen. Viel der historisch gewachsenen Stadt ist jedoch durch die Bombenangriffe 1943 bis 1945 verlorengegangen. Seit dem hat die Stadt eine große Entwicklung durchlaufen. Derzeit ist in Hamburg der jährliche Neubau von rund 6.000 Wohnungen notwendig (Ch. MICHALCZYK, BSU pers. Mitt.). Das heißt, dass in jeweils 5 Jahren eine neue Stadt mit 30.000 Wohnungen innerhalb der Stadt entsteht. Da neben dem Wohnungsbau auch Gewerbe, Industrie und v.a. der Hafen große Flächenansprüche haben, bedeutet dies einen hohen Druck auf alle Freiflächen für eine Umnutzung und Überbauung. 87 Die besondere Situation dabei ist, dass sich Hamburg als Stadtstaat innerhalb der Bundesrepublik nicht flächenmäßig ausdehnen kann, sondern die Entwicklung innerhalb der bestehenden Grenzen realisieren muss. Das führt dazu, dass in einigen Bereichen die Karten sowie entsprechend die Biotopkartierungen nach 10 Jahren u.U. so überholt sind, dass die im Gelände vorhandenen Strukturen kaum auf den Karten nachvollzogen werden können. Hinzu kommt der allgemeine gesellschaftliche Umbruch in der Veränderung der Erwerbsstruktur von Industriearbeitsplätzen hin zu Transportdienstleistungen inkl. der zugehörigen Logistikzentren sowie Büro- und Verwaltungseinrichtungen (s.l.) in neu errichteten Bürozentren. Diese Veränderungen betreffen alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und die meisten Landschaften der Stadt. 4.5.1.1.1 Verkehr und begleitende Grünstreifen Der Warentransport von/zum Hafen bedingt eine sehr hohe Dichte von Verkehrswegen in Hamburg und im Umfeld. Entlang von Verkehrsadern, insbesondere Eisenbahn- und Autobahntrassen bestehen auch in Hamburg über weite Strecken unterschiedlich breite Streifen von Verkehrsbegleitgrün, die als Lebensraum vieler Arten in Frage kommen können. Diese Grünstreifen wirken jedoch auch als ökologische Fallen (s. Kap. 4.5.2.3, S. 99), wenn sie die alleinigen Vegetationselemente der Landschaft bleiben und/oder, wenn sie unzureichend gestaltet sind bzw. in üblicher Form mehrfach im Jahr und v.a. im Winter gemäht bzw. geschreddert werden. Außerdem sind sie in unvorhersehbarer Weise von drastischen Eingriffen betroffen. Während der Projektlaufzeit wurden z.B. entlang der A 1 und der A 25 die Schallschutzwände weiter ausgebaut bzw. verlängert. Dazu wurde über weite Bereiche die Vegetation auf den Böschungen mehr oder weniger vollständig entfernt, woraus anzunehmen ist, dass die dort lebenden Kleinsäugervorkommen in diesen Bereichen (nahezu) ausgelöscht wurden. Da zumindest für die Spitz- und Wühlmäuse anzunehmen ist, dass die Tiere dieser Arten die mehrere Meter hohen Schallschutzwände nicht überwinden können (s. Abb. 57, Anhang III, S. 21), ist eine mögliche Leit- und Verbundfunktion des Autobahnbegleitgrüns straßenseitig der Schallschutzwände damit praktisch erloschen. Ob eine Verbundfunktion außerhalb der Schallschutzwände wieder erreicht werden kann, hängt im Wesentlichen von der unmittelbar angrenzenden Nutzungsstruktur sowie dem Vorkommen von Kleinsäugerarten im Umfeld ab. Streng genommen sind damit die Errichtungen von Schallschutzwänden Eingriffe in den Naturhaushalt, die ausgeglichen werden müssten. Unabhängig davon wird naturgemäß der durch das starke Verkehrsaufkommen an sich stark beeinträchtigte Verbund quer zur Verkehrstrasse durch Schallschutzwände für zahlreiche Arten unmöglich gemacht. Das kann im Sinne der ökologischen Fallen von Straßen auch Vorteile haben (s. Kap. 4.5.2.3, S. 99). Es ist jedoch prinzipiell notwendig, mit jeder baulichen Verhinderung des Habitatverbundes auch eine Verbindung zu schaffen – etwa durch Kleintiertunnel oder Grünbrücken (s. MAQ 2008). Alle diese Aspekte betreffen jedoch jede Industriestadt und manche sicher noch ausgeprägter als Hamburg. 4.5.1.1.2 Hafenentwicklung Der Hamburger Hafen ist sehr eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. Die notwendigen Anpassungen an die international üblichen Schiffsgrößen, Container-Umschlagzeiten, den Zu- und Weitertransport der Waren auf Bahn und Straße sowie auf der Elbe usw. bedingen eine sehr große Dynamik (Abb. 59, Anhang III, S. 22). Mit den nachgeordneten Einrichtungen (Zoll, Verkehr, 88 Fremdenverkehr und v.a. Güterumschlag, Lagerung, und Verteilung über andere Verkehrswege sowie der weiterverarbeitenden Industrie – z.B. Ölhafen und Raffinerie: Hamburger Stahlwerke; Hamburger Aluminium-Werk usw.) prägt der Hafen im weitesten Sinne die Gestaltung großer Bereiche entlang der Elbe, der Autobahnen und Bahntrassen in der Stadt und in deren Umfeld. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die jüngere Entwicklung der Hafencity von einem traditionellen Hafenviertel zu einer fast reinen Büro- und Wohn- und Kultursiedlung (Abb. 60, Anhang III, S. 22). Damit einher ging beispielsweise der Rückgang der Hausratten- und Hausmausvorkommen (G. SCHÄFERS, pers. Mitt.). Sehr eindrucksvoll zeigt das Beispiel der Geschichte des Dorfes Altenwerder den Flächenbedarf des Hafens. Fast die gesamte Dorffläche von rund 128 ha wurde dem Hafen- und Verkehrswegeausbau zur Verfügung gestellt (Abb. 61, Anhang III, S. 23). Weitere 919 ha sind dafür in der Stadtplanung vorgesehen (http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg). Zur Aufrechterhaltung der für die Schifffahrt notwendigen Wassertiefen ist die Entnahme von Bodensediment im Hafenbereich eine fortwährende Aufgabe. Dieses Sediment wird auf Spülflächen abgelagert, die neben dem Hafen selbst ganze Landschaften verändern. Die Dimensionen dieses großflächigen Landschaftswandels durch Spülflächen ist sehr eindrucksvoll nachvollziehbar von Billwerder über Moorfleet bis Georgswerder sowie v.a. von Neuland, Gut Moor über Moorburg, Altenwerder bis nach Finkenwerder. Grob geschätzt dürften davon in dem beschriebenen Streifen rund 40 km2 Fläche betroffen sein. Das sind rund 5,3 % der Fläche Hamburgs. Hinzu kommen notwendige Lagerflächen für Schüttgüter (z.B. Kohle, Erze, Bruchsteine zur Befestigung der Elbeufer usw.), Deichbaumaterialien und deren Entnahmeflächen sowie der ständig notwendige Umbau von Verkehrsflächen. Andererseits bedeutet der Umbau des Hafens, dass zahlreiche Industrie-, Lager- und Gewerbeflächen und –gebäude sowie Bahngleise nicht mehr (in der traditionellen Wiese) benötigt werden, und, wenn sich keine Nach-/Umnutzungen ergeben, abgerissen werden. Daraus ergeben sich im Umfeld des Hafens immer wieder Industriebrachen, die mitunter jahrelang als dynamischer Lebensraum verfügbar sind, jedoch auch jederzeit von Investitionen – also Überbauungen - betroffen sein können (S. Abb. 37, Anhang III, S. 9). 4.5.1.1.3 Landwirtschaft, Gartenbau und Gartennutzung in der Millionenstadt Der traditionelle Obst- und Gemüseanbau in den Vier- und Marschlanden sowie der Süderelbmarsch hat seit den 1950er Jahren ebenfalls mehrere grundlegende Veränderungen durchlaufen. Die rasante Entwicklung des Gemüse- und Schnittblumenanbaus unter Glas wurde durch die preiswerte Energie bis Ende der 1970er Jahre stark vorangetrieben. Seit der ersten drastischen Preissteigerung von Erdöl und –gas haben die klimatisch begünstigten Gartenbaubetreibe in den Niederlanden mit noch intensiverer Produktion deutliche Wettbewerbsvorteile, so dass es zu ersten Umwandlungen von Betrieben in Hamburg kommen musste (Angaben mehrerer Betroffener in den Vier- und Marschlanden sowie in den Obstbaugebieten Francop und Neuenfelde). Inzwischen ist ein weiterer wichtiger Umbruch durch die demographische Entwicklung und die (damit einhergehende?) Veränderung der Wirtschaftsweise im Gange. Für viele bestehende Gartenbau- und Landwirtschaftsbetriebe findet sich kein geeigneter Nachfolger (aus der Familientradition), so dass entweder Nachbarbetriebe die Flächen mit übernehmen und/oder auch immer wieder einzelne Hufen brach fallen. Andererseits werden entlang der Straßen und Deiche in den Vier- und Marschlanden wie der Süderelbmarsch in die traditionellen Freiflächen zwischen den Höfen zahlreiche Eigenheime 89 gebaut, die neben einem Wandel der Nutzungs- und Siedlungsstruktur v.a. auch eine Änderung des Habitat- und Biotopverbundes für zahlreiche Arten bewirken, indem aus Einzelhausbebauungen mit begleitenden Obst- und Gemüsegärten geschlossene Siedlungsgürtel mit versiegelten Zufahrten werden. Die Umwandlung der Landwirtschaft vom Anbau von Lebensmitteln zum Anbau von annuellen Energieträgern (v.a. Mais für Biogasanlagen) ist dabei z.B. in Mecklenburg-Vorpommern im Wesentlichen abgeschlossen (LÜDERS, pers. Mitt.), die Produktion Energieholz oder z.B. -schilf könnte dagegen noch Zuwachs verzeichnen. Damit sind die größten Kulturlandschaften in Hamburg (s. PROTT 2012) als die größten zusammenhängenden Flächen der artenreichen Säugetiervorkommen, die Vier- und Marschlande bis zum Autobahndreieck Hamburg Südost (s. Kap. 4.1.2, S. 49, Abb. 20, S. 52), sowie die Süderelbmarsch von grundlegenden Strukturveränderungen seit etwa 1990 und für die nächsten ca. 10 Jahre betroffen. Andererseits hat der demographische Wandel auch Auswirkungen auf die Klein- und Hausgärten, denn zahlreiche Bewohner der seit den 1960er Jahren erbauten Eigenheime und der traditionellen Kleingärten und –anlagen sind heute körperlich nicht mehr in der Lage, ihre Gärten wie bisher zu bewirtschaften. Dieser Prozess wird sich in den kommenden Jahren verstärken. Damit wächst wiederum der Druck auf eine Umnutzung von Landwirtschafts- und Kleingartenanlagen zu Wohn-, Verwaltungs-, Industrie- und Gewerbekomplexen usw.. 4.5.1.1.4 Naturschutzflächen Die beschriebenen Flächenveränderungen für Siedlung, Gewerbe und Verkehr machen auch vor Naturschutzgebieten nicht halt, wie das Beispiel der Flugzeugwerft am Mühlenberger Loch zeigt. Dort wurden rund 150 ha aufgeschüttet und in Industrieflächen umgewandelt und die dazu vorgesehenen Ersatzmaßnahmen im NSG Borghorster Elblandschaft betreffen noch einmal gut 80 ha grundlegender Veränderungen in einem Naturschutzgebiet. Andererseits sind die bestehenden Bemühungen um den Schutz von Flächen und den Ausgleich von Eingriffen anzuerkennen, wie z.B. für die Sonderfonds-Flächen (vgl. PROTT 2012). Auch die Ausweisung und Gestaltung von Park- und Grünanlagen in der Stadt sind deutlich nachvollziehbar (z.B. Lise-Meitner-Park, Groß Flottbek; Sport- und Erholungsflächen Flotowstraße, Barmbek-Süd; Park im Bereich Essener Bogen, Langenhorn usw.). Diese Parkanlagen werden je nach Anbindung an bestehende Vorkommen durch unterschiedlich viele Säugetierarten besiedelt. Dieser Prozess kann bei einzelnen Arten relativ schnell gehen (Bsp. Maulwurf im Essener Bogen), aber mitunter auch mehrere Jahre benötigen (MEINIG 1998). Es ist jedoch absehbar, dass die Veränderungen der Landnutzung durch den derzeitigen gesamtgesellschaftlichen Strukturwandel (in Hamburg) durch die erfolgenden Schutzmaßnahmen nicht ausgeglichen werden können. Dabei sind für Hamburg spezifische Aspekte, die v.a. mit dem Hafen (s.l.) zusammenhängen, noch nicht berücksichtigt. 4.5.1.2 Einflüsse verschiedener Nutzungsformen und -Änderungen 4.5.1.2.1 Dynamische Lebensräume und Kleinsäugervorkommen Wie die Auswertung der Lebendfänge von Kleinsäugern nach den Boden- und Nutzungstypen gezeigt hat (Kap. 4.1.4, S. 56 sowie Tab. 9, Anhang III, S. 34), werden durch eine Reihe von Arten dynamische Lebensräume bevorzugt, zumindest jedoch nicht gemieden. Dies betrifft sowohl die Bodentypen (Bodenschüttungen, Auenbereiche außendeichs und Marschen binnendeichs) als auch die 90 Vegetations- und Nutzungstypen. Hier bestanden bei den meisten der gefangenen Arten die größten Präferenzen für Offenland (Landwirtschaftsflächen s.l.), Obstanbauflächen, aufgelassene Gärten (z.T. mit Übergang zum Pionierwald) sowie Brachen und Weichholzauen, während die eher langlebigen Flächen, also Wälder (s.str.), Bruchwald, Parks und Friedhöfe bei den meisten Arten die größten Meidungen zeigten bzw. die Arten dort überhaupt nicht gefangen werden konnten. Das klassische Beispiel für eine Kleinsäugetierart dynamischer Lebensräume ist die Feldmaus. Nach dem flächigen Lebensraumverlust mit jeder Ernte und dem folgenden Bodenumbruch (oft mit Gülleeintrag) kann sie selbst große Feldflächen in einer Vegetationsperiode wieder erschließen und auf (winter-)annuellen Kulturen in mehrjährigen Abständen Massenvermehrungen durchlaufen. Die Möglichkeit respektive Gefahr dazu erhöht sich mit dem Vorhandensein von geeigneten Rückzugsräumen nach der Ernte sowie auf mehrjährigen Kulturen (z.B. Luzerne, Klee, Dauergrünland und damit auf Deichen). Aber selbst die Haselmaus ist einerseits streng an Gehölze gebunden, nutzt bei den Gehölzen jedoch andererseits v.a. Früchte und Nüsse tragende Sträucher und Bäume, die v.a. am Waldrand und an Waldbinnensäumen fruchten bzw. auf Waldlichtungen aufwachsen – also in den dynamischsten Bereichen von „Wäldern“. In Konsequenz daraus lebt sie auch in gut strukturierten Hecken, Knicks und Reddern. Unter den in Hamburg gefangenen und sonst nachgewiesenen Kleinsäugerarten kommen reine „Waldarten“ (s.str.) nicht vor. Es war jedoch auffällig, dass einzelne Arten Flächen anthropogenen Ursprungs bzw. mit (un-)regelmäßigen Eingriffen bevorzugen oder darauf beschränkt waren. Dazu zählt als erstes die Hausspitzmaus, deren Nachweise alle von Schüttungen und/oder Brachen bzw. (aufgelassenen) Gärten, -rändern stammen. Daneben wurden Waldmäuse, Erdmäuse, Waldspitzmäuse, Zwergmäuse und Mauswiesel überwiegend auf ruderalen Säumen (s.l.) gefangen. Beim Biber besteht die Besonderheit darin, dass die Lebensäußerungen der Tiere selbst (Gehölzfällungen und Dammbauten) wesentlicher Bestandteil der Dynamik ihrer Lebensräume sind. Das heißt andererseits, dass die Dynamik notwendiger Bestandteil der Lebensräume der meisten dieser Arten ist, was sich sehr eindrucksvoll zeigt am Ausbleiben von Fängen der dynamischen Arten in Wald-Parks (z.B. Wandsbeker Gehölze, Marienthal), Friedhöfen und den klassischen Parks. Insgesamt bilden also Flächen mit kleinräumigem Wechsel von offenen Strukturen und Gehölzen unter Auflassung der Nutzung vor mehreren Jahren zusammen mit Grünland, Landwirtschaftsflächen, Gärten, Freizeitanlagen usw. gute Lebensräume für Kleinsäuger wie für viele andere Arten. Die Möglichkeiten als Lebensraum für die meisten Arten von Kleinsäugetieren enden jedoch bei der Umwandlung von dynamischen, wenn auch anthropogen bedingten Strukturen in unmittelbare urbane Nutzungen in Form von dichter Wohnbebauung, Gewerbe-, Handels-, Logistik- oder Industrie- und Hafenflächen. Sowohl die Stetigkeit der gefangenen Arten als auch deren Fangdichten und lokale Artenzahlen nahmen im urbanen Bereich deutlich ab. Derzeit befinden wir uns in einem Prozess der Umstrukturierung der Landnutzung, der durch einen Generationenwechsel bei Landwirten, Gärtnern und Klein- und Hausgartennutzern sowie auch einen Umgestaltungsprozess in Industrie und Handel bedingt ist. Aus diesem Generationenprozess heraus ergeben sich in Hamburg derzeit in sonst für Städte ungewöhnlicher weise an zahlreichen Stellen aufgelassene Flächen, die zusammen mit den Kultur- und Naturschutzflächen die Lebensraumstrukturen für zahlreiche Kleinsäugerarten bilden können. 91 Dies wird bestätigt durch die hohen Artenzahlen und Fangdichten in den großen nicht urbanen Landschaftsräumen, die im Verbund stehen mit solchen im Umland von Hamburg in SchleswigHolstein und ansatzweise Niedersachsen (hier ist die Datenlage im Umfeld von Hamburg nicht so gut). In einem Stadtstaat wie Hamburg ist jedoch der Druck auf alle Flächen sehr groß (s.o.), so dass die Möglichkeit einer Überbauung für viele Flächen jederzeit in Betracht gezogen werden muss. Dennoch haben die „traditionellen“ Landnutzungen in Form von „gängiger landwirtschaftlicher Praxis“, aber auch Obst-, Gemüsebau usw. Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften. 4.5.1.2.2 Landnutzungsformen und typische Gefährdungen von Kleinsäugern In zahlreichen der Hamburger Obstanbaubetriebe werden konventionell nicht nur die Obstgehölze selbst bzw. das Obst von der Blüte bis nach der Ernte mehrfach chemisch behandelt, um Insektenund Pilzbefall vorzubeugen. Es werden auch die Bodenstreifen entlang der Obstgehölze (und darüber hinaus) regelmäßig mit Herbiziden behandelt (Abb. 62, Anhang III, S. 23). Außerdem werden laut Auskunft eines Obstbauern zweimal jährlich Rodentizide in den Boden innerhalb der Obstplantagen eingebracht, weshalb dieser befragte Obstbauer mein Anliegen mit dem Fang von Kleinsäugern in seinen Flächen als nicht sinnvoll einschätzte. Daraufhin wurde der Gehölzstreifen zwischen der Obstplantage und der Straße (hier auf dem Niencoper Deich verlaufend) mit 20 Fallen für zwei Nächte befangen – mit unerwartetem Erfolg: es wurden in 2 Nächten 9 Kleinsäuger in 4 Arten gefangen (=22,5 Fänge/100 FN). Es besteht also von den nicht bewirtschafteten Restflächen – und seien sie auch nur relativ schmal und linear - ein großes Wiederbesiedlungspotential der bewirtschafteten (Obst-)Anbauflächen. Diese Restflächen haben damit eine sehr hohe Bedeutung als Refugien für zahlreiche Arten, nicht nur von Kleinsäugetieren. Die Variabilität der Fangerfolge in den einzelnen Fangreihen zeigte sich jedoch auch in Obst- und Gemüseanbauflächen. In den letzten ca. 30 Jahren haben sich auch in der Hamburger Waldwirtschaft deutliche Änderungen im Waldbau ergeben. Für die Kleinsäuger wichtig dabei ist die Aufgabe der Bewirtschaftung mit größeren Kahlschlägen, die in den Folgejahren regelmäßig Waldverjüngungsstadien hervorbrachten, die zahlreiche Arten als Lebensraum brauchen, darunter u.a. Zwergmäuse, Erdmäuse, Rötelmäuse und Haselmäuse, darüber hinaus aber auch zahlreiche Arten anderer Taxa (Heidelerche, Ziegenmelker u.v.a.m.). In den Wäldern Hamburgs war das gefangene Artenspektrum an Kleinsäugern mit 7-8 Arten geringer als in verschiedenen anderen Nutzungstypen. Die Waldgebiete spielen in Hamburg jedoch insgesamt eine untergeordnete Rolle im Flächenanteil der Stadt. Möglich zur Verbesserung der Situation sind in jedem Fall eine Verbesserung der Waldränder und Waldbinnensäume einschließlich der Waldwege durch die Bildung gehölzartenreicher und lichter Säume. Für die Kleinsäugetiere wie für viele andere Arten sind die seit ca. 20 Jahren erfolgten Änderungen der „gängigen landwirtschaftlichen Praxis“ deutlich einschneidender. Als Beispiel sei hier das Schreddern bzw. Schlegeln der Hecken und Waldränder sowohl im Hochsommer (s. Kap. 5.3.2.2, S. 110; Abb. 6365, Anhang III, S. 24f), wenn Haselmäuse in den Freinestern die Tage verbringen, als auch im Winter mit der Gefährdung der winterschlafenden Haselmäuse angeführt. Dies spiegelt sich in den Fangergebnissen der vorliegenden Studie wider. Insbesondere die Seltenheit von Allerweltsarten wie Feldmaus, Erdmaus und Schermaus in den Fängen und der Schermaus in den Gewöllen ist dabei bemerkenswert (s. Kap. 5.3.2.1, S. 110). 92 MEINIG et al. (2009) warnen sogar vor einem drastischen Rückgang der Feldmäuse in Folge der veränderten Anbauformen und diskutieren die Möglichkeit, dass die Feldmaus in Zukunft in eine der Gefährdungskategorien der Roten Liste aufgenommen werden könnte. Neben den umgepflügten Feldrändern verschwinden jedoch auch die Säume an den Straßenrändern zunehmend. Gerade im Winterhalbjahr werden inzwischen praktisch alle Straßensäume gemäht, gemulcht, die Sträucher und Bäume gefällt oder zumindest drastisch zurückgeschnitten usw. Trotz der Risiken von Straßen als ökologische Fallen (s. Kap. 4.5.2.3, S. 99) sind sie wegen der fehlenden Alternativen Rückzugsräume z.B. für Feld-, Erd- und Zwergmäuse. Über die Lebensraumfunktion haben Hecken, Knicks und Redder und Straßensäume noch eine wichtige Verbundfunktion für zahlreiche Arten über die Kleinsäuger hinaus. 4.5.2 Habitatverbund Für eine Einschätzung des Gefährdungsgrades von Populationen einzelner (Kleinsäuger-)Arten innerhalb von Hamburg werden neben Informationen zum Vorkommen und zur Populationsgröße auch Hinweise zur Lebensraumgröße und zu Möglichkeiten des Austausches mit benachbarten Populationen benötigt. Daher lag bei der Auswahl der Fallenstandorte ein besonderes Augenmerk auf möglichen Verbindungen zum Umland von Hamburg, nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Von den rund 88 randlichen Rasterquadraten mit (z.T. nur geringem) Flächenanteil am Stadtgebiet von Hamburg wurde darum der größte Teil befangen (rund 92 %). Untersuchungen, die die Möglichkeiten eines Habitatverbundes für Individuen einzelner Kleinsäugeiterarten klären können, waren jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Studie. Wenn demnach im Folgenden Beobachtungen beschrieben werden zum Vorkommen oder Fehlen von Arten im Zusammenhang mit angenommenen Verbindungen von deren (Teil-)Lebensräumen, sind damit noch keine kausalen Zusammenhänge nachgewiesen. Dazu müssten gezielte Studien mit individuell markierten Tieren und/oder genetische Untersuchungen erfolgen. Es können deshalb hier nur Fallbeispiele angeführt werden, die die Möglichkeit eines Habitatverbundes eröffnen oder unterbinden können. Teilweise bestehen dafür Nachweise von Arten aus Fängen oder aus zufälligen Belegen bzw. gezielten Nachsuchen. Es kann weder ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben noch der konkrete Nachweis einer (unterbrochenen) Verbindung erbracht werden. 4.5.2.1 Verbund und Isolierung durch lineare anthropogene Strukturen Alle in Hamburg in den Lebendfallen nachgewiesenen Kleinsäugerarten können mindestens zweispurige Straßen mit mittlerer Verkehrsdichte in ausgeprägtem Tagesrhythmus (also verringerter Anzahl Kraftfahrzeuge in der Nacht) überqueren – ggf. mit Ausnahme der Zwergmaus. Diese Annahme beruht auf eigenen Beobachtungen von Straßen überquerenden Gelbhals-, Waldmäusen, Wanderratten, Rötel-; Feld- und/oder Erdmäusen sowie Waldspitzmäusen, Weißzahnspitzmäusen und Mauswieseln. Außerdem sind zahlreiche Verkehrsinseln zwischen je 2 Spuren häufig durch Kleinsäuger – selbst Maulwürfe - besiedelt. Haselmäuse benötigen einen Kronenschluss der straßenbegleitenden Bäume. Andererseits haben Haselmäuse in Schleswig-Holstein mindestens 35 m breite Straßenflächen überwunden, um Verkehrsinseln zwischen der B 206 und der A 21 zu besiedeln (SCHULZ & EHLERS in BORKENHAGEN 2011). 93 Der Verkehr auf Straßen bis zu einer bestimmten Breite und Verkehrsdichte ist demnach zwar in vielen Fällen Ursache zahlreicher Verluste, jedoch keine ausreichende Isolationsursache für Kleinsäugetiere. Dabei spielen immer auch das Vorhandenensein von (Teil-)Lebensräumen und deren räumliche Entfernung eine Rolle. Neben dem unmittelbaren räumlichen Zusammenhang von (Teil-)Lebensräumen können +/- lineare Strukturen zwischen solchen vermitteln oder im genau gegenteiligen Effekt quer dazu können z.B. Verkehrstrassen ein Wechseln/Wandern von Arten verhindern. Für die Verbundfunktion entlang linearer Strukturen kommen je nach den Ansprüchen der einzelnen Arten z.B. Böschungen von Verkehrstrassen mit Verkehrsbegleitgrün (als Gehölzstreifen und/oder krautige Vegetation, oft mit parallelen Gräben) oder Gewässerufer bzw. deren Deiche in Frage. Dazu sind einzelne Fallbeispiele im Gelände näher betrachtet bzw. an Hand der Fangergebnisse und Karten ausgewertet worden: * Verbund entlang der A 7 von Schnelsen Richtung Elbe: Betrachtet man die gefangenen Artenzahlen und Individuenzahlen, so ergeben sich Verbundmöglichkeiten vom Umland Hamburgs z.B. entlang der A 7 von Norden bis zur Fangreihe G 05_G 06/G 06 in Schnelsen. Hier wurden im die Autobahn begleitenden Gehölzstreifen und der angrenzenden Freifläche 3 Arten (25/100 FN) nachgewiesen, ergänzt durch 2 weitere Arten in einer zusätzlichen Fangreihe in einem Garten in rund 150 m Entfernung (Reihe G 06). Allerdings hatte dies keinen Einfluss auf die Fangergebnisse in der Fläche, denn die über das selbe Feld und die Randhecken verbundene, zeitgleich befangene Reihe H 05_H 06 in rund 500 m Abstand erbrachte nur Nachweise einer Art, der Gelbhalsmaus, in nur 8,5 Fängen/100 FN. Es gibt außerdem keinen Hinweis darauf, dass sich die Verbundmöglichkeit entlang der A 7 weiter Richtung Stadtzentrum bemerkbar macht, denn in den südlich angrenzenden Rastern fingen sich nur die allgemein verbreiteten 3 Arten in geringer Dichte. Es erscheint unwahrscheinlich, dass die in rund 8,5 km Entfernung von der Fangreihe G 05_G 06 entlang der A 7 gefangenen Erdmäuse in F 09_F 10 über das Autobahnbegleitgrün eingewandert sind, da von Norden her keine Nachweise der Art mit räumlichem Bezug vorliegen. Die nächsten Nachweise der Erdmaus liegen am Flughafen Fühlsbüttel in ca. 9 km Entfernung. * Verbund entlang der A 25 von Osten bis zum Autobahndreieck (AD) Hamburg Südost Moorfleet Entlang der A 25 von der Stadtgrenze bis zum AD HH Südost wurden 4 Fangreihen placiert. Diese erbrachten entlang der Autobahn nur Fänge von 0 bis 3 Arten, am Autobahndreieck im urbanen Umfeld jedoch 4. Die Autobahn A 25 ist an einzelnen Abschnitten durch Schallschutzwände eingefasst bzw. wurden diese innerhalb der Projektlaufzeit erweitert. Die dazu nötigen Bauarbeiten bilden einen Eingriff in die vorhandenen Kleinsäugerbestände im Verkehrsbegleitgrün, die offensichtlich nicht in kurzer Zeit durch Zuwanderungen entlang der Autobahn innerhalb des Streifens von Begleitgrün wieder ausgeglichen werden können, wie die nur 6 Fänge und nur von Gelbhalsmäusen mit 15/100 FN an der vor Jahren mit verschiedenen Gehölzen bepflanzten Böschung in O 15_P 15 zeigen. Auch an den aktuell während der Fänge errichteten Schutzwänden in der Reihe Q 14_Q 15 fingen sich nur je eine Gelbhals- und Feldmaus mit 2,5/100 FN. Dem stehen jedoch die Fänge auf dem Stadtrand (S 15-1) von 3 Arten mit 15 Tieren /100 FN sowie v.a. die 4 Arten mit 22,5/100 FN in Reihe L 13_M 13 (im März 2013!) gegenüber, also am Eingang der A 25 in die Stadt und an deren Ende. * Zerschneidungswirkung quer zu den Autobahnen Durch häufigeres Befahren der A 25 ergab sich eine Reihe von Totfunden von z.B. Igeln, Feldhasen, Wanderratten, Steinmardern und Marderhunden auf der A 25 und ein Jäger in den Vier- und 94 Marschlanden berichtete, dass es hier keine Wildschweine gibt, weil diese die A 25 nicht queren könnten. Diese Barrierewirkung wird wahrscheinlich für weitere Arten durch die zunehmende Verbauung mit Schallschutzwänden zusätzlich verstärkt. Dies betrifft neben den Huftieren v.a. mittelgroße Arten (Dachs, Marderhund, Fuchs, Iltis usw.) aber insbesondere auch Kleinsäugetiere wie die Spitzmäuse und die Wühlmäuse. Zur Wirkung einseitiger Zäunungen entlang von Verkehrstrassen als ökologische Fallen s. EBERSBACH & HAUER (1998). Der Ausbau der Schallschutzeinrichtungen erfolgte während der Projektlaufzeit außerdem an weiteren Autobahnabschnitten, v.a. der A 1 (s. Kap. 4.5.1.1, S. 87). Andererseits gelang am 17.1.2014 in Allermöhe ein Nachweis eines Fischotters, der entweder mit der Bille den urbanen Bereich von Bergedorf oder von Süden kommend die A 25 passiert haben muss. * Verbund entlang der Bahntrasse bzw. A 255 zwischen AK Hamburg Süd Veddel und Billhorner Brückenstraße Entlang des nur etwa 2,6 km langen Abschnittes der A 255 wurden 4 Nachweise von Wildkaninchen geführt, wobei nur 3 mögliche Verbindungsstrukturen zwischen diesen ersichtlich sind: Die A 255, die westlich dazu verlaufende Bahnlinie sowie die Gewässer der Elbe inkl. Hafen-Nebengewässer. Die festgestellten Vorkommen fanden sich am Ende der Billhorner Brückenstraße auf einer Verkehrsinsel zwischen Amsinckstraße und Heidekampsweg; im relativ offenen, ca. 14,5 ha großen Entenwerder Elbpark sowie beidseitig des Müggenburger Zollhafens an/auf den Flächen des Kleingartenvereins 111. Um über die Brücken neben der Autobahn oder Bahnlinie zwischen den Lebensrauminseln zu wechseln müssten die Tiere neben den Fahrbahnen/Gleisen die vegetationslosen Elbebrücken passiert haben – oder sie müssten geschwommen sein, wobei mindestens beidseitig des Müggenburger Zollhafens senkrechte Spundwände einen Ausstieg unmöglich erscheinen lassen. Es dürfen demnach in der Diskussion um Verbundmöglichkeiten auch für Kleinsäugetiere die rein anthropogenen Strukturen wie vegetationslose Brücken auch bei sehr hoher Verkehrsdichte nicht außer Acht gelassen werden, wenn solche auch sicher für häufigere Wechsel bzw. Wanderungen v.a. für größere Arten etwa ab Wanderratten in Frage kommen. * Verbund entlang der Bahnlinie von Reinbeck Richtung Hauptbahnhof - Spezialfall Haselmaus Die Bahnlinie/S-Bahnstrecke von Reinbeck in Richtung Hauptbahnhof Hamburg wurde daraufhin geprüft, ob sie als Verbundlinie für die Haselmausvorkommen am alten Bahndamm Billwerder in Frage kommt. Dazu wurde der gesamte alte Bahndamm westlich des S-Bahnhofes Allermöhe bis zum Huckepackbahnhof HH-Billwerder begutachtet und in Richtung Osten wurden an mehreren Kontrollabschnitten die Durchgängigkeit für Kleinsäugerarten, insbesondere für die Haselmaus geprüft (Abb. 66, Anhang III, S. 26): Die über Nesttubes und Freinester durch HAAK (2012) sowie EHLERS & HAAK (pers. Mitt. 2012) nachgewiesenen Haselmausvorkommen am alten Bahndamm Billwerder liegen beidseitig des Mittleren Landweges, der den Bahndamm in Nordost-Südwest-Richtung schneidet. Als potentiellen flächigen Lebensraum dieses Haselmaus-Vorkommens müssen wir den gehölzbestandenen nordwestlichen Teil zwischen Spülfläche Feldhofe und Huckepack-Bahnhof betrachten (Abb. 67, Anhang III, S. 26), auch wenn hier Nachweise bisher fehlen. Dennoch war für die Einschätzung der Gefährdung dieses Vorkommens die Verbundmöglichkeit zu den nächsten Vorkommen in Schleswig-Holstein wichtig, zumal dieses Haselmausvorkommen am Bahndamm Billwerder das am weitesten von der Hamburger Stadtgrenze entfernte ist (s. HAAK 2012). Nach der Kontrolle des größten Teils der Bahnstrecke und des alten Bahndammes kann kein abschließendes Urteil gefällt werden. Ein regelmäßiger Austausch auf diesem Wege erscheint für die streng an Gehölze gebundene Haselmaus jedoch äußerst unwahrscheinlich, da nach eigenen 95 Erfahrungen in Nordwest-Mecklenburg bereits wenige Meter gehölzfreie Feldfläche eine Barriere darstellen können. Andererseits sind in Schleswig-Holstein Grüninseln an Autobahnen bzw. Bundesstraßen (Bsp. A 21-B 206) besiedelt (SCHULZ & EHLERS zit. in BORKENHAGEN 2011). Entlang der betrachteten Strecke der Bahnlinie müssten durch Haselmäuse jedoch über Brücken eine Reihe von Straßen und Gewässern gequert werden und i.d.R. haben die Brücken keine Grünstreifen oder Gehölzanbindung (Abb. 68, Anhang III, S. 27). Außerdem sind die Bahnhöfe Allermöhe, Nettelnburg und v.a. Bergedorf und Bergedorf-Billebad rein anthropogene Strukturen. Vom Bahnhof Bergedorf bis zur Bille-Brücke führt die Bahnlinie außerdem unmittelbar durch bebautes Gelände. Von dort an Richtung Stadtgrenze wäre mit etwas Phantasie ein Verbund über die Böschung mit Gehölzen und Brombeeren denkbar. Für mobilere Arten wie etwa die Gelbhals- oder Waldmaus gilt das hier Gesagte nicht unbedingt. Tieren dieser Arten ist durchaus zuzutrauen, dass sie die jeweiligen Brückengeländer oder Ränder der Gleisbette zum Überqueren der Brücken nutzen können. Für die Haselmaus müssten die Brückengeländer mit rankenden Arten wie Clematis, Lonicera oder Hopfen oder auch Brombeeren begrünt werden. 4.5.2.2 Gewässer und Ufer als (ursprünglich) natürliche lineare Strukturen 4.5.2.2.1 Die Elbe und ihre Ufer Die größten Verbundadern durch die Stadt Hamburg bildet die Elbe. Entlang des Flusses und seiner Ufer könnten alle Säugetierarten unterschiedlich weit bis in das Stadtzentrum vordringen oder dieses durchqueren. Inwieweit der Tideneinfluss, die (un-)regelmäßigen Überschwemmungen und v.a. der Hafen dabei eine Rolle spielen, sollte durch gezielte Fänge entlang der Elbe außen- und binnendeichs exemplarisch getestet werden (Abb. 69-71, Anhang III, S. 28f). Deshalb wurden an 8 Stellen außendeichs im Auenbereich bzw. am Deichfuß bis zur halben Deichhöhe Fangreihen placiert und zusätzlich im erweiterten Hafen (inkl. Entenwerder Elbpark) weitere 4 Reihen befangen. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich: Zum einen liegen 4 von 8 Fangorten von Zwergmäusen in Hamburg im Tidenbereich der Elbe oder in unmittelbarer Deichnähe, davon ein Fang am Blumensand-Hafen auf Blocksteinschüttung. Eine Mitarbeiterin von K & S berichtete außerdem von einer Mauswiesel-Beobachtung in diesem Abschnitt. Prinzipiell können damit Kleinsäugetierarten auch industrielle Strukturen passieren, um bis in den inneren Hafenbereich zu gelangen und dort außendeichs zu leben. Andererseits entgehen die Fangdichten und gefangenen Artenzahlen nicht dem allgemeinen Trend der geringeren Artenzahlen und Fangdichten im Zentrum gegenüber erhöhten Zahlen an der Peripherie der Stadt. Auch die allgemein festgestellte sehr hohe Variabilität der Fänge spiegelt sich hier wider. So wechseln sich Fangreihen mit geringer Artenzahl aber hoher Fangdichte (2 Arten zu 53,3 Tieren/100 FN, T 17) mit erfolglosen Fangversuchen (K 11_K 12; K 15_L 15; R 18) und Rastern mit 4 Arten in 2 Fangreihen mit 26 und 27 Tieren/100 FN (O 19_P 19; P 19_Q 19-2 sowie B 11_C 11) ab. Insgesamt wurden in den 12 Fangreihen in Elbnähe 8 Arten gefangen, was im Vergleich zum Binnenland artenreich ist (vgl. Kap. 4.1.4, S. 56). Es können demnach unabhängig vom Tideneinfluss und den Überschwemmungen im Vergleich zum sonstigen Stadtgebiet insgesamt relativ viele Arten von Kleinsäugetieren außendeichs vorkommen, wenn auch in einzelnen Fangreihen nur 0-2 Arten vertreten waren. Kenzeichnend für alle Fangreihen war das Vorhandensein vertikaler Strukturen (v.a. Gehölze und Schilf bzw. Hochstauden, aber auch Deiche, Spundwände oder sonstige technische Strukturen), die bei Hochwasser (vorübergehend) Aufenthaltsmöglichkeiten für Kleinsäugetiere bieten können. 96 Außerdem konnten Biber zumindest in einzelnen Tieren die Stadt passieren und sich zwischenzeitlich an der Alten Süderelbe ansiedeln (LANDWEHR & JAHN 2011) sowie unterhalb der Stadt an Nebenflüssen der Elbe bereits kurz nach dem Jahr 2000 erste Ansiedlungen begründen (BORKENHAGEN 2011). Innerhalb dieser Studie wurde an mehreren Uferbereichen der Elbe nach Hinweisen auf beide Arten gesucht, um die prinzipielle Durchgängigkeit für wildlebende Arten zu belegen. Es gelangen jedoch keine Nachweise unterhalb des Hafens in Hamburg. Inwiefern hierbei sowohl die auch nächtlichen Arbeiten im Hafen mit z.T. flächiger Beleuchtung als auch der hohe Nutzungsgrad der frei zugänglichen Elbeufer als Erholungsflächen eine Rolle spielen, lässt sich nicht sagen (s. Abb. 5, S. 19). Neben der Elbe selbst ist der Verbund von/zu den Nebenflüssen und vom Umland über die kleinen Flüsse in Richtung Zentrum für die flächige Erschließung der Stadt Hamburg durch Kleinsäuger (sowie Biber und Fischotter) bedeutsam – nicht zuletzt durch die große Zahl der vorhandenen Gewässer. Ob dies wünschenswert ist, müssen spezifische Planungen ergeben. Es besteht jedenfalls in einer Millionenstadt wie Hamburg die Gefahr, dass die Besiedlung der Nebenflüsse und sonstigen Gewässer in der Fläche von Hamburg zur ökologischen Falle für Arten wie den Biber wird (s. Kap. 4.5.2.3, S. 99). 4.5.2.2.2 Alster und Nebengewässer Insgesamt ist das gesamte Alstertal oberhalb der Außenalster durch einen Wechsel von Altwassern mit Bruchwald gegenüber Parkflächen mit einem ausgedehnten Wegenetz und entsprechend hohem Druck zur Erholungsnutzung gekennzeichnet, bzw. es reichen parkartig gestaltete Privatgrundstücke bis an das Gewässer. Entlang der uferparallelen Wege werden täglich zahllose Hunde ausgeführt. Gemäß den allgemein zunehmenden Artenzahlen und Dichten von der Innenstadt zum Randbereich von Hamburg sollten jedoch die Kleinsäuger die Alster und ihre Nebengewässer abwärts wandern können, was bis zur Außenalster mit einigen Einschränkungen an Schleusen/Wehren sowie Brücken möglich erscheint. Die ermittelte Ausstattung mit Kleinsäugerarten ist jedoch auch im Oberlauf nicht reichhaltig: Entlang der Alster wurden im Flusstal bzw. am Alsterhang 2 Fangreihen placiert, in denen nur eine Gelbhalsmaus bzw. eine Gelbhalsmaus und ein Mauswiesel gefangen wurden (Fangreihen M 03 und L 05). An den unmittelbaren Nebengewässern der Alster wurden 8 weitere Fangreihen gestellt, in denen insgesamt nur 4 Arten nachgewiesen werden konnten, wovon Gelbhals-, Waldmaus und Wanderratte bis in den Bereich der Außenalster vorkommen, die Rötelmaus im Alsterbereich nur bis zur Mellingbek, Poppenbüttel. 4.5.2.2.3 Wandse und Nebengewässer Die Wandse entspringt bei Siek östlich von Hamburg und durchfließt das grenzübergreifende NSG Höltigbaum bzw. Stellmoorer Tunneltal Richtung Rahlstedt. Die erste Fangreihe O 07_P 07 liegt am Rande der Wandseniederung am Südrand des NSG Stellmoorer Tunneltal und brachte 3 Arten mit 40 Tieren/100 FN. Zusätzlich wurden hier Zwergmäuse über Nestfunde sowie Wildkaninchen und Feldhasen als Sichtbeobachtung festgestellt (Abb. 72, Anhang III, S. 29). Eine 2. Fangreihe lag unmittelbar am Wandseufer unterhalb der Kirche Alt Rahlstedt (N 08_O 08). Hier werden die Ufer der Wandse von Wiesen, Bruchwald und Hausgärten gebildet, wo nur noch Gelbhals- und Rötelmäuse in 11,25 Tieren/100 FN gefangen werden konnten. Unterhalb des Mühlenteiches Friedrichsberg wird die Wandse in der Karte erst als Eilbek bezeichnet, um im unteren Abschnitt mit den Namen Eilbek-Kanal und Mündungsbek-Kanal als rein urbanes 97 Gewässer in die Außenalster geführt zu werden. Hier ergibt sich der Verbund zum Alstersystem und der dritten Fangreihe (J 10_K 10), die bei den Alster-Nebengewässern bereits ausgewertet wurde und in der 3 Arten mit 17,5/100 FN gefangen wurden. Als Nebengewässer der Wandse wurden die Ufer der Beker Au (N 07) befangen mit Gelbhalsmaus und Wanderratte mit 20/100 FN. Damit ermöglicht die Wandse in ihrem Verlauf einen relativ guten Verbund vom Umland von Hamburg bis in die Stadtmitte – was sich jedoch auch hier nicht in den nachgewiesenen Arten niederschlägt. 4.5.2.2.4 Bille und Nebengewässer Die Bille fließt von Osten her von Reinbek kommend nach Hamburg. Unter der Eisenbahnbrücke auf der Stadtgrenze am Möörkenweg gelang im Januar 2012 ein Nachweis des Fischotters. Ab der Alten Holstenstraße in Bergedorf durchfließt sie das erste Mal rein anthropogene Strukturen mit abschnittsweise kanalisierten Ufern und mind. einem Stau. Spätestens von hier an ist ihr Verlauf auch stark überformt. Ab Bergedorfer Straße wird sie als Schleusengraben in der Karte geführt, von dem unterhalb Bergedorf die viel kleinere „Kampbille“ über ein Pumpwerk (?) abzweigt, die im weiteren Verlauf parallel zum Billwerder Billdeich wieder als Bille bezeichnet wird, während der Schleusengraben in die Dove Elbe geleitet wird. Diese untere Bille wird dann an der Glockenhausbrücke unter der A 1 hindurchgeführt, um dann in Billbrook im erweiterten Hafen in mehrere Arme und Kanäle aufgesplittet zu werden. Am Brandshofer Deich wird sie über eine Schleuse in den Oberhafen geleitet, wo sie sich verliert. Der Bereich der Kreuzung mit der A 1 und die Schleuse dürften schwer- bis unpassierbare Hindernisse im Habitatverbund darstellen (s. Abb. 73-75, Anhang III, S. 30f). Obwohl entlang der Bille keine Kleinsäuger gefangen und nur kurze Abschnitte auf der Suche nach Bisambauen und Biberschnitten begangen wurden, erscheint die anthropogene Beeinflussung des Gewässers hier beispielhaft für diverse Gewässer im Stadtbereich. Eine Ausbreitungs-Funktion für kleine Säugetiere kann hier maximal abschnittsweise angenommen werden durch die Verbindung einzelner Uferabschnitte mit (möglichen) Vorkommen von Säugetieren. Ein zusammenhängender Verbund vom Umland bis in das Zentrum von Hamburg bzw. bis zur Elbe ist mehr als fraglich – mit Ausnahme vielleicht der Wanderratte. 4.5.2.2.5 Sonstige Elbe-Altarme, Kanäle oder Vorfluter Außer den bereits beschriebenen wurde im Umfeld weiterer Gewässer in Hamburg versucht, Fangreihen zu placieren, weil die Ufer einerseits Lebensraum- und andererseits Verbundfunktion haben können. * Das Umfeld der Alten Süderelbe mit ausgeprägter Weichholzaue wurde mit 3 Fangreihen befangen. Sie erbrachten insgesamt jedoch nur Gelbhals- und Rötelmäuse in sehr hoher Dichte sowie angrenzend im NSG Westerweiden die Waldmaus. * Im Alten Land wurden außerdem an 3 weiteren Gewässern Fangreihen gestellt mit zusammen Nachweisen von 5 Arten. * Nördlich der Elbe wurden zu den bereits beschriebenen nur wenige weitere Ufer (größerer) Fließgewässer befangen, die keine neuen Arten erbrachten. * In den Vier- und Marschlanden wurden insgesamt 10 Fangreihen entlang von linearen Gewässerstrukturen gestellt (Dove (1) und Gose Elbe (4) sowie weitere Gewässer, v.a. größere Vorfluter). Insgesamt erbrachten diese neben den Elbeufern mit Nachweisen von 8 Arten die größte Vielfalt an Kleinsäugetieren entlang von linearen Strukturen. 98 4.5.2.2.6 Schlussfolgerungen für den Habitatverbund Zusammenfassend können damit durch die in dieser Studie verwendeten Methoden im Bezug auf den Habitatverbund nur für der Elbe Hinweise ermittelt werden, dass von der Peripherie entlang eines Gewässers eine erhöhte Artenzahl ins Stadtinnere nachweisbar ist. Entlang von kleineren Gewässern oder Verkehrstrassen gibt es keine Hinweise auf einen funktionierenden Habitatverbund für Kleinsäugetiere ins Stadtinnere. Es konnte weder in Bezug auf die erhöhten Individuendichten am Stadtrand noch auf die höheren Artenzahlen entlang der verbindenden Achsen ein Effekt ins Stadtinnere festgestellt werden. Das schließt nicht aus, dass Individuen der wenigen im Zentrum vorkommenden Arten die beschriebenen Wege nutzen können bzw. dieser Verbund über den sukzessiven Austausch von Individuen funktioniert. 4.5.2.3 Ökologische Fallen für Arten wie Biber bzw. Kleinsäuger Neben der Elbe selbst ist sowohl der Verbund von/zu den Nebenflüssen durch Hamburg als auch vom Umland über die kleinen Flüsse in Richtung des Zentrums von Hamburg für die flächige Erschließung der Stadt durch Biber sowie verschiedene Kleinsäugerarten bedeutsam – nicht zuletzt durch die große Zahl der vorhandenen Gewässer. Es ist fest damit zu rechnen, dass der Prozess der beginnenden Besiedlung der Gewässer Hamburgs durch Biber sich fortsetzen wird. Es besteht dabei in einer Millionenstadt wie Hamburg auf jeden Fall die Gefahr, dass die Besiedlung der Nebenflüsse und sonstigen Gewässer in der Fläche von Hamburg zur ökologischen Falle für den Biber, wird (EBERSBACH & HAUER 1998). Die besondere Gefährdung resultiert aus dem sehr hohen Verkehrsaufkommen auf praktisch jeder Straße des sehr dichten Verkehrswegenetzes und den zahllosen Gewässer-Straßen-Kreuzungen bzw. der engen Verflechtung von Verkehrswegen und Gewässern in Hamburg. Dem gegenüber ist der (ungestörte) Lebensraum in der Stadt für den Biber relativ begrenzt. Das bedeutet, dass bei einer Besiedlung mit regelmäßigen Verkehrsopfern von Tieren zu rechnen ist, die zahlenmäßig mindestens für die erste Besiedlungsphase den Zuwachs aus der Reproduktion in Hamburg selbst (deutlich) zu übersteigen droht. Damit wären die Bestände jedoch für lange Zeiträume auf stetige Zuwanderung aus dem Umland angewiesen. Aus Populationssicht entsteht dabei eine ökologische Falle dann, wenn der Gefährdungsbereich gegenüber dem weniger gefährdeten Umland eine große Attraktivität besitzt, es also ständig zum Zuzug aus der Umgebung kommt, und damit die Bestände im größeren Umfeld geschwächt werden. Wie groß dieser Effekt im Einzelnen in Hamburg für Biber ist, kann so nicht gesagt werden. Die Art soll hier v.a. als anschauliches Beispiel dienen für ökologische Fallen. Dies geht über den Biber hinaus und betrifft auch andere (Kleinsäuger-)Arten, dann u.a. im Zusammenhang mit weiteren Strukturen, wie z.B. Verkehrsbegleitgrün als Lebensraum bei gleichzeitig stetig hohen Verlusten auf den Straßen. In diesem Sinne können die vielerorts errichteten Schallschutzwände im Sinne des Artenschutzes auch Vorteile haben: Tiere zahlreicher Arten können diese nicht überklettern und so nicht auf die Straßen gelangen. Das kann eine deutliche Verminderung der Verkehrsopfer bewirken - und damit eine Verhinderung von ökologischen Fallen. Einseitige Zäunungen von Verkehrstrassen müssen dabei jedoch strikt vermieden werden, damit die einmal erfolgreich überquerten Straßen nicht beim Rückweg doch zur tödlichen Falle werden. Wenn nur einseitig von Verkehrstrassen Schallschutzwände vorgesehen sind, müssen demnach auf der jeweils anderen Seite Zäune o.ä. Einrichtungen ein Überqueren der Trasse wirksam verhindern. Außerdem muss ein Einwandern in die entstehenden 99 „Verkehrskorridore“ durch Säugetiere von deren Enden her ausgeschlossen werden (EBERSBACH & HAUER 1998). Wie im Kap. 4.5.1.1.1 (S. 88) erläutert, ist es jedoch prinzipiell notwendig, mit jeder baulichen Verhinderung des Habitatverbundes auch eine geeignete Verbindung zu schaffen – etwa durch Kleintiertunnel oder Grünbrücken (s. MAQ 2008). 4.5.2.4 Unmittelbarer Verbund zur umliegenden, nicht urbanen Landschaft Hamburg ist als Stadt eingebunden in die Metropolregion (s. Kap. 2.1, S. 17). Das heißt, dass auch im Umfeld von Hamburg zahlreiche Siedlungen bestehen, die eine sehr hohe Verkehrsdichte in der Stadt und im gesamten Umfeld bedingen, und ein sehr hoher Nutzungsdruck auf jede Form von Freiflächen besteht (s. Kap. 4.5.1.1, S. 87). Während im Osten, Süden und Südwesten von Hamburg nach Schleswig-Holstein bzw. Niedersachsen durchgehende Siedlungsgürtel mit unverbauter Landschaft wechseln liegen im Nordwesten und v.a. im Westen zu Tangstedt, Norderstedt bis Schenefeld Waldenau sowie Wedel und Buxtehude größere geschlossene Siedlungsgürtel parallel zur Grenze von Hamburg. In den nicht urban geprägten Randbereichen von Hamburg im Anschluss an ebenfalls nicht urbane Flächen der Umgebung kann ein ständiger Austausch von Individuen angenommen werden. Die Auswertung der Lebendfänge zeigte eine deutliche Zunahme der Artenzahlen sowie der Fangdichten vom Stadtzentrum hin zur Peripherie (s. Abb. 18, 19, S. 51). Genau 50 % der 54 Raster mit drei oder vier gefangenen Arten lagen an der Grenze von Hamburg zum Umland und nur vier der 15 Raster mit 4 gefangenen Arten lagen weiter als 2 km von der Stadtgrenze. Insgesamt elf der 15 Rasterquadrate (73 %) mit den höchsten Fangdichten von über 50 Tieren/100 FN sind ebenfalls Randquadrate, die alle entlang der südwestlichen, südlichen und östlichen Stadtgrenze verteilt sind und mit wenigen Ausnahmen einen unmittelbaren Anschluss zum nicht bebauten Umland von Hamburg haben (s.u.). Auffällig ist, dass die hohen Fangdichten und Artenzahlen stets im Offenland bzw. in Wald-OffenlandKomplexen liegen und in den reinen Waldbereichen im Süden von Hamburg (Neugrabener Heide, Haake und Heimfelder Holz) sowie im Westen von Hamburg (Sandbargsmoor und Klövensteen) nur jeweils 1 bis 2 (ein Raster mit 3) Arten gefangen wurden und die Fangdichten hier meist unter 25 Tieren/100 FN lagen. Die Ausnahmen zum offenen Verbund zur nicht urbanen Umgebung Hamburgs betreffen die Fangreihen: * N 10_O 10 Öjendorf, wo nördlich und östlich die Autobahnen A 1 und A 24 mit dem Kreuz Hamburg Ost den Austausch behindern könnte. Andererseits zeigen die Haselmausvorkommen z.B. im Dreieck der A 21 und der B 206 in Schleswig-Holstein, dass auch die streng gehölzgebundene Haselmaus breite Straßen mehrfach überwinden kann (s. dazu SCHULZ & EHLERS, zit. in BORKENHAGEN 2011, S. 110); * J 17_K 17 Seevedeich Gutmoor, wo östlich die A 1 den Austausch Richtung Osten behindern könnte. Es besteht jedoch ein möglicher Verbund mit nur einer Querung einer für Hamburg durchschnittlich viel befahrenen, zweispurigen Straße zur zeitgleich befangenen Strecke J 16_K 16 (~1,8 km Entfernung). Diese liegt in der gleichen Landschaft mit Wiesen und Brachen in den südöstlichen Marschen von Hamburg. Während in der Fangreihe J 17_K 17 in nur einer Nacht 21 Tiere aus drei Arten mit 52,5 Tieren/100 FN nachgewiesen wurden, fingen sich in der Reihe J 16_K 16 nur 2 Tiere, je eine Rötel- und Gelbhalsmaus (2,5/100 FN). 100 * Entlang der Elbe von der Aufspaltung in Süder- und Norderelbe stromauf bis zum NSG Borghorst (Fangstrecken K 15_L 15 bis T 17) zieht sich beidseitig der Elbe unmittelbar auf dem Deich ein fast durchgehender Siedlungsgürtel von zumeist Einzelhäusern mit Hausgärten, der neben der Elbe selbst und den parallel verlaufenden Elbuferstraßen beidseitig den Austausch von Kleinsäugern mit dem Hinterland in Niedersachsen zumindest lokal behindern könnte. Dennoch liegen drei randliche Rasterquadrate mit Fangdichten über 50 Tieren/100 FN in genau diesem Streifen und es wurden entlang der Elbe im nicht urbanen Umfeld 6 Arten gefangen (s.o.). 101 4.5.2.5 Artenzahlen am Rand zu bzw. von Schleswig-Holstein und Niedersachsen Es soll hier versucht werden, die Säugetiernachweise an Hand der Daten aus BORKENHAGEN (2011) für das Umland von Hamburg in Schleswig-Holstein in einen Zusammenhang mit den Vorkommen in Hamburg zu stellen. Dazu werden nur die Arten betrachtet, die innerhalb der vorliegenden Studie in Hamburg über die Kleinsäugerfänge und Totfunde nachgewiesen wurden. Für Schleswig-Holstein werden nur die Nachweise nach 1990 gewertet, für Hamburg nur die der vorliegenden Studie, also von 2011 bis 2014. In Schleswig Holstein als Flächenland wurden die Säugetiernachweise auf der Basis der TK25Quadranten mit Kantenlängen der topographischen Karten von etwa 11 km als Rasterkartierung erfasst (BORKENHAGEN 2011). Die daraus entstehenden Verbreitungsbilder der TK25-Q von gut 5 km Kantenlänge sind entsprechend grobmaßstäblicher als das Hamburger DGK5-Raster mit 2 km. Über die größere Landesfläche Schleswig-Holsteins lässt sich damit das Verbreitungsbild der Arten ausreichend genau darstellen, für die viel kleinere Stadtfläche von Hamburg ist diese Einteilung jedoch zu grob. Legt man dieses TK25-Quadranten-Raster auch auf die Karte von Hamburg, ergeben sich nur 14 TK25 bzw. 38 Quadranten für Hamburg gegenüber den 239 DGK5-Rastern mit 2 km Kantenlänge als Basis für die Lebendfänge der vorliegenden Studie. Für die Auswertung des Habitatverbundes zum Umland wurde die Einteilung in TK25-Q hier dennoch versucht. Die TK25-Grenzen sind dazu an Hand der Karten und DGK5-Rasterung nur grob übernommen worden. Es können sich also im Einzelfall leichte Verschiebungen zu den Originalkarten in BROKENHAGEN (2011) ergeben. Zum Ausgleich des Unterschiedes in den Artenzahlen wegen der viel kleineren 2 km-Raster in Hamburg wurden nur für diese Gegenüberstellung zum Umland auch für Hamburg jeweils die KT25-Quadranten betrachtet und die darin nachgewiesenen Arten zusammengefasst. Im nördlichen Umfeld von Hamburg sind nach BORKENHAGEN (2011) in den 3 TK25-Quadranten im Umfeld des NSG Duvenstedter Brook 8 bis 9 Arten nachgewiesen, im Umfeld des NSG Höltigbaum sowie nordwestlich des Sachsenwaldes um Witzhave 11 Arten sowie nördlich von Geesthacht 10 Arten (s. Abb. 78, S. 103). In Hamburg wurden in vergleichbarer Flächengröße maximal 9 Arten in nur 2 TK25-Quadranten nachgewiesen: * Im Umfeld des NSG Boberger Niederung, alter Bahndamm Billwerder bis Dreieck Moorfleet sowie * im südlichsten TK25-Quadranten Kirchwerder-Neuengamme bis zur Elbe. Diese werden verbunden durch den einzigen Quadranten in Hamburg mit 8 Arten um Curslack. Damit ergibt sich für Hamburg und das Umfeld ein breiter Streifen mit jeweils 7-10 Arten von den Vier- und Marschlanden bis zum Sachsenwald im Südosten von Hamburg und dann am östlichen Rand von Hamburg mit 7 bis 11 Arten über das NSG Höltigbaum bis zum NSG Duvenstedter Brook im Norden. Der gesamte zentrale Teil Hamburgs, der südliche und westliche Teil einschließlich der Umgebung fällt dagegen in der Artenzahl deutlich ab. Es verbleibt lediglich ein Streifen mit jeweils 7 nachgewiesenen Arten in Hamburg um den Friedhof Ohlsdorf Richtung Westen bis einschließlich Fuhlsbüttel, Schnelsen und den Niendorfer Forst. 102 Abb. 78: Vergleich der nachgewiesenen Artenzahlen in Hamburg aus vorliegender Studie und im angrenzenden Schleswig-Holstein nach 1990 (Raster in Anlehnung an die TK25-Quadranten; Daten für SH nach BORKENHAGEN 2011). In der Tab. 14, S. 104 sind die durchschnittlichen Artenzahlen für die verschiedenen Regionen in und um Hamburg zusammengestellt. Insgesamt ist die durchschnittliche nachgewiesene Artenzahl der hier betrachteten Arten in Hamburg mit 4,59 etwas größer als im Umfeld in Schleswig-Holstein mit 4,31 Arten/TK25-Q, wobei diese höhere durchschnittliche Artenzahl für Hamburg aus dem Westteil gegenüber dem westlichen Umfeld beruht. Auch in Süd-Hamburg und selbst im Zentrum der Stadt fingen sich im Mittel mehr Arten (4,55 und 5,14) als im Durchschnitt des Umlandes. Im gesamten Norden und Osten sind die Artenzahlen dagegen in Schleswig-Holstein größer (s.o.). Auffällig ist außerdem, dass (möglicherweise abhängig von der Bearbeitungsintensität?) in SchleswigHolstein im Randbereich zu Hamburg die Artenzahlen gering sind, wenn die urbanen Räume beider Länder ineinander übergehen. Dies betrifft: * den gesamten West- und Nordwestteil Hamburgs von der Elbe/Wedel bis Hummelsbüttel- Glashütte, die Waldgebiete Sandbargsmoor und Klövensteen zeigen keine erhöhten Artenzahlen; * den Osten im Bereich Bergedorf - Reinbek mit einer nur schmalen nicht urbanen Zone sowie * auffällig den Bereich Volksdorf - Ahrensburg trotz des gut 1,5 k breiten durchgehenden Grünstreifens zwischen den Siedlungen. Dies hat in Hamburg seine Entsprechung. Auch hier sind die Artenzahlen mit 1-4 Arten/TK25-Q geringer: * im westlichen und nordwestlichen Randbereich von der Elbe bis nördlich Norderstedt (s.o.); * im Randbereich Volksdorf nach Ahrensburg (s.o.); * im Bereich Bergedorf – Reinbek (s.o.); * sowie erstaunlicherweise im Großraum des NSG Höltigbaum, wo in Schleswig-Holstein ein TK25-Q mit 11 nachgewiesenen Arten angrenzt. Hier war jedoch die Fangdichte in Hamburg sehr hoch. 103 Die Tendenz der geringeren Artenzahlen am Rande bei durchgehenden Siedlungsbereichen über die Landesgrenze setzt sich außerdem fort im Süden Hamburgs in den Bereichen: * Fischbek – Neu Wulmstorf trotz beidseitig breiter durchgehender Grüngürtel sowie * Langenbek und Sinstorf zu Fleestedt bzw. Beckedorf und Tötensen. Allerdings lagen hier in den randlichen Rastern von Hamburg nur jeweils 1-2 Fangreihen und im gesamten Bereich südlich der Elbe waren die durchschnittlichen Artenzahlen mit 4,14/TK25-Q geringer als im Gesamtdurchschnitt in Hamburg. Tab. 14: Durchschnittliche Artenzahlen je TK 25-Quadrant in Hamburg (an Hand von Kleinsäugerfängen, Totfunden und Nestsuchen) und im benachbarten Schleswig-Holstein (nach Daten aus BORKENHAGEN 2011) S-H durchschnittl. HH durchschnittl. Anzahl MTB-Q Artenzahl Anzahl MTB-Q Artenzahl Westen 8 1,13 6 4,33 Norden 6 5,83 8 3,88 Osten 12 5,67 5 5,40 Süden 11 4,55 Zentrum 7 5,14 Ges 26 4,31 37 4,59 4.5.3 Lebensraumgrößen von Kleinsäuger-Gemeinschaften Aus der Auswertung der Artenzahlen in Hamburg und angrenzenden Bereichen zu/von SchleswigHolstein und Niedersachsen ergibt sich deutlich, dass in größeren zusammenhängenden, vielfältig strukturierten, nicht urbanen Lebensräumen die Artenzahlen und teilweise die Individuendichten höher sind als in den mehr innerstädtischen Fangflächen. Damit scheint die Lebensraumgröße auf der Landschaftsebene der entscheidende Faktor für die Artenvielfalt zu sein neben dem flächigen Verbund über nicht urbane Bereiche. Anthropogen genutzte Teil-Flächen von hoher Dynamik stehen dem nicht entgegen, wenn im Umfeld große unverbaute Flächen liegen. Dies schließt ein, dass für die vorhandenen bzw. möglichen eher linearen Habitat-Verbundadern eine besondere Verantwortung besteht. Wie oben ausgeführt sinken allgemein die Fangzahlen und Artenzahlen vom Rand Hamburgs zum Stadtzentrum mit der Größe der verfügbaren, nicht urbanen und nicht vollständig umbauten Lebensräume. An den Beispielen Ohlsdorfer Friedhof und Wandsbeker Gehölze konnte gezeigt werden (s. Kap. 4.1.4.3, S. 61), dass rund 390 ha mit artenreicher Vegetation plus angrenzenden Parks und Kleingärten, aber im vollständig umbauten Umfeld im Ohlsdorfer Friedhof bzw. seit gut 140 Jahren bestehenden, jedoch umbauten Waldgebieten von zusammen rund 25 ha der Wandsbeker Gehölze inmitten von Einzelhausbebauung mit Hausgärten nicht ausreichen für dauerhaft bestehende artenreiche Kleinsäugergemeinschaften. Das schließt ein, dass die niedrigen Arten- und Individuenzahlen der Fänge in diesen Flächen nur zeitlich begrenzt sein können und über Gewölle ggf. weitere Arten nachzuweisen sind. In beiden Strukturen wurde jedoch im Herbst, also in der Jahreszeit mit den allgemein höchsten Artenzahlen und Individuendichten der Kleinsäugerarten im Jahresverlauf und damit höchsten Fangwahrscheinlichkeit gefangen. 104 Alle Raster mit vier über die Lebendfänge nachgewiesenen Arten liegen in deutlich größeren landwirtschaftlich und/oder garten- und obstbaulich und/oder waldbaulich genutzten Flächen und haben Anschluss an solche Nutzungen in der Umgebung von Hamburg. Eine Ausnahme bilden die arten- und individuenreichen Fangstecken innerhalb der Vier- und Marschlande bzw. am Übergang zu gewerblich genutzten Flächen (um Raster L 13_M 13). Hier ist offenbar die Landschaft als traditionelle Kulturlandschaft mit allen genannten Nutzungstypen und einer großen Zahl aus der Nutzung genommener Flächen sowie auch dynamischen anthropogenen Strukturen ausreichend groß für die größten in Hamburg gefundenen Arten- und Individuendichten in einem zusammenhängenden Landschaftsraum. In den Vier- und Marschlanden fingen sich insgesamt 11 der 12 über die Kleinsäugerfänge nachgewiesenen Arten, nur die Erdmaus fehlte (die allerdings über Gewölle nachgewiesen wurde). Außerdem wurde die Haselmaus nachgewiesen. Es fingen sich auf diesen knapp 20,1 % der Fläche Hamburgs 32,1 % der gefangenen KleinsäugerIndividuen, was rein rechnerisch einer „Präferenz“ über alle Arten von Ei = 0,25 entspricht und die allgemeine Lebensraumqualität der Landschaft als Ganzes zeigt. Der Landschaftsausschnitt der Vierund Marschlande ist außerdem der größte verfügbare Kulturlandschaftsraum in Hamburg (PROTT 2012) mit Anschluss an angrenzende unverbaute Flächen in Schleswig-Holstein bzw. die südlich der Elbe liegenden niedersächsischen Elbmarschen. Ebenfalls deutlich höhere Artenzahlen wurden im Verbund zu den großen unverbauten Flächen im Umland von Hamburg gefangen im Südwesten (Cranz, Neuenfelde und Francop) sowie im Osten bis Norden mit ebenfalls hohen Artenzahlen in der Kulturlandschaft in Schleswig-Holstein. Diese Aussagen gelten nur für die Artengemeinschaften als Ganzes. Die Ansprüche einzelner Arten sind damit nicht näher beschrieben. 105 5 Kleinsäugetiere in Hamburg – Vorkommen, Fehlen, Schutz und Gefährdungen 5.1 Vergleich der vorkommenden Arten in Hamburg und Umgebung Insgesamt wurden in Hamburg gemäß Auftrag 22 Säugetierarten (s. Artkap., Anhang II) bearbeitet, Zum Siebenschläfer gelangen keine aktuellen Nachweise. Zu Igel und Eichhörnchen liegen vom Hamburger Tierschutzverein Daten vor (G. SCHÄFERS, pers. Mitt.), die eine flächendeckende Aussage erlauben. Der Bisam ist in den Vier- und Marschlanden und der Süderelbemarsch flächendeckend (G. SCHÄFERS nach Auskunft der Wasserwirtschaftsämter, Befragung von Bisamjägern) und vereinzelt in den anderen Bereichen in ihm zusagenden Gewässern verbreitet. Für den Maulwurf wurde eine Stichprobenerhebung in den Grünländereien von G. SCHÄFERS (pers. Mitt.) durchgeführt. Zusammen mit den eigenen Beobachtungen kann für die Art von einer flächendeckenden Verbreitung ausgegangen werden (s. Artkapitel im Anhang II). Im Vergleich der in Hamburg nachgewiesenen Artenzahlen zur Umgebung von Hamburg innerhalb der Flächenländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist die nachgewiesene Artenzahl wider Erwarten nicht geringer. In Niedersachsen wurde die letzte Erhebung zu Vorkommen und Gefährdung von Säugetieren im Rahmen der Erarbeitung der Roten Liste bereits 1990 abgeschlossen. Hier kamen im größeren Umfeld von Hamburg aus den gleichen Artengruppen etwa 23 Arten vor (HECKENROTH et al. 1993). In Schleswig-Holstein stellte BORKENHAGEN 2011 bzw. 2014 Nachweise zu 23 Arten der gleichen Artengruppen zusammen, außerdem Nachweise von Wildkaninchen, Fischotter und Mauswiesel. Die Gegenüberstellung der lokal nachgewiesenen Artenzahlen im Randbereich von Hamburg und im an Hamburg angrenzenden Schleswig-Holstein erfolgt in Kap. 4.5.2.5, S. 102. Danach sind östlich und nördlich von Hamburg im Umland deutlich mehr Arten nachgewiesen als im angrenzenden Hamburg, im Westen jedoch in Hamburg mehr, allerdings auf niedrigem Niveau (s. Tab. 14, S. 104). Außerdem sind die Artenzahlen regelmäßig niedriger in Bereichen, die einen durchgehenden urbanen Siedlungs- und/oder Gewerbegürtel von Hamburg ins Umland haben. 5.2 Möglichkeiten der Bestimmung Rückgangsursachen von Kleinsäugerarten von Seltenheit und Einige Arten sind in Hamburg trotz großflächiger Fangversuche und sonstiger Datenerfassung nur vereinzelt nachgewiesen worden, so dass deren allgemeine Seltenheit anzunehmen ist. Dazu zählen andernorts weit verbreitete Arten wie die Waldspitzmaus. Die Zwergspitzmaus löst auf Grund ihrer geringen Körpermasse den Fangmechanismus normaler Lebendfallen i.d.R. nicht aus. Sie ist demnach mit den flächigen Lebendfängen nicht zu bearbeiten und nur über die nur wenigen aus Hamburg zur Verfügung stehenden Gewölle nachgewiesen worden. Die Zwergmaus wurde ebenfalls auf Grund ihrer geringen Masse und ihrer hauptsächlichen Fortbewegung als Halmkletterer in hoher Vegetation nur ausnahmsweise in Fallen gefangen, konnte jedoch an Hand ihrer Freinester und gelegentlich in Gewöllen gefunden werden. Die regelmäßigeren Vorkommen dieser in Hamburg selten nachgewiesenen Arten sowie der Hausmaus im angrenzenden Schleswig-Holstein und Niedersachsen können zum Einen darauf beruhen, dass in Schleswig-Holstein in der Fläche Gewöllmaterial gesammelt und ausgewertet werden konnte, was für 106 Hamburg nicht möglich war. Zum anderen könnte das daran liegen, dass die größeren nicht urbanen Lebensräume in den Flächenländern ein allgemeines Vorkommen solcher Arten ermöglicht, in der Großstadt Hamburg jedoch nicht (mehr). Es ist methodisch im Allgemeinen leichter, die Ausbreitung einer Art zu belegen als deren Rückgang oder Fehlen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich ein „Rückgang“ auf zwei Ebenen ereignen kann: als Verringerung der Populationsdichte innerhalb der bestehenden Verbreitungsgebiete und/oder als Verkleinerung – u.U. mit Verinselung – des Vorkommensgebietes. Dabei sind auch „natürliche“, z.T. sehr ausgeprägte Populationsschwankungen zu berücksichtigen, wie sie für jährliche Schwankungen der Populationsdichten zahlreicher Kleinsäugerarten allgemein bekannt sind (z.B. bei den Wühlmäusen sowie Gelbhals- und Waldmaus, s. Kap. 4.1.3, S. 53). Diese sind nicht mit einem Rückgang der Art gleichzusetzen. Daneben gibt es besonders am Arealrand von Arten natürliche Verschiebungen der Vorkommensgebiete, die sich sowohl über große Flächen, als auch sehr schnell vollziehen können. Dabei können unter Umständen relativ lange sehr kleine Vorkommensinseln bestehen bleiben. Das markanteste Beispiel dafür in Norddeutschland ist die Birkenmaus in Schleswig-Holstein (s. BORKENHAGEN 2011). Aber auch Brandmaus oder Haselmaus (Artkap., Anhang II) bilden solche Verschiebungen und Vorkommensinseln am Arealrand (z.B. die Haselmausvorkommen auf Rügen). Gründe dafür sind meistens nicht nachvollziehbar. Hierbei geben die heute als unsicher betrachteten Nachweise von Feldspitzmaus und Hausspitzmaus aus Hamburg aus der Zeit um 1900 eine zeitliche Größenordnung vor, wie lange sich Arten vom Arealrand zurückziehen können, um dann aktuell in Schleswig-Holstein wie Hamburg wieder nachgewiesen zu werden (vgl. BORKENHAGEN 2011, DEMBINSKI et al. 2002). Außerdem bedeutet bei verschiedenen Arten das Ausbleiben von Nachweisen noch nicht, dass die Art nicht in einem Gebiet vorkommt. Beispiel dafür sind die Brandmaus in Hamburg ohne Nachweise zwischen Oktober 2011 und Juli 2012 sowie Oktober 2012 und Januar 2014 oder das methodisch bedingte Fehlen von Zwergspitzmausnachweisen in den Lebendfallen. Noch schwieriger ist es jedoch im Allgemeinen, die Gründe für festgestellte Bestandes- und/oder Verbreitungsveränderungen zu benennen. Tatsächliche kausale Zusammenhänge zwischen einzelnen Faktoren einer sich verändernden Umwelt und der Veränderung des Vorkommens einzelner Arten lassen sich nicht oft eindeutig zuordnen. Eine Möglichkeit wäre die unmittelbare Überbauung von Flächen, etwa am Beispiel Altenwerder. Aber welche der hier bearbeiteten Säugetierarten sind tatsächlich dadurch in Altenwerder verschwunden? Es ist demnach oft schwierig, überhaupt den Rückgang von Arten (zeitnah) zu erkennen und dafür Ursachen zu benennen, insbesondere im Nachhinein. Entsprechend ist es genauso schwierig, Möglichkeiten zu finden, dem entgegenzuwirken. Dennoch gibt es verschiedene Beispiele, wo durch die enge Bindung einer Art an bestimmte Strukturen die Möglichkeit besteht, konkrete Schutzbemühungen und Maßnahmen zu deren Realisierung zu formulieren. Das gilt unter den Kleinsäugern v.a. für die Haselmaus und die Zwergmaus (s.u.). Zum möglichen Einfluss der Wanderratten s. Kap. 5.3.2.4, S. 113. Bei verschiedenen Autoren werden unter anderem Klimaveränderungen für das Verschwinden auch von Kleinsäugetierarten diskutiert (s. u.a. ANDERßON 1993, DEMBINSKI et al. 2002). Da jedoch alle in 107 Hamburg vorkommenden Kleinsäugetierarten eine relativ große ökologische Amplitude im Beug auf die klimatischen Umweltfaktoren haben, ist es wahrscheinlich, dass die Klimaveränderung nicht der alleinige Faktor sein kann. Solange die Arten in Europa große Verbreitungsgebiete haben, die meistens wenigstens von Südskandinavien bis ins Mittelmeergebiet und von West- bis mindestens Osteuropa reichen, sind alle klimatischen Unterschiede innerhalb des Areals und selbst innerhalb der Verbreitungsgebiete in Deutschland deutlich größer, als die Verschiebungen in Hamburg durch den Klimawandel, zumal die Stadtlage die klimatischen Einflüsse gegenüber dem Umland deutlich puffert. Eine Ausnahme davon könn(t)en verstärkt auftretende Witterungsextreme sein, wie z.B. gehäufte extrem kalte und/oder lange Winter oder dem gegenüber zu warme und feuchte Winter für Winterschläfer wie Igel, Siebenschläfer oder Haselmaus. Aber auch hier gilt natürlich das für die ökologische Potenz der Art in deren gesamtem Areal Gesagte (s.o.). Alle Bestandeseinbrüche auf Grund eines z.B. sehr langen, kalten Winters in Hamburg sind für die Art im natürlichen Schwankungsbereich, solange in Teilgebieten des Gesamtareals solche Witterungsverhältnisse regelmäßig vorkommen und die Arten insgesamt dauerhaft damit leben. Es müssen demnach andere Faktoren dazu führen, dass einzelne Arten – zeitweilig? – verschinden oder aber auch zunehmen. Ein wesentlicher Faktor dabei sind die natürlicherweise großen Schwankungen der Bestandesdichten und Vorkommensgebiete von Arten an deren Arealrand. Davon betroffen sind im Hamburger Raum unter den Kleinsäugetieren v.a. fünf Arten: * die ostmitteleuropäische bis ostasiatische Brandmaus (BORKENHAGEN 2011); * die v.a. mittel-, süd- und osteuropäische Haselmaus (JUŠKAITIS & BÜCHNER 2010) sowie die in jüngster Zeit sich (wieder?!) ausbreitenden Spitzmausarten: * Hauspitzmaus, * Feldspitzmaus, * Gartenspitzmaus (BORKENHAGEN 2011). Bezeichnenderweise gehören alle drei Arten zur Gattung Crocidura, wogegen die Sorex-Arten Wald- und Zwergspitzmaus und auch die ebenfalls rotzähnige Wasserspitzmaus als offensichtlich robuster sind in ihrer Verbreitung. 5.3 Monitoring, Schutzmaßnahmen, Schutzgebiete 5.3.1 Vorschläge für ein mögliches Monitoring von Kleinsäugern in Hamburg Im Ergebnis der Lebendfänge sowie ergänzend dazu weiteren Methoden für Nachweise von Kleinsäugetieren wird festgestellt, dass alle Methoden zusammen das Artenspektrum der Kleinsäugetiere gut widerspiegeln können. Eine Option der Verbesserung der Fang-Methode für ein Monitoring der Populationsdichten und der Artnachweise ist also, weniger Rasterquadrate zu befangen, diese aber häufiger in zeitlichen oder räumlichen Ergänzungen. Wichtig ist außerdem, alle weiteren Nachweise (aus Totfunden, Sichtbeobachtungen, Nestersuchen und Gewöllanalysen usw.) einzubeziehen (s.u.). Da dies für die gesamte Fläche von Hamburg wahrscheinlich nicht durchzuhalten ist, wird vorgeschlagen, auf explizit benannten Monitoring-Flächen (s.u.) mehrere Nachweismethoden in möglichst kurzen Zeitabständen, also jährlich oder höchstens alle 2 Jahre zu praktizieren. Für die größeren räumlichen Veränderungen der Artenzusammensetzungen sollten etwa alle 5 Jahre jeweils ein Drittel der Rasterquadrate der Stadt (jeweils möglichst gleichmäßig verteilt) einmal mit 108 40 Fallen über die Grenze von 2 Rasterquadraten nach dem hier praktizierten Muster befangen werden. Damit wären jeweils innerhalb von 15 Jahren alle Rasterquadrate der Stadt zu befangen sowie ein intensives Monitoring in Auswahlflächen zur Bestimmung der Bestandestrends gegeben. Eine neue Darstellung der Verbreitung der einzelnen Arten basiert dann alle 15 Jahre immer wieder auf den Daten aus diesem Zeitraum. Ergänzend sollten kontinuierlich alle Eulen-Gewölle gesammelt werden, die erhältlich sind. Wenn dies als regelmäßige Aufsammlung von den gleichen Standorten – z.B. einmal jährlich – erfolgt, können über die Veränderungen der Beutezusammensetzung auch Veränderungen der Kleinsäugerdichten als relative Veränderungen entlang der Zeitachse aufgezeigt werden. Es ergeben sich aus den Gewöllanalysen jedoch nur im größeren räumlichen Zusammenhang Verbreitungsbilder der vorkommenden Kleinsäugetiere, wie am Beispiel der Vier- und Marschlande gezeigt werden konnte. Die Einzelaufsammlungen im Stadtpark oder Ohlsdorfer Friedhof erbrachten zwar die sehr wichtigen, einzigen Nachweisen der Feldmaus im größeren Umfeld (jedoch vor dem 1.1.2000). Es ist aus den Gewöllen jedoch nicht zu bestimmen, wo diese Feldmäuse erbeutet wurden, wie groß die Vorkommen sein können usw. Für eine gute zeitliche Zuordnung der Fänge von Kleinsäugetieren durch die Eulen sollten für ein Monitoring an den einbezogenen Sammelplätzen einmal alle Gewölle und Reste beräumt werden, um dann bei möglichst jährlichen Sammlungen die Fänge der Kleinsäuger zeitlich zuordnen zu können. Zu den Vorschlägen für die Monitoring-Flächen s. Kap. 5.3.3, S. 114. Im Sinne der Nutzung von Synergie-Effekten bei der Erfassung von Daten zu verschiedenen Artengruppen wird vorgeschlagen, bei jeder Erteilung von Fanggenehmigungen für verschiedene Artengruppen (z.B. Carabiden mit Bodenfallen usw.) die Daten zu Beifängen anderer Artengruppen melden zu lassen. Die Hinweise können einer zentralen Sammelstelle zugeleitet werden, etwa im Sinne des niedersächsischen Arterfassungsprogrammes (POTT-DÖRFER, NLWKN, pers. Mitt.), da nicht anzunehmen ist, dass spezielle Artengruppen von jedem Bearbeiter abgedeckt werden können. Denkbar ist auch, die Daten der nebenbei gefangenen Arten direkt in das Artkataster einzuspeisen. Da verschiedene Kleinsäugerarten (v.a. die Wühlmäuse) dazu tendieren, in 3-4 jährigen Abständen Massenvermehrungen mit anschließendem Zusammenbruch der Populationen auf sehr niedrige Dichten zu durchlaufen, müssten die Untersuchungsmoden dem Rechnung tragen, um nicht (wiederholt) in die gleiche Populationsphase zu fangen. Das wäre bei ständig hohen wie ständig niedrigen nachgewiesenen Dichten kontraproduktiv. Außerdem sollte als Bearbeitungszeitraum der Herbst gewählt werden, weil dann die Populationsdichten im Jahresverlauf und damit die zu erzielenden Fangdichten am höchsten sind und z.B. die Brandmaus nur im Sommer und Herbst in den Fallen auftauchte. Das gefangene Artenspektrum war von den herbstlich hohen Populationsdichten nicht betroffen. Gut für ein Monitoring eignen sich Flächen, in denen durch die Fänge viele Arten nachgewiesen wurden, und darunter geschützte – speziell die Haselmaus – und seltene Arten für Hamburg, wie die Weißzahnspitzmäuse (Haus- und Feldspitzmaus). Wünschenswert wären außerdem Monitoringflächen in den unterschiedlichen Formen der Kulturlandschaft, also z.B. der Nutzungstypen lt. Kap. 4.1.4, S. 56. Dabei sind nach Möglichkeit Transekte vom Stadtrand zur Innenstadt mit mehreren Fangreihen zu planen. 109 Am alten Bahndamm Billwerder sollten die Kleinsäugetiere in das Monitoring der Reptilien und der Haselmaus mit einbezogen werden (vgl. auch HAAK 2012). Das gilt v.a. auch für die Zwergmaus, Hausspitzmaus und Waldspitzmaus. Gerade die Kombination der vielen hier vorkommenden Arten mit dem Management der Fläche für den Artenschutz sollte Aussagen zum Einfluss derartiger Maßnahmen auf die Arten und Gemeinschaften erlauben – und entsprechend notwendige Anpassungen der Maßnahmen. Dabei ist zu klären, inwieweit der westliche Teil, also die (Pionier-)Waldfläche zwischen Spülfläche Feldhofe und Huckepackbahnhof das eigentliche Lebensraum-Refugium der Haselmaus und anderer Arten bildet, und damit in das Monitoring, die Maßnahmen und v.a. den Schutz mit einzubeziehen ist. 5.3.2 Spezielle Schutzmaßnahmen und zu schützende Arten 5.3.2.1 Die herausragende Rolle der Feld- und Erdmäuse Die Feld- und Erdmäuse sind die Hauptnahrungsquelle für die meisten Raubsäugetiere, Greifvögel und Eulenarten sowie ergänzende Nahrungsquelle für Arten wie Störche, Graureiher usw. und haben damit eine außerordentliche Bedeutung in den Biocoenosen. Ein dauerhafter Rückgang dieser Arten würde einen sehr hohen Räuberdruck auf alle anderen möglichen Beutetiere auslösen, darunter zahlreiche geschützte Arten (ANGELSTAM et al. zit. in KORPIMÄKI et al. 1990), auch über die Kleinsäuger hinaus (Kleinvögel, Niederwild – Hasen, Fasane, Rebhühner -, Wachtelkönig; Amphibien und Reptilien usw.). Wie die Analysen der Gewöllaufsammlungen aus Hamburg gezeigt haben, übernehmen nicht die sonst häufigen Gelbhalsmäuse die Hauptnahrung der Eulen bei seltenem Auftreten von Erd- und Feldmäusen, sondern die beiden häufigen Spitzmausarten Wald- und Zwergspitzmaus treten in den Anzahlen/Anteilen der gefangenen Beutetiere an die Stelle der Wühlmäuse. Selbst die allgemein in den Lebendfängen zweithäufigste Rötelmaus übernimmt nur ausnahmsweise den Hauptanteil der Beutetiere der Eulen (s. Kap. 4.2, S. 72). Natürliche, weit verbreitete Vorkommen und Populationsdichten der Feld- und Erdmaus sind damit eine Artenschutz-Basis für alle anderen (potentiellen) Nahrungstiere von Beutegreifern aller Taxa – und natürlich für die Beutegreifer. 5.3.2.2 Weißzahnspitzmäuse, Haselmaus, Brandmaus und Zwergmaus in Hamburg Für Hasel- und Brandmaus hat Hamburg wegen der im Stadtgebiet verlaufenden Arealgrenzen eine gewisse Verantwortung. Trotz gezielter Schutzbemühungen kann es in unregelmäßigen Abständen und für unbestimmte Zeitabschnitte zum Rückzug dieser Arten aus der Stadt und darüber hinaus kommen, ohne dass dafür Gründe benannt werden können. Aufgabe bleibt dann, den Arten eine Rückkehr zu ermöglichen, wenn sie sich natürlich wieder ausbreiten. Es besteht also eine Notwendigkeit, die Lebensraumstrukturen zu erhalten, auch wenn einige Jahre keine Nachwiese der Arten gelingen sollten. Es können jedoch auch verinselte, unter Umständen recht kleine Bestände über unbestimmte Zeit bestehen bleiben, wie es sich bei den derzeit in Hamburg bekannten Haselmausvorkommen abzeichnet. An den kleinen Restpopulationen setzt die Selektion in besonderer Weise an. Sie haben also im Artbildungsprozess eine hohe Bedeutung und erfordern ein besonderes Augenmerk und ggf. spezielle Schutzmaßnahmen. Es wird deshalb ein gezieltes Monitoring der Haselmausvorkommen und Brandmausvorkommen in Hamburg in den bestehenden Vorkommensgebieten und in sonstigen 110 geeigneten Lebensraumstrukturen vorgeschlagen. Das Zeitregime ist gesondert abzustimmen mit den Notwendigkeiten des Monitoring auch anderer Arten, ggf. anderer Artengruppen. Die Zwergmaus hat wie die Haselmaus spezielle und relativ klar bestimmbare Lebensraumansprüche und ist, ebenso wie die Haselmaus, an Hand der Freinester bzw. in Haselmaus-Kästen (JUŠKAITIS & BÜCHNER 2010) leicht nachzuweisen. Eine weitergehende Kartierung, ein Monitoring wie auch ggf. gezielte Schutzmaßnahmen sind hier relativ leicht zu bestimmen. Derzeit konnten aus Kapazitätsgründen noch nicht alle relevanten Lebensraumstrukturen kontrolliert werden. Denkbar wäre z.B., einen Teil der derzeit bekannten Zwergmausvorkommen in unterschiedlichen Bereichen Hamburgs in verschiedenen Strukturen (Wiesen und Blocksteinschüttungen außendeichs; Röhrichtbestände, Wiesen-, Feldränder, aufgelassene Pionierflächen und Waldlichtungen binnendeichs) in ein Monitoring einzubinden und dabei wenn möglich Synergie-Effekte mit dem notwendigen Monitoring anderer Arten zu nutzen. Hierbei bietet sich v.a. die Haselmaus an, zumal in allen Haselmausvorkommen in Hamburg auch die Zwergmaus nachgewiesen wurde (außer im NSG Borghorst, was an der Intensität der Suche liegen könnte). 5.3.2.2.1 Monitoring und Schutz der Haselmaus in Hamburg Die Haselmausvorkommen in Hamburg müssen im Zuge der FFH-Berichtspflichten als Totalzensus untersucht werden (MICHALCZYK, pers. Mitt.). Da jedoch sowohl die Populationsdichten jährlich stark schwanken können als auch die Neigung zur Anlage von Freinestern bzw. Nutzung von Nistkästen, sind nur mit einem kürzeren Untersuchungsabstand als die Datenerhebungen zum Zustand der Lebensräume Aussagen zur Populationsentwicklung zu ermitteln. Diese sind letztlich jedoch Bestandteil der Meldung als FFH-Art. Es erscheint praktikabel, dabei Synergie-Effekte zu nutzen, indem zeitgleich in den Vorkommensgebieten der Haselmaus in Hamburg auch Monitoring-Untersuchungen zu anderen (Kleinsäugetier-)Arten durchgeführt werden. Damit sind durch die bekannten Vorkommensgebiete der Haselmaus 5 der Monitoring-Flächen für Kleinsäugetiere in Hamburg benannt (s.u.). Lebensräume in Hamburg Die Haselmaus ist als Art in ihrem gesamten Areal essentiell an Gehölze gebunden (JUŠKAITIS & BÜCHNER 2010). Selbst kurze gehölz- und vegetationsfreie Bereiche von weniger als 10 m können Ausbreitungsbarrieren bilden, wenn es auch Fallbeispiele dafür gibt, dass während der Dismigration gehölzfreie Feldflächen bis zu 500 m überbrückt worden sind. Scheinbar tun dies die residenten Tiere jedoch nicht bzw. nur äußerst ungern (s. Zusammenfassungen bei JUŠKAITIS & BÜCHNER 2010). Die Vegetations- und insbesondere Gehölzstrukturen der in Hamburg bekannten HaselmausLebensräume sind in EBERSBACH (2012) beschrieben. Aus diesen gefundenen Strukturen ergeben sich zwangsläufig die größten Gefahren für die Haselmausvorkommen in der Stadt: Gefährdung in Hamburg Die saumbewohnenden Arten, also Zwergmaus, Hausspitzmaus und v.a. die Haselmaus, sind durch das allgemein übliche Schreddern bzw. Schlegeln von Hecken und Säumen akut gefährdet. Die Haselmaus ist dabei sowohl im Winterschlaf in den Bodennestern als auch im Sommer bei Nutzung der Freinester betroffen. Die Zwergmäuse als nicht winterschlafende Tiere haben zumindest die Chance, bei Annäherung der bearbeitenden Maschinen die Freinester zu verlassen. Das schafft die 111 Haselmaus auch in der Vegetationsperiode nur bedingt, da die Tiere am Tage, v.a. bei kühler Witterung, in einen Torpor verfallen, aus dem sie nicht innerhalb weniger Augenblicke aufwachen und fliehen können (s. Abb. 63-65, Anhang III, S. 24f). Zum Einfluss solcher Saumbearbeitungen auf die Hausspitzmaus oder Feldspitzmaus ist in Hamburg nichts bekannt. Die Gesamt-Situation der Gefährdung in den Haselmaus-Vorkommen in Hamburg ist damit folgende: Im Umfeld des Haselmausnachweises südlich der Stapelfelder Straße erfolgen regelmäßig Arbeiten an den Hecken und winterliche Bearbeitungen der Böden bis an Fuß der Hecken, was zur ernsten Bedrohung für die Haselmaus in diesem Bereich führen kann (s.o.). Es ist zur Abschätzung der Gefährdung des gesamten Vorkommens dringend zu klären, wie weit verbreitet und wie zahlreich die Art im Umfeld vorkommt. Auch am alten Bahndamm Billwerder besteht eine Bedrohung durch Schreddern der Brombeeren und Gehölze, was im Zuge von Schutzmaßnahmen z.B. für die Zauneidechse in regelmäßigen Abständen auch in der Vegetationsperiode erfolgt (Abb. 63, Anhang III, S. 24). Es ist dabei nach Wegen zu suchen, wie dies ohne Risiken für möglichst viele der zu schützenden Arten durchgeführt kann (vgl. HAAK 2012). Gerade am alten Bahndamm Billwerder ist jedoch das Lebensraumpotential und die eventuellen Vorkommen in der eher als „Buschland“ zu charakterisierenden Gehölzfläche westlich des alten Bahndammes Billwerder zu klären. Deren Status ist derzeit nicht gesichert, die Gefährdung besteht darin, dass der nördliche Bahnhof als Logistik-Element im Hinterland des Hafens ausgedehnt wird und/oder die Spülfläche Feldhofe für Ablagerungen von Sediment aus der Elbe noch Norden erweitert und/oder die Gewerbefläche an der A 1 und A 25 in bisher „ungenutzte“ Bereiche vergrößert werden. Die Nachweise im NSG Höltigbaum, im Wald nördlich Rothenhauschaussee und am NSG Borghorst liegen in/an flächigen Waldstrukturen. Jedoch auch auf der Lichtung mit den Haselmausnachweisen an der Rothenhauschaussee wird die Vegetation regelmäßig mit Motorsensen zurückgesetzt. Der Bereich im Umfeld der Sichtbeobachtung in der Grenzhecke zu Schleswig-Holstein im NSG Borghorst erscheint insgesamt am wenigsten geeignet für dauerhafte Ansiedlung von Haselmäusen. Hier besteht eine mögliche Bedrohung durch winterliche Hochwasser im gehölzartenreicheren Teil der fossilen Aue im NSG Borghorst, der trockenere nördliche Teil des NSG mit Anschluss an SchleswigHolstein ist dagegen als Lebensraum der Haselmaus wegen der armen Kiefernbestände mit nur vereinzelt Brombeeren und Faulbaum viel weniger geeignet (Abb. 76, 77, Anhang III, S. 32). Ob die parallel vorkommenden Wildkaninchen die Winterschlafnester der Haselmaus beeinträchtigen können, ist nicht bekannt. Damit sind mindestens 4 von nur 5 bekannten Vorkommen der Art in Hamburg von (potentiellen) Gefährdungen für die Haselmaus betroffen. Da die Hamburger Vorkommen sich nur auf diese wenigen Hinweise und auf kleine, untereinander nicht vernetzte Lebensräume beschränken, muss die Art in Hamburg als vom Aussterben bedroht eingestuft werden. Weitergehende Schutzmaßnahmen sind nach Klärung des Status´ der Art in allen bekannten Vorkommensgebieten gesondert abzustimmen. Dafür reichen die Informationen bislang nicht aus. Wichtig ist dabei, die Erfahrungen mit dem Management der Vegetation am alten Bahndamm Billwerder mit einfließen zu lassen, aus dem sich Maßnahmen-Möglichkeiten oder Schutzmaßnahmen für die anderen Vorkommensgebiete ableiten lassen. 112 5.3.2.2.2 Weißzahnspitzmäuse in Hamburg Im Zuge der Arbeiten zu vorliegendem Gutachten gelangen erstmals seit rund 115 Jahren Nachweise einer Feldspitzmaus und von insgesamt 14 Hausspitzmäusen in Hamburg. Auf Grund der geringen Entfernung des Gewöllfundortes mit dem Feldspitzmausschädel zum niedersächsischen Elbeufer von nur rund 650 m ist ein Vorkommen der Art in Hamburg noch nicht gesichert. Die Hausspitzmaus-Nachweise betreffen insgesamt 3 Fangorte und einen Totfund aus 2 Jahren, womit die Art sicher in Hamburg vorkommt und reproduziert. Es liegen darüber hinaus jedoch praktisch noch keine Informationen vor. Das nächste Ziel müsste damit sein, die tatsächlichen Vorkommen in Hamburg weiter zu belegen. Damit müssten Angaben zur Lebensraumnutzung der Arten in Hamburg erzielt, und darauf aufbauend ein Schutzkonzept erarbeitet werden. Da beide Arten sich aktuell auch in Schleswig-Holstein ausbreiten, sind methodische und inhaltliche Abstimmungen notwendig und sollten das Monitoring und die Schutzbemühungen der Haselmaus und Brandmaus einschließen. 5.3.2.3 Monitoring und Gefährdungsanalyse für Biber in Hamburg Auf Grund des Schutzstatus´ des Bibers als FFH-Art und besonders geschützte Art ergeben sich bei einer Besiedlung Hamburgs eine Reihe von naturschutzpolitischen Verpflichtungen. Um dem gerecht zu werden, wird empfohlen, baldmöglichst eine Konflikt- und Gefährdungsanalyse für das gesamte Stadtgebiet nach dem Muster in Mecklenburg-Vorpommern einschließlich der Erarbeitung von Vorschlägen zur Gefährdungs- und Konfliktminimierung zu initiieren. Das Zweite ist die praktische Umsetzung der Maßgaben bei allen Bauvorhaben von Straßen-GewässerKreuzungen. Ein Instrument der Planung ist mit der MAQ (2008) verfügbar, bedarf jedoch der erfahrenen Anpassung an die jeweilige Gewässer-Verkehrswege-Situation vor Ort. Das Dritte ist die Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Prävention vor Konflikten mit dem Biber, die auf die Interessengruppen bezogen werden müsste, wie z.B.: * Gemüse- und Obstanbau, * Kleingärtner, Hausgärten, Parkanlagen; * Verkehrswege und Verkehrssicherungspflicht; * Deichsicherheit; * sonstige Interessengruppen. Das Vierte ist daraus resultierend eine Strategie der Stadt, wie mit Konflikten durch Biber, aber auch Fischotter, umgegangen werden soll, wer zuständig ist für die Verkehrssicherungspflicht – auch auf den Gewässern, wer die Kontrollen durchführt, wer die daraus resultierenden Kosten trägt, usw. 5.3.2.4 Möglicher Einfluss und Bekämpfung der Wanderratten Für andere Kleinsäugerarten könnte ein bisher kaum beachteter Faktor für deren (lokale und/oder temporäre) Rückgänge, speziell im urbanen Raum, mit verantwortlich sein: die unregelmäßige Zunahme der Populationsdichten der Wanderraten im menschlichen Siedlungsraum. Wander- wie Hausratten sind hervorragende Mäusefänger und in hohen Dichten könnten sie lokale Restpopulationen von Kleinsäugerarten (s.str.) durchaus stark einschränken und ggf. zu deren Auslöschen beitragen. In relativ isolierten Habitatinseln im Stadtbereich kann es dann u.U. nur sehr verzögert oder gar nicht zur Wiederbesiedlung kommen (MEINIG 1998). Dabei ist der mittelbare Einfluss der zur Rattenbekämpfung eingesetzten Köderboxen, die natürlich auch von den kleineren 113 Mäusearten erreicht werden können, mit zu berücksichtigen – einschließlich der Möglichkeit, dass ggf. Mäuse einschließlich Spitzmäusen an den verendeten Nager-Kadavern fressen könnten -. Belege dafür sind naturgemäß nur sehr schwer zu erbringen. In Konsequenz daraus sollten die bestehenden Praktiken der Rattenbekämpfung in Hamburg auf die Notwendigkeiten des Schutzes anderer Kleinsäugerarten geprüft werden. Bei der praktizierten lokalen Bekämpfung nach Anforderung über das Amt für Hygiene bzw. private Schädlingsbekämpfungsfirmen besteht aus den nicht bekämpften Bereichen der Stadt immer ein sofortiges Wiederbesiedlungspotential für die gerade bekämpften Flächen. Daraus resultiert eine ständige Ausbringung von Ködern mehr oder weniger im gesamten Stadtgebiet, die dann u.U. Tiere anderer Arten mit belastet. Denkbar ist z.B., Köderapplikationen zu testen, die zwar von Ratten, nicht jedoch von Mäusen erreicht werden können. 5.3.3 Vorschläge für Monitoringflächen und Schutzgebiete Die nachfolgende Liste mit Vorschlägen für mögliche Monitoringflächen ergibt sich aus den Ergebnissen der gesamten Studie. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und muss selbstredend mit anderen Interessen, z.B. der Notwendigkeit der Bearbeitung anderer Artengruppen abgestimmt werden, was nicht Inhalt der vorliegenden Studie war. Die Vorschläge sind daher ohne Wertung alphabetisch aufgelistet. Alle benannten Vorschläge für Monitoringflächen haben ihre spezifischen Begründungen und kommen daher auch als Bereiche für den Kleinsäugetierschutz in Frage. Welchen Status dabei (über ggf. bestehende hinaus) die einzelnen Flächen haben können, ist v.a. eine politische Entscheidung, die Abwägungen sowohl mit den Schutzbemühungen für andere Artengruppen als auch mit anderen Interessengruppen benötigt, da der Schutz von Natur in einem Ballungsraum wie Hamburg immer nur durch die Menschen erfolgen kann. Es folgt hier keine detaillierte Beschreibung und Begründung der einzelnen Flächen, diese ergeben sich aus den Erläuterungen im gesamten Gutachten, basierend auf den Ergebnissen der aktuellen Erhebungen. Als einziges Beispiel sei hier der alte Bahndamm Billwerder benannt, der auf Grund der vorhandenen vielfältigen Artenausstattung und der bestehenden Schutz- und Managementmaßnahmen als Ganzes (einschließlich der westlichen Waldfläche) sicher eine der herausragenden Flächen für den Schutz auch von Kleinsäugetieren in Hamburg ist. 114 Tab. 15: Vorschläge für Gebiete/Bereiche, die als Monitoring- und Schutzgebiete geeignet sind. Gebiete Anzahl Fangreihen mehrere Entlang des Alsterverlaufes Obstplantagen in Cranz, 2 Neuenfelde, Francop 1 Alte Süderelbe Alter Bahndamm Billwerder in Abstimmung inkl. westlicher Waldfläche NSG Borghorst in Abstimmung Entlang der Curslacker 2 Brunnenreihen 2 bis 3 NSG Duvenstedter Brook ~5 Elbauen außendeichs 1 Friedhof Finkenriek Gelände Hof Eggers in der 1 Ohe NSG Höltigbaum & 2 bis 3 Stellmoorer Tunneltal Waldgebiet Klövensteen und angrenzende Wiesen 2 2 Marschenbahndamm Autobahndreieck Moorfleet 1 Neugrabener Heide, südliche Forsten 2 bis 3 2 bis 3 Ohlsdorfer Friedhof Schwerpunkt Habitatverbund Rückzugsraum vieler Arten, Wiederbesiedlung Weichholzaue binnendeichs Haselmaus, Artenvielfalt Haselmaus Artenvielfalt, Kulturlandschaft, Marschen Bruch, Niedermoor, NSG Habitatverbund, Artenvielfalt Elbinsel, Friedhof Artenvielfalt, Bio-Hof, Marschen, Gewölle Haselmaus, Artenvielfalt, NSG Brandmaus 1984,1996; Habitatverbund Habitatverbund, Marschen urban, dynamisch, Artenvielfalt große Lebensräume, Habitatverbund innerstädtische Grünfläche Park mit Habitatverbund, Artenvielfalt, Haselmaus? 2 Park Öjendorf Wald auf Geestkante nördlich 1 Haselmaus, Brandmaus, Habitatverbund Rothenhauschaussee Haselmausvorkommen südlich Stapelfelder Straße nach Vorprüfung Haselmaus, Habitatverbund Vier- und Marschlande; Brachen im Bereich von Gewöllfunden Wandsbeker Gehölze entlang der Wandseufer Wilhelmsburg, Haulander Weg 2 bis 3 2 2 1 aufgelassene Nutzungen, Artenvielfalt alte innerstädtische Grünfläche Habitatverbund Aufgelassene Gärten, Pionierwald 115 6 Zur Roten Liste der Säugetiere Hamburgs aus Sicht der Kleinsäugetiere Bemühungen in Hamburg wie in allen anderen Bundesländern um den Schutz der Umwelt sowie von Arten und Lebensräumen sind wichtig und richtig. Darüber besteht ein gesamtgesellschaftlicher Konsenz. Zu den besonders schutzbedürftigen Arten gehören auch eine Reihe von Säugetierarten, darunter auch Kleinsäugetiere. Ein Instrument zur Einschätzung der Gefährdung einerseits und zur Notwendigkeit und Dringlichkeit von Maßnahmen für den Schutz dieser Arten, Artengemeinschaften und/oder Lebensräume bzw. zur Abwendung von Eingriffen andererseits sind dabei die Roten Listen. Diese werden für die verschiedenen Artengruppen von den Bundesländern sowie auf Bundesebene innerhalb von deren Möglichkeiten erarbeitet. Um aktuelle Erkenntnisse sich verändernder Umwelt und in Folge dessen der Gefährdungen von Arten und Lebensräumen berücksichtigen zu können, werden die Roten Listen in (un-)regelmäßigen Abständen notwendigerweise aktualisiert. Diesem Ziel dient die vorliegende Studie. Auch für die hier bearbeiteten Kleinsäugetier-Arten erfolgt die Einstufung in die aktuell bearbeitete Rote Liste der Säugetiere Hamburgs den BfN Vorgaben nach LUDWIG et al. (2009a bzw. b). Die Einschätzung der historischen Entwicklung und aktuellen Situation entsprechend des jeweiligen Informationstandes erfolgt in den Artkapiteln im Anhang II. Das Konzept der Roten Liste (der Säugetiere) ist jedoch für Hamburg deutlich eingeschränkt durch die sehr kleine Fläche der Stadt als Bundesland. Es gibt auf Grund der geringen geographischen Ausdehnung Hamburgs hier keine Säugetierart, deren Bestandesgröße und Verbreitung allein in Hamburg entscheidend ist für den Fortbestand der Art als Ganzes oder selbst des Fortbestandes regionaler Populationen, sondern nur lokaler Populationen bzw. Bestände. Selbst bei Arten wie Brandmaus und Haselmaus, die in Hamburg wahrscheinlich wirklich vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet sind, und die im Raum Hamburg ihre Arealgrenze haben, besteht dennoch allein in Hamburg für die Arten keine überregionale Bedeutung für die Arten-Vorkommen, auch nicht in Nordbzw. Nordwestdeutschland. Die Einstufung der einzelnen Arten in die Kategorien muss sich also neben den formalen Kriterien nach LUDWIG et al. (2009) auch an der Einschätzung der Situation in den angrenzenden Ländern orientieren. Da für Niedersachsen die letzte Rote Liste aus dem Jahr 1993 mit Datenstand 1991 vorliegt, also vor der Überarbeitung der Einstufungsmodi lt. BfN, gilt dies speziell für die Rote Liste Schleswig-Holstein (BORKENHAGEN 2014). Es bleibt zu wünschen, dass für die neue Rote Liste für Niedersachsen dieser Gedanke der Gesamtbetrachtung für eine konstruktive Zusammenarbeit aufgegriffen werden kann. Der prinzipiellen Notwendigkeit dazu wurde bereits in der Roten Liste 1993 Rechnung getragen durch die gemeinsame Bearbeitung mit Bremen. Ein anderer Aspekt der Roten Listen wie anderer „Umweltstandards“ (s.l.) und Standards allgemein soll hierbei ausdrücklich hervorgehoben werden: Wir müssen vermeiden, durch von Institutionen festgelegte Normen unsere Verantwortung für unser Tun und Handeln als Individuum zu negieren: Festgelegte Normen im Sinne von BURCKHARDT, formuliert in „Saubere Lösungen – schmutzige Umwelt“ (1980) haben einen entscheidenden Nachteil: “... die Produzenten lassen sich das Maß des erlaubten Schmutzes nicht zweimal sagen: So weit dürfen sie gehen. Weniger Verschmutzung als zulässig wäre 116 ja unökonomisch. Mehr Verschmutzung als zulässig ist auch zugelassen; es handelt sich dann eben um einen Zwischenfall, einen Defekt. ... Das Maximum ist auch das Minimum, und die Standards sorgen dafür, dass es niemals besser wird als der Standard.“ (zit. in BURCKHARDT 1995, S. 40). Oder „Überlebensfähig sind wir nur, wenn der Vorteil des Einen zugleich der Vorteil des Anderen ist.“ H.-P. DÜRR, Vortrag in Güstrow, 16.05.2008 117 7 Quellen ANDÉRA, M. & HORÁCEK, J. (1982): Poznáváme Naše Savce.- Mlada Fronta, Praha. ANDERßON, O. (1993): Die Erfassung der Mäuse und ihre Bekämpfung im ökologischen Obstbau.Studie im Auftrag der Umweltbehörde Hamburg, Amt f. ökol. Forst- und Landwirtschaft: 58 S. ANGERMANN, R. (1995): Säugetiere.- In: STRESEMANN, E. (Begr.); HANNAMANN, H.-J.; KLAUSNITZER, B.; SENGLAUB, K. (Hrsg.): Exkursionsfauna von Deutschland. Bd. 3 Wirbeltiere.- G. Fischer Verl. Jena, Stuttgart, 12. Aufl. BORGGRÄFE, K. (2014): Biotopentwicklung. Das Alsterprojekt schreitet voran.- Otterpost 03/2014: 1415. BORKENHAGEN, P. (2011): Die Säugetiere Schleswig-Holsteins.- Husum Druck- & Verlagsges, Husum: 664. BORKENHAGEN, P. 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A 08_A 09 oder M 15_N 15). 2 Einige der Nachweismethoden von Säugetieren in Hamburg für das vorliegende Gutachten. 2 Lage des Bundeslandes Hamburg im Nordwesten Deutschlands, aus www.hamburg.de. 17 Die Gliederung der Stadt Hamburg in sieben Stadtbezirke, aus www.hamburg.de. 18 Der Hafen prägt praktisch alle Bereiche der Stadt Hamburg (Övelgönne). 19 Karte der Elbe mit Inseln im Raum „Hamborch“ um das Jahr 1200. 20 Karte der Elbe mit Inseln im Raum „Hamburg“ um das Jahr 1600. Sehr deutlich sichtbar sind die Eindeichungen der Siedlungen Finkenwärder, Haarburger Neue Land, Reitbrook, Neue Gamme usw. Beide Bilder aus der Ausstellung in der Kirche Altenwerder im Juli 2013, ohne Quelle. 20 Prägung der Wege-, Siedlungs- und Nutzungsstruktur in den Marschen durch Deiche am Beispiel Dove Elbe Neuengamme, hier in deutlich mehr als 10 km Entfernung von der Elbe (entlang der Gewässer; Ausschnitt DGK5, © Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung, Hamburg). 21 Verteilung größerer nicht urbaner Bereiche im Stadtgebiet von Hamburg an Hand der Biotopkartierung. 24 Form und Größe der eingesetzten Lebendfallen aus OSB-Platten und Einsatz der Fallen in Klarsichthüllen zum Schutz vor Feuchtigkeit. Form und Größe der eingesetzten Lebendfallen aus OSBPlatten und Einsatz der Fallen in Klarsichthüllen zum Schutz vor Feuchtigkeit. Der Standort der Fallenpaare und der Fallen orientiert sich an den natürlichen Gegebenheiten vor Ort. 28 Handling eines sexuell aktiven, adulten Brandmaus-Männchens. Vermessung einer toten Waldspitzmaus. In einer Lebendfalle gefangenes Mauswiesel mit nur einem Auge. Deutlich vergrößerte Hoden bei einem adulten Waldmaus-Männchen. Laktierendes Gelbhalsmaus- Weibchen. Dynamik einer „Grünfläche“ in der Hafencity, Raster J 11, 10.11.2013 Sehr gut geeignete Fangstruktur im ländlichen Raum der Millionenstadt - parallel der A 7 in Schnelsen vom Wald über die Brache in die Feldfläche bei der Eiche (G 05_G 06). Durch die Lebendfänge ermittelte Artenzahlen je Raster in Hamburg von Mai 2011 bis Januar 2014. Fangdichten der in Lebendfallen gefangenen Kleinsäugetiere je Raster in Hamburg. Sehr heterogen geprägter Flächenkomplex mit hoher Artenzahl und lokal hoher Individuendichte zwischen Vier- und Marschlanden, Stadtbereich und Hafen. Allgemeine Verbreitung der Rötelmaus in nicht urbanen Biotopkomplexen und weitgehendes Fehlen der Art im Zentrum und im Hafen von Hamburg seit dem Jahr 2000. Fangdichten der monatlich gefangenen Kleinsäugetiere/100 Fallennächte (FN) in Hamburg von Mai 2011 bis Januar 2014 als Summen aller gefangenen Arten. Durch Kleinsäugerfänge monatlich nachgewiesene Artenzahlen in Hamburg von Mai 2011 bis Januar 2014 sowie Artenzahlen/Jahr und Gesamtartenzahl kumulativ. Beispiel für eine urbane Fangreihe (J 06_J 07) zwischen Weg beim Jäger und Flughafengelände Fuhlsbüttel. Beispiel für eine teilweise urbane Fangreihe (M 11) zwischen Bahngleisen und Wanderweg, Rote Brücke – Niederschleems. Beispiel für eine Fangreihe in nicht urbanen Strukturen im NSG Boberger Niederung nahe Moosberg (O 13_P 13). Alter Bahndamm Billwerder als Beispiel für trocken-sandige Böden und Schüttungen (Fangreihe N 13_N 14). NSG Zollenspieker als Beispiel für Elbeauen mit Tideneinfluss (O 19_P 19). Zahllose Gräben ermöglichen die landwirtschaftliche und gartenbauliche Nutzung der Marschen, NSG Kirchwerder Wiesen (O 17_O 18). Feucht- und Nasswiesen neben Bruchwald auf Niedermoorflächen im NSG Duvenstedter Brook, Moordamm (O 02_P 02). Blocksteinschüttung mit Tideneinfluss im inneren Hafenbereich als Lebensraum von Zwergmaus und Mauswiesel (H 13). Länderübergreifendes Beweidungsprojekt Höltigbaum als Beispiel für NSG 35 35 35 35 35 48 50 51 51 52 52 55 55 III-2 III-3 III-3 III-4 III-4 III-5 III-5 III-6 123 Abb. 33: Abb. 34: Abb. 35: Abb. 36: Abb. 37: Abb. 38: Abb. 39: Abb. 40: Abb. 41: Abb. 42: Abb. 43: Abb. 44: Abb. 45: Abb. 46: Abb. 47: Abb. 48: Abb. 49: Abb. 50: Abb. 51: Abb. 52: Abb. 53: Abb. 54: Abb. 55: Abb. 56: Abb. 57: Abb. 58: Abb. 59: Abb. 60: Abb. 61: Abb. 62: Abb. 63: Abb. 64: Abb. 65: Abb. 66: Abb. 67: (Fangreihe O 07_P 07). III-6 Durch die hohe Dynamik der Stadt und den Generationenwechsel sind vielerorts aufgelassene Strukturen verfügbar, hier ehemalige Gärten am Haulander Weg, Wilhelmsburg (I 14). III-7 Die typische Nutzungsform des Alten Landes sind Obstplantagen; Finkenwerder Westerdeich (D 12_E 12). III-8 Für eine Wiederbesiedlung von Feldern nach der Ernte durch Feldmäuse bedarf es Rückzugsflächen, die nicht umgebrochen werden; Wohldorf-Ohlstedt (N 01-2). III-8 Flächen mit Wechsel von Wald und Offenland sind auch Schwerpunkte der Erholungsnutzung in Hamburg; Feld-Wald am Högenredder, Hummelsbüttel (K 04_K 05). III-9 (Gewerbe-)Brachen sind von hoher Dynamik gekennzeichnet und bedingen eigene Lebensgemeinschaften, Billbrook, Rote Brücke (M 12). III-9 Artenreiche Lebensgemeinschaften auf Flächen mit traditioneller Bewirtschaftung, Blühstreifen und Säumen, Hof Eggers in der Ohe (Q 18). III-10 Alle drei Fangreihen mit Hausspitzmäusen in Hamburg lagen (auch) an Gärten, Kleingartenanlage 101 in Finkenwerder, Neßkatenweg (D 11_E 12). III-10 In Folge der zahlreichen Gewässer sind auch Bruchwälder in Hamburg verbreitet; Bruchwald nördlich Ernst-August-Kanal, Georgswerder (J 12_J 13). III-11 Größere Wälder finden sich v.a. am Stadtrand im Westen, Norden und Süden Hamburgs und im Umfeld; Klövensteen, Rissen (C 07_C 08). III-11 Ausgeprägte Weichholzaue an der Alten Süderelbe, Finkenwerder (E 12_F 12). III-12 Die reinen Waldparks im innerstädtischen Bereich sind durch umgebende Bebauung und Verkehr isoliert; Wandsbeker Gehölz, Marienthal, Jüthornstraße (M 09_M 10). III-12 Verkehrsbegleitende Gehölz- und Grünstreifen sind mögliche Ausbreitungsstrukturen für zahlreiche Arten; Lurup, Friedrichshulder Weg Höhe ICE-Werft (F 07_F 08). III-13 Friedhöfe bilden als dauerhafte Grüninseln innerstädtische Rückzugsräume für viele Arten; Friedhof Holstenkamp, Bahrenfeld (Fangreihe G 09_G 10). III-13 Parks bieten artenreiche, vielfältige Vegetationsstrukturen in enger räumlicher Verzahnung; Othmarschen, Jenischpark (E 10_E 11). III- 14 Im Gelände herumgeworfene Fallen unbekannter Ursache. III-14 Zum Teil war der Fangerfolg mit mehr als 10 Nacktschnecken in einer Lebendfalle und Klarsichthülle deutlich größer als der an Kleinsäugern(Fangreihe D12_E12). III-15 Haselmausnest mit unzerfaserten Grashalmen und häufig mit Blättern– hier aus der Schaalseeregien, Nordwest-Mecklenburg. III-16 Zwergmausnester sind in die Halme eingewebt und haben zerfaserte Grashalme, besonders gern im Innern. III-16 Nicht gewerteter Bibernachweis am Tatenberger Deich. III-17 Fangreihe im Keller des ehemaligen Shell-Labors, Wilhelmsburg, Alte Schleuse (Fangreihe I 13-3). III-17 Der Fallenstandort für die Nacht war unter der Badewanne; Altona-Altstadt, Walter-Möller-Park, Schomburgstraße (Fangreihe H 10_H 11). III-18 Durch Ufermahd während der Fänge waren z.T. Fallen betroffen, hier an der Brunnenreihe Curslack (Fangreihe S 16-1). III-19 Die Fallenverluste durch Ufermahd und andere Ursachen beschränkten sich auf insgesamt nur rund 20 Fallen während der gesamten Studie. III-19 Bergedorfer Mühle als Zeitzeuge historischer Wirtschaftsformen. III-20 Entfernung der Vegetation zum Bau von Schallschutzwänden, hier an der A 1 Höhe Öjendorf, Oststeinbeker Weg. III-21 Neu errichtete Schallschutzwand an der A 25, Bergedorf, mit angrenzendem unbefestigten Weg und Kleingärten (Q 14_Q 15). III-21 Der Hamburger Hafen ist auf Grund der notwendigen Anpassung an Containertransport, Umschlagszeiten usw. durch eine hohe Dynamik geprägt. III-22 Speicherstadt und Hafencity unterliegen einer Wandlung zum modernen Büro-, Wohn- und Kulturviertel. III-22 Wandel des alten Siedlungsbereiches Altenwerder zu Hafen- und Verkehrsflächen im Zuge der Hafenerweiterung (Quelle: https://earth.google.de). III-23 Behandlung mit Totalherbiziden über die eigentlichen Obstanbauflächen hinaus, Neuenfelde. III-23 Schreddern von Brombeeraufwuchs inkl. Nesttube auf dem alten Bahndamm Billwerder (N 13_N 14). III-24 Geschlegelte Hecke mit Haselmausvorkommen an einer Feldfläche südlich der Stapelfelder Straße (P 08). III-24 Durch das Schlegeln sind auch Neststrukturen unmittelbar betroffen (P 08) III-25 Mehrfache Unterbrechungen des Gehölzsaumes können den Verbund am Bahndamm für Haselmäuse behindern (N 13). III-26 Der Gehölzbestand zwischen Spülfläche Feldhofe, A 1 und Huckepackbahnhof ist der flächige Rückzugsraum für die Haselmäuse am Bahndamm Billwerder. III-26 124 Abb. 68: Abb. 69: Abb. 70: Abb. 71: Abb. 72: Abb. 73: Abb. 74: Abb. 75: Abb. 76: Abb. 77: Abb. 78: Zwischen der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein und dem alten Bahndamm Billwerder sind entlang der Bahntrasse Reinbek-HH Hauptbahnhof mehrere vegetationsfreie Brücken zu überwinden. : Fangreihe in der Weichholzaue außendeichs im Tideneinflussbereich der Elbe, NSG Zollenspieker (P 19_Q 19). Der Hamburger Hafen mit Tide und Schiffsverkehr fungiert als Verbundader in/durch die Stadt. Schiffsverkehr und Uferverbau behindern den Habitatverbund entlang der Elbe. Fangreihe an bzw. im Redder am NSG Stellmoorer Tunneltal (O 07_P 07). Bille im Bereich Rote Brücke, Billbrook (M 12). Abschnittsweise hat die Bille Lebensraum- und Verbundfunktion, diese sind jedoch im Verlauf des Gewässers mehrfach unterbrochen. III-27 III-28 III-28 III-29 III-29 III-30 Allermöher Bahnfleet, ein Nebengewässer der Bille, ist Verbundader und Lebensraum auf der lokalen Ebene. Im Siedlungsbereich Bergedorf ist die Bille z.T. vollständig überformt und damit für viele Arten weder Lebensraum noch Verbundachse. Winterliche Staunässe durch Elbehochwasser an der Hecke mit der HaselmausBeobachtung aus dem Jahr 2008 im NSG Borghorster Elblandschaften. Trockener Kiefernwald mit wenig Brombeere, Traubenkirsche und Faulbaum löst die fossile Aue im NSG Borghorster Elblandschaften ab. Vergleich der nachgewiesenen Artenzahlen in Hamburg aus vorliegender Studie und im angrenzenden Schleswig-Holstein nach 1990. III-30 III-31 III-32 III-32 103 125 Tabellenverzeichnis Tab.-Nr. Tab. 1: Tab. 2: Tab. 3: Tab. 4: Tab. 5: Tab. 6: Tab. 7: Tab. 8: Tab. 9 Tab. 10: Tab. 11: Tab. 12: Tab. 13: Tab. 14 Tab. 15: Seite Liste der im vorliegenden Gutachten bearbeiteten Säugetierarten laut Auftrag durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg, Amt f. Natur- & Ressourcenschutz. 16 Anzahl, Flächengrößen und Anteile der bebauten, urbanen und nicht urbanen Flächen Hamburgs als Flächensummen aus dem Biotopkataster der Abt. Naturschutz der BSU 23 Summen der Rasterquadrate á 2 km in Hamburg mit und ohne Kleinsäugerfänge von Mai 2011 bis Januar 2014 45 In den Lebendfallen von Mai 2011 bis Januar 2014 in Hamburg gefangene Kleinsäugetiere der einzelnen Arten und Geschlechter (ohne Wiederfänge) 46 Anzahl der Fangreihen und Rasterquadrate mit Nachweisen der gefangenen Arten sowie Anteile der Fangreihen in urbanen und teilweise urbanen Strukturen 47 Monatliche und jährliche Fallenzahlen, Fallennächte, Anzahl gefangener Tiere, Artenzahlen und Fangdichten (als Fänge/100 FN) der Lebendfänge in Hamburg von Mai 2011 bis Jan 2014 53 Fangerfolg in urbanen, teilweise urbanen und nicht urbanen Fangreihen als Anzahlen und Anteile der Fangreihen mit Fangdichten unter bzw. über dem jew. Jahresdurchschnitt 57 Nachgewiesene Artenzahlen in den Fangreihen in urbanen, teilweise urbanen und nicht urbanen Strukturen 57 Anzahlen und Anteile der Lebendfänge der einzelnen Arten und resultierende Präferenzen (als Ivlev´s Electivity Index) für die befangenen Boden- und Nutzungsstrukturen Anh. III, S. 34 Verteilungen der Fänge von Kleinsäugetieren in Hamburg von Mai 2011 bis Jan 2014 nach Arten, Geschlecht und Altersklassen Anh. III, S. 35 Altersbezogene Anteile der reproduzierenden/nicht reproduzierenden Tiere aus den Lebendfängen nach Arten und Geschlecht über den gesamten Untersuchungszeitraum Anh. III, S. 36 Anteile der gefangenen Tiere der häufigeren Arten beider Geschlechter, die Anzeichen einer Teilnahme an der Reproduktion aufwiesen (Männchen mit vergrößerten Hoden; trächtige oder laktierende Weibchen) 70 Artnachweise von Kleinsäugern aus den Gewöllaufsammlungen für Hamburg seit 1.1.2000 sowie zum Vergleich von älteren Gewöllen aus Hamburg und Aufsammlungsorten außerhalb der Stadt Anh. III, S. 37 Durchschnittliche Artenzahlen je TK 25-Quadrant in Hamburg (an Hand von Kleinsäugerfängen, Totfunden und Nestsuchen) und im benachbarten Schleswig-Holstein (nach Daten aus BORKENHAGEN 2011) 104 Vorschläge für Gebiete/Bereiche, die als Monitoring- und Schutzgebiete geeignet sind. 115 126 Anhang II, Band 2 Kommentierte Artenliste als Zuarbeit zum Atlas der Säugetiere Hamburgs Anhang III, Band 3 Abbildungen und Tabellen zum Gutachten 127