Literaturangaben - Universität Wien

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Costa Rica
18. – 31. Juli 2006
Leitung:
Mag. Dr. Anton Weissenhofer
Exkursionsbericht
Exkursion für
ErnährungswissenschafterInnen
zur Vorlesung Humanökologie von
Doz. Ao. Univ.-Prof. Dr. Bernd Lötsch
VORWORT
Seit dem Bestehen der Tropenstation La Gamba im Jahre 1993, ist es ein
Anliegen der Universität Wien, möglichst vielen StudentInnen die Vielfältigkeit
und die Besonderheiten der Tropen zu zeigen.
Aufgrund einer Initiative von Univ. Prof. Dr. Bernd Lötsch ist es gelungen, eine
Lehrveranstaltung ins Leben zu rufen, die ErnährungswissenschafterInnen die
Möglichkeit bietet, studienrelevante humanökologische Themen zu bearbeiten und
die Problematik der Tropenländer anhand des Beispiellandes Costa Rica kennen zu
lernen. Diese „Exkursion nach Costa Rica für ErnährungswissenschafterInnen“ fand heuer bereits zum vierten Mal statt.
Die Exkursion führte uns von der Hauptstadt San José Richtung Norden zum Vulkan Poás und weiter
zum Vulkan Arenal, wo wir unterschiedlichste Ökosysteme und Sukzessionsstadien kennen lernten.
Entlang der Pazifikküste ging es Richtung Süden, wo wir den bekannten Nationalpark Manuel Antonio besuchten und dann weiter in die noch unberührte Gegend um den Golfo Dulce. Der Regenwald der Österreicher und die Tropenstation La Gamba mit ihren zahleichen Umweltschutzprojekten stellten einen zentralen Punkt der Exkursion dar, ebenso wie das Kennenlernen tropischer Früchte,
Anbaumethoden von Cash-Crops und die Problematik der Landwirtschaft in den Tropen.
Die Erlebnisse und die Begeisterung der StudentInnen für dieses Land war so groß, dass man sich
kurzum entschloss, einen Exkursionsbericht zu gestalten, der das Land als ganzes vorstellen soll und
den üblichen Rahmen eines Protokolls sprengt.
Der vorliegende Bericht enthält Tagesprotokolle, die den Ablauf und das Gesehene der gesamten Exkursion chronologisch wiedergeben. Ein zweiter Teil stellt das Land Costa Rica vor. Allgemeine Kapitel wie Geschichte, Politik, Geografie und Geologie geben eine gute Einführung in die Landeskunde
und ausgewählte biologische Themen zeigen die Vielfalt und Komplexität der tropischen Ökosysteme.
Großer Dank gilt allen TeilnehmerInnen, die sich für das Gelingen des Skriptums eingesetzt haben.
Ganz besonderer Dank gebührt den beiden Redakteurinnen Theresia Fastian und Barbara VobrovskySimon, die zahlreiche Arbeitsstunden zur Realisierung dieses Bandes investierten.
Dem Leser wünschen wir viel Freude damit.
Pura vida!
Anton Weissenhofer
Costa Rica.
Das Gefühl, wenn man das erste Mal mitten im Regenwald steht, umgeben von riesigen Bäumen und
rundherum alles grün, ist unbeschreiblich. Ab und zu ist durch das dichte Blätterdach der Himmel zu
sehen und bei jedem Schritt sind neue, unbekannte Pflanzen und Tiere zu entdecken. Abenteuer pur!
Von der Möglichkeit nach Costa Rica zu fahren, erfuhren die meisten von uns wohl in der Vorlesung
Humanökologie. Als wir uns dann, Mitte Dezember 2005, das erste Mal trafen, konnte sich aber wahrscheinlich keiner genau vorstellen, was uns erwarten würde. Gebannt lauschten wir dem Vortrag über
das unbekannte Land, das es zu entdecken galt. Groß war die Neugierde und viele Fragen wurden
gestellt, die mit Geduld und Begeisterung von unserem Exkursionsleiter Mag. Dr. Anton Weissenhofer, beantwortet wurden.
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Bis wir aber endlich unsere Füße auf den Boden Costa Ricas stellen durften, verging noch ein halbes
Jahr, welches wir nützten, uns besser kennen zu lernen. Voller Diskussionen über Gepäck und Reiseapotheke, Anzahl der mitzunehmenden Fotofilme, Kleidung, die besten Reiseführer, notwendigen
Impfungen und die beste Art seinen Koffer zu packen, verbrachten wir unsere Treffen.
Nach langem Flug und mit sehr großer Spannung in San José angekommen, begrüßte uns das Land
mit strömenden Regen. Auch in den nächsten zwei Wochen war der Regen unser ständiger Begleiter,
was uns aber nicht daran hinderte tiefer in das Land und seine Natur einzutauchen. So fuhren wir von
San José aus zu den Vulkanen Poás und Irazú; und in den Norden, wo wir den Río Frío und den Nationalpark Arenal mit seinen Hängebrücken unsicher machten. Bevor es dann endlich zum Regenwald
der Österreicher, hinunter in den Süden ging, erkundeten wir noch den Nationalpark Manuel Antonio,
und genossen die warmen Buchten des Pazifiks.
Doch auch in der Tropenstation hatten wir kaum Gelegenheit durchzuatmen. So durchquerten wir den
Esquinas Nationalpark, machten eine Bootstour in die Mangroven, besuchten eine Reisfabrik und einen Früchtegarten. Einer der Höhepunkte war die Nachtwanderung durch den Regenwald um die Tropenstation herum. Es blieb also kaum Zeit die vielen neuen Eindrücke auf uns wirken zu lassen, die
fremde Kultur, die freundlichen Menschen, die bisher unbekannte Tier- und Pflanzenwelt, und vieles
mehr.
Mit diesem Exkursionsbericht versuchten wir unsere Eindrücke und das Erlebte festzuhalten.
Der Bericht umfasst Tagesprotokolle, beginnend vom Betreten Costa Ricas bis hin zum Verlassen des
Landes, sowie Spezialteile, die sich vertiefend mit der costaricanischen Natur und Kultur beschäftigen
und auseinandersetzen.
Wir möchten uns hiermit speziell bei Mag. Dr. Anton Weissenhofer bedanken, der uns, mit seinem
großen Fachwissen und seiner nahezu unerschöpflichen Geduld, das Land und die Natur näher brachte, sowie bei Doz. Ao. Univ.-Prof Dr. Bernd Lötsch, der diese Exkursionen für ErnährungswissenschafterInnen ins Leben gerufen hat. Außerdem einen herzlichen Dank den MitarbeiterInnen der Tropenstation La Gamba und allen anderen Personen, die uns dieses einmalige Erlebnis ermöglichten.
Die Redaktion
v.l.n.r. hinten: Besitzerin des Kräutergartens in La Fortuna, Mario Auer, Franziska Schrempf, Bernadette Binder, Monika Praschberger, Andrea Pichlmaier, Gina Phillip, Stefanie Pichler, Theresia Fastian, Julia Kerschbaum, Ines Faber, Christian Kolowratnik,
Roswitha Stieglmayer, Barbara Vobrovsky-Simon, Joachim Simon
v.l.n.r. vorne: Birgit Jogl, Ursula Bachlechner, Barbara Rittmannsberger, Birgit Wondratsch, Elisabeth Wurglits, Michaela Seiz,
Tatjana Koukal, Walpurga Goebel, Barbara Lukasch
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Costa Rica 2006
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
Vorwort ..................................................................................................................................... 1
TEIL I: REISEROUTE UND PROTOKOLLE
Reiseroute .................................................................................................................................. 8
Vulkan Irazú und Cartago ....................................................................................................................9
Donnerstag, 20. 07. 2006
Nationalpark Vulkan Poás, La Fortuna, Vulkan Arenal .................................................................11
Freitag, 21. 07. 2006
Fahrt nach Los Chiles, Bootsfahrt auf dem Río Frío........................................................................12
Samstag, 22. 07. 2006
Vulkan Arenal und Arenal-Hängebrücken .......................................................................................14
Sonntag, 23. 07. 2006
Kräutergarten und Manuel Antonio ..................................................................................................17
Montag, 24. 07. 2006
Nationalpark Manuel Antonio und Fahrt zum „Regenwald der Österreicher“ ............................19
Dienstag, 25. 07.2006
Wanderung im „Regenwald der Österreicher“, Besichtigung der Tropenstation.........................23
Mittwoch, 26. 07. 2006
Durchwanderung des Esquinas-Waldes zum Playa San Josésito ....................................................25
Donnerstag, 27. 07. 2006
Golfito, Mangroventour, Strand von Zancudo, Golfo Dulce, Nachtwanderung ............................28
Freitag, 28. 07. 2006
Reisfabrik und Tropical Paradise Garden.........................................................................................31
Samstag, 29. 07. 2006
Besuch der Ortschaft „La Gamba“ ....................................................................................................32
Sonntag, 30. 07. 2006
Rückfahrt nach San José .....................................................................................................................33
Montag, 31. 07. 2006
Tag der Abreise, San José Stadtrundgang – Shopping – Heimflug.................................................36
Dienstag, 01. 08. 2006
TEIL II: LANDESKUNDE
2.1 Geografie und Klima ........................................................................................................ 39
2.1.1 Geografie.......................................................................................................................................39
2.1.2 Klima.............................................................................................................................................42
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Costa Rica 2006
Inhaltsverzeichnis
2.2 Vulkanismus...................................................................................................................... 48
2.2.1 Allgemeine Einführung in die Vulkanologie ................................................................................48
2.2.2 Vulkane und Menschen Weltweit .................................................................................................53
2.2.3 Costa Rica – Entstehung der mittelamerikanischen Landbrücke ..................................................55
2.2.4 Vulkane Costa Ricas .....................................................................................................................56
2.3 Nationalparks in Costa Rica............................................................................................ 63
2.3.1 Die Bedeutung von Nationalparks ................................................................................................63
2.3.2 Historie der Nationalparks in Costa Rica ......................................................................................63
2.3.3 Kategorieeinteilung von Schutzzonen...........................................................................................63
2.3.4 Die Finanzierung der Nationalparks..............................................................................................64
2.3.5 Defizite bei der Umsetzung der Naturschutzpolitik ......................................................................65
2.3.6 Von uns besuchte Nationalparks ...................................................................................................65
TEIL III: GESCHICHTE UND POLITIK
3.1 Geschichte ......................................................................................................................... 69
3.1.1 Vom Ursprung der menschlichen Besiedelung .............................................................................69
3.1.2 Neuzeit ..........................................................................................................................................69
3.1.3 Zeittafel .........................................................................................................................................72
3.2 Die Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen ........................................................ 75
3.2.1 Einleitung ......................................................................................................................................75
3.2.2 Historischer Rückblick..................................................................................................................76
3.2.3 Die Verfassung von 1949..............................................................................................................77
3.2.4 Resümee ........................................................................................................................................81
TEIL IV: ÖKONOMIE UND LANDWIRTSCHAFT
4.1 Ökonomie .......................................................................................................................... 83
4.1.1 Basisdaten .....................................................................................................................................83
4.1.2 Wirtschaftslage..............................................................................................................................83
4.1.3 Schlussfolgerungen für die Zukunft ..............................................................................................86
4.2 Landwirtschaft und Cash-Crops..................................................................................... 87
4.2.1 Allgemeines zur Landwirtschaft ...................................................................................................87
4.2.2 Allgemeines zu den Cash-Crops ...................................................................................................87
4.2.3 Die Cash-Crops Costa Ricas .........................................................................................................88
4.2.4 Chiquita Brands International – United Fruit Company ...............................................................95
TEIL V: BIOLOGISCHE ASPEKTE
5.1 Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald........................................................ 97
5.1.1 Die tropischen Lebensräume.........................................................................................................97
5.1.2 Regenwaldtypen............................................................................................................................98
5.1.3 Struktur und Lebensformen tropischer Regenwälder....................................................................99
5.1.4 Pionier- und Klimaxarten............................................................................................................106
5.1.5 Besonderheiten tropischer Pflanzen ............................................................................................108
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Costa Rica 2006
Inhaltsverzeichnis
5.2 Tropische Früchte .......................................................................................................... 111
5.2.1 Anacardiaceae: Sumachgewächse...............................................................................................111
5.2.2 Annonaceae: Rahmapfelgewächse..............................................................................................112
5.2.3 Arecaceae: Palmen ......................................................................................................................112
5.2.4 Bromeliaceae: Bromeliengewächse ............................................................................................114
5.2.5 Caricaceae: Melonenbaumgewächse...........................................................................................115
5.2.6 Convolvulaceae: Windengewächse.............................................................................................115
5.2.7 Euphorbiaceae: Wolfsmilchgewächse.........................................................................................116
5.2.8 Fabaceae: Schmetterlingsgewächse ............................................................................................116
5.2.9 Lauraceae: Lorbeergewächse ......................................................................................................116
5.2.10 Lecythidaceae: Deckeltopfbäume .............................................................................................117
5.2.11 Malvaceae: Malvengewächse....................................................................................................118
5.2.12 Mimosaceae: Mimosengewächse..............................................................................................118
5.2.13 Moraceae: Maulbeergewächse ..................................................................................................119
5.2.14 Musaceae: Bananengewächse ...................................................................................................119
5.2.15 Myrtaceae: Myrthengewächse...................................................................................................120
5.2.16 Oxalidaceae: Sauerkleegewächse..............................................................................................121
5.2.17 Passifloraceae: Passionsblumengewächse.................................................................................122
5.2.18 Poaceae: Süßgräser....................................................................................................................122
5.2.19 Proteaceae: Proteusgewächse....................................................................................................123
5.2.20 Rubiaceae: Krappgewächse.......................................................................................................124
5.2.21 Rutaceae: Rautengewächse .......................................................................................................124
5.2.22 Sapindaceae: Seifenblumengewächse .......................................................................................126
5.2.23 Sapotaceae: Breiapfelgewächse ................................................................................................127
5.2.24 Solanaceae: Nachtschattengewächse.........................................................................................127
5.3 Tropische Kräuter und Gewürze .................................................................................. 128
5.3.1 Apiaceae: Doldenblütler..............................................................................................................128
5.3.2 Asteraceae: Korbblütler...............................................................................................................128
5.3.3 Equisetaceae: Schachtelhalmgewächse.......................................................................................128
5.3.4 Lamiaceae: Lippenblütler............................................................................................................129
5.3.5 Lauraceae: Lorbeergewächse ......................................................................................................129
5.3.6 Liliaceae: Liliengewächse ...........................................................................................................129
5.3.7 Myristicaceae: Muskatnussgewächse..........................................................................................130
5.3.8 Myrtaceae: Myrtengewächse.......................................................................................................130
5.3.9 Piperaceae: Pfeffergewächse.......................................................................................................131
5.3.10 Poaceae: Süßgräser....................................................................................................................131
5.3.11 Zingiberaceae: Ingwergewächse ...............................................................................................132
5.4 Reptilien und Amphibien............................................................................................... 134
5.4.1 Einleitung ....................................................................................................................................134
5.4.2 Ausgewählte Amphibien Costa Ricas .........................................................................................134
5.4.3 Ausgewählte Reptilien Costa Ricas ............................................................................................137
5.5 Vögel ................................................................................................................................ 146
5.5.1 Apodiformes (Seglervögel) .........................................................................................................146
5.5.2 Passeriformes (Sperlingsvögel)...................................................................................................147
5.5.3 Trogoniformes (Trogone)............................................................................................................149
5.5.4 Falconiformes (Greifvögel).........................................................................................................149
5.5.5 Pelecaniformes (Ruderfüßer) ......................................................................................................150
5.5.6 Ciconiiformes (Schreitvögel) ......................................................................................................152
5.5.7 Galliformes (Hühnervögel) .........................................................................................................155
5.5.8 Charadriiformes (Regenpfeiferartige) .........................................................................................155
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Costa Rica 2006
Inhaltsverzeichnis
5.6 Säugetiere ........................................................................................................................ 157
5.6.1 Primates (Affen)..........................................................................................................................157
5.6.2 Rodentia (Nagetiere) ...................................................................................................................158
5.6.3 Microchiroptera (Fledermäuse)...................................................................................................159
5.6.4 Carnivora (Raubtiere)..................................................................................................................160
5.6.5 Folivora (Faultiere) .....................................................................................................................162
5.6.6 Wo man Säugetiere am besten findet ..........................................................................................163
5.7 Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren .............................................................. 165
5.7.1 Einleitung ....................................................................................................................................165
5.7.2 Bestäubung..................................................................................................................................165
5.7.3 Samenverbreitung........................................................................................................................167
5.7.4 Beziehung zwischen Ameisen und Pflanzen...............................................................................170
5.7.5 Tarnung .......................................................................................................................................173
TEIL VI: DAS PROJEKT „REGENWALD DER ÖSTERREICHER“
6.1 Das Projekt „Regenwald der Österreicher“....................................................................................177
6.2 Die Tropenstation „La Gamba“......................................................................................................178
6.3 Die „Esquinas Rainforest Lodge“ ..................................................................................................180
TEIL VII: KULINARISCHE KÖSTLICHKEITEN
7.1 Allgemeiner Überblick...................................................................................................................183
7.2 Rezepte zur Verwendung von tropischem Gemüse .......................................................................185
7.3 Nationalgerichte und andere kulinarische Köstlichkeiten..............................................................187
7.4 Cocktails & Co...............................................................................................................................191
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Teil I
Reiseroute
und
Protokolle
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Costa Rica 2006
Protokolle
PROTOKOLLE
Reiseroute
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Costa Rica 2006
Protokolle
Vulkan Irazú und Cartago
DONNERSTAG, 20. 07. 2006
(Barbara Rittmannsberger, Walpurga Goebel)
Frühstück bereits ab 6:30 Uhr, da wegen der Zeitumstellung alle früh munter sind. Es gibt am Buffet:
Gallo pinto (Reis mit schwarzen Bohnen) dazu Eierspeise, Würstchen, frische Früchte (Ananas,
Papaya, Wassermelone und selbstverständlich Bananen) und allerlei ganz Gewöhnliches (Müsli, Brot,
Marmelade, Käse, etc.).
Um 8:00 Uhr ist Abfahrt mit dem Bus in Richtung des höchsten, aktiven Vulkan des Landes (Vulkan
Irazú 3.432 m).
Um 8:10 Uhr machen wir einen Stopp bei dem ersten costaricanischen Supermarkt, den wir auf
unserer Reise besuchen. Alle schauen sich das Sortiment an und entdecken unter den vielen fremden
doch einige uns bekannte Marken (Pringles, Kellogs, Kinderschokolade, etc.), die meisten
KollegInnen kaufen Trinkwasser.
Auf der Weiterfahrt werden die Themen für den Exkursionsbericht verteilt und kurz besprochen.
Der Weg führt uns über die Interamerikana (wichtigste Durchzugsstraße des Landes; sie verläuft
durch ganz Amerika d.h. von Alaska bis Feuerland, mit einer kurzen Unterbrechung in Panama) durch
die ehemalige Hauptstadt von Costa Rica (Cartago), die wir jedoch erst später an diesem Tag besuchen
wollen.
Um 8:50 Uhr bleiben wir bei einem Aussichtspunkt stehen, von dem man einen wunderschönen
Blick, zwischen den Wolken hindurch, auf Cartago hat. Neben dem für uns exotischen Kolibri,
entdecken wir ein Hörnchen und eine ganz gewöhnliche Kuhherde.
Kurz darauf folgt ein weiterer Stopp, bei dem wir eine, für diese Region typische, costaricanische
Eiche, Quercus costaricensis (Fagaceae), sehen, auf der ein leuchtend oranger Hemiparasit
(Psittacanthus schiedeanus, Loranthaceae) wächst. Dort posiert ein Kolibri für unsere gezückten
Kameras.
Um 10:40 Uhr erreichen wir den Nationalpark Vulkan Irazú. Der Name Irazú geht auf eine
Indianersiedlung zurück – Izataru – was soviel bedeutet wie „donnernder und zitternder Berg“. Der
Nationalpark wurde 1955 gegründet und ist damit der älteste von Costa Rica. Er umfasst ein Gebiet
von 2.300 ha von primären Berg- und Nebelwäldern.
Wir stürmen gleich zum Hauptkrater (1 km Durchmesser und 300 m Tiefe), da dieser gerade nicht
vom Nebel bedeckt ist. Der Kratersee, welcher sich am Grund gebildet hat, ist von eindrucksvoller
grün-gelblicher Farbe, die durch Mineralstoffe (Schwefel) und Algen verursacht wird. Der See wird
von Regenwasser gespeist und ist nicht heiß.
Auf Grund der Witterung (Wind, Kälte, sehr mineralhältiger Boden) gibt es nur spärlichen Bewuchs.
Die Pflanzen haben Schwierigkeiten auf der Ebene zu wachsen und brauchen lange bis sie sich
festsetzten können. Wenn sie dies allerdings einmal geschafft haben, können an diesem Fleck auch
andere Pflanzen wachsen und es kann sich durch den organischen Abfall Erde bilden. Erstbesiedler
sind oft Flechten. Sie können Säure ausscheiden und dadurch Nährstoffe aus dem Muttergestein
herauslösen. Grundsätzlich wachsen Pflanzen hier eher niedrig, um die Wärme des Bodens
auszunutzen und als Schutz vor dem Wind. Auf dem Hochplateau des Kraters befindet sich während
der Regenzeit ein kleiner See, in dessen Randzonen Sauergras – Arten der Gattung Carex – wächst.
Ganz typisch für vulkanischen Boden ist Gunnera insignis (Gunneraceae), welche eine Symbiose
mit Blaualgen eingeht und dadurch auf diesen Böden wachsen kann. Die Costaricaner nennen diese
Pflanze „sombrilla de pobre“, was soviel bedeutet wie „Regenschirm der Armen“. Des Weiteren
entdecken wir eine Johanniskrautart Hypericum sp. (Hypericaceae), das Maiglöckchengewächs
Maianthemum gigas (Convallariaceae) und verschiedene Sträucher. Anhand derer erklärt Anton uns
das Mikroklima (d.h. es herrscht innerhalb des Strauchs ein völlig anderes Klima als außerhalb und es
können sich daher auch andere Pflanzen ansiedeln). Ein Strauch mit ledrigen Blättern ist das
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Costa Rica 2006
Protokolle
Myrtengewächs Ugni myrtilloides (Myrtaceae); es finden sich auch Erikagewächse Vaccinium spp,
Gaultheria sp. (Ericaceae) und Sauerampfer Rumex sp. (Polygonaceae).
Um 11:05 Uhr machen wir unser erstes Gruppenfoto vor dem Kratersee.
Um 12:20 Uhr rasten wir vor dem Souvenirgeschäft und Anton erzählt uns die Geschichte vom letzten
großen Ausbruch des Vulkans am 13. März 1963, als sich zu dieser Zeit gerade der amerikanische
Präsident John F. Kennedy in Costa Rica aufhielt. Damals wurde ein großer Teil des Valle Central mit
Asche bedeckt.
Um 12:50 Uhr verlassen wir den Vulkan und brechen Richtung Cartago auf.
Um 13:30 Uhr kommen wir in Cartago an und stürmen gleich zur Markthalle, auf der Suche nach
einem guten Mittagessen. Die Markthalle besteht aus vielen, verwirrenden Gängen, wo man nicht nur
Lebensmittel aller Art bekommt, sondern auch Gebrauchsgegenstände des Alltags (Töpfe, Macheten,
Hängematten, Schuhe, Hüte...). Dazwischen finden sich kleine „Sodas“ in denen man gut und günstig
die einheimische Küche genießen kann. Für die Gruppe gibt es Casado – das ist ein traditionelles
costaricanisches Gericht und bedeutet soviel wie „verheiratet“. Es besteht aus Reis, Bohnen,
Kochbananen, gekochten Gemüse und Salat, dazu kann man zwischen Fleisch (die unterschiedlichsten
Sorten und auf verschiedene Weisen zubereitet) Fisch oder manchmal auch Käse wählen. Zum
Trinken gibt es Cas oder Tamarinde – beides sind sehr erfrischende Fruchtsäfte.
Nach dem Essen erkunden wir den Markt und Anton macht uns mit den verschiedensten Frucht- und
Gemüsearten der Gegend vertraut, einige davon werden auch verkostet:
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Chayote – Sechium edule (Jacq.) Sw. (Cucurbitaceae)
Avocado – Persea americana P. Mill. (Lauraceae)
Mango – Mangifera indica L. (Anacardiaceae)
Papaya – Carica papaya L. (Caricaceae)
Koriander – Coriandrum L. (Apiaceae)
Kokosnuss – Cocos nucifera L. (Arecaceae)
Zuckerrohr – Saccharum officinarum L. (Poaceae)
Rahmapfel – Annona squamosa (Annonaceae)
Stachelannone, Sauersack – Annona muricata (Annonaceae)
Rote Mombinpflaume – Spondias purpurea L. (Anacardiaceae)
Pfirsichpalme – Bactris gasipaes Kundt (Arecaceae)
Amazonas-Guave, Arazá – Eugenia stipitata McVaugh (Myrtaceae)
Rambutan – Nephelium lappaceum L. (Sapindaceae)
Tamarinde – Tamarindu indica (Mimosaceae)
Brotfruchtbaum – Artocarpus altilis (Moraceae)
Costaricanische Guave, Cas – Psidium friedrichsthalianum (Myrtaceae)
Guave, Gujavabaum – Psidium guajava (Myrtaceae)
Wasserapfel, Apfeljambuse – Syzygium malaccense (Myrtaceae)
Lulu-Frucht, Naranjilla – Solanum quitoense (Solanaceae)
Assaipalme, Palmherzen – Euterpe edulis und andere Arten (Areceae)
Um 15:00 Uhr verlassen wir den Markt und machen eine kleine Stadterkundung. Zuerst kommen wir
auf den „Parque Central“, wo sich die Ruine der alten Kirche befindet. Sie wurde bei einem Erdbeben
1910 zerstört. Leider können wir die Ruine nur von außen besichtigen, da sie für die Öffentlichkeit
nicht zugänglich ist. Wir nützen die ehrwürdigen Mauern gleich als Hintergrundbild für ein weiteres
Gruppenfoto und marschieren dann weiter zum ehemaligen Regierungsgebäude, dem ältesten
Gebäude der Stadt, das wir jedoch ebenfalls nur von außen bewundern können.
Um 15:20 Uhr erreichen wir die Basilica de Nuestra Señora de Los Angeles, das wichtigste religiöse
Zentrum des Landes und einer der wichtigsten Pilgerstätte in Mittelamerika. Vor allem am 2. August,
dem Jahrestag der Erscheinung, kommen Pilger aus allen Landesteilen und auch aus Panama und
Nicaragua zu dieser Weihstätte, einige demütig auf Knien rutschend. Die Basilika wurde 1926 erbaut
und es rankt sich eine Legende um sie: An dieser Stelle, damals noch außerhalb der Stadt, hatte das
Indianermädchen Juana Pereira im Jahre 1635 eine Marienfigur auf einem Stein gefunden. Nach der
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Costa Rica 2006
Protokolle
Überlieferung kehrte die Figur zweimal auf wundersame Weise an den gleichen Platz zurück, was als
ein Zeichen Gottes gewertet wurde, hier eine Kirche zu erbauen.
Von außen mag die Kirche nicht jedermanns Geschmack sein, aber das Innere ist mit Holz vertäfelt
und wirklich sehenswert. Unterhalb der Basilika bewundern wir den besagten Stein und sehen auch
kleine silberne Anhänger in Form von Menschen, einzelnen Körperteilen und Arbeitsutensilien, die
den Pilgern für die Heiligenverehrung und Fürbitten zur rituellen Verfügung stehen.
Um 16:45 Uhr verlassen wir Cartago und machen uns auf den Weg zurück nach San José, wieder über
die Interamerikana.
Wir kommen um 17:30 Uhr im Hotel an, beschließen noch gemeinsam durch die Stadt zu spazieren
und in der Stadt zu Abend zu essen (18:30 Uhr, bei Manolo’s Churreria).
Um 21:00 Uhr kommen wir müde und erschöpft von unserem ersten Tag in Costa Rica nach Hause
und gehen schlafen.
Nationalpark Vulkan Poás, La Fortuna, Vulkan Arenal
FREITAG, 21. 07. 2006
(Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer)
6.30 – 7.30 Uhr: Frühstück in San José, Hotel Fleur de Lys. Es gibt Gallo pinto, Rührei, Würstel in
Tomatensoße, Obst (Ananas, Papaya, Wassermelone, Banane), Brot, Muffins, Käse, Kuchen, Müsli,
Kaffee, Tee, Fruchtsäfte.
7.45 Uhr: Abfahrt zum Vulkan Poás mit Zwischenstopp am Flughafen wegen dem verschollenen
Koffer von Birgit, leider erfolglos.
Verkostung von Guaba, (Inga edulis Mart., schwertförmige Frucht, „Zuckerl” der Ticos).
Die Reiseroute führt uns durch die Provinz Alajuela (Valle Central, Schatzkammer des Landes). Auf
den fruchtbaren Böden in der Höhe von 1.000 m bis 1.700 m wachsen Kaffeesträucher, die der
Hochebene Wohlstand und Reichtum brachten.
10:00 – 10:30 Uhr: Zwischenstopp im „Café de la Casa” umgeben von Kaffeeplantagen. Angebaut
werden hauptsächlich die Arten „Arabica” (Coffea arabica) und „Robusta” (Coffea canephora). Die
„Robusta”-Bohne wird zu 5 % zu Kaffeemischungen beigefügt. Das Ursprungsland der Kaffeebohne
ist Äthopien. Neue Anbauländer drücken den Marktpreis zusätzlich. Der Kaffeepreis wird jetzt in New
York bestimmt, in einem Verbraucherland, nicht mehr in einem Produktionsland. Das führt dazu, dass
der Preis in manchen Jahren so stark fällt, dass die Oligarchen die Ernte verfaulen lassen, da es nicht
mehr rentabel genug ist die Kaffeebohnen zu ernten.
Außerdem wird in der Region Farn- und Erdbeeranbau betrieben. Die Farne dienen hauptsächlich als
Schnittpflanzen für den Export.
11:00 Uhr Ankunft im Nationalpark Vulkan Poás.
Wanderung zum Krater des Poás. Glücklicherweise verziehen sich bei unserer Ankunft die Wolken
und ermöglichen uns einen herrlichen Blick auf den größten Vulkankrater (Durchmesser: 1,5 km;
Tiefe: 300 m) des Landes, 37 km nördlich von Alajuela und 2.704 m hoch. Letzter Ausbruch war
1978, es steigt noch immer schwefeliger Rauch auf. Die Fumerolen waren deutlich zu hören und die
gelben, schwefeligen Ablagerungen am Ufer des Vulkansees deutlich zu sehen. Durch den Schwefel
ist das Wasser grüngelb gefärbt.
Danach geht es durch den Nationalpark, abseits der „Autobahn” (Abkürzung über den Trampelweg)
zum Nebenkrater Laguna Botos. Hier findet auch die erste Begegnung mit Kolibris statt. Am
Rückweg erfahren wir am eigenen Leib, warum der Regenwald „Regenwald” heißt und warum Anton
bei der Vorbesprechung auf guten Regenschutz gepocht hatte! Teilweise nass bis auf die Knochen,
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Costa Rica 2006
Protokolle
versuchen wir uns beim Shop notdürftig zu trockenen, ehe wir uns auf den Weg über Valle Virgen
nach La Fortuna (14:30 Uhr) machen.
Beim Verlassen des Nationalparks ist unser erster Zwischenstopp bei einem kleinen Geschäft, das
typische regionale Köstlichkeiten verkauft (Erdbeeren, Schokokaffeebohnen, Wein, Kaffeelikör,…).
Nach kurzer Fahrt sind wir beim „Wasserfall des Friedens” (La Paz) angelangt, wo wir wieder einige
Fotos schießen.
Es folgt ein Besuch in einem sehr eigenwilligen kleinen „Museums-Imbiss-Häuschen”, namens La
Cichnona. Dort können wir Vogelspinnen und Kolibris aus nächster Nähe beobachten (außerdem
Erdbeerfrösche und Leguane „made in China“…).
16:00 Uhr Abfahrt nach La Fortuna
18:25 Uhr Ankunft in der Stadt La Fortuna
Während der Dämmerung fotografieren wir den Vulkan Arenal.
19:05 Uhr krönender Abschluss des Tages! Wir fahren zu einem Aussichtspunkt und beobachten in
der Dunkelheit die Lavaerruptionen des Vulkans – ein sehr schönes und faszinierendes Erlebnis!
20:00 Uhr Ankunft in der Lodge „La Catarata” (gefördertes Projekt vom WWF Kanada, das von
Einheimischen geführt wird).
20:30 Uhr Abendessen
Es werden landestypische Spezialitäten aufgetischt: frittierter Maniok, Fisch, Putenfleisch, Huhn,
Rindfleisch, Reis mit Palmherzen,…
Heiterer Ausklang des Abends mit der Geburtstagsfeier für Birgit Wondratsch, wobei wir
costaricanischen Rum und eine lustige Geburtstagstradition (Tortencreme ins Gesicht) kennenlernen.
Fahrt nach Los Chiles, Bootsfahrt auf dem Río Frío
SAMSTAG, 22. 07. 2006
(Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits)
Zum Frühstück gibt es Palatschinken mit Ahornsirup, Früchte, Gallo pinto, Toastbrot, 3 Sorten
Marmelade, Eierspeise, sehr guten Kaffee, Tee und Orangensaft.
8:15 Uhr: Abfahrt vom Hotel nach Los Chiles. Auf dem Weg sehen wir Kühe, Maniok, Palmen und
Pferde. Es gibt wenige Vögel, was auf den reichlichen Regen zurückzuführen ist. Wenn Blüten und
Früchte durch die Nässe faulen, verschwindet die Nahrungsquelle der Vögel und sie wandern ab. Die
großen Vögel die am Straßenrand auf Bäumen sitzen sind Neuweltgeier (Raben-, und Truthahngeier).
Sie haben einem ausgeprägten Geruchssinn und sind mit den Störchen verwandt.
Wir fahren an jungen Ananasplantagen und Lagerstroemia speciosa vorbei, einen Baum mit rosa
Blüten der aus Asien stammt. Es ist bewölkt und schwül.
Der Bus stoppt an einem Geschäft und einer Brücke. Auf Antons Anraten hin, nehmen wir den
Fotoapparat mit. Einige von uns gehen Wasser kaufen, die anderen gehen gleich zur Brücke, wo schon
Leute stehen und hinuntersehen. In den Bäumen über dem Fluss sitzen massenhaft grüne Leguane
(Iguana iguana) – „grüner" Leguan deshalb, weil die juvenile Form blitzgrün ist. Sie fressen die
Blätter von verschiedensten Bäumen und werden wegen ihres guten Fleisches gezüchtet. Sie sind gute
Futterverwerter und schon nach zwei Jahren schlachtreif. Der Geschmack wird – wie fast immer wenn
der Geschmack unbeschreiblich ist – als hühnchenartig beschrieben.
Wir fahren weiter und kosten im Bus ein Gelee aus Psidium guajava (Myrtaceae), der Guave, aber
keinem schmeckt es so wirklich und es dreht im Bus mindestens drei Runden.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Unser Weg führt uns durch die Ebene von San Carlos und wir sehen den Río San Juan. Hier formen
kleine Bäche die Landschaft, die daher hügelig ist. An der Straßenseite sitzt ein „Road Side Hawk"
und Rafa, unser Buschauffeur, fährt für uns ein Stück zurück um den Greifvogel fotografieren zu
können. Bei der Weiterfahrt säumen meterhohe rote Hibiskusbüsche den Weg. Orangenbäume sowie
auch Zuckerrohr werden hier kultiviert.
Oft sieht man die Rotlehmerde hervorschauen. Die Böden sind ausgewaschen, die Humusschicht ganz
dünn oder nicht vorhanden, weil der klimabedingte, schnelle Stoffwechsel das nicht zulässt; der
Nährstoffkreislauf ist kurz und Laub und Humus werden sofort wieder verbraucht. Einzig Eisen und
Aluminiumoxide werden in den oberen Bodenschichten festgehalten und nicht ausgewaschen,
wodurch es zu einer Anreicherung dieser Elemente kommen kann. Weil sich 90 % der Nährstoffe in
den oberen 10 cm der Erdschicht befinden, sind hier vorrangig Flachwurzler und keine Tiefwurzler zu
finden.
Gut für die Landwirtschaft sind Böden an Vulkanhängen und in Überschwemmungsgebieten von
Flüssen. Es gibt Schwarz- und Weißwasserflüsse. Ein gutes Beispiel für einen Schwarzwasserfluss ist
der „Río Negro". Er enthält keine Nährstoffe und sein Überschwemmungsgebiet bietet auch nichts für
die Landwirtschaft. Seine Farbe ist bedingt durch Huminsäuren. Es leben wenige Fische in ihm und
auch wenig Gelsenlarven. (Ein Beispiel für einen Weißwasserfluss ist der Amazonas, wo das Wasser
nährstoffreich ist.)
Wir legen einen Stopp ein, denn zu unserer Rechten sitzen Brüllaffen (Alouatta palliata) in den
Baumkronen. Sie leben gerne in lichteren Waldstellen, in Sekundärwäldern und besonders in
Waldresten, entlang von Flüssen.
In Costa Rica gibt es vier Affenarten: Totenkopfäffchen, Weißkopfkapuzineraffen, Brüllaffen und
Spinnenäffchen. Diese Neuweltaffen, auch „Breitnasenaffen“ genannt – sind, mit Ausnahme des
Menschen, die einzigen lebenden Primaten auf dem amerikanischen Kontinent. Die meisten sind
Allesfresser, einzig die Brüllaffen sind rein vegetarisch was man gut an ihrem gedrungenen Körperbau
erkennen kann. Brüllaffen treten in Gruppen bis zu 20 Mitgliedern auf, bei den Totenkopfäffchen sind
es bis zu 100 Mitgliedern.
Um 10:30 Uhr kommen wir in Los Chiles an. Wir gehen die letzten Schritte zum Río Frío zu Fuß, alle
haben sich schon im Bus mit viel Gelsenschutzmittel eingerieben. Der Río Frío führt mehr Wasser als
in der Trockenzeit und mit einem etwas mulmigem Gefühl, aber der Gewissheit dass es hier keine
Krokodile gibt, steigen wir in das Boot ein.
Wir sehen:
• Kormorane (Phalacrocorax carbo), die auf einem Baumstamm sitzen und ihr Gefieder
trocknen, denn sie können es aufgrund ihrer verkümmerten Pürzeldrüse nicht einfetten. Das
ermöglicht ihnen bei der Jagd nach Fischen unter Wasser zu tauchen.
• Guajave (Psidium guajava) (Myrtaceae), Baum mit weißen Blüten.
• Eisvogel (Alcedo atthis)
• Silberreiher (Casmerodius albus), der Schnabel wird je nach Jagdverhalten geformt.
• Brüllaffen (Alouatta palliata)
• Schlangenhalsvogel (Anhingidae), er spießt unter Wasser Fische auf, wirft sie in die Luft,
dann erst frisst er sie.
• Passerinitangar (Ramphocelus passerinii, Scarlet Rumped Tanager), schwarzer Vogel mit
rotem Fleck am Rücken.
• Fliegenschnäpper (Muscicapidae, Fly Catcher), ökologisch sehr wichtige Gruppe. Er gibt
„Bem ti vi"-Rufe von sich (bedeutet „Hab dich schon gesehen“ auf Portugiesisch).
• Pachira aquatica (Bombacaceae), dieser Baum hat große braune Früchte die 2 – 3 kg schwer
sind. Die Samen, die darin enthalten sind, sind sehr fett, sie werden aber nicht genutzt.
• Ein Termitenbau sitzt in einer Astgabel.
• Guan (Chachalaca) – ein huhnähnlicher Vogel
Es ist 11:30 Uhr, wir hören Brüllaffen und immer wieder riechen wir die Abgase unseres Bootes.
Viele Pflanzen blühen in der Trockenzeit und die Früchte reifen dann in der Regenzeit, denn die
Bestäuber sind eher in der Trockenzeit vorhanden.
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Protokolle
Seidenreiher (Egretta garzetta) und Fliegenschnäpper, den wir beim Nestbau stören.
Flüchtig sehen wir einen Verwandten des Tukan in einem Baum: Collared Aracari.
Ganz kurz überfahren wir die Grenze zu Nicaragua, welches das 7. ärmste Land der Welt ist, und
wenden dann.
Auf der Rückfahrt um 12:00 Uhr biegen wir in einen Seitenarm ein um einen geeigneten Platz zu
suchen und unser Lunch einnehmen zu können. Es gibt Curryreis mit Hühnerfleisch, Bohnensalat,
weißen Salat der nach Koriander schmeckt und Tortilla-Chips. Beim Essen holen muss man schnell
sein sonst holt man sich einen Sonnenbrand. Dann fahren wir zurück nach Los Chiles.
Wir sehen ein Zweizehenfaultier (Bradypodidae, Choloepus didactylus) und warten (so wie das
Faultier) geduldig darauf, dass die andere Touristengruppe sich aus dem Staub macht, sodass wir
endlich Fotos schießen können. Faultiere haben Algen in ihrem Fell, darunter sogar Arten, die man
sonst noch nirgends gefunden hat! Sie sind gute Kletterer und können auch schwimmen. Etwa alle 10
Tage verlässt ein Faultier den Baum um seine Notdurft zu verrichten und den Baum zu wechseln. In
dieser Zeit lebt es gefährlich weil es Räubern ausgesetzt ist.
Fledermäuse (Chiroptera) sitzen an der regengeschützten Unterseite eines Baumstammes nahe dem
Wasser. Unsereins hat es anfangs nur für schwarze Flecken gehalten!
Bei der Rückfahrt beginnt es leicht zu regnen und um 13:30 Uhr endet unsere Bootsfahrt.
Danach Weiterfahrt zu einem Thermalbad beim Vulkan Arenal.
An der rechten Straßenseite entdecken wir beim Vorbeifahren eine Akipflaume (Blighia sapida,
Seifenbaumgewächs), welche in Westafrika beheimatet ist. Die Frucht ist birnenförmig, hellrot bis
gelborange. Wenn sie reif ist, öffnet sie sich in drei große Spalten und es kommen leuchtend-schwarze
Samen zum Vorschein, umgeben von gelblichweißem Fruchtfleisch (Arillus), nur dieses ist essbar. In
einem bestimmten Reifezustand wird das Fruchtfleisch zu Soßen verarbeitet oder eingelegt. Ihr Name
ehrt William Bligh, einen Captain der HMS Bounty.
Im Thermalbad gibt es eine kurze Einweisung wie wir uns zu verhalten haben: Mit dem kühlsten
Becken (37 °C) beginnen, damit sich unser Körper daran gewöhnt und dann langsam steigern bis hin
zum heißesten Becken (45 °C). Alle 15 min. ist Abkühlen an einer der zahlreichen Kaltduschen oder
im Kaltbecken angesagt, damit die Körpertemperatur nicht zu hoch wird. Von unserer Gruppe haben
es vier oder fünf bis in das heißeste Becken geschafft, allen voran Anton. Zum Schluss gab es dann
noch günstige und gute Cocktails und eines der beliebten Gruppenfotos.
Auf dem Heimweg haben wir noch das Glück Lava am Vulkan austreten zu sehen. Im La Catarata
angekommen fallen wir, nach einem ausgezeichneten Abendessen, todmüde ins Bett.
Vulkan Arenal und Arenal-Hängebrücken
SONNTAG, 23. 07. 2006
(Barbara Vobrovsky-Simon)
Frühstück ab 7 Uhr – es gibt Obst, Gallo pinto, Eierspeise und Palatschinken.
Vor der Abfahrt zeigt Anton uns Cordia alliodora (span. Laurel) – ein schnell wachsender Baum mit
hellem Holz und dunklen Streifen, das für Möbel und als Feuerholz verwendet wird. Bei jeder
Verzweigung bildet der Baum einen kleinen Endtrieb, die nächste Seitenknospe übernimmt den
Haupttrieb (sympodialer Wuchs). In den Astgabeln sind Verdickungen mit Perforierungen ausgebildet,
die von Atzteka-Ameisen aufgebissen werden und ihnen als Wohnung dienen.
Die Blätter werden bei Lungenkrankheiten und die Samen bei Hautkrankheiten verabreicht.
Abfahrt um 8:10 Uhr Richtung Arenal Nationalpark.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Der Vulkan Arenal (1.638 m) ist einer der aktivsten Vulkane. Er wurde für inaktiv gehalten, bis er
1968 ausbrach und 80 Tote zu beklagen waren. Der nächste Ausbruch folgte 1981, seitdem ist der
Vulkan ständig aktiv, er stößt auch tagsüber Asche aus. Der letzte große Ausbruch war im Jahr 1992,
im Juli 2000 ging eine Schlammlawine an der Nordseite ab.
8:50 Uhr: Einfahrt mit dem Bus in den Nationalpark und kurze Pause an einem Aussichtspunkt um
den Arenalsee zu bewundern. Dieser ist ein künstlicher Stausee, in dem die Ortschaft Arenal versenkt
wurde. Südlich des Sees befindet sich die Cordillera von Tilaran, nördlich die Cordillera von
Guanacaste.
Immer wieder können wir die Vulkanaktivitäten des Arenals hören und Rauchwolken austreten sehen.
Um 9:30 Uhr beginnt unser Rundgang im Nationalpark
Wir sehen einige Pionierpflanzen, der Prozess der Sukzession ist gut sichtbar:
• Gynerium sagitattum (Poaceae), Caña Brava (span.), „Wildes Rohr”, ähnlich dem
Zuckerrohr.
• Gleichenia sp. (Gleicheniaceae), Farn, Verbreitung durch Wind.
• Piper sp. (Piperaceae), eine Holzpflanze mit asymmetrischen Blättern aus der Familie der
Pfeffergewächse. Die Früchte werden hauptsächlich durch Vögel und Fledermäuse verbreitet.
• Mimosa pudica (Mimosaceae), „Rühr mich nicht an”, hat eine Reizweiterleitung über
Gelenke und als zusätzlichen Fraßschutz Stacheln und Dornen, die nach unten gebogen sind
und auch als Halteorgane dienen (zur Erinnerung: Stachel aus der Epidermis, Dornen aus
Organen, in diesem Fall Nebenblattdornen). Diese arme Pflanze hat mit uns kein leichtes
Leben, sie wird mit Feuerzeugen verärgert und andauernd berührt, um ihren Mechanismus
sichtbar zu machen.
• Lycopodiella cernua (Lycopodiaceae), Baerlapp, bildet Ausläufertriebe (horizontal) und
fertile Triebe (vertikal), sieht wie ein kleiner Weihnachtsbaum aus.
• Cecropia sp. (Cecropiaceae), Ameisenbaum, ist ein sehr schnellwüchsiger Baum, dafür aber
kurzlebig. Er hat nur geringes sekundäres Dickenwachstum. Sein Stamm ist hohl und dient
Atzteka-Ameisen als Behausung. Diese beschützen den Baum und ernähren sich von den
sogenannten „Müllerschen Körperchen“, die an der Basis der Blätter gebildet werden und
Glykogen speichern. Ein Hüllblatt schützt das jeweils jüngste Blatt, fällt dieses ab hinterlässt
es einen Ring, der am Stamm zeitlebens sichtbar ist (geringelter Stamm).
• Andropogon bicornis (Poaceae) Süßgras, ein bis 1,8 m hohes Gras der Pioniervegetation.
• Cissus sp. (Vitaceae) Weingewächs, Liane, gegenüber jedem Blatt ist eine Ranke
ausgebildet. Hat ein schnelles Höhen-, jedoch geringes Dickenwachstum. Normalerweise eine
Liane des Kronendachs, wächst im offenen Gelände am Boden (dies gilt für viele Lianen).
Schädlinge des Weins: Reblaus – aus den USA eingeführt (resistente Weinsorte in Österreich
ist der Uhudler); Die Blattkrankheit Mehltau muss flächendeckend durch Spritzmittel
bekämpft werden.
In der darauf folgenden Sukzessionsstufe sind bereits Bäume zu sehen, das Caña Brava wird
allmählich verdrängt. Bald befinden wir uns im Sekundärwald und kurz darauf besteigen wir das
Lavafeld des Arenals von 1992, das in 650 Höhenmeter liegt. Es ist ein ziemlich abrupter
Szenenwechsel, nur wenige Pflanzen und Tiere sind zu sehen.
Wie Anton uns nach einer Raterunde erzählt, erfolgt die Besiedelung von Lavafeldern in kleinen
Schritten: Bei den Tieren sind Spinnen die ersten Pioniere, bei den Pflanzen handelt es sich um
Flechten und Moose. Später siedeln sich Gräser und Orchideen an, die windverbreitete Samen
besitzen.
Wir verlassen das Lavafeld und befinden uns wieder im Sekundärwald:
• Termitennest, Termiten sind sehr lichtscheu und mit den Schaben verwandt. Symbiotische
Bakterien im Darm ermöglichen diesen Tieren Zellulose zu verdauen.
• Chamaedorea sp. (Arecaceae, Palme), Bergpalme, unreif sind die Früchte wie auch die sog.
Rachillen (Äste auf denen sie sitzen) grün, zur Reife färben sich die Rachillen knallig orange
und die Früchte selbst dunkelviolett (Kontrastfärbung).
• Peperomia sp. (Piperaceae) Pfeffergewächs, das epiphytisch wächst und „Würstel” bildet.
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Protokolle
Psidium guajave (Myrtaceae, Myrtengewächs), Guave, ist eine gelbe runde Frucht mit
rotem Fruchtfleisch und vielen runden Samen und hat eine dicke Schale.
Columea sp. (Gesneriaceae, Gesneriengewächs), verwandt mit dem Usambara-Veilchen. Es
hat rote Flecken auf der Blattunterseite und wird von Kolibris bestäubt.
Um 12.00 Uhr machen wir eine halbe Stunde Mittagspause am Fluss und essen unsere Lunchpakete.
Einige von uns sind voll mit Samen von Desmodium sp. (Mimosaceae, Mimosengewächse), einer
klettenähnlichen Frucht.
Dann fahren wir mit dem Bus weiter. Es geht über die Staumauer des Arenal-Stausees. der See dient
der Bewässerung von Nassreisfeldern in der Provinz Guanacaste. Das Wasser wird unterirdisch von
der Ost- and die Westseite der Cordillera geleitet und zu den Turbinen geschleust.
13:20 Uhr: Ankunft bei den Arenal-Hängebrücken, zehn Minuten später geht es dann los:
Wir bekommen auf der ersten Brücke eine kurze Einführung über das Klima in den verschiedenen
Schichten (Strata) des Regenwaldes und blockieren auf diese Weise die Brücke für einige Zeit.
Im unteren Teil herrscht ein ausgeglichenes Klima, Pflanzen haben vorwiegend große Blätter,
während das Klima im oberen Teil heißer und trockener ist. Je weiter man in die Außenzone der
Baumkrone kommt, umso lebensfeindlicher wird das Klima.
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Calathea sp. (Marantaceae), um das Licht optimal zu nützen ist das Blatt an der Unterseite
durch Anthocyane rot gefärbt. Eingedrungenes Licht geht durch das Parenchym durch und ein
Teil wird durch die eingelagerten Anthocyane reflektiert. Dies ist eine Anpassung an das
lichtarme Milieu.
Blattschneideameisen (Atta sp.) haben eine strenge Hierarchie und sind tag- oder nachtaktiv.
Ihr Bau kann bis zu 6 m tief und 100 m² groß sein. Sie zerlegen die Blätter von außen nach
innen mit System, zerkauen und fermentieren sie dann. Die Ameisen züchten einen Pilz
darauf, der ihnen als Nahrung dient. Indigene verwendeten Wächterameisen, mit ihren großen
Kaumuskeln, zum verschließen von offenen Wunden und als Nahrung (Eiweißlieferant).
Epiphylle sind Pflanzen (z.B. Lebermoose), die auf dem Blatt einer Pflanze wachsen. Dies ist
nur dann möglich, wenn ein Blatt sehr lange lebt und nicht wie bei uns nur ein halbes Jahr
vorhanden ist. Epiphylle sind häufig an sehr feuchten Stellen im Regenwald zu finden.
Melastomataceae (Schwarzmundgewächs), die Samen sind wassertropfenverbreitet. Die
Früchte stehen vertikal zum Boden und ihre Kapseln öffnen sich, wenn Regen darauf fällt. Die
Adern der Blätter verlaufen parallel.
Iriartea deltoidea (Arecaceae), große Palme mit Stelzwurzeln.
Carapa guianensis (Meliaceae), Mahagonibaum hat Brettwurzeln die drei Funktionen
haben: Stabilität, Wurzelvergrößerung und Verbesserung der Sauerstoffversorgung durch viele
Lentizellen in der Borke. Die Samen werden von den Yanomami (Indigene) zu Andiroba (Öl)
für die Firma Bodyshop gepresst.
Ardisia sp. (Myrsinaceae), litter trapping plant, sammelt herabfallendes Material und macht
sich ihren „eigenen Komposthaufen”. Niederschlagswasser wird beim Passieren durch den
Kompost mit Nährstoffen angereichert.
Hyeronima alchorneoides (Euphorbiaceae), Pilon, ein Wolfsmilchgewächs, wird häufig zur
Aufforstung verwendet.
Um 16:10 Uhr sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt und machen eine wohlverdiente Pause.
Der Arenal ist fast bis zum Gipfel zu sehen und es entstehen traumhafte Bilder.
Auf der Heimfahrt entdecken wir eine Stelle am Gebirgsbach, wo wir uns, nach einigen Problemen
beim Umziehen, in das, laut Anton 32 °C warme Wasser „stürzen“ und genüsslich herumplanschen.
Nach erneutem mühsamem Umziehen, kommen wir schließlich wieder im La Catarata an.
Um 19 Uhr kommen wir in der Unterkunft an, wo uns die Gastgeber schon zu einem netten und
gemütlichen Grillabend erwarten.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Kräutergarten und Manuel Antonio
MONTAG, 24. 07. 2006
(Michaela Seiz, Birgit Wondratsch)
Frühstück ab 7 Uhr. Danach laden wir das Gepäck in den Bus, da wir heute nach Manuel Antonio
weiterreisen.
Abfahrt um 8:10 Uhr in Richtung Kräutergarten, wo wir auch schon fünf Minuten später ankommen.
Während des Fußmarsches zeigt uns Anton einen Brotfruchtbaum (Artocarpus altilis), eine bis zu 20
Meter hohe Nutzpflanze aus der Familie der Maulbeergewächse (Moraceae). Die grüne, bis zu zwei
Kilogramm schwere Brotfrucht dient als Nahrungsmittel; ihr Geschmack ähnelt dem der Kastanie. Auf
der anderen Seite der Straße sehen wir eine Papaya-Plantage. Die Papaya (Carica papaya) gehört zur
Familie der Melonenbaumgewächse (Caricaceae). Die Laubblätter dienen als Fleischweichmacher,
die beliebte süßliche Frucht kann bis zu 45 cm lang und 6 kg schwer werden.
Um 8:30 Uhr kommen wir endgültig im Kräutergarten an und werden von der Besitzerin
willkommen geheißen. Fachkundig erklärt sie uns Eigenschaften verschiedenster Kräuter, die in ihrem
fünfeinhalb Hektar großen Garten vorzufinden sind.
Hier eine Auswahl:
• Mentha, „Minze“ (Lamiaceae), eine aromatische, viel genutzte krautige Pflanze.
• Zingiber officinale, „Ingwer“ (Zingiberaceae), Zubereitungen aus dem Ingwerwurzelstock
wirken entzündungshemmend, anregend auf die Magensaft-, Speichel- und Gallenbildung und
steigern die Darmfunktion. Außerdem nutzt man das Rhizom als Gewürz.
• Equisetum sp., „Schachtelhalme“, wirken reinigend auf Blut, Magen, Nieren und Blase. Die
Halme werden bis zu sechs Meter lang.
• Justicia tinctoria (Acanthaceae), wird gegen Haut- und Haarprobleme, der blaue Sud der
gekochten Blätter zum Wäschefärben verwendet.
• Kalanchoe pinnata (Crassulaceae), ihre Blätter wirken aufgewärmt entzündungshemmend
im Bereich der Haut und der Ohren.
• Stevia rebaudiana, „Süßkraut“ (Asteraceae), eine mehrjährige krautige Pflanze, die als
natürlicher Süßstoff verwendet wird.
• Mimosa pudica (Fabaceae), wirkt als Beruhigungsmittel.
• Neurolaena lobata (Asteraceae), ist eine wichtige Heilpflanze, die in Costa Rica heimisch ist.
Sie wird gegen Magenbeschwerden eingesetzt.
• Urera baccifera (Urticaceae), die Blätter werden wie Spinat gekocht oder als Tee zubereitet
und wirken reinigend auf Blut und Nieren.
• Aloe vera (Asphodelaceae), die Mesenchymschicht ihrer rosettenförmig angeordneten Blätter
dient als Flüssigkeitsspeicher und enthält ein Gel, welches wundheilend wirkt und auch in der
Kosmetik Verwendung findet. Das aus dem Blattharz gewonnene „Aloin“ wirkt stark
abführend.
• Smilax cordifolia (Smilacaceae), wird gegen Blutarmut eingesetzt.
• Quassia amara („Hombre grande“), die Rinde wird gegen Malaria, Krebs und zur Stärkung
des Immunsystems verwendet.
• Uncaria tomentosa, „Katzenkralle“ (Rubiacaea), enthält antileukämische Stoffe.
• Buddleja americana (Buddlejaceae), wirkt blutreinigend und antiallergen und hilft bei
Menstruationsbeschwerden.
• Eucalyptus globulus (Myrtaceae), wird häufig zu ätherischem Öl verarbeitet und inhaliert,
ursprüngliche Heimat ist Australien.
• Elettaria cardamomum (Zingiberaceae), findet in der Küche als Gewürz Verwendung.
• Ocimum basilicum (Lamiaceae), wird ebenfalls als Gewürz verwendet.
• Curcuma domestica, „Gelbwurz“ (Zingiberaceae), dient als Färbepflanze und als Basis für
Curry, wirkt außerdem anregend auf die Magensaftproduktion.
• Citrus aurantium (Rutaceae), wird gegen Kopfschmerzen eingesetzt.
• Pimenta diocia, „Jamaicapfeffer“ (Myrtaceae), hilft gegen Bluthochdruck.
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Citrus limetta (Rutaceae), kommt gegen Hepatitis zum Einsatz.
Cymbopogon nardus, „Zitronengras“ (Poaceae), wirkt desinfizierend und hilft gegen
Gelsenstiche.
Eryngium foetidum, „Langer Koriander“ (Apiaceae), findet in der Küche als Gewürz und
zum Einkochen Verwendung.
Theobroma cacao, „Kakao“ (Malvaceae), die fünfzähligen Blüten stehen direkt am Stamm
(man nennt dies Kauliflorie), die Früchte wiegen bis zu 500g, unter der harten Schale befinden
sich 30 – 60 Samen, die Kakaobohnen, die von einem weißen süßlichen Fruchtfleisch (Pulpa)
umgeben sind. Aus den Samen wird Kakaopulver und Kakaobutter zur Herstellung von
Schokolade gewonnen. Die Früchte werden häufig vom Pilz Monilla befallen, durch Spritzen
mit Kupfersulfat wird dem entgegengewirkt.
Averrhoa carambola, „Sternfrucht“ (Oxalidaceae), eine beliebte Frucht mit hohem
Oxalsäuregehalt.
Piper nigrum, „Schwarzer Pfeffer“ (Piperaceae), eine Kletterpflanze, die zweimal jährlich
geerntet werden kann. Man unterscheidet zwischen grünem, weißem und schwarzem Pfeffer.
Grüner Pfeffer ist am wenigsten scharf, er wird aus unreifen, früh geernteten Früchten
gewonnen. Schwarzer Pfeffer entsteht durch Trocknen der reifen Früchte, während weißer
Pfeffer aus von der Schale befreiten, vollreifen Pfefferkörnern besteht und am schärfsten ist.
Cassia reticulata (Fabaceae), wirkt abführend und hilft bei Hitzeausschlag.
Cinnamomum verum, „Zimt“ (Lauraceae), ist ein beliebtes Gewürz.
Morinda citrifolia (Rubiceae), aus den überreifen Früchten wird der Nonisaft gewonnen, dem
viele Heilwirkungen zugesprochen werden.
Lippia graveolens, „Mexikanischer Oregano“ (Verbenaceae), findet als Gewürz
Verwendung.
Zu den weiteren Besonderheiten dieses Kräutergartens gehören sieben Kühe und sechs Kälber, die,
abgesehen von einer sicheren Umzäunung, auch noch von sperrigen Holzdreiecken um ihren Hals
daran gehindert werden, aus dem Weidegehege auszubrechen und die wertvollen Kräuter zu fressen.
Weiters wird in einer speziellen Vorrichtung Kuhmist gesammelt, in der Regenwürmer zur
Auflockerung der Erde gezüchtet werden. Der Kuhmist wird innerhalb von zwei Monaten zu Erde
umgewandelt. Neuer Kuhmist wird hinzugefügt, welchen die Regenwürmer sofort besiedeln. Das
dient dazu, die Regenwürmer aus der „fertigen“ Erde „wegzulocken“. Die entstandene Erde ist
fruchtbar und kann verwendet werden.
In luftdicht verschlossenen Behältern entsteht aus zwei Kübeln Kuhmist und sechs Kübeln Wasser
durch Gär- und Fäulnisprozesse Biogas, das genügend Gas zum Kochen für die ganze Familie liefert.
Nach Besichtigen des Gartens geht es zur wohlverdienten Rast mit Frucht- und Teeverkostung. Die
Männer unserer Gruppe versuchen sich, unter einigem Blutverlust, im Schälen und Schneiden von
Zuckerrohr, dessen süßer Saft aus den holzigen Stängeln gesaugt wird. Unter anderem kosten wir
Maracuja, Kakaofrucht, trinken den Saft unreifer Kokosnüsse und probieren verschiedene Kräutertees.
Um 11:00 Uhr brechen wir zu unserer Fahrt nach Manuel Antonio auf.
Um 13:20 Uhr machen wir eine Rast in San Ramon, essen dort zu Mittag und kaufen Souvenirs.
Mit musikalischer Untermalung aus dem CD-Player fahren wir um 14:00 Uhr weiter, machen um
15:15 Uhr noch einen kurzen Halt in San Mateo.
Um 16:00 Uhr bleiben wir an einer Brücke am Río Tarcoles stehen, überqueren diese zu Fuß und bei
strömendem Regen, um Spitzmaulkrokodile zu sehen (Fotografieren war auf Grund des Regens ein
leidvolles Unterfangen mit unbefriedigten Ergebnissen!).
Durchnässt geht es weiter, bis wir um 17:00 Uhr Halt bei einem Aussichtsplatz machen. Von dort aus
kann man die Küste und Braunpelikane beobachten.
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Protokolle
Neben abenteuerlichen Flussdurchquerungen mit dem Bus sehen wir:
• Ölpalmenplantagen (Elaeis guineensis), die Ölpalme gehört zu den wirtschaftlich
bedeutendsten Palmenarten und nimmt in der Weltölproduktion, nach Sojaöl, den zweiten
Platz ein. Die Fruchtstände erreichen bis zu 50 kg und enthalten mehrere tausend Früchte. Es
ist üblich, die Palmen durch spritzen von Pestiziden abzutöten, bevor sie zu groß und zu alt
werden (die Ernte wird sonst erschwert und die Größe der Fruchtbündel nimmt im Alter
wieder ab). Gleichzeitig werden neue Palmen angepflanzt, da sie erst nach drei Jahren Früchte
tragen. Weil nicht alle Fruchtbündel gleichzeitig reifen, ist das ganze Jahr über Erntezeit.
• Tectona grandis (Lamiaceae), Teakbäume, deren Holz wird wegen seiner Härte und
Widerstandsfähigkeit gerne für Möbel und Fußböden verwendet. Das Holz nimmt nach
mehreren Jahren eine charakteristische Färbung an, die so genannte Patina.
Um 18:15 Uhr kommen wir schließlich in Manuel Antonio an und verbringen die nächsten zwei
Stunden in einem Restaurant am Strand. Es hat ein wenig abgekühlt, aber das hält viele nicht davon
ab, sich in der Dunkelheit in die warmen Fluten zu stürzen.
Um 20:00 Uhr fahren wir zu einem wunderschönen Hotel, und wer vom Wasser noch nicht genug
hatte, verbringt den restlichen Abend im Hotelpool.
Nationalpark Manuel Antonio und Fahrt zum „Regenwald der
Österreicher“
DIENSTAG, 25. 07. 2006
(Birgit Jogl, Ursula Bachlechner)
Ab 7 Uhr gibt es Frühstück. Zur Auswahl stehen Gallo pinto, Eierspeise, Würstchen, Toast, Käse,
frisches Obst, Tee, Kaffee, Muffins und ein undefinierbarer grüner Fruchtsaft.
Pünktlich um 8 Uhr fahren wir mit dem Bus ab.
Während der Fahrt macht uns Anton auf die Parzellierung der Landfläche aufmerksam, die man
entlang der Straße sehen kann. Grundstücke werden gekauft, Teile davon wieder weiterverkauft. Die
Baugründe werden so immer kleiner und es kommt zu einer zu dichten Verbauung, wogegen die
Baubehörde jedoch machtlos ist.
Die Gegend um Manuel Antonio ist ein Übergangsgebiet zwischen dem trockenen Regenwald im
Nordwesten und dem feuchten Regenwald im Südwesten, ein Schmelztiegel, der auch zur
Vermischung der Arten führt.
Wir erreichen den Nationalpark Manuel Antonio. Er wurde 1972 gegründet, umfasst mit seinen
zahlreichen vorgelagerten Inseln eine Fläche von 683 ha Land (Primär- und Sekundärwald) und
55.000 ha Meer (dazu gehört auch ein schmales Korallenriff unweit der Küste). Der Park liegt an der
Pazifikküste, 7 km südlich von Quepos, ist umgeben von Ölpalmen und zeichnet sich durch hohe
Temperaturen und einen Jahresniederschlag von 3.875 mm aus. Um der Meeresverschmutzung und
der Störung der Tierwelt etwas entgegen zu wirken, dürfen maximal 600 (Sa/So 800) Besucher
gleichzeitig den Nationalpark besuchen.
Der Eingang zum Park liegt am Ende des Playa Espadilla Norte. Um dorthin zu gelangen überqueren
wir einen Wasserlauf, was – abhängig vom Wasserstand – trockenen Fußes möglich ist. Bei Flut muss
ein kurzes Stück durch das Wasser gewatet werden, bei Bedarf stehen auch Boote bereit.
Als wir zum ersten Strand im Nationalpark kommen, warnt uns Anton vor dem Hippomane
mancinella (Euphorbiaceae), dem sog. Strandapfelbaum. Dieser Baum hat ca. 3 cm große, runde,
grün-gelbe und sehr giftige Früchte. Die Früchte sind schwimmfähig, was der Ausbreitung der Samen
über große Distanzen dient. In allen seinen Teilen enthält der Strandapfelbaum Milchsaft mit
toxischen Tanninen (Alkaloide). Man sollte es vermeiden, sich unter einen solchen Baum zu setzen, da
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Costa Rica 2006
Protokolle
der ätzende Saft hinuntertropfen könnte. Bereits die Berührung der Rinde oder der Früchte kann die
Haut reizen. Bei Verzehr der Früchte kann es zu inneren Verätzungen und Entzündungen kommen.
Weiters sehen wir am Strand viele Einsiedlerkrebse (Coenobita sp., Coenobitidae), die, um sich vor
Fressfeinden zu schützen, in Muscheln oder Schneckenhäuser einziehen. Sie besitzen selbst keinen
Panzer. Die Behausungen müssen, abhängig vom Wachstum, immer wieder gegen größere getauscht
werden. Die gefährlichste Phase im Leben eines Einsiedlerkrebses stellt der Muschel- bzw.
Schneckenhauswechsel dar. Man findet am Strand kaum leere Schneckenhäuser – alle laufen davon,
sobald man nach ihnen greifen möchte.
Auch Strandläufer, (Calidris sp., Scolopacidae), die im flachen Wasser nach Schnecken suchen, und
jede Menge Krabbenspuren sind zu sehen.
Strandkrabben (Carcinus maenas, Brachyura) dienen der Meeressäuberung. Um die von Krabben
gebohrten Löcher befinden sich deshalb zahlreiche kleine Kügelchen, die nach dem Filtrieren des
Sandes, den die Tiere anschließend formen und ablegen, entstehen.
Auf dem Pfad durch den Nationalpark begegnet uns ein Schwarzer Leguan (Ctenosaurus similis,
Iguanidae), ein Tier, das gut an Trockengebiete angepasst ist. Der Schwarze Leguan besitzt einen
Stachelschwanz, den er zur Revierverteidigung und während der Balzzeit zum Kämpfen einsetzt. Er
ernährt sich rein vegetarisch (Blätter, Früchte). Der Schwarze Leguan gilt zwar ebenfalls als
Delikatesse, ist jedoch nicht so beliebt wie der Grüne Leguan (Iguana iguana, Iguanidae).
Danach entdecken wir eine Echse (Ameiva ameiva, Teiidae), die einen Skorpion (Centruroides
margaritatus, Centruroides) erbeutet hat, und einen Ibis (Eudocimus albus, Threskiornithidae).
Wir sehen den Baum Myrcianthes fragrans, der zu den Myrtengewächsen (Myrtaceae) gehört und
die Eigenheit besitzt, seine Borke abzuschälen – eine erfolgreiche Taktik um Epiphyten fernzuhalten.
Dieser Baum ist an die Trockenheit angepasst.
Wenig später können wir ein Aguti (Dasyprocta punctata, Dasyproctidae), ein Nagetier, aus einiger
Entfernung beobachten. Durch Betrachtung des Körperbaus des Tieres kann man Rückschlüsse auf
sein Habitat ziehen. Das Aguti hat einen kleinen Kopf und einen dickes Hinterteil, was auf einen
Lebensraum im dichten Waldesinneren hinweist. Mit seinem schmalen Kopf, der mit sensiblen
Tasthaaren ausgestattet ist, schlägt es sich durch das Dickicht. Die aus Südamerika eingewanderten
Agutis sind tagaktiv und Pflanzenfresser (Früchte, Nüsse, Blätter, Stängel, Wurzeln). Sie werden
gejagt (obwohl Jagd in Costa Rica eigentlich verboten ist!), wobei 10 kg Fleisch ca. $ 100,einbringen. Der Geschmack des Fleisches erinnert angeblich an Rattenfleisch. Agutis sind wichtige
Samenverbreiter. Die Samen der Paranuss (Bertholletia excelsa), die zu den
Topffruchtbaumgewächsen (Lecythidaceae) gehört, kann nur das Aguti aufbeißen und somit für
deren Verbreitung sorgen.
Bei der Geländeform im Nationalpark kann man beobachten, dass sich die Bäume am Geländestreifen,
der sich direkt an den Strand anschließt, zum Licht und somit in den Strand hineinlehnen. Weiter in
Richtung Landesinneres fällt das Geländeniveau im Vergleich zum vorgelagerten Strand ab, und das
Ökosystem verändert sich völlig. Dort gibt es Brackwasser und der Lebensraum ist durch
Mangrovenbäume, Stachelpalmen und Gräser, Wasservögel, Schildkröten und Kaimane
gekennzeichnet. Den oberen Teil des Kopfes eines Kaimans (Caiman crocodilus, Alligatoridae)
können wir Minuten später durch das Fernglas beobachten, bevor er wieder ins Brackwasser abtaucht.
Hoch oben in einer Baumkrone sehen wir einen Waschbären (Procyon lotor, Procyonidae).
Waschbären sind ursprünglich über die Landbrücke aus Nordamerika eingewandert.
Am Playa Manuel Antonio können wir uns einen Strand- oder Seemandelbaum (Terminalia
catappa) ansehen, der zur Familie der Combretaceae gehört. Dieser ist eine sogenannte „keystone
species“ (Schlüsselart), weil er das Grundnahrungsmittel für Aras (Ara macao, Ara ambigua,
Psittacidae) darstellt. Der Baum blüht und fruchtet ganzjährig. Die Früchte sind schwimmfähig.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Diese Eigenschaft haben auch die Früchte der strandfestigenden Kokospalme (Cocos nucifera,
Arecaceae), die Kokosnüsse. Durch die Schwimmfähigkeit und eine sehr lange Keimfähigkeit der
Früchte sind die Kokospalmen an tropischen Stränden weltweit verbreitet. Die Kokosnüsse können
auch mehrere Monate im Salzwasser schwimmen, ohne dabei Schaden zu nehmen.
Am Ende des gemeinsamen Spazierganges besteht noch die Möglichkeit, einen 30-minütigen
Rundweg über die Landzunge Punta Catedral zu erkunden. Punta Catedral war ursprünglich eine Insel,
die heute über eine natürlich entstandene Landbrücke mit dem Festland verbunden ist. Auf dem Weg
gibt es schöne Aussichtspunkte auf den Pazifik. Dabei begegnen wir Roten Landkrabben
(Gecarcinus quadratus, Gecarcinidae), Blattschneideameisen (Atta sp., Formacidae) und
Weißkopf-Kapuzineräffchen (Cebus capucinus, Cebidae). Eines der Äffchen ist so frech und
springt auf die Tasche einer Kollegin, aus der ein Stück von einem weißen Plastiksackerl
herausschaut. Wahrscheinlich erhofft sich das Äffchen etwas Fressbares ergattern zu können. Wir
erschrecken alle ziemlich und das Äffchen lässt sich nur mit Mühe wieder abschütteln. Als wir zu den
Anderen an den Playa Espadilla Sur kommen, erzählen sie uns, dass ein Waschbär einer anderen
Kollegin ihr Mittagessen vom Strand weggestohlen hat, während sie nur kurz auf der Toilette war.
Zum Baden empfiehlt uns Anton zwei Strände, den etwas wilden Playa Espadilla Sur und den ruhigen
Playa Manuel Antonio.
Wir entscheiden uns für den Playa Manuel Antonio, wo uns ein Nasenbär (Nasua narica,
Procyonidae) begegnet, und haben noch eine Stunde Zeit um zu schwimmen. Während des
Schwimmens können wir Schreie von Brüllaffen (Alouatta palliata, Atelidae) hören, die sich
anscheinend in den Bäumen der Punta Catedral aufhalten.
Um 12:30 Uhr treffen wir uns beim Bus und starten unsere Fahrt in Richtung Regenwald der
Österreicher. Da ein 35 km langes Straßenstück zwischen Manuel Antonio und Dominical
unasphaltiert und in sehr schlechtem Zustand ist, bemühen wir uns rechtzeitig, d.h. bevor es zu regnen
anfängt, abzufahren. Für die Strecke von Quepos nach La Gamba benötigen wir ungefähr viereinhalb
Stunden.
Entlang der Straße sehen wir aus einer Fabrik schwarzen Rauch aufsteigen. Es handelt sich um eine
Palmölfabrik. Ein Fruchtstand der Afrikanischen Ölpalme (Elaeis guineensis, Arecaceae) kann aus
3.000 – 6.000 Einzelfrüchten bestehen. Die Früchte haben einen harten fetthaltigen Kern, der von
einem orangeroten, weichen Fruchtfleisch umgeben ist. Sie sind schnell verderblich (Enzym Lipase
zersetzt das Fett) und müssen deshalb innerhalb von 24 Stunden verarbeitet werden. Die Samen sind
lagerfähig. Das Fruchtfleisch (Ölgehalt 40 – 65 %) wird zuerst zu Fruchtmus und anschließend zu
Palmöl gepresst. Aus dem Samen (Ölgehalt 46 – 53 %) wird Palmkernöl gewonnen. Die beiden Öle
unterscheiden sich deutlich. Sie sind bei Zimmertemperatur fest. Mit Ölpalmenplantagen wird der
höchste Ölertrag pro Anbaufläche erreicht. Die ganzjährig blühende und fruchtende afrikanische
Ölpalme stammt ursprünglich aus Westafrika, kann bis zu 80 Jahre alt werden und trägt ab dem dritten
Jahr die ersten Früchte. Die Amerikanische Ölpalme (Elaeis oleifera, Arecaceae) ist kleiner und ihr
Ertrag geringer. Alte Ölpalmen werden „totgespritzt“. Sie vermodern, es entsteht Biomasse, und junge
Pflanzen werden dazwischen gesetzt.
Auf unserer Fahrt kommen wir an einer typischen Siedlung der United Fruit Company (U.F.C.)
vorbei. In der Mitte befindet sich ein Fußballplatz und rundherum einstöckig, aus besten Hölzern
gebaute Häuser.
Die U.F.C., gegründet von Minor C. Keith, besaß Plantagen für Bananen, Kaffee und Kakao in Costa
Rica. Die Bananen wurden ursprünglich vor allem an der Karibikseite Costa Ricas angebaut. In den
30er Jahren breitete sich dort jedoch eine Pilzkrankheit (Panama disease) aus. Man versuchte der
Krankheit geografisch auszuweichen und pflanzte neue Bananenplantagen in der Gegend um Manuel
Antonio, wo heute Ölpalmen angebaut werden.
Golfito war für die Exporte der U.F.C. der ideale Hafen, weil es an der Bucht des Golfo Dulce, und
nicht am offenen Meer liegt und die Schiffe daher gut anlegen konnten. Die U.F.C. setzte sich für ein
gutes Gesundheitswesen und auch für die Ausbildung der Kinder ein und errichtete Schulen und
Kindergärten in Costa Rica.
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In den 1980er Jahren geriet sie durch den unsachgemäßen Umgang mit gefährlichen Chemikalien in
den Plantagen in Verruf. Man führte die steigende Zahl an unfruchtbaren Männern und Frauen auf die
gefährlichen Spritzpraktiken zurück.
1986 taten sich die fünf Länder Honduras, Costa Rica, Panama, Ecuador und Kolumbien zusammen
und wollten pro exportierte Kiste Bananen, eine Steuer von $ 1,- einheben, die dem jeweiligen Land
zugute kommen sollte. Costa Rica realisierte dies als einziges Land. Die costaricanischen Bananen
waren damit die teuersten am Weltmarkt.
Nach Streiks der Arbeiter aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen zog die U.F.C. 1989 aus
Costa Rica ab. Viele Menschen wurden arbeitslos, und die große Abhängigkeit des Landes von der
U.F.C. kam zum Vorschein. Die Region um Golfito war davon am stärksten betroffen. Für diese
Region gab es 1989 ein Projekt, das ursprünglich auf 10 Jahre angelegt war, aber noch heute besteht.
Es wurde eine Freihandelszone (Deposito libro) eingerichtet, in der man 20 – 30 % billiger einkaufen
kann. Man muss ein Formular ausfüllen, sich registrieren lassen und kann erst am nächsten Tag
einkaufen (z.B. Spirituosen, Elektrogeräte,...). Damit wurden 2.599 Arbeitsplätze geschaffen. Auch die
Hotels profitieren von der Freihandelszone, da die Einkäufer einmal übernachten müssen bevor sie
einkaufen können.
Ein Nachfolgeunternehmen der U.F.C. (Chiquita), besitzt heute an Costa Ricas Karibikküste wieder
Bananenplantagen. Diese Bananen kommen unter der Marke „Max Havelaar“, die für sozial
verträgliche Produkte (fair trade) steht, auf den Markt. Vor allem in der Schweiz ist diese Marke
verbreitet.
Am Straßenrand sehen wir Trockenkammern für Teakholz (Tectona grandis, Verbenaceae). Das für
den Export bestimmte Holz wird zu 4 m langen und 2,5 bzw. 5 cm dicken Brettern geschnitten. 2 ha
bringen $ 500.000,- ein.
Anton erzählt uns, dass Costa Rica heute den Jahrestag der, durch eine Volksabstimmung am 25. Juli
1821 bewirkten, Annexion der Provinz Guanacaste feiert, der durch zahlreiche Festlichkeiten im
ganzen Land begangen wird.
Wir passieren das Städtchen Dominical, das bei Surfern sehr beliebt ist, weil es an einem sehr langen
geraden Strand liegt und die Wellen parallel zum Strand hereinkommen. Die Straße ab Dominical ist
wieder gut ausgebaut und asphaltiert. Bevor wir allerdings das letzte Stück der Fahrt auf uns nehmen,
machen wir einen kurzen Stopp an einem Früchtestand am Straßenrand, um uns – nach der
unangenehm lange andauernden holprigen Strecke – mit Kokosmilch und Rambutan was Gutes zu tun.
Anschließend fahren wir über die zweitlängste Brücke Costa Ricas. Bis zum Bau der Brücke über den
Río Tempisque war sie die längste Brücke des Landes.
In Palmar Norte machen wir einen kurzen Halt bei einem kleinen Park, wo eine alte Eisenbahn der
United Fruit Company aufgestellt ist und sich einige zusammengetragene kreisrunde Monolithen
befinden. Es ist nichts darüber bekannt, wie die Steine entstanden sind bzw. hergestellt wurden. Im
Park gibt es einige schöne Bäume, z.B. den Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis), den
Laurel de India (Terminalia tomentosa, Combretaceae) und den Cuipo (Cavanillesia platanifolia,
Bombacaceae). Sehr interessant sind die Blüten des zu den Topffruchtbaumgewächsen
(Lecythidaceae) gehörenden Kanonenkugelbaums: der untere Ring der Staubblätter ist steril, der
darüber liegende fertil. Dadurch entsteht eine Klappe, in die das bestäubende Insekt hinein muss.
Dabei wird es in eine bestimmte Position gezwungen und somit ist die Bestäubung gesichert.
Anton erzählt uns auf der Weiterfahrt zum ersten Mal von Milben (span. coloradillos), die im Gras
leben und ein Larvenstadium in der Haut von Reptilien oder Säugetieren durchmachen. Dabei ernährt
sich die Larve von Lymphflüssigkeit. Man kann sich diese Tiere zuziehen, indem man mit kurzen
Hosen und Sandalen oder barfuss durch das Gras geht. Wenn man befallen wird, entwickeln sich
kleine, stark juckende „Krater“ auf der Haut.
Im Regenwald der Österreicher sind die höchsten Berge ca. 479 m hoch (Cerro Anguciana).
Dahinter sieht man das Küstengebirge „La Costa Nera“, dessen höchster Punkt bei ca. 1.700 m liegt.
Aufgrund von Wolkenstauungen erreicht der Jahresniederschlag dort bis zu 6.000 mm. Der
Regenwald der Österreicher erstreckt sich über ein Gebiet von 151 km². Mit dem angrenzenden
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Costa Rica 2006
Protokolle
Forstreservat Golfito, dem Reservat Golfo Dulce und dem Corcovado Nationalpark ergibt sich eine
Fläche von ca. 1.000 km².
In der Ortschaft La Gamba wohnen ca. 70 Familien. Es gibt eine Ampel, eine Pulperia, ein
Restaurant, eine Bäckerei, den Salon Communal und zwei Kirchen.
Gegen 18 Uhr kommen wir in der Tropenstation La Gamba an. Die Zimmer werden verteilt und um
19 Uhr gibt es Abendessen, wo anschließend unser zweites Geburtstagskind der Reise, Elisabeth
Wurglits, gefeiert wird.
Wanderung im „Regenwald der Österreicher", Besichtigung der
Tropenstation
MITTWOCH, 26. 07. 2006
(Elisabeth Wurglits)
6:30 Uhr: Frühstück in der Tropenstation La Gamba, es gibt Gallo pinto, Bananen und Äpfel,
Toastbrot, warmes Baguette, Avocado usw.
8:15 Uhr: Wir starten mit der Wanderung zur Esquinas Lodge und dann weiter in den Wald. Um 9:00
Uhr befinden wir uns in einem Schluchtwald. Die klimatischen Unterschiede sind innerhalb kurzer
Distanzen zu spüren. Wir sehen unterschiedliche Arten von Aronstabgewächsen (Araceae).
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Carludovica drudei (Cyclanthaceae), aus ihren Blättern werden faltbare Panamahüte
hergestellt, weshalb diese Pflanze auch den Namen „Panamahutpflanze“ trägt. Deren Preis
richtet sich nach Qualität und Alter der Blätter: je jünger die verwendeten Blätter, desto teurer
der Panamahut. Die Samenpakete der Panamapflanze werden von Vögeln verbreitet. Auf dem
Jungtrieb befindet sich Schleim, das untere Ende ist essbar, es entspricht dem Palmherz. Die
Panamapflanze gibt es im Schluchtwald, jedoch nicht im Hangwald.
Im Hangwald befinden sich auf einem Hektar nur wenige Individuen einer Art, dafür aber eine große
Anzahl an Arten (Artenvielfalt auf Kosten der Individuenzahl) – 527 Individuen und über 130
Baumarten.
Auf unserer weiteren Wanderung sehen wir verschiedenste Pflanzen- und Tierarten, hier eine kleine
Auswahl:
• Goldameisen, leben auf Bäumen und sind räuberisch.
• Costus (Costaceae), ist eine wichtige Unterwuchspflanze die vor allem an Lichtungen
(„gaps") sehr häufig anzutreffen ist. Sie ist verwandt mit Bananen, und kann gut durch
Gestrüpp nach oben wachsen, z.B. an gaps. Sie hat die Struktur einer Wendeltreppe.
• Piper (Piperaceae), wir kosten ein Stück Wurzel das scharf schmeckt. Es wurde früher als
Lokalanästhetikum verwendet, z.B. beim Zähneziehen.
• Stabheuschrecke, sie kann bis zu 30 cm groß werden und ist aufgrund ihrer äußeren
Erscheinung immer gut getarnt.
• Ausgang eines Baus von Blattschneideameisen. Der Bau kann um die 6 m tief und ca. 100 m²
groß werden und hat viele Ausgänge.
• Philodendron (Araceae), sekundärer Hemiepiphyt, mit langen Luftwurzeln; wir bekommen
den Hinweis von Anton, man solle die langen Luftwurzeln auch daheim nicht abschneiden.
Aus den reißfesten Luftwurzeln der Aaronstabgewächse werden Körbe geflochten.
• Die Erde ist rot gefärbt – die Farbe ergibt sich aus Eisen- und Aluminiumoxiden.
• Asterogyne martiana (Arecaceae), Familie der Palmengewächse, Palme die zum Decken von
Dächern verwendet wird. Sie sammelt abfallende Blätter die dann vermodern. Hier werden,
anders als bei Bromelien, bei denen die Nährstoffaufnahme durch Haare erfolgt, Wurzeln
ausgebildet.
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Kleine Anolis-Echsen (Norops polylepis) laufen herum.
Wilde Papaya (Carica pennata), mit weißen Blüten und jungen Früchten. Die Papaya ist
cauliflor (stammblütig).
Pentagonia wendlandii (Rubiaceae), ein sogenannter „Humussammler“, der einen
Blatttrichter bildet und herabfallendes Laub einsammelt, das in den Blattachseln zu Humus
wird, aus dem die Nährstoffe ausgebeutet werden.
Einheimische Muskatnuss (Virola koschnyi), aus der Familie der Myristicaceae. Same ist
von einem roten, fleischigen Samenmantel umgeben. Beim Zerschneiden sehen wir das
zergliederte (ruminate) Endosperm. Es ist eine typische Frucht für den Tukan. In Südamerika
gibt es Arten mit stark halluzinogenen Inhaltsstoffen, die von Schamanen aufbereitet und
geschnupft werden.
Micania guaco (Asteraceae), eine Liane, Blätter werden verwendet um ein Getränk gegen
Schlangenbisse herzustellen.
Episcia lilacina (Gesneriaceae), ist mit dem Usambara-Veilchen verwandt. Es ist im
Schluchtenwald zu finden, wo aufgrund des Gefälles Wasser gut abrinnen kann und es zu
keiner Staunässe kommt.
Welfia regia (Arecaceae), Palme, bis zu 20 m hoch, glatter Stamm.
Wir sehen einen toten Falter der von einem Pilz befallen ist! Wahrscheinlich wurde er schon befallen
als er noch lebte. Der Pilz wandert ins Gehirn und verändert dort das Verhalten des Tieres zu seinen
Gunsten. Anton erzählt von einer Wespe die den Fruchtkörper eines Pilzes an ihrem Hinterleib hatte.
Um ca. 10:00 Uhr startet Anton einen Versuch: Um Prachtbienenmännchen anzulocken trägt er auf
einem Stofftuch Cineol auf. Dieses riecht nach Eukalyptus und lockt die Bienen an, die nur darauf aus
sind Parfüm zu sammeln. Prachtbienenmännchen treffen sich dann an einem Ort um gemeinsam ihr
ganzes Parfüm zu versprühen und Weibchen anzulocken. Wie es ihnen gelingt diese flüchtigen
Terpene in Täschchen an ihren Hinterbeinen (besitzen vergrößerte Tibia) zu Sammeln ist noch nicht
vollständig geklärt. Die Prachtbienen schimmern metallischrot und grünlich.
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Dieffenbachia oerstedii (Araceae) mit orangen Blüten.
10:30 Uhr: Wir sehen wir eine Boa constrictor (Boidae), die geschätzte 2 m lang ist. Prinzipiell ist sie
eine Würgeschlange, ihr Biss kann aber insofern gefährlich werden, da sich in ihrem Maul viele, teils
gefährliche Keime befinden.
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Carpotroche platyptera (Flacourtiaceae), kleiner Unterwuchsbaum, cauliflore Blüten. Die
Frucht springt auf. Der Samenmantel ist orange.
Socratea exorrhiza (Arecaceae), Wanderpalme, ist bedornt und kann mit ihren Stelzwurzeln
„wandern" und sich auch wieder aufrichten wenn sie umgefallen ist (was bei einem Gefälle
sehr nützlich ist).
Peltogyne purpurea (Fabaceae-Caesalpinioideae), Purpurholzbaum, wächst nur auf
Hängen und Kämmen, weil dort der Boden trockener ist. Das Splintholz ist weißlich, das
wertvolle Kernholz rot-violett gefärbt. Auf diesem Purpurholzbaum sieht man dicke Lianen,
ein Indikator für einen Primärwald.
Es beginnt zu regnen, jeder packt einen Schirm aus und weiter geht es bergab auf dem aufgeweichten
lehmigen Boden.
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Terpentinbaum, Protium sp. (Burseraceae), seine verletzten Wurzeln haben eine rote Farbe.
Der Terpentinbaum enthält viele Terpene die leicht entzündlich sind.
Auf dem Weg sehen wir einen zu den Pfeilgiftfröschen gehörenden Raketenfrosch (Colostethus
flotator), ansonsten sind wir damit beschäftigt auf den Boden zu sehen damit wir nicht stürzen. Unser
Weg führt uns teilweise durch einen kleinen Bach, in welchem wir auf rutschigen Steinen das
Gleichgewicht zu halten versuchen. Manche wünschen sich wir hätten doch die "Autobahn"
genommen.
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12:15 Uhr: Ankunft in der Station. Nach einer kurzen kalten Dusche bekommen wir das Mittagessen.
Es gibt Reis, Huhn, Gemüse und Obst.
15:00 Uhr: Treffpunkt beim Essenshaus um einen Gang durch den botanischen Garten der Station zu
machen. Es regnet leicht. Wir schieben einen Souvenirkauf ein, es gibt Kappen, T-Shirts, Literatur
und vieles mehr. Einige von uns füllen ein Mitgliedschaftsformular aus und sind jetzt „Freunde der
Tropenstation La Gamba". Es hört nicht auf zu regnen, wir starten unsere Gartentour trotzdem um
15:45 Uhr.
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Anattostrauch, Bixa orellana (Bixaceae), die Frucht enthält einen roten Farbstoff der
traditionell zum Einfärben von Kleidung, Nahrung und auch Haut verwendet wird. Sie dient
auch als Repellens. Der Name rührt von einem spanischen Conquistador her: Francisco de
Orellana.
Helikonien, (Heliconiaceae), es gibt 14 Arten, die alle von Kolibris (Trochilidae) bestäubt
werden. Sie können monatelang blühen, das ist typisch für vogelbestäubte Blüten. Die Blüten
sitzen in rot bis orange-gelb gefärbten Hochblättern, die auch ein Flüssigkeitsgemisch
enthalten. In dieser Flüssigkeit befindet sich eine schimmelhemmende Substanz, die von der
Pflanze sezerniert wird.
Musa x paradisiaca (Musaceae), die Banane stammt ursprünglich aus S/O-Asien.
Nephelium lappaceum (Sapindaceae), Rambutan ist nahe mit der Litchipflaume verwandt.
Das Pericarp ist mit roten Haaren besetzt.
Coix lacryma-jobi (Poaceae), „Lacrima Christi – Christustränen“, die Samen sind so hart dass
man sie als Schmuckperlen verwendet. Sie sind erst nach Aufquellen in Wasser keimfähig.
Capsicum frutescens (Solanaceae), Chili, hat einen sehr hohen Anteil an Capsaicin.
Passerini-Tangar (Ramphocelus passerinii, Scarlet Rumped Tanager)
Adaptive Radiation: Es gibt bestimmte Gruppen von Pflanzen oder Tieren die besonders viele Arten
haben, z.B. gibt es 48 Kolibriarten oder 20.000 Orchideenarten und 60 Fliegenschnäpperarten. Ihnen
gemeinsam ist ein besonderes Erfolgsrezept das sich bewährt. So ist z.B. die Jagdmethode des
Fliegenschnäppers besonders energiesparend, der Kälteschlaf der Kolibris ebenso, und die Orchideen
zeichnen sich durch eine besonders hohe Zahl an Samen aus. Durch den Evolutionszwang und die
Spezialisierung entsteht dann diese besondere Form der Aufspaltung in sehr viele Arten.
Der Regen wird uns zu viel und wir stellen uns unter. Um die Zeit besser zu nützten erzählt uns Anton
über die Entstehung der Tropenstation.
18:30 Uhr: Abendessen, es gibt Brotfrucht, Maniok, Nudeln mit Tomaten-Gemüsesauce.
Durchwanderung des Esquinas-Waldes zum Playa San Josésito
DONNERSTAG, 27. 07. 2006
(Gina Philipp, Christian Kolowratnik)
Frühstück ab 6:30 Uhr.
Start der Wanderung 7:20 Uhr.
Vorbei an einer Psychotria poeppigiana (Rubiaceae), die aufgrund ihres Aussehens auch als „Hot
lips“ bezeichnet wird, und Affenleitern (Bauhinia sp., Fabaceae) startet unsere Durchwanderung des
Regenwaldes, gleich hinter der Tropenstation La Gamba.
Zahlreiche Tiere und Pflanzen säumen unseren Weg:
• Brilliant forest frog (Rana warszewitschii), besitzt vier gelbe Punkte auf den Hinterbeinen.
• Affenkamm, Apeiba tibourbou (Tiliaceae), Vorkommen entlang von Flüssen, Verbreitung
durch Brüllaffen.
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„Mayo“, Vochysia ferruginea (Vochysiaceae), verwandt mit Kreuzblümchengewächsen und
hat gelbe Blüten Es wirft seine älteren Äste ab, was als „bota rama“ bezeichnet wird.
Biophytum dendroides (Oxalidaceae), mit allen Kennzeichen eines Baumes ausgestattet:
Wurzeln, verholzter Stamm und Krone, gehört zu den kleinsten Bäumen der Welt, blüht weiß.
„Costaricanischer Muskatnussbaum“, Virola koschnyi (Myristaceae).
Stachelechse, Corytophanes cristatus, sitzt aufrecht auf Bäumen, besitzt einen harten
Stachelkamm am Kopf, lange, spitze Zehen, die es ihr ermöglichen gut zu klettern, kann Farbe
aufgrund einer Hautreaktion von grün auf braun verändern, gut getarnt.
Wir kommen in das Río Bonito Tal (= „Schönes Tal“): Es gibt eine kleine Ansiedlung von
Bauernhöfen, wo man begonnen hat die Afrikanische Ölpalme zu setzen. Das war für das
Naturschutzgebiet nicht sinnvoll, eine Aufforstung wäre besser gewesen. Das Tal ist im Bereich der
Ölpalmenplantagen zu einer biologischen Wüste geworden, da die für viele Pflanzen und Tiere
notwendige ökologische Landbrücke fehlt. Hinter dem Tal befindet sich das Küstengebiet.
Es gibt eine Schule, die von Neuseeland finanziert und von ca. zehn Kindern besucht wird.
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Guaba, Inga sp. (Mimosaceae), trägt machetenartige Früchte, hat Fiederblätter mit kleinen
Drüsen, an denen Nektar sezerniert wird, wodurch Ameisen angelockt werden welche die
Pflanze schützen.
Pfirsichpalme, Bactris gasipaes (Palmae), besitzt Stacheln, das Holz ist hart und schwarz mit
hellen Leitbündeln, die Früchte sind stärkehaltig und werden gekocht gegessen.
Afrikanische Ölpalme, Elaeis guinensis (Arecaceae), der Fruchtstand ist im unreifen
Zustand schwarz, wenn er reif ist orange.
Rühr mich nicht an, Mimosa pudica (Mimosaceae)
Eisvogel
Tucane
Mahagonibaum, Carapa guianensis (Meliaceae), eignet sich gut für Wiederaufforstungen,
wächst am Rand von Flüssen sehr gut, ist als Möbel- und Bauholz verwendbar.
Cedrela odorata, (Meliaceae), schnellwüchsiger Baum mit gutem Holz.
Gras, Gynerium sagittatum (Poaceae), ist hier eine wichtige flussbegleitende Pflanze,
verhindert Erosion.
Wandelröschen- Lantana camara (Verbenaceae)
Mangrovenschwalbe
Grundelfische
Barsche, maulbrütend
Kerosinbaum, Protium sp. (Burseraceae), der weiße Arillus ist essbar, vogelverbreitet
Bidens, „Zweizahn“
Blattschneideameisen
Ozelotspuren
Vismiabaccifera (Clusiaceae), wirkt gegen Warzen
Nackter Indianer, Indio desnudo, Bursea simaruba (Burseraceae), wird aufgrund seiner
rötlichen Rinde auch „Baum der Touristen“ genannt (Sonnenbrand). Er ist während der
Trockenzeit laublos, besitzt unter der roten Rinde Chlorophyll und kann so auch ohne Blätter
assimilieren. Er findet sich entlang von Flüssen. Der Baum ist wirksam gegen Gastritis und
blutreinigend. Sein Harz wurde früher als Weihrauchersatz verwendet, heute wird aus der
Rinde ein Tee hergestellt.
Lindengewächs, Dicraspidia donell-smithii (Tiliaceae), besitzt in der Rinde lange Fasern, die
Früchte sind essbar. Die Blätter sind asymmetrisch (ein reduzierter seitlicher Austrieb),es
blüht gelb und besitzt extrem kleine Samen.
Peitschenschwanzechse, Ameiva festiva
Wir gehen nun den Río Bonito entlang. Der Tieflandfluss Río Bonito hat Trinkwasserqualität. Er
ändert sein Flussbett ständig und mündet in den Esquinas-Fluss.
Was diese Strecke besonders reizvoll macht ist, dass wir bei unserer Wanderung den Ceprada
Sardinell 18 Mal durchqueren müssen.
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Protokolle
Warszewicia coccinea (Rubiaceae), Liane, besitzt rote Hochblätter
Glasflügler, durchsichtige Flügel
Road Side Hawk
Ameisennest im Baum
Kalebassenbaum (Crescentia alata), die Früchte werden für Gefäße verwendet. Die Blüten
werden von Fledermäusen bestäubt.
Basalholzbaum, Ochroma pyramidale (Bombacaceae)
Von 10.30 – 11.00 Uhr rasten wir in der Rangerstation und können unsere Wasservorräte auffüllen.
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Anolisechse
Mantis (Gottesanbeterin)
Akacia allenii (Mimosaceae), kommt hier endemisch vor. Ameisen behausen diese Pflanze
und werden von ihr mit Fett und Eiweiß verköstigt. Zucker wird durch Nektarien auf den
Blättern produziert. Dafür reinigen die Ameisen die Akazie, sie könnte ohne die Symbiose mit
ihnen nicht überleben.
Nasenbären
Morphusfalter, Morpho peleides (Schmetterling)
Kapokbaum, Ceiba pentandra (Bombacaceae), dieser Baum hat einen Durchmesser von ca.
vier Metern, an seiner Basis durch die Brettwurzeln sogar acht Meter. Er bietet unter anderem
eine Behausung für Fledermäuse. Das Alter ist nur schwer zu eruieren, jedoch schätzt Anton
dieses auf 400 – 500 Jahre.
Limone
Renealmia sp. (Ingwergewächs)
Vorm Abstieg legen wir von 12.30 – 13.00 Uhr eine kurze Rast ein.
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Kuhmilchbaum, Brosimum utile (Moraceae), sein Milchsaft wird für die Käseherstellung
und die Rinde für Dächer verwendet.
Nest von Stachellosen Bienen
Vanille, Vanilla sp. (Kletterorchidee)
Sandbüchsenbaum, Hura crepitanus (Euphorbiaceae), wenn die Frucht trocknet, platzt sie
auf. Früher füllte man in die unreifen Früchte Sand ein und benutzte sie um Tinte zu trocknen.
Heute wird Schmuck daraus gemacht.
Beim Abstieg können wir den Übergang in einen Küstenwald beobachten. Durch den Salzeinfluss
kommen hier andere Pflanzen als im Hinterland vor.
Um 14:50 Uhr Ankunft am Playa San Josésito (Golfo Dulce). Einige nutzen die Zeit um noch ein
bisschen im Wasser herumzutoben, die meisten allerdings lassen das Erlebte und die befriedigende
Erschöpfung auf sich wirken.
Zwei kleine Boote bringen uns um 15:20 Uhr, vorbei am Regenwald der Österreicher, zum Hafen in
Golfito. Bei der Fahrt sehen wir noch graue Pelikane und schwarze Riesenkrabben. Auch das Haus
von Prof. Michael Schnitzler können wir noch bewundern.
Ankunft am kleinen Hafen in Golfito, der ca. 45 km von La Gamba entfernt ist, um 15:55 Uhr. Dort
entledigen wir uns unserer teilweise triefend nassen und total verschmutzten Kleidung um Rafa den
Bus nicht zu verschmutzen. Nach diesem anstrengenden Tag tat uns die frische trockene Kleidung
besonders gut!
Abendessen um 18 Uhr.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Golfito, Mangroventour, Strand von Zancudo, Golfo Dulce,
Nachtwanderung
FREITAG, 28. 07. 2006
(Monika Praschberger, Franziska Schrempf, Barbara Vobrovsky - Simon)
Frühstück in der Tropenstation La Gamba um 7:00 Uhr.
Abfahrt nach Golfito um 8:00 Uhr.
Golfito war früher, zur Zeit der United Fruit Company (= U.F.C.), einer der wichtigsten Hafenstädte
in Costa Rica. Daher entstanden viele Bars und auch Freudenhäuser, die von den Schiffsbesatzungen
bis zur Abfahrt genutzt wurden.
Rundfahrt mit dem Bus durch Golfito:
Die Stadt besteht aus verschiedenen Zonen, welche auf die Zeit der U.F.C. zurückgehen.
Zunächst fahren wir durch die Zone der Nachtbars und Freudenhäuser, danach durch die „Zona
Americana“.
In der dieser Zone wohnten die hohen Funktionäre der U.F.C., die Häuser wurden mit gutem Holz
gebaut, haben hohe Räume und sind mit einem natürlichen Kühlungssystem ausgestattet, einem
„offenen Dach“. Auch heute sind sie noch begehrt.
Danach fahren wir an der freien Handelszone vorbei.
Um hier einkaufen zu können, muss man ein Formular ausfüllen, auf welchem der Name und der
Gegenstand, den man kaufen will, angegeben werden. Außerdem muss man in der Stadt übernachten
und darf das Gewünschte erst am nächsten Tag erstehen. Trotz dieses Systems, nutzen viele die
Handelszone um billiger einzukaufen. Vor allem Elektrogeräte werden gekauft, welche hier im
feuchten Tropengebiet oft nicht länger als 2 Jahre funktionieren.
Um 10:00 Uhr Abfahrt mit dem Boot in Richtung der Mangrovenwälder.
Zuerst durch den Golf von Golfito, das Wasser ist hier sehr ruhig und die Bootsfahrt ist sehr
angenehm. Danach im Golfo Dulce, südlich von Golfito. An jenem Strandabschnitt haben sich
Obdachlose angesiedelt, welche hier mit dem Allernötigsten leben. Man könnte vom „Slum Golfitos“
sprechen. Der Stadt ist dieser ein großer Dorn im Auge und sie plant dort ein Hotel mit Casino.
Dadurch sollen die Obdachlosen verschwinden außerdem hofft man auf „reichen“ Tourismus.
Blick auf den Regenwald der Österreicher, den Nationalpark Corcovado und sogar auf Panama.
Vom Boot aus beobachten wir Fregattvögel, welche besonders gute Flieger sind. Sie jagen Möwen
wenn diese von ihrer Futtersuche zurückkommen. Möwen werden so lange gejagt, bis sie ihr Futter
den Fregattvögeln überlassen. So ersparen sich diese die Futtersuche. Momentan jagen sie aber eher
Fische. Fregattvogel (Fregata), Fregatidae, sind nahe verwandt mit Pelikanen und Kormoranen.
Als wir die Einfahrt in den Río Coto erreichen, um uns die Mangrovenwälder anzusehen, hat die Ebbe
schon eingesetzt und dem Kapitän ist es zu riskant einzufahren. Nach langer und heftiger Diskussion
entschließen wir uns am Strand zu warten und später in die Mangroven zu fahren.
Aber auch die Anfahrt zum Strand ist dem Kapitän zu gefährlich und so gehen wir ca. 100 m vom
Strand entfernt, mit Badesachen, mehr oder weniger freiwillig, von Bord.
Bis 13:00 Uhr haben wir nun Zeit um das warme Wasser und den wunderschönen, menschenleeren
Strand zu nutzen und zu genießen.
Um 13:30 Uhr gibt es ein selbst mitgebrachtes Picknick unter Palmen in Nähe des Strandes bei einer
gemütlichen Bar mit Musik und echtem Karibikcharme.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Nach der Pause und etwas Beachvolleyball steigen wir um 14:45 Uhr wieder auf das Boot und machen
uns nun tatsächlich auf den Weg zu den Mangroven.
Die Mangrovenwälder des Río Coto sind ständiger mechanischer Belastung ausgeliefert: durch Ebbe
und Flut, die hier alle 6 Stunden einsetzen und durch Erosion, da der Fluss immer Material mit sich
führt.
Die Mäander (die geschlängelte Fließform) des Flusses sind gekennzeichnet durch Prallhang und
Gleithang. Am Prallhang ist die Belastung am größten und für die Rote Mangrove ist es hier fast
unmöglich neue Bäume aufkommen zu lassen. Hier wird Material abgetragen, daher sind die Ufer
steil. Am Gleithang entstehen Sandbänke durch die Ablagerung von Material und die Mangroven
können Land zurück gewinnen. Daher sieht man im vorderen Teil des Waldes kleinere Mangroven,
welche nach hinten hin immer größer werden.
Rhizophora mangle, Rhizophora racemosa (Rhizophoraceae)
Rhizophora-Arten sind Bäume oder Sträucher der Gezeitenzone tropischer Küsten. Sie besitzen
auffällige Stelzwurzeln. Die glatten, lederartigen Blätter sind ungeteilt, gegenständig und ganzrandig.
Ihren wissenschaftlichen Namen verdanken sie den ausladenden, bogenförmigen Stelzwurzeln. Die
eiförmige oder konische Frucht ist bräunlich oder grau-grün und lederartig hart. In der Regel
entwickelt sich nur ein Same, der in der Frucht am Mutterbaum keimt (Viviparie). Die Primärwurzel
stirbt schnell ab. Das Hypokotyl des Keimlings durchbricht das Perikarp, bleibt aber zunächst über die
zu einer kragenförmigen Struktur umgebildeten Kotyledonen mit der Frucht verbunden. Der Keimling
kann bei manchen Arten mehr als 50 cm Länge erreichen, bevor er abgeworfen wird. Die Keimlinge
sind schwimmfähig und können über Monate im Meer driften, ohne die Fähigkeit zum Wurzeln zu
verlieren.
Zu der besonderen Anpassungsfähigkeit der Mangrovenbäume an ihren Lebensraum gehören
einerseits ihre ausgeprägte Salztoleranz und andererseits die Fähigkeit zum Wurzeln in
sauerstoffarmen und instabilen Sediment. Um mit dem hohen Salzgehalt fertig zu werden speichert die
Pflanze es in ihren Blättern, diese verfärben sich im Lauf der Zeit gelblich und fallen dann ab.
Die Arten der Gattung Rhizophora gehören, zusammen mit den nicht näher verwandten Arten der
Gattung Avicennia, zu den wichtigsten Mangrovenbäumen.
Vor allem für die weit verbreitete Art R. mangle wird der Name „Rote Mangrove“ verwendet; er
bezieht sich wahrscheinlich auf den rötlichen Bast und das bisweilen rotbraune Holz dieser Art.
Am Río Coto kann man auch gut jene Linie erkennen, wo sich Salzwasser vom Meer und Süßwasser
vom Fluss vermischen.
Außerdem sehen wir noch:
• Speziell angepasste Orchidee (Brassavola nodosa) mit weißen Blüten.
• (Acrostichum aureum), ein salztoleranter Farn.
• Größter Samen der 2-Keimblättrigen Pflanzen mit einer Größe von ca. 20 cm (Mora
oleifera, Mimosaceae)
• Rosa Löffler (A. ajaja), eine Vogelart aus der Familie der Ibise. Da er beim geringsten
Geräusch sofort davonfliegt, können wir ihn nur aus der Ferne beobachten und die Wenigsten
schaffen es ein Foto von ihm zu machen.
• Blaureiherfamilie (little blue heron, Egretta caerulea).
• Kahnschnabelreiher (Cochlearius cochlearius), gehört innerhalb der Unterfamilie der
Nachtreiher (Nycticoracinae) zur Gattung der Kahnschnäbel (Cochlearius).
• Mangrovenschwalben
• Brachvögel
• Weiße Ibise (Threskiornithidae), sind eine Vogelfamilie aus der Ordnung der Schreitvögel
(Ciconiiformes). Die Familie umfasst 14 Gattungen und 34 Arten.
• Olivgrüner Kormoran (Phalacrocorax auritus), als Kormorane (Phalacrocoracidae)
bezeichnet man eine Vogelfamilie aus der Ordnung der Ruderfüßer (Pelecaniformes). Die
Familie besteht nur aus der einzigen Gattung Phalacrocorax. Als „Kormoran" und „Scharbe"
wurden ursprünglich nur die in Europa vorkommenden Arten Kormoran (Ph. carbo) und
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Protokolle
Krähenscharbe (Ph. aristotelis) bezeichnet. Als weitere Arten dieser Familie entdeckt wurden,
wurden sie entweder ebenfalls als Kormoran bezeichnet – sofern schopflos – oder als Scharbe,
wenn sie am Kopf einen Federschopf trugen.
Weisskopfkapuzieneraffen (Cebus capucinus), gemeinsam mit den Totenkopfaffen bilden
sie die Familie der Kapuzinerartigen (Cebidae). Die Gattung wird in acht Arten unterteilt.
Kapuzineraffen leben auf dem amerikanischen Kontinent, von Mittelamerika (Honduras) bis
ins mittlere Südamerika (mittleres Brasilien, Paraguay). Auch dieses Tier ist allgemein sehr
scheu, und verschwindet, als es uns erblickt, sofort wieder in den Schatten der schützenden
Mangroven.
Totenkopfäffchen (Saimiri oerstedii), wir nähern uns mit dem Boot den Tieren, aber anstatt
sich zu verstecken, kommen immer mehr von ihnen zu den äußeren Zweigen der Mangroven
und betrachten uns, als wären wir die Affen und sie die Touristen.
Amerikanisches Spitzmaulkrokodil (Crocodylus acutus), schwimmt direkt an unserem Boot
vorbei.
Rückfahrt durch einen engen, künstlichen Kanal, der nur bei Flut befahrbar ist.
Es beginnt zu regnen. Trotz der Überdachung des Bootes, müssen wir Regenschirme aufspannen und
uns enger zueinander setzen um nicht vollständig nass zu werden. Die Wolken am Himmel bieten ein
einzigartiges Schauspiel von hell und dunkel, Sonne und Schatten.
Wir passieren die Vogelinsel „Isla Pajaro“, welche eine wichtige Brut- und Schlafstätte vieler
Wasservogelarten ist.
Um 17.10 Uhr sind wir dann auch schon am Hafen von Golfito angekommen und sitzen wieder im
Bus, wo wir bei strömenden Regen die Heimfahrt antreten.
Um 18:30 Uhr Ankunft in der Tropenstation La Gamba.
19:00 Uhr Abendessen.
20:15 Uhr Nachtexkursion durch den Regenwald der Österreicher.
Ausgestattet mit Gummistiefeln, Taschenlampen und Fotoapparaten geht es los. Bei Nacht sieht man
hier keine Sterne, denn leuchtet man gegen den Himmel ist nur das Blätterdach des Regenwaldes zu
sehen. Eine ganz außergewöhnliche Erfahrung!
Schon im „Garten“ der Station sehen wir
• Glasfroschpärchen
• Pfeilgiftfrosch
• falsche Lanzenotter
Im Teich neben dem Weg zur Esquinas Lodge entdecken wir
• Schnappschildkröte
• Kaiman
• Rotaugenfrosch
Wir treffen ein paar Mitarbeiter der Lodge und der Tropenstation, die nach getaner Arbeit noch
gemütlich beisammensitzen. Kurzentschlossen begleiten uns Luis und ein anderer Mitarbeiter bei
unserer Entdeckungsreise und helfen uns beim „Aufstöbern“ versteckter nachtaktiver Lebewesen.
Während wir neben und im Bachbett auf und ab gehen und einige feststellen müssen, dass ihre
Gummistiefel nicht ganz so dicht sind, wie man im Allgemeinen davon ausgeht, sehen wir
• Tarantel (Anton macht uns darauf aufmerksam dass diese Spinne springen kann)
• echte Lanzenotter, nach diesem Erlebnis kehren ca. 2/3 unserer Gruppe um, das war
Abenteuer genug!
• etliche Spinnen
• Glasfroschmännchen auf der Blattunterseite eines Strauches, die das Gelege bewachen
• Hundertfüßler
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Tausendfüßler
Stabheuschrecken
eine nur selten in den Tropen vorkommende Schnecke mit Behausung
Eidechsen und Geckos
Prachtbiene, die sich in ein Blatt verbissen hat (Pilz im Gehirn) und wegen unserem
Taschenlampenlicht vorübergehend zum Leben erwacht. Auf gut gemeinten Rat von Anton
hin, verzichten wir für einige Minuten auf das Licht und warten, mit etwas mulmigen Gefühl,
dass die Prachtbiene wieder zur Ruhe kommt und verschwindet.
Gegen 22:30 Uhr kommen wir wieder in der Tropenstation an. Wir waren ganze zweieinhalb Stunden
unterwegs, bei Tag ist dieselbe Strecke in einer halben Stunde zu schaffen.
Reisfabrik und Tropical Paradise Garden
SAMSTAG, 29. 07. 2006
(Ines Faber)
7:00 Uhr: Frühstück wie immer.
8:00 Uhr: Abfahrt mit dem Bus.
8:40 Uhr: Ankunft Reisfabrik „Arroceria el Ceibo“.
Wir können bei der Reisabfüllung und Verpackung zusehen. Leider funktionieren einige der
Maschinen nicht, aber der Besitzer und Anton bringen uns die Funktionsweise trotzdem nahe.
Zuerst wird der Reis von gröberen Verunreinigungen (Gräser, grober Staub) getrennt. Dann wird er
samt Schale in die Trocknungsanlage geschleust. Dort wird er ca. 12 h lang bei 60 °C immer wieder
umgewälzt und auf 12 % Wassergehalt herabgetrocknet. Diese Trocknungsanlage wird ökonomisch
mit den getrockneten Spelzen beheizt (früher verwendete man Diesel). Anschließend wird der Reis
von den Spelzen getrennt, gereinigt und poliert. Das Silberhäutchen wird auch abgetrennt. Die dabei
entstehenden Abfälle können als Tierfuttermittel und als Düngemittel verwendet werden (die Spelzen
lockern den Erdboden auf).
Jetzt werden noch die Reissorten nach der Qualität eingeteilt (50 – 95 % vollen Anteil an Korn).
Die Produktionsmonate sind hauptsächlich Jänner und Juni, aber allgemein wird nur einmal pro Jahr
geerntet, da bei häufigerer Ernte die Reispflanze anfälliger wird für Krankheiten und Schädlinge.
9:40 Uhr: Ankunft im Tropical Paradise Garden
Inhaber dieses Gartens ist Robert Beatham, welcher selbst auch für die United Fruit Company
gearbeitet hat. Er heißt uns herzlich Willkommen.
Robert erzählt uns (mit sehr schneller Geschwindigkeit auf Englisch!) die Geschichte der United Fruit
Company mit ihren Anfängen um 1880 und welche Hindernisse auf dem Erfolgsweg überwunden
werden mussten. Zum Beispiel wurden im Jahre 1985 die Exporttaxen für Bananenkisten eingeführt,
jedoch manche Länder hielten an ihren eigenen Bedingungen fest. Costa Rica war dadurch im
Vergleich benachteiligt.
Es wurden viele verschiedene Früchte, Blätter und Heilpflanzen zur Ansicht und zum Angreifen
vorbereitet, zu denen er uns kurze Geschichten, oft in Verbindung zur U.F.C. erzählt.
Robert erwähnt besonders das gute Red Palm Oil, welches aus den Früchten der Ölpalme gewonnen
wird, reich an Antioxidantien ist und sich somit lange hält. Zusätzlich weist es einen hohen Gehalt an
Carotinoiden auf. Aus diesem Öl wird auch die von ihm gepriesene Palmölsuppe gemacht, welche wir
später verkosten dürfen.
Danach machen wir, gemeinsam mit Robert, einen Spaziergang durch den wunderschönen Garten und
es wird uns, unter anderem, die umständliche und lebensgefährliche Ernte der Palmölfrüchte gezeigt.
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Protokolle
Nach einem weiteren Vortrag (und auch währenddessen!) verkosten wir etliche Speisen aus diversen
Früchten und Blättern, die Roberts Schwiegertochter teilweise vor unseren Augen frisch zubereitet:
•
Azar-Saft: sehr bekömmlich; Cas-Saft: ähnlich wie Azar, nur etwas saurer
•
Empanadas: verschieden gefüllte Maisteigtaschen, in Palmöl herausgebacken
•
Yucca oder Maniok: frittiert, schmeckt ähnlich wie Kartoffel, nur etwas fasriger
•
Kakaosamen: die Pulpa rund um die Kakaobohnen ist weiß und süßlich
•
diverse Zitrusfrüchte (Kumquats, Limone, Orange, etc)
•
Palmölsuppe mit Reis und Brot
Dann erzählt Robert uns noch einiges über die Heilpflanzen. Seine (bereits verstorbene) Frau habe
sich auch sehr intensiv mit dem Gebiet beschäftigt und scheint ihm einiges von ihrem Wissen
vermittelt zu haben. Er wurde zum Beispiel von seinem hohen Blutzucker befreit und erzählt auch
etliches über krebshemmende Substanzen.
12:30 Uhr: Ankunft in der Tropenstation, wo ein Mittagessen auf uns wartet, doch haben wir alle
kaum Hunger aufgrund der ausgiebigen Verkostung im Tropical Paradise Garden.
Bis 18:45 Uhr: Freier Nachmittag! Ein Teil der Gruppe reitet zu einem Aussichtspunkt, von dem aus
man auf den Golfo Dulce blicken kann. Am Ziel angekommen, lassen der Regen und der Dunst leider
keinen nennenswerten Blick auf den Golf zu.
Die anderen KollegInnen recherchieren in Büchern für ihren Exkursionsbericht oder ruhen sich in den
zahlreichen Hängematten einfach nur aus.
18:45 Uhr: Abfahrt zur Fiesta nach La Gamba (Salon Communal), nichts ahnend welch gute
Stimmung uns dort erwartet und wie lustig die Veranstaltung werden wird! – Open End
Besuch der Ortschaft „La Gamba“
SONNTAG, 30. 07. 2006
(Mario Auer, Andrea Pichlmair)
7:00 Uhr Frühstück in der Tropenstation.
Um 8:00 Uhr Abfahrt mit dem Bus in die Ortschaft „La Gamba”.
Wir besichtigen die kleine Ortschaft, die in den 50er Jahren entstanden ist, als die Interamerikana
gebaut wurde. Heute leben hier etwa 70 Familien, das entspricht etwa 450 – 500 Personen.
Für den Namen „La Gamba” gibt es zwei Übersetzungsmöglichkeiten:
• Nach dem riesigen Kabokbaum mit seinen Brettwurzeln (Brettwurzel = la gamba). Angeblich sind
hier früher viele dieser Bäume gestanden, die abgeholzt wurden. (am wahrscheinlichsten)
• Nach den Shrimps (= las gambas).
In der Ortschaft besuchen wir:
• Ein Shampoo-Projekt „Aujeres visionarias”. Hier arbeiten 7 Frauen seit 8 Jahren. In einem
Kräutergarten bauen sie Azul de Mata, Sabila und Tuna an. Sie machen alle Verarbeitungsschritte
selbst, bis hin zum fertig abgefüllten Shampoo. Prinzipielle Zubereitung: Liquadora (zerkleinern)
– mit Wasser aufgießen – kochen – Antioxidantien und Duftstoffe hinzufügen. Die Foundation
Neotropica leistet Entwicklungshilfe und hat viele Projekte unterstützt, unter anderem dieses. So
war es möglich eine Gesellschaft aufzubauen.
• Den Salon Communal, wo einige Frauen selbst gemachten Schmuck verkaufen.
• Die Aguti-Aufzucht beim Haus von Jose Angel. Agutis (Dasyprocta) sind nachtaktive Nagetiere.
Sie bekommen nur etwa zwei Junge pro Jahr. Die Tragzeit beträgt 6 Monate. Sie sind Allesfresser,
wichtige Fruchtverbreiter und werden etwa 10 – 20 Jahre alt. Jose Angel züchtet diese Tiere und
verkauft sie. Er kann sie nicht frei lassen, sie würden gejagt werden. Es gibt noch kein geeignetes
Gesetz dagegen, die Jäger werden aber immer weniger.
• Die Bäckerei, wo wir Kekse und Cas kosten und uns ein bisschen umschauen.
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Protokolle
Mit dem Bus fahren wir ein kurzes Stück aus der Ortschaft hinaus und gehen dann zu einem Haus, das
von der U.F.C. gebaut wurde und dort bis 1986 Bananen anbaute. 1994 sollten die Bananen von einer
anderen Firma wieder gesetzt werden, doch die Firma brauchte Geld und daher nahmen die Bauern
Hypotheken auf. Die Firma verschwand jedoch spurlos mit dem Geld. Den Bauern blieb nichts mehr,
nicht einmal ihre eigenen Felder, Bananen wurden natürlich auch nicht angebaut. Anschließend kamen
die Landbesetzer (Präkaristas). Es gibt ein Gesetz, dass sie auf ein Land Besitzansprüche haben, wenn
sie darauf 3 Jahre leben ohne dass jemand Einspruch erhebt. Die Polizei sollte die Landbesetzer
vertreiben, doch irgendwann nahmen wütende Bürger die Sache selbst in die Hand und brannten das
Haus, das in der Ebene stand nieder.
11:00 Uhr baden bei einem verstecken Wasserfall, der sich auf dem Grundstück befindet, auf dem
auch das ehemalige Haus der U.F.C. steht. Der Wasserfall hat das kälteste Wasser, in dem wir auf
unserer Reise bis jetzt geplanscht haben – einer der Gründe (von den Nachwehen der Fiesta am
Vorabend mal abgesehen), warum die meisten KollegInnen die Badezeit verkürzen bzw. sich gar nicht
erst ins kalte Nass begeben wollen.
12:30 Uhr Mittagessen.
Freier Nachmittag. Wieder nutzen einige aus der Gruppe die Chance auf einen Ausritt um die Aussicht
auf den Golfo Dulce zu genießen. Heute haben sie Glück – trotz Regen und Dunst kann man den
Golfo Dulce ansatzweise erkennen!
18:30 Uhr Abendessen in der Tropenstation.
Rückfahrt nach San José
MONTAG, 31. 07. 2006
(Barbara Lukasch, Theresia Fastian)
Frühstück ab 7:00 Uhr.
Abfahrt um 8:00 Uhr Richtung San José – werden nach ca. 10 Minuten von Polizei aufgehalten –
Passkontrolle! (Regelmäßige Kontrollen auf Grund von Drogenschmuggel über die nahe liegende
Grenze zu Panama.)
Während der Fahrt macht uns Anton auf verschiedenste Besonderheiten der Umgebung aufmerksam.
Teakholzplantagen und Melina-Plantagen – Gmelina aborea (Verbenaceae) ist ein afrikanischer
Baum der für die Möbel- und Palettenherstellung verwendet wird. Wegen seines schnellen Wachstums
kann er schon nach 5 – 6 Jahren mit einem ca. 30 cm dicken Stamm „geerntet“ werden. Das weiche,
eher weiße Holz dieser Pionierart ist auch termitenresistent, wahrscheinlich auf Grund der hohen
Gerbstoffkonzentration.
Toilettenpause um 9.50 Uhr in Rey Curre bei den Boruca - Indianern.
Bei diesem halbstündigen Stopp haben wir auch die Möglichkeit selbstgemachte Kunstwerke dieses
Stammes zu begutachten und zu kaufen (Rasseln, Tiere, Obstschalen, Haarspangen, Amulettes,
Geldbörsen, Masken, etc. alles aus der Frucht des Kalebassenbaumes und Holz, vorzugsweise
geschnitzt).
Weiter geht die Fahrt durch ein Savannengebiet, das einerseits durch sehr trockenes Klima
(Regenschatten der Cordilleren), andererseits durch anthropogenen Einfluss entstanden ist.
Um ca. 10:15 Uhr machen wir wieder einen kurzen Fotostopp bei einer Ananasplantage in Buenos
Aires.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Die Ananas comosus (Bromeliaceae) kommt ursprünglich aus Brasilien und wird in solchen
Trockengebieten Costa Ricas gerne angebaut. Die Frucht ist eine Sammelbeere, welche nach 18
Monaten händisch, durch abbrechen, geerntet wird (Sollbruchstelle). Nach weiteren 18 Monaten kann
man eine zweite Ernte an den Seitentrieben vornehmen. Da die Blätter der Ananaspflanze Stacheln
besitzen, sind die Arbeiter gezwungen beim Ernten einen Lendenschurz zu tragen um Verletzungen zu
vermeiden. Der Transport der Früchte vom Feld erfolgt mit Traktoren. Nach der 2. Ernte werden die
Pflanzen totgespritzt, da sie ansonsten nur sehr langsam verrotten würden. Anschließend werden die
abgestorbenen Pflanzen verbrannt. Aufgrund dieses technischen Mehraufwandes und zur
Ernteerleichterung gibt es zwischen den Feldern im regelmäßigen Abstand Spritz- und Ernteausleger
(breitere Wege), damit die Maschinen genügend Platz haben und rationell gearbeitet werden kann.
In Costa Rica werden jährlich an die 150.000 Tonnen Ananas produziert (allerdings nicht
ökologisch!). Verwendet werden die Sorten „Smooth cayen“ (für Konserven), „Queen“ und
„Avacaxy“ (für Frischverzehr).
Die Früchte sind reich an Inhaltsstoffen wie Provitamin A und Fruchtsäuren. Prometin wirkt
verdauungsfördernd und macht Fleisch weich. Fruchtschalensaft der unreifen Ananas wurde früher
auch als Abtreibungsmittel verwendet.
Für den Welthandel ist die Ananas eine sehr wichtige Handelsfrucht, da sie neben dem Frischverzehr
und der Konservierung auch zur Stofferzeugung herangezogen wird.
Um 11:20 Uhr haben wir (trotz des Feiertages) die Möglichkeit, eine Zuckerrohr-Melassefabrik in
San Ramon (Cartago) zu besichtigen. Allerdings muss Anton die Führung selbst machen, da die
Arbeiter schon am Beginn der Siesta sind.
Melassegewinnung: Zuerst wird Pflanzenrohmasse des Zuckerrohrs gewogen und zweimal gepresst.
Der dabei austretende Saft wird zur Verarbeitung weitergeleitet und die entstandenen Hexel werden
verbrannt. Der Saft kommt in einen Reinigungsbottich, wo Eiweiß ausgefällt wird. Durch Zugabe von
verschleimter Rinde von Guazuma ulmifolia (Sterculiaceae) wird das Eiweiß abgetrennt und
ausgeschöpft. Anschließend wird die gereinigte Flüssigkeit im Hochdruckkessel auf 80 °C erhitzt und
mehrmals eingedickt. Wenn das Produkt eine braune Farbe und die gewünschte Geschmeidigkeit
erreicht hat (ähnlich der Margarine), wird alles nochmals unter Zugabe von „manteca“ (Margarine)
gerührt, in Gefäße portioniert und als sog. Dulce (Melasse) verpackt.
Saccharum officinarum stammt ursprünglich aus Süd-Ostasien (Neuguinea). Weltweit werden
62 Mio. t Zucker erzeugt. Das frische Rohr kann gekaut bzw. ausgepresst werden. Der Saft wird oft
mit etwas Zitrone genossen. Grünmasse dient einerseits als Viehfutter, andererseits auch als Heizgut.
Ernteabfälle werden für Papier- und Bauplattenherstellung verwendet.
Die Heute angebauten Sorten sind alles Hybride mit 10 – 11 % Zuckergehalt. Die Ernte erfolgt nach 9
Monaten. Die Gattung Saccharum hat 6 Arten, wovon 4 zum Zwecke der Zuckergewinnung kultiviert
werden (können nicht allein in Natur vorkommen!).
Die Provinz Cartago ist in Costa Rica das wichtigste Anbaugebiet für Zuckerrohr. Weltweit werden
ca. 120 Mio. t Zuckerrohr geerntet, davon 3,5 Mio. t in Costa Rica. Der Zuckergewinn beträgt 1/3 der
geernteten Pflanzenrohmasse. Costa Rica steht mit seiner Zuckerrohrerzeugung in Mittelamerika an
dritter Stelle. Die weltweit führenden Länder im Zuckerrohranbau sind Cuba, Brasilien und Thailand.
Weiter geht die Fahrt nach San José. Um ca. 13.20 Uhr machen wir, auf dem Weg zum Pass „Cerro de
la muerte“, beim Restaurant La Georgina in der Ortschaft Villa Mills (3.100 m Seehöhe),
Mittagspause. Ein Highlight des Restaurants ist die lange Fensterfront, an der man, während man sein
köstliches Mahl einnimmt, Kolibris beim Trinken beobachten kann und einen schönen Fernblick über
die uns umgebende Gebirgskette hat (soweit der Dunst es zulässt). Das Restaurant wurde 1947 an der
Interamerikana errichtet und ist inzwischen schon sehr bekannt. Außerdem ist Villa Mills ein guter
Ort, um den Quetzal - Vogel zu beobachten, welcher als heiliger Vogel der Mayas bekannt wurde und
dessen lange Schwanzfedern als Kopfschmuck dem Mayakönig Montezuma dienten.
Die Fahrt auf der Interamerikana führt uns auch vorbei am Paramo, eine baumlose Vegetation (über
3.000 m) und Rohhumusböden. Vereinzelt ist noch ein Quercus copeyensis vorzufinden, eine
Baumart, die bis 3.000 m hinauf gedeihen kann. Im Paramo werden bis zu 70 °C Temperaturunterschied gemessen! Die wichtigste Pflanze hier ist der Bambus, Chusquea subtesselata.
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Costa Rica 2006
Protokolle
Um uns die Vegetation aus der Nähe ansehen zu können machen wir einen kurzen Stopp und die
hartgesottensten Kollegen wagen eine kurze Wanderung in den Paramo hinein:
• Castillea irazuensis (Scrophulariaceae).
• Hypericum irazuense (Clusiaceae), besitzt starke Verzweigungen und kann sich somit ein
Mikroklima schaffen.
• Calamogrostis (Poaceae), bis zu 1,5 m hoch.
• Acaena cylindrostachia (Rosengewächs), starke Behaarung dient als Kälteschutz.
• Chora pavonia (Blaualgenflechte), ist eine Pionierpflanze und entsteht durch Symbiose aus
Alge und Pilz.
• Lycopodium clavatum (Bärlapp).
• Escallonia myrtillioide (Escalloniaceae), etagenartig aufgebauter Baum.
• Valleriana pRíonophylla (Vallerianaceae), äußerst strenger Geruch.
• Carex spp. (Cyperaceae).
15:05 Uhr wiederum ein kurzer Stopp um eine kleine Wanderung im sog. Paramillo zu machen. Das
Paramillo ist eigentlich ein Hochmoor mit typischen Paramopflanzen und in Costa Rica nur an
wenigen Stellen anzutreffen. Die Wuchsformen sind ganz ähnlich wie im Paramo, nur ist hier wegen
der Staunässe kein Baumwachstum möglich. Die wichtigste Pflanze im Hochmoor ist die Gattung
Sphagnum, welche die Eigenschaft besitzt, mit Hilfe der Blättchen, Nährstoffe aus dem
Niederschlagswasser zu entnehmen. Dadurch kommt es zu einer Ansäuerung des Unterbodens und zu
einem unvollständigen Abbau der organischen Substanz (Torfbildung). Auf diese Art und Weise
wachsen die Torfmoose immer weiter in die Höhe und bilden einen uhrglasförmigen Moorkörper.
Hochmoore werden ausschließlich mit Nährstoffen aus dem Niederschlagswasser versorgt, wodurch
nur Spezialisten an solchen Standorten gedeihen können. Vielfach werden Einrichtungen für eine
zusätzliche Nährstoffaufnahme ausgebildet (z.B. sog. Insektenverdauenede Pflanzen wie Sonnentau
oder Fettkraut). Moorbäche dienen der Entwässerung des Gebietes.
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Puya dasylirioides (Bromeliaceae), ist eine Schopfrosettenpflanze, die bis zu 1,5m hoch wird
und an ganz feuchten Stellen vorzufinden ist. Die Bestäubung erfolgt über Bienen und
Kolibris. Die Rosettenform bietet einen guten Knospenschutz und hat eine Trichterfunktion,
wobei Oligosaccharide eingelagert werden können, welche eine kleinere Eiskristallbildung in
den Pflanzenzellen bewirken und somit eine Sprengung des Plasmalemmas bei Gefrieren
verhindert wird (blaue Blüten).
Blechnum buchtieni (Blechnaceae), Farn der die Puya in höheren Lagen ablöst (oft fließende
Übergänge). Er kann bis zu 2 m hoch werden.
Moos, umwächst Pflanzen ganz und ist ein epiphytischer Strukturparasit, der nicht am Boden
wachsen kann.
Senecio grandifolius (Asteraceae), kleine gelbe Blüten (sieht von weitem wie eine
Schafgarbe aus, ist aber nicht im Entferntesten damit verwandt!).
Quercus copeyensis (Fagaceae), vereinzelt, bis zu 3.000 Höhenmetern vorkommende Eiche
Rubus sp. (Brombeere)
Pteridium sp (Farn)
Xyris sp. (Xyridaceae), schaut aus wie Gras, ist aber keines; gelbe Blüten
Um 15:45 Uhr nochmals ein Fotostopp, um den dunstigen Ausblick auf die Cordillera de Talamanca
und den, nur notdürftig abgesperrten, halb abgebrochenen Teil der Interamerikana, für die Nachwelt
festzuhalten.
Ankunft in San José um ca. 18:00 Uhr (Unterkunft wieder im Hotel „Fleur de Lys“).
Treffpunkt in der Lobby um 19:00 Uhr – Aufbruch zum Abendessen in der Innenstadt von San José
(Avenida Central, wiederum das Lokal „Manolo“).
Anschließend gibt es noch ein gemütliches Zusammensitzen und Cocktailschlürfen an der Hotelbar für
diejenigen, denen die anstrengende Busfahrt des langen Tages noch nicht ins Gesicht geschrieben
steht. – Open End
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Costa Rica 2006
Protokolle
Tag der Abreise, San José Stadtrundgang – Shopping – Heimflug
DIENSTAG, 01. 08. 2006
(Bernadette Binder)
ab 7:00 Uhr gibt es Frühstück: Gallo pinto, Obst etc. (das Übliche).
8:30 Uhr (theoretisch zumindest) Aufbruch zum Stadtrundgang.
Zu Fuß brechen wir auf um die Hauptstadt Costa Ricas, die wir am Beginn unserer Reise nur abends
erkundet haben, auch bei Tag zu erleben. Vom Hotel aus geht es vorbei am Museo Nacional zum
Museo del Jade, welches angeblich eines der schönsten Museen in San José ist.
Museo National de Costa Rica
Auf der Anhöhe der Straße „de Moras“ mit Blick über die Stadt liegt Costa Ricas Nationalmuseum in
der ehemaligen Festung Bellavista, dem ehemaligen Hauptquartier der Armee, gelegen. An der Stelle,
wo einst das Mutterhaus von Mauro Fernandéz, dem Reformer des costaricanischen
Bildungssystems, stand, wurde 1917 das Hauptquartier Bellavista errichtet. Das Nationalmuseum
wurde bereits im Jahre 1887 gegründet und befand sich früher im Gebäude der „Universidad de Santo
Tomas“. Nach einigen Umzügen übersiedelte es 1950 in die Festung Bellavista, wo es sich noch heute
befindet. Heute kann man im Nationalmuseum die Geschichte des Landes Revue passieren lassen,
nicht nur die militärischen Heldentaten sondern auch die Wendejahre Costa Ricas. Es beherbergt eine
Ausstellung zur Geschichte des Landes. Die Ausstellungsobjekte reichen von prähistorischen
Fundstücken, unter anderem auch Steinkugeln, über koloniale Möbel und Kunst bis in die Gegenwart.
9:00 – 10:05 Uhr Museo del Jade
Das Jademuseum befindet sich im Gebäude des „Instituto Nacional des Seguros“ und umfasst eine
Reihe von archäologisch wichtigen Stücken aus der präkolumbianischen Epoche. Bis vor kurzem
befand es sich noch im 11. Stock des Gebäudes, wo es seit 1984 beheimatet war. Nun aber hat es
ebenerdig einen eigenen Eingang bekommen. Das Museum hat sich zum Ziel gesetzt, das indianische
Erbe von Costa Rica zu bewahren und zu erhalten. Ausgestellt werden Keramikkunstwerke,
Goldschmiedekunst und Jadestücke, die aus mesoamerikanischen Gebieten, zum Großteil aus diversen
Orten in Costa Rica, wie beispielsweise aus Guanacaste oder Nicoya stammen. Es kann nicht nur
grüne Jade, sondern auch Jade in anderen Farbnuancen bewundert werden. Zusätzlich werden auch
Skulpturen aus Vulkangestein gezeigt.
10:20 Uhr Boxenstopp zum Bücherkauf
Zum Glück gibt es ein umfangreiches Sortiment englischsprachiger Literatur bzw. Sachbücher aller
Art, denn mit der spanischen Sprache stehen die meisten von uns bis dato noch auf dem Kriegsfuß.
ca. 10:45 Uhr Teatro Nacional – Besichtigung (fotografieren ja, Blitz nein)
Als Symbol europäischen Strebens der liberalen Kaffeepflanzergesellschaft wurde das Nationaltheater
im ausgehenden19. Jh. durch die Besteuerung der Kaffeeproduktion errichtet. Direkt neben dem Plaza
de la Cultura gelegen, im neoklassizistischen Stil erbaut, ist des Nationaltheater der Pariser Oper
nachempfunden. Als 1890 die berühmte Opernsängerin Adelina Patti auf ihrer Tournee durch
Zentralamerika mangels geeignetem Rahmen in Costa Rica nicht auftreten konnte, erhoben die
darüber sehr betrübten Kaffeebarone kurzerhand eine Kaffeesteuer, wodurch der Bau des Teatro
Nacional ermöglicht werden konnte. Maler und Dekorateure kamen, ebenso wie der verwendete
Marmor, aus Italien. 1897 wurde das Nationaltheater mit einer Aufführung von Sängern der Pariser
Oper feierlich eröffnet. Nicht zu unrecht ist das Theater auch heute noch der Stolz der Ticos. 1965
wurde es aufgrund seiner architektonischen Schönheit zum Nationalmonument erklärt. Wertvolle
Deckengemälde, ein aufwendiges Innendekor im Barockstil sowie eine exzellente Akustik schaffen
eine geeignete Atmosphäre und einen stilvollen Rahmen für Aufführungen von Weltklasse. Dem
Besucher wird mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis bereitet. Links neben der Eingangshalle
befindet sich ein stilvolles Café mit sehenswerten Deckengemälden, welches angeblich einer der
schönsten Orte ist, um costaricanischen Kaffee zu genießen. Gelegentlich beherbergt es auch
Kunstausstellungen, die einen Besuch noch interessanter gestalten. Der Blick auf das wohl bekannteste
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Costa Rica 2006
Protokolle
Deckengemälde des Theaters, Alegoria genannt, enthüllt einige Kuriositäten, denn dem italienischen
Künster Aleardo Villa sind bei der Darstellung einiger Details sonderbare Fehler unterlaufen. So
wachsen beispielsweise die Bananen verkehrt herum. Ebenfalls neu und einzigartig an der Darstellung
ist, dass Hochlandkaffee an der Küste gedeiht. Die Alegoria zierte auch einen 5-Colones Geldschein,
der allerdings nicht mehr im Umlauf ist.
Vorbei geht es am Postgebäude zum Markt.
Das Post- und Telegrafenamt wurde zwischen den Jahren 1914 und 1917 nach den Plänen von Luis
Llach im elektizistischen Stil errichtet und zeigt deutliche französische Einflüsse. Es handelt sich um
ein monumentales und sicher auch elegantes Gebäude mit seinen schönen eckigen Türmen und dem
schmalen Eingangsbereich. Neben den eigentlichen Postschalterräumen beherbergt es auch ein
Briefmarkenmuseum, in welchem dem Besucher die Geschichte und Entwicklung der Post näher
gebracht wird.
ca. 12:00 Uhr Mercado Central – auf zum Futternapf; danach Zeit zur freien Verfügung.
Der Markt wurde um 1880 gegründet. Auf dem überdachten Areal des Mercado Central findet man so
ziemlich alles – Gemüsehändler und Fleischer haben ihre Läden gleich neben Souvenirläden. Auch
einige Speiselokale buhlen um die Gunst der Gäste.
13:30 Uhr Verabschiedung von Elisabeth W., Walpurga G., Theresia F., Christian K. und Mario A.,
die gemeinsam zu einem längeren Aufenthalt an der Karibikküste Costa Ricas aufbrechen.
16:30 Uhr treffen die letzten Stadtbummler im Hotel Fleur de Lys ein.
17:00 Uhr Abfahrt zum Flughafen und Verabschiedung von Anton, der wieder in die Tropenstation
zurückkehrt um wissensbegierigen StudentInnen bei ihren Forschungsarbeiten zur Seite zu stehen.
20:50 Uhr Abflug in Richtung Heimat
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Teil II
Landeskunde
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
2.1 GEOGRAFIE UND KLIMA
2.1.1 Geografie
BEVÖLKERUNG
Es leben 4,3 Mio. Einwohner in Costa Rica, davon sind 96 % Weiße, 3 % Farbige und 0,7 % Indigene.
LAGE
Costa Rica liegt zwischen 82° 34’ und 85° 58’ westlicher Länge und 08° 02’ und 11° 15’ nördlicher
Breite.
Im Norden bildet der Río San Juan einen großen Teil der Grenze zu Nicaragua und im Süden und
Südosten stößt das Land an Panama. Im Osten ist Costa Rica von dem Atlantischen und im Westen
von dem Pazifischen Ozean umgeben. Es ist Teil der zentralamerikanischen Landbrücke und verbindet
den nordamerikanischen mit dem südamerikanischen Kontinent.
Isla del Coco
Costa Rica mit der dazugehörigen Isla del Coco
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
ERDGESCHICHTE
Erdgeschichtlich ist Costa Rica ein junges Land und unterliegt bis heute Veränderungen. In den letzten
100 Jahren erschütterten das Land 15 große Erdbeben, da es an der Bruchkante der Cocos-Platte und
der Karibischen Platte liegt.
Vor 100 Millionen Jahren bestand Costa Rica aus Inselketten, die sich durch eine gewaltsame Anhebung der Meeresböden und durch Anschwemmungen verbanden.
Von den etwa 100 Vulkanen Costa Ricas sind ca. 10 aktiv und erkennbar.
GLIEDERUNG
Costa Rica hat eine Fläche von 51.100 km². Von Nordwest nach Südwest ist es 464 km lang, die engste Stelle in Nordöstlicher Richtung misst 119 km, die breiteste 250 km. Der höchste Punkt des Landes
ist der Cerro Chirripó mit 3.819 m (Cordillera de Talamanca).
Es gibt vier Gebirgszüge die von Nordwest nach Südost verlaufen und sowohl eine klimatische, als
auch eine geographische Trennung bilden.
Tieflandbecken und Küstenebenen
Hochlandbecken
Hügel
Berge
Topographische Einteilung Costa Ricas
Kordillerenketten vulkanischen Ursprungs:
Die Cordillera de Guanacaste ist 180 km lang und bis zu 35 km breit und erstreckt sich von der
Grenze zu Nicaragua bis zum Arenalsee. Sie fällt gleich steil zur Karibik- und zur Pazifikküste ab und
hat Gipfel zwischen 1.400 und 2.000 m Höhe, dazu gehören der Vulkan Arenal, einer der aktivsten
Vulkane Costa Ricas und der Vulkan Orosi (1.487 m), außerdem die Gipfel Ricón de la Vieja
(1.896 m), Mirravalles (2.028 m) und Tenorio (1.916 m). Diese sind durch Quersenken miteinander
verbunden.
In der Cordillera de Guanacaste entspringen einige Flüsse, die in die gleichnamige Provinz fließen.
z.B.: Río Tempisque; der 159 km lang ist und in den Pazifik mündet.
Von Westen nach Osten verläuft eine Quersenke in welcher der Arenalsee (80 km²) liegt. Er ist Costa
Ricas größter, aber künstlich angelegter, See. Gleich daneben befindet sich der Vulkan Arenal
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
(1633 m). Gemeinsam bilden sie den Übergang zur Cordillera de Tilarán, auch sie besteht aus vulkanischem Gestein. Ihre Gipfel liegen bei 1.500 Höhenmetern.
Im Südosten erfolgt dann der Übergang zur Cordillera Central. Diese Gebirgskette ist 80 km lang
und verläuft in etwa parallel zu Cordillera de Tilarán und der Cordillera de Talamanca. Die Südwesthänge laufen in das Valle Central aus, die Nordosthänge ziehen steil zur Karibikküste. Die Vulkane
des Valle Centrals sind die höchsten Costa Ricas.
Im Norden des Gebirges liegen die Vulkane Poás (2.704 m – noch aktiv), Barva (2.906 m), Cerro
Congo (2.014 m) und Cacho Negro (2.136 m). Im Süden befinden sich die Vulkane Irazú (3.432 m)
und Turrialba (3.339 m).
Das Valle Central liegt zwischen 600 und 1.500 m Höhe und erstreckt sich 70 km von West nach Ost
und ca. 30 km von Nord nach Süd. Es besteht aus Tertiärgestein und Meeressedimenten. Das zentrale
Hochland ist sehr fruchtbar und umfasst 3.300 km². In ihm befinden sich die Städte Cartago, Alajuela
und die Hauptstadt San José. Es unterteilt sich in das Valle Occidental und das Valle Oriente. Richtung Westen fällt das Valle Central zur Pazifikküste ab, während es im Norden von der Cordillera
Central umgeben wird.
Die Cordillera de Talamanca ist Costa Ricas viertes Gebirge. Es handelt sich um ein tertiäres Bruchund Faltengebirge ohne vulkanische Aktivität. Es hat eine Breite von 50 – 100 km. Im Nordwesten
wird es durch das Valle Central von der Cordillera de Tilarán getrennt, und verläuft im Südosten bis
nach Panama. Die Osthänge sind sanft zur Karibikküste hin, während im Westen eine steile Abdachung existiert, die von einem Tal mit spitzovalem Grundriss unterbrochen wird (Valle de Coto Brus,
115 km lang, 10 – 20 km breit).
Der höchste Berg des Landes (Cerro Chirripó 3.820 m) befindet sich in dieser Gebirgskette. Weiters
die Gipfel Cerro Puibeta (2.435 m), Cerros Kámuk und Cuericí. Die Gipfelregionen waren früher vergletschert. Sie formen eine Wasserscheide zwischen den Küstenregionen.
Pazifikseite – hügeliges Küstenvorland:
Die Pazifikküste des Landes ist 1.200 km lang und bietet eine abwechslungsreiche Küstenlandschaft.
Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt etwa drei Meter. Es fließen drei große Flüsse Richtung Pazifik: Río Térraba (196 km), Río Tárcoles (115 km) und Río Tempisque.
Dieser Teil Costa Ricas ist morphografisch in drei Einheiten zu gliedern:
• Im Norden in die Halbinsel Nicoya, die, von Nordwest nach Südost gemessen, 120 km lang
ist, und Höhen von bis zu 1.018 m aufweist. Sie ist von einem Bergrücken durchzogen und
besitzt kilometerlange feine Sandstrände. Der Río Tempisque ist eine sehr wichtige Wasserader, er bildet ein Becken und durchfließt das Gebiet von Nord nach Süd. Er mündet im Golf
von Nicoya.
• Die zentrale Küstenebene besteht aus den westlichen Ausläufern der Cordillera de Talamanca und erstreckt sich vom Tiefland des Río Tempisque bis zur Halbinsel Osa. Sie wird Richtung Süden immer schmaler.
• Im Süden liegt die Cordillera Costanera (1.500 m) und die Halbinsel Osa, ein flaches Hügelland, das von Nordwest nach Südost verläuft und 55 km lang und 25 km breit ist. Die höchten Hügel erreichen 750 m. Der Golfo Dulce trennt Osa vom Festland.
Ca. 500 km vor Costa Ricas Pazifikküste liegt die Vulkaninsel Isla del Coco. Sie besitzt eine ungeheure Artenvielfalt und wird oft als Klein-Galapagos bezeichnet.
Karibikseite – Schwemmland Ebenen:
Die Karibikseite des Landes besteht aus Tieflandregionen, welche sich von Norden nach Nordosten
und weiter nach Osten hin ziehen, und Höhen von 250 m erreichen. Die maximale Breite beträgt 120
km und es besteht eine trichterförmige Verengung nach Südost. Im Gegensatz zur Pazifikküste ist die
Karibikküste nur 212 km lang und besitzt eine Reihe natürlicher Häfen.
Zum Atlantik fließen vier große Flüsse:
• Río San Juan, 135 km lang
• Río Pacuare, 134 km lang
• Río San Carlos, 125 km lang
• Río Reventazón, 110 km lang
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
2.1.2 Klima
Costa Rica wird der tropischen Klimazone zugeordnet, dennoch herrschen, durch die geografischen
Extreme bedingt, unterschiedlichste regionale Klimaverhältnisse. Klimabestimmend sind vor allem die
Höhenlage, die Niederschlagsmengen und die unterschiedlichen Winde der jeweiligen Regionen. Eine
nicht ganz unerhebliche Rolle spielt auch die „Innertropischen Konvergenzzone ITC“, welche mit der
direkten Sonneneinstrahlung wandert und somit zeitweise das Klima Costa Ricas mitbestimmt. Jahresoder Tagesmittel sagen relativ wenig aus, was eine allgemeine Klimabeschreibung nahezu unmöglich
macht. Außerdem gibt es gravierende Unterschiede zwischen Atlantik- und Pazifikküste bezüglich der
Niederschlagsart und -mengenverteilung.
Generell werden Regen- und Trockenzeit, sowie thermische Höhenstufen mit entsprechenden Vegetationszonen und regionale Klimazonen unterschieden. Das ganze Jahr hindurch findet der Sonnenaufgang um 6.00 Uhr, der Sonnenuntergang um 18.00 Uhr statt, was durch die nahe Lage zum Äquator
bestimmt wird (achter bis elfter nördlicher Breitengrad). Die tatsächlichen Sonneneinstrahlungszeiten
sind von Region zu Region verschieden (siehe auch Tab. 1 unten).
Des Weiteren gibt es einige „Wetterbesonderheiten“, auf welche wir im Anschluss des Kapitels kurz
eingehen werden.
TROPISCHE JAHRESZEITEN
Die tropischen Jahreszeiten kann man nicht im Entferntesten mit unseren Mitteleuropäischen vergleichen, denn die Trocken- und Regenzeit werden, wie schon an der Bezeichnung erkennbar, von der
Niederschlagsmenge bestimmt. Costa Rica zählt zu den zehn regenreichsten Ländern der Erde, was
die teilweise heftigen Niederschläge in bestimmten Regionen bestätigen.
Invierno (Regenzeit):
Als „Invierno“ wird der tropische Winter bezeichnet, der von Mai bis November dauert, und in den
Monaten September und Oktober seine Niederschlagshöhepunkte aufweist. In der Regenzeit erweisen
sich die Vormittage oft als sonnenklar, ab Mittag ballen sich allerdings Regenwolken zusammen, die
ihre Wassermengen kurz darauf als Platzregen (= aguacero) über dem Land auslassen. Auch wenn der
aguacero nur einige Stunden dauert, muss man mit Überschwemmungen und Erdrutschen rechnen,
wovon aber immer nur kleinere Gebiete mit wenigen km² betroffen sind.
Im Regenmonat Juli gibt es im Hochland eine kurze Trockenperiode, den verancillo de San Juan (=
kleiner Sommer des Johannesfestes), was darauf zurückzuführen ist, dass die ITC ihren nördlichsten
Stand erreicht hat (12. Breitengrad).
Zu dieser Zeit kommt es über dem Karibischen Meer des öfteren zur Bildung von Hurrikans. Costa
Rica ist bis heute, seit Wetteraufzeichnungen bestehen, mit dem direkten Kontakt von solchen tropischen Wirbelstürmen und den, damit verbundenen tragischen Verwüstungen, weitgehendst verschont
geblieben, und wurde meist nur am Rande von abgeschwächteren Auswirkungen heimgesucht.
Gefahr drohte erstmals im November 1969, als der Hurrikan „Martha“ die Küste in der Nähe der
Grenze von Costa Rica zu Panama streifte. Die Ausläufer des Hurrikans „Gilbert“, im September
1988, forderten offiziell sogar zwei Todesopfer durch Überschwemmungen und Erdrutsche. Zehn
Jahre darauf, im November 1998, bedrohte „Mitch“, einer der bis dahin stärksten Hurrikans (280
km/h Windgeschwindigkeit), die Staaten Zentralamerikas. Costa Rica litt auch hier nur unter den weitläufigen Auswirkungen, große Gebiete der Nachbarstaaten Honduras und Nicaragua wurden jedoch
verwüstet und es gab über 20.000 Todesopfer zu beklagen (in Costa Rica gab es offiziell keine Todesopfer). Der letzte uns bekannte Hurrikan, der Costa Rica gefährlich nahe kam, war der Hurrikan
„Stan“ im Oktober 2005. Auch hier wurde das Land zum Glück nur durch erhöhten Niederschlag in
den nördlicheren Regionen in Mitleidenschaft gezogen.
Verano (Trockenzeit):
Als „Verano“ wird der tropische Sommer bezeichnet, der von Dezember bis April dauert. Auch zu
dieser Zeit wird die Aussicht von den Bergen im Hochland auf die Tiefebenen, oft durch Wolkenmassen, die vom Atlantik her kommen, vernebelt. Im Verano fällt allgemein zwar weniger Niederschlag
als im Invierno, dennoch gibt es beträchtliche Unterschiede zwischen der Karibik- und Pazifikküste
und zu der Region von Guanacaste, worauf wir im Punkt „Regionale Unterschiede“ näher eingehen
möchten.
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
Regionale Unterschiede
Karibikküste: Dort gibt es das ganze Jahr über starke Regenfälle, nur die Monate September und
Oktober sind etwas regenärmer. Sie gilt als eine der regenreichsten Zonen der Erde und weist im Invierno, durch tropische Tiefdruckgebiete bedingt, bis zu 20 Regentage pro Monat auf, was eine mittlere Niederschlagsmenge von 6.000 mm pro Jahr mit sich bringt. Dies entspricht der zehnfachen Niederschlagsmenge die durchschnittlich in Mitteleuropa aufgezeichnet wurde. In manchen geschützten Regenwaldregionen kann man sogar eine jährliche Niederschlagsmenge von 8.000 mm messen.
Südliche Pazifikküste: Dort sind die Jahreszeiten etwas abgeschwächter, es gibt weniger reine Regentage, dafür aber mehr aguaceros, hauptsächlich im September und Oktober. An den Küsten herrschen lange und heiße Sonnenperioden, die im Invierno täglich von den aguaceros unterbrochen werden (verursacht durch Winde aus südwestlicher Richtung).
Region von Guanacaste: In diesem Gebiet herrscht die längste Trockenzeit Costa Ricas, was sich
auch in der gegensätzlichen Flora und Fauna zu den anderen Regionen des Landes widerspiegelt.
VEGETATIONSZONEN UND THERMISCHE HÖHENSTUFEN
Man unterscheidet fünf Vegetationszonen, die von den unterschiedlichen Höhenstufen des Landes
abhängig sind. Je höher das Gebiet liegt, desto mehr ist nicht nur mit tageszeitlichen Temperaturschwankungen zu rechnen, sondern auch mit tieferen Temperaturen und der dementsprechenden Veränderung der Flora und Fauna.
Tierra Caliente:
So werden zwei Drittel des tropischen Tieflandes, bis zu 600 Höhenmetern, bezeichnet. In dieser
„heißen Zone“ betragen die Durchschnittstemperaturen tagsüber an die 30 °C (und mehr in Trockenzeit) und in den Nächten gibt es keine große Abkühlung. Als mittlere Jahrestemperatur werden 24 °C
angegeben, was das Vorherrschen von immergrünen tropischen Regenwäldern an der Karibik- und
Pazifikküste, sowie Trocken- und Feuchtwäldern im Nordwesten des Landes, ermöglicht.
Tierra Calida:
Diese „warmgemäßigte Zone“ ist ähnlich der Tierra Caliente, umfasst die Gebirgsabhänge bis zu
1.500 m und bildet den Übergangsbereich zu prämontanen Feucht- und Regenwäldern.
Tierra Templada:
Dort herrscht Tageszeitenklima mit großen Schwankungen (frühlingshaftes Klima – kühle Nächte,
hochsommerliche Temperaturen zu Mittag in wolkenloser Trockenzeit). Die mittlere Jahrestemperatur
dieser Zone beträgt zwischen 14 und 18 °C, und sie umfasst Teile des zentralen und südlichen
Hochlandes von 1.500 – 2.300 m mit ihren montanen Feucht- und Regenwäldern.
In San José und der Region Alajuela herrscht das ganze Jahr über Primavera eterna (ewiger Frühling), wobei die Temperaturen in der Nacht nicht weniger als 15 °C, und am Tag nicht mehr als 26 °C
annehmen.
Tierra Fria:
Das „kalte Land“, mit Durchschnittstemperaturen von 10 – 14 °C, reicht von 2.300 – 3.000 m hinauf,
und kommt vereinzelt in Gipfelzonen der Zentralkordillere und der Talamancakordillere vor.
Tierra Helada:
Im „eißigen Land“, auch „Páramozone“ genannt, welches über 3.000 m liegt und die Gipfelregionen der höchsten Vulkane umfasst, können nachts die Temperaturen bis unter den Gefrierpunkt abfallen. (z.B.: Chirripó, Irazú, Pass des Cerro de la Muerte)
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
REGIONALE KLIMAZONEN
Innerhalb des Landes werden auch regionale Klimazonen unterschieden. Die Einteilung erfolgt in
Abhängigkeit von Tageshöchst- und -tiefsttemperaturen und monatlichen Niederschlagsmengen
der jeweiligen Regionen, und veranschaulicht die vielfältigen Klimaunterschiede, die ja durch die
einzigartige geographische Lage Costa Ricas hervorgerufen werden, sehr gut.
Warm-trockene Klimazone
Warm-feuchte Klimazone
Milde Klimazone
Kühl-feuchte Klimazone
Kühl-trockene Klimazone
Regionale Klimazonen Costa Ricas
Warm-trockene Klimazone:
Im Verano herrscht im Nordwesten des Landes teilweise Dürre, die ab und zu durch kurze Regenschauer unterbrochen wird. Die Tagestemperaturen steigen regelmäßig über 35 °C. Das RíoTempisque-Becken ist der trockenste Teil Costa Ricas. Es werden Niederschlagsmengen von ca. 450
mm pro Jahr verzeichnet, was in der Flora und Fauna zum Ausdruck kommt.
Über Guanacaste und dem nördlichen Nicoya wehen im Invierno starke Winde und in der Region der
westlichen Kordilleren herrscht das ganze Jahr über Sonnenschein.
Warm-feuchte Klimazone:
In diesen Regionen herrscht ganzjähriger Regen, oft sintflutartig wie z.B. an der Karibikküste oder der
Peninsula de Osa (mit jährlich bis zu 8.000 mm Niederschlag) an der südlichen Pazifikküste.
Milde Klimazone:
In dieser Klimazone, die einen ganzjährig frühlingshaften Charakter aufweist, befinden sich hauptsächlich höher gelegene Städte und Gebiete, wie z.B. die Zentrale Hochebene mit den Städten San
José und Cartago, oder auch Monteverde.
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
Kühl-feuchte Klimazone:
Von diesem Klima, mit seinen teilweise schweren Regenfällen und niedrigen Temperaturen, sind vor
allem die östlichen Berghänge der Kordilleren betroffen. Am Cerro Chirripó kann man des Öfteren
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt messen.
Kühl-trockene Klimazone:
Diese Klimazone wird durch Regenschatten beeinflusst, der durch geografische Bedingungen verursacht wird und den westlich liegenden Berghängen der Kordilleren somit weniger Niederschläge beschert als den Regionen der Ostseite.
Heiß-feuchte Klimazone:
Eine eigene Klimazone stellt die Isla del Coco dar, welche sich etwas abseits vor der Südwestküste des
Landes befindet. Dort herrschen das ganze Jahr über extreme Regenfälle und Gewitter. Durch diese
klimatischen und geografischen Bedingungen findet man auf der Insel eine weltweit einzigartige Flora
und Fauna.
Vergleich einzelner Klimabedingungen ausgewählter Städte und Ortschaften der regionalen Klimazonen Costa Ricas:
Klimazone
Stadt, Ortschaft
Warmtrocken
Liberia
Puerto Limón
La Fortuna
Warm-feucht
Corcovado
Golfito
Quepos
San José
Mild
Monteverde
Kühl-trocken
Grecia
Jahreszeit
°C
Verano
9 Stunden
20 mm
21 – 36 °C
Invierno
6 Stunden
200 mm
22 – 32 °C
Verano
6 Stunden
300 mm
20 – 31 °C
Invierno
5 Stunden
200 – 400 mm
22 – 31 °C
Verano
5 Stunden
100 – 200 mm
20 – 21 °C
Invierno
3 Stunden
400 – 500 mm
21 – 30 °C
Verano
7 Stunden
150 – 300 mm
22 – 33 °C
Invierno
3 Stunden
500 – 700 mm
22 – 32 °C
Verano
7 Stunden
150 – 300 mm
22 – 33 °C
Invierno
3 Stunden
500 – 700 mm
22 – 32 °C
Verano
8 Stunden
70 – 170 mm
21 – 32 °C
Invierno
4 Stunden
450 – 650 mm
21 – 31 °C
Verano
5 – 8 Stunden
10 – 50 mm
15 – 26 °C
Invierno
4 Stunden
200 – 300 mm
16 – 25 °C
Verano
5 Stunden
100 – 160 mm
12 – 22 °C
Invierno
3 Stunden
350 – 430 mm
14 – 21 °C
Verano
8 Stunden
10 – 70 mm
17 – 31 °C
Invierno
4 Stunden
200 – 300 mm
18 – 28 °C
Zeichenerklärung:= mittlere tägliche Sonnenscheindauer;
und Tiefsttemperaturen
= mittlere monatliche Niederschlagsmenge; °C = mittlere tägliche Höchst-
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
EINFLUSSGRÖßEN UND ENTSTEHUNG TROPISCHER NIEDERSCHLÄGE
„Innertropische Konvergenzzone“ (ITC):
In der ITC treffen die beiden Passatwinde der Nord- und Südhalbkugel aufeinander. Da die ITC
dem Sonnenhöchststand folgt, wandert sie im Laufe des Jahres zwischen dem südlichen 10. Längengrad (Februar) und dem nördlichen 12. Längengrad (August) hin und her. Dabei zieht sie natürlich
auch über Teile der Kontinente, so auch über Costa Rica.
Die im Ozean stärksten Verdunstungsgebiete liegen im Bereich der Passatwinde, welche die mit Wasserdampf angereicherte Luft in die ITC, und somit an die Küstenregionen bringen. Wenn die ITC
über Costa Rica zieht, wird das Land, und damit auch die feuchte Luft der Passatwinde, durch die
direkte Sonneneinstrahlung so erhitzt, dass diese feucht-warme Luft aufsteigt, es zur Wolkenbildung kommt und zum nachfolgenden Abregnen dieser Wolkenmassen über dem Land (hauptsächliche
Beeinflussung der Regenzeit an der Pazifikküste).
Nordost-Passat:
Von Oktober bis März liegt Costa Rica im Einzugsbereich der Nordost-Passate, welche warme,
feuchte Luft vom Karibischen Meer ins Landesinnere tragen und an den Berghängen der Kordilleren
hinauftreiben. Es kommt wiederum zu einem Abkühlen der Luftmassen und zur miteinhergehenden
Wolkenbildung. Durch die enorme Höhe der Berggipfel kommt es jedoch nur an der Karibikküste zu
einem Abregen dieser Wolken.
Konvektion und tropische Tiefdruckgebiete:
Intensive Kaltfronten vom Norden, die durch kalte Meeresströmungen des Atlantiks hervorgerufen
werden, bringen die Warmluft des Tiefdruckgebietes über dem Meer zum Abkühlen. Es bilden sich
Regenwolken, die sich anschließend über dem Festland auslassen und für die niederschlagsreichsten
Tage der Regenzeit an der Karibikküste verantwortlich sind.
„WETTERBESONDERHEITEN“ DES LANDES
Temporales:
Als „Temporales“ werden heftige Regenschauer bezeichnet, die am Morgen beginnen und oft bis zum
Nachmittag anhalten. Es werden „Temporales del Atlantico“ und „Temporales del Pacifico“ unterschieden, da diese sich nicht nur durch ihren Erscheinungsort, sondern auch durch ihre Entstehung
wesentlich voneinander unterscheiden. ( siehe auch Punkt 1.2.8)
„aguacero de los cafetaleros“:
Dieser Regen fällt zwischen 19. und 20. März, ist also noch im Verano, und bringt, wie der spanische
Name schon bezeichnet, den Kaffee in die Blüte.
„las lagrimas de Maria“:
Die „Tränen der Hl. Maria“ fallen zwischen dem 8. und 12. Dezember.
Papagayos:
Die Papagayos sind lokale Winde, die von der Pazifikküste ins Landesinnere blasen und Regen mit
sich bringen.
Nortes:
Als „nortes“ werden jene lokalen Winde bezeichnet, die vom Landesinneren Richtung Pazifikküste
wehen und vor allem in der Region Guanacaste für trockene Zeiten sorgen.
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Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Geografie und Klima
Literaturangaben
BAKER, Ch. P., (2006/2007): Costa Rica; Dorling Kindersley Verlag GmbH, 38 – 39
COEN, E., (1983): Climate. In: Costa Rican Natural History (Janzen, D. H., Hrsg.); 35 – 45
FEYERABEND, J., (2001): Das Jahrtausend der Orkane: Hurrikane der Karibik; Piper Verlag GmbH,
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FLEISCHMANN, U., (2000): Dumont Reisetaschenbuch: Costa Rica; Dumont Buchverlag, Köln, 15
– 17
HALL, C., (1985): Costa Rica: a geographical interpretation in historical perspective; Westview Press,
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HEYER, E., (1998): Witterung und Klima (Hupfer, P., Kuttler, W., Hrsg.); Verlag B. G. Teubner,
Stuttgart, Leipzig, 156 – 157
KIRST, D., (1995): Costa Rica; Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, 14 – 15, 18 – 19
NELLES, G., (1996): Costa Rica; Nelles Verlag GmbH, 15
THOMAS, P., (1987): Reiseführer Costa Rica; Tucan Verlag
WALCH, D., (2004): Phänomene der Erde: Wetter und Klima (Frater, H., Hrsg.); Springer Verlag,
Berlin, Heidelberg, 123
http://de.wikipedia.org/wiki/Hurrikan, 2006
http://www.costa-rica.de, 2006
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
2.2 VULKANISMUS
2.2.1 Allgemeine Einführung in die Vulkanologie
DEFINITION VULKAN
Vulkane sind jene punktförmigen Spaltöffnungen in der Erdkruste, aus denen die vulkanischen und
teilweise glutflüssigen Gesteinsprodukte (Lava, Asche, ...) an die Oberfläche treten, dort erstarren und
die Erdoberfläche an jener Stelle verändern.
Das Wort Vulkan kommt von dem römischen Schmiedegott „Vulcanus“, der Legende nach hat dieser
im Krater der Insel Vulcano gelebt. Man glaubte, dass das Grollen und Donnern des Berges durch das
Hämmern des Schmiedes zustande kam. Vulcanus strafte die Menschen mit Feuer und Donner, wenn
er wütend war.
BEGRIFFSERKLÄRUNGEN
•
Magma (griechisch: geknetete Masse) besteht aus geschmolzenem Gestein, dazu sind Temperaturen von mindestens 750 °C erforderlich. Magma kommt in den oberen Teilen des Erdmantels und der tieferen Erdkruste vor. Man unterscheidet an der Erdoberfläche schnell abkühlende Magma, Vulkanite (Beispiel: Basalt) und im Erdinneren langsam abkühlende Magma, Plutonite (Beispiel: Granit). Die Abkühlungsgeschwindigkeit des Magmas ist somit für die Art
der Gesteinsbildung verantwortlich.
Da es ohne den Magmafluss aus dem Erdinneren keine vulkanischen Erscheinungen geben
würde, kann man sagen, dass die Fließfähigkeit des Magmas eine der Ursache des Vulkanismus ist.
•
Lava ist an die Erdoberfläche tretendes Magma und gehört damit zur Gruppe der Vulkanite.
•
Tephra (Pyroklastika) sind die festen Bestandteile, die bei einem Vulkanausbruch in die Atmosphäre gelangen.
o Aschen sind die feinsten, festen Auswurfprodukte eines Ausbruchs (< 2 mm)
o Lapilli sind die nächst größeren Auswurfprodukte d.h. kleine Steinchen (2 – 64 mm)
o Bomben sind bereits größere Steinchen (> 64 mm)
•
Geysire entstehen in Hohlräumen nahe einer Magmakammer, in der sich Grundwasser sammelt, welches in Folge erhitzt wird. Das Wasser erreicht dort über 100 °C. Aufgrund der darüber liegenden Wassersäule und des damit entstehenden Drucks, kocht es dennoch nicht.
Wenn der Druck des oberen Wassers nicht mehr ausreicht, dann schießt das heiße Wasser als
Fontäne mit hoher Geschwindigkeit heraus. Weltweit gibt es relativ wenig Geysire, da die
Vorraussetzungen für diese nicht oft erfüllt werden. Beispiele für geysirreiche Gegenden: Yellowstone (500 aktiv), Island (26 aktiv), Neuseeland (51 aktiv).
•
Heiße Quellen basieren auf dem Prinzip von Geysiren mit dem Unterschied, dass die Wassertemperaturen in der Tiefe geringer sind und daher kein Dampfdruck entsteht. Deshalb haben
heiße Quellen keine Fontänen.
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Fumarolen sind vulkanische Exhalationen verschiedenartiger Gase und Dämpfe mit Temperaturen zwischen 200 °C und 800 °C. Teilweise sind sie stark schwefelhältig, dann werden sie
Solfataren genannt und bilden (wie am Vulkan Poás) gelbliche Ablagerungen.
KRATERTYPEN
Die meisten Vulkane haben einen Krater solange sie aktiv sind. Wenn jedoch der Magmaspiegel im
Schlot sinkt, fallen die Kraterwände aufgrund des fehlenden Innendrucks in sich zusammen. Durch
den Abbruch der Kraterwände vergrößert sich die Öffnung und der Krater wird zur Caldera.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Krater sind die Vulkanspitzen und haben einen Durchmesser von bis zu einem Kilometer.
Caldera kommt aus dem Spanischen und bedeutet „Kessel“. Es sieht aus als hätte jemand dem Vulkan
die „Spitze abgeschnitten“. Eine Caldera hat meist sehr steile Wände (bis 250 m hoch) und ihr
Durchmesser beträgt immer über einen Kilometer (bis zu 20 km).
VULKANTYPEN
Vulkane können nach den verschiedensten Gesichtspunkten unterteilt werden:
Unterteilung nach der äußeren Form:
• Schicht-Vulkan (= Strato-Vulkan; lat. stratum = Schicht)
ist der ideale symmetrische Typ von Vulkan (spitzkegelig).
Wechselnde Lagen Asche, pyroklastisches Material und
Lava bauen den Vulkan auf.
Die Ursache dafür ist eine sehr zähflüssige Magma (hoher
Kieselsäure-Gehalt und relativ kühl, d.h. 700 – 900 °C),
welche durch den hohen Gasanteil explosionsartig ausgeworfen wird. Dies geschieht meist im Wechsel zwischen
Lockermaterial (= Tephra) und Lava. Bei Erkaltung führt
Aufbau eines Schichtvulkanes
dies zur charakteristischen Schichtung. Die Eruptionen sind
bei diesem Vulkantyp gewaltig, d.h. die vulkanische Asche wird bis zu 40 km hoch in die Atmosphäre geschleudert. Schichtvulkane machen die Mehrzahl der Vulkane aus, ca. zwei Drittel befinden sich auf dem Festland. Sie kommen meist an Subduktionszonen (d.h. an Plattenrändern) vor, zum Beispiel entlang des pazifischen Feuerrings.
Bekannte Vertreter: Mount Saint Helen (USA), Fujisan (Japan), Vesuv (Italien)
In Costa Rica: Arenal, Poás, Irazú, Turrialba
•
Schild-Vulkane sind flach, so dass sie wie ein in der
Landschaft liegendes Schild aussehen. Ursache dafür
ist eine extrem dünnflüssige, gasarme Lava mit
Temperaturen um 1.000 – 1.250 °C, die aus dem
oberen Erdmantel stammt. Auf Grund der hohen
Fließgeschwindigkeit haben Schildvulkane sehr flache,
dafür umso weitläufigere Kegel (Böschungswinkel um
5°). Sie können auch bis weit unter den Meeresspiegel
Aufbau eines Schildvulkanes
reichen. Im Gegensatz zu den Schichtvulkanen werden
keine vulkanischen Lockermaterialien ausgeworfen, und es gibt nicht nur einen
Hauptkrater, sondern auch viele Nebenkrater. Die Mengen an flüssiger Lava können
jedoch beachtlich sein und sich über große Landstriche ausbreiten. Sie kommen innerhalb von Lithosphärenplatten über Hot-spots (Hawaii) und auch an auseinanderdriftenden Plattenrändern vor (Island). Die meisten Schildvulkane liegen jedoch am Meeresboden.
Bekannte Vertreter: Mauna Loa (Hawaii), Olympus Mons (am Planeten Mars), Payún Matrú
(Mendoza, Argentinien)
In Costa Rica: In der Cordillera de Tilaran gibt es Vulkane, die der Form der Schildvulkane
sehr Nahe kommen.
•
Schlacken- und Aschenkegel sind eine sehr kleine Art von Vulkanen, d.h. sie sind nur zehn
bis einige hundert Meter hoch bei einem Maximaldurchmesser von wenigen hundert Metern.
Beide entstehen, wenn in der Magma ein hoher Gasanteil vorherrscht.
o Aschenkegel bestehen nur aus locker geschichtetem vulkanischen Aschen und Lapilli, die
nur durch die Gravitation zusammengehalten werden. Beispiel: Sunset crater (Arizona)
o Schlackenkegel bestehen aus größeren Lapilli, Bomben und Bimssteinbrocken. Die Bestandteile sind groß genug um den Kegel zusammenzuhalten. Der Schlackenkegel ist daher oft wesentlich steiler als der Aschenkegel. Beispiel: Stromboli (Italien)
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
•
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Sonderstellung:
o Supervulkane sind mit Abstand die größten Vulkane auf der Erde und verfügen über eine
riesige Magmakammer. Daher hinterlassen sie im Falle eines Ausbruchs keinen Krater,
sondern Calderen in extremer Größe. Die genaue Wirkung ist nicht vorhersehbar, aber es
werden Flutwellen und Erdbeben vermutet, aber auch eine Klimakatastrophe ist zu befürchten. Als bekanntestes Beispiel ist hier der Yellowstone Nationalpark (USA) zu nennen.
o Schwarze Raucher befinden sich auf dem Meeresboden und sehen wie Schlote aus, welche schwarzen Rauch ausstoßen. Dieser Rauch hat ca. 350 °C und besteht unter anderem
aus Schwefel, Kupfer, Eisen, Zink und Nickel. Solche Schwarzen Raucher findet man beispielsweise im Roten Meer.
Unterteilung nach der Art des Magmenzufuhrsystems:
• Zentral-Vulkane sind eine spezielle Art von Vulkanen mit einem röhrenförmigen Förderschlot, welcher Magma aus dem Erdinneren an die Oberfläche befördert. In Folge dessen entstehen häufig Calderen. Die meisten Vulkane sind Zentral-Vulkane.
bekannte Vertreter: Vesuv und Ätna (Italien), Askja und Snaefellsjökull (Island)
•
Spalten-Vulkane besitzen keinen zentralen Förderschlot, anstattdessen fließt die Magma aus
einer länglichen Spalte. Dadurch entstehen häufig Bergrücken mit weitflächigen Lavafeldern.
Kommt besonders häufig in Island vor. Beispiel: Hekla (Island)
Unterteilung nach Aktivität:
Ist nicht immer ganz einfach und auch die Wissenschaft kann einen Vulkan nicht immer mit Sicherheit
nach aktiv, schlafend oder erloschen einteilen. So ist die Yellowstone-Caldera ca. 2 Millionen Jahre alt
und es gab seit 70.000 Jahren keinen Ausbruch mehr, und doch weiß man, dass dies einer der gefährlichsten und aktivsten Vulkane der Welt ist.
•
Aktive Vulkane dies ist ein sehr relativer Begriff, da die Lebensspanne eines Vulkans von
wenigen Monaten bis zu Millionen Jahren variieren kann. Manche Vulkane sind jahrtausende
lang mehrmals ausgebrochen, zeigen zur Zeit jedoch keine Aktivität. Andere sind über tausend Jahre lang nie ausgebrochen, zeigten in den letzten Jahrzehnten aber starke Aktivität.
Beispiel: Arenal
•
Nicht aktive Vulkane (schlafende Vulkane) sind zur Zeit nicht aktiv, könnten das jedoch in
Zukunft sein. Beispiel: Turrialba
•
Erloschene Vulkane sind Vulkane von denen die Wissenschaft annimmt, dass sie nicht mehr
ausbrechen werden. Ob ein Vulkan erloschen oder nur inaktiv ist, ist jedoch nicht immer voraussehbar. Beispiel: Barva
MAGMATYPEN
Sind wichtig bei der Unterscheidung von Vulkanen, da sie ihr Ausbruchverhalten beschreiben und
auch die Form des Vulkans klassifizieren. Es liegen jedoch nicht immer eindeutige Formen vor und
auch Vulkane können sich im Laufe der Zeit verändern, d.h. es gibt häufig auch Mischformen.
•
Rote Vulkane werden so genannt, wenn wenig Siliziumdioxid und wenig Gas (weniger als
52 %) in der Magma enthalten sind. Die Lava ist mit 1.000 – 1.250 °C sehr heiß und dünnflüssig. Rote Vulkane bilden meist die Schildvulkane aus.
•
Graue Vulkane heißen so, weil im Magma viel Siliziumdioxid und Gas (mehr als 60 – 65 %)
enthalten ist und die Lava relativ zähflüssig ist. Sie bilden meist die Schichtvulkane aus. Die
meisten Vulkane in Costa Rica werden zu den Grauen gezählt.
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Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
AUSBRUCHSTYPEN
Die Art des Ausbruchs hängt von der Zusammensetzung des Magmas, der Form des Vulkans, der Aktivität (häufig brechen erloschen geglaubte Vulkane wesentlich heftiger aus, da sich hier ein großer
Druck aufstaut. Beispiel: Arenal), und noch anderen Umständen ab. Es ist somit verständlich, dass es
nicht nur explosiv und effusiv ausbrechende Vulkane, sondern eine Menge Sonderformen (auch viele
Mischtypen) gibt. Die vorherrschende Ausbruchsform in Costa Rica ist die Explosive.
Einige Ausbruchsformen seien hier erwähnt:
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Hawaiianisch: Es tritt dünnflüssige Lava in großen Strömen und Fontänen aus. Die Ausbrüche verlaufen jedoch relativ ruhig und zählen zu den Nichtexplosiven.
Strombolianisch: Die Ausbrüche sind ebenfalls ruhig und nicht explosiv, da sie ständig vonstatten gehen. Die Vulkane schleudern ständig (sogar mehrmals stündlich möglich) Lavabrocken, Gase und Asche in die Luft. Der Vulkan Arenal ist mit einer strombolianischen Ausbruchsform vergleichbar und das obwohl er eigentlich zu den explosiven Vulkanen gehört.
Pilianisch: Dieser Typ ist hochexplosiv, d.h. Aschen, Gase und Lapilli werden hoch in die
Atmosphäre geschleudert (über zwölf Kilometer). Der Krater des Vulkans Rincon de la Vieja
ist durch einen pilianischen Ausbruch entstanden.
Vulkanianisch: Diese Ausbruchsform hat in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen
Ausbrüchen geführt, da die Lava sehr dickflüssig ist und daher oft explosionsartig ausbricht.
Zusätzlich werden häufig größere Bomben ausgeworfen.
Peleanisch: Dieser Vulkanausbruchstyp hat die dickflüssigste Lava aller Ausbruchstypen. Eine Glutlawine, die aus einem Gemisch von Lava, Asche und Gestein besteht, quillt über den
Kraterrand und brennt auf ihrem Weg hinunter alles nieder. Aufgrund des hohen Gasdrucks,
der in solchen Vulkanen herrscht, kommt es zusätzlich zu heftigen Explosionen.
Phreatomagmatisch: Bei Ausbrüchen dieser Art kommt die Magma in Kontakt mit Wasser,
das löst eine Wasserdampfexplosion im Vulkan aus. Zu solchen Ausbrüchen kann es an Land,
unter Wasser oder auch im Eis kommen. Der Poás wird auf Grund seiner manchmal geysirartigen Fontänen hierzu gerechnet.
PLATTENTEKTONIK
Um die tektonischen Vorgänge unseres Planeten zu verstehen, ist es notwendig den schematischen
Aufbau der Erde zu kennen. Die Plattentektonik ist die Theorie für die großräumigen Abläufe in der
Lithosphäre, zu dieser gehören die Erdkruste (kontinentaler und ozeanischer Teil) und der feste Teil
des oberen Erdmantels. Der mobile Teil des oberen Erdmantels gehört zu der unterhalb liegenden
Asthenosphäre.
Nach Theorie der Plattentektonik ist die Lithosphäre in sieben große und etliche kleine Platten auseinandergebrochen. Dabei handelt es sich um massive Gesteinskörper, deren Umrisse jedoch nicht mit
den Kontinenten übereinstimmen. Letztere werden nur passiv mit den Platten mittransportiert. Die
Plattentektonik beschreibt die Bewegungen dieser Platten (= Kontinentalverschiebung) und die daraus
resultierenden Erscheinungen. Durch die Erkenntnis des Schalenbaus der Erde kann man sich die
Konvektionsströme im Erdmantel erklären, wie die Lithosphärenplatten in bestimmte Richtungen
bewegt werden und dabei miteinander reagieren. Diese Bewegungen sind nur möglich, weil die Asthenosphäre heiß und verformbar ist. Aus dem großen Druck dieser Kontinentalverschiebung resultieren Faltenbildungen (Gebirge) und Tiefseerinnen. Die relativen Bewegungen der Platten sind messbar und liegen zwischen 2 und 16 cm jährlich. So ist auch die Theorie der Plattentektonik entstanden.
Alfred Wegener hat bereits 1915 festgestellt, dass die Kontinente wie Puzzelteile zusammenpassen.
Zusätzlich wurden in Afrika und Südamerika die gleichen fossilen Funde einer Spezies entdeckt, was
darauf schließen lässt, dass die beiden Kontinente ursprünglich einmal zusammengehangen sind. Heute ist dies wissenschaftlich bestätigt und dieser „Urkontinent“ wird als Pangäa bezeichnet.
Diese großen Änderungen in der kontinentalen Kruste führen zu sekundären Phänomenen, wie Vulkanismus und Erdbeben (Beispiel großes Beben 1991 in Costa Rica), die ihrerseits wiederum Tsunamis
auslösen können. Diese Phänomene treten insbesondere dort auf, wo die Platten aneinander stoßen.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Es gibt verschiedene Arten von Plattengrenzen:
• Divergierend: Die Platten bewegen sich voneinander weg. Eine solche Plattengrenze ist
durch zentrale Grabenstruktur gekennzeichnet (Mittelozeanischer Rücken oder Tiefseerinnen
genannt). Hier entstehen Vulkane der Spreizungszone.
• Konvergierend: Die Platten kollidieren miteinander bzw. subduzieren. Zeichen dafür sind einerseits Hochgebirge („aufwölben“ der Platte) an Kontinentalrändern, und anderseits tiefe
Gräben („abtauchen“ der Platten). Als sekundäres Phänomen treten hier Subduktionsvulkane
auf.
• Konservativ: Die Platten gleiten aneinander vorbei, was jedoch nicht kontinuierlich, sondern
meist ruckartig erfolgt. Diese Bewegung äußert sich häufig in Form von Erdbeben.
VORKOMMEN VON VULKANEN
•
Vulkane der Spreizungszone liegen beinahe alle auf dem Meeresboden, dort wo die tektonischen Platten der Erdkruste auseinanderdriften. Das aufsteigende Magma aus der Lithosphäre
drängt die Platten jedes Jahr um einige Zentimeter auseinander (= “Sea-Floor-Spreading“).
Durch gegenseitige Subduktion der Krustenplatten wächst der Atlantik und schrumpft der Pazifik im Gegenzug. Vulkane der Spreizungszone sind zumeist rote Vulkane oder Schildvulkane.
•
Vulkane der Subduktionszone treten dort auf wo Erdplatten aufeinander treffen und die Platte
mit der höheren Dichte unter die andere geschoben wird. Die hinuntergeschobene Platte erhitzt und schmilzt schließlich. Die andere Platte wird dadurch angehoben. Durch das Schmelzen des oft siliziumdioxidreichen Gesteins bildet sich Magma, welche mit hohem Druck an
die Erdoberfläche gelangt und somit die Grundlage für Vulkane bildet. Zu den Vulkanen der
Subduktionszone zählen hauptsächlich graue Vulkane oder Schichtvulkane, diese bilden den
sogenannten „Ring of Fire“, den pazifischen Feuerring. Entlang dieses Gebietes liegen 65 %
der Vulkane, die innerhalb der letzten 10.000 Jahre aktiv waren.
Der pazifische Feuerring – „Ring of Fire“
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
•
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Intraplattenvulkanismus (z.B. Hot Spots, Plumes) erklärt die Entstehung von Vulkanen außerhalb von Subduktionszonen. Über „Hot Spots“ und „Plumes“ (werden teilweise auch synonym verwendet) gibt es die verschiedensten Theorien, es gilt jedoch noch keine als gesichert.
Ein „Hot Spot“ ist eine ortsfeste Aufschmelzung des Erdmantels aus der ständig geschmolzenes Material aufsteigt. Durch das ständig aufsteigende Magma baut sich ein großer Druck auf,
der solange steigt, bis die Erdkruste aufbricht, und es zu einem Vulkanausbruch kommt. Die
Erdkrustenplatten „schwimmen“ über die „Hot Spots“ hinweg. So ist zum Beispiel die Inselgruppe Hawaii entstanden (perlschnurartig aneinander gereiht). Driftet die Platte weiter, entfernt sie sich vom „Hot Spot“ und wird damit inaktiv.
Plumes versorgen Vulkane im Untergrund mit Magma. Sie verbleiben stationär im Erdmantel,
während sich die Platte über den Versorgungskanal bewegt.
2.2.2 Vulkane und Menschen weltweit
GESCHICHTE
Die Menschen scheinen schon seit Urzeiten die Nähe des Vulkans zu suchen. So haben Anthropologen
Spuren in Tansania an einem Vulkan entdeckt, die über 3,7 Millionen Jahre alt sind. In der Nähe der
Vulkane fanden die Urmenschen gute Bedingungen zum leben: einen fruchtbaren Boden, ausreichend
Nahrung (Tiere und Pflanzen) und Rohmaterial für Werkzeuge und Waffen. Auch wenn verheerende
Vulkanausbrüche die Menschen aus der Nähe der Vulkane vertrieben, kehrten doch die meisten zurück, sobald die sichtbare Gefahr vorbei war.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch zahlreiche Mythen und religiöse Vorstellungen um die
„Feuerberge“ ranken. Sei es der schon erwähnte römische Gott Vulcano, die biblische Geschichte um
Sodom und Gomorrha, der isländische Feuervogel, die hawaiianische Vulkangöttin Pele, oder das
sagenumwobene Atlantis. Auf der ganzen Welt haben die Vulkane den Glauben der Menschen geprägt.
VULKANAUSBRÜCHE
Große Vulkanausbrüche haben wesentlich weitreichendere Folgen, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint. So fallen nicht nur immer wieder viele Menschen einem Vulkanausbruch zum Opfer,
sondern es kommen viele Überlebende der unmittelbaren Katastrophe durch deren Folgen um (Verlust
von Hab und Gut, Hungersnöte durch Ernteverlust, etc.).
Vulkanausbrüche werden durch den „VEI“ (volcanic explosivity index) definiert, dabei werden die
Größe, die Heftigkeit, das Volumen und die Höhe der Eruptionswolke erfasst.
EINIGE DER GRÖßTEN UND BEKANNTESTEN VULKANAUSBRÜCHE SIND HIER
AUFGELISTET:
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79 n. Chr. Vesuv (Italien): Die Städte Pompeji und Herculaneum wurden völlig zerstört und
ungefähr 25.000 Menschen starben.
1815 Tambora (Indonesien): Dies war der heftigste Ausbruch, der bisher beobachtet wurde
(50 km³ vulkanisches Material). Der Ausbruch und dessen Folgen forderten ca. 92.000 Menschenleben.
1883 Krakatau (Indonesien): Es kamen ca. 30.000 Menschen um.
1902 Mont Pelée (Martinique): Der Ausbruch forderte ca. 30.000 Menschenleben und die
acht Kilometer entfernte Hafenstadt St. Pierre wurde zerstört.
1912 Katmai (USA, Alaska): Dieser gilt als der schwerste Ausbruch im 20. Jahrhundert.
1980 St. Helens (USA): Der Vulkan explodierte (der Kegel brach ein), trotz großer Evakuierungen starben 62 Menschen.
1985 Nevado del Ruiz Armero (Kolumbien): Durch die Explosion wurden Eiskappen geschmolzen und Wasser- und Schlammmassen freigesetzt, die die Stadt Armero verwüsteten.
Dabei kamen 31.000 Menschen ums Leben.
1991 Pinatubo (Philippinen): Es wurden 7 km³ Asche ausgeworfen und 1.000 Menschen starben, trotz rechtzeitiger Evakuierung.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Auch in Costa Rica kam es immer wieder zu Katastrophen nach Vulkanausbrüchen, diese werden
jedoch in den nachfolgenden Kapiteln zu den einzelnen Vulkanen erwähnt.
GEFAHRENZONEN
Die Einteilung von Gefahrenzonen ist nicht leicht, da jeder Vulkan eine andere Ausbruchsform hat
und somit andere Risiken birgt. Es gibt somit keine einheitlichen Kilometerangaben für die Gefahren
bei einem Ausbruch. Zusätzlich gibt es unterschiedliche Einteilungen mit Ziffern, Buchstaben, etc.
Eine ganz allgemeine Einteilung ist folgende:
Die rote Zone nahe am Vulkan ist die Zone des Todes, pyroklastische Ströme würden alles zerstören.
In der gelben Zone droht für die Menschen keine unmittelbare Lebensgefahr. Doch der Ascheregen
würde den Menschen das Atmen erschweren. Hausdächer könnten durch die Last der Asche und Lavabrocken einstürzen.
In der blauen Zone kann sich die Asche mit Wasser vermischen und reißende Schlammlawinen auslösen.
LANDWIRTSCHAFT
Nach Vulkanausbrüchen verteilt sich die nährstoffreiche Asche, und durch den Regen werden die
Vulkanaschen aufbereitet. So kann sich der Boden rasch wieder regenerieren, außerdem können die
porösen Gesteinspartikel die Feuchtigkeit gut binden. Schon wenige Jahre nach einem Ausbruch gedeihen bereits die ursprünglichen Pflanzenkulturen wieder. Besonders in den tropischen und subtropischen Regionen kommt es zu einem raschen Pflanzenbewuchs nach einem Vulkanausbruch. Je trockener oder auch kälter das Klima ist, umso länger dauert es bis die Spuren eines Ausbruchs verschwinden.
Je nach Klima werden die unterschiedlichsten Plantagen angebaut. Auf dem Ätna etwa, herrschen
Orangen- und Zitronenplantagen vor, aber auch Wein wird angebaut („Etna Rosso“). Die vulkanischen Insel Lanzerote (ebenso wie die Azoren) wird für Weinbau genutzt, die Weinstöcke werden
einzeln vor Wind und Erosion geschützt gezogen. Bananenplantagen werden auch schon kurz nach
einem Ausbruch (Bulldozer ebnet; für Bananen gute Bedingungen auf vulkanischem Boden) auf den
Kanarischen Inseln gesetzt. In Asien, als Beispiel seien die Philippinen genannt, werden Tee- oder
Reisplantagen an den Vulkanhängen gezüchtet.
Viel schwieriger gestaltet sich die Wiederbesiedelung auf Lavaströmen, die dauert meist mehrere
Jahrhunderte. Am Grad der Besiedelung kann man daher oft das Alter dieser Lavaströme abschätzen.
TOURISMUS
Bereits die alten Römer zog es immer wieder zu den heißen Thermalquellen, aber sie bevorzugten
Quellen, die nicht in der Nähe der Vulkane lagen um den Gott „Vulcanus“ auf keinen Fall wütend zu
machen.
Im Mittelalter boomten die heißen
Quellen regelrecht, da man entdeckte, dass sie eine lindernde Wirkung
bei vielen Krankheiten durch ihre
mineralischen Bestandteile hatten.
Eine völlige andere Art von Vulkantourismus gab es rund um den Globus auch noch: den religiöser Art. In
fast allen Kulturen hatten die Götter
ihren Sitz auf den Vulkanbergen.
Schon früh fanden viele naturwissenschaftlich Interessierte gefallen
an Vulkanen, und bereisten sie auch
(Beispiel: Alexander von Humboldt,
Gruppenfoto am Vulkan Irazú (Aussichtspunkt auf den Krater Principal
Johann Wolfgang von Goethe,
mit seinem giftgrünen Kratersee)
Charles Darwin). Ab dem zweiten
Weltkrieg entwickelte sich ein Massentourismus hin zu vielen Vulkangebieten. Besonderes Interesse
galt damals den Azoren, Indonesien, Kanarischen und Griechischen Inseln, wobei vorerst das angenehme Klima im Vordergrund stand. Die landschaftliche Schönheit der Vulkangebiete führte jedoch
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
schon bald zu Schaffung von Nationalparks, die weltweite Bekanntheit erreichten. Auch in Costa
Rica war der erste Nationalpark ein Vulkangebiet: der Irazú und seine Umgebung.
Besonders durch das Fernsehen wurden vielen Menschen die Vulkane näher gebracht, und damit ihre
Scheu vor den „donnernden Bergen“, die davor vor allem aus Katastrophen bekannt waren, abgebaut.
Touristen wollen die Vulkane so nah wie möglich erleben, wodurch Kompromisse zwischen dem
Schutz der Landschaft, den Schutz der Reisenden und den wirtschaftlichen Interessen geschlossen
werden. Gerade Hotelbesitzer bauen ihre Hotels zu nahe an die Vulkane, d.h. innerhalb der Gefahrenzone, wo eigentlich keine Häuser zugelassen sind. Am Fuße des Arenals stehen auch einige Hotels in
der roten Gefahrenzone, um den Touristen den bestmöglichen Blick auf das Lavaschauspiel zu bieten.
Immer wieder kommt es auch zu Unfällen von Touristen, die in abgesperrte Gebiete gehen oder einfach in Krater absteigen (selbst wenn diese erloschen sind, gibt es doch einige Gefahren), da sie die
Gefahren selbst nicht kennen und auch nicht einschätzen können.
ANDERE NUTZUNGEN
Schwefel wird für die verschiedensten Zwecke, unter oft gefährlichen Bedingungen, abgebaut (als
Säuerungsmittel z.B. in Zuckerfabriken, Vulkanisierung von Kautschuk, als Basis für Farbstoffe und
Arzneien). Auch andere Mineralien sind gefragt: Borsäure, Salmiak, Alunit, etc. Heute kann man
viele dieser Stoffe schon technisch herstellen, aber früher war der gefährliche Abbau oft der einzige
Weg. Bestimmte Vulkangesteine, wie Basalt, sind wichtige Baumaterialen. Des Weiteren finden
folgende vulkanische Gesteine Verwendung: Bimsstein, Diamanten, etc.
Die Erdwärme wird heute vielfach zur Wärmegewinnung und Energieerzeugung genutzt. Diese Form
der „Alternativen Energie“ wird auch in Mittelamerika immer populärer. In Costa Rica dient als Beispiel der Vulkan Miravalles.
VORHERSAGEN VON VULKANAUSBRÜCHEN
Die Vorhersage von Eruptionen wird immer wichtiger, da die Bevölkerung in der Nähe von Vulkanen
jährlich zunimmt. In Costa Rica hat das „Valle Central“ mit Abstand die größte Bevölkerungsdichte,
trotz der Nähe zu einigen Vulkanen. Nicht nur die Bevölkerung an den fruchtbaren Vulkanhängen
nimmt zu, sondern auch die Masse an Touristen, die besonders von den aktiven Vulkanen angezogen
wird. In der unmittelbaren Umgebung des Vulkans ist die Sicherheit der „Vulkantouristen“, und damit
die richtige Einschätzung der Gefahr, von großer Bedeutung.
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Getöteten und Verletzten bei Vulkanausbrüchen weltweit
deutlich verringert, die materiellen Schäden sind dagegen gestiegen.
Alle Signale, die ein Vulkan in einer Ruhepause oder im Vorfeld einer Aktivität aussendet, werden
heutzutage in seismischen Messnetzen genau erfasst. Es werden die austretenden Gase genau analysiert, der Wärmegradient erfasst, und auch die Gestalt des Vulkans (Vulkane verändern vor Explosionen häufig ihre Form) beobachtet. Auch Erdbeben können auf einen baldigen Vulkanausbruch hinweisen. Noch sind die Prognosen von Vulkanausbrüchen relativ unsicher, aber es werden laufend neue
wissenschaftliche Erkenntnisse über Vulkane gewonnen.
2.2.3 Costa Rica –
Entstehung der mittelamerikanischen Landbrücke
Für den geologischen Bau Mittelamerikas sind komplizierte tektonische Vorgänge verantwortlich. So
grenzen hier auf engem Raum viele, teilweise auch kleine Lithosphärenplatten (Cocos-, Karibische,
Pazifische, Südamerikanische und Nordamerikanische Platte) aneinander. Neben Sedimentgestein
spielen daher auch Vulkane und Erdbeben am Aufbau eine große Rolle. Aus diesem Grund ist Mittelamerika eine besonders instabile Region der Erdkruste. Am westlichen Rand liegt es auf der Karibischen Platte, und im östlichen Teil auf der Cocosplatte.
Vor etwa 100 Millionen Jahren, im Meozän, begann sich die Karibische Platte unter den Rand der
Cocosplatte zu schieben (Subduktion). Dadurch entstand dort zwischen Nord- und Südamerika Land,
welches einfach aus dem Meer gehoben wurde. Vorerst waren dies nur vereinzelte Inseln. Vor etwa
drei Millionen Jahren wurden diese Inseln durch Anhebungen des Meeresbodens, vulkanische Tätig-
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
keit und Erosionsvorgänge, miteinander verbunden. Damit wurde eine Landbrücke gebildet, die seither die Verbindung zwischen Nord- und Südamerika darstellt.
Mit der Subduktion der Karibischen Platte, und der folgenden Verwerfung, gingen wie an jedem Plattenrand Vulkanausbrüche und Erdbeben einher. Vulkanische Aktivitäten haben somit die Landschaft
Mittelamerikas geformt, welche mit hohen Gebirgsketten durchsetzt ist. Die meisten dieser „Berge“
sind jedoch Vulkane, die zum Großteil erloschen sind. In den Kraterkesseln (Calderen) haben sich
teilweise großflächige Seen gebildet, von denen einige, auf Grund ihrer chemischen Zusammensetzung, ein wunderschönes Farbenspiel bieten.
Auf den ersten Blick lässt sich in Costa Rica eine natürliche Gliederung in drei geographische Gebiete
von Nordosten nach Südwesten erkennen: das Karibische Tiefland an der atlantischen Seite, das hügelige Küstenvorland auf der pazifischen Seite, und dazwischen die Kordillerenkette mit vulkanischem
Ursprung.
Letztere wird im Allgemeinen in vier Teile gegliedert:
• Cordillera de Guanacaste: Sie liegt im Norden und besteht aus einer Aneinanderreihung
erdgeschichtlich junger Vulkankegel (Orosi, Rincón de la Vieja, Miravalles, Arenal).
• Cordillera de Tilaran: Sie schließt an die Cordillera de Guanacaste an und ist ein relativ
kleiner Gebirgszug. Sie bildet ein Bindeglied zur Cordillera Central. Die Berge sind meist bewaldet und erreichen Höhen bis etwa 1.300 m.
• Cordillera Central: In der Mitte der Gebirgskette liegt die Cordillera Central, die sich zu einer hügeligen Hochebene der Meseta Central verbreitert, wo sich die bekanntesten Vulkane
des Landes befinden (Poás, Barva, Irazú, Turrialba). Sie erreichen Höhen von über 2.500 m.
• Cordillera de Talamanca: Diese Cordillera liegt ganz im Süden und stellt das bisher am wenigsten erschlossene Gebirgsmassiv dar, das im 3.820 m hohen Chirripó gipfelt. Sie ist aus
klastischen Gesteinen und Kalken, mit vulkanischen Einschlüssen, aufgebaut.
2.2.4 Vulkane Costa Ricas
In Mittelamerika gibt es über 50 aktive Vulkane, von denen ein Großteil im mittleren Tertiär entstanden ist und zum Typ der Subduktionsvulkane zählt. Alle Vulkane Mittelamerikas gehören, wie auch
die meisten Vulkane Nord- und Südamerikas, zum Pazifischen Feuerring.
In Costa Rica selbst gibt es etwa 90 inaktive Vulkane und 10 aktive Vulkane, die wie auf einer Schnur
aufgereiht in Sichtweite zu ihrem jeweiligen Nachbarn liegen. Sie bestimmen die gesamte Geomorphologie des Landes.
Aktive Vulkane
Vulkan Arenal
Vulkan Poás, Kratersee
Vulkan Irazú, Kratersee
VULKAN ARENAL
Lage:
Der Vulkan Arenal liegt 16 km westlich der Stadt Fortuna. Der kegelförmiger Berg ist wohl der beliebteste Vulkan des Landes, da er derzeit ständig aktiv ist. Der 1.643 m hohe Kegel des Vulkan Arenal überragt den kürzlich gegründeten Nationalpark, der insgesamt acht der zwölf costaricanischen
Vegetationen umfasst. Zu dem 10.800 ha großen Park gehört, neben dem Vulkan Arenal auch noch
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
der niedrigere Vulkan Chato (1.100 m), ein schlummernder Kegel mit einem erbsengrünen See im
erloschenen Krater. Der Cerro Chato zeigt seit rund 3.500 Jahren keine Aktivität mehr. Zu dieser Zeit
schob sich der Arenal gerade erst aus dem Boden und wuchs empor wie ein gigantischer Maulwurfshügel. Mit seinem fast völlig symmetrischen Kegel, gehört der Arenal zu der Gruppe der Stratovulkane und ist der jüngste Vulkan in Costa Rica. Die ältesten, bekannten Gesteine sind nur 2.900 Jahre alt.
Durch die großen Lavamengen, die der Vulkan ausstößt, verändert sich die exakte Höhe häufig.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Costa Ricas Ureinwohner den Berg als heilig verehrten.
Krater:
Vor dem großen Ausbruch 1968 zeigte der Vulkan lediglich hin und wieder eine schwache Rauchaktivität in seinem alten Krater. Durch die große Eruption bildeten sich drei neue Krater, was ein Indiz für
den enormen Druck ist, der sich im Laufe der Jahre aufgestaut hatte.
Ausbrüche:
Bis zu seiner Erstbesteigung im Jahre 1937 glaubte man nicht an einen vulkanischen Ursprung des zu
dieser Zeit etwa 1.633 m hohen Berges, der damals noch völlig überwachsen war. Die letzte große
Eruption (seit bestehenden Aufzeichnungen) dürfte ungefähr um 1500 gewesen sein, da aus dieser Zeit
Lavaströme entdeckt und analysiert werden konnten.
Doch die erste große Eruption im 20. Jahrhundert, am 29. Juni 1968 (siehe weiter unten: „Der Tag des
Weltuntergangs“), bewies Gegenteiliges. Der Druck, der sich über 450 Jahre aufgebaut hatte, löste
sich in einer gewaltigen Explosion, über fünfzehn Quadratkilometer wurden mit Lava, Felsen und
Asche bedeckt. Insgesamt gab es Spuren des Ausbruchs auf mehr als 232 km². Die Vegetation des
Vulkans wurde vollkommen vernichtet und das Umfeld verwandelte sich in wenigen Minuten in eine
Mondlandschaft, die noch heute sichtbar ist. Dabei wurden auch die Ortschaften Pueblo Nuevo und
Tabacón völlig zerstört. 80 Menschen kamen damals ums Leben.
Mit dieser ersten Explosion 1968, wurden drei neue Krater geformt. Einer von ihnen bekam den Namen Krater A und aus diesem strömte noch im September desselben Jahres zum ersten Mal Lava.
Die größten Risiken am Vulkan Arenal sind die pyroklastischen Ströme. Das sind Feststoff-GasDispersionen, die sich sehr schnell ins Tal bewegen, und in deren Begleitung explosive vulkanische
Eruptionen auftreten können.
Bis heute blieb der Vulkan einer der aktivsten der Welt, regelmäßig fließt Lava an den Hängen ins Tal
und immer wieder wirft er glühende Gesteinsbrocken, deren Durchmesser bis zu 5,7 m betragen, auf
ca. 300 m Höhe in die Atmosphäre. Es kann mehrmals täglich zu Eruptionen kommen, manchmal ist
aber auch für einen ganzen Monat Ruhe. Bei gutem Wetter kann man tagsüber Rauchwolken vom
Krater aufsteigen sehen, begleitet von einem weithin hörbaren Grollen. Besonders eindrucksvoll ist
der Vulkan bei Dunkelheit, wenn die orangeglühende Lava die Nacht erhellt.
Seit 25 Jahren beobachten Seismologen des Smithonian Institute und der Universidad de Costa Rica
(UCR) den Vulkan und registrieren jede Aktivität. Die ehemalige Beobachtungsstation an der Arenal
Observatory Lodge ist heute den Touristen vorbehalten.
„Der Tag des Weltuntergangs"
Der Augezeuge Francisco Araya schildert der Ausbruch des Vulkans Arenal am 29. Juni 1968:
„Am Morgen, an dem der Arenal ausbrach, blickte Angel Valerio aus dem Fenster seines Hauses auf
einen wolkenlosen Himmel. Die perfekte Silhouette des Berges sperrte sich gegen das Licht der ersten
Sonnenstrahlen des Tages, und an den Hängen des Vulkans erwachte das Leben. Wie viele andere
Bewohner war er im Schatten des Vulkans geboren und kannte ihn als majestätischen und stillen Berg.
Gegen 7.00 Uhr verließ er sein Haus um auf seiner Finca einige Kühe auszusuchen, die er an diesem
Tag verkaufen wollte. Im Haus blieben seine Frau Christina und seine beiden Söhne zurück. Etwa eine
Stunde später, als er mit einigen Landarbeitern das Vieh einsammelte, begann die Erde zu zittern und
sie hörten ein schreckliches Rumoren. Sie konnten kaum glauben was sie sahen: An der Flanke des
Arenals öffnete sich ein gigantischer Schlund und schleuderte eine riesige Wolke aus giftigen Gasen
und Glut in den sich verdunkelnden Himmel. Fast gleichzeitig setzte ein starker Niederschlag von
Asche, Schlamm und Steinen ein. „Das Ende der Welt", dachte Angel. So schnell ihn sein Pferd tragen
konnte ritt Angel nach Hause. Der Vulkan schleuderte indes unablässig Lava in die Höhe. Die Asche
kroch ihm in Augen und Mund, trotz seines Sombreros und eines Tuches, welches er sich zum Schutz
vors Gesicht gebunden hatte. Schließlich erreichte er sein Haus; rief verängstigt nach seiner Familie.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Doch es gab keine Antwort. Er rannte in die Küche, wo ihn ein schrecklicher Anblick erwartete. Seine
Frau lag tot am Boden. Erschlagen von einem Lavabrocken, der das Dach durchschlagen hatte. Von
Verzweiflung ergriffen rannte Angel aus dem Haus um seine Söhne zu suchen. Doch schon nach wenigen Metern fand er sie. Mit verbrannten Kleidern lagen seine beiden Kinder vor ihm. Sie starben, als
sie auf der Flucht das Haus verließen. Entsetzt war Angel sich jedoch bewusst, dass seine Tragödie
kein Einzelschicksal war. Der Ort hatte Hunderte von Einwohnern, die versuchten vor der Eruption zu
flüchten. Das Gebiet war ein Inferno aus glühenden Aschen und klagenden Menschen, die verstört
umherirrten. Auf den Weiden starb das Vieh, es erstickte, verbrannte oder wurde erschlagen. Viele
Menschen sammelten ihre Habseligkeiten ein und versuchten sich in Sicherheit zu bringen. Andere
blieben, um nach ihren Verwandten und Nachbarn zu suchen. Die Schreckensbilder wiederholten sich
in den Dörfern auf der Nordwestseite des Vulkans. Das Dorf Tabacón, wurde zerstört und unter Aschen begraben. Gegen 11.00 Uhr morgens schleuderte eine wesentlich heftigere Eruption tausende
Tonnen von Asche über die gesamte Region. Die Sonne war nahezu verdunkelt. Die schwarzen Wolken dehnten sich aus und erreichten entfernt gelegene Gebiete im ganzen Land. All diese Gebiete waren in wenigen Tagen unter einem Mantel von Staub und Asche gehüllt - an manchen Stellen bis zu
einem halben Meter dick. An den Flanken des Vulkans schoben sich Lavaströme hangabwärts und
fraßen sich in Felder und Weideland. Flüsse, wie der Arenal und der Tabacón verwandelten sich in
Schlammströme, die Häuser bedrohten und abgelegene Gehöfte von der Umwelt abschnitten. Das
verschmutzte Wasser vernichtete die gesamten Fischbestände. Gegen Nachmittag erreichte die Lufttemperatur 50° C."
(http://www.vulkane.net/)
Die letzten starken Eruptionen gab es am 8. Mai 1998. Es waren vorübergehende Evakuierungen einiger Hotels notwendig. Doch die Gefahr war schnell vorüber und niemand wurde verletzt. Auch 2003
war der Arenal wieder stärker aktiv.
VULKAN POÁS
Lage:
Der Parque Nacional Volcán Poás umfasst ein 5.600 ha großes Areal rund um den gleichnamigen
Vulkankomplex Poás, dessen höchster Punkt auf 2.708 m liegt. Er befindet sich 30 km nördlich der
Stadt Alajuela. Der Hauptkrater hat einen Durchmesser von 1,5 km und eine Tiefe von 300 m (bis zum
Kratersee) und zählt damit zu den größten aktiven Vulkankratern der Erde. Der dampfende Kratersee
misst etwa 350 m im Durchmesser und erreicht Temperaturen zwischen 30 °C und 80 °C. Die durchschnittliche Lufttemperatur am Vulkan Poás beträgt ungefähr 12 °C.
Krater:
Der Vulkan erhebt sich über die Überreste von zwei erodierten Calderen, die Äußere mit 7 km, die
Innere mit 3 km Durchmesser. Die Gipfelregion besteht aus drei Kratern, die entlang einem Nord-Süd
verlaufenden Bruchsystems orientiert sind. Der Südliche von zwei Kraterseen, genannt Laguna Botos
hat einen Durchmesser von 400 m und ist 14 m tief. Sein Wasser ist kalt, klar und trinkbar. Da die
letzte Eruption bereits 7.500 Jahre zurückliegt, ist der Krater von dichtem montanem Regenwald bewachsen. Der See im Hauptkrater ist türkis-blau und von Fumarolen gesäumt, die noch wesentlich
höhere Temperaturen als der Kratersee erreichen. Unter anderem durch die chemischen Austritte in
der Uferregion ist das Wasser extrem sauer. Der Kratersee zählt zu den Sauersten weltweit. Schwefelkristalle lagern sich um die Austrittslöcher der Fumarolen ab. 90 – 95 °C heißer Wasserdampf, mit
hoch konzentriertem Schwefeldioxyd und Chlorgas, zersetzt das Gestein und führt zu Erdrutschen in
diesen Gebieten.
Flora und Fauna:
Im Bereich des Nationalparks unterscheidet man vier Vegetationstypen:
• Niederer Höhenwald (arrayanes, z.B.: am Weg zum Hauptkrater): Zwergwuchs, Sträucher,
und Bäume nicht über 3 m Höhe. Charakteristische Pflanzen: „sombrilla de probre“ (Gunnera
insignis), Stechginster und Vaccinium poasanum, eine Pflanze, die mit den Heidelbeeren
verwandt ist und nur hier vorkommt.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
•
•
•
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Kraterbereich: ohne Pflanzenbewuchs oder nur wenige z.T. verkrüppelte Pflanzen, die sich
den extremen Lebensverhältnissen angepasst haben.
Krüppelwald: undurchdringlich, verkrüppelte Bäume.
Nebelwald: sehr feucht und dunkel, Bäume bis 20 m Höhe (vor allem Eichen, Zedern, Weiße
Zypressen), zahlreiche epiphytisch wachsende Pflanzen wie Moose, Farne, Bromelien und
Orchideen.
Säugetiere sind wegen der Höhenlage eher selten. Das „Poashörnchen“ ist eines der bekanntesten Tiere, die im Park zu sehen sind. Im Gebiet des Nationalparks leben aber auch Kojoten, Opposums, Kaninchen, Stinktiere und einige Raubkatzen. Vögel hingegen sind sehr zahlreich, bisher hat man im
Park 79 Arten gezählt. Neben verschiedenen Kolibri-Arten leben hier auch der sagenumwobene Quetzal, der Schwarzbauchguan und der Laucharassari (Grüner Tukan).
Ausbrüche:
Der Vulkan Poás ist bereits seit dem Pliozän (vor 11 Millionen Jahren) aktiv und die meist geysirartigen Eruptionen fanden immer im Kratersee statt.
Der erste datierte Ausbruch fand 1828 statt. Miguel Alfaro berichtete, dass er Asche und etwas mit
blauen Flammen beobachtet hatte. Die blaue Farbe kam womöglich durch die Verbrennung von Sulfur
zustande.
Seit 1834 werden die Ausbrüche des Vulkans wissenschaftlich registriert. 1860 wurden erstmals Temperaturmessungen am Kratersee unternommen (39,1 °C). In den folgenden Jahren, bis 1888, stieg die
Temperatur auf 55,5 °C. Im selben Jahr wurden heftige Erdbeben registriert. In den Jahren 1889, 1903
bis 1907, kam es immer wieder zu kleineren, geysirartigen Ausbrüchen mit 70 m hohen Fontainen.
Die stärkste Eruption fand am 5. Januar 1910 statt, als der Vulkan eine fast 8 km hohe Aschensäule in
den Himmel schleuderte. Schweres Material formte Einschlagkrater bis zu ein Meter Tiefe, und große
Teile des Vulkans wurden mit Schlamm bedeckt. Im März desselben Jahres kam es noch zu Aktivitäten mit Gasausbrüchen.
Die aktivste Zeit hatte der Vulkan Poás zwischen 1952 und 1955, als die Eruptionswolken teilweise
wieder eine Höhe von 8 km erreicht haben sollen, aber ein heftiger Ausbruch blieb trotzdem aus. Zu
dieser Zeit verschwand der heiße See im Hauptkrater plötzlich vollständig. Diese Zeit war auch
gleichzeitig die letzte stärkere eruptive Phase, als neben weißglühendem Gesteinsmaterial und Lava,
auch große Aschewolken ausgestoßen wurden, die große Teile des Zentraltals mit Vulkanasche bedeckten.
Mit der Gründung des Poás Volcáno National Park 1971, konnte die Vulkanaktivität dauernd beobachtet werden, und man kam zu detaillierteren Informationen. Von 1977 bis 1979 konnten mehrmals Eruptionen beobachtet werden. Am 14. Februar 1978 zum Beispiel, gab es eine Eruption mit einer Höhe
von ca. 2 km.
Seit Januar 1981 konnte man Veränderungen im Vulkan Poás beobachten. Es wurden allerdings keine
phreatischen Ausbrüche beobachtet. Es kam verstärkt zu Gasaustritten, was besonders der umliegenden Pflanzenwelt zu schaffen machte.
Auch in der Zeit von 1987 bis 1990 hatte der Poás eine aktive Phase, in der es zu Gasausstößen von
bis zu einem Kilometer kam, und die Kraterseetemperatur von 58 °C auf 70 °C anstieg.
1989 verschwand der Kratersee wieder völlig und in dieser Phase bildeten sich flüssige Sulfur-Pools,
die eine Temperatur von bis zu 120 °C erreichten.
1990 verursachte die Aktivität des Vulkans eine „saure Umwelt“, welche die Vegetation in unmittelbarer Nähe vernichtete. Es kam auch zu beträchtlichen finanziellen Einbußen. Kaffee- und Erdbeerplantagen, welche an den Hängen des Vulkans angebaut wurden, sind auf Grund des niedrigem pHWerts beeinträchtigt und schließlich vollkommen zerstört worden. Auch die Infrastruktur wurde beschädigt, da Säure die Bausubstanz stark angriff.
Auch 1994 kam es wieder zu Veränderungen: Der Kratersee trocknete erneut komplett aus. Durch den
Austritt von Gas und Asche, welche durch den Wind auch stark verbreitet wurden, musste der Nationalpark für Besucher gesperrt werden.
In der Zeit von 1995 bis 1997 wurde wieder beobachtet, dass sich die Wassertemperatur im Kratersee
stark verändert hat (von 26 °C auf bis zu 92 °C). Der letzte stärkere Ausbruch fand 1996 statt.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
VULKAN IRAZÚ
Lage:
Der mit 3.432 m höchste Vulkan Costa Ricas bekam seinen Namen von dem Wort „Izataru" das in der
Indianersprache „grollender und zitternder Berg" bedeutet. Der Vulkan liegt 35 km nordöstlich der
ehemaligen Hauptstadt Cartago. Er befindet sich im Nationalpark Vulkan Irazú, der eine Fläche von
2.000 ha hat und am 30. Juli 1955 gegründet wurde. Er ist somit der älteste Nationalpark Costa Ricas.
Krater:
Der Stratovulkan breitet sich mit seinen 12 Nebengipfeln auf einer Fläche von 500 km2 aus und ist
damit der größte Vulkan des Landes. Das Gebiet ist von großer hydrologischer Bedeutung: Zahlreiche
Flüsse entspringen hier, die die grossen Flüsse des Landes speisen, u.a. den Río Chirripó, Reventazón,
Sarapiquí und den Río Grande de Tárcoles.
Der Vulkan hat einen aktiven, kreisrunden Hauptkrater (cráter principal) mit einem Durchmesser von
über einem Kilometer (= eigentlich eine Caldera) und einer Tiefe von etwa 300 m. Ein meist gelbgrüner See, aus welchem Schwefeldämpfe aufsteigen, liegt auf seinem Grund. Dieser See ist für seine
immer wieder wechselnde Farbe bekannt. Nebenan liegt der ebenfalls runde, 100 m tiefe Krater Diego
de la Haya, dessen Durchmesser über 600m beträgt. In ihm bildet sich bei Regen ebenfalls gelegentlich ein kleiner See. Südöstlich und Nordöstlich des Hauptkraters befinden sich ebenfalls noch 2 kleinere Krater. Der Nachbarkrater des Diego de la Haya hat einen Durchmesser von etwa 700 m und eine
Tiefe von 100 m. Dieser ist schon lange erloschen und mit Vulkanasche überzogen. In der Regenzeit
entsteht auch auf seinem Grund ein kleiner See. Die Temperatur am Vulkan schwankt zwischen – 5 °C
und + 15 °C.
Flora und Fauna:
Im Umfeld der Krater hat sich die Vegetation völlig verändert und den extremen Lebensbedingungen
angepasst. Der spärliche und verkümmerte Bewuchs besteht vorwiegend aus Myrten (Vaccinium consanguineum), einem Strauch mit ledrigen Blättern.
Oberhalb von etwa 3.300 m findet man andine Vegetation vor, die man als páramo bezeichnet (páramo pluvial subalpino). Diese Vegetationsform trifft man sonst nur in den höchsten Regionen der Talamanca-Kordillere an. In den etwas niedrigeren Regionen des Parks gibt es Sekundärwälder und Reste von Primärwäldern. Die häufigsten Baumarten sind Miconia sp. (Melastomataceae), Quercus costaricana (Fabaceae) und Drymis granatensis (Winteraceae). Wie auf den meisten vulkanischen Gebieten
in Mittelamerika findet sich auch hier Gunnera insignis (Gunneraceae), der „Regenschirm der Armen“ (Spanisch: „sombrilla de probre“).
Die Tierwelt ist wegen der extremen Bedingungen recht artenarm. An Säugetieren leben hier u.a.
Bergkaninchen, Kojoten, Gürteltiere, Stachelschweine, Langschwanz-Wiesel, Rothörnchen und Tigerkatzen. Zahlreicher sind die Vögel vertreten: u.a. Kolibris, der Junco volcanero (eine Scharrammer der
Gattung Junco), der Eichelspecht, die Kleine Brauneule, der Jilguero (eine Trugdrossel-Art), die
Schlichtdrossel und der Rote Kleiber.
Ausbrüche:
Der Vulkan weist eine lange Geschichte von Eruptionen und eruptiven Phasen auf. Seit dem Jahre
1723 sind Ausbrüche dokumentiert. Eine besonders aktive Phase war in der Zeit von 1962 bis 1965.
Der Vulkan ist nach wie vor aktiv und machte am 13. März 1963 Schlagzeilen. Zu diesem Zeitpunkt
hielt sich gerade der amerikanische Präsident John F. Kennedy in Costa Rica auf, als es zu einem heftigen Ausbruch kam. Weite Teile des „Valle Central“ wurden mit Vulkanasche bedeckt. In höheren
Lagen bedeckte eine knöcheltiefe Schicht Vulkanschlamm den Boden, die zwar die Kaffeeernte vernichtete, letztlich aber den Boden sogar düngte, so dass der Ertrag in den nachfolgenden Jahren stieg.
Heute gilt der Irazú als die „Speisekammer Costa Ricas“, da die fruchtbaren Hänge bis in große Höhen
landwirtschaftlich genutzt werden. Unter anderem werden Zwiebel, Kartoffel und Salat hier angebaut.
1996 brach der Vulkan zum letzten Mal heftig aus. Seither wirft der Vulkan nur manchmal kleinere
Mengen von Asche und Schlacke aus. Gelegentlich sieht man auch Rauchwolken aufsteigen. Die Eruptionen des Vulkan Irazú werden oft begleitet von Erdbeben und unterirdischen Grollen, wodurch es
in der Umgebung immer wieder zu Schäden kommt. So wurde Cartagos alte Basilika, bei einem Beben 1912, vollkommen zerstört.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
VULKAN TURRIALBA
Der Vulkan Turrialba liegt nordöstlich von Cartago und hat eine Höhe von etwa 3.340 m. Er ist damit
der zweithöchste Gipfel der Cordillera Central und teilt sich das Fundament mit dem Vulkan Irazú
(Zwillingsvulkan). Er besitzt drei klar bestimmbare Krater: den zentralen Krater, den Cerro Tiendilla
(2.791 m) und den Cerro Armando (2.750 m). Außerdem gibt es noch weitere Krater, die Gase und
Schwefelwasserdämpfe freisetzen. Tropische Feuchtwälder und Vorgebirgs-Regenwald sind die hier
vorherrschenden Waldarten, die Bäume bis zu einer Höhe von 40 m aufweisen – viele besitzen die
außergewöhnlichen Brettwurzeln, die nur im Regenwald zu finden sind.
Im 19. Jahrhundert war der Stratovulkan noch sehr aktiv. Ausbrüche sind aus den Jahren 1853, 1855,
1864 – 1865 und 1866 bekannt. Seit dem letzten Ausbruch 1866 steigen nur hin und wieder Dampfund Gaswolken aus dem Hauptkrater, ein Zeichen des schlafenden Stadiums.
VULKAN RINCON DE LA VIEJA
Der Vulkan befindet sich im Nationalpark Rincón de la Vieja. Der Vulkankomplex Rincón de la Vieja
zählt zu den schlafenden Vulkanen und hat eine Höhe von 1.916 m. Südöstlich des Hauptkraters befindet sich die Lagune Jilgueros, mit einer kleinen Insel in der Mitte. Die höchste Erhebung des Rincón ist der Doppelgipfel Santa Maria. Der Vulkan hat einen 500 m großen Krater, der bei einer Plinianischen Eruption vor 3.500 Jahren entstanden, und seit langer Zeit erloschen ist. Hauptattraktion sind
die heißen Quellen mit etwa 45 °C, welche sich in natürlichen Becken sammeln, sowie die blubbernden Schlammlöcher. Explosive Ausbrüche sind bereits aus den Jahren 1765, 1844, 1849 – 1863, 1912
und 1922 bekannt. Von 1966 bis heute kam es immer wieder zu Aktivitäten. Die letzte war 1998, und
auch für die Zukunft werden Ausbrüche erwartet.
Rund um den Vulkan ist Trockenwald vorherrschend, der nicht so dicht wie Regenwald ist, wodurch
sich Tiere, wie Affen, Nasenbären und Leguane, gut beobachten lassen.
VULKANE MIRAVALLES UND TENORIO
Die Vulkane Miravalles (2.028 m) und Tenorio (1.916 m) befinden sich nordöstlich der Interamericana. Sie liegen beide in der Cordillera de Guanacaste.
Savannen an den unteren Westhängen, Bergregenwald in den mittleren und Nebelwald in den hohen
Lagen bestimmen das Bild der beiden Vulkane und bieten überdies vielen Tieren und Pflanzen einen
einzigartigen Lebensraum.
Der Vulkan Tenorio liegt in einem gleichnamigen 12.872 ha großen Nationalpark, und sein Krater ist
mit Wasser gefüllt.
Der Vulkan Miravalles liegt in einem geschützten Naturreservat. Schlammlöcher, dampfende Felsöffnungen und Schwefelquellen zeugen noch heute von der vulkanischen Aktivität vergangener Zeiten.
Der Vulkan wird jedoch nicht nur für touristische Zwecke genützt, sondern 85 % der benötigten elektrischen und thermischen Energie Costa Ricas, werden hier mit Hilfe von Wasserkraftwerken, sowie
geothermalen Anlagen, erzeugt.
Nicht aktive Vulkane
VULKAN BARVA
Der Vulkan Barva liegt auf 2.906 m Höhe im westlichen Teil des Nationalparks Braulio Carrillo. Der
Vulkankomplex gilt als seit über tausend Jahre erloschen, da an seinem Kraterrand über 2.000 Jahre
alte Bäume stehen. Die kleinen Kratertrichter füllten sich mittlerweile mit Wasser. Zwei davon, die
Laguna Barva und die Laguna El Copey, kann man heute besichtigen.
Die Vegetation rund um den Krater ist ähnlich wie am Vulkan Poás. Die Vulkanhänge sind von dichtem Nebenwald überzogen.
An der Südflanke wurden mehrere Lavaströme entdeckt. Der bekannteste, der „Los Angeles“ Strom,
reicht sogar bis Nahe an die Stadt Heredia. Die letzte gesicherte pilianische Eruption fand im Holozän
statt, da Lavaströme aus dieser Zeit analysiert werden konnten. Es wurde auch von kleinen Ausbrüchen um 1760 und 1867 berichtet, für die es jedoch noch keine wissenschaftlichen Beweise gibt.
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Walpurga Goebel, Barbara Rittmannsberger
Vulkanismus und Vulkane Costa Ricas
Literaturangaben
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JAUPART, C., (2000): Vulkane; Lübbe Verlag, Bergisch Gladberg, 6 – 120
KIRST, D., (2005): Das Reise Know-How Costa Rica (Rump, P., Hrsg.); Reise Know-How Verlag,
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MIRANDA, C., PENLAND, P., (2004): Lonely Planet Costa Rica; Lonley Planet Publication, 211 –
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RIERGERT, J., LIESS, S., (2003): Die Feuerspucker; Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg, 13 –
66
SCHICK, R., (1997): Erdbeben und Vulkane; Beck-Verlag, München, 7 – 13, 69 – 110
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http://www.amadeus.co.cr/Amadeusdata/Seiten_D/A_Z/Geo.html
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http://www.costaricareisen.de/
http://www.mineralienatlas.de
http://www.santoweb.de
http://www.vulkane.net/
62
Christian Kolowratnik
Nationalparks in Costa Rica
2.3 NATIONALPARKS IN COSTA RICA
2.3.1 Die Bedeutung von Nationalparks
Der erste Impuls für die Schaffung von Schutzgebieten erfolgte 1872 in den USA mit der Gründung
des Yellowstone Nationalparks. Das Motiv hierfür war, die Naturreichtümer vor demographischer
Expansion zu schützen, und als Freizeiterholung seiner Besucher zur Verfügung zu stellen. Die damals
geschaffenen Kriterien dienten weltweit als Modell für die Etablierung von Schutzgebieten, obwohl
die Entwicklung sehr langsam vorangeht.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich unterschiedliche Arten von Nationalparks, da auch verschiedene
Funktionen zu erfüllen waren. So zum Beispiel war in Mittelamerika ein vorrangiges Ziel die Erhaltung der Artenvielfalt, die durch die starke Abholzung gefährdet war.
Im Allgemeinen lassen sich jedoch folgende gemeinsame Hauptkriterien anführen:
• Die Erhaltung der biologischen Artenvielfalt und ihrer Lebensräume.
• Die Verminderung der Zerstörung natürlicher Ressourcen, dessen biologischer und sozialer
Wert bisher nicht anerkannt wurden.
• Die Kultur und Lebensform der indigenen Bevölkerung zu garantieren.
• Die Gebiete als Erholungsraum für die Bevölkerung zu erhalten.
2.3.2 Historie der Nationalparks in Costa Rica
Die ersten Bestrebungen zum Schutz einzelner Gebiete gab es bereits im 19. Jahrhundert, jedoch
wurde erst 1945 – daher noch vor der Verfassung von 1949, welche in Costa Rica ein wesentliches
Umdenken einleitete – das erste Gesetz für Schutzzonen erlassen. Damals wurden die Eichenwälder
entlang der Interamericana südlich von Cartago sowie der Umkreis von zwei Kilometern um jeden
vulkanischen Krater zu Schutzgebieten erklärt. Und konkretisierte sich mit der Gründung des „absoluten Naturreservats Cabo Blanco“ im Jahr 1963. Durch fehlende Verwaltung und Kontrolle gingen
diese Absichtserklärungen ins Leere. Erst 1977 wurde die staatliche Nationalparkbehörde (SPN) ins
Leben gerufen, durch welche die gesetzlich geschaffenen Vorgaben durchgeführt werden konnten.
Besondere Anerkennung rief der 1982 ins Leben gerufene bilaterale Nationalpark „La Amistad“ zwischen Panama und Costa Rica hervor. 1992 wurde der grenzüberschreitende Nationalpark „Si-a-Paz“
mit Nicaragua ins Leben gerufen
Diese Bekenntnisse zum Umweltschutz sowie die politische Stabilität bewirkten, dass mehrere
Umweltschutzorganisationen mit Costa Rica im Bereich der Schuldumwandlungsprogramme kooperierten und auch Büros in Costa Rica eröffneten.
1992 wurde Costa Rica der „Francisco-Assisi Preis“ für die Erhaltung der Umwelt zuerkannt.
1993 wurden die Schutzgebiete in Nationalparks, biologische Reservate, Naturschutzrefugien, Forstreservate, Schutzzonen und ein Nationalmonument unterteilt. Diese Schutzgebiete machten damals
22,6 % der Landesfläche aus, und sind zu 65 % bewaldet.
Anfang der 90er Jahre unterzeichnete Costa Rica mit den Niederlanden ein Abkommen über die Dauer
von 10 Jahren zur Etablierung der nachhaltigen Entwicklung.
1994 wurde die SINAC (Sistema Nacional de Areas de Conservacion) gegründet, welche die vorher
auf drei Organisationen aufgeteilte (Nationalparkbehörde, Forstdirektion und Direktion für wildlebende Tiere und Pflanzen) Nationalparkverwaltung unter einer Organisation zusammenfasste
Bis 2006 wurden etwa 27 % der Fläche Costa Ricas unter Schutz gestellt, das sind in etwa
1.400.000 ha.
2.3.3 Kategorieeinteilung von Schutzzonen
NATIONALPARK
Unterstehen dem allgemeinen Naturschutz, sind jedoch für den Tourismus und Studienzwecke offen.
63
Christian Kolowratnik
Nationalparks in Costa Rica
Einrichtungen für Erholungs-, Schulungs- und Forschungszwecke sind hier erlaubt, ebenso wie eingeschränktes Fischen. Verboten ist Jagen und der Betrieb von Hotels.
BIOLOGISCHE RESERVATE
Diese unterscheiden sich von den Nationalparks dadurch, dass sie nur für wissenschaftliche Zwecke
nutzbar sind, und ansonsten in ihrer Unbelassenheit bleiben sollen. Dadurch sind Fischen, Jagen und
das Sammeln verboten.
FORSTRESERVATE / RESSOURCENRESERVATE
Diese Gebiete sind in der Regel groß und schwer zu erreichen. Sie sind für eine spätere Verwendung
geschützt. Um Druck von außen zu reduzieren ist das Jagen verboten und die Nutzung für Erholungszwecke streng geregelt. Landschaftsentwicklung ist streng verboten und nur nach Ausnahmefällen und
einer Studie über die Auswirkung auf die Natur gestattet.
WILDRESERVATE
Diese dienen zum Schutz einer bestimmten Tierart, und können auch private Grundstücke enthalten.
Normalerweise haben diese Gebiete keinen wissenschaftlichen oder touristischen Wert, können aber
dafür genutzt werden, solange die geschützte Tierart nicht gefährdet wird.
NATIONALE MONUMENTE
Werden hier der Vollständigkeit halber genannt, da diese auch von der „Servicio de Parques Nacionales“ verwaltet werden.
2.3.4 Die Finanzierung der Nationalparks
DEBT FOR NATURE SWAPS
Ursprünglich wurden die Nationalparks aus dem Forst- und Nationalparkfonds der Republik finanziert, jedoch wirkte sich die Wirtschaftskrise der 80er Jahre negativ auf das System aus, so bekam die
SPN 1985 nur noch 31 % des Budgets von 1981 zugeteilt. Das Wachstum des Systems konnte nur
durch den Eingriff ausländischer Umweltorganisationen bewerkstelligt werden. Hierbei sei vor allem die „Debt for Nature Swaps“(DFNS) erwähnt.
DFNS bedeutet, dass Umweltorganisationen Auslandsschulden zu einem höchstmöglichen Abschlag
von den Gläubigerbanken aufkaufen, und tauscht diese mit den jeweiligen Regierungen gegen Umweltinvestitionen. Dies hat für beide Seiten Vorteile: Das Schuldnerland spart durch die einheimische
Währung oder die Möglichkeit neuer Kredite im Inland wertvolle Devisen, wohingegen die dazu bereitgestellten Mittel einheimischen Natur- und Umweltschutzorganisationen zufließen.
Die Gläubigerbank reduziert das Risiko der Geldentwertung oder der Uneinbringbarkeit der Schulden,
und das Industrieland vom Schutz globaler Ressourcen und der Entlastung des EntwicklungshilfeBudgets.So wurde zum Beispiel ein Großteil des Nationalparks Guanacaste durch einen vom WWF
initiierten DFNS errichtet.
UMWELTORIENTIERTER BILATERALER SCHULDENERLASS
Ein Musterbeispiel für einen umweltorientierten bilateralen Schuldenerlass erließ der US-Kongreß im
Jahr 1990. Es wurden damals 13 Mrd. US$ als Regierungskredit für Lateinamerika und die Karibik
erlassen, wobei die USA auf die Zinsen verzichteten. Dadurch konnten die Gläubigerländer sich rein
auf die Schuldentilgung konzentrieren. Im Gegenzug dazu verpflichteten sie sich die gesparten Zinsen
in der jeweiligen Landeswährung für Umweltfonds zu verwenden.
PRIVATE FINANZIERUNGEN
Hierunter fallen Investitionen privater Personen und Umweltorganisationen. Unter anderem zählt hierzu das Projekt in La Gamba, wo österreichische Spender Regenwald freigekauft hatten, und den staatlichen Behörden übertrugen.
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Christian Kolowratnik
Nationalparks in Costa Rica
2.3.5 Defizite bei der Umsetzung der Naturschutzpolitik
Obwohl der Staat Costa Rica sehr um den Schutz seiner biologischen Ressourcen bemüht ist, kann von
einer effizienten Durchsetzung der Naturschutzpolitik leider nicht gesprochen werden. Hier liegt es
aber weniger am Fehlen der finanziellen Mittel als vielmehr an Defiziten im Bereich der Kontrolle und
Vollziehung. Folgende Probleme sind als besonders gewichtig zu bewerten:
• Die Vielfalt der Gesetze und Institutionen, die mit deren Applikationen beauftragt sind.
• Die Größe und Form der Schutzzonen sind in häufigen Fällen nicht optimal, um den Schutz
der Artenvielfalt zu gewährleisten. Außerdem wirken oft die Interessen von Tierschützern,
Bananenkonzernen und Kleinbauern entgegen.
• Durch die Unterteilung in drei Verwaltungsbehörden, wurde die Nutzung der verfügbaren
Ressourcen nicht effizienter. Abgesehen davon, dass diese einem einzigen Ministerium unterstellt sind, fehlt es an jeglicher Koordination.
• Die unterschiedliche finanzielle und damit personelle Versorgung der verschiedenen Institiutionen. So hatte 1990 ein Beamter der DGF 7.000 ha Wald zu verwalten, während es bei der
SPN nur 865 ha waren. Dadurch war es der DGF laut eigenen Angaben nicht möglich die fortschreitende Entwaldung in den Forstreservaten Golfo Dulce und Los Santos zu verhindern.
• Das Management der geschützten Zonen erfolgt ohne Bürgerbeteiligung.
• Die voranschreitende Umweltzerstörung außerhalb der Schutzgebiete.
• Der Siedlungsdruck der landlosen Bauern.
• Die Parks Cahuita (zu 36 %) und Manuel Antonio (zu 51 %) sind noch zum Teil in Privatbesitz, da durch den Tourismusboom die Bodenpreise sprunghaft angestiegen sind, und es dem
Staat nicht möglich war, die Eigentümer zu entschädigen. Das Problem ist jedoch, dass hier
nur der Eigentümer die Resourcen nutzen kann.
• Schutzgebiete wurden häufig ohne soziale Studie der betroffenen Bevölkerung geplant, und
errichtet, ohne diese zu informieren. Daher ist es nur verständlich, dass viel dieser Menschen
sich nicht mit den Schutzmaßnahmen identifizieren.
2.3.6 Von uns besuchte Nationalparks
PIEDRAS BLANCAS NATIONALPARK
Dieser zwischen Golfito und La Gamba gelegene Nationalpark wurde 1991 ein Teil des CorcovadoNationalpark gegründet, und wurde 1999 zu einem eigenständigen Nationalpark ernannt. Das Problem, das hier von Anfang an herrschte, war der Besitzanspruch von Privaten, der bereits vor 1991 bestand. Dadurch wurden die Ressourcen trotz der Ernennung zum Nationalpark weiterhin ausgebeutet.
Der Österreicher Michael Schnitzler erkannte das Problem, und sammelte in Österreich Spendengelder, um diese Grundstücke freizukaufen (bis 2005 waren dies 33,7 km² bzw. € 2.000.000,-).
Das Projekt „Regenwald der Österreicher“ betreibt die Esquinas Rainforest Lodge, ein Hotel für
Ökotourismus, und die biologische Forschungsstation.
Diese beiden Bilder wurden bei unserer achtstündigen Durchwanderung des Esquinas Regenwaldes aufgenommen.
Links: Aussicht auf das Río Bonito Tal mit einer Ölpalmenplantage; Rechts: teilweise trockenes Flussbett des Río Bonito
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Christian Kolowratnik
Nationalparks in Costa Rica
NATIONALPARK LA AMISTAD
Dieser Nationalpark wurde im März 1979 gegründet und zeichnet sich dadurch aus, dass er staatenübergreifend sowohl auf costaricanischem als auch auf panamaischem Territorium ist, wobei der
Hauptteil auf der Seite Costa Ricas liegt und eine Fläche von 192.000 ha einnimmt. Der Park wird
auch „internationaler Friedenspark“ genannt und wurde mittlerweile von der UNO ins Weltkulturerbe
aufgenommen (Costa Ricas Teil 1983, der von Panama 1990)
NATIONALPARK ARENAL
Der 40 km² große Nationalpark hat große Primärwaldbestände, und als Hauptatraktion den Vulkan
Arenal (1.633 m über dem Meeresspiegel), welcher zwei Krater besitzt, wovon einer aktiv ist, und bis
zu 7,5 m große Gesteinbrocken bis zu 300 m hoch schleudert. Der letzte große Ausbruch des Arenal
war im Jahr 1968.
Am Fuße des Vulkans liegt der Arenalsee, welcher der größte Binnensee des Landes ist, und die Ortschaft La Fortuna. Der Arenalsee wurde zwecks Energiegewinnung künstlich aufgestaut.
Blick auf den Regenwald am Arenal,
im Hintergrund der Arenalsee
Im Schatten des Regenwaldes – vor
uns der rauchende Vulkan Arenal
Wanderung über 18 Hängebrücken durch
die Baumkronen des Nationalparks
NATIONALPARK VULKAN POÁS
Der Vulkan Poas ist 2.708 m hoch, und beherbergt in seinem Krater einen Schwefelsäuresee, welcher
eine Temperatur von 40 bis 70 °C , und mit einem pH von weniger als 1 der sauerste Kratersee der
Erde ist. Durch die eventuell aufsteigenden Schwefelgase, kann es kurzfristig notwendig sein, den
Park für Besucher zu schließen. Er bricht etwa im Abstand von 40 Jahren aus. So im Jahr 1950 und
abgesehen von einer „kurzen Lavaschauer“ erst wieder im Jahr 1994. Sonstige Aktivitäten sind meist
nur geysirartige Eruptionen.
Kratersee der nördlichen Caldera
am Vulkan Poás
Schleichweg durch den Nebelwald im
Nationalpark Poás
Kratersee „Laguna Botos“ der
südlicheren Caldera am Poás
NATIONALPARK VULKAN IRAZÚ
Der nördlich von Carthago gelegene Irazú ist mit 3.432 m der höchste Vulkan Costa Ricas, so dass
man wenn man Glück hat, einen guten Überblick über die Meseta Central erhält und von hier sowohl
den Atlantischen als auch den Pazifischen Ozean sehen kann. Der Nationalpark Irazú ist der älteste
Nationalpark Costa Ricas. Er besitzt 4 Kraterlöcher, von denen jedoch der Hauptkrater nicht mehr
66
Christian Kolowratnik
Nationalparks in Costa Rica
aktiv ist. Die letzten Ausbrüche des Irazú waren eine Ausbruchsphase, welche von 1963 bis 1965
dauerte, und dann wieder im Dezember 1994. Der Name besteht aus zwei zusammengesetzten indianischen Wörtern „ara“ (Punkt) und „tzu“ (Donner).
Kraterlandschaft am Irazú mit
andiner Vegetation (páramo)
Hauptkrater „Principál“ des Vulkans
Irazú
Nebenkrater „Diego de la Haja“ des
Vulkans Irazú
NATIONALPARK MANUEL ANTONIO
Der südlich von Quepos gelegene Nationalpark Manuel Antonio ist für seine Fläche der touristisch am
stärksten genutzte Nationalpark Costa Ricas. Er beinhaltet knapp 7 km² Landfläche sowie 550 km²
Seefläche. Bekannt ist dieser Nationalpark für seine Vielfalt an nicht menschenscheuen Tieren. Neben
über 350 verschiedenen Pflanzenarten gibt es dort 109 verschiedene Säugetierarten. Nahezu alle Reptilien der Costa-Rica-Pazifikküste sind dort anzutreffen. Der Park beinhaltet mehrere öffentliche
Strände, mit einer Vielfalt unterschiedlichster Fischarten.
Ostseite des Nationalparks Manuel
Antonio
Westseite des Nationalparks Manuel
Antonio
Einer der zahlreichen Einsiedlerkrebse
entlang des Nationalparks
Literaturangaben
FRANKE, J., (1993): Costa Rica National Parks and Preserves; The Mountaineers Washington
PRIELER, I., (1997): Die Umweltpolitik Costa Ricas; Diplomarbeit an der Universität Wien
http://centralamerica.com/cr/parks/
http://centralamerica.com/cr/parks/mopiedrasblancas.htm
http://www.laparios.com/artikel/artikel5.htm
67
Teil III
Geschichte
und
Politik
68
Monika Praschberger
Geschichte
3.1 GESCHICHTE
3.1.1 Vom Ursprung der menschlichen Besiedelung
Die Wurzeln der menschlichen Kolonisation Amerikas liegen in Asien: Jägerstämme folgten vor etwa
40.000 Jahren ihrem Wild über die Beringstraße nach Alaska. Von dort breiteten sie sich allmählich
bis nach Südamerika aus. Der erste Nachweis menschlicher Ansiedelung ist ein geschichtlicher
Fund auf der Halbinsel Nicoya.
Die Ureinwohner Costa Ricas lebten als Jäger und Sammler. Die neolitische Revolution begann mit
der Kultivierung von Maniok und Mais. Insgesamt war die Dichte der Besiedelung sehr spärlich, bei
der Ankunft der Spanier lebten nicht mehr als 30.000 Menschen auf der Fläche des heutigen Staates
Costa Rica.
3.1.2 Neuzeit
ENTDECKUNG UND EROBERUNG (16. JH.)
Am 18. September 1502 landete Christoph Kolumbus auf der Insel Uvita (Puerto Limón). Von hier
aus startete er seine Expeditionen entlang der Küste. Er benannte die Umgebung Costa Rica y Castillo de Oro (reiche Küste und Goldene Burg) und obgleich sich seine Hoffnungen nicht erfüllten, blieb
der Name „Costa Rica“ bestehen.
17 Jahre später starteten Hernán Ponce de León und Juan de Castañeda von Panama zu einer Erkundungsfahrt, wo sie den Golf von Dulce und den Golf von Nicoya erreichten, ohne jedoch einen Fuß
auf das Land zu setzen. 1522 kam Kapitän Gil González Dávila von Panama über Land, bis an den
Golf von Nicoya. Danach zog er über Land Richtung Nicaragua, wo es zu Kämpfen mit der Bevölkerung kam und er gezwungen war wieder nach Süden abzuziehen.
Die erste spanische Siedlung wurde 1524 auf Befehl von Francisco Fernández de Córdoba gegründet.
Das freundschaftliche Verhältnis zu der Urbevölkerung währte durch die Besatzermentalität der Spanier nicht lange, was mit der Zerstörung der Besatzersiedlung durch die Indios endete.
1540 wurde Costa Rica der Audiencia de Guatemala zugehörig und wurde damit von Guatemala aus
verwaltet. Das Landesinnere wurde erst in den 60er Jahren kolonialisiert, da aufständische Indianer
ein Problem darstellten. Der Verwalter Nicaraguas Juan Vásquez de Coronado erreichte 1562 das Valle Central und konnte durch seine Verhandlungen mit der Urbevölkerung dort Fuß fassen. 2 Jahre
später (1563) gründete er die Stadt Cartago die bis 1823 die Hauptstadt Costa Ricas sein sollte.
1575 wurden die Grenzen Costa Ricas durch den spanischen König Felipe II festgelegt. (im Süden bis
Panama; den Norden schlossen die heutige Provinz Guanacaste und die Halbinsel Nicoya noch nicht
ein)
HEGENOMIE DER SPANIER (17./18.JH.)
Wie in allen Landteilen des spanischen Kolonialreiches kristallisierte sich auch in Costa Rica das System der Encomienda. (Großgrundbesitzer – Versklavung der Bevölkerung) In vielen blutigen Ausschreitungen leisteten die Indios im 16., 17. und 18. Jahrhundert erbitterten Widerstand gegen die
grauenhafte Kolonisation der Spanier. Die Population der Indios schrumpfte, während der ersten 100
Jahre spanischer Herrschaft, bis auf die Hälfte.
Die Entwicklung Costa Ricas ging sehr schleppend voran, da keine nennenswerten Bodenschätze gefunden und ausgebeutet werden konnten. Auch die weite Entfernung zur Verwaltungshauptstadt Santiago de los Caballeros (Antigua Guatemala) trug das ihrige bei. Die Städte die im 18. Jahrhundert gegründet wurden, waren am Anfang nur kleine Dörfer mit einer Kirche im Zentrum. Ende des 18. Jahrhunderts war nur ein sehr kleiner Teil des Landes nutzbar gemacht worden, die Erträge waren gering
und die Bevölkerung dadurch entsprechend arm. Costa Rica wurde somit uninteressant und entwickelte sich zu einer Randprovinz der Audiencia Guatemala. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts, durch die
Einführung der Kaffeepflanze aus Kuba und deren Pflanzung, wurde ein wirtschaftlicher Aufschwung des Landes erzielt.
69
Monika Praschberger
Geschichte
DIE UNABHÄNGIGKEIT COSTA RICAS (1821 – 1835)
Am 15. September 1821 wurde die Unabhängigkeit Costa Ricas von Spanien durch das Generalkapitanat Guatemala erklärt. Durch die schlechte Verkehrsverbindung kam die Nachricht von der Loslösung Spaniens erst einen Monat später in Cartago an.
Zuerst wurde eine Übergangsregierung gebildet, die aber nicht lange wehrte. In Folge kam es zu einem Bürgerkrieg. 1823 ereigneten sich Kämpfe an den Hängen des Irazú-Massives bei Cartago. Die
Republikaner gingen aus diesen Kämpfen als Sieger hervor, doch der Zerfall des Iturbiden-Reiches
machte diesen Bürgerkrieg im Endeffekt überflüssig.
Am 1. Juli 1823 gründete Costa Rica mit den Staaten Guatemala, Honduras, El Salvador und Nicaragua die Zentralamerikanische Föderation. Juan Mora Fernández wurde der erste Präsident Costa
Ricas (1824 – 1833 Regierungsperiode). Schon 1825 wurde eine neue Verfassung geschaffen; 1838
zerfiel die Föderation und Costa Rica musste einen Teil der Schuldenlast dieser Institution übernehmen.
DIE REGIERUNGSZEIT BRAULIO CARRILLOS (1835 – 1842)
Nach dem Rücktritt des Präsidenten José Rafael de Gallegos, wurde 1835 Braulio Carrillos Colina zu
dessen Nachfolger bestimmt. Durch etwaige Reformen (Steuer auf landwirtschaftlichen Besitz, Abschaffung von Feiertagen…) wurde er sehr unbeliebt. Dies führte im September 1835 zu einem bewaffneten Aufstand der Städte Cartago, Heredia und Alajuela (Guerra de la Liga – Krieg des Städtebundes). San José wurde nominell zur Hauptstadt erklärt. Nach Ende seiner Präsidentschaft (1837)
gab Colina sein Amt ab, jedoch putschte er sich im nachfolgenden Jahr erneut an die Macht, erklärte
sich als Präsident auf Lebzeiten und regierte mit diktatorischen Mitteln. 1842 wurde Braulio Carrillos
in El Salvador von einem persönlichen Feind erschossen. Francisco Morazán Quesada (früherer Präsident der Föderation) wurde als Übergangspräsident gewählt. Durch seine Bemühungen für das Wiederaufleben der Förderation, und die dadurch entstandenen steuerlichen Belastungen der Bürger, stieß
er auf heftige Gegenwehr. Am 15. September 1842 wurde Francisco Morazán Quesada gefangen genommen und in San José hingerichtet.
AUSRUFUNG DER REPUBLIK (1843 – 1849)
1843 wurde eine konservative Verfassung ausgerufen die erneut Kämpfe und einen Regierungswechsel brachte. 1847 triumphierten die Liberalen und wählten José Castro Madriz zum Präsidenten.
Am 30. August 1848 wurde das Land zur selbstständigen Republik ausgerufen und nennt sich seither
Repúplica de Costa Rica. Die Verfassung verkündete wichtige demokratische Rechte und ersetzte die
Armee durch eine Miliz. Erst 1850 erkannte Spanien die Unabhängigkeit Costa Ricas formell an.
REGIERUNG RAFAEL MORA (1849 – 1859)
Nach den Rücktritt des 1847 gewählten Präsidenten José Castro Madriz wurde der Geschäftsmann
Rafael Mora Porras gewählt. Trotz zahlreicher politischer Gegner wurde Mora dreimal für sechs Jahre
zum Präsidenten gewählt.
Der US-Abenteurer William Walker wollte die Herrschaft an sich reißen und die Versklavung wieder
einführen. 1856 gelang es ihm, sich die Macht Nicaraguas anzueignen, und erklärte Costa Rica den
Krieg, wodurch es zur Schlacht von Santa Rosa (20. März 1856) kam. Die Eindringlinge wurden
innerhalb kürzester Zeit (viertel Stunde) zurückgeschlagen.
Am 11. April 1856 griff Walker nochmals an. Seine Truppen wurden bis zum Nicaraguasee zurückgedrängt, wo sie sich in einem Gebäude verschanzten welches von Juan Santamaría in Brand gesetzt
wurde. Bei dem Einsatz verlor Santamaría das Leben und wird seither als Nationalheld verehrt. Nach
weiteren Kampfhandlungen Walkers auf nicaraguanischem Territorium, reichte er am 1.Mai 1857
endgültig die Kapitulation ein.
Präsident Mora wurde 1859 durch die Kaffeearistokratie gestürzt. 1860 versuchte er sich mit der Hilfe
von El Salvador einen Präsidentenplatz zu sichern, scheiterte daran und wurde gefangen genommen
und hingerichtet.
Jesús Jimémez Zamora regierte von 1863 – 1866 und 1868 – 1870. Er führte die Schulpflicht ein
und trieb auch den Straßenbau von Cartago nach Limón voran.
Durch den Erfolg der Kaffeepflanzungen stellte sich ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Krankenhäuser, Schulen und Häfen wurden ausgebaut.
70
Monika Praschberger
Geschichte
DIE „BANANENREPUBLIK“ (1870 – 1900)
1870 kam General Tomás Guardia Gutiérrez an die Macht und regierte bis zu seinem Tode im Juli
1882. Trotz seinen diktatorischen Mitteln regierte er als liberaler und gerechter Politiker, dessen neue
Verfassung die Förderung des Bildungswesens darstellte und die Abschaffung der Todesstrafe vorsah. Durch ihn wurde die Kaffeearistokratie zerschlagen und somit ebnete er den Weg in die Demokratie.
1871 kam der US-Amerikaner Minor Cooper Keith nach Costa Rica um eine Eisenbahnlinie von San
José nach Puerto Limón zu bauen. Erst 1890 wurde diese Strecke fertig gestellt. Keith bekam währenddessen als Gegenleistung ungenutztes Land entlang der Bahnstrecke und ein Nutzungsrecht für
die noch nicht fertig gestellte Bahntrasse. Diese Flächen wurden zum Anbau von Bananen genutzt.
1884 verband sich Keith mit der Bosten Fruit Company. Die aus diesem Zusammenschluss 1889 gegründete United Fruit Company pachtete und kaufte weiter Land hinzu, wodurch sie ihre Monopolstellung im Bananenhandel verbessern konnte.
Der wirtschaftliche Aufschwung veränderte die soziale Struktur des Landes. Durch die Entstehung
von Großplantagen mussten die nun landlos gewordenen Kleinbauern auf den Plantagen arbeiten, was
eine enorme Abhängigkeit brachte. Die Exportwirtschaft festigte sich durch die steigenden Kaffeeund Bananenausfuhren und somit wurde Costa Rica mehr und mehr zur Bananenrepublik.
WELTWIRTSCHAFTSKRISE 1929 – 1933
Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 – 1933 sanken der Preis für Kaffee und die Nachfrage
nach Bananen weltweit. Es kam daraufhin zu sozialen und wirtschaftlichen Spannungen. Parteien und
Gewerkschaften entstanden. Aufgrund von Massenstreiks und Aufständen der Plantagenarbeiter,
wurden ein gesetzlicher Mindestlohn sowie ein Sozialversicherungssystem eingeführt.
BÜRGERKRIEG 1948
Aufgrund angeblich gefälschter Präsidentschaftswahlen brach im Februar 1948 der Bürgerkrieg aus.
Der Führer dieser Bewegung war José Mariá Figueres Ferrer dem sich die Bauern und Arbeiter der
Region anschlossen. Die amtierende Regierung holte sich Unterstützung aus Nicaragua und wollte den
„Krieg der nationalen Befreiung“ niederschlagen – dies gelang ihnen aber nicht. Nach Ende des Bürgerkrieges übernahm Figueres Ferrer die provisorische Regierung.
Denkmal an den Bürgerkrieg von 1948, der 2.000
Menschenleben forderte; San José
1948 – 1958
José Mariá Figueres Ferrer wurde am 19. April 1948 Präsident. Von ihm wurden die Gleichberechtigung der Schwarzafrikaner und das allgemeine Wahlrecht – auch für Frauen und Schwarzafrikener
– eingeführt. Am 8. Mai 1948 rief er die Zweite Republik aus und ein Jahr später wurde die neue
Verfassung verabschiedet, die noch heute in Kraft ist. Das stehende Heer wurde abgeschafft und
durch Polizeitruppen ersetzt. Figueres Ferrer übergab 1949 die Macht an Otilio Ulate Blanco. Dieser
71
Monika Praschberger
Geschichte
benützte das freigelegte Verteidigungsbudget um ein neues Bildungssystem zu schaffen. Seine Aufgabe bestand auch darin neuartige Industriezweige zu schaffen um die Abhängigkeit vom unsicheren
Bananen- und Kaffeeexport zu verringern. Am 14. Oktober 1951 wurde Costa Rica Mitbegründer der
Organisation Zentralamerikanischer Staaten (ODECA).
NACH 1958
Nach einigen Präsidentenwechsel und stetig steigender Staats- und Auslandsschulden, gelang es erst
1990 dem konservativen Rechtsanwalt Rafael Angel Calderón Fournier die Inflationsrate von 25 %
auf knappe 10 % zu senken. Am 1. Februar 1993 gründeten die mittelamerikanischen Staaten ein
zentralamerikanisches Integrationssystem, das als gemeinsame Ziele die Einheit Mittelamerikas
und die Schaffung einer Region des Friedens, der Demokratie und des Fortschritts vorsah.
Die Wahl 1994 gewann der erst 39-jährige José Mariá Figueres der zur Partei der nationalen Befreiung
zählte. Im Mittelpunkt seiner Bemühungen sollte der Kampf gegen die Korruption und gegen die Armut stehen, wobei nach wie vor 20 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben. Außenpolitisch
hält Costa Rica engen Kontakt zu den USA, von denen das Land durch Auslandsbeteiligungen in
einer Höhe von 75 % wirtschaftlich abhängig ist.
Von 1998 bis 2002 war Miguél Ángel Rodríguez Echeverría Präsident, der am 8. Mai 2002 von Abel
Pacheco de la Espriella abgelöst. Nach nur einer Amtsperiode wurde, der vorher als Kinderarzt tätige,
Abel Pacheco von Óscar Arias Sánchez abgelöst, der noch heute sein Amt stellt. Óscar Arias
Sánchez wurde 1987 mit dem Friedensnobelpreis zur Sicherung des Friedens in Mittelamerika
ausgezeichnet und war schon einmal, im Jahre 1986, der jüngste Präsident Costa Ricas.
3.1.3 Zeittafel
1502
Christoph Kolumbus landet auf seiner 4. Reise auf der Isla Uvita vor der heutigen
Stadt Puerto Limón
1519
Expeditionen zum Golf von Nicoya unter Juan de Castañeda und Hernán Ponce de
León
1521
Weitere Expeditionen an der Pazifikküste unter Gil González Dávila.
1524
Gründung der ersten spanischen Siedlung Bruselas, die jedoch 1526 von Ureinwohnern zerstört wurde.
1540
Trennung von Panamá und Eingliederung in die Audiencia de Guatemala.
1561
Juán de Cavallón erobert das zentrale Hochland Valle Central.
1563
Juán Vázquez de Coronado gründet die Stadt Cartago, die bis 1823 die Hauptstadt ist.
1575
Grenzfestlegung der Provinz Costa Rica durch den spanischen König Felipe II.
1821
Am 15. September Unabhängigkeitserklärung des Generalkapitanat Guatemalas (zu
dem auch Costa Rica gehört) von Spanien.
1823
Schlacht von Ochomogo: Monarchisten und Republikaner kämpfen um die weitere
politische Zugehörigkeit des Landes an Spanien und die politische Selbstständigkeit.
Die Republikaner gewinnen und Costa Rica tritt der Zentralamerikanischen Föderation bei.
1835
Guerra de la Liga: San José gewinnt und wird Hauptstadt.
1835
Braulio Carrillo Colina wird Präsident und führt liberale Reformmaßnahmen und
Steuerreformen ein.
1838
Costa Rica tritt aus der Zentralamerikanischen Föderation aus und erklärt seine staatliche Souveränität.
1841
Braulio Carrillo entlässt die Regierung und ernennt sich zum Präsident auf Lebenszeit.
1848
Ausrufung der Republik unter Präsident Juan Rafael Mora Porras. Die Verfassung von
1848 verkündete wichtige demokratische Rechte und ersetzte die Armee durch eine
Miliz.
72
Monika Praschberger
Geschichte
1850
Anerkennung der Unabhängigkeit durch Spanien.
1856
Schlacht von Santa Rosa und Rivas, bei der der nordamerikanische Aggressor William Walker und seine Filibustertruppe bei seinem Versuch Costa Rica zu erobern erfolgreich geschlagen wird. Juan Santamaría wird zum Volkshelden erklärt.
1869
Einführung der allgemeinen Schulpflicht.
1871
Der costaricanische Staat beauftragt den Amerikaner Minor Cooper Keith mit dem
Bau einer Eisenbahnlinie vom Valle Central an die Atlantikküste um den Kaffee zu
exportieren. Minor Keith beginnt in diesen Jahren mit dem Anbau von Bananen und
gründet die ersten großen Bananenplantagen.
1890
Fertigstellung der Eisenbahnlinie nach Puerto Limón.
1899
Gründung der United Fruit Company, die eine Monopolstellung im Bananenanbau in
ganz Zentralamerika einnimmt und in den kommenden Jahrzehnten stark die Politik
des Landes bestimmt. Ansiedelung von 1.000 Arbeitern aus Jamaika.
1914
Präsident Gonzáles Flores will die Steuergesetze zugunsten der Armen ändern.
1917
Nach einem Militärputsch unter Frederico Tinoca beginnt eine 2-jährige Diktatur.
1929
Infolge der Weltwirtschaftskrise stürzen die Weltmarktpreise für Kaffee und Bananen,
was zu Arbeitslosigkeit und sozialen Spannungen führt.
1900 – 1930
Abwechselnde Herrschaft der beiden Parteiführer Cleto González Vïquez und Ricardo
Jiménez, mit starker Bindung an die großbürgerlichen Kreise der Exportlandwirtschaft.
1931
Eine Revolte des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Manuel Castro Quesada
wird niedergeschlagen; Konsolidierung der verfassungsmäßigen Herrschaft.
1934
Streik von rund 10.000 Arbeitern gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der
United Fruit Company.
1936 – 1940
Präsidentschaft des Antikommunisten León Cortés, der offene Sympathie für den
Faschismus zeigt.
1940 – 1944
Unter Präsident Rafael Calderón Guardia (fortgesetzt unter der Regierung von Teodoro Picado 1944 – 1948) kommt es zu einem Pakt zwischen Regierung, katholischer
Kirche und Kommunistischer Partei, die damit wieder in die nationale Politik integriert wird. Soziale Reformpolitik – Einführung des Sozialversicherungssystems.
1948
Nach der Annullierung der Wahlen, in denen der Kandidat der zentristischen Opposition Otilio Ulate siegreich war, kommt es zum Bürgerkrieg, den die Opposition, geführt von José Mariá Figueres Ferrer, gegen das Regierungslager (dem auch die Kommunistische Partei angehört) führt. Figueres Ferrer übernimmt die provisorische Regierung. Abschaffung der Armee.
1949
Figueres Ferrer übergibt Otilio Ulate, der kurz zuvor den (sozialdemokratisch ausgerichteten) Partido de Liberación Nacional (PLN) gegründet hat, die Regierungsgeschäfte. Ulate beginnt ein Bildungsprogramm, führt die Mehrwertsteuer ein und verbessert das Gesundheitswesen.
1953
Figueres Ferrer wird zum Präsidenten gewählt; Beginn seiner Reformpolitik.
1958
Der Konservative Mario Echandi Jiménez wird Präsident.
1962 – 1970
Präsidentschaften der PLN-Politiker Francisco Orlich und José Trejos.
1970 – 1974
Figueres Ferrer wird erneut Präsident; er setzt die Reformpolitik fort.
1974
Präsidentschaft von Daniel Oduber (PLN)
1978
Der Konservative Rodrigo Carazo wird Präsident. Zunächst Unterstützung der Sandinistischen Regierung Nicaraguas, danach Annäherung an die US-Position.
1982
Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise Übernahme der Präsidentschaft durch den
Sozialdemokraten Luis Monge Alvarez (PLN), der 1983 die ewige Neutralität Costa
Ricas erklärt. Umschuldungsabkommen 1985 und 1986.
73
Monika Praschberger
Geschichte
1986 – 1990
Unter der Präsidentschaft von Oscar Arias Sánchez (PLN) aktive Außenpolitik (Friedensplan für Zentralamerika und Verleihung des Friedensnobelpreises 1987); neue
wirtschaftspolitische Impulse.
1990
Amtsantritt des christlich-sozialen Präsidenten Rafael Angel Calderón. Versuch, das
enorme Haushaltsdefizit in den Griff zu bekommen.
1994
Der PLN-Kandidat José María Figueres wird zum neuen Präsidenten gewählt. Figueres verspricht, die wirtschaftliche Stabilisierungspolitik seines Vorgängers durch eine
aktivere Sozialpolitik zu ergänzen.
1998
Miguél Ángel Rodríguez Echeverría wird zum Präsidenten gewählt.
2002
Abel Pacheco de la Espriella löst den vorherigen Präsidenten ab.
2006
Óscar Arias Sánchez ist nun amtierender Präsident, der Aufgrund seiner Bemühungen
zur Festigung des Friedens in Mittelamerika 1987 mit den Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Literaturangaben
KIRST D., (1995): Reise Know How: Costa Rica; Reise Know How Verlag Bielefeld
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite
http://www.costarica.at
74
Christian Kolowratnik
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
3.2 DIE VERFASSUNG VON 1949 UND IHRE
AUSWIRKUNGEN
ODER:
DIE KONSOLIDIERUNG EINER UNRUHIGEN REGION
3.2.1 Einleitung
Noble patria tu hermosa bandera
Expresión de tu vida nos da:
Bajo el límpido azul de tu cielo
Blanca y pura descansa la paz.
En la lucha tenaz de fecunda labor
Que enrojece del hombre la faz,
Conquistaron tus hijos, labriegos sencillos,
Eterno prestigio, estima y honor,
eterno prestigio, estima y honor.
¡Salve oh tierra gentil!
¡Salve oh madre de amor!
Cuando alguno pretenda tu gloria manchar,
Verás a tu pueblo, valiente y viril
La tosca herramienta en arma trocar.
¡Salve patria! tu pródigo suelo
Dulce abrigo y sustento nos da;
Bajo el límpido azul de tu cielo
¡Vivan siempre el trabajo y la paz!
So der Text der Nationalhymne Costa Ricas, ein Land das häufig als die Schweiz Südamerikas definiert wird. Begründet wird dies damit, dass Costa Rica für seine Region hohe Standards an Sicherheit
und Lebensqualität aufweisen kann. (Im Verhältnis: das Durchschnitteinkommen in Costa Rica beträgt
4.300 US-Dollar, während sein Nachbar Nicaragua auf lediglich 845 US-Dollar kommt.) Auch weist
Costa Rica mit 4,2 % die niedrigste Analphabetenrate Südamerikas auf. Wenn man nach Gründen für
diese Stabilität sucht, ist sicherlich die Verfassung von 1949, welche heute nach wie vor Gültigkeit
besitzt, einer der wichtigsten Punkte.
Als im Jahr 1900 José María Zeledón Brenes den Text der obigen Nationalhymne schrieb wahr kaum
vorzustellen, wie sehr er mit den letzten Zeilen – damals zum Teil mehr ein frommer Wunsch als Tatsache – Recht behalten sollte:
„Heil Dir, Mutterland! Dein fruchtreicher Boden, bietet uns süßen Schutz und Unterhalt;
Unter dem strahlenden Blau deinen Himmels mögen die Arbeit und der Friede stets leben!“
Das obige Staatswappen zeigt die drei wichtigsten Vulkane des Landes und ihre fruchtbaren Hänge
mit den Regenwäldern, sowie die beiden Ozeane, wobei der Sonnenaufgang den Atlantik kennzeichnet. Die Schiffe stehen für den Handelsverkehr über See und tragen die Nationalflagge. Die Sterne
stehen für die sieben Provinzen Costa Ricas und das blaue Banner weist auf die geografische Zugehörigkeit zu Zentralamerika hin.
Zum Verständnis des Landes und der Verfassung wird zu Beginn des Kapitels ein kurzer historischer
Rückblick gegeben. (Genauere Daten und geschichtliche Geschehnisse können Sie im Punkt 2 „Geschichte“ dieses Bandes nachschlagen.)
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Christian Kolowratnik
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
3.2.2 Historischer Rückblick
(Unvollständig im Sinne einer Fokussierung zum Verständnis der Verfassung von 1949)
Costa Ricas Vergangenheit war alles andere als stabil. Bereits in der Gründungsphase der
„1. Republik“ waren Streit und Bürgerkriege vorprogrammiert. Costa Rica ging nicht aufgrund einer
eigenständigen Entscheidung in die Unabhängigkeit, sondern vielmehr durch den Einfluss Guatemalas,
welches sich am 15. September 1821, stellvertretend für sämtliche zentralamerikanischen Provinzen,
von Spanien für unabhängig erklärte. Mit dieser Entwicklung begannen in Costa Rica nationale Richtungsstreitereien. Zum einen die konservativen „monarchistischen“ Bewegungen um Cartago und Herédia, welche bestrebt waren, einen Anschluss an das mexikanische Kaiserreich herbeizuführen und die
liberale „republikanische“ Bewegung hauptsächlich um San José und Alajuela. Schlussendlich folgte
auf diesen Konflikt 1823 die Schlacht von Ochomongo, welche nach wenigen Stunden mit der Einnahme Cartagos endete. Die Folge dieser Auseinandersetzung war die Verlegung der Hauptstadt von Cartago nach San José.
Der zweite Bürgerkrieg fand im Jahr 1838 statt, nachdem der Interimspräsident Braulio Carrillo bei
den regulären Präsidentschaftswahlen des Jahres 1837 unterlag und das Militär zu seinen Gunsten putschte. Dies war in der Geschichte Costa Ricas das erste Mal, dass ein Präsident durch das Militär ohne
verfassungsmäßige Grundlage ins Amt gesetzt wurde.
Carrillo blieb bis ins Jahr 1842 selbsternannter Diktator von Costa Rica, bis ihn Francisco Morazàn der
vormalige Präsident der mittelamerikanischen Union mit Hilfe des costaricanischen Generals Villasenor
stürzte. Obwohl Morazàn zuerst als Befreier der Diktatur gefeiert wurde, wurde er bereits nach einem
halben Jahr Amtszeit zusammen mit Villasenor exekutiert. Morazàn hatte einen Großteil der Steuereinnahmen zum Aufbau der Armee verwendet, um die mittelamerikanische Union wieder herzustellen.
Nun folgte eine Zeit der Ruhe und Konsolidierung, die Wirtschaft des Landes wuchs aufgrund des Kaffeeanbaus, sorgte aber auch für neuen Zündstoff. Diesmal zwischen Kleinbauern und Großgrundbesitzern. Als nun Präsident Juan Rafael Mora die Gründung einer Nationalbank bekannt gab, welche die
Stellung der Großgrundbesitzer – die bisherigen Kreditgeber – untergraben hätte, wurde dieser gefangen genommen und exekutiert. Dies war der erste direkte Eingriff der „Kaffeearistokratie“ auf den Regierungsapparat des Landes. Durch die Häufung solcher Ereignisse wuchs die Kluft zwischen den
Großgrundbesitzern und der einfachen Bevölkerung beträchtlich.
1870 putschte General Tomas Guardia und errichtete bis zu seinem Tod in Jahr 1882 wiederum eine
Diktatur. Er verwies jene Mitglieder reicher Familien des Landes, welche immer wieder zu Umstürzen
anstifteten, was den Einfluss der Kaffeearistokratie schließlich schwächte und dem Staat eine gewisse
Unabhängigkeit ermöglichte. Guardia berief eine verfassungsgebende Versammlung ein, die eine Konstitution erarbeitete, die 1871 in Kraft trat, und mit Ausnahme kurzer Unterbrechungen bis 1948 Bestand hatte. Teile hiervon gelten in der Verfassung von 1949 bis heute. Nach dem Tod Guardias, wurde
die Militärdiktatur bis 1890 weitergeführt. In dieser Zeit begann auch die finanzielle Abhängigkeit Costa Ricas vom Ausland, vor allem durch Einführung von Plantagen unter Initiative der United Fruit
Company. Dadurch flossen große Kapitalmengen ins Ausland ab, und es kam zur Verschuldung des
Landes durch den Eisenbahnbau unter Guardia.
Im darauf folgenden Wahlkampf beteiligten sich nun erstmals mehr als nur die elitären Zirkel des Landes. Die Politik wurde auch für den kleinen Mann interessant, dadurch bildeten sich erstmals Parteien.
Obgleich das Land nun eine Basis durch die Verfassung hatte, kam es immer wieder zu gewaltsamen
Zwischenfällen und Wahlbetrug. Weiters wurde die Stabilität des Landes durch die beiden Weltkriege
stark beeinflusst. Costa Rica war in diese zwar nicht direkt involviert, jedoch musste es seine europäischen Absatzmärkte einbüßen, was die exportorientierte Wirtschaft schwer traf.
Schlussendlich eskalierte die Situation, als bei der Präsidentenwahl im Jahr 1947 ein Teil der Stimmzettel aus ungeklärten Gründen verbrannte. Der „Pacto del Caribe“ welcher sich die Zielsetzung gab, die
diktatorischen Regime der Region zu bekämpfen, nutzte den Moment der Unzufriedenheit in der Bevölkerung und der Schwäche des Militärs und beschloss unter der Leitung von Figueres Ferrer, welcher seit 1942 in Mexiko im Exil war, seinen „cruzada democratica“ in Costa Rica zu beginnen. Am
10.März 1948 begann der sechswöchige Bürgerkrieg, welcher 2.000 Menschenleben forderte.
76
Christian Kolowratnik
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
Figueres Ferrer musste erkennen, dass dem costaricanischen Volk mehr am eigenen Land lag, als an der
Befreiung der Region, jedoch ermöglichte sein Sieg dem Land eine demokratische Verschnaufpause,
und die Gunst der Stunde wurde genutzt um die Verfassung vom 7. November 1949 zu erstellen, welche heute noch gültig, und sicherlich auch wichtig für die heutige Stabilität der Region ist. In dieser
Verfassung ist auch die Furcht der Verantwortlichen zu erkennen, dass wieder Unrechtmäßigkeiten
auftreten könnten (z.B. der Ausschluss zur Wiederwahl auf Lebenszeit nach der Präsidentschaft)
3.2.3 Die Verfassung von 1949
Die Verfassung von 1949 umfasst 18 teils große Kapitel (capítulos) und kurze Abschnitte (títulos).
Daraus werden hier kurz die für die Entwicklung der Demokratie wichtigen Teile vorgestellt:
DIE DEMOKRATIE
La Republica (Título I):
Artikel 1 des ersten Abschnitts bezeichnet Costa Rica als eine freie und unabhängige und demokratische Republik, die weiteren Artikel befassen sich mit der nationalen Souveränität.
Wichtig ist Artikel 9, welcher die Einteilung der Gewalt in eine Legislative, Exekutive und Judikative teilt. Die jeweiligen Institutionen werden in den entsprechenden Kapiteln gesondert behandelt. Nicht
genannt wird hier die Wahlkontrolle, die inoffiziell aufgrund ihrer Macht und Immunität die 4. Macht
genannt wird.
Artikel 12 als Letzter des Kapitels verbietet die Armee als ständige Institution und überträgt es den
Polizeieinheiten für den Erhalt der öffentlichen Sicherheit zu sorgen. Militäreinheiten dürfen nur im
Fall einer kontinentalen Übereinkunft oder zur nationalen Verteidigung organisiert werden. Auf jeden
Fall müssen die Einheiten dann einer zivilen Behörde unterstellt werden.
Warum diese weltweit einzigartige Entscheidung getroffen wurde, lässt mehrere Vermutungen offen.
Zum einen hat das Militär in Costa Rica nie eine wichtige Rolle gespielt und hatte dadurch nicht die
starke Lobby hinter sich, die in anderen Staaten der Region bestand. Zum anderen war natürlich der
Faktor der ständigen Bedrohung der Demokratie. Schon mehrmals wurde in Costa Rica durch das Militär geputscht und so hätte es eine ständige Risikoquelle dargestellt. Ein weiterer wichtiger Faktor war,
dass die Armee weit unter jedem vernünftigen Standard war, und dadurch eine Aufrüstung immense
Geldmengen gekostet hätte. Durch seinen Verzicht auf eine stehende Armee konnte Costa Rica Gelder
in Sozialprojekte umleiten, und dadurch langfristig die heute bestehenden Sozialstandards erreichen.
DIE GEWALTENTEILUNG
Die Legislative (Titulo IX):
Kapitel 1 legt die Organisationsstruktur des Kongresses fest, indem es dem Volk die legislative Gewalt
durch Wahlen überträgt. Der Kongress ist ein Einkammern-Parlament, welches seit der Verfassungsänderung von 1961 insgesamt 57 Abgeordnete hat. Die Abgeordneten werden auf eine Dauer von vier
Jahren gewählt, und können danach für die Dauer einer Legislaturperiode nicht wieder gewählt werden.
Das passive Wahlrecht besteht mit der Vollendung des 21. Lebensjahres. Nicht zur Kandidatur zugelassen sind der Präsident, seine Stellvertreter, Mitglieder des Obersten Gerichtshofes, der Wahlaufsicht,
den Sicherheitskräften sowie der nahen Angehörigen von Inhabern der Wahlämter.
Artikel 2 regelt die Befugnisse der Legislative. Dazu gehören:
• die Verabschiedung, Aufhebung und verbindliche Interpretation der Gesetze
• die Ernennung der Richter des obersten Gerichtshofes
• die Billigung oder Missbilligung von internationalen Abkommen, Verträgen und Konkordaten
• die Entscheidung über die Genehmigung von ausländischen Streitkräften auf Staatsgebiet
• die Ermächtigung der Exekutive den nationalen Verteidigungsfall auszurufen und Frieden zu
schließen
• die Ausrufung des Notstandes und die Außerkraftsetzung der in der Verfassung enthaltenen Individualrechte
77
Christian Kolowratnik
•
•
•
•
•
•
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
die Festsetzung von Staatsetat und Steuern
die Ernennung des Präsidenten des staatlichen Rechnungshofes
Aufhebung von Immunitäten
die Verfügungsgewalt über fundamentale Ressourcen (Energiequellen,…)
die Einrichtung von Untersuchungsausschüssen
die Bewilligung von Amnestien
Artikel 3 regelt das Einbringen von Gesetzen. Die Exekutive kann gegen beschlossene Gesetze ein
Veto einlegen, welches die Legislative jedoch mittels eines Beharrungsbeschlusses mit einer Zweidrittelmehrheit trotzdem durchsetzen kann.
Über die Verfassungsfähigkeit der Gesetze wacht ein Verfassungsgerichtshof.
Die Exekutive (Titulo X):
Artikel 1 erklärt, dass die exekutive Macht im Namen des Volkes durch den Präsidenten und seine
Minister ausgeübt wird. Das passive Wahlrecht zum Präsidenten erhält jeder gebürtige Costa Ricaner,
der das 30. Lebensjahr vollendet hat. Ausgeschlossen von der Wahl zum Präsidenten oder Vizepräsidenten ist, wer das Amt bereits einmal innehatte, in naher Verwandtschaft zum amtierenden Präsidenten
steht, oder in den 12 Monaten vor der Wahl Regierungsminister war. Auch ausgeschlossen sind Mitglieder wichtiger Einrichtungen wie der Wahlaufsicht und des Obersten Gerichtshofes.
Die Präsidentschaftswahlen finden alle 4 Jahre am ersten Sonntag im Februar statt. Zusammen mit dem
Präsidenten werden zwei Vizepräsidenten gewählt, die den Präsidenten gemeinsam vertreten können.
Sollte keiner der Kandidaten eine 40 %ige Mehrheit erlangen, hat eine Stichwahl zwischen den beiden
stimmenstärksten Kandidaten stattzufinden. Bei Stimmengleichheit übernimmt der ältere Kandidat.
Kapitel 3 regelt den Aufgabenbereich des Präsidenten.
Er ist befugt:
• Minister einzusetzen und abzuberufen
• die Nation in offiziellen Angelegenheiten zu vertreten
• das Oberkommando über die staatlichen Sicherheitskräfte zu führen
Er ist verpflichtet:
• zu einem jährlichen Rechenschaftsbericht gegenüber dem Kongress
• den Kongress um Erlaubnis zu bitten, sollte er länger als 10 Tage Zentralamerika und Panama
verlassen
Zu den Zuständigkeiten der Minister zählen:
• die Einstellung und Entlassung der Sicherheitskräfte und der Beschäftigten des öffentlichen
Dienstes
• die Verkündigung und Ausführung der Gesetze
• die Erstellung von Gesetzesinitiativen und der Ausübung des Vetorechtes
• der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung
• die Beaufsichtigung der Verwaltung
• die Verkündigung und Durchführung der von der Legislative beschlossenen Abkommen und
Verträge
• die Koordination der internationalen Beziehungen
• der Empfang von internationalen Staatsoberhäuptern und Diplomaten
• die Einberufung der ordentlichen und außerordentlichen Sitzungen des Kongresses
• die Verfügung über die Sicherheitskräfte
Für Minister gelten dieselben Ausschlusskriterien wie für den Präsidenten und sie sind ebenso dem
Kongress Rechenschaft pflichtig.
78
Christian Kolowratnik
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
Die Judikative (Titulo XI):
Die judikative Gewalt (der Oberste Gerichtshof, und die ihm unterstellten Gerichte) sind ausschließlich
der Verfassung und dem Gesetz unterstellt.
Der Oberste Gerichtshof besteht aus 17 vom Kongress auf 8 Jahre bestimmte Richter im Alter von
mindestens 35 Jahren. Im Gegensatz zu anderen Ämtern sind die Richter wieder wählbar. Vom Amt
ausgeschlossen sind Verwandte der Obersten Richter, sowie Angehörige der Exekutive oder Legislative. Bei Gesetzesvorhaben, welche die die Tätigkeit der Judikative betreffen, kann der Oberste Gerichtshof ein Veto einlegen, gegen welches der Kongress sich nur mit einer Zweidrittelmehrheit durchsetzen
kann.
Der Oberste Gerichtshof besitzt in Costa Rica aufgrund seiner Arbeit ein hohes Ansehen, leider ist dessen Integrität nicht auf alle ihm unterstellten Gerichte übertragbar, deren Richter nicht selten käuflich
sind.
Die Wahlaufsicht (Titulo VIII):
Das „Tribunal Supremo de Eleciones“(TSE) wird oft als vierte Macht im Staate genannt, da diese
keiner der anderen Mächte unterstellt ist und bei den Wahlen fast absolute Entscheidungsgewalt (im
Rahmen der Verfassung) hat.
Das TSE setzt sich aus 3 vom Obersten Gerichtshof auf sechs Jahre gewählten Mitgliedern und sechs
Stellvertretern zusammen und wird in der Vor- und Nachbereitungsphase der Wahlen um zwei Mitglieder erweitert. Beim „Obersten Wahlgerichtshof“ handelt es sich um eine „spezifisch costaricanische
Institution“, die als Reaktion auf die früher üblichen Eingriffe in das Wahlrecht entstand und mit ungewöhnlich weitgehenden Befugnissen ausgestattet ist.
Zu seinen Kompetenzen zählen:
• die Ausschreibung öffentlicher Wahlen
• die verbindliche Interpretation von verfassungsrechtlichen Vorschriften
• die Entscheidung über Wahleinsprüche und Anfechtungsklagen
• die Auswahl der Mittel zur Gewährleistung freier und korrekter Wahlen; Im Bedarfsfall kann
auf die Sicherheitskräfte zurückgegriffen werden.
• die Stimmauszählung und die Bekanntgabe des Wahlausganges
Außer bei Amtsmissbrauch kann gegen die Entscheidungen des TSE kein Rechtsmittel in Anspruch
genommen werden.
Nach Meinung von Manuel Rojas Bolanas hat gerade das ausgeklügelte System des TSE das heute
vertretene Demokratiebewusstsein der Costaricaner gefördert.
RECHTE UND PFLICHTEN DER BÜRGER
Individuelle Rechte und Garantien (Titulo IV,V und VIII):
In diesem Abschnitt werden die Menschen für frei erklärt und die Sklaverei verboten, außerdem wird
die Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens betont.
Weitere garantierte Rechte:
• Reisefreiheit im In- und Ausland. Dadurch war es schwarzfärbigen Costaricanern erstmals
möglich in die Hauptstadt San José zu reisen.
• die Unverletzlichkeit der Wohnung
• dem Recht auf Eigentum, mit Ausnahmeregelungen; So sind Enteignungen im Allgemeininteresse oder die Verhinderung von privaten Monopolen möglich.
• Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit
• Asylrecht für politisch Verfolgte
• Verbot der zwangsweisen Exilierung von Costaricanern
• Meinungs- und Pressefreiheit (mit der Auflage politische und religiöse Interessen nicht zu mischen)
Die Sicherung der Freiheitsrechte erfolgt durch:
• die Gleichheit vor dem Gesetz
79
Christian Kolowratnik
•
•
•
•
•
•
•
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
das Rückwirkungsverbot von Gesetzen
die Befreiung von der Belastungspflicht gegenüber sich selbst und nahen Angehörigen
das Verbot der Schuldhaft
das Verbot der lebenslänglichen Freiheitsstrafe
der Konfiszierung von Eigentum
dem Verbot von Folter und entwürdigenden Behandlungsmethoden und der Ungültigkeit so
erzwungener Geständnisse
dem Recht auf einen Haftprüfungstermin und der Verfassungsbeschwerde
Soziale Rechte und Garantien (Titulo V):
In Artikel 50 verpflichtet sich hier der Staat für das bestmögliche Wohlergehen seiner Bürger, durch
eine angemessene Verteilung des Reichtums.
In diesem Kapitel sind geregelt:
• die Regelungen zu Familien- und Mutterschutz
• die Gleichstellung von ehelichen und unehelichen Kindern
• die Erklärung der Arbeit als individuelles Recht und einer sozialen Pflicht; Das impliziert freie
Wahl des Arbeitsplatzes, und einen garantierten Mindestlohn. Jedoch verpflichtet es auch den
Staat Arbeitsplätze zu schaffen, und die Versorgung der „unfreiwillig Arbeitslosen".
• die Freiheit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände zu gründen
• das Streikrecht
• das Recht auf Entschädigung, bei unrechtmäßiger Entlassung; Das Problem ist hier jedoch, dass
kein besonderer Schutz für Betriebsräte und führende Gewerkschaftsmitglieder gegeben ist.
Dadurch ist es für Firmen relativ leicht, sich von unliebsamen Mitarbeitern zu trennen.
Die Verpflichtung des Staates:
• zur Förderung des sozialen Wohnbaus
• zu gerechten Verteilung der landwirtschaftlichen Pachtverträge
• zum besonderen Schutz von Frauen, Kindern und „unfreiwillig Arbeitslosen
• dem Sozialversicherungssystem
Zum Schluss des Abschnitts wird noch erklärt, dass diese Rechte unabdingbar sind, und dass sie keine
weiteren aus dem christlichen Prinzip abstammenden Rechte ausschließen, sondern vielmehr eine Politik der nationalen Integrität fördern sollen.
Politische Rechte und Pflichten (Titulo VIII):
Aufgrund historisch gewachsener Befürchtungen enthält dieses Kapitel sehr genaue Regelungen bezüglich Wahlrecht und Wahlsystem um Wahlbetrügereien zu verhindern.
Im Kapitel 1, welches auch die Staatsbürgerschaft definiert, wird die Wahrnehmung der politischen
Recht und Pflichten beiden Geschlechtern mit der Vollendung des 18. Lebensjahres zugestanden. Das
Wahlrecht welches persönlich und geheim umzusetzen ist, wird sowohl als Bürgerrecht aber auch als
explizite Pflicht bestimmt. Bei Verletzung der Wahlpflicht können Geldstrafen, als auch im Wiederholungsfall Haftstrafen verhängt werden.
Die Garantie der Wahlkostenerstattung (ab mindestens 5 % der Wählerstimmen) ermöglichte der Demokratie in Costa Rica eine gewisse Unabhängigkeit der verschiedenen Interessensgruppierungen, da
die Parteien leichter kalkulieren konnten ohne auf Förderungen von Interessensgemeinschaften angewiesen zu sein.
Die Verfassung räumt allen Bürgern die Möglichkeit ein, sich in Parteien zu organisieren, mit der einzigen Beschränkung, dass Parteien, die „aufgrund ihrer ideologischen Programme, der Art und Weise
ihrer Betätigung oder ihrer internationalen Verbindungen darauf abzielen, die Fundamente der demokratischen Ordnung Costa Ricas zu zerstören oder die nationale Souveränität bedrohen“ verboten sind.
Im dritten und letzten Kapitel wird die Leitung und Überwachung der Wahlen, dem unabhängigen
„Tribunal Supremo de Electiones“, also der Wahlaufsicht behandelt und festgelegt. Deren Aufgaben
und Pflichten wurden bereits bei der Gewaltenteilung besprochen.
80
Christian Kolowratnik
Verfassung von 1949 und ihre Auswirkungen
3.2.4 Resümee
Costa Rica ist ein Land mit Charme, aber auch mit großer politischer Stabilität. Woher kommt das?
Ausschlaggebend war sicherlich der Bürgerkrieg des Jahres 1948, woraus nach einer Kosilidierungsphase die Verfassung von 1949 entstand. Wodurch war es nun aber möglich aus einem „Stück
Papier“ wie es auch in vielen anderen Staaten existiert, und trotzdem zu Umbrüchen kam, ein stabiles
Land aufzubauen?
Die Tatsache, dass in Costa Rica die Armee abgeschafft wurde, war die Basis vieler Putsche, aber auch
oft die „Legitimation“ von Diktatoren um im Amt zu bleiben. Durch den Verzicht auf die Armee wurde
somit ein politischer Unsicherheitsfaktor eliminiert. Zum anderen wurde dadurch Geld für soziale Belange frei. Sicherlich ist hier auch die Unterstützung durch die USA zu nennen, die die „Paradedemokratie“ in Lateinamerika unterstützen.
Weiters unterstreicht die Verfassung von 1949 die Bürgerrechte und Pflichten. Dies förderte die Identifizierung der Bürger mit dem Staat und der Demokratie.
Auch die für mitteleuropäische Verhältnisse übertriebene Form der Kontrolle und Gegenkontrolle ist
wichtig gewesen. So besteht in Costa Rica mit der Wahlaufsicht eine autonome Behörde, die indirekt
über den Kongress bestimmt wird (Kongress bestimmt die Richter des Obersten Gerichtshof, diese
bestimmen die Wahlaufsicht), und somit komplett unabhängig von der Exekutive durchgeführt werden
kann. Zum Vergleich: In Österreich ernennt der Bundeskanzler den Innenminister, der das Innenministerium leitet, welches die Wahlen organisiert, und die Ergebnisse bekannt gibt.
In Costa Rica wurde dadurch verhindert, dass sich zuviel Macht in den Händen einer Person sammelt,
bzw. durch die Wahlaufsicht, dass die Exekutive die Wahlen durch die ihr gegebenen Möglichkeiten
manipuliert.
Literaturangaben
HEINTZ A., (1998): Costa Rica Interne Aspekte der Entwicklung einer Demokratie in Lateinamerika;
Vervuert Verlag, Frankfurt am Main
KRUMWIEDE H.W.; WALSMANN P., (1992): Politisches Lexikon Lateinamerika; C. H. Becksche
Verlagsbuchhandlung München, 88 – 98
http://www.uni-muenster.de/CeLA/publik/Ah/ArbHeft85.pdf, 2006
81
Teil IV
Ökonomie
und
Landwirtschaft
82
Joachim Simon
Ökonomie
4.1 ÖKONOMIE
4.1.1 Basisdaten
Fläche:
Einwohner:
Bevölkerungsdichte:
Bevölkerungswachstum:
Analphabetenrate:
51.900 km2
4,3 Mio. (2004)
85 Einw./km2
1,4 % p.a.
ca. 4 % (für 2006 geschätzt)
Andere Schätzungen: 5 % (2003, bfai), 4,2 % (2006, Wikipedia),
4,2 % (2005, UNESCO), 4,4 % (2002, UNO)
Geschäftssprachen:
Lebende Sprachen:
Spanisch; (Englisch)
Spanisch; Boruca; Bribri; Cabecar, Costa Rican; Sign Languages;
Limon Creole English; Maleku Jaika; Plautdietsch; Teribe
Telefonanschlüsse:
Mobiltelefone:
Internetnutzer:
316 (je 1.000 Einwohner; 2004)
217 (je 1.000 Einwohner; 2004)
280 (je 1.000 Einwohner; 2005)
Währung:
Bezeichnung: Colon (C)
Wechselkurs: April 2006: 1US$ = 527,020 C; 1 Euro = 638,147 C
Jahresdurchschnitt 2005: 1US$ = 479,170 C; 1 Euro = 592,701 C
Jahresdurchschnitt 2004: 1US$ = 438,750 C; 1 Euro = 547,136 C
4.1.2 Wirtschaftslage
Bruttoinlandsprodukt (BIP;nom.)
2003
2004
2005
Prog. 2006
Mrd. C
Mrd. US$
BIP je Einwohner (US$)
6.982
17,5
4.195
8.127
18,5
4.362
9.469
19,8
4.573
10.830
20,5
4.646
Inflationsrate (%)
Arbeitslosigkeit (%)
9,4
6,7
11,5
6,5
13,6
6,6
13,1
x
Staatsverschuldung (% des BIP)
57,5
54
53,2
51
KURZCHARAKTERISTIK
Costa Rica ist eine exportorientierte Marktwirtschaft, die sich dem Welthandel immer mehr öffnet.
Schwerpunkte sind in dem vorwiegenden Agrarstaat Leicht- und Agroindustrie, die Lohnfertigung im
Elektronik- und Textilbereich, der Tourismus, sowie in letzter Zeit die Einrichtung von Call Centers.
(Unter Agroindustrie versteht man die industrielle Großproduktion von landwirtschaftlichen Produkten).
Im Agrarsektor und in der Industrie hat Costa Rica einen hohen Produktionsstandard erreicht. Den
ISO Normen der 9.000er und der 14.000er Serie werden auch zunehmend von mittelständischen Unternehmen entsprochen. Aufholbedarf liegt jedoch bei den Kleinbetrieben, die teilweise noch nach
alten Strukturen organisiert sind.
Die Rolle des Staates am Wirtschaftsgeschehen ist in Costa Rica nicht unerheblich, da dieser auf 50 %
der Ökonomie direkten oder indirekten Einfluss hat.
Costa Rica gehört zu den Nationen Latein Amerikas mit den geringsten sozialen Spannungen. Dies
ist auf ein Prokopfeinkommen von 4.573 US$ pro Jahr (2005) zurückzuführen. Man bezeichnet das
Land auch als die „Schweiz Mittelamerikas“.
83
Joachim Simon
Ökonomie
Die Lebensmittelverarbeitung sorgt innerhalb der Ackerbauindustrie für Wachstum. Dadurch stieg der
Beschäftigungsanteil in den letzten Jahren in diesem Bereich um 10 %.
Hauptexportprodukte (2005):
1. Computerchips:
800,0 Mio. US$
2. Textilien:
527,8 Mio. US$
3. Bananen:
475,4 Mio. US$
4. med. Zubehör:
400,0 Mio. US$
5. Ananas:
325,5 Mio. US$
6. Kaffee:
230,6 Mio. US$
7. Medikamente:
229,0 Mio. US$
Hauptimportwaren:
• Rohstoffe
• Konsumgüter
• Kapitalgüter
Wichtigste Handelspartner für Exporte:
USA 44,1 %, Niederlande 5,2 %, Guatemala 4,4 %, Nicaragua 4 %, Malaysia 2,6 %
Wichtigste Handelspartner für Importe:
USA 45,9 %, Japan 5,9 %, Mexico 5,1 %, Venezuela 4 %, Kolumbien 3,4 %
VOLKSWIRTSCHAFTLICHE FAKTOREN
Der Dienstleistungssektor hat eine große Bedeutung in der Volkswirtschaft. Die Tourismusbranche
legte von 2004 auf 2005 um ca. 15 % zu. Das Fremdenverkehrswesen ist auch ein bedeutender Arbeitgeber, mit etwa 365.664 direkt oder indirekt Beschäftigten.
Trotz einer Steuerquote von nur 14 % ist der Staat nach wie vor mit 14,2 % der größte Arbeitgeber.
Ebenso gehört er zu den größten Unternehmern des Landes. Tätigkeitsbereiche finden sich in der
Elektrizität, Telekommunikation, Mineralölindustrie und im Versicherungswesen, ebenso in den gut
ausgebauten staatlichen Gesundheits- und Bankensystemen.
WIRTSCHAFTSKLIMA
Der Staat ist um Reformen bemüht, um die Investitionen zu steigern.
Daher ist das Ziel der Regierung die Ratifizierung des Freihandelsabkommens der zentralamerikanischen Staaten mit der Dominikanischen Republik und den USA (Dominican Republic – Central
American Free Trade Agreement, DR-CAFTA) voranzutreiben. Mit diesem Vertrag soll der bereits
bestehende Zugang zum US-amerikanischen Markt gesichert werden. Dies hat aber die schrittweise
Privatisierung von staatlichen Unternehmen zu folge (Aufbrechen der staatlichen Monopole).
Zwischen Costa Rica und anderen Staaten sind zahlreiche Freihandelsabkommen in Kraft (Mexico,
Chile, Kanada, u.a.).
Ebenso ist Costa Rica Mitglied des GATT (General Agreement on Tariffs and Trade), der MCCA
(Mercado Comun Centroamericano) und der WTO (World Trade Organisation).
WÄHRUNGSPOLITIK
Bisher wird das System der „Miniabwertung“ praktiziert. Das heißt, dass jeweils ein Jahr im Voraus
festgelegt wird, um wieviel Prozent der Colon gegenüber dem US$ abgewertet werden wird.
(Zurzeit ist der Colon sehr stark an den US$ gebunden.) 2005 betrug die Abwertung 8,6 % und wurde
für 2006 mit 6,6 % festgelegt. Der Wechselkurs des Dollars zum Colon stellt für jeden Marktteilnehmer eine feste Größe dar. Man steht bereits kurz davor eine Änderung einzuführen: Das System des
„freien Floatens“. Das heißt der Markt wird dann den Wechselkurs zwischen Colon und US$
bestimmen. Dieser Wechsel soll aber langsam geschehen, damit sich der Markt den neuen Gegebenheiten anpassen kann.
84
Joachim Simon
Ökonomie
AUSSENWIRTSCHAFTSPOLITIK
Auch die neue Regierung setzt auf Außenwirtschaftspolitik. Ziel ist die Erschließung neuer Märkte
und Werbung für den Industriestandort Costa Rica. Die costaricanischen Kammern gründeten die
Agentur CINDE (Coalicion de Iniciativas para el Desarrollo) um potentielle Investoren zu beraten und
zu unterstützen.
Hindernisse bei der Ansiedelung von ausländischen Unternehmen sieht CINDE in der aufwendigen
Bürokratie. Das Zollrecht, Einwanderungsbestimmungen, und umweltrechtliche Genehmigungen sind
einer Reform zu unterziehen.
ÖSTERREICHISCHE BEZIEHUNGEN ZU COSTA RICA
Allgemein:
Costa Rica, traditionell der wichtigste Außenhandelspartner Österreichs in dieser Region, wurde 2005
von Panama überholt.
Export:
Besondere Chancen für österreichische Exporteure finden sich in pharmazeutischen Rohstoffen und
Fertigprodukten, medizinischer Ausrüstungen und Geräten, Zulieferungen für die Leicht- und Agroindustrie, im Elektrizitätssektor, in Hebe- und Fördervorrichtungen, Straßenfahrzeugen und Metallverarbeitungsmaschinen.
Import:
Wichtige österreichische Importwaren sind Bananen, Früchte allgemein, Kaffee, Maschinenbauerzeugnisse (Schaltungen, Büromaschinen), Fertigwaren (Teile für Filmkameras und Mess-, Prüf- und
Analyseinstrumente), bearbeitete Waren (Textil, Garne) und Rohstoffe (z.B. Bauxit).
Außenhandel mit Österreich: (in Mio. €uro)
österreichische Ausfuhren
Veränderung gegenüber Vorjahr
österreichische Einfuhren
Veränderung gegenüber Vorjahr
Handelsbilanzsaldo
2003
7,5
-22,8 %
31,6
+3,7 %
-24,1
2004
37,4
+397,4 %
34,2
+8,0 %
+3,2
Prog. 2005
7,0
-82,0 %
35,7
+4,0 %
-28,7
Abkommen mit Österreich:
Sichtvermerksabkommen (14. September 1968)
Regierungsabkommen über den Betrieb von Amateurfunkstellen (17. Oktober 1969)
ENERGIEWIRTSCHAFT
Costa Rica produziert momentan 1.900 MW und der Stromverbrauch steigt jährlich um 5 %. Bis
2015 muss in Costa Rica rund 70 % mehr investiert werden als in der jetzigen Budgetierung geplant
ist, um eine Energieknappheit zu vermeiden. Es steht nach Angaben der ICE (costaricanisches Institut
für Elektrizität) kurzfristig keine Energiekrise ins Haus, aber um sich davor zu schützen, dürfen wichtige Anschlussinvestitionen nicht versäumt werden. Geplant sind jährlich 173 Mio. US$, die aber lt.
ICE auf mindestens 300 Mio. US$ pro Jahr bis 2015 erhöht werden müssen.
2006 wurden 4 neue Kraftwerke (La Joya, General, Los Negros und Canalete) in Betrieb genommen,
was eine Produktionssteigerung von 120 MW pro Jahr ergab. Im Jahr 2007 soll zusätzlich noch das
neue Wärmekraftwerk Garabito Strom liefern. Laut den letzten Berichten wird das aber vor 2008 nicht
der Fall sein. Die dadurch entstehende Lücke muss anders geschlossen werden.
Die Kapazitäten der nationalen Raffinerien müssen ebenfalls aufgestockt werden. Können die Finanzen für alle diese Projekte nicht aufgebracht werden, muss privates Kapital zum Einsatz kommen. Es
entstehen dadurch für ausländische Investoren große Chancen und Möglichkeiten.
85
Joachim Simon
Ökonomie
PATENTRECHT
Die AWO (Außenwirtschaft Österreich) empfiehlt Produkte und Marken vor der Einfuhr nach Costa
Rica registrieren zu lassen. Bei nicht registrierter Produkte und Marken ist die Gefahr sehr groß, dass
unseriöse lokale Firmen die Marke ihrerseits sofort registrieren lassen.
SICHERHEIT
Nach wie vor gehört Costa Rica zu den sichersten Ländern Lateinamerikas.
Es wird aber von den Außenämtern allgemein auf ein erhöhtes Sicherheitsrisiko hingewiesen. Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Sicherheitslage verschlechtert. Hauptsächlich in den Städten und den
Nationalparks kommt es immer wieder zu Überfällen und zu Diebstählen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist Vorsicht geboten.
4.1.3 Schlussfolgerung für die Zukunft
Ausländische Investoren profitieren von einer stabilen Wirtschaftspolitik, guten Zukunftsaussichten
des Marktes und einem hohen Bildungsgrad der Bevölkerung.
In den letzten Jahren hat Costa Rica zur Erweiterung der bestehenden Infrastruktur nichts beigetragen.
Die Flughäfen müssen ausgebaut werden, um den immer stärker werdenden Tourismus Herr zu werden. Ebenso muss in den Ausbau der Häfen investiert werden, um in erster Linie das Wachstum und
die Steigerung der Exporte zu gewährleisten und eine Attraktivität für Kreuzschifffahrten zu erlangen.
Für das Land ist es enorm wichtig bis Ende 2006 das DR-CAFTA-Abkommen mit den USA zu ratifizieren. Nur so wird Costa Rica im Stande sein, weiter ausländische Investoren anzuziehen. Diese bauen vor allem auf zollfreie Exporte ihrer Waren in die USA. Einige Investoren haben sich schon in
anderen zentralamerikanischen Staaten angesiedelt, in denen das DR-CAFTA-Abkommen bereits
ratifiziert ist.
Literaturangaben
AUSSENWIRTSCHAFT ÖSTERREICH (2005): Bereichsländerreport Zentralamerika; 1
AWO (2006): Wirtschaftsprofil Zentralmerika. Gesamtjahr 2005
bfai BUNDESAGENTUR FÜR AUSSENWIRTSCHAFT (2005): Wirtschaftsentwicklung Costa Rica
bfai BUNDESAGENTUR FÜR AUSSENWIRTSCHAFT (2006): Costa Rica erhöht Investitionen in
Energiesektor
bfai BUNDESAGENTUR FÜR AUSSENWIRTSCHAFT (2006): Wirtschaftsdaten kompakt Costa
Rica
www.ethnologue.com
86
Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
4.2 LANDWIRTSCHAFT UND CASH-CROPS
4.2.1 Allgemeines zur Landwirtschaft
Die starke Gliederung Costa Ricas in ökologisch verschiedene Regionen mit unterschiedlichen Temperatur-, Niederschlags-, und Bodenbedingungen, ermöglicht den Anbau von Kulturpflanzen aus
den Tropen, den Subtropen und den gemäßigten Breiten. Somit besitzt Costa Rica eine enorme
Vielfalt an genutzten Kulturarten.
Rund 40 Prozent der Fläche Costa Ricas werden landwirtschaftlich genutzt. Der größte Teil besteht
aus kleinen und mittleren Betrieben, die vornehmlich für den Eigenbedarf produzieren. Daneben gibt
es wenige große Betriebe, die aber die meiste Fläche besitzen: Ein Viertel der landwirtschaftlichen
Nutzfläche gehört Betrieben, die größer als 1.000 Hektar sind. Hauptanbauprodukte für den Export
sind Bananen aus dem tropischen Tiefland, und Kaffee, der im Hochland angebaut wird. Die amerikanische United Fruit Company betreibt an der Atlantikküste und seit 1927 auch an der Pazifikküste
Costa Ricas große Bananenplantagen. Sie hat die Häfen Quepos und Golfito für den Export der Bananen anlegen lassen. Kakao, Zuckerrohr und Ananas sind weitere Exportartikel. Rinderzucht findet
hauptsächlich im Savannengebiet im Nordwesten des Landes statt.
Im Gebiet des Regenwaldes ist der Boden nicht sehr fruchtbar. Es bildet sich keine Humusschicht,
außer in seltenen Fällen beim Bergregenwald. Daher sind die Bäume im Regenwald Flachwurzler und
aus demselben Grund entstehen auch die Probleme nach der Abholzung des Waldes, denn dann
kommt kein organisches Material von „oben“ und es muss auf Kunstdüngung umgestiegen werden.
Die schnelle Auswaschung der Böden durch den Regen ist noch ein zusätzliches Problem.
Jedoch auch geeignet für die Landwirtschaft sind die fruchtbaren Böden an Vulkanhängen und entlang von Flüssen, welche durch diese immer wieder überschwemmt werden und somit viel wertvolle
anorganische Substanz beinhalten.
Die Küstengegend ist, heiß und stark bewaldet. Hier werden Bananen, Kakao und Zuckerrohr kultiviert. Im Bereich der Kordilleren und im Schatten des Vulkans Irazù liegt das „Valle central“. Die Böden sind vulkanischer Abstammung und es herrscht das ganze Jahr über ein mildes, frühlingshaftes
Klima. Dort, im Herzen des Landes, befindet sich das Hauptanbaugebiet für Kaffee und viele andere
landwirtschaftliche Produkte.
4.2.2 Allgemeines zu den Cash-Crops
BEGRIFFSERKLÄRUNG UND GESCHICHTE
Cash-Crops bedeutet übersetzt soviel wie „Geld-Früchte“ und ist ein Fremdwort aus dem Bereich der
Geografie und bezeichnet Agrarprodukte, die für den Export bestimmt sind und meist in Monokulturen angebaut werden.
Sie werden vor allem in den Entwicklungsländern Mittel- und Südamerikas, sowie Afrikas angebaut
und dienen nicht der Selbstversorgung des Landes. Früher machten Cash-Crops-Güter nur einen kleinen Teil der Produktion eines Agrarbetriebes aus, sodass die Selbstversorgung immer noch gesichert
war. Heute kann der umfangreiche Export von Agrarprodukten dazu führen, dass die Bevölkerung
des Landes Hunger leiden muss.
Die wichtigsten Produkte in tropischen und subtropischen Gebieten sind Kaffee, Tee, Kakao, Zuckerrohr, Bananen, Zitrusfrüchte, Ananas und Baumwolle. Da die Produkte meist über sehr weite Strecken
transportiert werden, ist der Markt für Cash-Crops global, sodass sich die Produzenten oft im Preis
gegenseitig unterbieten. Dazu kommt, dass oftmals solche Produkte gegen subventionierte Güter konkurrieren müssen.
Typisch für Cash-Crops ist der Anbau in Plantagen mit billigen Arbeitskräften und oft auch mit
mechanischen Geräten.
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
Als „Plantage“ wird ein landwirtschaftlicher Großbetrieb bezeichnet, der sich auf die Erzeugung eines
einzigen Produktes für den Weltmarkt spezialisiert hat und die Produkte in Monokulturen anbaut.
MONOKULTUREN MIT IHREN VOR- UND NACHTEILEN
Vorteile:
•
•
•
•
•
zunächst billige Produktion
wenige spezielle, sehr effektive Maschinen mit hoher Kapazität
günstige Einkaufspreise für Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel (oft Mengenrabatte)
höhere und schnellere Gewinne
in Anbauländern oft lockere Umweltpolitik, bzw. Umweltschutzvorschriften
Nachteile:
• Ausbreitung von spezialisierten Schädlingen und Krankheitserregern
• höherer Pflanzenschutzmittelverbrauch
• Abnutzung der Erde führt zu Mineralmangel (Mangelböden), bis hin zur Totalzerstörung
des Bodens wie z.B. der Humusschicht in den Tropen
• Zerstörung von Biotopen und Lebensräumen der natürlichen Fressfeinde der Schädlinge
• Grundwasserverschmutzung durch Überdüngung und übertriebenen Pflanzenschutzmitteleinsatz
• gesundheitliche Risiken für Arbeiter und Tiere
Zwiebelanbau an den fruchtbaren
Hängen des Irazú
Ananasplantage
Kaffeeplantage
4.2.3 Die Cash-Crops Costa Ricas
Während des 19. Jahrhunderts war Costa Rica ein ziemlich armes Land und die Wirtschaft war von
existenzieller Landwirtschaft geprägt. Nach der Einführung des Kaffeeanbaus begann langsam auch
der Export von Kaffee und danach von Bananen.
Heute sind Bananen (9 %) und Kaffee (6 %) die zwei wichtigsten Exportgüter von Costa Rica, gefolgt
von Fleisch und Zucker (Lonely Planet, Oktober 2002).
Der größte Abnehmer der Exportgüter Costa Ricas sind die USA, gefolgt von Europa, wo besonders Deutschland eine große Rolle spielt.
Bei unserem Spezialthema möchten wir auf folgende Cash-Crops eingehen:
• Bananen (Musa sp.)
• Kaffee (Coffea sp.)
• Zuckerrohr (Saccharum officinarum)
• Ananas (Ananas sp.)
• Kakao (Theobroma cacao L.)
• Ölpalme (Elaeis guineensi)
• Reis (Oryza sativa)
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
BANANEN (MUSA SP.) – HAUPTEXPORTGUT
Bananen (Musa) sind eine Gattung der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der einkeimblättrigen Pflanzen. Die Gattung umfasst rund
100 Arten. Einige Arten bilden essbare Früchte, von denen diejenigen der
Musa paradisiaca zum Teil für die Nahrungsmittelproduktion angebaut
werden.
Wegen ihrer üblicherweise gekrümmten Form wird die Banane auch
Krummfrucht genannt. Die Früchte gehören botanisch gesehen zu den Beeren und können je nach Art und Sorte stark in Größe und Farbe variieren.
In Europa wird hauptsächlich die Dessertbanane (Musa paradisiaca sapientum) zum Kauf angeboten. In den Herkunftsländern spielt die Kochbanane (Musa paradisiaca normalis) als Nahrungsquelle eine große Rolle.
Sie wird gekocht, gebacken oder gegrillt.
Bananen
(Musa paradisiaca sapientum)
Herkunft:
Die Banane stammt ursprünglich aus der südostasiatischen Inselwelt. Zunächst wurde sie in Afrika
kultiviert und später kam sie mit den Spaniern von den Kanarischen Inseln nach Amerika. 1520 gründeten portugiesische Siedler die ersten Plantagen in der Karibik und in Mittelamerika. Im 19. Jahrhundert begann man dann auch in Costa Rica Bananen auf Plantagen anzubauen.
Geschichte, Anbau, Krankheiten, Zukunftsaussichten:
Die Hauptsorte für den Export war bis in die 1960er Jahre die „Gros Michel“. Die Früchte waren größer und geschmacksvoller als die heutigen Bananen. Durch die Panama-Krankheit wurde der Anbau
dieser Sorte dermaßen erschwert, dass sie heute kaum noch für den Export kultiviert wird.
„Gros Michel“ wurde durch „Cavendish“ ersetzt. Sie ist leichter industriell verwertbar und durch
niedrigere Wuchshöhe der Stauden, beständiger gegenüber Stürmen. Da sie dichter stehend gepflanzt
werden konnten, verdoppelten sich mit ihrem Anbau die Ernteerträge.
Auch schien sie robuster gegenüber einigen Pilzarten zu sein, jedoch ist seit den 1990er Jahren eine
spezielle Art der Panama-Krankheit bekannt, die auch diese Bananensorte angreift. Außerdem werden die Stauden in der Karibik und in Mittelamerika vom Pilz namens „Black Sigatoka“ angegriffen.
Bis jetzt konnte er noch mit Pflanzenschutzmitteln bekämpft werden, jedoch entwickelt der Pilz inzwischen auch schon Resistenzen und ist in manchen Anbaugebieten schon so hartnäckig geworden, dass
die Hälfte der Ernte durch den Befall unbrauchbar wurde. Alternativen oder Heilung war bis 2005
noch nicht bekannt.
Auch das Einkreuzen von Resistenzgenen in die Sorte „Cavendish“ war bisher nicht möglich. Ein
Einkreuzen ist generell bei den meisten Bananensorten nicht möglich, denn seit die Banane in Kultur
genommen wurde, sind die meisten Bananensorten steril geworden, d.h. die Früchte werden ohne Bestäubung und Befruchtung gebildet. Werden keine Samen gebildet, so ist auch keine generative Vermehrung möglich, also auch keine Kreuzung. Die meisten Bananensorten sind Klone, das heißt sie
werden rein vegetativ vermehrt. Aus diesem Grund wird intensiv an der Entwicklung genveränderter
Bananensorten geforscht.
Man schätzt, dass in 10 bis 20 Jahren auch die „Cavendish“ nicht mehr in Monokulturen angebaut
werden kann.
Bananenexport in Costa Rica:
Der Bananenanbau in ausgedehnten Plantagen befindet sich traditionell an der Karibikküste um den
Hafen Puerto Limón, aber auch an der Pazifikküste um die Hafenstadt Golfito.
1960 betrug der Bananenexport in Costa Rica noch 41 % und sank dann innerhalb von 20 Jahren auf
ca. 15 %, und wieder weitere 20 Jahre später auf unter 4 %. Obwohl die Bananenexportrate sank, wurden immer mehr Bananen angebaut und exportiert. Der Grund für den prozentualen Abfall liegt in der
Industrialisierung des Landes, welche neue Exportgüter brachte.
Dennoch ist Costa Rica der zweitgrößte Bananenexporteur der Welt. In der Produktion von Bananen liegt Costa Rica weltweit auf Platz sieben, mit 2,7 Millionen Tonnen Bananen. (Die Zahlen beziehen sich auf die Produktion im Jahr 2001.)
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
Umweltproblematik durch Bananenplantagen:
Die wohl größte Umweltbelastung durch Bananenplantagen lastet auf den Wäldern, die für diese Plantagen gerodet werden. Mit den Bäumen verschwinden auch die Tiere, die in diesem Lebensraum heimisch sind. Hinzu kommt, dass der Boden einer monokulturell genutzten Bananenplantage meist nach
20 Jahren ausgelaugt ist und nicht mehr genutzt werden kann.
Abgesehen von der Rodung der Wälder stellt der Einsatz von Pestiziden eine große Gefahr für die
Umwelt dar. Eine Bananenplantage wird bis zu 40 mal pro Jahr im Tiefflug überflogen und mit Pestiziden besprüht. Die hochgiftigen Chemikalien schützen vor Schädlings- und Pilzbefall, jedoch bilden
sich nach einiger Zeit meist Resistenzen gegen die eingesetzten Chemikalien. Die Gifte gelangen in
die natürlichen Flussläufe, in den Boden, in die Nahrungskette der Menschen und ins Meer. Auch sind
die Menschen, die auf den Plantagen arbeiten, gefährdet. Sie arbeiten ohne Schutzkleidung und haben
nur geringes Wissen darüber, wie diese Gifte auf sie wirken.
Des Weiteren ist noch zu erwähnen, dass auf Bananenplantagen blaue Plastiksäcke eingesetzt werden, welche innen mit Pestiziden behandelt wurden. Sie werden über die reifenden Früchte gestülpt,
um sie zusätzlich vor Schädlings- und Pilzbefall zu schützen. Zurück bleibt ein riesiger Berg an Plastikmüll, der als Sondermüll entsorgt werden muss.
KAFFEE (COFFEA SP.)
Kurzer historischer Überblick:
Vor 1840 hat Costa Rica geringe Kapitalerträge aus dem Handel mit Kakao, Tabak und Edelmetallen
geschöpft und ging somit über in den Kaffeeanbau. Zuerst war der Kaffeeanbau in der Hand der kolonialen Führungsschicht, doch dann wurde er auch von bäuerlichen Betrieben übernommen. Der Erfolg
und der Bevölkerungswachstum führten zu einer Ausdehnung der Kaffeebepflanzungen. 1840 kamen
die Europäer ins Land und kümmerten sich um die Vermarktung und Verarbeitung von Kaffee. 1850
machte die Kaffeeausfuhr bereits 90 % der Exporte Costa Ricas aus. Mit ausländischer finanzieller
Hilfe wurde die Infrastruktur verbessert, und Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die Exportwirtschaft
aufgrund der steigenden Nachfrage an Bananen und Kaffee wie nie zuvor. Die weltweite Depression
der 1930er Jahre zeigte dem Agrarexportmodell Costa Ricas, wie abhängig es vom Bananen- und Kaffeeexport und wie schwach ihr Industrie- und Dienstleistungssektor entwickelt war. Denn auch in jeder Rezession geht die Nachfrage nach Exportgütern wie Kaffee, Schokolade und Zucker zurück, weil
die Verbraucher auf entbehrliche Nahrungsmittel verzichten, zugunsten von billigen Grundnahrungsmitteln.
Daher ist die Entwicklung Costa Ricas sehr eng mit dieser Kulturpflanze verbunden! Kaffee
wächst auf den fruchtbaren Böden zwischen 1.500 m und 2.000 m Seehöhe, Hauptanbaugebiet ist das
Meseta Central. Der Großteil der Anbauflächen ist im Besitz von wenigen Familien. Diese besitzen
nicht nur die Felder, sie kontrollieren auch die gesamte Kaffeeproduktion, -verarbeitung und vermarktung und haben somit einen großen politischen und ökonomischen Einfluss. Die Kleinbetriebe
sind sehr abhängig von den Preisen am Weltmarkt und werden dadurch auch oft in große Armut getrieben. Letztendlich müssen sie dann Grund und Boden an Großbetriebe verkaufen.
Hauptferienzeit fällt in Costa Rica zusammen mit der Haupterntezeit des Kaffees. Nicht zufällig –
einerseits ist für den Kaffeeanbau eine abgegrenzte Trockenzeit wichtig und andererseits können die
Kaffeebesitzer Schüler und Frauen als Tagelöhner bzw. als billige Arbeitskräfte anheuern.
Bemerkenswert ist auch, dass die Kaffeekulturen oft im Schatten von Bäumen angelegt sind. Wenn
der Kaffee unter schattenspendenden Leguminosenbäumen angezüchtet wird, dann wird durch diese Bäume der Boden mit Stickstoff angereichert und somit der Arbeitskraftaufwand für die Düngung
vermindert.
Die reifen Kaffeefrüchte können gepflückt oder in Wochenabständen vom Boden aufgesammelt werden. Durch verschiedene Schäl- und Polierverfahren werden die Früchte vom Samen getrennt. Viele
der grünen Samen werden exportiert und erst im Verbraucherland geröstet und verarbeitet.
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
Links: Kaffeestrauch Coffea arabica
mit unreifen Kaffeebohnen
Rechts: Logo der Kaffeerösterei
„Café de la Casa“ in der Provinz
Alajuela
Café Britt:
Das Unternehmen Café Britt war der erste Kaffeeröster in Costa Rica, der den guten, für das Land
typischen Kaffee auch für den Export röstete, da ja der beste Kaffee immer gleich roh exportiert
wurde. Café Britt wurde 1985 von Steven Aronson, dem jetzigen Präsidenten des Unternehmens, gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in der Nähe von Barva, in der Zentralregion. Fast jedes Hotel,
noble Restaurant und Souvenirgeschäft führt die Produkte. Mittlerweile hat das Unternehmen nicht
nur innerhalb von Costa Rica erfolgreiche Geschäfte, auch international gehört es zur Führung in der
speziellen Kaffeeindustrie und hat auch schon einige Auszeichnungen bekommen. Es wird auf der
Homepage von Café Britt angepriesen, dass das Unternehmen auch Rücksicht auf die Umwelt und auf
den „fair-trade“- Handel nimmt.
ZUCKERROHR (SACCHARUM OFFICINARUM)
Zuckerrohr (Saccharum officinarum) ist eine Pflanze aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) und wird dort der Unterfamilie Panicoideae mit 3.270 weiteren Arten zugeordnet.
Vom Aussehen her ähnelt es dem Bambus oder Mais. Die Halme
können einen Durchmesser von bis zu 5 cm und eine Höhe von bis
zu 4 m erreichen.
Geerntetes Zuckerrohr zur
Dulce-Erzeugung
Geschichte:
Man vermutet den Ursprung des uns heute bekannten Zuckerrohrs auf Neuguinea, wo man 1928 eine
nahe verwandte Wildpflanze, das Gras Saccharum robustum, entdeckte.
Bis zur Züchtung der Zuckerrübe aus der Runkelrübe, war das Zuckerrohr die einzige bekannte Pflanze woraus Zucker gewonnen werden konnte. Im Mittelmeergebiet war das Zuckerrohr schon während
der Römerzeit bekannt, es erfuhr eine weitere Verbreitung durch die Mauren und Araber, und reiste
mit der entstehenden Plantagenwirtschaft der Spanier nach Südamerika. Die Portugiesen brachten es
in die Bucht von Benin, auf die Kanaren, in die Karibik und nach Mittelamerika.
Der Zuckerrohranbau in der sogenannten Neuen Welt hatte die Verschleppung von Schwarzafrikanern
zur Folge, welche als Sklaven auf den Plantagen arbeiteten. Auch kam es zur Ausrottung ganzer
Volksgruppen in Mittelamerika.
Heute wird Zuckerrohr weltweit angebaut und stellt ca. 55 % der Zuckerproduktion dar.
Anbau, Ernte, Weiterverarbeitung:
Der Anbau beginnt mit dem Auslegen von Sprossstücken vom ca. acht Monate alten, nicht ausgereiften Rohr, unter Beigabe von Fungiziden und Insektiziden. Je nach Klimabedingungen vergehen
neun Monate bis zwei Jahre bis zur Ernte. Der Zuckergehalt von Zuckerrohr liegt bei ca. 15 %. Durchschnittlich werden 120 Tonnen Rohr / ha / Jahr geerntet. Dies entspricht einem Ertrag von 14 Tonnen
Zucker pro Jahr. (Zahlen vom Jahr 1993, Costa Rica)
In vielen Ländern ist die Ernte noch Handarbeit und eine wichtige saisonale Einkommensquelle für
Kleinbauern. Die Arbeitsbedingungen auf den Zuckerrohrfeldern sind teilweise katastrophal. Oft werden Kinder und Frauen als Arbeitskräfte eingesetzt, obendrein ist die Bezahlung in den Regionen des
Zuckerrohranbaus sehr schlecht, gerade so viel, um die Familie zu erhalten. Die Tagesleistung liegt
bei guten Arbeitern bei zirka 8 – 10 Tonnen täglich. Dies hat zur Folge, dass der Rohrzucker extrem
günstig angeboten werden kann.
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
Das Rohr wird knapp oberhalb des Bodens mit einem schweren Messer (Machete) abgeschlagen. Der
grüne Teil wird entfernt und der Rest in die Fabrik zur Weiterverarbeitung transportiert. In der Fabrik
wird das Rohr zerkleinert, gepresst und zu Zucker verarbeitet.
In den Tropen wird Zuckerrohr jedoch auch von Kleinbauern angebaut, um das Rohr zu kauen, selber
Saft zu pressen oder Rohrzucker für den Hausgebrauch herzustellen.
Zu erwähnen ist auch, dass aus einem Nebenprodukt der Zuckerherstellung, der Melasse, durch Gärung und Destillation Rum hergestellt werden kann.
ANANAS (ANANAS SP.)
Die Ananas (Ananas, ananá ist vom Ursprung Guarani, dies ist eine Sprache, die in Paraguay, im
nördl. Argentinien, Teilen Boliviens und im südl. Brasilien gesprochen wird) ist eine Pflanzengattung
aus der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae).
Die Pflanze wird etwa einen Meter hoch, ist kurzstämmig und, im Gegensatz zu anderen Bromeliengewächsen, eine Bodenfrucht. Sie blüht nur einmal und ist eine Sammelfrucht aus Beeren. Unter der
Oberfläche dieser sechseckigen Beeren, die jeweils von einer Blüte hervorgebracht wurden, liegt ein
Same. Bei den gezüchteten Sorten sind nur mehr wenige bis keine Samen enthalten. Aus dem dicken
fleischigen Stamm entwickelt sich eine Blattrosette von 30 – 50 steifen grünen Blättern. Diese leitet
das Regenwasser in die Pflanzenmitte und dient zur Wasserspeicherung. Die ursprünglichen Ananassorten haben stachelbesetzte Blätter, welche als Fraßschutz vor Tieren diente. Bei der modernen
Kulturpflanze hat man durch Selektion Sorten entwickelt, welche nahezu glatte Blätter haben.
Etwa 15 – 22 Monaten nach der Anpflanzung entwickelt sich aus der Mitte der Blattrosette ein 10 – 15
cm langer Blütenstand mit hunderten purpurroten Einzelblüten. Diese vereinigen sich später zu einer
fleischigen Gesamt- oder Sammelfrucht.
Nach ca. fünf bis sechs Monaten bildet sich die Frucht aus. Sie ist mit Bürzel im Durchschnitt 30 cm
hoch und kann in Ausnahmefällen bis zu 10 Kilo schwer werden. Die bei uns erhältlichen Ananas
wiegen jedoch nur ein bis zwei Kilo.
Im reifen Zustand, ist die Rinde der Frucht hellbraun-rot, ihr Fruchtfleisch ist gelb-rötlich. Die
Fruchtmitte der Frucht ist leicht verholzt und ist im Regelfall nicht essbar.
Geschichte:
Man nimmt an, dass die Ananasstaude ursprünglich aus Brasilien stammt. Von Indianern wurde sie
nach Zentralamerika gebracht und kultiviert. Sie ist eine tropische Frucht, die Christoph Kolumbus
1493 auf Guadeloupe für sich, seine Mannschaft und für Europa entdeckte. In Europa wurde sie ab
1690 in Orangerien angebaut.
Heute ist die bekannteste Art die gewöhnliche Ananas (Ananas comosus (L.) Merr.), die aus dem
tropischen Amerika stammt und dann auch in Asien, Afrika und Südeuropa kultiviert wurde.
Anbau, Ernte:
Die Ananas wird regelmäßig vegetativ vermehrt. Verwendet werden dabei die Kopfkronen von Altpflanzen oder Wurzelschösslinge. Bei dem plantagenartigen Anbau werden Schösslinge (sie werden
den alten Blattachsen entnommen) bevorzugt, weil sich das Wachstum besser kontrollieren lässt. Es
müssen nicht zwangsläufig neue Schösslinge sein, man kann auch Altpflanzen auf zwei bis drei Seitensprosse zurückschneiden. Die Ananaspflanze gestattet einen mehrfachen Erntezyklus, wobei jedoch
die Früchte im Laufe der Zeit kleiner und krankheitsanfälliger werden.
Die Ernte erfolgt meist händisch mit Hilfe von Maschinen. Die Ananasfelder sind so angelegt, dass
die Maschinen mit ihren Auslegern ohne Probleme durchfahren können. Auf den Auslegern sitzen die
Arbeiter, welche mit Schutzkleidung und speziellen Handschuhen, die Früchte abernten. Die Arbeit ist
anstrengend, oft bis zu 16 Stunden am Tag und schlecht bezahlt, trotzdem ist die Arbeit auf den Plantagen für viele die einzige Chance zu überleben.
Ananasexport in Costa Rica:
Seit der Bananenpreis in den 1990iger Jahren stark ins schwanken kam, setzten die Fruchtproduzenten
auch in Mittelamerika auf den Anbau von Ananas. Im Januar dieses Jahres (2006) lag der Ananasexport Costa Ricas um 67,7 % höher als im Jahr zuvor.
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
In der nördlichen Karibikregion gedeiht die Frucht besonders gut. Dadurch haben viele Bananenplantagen umgestellt auf Ananasanbau.
Umweltproblematik durch Ananasplantagen:
Durch die Plantagen entstehen große Probleme für Anwohner, Arbeiter und die Umwelt. Die Natur
leidet in Costa Rica unter den exzessiven Anbaumethoden. Die Böden werden, wie auch bei den Bananenplantagen, ausgelaugt, überdüngt und schließlich unbrauchbar. Es werden auch hier Unmengen
von Pestiziden eingesetzt, welche den dort ansässigen Menschen und Tieren Schaden zufügen. Das
Wasser ist meist mit schädlichen Substanzen versetzt, welches von den Kindern, wie auch Erwachsenen getrunken wird. Dies führt zu Hautreizungen, Darmerkrankungen und Kopfschmerzen.
Hinzu kommt, dass immer wieder neue Anbauflächen geschafft werden, wobei erneut Regenwald
gerodet wird und somit verschwinden auch die Tiere und Pflanzen.
KAKAO (THEOBROMA CACAO L.)
Der Kakaobaum (Theobroma cacao L.) gehört zur Unterfamilie der
Byttnerioideae aus der Familie der Malvaceae (Malvengewächse).
Die Unterfamilie der Byttnerioideae unterteilt sich in mehrere Gattungen, darunter die Gattung Theobroma. Diese lässt sich wiederum
in 22 Arten unterteilen. Eine Art dient uns zur Erzeugung von Kakao, die Art Theobroma cacao L. Durch Züchtung entstanden verschiedene Sorten dieser Art. Die Wichtigsten Sorten für die Kakaoerzeugung sind Criollo, Forastero und Trinitario.
Der Kakaobaum ist ein langer, dünnstämmiger Unterholzbaum, der Kakaofrucht (Theobroma cacao L.),
La Fortuna
im Schatten größerer tropischen Bäume steht. Bei jungen Pflanzen
dienen oft Bananenpflanzen als Schattenspender. Bei älteren Bäumen werden auch Ölpalmen, Teak- und Mahagonibäume, sowie auch Erythrina speziell als Schattenspender gepflanzt.
Der Baum kann 10 bis 15 Meter hoch werden, jedoch werden die Bäume auf den Kakaoplantagen auf
ca. zwei bis vier Meter gestutzt. Der Baum hat große, glatte, schwertartige Blätter, welche das ganze
Jahr grün sind. Pro Jahr bildet der Baum drei- bis viermal neue Blätter. Direkt an dem nur etwa 20 cm
dicken Stamm und den größeren Ästen sitzen die Blüten, welche nach 2 – 3 Jahren das erste mal gebildet werden. Der Baum blüht das ganze Jahr über und kann somit das ganze Jahr Früchte produzieren. Die größte Anzahl Blüten erreicht er im Alter von zehn bis zwölf Jahren und kann dann bis zu
100.000 Blüten pro Jahr produzieren. (http://www.theobroma-cacao.de/pflanze/pflanze.htm)
Die Bestäubung der Blüten erfolgt ausschließlich durch Insekten wie zum Beispiel Mücken, die im
warmen, feuchten Unterholz leben. Auf Plantagen wird die Blüte teilweise auch künstlich befruchtet.
Die unreife Frucht hat eine grüne Farbe, die reife je nach Kakaosorte eine gelbe, gelbrote oder rot- bis
rotbraune Farbe. Die Früchte sitzen direkt am Stamm, werden ca. 15 – 25 cm lang und 7 – 10 cm breit.
Sie enthält fünf Reihen mit bohnenförmigen Samen, die in ein helles, süßliches Fruchtmus eingebettet
sind.
Geschichte:
Die Geschichte des Kakaobaumes beginnt in Mittelamerika. Die Azteken kannten die Pflanze seit
dem 14. Jahrhundert, wo sie als heilig galt und als Geschenk des Gottes Quetzalcoatl betrachtet und
verehrt wurde. Die aus der Frucht gewonnenen Bohnen wurden allerdings nicht nur als Opfergabe
verwendet, sondern auch als Zahlungsmittel und zur Zubereitung eines herb-würzigen Getränks, das
jedoch mit unserem heutigen Kakao nicht viel gemeinsam hatte.
Anbau, Ernte:
Der Kakaobaum wird auch plantagenartig angebaut, jedoch gibt es hier keine schweren Umweltprobleme.
Bei der Ernte werden die reifen Früchte – wie schon vor 500 Jahren – von Hand mit scharfen Messern abgeschlagen. An den Sammelplätzen öffnen die Erntearbeiter die Früchte mit einem geschickten
Schlag ihrer Macheten und lösen, die von weißem, süßem Fruchtfleisch umgebenen Samen aus der
Schale heraus. Um aus den noch unansehnlichen Samenkernen hochwertigen Rohkakao entstehen zu
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
lassen, werden sie einem Gärprozess unterzogen. Dazu werden die Samen mit dem Fruchtfleisch in
Kästen gefüllt oder werden auf Bananenblättern ausgebreitet und abgedeckt. Schon nach kurzer Zeit
setzt der Gärprozess, auch Fermentation genannt, ein. Die herben Gerbstoffe oxidieren, das feuchte
Fruchtfleisch löst sich auf und fließt ab. Die Kerne färben sich dunkel und das typische Kakaoaroma
entsteht. In fünf bis zehn Tagen ist die Fermentation abgeschlossen. Danach werden die Bohnen in der
Sonne getrocknet und schließlich für den Transport abgepackt.
Kakaoexport in Costa Rica:
Pro Jahr trägt jeder Baum etwa 20 – 30 Früchte, in guten Jahren sogar bis zu 50 Früchte. In Costa Rica
werden pro Jahr ca. 4.500 Tonnen (2004/2005) Kakao produziert. Meist wird der Kakao dann zur
Weiterverarbeitung nach Europa exportiert.
ÖLPALME (ELAEIS GUINEENSI)
Die Ölpalme gehört zu den wirtschaftlich bedeutensten Palmenarten. Ursprünglich stammt sie aus Afrika, aber heute wird sie in Südostasien und im tropischen Mittelamerika kultiviert. Eine einzige Palme produziert Fruchtstände mit bis zu mehreren tausend Früchten. Geerntet werden die Fruchtstände
mit einer langen Bambusstange, an deren Ende ein sichelförmiges Messer befestigt ist. Die Sichel wird
dabei um den Stiel des Fruchtstandes gelegt und mit einem kräftigen Ruck nach unten gezogen. Das
kann auch sehr gefährlich sein für die Erntearbeiter, denn die schweren Fruchtstände bzw. eventuell
mitgeschnittene Palmenblätter fallen aus bis zu 30 m Höhe herab. Wenn die Ölpalmen für die Ernte zu
wenig ertragreich sind, dann werden die Felder totgespritzt. Jedoch gleichzeitig werden zwischen den
„Leichen“ junge neue Palmen gepflanzt.
Um den optimalen Ernteertrag zu erreichen, benötigt die Ölpalme gewisse klimatische Bedingungen.
Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 26 °C und einem nährstoffreichen Boden sind die Bedingungen für eine ganzjährige Fruchtstandentwicklung gegeben. Nach der Ernte müssen die Ölfrüchte
innerhalb von 24 Stunden zur Fabrik gebracht und verarbeitet werden, da sie sonst ranzig werden.
Aus dem Fruchtfleisch wird das Palmöl gemacht, aus den Samen das Palmkernöl. Palmöl nimmt in
der weltweiten Produktion den zweiten Platz ein (nach Sojaöl). Es wird zur Herstellung von Seifen,
Kosmetika, Waschmittel, Kerzen, Margarine und auch als traditionelles Küchenfett verwendet. Rotes
(unraffiniertes) Palmöl ist reich an Carotinoiden und Vitamin E und eignet sich gut zum Erhitzen, da
kaum mehrfach ungesättigte Fettsäuren enthalten sind.
In Costa Rica wird die Ölpalme großflächig als Monokultur, vor allem in der Küstengegend angebaut.
Wie alle in großem Maßstab angebauten landwirtschaftlichen Produkte, verursachen auch Palmenplantagen ökologische Probleme. Die zum Ölpalmenanbau benötigen großen Flächen werden oft unter Zerstörung von Regenwald angelegt.
Geerntete Ölpalmenfrüchte bereit zur
Verarbeitung vor Fabrik
Ölpalmenplantage, totgespritzte alte
Pflanzen, dazwischen neu gesetzte
kleine Ölpalmen
Links: Händische Ernte von Ölpalmenfrüchten, Tropical Garden
Palmolive:
Ein in diesem Zusammenhang wichtiger Konzern ist Palmolive. Colgate-Palmolive ist ein mulinationales Unternehmen mit Stammsitz in New York.
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
1864 stellte die Firma B.J. Johson Soap Company eine Seife aus Palmöl und Olivenöl her. Das Produkt wurde so populär, dass die Firma danach benannt wurde – Palmolive.
REIS (ORYZA SATIVA)
Reis gehört in Costa Rica nicht direkt zu den Cash Crops, er wird meist für den Eigenbedarf kultiviert.
Der Reis kommt ursprünglich aus Südostasien und wurde dort schon 5.000 v. Chr. angebaut. Über
Jahrtausende ernteten die Menschen händisch durch Abschneiden der Rispen. Die dabei entstehende
Selektion führte zur Entstehung tausender Reissorten, die unter den vielfältigen ökologischen Bedingungen weltweit und eben auch in den Tropen und Subtropen angebaut werden können. Für den Großteil der Weltbevölkerung ist Reis das wichtigste Grundnahrungsmittel.
Es gibt Nassreis und Trockenreis. Nassreis hat den Vorteil, dass der Unkrautwuchs durch das Wasser
gehemmt wird. Außerdem sind die Erträge wesentlich höher als beim Streusaatverfahren.
Der angebaute Reis in Costa Rica ist zu 90 % Trockenreis. Die Hauptanbaugebiete liegen in den Provinzen Guanacaste und Puntarenas. Reis ist neben Bohnen und Mais das wichtigste Grundnahrungsmittel des Landes und wird daher nicht nur von Großbetrieben, sondern auch von kleinbäuerlichen Subsistenzbetrieben bewirtschaftet.
Die Reispflanze ist jedoch eine arbeitsintensive Kultur mit hohen Kosten für Düngung und Saatbettreinigung, sodass am Ende nach Abzug aller Ausgaben der Gewinn gering ist.
Reis nach dem Abtrennen der Streu
(rechts)
Arbeiter in der Reisfabrik beim
Befüllen der Verpackungen
Schlichten der Reispackungen in versandfertige Großeinheiten
4.2.4 Chiquita Brands International – United Fruit Company
Chiquita Brands International ist nach eigenen Angaben einer der größten Bananenproduzenten der
Welt. Chiquita vermarktet auch verschiedene andere Obst- und Gemüsesorten und ist in über 60
Ländern aktiv.
Das Unternehmen wurde am 30. März 1899 in Boston unter dem Namen „United Fruit Company“
(UFC) gegründet. Die Firma entstand aus dem Zusammenschluss der Firmen Boston Fruit und der
Tropical Trading and Transport Company. Boston Fruit hatte damals eine der längsten
Eisenbahnstrecken in Costa Rica gebaut (Banana Train).
Das Unternehmen wurde groß durch den Verkauf von tropischen Früchten in Europa und den USA.
Neben der berühmten Marke Chiquita verkaufte Chiquita Brands Int. auch Bananen unter dem Namen
Chiquita Jr., Consul, Amigo, Frupac, Chico sowie Bananos.
Im Juni 1970 schloss sich die U.F.C. mit der AMK Corporation zusammen und wurde zur United
Brands Company. Im August 1984 übernahm Carl H. Lindner Jr. die Kontrolle über den Konzern
und benannte sie in Chiquita Brand International um.
Außerdem revolutionierte die United Fruit Company die Handelsschifffahrt, indem es die Entwicklung
von gekühlten Transportschiffen vorantrieb. Ende der 1930er Jahre verfügte die U.F.C. über die größte
private Schiffsflotte der Welt.
Die Firma wird oft als typisches Beispiel dafür gesehen, wie multinationale Firmen in die Innen- und
Außenpolitik ärmerer Länder eingreifen und sie manipulieren.
Die UFC besaß große Landflächen in Mittelamerika. Viele sahen sie deshalb als die eigentliche Macht
in diesen Ländern an, da United Fruit durch seine Wirtschaftskraft die Geschicke der kleinen Staaten
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Ines Faber, Franziska Schrempf
Landwirtschaft und Cash-Crops
dominierte. Die Firma hat nachweislich mehrmals Regierungen in Mittelamerika gestürzt oder stürzen
lassen, die eine Politik betrieben, welche nicht im Interesse des Fruchtmultis war.
Auch heute ist der politische Einfluss noch sehr groß. Die Plantagen von Chiquita befinden sich heute
noch hauptsächlich in Kolumbien, Costa Rica, Guatemala, Honduras und Panama. In all diesen
Ländern gehören Bananen zu den wichtigsten Exportgütern, wodurch Chiquita einfach Druck auf die
jeweiligen Regierungen ausüben kann. Ein Rückzug aus diesen Ländern würde zu einem
wirtschaftlichen Fiasko führen.
Literaturangaben
BAKE, Ch. P., (2000): Der National Geographic Traveler Costa Rica; National Geographics Society,
Washington, D.C.
JANZEN, D. H., (1983): Costa Rican Natural History; University of Chicago Press
RACHOWIECKI, R., (2002): Costa Rica: Special section on Costa Rican wildlife; Lonely Planet Publications Pty. Ltd.
http://bethge.freepage.de/ananasdt.htm, 2006
http://de.wikipedia.org, 2006
http://www.banafair.de/publ/cuadernos/cuad3/schmutzig.htm, 2006
http://www.cafebritt.com, 2006
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22441/1.html, 2006
http://www.infozentrum-schoko.de/schobro.pdf#search=%22Kakaoernte%22, 2006
http://www.theobroma-cacao.de/pflanze/pflanze.htm, 2006
96
Teil V
Biologische
Aspekte
96
Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
5.1 PFLANZLICHE PHÄNOMENE IM TROPISCHEN REGENWALD
5.1.1 Die tropischen Lebensräume
Die Pflanzen der Tropen haben deutlich andere Lebensbedingungen als die der gemäßigten Breiten.
Durch nahezu konstante Temperaturen und Tageslängen wird mit der entsprechenden Wasserversorgung ein ganzjähriges Pflanzenwachstum möglich. Eine ausschlaggebende Bedeutung kommt auch
den Bodenverhältnissen zu. Tropische Böden sind durch eine schon Hunderttausende bis Millionen
von Jahren andauernde intensive Verwitterung gekennzeichnet, wodurch nährstoffbindende Tonminerale bereits zerstört, und Nährstoffe durch die Niederschläge ausgewaschen wurden. Die Folge davon
ist der typische rote Tropenboden, der durch Austrocknung zu steinhartem Laterit wird. Das ständige
Recycling abgestorbener Pflanzenteile, die verrotten und deren Nährstoffe nicht in den Boden gelangen sondern sofort von Pilzen aufgenommen und den Pflanzen zugeführt werden, ermöglicht den üppigen Pflanzenwuchs.
Aufbau des immergrünen tropischen Regenwaldes
„Der extreme Regenwald besteht fast ausschließlich aus Bäumen, wenn man nur die im Boden wurzelnden Pflanzen berücksichtigt. Kräuter und Stauden kommen fast nur als Epiphyten in Betracht und
auch dort nur in viel kleinerer Arten- und Individuenzahl als die Bäume. …Eine auffällige Häufung
von Palmen im Tropenwald“ belegt „nicht seinen Urwaldcharakter, wie viele glauben, sondern im
Gegenteil, ...seinen sekundären Charakter: Hier waren alte Pflanzungen verlassen worden!“
(www.payer.de)
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
5.1.2 Regenwaldtypen
Der tropische Regenwald stellt keinesfalls einen einheitlichen Lebensraum dar. Unterschiede ergeben
sich je nach Boden und Relief, sowie durch die verschiedenen geographischen Lagen und vor allem
aufgrund verschiedener Niederschlagsmengen und -verteilung.
Der immerfeuchte Regenwald mit mehr als 2000 mm Niederschlag pro Jahr ist extrem artenreich.
Die meisten Pflanzen sind im Boden wurzelnde Baumarten. Aufgrund der fehlenden Jahreszeiten finden sich blühende, fruchtende oder neu austreibende Bäume über das ganze Jahr verteilt. Durch Mangel an Licht im Bodenbereich ist Unterwuchs nur spärlich vorhanden.
Der saisonale Regenwald zeichnet sich durch kaum weniger Niederschlag und einer Trockenzeit von
ungefähr einem Monat aus. Da hier zeitweise mehr Sonnenlicht bis zum Waldboden gelangen kann
steigt auch die Anzahl an krautigen Pflanzen.
In Bergwäldern fallen die Niederschlagsmengen meist noch höher aus. Da überschüssiges Wasser
leicht abfließen kann entwickelt sich keine das Wachstum hemmende Staunässe. Je höher der Wald
liegt, desto geringer sind die Temperaturen. Daraus folgt die Kondensation der Luftfeuchtigkeit, wodurch sich Wolken, Nebel und Tau bilden. Die dort lebenden Bäume weisen geringere Höhen auf.
Epiphyten, Moose und Farne, darunter die an Palmen erinnernden Baumfarne, treten gehäuft auf.
Weite Gebiete der Tropen, vor allem die im Einflussbereich der Monsun- und Passatwinde stehenden,
weisen einen deutlichen Wechsel zwischen einer Regen- und einer zwei bis fünf Monate anhaltenden
Trockenzeit auf. Diese wechselfeuchten Wälder bestehen aus einem Mischwald aus immergrünen
und laubabwerfenden Bäumen. Sie beherbergen zwar weniger Arten als der immerfeuchte Regenwald, erscheinen aber, durch die Anpassung von Wachstum, Blühen und Fruchten an die im Jahresverlauf unterschiedlichen Gegebenheiten, vielfältiger. Der lichtere Wald ermöglicht eine stärkere Ausprägung des Unterwuchses, sodass in trockenen Lagen nahezu geschlossene Flächen von Gräsern und
Kräutern, und in feuchteren Lagen Sträucher und großblättrige Hochstauden in Erscheinung treten.
Der wechselfeuchte Wald bietet auch gute Lebensbedingungen für Lianen. Epiphyten besiedeln hier
bereits in geringeren Höhen die Stämme ihrer Wirte.
In Trockenwäldern, in denen über vier bis sieben Monate etwa 500 – 2000 mm Niederschlag fallen,
jedoch fünf bis acht Monate extreme Dürre herrscht, kommen kaum immergrüne Pflanzen vor. Der
Wald ist trockenkahl, regengrün und zumeist nur wenige Meter hoch. Selbst in der Regenzeit, in der
die Bäume schattenspendende Kronen ausbilden, erreicht noch ausreichend Licht den Waldboden, um
die Ausbildung von Gräsern und Kräutern zu ermöglichen. Sträucher mit hartlaubigen Blättern und
Sukkulenten (Kakteen und ähnliche dickfleischige Pflanzen) sind fähig die Trockenzeit im grünen
Zustand zu überstehen, da sie in ihren Blättern und Stängeln genügend Wasser speichern können.
Die Mangrove stellt eine Waldformation dar, die an allen tropischen Weichbodenküsten anzutreffen
ist, wo das Meerwasser warm genug und die Küste flach und windgeschützt ist. Die Stelz- und Atemwurzeln ermöglichen es der Pflanze auf dem weichen und sauerstoffarmen Schlick zu wachsen. Die
Wurzeln ragen zunächst senkrecht aus dem Schlick nach oben, bilden entweder Höcker oder Kniewurzeln aus und wachsen wieder in den Schlick hinein. Bei niedrigem Wasserspiegel, wenn die Wurzeln
freiliegen, nehmen sie durch zahlreiche Poren Sauerstoff aus der Luft auf, um während Hochwasserzeiten davon zu zehren. Die Vielzahl der Wurzeln begünstigt die Ablagerung von weiterem Schlick,
sodass der Mangrovengürtel zum Schutz vor Erosion der Küstengebiete beiträgt und sich meerwärts
langsam ausdehnt. Die Erscheinung des Lebendgebärens (Viviparie) ist ebenfalls eine Anpassung an
den Schlick. Unter Viviparie versteht man das Auskeimen des einzigen Samens jeder Frucht bereits
auf der Mutterpflanze, der anschließend zu einem 20 – 40 cm, selten auch bis zu einem ein Meter langen Gebilde heranwächst. Nachdem der ausgekeimte Samen in den Schlick gefallen und stecken
geblieben ist, kann er an dieser Stelle weiterwachsen. Weitaus häufiger wird er jedoch durch die Gezeiten verdriftet, irgendwo angeschwemmt und verankert sich dort. Mangrovenwälder sind wesentlich
artenärmer als andere tropische Lebensräume und hauptsächlich durch eine Pflanzenfamilie, die Rhizophoraceae, geprägt. Mangrovenpflanzen können durch spezielle physiologische Anpassungen im
Salzwasser gedeihen. Sie sind fast durchwegs Gehölze, die sich in Abhängigkeit vom Standort als
Strauch oder Baum entwickeln. Weitere in Mangrovenwäldern vorkommende Arten sind die Mora
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
oleifera (costarican. alconoque, Fabaceae), die von allen dikotylen Pflanzen den größten Samen ausbildet, und das Teegewächs Pelliciera rhizophorae (Theaceae). Die Pflanzen der Mangroven stellen
einen wichtigen Lebensraum und Brutgebiet für zahlreiche Tierarten dar.
Mangrovenwald (mit Rhizophora mangle)
„Mangrovenbaby“ (Viviparie
von Rhizophora mangle)
Mora oleifera (Fabaceae), größter Same
der dicotylen Pflanzen
5.1.3 Struktur und Lebensformen tropischer Regenwälder
STOCKWERKMODELL
Das im Folgenden beschriebene, auf unterschiedlichen Baumhöhen begründete Stockwerkmodell, ist
ein künstliches System und gerade im Regenwald ist der Stockwerkscharakter aufgrund der Baumdiversität und der unterschiedlichen Baumhöhen oft recht verschwommen. Dennoch ist es sehr hilfreich bei der Beschreibung tropischer Ökosysteme.
Bäume
Für Bäume ist neben der Ausbildung eines Holzkörpers eine deutlich erkennbare Unterscheidung
zwischen Stamm und Krone charakteristisch.
Urwaldriesen:
Übersteher oder Emergenten bilden kein geschlossenes Kronendach aus. Dabei handelt es sich um
vereinzelt stehende, sehr hohe Bäume, die zwischen 50 und 70 m erreichen können. Diese Urwaldriesen überragen das nahezu geschlossene Blätterdach und verzweigen sich erst oberhalb der Kronen der
übrigen Bäume.
Vertreter dieser Baumschicht stellen der Kanonenkugelbaum (Couroupita guianensis, Lecythidaceae), dessen Name auf seine hartschaligen, bis zu 20 cm großen, runden Früchte zurückzuführen ist,
der Kapokbaum (Ceiba pentandra, Bombacaceae) und der Mahagonibaum (Swietenia mahagoni,
Meliaceae), ein wichtiger Holzlieferant, dar.
Zur Verankerung und zur verbesserten Sauerstoffaufnahme bilden die letzten beiden Arten mächtige
Brettwurzeln aus. Diese Wurzeln, die in einigen Waldformationen sehr auffällig sind, lassen sich in
Abhängigkeit von Arten oder Familien in Form, Größe und Dicke voneinander unterscheiden. Sie sind
vor allem bei großen Bäumen, wie bei Vertretern der Familie der Bombacaceae, besonders ausgeprägt.
Aufgrund der großen Niederschlagsmengen in den immerfeuchten Regenwäldern, der sich daraus
ergebenden schlechten Durchlüftung des Bodens und des oberflächlichen Nährstoffkreislaufs, haben
die meisten Bäume ein relativ flaches Wurzelwerk, das zur sicheren Verankerung manchmal nicht
ausreichend ist. Brettwurzeln können bei diesen Gegebenheiten zur Verteilung, der durch Winddruck
entstehenden Zugkräfte auf möglichst viele oberflächliche Wurzeln, dienen. Häufig zeigen Bäume in
Hanglage, welche eine asymmetrisch entwickelte oder erheblich mit Epiphyten bewachsene Baumkrone tragen, diese Besonderheit.
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Kanonenkugelbaum
(Couroupita guianensis)
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
Kapokbaum (Ceiba pentandra)
Brettwurzeln
Bäume der mittleren Höhenschicht:
Diese Schicht stellt den Lebensraum von gut zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten dar. Durch die
15 – 40 m hohen Bäume kommt es häufig zur Ausbildung eines dichten Laubdachs.
Verglichen mit den gemäßigten Breiten befinden sich in den Tropen nicht nur wesentlich mehr Baumarten, sondern auch eine viel größere Anzahl an Wuchsformen und Blütenvariationen.
„Es handelt sich bei der enormen Mannigfaltigkeit der tropischen Baumformen kaum um ‚Anpassung
an die Tropen’..., sondern vielmehr um eine Polymorphie (Vielgestaltigkeit), die dadurch ermöglicht
wird, dass die günstige Umwelt sehr viel mehr ...Gestalten ‚erlaubt’ als die kalten Regionen.“
(www.payer.de)
Vertreter dieser Baumschicht sind die Muskatnuss-Arten Virola koschnyi und Virola sebifera aus
der Familie der Myristiaceae, der bis zu 20 m hohe „Nackte Indianer“ (Bursera simaruba), dessen
Name auf die sich schälende Rinde und dessen Farbe zurückzuführen ist, und der Terpentinbaum
(Protium ravenii), die beide in die Familie der Burseraceae einzuordnen sind.
Ebenfalls in die selbe Höhenschicht sind der Kuhmilchbaum (Brosimum utile, costarican. vaco) und
der Brotnussbaum (Brosimum alicastrum, costarican. ojoche) aus der Familie der Moracae, die
Wasserkastanie (Pachira aquatica, Bombacaceae), der Sandbüchsenbaum (Hura crepitans,
Euphorbiaceae), Jacaranda copaia (costarican. gallinazo, Bignoniaceae), sowie der Ohrenfruchtbaum (Enterolobium cyclocarpum, costarican. guanacaste, Mimosaceae), der Nationalbaum Costa
Ricas, zu zählen.
Nackter Indianer (Bursera simaruba)
Terpentinbaum (Protium ravenii)
Aufgeschnittene Ohrenfrucht
(Enterolobium cyclocarpum)
Klein- und Kleinstbäume:
Bäume, die im Bereich der unteren 10 m des tropischen Regenwaldes wachsen, haben dort eine annähernd konstante relative Luftfeuchte von 97 – 100 %.
Typische Vertreter dieser Höhenschicht sind die 3 – 6 m hohe Carica cauliflora (Caricaceae), der 5 –
10 m hohe Sternfruchtbaum (Averrhoa carambola, Oxalidaceae), der Kakaobaum (Theobroma
cacao, Sterculiaceae) und Carpotroche platyptera (Flacourtiaceae). Alle vier Arten sind Beispiele
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
für die vor allem in den immerfeuchten Regenwäldern auftretende Kauliflorie (Stammblütigkeit). Bei
diesem Phänomen befinden sich die Blüten und Früchte direkt am Stamm, an starken Ästen oder an
gedrungenen, daraus hervorgehenden Kurztrieben. Beim Kerzenbaum (Parmentiera cerifera,
Bignoniaceae) dient die Stammblütigkeit als Erleichterung der Ortung und des Anflugs für die ihn
bestäubenden Fledermäuse. Aus demselben Grund sind auch lang gestreckte Blütenstandsachsen, an
denen die Blüten aus der Krone herausgehoben werden oder unten aus ihr heraushängen, entwickelt.
Ein weiterer Kleinbaum ist der einige Zentimeter bis über einen Meter erreichende Biophytum
dendroides (Oxalidaceae), der seine Fiederblätter nach Reizung, z.B. Berührung innerhalb kurzer Zeit
zusammenklappen kann.
Kauliflorie beim Kakaobaum
(Theobroma cacao)
Biophytum dendroides
(Oxalidaceae)
Unterwuchs
Nur ca. ein Prozent des Sonnenlichts gelangt bis zum Boden, wodurch dieser auch wesentlich geringer
bewachsen ist als in unseren heimischen Wäldern. Die Bodenzone ist nahezu windstill und dämmrig.
Die Schwankungen von Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Temperatur sind, verglichen mit
höher gelegenen Schichten, gering. Bodenlebende Pflanzen haben sich den dortigen Gegebenheiten
entsprechend entwickelt.
Eine Vielzahl der Pflanzen, die sich im tropischen Unterwuchs ansiedeln, zeichnen sich durch große,
relativ zarte Blätter aus, die eine maximale Lichtabsorption ermöglichen.
Kleinbäume und Sträucher:
Sträucher sind zwar wie die Bäume verholzt, jedoch durch vom Boden an beginnende Verzweigungen
gekennzeichnet. In den Tropen findet man häufig Klein- und Kleinstbäume.
In den feuchten Tropen wird der Großteil des Lebensraumes von Bäumen eingenommen, weshalb sich
Sträucher unter natürlichen Gegebenheiten hauptsächlich im Schatten des Waldes oder im Sekundärwuchs ansiedeln. Dabei unterscheiden sich diese Sträucher deutlich in der Ausprägung ihrer Merkmale. Im Wald stehende Exemplare konzentrieren sich auf die Ausbildung eines intensiven Blütenduftes
zur Anlockung ihrer Bestäuber und entwickeln zumeist kleine unscheinbare Blüten oder sie bilden
auffallend helle Farben aus, um auch bei geringer Lichtintensität wahrgenommen zu werden. Sträucher im Sekundärwuchs entwickeln im Gegensatz dazu sehr auffällige Blüten, um trotz hoher Konkurrenz einer enormen Vielfalt an Pflanzen, im Kampf um Lebensraum, Licht und Bestäuber, eine Überlebenschance zu haben.
Beispiele für Pflanzen, die im tropischen Regenwald als Sträucher und Kleinbäume auftreten, sind die
Hot lips (Psychotria poeppigiana) aus der Familie der Rubiaceae, das Wandelröschen (Lantana
camara, Verbenaceae) und die Guave (Psidium guajava, Myrtaceae).
Ebenfalls zu den Sträuchern zählt die auf mechanische und thermische Reize reagierende Mimose
(Mimosa pudica, Mimosaceae). Die Reizung führt über eine elektrische Signalweiterleitung zum
Zusammenbruch des Innendrucks in den Blattgelenken, wodurch eine Bewegung verursacht wird. Der
Annattostrauch (Bixa orellana, Bixaceae), aus dessen fleischiger Samenschale sich ein leuchtend
roter Farbstoff gewinnen lässt, wächst ebenfalls meist strauchig. Der Farbstoff findet breite Anwendung bei der Herstellung von Lippenstiften und Seifen, vor allem aber in Lebensmitteln wie Käse und
Margarine.
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
Hot lips (Psychotria poeppigiana)
Mimose (Mimosa pudica)
Annattostrauch (Bixa orellana)
Kräuter und Stauden:
Kräuter und Stauden verfügen über keinen Holzkörper, auch wenn einige ihrer Vertreter recht hoch
werden können.
Die Ausbreitung krautiger Pflanzen ist in den feuchten Tropen unter natürlichen Gegebenheiten, im
Vergleich zur Ausprägung im gemäßigten Klima, eher als gering einzustufen. Stauden und vor allem
Kräuter werden entweder in schattige Bereiche oder auf gestörte Standorte abgedrängt. Die große Anzahl prächtig blühender Stauden ist nicht zuletzt auch auf menschliche Eingriffe in die Natur zurückzuführen.
Bedeutende Vertreter dieser pflanzlichen Lebensformen sind die kräftigen Hochstauden vieler Ingwer(Zingiberaceae) und Bananengewächse (Musaceae), die meist an Waldlichtungen oder im freien
Gelände wachsen. Die bis zu sieben Meter hohe, aus Ostasien stammende Bananenstaude besitzt
waagrecht wachsende Kriechsprosse und wird durch steife, ineinander verschachtelte Blattscheiden
gebildet. Sie hat somit keinen verholzten Stamm. Beim, in feuchten Bergregenwäldern (z.B. Vulkan
Irazú) auftretenden, einen Durchmesser von bis zu zwei Metern erreichenden Sonnenschirm der Armen (Gunnera insignis, costarican. sombrilla de pobre, Gunneraceae) handelt es sich ebenfalls um
eine Staude. Seine Symbiose mit einem Cyanobakterium aus der Gattung Nostoc, das im Blattgrund
der Pflanze lebt, ist ebenfalls charakteristisch. Die Cyanobakterien fixieren Stickstoff und werden im
Gegenzug von der Pflanze ernährt.
Krautige Pflanzen im tiefen Regenwald haben häufig auffallend gefärbte oder skulpturierte Blätter.
Sich in den Blättern befindende rote Farbstoffe unterstützen die Pflanze bei der Gewinnung von Energie, indem sie das bis in die unteren Schichten gelangende, energiereiche blaue Licht ausnützen. Das
eigentlich die Photosynthese antreibende rote Licht wurde bereits durch das Chlorophyll im Kronendach ausgefiltert. Die Funktion der starken Skulpturierung der Blätter liegt in der Verbesserung der
Verdunstung, die für den Nährstofftransport in der Pflanze sorgt. Dieser Effekt ist jedoch in der feuchten Waldbodenluft nur sehr gering.
Bei der Panamahutpflanze (Carludovica drudei, Cyclanthaceae), aus deren jungen Trieben die Rohfasern zur Herstellung der Panamahüte verwendet werden, und bei der Goldenen Hummerschere
(Heliconia latispatha, Heliconiaceae) handelt es sich um relativ große Kräuter. Auch der FackelIngwer (Nicolaia elatior, Zingiberaceae), Dieffenbachia sp. (Araceae) sowie Calathea crotalifera
syn. insignis und die Pfeilwurz (Maranta arundinacea) aus der Familie der Marantaceae zählen zu
dieser Pflanzengruppe. Ebenfalls zu den Kräutern gehören die Kostwurz (Costus comosus, Costaceae) und die mit dem Usambaraveilchen verwandte Episcia lilacina (Gesneriaceae).
Kostwurz
(Costus comosus)
Panamahut-pflanze
(Carludovica drudei)
Goldene Hummerschere
(Heliconia latispatha)
Fackel-Ingwer
(Nicolaia elatior)
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
KLETTERPFLANZEN
Kletternde Pflanzen kommen in den tropischen Regenwäldern in großer Anzahl vor und zeigen die
unterschiedlichsten Ausprägungen.
Um eine ausreichende Lichtversorgung zu gewährleisten bedienen sich kletternde Pflanzen verschiedener Methoden.
Als Wurzelklimmer werden Kletterpflanzen bezeichnet, die Haftwurzeln als Kletterhilfe entwickeln
oder Klammerwurzeln ausbilden. Haftwurzeln sind Adventivwurzeln, die das Festhalten an der Rinde
der Trägerpflanze ermöglichen. Klammerwurzeln umschlingen wie Gurte die Stämme der Trägerpflanzen. Ein bekannter Wurzelklimmer im tropischen Regenwald ist die kletternde Orchidee Vanille
(Vanilla planifolia, Orchidaceae).
Die Windenpflanzen wickeln ihren Spross um ihre Stütze, vergleichbar mit den uns bekannten Stangenbohnen. Sie beginnen ihr Leben als krautige Pflanzen mit langen Internodien. Bereits nach der
Entwicklung des zweiten Internodiums kommt es zu einer kreisenden Nutationsbewegung. Wird dabei
eine Stütze berührt (Thigmonastie), windet sich die Pflanze herum, und die Schlinge verholzt allmählich.
Zur Ausprägung von Ranken, fadenförmigen, berührungsempfindlichen Pflanzenorganen, wie auch
bei der Erbse zu beobachten, sind die Rankenklimmer befähigt. Die Ranken, zu Kletterorganen umgewandelte Sprosse, Blätter bzw. Wurzeln, kreisen und bleiben so lange in gestrecktem Zustand, bis
sie eine geeignete Stütze aufgespürt haben. Anschließend sorgen sie durch mehrfaches Einrollen für
elastischen Halt.
Spreizklimmer zeichnen sich durch ihre weit spreizenden Zweige oder Äste, häufig auch Dornen oder
Kletthaare aus, die sie für das Durchwachsen des Geästs anderer Pflanzen benötigen.
Verholzte Kletterpflanzen werden als Lianen bezeichnet. Im Unterschied zu Hemiepiphyten wurzeln
Lianen schon zu Beginn ihrer Entwicklung im Boden.
Durch die Ausbildung zugfester und biegeelastischer Stämme können sie bei starkem Wind den Bewegungen ihrer Stütze folgen. Daher prägen selbst die dicksten holzigen Lianen nie einen so regelmäßigen Holzkörper wie Bäume aus. Eigenartig geformte Stämme, wie sie bei der Affenleiter (Bauhinia
guianensis, Fabaceae) zu betrachten sind, entstehen durch nur an gewissen Stellen vollzogenes
Wachstum und Holzbildung.
Lianen wachsen unter natürlichen Gegebenheiten zumeist eher einzeln. Sie beginnen ihr Wachstum
meist in Lücken, gelangen dann mit dem sich entwickelnden Wald in die Höhe und bilden dort ihre
Krone aus. Das Wechseln von einem Baum zum anderen findet mit Hilfe der Zweige im Kronenbereich statt. Um frei zwischen langlebigen Bäumen zu hängen, müssen Lianen vor dem Absterben der
in Waldlücken verbreiteten kurzlebigen Pionierhölzer auf langlebige Pflanzen klettern. Lianen benötigen aufgrund ihrer zum Teil enormen Gesamtlänge eine äußerst wirkungsvolle Wasserleitung, um
auch die Krone am Ende noch ausreichend versorgen zu können.
Weitere Beispiele für im Regenwald Costa Ricas vorkommende Lianen sind Cissus biformifolia (Vitaceae) und die Passionsblume (Passiflora vitifolia, Passifloraceae).
Passionsblume
(Passiflora vitifolia)
Lianen
Affenleiter
(Bauhinia guianensis)
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
EPIPHYTEN, HEMIEPIPHYTEN, EPIPHYLLE
Als Epiphyten (griech. epi = auf, über; phyton = Pflanze) bezeichnet man Pflanzen, deren Wachstum
auf anderen lebenden oder abgestorbenen Pflanzen stattfindet. Sie sind nicht zu den Parasiten zu
zählen, da sie ihrer Wirtspflanze weder Wasser noch Nährstoffe rauben, sondern diese lediglich als
Lebensraum benutzen. Indem sie Wasser und Nährstoffe auffangen, bevor sie die Wurzeln des Wirts
erreichen und indem sie die Äste des Wirts mit ihrem Gewicht belasten und mit seinen Blättern um
Raum und Licht konkurrieren, schädigen sie ihren Wirt jedoch indirekt. Ein Prachtexemplar für den
Bewuchs mit Epiphyten stellt der Regenbaum (Pithecellobium saman, Mimosaceae) dar.
Trotz der Möglichkeit ohne viel Aufwand in besser mit Licht versorgte Regionen zu gelangen, hat die
epiphytische Lebensweise auch einige Nachteile. Aufgrund ihrer meist stark exponierten Lage müssen
die Epiphyten, anders als die Pflanzen des Waldbodens, jeglichen Witterungsbedingungen der Tropen
standhalten, ob starken Regenfällen, brennender Hitze, Wind oder der nächtlichen Abkühlung. Weiters
kann Aufsitzerpflanzen die Wasserversorgung Probleme bescheren, denn verglichen mit dem Boden
kann die Rinde der Wirtspflanzen kaum Wasser speichern. Die Ausprägung von Wasser speicherndem
Gewebe in ihren Blättern und Sprossen, bzw. die Entwicklung von Zisternen, hilft ihnen, die zeitweise
extreme Dürre zu überstehen. Nährstoffe beziehen die Epiphyten sowohl aus in Astgabeln gesammelten Humusmengen, als auch aus Regenwasser.
Die Wasseraufnahme selbst erfolgt bei Epiphyten über Wurzeln, die meist zu Luftwurzeln mit spezialisierten, wasseraufsaugenden Außenschichten entwickelt sind. Viele Bromelien bilden Rosetten aus
eng stehenden, steifen Blättern aus, die dem Auffangen von Wasser, herabfallenden Pflanzenteilen
und toten Insekten dienen. Der Inhalt dieses trichterförmigen Behältnisses wird im Anschluss zersetzt.
Eine Besonderheit bei den Bromelien stellen die auf den Blättern befindlichen Saugschuppen zur Aufnahme der gelösten Nährstoffe dar. Beispiele hierfür sind Vertreter der Gattung Aechmea und das
Louisianamoos (Tillandsia usneoides, Bromeliaceae), dessen Wurzeln reduziert sind und das stärkste Anpassungen an die epiphytische Lebensweise zeigt. Es existiert durch das Wasser der Luftfeuchtigkeit und die Aufnahme herangewehter Nährstoffe.
Epiphytische Pflanzen
Oben links: Baum mit Epiphytenbewuchs
Oben Mitte: Lousianamoos (Tillandsia usneoides)
Oben rechts: Cattleya skinneri (Orchidaceae)
Unten links: Werauhia ororiensis (Bromeliaceae)
Unten rechts: Tillandsia caput-medusae (Bromeliaceae)
Epiphytische Vertreter der Pflanzenfamilie der Orchidaceaen besitzen entweder speichernde Sprossknollen (Bulben), wie die Pflanzen der Gattung Cattleya, oder Luftwurzeln mit denen Wasser aufgenommen werden kann, wie bei der Gattung Phalaenopsis spp.
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
Weitere häufig anzutreffende Epiphyten aus der Familie der Bromeliaceae sind Werauhia ororiensis,
Vriesea incurva und Tillandsia caput-medusae. Auch bei Cattleya skinneri (Orchidaceae), der Nationalblume Costa Ricas, handelt es sich um eine Aufsitzerpflanze.
Wichtige Epiphytengruppen stellen neben den Orchideen und Bromelien auch die Aronstabgewächse,
Farne, Moose, Flechten und Algen dar. In den Tropen bilden Epiphyten oft hoch organisierte Pflanzengemeinschaften.
Pflanzen mit überwiegend epiphytischer Lebensweise können bei entsprechenden Konkurrenz- und
Lichtverhältnissen auch auf dem Waldboden wachsen, wie sich auch gewöhnlich bodenlebende Kräuter auf Pflanzen mit ausreichenden Humusansammlungen ausbilden können.
Die Hemiepiphyten lassen sich in zwei Kategorien einteilen. Dazu zählen einerseits Pflanzen, die ihr
Wachstum als Epiphyten beginnen und erst im Laufe der Zeit durch die Ausbildung langer Wurzeln
Bodenkontakt herstellen. Die Verbindung zum Boden verhilft diesen Hemiepiphyten zu einer gesteigerten Wasser- und Mineralstoffaufnahme. Die Pflanze wächst daraufhin als Liane weiter. Im Gegensatz dazu sind Feigen (Ficus sp., Moraceae) und Klusien (Clusia sp., Clusiaceae) zwar ebenfalls
epiphytische Sträucher, die Luftwurzeln Richtung Boden schicken, sobald diese jedoch den Boden
erreicht haben, können sie sich innerhalb eines Jahres um das Vierzigfache vergrößern und ihren Wirt
vernichten.
Eine spezielle Form von Aufsitzerpflanzen stellen die Epiphylle (griech. epi = auf; phyllon = Blatt)
dar. Dabei handelt es sich sowohl um Moose, Flechten, Algen sowie Cyanobakterien und Pilze, aber
auch um Farne und Blütenpflanzen (kleine Vertreter der Bromeliaceae, Orchidaceae, Piperaceae),
die in besonders feuchten Bereichen des Waldes auf alten Blättern gedeihen, ohne diese zu schädigen.
Sie bilden ausgewogene Pflanzengesellschaften auf langlebigen Lederblättern, die bis zu 10 Jahre alt
werden können. Nachteile für die Wirtspflanze entstehen insofern, als dass deren Photosynthese durch
die Abschattung behindert wird. Zu den Halbparasiten gehören lediglich die Epiphylle, deren Rhizoiden in das Trägerblatt eindringen und von dort Wasser und Nährsalze aufnehmen. Die verschiedenen
taxonomischen Arten von Epiphyllen besiedeln aufgrund ihrer Lebensstrategie unterschiedliche
Standorte. Lebermoose (Hepaticae, Lejeuneaceae) treten vorwiegend in feuchten, kühlen Schluchten
auf, während Flechten meist an trockenen sonnenexponierten Stellen wachsen.
Blatt mit Epiphylle
Voyria tenella (Gentianaceae)
Links: Netzartige Umspannung durch eine Würgefeige (Ficus sp.)
SAPROPHYTEN
Saprophyten (altgriech. sapros = faul, verfault; phyton = Pflanze) bzw. Saprobier sind Organismen, die
sich heterotroph von totem organischen Material ernähren. Sie erfüllen zusammen mit den Mikroorganismen und Bodeninsekten die wesentliche Rolle bei der Zersetzung von Laub, Bäumen oder Tieren.
Saprophyten spielen nicht nur beim Abbau von toten Organismen eine Rolle, sondern auch bei der
Anreicherung von Mineralstoffen im Boden. Diese Bodenaufbereitung ermöglicht vielen Pflanzen die
Deckung ihres Nährstoffbedarfs.
Beispiele für Pflanzen mit saprotropher Lebensweise sind Vertreter der Familie der Gentianaceae wie
z.B. Voyria sp.
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Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
Saprotroph leben auch die meisten Pilze, viele Bakterien, Würmer (z. B. Ringelwürmer), Termiten,
Insektenlarven (z.B. die Larven verschiedener Schwebfliegen) und Käfer. Während Mikroorganismen
tote organische Substanz häufig mit Hilfe nach außen abgegebener Enzyme abbauen, wodurch Fäulnis
oder Verwesung ausgelöst wird, ernähren sich größere Saprobier auch von den Mikroorganismen
selbst. Die wichtigsten Lebensräume saprotropher Organismen sind die Laub- und Streuschichten der
Wälder, die Humusschicht der Böden, und die oberen Sedimentschichten der Gewässer.
5.1.4 Pionier- und Klimaxarten
Die Sukzession, der Übergang von einem Sekundärwald aus Pionieren zu einem Primärwald mit Klimaxarten, stellt ein weiteres Phänomen des tropischen Regenwalds dar.
Lichtliebende Pionierarten, die im geschlossenen Wald nicht vorkommen, sind in durch Windwurf,
Blitzschlag, Pilzbefall, Insektenfraß oder Absterben alter Bäume entstehenden Lücken, viel konkurrenzfähiger als die langsam wachsenden Sämlinge der Waldbäume. Aufgrund der hohen Menge an
Sonnenenergie, auf die die Sämlinge von Pionierarten angewiesen sind, werden diese Arten auch als
lichtbedürftig („Lichtpflanzen“) oder schattenintolerant bezeichnet. Sie keimen nach Bildung der Bestandslücke und wachsen rasch in die Höhe, wie beispielsweise die Pionierbäume mit leichtem Holz,
etwa der Balsabaum (Ochroma pyramidale syn. Ochroma lagopus, Bombacaceae) oder der Ameisenbaum (Cecropia sp., Cecropiaceae). Ein Sekundärwald wächst heran, der niedriger und artenärmer ist als der Regenwald, jedoch eine größere Vielfalt an Lebensformen und Blattgestalten zeigt.
Gräser, wie Bambus, Kräuter, Hochstauden, Sträucher und Schlingpflanzen wuchern und entwickeln
sich zu einem undurchdringlichen Gestrüpp. Die erreichbaren Maximalhöhen von Pionierarten sind
sehr verschieden, wobei die größeren meist auch langlebiger sind. Die Besiedelung durch höher wachsende Arten, wie Cecropia sp. und Ochroma pyramidale findet zur gleichen Zeit wie die Entwicklung
der niedrigeren Pflanzen, wie Trema micrantha (Ulmaceae), Cedrela odorata (span. cedar, Meliaceae) oder Senna reticulata syn. Cassia reticulata (Fabaceae) statt. Zu Beginn sind die kleineren
Arten vorherrschend, nach deren Absterben dann die langlebigeren Pionierarten. Aufgrund ihres
schnellen Wachstums produzieren sie große Mengen an Holz geringer Dichte. In Konkurrenz zu anderen Arten bilden sie charakteristische locker verzweigte Kronen aus, die viel Raum einnehmen. Da
ihre Fortpflanzung relativ frühzeitig innerhalb des Lebenszyklus der Pflanzen einsetzt und sie sich
durch eine regelmäßige hohe Produktion kleiner, leicht zu verbreitender Samen auszeichnen, breiten
sie sich schnell auf lichten Standorten aus. Im Laufe weniger Jahre wird der Sekundärwald sehr dicht,
was den Sämlingen der Hochwaldarten (Klimaxarten), sofern die Samen in ausreichender Menge
dorthin gelangen, ein Aufkommen ermöglicht. Im Hinblick auf ihre Sämlinge werden sie darum als
schattentolerant oder schattenertragend („Schattenpflanzen“) bezeichnet. Klimaxarten zeichnen sich
durch ein langsameres Wachstum und die Ausbildung von festem Holz und dichten Kronen aus. In
Anpassung an die geringe photosynthetisch aktive Strahlung brauchen die Samen ausreichende Reserven, um ein Wurzelsystem und die ersten photosynthetischen Organe ausbilden zu können. Die Samen
werden, verglichen mit den Pionierarten, seltener und später produziert und sind in geringerer Anzahl
vorhanden. Da die Keimung im Schatten der Baumschicht stattfinden kann, ist ihre Regeneration oft
nur im primären Regenwald möglich.
Primärwald
Sekundärwald
Ameisenbaum
(Cecropia sp.)
Balsabaum
(Ochroma pyramidale)
106
Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Eigenschaften von Pionier- und Klimaxarten in tropischen
Regenwäldern zusammen:
Eigenschaften
Andere gebräuchliche
Bezeichnungen
Keimung
Sämlinge
Samen
Samenbank im Boden
Verbreitung der Samen
Keimruhe
Wachstumsrate
Kompensationspunkt
Höhenwachstum
Verzweigung
Periodizität des Wachstums
Blattlebensdauer
Fressfeinde
Holz
Ökologische Bandbreite
Bestandsdiagramm
Lebensdauer
Pionierarten
lichtbedürftig,
(schatten-) intolerant,
sekundär
nur in Bestandslücken, die den
Himmel freigeben und teilweise volles Sonnenlicht erhalten
können im Schatten unter der
Baumschicht nicht überleben;
sind dort nie zu finden
klein,
in reicher Anzahl mehr oder
weniger kontinuierlich produziert;
bilden sich schon bei jungen
Pflanzen
viele Arten
durch Wind oder Tiere, häufig
über beachtliche Entfernungen
Klimaxarten
schattenertragend,
(schatten-) tolerant,
primär
in der Regel unter der Baumschicht
überleben unter der Baumschicht und bilden dort eine
„Sämlingsbank“
häufig groß,
nicht in großen Mengen und
oft nur einmal im Jahr oder
seltener produziert;
bilden sich nur bei Bäumen,
die (fast) ausgewachsen sind
wenige Arten
auf verschiedene Art und Weise, darunter durch Schwerkraft,
oft nur über kurze Distanzen
fähig zur Keimruhe („ortho- oft ohne Fähigkeit zur Keimdox“),
ruhe („widerspenstig“), selten
gewöhnlich in großer Zahl als als Samenbank im Boden
Samenbank im Waldboden
hohe Rate von Kohlenstofffi- alle Raten niedriger
xierung, Blattproduktion und
relativem Wachstum
hoch
niedrig
schnell
häufig langsam
gering,
häufig reichlich mit mehreren
wenige Ordnungen
Ordnungen
unbestimmt (sylleptisch),
bestimmt (proleptisch),
keine schlafenden Knospen
mit schlafenden Knospen
kurz,
lang,
nur eine Generation vorhan- manchmal über mehrere Geneden, das heißt hohe Turnover- rationen, das heißt niedrige
Rate
Turnover-Rate
Blätter können gefressen wer- Blätter manchmal widerstandsden, weich, wenig chemische fähiger wegen mechanischer
Abwehrstoffe
Stabilität oder toxischer Chemikalien
in der Regel hell,
Unterschiedlich: hell bis sehr
geringe Dichte,
dunkel,
nicht verkieselt
geringe bis hohe Dichte,
manchmal verkieselt
groß
manchmal schmal
negativ
positiv
oft kurz
manchmal sehr lang
(WHITMORE, 1993)
107
Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
5.1.5 Besonderheiten tropischer Pflanzen
PHÄNOLOGIE
Durch das Ausbleiben der kalten Wintermonate wird eine Verteilung der Blütezeiten der einzelnen
Arten über das ganze Jahr verteilt ermöglicht. Blüten mit höheren Nektarmengen dienen dadurch auch
größeren, langlebigeren Tieren, wie Vögeln und Fledermäusen, als sichere Nahrungsquelle. Da sich in
den Tropen die einzelnen Individuen einer Pflanzenart oft weit voneinander entfernt befinden, bieten
kräftige Tiere, die als Bestäuber größere Distanzen überwinden können, wiederum Vorteile für die
Pflanzen.
Vögel werden aufgrund ihres meist schlecht ausgebildeten Geruchsorgans durch Farbeffekte angelockt. Vogelblüten sind daher in der Regel rot-orange, geruchlos und produzieren große Nektarmengen, von denen sich die meist langschnabeligen Kolibris ernähren. Ein Beispiel hierfür ist der Korallenbaum (Erythrina costaricensis, costarican. poró), aus der Familie der Fabaceae.
Fledermausblüten sind unscheinbar gefärbt, groß und derb, wodurch es den Tieren ermöglicht wird,
sich anzukrallen. Die einen dumpf süßlichen Geruch ausströmenden Blüten öffnen sich oft nur nachts.
Sie besitzen meist große Pollen- und Nektarmengen. Inga spectabilis (Mimosaceae; costaric. guaba
machete), die durch sehr lange Staubfäden gekennzeichnet ist, welche weit aus der Blütenkrone hinausragen, ist eine von Fledermäusen bestäubte Pflanze.
WACHSTUMSRHYTHMIK
Verschiedene Charakteristika tropischer Bäume, wie die Ausbildung von nur einem oder wenigen
Vegetationspunkten (Punkte, die aus embryonalen d.h. teilungsfähigen und undifferenzierten Zellen
bestehen, von denen das primäre Wachstum der Sprossachse ausgeht) und dicke, wasserspeichernde
Stämme und Blätter sowie weit ausladende, flache Kronen hätten in den gemäßigten Breiten durch
Frost und Schneelast erhebliche Probleme. Eine Ruhephase wird in tropischen Regenwäldern entweder durch Trockenheit bewirkt, ist also von der Niederschlagsmenge abhängig, oder wird von der
Pflanze selbst gesteuert, wie es in immerfeuchten Waldgebieten der Fall ist.
BLÄTTER
Zu den Pflanzenarten die Blätter besitzen, welche die in den Tropen vorherrschende ganzrandige Form
aufweisen, die häufig in eine Träufelspitze ausläuft, gehören beispielsweise die verschiedenen Ficusarten (Moraceae), wie der aus Südostasien stammende Gummibaum (Ficus elastica) und die Birkenfeige (Ficus benjamina).
Das Phänomen der Träufelspitze, die das Ablaufen des Niederschlags erleichtern soll, ist besonders
deutlich bei der Pappelfeige (Ficus religiosa) ausgeprägt, wo sie sogar zu einer Regenrinne gekielt
ist.
Eine weitere Besonderheit ist die an die Trockenheit angepasste xeromorphe Blattstruktur der Gummibaumblätter. Eine dicke, verdunstungsvermindernde Wachsschicht sorgt für die perfekte Anpassung
der Blätter des Laubdachs, die der starken Sonneneinstrahlung direkt ausgesetzt sind. Während der
Mittagszeit herrscht in diesen Höhen extreme Trockenheit.
Nadelbäume sind in den Tropen relativ selten. Man findet sie meist in Bergwäldern. Charakteristisch
sind die blattartig verbreiterten Nadeln, wie sie auch die, oft in Gärten wachsenden, Araukarien aufweisen.
LAUBAUSSCHÜTTUNG
Die Laubbäume der Tropen unterscheiden sich in einigen Merkmalen von denen der gemäßigten Breiten. Dazu zählt einerseits die Laubausschüttung, bei der durch das schnelle Blattwachstum während
der Knospenentfaltung die Versorgung mit Festigungselementen (Blattadern) und Chlorophyll nicht
standhält und ganze Zweige samt Blättern zunächst blass rötlich bis bräunlich gefärbt, schlaff herunter
hängen. Erst einige Tage später richten sich die Blätter auf und ergrünen. Die Laubausschüttung stellt
vermutlich einen Schutz der jungen Blätter vor starken tropischen Regenschauern dar und tritt beispielsweise bei der Birkenfeige (Ficus benjamina, Moraceae) auf.
108
Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
Eine Rotfärbung der Laubblätter ist nicht (nur) vor dem Blattfall zu beobachten, sondern ist auch ein
charakteristisches Merkmal junger, gerade ausgetriebener Blätter.
Eine weitere Besonderheit stellt der über das ganze Jahr verteilte Laubabwurf dar. Der Grund dafür
liegt im, während des ganzen Jahres gleichmäßig warmen Klima. Es gibt keinen durch Temperatur
und Tageslänge hervorgerufenen synchronisierten Laubabwurf. Die verschiedenen Baumarten verlieren zu unterschiedlichen Zeiten ihr Laub und sogar einzelne Bäume weisen gleichzeitig belaubte und
unbelaubte Abschnitte auf. Da der Belaubungszustand das Holzwachstum reguliert, kommt es nicht
zur Ausbildung geschlossener, ringförmiger Zuwachszonen, sondern es bilden sich entsprechend der
Knospenentfaltung der einzelnen Baumteile unregelmäßige Zuwachszonen aus. Diese Vorgänge und
das Fehlen eines Jahreszeitenklimas, sind die Gründe dafür, dass im Holz tropischer Bäume keine
deutlich erkennbaren Jahresringe ausgebildet sind.
STELZWURZELN
Stelzwurzeln kommen vor allem bei Bäumen in Sumpfwäldern vor. Schraubenbäume und einige Palmen, wie die wandernde Palme (Socratea exorrhiza, Arecaceae) sowie die Arten der Mangroven
und einige andere Bäume, zeigen ebenfalls diese Wurzelanpassung.
Besonderheiten tropischer Pflanzen
Oben links: Inga (Inga vera)
Oben Mitte: Träufelspitze bei der Pappelfeige
(Ficus religiosa)
Oben rechts: Xeromorphe Blattstruktur beim
Gummibaum (Ficus elastica)
Unten links: Laubausschüttung
Unten rechts: wandernde Palme (Socratea exorrhiza)
Literaturangaben
BLANCKE, R., (1999): Farbatlas Pflanzen der Karibik und Mittelamerikas; Verlag Eugen Ulmer
GmbH & Co., Stuttgart (Hohenheim)
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KIRST, D., (2005): Costa Rica Reise Know-How; Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH,
Bielefeld
ROHWER, J. G., (2000): Pflanzen der Tropen BLV Bestimmungsbuch; BLV Verlagsgesellschaft
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109
Ursula Bachlechner, Birgit Jogl
Pflanzliche Phänomene im tropischen Regenwald
VARESCHI, V., (1980): Vegetationsökologie der Tropen: Struktur und Lebensformen der tropischen
Regenwälder; Ulmer Verlag Stuttgart, 26, 28
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Österreicher"); Linz, OÖ Landesmuseum Stapfia, 78
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110
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.2 TROPISCHE FRÜCHTE
Markt von Cartago
5.2.1 Anacardiaceae: Sumachgewächse
MANGOBAUM (MANGIFERA INDICA)
Name: indian mango (E), manga (S), mangue (F), mangot (F)
Früchte: Je nach Sorte 10 – 20 cm große, aromatisch duftende Steinfrüchte, die von April bis Juli an
langen Fruchtstielen an den Astenden hängen. Reife Früchte variieren stark in der Form, sowie in der
Färbung, die von gelb oder orange bis nach rot und rotgrün reicht. Das Fruchtfleisch ist im
Allgemeinen pfirsichähnlich und mehr oder weniger stark von Fasern durchsetzt. Der Geschmack des
Fruchtfleisches, das sehr reich an Vitamin C und vor allem an Vitamin A ist, wird durch den Gehalt an
Terpenen beeinflusst.
Verbreitung: Ursprünglich stammt M. indica aus der indisch-burmesischen Region. Heute ist die Art
in den gesamten Tropen weit verbreitet und wird sehr häufig angepflanzt.
Nutzwert: Der Mangobaum wird in den Tropen als Schatten- und Obstbaum sehr geschätzt und
häufig in Privatgärten angepflanzt. Es wird gesagt, dass der Baum, der heute zu den populärsten
tropischen Fruchtbäumen gehört, bereits seit mehr als 4.000 Jahren kultiviert wird.
Die Früchte, die viel Vitamin A enthalten, werden entweder frisch verzehrt oder zu Marmeladen,
Säften, Konservenobst oder Chutney verarbeitet. Der hohe Pektingehalt ist bei der Herstellung von
Marmeladen förderlich. Unreife Früchte verzehrt man mit Salz und Limettensaft als Gemüse.
Auf Curacao und Trinidad werden getrocknete Mangoblätter als Heilmittel gegen Durchfall und
Fieber auf Märkten verkauft.
Allgemeines: Innerhalb der Gattung, die aus etwa 300 Arten besteht, hat nur M. indica eine große
kommerzielle Bedeutung. Vom Mangobaum existieren zahlreiche Sorten, die sich in Reifezeit,
Fruchtgröße, Druckfestigkeit, Geschmack und Gehalt an Fasern unterscheiden. Wie andere Vertreter
der Sumachgewächse auch, enthält der Mangobaum in Blättern, Blüten und Fruchtschale ein Gift, das
bei vielen Personen allergische Reaktionen hervorruft.
ROTE MOMBINPFLAUME (SPONDIAS PURPUREA L.)
Name: hog plum (E), spanish plum (E), ciruela (S), jocote (S)
Früchte: Die Steinfrüchte der Roten Mombinpflaume sind eiförmig oder elliptisch, kurz gestielt, oft
schwach längsgefurcht, bis zu 4,5 x 3,5 cm groß und 20 – 30 g schwer. Ihre glatte, glänzende, dünne,
feste Schale wird zur Reife zunächst orange oder gelb, zuletzt kräftig rot oder violett. Das saftigmehlige, etwas fasrige, weiche Fruchtfleisch ist orangegelb bis gelb, bis 8 mm dick und von süßem
oder saurem, aromatischem Geschmack, oft etwas adstringierend. Es haftet an einem ovalen,
netzförmig runzeligen Steinkern von bis zu 3,5 x 2 cm Größe, dessen harte, holzige, gelblichbraune
Schale etwa sieben Längsnähte aufweist und bis zu fünf kleine Kerne umschließt.
Verbreitung: die Art ist von Südmexiko und den Karibischen Inseln bis Peru und Brasilien
beheimatet; die Bäume werden dort sehr häufig angebaut, aber auch in Süd- und Südostasien, vor
allem auf den Philippinen, sowie in Zentralafrika kultiviert.
Die in großen Mengen auf den Märkten gehandelten Früchte werden in der Regel reif gepflückt,
nachdem sie sich gelb oder rot gefärbt haben. Sie sind nur kurze Zeit lagerfähig.
111
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Nutzwert: Die reifen, an den Vitaminen B und C reichen Früchte werden frisch als Obst gegessen, mit
Zucker gekocht als Dessert serviert oder zu Gelee und Sirup verarbeitet. Der Saft dient zur Herstellung
von Wein und Essig. Die jungen, eiweißreichen Blätter können als Gemüse zubereitet werden. In
großen Mengen verzehrt, können die Früchte Darmbeschwerden verursachen. Der Rindensud hilft
gegen Durchfall und Blähungen. Der Baum wird gern als lebender Zaun gepflanzt.
5.2.2 Annonaceae: Rahmapfelgewächse
RAHMAPFEL, SCHUPPENANNONE (ANNONA SQUAMOSA)
Name: ajate (S), anona blanca (S), chirimoya (S)
Früchte: Kugelig, bis zu 9 cm Durchmesser, graugrün mit eiförmigen Schuppen. Fruchtfleisch
aromatisch duftend, cremeweiß, sehr saftig, süß und fruchtig schmeckend. Samen oval, schwarz und
etwa 1,3 cm lang.
Verbreitung: Die Schuppenannone ist im tropischen Amerika heimisch. Als Obstgehölz ist sie auch
in den Tropen der Alten Welt häufig anzutreffen. Sie wurde dort bereits vor 1590 von den Spaniern
und Portugiesen eingeführt.
Nutzwert: Die Früchte werden frisch als Obst oder in Obstsalaten gegessen. Darüber hinaus werden
aus dem aromatisch süßen Fruchtfleisch Erfrischungsgetränke, Speiseeis und Milchshakes zubereitet.
STACHELANNONE, SAUERSACK (ANNONA MURICATA)
Name: soursop (E), guanábana (S), guanaba (S), catoche (S), anone (F)
Früchte: Aus den Fruchtblättern entstehen einzelne große Beeren, die mit der Blütenachse zu einer
großen Sammelfrucht mit einem weichen, aromatischen, cremefarbenen Fruchtfleisch verwachsen.
Die Samen sind giftig. Die Früchte werden bis zu 40 cm lang und 4 kg schwer. Die äußere Fruchtwand
ist mit zahlreichen weichen Stacheln besetzt. Das Fruchtfleisch hat ein leicht säuerliches, sehr
fruchtiges Aroma.
Verbreitung: Die Art ist in Zentralamerika, der Karibik und in Südamerika heimisch. Heute ist die
Stachelannone als beliebter Fruchtbaum in den gesamten Tropen verbreitet.
Nutzwert: A. muricata ist als Obstbaum in vielen tropischen Gärten zu finden. Die Früchte, die relativ
viel Vitamin B und C enthalten, werden entweder frisch verzehrt oder dienen zur Herstellung von
Fruchtsäften, Speiseeis oder für die Zubereitung von Desserts. In verschiedenen Ländern werden sie
zu Konserven verarbeitet. Aus den reifen Früchten kann man sehr wohlschmeckende Süßigkeiten
zubereiten. Auf den Philippinen werden unreife Früchte als Gemüse gegessen. Sie schmecken ähnlich
wie geröstete Maiskolben.
Auf vielen Karibikinseln wie Curaço, St. Thomas, Barbados und Kuba, wird aus den Blättern ein Tee
bereitet, der wie bei uns als Schwarztee oder Kaffee genossen wird. Die Früchte sind sehr
druckempfindlich und werden daher für den Export unreif geerntet.
5.2.3 Arecaceae: Palmen
AFRIKANISCHE ÖLPALME (ELAEIS GUINEENSI)
Namen: oilpalm (E), palma de aceite (S), palmier à huile (F),
Früchte: Asymmetrische, 3 – 4 cm große, fleischige Steinfrüchte. Die Außenschale ist violett,
schwarz, orange oder rot gefärbt. Die Früchte sind zu großen, bis zu 30 kg schweren Fruchtständen
zusammengefasst, die aus 2.000 – 4.000 Einzelfrüchten bestehen.
Verbreitung: Die Ölpalme ist im tropischen Afrika beheimatet. Als Kulturpflanze ist sie in den
gesamten feuchten Tropen verbreitet.
Nutzwert: Das Fruchtfleisch und die Samen enthalten bis zu 55 % rotorange gefärbtes Öl. Das Palmöl
wird durch Pressen gewonnen und nach dem Raffinieren und Bleichen vorwiegend zu Margarine und
Kochfett verarbeitet. Das Fett entspricht in seiner Zusammensetzung dem Kokosöl und wird wie
dieses verwendet. Der eiweißreiche Presskuchen und der Palmkernschrot werden als Viehfutter
genutzt.
Allgemeines: Nach nur vier bis fünf Jahren beginnen die Ölpalmen Früchte zu tragen. Bei den
ertragreichen Hybridsorten können bis zu 6 t pro Hektar geerntet werden. Die Palmen werden etwa 30
112
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Jahre beerntet, danach werden sie für eine einfache Ernte zu hoch. Man erntet die Fruchtstände mit
langen Bambusstangen, an denen Messer befestigt sind.
Hauptproduzenten von Palmöl sind Malaysia, Indonesien und Nigeria. Neuerdings wird die Ölpalme
auch verstärkt in Mittel- und Südamerika angepflanzt. Wichtige Exportländer sind dort Brasilien,
Kolumbien, Mexiko und Costa Rica.
Es gibt auch eine einheimische Ölpalme (Elaeis oleifera), die früher genutzt wurde, heute aber an
Bedeutung verloren hat.
ASSAIPALME, PALMHERZEN (EUTERPE EDULIS UND ANDERE ARTEN)
Namen: assai palm (E), palmito (S)
Früchte: Schwarzviolette Beeren.
Verbreitung: Die Assaipalme stammt aus dem südlichen Brasilien und nördlichen Argentinien.
Nutzwert: Der von den Blattbasen umschlossene, weiße Vegetationskegel wird als exquisites,
kalorienarmes Gemüse gegessen. Die zarten und sehr schmackhaften Palmherzen verwendet man roh
in Salaten oder gewürfelt und gekocht als Beilage zu Fleischgerichten. Sie werden industriell zu
Dosenkonserven verarbeitet oder in Gläsern eingemacht.
Aus den Früchten der Assaipalme stellt man in Brasilien ein Erfrischungsgetränk her.
Allgemeines: Die Palmherzen bestehen aus dem Vegetationskegel, dem darunterliegenden Mark und
den noch nicht entwickelten Blattanlagen. Sie können bis zu 1 m lang und 10 cm dick werden. Der
jeweilige Trieb stirbt nach Entnahme des Palmherzen ab. Bei einstämmigen Palmen stirbt die ganze
Pflanze ab. Durch intensive Ernte an Wildstandorten waren einige Palmenarten bereits vom
Aussterben bedroht. Heute stammen die Palmherzen fast ausschließlich aus Plantagen. Wirtschaftlich
bedeutend sind vor allem Bactris gasipaes (Pfirsichpalme) und E. oleracea (Kohlpalme). Aber auch
von anderen Gattungen wie Cocos, Sabal oder Roystonea sind die Palmherzen essbar.
Produktionsländer sind Brasilien, Ecuador, Kolumbien und verschiedene Länder Mittelamerikas.
KOKOSPALME (COCOS NUCIFERA)
Namen: coconut palm (E), pipa (S), coco (S), noix de coco (F)
Früchte: Die wohlbekannten Kokosnüsse sind botanisch gesehen Steinfrüchte. Jede Frucht besteht
aus einer glatten äußeren Fruchtwand, dem Exokarp. Nach innen folgt das faserige Mesokarp, das der
Frucht als Schwimmkörper dient. Die innere Fruchtwand, das Endokarp, ist stark verholzt und bildet
die Außenschale der Kokosnüsse, wie sie in Mitteleuropa gehandelt werden. Die Früchte erreichen
einen Durchmesser von etwa 12 – 25 cm und eine Länge von 20 – 30 cm. Die Färbung der
Kokosnüsse reicht, je nach Varietät und Reifegrad, von leuchtend gelb über grün bis rotbraun. Von
den Blüten bis zur Fruchtreife vergehen etwa 12 – 15 Monate. Pro Jahr kann eine einzelne Palme bis
zu 100 Früchte hervorbringen.
Verbreitung: Die genaue Herkunft der Kokospalme ist unsicher. Wahrscheinlich stammt sie
ursprünglich aus Südostasien. Durch die lange Keimfähigkeit in Verbindung mit der
Schwimmfähigkeit der Früchte ist sie an tropischen Stränden weltweit verbreitet.
Nutzwert: Die Kokospalme zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit und weist viele
Nutzungsmöglichkeiten auf. Das getrocknete ölhaltige Fruchtfleisch, welches zu 60 – 70 % der
Trockenmasse aus Fett besteht, wird als Kopra bezeichnet und dient als Ausgangsprodukt für die
Margarine- und Seifenherstellung. Aus den ungeöffneten Blütenständen wird der sogenannte „Toddy“
oder „Tuwak“ gewonnen. Dieser zuckerhältige Saft wird zur Herstellung von Palmwein benutzt, und
kann zu Arrak destilliert werden. Aus dem nicht ausgereiften Fruchtfleisch lässt sich eine Milch
gewinnen, die für die Zubereitung verschiedener Gerichte und Getränke (Pina Colada) verwendet
wird.
Lässt man die Kokosnuss keimen, so bildet sich im Inneren der Frucht eine weiße, schaumige, süßlich
schmeckende Masse, die entweder roh oder geröstet gegessen wird. Junge Schösslinge kann man wie
Sellerie essen.
Die Fasern des Mesokarps dienen zum Weben von Matten und Teppichen. Das Holz der Palme wird
häufig als Bauholz verwendet. Unreife Kokosnüsse werden in den Tropen mit einem Messer
aufgeschlagen und das Kokoswasser als erfrischendes Getränke („agua de coco“, „pipa“) angeboten.
In der ungeöffneten Frucht ist das Kokoswasser bis zu acht Monate haltbar, ohne zu verderben. Es ist
so rein, dass es Kriegsverletzten als Infusion direkt in den Blutkreislauf gegeben wurde.
113
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Allgemeines: Die Gattung besteht nur aus der einen Art. Die größten Anbaugebiete der Kokospalme
befinden sich auf den Philippinen und in Indonesien.
PFIRSICHPALME (BACTRIS GASIPAES)
Namen: peach palm (E), chontaduro (S), pejibaye (S), pijiguao (S)
Früchte: Eiförmige, bis zu 3 cm große gelbe, orange oder rote einsamige Steinfrüchte.
Verbreitung: Die Art ist im tropischen Mittel- und Südamerika beheimatet.
Nutzwert: Die Früchte, die einen angenehmen mehlig-nussigen Geschmack haben, sind essbar. Sie
enthalten 30 – 40 % Stärke und werden gekocht oder geröstet gegessen Vorgekocht können sie danach
frittiert und mit Mayonnaise oder einer Soße serviert werden. Getrocknete Früchte werden häufig zu
Mehl vermahlen. Es gibt viele Varietäten, darunter auch Züchtungen, die samenlose Früchte
hervorbringen. Das Holz ist sehr hart und wird zum Hausbau benutzt. Aus den Samen, die ebenfalls
eßbar sind, wird das Mancanill-Fett gewonnen. Die Früchte werden gepresst und liefern ein
hochwertiges Speisöl. In jüngster Zeit wird die Pfirsichpalme in Plantagen für die Produktion von
Palmenherzen angepflanzt. Besonders in der Ernährung der indianischen Bevölkerung spielt die
Frucht der Pfirsichpalme eine wichtige Rolle.
Stachelannone, Sauersack
(Annona muricata)
Sammelfrucht der Afrikan. Ölpalme
(Elaeis guineensis)
Frucht der Pfirsichpalme
(Bactris gasipaes)
5.2.4 Bromeliaceae: Bromeliengewächse
ANANAS (ANANAS COMOSUS)
Name: pineapple (E), piña (S)
Frucht: Aus dem Blütenkopf entwickelt sich eine große, 10 – 30 cm lange und bis zu 20 cm breite,
länglich ovale Beere. Die äußere Fruchtwand ist ledrig und besteht aus einem sechseckigen Muster.
Die Farbe der reifen Frucht reicht von gelb, über braunrot, bis hin zu dunkelgrün. Oberhalb der Frucht
befindet sich eine kleine Blattrosette. Das Fruchtfleisch ist weißlich oder gelb gefärbt und hat ein
angenehmes süßsäuerliches Aroma.
Verbreitung: Die Heimat liegt wahrscheinlich in Brasilien. Bei der Ankunft von Kolumbus in
Mittelamerika wurde die Ananas dort schon kultiviert. Heute wird die Ananas als wichtige
Nutzpflanze in den gesamten Tropen in Plantagen angebaut.
Nutzwert: Die Ananas ist eine der bedeutendsten tropischen Früchte für den Welthandel. Die Früchte
werden vor allem frisch als Obst gegessen. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts werden sie auch in
großem Umfang zu Konserven verarbeitet. Darüber hinaus stellt man aus ihnen Marmeladen, Soßen,
Speiseeis, Saft, Wein oder Essig her. Ananasfrüchte werden in vielen Gerichten und Speisen wie
Pizza, Toast Hawaii und Kuchen verwendet. In vielen Gebieten Asiens benutzt man die Früchte für
die Zubereitung von Curries und Fleischgerichten. In Afrika isst man junge Triebe als Salat. Die
Früchte, die nach Europa exportiert werden, erntet man vor der Reife. Die reife Frucht enthält das
eiweißspaltende Enzym Bromelain, welches als Weichmacher für Fleisch verwendet wird. In
Guatemala werden die jungen Sprosse als Gemüse gegessen. Der Saft der unreifen Frucht wirkt stark
abtreibend und wurde von mehreren Indianstämmen als Abtreibungsmittel angewandt. Das Enzym
Bromelain wird in der modernen Medizin als Mittel gegen Entzündungen und Ödeme verwendet. Auf
den Philippinen und in Thailand werden aus Blattfasern feine Stoffe gewoben.
114
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Allgemeines: Die ersten Ananasfrüchte wurden von Kolumbus nach Europa gebracht und breiteten
sich von da schnell über die gesamten Tropen aus. Haupterzeugungsländer sind heute Thailand, die
Philippinen, Brasilien und Indien. Pro Jahr werden etwa 370.000 t exportiert. Der größte Teil der
produzierten Menge wird in den jeweiligen Ländern frisch verzehrt. Von der Ananas existieren viele
Kulturformen, die sich durch unterschiedlichen Geschmack und Verwendungszweck auszeichnen. Die
wichtigsten Sortengruppen sind „Smooth Cayenne“ für die Konservenindustrie, „Queen“ mit kleinen
schmackhaften Früchten für den Frischverzehr, sowie „Abacaxi“ mit einem süßen, aromatischen
Fruchtfleisch.
5.2.5 Caricaceae: Melonenbaumgewächse
PAPAYA, MELONENBAUM (CARICA PAPAYA)
Namen: tree melon (E), fruta bomba (S), papayer (F)
Früchte: Unterschiedlich große, bis zu mehrere Kilo schwere, länglich-ovale, an Melonen erinnernde
Beeren. Das Fruchtfleisch ist gelblich bis orange oder rot gefärbt und enthält im Inneren der
Fruchthöhlung zahlreiche grünschwarze, scharf schmeckende Samen.
Verbreitung: Heimisch in Mittelamerika und den karibischen Inseln. Die Papaya wurde wegen ihrer
zahlreichen nützlichen Eigenschaften schon zur vorkolumbianischen Zeit kultiviert. Früh gelangte der
Baum als Obstpflanze nach Afrika und Asien. Heute ist er weltweit in den Tropen verbreitet.
Nutzwert: Besonders beliebt ist die reife Papaya, die reich an den Vitaminen A, B und C ist, als
Frischobst. Zur Intensivierung des Aromas wird das Fruchtfleisch häufig mit Limettensaft beträufelt.
Der Geschmack der Papaya variiert je nach Sorte stark. Wegen des weichen Fruchtfleisches ist die
Frucht nur bedingt haltbar. Aus den Früchten lassen sich hervorragend Obstsalate herstellen. Sie
können aber auch zu Konserven, Marmeladen, Eiscremen, Eingelegtem oder Gelees verarbeitet
werden. Papayasaft und –nektar wird aus den geschälten Früchten gewonnen.
Im unreifen Zustand kann die Papaya als Gemüse gekocht, wie Kürbis gegessen werden. In
Südostasien isst man die jungen Blätter wie Spinat. Die grüne Frucht enthält im Milchsaft das
eiweißspaltende Enzym Papain. Das Papain einiger Sorten kann bis zu 35mal sein Eigengewicht an
Fleisch verdauen und wird daher als Wurmmittel und bei Verdauungsstörungen eingesetzt. In der
Industrie benutzt man das Papain zum Gerben von Leder und zur Herstellung nicht einlaufender
Wolle.
5.2.6 Convolvulaceae: Windengewächse
BATATE, SÜßKARTOFFEL (IPOMOEA BATATAS)
Namen: sweet potato (E), batate (S), camote (S), patate douce (F)
Verbreitung: Die Art ist ursprünglich in den Gebirgen des nördlichen Südamerikas sowie in
Mittelamerika beheimatet. Bereits in vorkolumbianischer Zeit gelangte die Art in die pazifische
Region. Heute ist die Art in den Tropen und Subtropen als Kulturpflanze weit verbreitet.
Nutzwert: Die Batate produziert eine stärkehaltige Wurzelknolle mit hohem Nährwert. In vielen
Regionen sind die Knollen ein sehr wichtiges Grundnahrungsmittel. Sie werden darüber hinaus zu
Chips, Nudeln und Mehl verarbeiten. Man unterscheidet mehr als 1.000 Sorten, die sich durch Form,
Farbe, Größe und Geschmack unterscheiden. Das Innere der Knolle kann weiß, gelb, orange, violett
oder rötlich gefärbt sein. Die Süßkartoffeln können wie normale Kartoffeln angebaut und geerntet
werden. Außer den Knollen werden auch die Blätter als eiweißreiches Gemüse gegessen.
Allgemeines: Die Weltproduktion der Batate beträgt mehr als 150 Mio. Tonnen. Haupterzeugerländer
sind China, Vietnam und Indonesien. Die Kulturdauer der meisten Speisesorten beträgt fünf Monate.
Die Knollen enthalten bis zu 30 % Stärke und etwa 10 % Zucker. Der süßliche Geschmack kommt
dadurch zustande, dass durch das Kochen ein Teil der Stärke in Maltose umgewandelt wird.
Rotfleischige Sorten enthalten viel Beta-Karotin. Die Süßkartoffeln sind nach der Ernte etwa zwei
Monate lagerfähig. Abfälle der Pflanze werden als Viehfutter verwendet.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.2.7 Euphorbiaceae: Wolfsmilchgewächse
MANIOK, KASSAVE, TAPIOKA (MANIHOT ESCULENTA)
Namen: manioc (E, F), casaba (S), cassava (S), mandioca (S), yuca (S), yuca dulce (S)
Verbreitung: Die Art ist ursprünglich in Brasilien beheimatet. Bereits in vorkolumbianischer Zeit war
die Maniokpflanze vom südlichen Mexiko bis nach Brasilien und Bolivien verbreitet. Als wichtige
Kulturpflanze ist Maniok heute weltweit in den Tropen anzutreffen.
Nutzwert: Maniok ist eine der wichtigsten Nahrungsmittelpflanzen der Welt. Die stärkehaltigen
Wurzelknollen, die bis zu 30 % der Trockensubstanz an Stärke enthalten, können ein Gewicht von bis
zu 5 kg erreichen. Die Früchte werden gekocht und dann gebraten, gemahlen oder zur Gewinnung von
Stärke weiterverarbeitet. Aus dem befeuchteten und mit Hitze behandelten Mehl entsteht das
sagoähnliche Tapioka. Der Milchsaft kann gekocht und dann zum Würzen von Soßen verwendet
werden.
Allgemeines: Die Knollen enthalten wie alle Pflanzenteile das bitterschmeckende Glukosid
Linamarin, aus dem Blausäure freigesetzt werden kann. Durch Erhitzen wird dieses Gift zerstört.
Unter den Weltnahrungspflanzen nimmt Maniok die sechste Stelle ein. Hauptproduktionsländer sind
Brasilien, Thailand und Indonesien. Exportiert wird vor allem die Maniokstärke. Maniok ist besonders
für die feuchten Tropen eine sehr wertvolle Pflanze, da sie sehr anspruchslos und einfach zu
kultivieren ist und auch auf ausgelaugten Böden noch gedeiht. Die Knollen können über Monate im
Boden verbleiben, ohne zu verderben.
In Südamerika wird Maniok als „yuca“ bezeichnet. Die Pflanze steht jedoch in keiner
verwandtschaftlichen Beziehung zur Yuccapalme (Yucca elephantipes).
5.2.8 Fabaceae: Schmetterlingsgewächse
GUABA, AFFENSCHWANZ-INGA (INGA EDULIS)
Namen: icecream-beans (E), guaba (S), caite (S)
Frucht: Die hängenden Fruchte der Affenschwanz-Inga sind bis zu mehr als 1 m lange und etwa 4 cm
breite, zylindrische, tief längsgefurchte, oft gedrehte und gebogene, fein samtig behaarte, matte
braungrüne Hülsen. Ihre Schale ist hart ledrig und etwa 2mm dick. Im Inneren finden sich langbohnenförmige Samen mit glänzend rotbrauner Schale, die bis 5,5 x 2,5 x 1,2 cm messen, von einer
weißen, festen Haut umgeben und in eine weiße, saftig-schwammige, süße, aromatische Pulpe
eingebettet sind.
Verbreitung: Der Bau wird im gesamten feucht-tropischen Amerika bis in Höhen von 1800 m
kultiviert.
Nutzwert: Essbarer Teil der Frucht ist die süße Pulpa, die meist roh verzehrt wird und einen sehr
erfrischenden Geschmack hat. Die Affenschwanz-Inga wird, ebenso wie andere kultivierte Inga-Arten,
vor allem als Schattenbaum an Straßen, in Hausgärten und in Kaffeeplantagen angebaut.
Verwandte Arten: Ähnliche essbare Hülsen tragen die wesentlich kleineren Bäume der I. ingoides
(L.C.Rich). Willd.; daneben werden als Nahrungsmittel vor allem die flachen, nicht gefurchten Hülsen
der I. feuillei DC. geschätzt.
5.2.9 Lauraceae: Lorbeergewächse
AVOACADOBAUM (PERSEA AMERICANA)
Namen: avocado pear (E), aguacate (S) avocatier (F)
Früchte: Aus den zahlreichen Blüten entstehen nur wenige birnenförmige Beeren. Frucht je nach
Sorte bis maximal 20 cm lang und etwa 10 cm breit. Die Farbe der Früchte variiert von dunkelgrün bis
schwarzviolett. Jede Frucht enthält einen großen kugeligen Samen. Das gelblichgrüne Fruchtfleisch ist
wegen des hohen Fettgehaltes cremig. Die Früchte einiger Kultursorten erreichen ein Gewicht von bis
zu 1 kg.
Verbreitung: Die ursprüngliche Heimat des Avocadobaumes liegt wahrscheinlich in Mittelamerika.
Heute ist die Art als Nutzpflanze in den gesamten Tropen verbreitet.
Nutzwert: Als Lieferant der Avocadofrüchte, ist der Avocadobaum ein wichtiges Nutzgehölz. Die
Früchte werden roh verzehrt und zu Salaten und anderen Gerichten verarbeitet. Meistens wird das
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Fruchtfleisch mit Limonensaft beträufelt, gesalzen und ausgelöffelt. In Mexiko und Guatemala wird
das Fruchtfleisch püriert und mit Knoblauch, Zwiebeln und Gewürzen abgeschmeckt und als
„guacamole“ serviert. Aus dem Fruchtfleisch stellt man auch Milchshakes und Eiscremen her. Das
sehr hochwertige Öl, welches aus den Früchten gewonnen wird, benutzt man zur Produktion von
Kosmetika und Haarpflegemitteln sowie als Speisöl. Die Frucht ist sehr reich an Proteinen, Vitaminen
und an ungesättigten Fettsäuren. Der Fettgehalt des Fruchtfleisches kann bis zu 30 % betragen.
Allgemeines: Die Avocado gehört zu den sehr alten Kulturpflanzen der Menschheit. Funde beweisen,
dass sie bereits ab 7.500 vor Christus kultiviert wurde. Der Name der Frucht geht auf das aztekische
Wort „auacatl“ zurück.
Die Gattung Persea besteht aus mehr als 150 Arten. Wirtschaftlich von Bedeutung ist ausschließlich
P. americana. Haupterzeugungsländer sind Mexiko, die USA, Brasilien und die Dominikanische
Republik. Die Avocados, die auf den europäischen Markt gelangen, stammen hauptsächlich aus Israel
und Südafrika.
Bei den Avocadobäumen gibt es zwei blütenbiologische Varianten, die sich durch den Zeitpunkt der
Fruchtbarkeit unterscheiden. Um die Bestäubung zu ermöglichen, müssen beide Typen immer
zusammen angepflanzt werden.
Maniok (Manihot esculenta)
Avocado (Persea Americana)
Papaya (Carica papaya)
5.2.10 Lecythidaceae: Deckeltopfbäume
PARANUSSBAUM (BERTHOLLETIA EXCELSA)
Name: brazil nut (E), castaña (S)
Früchte: 10 – 20 cm große, kugelige oder abgeflachte, holzige Kapselfrüchte, die bis zu 2 kg schwer
werden können. Im Inneren befinden sich 12 – 24 dreikantige Samen, die von einer sehr harten Schale
umgeben sind.
Verbreitung: Der Paranussbaum ist in Südamerika im Tiefland des Amazonas und Orinoko heimisch.
Er wächst dort an Standorten, die nie vom Fluss überschwemmt werden („terra firme“).
Nutzwert: Die als Nüsse bezeichneten Samen sind sehr wohlschmeckend und haben einen hohen
Handelswert. Sie enthalten 65 % Fett, 17 % Eiweiß und 9 % Kohlenhydrate. Aus den Samen wird ein
sehr hochwertiges Speiseöl gewonnen. Das Öl wird in der Kosmetikindustrie bei der Herstellung von
Seife verwendet.
Allgemeines: Die Früchte, die 15 Monate zum Reifen benötigen, werden fast ausschließlich von wild
wachsenden Bäumen gesammelt. Wegen der komplizierten Bestäubungsbiologie durch eine bestimmte
Bienenart und der langen Kulturdauer bis zum Ertrag (10 bis 25 Jahre), wird der Baum nur selten in
Plantagen angepflanzt. Hauptproduzent von Paranüssen ist Brasilien, von wo jährlich rund 40.000 t
exportiert werden. Der Paranussbaum liefert ein gutes Beispiel für die ökologische Nutzung des
tropischen Tieflandregenwaldes. Ein Baum produziert pro Jahr etwa 300 Früchte, die 30 – 50 kg
Samen liefern. Die abgefallenen Früchte werden eingesammelt. Die Arbeit ist nicht ungefährlich, da
die herabfallenden, bis zu 2 kg schweren Früchte die Sammler leicht töten können.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.2.11 Malvaceae: Malvengewächse
KAKAOBAUM (THEOBROMA CACAO)
Namen: chocolate tree (E) cacao dulce (S), cacao (S, F)
Früchte: Elliptisch bis eiförmig, 15 – 30 cm lang und bis 10 cm breit. Die Frucht kann bei Vollreife
rot, gelb, violett oder braun gefärbt sein. Im Inneren enthält sie ein weißes, süßes, verschleimendes
Fruchtfleisch (Pulpa), in das 30 – 60 braune Samen eingebettet sind.
Verbreitung: Heimisch vom südlichen Mexiko bis ins nördliche Südamerika.
Nutzwert: Aus den Samen wird der Kakao hergestellt, der bereits bei den Azteken, Inkas und Mayas
ein beliebtes Getränk war. Nach dem Fermentieren und Rösten wurde der Kakao, der als das „Getränk
der Götter“ bezeichnet wird, mit Honig und Vanille gewürzt getrunken. Der letzte Aztekenkönig
Montezuma soll täglich 50 Tassen Kakao getrunken haben. Im Reich der Azteken wurden die
Kakaosamen als Geld benutzt. 1000 Bohnen entsprachen zur damaligen Zeit etwa drei Golddukaten.
Die Samen werden zu Kakaopulver, Kakaobutter und Schokolade verarbeitet. Die Kakaobutter wird
auch in der Kosmetikindustrie und für die Herstellung von Arzneimitteln (Salbengrundlage, Zäpfchen)
verwendet.
Das Fruchtfleisch kann als Obst gegessen oder zu Erfrischungsgetränken und Süßspeisen verarbeitet
werden.
Allgemeines: Die Gattung ist mit 22 Arten im tropischen Amerika verbreitet. Das Wort Kakao leitet
sich vom Indianerwort cachoatl ab. Der von Carl von Linné eingeführte Gattungsname Theobroma
bedeutet Götterspeise. Die ersten Kakaofrüchte wurden 1528 von Cortés nach Europa gebracht.
Nach der Ernte werden die Samen aus der Frucht entfernt und in Haufen bei 47 °C fermentiert. Die
Fermentation ist für die Entwicklung des Kakaogeschmackes von entscheidender Bedeutung. Danach
werden die Samen gewaschen, getrocknet und gemahlen. Dabei wird etwa die Hälfte des Fettes als
Kakaobutter abgepresst. Diese wird vor allem zu Schokolade weiterverarbeitet.
Rund 80 % der Weltproduktion stammen heute aus Afrika. In Mittelamerika wird neben T. cacao auch
T. bicolor kultiviert, der sich von der beschriebenen Art durch die netzartig strukturierte Oberfläche
der Früchte unterscheidet.
5.2.12 Mimosaceae: Mimosengewächse
TAMARINDE (TAMARINDUS INDICA)
Namen: tamarindo (S), tamarinde (F), tamarinier des indes (F), ambli (Ind.), chinch (Ind.)
Frucht: Längliche, gewellte Hülsen, 7 – 20 cm lang, mit brüchiger Fruchtwand, außen hellbraun bis
rotbraun gefärbt. Die ovalen, harten Samen sind in ein dunkelbraunes, säuerlich aromatisch
schmeckendes Fruchtfleisch eingebettet.
Verbreitung: Die ursprüngliche Heimat des Tamarindenbaumes ist das tropische Ostafrika und das
westliche Asien. Heute ist der Baum in den gesamten Tropen verbreitet.
Nutzwert: Die Früchte werden als Obst gegessen. Aus den unreifen Früchten bereitet man Chutneys.
In anderen Gebieten werden die unreifen Früchte als Gemüse gekocht. Das Fruchtfleisch der reifen
Früchte wird zusammen mit Zucker zu Süßigkeiten verarbeitet. Ferner verwendet man es für die
Zubereitung von Sirup, Speiseeis und als Zusatz für Soßen (Worcestershire-Soße) und
Erfrischungsgetränke. Zusammen mit anderen Gewürzen nimmt man es zum Würzen von Suppen. In
der Karibik wird das reife Fruchtfleisch oft mit Holzasche vermischt und so gegessen. Die Holländer
nennen dieses Gemisch “Kake pushi” (Katzenexkrement). In Asien werden die Samen geröstet und als
Kaffee-Ersatz verwendet. Das reife Fruchtfleisch wird in der Hausmedizin als mildes Abführmittel
benutzt. Ferner wird es bei Husten und Entzündungen im Rachenraum verabreicht. Das Holz des
Tamarindenbaumes ist sehr hart und wird als Bauholz und für die Herstellung von Werkzeuggriffen
benutzt. Wegen seiner großen Wärmeentfaltung eignet sich das Holz sehr gut als Brennholz.
Allgemeines: Das reife Fruchtfleisch ist reich an Tartarsäure, die wahrscheinlich für die abführende
Wirkung des Fruchtfleisches verantwortlich ist. Die Samen enthalten geleeartiges Pektin und werden
industriell verwertet.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.2.13 Moraceae: Maulbeergewächse
BROTFRUCHTBAUM (ARTOCARPUS ALTILIS)
Namen: breadfruit (E), fruta de pan (S)
Früchte: Grüne Sammelfrüchte, 25 – 30 cm lang und etwa 1 kg schwer, raue Oberfläche. Das
Fruchtfleisch ist weiß und bei der Reife mehlig weich. Samen kastanienartig, in Kulturformen
normalerweise weggezüchtet.
Verbreitung: Die Heimat des Brotfruchtbaumes liegt in Polynesien und auf den Sunda-Inseln. Als
Frucht- und Ziergehölz ist A. altilis in allen Gebieten der warmen Tropen anzutreffen.
Nutzwert: Die Brotfrucht wird reif als Obst und unreif als Gemüse gegessen. Das Fruchtfleisch wird
gekocht, frittiert oder gebacken. In der südpazifischen Region werden Scheiben der Brotfrucht in
Erdöfen geröstet. In Malaysia werden sie in Sirup gebacken. In Polynesien werden die Früchte in
Erdöfen gebacken und bis zu einem Monat aufbewahrt. Durch Gärung entsteht ein Art Käse, der als
“poi” bezeichnet wird. Reife Früchte werden getrocknet und zu Mehl vermahlen oder zu Chips
verarbeitet. Die Samen, die ein kartoffelähnliches Aroma haben, kann man auf verschiedenste Weise
kochen, rösten oder frittieren. In Westafrika stellt man aus ihnen einen Brei her.
Das gelbliche Holz benutzt man für die Herstellung von Möbeln und im Bootsbau. Auf Hawaii werden
die traditionellen Trommeln, die bei Hula-Tänzen benutzt werden, aus Stammabschnitten angefertigt.
Allgemeines: Der Brotfruchtbaum wurde 1793 in Jamaika eingeführt. Vier Jahre zuvor wurde Kapitän
Bligh beauftragt, 1.000 Brotfruchtbäume vom malaiischen Archipel nach Mittelamerika zu bringen.
Die Früchte sollten zur Ernährung der Sklaven dienen. Berühmt geworden ist diese Reise durch die
Meuterei auf dem Schiff Bounty: Kapitän Bligh verwendete das Trinkwasser um die Bäumchen damit
zu gießen und sicher ans Ziel zu bringen. Jedoch musste er dadurch die Wasserration der Besatzung
kürzen, wofür diese natürlich kein Verständnis zeigte und meuterte.
Vom Brotfruchtbaum existieren samenlose Varianten, die oft einen anderen Namen tragen. Ein Baum
produziert pro Jahr etwa 40 kg reife Früchte.
BROTNUSSBAUM (BROSIMUM ALICASTRUM)
Name: breadnut (E), osh (E), apomo (S), mojote (S)
Früchte: Kugelige, fleischige Beeren mit bis zu 2,5 cm Durchmesser. Bei Vollreife verfärbt sich die
Frucht von Braun zu Grüngelb oder Orange. Jede Frucht enthält einen 1 – 1,5 cm großen kugeligen
Samen.
Verbreitung: Heimisch von südlichen Mexiko bis nach Venezuela und Ecuador. Der Brotnussbaum
ist auch in Kuba und Jamaika beheimatet.
Nutzwert: Der Samen der reifen Frucht ist stärkehaltig und wird im Verbreitungsgebiet gekocht oder
geröstet mit Honig gegessen. Zu Mehl gemahlen dienen die Samen zum Strecken von Maismehl. Die
Blätter verwendet man als Viehfutter. Wie bei anderen Brosimum-Arten wird auch bei B. alicastrum
der Milchsaft als pflanzliche Milch genutzt. Die Milch, die man aus dem angeschnittenen Stamm oder
aus ausgepressten Schösslingen gewinnt, erzielt auf Märkten in Guatemala hohe Preise. Sie wird als
Heilmittel bei Magenproblemen und bei Asthma eingenommen. Die nahe verwandte Art B. utile
(Kuhmilchbaum) liefert große Mengen Milchsaft, der wie Kuhmilch getrunken werden kann. Alle
Brosimum-Arten liefern ein hochwertiges Holz, das zur Herstellung von Möbeln verwendet wird.
Allgemeines: Die Gattung besteht aus 13 Arten und gehört zu der großen Familie der
Maulbeergewächse. Weitere wichtige Nutzpflanzen der Familie sind die Essfeige (Ficus carica), die
Brotfrucht (Artocarpus sp.), der Hopfen (Humulus lupulus) sowie der Canabishanf (Cannabis sativa).
Der Latex einiger Feigenarten wurde früher zur Kautschukherstellung genutzt. Die
Kautschukproduktion aus Feigen hat jedoch nie den Stellwert des Kautschukbaumes (Hevea
brasiliensis) erreicht.
5.2.14 Musaceae: Bananengewächse
BANANE (MUSA-ARTEN)
Namen: banana (E), banana (S), bananier (F)
Früchte: Aus jeder Blüte entwickelt sich eine längliche, gekrümmte Beerenfrucht, 5 – 30 cm lang und
bis zu 7 cm breit. Die äußere, fleischige und glatte Fruchtwand ist gewöhnlich gelb oder auch rot. Die
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Frucht enthält ein mehliges Fruchtfleisch (Pulpa), in welches die kleinen braunen Samen eingebettet
sind. Bei Kulturbananen sind die Früchte samenlos.
Verbreitung: Die Gattung Musa stammt aus den asiatischen Tropen von Indien über den malaiischen
Archipel bis nach Neuguinea, Australien und Samoa. Heute wird sie weltweit in den Tropen als
Nutzpflanze kultiviert.
Nutzwert: Abgesehen von Frischverzehr und der Verwendung in Obstsalaten werden Bananen auf
verschiedenste Weisen genutzt. Sie können gebacken und gebraten werden oder zusammen mit
Limettensaft und Zucker zu einem Gelee verkocht werden. Im Polynesien wird Bananenbrei mit
Kokosmilch und Limettenblättern als aromatisches Getränk serviert. Die reifen Früchte wickelt man in
Helikonienblätter ein und lässt sie in Erdlöchern fermentieren. Das „Masi“ genannte Produkt diente
früher in Notzeiten als Nahrungsmittelreserve. Getrocknete Bananen können zu Mehl vermahlen oder
als Bananenfeigen gegessen werden.
In Afrika stellt man aus Bananen nach Vergärung Bier und Wein her.
Allgemeines: Die Gattung besteht aus etwa 60 Arten. Von der Banane existieren zahlreiche
Kulturformen. Alle Obst- und Mehlbananen gehen auf M. acuminata und M. balbisiana zurück. Die
Banane gelangte bereits im ersten Jahrtausend vor Christus nach Afrika und um 1500 nach Amerika.
Bananen stellen einen sehr wichtigen Beitrag zur Welternährung dar. Die größten Produzenten sind
Brasilien, Ecuador und Mexiko. Bei uns gelangen fast ausschließlich Obstbananen in den Handel.
Häufig gehandelte Sorten sind zum Beispiel „Giant Cavendisch“ oder „Gros Michel“. Die Bananen
werden unreif geerntet, bei 12 – 14 °C transportiert und im Zielland mit Ethylen zur Reife gebracht.
Aus der Textilbanane (M. textillis) wir der sogenannte Manilahanf hergestellt.
KOCHBANANE, MEHLBANANE (MUSA ACUMINATA X M. BALBISIANA)
Namen: plantain (E), starchy banana (E), platano (S)
Früchte: Gebogene oder gerade, bei Reife gelbe oder braune Beerenfrüchte. Bei den Kulturformen
werden keine Samen ausgebildet. Die Kochbananen können kurz, kantig und dick oder lang und
gerade geformt sein.
Verbreitung: Die Kochbanane stammt aus Südostasien.
Nutzwert: Koch- und Mehlbananen werden gekocht als Gemüse, gebraten oder frittiert gegessen.
Unreife Früchte werden im Allgemeinen in Scheiben geschnitten und wie Kartoffeln frittiert und als
Beilage serviert. Man verwendet sie in Suppen und verarbeitet sie zu Chips, Flocken und Mehl. Das
Mehl wird vor allem für die Zubereitung von Schonkost verwendet. In reifem Zustand werden sie
häufig frittiert und mit Honig und Sahne als Süßspeise gegessen. In Afrika wird aus den Mehlbananen
ein Bier hergestellt.
Allgemeines: Die Kochbanane hat auf dem Weltmarkt eine viel geringere Bedeutung als die
Dessertbanane. Sie ist außerhalb der Tropen als Nahrungsmittel kaum bekannt. Sie unterscheidet sich
von der Dessertbanane durch den höheren Gehalt an Stärke (30 %). Hauptproduzenten von
Kochbananen sind Uganda, Kolumbien und Ruanda.
5.2.15 Myrtaceae: Myrtengewächse
AMAZONAS-GUAVE, ARAZÁ (EUGENIA STIPITATA)
Namen: arazá (S), guayaba del amayonas (S), pichi (S)
Früchte: Aromatisch, kugelig, etwa apfelgroß, bei Reife gelb. Das Fruchtfleisch ist sehr weich, saftig
und schmeckt fruchtig-säuerlich.
Verbreitung: Die Amazonas-Guave ist in Bolivien, Brasilien und Peru heimisch.
Nutzwert: Die Früchte mit dem säuerlichen Aroma sind sehr gut für die Zubereitung von Fruchtsäften
geeignet. Die Frucht ist sehr empfindlich gegenüber Druck, und deshalb für den Transport über
längere Strecken ungeeignet. Nach Erhitzen verliert das Fruchtfleisch das intensive Aroma
vollständig.
Allgemeines: In Costa Rica und in Peru wird sie in Plantagen kultiviert. Peru exportiert ein
Konzentrat des Fruchtfleisches nach Europa und in die USA.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
COSTARIKANISCHE GUAVE, CAS (PSIDIUM FRIEDRICHSTHALIANUM)
Namen: Costa Rican guava (E), arrayán (S), cas (S), guayaba agria (S)
Früchte: Kugelig, grün oder grüngelb, etwa 3 – 5 cm groß. Fruchtfleisch weiß, sehr aromatisch mit
zahlreichen kleinen, harten Samen.
Verbreitung: Die costaricanische Guave ist von Nicaragua bis nach Panama beheimatet. Als
Nutzpflanze wird der Baum jedoch in der gesamten mittelamerikanischen Region angepflanzt.
Nutzwert: Die reifen Früchte sind hervorragend für die Zubereitung von Erfischungsgetränken
geeignet. Dazu werden die Früchte mit Zucker und Wasser oder Milch gemixt und kalt serviert. Das
Fruchtfleisch wird industriell für die Produktion von Eiscremes, Marmeladen und
Erfrischungsgetränken verwendet.
Allgemeines: Die delikate Frucht ist bislang fast ausschließlich in Costa Rica und Nicaragua
erhältlich.
GUAVE, GUJAVABAUM (PSIDIUM GUAJVA)
Namen: guayaba (S), guayava (S), guayaba perulera (S)
Früchte: Fleischige, etwa 10 cm Durchmesser erreichende Beeren, die sich bei Reife von grün nach
gelb verfärben. In das rosa- oder gelbfarbene, mehlige Fruchtfleisch sind viele kleine, harte Samen
eingebettet.
Verbreitung: Heimisch von Mexico bis Ecuador und Brasilien. Heute in den gesamten Tropen und in
den Subtropen als Obstbaum angepflanzt und zum Teil bereits verwildert.
Nutzwert: P. guajava hat als Obstgehölz wichtige überregionale Bedeutung. Die Früchte, die reich an
Vitamin A, B und C sowie Eisen und Calcium sind, werden bevorzugt zu Marmeladen, Speiseeis,
Gelees und Fruchtsäften verarbeitet. Darüber hinaus dienen die Früchte zur Herstellung von Wein und
Likör. Auf den Antillen werden die halbierten Früchte mit Schale zu einem Sirup verkocht.
Guavenpaste wird von verschiedenen Ländern für die Herstellung von Speiseeis oder Joghurt
exportiert. Die Früchte für den Handel stammen sowohl von Wildbäumen als auch aus Plantagen. Als
Obst können die Früchte auch frisch verzehrt werten. Ein Extrakt der Blätter wird in der Volksmedizin
bei Verdauungsstörungen und zur Stillung von Blutungen verabreicht.
WASSERAPFEL, APFELJAMBUSE (SYZYGIUM MALACCENSE)
Namen: Malay apple (E), manzana de agua (S), jambosier rouge (F)
Früchte: Birnenförmig, etwa 8 – 12 cm lang. Außen sind die Früchte rosa und innen weiß gefärbt.
Das Fruchtfleisch ist schwammig und duftet leicht nach Rosenblüten. Die saftige Frucht schmeckt
süßlich, hat aber nur wenig Aroma. Die Früchte reifen vor allem während der Regenzeit in den
Monaten Juni und Juli.
Verbreitung: Die Art ist in Südostasien heimisch. Als Nutzpflanze wird der Baum in den gesamten
feuchten Tropen angepflanzt.
Nutzwert: Die Früchte der Apfeljambuse werden frisch gegessen oder zu Konserven verarbeitet.
Leicht unreife Früchte benutzt man für die Zubereitung von Gelees, Pickles und Soßen. Auf Puerto
Rico wird aus den Früchten ein roter und weißer Wein hergestellt. Dazu wird der Saft mit Zucker und
Hefe versetzt und sechs bis zwölf Monate in Fässern gelagert. In Indonesien werden die Blüten und
die jungen Blätter als Gemüse gegessen. Zur Reifezeit werden die Früchte oft auf Obstmärkten
angeboten.
5.2.16 Oxalidaceae: Sauerkleegewächse
KARAMBOLE, STERNFRUCHT (AVERRHOA CARAMBOLA)
Name: carambola (S), pepino de indias (S), carambolier (F)
Früchte: Bis 12 cm lang, eiförmig, gelb, stark gerippt.
Verbreitung: Die Heimat der Karambole liegt in Südostasien. Als Zier- und Obstgehölz ist die Art in
vielen tropischen Ländern verbreitet.
Nutzwert: Die Früchte, die reich an Kalium und Vitamin A sind, werden entweder frisch gegessen
oder zu Säften, Marmeladen und Obstsalaten verarbeitet. Die im Querschnitt sternförmigen
Fruchtscheiben werden zum Garnieren von Salaten, Desserts und Cocktails benutzt. In verschiedenen
Ländern kocht man die Karambole zusammen mit Äpfeln, Zucker und Gewürznelken als Kompott. In
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
vielen Ländern wie China, Indonesien und Australien bereitet man die Karambole als Gemüse zu.
Gekochte unreife Früchte serviert man oft als Beilage zu Fischgerichten und Langusten. Zusammen
mit Meerrettich, Sellerie, Essig und Gewürzen lässt sich ein schmackhaftes Relish zubereiten. Die
Früchte senken den Blutzuckerspiegel und werden daher bei Diabetes eingesetzt. Den Saft kann man
zum Säubern von Metall und zum Entfernen von Flecken verwenden.
5.2.17 Passifloraceae: Passionsblumengewächse
MARACUJA (PASSIFLORA EDULIS)
Namen: passionfruit (E), granadilla (S), grenadille (F)
Früchte: Hühnereigroße, ovale oder kugelige Beerenfrüchte. Fruchtschale fest, je nach Varietät gelb
oder purpur gefärbt. Diese umgibt ein Saftbläschengewebe (Pulpa) mit zahlreichen Samen, welches
sehr saftig ist und einen sehr aromatischen sauren oder süßsäuerlichen Geschmack hat. Die Pflanzen
produzieren das ganze Jahr über Früchte.
Verbreitung: Die Maracuja ist in Paraguay, dem nördlichen Argentinien und im südlichen Brasilien
heimisch. Sie wird heute weltweit in den Subtropen und Tropen angebaut.
Nutzwert: Man unterscheidet die beiden Varianten P. edulis var. flavicarpa und var. edulis. Erstere,
die man auch als Purpur-Granadilla bezeichnet, wird überwiegend frisch gegessen. Die zweite
Variante, die man als Gelbe Granadilla bezeichnet, hat größere, aromatischere und deutlich saurere
Früchte. Dies benutzt man vor allem für Fruchtsäfte. Die Samen können mitgegessen werden. Der
Maracujasaft ergibt gemischt mit Orangen- und Ananassaft ein hervorragendes Erfischungsgetränk.
Mit Zucker zu einem Sirup verkocht dienen die Früchte für die Zubereitung von Fruchtsuppen, Soßen,
Eiscreme und Desserts. In Costa Rica wird aus den Früchten ein Wein („parchita seca“) hergestellt.
Viele Passiflora-Arten enthalten das Glykosid Passiflorin, welches eine sedative (beruhigende)
Wirkung hat.
Die Gelbe Granadilla ist durch den hohen Gehalt an Zitronensäure saurer als die purpurne Varietät.
Die vitaminreichen Früchte enthalten überdurchschnittlich viel Niacin und Riboflavin.
Costarikanische Guave, Cas
(Psidium friedrichsthalianum)
Wasserapfel, Apfeljambuse
(Syzygium malaccense)
Maracuja (Passiflora edulis)
5.2.18 Poaceae: Süssgräser
MAIS (ZEA MAYS)
Namen: corn (E), maiz (S), elote (S), maïs (F)
Früchte: Maiskolben mit zahlreichen parallelen Reihen von Samen, die erst weich sind und später
aushärten. Die Färbung der Samen reicht von gelb, rosa, bläulich über rot bis hin zu violett.
Verbreitung: Die genaue Herkunft des Mais ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Heimat liegt jedoch
wahrscheinlich in Mexiko, anderen Quellen zufolge im westlichen Südamerika. Heute ist der Mais als
wichtige Kulturpflanze weltweit verbreitet.
Nutzwert: Der Mais gehört, neben dem Weizen, der Kartoffel und dem Reis, zu den bedeutendsten
Stärkelieferanten für die Weltbevölkerung. Er wird zu Maismehl oder zu einem hochwertigen Speiseöl
verarbeitet. In Mittel- und Südamerika werden oft gekochte oder geröstete unreife Maiskolben als
„elote“ oder „milho“ angeboten. Aus Maismehl stellt man die bekannten Maisfladen („tortillas“) her.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Aus vielen Maissorten werden entweder schwach alkoholische Getränke, wie zum Beispiel „chicha“,
oder auch hochprozentiger Alkohol hergestellt.
Allgemeines: Z. mays gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. In Mittelamerika wird
seit mehr als 8.000 Jahren Mais in zahllosen Sorten angebaut. Der Mais ist in seinem Fortbestand als
domestizierte Art völlig auf den Menschen angewiesen, da Wildarten nicht mehr existieren. Eine nahe
verwandte Wildform des Mais ist das sogenannte Teosinte, ein Gras, das in Teilen Mexikos, Honduras
und Guatemalas wächst. Zu präkolumbianscher Zeit war der Mais die wichtigste Nahrungspflanze und
Grundlage für die Hochkulturen der Inkas, Mayas und Azteken. Durch jahrtausendelange Selektion
sind viele Varietäten des Mais entstanden. Es gibt heute Sorten, die in 444 m Meereshöhe am
Titicacasee wachsen und andere, die im feuchten tropischen Klima auf Meeresniveau gedeihen.
Durch Kolumbus gelangte der Mais zu Beginn des 16. Jahrhunderts nach Europa.
REIS (ORYZA SATIVA)
Namen: rice (E), arroz (S), riz (F)
Früchte: Die Samen ähneln in der Form den Grassamen. Die beiden wichtigsten Arten sind Indica
und Japonica. Indica-Sorten sind überwiegend tropisch verbreitet und haben lange, schmale Körner,
während Japonica-Sorten ausschließlich in den Subtropen angepflanzt werden. Diese zeichnen sich
durch eine geringere Wuchshöhe und ovale bis runde Samen aus.
Verbreitung: O. sativa stammt wahrscheinlich aus dem tropischen Südostasien. O. glaberrima ist im
tropischen Westafrika beheimatet.
Nutzwert: Der Reis ist eine der wichtigsten Nahrungsmittelpflanzen. Für mehr als die Hälfte der
Weltbevölkerung gehört der Reis zur täglichen Ernährung. Das Reiskorn besteht bis zu 80 % aus
Stärke.
Aus den Reismühlen anfallenden Abfällen werden Öl, Wachs und ein eiweißreiches Futtermehl
gewonnen. Die Schalen werden für Bauplatten sowie als Polier- und Brennmaterial genutzt.
Allgemeines: Der Reis ist eine uralte Kulturpflanze, die weltweit in den Tropen mit verschiedenen
Arten beheimatet ist. Die ältesten Reisfunde werden auf etwa 2.300 Jahre vor Christus datiert und
stammen aus Indien. Im Lauf der jahrtausendelangen Domestikation sind unzählige Reissorten
entstanden, die den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht werden. Der Reis zeichnet sich dadurch
aus, dass er im Gegensatz zu anderen Nahrungsmittelpflanzen auch in flach mit Wasser bedeckten
Böden gedeiht. Man unterscheidet in der Kultur vor allem den Nass- und den Trockenreis. Letzterer
kann auch in überfluteten Böden gedeihen, benötigt jedoch keine ständige Überflutung. Der Nassreis
ist optimal für den Anbau in Überschwemmungsgebieten, wie zum Beispiel in Flussdeltas, geeignet.
Ein erheblicher Teil der Welternte wird auf Trockenland produziert. Die Erträge des Trockenreises
liegen etwas unter denen des Nassreises.
Über 90 % der Weltproduktion stammen aus Asien. Die größten Reisproduzenten sind China, Indien,
Indonesien und Bangladesch. Auf dem amerikanischen Kontinent sind die USA und Brasilien die
Hauptproduzenten.
5.2.19 Proteaceae: Proteusgewächse
MACADAMIANUSS (MACADAMIA INTEGRIFOLIA)
Name: Australia nut (E), macademia nut (E), macadamia (S)
Früchte: Kugelige, 1,5 – 2,5 cm große Balgfrüchte. Die zunächst grüne, glatte Fruchtschale, die sich
bei Reife braun verfärbt, umschließt einen einzelnen, weißen oder cremefarbenen Samen
(Macadamianuss).
Verbreitung: Heimisch in Ostaustralien. Die Macadamianuss wird in zahlreichen subtropischen und
tropischen Ländern angebaut.
Nutzwert: Die Samen werden als sehr hochwertige Nüsse verkauft. Sie werden maschinell geschält,
in Pflanzenöl geröstet, gesalzen und verpackt. Man kann die Samen auch roh essen. Lokal wird aus
ihnen ein Öl gepresst, welches für Salat verwendet wird. Früher wurde aus den Kernen ein Getränk
hergestellt, das als Mandelkaffee angeboten wurde.
Allgemeines: Der Ölgehalt der Macadamianüsse beträgt etwa 70 – 75 %. Sie sind reich an einfach
ungesättigten Fettsäuren. 100 g Nüsse haben einen Energiegehalt von etwa 700 kcal.
Ein Großteil der Nüsse stammt aus Australien. Neuerdings gibt es neue Plantagen im Süden der USA,
Mittelamerika und Zimbabwe.
123
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Die Gattung besteht aus zehn Arten. In Australien wird auch M. tetraphylla als Nutzpflanze angebaut.
Die Früchte benötigen etwa 6 – 7 Monate bis zur Reife. Man sammelt sie vom Boden auf und lässt sie
dann sechs Wochen trocknen, bevor sie weiterverarbeitet werden.
5.2.20 Rubiaceae: Krappgewächse
KAFFEESTRAUCH (COFFEA ARABICA)
Namen: coffee (E), café (S, F)
Früchte: Rund oder oval, bei Reife dunkelrot gefärbte Steinfrüchte (Kaffeekirschen). Die äußere
ledrige Fruchtwand umschließt ein saftiges Fruchtfleisch, in das ein oder meist zwei einseitig
abgeflachte Samen (Kaffeebohnen) eingebettet sind.
Verbreitung: Die Heimat von C. arabica liegt im östlichen Afrika.
Nutzwert: Aus den Kaffeebohnen, die 1 – 3 % Koffein enthalten, wird der Kaffee hergestellt.
Gepflückt werden nur die vollreifen Früchte. Ein geübter Pflücker kann etwa 50 kg Früchte pro Tag
ernten. Danach wird das Fruchtfleisch entfernt. Dies geschieht entweder durch Trockenen (15 – 25
Tage) und anschließendem Entfernen der äußeren Fruchtschichten oder durch das sogenannte „Nasse
Verfahren“. Dabei wird das Fruchtfleisch maschinell von den Samen getrennt. Danach müssen die
Kaffeebohnen noch von der Pergamenthaut, die die Samen umgibt, befreit werden. Anschließend
gelangt der grüne Kaffee als Rohkaffee in den Export. Für die Entwicklung des Kaffeearomas muss
der Rohkaffee bei 200 – 250 °C geröstet werden.
Allgemeines: Etwa drei Viertel (74 %) der weltweiten Kaffeeproduktion stammen von C. arabica
(Arabica-Kaffee). Hauptproduzenten von Kaffee sind Brasilien, Kolumbien, die Elfenbeinküste und
Indonesien. Der Kaffee gelangte gegen Ende des 16. Jahrhunderts nach Westeuropa. Heute werden
jährlich mehr als 6 Mio. t Kaffee produziert.
5.2.21 Rutaceae: Rautengewächse
BITTERORANGE (CITRUS AURANTIUM)
Namen: sour orange (E), najanja amarga (S), khatta (Ind.)
Früchte: Kugelige oder ovale, 7 – 9 cm große, orangefarbene Zitrusfrucht. Die Schale ist dick und
unregelmäßig geformt. Die Frucht schmeckt sehr bitter. Das Fruchtfleisch ist in 10 – 12 Segmente
unterteilt und schmeckt sauer.
Verbreitung: Die Bitterorange ist in Südostasien heimisch. Sie wird seit etwa 1.000 Jahren in Italien
kultiviert.
Nutzwert: Die Früchte sind sehr sauer und werden nur selten als Obst gegessen. In Mexiko isst man
die Früchte jedoch mit Salz und scharfer Chilipaste. In Spanien benutzt man den Saft zum Würzen von
Fischgerichten. In Ägypten wird aus dem fermentierten Saft ein Wein hergestellt. Aus dem
Fruchtfleisch und Schalenstücken lässt sich eine sehr schmackhafte Marmelade bereiten. Die
Bitterorange ist für diesen Zweck die am besten geeignete Zitrusfrucht. Aus der Fruchtschale wird ein
aromatisches Öl gewonnen, welches als Aromatikum für Speiseeis, Süßigkeiten, Backwaren,
Erfrischungsgetränke und Kaugummi verwendet wird. Das Öl ist ein wichtiger Bestandteil bitterer
Liköre wie z.B. Curaçao. Aus den Blüten wird ebenfalls ein Öl (Neroliöl) gewonnen, welches
unverzichtbarer Rohstoff in der Parfümindustrie (Eau de Cologne) ist. Aus den Blättern wird das
Petitgrainöl gewonnen, welches in Nahrungsmitteln zum Verstärken des Fruchtgeschmackes
verwendet wird.
In der Volksmedizin wird der Saft zum Desinfizieren von Wunden benutzt.
Allgemeines: Der Baum ist von Arabern im 9. Jh. nach Europa gebracht worden. Mit den
Konquisatoren gelangt er im 16. Jh. nach Amerika.
GRAPEFRUIT (CITRUS X PARADISI)
Namen: toronja (S)
Früchte: kugelige oder leicht abgeflachte, gelbe Beerenfrüchte. Die Schale ist relativ dünn. Das
blassgelbe, rosafarbene oder rote und sehr saftige Fruchtfleisch, welches in 11 – 14 Segmente
gegliedert ist, besteht aus zahlreichen Saftschläuchen. Der Geschmack der reifen Frucht ist
süßsäuerlich mit leicht bitterem Nachgeschmack.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Verbreitung: Die Kreuzung C x paradisi ist auf den Westindischen Inseln entstanden. Sie wird heute
in vielen Ländern der warmen Tropen als Obstgehölz angebaut.
Nutzwert: Die Früchte, die reich an Vitamin A und C sind, werden vornehmlich frisch verzehrt. Sie
werden durchgeschnitten, mit etwas Zucker bestreuet und segmentweise ausgelöffelt. Die Segmente
werden häufig in Obstsalaten verwendet. In Australien bereitet man aus der Frucht eine Marmelade zu.
Die weiße Schicht, die das Fruchtfleisch umgibt, enthält Naringin. Dieser Stoff wird als bitterer
Aromastoff für Getränke, Bitterschokolade und Speiseeis verwendet. Ferner wird daraus ein Süßstoff
hergestellt, der etwa 1.500-mal süßer ist als Zucker.
Allgemeines: Die Grapefruit wurde zuerst 1750 von Griffith Hughes auf Barbados beschrieben. In den
letzten 75 Jahren hat die Bedeutung der Frucht extrem zugenommen und zählt heute zu einer der
wichtigsten Tropfenfrüchte.
Häufig wird die Grapefruit mit der Pampelmuse (C. maxima) verwechselt, von der sie abstammt. Die
grünlichgelb gefärbte Pampelmuse, die aus Südostasien stammt, ist jedoch deutlich größer (10 – 30
cm), und hat eine viel dickere Schale.
KUMQUAT (FORTUNELLA MARGARITA)
Namen: laranja de ouro (S), kin kuit (Ind.), chu tsu (Ind.)
Früchte: Ovale oder runde Zitrusfrüchte, 2 – 4 cm lang, mit gelborange oder orangefarbener, glatter,
süßlich schmeckender Fruchtschale. Das Fruchtfleisch ist in 3 – 6 Segmente gegliedert; saftig,
aromatisch duftend, säuerlich.
Verbreitung: Die Kumquat stammt aus dem südlichen China.
Nutzwert: Die angenehm fruchtig schmeckenden Früchte werden frisch mit der Schale gegessen.
Ganze Früchte können in Sirup eingelegt werden. Taiwan und China exportieren Kumquats in Dosen.
Auf Märkten werden oft kandierte Kumquats verkauft. Die Früchte eignen sich hervorragend für die
Zubereitung von Marmeladen. Als Pickles kocht man sie zusammen mit Sirup, Essig, Gewürznelken,
Zimt und Zucker. Kumquatsoße bereitet man aus zerhackten Früchten zu, die mit Honig, Orangensaft,
Salz und Butter gekocht werden.
Allgemeines: Hauptproduzenten von Kumquats sind China, Japan, Brasilien, die USA und Israel. Die
Gattung besteht aus sechs Arten, die alle in Ostasien heimisch sind.
LIMETTENBAUM, MEXIKANISCHE LIMETTE (CITRUS AURANTIIFOLIA)
Namen: lemon (E), Mexican lime (E), citron (S), lima (S), limon (S), limon criollo (S)
Früchte: Runde, bis 6 cm Durchmesser erreichende Beerenfrüchte. Schale glatt oder leicht rau mit
Öldrüsen. Bei Reife verfärbt sich die Frucht von grün nach gelb. Das Fruchtfleisch ist blassgrün und
schmeckt säuerlich und sehr aromatisch.
Verbreitung: Die Art ist wahrscheinlich in Südostasien beheimatet. Heute ist der Limonenbaum in
den gesamten Tropen weit verbreitet und oft verwildert.
Nutzwert: Die Früchte haben eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten. Sie werden unreif, vor
allem zum Würzen von Speisen und Getränken, verwendet. Aus Limetten werden Gelees,
Marmeladen und Süßspeisen hergestellt. In Indien werden sie als Pickles eingelegt. Mit Limettensaft
wird in Süd- und Mittelamerika Fisch mariniert. Dieses Gericht wird als „ceviche“ bezeichnet. Dazu
wird der Fisch zu Würfeln geschnitten und für mehrere Stunden zusammen mit Zwiebeln,
Korianderblättern und Gewürzen im Limettensaft mariniert. Der Saft, der große Mengen Vitamin C
(30 – 50 mg / 100 g) enthält, wird in der Volksmedizin als Mittel gegen Durchfall und zur
Blutreinigung sowie bei Leberbeschwerden benutzt. Aus der Fruchtschale gewinnt man durch
Destillation Limettenöl. Dieses wird als Aromastoffe für Speiseeis, Konfekt und andere Lebensmittel
industriell verwertet.
Allgemeines: Die Hauptanbaugebiete der Limette befinden sich in Mexiko und auf den karibischen
Inseln. Zitrusfrüchte gehören zu den ältesten Obstarten, die in China bereits vor mehr als 2000 Jahren
kultiviert wurden. Neben der Limette sind vor allem die Orange (C. sinensies), die Zitrone (C. limon)
und die Mandarine (C. reticulata) von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.2.22 Sapindaceae: Seifenbaumgewächse
AKEE, AKIPFLAUME (BLIGHIA SAPIDA)
Namen: vegetable brain (E), akee de Africa (S), fruta de huevo (S), abre fricasse (F)
Früchte: Birnenförmig mit drei Ausbuchtungen, 7 – 8 cm Durchmesser. Die Frucht verfärbt sich bei
Reife von rosa nach gelb. Bei Reife platzt sie mit drei Klappen auf und präsentiert drei glänzende,
schwarze Samen, die an einem fleischigen, blassgelben Arillus haften.
Verbreitung: Die Art ist in Westafrika heimisch. Als Zier- und Obstpflanze ist die Akipflaume in
vielen tropischen Ländern verbreitet. Besonders häufig ist der Baum in Jamaika, wo er die
Nationalfrucht ist.
Nutzwert: Der Arillus der reifen, geöffneten Früchte ist essbar und ein weit verbreitetes Obst.
Allerdings ist der Zeitpunkt der Ernte wichtig. Unreife oder zu früh geerntete Früchte, sowie die
Samen, sind stark giftig. Jedes Jahr kommt es zu mehreren fatalen Vergiftungsfällen. Die Früchte
werden als Konserven exportiert. Die schmackhaften Fürchte serviert man in Jamaika auch als
Gemüsebeilage zusammen mit Zwiebeln und Tomaten zu Fisch. In Salzwasser gekocht schmeckt der
Arillus ähnlich wie Rührei.
In Afrika benutzt man die unreifen Früchte als Fischgift.
Allgemeines: Die Gattung Blighia ist nach dem englischen Seemann Kapitän Bligh, besagter Kapitän,
der die Meuterei auf der Bounty heraufbeschwor, benannt.
Eine verwandte Art ist die Litchi (Litchi chinensis), die aus dem südlichen China stammt und wegen
ihrer schmackhaften, süßsauren Früchte bekannt ist.
Zu der gleichen Familie gehört Paullinia cupana, aus der das Guaraná hergestellt wird. Dieses
Getränk wirkt wegen seines Koffeingehaltes sehr anregend und ist in Brasilien ein verbreitetes
Erfrischungsgetränk.
RAMBUTAN (NEPHELIUM LAPPACEUM)
Namen: rass butan (E), rambutan (S), Mamón chino (S)
Frucht: Die runden bis ovalen Rambutan-Früchte wachsen in bis zu 25 m langen, hängenden,
verzweigten Fruchtständen. Die Einzelfrüchte sind sehr kurz und dick gestielt, bis 7 x 5 cm groß, erst
grün, dann gelb und orange, zur Reife kräftig rot bis schwärzlich rot und 15 – 100 g schwer. Ihre etwa
2 mm dicken, derben, kahlen, leicht zu lösenden Schalen sind dicht mit abstehenden, bis zu 2 cm
langen, dünnen, an der Spitze meist leicht hakigen, weichen Stacheln besetzt, die der Frucht ihren
Namen verleihen (malaiisch / indonesisch „rambut” = Haare). Unter der Schale findet sich der essbare,
glasig-weiße, manchmal leicht rötliche, saftige Samenmantel, der von angenehm süßsaurem,
aromatischem Geschmack und fester, kirschähnlicher Konsistenz ist. Fest an dem Fruchtfleisch haftet
ein länglicher, ovaler, etwa 3 x 1,2 cm großer Same mit bräunlicher oder weißlicher Schale. Dicht
neben der voll entwickelten Schale sitzen oft 1 – 2 verkümmerte, winzige Früchte.
Verbreitung: Die Art ist in den Tieflandregenwäldern der Malaiischen Halbinsel heimisch und wird
in Südostasien weithin kultiviert. In geringerem Umfang wird auch in Indien, auf Sri Lanka und den
Philippinen, in Nordaustralien, Ostafrika und in Mittel- und Südamerika angebaut.
Nutzwert: Rambutan zählt zu dem beliebtesten Obst Südostasiens. Seine Früchte werden
überwiegend aus der Hand gegessen. Die ungenießbare Schale lässt sich leicht entfernen, wenn sie mit
einem Messer aufgeschlitzt wird. Sie haftet nicht an dem essbaren und sehr schmackhaften
Fruchtfleisch. Geschälte und entkernte Früchte werden mit Zucker gekocht als Dessert gegessen oder
zu Marmelade und Gelee verarbeitet. Die Samen haben ein bitter-nussiges Aroma und sind roh
schwach giftig; auf den Philippinen werden sie geröstet verzehrt. Der Wurzelsud wird zum Senken
von Fieber verwendet, Breiumschläge aus den Blättern zur Behandlung von Kopfschmerzen. Aus den
Samen wird Talg für die Herstellung von Seife und Kerzen gewonnen.
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
Akipflaume (Blighia sapida)
Links: Rambutan
(Nephelium lappaceum)
Roberts Fruitgarden; Roberts
Schwiegertochter beim Zubereiten
verschiedenster tropischer Gemüse- und
Obstsorten die anschließend genüsslich
von uns verspeist wurden.
5.2.23 Sapotaceae: Breiapfelgewächse
GROßE SAPOTE (POUTERIA SAPOTA)
Namen: mammee apple (E), marmelade fruit (E), chacal (S), zapote (S), grand sapotillier (F)
Früchte: Die runde, ovale bis zugespitzt eiförmige, einsamige Beere ist bis zu 20 cm lang und 8 cm
breit. Ihre 1,5 mm dicke, derbe Schale ähnelt Wildleder; sie ist rau und von brauner Farbe, zur
Vollreife mit leichter Rottönung. Das Fruchtfleisch weist reif eine kräftige orangerote Färbung auf. Es
ist sehr saftig, von weicher, breiig-faseriger Konsistenz, fruchtigem Geruch und sehr süßem
Geschmack. Der karamellfarbige, bis 10 x 3 cm große Samen hat eine harte, holzige, glatte, stark
glänzende, kastanienbraune Schale und einen für die Breiapfelgewächse charakteristischen breiten,
leicht rauen, hell bräunlichen Längssteifen (Hilum). Der kurze, kräftige Stiel sitzt mit einer etwa 1,2
cm breiten, runden Scheibe an der Frucht. Er ist wie die Fruchtschale braun und rau.
Verbreitung: Der Baum ist im feucht-tropischen Tiefland vom südlichen Mexiko bis Nicaragua
beheimatet. Er wird auch auf den Karibischen Inseln und in Südamerika kultiviert und seltener in
Südostasien, vor allem auf den Philippinen, angebaut.
Nutzwert: Die Große Sapote ist ein in Mittelamerika und auf den Karibischen Inseln hoch geschätztes
Obst. Das reife, weiche Fleisch vollreifer Früchte wird aus der Schale gelöffelt. Es kann zur
Herstellung von Marmelade oder püriert mit Wasser oder Milch als Saft getrunken und in Süßspeisen
verarbeiten werden. Auch der Kern des Samens ist essbar. Er wird, gekocht, geröstet und mit Kakao
gemischt, bei der Schokoladenherstellung verwendet oder gemahlen als Zutat in Konfekt gegeben.
Unreife Früchte enthalten viel Gerbsäure, sind stark adstringierend und ungenießbar.
5.2.24 Solanaceae: Nachtschattengewächse
LULU-FRUCHT, NARANJILLA (SOLANUM QUITOENSE)
Namen: naranjilla (S, E), lulo (S)
Früchte: Kugelige, etwa 5 cm große, orange gefärbte Beerenfrüchte. Die Frucht ist mit feinen
braunen Haaren besetzt. Bei Früchten, die auf den Märkten angeboten werden, sind die Haare meist
entfernt worden.
Verbreitung: Die Naranjilla ist in den Anden Kolumbiens und Ecuadors heimisch. Als Nutzpflanze
ist die Art in verschiedenen Ländern Mittel- und Südamerikas verbreitet.
Nutzwert: Die sehr aromatischen und etwas säuerlich schmeckenden Früchte sind hervorragend für
die Zubereitung von Fruchtsäften und Marmeladen geeignet. Die Schale der Frucht muss zuvor
entfernt werden, da sie leicht giftig ist. Der Fruchtsaft kann nicht lange aufbewahrt werden, da er sich
bei Kontakt mit der Luft rasch braun verfärbt. Die Früchte werden für Eiscreme, Soßen und Kompott
verwendet. In Kolumbien wird aus den Früchten ein Wein hergestellt.
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Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.3 TROPISCHE KRÄUTER UND GEWÜRZE
5.3.1 Apiaceae: Doldenblütler
CULANTRO (ERYNGIUM FOETIDUM)
Namen: fit weed (E), spirit weed (E), cilantro (S), culantro (S), azier la fièvre (F)
Blätter: In grundständiger Rosette, Blattspreite lanzettlich oder spatelförmig, dünn, glänzend.
Verbreitung: Die Art kommt vom südlichen Mexiko bis Bolivien und Brasilien vor. In Florida und in
den Tropen Asiens und Afrikas wurde E. foetidum eingeführt und ist dort oft verwildert.
Nutzwert: Die Blätter werden in der Region frisch als Gewürz verwendet, vor allem zum Würzen von
Fischgerichten, Salaten, Suppen und Eintöpfen. Die Blätter haben einen sehr intensiven
charakteristischen, herben Geschmack. In der Volksmedizin werden Auszüge aus der Pflanze zur
Anregung des Appetits und gegen Erkältungen angewendet.
Allgemeines: Die Blätter von E. foetidum, die im Geschmack Korianderblättern ähneln, haben einen
hohen Gehalt an Calcium, Eisen und Riboflavin.
Neben dem Culantro werden auch die Blätter des Korianders (C. sativum) zum Würzen von Speisen
verwendet. Die Samen, die reich an ätherischen Ölen sind, werden unreif geerntet und in der Sonne
getrocknet.
5.3.2 Asteraceae: Korbblütler
SAFLOR (CARTHAMUS TINCTORIUS)
Namen: safflower (E), càrtamo (S), alazor (S), carthame (F)
Blüten: In endständigen orangeroten oder gelben Köpfchen, die aus zahlreichen, dicht gedrängt
stehenden Einzelblüten bestehen und den Eindruck einer einzelnen Blüte hervorrufen.
Verbreitung: Der Saflor stammt aus Vorderasien. Er wird dort seit dem Altertum angebaut. Erst ab
1948 ist der Saflor zu wirtschaftlicher Bedeutung angelangt.
Nutzwert: Ursprünglich wurden die Blüten zum Färben von Speisen und Stoffen benutzt. Saflor wird
heute noch im Mittelmeergebiet und in Indien als „Wilder Safran“ verwendet. Vorübergehend wurde
das aus den Samen gewonnene Öl für die Herstellung von Farben verwendet. Es trocknet schnell und
dunkelt nicht nach. Heute wird das Öl überwiegend als Speiseöl genutzt. Die gerösteten Samen
werden als Nüsse gegessen. Die jungen Triebe isst man gedünstet als Gemüse. Stachellose Sorten
dienen als Viehfutter.
Allgemeines: Das Öl der Samen, die etwa 30 – 48 % Öl enthalten, besteht zu 73 % aus Linolsäure.
Als die gesundheitliche Bedeutung der Linolsäure bekannt wurde, stieg die Produktionsmenge von
Safloröl sprunghaft an. Hauptproduzenten sind Mexiko und Indien. Die Gesamtproduktion aller
Länder beträgt etwa 900.000 t. Die Produktionsflächen werden ständig ausgebaut. Neuerdings wird
der Saflor auch in Spanien und Australien kultiviert. Die Pflanze benötigt für ein optimales Wachstum
ein mediterranes Klima. Der relativ hohe Preis für das Safloröl resultiert aus den geringen Erträgen
von nur etwa 600 kg pro Hektar Anbaufläche.
5.3.3 Equisetaceae: Schachtelhalmgewächse
SCHACHTELHALM (EQUISETUM ARVENSE)
Namen: Zinnkraut, Ackerschachtelhalm
Die Pflanze ist an Wegrändern, Dämmen, auf Wiesen und in Feuchtgebieten zu finden. Nur die ab Mai
austreibenden grünen Stängel sind heilkräftig. Von ihnen werden die oberen zwei Drittel von Juni bis
Oktober gepflückt. Der Schachtelhalm wirkt entwässernd. Die Pflanze wird auch in der Homöopathie
verwendet.
Inhaltsstoffe: Fast 8 % Kieselsäure, mineralische Bestandteile
Anwendungen: Als Teeaufguss kommt der Schachtelhalm als Durchspülungstherapie bei
Nierenentzündungen und Nierengrieß zur Anwendung. Bewährt hat sich auch der Einsatz bei
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
rheumatischen Beschwerden und bei chronischem Husten. Als Wickel aufgelegt, zeigt die Pflanze
unterstützende Wirkung bei der Wundheilung.
5.3.4 Lamiaceae: Lippenblütler
PFEFFERMINZE (MENTHA PIPERITA)
Namen: mint (E)
Die Pfefferminze ist eine Kreuzung aus grüner Minze und Wasserminze. Sie wird seit etwa 1780 in
Deutschland kultiviert und gilt als eines der bewährtesten Heilmittel der Volksmedizin. Die Pflanze
wird bis zu 80 cm hoch. Sie hat fast kahle, glänzende Stängel und gestielte Blätter. Die rötlich
lilafarbenen Blüten stehen sehr dicht in ährenförmigen Blütenständen. Heilkräftig sind die
Pfefferminzblätter. Die Heilpflanze wird auch in der Homöopathie (vor allem Erkältungskrankheiten)
verwendet.
Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl (vor allem Menthol), Gerbstoffe (u.a. Rosmarinsäure), Flavonoide
Anwendung: Die Pfefferminze besitzt eine krampflösende, entblähende und magenfreundliche
Wirkung, und hilft deshalb bei krampfartigen Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts (z.B.
Blähungen), sowie bei Leber- und Gallenblasenerkrankungen.
5.3.5 Lauraceae: Lorbeergewächse
CEYLONZIMT, ECHTER ZIMT (CINNAMOMUM ZEYLANICUM)
Namen: cinnamon (E), canela (S), canelle (F)
Verbreitung: Der Ceylonzimt stammt aus Sri Lanka. Er wird heute in vielen tropischen Ländern
angebaut.
Nutzwert: Als Gewürz wird die geschälte und getrocknete Rinde des Stammes und der Zweige
verwendet. Dazu nimmt man die Rinde von 6 – 8-jährigen Bäumen und deren ein- bis zweijährigen
Stockausschlägen. Nach dem Trocknen rollt sich die Rinde zu engen Röhren auf. Zimt wird als
vielseitiges Gewürz für Süßspeisen, Backwaren, Suppen und Getränken verwendet. Es ist eine
wichtige Zutat für Curry-Gewürzmischungen und wird als Aromatikum in der Likör- und
Parfümherstellung genutzt. Zimt ist in Form von Rindenstücken oder gemahlen erhältlich. Als
Qualtitätsmerkmal gilt, dass die dünnsten Rindenstücke das feinste Aroma haben.
Die unreifen und getrockneten Früchte werden ebenfalls als Gewürz („flores cassiae“) gehandelt.
Allgemeines: Als Gewürz wird die Rinde von verschiedenen Cinnamomum-Arten genutzt. Der
Ceylonzimt wird in sogenannten Zimtgärten, wie in Mitteleuropa die Korbweiden, angebaut. Im
Welthandel hat der Chinesische Zimt (C. aromaticum) die größte Bedeutung. Er ist durch den höheren
Gehalt an ätherischen Ölen im Aroma kräftiger als der Ceylonzimt. Das Gleiche gilt auch für den
Padan- oder Brumazimt (C. burmannii) und den Saigonzimt (C. loureirii). In Europa wird der feine
Geschmack des Ceylonzimts am meisten geschätzt.
Der Zimt hat als Gewürz eine sehr lange Geschichte. In China soll er bereits im 3. Jahrtausend vor
Christus bekannt gewesen sein. Das Zimtöl, welches aus dem Chinesischen Zimt gewonnen wird, war
Bestandteil des Weihrauches, der in Tempeln verbrannt wurde. Es wurde auch zur Salbung des Hohen
Priesters Aaron und seiner Söhne verwendet.
5.3.6 Liliaceae: Liliengewächse
ALOE VERA (A. VERA)
Namen: Aloe vera
Verwendete Teile: Bittersaft und Gel.
Wirkstoffe: Bittersaft (Drogenbezeichung Aloe): Anthrachinon-Glykoside und freie Anthrachinone,
Harze. Gel: Glucomannan, ein dem Guarmehl und Johanissbrotmehl ähnelndes Polysaccarid;
angeblich auch Sterine; organische Säuren, Enzyme, antibiotische Substanzen, Aminosäuren,
Saponine, Mineralstoffe.
Anwendung: Die Aloe liefert zwei verschiedene Heilmittel: Der Saft wird gewonnen, indem man die
Blätter unten abschneidet und den herausfließenden Saft auffängt. Das Gel wird extrahiert, indem man
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Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
die ganzen Blätter zerquetscht. Der Saft ist ein stark wirksames Abführmittel und eignet sich kaum für
medizinische Zwecke.
Das Gel aber ist eine der bemerkenswertesten Heilsubstanzen, die man kennt. Lokal angewendet,
fördert es die Regeneration der Haut und kann direkt auf Verbrennungen, auf Schnittverletzungen und
Wunden gestrichen werden. Das käufliche Gel ist wegen der für die Extraktion benutzten scharfen
Lösungsmittel oft unzuverlässig. Aloe lässt sich jedoch leicht als Zimmerpflanze halten.
5.3.7 Myristicaceae: Muskatnussgewächse
MUSKATNUSS (MYRISTICA FRAGRANS)
Namen: nutmeg (E), nuez moscada (S), noix de muscade (F)
Früchte: Einsamige, etwa aprikosengroße, gelbe, weichfilzige Beeren. Das derbe Fruchtfleisch öffnet
sich zur Reife mit einem Längsriss und zeigt einen braunen Samen, der von einer glänzenden Schale
und einem tiefroten, geschlitzten Samenmantel (Arillus) umgeben ist. Der Same wird
fälschlicherweise als Nuss bezeichnet.
Nutzwert: Die Samen sind ein bedeutendes Gewürz. In den Handel gelangen die von Samenschale
und Samenmantel befreiten Samen. Sie werden vor dem Verkauf vier bis acht Wochen getrocknet und
dann gekalkt. Die getrockneten Samenmäntel werden als Mazis bezeichnet. Man verwendet es als
Gewürz für Nudelgerichte, Gemüse, Salat, Suppen und Backwaren (Lebkuchen). Durch Destillation
erhält man aus den Samen das Muskatnussöl, welches in der Parfümindustrie verwendet wird. Das
Fruchtfleisch wird in Südostasien zu Konfitüre verarbeitet oder süßsauer eingelegt.
Allgemeines: Die Samen enthalten das ätherische Öl Myristicin, welches hauptsächlich für den
einzigartigen Geschmack verantwortlich ist. In größeren Mengen genossen haben Muskatnüsse eine
halluzinogene Wirkung und sind toxisch.
Als Muskatnüsse werden die Samen von verschiedenen Myristica-Arten gehandelt. Aus Neuguinea
stammt die Papua-Muskatnuss (M. argentea), die vor allem auf Celebes angebaut wird. Sie ist relativ
weich und fettreich. Auf den Molukken wird M. succedanea (Halmahera-Muskatnuss) mit kleinen,
aber sehr aromatischen Samen, kultiviert.
Hauptanbaugebiet von Muskatnüssen sind Indonesien, Indien und die Westindischen Inseln.
5.3.8 Myrtaceae: Myrtengewächse
EUKALYPTUS (EUCALYPTUS GLOBULUS)
Namen: blue gum (E), gum tree (E), eucalipto (S), ocalito (S)
Blätter: Junge Blätter gegenständig, ungestielt, eiförmig. Blattspreite silbriggrau, 7 – 15 cm lang und
bis zu 5 cm breit. Blätter an ausgewachsenen Bäumen wechselständig, lanzettlich, bis zu 30 cm lang
und 5 cm breit.
Verbreitung: Die Art ist in der Verbreitung auf Australien und Tasmanien beschränkt. Heute wird der
Eukalyptus in den gesamten Tropen angepflanzt und ist vielerorts verwildert.
Nutzwert: In erster Linie wird die Art als Holzlieferant genutzt. Der Baum ist sehr schnell wachsend
und liefert gerade, lange Stämme. Das Holz ist hart und eignet sich sehr gut für Pfähle, Möbel und den
Schiffsbau. Die Blätter enthalten, wie alle Pflanzenteile, ätherische Öle. Dieses Öl besteht bis zu 80 %
aus Eucalyptol, welches eine antibiotische Wirkung hat. Aus diesem Grund wird es bei
Atemwegserkrankungen und als Antiseptikum verwendet.
Allgemeines: Die Gattung Eucalyptus besteht aus mehr als 500 Arten, die bis auf zwei Ausnahmen,
alle aus Australien stammen. Fast alle Arten liefern dauerhafte und harte Hölzer. Die ätherischen Öle
werden von der Kosmetik- und Pharmaindustrie für die Herstellung verschiedener Produkte
verwendet. Eukalyptusbäume gehören zu den höchsten Bäumen der Welt. E. regnans kann bis zu 115
m Höhe erreichen. Die Anpflanzung von E. globulus in vielen tropischen Ländern liefert zwar schnell
viel Holz, bringt jedoch auch ökologische Probleme mit sich. Die Bäume verbrauchen sehr viel
Wasser und verhindern dadurch in ihrem Bereich jeglichen anderen Bewuchs.
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Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.3.9 Piperaceae: Pfeffergewächse
PFEFFER (PIPER NIGRUM)
Namen: pepper (E), pimienta (S), poivre (F)
Früchte: Einsamige Steinfrüchte, die je nach Reifegrad grün oder rot gefärbt sind.
Verbreitung: Der Pfeffer stammt aus dem südwestlichen Indien (Malabarküste).
Nutzwert: Der Pfeffer ist eines der wirtschaftlich wichtigsten Gewürze. Er wird zum Würzen der
verschiedensten Speisen verwendet. Pfefferkörner, die einen brennend scharfen Geschmack haben,
werden ganz, geschrotet oder gemahlen angeboten. Grüner, unreifer Pfeffer wird viel in pikanten
Soßen für Fleischgerichte benutzt. Grüner Pfeffer muss sofort nach der Ernte in Salzlake oder Öl
aufbewahrt werden, da er sonst durch Oxidationsprozesse schnell braun wird. Schwarzer Pfeffer sind
unreif geerntete Früchte, die durch den Trocknungsprozess eine schwarze Färbung und eine
schrumpelige Oberfläche erhalten. Weißer Pfeffer wird aus reifen Früchten gewonnen, bei denen das
Fruchtfleisch maschinell entfernt wird. Weißer Pfeffer ist im Allgemeinen aromatischer als Schwarzer
Pfeffer.
Allgemeines: Für den scharfen Geschmack des Pfeffers ist neben Aromastoffen das Säureamid
Piperin verantwortlich, welches im Pfeffer zu 5 – 10 % enthalten ist. Die Weltproduktion an Pfeffer
beträgt mehr als 200.000 t. Hauptexportländer sind Indonesien, Malaysia und Indien.
Aloe vera geschält
Viola sp. (Verwandte der Muskatnuss)
Rechts: Pfeffer
(Piper nigrum)
5.3.10 Poaceae: Süssgräser
LIMONENGRAS, SEREH (CYMBOPOGAN CITRATUS)
Namen: fever gras (E), lemongras (E), citronella (S), hierba de limon (S)
Verbreitung: Der Ursprung der Art ist unbekannt. Wahrscheinlich liegt die Heimat des
Limonengrases im tropischen Amerika.
Nutzwert: Die frischen Blätter werden für die Zubereitung eines aromatischen Tees verwendet. Für
die Zubereitung des Tees genügen bereits wenige Blätter. Kalt wird der Tee als erfrischendes Getränk
an heißen Tagen genossen. Darüber hinaus benutzt man die Blätter zum Würzen von Speisen. In
Südostasien dienen die Blätter als Suppengewürz. Das ätherische Öl wird für Süßigkeiten, Eiscremes
und in der Getränkeindustrie als Aromamittel verwendet. Ferner dient es zum Parfümieren von Seifen
und Kosmetika. Getrocknet und gemahlen ist das Limonengras als Serehpulver im Handel. Es wird als
Bestandteil von Gewürzmischungen verwendet. Die Pflanze hat als Naturheilmittel große Bedeutung.
Der aus den Blättern bereitete Tee wird als fiebersenkendes und erkältungsmilderndes Mittel
getrunken.
Allgemeines: Die Blätter enthalten neben verschiedenen ätherischen Ölen vor allem 70 – 80 % Citral,
welches vornehmlich für den zitronenartigen Geschmack verantwortlich ist. Aus dem Citral wird der
künstliche Veilchenduftstoff gewonnen.
131
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
5.3.11 Zingiberaceae: Ingwergewächse
INGWER (ZINGIBER OFFICINALE)
Namen: ginger (E), gengibre (S), gingembre (F)
Verbreitung: Z. officinale ist in Indien heimisch. Als wichtige Arznei- und Würzpflanze wird die Art
in den gesamten Tropen angepflanzt.
Nutzwert: Von der Pflanze wird vor allem das Rhizom genutzt, welches als Ingwer in den Handel
gelangt. Das Rhizom hat einen sehr scharfen, brennenden Geschmack, der auf den Gehalt von
Zingeron und Gingerol zurückzuführen ist. Je nach Art der Vorbehandlung unterscheidet man weißen
und schwarzen Ingwer. Man verwendet ihn roh als Gemüse und zum Würzen von Speisen. Ferner
wird er zu Sirup verarbeitet und dient frisch oder getrocknet und gemahlen als Bestandteil von
Chutneys und Curries. Man benutzt Ingwer zum Aromatisieren von Getränken wie Ginger Ale oder
Ginger Beer. Ingwer wird frisch, als Pulver, kandiert oder als Extrakt (Resinoid) gehandelt. Die
Rhizome werden häufig auf Kräutermärkten als Heilmittel verkauft. Zerdrückt und auf die Haut
gerieben, oder als Tee getrunken, soll der Ingwer bei Husten und Erkältungskrankheiten lindernd
wirken. Ferner wendet man Ingwer zur Behandlung von Zahn- und Magenschmerzen an.
Allgemeines: Die Gattung Zingiber besteht aus 85 Arten, die alle im tropischen Asien und Australien
beheimatet sind. Hauptproduzenten von Ingwer sind China und Indien, die zusammen etwa 16.000 t
jährlich exportieren.
KARDAMOM (ELETTERIA CARDAMOMUM)
Namen: cardamom (E), cardamome (F)
Früchte: Länglich-ovale, 15 – 20 mm große, dreifächrige Kapseln, die bei Reife mit drei Klappen
aufspringen.
Verbreitung: Heimisch in Südindien und auf Sri Lanka. Kardamom wird heute in vielen tropischen
Ländern angebaut.
Nutzwert: Kardamom wird als ganze Frucht gehandelt. Die Samen, die das eigentliche Gewürz
darstellen, verbleiben bis zur Verwendung in der Kapsel. Sie haben einen aromatischen Geruch und
schmecken süßlich, kräftig würzig und brennend. Man verwendet Kardamom vor allem als Küchenund Kuchengewürz in der Weihnachtsbäckerei (Pfefferkuchen). Ferner wird es für die Zubereitung
von Soßen, Marinaden, Obstspeisen und für die Herstellung von Wurst- und Fleischwaren benutzt.
Das Gewürz ist ein wichtiger Bestandteil von Curry-Gewürzmischungen. In den arabischen Ländern
wird es zum Würzen des Kardamom-Kaffees („Ghawa“) verwendet.
Allgemeines: Kardamom ist eines der feinsten und nach Safran und Vanille eines der teuersten
Gewürze. Im Handel unterscheidet man den Malabar-Kardamom und den Myore-Karadamom.
Hauptproduzenten sind Indien, Guatemala und Sri Lanka. Etwa 80 % der Welternte stammen aus den
südindischen Staaten Goorg, Madras, Merala und Mysore.
Kardamomfrüchte werden kurz vor der Reife geerntet und dann getrocknet.
KURKUMA, GELBWURZ (CURCUMA LONGA)
Namen: turmeric (E), curcuma (S, F)
Verbreitung: Die Gelbwurzel stammt aus Südostasien. Sie wird heute weltweit in den Tropen, vor
allem aber in Indien angebaut.
Nutzwert: Das Rhizom wird getrocknet und gemahlen als Gewürz und Färbemittel benutzt. Es hat
einen aromatischen, würzigen, ingwerartigen oder leicht brennend-bitteren Geschmack und ist
leuchtend gelb bis orangerot gefärbt. Man verwendet es vor allem für Curry-Gewürzmischungen, in
denen es ein wesentlicher Bestandteil ist. In England benötigt man Kurkuma zur Herstellung der
Worcestershire-Soße. In vielen Ländern wird das Gewürz zum Färben von Lebensmitteln, wie Soßen
oder Reis, verwendet. Früher benutzte man die Gelbwurzel auch zum Färben von Stoffen.
Allgemeines: Das Kurkuma ist ein sehr wichtiges Gewürz. Allein in Indien werden jährlich etwas
120.000 t produziert. Weitere Produktionsländer sind Guatemala, Thailand und Sri Lanka. Man
unterscheidet verschiedene Handelssorten, die als Chinesische, Indische, Javanische und Westindische
Kurkuma bezeichnet werden. Die Rhizome enthalten bis zu 5 % ätherisches Öl, das vor allem aus
Turmeron und Zingiberen besteht. Die intensive Färbewirkung beruht auf dem Farbstoff Curcumin.
132
Stefanie Pichler, Roswitha Stieglmayer
Tropische Früchte, Kräuter und Gewürze
In Malaysia und auf Java wird auch die verwandte Art C. mangga angebaut. Die Rhizome dieser Art
haben ein mangoähnliches Aroma und werden als Gewürz genutzt. Aus Indien stammt C. amada,
welches überwiegend als Gewürz zum Einlegen von Gemüse (Pickles) verwendet wird.
Die Pflanzen werden durch Rhizomstücke vermehrt und können ungefähr zehn Monate nach der
Pflanzung geerntet werden.
Literaturangaben
BLANCKE, R., (2000): Farbatlas Exotische Früchte: Obst und Gemüse der Tropen und Subtropen;
Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co KG, Stuttgart
EIDEN, A., et. al, (1999): Praxisbuch der Naturheilkunde: Natürlich Gesund von A bis Z; Südwest
Verlag GmbH, München
MOBEY, R., McINTYRE, M., (1989): Das neue BLV Buch der Kräuter; Gesundheit, Ernährung,
Schönheit, BLV Verlagsgesellschaft, München, 16, 55, 70, 82, 141, 143, 191, 206, 278
133
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
5.4 REPTILIEN UND AMPHIBIEN
5.4.1 Einleitung
Die Reptilien- und Amphibienarten Costa Ricas zählen zu den bestuntersuchten Mittelamerikas. Es
wurden bis jetzt etwa 222 Reptilienarten und 174 Amphibienarten gefunden. Der Artenreichtum ergibt
sich auch aus der geographischen Lage des Landes, da es sehr heterogen ist und viele verschiedene
Lebensräume besitzt. Diese reichen von Flachlandküstengebieten bis hin zu Bergregenwäldern. Ein
weiterer Grund für den Reichtum an Amphibien und Reptilien in Costa Rica lässt sich aus der Vermischung und dem Zusammentreffen von Tierarten aus Nord- und Südamerika erklären.
5.4.2 Ausgewählte Amphibien Costa Ricas
ALLGEMEINES ÜBER AMPHIBIEN
Die Amphibien, auch Lurche genannt, gehören stammesgeschichtlich einer sehr alten Gruppe von
Wirbeltieren an, die den Sprung vom rein aquatischen Leben im Wasser in ein Leben an Land vollzogen hat. Demnach wird angenommen, dass die Amphibien die Basis aller anderen heute vorkommenden höheren Wirbeltiere an Land darstellen. Amphibien kommen auf allen Kontinenten vor, von den
kalt-gemäßigten bis zu den tropischen Zonen. Doch ihre Abhängigkeit von Süßwasser begrenzt ihren
Lebensraum. Auch Trockengebiete und kalte Hochgebirge sind nicht geeignet für die meisten Arten.
Die Schleichenlurche (Blindwühlen) sind auf die Tropen Afrikas, Asiens und Amerikas beschränkt.
Salamander und Molche sind mit einigen Ausnahmen vor allem holarktisch verbreitet und Froschlurche kommen in fast allen Erdteilen und auf vielen Inseln vor. Der Schwerpunkt der Artenvielfalt
befindet sich in den subtropischen und tropischen Zonen, besonders hoch ist die Biodiversität in den
Tropenwäldern Lateinamerikas.
Im Moment sind weltweit rund 6.000 Amphibienarten bekannt. Es werden aber auch immer noch
neue, bisher nicht beschriebene Arten entdeckt. Man kann die Amphibien in drei Ordnungen und 48
Familien unterteilen. Die Ordnung der Schwanzlurche oder Molche (Urodela, Caudata) umfasst 9%
der Amphibienarten, die Schleichenlurche oder Blindwühlen (Gymnophiona) umfassen 3% der Arten
und die Froschlurche (Anura, Ecaudata) kommen auf 88% der Amphibienarten.
Amphibien besitzen zwei Gliedmaßenpaare, die gleich- oder unterschiedlich lang sind, in einigen Fällen können sie aber auch zurückgebildet sein (z.B. bei Schleichenlurchen). An jeder Hand befinden
sich in der Regel vier Finger, an den Füßen je fünf Zehen. Je nach Körperbau bewegen sich Amphibien an Land kletternd, springend, schreitend oder kriechend, im Wasser schwimmend und tauchend.
Der Schädel von Amphibien ist eher flach und der Knochenbau ist oft reduziert. Vor allem bei den
Froschlurchen fehlen deshalb unter anderem echte Rippen. Während Froschlurche um die acht Rückenwirbel besitzen, sind es bei den Schwanzlurchen, die eher eidechsenartig aussehen, zwischen 30
und 100 Rückenwirbel.
Die Zähne der Tiere, falls welche vorhanden sind, befinden sich in den Kiefernknochen und im
Mundhöhlendach. Sie sind klein und wurzellos und erneuern sich ständig. Amphibien können zwischen weniger als einem Zentimeter (bei manchen Froscharten) und über anderthalb Meter (bei Riesensalamandern) groß sein.
Ihre Haut ist dünn, nackt und verhornt, sie kann feucht und glatt oder trocken und warzig sein. In der
Unterhaut befinden sich Schleim- und Giftdrüsen, aber auch Pigmentzellen. Die Haut ist sehr wichtig
für die Atmung der Tiere, für den Schutz vor Infektionen und Feinden sowie für den Wasserhaushalt,
da Amphibien nicht trinken, sondern durch die Haut Wasser aufnehmen. Dieses Wasser wird dann in
Lymphsäcken unter der Haut und in der Harnblase gespeichert. Durch die Wand der Harnblase kann
es dem Organismus später zugeführt werden. Amphibien sind wechselwarm und haben demnach keine
konstante Körpertemperatur, ihre Temperatur passt sich einfach der Umgebungswärme an.
Bei vielen Arten sind die Augen gut entwickelt, da sie wichtig für den Beutefang sind. Bewegungen
werden deshalb besser erkannt als ruhende Objekte.
134
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
Amphibien sind mit wenigen Ausnahmen in mindestens einem Lebenszyklus, der Fortpflanzung,
sehr eng ans Wasser gebunden. Die Eier, die Laich genannt werden, sind von gallertartigen Hüllen
umgeben und werden in Gewässern abgelegt. Nur dort kann die Larvenentwicklung erfolgen, da die
Eier an Land austrocknen würden und die Larven an Land nicht überleben könnten. Erst die erwachsenen Tiere, die diese Larvenentwicklung hinter sich gebracht haben, können das Wasser verlassen
und an Land gehen, sie halten sich aber oft in der Nähe von Gewässern auf. Als Larven besitzen die
Kaulquappen noch Kiemen, als erwachsene Tiere werden einfache Lungen ausgebildet. Dieser Vorgang nennt sich Metamorphose, ist hormongesteuert und tritt erst nach einiger Zeit ein. Danach kann
das Tier das Wasser verlassen. Auch die Haut verändert sich, um an Land dem Wasserverlust entgegenzuwirken. Es kommt zu einer Verknöcherung der knorpeligen Substanz und auch die Extremitäten
werden ausgebildet. Der Schwanz der Larven bildet sich am Ende der Metamorphose bei Froschlurchen zurück, bei Schwanzlurchen bleibt er erhalten, an den Augen entwickeln sich Lider.
Die meisten Amphibien sind nachtaktiv, um sich vor Fressfeinden zu schützen und um so wenig
Wasserverluste durch die Haut zu haben wie möglich. Die lebende Beute wird normalerweise im
Ganzen aufgenommen und verschluckt. Insekten, Gliedertiere, Mollusken und Spinnen werden bevorzugt gefressen, auch Kannibalismus ist nicht selten. Viele Arten verfügen über eine im vorderen
Mundbereich verwachsene, hervorschnellbare, klebrige Zunge, mit der sie ihre Beute fangen können.
Lurche selbst bilden aber auch eine sehr wichtige Nahrungsgrundlage vieler anderer Tiere. Der Laich
und die Larven im Wasser werden von Insektenlarven, Fischen, Wasservögeln, aber auch von anderen
Amphibien gefressen. Die ausgewachsenen Tiere sind die Nahrung vieler Säugetiere, Vögel und Reptilien. Darum müssen die Amphibien für eine sehr große Nachkommenschaft sorgen, da nur sehr wenige der produzierten Eier und Larven überleben. Oft vertrauen sie auf ihre Tarnung oder flüchten, da
sie, bis auf wenige Ausnahmen, über keine sehr effektiven Verteidigungsmaßnahmen verfügen.
FRÖSCHE
Bei Froschlurchen ist das auffälligste Merkmal das Fehlen eines Schwanzes. Ihr Körperbau ist eher
oval und gedrungen und ihr Kopf ist abgeflacht und kurz. Ein Hals ist nicht zu erkennen und der Mund
ist breit. Sie haben auch keinen Gehörgang ausgebildet wie Säugetiere, sondern ihr Trommelfell liegt
direkt auf der Außenhaut und ist als runder Fleck hinter den Augen erkennt.
Kaulquappen besitzen innere Kiemen, mit denen sie unter Wasser atmen können. Ihr Körper ist kugelig und sie haben einen Ruderschwanz, mit dem sie schwimmen können. Ihre Vorderbeine sind bis
kurz vor der Metamorphose in einer Hauttasche versteckt, die Hinterbeine sind aber bereits in der
Hälfte der Entwicklung der Kaulquappe sichtbar. Der Schwanz bildet sich bei der Metamorphose zurück. Vor allem männliche Froschlurche können mittels Schallblasen, ihren Lungen und ihrem Kehlkopf Geräusche erzeugen, die sie zum Anlocken von Weibchen oder zur Revierverteidigung einsetzen.
Diese Lautäußerungen sind artspezifisch und können sehr laut sein.
Froschlurchen ist nicht angeboren was sie fressen können und was nicht, sie lernen es auch nicht von
erwachsenen Tieren. Alles was sich bewegt und klein genug ist, wird angesprungen und gefressen.
Was nicht schmeckt oder etwa durch einen Stich Schmerzen verursacht, wird wieder ausgewürgt und
das nächste Mal in Ruhe gelassen. Bei Fröschen gibt es unterschiedliche Jagdstrategien. Während
Kaulquappen vorwiegend Vegetarier sind, ernähren sich die ausgewachsenen und umgewandelten
Frösche ausschließlich von tierischer Nahrung wie Insekten, Würmern oder Schnecken. Braun- und
Grünfrösche können dank ihrer langen Hinterbeine sehr weit springen, um Insekten mit ihrer langen,
klebrigen Zunge zu fangen. Da die Frösche keine Muskeln zum Schlucken besitzen, pressen sie ihre
Augen nach innen und befördern die Nahrung so in den Magen, oft nehmen sie auch ihre Hände zur
Hilfe. Bei Würmern schleichen sie sich an und stoßen mit dem Mund zu, wobei sie oft mehrere Versuche benötigen. Bei größeren Würmern brauchen Frösche oft bis zu einer Viertelstunde, bis der Wurm
im Magen ist.
Kröten fressen eher Insekten, die am Boden leben und an die sie sich näher heranschleichen können.
Dies beeinflusst auch den Körperbau, da bei Fröschen die Augen nach oben gerichtet sind, bei Kröten
dagegen zum Boden.
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Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
Rotaugenfrosch (Agalychnis callydrias)
Der Rotaugenfrosch, dessen Bilder fast überall auf der ganzen Welt bekannt sind, ist der wohl berühmteste Frosch Costa Ricas. Er kommt in den Regenwäldern Mittelamerikas vor und gehört zur
Familie der Laubfrösche. Man kann ihn an der hellgrünen Körperfärbung, den gelben und blauen
Streifen an den Flanken und den blau gefärbten Innenseiten der Oberschenkel erkennen. Er ist in etwa
5-8 cm groß. Mithilfe von Haftscheiben an den Füßen können die Tiere ausgezeichnet klettern, das ist
auch sehr wichtig, da die Eiablage auf Bäumen stattfindet, deren Äste sich über einem Gewässer befinden. Das Weibchen nimmt bei der Paarung das für die Eiablage wichtige Wasser aus dem Teich
auf und klettert auf den Baum, wo es einen Teil der Eier auf einem Blatt ablegt. Danach kehrt es, noch
immer mit dem Männchen auf dem Rücken, ins Gewässer zurück und nimmt erneut Wasser auf um
anschließend weitere Eier auf dem Baum abzulegen. Wenn die Kaulquappen dann nach ca. 5 Tagen
schlüpfen, lassen sie sich sofort ins Wasser fallen.
Brillianter Waldfrosch (Rana warschewitschii)
Diese Froschart ist die einzige Art in Costa Rica, die zur Gattung der Rana, der Echten Frösche,
gehört und sie besitzt auch die typische Körperform dieser Gattung. Die Tiere werden 35 bis 65 mm
groß und entsprechend ihrer grün-braunen, unauffälligen Färbung hält sich diese Art meistens in Bodennähe und in der Nähe von Gewässern auf. Sie besitzt einen dunkleren braunen Streifen in Augenhöhe, der längs den Körper entlanggeht, auffällig gelbe Punkte auf der Oberseite des Schenkels und
einen rötlichen Unterleib. Diese knalligen Farben kann man nur sehen, wenn der Frosch gerade wegspringt, was wahrscheinlich den Zweck erfüllt, Fressfeinde kurz zu erschrecken, um dann unverletzt
entkommen zu können. Die Kaulquappen dieser Froschart sind besonders groß. Sie erreichen eine
totale Länge von 115 mm und sind damit nicht nur länger als alle anderen Kaulquappen in Costa Rica,
sondern auch um einiges länger als die ausgewachsenen Frösche.
Fleischmanns Glasfrosch (Hyalinobatrachium fleischmanni)
Diese Froschart ist die am stärksten verbreitete Glasfroschart auf dem amerikanischen Kontinent. Sie
kommt in einer Seehöhe von 60 bis 1.460 m vor und ist in Mexiko, Zentralamerika, Kolumbien und
Venezuela besonders häufig zu finden. Männliche Tiere sind etwa 19 – 28 mm groß. Sie sind hellgrün
gefärbt und haben viele blassgelbe Punkte, die auf ihrem Körper verteilt sind. Sie besitzen eine transparente Haut, die es einem erlaubt, die inneren Organe zu erkennen und sie haben einen weißen
Bauch. Die Farbe der Iris ist golden.
Weibchen, aber vor allem auch Männchen, sind dafür bekannt, nachts auf den gelegten Eiern zu sitzen
und diese zu bewachen und tagsüber neben den Eiern zu schlafen. Bündel von 18 – 30 Eiern werden
vom Weibchen an den Unterseiten von Blättern befestigt, die sich direkt über Wasserlacken befinden.
Doch trotzdem werden 80 % der Eier durch die verschiedensten Faktoren zerstört. Zum Beispiel legen
Fruchtfliegen oft ihre Eier auf die Eier der Frösche und die Fliegenmaden, die dann schlüpfen, fressen die Froscheier und –embryonen auf. Die Männchen verteidigen ihr Revier, das entlang von Flüssen liegt, gegen andere Männchen oft mit körperlicher Gewalt. Die Kaulquappen sind lang und dünn,
mit dorsal platzierten Augen. Sie erscheinen hellrot, was auf das Blut zurückzuführen ist, das man
durch die Haut sehen kann.
Bromelienfrosch (Hyla ebraccata)
Diese Froschart ist weit verbreitet und kommt vom südlichen Mexiko bis in den Norden Kolumbiens
vor. Seine Grundfarbe ist ein mittleres Braun und auf seinem Rücken ist diese umrahmt von einem
mehr oder weniger ausgeprägten goldgelben Viereck, das auch in manchen Fällen den ganzen Rücken
bedecken kann. Die Weibchen können eine Größe von 30 – 35 mm erreichen und die Männchen sind
23 – 27 mm groß. Die Männchen haben noch zusätzlich eine gelblich gefärbte Kehle und die Seiten
und Zehen dieses Frosches sind bei beiden Geschlechtern ebenfalls gelb gefärbt. Während der Regensaison versammeln sich die Männchen mehrere Male um Teiche und Laken und Quaken zusammen in
lauten Chören, um Weibchen anzulocken.
Raurücken-Baumsteiger (Dendrobates granuliferus)
Die Baumsteiger gehören zur Familie der Dendrobatidae und zur Gattung der Dendrobates. Im
deutschsprachigen Raum wird der Baumsteiger auch als Pfeilgiftfrosch bezeichnet. Es gibt 41 Baum136
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
steigerarten, die leuchtende Körperfarben haben und giftige Ausscheidungen über die Haut absondern. Sie kommen vor allem in den Tropen vor, von Nicaragua bis Bolivien, hauptsächlich in Flachlandregenwäldern in höchstens 150 m über dem Meeresspiegel.
Der Rücken der Raurücken-Baumsteiger ist rau und grob gekörnt. Sie haben eine orangerote bis rote
Farbe und die Beine sind grün bis türkis. Die Frösche werden 18 – 25 mm groß und haben eine besondere Art der Brutpflege. Die Weibchen legen die Kaulquappen in kleinen Wasserlacken ab und kommen alle paar Tage wieder zurück und füttern sie mit unbefruchteten Eiern.
Abb. 8.2: Brillianter Waldfrosch
(Rana warschewitschii)
Abb. 8.3: Rotaugenfrosch
(Agalychnis callydrias)
Abb. 8.5: Glasfroschmännchen beim
Bewachen des Geleges
(Hyalinobatrachium fleischmanni)
5.4.3 Ausgewählte Reptilien Costa Ricas
ALLGEMEINES ÜBER REPTILIEN
Die Reptilien, auch Kriechtiere genannt, bilden den Übergang zwischen niederen und höheren Wirbeltieren. Sie stammen, genauso wie die Vögel, entwicklungsgeschichtlich von amphibischen Landwirbeltieren ab. Erstmals sind Reptilien vor etwa 300 Mio. Jahren aufgetreten. Die erste Aufspaltung
fand sehr früh in uneigentliche Reptilien und eigentliche Reptilien statt. Heute gibt es vier Ordnungen,
in die man die Reptilien einteilen kann, die Schnabelköpfe, die Schuppenkriechtiere, die Schildkröten und die Krokodile. Das größte Unterscheidungsmerkmal zwischen Amphibien und Reptilien
ist, dass Reptilien unabhängiger vom Lebensraum Wasser sind. Außerdem besitzen Amphibien keine
harte Kalkschale (Amnion) um ihre Eier und so müssen sie ihre Eier im Gegensatz zu den Reptilien in
Gewässern ablegen, damit diese nicht austrocknen. Auch eine Metamorphose von einem Larven- in
das Adultstadium entfällt bei den Reptilien.
Reptilien haben drüsenlose und von Hornschuppen oder einem Panzer umgebene Haut, die sie vor
Austrocknung und Verletzungen schützt. Da die Haut der Reptilien nicht mitwächst, häuten sich diese
Tiere von Zeit zu Zeit. Bei Eidechsen löst sich die Haut meist in kleinen Stücken vom Körper ab,
Schlangen streifen ihre Haut in einem Stück ab und bei Schildkröten bildet sich der Panzer von unten
her neu, die alten Panzerplatten lösen sich dann schließlich ab. Generell sind Reptilien lungenatmende
Landwirbeltiere, doch einige Arten sind wieder zu Wasserbewohnern geworden oder verbringen
einen Teil ihres Lebens im Wasser. Doch die Eiablage erfolgt bei allen Arten an Land. Reptilien sind
wechselwarme Tiere, das bedeutet, dass ihre Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur abhängig ist. Sie regeln ihre Körpertemperatur durch gezieltes Aufsuchen von Sonnenplätzen, weichen
jedoch bei zu hohen Temperaturen in den Schatten aus. Die optimalen Sonnenplätze wärmen sich
schnell und stark auf, wie etwa trockenes Holz, Felsen oder trockenes Gras. Da sie nicht so schnell
austrocknen können, sind Reptilien im Gegensatz zu den Amphibien hauptsächlich tagaktiv. Zum
Überwintern in kälteren Regionen werden passende Verstecke wie Erdlöcher oder Felsspalten aufgesucht. Während der Winterruhe ist der Stoffwechsel des Tieres auf ein Minimum reduziert.
Die Verbreitung der meisten Reptilienarten ist auf klimatisch begünstigte Lagen beschränkt, da sie
sonnige, warme Lebensräume bevorzugen. Wichtig für einen geeigneten Reptilienlebensraum sind
verschiedene, miteinander vernetzte Elemente wie windgeschützte Sonnenplätze, Versteckmöglichkeiten, Paarungs- und Eiablageplätze, Jagdreviere und Überwinterungsquartiere.
137
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
Nach ihren Lebensraumansprüchen können die Reptilien in drei Gruppen unterschieden werden:
• Die Generalisten sind anspruchslos und sehr weit verbreitet. Sie brauchen nahrungsreiche
Areale und mehrere Stunden Sonne pro Tag, die den Boden erwärmt. Sie meiden geschlossene, schattige Waldgebiete und unter ihnen finden sich einige Schlangen- und Eidechsenarten.
• Die wasserliebenden Reptilien sind an offene Gewässer gebunden (z.B. die Schnappschildkröte). Zusätzlich benötigen sie ungestörte Sonnenplätze, vorzugsweise direkt an der Wasserkante.
• Arten der offenen bis halboffenen Trockenstandorte (z.B. der Asiatische Hausgecko) sind
besonders wärmeliebend.
Die meisten Reptilienarten legen Eier, doch einige Arten sind als Anpassung an kühlere klimatische
Bedingungen auch lebendgebärend. Die Entwicklung der Eier erfolgt in diesen Fällen im Mutterleib
und die Jungen schlüpfen dann während der Geburt. Doch normalerweise werden die gelegten Eier in
Erdlöchern oder in verrottendem Substrat abgelegt. Durch die Sonne werden die Eier gewärmt und
„ausgebrütet". Manche Schlangen bilden Paarungsgemeinschaften (ein Schlangenkönig mit Gefolge), bei den Eidechsen schließen sich Tiere in der Regel für eine Saison zu festen Paaren zusammen.
Die Befruchtung erfolgt ausschließlich im Körper der Weibchen. Viele Reptilienarten beanspruchen
eigene Reviere und kämpfen auch darum. Während Kämpfe unter Schlangen eher durch Imponiergehabe bestimmt werden, gibt es bei Eidechsen durchaus öfter verletzte Tiere. Bei Gefahr können Eidechsen ihren Schwanz abwerfen und können so entkommen, während der noch zuckende Schwanz den
Verfolger ablenkt. Dieser wächst aber wieder nach, obwohl er nicht mehr ganz so groß wird.
SCHLANGEN
Schlangen gehören zur Gruppe der „Eigentlichen Schuppenkriechtiere“, auch Squamata genannt.
Ihre Beine sind vollständig zurückgebildet, der Unterkiefer bezahnt und der lang gestreckte Körper ist
mit einem flexiblen Panzer aus Hornschuppen, die dachziegelartig angeordnet sind, bedeckt. Im Zuge
der Häutung streift sich die alte Hornschicht meist im Ganzen ab.
Die meisten Schlangen, aber vor allem die nachtaktiven, lokalisieren sowohl Nahrung als auch die
Partner über Chemorezeption, weswegen der olfaktorischen Wahrnehmung am meisten Bedeutung
zugeschrieben werden kann. Neben der Geruchswahrnehmung über die Nasenlöcher besitzen Schlangen, wie auch einige andere Wirbeltiere, das Jacobson-Organ, welches auch als Vomeronasales Organ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um kleine Einbuchtungen (0,2 – 2mm) auf beiden Seiten
der Nasenscheidenwand. Das Wahrnehmen mit diesem Organ wird Flehmen genannt, worunter man
das gezielte – und am geöffneten Maul und der Haltung erkennbare – Wittern nach spezifischen Gerüchen versteht. So öffnen z.B. Katzen das Maul ein wenig und strecken die Zungenspitze heraus. Beim
Einatmen werden dann Geruchsstoffe am Gaumen entlang geleitet und können sowohl gerochen wie
auch geschmeckt werden. Schlangen nehmen mit Hilfe der gespaltenen Zunge Duftpartikel aus der
Umgebung auf und befördern sie zum Riechorgan. Auf diese Weise spüren sie ihre Beute auf, finden
Überwinterungsquartiere und Paarungspartner.
Dafür ist die auditive Wahrnehmung reduziert. Schlangen besitzen keine Ohren und für Geräusche, die
durch die Luft übertragen werden, sind sie taub. Eine Klapperschlange hört also das Rasseln einer
anderen nicht und genauso wenig hört eine Kobra die Flöte eines Schlangenbeschwörers. Über ihre
Kieferknochen können sie aber schon geringste Erschütterungen des Untergrundes wahrnehmen, wenn
sie ihren Kopf auf den Boden legen.
Der Gesichtssinn wiederum ist bei den meisten Schlangen sehr gut ausgebildet. Lediglich einige grabende Schlangen sind praktisch blind.
Auch ohne Beine können sich Schlangen rasch fortbewegen, was durch vier recht unterschiedliche
Methoden erfolgt. Am häufigsten kriechen sie wellenförmig, was als Schlängeln bezeichnet wird.
Hierbei stößt sich die Schlange an der Hinterseite jeder Kurve oder Wellenbewegung vom Untergrund
ab und gleitet geschmeidig vorwärts. Eine zweite Form, die als raupenartige Fortbewegung beschrieben werden kann, wird nur von Schlangen mit schwererem Körperbau verwendet. Dabei wird
die Haut auf der Unterseite durch starke Muskeln vor und zurückbewegt, und die breiten Bauchschilder greifen in den Untergrund und bewegen dadurch die Schlange vorwärts. Diese Fortbewegungs138
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
form gab Anlass zu der irrtümlichen Behauptung, Schlangen würden „auf ihren Rippen laufen”; tatsächlich aber bewegen sich die Rippen bei keiner der vier Formen der Fortbewegung vorwärts und
rückwärts. Das Seitenwinden ist die Fortbewegungsmethode einiger Wüsten-Schlangen. Hierbei rollt
die Schlange ihren Körper in einer schlingenartigen Bewegung seitwärts am Boden entlang. Die vierte
Methode ist eine ziehharmonikaartige Fortbewegung, wobei der Körper abwechselnd ausgestreckt
und zusammengezogen wird, während sich die Schlange von einem Verankerungspunkt zum nächsten
bewegt. Diese Art der Fortbewegung dient den Blindschlangen zum Überqueren glatter Oberflächen
und zum Klettern, aber auch zum Wandern innerhalb unterirdischer Wohnröhren. Die häufigste der
vier Fortbewegungsformen und zugleich diejenige, bei der sämtliche Schlangen die höchste Geschwindigkeit erreichen können, ist das Schlängeln. Die höchste nachgewiesene Geschwindigkeit
einer Schlange liegt bei ungefähr 13 Kilometern pro Stunde. Beim Klettern können alle Methoden,
außer das Seitenwinden, eingesetzt werden.
Das Schwimmen erfolgt ausschließlich durch Schlängeln. Einigen Arten schreibt man die Fähigkeit
zu, fliegen zu können. Doch sie können sich lediglich aus recht hohen Bäumen fallen lassen oder herabstürzen und unverletzt zu Boden fallen oder teilweise gleiten.
Sämtliche Schlangen sind Fleischfresser und ernähren sich von einer Vielzahl von Tieren. Abhängig
von der eigenen Körpergröße handelt es sich dabei um Insekten, Spinnen und Schnecken, bis hin zu
Fröschen, Mäusen, Ratten und größeren Säugetieren. Dabei können sie dank der Flexibilität ihres
Skeletts und Schuppenpanzers häufig Tiere verschlingen, die dicker oder schwerer als ihr eigener
Körper sind. Viele Schlangenarten, vor allem solche aus der weltweit verbreiteten Familie der Natter,
sind allerdings in ihrer Ernährung stark spezialisiert. So ernähren sich Eierschlangen ausschließlich
von Vogeleiern. Schneckennattern verzehren Schnecken, die sie aus ihren Gehäusen ziehen können.
Wassernattern erbeuten Fische, und Kletternattern Fledermäuse. Eine Reihe von Schlangen frisst ausschließlich andere Schlangen, andere wiederum ernähren sich auch von Aas. Die meisten Nattern
verschlingen ihre Beutetiere bei lebendigem Leib.
Giftschlangen, zu denen vor allem die Familien der Grubenottern, Vipern, Giftnattern und Seeschlangen gehören, töten durch das Injizieren ihres Giftes. Dabei „fesseln” einige das Opfer zunächst durch
rasches Umschlingen, bevor sie zubeißen. Andere beißen zu, lassen die Beute entkommen, verfolgen
sie mit Hilfe ihrer Sinnesorgane und verschlingen dann das gelähmte oder sterbende Tier. Einige
Schlangen, besonders Boas, Pythons und Königsnattern, erdrosseln ihre Beutetiere, indem sie eine
Körperschlinge um sie herum winden. Die südamerikanische Riesenschlange Anakonda ertränkt häufig die umschlungenen Tiere.
Durch ihre räuberische Lebensweise spielen Schlangen eine bedeutende Rolle bei der Erhaltung des
natürlichen Gleichgewichts, insbesondere hinsichtlich der Kontrolle von Nagetieren, die zumeist eine
sehr hohe Fortpflanzungsrate aufweisen. Wie viele Amphibien und die meisten anderen Reptilien
nehmen Schlangen den Großteil ihrer Nahrung in den Phasen zwischen der Fortpflanzungszeit und der
Winter- bzw. Sommerruhe auf (soweit eine solche eingelegt wird) und zehren anschließend von diesen
Reserven. Auch die Fähigkeit zur Fortpflanzung hängt oft vom Ernährungszustand des Tieres ab und
auch davon, ob die den Stoffwechsel schonende Ruhephase lang genug war.
Natürliche Feinde der Schlangen sind vor allem Raubtiere, Krokodile und einige Greifvögel, wie der
Schlangenadler. Wegen ihrer Giftzähne oder der beachtlichen Körpergröße sind einige Arten für
Fressfeinde aber nur schwer zu erbeuten. Viele Schlangen sind dank eines verschiedenartig gefärbten
Schuppenpanzers an Untergrund oder Lichtverhältnisse ihres Lebensraums angepasst und somit gut
getarnt. Korallenschlangen warnen Angreifer durch auffällige Schreckfarben vor ihrem Gift, wovon
auch einige ungiftige Arten profitieren. Manche Schlangen, wie die Ringelnatter, stellen sich bei Bedrohung tot. Dabei erschlafft ihr gesamter Körper, die Tiere drehen sich auf den Rücken und bleiben
bewegungslos liegen. Oft strecken sie die Zunge heraus, und gelegentlich wird sogar ein wenig mit
Blut vermischter Speichel abgesondert, um die Täuschung perfekt zu machen.
In Costa Rica gibt es 135 Schlangenarten, davon sind nur 18 Arten giftig.
Tropische Klapperschlange (Crotalus durissus)
Die tropische Klapperschlange ist die giftigste aller Klapperschlangen. Sie besitzt ein hoch wirksames, gewebezerstörendes Eiweiß (Protease). So enden unbehandelt nahezu 75 % aller Bissunfälle
tödlich. Es gibt ein wirksames Gegenserum, das jedoch bei einem Angriffsbiss innerhalb von wenigen
139
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
Stunden zur Anwendung kommen muss. Die tropische Klapperschlange ist in Costa Rica nur in der
Provinz Guanacaste zu finden. Am Schwanzende befindet sich ein "Rasselorgan". Dieses besteht aus
hohlen Horngliedern, die ineinander übergreifen. Bei jeder Häutung kommt es zur Bildung eines weiteren Horngliedes, so dass ältere Schlangen über mehr Hornglieder verfügen als jüngere. Trifft man als
Mensch auf das Tier, so bleibt es in der Regel ruhig liegen und flüchtet bei einer Annäherung nicht.
Jedoch warnt die Schlange den Eindringling mit Hilfe ihres Rasselorgans auf unüberhörbarer Weise.
Man sollte sich vorsichtig und rückwärts laufend von der Schlange entfernen. Bleibt man aber auch
dann nicht auf Abstand, ist ein Zubeißen zu erwarten. Junge Schlangen besitzen noch kein oder nur ein
Rasselorgan mit wenigen Horngliedern. Daher wird ihr Warnsignal oft auf Grund seines hohen Tons
und der geringen Lautstärke überhört. Vom Boden aus stößt die Schlange ca. bis Kniehöhe zu, so dass
hohes Schuhwerk einen gewissen Schutz bieten kann.
Buschmeister (Lachesis melanocephala)
Diese Schlange ist die größte und giftigste Schlange Costa Ricas, von der es sogar heißt, sie würde
auf Menschenjagd gehen – dieses Gerücht stimmt natürlich nicht.
Diese Tiere sind nachtaktiv und verbringen den Tag über in verlassenen Säugetierbauten oder ähnlichen Verstecken. Tagsüber verteidigen sich die Tiere bei einer Begegnung mit dem Menschen kaum,
in der Nacht sind sie aber leicht zu einem Biss zu reizen. Das Abwehrverhalten kennzeichnet sich
durch eine vibrierende Schwanzspitze und einem aufgeblähten Hals. Buschmeister, die an der pazifischen Küste von Costa Rica beheimatet sind, sollen zu jeder Zeit leicht zu reizen sein. Pro Jahr werden
aber nur 2 Bisse durch die Buschmeister registriert, doch trotz schneller medizinischer Versorgung
liegt die Mortalität bei 75 %.
Lanzenotter (Bothrops asper)
Sie ist mit fast 75 % aller Schlangenbisse in Costa Rica für die meisten Todesfälle in Mittelamerika
verantwortlich. Dies zum Einen, weil sie sehr zahlreich vertreten ist (sie ist lebendgebärend und
bringt über 50 Junge zur Welt) und zum Anderen, weil die Schlange über ein ausgesprochen starkes
Gift verfügt. Sie gehört zur Familie der Vipern, lebt in Gruben und schlägt blitzartig zu. Sie verteidigt ihr Revier, ist äußerst reizbar und tötet ihre Beute mit ihren langen Giftzähnen. Jährlich verursacht
sie an die 20 Todesfälle.
Schlanknatter (Leptophis ahaetulla)
Diese schlanke, grün gefärbte Schlange, die eine sehr gute Kletterkünstlerin ist, hält sich vorwiegend
auf Bäumen auf. Dabei bleibt sie aber nicht nur in der Baumkrone, sondern bewegt sich in allen
Baumetagen. Sie frisst vorwiegend Baumfrösche, Vögel und verschiedene Echsen. Ihr Speichel ist
schwach giftig und bei Gefahr reißt sie den Mund weit auf und hofft darauf, dass diese Drohgebärde
ihre Feinde abschreckt, da sie nur sehr selten zubeißt. Vor allem in feuchten Wäldern des Tieflandes
und von Mexiko bis Nordargentinien ist die Schlanknatter zu finden. Diese Schlange kann höchstens
2,2 m lang werden.
Königsboa (Boa constrictor constrictor)
Die Königsboa gehört zu den urtümlichsten Schlangenarten, da sie noch rudimentäre Reste von Hinterbeinen und Beckengürteln, sowie paarige Lungen besitzt. Sie kann bis zu 4 m lang und 35 kg
schwer werden. Auch bei dieser Schlangenart sind die männlichen Tiere etwas kleiner und die Weibchen bringen ihre Jungen lebend zur Welt. Sowohl die rotbraunen, gelb gerandeten, rautenförmigen
Sattelflecken, die im Inneren ein helles Zentrum besitzen, wie auch der oftmals aufffällig rot gefärbte
Schwanz, sind typisch für diese Schlange. Sie kommt vom Norden Mexikos bis nach Argentinien vor,
und ist sowohl im Buschland, wie auch im Regenwald oder sogar in Halbwüsten anzutreffen. Meist ist
die Boa friedfertig und nur dämmerungs- und nachtaktiv. Unter Tags versteckt sie sich in Höhlen
oder in anderen Unterschlupfen. Obwohl die Jungtiere gut klettern können, halten sich ältere Tiere
aufgrund ihres Gewichtes meist in Bodennähe auf. Die Nahrung besteht aus Säugetieren, die bis zu
einer Größe von kleinen Wildschweinen gehen kann, aus Vögeln und Reptilien. Nach einem blitzschnellen Angriff werden die Beutetiere umschlungen und mit dem kräftigen, muskulösen Körper
erwürgt und als Ganzes verschluckt. Doch selbst ausgewachsene Schlangen sind für Menschen, abgesehen von kleinen Kindern, ungefährlich.
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Barbara Lukasch, Gina Philipp
Lanzenotter (Bothrops asper)
Tropische Klapperschlange
(Crotalus durissus)
Reptilien und Amphibien
Katzenaugennatter (Leptodeira septen)
Königsboa (Boa constrictor constrictor)
Schlanknatter (Leptophis ahaetulla)
SCHILDKRÖTEN
Schildkröten gehören zur Ordnung der Testudines, auch Chelonia genannt, die sich in die zwei Unterordnungen der Halsberger und Halswender unterteilt. Diese unterscheiden sich nach der Art, wie
die Schildkröten den Kopf in den Panzer zurückziehen. Während Halsberger ihrenKopf teleskopartig
unter den Panzer ziehen, verbergen ihn Halswender durch eine Seitwärtswendung. Der Panzer, der
aus verhorntem bzw. knöchernem Material besteht, ist starr. Die obere Hälfte des Panzers, unter den
die Schildkröte mehr oder weniger vollständig Kopf, Beine und Schwanz zurückziehen kann, wird als
Carapax (Rückenpanzer) bezeichnet. Die flache untere Hälfte nennt man Plastron (Bauchpanzer).
Dieser zweigeteilte Panzer ist mit Wirbelsäule und Rippen verbunden. Struktur und Größe von Carapax und Plastron können zwischen den einzelnen Arten entsprechend ihres Verhaltens und Lebensgewohnheiten stark abgewandelt sein. Typischerweise besteht der Panzer aus zwei Schichten: einer
inneren, knöchernen Schicht und einer äußeren Schicht mit Hornschildern oder einer ledrigen Haut.
Und auch wenn der Panzer hart erscheint und bei einigen Arten recht dick sein kann, so ist er erstaunlich empfindsam, da zwischen den Hornschildern und den knöchernen Platten viele Nerven verlaufen.
Schildkröten haben im Kiefer keine Zähne sondern Hornscheiden. Sie leben an Land, im Meer oder
im Süßwasser. Ihre Eier, meist 5 – 20 (Meeresschildkröten legen bis zu 200), werden an Land im Boden verscharrt und durch die Bodenwärme ausgebrütet.
Zwar können nur wenige Arten als reine Fleisch- oder Pflanzenfresser bezeichnet werden, doch bevorzugen einige landlebende Arten pflanzliche Nahrung, wogegen die im Wasser lebenden meist
Fleischfresser sind. Zum Auffinden der Nahrung dienen Gesichtssinn und Geruchssinn.
Meeresschildkröten
In Costa Rica gibt es fünf Arten von Meeresschildkröten. Die Echte und die Unechte Karrettschildkröte, die Bastardschildkröte, die Lederschildkröte und die Grüne Meeresschildkröte. Sie
legen ihre Eier an mehreren Stränden auf der Pazifik- und Atlantikseite ab. So kriechen 100.000 und
mehr Bastardschildkröten dafür an Land und graben ihre Nester. Dieses Ereignis wird „arribada“ (Ankunft) genannt. Eine befruchtete weibliche Schildkröte wartet bis zum Einbruch der Dunkelheit bevor
sie sich auf den Weg zum Legeplatz macht. Wird sie durch Lärm oder helles Licht gestört, unterbricht
sie ihr Vorhaben und kehrt ins Wasser zurück. Mit den Hinterflossen hebt sie ein vasenförmiges Nest
aus, das bis zu einem Meter tief ist. In dieses legt sie ihre mit einem pilztötenden Schleim überzogenen
Eier. Danach bedeckt sie die Stelle mit Sand, klatscht ihn fest und kehrt ins Meer zurück. Eine umstrit141
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
tene Regel erlaubt den Bewohnern von Ostional im Naturschutzgebiet Ostional innerhalb der ersten 36
Stunden nach einer arribada so viele Schildkröteneier der echten Karrettschildkröten zu sammeln wie
sie wollen.
In unberührten Nestern, die nicht Nasenbären, Hunden, Waschbären oder Menschen zum Opfer fielen,
schlüpfen die Schildkrötenjungen nach zwei Monaten und bahnen sich durch die dicke Sandschicht
einen Weg nach oben. Auf ihrem Weg ins Wasser können sie noch Krebsen oder Vögeln zum Opfer
fallen. Im Meer warten auch schon Haie und andere Raubfische auf sie. Lediglich 3 % überleben und
legen große Strecken im Ozean zurück.
Es wird vermutet, dass magnetische Eisenkristalle im Gehirn der Schildkröten, als eine Art innerer
Kompass dienen. Nach 15 – 30 Jahren sind sie geschlechtsreif und kehren an den Strand, an dem sie
geboren wurden zurück um sich dort zu paaren und zu vermehren.
Schnappschildkröte (Chelydra serpentina)
Die Gemeine Schnappschildkröte besitzt einen langen Hals und einen gutbeweglichen Kopf, weswegen ihre Reichweite nicht zu unterschätzen ist.
Sie ist ein sehr aktiver Jäger und frisst alles, was sie überwältigen kann, zum größten Teil Schnecken,
Muscheln, Fische und kleinere Schildkröten, aber auch Wasservögel. Nicht nur junge Enten und Gänse werden von ihr unter Wasser gerissen, sondern sie beißt sich auch in ausgewachsenen Tieren fest,
die so durch Entkräftung langsam unter Wasser gezogen werden und ertrinken.
KROKODILE
Zur Ordnung der Krokodile (Crocodilia) zählen die Alligatoren (einschließlich der Kaimane), die
Echten Krokodile und die Gaviale. Krokodile sind die nächsten lebenden Verwandten der Vögel und
bilden mit diesen die letzten Überlebenden der Archosaurier, zu denen auch die ausgestorbenen Dinosaurier gehörten. Alle heute lebenden Krokodile leben in Flüssen und Seen der Tropen und Subtropen. Nur das Salzwasserkrokodil kann auch im Meer leben und kommt häufig an den Küsten verschiedener Inseln vor.
Durch seitliche Schlängelbewegung ihres seitlich abgeflachten Ruderschwanzes können sie sich
schwimmend ausgezeichnet fortbewegen. Zur Tarnung tauchen sie fast vollständig unter und lassen
sich treiben. Oft sind nur die vorstehenden Nasenlöcher sowie Augen und Teile des Rückens sichtbar.
Das Wasser verlassen Krokodile vor allem, um sich zu sonnen oder um Eier abzulegen. Sie gehören zu
den wechselwarmen Tieren, weshalb ihre Körpertemperatur von der Umgebung abhängig ist. Um
ungünstige Jahres- oder Tageszeiten zu überdauern, graben sich Krokodile in Schlamm ein. In warmen
Regionen legen sie während Trockenperioden eine Ruhepause ein, in kühleren Regionen verfallen sie
im Winter in einen Ruhezustand.
An Land bewegen sie sich meist auf dem Bauch kriechend fort, aber sie können dort auch hochbeinig
laufen. Ihr Hautknochenpanzer wird von verknöcherten Hornplatten gebildet. Meist besitzen die
Tiere etwa 60 bis 80 Zähne, die in tiefen Höhlungen der Kieferknochen sitzen und bei geschlossenem
Maul fest miteinander verzahnt sind.
Sie ernähren sich von Krebstieren, Fischen, Amphibien, Reptilien, Vögeln und Säugetieren bis zur
Größe von Büffeln, Flusspferden und Löwen. Jungtiere erbeuten auch Insekten und Würmer. Größere
Beute, die sie z.B. an Wasserstellen durch plötzliches Hervorschnellen ergreifen, ziehen Krokodile
unter Wasser und reißen durch schnelle Drehungen ihres Körpers große Stücke heraus. Größere Exemplare mancher Arten können auch dem Menschen gefährlich werden. Bei den Echten Krokodilen
ragt bei geschlossenem Maul auf jeder Seite der vierte Unterkieferzahn hervor. Im Gegensatz dazu
sind diese Zähne bei den Alligatoren nicht sichtbar. Die Zähne dienen dazu, die Beute zu ergreifen und
festzuhalten, zum Kauen sind sie nicht geeignet. An Ober- und Unterkiefer haben Krokodile Drucksensoren, mit denen sie die von potentiellen Beutetieren an der Wasseroberfläche verursachten Wellen
wahrnehmen können. Im Gegensatz zu anderen Reptilien haben Krokodile einen äußeren Gehörgang,
der unter Wasser durch Hautfalten verschlossen ist. Mit ca. 10 Jahren sind Krokodile geschlechtsreif.
Die Weibchen vergraben ihre 20 bis 100 gänseeigroßen Eier im Sand, Schlamm oder in einem Nisthügel aus Pflanzen. Danach verlassen sie das Gelege und lassen die Eier durch die Wärme der Sonne
oder Wärmeproduktion faulender Pflanzen ausbrüten. Manche Arten bewachen das Gelege während
der gesamten Brutdauer.
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Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
Spitzmaulkrokodil, Amerikanisches Krokodil (Crocodylus acutus)
Das Spitzmaulkrokodil gehört zu den größten Krokodilarten der Erde. Ältere Individuen können eine
Gesamtlänge von bis zu sieben Metern erreichen. Tiere dieser Größen- und Altersklasse gibt es allerdings in freier Wildbahn kaum mehr, da das Spitzmaulkrokodil im 20. Jahrhundert massiver Bejagung
durch den Menschen ausgesetzt war und besonders die großen Tiere eine begehrte Beute waren. Die
meisten Spitzmaulkrokodile messen heute weniger als vier Meter. Äußere Merkmale des erwachsenen Spitzmaulkrokodils sind neben seiner verhältnismäßig langen, schmalen Schnauze eine beulenförmige Schädelaufwölbung vor den Augen und eine relativ kleine Anzahl und unregelmäßige Anordnung der großen Hornschilder im Nacken. Es bewohnt vorzugsweise Flussmündungen, wie wir es am
Rio Tarcoles gesehen haben. Jedes Jahr vor der Paarungszeit besetzen die geschlechtsreifen Männchen
klar begrenzte Territorien und vertreiben daraus sämtliche Geschlechtsgenossen. Den Weibchen hingegen gewähren sie freien Zutritt.
Die paarungswilligen Weibchen suchen sich jene Männchen mit möglichst guten Nistplätzen aus. Somit können sich die größten und stärksten Männchen mit mehreren Weibchen paaren und zahlreiche
Nachkommen zeugen, während die jüngeren und schwächeren Männchen ihr Erbgut erst weiterzugeben vermögen, wenn sie weiter gewachsen sind oder wenn sie in Gebiete auswandern, wo der
Konkurrenzkampf weniger groß ist. Somit führt die Territorialität der Spitzmaulkrokodil-Männchen
neben Erhaltung der starken Art auch zu einer Ausweitung des Verbreitungsgebiets.
Die Eiablage erfolgt in Gewässernähe in einem Nest im Boden, das die ganze Zeit über vom Weibchen vor etwaigen Nestplünderern bewacht wird. Naht der Zeitpunkt des Schlüpfens, legt das Weibchen seinen Kopf auf den Boden und lauscht, ob es die quäkenden Rufe der Jungen vernimmt, die sie
während des Schlüpfens äußern. Sobald dies der Fall ist, gräbt das Weibchen mit seinen Vorderbeinen
das Gelege frei, denn die Kleinen können sich nicht allein ans Tageslicht hocharbeiten. Manchmal
hilft es in der Folge einigen Jungen beim Schlüpfen, indem es deren Eier sanft zwischen Zunge und
Gaumen hin und her rollt, bis die Eierschale zerspringt.
Brillenkaiman (Caiman crocodilus)
Aufgrund seines markanten Knochenwulsts vor seinen Augen wird
dieser in Costa Rica lebende Kaiman auch als Brillenkaiman bezeichnet und ist von Krokodilen gut unterscheidbar. Er lebt in vielen
Süßgewässern und verlässt das Wasser selten. Wird er in der Trockenheit dazu gezwungen, vergräbt er sich im Schlamm. Tagsüber
treibt er an der Wasseroberfläche und wird erst nachts aktiver.
Kaimane ernähren sich von Insekten, Muscheln, Weichtieren, Amphibien und Fischen und stellen für den Menschen keine große Bedrohung dar. Dennoch kann ein Biss von diesem extrem aggressiven
Tier sehr schmerzhaft sein und zum Verlust eines oder mehrerer
Finger führen.
Brillenkaiman in der Esquinas
Rainforest Lodge in La Gamba
LEGUANE
Leguane sind Eidechsen, die hauptsächlich, mit über 700 Arten, auf dem amerikanischen Kontinent
vorkommen. Vereinzelt gibt es noch einige Arten auf Madagaskar und den ozeanischen Inseln. Die
meisten Leguane sind 10 – 30 cm lang, es gibt aber auch bedeutend größere Vertreter mit über zwei
Metern, wie etwa den Grünen Leguan.
Grüner Leguan (Iguana iguana)
Der Grüne Leguan ist, wie gesagt, mit einer Gesamtlänge von bis zu zwei Metern einer der größten
Leguane. Weibchen erreichen oft aber nur eine Gesamtlänge von 0,9 – 1,1 m. Er kommt vorwiegend
in Mittel- und Südamerika vor und bewohnt im allgemeinen Regenwälder, lebt jedoch auch in lichteren Wäldern. Wichtig sind hohe Temperaturen, genügend Bäume, viel Grünfutter und ausreichend
Wasser.
Die Farbe des Grünen Leguans kann von grasgrün bis türkisblau variieren, Jungtiere sind leuchtend
blattgrün, auch von der Farbmusterung kann es Unterschiede geben. Unterhalb des Trommelfelles
besitzt der Grüne Leguan auffällige große Spiegelschuppen. Die Kammschuppen auf dem Rücken
sind bei den Männchen meist länger, aber es ist kein sicherer Geschlechtsunterschied. Leguane tragen
143
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
drei kleine Höckerchen auf der Nase. Charakteristisch sind der Rückenkamm und die Kehlwamme,
die von den Männchen zum Imponieren genutzt wird. Beide Merkmale sind beim Männchen weitaus
deutlicher als bei den Weibchen. Lange Krallen an den Füßen helfen beim Klettern, der lange, peitschenförmige Schwanz weißt eine schwarze Bänderung auf. Er dient zum Schwimmen, aber auch als
Verteidigung.
Der Grüne Leguan ernährt sich streng vegetarisch, hauptsächlich durch Blätter, manchmal ergänzt er
seinen Speiseplan auch durch Früchte. Männchen sind stark revierbildend und dulden keine anderen
Männchen in ihrem Bereich. Grüne Leguane leben oft als Einzelgänger oder in Kleingruppen. Die
Männchen imponieren den Weibchen durch einen hochgestreckten Körper mit aufgestellter Kehlwamme, dabei nicken sie und schütteln den Kopf. Nur selten kommt es zu Kämpfen zwischen zwei
Männchen, da sich durch das gegenseitige Imponiergehabe meist eines verscheuchen lässt. Wenn
sich aber keines zurückzieht, wird angegriffen und es kann zu Verletzungen kommen.
Falls eine Gefahr durch einen Fressfeind droht, lassen sich die Leguane von den Baumkronen, auf
denen sie sich oft sonnen, ins Wasser fallen und schwimmen schnell davon.
Junger Grüner Leguan
Weibchen der Grünen Leguane beim
Sonnenbaden
Leguan-Männchen mit typischer
Kehlwamme
Helmleguan (Cortytophanes cristatus)
Diese Leguanart, die auch unter dem Namen Waldchamäleon bekannt ist, kommt vom Süden Mexikos bis hin zum nordöstlichen Kolumbien in den tropischen Regenwäldern
Amerikas vor und hält sich vorwiegend in Büschen oder auf niedrigeren
Bäumen auf. Sie wird bis zu 34 cm lang und hat einen dünnen, seitlich
verdichteten Körper mit langen Extremitäten, einem langen Schwanz und
den typischen Leguanfüßen. Der Helmleguan besitzt einen sehr hohen Hinterkopfkamm, gefolgt von einem niedrigen Kamm, der über den ganzen
Rücken verläuft. Männliche Tiere unterscheiden sich von weiblichen durch
einen höheren Hinterkopfkamm. Das Aussehen der Schuppen variiert von
gekörnten bis gerauten Schuppen. Wenn das Tier sich bedroht fühlt, kann
es seinen Hinterkopfkamm noch zusätzlich vergrößern. Diese Eidechsen
verlassen sich sehr stark auf ihre Tarnung und sitzen bei Gefahr absolut
still da, da sie bis zu einem gewissen Grad die Farbe ihres Untergrundes
Helmleguan im Esquinas
annehmen können. Die Farbe dieser Tiere kann von braun, grün, über oliv Regenwald bei La Gamba
zu grau variieren, mit helleren und dunkleren Musterungen.
GECKOS
Geckos bevölkern schon seit ca. 50 Millionen Jahren die Erde und haben sich beinahe weltweit ausgebreitet. Da sie eine hohe Anpassungsfähigkeit haben, haben sie sich die verschiedensten Lebensräume erobert. Sie kommen heute in den gemäßigten Zonen, in den Wüsten und den Tropen vor. Aufgrund ihrer großen Verbreitung gibt es heute 97 Gattungen mit über 1.081 Arten, die man in fünf Unterfamilien einteilen kann, abhängig von Abstammung und Gestalt. Eine weitere Unterteilung bezieht
sich auf die Zehen der Geckos. Lamellengeckos können nämlich durch Adhäsion kopfüber an Scheiben laufen, da die Lamellen an ihren Füßen, die mit Billionen feinster Härchen besetzt sind, Atombindungen mit dem Untergrund eingehen. Krallengeckos hingegen können das nicht. Faltengeckos sind
sogar zum Segelflug befähigt. Es gibt bei den Geckos heute insgesamt 6 Unterteilungen allein bei der
Klassifikation der Füße.
144
Barbara Lukasch, Gina Philipp
Reptilien und Amphibien
Geckos sind kleine bis mittelgroße Echsen, die zwischen 4 und 40 cm groß sind. Die meisten Geckos
sind dämmerungs- oder nachtaktiv, haben dementsprechend eine unauffällige Färbung und eine
Spaltpupille, mit der sie nachts gut sehen können. Diese Insektenfressenden Tiere sind sehr flink und
scheu, obwohl einige Arten sich oft in der Nähe von Menschen aufhalten. Manche Arten, so wie der
Taggecko, sonnen sich gerne auf Steinen oder Hauswänden. Taggeckos sind im Gegensatz zu ihren
nachtaktiven Verwandten auffälliger gefärbt und besitzen eine runde Pupille.
Asiatischer Hausgecko (Hemidactylus frenatus)
Diese Geckoart kommt ursprünglich aus Südostasien. Sie wurde aber nach Mexiko, Somalia, Madagaskar, Mauritius, Südafrika, Nord-Australien, den Ozeanischen Inseln und Costa Rica eingeschleppt.
Sie hat eine sehr hohe Verbreitung und ist in vielen Teilen der Erde heimisch geworden, von halbfeuchten bis trockenen Gebieten. Zu finden ist sie vor allem an Felsen, Steinhaufen, Palmen und auch
in der Nähe von Häusern. Sie wird 12 – 15 cm groß, ihre Färbung ist gelblichbraun bis graubraun,
doch in der Nacht, wo sie am aktivsten wird, sieht ihre Färbung hell und zeichnungslos aus. An den
Zehen befinden sich Haftlamellen, mit denen sie senkrecht auf Häuserwände oder Bäume klettern
kann. Die Männchen besitzen im Gegensatz zu den Weibchen Femoralporen an der Unterseite der
Oberschenkel, die man als dunkle Punkte erkennen kann und die als Unterscheidungsmerkmal zwischen Männchen und Weibchen dienen. Ihr Körper ist mit vielen Körnchenschuppen bedeckt und auf
ihrem Rücken sind einige Höcker-Schuppen zu finden. Auf ihrem Schwanz verlaufen sechs Längsreihen von kegelförmigen Schuppen.
Literaturangaben
BLAB, J., VOGEL, H., (1989): Amphibien und Reptilien: Kennzeichen, Biologie, Gefährdung; München, BLV, 143
HABER, H., (2006): Costa Rica. Apa Guide; Langenscheidt KG, Berlin und München, 203, 240 – 241
HUBER, W., WEISSENHOFER, A.: The amphibians and reptiles of the Golfo Dulce Region Costa
Rica; Rema-Print, Vienna, 46 – 62
SAVAGE, J. M., (2002): The amphibians and reptiles of Costa Rica; The University of Chicago Press,
535 – 779
http://de.wikipedia.org/wiki/Amphibien
http://de.wikipedia.org/wiki/Reptilien
http://www.costarica-dreams.de/kultur/schildkroeten.htm
http://planet-wissen.de
http://www.regenwaldreisen.ch/regenwaldbewohner/amerikansiche%20lanzenotter.htm
http://www.travelcostarica.de/flora-fauna.html
145
Andrea Pichlmair
Vögel
5.5 VÖGEL
Costa Rica ist vielleicht das einzige Land, in dem so viele Vogelarten auf so kleinem Raum leben.
Insgesamt beherbergt dieses Land mehr als 830 Arten. Dazu kommen mehr als 200 Zugvogelarten, die
jedes Jahr aus anderen Ländern nach Costa Rica kommen.
Die Vögel bewohnen die verschiedensten Lebensräume wie zum Beispiel die zwei unterschiedlichen
Küsten am Atlantik und Pazifik, die Mangroven, die Flüsse oder die Wälder im Hoch- und Tiefland.
Einige Spezies sind nur zu bestimmten Jahreszeiten in Costa Rica anzutreffen, weil sie sich auf dem
Durchzug befinden. Im folgenden Beitrag werden die häufigsten Gruppen und Arten beschrieben.
5.5.1 Apodiformes (Seglervögel)
Mitglieder dieser Ordnung teilen sich die Fähigkeit ihre Flügel vom Gelenk an zu rotieren, um Kraft
sowohl mit dem Flügelaufschlag, als auch mit dem Flügelabschlag, zu gewinnen. Die Flügel bleiben
dabei vollständig ausgestreckt.
Die Vögel, die zu dieser Ordnung gehören, können weder gehen noch hüpfen.
TROCHILIDAE: KOLIBRIS
Die Familie der Kolibris ist die zweitgrößte und zweifellos die bekannteste Vogelfamilie der neuen
Welt. Sie leben ausschließlich in Amerika. Hier kommen sie von Alaska bis Feuerland vor. Zu ihr
gehören 330 Arten. Etwa 130 aller Arten leben in Äquatornähe.
Kolibris brüten in hochgelegenen Gegenden und überwintern in wärmeren Regionen. Diese Vögel
sind auffallend wegen ihrer kleinen Größe von maximal 20 cm, ihren schillernden Farben, ihrer Art
und Weise zu fliegen und ihrer Kampfeslust. Sie sind auf die Nektaraufnahme spezialisiert. Nektar
ist hoch konzentriert und eine wichtige Energiequelle. Insekten stellen für diese Vögel die
Hauptproteinquelle dar. Der Energieverbrauch ist im Verhältnis zu ihrer Größe extrem hoch. Um
Energie zu sparen, beispielsweise in kalten Nächten, ist es den Tieren möglich ihre Körpertemperatur
unter die aktive Grenze zu senken. Dafür wird auch die Pulsfrequenz herabgesenkt. Diese Fähigkeit ist
auch während des Schlafens extrem wichtig, da die Tiere sonst wegen ihres extrem hohen
Stoffwechsel verhungern würden. Normalerweise schlägt das Herz der Kolibris 400 – 500 mal pro
Minute. Die Atemfrequenz liegt bei bis zu 250 Atemzügen pro Minute.
Kolibris fliegen mit bis zu 80 Flügelschlägen pro Sekunde. Es ist ihnen nicht nur möglich vorwärts,
sondern auch seitwärts und rückwärts zu fliegen. Ihre Fähigkeit, dass sie in der Luft stehen bleiben
können, ist wichtig für die Nektaraufnahme.
Das Nest wird von den Weibchen aus Spinnweben, Pflanzenwolle, Flechten und Moos gebaut. Es
befindet sich in niedriger Höhe im Gebüsch oder auf Bäumen. Das Weibchen legt 2 weiße Eier. Die
Brutzeit beträgt 15 – 19 Tage und nur selten länger. Die Jungen bleiben für 20 – 26 Tage im Nest.
Hier werden sie von der Mutter bis zu 140 mal pro Tag gefüttert.
Zu den natürlichen Feinden der Kolibris zählen Schlangen, Raubvögel und Raubkatzen.
Grünscheitelbrillant, Green-Crowned Brilliant (Heliodoxa jacula)
Dieser 13 cm große und 9,5 g schwere Kolibri kommt in Höhenlagen von 700 – 2.000 m südlich der
Cordillera de Guanacaste bis nach Panama vor. Er hält sich bevorzugt in feuchten Wäldern auf. Fast
der gesamte Körper ist metallisch grün befiedert. Das Gefieder an den Schenkeln ist weiß. Der
Schnabel ist schwarz. Über und unter den Augen befinden sich schmale weiße Streifen.
Purpurdegenflügel, Violet Sabrewing (Campylopterus hemileucurus)
Dieser Kolibri ist 15 cm groß. Die Männchen wiegen 11,5 g und die Weibchen 9,5 g. Sie wohnen in
Höhenlagen von 1.500 - 2.400 m. Das Gefieder der Männchen ist überwiegend glänzend violett
gefärbt. Der untere Rücken und der Schwanz sind dunkelgrün. Der Schnabel ist lang, schwarz und
nach unten gebogen. Die Weibchen sind am Rücken hellgrün gefärbt. Der Bauch ist weiß, die Kehle
ist grau und bei beiden Geschlechtern sind die äußeren drei Schwanzfedern weiß.
146
Andrea Pichlmair
Vögel
Purpurkehlnymphe, Purple-Throated Moutain-Gem (Lampornis (castaneoventris) calolaema)
Diese Kolibris sind 10,5 g groß. Die Männchen wiegen 6 g,
die Weibchen nur 4,8 g. Sie bevorzugen Höhenlagen
oberhalb von 800 m.
Der Kopf und der Rücken der Männchen sind grünlich
gefärbt. Die Kehle ist violett. Der Bauch ist dunkelbraun
befiedert. Hinter den Augen befinden sich weiße Streifen.
Auch die Weibchen tragen weiße Streifen hinter den Augen.
Die Bauchseite ist hellbraun gefärbt. Der Rücken und die
Flügel sind grün befiedert. Der Schwanz und der Schnabel
Purpurkehlnymphe (links) und
sind schwarz.
Grünscheitelbrillant (rechts)
5.5.2 Passeriformes (Sperlingsvögel)
60 % aller Vogelarten gehören zu dieser Ordnung. Diese Ordnung kann in zwei große Gruppen
unterteilt werden: die Gruppe der “echten” Singvögel mit einem komplexen Syrinx, zu der etwa 80 %
dieser Ordnung gehören, und die Gruppe der Vögel mit einem einfacher gebauten Syrinx.
TYRANNIDAE: FLIEGENSCHNÄPPER
Die Familie der Fliegenschnäpper umfasst ungefähr 384 Arten und ist somit die größte Vogelfamilie
der westlichen Hemisphäre.
Die Fliegenschnäpper erreichen eine Größe von bis zu 30 cm. Das Gefieder ist oliv, grau oder braun
gefärbt. Viele Arten haben eine gelbe Bauchseite. Der Schnabel ist breit und flach. Er ist ideal um
Insekten zu fangen. Die Geschlechter sind sehr ähnlich. Auch die Jungen unterscheiden sich nur
minimal von den Eltern.
Die Männchen helfen fast immer beim Nestbau, die Eier werden aber fast immer von den Weibchen
ausgebrütet, die auch die Aufzucht der Jungen übernehmen. Die Nester sind immer an die Umgebung
angepasst, und deshalb sehr unterschiedlich. Meistens befinden sie sich jedoch in Bäumen. Nur selten
werden Nester am Boden gebaut. Die Fliegenschnäpper legen 2 – 6 Eier, je nach Art. Die Brutzeit
beträgt 12 – 23 Tage. Nach 14 – 28 Tagen verlassen die Jungen das Nest.
Gelbbauch-Spateltyrann, Common Tody-Flycatcher (Todirostrum cinereum)
Der Gelbbauch-Spateltyrann ist zwar nur 9,5 cm groß und 6,5 g schwer, aber an seiner leuchtend
gelben Vorderseite schon von weitem zu erkennen. Er hat einen großen schwarzen Kopf mit einem
langen, geraden, flachen Schnabel. Sein Gefieder ist überwiegend dunkelgrau oder olivegrün gefärbt.
Der Vogel hält sich an schattigen Plätzen wie zum Beispiel in Büschen, im Sekundärwald und in
Mangroven auf. Er ernährt sich hauptsächlich von kleinen Insekten.
Kopfbindentyrann, White-Ringed Flycatcher (Coryphotriccus albovittatus)
Der Kopfbindentyrann erreicht eine Größe von 16 cm und ein Gewicht von 24 g. Wie die meisten
Vertreter dieser Familie trägt auch er ein gelbes Gefieder an der Bauchseite. Sein schwarzer Schnabel
ist länger als der seiner Verwandten. Die Flügel, sowie der Kopf, sind bräunlich gefärbt. Den Namen
erhielt dieser Vogel wegen dem breiten, weißen Streifen über den Augen, der sich bis in den Nacken
zieht.
Diese Vögel leben in Gruppen von 2 – 5 Tieren in Bäumen, die an Wasserstraßen grenzen. Als Nest
verwenden sie alte Spechtlöcher, in die sie zwei cremefarbene Eier legen.
Panamatyrann, Panama Flycatcher (Myiarchus panamensis)
Der 19 cm große und 32 g schwere Panamatyrann ist vor allem im Mangrovenbereich an der
Pazifikküste weit verbreitet.
Der Kopf und der Nacken dieser Vögel ist matt oliv gefärbt. Das Gesicht, die Kehle, die Brust und die
Flügel sind grau gefärbt. Die Bauchseite ist gelb befiedert. Die Beine und der Schnabel sind schwarz.
Als Nest wird ein Loch im Baum in einer Höhe von 4 – 12 m verwendet.
Die Vögel ernähren sich von Beeren und von von Insekten, die sie über der Wasseroberfläche fangen.
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Andrea Pichlmair
Vögel
HIRUNDINIDAE: SCHWALBEN
Zu dieser Familie gehören ca. 80 Arten. Die Schwalben sind außer in den Polargebieten überall
beheimatet. Sie haben lange Flügel, einen kurzen, flachen Schnabel und kurze Beine. Meistens sind
sie dunkel gefärbt. Die Weibchen sind meistens schlanker.
Schwalben ernähren sich hauptsächlich von Insekten, die sie im Flug fangen.
Das Nest aus Gras und Schlamm wird von beiden Geschlechtern gebaut. Die 3 – 7 Eier werden von
beiden Geschlechtern ausgebrütet und gefüttert. Die Brutzeit beträgt 13 – 19 Tage. Nach 18 – 28
Tagen verlassen die Jungen das Nest.
Mangrovenschwalbe, Mangrove Swallow (Tachycineta albilinea)
Die Mangrovenschwalbe ist ca. 13 cm groß und wiegt 14 g. Ihr Gefieder ist stahlgrün gefärbt. Die
Farbe geht mit dem Alter mehr ins Blaue über. Das Gefieder der Weibchen ist matter. Die Brust ist
weiß gefärbt. Der Schnabel und die Füße sind schwarz.
Die Mangrovenschwalbe kommt bevorzugt an weiten, stillen Wasserflächen, wie Flüssen, Seen,
Salzseen, und manchmal auch im Sumpfland vor. Sie fliegen über die Wasseroberfläche und jagen
dort nach Insekten. Das Nest wird hauptsächlich aus Gras, in einer Höhe von maximal 2 m, gebaut. Es
ist immer unmittelbar in Wassernähe. Diese Vögel legen 3 – 5 weiße Eier.
THRAUPIDAE: TANGARE
Zu der Familie der Tangare gehören etwa 230 Arten. Sie sind vor allem in den Tropen und Subtropen
der westlichen Hemisphäre beheimatet. Sie leben vor allem in den feuchten Wäldern bis zu einer
maximalen Seehöhe von 1.200 m.
Sie erreichen eine Größe von bis zu 30 cm. Die Tangare haben einen kurzen, dicken Schnabel. Sie
ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Samen, aber auch von Insekten. Ihr Gefieder ist
schwarz, weiß, braun, grau oder oliv gefärbt. Die Geschlechter sehen sich sehr ähnlich.
Die meisten Tangare bauen ihre Nester in den Bäumen, nur einige nutzen kleine Höhlen oder bauen
sie auf dem Boden. Oft helfen die Männchen beim Nestbau, doch die 2 – 3 Eier werden vom
Weibchen alleine ausgebrütet. Die Brutzeit beträgt 12 – 18 Tage. Die Jungen werden von beiden
Eltern gefüttert. Nach 11 – 24 Tagen verlassen sie das Nest.
Passerinitangar, Scarlet-Rumped Tanager (Ramphocelus passerinii)
Die 16 cm großen und 31 g schweren Passerinitangare sind vor allem im karibischen Tiefland, sowie
an der südlichen Pazifikküste heimisch. Diese Vögel sind bis in Höhenlagen von 1.200 m anzutreffen.
Sie halten sich vor allem im Sekundärwald, im Gebüsch oder in Gärten auf.
Die Männchen tragen fast überall samtschwarzes Gefieder. Der untere Abschnitt des Rückens ist
jedoch scharlachrot gefärbt. Der dicke Schnabel ist silbrigglänzend mit schwarzem Ende. Die Beine
sind schwarz.
Die Weibchen der karibischen Rasse haben einen braungrauen Kopf. Der Rücken ist olivgrün, der
Bauch ist blasser und leuchtender gefärbt. Die Flügel sind dunkel, der Schnabel ist grau. Bei den
Weibchen der pazifischen Rasse sind die Kehle und der Bauch orange gefärbt ist.
Das Nest wird aus trockenen Blättern gebaut, die mit fasrigem Material zusammengebunden
werden. Es befindet sich meist in einer Höhe von 0,3 – 6 m. Die Weibchen legen zwei
blassblaue oder graue Eier.
Kopfbindentyrann
(Coryphotriccus albovittatus)
Mangrovenschwalbe
(Tachycineta albilinea)
Passerinitangar
(Ramphocelus passerinii)
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Andrea Pichlmair
Vögel
5.5.3 Trogoniformes (Trogone)
TROGONIDAE: TROGONS
Quetzal, Resplendent Quetzal (Pharomachrus mocinno)
Dieser Vogel erreicht eine Größe von 36 cm und ein Gewicht von 210 g. Die Männchen können noch
einen 64 cm langen Schwanz tragen. Die Vögel sind prachtvoll gefärbt. Der Bauch ist leuchtend rot
befiedert. Die Brust ist grün-blau gefärbt. Der Schnabel der Männchen ist elfenbeinfarben. Die
Weibchen sind grün befiedert.
Der Quetzal kommt in Höhenlagen über 1.200 m vor. Sie bewohnen die feuchten Wälder.
Das Weibchen legt zwei blassblaue Eier in ein Baumloch.
5.5.4 Falconiformes (Greifvögel)
Das größte Merkmal der Vögel dieser Ordnung ist ihr stark hakenförmiger Schnabel.
CATHARTIDAE: NEUWELTGEIER
Es sind sieben Arten von Neuweltgeiern bekannt. Sie erreichen ein Gewicht von bis zu 12 kg und eine
Flügelspannweite von 3 m. Das Gefieder ist meistens schwarz gefärbt. Sie haben einen kahlen Kopf,
der rot, gelb oder schwarz gefärbt sein kann. Sie gleiten durch die Lüfte auf der Suche nach Aas,
ihrem Hauptnahrungsmittel. Manchmal töten sie kleine lebende Tiere oder essen Früchte.
Die Neuweltgeier bauen keine Nester, sondern legen 1 – 2 weißen Eier auf den Boden, in Höhlen
oder in irgendeinen anderen geschützten Platz. Beide Elternteile brüten, suchen Futter und ziehen die
Jungen auf. Die Brutzeit beträgt 32 – 58 Tage. Nach 10 – 25 Tagen können die Jungen fliegen.
Truthahngeier, Turkey Vulture (Cathartes Aura)
Die 76 cm großen und 1,4 kg schweren Truthahngeier sind schwarz gefärbt. Sie sind an ihrem
nackten, roten Kopf leicht zu erkennen. Bis in Höhenlagen von 2.000 m sind diese Vögel überall
anzutreffen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Aas. Sie sind entweder allein oder in Gruppen von
bis zu fünf Vögeln unterwegs.
Rabengeier, Black Vulture (Coragyps atratus)
Die Rabengeier sind komplett schwarz gefärbt. Sie sind 64 cm groß, wiegen 1,8 kg und sind
hauptsächlich in Stadtnähe, aber auch in offenen Landschaften zu finden. Sie ernähren sich
hauptsächlich von Früchten und frisch geschlüpften Meeresschildkröten.
Königsgeier, King Vulture (Sarcoramphus papa)
Dieser 81 cm große und 3,5 kg schwere Vogel ist schwarz gefärbt und dem Rabengeier sehr ähnlich.
Er lebt hauptsächlich in lichtem Wald, manchmal in sehr großen Höhen.
ACCIPITRIDAE: FALKEN, ADLER
Die meisten der 205 Arten, die zu dieser Familie gehören, sind großartige Flieger. Alle Arten haben
starke Beine mit scharfen Krallen. Ihr Gefieder ist meistens grau, braun, schwarz und weiß. Die
Weibchen sind größer als die Männchen, haben jedoch meistens dieselbe Farbe. Normalerweise jagen
diese Vögel in eigenen Jagdrevieren, die sie paarweise verteidigen.
Das Nest aus Stöcken und Blättern wird von beiden Geschlechtern gebaut. Das Weibchen brütet die
1 – 6 weißen Eier aus. Die Brutzeit beträgt 28 – 49 Tage. Nach 28 – 120 Tagen können die Jungen
fliegen. Die Jungen bleiben normalerweise bei den Eltern bis sie genügend Erfahrung beim Jagen
haben.
Wegebussard, Roadside Hawk (Buteo magnirostris)
Das Gefieder dieses Greifvogels ist überwiegend grau, die Bauchseite ist hellbraun und weiß, die
Flügel sind dunkelbraun, Beine und Schnabel sind gelb gefärbt. Er ist 290 g schwer und 38 cm groß.
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Andrea Pichlmair
Vögel
Er kommt hauptsächlich an der südlichen Pazifikküste an Lichtungen, breiten Straßen und Feldern
vor. Er ernährt sich hauptsächlich von Insekten oder kleinen Säugetieren und Reptilien, die er mit
seinem scharfen, hakenförmigen Schnabel jagt.
Rabengeier
(Coragyps atratus)
„Schnecken-Milan“ (Rostrhamnus sociabilis)
Wegebussard
(Buteo magnirostris)
5.5.5 Pelecaniformes (Ruderfüßer)
Die Vögel dieser Ordnung sind die einzigen, bei denen alle vier Zehen mit einer Schwimmhaut
verbunden sind.
PELECANIDAE: PELIKANE
Pelikane sind große Vögel mit kurzen Beinen, großen Flügel, langem Nacken und großem,
geradem Schnabel mit einem großen Beutel. Das Gefieder ist weiß, grau oder braun. Die
Geschlechter sehen gleich aus, obwohl die Männchen meistens größer sind. Die Farbe des Gesichts,
des Schnabels, des Beutels und der Augen verändert sich während des Brutzyklus. Pelikane brüten in
Kolonien und fliegen oft in V-Formationen. Sie fressen hauptsächlich Fisch, den sie beim
Schwimmen fangen. Sie tauchen nicht unter, sondern fahren nur mit dem Schnabel ins Wasser. Dieser
ist perforiert, sodass das Wasser abrinnen kann und sie es nicht mit dem Fisch mitschlucken müssen.
Beide Geschlechter helfen beim Nestbau, beim Brüten der 1 – 4 weißen Eier und beim Füttern der
Jungen.
American White Pelican (Pelecanus erythrorhynchos)
Diese 125 cm großen Seevögel erreichen ein Gewicht von 7 kg. Ihr Gefieder ist schwarz, ihr Schnabel
ist gelb gefärbt. Ihre natürlichen Lebensräume sind Süßwasser-Lagunen, Sumpfland und manchmal
auch ruhige Buchten an der Pazifikküste.
Braunpelikan, Brown Pelican (Pelecanus occidentalis)
Diese Seevögel wiegen 3 kg und werden 109 cm groß. Sie sind großartige Segelflieger und
Sturztaucher. Sie gleiten über der Wasseroberfläche dahin und stürzen dann plötzlich ins Wasser um
Fische zu fangen. Ihr Körper ist braungrau, der Kopf weiß, die Füße schwarz und der Schnabel ist
bräunlich gefärbt. Sie sind hauptsächlich an der Pazifikküste zu finden.
PHALACROCORACIDAE: KORMORANE
Die Familie der Kormorane beherbergt 28 Arten mittelgroßer bis großer Wasservögel. Sie haben
kurze Beine, einen langen Hals und einen länglichen Körper. Der Schnabel ist zylinderartig mit
einem Haken am Ende. Das Gefieder ist meistens schwarz, nur wenige Exemplare sind grau. Diese
Wasservögel leben sowohl an den Küstengewässern, als auch an den Gewässern im Landesinneren,
wo sie nach Fischen jagen. Das Gefieder ist nicht wasserabweisen und muss deshalb nach dem
Tauchen getrocknet werden. Beide Geschlechter helfen beim Nestbau, beim Brüten der 2 – 4
150
Andrea Pichlmair
Vögel
blaugrünen Eier und beim Aufziehen der Jungen, die nach 5 – 8 Wochen das Nest verlassen.
Olivaceous Cormorant (Phalacrocorax olivaceus)
Dieser Vogel ist der einzige Kormoran, der nur in Costa Rica vorkommt. Er erreicht eine Größe von
66 cm und ein Gewicht von 1,1 kg. Er ist vor allem in der Nähe von flachen klaren Gewässern zu
finden, wie zum Beispiel an Flüssen, Seen, an offenen Sumpflandschaften und Salzseen. Hier jagen sie
in Gruppen nach Fischen. Sie sind ausgezeichnete Taucher.
Er trägt überwiegend schwarzes Gefieder. Der Kopf und der Hals sind braun gefärbt. Der Schnabel ist
grau bis schwarz, die Füße sind ebenfalls schwarz. Das Nest ist eine kompakte Fläche aus Stöcken und
wird in einer Höhe von 9 – 30 m in die Baumkronen gebaut. Die Weibchen legen 3 – 4 Eier.
ANHINGIDAE: ANHINGAS
Die Familie der Anhingas besteht aus vier Arten. Ihre nähesten Verwandten sind die Kormorane. Sie
sind durch den langen schlangenartigen Hals und den spitzen länglichen Schnabel erkennbar. Die
Beine sind kurz. Zwischen den Zehen tragen sie Schwimmhäute. Ihr Körper ist ca. 90 cm lang und
dunkel gefärbt. Nur der Hals, die Brust und der Kopf sind hell befiedert. Diese Wasservögel findet
man vor allem im Tiefland der Küstenebenen, wie zum Beispiel rund um den Nationalpark Caño
Negro. Sie ernähren sich ausschließlich von Fischen, die sie mit ihrem Schnabel unter Wasser
aufspießen und sind deshalb nur am Wasser zu finden. Das Gefieder ist nicht eingefettet und muss
deshalb nach jedem Tauchgang getrocknet werden. Aus diesem Grund sieht man die Vögel oft mit
ausgebreiteten Flügeln auf Ästen sitzen.
Sie legen 3 – 5 Eier, in Nester aus Stöcken welche mit Moos oder Gras ausgelegt und in Baumkronen
oder Büsche gebaut werden. Die Brutzeit beträgt ca. vier Wochen. Nach fünf Wochen verlassen die
Jungen das Nest und nach zwei Wochen können sie fliegen.
Amerikanischer Schlangenhalsvogel, Anhinga (Anhinga anhinga)
Der Schlangenhalsvogel erreicht eine Größe von 86 cm und ein Gewicht von 1,2 kg. Er hat einen
extrem langen und dünnen Hals und einen kleinen Kopf. Der Schnabel ist lang, scharf und spitz. Die
Flügel sind groß. Der Körper ist überwiegend schwarz befiedert und teilweise grau, weiß und braun
gefleckt.
Der Schlangenhalsvogel lebt vorzugsweise an Seen, Flüssen, Lagunen und in den Mangroven. Hier
schwimmt er schlangenartig im Wasser und jagt nach Fischen. Er ernährt sich aber auch von Insekten,
jungen Kaimanen und kleinen Schildkröten.
Das Nest, eine Fläche aus Stöcken, ist mit Blättern ausgelegt und befindet sich etwa 6 m über dem
Boden. Die Weibchen legen 3 – 5 blaugrüne Eier.
Braunpelikan (Pelecanus
occidentalis), Golfo Dulce
Neotropischer Kormoran
(Phalacrocorax brasilianus)
Amerik. Schlangenhalsvogel
(Anhinga anhinga)
FREGATIDAE: FREGATTVÖGEL
Zur dieser Familie gehören fünf Arten. Die Fregattvögel sind große Seevögel mit extrem langen
Flügeln, kurzen Beinen und Füßen und einem langen hakenförmigen Schnabel.
Ihr Gefieder ist überwiegend schwarz, mit einem weißen Bauch. Der rote Bereich an der Kehle der
Weibchen kann zu einem großen roten Ballon aufgeblasen werden, um sich den Männchen zur Schau
zu stellen. Ansonsten sehen die Weibchen den Männchen sehr ähnlich, sind jedoch erheblich größer.
151
Andrea Pichlmair
Vögel
Fregattvögel sind großartige Künstler der Lüfte. Sie sind Räuber und ernähren sich hauptsächlich
von dem was sie knapp unter der Wasseroberfläche des Ozeans finden können: Fische, Quallen, etc.
Manchmal stehlen sie aber auch den Fang anderer Artgenossen, wenn diese ihn irrtümlich ausspeien.
Das Nest besteht aus Stöcken und befindet sich an der Spitze von Büschen oder Bäumen. Es wird vom
Männchen mit dem Material gebaut, das das Weibchen bringt. Beide Geschlechter brüten das einzelne
weiße Ei aus und füttern das Junge, das nackt schlüpft. Nach 6 – 8 Wochen schlüpft das Junge. Nach
weiteren fünf Wochen kann es fliegen. Es bleibt aber mindestens noch ein Jahr bei der Mutter.
Magnificent Frigatebird (Fregata magnificens)
Dieser Fregattvogel erreicht eine Größe von 91 cm und ein Gewicht von 1,2 kg. Er ist vor allem an
den Küstengewässern heimisch. Hier jagen sie nach Fischen und Schildkröten.
Die Männchen sind überwiegend schwarz befiedert. Die Flügel sind eher braun gefärbt. Der Schnabel
ist grau. Die Kehle ist pink.
Die Kehle und der Kopf der Weibchen sind schwarz. Ihr Bauch ist weiß befiedert. Die Flügel sind
blassbraun gefärbt. Das Nest ist eine Fläche aus Ästen.
Great Frigatebird (Fregata minor)
Mit einer Größe von 89 cm und einem Gewicht von 1 kg ist der „Great Frigatebird” etwas kleiner als
der “Magnificent Frigatebird”. Das Gefieder ist aber sehr ähnlich gefärbt.
Die Fregattvögel zweier unterschiedlicher Arten sind sich gegenüber meistens aggressiv.
5.5.6 Ciconiiformes (Schreitvögel)
Die Hauptmerkmale der Vögel dieser Ordnung sind ihre langen Beine und ihr langer Hals.
Meistens waten diese Vögel durch das Wasser auf der Suche nach Nahrung.
ARDEIDAE: REIHER
Das besondere Kennzeichen der 58 Arten von Reihern ist ihr langer Hals, den sie nach vorne schnellen
lassen können, um mit ihrem speerförmigen Schnabel Insekten, Wirbeltiere oder wirbellose Tiere zu
schnappen oder aufzuspießen. Sie fliegen meistens mit angezogenem Hals.
Diese Vögel leben im Sumpfland, an Küsten und an Flüssen.
Ihr Gefieder kann weiß, grau, blau, braun oder purpur gefärbt sein. Die Farbe des Schnabels, der
Beine und des Gesichts verändert sich regelmäßig. Die beiden Geschlechter sehen sich sehr ähnlich.
Die Männchen sind jedoch meistens größer. Die meisten Reiher leben in Kolonien.
Das Nest aus Stöcken wird meistens vom Weibchen gebaut. Die Brut der blauen oder weißen Eier,
sowie die Aufzucht der Jungen, wird von beiden Eltern übernommen. Nach 16 - 30 Tagen schlüpfen
die Jungen und verlassen das Nest nach 35 – 50 Tagen.
Kuhreiher, Cattle Egret (Bubulcus ibis)
Die 51 cm großen und 350 g schweren Kuhreiher sind meistens auf Weideflächen, Wiesen und großen
Lichtungen zu finden. Sie halten sich in der Nähe von Pferden oder Kuhherden auf, wo sie nach
Insekten jagen.
Ihr gesamter Körper ist weiß gefärbt. Der Schnabel ist gelb und die Beine sind schwarz. Diese Vögel
haben im Gegensatz zu den anderen Reihern einen relativ kurzen Hals. Ursprünlich stammt der
Kuhreiher aus Afrika, wurde aber in den 1950er Jahren nach Südamerika verschleppt und breitet sich
nun in ganz Südamerika bis Argentinien und Richtung Norden bis nach Nordamerika aus.
Kahnschnabelreiher, Boat-Billed Heron (Cochlearius cochlearius)
Die Kahnschnabelreiher erreichen eine Größe von 51 cm und ein Gewicht von 600 g. Sie sind sehr
leicht an ihrem großen Kopf, den großen dunklen Augen und dem mächtigen schuhförmigen Schnabel
erkennbar. Diese Vögel tragen einen schwarzen Federschopf, der am Hinterkopf herabhängt. Das
Gefieder an der Stirn und an der Kehle ist weiß gefärbt. Das Gesicht ist schwarz, der Bauch ist
blassrosa und die Flügel sind aschgrau gefärbt.
Die Kahnschnabelreiher leben hauptsächlich an bewaldeten Flussläufen, in Mangroven oder an
Flussmündungen. In der Nacht jagen sie nach Fischen.
152
Andrea Pichlmair
Vögel
Sie brüten in kleinen Kolonien. Die Nester bestehen aus Stöcken und werden in einer Höhe von 1 – 5
m gebaut.
Blaureiher, Little Blue Heron (Egretta caerulea)
Der Blaureiher ist mit 61 cm Körpergröße und 325 g Körpergewicht ein mittelgroßer Vertreter dieser
Familie. Das Gefieder ist an Körper und Flügel dunkel graublau, an Kopf und Nacken ist es
dunkelbraun gefärbt. Der Schnabel ist hauptsächlich grau und nur an der Spitze schwarz. Die Beine
sind graugrün gefärbt. Während der Brutzeit geht die Gesichtsfarbe in blau über.
Der Blaureiher ist hauptsächlich in Lagunen, an Salzseen, Flüssen und im Sumpfland anzutreffen.
Das Nest wird aus Stöcken in den Mangroven, in einer Höhe von 2 – 4 m gebaut. Darin legen die
Blaureiher 2 – 4 blaugrüne Eier.
Seidenreiher, Snowy Egret (Egretta thula)
Der gänzlich weiß gefärbte Seidenreiher erreicht eine Größe von 61 cm und ein Gewicht von 375 g.
Nur der Schnabel und die Beine sind schwarz, die Füße sind gelb.
Die Seidenreiher halten sich vor allem in der Nähe von Sumpfland, Flussmündungen, Lagunen und
Salzseen bis in Höhenlagen von 700 m auf.
Das Nest aus Stöcken befindet sich in der Nähe von Gewässern, in einer Höhe von 2 – 4 m, in das 3 –
4 blaugrüne Eier gelegt werden.
Silberreiher, Great Egret (Casmerdius albus)
Mit einer Größe von 101 cm und einem Gewicht von 950 g ist der Silberreiher der größte Vertreter
seiner Familie. Von allen Reihern besitzt er den längsten Hals. Er ist komplett weiß befiedert. Die
Beine sind lang und schwarz. Der Schnabel ist gelb gefärbt.
Er hält sich hauptsächlich in der Nähe von Flüssen und Sumpfland auf. Seine Hauptnahrungsquelle
sind Fische und Frösche.
Die 2 – 3 blaugrünen Eier werden in ein Nest aus dünnen Zweigen gelegt.
THRESKIORNITHIDAE: IBIS, LÖFFLER
Die Familie der Ibise und Löffler umfasst 33 Arten. Sie sind vor allem in den tropischen Breiten
heimisch. Die Arten dieser Familie haben kürzere Beine und Hälse als die meisten Reiher. Ihr
Gefieder ist meistens weiß, braun oder schwarz gefärbt, manchmal aber auch rosa oder rot. Die
Schnäbel der Ibise sind gebogen, die der Löffler sind an der Spitze abgeflacht. Alle Mitglieder dieser
Familie können sehr gut fliegen.
Ibise und Löffler ernähren sich hauptsächlich von Fisch, Insekten und manchmal auch von Gemüse.
Sie sind Bewohner des Sumpflandes oder der Küste. Manche Vögel leben aber auch im Wald.
Beide Geschlechter beteiligen sich am Nestbau, am Ausbrüten der 2 – 5 weiß bis blauen Eier, und an
der Aufzucht der Jungen. Das Nest besteht aus Stöcken oder Gras und befindet sich in den Bäumen,
am Boden oder am Riff. Die Brutzeit beträgt 21 – 29 Tage. Nach 30 – 50 Tagen können die Jungen
fliegen.
Green Ibis (Mesembrinibis cayennensis)
Dieser Vertreter erreicht eine Größe von 56 cm und ein Gewicht von 650 g. Er hat einen schweren
Körper und weite Flügel. Der Schnabel ist eher klein und schmächtig. Das Gefieder ist schillernd
grünschwarz gefärbt, mit einem leichten grünen Glanz, der aus dem unterem Gefieder hervordringt.
Am Hinterhaupt trägt dieser Ibis einen zotteligen Kamm. Das Gesicht ist dunkelgrau, mit einem
grünen Farbton über den Augen. Das Kinn ist eher pink und die Kehle ist matt blaugrau gefärbt. Der
Schnabel ist blassgrün mit gelber Spitze.
Er lebt vorzugsweise an bewaldeten Sümpfen und schlammigen Wegen im Wald. Beim Waten durch
das Wasser durchsucht er den Schlamm mit dem Schnabel nach Futter. Er ist sesshaft und vor allem
im karibischen Tiefland anzutreffen. Auch in der Gegend um den Río Frío und in Sümpfen an der
Küste nördlich und südlich von Limón ist er heimisch und weit verbreitet.
153
Andrea Pichlmair
Vögel
Schneesichler, White Ibis (Eudocimus albus)
Der Schneesichler ist 63 cm groß und wiegt 700 g. Er ist ein sesshafter Vertreter dieser Familie und
kommt vor allem am Golfo de Nicoya, im Tempisquebecken und im Gebiet um den Río Frío vor.
Saisonal ist er sowohl in der Gegend um den Río Frío als auch an der südlichen Pazifikküste
anzutreffen.
Sein Schnabel ist eher schmal. Es ist der einzige Ibis, der ein fast gänzlich weißes Federkleid trägt.
Nur die Flügelspitzen sind schwarz gefärbt. Das Gesicht ist unbefiedert. Der Schnabel und die Beine
sind rot. Er kommt bevorzugt an Süßwasser und Salzwasserseen vor. Er hält sich überall dort auf, wo
er weichen Schlamm finden kann, den er nach Nahrung durchsucht. Der Schneesichler ist ein
geselliger Vogel, der in Gruppen nach Nahrung sucht. Die Schneesichler lassen sich auf Bäumen
nieder. Am Schlafplatz, der sich meistens in den Mangroven befindet, versammeln sich die Tiere.
Das Nest ist eine Plattform aus Zweigen und wird mit Blättern ausgelegt. Es befindet sich meistens in
den Mangroven, in einer Höhe von 1 – 5 m.
Glossy Ibis (Plegadis falcinellus)
Dieser 85 cm große und 500 g schwere Ibis hat einen langen, dunklen, schmächtigen Schnabel. Das
Gefieder ist überwiegend dunkel und glänzend, kastanienbraun gefärbt. Die Flügel sind schwarz mit
einem metallisch grünen Glanz. Der Kopf und der Hals sind weiß gefärbt. Das Gesicht ist
überwiegend grau. Die Beine sind schwarz.
Dieser Vertreter sucht entweder alleine oder in einer kleinen Gruppe nach Nahrung. Um diese zu
finden, durchsucht er den weichen Schlamm im seichten Wasser. Er hält sich vorwiegend im Sumpf,
am Seerand und an überflutetem Weideland auf. Das Nest wird aus Halmen 2 – 5 m über dem Boden
gebaut. Dieser Vogel kommt bevorzugt in der Gegend um Guanacaste vor, aber auch in der Gegend
um den Río Frío.
Rosa Löffler, Roseate Spoonbill (Ajaja ajaja)
Dieser 81 cm große und 1,4 kg schwere Vertreter ist vor allem im Tempisquebecken, am Río Frío und
in der Gegend des Golfo de Nicoya heimisch.
Charakteristisch ist sein spatelförmiger Schnabel. Er ist der einzige rosarote Vogel in dieser Gegend.
Sein Kopf ist unbefiedert und eher grün. Der übrige Körper ist rosa befiedert. Der Schnabel ist auch
eher grün, die Beine sind rot. Er ist ein sehr geselliger Vogel, der sich in Gruppen zum schlafen
niederlässt. Auch gejagt und gebrütet wird in Gruppen. Er hält sich hauptsächlich in der Nähe von
Süßwasser oder Salzwasser auf. Hier taucht er mit dem Schnabel oder mit dem ganzen Kopf unter. Er
kehrt mit dem offenen Schnabel über den Grund. Mit den Füßen wühlt er den Schlamm auf und
scheucht so Fische, Krustentiere und Insekten auf. Wenn er etwas berührt, schnappt er mit dem
Schnabel zu. Das Nest wird aus Stöcken gebaut und befindet sich etwa 1,2 – 5 m über dem Boden in
den Mangroven.
Kahnschnabelreiher
(Cochlearius cochlearius)
Silberreiher
(Casmerdius albus)
Rosa Löffler
(Ajaja ajaja)
154
Andrea Pichlmair
Vögel
5.5.7 Galliformes (Hühnervögel)
CRACIDAE: CHACHALACAS
Die 44 Arten dieser Familie sind bevorzugt in den wärmeren Regionen Amerikas heimisch. Die
meisten leben in feuchten Wäldern oder in den Wäldern der trockenen Regionen. Die Chachalacas
vermeiden dichte Wälder und bevorzugen lichtere Vegetation. Einige wenige Arten kommen auch in
großen Höhen in den Bergen vor.
Ihr Gefieder ist überwiegend grau, braun, rotbraun, olivgrün, weiß oder schwarz. Nur die
unbefiederten Stellen sind leuchtend gefärbt. Beide Geschlechter sind sehr ähnlich gefärbt. Die
Männchen sind fast immer größer als die Weibchen.
Diese Vögel ernähren sich hauptsächlich von Früchten und Blättern, die sie entweder von den Bäumen
rupfen oder die schon zu Boden gefallen sind.
Die Nester sind primitiv aus Stöcken und Blättern gebaut. Nur selten befinden sie sich am Boden. Die
Weibchen legen 2 – 4 weiße Eier, dessen Schale rau ist. Die Brutzeit beträgt 22 – 34 Tage. Bald
danach verlassen die Küken das Nest und hüpfen durch das Gebüsch, wo sie vom Schnabel der Eltern
gefüttert werden.
Mit der raschen Zerstörung der Wälder werden diese prächtigen Vögel immer seltener.
Plain Chachalaca (Ortalis vetula)
Der 56 cm große und 650 g schwere Chachalaca hat einen kleinen Kopf und einen langen Hals. Die
Kehle ist nackt und leuchtend rot. Der Kopf und der Hals sind grau befiedert. Der Körper und die
Flügel sind matt olivbraun. Die Füße sind schwarz gefärbt.
Dieser Hühnerartige Vogel bevorzugt trockene und feuchte Wälder, vor allem wenn dort Gebüsch
oder Savanne vorhanden ist. Er ist sesshaft und kommt vor allem im Gebirge der Península de Nicoya
vor. Er ist sehr gesellig und deshalb meistens in Gruppen von bis zu 15 Vögeln zu finden.
Das Nest wird aus Pflanzenfasern gebaut und mit Blättern ausgelegt.
Graukopfguan, Gray-Headed Chachalaca (Ortalis cinereiceps)
Der Graukopfguan wiegt 55 g und erreicht eine Größe von 51 cm. Er ist ein sesshafter Vogel und
kommt vorwiegend im Tiefland der Pazifikküste und der Karibikküste vor. Er bevorzugt Dickicht, das
vereinzelt mit Bäumen durchsetzt ist. Oft ist er auch im Gebüsch entlang von Flüssen zu finden.
Der Graukopfguan ist ein geselliger Vogel, der meist in Gruppen von 12 und mehr Tieren vorkommt.
Sein Kopf und sein Hals sind dunkelgrau gefärbt. Die nackten Stellen an seiner Kehle sind rot. Der
Körper ist überwiegend dunkelbraun befiedert, der Bauch ist weiß. Der Schnabel und die Beine sind
grau.
5.5.8 Charadriiformes (Regenpfeiferartige)
Diese Ordnung, zu der viele Wasservögel gehören, kann in zwei große Gruppen unterteilt werden: die
Küstenvögel im weiteren Sinne, mit langen Hälsen, Schnäbeln und Beinen und ohne Schwimmhäute
an den Füßen und die Gruppe der Wasservögel, die drei Zehen mit Schwimmhäuten und kürzere
Schnäbel und Hälse besitzen.
JACANIDAE: JACANAS
Die acht Arten der Jacana kommen vor allem in den tropischen und subtropischen Gebieten beider
Halbkugeln vor. Das bemerkenswerteste Merkmal dieser Vögel ist die außergewöhnliche Länge ihrer
Zehen und Zehennägel, die es ihnen ermöglichen ihr Gewicht auf den treibenden Pflanzen so zu
verteilen, dass sie darauf gehen können. Sie bewohnen das Sumpfland, überflutete Weideflächen,
Lagunen und den Rand verschiedenster Süßwasserseen.
Ihr Gefieder ist hauptsächlich rotbraun oder schwarz. Die Erwachsenen beider Geschlechter sind
gleich gefärbt, aber die Weibchen sind größer. Sie ernähren sich von Tieren und Pflanzen, die sie
sammeln während sie über das Wasser gehen.
Mindestens zwei Arten, so auch das Gelbstirn-Blatthühnchen, sind polyandrisch. Während der
Brutzeit verteidigt das Weibchen das Territorium, in dem außer ihr noch 2 – 4 Männchen leben. Das
155
Andrea Pichlmair
Vögel
Nest wird meistens vom Männchen alleine aus Wasserpflanzen gebaut. Das Weibchen legt
normalerweise vier Eier. Das Männchen brütet die Eier aus und bringt sie in Sicherheit falls der
Wasserspiegel steigt und das Nest zu überfluten droht.
Die Brutzeit beträgt 22 – 24 Tage. Die Küken werden vom Vater beschützt und aufgezogen. Das
Weibchen hilft ihm dabei.
Gelbstirn-Blatthühnchen, Northern Jacana (Jacana spinosa)
Das Gelbstirn-Blatthühnchen erreicht eine Größe von 23 cm und
ein Gewicht von 95 g. Es ist sehr schlank und hat lange Zehen. Die
Flügel sind rund mit einem scharfen Sporn am Gelenk. Der Kopf,
der Hals und die Brust sind schwarz befiedert. Der Körper ist
kastanienbraun gefärbt. Der Schnabel ist gelb, die Beine sind
grünlich.
Es bewohnt Teiche, Sumpfland und überflutetes Weideland. Das
Nest wird aus allem möglichen Pflanzenmaterial gebaut. Das
Weibchen legt vier braune Eier.
Das Gelbstirn-Blatthühnchen ist sesshaft und bewohnt die
Gegenden um Guanacaste und den Río Frío.
Gelbstirn-Blatthühnchen
(Jacana spinosa)
Wattled Jacana (Jacana jacana)
Dieser Jacana ist dem Gelbstirn-Blatthühnchen in Gestalt und Größe sehr ähnlich. Er ist 23 cm groß
und wiegt 95 g. Der Kopf, der Hals und der Körper sind überwiegend schwarz gefärbt und mehr oder
weniger purpur glänzend. Der Kehllappen und die Basis des Schnabels sind rot gefärbt. Der restliche
Schnabel ist gelb. Die Beine sind grau.
Literaturangaben
STILES, F. G., SKUTCH, A. F.: A guide to the birds of Costa Rica
www.fotoreiseberichte.de
www.google.com
www.wikipedia.org
156
Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
5.6 SÄUGETIERE
5.6.1 Primates (Affen)
FAMILIE ATELIDAE: KLAMMERSCHWANZAFFEN
Brüllaffen (Alouatta palliata)
Der Brüllaffe hat ein nahezu schwarzes Fell, breite Schultern, einen gedrungenen Körperbau und
seine Körpergröße beläuft sich auf 56 bis 92 cm. Die Tiere ernähren sich rein vegetarisch, sind
tagaktiv und leben vorzugsweise in den Baumkronen in Gruppen von 10 bis 18 Individuen, seltener
sind Gruppen bis zu 45 Individuen zu finden. Sie bewegen sich langsam und sind oft sehr unauffällig.
Ihre Anwesenheit kann man oft durch die stark riechenden Exkremente am Boden bemerken. Öfter
treffen sie damit Menschen auf den Kopf. Sie haben nur kleine Reviere und können daher auch in
kleineren Waldabschnitten gut leben. Der Brüllaffe ist jener Affe den man in Parks am häufigsten
sieht.
CEBIDAE: KAPUZINERARTIGE
Mittelamerikanisches Totenkopfäffchen (Saimiri oerstedii)
Das mittelamerikanische Totenkopfäffchen kommt nur in Costa Rica und Panama an der Pazifikseite
vor, wobei in Restwaldstücken die Populationsgröße oft nur klein ist. Die 25 bis 35 cm großen Tiere
haben eine orange-goldene Farbe und ihr Kopf ist typisch maskenähnlich gezeichnet.
Bemerkenswert ist, dass das Verhältnis Gehirnmasse zu Körpermasse 1:17 beträgt. Das bedeutet dass
Totenkopfäffchen in Relation zu allen anderen Primaten das größte Gehirn besitzen. Beim Menschen
vergleichsweise beläuft sich das Verhältnis Gehirnmasse zu Körpermasse auf 1:35. Weibliche
Totenkopfäffchen besitzen einen Pseudo-Penis den sie, ähnlich wie Männchen, zur Schau stellen um
ihre Dominanz über kleinere Äffchen zu zeigen.
Weißkopfkapuzineraffen (Cebus capuchinus)
Die tagaktiven, in Gruppen von 2 bis 24 Tieren lebenden Tiere können eine Körpergröße von 43 cm
erreichen. Sie leben in Bäumen und ernähren sich von Früchten und Insekten. Ihr markantes Aussehen
ist geprägt von einem rosa Gesicht das weiß behaart ist, das restliche Fell ist schwarz. Sie kämpfen um
Reviere, was für die Gruppe der Kapuzineraffen untypisch ist. Ihr Lebensraum ist sehr ausgedehnt und
schließt auch unruhige Wälder mit ein. Es handelt sich um sehr lebhafte und polygame Affen, welche
die meiste Zeit mit Futtersuche verbringen.
Mittelamerikanisches Spinnenäffchen (Ateles geoffroyi)
Die 40 bis 60 cm großen braunen bis rötlichen Tiere leben in den obersten Schichten der Bäume in
Gruppen von 1 bis 35 Tieren und sind tagaktiv. Ihre Nahrung besteht aus reifen Früchten, Blättern
und Blüten, aber auch aus Insekten, Spinnen und Vogeleiern. Oft liegen sie regungslos in den Wipfeln
und sind auch schwer zu entdecken. Alle ein bis vier Jahre bekommt ein Weibchen ein Junges.
Brüllaffe (Alouatta palliata) im Nationalpark
Cahuita
Totenkopfäffchen (Saimiri oerstedii) in den
Mangroven, Pazifikküste
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Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
5.6.2 Rodentia (Nagetiere)
AGOUTIDAE: PACAS
Agouti paca
Das Paca ist ein etwa 50 bis 70 cm großes, haselnuss- bis dunkelbraunes Nagetier mit weißen Flecken,
die auch in Streifen übergehen können. Es ist charakterisiert durch kleine Ohren, einem
Stummelschwanz, einer weißen Körper- und Halsunterseite und durch seinen schweren (etwa 6 – 14
kg) schweineähnlichen Körperbau. Pacas laufen geräuschvoll und schwer durch das Laub. Sie sind
nachtaktiv und ernähren sich von herabgefallenen Früchten und Wurzeln, wobei sie als
Samenverbreiter im Regenwald eine wichtige Rolle spielen. Meist findet man sie in der Nähe von
Wasser.
Sie leben monogam als Paare in einem eigenen Revier, ihrer Futtersuche gehen sie aber allein nach.
Tagsüber schlafen sie in kleinen Höhlen, die je über einen Haupteingang und mehrere versteckte
Nebeneingänge verfügen die mit Laub verstopft werden.
Das Verbreitungsgebiet ist Zentral- bis Südamerika. Wegen ihres kalbähnlichen zarten Fleisches sind
sie für den Menschen sehr begehrt und werden deshalb gerne gejagt. Das ist der Hauptgrund warum
die Tiere in manchen Gegenden schon verschwunden sind. Dort wo sie nicht gejagt werden, kann man
sie oft und leicht entdecken. Aufgrund ihres großen Verbreitungsgebietes ist es aber unwahrscheinlich,
dass sie ausgerottet werden. Zucht- und Auswilderungsprojekte gibt es bereits, wobei diese noch
ausgeweitet werden sollten.
DASYPROCTIDAE: AGUTIS
Mittelamerikanisches Aguti (Dasyprocta punctata)
Das Aguti hat eine Körpergröße von 50 bis 70 cm. Die tagaktiven und bodenlebenden Tiere ernähren
sich vorwiegend vegetarisch von Samen, Früchten und Keimblättern von Jungpflanzen, Pilzen, Blüten,
Blättern aber auch Insekten. Sie leben allein oder seltener als Paar.
Die Tiere bevorzugen primäre Wälder mit dichtem Unterwuchs. Obwohl sie bejagt werden sind sie
dennoch recht zahm und können auch gut in stark besuchten Naturreservaten beobachtet werden.
Neugeborene leben in eigenen Höhlen, die vom Muttertier nicht betreten werden. Die Jungen werden
von der Mutter herausgerufen und dann betreut. Agutis vergraben Samen für schlechte Zeiten und sind
daher wichtige Samenverbreiter.
SCIURUS: HÖRNCHEN
Poás-Hörnchen (Syntheosciurus poasensis)
Das etwa 25 cm große dunkelgrau-gelbe Hörnchen lebt endemisch am Vulkan Poás in Costa Rica.
Bunthörnchen (Sciurus variegatoides)
Die Körpergröße beträgt 20 bis 30 cm und der lange buschige Schwanz kann Körperlänge erreichen.
Die Fellfarbe variiert von Brauntönen über weiß und gelb. Die Tiere sind weit verbreitet, werden
wegen ihres Fleisches gejagt und können sich gut an unruhige Gegenden anpassen.
Rotschwanzhörnchen (Sciurus granatensis)
Die Rotschwanzhörnchen werden bis zu etwa 24 cm groß, sind tagaktiv, leben auf Bäumen und sind
Einzelgänger. Ihre Nahrung setzt sich aus großen harten Nüssen von Palmen und anderen Bäumen,
sowie auch aus Pilzen zusammen. Rotschwanzhörnchen bewegen sich in allen Kronenschichten auf
der Suche nach Nahrung.
Sie nisten in kleinen Baumhöhlen oder in Nestern aus Blättern, schlafen aber nicht immer in Nestern.
Weibchen verteidigen ihre Territorien gegen andere Weibchen, die Männchen hingegen kennen so
etwas wie Territorien nicht. Rotschwanzhörnchen sind weit verbreitet und passen sich auch gerne an
unruhigere Gegenden an.
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Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
Mittelamerikanisches Berghörnchen (Syntheosciurus brochus)
Dieses Hörnchen kann 15 bis 18,5 cm groß werden. Aufgrund einiger Besonderheiten des Schädelbaus
und der Zähne trennt man das Berghörnchen von den Eichhörnchen (Sciurus) ab und ordnet es der
eigenen Gattung Syntheosciurus zu. Anders als Eichhörnchen geht das Berghörnchen Paarbindungen
ein und ist sehr gesellig.
Agouti paca, Gehege in La Gamba
Poás-Hörnchen
(Syntheosciurus poasensis)
Saccopteryx bilineata, Haupthaus
in der Tropenstation
5.6.3 Microchiroptera (Fledermäuse)
EMBALLONURIDAE: GLATTNASEN-FREISCHWÄNZE
Sackflüge- oder Zweistreifenfledermaus (Saccopteryx)
Die Tiere sind in der Regel kleine, spezialisierte Insektenfresser mit einer langen Schwanzflughaut
und einem kurzen Schwanz. Viele haben Flügelbeutel, welche sozial als Geruchmarkierungsorgane
genutzt werden. Meist hängen sie nicht von der Decke sondern frei von vertikalen Strukturen, jedoch
mit dem Daumen kontakthaltend zum Substrat, meistens ein Baum, eine Höhlenwand oder die Wand
eines Gebäudes. Die Gattung der Emballonuridae weist vier Fledermausarten auf, von denen hier nur
eine besprochen wird.
Saccopteryx bilineata:
Das hintere Fell ist schwarz, das vordere heller, fast grau. Sie besitzen einen großen, sehr gut
entwickelten Flügelbeutel, der bei Weibchen weniger offensichtlich ist. Die Unterarmlänge beträgt bei
Männchen 41 bis 47 mm, bei Weibchen 44 bis 49 mm.
Ihr Verbreitungsgebiet liegt zwischen Mexiko und Brasilien. In Costa Rica kommen sie vom Pazifik
bis hin zur Karibik vor. Sie wurden aber auch schon in San Vito und im Central Valley entdeckt.
In der Tropenstation hatten wir das Glück, dass ein Exemplar dieser Art es sich im Haupthaus
gemütlich machte.
PHYLLOSTOMIDAE: BLATTNASEN
Vampirfledermäuse (Desmodontinea)
Die Vampirfledermäuse stellen eine Unterfamilie der Blattnasen dar und sind leicht an ihrer
vergrößerten Nasenauflage, anstatt eines Nasenblattes und an ihren, in hohem Grade veränderten,
oberen Schneide- und Hundezähnen zu erkennen. Sie sind mittelgroß und besitzen einen länglichen
Daumen, mit dem sie, durch eine spezielle Flügelmuskulatur und Skelettstruktur, fähig sind zu laufen
und auf dem Boden zu springen wenn sie ihr Opfer attackieren.
Zwei der drei Arten ernähren sich von Vögeln und nur eine Art ernährt sich von Säugetieren. Meist
hängen sie in hohlen Bäumen oder Höhlen. Sie sind ausschließlich nachtaktiv.
Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus):
Der Gemeine Vampir besitzt sehr lange Daumen, keinen Schwanz und nur eine kleine unbehaarte
Schwanzflughaut.
Größere Populationen dieser Art findet man in Costa Rica vor allem dort, wo Nutzvieh angesiedelt
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Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
wurde, jedoch nicht über einer Höhe von 1.200 m.
Sie landen nicht direkt auf ihren Opfern, sondern in deren Nähe und krabbeln oder hüpfen dann in die
Richtung der Beute. Die kräftigen Hinterbeine und der lange Daumen stellen Anpassungen an diese
Fortbewegungsweise dar.
Zunächst suchen sich die Fledermäuse eine geeignete Stelle an ihrem Opfer. Ihre Bewegungen sind
scheu und vorsichtig. Die unter Fledermäusen seltene Fähigkeit zu hüpfen dient dem schnellen
Ausweichen für den Fall, dass sie entdeckt und vom Opfer mit Tritten oder Schwanzschlägen
verscheucht werden. Vampire kämpfen nicht mit ihren Beutetieren, ihr Biss erfolgt in der Regel
unbemerkt und oft wacht das schlafende Tier nicht einmal auf. Als Bissstelle bevorzugen sie nicht von
Haaren oder Federn bedeckte Körperteile. Zunächst wird die Wunde abgeleckt. Der Speichel der
Vampire enthält ein Betäubungsmittel. Anschließend werden eventuell vorhandene Haare oder Federn
mit den Zähnen abrasiert. Mit den scharfen Schneidflächen der Eck- und Schneidezähne beißen sie ein
Stück der Haut heraus. Die so entstehende Wunde ist rund drei bis zehn Millimeter breit und einen bis
fünf Millimeter tief. Mit der Zunge schlecken sie das ausfließende Blut auf und pumpen es durch die
Rillen an der Unterseite der Zunge in den Mund. Ein Gerinnungshemmer sorgt dafür, dass das
austretende Blut nicht gerinnt. Der gesamte Vorgang kann bis zu zwei Stunden dauern, die eigentliche
Nahrungsaufnahme bis zu 30 Minuten. Dabei nehmen die Tiere rund 20 bis 30 Milliliter Blut auf, eine
Menge, die das Gewicht nahezu verdoppelt. Dadurch fällt es ihnen häufig recht schwer, sich wieder in
die Luft zu erheben. Nach der Mahlzeit begeben sie sich zurück an ihren Schlafplatz, um zu verdauen.
Der Blutverlust stellt für die Opfer weniger ein Problem dar, viel größer sind die Gefahren einer
Infektion, insbesondere Tollwut.
Der Gemeine Vampir hat seinen Namen von der Sagengestalt und nicht umgekehrt.
Diese Art ist durch den Menschen gefährdet, da sie enorme Schäden verursacht. Höhlen werden
gesprengt und ausgeräuchert, andere Methoden sind langsam wirkende Gifte.
Die zwei anderen Vampirfledermausarten sind in Costa Rica nur sehr selten.
5.6.4 Carnivora (Raubtiere)
FELIDAE: KATZEN
Ozelot (Felis pardalis; Leopardus pardalis)
Die Körpergröße beträgt 55 bis 100 cm und das Fell ist gelb gefärbt, mit schwarzen Punkten. Der
Schwanz ist kürzer als die Hinterbeine. Ozelots sind sowohl tag- als auch nachtaktiv. Nachts
benützen sie gerne Trampelwege, die von Menschen angelegt wurden, während sie sich tagsüber im
Gebüsch verstecken. Als reine Fleischfresser ernähren sie sich von Nagetieren, Vögeln und auch
Eidechsen. Sie leben auf dem Boden und klettern nur selten auf Bäume, etwa um einen Bach zu
überqueren oder zu rasten. Ozelots sind die am häufigsten gesichteten Katzen und oft kann man auch
ihre Abdrücke am Boden erkennen. Wo sie nicht gejagt werden, leben sie auch gerne in offenen
Wäldern in der Nähe von Dörfern.
Puma (Felis concolor; Puma concolor)
Obwohl mit durchschnittlich 130 cm eine der größten Katzen ist der Puma mit den Großkatzen nicht
näher verwandt und wird daher zu den Kleinkatzen gezählt. Die Fellfarbe ist häufig gelblich bis
silbergrau, jedoch sehr variabel. Der Schweif wird zur Spitze hin dunkler. Die Tiere sind tag- und
auch nachtaktiv und fressen zumeist mittelgroße bis große Säugetiere wie Agutis, Pacas und Wild,
aber auch kleinere Tiere wie Schlangen und Ratten. Pumas findet man im ganzen Regenwald, wo sie
trockenen Boden bevorzugen. Weil sie so scheu sind, sieht man sie selbst dort nur selten, wo sie
relativ häufig vorkommen.
Oft reißen Pumas Weidetiere an Stellen wo man ihren Lebensraum in Weiden umgewandelt hat und
natürliche Beute selten geworden ist. Es sind nur wenige Fälle von Angriffen auf den Menschen
bekannt, obwohl Pumas Menschen manchmal aus reiner Neugier folgen. Pumas sind die Katzen mit
der größten Anpassungsfähigkeit und man findet sie in vielen verschiedenen Klimazonen.
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Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
Jaguar (Panthera onca)
Der Jaguar ist im Durchschnitt 150 cm groß, kann aber bis zu 180 cm groß werden und ist damit die
größte Katze des amerikanischen Doppelkontinents. Die Oberseite des Fells ist gelbbraun gefärbt mit
den typischen Ringflecken, während die Unterseite heller gefärbt und schwarz gepunktet ist. Der
Körper ist mit zwischen 70 kg (Weibchen) und 110 kg (Männchen) sehr schwer und auf Kraft und
nicht auf Schnelligkeit ausgerichtet.
Im Allgemeinen sind Jaguare in offenen Gebieten größer als Jaguare in Regenwäldern. Sie sind nachtund tagaktiv, leben auf dem Boden und allein.
Sie fressen hauptsächlich größere Säugetiere wie Pekaris und Wild, aber auch Schildkröten, Kaimane
und auch Vögel und Fische, wobei sie zu allen Tages- und Nachtzeiten jagen und dazu gerne von
Menschen angelegte Pfade benutzen.
Sie bevorzugen Habitate in der Nähe von Wasser. Große Tatzenabdrücke entlang von Flüssen sind
daher normalerweise von Jaguaren. An entlegenen Orten wo sie nicht gejagt werden, kann man sie oft
in der Morgensonne am Wasser liegend auffinden. Jaguare reißen Nutztiere wenn ihre natürliche
Umgebung zerstört wurde und ihre Beutetiere durch z.B. Rinder ersetzt wurden. Sie sind sehr
menschenscheu und flüchten sofort, dementsprechend selten sind Angriffe auf den Menschen.
Trotzdem sind sie potentiell gefährlich und es empfiehlt sich im Allgemeinen nicht vor großen Katzen
wegzulaufen, weil sie das zur Jagd animieren könnte. Angriff ist hier die beste Verteidigung: der
Katze ins Gesicht schauen, auf sie zugehen und Lärm machen.
Obwohl es schwer ist den Bestand zu dokumentieren, kann angenommen werden, dass sie in ihren
Ursprungsländern selten geworden oder teilweise schon ausgerottet sind. Die größten Bedrohungen
ergeben sich durch die Beliebtheit ihrer Felle, sowie durch den Rückgang ihrer natürlichen
Wohnräume durch Waldrodungen und durch den rückläufigen Bestand ihrer Beutetiere.
PROCYONIDAE: KLEINBÄREN
Nasenbären (Nasua)
Nasenbären sind für ihre lange bewegliche Nase bekannt, weiters besitzen sie kleine fast im Fell
verborgene Ohren und einen langen buschigen Schwanz, der fast immer senkrecht getragen wird.
Weibchen und Jungtiere leben in Gruppen, während Männchen Einzelgänger sind. Man findet sie
sowohl in tropischen Regenwäldern als auch in Wüsten, am häufigsten sind sie allerdings in Wäldern
zu finden. Sie sind Allesfresser, bevorzugen jedoch fleischige Nahrung. Anders als viele Kleinbären
sind sie tagaktiv.
Weißrüssel-Nasenbär (Nasua narica):
Er weist die typische verlängerte, bewegliche Schnauze auf, die auf einem langgestreckten Kopf sitzt.
Das Fell dieses Tieres ist meist graubraun gefärbt, typisch sind weiße Flecken an der Schnauze, an den
Wangen, an der Kehle und am Bauch. Die Füße sind dunkler, fast schwarz. Der lange Schwanz ist
geringelt, allerdings ist das Muster schwächer ausgeprägt als beim Südamerikanischen Nasenbären.
Der Weißrüssel-Nasenbär findet sich am häufigsten in Wäldern, bewohnt dabei aber unterschiedliche
Habitate von tropischen Regenwäldern, bis hin zu Gebirgswäldern. Er lebt sowohl auf den Bäumen als
auch am Boden. Wenn er sich am Boden fortbewegt, hält er den Schwanz senkrecht nach oben, in den
Bäumen dient er vorwiegend der Balance. Erwachsene Männchen sind manchmal nachtaktiv, in der
Regel sind die Tiere im Gegensatz zu den meisten Kleinbären jedoch tagaktiv. Weibchen und
Jungtiere leben in Gruppen, während Männchen Einzelgänger sind.
Er ernährt sich vorwiegend von Insekten. Daneben gehören auch Spinnen, Skorpione, Krabben und
kleine Wirbeltiere zu seiner Nahrung, auch Früchte und anderes Pflanzenmaterial werden verzehrt.
Das Weibchen bringt zwei bis sieben Junge zur Welt. Zur Geburt errichtet es ein Blätternest in den
Bäumen und zieht sich aus der Gruppe zurück. Die Jungen sind anfangs blind und mit dunkelgrauem
Flaum bedeckt. Sie werden mit vier Monaten entwöhnt, sind mit 15 Monaten ausgewachsen und
erreichen mit rund zwei Jahren die Geschlechtsreife.
Zu den natürlichen Feinden zählen Katzen, Greifvögel und Riesenschlangen. Von Menschen wird er
fast nicht gejagt, da er keine Schäden an Plantagen anrichtet und sein Fell wertlos ist.
Waschbären (Procyon)
Waschbären sind gekennzeichnet durch einen breiten Kopf mit spitzer Schnauze, abgerundeten
Ohren und durch ihre kompakte Gestalt. Alle Arten besitzen eine schwarze, maskenartige Zeichnung
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Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
im Gesicht, die von weißem Fell umrandet wird. Sie leben auf dem gesamten amerikanischen
Kontinent, meist in Wäldern in der Nähe von Gewässern. Ihr Name kommt von dem Glauben, dass sie
ihre Nahrung waschen, in Wirklichkeit tasten sie im Wasser jedoch danach.
Krabbenwaschbär (Procyron cancrivorus):
Er ähnelt dem Nordamerikanischen Waschbären, hat aber ein kürzeres graubraun gefärbtes Fell. Sein
Schwanz ist geringelt. Er ist hauptsächlich in Südamerika beheimatet, sein Verbreitungsgebiet reicht
von Costa Rica bis Uruguay.
Er ist vorwiegend nachtaktiv und schläft tagsüber in Baumhöhlen. Er gilt als Einzelgänger, aber
manchmal teilen sich mehrere Weibchen ein Territorium. Sein Tastsinn ist ausgezeichnet entwickelt.
Er ist ein Allesfresser, jedoch stärker auf Krabben, Frösche, Krebse und Fische spezialisiert als seine
Verwandten. Das Weibchen bringt meist 2 bis 5 Junge zu Welt. Die Jungen sind Nesthocker und ihre
Augen öffnen sich erst nach ca. drei Wochen. Nach 2 bis 4 Monaten sind sie entwöhnt und mit einem
Jahr geschlechtsreif.
Wegen seines Fells und seines Fleisches wird der Krabbenwaschbär gerne gejagt. Er ist zwar seltener
als sein nordamerikanischer Verwandter, dürfte jedoch weit verbreitet sein und nicht zu den
gefährdeten Arten zählen.
Nordamerikanischer Waschbär (Procyon lotor):
Er ist der am weitesten verbreitete und am besten erforschte Vertreter seiner Art. Ursprünglich kam er
von Kanada bis Panama vor, mittlerweile ist er auch in Europa heimisch.
Weißrüssel-Nasenbär (Nasua narica),
Nationalpark Manuel Antonio
Nordamerikanischer Waschbär (Procyon lotor),
Nationalpark Manuel Antonio
5.6.5 Folivora (Faultiere)
Systematik:
Faultiere (Folivora)
Mylodontidae †
Megatheri
Megatheroidea
Megalonychidae
Zweifinger-Faultiere
Bradypodidae
Dreifinger-Faultiere
Megatheriidae †
Zu den ausgestorbenen Megatheriidae zählen bodenlebende Arten die ein Gewicht von mehreren
Tonnen erreichen konnten, wie z. B. das Riesenfaultier Megatherium.
162
Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
BRADYPODIDAE: DREIFINGER-FAULTIERE
Die Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 40 bis 70 cm und ein Gewicht von drei bis fünf
Kilogramm. Die Füße von Faultieren haben keine freien Zehen, aber dafür zwei oder drei zu Haken
geformte Klauen die es ihnen ermöglichen passiv im Baum zu hängen. Sie haben lange Glieder, einen
kurzen Körper und einen zwei bis neun Zentimeter langen Stummelschwanz. Bemerkenswert ist dass
sie neun Halswirbel besitzen und somit ihren Kopf um 270 Grad drehen können. Die meisten
Säugetiere haben nur 7 Halswirbel.
Das Fell ist meist graubraun gefärbt, vom Bauch abwärts gescheitelt und schimmert grün aufgrund
von darin lebenden Algen und Cyanobakterien. Die Nahrung besteht aus Blättern, die sie mittels
bakterieller Fermentation in mehreren Mägen verdauen.
Sie bevorzugen Bäume die der Sonne ausgesetzt sind weil sie sich gerne sonnen. Auf dem Boden sind
sie hilflos und können kaum gehen, aber sie können schwimmen um Flüsse zu überqueren. Zur
Defäkation (etwa alle 7 Tage) steigen sie den Baum herab und graben dazu mit ihrem
Stummelschwanz ein Loch.
MEGALONYCHIDAE: ZWEIFINGER-FAULTIERE
Diese 54 bis 75 cm großen und durchschnittlich 6 kg schweren Tiere besitzen an den Vorderfüßen
zwei, an den Hinterfüßen jedoch drei Zehen. Sie haben im Gegensatz zu den Dreifinger-Faultieren nur
6 oder 7 Halswirbel. Das Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni), das ein Gebiet von
Mittelamerika bis Brasilien bewohnt, hat sechs Halswirbel.
Was die Nahrung anbelangt sind Zweifinger-Faultiere weniger wählerisch als Dreifinger-Faultiere
und fressen auch Früchte und Knospen, sowie Insekten und andere kleine Tiere.
Zweifinger-Faultier (Choloepus hoffmanni)
beim Fressen am Río Frio
Dreifinger-Faultier, auf dem am Rande der Straße
zum Río Frio, das erfolgreich seinen Kopf vor uns
versteckte
5.6.6 Wo man Säugetiere am besten findet
Früh am Morgen oder am Abend ist die beste Zeit um Säugetiere zu beobachten.
Die meisten neotropischen Säugetiere sind nachtaktiv. Mit Hilfe von Stirn- oder Taschenlampen kann
man die Augen der Tiere im Dunkeln reflektieren sehen.
Manche Säugetiere kann man mit Geräuschen anlocken. Außerdem kann man für den Menschen nicht
hörbare Laute hörbar machen, z.B. Fledermauslaute mittels Fledermausdetektoren.
Am häufigsten sieht man Säugetiere, wenn man alleine in den Wald geht. Es hat sich herausgestellt,
dass die Farbe der Kleidung eine untergeordnete Rolle spielt, denn die meisten Säugetiere sind
farbenblind. Bei ihnen sind eher der Geruchssinn und das Gehör gut ausgebildet.
Säugetiere die sich eher in den Baumkronen aufhalten, kann man gut entlang von Wasserwegen auch
in Bodennähe beobachten. Viele neotropische Säugetiere sind Fruchtfresser und so kann es sich eher
auszahlen ein paar Stunden unter einem Baum zu sitzen, als durch die Gegend zu streifen.
Agutis und Pacas werden durch die Laute von herabfallenden Früchten angelockt.
Affen und Eichhörnchen z. B. kann man tagsüber in blühenden Bäumen finden weil sie teilweise
Nektar oder blütenbestäubende Insekten fressen. Überhaupt kann man Affen, Faultiere, Eichhörnchen
und Otter auch tagsüber beobachten.
163
Julia Kerschbaum, Elisabeth Wurglits
Säugetiere
Wasserquellen sind gute Beobachtungsorte, besonders während der Trockenzeit. Auch Müllplätze sind
Orte, die Säugetiere magisch anziehen. Möchte man Säugetiere durch Futter anlocken, sollte man
tagelang haufenweise Früchte oder Körner (für Nagetiere) ausbringen, nicht zu wenig weil das Futter
ansonsten sehr schnell durch Ameisen abtransportiert wird.
Noch eine gute Möglichkeit um Säugetiere zu beobachten, ist ihre Schlafplätze aufzusuchen, z.B. bei
Fledermäusen.
Literaturangaben
EMMONS, L. H., FEER, F., (1990): Neotropical Rainforest Mammals. A Field Guide (The University
of Chicago Press), Chicago Press, Chicago and London
NOWAK, R. M., (1994): Walker’s Bats of the World
http://centralamerica.com/cr/moon/momammal.htm, 27.09.2006
http://de.wikipedia.org/wiki/Faultiere
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinkatzen
http://de.wikipedia.org/wiki/Krabbenwaschbär
http://de.wikipedia.org/wiki/Saimiri
http://de.wikipedia.org/wiki/Syntheosciurus_brochus
http://de.wikipedia.org/wiki/Systematik
http://de.wikipedia.org/wiki/Waschbär
http://earthtrends.wri.org/pdf_library/country_profiles/bio_cou_188.pdf#search=%22mammals%20co
sta%20rica%22, 27.09.2006
http://www.costaricainternetdirectory.com/vpoas.htm, 29.09.2006
164
Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
5.7 INTERAKTIONEN ZWISCHEN PFLANZEN
UND TIEREN
5.7.1 Einleitung
Die Beziehung zwischen Tieren und Pflanzen ist von großer Vielfalt. Da das Tier nicht fähig ist,
Sonnenlicht in Energie umzuwandeln, ist es auf die Pflanze angewiesen. Der Nutzen der Tiere für die
Pflanzen ist erst auf den zweiten Blick erkennbar, der bekannteste ist die Bestäubung durch Insekten
oder Vögel. Auch Samenverbreitung durch größere Tiere ermöglicht erst das Überleben zahlreicher
Pflanzenarten.
Die Wechselbeziehung zwischen Lebewesen zweier Arten, die für beide vorteilhaft ist, nennt man
Mutualismus. Nicht symbiontische Mutualismen zwischen Pflanzen und Tieren umfassen drei
wichtige Kategorien:
• Bestäubung: Befruchtung der Eizelle durch Pollen anderer Pflanzen. Im Gegenzug dienen
Pollen und Nektar als Nahrung für Insekten.
• Samenverbreitung: Samen werden für günstiges Wachstum von der Mutterpflanze wegtransportiert, Früchte oder auch Samen selbst dienen als Nahrung und somit Belohnung für die
Tiere.
• Schutz (durch Ameisen): Pflanzen werden von Ameisen vor Fressfeinden und Konkurrenzpflanzen geschützt, im Gegenzug erhalten diese Nahrung und Wohnraum.
Schon die Ursprünge der Pflanzenwelt liegen wahrscheinlich in einer Symbiose: man vermutet, dass
sich Mitochondrien und Chloroplasten dadurch entwickelt haben, dass Einzeller photosyntheseaktive
Bakterien inkorporiert, aber nicht verdaut haben und sich deren Fähigkeit, Photosynthese zu betreiben,
zu Nutze gemacht haben.
Im Laufe der Evolution hat diese Wechselbeziehung zu speziellen Anpassungen geführt – Insekten
und Säugetiere sind verdauungsphysiologisch an den, von der Pflanze bereitgestellten, Nektar und
Pollen angepasst, der von der Pflanze zur Anlockung derselben speziell hergestellt wird. Hier zeigt
sich das Darwinsche Prinzip, dass nicht der Stärkste überlebt, sondern der am besten Angepasste. Die
Beziehung ist sowohl für die Pflanze als auch für das Tier von Vorteil, während beide ihre Eigeninteressen verfolgen.
Die Arten von Beziehungen, die sich zwischen zwei Organismen aufbauen können, kann man allgemein in vier Kategorien gliedern: Konkurrenz (um Wohnraum, Nahrung, Licht), Parasitismus und
Fraß (hierzu zählt auch die Räuber-Beute Beziehung), Symbiose und außerdem noch die so genannte
Tischgenossenschaft (Kommensalismus, ein Organismus lebt von den Abfällen des anderen).
Von solchen allgemeinen Wechselbeziehungen ausgehend haben sich, speziell in den Tropen, hoch
spezialisierte Symbiosen entwickelt, in denen die Partner füreinander nicht nur von Vorteil, sondern
sogar lebensnotwendig sind. Sie sind beinahe als ein Organismus zu betrachten.
Diese faszinierenden Formen des Zusammenlebens wollen wir an Hand einiger Beispiele von der einfachen Bestäubung, über spezialisierte Samenverbreitung, bis hin zu tropischen Wundergeschöpfen,
wie den Ameisenpflanzen, näher beleuchten.
5.7.2 Bestäubung
FUNKTION UND MECHANISMUS
Die Bestäubung ist die Übertragung von Pollen, für die Befruchtung der Eizelle in den empfänglichen
Teilen der Pflanze. Die Selbstbestäubung ist relativ selten, und die meisten Pflanzen sind für die Bestäubung auf Insekten, Vögel oder Fledermäuse angewiesen. Um diese Tiere anzulocken, hat die
Pflanze vielfältige Methoden entwickelt: Bereitstellung von Nektar und/oder Pollen als Nahrung
oder Düfte für einige Bienen (zum Beispiel die Männchen der Prachtbiene, die zur Anlockung ihrer
Weibchen „Parfum“ einsetzen). Interessant ist, wie sehr das Angebot der Pflanzen auf die Insekten
165
Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
oder Tiere eingestellt ist, die vorwiegend ihre Pollen übertragen. Während fledermausbestäubte Blüten
sehr groß, säuerlich riechend, oft gelblich-grau oder blassgrün und mit reichlich schleimigem Nektar
ausgestattet sind, locken vogelbestäubte Pflanzen durch prächtige Farben, oft rot und zeichnen sich
durch Geruchlosigkeit und häufig hängende, röhrenförmige Blüten aus. Bienen und Schmetterlinge
werden von süßlichem Duft angezogen. Pflanzen, die von Aas- oder Dungfliegen bestäubt werden,
sind von unangenehmem Geruch, bräunlicher oder grünlicher Farbe und stellen aminosäurehältigen
Nektar zur Verfügung. Ebenfalls variiert die Zuckerkonzentration im Nektar je nach Favorisierung des
Bestäubers.
Tiere können sich bei der Bestäubung auf gewisse Pflanzen spezialisieren: besuchen sie nur die Blüten einer bestimmten Pflanze, bezeichnet man sie als monolektische Bestäuber. Bestäuber mehrerer
Pflanzen werden als oligolektisch und Bestäuber vieler Pflanzen als polylektisch bezeichnet. Diese
Begriffe können sowohl auf die Pflanzenfamilie, als auch auf die Gattung und die Art angewandt werden. Monolektische Bestäuber sind in der Minderheit, weil die Blühperioden der meisten Pflanzen
nicht lange genug dauern, um eine lebenslange Versorgung zu garantieren. Auch kann die Konkurrenz
um eine einzige Pflanze zu hoch sein.
Da viele der Pollen gefressen, an Larven verfüttert oder einfach abgestreift werden, muss die Pflanze
diese in großer Anzahl herstellen. Auch ist die Pollenproduktion davon abhängig, ob die Pflanze sich
selbst befruchten kann. Kann sie dies, ist die Anzahl an produzierten Pollen pro Samenanlage wesentlich geringer als bei Pflanzen, die auf Fremdbestäubung angewiesen sind.
HELIKONIEN UND KOLIBRIS
Die über 300 bekannten Kolibriarten der Familie Trochilidae besiedeln ausschließlich den amerikanischen Kontinent, hauptsächlich die tropischen und subtropischen Gebiete nördlich und südlich des
Äquators. Die Größe dieser Nektarfresser variiert stark. Mit sechs Zentimeter Länge, inklusive
Schnabel und Schwanzfedern und zwei Gramm Gewicht, ist die so genannte „Bienenelfe“ die kleinste
bekannte Vogelart; die größte Kolibriart – der Riesenkolibri – misst etwa 25 cm und wiegt 20 g.
Der Flügelschlag der Kolibris hat schon viele Wissenschafter und Laien fasziniert: bis zu 80 Mal pro
Sekunde schlagen die Vögel mit ihren Flügeln in Form einer liegenden Acht. Die Flügel werden in
einem Winkel von 180° bewegt, was den Kolibris ermöglicht, auch vor einer Blüte in der Luft zu „stehen“ und rückwärts zu fliegen, was im Vogelreich einzigartig ist.
Da die Sauerstoffzufuhr auf Grund des hohen Energiestoffwechsels stark erhöht ist, ist das Herz in
Relation vergrößert und schlägt bis zu 1.260 Mal pro Minute. Ihren enormen Energiebedarf decken sie
mit zuckerhältigem Nektar. In der Nacht können sie ihre Körpertemperatur um bis zu 20 °C und ihre
Herzfrequenz auf ein Minimum senken, ansonsten würden sie verhungern.
Das oft bewunderte metallisch schimmernde Gefieder – das der Männchen ist oft bunter als das der
Weibchen – besitzen nur die Arten der Unterfamilie Trochilinae (auf Deutsch die „Eigentlichen
Kolibris“). Die wenigen Arten der so genannten Eremiten (Phaethornithinae) haben ein erdfarbenes
Gefieder, keinen Geschlechtsdimorphismus und eine schwarz-weiße Gesichtsmaske. Die wichtigsten
Unterschiede der beiden Unterfamilien liegen in der Ernährungsweise und der Form des Schnabels.
Die Eremiten ernähren sich überwiegend insektivor, während sich die „Eigentlichen Kolibris“ durch
Nektarivorie auszeichnen. Der Schnabel der Eremiten ist lang und deutlich gekrümmt, um einerseits
den Besuch von Blüten mit langer, gebogener Kronröhre (wie die der Heliconia), als auch die Erbeutung bodenbewohnender Insekten zu gewährleisten. Die „Eigentlichen Kolibris“ besitzen meist mittellange, relativ gerade oder schwach gekrümmte Schnäbel, was auf deren primär nektarivore Ernährung
hinweist. Jedoch fangen auch sie im Flug Insekten, um ihren Eiweißbedarf zu decken, den sie für die
Fortpflanzung benötigen. Die Merkmale des Schnabels – vor allem Länge und Krümmung – variieren
aber auch von Art zu Art, da jede an einen anderen Blütentyp angepasst ist und somit ihre eigene
ökologische Nische besetzt.
Kolibribestäubte Blüten sind wie bei allen vogelbestäubten Blüten meist rot, orange oder gelb.
Sie sind geruchlos, da Kolibris der Geruchssinn fehlt und weisen auf Grund der Fähigkeit der Kolibris,
in der Luft zu „stehen“, keine Landeflächen auf. Die Blüten sind außerdem fast immer röhrenförmig
und lang und somit perfekt an die Schnäbel und die langen Zungen der Kolibris angepasst.
Eine typische kolibribestäubte Pflanze ist die im tropischen Amerika beheimatete Helikonie (der
Familie Heliconiaceae), die mit der Banane eng verwandt ist. Der Name rührt vom griechischen Berg
Helicon, dem Sitz der Musen, her, vermutlich wegen der attraktiven Blütenstände. Die Blüten sind
zygomorph und dreizählig, die Blütenstände hängend oder aufrecht.
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
Die Arten der Gattung Heliconia kann man nach der Art der Kolibris einteilen, die sie bestäubt. Helikonien werden vor allem von den Eremiten aufgesucht, jedoch gibt es auch Arten, die von trochilinen
Kolibris bestäubt werden.
Eremit-bestäubte Helikonien haben ihr Habitat, wie auch die genannten Kolibris, im Wald. Die Gattung Eutoxeres sp. hat sich mit ihrem extrem gekrümmten Schnabel ausschließlich auf Helikonien
spezialisiert.
Eremiten sind nicht territorial, sondern fliegen täglich ihre Route, bei der sie immer mehr oder weniger gezielt bestimmte Pflanzen aufsuchen („trap lining“). Dies fördert die Kreuzbestäubung. Um zu
gewährleisten, dass die Kolibris eine angeflogene Helikonie erneut aufsuchen, blühen immer nur wenige Blüten pro Tag, mit wenig wässrigem Nektar, nacheinander das ganze Jahr über.
Anders bei den trochilin-bestäubten Helikonien: diese blühen mit vielen Blüten, die reichlich Nektar
enthalten, nur während der frühen bis mittleren Regenzeit. Sie wachsen in großen, oft monoklonalen
Ständen am Waldrand oder in offenen Habitaten. Die trochilinen Kolibris zeigen ein territoriales Verhalten und verteidigen ihr Revier gegenüber anderen Vögeln und Insekten.
Einige wenige Helikonien-Arten haben grüne oder weiße, in der Nacht blühende Blüten und werden
von Fledermäusen bestäubt, doch sind alle in Costa Rica vorkommende Arten kolibribestäubt.
Goldene Hummerschere
(Heliconia latispatha)
Kolibribeobachtungsstation:
links ein Purpurdegenflügel (Campylopterus hemileucurus),
rechts ein Grünscheitelbrillant (Heliodoxa jacula)
5.7.3 Samenverbreitung
FUNKTION UND MECHANISMUS
Die Samenverbreitung durch Tiere hat sich wahrscheinlich noch vor der Bestäubung durch Tiere entwickelt. Man fand 200 Millionen Jahre alte Fossilien fleischiger Samen, die dem Verzehr durch einfache Reptilien angepasst waren. Seit Ende der Kreidezeit ist dieser Mutualismus vertreten.
In den tropischen Regenwäldern erreicht diese Beziehung zwischen Pflanzen und Tieren ihren Höhepunkt: über 90 % der Bäume und fast alle Sträucher locken mit ihren Früchten und Samen Tiere zur
Verbreitung derselben an. Der Same der Pflanze ist eine ausgereifte Samenanlage, der aus dem ursprünglichen Endosperm, dem Embryo und den Membranen gebildet wird. Embryo und Endosperm
sind von der schützenden Samenschale umgeben. Die Frucht ist der reife Fruchtknoten mit einem oder
mehreren Samen.
Früchte haben primär den Zweck, die Samen verbreitenden Tiere anzulocken und sie mit Nahrung zu
belohnen, auch der Same selbst dient teilweise als Nahrung, was nicht immer zum Vorteil der Pflanze
ist. Sehr widerstandsfähige Samen oder solche, die nicht verdaut werden können, werden in einiger
Entfernung, der von der Mutterpflanze, wieder ausgeschieden und können dort gedeihen.
Die drei wichtigen Aufgaben der Frucht der Bedecktsamer sind Verbreitung, Schutz und Ernährung
der pflanzlichen Embryonen. Im Aufbau der Frucht besteht, genauso wie im Aufbau der Blüte, ein
Grundschema. Zur Anlockung der Wirbeltiere dient oft der fleischige Auswuchs, der Samenmantel
(Arillus, eine so genannte Scheinfrucht). Ameisen werden mittels Elaiosomen angelockt, worauf wir
später genauer eingehen werden.
Ohne Verbreitung der Samen würden sich diese unter der Mutterpflanze ansammeln. Dort fallen sie
Insekten, herbivoren Säugetieren oder Krankheitserregern zum Opfer. Viele Pflanzen wären, ohne
dieses Zusammenspiel mit den Tieren, vom Aussterben bedroht.
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
Samenverbreitung bringt der Mutterpflanze drei Vorteile:
• Die Elternpflanze kann sich auf noch nicht besiedelten Gebieten neu ausbreiten (Kolonisation)
• Samen und Keimlinge vermeiden die dichteabhängige Sterberate in der Nähe der Mutterpflanze (Ausweichen)
• Besetzen bestimmter Mikrohabitate, die für die Ansiedlung entscheidend sind (gerichtete
Ausbreitung)
Verbreitungssysteme sind ein Zusammenspiel von Farben, Formen, Düften und Nährwerten, die an
die Tiere angepasst sind, die die Samen und Früchte entweder horten, verzehren und ausscheiden, oder
an ihrem Fell oder Federkleid transportieren.
Die Form des Samens hängt von der Art seiner Verbreitung ab; so besitzen z.B. windverbreitete
Samen flügelähnliche Strukturen. Von Wirbeltieren verbreitete Samen besitzen einen fleischigen,
nahrhaften Auswuchs des Samenmantels, das Fruchtfleisch, das oft reich an Zucker, Stärke oder Fett
ist.
Tiere transportieren die Samen oft bis zu mehrere tausend Meter weit weg von der Mutterpflanze.
Wie die Mechanismen der Blüte zur Anlockung bestäubender Tiere, weisen auch die Samen und
Früchte charakteristische Merkmale zur Anlockung der sie verbreitenden Tiere auf.
Mechanismen der Samenverbreitung
• Zoochorie, die Ausbreitung durch Tiere: Epichorie (durch Anhaftung; durch Kletthafter,
Adhäsionshafter und Klebehafter); Endochorie (Verdauungsausbreitung; Tiere fressen den
Samen, scheiden die nicht verdaulichen Teile wieder aus); Myrmekochorie (Ausbreitung
durch Ameisen); Ornithochorie (Ausbreitung durch Vögel) und Dysochorie (Zufallsausbreitung, Verstecksausbreitung, Bearbeitungsausbreitung und Ausbreitung während des Nestbaus)
• Animochorie, die Ausbreitung durch Wind, welche die ursprünglichste Form der Ausbreitung
ist: Meteorochorie (Ausbreitung durch Flieger), Chamaechorie (Ausbreitung durch Bodenroller)
• Semachorie, Tier- und Windstreuung: Samen können nicht fliegen, sie werden durch die von
Wind und Tieren verursachten Bewegungen ausgestreut
• Hydrochorie, Verbreitung durch Wasser: Nautochorie (Schwimmausbreitung), Bythisosochorie (Ausbreitung durch Strömung fließender Gewässer), Ombrochorie (Ausbreitung durch
Regentropfen: Regenschwemmlinge, Regenballisten)
• Hemerochorie: Ethelochorie (Ausbreitung durch Saatgut), Speirochorie (Ausbreitung als
Saatgutbegleiter), Agochorie (Ausbreitung durch unbeabsichtigten Transport)
• Autochorie, Selbstausbreitung: Ballochorie (Ausbreitung durch Schleudermechanismen:
Saftdruckstreuer und Austrocknungsstreuer); Herpechorie (Ausbreitung durch Eigenbewegung
der Diasporen); Barochorie (Ausbreitung durch Schwerkraft); Blastochorie (Ausbreitung
durch Selbstableger)
(Quelle: http://org.wikipedia.de)
Gerade im Regenwald spielt die Zoochorie eine gewichtige Rolle.
Welche Tiere verbreiten welche Arten von Samen?
• Hortende Säugetiere: bevorzugen geschlossene dickwandige Nüsse, die lange überleben, als
„Belohnung“ dient der Same selbst
• Hortende Vögel: wie bei den hortenden Säugetieren; die Samen dürfen nicht zu groß sein, da
der Vogel sie sonst nicht fressen/transportieren kann
• Baumbewohnende Säugetiere: oft Sammel- oder Öffnungsfrüchte, Samen mit Samenmantel
oder Steinfrüchte, Belohnung ist das protein-, zucker- oder stärkereiche Fruchtfleisch
• Fledermäuse: häufig verschiedene, meist hängende Früchte, Belohnung ist das Fruchtfleisch
• Terrestrische Säugetiere: wie bei Fledermäusen; bevorzugen geschlossene Nüsse, Schoten
oder Kapseln, fett- und stärkereiches Fruchtfleisch als Belohnung
• Frugivore (Frucht fressende) Vögel: große Steinfrüchte oder Samen mit Samenmantel,
Fruchtfleisch als Belohnung
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
•
•
•
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
Teilweise frugivore Vögel: kleine oder mittelgroße Steinfrüchte, Samen mit Samenmantel
oder Beeren, zucker- oder stärkereiches Fruchtfleisch als Belohnung
Tiere mit Federn oder Fell: verbreiten Samen mit Widerhaken, Haken oder klebrigen
Haaren; das Tier erhält von der Pflanze nichts als Gegenleistung
Ameisen: tragen Samen < 3 mm in ihr Nest, erhalten Elaiosomen als Belohnung
Die Samenverbreitung durch hortende Tiere ist nur dann erfolgreich, wenn diese Samen verlieren oder
vergessen, was häufig vorkommt, da sie die Tiere in vielen verschiedenen Verstecken horten.
Samen, die zur Verbreitung von Tieren gefressen und wieder ausgeschieden werden, sind sehr hoch
entwickelt und äußerst widerstandsfähig. Sie müssen Kauwerkzeugen und komplizierten Verdauungssystemen standhalten.
Im Gegensatz zu den Früchten in den gemäßigten Zonen können tropische Früchte äußerst fettreich
sein, z.B. Muskatnussgewächse oder Misteln. Tiere, die sich normalerweise von Insekten ernähren,
werden durch die stark fett- oder proteinhaltigen Samen angelockt, da diese leichter verfügbar sind
und einen hohen Nährwert bieten.
Durch Vögel vertragene Anhaftungssamen können über sehr große Distanzen an andere Orte gelangen.
Sherwin Carlquist, ein Biogeograf, stellte 1974 fest, dass die Samenverbreitung durch Vögel einen
großen Teil der Biodiversität tropischer Pazifikinseln ausmacht.
Große Säugetiere verbreiten Samen meist nur durch Fressen und wieder Ausscheiden, wobei Pflanzen
mit kleineren Früchten mehr Chancen haben, da sie sowohl von kleinen als auch von großen Tieren
gefressen werden, während große Früchte meist nur für große Tiere von Interesse sind.
Das Verhältnis Aufwand / Belohnung bestimmt, ob ein Tier sich die Mühe macht, an eine bestimmte
Frucht zu gelangen. Sie muss leicht erreichbar und von hohem Nährwert sein, um für die Tiere attraktiv zu wirken.
Auch zwischen Früchten und Tieren gibt es starke Spezialisierungen: eine Frucht kann für eine Tierart Hauptnahrungsbestandteil sein.
Wirbeltiere können die Samen über große Entfernungen transportieren und verwerten, neben Fruchtfleisch und Samenbestandteilen, häufig auch Kapseln und Hülsen. Nur die giftigsten und härtesten
Früchte und Samen werden nicht gefressen, was für manche Pflanze von Nachteil ist, z.B. für die extrem harten Nüsse des Paranussbaums, worauf wir im folgenden Beispiel näher eingehen wollen.
AGUTI UND PARANUSSBAUM
Der in den Regenwäldern Südamerikas heimische Paranussbaum (Bertholletia excelsa) gehört zur
Familie der Topffruchtbaumgewächse (Lecythidaceae) und kann bis zu 60 m hoch werden. Sein Alter
kann 500 Jahre erreichen und wie bei den meisten langlebigen Pflanzen braucht es einige Jahre, bis er
Blüten und Früchte trägt. Die Samen befinden sich in einer harten Kapselfrucht und können bis zu
drei Kilogramm schwer werden. Sie sind stark eiweiß- und fetthältig, außerdem reich an Mineralstoffen. Die Paranuss wird in der Nahrungsmittelindustrie genutzt und stellt eine wichtige Einnahmequelle
der Einheimischen im Amazonasgebiet dar, jedoch konnte der Baum nie kultiviert werden. Da die
Nüsse nicht aus kontrolliertem Anbau gewonnen werden können, stammen sie immer aus Wildsammlungen. Der hohe, dünne Stamm macht Hinaufklettern unmöglich, so können nur die reifen Samen
gesammelt werden, die hinunterfallen. Werden alle Früchte eingesammelt, können keine neuen Bäume
nachwachsen, hauptsächlich wurde jedoch die Anzahl der Paranussbäume in den letzten Jahrzehnten
durch Holzschlag stark reduziert. Zwar liefert der Paranussbaum auch wertvolles Edelholz, aber mit
seinen bis zu 8.000 Nüssen pro Baum stellt er als Nahrungslieferant eine wertvollere Ressource dar.
Mittlerweile wurde der Baum auf die rote Liste gefährdeter Arten der IUCN gesetzt.
Wenn die Kapseln des Paranussbaums zu Boden fallen, springen sie nicht wie viele andere Schließfrüchte auf. Neben den Menschen ist nur ein Lebewesen fähig, die extrem harte Schale zu öffnen: das
Aguti (Dasyprocta). Agutis (Foto siehe „Säugetiere“) sind Verwandte der Meerschweinchen; sie
haben einen schlanken Körper mit dünnen, langen Beinen, sind an laufende Fortbewegung angepasst
und einzelgängerisch. Der Körperbau einiger Arten hat sich in Abstimmung auf das Leben im dichten
Regenwald entwickelt. Agutis können auf den Hinterbeinen sitzen und mit ihren Vorderpfoten Nüsse
oder Samen festhalten, was es ihnen ermöglicht, lange an einer Stelle zu kauen. So können sie auch
die Paranuss knacken, die sie bis zu 400 m vom Baum wegtragen, um sie teilweise oder ganz geöffnet
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
eingraben, um Vorräte für schlechtere Zeiten zu schaffen. Sie legen viele Vorratslager mit wenigen
Samen an, da diese nun auch für andere Tiere zur Beute werden, wie z.B. für Pecari-Schweine.
Agutis verfügen zwar über ein hervorragendes Gedächtnis, aber dennoch vergessen sie einige der zahlreichen Verstecke und so können die Samen keimen.
Somit sind Agutis der einzige natürliche Samenverbreiter des Paranussbaums. Leider gehört das Aguti
selbst zu den gefährdeten Tierarten und ist ebenfalls auf der roten Liste der IUCN. Es ist begehrte
Beute für Jaguare, Coyoten oder Ozelots; auch Menschen machen Jagd auf den Nager. Das zarte
Fleisch gilt als Delikatesse, auch wenn die Jagd auf das Aguti inzwischen verboten ist.
Das Überleben des Paranussbaums hängt übrigens nicht nur von diesem einen Mutualismus ab. Nicht
nur die Samen können nur von einem einzigen Tier verbreitet werden, auch die Bestäubung ist nur von
einem einzigen Insekt durchführbar: der großen weiblichen Orchideenbiene (Euglossa). Ihre Zunge
ist lang genug, um in die großen Blüten zu gelangen, zudem legen sie große Distanzen zurück und
erreichen so andere Paranussbäume, die oft in einiger Entfernung zueinander stehen. Die Bienen benötigen noch andere Nahrungsquellen, da die Paranuss nicht das ganze Jahr über blüht. Euglossa leben
solitär und können nicht vergesellschaftet werden – ein Grund, warum man sie nicht auf Plantagen
züchten und die Paranuss nicht kultiviert werden kann. Darüber hinaus benötigen die Männchen dieser
Spezies Düfte einer bestimmten Orchideenart, um die Weibchen anzulocken – diese wären in einer
künstlichen Paranussmonokultur natürlich nicht zu finden. Die Männchen benötigen die Orchideen,
um Weibchen anzulocken, die Paranuss benötigt die Weibchen zu ihrer Bestäubung. Das komplizierte
Zusammenspiel dieser vielen Organismen erschwert es der Paranuss, sich auszubreiten und ihren
Fortbestand zu sichern.
5.7.4 Beziehungen zwischen Ameisen und Pflanzen
ENTDECKUNG, FUNKTION UND MECHANISMUS
Zwischen tausenden Arten von Ameisen und Pflanzen gibt es Beziehungen, meist parasitischer Natur.
Neben Parasitismus existieren auch Formen, in denen sich Pflanze und Ameise weder nutzen noch
schaden und solche, in denen sie hoch entwickelte Symbiosen eingehen.
Diese findet man bei den so genannten Myrmekophyten (Ameisenpflanzen), die den Ameisen nicht
nur Nahrung, sondern auch Wohnraum bieten und im Gegenzug von diesen gegen Fressfeinde und
sogar Konkurrenzpflanzen verteidigt werden.
Schutz durch Ameisen ist weltweit verbreitet, aber nicht jede Beziehung zwischen Ameisen und
Pflanzen gestattet die Bezeichnung „Ameisenpflanze“. Vielfach wohnen Ameisen in durch Fäulnis
ausgehöhlten Bäumen, dies ist nicht mit Myrmecophytismus gleichzusetzen.
Janzens (geb. 1939) Untersuchungen der Acacia ergaben eindeutige Hinweise auf eine Coevolution.
Coevolution bedeutet, dass zwei Organismen sich in Abstimmung aufeinander entwickelt haben. Eine
Gegentheorie besagt, dass die Anpassungen der Pflanze unabhängig von der Ameise entstanden sind
und erst später von diesen genutzt wurden.
Die aggressive Verteidigung der Pflanzen durch die Ameisen ist nach Barbara Bentley (1976) eine
Anpassung des Verhaltens – auch Fleisch fressende Ameisen beschützen eine Pflanze, wenn Zuckerwasser auf ihr versprüht wurde. Die Ameisen nutzen die Pflanze darüber hinaus zur Anlockung anderer Insekten, um diese zu fressen.
Die sich zersetzenden Ameisenleichen düngen die Pflanze; organischer Abfall, den die Ameisen anhäufen, enthält oft Stickstoff und Phosphor, welche ebenfalls als Dünger dienen.
Als Bestäuber spielt die Ameise eine eher geringe Rolle – in den Blüten hinterlassen sie häufig Zerstörungen, weswegen die extrafloralen Nektarien unter anderem als Ablenkung entwickelt wurden. Auch
dienen klebrige Zonen um die Blüte deren Schutz. Auf der glatten Körperoberfläche der Ameisen
bleiben die Pollen kaum haften, die Ameise putzt sich häufig und scheidet antibakterielle Substanzen
aus, die den Pollen schaden. Da die Ameise zu Fuß nur geringe Entfernungen zurücklegt, bleibt die
genetisch günstige Fremdbestäubung oft aus.
Die Ameisen tragen Samen in ihr Nest. Auf dem Weg gehen viele davon verloren, wodurch die Ameisen eine Rolle als Samenverbreiter spielen (Myrmekochorie). Da der Same der Ameise als Nahrung
dient und dadurch viele der wertvollen Samen verloren gehen, hat die Pflanze Samenanhängsel entwickelt, die Elaiosomen (Ameisenbrot). Der Same selbst wird hier nicht mehr gefressen, sondern nur
die ölreichen Anhängsel.
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
In seinem Buch „The Naturalist in Nicaragua“ hat Thomas Belt festgestellt, dass die ausgeprägtesten
Formen des Mutualismus in den Tropen zu finden sind.
Die gegenseitige Abhängigkeit geht in einigen Fällen so weit, dass beide Partner getrennt voneinander
nicht mehr lebensfähig sind. Wir wollen diesen Fall an Hand von zwei Beispielen erläutern.
ACACIA SP. UND PSEUDOMYRMEX SP.
Die zu der Familie der Fabaceae gehörige Gattung Acacia umfasst mehr als 700 Arten. Besonders
verbreitet ist sie in den Tropen und Subtropen, wo sie häufig an gestörten Standorten wie Flussufern,
Viehweiden oder auf gerodeten Flächen zu finden ist. Die Blätter sind paarig gefiedert und die zu
Köpfchen, Trauben oder Ähren vereinigten, winzigen Blüten verfügen über auffällige Staubgefäße.
Sie verbreiten oft einen starken Duft, der Bienen anlockt.
Der Naturforscher Thomas Belt (1832 – 1878) stellte bereits 1874 fest, dass bestimmte Akazienarten
regelmäßig von Ameisen bevölkert werden.
Acacia-Arten benötigen volles Sonnenlicht und wachsen besonders schnell. Interessant für uns sind
Arten, deren Nebenblätter (Stipeln) zu mehreren Zentimeter langen, stark angeschwollenen, an Büffelhörner erinnernden Hohldornen umgewandelt sind. In ihnen wohnen und brüten häufig Ameisen,
speziell Pseudomyrmex ferroginea, die nach Janzen in mindestens fünf Spezies der Acacia (A. chiapensis, A. collinsii, A. cornigera, A. hindsii, A. sphaerocephala) zu finden sind. Diese Wohnräume in
Ameisenpflanzen werden Domatien genannt.
Die jungen Akazien werden durch eine Königin besiedelt. Sie beißt unterhalb der Spitze des jungen,
noch nicht verholzten Dorns ein Eingangsloch, entfernt das Hohlraummaterial und legt 15 – 20 Eier.
Im Hohlraum des Dorns ist sie geschützt, während die erste Brut schlüpft und die Arbeiterpopulation
sich mit rapider Geschwindigkeit vermehrt. Bei schlechter Witterung verschließt eine Arbeiterin das
Eingangsloch mit dem Kopf. Die Brutzeit dieser Spezies ist relativ kurz, und die Anzahl der Ameisen
steigt innerhalb von zwei Jahren auf bis zu 1.100 an. Auch mehrere benachbarte Pflanzen können von
einem großen Volk bewohnt werden. Seltener bewohnen auch zwei verschiedene Kolonien einen
Baum, jedoch in verschiedenen Domatien.
Abgesehen vom Wohnraum bietet die Acacia ihren Bewohnern auch Nahrung. So scheiden zahlreiche
extraflorale Nektarien (Nektarien auf den Blättern, den Sprossachsen oder den Deckblättern) auf der
Mittelrippe der Fiederblätter Nektar aus, der das Grundnahrungsmittel der Ameisen darstellt. Spezielle
gelbgefärbte proteinreiche Fortsätze an der Spitze der Blattfiedern – nach ihrem Entdecker „Belt’sche
Körperchen“ benannt – dienen der Ernährung der Brut.
Lange Zeit war man sich nicht sicher, ob nun die Pflanze im Gegenzug Nutzen aus ihren Bewohnern
zieht. Es gab zwei Theorien: Die von Belt begründete Meinung, dass die Ameisen die Pflanze gegen
ihre natürlichen Feinde verteidigen und ihr somit nutzen, stand im Gegensatz zu der, durch Skwarra
und Wheeler vertretenen Meinung, dass nur die Ameisen von dieser Gemeinschaft profitieren. Mit
Belts Studien der Ameisenakazien begannen die ersten ernsthaften Nachforschungen über Myrmekophyten. Die Tatsache, dass im Laufe der Evolution Hohldornen, Belt’sche Körperchen und extraflorale Nektarien als Vorrichtungen zum Wohlergehen der Ameisen entwickelt wurden, untermauerte
Belts These.
Erst Janzen wies in einem Feldversuch nach, dass hier tatsächlich ein Mutualismus vorliegt. Er entfernte die Ameisen durch Sprühen mit Parathion und Entfernen der Dornen oder ganzer bewohnter
Äste, so dass kein Schutz mehr durch sie gewährleistet war. Nun wurde die Akazie von pflanzen- fressenden Insekten und Säugetieren beschädigt, von konkurrierenden Pflanzen überwachsen und beschattet und Käferlarven zerstörten die Sprösslinge. Vergleichsbäume, die von den Pseudomyrmex
bewohnt wurden, erwiesen sich als wesentlich langlebiger. Belt bezeichnete die Ameisen als die
Armee der Acacia – aggressiv wehren sie erfolgreich Fressfeinde ab, attackieren junge Triebe und
Blätter von Schlingpflanzen, bis diese absterben, und kappen sogar Zweige benachbarter Gewächse in
einem Radius von bis zu 40 cm um die Baumkrone. Bis zu einem Viertel der Ameisenpopulation
patrouilliert Tag und Nacht an der Pflanzenoberfläche und säubert und verteidigt diese. Da brennbares
Pflanzenmaterial in der Nähe der Akazie fehlt, wird sie sogar von Buschfeuern weniger stark beschädigt. Man ist gut beraten, nicht unbedacht an einer Akazie anzustreifen und den Zorn ihrer Bewohner
auf sich zu ziehen, da ihre Bisse sehr schmerzhaft sein können. Sie reagieren schon bei dem geringsten
Hinweis auf einen Störenfried.
Auch in der Trockenzeit behalten Ameisenakazien das ganze Jahr über ihr Laub, wodurch die dauerhafte Bindung der Ameisen gewährleistet ist.
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
Neben den Akazienarten, für die die Beziehung zum Ameisenpartner lebensnotwendig ist, gibt es auch
solche, die zwar gelegentlich von verschiedenen Ameisenarten besiedelt werden, aber darüber hinaus
chemische Abwehrstoffe gegen Fressfeinde entwickelt haben. Diese Arten produzieren zwar ebenfalls
Nektar, erhöhen die Produktion jedoch um ein Vielfaches, wenn ihre Blätter angefressen werden. So
werden Pseudomyrmex angelockt, die die neue Futterquelle verteidigen.
Akazie mit ihren Bewohnern
(Pseudomyrmex-Ameisen)
Cecropia Futterkörperchen
Cecropia-Pflanze
CECROPIA SP. UND AZTECA SP.
Die häufig an Flussufern oder auf Waldlichtungen zu findende Cecropia – auch Ameisenbaum genannt – ist mit über 100 Arten in Mittelamerika vertreten und gehört zur Familie der Cecropiaceae.
Ihre Beziehung zu den Azteca-Ameisen ist von ähnlicher gegenseitiger Abhängigkeit geprägt wie die
der Acacia und Pseudomyrmex.
Die 10 – 20 m hohen schnellwüchsigen Bäume sind leicht an der hellen Blattunterseite und den handförmig geteilten großen Blättern erkennbar. Die Internodien am schlanken Stamm sind stark ausgeprägt. Wenn Ameisenbäume von größeren Bäumen beschattet werden, werden sie von ihrem Standort
verdrängt. Janzen fand auch hier bei mindestens 70 Cecropia-Arten sichere Hinweise auf einen Mutualismus.
Die Besonderheit der Cecropia liegt in ihrem hohlen Stamm, der an den Blattknoten durch Querwände
in Kammern unterteilt wird. Mindestens zehn Arten beherbergen die Ameisen in diesem Hohlstamm,
weswegen man sie zu den primären Myrmekophyten zählt.
Vertiefungen im Stamm, die so genannten Prostomata, spielen eine Rolle bei der Besiedelung durch
die junge Königin, die sich durch sie einen Eingang in den Stamm nagt. Diese besonders dünnwandige
Stelle findet sich in jedem Internodium. Die Querwände im Inneren des Stamms werden mit dem Anwachsen der Kolonie durchgenagt, die sich so schließlich über die gesamte Pflanze ausbreitet.
Auch die Cecropia produziert spezielle Futterkörper zur Ernährung der Ameisen. Die eiförmigen
Müller’schen Körperchen besitzen glykogenreiche Plastiden, was eine Seltenheit in der Pflanzenwelt
darstellt, da in der Pflanze Energie sonst als Stärke gespeichert wird. Sie werden im Inneren spezieller,
an den Blattstielansätzen befindlicher Haarpolster, den so genannten Trichilien, gebildet, aus denen sie
im Reifezustand von den Ameisen herausgezogen werden. Jedes Trichilium bildet pro Tag etwa zehn
dieser Körperchen und braucht nach dem Absammeln etwa 20 – 25 Tage zur Neuproduktion. Die Produktion steigt mit der Nachfrage. Bei den in Gewächshäusern gehaltenen und somit nicht von Ameisen besiedelten Cecropia-Arten, werden die Müller’schen Körperchen ebenfalls produziert. Die Produktion der Körperchen ist somit genetisch in der Pflanze festgelegt und nicht direkt durch die Ameise
hervorgerufen.
Weiters werden lipidreiche „Perlkörper“ auf der Blattfläche und am Blattstiel hergestellt, jedoch nur
auf jüngeren Blättern. Verschiedene Beobachtungen haben ergeben, dass die Ameisen kaum Notiz von
ihnen nehmen bzw. die Perlkörner zwar gefressen werden, aber keinen wichtigen Bestandteil der Nahrung darstellen. Wie auch bei der Akazie verteidigt die Ameise die Cecropia gegen Fressfeinde und
pflanzliche Konkurrenz, und nagt zum Beispiel die an den von der Cecropia bevorzugten offenen
Standorten häufig vorkommenden zahlreichen Lianen ab. Auch die Besiedelung von Epiphyten wird
verhindert.
Gegenüber Käfern ist der Schutz der Ameise effektiv, während sie gegen Zikaden oder Fliegen wenig
ausrichten kann. Auch verteidigt die Ameise die Pflanze in der Trockenzeit heftiger als in den Regenmonaten.
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Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
In der Cecropia findet eine interessante Symbiose statt. Neben den Nektarien und den Futterkörpern
bezieht die Ameise Energie aus einer weiteren Nahrungsquelle: Schildläuse, die sie im Inneren des
Hohlstamms „halten“. Schildläuse besitzen die Fähigkeit, den stark zuckerhaltigen Assimilationssaft
aus den Leitbahnen (Phloem) der Pflanze zu saugen. Sie verwerten die Aminosäuren und scheiden den
Zuckersaft als Kot, den Honigtau, ab. Dieser dient vor allem der Ernährung der jungen Ameisen.
5.7.5 Tarnung
FUNKTION UND TARNUNGSARTEN
Um sich vor Fressfeinden zu schützen oder auch um besser jagen zu können, bedienen sich Tiere einer
meist visuellen Tarnung. Tiere bewerkstelligen dies auf unterschiedlichste Arten, welche sind:
•
•
•
•
•
•
Somatolyse: Darunter bezeichnet man die Anpassung an die Struktur und Färbung der Umgebung, sodass die Tiere quasi unsichtbar werden. Beispiele dafür wären der Tiger, das Zebra
oder der Eisbär.
Mimese: Diese ist nicht scharf abzugrenzen von der Somatolyse. Tiere mit Tarnung, die in
diese Gruppe fallen, ahmen meist unbelebte Gegenstände ihrer Umgebung nach, wie etwa
Steine, Äste oder Blätter. Stabschrecken ähneln mit ihrem Körperbau einem Ast, während
Gespenstschrecken an ein Blatt erinnern.
Mimikry: Manche Tierarten ahmen Tiere nach, die mit ihren Warnfarben Räubern ihre Ungenießbarkeit oder sogar Giftigkeit signalisieren, obwohl sie selbst nicht giftig sind. Einige
Schlangenarten und Schmetterlingsraupen hoffen, so getarnt, von Fressfeinden verschont zu
werden.
Gegenschattierung: Da Vögel und Fische in einem dreidimensionalen Habitat leben und
somit von oben, als auch von unten angegriffen werden können, müssen sie sich ebenfalls
tarnen. Die Unterseite ist hell gefärbt, da ja bekanntlich die Sonne von oben scheint; die Oberseite ist dunkel, wie der Untergrund.
Farbänderung: Unabhängig voneinander entwickelt besitzen manche Tierarten die Fähigkeit,
ihre Farbe zu ändern, um sich an den wechselnden Untergrund anzupassen. Das bekannteste
Beispiel wäre das Chamäleon, aber auch Rochen und andere Plattfische können ihre Farbe
wechseln. Ebenfalls hierzu zählt der Schneehase, der sein Fell nach Jahresverlauf wechselt:
sein Sommerfell ist grau-braun, im Winter ist es weiß.
Industriemelanismus: Da die einst helle Birkenrinde auf Grund der Luftverschmutzung der
Industriebetriebe mit Ruß geschwärzt wurde, waren die hellen Birkenspanner (eine Schmetterlingsart) nicht mehr gut gegen den dunklen Untergrund getarnt und fielen Fressfeinden zum
Opfer. Die ursprünglich seltenen dunklen Artgenossen hatten somit einen Überlebensvorteil
und setzten sich genetisch durch.
Einige Tierarten können sich jedoch nicht selbst tarnen, sondern brauchen „Gehilfen“ – ein Beispiel
wäre das Faultier.
FAULTIERE UND ALGEN
Seit seiner Entdeckung im 16. Jahrhundert galt das Faultier als träge, hässlich und wertlos. Erst als
Wissenschaftler in der Mitte des 20. Jahrhunderts das Tier näher erforschten, konnte seine Langsamkeit endlich nicht nur mit einfacher Faulheit erklärt werden.
Das Faultier der Unterordnung Folivora ist ein wahrer Energiesparer. Es lebt kopfüber hängend in
Bäumen – damit das Regenwasser besser abfließen kann hat es seinen Scheitel am Bauch – und ernährt sich fast ausschließlich von Blättern, einer nährstoffarmen Kost. Um sich die mühsam erworbene
Energie zu bewahren, bewegt es sich so wenig wie möglich. Anders als bei anderen Säugetieren, bei
denen die Verdauung meist nur einige Stunden dauert, braucht die aufgenommene Nahrung beim
Faultier oft mehr als eine Woche, um den Verdauungstrakt zu passieren, damit eine maximale Absorption gewährleistet werden kann. Auch muss das Faultier für eine optimale Verdauung seine normalerweise relativ niedrige Körpertemperatur anheben, was es durch Sonnenbaden bewerkstelligt. Durch
sein dickes Fell kann es die so gewonnene Wärme eine Weile beibehalten. Etwa ein Mal pro Woche
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Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
klettert das Faultier auf den Boden, um seinen Darm zu entleeren, was bis zu einer halben Stunde dauern kann. Es ist noch nicht völlig geklärt, aus welchem Grund es die Gefahr auf sich nimmt, sich aus
dem schützenden Dach der Blätter zu entfernen. Es wird vermutet, dass es den Baum düngen will,
damit er weiterhin mit Nährstoffen versorgt wird und seinen Bewohner mit Blättern beliefern kann.
Die Unterordnung Folivora ist gegliedert in die beiden Familien Megalonychidae (Zweifingerfaultiere) und Bradypodidae (Dreifingerfaultiere). In Costa Rica ist jeweils eine Art jeder Familie beheimatet: das Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus) und das Hoffmann-Zweifingerfaultier
(Choleopus hoffmanni) (Foto siehe „Säugetiere“). Letzteres wurde früher Zweizehenfaultier genannt,
was jedoch irreführend ist, da es an den Hinterbeinen drei Zehen hat, wie auch das Dreifingerfaultier.
Die Vorderfüße weisen jedoch nur zwei Finger auf, die in Krallen enden, mit denen es sich im Geäst
festklammern kann. Das Zweifingerfaultier ist schwanzlos, hat sechs oder sieben Halswirbel und ist
größer als das Dreifingerfaultier. Überdies ernährt es sich nicht ausschließlich von Blättern, sondern
frisst selten auch Früchte, Knospen und Insekten oder andere kleine Tiere.
Die Dreifingerfaultiere kann man öfter beobachten, da sie tag- und nicht wie die Zweifingerfaultiere
nachtaktiv sind und gern in Cecropia sp. leben – ein mittelhoher Baum mit gut sichtbaren Ästen. Da
sie sich so langsam bewegen und außerdem bis zu 20 Stunden pro Tag schlafen, werden sie von den
Azteca-Ameisen nicht als Feind erkannt und somit toleriert. Eine Besonderheit der Dreifingerfaultiere
sind ihre neun Halswirbel, mit denen sie ihren Kopf um 270° drehen können. Im Gegensatz zu den
Zweifingerfaultieren besitzen sie einen kurzen, etwa 2 – 9 cm langen Schwanz und ihre Vordergliedmaßen sind deutlich länger als die hinteren. Dies ist auch ein Grund dafür, weshalb die Faultiere sich
nur schleppend am Boden fortbewegen können, etwa wenn sie ihren Baum verlassen, um auf einem
anderen weiter zu fressen.
Im Fell des Faultiers herrscht ein feucht-warmes Milieu, weshalb sich in den Rillen ihrer Haare Algen
ansiedeln. Diese geben dem Faultier seine grünliche Farbe, die es im Blätterdach besser tarnt. Die
Tarnung ist für das Faultier von großer Wichtigkeit, da es auf Grund seiner Langsamkeit sehr leicht
Fressfeinden zum Oper fallen würde. Von den Algen angelockt, legt eine Schmetterlingsart, der
Kleine Zünsler, seine Eier im Fell ab. Die Raupen schlüpfen, weiden die Algen ab und locken ihrerseits eine Ameisenart an, da sie zur bevorzugten Nahrung dieser Art gehören. Doch bietet das Faultier
auch anderen Insekten, wie Motten oder Käfern, einen Lebensraum, was seine Tarnung komplettiert.
Mit dieser fast perfekten Tarnung, und ihrer energiesparenden Lebensweise, können Faultiere in der
Wildnis 20 – 30 Jahre alt werden.
Literaturangaben
HÖLLDOBLER, B., WILSON, E.O., (1990): The Ants; Springer-Verlag, Berlin Heidelberg,
530 – 535, 545 – 551
HOWE, H.F., WESTLEY, L.C., (1993): Anpassung und Ausbeutung; Spektrum Akademischer Verlag, 141 – 168, 170, 176 – 179, 184 – 202
KRICHER, J., (1997): A Neotropical Companion; Princeton University Press, New Jersey, 69 – 70,
260 – 264
NORMAN, D., (1993): The Brown-Throated Three-Toed Sloths and the Hoffman’s Two-Toed Sloths
of Costa Rica; Educational Pamphlet Series, 2 – 6
NORMAN, D., (1993): The Central American Agoutis of Costa Rica; Educational Pamphlet Series,
1 – 10
WEBER, A., et al., (2001): An Introductory Field Guide to the Flowering Plants of the Golfo Dulce
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ZIZKA, G., (1990): Palmengarten Sonderheft 15: Pflanzen und Ameisen; Stadt Frankfurt am Main,
Frankfurt, 9 – 13, 41 – 56, 63, 78 – 84
174
Michaela Seiz, Birgit Wondratsch
Interaktionen zwischen Pflanzen und Tieren
http://de.wikipedia.org/wiki/Dreifinger-Faultiere
http://de.wikipedia.org/wiki/Faultier
http://de.wikipedia.org/wiki/Heliconia
http://de.wikipedia.org/wiki/Kolibri
http://de.wikipedia.org/wiki/Paranuss
http://de.wikipedia.org/wiki/Samenverbreitung
http://de.wikipedia.org/wiki/Tarnung_(Biologie)
http://de.wikipedia.org/wiki/Zweifinger-Faultiere
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http://www.faszination-regenwald.de/info-center/tierwelt/kolibris.htm
http://www.geoscience-online.de/index.php?cmd=focus_detail2&f_id=60&rang=6
http://www.iucnredlist.org/search/details.php/32986/all
http://www.morgenwelt.de/index.php?id=155&backPID=115&tt_news=346
http://www.tierlobby.de/rubriken/Tiergarten/faultiere/faultiere.htm
http://www.uniduesseldorf.de/WWW/MathNat/Biologie/Didaktik/Exoten/Paranuss/dateien/besond2.html
http://www.uniduesseldorf.de/WWW/MathNat/Biologie/Didaktik/Exoten/Paranuss/dateien/frameset.html
http://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=sij61-2
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/6/0,1872,2033446,00.html
http://www.zoo-dresden.de/zooDresden/tiere/tierportraits/saeugetiere/Faultier.html
175
Teil VI
Das Projekt
„Regenwald der
Österreicher“
176
Mario Auer
Das Projekt „Regenwald der Österreicher“
6.1 Das Projekt „Regenwald der Österreicher“
Nach ausgedehnten Costa Rica-Reisen kauft sich der Wiener Michael Schnitzler – ein klassischer
Geiger und Professor an der Wiener Musikhochschule, Enkel des Dichters Arthur Schnitzler – Ende
der 80er Jahre ein Ferienhaus im Süden Costa Ricas, bei der Hafenstadt Golfito am Golfo Dulce,
einer Region, die einen der letzten primären Tieflandregenwälder an der Pazifikküste Mittelamerikas
beheimatet, den Esquinas Regenwald. Dieser Tropische Regenwald zählt zu den artenreichsten Wäldern der Erde mit schätzungsweise 3.000 Pflanzenarten. Auf einem Hektar wurden hier bis zu 190
Baumarten gezählt – in ganz Mitteleuropa gibt es vergleichsweise nur etwa 50 Baumarten – 100 Reptilien- und Amphibienarten (darunter 5 Arten von Pfeilgiftfröschen), 350 Vogelarten und 140 Säugetierarten (darunter Jaguare, Ozelots, Nasenbären, Faultiere und 3 Affenarten).
Michael Schnitzler wird Zeuge der beginnenden Zerstörung des wertvollen Ökosystems durch Abholzungen, den Bau von Goldminen und die Jagd.
Am 5. Juni 1991 wird zwar ein Dekret vom Präsidenten Costa Ricas unterzeichnet, wodurch der Esquinas Wald offiziell zum Nationalpark erklärt wird. Doch dieser Vertrag existiert vorerst nur auf
dem Papier, denn der Regenwald verbleibt zur Gänze im Besitz von 140 Bauern aus den umliegenden
Dörfern, die keineswegs in ihren Rechten als Grundeigentümer eingeschränkt werden und sogar weiterhin Abholzungsgenehmigungen erteilt bekommen. Michael Schnitzler beschließt initiativ zu werden und gründet 1991 den Verein „Regenwald der Österreicher". Es gelingt nach und nach – mit
Hilfe von Spenden österreichischer NaturfreundInnen – Grundstücke „freizukaufen".
Die Gelder werden der Regierung Costa Ricas übergeben, welche offiziell als Käufer aufscheint. Die
Grundbesitzer erhalten den ortsüblichen Preis von 1 Euro/m², also 1000 Euro/ha. Jedes freigekaufte
Grundstück wird automatisch in den neu gegründeten Nationalpark Piedras Blancas unter dem
symbolischen Namen „Regewald der Österreicher" eingegliedert und somit dauerhaft unter Schutz
gestellt. Bisher gelang es dem Verein eine Fläche von 33,7 km² zu erstehen, wobei man den
Grundstücken, für die bereits eine Abholzungsgenehmigung vorlag, den Vorrang gab. Weitere 50 km²
konnten durch die Mithilfe amerikanischer Umweltorganisationen bzw. der Republik Costa Rica unter
Schutz gestellt werden. Somit ist es bisher gelungen, etwa die Hälfte des 140 km² großen Esquinas
Regenwaldes – das entspricht in etwa der Größe Liechtensteins – vor der Zerstörung zu bewahren.
Ranger im Esquinas Regenwald
Unser Gärtner Luis bei der Durchquerung des Río Bonito
Versteckt im Regenwald das Haus
von Prof. Michael Schnitzler; Nähe
von Golfito, Golfo Dulce
Bucht von Golfito
Hafen von Golfito
177
Mario Auer
Das Projekt „Regenwald der Österreicher“
6.2 Die Tropenstation „La Gamba“
Der Verein „Regenwald der Österreicher" kümmert sich aber nicht ausschließlich nur um Naturschutz, auch Forschung und Entwicklungshilfe bzw. nachhaltige Regionalentwicklung sind zentrale Anliegen des Projektes.
1993 wurde eine Finca mit einer kleinen Wellblechhütte am Rande des Esquinas Waldes angekauft
und in die Obhut zweier Biologen der Universität Wien übergeben (Dr. Anton Weissenhofer und
Dr. Werner Huber), die zum damaligen Zeitpunkt noch Studenten der Botanik waren. Die Hütte
wurde in eine wissenschaftliche Feldstation umgewandelt und bot Wohn- und Arbeitsmöglichkeit.
Durch großes Engagement gelang es im Laufe der Zeit, eine Forschungs-, Lehr- und Weiterbildungsinstitution von internationalem Ruf zu etablieren, welche sich zum Ziel gesetzt hat, einen Beitrag zum Erhalt und zur Erforschung des Regenwaldes zu leisten. Mittlerweile bietet die Tropenstation La Gamba Platz für ungefähr 20 Personen – zur Zeit gibt es vier Wohn- und Arbeitsgebäude – und
wird hauptsächlich von Studenten und Wissenschaftlern österreichischer Universitäten, vorwiegend
der Universität Wien, in Anspruch genommen, steht jedoch selbstverständlich auch ausländischen
Universitäten und Naturinteressierten offen. Die wissenschaftliche Grundausstattung umfasst eine
umfangreiche Bibliothek, Computer und Notebooks, mehrere Mikroskope und Binokulare, Ferngläser, ein Spektiv, einen Trockenschrank, Teleskop- Sammelstangen, Waagen, Terrarien, ein ausgezeichnetes Fotoherbarium u.v.m. Rund um die Station wurde ein 3 ha großer Botanischer Garten mit
über 100 verschiedenen Arten tropischer Fruchtbäume und Nutzpflanzen liebevoll angelegt, der sogar
zwei Naturteiche bzw. den ersten Naturschwimmteich im Südwesten Costa Ricas aufzuweisen hat.
Eine überdachte Tischtennisanlage soll deshalb Erwähnung finden, weil sie eine willkommene Abwechslung zum Dschungelalltag bietet und sich unter Studenten zum kommunikativen Zentrum entwickelt hat. Auch ein 30 m hoher Beobachtungsturm, der 2003 im Zuge einer „Universum"Dokumentation über die Tropenstation vom ORF finanziert wurde, steht Forschern zur Verfügung.
Somit bietet die Tropenstation La Gamba die besten Voraussetzungen für wissenschaftliches Arbeiten. Seit 1995 wurden zahlreiche akademische Arbeiten abgeschlossen, (insgesamt 40 Bakkalaureatsarbeiten, Diplomarbeiten und Dissertationen), 25 werden derzeit verfasst und weit über 100 Publikationen wurden veröffentlicht, unter anderem:
•
WEISSENHOFER, A., et al., (2001): An Introductory Field Guide to the flowering plants of
the Corcovado- and Piedras Blancas national park („Regenwald der Österreicher“); OÖ Landesmuseum Linz, Biologiezentrum, Johann-Wilhelm Kleinstrasse
•
HUBER, W., et al., (2002): Katalog zur Ausstellung Helikonien und Kolibris der „Regenwald
der Österreicher" in Costa Rica; Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba, Costa
Rica, Rennweg 14, 1030 Wien, Austria
•
HUBER, W., WEISSENHOFER, A., (2005): The Amphibians & Reptiles of the Golfo Dulce
Region, Costa Rica; Faculty Center of Botany, Rennweg 14, A-1030 Vienna
Außerdem werden die vorhandenen Ressourcen von Exkursionsteilnehmern und interessierten Laien
ganzjährig genützt. Zu moderaten Preisen werden Übernachtungsmöglichkeiten Vollverpflegung und
die Benützung der gesamten Ausstattung angeboten. Die Kosten betragen je nach Art und Dauer des
Aufenthaltes für Studenten zwischen 16 und 31 USD bzw. für Wissenschaftler zwischen 30 und 40
USD.
Von 1993 bis Ende 2003 wurde die Station vom Verein „Regenwald der Österreicher" geleitet, die
Führung wurde hierauf dem 2003 neu gegründeten „Verein zur Förderung der Tropenstation La
Gamba" übertragen, der in Kooperation mit der Universität Wien steht und mit Subventionen der
Universität Wien, des Zentrum für Botanik, Department für Evolutionsbiologie, Department für Naturschutzbiologie, Vegetation- und Landschaftsökologie der Universität Wien, des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst, des Vereins „Regenwald der Österreicher" die Station
erhält.
Zwei Projektkoordinatoren der Universität Wien – Dr. Anton Weissenhofer und Dr. Werner Huber
– betreuen die Station, außerdem konnten 6 permanente Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung geschaffen werden: Es sind dies die Verwalterin vor Ort Maria Luisa Sanchez Porras, eine
Köchin (Lisbeth Quiroz Ramirez), eine Reinigungskraft (Marie de los Angeles Montiel Montiel)
178
Mario Auer
Das Projekt „Regenwald der Österreicher“
sowie drei Gärtner (Eduardo Gerardo Auraz Suarez, Jose Luis Sanchez Chimenez und Victor Julio
Cruz Garcia).
Haupthaus
Haus Matula
Ruhemöglichkeit am Naturschwimmteich
Richard Weixler Haus mit stationseigener Pflanzenaufzucht
Rezeption im Haupthaus
„Speisesaal“, sozialer Treffpunkt mitten
im botanischen Garten
Selbst angelegter Naturschwimmteich
Die beiden Gärtner Eduardo (links)
und Luis (rechts)
Terrasse für Studienarbeiten und
Abendentspannung, Haupthaus
Casa Nueva
Weg durch botanischen Garten
Reinigungskraft Angela (links),
Verwalterin Maria (Mitte) und Köchin
Lisbeth (rechts)
179
Mario Auer
Das Projekt „Regenwald der Österreicher“
6.3 Die „Esquinas Rainforest Lodge“
Wie schon erwähnt, ist auch Entwicklungshilfe ein zentrales Anliegen des Projektes. Durch die Einrichtung des Nationalparks Piedras Blancas musste zwar niemand ausgesiedelt werden, doch wurde
ein Teil der ansässigen Bevölkerung, vor allem Holzarbeiter und Jäger, in seinen Verdienstmöglichkeiten bedeutend eingeschränkt. Ein paar Holzfäller der Gemeinde La Gamba kamen deshalb auf die
Idee, ökotouristische Einrichtungen als Alternative und neue Einnahmequelle zu erschließen. Der
Verein „Regenwald der Österreicher" reichte 1993 das Projekt „Ökotourismus in La Gamba" bei
der Republik Österreich ein, diese erklärte die nachhaltige Nutzung von Tropenwäldern zum Schwerpunkt ihres Entwicklungshilfeprogrammes. Das Projekt soll dokumentieren, dass diese kleine Lodge mit der begrenzten Anzahl von 30 Gästen, die im Sinne eines anspruchsvollen Ökotourismus versorgt werden wollen, ausreichend Gewinne erzielen kann – ohne dabei die Natur zu zerstören – die es
ermöglichen, den Lebens- und Bildungsstandard einer Dorfgemeinschaft (La Gamba), bestehend aus
70 Familien, langfristig und dauerhaft zu erhöhen. Die Finanzierung wurde zugesagt und der Verein
„Regenwald der Österreicher" mit der Leitung und Betreuung des Projektes beauftragt. Die Esquinas
Rainforest Lodge wurde am Rande des Nationalparks Piedras Blancas (in unmittelbarer Nähe zur
Tropenstation La Gamba) um etwa 5 Mio ATS (360.000 Euro) gebaut und konnte 1994 eröffnet werden. Die dem Klima und örtlichem Baustil angepasste Anlage umfasst ein Hauptgebäude, in dem ein
Restaurant, eine Bar und ein Aufenthaltsraum mit Bibliothek untergebracht sind und sieben kleine
Bungalows, die insgesamt mit 14 Zimmern ausgestattet sind. Weiters wurden ein tropischer Garten
mit „chlorfreiem Schwimmbad" und ein 16 km langes markiertes Wegnetz im umliegenden Regenwald angelegt. Die Übernachtung inklusive 3 Mahlzeiten kostet pro Person zwischen 90 und 135
USD. Aufenthalte im „Regenwald der Österreicher" werden von mehreren österreichischen Reiseveranstaltern angeboten. Weiters konnten etwa 20 neue Arbeitsplätze für die Menschen aus La Gamba
geschaffen werden.
Bis zum Jahr 2005 war der Verein „Regenwald der Österreicher" Eigentümer der Lodge, danach ging
sie in privaten Besitz über. Aus dem Verkaufserlös wurde ein Fond für Projekte in La Gamba eingerichtet.
Zahlreiche Projekte wie zB. der Neubau der Schule, die Einrichtung einer Krankenstation, die
Gründung einer Frauengruppe, die Schmuck und Shampoo herstellt, eine Aufzuchtstation für Agutis
(nachtaktive Nagetiere), der Bau eines Kinderspielplatzes, die Erneuerung der Trinkwasserleitungen
und die Implementierung eines Programms für Mülltrennung und Müllbeseitigung konnten bereits
realisiert werden. Einigen Kindern konnte außerdem durch Stipendien der Besuch höherer Schulen
ermöglicht werden.
Das Projekt „Regenwald der Österreicher" ist in seiner Vielschichtigkeit mit den Schwerpunkten Naturschutz, Forschung und nachhaltige Entwicklungshilfe vorbildhaft und mittlerweile der größte Arbeitgeber für die Bewohner von La Gamba. 1995 wurde der Gründer des Vereins Prof. Michael
Schnitzler von der Republik Österreich mit dem „Konrad-Lorenz Staatspreis", dem höchsten Umweltpreis der Republik, ausgezeichnet. Im Jahr 2000 erhielt der Verein den „Großen-Binding-Preis
für Natur- und Umweltschutz" des Fürstentums Liechtenstein.
Esquinas Rainforest Lodge
Chlorfreies Schwimmbecken für Gäste
„Caiman Pond“, Naturteich inkl.
Kaimane und Schnappschildkröten
180
Mario Auer
Brillenkaiman am Naturteich, zum
Greifen nah
Das Projekt „Regenwald der Österreicher“
Haus in La Gamba
Projekt „mujeres visionarias“,
Shampooherstellung, Verkaufsraum im
Ort
Literaturangaben
ALBERT, R., et al., (2005): Die Tropenstation La Gamba „Regenwald der Österreicher". Wissenschaftlicher Bericht; Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba, Wien
HUBER, W., et al., (2002): Katalog zur Ausstellung Helikonien und Kolibris der „Regenwald der
Österreicher" in Costa Rica; Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba, Costa Rica, Rennweg 14, 1030 Wien, Austria
LÖTSCH, B., (1996): Österreichs Transnationalpark mit Costa Rica: Hoffnung und ein StückÖkopatriotismus. In: Esquinas-Nationalpark: Der Regenwald der Österreicher in Costa Rica (Sehnal,
P., Zettel, H., Hrsg.); Naturhistorisches Museum Wien, Wien, 11 – 24
SCHNITZLER, M. (1996): Der „Regenwald der Österreicher" in Costa Rica. In: EsquinasNationalpark: Der Regenwald der Österreicher in Costa Rica (Sehnal, P., Zettel, H., Hrsg.); Naturhistorisches Museum Wien, Wien, 7 – 10
WEISSENHOFER, A., et al., (2001): An Introductory Field Guide to the flowering plants of the Corcovado- and Piedras Blancas national park („Regenwald der Österreicher"); OÖ Landesmuseum Linz,
Biologiezentrum, Johann-Wilhelm Kleinstraße
181
Teil VII
Kulinarische
Köstlichkeiten
182
Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
7.1 Allgemeiner Überblick
Costa Rica ist ein Schmelztiegel an kulturellen Einflüssen, die auch in kulinarischen Belangen
widergespiegelt werden. Zweifellos gehören, nach Meinung der Ticos, Reis und Bohnen zu jeder
guten Mahlzeit, was sich für den Europäer sehr eintönig anhört. Tatsächlich bietet sich dem
kulinarisch Interessierten eine ungeahnte Vielfalt an raffiniert gewürzten Köstlichkeiten, ein Umstand,
der durch die kosmopolitische Gesellschaft der Ticos und Ticas erklärt werden kann. Jeder Gaumen
kann hier etwas für seinen Geschmack finden. Wie eingangs erwähnt besteht die costaricanische
Küche im Wesentlichen aus Reis, schwarzen und roten Bohnen, Mais, Gemüse, Fisch und Geflügel.
Zwei Qualitätsstufen der von uns
besuchten Reisfabrik
Gemüsebuffet in La Gamba:
(v.l.n.r.) Frittierte Brotfüchte,
gekochter Maniok, gekochter Taro
Fischverkäufer mit Hecht am Markt in
Cartago
Vor allem die Tatsache, dass Reis und Bohnen in Form von Gallo Pinto bereits früh morgens auf dem
Speiseplan stehen, mag den Durchschnittseuropäer vielleicht verwundern, aber wenn man sich einmal
daran gewöhnt hat, ist es vom Frühstückstisch fast nicht mehr wegzudenken. Gallo Pinto ist nicht nur
ein typisch regionales Frühstücksgericht, sondern auch eines der Nationalgerichte von Costa Rica. Es
ist üblich dazu Spiegeleier oder Rührei zu servieren. Mancherorts werden auch Maistortillas und
Sauerrahm dazu gereicht. Auch die Kombination mit gebratenem Speck wird wärmstens empfohlen.
Ein anderes Nationalgericht ist „Casado“, was soviel wie „verheiratet“ bedeutet. Auch hier handelt es
sich um ein Reis-Bohnengericht, zu welchem außerdem noch gebratene Kochbananen, Salat, Gemüse
und als kräftige Beilage Fleisch, Fisch oder Huhn serviert werden.
Traditionell wird in Costa Rica verschiedenes Tropengemüse, wie Yams, Batate oder Maniok, serviert.
Die Zubereitung ist genauso vielfältig, wie die der Kartoffel bei uns.
Besonders erwähnenswert sind außerdem die gefüllten Teigtaschen, welche als Empanadas
bezeichnet werden und die es in den unterschiedlichsten Variationen gibt (süße und pikante
Füllungen).
Gallo Pinto
Gegrillter Barsch (Red Snapper)
Casado mit Kochbanane
Es lässt sich aber auch der Einfluss internationaler Küche beobachten, der sich durch die Zunahme an
italienischen, chinesischen, mexikanischen und französischen Restaurants widerspiegelt. Auch
japanisches Sushi erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Natürlich konzentrieren sich diese Trends
hauptsächlich auf den Großraum San José und einige Tourismusgebiete. Der ländliche Raum wurde
von den kulinarischen Einflüssen der internationalen Gastronomie noch weitgehend verschont,
183
Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
dennoch sind dort die traditionellen „Sodas“ von vorrangiger Bedeutung. Unter dem Begriff „Soda“
versteht man kleine einheimische Restaurants, in denen landestypische, regionale Gerichte serviert
werden.
Auch eine zunehmende Nordamerikanisierung durch die verschiedenen Fast-Food-Ketten hat
eingesetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass man in San José einige McDonalds, Burger Kings,
Pizza Huts und Taco Bells findet. Dieser Trend wirkt sich zunehmend auf das Essverhalten
vornehmlich junger Konsumenten in Costa Rica aus, die es inzwischen vorziehen Hamburger anstatt
Gallo Pinto oder Casado zu essen.
In der Atlantikregion rund um Puerto Limón sind die karibischen Einflüsse allgegenwärtig. So
werden dort viele Gerichte auf der Grundlage von Kokosmilch zubereitet. In den Küstengebieten wird
zudem hauptsächlich Fisch gegessen.
Als Dessert werden in Costa Rica saftige, süße Tropenfrüchte serviert. Außerdem gelten die Ticos
und Ticas als Naschkatzen und lieben daher die süßen Verführungen des Gaumens wie Schokolade,
Kuchen, Torten und Dulce de leche. Wörtlich übersetzt heißt „Dulce de leche“ nichts anderes als
„Süßigkeiten aus Milch“. Mit "Karamel" jedenfalls ist es nur ungenau beschrieben. Milch, Wasser und
viel, viel Zucker werden so lange erhitzt und eingedickt, bis eine äußerst süße, zähe braune Masse
entsteht. Abgesehen von der bräunlichen Farbe könnte man die Creme auch mit gesüßter
Kondensmilch aus der Tube vergleichen. Gerne wird diese Masse pur aufs Brot gestrichen, ähnlich
wie Honig oder Nutella in Mitteleuropa.
Geburtstagstorte, La Fortuna
Natürliche „Zuckerl“ - Samen der
Kakaofurcht mit süßer Pulpa
Pancakes am Frühstückstisch
Dulce – Zuckerrohrmelasse
Kokosnussmilch als
Erfrischungsgetränk in den Pausen
Costaricanisches Bier
Auch wenn Limonaden wie Coca Cola weit verbreitet sind, so werden „Refrescos Naturales“,
Fruchtsäfte jeglicher Art auf der Grundlage von Wasser, Milch oder Joghurt, als gesunde Alternative
sehr geschätzt. Im Limonadensortiment findet man auch einige exotische Sorten, wie beispielsweise
Fanta-Traube. Auch in Costa Rica scheint der Trend hin zum „Wellnesswasser“ in verschiedenen
184
Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
Geschmacksrichtungen angekommen zu sein. Ein gutes Beispiel ist das Produkt „Aqua Crystal“,
welches in den Sorten Weintraube, Erdbeere und Pfirsich erhältlich ist, von der Firma Florida
Bebidas.
Costa Ricas Kaffee zählt zu den besten der Welt und wie bei den Engländern die Tea-Time, trinken
die Ticos am Nachmittag ihren Kaffe mit viel Zucker und Milch. Es existiert allerdings keine so
ausgeprägte Kaffeehauskultur wie in Europa.
Alkoholische Getränke sind in Costa Rica sehr beliebt und das costaricanische Bier muss den
internationalen Vergleich nicht scheuen. Imperial, Bavaria, Pilsen und Rock Ice werden in den
Brauereien Costa Ricas ebenso hergestellt, wie international vertretene Marken, deren Herstellung
durch eine entsprechende Lizenz ermöglicht wurden. So produziert die Firma Florida Ice & Farm Co.
seit 1986 für Heineken.
Auch üppig dekorierte Cocktails sind in Costa Rica sehr gefragt. Der aus Zuckerrohr gebrannte Guaro
kurbelt nicht nur die Verdauung an, sondern lässt sich auch prima mit Fruchtsäften mixen und dient
als Basis für so manchen Cocktail. Die costaricanischen Rumdestillen bieten genug Auswahl, auch für
den verwöhntesten Gaumen.
7.2 Rezepte zur Verwendung von tropischem Gemüse
KOCHBANANE (MUSA X PARADISIACA)
Kochbananen sind aus Kreuzungen zwischen Obstbananen und samenhältigen Bananen entstanden.
Sie haben sehr lange (bis 40 cm) und dicke Früchte, sind kantiger als Obstbananen, haben eine grüne
Schale und ein festes, nicht süßes, aber sehr stärkehaltiges Fruchtfleisch. Kochbananen werden
üblicherweise nicht roh gegessen, sondern gekocht, gegrillt, frittiert oder gebraten. Sie können auch
getrocknet oder zu Mehl gemahlen werden und werden zur Herstellung von Getränken (z.B. Bier)
verwendet. Reife Kochbananen haben eine großteils schwarz verfärbte Schale, manchmal sogar mit
kleineren oberflächlichen Schimmelstellen. Für ihre geschmacklichen Eigenschaften hat das aber
keine negativen Auswirkungen.
Patacones (frittierte Kochbanane):
• 4 Kochbananen
• ½ Liter Frittieröl für eine tiefe Pfanne
(alternativ empfiehlt es sich eine Friteuse zu verwenden)
• Salz
Das Fett in einer tiefen Pfanne erhitzen. Die Kochbananen schälen und in 3 – 5 cm große Stücke
schneiden. Die Stücke im Fett so lange anfrittieren, bis sie eine leichte bräunliche Farbe annehmen.
Dann herausnehmen und auf ein großes Brett legen. Mit einem kleinen Brett die Bananenstücke
platt drücken, damit sie nicht ankleben (am besten mit leichten Drehbewegungen!) Dann mit einem
Messer vorsichtig vom Brettchen lösen und nochmals frittieren, bis sie knusperbraun sind.
Abtropfen lassen, mit Salz bestreuen und genießen.
Gebratene Kochbanane mit Honig
• 4 Kochbananen
• Pflanzenöl
• Honig
Pfanne mit etwas Öl erhitzen, Banane in schräge Scheiben schneiden und goldbraun braten. Im
noch warmen Zustand mit Honig bestreichen. Eignet sich hervorragend als Vorspeise, Dessert oder
auch als Beilage zu Reis.
185
Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
MANIOK (MANIHOT ESCULENTA)
Der zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) gehörende Maniok ist ein bis zu drei Meter
hoher, buschiger Strauch, mit handförmig geteilten Blättern und grünlich-gelblichen Blüten. Die an
der Sprossbasis durch sekundäres Dickenwachstum entstehenden zylindrischen oder spindelförmigen,
nur kurze Zeit lagerfähigen, stärkereichen Knollen erreichen eine Länge von 30 – 50 cm, einen
Durchmesser von 5 – 10 cm und ein Gewicht von 2 – 5 kg. Die Knollen haben eine raue bis glatte,
dunkelbraun gefärbte Schale und ein weißlich oder gelblich gefärbtes Inneres.
Man unterscheidet einerseits bitteren Maniok, der wegen seines hohen Linamarin-Gehalts (giftig)
immer im Milchsaft gekocht werden muss und andererseits den "Aipim" genannten süßen Maniok,
der das Linamarin nur in den äußeren Randschichten der Knolle enthält und daher nur geschält werden
muss. Der Maniok stammt ursprünglich aus Brasilien und war bereits vor dem Eintreffen der
europäischen Kolonisatoren in Südamerika, Mexiko und auf den Antillen verbreitet. Durch
portugiesische Sklavenhändler wurde Maniok im Laufe des 16. Jahrhunderts nach Afrika, sowie später
bis nach Indonesien verbreitet.
Der Maniok enthält reichlich Eiweiß und Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Eisen, sowie
Vitamin C. Maniok kann nicht roh gegessen werden und wird nach dem Waschen und Schälen in
Salzwasser gekocht und ähnlich den Kartoffeln zubereitet. In seinen Anbauländern wird er
üblicherweise nach dem Kochen zu Brei zerstoßen, zu einem haltbaren Mehl "Farinha" oder zu
reiner Stärke "Tapioka" weiterverarbeitet und zu Fladen gebacken.
Frittierter Maniok (Portionen):
• 2 kg Maniok, geschält und in mittelgroße
Stücke geschnitten
• Knoblauch, mehrere Zehen
•
•
•
2 Stangen Sellerie, geschnitten
Salz
Pflanzenöl
Maniok mit Knoblauch, Sellerie und Salz weichkochen. Anschließend den Maniok goldbraun
frittieren und mit salz verfeinern. (Dippsauce: Olivenöl mit gehacktem Knoblauch und Petersilie)
YAMS (DIOSCOREA BATATAS, KARTOFFELYAMS)
Bei der am meisten angebauten Art erreichen die unterirdischen Knollen eine Länge von bis zu zwei
Metern, ihr Geschmack ist süßlich und ähnelt Esskastanien und Kartoffeln. Sie haben eine
dunkelbraune bis schwarze Haut, sind reich an Provitamin A sowie Kalium und wirken, roh gegessen,
toxisch. Yamswurzeln ähneln geschmacklich und optisch den Süßkartoffeln, sind aber nicht mit ihnen
verwandt. Yamswurzeln werden, üblicherweise gegart, wie Kartoffeln verzehrt, wofür die Wurzeln
geschält und in Würfel geschnitten 10 – 20 Minuten in Salzwasser gekocht werden. Yamswurzel ist
auch in dünne Scheiben geschnitten und geröstet oder frittiert sehr schmackhaft.
SÜßKARTOFFEL (IPOMOEA BATATAS)
Die zur Familie der Windengewächse (Convolvulaceae) gehörende Süßkartoffel ist eine einjährige,
krautige, Windepflanze die an ihrem dahinkriechenden, bis zu drei Meter langen Spross Wurzeln
entwickelt. Durch sekundäres Dickenwachstum entwickeln sich 10 – 20 cm lange und bis zu drei
Kilogramm schweren, purpurroten über bräunlich oder gelblich bis weißlichen, von zahlreichen
Milchröhren durchzogenen Knollen anschwellen. Sie haben eine dicke Schale und schmecken leicht
mehlig, sind rötlich - bräunlich oder gelblich – weißlich gefärbt. Die wechselständigen Blätter sind
kurz gestielt und mit gelappter Spreite versehen.
Süßkartoffeln stammen ursprünglich aus Südamerika und wurden schon von den präkolumbianischen
Inkakulturen angebaut. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurden die von den Indianern batate genannten
Süßkartoffeln nach Europa gebracht, und von hier aus bis in den südostasiatischen Raum verbreitet.
Heute werden Süßkartoffeln weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten Amerikas, Afrikas
und Asiens angebaut und zählen zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Menschheit.
Süßkartoffeln werden wie Kartoffeln vor- und zubereitet. Sie eignen sich sehr gut zum Kochen,
Backen und Pürieren, jedoch weniger zum Braten, da sie relativ schnell zerfallen. Aus den gekochten
Knollen werden Mehl, Stärke und eine Art Sago, sowie alkoholische Getränke hergestellt. Zum
Verzehr werden sie üblicherweise geschält, rundherum mit einer Gabel eingestochen, mit Öl
eingerieben und in Folie gewickelt im Ofen gegart.
186
Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
7.3 Nationalgerichte und andere kulinarische Köstlichkeiten
SUPPEN
Pejibaye-Suppe:
• 10 – 12 Pejibaye
• 3 Tassen Hühnersuppe
• 3 Tassen Milch
• 1 Zwiebel, gehackt
•
•
•
Knoblauch, gehackt
1 roter, grüner und gelber Paprika, gehackt
Salz und Pfeffer
Pejibaye weichkochen (ca. 45 Minuten), abkühlen lassen und schälen. Anschließend mit der
Hühnersuppe pürieren. Zwiebel, Knoblauch und Paprika sautieren. Anschließend die pürierten
Pejibaye und Milch zugeben. Weitere 5 – 10 Minuten leicht kochen lassen.
Sopa negra, Sopa de habichuelas negras – Schwarze Bohnensuppe (6 Portionen):
• 1 roter Paprika püriert
• 500 g schwarze Bohnen, am Vortag
einweichen
• 1 grüner Paprika gehackt
• 1 Lorbeerblatt
• 6 Knoblauchzehen zerdrückt
• ½ TL Kreuzkümmel, gemahlen
• 1 Würfel Gemüsesuppe
• ½ TL Oregano
• ½ EL Zucker
• 1 TL Paprikapulver
• 2 EL Essig
• ¼ Tasse Öl
• Salz, Pfeffer
• 1 Zwiebel gehackt
Bohnen im Einweichwasser mit Lorbeer, Kreuzkümmel, Oregano und Paprikapulver kochen. Eine
Tasse Bohnen herausnehmen, pürieren und wieder zu den übrigen Bohnen geben. In einem Topf
Zwiebel glasig dünsten und grüne Paprika, Brühwürfel, Zucker und Essig zugeben, einige Minuten
kochen, die Bohnen mit der Flüssigkeit hinzufügen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und solange
kochen bis die Suppe etwas eindickt.
FLEISCH- UND FISCHGERICHTE
Casado (1 Portion):
• ½ Tasse gekochter Reis
• ½ Tasse gekochte rote oder schwarze Bohnen
• ½ Tasse Picadillo (Zubereitung siehe „Gemüsegerichte“)
• ½ Tasse „Himmlische“ Kochbanane (Zubereitung siehe „Süß schmeckende Gerichte“)
• Salat
• Fleisch nach Wahl: bistec (landestypische Bezeichnung für dünn geschnittenes, gegrilltes
Rindfleisch, ist kein Beefsteak), Fisch oder Huhn (alternativ zum Fleisch kann auch Käse
serviert werden)
Ceviche (4 – 6 Portionen):
• ½ kg Seebarschfilet, würfelig geschnitten
• 2 Tassen Stangensellerie, fein gehackt
• 3 Tassen Korianderblätter, fein gehackt
• ½ Tasse Petersilie, fein gehackt
• 1 große Zwiebel, fein gehackt
• 1 roter Paprika, würfelig geschnitten
•
•
•
•
•
6 – 8 Limetten, Saft
½ Tasse Weißweinessig
3 Lorbeerblätter
Pflanzenöl
Salz, Pfeffer
Fisch in eine Glasschüssel geben, sämtliche Zutaten gut vermischen und darüber geben. Dabei ist
darauf zu achten, dass der Fisch gut mit Flüssigkeit bedeckt ist. Um den Fisch zu marinieren, sollte
man ihn über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen. Tags darauf kann er dann kalt, mit
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Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
russischem Dressing, Tomatensoße oder Salsa serviert werden. Ergänzend empfiehlt sich dazu
Salzgebäck („Soda-Kekse“), Avocados und Patacones.
Chicharrones:
• 1 kg Schweinebauch mit Schwarte
• Salz
•
•
Öl zum Frittieren
Limetten
Fleisch in mittelgroße Stücke schneiden, Schwarte einschneiden nicht vergessen. Fleisch
anschließend kräftig salzen. Pfanne mit 1/8 Liter Wasser füllen und erhitzen. Fleisch mit der
Schwarte nach oben in die Pfanne legen. Fleisch erst dann wenden, wenn das Wasser vollständig
verdampft ist. Kein Öl oder Fett zugeben, sondern nur vorbräunen. Anschließend die Fleischstücke
in eine Friteuse oder heißes Öl legen und bis zur Wunschbräunung frittieren. Vor dem Verzehr mit
Limettensaft beträufeln.
Empanadas mit Fleischfüllung (10 Portionen):
• 167 g Faschiertes, gemischt
•
• 167 g Faschiertes Rind
•
•
• 100 g durchwachsener Speck
• 100 g Zwiebel
•
• 4 Eier
• 35 g Oliven
65 g Rosinen
1 ½ TL Paprikapulver, edelsüß
1 ½ TL Kreuzkümmel gemahlen
Für den Teig: 8 EL Öl, 34 g Hefe, 500 g
Maismehl (kann durch Weizenmehl ersetzt
werden), evtl. Chilischoten
Der Speck und die Zwiebeln kleinwürfelig schneiden und anbraten, anschließend das Faschierte
zugeben und weiter braten. Achtung, nicht verklumpen lassen! Eier hart kochen und zerkleinern.
Rosinen in heißem Wasser aufquellen lassen. Oliven in feine Scheiben schneiden und gemeinsam
mit den Rosinen und Eiern unter die Fleischmasse heben. Mit Paprika, Kreuzkümmel und eventuell
etwas Salz abschmecken. Wer es schärfer mag, kann auch noch klein geschnittenen Chili zugeben.
Für den Teig: Mehl und Hefe mit Öl und ¾ der Milch verkneten. Dann noch solange Milch
zugeben bis der Teig geschmeidig wird, aber noch gleichzeitig fest erscheint. Anschließend den
Teig an einem warmen Ort gehen lassen. Den Teig ausrollen und runde Stücke mit ca. 15 cm
Durchmesser formen. Je 1 – 2 EL Fülle auf eine Hälfte geben und den Rand mit Ei bestreichen.
Anschließend den Teig zu einer Tasche klappen und den Rand festdrücken. Je nach Belieben im
Elektroherd bei 180 °C 20 Minuten backen oder in Fett frittieren.
GEMÜSEGERICHTE
Gallo Pinto (2 – 3 Portionen):
• 1 ½ Tassen gekochte schwarze Bohnen
• 2 Tassen gekochter weißer Reis
• 1 Zwiebel
• ½ roter Paprika
• 3 Knoblauchzehen
•
•
•
frische Korianderblätter (kann auch durch
Petersilie ersetzt werden)
2 TL Worcestershire-Soße oder andere
Gewürzsauce
Margarine
Würfelig geschnittenen Zwiebel, Knoblauch und Paprika in Margarine anschwitzen, danach
Bohnen, und bei Bedarf etwas Salz, hinzufügen. Mit etwas Flüssigkeit aufgießen, bei mittlerer
Hitze leicht köcheln bis das Wasser verdampft ist. Abschließend Reis beimengen und mit
Korianderblätter und Worcestershire-Soße abschmecken.
Dieses traditionelle Gericht ist üblicherweise eine Frühstücksspeise, kann aber auch zu anderen
Mahlzeiten serviert werden. Zumeist wird dazu Rührei oder Spiegelei und Brot gereicht. Dazu
serviert man meistens auch Sauerrahm, um darin das Brot zu tunken. Auch gebratene Würstchen
oder Speckstreifen bilden eine ideale Beilage für all jene, die es etwas deftiger mögen.
Picadillo (4 – 6 Portionen):
• 680 g Fisolen
• 2 Karotten
•
•
170 g Korianderblätter, gehackt
1 Selleriestange
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Bernadette Binder
•
•
•
Kulinarische Köstlichkeiten
•
•
1 Zwiebel, gehackt
2 Knoblauchzehen, gehackt
½ Paprika oder adäquate Menge Chili
Salz
Pflanzenöl
Bohnen und Karotten würfelig schneiden. Die übrigen Zutaten in einer großen Pfanne in Pflanzenöl
anschwitzen, Bohnen und Karotten zugeben und gemeinsam sautieren bis das Gemüse gar ist.
Marinierte Chilis:
• 6 Jalapeños (Chili)
• ½ Zwiebel
• 170 g Korianderblätter, gehackt
•
•
•
¼ Tasse Essig
Saft von 5 Limetten
Salz
Chilis nach Lust und Laune schneiden oder auch ganz lassen (dann allerdings sollte man die
Schoten mit Nadelstichen perforieren, damit die Flüssigkeit besser eindringen kann). Alle Zutaten
gut miteinander mischen und in ein Einsiedeglas füllen. Vor dem Verzehr einige Tage gut
durchziehen lassen.
Escabeche (Eingelegtes Gemüse):
• 4 Karotten, julienne geschnitten
• 1 Karfiol, zerpflückt
• 340 g Fisolen, klein geschnitten
• 2 Zwiebel, in Ringe geschnitten
• 4 Knoblauchzehen, zerdrückt
•
•
•
•
•
4 Gewürznelken
3 Lorbeerblätter
4 Blätter Oregano
1 ½ Tassen Essig
2 Tassen Wasser
Knoblauch in etwas Öl anbraten und mit ¼ Tasse Wasser aufgießen. Karotten zugeben und ca. fünf
Minuten kochen. Karfiol und Fisolen hinzugeben und nach weiteren fünf Minuten Garzeit Essig,
das restliche Wasser, Gemüse und Gewürze beimengen. Auf kleiner Stufe ca. eine Stunde köcheln
lassen. Anschließend in Einsiedegläser füllen. Mindestens 24 Stunden durchziehen lassen.
SÜSS SCHMECKENDE GERICHTE
„Himmlische Kochbanane“ (8 – 10 Portionen):
• 110 g Margarine
• 1 Prise Gewürznelke, gerieben
• 340 g Zucker
• Vanille
• 1 Msp. Zimt
• 1 Limette
• 1 Prise Muskatnuss, gerieben
• 6 Kochbananen, in Scheiben geschnitten
Margarine, 230 g Zucker, Zimt, Muskat, Nelke, Limettensaft, Vanille und Kochbananen in einer
Frittierpfanne geben und herausbacken bis alles hell goldbraun ist. Danach Wasser hinzufügen bis
die Kochbananen bedeckt sind und mit dem restlichen Zucker betreuen. Bei kleiner Hitze langsam
einkochen bis das Wasser verdunstet ist und die Bananen karamellisiert sind.
Süße Empanada:
• 250 g Mehl
• 1 Msp. Backpulver
• 1 Prise Salz
• 125 g Butter
• 150 g Marillen aus der Dose
•
•
•
•
•
100 g Zucker
1 TL Zimt
60 g Pinienkerne
50 g Korinthen
1 Ei
Mehl, Backpulver, Salz Butter und 4 EL Wasser zu einem glatten Teig verkneten, ca. 45 Minuten
rasten lassen. Das Marillenpüree mit Zimt und Zucker mischen und pürieren. Pinienkerne und
Korinthen unter die Marillenmasse mischen. Teig ausrollen und ca. 10 cm große Kreise ausstecken.
Fülle auf eine Teighälfte geben und den Rand mit Eiweiß bestreichen. Dann den Rand gut
festdrücken. Die Teigtaschen mit Dotter bestreichen und im Ofen bei ca. 200°C goldbraun backen.
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Kulinarische Köstlichkeiten
Fruchtsalsa:
• ½ Tasse Orangensaft
• 1 Tasse Papaya, geschält und geschnitten
• 1 Tasse Ananas, geschält und geschnitten
• 2 – 3 Chilis, Sorten nach persönlichem
Geschmack auswählen
•
•
•
¼ Tasse roter Zwiebel, gehackt
3 EL Olivenöl
Salz und Pfeffer
Orangensaft in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze, bis zu einer Menge von etwa zwei
Esslöffel, reduzieren. Anschließend abkühlen lassen. Die anderen Zutaten in eine Rührschüssel
füllen, den Orangensaft zugeben und gut verrühren.
Ananas-Mango Salsa:
• 1 Mango, geschält und gewürfelt
• 350 g Ananas, geschält und gewürfelt
• 1 rote Zwiebel, gehackt
•
•
•
1 Bund Frühlingszwiebel, gehackt
2 EL Limettensaft
1 kl. Bund Korianderblätter
Alle Zutaten im Mixer Pürieren und nach Belieben mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Gebackene Cherimoya-(4 Portionen):
Zwei bis drei Früchte schälen, halbieren, Kerne vorsichtig entfernen und in dicke Scheiben
schneiden (die Frucht zerfällt leicht). Mit etwas Puderzucker bestäuben, durch einen Backteig
ziehen (wie für Eierkuchen), in heissem Öl schwimmend goldgelb backen, abtropfen lassen und
mit Puderzucker bestäubt auftragen.
Caipirinha-Creme (8 Portionen):
• 6 Blatt Gelatine
• 5 Limetten, unbehandelt
• 4 kl. Eier
• 300 g Zucker, braun
•
•
•
100 ml Zuckerrohrschnaps
500 g Vollmilchjoghurt
400 g Schlagobers
Schale von zwei Limetten abreiben, Schale einer Limette dünn abschälen, in Streifen schneiden
und zum Garnieren beiseite stellen. Gelatine einweichen. Limettenschalenabrieb mit Eiern, Zucker
und Schnaps über heißem Wasserbad dickschaumig rühren. Gelatine ausdrücken und in der
Eiercreme auflösen. Saft von vier Limetten auspressen und mit Joghurt unter die Creme rühren.
Obers steif schlagen und unterheben. Creme in passende Gläser füllen, mit einer Limettenscheibe,
Limettenschalen und Zucker garnieren.
Batido Exótico (4 Portionen):
• 1 Tasse Papaya
• 1 Tasse Mango
• 2 Tassen Ananas
• 2 Tassen Banane
•
•
•
•
3 EL Limettensaft
1 ½ Tassen Kokosmilch
2 EL Zucker
Eiswürfel
Papaya, Mango, Ananas und Bananen schälen und würfelig schneiden. Früchte und Limettensaft
im Blender bis zu einer schaumigen Konsistenz mixen. Kokosmilch, Zucker und einige Eiswürfel
hinzufügen. Nochmals mixen.
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Kulinarische Köstlichkeiten
7.4 Cocktails & Co.
COLADAS UND CREMECOCKTAILS
Piña Colada:
• 5 cl brauner Rum
• 5 cl Ananassaft
• 2 cl Kokosnusscreme (Leche de coco;
Sirup für Cocktails)
Kiwi Colada:
• 5 cl weißer Rum
• 5 cl Ananassaft
• 2 – 3 cl Kokosnusscreme
• 2 cl Kiwisirup
•
•
•
•
•
1 cl Obers
gestoßenes Eis
1 cl Obers
½ reife Kiwi, geschält
gestoßenes Eis
Die Zutaten für die jeweilige Colada im Blender mit Eis mixen und in ein, mit gestoßenem Eis
gefülltes Ballonglas abgießen. Piña Colada mit einem Stück Ananas und einer Cocktailkirsche
garnieren. Kiwi Colada mit einer Kiwischeibe und einer Cocktailkirsche garnieren.
Rum Eggnogg:
• 5 cl weißer Rum
• 10 cl Milch
• 3 cl Obers
•
•
•
1 cl Zuckersirup
1 Ei
frisch geriebene Muskatnuss
Die Zutaten im Blender aufmixen und in ein, mit 2 – 3 Eiswürfel gefülltes Longdrinkglas abgießen.
Mit Muskatnuss servieren.
STRONGS UND SÜß-SAURE COCKTAILS
Mojito:
• 5 cl weißer Rum
• 1 cl Zuckersirup
• Saft einer ½ Limette
•
•
•
1 – 2 Minzezweige
Sodawasser
gestoßenes Eis
Zuckersirup, Limettensaft und Minzeblätter in einem Tumbler geben und mit einem Stößel
zerdrücken. Das gestoßene Eis ins Glas geben, und den Rum dazugießen. Mit Sodawasser
aufgießen und mit einem Minzezweig garnieren.
Banana Daiquiri:
• 5 cl weißer Rum
• 3 cl Limettensaft
• 2 cl Zuckersirup
•
•
1 cl Bananensirup
gestoßenes Eis
Die Zutaten im Blender mit dem Eis mixen und in einer Cocktailschale servieren.
Tropical Hurricane:
• 4 cl brauner Rum
• 2 cl weißer Rum
• 3 cl Orangensaft
• 2 cl Zitronensaft
•
•
•
2 cl Ananassaft
2 cl Maracujasaft
gestoßenes Eis
Die Zutaten in den Shaker füllen und mit Eis schütteln. Danach in ein mit gestoßenem Eis
gefülltem Ballonglas abgießen.
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Bernadette Binder
Kulinarische Köstlichkeiten
Literaturangaben
BIEDER, B., (2000): Exotische Früchte; Baselife, 1
BLNACKE, R., (2000): Farbatlas Exotische Früchte; Ulmer, Stuttgart
COTO, T., (2005): The best recipes: Costa Rica; Jadine, San José
MÜLLER, B., (2005): Marco Polo: Costa Rica; MairDuMont, Köln
N. N., (2003): Happy hour cocktails; Lingen, Köln
VAN AKEN, N., (1995): The great exotic fruit book; Ten Speed Press, Berkeley
ZAHL, P. P., (1998): Geheimnisse der karibischen Küche; Rotbuch, Berlin
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Impressum
Autoren:
Mario Auer, Ursula Bachlechner, Bernadette Binder, Ines Faber, Theresia Fastian, Walpurga Goebel,
Birgit Jogl, Julia Kerschbaum, Christian Kolowratnik, Barbara Lukasch, Gina Phillip, Stefanie Pichler,
Andrea Pichlmaier, Monika Praschberger, Barbara Rittmannsberger, Franziska Schrempf, Michaela
Seiz, Joachim Simon, Roswitha Stieglmayer, Barbara Vobrovsky-Simon, Birgit Wondratsch, Elisabeth
Wurglits
Fotoquellen:
Ursula Bachlechner, Bernadette Binder, Ines Faber, Theresia Fastian, Walpurga Goebel Birgit Jogl,
Julia Kerschbaum, Christian Kolowratnik, Tatjana Koukal, Barbara Lukasch, Stefanie Pichler,
Franziska Schrempf, Barbara Vobrovsky-Simon, Anton Weissenhofer, Bildersammlung des Instituts
für Botanik
Redaktion, Grafik und Design:
Theresia Fastian, Barbara Vobrovsky-Simon
Korrektur:
Theresia Fastian, Walpurga Goebel, Barbara Vobrovsky-Simon, Anton Weissenhofer
Beratung:
Anton Weissenhofer
Mit freundlicher Unterstützung und Hilfestellung der Mitarbeiter des Instituts für Botanik, Universität
Wien, Rennweg 14, A 1030 Wien.
Druck:
Repa Copy Wien, Nussdorfer Str. 19, A 1090 Wien
Copyright bei den Autoren
Alle Angaben ohne Gewähr.
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