Grundtypen ethischer Argumentation Gesinnungsethik: Politisch-moralisches Prinzip, das die Gesinnung, die Überzeugung, den Glauben etc. als einzigen Maßstab des Handelns zulässt. Die G. steht damit in einem Spannungsverhältnis zur Situationsethik. deontologische Argumentation: deon = Pflicht (griech.) die Richtigkeit ist durch die Natur der Handlung bestimmt. Das naturrechtliche Denken besagt, dass der Mensch mit Hilfe seines Verstandes den im Wesen der Dinge von Gott bzw. der Natur hineingelegten Sinn erkennen und daraus ethische Grundsätze (oberste Sollenssätze) ableiten kann (agere sequitur esse). So begründet diese Ethik ein allgemein verpflichtendes Recht. Diese Ethik begründet sich natürlich nicht vom faktischen Verhalten, sondern von einem Ideal her. Vgl. dazu den kategorischen Imperativ von Kant („Handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte.“) und das kompromisslose Eintreten der Kirche für das Leben: Abtreibung ist grundsätzlich moralisch nicht zu rechtfertigen. positiv: klare Wertorientierung und konkrete Entscheidungshilfe bei ethischen Fragen wie Embryonenschutz, Abtreibung, Euthanasie) negativ: möglicher Gesetzesgehorsam (Gesetzesethik) , Unterbewertung der Gewissensentscheidung, deduktive Ableitung von Normen aus der (vermeintlich) „natürlichen Seinsordnung“ (Natur) Situationsethik: fragt danach, ob das Resultat, das Ziel des Handelns verantwortbar ist und lässt nur das als Maßstab gelten. teleologische Argumentation: telos = Ziel (griech.) Die Richtigkeit einer Handlung hängt vom Zweck und Ziel ab. Die Qualität einer Handlung muss von ihren Zielen und Folgen her beurteilt werden. So ist z.B. eine militärische Intervention, die Menschenleben kostet, im Kampf gegen den Terrorismus gerechtfertigt. positiv: Ernstnehmen persönlicher Umstände, Realitätsbezug negativ: oft Überforderung des Einzelnen, leichte Beeinflussbarkeit durch Druck von außen, . Problem: Kann der Zweck die Mittel heiligen? (christliche) Verantwortungsethik: Autorität, Gesetze, Normen sind Hilfen zur Entscheidung. Im Einzelfall bedarf es oft der Abwägung konkurrierender Werte und Güter. Die Bedingung der Möglichkeit im Sinne der Verantwortungsethik zu handeln sind jedoch persönliche Freiheit, Mündigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Einzelnen. Verantwortungsethisch zu handeln ist in einer Demokratie eine große Aufgabe, in einer Diktatur hat dies hohe Risiken. Das Ideal ist eine religiös verankerte Autonomie, d. h., der Mensch betrachtet die religiösen/ sittlichen Werte (Dekalog 10 Gebote - , Ethik Jesu - Nächstenliebe -, Menschenrechte) als verbindliche Grundlage seines Handelns, ist aber stets bemüht, diese verantwortungsvoll der jeweiligen Situation anzupassen. Begründung: „Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt.“ (Dostojewski) (vgl. im Gegensatz dazu atheistische ethische Modelle!) positiv: Festhalten an sittlichen Normen, aber keine Verabsolutierung, Bedeutung der persönlichen und sittlichen Entscheidung, Betonung der notwendigen Wandelbarkeit von Normen in der konkreten Situation negativ: in der Praxis oft Überforderung des Einzelnen; Voraussetzung ist eine starke, reife, in sich gefestigte Persönlichkeit