MEDIENMITTEILUNG Zürich, 22. Dezember 2004 Hilfsprojekte für Bevölkerung aus dem Chemiewaffenlager-Gebiet Schutschje angelaufen Nur 6 km entfernt von der Stadt Schutschje und 4 km entfernt vom Dorf Kozino, Russland, liegt das grösste Chemiewaffenlager mit 5 462 Tonnen giftigen Chemikalien. Vor drei Jahren begleitete DOK-Autorin Helen Stehli Pfister Christina Bigler, Programmleiterin Sozialmedizin von Green Cross Schweiz, bei der Evaluation von Hilfsprojekten für die dort lebende Bevölkerung. Im Film “Im Schatten der Chemiewaffen” sind Begegnungen mit den Bewohnern von Schutschje festgehalten und unter welchen desolaten Umständen die Menschen dort leben müssen. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt an der Armutsgrenze, ist unterernährt und auf Grund mangelhafter Kontrolle der gelagerten Chemiewaffen einer stetigen Wasser- und Luftverschmutzung ausgesetzt. Aus Geldnot kann sich die Bevölkerung weder eine medizinische Untersuchung noch Behandlung leisten. Zudem wissen die Menschen nicht wie sie sich vor den schädlichen Einflüssen der Giftstoffe schützen können, was viele Krankheitsfälle verhindern könnte. Die Kinder aus dem Schutschje-Gebiet leiden an Asthma, verschiedenen Allergien und Störungen des endokrinen Systems und der Verdauung. Therapiecamps zur Stabilisierung des Gesundheitszustands Seit 2002 sorgt Green Cross Schweiz dafür, dass Kinder und Jugendliche aus der Gegend zur Verbesserung des Gesundheitszustandes an den bewährten Therapiecamps teilnehmen können. Die Kinder werden medizinisch untersucht und individuell betreut. Neben speziellen Ernährungsprogrammen und Therapieformen wie Massagen, Wärmebehandlungen, Badeund Pflanzenkuren sind für die Kinder und Jugendliche zudem Ausbildungsangebote mit Pädagogen, Sportlern, Ärzten und Chemiewaffenspezialisten im Angebot. Insgesamt konnten 384 Kinder und Jugendliche aufgenommen werden. Zündung von Projektinitiativen für die Hilfe zur Selbsthilfe Die sozialmedizinischen Green-Cross-Hilfsprojekte bauen darauf auf, dass die Bevölkerung aktiv am Umweltschutz, an der Gebiets-Dekontaminierung und an der Zurückgewinnung lokaler Ressourcen mitarbeitet. Die Projekte aktivieren und unterstützen soziale Initativen im Dorf Kozino und in der Stadt Schutschje, fördern die Entwicklung lokaler Gemeinschaften und stärken die Autonomie der Bevölkerung zur Bekämpfung der Armut. In einer ersten Phase richten sich die Projektinitiativen an die Frauen, da sie eine wichtige und tragende Rolle in der Gesellschaft einnehmen sowie durch ihre Vorbildfunktion und aktives Handeln möglichst viele Dorfbewohner miteinbeziehen können. Deshalb ist die Bildung einer Steuergruppe von rund acht Frauen im Dorf Kozino geplant. Sie sollen gemeinsam eine Kooperative entwickeln, koordinieren und führen. Ganz im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe wird die Frauen-Steuergruppe zusammen mit der Dorfbevölkerung Klein-Projekte wie beispielsweise eine Hühner-, Gänse- oder Schweinezucht realisieren können. Eine weitere soziale Projektinitiative ist der Teenager-Club in Schutschje. Er steckt zwar noch in den Kinderschuhen, ist jedoch ein erster Schritt um den Jugendlichen im Chemiewaffengebiet Wissen zu vermitteln und eine Plattform zum Gedankenaustausch zu geben. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Christina Bigler, Programmleiterin Sozialmedizin, unter Tel. 043 499 13 10.