marchegg 02 e.eder, m.fliegenschnee & w.hödl – skriptum im rahmen der lehrveranstaltung freilanddidaktik DIE TEILNEHMERINNEN SS02 1. Ursula Fraunschiel 2. Sophie Fraunschiel 3. Stephanie Eder 4. Gabi Sageder 5. Erich Eder 6. Irene Mittendorfer 7. Alice Viktorin 8. Moni Dittami 9. Jürgen Schmidt 10. Bernhard Schaefer 11. Kathrin Flöck (damals noch Kampichler) 12. Corinna Svoboda 13. Ann-Kathrin Fischer 14. Walter Hödl 15. Martin Fliegenschnee 16. Lukas Planteu 17. Christian Bertsch 18. David Eichinger-Wimmer 19. Günther „Reinhard“ Rille 20. nicht auf dem Bild: Katrin Lenk (s.S.12 !) Inhalt I N H A LT Die TeilnehmerInnen SS02........................................................ 2 Inhalt ............................................................................................ 3 Die Pflanzen der Au .................................................................... 4 Tierspuren (1) ............................................................................ 14 Tierspuren (2) ............................................................................ 25 Ökologie der Marchauen.......................................................... 29 Phantasiereise........................................................................... 33 Weichlinge................................................................................. 35 Urzeitkrebse .............................................................................. 40 Amphibien ................................................................................. 45 Reptilien..................................................................................... 56 Ranking der Stationen.............................................................. 64 Feedback ................................................................................... 65 Naturerfahrung: Fühlen statt Wissen?................................... 67 Seite 3 von 72 Die Pflanzen der Au DIE PFLANZEN DER AU – mit besonderer Berücksichtigung der essbaren A von Irene Mittendorfer und Katrin Lenk ls Kontrast zu dem stark faunistischen Schwerpunkt unseres Freilandaufenthaltes haben wir uns damit auseinandergesetzt, mit welchen Bedingungen Pflanzen in den Augebieten astatischer Gewässer vorfinden und welcher Florentyp sich daraus ergibt. Im Vorfeld zur Freilanddidaktik muss man sich überlegen, welche Methoden man verwendet um den Schülern das zugeteilte Thema möglichst zielführend zu vermitteln. Unser primäres Anliegen war, dass alle Beteiligten, also sowohl die Schüler als auch wir, im Grunde Spaß am Arbeiten und Lernen haben sollten. Pflanzen sind Kindern nicht leicht zugänglich zu machen, schon gar nicht, wenn im direkten Umfeld andere interessante Objekte darauf warten entdeckt zu werden. In der Vorbereitung beschlich mich das Gefühl, dass es nicht einfach werden würde, Pflanzen als interessant darzustellen, wenn ums Eck echte Schlangen in die Hand genommen werden können. Ich sollte mich täuschen. Der Zugang zur Flora der Au sollte den Schülern leichter gemacht werden, indem sie selbst zusammenfassen, was sie schon über Auvegetation und ihre Eigenschaften wissen. Dazu wurde ein Standort mit Blick über den Tümpel hinter dem Haus gewählt. Über Frage und Antwort erarbeiteten die Schüler, dass Pflanzen hier einen feuchten, nährstoffreichen Boden vorfinden und diese Eigenschaften zu schnellem Wachstum nutzen. Jedoch sind die regelmäßigen Überschwemmungen und die damit auftretende Staunässe des Bodens ein Faktor, der gewisse Anpassungen erfordert. Entweder haben die Pflanzen Strategien entwickelt um Überschwemmungen einfach auszuhalten, indem die Wurzeln bei Sauerstoffmangel nicht verfaulen, oder sie sind fähig nach Überschwemmungen rasch neu auszutreiben und sich schnell zu regenerieren. Aufgrund des hohen Nährstoffund Wasserangebotes ist es möglich, dass die Pflanzen der Auen großen Mengen an Biomasse entwickeln. Deshalb sind viele landwirtschaftliche genutzte Pflanzen in ihrer Wildform eigentlich Aupflanzen (Apfel, Kirsche, Ampfer, Brennnessel, Rapunzel, Laucharten…). Um die Pflanze zum Erlebnis zu machen, beschlossen wir den bewährten Weg der Auküche einzuschlagen. Nicht nur, dass dieser erprobt war, Aupflanzen eignen sich mehr als manch andere hervorragend zum Kochen. Also war es eine beschlossene Sache den Schülern nach einer grundlegenden Einführung in diverse Pflanzen verschiedene Gerichte derselben anzubieten. Welche das sein sollten musst natürlich schon vor Antritt der Exkursion feststehen, damit es dann nicht vor Ort an der nötigen Ausrüstung und den wichtigsten Zutaten mangelt. Die Auswahl der Rezepte war nicht leicht, auch wenn das Internet eine Fülle an Vorschlägen bietet. (z.B.: www.hexenkueche.de und www.un-kraut.de) Problematisch war vor allem die Tatsache, dass wir den Standort unserer Station in den Marchauen nicht kannten und daher nicht mit Sicherheit wussten, welche Pflanzen wir finden würden. Schließlich einigten wir uns auf Rezepte mit ganz typischen Pflanzen, von denen man annehmen sollte, dass sie mit ziemlicher Sicherheit und in größeren Mengen vorhanden sein mussten. Zur weiteren Vorbereitung wurden Bestimmungsbücher, Plakatpapier, Stifte, Wasserfarben und Klebebänder mitgenommen. Nach dem ersten Lokalaugenschein konnten wir festlegen, welche Pflanzen Verwendung in unserem Programm finden könnten. Wir wählten bewusst keinen systematischen oder ökologischen Schwerpunkt, sondern konzentrierten uns auf Besonderheiten wie Vitamingehalt, Giftstoffe, besondere Seite 4 von 72 Die Pflanzen der Au Wuchsformen, oder wichtige Verwendungen. Die tatsächlich vorgestellten Pflanzen werden im Anschluss kurz beschrieben. Rapunzel, die besprochen. Sommer-Knotenblume und die Ufersegge Zur Vorstellung der einzelnen Pflanzen wählten wir mehrere Methoden, um möglichst vielen Aufnahmetypen gerecht zu werden. Zunächst waren mit einer Ausnahme alle Pflanzen als Objekt vorhanden. Einzig das Maiglöckchen konnten wir nicht zur Verfügung stellen, da der Standort nicht zugänglich war. Auf die Erwähnung wollten jedoch nicht verzichten, da Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose im Vergleich besprochen wurden um ihre häufige Verwechslung mit oft letalen Folgen aufzuzeigen. Neben dem Anschauungsmaterial fertigten wir Plakate an, die die wichtigsten Punkte und Pflanzen unseres Vortrages zusammenfassen sollten. Schließlich erfolgte die Bearbeitung des Themas nicht nur im Frontalvortrag, sondern vorwiegend über das beliebte „Frage-Antwort-Spiel“. Gerade bei jüngeren Schülern ergibt sich daraus ein oft interessantes Gespräch. Irene schloss daran vor allem die wirklich klassischen Speisepflanzen wie Hopfen, Löwenzahn, Bärlauch (mit Herbstzeitlose und Maiglöckchen), aromatischen und wilden Kerbel an. Den Abschluss bildete eine Verkostung der Ausuppe, eines Hopfensprossensalates und zweier Aufstriche (Bärlauch oder Vogelmiere) mit am Lagerfeuer gebackenem Steckerlbrot. Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte ihrer Wirklichkeit (Johann Wolfgang von Goethe) Als Ort unserer Präsentation wählten wir die Fensterreihe entlang des Hauses. Zum einen ließen sich hier die Plakate hervorragend an den Fenstern anbringen, wir waren sowohl sonnen- als auch windgeschützt (bessere Haltbarkeit des Pflanzenmaterials), von den anderen Gruppen akustisch und optisch abgeschirmt und hatten sowohl Küche als auch Feuerstelle in unserer Nähe. Einziger Nachteil unseres Standortes war vielleicht die wenig einladende Optik der Bahnböschung, es zeigte sich aber, dass dies kaum von jemandem wahrgenommen wurde. Schließlich teilten wir unser Programm noch in 3 Teile, um uns beim Vortrag nicht gegenseitig ins Wort zu fallen. Katrin begann zunächst mit einem allgemeinen Teil über die Situation der Pflanzen an einem Austandort. Dabei wurden am Tümpel stehend Vor- und Nachteile des Wasserüberangebotes und die Beschaffenheit des Aubodens besprochen. Auf dem Weg zum Haus fielen dann schon die Vogelmiere und das Klett-Labkraut ins Auge. Schließlich wurden hinter dem Haus noch Scharbockskraut, zwei Laucharten, die Waldrebe, das Veilchen, der Löwenzahn, die Seite 5 von 72 Die Pflanzen der Au Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) Ranunculaceae Beschreibung: Kommt auf feuchten Lehmböden, insbesondere in Auwäldern und feuchten Laubwäldern vor. Es handelt sich um ein mehrjähriges Kraut mit herzförmigen Blättern und gelben Blüten (ab März bis Mai), das bis zu 30 cm hoch werden kann. Wissenswertes: Die jungen Blätter des Scharbockskrauts sind reich an Vitamin C und erscheinen bereits zu Beginn des Frühlings. Die Pflanze galt daher zu recht als Heilmittel gegen Skorbut (Name). Etwa ab der Blütezeit bildet sich in den Blättern Protoanemonin, jedoch in geringerer Menge als in anderen Hahnenfußgewächsen. Dennoch sollte es sobald es blüht nicht mehr gegessen werden. Protoanemonin: Summenformel: Molmasse: LD50 (Maus): Vogelmiere (Stellaria media) Caryophyllaceae Beschreibung: Zartes biegsames am Boden kriechendes Kraut mit kleinen weißen Blüten. Bevorzugt lockeren, humosen Boden und wächst auch unter Schnee weiter. Wissenswertes: Die Samen dienen Vögeln als Futter ( Name). Enthält Saponine, Mineralien, Vitamin C und A, Kieselsäure, Kalium, Phosphor, Magnesium und Kupfer. Die Pflanze kann wie Salat oder Spinat verwendet werden und war in früherer Zeit eine gebräuchliche Gemüse- und Heilpflanze. C5H4O2 96,1 g/mol 190 mg/kg (i.p.) Seite 6 von 72 Die Pflanzen der Au Klett-Labkraut (Galium aparine) Rubiaceae Beschreibung: 60-200cm klimmende Pflanze, vierkantiger Stängel mit rückwärtsgerichteten Stacheln behaart, die Frucht ist kugelig und hakenborstig ( Epizoochorie). Wissenswertes: Die Pflanze spart sich Festigungsgewebe, indem sie sich an anderen Pflanzen hochzieht. Sie stützt sich also bei anderen Pflanzen ab, was man auch daran erkennt, dass der Stängel unten dünner ist als oben. Waldrebe (Clematis vitalba) Ranunculaceae Beschreibung: Die Gemeine Waldrebe ist eine Kletterpflanze und erreicht eine Höhe von 3- 8 m. 5 - 7 weiße Blüten stehen in einem rispigen Blütenstand, auffällig sind die abstehenden langen Staubgefäße. Die Blütezeit ist von Juni - Juli. Die herzförmigen Blätter sind gegenständig und unpaarig gefiedert. Im Herbst überziehen die wolligen Fruchtstände die ganzen Gebüsche. Die Waldrebe wächst an Gebüschen und Waldrändern und sie braucht lockere, nährstoffreiche Lehmböden. Wissenswertes: Wie die vielen anderen Hahnenfußarten enthält sie das Gift Protoanemonin (Abb. s. Scharbockskraut). Deshalb verursacht der Waldrebensaft Entzündungen auf der Haut. Bei innerer Aufnahme erfolgen Entzündungen im MundRachenbereich, es kommt zu Erbrechen und Durchfällen sowie zu Störungen des Nervensystems. Die Pflanze wurde früher von Bettlern benutzt, um durch ihren ätzenden Saft Geschwüre und Hautentzündungen hervorzurufen, was Mitleid und entsprechende Spendenfreudigkeit erregen sollte Rapunzel (Valerianella locusta) Valerianaceae Beschreibung: Bis zu 30cm hohes Kraut mit grundständiger Blattrosette. Die Blüten sind unscheinbar bläulich. Seite 7 von 72 Die Pflanzen der Au Wissenswertes: Die jungen Rosetten diese frostresistenen Pflanze werden als Salat verwendet (Vogerlsalat, Feldsalat). Im Frühjahr werden zahlreiche Blütensprosse gebildet. Der Geschmack beruht auf ätherischen Ölen. Ufer-Segge (Carex riparia) Cyperaceae Beschreibung: Die Ufersegge ist eine ausdauernde Pflanze, die lange unterirdische Ausläufer bildet. Die Sprossachse ist wie für Seggen typisch scharf dreikantig. Die Stängel werden 60-200 cm hoch und 3-5 mm dick. Als Standorte bevorzugt sie humose, meist kalkhaltige, nährstoffreiche Böden; Großseggengesellschaften, Uferzonen stehender und fließender Gewässer. Somit ist sie für den Standort Au eine sehr typische Pflanze. Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum) Amaryllidaceae Beschreibung: Pflanze 40-60 cm hoch, ausdauernd. Stängel hohl, zweischneidig, 3-7 blütig. Laubblätter breitlineal, bis 50 cm lang, 3- 20 mm breit, oben stumpf. Hochblattscheide 30-50 mm lang, Blütenstiele nickend. Perigonblätter weiß, breit-länglich, 1015 mm lang, an den Spitzen mit grünlich-gelbem Fleck. Blütezeit: April bis Mai Die SommerKnotenblume wächst auf wechselnassen, zeitweise überschwemmten, nährstoffreichen, humosen Tonund Lehmböden in nassen Wiesen, Auenwäldern, in Gräben oder entlang von Kanälen. Man findet sie entlang von Seitenarmen der Donau, wie z.B. an der March. Wissenswertes: Dieser Zwiebelgeophyt wächst in größeren Gruppen. Die Früchte sind schwimmfähig und werden über das Wasser verbreitet (periodische Überflutungen). In nährstoffreichen Böden kann sich die Art ohne Konkurrenz schnell vermehren. Sie ist gut kultivierbar, die Vermehrung über Samen und vegetativ über Seitenzwiebeln ist einfach. Die Sommerglockenblume ist ein Wärme liebendes südeuropäisch-westasiatisches Florenelement; von Südosteuropa geht sie ostwärts bis in die Türkei, isoliert auf Krim und in den Kaukasus. Seite 8 von 72 Die Pflanzen der Au Veilchen (Viola odorata) Violaceae Maiglöckchen (Convallaria majalis) Liliaceae Beschreibung: 5-10cm hohe Pflanze mit oberirdischen Ausläufern. Die Blätter sind herzförmig und langgestielt. Die Blüten sind dunkelviolett und stark duftend. Wissenswertes: Verwendung als Hustenmittel, schleimlösende Wirkung. Bärlauch (Allium ursinum) Alliaceae Beschreibung: lanzettförmige, nach Lauch riechende Blätter. Die weißen Blüten sind in einer Scheindolde angeordnet. Wissenswertes: Verwendung als Salat, Suppe und Aufstrich (siehe Rezept). Wichtig zu wissen ist, dass der Bärlauch leicht mit dem giftigen Maiglöckchen und der Herbstzeitlose zu verwechseln ist. Unterscheidungsmerkmale: Bärlauch Maiglöckchen Herbstzeitlose Scheindolde Traubiger Blütenstand Krokusähnliche Blüte lila Lauchgeruch Geruchlos Geruchlos Dreikantiger Stängel Runder Stängel Pflanze mit Knolle Blatt glänzt oben Blatt glänzt Unterseite auf Blatt mit der aufgeblasenen Frucht erscheinend Beschreibung: Dieses bis zu 20 cm hohe Kraut mit ausdauerndem Wurzelstock besitzt glattrandige parallelnervige Blätter, die im Unterschied zu den Blättern des Bärlauchs auf der Unterseite glänzen. Die weißen Blüten sind in einer hängenden Traube angeordnet und treten ab Mai auf. Wissenswertes: Getrocknete Blüten des Maiglöckchens verursachen Niesreiz. Aufgrund dieser Eigenschaft wurden Sie dem Schneeberger Schnupftabak beigefügt. Man glaubte, dass durch den Verlust von Schleim schädliche Stoffe ausgeschieden würden. Das Maiglöckchen enthält bis zu 0,7% Glykoside (Cardenolide). Hauptglykoside sind die k-StrophantidinAbkömmlinge Convallatoxin und Convallosid. Convallatoxin: Summenformel: C29H42O11 Molmasse: 566,6 g/mol LD50 (Katze): 0,07 mg/kg (i.v.) Seite 9 von 72 Die Pflanzen der Au Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) Liliaceae Beschreibung: Sie kommt auf feuchten Wiesen vor und ist eine 10-25 cm hohe, ausdauernde Zwiebelpflanze mit rosa bis violetten Blüten, die zwischen August und Oktober auftreten. Die Blätter sind schmallanzettlich und treten im Frühjahr gemeinsam mit den Fruchtständen auf. Wissenswertes: Das in der Herbstzeitlose enthaltene Colchicin spielt eine wichtige Rolle bei der Züchtung von Nutzpflanzen. Colchicin ist ein so genanntes Mitosegift, d.h. es verhindert die Zellteilung. Daraus resultiert die Bildung von Zellen mit doppeltem Chromosomensatz. Solche Pflanzen werden als diploid bezeichnet. Moderne Weizensorten sind sogar hexaploid. Colchicin ist der im Wesentlichen für die Giftwirkung der Herbstzeitlose verantwortliche Bestandteil. Den höchsten Gehalt haben die Blüten mit bis zu 2%, gefolgt von den reifen Samen mit bis zu 1,5% Alkaloid. Colchicin kann auch noch im Heu nachgewiesen werden, ist aber sehr lichtempfindlich. Colchicin: Summenformel: C22H25NO6 Molmasse: 399,4 g/mol LD50 (Ratte): 1,6 mg/kg (intravenös) Brennnessel (Urtica dioica) Urticaceae Beschreibung: Die Brennnessel bevorzugt stickstoffhaltige feuchte Böden und ist daher nicht nur in der Au, sondern auch an vielen Ruderalstandorten anzutreffen. Sie wird bis zu 150 cm hoch, mit herzförmigen, grob gesägten Blättern. Die zweihäusigen Pflanzen blühen von Juni bis Oktober. Wissenswertes: Brennnesseln sind reich an Chlorophyll und dienen folglich als Rohstoff für die industrielle Chlorophyllgewinnung. Früher wurden sie auch als Faserpflanzen (Nesselgarn) verwendet. Als Gemüse verwendet sind sie eine schmackhafte Alternative zu Spinat. In der Brennnessel wurden Acetylcholin, Histamin und Serotonin gefunden. Es ist allerdings noch nicht gesichert, ob diese Verbindungen (insbesondere Histamin) für den Juckreiz verantwortlich zeichnen. Acetylcholin: Summenformel: C7H16NO2 Molmasse: 146,2 g/mol Seite 10 von 72 Die Pflanzen der Au Rezepte Histamin: Summenformel: C5H9N3 Molmasse: 111,1 g/mol LD50 (Maus): 2000 mg/kg (s.c.) Sauerampfer-Kerbel-Suppe in Variation Sauerampfer als Brennnessel-Kerbel-Suppe mangels Zutaten: 50g Sauerampfer, 25g Kerbel, 50g Butter, 2 EL Mehl, 1 Liter Suppe, 3 Eigelb, 2 EL Rahm, Salz, Muskat Serotonin: Summenformel: C10H12N2O Molmasse: 176,2 g/mol Zubereitung: Einbrenn aus Butter und Mehl; die feingehackten Kräuter kurz mitdünsten, mit Suppe aufgießen und 10 Minuten kochen lassen. Eigelb mit Rahm verrühren und in die nicht mehr kochende Suppe einrühren; mit Salz und Muskat abschmecken Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) Apiaceae Löwenzahn mit Stampferdäpfel Beschreibung: Bis zu 1,5 m hohe Pflanze mit gefiederten Blättern und rübenartiger Pfahlwurzel. Der Stängel ist hohl und kantig gefurcht. Blütenstand ist eine Doppeldolde. Im Vergleich zum echten Kerbel ist er grobgliedriger, dunkler grün und hochwüchsiger. in Variation statt Löwenzahn Hopfen, da kaum junge Löwenzahnblätter zu finden waren Wissenswertes: Enthält Xanthotoxin, phototoxische Reaktion hervorrufen kann. welches eine Echter Kerbel (Anthriscus cerefolium) Apiaceae Beschreibung: Aufbau der Blüte ist ebefalls eine Doppeldolde. Blätter sind fein gefiedert und ihre Färbung ist heller grün als der Wiesen-Kerbel. Wissenswertes: Verwendung der Laubblätter als Gewürz, da es reich an ätherischen Ölen ist (beim Zerrreiben Geruch nach Anis). Zutaten: 750g mehlige Erdäpfel, ½ Liter Suppe, 250g Löwenzahn, 2 EL Essig, 2 EL Öl, 1 Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskat Zubereitung: Erdäpfel waschen, schälen, kochen und grob zerstampfen, dabei heiße Suppe unterrühren; Löwenzahn waschen, abtropfen lassen und in Streifen schneiden; Marinade aus Essig, Zwiebel, Salz, Muskat und einem Schuss Öl dazu; Anschließend das Ganze mit dem Löwenzahn unter die Erdäpfel mischen. Bärlauchaufstrich aus frischen Bärlauchblättern, Topfen, Rahm, Salz, Pfeffer. Seite 11 von 72 Die Pflanzen der Au Literaturverzeichnis und Quellen aus dem Internet: Vogelmierenaufstrich aus Blättern der Vogelmiere, etwas Hüttenkäse, Zwiebel, Salz, Pfeffer, Muskatnuss. Gundelrebe, Steckerlbrot Für 1kg Mehl, 3 Pkg. Trockengerm, 1 TL Salz, 1 TL Zucker und ½ l Wasser vermengen und zu einem glatten Teig kneten. Etwa 1 Stunde an einem warmen Ort zugedeckt gehen lassen. Aus dem Teig lange Rollen formen (Durchmesser 2-3 cm) und um das Ende eines Steckerls wickeln. Über der heißen Glut ca. 10-15 Minuten backen. Aichele, Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas – Kosmos, Stuttgart (1997) Adler, Oswald, Fischer: Exkursionsflora von Österreich – Ulmer, Stuttgart (1994) Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen-Pflanzengifte – Nikol, Hamburg (1994) Schauer, Caspari: Der große BLV Pflanzenführer – BLV, München (2001) www.botanikus.de www.hexenkueche.de www.un-kraut.de http://www.giftpflanzen.com/ http://www.botanikwelt.de http://www.wuerzkraut.de http://www.unibas.ch/botimage/ Die Kinder beim genussvollen Verspeisen der Steckerlbrote. 2.v.l.: Katrin Lenk Seite 12 von 72 Die Pflanzen der Au Reflexion: Nach diesen fünf lehrreichen und lustigen Tagen in der Au stellt sich nun die Frage, was wir dazugelernt haben und was wir nächstes Mal anders machen werden. Auf jeden Fall möchten wir uns die Flexibilität bewahren. Anstatt punktuellem Abhandeln von Themen ist es wichtig spontan auf Fragen einzugehen und Zusammenhänge aufzuzeigen. In Zukunft werden wir mehr Mut haben vom Konzept abzuweichen. Da die Kinder eine Schule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt besuchen, funktionierte die Methode des „FrageAntwort-Spiels“ recht gut. Durch geschickt gestellte Fragen und kleine Tipps konnten sie sich vieles selbstständig erarbeiten. Man merkte auch sofort, dass sie mit der Lehrerin das Thema Au vorbereitet hatten und so schon ein wunderbarer Grundstock für uns da war, auf den wir aufbauen konnten. Die Schüler freuten sich, wenn sie eine vorgestellte Pflanze erkannten und waren dann umso interessierter, was es denn nun mit diesem Gewächs auf sich hat. Naturerfahrungen sind für Schüler ein wichtiger Ausgangspunkt für Wissen, Bewerten und Handeln. Es ist erwiesen, dass Kinder mit solchen Erfahrungen eine bessere Artenkenntnis haben und höher motiviert sind, umweltgerecht zu handeln. (aus Bögeholz 1999) Naturerfahrungs dimensionen Beispiele freilandtypischer Naturerfahrungen Ästhetik • Riechen an Duftpflanzen Echter Kerbel, Bärlauch) Ökologie • Erarbeiten des Zusammenhangs Auboden – Auvegetation Erlebnis • Verkostung verschiedener Pflanzen – die Küche in der Au (Veilchen, Unsere kulinarischen Schmankerl erfreuten sich großer Beliebtheit. Gleichzeitig konnten wir die Kinder überprüfen, ob sie die vorgestellten Pflanzen wiedererkennen, indem wir sie die Namen der soeben verspeisten Pflanzen wiederholen ließen. Das funktionierte sehr gut und so eröffneten sich für sie zwei Aspekte der erkundenden Naturerfahrung: Das erworbene Fachwissen, die biologische Vielfalt einerseits - und die geschmackliche Vielfalt andererseits. Wir haben die Besonderheiten und Vielfalt der Auvegetation aufgezeigt und wollten unter anderem die Wahrnehmung der Schüler hinsichtlich der Biodiversität und ihrer Erhaltung schulen. Vielleicht haben wir dadurch einen neuen Zugang zum Umweltbewusstsein geschaffen: Naturschutz geht durch den Magen! Seite 13 von 72 Tierspuren (1) unlängst ausgetrocknete Wasserpfützen mit einer dünnen, feinen Schlammschicht auf einer festen Unterlage. TIERSPUREN (1) M von Alice Viktorin eine Erwartungen dieser Exkursion gegenüber waren nicht sehr hoch, da ich mir eine Steigerung zu der KML Exkursion nicht vorstellen konnte. Doch es war tatsächlich so, diese Exkursion wurde noch genialer: Zunächst einmal war das Quartier (die Sanitäranlagen, die kulinarische Verköstigung- Steckerlbrot etc., „Stromversorgung“ – Diashow,...) an sich schon ein riesiges Abenteuer, das man unbedingt einmal erleben muss. Zum anderen haben alle Personen, die zugegen waren, wesentlich zu einer so gelungenen Exkursion beigetragen. Und zu guter Letzt hat die Art der Exkursion ( eigenständiges Sammeln von Material bzw. Unterrichtsstoff, absolute freie Hand in der Wahl der Stoffvermittlung und Einschränkung des vortragenden Stoffes,...) viel dazu beigetragen extrem viel Wissen in kurzer Zeit aufzunehmen ohne dafür wirklich lernen zu müssen, und viel Erfahrung im unterrichtstechnischen Sinne sammeln zu können. Das einzige, das ich hier noch hinzufügen möchte ist: Danke an alle die dabei waren ! Fährten & Fußspuren: Am besten sind Trittsiegel und Fährten von Tieren zu beobachten, wenn die Erde von Schnee bedeckt sind. In schneefreien Zeiten des Jahres muss man Tierspuren am besten nach Regen suchen, wenn der Boden aufgeweicht ist. Die besten Abdrücke findet man in der Regel auf einem feuchten, schwach lehmigen Boden. Waldwege und vor kurzem ausgetrocknete Gräben in Wäldern sind gute Plätze, um Tierspuren zu suchen, und Grundsätzlich unterscheiden: kann man 3 Arten von Fußspuren Sohlengänger: Treten mit der ganzen Fußsohle auf. Bei Tieren mit 5 wohlentwickelten Zehen sind diese von verschiedener Länge., wobei die kürzeste Zehe die Innenzehe ist. In vielen Fällen setzt die Innenzehe einen nur sehr schwachen Abdruck ab ( manchmal überhaupt nicht ) und die Spur erscheint dann mit 4 ungleich langen Zehen, und die kürzeste ist nun die Außenzehe. Die Sohlengänger sind verhältnismäßig kurzbeinige Tiere, die sich normal in mäßigem Tempo bewegen, da ihr Fußaufbau nicht gut zu Sprüngen oder zum Lauf über längere Strecken geeignet ist. Man findet diesen Fußtyp fast unverändert bei den meisten Mitgliedern der Gruppe der Insektenfresser, unter den Nagetieren beim Stachelschwein, aber auch bei anderen Säugetieren, z.B. beim Dachs und beim Bären. Das Kennzeichnende, worauf man bei einer von einer Pfote abgesetzten Spur besonders achten sollte, ist die Zahl der Zehen, der Krallen, Form und Größe der Ballen und ihre Stellung im Verhältnis zueinander. Schalenträger: Schalentragende Tiere haben einen sehr kennzeichnenden Fuß, der gut erkennbare Fährten hinterlässt (sog. Paarhufer). Die Tiere haben 4 Zehen, doch treten sie nur mit den Spitzen von Nr. 3 und 4 auf, den Zwischenzehen, die kräftig entwickelt und beinahe ganz symmetrisch sind. Die Zehen Nr. 2 und 5, die man Seite 14 von 72 Tierspuren (1) Nebenzehen oder Afterklauen nennt, sind wesentlich kleiner und an die Rückseite des Fußes gerutscht. Sie sitzen in den meisten Fällen so hoch am Lauf, dass sie den Boden bei normalem Gang nicht berühren. Nur wenn das Tier auf weichem Boden oder Schnee tritt oder wenn die Fußgelenke beim Laufen oder Springen nachgeben, hinterlassen die Afterklauen Zeichen in der Spur. Bei Wildschwein und Ren zum Beispiel finden wir diese Abdrücke auch bei normalem Gang, da die Afterklauen so tief sitzen, dass sie auch hier den Boden berühren. Beim Pferd (Einhufer) sind alle Zehen bis auf Nr. 3 verschwunden, und es tritt nur mit dem mit einem Huf bekleideten Zehenglied auf. Vogelspuren: Wenn sich ein Vogel auf dem Boden bewegt, tritt er nur mit den Zehen auf, da der Mittelfuß – der „Lauf“ oder „Tarsus“- der das lange Stück des Knochens nächst den Zehen ausmacht, niemals die Erde berührt, wenn der Vogel geht. Das erste Gelenk nach dem Fuß entspricht also der Ferse und nicht dem Knie, wie man eher glauben könnte. Ein Vogelfuß hat niemals mehr als 4 Zehen, wovon 3 in der Regel nach vorne gerichtet sind, während sich der 4. nach hinten wendet. Von den nach vorne gerichteten Zehen ist die Mittelzehe in der Regel die Längste. Die Hinterzehe kann groß sein, ist aber häufig klein und kann so hoch am Ständer sitzen, dass sie in der Spur keine Abdrücke hinterlässt. In einigen Fällen fehlt die Hinterzehe ganz wie z.B. bei Goldregenpfeifer und Dreizehenmöwe. Haubentaucher ist jede einzelne Zehe mit einer Schwimmhaut als Randsaum versehen. Die Füße der Hühnervögel sind kurz, kräftig und gut zum Laufen geeignet. Die Sperlingvögel haben eine lange Hinterzehe, die sich in einem festen Griff um einen Zweig Richtung Vorderzehen einbiegen läßt. Fraßspuren: Fraßspuren an Bäumen und Büschen: Rinde, Zweige und Knospen besonders jüngerer Bäume und Büsche spielen als Futter vieler Tiere im Winter eine große Rolle. Das gilt somit für die Hirsch- und Ziegenarten, die Hasen, viele kleine Nager und das Eichhörnchen. Die Zahnmarken der Tiere in der Rinde werden meist recht scharf zu sehen sein, und Größe und Aussehen sind gute Anhaltspunkte beim Bestimmen, um welches Tier es sich handelt. Fraßspuren von Vögeln, die man besonders an älteren Bäumen sehen kann, sind Hackspuren in der Rinde, die verursacht werden durch Insekten fressende Vögel, besonders Spechte, bei ihrer Futtersuche. Bei hirschartigen Tieren muss man zwischen Schälen und Fegen unterscheiden. Die Form der Füße, die sich in den Abdrücken wiederspiegelt, ist großen Abänderungen unterworfen und erzählt manches über Aufenthaltsort und Lebensweise: Bei Wasservögeln ist z.B. die Oberfläche der Füße durch eine Schwimmhaut vergrößert, die bei Enten und Möwen die 3 nach vorne gerichteten Zehen verbindet. Beim Blesshuhn und beim Seite 15 von 72 Tierspuren (1) Beim Schälen äsen die Tiere die Rinde, und es kommen Zahnmarken vor, während die Rinde beim Fegen mit dem Geweih beschädigt wird, das in Rinde und Holz Risse hinterlässt und manchmal auch noch Bastreste. Die Nager und Hasen leben überwiegend von pflanzlicher Nahrung , die sie sich im Winter teilweise dadurch beschaffen, dass sie Bäume und Büsche benagen. Die Fraßspuren bezeichnet man als „ Nagung“. Rinde spielt für viele Nager, Hasen und Wildkaninchen eine wesentliche Rolle, aber abgesehen vom Biber, für den Rinde das ganze Jahr hindurch die wichtigste Nahrung ausmacht, gilt im Allgemeinen, dass Tiere die nährstoffarme Rinde nur benutzen, um während einer ungünstigen und an Futter knappen Zeit durchzukommen. Das meiste Rindennagen geschieht somit im Winter, aber außer beim Biber kann man Rindennagen auch im Sommer bei Feldmaus, Rötelmaus, Schermaus und beim Eichhörnchen beobachten. Auch Wurzeln stellen ein Nahrungsangebot dar. Die Schermaus z.B. sammelt im Spätjahr einen Wintervorrat an saftigen Wurzelstücken, Wurzelknollen, Zwiebeln, Sämereien und Ähnlichem. Das Benagen von Pflanzenwurzeln ist sehr massiv, und häufig wird der ganze Mittelteil des Wurzelsystems weggenagt, sodass die Bäume leicht umgestürzt werden können. Fraßspuren an Früchten und Kräutern: Die Früchte der Pflanzen enthalten, insbesondere der Samen, eine große Ansammlung von Vorratsstoffen, vor allem in Form von Öl, Stärke und Eiweiß. Diese sind wegen ihres großen Nährwertes von verschiedenen Tieren sehr begehrt. Viele Nager und Vögel überwinden die ungünstige Zeit des Jahres dadurch, dass sie fast ausschließlich von Früchten leben. Zapfen: Fraßplätze mit tierbehandelten Zapfen sind häufig und in älteren Wäldern fast überall anzutreffen. Die Fraßarbeit hinterlässt deutliche Spuren, von Tierart zu Tierart verschieden, und es ist im Allgemeinen leicht zu unterscheiden, welches Tier einen Zapfen bearbeitet hat. Seite 16 von 72 Tierspuren (1) Nüsse: Sie sind sehr begehrt besonders bei den Nagern und auch manchen Vögeln. Die dicke, harte Schale der Nüsse macht es den Tieren schwer, zum Kern selbst zu gelangen. Oft müssen sie erheblich arbeiten, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Tiere haben viele verschiedene Verfahren entwickelt und benutzen eine unterschiedliche Arbeitsweise, um die Nüsse zu knacken. Sie hinterlassen deutliche Spuren in Form von Schnabelund Zahnmarken. Seite 17 von 72 Tierspuren (1) Exkremente: Ein wichtiges Spurenzeichen ist der Kot von Tieren, den man überall in der Natur finden kann. Der Kot oder auch die Losung bezeichnet, besteht aus unverdaulichen Teilen der Nahrung wie Haaren, Federn, Knochensplittern, Chitinstücken von Insekten, Pflanzenteilen mit mehr oder weniger leeren Zellen sowie Schleim, abgestoßenen Zellen des Darmkanals und großen Mengen lebender und toter Bakterien. Grundsätzlich kann man leicht unterscheiden, ob eine Losung von einem Pflanzenfresser, einem Raubtier oder von einem Vogel stammt. Pflanzliche Nahrung ist durchwegs arm an leicht zugänglichen Nährstoffen. Die Pflanzenfresser unter den Tieren sind deshalb gezwungen viel zu fressen und erzeugen infolgedessen große Mengen an Losung. Da Fleisch einen hohen Nährwert hat, der leicht zugänglich ist und von den Raubtieren fast ganz ausgenutzt werden kann, kommt ihre Losung wesentlich sparsamer vor. Viele Tiere lassen die Losung an beliebigen Stellen fallen, während andere besondere „Latrinenplätze“ benutzen ( Kaninchen), wo sich nach und nach große Mengen ansammeln können, andere wiederum graben kleine Löcher in den Boden, in die die Losung abgegeben wird ( wie z.B. der Dachs und die Hauskatze ). Die Losung der Raubtiere ist gewöhnlich walzenförmig und das Ende, das die Darmöffnung zuletzt passiert hat, ist fast stets zu einer Spitze ausgezogen. Die Farbe ist meist dunkelbraun, kann aber je nach Nahrung variieren. Viele Raubtiere sind auch eifrige Beerenfresser, was auch Auswirkungen auf die Farbe der Losung haben kann. Manchmal kann die Oberfläche der Losung einen mehr oder weniger ausgebreiteten, spröden, weißen Belag haben, der auch größere oder kleinere Teile der Losung selbst ausmacht. Das ist eine Ausscheidung von Phosphaten, die von aufgelösten Knochenstücken herstammen. Die Menge der Losung eines Tieres hängt von der Art der Nahrung ab und in wie hohem Grade diese von dem Tier genutzt werden kann. Während die Abfallstoffe aus dem Darm ( Kot ) und aus den Nieren ( Harn ) bei den Säugetieren getrennt ausgeschieden werden, verhält es sich bei den Vögeln, bei denen der Harnleiter in eine Erweiterung des Enddarmes ( Kloake ) mündet, so, dass die Abfallstoffe aus Darm und Niere mehr oder weniger gemeinsam durch die Kloakenöffnung ausgeschieden werden. Der Harn der Vögel ist gewöhnlich dickflüssig und weißlich, wie man an den Geschmeißklecksen der Vögel deutlich erkennen kann. Seite 18 von 72 Tierspuren (1) Viele Vögel wie Greifvögel, Eulen, Krähenvögel und Möwen beseitigen die unverdaulichen Teile der Nahrung durch Ausspeien von GEWÖLLEN. Sie entledigen sich jener Teile des Futters, die sie nicht ausnützen können, indem sie diese in zusammengepressten Ballen auswürgen. Es handelt sich um Federn, Haare, Chitin von Insekten, Knochen, Schalenstücke von Muscheln, verschiedene Pflanzenteile und Ähnliches, das sich bei der Verdauung im Magen nicht oder schwer löst. Der Magen der Vögel besteht gewöhnlich aus zwei voneinander scharf getrennten Teilen, dem Drüsenmagen und dem Muskelmagen. Bei Vögeln, die würgen, werden die unverdaulichen oder schwer verdaulichen Teile der Nahrung nach und nach im Muskelmagen gesammelt, wo sie zu einem Ball zusammengepresst werden, der herausgewürgt wird, wenn er eine geeignete Größe erreicht hat. Frischer Auswurf ist mit Schleim überzogen, der den Durchgang des Ballens durch die Speiseröhre erleichtert und ihn zusammenhält. Auf dem Weg durch die Speiseröhre nimmt der Gewölleball seine endgültige Form an. Der Durchmesser der Speiseröhre ist somit für die Dicke des Gewölles bestimmend. Man findet die Gewölle vor allem an Rastplätzen und den Nestern oder Horsten der Vögel, oder auch an Futterplätzen. Im Allgemeinen wirft ein Vogel etwa 2 mal am Tag aus, in der Regel kurz bevor er zur Jagd oder zur Nahrungssuche ausfliegt. Baue und Verstecke: Wenn sich Tiere einen Bau errichten, befindet es sich zumeist an einer gut verborgenen oder unzulänglichen Stelle, die sehr schwierig zu finden ist. Es haben nur wenige Tiere einen festen Bau, der das ganze Jahr hindurch benutzt wird. Der Großteil hat nur in der Zeit der Aufzucht zum Schutz der Jungen einen Bau und gegebenenfalls einen Winterbau zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Kälte, ansonsten schlafen sie in ständig wechselnden Verstecken. Einige Tiere wechseln auch während der Jungtieraufzucht ständig ihren Schlafplatz. Die Nester der Vögel sind in der Natur die am häufigsten anzutreffenden Wohnstätten. Während der Benützung bleiben sie zumeist im Bodenbewuchs oder im Laub der Bäume und Büsche gut verborgen. Im Winter allerdings sind sie besonders auffällig. Die Nester wechseln im Aussehen stark. Je nach Größe, Ort, Ausführung und Baustoffen, aus denen sie bestehen, sind für die einzelnen Vogelarten kennzeichnend. Die Wohnstätten verschieden: der Säugetiere sind ebenso ganz Bauten auf der Erde: Die Hirschartigen und Feldhasen haben keine feste Wohnstätte, sondern schlafen an zufällig geeigneten Stellen in einem einfachen Lager. Nicht einmal während der Aufzuchtzeit der Jungen haben sie ein festes Lager, weil die Jungen im Stande sind, die Geburtsstätte kurz nach dem Wurf zu verlassen und dann den Aufenthaltsort ständig wechseln. Die Mehrzahl der Hirsche richten ihr Lager nur wenig ein. Sie legen sich lediglich an einer mehr oder weniger verborgenen Stelle zur Ruhe. Wegen des großen Gewichtes der Tiere wird der Pflanzenwuchs an dieser Stelle stark niedergedrückt und verrät, dass das Tier dort gewesen ist, lange nachdem es die Stelle verlassen hat. Gewöhnlich findet man am Lager auch Losung. Das Lager des Rehes unterscheidet sich von dem der übrigen Hirscharten, weil das Tier mit den Vorderlaufschalen Blätter, Zweige und Pflanzenwuchs sorgfältig fortscharrt, ehe es sich auf dem nackten Boden zur Ruhe legt. Seite 19 von 72 Tierspuren (1) Die Lager der Hasen, die Sassen genannt werden, sind oft natürlich vorkommende Vertiefungen. Eine Sasse hat fast die Form eines Abdruckes, der entsteht, wenn man auf blankem Boden kniet. Sie ist häufig von Blättern und Ähnlichem sauber gescharrt, sodass das Tier auf der blanken Erde liegt. Hasensassen, in denen Junge geboren wurden, sind jedoch öfters mit etwas Wolle ausgefüttert, welche die Häsin aus ihrem eigenen Fell gerupft hat. Das Lager liegt normalerweise an einem Grasbüschel, einem Stein oder Ähnlichem, was Windschutz bietet. Das Tier liegt stets mit dem Hinterteil nach innen, dort wo die Sasse am tiefsten und am breitesten ist, und ruht auf den dicken Haarpolstern der Läufe, indem die Hinterläufe unter dem Körper eingezogen und die Vorderläufe gerade nach vorne ausgestreckt sind. Einen in seiner Sasse liegenden Feldhasen sichtet man schwer. Im Vertrauen darauf bleibt das Tier häufig liegen und drückt sich, bis man beinahe darauf tritt. Nähert man sich dem Tier von vorne, also von der Seite, nach der das Tier aufspringen will, kann man ihm sehr nahe kommen, manchmal so nahe, dass man es berühren kann, bevor es wegspringt. Wohnstätten über der Erde: Einige Säugetiere richten ihre Bauten frei in der Vegetation ein; oberflächlich betrachtet, könnte man diese Bauten mit Vogelnestern verwechseln.Das Eichhörnchen baut seine Wohnung (Kobel genannt) häufig nahe am Stamm, wo ihn eine oder mehrere Seitenäste stützen. Er ist kugelförmig mit einem Durchmesser von 20-50cm. An der Seite befindet sich ein etwa 5cm weites Schlupfloch, das bei Schlechtwetter verschlossen wird, und wenn ein Eichhörnchen Junge hat und den Kobel verlassen muss, um Futter zu suchen. Äußerlich besteht der Kobel aus losem Flechtwerk von Zweigen, das innen mit einer dicken Schicht aus Gras, Moos oder Bastfasern von abgestorbenen Ästen verkleidet ist. Ganz innen ist der Kobel mit weichen Stoffen wie Federn, Haaren oder Ähnlichem ausgekleidet. Das Eichhörnchen baut meherere Kobel: 1 fest gebauter Hauptkobel, der zur Aufzucht der Jungen allenfalls als Winternest benutzt wird. 2 oder 3 einfachere Kobel, die gelegentlich als Schlafstätten dienen. Die Zwergmaus (Micromys minutus) legt 2 Arten von Nestern an: Sommernester- befinden sich oben im Pflanzenbewuchs ca.30-40cm über dem Boden. Sie sind kugelförmig und haben einen Durchmesser von 8-10 cm und eine runde Eingangsöffnung an der Seite. Sie sind in hohem Gras oder anderen hohem krautartigen Pflanzenbewuchs angebracht. Winternester- werden unten auf der Erde, in einem mit Gras bewachsenen kleinen Hügel, unter einer Wurzel oder einem Stein angelegt, oder die Tiere graben in die Erde kurze Gänge und richten ihre Winterwohnung dort ein. Baue in der Erde: Viele Säugetiere hausen in der Erde, meist in einem mehr oder weniger verzweigten System von Gängen. Beim dem Bau beseitigen die Tiere die ausgegrabene Erde dadurch, dass sie diese an den Seiten hinausdrücken oder in geeignete Zwischenräume auf der Erdoberfläche schieben, sodass sich Haufen bilden. Ansonsten können sie auch die Erde aus dem Eingangsloch scharren, wo sie in einem häufig recht auffallenden flachen, fächerförmigen Haufen abgelagert wird. Das sind wichtige Zeichen beim Bestimmen des Wohnungsinhabers. Auch die Größe des Eingangsloches, dessen Lage sowie etwa vorhandene Fußabdrücke und Losung vor dem Loch geben klare Hinweise. Untersucht man die Wurzeln, die aus der Decke des Seite 20 von 72 Tierspuren (1) Loches herausragen, kann man häufig ausgerissene Haare finden, die den Bewohner verraten. Wildkaninchen haben einen unterirdischen Bau, der aus einem 40-50cm unter der Erdoberfläche liegenden Kessel besteht. Um ihn ist ein ausgedehntes verflochtenes System von Gängen mit vielen Ein- und Ausgängen vorhanden. Im Gegensatz zu Feldhasen sind Kaninchen gesellige Tiere, die in Kolonien leben, in denen die Gangsysteme miteinander in Verbindung stehen. Der Maulwurf gräbt in der Erde 3 verschiedene Formen von Gängen. Zwei liegen ganz an der Oberfläche und werden als Brunstgänge oder Oberflächengänge bezeichnet. Die Dritten bilden die eigentlichen Jagdgänge, in denen sich auch die Nester befinden. Sie liegen tiefer im Boden. Nur bei diesen findet man Maulwurfshügel. Die Schermaus (Microtus arvalis) bewohnt ein oft ausgedehntes und tief liegendes Gangsystem, das stark an das des Maulwurfs erinnert. Das Tier beseitigt die losgegrabene Erde ebenfalls dadurch, dass es diese an die Erdoberfläche schiebt. Die Haufen der Schermaus sind in der Größe sehr unterschiedlich, sowohl in der Form als auch in der Verteilung der Haufen. Die Löcher liegen fast stets ohne Zusammenhang mit den Haufen. Der Biber (Castor fiber) ist der Baumeister unter den Säugetieren, durch seinen Dammbau und die kunstfertig errichteten Burgen wohlbekannt. Einzelne oder umherstreifende Tiere graben ihre Gänge in Böschungen und richten dort ihr Lager ein. Ein Biberpaar hingegen legt oft eine Biberburg an. Sie wird aus Aststücken gebaut, zwischen denen Erde, Schlamm, Wasserpflanzen und andere Pflanzenteile angebracht werden. Da die Äste dicht zusammengeflochten werden, ist der Bau außerordentlich fest und kann sehr groß sein, bis zu einigen Metern hoch und etwa 15m im Umfang. Der Eingang zur Burg liegt unter dem Wasser. In der Burg befindet sich eine mit Heu und Holzspänen gefütterte geräumige Kammer. Der Bau eines Fuchses wird ganz verschieden angelegt. Er kann eine einfache Aushöhlung unter einem Stein oder einer Baumwurzel sein. Ganz einfache Höhlen in Kanalböschungen, Eisenbahndämmen oder auch künstliche Gänge, etwa aus Zementrohr, werden gerne genützt. Da der Fuchs einen scharfen, beißenden Raubtiergeruch hat, kann man leicht erkennen, ob der Bau bewohnt wird oder nicht. Dachse und Füchse können den selben komplexen Bau im Wechsel bewohnen, und in seltenen Fällen können sich sogar den selben Bau teilen. Auch Marder, Fischotter und Wildkatzen können sich in diesem Bausystem aufhalten. Man findet dann ihre Spuren auf dem Auswurf. Tierspuren in bezug auf die March-Auen: Fährten und Fußspuren waren aufgrund der Wetterlage nur bedingt zu finden, denn es war sehr trocken und hatte kaum geregnet. Einige Spuren waren aber im Wald im Bett eines zur Zeit ausgetrockneten Altarmes der March zu finden, da dort der Boden im Vergleich zu der nahen Umgebung relativ feucht war. Ich fand Rehspuren, die sich der Länge nach durch das Bachbett schlängelten. Weiters fand ich auch Rehspuren am Rande eines Weges, doch am nächsten Tag waren diese wieder von einer Traktorspur zerstört worden. Aufgrund dieser Erfahrung würde ich immer darauf achten, falls man Spuren in nächster Zeit vorführen möchte, wo genau sie sich befindet, ob sie etwa an Stellen liegen, die leicht zugänglich sind und somit schnell zerstört werden können oder am Rand einer Strasse, an der Autos oder ähnliches fahren und ebenfalls die Spur verwischen können. Weiters fand ich Pferdespuren, direkt auf einem Weg, der sich nahe der Mrach befand und daher ebenfalls sehr feucht war. Fraßspuren an Bäumen wurden direkt neben der March an einem Baum gefunden, der von eindeutigen Biberspuren stammte. Seite 21 von 72 Tierspuren (1) Ein Baum war sogar vollends geknickt aufgrund der Bissspuren des Bibers. Weitere Frassspuren entdeckte ich im Wald gleich in der Nähe eines Feldes, wo sich eine Hasensasse befand und neben der der Hase auch gleich eine Strauchrinde abnagte. Andere Fraßspuren wurden auf Walnussschalen entdeckt. Das Interessante an den Spuren war, dass sie von vielen verschiedenen Tieren stammten. So fand ich eine Walnuss die von einem Eichhörnchen geknackt wurde. Das erkennt man daran, dass ein Eichhörnchen die unteren Nagezähne in eine der dünnwandigen Teile drückt und die Schale auseinander sprengt, indem es die Zähne als Brecheisen benutzt. Auch Exkremente waren leicht zu finden. Wir fanden sowohl Vogelkot, Pflanzenfresserexkremente, als auch Raubtierexkremente mit dem oben bereits erwähnten Phosphorbelag. Baue und Verstecke sind ebenfalls relativ leicht zu finden. Wir fanden mehrere Vogelnester sowie Eingangslöcher verschiedener Mäuse. Auch eine Hasensasse, wie ich bereits vorher berichtete, konnten wir ausfindig machen: Eine andere Walnuss wurde von einer Maus geöffnet. Diese haben nicht die Kräfte, die Schalen zu sprengen, und müssen sich deshalb mühselig einen Weg, bis zum Kern nagen. Die Mäuse beginnen an den dünnschaligen Teilen gleichmäßig zu nagen, was leicht an den vielen feinen Zahnmarken zu erkennen ist, die von den unteren Nagezähnen verursacht worden sind. ( siehe Abbildung oben ) Eine weitere Walnuss wurde von einem Vogel geknackt. Sie zerhackten einfach die dünnen Teile der Schale und man erkennt die Spuren aufgrund des zackigen unförmigen Schalenrandes. Weiters fand ich auch einige aufgeknackte Schneckenhäuser, an denen sich ebenfalls Vögel zu schaffen machten. All dies Nüsse und Schneckenhäuser, fand ich überall auf dem Waldboden verstreut. Weitere Fraßspuren wurden auf Blättern von Würmern gefunden, die Löcher durch die Blätter fraßen. Andere Tierspuren wie eine Schlangenhaut, Krebspanzer, Knochen, Fellbüschel, Federn, ....fanden wir ebenfalls. Die Erfahrung, die ich persönlich machte, ist je mehr man über das Thema weiß, desto eher bekommt man ein Gespür für Tierspuren und findet umso mehr. Seite 22 von 72 Tierspuren (1) Methodik im Freiland aufhängen, und eventuell bereits gefundenes Material herzeigen ) Ziele: SchülerInnen in den Kleingruppen auf Spurensuche schicken. Zur Erleichterung bekommt jeder Schüler einen Zettel mit, der die wichtigsten Tierspuren beinhaltet. Die SchülerInnen sollen lernen im Team zu arbeiten sich in der Natur orientieren zu können die Natur genauer zu betrachten, ein Gefühl für die Natur zu bekommen, und sich nicht nur nach markanten, bewegten Tieren Ausschau zu halten einige wichtige Spuren erkennen und zuordnen können ev. Fachliteratur verwenden zu können Vorbereitung: Plakat mit Fotos von einigen wichtigen Tierspuren, um einige Spuren, die die Schüler nicht selbst finden anhand der Fotos beschreiben und erklären zu können. Spuren, die leicht übersehen werden können ( wie z. B. Fußtritte im Bachbett ) mit Pflöcken bzw. Gartenkärtchen ( um linke und rechte Fußspuren zu kennzeichnen) abgrenzen. Einen Tierspurenpfad mit wichtigen und interessanten Tierspuren als abschließendes Highlight zurechtlegen. Für Schlechtwetter Kartonkärtchen mit Abbildungen von Spuren und den dazugehörigen Tieren vorbereiten bzw. ein Memory- Spiel. Präsentation: Kurzes Brainstorming welche Art von Tierspuren sie überhaupt suchen und finden können ( Vorschläge auf das bereits oben erwähnte Plakat schreiben und gut sichtbar Gefundene Spuren sollen die Schüler entweder, wenn möglich mitnehmen oder sich merken und später erklären und sich gleichzeitig überlegen, von welchem Tier diese Spur stammen könnte. Bei Spuren, die schwer einem Tier zuzuordnen sind, einige Tiere zur Auswahl stellen, bzw. Bücher als Hilfe zur Verfügung stellen. Alle gefundenen Spuren den anderen SchülerInnen vorstellen und gemeinsam vergleichen und besprechen. Abschließend den Tierspurenpfad durchwandern und die SchülerInnen selbst raten lassen, um welche Tiere es sich handelt und warum sie sich gerade dort aufhielten, etc. Beispiel: Tierspurenpfad Marchegg: Wir starteten vom Haus weg und wanderten in Richtung March. Bei den Parkplätzen auf der linken Seite fanden wir schon die ersten Tierspuren und zwar die Trichter der Ameisenlöwen (vermutlich Myrmeleon formicarius), die dem Abdruck eines Regentropfens gleichen, der auf den Boden prasselt. Viele SchülerInnen konnten gar nicht glauben, dass es sich dabei um eine Tierspur handelt. Während wir uns weiter auf den Weg Richtung March begaben, ließ ich die SchülerInnen weiterraten, wie sie sich den dieses Tier vorstellen, wie es aussieht und was es dort zu suchen hat. Bei der March angekommen, konnten sie die Biberspuren auf dem Baumstamm und die Pferdespuren auf dem Boden betrachten. Von dort gingen wir wieder zurück Richtung Haus und bogen aber links in den Wald ein. Dort führte ich die SchülerInnen zu der Hasensasse. Anschließend betrachteten wir Seite 23 von 72 Tierspuren (1) die Rehspuren und die SchülerInnen fanden immer wieder ganz alleine neue Tierspuren. Der Abschluß war die Schlangenhaut, die auf dem Ziegel festgeklebt war. Reaktion der SchülerInnen: Die SchülerInnen waren zunächst sehr überrascht von der Aufgabenstellung, selbst in Kleingruppen Tierspuren zu suchen. Man merkte an ihren erstaunten Gesichtern, dass sie sich diese Aufgabe, nach dem kurzen Vortrag in das Thema Tierspuren, noch nicht so recht zutrauten. bei der Sache. Genau dieses persönliche Mitwirken am Geschehen bleibt bei den SchülerInnen besonders im Gedächtnis und ich hoffe sie können sich noch lange daran erinnern und sich vielleicht sogar mit ihren eigenen Kindern einmal auf Tierspurensuche begeben und ihnen die Natur somit ein kleines Stück näher bringen. Literatur: Bang, P. & P. Dahlström, 2000. Tierspuren. Fährten, Fraßspuren, Losungen, Gewölle und andere. BLV: München, 263pp. Dennoch stapften sie gemeinsam los und machten sich auf die Suche. Ich hatte jedesmal Mühe, trotz einer ausgemachten Zeit die SchülerInnen wieder zusammen zu trommeln. Die Begeisterung war so groß, dass die meisten auf die Uhrzeit vergaßen. Die anschließende Nachbesprechung der gefundenen und teilweise, so weit es möglich war auch mitgebrachten, Spuren ergab sich fast von selbst. Ich musste nicht mehr viel Informationen in die Diskussion beisteuern, da nun alle gemeinsam ihr Wissen miteinbrachten. Ich war sehr erstaunt, wie viel die SchülerInnen wussten, und ich hatte das Gefühl, dass die SchülerInnen noch mehr über sich selbst erstaunt waren, wie viel sie gemeinsam zu Wege brachten. Somit erarbeiteten sie sich das Thema ganz von alleine, ohne mein Zutun. Schlussbemerkung Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich selbst ziemlich erstaunt war, wie interessiert die SchülerInnen waren. Ich hatte zunächst ziemlich bedenken, ob diese Station mit diesem Thema den SchülerInnen überhaupt gefallen würde. Doch die Praxis hat mich schließlich eines Besseren belehrt. Sobald die SchülerInnen selbst aktiv werden konnten waren sie zu 100% Seite 24 von 72 Tierspuren (2) TIERSPUREN (2) Tierspuren (2) Seite 25 von 72 Tierspuren (2) Seite 26 von 72 Tierspuren (2) Seite 27 von 72 Tierspuren (2) Peter Sziemer war Teilnehmer an der Marchegg-Exkursion 1983. Seite 28 von 72 Ökologie der Marchauen ÖKOLOGIE DER MARCHAUEN von Günther Rille und Bernhard Schaefer W ie alle anderen Teilnehmer der Exkursion hatten auch wir die Aufgabe, eine Station zu betreuen, wobei allerdings unsere Klientel aus 5 Schülern der 6. Klasse bestand und wir diese den ganzen Tag betreuen mussten. Unser Thema war, wie oben schon genannt, „Ökologie der Au“, und es ist uns erst vor Ort aufgefallen, wie umfangreich dieses Gebiet ist, wie viel man zeigen kann, und wie wenig Zeit wir dafür zur Verfügung haben. Wir wollten nicht nur über die botanischen und zoologischen Besonderheiten dieser Region sprechen, sondern besonders über Landwirtschaft und Geographie. Deshalb haben wir uns 4 charakteristische Plätze in der näheren Umgebung des Pumphauses ausgesucht, um die Vielfalt dieses Lebensraumes „Au“ besser vermitteln zu können. 1) Das Marchufer Nach gar nicht langer Suche haben wir eine Platz am Ufer der March gefunden, der für einen kurzen Vortrag wie geschaffen war. Lage und Wirtschaft: Die March ist ein Fluss von ca. 440 km Länge, der in Südmähren entspringt und in Tschechien als Grenzfluss zwischen Tschechien und der Slowakei und bei uns zwischen Österreich und der Slowakei dient. Sie mündet in die Donau. Dadurch, dass kein großes Gefälle zwischen Quelle und Mündung herrscht, ist die Fließgeschwindigkeit mit ca. 5-10 km\h eher gering. Das Wasser der March ist sehr kalkarm, da sie durch Silikatgebiete fließt. Das ist auch der Grund für den Standort der Pumpstation, in der wir wohnten, welche früher die Dampflokomotiven der Westbahn mit Wasser versorgte. (Das Wasser der Donau war zu kalkig und hätte die Kessel schnell unbrauchbar gemacht) Auf beiden Seiten der March wird Fischerei betrieben, und es ist teilweise ein etwas komisches Gefühl zu wissen, dass die Fischer, die nur 40m entfernt am gegenüberliegenden Ufer sitzen, eine andere Sprache sprechen, eine andere Währung haben und nicht in der EU sind [Was glaubst wie das erst war, wie da drüben noch der Ostblock war ;-) EE]. Botanik: Die Vegetation in den MarchThaya-Auen ist durch den pannonisch geprägten Einfluss einzigartig in ganz Österreich. Sommer-Knotenblume (Leucojum aestivum) Seite 29 von 72 Ökologie der Marchauen Neben den eher typischen Auwaldpflanzen kommen aber auch Vertreter vor, die man nicht an einem mitteleuropäischen Flusslauf vermuten würde. Überschwemmungen spielen logischerweise in den Marchauen eine große Rolle, doch ergibt sich bei den in diesem Gebiet aufgrund seiner nahen Lage zur Donau eine Besonderheit, die March besitzt nämlich zwei jahreszeitlich unterschiedliche Hochwässer. Das eine tritt im frühen Frühjahr auf, wenn es in Mähren zur Schneeschmelze kommt und dadurch die March selbst Hochwasser führt, und das andere, wenn Gewitter und Schmelzwasser aus den Alpen die Donau zum Anschwellen bringen – oft im Hochsommer der Fall – und die March durch den höheren Pegelstand der Donau rückgestaut wird. Die gesamte Vegetation in der Au ist auf solche Hochwässer eingestellt, es ist aber erkennbar, dass die Artenzahlen der Pflanzen und Tiere gerade am Ufer geringer ist als in anderen Gebieten. Das ist leicht dadurch zu erklären, dass die Wassermassen bei Hochwässern auf die ufernahen Pflanzen ungebremst einwirken, andererseits das Wasser weiter im Landinneren schon viel an Wucht verloren hat. durch Aussparung des Retentionsbecken belassen. Schutzdammes als natürliches In den überschwemmten Feldern bleiben oft nach dem Hochwasser, in sogenannten Sutten (Reste verlandeter Altarme), für unterschiedlich lange Zeit Wasserlacken stehen. In diesen Sutten herrscht für kurze Zeit alles was nötig ist, damit eine Vielzahl an Leben entsteht. Zum Beispiel die Urzeitkrebschen, die innerhalb weniger Tage in einer so großen Zahl vorhanden sind, dass sie als Nahrung für andere Tiere dienen. Daher sind um die Sutten viele Vögel zu finden. Für die Bauern dieser Region sind die regelmäßigen Hochwasser natürlich eine große Belastung . Obwohl das Saatgut, welches noch nicht ausgetrieben ist vom Wasser nicht beeinträchtigt wird, werden keimende Pflanzen vernichtet. Das bedeutet, dass es oft schwer ist, die Bauern zu überreden die Sutten zu schützen. Botanik: Weizen, diverse Ackerbeikräuter Am Ende einer jeden Station haben wir die Kinder beauftragt, alle Pflanzen- und Tierarten zu zählen, und später die Werte zu vergleichen. Auch an diesem Standort werden die Schüler angewiesen, die diversen Pflanzen- und Tierarten zu zählen. 2) Das ungeschützte Feld 3) Die geschützten Felder: Als nächsten Standort haben wir uns ein Feld innerhalb des ungeschützten Überschwemmungsgebiets ausgesucht. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war das Marchfeld von Viehzucht geprägt. Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche wurde die Viehwirtschaft nach Westen verlagert und der fruchtbare Boden landwirtschaftlich genutzt. Es entstand eine ertragreiche Kornkammer. Um die Region, die immer unter Hochwasser gelitten hat, zu schützen, wurden bereits im 19 Jahrhundert weitläufig Dämme angelegt. Nur ein Gebiet südlich der Pumpstation, welches „lange Luss“ genannt wird, wurde Indem wir unter dem Bahndamm hindurchgingen, kamen wir in das Gebiet nördlich der Langen Luß. Dort unterhielten wir uns über die ökologischen Unterschiede im Vergleich zum südlichen Überschwemmungsgebiet. Hier ist die Landschaft nicht leicht wellig ausgebildet, sondern ganz eben. Durch die fehlenden Überschwemmungen kommt es hier zu keiner Suttenbildung und damit nicht zu den kleinen Biotopen wie in der Langen Luß, die Lebensraum für so viele Tiere sind. An dieser Station versuchten wir auch wieder, das ungefähre Artenvorkommen zu bestimmen, dazu beschränkten wir uns auf die Feldränder und sparten die Seite 30 von 72 Ökologie der Marchauen naheliegende Hecke aus, um keine Verfälschung der Ergebnisse zu bekommen. Durch das Vorbeifliegen eines Reihers und eines Storches konnten wir auch die unterschiedlichen Flugtechniken, die diese Vögel anwenden, besprechen, und dass man diese Vögel so auf große Entfernung unterscheiden kann. Auch die Lebensweise der Fasane und deren Fluchttaktik wurde behandelt. Fasane sind Vögel, die sich primär vor ihren Feinden verstecken. Kommt man dem Vogel jedoch zu nahe, dann fliegt dieser mit einem scharfen Warnruf auf und sucht sich mehrere 100m entfernt ein neues Versteck. und Urzeitkrebse zu finden. Auch hier wurden die „Kinder“ ausgeschickt, um Tiere und Pflanzen zu zählen. Anschließend wurden die erhobenen Zahlen der verschiedenen Standorte verglichen und eine Erklärung dafür gesucht. Würfelnatter (Natrix tessellata) Unsere nächste Station war der Tümpel hinter dem Bahndamm. 4) Der Bahntümpel Hier wurde besprochen, warum dieser Tümpel existiert, obwohl man sich hier eigentlich im überschwemmungsfreien Gebiet befindet. Lösung des Problems ist das so genannte „Qualmwasser“, das unter dem Bahndamm durchgedrückt wird und sich dahinter dann in Form eines Tümpels sammel. Gemeinsam diskutierten wir darüber, für welche Tiere dieser Ort ein idealer Lebensraum ist und warum. Unter den Bewohner sind Schlangen, Frösche, Rotbauchunken, Molche, Schnecken, Insekten Laubfrosch (Hyla arborea) Von den Schülern festgestellte Artenzahlen: Graureiher (Ardea cinerea) Rotbauchunke (Bombina bombina) Ufer Feld Tümpel Pflanzen 15 7 30 Tiere 8 5 13 Seite 31 von 72 Ökologie der Marchauen Dabei stellte sich heraus, dass im landwirtschaftlichen Bereich die Artenzahlen aufgrund der Monokulturen am geringsten sind. Schon höher war die Diversität am Marchufer, wenngleich auch sehr gering, da durch das hier häufig vorkommende Hochwasser schwierige Bedingungen für Pflanzen und Tiere herrschen. In großer Zahl kommen hier bevorzugt Pflanzen und Tiere vor, die ihren Lebensraum in kürzester Zeit wieder besiedeln können (z. B. die Brennnessel) oder überschwemmungsresistent sind (z. B. Weiden). Den weitaus größten Artbestand wies der Tümpel auf. Durch seine günstigen Lebensbedingungen, durch reichlich Wasser, durch ausreichend Nährstoffe und durch das große Angebot verschiedenster Lebensräume, bietet er einen idealen Boden für zahlreiche Tiere und Pflanzen. diesen Schädling entwickelt haben. (Ökologisch sehr bedeutsames Thema → Einschleppen ökosystemfremder Tiere oder Pflanzen). Literatur: Kelemen, J. & I. Oberleitner (Red.) (1999): Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien, 384 pp. Jacobs, W. & M. Renner (1988): Biologie und Ökologie der Insekten. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 690pp. Die Regen-Bäume Als letzte Station hatten wir eine Besonderheit ausgesucht. Wenn man an schönen Tagen in den Auwald geht, wird einem bald auffallen, dass es trotz strahlend blauen Himmels zu regnen scheint. Dabei handelt es sich nicht um „blutende“ Bäume oder um eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch zu intensive Sonnenbestrahlung der Schädeldecke, sondern um die WeidenSchaumzikade (Aphrophora salicina), die hier in den Weiden der Marchauen sitzt und deren Phloemsaft schlürft. Dabei nimmt sie große Mengen an Flüssigkeit zu sich, um trotz der geringen Zuckerkonzentration ihren Nährstoffbedarf zu decken. Die im Körper angesammelte Flüssigkeit wird über den Darm wieder ausgeschieden bevor sie auf unseren Köpfen landet und Verwunderung auslöst. Der ausgeschiedene Saft wird mit Luftbläschen aus der Atemhöhle zu Schaum geschlagen, in welchem sich die Larve zu Schutz vor Fressfeinden verbirgt. Nicht selten fallen dann Teile dieses Schaumes von den Bäumen. Diese Schaumzikade wurde auch nach Amerika eingeschleppt und richtet dort nicht selten großen Schaden an den einheimischen Weidenarten an, da diese keine Resistenz gegen Schaumzikaden-Larve (Aphrophora sp.) Seite 32 von 72 Planarien-Phantasiereise komische Wesen in Bewegung. Schnell speicherst Du das Tier mit deinem Aufnahmegerät des Mini-U-Bootes. P H A N TA S I E R E I S E W von Martin Fliegenschnee ir machen jetzt eine Phantasiereise zu einem Geheimtier Stell dir vor, Du wirst von einer Verkleinerungsmaschine eingeschrumpft, und bist nur mehr so groß wie ein Stecknadelkopf! Das gleiche hat man mit einem U-Boot gemacht, und jetzt bist du mini und hast ein Mini-U-Boot. Mit diesem machst Du nun eine Tauchfahrt in ein unbekanntes Gewässer. Erst jetzt merkst Du, dass das Tier eine dicke Schleimspur hinterlassen hat. Du fährst noch ein Stück näher, um Dir die Spur genau anzusehen. Plötzlich kommt der Rücken des seltsamen Tieres in Bewegung. Durch die Rückenhaut brechen zwei winzige Tiere in das freie Wasser und schwimmen davon. Du wunderst Dich gerade, denn diese Tierchen haben genauso ausgesehen wie das seltsame Tier vor dir - nur um vieles kleiner Da gurgelt und plätschert es als Du mit deinem Mini-U-Boot zu Wasser gehst. Dann ist es still- Du startest nun deinen Motor Das Mini-U-Boot setzt sich in BewegungVorbei an riesigen Blättern. Viele von ihnen sind schon angefressen Von anderen siehst du nur mehr das Gerippe. Und weitergeht es durch die Zwischenräume der Blätterberge, wie auf riesigen Straßen unter Wasser. Plötzlich merkst Du, dass ein riesiges merkwürdiges Tier dich mit seinen 2 runden Augen anstarrt. Merkwürdigerweise kriecht es kopfüber auf der Unterseite eines Blattes. Das Tier ist um einiges größer als Dein MiniU-Boot, aber es scheint dir gut gesinnt zu sein, also fährst du ein kleines Stück näher. Nun merkst du, dass es über und über mit Haaren bedeckt ist. Da setzt sich das Stille „Andacht“ beim Versuch, das Phantasietier zu imaginieren... Seite 33 von 72 Planarien-Phantasiereise Da gurgelt und strudelt es Dein Mini-U-Boot wird von einem Sog, der von den Wimperhäärchen des Tieres erzeugt wird, angezogen. Du siehst das aufgerissene Maul auf dich zukommen. In panischer Angst schaltest du das Scheinwerferlicht an. Da schießen aus dem ganzen Tier dicke wurstförmige Gebilde heraus. Und dann ist außer einem riesigen Schleimberg, nichts mehr zu sehen. Da fiept die Sauerstoffanzeige und Du mußt schleunigst umkehren. Langsam wirst du wieder groß und Du bist erleichtert wieder um einiges größer zu sein als dieses seltsame Tier. Hoffentlich ist die Aufnahme gelungen – denkst du – bevor du wieder die Augen aufmachst und angekommen bist Einige Ergebnisse der „Planarienmeditation“ Seite 34 von 72 Weichlinge WEICHLINGE Fuß: ... und die Jagd konnte beginnen!! D Unser Feldzug führte uns durch unwegsames Gelände von wallenden Wäldern, dornigem Dickicht und tückischen Tümpeln. Durch unseren Mut und Ehrgeiz sollte unser Vorhaben von Erfolg gekrönt sein, denn am Ende hatten wir ein Terrarium mit verschiedenen Landschnecken und ein Aquarium mit verschiedenen Wasserschnecken für unsere Präsentation – Sieg! Allgemeines über Schnecken (Gastropoden) Bauplan: z.B.: Wellen, die von hinten nach vorne laufen (vgl.: Versuch Weinbergschnecke) von Corinna Svoboda und Jürgen Schmidt ie Entscheidung, an Hand von lebenden Objekten zu unterrichten, stand bereits vor der Ankunft am Exkursionsstandort fest. So begaben wir uns noch am ersten Tag auf unsere schwierige Mission, Schnecken fangen. Der Körper der Gastropoden lässt sich grob in Kopf (Cephalon), Fuß (Pes) und Eingeweidesack gliedern. Zwischen Fuß und Eingeweidesack befindet sich die Mantelhöhle, welche die Atmungsorgane birgt. Eingeweidesack: Hierin befinden sich die inneren Organe wie Herz, Gonaden, Magen oder Mitteldarmdrüse. Im Magen der Schnecken befindet sich ein Kristallstiel, der aus Verdauungsenzymen besteht (liegt in kristalliner Form vor). Er ragt in den Verdauungstrakt hinein, rotiert, wird ständig nachgebildet und gleichzeitig durch Abgabe der Enzyme zur Verdauung abgenützt. Der Fuß dient der Fortbewegung. Sie erfolgt durch unterschiedliches Verformen des Fußes, wobei sich im Vorderbereich schleimabsondernde Drüsen befinden, welche die Reibung herabsetzen. Dadurch ist ein Dahingleiten auf dem Untergrund möglich. Kopf: Der Kopf beinhaltet paarige Cerebralganglien, von denen zwei Paar Markstränge nach hinten ziehen (Pedal- und Pleuralstränge). Die Markstränge sind durch Kommissuren miteinander verbunden. Der Kieferapparat der Schnecken besteht aus Chitin und Mineralsalzen. Zusätzlich ist eine Reibzunge (Radula) vorhanden. Diese ist mit mehreren Zahnreihen ausgestattet, wobei die Zähnchen nach hinten gerichtet sind. Die Radula kann aus der Mundöffnung gedrückt werden und dient dem Abweiden von Pflanzenteilen. Die Zähnchen werden nach Abnutzung regelmäßig nachgebildet. Landschnecken – Wasserschnecken: Ein Vergleich Charakteristisch für Landschnecken sind zwei Fühlerpaare, wobei eines als Augenträger und das zweite als Tastorgan dient. Süßwasserschnecken hingegen besitzen nur ein Fühlerpaar, das dem Tasten dient. Die Augen liegen bei diesen basal an den Fühlern. Seite 35 von 72 Weichlinge Die Landschnecken aber auch viele Süßwasserschnecken zählen zu den Pulmonata ( Lungenschnecken) . Vegetationsbedeckung gibt es zahlreiche unterschiedliche Bänderungsvarianten auf gelblichen und rötlichen Grundfarben. Als nächstes wollen wir die Familien beschreiben, die wir auf der Exkursion behandelt haben. (Ähnlich der Hainbänderschnecke gibt es auch hier eine Variante mit dunkelbraun gefärbter Mündungslippe, die zwar recht selten ist, die aber verstreut oder in ganzen Populationen vorkommt.) Landschnecken: Familie: Helicaceae (Schnirkelschnecken) Lebensraum und Vorkommen: Die Gartenbänderschnecke kommt häufiger in Wäldern und waldnahen Gebüschen und Wiesen vor. Im Gebirge kommt sie bis zu 2000 m Höhe vor. Größe: Breite: 14 - 21 mm; Höhe: 10 - 17 mm. Bsp.: Cepea nemoralis (Hainschnirkelschnecke) Das Gehäuse ist kugelig mit gewölbten Seitenlinien und fast glatt. Die Mündungslippe ist meist dunkelbraun, selten weiß (Variation!). Variationen der Bänderung umfassen entweder einfarbig rötliche oder gelbe Varianten oder einfach oder mehrfach gebänderte Formen. Formen mit einem einzigen dünneren Band in der Mitte des Umgangs sind bei der Hainbänderschnecke häufiger als bei der Gartenbänderschnecke. Bsp.: Helix pomatia (Weinbergschnecke) Größe: Breite: 18 - 25 mm; Höhe: 12 - 22 mm. Bsp.: Cepea hortensis (Gartenschnirkelschnecke) Form und Grundfarbe der Gartenbänderschnecke sind ähnlich denen der Hainbänderschnecke. Als Anpassung an unterschiedliche Lebensräume (Wiese, Gebüsch) und Jahreszeiten mit unterschiedlicher Das Gehäuse ist kugelig mit stumpf kegeligem Gewinde. Es ist unregelmäßig gerippt. Seine Grundfarbe ist meist hellbräunlich mit dunklen verwaschenen Bändern. Der Nabel ist meist verdeckt, die Mündungslippe bei erwachsenen (!) Gehäusen gut ausgebildet, flach, weiß oder rötlich. Einzelne rechtsgewundene Exemplare werden als Schneckenkönige bezeichnet und stellen eine seltene Variation dar, die durch eine Veränderung in der Entwicklung statt findet. der Lebensraum und Vorkommen: Die natürlichen Vorkommen Weinbergschnecke sind in lichten Wäldern, Hecken, Seite 36 von 72 Weichlinge Gebüschen und Wegrändern zu finden, meist auf kalkreichem Boden. Stellenweise gibt es Vorkommen bis in 2000 m Höhe vor. Als Kulturfolger auch Vorkommen in Weinbergen und anderen Kulturflächen. Durch Übersammlung und Vergiftung teilweise sehr selten geworden und unter Naturschutz gestellt. Wirtschaftliche Bedeutung: Essbare Schnecke, die als "Escargot Bourgogne" gezüchtet wird. Bei uns steht die Weinbergschnecke allerdings unter Schutz. Größe: Breite: 32 - 50 mm; Höhe: 30 - 50 mm. Süsswasserschnecken: Familie: Lymnaeidae (Schlammschnecken) Bsp.: Lymnaea stagnalis (Große Schlammschnecke) Es gibt ca. 90 SchlammschneckenArten. Bei uns verbreitet sind die Große Schlammschnecke (Lymnaea stagnalis) und die SumpfSchlammschnecke (Galba palustris) . Besonders häufig kommt in unseren Binnengewässern die Große Schlammschnecke vor. Sie trägt wie die meisten Schnecken eine spiralig gewundene Kalkschale, das Gehäuse. An seinem Bau kann man die einzelnen Arten voneinander unterscheiden. In gewissen Zeitabständen steigt die Schlammschnecke an die Wasseroberfläche. Dort öffnet sie ihr Atemloch, um die Atemluft zu erneuern. Zahlreiche Blutgefäße verlaufen in der dünnen Wand dieser "Lungen", geben Kohlendioxid ab und nehmen den Sauerstoff der frischen Luft auf. Wegen dieser Atmungseinrichtung wird die Schlammschnecke zu den Lungenschnecken gezählt. Familie: Planorbidae (Tellerschnecken) Bsp.: Planorbarius corneus ( Posthornschnecke) Charakteristisch für diese Familie ist das in einer Ebene aufgewundene, scheibenförmige Gehäuse mit feinen Querrillen. Die Mündung ist nierenförmig und nicht zusammenhängend. Die Schale ist oliv bis dunkelbraun. Der Körper ist dunkelgrau bis mattschwarz. Es können aber auch Varianten auftreten, bei denen das Hämoglobin aufgrund fehlender Pigmente durchscheint; diese Tiere haben einen roten Körper. Durch ihre beachtliche Größe ist sie nicht mit anderen Tellerschnecken zu verwechseln. Die Posthornschnecke lebt in pflanzenreichen, stehenden und langsam fliessenden Gewässern. Man findet sie daher in Altarmen, Weihern und Gräben. Sie lebt meist am Boden und ernährt sich von lebenden und verrottenden Pflanzen, auch von Detritus und Aas. Sie legt in einer Nacht mehrere flache, 15 – 30 mm lange ovale Laichballen ab, die je 60 – 70 Eier enthalten. Die Schnecke wird 3 – 5 Jahre alt. Den Winter überlebt sie im Schlamm ihres Wohngewässers. Seite 37 von 72 Weichlinge Familie: Viviparidae (Sumpfdeckelschnecken) Bsp.: Viviparus viviparus Die Sumpfdeckelschnecke ist ein großer Vorderkiemer ( 28 – 35mm hoch, 20 – 25mm breit, Mündungshöhe liegt bei 14 – 17mm) mit kegelförmigen Gehäuse. Die 5 ½ bis 6 Umgänge sind schwach und regelmäßig gewölbt, die Naht ist flach. Der hornige Deckel hat kreisförmige Zuwachsstreifen und weist eine graugelbe bis grünlich braune Färbung mit rotbraunen Bändern auf ( die Farbe ist vom Standort abhängig – je tiefer im Wasser, desto dunkler). Zu finden ist die Sumpfdeckelschnecke zwischen Steinen an den Ufern größerer Flüsse, in Altarmen und im bewegten Wasser von Seeufern. Sie benötigt sauerstoffreiches Wasser. Zur Nahrung zählen Algen, Detritus und Plankton. Das Weibchen (keine Zwitter!) bringt vollentwickelte ca. 1cm große Schnecken mit Gehäuse zur Welt ( viviparus = lat. lebendgebärend). Im Winter bleiben die Embryonen zunächst im Mutterleib. Bei Gefahr zieht sich die Schnecke schnell in das Gehäuse zurück und schließt mit dem Deckel dicht ab. Sie kann so auch Trockenzeiten überleben. Schneckendidaktik Mit Schnecken lassen sich einige schöne Dinge zeigen, was uns bei unserer Präsentation vor den Schülern sehr geholfen hat. Die Fortbewegung beispielsweise lässt sich eindrucksvoll demonstrieren, indem man eine Schnecke, vorzugsweise eine große, fette Weinbergschnecke über eine Glasplatte kriechen lässt. Man kann dann sehr schön die wellenförmigen Bewegungen des Fußes verfolgen. Auch dass sich Schnecken aufgrund dieser Fortbewegungsweise und der zusätzlichen Schleimabsonderung nicht verletzen, wenn sie über eine scharfe Messerklinge kriechen, konnten wir sehr anschaulich zeigen. Diese Bewegung kann man nicht nur wie auf diesem Bild gezeigt sehen, sondern auch sehr gut fühlen, wenn man die Schnecke über die Handfläche kriechen lässt, dabei sind Bemerkungen der Schüler wie etwa „ das ist ja ur glitschig“ nicht selten. Jedoch waren nicht alle Schüler so „mutig“, die Schnecke auf die Hand zu nehmen. Die Weinbergschnecke ist ein sehr dankbares Objekt, denn sogar das Häutchen, das als Verdunstungsschutz dient, oder etwa eine Schnecke mit geschlossenem Kalkdeckel, der zum Überwintern Verwendung findet (dieses Exemplar hat den Winter offensichtlich nicht überlebt) haben wir gefunden. Sogar Dinge, die dem Auge meist verborgen bleiben, konnten wir zeigen. So ließen sich unsere in Gefangenschaft befindlichen Tiere nicht den Appetit verderben und hauten stets ordentlich rein. Die Funktion der Radula war sehr schön Seite 38 von 72 Weichlinge erneut bei der Weinbergschnecke aber auch bei den Wasserschnecken, welche den Algenbelag an den Aquariumwänden abweideten, zu erkennen. Als Spuren sah man nach dem Mahl die angefressenen, gezackten Ränder der Blätter. Aufgrund der Größe der Weinbergschnecke war auch das Atemloch, das die Atemhöhle mit Luft versorgt, gut sichtbar. Bei den Schnirkelschnecken machten wir auf die vielen verschiedenen Standortsformen aufmerksam, sowie den ökologischen Zusammenhängen dieser Varietäten (Tarnung im jeweiligen Lebensraum Fraßschutz) Somit war der Landschneckenteil abgeschlossen. Bei den Wasserschnecken waren ebenfalls einige interessante Dinge zu beobachten. Zunächst aber ließen wir die Schüler selbst einige Exemplare aus dem Tümpel fangen. Wir gaben ihnen Gummistiefel, um hineinzuwaten, doch wurde öfters der eine oder andere Schritt zuviel gemacht, und die Schüler hatten nasse Füße. Sie scheuten sich jedoch nicht, bis auf wenige Ausnahmen, den Tümpel barfuss zu stürmen. Von der Beute wurden die schönen Exemplare ins Aquarium gesetzt, und es folgte ein kleines Bestimmungsspiel. Auf ein Kärtchen schrieben wir den Namen einer Schnecke und die wichtigsten Merkmale, an denen man sie erkennen konnte. Die Schüler mußten dann das Tier im Aquarium oder Terrarium suchen und identifizieren (das klappte mit einiger Unterstützung immer ganz gut). Gruppen und mehreren Scheinangriffen schon desensibilisiert und reagierten nur noch sehr träge auf unsere Attacken. Die einzelnen Exemplare wurden noch kurz durchgesprochen, wobei wir ökologischen Aspekten besondere Aufmerksamkeit schenkten (Austrocknungsschutz der Sumpfdeckelschnecken, Hämoglobin der Tellerschnecken). Erwähnenswert ist auch ein sensationeller Fund einer Schülerin – eine junge Sumpfdeckelschnecke ca. 8mm groß. Fazit: Trotz ausreichender Vorbereitungen traten vereinzelt in Vergessenheit geratene Dinge auf. Sachverhalte, die für uns Studenten selbstverständlich scheinen, sind für Schüler oftmals neu. Sehr deutlich wurden wir darauf aufmerksam, als wir fragten, warum nicht alle Schnirkelschnecken gleich aussehen. Als Antwort kam nämlich: Männchen – Weibchen! Die Zeiteinteilung kristallisierte sich erst im Verlauf der Unterrichtseinheiten heraus. So mußten wir das Thema “Egel“ aus Zeitgründen weglassen (außerdem hatten wir auch so gut wie kein Anschauungsmaterial gefunden). Diese Vor-Ort-Anpassung war allerdings sehr lehrreich. Literatur www.weichtiere.de Gut zu demonstrieren war ein Fluchtmechanismus der Schlammschnecken. Bei drohender Gefahr pressen diese die Luft aus der Atemhöhle wodurch das Tier spezifisch schwerer wird und zu Boden sinkt. Leider waren unsere Schnecken nach einigen Seite 39 von 72 Urzeitkrebse URZEITKREBSE D von Ann-Kathrin Fischer und Lukas Planteu iese Krebsgruppe zählt zu den phylogenetisch ursprünglichsten und paläontologisch ältesten Krebsen. Der älteste bekannteste Vertreter mit einem Alter von ca.5000 Mio. Jahren wurde in Schweden entdeckt. Die ursprünglichen Krebse sind von ihrem ursprünglichen Lebensraum durch räuberische Fische verdrängt worden. Heute findet man sie nur mehr in Salzseen oder astatischen Gewässern. Das sind unregelmäßig in Erscheinung tretende Regenpfützen oder periodisch, meist nach der Schneeschmelze auftretende Überschwemmungstümpel. Die Urzeitkrebse sind äußerlich über Hunderte Mio. Jahre gleich geblieben, aber die Anpassung an die Besiedlung von Extrembiotope erfordert eine besondere physiologische Spezialisierung. Dazu gehört die rasche Entwicklung von der Larve zum geschlechtsreifen Tier. Die Entwicklung erfolgt in kürzester Zeit (ca. 5-8 Tagen bei wärmeren Temperaturen). Das Überdauern der Trockenphasen wird durch ihre Dauereier bewältigt. Die Lebensdauer eines Urzeitkrebses ist bei 3 Monaten, innerhalb derer sie sich ca. 40 Mal häuten und ab ihrer Geschlechtsreife andauernd Eier legen. Diese Dauereier (encystierte Eier im Gastrulastadium ) ermöglichen das Überleben der Trockenphasen. Die bisher längste überlebte Trockenzeit in solch einem Dauerei war 27 Jahre. Anostraca Diese Krebse unterscheiden sich von den anderen durch ihre gestielten Komplexaugen und das völlige Fehlen eines körperbedeckenden Schildes. Anostraca sind ihrer heutigen Gestalt fossil seit dem Jura bekannt. Sie sind durch 8 Arten vertreten. Anostraca sind Rückenschwimmer, sie orientieren ihre Bauchseite in Richtung des Lichtes. Dies kann man, in dem man ein Aquarium von unten beleuchtet sehr gut nachweisen. Die Tiere drehen dabei ihren Rücken nach oben und schwimmen dann auf dem Bauch. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleinplankton, Mikroorganismen und organische Schwebstoffe. Die Nahrung wird über die Bauchrinne zum Mund transportiert. Das Geschlechtsverhältis bei diesen Krebsen ist 1:1. Das Männchen hat oft auffällig geformte zweite Antennen, die zur Umklammerung des Weibchens bei der Paarung dienen. Es gibt 3 Ordnungen von Urzeitkrebsen : Anostraca („ Freenkrebse“ ) Notostraca („ Rückenschaler „) Conchostraca („ Muschelschaler“) Chirocephalus shadini, oben Weibchen Notostraca haben innere Komplexaugen und einen flachen Rückenpanzer. Notostraca sind seit der Trias in ihrer Gestalt Seite 40 von 40 Urzeitkrebse unverändert geblieben. Die älteste noch lebende Tierart der Erde ist Triops cancriformis. Notostraca halten sich vorwiegend am Boden der astatischen Gewässer auf. Mit der Vorderkante wühlen sie den Boden auf um an ihre Nahrung heranzukommen. Diese stellt sich aus Plankton, aber auch Mückenlarven und auch beispielsweise aus toten Regenwürmern zusammen. Den Grossteil ihres kurzen Lebens befinden sie sich am Boden, außer bei Sauerstoffmangel steigen sie an die Oberfläche und schwimmen mit dem Bauch nach oben. Die heimischen Notostraca sind durchwegs Weibchen und betreiben Parthenogenese. In Österreich leben 2 Notostraca Arten, die in der Regel jahreszeitlich getrennt auftreten Lepidurus apus Triops cancriformis Der Unterschied zwischen diesen beiden liegt nicht nur darin dass Triops größer ist sondern dass Lepidurus apus einen charakteristischen Schwanzschild zwischen den beiden Schwanzanhängen besitzt, der dem zusätzlich Antrieb dient. Conchostraca Conchostraca sind seit dem Silur bekannt und sind damit die älteste rezent in unveränderter Gestalt auftretende Ordnung der Urzeitkrebse. Muschelschaler sind kleine, etwa 1 cm große Krebse, deren Körper von einer zweiklappigen Schale umhüllt ist. Sie liegen vorwiegend seitlich auf dem Bodengrund der Gewässer oder graben sich sogar wie Muscheln im Schlamm ein, so dass nur ihr Hinterende daraus hervorragt. Wenn sie schwimmen, so tun sie dies meist mit dem Rücken nach oben, wobei ihnen das Rudern mit den Zweiten Antennen einen gaukelnden Schwimmstil verleiht. Conchostraca filtrieren ihre Nahrung entweder aus dem Wasser oder aus dem aufgewirbelten Schlamm. Der Vermehrungsmodus der Muschelschaler reicht von Parthenogenese (Jungfernzeugung) über Selbstbefruchtung bis hin zu getrennt geschlechtlicher Fortpflanzung. (1) (2) Lepidurus (1) und Triops (2) gleichzeitig vorkommend! Lebenszyklus Während sich die „ Urzeitkrebse“ äußerlich seit Hunderten Millionen Jahren kaum verändert haben, erfordert die Besiedelung von Extrembiotopen eine besondere physiologische Spezialisierung. Sie bewohnen astatische Gewässer. Das sind Seite 41 von 72 Urzeitkrebse periodisch führende Gewässer. Daher ist die rasche Entwicklung von der Larve bis zum adulten Tier sehr wichtig. Artenliste Das Überdauern der Trockenphasen wird ausschließlich durch die Produktion von Dauereiern, das sind sogenannte encystierte Embryonen im Gastrulastadium, ermöglicht. Sie können dadurch sehr lange Trockenheiten überleben. Die längste überstandene Trockenheit, die bisher bekannt ist, ist 27 Jahre. Ordnung Anostraca Das besondere an den Embryonen ist, dass diese keinen Stoffwechsel vollziehen und dadurch die bisherige Definition des Lebens in Frage stellt. Trotz dieser Fähigkeit sind die Groß-Branchiopoden sehr stark gefährdet. Hauptursache ist die Habitatsvernichtung durch Trockenlegung der Felder oder durch Zuschüttung. Die Rückenschalerarten kommen zu verschiedenen Zeiten in den periodisch wasserführenden Gewässern vor. Bei Lepidurus apus schlüpfen die Larven bei den ersten Überschwemmungen, die ca. im Februar auftreten. Zu dieser Jahreszeit ist die Wassertemperatur ca. 0°C, im Gegensatz zu Triops cancriformis der erst bei wärmeren Temperaturen schlüpft, Ende April. Wir konnten bei unserer Exkursion, die Ende April stattfand, sowohl ausgewachsene Lepidurus apus als auch noch nicht ausgewachsene Triops cancriformis finden. Allgemein haben die Tiere eine Lebensdauer von ca. 3 Monaten, innerhalb dieser, sie ständig ihre Dauereier ablegen und sich ca. 40 Mal häuten. Bis zum geschlechtsreifen Tier dauert es nur wenige Tage, haben aber bei der Geschlechtsreife noch nicht die vollständige Größe erreicht, können aber trotzdem ihre Eier ablegen. Diese Dauereier befinden sich im Schlamm und überdauern dort die Trockenzeit bis zur nächsten Überschwemmung. (gefundene Arten bei der Exkursion) Branchipus schaefferi Chirocephalus shadini Eubranchipus (Siphonophanes) grubii Ordnung Notostraca Lepidurus apus Triops cancriformis Didaktischer Teil: Vorbereitung Da unser Thema, Insekten und andere Arthropoden, ein sehr umfangreiches war, mussten wir uns auf eine Tiergruppe spezialisieren. Für die geringe Dauer von einer halben Stunde für eine Unterrichtseinheit, schien es uns sinnvoller, nur eine Gruppe, dafür aber genauer zu besprechen. Da die March-Auen eines der wenigen Gebiete in Österreich sind, wo man noch Urzeitkrebse in freier Natur finden kann, viel uns die Entscheidung relativ leicht. Wir entschlossen uns, die Schüler etwa 10 Minuten selbst käschern zu lassen, weil uns die aktive Mitarbeit der Schüler sehr wichtig schien. Dieses Vorhaben brachte aber ein weiteres Problem mit sich. Die berühmte Triops-Senke war 10 Minuten von unserem Haus entfernt und es hätte zu viel Zeit beansprucht dort hin zu gehen. Aus diesem Grund entschieden wir uns, unseren „Stand“ bei dem näher gelegenen „Bahntümpel“ aufzubauen. Seite 42 von 72 Urzeitkrebse Lehrziel 3.) Lernen am lebenden Objekt: Im Laufe der Vorbereitung wurde uns immer mehr bewusst, dass es sinnvoll ist, den Schülern nur so viel Stoff zu vermitteln, dass sie sich ihn auch merken. Zu Beginn haben wir einen Vortrag zusammengestellt, der gespickt mit Detailinformationen war. Wir haben ihn immer mehr zusammengekürzt, sodass am Ende nur so viel übrig blieb, was wir wirklich für notwendig hielten. Wir hatten an unserem Stand 2 Aquarien aufgebaut. Eines mit Rückenschaler und eines mit Feenkrebse. Diese dienten dazu, dass sich die Schüler während unserer Erklärungen, die Lebendobjekte anschauen konnten. Wir versuchten unseren Vortrag so zu halten, dass wir die Schüler zum eigenständigen Denken anregten, indem wir immer wieder Fragen stellten. Zur genauen Betrachtung der Urzeitkrebse, durften die Schüler sie natürlich auch aus den Aquarien nehmen und zum Beispiel die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen der Feenkrebse beobachten. Unser Ziel war, dass die Schüler nach unserer Unterrichtseinheit wissen, dass es Urzeitkrebse schon vor den Dinosauriern gegeben hat, wo sie leben ( Überschwemmungstümpel), warum sie dort leben ( Dauereier), dass es 3 Ordnungen gibt und diese wenn möglich nennen können ( Feenkrebse, Rückenschaler und Muschelschaler). Dies hielten wir für ausreichend. Durchführung 1.) Sind Vorkenntnisse vorhanden? Zu Beginn versuchten wir herauszufinden, welche bzw. ob überhaupt Vorkenntnisse vorhanden waren. Wir stellten ihnen dabei einige Fragen wie zum Beispiel ob sie wissen was Urzeitkrebse sind, wo sie leben, warum sie so interessant sind, wie alt sie werden können usw. Bei den meisten Schülergruppen waren wir sehr erstaunt, wie viel die Schüler schon von diesem Thema wussten. 2.) Zeitliche Eingliederung: Mittels einer bildhaften Zeittafel zeigten wir den Schülern, wann die Urzeitkrebse zum ersten Mal auftraten. Auf dieser Tafel waren andere Tiere, wie zum Beispiel Fische, Amphibien oder Dinosaurier auch abgebildet, damit sich die Schüler zeitlich besser orientieren können. 4.) Lernzielkontrolle: Zwischen unserem Stand und dem Tümpel, wo wir später käscherten, hatten wir einige Posters und Plakate aufgehängt, anhand denen wir mit den Schülern das Wesentliche wiederholten, damit wir feststellen konnten, wie viel sie sich merken konnten. Dabei achteten wir darauf, dass wir sehr allgemeine Fragen stellten, damit die Schüler mit unserer Fragestellung nicht in eine Richtung gelenkt wurden und sie die Fragen sehr umfangreich beantworten konnten. 5.) Learning by doing: Am Tümpel hatten wir einige Gummistiefel für die Schüler bereitgestellt. Das Käschern funktionierte bei den meisten Gruppen sehr gut. Manche, etwas schüchterne Schüler, zögerten ein bisschen, aber nachdem die ersten Feenkrebse gefangen wurden, waren alle Schüler begeistert. Wir hatten leider nur 2 Käscher zur Verfügung und da eine Gruppe aus 5 bis 6 Personen bestand, mussten sie sich abwechseln. Einige Schüler waren so begeistert, dass sie den Käscher überhaupt nicht mehr weitergeben wollten. In solchen Situationen mussten wir eingreifen, damit auch die anderen der Gruppe an die Reihe kamen. Wir versuchten Seite 43 von 72 Urzeitkrebse gemeinsam mit den Schülern anhand der lebenden Objekte nochmals die Unterschiede der beiden Geschlechter zu erkennen. Das Käschern machte den Schülern so viel Spass, dass sie teilweise sogar um die Wette käscherten und bei den meisten kostete es uns sehr viel Überredenskunst, sie wieder vom Tümpel wegzubringen. Evaluation Im Großen und Ganzen waren wir Unterrichtseinheit zufrieden, auch wenn Verbesserungsvorschläge unsererseits gibt. mit es unserer einige Literaturliste www.urzeitkrebse.at Hödl, W. & Rieder, E. (1993): Urzeitkrebse an der March. Verein zur Erhaltung und Förderung ländlicher Lebensräume (Distelverein), Orth/Donau. 52 pp. Hödl, W. & E. Eder (1999): Die Groß-Branchiopoden ("Urzeitkrebse") der österreichischen March-Thaya-Auen. In: Kelemen, J. & I. Oberleitner (Red.), Fließende Grenzen. Lebensraum March-Thaya-Auen. Umweltbundesamt, Wien: 247-259. Wenn wir gewusst hätten, dass sich die Schüler erst vor kurzer Zeit einen Film über Urzeitkrebse in der Schule angesehen hatten und daher schon viel über diese Tiere wussten, hätten wir viel grundsätzliches weglassen können und genaueres vortragen können. Die Lernzielkontrolle hätten wir genauer ausarbeiten müssen, denn die Schüler konnten teilweise mit unseren Fragen sehr wenig anfangen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen konkretere Fragen zu formulieren. Das Käschern hat den Schülern zwar großen Spaß gemacht, jedoch war der Standort von uns nicht besonders gut gewählt. Der „Bahntümpel“ war viel zu tief, d.h. die Kinder konnten trotz Gummistiefel nur einen Schritt ins Wasser gehen um nicht zu „schöpfen“. Die Einstiegsstelle war viel zu schmal für eine Gruppe von fünf bis sechs Personen. Grundsätzlich würden wir aber sicher wieder mit den Kindern käschern, da es ihnen und auch uns sehr viel Spaß gemacht hat und wir ihnen so den Lebensraum dieser Tiere sehr nahe gebracht haben. Womit wir sehr zufrieden waren, war die Arbeit mit den Aquarien. Die Schüler hatten während unserer Erklärungen die Gelegenheit, die besprochenen Merkmale am lebenden Objekt zu beobachten. Seite 44 von 72 Amphibien AMPHIBIEN I von Kathrin Flöck n früheren Zeiten waren die Amphibien immer von Mythen und Sagen umrankt. Plinius schrieb zum Beispiel über den Feuersalamander, dass er das gefährlichste Tier der Menschheit sei! Er meinte dass Löwen und Tiger Menschen nur einzeln töten könnten, der Feuersalamander sei hingegen im Stande ganze Völker auszurotten. Im Mittelalter waren Amphibien als Symbol des Teufels und der Unkeuschheit verachtet und in der Hexerei wurden Froschschenkel zum Mixen von Gesundheits-, Zauber- und Liebestränken verwendet. Die Tatsache, dass sie „nächtliche Wesen“ seien und ihr scheinbaren Verschwinden während der Wintermonate, sowie ihre kalte, feuchte Haut führten zu den unglaublichsten Vorstellungen und Vermutungen. Man meinte, dass der Feuersalamander wegen seiner schwarz-gelben Färbung unempfindlich gegen Feuer sei und sogar in der Lage wäre Feuer zu löschen. Deswegen warf man ihn in brennende Gebäude, bemerkte jedoch, dass sich kein Erfolg einstellte und so kam diese Tradition bald zum Erliegen. Auch das Phänomen, dass Jungfrösche während des warmen Sommerregens zu hunderten die Geburtstümpel verlassen, versetzte die abergläubischen Menschen in Staunen und es entwickelten sich Redewendungen wie z.B.: „wie vom Himmel gefallen“ oder „Froschregen“. Auch die Phantasie der Menschen wurde früher stark durch diese Tiere angeregt, es entstanden viele Märchen wie z.B.: der Froschkönig. Viele Vorurteile sind auch heute noch nicht ausgeräumt und manche Menschen ekeln sich immer noch vor dieser faszinierenden Tiergruppe. Auch viele falsche Annahmen sind weit verbreitet, wie z.B. der Irrglaube, dass das Berühren von Krötenhaut Warzen hervorruft. Heutzutage steht man diesen Tieren größtenteils sehr positiv betrachtet, nicht zuletzt deshalb, weil sie auf Grund ihrer empfindlichen Haut einen guten Umweltindikator darstellen. In Österreich findet man 20 Arten dieser Tiergruppe, wobei man zwischen den Schwanzlurchen und den Froschlurchen unterscheiden kann. Zu den Schwanzlurchen gehören die Molche und die Salamander und zu den Froschlurchen zählen die Frösche, Kröten und Unken. Amphibienhaut Die Haut besteht aus 2 Schichten: der äußeren Epidermis und der inneren Cutis. Die Epidermis der Amphibien besteht aus einer Schicht ausgestorbener Zellen, die vor dem Verlust von Flüssigkeit schützt und somit als Verdunstungsschutz dient. Dieser Schutz ist gerade auf dem Land bei hohen Temperaturen vor dem Austrocknen ein Vorteil. Wenn das Tier größer wird, so häutet es sich wie ein Reptil. Nur die Blindwühlen besitzen winzig kleine Schuppen. Die anderen Ordnungen weisen keine Schuppen auf. Die Haut besitzt Drüsen, zum Einen die Schleimdrüsen, die eine Flüssigkeit absondern, um den Körper feucht zu halten, zum Anderen Schleimdrüsen an den Zehen, um auch an senkrechten Flächen haften zu können. Des Weiteren besitzt die Haut Giftdrüsen, um sich vor Feinden zu schützen. Bei Bedrohung wird eine milchige Flüssigkeit abgesondert, die auf den Gegner giftig wirkt. Viele giftige Amphibien sind auffallend gefärbt (leuchtende Farben), was wiederum für die Feinde als Abschreckung dienen soll. Seite 45 von 72 Amphibien Das Amphibienjahr Herbst Winter Es kommt zum Verlassen der Laichgewässer und zur Herbstwanderung. Die Tiere müssen rechtzeitig vor dem Temperaturabfall auf unter 3 Grad ihr Winterquartier bezogen haben! Die Winterruhe tritt bei unter 3 Grad C ein und macht die Tiere bewegungsunfähig und starr. Ihre Winterquartiere befinden sich entweder in Verstecken am Ufer oder im Schlamm des Gewässergrundes. Amphibien der Au (von uns am Kurs gefunden) Frühjahr Teichmolch (Triturus vulgaris) Hier findet die Fortpflanzung statt. Es kommt zur Laichwanderung die sie zu ihren Geburtstempeln zurückführt und sie dort ablaichen lässt. Erdkröten legen hierbei sogar Strecken von über 3 km zurück! Braunfrösche und Erdkröten sind zwei Arten, die gleichzeitig mit ihrem Partner (sie tragen das Männchen huckepack) am Laichplatz eintreffen. Dies erspart ihnen die Ausbildung von auffallenden Gesängen. Laubfrösche z.B. treffen nicht gleichzeitig mit ihren Paarungspartnern am Gewässer ein, für sie ist der Gesang zum Anlocken wichtig. Sommer Die Alttiere begeben sich auf die Rückwanderung zu ihren Sommerquartieren an Land (Amphibien verbringen den Großteil des Jahres an Land!). Die Jungtiere schlüpfen und durchlaufen die einzelnen Metamorphosestadien (Kiemen bilden sich um zu Lungen und befähigen somit zum Leben an Land). Die Natur hat hier einen wichtigen Mechanismus eingerichtet der eine optimale Aufteilung der Nahrungsressourcen garantiert: Während Kaulquappen sich von Algen und Schwebstoffen ernähren, ernähren sich die ausgewachsenen Amphibien von sich bewegender Beute: sie sind Fleischfresser. Allgemeines Gesamtlänge bei Männchen bis 11 cm, bei Weibchen bis 9,5 cm. Die Haut ist glatt, über den Kopf ziehen - vor allem bei Männchen deutlich erkennbar - 5 dunkle Längsstreifen. Die Oberseite ist in hellen Brauntönen gehalten, bei Weibchen oft lehmfarben, und trägt runde dunkelbraune Flecken, die auf dem Rücken der Weibchen zu zwei Linien verschmelzen können. Bauchseite hell, gegen die Mitte zu oft leuchtend orange, gelb oder rot pigmentiert, mit dunklen Tupfen oder Flecken. Die Männchen bilden während der Fortpflanzungszeit einen hohen welligen Rückenkamm aus, der ohne Einbuchtung in den oberen Schwanzsaum übergeht. Während dieser Zeit besitzen die Männchen am unteren Hautsaum des Schwanzes ein deutliches perlmutterfarbenes Längsband und an den Zehen der Hinterbeine werden breite Hautsäumen ausgebildet. In der aquatischen Phase (April bis August) tagaktiv, während der terrestrischen Phase, dämmerungs- und nachtaktiv. Seite 46 von 72 Amphibien Nahrung: Insekten und deren Larven, Kleinkrebse, Würmer, Lurcheier und -larven. Gelegegröße 100-300 Eier, die auf den Blättern von Wasserpflanzen abgesetzt werden. Verbreitung In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 2150 m (Kärnten); am häufigsten in Höhenlagen unter 600 m. Heuer fanden wir einige Exemplare in den Marchauen Lebensräume Der Teichmolch bevorzugt permanente stehende Gewässer mit Flachwasser- und Verlandungszonen wie Tümpel, Teiche, Altwässer mit reichlich untergetauchter Vegetation. Er kommt sowohl in großen tiefen als auch in kleinen seichten Gewässern (z. B. wassergefüllte Radspuren) vor. Er überwintert in mittel- oder unmittelbarer Nähe seines Laichgewässers Donau-Kamm-Molch (Triturus dobrogicus) Allgemeines Schmalköpfiger, kurz- und dünnbeiniger Wassermolch mit einer Gesamtlänge bis etwa 13 cm. Die Kammmolcharten sind nicht leicht zu unterscheiden. Beim Donaukammmolch beträgt die Länge der Vorderbeine 34-52% der Entfernung der Ansatzstellen der Gliedmaßen. Die Männchen entwickeln in der Paarungszeit einen hohen, tief gezackten Rückenkamm, der vom oberen Schwanzsaum durch einen Einschnitt getrennt ist. Körperoberseite bräunlich bis dunkel rotbraun, mit runden dunklen Flecken. Bauchseite orangerot mit dunklen Flecken, Kehle dunkel. Flanken mit einigen wenigen weißen Tüpfeln. Haut grobkörnig. Aktivitätsperiode: März bis November. Paarungszeit: ab März bis Juni. Gelegegröße: 200-400 Eier, die einzeln an Wasserpflanzen befestigt werden. Die Larven schlüpfen nach etwa 2 ½ Wochen und beenden ihr kiementragendes Larvalstadium etwa 3 Monate später. Nahrung: Würmer, Kleinkrebse, Insekten und deren Larven. Die Weibchen des Donaukammmolches werden etwas größer als die Männchen und bilden keinen Kamm aus. Im Frühjahr zwischen März und Mai erfolgt die Zuwanderung zu den Laichgewässern. Im Verlauf der Paarung setzen die Männchen Spermatophoren (Samenträger) am Boden der Gewässer ab, welche vom Weibchen in die Kloake aufgenommen werden. Ein Weibchen legt 200 bis 400 Eier, die es einzeln in Wasserpflanzeblättchen einfaltet. Im Sommer verlassen die Kammmolche ihre Laichgewässer. Die Tiere bilden in dieser Phase eine Landtracht aus, in der die Tiere dunkler wirken und die Haut stumpf und wasserabweisend wird. Ein niedriger Rückenkammrest bleibt bei den Männchen meist sichtbar. Verbreitung In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 350 m (Burgenland); am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m. In Österreich im Gebiet der unteren Donau und in den östlichen Flach- und Beckenlagen verbreitet. Wir konnten bei der Freilanddidaktikexkursion einige wenige Exemplare finden. Lebensräume Der Donaukammmolch sucht zur Paarung und zum Ablaichen im April/Mai temporäre und permanente stehende Gewässer mit Flachwasser- und Verlandungszonen auf wie z. B. Seite 47 von 72 Amphibien Altwässer, Tümpel und Wassergefüllte Gräben. Nach etwa drei Monaten, spätestens jedoch im Oktober begibt er sich wieder ans Land, wo er die unmittelbare Nähe seines Laichgewässers als Lebensraum nützt. Rotbauchunke (Bombina bombina) Allgemeines Die Rotbauchunke ist ein stark Wassergebundener, tag- und nachtaktiver Froschlurch von bis zu 4,5 cm Kopf-Rumpflänge, abgeflachtem Körper und runder Schnauze; das Trommelfell ist nicht sichtbar und die Pupille ist herzförmig, Ohrdrüsen fehlen. Die Rückenhaut wirkt glatt, kleine Warzen auf dem Rücken sind mit einer schwarzen Hornkuppe besetzt. Die Färbung der Oberseite ist ein dunkles grau- bis grünbraun mit einem im Nacken befindlichen symmetrischen dunklen, bogenförmigen Drüsenkomplex. Die Bauchseite ist schwarz bis bleigraue mit winzigen hellen Pünktchen und deutlichen orangefarbenen bis roten Flecken besetzt. Die hellen Flecken der Unterseite der Extremitäten sind isoliert und stehen nicht in Kontakt mit Bauch- bzw. Brustflecken; Finger- und Zehenspitzen sind dunkel. Die Männchen besitzen innere Schallblasen (Kehlblasen) und in der Fortpflanzungszeit (Mitte Mai bis Mitte Juni) Brunstschwielen an der Innenseite der Unterarme. Gelegegröße: 80-300. Die Rufe der männlichen Rotbauchunke dienen der Revierabgrenzung und dem Anlocken der Weibchen: Durch pumpende Bewegungen des Mundbodens füllt das auf der Wasseroberfläche treibende Männchen seine Lungen mit Luft und presst sie danach in die Kehlblasen. Der Ruf entsteht beim anschließenden Zurückdrücken der Luft aus den Kehlblasen durch den Stimmerzeugenden Kehlkopf zurück in die Lungen. Während des Rufens sind Mund und Nasenlöcher verschlossen. Die Anzahl der Rufe je Minute liegt bei der Rotbauchunke unter 40. Rotbauchunken paaren sich im Wasser, wobei das Weibchen vom Männchen in der Lendengegend umklammert wird. Die Eier werden in Form von kleinen Laichklumpen an Wasserpflanzen angeheftet. Verbreitung In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 590 m (Niederösterreich); am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m. In den Marchauen ist die Rotbauchunke immer sehr zahlreich in den Tümpeln zu finden und ihr einprägsamer Ruf ist ständig zu hören. Lebensräume Die Rotbauchunke überwintert an Land im Umkreis von etwa 100 m um ihr Wohngewässer in Erdhöhlen, unter Totholz etc. Als Laichgewässer werden mittlere und größere ruhige, permanente Gewässer (z. B. Aualtarme) aufgesucht, häufig aber auch temporäre Überschwemmungsflächen. Die Uferregionen sind meist sonnenexponiert und die Wasserstellen zeichnen sich durch reichlich submerse Vegetation aus. Aktivitätsperiode: März bis September/Oktober. Nahrung : Insekten und deren Larven, Würmer, Schnecken. Seite 48 von 72 Amphibien Wechselkröte (Bufo viridis) Allgemeines: Mittelgroßer (Männchen bis 8 cm, Weibchen bis 9 cm), vorwiegend dämmerungsund nachtaktiver Froschlurch mit fast parallelen Ohrdrüsen und zitronengelber bis grünlicher Iris. Höcker an der Unterseite der Zehengelenke einfach, Trommelfell zumeist deutlich zu sehen, die Schwimmhäute reichen nur bis zur Hälfte der längsten Zehe. Körperoberseite hell mit grünlichen Flecken. Bisweilen entlang der Rückenmitte eine helle Längslinie. Speziell beim Weibchen sind die Warzen an den Flanken oft rötlich gefärbt. Die Bauchseite ist hellgrau bis weißlich mit kleinen dunkelgrünen Flecken. Aktivitätsperiode: Ende März bis Anfang November. Laichzeit April bis Mitte Juni. Eizahl: 5000-18000. Nahrung: Insekten, Spinnen, Würmer. Die Paarungsrufe der Männchen stellen ein melodisches bis zu 10 Sekunden langes Trillern dar, das sie in der Dämmerung mit aufgerichtetem Körper im Flachwasser sitzend, an der Wasseroberfläche treibend oder am Ufer einzeln oder in Chören abgeben. Zur Schallverstärkung besitzen die Männchen eine große kehlständige Schallblase. Bei der Paarung, bei der das Männchen das Weibchen von hinten in der Achselgegend klammert, setzt das Weibchen seine Eier in Form von 2- 4 m langen Eischnüren mit je 2-4 Reihen von Eiern im seichten Wasser ab (insgesamt 5000 bis 18000 Eier). Wenn möglich werden die Laichschnüre zwischen Haltestrukturen im Wasser (z. B. Steine, Wasserpflanzen) verspannt. Die Larven schlüpfen nach ungefähr einer Woche. Verbreitung: In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 1100 m (Niederösterreich); am häufigsten in Höhenlagen unter 500 m. In diesem Kurs konnten wir auch ein Exemplar der Wechselkröte den Schülern vorstellen. Lebensräume: Die Wechselkröte ist eine wärmeliebende, Krötenart. Sie bevorzugt offenes, trockenes Gelände mit lockerem Bodensubstrat wie vegetationsarme Ruderalflächen, Äcker, brachliegende Felder oder steiniges Gelände. Stehende Gewässer mit flachen Uferbereichen (Teiche, Tümpel, überschwemmte Wiesen, wassergefüllte Gräben) werden als Laichgewässer bevorzugt. Die Wechselkröte hält sich meist nur kurz am Laichgewässer auf. Außerhalb der Laichzeit leben die Tiere an Land und sind dämmerungs- und nachtaktiv. Erdkröte (Bufo bufo) Allgemeines: Kräftiger, tag- und nachtaktiver Froschlurch, bei dem das Weibchen (bis 13 cm) größer als das Männchen (bis 8 cm) wird. Die Iris ist kupferfarbenbis rotgolden, die Ohrdrüsen sind groß und weichen nach hinten zu stark auseinander. Die Gelenkhöcker auf der Zehenunterseite sind paarig; das Trommelfell ist sichtbar; die Schwimmhäute reichen nur bis zur Hälfte der längsten Zehe. Die Färbung der Oberseite ist bräunlich, grau, rot- oder schwarzbraun mit wenigen undeutlichen dunklen Flecken. Die Unterseite des Körpers ist schmutzig weiß, oft stark graubraun gefleckt. Die Männchen besitzen keine Schallblasen und bilden zur Paarungszeit (April) an der Innenseite der drei ersten Finger schwarze hornige Schwielen aus. Aktivitätsperiode: März bis Oktober. Nahrung: Insekten, Spinnen, Nacktschnecken, Würmer. Die Eier werden in Form zweier Laichschnüre im Wasser abgesetzt; sie sind 3 bis 5 m lang, 5 bis 8 mm dick und enthalten 2 bis 4 Reihen von Eiern. Die Laichschnüre werden im Wasser zwischen Pflanzenstengeln, Seite 49 von 72 Amphibien Ästen, etc. verspannt und beinhalten etwa 1200 bis 6000 Eier. Je nach Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach 2 bis 3 Wochen. Während der Fortpflanzungszeit von März bis April, suchen die Erdkröten in Massen die Laichgewässer auf. Die Paarbildung findet oft schon bei der Zuwanderung zu den Gewässern statt, wobei die Weibchen die Männchen auf dem Rücken zum Laichgewässer tragen. Die Männchen umklammern dabei die Weibchen im Achselbereich. Der Paarungsruf der Erdkröte ist sehr leise, kaum hörbar. Bei Annäherung eines Feindes wie beispielsweise einer Schlange bläht sich die Erkröte auf, senkt den Kopf und stellt sich auf gestreckten Beinen, um den Feind einzuschüchtern. Erdkröten sondern dabei ein Hautsekret ab, welches verschiedene Gifte (Bufogenin, Bufotoxin und Bufotenin) enthält. Laubfrosch (Hyla arborea) Allgemeines: Kleiner, vorwiegend dämmerungsund nachtaktiver Baumfrosch mit einer Kopf-Rumpflänge bis zu 45 mm, dessen Finger- und Zehenspitzen scheibenförmig verbreitert sind. Die glatte, glänzende Körperoberseite ist meist einheitlich grün. Ein dunkler Flankenstreifen zieht sich von der Nasenöffnung bis in die Hüftregion, wo er eine große Hüftschlinge bildet. Die Bauchseite ist weißlich-gelb bis grau und von körniger Oberfläche. Die Kehlregion der Männchen ist faltig und gelblich-braun gefärbt, , die der Weibchen hell und glatt. Nahrung: Spinnentiere und Insekten. Verbreitung: Aktivitätsperiode: März bis Oktober. In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 2160 m (Nordtirol); am häufigsten in Höhenlagen unter 600 m. Laichzeit: April bis Ende Juni. Wir konnten heuer ein Baby-Exemplar der Erdkröte finden und den Schülern vorführen. Lebensräume: Die Erdkröte sucht im Frühjahr stehende, meist größere und tiefere Gewässer (auch solche ohne Flachwasserbereiche) zum Ablaichen auf. Die Tiere wandern dabei aus ihren oft bis zu 5000 m entfernten Winterquartieren (Waldgebiete) an. Geeignete Laichgewässer sind meist mit Haltestrukturen (z. B. Ästen) ausgestattet, an denen die Erdkröten ihre Laichschnüre fixieren. Die Erdkröten sind laichplatztreu und legen lange Wanderungen zwischen Winterquartier, Laichgewässer und Sommerquartier zurück, auf denen sie durch den Straßenverkehr besonders gefährdet Das Männchen umklammert bei der Paarung das Weibchen in der Achselgegend. Ein Weibchen produziert zwischen 200 und 1400 Eier pro Jahr, die in Form kleiner Klumpen von 3-50 Eiern an Strukturen im Wasser abgesetzt werden. Die die Larven schlüpfen schon nach wenigen Tagen aus den Eiern. Bei Einsetzen der Dämmerung und in der Nacht sind die oft im Chor erschallenden Rufserien der Laubfrösche zu hören. Die große kehlständige Schallblase verleiht dem Ruf der Männchen eine beachtliche Lautstärke. Die Männchen sitzen dabei im Flachwasser oder treiben auf der Wasseroberfläche. Laubfrösche kann man vereinzelt auch tagsüber und außerhalb der Fortpflanzungszeit abseits der Laichgewässer rufen hören. Seite 50 von 72 Amphibien Verbreitung: In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 1200 m (Steiermark); am häufigsten in Höhenlagen unter 500 m. In den Marchauen konnten dieses Jahr wieder einige Exemplare gefangen und im Terrarium ausgestellt werden. Sowohl grüne als auch leicht gräuliche Exemplare waren dabei. Lebensräume: In der Paarungs- und Laichzeit (April bis Juni) sucht der Laubfrosch stehende Gewässer wie Weiher, Tümpel, wasserführende Gräben oder Überschwemmungsflächen mit unterschiedlich dichterer Vegetation auf. Über weite Strecken der Jahres ist der wärmeliebende Laubfrosch in deren Nähe an Land, oft aber auch bis zu 500 m vom Laichgewässer entfernt auf Bäumen und Sträuchern zu finden, die er als Sonn- und Ruheplatz nutzt. Springfrosch (Rana dalmatina) Allgemeines: Langbeiniger, schlanker, spitzköpfiger Braunfrosch, dessen Wibchen bis zu 8 cm und Männchen bis zu 6 cm Kopf-Rumpflänge erreichen. Bei im rechten Winkel vom Körper abgespreizten Oberschenkeln überlappen einander die Fersen erheblich. Das Fersengelenk überragt bei seitlich an den Rumpf angelegtem Bein die Schnauzenspitze. Trommelfell deutlich, nahe dem Hinterrand des Auges und nur wenig kleiner als dieses. Die Haut an der Köperoberseite ist glatt oder schwach körnig und hell-rötlichbraun bis sandfarben, bisweilen schwach dunkel gefleckt. Gelegentlich ist auch ein helles Rückenband vorhanden. Die Bauchseite ist weißlich-gelb, nur selten (und zwar im Kehlbereich) gefleckt. Männchen besitzen keine Schallblasen, rufen sehr leise und vorwiegend unter Wasser. Laichzeit: Februar bis Ende Mai. Nahrung: Insekten, Würmer, Schnecken, Spinnen. Der Springfrosch ist ein Frühlaicher und setzt im März (bisweilen schon Ende Februar) in der Nacht seine Laichballen in stehenden Gewässern unterschiedlicher Größe ab. Die Eiballen werden fast immer um Haltestrukturen als zentrale Achse unter Wasser befestigt. Ein Gelege umfasst 600 bis 1200 Eier. Nach längstens 3 Wochen schlüpfen die 8-10 mm langen dunkelbraunen Larven, die sich nach weiteren 2 bis 3 Monaten in Frösche verwandeln. Verbreitung: In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 1200 m (Kärnten); am häufigsten in Höhenlagen unter 400 m. Auch von diesem Frosch konnten wir dieses Jahr ein Exemplaren in den Marchauen in einem seichten Tümpel finden. Lebensräume: Der Teichmolch bevorzugt permanente stehende Gewässer mit Flachwasser- und Verlandungszonen wie Tümpel, Teiche, Altwässer mit reichlich untergetauchter Vegetation. Er kommt sowohl in großen tiefen als auch in kleinen seichten Gewässern (z. B. wassergefüllte Radspuren) vor. Er überwintert in mittel- oder unmittelbarer Nähe seines Laichgewässers. Verschiedene kleine (z. B. wassergefüllte Radspuren) bis großer stehende Gewässer (Altwässer, Weiher) werden als Laichplatz angenommen. Außerhalb der Laichzeit lebt der Springfrosch an Land und entfernt sich dabei bis zu 1600 m vom Gewässer; lichte Laub- oder Mischwälder mit geringem Unterholz aber mit dichter Krautschicht, Waldrandlagen, Kahlschläge und sonnige Lichtungen werden dabei bevorzugt. Im September und Oktober erfolgen die Wanderungen von den Sommerquartieren in die Winterquartiere. Die Männchen überwintern im Bodenschlamm der Laichgewässer, die Weibchen in deren näherer Umgebung an Land. Aktivitätsperiode: März bis Oktober. Seite 51 von 72 Amphibien Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae) Allgemeines: Tagund abendaktiver, spitzschnäuziger, kurzbeiniger Wasserfrosch, bei dem die Männchen bis 55 mm, die Weibchen bis 65 mm KopfRumpflänge erreichen. Der innere Fersenhöcker der 1. Zehe ist groß, halbkreisförmig: Das Verhältnis der Länge der 1. Zehe zur Fersenhöckerlänge ist kleiner als 2,1. Die Fersen berühren einander nicht bei rechtwinkelig abgespreizten Oberschenkeln. Körperoberseite meist grün, seltener bräunlich goldglänzend gefärbt mit schwarzen oder braunen scharf begrenzten Flecken. Oft ein hellgrüner Streifen entlang der Rückenmitte. Hinterseite der Oberschenkel gelblich und dunkel gefleckt. Die Untersite des Körpers ist weißlich mit einzelnen grauen Flecken. Männchen besitzen paarige, weißliche Schallblasen, In der Paarungszeit grau pigmentierte Daumenschwielen und zeigen sich in dieser Zeit in einer auffällig gelben, seltener bräunlichen, Färbung, bei der auch die dunkle Fleckung reduziert wird. Nahrung: junge Frösche und Wirbellose Tiere. Aktivitätsphase: Ende März bis Mitte September. Fortpflanzungszeit: April/Mai. Die Männchen bilden in dieser Zeit lautstarke Rufgemeinschaften am Laichgewässer aus. Gelegegröße: 600 bis 3000 Eier, die in Form von Ballen an Pflanzen im Wasser abgelegt werden. Verbreitung: In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 800 m (Salzburg) gemeldet; am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m und zwischen 500 m und 600 m. In den Marchauen findet sich dieser kleine Wasserfrosch in scharen in den Tümpeln. Lebensräume: Die Tümpelfrösche verbringen ihre gesamten Aktivitätsperiode im Gewässer oder an dessen Ufer. Sie bewohnen permanente kleinere und größere stehende Wasserkörper (Altwässer, Tümpel, Teiche) ebenso wie Überschwemmungsflächen, Gräben und Kanäle. Die Gewässer zeichnen sich durch üppige Wasservegetation aus, das Umland durch reichlich entwickelte Kraut- und mäßig bis schwach entwickelte Gehölzschicht. Die Überwinterung erfolgt an Land. Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) Allgemeines: Gedrungener, vorwiegend nachtaktiver Froschlurch mit einer Kopf-Rumpflänge bis zu 6,5 cm (Männchen), bzw. 8 cm (Weibchen), ohne erkennbare Trommelfelle und ohne Schallblasen, mit stark hervortretenden Augen, senkrecht stehender, spaltförmiger Pupille und deutlicher Aufwölbung am Hinterkopf. Auf der Unterseite des Hinterfußes vor der 1. Zehe befindet sich eine gelbbraune große, hornige, scharfkantige Grabschwiele. Die Schwimmhäute reichen bis zu den Zehenspitzen. Die mit kleinen, flachen Wärzchen versehene, relativ glatt wirkende Köperoberseite ist bei Männchen hellbraun und bei Weibchen hellgrau mit oliv- bis dunkelbraunen Flecken. Die Bauchseite ist schmutzig weiß, bisweilen dunkel gefleckt. Im Flankenbereich tritt oft eine ziegelrote Tüpfelung auf. Aktivitätsperiode März bis Juli; nur zur Paarungszeit (März bis Juni) im Wasser. Nahrung: Insekten, Schnecken, Würmer. Knoblauchkrötenweibchen legen ihre Eier in Form einer 40-70 cm langen und bis zu 20 mm dicken Laichschnur ins Wasser ab, die spiralig um Pflanzen gewickelt wird. Seite 52 von 72 Amphibien Eizahl: 250-2000. Die Fortpflanzungszeit dauert von März bis Juni. Die Kaulquappen der Knoblauchkröte können über 10 cm Länge erreichen und gelegentlich auch im Wasser überwintern, ehe sie sich im nächsten Frühjahr verwandeln. Knoblauchkröten werden bis zu 10 Jahre alt und nach der 2. Überwinterung geschlechtsreif. Bei der Paarung werden die Weibchen von den Männchen im Lendenbereich von hinten umklammert. Knoblauchkrötenmännchen rufen gewöhnlich unter Wasser, sowohl tagsüber als auch nachts. Die Rufe sind sehr leise; eine Rufserie besteht aus 2 bis 4 Einzelrufen. Verbreitung In Österreich in Höhen von 115 m (Burgenland) bis 625 m (Niederösterreich); am häufigsten in Höhenlagen unter 200 m. Beim Umgraben des Gemüsebeetes konnten wir auch die Knoblauchkröte in den Marchauen finden. Lebensräume: Die Knoblauchkröte bevorzugt als Laichgewässer große vegetationsreiche Wasserkörper (Augewässer, Teiche), aber auch überschwemmte Wiesen, Tümpel und wassergefüllte Gräben. Lockere, sandige, vegetationsarme Böden im Tief- und Hügelland charakterisieren dabei das Umland. Die Tiere besitzen keine feste Laichplatzbindung und sind außerhalb der Fortpflanzungszeit dämmerungs- und nachtaktiv. Sie vergraben sich tagsüber im Boden. Das Winterquartier, zum Teil selbstgegrabene Gänge im Erdreich mit einer Länge bis zu 1,5 m, werden bei Bodentemperaturen von 3° bis 4°C aufgesucht. Der Landlebensraum der Knoblauchkröten umfasst in der Regel eine zu ca. 600 m Breite Zone um das Laichgewässer. Didaktik Nach einer allgemeinen Literatursuche daheim startete ich damit mir einige methodische Hilfsmitteln zu schaffen, die mir helfen sollten meinen Vortrag vor den Schülern anschaulicher und einprägsamer zu gestalten. Ich bastelte mit buntem Papier und Kopien ein Mobile mit allen heimischen Amphibienarten (eingeschweißte Folien damit sie vom Regen nicht kaputt werden können) und ein Memory mit Paaren (einerseits das Tier und andererseits der Name). So ausgestattet begann ich in Marchegg damit so viele Amphibien wie möglich zu fangen, was sich jedoch gar nicht als so einfach herausstellte. Doch mit etwas Übung gingen mir vor allem Unken und Frösche ins Netz und ich richtete ihnen je nach Art ein entsprechendes Terrarium/Aquarium ein um ihnen die „Ausstellungstage“ so angenehm wie möglich zu machen. Dann errichtete ich meine Station am Teich: Auf einer langen Tischreihe platzierte ich die Terrarien, Petrischalen und Gurkengläser. Am Teichrand half mir Prof. Hödl beim Errichten einer „Beobachtungswarte“ die es mit Hilfe eines bequemen Stuhls und eines Fernrohrs ermöglichte Frösche ungestört zu beobachten. Auf einen Stuhl stellte ich ein kleines Handwaschbecken mit Wasser, damit sich die Schüler nach dem Angreifen der Unken das Sekret von den fingern Waschen konnten. Dann wählte ich die Inhalte für meinen Vortrag aus und probte sie im Kopf 1-2 mal durch. Der Tag mit den Präsentationen vor den Studenten begann. Ich war relativ nervös, denn ich hatte so das Gefühl vor lauter Fachstudenten zu sprechen und denen nichts neues mehr erzählen zu können. Der Tag entpuppte sich schlussendlich als sehr anstrengend, denn durch das ständige Wiederholen der gleichen Inhalte wusste man schlussendlich nicht mehr, welcher Gruppe man gewisse Dinge schon erzählt hatte oder nicht. Erschreckend war die Kühle mit der manche Studenten dem ganzen gegenüber standen und die ständige Fragerei nach den wissenschaftlichen Namen dürfte auch die Uni geprägt haben. Vorwissen war wenig vorhanden, also haben sich meine Befürchtungen nicht bestätigt. Am Abend dieses Tages setzte ich meine Ziele für den nächsten Tag und beschloss ein paar Kleinigkeiten am Vortrag zu verändern. Schlussendlich lief das ganze so ab: Seite 53 von 72 Amphibien Als Ziele setzte ich mir: In den Schülern Interesse und Faszination für Amphibien wecken (durch interessante Geschichten und das direkte in Kontakttreten mit den Tieren) Ein paar einheimische Arten sollten danach von den Schülern erkannt werden. Die Präsentation lief folgendermaßen ab: 1)Abholen der Gruppe von der vorherigen Station 2)Einstieg: Begrüßung, Vorstellen (auch aus Wr. Neustadt…), Frage: „was für Eigenschaftswörter fallen euch zu Amphibien ein?“ Als Antwort folgte dann meisten: feucht, glitschig, grauslich… 3) Überleitung zu den Mythen rund um Amphibien 4) Amphibien heute. Schätzen lassen wie viele Amphibienarten es in Österreich gibt (Schüler schätzen zwischen 11 und 30 000!!) Artenvielfalt anhand der Mobiles gezeigt. 5) Amphibienhaut: in Petrischale schwimmende Froschhaut (Häutung) gezeigt 6) Einteilung der Amphibien in Frosch und Schwanzlurche: Molche vorgestellt und zum Angreifen motiviert 7) Anhand der Unken über Sekrete und Gesang gesprochen 8) Laub, Spring und Moorfrosch gezeigt (bräunlicher Fleck beim Laubfroschmännchen zeigt Gesangsblase, Länge der Springfroschbeine) 9) Knoblauchkröte ausgraben lassen (Augen: Pupillen stehen senkrecht!) 10) Wechsel- und Erdkröte begutachtet 11) Durch Fernrohr Frösche beobachten lassen 12) am Ufer entlang spaziert und an geeigneter Stelle Unken beim Singen beobachtet 13) gemütlich hinsetzen lassen und etwas über das Froschjahr erzählt (verschiedene Laichschnüre und Kaulquappen in Gurkengläsern gezeigt) 14) zurückspaziert und Memory spielen lassen Gesamtdauer der Station war ca. 30 min. Der nach dem ersten Präsentationstag veränderte Einstieg hatte sich gut bewährt. Die Schüler arbeiteten begeistert und sehr aktiv mit. Auch die anfänglicher Scheu mancher Schüler vor dem Angreifen der Tiere legte sich bald und schwenkte in Begeisterung über. Die Schüler fragten interessiert und waren fasziniert durch die Tiere. Das Memoryspiel gefiel ihnen sehr gut, sie schnitten auch immer sehr gut ab und hatten sich die Arten gut gemerkt. Nachdem der normale Stationsbetrieb vorbei war, durften die Schüler frei wählen, bei welcher Gruppe sie sich zusätzlich noch etwas anschauen wollten. Einige kamen zu mir und wir machten uns gemeinsam auf um Frösche zu fangen, was ihnen viel Spaß machte. Es gab auch einige Kleinigkeiten die nicht so geklappt haben wie erwartet: Ich hatte schon vor dem Kurs ein „Amphibienmobile“ gebastelt indem ich Kopien aller heimischen Amphibienarten einzeln in Folien einbrennen ließ. Doch als ich dann am ersten Kurstag eine Vorrichtung dafür bastelte und das Mobile in die Bäume hängte, bemerkte ich bald, dass es dem starken Wind nicht lange standhalten wird. Den ersten 2 Gruppen versuchte ich noch anhand des Mobiles die heimischen Amphibienarten näher zu bringen, dann zog ich es vor mich auf das Lebendmaterial zu beschränken, das ohnehin mehr Aufsehen erregte. Außerdem hab ich gelernt wie wichtig es ist Kindern die Tiere selbst angreifen zu lassen. Sie verlieren somit die Scheu und haben ein tolles Naturerlebnis. Alles in allem war es ein wunderschöner Tag für mich. Denn es war toll mit so kleinen Schülergruppen zu arbeiten, die noch dazu mit soviel Begeisterung bei der Sache sind. Im Nachhinein gesehen würde ich am Vortrag nichts mehr ändern und kann auch jedem nur empfehlen mit einem Memory als Abschluss zu arbeiten. Deswegen hier noch eine kleine Bastelanleitung für ein Amphibienmemory. 20 gleich große Quadrate aus Karton ausschneiden 10 häufig beobachtete Amphibienarten auswählen Seite 54 von 72 Amphibien 10 Fotos oder Kopien auf Kartons kleben und 10 dazugehörige Namen (siehe Beispiel unten Auf Tisch auflegen und die Schüler spielen lassen!! (ich hoffe ihr wisst noch wie es geht!!) Literatur: Aichhorn, Seewald: Biologie heute, Biologie und Umweltkunde. Salzburger Jugend Verlag. 1. Aufl. 1986. Campell, N.: Biologie. Spektrum Verlag. 1997. Das Große Buch des Allgemeinwissens Natur, Ein umfassendes Nachschlagewerk über das Leben auf der Erde. Verlag Das Beste. 1996. Engelhardt, W: Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher? Pflanzen und Tiere unserer Gewässer. Kosmos Naturführer, 14. Aufl. 1996. Linder Biologie, Teil 3. Verlag Gustav Swoboda & Brüder Wien. 20. Aufl. 1992. Höpflinger, Schliefsteiner: Naturführer Österreich, Flora und Fauna, Alle Wirbeltiere und die wichtigen Pflanzengesellschaften der Ostalpenregion und des westpanonischen Raumes. Verlag Styria. 1995. Miksche, D.: Mumm, Motivierende Unterrichtsmaterialien mit Methode, Biologie Kreativ, Spiele für den Biologieunterricht. Veritas Verlag. 1. Aufl. 1999. Sapper, N. Widhalm, H.: Einfache biologische Experimente, Ein Handbuch nicht nur für Biologen, Klett Verlag. 1. Aufl. 1999. Schaefer, M.: Brohmer, Fauna von Deutschland, Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. 20. Aufl. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim, 2000. Wehner, R. Gehring, W.: Zoologie, Thieme Verlag, 23. Aufl. 1995. www. Amphibienschutz.de www. Herpetofauna.at Seite 55 von 72 Reptilien REPTILIEN A von David Eichinger-Wimmer und Christian Bertsch ls wir uns für die Freilanddidaktische Übung in den Marchauen anmeldeten, erwarteten wir nach den übergenauen Schilderungen von Herrn Hödl bezüglich der sanitären Situation das Schlimmste und erhofften das Beste. Als wir dann vor Ort waren, waren jedoch bald alle Zweifler besänftigt und die Abgeschiedenheit und der Charme des alten Hauses bekräftigte die Hoffnung aller Teilnehmer auf informative und gemütliche Tage in einer einzigartigen Umgebung. Sprenkelung auf dunklem bis schwarzem Untergrund. Heller Bauchpanzer mit unregelmäßiger schwarzer Fleckung. Schwanz bei Männchen länger und kräftiger als bei Weibchen. Verbreitung: Die folgenden Artbeschreibungen sind auch im Internet unter www.herpetofauna.at zu finden. Es sind nur die Arten aufgelistet, die laut Umweltbundesamt in den Marchauen vorkommen (auch wenn sie von uns nicht gefunden wurden). In Österreich wahrscheinlich nur im Pannonischen Tiefland und am Bodensee (dort aber bereits ausgestorben) ursprünglich heimisch. Bestände mit erfolgreicher Fortpflanzung konnten in den Donau- und Marchauen festgestellt werden. Alle anderen Vorkommen sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf ausgesetzte Tiere zurückzuführen. Im gesamten Bundesgebiet kam und kommt es immer wieder zu Aussetzungen faunenfremder Wasserschildkröten aus dem Mittelmeerraum, sowie sehr häufig aus den Vereinigten Staaten (z. B. Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans)). Die im Zoofachhandel und in Baumärkten angebotenen Schmuck- und Zierschildkröten werden oft, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben und somit in der Haltung problematisch sind, an verschiedenen Stellen ausgesetzt und können damit den Bestand der einheimischen Sumpfschildkröte zusätzlich gefährden. Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) Lebensräume: Aussehen: Fluss-Systeme in klimatisch begünstigten Gebieten. In Auwäldern an vegetationsreichen Altarmen mit schlammigem Bodengrund Als im Lauf der ersten Tage auch noch das Wetter mitzuspielen schien, stand einer tollen Erfahrung in einem angenehmen Umfeld nichts mehr im Wege, und die gedämpfte Stimmung am Tag der Abreise ist wohl der beste Beweis für eine in allen Belangen toll gelungene Freilanddidaktik. Besonderen Dank gilt der ganzen Gruppe (das inkludiert selbstverständlich auch die uns optimal beratenden Lehrveranstaltungsleiter), die das optimale Umfeld für „wissenschaftliche und didaktische Höchstleistungen“ stellte. Dunkle Schildkröte mit abgeflachtem Panzer, Länge bis ca. 20 cm. Kopf und Hals mit mehr oder weniger deutlicher gelber Seite 56 von 72 Reptilien Allgemeines: Lebensräume: Die Nahrung besteht hauptsächlich aus tierischer Kost (Kaulquappen, Wasserinsekten, Fische). Daneben werden aber, vor allem von erwachsenen Individuen, gelegentlich auch Wasserpflanzen und Algen gefressen. Sehr scheue Reptilienart mit hoher Fluchtdistanz. Sonnt sich gerne auf Totholz und Schwemmgutansammlungen. Mäßig feuchte Habitate mit einer dichten Krautschicht, wie Waldränder, Wiesen, verbuschte Hänge und Moore. Häufig unter Totholz, Steinen oder in Komposthaufen zu finden. Eigene Anmerkungen: Haben wir nicht gefunden, da extrem scheu. Kommt jedoch in Marchauen vor. Blindschleiche (Anguis fragilis) Aussehen: Allgemeines: Tag- und dämmerungsaktiv, meidet große Hitze. lebendgebärend (8-12 Jungtiere), ernährt sich vorwiegend von Würmern, Schnecken, Spinnen und langsam beweglichen Insektenarten. Eigene Anmerkungen: Die erste Blindschleiche fanden wir unter der Eisenplatte (ehemaliger Keller?) direkt vor dem Haus. Sie war sehr leicht zu fangen, da ihre Bewegungen noch sehr träge waren (zu dieser Jahreszeit kann es zumindest in den Nächten noch sehr kalt sein). Eidechsenähnlicher Kopf, sitzt ohne Hals auf einem schlangenförmigen Rumpf mit zerbrechlichem Schwanz. Glattschuppige Echse ohne Gliedmaßen; bewegliche Augenlider. Färbung: hellbis kupferbraune oder bleigraue Oberseite. Flanken der Weibchen mehr oder weniger braun (gestreift). Alte Männchen mit hellblauen Punkten. Zauneidechse (Lacerta agilis) Verbreitung: Aussehen: In allen Bundesländern verbreitet vom Flachland bis in alpine Lagen von ca. 2000 m. Hauptverbreitung zwischen 200 und 1300 m. Stumpfer, dicker Kopf; eher plumpe Körperform. Halsband mit gesägtem Hinterrand; am Rücken ein dunkles bis rotbraunes, mit hellen Punkten durchsetztes Längsband, seitlich von je einem cremefarbenen (Weibchen) bis hellgrünen (Männchen) Längsstreifen begrenzt. Beidseitig an den Flanken befinden sich Der Name Blindschleiche hat nichts mit dem Wort blind zu tun, sondern kommt von den althochdeutschen Worten „Blend“ und „schlüch“, was soviel bedeutet, wie schleichender metallischer Glanz. Grundsätzlich können auch Blindschleichen ihren Schwanz bei Gefahr abwerfen. Dies war jedoch bei uns nie der Fall (3 Exemplare gefangen). Seite 57 von 72 Reptilien kleine weißliche Flecken, die mehr oder weniger breit dunkelbraun bis schwarz umrandet sind. Die Grundfarbe der Flanken ist bräunlich (Weibchen), bis fahlgrün, in der Paarungszeit leuchtend grün (Männchen). Verbreitung: Verbreitet in allen Bundesländern. Besiedelt alle Großlandschaften, außer hochalpine Lagen; häufigste Eidechse in Österreich. Lebensräume: Als wenig spezialisierte Eidechsenart besiedelt sie Grünland, Waldränder, Bahndämme, Ruderalflächen, Weingärten, sowie Schotter- und Kiesgruben, Steinbrüche und naturnahe Gärten. Allgemeines: Sie bevorzugt den Aufenthalt in trockenem Gelände und nutzt Kleinsäugerbauten als Versteckplatz und Winterquartier. Die Eier werden in sandigem Substrat vergraben, aus dem die Jungen im Spätsommer schlüpfen. Eigene Anmerkungen: Die Zauneidechse war von am schwierigsten zu fangen. Erstens waren sie nur schwer zu finden und dann auch noch recht flink. Gesehen bzw. gefangen haben wir sie beim Sonnentanken am Bahndamm. Smaragdeidechse(Lacerta viridis) Aussehen: Größte Eidechsenart Österreichs mit relativ großem Kopf und kräftigen Gliedmaßen. Bis 40 cm lang, davon entfallen zwei Drittel auf den Schwanz. Rückenfärbung bei beiden Geschlechtern hellbis dunkelgrün (selten auch bräunlich); gleichmäßig verteilte, kleine schwarze Pünktchen auf dem Rücken (Männchen), die bei Weibchen oft zu dunklen Reihen entlang von weißlich-gelblichen bis blassgrünen Linien angeordnet sind. Unterseite blassgelb und Kinn sowie Kehle weißlich. Bei Männchen mit auffallend blauer Färbung der Kehlregion, während der Paarungszeit leuchtend blau. Verbreitung: Klimatisch begünstigte Lagen von Kärnten, stellenweise Steiermark über den Alpenostrand (Thermenlinie, Leithagebirge, etc.) im Donautal (Wachau, Strudengau bis Passau). Nördlich der Donau lokal im Kamp- und Thayatal, sowie im Weinviertel. Lebensräume: Habitate meist südexponiert, mit trockenwarmen Klima in Hanglage: Halbtrocken- und Trockenrasen, Gebüschzonen am Rand von Felsbereichen, Schotterhalden, Wiesenterrassen, sowie an Rändern von naturnah bewirtschafteten Weingärten und reich strukturierten Waldsäumen. Seite 58 von 72 Reptilien Allgemeines: Verbreitung: Sehr scheu mit auffälligem und geräuschvollem Fluchtverhalten, rennt ohne Unterbrechung zielstrebig in die Deckung. Ernährt sich neben Insekten auch von jungen Eidechsen und jungen Schlangen. Außer in hochalpinen Lagen Österreichweit verbreitet bis 1800 m. Eigene Anmerkungen: Laut Umweltbundesamt kommt sie in diesem Gebiet vor, von Erich und Walter jedoch dort noch nie gesehen. Von uns auch nicht! Schlingnatter( Coronella austriaca) Aussehen: Kleine (bis 75 cm), muskulöse Natter mit einem länglich schmalen und flachen Kopf mit leicht zugespitzter Schnauze. Runde Pupillen; ungekielte, glatte Schuppen (Name!) und ein dunkles Längsband lateral von der Schnauzenspitze durch das Auge bis zum vorderen Körperdrittel. Färbung sehr variabel, Oberseite braun (Männchen) bis gräulich (Weibchen). Am Kopf ein dunkler Fleck, der zweischenkelig über den Nacken reichen kann und sich in einer mindestens zweireihigen Fleckung auf der Körperoberseite fortsetzt. Aufgrund dieses scheinbaren "Zick-Zackbandes" kommt es immer wieder zur Verwechslung mit der Kreuzotter (Vipera berus). Unterseite bei Jungtieren ziegelrot, bei erwachsenen Tieren gräulich (Weibchen) bzw. rötlich braun (Männchen) mit leichter Sprenkelung. Lebensräume: Offenes, sonniges und versteckreiches Gelände wie lichte Wälder bzw. deren strukturreiche Ränder, felsiges Gelände, Magerrasen, Lesesteinhaufen, Legsteinmauern, sowie Bahndämme und Steinbrüche. Oft im Grenzbereich zwischen dichter und aufgelockerter Vegetation zu finden. Sehr häufig findet man die Schlingnatter bei schwüler Witterung und in der Abend- bzw. Morgensonne, sowie unter Steinen. Pralle Sonneneinstrahlung wird gemieden. Allgemeines: Lebendgebärend, 3 bis 12 Jungtiere werden im Spätsommer abgesetzt. Als Nahrung dienen in erster Linie Blindschleichen, Eidechsen, Jungschlangen und Kleinsäuger. Beim Ergreifen sind zwei Verhaltensmuster der Schlange auffällig: Ein "Anschmiegen" mit dem Kopf und unvermutet - ein "heftiges Zubeißen", das dann wieder von einem "Anschmiegen" abgelöst wird. Eigene Anmerkungen: Kommt in den March-Auen vor, aber von uns nicht entdeckt! Seite 59 von 72 Reptilien Äskulapnatter ( Elaphe longissima) Aussehen: Sehr große (bis 2 m), kräftige und dennoch schlank wirkende Natter. Der schmale und kleine Kopf ist vom Körper abgesetzt. Relativ große Augen mit runden Pupillen. Grundfarbe der Oberseite gelbbraun, olivefarben, braun bis schwarzbraun. Viele Rücken- und Flankenschuppen mit weißen Rändern, wodurch eine leichte längsgerichtete Strichelzeichnung entsteht. Unterseite blassgelb bis zitronengelb. Körperschuppen glatt und glänzend. Die breiten Bauchschilder reichen beiderseits bis auf die Flanke und haben einen schwach ausgeprägten Kiel (Kletterhilfe), sodass bei einer am Boden liegenden Schlange ein gelber Längsstreifen zu sehen ist. Jungtiere sind auffälliger gezeichnet mit großen, dunklen Flecken am Rücken, dunkler Querbinde über der Schnauze und beiderseits hellgelben Nackenflecken (Verwechslungsmöglichkeit mit der Ringelnatter). Verbreitung: Verbreitet in klimatisch begünstigten Gebieten: Alpenostrand (z. B. Wienerwald, Thermenlinie, Bucklige Welt, Leithagebirge), Südoststeiermark, Oberkärnten, sowie in Flusstälern (z. B: Donau, Drau, Mur, Salzach, Enns, Kamp). Ein Bewohner des Hügellandes der nur selten in alpine Regionen vordringt. Lebensräume: Bevorzugt werden Gegenden mit einem feuchtwarmen Klima. Lebt dort an gestrüppreichen Waldrändern, in aufgelockerten, aber unterholzreichen Wäldern, unterschlupfreiche, verbuschte Wiesen und Hänge, sowie Ruinengelände. Im Bereich von Siedlungen ist sie regelmäßig in Gärten, überwachsenen Mauern, Schuppen und an Komposthaufen zu finden Allgemeines: Bodenlebend, kann aber auch sehr gut im Geäst von Bäumen und Sträuchern klettern. Bei Bedrohung beißt sie oftmals kräftig zu. Ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, Ratten und anderen Kleinsäugern, sowie von Vögel. Auf der Nahrungssuche dringen sie häufig in menschliche Behausungen vor (erhöhte Nagerdichte!). Die Eiablage findet von Ende Mai bis Juni statt. 5 bis 12 walzenförmige, pergamentschalige Eier werden vorzugsweise in verrottenden organischen Materialien, wie Kompost-, Sägemehl- und Misthaufen, abgelegt. Eigene Anmerkungen: Diese Schlange ist dort recht häufig anzutreffen. In 2 Tagen hätten wir locker 10 Exemplare fangen können (sogar im Haus). Beim Fangen muss man aufpassen, da sie als Abwehrreaktion zuschnappt, was nicht schmerzhaft ist. Eine Infektionsgefahr besteht allerdings, deshalb Wunde desinfizieren. Die Jahreszeit (Temperatur) begünstigte unsere Fangquote, da sie sich noch nicht auf den Bäumen, sondern auf dem Boden (wärmer) aufhielten. (Holzstoß, unter einer weggeschmissenen Automatte,....) Sie galt als heilige Schlange, das Symboltier des Äskulap, des Gottes der Heilkunst. Sie begegnet uns nicht in den Marchauen sondern tagtaeglich auch in allenmöglichen Städten und Dörfern in Form des „Apothekerzeichens“, sich dekorativ um einen Stab windend. Andere Forscher sind der Ansicht, dass es sich dabei nicht um die Äskulapnatter, sondern um den parasitischen Medinawurm handelt. Seite 60 von 72 Reptilien Allgemeines: Ringelnatter ( Natrix natrix) Eierlegend, Hauptnahrung Amphibien (vor allem Frösche), daneben werden auch Fische und gelegentlich Mäuse gefressen. Eine flinke Schlange, die bei Bedrohung zischen und den Kopf dreieckförmig aufblasen kann. Wird sie ergriffen, entleert sie aus der Analdrüse eine stark riechende, weißliche Flüssigkeit. Manchmal kommt es zu einem "Totstell-Reflex", bei dem die Ringelnatter schlaff wird, das Maul weit öffnet und die Zunge heraushängen lässt. Schwimmt und taucht sehr gut, Bodenschlange, die nur sehr selten im niedrigen Geäst angetroffen wird. Aussehen: Recht große und kräftige Natter, Männchen bis 80 cm, Weibchen bis 130 cm Länge. Kopf vom Körper deutlich abgesetzt mit beidseitig einem gelben Fleck in der Nackenregion. Dieser wird hinten von einem halbmondförmigen, schwarzen Fleck eingerahmt. Körperschuppen stark gekielt, Oberseite schiefergrau bis olivegrau mit kleinen, schwarzen Punkten, außerdem treten auch schwarz gefärbte Exemplare auf. In Westösterreich (Vorarlberg, Tirol) ist die Barren-Ringelnatter (Natrix natrix helvetica) regional verbreitet, welche sich von der Nominatform durch je eine Reihe quergestellter Flecken an den Körperseiten unterscheidet. In Ost- und Südostösterreich tritt lokal eine längsgestreifte Form auf, welche Anklänge an die osteuropäische verbreitete Streifen-Ringelnatter (Natrix natrix persa) erkennen lässt. Unterseite weißgrau mit einem dunklen Fleckenmuster. Eigene Anmerkungen: Das lateinische Natrix bedeutet Wasserschlange. Tatsächlich ist die Ringelnatter eng an den Lebensraum Wasser gebunden und eine gute Schwimmerin, was anhand des Lebensraumes, der favorisierten Nahrung und Anpassungen wie z.B. gekielte Schuppen leicht von den SchülerInnenn erarbeitet und verstanden wird. Verbreitung: Häufigste Schlangenart Österreichs, verbreitet und häufig von der Ebene bis ins Gebirge (ca. 2000 m). Lebensräume: Meistens in und an Gewässern mit einem hohen Nahrungsangebot anzutreffen (Flüsse, Bäche, Teiche, Tümpel, Seen, Augewässer). Teilweise auch entfernt in Auwäldern, Steinbrüchen und Gärten. Würfelnatter (Natrix tessellata) Aussehen: Im Durchschnitt bis 90 cm, Weibchen stets größer und kräftiger gebaut. Kopf deutlich vom Körper abgesetzt mit weit oben befindlichen Nasenlöchern und Augen. Körperschuppen stark gekielt, Oberseite grau bis braun mit Seite 61 von 72 Reptilien mehr oder weniger stark ausgeprägter dunkler Würfelzeichnung. Unterseite weißlich bis rötlich mit dunklem Fleckenmuster (ähnlich wie bei Ringelnatter Verbreitung: Wärmeliebende Schlangenart. In Österreich daher nur in klimatisch begünstigten Gebieten Ost- und Südostösterreichs. Hauptsächlich entlang von Flusstälern, in Kärnten auch an Seen. Kann lokal recht häufig vorkommen. Lebensräume: Stets in unmittelbarer Nähe (Flüsse, Seen, Altarme) von naturnahen, unverbauten Gewässern anzutreffen, welche einen hohen Fischreichtum, reich strukturierte Uferzonen (Gebüsch, Schotterbänke, Totholz, Bruchsteinmauern) und Stillwasserzonen aufweisen. Allgemeines: Sehr scheue und flinke Schlangenart, vom Verhalten ähnlich der Ringelnatter. Nahrung hauptsächlich Fische, selten auch Amphibienlarven. Taucht und schwimmt ausgezeichnet, sucht oft gezielt zwischen Steinen am Gewässergrund ihre Beute. Durch Gewässerregulierung im Bestand stark bedroht und gebietsweise bereits völlig verschwunden. eigene Anmerkungen: Gluecklicherweise konnten wir auch die Würfelnatter finden und fangen, was schon einen Monat später schwierig geworden wäre, da sie sich sobald die Wassertemperaturen steigen, in dieses zurückziehen und dann nur noch selten an Land anzutreffen sind. Methodisch-didaktische Überlegungen Im Laufe unserer Vorbereitungsarbeit konzentrierten wir uns hauptsächlich auf die phylogenetische Entwicklung der Reptilien und die Merkmalsunterschiede zwischen Amphibien und Reptilien. Unsere Überlegungen waren dahingehend, dass die Schüler anhand einfacher Reptilienmerkmale den Schritt vom Lebensraum Wasser zum Lebensraum Land verstehen und nachvollziehen können. Mit Hilfe unserer Plakate (Bestimmungsschlüssel heimischer Reptilien, phylogenetische Entwicklung der Wirbeltiere unter besonderer Berücksichtigung der Reptilien) wollten wir den Schülern im Gespräch (Frage-Antwortspiel) die wichtigsten Reptilienmerkmale und Unterscheidungskriterien innerhalb der heimischen Vertreter vermitteln. Da wir nicht sicher wussten, ob wir überhaupt lebende Exemplare finden würden, besorgten wir uns Bilder heimischer Reptilien mit kurzen Aussehens- und Habitatsbeschreibungen. Darauf richteten sich auch unsere didaktischen Überlegungen (selbständiges Bestimmen und Erarbeiten von differentialdiagnostischen Merkmalen, Rätsel,....). Zum Beispiel sollten die SchülerInnen den Unterschied zwischen Ottern und Nattern anhand eines einfachen Bestimmungsschlüssels und Abbildungen von Ottern und Nattern erarbeiten. Da es aber gar keine Ottern in diesem Gebiet gibt und wir schlussendlich nur das vermitteln wollten, was be- und angreifbar war, verwarfen wir dieses Konzept. Glücklicherweise und mit tatkräftiger Unterstützung aller Teilnehmer hatten wir schon nach kurzer Zeit mehr als genug lebendes Anschauungsmaterial. Trotz der neuen Umstände (genug lebende Tiere) beharrten wir anfangs auf unserem Stundenaufbau, der auf unsere Lehrziele abgestimmt war. Wie sich jedoch bald herausstellte waren diese Lehrziele für einen Freilandunterricht nicht praxisnah genug bzw. für Schüler, die das erste Mal die Möglichkeit haben eine Schlange anzugreifen, nicht geeignet und wir beschlossen, anhand der gefangenen Exemplare die Reptilienmerkmale im Seite 62 von 72 Reptilien Allgemeinen und die verschiedenen Arten und ihre Lebensräume im Speziellen gemeinsam mit den SchülerInnen zu erarbeiten. Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse definierten wir unsere Lehrziele neu: Schlangen angreifen bzw. Angst davor verlieren anhand äußerer Merkmale auf Lebensraum und Lebensweise zu schließen Beispiel: gekielte Schuppen (Vergleich zw. Würfelnatter und Äskulapnatter) Angreifen der Schlangenhaut ⇒ Fühlt ihr einen Unterschied? ⇒ Wie schaut dieser Unterschied aus ⇒ Hinweis auf Schwimmhilfe(Bootskiel) ⇒ Lebensraum Wasser ⇒ Welche Nahrungsquellen ergeben sich daraus? ⇒ Fische, Amphibien Literatur www.herpetofauna.at Arnold, E., Burton, J. : Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. 2. Auflage Hamburg, Berlin, 1984 Stichmann,W.,Kretschmar,E.: Der neue Kosmos Tierführer, Stuttgart, 1996 Cabela, A., Grillitsch, H., Tiedemann, F.: Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich, Wien, 2001 Wie sich herausstellte, war das Verwerfen des vorbereiteten Konzepts eine gute Idee und die SchülerInnen und auch die StudentInnnen dankten es uns mit toller Mitarbeit und enormen Interesse. Für die nächsten Kurse bzw. angehende oder bereits im Berufsleben stehende LehrerInnen ist hervorzuheben, dass sich die Marchauen bei guter Vorbereitung und gutem Zeitpunkt hervorragend zum naturnahen Erarbeiten des Thema Reptilien eignet (besonders im späten Frühjahr – da die Äskulapnattern noch nicht auf den Bäumen und die Würfelnattern noch nicht im Wasser sind und so genügend Anschauungsmaterial gefunden werden kann). Mit ein bisschen Routine und Glück lassen sich an einem Tag doch einige Exemplare fangen. Hoffentlich können sie von unseren Erfahrungen profitieren und nützen die Zeit anstatt zum Vorbereiten von Stammbäumen und Bestimmungsschlüssel mit gründlicher Vorbereitung vor Ort, was ihnen begeisterte SchülerInnen und einen spaßigen und interessanten Freilandtag garantiert. Seite 63 von 72 Ranking 1 2 3 4 5 6 10 44 18 8 2 0 Amphibien 82 10 12 18 10 3 0 Essbare Pflanzen 53 110 8 - 2 - - Reptilien 120 lasse 3A – 30 SchülerInnen- (plus 5 Schüler des Wahlpflichtfaches) des BRG Wr. Neustadt von Dr. Barbara Rauer 5 4 15 10 7 0 Schnecken 41 5 4 21 8 7 0 Tierspuren 45 Vergabe der Ränge bei den Schülern 5 40 18 10 3 0 Urzeitkrebse 76 R A N K I N G D E R S TAT I O N E N K zusammengefasst von Judith Schuhböck 1 2 3 4 5 6 Amphibien 2 11 6 4 2 1 Essbare Pflanzen 2 3 6 5 3 7 Reptilien 22 2 - 1 - - Schnecken 1 1 5 5 7 Tierspuren 1 1 7 4 Urzeitkrebse 1 10 6 5 Punkteauswertung 1. Rang = 5 Punkte 4. Rang = 2 Punkte 2. Rang = 4 Punkte 5. Rang = 1 Punkt 3. Rang = 3 Punkte 6. Rang = 0 Punkte Punkte Ranking Rang Station 1.Plätze bei Ranking Punkte 7 1 Reptilien 22 120 7 6 2 Amphibien 2 82 3 1 3 Urzeitkrebse 1 76 4 Essbare Pflanzen 2 53 5 Tierspuren 1 45 6 Schnecken 1 41 Seite 64 von 72 Feedback Bestätigung (Lehrerin sein macht mit Spaß) Dass ich mir ganz sicher bin, dass ich Lehrer werden will Au als tolles Thema für Schule FEEDBACK der TeilnehmerInnen zusammengefasst von Martin Fliegenschnee Was hat es mir gebracht? Erste Erfahrungen Wie ich ein bestimmtes Thema angehen kann (hier speziell die AuÖkologie) 1. Versuch als Lehrer gute Erfahrung Erste Erfahrungen mit SchülerInnen Schulerfahrungen Sicherheit im Umgang mit SchülerInnen Sicherheit Bewusst werden meiner Rolle als Lehrperson Dass man eine Exkursion aus dem Boden stampfen kann, wenn man anfangs gar nicht weiß, was man bringen soll Aus wenig viel machen Viele Anregungen wie ich einen Vortrag gestalte und auf SchülerInnen eingehe (Flexibilität, Spontaneität, keep it simple, take home message) Neue Blickweisen bezüglich dem Unterrichten (bzw. Ziele setzen und auf diese hinarbeiten, weniger ist mehr, KIS) Zu sehen, dass Lehrveranstaltungen eine Lockere Atmosphäre verbreiten, umso mehr, aber ein klares Ziel verfolgen ( insbesondere klar, transparent für StudentInnen) Ich habe gemerkt, um wie viel mehr es bringt, mit Anschauungsmaterial zu arbeiten. Es ist wichtig improvisieren zu lernen Es ist wichtig flexibler sein zu lernen Vorfreude auf Berufsausübung Begeisterung für Natur, Fach Biologie und für die Lehrtätigkeit Studentische Exkursion Übungsphase mit StudentInnen war wichtig Naturerfahrung Umgang in & mit der Natur Naturerfahrung zurückerhalten – weg vom Alltag Tiergruppe kennen gelernt Faszination erlebt Viele Tierarten kennen gelernt, man kann mehr essen als man glaubt! Fachwissen Viel Wissen über Amphibien, Reptilien,… Mehr Fachwissen um einzelne Themen Verknüpfung aller bisher gelernter Teilgebiete Persönliches Bestätigung, dass ich fähig bin frei zu sprechen Motivation zur interessierten Auseinandersetzung mit heimischer Fauna und Flora. Schlangenphobie abgelegt Einfache Lebensweise genießen Scheu verloren vor „5 Tage ohne Wasser“ Nomenklatur ist nicht wichtig - Funktion und Ökologie interessieren viel mehr Soziales Soziale Kontakte Bereichernde Bekanntschaft „Soziales Training“ – Als Gruppe in nicht optimalen Bedingungen etwas auf die Beine stellen (Auch in der Schule darf man ja nicht mit optimalen Voraussetzungen für ein Projekt oder ähnliches rechnen) Kollegen neu bzw. besser kennen lernen; Kontakte! Besseres Kennenlernen von vielen netten Leuten! Namen von KollegInnen gemerkt Bekanntschaften vertieft Die Leute in der Gruppe gut kennen gelernt Seite 65 von 72 Feedback Bedingungen vor Ort Bezug zur Natur (angenehm nichts mitzubekommen) Unter einfachen Verhältnissen zu leben von der Außenwelt Prinzipielles Viel, viel mehr als 1 Semester reine Theorie über den selben Stoff (solltet so eine Veranstaltung für StudentInnen jedes Jahr anbieten) Erfahrungsaustausch Was hätte ich gerne anders gehabt? Koordination Bessere Absprache unter den einzelnen Gruppen Doch eine gewisse Lenkung des „Hier miteinander leben müssen“ Eine klare Einteilung der organisatorischen Dinge (Küche,…) am Anfang Größere StudentInnen-Gruppen am Sonntag (4 Mal Vortragen hätte als Übung gereicht) Probedurchlauf mit StudentInnen Ablauf absolut nicht signifikant Reflexion anderen geduldig zuhören lernen (Reflexion) Prägnanz bei der Reflexion, anstatt etwas zu „zerreden“ (anfangs war die Diskussion zu frei – Diskussionsleiter hätte öfter früher eingreifen können) Es wurde sehr viel reflektiert (besonders am StudentInnen-Tag) Reflexion (nach StudentInnen) etwas zu lange (Gefühle nicht intensiv genug um sie lange zu besprechen, eher matt und müde gewesen) Teilweise kürzere Reflexionsrunden (wenn jede Gruppe eine halbe Stunde redet, ist das einfach zu viel und man ist am Schluß auch nicht mehr konzentriert) Prinzipielles Information 6 Uhr Tagwache Ich hätte gerne gewusst, dass bei den StudentInnen auch Kinder mitkommen (oder vielleicht auch nicht – ich kann’s nicht beurteilen. Bessere Vorbereitung der Studentenexkursion auf beiden Seiten (TeilnehmerIn, Zielgruppe, Ziele,…) Etwas genaueren Zeitplan, um zu wissen wieviel Zeit für Vorbereitung Was ist offen geblieben? Unterstützung Schulgruppe Bei Bedarf (und der war bei mir anfangs gegeben), ein paar Anhaltspunkte, was man punkto Au-Ökologie alles behandeln kann. Mir persönlich ist ein zu offener Rahmen, also nur zu hören zu bekommen – „Das bleibt ganz euch überlassen, ich mache euch da keine Vorschriften – etwas zu wenig. Fachliche Unterstützung von botanischer Seite von Anfang an Botaniker als BetreuerIn dabei Studentische Exkursion Keine StudentInnengruppe bzw. keine gemischte Altersgruppe (von 6 – 55!!) Übungsphase mit StudentInnen war wichtig; dass eingliedern bzw. mitmachen der BesucherInnen (Erwachsenen, LehrerInnen, …) hat mich gestört Lebende StudentInnen Vergleich Wie haben StudentInnen anderer Jahre die durchgemachten Themen bearbeitet, wie war die Art und Weise des Behandelten im Vergleich zu meinen Vorstellungen (qualitativ). Feedback der SchülerInnen/ StudentInnen Reaktionen der SchülerInnen persönliches Feedback von SchülerInnen Bedingungen vor Ort (Dusche + WC mit Spülung) Nur so Wenn wirklich etwas offen geblieben ist, würd mir das glaub ich erst ein Zeitl später auffallen. Welches Teilgebiet der Biologie mich am meisten interessiert, weiß ich nach wie vor nicht. Prinzipiell Andere Stationen besichtigen Seite 66 von 72 Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? N AT U R E R FA H R U N G : F Ü H L E N S TAT T W I S S E N ? Esoterisch-pantheistische Ansätze in der Umwelterziehung von Erich Eder Vorbemerkung: Dieser Artikel erschien in schulheft nr.103 „Karma und Aura statt Tafel und Kreide. Der Vormarsch der Esoterik im Bildungsbereich“, erhältlich bei http://www.schulheft.at/. Ziel des Artikels, der bereits im Marchegg-Skriptum 2000/2001 abgedruckt wurde, ist es, Kritikfähigkeit zu schärfen gegenüber postmodernen Tendenzen zur Irrationalität, ja zum Kitsch. Eine „religiöse“ Komponente im Biologieunterricht halte ich für fehl am Platz. Keineswegs aber möchte ich mich über Menschen lustig machen, die schlicht und einfach die Natur lieben – das tu ich doch auch, sonst hätte ich einen anderen Beruf gewählt! Vielleicht ist das als Vorbemerkung nötig, um nicht massiv missverstanden zu werden. Wozu Naturerfahrung Brauchen Kinder Naturerfahrung - und wenn ja, welche? „Für manche gilt diese Frage schon als ketzerisch, denn sie glauben inniger an das Gute in der Natur, als je ein Heiliger an Gott.“1 Sinn und Zweck der modernen Umwelterziehung ist es, ein Verständnis für ökologische Zusammenhänge herzustellen und als daraus resultierendes Fernziel ein verantwortliches Verhalten gegenüber Natur und Umwelt zu bewirken. Alle Studien weisen darauf hin, dass Naturerfahrung tatsächlich eine notwendige Bedingung für jede Art von umweltverantwortlichem Verhalten zu 1 Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54. sein scheint.2 3 – Einer durch multimediale Reizüberflutung geprägten Jugend die stille, unaufdringliche Schönheit der Natur zu vermitteln, ist für den Pädagogen von heute tatsächlich eine Herausforderung: Natur ist in Wirklichkeit viel unspektakulärer, als es die actionreichen „Universum“-Filme vorgaukeln. LehrerInnen sind nicht anfälliger für New-Age-Esoterik als andere Berufsgruppen. Für den Biologie-Unterricht im Freiland gilt aber ganz besonders, dass mangelndes Grundlagen- und Detailwissen für „alternative“ Konzepte anfällig macht. Selbst Biologie-LehrerInnen verfügen vielfach über mangelhafte Kenntnisse der heimischen Fauna und Flora und laufen leicht Gefahr, von unkontrolliert ausschwärmenden Kindern unbekannte Tiere und Pflanzen apportiert zu bekommen. Da es oft schwer fällt, ehrlich zu sagen „das kenne ich nicht“, greifen sie vielleicht bei der nächsten Exkursion auf strukturierte Fühl-, Tast- oder Riechspiele zurück und lassen die Kinder mit verbundenen Augen Bäume umarmen... Ein großer Teil der verbreiteten Literatur zum Thema Naturerfahrung stammt von Nicht-Biologen, und oft hat es den Anschein, dass konkrete Wissenslücken durch „ganzheitliche“ Spiele und „Naturmeditationen“ kompensiert werden. Die Grenzen zur Esoterik-Szene werden dabei gelegentlich überschritten, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Romantik - Kitsch - Esoterik Die Übergänge zwischen Ästhetik, „Romantik“, Kitsch und Esoterik sind fließend und nicht immer klar nachvollziehbar. „Für viele ist es heute sehr schwer geworden, sich noch als Teil der Natur zu verstehen.“4 Mag sein - dennoch wird ein Buch, das dem Leser verspricht, „an den Mysterien der Natur teilzuhaben und in 2 Finger, M. 1993. Führt Umweltlernen zu verantwortungsbewussterem Verhalten? Umwelterziehung 4/5: 18-19. 3 Bögeholz, S. 1999. Qualitäten primärer Naturerfahrung und ihr Zusammenhang mit Umweltwissen und Umwelthandeln. Leske u. B. Vlg., Leipzig. 4 Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb. Seite 67 von 72 Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? den Genuss ihrer machtvollen Weisheit zu kommen“, von aufgeklärten Pädagogen wohl kaum zu Rat gezogen werden. Doch auch der weltweit bekannteste Naturpädagoge, Joseph Cornell, spricht in der Einleitung zu seinem Bestseller „Mit Kindern die Natur erleben“ wörtlich von „Herrlichkeit und Kraft, Mysterium und Wunder“ der Natur5. Ist die wörtliche Übereinstimmung mit Vaterunser und Credo ein Zufall? Cornells drittes Buch gibt die Antwort: Die Vögel des Himmels sind meine Brüder, all die Blumen meine Schwestern, die Bäume meine Freunde. Alles, was lebt, die Berge und die Flüsse sie alle nehm’ ich in Schutz. Denn diese grüne Erde ist unsere Mutter, verborgen im Himmel oben ist der Geist. Ich teile mein Leben mit allen hier; Sinnsprüche, Aphorismen und Sprichworte in geschwungener Zierschrift auf der einen Seite, Ansichtskartenästhetik-Fotos gegenüber - wer kennt sie nicht, die ungeliebten, kleinen Geschenk-Bücher namens „Freundschaft“ oder „Kleine Weisheiten“, die man entweder so rasch wie möglich weiterschenkt oder in der Straßenbahn liegen lässt. Doch Cornells „Wege zur Naturerfahrung“ sind eine nähere Betrachtung wert, arbeitet doch heute weltweit ein Großteil der Umwelterzieher nach seinen Konzepten7 8 9. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die internationale Anerkennung für Cornells Naturerlebnispädagogik besteht zu Recht. Cornell entwickelte anregende, sinnesbetonte Spiele10, die als „Eisbrecher“ oft den Einstieg zu Beginn einer Freiland-Exkursion erleichtern. Die meisten dieser Spiele sind der Sinneswahrnehmung förderlich und noch nicht als „esoterisch“ einzustufen11. Dennoch misstraue ich Cornells Ansatz des „intuitiven“ Naturverständnisses. Emotionen sind mit Sicherheit der wichtigste Faktor menschlichen Handelns, und „nur was man liebt, das schützt man“. Doch in Analogie zu zwischenmenschlicher Liebe erscheinen mir Emotionen als Folge einer intensiven Auseinandersetzung mit einer Thematik „echter“ als kurzfristig durch charismatische Persönlichkeiten suggerierte und jedem geb’ ich meine Liebe und jedem geb’ ich meine Liebe. 6 5 Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children. A parents’ and teachers’ natureawareness guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben). Deutsche Ausgabe 1989. Ahorn Verlag, Prien. 6 Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to deepen your awareness of nature. (Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr. 7 Trommer, G. 1991. Natur wahrnehmen mit der Rucksackschule. Westermann Schulbuchverlag, Braunschweig. 8 Claussen, C. 1996. Umwelt und Natur erleben, erfahren, begreifen, erhalten 2. Lehrerhandbuch. Kinder erfahren Umwelt und Natur mit allen Sinnen (Lernmaterialien). Klett Schulbuch, Stuttgart. 9 Seifert, G., Steiner, R., Tschapka, J. 1999. Zwischen Management und Mandala: Umweltbildung quer durch Europa - Ein Lese- und Methodenbuch. Forum Umweltbildung, Wien. 10 Cornell, J. 1989. Sharing the joy of nature. Nature activities for all ages. (Mit Freude die Natur erleben. Naturerfahrungsspiele für alle). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr. 11 Ob sie ökologisch relevante Information vermitteln, darf in einigen Fällen bezweifelt werden. Seite 68 von 72 Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? Gefühle. Emotionen sind darüber hinaus per „Zwangsbeglückung“ nicht nachhaltig vermittelbar. Man sieht nur mit dem Herzen gut Cornell selbst ist sich bewusst, dass „[...]Gefühle allein oft nicht genug sind, besonders dann, wenn andere sie nicht teilen“ und wie wichtig es ist, sein „intuitives Verständnis der Natur mit Fachkenntnissen zu untermauern.“ 12 Doch wie ein roter Faden zieht sich der Grundsatz „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“13 durch die einschlägige Literatur und taucht selbst in seriösen Werken unwidersprochen auf14. Trotz der in weiten Gesellschaftskreisen mittlerweile stattgefundenen „Heiligsprechung“ Saint-Exupérys sei darauf hingewiesen, dass diese Haltung alle (selbst von Cornell geforderten) Fachkenntnisse ad absurdum führt. Immerhin verdanken wir die wesentlichen ökologischen Erkenntnisse unserer Zeit nicht romantischen Poeten, sondern „trockenen“ Wissenschaftern. Doch im Sinne der postmodernen Wissenschaftsskepsis und Beliebigkeit (jeder Mensch hat einen anderen „Zugang“ zur Welt, den man eben akzeptieren muss) wird Bildung erst „verantwortbar“, wenn ihr „Bildung des Herzens“ vorangeht, „weil sie Liebe für alles Sein weckt.“15 Im Namen eines „ganzheitlichen“ Bildungsanspruchs wird die Einbeziehung von Sinnen, Kreativität, Phantasie, Spiel, ästhetischem Empfinden, Philosophie und (!) Meditation gefordert. Meditation, Yoga und dergleichen werden wiederum häufig von Gurus oder sektenähnlichen Organisationen als Köder für den Mitgliederfang eingesetzt16. Durch die selbstverständliche Anwendung von Meditationsübungen, vor allem, wenn diese bereits in frühester Kindheit stattfinden („Kraftquellen für Kinder“)17 18 19, besteht die Gefahr, Kinder und Jugendliche für Beeinflussungen aus der Esoterik-Szene empfänglich zu machen. Naturphilosophie und Animismus Wenn die Bäume unsere Brüder werden20 (und wir zum Baum) oder die Aura von Kraftorten wahrgenommen werden soll, ist die Grenze zum Parareligiösen überschritten worden. „Mit den Wurzeln suche vorsichtig Halt, mit dem Stamm strecke dich neugierig ans Licht, recke deine Äste und fühle dich wohl. Zweige schaukeln sanft deine Seele im Wind...leben.“21 – „Wie finde ich meinen eigenen Kraftort? Wie nehme ich Kontakt zu Naturgeistern und Elementarwesen auf? Wo steht mein Lebens- und Kraftbaum?“ Und (offenbar wieder ein Tipp für unsere Brüder, die Bäume): „Wie finde ich Zugang zu den eigenen Wurzeln?“22 Bei einer Herausgeberin der Zeitschrift „Hag und Hexe“ mögen solche „naturreligiöse“ Tendenzen nicht verwundern, aber 12 Cornell, J.B. 1979. Sharing nature with children. A parents’ and teachers’ natureawareness guidebook. (Mit Kindern die Natur erleben). Deutsche Ausgabe 1989. Ahorn Verlag, Prien. 13 de Saint-Exupéry, A. 1945. Le petit prince. (Der kleine Prinz). Deutsche Ausgabe 1998. Rauch, Düsseldorf. 14 Fliegenschnee, M. & Schelakovsky, A. 1998. Umweltpsychologie und Umweltbildung. Eine Einführung aus humanökologischer Sicht. Facultas-Univ.Verl., Wien. 15 Kalff, M. 1994. Was ist Natur- und Umweltpädagogik? In: Kalff, M. (Hrsg.): Handbuch zur Natur- und Umweltpädagogik - Theoretische Grundlagen und praktische Anleitungen für ein tieferes Mitweltverständnis. Ulmer Verlag, Thuningen. 16 Awadalla, E. 2000. Kraftorte Geldquellen – Österreichischer Sekten- und Esoterikatlas. Folio Verlag, Wien. 17 Hufmann, S.& Hufmann, S. 1997. Blumen der Sonne. Naturmeditationen mit Kindern. Kösel, München. 18 Hufmann, S.& Hufmann, S. 1998. Bäume sind Freunde. Naturmeditationen mit Kindern. Kösel, München. 19 Brunner, R. 1996. Hörst du die Stille? Meditative Übungen mit Kindern. Kösel, München. 20 Fuhrmann, E. 2000. Mein Freund, der Baum. Humboldt, München. 21 Knelles, S. 1999. Bäume, Freunde fürs Leben. Eigenverlag. 22 Gabriel, V. 1999. Der alte Pfad. Wege zur Natur in uns selbst. Arun Verlag, Vilsb. Seite 69 von 72 Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? selbst manche Exponenten der Öko-Szene bekennen sich ganz öffentlich zu einem neuen Animismus: „Es läuft darauf hinaus, dass wir die religiöse Dimension, die wir jetzt seit 2000 Jahren an die Kirche delegiert haben, wieder bewusst in unser tägliches Leben integrieren.“23 Wen wundert es da noch, wenn selbst „hochoffizielle“ Stellen wie die ÖGNU oder die Gemeinde Wien höchst fragwürdige „Naturerfahrungs“-Projekte wie den „keltischen“ Baumkreis auf der Himmelswiese unterstützen? Mit insgesamt (unbestätigten) 40 Millionen Schilling16 (2,9 Mio. EUR) förderte die Stadt Wien das Projekt des "keltischen Baumkreises". Vierzig (zum Teil, wie Ölbaum, Feige oder Zypresse, völlig standortfremde) Bäume zieren mitten im Landschaftsschutzgebiet Wienerwald die „Himmelswiese“ am Cobenzl. Ein vor rund 40 Jahren erfundenes „Baumhoroskop“ wird dem unbedarften Besucher als „original keltisch“ präsentiert. Welche Form der „Naturerfahrung“ soll hier vermittelt werden? Jedenfalls genierten sich weder der Wiener Bürgermeister, übrigens Biologe, noch der Präsident des Kuratoriums "Rettet den Wald" und des Umweltdachverbands ÖGNU, spatenstechend für New-AgeEsoterik zu werben. Zurück zu Joseph Cornell: „John Muir hat gesagt: ‚Jeder Gegenstand in der Natur ist ein Leiter von Göttlichkeit’. [...] Wenn ein Tier, eine Pflanze, ein Fels oder ein schöner Flecken ihre Aufmerksamkeit weckt, halten Sie und danken Sie still für die Freude und Schönheit, die Sie fühlen. Sie können [...] das folgende Gebet benutzen24...“. Es steht mir nicht zu, solche Naturphilosophie oder Pantheismus grundsätzlich zu verunglimpfen - doch erscheinen sie mir wohl eher für den Religions- als für den Biologieunterricht 23 Kennedy, M. 1993. Ökologie als Verführungskonzept. Umwelterziehung 4/5: 2527. 24 Cornell, J. 1987. Listening to nature. How to deepen your awareness of nature. (Auf die Natur hören. Wege zur Naturerfahrung). Deutsche Ausgabe 1991. Verlag an der Ruhr, Mühlheim an der Ruhr. geeignet. Im Sinne religiöser Toleranz muss auf die immer größere Zahl konfessionsloser SchülerInnen Rücksicht genommen werden! Auch und gerade Agnostiker sind an intakter Natur und gesunder Umwelt interessiert, sind sie doch ausschließlich darauf angewiesen, ihr Heil im Diesseits zu finden... Tiere und Pflanzen als Brüder und Schwestern zu bezeichnen, wie im oben zitierten Gedicht „Die Vögel des Himmels“ (eine ästhetische Wertung sei Berufeneren überlassen), kann aus unterschiedlichen Motiven heraus geschehen, etwa aus religiösen. Als Biologe bevorzuge ich die evolutionäre Deutung: Alles Leben stammt von gemeinsamen Vorfahren ab. Kann nicht das Staunen über ein selbstorganisiertes System, dessen enorme Vielfalt nur aus dem Spiel von Zufall und Selektion entstanden ist, ein viel größeres sein als die verordnete „Ehrfurcht“25 vor einer willkürlichen Schöpfung? Aufgeklärte Ver- und Bewunderung bei den SchülerInnen zu wecken, sollte unser Ziel sein, um frei denkende Menschen heranzuziehen, die der Natur und ihren Mitlebewesen mit Respekt und Verständnis, durchaus auch mit Emotionen, aber ohne sentimentale Ehrfurcht begegnen. Nur wirklich fundiertes Wissen kann ein tieferes Verständnis für die Schutzwürdigkeit von Ökosystemen schaffen: „Der ‚naturschützende Mensch’ [kann] auch selbst zum Gefährdungsfaktor für die Natur werden [...] durch Maßnahmen, die aus mangelnder Grundkenntnis der ökologischen Zusammenhänge zwar gut gemeint, aber falsch angesetzt sind“26. Unreflektierte „Baumliebe“ führte in Perchtoldsdorf bei Wien zur absurden Situation, dass sich eine Bürgerinitiative „Rettet die Föhren“ formierte, obwohl die geplanten Fällungen im Rahmen von 25 Es stellt sich die Frage, ob ein Gefühl wie die „Ehrfurcht“ in einer demokratischen Gesellschaft überhaupt noch wünschenswert sein kann. 26 Hillenbrand, M. 1993. Der Mensch als Faktor im Naturschutzgeschehen. In: Schahn, J. & Giesinger, T. (Hrsg.): Psychologie für den Umweltschutz. Psychologie-Verl.-Union, Weinheim: 163-171. Seite 70 von 72 Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? Naturschutzmanagement-Maßnahmen stattfanden (Erhaltung des Trockenrasen-Charakters der Perchtoldsdorfer Heide). Natur, Kultur und Bildung Sind die weisen Sprüche der Navajo, Hopi oder Winnebago Indianer, in geschwungenen Lettern auf Hochglanz gedruckt, noch ihrer ursprünglichen Intention, ihrem kulturellen Kontext gerecht? Liefern sie auch nur ansatzweise Lösungsansätze für unsere ökologischen Probleme? Wie weit kann Erleben und Erfahren von Natur in Amerika überhaupt auf europäische Verhältnisse umgemünzt werden? „Die ausgefeiltesten Programme, die ich kenne, stammen von amerikanischen Nationalparkpädagogen. Doch nirgends habe ich einen größeren Widerspruch zwischen Anspruch und Handeln erlebt: Auch in Naturschutzzentren kommt Nachdenklichkeit über den energieverschwendenden ’American Way of Life’ nicht auf.“27 Der suggestive Eindruck von „Unberührtheit“ der riesigen amerikanischen Nationalparks, wie er in Naturfilmen ausgiebig strapaziert wird, kann bei uns nicht vermittelt werden. „Es gibt kaum noch unberührte Natur, daher sind Naturerfahrungen somit auch Kulturerfahrungen. Und auch Natur ist nicht für jeden allzeit Paradies, Ganzheit und Glück.“ 28 Doch dieses scheinbare Manko Mitteleuropas ist auch eine Chance, die wir Joseph Cornell & Co. voraus haben: Wir können vielerorts auf Jahrtausende kontinuierlicher Siedlungstätigkeit29, Landwirtschaft30 und Jagd 27 Linder, W. 1993. Wozu Naturerfahrung? Umwelterziehung 4/5: 20-21. Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54. 29 Stillfried an der March ist z.B. seit der Jungsteinzeit kontinuierlich besiedelt. Im Weinkeller der Familie Klotz sind Mammutknochen und eiszeitliche Feuerspuren zu besichtigen. 30 Im Nationalpark Seewinkel wird vom Naturschutzmanagement zur Erhaltung des pannonischen Steppencharakters auf die traditionelle Hutweidenwirtschaft 28 zurückgreifen, die teils im Einklang mit den natürlichen Ressourcen, teils im Kampf gegen die Unbilden der Natur unsere heutige Landschaft mitgeprägt haben, ohne das abgenutzte Klischee der unberührten Wildnis oder des „edlen Wilden“ à la Winnetou31 aufwärmen zu müssen. Wir müssen im Umgang mit der Natur meist nicht gegen Hygiene-Wahnvorstellungen ankämpfen und auch nicht aus juristischen Gründen langatmige Hinweise auf potentielle Gefahren verlesen... Die meditativ-esoterische Naturwahrnehmung Cornells und vieler anderer Autoren kann letztlich auch als Folge des Verlustes eines selbstverständlichen, unvoreingenommenen Zugangs betrachtet werden. Wer (wie der Autor) als Kind Staudämme in Bächen gebaut hat, Steinkrebse und Bachforellen mit der Hand gefangen (und womöglich noch am Ufer zubereitet) hat und dank unmittelbarer persönlicher Erfahrung Insekten bereits am Einstichschmerz bestimmen kann, wird ein tieferes Verständnis für die Natur besitzen als jene, die in Meditationsübungen letztlich doch nur ihre innere Erlebenswelt nach außen projizieren. Im neuen Lehrplan für Biologie und Umweltkunde (Lehramt) an der Univ. Wien ist seit 2001 erstmals (!) ein FreilanddidaktikPraktikum verpflichtend. Das Feedback der TeilnehmerInnen auf diese Lehrveranstaltung, in der fachliche Grundlagen und didaktische Fähigkeiten erlernt und/oder vertieft werden, ist durchwegs positiv32. Die meisten haben hier zum ersten Mal zurückgegriffen. Die Artenvielfalt im Seewinkel ist nicht zuletzt auf die menschliche Nutzung zurückzuführen. 31 Bear Heart 2000. Der Wind ist meine Mutter. Leben und Lehren eines indianischen Schamanen. Lübbe, Berg.-Gladbach. 32 Am Lagerfeuer kam es zu fortgeschrittener Stunde auch schon zu Diskussionen über esoterische Praktiken, worauf ich den StudentInnen spontan das spektakulär wirkende Gehen auf glühender Holzkohle beibrachte - ein einfaches physikalisches Phänomen, das von Gurus oft als „höchste psychische Konzentration“ und Körperbeherrschung vermarktet wird. Ein Teil der Exkursionsteilnehmer wird diese Aufklärungsarbeit womöglich an der Schule fortsetzen - ein wichtiger Multiplikatoreneffekt... Seite 71 von 72 Naturerfahrung - Fühlen statt Wissen? Kontakt zu SchülerInnen, stehen erstmals vor dem Problem, ihr Wissen (und nach Möglichkeit ihre Begeisterung) weiterzugeben. Vielen Jugendlichen fehlt tatsächlich jedes Gefühl für natürliche Zusammenhänge; damit verbunden ist oft eine Gleichgültigkeit gegenüber der Natur. „Aha-Erlebnisse“, etwa angesichts der „technischen“ Problemlösung des Unterwasserlebens bei luftatmenden Insekten können solche SchülerInnen aus ihrer Lethargie holen, ja sind vermutlich sogar eine nachdrücklichere Erfahrung für die meisten als eine meditative „Harmonie mit Naturwesen“33. Aber schon das einfache Fangen und Angreifen von Tieren, besonders wenn es zunächst, etwa bei Fröschen und Schlangen, mit einer gewissen Überwindung verbunden ist, kann SchülerInnen jeder Altersgruppe begeistern- sofern die Aktivitäten nicht „verordnet“ sind: „Der Wert von Naturerfahrung besteht für Kinder vor allem in der Freiheit, die sie vermittelt. Die besten Spielorte für Kinder sind die, in denen sie ihre Anliegen quasi nebenbei austoben können. Dabei sind pädagogische Arrangements überflüssig.“ 34 33 Braunroth, E. 1998. In Harmonie mit den Naturwesen in Garten, Feld und Flur. OLV, Xanten. 34 Stuik, H. 1993. Sind Umwelterzieher bessere Menschen? Umwelterziehung 4/5: 52-54. Erich Eder ist Lehrbeauftragter für Freilanddidaktik an der Universität Wien und im Rahmen eines EU-LIFE Projektes an der Ausbildung von Naturführern in den March-Auen beteiligt. Korrespondenzadresse: Institut f. Zoologie, Althanstr. 14, 1090 Wien. http://mailbox.univie.ac.at/Erich.Eder Seite 72 von 72