marchegg 02 freilanddidaktik

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marchegg 02
e.eder, m.fliegenschnee & w.hödl – skriptum im rahmen der lehrveranstaltung
freilanddidaktik
DIE TEILNEHMERINNEN SS02
1. Ursula Fraunschiel
2. Sophie Fraunschiel
3. Stephanie Eder
4. Gabi Sageder
5. Erich Eder
6. Irene Mittendorfer
7. Alice Viktorin
8. Moni Dittami
9. Jürgen Schmidt
10. Bernhard Schaefer
11. Kathrin Flöck (damals noch Kampichler)
12. Corinna Svoboda
13. Ann-Kathrin Fischer
14. Walter Hödl
15. Martin Fliegenschnee
16. Lukas Planteu
17. Christian Bertsch
18. David Eichinger-Wimmer
19. Günther „Reinhard“ Rille
20. nicht auf dem Bild: Katrin Lenk (s.S.12 !)
Inhalt
I N H A LT
Die TeilnehmerInnen SS02........................................................ 2
Inhalt ............................................................................................ 3
Die Pflanzen der Au .................................................................... 4
Tierspuren (1) ............................................................................ 14
Tierspuren (2) ............................................................................ 25
Ökologie der Marchauen.......................................................... 29
Phantasiereise........................................................................... 33
Weichlinge................................................................................. 35
Urzeitkrebse .............................................................................. 40
Amphibien ................................................................................. 45
Reptilien..................................................................................... 56
Ranking der Stationen.............................................................. 64
Feedback ................................................................................... 65
Naturerfahrung: Fühlen statt Wissen?................................... 67
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Die Pflanzen der Au
DIE PFLANZEN DER AU
– mit besonderer Berücksichtigung der essbaren
A
von Irene Mittendorfer und Katrin Lenk
ls Kontrast zu dem stark faunistischen Schwerpunkt unseres
Freilandaufenthaltes haben wir uns damit auseinandergesetzt, mit
welchen Bedingungen Pflanzen in den Augebieten astatischer
Gewässer vorfinden und welcher Florentyp sich daraus ergibt.
Im Vorfeld zur Freilanddidaktik muss man sich überlegen,
welche Methoden man verwendet um den Schülern das zugeteilte
Thema möglichst zielführend zu vermitteln. Unser primäres
Anliegen war, dass alle Beteiligten, also sowohl die Schüler als
auch wir, im Grunde Spaß am Arbeiten und Lernen haben sollten.
Pflanzen sind Kindern nicht leicht zugänglich zu machen,
schon gar nicht, wenn im direkten Umfeld andere interessante
Objekte darauf warten entdeckt zu werden. In der Vorbereitung
beschlich mich das Gefühl, dass es nicht einfach werden würde,
Pflanzen als interessant darzustellen, wenn ums Eck echte
Schlangen in die Hand genommen werden können. Ich sollte mich
täuschen.
Der Zugang zur Flora der Au sollte den Schülern leichter
gemacht werden, indem sie selbst zusammenfassen, was sie schon
über Auvegetation und ihre Eigenschaften wissen. Dazu wurde ein
Standort mit Blick über den Tümpel hinter dem Haus gewählt. Über
Frage und Antwort erarbeiteten die Schüler, dass Pflanzen hier
einen feuchten, nährstoffreichen Boden vorfinden und diese
Eigenschaften zu schnellem Wachstum nutzen. Jedoch sind die
regelmäßigen Überschwemmungen und die damit auftretende
Staunässe des Bodens ein Faktor, der gewisse Anpassungen
erfordert. Entweder haben die Pflanzen Strategien entwickelt um
Überschwemmungen einfach auszuhalten, indem die Wurzeln bei
Sauerstoffmangel nicht verfaulen, oder sie sind fähig nach
Überschwemmungen rasch neu auszutreiben und sich schnell zu
regenerieren.
Aufgrund
des
hohen
Nährstoffund
Wasserangebotes ist es möglich, dass die Pflanzen der Auen
großen Mengen an Biomasse entwickeln. Deshalb sind viele
landwirtschaftliche genutzte Pflanzen in ihrer Wildform eigentlich
Aupflanzen (Apfel, Kirsche, Ampfer, Brennnessel, Rapunzel,
Laucharten…).
Um die Pflanze zum Erlebnis zu machen, beschlossen wir
den bewährten Weg der Auküche einzuschlagen. Nicht nur, dass
dieser erprobt war, Aupflanzen eignen sich mehr als manch andere
hervorragend zum Kochen. Also war es eine beschlossene Sache
den Schülern nach einer grundlegenden Einführung in diverse
Pflanzen verschiedene Gerichte derselben anzubieten. Welche das
sein sollten musst natürlich schon vor Antritt der Exkursion
feststehen, damit es dann nicht vor Ort an der nötigen Ausrüstung
und den wichtigsten Zutaten mangelt. Die Auswahl der Rezepte
war nicht leicht, auch wenn das Internet eine Fülle an Vorschlägen
bietet. (z.B.: www.hexenkueche.de und www.un-kraut.de)
Problematisch war vor allem die Tatsache, dass wir den
Standort unserer Station in den Marchauen nicht kannten und
daher nicht mit Sicherheit wussten, welche Pflanzen wir finden
würden. Schließlich einigten wir uns auf Rezepte mit ganz
typischen Pflanzen, von denen man annehmen sollte, dass sie mit
ziemlicher Sicherheit und in größeren Mengen vorhanden sein
mussten.
Zur weiteren Vorbereitung wurden Bestimmungsbücher,
Plakatpapier, Stifte, Wasserfarben und Klebebänder mitgenommen.
Nach dem ersten Lokalaugenschein konnten wir festlegen,
welche Pflanzen Verwendung in unserem Programm finden
könnten. Wir wählten bewusst keinen systematischen oder
ökologischen Schwerpunkt, sondern konzentrierten uns auf
Besonderheiten
wie
Vitamingehalt,
Giftstoffe,
besondere
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Die Pflanzen der Au
Wuchsformen, oder wichtige Verwendungen. Die tatsächlich
vorgestellten Pflanzen werden im Anschluss kurz beschrieben.
Rapunzel, die
besprochen.
Sommer-Knotenblume
und
die
Ufersegge
Zur Vorstellung der einzelnen Pflanzen wählten wir mehrere
Methoden, um möglichst vielen Aufnahmetypen gerecht zu
werden. Zunächst waren mit einer Ausnahme alle Pflanzen als
Objekt vorhanden. Einzig das Maiglöckchen konnten wir nicht zur
Verfügung stellen, da der Standort nicht zugänglich war. Auf die
Erwähnung wollten jedoch nicht verzichten, da Bärlauch,
Maiglöckchen und Herbstzeitlose im Vergleich besprochen wurden
um ihre häufige Verwechslung mit oft letalen Folgen aufzuzeigen.
Neben dem Anschauungsmaterial fertigten wir Plakate an, die die
wichtigsten
Punkte
und
Pflanzen
unseres
Vortrages
zusammenfassen sollten. Schließlich erfolgte die Bearbeitung des
Themas nicht nur im Frontalvortrag, sondern vorwiegend über das
beliebte „Frage-Antwort-Spiel“. Gerade bei jüngeren Schülern
ergibt sich daraus ein oft interessantes Gespräch.
Irene schloss daran vor allem die wirklich klassischen
Speisepflanzen wie Hopfen, Löwenzahn, Bärlauch (mit
Herbstzeitlose und Maiglöckchen), aromatischen und wilden
Kerbel an. Den Abschluss bildete eine Verkostung der Ausuppe,
eines Hopfensprossensalates und zweier Aufstriche (Bärlauch oder
Vogelmiere) mit am Lagerfeuer gebackenem Steckerlbrot.
Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer
Wirklichkeit
(Johann Wolfgang von Goethe)
Als Ort unserer Präsentation wählten wir die Fensterreihe
entlang des Hauses. Zum einen ließen sich hier die Plakate
hervorragend an den Fenstern anbringen, wir waren sowohl
sonnen- als auch windgeschützt (bessere Haltbarkeit des
Pflanzenmaterials), von den anderen Gruppen akustisch und
optisch abgeschirmt und hatten sowohl Küche als auch Feuerstelle
in unserer Nähe. Einziger Nachteil unseres Standortes war
vielleicht die wenig einladende Optik der Bahnböschung, es zeigte
sich aber, dass dies kaum von jemandem wahrgenommen wurde.
Schließlich teilten wir unser Programm noch in 3 Teile, um
uns beim Vortrag nicht gegenseitig ins Wort zu fallen.
Katrin begann zunächst mit einem allgemeinen Teil über die
Situation der Pflanzen an einem Austandort. Dabei wurden am
Tümpel stehend Vor- und Nachteile des Wasserüberangebotes und
die Beschaffenheit des Aubodens besprochen. Auf dem Weg zum
Haus fielen dann schon die Vogelmiere und das Klett-Labkraut ins
Auge. Schließlich wurden hinter dem Haus noch Scharbockskraut,
zwei Laucharten, die Waldrebe, das Veilchen, der Löwenzahn, die
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Die Pflanzen der Au
Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) Ranunculaceae
Beschreibung:
Kommt auf feuchten Lehmböden, insbesondere in
Auwäldern und feuchten Laubwäldern vor. Es handelt sich um ein
mehrjähriges Kraut mit herzförmigen Blättern und gelben Blüten
(ab März bis Mai), das bis zu 30 cm hoch werden kann.
Wissenswertes:
Die jungen Blätter des Scharbockskrauts sind reich an
Vitamin C und erscheinen bereits zu Beginn des Frühlings. Die
Pflanze galt daher zu recht als Heilmittel gegen Skorbut (Name).
Etwa ab der Blütezeit bildet sich in den Blättern Protoanemonin,
jedoch in geringerer Menge als in anderen Hahnenfußgewächsen.
Dennoch sollte es sobald es blüht nicht mehr gegessen werden.
Protoanemonin:
Summenformel:
Molmasse:
LD50 (Maus):
Vogelmiere (Stellaria media) Caryophyllaceae
Beschreibung:
Zartes biegsames am Boden kriechendes Kraut mit kleinen
weißen Blüten. Bevorzugt lockeren, humosen Boden und wächst
auch unter Schnee weiter. Wissenswertes: Die Samen dienen
Vögeln als Futter ( Name). Enthält Saponine, Mineralien, Vitamin
C und A, Kieselsäure, Kalium, Phosphor, Magnesium und Kupfer.
Die Pflanze kann wie Salat oder Spinat verwendet werden und war
in früherer Zeit eine gebräuchliche Gemüse- und Heilpflanze.
C5H4O2
96,1 g/mol
190 mg/kg (i.p.)
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Die Pflanzen der Au
Klett-Labkraut (Galium aparine) Rubiaceae
Beschreibung:
60-200cm
klimmende
Pflanze,
vierkantiger
Stängel
mit
rückwärtsgerichteten Stacheln behaart, die
Frucht ist kugelig und hakenborstig (
Epizoochorie).
Wissenswertes: Die Pflanze spart sich
Festigungsgewebe, indem sie sich an
anderen Pflanzen hochzieht. Sie stützt sich
also bei anderen Pflanzen ab, was man auch
daran erkennt, dass der Stängel unten
dünner ist als oben.
Waldrebe (Clematis vitalba) Ranunculaceae
Beschreibung: Die Gemeine Waldrebe ist eine Kletterpflanze
und erreicht eine Höhe von 3- 8 m. 5 - 7 weiße Blüten stehen in
einem rispigen Blütenstand, auffällig sind die abstehenden langen
Staubgefäße. Die Blütezeit ist von Juni - Juli. Die herzförmigen
Blätter sind gegenständig und unpaarig gefiedert. Im Herbst
überziehen die wolligen Fruchtstände die ganzen Gebüsche. Die
Waldrebe wächst an Gebüschen und Waldrändern und sie braucht
lockere, nährstoffreiche Lehmböden.
Wissenswertes: Wie die vielen anderen Hahnenfußarten
enthält sie das Gift Protoanemonin (Abb. s. Scharbockskraut).
Deshalb verursacht der Waldrebensaft Entzündungen auf der Haut.
Bei innerer Aufnahme erfolgen Entzündungen im MundRachenbereich, es kommt zu Erbrechen und Durchfällen sowie zu
Störungen des Nervensystems.
Die Pflanze wurde früher von Bettlern benutzt, um durch
ihren ätzenden Saft Geschwüre und Hautentzündungen
hervorzurufen, was Mitleid und entsprechende Spendenfreudigkeit
erregen sollte
Rapunzel (Valerianella
locusta) Valerianaceae
Beschreibung: Bis zu 30cm
hohes Kraut mit grundständiger
Blattrosette. Die Blüten sind
unscheinbar bläulich.
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Die Pflanzen der Au
Wissenswertes:
Die jungen Rosetten diese frostresistenen Pflanze werden
als Salat verwendet (Vogerlsalat, Feldsalat). Im Frühjahr werden
zahlreiche Blütensprosse gebildet. Der Geschmack beruht auf
ätherischen Ölen.
Ufer-Segge (Carex riparia) Cyperaceae
Beschreibung:
Die
Ufersegge
ist
eine
ausdauernde
Pflanze,
die
lange
unterirdische Ausläufer bildet. Die
Sprossachse ist wie für Seggen typisch
scharf dreikantig. Die Stängel werden
60-200 cm hoch und 3-5 mm dick. Als
Standorte bevorzugt sie humose, meist
kalkhaltige, nährstoffreiche Böden;
Großseggengesellschaften, Uferzonen
stehender und fließender Gewässer.
Somit ist sie für den Standort Au eine
sehr typische Pflanze.
Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum)
Amaryllidaceae
Beschreibung: Pflanze 40-60 cm hoch, ausdauernd. Stängel
hohl, zweischneidig, 3-7 blütig. Laubblätter breitlineal, bis 50 cm
lang, 3- 20 mm breit, oben stumpf. Hochblattscheide 30-50 mm
lang, Blütenstiele nickend. Perigonblätter weiß, breit-länglich, 1015 mm lang, an den Spitzen mit grünlich-gelbem Fleck. Blütezeit:
April bis Mai
Die
SommerKnotenblume wächst auf
wechselnassen,
zeitweise
überschwemmten,
nährstoffreichen,
humosen
Tonund
Lehmböden in nassen
Wiesen, Auenwäldern, in
Gräben oder entlang von
Kanälen. Man findet sie
entlang von Seitenarmen
der Donau, wie z.B. an
der March.
Wissenswertes:
Dieser Zwiebelgeophyt
wächst
in
größeren
Gruppen. Die Früchte
sind schwimmfähig und
werden über das Wasser
verbreitet
(periodische
Überflutungen).
In
nährstoffreichen Böden
kann sich die Art ohne
Konkurrenz
schnell
vermehren. Sie ist gut kultivierbar, die Vermehrung über Samen
und vegetativ über Seitenzwiebeln ist einfach.
Die Sommerglockenblume ist ein Wärme liebendes
südeuropäisch-westasiatisches Florenelement; von Südosteuropa
geht sie ostwärts bis in die Türkei, isoliert auf Krim und in den
Kaukasus.
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Die Pflanzen der Au
Veilchen (Viola odorata) Violaceae
Maiglöckchen (Convallaria majalis) Liliaceae
Beschreibung: 5-10cm hohe
Pflanze
mit
oberirdischen
Ausläufern. Die Blätter sind
herzförmig und langgestielt. Die
Blüten sind dunkelviolett und stark
duftend.
Wissenswertes:
Verwendung als Hustenmittel,
schleimlösende Wirkung.
Bärlauch (Allium ursinum) Alliaceae
Beschreibung: lanzettförmige, nach Lauch riechende Blätter.
Die weißen Blüten sind in einer Scheindolde angeordnet.
Wissenswertes: Verwendung als Salat, Suppe und Aufstrich
(siehe Rezept). Wichtig zu wissen ist, dass der Bärlauch leicht mit
dem giftigen Maiglöckchen und der Herbstzeitlose zu verwechseln
ist.
Unterscheidungsmerkmale:
Bärlauch
Maiglöckchen
Herbstzeitlose
Scheindolde
Traubiger Blütenstand
Krokusähnliche
Blüte
lila
Lauchgeruch
Geruchlos
Geruchlos
Dreikantiger
Stängel
Runder Stängel
Pflanze mit Knolle
Blatt glänzt oben
Blatt
glänzt
Unterseite
auf Blatt
mit
der
aufgeblasenen
Frucht erscheinend
Beschreibung:
Dieses bis zu 20 cm hohe
Kraut mit ausdauerndem
Wurzelstock
besitzt
glattrandige parallelnervige
Blätter, die im Unterschied zu
den Blättern des Bärlauchs
auf der Unterseite glänzen.
Die weißen Blüten sind in
einer
hängenden
Traube
angeordnet und treten ab Mai
auf.
Wissenswertes:
Getrocknete
Blüten
des
Maiglöckchens verursachen
Niesreiz. Aufgrund dieser
Eigenschaft wurden Sie dem
Schneeberger Schnupftabak
beigefügt. Man glaubte, dass
durch den Verlust von Schleim schädliche Stoffe ausgeschieden
würden. Das Maiglöckchen enthält bis zu 0,7% Glykoside
(Cardenolide).
Hauptglykoside
sind
die
k-StrophantidinAbkömmlinge Convallatoxin und Convallosid.
Convallatoxin:
Summenformel: C29H42O11
Molmasse: 566,6 g/mol
LD50 (Katze): 0,07 mg/kg
(i.v.)
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Die Pflanzen der Au
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) Liliaceae
Beschreibung: Sie kommt auf
feuchten Wiesen vor und ist eine 10-25
cm hohe, ausdauernde Zwiebelpflanze
mit rosa bis violetten Blüten, die
zwischen
August
und
Oktober
auftreten. Die Blätter sind schmallanzettlich und treten im Frühjahr
gemeinsam mit den Fruchtständen auf.
Wissenswertes: Das in der
Herbstzeitlose enthaltene Colchicin
spielt eine wichtige Rolle bei der
Züchtung von Nutzpflanzen. Colchicin
ist ein so genanntes Mitosegift, d.h. es
verhindert die Zellteilung. Daraus
resultiert die Bildung von Zellen mit doppeltem Chromosomensatz.
Solche Pflanzen werden als diploid bezeichnet. Moderne
Weizensorten sind sogar hexaploid. Colchicin ist der im
Wesentlichen
für
die
Giftwirkung
der
Herbstzeitlose
verantwortliche Bestandteil. Den höchsten Gehalt haben die Blüten
mit bis zu 2%, gefolgt von den reifen Samen mit bis zu 1,5%
Alkaloid. Colchicin kann auch noch im Heu nachgewiesen werden,
ist aber sehr lichtempfindlich.
Colchicin:
Summenformel:
C22H25NO6
Molmasse:
399,4
g/mol
LD50 (Ratte): 1,6 mg/kg
(intravenös)
Brennnessel (Urtica dioica) Urticaceae
Beschreibung: Die Brennnessel bevorzugt stickstoffhaltige
feuchte Böden und ist daher
nicht nur in der Au, sondern
auch
an
vielen
Ruderalstandorten
anzutreffen. Sie wird bis zu
150
cm
hoch,
mit
herzförmigen, grob gesägten
Blättern. Die zweihäusigen
Pflanzen blühen von Juni bis
Oktober.
Wissenswertes:
Brennnesseln sind reich an
Chlorophyll
und
dienen
folglich als Rohstoff für die
industrielle
Chlorophyllgewinnung. Früher
wurden
sie
auch
als
Faserpflanzen
(Nesselgarn)
verwendet.
Als
Gemüse
verwendet sind sie eine
schmackhafte Alternative zu
Spinat.
In der Brennnessel wurden Acetylcholin, Histamin und
Serotonin gefunden. Es ist allerdings noch nicht gesichert, ob diese
Verbindungen (insbesondere Histamin) für den Juckreiz
verantwortlich zeichnen.
Acetylcholin:
Summenformel:
C7H16NO2
Molmasse: 146,2 g/mol
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Die Pflanzen der Au
Rezepte
Histamin:
Summenformel:
C5H9N3
Molmasse:
111,1
g/mol
LD50 (Maus): 2000 mg/kg (s.c.)
Sauerampfer-Kerbel-Suppe
in Variation
Sauerampfer
als
Brennnessel-Kerbel-Suppe
mangels
Zutaten:
50g Sauerampfer, 25g Kerbel, 50g Butter, 2 EL Mehl, 1 Liter
Suppe, 3 Eigelb, 2 EL Rahm, Salz, Muskat
Serotonin:
Summenformel:
C10H12N2O
Molmasse: 176,2 g/mol
Zubereitung:
Einbrenn aus Butter und Mehl; die feingehackten Kräuter kurz
mitdünsten, mit Suppe aufgießen und 10 Minuten kochen lassen.
Eigelb mit Rahm verrühren und in die nicht mehr kochende Suppe
einrühren; mit Salz und Muskat abschmecken
Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) Apiaceae
Löwenzahn mit Stampferdäpfel
Beschreibung: Bis zu 1,5 m hohe Pflanze mit gefiederten
Blättern und rübenartiger Pfahlwurzel. Der Stängel ist hohl und
kantig gefurcht. Blütenstand ist eine Doppeldolde. Im Vergleich
zum echten Kerbel ist er grobgliedriger, dunkler grün und
hochwüchsiger.
in Variation statt Löwenzahn Hopfen, da kaum junge
Löwenzahnblätter zu finden waren
Wissenswertes: Enthält Xanthotoxin,
phototoxische Reaktion hervorrufen kann.
welches
eine
Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium) Apiaceae
Beschreibung: Aufbau der Blüte ist ebefalls eine
Doppeldolde. Blätter sind fein gefiedert und ihre Färbung ist heller
grün als der Wiesen-Kerbel.
Wissenswertes: Verwendung der Laubblätter als Gewürz,
da es reich an ätherischen Ölen ist (beim Zerrreiben Geruch nach
Anis).
Zutaten: 750g mehlige Erdäpfel, ½ Liter Suppe, 250g
Löwenzahn, 2 EL Essig, 2 EL Öl, 1 Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskat
Zubereitung:
Erdäpfel waschen, schälen, kochen und grob zerstampfen,
dabei heiße Suppe unterrühren; Löwenzahn waschen, abtropfen
lassen und in Streifen schneiden; Marinade aus Essig, Zwiebel,
Salz, Muskat und einem Schuss Öl dazu; Anschließend das Ganze
mit dem Löwenzahn unter die Erdäpfel mischen.
Bärlauchaufstrich
aus frischen Bärlauchblättern, Topfen, Rahm, Salz, Pfeffer.
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Die Pflanzen der Au
Literaturverzeichnis und Quellen aus dem Internet:
Vogelmierenaufstrich
aus Blättern der Vogelmiere, etwas
Hüttenkäse, Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskatnuss.
Gundelrebe,
Steckerlbrot
Für 1kg Mehl, 3 Pkg. Trockengerm, 1 TL Salz, 1 TL Zucker
und ½ l Wasser vermengen und zu einem glatten Teig kneten.
Etwa 1 Stunde an einem warmen Ort zugedeckt gehen lassen. Aus
dem Teig lange Rollen formen (Durchmesser 2-3 cm) und um das
Ende eines Steckerls wickeln. Über der heißen Glut ca. 10-15
Minuten backen.
Aichele, Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Wildwachsende
Blütenpflanzen Mitteleuropas – Kosmos, Stuttgart (1997)
Adler, Oswald, Fischer: Exkursionsflora von Österreich – Ulmer,
Stuttgart (1994)
Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen-Pflanzengifte – Nikol,
Hamburg (1994)
Schauer, Caspari: Der große BLV Pflanzenführer – BLV,
München (2001)
www.botanikus.de
www.hexenkueche.de
www.un-kraut.de
http://www.giftpflanzen.com/
http://www.botanikwelt.de
http://www.wuerzkraut.de
http://www.unibas.ch/botimage/
Die Kinder beim genussvollen Verspeisen der Steckerlbrote.
2.v.l.: Katrin Lenk
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Die Pflanzen der Au
Reflexion:
Nach diesen fünf lehrreichen und lustigen Tagen in der Au
stellt sich nun die Frage, was wir dazugelernt haben und was wir
nächstes Mal anders machen werden. Auf jeden Fall möchten wir
uns die Flexibilität bewahren. Anstatt punktuellem Abhandeln von
Themen ist es wichtig spontan auf Fragen einzugehen und
Zusammenhänge aufzuzeigen. In Zukunft werden wir mehr Mut
haben vom Konzept abzuweichen.
Da die Kinder eine Schule mit naturwissenschaftlichem
Schwerpunkt besuchen, funktionierte die Methode des „FrageAntwort-Spiels“ recht gut. Durch geschickt gestellte Fragen und
kleine Tipps konnten sie sich vieles selbstständig erarbeiten. Man
merkte auch sofort, dass sie mit der Lehrerin das Thema Au
vorbereitet hatten und so schon ein wunderbarer Grundstock für
uns da war, auf den wir aufbauen konnten. Die Schüler freuten
sich, wenn sie eine vorgestellte Pflanze erkannten und waren dann
umso interessierter, was es denn nun mit diesem Gewächs auf sich
hat.
Naturerfahrungen sind für Schüler ein wichtiger
Ausgangspunkt für Wissen, Bewerten und Handeln. Es ist
erwiesen, dass Kinder mit solchen Erfahrungen eine bessere
Artenkenntnis haben und höher motiviert sind, umweltgerecht zu
handeln. (aus Bögeholz 1999)
Naturerfahrungs
dimensionen
Beispiele freilandtypischer Naturerfahrungen
Ästhetik
•
Riechen an Duftpflanzen
Echter Kerbel, Bärlauch)
Ökologie
•
Erarbeiten
des
Zusammenhangs
Auboden – Auvegetation
Erlebnis
•
Verkostung verschiedener Pflanzen – die
Küche in der Au
(Veilchen,
Unsere kulinarischen Schmankerl erfreuten sich großer
Beliebtheit. Gleichzeitig konnten wir die Kinder überprüfen, ob sie
die vorgestellten Pflanzen wiedererkennen, indem wir sie die
Namen der soeben verspeisten Pflanzen wiederholen ließen. Das
funktionierte sehr gut und so eröffneten sich für sie zwei Aspekte
der erkundenden Naturerfahrung: Das erworbene Fachwissen, die
biologische Vielfalt einerseits - und die geschmackliche Vielfalt
andererseits.
Wir haben die Besonderheiten und Vielfalt der Auvegetation
aufgezeigt und wollten unter anderem die Wahrnehmung der
Schüler hinsichtlich der Biodiversität und ihrer Erhaltung schulen.
Vielleicht haben wir dadurch einen neuen Zugang zum
Umweltbewusstsein geschaffen: Naturschutz geht durch den
Magen!
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Tierspuren (1)
unlängst ausgetrocknete Wasserpfützen mit einer dünnen, feinen
Schlammschicht auf einer festen Unterlage.
TIERSPUREN (1)
M
von Alice Viktorin
eine Erwartungen dieser Exkursion gegenüber waren nicht
sehr hoch, da ich mir eine Steigerung zu der KML Exkursion nicht
vorstellen konnte. Doch es war tatsächlich so, diese Exkursion
wurde noch genialer:
Zunächst einmal war das Quartier (die Sanitäranlagen, die
kulinarische Verköstigung- Steckerlbrot etc., „Stromversorgung“ –
Diashow,...) an sich schon ein riesiges Abenteuer, das man
unbedingt einmal erleben muss. Zum anderen haben alle Personen,
die zugegen waren, wesentlich zu einer so gelungenen Exkursion
beigetragen. Und zu guter Letzt hat die Art der Exkursion (
eigenständiges Sammeln von Material bzw. Unterrichtsstoff,
absolute freie Hand in der Wahl der Stoffvermittlung und
Einschränkung des vortragenden Stoffes,...) viel dazu beigetragen
extrem viel Wissen in kurzer Zeit aufzunehmen ohne dafür wirklich
lernen zu müssen, und viel Erfahrung im unterrichtstechnischen
Sinne sammeln zu können. Das einzige, das ich hier noch
hinzufügen möchte ist:
Danke an alle die dabei waren !
Fährten & Fußspuren:
Am besten sind Trittsiegel und Fährten von Tieren zu
beobachten, wenn die Erde von Schnee bedeckt sind. In
schneefreien Zeiten des Jahres muss man Tierspuren am besten
nach Regen suchen, wenn der Boden aufgeweicht ist. Die besten
Abdrücke findet man in der Regel auf einem feuchten, schwach
lehmigen Boden. Waldwege und vor kurzem ausgetrocknete
Gräben in Wäldern sind gute Plätze, um Tierspuren zu suchen, und
Grundsätzlich
unterscheiden:
kann
man
3
Arten
von
Fußspuren
Sohlengänger:
Treten mit der ganzen Fußsohle auf. Bei Tieren mit 5
wohlentwickelten Zehen sind diese von verschiedener Länge.,
wobei die kürzeste Zehe die Innenzehe ist. In vielen Fällen setzt
die Innenzehe einen nur sehr schwachen Abdruck ab ( manchmal
überhaupt nicht ) und die Spur erscheint dann mit 4 ungleich
langen Zehen, und die kürzeste ist nun die Außenzehe.
Die Sohlengänger sind verhältnismäßig kurzbeinige Tiere,
die sich normal in mäßigem Tempo bewegen, da ihr Fußaufbau
nicht gut zu Sprüngen oder zum Lauf über längere Strecken
geeignet ist.
Man findet diesen Fußtyp fast unverändert bei den meisten
Mitgliedern der Gruppe der Insektenfresser, unter den Nagetieren
beim Stachelschwein, aber auch bei anderen Säugetieren, z.B. beim
Dachs und beim Bären.
Das Kennzeichnende, worauf man bei einer von einer Pfote
abgesetzten Spur besonders achten sollte, ist die Zahl der Zehen,
der Krallen, Form und Größe der Ballen und ihre Stellung im
Verhältnis zueinander.
Schalenträger:
Schalentragende Tiere haben einen sehr kennzeichnenden
Fuß, der gut erkennbare Fährten hinterlässt (sog. Paarhufer). Die
Tiere haben 4 Zehen, doch treten sie nur mit den Spitzen von Nr. 3
und 4 auf, den Zwischenzehen, die kräftig entwickelt und beinahe
ganz symmetrisch sind. Die Zehen Nr. 2 und
5, die man
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Tierspuren (1)
Nebenzehen oder Afterklauen nennt, sind wesentlich kleiner und
an die Rückseite des Fußes gerutscht. Sie sitzen in den meisten
Fällen so hoch am Lauf, dass sie den Boden bei normalem Gang
nicht berühren. Nur wenn das Tier auf weichem Boden oder Schnee
tritt oder wenn die Fußgelenke beim Laufen oder Springen
nachgeben, hinterlassen die Afterklauen Zeichen in der Spur.
Bei Wildschwein und Ren zum Beispiel finden wir diese
Abdrücke auch bei normalem Gang, da die Afterklauen so tief
sitzen, dass sie auch hier den Boden berühren.
Beim Pferd (Einhufer) sind alle Zehen bis auf Nr. 3
verschwunden, und es tritt nur mit dem mit einem Huf bekleideten
Zehenglied auf.
Vogelspuren:
Wenn sich ein Vogel auf dem Boden bewegt, tritt er nur mit
den Zehen auf, da der Mittelfuß – der „Lauf“ oder „Tarsus“- der das
lange Stück des Knochens nächst den Zehen ausmacht, niemals die
Erde berührt, wenn der Vogel geht. Das erste Gelenk nach dem
Fuß entspricht also der Ferse und nicht dem Knie, wie man eher
glauben könnte. Ein Vogelfuß hat niemals mehr als 4 Zehen, wovon
3 in der Regel nach vorne gerichtet sind, während sich der 4. nach
hinten wendet. Von den nach vorne gerichteten Zehen ist die
Mittelzehe in der Regel die Längste. Die Hinterzehe kann groß sein,
ist aber häufig klein und kann so hoch am Ständer sitzen, dass sie
in der Spur keine Abdrücke hinterlässt. In einigen Fällen fehlt die
Hinterzehe
ganz
wie
z.B.
bei
Goldregenpfeifer
und
Dreizehenmöwe.
Haubentaucher ist jede einzelne Zehe mit einer Schwimmhaut
als Randsaum versehen.
Die Füße der Hühnervögel sind kurz, kräftig und gut zum
Laufen geeignet.
Die Sperlingvögel haben eine lange Hinterzehe, die sich in
einem festen Griff um einen Zweig Richtung Vorderzehen
einbiegen läßt.
Fraßspuren:
Fraßspuren an Bäumen und Büschen:
Rinde, Zweige und Knospen besonders jüngerer Bäume und
Büsche spielen als Futter vieler Tiere im Winter eine große Rolle.
Das gilt somit für die Hirsch- und Ziegenarten, die Hasen, viele
kleine Nager und das Eichhörnchen.
Die Zahnmarken der Tiere in der Rinde werden meist recht
scharf zu sehen sein, und Größe und Aussehen sind gute
Anhaltspunkte beim Bestimmen, um welches Tier es sich handelt.
Fraßspuren von Vögeln, die man besonders an älteren
Bäumen sehen kann, sind Hackspuren in der Rinde, die verursacht
werden durch Insekten fressende Vögel, besonders Spechte, bei
ihrer Futtersuche.
Bei hirschartigen Tieren muss man zwischen Schälen und
Fegen unterscheiden.
Die Form der Füße, die sich in den Abdrücken
wiederspiegelt, ist großen Abänderungen unterworfen und erzählt
manches über Aufenthaltsort und Lebensweise:
Bei Wasservögeln ist z.B. die Oberfläche der Füße durch eine
Schwimmhaut vergrößert, die bei Enten und Möwen die 3 nach
vorne gerichteten Zehen verbindet. Beim Blesshuhn und beim
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Tierspuren (1)
Beim Schälen äsen
die Tiere die Rinde, und es
kommen Zahnmarken vor,
während die Rinde beim
Fegen mit dem Geweih
beschädigt wird, das in
Rinde und Holz Risse
hinterlässt und manchmal
auch noch Bastreste.
Die
Nager
und
Hasen leben überwiegend
von pflanzlicher Nahrung ,
die sie sich im Winter
teilweise
dadurch
beschaffen, dass sie Bäume
und Büsche benagen. Die
Fraßspuren bezeichnet man
als „ Nagung“.
Rinde spielt für viele
Nager,
Hasen
und
Wildkaninchen
eine
wesentliche Rolle, aber
abgesehen vom Biber, für
den Rinde das ganze Jahr
hindurch die wichtigste
Nahrung ausmacht, gilt im
Allgemeinen, dass Tiere die
nährstoffarme Rinde nur
benutzen, um während
einer ungünstigen und an
Futter
knappen
Zeit
durchzukommen.
Das
meiste
Rindennagen
geschieht
somit im Winter, aber außer
beim Biber kann man Rindennagen auch im
Sommer bei Feldmaus, Rötelmaus, Schermaus und
beim Eichhörnchen beobachten.
Auch
Wurzeln
stellen
ein
Nahrungsangebot dar. Die Schermaus z.B.
sammelt im Spätjahr einen Wintervorrat an
saftigen Wurzelstücken, Wurzelknollen, Zwiebeln,
Sämereien und Ähnlichem.
Das Benagen von Pflanzenwurzeln ist sehr
massiv, und häufig wird der ganze Mittelteil des
Wurzelsystems weggenagt, sodass die Bäume
leicht umgestürzt werden können.
Fraßspuren an Früchten und Kräutern:
Die Früchte der Pflanzen enthalten,
insbesondere der Samen, eine große Ansammlung
von Vorratsstoffen, vor allem in Form von Öl,
Stärke und Eiweiß.
Diese sind wegen ihres großen Nährwertes
von verschiedenen Tieren sehr begehrt. Viele
Nager und Vögel überwinden die ungünstige Zeit
des Jahres dadurch, dass sie fast ausschließlich
von Früchten leben.
Zapfen:
Fraßplätze mit tierbehandelten Zapfen sind
häufig und in älteren Wäldern fast überall
anzutreffen. Die Fraßarbeit hinterlässt deutliche
Spuren, von Tierart zu Tierart verschieden, und es
ist im Allgemeinen leicht zu unterscheiden,
welches Tier einen Zapfen bearbeitet hat.
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Tierspuren (1)
Nüsse:
Sie sind sehr begehrt besonders bei den Nagern und auch
manchen Vögeln.
Die dicke, harte Schale der Nüsse macht es den Tieren
schwer, zum Kern selbst zu gelangen. Oft müssen sie erheblich
arbeiten, um an ihr Ziel zu gelangen.
Die Tiere haben viele verschiedene Verfahren entwickelt
und benutzen eine unterschiedliche Arbeitsweise, um die Nüsse zu
knacken. Sie hinterlassen deutliche Spuren in Form von Schnabelund Zahnmarken.
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Tierspuren (1)
Exkremente:
Ein wichtiges Spurenzeichen ist der Kot von Tieren, den
man überall in der Natur finden kann. Der Kot oder auch die Losung
bezeichnet, besteht aus unverdaulichen Teilen der Nahrung wie
Haaren, Federn, Knochensplittern, Chitinstücken von Insekten,
Pflanzenteilen mit mehr oder weniger leeren Zellen sowie Schleim,
abgestoßenen Zellen des Darmkanals und großen Mengen lebender
und toter Bakterien.
Grundsätzlich kann man leicht unterscheiden, ob eine
Losung von einem Pflanzenfresser, einem Raubtier oder von einem
Vogel stammt.
Pflanzliche Nahrung ist durchwegs arm an leicht
zugänglichen Nährstoffen. Die Pflanzenfresser unter den Tieren
sind deshalb gezwungen viel zu fressen und erzeugen
infolgedessen große Mengen an Losung.
Da Fleisch einen hohen Nährwert hat, der leicht zugänglich
ist und von den Raubtieren fast ganz ausgenutzt werden kann,
kommt ihre Losung wesentlich sparsamer vor.
Viele Tiere lassen die Losung an beliebigen Stellen fallen,
während andere besondere „Latrinenplätze“ benutzen (
Kaninchen), wo sich nach und nach große Mengen ansammeln
können, andere wiederum graben kleine Löcher in den Boden, in
die die Losung abgegeben wird ( wie z.B. der Dachs und die
Hauskatze ).
Die Losung der Raubtiere ist gewöhnlich walzenförmig und
das Ende, das die Darmöffnung zuletzt passiert hat, ist fast stets zu
einer Spitze ausgezogen.
Die Farbe ist meist dunkelbraun, kann aber je nach Nahrung
variieren.
Viele Raubtiere sind auch eifrige Beerenfresser, was auch
Auswirkungen auf die Farbe der Losung haben kann.
Manchmal kann die Oberfläche der Losung einen mehr oder
weniger ausgebreiteten, spröden, weißen Belag haben, der auch
größere oder kleinere Teile der Losung selbst ausmacht. Das ist
eine Ausscheidung von Phosphaten, die von aufgelösten
Knochenstücken herstammen.
Die Menge der Losung eines Tieres hängt von der Art der
Nahrung ab und in wie hohem Grade diese von dem Tier genutzt
werden kann.
Während die Abfallstoffe aus dem Darm ( Kot ) und aus den
Nieren ( Harn ) bei den Säugetieren getrennt ausgeschieden
werden, verhält es sich bei den Vögeln, bei denen der Harnleiter in
eine Erweiterung des Enddarmes ( Kloake ) mündet, so, dass die
Abfallstoffe aus Darm und Niere mehr oder weniger gemeinsam
durch die Kloakenöffnung ausgeschieden werden. Der Harn der
Vögel ist gewöhnlich dickflüssig und weißlich, wie man an den
Geschmeißklecksen der Vögel deutlich erkennen kann.
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Tierspuren (1)
Viele Vögel wie Greifvögel, Eulen, Krähenvögel und Möwen
beseitigen die unverdaulichen Teile der Nahrung durch Ausspeien
von GEWÖLLEN. Sie entledigen sich jener Teile des Futters, die sie
nicht ausnützen können, indem sie diese in zusammengepressten
Ballen auswürgen. Es handelt sich um Federn, Haare, Chitin von
Insekten, Knochen, Schalenstücke von Muscheln, verschiedene
Pflanzenteile und Ähnliches, das sich bei der Verdauung im Magen
nicht oder schwer löst.
Der Magen der Vögel besteht gewöhnlich aus zwei
voneinander scharf getrennten Teilen, dem Drüsenmagen und dem
Muskelmagen. Bei Vögeln, die würgen, werden die unverdaulichen
oder schwer verdaulichen Teile der Nahrung nach und nach im
Muskelmagen gesammelt, wo sie zu einem Ball zusammengepresst
werden, der herausgewürgt wird, wenn er eine geeignete Größe
erreicht hat. Frischer Auswurf ist mit Schleim überzogen, der den
Durchgang des Ballens durch die Speiseröhre erleichtert und ihn
zusammenhält. Auf dem Weg durch die Speiseröhre nimmt der
Gewölleball seine endgültige Form an. Der Durchmesser der
Speiseröhre ist somit für die Dicke des Gewölles bestimmend.
Man findet die Gewölle vor allem an Rastplätzen und den
Nestern oder Horsten der Vögel, oder auch an Futterplätzen. Im
Allgemeinen wirft ein Vogel etwa 2 mal am Tag aus, in der Regel
kurz bevor er zur Jagd oder zur Nahrungssuche ausfliegt.
Baue und Verstecke:
Wenn sich Tiere einen Bau errichten, befindet es sich
zumeist an einer gut verborgenen oder unzulänglichen Stelle, die
sehr schwierig zu finden ist.
Es haben nur wenige Tiere einen festen Bau, der das ganze
Jahr hindurch benutzt wird. Der Großteil hat nur in der Zeit der
Aufzucht zum Schutz der Jungen einen Bau und gegebenenfalls
einen Winterbau zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Kälte,
ansonsten schlafen sie in ständig wechselnden Verstecken.
Einige Tiere wechseln auch während der Jungtieraufzucht
ständig ihren Schlafplatz.
Die Nester der Vögel sind in der Natur die am häufigsten
anzutreffenden Wohnstätten. Während der Benützung bleiben sie
zumeist im Bodenbewuchs oder im Laub der Bäume und Büsche
gut verborgen. Im Winter allerdings sind sie besonders auffällig.
Die Nester wechseln im Aussehen stark. Je nach Größe, Ort,
Ausführung und Baustoffen, aus denen sie bestehen, sind für die
einzelnen Vogelarten kennzeichnend.
Die Wohnstätten
verschieden:
der
Säugetiere
sind
ebenso
ganz
Bauten auf der Erde:
Die Hirschartigen und Feldhasen haben keine feste
Wohnstätte, sondern schlafen an zufällig geeigneten Stellen in
einem einfachen Lager. Nicht einmal während der Aufzuchtzeit der
Jungen haben sie ein festes Lager, weil die Jungen im Stande sind,
die Geburtsstätte kurz nach dem Wurf zu verlassen und dann den
Aufenthaltsort ständig wechseln.
Die Mehrzahl der Hirsche richten ihr Lager nur wenig ein.
Sie legen sich lediglich an einer mehr oder weniger verborgenen
Stelle zur Ruhe. Wegen des großen Gewichtes der Tiere wird der
Pflanzenwuchs an dieser Stelle stark niedergedrückt und verrät,
dass das Tier dort gewesen ist, lange nachdem es die Stelle
verlassen hat. Gewöhnlich findet man am Lager auch Losung.
Das Lager des Rehes unterscheidet sich von dem der
übrigen Hirscharten, weil das Tier mit den Vorderlaufschalen
Blätter, Zweige und Pflanzenwuchs sorgfältig fortscharrt, ehe es
sich auf dem nackten Boden zur Ruhe legt.
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Tierspuren (1)
Die Lager der Hasen, die Sassen genannt werden, sind oft
natürlich vorkommende Vertiefungen. Eine Sasse hat fast die Form
eines Abdruckes, der entsteht, wenn man auf blankem Boden
kniet. Sie ist häufig von Blättern und Ähnlichem sauber gescharrt,
sodass das Tier auf der blanken Erde liegt.
Hasensassen, in denen Junge geboren wurden, sind jedoch
öfters mit etwas Wolle ausgefüttert, welche die Häsin aus ihrem
eigenen Fell gerupft hat. Das Lager liegt normalerweise an einem
Grasbüschel, einem Stein oder Ähnlichem, was Windschutz bietet.
Das Tier liegt stets mit dem Hinterteil nach innen, dort wo die
Sasse am tiefsten und am breitesten ist, und ruht auf den dicken
Haarpolstern der Läufe, indem die Hinterläufe unter dem Körper
eingezogen und die Vorderläufe gerade nach vorne ausgestreckt
sind.
Einen in seiner Sasse liegenden Feldhasen sichtet man
schwer. Im Vertrauen darauf bleibt das Tier häufig liegen und
drückt sich, bis man beinahe darauf tritt. Nähert man sich dem Tier
von vorne, also von der Seite, nach der das Tier aufspringen will,
kann man ihm sehr nahe kommen, manchmal so nahe, dass man es
berühren kann, bevor es wegspringt.
Wohnstätten über der Erde:
Einige Säugetiere richten ihre Bauten frei in der Vegetation
ein; oberflächlich betrachtet, könnte man diese Bauten mit
Vogelnestern verwechseln.Das Eichhörnchen baut seine Wohnung
(Kobel genannt) häufig nahe am Stamm, wo ihn eine oder mehrere
Seitenäste stützen. Er ist kugelförmig mit einem Durchmesser von
20-50cm. An der Seite befindet sich ein etwa 5cm weites
Schlupfloch, das bei Schlechtwetter verschlossen wird, und wenn
ein Eichhörnchen Junge hat und den Kobel verlassen muss, um
Futter zu suchen. Äußerlich besteht der Kobel aus losem
Flechtwerk von Zweigen, das innen mit einer dicken Schicht aus
Gras, Moos oder Bastfasern von abgestorbenen Ästen verkleidet
ist. Ganz innen ist der Kobel mit weichen Stoffen wie Federn,
Haaren oder Ähnlichem ausgekleidet.
Das Eichhörnchen baut meherere Kobel: 1 fest gebauter
Hauptkobel, der zur Aufzucht der Jungen allenfalls als Winternest
benutzt wird. 2 oder 3 einfachere Kobel, die gelegentlich als
Schlafstätten dienen.
Die Zwergmaus (Micromys minutus) legt 2 Arten von
Nestern an:
Sommernester- befinden sich oben im Pflanzenbewuchs
ca.30-40cm über dem
Boden. Sie sind kugelförmig und haben einen Durchmesser
von 8-10 cm und eine runde Eingangsöffnung an der Seite. Sie sind
in hohem Gras oder anderen hohem krautartigen Pflanzenbewuchs
angebracht.
Winternester- werden unten auf der Erde, in einem mit Gras
bewachsenen kleinen Hügel, unter einer Wurzel oder einem Stein
angelegt, oder die Tiere graben in die Erde kurze Gänge und
richten ihre Winterwohnung dort ein.
Baue in der Erde:
Viele Säugetiere hausen in der Erde, meist in einem mehr
oder weniger verzweigten System von Gängen. Beim dem Bau
beseitigen die Tiere die ausgegrabene Erde dadurch, dass sie
diese an den Seiten hinausdrücken oder in geeignete
Zwischenräume auf der Erdoberfläche schieben, sodass sich
Haufen bilden. Ansonsten können sie auch die Erde aus dem
Eingangsloch scharren, wo sie in einem häufig recht auffallenden
flachen, fächerförmigen Haufen abgelagert wird.
Das sind
wichtige Zeichen beim Bestimmen des Wohnungsinhabers. Auch
die Größe des Eingangsloches, dessen Lage sowie etwa
vorhandene Fußabdrücke und Losung vor dem Loch geben klare
Hinweise. Untersucht man die Wurzeln, die aus der Decke des
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Tierspuren (1)
Loches herausragen, kann man häufig ausgerissene Haare finden,
die den Bewohner verraten.
Wildkaninchen haben einen unterirdischen Bau, der aus
einem 40-50cm unter der Erdoberfläche liegenden Kessel besteht.
Um ihn ist ein ausgedehntes verflochtenes System von Gängen mit
vielen Ein- und Ausgängen vorhanden.
Im Gegensatz zu Feldhasen sind Kaninchen gesellige Tiere,
die in Kolonien leben, in denen die Gangsysteme miteinander in
Verbindung stehen.
Der Maulwurf gräbt in der Erde 3 verschiedene Formen von
Gängen. Zwei liegen ganz an der Oberfläche und werden als
Brunstgänge oder Oberflächengänge bezeichnet. Die Dritten bilden
die eigentlichen Jagdgänge, in denen sich auch die Nester
befinden. Sie liegen tiefer im Boden. Nur bei diesen findet man
Maulwurfshügel.
Die Schermaus (Microtus arvalis) bewohnt ein oft
ausgedehntes und tief liegendes Gangsystem, das stark an das des
Maulwurfs erinnert. Das Tier beseitigt die losgegrabene Erde
ebenfalls dadurch, dass es diese an die Erdoberfläche schiebt. Die
Haufen der Schermaus sind in der Größe sehr unterschiedlich,
sowohl in der Form als auch in der Verteilung der Haufen. Die
Löcher liegen fast stets ohne Zusammenhang mit den Haufen.
Der Biber (Castor fiber) ist der Baumeister unter den
Säugetieren, durch seinen Dammbau und die kunstfertig
errichteten Burgen wohlbekannt. Einzelne oder umherstreifende
Tiere graben ihre Gänge in Böschungen und richten dort ihr Lager
ein. Ein Biberpaar hingegen legt oft eine Biberburg an. Sie wird aus
Aststücken
gebaut,
zwischen
denen
Erde,
Schlamm,
Wasserpflanzen und andere Pflanzenteile angebracht werden. Da
die Äste dicht zusammengeflochten werden, ist der Bau
außerordentlich fest und kann sehr groß sein, bis zu einigen Metern
hoch und etwa 15m im Umfang. Der Eingang zur Burg liegt unter
dem Wasser. In der Burg befindet sich eine mit Heu und
Holzspänen gefütterte geräumige Kammer.
Der Bau eines Fuchses wird ganz verschieden angelegt. Er
kann eine einfache Aushöhlung unter einem Stein oder einer
Baumwurzel sein. Ganz einfache Höhlen in Kanalböschungen,
Eisenbahndämmen oder auch künstliche Gänge, etwa aus
Zementrohr, werden gerne genützt. Da der Fuchs einen scharfen,
beißenden Raubtiergeruch hat, kann man leicht erkennen, ob der
Bau bewohnt wird oder nicht.
Dachse und Füchse können den selben komplexen Bau im
Wechsel bewohnen, und in seltenen Fällen können sich sogar den
selben Bau teilen. Auch Marder, Fischotter und Wildkatzen können
sich in diesem Bausystem aufhalten. Man findet dann ihre Spuren
auf dem Auswurf.
Tierspuren in bezug auf die March-Auen:
Fährten und Fußspuren waren aufgrund der Wetterlage nur
bedingt zu finden, denn es war sehr trocken und hatte kaum
geregnet. Einige Spuren waren aber im Wald im Bett eines zur Zeit
ausgetrockneten Altarmes der March zu finden, da dort der Boden
im Vergleich zu der nahen Umgebung relativ feucht war. Ich fand
Rehspuren, die sich der Länge nach durch das Bachbett
schlängelten.
Weiters fand ich auch Rehspuren am Rande eines Weges,
doch am nächsten Tag waren diese wieder von einer Traktorspur
zerstört worden. Aufgrund dieser Erfahrung würde ich immer
darauf achten, falls man Spuren in nächster Zeit vorführen möchte,
wo genau sie sich befindet, ob sie etwa an Stellen liegen, die leicht
zugänglich sind und somit schnell zerstört werden können oder am
Rand einer Strasse, an der Autos oder ähnliches fahren und
ebenfalls die Spur verwischen können.
Weiters fand ich Pferdespuren, direkt auf einem Weg, der
sich nahe der Mrach befand und daher ebenfalls sehr feucht war.
Fraßspuren an Bäumen wurden direkt neben der March an
einem Baum gefunden, der von eindeutigen Biberspuren stammte.
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Tierspuren (1)
Ein Baum war sogar vollends geknickt aufgrund der Bissspuren des
Bibers.
Weitere Frassspuren entdeckte ich im Wald gleich in der
Nähe eines Feldes, wo sich eine Hasensasse befand und neben der
der Hase auch gleich eine Strauchrinde abnagte.
Andere Fraßspuren wurden auf Walnussschalen entdeckt.
Das Interessante an den Spuren war, dass sie von vielen
verschiedenen Tieren stammten.
So fand ich eine Walnuss die von einem Eichhörnchen
geknackt wurde. Das erkennt man daran, dass ein Eichhörnchen
die unteren Nagezähne in eine der dünnwandigen Teile drückt und
die Schale auseinander sprengt, indem es die Zähne als Brecheisen
benutzt.
Auch Exkremente waren leicht zu finden. Wir fanden
sowohl Vogelkot,
Pflanzenfresserexkremente, als auch
Raubtierexkremente
mit
dem
oben
bereits
erwähnten
Phosphorbelag.
Baue und Verstecke sind ebenfalls relativ leicht zu finden.
Wir fanden mehrere Vogelnester sowie Eingangslöcher
verschiedener Mäuse.
Auch eine Hasensasse, wie ich bereits vorher berichtete,
konnten wir ausfindig machen:
Eine andere Walnuss wurde von einer Maus geöffnet. Diese
haben nicht die
Kräfte, die Schalen zu sprengen, und müssen sich deshalb
mühselig einen Weg, bis zum Kern nagen. Die Mäuse beginnen an
den dünnschaligen Teilen gleichmäßig zu nagen, was leicht an den
vielen feinen Zahnmarken zu erkennen ist, die von den unteren
Nagezähnen verursacht worden sind. ( siehe Abbildung oben )
Eine weitere Walnuss wurde von einem Vogel geknackt. Sie
zerhackten einfach die dünnen Teile der Schale und man erkennt
die Spuren aufgrund des zackigen unförmigen Schalenrandes.
Weiters
fand
ich
auch
einige
aufgeknackte
Schneckenhäuser, an denen sich ebenfalls Vögel zu schaffen
machten.
All dies Nüsse und Schneckenhäuser, fand ich überall auf
dem Waldboden verstreut.
Weitere Fraßspuren wurden auf Blättern von Würmern
gefunden, die Löcher durch die Blätter fraßen.
Andere Tierspuren wie eine Schlangenhaut, Krebspanzer,
Knochen, Fellbüschel, Federn, ....fanden wir ebenfalls.
Die Erfahrung, die ich persönlich machte, ist je mehr man
über das Thema weiß, desto eher bekommt man ein Gespür für
Tierspuren und findet umso mehr.
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Tierspuren (1)
Methodik im Freiland
aufhängen, und eventuell bereits gefundenes Material
herzeigen )
Ziele:
SchülerInnen in den Kleingruppen auf Spurensuche
schicken. Zur Erleichterung bekommt jeder Schüler einen
Zettel mit, der die wichtigsten Tierspuren beinhaltet.
Die SchülerInnen sollen lernen
im Team zu arbeiten
sich in der Natur orientieren zu können
die Natur genauer zu betrachten, ein Gefühl für die
Natur zu bekommen, und sich nicht nur nach markanten,
bewegten Tieren Ausschau zu halten
einige wichtige Spuren erkennen und zuordnen können
ev. Fachliteratur verwenden zu können
Vorbereitung:
Plakat mit Fotos von einigen wichtigen Tierspuren, um
einige Spuren, die die Schüler nicht selbst finden anhand der Fotos
beschreiben und erklären zu können.
Spuren, die leicht übersehen werden können ( wie z. B.
Fußtritte im Bachbett ) mit Pflöcken bzw. Gartenkärtchen ( um
linke und rechte Fußspuren zu kennzeichnen) abgrenzen.
Einen Tierspurenpfad mit wichtigen und interessanten
Tierspuren als abschließendes Highlight zurechtlegen.
Für Schlechtwetter Kartonkärtchen mit Abbildungen von
Spuren und den dazugehörigen Tieren vorbereiten bzw. ein
Memory- Spiel.
Präsentation:
Kurzes Brainstorming welche Art von Tierspuren sie
überhaupt suchen und finden können ( Vorschläge auf das
bereits oben erwähnte Plakat schreiben und gut sichtbar
Gefundene Spuren sollen die Schüler entweder, wenn
möglich mitnehmen oder sich merken und später erklären und sich
gleichzeitig überlegen, von welchem Tier diese Spur stammen
könnte.
Bei Spuren, die schwer einem Tier zuzuordnen sind, einige
Tiere zur Auswahl stellen, bzw. Bücher als Hilfe zur Verfügung
stellen.
Alle gefundenen Spuren den anderen SchülerInnen
vorstellen und gemeinsam vergleichen und besprechen.
Abschließend den Tierspurenpfad durchwandern und die
SchülerInnen selbst raten lassen, um welche Tiere es sich
handelt und warum sie sich gerade dort aufhielten, etc.
Beispiel: Tierspurenpfad Marchegg:
Wir starteten vom Haus weg und wanderten in Richtung
March. Bei den Parkplätzen auf der linken Seite fanden wir schon
die ersten Tierspuren und zwar die Trichter der Ameisenlöwen
(vermutlich Myrmeleon formicarius), die dem Abdruck eines
Regentropfens gleichen, der auf den Boden prasselt. Viele
SchülerInnen konnten gar nicht glauben, dass es sich dabei um
eine Tierspur handelt. Während wir uns weiter auf den Weg
Richtung March begaben, ließ ich die SchülerInnen weiterraten,
wie sie sich den dieses Tier vorstellen, wie es aussieht und was es
dort zu suchen hat. Bei der March angekommen, konnten sie die
Biberspuren auf dem Baumstamm und die Pferdespuren auf dem
Boden betrachten. Von dort gingen wir wieder zurück Richtung
Haus und bogen aber links in den Wald ein. Dort führte ich die
SchülerInnen zu der Hasensasse. Anschließend betrachteten wir
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Tierspuren (1)
die Rehspuren und die SchülerInnen fanden immer wieder ganz
alleine neue Tierspuren. Der Abschluß war die Schlangenhaut, die
auf dem Ziegel festgeklebt war.
Reaktion der SchülerInnen:
Die SchülerInnen waren zunächst sehr überrascht von der
Aufgabenstellung, selbst in Kleingruppen Tierspuren zu suchen.
Man merkte an ihren erstaunten Gesichtern, dass sie sich diese
Aufgabe, nach dem kurzen Vortrag in das Thema Tierspuren, noch
nicht so recht zutrauten.
bei der Sache. Genau dieses persönliche Mitwirken am
Geschehen bleibt bei den SchülerInnen besonders im Gedächtnis
und ich hoffe sie können sich noch lange daran erinnern und sich
vielleicht sogar mit ihren eigenen Kindern einmal auf
Tierspurensuche begeben und ihnen die Natur somit ein kleines
Stück näher bringen.
Literatur:
Bang, P. & P. Dahlström, 2000. Tierspuren. Fährten, Fraßspuren,
Losungen, Gewölle und andere. BLV: München, 263pp.
Dennoch stapften sie gemeinsam los und machten sich auf
die Suche. Ich hatte jedesmal Mühe, trotz einer ausgemachten Zeit
die SchülerInnen wieder zusammen zu trommeln. Die Begeisterung
war so groß, dass die meisten auf die Uhrzeit vergaßen.
Die anschließende Nachbesprechung der gefundenen und
teilweise, so weit es möglich war auch mitgebrachten, Spuren
ergab sich fast von selbst.
Ich musste nicht mehr viel Informationen in die Diskussion
beisteuern, da nun alle gemeinsam ihr Wissen miteinbrachten. Ich
war sehr erstaunt, wie viel die SchülerInnen wussten, und ich hatte
das Gefühl, dass die SchülerInnen noch mehr über sich selbst
erstaunt waren, wie viel sie gemeinsam zu Wege brachten.
Somit erarbeiteten sie sich das Thema ganz von alleine,
ohne mein Zutun.
Schlussbemerkung
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich selbst
ziemlich erstaunt war, wie interessiert die SchülerInnen waren. Ich
hatte zunächst ziemlich bedenken, ob diese Station mit diesem
Thema den SchülerInnen überhaupt gefallen würde. Doch die
Praxis hat mich schließlich eines Besseren belehrt. Sobald die
SchülerInnen selbst aktiv werden konnten waren sie zu 100%
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Tierspuren (2)
TIERSPUREN (2)
Tierspuren (2)
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Tierspuren (2)
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Tierspuren (2)
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Tierspuren (2)
Peter Sziemer war Teilnehmer an der Marchegg-Exkursion 1983.
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Ökologie der Marchauen
ÖKOLOGIE DER
MARCHAUEN
von Günther Rille und Bernhard Schaefer
W
ie alle anderen Teilnehmer der
Exkursion hatten auch wir die Aufgabe,
eine Station zu betreuen, wobei allerdings
unsere Klientel aus 5 Schülern der 6. Klasse
bestand und wir diese den ganzen Tag
betreuen mussten. Unser Thema war, wie
oben schon genannt, „Ökologie der Au“,
und es ist uns erst vor Ort aufgefallen, wie
umfangreich dieses Gebiet ist, wie viel man
zeigen kann, und wie wenig Zeit wir dafür
zur Verfügung haben.
Wir wollten nicht nur über die
botanischen
und
zoologischen
Besonderheiten dieser Region sprechen,
sondern besonders über Landwirtschaft
und Geographie.
Deshalb
haben
wir
uns
4
charakteristische Plätze in der näheren
Umgebung des Pumphauses ausgesucht,
um die Vielfalt dieses Lebensraumes „Au“
besser vermitteln zu können.
1) Das Marchufer
Nach gar nicht langer Suche haben wir eine Platz am Ufer
der March gefunden, der für einen kurzen Vortrag wie geschaffen
war.
Lage und Wirtschaft:
Die March ist ein Fluss von ca. 440 km Länge, der in
Südmähren entspringt und in Tschechien als Grenzfluss zwischen
Tschechien und der Slowakei und bei uns zwischen Österreich und
der Slowakei dient. Sie mündet in die Donau. Dadurch, dass kein
großes Gefälle zwischen Quelle und Mündung herrscht, ist die
Fließgeschwindigkeit mit ca. 5-10 km\h eher gering. Das Wasser
der March ist sehr kalkarm, da sie durch Silikatgebiete fließt. Das
ist auch der Grund für den Standort der Pumpstation, in der wir
wohnten, welche früher die Dampflokomotiven der Westbahn mit
Wasser versorgte. (Das Wasser der Donau war zu kalkig und hätte
die Kessel schnell unbrauchbar gemacht)
Auf beiden Seiten der March
wird Fischerei betrieben, und es ist
teilweise ein etwas komisches
Gefühl zu wissen, dass die Fischer,
die
nur
40m
entfernt
am
gegenüberliegenden Ufer sitzen,
eine andere Sprache sprechen, eine
andere Währung haben und nicht in
der EU sind [Was glaubst wie das
erst war, wie da drüben noch der
Ostblock war ;-) EE].
Botanik:
Die Vegetation in den MarchThaya-Auen
ist
durch
den
pannonisch
geprägten
Einfluss
einzigartig in ganz Österreich.
Sommer-Knotenblume
(Leucojum aestivum)
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Ökologie der Marchauen
Neben den eher typischen Auwaldpflanzen kommen aber auch
Vertreter vor, die man nicht an einem mitteleuropäischen Flusslauf
vermuten würde.
Überschwemmungen spielen logischerweise in den
Marchauen eine große Rolle, doch ergibt sich bei den in diesem
Gebiet aufgrund seiner nahen Lage zur Donau eine Besonderheit,
die March besitzt nämlich zwei jahreszeitlich unterschiedliche
Hochwässer. Das eine tritt im frühen Frühjahr auf, wenn es in
Mähren zur Schneeschmelze kommt und dadurch die March selbst
Hochwasser führt, und das andere, wenn Gewitter und
Schmelzwasser aus den Alpen die Donau zum Anschwellen
bringen – oft im Hochsommer der Fall – und die March durch den
höheren Pegelstand der Donau rückgestaut wird. Die gesamte
Vegetation in der Au ist auf solche Hochwässer eingestellt, es ist
aber erkennbar, dass die Artenzahlen der Pflanzen und Tiere
gerade am Ufer geringer ist als in anderen Gebieten. Das ist leicht
dadurch zu erklären, dass die Wassermassen bei Hochwässern auf
die ufernahen Pflanzen ungebremst einwirken, andererseits das
Wasser weiter im Landinneren schon viel an Wucht verloren hat.
durch
Aussparung
des
Retentionsbecken belassen.
Schutzdammes
als
natürliches
In den überschwemmten Feldern bleiben oft nach dem
Hochwasser, in sogenannten Sutten (Reste verlandeter Altarme),
für unterschiedlich lange Zeit Wasserlacken stehen. In diesen
Sutten herrscht für kurze Zeit alles was nötig ist, damit eine
Vielzahl an Leben entsteht. Zum Beispiel die Urzeitkrebschen, die
innerhalb weniger Tage in einer so großen Zahl vorhanden sind,
dass sie als Nahrung für andere Tiere dienen. Daher sind um die
Sutten viele Vögel zu finden.
Für die Bauern dieser Region sind die regelmäßigen
Hochwasser natürlich eine große Belastung . Obwohl das Saatgut,
welches noch nicht ausgetrieben ist vom Wasser nicht
beeinträchtigt wird, werden keimende Pflanzen vernichtet. Das
bedeutet, dass es oft schwer ist, die Bauern zu überreden die
Sutten zu schützen.
Botanik:
Weizen, diverse Ackerbeikräuter
Am Ende einer jeden Station haben wir die Kinder
beauftragt, alle Pflanzen- und Tierarten zu zählen, und später die
Werte zu vergleichen.
Auch an diesem Standort werden die Schüler angewiesen,
die diversen Pflanzen- und Tierarten zu zählen.
2) Das ungeschützte Feld
3) Die geschützten Felder:
Als nächsten Standort haben wir uns ein Feld innerhalb des
ungeschützten Überschwemmungsgebiets ausgesucht.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Marchfeld von
Viehzucht geprägt. Nach dem Ausbruch der Maul- und
Klauenseuche wurde die Viehwirtschaft nach Westen verlagert und
der fruchtbare Boden landwirtschaftlich genutzt. Es entstand eine
ertragreiche Kornkammer. Um die Region, die immer unter
Hochwasser gelitten hat, zu schützen, wurden bereits im 19
Jahrhundert weitläufig Dämme angelegt. Nur ein Gebiet südlich
der Pumpstation, welches „lange Luss“ genannt wird, wurde
Indem wir unter dem Bahndamm hindurchgingen, kamen
wir in das Gebiet nördlich der Langen Luß. Dort unterhielten wir
uns über die ökologischen Unterschiede im Vergleich zum
südlichen Überschwemmungsgebiet. Hier ist die Landschaft nicht
leicht wellig ausgebildet, sondern ganz eben. Durch die fehlenden
Überschwemmungen kommt es hier zu keiner Suttenbildung und
damit nicht zu den kleinen Biotopen wie in der Langen Luß, die
Lebensraum für so viele Tiere sind. An dieser Station versuchten
wir auch wieder, das ungefähre Artenvorkommen zu bestimmen,
dazu beschränkten wir uns auf die Feldränder und sparten die
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Ökologie der Marchauen
naheliegende Hecke aus, um keine Verfälschung der Ergebnisse zu
bekommen.
Durch das Vorbeifliegen eines Reihers und eines Storches
konnten wir auch die unterschiedlichen Flugtechniken, die diese
Vögel anwenden, besprechen, und dass man diese Vögel so auf
große Entfernung unterscheiden kann. Auch die Lebensweise der
Fasane und deren Fluchttaktik wurde behandelt. Fasane sind
Vögel, die sich primär vor ihren Feinden verstecken. Kommt man
dem Vogel jedoch zu nahe, dann fliegt dieser mit einem scharfen
Warnruf auf und sucht sich mehrere 100m entfernt ein neues
Versteck.
und Urzeitkrebse zu finden. Auch
hier
wurden
die
„Kinder“
ausgeschickt,
um
Tiere
und
Pflanzen zu zählen. Anschließend
wurden die erhobenen Zahlen der
verschiedenen Standorte verglichen
und eine Erklärung dafür gesucht.
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Unsere nächste Station war der Tümpel hinter dem
Bahndamm.
4) Der Bahntümpel
Hier wurde besprochen, warum dieser Tümpel existiert,
obwohl man sich hier eigentlich im überschwemmungsfreien
Gebiet befindet. Lösung des Problems ist das so genannte
„Qualmwasser“, das unter dem Bahndamm durchgedrückt wird
und sich dahinter dann in Form eines Tümpels sammel.
Gemeinsam diskutierten wir darüber, für welche Tiere dieser Ort
ein idealer Lebensraum ist und warum. Unter den Bewohner sind
Schlangen, Frösche, Rotbauchunken, Molche, Schnecken, Insekten
Laubfrosch (Hyla arborea)
Von den Schülern festgestellte Artenzahlen:
Graureiher (Ardea cinerea)
Rotbauchunke
(Bombina bombina)
Ufer
Feld
Tümpel
Pflanzen
15
7
30
Tiere
8
5
13
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Ökologie der Marchauen
Dabei stellte sich heraus, dass im landwirtschaftlichen
Bereich die Artenzahlen aufgrund der Monokulturen am geringsten
sind. Schon höher war die Diversität am Marchufer, wenngleich
auch sehr gering, da durch das hier häufig vorkommende
Hochwasser schwierige Bedingungen für Pflanzen und Tiere
herrschen. In großer Zahl kommen hier bevorzugt Pflanzen und
Tiere vor, die ihren Lebensraum in kürzester Zeit wieder besiedeln
können (z. B. die Brennnessel) oder überschwemmungsresistent
sind (z. B. Weiden). Den weitaus größten Artbestand wies der
Tümpel auf. Durch seine günstigen Lebensbedingungen, durch
reichlich Wasser, durch ausreichend Nährstoffe und durch das
große Angebot verschiedenster Lebensräume, bietet er einen
idealen Boden für zahlreiche Tiere und Pflanzen.
diesen Schädling entwickelt haben. (Ökologisch sehr bedeutsames
Thema → Einschleppen ökosystemfremder Tiere oder Pflanzen).
Literatur:
Kelemen, J. & I. Oberleitner (Red.) (1999): Fließende Grenzen.
Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien,
384 pp.
Jacobs, W. & M. Renner (1988): Biologie und Ökologie der
Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 690pp.
Die Regen-Bäume
Als letzte Station hatten wir eine Besonderheit ausgesucht.
Wenn man an schönen Tagen in den Auwald geht, wird einem bald
auffallen, dass es trotz strahlend blauen Himmels zu regnen
scheint. Dabei handelt es sich nicht um „blutende“ Bäume oder um
eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch zu intensive
Sonnenbestrahlung der Schädeldecke, sondern um die WeidenSchaumzikade (Aphrophora salicina), die hier in den Weiden der
Marchauen sitzt und deren Phloemsaft schlürft. Dabei nimmt sie
große Mengen an Flüssigkeit zu sich, um trotz der geringen
Zuckerkonzentration ihren Nährstoffbedarf zu decken. Die im
Körper angesammelte Flüssigkeit wird über den Darm wieder
ausgeschieden bevor sie auf unseren Köpfen landet und
Verwunderung auslöst. Der ausgeschiedene Saft wird mit
Luftbläschen aus der Atemhöhle zu Schaum geschlagen, in
welchem sich die Larve zu Schutz vor Fressfeinden verbirgt. Nicht
selten fallen dann Teile dieses Schaumes von den Bäumen.
Diese Schaumzikade wurde auch nach Amerika
eingeschleppt und richtet dort nicht selten großen Schaden an den
einheimischen Weidenarten an, da diese keine Resistenz gegen
Schaumzikaden-Larve
(Aphrophora sp.)
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Planarien-Phantasiereise
komische Wesen in Bewegung. Schnell speicherst Du das Tier mit
deinem Aufnahmegerät des Mini-U-Bootes.
P H A N TA S I E R E I S E
W
von Martin Fliegenschnee
ir machen jetzt eine Phantasiereise zu einem Geheimtier
Stell dir vor, Du wirst von einer Verkleinerungsmaschine
eingeschrumpft, und bist nur mehr so groß wie ein Stecknadelkopf!
Das gleiche hat man mit einem U-Boot
gemacht, und jetzt bist du mini und hast ein
Mini-U-Boot. Mit diesem machst Du nun
eine Tauchfahrt in ein unbekanntes
Gewässer.
Erst jetzt merkst Du, dass das Tier eine dicke Schleimspur
hinterlassen hat. Du fährst noch ein Stück näher, um Dir die Spur
genau anzusehen. Plötzlich kommt der Rücken des seltsamen
Tieres in Bewegung. Durch die Rückenhaut brechen zwei winzige
Tiere in das freie Wasser und schwimmen davon. Du wunderst
Dich gerade, denn diese Tierchen haben genauso ausgesehen wie
das seltsame Tier vor dir - nur um vieles kleiner
Da gurgelt und plätschert es als Du
mit deinem Mini-U-Boot zu Wasser gehst.
Dann ist es still- Du startest nun deinen
Motor Das Mini-U-Boot setzt sich in
BewegungVorbei an riesigen Blättern. Viele von
ihnen sind schon angefressen Von anderen
siehst du nur mehr das Gerippe. Und
weitergeht es durch die Zwischenräume der
Blätterberge, wie auf riesigen Straßen unter
Wasser. Plötzlich merkst Du, dass ein
riesiges merkwürdiges Tier dich mit seinen
2 runden Augen anstarrt.
Merkwürdigerweise
kriecht
es
kopfüber auf der Unterseite eines Blattes.
Das Tier ist um einiges größer als Dein MiniU-Boot, aber es scheint dir gut gesinnt zu
sein, also fährst du ein kleines Stück näher.
Nun merkst du, dass es über und über mit
Haaren bedeckt ist. Da setzt sich das
Stille „Andacht“ beim Versuch, das Phantasietier zu imaginieren...
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Planarien-Phantasiereise
Da gurgelt und strudelt es Dein Mini-U-Boot wird von einem
Sog, der von den Wimperhäärchen des Tieres erzeugt wird,
angezogen. Du siehst das aufgerissene Maul auf dich zukommen.
In panischer Angst schaltest du das Scheinwerferlicht an. Da
schießen aus dem ganzen Tier dicke wurstförmige Gebilde heraus.
Und dann ist außer einem riesigen Schleimberg, nichts mehr zu
sehen.
Da fiept die Sauerstoffanzeige und Du mußt schleunigst
umkehren. Langsam wirst du wieder groß und Du bist erleichtert
wieder um einiges größer zu sein als dieses seltsame Tier.
Hoffentlich ist die Aufnahme gelungen – denkst du – bevor du
wieder die Augen aufmachst und angekommen bist
Einige Ergebnisse der „Planarienmeditation“
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Weichlinge
WEICHLINGE
Fuß:
... und die Jagd konnte beginnen!!
D
Unser Feldzug führte uns durch unwegsames Gelände von
wallenden Wäldern, dornigem Dickicht und tückischen Tümpeln.
Durch unseren Mut und Ehrgeiz sollte unser Vorhaben von Erfolg
gekrönt sein, denn am Ende hatten wir ein Terrarium mit
verschiedenen
Landschnecken
und
ein
Aquarium
mit
verschiedenen Wasserschnecken für unsere Präsentation – Sieg!
Allgemeines über Schnecken (Gastropoden)
Bauplan:
z.B.: Wellen, die von hinten nach vorne laufen (vgl.:
Versuch Weinbergschnecke)
von Corinna Svoboda und Jürgen Schmidt
ie Entscheidung, an Hand von lebenden Objekten zu
unterrichten, stand bereits vor der Ankunft am Exkursionsstandort
fest. So begaben wir uns noch am ersten Tag auf unsere schwierige
Mission, Schnecken fangen.
Der Körper der Gastropoden lässt sich grob in Kopf
(Cephalon), Fuß (Pes) und Eingeweidesack gliedern.
Zwischen Fuß und Eingeweidesack befindet sich die
Mantelhöhle, welche die Atmungsorgane birgt.
Eingeweidesack: Hierin befinden sich die inneren Organe wie
Herz, Gonaden, Magen oder Mitteldarmdrüse. Im
Magen der Schnecken befindet sich ein Kristallstiel,
der aus Verdauungsenzymen besteht (liegt in
kristalliner Form vor). Er ragt in den Verdauungstrakt
hinein, rotiert, wird ständig nachgebildet und
gleichzeitig durch Abgabe der Enzyme zur
Verdauung abgenützt.
Der Fuß dient der Fortbewegung. Sie erfolgt durch
unterschiedliches Verformen des Fußes, wobei sich
im Vorderbereich schleimabsondernde Drüsen
befinden, welche die Reibung herabsetzen. Dadurch
ist ein Dahingleiten auf dem Untergrund möglich.
Kopf:
Der Kopf beinhaltet paarige Cerebralganglien, von
denen zwei Paar Markstränge nach hinten ziehen
(Pedal- und Pleuralstränge). Die Markstränge sind
durch Kommissuren miteinander verbunden.
Der Kieferapparat der Schnecken besteht aus Chitin
und Mineralsalzen. Zusätzlich ist eine Reibzunge
(Radula) vorhanden. Diese ist mit mehreren
Zahnreihen ausgestattet, wobei die Zähnchen nach
hinten gerichtet sind. Die Radula kann aus der
Mundöffnung gedrückt werden und dient dem
Abweiden von Pflanzenteilen. Die Zähnchen werden
nach Abnutzung regelmäßig nachgebildet.
Landschnecken – Wasserschnecken:
Ein Vergleich
Charakteristisch
für
Landschnecken sind zwei Fühlerpaare,
wobei eines als Augenträger und das
zweite
als
Tastorgan
dient.
Süßwasserschnecken
hingegen
besitzen nur ein Fühlerpaar, das dem
Tasten dient. Die Augen liegen bei
diesen basal an den Fühlern.
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Weichlinge
Die Landschnecken aber auch viele Süßwasserschnecken
zählen zu den Pulmonata ( Lungenschnecken) .
Vegetationsbedeckung gibt es zahlreiche unterschiedliche
Bänderungsvarianten auf gelblichen und rötlichen Grundfarben.
Als nächstes wollen wir die Familien beschreiben, die wir
auf der Exkursion behandelt haben.
(Ähnlich der Hainbänderschnecke gibt es auch hier eine
Variante mit dunkelbraun gefärbter Mündungslippe, die zwar recht
selten ist, die aber verstreut oder in ganzen Populationen
vorkommt.)
Landschnecken:
Familie: Helicaceae (Schnirkelschnecken)
Lebensraum und Vorkommen: Die Gartenbänderschnecke
kommt häufiger in Wäldern und waldnahen Gebüschen und
Wiesen vor. Im Gebirge kommt sie bis zu 2000 m Höhe vor.
Größe: Breite: 14 - 21 mm; Höhe: 10 - 17 mm.
Bsp.: Cepea nemoralis (Hainschnirkelschnecke)
Das Gehäuse ist kugelig
mit gewölbten Seitenlinien und
fast glatt. Die Mündungslippe ist
meist dunkelbraun, selten weiß
(Variation!).
Variationen
der
Bänderung umfassen entweder
einfarbig rötliche oder gelbe
Varianten oder einfach oder
mehrfach gebänderte Formen. Formen mit einem einzigen
dünneren Band in der Mitte des Umgangs sind bei der
Hainbänderschnecke häufiger als bei der Gartenbänderschnecke.
Bsp.: Helix pomatia (Weinbergschnecke)
Größe: Breite: 18 - 25 mm; Höhe: 12 - 22 mm.
Bsp.: Cepea hortensis (Gartenschnirkelschnecke)
Form und Grundfarbe der
Gartenbänderschnecke
sind
ähnlich
denen
der
Hainbänderschnecke.
Als
Anpassung an unterschiedliche
Lebensräume (Wiese, Gebüsch)
und
Jahreszeiten
mit
unterschiedlicher
Das Gehäuse ist kugelig mit stumpf kegeligem Gewinde. Es
ist unregelmäßig gerippt. Seine Grundfarbe ist meist hellbräunlich
mit dunklen verwaschenen Bändern. Der Nabel ist meist verdeckt,
die Mündungslippe bei erwachsenen (!) Gehäusen gut ausgebildet,
flach, weiß oder rötlich. Einzelne rechtsgewundene Exemplare
werden als Schneckenkönige bezeichnet und stellen eine seltene
Variation dar, die durch eine Veränderung in der Entwicklung statt
findet.
der
Lebensraum und Vorkommen: Die natürlichen Vorkommen
Weinbergschnecke sind in lichten Wäldern, Hecken,
Seite 36 von 72
Weichlinge
Gebüschen und Wegrändern zu finden, meist auf kalkreichem
Boden. Stellenweise gibt es Vorkommen bis in 2000 m Höhe vor.
Als Kulturfolger auch Vorkommen in Weinbergen und anderen
Kulturflächen. Durch Übersammlung und Vergiftung teilweise sehr
selten geworden und unter Naturschutz gestellt.
Wirtschaftliche Bedeutung: Essbare Schnecke, die als
"Escargot Bourgogne" gezüchtet wird.
Bei uns steht die
Weinbergschnecke allerdings unter Schutz.
Größe: Breite: 32 - 50 mm; Höhe: 30 - 50 mm.
Süsswasserschnecken:
Familie: Lymnaeidae (Schlammschnecken)
Bsp.: Lymnaea stagnalis (Große Schlammschnecke)
Es gibt ca. 90
SchlammschneckenArten. Bei uns verbreitet
sind
die
Große
Schlammschnecke
(Lymnaea stagnalis) und
die
SumpfSchlammschnecke (Galba palustris) . Besonders häufig kommt in
unseren Binnengewässern die Große Schlammschnecke vor. Sie
trägt wie die meisten Schnecken eine spiralig gewundene
Kalkschale, das Gehäuse. An seinem Bau kann man die einzelnen
Arten voneinander unterscheiden.
In gewissen Zeitabständen steigt die Schlammschnecke an
die Wasseroberfläche. Dort öffnet sie ihr Atemloch, um die Atemluft
zu erneuern. Zahlreiche Blutgefäße verlaufen in der dünnen Wand
dieser "Lungen", geben Kohlendioxid ab und nehmen den
Sauerstoff der frischen Luft auf. Wegen dieser Atmungseinrichtung
wird die Schlammschnecke zu den Lungenschnecken gezählt.
Familie: Planorbidae (Tellerschnecken)
Bsp.: Planorbarius corneus ( Posthornschnecke)
Charakteristisch für diese
Familie ist das in einer Ebene
aufgewundene,
scheibenförmige
Gehäuse mit feinen Querrillen. Die
Mündung ist nierenförmig und nicht
zusammenhängend. Die Schale ist
oliv bis dunkelbraun. Der Körper ist
dunkelgrau bis mattschwarz. Es
können
aber
auch
Varianten
auftreten,
bei
denen
das
Hämoglobin aufgrund fehlender
Pigmente durchscheint; diese Tiere
haben einen roten Körper.
Durch ihre beachtliche Größe ist sie nicht mit anderen
Tellerschnecken zu verwechseln.
Die Posthornschnecke lebt in pflanzenreichen, stehenden
und langsam fliessenden Gewässern. Man findet sie daher in
Altarmen, Weihern und Gräben. Sie lebt meist am Boden und
ernährt sich von lebenden und verrottenden Pflanzen, auch von
Detritus und Aas.
Sie legt in einer Nacht mehrere flache, 15 – 30 mm lange
ovale Laichballen ab, die je 60 – 70 Eier enthalten. Die Schnecke
wird 3 – 5 Jahre alt. Den Winter überlebt sie im Schlamm ihres
Wohngewässers.
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Weichlinge
Familie: Viviparidae (Sumpfdeckelschnecken)
Bsp.: Viviparus viviparus
Die Sumpfdeckelschnecke
ist ein großer Vorderkiemer ( 28 –
35mm hoch, 20 – 25mm breit,
Mündungshöhe liegt bei 14 –
17mm)
mit
kegelförmigen
Gehäuse. Die 5 ½ bis 6 Umgänge
sind schwach und regelmäßig
gewölbt, die Naht ist flach. Der
hornige Deckel hat kreisförmige
Zuwachsstreifen und weist eine
graugelbe bis grünlich braune
Färbung mit rotbraunen Bändern
auf ( die Farbe ist vom Standort abhängig – je tiefer im Wasser,
desto dunkler).
Zu finden ist die Sumpfdeckelschnecke zwischen Steinen an
den Ufern größerer Flüsse, in Altarmen und im bewegten Wasser
von Seeufern. Sie benötigt sauerstoffreiches Wasser.
Zur Nahrung zählen Algen, Detritus und Plankton.
Das Weibchen (keine Zwitter!) bringt vollentwickelte ca.
1cm große Schnecken mit Gehäuse zur Welt ( viviparus = lat.
lebendgebärend). Im Winter bleiben die Embryonen zunächst im
Mutterleib.
Bei Gefahr zieht sich die Schnecke schnell in das Gehäuse
zurück und schließt mit dem Deckel dicht ab. Sie kann so auch
Trockenzeiten überleben.
Schneckendidaktik
Mit Schnecken lassen sich einige schöne Dinge zeigen, was
uns bei unserer Präsentation vor den Schülern sehr geholfen hat.
Die Fortbewegung beispielsweise lässt sich eindrucksvoll
demonstrieren, indem man eine Schnecke, vorzugsweise eine
große, fette Weinbergschnecke über eine Glasplatte kriechen lässt.
Man kann dann sehr schön die wellenförmigen Bewegungen des
Fußes verfolgen.
Auch
dass
sich
Schnecken
aufgrund
dieser
Fortbewegungsweise und der zusätzlichen Schleimabsonderung
nicht verletzen, wenn sie über eine scharfe Messerklinge kriechen,
konnten wir sehr anschaulich zeigen.
Diese Bewegung kann man nicht
nur wie auf diesem Bild gezeigt sehen,
sondern auch sehr gut fühlen, wenn man
die Schnecke über die Handfläche
kriechen lässt, dabei sind Bemerkungen
der Schüler wie etwa „ das ist ja ur
glitschig“ nicht selten. Jedoch waren
nicht alle Schüler so „mutig“, die
Schnecke auf die Hand zu nehmen.
Die Weinbergschnecke ist ein
sehr dankbares Objekt, denn sogar das
Häutchen, das als Verdunstungsschutz dient, oder etwa eine
Schnecke mit geschlossenem Kalkdeckel, der zum Überwintern
Verwendung findet (dieses Exemplar hat den Winter offensichtlich
nicht überlebt) haben wir gefunden.
Sogar Dinge, die dem Auge
meist verborgen bleiben, konnten wir
zeigen. So ließen sich unsere in
Gefangenschaft
befindlichen
Tiere
nicht den Appetit verderben und
hauten stets ordentlich rein. Die
Funktion der Radula war sehr schön
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Weichlinge
erneut bei der Weinbergschnecke aber auch bei den
Wasserschnecken,
welche
den
Algenbelag
an
den
Aquariumwänden abweideten, zu erkennen. Als Spuren sah man
nach dem Mahl die angefressenen, gezackten Ränder der Blätter.
Aufgrund der Größe der
Weinbergschnecke war auch das
Atemloch, das die Atemhöhle mit
Luft versorgt, gut sichtbar.
Bei den Schnirkelschnecken
machten wir auf die vielen
verschiedenen
Standortsformen
aufmerksam,
sowie
den
ökologischen Zusammenhängen dieser Varietäten (Tarnung im
jeweiligen Lebensraum
Fraßschutz)
Somit war der Landschneckenteil abgeschlossen.
Bei den Wasserschnecken waren ebenfalls einige
interessante Dinge zu beobachten. Zunächst aber ließen wir die
Schüler selbst einige Exemplare aus dem Tümpel fangen. Wir
gaben ihnen Gummistiefel, um hineinzuwaten, doch wurde öfters
der eine oder andere Schritt zuviel gemacht, und die Schüler hatten
nasse Füße. Sie scheuten sich jedoch nicht, bis auf wenige
Ausnahmen, den Tümpel barfuss zu stürmen. Von der Beute
wurden die schönen Exemplare ins Aquarium gesetzt, und es
folgte ein kleines Bestimmungsspiel.
Auf ein Kärtchen schrieben wir den Namen einer Schnecke
und die wichtigsten Merkmale, an denen man sie erkennen konnte.
Die Schüler mußten dann das Tier im Aquarium oder Terrarium
suchen und identifizieren (das klappte mit einiger Unterstützung
immer ganz gut).
Gruppen und mehreren Scheinangriffen schon desensibilisiert und
reagierten nur noch sehr träge auf unsere Attacken.
Die
einzelnen
Exemplare
wurden
noch
kurz
durchgesprochen, wobei wir ökologischen Aspekten besondere
Aufmerksamkeit
schenkten
(Austrocknungsschutz
der
Sumpfdeckelschnecken, Hämoglobin der Tellerschnecken).
Erwähnenswert ist auch ein sensationeller Fund einer
Schülerin – eine junge Sumpfdeckelschnecke ca. 8mm groß.
Fazit:
Trotz ausreichender Vorbereitungen traten vereinzelt in
Vergessenheit geratene Dinge auf. Sachverhalte, die für uns
Studenten selbstverständlich scheinen, sind für Schüler oftmals
neu. Sehr deutlich wurden wir darauf aufmerksam, als wir fragten,
warum nicht alle Schnirkelschnecken gleich aussehen. Als Antwort
kam nämlich: Männchen – Weibchen!
Die Zeiteinteilung kristallisierte sich erst im Verlauf der
Unterrichtseinheiten heraus. So mußten wir das Thema “Egel“ aus
Zeitgründen weglassen (außerdem hatten wir auch so gut wie kein
Anschauungsmaterial gefunden). Diese Vor-Ort-Anpassung war
allerdings sehr lehrreich.
Literatur
www.weichtiere.de
Gut zu demonstrieren war ein Fluchtmechanismus der
Schlammschnecken. Bei drohender Gefahr pressen diese die Luft
aus der Atemhöhle wodurch das Tier spezifisch schwerer wird und
zu Boden sinkt. Leider waren unsere Schnecken nach einigen
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Urzeitkrebse
URZEITKREBSE
D
von Ann-Kathrin Fischer und Lukas Planteu
iese
Krebsgruppe
zählt
zu
den
phylogenetisch
ursprünglichsten und paläontologisch ältesten Krebsen. Der älteste
bekannteste Vertreter mit einem Alter von ca.5000 Mio. Jahren
wurde in Schweden entdeckt. Die ursprünglichen Krebse sind von
ihrem ursprünglichen Lebensraum durch räuberische Fische
verdrängt worden. Heute findet man sie nur mehr in Salzseen oder
astatischen Gewässern. Das sind unregelmäßig in Erscheinung
tretende Regenpfützen oder periodisch, meist nach der
Schneeschmelze auftretende Überschwemmungstümpel.
Die Urzeitkrebse sind äußerlich über Hunderte Mio. Jahre
gleich geblieben, aber die Anpassung an die Besiedlung von
Extrembiotope
erfordert
eine
besondere
physiologische
Spezialisierung. Dazu gehört die rasche Entwicklung von der Larve
zum geschlechtsreifen Tier. Die Entwicklung erfolgt in kürzester
Zeit (ca. 5-8 Tagen bei wärmeren Temperaturen). Das Überdauern
der Trockenphasen wird durch ihre Dauereier bewältigt. Die
Lebensdauer eines Urzeitkrebses ist bei 3 Monaten, innerhalb
derer sie sich ca. 40 Mal häuten und ab ihrer Geschlechtsreife
andauernd Eier legen. Diese Dauereier (encystierte Eier im
Gastrulastadium ) ermöglichen das Überleben der Trockenphasen.
Die bisher längste überlebte Trockenzeit in solch einem Dauerei
war 27 Jahre.
Anostraca
Diese Krebse unterscheiden sich von den anderen durch
ihre gestielten Komplexaugen und das völlige Fehlen eines
körperbedeckenden Schildes. Anostraca sind ihrer heutigen Gestalt
fossil seit dem Jura bekannt. Sie sind durch 8 Arten vertreten.
Anostraca sind Rückenschwimmer, sie orientieren ihre Bauchseite
in Richtung des Lichtes. Dies kann man, in dem man ein Aquarium
von unten beleuchtet sehr gut nachweisen. Die Tiere drehen dabei
ihren Rücken nach oben und schwimmen dann auf dem Bauch. Ihre
Nahrung
besteht
hauptsächlich
aus
Kleinplankton,
Mikroorganismen und organische Schwebstoffe. Die Nahrung wird
über die Bauchrinne zum Mund transportiert.
Das Geschlechtsverhältis bei diesen Krebsen ist 1:1. Das
Männchen hat oft auffällig geformte zweite Antennen, die zur
Umklammerung des Weibchens bei der Paarung dienen.
Es gibt 3 Ordnungen von Urzeitkrebsen :
Anostraca („ Freenkrebse“ )
Notostraca („ Rückenschaler „)
Conchostraca („ Muschelschaler“)
Chirocephalus shadini, oben Weibchen
Notostraca
haben
innere
Komplexaugen
und
einen
flachen
Rückenpanzer. Notostraca sind seit der Trias in ihrer Gestalt
Seite 40 von 40
Urzeitkrebse
unverändert geblieben. Die älteste noch lebende Tierart der Erde
ist Triops cancriformis. Notostraca halten sich vorwiegend am
Boden der astatischen Gewässer auf. Mit der Vorderkante wühlen
sie den Boden auf um an ihre Nahrung heranzukommen. Diese
stellt sich aus Plankton, aber auch Mückenlarven und auch
beispielsweise aus toten Regenwürmern zusammen. Den Grossteil
ihres kurzen Lebens befinden sie sich am Boden, außer bei
Sauerstoffmangel steigen sie an die Oberfläche und schwimmen
mit dem Bauch nach oben. Die heimischen Notostraca sind
durchwegs Weibchen und betreiben Parthenogenese. In Österreich
leben 2 Notostraca Arten, die in der Regel jahreszeitlich getrennt
auftreten
Lepidurus apus
Triops cancriformis
Der Unterschied zwischen diesen beiden liegt nicht nur
darin dass Triops größer ist sondern dass Lepidurus apus einen
charakteristischen
Schwanzschild
zwischen
den
beiden
Schwanzanhängen besitzt, der dem zusätzlich Antrieb dient.
Conchostraca
Conchostraca sind seit dem Silur bekannt und sind damit
die älteste rezent in unveränderter Gestalt auftretende Ordnung
der Urzeitkrebse. Muschelschaler sind kleine, etwa 1 cm große
Krebse, deren Körper von einer zweiklappigen Schale umhüllt ist.
Sie liegen vorwiegend seitlich auf dem Bodengrund der Gewässer
oder graben sich sogar wie Muscheln im Schlamm ein, so dass nur
ihr Hinterende daraus hervorragt. Wenn sie schwimmen, so tun sie
dies meist mit dem Rücken nach oben, wobei ihnen das Rudern mit
den Zweiten Antennen einen gaukelnden Schwimmstil verleiht.
Conchostraca filtrieren ihre Nahrung entweder aus dem Wasser
oder aus dem aufgewirbelten Schlamm. Der Vermehrungsmodus
der Muschelschaler reicht von Parthenogenese (Jungfernzeugung)
über Selbstbefruchtung bis hin zu getrennt geschlechtlicher
Fortpflanzung.
(1)
(2)
Lepidurus (1) und Triops (2) gleichzeitig vorkommend!
Lebenszyklus
Während sich die „ Urzeitkrebse“ äußerlich seit Hunderten
Millionen Jahren kaum verändert haben, erfordert die Besiedelung
von
Extrembiotopen
eine
besondere
physiologische
Spezialisierung. Sie bewohnen astatische Gewässer. Das sind
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Urzeitkrebse
periodisch führende Gewässer. Daher ist die rasche Entwicklung
von der Larve bis zum adulten Tier sehr wichtig.
Artenliste
Das Überdauern der Trockenphasen wird ausschließlich
durch die Produktion von Dauereiern, das sind sogenannte
encystierte Embryonen im Gastrulastadium, ermöglicht. Sie können
dadurch sehr lange Trockenheiten überleben. Die längste
überstandene Trockenheit, die bisher bekannt ist, ist 27 Jahre.
Ordnung Anostraca
Das besondere an den Embryonen ist, dass diese keinen
Stoffwechsel vollziehen und dadurch die bisherige Definition des
Lebens in Frage stellt.
Trotz dieser Fähigkeit sind die Groß-Branchiopoden sehr
stark gefährdet. Hauptursache ist die Habitatsvernichtung durch
Trockenlegung der Felder oder durch Zuschüttung.
Die Rückenschalerarten kommen zu verschiedenen Zeiten
in den periodisch wasserführenden Gewässern vor.
Bei Lepidurus apus schlüpfen die Larven bei den ersten
Überschwemmungen, die ca. im Februar auftreten. Zu dieser
Jahreszeit ist die Wassertemperatur ca. 0°C, im Gegensatz zu
Triops cancriformis der erst bei wärmeren Temperaturen schlüpft,
Ende April.
Wir konnten bei unserer Exkursion, die Ende April stattfand,
sowohl ausgewachsene Lepidurus apus als auch noch nicht
ausgewachsene Triops cancriformis finden.
Allgemein haben die Tiere eine Lebensdauer von ca. 3
Monaten, innerhalb dieser, sie ständig ihre Dauereier ablegen und
sich ca. 40 Mal häuten. Bis zum geschlechtsreifen Tier dauert es
nur wenige Tage, haben aber bei der Geschlechtsreife noch nicht
die vollständige Größe erreicht, können aber trotzdem ihre Eier
ablegen.
Diese Dauereier befinden sich im Schlamm und überdauern
dort die Trockenzeit bis zur nächsten Überschwemmung.
(gefundene Arten bei der Exkursion)
Branchipus schaefferi
Chirocephalus shadini
Eubranchipus (Siphonophanes) grubii
Ordnung Notostraca
Lepidurus apus
Triops cancriformis
Didaktischer Teil:
Vorbereitung
Da unser Thema, Insekten und andere Arthropoden, ein sehr
umfangreiches war, mussten wir uns auf eine Tiergruppe
spezialisieren. Für die geringe Dauer von einer halben Stunde für
eine Unterrichtseinheit, schien es uns sinnvoller, nur eine Gruppe,
dafür aber genauer zu besprechen. Da die March-Auen eines der
wenigen Gebiete in Österreich sind, wo man noch Urzeitkrebse in
freier Natur finden kann, viel uns die Entscheidung relativ leicht.
Wir entschlossen uns, die Schüler etwa 10 Minuten selbst käschern
zu lassen, weil uns die aktive Mitarbeit der Schüler sehr wichtig
schien. Dieses Vorhaben brachte aber ein weiteres Problem mit
sich. Die berühmte Triops-Senke war 10 Minuten von unserem
Haus entfernt und es hätte zu viel Zeit beansprucht dort hin zu
gehen. Aus diesem Grund entschieden wir uns, unseren „Stand“
bei dem näher gelegenen „Bahntümpel“ aufzubauen.
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Urzeitkrebse
Lehrziel
3.) Lernen am lebenden Objekt:
Im Laufe der Vorbereitung wurde uns immer mehr bewusst,
dass es sinnvoll ist, den Schülern nur so viel Stoff zu vermitteln,
dass sie sich ihn auch merken. Zu Beginn haben wir einen Vortrag
zusammengestellt, der gespickt mit Detailinformationen war. Wir
haben ihn immer mehr zusammengekürzt, sodass am Ende nur so
viel übrig blieb, was wir wirklich für notwendig hielten.
Wir hatten an unserem Stand 2 Aquarien aufgebaut. Eines
mit Rückenschaler und eines mit Feenkrebse. Diese dienten dazu,
dass sich die Schüler während unserer Erklärungen, die
Lebendobjekte anschauen konnten. Wir versuchten unseren
Vortrag so zu halten, dass wir die Schüler zum eigenständigen
Denken anregten, indem wir immer wieder Fragen stellten. Zur
genauen Betrachtung der Urzeitkrebse, durften die Schüler sie
natürlich auch aus den Aquarien nehmen und zum Beispiel die
Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen der Feenkrebse
beobachten.
Unser Ziel war, dass die Schüler nach unserer
Unterrichtseinheit wissen, dass es Urzeitkrebse schon vor den
Dinosauriern
gegeben
hat,
wo
sie
leben
(
Überschwemmungstümpel), warum sie dort leben ( Dauereier),
dass es 3 Ordnungen gibt und diese wenn möglich nennen können
( Feenkrebse, Rückenschaler und Muschelschaler). Dies hielten
wir für ausreichend.
Durchführung
1.) Sind Vorkenntnisse vorhanden?
Zu Beginn versuchten wir herauszufinden, welche bzw. ob
überhaupt Vorkenntnisse vorhanden waren. Wir stellten ihnen
dabei einige Fragen wie zum Beispiel ob sie wissen was
Urzeitkrebse sind, wo sie leben, warum sie so interessant sind, wie
alt sie werden können usw.
Bei den meisten Schülergruppen waren wir sehr erstaunt,
wie viel die Schüler schon von diesem Thema wussten.
2.) Zeitliche Eingliederung:
Mittels einer bildhaften Zeittafel zeigten wir den Schülern,
wann die Urzeitkrebse zum ersten Mal auftraten. Auf dieser Tafel
waren andere Tiere, wie zum Beispiel Fische, Amphibien oder
Dinosaurier auch abgebildet, damit sich die Schüler zeitlich besser
orientieren können.
4.) Lernzielkontrolle:
Zwischen unserem Stand und dem Tümpel, wo wir später
käscherten, hatten wir einige Posters und Plakate aufgehängt,
anhand denen wir mit den Schülern das Wesentliche wiederholten,
damit wir feststellen konnten, wie viel sie sich merken konnten.
Dabei achteten wir darauf, dass wir sehr allgemeine Fragen
stellten, damit die Schüler mit unserer Fragestellung nicht in eine
Richtung gelenkt wurden und sie die Fragen sehr umfangreich
beantworten konnten.
5.) Learning by doing:
Am Tümpel hatten wir einige Gummistiefel für die Schüler
bereitgestellt. Das Käschern funktionierte bei den meisten Gruppen
sehr gut. Manche, etwas schüchterne Schüler, zögerten ein
bisschen, aber nachdem die ersten Feenkrebse gefangen wurden,
waren alle Schüler begeistert. Wir hatten leider nur 2 Käscher zur
Verfügung und da eine Gruppe aus 5 bis 6 Personen bestand,
mussten sie sich abwechseln. Einige Schüler waren so begeistert,
dass sie den Käscher überhaupt nicht mehr weitergeben wollten.
In solchen Situationen mussten wir eingreifen, damit auch die
anderen der Gruppe an die Reihe kamen. Wir versuchten
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Urzeitkrebse
gemeinsam mit den Schülern anhand der lebenden Objekte
nochmals die Unterschiede der beiden Geschlechter zu erkennen.
Das Käschern machte den Schülern so viel Spass, dass sie
teilweise sogar um die Wette käscherten und bei den meisten
kostete es uns sehr viel Überredenskunst, sie wieder vom Tümpel
wegzubringen.
Evaluation
Im Großen und Ganzen waren wir
Unterrichtseinheit
zufrieden,
auch
wenn
Verbesserungsvorschläge unsererseits gibt.
mit
es
unserer
einige
Literaturliste
www.urzeitkrebse.at
Hödl, W. & Rieder, E. (1993): Urzeitkrebse an der March.
Verein
zur
Erhaltung
und
Förderung
ländlicher
Lebensräume (Distelverein), Orth/Donau. 52 pp.
Hödl, W. & E. Eder (1999): Die Groß-Branchiopoden
("Urzeitkrebse") der österreichischen March-Thaya-Auen. In:
Kelemen, J. & I. Oberleitner (Red.), Fließende Grenzen.
Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien:
247-259.
Wenn wir gewusst hätten, dass sich die Schüler erst vor
kurzer Zeit einen Film über Urzeitkrebse in der Schule angesehen
hatten und daher schon viel über diese Tiere wussten, hätten wir
viel grundsätzliches weglassen können und genaueres vortragen
können.
Die Lernzielkontrolle hätten wir genauer ausarbeiten
müssen, denn die Schüler konnten teilweise mit unseren Fragen
sehr wenig anfangen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen
konkretere Fragen zu formulieren.
Das Käschern hat den Schülern zwar großen Spaß gemacht,
jedoch war der Standort von uns nicht besonders gut gewählt. Der
„Bahntümpel“ war viel zu tief, d.h. die Kinder konnten trotz
Gummistiefel nur einen Schritt ins Wasser gehen um nicht zu
„schöpfen“. Die Einstiegsstelle war viel zu schmal für eine Gruppe
von fünf bis sechs Personen. Grundsätzlich würden wir aber sicher
wieder mit den Kindern käschern, da es ihnen und auch uns sehr
viel Spaß gemacht hat und wir ihnen so den Lebensraum dieser
Tiere sehr nahe gebracht haben.
Womit wir sehr zufrieden waren, war die Arbeit mit den
Aquarien. Die Schüler hatten während unserer Erklärungen die
Gelegenheit, die besprochenen Merkmale am lebenden Objekt zu
beobachten.
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Amphibien
AMPHIBIEN
I
von Kathrin Flöck
n früheren Zeiten waren die Amphibien immer von Mythen
und Sagen umrankt. Plinius schrieb zum Beispiel über den
Feuersalamander, dass er das gefährlichste Tier der Menschheit
sei! Er meinte dass Löwen und Tiger Menschen nur einzeln töten
könnten, der Feuersalamander sei hingegen im Stande ganze
Völker auszurotten.
Im Mittelalter waren Amphibien als Symbol des Teufels und
der Unkeuschheit verachtet und in der Hexerei wurden
Froschschenkel zum Mixen von Gesundheits-, Zauber- und
Liebestränken verwendet. Die Tatsache, dass sie „nächtliche
Wesen“ seien und ihr scheinbaren Verschwinden während der
Wintermonate, sowie ihre kalte, feuchte Haut führten zu den
unglaublichsten Vorstellungen und Vermutungen. Man meinte,
dass der Feuersalamander wegen seiner schwarz-gelben Färbung
unempfindlich gegen Feuer sei und sogar in der Lage wäre Feuer
zu löschen. Deswegen warf man ihn in brennende Gebäude,
bemerkte jedoch, dass sich kein Erfolg einstellte und so kam diese
Tradition bald zum Erliegen.
Auch das Phänomen, dass Jungfrösche während des
warmen Sommerregens zu hunderten die Geburtstümpel verlassen,
versetzte die abergläubischen Menschen in Staunen und es
entwickelten sich Redewendungen wie z.B.: „wie vom Himmel
gefallen“ oder „Froschregen“. Auch die Phantasie der Menschen
wurde früher stark durch diese Tiere angeregt, es entstanden viele
Märchen wie z.B.: der Froschkönig.
Viele Vorurteile sind auch heute noch nicht ausgeräumt und
manche Menschen ekeln sich immer noch vor dieser faszinierenden
Tiergruppe. Auch viele falsche Annahmen sind weit verbreitet, wie
z.B. der Irrglaube, dass das Berühren von Krötenhaut Warzen
hervorruft.
Heutzutage steht man diesen Tieren größtenteils sehr
positiv betrachtet, nicht zuletzt deshalb, weil sie auf Grund ihrer
empfindlichen Haut einen guten Umweltindikator darstellen.
In Österreich findet man 20 Arten dieser Tiergruppe, wobei
man zwischen den Schwanzlurchen und den Froschlurchen
unterscheiden kann. Zu den Schwanzlurchen gehören die Molche
und die Salamander und zu den Froschlurchen zählen die Frösche,
Kröten und Unken.
Amphibienhaut
Die Haut besteht aus 2 Schichten: der äußeren Epidermis
und der inneren Cutis. Die Epidermis der Amphibien besteht aus
einer Schicht ausgestorbener Zellen, die vor dem Verlust von
Flüssigkeit schützt und somit als Verdunstungsschutz dient. Dieser
Schutz ist gerade auf dem Land bei hohen Temperaturen vor dem
Austrocknen ein Vorteil. Wenn das Tier größer wird, so häutet es
sich wie ein Reptil. Nur die Blindwühlen besitzen winzig kleine
Schuppen. Die anderen Ordnungen weisen keine Schuppen auf. Die
Haut besitzt Drüsen, zum Einen die Schleimdrüsen, die eine
Flüssigkeit absondern, um den Körper feucht zu halten, zum
Anderen Schleimdrüsen an den Zehen, um auch an senkrechten
Flächen haften zu können. Des Weiteren besitzt die Haut
Giftdrüsen, um sich vor Feinden zu schützen. Bei Bedrohung wird
eine milchige Flüssigkeit abgesondert, die auf den Gegner giftig
wirkt. Viele giftige Amphibien sind auffallend gefärbt (leuchtende
Farben), was wiederum für die Feinde als Abschreckung dienen
soll.
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Amphibien
Das Amphibienjahr
Herbst
Winter
Es kommt zum Verlassen der Laichgewässer und zur
Herbstwanderung. Die Tiere müssen rechtzeitig vor dem
Temperaturabfall auf unter 3 Grad ihr Winterquartier bezogen
haben!
Die Winterruhe tritt bei unter 3 Grad C ein und macht die
Tiere bewegungsunfähig und starr. Ihre Winterquartiere befinden
sich entweder in Verstecken am Ufer oder im Schlamm des
Gewässergrundes.
Amphibien der Au (von uns am Kurs gefunden)
Frühjahr
Teichmolch (Triturus vulgaris)
Hier findet die Fortpflanzung statt. Es kommt zur
Laichwanderung die sie zu ihren Geburtstempeln zurückführt und
sie dort ablaichen lässt. Erdkröten legen hierbei sogar Strecken von
über 3 km zurück! Braunfrösche und Erdkröten sind zwei Arten, die
gleichzeitig mit ihrem Partner (sie tragen das Männchen
huckepack) am Laichplatz eintreffen. Dies erspart ihnen die
Ausbildung von auffallenden Gesängen. Laubfrösche z.B. treffen
nicht gleichzeitig mit ihren Paarungspartnern am Gewässer ein, für
sie ist der Gesang zum Anlocken wichtig.
Sommer
Die Alttiere begeben sich auf die Rückwanderung zu ihren
Sommerquartieren an Land (Amphibien verbringen den Großteil
des Jahres an Land!). Die Jungtiere schlüpfen und durchlaufen die
einzelnen Metamorphosestadien (Kiemen bilden sich um zu
Lungen und befähigen somit zum Leben an Land).
Die Natur hat hier einen wichtigen Mechanismus
eingerichtet der eine optimale Aufteilung der Nahrungsressourcen
garantiert: Während Kaulquappen sich von Algen und
Schwebstoffen ernähren, ernähren sich die ausgewachsenen
Amphibien von sich bewegender Beute: sie sind Fleischfresser.
Allgemeines
Gesamtlänge bei Männchen bis 11
cm, bei Weibchen bis 9,5 cm. Die Haut ist
glatt, über den Kopf ziehen - vor allem bei
Männchen deutlich erkennbar - 5 dunkle
Längsstreifen. Die Oberseite ist in hellen
Brauntönen gehalten, bei Weibchen oft
lehmfarben,
und
trägt
runde
dunkelbraune Flecken, die auf dem Rücken der Weibchen zu zwei
Linien verschmelzen können. Bauchseite hell, gegen die Mitte zu
oft leuchtend orange, gelb oder rot pigmentiert, mit dunklen Tupfen
oder
Flecken.
Die
Männchen
bilden
während
der
Fortpflanzungszeit einen hohen welligen Rückenkamm aus, der
ohne Einbuchtung in den oberen Schwanzsaum übergeht.
Während dieser Zeit besitzen die Männchen am unteren Hautsaum
des
Schwanzes
ein
deutliches
perlmutterfarbenes Längsband und an den
Zehen der Hinterbeine werden breite
Hautsäumen
ausgebildet.
In der aquatischen Phase (April bis
August)
tagaktiv,
während
der
terrestrischen Phase, dämmerungs- und
nachtaktiv.
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Amphibien
Nahrung: Insekten und deren Larven, Kleinkrebse, Würmer,
Lurcheier und -larven.
Gelegegröße
100-300 Eier, die auf den Blättern von
Wasserpflanzen abgesetzt werden.
Verbreitung
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 2150 m
(Kärnten); am häufigsten in Höhenlagen unter 600 m. Heuer fanden
wir einige Exemplare in den Marchauen
Lebensräume
Der Teichmolch bevorzugt permanente stehende Gewässer
mit Flachwasser- und Verlandungszonen wie Tümpel, Teiche,
Altwässer mit reichlich untergetauchter Vegetation. Er kommt
sowohl in großen tiefen als auch in kleinen seichten Gewässern (z.
B. wassergefüllte Radspuren) vor. Er überwintert in mittel- oder
unmittelbarer Nähe seines Laichgewässers
Donau-Kamm-Molch (Triturus dobrogicus)
Allgemeines
Schmalköpfiger, kurz- und
dünnbeiniger Wassermolch mit
einer Gesamtlänge bis etwa 13 cm.
Die Kammmolcharten sind nicht
leicht zu unterscheiden. Beim
Donaukammmolch
beträgt
die
Länge der Vorderbeine 34-52% der
Entfernung der Ansatzstellen der
Gliedmaßen. Die Männchen entwickeln in der Paarungszeit einen
hohen, tief gezackten Rückenkamm, der vom oberen Schwanzsaum
durch einen Einschnitt getrennt ist. Körperoberseite bräunlich bis
dunkel rotbraun, mit runden dunklen Flecken. Bauchseite orangerot
mit dunklen Flecken, Kehle dunkel. Flanken mit einigen wenigen
weißen Tüpfeln. Haut grobkörnig.
Aktivitätsperiode: März bis November.
Paarungszeit: ab März bis Juni.
Gelegegröße: 200-400 Eier, die einzeln an Wasserpflanzen
befestigt werden. Die Larven schlüpfen nach etwa 2 ½ Wochen
und beenden ihr kiementragendes Larvalstadium etwa 3 Monate
später. Nahrung: Würmer, Kleinkrebse, Insekten und deren Larven.
Die Weibchen des Donaukammmolches werden etwas größer als
die Männchen und bilden keinen Kamm aus. Im Frühjahr zwischen
März und Mai erfolgt die Zuwanderung zu den Laichgewässern. Im
Verlauf der Paarung setzen die Männchen Spermatophoren
(Samenträger) am Boden der Gewässer ab, welche vom Weibchen
in die Kloake aufgenommen werden. Ein Weibchen legt 200 bis 400
Eier, die es einzeln in Wasserpflanzeblättchen einfaltet. Im Sommer
verlassen die Kammmolche ihre Laichgewässer. Die Tiere bilden in
dieser Phase eine Landtracht aus, in der die Tiere dunkler wirken
und die Haut stumpf und wasserabweisend wird. Ein niedriger
Rückenkammrest bleibt bei den Männchen meist sichtbar.
Verbreitung
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 350 m
(Burgenland); am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m. In
Österreich im Gebiet der unteren Donau und in den östlichen
Flach- und Beckenlagen verbreitet. Wir konnten bei der
Freilanddidaktikexkursion einige wenige Exemplare finden.
Lebensräume
Der Donaukammmolch sucht zur Paarung und zum
Ablaichen im April/Mai temporäre und permanente stehende
Gewässer mit Flachwasser- und Verlandungszonen auf wie z. B.
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Amphibien
Altwässer, Tümpel und Wassergefüllte Gräben. Nach etwa drei
Monaten, spätestens jedoch im Oktober begibt er sich wieder ans
Land, wo er die unmittelbare Nähe seines Laichgewässers als
Lebensraum nützt.
Rotbauchunke (Bombina bombina)
Allgemeines
Die Rotbauchunke ist ein
stark Wassergebundener, tag- und
nachtaktiver Froschlurch von bis zu
4,5
cm
Kopf-Rumpflänge,
abgeflachtem Körper und runder
Schnauze; das Trommelfell ist nicht
sichtbar und die Pupille ist
herzförmig, Ohrdrüsen fehlen. Die
Rückenhaut wirkt glatt, kleine
Warzen auf dem Rücken sind mit
einer schwarzen Hornkuppe besetzt.
Die Färbung der Oberseite ist ein
dunkles grau- bis grünbraun mit
einem im Nacken befindlichen
symmetrischen
dunklen,
bogenförmigen Drüsenkomplex. Die
Bauchseite ist schwarz bis bleigraue mit winzigen hellen
Pünktchen und deutlichen orangefarbenen bis roten Flecken
besetzt. Die hellen Flecken der Unterseite der Extremitäten sind
isoliert und stehen nicht in Kontakt mit Bauch- bzw. Brustflecken;
Finger- und Zehenspitzen sind dunkel. Die Männchen besitzen
innere Schallblasen (Kehlblasen) und in der Fortpflanzungszeit
(Mitte Mai bis Mitte Juni) Brunstschwielen an der Innenseite der
Unterarme.
Gelegegröße: 80-300.
Die Rufe der männlichen Rotbauchunke dienen der
Revierabgrenzung und dem Anlocken der Weibchen: Durch
pumpende Bewegungen des Mundbodens füllt das auf der
Wasseroberfläche treibende Männchen seine Lungen mit Luft und
presst sie danach in die Kehlblasen. Der Ruf entsteht beim
anschließenden Zurückdrücken der Luft aus den Kehlblasen durch
den Stimmerzeugenden Kehlkopf zurück in die Lungen. Während
des Rufens sind Mund und Nasenlöcher verschlossen. Die Anzahl
der Rufe je Minute liegt bei der Rotbauchunke unter 40.
Rotbauchunken paaren sich im Wasser, wobei das Weibchen vom
Männchen in der Lendengegend umklammert wird. Die Eier
werden in Form von kleinen Laichklumpen an Wasserpflanzen
angeheftet.
Verbreitung
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 590 m
(Niederösterreich); am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m.
In den Marchauen ist die Rotbauchunke immer sehr
zahlreich in den Tümpeln zu finden und ihr einprägsamer Ruf ist
ständig zu hören.
Lebensräume
Die Rotbauchunke überwintert an Land im Umkreis von
etwa 100 m um ihr Wohngewässer in Erdhöhlen, unter Totholz etc.
Als Laichgewässer werden mittlere und größere ruhige,
permanente Gewässer (z. B. Aualtarme) aufgesucht, häufig aber
auch temporäre Überschwemmungsflächen. Die Uferregionen sind
meist sonnenexponiert und die Wasserstellen zeichnen sich durch
reichlich submerse Vegetation aus.
Aktivitätsperiode: März bis September/Oktober.
Nahrung : Insekten und deren Larven, Würmer, Schnecken.
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Amphibien
Wechselkröte (Bufo viridis)
Allgemeines:
Mittelgroßer (Männchen bis 8
cm, Weibchen bis 9 cm), vorwiegend
dämmerungsund
nachtaktiver
Froschlurch
mit
fast
parallelen
Ohrdrüsen und zitronengelber bis
grünlicher Iris. Höcker an der
Unterseite der Zehengelenke einfach,
Trommelfell zumeist deutlich zu sehen,
die Schwimmhäute reichen nur bis zur Hälfte der längsten Zehe.
Körperoberseite hell mit grünlichen Flecken. Bisweilen entlang der
Rückenmitte eine helle Längslinie. Speziell beim Weibchen sind die
Warzen an den Flanken oft rötlich gefärbt. Die Bauchseite ist hellgrau bis
weißlich mit kleinen dunkelgrünen Flecken. Aktivitätsperiode: Ende März
bis Anfang November. Laichzeit April bis Mitte Juni.
Eizahl: 5000-18000.
Nahrung:
Insekten,
Spinnen,
Würmer.
Die Paarungsrufe der Männchen stellen ein melodisches bis zu 10
Sekunden langes Trillern dar, das sie in der Dämmerung mit
aufgerichtetem Körper im Flachwasser sitzend, an der Wasseroberfläche
treibend oder am Ufer einzeln oder in Chören abgeben. Zur
Schallverstärkung besitzen die Männchen eine große kehlständige
Schallblase.
Bei der Paarung, bei der das Männchen das Weibchen von hinten in der
Achselgegend klammert, setzt das Weibchen seine Eier in Form von 2- 4
m langen Eischnüren mit je 2-4 Reihen von Eiern im seichten Wasser ab
(insgesamt 5000 bis 18000 Eier). Wenn möglich werden die Laichschnüre
zwischen Haltestrukturen im Wasser (z. B. Steine, Wasserpflanzen)
verspannt. Die Larven schlüpfen nach ungefähr einer Woche.
Verbreitung:
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 1100 m
(Niederösterreich); am häufigsten in Höhenlagen unter 500 m.
In diesem Kurs konnten wir auch ein Exemplar der Wechselkröte
den Schülern vorstellen.
Lebensräume:
Die Wechselkröte ist eine wärmeliebende, Krötenart. Sie
bevorzugt offenes, trockenes Gelände mit lockerem Bodensubstrat wie
vegetationsarme Ruderalflächen, Äcker, brachliegende Felder oder
steiniges Gelände. Stehende Gewässer mit flachen Uferbereichen (Teiche,
Tümpel, überschwemmte Wiesen, wassergefüllte Gräben) werden als
Laichgewässer bevorzugt. Die Wechselkröte hält sich meist nur kurz am
Laichgewässer auf. Außerhalb der Laichzeit leben die Tiere an Land und
sind dämmerungs- und nachtaktiv.
Erdkröte (Bufo bufo)
Allgemeines:
Kräftiger, tag- und nachtaktiver
Froschlurch, bei dem das Weibchen
(bis 13 cm) größer als das Männchen
(bis 8 cm) wird. Die Iris ist
kupferfarbenbis
rotgolden,
die
Ohrdrüsen sind groß und weichen nach
hinten zu stark auseinander. Die
Gelenkhöcker auf der Zehenunterseite
sind paarig; das Trommelfell ist
sichtbar; die Schwimmhäute reichen nur bis zur Hälfte der längsten Zehe.
Die Färbung der Oberseite ist bräunlich, grau, rot- oder schwarzbraun mit
wenigen undeutlichen dunklen Flecken. Die Unterseite des Körpers ist
schmutzig weiß, oft stark graubraun gefleckt. Die Männchen besitzen
keine Schallblasen und bilden zur Paarungszeit (April) an der Innenseite
der drei ersten Finger schwarze hornige Schwielen aus.
Aktivitätsperiode: März bis Oktober.
Nahrung:
Insekten,
Spinnen,
Nacktschnecken,
Würmer.
Die Eier werden in Form zweier Laichschnüre im Wasser abgesetzt; sie
sind 3 bis 5 m lang, 5 bis 8 mm dick und enthalten 2 bis 4 Reihen von
Eiern. Die Laichschnüre werden im Wasser zwischen Pflanzenstengeln,
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Amphibien
Ästen, etc. verspannt und beinhalten
etwa 1200 bis 6000 Eier. Je nach
Wassertemperatur
schlüpfen
die
Larven nach 2 bis 3 Wochen.
Während der Fortpflanzungszeit von
März bis April, suchen die Erdkröten
in Massen die Laichgewässer auf. Die
Paarbildung findet oft schon bei der
Zuwanderung zu den Gewässern statt,
wobei die Weibchen die Männchen auf dem Rücken zum Laichgewässer
tragen. Die Männchen umklammern dabei die Weibchen im
Achselbereich. Der Paarungsruf der Erdkröte ist sehr leise, kaum hörbar.
Bei Annäherung eines Feindes wie beispielsweise einer Schlange bläht
sich die Erkröte auf, senkt den Kopf und stellt sich auf gestreckten Beinen,
um den Feind einzuschüchtern. Erdkröten sondern dabei ein Hautsekret
ab, welches verschiedene Gifte (Bufogenin, Bufotoxin und Bufotenin)
enthält.
Laubfrosch (Hyla arborea)
Allgemeines:
Kleiner,
vorwiegend
dämmerungsund
nachtaktiver
Baumfrosch mit einer Kopf-Rumpflänge
bis zu 45 mm, dessen Finger- und
Zehenspitzen
scheibenförmig
verbreitert sind. Die glatte, glänzende
Körperoberseite ist meist einheitlich
grün. Ein dunkler Flankenstreifen zieht
sich von der Nasenöffnung bis in die
Hüftregion,
wo
er
eine
große
Hüftschlinge bildet. Die Bauchseite ist
weißlich-gelb bis grau und von körniger Oberfläche. Die Kehlregion der
Männchen ist faltig und gelblich-braun gefärbt, , die der Weibchen hell
und glatt. Nahrung: Spinnentiere und Insekten.
Verbreitung:
Aktivitätsperiode: März bis Oktober.
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 2160 m
(Nordtirol); am häufigsten in Höhenlagen unter 600 m.
Laichzeit: April bis Ende Juni.
Wir konnten heuer ein Baby-Exemplar der Erdkröte finden und
den Schülern vorführen.
Lebensräume:
Die Erdkröte sucht im Frühjahr stehende, meist größere und
tiefere Gewässer (auch solche ohne Flachwasserbereiche) zum Ablaichen
auf. Die Tiere wandern dabei aus ihren oft bis zu 5000 m entfernten
Winterquartieren (Waldgebiete) an. Geeignete Laichgewässer sind meist
mit Haltestrukturen (z. B. Ästen) ausgestattet, an denen die Erdkröten
ihre Laichschnüre fixieren. Die Erdkröten sind laichplatztreu und legen
lange Wanderungen zwischen Winterquartier, Laichgewässer und
Sommerquartier zurück, auf denen sie durch den Straßenverkehr
besonders gefährdet
Das Männchen umklammert
bei der Paarung das Weibchen in der
Achselgegend.
Ein
Weibchen
produziert zwischen 200 und 1400
Eier pro Jahr, die in Form kleiner
Klumpen von 3-50 Eiern an Strukturen
im Wasser abgesetzt werden. Die die
Larven
schlüpfen
schon
nach
wenigen Tagen aus den Eiern.
Bei Einsetzen der Dämmerung und in
der Nacht sind die oft im Chor erschallenden Rufserien der Laubfrösche zu
hören. Die große kehlständige Schallblase verleiht dem Ruf der Männchen
eine beachtliche Lautstärke. Die Männchen sitzen dabei im Flachwasser
oder treiben auf der Wasseroberfläche. Laubfrösche kann man vereinzelt
auch tagsüber und außerhalb der Fortpflanzungszeit abseits der
Laichgewässer rufen hören.
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Amphibien
Verbreitung:
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 1200 m
(Steiermark); am häufigsten in Höhenlagen unter 500 m.
In den Marchauen konnten dieses Jahr wieder einige Exemplare
gefangen und im Terrarium ausgestellt werden. Sowohl grüne als auch
leicht gräuliche Exemplare waren dabei.
Lebensräume:
In der Paarungs- und Laichzeit (April bis Juni) sucht der
Laubfrosch stehende Gewässer wie Weiher, Tümpel, wasserführende
Gräben oder Überschwemmungsflächen mit unterschiedlich dichterer
Vegetation auf. Über weite Strecken der Jahres ist der wärmeliebende
Laubfrosch in deren Nähe an Land, oft aber auch bis zu 500 m vom
Laichgewässer entfernt auf Bäumen und Sträuchern zu finden, die er als
Sonn- und Ruheplatz nutzt.
Springfrosch (Rana dalmatina)
Allgemeines:
Langbeiniger,
schlanker,
spitzköpfiger
Braunfrosch,
dessen
Wibchen bis zu 8 cm und Männchen bis
zu 6 cm Kopf-Rumpflänge erreichen. Bei
im
rechten
Winkel
vom
Körper
abgespreizten
Oberschenkeln
überlappen
einander
die
Fersen
erheblich. Das Fersengelenk überragt bei seitlich an den Rumpf
angelegtem Bein die Schnauzenspitze. Trommelfell deutlich, nahe dem
Hinterrand des Auges und nur wenig kleiner als dieses. Die Haut an der
Köperoberseite ist glatt oder schwach körnig und hell-rötlichbraun bis
sandfarben, bisweilen schwach dunkel gefleckt. Gelegentlich ist auch ein
helles Rückenband vorhanden. Die Bauchseite ist weißlich-gelb, nur
selten (und zwar im Kehlbereich) gefleckt. Männchen besitzen keine
Schallblasen, rufen sehr leise und vorwiegend unter Wasser.
Laichzeit: Februar bis Ende Mai.
Nahrung:
Insekten,
Würmer,
Schnecken,
Spinnen.
Der Springfrosch ist ein Frühlaicher und setzt im März (bisweilen schon
Ende Februar) in der Nacht seine Laichballen in stehenden Gewässern
unterschiedlicher Größe ab. Die Eiballen werden fast immer um
Haltestrukturen als zentrale Achse unter Wasser befestigt. Ein Gelege
umfasst 600 bis 1200 Eier. Nach längstens 3 Wochen schlüpfen die 8-10
mm langen dunkelbraunen Larven, die sich nach weiteren 2 bis 3
Monaten in Frösche verwandeln.
Verbreitung:
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 1200 m
(Kärnten); am häufigsten in Höhenlagen unter 400 m.
Auch von diesem Frosch konnten wir dieses Jahr ein Exemplaren
in den Marchauen in einem seichten Tümpel finden.
Lebensräume:
Der Teichmolch bevorzugt permanente stehende Gewässer mit
Flachwasser- und Verlandungszonen wie Tümpel, Teiche, Altwässer mit
reichlich untergetauchter Vegetation. Er kommt sowohl in großen tiefen
als auch in kleinen seichten Gewässern (z. B. wassergefüllte Radspuren)
vor. Er überwintert in mittel- oder unmittelbarer Nähe seines
Laichgewässers.
Verschiedene kleine (z. B. wassergefüllte Radspuren) bis großer
stehende Gewässer (Altwässer, Weiher) werden als Laichplatz
angenommen. Außerhalb der Laichzeit lebt der Springfrosch an Land und
entfernt sich dabei bis zu 1600 m vom Gewässer; lichte Laub- oder
Mischwälder mit geringem Unterholz aber mit dichter Krautschicht,
Waldrandlagen, Kahlschläge und sonnige Lichtungen werden dabei
bevorzugt. Im September und Oktober erfolgen die Wanderungen von den
Sommerquartieren in die Winterquartiere. Die Männchen überwintern im
Bodenschlamm der Laichgewässer, die Weibchen in deren näherer
Umgebung an Land.
Aktivitätsperiode: März bis Oktober.
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Amphibien
Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae)
Allgemeines:
Tagund
abendaktiver,
spitzschnäuziger,
kurzbeiniger
Wasserfrosch, bei dem die Männchen bis
55 mm, die Weibchen bis 65 mm KopfRumpflänge erreichen. Der innere
Fersenhöcker der 1. Zehe ist groß,
halbkreisförmig: Das Verhältnis der
Länge der 1. Zehe zur Fersenhöckerlänge ist kleiner als 2,1. Die Fersen
berühren einander nicht bei rechtwinkelig abgespreizten Oberschenkeln.
Körperoberseite meist grün, seltener bräunlich goldglänzend gefärbt mit
schwarzen oder braunen scharf begrenzten Flecken. Oft ein hellgrüner
Streifen entlang der Rückenmitte. Hinterseite der Oberschenkel gelblich
und dunkel gefleckt. Die Untersite des Körpers ist weißlich mit einzelnen
grauen
Flecken.
Männchen besitzen paarige, weißliche Schallblasen, In der Paarungszeit
grau pigmentierte Daumenschwielen und zeigen sich in dieser Zeit in
einer auffällig gelben, seltener bräunlichen, Färbung, bei der auch die
dunkle Fleckung reduziert wird. Nahrung: junge Frösche und Wirbellose
Tiere.
Aktivitätsphase: Ende März bis Mitte September.
Fortpflanzungszeit: April/Mai. Die Männchen bilden in dieser Zeit
lautstarke Rufgemeinschaften am Laichgewässer aus.
Gelegegröße: 600 bis 3000 Eier, die in Form von Ballen an Pflanzen
im Wasser abgelegt werden.
Verbreitung:
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 800 m
(Salzburg) gemeldet; am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m und
zwischen 500 m und 600 m.
In den Marchauen findet sich dieser kleine Wasserfrosch in
scharen in den Tümpeln.
Lebensräume:
Die Tümpelfrösche verbringen ihre gesamten Aktivitätsperiode im
Gewässer oder an dessen Ufer. Sie bewohnen permanente kleinere und
größere stehende Wasserkörper (Altwässer, Tümpel, Teiche) ebenso wie
Überschwemmungsflächen, Gräben und Kanäle. Die Gewässer zeichnen
sich durch üppige Wasservegetation aus, das Umland durch reichlich
entwickelte Kraut- und mäßig bis schwach entwickelte Gehölzschicht. Die
Überwinterung erfolgt an Land.
Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)
Allgemeines:
Gedrungener,
vorwiegend
nachtaktiver Froschlurch mit einer
Kopf-Rumpflänge bis zu 6,5 cm
(Männchen), bzw. 8 cm (Weibchen),
ohne erkennbare Trommelfelle und
ohne
Schallblasen,
mit
stark
hervortretenden Augen, senkrecht
stehender, spaltförmiger Pupille und
deutlicher Aufwölbung am Hinterkopf.
Auf der Unterseite des Hinterfußes vor
der 1. Zehe befindet sich eine gelbbraune große, hornige, scharfkantige
Grabschwiele. Die Schwimmhäute reichen bis zu den Zehenspitzen. Die
mit kleinen, flachen Wärzchen versehene, relativ glatt wirkende
Köperoberseite ist bei Männchen hellbraun und bei Weibchen hellgrau
mit oliv- bis dunkelbraunen Flecken. Die Bauchseite ist schmutzig weiß,
bisweilen dunkel gefleckt. Im Flankenbereich tritt oft eine ziegelrote
Tüpfelung auf.
Aktivitätsperiode März bis Juli; nur zur Paarungszeit (März bis
Juni) im Wasser.
Nahrung: Insekten, Schnecken, Würmer.
Knoblauchkrötenweibchen legen ihre Eier in Form einer 40-70 cm
langen und bis zu 20 mm dicken Laichschnur ins Wasser ab, die spiralig
um Pflanzen gewickelt wird.
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Amphibien
Eizahl: 250-2000. Die Fortpflanzungszeit dauert von März bis Juni.
Die Kaulquappen der Knoblauchkröte können über 10 cm Länge erreichen
und gelegentlich auch im Wasser überwintern, ehe sie sich im nächsten
Frühjahr
verwandeln.
Knoblauchkröten werden bis zu 10 Jahre alt und nach der 2.
Überwinterung geschlechtsreif. Bei der Paarung werden die Weibchen
von den Männchen im Lendenbereich von hinten umklammert.
Knoblauchkrötenmännchen rufen gewöhnlich unter Wasser, sowohl
tagsüber als auch nachts. Die Rufe sind sehr leise; eine Rufserie besteht
aus 2 bis 4 Einzelrufen.
Verbreitung
In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 625 m
(Niederösterreich); am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m.
Beim Umgraben des Gemüsebeetes konnten wir auch die
Knoblauchkröte in den Marchauen finden.
Lebensräume:
Die Knoblauchkröte bevorzugt als Laichgewässer große
vegetationsreiche Wasserkörper (Augewässer, Teiche), aber auch
überschwemmte Wiesen, Tümpel und wassergefüllte Gräben. Lockere,
sandige, vegetationsarme Böden im Tief- und Hügelland charakterisieren
dabei das Umland. Die Tiere besitzen keine feste Laichplatzbindung und
sind außerhalb der Fortpflanzungszeit dämmerungs- und nachtaktiv. Sie
vergraben
sich
tagsüber
im
Boden.
Das Winterquartier, zum Teil selbstgegrabene Gänge im Erdreich mit
einer Länge bis zu 1,5 m, werden bei Bodentemperaturen von 3° bis 4°C
aufgesucht. Der Landlebensraum der Knoblauchkröten umfasst in der
Regel eine zu ca. 600 m Breite Zone um das Laichgewässer.
Didaktik
Nach einer allgemeinen Literatursuche daheim startete ich damit
mir einige methodische Hilfsmitteln zu schaffen, die mir helfen sollten
meinen Vortrag vor den Schülern anschaulicher und einprägsamer zu
gestalten. Ich bastelte mit buntem Papier und Kopien ein Mobile mit allen
heimischen Amphibienarten (eingeschweißte Folien damit sie vom Regen
nicht kaputt werden können) und ein Memory mit Paaren (einerseits das
Tier und andererseits der Name).
So ausgestattet begann ich in Marchegg damit so viele Amphibien
wie möglich zu fangen, was sich jedoch gar nicht als so einfach
herausstellte. Doch mit etwas Übung gingen mir vor allem Unken und
Frösche ins Netz und ich richtete ihnen je nach Art ein entsprechendes
Terrarium/Aquarium ein um ihnen die „Ausstellungstage“ so angenehm
wie möglich zu machen. Dann errichtete ich meine Station am Teich: Auf
einer langen Tischreihe platzierte ich die Terrarien, Petrischalen und
Gurkengläser. Am Teichrand half mir Prof. Hödl beim Errichten einer
„Beobachtungswarte“ die es mit Hilfe eines bequemen Stuhls und eines
Fernrohrs ermöglichte Frösche ungestört zu beobachten. Auf einen Stuhl
stellte ich ein kleines Handwaschbecken mit Wasser, damit sich die
Schüler nach dem Angreifen der Unken das Sekret von den fingern
Waschen konnten. Dann wählte ich die Inhalte für meinen Vortrag aus
und probte sie im Kopf 1-2 mal durch.
Der Tag mit den Präsentationen vor den Studenten begann. Ich
war relativ nervös, denn ich hatte so das Gefühl vor lauter Fachstudenten
zu sprechen und denen nichts neues mehr erzählen zu können. Der Tag
entpuppte sich schlussendlich als sehr anstrengend, denn durch das
ständige Wiederholen der gleichen Inhalte wusste man schlussendlich
nicht mehr, welcher Gruppe man gewisse Dinge schon erzählt hatte oder
nicht. Erschreckend war die Kühle mit der manche Studenten dem ganzen
gegenüber standen und die ständige Fragerei nach den
wissenschaftlichen Namen dürfte auch die Uni geprägt haben. Vorwissen
war wenig vorhanden, also haben sich meine Befürchtungen nicht
bestätigt. Am Abend dieses Tages setzte ich meine Ziele für den
nächsten Tag und beschloss ein paar Kleinigkeiten am Vortrag zu
verändern. Schlussendlich lief das ganze so ab:
Seite 53 von 72
Amphibien
Als Ziele setzte ich mir:
In den Schülern Interesse und Faszination für Amphibien wecken
(durch interessante Geschichten und das direkte in Kontakttreten mit den
Tieren)
Ein paar einheimische Arten sollten danach von den Schülern
erkannt werden.
Die Präsentation lief folgendermaßen ab:
1)Abholen der Gruppe von der vorherigen Station
2)Einstieg: Begrüßung, Vorstellen (auch aus Wr. Neustadt…), Frage: „was
für Eigenschaftswörter fallen euch zu Amphibien ein?“ Als
Antwort folgte dann meisten: feucht, glitschig, grauslich…
3) Überleitung zu den Mythen rund um Amphibien
4) Amphibien heute. Schätzen lassen wie viele Amphibienarten es in
Österreich gibt (Schüler schätzen zwischen 11 und 30 000!!)
Artenvielfalt anhand der Mobiles gezeigt.
5) Amphibienhaut: in Petrischale schwimmende Froschhaut (Häutung)
gezeigt
6) Einteilung der Amphibien in Frosch und Schwanzlurche: Molche
vorgestellt und zum Angreifen motiviert
7) Anhand der Unken über Sekrete und Gesang gesprochen
8) Laub, Spring und Moorfrosch gezeigt (bräunlicher Fleck beim
Laubfroschmännchen
zeigt
Gesangsblase,
Länge
der
Springfroschbeine)
9) Knoblauchkröte ausgraben lassen (Augen: Pupillen stehen senkrecht!)
10) Wechsel- und Erdkröte begutachtet
11) Durch Fernrohr Frösche beobachten lassen
12) am Ufer entlang spaziert und an geeigneter Stelle Unken beim Singen
beobachtet
13) gemütlich hinsetzen lassen und etwas über das Froschjahr erzählt
(verschiedene Laichschnüre und Kaulquappen in Gurkengläsern
gezeigt)
14) zurückspaziert und Memory spielen lassen
Gesamtdauer der Station war ca. 30 min. Der nach dem ersten
Präsentationstag veränderte Einstieg hatte sich gut bewährt. Die Schüler
arbeiteten begeistert und sehr aktiv mit. Auch die anfänglicher Scheu
mancher Schüler vor dem Angreifen der Tiere legte sich bald und
schwenkte in Begeisterung über.
Die Schüler fragten interessiert und waren fasziniert durch die
Tiere. Das Memoryspiel gefiel ihnen sehr gut, sie schnitten auch immer
sehr gut ab und hatten sich die Arten gut gemerkt. Nachdem der normale
Stationsbetrieb vorbei war, durften die Schüler frei wählen, bei welcher
Gruppe sie sich zusätzlich noch etwas anschauen wollten. Einige kamen
zu mir und wir machten uns gemeinsam auf um Frösche zu fangen, was
ihnen viel Spaß machte.
Es gab auch einige Kleinigkeiten die nicht so geklappt haben wie
erwartet: Ich hatte schon vor dem Kurs ein „Amphibienmobile“ gebastelt
indem ich Kopien aller heimischen Amphibienarten einzeln in Folien
einbrennen ließ. Doch als ich dann am ersten Kurstag eine Vorrichtung
dafür bastelte und das Mobile in die Bäume hängte, bemerkte ich bald,
dass es dem starken Wind nicht lange standhalten wird. Den ersten 2
Gruppen versuchte ich noch anhand des Mobiles die heimischen
Amphibienarten näher zu bringen, dann zog ich es vor mich auf das
Lebendmaterial zu beschränken, das ohnehin mehr Aufsehen erregte.
Außerdem hab ich gelernt wie wichtig es ist Kindern die Tiere selbst
angreifen zu lassen. Sie verlieren somit die Scheu und haben ein tolles
Naturerlebnis.
Alles in allem war es ein wunderschöner Tag für mich. Denn es
war toll mit so kleinen Schülergruppen zu arbeiten, die noch dazu mit
soviel Begeisterung bei der Sache sind. Im Nachhinein gesehen würde ich
am Vortrag nichts mehr ändern und kann auch jedem nur empfehlen mit
einem Memory als Abschluss zu arbeiten. Deswegen hier noch eine kleine
Bastelanleitung für ein Amphibienmemory.
20 gleich große Quadrate aus Karton ausschneiden
10 häufig beobachtete Amphibienarten auswählen
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Amphibien
10 Fotos oder Kopien auf Kartons kleben und 10 dazugehörige
Namen (siehe Beispiel unten
Auf Tisch auflegen und die Schüler spielen lassen!! (ich hoffe ihr
wisst noch wie es geht!!)
Literatur:
Aichhorn, Seewald: Biologie heute, Biologie und Umweltkunde.
Salzburger Jugend Verlag. 1. Aufl. 1986.
Campell, N.: Biologie. Spektrum Verlag. 1997.
Das Große Buch des Allgemeinwissens Natur, Ein umfassendes
Nachschlagewerk über das Leben auf der Erde. Verlag Das
Beste. 1996.
Engelhardt, W: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Pflanzen
und Tiere unserer Gewässer. Kosmos Naturführer, 14. Aufl.
1996.
Linder Biologie, Teil 3. Verlag Gustav Swoboda & Brüder Wien.
20. Aufl. 1992.
Höpflinger, Schliefsteiner: Naturführer Österreich, Flora und
Fauna,
Alle
Wirbeltiere
und
die
wichtigen
Pflanzengesellschaften
der
Ostalpenregion
und
des
westpanonischen Raumes. Verlag Styria. 1995.
Miksche, D.: Mumm, Motivierende Unterrichtsmaterialien mit
Methode, Biologie Kreativ, Spiele für den Biologieunterricht.
Veritas Verlag. 1. Aufl. 1999.
Sapper, N. Widhalm, H.: Einfache biologische Experimente, Ein
Handbuch nicht nur für Biologen, Klett Verlag. 1. Aufl. 1999.
Schaefer, M.: Brohmer, Fauna von Deutschland, Ein
Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. 20. Aufl.
Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim, 2000.
Wehner, R. Gehring, W.: Zoologie, Thieme Verlag, 23. Aufl.
1995.
www. Amphibienschutz.de
www. Herpetofauna.at
Seite 55 von 72
Reptilien
REPTILIEN
A
von David Eichinger-Wimmer und Christian Bertsch
ls wir uns für die Freilanddidaktische Übung in den
Marchauen anmeldeten, erwarteten wir nach den übergenauen
Schilderungen von Herrn Hödl bezüglich der sanitären Situation
das Schlimmste und erhofften das Beste.
Als wir dann vor Ort waren, waren jedoch bald alle Zweifler
besänftigt und die Abgeschiedenheit und der Charme des alten
Hauses bekräftigte die Hoffnung aller Teilnehmer auf informative
und gemütliche Tage in einer einzigartigen Umgebung.
Sprenkelung
auf
dunklem
bis
schwarzem
Untergrund. Heller
Bauchpanzer
mit
unregelmäßiger
schwarzer
Fleckung. Schwanz
bei
Männchen
länger und kräftiger
als bei Weibchen.
Verbreitung:
Die folgenden Artbeschreibungen sind auch im Internet
unter www.herpetofauna.at zu finden. Es sind nur die Arten
aufgelistet, die laut Umweltbundesamt in den Marchauen
vorkommen (auch wenn sie von uns nicht gefunden wurden).
In Österreich wahrscheinlich nur im Pannonischen Tiefland
und am Bodensee (dort aber bereits ausgestorben) ursprünglich
heimisch. Bestände mit erfolgreicher Fortpflanzung konnten in den
Donau- und Marchauen festgestellt werden. Alle anderen
Vorkommen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf ausgesetzte
Tiere zurückzuführen. Im gesamten Bundesgebiet kam und kommt
es
immer
wieder
zu
Aussetzungen
faunenfremder
Wasserschildkröten aus dem Mittelmeerraum, sowie sehr häufig
aus den Vereinigten Staaten (z. B. Rotwangen-Schmuckschildkröte
(Trachemys scripta elegans)). Die im Zoofachhandel und in
Baumärkten angebotenen Schmuck- und Zierschildkröten werden
oft, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben und somit in der
Haltung problematisch sind, an verschiedenen Stellen ausgesetzt
und
können
damit
den
Bestand
der
einheimischen
Sumpfschildkröte zusätzlich gefährden.
Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)
Lebensräume:
Aussehen:
Fluss-Systeme in klimatisch begünstigten Gebieten. In
Auwäldern an vegetationsreichen Altarmen mit schlammigem
Bodengrund
Als im Lauf der ersten Tage auch noch das Wetter
mitzuspielen schien, stand einer tollen Erfahrung in einem
angenehmen Umfeld nichts mehr im Wege, und die gedämpfte
Stimmung am Tag der Abreise ist wohl der beste Beweis für eine in
allen Belangen toll gelungene Freilanddidaktik.
Besonderen Dank gilt der ganzen Gruppe (das inkludiert
selbstverständlich
auch
die
uns
optimal
beratenden
Lehrveranstaltungsleiter),
die
das
optimale
Umfeld
für
„wissenschaftliche und didaktische Höchstleistungen“ stellte.
Dunkle Schildkröte mit abgeflachtem Panzer, Länge bis ca.
20 cm. Kopf und Hals mit mehr oder weniger deutlicher gelber
Seite 56 von 72
Reptilien
Allgemeines:
Lebensräume:
Die Nahrung besteht hauptsächlich aus tierischer Kost
(Kaulquappen, Wasserinsekten, Fische). Daneben werden aber, vor
allem
von
erwachsenen
Individuen,
gelegentlich
auch
Wasserpflanzen und Algen gefressen. Sehr scheue Reptilienart mit
hoher Fluchtdistanz. Sonnt sich gerne auf Totholz und
Schwemmgutansammlungen.
Mäßig feuchte Habitate mit einer dichten Krautschicht, wie
Waldränder, Wiesen, verbuschte Hänge und Moore. Häufig unter
Totholz, Steinen oder in Komposthaufen zu finden.
Eigene Anmerkungen:
Haben wir nicht gefunden, da extrem scheu. Kommt jedoch
in Marchauen vor.
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Aussehen:
Allgemeines:
Tag- und dämmerungsaktiv, meidet große Hitze.
lebendgebärend (8-12 Jungtiere), ernährt sich vorwiegend von
Würmern, Schnecken, Spinnen und langsam beweglichen
Insektenarten.
Eigene Anmerkungen:
Die erste Blindschleiche fanden wir unter der Eisenplatte
(ehemaliger Keller?) direkt vor dem Haus. Sie war sehr leicht zu
fangen, da ihre Bewegungen noch sehr träge waren (zu dieser
Jahreszeit kann es zumindest in den Nächten noch sehr kalt sein).
Eidechsenähnlicher
Kopf, sitzt ohne Hals auf
einem schlangenförmigen
Rumpf mit zerbrechlichem
Schwanz. Glattschuppige
Echse ohne Gliedmaßen;
bewegliche
Augenlider.
Färbung:
hellbis
kupferbraune
oder
bleigraue Oberseite. Flanken der Weibchen mehr oder weniger
braun (gestreift). Alte Männchen mit hellblauen Punkten.
Zauneidechse (Lacerta agilis)
Verbreitung:
Aussehen:
In allen Bundesländern verbreitet vom Flachland bis in
alpine Lagen von ca. 2000 m. Hauptverbreitung zwischen 200 und
1300 m.
Stumpfer, dicker Kopf; eher plumpe Körperform. Halsband
mit gesägtem Hinterrand; am Rücken ein dunkles bis rotbraunes,
mit hellen Punkten durchsetztes Längsband, seitlich von je einem
cremefarbenen
(Weibchen)
bis
hellgrünen
(Männchen)
Längsstreifen begrenzt. Beidseitig an den Flanken befinden sich
Der Name Blindschleiche hat nichts mit dem Wort blind zu
tun, sondern kommt von den althochdeutschen Worten „Blend“
und „schlüch“, was soviel bedeutet, wie schleichender
metallischer Glanz.
Grundsätzlich können auch Blindschleichen ihren Schwanz
bei Gefahr abwerfen. Dies war jedoch bei uns nie der Fall (3
Exemplare gefangen).
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Reptilien
kleine weißliche Flecken,
die mehr oder weniger
breit dunkelbraun bis
schwarz umrandet sind.
Die
Grundfarbe
der
Flanken
ist
bräunlich
(Weibchen), bis fahlgrün,
in
der
Paarungszeit
leuchtend
grün
(Männchen).
Verbreitung:
Verbreitet in allen Bundesländern. Besiedelt alle
Großlandschaften, außer hochalpine Lagen; häufigste Eidechse in
Österreich.
Lebensräume:
Als wenig spezialisierte Eidechsenart besiedelt sie
Grünland, Waldränder, Bahndämme, Ruderalflächen, Weingärten,
sowie Schotter- und Kiesgruben, Steinbrüche und naturnahe
Gärten.
Allgemeines:
Sie bevorzugt den Aufenthalt in trockenem Gelände und
nutzt Kleinsäugerbauten als Versteckplatz und Winterquartier. Die
Eier werden in sandigem Substrat vergraben, aus dem die Jungen
im Spätsommer schlüpfen.
Eigene Anmerkungen:
Die Zauneidechse war von am schwierigsten zu fangen.
Erstens waren sie nur schwer zu finden und dann auch noch recht
flink. Gesehen bzw. gefangen haben wir sie beim Sonnentanken
am Bahndamm.
Smaragdeidechse(Lacerta viridis)
Aussehen:
Größte Eidechsenart
Österreichs
mit
relativ
großem Kopf und kräftigen
Gliedmaßen. Bis 40 cm lang,
davon entfallen zwei Drittel
auf
den
Schwanz.
Rückenfärbung bei beiden
Geschlechtern
hellbis
dunkelgrün (selten auch
bräunlich); gleichmäßig verteilte, kleine schwarze Pünktchen auf
dem Rücken (Männchen), die bei Weibchen oft zu dunklen Reihen
entlang von weißlich-gelblichen bis blassgrünen Linien angeordnet
sind. Unterseite blassgelb und Kinn sowie Kehle weißlich. Bei
Männchen mit auffallend blauer Färbung der Kehlregion, während
der Paarungszeit leuchtend blau.
Verbreitung:
Klimatisch begünstigte Lagen von Kärnten, stellenweise
Steiermark über den Alpenostrand (Thermenlinie, Leithagebirge,
etc.) im Donautal (Wachau, Strudengau bis Passau). Nördlich der
Donau lokal im Kamp- und Thayatal, sowie im Weinviertel.
Lebensräume:
Habitate meist südexponiert, mit trockenwarmen Klima in
Hanglage: Halbtrocken- und Trockenrasen, Gebüschzonen am
Rand von Felsbereichen, Schotterhalden, Wiesenterrassen, sowie
an Rändern von naturnah bewirtschafteten Weingärten und reich
strukturierten Waldsäumen.
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Reptilien
Allgemeines:
Verbreitung:
Sehr scheu mit auffälligem und geräuschvollem
Fluchtverhalten, rennt ohne Unterbrechung zielstrebig in die
Deckung. Ernährt sich neben Insekten auch von jungen Eidechsen
und jungen Schlangen.
Außer in hochalpinen Lagen Österreichweit verbreitet bis 1800 m.
Eigene Anmerkungen:
Laut Umweltbundesamt kommt sie in diesem Gebiet vor,
von Erich und Walter jedoch dort noch nie gesehen. Von uns auch
nicht!
Schlingnatter( Coronella austriaca)
Aussehen:
Kleine (bis 75 cm), muskulöse
Natter mit einem länglich schmalen und
flachen Kopf mit leicht zugespitzter
Schnauze. Runde Pupillen; ungekielte,
glatte Schuppen (Name!) und ein dunkles
Längsband
lateral
von
der
Schnauzenspitze durch das Auge bis zum
vorderen Körperdrittel. Färbung sehr
variabel, Oberseite braun (Männchen) bis
gräulich (Weibchen). Am Kopf ein dunkler
Fleck, der zweischenkelig über den
Nacken reichen kann und sich in einer
mindestens zweireihigen Fleckung auf der Körperoberseite
fortsetzt. Aufgrund dieses scheinbaren "Zick-Zackbandes" kommt
es immer wieder zur Verwechslung mit der Kreuzotter (Vipera
berus). Unterseite bei Jungtieren ziegelrot, bei erwachsenen Tieren
gräulich (Weibchen) bzw. rötlich braun (Männchen) mit leichter
Sprenkelung.
Lebensräume:
Offenes, sonniges und versteckreiches Gelände wie lichte
Wälder bzw. deren strukturreiche Ränder, felsiges Gelände,
Magerrasen, Lesesteinhaufen, Legsteinmauern, sowie Bahndämme
und Steinbrüche. Oft im Grenzbereich zwischen dichter und
aufgelockerter Vegetation zu finden. Sehr häufig findet man die
Schlingnatter bei schwüler Witterung und in der Abend- bzw.
Morgensonne, sowie unter Steinen. Pralle Sonneneinstrahlung wird
gemieden.
Allgemeines:
Lebendgebärend, 3 bis 12 Jungtiere
werden im Spätsommer abgesetzt. Als
Nahrung
dienen
in
erster
Linie
Blindschleichen, Eidechsen, Jungschlangen
und Kleinsäuger. Beim Ergreifen sind zwei
Verhaltensmuster der Schlange auffällig: Ein
"Anschmiegen" mit dem Kopf und unvermutet - ein "heftiges Zubeißen", das
dann wieder von einem "Anschmiegen"
abgelöst wird.
Eigene Anmerkungen:
Kommt in den March-Auen vor, aber von uns nicht entdeckt!
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Reptilien
Äskulapnatter ( Elaphe longissima)
Aussehen:
Sehr große (bis 2 m), kräftige und dennoch schlank
wirkende Natter. Der schmale und kleine Kopf ist vom Körper
abgesetzt. Relativ große Augen mit runden Pupillen.
Grundfarbe der Oberseite gelbbraun, olivefarben, braun bis
schwarzbraun. Viele Rücken- und Flankenschuppen mit
weißen Rändern, wodurch eine leichte längsgerichtete
Strichelzeichnung
entsteht.
Unterseite
blassgelb
bis
zitronengelb. Körperschuppen glatt und glänzend. Die breiten
Bauchschilder reichen beiderseits bis auf die Flanke und haben
einen schwach ausgeprägten Kiel (Kletterhilfe), sodass bei
einer am Boden liegenden Schlange ein gelber Längsstreifen zu
sehen ist. Jungtiere sind auffälliger gezeichnet mit großen,
dunklen Flecken am Rücken, dunkler Querbinde über der
Schnauze
und
beiderseits
hellgelben
Nackenflecken
(Verwechslungsmöglichkeit mit der Ringelnatter).
Verbreitung:
Verbreitet
in
klimatisch
begünstigten
Gebieten:
Alpenostrand (z. B. Wienerwald, Thermenlinie, Bucklige Welt,
Leithagebirge),
Südoststeiermark,
Oberkärnten,
sowie
in
Flusstälern (z. B: Donau, Drau, Mur, Salzach, Enns, Kamp). Ein
Bewohner des Hügellandes der nur selten in alpine Regionen
vordringt.
Lebensräume:
Bevorzugt werden Gegenden mit einem feuchtwarmen
Klima. Lebt dort an gestrüppreichen Waldrändern, in
aufgelockerten, aber unterholzreichen Wäldern, unterschlupfreiche,
verbuschte Wiesen und Hänge, sowie Ruinengelände. Im Bereich
von Siedlungen ist sie regelmäßig in Gärten, überwachsenen
Mauern, Schuppen und an Komposthaufen zu finden
Allgemeines:
Bodenlebend, kann aber auch sehr gut im Geäst von
Bäumen und Sträuchern klettern. Bei Bedrohung beißt sie oftmals
kräftig zu. Ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, Ratten und
anderen Kleinsäugern, sowie von Vögel. Auf der Nahrungssuche
dringen
sie
häufig
in
menschliche Behausungen
vor (erhöhte Nagerdichte!).
Die Eiablage findet von Ende
Mai bis Juni statt. 5 bis 12
walzenförmige,
pergamentschalige
Eier
werden vorzugsweise in
verrottenden
organischen
Materialien, wie Kompost-,
Sägemehl- und Misthaufen,
abgelegt.
Eigene Anmerkungen:
Diese Schlange ist dort recht häufig anzutreffen. In 2 Tagen
hätten wir locker 10 Exemplare fangen können (sogar im Haus).
Beim Fangen muss man aufpassen, da sie als Abwehrreaktion
zuschnappt, was nicht schmerzhaft ist. Eine Infektionsgefahr
besteht allerdings, deshalb Wunde desinfizieren. Die Jahreszeit
(Temperatur) begünstigte unsere Fangquote, da sie sich noch nicht
auf den Bäumen, sondern auf dem Boden (wärmer) aufhielten.
(Holzstoß, unter einer weggeschmissenen Automatte,....)
Sie galt als heilige Schlange, das Symboltier des Äskulap,
des Gottes der Heilkunst. Sie begegnet uns nicht in den Marchauen
sondern tagtaeglich auch in allenmöglichen Städten und Dörfern in
Form des „Apothekerzeichens“, sich dekorativ um einen Stab
windend. Andere Forscher sind der Ansicht, dass es sich dabei
nicht um die Äskulapnatter, sondern um den parasitischen
Medinawurm handelt.
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Reptilien
Allgemeines:
Ringelnatter ( Natrix natrix)
Eierlegend, Hauptnahrung Amphibien
(vor allem Frösche), daneben werden auch
Fische und gelegentlich Mäuse gefressen. Eine
flinke Schlange, die bei Bedrohung zischen und
den Kopf dreieckförmig aufblasen kann. Wird sie
ergriffen, entleert sie aus der Analdrüse eine
stark
riechende,
weißliche
Flüssigkeit.
Manchmal kommt es zu einem "Totstell-Reflex",
bei dem die Ringelnatter schlaff wird, das Maul
weit öffnet und die Zunge heraushängen lässt.
Schwimmt und taucht sehr gut, Bodenschlange,
die nur sehr selten im niedrigen Geäst
angetroffen wird.
Aussehen:
Recht große und kräftige Natter,
Männchen bis 80 cm, Weibchen bis 130
cm Länge. Kopf vom Körper deutlich
abgesetzt mit beidseitig einem gelben
Fleck in der Nackenregion. Dieser wird
hinten von einem halbmondförmigen,
schwarzen
Fleck
eingerahmt.
Körperschuppen
stark
gekielt,
Oberseite schiefergrau bis olivegrau mit
kleinen, schwarzen Punkten, außerdem
treten auch schwarz gefärbte Exemplare auf. In Westösterreich
(Vorarlberg, Tirol) ist die Barren-Ringelnatter (Natrix natrix
helvetica) regional verbreitet, welche sich von der Nominatform
durch je eine Reihe quergestellter Flecken an den Körperseiten
unterscheidet. In Ost- und Südostösterreich tritt lokal eine
längsgestreifte Form auf, welche Anklänge an die osteuropäische
verbreitete Streifen-Ringelnatter (Natrix natrix persa) erkennen
lässt. Unterseite weißgrau mit einem dunklen Fleckenmuster.
Eigene Anmerkungen:
Das
lateinische
Natrix
bedeutet
Wasserschlange.
Tatsächlich ist die Ringelnatter eng an den Lebensraum Wasser
gebunden und eine gute Schwimmerin, was
anhand des
Lebensraumes, der favorisierten Nahrung und Anpassungen wie
z.B. gekielte Schuppen leicht von den SchülerInnenn erarbeitet und
verstanden wird.
Verbreitung:
Häufigste Schlangenart Österreichs, verbreitet und häufig
von der Ebene bis ins Gebirge (ca. 2000 m).
Lebensräume:
Meistens in und an Gewässern mit einem hohen
Nahrungsangebot anzutreffen (Flüsse, Bäche, Teiche, Tümpel,
Seen, Augewässer). Teilweise auch entfernt in Auwäldern,
Steinbrüchen und Gärten.
Würfelnatter (Natrix tessellata)
Aussehen:
Im Durchschnitt bis 90
cm, Weibchen stets größer und
kräftiger gebaut. Kopf deutlich
vom Körper abgesetzt mit weit
oben
befindlichen
Nasenlöchern und Augen.
Körperschuppen stark gekielt,
Oberseite grau bis braun mit
Seite 61 von 72
Reptilien
mehr oder weniger stark ausgeprägter dunkler Würfelzeichnung.
Unterseite weißlich bis rötlich mit dunklem Fleckenmuster (ähnlich
wie bei Ringelnatter
Verbreitung:
Wärmeliebende Schlangenart. In Österreich daher nur in
klimatisch begünstigten Gebieten Ost- und Südostösterreichs.
Hauptsächlich entlang von Flusstälern, in Kärnten auch an Seen.
Kann lokal recht häufig vorkommen.
Lebensräume:
Stets in unmittelbarer Nähe (Flüsse, Seen, Altarme) von
naturnahen, unverbauten Gewässern anzutreffen, welche einen
hohen Fischreichtum, reich strukturierte Uferzonen (Gebüsch,
Schotterbänke, Totholz, Bruchsteinmauern) und Stillwasserzonen
aufweisen.
Allgemeines:
Sehr scheue und flinke Schlangenart, vom Verhalten ähnlich
der Ringelnatter. Nahrung hauptsächlich Fische, selten auch
Amphibienlarven. Taucht und schwimmt ausgezeichnet, sucht oft
gezielt zwischen Steinen am Gewässergrund ihre Beute. Durch
Gewässerregulierung im Bestand stark bedroht und gebietsweise
bereits völlig verschwunden.
eigene Anmerkungen:
Gluecklicherweise konnten wir auch die Würfelnatter finden
und fangen, was schon einen Monat später schwierig geworden
wäre, da sie sich sobald die Wassertemperaturen steigen, in dieses
zurückziehen und dann nur noch selten an Land anzutreffen sind.
Methodisch-didaktische Überlegungen
Im Laufe unserer Vorbereitungsarbeit konzentrierten wir uns
hauptsächlich auf die phylogenetische Entwicklung der Reptilien und die
Merkmalsunterschiede zwischen Amphibien und Reptilien. Unsere
Überlegungen waren dahingehend, dass die Schüler anhand einfacher
Reptilienmerkmale den Schritt vom Lebensraum Wasser zum Lebensraum
Land verstehen und nachvollziehen können.
Mit Hilfe unserer Plakate (Bestimmungsschlüssel heimischer
Reptilien, phylogenetische Entwicklung der Wirbeltiere unter besonderer
Berücksichtigung der Reptilien) wollten wir den Schülern im Gespräch
(Frage-Antwortspiel)
die
wichtigsten
Reptilienmerkmale
und
Unterscheidungskriterien innerhalb der heimischen Vertreter vermitteln.
Da wir nicht sicher wussten, ob wir überhaupt lebende Exemplare
finden würden, besorgten wir uns Bilder heimischer Reptilien mit kurzen
Aussehens- und Habitatsbeschreibungen. Darauf richteten sich auch unsere
didaktischen Überlegungen (selbständiges Bestimmen und Erarbeiten von
differentialdiagnostischen Merkmalen, Rätsel,....).
Zum Beispiel sollten die SchülerInnen den Unterschied zwischen
Ottern und Nattern anhand eines einfachen Bestimmungsschlüssels und
Abbildungen von Ottern und Nattern erarbeiten. Da es aber gar keine Ottern
in diesem Gebiet gibt und wir schlussendlich nur das vermitteln wollten, was
be- und angreifbar war, verwarfen wir dieses Konzept.
Glücklicherweise und mit tatkräftiger Unterstützung aller
Teilnehmer hatten wir schon nach kurzer Zeit mehr als genug lebendes
Anschauungsmaterial.
Trotz der neuen Umstände (genug lebende Tiere) beharrten wir
anfangs auf unserem Stundenaufbau, der auf unsere Lehrziele abgestimmt
war.
Wie sich jedoch bald herausstellte waren diese Lehrziele für einen
Freilandunterricht nicht praxisnah genug bzw. für Schüler, die das erste Mal
die Möglichkeit haben eine Schlange anzugreifen, nicht geeignet und wir
beschlossen, anhand der gefangenen Exemplare die Reptilienmerkmale im
Seite 62 von 72
Reptilien
Allgemeinen und die verschiedenen Arten und ihre Lebensräume im
Speziellen gemeinsam mit den SchülerInnen zu erarbeiten.
Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse definierten wir unsere Lehrziele
neu:
Schlangen angreifen bzw. Angst davor verlieren
anhand äußerer Merkmale auf Lebensraum und Lebensweise zu
schließen
Beispiel: gekielte Schuppen (Vergleich zw. Würfelnatter und
Äskulapnatter)
Angreifen der Schlangenhaut ⇒ Fühlt ihr einen Unterschied? ⇒
Wie schaut dieser Unterschied aus ⇒ Hinweis auf Schwimmhilfe(Bootskiel)
⇒ Lebensraum Wasser ⇒ Welche Nahrungsquellen ergeben sich daraus? ⇒
Fische, Amphibien
Literatur
www.herpetofauna.at
Arnold, E., Burton, J. : Pareys Reptilien- und Amphibienführer
Europas. 2. Auflage Hamburg, Berlin, 1984
Stichmann,W.,Kretschmar,E.: Der neue Kosmos Tierführer,
Stuttgart, 1996
Cabela, A., Grillitsch, H., Tiedemann, F.: Atlas zur Verbreitung
und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich, Wien,
2001
Wie sich herausstellte, war das Verwerfen des vorbereiteten
Konzepts eine gute Idee und die SchülerInnen und auch die StudentInnnen
dankten es uns mit toller Mitarbeit und enormen Interesse.
Für die nächsten Kurse bzw. angehende oder bereits im Berufsleben
stehende LehrerInnen ist hervorzuheben, dass sich die Marchauen bei guter
Vorbereitung und gutem Zeitpunkt hervorragend zum naturnahen Erarbeiten
des Thema Reptilien eignet (besonders im späten Frühjahr – da die
Äskulapnattern noch nicht auf den Bäumen und die Würfelnattern noch
nicht im Wasser sind und so genügend Anschauungsmaterial gefunden
werden kann).
Mit ein bisschen Routine und Glück lassen sich an einem Tag doch
einige Exemplare fangen.
Hoffentlich können sie von unseren Erfahrungen profitieren und
nützen die Zeit anstatt zum Vorbereiten von Stammbäumen und
Bestimmungsschlüssel mit gründlicher Vorbereitung vor Ort, was ihnen
begeisterte SchülerInnen und einen spaßigen und interessanten Freilandtag
garantiert.
Seite 63 von 72
Ranking
1
2
3
4
5
6
10
44
18
8
2
0
Amphibien
82
10
12
18
10
3
0
Essbare Pflanzen
53
110
8
-
2
-
-
Reptilien
120
lasse 3A – 30 SchülerInnen- (plus 5 Schüler des
Wahlpflichtfaches) des BRG Wr. Neustadt von Dr. Barbara Rauer
5
4
15
10
7
0
Schnecken
41
5
4
21
8
7
0
Tierspuren
45
Vergabe der Ränge bei den Schülern
5
40
18
10
3
0
Urzeitkrebse
76
R A N K I N G D E R S TAT I O N E N
K
zusammengefasst von Judith Schuhböck
1
2
3
4
5
6
Amphibien
2
11
6
4
2
1
Essbare
Pflanzen
2
3
6
5
3
7
Reptilien
22
2
-
1
-
-
Schnecken
1
1
5
5
7
Tierspuren
1
1
7
4
Urzeitkrebse
1
10
6
5
Punkteauswertung
1. Rang = 5 Punkte
4. Rang = 2 Punkte
2. Rang = 4 Punkte
5. Rang = 1 Punkt
3. Rang = 3 Punkte
6. Rang = 0 Punkte
Punkte
Ranking
Rang
Station
1.Plätze bei
Ranking
Punkte
7
1
Reptilien
22
120
7
6
2
Amphibien
2
82
3
1
3
Urzeitkrebse
1
76
4
Essbare Pflanzen
2
53
5
Tierspuren
1
45
6
Schnecken
1
41
Seite 64 von 72
Feedback
Bestätigung (Lehrerin sein macht mit Spaß)
Dass ich mir ganz sicher bin, dass ich Lehrer werden will
Au als tolles Thema für Schule
FEEDBACK
der TeilnehmerInnen
zusammengefasst von Martin Fliegenschnee
Was hat es mir gebracht?
Erste Erfahrungen
Wie ich ein bestimmtes Thema angehen kann (hier speziell die AuÖkologie)
1. Versuch als Lehrer
gute Erfahrung
Erste Erfahrungen mit SchülerInnen
Schulerfahrungen
Sicherheit im Umgang mit SchülerInnen
Sicherheit
Bewusst werden meiner Rolle als Lehrperson
Dass man eine Exkursion aus dem Boden stampfen kann, wenn
man anfangs gar nicht weiß, was man bringen soll
Aus wenig viel machen Viele Anregungen wie ich einen Vortrag
gestalte und auf SchülerInnen eingehe (Flexibilität, Spontaneität,
keep it simple, take home message)
Neue Blickweisen bezüglich dem Unterrichten (bzw. Ziele setzen
und auf diese hinarbeiten, weniger ist mehr, KIS)
Zu sehen, dass Lehrveranstaltungen eine Lockere Atmosphäre
verbreiten, umso mehr, aber ein klares Ziel verfolgen (
insbesondere klar, transparent für StudentInnen)
Ich habe gemerkt, um wie viel mehr es bringt, mit
Anschauungsmaterial zu arbeiten.
Es ist wichtig improvisieren zu lernen
Es ist wichtig flexibler sein zu lernen
Vorfreude auf Berufsausübung
Begeisterung für Natur, Fach Biologie und für die Lehrtätigkeit
Studentische Exkursion
Übungsphase mit StudentInnen war wichtig
Naturerfahrung
Umgang in & mit der Natur
Naturerfahrung zurückerhalten – weg vom Alltag
Tiergruppe kennen gelernt
Faszination erlebt
Viele Tierarten kennen gelernt, man kann mehr essen als man glaubt!
Fachwissen
Viel Wissen über Amphibien, Reptilien,…
Mehr Fachwissen um einzelne Themen
Verknüpfung aller bisher gelernter Teilgebiete
Persönliches
Bestätigung, dass ich fähig bin frei zu sprechen
Motivation zur interessierten Auseinandersetzung mit heimischer Fauna
und Flora.
Schlangenphobie abgelegt
Einfache Lebensweise genießen
Scheu verloren vor „5 Tage ohne Wasser“
Nomenklatur ist nicht wichtig - Funktion und Ökologie interessieren viel
mehr
Soziales
Soziale Kontakte
Bereichernde Bekanntschaft
„Soziales Training“ – Als Gruppe in nicht optimalen Bedingungen
etwas auf die Beine stellen (Auch in der Schule darf man ja nicht
mit optimalen Voraussetzungen für ein Projekt oder ähnliches
rechnen)
Kollegen neu bzw. besser kennen lernen; Kontakte!
Besseres Kennenlernen von vielen netten Leuten!
Namen von KollegInnen gemerkt
Bekanntschaften vertieft
Die Leute in der Gruppe gut kennen gelernt
Seite 65 von 72
Feedback
Bedingungen vor Ort
Bezug zur Natur (angenehm nichts
mitzubekommen)
Unter einfachen Verhältnissen zu leben
von
der
Außenwelt
Prinzipielles
Viel, viel mehr als 1 Semester reine Theorie über den selben Stoff
(solltet so eine Veranstaltung für StudentInnen jedes Jahr anbieten)
Erfahrungsaustausch
Was hätte ich gerne anders gehabt?
Koordination
Bessere Absprache unter den einzelnen Gruppen
Doch eine gewisse Lenkung des „Hier miteinander leben müssen“
Eine klare Einteilung der organisatorischen Dinge (Küche,…) am Anfang
Größere StudentInnen-Gruppen am Sonntag (4 Mal Vortragen hätte als
Übung gereicht)
Probedurchlauf mit StudentInnen
Ablauf absolut nicht signifikant
Reflexion
anderen geduldig zuhören lernen (Reflexion)
Prägnanz bei der Reflexion, anstatt etwas zu „zerreden“ (anfangs war die
Diskussion zu frei – Diskussionsleiter hätte öfter früher eingreifen können)
Es wurde sehr viel reflektiert (besonders am StudentInnen-Tag)
Reflexion (nach StudentInnen) etwas zu lange (Gefühle nicht intensiv
genug um sie lange zu besprechen, eher matt und müde gewesen)
Teilweise kürzere Reflexionsrunden (wenn jede Gruppe eine halbe Stunde
redet, ist das einfach zu viel und man ist am Schluß auch nicht mehr
konzentriert)
Prinzipielles
Information
6 Uhr Tagwache
Ich hätte gerne gewusst, dass bei den StudentInnen auch Kinder
mitkommen (oder vielleicht auch nicht – ich kann’s nicht beurteilen.
Bessere Vorbereitung der Studentenexkursion auf beiden Seiten
(TeilnehmerIn, Zielgruppe, Ziele,…)
Etwas genaueren Zeitplan, um zu wissen wieviel Zeit für Vorbereitung
Was ist offen geblieben?
Unterstützung
Schulgruppe
Bei Bedarf (und der war bei mir anfangs gegeben), ein paar
Anhaltspunkte, was man punkto Au-Ökologie alles behandeln kann. Mir
persönlich ist ein zu offener Rahmen, also nur zu hören zu bekommen –
„Das bleibt ganz euch überlassen, ich mache euch da keine Vorschriften –
etwas zu wenig.
Fachliche Unterstützung von botanischer Seite von Anfang an
Botaniker als BetreuerIn dabei
Studentische Exkursion
Keine StudentInnengruppe bzw. keine gemischte Altersgruppe (von 6 –
55!!)
Übungsphase mit StudentInnen war wichtig; dass eingliedern bzw.
mitmachen der BesucherInnen (Erwachsenen, LehrerInnen, …) hat mich
gestört
Lebende StudentInnen
Vergleich
Wie haben StudentInnen anderer Jahre die durchgemachten Themen
bearbeitet, wie war die Art und Weise des Behandelten im Vergleich zu
meinen Vorstellungen (qualitativ).
Feedback der SchülerInnen/ StudentInnen
Reaktionen der SchülerInnen
persönliches Feedback von SchülerInnen
Bedingungen vor Ort
(Dusche + WC mit Spülung)
Nur so
Wenn wirklich etwas offen geblieben ist, würd mir das glaub ich erst ein
Zeitl später auffallen.
Welches Teilgebiet der Biologie mich am meisten interessiert, weiß ich
nach wie vor nicht.
Prinzipiell
Andere Stationen besichtigen
Seite 66 von 72
Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen?
N AT U R E R FA H R U N G : F Ü H L E N
S TAT T W I S S E N ?
Esoterisch-pantheistische Ansätze in der
Umwelterziehung
von Erich Eder
Vorbemerkung: Dieser Artikel erschien in schulheft nr.103 „Karma
und Aura statt Tafel und Kreide. Der Vormarsch der Esoterik im
Bildungsbereich“, erhältlich bei http://www.schulheft.at/. Ziel des
Artikels, der bereits im Marchegg-Skriptum 2000/2001 abgedruckt
wurde, ist es, Kritikfähigkeit zu schärfen gegenüber postmodernen
Tendenzen zur Irrationalität, ja zum Kitsch. Eine „religiöse“
Komponente im Biologieunterricht halte ich für fehl am Platz.
Keineswegs aber möchte ich mich über Menschen lustig machen, die
schlicht und einfach die Natur lieben – das tu ich doch auch, sonst
hätte ich einen anderen Beruf gewählt! Vielleicht ist das als
Vorbemerkung nötig, um nicht massiv missverstanden zu werden.
Wozu Naturerfahrung
Brauchen Kinder Naturerfahrung - und wenn ja, welche?
„Für manche gilt diese Frage schon als ketzerisch, denn sie
glauben inniger an das Gute in der Natur, als je ein Heiliger an
Gott.“1 Sinn und Zweck der modernen Umwelterziehung ist es, ein
Verständnis für ökologische Zusammenhänge herzustellen und als
daraus resultierendes Fernziel ein verantwortliches Verhalten
gegenüber Natur und Umwelt zu bewirken. Alle Studien weisen
darauf hin, dass Naturerfahrung tatsächlich eine notwendige
Bedingung für jede Art von umweltverantwortlichem Verhalten zu
1
Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5:
52-54.
sein scheint.2 3 – Einer durch multimediale Reizüberflutung
geprägten Jugend die stille, unaufdringliche Schönheit der Natur
zu vermitteln, ist für den Pädagogen von heute tatsächlich eine
Herausforderung: Natur ist in Wirklichkeit viel unspektakulärer, als
es die actionreichen „Universum“-Filme vorgaukeln.
LehrerInnen sind nicht anfälliger für New-Age-Esoterik als
andere Berufsgruppen. Für den Biologie-Unterricht im Freiland gilt
aber ganz besonders, dass mangelndes Grundlagen- und
Detailwissen für „alternative“ Konzepte anfällig macht. Selbst
Biologie-LehrerInnen
verfügen
vielfach
über
mangelhafte
Kenntnisse der heimischen Fauna und Flora und laufen leicht
Gefahr, von unkontrolliert ausschwärmenden Kindern unbekannte
Tiere und Pflanzen apportiert zu bekommen. Da es oft schwer fällt,
ehrlich zu sagen „das kenne ich nicht“, greifen sie vielleicht bei der
nächsten Exkursion auf strukturierte Fühl-, Tast- oder Riechspiele
zurück und lassen die Kinder mit verbundenen Augen Bäume
umarmen... Ein großer Teil der verbreiteten Literatur zum Thema
Naturerfahrung stammt von Nicht-Biologen, und oft hat es den
Anschein, dass konkrete Wissenslücken durch „ganzheitliche“
Spiele und „Naturmeditationen“ kompensiert werden. Die Grenzen
zur Esoterik-Szene werden dabei gelegentlich überschritten, wie
im Folgenden gezeigt werden soll.
Romantik - Kitsch - Esoterik
Die Übergänge zwischen Ästhetik, „Romantik“, Kitsch und
Esoterik sind fließend und nicht immer klar nachvollziehbar. „Für
viele ist es heute sehr schwer geworden, sich noch als Teil der
Natur zu verstehen.“4 Mag sein - dennoch wird ein Buch, das dem
Leser verspricht, „an den Mysterien der Natur teilzuhaben und in
2
Finger, M. 1993. Führt Umweltlernen zu verantwortungsbewussterem Verhalten?
Umwelterziehung 4/5: 18-19.
3
Bögeholz, S. 1999. Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zusammenhang
mit Umweltwissen und Umwelthandeln. Leske u. B. Vlg., Leipzig.
4
Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb.
Seite 67 von 72
Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen?
den Genuss ihrer machtvollen Weisheit zu kommen“, von
aufgeklärten Pädagogen wohl kaum zu Rat gezogen werden. Doch
auch der weltweit bekannteste Naturpädagoge, Joseph Cornell,
spricht in der Einleitung zu seinem Bestseller „Mit Kindern die
Natur erleben“ wörtlich von „Herrlichkeit und Kraft, Mysterium und
Wunder“ der Natur5. Ist die wörtliche Übereinstimmung mit
Vaterunser und Credo ein Zufall? Cornells drittes Buch gibt die
Antwort:
Die Vögel des Himmels
sind meine Brüder,
all die Blumen meine Schwestern,
die Bäume meine Freunde.
Alles, was lebt, die Berge und die Flüsse
sie alle nehm’ ich in Schutz.
Denn diese grüne Erde ist unsere Mutter,
verborgen im Himmel oben ist der Geist.
Ich teile mein Leben mit allen hier;
Sinnsprüche,
Aphorismen
und
Sprichworte
in
geschwungener
Zierschrift
auf
der
einen
Seite,
Ansichtskartenästhetik-Fotos gegenüber - wer kennt sie nicht, die
ungeliebten, kleinen Geschenk-Bücher namens „Freundschaft“
oder „Kleine Weisheiten“, die man entweder so rasch wie möglich
weiterschenkt oder in der Straßenbahn liegen lässt. Doch Cornells
„Wege zur Naturerfahrung“ sind eine nähere Betrachtung wert,
arbeitet doch heute weltweit ein Großteil der Umwelterzieher nach
seinen Konzepten7 8 9.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die
internationale Anerkennung für Cornells Naturerlebnispädagogik
besteht zu Recht. Cornell entwickelte anregende, sinnesbetonte
Spiele10, die als „Eisbrecher“ oft den Einstieg zu Beginn einer
Freiland-Exkursion erleichtern. Die meisten dieser Spiele sind der
Sinneswahrnehmung förderlich und noch nicht als „esoterisch“
einzustufen11. Dennoch misstraue ich Cornells Ansatz des
„intuitiven“ Naturverständnisses. Emotionen sind mit Sicherheit
der wichtigste Faktor menschlichen Handelns, und „nur was man
liebt,
das
schützt
man“.
Doch
in
Analogie
zu
zwischenmenschlicher Liebe erscheinen mir Emotionen als Folge
einer intensiven Auseinandersetzung mit einer Thematik „echter“
als kurzfristig durch charismatische Persönlichkeiten suggerierte
und jedem geb’ ich meine Liebe
und jedem geb’ ich meine Liebe. 6
5
Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children. A parents’ and teachers’ natureawareness guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben). Deutsche Ausgabe 1989.
Ahorn Verlag, Prien.
6
Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to deepen your awareness of nature.
(Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag
an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr.
7
Trommer, G. 1991. Natur wahrnehmen mit der Rucksackschule. Westermann
Schulbuchverlag, Braunschweig.
8
Claussen, C. 1996. Umwelt und Natur erleben, erfahren, begreifen, erhalten 2.
Lehrerhandbuch. Kinder erfahren Umwelt und Natur mit allen Sinnen
(Lernmaterialien). Klett Schulbuch, Stuttgart.
9
Seifert, G., Steiner, R., Tschapka, J. 1999. Zwischen Management und Mandala:
Umweltbildung quer durch Europa - Ein Lese- und Methodenbuch. Forum
Umweltbildung, Wien.
10
Cornell, J. 1989. Sharing the joy of nature. Nature activities for all ages. (Mit
Freude die Natur erleben. Naturerfahrungsspiele für alle). Deutsche Ausgabe 1991.
Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr.
11
Ob sie ökologisch relevante Information vermitteln, darf in einigen Fällen
bezweifelt werden.
Seite 68 von 72
Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen?
Gefühle. Emotionen sind darüber hinaus per „Zwangsbeglückung“
nicht nachhaltig vermittelbar.
Man sieht nur mit dem Herzen gut
Cornell selbst ist sich bewusst, dass „[...]Gefühle allein oft
nicht genug sind, besonders dann, wenn andere sie nicht teilen“
und wie wichtig es ist, sein „intuitives Verständnis der Natur mit
Fachkenntnissen zu untermauern.“ 12 Doch wie ein roter Faden
zieht sich der Grundsatz „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das
Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“13 durch die einschlägige
Literatur und taucht selbst in seriösen Werken unwidersprochen
auf14. Trotz der in weiten Gesellschaftskreisen mittlerweile
stattgefundenen „Heiligsprechung“ Saint-Exupérys sei darauf
hingewiesen, dass diese Haltung alle (selbst von Cornell
geforderten) Fachkenntnisse ad absurdum führt. Immerhin
verdanken wir die wesentlichen ökologischen Erkenntnisse unserer
Zeit
nicht
romantischen
Poeten,
sondern
„trockenen“
Wissenschaftern.
Doch im Sinne der postmodernen Wissenschaftsskepsis und
Beliebigkeit (jeder Mensch hat einen anderen „Zugang“ zur Welt,
den man eben akzeptieren muss) wird Bildung erst
„verantwortbar“, wenn ihr „Bildung des Herzens“ vorangeht, „weil
sie Liebe für alles Sein weckt.“15 Im Namen eines „ganzheitlichen“
Bildungsanspruchs wird die Einbeziehung von Sinnen, Kreativität,
Phantasie, Spiel, ästhetischem Empfinden, Philosophie und (!)
Meditation gefordert. Meditation, Yoga und dergleichen werden
wiederum häufig von Gurus oder sektenähnlichen Organisationen
als Köder für den Mitgliederfang eingesetzt16. Durch die
selbstverständliche Anwendung von Meditationsübungen, vor
allem, wenn diese bereits in frühester Kindheit stattfinden
(„Kraftquellen für Kinder“)17 18 19, besteht die Gefahr, Kinder und
Jugendliche für Beeinflussungen aus der Esoterik-Szene
empfänglich zu machen.
Naturphilosophie und Animismus
Wenn die Bäume unsere Brüder werden20 (und wir zum
Baum) oder die Aura von Kraftorten wahrgenommen werden soll,
ist die Grenze zum Parareligiösen überschritten worden. „Mit den
Wurzeln suche vorsichtig Halt, mit dem Stamm strecke dich
neugierig ans Licht, recke deine Äste und fühle dich wohl. Zweige
schaukeln sanft deine Seele im Wind...leben.“21 – „Wie finde ich
meinen eigenen Kraftort? Wie nehme ich Kontakt zu Naturgeistern
und Elementarwesen auf? Wo steht mein Lebens- und Kraftbaum?“
Und (offenbar wieder ein Tipp für unsere Brüder, die Bäume): „Wie
finde ich Zugang zu den eigenen Wurzeln?“22
Bei einer Herausgeberin der Zeitschrift „Hag und Hexe“
mögen solche „naturreligiöse“ Tendenzen nicht verwundern, aber
12
Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children. A parents’ and teachers’ natureawareness guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben). Deutsche Ausgabe 1989.
Ahorn Verlag, Prien.
13
de Saint-Exupéry, A. 1945. Le petit prince. (Der kleine Prinz). Deutsche Ausgabe
1998. Rauch, Düsseldorf.
14
Fliegenschnee, M. & Schelakovsky, A. 1998. Umweltpsychologie und
Umweltbildung. Eine Einführung aus humanökologischer Sicht. Facultas-Univ.Verl., Wien.
15
Kalff, M. 1994. Was ist Natur- und Umweltpädagogik? In: Kalff, M. (Hrsg.):
Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik - Theoretische Grundlagen und
praktische Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständnis. Ulmer Verlag,
Thuningen.
16
Awadalla, E. 2000. Kraftorte Geldquellen – Österreichischer Sekten- und
Esoterikatlas. Folio Verlag, Wien.
17
Hufmann, S.& Hufmann, S. 1997. Blumen der Sonne. Naturmeditationen mit
Kindern. Kösel, München.
18
Hufmann, S.& Hufmann, S. 1998. Bäume sind Freunde. Naturmeditationen mit
Kindern. Kösel, München.
19
Brunner, R. 1996. Hörst du die Stille? Meditative Übungen mit Kindern. Kösel,
München.
20
Fuhrmann, E. 2000. Mein Freund, der Baum. Humboldt, München.
21
Knelles, S. 1999. Bäume, Freunde fürs Leben. Eigenverlag.
22
Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb.
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Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen?
selbst manche Exponenten der Öko-Szene bekennen sich ganz
öffentlich zu einem neuen Animismus: „Es läuft darauf hinaus, dass
wir die religiöse Dimension, die wir jetzt seit 2000 Jahren an die
Kirche delegiert haben, wieder bewusst in unser tägliches Leben
integrieren.“23 Wen wundert es da noch, wenn selbst
„hochoffizielle“ Stellen wie die ÖGNU oder die Gemeinde Wien
höchst
fragwürdige
„Naturerfahrungs“-Projekte
wie
den
„keltischen“ Baumkreis auf der Himmelswiese unterstützen? Mit
insgesamt (unbestätigten) 40 Millionen Schilling16 (2,9 Mio. EUR)
förderte die Stadt Wien das Projekt des "keltischen Baumkreises".
Vierzig (zum Teil, wie Ölbaum, Feige oder Zypresse, völlig
standortfremde) Bäume zieren mitten im Landschaftsschutzgebiet
Wienerwald die „Himmelswiese“ am Cobenzl. Ein vor rund 40
Jahren erfundenes „Baumhoroskop“ wird dem unbedarften
Besucher als „original keltisch“ präsentiert. Welche Form der
„Naturerfahrung“ soll hier vermittelt werden? Jedenfalls genierten
sich weder der Wiener Bürgermeister, übrigens Biologe, noch der
Präsident des Kuratoriums "Rettet den Wald" und des
Umweltdachverbands ÖGNU, spatenstechend für New-AgeEsoterik zu werben.
Zurück zu Joseph Cornell: „John Muir hat gesagt: ‚Jeder
Gegenstand in der Natur ist ein Leiter von Göttlichkeit’. [...] Wenn
ein Tier, eine Pflanze, ein Fels oder ein schöner Flecken ihre
Aufmerksamkeit weckt, halten Sie und danken Sie still für die
Freude und Schönheit, die Sie fühlen. Sie können [...] das folgende
Gebet benutzen24...“.
Es steht mir nicht zu, solche Naturphilosophie oder
Pantheismus grundsätzlich zu verunglimpfen - doch erscheinen sie
mir wohl eher für den Religions- als für den Biologieunterricht
23
Kennedy, M. 1993. Ökologie als Verführungskonzept. Umwelterziehung 4/5: 2527.
24
Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to deepen your awareness of nature.
(Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag
an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr.
geeignet. Im Sinne religiöser Toleranz muss auf die immer größere
Zahl konfessionsloser SchülerInnen Rücksicht genommen werden!
Auch und gerade Agnostiker sind an intakter Natur und gesunder
Umwelt interessiert, sind sie doch ausschließlich darauf
angewiesen, ihr Heil im Diesseits zu finden...
Tiere und Pflanzen als Brüder und Schwestern zu
bezeichnen, wie im oben zitierten Gedicht „Die Vögel des
Himmels“ (eine ästhetische Wertung sei Berufeneren überlassen),
kann aus unterschiedlichen Motiven heraus geschehen, etwa aus
religiösen. Als Biologe bevorzuge ich die evolutionäre Deutung:
Alles Leben stammt von gemeinsamen Vorfahren ab. Kann nicht
das Staunen über ein selbstorganisiertes System, dessen enorme
Vielfalt nur aus dem Spiel von Zufall und Selektion entstanden ist,
ein viel größeres sein als die verordnete „Ehrfurcht“25 vor einer
willkürlichen Schöpfung? Aufgeklärte Ver- und Bewunderung bei
den SchülerInnen zu wecken, sollte unser Ziel sein, um frei
denkende Menschen heranzuziehen, die der Natur und ihren
Mitlebewesen mit Respekt und Verständnis, durchaus auch mit
Emotionen, aber ohne sentimentale Ehrfurcht begegnen.
Nur wirklich fundiertes Wissen kann ein tieferes
Verständnis für die Schutzwürdigkeit von Ökosystemen schaffen:
„Der ‚naturschützende Mensch’ [kann] auch selbst zum
Gefährdungsfaktor für die Natur werden [...] durch Maßnahmen, die
aus mangelnder Grundkenntnis der ökologischen Zusammenhänge
zwar gut gemeint, aber falsch angesetzt sind“26. Unreflektierte
„Baumliebe“ führte in Perchtoldsdorf bei Wien zur absurden
Situation, dass sich eine Bürgerinitiative „Rettet die Föhren“
formierte, obwohl die geplanten Fällungen im Rahmen von
25
Es stellt sich die Frage, ob ein Gefühl wie die „Ehrfurcht“ in einer demokratischen
Gesellschaft überhaupt noch wünschenswert sein kann.
26
Hillenbrand, M. 1993. Der Mensch als Faktor im Naturschutzgeschehen. In:
Schahn, J. & Giesinger, T. (Hrsg.): Psychologie für den Umweltschutz.
Psychologie-Verl.-Union, Weinheim: 163-171.
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Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen?
Naturschutzmanagement-Maßnahmen stattfanden (Erhaltung des
Trockenrasen-Charakters der Perchtoldsdorfer Heide).
Natur, Kultur und Bildung
Sind die weisen Sprüche der Navajo, Hopi oder Winnebago
Indianer, in geschwungenen Lettern auf Hochglanz gedruckt, noch
ihrer ursprünglichen Intention, ihrem kulturellen Kontext gerecht?
Liefern sie auch nur ansatzweise Lösungsansätze für unsere
ökologischen Probleme? Wie weit kann Erleben und Erfahren von
Natur in Amerika überhaupt auf europäische Verhältnisse
umgemünzt werden?
„Die ausgefeiltesten Programme, die ich kenne, stammen
von amerikanischen Nationalparkpädagogen. Doch nirgends habe
ich einen größeren Widerspruch zwischen Anspruch und Handeln
erlebt: Auch in Naturschutzzentren kommt Nachdenklichkeit über
den energieverschwendenden ’American Way of Life’ nicht auf.“27
Der suggestive Eindruck von „Unberührtheit“ der riesigen
amerikanischen Nationalparks, wie er in Naturfilmen ausgiebig
strapaziert wird, kann bei uns nicht vermittelt werden. „Es gibt
kaum noch unberührte Natur, daher sind Naturerfahrungen somit
auch Kulturerfahrungen. Und auch Natur ist nicht für jeden allzeit
Paradies, Ganzheit und Glück.“ 28 Doch dieses scheinbare Manko
Mitteleuropas ist auch eine Chance, die wir Joseph Cornell & Co.
voraus haben: Wir können vielerorts auf Jahrtausende
kontinuierlicher Siedlungstätigkeit29, Landwirtschaft30 und Jagd
27
Linder, W. 1993. Wozu Naturerfahrung? Umwelterziehung 4/5: 20-21.
Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5:
52-54.
29
Stillfried an der March ist z.B. seit der Jungsteinzeit kontinuierlich besiedelt. Im
Weinkeller der Familie Klotz sind Mammutknochen und eiszeitliche Feuerspuren zu
besichtigen.
30
Im Nationalpark Seewinkel wird vom Naturschutzmanagement zur Erhaltung des
pannonischen Steppencharakters auf die traditionelle Hutweidenwirtschaft
28
zurückgreifen, die teils im Einklang mit den natürlichen
Ressourcen, teils im Kampf gegen die Unbilden der Natur unsere
heutige Landschaft mitgeprägt haben, ohne das abgenutzte
Klischee der unberührten Wildnis oder des „edlen Wilden“ à la
Winnetou31 aufwärmen zu müssen. Wir müssen im Umgang mit der
Natur meist nicht gegen Hygiene-Wahnvorstellungen ankämpfen
und auch nicht aus juristischen Gründen langatmige Hinweise auf
potentielle Gefahren verlesen...
Die meditativ-esoterische Naturwahrnehmung Cornells und
vieler anderer Autoren kann letztlich auch als Folge des Verlustes
eines
selbstverständlichen,
unvoreingenommenen
Zugangs
betrachtet werden. Wer (wie der Autor) als Kind Staudämme in
Bächen gebaut hat, Steinkrebse und Bachforellen mit der Hand
gefangen (und womöglich noch am Ufer zubereitet) hat und dank
unmittelbarer persönlicher Erfahrung Insekten bereits am
Einstichschmerz bestimmen kann, wird ein tieferes Verständnis für
die Natur besitzen als jene, die in Meditationsübungen letztlich
doch nur ihre innere Erlebenswelt nach außen projizieren.
Im neuen Lehrplan für Biologie und Umweltkunde (Lehramt)
an der Univ. Wien ist seit 2001 erstmals (!) ein FreilanddidaktikPraktikum verpflichtend. Das Feedback der TeilnehmerInnen auf
diese Lehrveranstaltung, in der fachliche Grundlagen und
didaktische Fähigkeiten erlernt und/oder vertieft werden, ist
durchwegs positiv32. Die meisten haben hier zum ersten Mal
zurückgegriffen. Die Artenvielfalt im Seewinkel ist nicht zuletzt auf die
menschliche Nutzung zurückzuführen.
31
Bear Heart 2000. Der Wind ist meine Mutter. Leben und Lehren eines
indianischen Schamanen. Lübbe, Berg.-Gladbach.
32
Am Lagerfeuer kam es zu fortgeschrittener Stunde auch schon zu Diskussionen
über esoterische Praktiken, worauf ich den StudentInnen spontan das spektakulär
wirkende Gehen auf glühender Holzkohle beibrachte - ein einfaches physikalisches
Phänomen, das von Gurus oft als „höchste psychische Konzentration“ und
Körperbeherrschung vermarktet wird. Ein Teil der Exkursionsteilnehmer wird diese
Aufklärungsarbeit womöglich an der Schule fortsetzen - ein wichtiger
Multiplikatoreneffekt...
Seite 71 von 72
Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen?
Kontakt zu SchülerInnen, stehen erstmals vor dem Problem, ihr
Wissen (und nach Möglichkeit ihre Begeisterung) weiterzugeben.
Vielen Jugendlichen fehlt tatsächlich jedes Gefühl für natürliche
Zusammenhänge; damit verbunden ist oft eine Gleichgültigkeit
gegenüber der Natur. „Aha-Erlebnisse“, etwa angesichts der
„technischen“ Problemlösung des Unterwasserlebens bei
luftatmenden Insekten können solche SchülerInnen aus ihrer
Lethargie holen, ja sind vermutlich sogar eine nachdrücklichere
Erfahrung für die meisten als eine meditative „Harmonie mit
Naturwesen“33.
Aber schon das einfache Fangen und Angreifen von Tieren,
besonders wenn es zunächst, etwa bei Fröschen und Schlangen,
mit einer gewissen Überwindung verbunden ist, kann
SchülerInnen jeder Altersgruppe begeistern- sofern die Aktivitäten
nicht „verordnet“ sind: „Der Wert von Naturerfahrung besteht für
Kinder vor allem in der Freiheit, die sie vermittelt. Die besten
Spielorte für Kinder sind die, in denen sie ihre Anliegen quasi
nebenbei
austoben
können.
Dabei
sind
pädagogische
Arrangements überflüssig.“ 34
33
Braunroth, E. 1998. In Harmonie mit den Naturwesen in Garten, Feld und Flur.
OLV, Xanten.
34
Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5:
52-54.
Erich Eder ist Lehrbeauftragter für Freilanddidaktik an der Universität Wien und im
Rahmen eines EU-LIFE Projektes an der Ausbildung von Naturführern in den
March-Auen beteiligt.
Korrespondenzadresse: Institut f. Zoologie, Althanstr. 14, 1090 Wien.
http://mailbox.univie.ac.at/Erich.Eder
Seite 72 von 72
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