Schwarzer Hautkrebs Informationen für Patienten und Angehörige Vorwort Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 1 1 03.05.13 10:21 2 Vorwort Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 2 03.05.13 10:21 Liebe Leserinnen und Leser, Sonne, Wärme, strahlender Sonnenschein – wer denkt dabei schon an Gefahr? Für ­viele Menschen gehört hier ein kleiner Sonnenbrand fast schon dazu. Dass die gleichen Sonnenstrahlen, die für schönes Wetter und Sommersprossen sorgen, unsere Haut schädigen können, spielt an einem Sonnentag zunächst keine Rolle – aber später vielleicht. Sonnenbrände zählen nämlich zu den größten Risikofaktoren für Hautkrebs. In dieser Broschüre sind die wichtigsten Informationen zum Thema schwarzer Hautkrebs (malignes Melanom) zusammengestellt. Sie soll Ihnen als Betroffene und Angehörige gleichermaßen hilfreich sein. Wir wollen Ihnen verständlich erklären: Wie entsteht ein malignes Melanom? Welche Therapien stehen zur Auswahl? Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Wie kann ich einem Rückfall vorbeugen? Wer unterstützt mich und meine Familie? Auf den folgenden Seiten werden daher verschiedene Aspekte der Krankheit, Diagnose, Therapie sowie Nachsorge und Rehabilitation beleuchtet. Engagierte Ärzte, die täglich Professor Rudolf Stadler ist Chefarzt der Hautklinik am Johannes Wesling Klinikum Minden. Melanompatienten betreuen und die Krankheit erforschen, erläutern in ergänzenden Interviews, mit welchen Methoden sie Patienten behandeln und welche Hilfe sie ihnen darüber hinaus anbieten. Auf einige Fachbegriffe konnten die Autoren allerdings nicht verzichten – schon deshalb nicht, damit Sie im Dialog mit den Medizinern wissen, wovon diese genau sprechen. Um Ihnen das Verständnis zu erleichtern, sind alle verwendeten Begriffe in einem abschließenden Glossar noch einmal aufgeführt. Die Randnotizen in der Broschüre sollen Ihnen helfen, sich inhaltlich schnell zurechtzufinden. Sicherlich können wir Ihnen nicht alle Fragen beantworten. Auch ersetzt die Broschüre nicht das Gespräch mit Ihrem Arzt. Verstehen Sie sie daher bitte als Grundlage, um sich auszutauschen und all die Dinge anzusprechen, über die Sie mehr erfahren möchten oder die Ihnen unklar sind. Ergänzend finden Sie im Anhang Adressen von beratenden Organisationen, an die Sie sich ebenfalls wenden können. Ich hoffe, dass Ihnen die Broschüre einen umfassenden Überblick über das maligne Melanom verschafft. Wenn Sie sich gut aufgeklärt fühlen, haben wir viel erreicht. Für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen Kraft – und eine große Portion Optimismus: Denn die Mehrzahl der Patienten mit malignem Melanom können wir heilen. Ihr Professor Rudolf Stadler Chefarzt der Hautklinik am Johannes Wesling Klinikum Minden, Präsident der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) Vorwort Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 3 03 03.05.13 10:21 03 Professor Rudolf Stadler Vorwort Diagnose: Hautkrebs 06 Die Haut 08 Wie entsteht Krebs? 12 Was löst Hautkrebs aus? 15 16 20 24 04 Therapie: Welche Behandlungs­ möglichkeiten gibt es? 28 Aufbau und Funktion Therapieansätze Kriterien für die Entscheidung 29 Kurative oder palliative Therapie? 32 Operation 35 Bestrahlung 36 Chemotherapie Professorin Dorothée Nashan steht Betroffenen nicht nur medizinisch zur Seite 38 Zielgerichtete Therapie Diagnoseverfahren 42 „Gute Therapien für das metastasierte maligne Melanom“ Auftreten und Ausbreitung Ursachen und Risikofaktoren Das Behandlungsziel ist ausschlaggebend Entfernung des Tumors Hautkrebs frühzeitig erkennen Das Hautkrebs-Screening Ablauf der Therapie Hautkrebs feststellen Diagnose und Stadieneinteilung „Der Patient ist mit der Diagnose nicht allein“ Untersuchungen bei Hautkrebs Ablauf der medikamentösen Behandlung Neuer Wirkstoff hemmt das Tumorwachstum Dr. Jochen Utikal über neue Wirkstoffe, die das Behandlungsspektrum enorm bereichern Inhalt Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 4 03.05.13 10:21 Leben mit der Erkrankung 44 Nach der Therapie 46 „Die Nachsorge ist Ihre Lebensversicherung“ Rehabilitation und Nachsorge Dr. Carmen Loquai rät Patienten, die Termine gewissenhaft wahrzunehmen 49 Familiäre und fachliche Unterstützung 51 Zeit zum Leben Die Krankheit ansprechen und Hilfe annehmen Umgang mit Trauer und Angst 54 Hilfreiche Adressen 58 Unsere Experten 60 Glossar 67 Impressum Inhalt Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 5 05 03.05.13 10:21 Haar Oberhaut Pigmentzelle Schweißdrüse Proteinschicht (Basalmembran) Haarzwiebel Lederhaut Blutgefäß Nerv Blutgefäß Fettgewebe Unterhaut Die Haut besteht aus drei Schichten: Ober-, Leder- und Unterhaut. Als äußere Schutzhülle des Körpers nimmt sie verschiedenste Aufgaben gleichzeitig wahr. Die Haut Aufbau und Funktion Mit etwa zwei Quadratmetern Fläche ist die Haut das größte Organ des menschlichen Körpers. Sie erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen: Über die Haut atmet und fühlt Über die Haut atmet der Mensch. Als äußere Schutzhülle wehrt sie außerdem Druck, Verletzungen, Keime, und fühlt der Mensch. UV-Strahlen, Bakterien und Pilze ab. Sie kann Wärme speichern, durch Schwitzen die Körpertemperatur regulieren und dient als Ausscheidungsorgan. Darüber hinaus wandelt sie ein körpereigenes Hormon durch UV-Strahlung in Vitamin D um, das die Knochen stärkt. Die Haut setzt sich aus drei Schichten zusammen: Ober-, Leder- und Unterhaut. Oberhaut (Epidermis): Die Oberhaut ist die äußere Schicht, die den Menschen von seiner Umwelt abschirmt. Sie besteht im Ganzen aus drei Ebenen: Zuerst kommt die Hornschicht, darunter befinden sich die Stachelzellen, gefolgt von den Basalzellen. Von der Beschaffenheit der Hornschicht hängt es auch ab, wie die Haut aussieht – so können 06 Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 6 03.05.13 10:22 se etwa die Blutgefäße nach außen durchschimmern, wenn diese Schicht eher dünn ist. Im Rhythmus von circa vier Wochen erneuert sich die Oberhaut komplett, weil permanent Zum Schutz vor alte Zellen abgestoßen und neue gebildet werden, die an die Oberfläche wandern. Je der Sonne bräunt nach Körperregion ist die Oberhaut unterschiedlich stark ausgeprägt. Während sie am der Farbstoff Augenlid sehr dünn ist, sind die Schichten auf den Fußsohlen und Handinnenflächen Melanin die Haut. wesentlich dicker. In der Oberhaut sitzen zudem pigmentbildende Zellen, die Melanozyten. Sie sorgen für den Farbstoff Melanin, der die Haut bräunt und sie somit vor der Sonne schützt. Lederhaut (Dermis, Corium): Unter der Oberhaut befindet sich die dickere Lederhaut, das elastische Bindegewebe des Körpers. Sie ist die stärkste Schicht und gibt der Haut ihren Halt. In der Lederhaut liegen Blut- und Lymphgefäße, Schweiß-, Duft- und Talgdrüsen sowie Haarfollikel und Nervenfasern, die für Tastempfindungen zuständig sind. Die Lederhaut ist eng mit der Oberhaut verbunden und versorgt sie mit Nährstoffen und Sauerstoff. Unterhaut (Subcutis): Das Bindeglied zwischen Haut und Muskulatur ist die Unterhaut, ein stark dehnbares Bindegewebe. Sie setzt sich aus Fettgewebe, Blutgefäßen, Haarwurzeln und Nerven zusammen. Ihre Aufgaben: Organe, Muskulatur sowie Knochen gegen Druck und Stöße abpolstern, den Körper vor Kälte bewahren und Wärme speichern. Die Haut erneuert sich in einem regelmäßigen Ablauf: In der untersten Schicht der In einem regel­ Oberhaut, der Basalzellschicht, entstehen immer neue Basalzellen. Sie schieben die dar- mäßigen Ablauf überliegenden Zellen ständig weiter nach oben. Nach und nach trocknen diese aus und erneuert sich die bilden schließlich die äußerste Hülle, die Hornschicht. Als kleine Schüppchen lösen sich Haut. die abgestorbenen Hornzellen dann von der Oberhaut – und zwar täglich. Ungefähr ab dem 25. Lebensjahr zeigen sich leichte Anzeichen, dass die Haut altert. Sie wird dünner und verliert ihre Spannkraft, erste Falten treten auf. Der Grund: Die Haut erneuert sich langsamer, während sich das Fettgewebe der Unterhaut zurückbildet. Insgesamt enthält sie nun weniger Feuchtigkeit. Bestimmte Faktoren können den Prozess der Hautalterung noch verstärken. Stress, wenig Schlaf, Alkohol, Nikotin und Sonnenlicht hinterlassen im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren. UV-Strahlen sind dabei besonders gefährlich. Als natürlichen Schutz produzieren die Melanozyten aus der Oberhaut das Pigment Melanin, um die Haut dagegen abzuschirmen. Doch das ist kein Freifahrtsschein für ausgiebige Sonnenbäder: Häufige, lange Aufenthalte in der Sonne und vor allem Sonnenbrände schädigen die Haut langfristig – und vor allem irreparabel. Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 7 07 03.05.13 10:22 Wie entsteht Krebs? Auftreten und Ausbreitung Der menschliche Körper besteht aus Billionen von Zellen, die sich in verschiedene Zelltypen gliedern. Wie schnell eine Zelle wächst, sich teilt oder abstirbt, hängt von ihrer Herkunft ab. Darmzellen sind beispielsweise sehr kurzlebig. Sie werden über den Stuhl Was unterscheidet ausgeschieden und müssen ständig neu gebildet werden. Auch Zellen des Knochenmarks Krebszellen von teilen sich schnell, denn aus ihnen entstehen Blut- und Immunzellen, die der Körper gesunden Zellen? laufend benötigt. Dagegen wachsen andere Zelltypen – etwa Nervenzellen – nur sehr langsam. Zwischen der Neubildung und dem Absterben von Zellen herrscht ein streng kontrolliertes Gleichgewicht: Denn gesunde Zellen teilen sich nur, wenn es für den Körper sinnvoll ist. Bei Krebszellen ist das natürliche Gleichgewicht von Wachstum, Teilung und Zelltod gestört, da sich die Erbsubstanz, der genetische Code (DNS), verändert hat (siehe Grafik Zellteilung). So kann eine Mutation von Teilen der DNS bereits zur Folge haben, dass eine Zelle keine Tumor-Suppressor-Proteine mehr bildet. Diese Proteine steuern den Zellzyklus – also das Wachstum, die Teilung und den Zelltod. Außerdem fördern Mutationen die Entstehung von Krebsgenen (Onkogenen). Sie sind vorher natürliche Bestandteile der Erbsubstanz. Sind die Gene aber defekt, können sie dazu führen, dass die Zelle Eigenschaften von Krebszellen • Ursprünglich normale Gewebezellen vermehren sich unkontrolliert und entwickeln sich entgegen ihrer eigentlichen Bestimmung und Funktion. So werden sie zu Krebszellen. • Gesunde Zellen warten auf externe Befehle, bevor sie sich teilen. Viele Krebszellen können diese Wachstumssignale jedoch nachahmen und leiten so selbst die Zellteilung ein. • Krebszellen wachsen in gesundes Gewebe ein, obwohl dessen Zellen Botenstoffe abge­ ben, die eine weitere Vermehrung verhindern sollen. Zellen eines bösartigen Tumors igno­ rieren diese Signale. • Auch wenn schwere Schäden am Erbgut vorliegen, umgehen Krebszellen das Selbstzer­ störungsprogramm. Der programmierte Zelltod bleibt aus, sodass die Krebszellen nur noch vom Immunsystem gezwungen werden können, sich selbst zu zerstören. • Krebszellen regen nahe gelegene Blutgefäße dazu an, neue Verzweigungen zu bilden, die die wachsende Gewebemasse mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen (Angiogenese). • Krebszellen können sich von ihrem Entstehungsort lösen und an anderen Stellen im Körper Ableger bilden (Metastasierung). 08 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 8 03.05.13 10:22 Zellteilung bei gesunden Zellen und bei Krebszellen EinegesundeZelledurchläuftvonihrerEntstehungbiszuihrerTeilungeineArtZyklus.Das giltfüralleZellarten,auchwennderZyklusjeweilsunterschiedlichschnellverläuft.Vorder ZellteilungwirddiegenetischeInformation,diesichindenChromosomenbefindet,verdop­ pelt.SohatjedederneugebildetenZellenwiederdenvollständigenChromosomensatz.Bei derTeilungeinerZellewerdendieverschiedenenBestandteilederMutterzelleaufdieTochter­ zellenaufgeteilt,indemzwischenihnen„Zellgrenzen“,dieZellmembranen,ausgebildetwer­ den.DabeientstehenzweiTochterzellen. Zellteilung gesunde Zelle Zellteilung irreparabler Zellschaden irreparabler Zellschaden keine kontrollierte Selbstzerstörung Krebszelle kontrollierte Selbstzerstörung Tumorwachstum sich auch dann teilt, wenn sie eigentlich ruhen sollte. Der gesunde Ablauf der Zellteilung wird demnach außer Kraft gesetzt: Die Zelle kann Signale und Informationen nachfolgend nicht mehr korrekt verarbeiten. Solche Fehler werden normalerweise repariert, indem Wächtergene dafür sorgen, dass die defekte Zelle abstirbt. Geschieht das nicht, setzt sich die Zellteilung fort, obwohl keine weiteren Zellen benötigt werden. Die häufigsten Krebserkrankungen der Haut sind der weiße und der schwarze Haut- Die häufigsten Krebs­ krebs. Zum weißen Hautkrebs zählen das Basalzellkarzinom (Basaliom) und das Platten- erkrankungen der epithelkarzinom. Letzteres wird auch Stachelzellkarzinom oder Spinaliom genannt. Haut: weißer und Diese Krebsarten treten vorwiegend an Körperpartien auf, die über viele Jahre der UV- schwarzer Hautkrebs Strahlung besonders ausgesetzt waren – zum Beispiel an der Nase, den Ohren, am Nacken und bei Männern mit Glatze auch auf der Kopfhaut. Der Basalzellkrebs bildet in der Regel keine Tochtergeschwulste (Metastasen), das Stachelzellkarzinom erst ab einer gewissen Größe. Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 9 09 03.05.13 10:22 Das maligne Ein malignes Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt, ist der gefährlichste Haut- Melanom ist der tumor. Er entsteht, wenn sich pigmentbildende Zellen (Melanozyten) in bösartige Zel- gefährlichste len umwandeln. Da die Krebszellen ungehemmt wachsen, bildet sich schnell ein Ge- Hauttumor. webeüberschuss, der Tumor genannt wird. Von einem bösartigen Tumor spricht man jedoch erst, wenn die Zellen unkontrolliert weiterwachsen, in benachbartes gesundes Gewebe eindringen und es zerstören. Dabei können sie mit dem Blut- und Lymphstrom in andere Körperregionen vordringen, sich dort ansiedeln und vermehren: Es bilden sich Tochtergeschwulste, sogenannte Metastasen. Melanome können bereits frühzeitig in die Lymphknoten und in andere Organe metastasieren. Schwarzer Hautkrebs tritt prinzipiell überall am Körper auf – auch an Stellen, die kaum oder so gut wie nie der Sonne ausgesetzt werden, zum Beispiel im Genitalbereich, an den Fuß- oder Fingernägeln oder unter den Fußsohlen. Maligne Melanome können sich entweder aus einem bestehenden Leberfleck oder spontan neu entwickeln. Darüber hinaus bilden sie sich an den Schleimhäuten, zum Beispiel in der Nase: Dort gibt es nämlich ebenfalls pigmentbildende Zellen. Bei Frauen entsteht ein malignes Melanom bevorzugt an den Beinen, am zweithäufigsten am Rumpf (Körper ohne Hals, Kopf, Beine und Arme). Über die Hälfte aller malignen Melanome bei Männern entwickelt sich am Rumpf, am zweithäufigsten sind die Beine betroffen. Danach folgen bei beiden Geschlechtern der Kopf- und Halsbereich sowie die Arme. Die meisten Melanome, etwa 80 Prozent, werden im Frühstadium entdeckt und können geheilt werden. Der Schwerpunkt dieser Broschüre liegt auf dem bösartigsten Hautkrebs, dem malignen Melanom. Auf seltene Krebsformen wie das Kaposisarkom, das Fibrosarkom und das kutane Lymphom wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Dermatologen unterscheiden sechs Melanom-Typen: Sechs Arten von malignen Melanomen • superfiziell spreitendes Melanom (oberflächlich, SSM), • noduläres Melanom (knötchenförmig, NM), • Lentigo-maligna-Melanom (linsenförmig, LMM), • akrolentiginöses Melanom (ähnelt dem LMM, an Handflächen und Fußsohlen sowie unter den Nägeln, ALM), • nicht klassifizierbares Melanom (UCM), • sonstige Melanome. 10 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 10 03.05.13 10:22 Mit über 50 Prozent tritt das superfiziell spreitende Melanom am häufigsten auf. Es Das superfiziell wächst zunächst langsam als brauner oder schwarzer Fleck horizontal an der Hautober- spreitende Melanom fläche (superfiziell). Später dringt es tiefer in die Haut ein und bildet Knötchen. tritt in über 50 Prozent der Fälle auf. Noduläre Melanome machen etwa 20 Prozent dieser Tumoren aus. Sie sind aggressiv, wachsen nur wenig an der Hautoberfläche und stattdessen schon frühzeitig in die Tiefe. Der Knoten ist dunkelbraun oder bläulich-schwarz. Dem Lentigo-maligna-Melanom voraus geht eine Gewebeveränderung, die sich als flacher, brauner Fleck darstellt. Sie kann über Jahre auf einer extrem sonnengeschädigten Hautpartie wachsen, beispielsweise im Gesicht. Als Lentigo-maligna-Melanom wird der Fleck dann bezeichnet, wenn er vertikal in die Haut einwächst und Knötchen bildet. Es erkranken hauptsächlich ältere Menschen daran. Lentigo-maligna-Melanome treten in neun Prozent aller Fälle auf. Das akrolentiginöse Melanom ist mit vier Prozent eher selten und bildet sich unter den Fuß- und Fingernägeln, an den Handinnenflächen oder unter den Fußsohlen. Es breitet sich zunächst horizontal auf der Haut aus, später wächst es vertikal mit Knötchenbildung. In drei Prozent der Fälle können die Ärzte das Melanom keinem der Untertypen zuordnen und es wird als „nicht klassifizierbar“ eingestuft. Die sonstigen, vereinzelt auftretenden Formen machen gemeinsam knapp fünf Prozent aller malignen Melanome aus. Dazu gehören unter anderem das maligne Melanom auf großem kongenitalem (angeborenem) Nävus, das desmoplastische Melanom, das Ballonzellmelanom, das spitzoide Melanom und der maligne blaue Nävus. Gut­ und bösartige Geschwulste DieHautkannvongut­undbösartigenTumorenbetroffensein.ImGegensatzzubösartigen TumorenwachsengutartigeGeschwulstenuramOrtihrerEntstehung.Siekönnenangren­ zendes Gewebe verdrängen, aber nicht zerstören. Wenn die Ärzte gutartige Tumoren ent­ fernen – etwa Zysten oder Lipome –, untersuchen sie die Proben anschließend unter dem Mikroskop,umsicherzustellen,dasssietatsächlichungefährlichsind. Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 11 11 03.05.13 10:22 Was löst Hautkrebs aus? Ursachen und Risikofaktoren Warum sich bei einem Menschen ein Tumor bildet und bei einem anderen nicht, können Wissenschaftler bei vielen Krebserkrankungen bis heute nicht erklären. Sicher ist allerdings: Es gibt nicht nur eine Ursache. Bei Hautkrebs ist die Lage eindeutiger: Zu den größten Risikofaktoren zählen übermäßige UV-Strahlung und Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit. Die Strahlen – sowohl von der Sonne als auch von Solarien – schädigen nämlich die Erbsubstanz in den Zellen, sodass sich ihr genetischer Code verändert. Aus diesen Zellen können schließlich bösartige Krebszellen werden. UV-Strahlen schädigen Die ultraviolette (UV-)Strahlung der Sonne teilt sich in drei Arten: UV-A-, UV-B- und die Haut nachhaltig. UV-C-Strahlen. Sie sind für das menschliche Auge unsichtbar und werden in Nanometern gemessen. Je kurzwelliger bzw. energiereicher die Strahlen sind, desto mehr schaden sie dem Menschen. Während UV-A- und UV-B-Strahlen in unterschiedlicher Intensität auf die Erde treffen, wird die UV-C-Strahlung bereits in der Atmosphäre komplett gefiltert. UV-A-Strahlen erreichen die Erdoberfläche relativ ungehindert. Sie regen die Produk­ tion von Melanin an, dem braunen Farbstoff, der die Haut bräunt. Deshalb werden Häufigkeit von Hautkrebs Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken in Deutschland jährlich über 18.000 Men­ schen an einem malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs. Die Erkrankungsrate hat sich seit den 1980er-Jahren verdreifacht. Menschen zwischen 45 und 60 Jahren sind besonders oft davon betroffen. Bei Frauen beträgt das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Erstdiagnose 60 Jahre, bei Männern 66 Jahre. Zwischen fünf und zehn Prozent der Melanome treten in erblich vorbelasteten Familien auf. Gemäß der Deutschen Krebsgesellschaft liegt das Risiko, im Laufe des Lebens ein Melanom zu entwickeln, in Deutschland bei 1:500, in Australien schon bei 1:50. Auf Basis des derzeitigen Erkenntnisstands gehen Experten davon aus, dass die Häufig­ keit von Hautkrebs weiter zunehmen wird. Am weißen Hautkrebs erkranken in Deutschland nach Angaben der GEKID etwa 206.000 Menschen jährlich. Das Basalzellkarzinom (Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom (auch Stachelzellkarzinom oder Spinaliom genannt) gehören dabei zu den häufigsten Hautkrebserkrankungen. 12 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 12 03.05.13 10:22 Die sechs Hauttypen EinsensiblerUmgangmitderSonneistbesonderswichtig.ÜberwelchenZeitraumeinMensch sichgefahrlosinderSonneaufhaltenkann,hängtvonseinemHauttypab.DieEinteilungrich­ tetsichnachäußerenErscheinungsmerkmalenwieHaut­undHaarfarbeunddanach,wiedie HautaufSonnebzw.UV­Strahlungreagiert.EswerdensechsHauttypenunterschieden(nach Fitzpatrick)*: Typ 1 (keltisch):helle,sehrempfindlicheHaut,Sommersprossen,blondeoderroteHaare, helleAugenfarbe,bräuntgarnicht,meistSonnenbrand:bekommtohneSchutzmaßnahmen innerhalbvonetwazehnMinuteneinenSonnenbrand Typ 2 (nordisch): helle, empfindliche Haut, blonde Haare, manchmal Sommersprossen, bräuntlangsam,häufigSonnenbrand:bekommtohneSchutzmaßnahmeninnerhalbvonetwa 20MinuteneinenSonnenbrand Typ 3 (Mischtyp):mittelhelleHaut,brauneAugenundHaare,bräuntlangsam,manchmal Ein sensibler Sonnenbrand: bekommt ohne Schutzmaßnahmen innerhalb von etwa 30 Minuten einen Umgang mit der Sonnenbrand Sonne ist besonders wichtig. Typ 4 (mediterran):dunkleHautundHaare,brauneAugen,bräuntschnell,seltenSonnen­ brand:bekommtohneSchutzmaßnahmeninnerhalbvonetwa45MinuteneinenSonnenbrand Typ 5 (dunkel): dunkle Haut und Augen, schwarze Haare, selten Sonnenbrand: bekommt ohneSchutzmaßnahmeninnerhalbvonetwa60MinuteneinenSonnenbrand Typ 6 (schwarzer Typ):schwarzeHautundHaare,dunkleAugen,sehrseltenSonnenbrand: bekommtohneSchutzmaßnahmeninnerhalbvonetwa90MinuteneinenSonnenbrand *Vgl. www.hautkrebs-screening.de künstliche UV-A-Strahlen in Solarien eingesetzt. Sie dringen aber auch bis in die Lederhaut vor und zerstören das Bindegewebe. Die Haut verliert ihre Geschmeidigkeit, altert schneller und bekommt Falten. Weiterhin beeinträchtigen UV-A-Strahlen das Erbgut in den Zellen der Oberhaut. Von den UV-B-Strahlen gelangen etwa zehn Prozent auf die Erde, den Großteil filtert die Ozonschicht. Für die Oberhaut sind diese Strahlen besonders gefährlich. Die Verletzungen zeigen sich zunächst in Form eines Sonnenbrands, der in verschiedenen Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 13 13 03.05.13 10:22 Schweregraden auftreten kann – die Haut wird rot, heiß und schwillt an. Die nachhaltigen Schäden in den Zellen sind jedoch viel gravierender: Jahre später können aus ihnen bösartige Krebszellen entstehen. Das Risiko für Hautkrebs steigt mit der Menge der aufgenommenen UV-Strahlung und jedem einzelnen Sonnenbrand. Die Wirkung der UV-Strahlen kann zudem variieren: In den Bergen, am Meer und am Äquator sind sie stärker. Auch im Sommer ist bei klarem Himmel mehr Strahlung messbar als an einem bewölkten Wintertag. Das höchste Risiko, ein malignes Melanom zu entwickeln, haben Menschen • die zahlreiche Leberflecke aufweisen (mehr als 40), • die sehr helle, empfindliche Haut haben, • die sich häufig in der Sonne aufhalten und/oder viele Sonnenbrände hatten, vor allem in der Kindheit, • die regelmäßig ein Sonnenstudio besuchen, • in deren Familie bereits Hautkrebs aufgetreten ist, • die selbst schon ein Melanom hatten. Sonnenregeln Unabhängig vom Hauttyp gilt es bestimmte Verhaltensregeln im Umgang mit der Sonne zu beachten, um das Risiko einer Hautkrebserkrankung zu verringern: • Meiden Sie die Sonne in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr. • Tragen Sie Kleidung aus leichten, luftdurchlässigen Materialien, die die Haut schützen: ein Shirt mit langen Ärmeln, einen langen Rock oder eine dreiviertellange Hose; Schu­ he, die über den Fußrücken reichen; eine Kopfbedeckung, idealerweise mit Nacken- und Ohrenschutz. • Setzen Sie eine Sonnenbrille mit UV-A- und UV-B-Schutz auf. • Cremen Sie alle unbedeckten Körperstellen mit einem Sonnenschutzmittel ein, das Ihrem Hauttyp entspricht. Wählen Sie einen hohen Lichtschutzfaktor (mindestens 25; achten Sie auf UV-A- und UV-B-Schutz). • Tragen Sie die Lotion bereits 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne auf. • Wählen Sie eine wasserfeste Sonnencreme, wenn Sie baden gehen möchten. Denken Sie daran, den Schutz danach wieder aufzufrischen. • Ziehen Sie sich vor dem Baden ein T-Shirt über. • Vermeiden Sie jede Rötung der Haut, insbesondere Sonnenbrände! • Verzichten Sie auf das Bräunen im Solarium. Vgl. www.hautkrebs-screening.de 14 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 14 03.05.13 10:22 Hautkrebs frühzeitig erkennen Das Hautkrebs-Screening Im Gegensatz zu anderen Krebsarten gibt es für Hautkrebs eine verlässliche Vorsorgeuntersuchung: das Hautkrebs-Screening. Bei dieser Maßnahme untersuchen speziell ausgebildete Ärzte den Körper auf Anzeichen von Hautkrebs. Für gesetzlich Versicherte In einem frühen ab 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen seit 2008 alle zwei Jahre die Kosten – viele Stadium kann die Kassen zahlen sogar schon früher dafür. Außerdem wird keine Praxisgebühr fällig. Ziel Krankheit geheilt ist es, einen möglichen Hautkrebs zeitnah zu erkennen. In der Regel führen Haus- oder werden. Hautärzte die Hautkrebs-Screenings durch. Die Mediziner müssen allerdings zertifiziert sein, also eine entsprechende Fortbildung absolviert haben. Vor der Untersuchung wird der Arzt mit Ihnen ein Gespräch über Ihren gesundheitlichen Zustand führen. Im Anschluss bittet er Sie, sich vollständig zu entkleiden. Das ist nötig, weil Hautkrebs selbst am After oder an den Genitalien ausbrechen kann. Der Arzt wird Ihren Körper dann gründlich untersuchen. Dabei schaut er auch auf die Kopfhaut, in den Mund, zwischen die Zehen und unter die Füße. Hat Ihr Hausarzt das Screening durchgeführt, wird er Sie bei einem Verdacht zu einem Hautarzt, einem Dermatologen, überweisen. Dieser Schritt bedeutet jedoch nicht sofort, dass Sie Hautkrebs haben! Der Dermatologe untersucht Sie erneut und entscheidet über das weitere Vorgehen. Für die Überweisung entstehen Ihnen keine Kosten. Die Praxisgebühr fällt erst dann an, wenn der Hautarzt eine Gewebeprobe (Biopsie) entnimmt. Diese ist nicht mehr Bestandteil des Hautkrebs-Screenings. Ist ein bestehender Leberfleck zu einem malignen Melanom geworden, dann äußert sich das meist wie folgt: Der Leberfleck hat seine Größe/seine Form/seine Farbe verändert, einen Knoten gebildet und/oder blutet, nässt, juckt oder schmerzt. Bei der Beurteilung kann Ihnen die ABCDE-Regel ( S. 16) helfen, nach der auch Ärzte Leberflecke einstufen. Sobald Sie feststellen, dass sich ein Leberfleck verändert hat, oder diesbezüglich unsicher sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen – auch wenn Ihr letztes Hautkrebs-Screening weniger als zwei Jahre zurückliegt. Was kann ich selbst tun? MaligneMelanomegehenhäufigausvorhandenenLeberflecken(lat.Nävus;Mehrzahl:Nävi) hervor. Um festzustellen, ob Pigmentflecken sich verändert haben, sind auch Sie gefragt: HautkrebsisteineKrankheit,dieSiemanchmalselbstsehenoderertastenkönnen.AchtenSie daherganzgenauaufIhrenKörper–Siekennenihnschließlichambesten.AufdieseWeise tragenSiedazubei,dasseineeventuelleKrebserkrankungschonfrüherkanntwerdenkann. Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 15 15 03.05.13 10:22 Hautkrebs feststellen Tum Diagnose und Stadieneinteilung Vielleicht haben Sie selbst eine veränderte Hautpartie bemerkt oder der Arzt hat bei Ihrem Hautkrebs-Screening einen verdächtigen Leberfleck entdeckt: Den Medizinern stehen nun verschiedene Wege offen, um herauszufinden, ob Sie tatsächlich an schwarzem Hautkrebs leiden. Um dem Verdacht nachzugehen, untersuchen die Ärzte Sie intensiv. Die Methoden, die sie dabei anwenden, fasst man unter dem Begriff „Diagnostik“ zusammen. Nach Abschluss der Untersuchungen stellen die Ärzte dann eine Diagnose. Gibt es Krebsfälle Zunächst führt Ihr Arzt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen. Sie sollten ihm Ihre even- in der Familie? tuell vorhandenen Beschwerden schildern und ungefähr einschätzen, wie lange diese bereits andauern. Der Dermatologe fragt Sie zudem, ob Sie an anderen Krankheiten leiden und wie Ihre medizinische Vorgeschichte lautet. Darüber hinaus ist es für ihn wichtig zu erfahren, ob in Ihrer Familie schon Hautkrebs oder andere Krebserkrankungen aufgetreten sind. Danach untersucht der Arzt – wie beim Hautkrebs-Screening auch – Ihre Haut. In manchen Fällen kann er schon mit bloßem Auge erkennen, ob sich ein Leberfleck verändert hat. Um sich die Muttermale noch genauer anzuschauen, benutzt er ein Dermatoskop. Dieses Untersuchungsgerät, das auch Auflichtmikroskop genannt wird, gleicht einer Lupe mit heller Lampe. Es hilft dem Arzt dabei, die tieferen Schichten der Haut eingehend zu betrachten. Bei der Beurteilung der Leberflecke orientiert sich der Dermatologe an der ABCDERegel. Sie hilft, einen gewöhnlichen Leberfleck von einem malignen Melanom abzugrenzen: Die ABCDE-Regel hilft dabei, Leber­ flecken einzuschätzen. • A steht für Asymmetrie: Ist ein Leberfleck ungleichmäßig geformt? Sieht eine Hälfte anders aus als die andere? • B steht für Begrenzung: Sind die Ränder des Leberflecks ausgefranst oder unscharf? • C steht für Colour (Farbe): Weist das Muttermal unterschiedliche Farbtöne auf? • D steht für Durchmesser: Ist der Durchmesser größer als fünf Millimeter? • E steht für Erhabenheit: Wächst ein Leberfleck knotig in die Höhe oder ist ein neuer Knoten auf der Haut entstanden? Nach der Untersuchung mit dem Dermatoskop ist der Dermatologe meist schon in der Lage, eine vorläufige Diagnose zu stellen. Völlige Sicherheit bringt jedoch erst die Gewebe­entnahme: Bei einem Verdacht entfernt der Dermatologe den Leberfleck dann 16 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 16 03.05.13 10:22 Clark­Level Level I Level II Level III Level IV Level V Tumorzellen Oberhaut Tumor Lederhaut Unterhaut Das Invasionslevel nach Clark beschreibt, wie tief das Melanom in die Haut eingedrungen ist. Je nachdem, welche Schicht es bereits erreicht hat, erhalten die Krebszellen Zugang zum Blut- und Lymphsystem. Sie können dann in andere Körperregionen vordringen – so entstehen Metastasen. im Rahmen einer Exzisionsbiopsie. Dabei schneidet er das ganze Pigmentmal heraus. Diese Maßnahme ist in der Regel nötig und sollte zeitnah stattfinden, um zu verhindern, Wo sitzt der dass der Tumor metastasiert. Für gewöhnlich führt der Arzt die Entnahme ambulant Tumor und wie durch. Sie erhalten eine lokale Betäubung, sodass Sie an der betroffenen Stelle nichts groß ist er? spüren. Das entnommene Gewebe reicht der Dermatologe zur Analyse ins Labor weiter, wo die Diagnose „Hautkrebs“ gegebenenfalls bestätigt wird. Die feingeweblichen Untersuchungen geben weiterhin Aufschluss über • den Typ des Melanoms, • die Tumordicke (vertikale Tumordicke nach Breslow), • die Eindringtiefe des Tumors in die Haut (Invasionslevel nach Clark), • genetische Veränderungen des Tumors (Mutationen). Wenn der Arzt ein malignes Melanom bei Ihnen diagnostiziert hat, folgen weitere Untersuchungen, damit er umfassende Informationen über die Krankheit gewinnen kann: Wo sitzt der Tumor und wie groß ist er? Hat er bereits benachbarte Lymphknoten oder andere Organe befallen? Diese Informationen sind nötig, um das Stadium der Krankheit möglichst genau zu bestimmen und die Therapie entsprechend anpassen zu können. Welche Verfahren den Dermatologen hierfür zur Verfügung stehen, können Sie der Diagnose:Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 17 17 03.05.13 10:22 Stadieneinteilung beim malignen Melanom Die Ergebnisse der TNM-Klassifikation lassen sich zusammengefasst verschiedenen Sta­ dien zuordnen. Je größer die das Stadium markierende Zahl, desto fortgeschrittener die Krebskrankheit. frühes Stadium Stadien 0 in situ N0 M0 Das Melanom wächst nur in der Oberhaut. IA T1a N0 M0 IB T1b N0 M0 Es liegt ein Tumor vor, der auf höchstens zwei Millimeter angewachsen ist. Kein Hinweis auf Metastasen. T2a N0 M0 T2b N0 M0 T3a N0 M0 T3b N0 M0 T4a N0 M0 IIC T4b N0 M0 IIIA jedes T N1a M0 jedes T N2a M0 jedes T N1a M0 jedes T N2a M0 jedes T N1b M0 jedes T N2b M0 jedes T N1b M0 jedes T N2b M0 jedes T N3 M0 jedes T jedes N M1a jedes T jedes N M1b jedes T jedes N M1c IIA IIB IIIB fortgeschrittenes Stadium Erläuterungen IIIC IV Der Tumor misst bis zu vier Millimeter Dicke oder mehr. Kein Hinweis auf Metastasen. Die Krebsgeschwulst hat Metastasen gebildet. Unter­ gruppen dieses Stadiums unterscheiden sich je nach Art der Metastasen und danach, wie viele Lymphknoten be­ fallen sind. Fernmetastasen sind in einem oder mehreren Organen nachweisbar (Lunge, Leber, Gehirn, Skelett). T = Tumor N = Lymphknoten M = Metastase 18 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 18 03.05.13 10:22 Tabelle ab S. 24 entnehmen. Mithilfe der verschiedenen Untersuchungen stellen die Ziel der Unter­ Ärzte fest, ob und wie weit sich die Krankheit im Körper ausgebreitet hat. Dabei orien- suchungen ist tieren sie sich an einem Schema, das den Tumor gemäß bestimmter Kriterien beschreibt. es, möglichst viel Anhand dieser sogenannten TNM-Klassifikation lässt sich das Stadium der Erkrankung über den Tumor bestimmen, sodass die Mediziner die passende Therapie planen können. herauszufinden. Die TNM-Klassifikation gibt Auskunft über: • T (Tumor): Ausdehnung des Tumors, • N (Knoten, lat. Nodus): Fehlen bzw. Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen, • M (Metastase): Fehlen bzw. Vorhandensein von Fernmetastasen. Für eine exakte Diagnose sind die Tumordicke, seine Eindringtiefe und eine nachweisbare Geschwürbildung (Ulzeration) wichtig. Dafür steht in der TNM-Klassifikation der Buchstabe T. Metastasen werden in lokale und regionäre Metastasen sowie in Fernmetastasen unterschieden. Lokale Metastasen entstehen nah beim Tumor, regionäre Metas­ tasen in den Lymphknoten. Fernmetastasen heißen dagegen Geschwulste, die sich in anderen Organen oder Knochen angesiedelt haben. Zwei Drittel aller neu gebildeten Metastasen des malignen Melanoms überschreiten zunächst nicht die Lymphknotenregion. Einen Lymphknotenbefall kennzeichnet der Buchstabe N der TNM-Klassifikation, der Buchstabe M kennzeichnet Fernmetastasen. Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 19 19 03.05.13 10:22 „Der Patient ist mit der Diagnose nicht allein“ Professorin Dorothée Nashan steht Betroffenen nicht nur medizinisch zur Seite Professorin Dorothée Nashan ist Direktorin der Hautklinik Dortmund. Welche Gefühle ruft die Diagnose sich beispielsweise von Lungen- oder Krebs bei Patienten hervor? Darmkrebspatienten? Der Patient ist zutiefst betroffen. Oft von Ja und nein. Grundsätzlich geht es Mela- persönlichen Erfahrungen geprägt mün- nompatienten in den frühen Stadien sehr den die Gefühle immer in Angst und gut. Nachgewiesen ist, dass Betroffene, die Schrecken. Wenn der Patient die Diagno- den Krebs überlebt haben, zum Teil so- se schwarzer Hautkrebs verstanden hat, gar eine bessere Lebensqualität angeben glaubt er zu wissen, woran er ist. Und als die durchschnittliche Bevölkerung. geprägt von den eigenen Fähigkeiten, mit In Studien, in denen die Gesundheit von derartigen Problemen umzugehen, sieht Krebspatienten im Allgemeinen unter- er die Zukunft. sucht wur­de, schnitten Melanompatienten relativ gut ab. Natürlich fühlen sie sich Können Sie sagen, wovor die Betrof­ schlecht, wenn sie die Diagnose erfahren, fenen am meisten Angst haben? einen Rückfall erleiden oder wenn es Wir müssen die Befürchtungen der Pati- nachher endgültig wird – das sind enorme enten individuell erfassen. Grundsätzlich Belastungsmomente. Eine andere Publi- betreffen sie die Angst, zu vereinsamen, kation zeigte, dass es Patienten mit Mela- abhängig zu werden, nicht mehr zu funk- nom unter einer Therapie ähnlich ergeht Melanompatienten tionieren oder sich nicht mehr integrieren wie Patienten mit Nierenzellkarzinom. in frühen Stadien zu können. Dazu kommen die krank- Studien erfassen letztlich aber immer nur geht es sehr gut. heitsbezogenen Aspekte: Bin ich nach ei- einzelne Faktoren, nicht das Gesamtbild. ner Gesichtsoperation entstellt? Kann ich meinen Arm noch benutzen? Bekomme Ist es eine Hilfe, umfassend über die ich eine Chemotherapie? Vertrage ich die? Krankheit im Bilde zu sein? Hilfreich ist, gut und verständlich aufge- 20 Im Gegensatz zu anderen Krebsar­ klärt zu werden – ein Wust an Informatio- ten betrifft ein malignes Melanom nen allein reicht nicht aus. Die Menge und viele jüngere Menschen, die mitten die Intensität der Informationen richten im Leben stehen. Unterscheiden sie sich dabei nach dem Verständnis und Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 20 03.05.13 10:22 Empfinden des Patienten: Oft können wir vor allem, den Patienten zu beruhigen. Der Patient braucht sie ihm lediglich in kleinen Happen und Er braucht seine Kraft, um die Krank- seine Kraft, um angepasst an seinen Krankheitsverlauf ge- heit zu bewältigen – und nicht für die die Krankheit zu ben. Die Informationen sollen den Betrof- Selbstanklage. bewältigen. fenen aber in jedem Fall in die Lage versetzen, eine Entscheidung alleine oder mit Auf welche Weise helfen Sie Pati­ dem behandelnden Arzt zu fällen. Häufig enten, mit der Diagnose Hautkrebs ist es sinnvoll, einen nahen Verwandten umzugehen? oder den Hausarzt ins Gespräch einzube- Ich signalisiere ihnen, mit der Diagnose ziehen, mit dem sich der Patient austau- nicht allein zu sein. Auf den Punkt ge- schen und beraten kann. bracht: da sein, zuhören, Ängste erfassen, Einen nahen verstehen, was jeder Einzelne benötigt, Ver­wandten zu Welchen Stellenwert hat das Internet informieren, gegebenenfalls Hilfe von Gesprächen hinzu­ bei der Suche nach Informationen? Psychologen oder Sozialarbeitern hinzu- zuziehen ist häufig Das Informationsbedürfnis ist eine Typ­ ziehen. Meine Antworten sind dabei nie sinnvoll. frage. Viele Patienten suchen im Internet vorformuliert, denn wenn ich sagte: „Wir allerdings in einem solchen Ausmaß, dass machen das jetzt so und so“, bringt es gar sie irgendwann vor Angst an ihre Grenzen nichts. Zunächst höre ich dem Patienten stoßen. Deshalb biete ich an, die gefunde- nur zu und versuche zu erreichen, dass er nen Ergebnisse zu besprechen, damit die ausdrückt, was er eigentlich sagen möchte. Recherche auch nicht endlos wird: Der Damit schaffe ich eine solide Basis, auf der Betroffene liest alles, was er findet, jedoch er mir vertraut. Und diese Compliance – nicht spezifisch zu seinem Melanom. Da also sein aktives Mitwirken an der Thera- müssen wir bremsen. Genauso gibt es im- pie – brauche ich, um ihn behandeln zu mer noch den älteren Patienten, der sei- können. ne Informationen ausschließlich von uns oder aus seinem privaten Umfeld erhält. Bei der Behandlung von Krebspa­ tienten werden oft Psycho-Onkologen Spielen Schuldgefühle eine Rolle? integriert. Wie unterstützen diese die Wenn ja, muss man dem Gedanken ganz Betroffenen? klar Einhalt gebieten. Diese Belastung Das erklärt sich am besten an einem Bei- ist nicht gut für die Betroffenen. Ich er- spiel: Im Freiburger Hauttumorzentrum, kläre ihnen zum Beispiel: Es gibt viele wo ich lange tätig war, arbeiten Ärzte Menschen mit Sonnenbränden, die kein sehr eng mit Psycho-Onkologen zusam- Melanom entwickeln, sodass auch eige- men. Da es dort einen diesbezüglichen ne Sonnenbrände nicht unnötig hoch- Schwerpunkt gibt, gehen sie sogar mit gespielt werden. Bei der Entstehung von zur Visite. Der Patient lernt sie als Teil des Krebs kommen also weitere Details hinzu, Teams kennen und kann sich ihnen, wenn die wir nicht im Griff haben. Wichtig ist er es wünscht, in Einzelgesprächen Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 21 21 03.05.13 10:22 Das Spektrum der anvertrauen. Manche schütten ein einzi- Psychoonkologie (PSO) der Deutschen Psycho-Onkologie ges Mal ihr Herz aus, andere hatten schon Krebsgesellschaft. Auch bei psychosozia- ist insgesamt sehr 30 Sitzungen. Darüber hinaus umfasst len Krebsberatungsstellen in ihrer Nähe vielfältig. das Angebot Informationsabende, zu de- oder in Selbsthilfegruppen, die zuneh- nen Patienten und Angehörige eingeladen mend für Melanompatienten gegründet werden. Hier können sie sich im Beisein werden, bietet sich eine Nachfrage an. von Psycho-Onkologen austauschen oder auch gezielt zu allgemeinen Themen be- Inwiefern können Angehörige raten lassen. Das Spektrum der Psycho- und Freunde die Betroffenen Onkologie ist insgesamt sehr vielfältig. unterstützen? Paar- und Familiengespräche, Entspan- Die Krankheit strapaziert das Leben auf nungsverfahren oder Sterbebegleitung ge- verschiedenen Ebenen: körperlich, see- hören ebenfalls dazu. lisch, sozial und ökonomisch. Diese Faktoren verdeutlichen schon, dass das nor- Verändern sich Patienten, wenn male Familienleben gestört werden kann. Psycho-Onkologen sie betreuen? Es sollten deshalb keine Berührungsängste Absolut sicher ist: Psychosoziale Interven- zwischen Patient, Familie und Freunden tionen haben einen direkten, positiven bestehen, alle Themen auf den Tisch zu Es sollten keine Einfluss auf die Lebensqualität Krebskran- bringen und Wünsche zu konkretisieren. Berührungsängste ker. Sie entlasten die Patienten, stärken Gibt es Hürden, kann der behandelnde zwischen Patienten ihre Bewältigung und fördern ihre aktive Arzt mitunter helfen, sie zu überwinden und Angehörigen Mitarbeit. Ein Beispiel: Entspannungs- und eventuell fachliche Unterstützung von bestehen. training hilft den Betroffenen, ruhiger zu außen dazuzuholen. Ich erinnere mich an werden, die Dinge überlegter anzugehen den Fall einer schwer kranken jungen Pa- und sich dann auch besser zu fühlen. Für tientin: Hier trafen Freundin, Bruder, be- Hauttumorzentren besteht daher nicht nachbartes Ehepaar, Psychologin, Anwalt umsonst die Auflage, einen Psychologen und geschiedener Ehemann aufeinander, im Team zu haben. um in einer schwierigen Situation zu diskutieren, wer künftig die Tochter der Frau Wo können Patienten einen geeig­ erziehen solle. Bei komplexen Problemen neten Psycho-Onkologen finden? wie diesen können sich Angehörige und Psychologen, Sozialarbeiter und Ärzte, die Freunde dann natürlich einbringen. sich zu Psycho-Onkologen weitergebildet 22 haben, sind zunächst einmal als solche Manche Angehörige zögern zuzuge­ gekennzeichnet. In Deutschland gibt es ben, dass sie überfordert sind. Was zwei Plattformen, auf denen Betroffene empfehlen Sie ihnen? sich informieren können: die Deutsche Dieser Zustand ist auf Dauer nicht zu Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkolo- ertragen. Der Mitleidende wird irgend- gie (dapo) und die Arbeitsgemeinschaft wann selber krank – und damit ist keinem Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 22 03.05.13 10:22 geholfen. Insbesondere von Palliativkon- Einige Patienten erfahren, dass sie zepten weiß man, dass Familienangehöri- nicht mehr gesund werden. Was raten ge Pausen benötigen. Warum überfordert Sie ihnen in diesem Fall? sich jemand, sind es die Erwartungen Als behandelnder Arzt werde ich immer anderer oder ein Versprechen? Bei dem- nach den besten Behandlungsmöglich- jenigen müssen wir nachforschen und keiten suchen. Ich gebe nicht einfach mit ihm besprechen, wie eine mögliche, Ratschläge, sondern tue alles, was medizi- für ihn akzeptable Lösung aussieht: Wir nisch in meiner Macht steht. können jedem Hilfe anbieten. Angehörige müssen allerdings lernen, ihren Zustand Legen Sie Patienten nahe, sich offen zu artikulieren. Das kostet manchmal si- mit dem Tod auseinanderzusetzen? cherlich Überwindung, aber es geht. Trotz Progress und unter Therapien, die Auch Angehörige wenig Aussicht auf Heilung bieten, gilt müssen lernen, Nach der Therapie ist das Gefühls­ das Prinzip Hoffnung sehr lange wäh- „Stopp“ zu sagen, chaos für viele Patienten nicht vorbei, rend einer Krebserkrankung. Der Tod ist wenn es ihnen zu während ihre Angehörigen darauf dabei wirklich nur ein allerletzter Schritt. viel wird. hoffen, dass alles wieder in Ordnung Möchte jemand aus eigenem Wunsch da- ist. Führt das zu Missverständnissen? rüber sprechen, bin ich gerne dazu bereit. Das liegt in der Individualität einer Be- Fast ausschließlich kommen Patienten ziehung. Für den Patienten könnte man damit aber erst am Ende ihrer Erkran- eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme kung zu mir. Der Tod wird wichtig, wenn empfehlen, die ihm hilft, die Krankheit Entscheidungen zu treffen sind, ein Testa- besser zu verarbeiten, sich gegebenenfalls ment zu regeln ist, eine Tochter von weit an Einschränkungen zu gewöhnen und her anreisen muss oder ein Familienstreit sich wieder beruflich als auch privat zu in- beizulegen ist, solange die Kraft und die tegrieren. Eine Rehabilitation hört jedoch Wahrnehmung noch da sind. Hier son- nicht nach drei oder vier Wochen auf. Sie diere ich vorsichtig, ob der Patient für das Das Prinzip fordert den Patienten, eigenverantwort- Thema offen ist. Einen möglichen Einstieg Hoffnung gilt sehr lich weiterzumachen, während die Familie bietet die Patientenverfügung: Wer darf lange während einer um Unterstützung und Entgegenkommen Sie versorgen? Was dürfen wir noch bei Krebserkrankung. gebeten wird. Bei der Fatigue, der thera- Ihnen machen? Sollen wir Sie wiederbe- pie- und tumorbedingten Müdigkeit, ist leben? Wir bieten den Patienten auch den es anders. Da müssen wir Ärzte den An- Besuch der Palliativstation an – etwa wenn gehörigen sagen: Nicht drängen, der oder die Krankheit schnell fortschreitet. Das ist die kann wirklich nicht. Diesen Punkt zu ein Ort, an dem sich viele Menschen ge- erfassen und einer Familie klarzumachen, meinsam auf den Tod vorbereiten und ge- dass zum Beispiel der Papa nur die halbe nügend Raum und Zeit für alle Beteiligten Leistung erbringen kann, ist noch einmal geboten wird. Doch bis dahin leben wir eine besondere Kunst. das Prinzip Hoffnung. Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 23 23 03.05.13 10:22 Diagnoseverfahren Untersuchungen bei Hautkrebs Bezeichnung Untersuchungstechnik Röntgenaufnahme des Mithilfe von Röntgenstrahlen werden Aufnahmen des Brustkorbs erstellt. So über­ Brustkorbs prüfen die Ärzte, ob der Tumor Metastasen in der Lunge gebildet hat. Röntgen Thorax Ultraschalluntersuchung Das Verfahren führen die Mediziner durch, um festzustellen, wo der Tumor sich des Bauchraums befindet, wie weit er sich ausgebreitet und ob er benachbarte Lymphknoten oder Abdomen-Sonografie Organe befallen hat. Mit dem Ultraschallkopf untersucht der Arzt den Bauch (Abdomen), die darin befindlichen Organe, beispielsweise Leber und Nieren, sowie den Beckenraum auf Auffälligkeiten. Dafür sendet der Ultraschallkopf Wellen in den Körper, die von verschiedenen Geweben in unterschiedlichem Umfang „verschluckt“ oder zurückgeworfen werden. Aus den zurückgeworfenen Schallwellen, die wieder im Ultraschallkopf ankommen, errechnet ein Computer Bilder, die das geschallte Gewebe darstellen. Ultraschall der Bei diesem bildgebenden Verfahren untersuchen die Ärzte die nächstgelegenen Lymphknoten Lymphknoten mit dem Ultraschallgerät. So können sie feststellen, ob der Tumor Lymphknoten-Sonografie bereits gestreut hat und Lymphknoten betroffen sind. Die Aufnahmen, die der Ultra­ schallkopf sendet, betrachten sie auf einem Monitor. In der Regel führen Mediziner einen Ultraschall durch, bevor sie den Wächterlymphknoten entfernen. Ultraschall der Haut Diese Ultraschalltechnik erlaubt es den Ärzten, sich die Gewebestrukturen des Sonografie Patienten anzuschauen. So können sie die Dicke des Melanoms vermessen und das operative Vorgehen darauf abstimmen. Computertomografie Die Computertomografie wird ergänzend zum Ultraschall eingesetzt. Mit diesem CT Verfahren bestimmen die Ärzte die exakte Ausbreitung des Tumors: Sie können auf den Untersuchungsbildern erkennen, ob der Tumor bereits andere Organe befallen oder Metastasen gebildet hat. Auch vergrößerte Lymphknoten werden sichtbar und geben Aufschluss über die Ausbreitung des Tumors. Vorab erhält der Patient ein Kontrastmittel. Bei der Untersuchung liegt er dann auf dem CT-Untersuchungstisch, während eine Röntgenröhre und Detektoren ihn umkreisen. Aus den gewonnenen Daten errechnet ein Computer in kürzester Zeit Querschnittsbilder, die über das Körperinnere und über krankhafte Prozesse detailgetreu informieren. 24 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 24 03.05.13 10:22 Vorteile Nachteile Das Verfahren bietet einen ersten Überblick des Krank­ Auf Röntgenbildern sind nur Tumoren ab etwa einem heitsgeschehens. Die Strahlenbelastung ist gering. Zentimeter Durchmesser als runde Herde erkennbar. Die Sonografie ist im Allgemeinen frei von Risiken und Luftgefüllte Hohlräume wie die Lunge können mit dem Nebenwirkungen. Ultraschallkopf nur in begrenztem Maße untersucht und beurteilt werden. Das Verfahren kann Metastasen in den Lymphknoten Nicht vergrößerte Lymphknoten sind in der Regel nicht nachweisen, bevor sie überhaupt ertastet werden kön­ darstellbar. Die Unterscheidung zwischen entzündeten nen. Die Lymphknoten-Sonografie hat bei der Diagnose Lymphknoten und solchen, bei denen eine Metastasie­ und in der Nachsorge einen hohen Stellenwert. rung gerade erst beginnt, gilt als schwierig. Die Sonografie der Haut ist ein wichtiger Bestandteil Tiefer gelegene Gewebe können mit der CT oder der der Nachsorge, weil sie Lymphknoten- und Hautme­ MRT besser dargestellt werden. tastasen darstellt. Die CT-Untersuchung ist schmerzfrei und besitzt Das Verfahren weist eine höhere Strahlenbelastung auf große Aussagekraft, da das dreidimensionale Bild die als das Röntgen. In seltenen Fällen reagieren Patien­ exakte Lage, Größe und Absiedlungen des Tumors in ten überempfindlich auf das Kontrastmittel, das dabei benachbarten Körperregionen (Lymphknoten) zeigt. eingesetzt wird. Verschiedene Gewebearten wie Knochen, Muskeln oder Fett stellt das Verfahren gut dar. Im Gegensatz zum Röntgen kommt es dabei nicht zu einer Überlage­ rung von Gewebe. Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 25 25 03.05.13 10:22 Diagnoseverfahren Untersuchungen bei Hautkrebs Bezeichnung Untersuchungstechnik Magnet-Resonanz-­ Wie die Computertomografie liefert die Magnet-Resonanz-Tomografie Schnitt­ Tomografie bilder des Körpers, anhand derer Mediziner innere Organe, Gefäße, das Gehirn MRT, Kernspintomografie sowie Strukturen beurteilen und dort nach möglichen Tumorabsiedlungen fahnden können. Der Patient wird bei diesem Verfahren liegend langsam in einen röhrenför­ migen oder – beim offenen Kernspintomografen – in einen hufeisenförmigen Mag­ neten hineinbewegt. Statt Röntgenstrahlen nutzt das Verfahren starke Magnetfelder, um dreidimensionale Abbildungen des Körpers zu erzeugen. Positronen-Emissions- Die Positronen-Emissions-Tomografie ist ein weiteres Verfahren, um Tumoren und Tomografie Metastasen aufzuspüren. Sie arbeitet mit einer Zuckerlösung, die schwach radio­ PET aktiv markierte Zuckermoleküle (Tracer) enthält. Die Tracer (engl. Trace = Spur) reichern sich vor allem in den Krebszellen an, da diese einen besonders hohen Energiebedarf haben. Die PET zeichnet die Verteilung der markierten Moleküle dann auf. Nachdem der Patient die Lösung zu sich genommen hat, verteilen sich die Zuckermoleküle rasch und erreichen innerhalb einer Stunde das Zielgewebe. Während der Untersuchung wird der Patient schrittweise durch einen Scanner-Ring gefahren, der seinen gesamten Körper aufnimmt. Anschließend errechnet ein Com­ puter ein komplexes Bild, auf dem die Ärzte genau sehen können, wo die Tracer sich angereichert haben: Auf dem PET-Bild hebt sich der Krebs nämlich farblich vom gesunden Gewebe ab. Sentinel-Lymphono­ Ist der Tumor dicker als einen Millimeter, empfehlen Mediziner, den Wächterlymph­ dektomie, Sentinel-­ knoten (Sentinel) zu entfernen. Der Wächterlymphknoten der nächstgelegenen Lymphadenektomie Lymphknotenstation, etwa in der Achsel, ist generell zuerst betroffen, wenn sich Entnahme des Krebszellen aus dem Tumorverbund gelöst und sich über die Lymphbahnen auf Wächterlymphknotens Wanderschaft begeben haben. Im Zuge eines operativen Eingriffs werden dann ein oder mehrere Sentinel-Lymphknoten entfernt. Der Patient erhält dabei entweder eine lokale Betäubung oder eine Narkose. Nach der Entnahme wird im Labor über­ prüft, ob das Gewebe Krebszellen enthält. Sind keine bösartigen Zellen vorhanden, ist davon auszugehen, dass die umliegenden Lymphknoten ebenfalls gesund sind. Das Ergebnis liefert den Ärzten Hinweise darauf, wie sie den weiteren Verlauf der Krankheit einzuschätzen haben. 26 Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 26 03.05.13 10:22 Vorteile Nachteile Die Magnet-Resonanz-Tomografie kann verglichen mit In luftgefüllten Bereichen wie der Lunge oder auch anderen bildgebenden Verfahren Organe besser dar­ in Strukturen mit geringem Wassergehalt (Knochen) stellen und ist nach dem heutigen Stand der Wissen­ erzielt das Verfahren keine gute Darstellung. Für Pati­ schaft ohne Risiko für den Patienten. enten mit einem Herzschrittmacher oder Metallimplan­ taten ist eine Magnet-Resonanz-Tomografie ungeeig­ net, da das magnetische Strahlungsfeld diese negativ beeinflussen könnte. Die Positronen-Emissions-Tomografie gilt als eine der Im Gegensatz zur Computer- oder Magnet-Resonanz- modernsten und sichersten Methoden, um Tumoren Tomografie kann die Positronen-Emissions-Tomografie und Metastasen zu orten. Die Strahlenbelastung ist nur keine Strukturen darstellen. Kombiniert mit der Compu­ halb so hoch wie bei der CT und außerdem nach weni­ tertomografie ist sie sehr präzise. Das Verfahren dauert gen Stunden nicht mehr nachweisbar. Der radioaktive insgesamt zwischen 30 und 90 Minuten. Zucker, der Tracer, besitzt eine kurze Halbwertszeit (zwischen wenigen Minuten und zwei Stunden), hat keine medikamentöse Wirkung und löst keine Neben­ wirkungen aus. Ein Großteil der Radioaktivität wird später über den Urin ausgeschieden. Das Verfahren zeigt auf, bei welchen Patienten alle Eine häufige Folge der Lymphonodektomie sind Lymphknoten der jeweiligen Station entnommen wer­ Lymphödeme – tastbare Schwellungen unter der Haut, den müssen, weil ihr Sentinel-Lymphknoten befallen die durch angestaute Lymphflüssigkeit entstanden ist: Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass auch die sind. übrigen Lymphknoten Tumorzellen enthalten. Patienten, deren Wächterlymphknoten tumorfrei sind, müssen sich diesem nachfolgenden Eingriff nicht unterziehen. Diagnose: Hautkrebs Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 27 27 03.05.13 10:22 Therapieansätze Kriterien für die Entscheidung Um eine passende Therapieform zu ermitteln, klassifizieren die Ärzte zunächst die Art des Tumors: Ist es ein Melanom oder ein anderer Hautkrebs? Für die unterschiedlichen Typen liegen Erfahrungswerte vor, etwa ob das Geschwür Metastasen streut und, wenn ja, in welche Körperregionen. Weiterhin prüfen die Mediziner, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat: Wächst er nur örtlich begrenzt auf der Haut oder hat er bereits Lymphknoten angegriffen bzw. in anderen Organen Tochtergeschwulste gebildet? All diese Unterschiede finden sich in der TNM-Klassifizierung ( vgl. S. 18) wieder. Sie ist der relevante Richtwert für das weitere Vorgehen und das Ziel der Therapie. Die TNM-Klassifi­ Abhängig von der Einteilung des Tumorwertes T entscheiden die Ärzte, in welchem Aus- kation ist der Richt­ maß sie den Tumor operieren und ob sie zusätzlich Lymphknoten entfernen müssen. wert für das weitere Sind die Lymphknoten befallen, drückt sich das im N-Wert aus. Je nach Ausmaß emp- Vorgehen. fehlen die Mediziner gegebenenfalls zusätzlich eine medikamentöse Therapie. Das M der TNM-Klassifizierung steht für Fernmetastasen in Organen: Sind beispielsweise Leber und Lunge befallen, bedeutet das einen großen Unterschied für Therapie und Prognose. Außerdem ziehen die Ärzte die Tumorlast des Patienten in Betracht. Neben diesen Fragen ist die Entscheidung für oder gegen eine Therapie auch vom Alter und Allgemeinzustand des Patienten abhängig. Daher untersuchen die Mediziner immer seinen gesamten Körper, bevor sie sich festlegen. Mit Bluttests prüfen sie die Nieren- und Leberfunktion, die Gerinnung und die Blutbildung. Darüber hinaus suchen sie mithilfe bildgebender Verfahren nach Metastasen. Mit schwach radioaktiven Substanzen (Szintigrafie) überprüfen sie ergänzend, ob in den Knochen Tochtergeschwulste vorhanden sind. Zudem sind eventuelle Begleiterkrankungen wie eine Autoimmunkrankheit ausschlaggebend für die endgültige Wahl. Grundsätzlich stehen beim malignen Melanom die gleichen Therapien zur Verfügung wie bei anderen Krebserkrankungen: Operation und medikamentöse Therapie bilden dabei die wichtigsten Säulen. Die Operation verspricht nach wie vor den bestmöglichen Erfolg. Neue Hoffnung bei der Behandlung des metastasierten malignen Melanoms geben moderne Therapien, die gezielt in die Signalwege von Krebszellen eingreifen ( ab S. 38). Sobald die Untersuchungsergebnisse vorliegen, bespricht der Mediziner die infrage kommenden Therapien mit Ihnen. Wozu Sie sich letztlich gemeinsam entschließen, hängt auch davon ab, ob eine Heilung möglich ist. Informieren Sie sich deshalb genau über den 28 Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 28 03.05.13 10:22 Befund, die verschiedenen Therapieformen einschließlich ihrer Nebenwirkungen sowie Die Therapiemaß­ Ihre Heilungschancen. Versuchen Sie möglichst offen mit Ihrem Arzt zu sprechen, damit nahmen sollten auf er die Maßnahmen auf Ihre Bedürfnisse abstimmen kann. Vielen Betroffenen hilft es, die Bedürfnisse des dabei einen vertrauten Menschen an ihrer Seite zu wissen, mit dem sie die umfangrei- einzelnen Patienten chen Informationen aufnehmen und später besprechen können. abgestimmt sein. Tumormarker zur Kontrolle von Krankheitsverlauf und Therapieerfolg Das Blut von Krebspatienten weist Stoffe auf, die von den Tumorzellen selbst oder vom gesun­ den Gewebe als Reaktion auf die Ausbreitung des Tumors gebildet werden. Durch eine Blut­ untersuchung können Ärzte die Konzentration dieser sogenannten Tumormarker ermitteln: Beim malignen Melanom ist es etwa das Protein S 100. Je nach Stadium ist der Wert erhöht. Insgesamt gibt es 50 bekannte Tumormarker. Einen Rückschluss auf eine bestimmte Krebsart lassen sie jedoch nicht zu. Da sie auch bei einer harmlosen Entzündung oder aus anderen Gründen erhöht sein können, ist es nicht sinnvoll, ihren Wert im Rahmen der Früherkennung zu bestimmen. Deshalb nutzen Ärzte die Tumormarkerkontrolle vor allem, um den Verlauf der Krankheit und den Therapieerfolg zu überprüfen. Sinkt der Tumormarker während einer Behandlung, ist das in den meisten Fällen ein Indiz für ihre positive Wirkung. Dennoch: Die Abwesenheit eines Tumormarkers im Blut schließt eine Wiedererkrankung nicht aus. Kurative oder palliative Therapie? Das Behandlungsziel ist ausschlaggebend Die Entscheidung für eine bestimmte Therapie hängt vor allem von ihrem Ziel ab: Besteht grundsätzlich die Chance, dass der Patient geheilt wird? Oder soll die Behandlung für ein möglichst langes und weitgehend beschwerdefreies Leben sorgen? Mediziner Kann der Patient sprechen diesbezüglich auch von kurativen und palliativen Behandlungszielen. Eine geheilt werden? kurative Therapie hat die Intention, den Patienten zu heilen. Die Aussicht besteht häufig dann, wenn der Tumor vollständig entfernt oder zerstört werden kann. Unter einer palliativen Behandlung versteht man die ganzheitliche und umfassende Therapie eines Menschen, der aufgrund einer Krankheit eine begrenzte Lebenserwartung hat. In diesem Fall versuchen die Ärzte das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und ihre Auswirkungen zu lindern. Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 29 29 03.05.13 10:22 So kann zum Beispiel ein Tumor, der auf ein anderes Organ drückt und Schmerzen verursacht, durch eine Operation, Chemo- oder Strahlentherapie verkleinert und somit der Druck vermindert werden. Mit Bestrahlungen lassen sich Knochenmetastasen zurückPalliativmedizin ist drängen, um das Risiko eines Knochenbruchs zu senken und Schmerzen zu verringern. keine Sterbehilfe. Auch bei Hirnmetastasen wenden Mediziner die Strahlentherapie an. Häufig wird die Palliativmedizin fälschlicherweise als Sterbehilfe verstanden – doch das Gegenteil ist der Fall: Es geht darum, dem Patienten die verbleibende Lebenszeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei schöpft die palliative Therapie aus medizinischen, pflegerischen, psychologischen und seelsorgerischen Möglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern. Zum palliativen Spektrum gehören deshalb: • die Behandlung tumorbedingter Komplikationen und Beschwerden, • die Schmerztherapie, • die psychosoziale Beratung oder Betreuung des Patienten, beispielsweise im Rahmen von Selbsthilfegruppen oder speziellen psychosozialen Einrichtungen. „Eine Schmerztherapie sollte sehr früh ansetzen“ Mediziner unterscheiden zwischen kurativen und palliativen Therapiezielen. Was bedeutet das konkret für das maligne Melanom? Nehmen wir das Melanom im Gesunden heraus – das heißt, der Tumor wird komplett entfernt und an den Schnitträndern befinden sich nur gesunde Zellen –, sprechen wir von einem kurativen Ansatz. Professorin Carola Berking ist Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München. Der Tumor ist weg, der Patient geheilt: Das trifft auf über 80 Prozent zu! Maligne Melanome sind dem­ nach sehr oft heilbar. Bei der Operation von Metastasen ist ein kurativer Ansatz zwar begrenzt, aber es besteht die Chance, dass der Patient auch danach dauerhaft tumorfrei ist. Eine Bestrahlung kann ebenfalls kurativ sein. Darüber hinaus gibt es leider Fälle, in denen der Tumor nie ganz verschwinden wird und der Patient nicht geheilt werden kann. Ziel eines palliativen Ansatzes ist es dann, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen und die Symptome zu lindern. Unter welchen Beschwerden leiden Melanompatienten, die nicht geheilt werden können? Zunächst einmal psychisches Leid. Es ist schwer zu akzeptieren, dass man nicht wieder gesund wird. Gerade bei jungen Betroffenen mit Kindern ist die Situation schwierig. Sie werden gebraucht und wollen ihre Familie aufwachsen sehen, wissen aber: Es geht auf Dauer nicht mehr. Häufig haben wir auch Patienten, bei denen der Tumor Organe befallen hat, sie jedoch noch nichts davon spüren. Diese Menschen haben große Angst vor der Zukunft. Später kommen körperliche Schmerzen und andere Beschwerden hinzu, oder Scham, wenn sich sichtbare Hautmetastasen bilden. 30 Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 30 03.05.13 10:22 In der Palliativmedizin spielt die Schmerztherapie eine große Rolle. Denn gerade im fortgeschrittenen Stadium sind Schmerzen oder auch Atemnot bei Lungenmetastasen besonders belastend und erschweren das Leben der Betroffenen. Falls die Ärzte die Ursache – den Tumor oder seine Metastasen – nicht entfernen können, ist eine schmerz- Patienten müssen lindernde (analgetische) Therapie die beste Hilfe. Die Mediziner stimmen diese dann ihre Schmerzen gezielt auf die Schmerzen ab. Dabei ist es wichtig, dass Krebspatienten nicht erst auf Me- nicht aushalten. dikamente zurückgreifen, wenn die Beschwerden wieder auftreten: Die Betroffenen sollten ihre Tabletten regelmäßig einnehmen und damit einen bestimmten „MedikamentenPegel“ konstant aufrechterhalten, damit sie nicht unnötig leiden. Auf welche Säulen stützt sich eine palliative Behandlung? In erster Linie darauf, Schmerzen zu lindern und sie im Idealfall auszuschalten. Wir haben dafür gute Möglichkeiten, etwa Tabletten, Spritzen oder Inhalationen. Das Spektrum wird jedoch oft nicht genug ausgereizt. Außerdem bewahren wir Patienten vor Brüchen, indem wir Knochenmetastasen bestrah­ len oder Metastasen an anderen Stellen entfernen. Genauso operieren wir verengte Gefäße, falls ein Tumor dort drückt, und schützen die Betroffenen so vor Thrombosen. Aufbrechende Hautmetastasen behandeln wir, um Infektionsrisiken zu minimieren. Eine weitere Säule sind Atemübungen, Sauerstoff­ therapie, Physiotherapie und psychischer Beistand. Ergänzend die Vermittlung von speziellen Ärzten, Palliativ- und Hospizdiensten: Es gibt beispielsweise Schwestern, die Patienten zu Hause versorgen. Vielen kommt es entgegen, lange in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. Wann sollte eine Schmerztherapie angesetzt werden? Möglichst früh! Ich erlebe oft Patienten, die sich vor Leberschäden oder Abhängigkeit fürchten. Diese Ängste sind in ihrer Situation unberechtigt, selbst bei Morphin. Viele haben chronische Schmerzen, die aushaltbar sind, die sie aber nicht ertragen müssen. Ich erkläre ihnen dann, dass sich der Körper bei Schmerzen auch unbewusst verkrampft und die Seele darunter leidet. Wichtig ist, die Patienten zu animieren, die Medikamente wirklich zu nehmen. Jemand, der ständig Tumorschmerzen hat, braucht eine feste und keine bedarfsorientierte Schmerztherapie. Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 31 31 03.05.13 10:22 Operation Entfernung des Tumors Bei einem malignen Melanom ist die Operation meist die bestmögliche Therapie. Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen. So können viele Patienten geheilt werden, Die mikroskopische bei denen der Krebs noch nicht fortgeschritten ist. Das heißt: Der Tumor befindet sich Untersuchung zeigt, in Stadium I oder II und hat bislang keine Metastasen gebildet. Oftmals ist die auffällige wie weit sich der Tu­ Hautpartie bereits von einem niedergelassenen Dermatologen herausgeschnitten (Exzi- mor ausgebreitet hat. sion) ( vgl. S. 17) worden und das Laborergebnis liegt vor. Falls nicht, entfernen die Ärzte zunächst nur die betroffene Stelle und geben das Gewebe ins Labor. Die mikroskopische Untersuchung des Tumorgewebes lässt dann Rückschlüsse darauf zu, wie weit sich die Geschwulst ausgebreitet hat. Die Ärzte wissen nun, in welche Hautschicht der Tumor vorgedrungen ist und ob er schon angrenzende Gefäße erreicht hat. „Ein malignes Melanom wird grundsätzlich operiert“ Die Operation hat bei der Behandlung des malignen Melanoms einen hohen Stellenwert. Wie lautet der derzeitige Standard? Jedes primäre Melanom schneiden wir erst mal heraus. 60 Prozent unserer Patienten sind allerdings schon voroperiert und das Laborergebnis über die Gewebeprobe liegt vor. Darauf basierend planen Privatdozent Dr. Christian Kunte ist Leitender Oberarzt und führt den operativen Bereich an der Klinik und Poli­ klinik für Dermatologie und Allergologie der Uni­versität München. wir eine stadiengerechte Therapie. Zunächst schneiden wir aber mit einem bestimmten Sicherheits­ abstand an der Stelle noch einmal nach. Weiterhin entnehmen wir bei einer Tumordicke über einem Millimeter den Sentinel-Lymphknoten. Welches Ziel verfolgt dieser Eingriff? Enthält der Sentinel-Lymphknoten Streuzellen des Melanoms, empfehlen wir, in einer Lymphknoten­ dissektion alle weiteren Lymphknoten aus dieser Lymphknotenstation zu entfernen. Denn dann be­ steht die Gefahr, dass auch sie befallen sind. Wenn Risikofaktoren vorliegen, das Geschwür beispiels­ weise blutet, raten wir auch bei einer Größe unter einem Millimeter ebenfalls zur Sentinel-OP. Das gehört aber nicht zum Standard und sollte mit dem Patienten besprochen werden. Können die angesprochenen Verfahren überall durchgeführt werden? Der erste Schritt ist immer das Screening beim Hautarzt, der im Zweifel eine verdächtige Stelle ent­ fernt. Sollte sich das Gewebe bei der Laboruntersuchung als bösartig herausstellen, kann der nie­ dergelassene Arzt zwar mit Sicherheitsabstand nachoperieren, meist wird das aber in spezialisierten Kliniken gemacht. Fast alle Hautkliniken bieten darüber hinaus die Sentinel-Lymphknoten-OP an. 32 Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 32 03.05.13 10:22 Auf der Grundlage dieser Befunde legen sie fest, wie viel Gewebe sie bei der anstehenden In bestimmten Fällen Operation um den Tumor herum noch entfernen müssen (Nachexzision). Mediziner raten Ärzte zu einer sprechen diesbezüglich von einem Sicherheitsabstand: Je nach Tumordicke und dem Ri- Biopsie des Sentinel- siko, Metastasen zu bilden, werden Abstände zwischen 0,5 und zwei Zentimetern emp- Lymphknotens. fohlen. Hiermit wollen sie verhindern, dass an gleicher Stelle wieder eine Geschwulst entsteht (Lokalrezidiv). Da Melanome außerdem schnell metastasieren, verhindert der Eingriff das Streuen von Krebszellen in den Körper. Die entstandene – meist kleine – Wunde kann der Operateur in der Regel wieder gut verschließen. Ist das zu entfernende Areal sehr groß, wird in manchen Fällen eine Hauttransplantation nötig. Je nach Lage des Tumors raten Experten ab einer Dicke von einem Millimeter – oder wenn das Melanom nässt oder blutet oder eine erhöhte Zellteilungsaktivität aufweist – ergänzend zu einer Biopsie des Wächterlymphknotens (Sentinel-Lymphknotens). Die Befunde sind für die weitere Diagnostik und Therapie entscheidend: Krebszellen können sich nämlich Viele Patienten fürchten sich vor einer Vollnarkose. Ist sie unerlässlich? Für die kleinen Operationen wie das Herausnehmen von Pigmentmalen oder das Nachschneiden mit einem Zentimeter Abstand reicht eine örtliche Betäubung aus. Auch bei größeren Sicherheitsabstän­ den oder der Sentinel-OP betäuben wir oft nur örtlich. Manche Patienten fragen jedoch nach einer Voll­ narkose. Alternativ bieten wir eine Art Dämmerschlaf an, dann erinnern sie sich nicht an den Eingriff. Der Tumor hat bei der Erstdiagnose schon gestreut. Wie gehen Sie dann vor? In dem Fall reduzieren wir die Tumormasse und entfernen, falls möglich, die Metastasen. Sogar wenn das Melanom schon sehr ausgedehnt ist und Organmetastasen vorhanden sind, schneiden wir das Geschwür aus der Haut, damit es nicht weiter wächst oder zerfällt. Bei zu vielen Metastasen bzw. Organmetastasen operieren wir nicht, sondern greifen auf Chemotherapie, Bestrahlung oder eine Kombination zurück. Sind Hauttransplantationen nach einer Operation häufig notwendig? Deutlich unter zehn Prozent der Patienten brauchen ein Transplantat. Drei Kriterien sind ausschlag­ gebend: Fläche und Position des Melanoms sowie Größe des Sicherheitsabstands. An Bauch, Rücken oder an den Oberschenkeln ist es kein Problem, die Wunde zu vernähen. Bei einem dicken Melanom am Knöchel, das zwei Zentimeter Sicherheitsabstand bekommt, sind wir dagegen chancenlos. Trans­ plantationen sind aber normalerweise unkompliziert: Das Areal um das Melanom und das Spender­ areal, oft Oberschenkel oder Leiste, werden meist nur örtlich betäubt. Anschließend entnehmen wir die Haut und setzen sie woanders wieder ein. Das Spenderareal wird zugenäht oder man kann es auch wie eine Schürfwunde verheilen lassen. Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 33 33 03.05.13 10:22 aus dem Tumor lösen und in die umliegenden Lymphknoten wandern. Die Wächterlymphknoten der jeweiligen Lymphknotenstation, etwa in Leiste oder Achsel, werden von ihnen in der Regel zuerst befallen, weil sie sich im Abflussgebiet der Lymphflüssigkeit an vorderster Stelle befinden. Da Tumorzellen über die Blut- und Lymphbahnen in verschiedene Richtungen wandern, können sogar mehrere Lymphknotenstationen Sind im Sentinel- gleichzeitig betroffen sein. Vorab bestimmen die Mediziner die Lage der Wächterlymph- Lymphknoten Krebs­ knoten mit dem Ultraschall. Danach folgt eine Lymphszintigrafie, bei der sie dem Pati- zellen nachweisbar, enten eine schwach radioaktive Substanz – kombiniert mit einem blauen Farbstoff – in müssen alle Lymph­ die Nähe des Tumors spritzen. Dieser verteilt sich über die Lymphbahnen. So können die knoten entnommen Ärzte den abfließenden Lymphstrom verfolgen und den Wächterlymphknoten ausfindig werden. machen, weil sich die Substanz dort zuerst anreichert. Während der gleichen Operation, bei der die Ärzte mit Sicherheitsabstand nachschneiden, entfernen sie auch die identifizierten Wächterlymphknoten (Sentinel-Lymphonodektomie). Danach geben sie das Gewebe ins Labor. Werden keine Tumorzellen in den Wächterlymphknoten gefunden, ist davon auszugehen, dass die umliegenden Lymphknoten ebenfalls tumorfrei sind. Sind aber Tumorzellen nachweisbar, müssen sämtliche Lymphknoten aus der Lymphknotenstation entnommen werden: Es besteht die Gefahr, dass sich auch dort Krebszellen angesiedelt haben. Diese Operation ist ein separater Eingriff und wird als Lymphadenektomie oder Lymphknotendissektion bezeichnet. Es bestehen die für Operationen typischen Risiken: Die Wunde kann sich entzünden oder nicht gut abheilen. Zudem ist es möglich, dass Patienten Nachwirkungen einer möglichen Vollnarkose verspüren, etwa Übelkeit und Erbrechen. Nach einer Lymphknotendissektion können sich Lymphödeme bilden – tastbare Schwellungen unter der­ Haut. Grenzen der Operation Tumoren, die Metastasen gebildet haben, werden je nach Ausbreitung der Krebszellen in die Stadien III bis IV eingeteilt. Das Stadium IV charakterisieren Fernmetastasen. Beim schwarzen Hautkrebs entstehen sie vor allem in der Lunge, in der Haut, in Lymphknoten, im Gehirn, in der Leber sowie in den Knochen. Je nachdem, wo, wie groß und zahlreich sie auftreten, entschei­ den die Ärzte über den weiteren Verlauf der Therapie. Finden sich einzelne Fernmetastasen beispielsweise in der Lunge, versuchen die Mediziner, diese chirurgisch zu entfernen oder zu bestrahlen. 34 Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 34 03.05.13 10:22 Bestrahlung Ablauf der Therapie Die Strahlentherapie spielt bei der Behandlung des malignen Melanoms eine eher untergeordnete Rolle. Sie kommt nur in solchen Fällen zum Einsatz, in denen eine Operation nicht möglich ist oder die Ärzte einen Eingriff als nicht empfehlenswert erachten. Eine Strahlentherapie erhalten in der Regel Patienten mit • Lentigo-maligna-Melanom, die bereits ein hohes Lebensalter erreicht haben oder bei denen sich der Tumor im Gesicht befindet, • örtlichen, nicht entfernbaren Lymphknotenmetastasen, • In-transit-Metastasen, die nicht operiert werden können, • Knochenmetastasen, um Schmerzen zu lindern, und • Hirnmetastasen. Während der Therapie werden die Tumorzellen von außen mit energiereichen elektromagnetischen Wellen bestrahlt, um sie abzutöten. Dabei schädigen die Strahlen die Erb- Die Strahlen­­­­­­­­the­ substanz der Krebszellen, sodass sie absterben. Sitzt der Tumor besonders tief im Körper, rapie kommt nur in führt der Weg der Strahlen auch durch gesundes Gewebe. Anders jedoch als Krebszellen ­bestimmten Fällen erholen sich die gesunden Zellen größtenteils wieder. Um das Gewebe nicht zu überlas- zum Einsatz. ten, findet die Strahlentherapie in vielen Abschnitten statt. Die Dosis ist jeweils gering und die Sitzungen dauern wenige Minuten. Abhängig von der Position der Metastasen variiert die Bestrahlung: Patienten mit einzelnen Hirnmetastasen erhalten beispielsweise eine stereotaktische Einzeitbestrahlung. Dabei wird eine sehr hohe Strahlendosis auf ein kleines Gebiet konzentriert, um das dortige Krebsgewebe zu vernichten. Befinden sich indes viele Metastasen im Gehirn, kommt diese Behandlung nicht infrage. Dann muss der gesamte Kopf bestrahlt werden. Im Gegensatz zur Chemotherapie handelt es sich bei der Bestrahlung um eine lokale Behandlung. Dank verbesserter Methoden können Ärzte die Strahlentherapie heute gezielt einsetzen. Damit ist sie für Patienten deutlich verträglicher als früher. Dennoch sind Nebenwirkungen möglich. So entsteht in der bestrahlten Region oft eine Hautreizung, die einem Sonnenbrand ähnelt. Patienten berichten auch von Müdigkeit, einem allgemeinen Krank- Bleibende heitsgefühl, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen – man bezeichnet Nebenwirkungen das als „Strahlenkater“. Liegt die Speiseröhre im Bestrahlungsfeld, kann sie sich entzün- treten selten auf. den. Die Folge sind mitunter Schluckbeschwerden. Schwere und bleibende Nebenwirkungen treten jedoch nur selten auf. Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 35 35 03.05.13 10:22 Chemotherapie Ablauf der medikamentösen Behandlung Finden die Ärzte in einem oder in mehreren Organen Tochtergeschwulste, hat eine Operation meist keinen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf. In diesen Fällen erhalten Patienten eine Chemotherapie. Im Stadium IV gehört sie bislang zu den Standardverfahren bei der Therapie des fortgeschrittenen malignen Melanoms. Anders als die Operation wirkt eine Chemotherapie jedoch auf den ganzen Organismus. Mediziner sprechen deshalb auch von einer systemischen Therapie. Ziel der Behandlung ist es, ein weiteres Wachstum des Tumors oder der Metastasen zu verhindern und diese im günstigsten Fall zu verkleinern. Die Chemo­therapie gehört zu den Standardverfahren. Eine palliative Chemotherapie empfehlen Ärzte ihren Patienten im Stadium IV, die unter • nicht entfernbaren Rezidivtumoren (wiederkehrender Tumor/Rückfall), • nicht entfernbaren örtlichen Lymphknotenmetastasen und • Fernmetastasen leiden. Bei der Chemotherapie handelt es sich um eine medikamentöse Behandlung: Die Arzneistoffe, die dabei zum Einsatz kommen, heißen Zytostatika. Sie hindern Zellen daran, sich zu teilen, und leiten den Zelltod ein. Da sie vor allem auf Zellen wirken, die sich schnell teilen, ist ihr Einsatz bei Krebszellen besonders effektiv. Über die Blutbahnen verteilen sich die Medikamente im ganzen Körper. So erreichen sie sowohl den Tumor als auch weiter entfernt liegende Metastasen. Die Medikamente der Chemotherapie erhalten die Patienten in der Regel alle drei bis vier Wochen über eine Infusion, die 15 bis 30 Minuten dauert. Sie wird dosisabhängig entweder an einem Tag oder an fünf aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht. Eine einmalige Gabe der Zytostatika reicht allerdings nicht aus, um alle Krebszellen zu zerstören. Die Therapie mit einem einzelnen Wirkstoff (Monochemotherapie) wird deshalb in festgelegten Abständen wiederholt. Dazwischen liegen Pausen, damit sich die gesunden Zellen wieder erholen können. Eine Behandlung mitsamt der nachfolgenden Pause nennt man Zyklus. Eine Chemotherapie In Einzelfällen erwägen die Ärzte eine Kombination mehrerer Zytostatika, um die tu- wirkt auf den gesam­ morbedingten Beschwerden eines Patienten zu mildern. Den Nutzen der palliativen Be- ten Organismus. handlung wägen sie genau ab: Die Gabe verschiedener Zytostatika ist noch belastender für den Körper als die Chemotherapie mit nur einem Wirkstoff (Monochemotherapie). Patienten, die eine Kombichemotherapie erhalten, sind daher auf wirkungsvolle begleitende Medikamente angewiesen, die die Nebenwirkungen reduzieren. 36 Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 36 03.05.13 10:22 Neben den Tumorzellen schädigen die Medikamente gleichzeitig gesunde Körperzellen. Nur fünf Prozent aller Besonders betroffen sind diejenigen, die sich ebenfalls schnell teilen: Das sind beispiels- malignen Melanome weise die Schleimhautzellen in Mund, Magen und Darm, die blutbildenden Zellen des sprechen auf die Che­ Knochenmarks und die Haarwurzelzellen. Daher können sich bestimmte Nebenwirkun- motherapie an. gen einstellen. Hauptsächlich leiden die Patienten unter Übelkeit und Erbrechen. Die Zytostatika erhalten sie daher häufig gemeinsam mit Antiemetika – Arzneien, die das Übelkeitsempfinden im Gehirn blockieren und die Beschwerden abschwächen. Während der Therapie kann außerdem Haarausfall auftreten. Weiterhin sind die Betroffenen sehr anfällig für ansteckende Krankheiten wie Erkältungen: Die chemischen Substanzen zerstören nämlich die weißen Blutkörperchen, die für die körpereigene Abwehr sorgen. Ferner kann es zu grippeähnlichen Symptomen, Leberschäden und einer gestörten Blutbildung im Knochenmark kommen, was unter anderem Blutarmut zur Folge hat. Diese Nebenwirkungen der Chemotherapie lassen sich aber wirkungsvoll lindern. Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die die Begleiterscheinungen erträglicher machen oder ihnen sogar vorbeugen. Darüber hinaus führt eine Chemotherapie häufig zu einer körperlichen Erschöpfung, der Fatigue. Typische Merkmale sind anhaltende Schwäche und Abgeschlagenheit, obwohl der Patient ausreichend schläft. Bereits bei geringen Belastungen ist er überfordert. Seine Aktivitäten im privaten wie im beruflichen Umfeld nehmen deutlich ab. Der behandelnde Arzt hat verschiedene Möglichkeiten, je nach Stärke und Ausprägung der Fatigue begleitende Medikamente zu verschreiben und gegebenenfalls eine unterstützende Ernährungs- und/oder Bewegungstherapie zu empfehlen. Psycho-onkologischer Beistand kann Patienten ebenfalls helfen, mit den Begleiterscheinungen der Krankheit und der Therapie besser umzugehen. Adjuvante Chemotherapie Eine Chemotherapie, die im Anschluss an eine Operation gegeben wird, bezeichnen Medizi­ ner als adjuvante Chemotherapie. Sie soll, nachdem der Tumor entfernt wurde, einen Rückfall verhindern und das Risiko minimieren, dass sich Metastasen bilden. Derzeit raten Mediziner jedoch dazu, adjuvante Chemotherapien beim schwarzen Hautkrebs nur im Rahmen von Stu­ dien durchzuführen. Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 37 37 03.05.13 10:22 Zielgerichtete Therapie Neuer Wirkstoff hemmt das Tumorwachstum Operation, Chemotherapie, Bestrahlung: Viele Jahre waren dies die einzigen Therapien für Melanompatienten. Doch inzwischen haben Wissenschaftler große Fortschritte gemacht und neue Therapien gegen das maligne Melanom entwickelt. Überhaupt befinden sich – nach Jahrzehnten des Stillstandes – zahlreiche neue Wirkstoffe in der Erprobung, sodass Ärzte in Zukunft voraussichtlich aus einem noch breiteren Therapiespektrum wählen können. Etwa die Hälfte der Seit Anfang 2012 ist in Deutschland ein sogenannter Signal-Blocker zugelassen. Das Me- Patienten kommt für dikament erhalten Patienten mit metastasiertem malignem Melanom (Stadium IIIC/ eine Therapie mit dem IV), bei denen eine Mutation des BRAF-Gens besteht. Ziel der Therapie ist es, die Er- Signal­Blocker infrage. krankung aufzuhalten und damit das Leben des Patienten zu verlängern. Bei über der Hälfte der Melanompatienten ist das BRAF-Molekül in den (Krebs)zellen mutiert. Es sorgt dafür, dass sich die Zelle unablässig teilt und der Tumor wächst. Zelle im Querschnitt Wachstumsrezeptor mutiertes BRAF-Molekül Signalweg Zellkern Zellmembran DNA 38 Therapie:WelcheBehandlungsmöglichkeitengibtes? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 38 03.05.13 10:23 Das Medikament wurde vor folgendem Hintergrund entwickelt: Aufgrund eines genetischen Defekts verändert sich die Erbinformation gesunder Zellen (Mutation) und sie werden zu Krebszellen. Bei ihnen ist der normale Ablauf von Wachstum, Teilung und Zelltod gestört und sie können sich ungehindert vermehren. Mutationen fördern außerdem die Entwicklung von Krebsgenen, den Onkogenen. Vor ihrer Mutation sind sie natürliche Bestandteile der Erbsubstanz. Bei einem Defekt können sie aber bewirken, dass sich die Zelle unablässig teilt und der Tumor wuchert. Forscher haben nun das Gen Das neue Medikament BRAF innerhalb der Krebszellen als ein solches Onkogen identifiziert. BRAF ist Teil der unterbricht den Signal­ Signalkette, die das Zellwachstum regelt. Ist das Gen mutiert, kann sich die Zelle ur- weg in der Krebszelle. plötzlich ungehindert teilen. So entsteht nach und nach ein Überschuss an Gewebe: der Tumor. Bei dem neu zugelassenen Signal-Blocker handelt es sich um ein sogenanntes kleines Molekül (Small Molecule). Es ist extrem winzig und kann deshalb von außen in die Der Signal-Blocker besetzt das mutierte BRAF-Molekül und hemmt es dadurch. Nun ist der Signalweg innerhalb der Zelle blockiert und der Befehl, sich zu teilen, kann nicht an den Zellkern weitergeleitet werden. Die Folge: Das Tumorwachstum stoppt. Zelle im Querschnitt Wachstumsrezeptor Signal-Blocker (BRAF-Inhibitor) mutiertes BRAF-Molekül Signalweg ist unterbrochen Zellkern Zellmembran DNA Therapie:WelcheBehandlungsmöglichkeitengibtes? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 39 39 03.05.13 10:23 Zelle eindringen. In der Zelle bindet das Small Molecule dann an das Onkogen BRAF und hemmt das Gen auf diese Weise. Die Signalkette innerhalb der Zelle ist nun blockiert, der Zellzyklus unterbrochen: Die Tumorzelle kann sich nicht weiter teilen und stirbt schließlich ab. So stoppt der Signal-Blocker das Wachstum des Tumors und dieser beginnt zu schrumpfen. Gentest auf BRAF-Mutation Studien haben gezeigt, dass etwa die Hälfte der Patienten mit einem malignen Melanom eine Mutation des BRAF-Gens aufweist und somit für eine Therapie mit dem neuen Signal-Blocker infrage kommt. Daher sollte sich jeder Patient testen lassen, um von der Therapie zu pro­ fitieren. Mit einem speziellen Gentest ermitteln die Ärzte, ob die betreffende Mutation vor­ liegt. Ist dies nicht der Fall, erhalten die Patienten anstelle der zielgerichteten Therapie eine Chemotherapie. Den Signal-Blocker nehmen die Betroffenen zweimal täglich als Kapsel ein. Die Behandlung wird so lange fortgesetzt, wie die Patienten von der Therapie profitieren. Die Nebenwirkungen Wie jedes wirksame Medikament kann auch der Signal-Blocker Begleiterscheinungen des Medikaments sind hervorrufen, die jedoch gut behandelbar sind. Denn das Medikament wird zielgerichtet gut behandelbar. eingesetzt und wendet sich – anders als die Chemotherapie – nicht gegen den gesamten Körper. Eine etwaige Nebenwirkung kann etwa eine schnell wachsende Wucherung, ein Keratoakanthom, sein. Es wird dann durch einen kleinen Eingriff problemlos entfernt. Darüber hinaus können Gelenkschmerzen, Übelkeit und ein juckender Hautausschlag, Rash genannt, auftreten. Bisweilen werden auch die Haare des Patienten dünner. Patienten, die den Signal-Blocker einnehmen, sind außerdem vor allem gegenüber UVStrahlen sehr empfindlich. Daher bekommen sie selbst bei bedecktem Himmel leicht einen Sonnenbrand. Dementsprechend ist es für sie wichtig, im Freien immer langärmlige Kleidung und eine Kopfbedeckung zu tragen. Außerdem sollten sie Hautbereiche, die der Sonne ausgesetzt sind, vorrangig Gesicht und Hände, mit einer Sonnencreme schützen, die mindestens den Lichtschutzfaktor 50 hat. 40 Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 40 03.05.13 10:23 Systemische Antikörpertherapie FürdieTherapiedesfortgeschrittenenmalignenMelanoms(StadiumIIIC/IV)wurdeeinwei­ teres Medikament entwickelt, das auch für jene Patienten infrage kommt, bei denen keine MutationamBRAF­Gennachweisbarist.EshandeltsichumeinenAntikörper,deraufkör­ pereigenenImmunzellen(T­Helferzellen)einProteinbindet,dasdieAbwehrkräftedesKörpers hemmt.DerAntikörperlöstdieseBremseundfördertsodiekörpereigeneImmunabwehr.Er istnachAbschlussdererstenChemotherapieundeineranschließendenTherapiepausezuge­ lassen,sobaldderTumorwiederzuwachsenbeginnt.AndersalsderSignal­Blockerwirktder AntikörperjedochnichtzielgenauamTumorselbst,sondernüberallimOrganismus.Dasbe­ deutet:DieNebenwirkungennehmenzu,jeaktiverdasImmunsystemwird.Patientenverspü­ rendannMüdigkeitundGliederschmerzen–ähnlicheinerGrippe.WässrigerDurchfallund HautausschlägesindweitereBegleiterscheinungenderTherapie.WiebeiderChemotherapie erhaltendiePatientendasMedikamentübereineInfusion. Therapie:WelcheBehandlungsmöglichkeitengibtes? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 41 41 03.05.13 10:23 „Gute Therapien für das metastasierte maligne Melanom“ Neue Wirkstoffe erweitern das Behandlungsspektrum enorm Privatdozent Dr. Jochen Utikal ist ärztlicher Koordinator des Hauttumorzentrums Mannheim. Seit Kurzem gibt es moderne Medika­ kann der Tumor, der ja aus diesen Zellen mente, die den Krebs gezielt bekämp­ besteht, nicht weiter wachsen. fen. Worin liegt der Unterschied zu klassischen Ansätzen wie der Strah­ Für wen eignet sich die Behandlung? len- und der Chemotherapie? Die Therapie richtet sich an Patienten, bei Zielgerichtete Therapien bekämpfen spe- denen eine Mutation des BRAF-Gens in ziell die Tumorzellen. In diesen Zellen den Tumorzellen nachweisbar ist. Patien- Zielgerichtete haben sich Teile der genetischen Infor- ten mit schweren Herzerkrankungen wird Therapien wirken mation verändert, daher vermehren sie dagegen von der Einnahme abgeraten. direkt in den sich unkontrolliert. Hier setzen die zielge- Krebszellen. richteten Therapien an: Sie wirken direkt In welchen Stadien profitieren Patien­ in den bösartigen Zellen. Chemo- und ten von der neuen Therapie? Strahlentherapien greifen dagegen alle Betroffene in den nicht-operablen Stadien Zellen im Körper an. III und IV. Ist es nicht mehr möglich, den Tumor zu entnehmen, stellt der Signal- Auch gegen Hautkrebs wurde ein Me­ Blocker eine gute Therapieoption dar. dikament entwickelt, das in der Zelle Das Ziel: die Tumorlast so weit herunter- wirkt, um das Wachstum des Tumors zudrücken, dass man die Reste entfernen zu stoppen. Wie funktioniert dieser kann. Außerdem wird derzeit getestet, ob sogenannte Signal-Blocker? der Signal-Blocker auch in der adjuvan- Bei manchen Melanompatienten ist ein ten Situation Erfolge zeigt. Nämlich dann, bestimmtes Molekül, das BRAF-Gen, in wenn Patienten nach einer OP tumorfrei den Zellen mutiert. Deshalb teilen sie sich sind, sich vielleicht aber noch Krebszellen ungebremst. Der Signal-Blocker hemmt in ihrem Körper befinden. das veränderte BRAF-Gen und kappt da- 42 mit den zellinternen Kommunikations- Welche Nebenwirkungen können weg. Nun werden keine Informationen auftreten? mehr übermittelt und den Zellen fehlt das Unter der Therapie kann es zu einer Wu- Signal, sich zu teilen. Dementsprechend cherung von Hautzellen kommen. Dabei Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 42 03.05.13 10:23 handelt es sich meist um ein sogenann- Organismus, den Krebs zu bekämpfen. tes Keratoakanthom. Das verwundert Obwohl der Antikörper sich für alle Pati- zunächst, lässt sich jedoch erklären: Im enten eignet, spricht er dennoch nur bei Signalweg von Zellen bestehen eventu- einem geringen Prozentsatz an. ell weitere Mutationen, etwa bei Personen mit stark lichtgeschädigter Haut. Wann wird der Antikörper eingesetzt? Hemmt man bei ihnen das BRAF-Gen, Bei Patienten, bei denen eine systemische läuft das Signal in der Zelle über eine Therapie wie die Chemotherapie nicht andere Schiene, und als Folge bildet sich angeschlagen hat. In Zukunft könnte man Der Signal-Blocker bisweilen ein Keratoakanthom. Dennoch sich auch vorstellen, mit dem Signal-Blo- verlängert die Lebens­ ist diese Nebenwirkung in Kauf zu neh- cker die Tumorlast zu senken und danach zeit der Betroffenen. men, da wir sie gut behandeln können. zu versuchen, die restlichen Krebszellen mit dem Antikörper zu bekämpfen. Ob Wie wirkt sich das Medikament auf die beiden Medikamente sich tatsächlich die Lebenserwartung aus? ergänzen, testen Forscher gerade. Die Betroffenen leben dank des SignalBlockers nachweisbar länger. Kann der Antikörper Nebenwirkungen hervorrufen? Für die Therapie des fortgeschrittenen Ja, es kann unter anderem zu Leber- und malignen Melanoms wurde ein weite­ Darmentzündungen kommen. Außerdem res Medikament entwickelt, das auch zu Entzündungen der Hirnanhangsdrüse, für Patienten infrage kommt, bei de­ die das Hormonsystem im Wesentlichen nen keine Mutation vorliegt. Wie funk­ reguliert. Da die Nebenwirkungen mitun- tioniert es? ter lebensbedrohlich sein können, müssen Es handelt sich um einen Antikörper, der Ärzte die Patienten intensiv kontrollieren. bestimmte Moleküle hemmt. Diese Mo- Die Therapie wird aktuell ohnehin nur in leküle verhindern, dass der Körper den speziellen Zentren durchgeführt. Tumor bekämpft. Der Tumor hat nämlich gewisse Mechanismen entwickelt, wie er Die Zukunft der Krebstherapien sich schützen und das Immunsystem aus- liegt in ... schalten kann. Der Antikörper soll den ... der personalisierten Medizin. Es gilt, Künftiges Ziel: Körper deshalb dabei unterstützen, sich die verschiedenen Zellstrukturen zu ent- für jeden Patienten zu wehren. decken, zu charakterisieren und dann die beste Kombination gezielt Medikamente einzusetzen: Wenn finden. Wo liegt der Unterschied zum wir die Strukturen kennen, können wir Signal-Blocker? aus einem Repertoire an Substanzen für In der Wirkweise. Während der Si­g­­nal- jeden Betroffenen die beste Kombination Blocker die Signalwege in den Zellen auswählen. lahmlegt, aktiviert der Antikörper den Therapie: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 43 43 03.05.13 10:23 Nach der Therapie Rehabilitation und Nachsorge In der Regel haben Patienten nach der Therapie Anspruch auf eine medizinische Rehabilitation. Sie soll ihnen dabei helfen, ihre körperliche Leistungsfähigkeit wiederaufzubauen, Langzeitfolgen zu vermeiden und gegebenenfalls an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Folgende Angebote können Sie wahrnehmen: Krankengymnastik, Lymphdrainagen, Sporttherapie, Massagen, Entspannungsübungen, Einzel- oder Gruppengespräche sowie Ernährungsberatung. Besonders empfehlenswert ist die Anschlussheilbehandlung, eine Form der medizinischen Rehabilitation, die noch im Krankenhaus beantragt werden Reha-Maßnahmen muss. Der Sozialdienst des Hauses oder Ihre behandelnden Ärzte sind Ihnen dabei sicher sollen unter anderem gerne behilflich. Die Anschlussheilbehandlung beginnt unmittelbar oder bis spätestens dabei helfen, Langzeit­ 14 Tage nach einem Krankenhausaufenthalt oder einer ambulanten Operation. Ist das folgen zu vermeiden. Ziel, dass der Patient seine Arbeit wieder aufnehmen kann, übernimmt die Rentenversicherung die Kosten. Steht an erster Stelle, die Gesundheit des Betroffenen zu stabilisieren, zahlt die Krankenkasse. Eine weitere Möglichkeit sind Nach- oder Festigungskuren, zu denen Patienten im ersten Jahr nach der Erkrankung geraten wird. Diese Kuren sollen die Betroffenen körperlich und seelisch stärken, damit sie die Folgen der Krankheit bewältigen können. Unabhängig von den Reha-Maßnahmen überprüfen die Ärzte nach Abschluss der Therapie in regelmäßigen Abständen Ihren gesundheitlichen Zustand. Auf diese Weise können sie rechtzeitig feststellen, wenn ein Tumor erneut auftritt (Rezidiv), sich ein Zweittumor bildet oder Metastasen auftauchen. Denn trotz der Therapie kann es sein, dass Krebszellen im Körper überlebt haben und die Krankheit noch einmal ausbricht. Da 90 Prozent der Rezidive in den ersten fünf Jahren nach der Therapie entstehen, finden die Nachsorgeuntersuchungen anfangs besonders häufig statt, später dann seltener. Insgesamt sollten sie über einen Zeitraum von zehn Jahren beibehalten werden. Wie beantrage ich eine Rehabilitation und wer bezahlt die Maßnahme? Die Rehabilitation wird bei der Krankenkasse, bei der Rentenversicherung oder beim Sozial­ amt beantragt. Die Kostenträger bewilligen die Maßnahmen grundsätzlich für drei Wochen. Ist eine Verlängerung medizinisch notwendig, kann auch ein längerer Zeitraum gestattet werden. Gesetzlich Versicherte können sich von den zentralen Reha-Servicestellen über die Angebote beraten lassen. Ein Verzeichnis finden Sie hier: www.reha-servicestellen.de 44 Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 44 03.05.13 10:23 Adjuvante Immuntherapie TumorfreienPatientenmithohemRisikofürMetastasenbietenÄrztehäufigeineadjuvante ImmuntherapiemitInterferonalphaan.DieserkörpereigeneBotenstoffistfürdieImmunab­ wehrzuständig:BestimmteZellenimOrganismusbildenInterferonealsReaktionaufViren, BakterienundFremdstoffe,aberauchaufKrebszellen.ImRahmenderBehandlungsetzendie ÄrzteeinekünstlichhergestellteVariantedavonein.DiezusätzlichenDosenInterferonalpha sollen das Immunsystem im Kampf gegen Tumorzellen unterstützen. Es gibt zwei Möglich­ keitenderBehandlungmitInterferonalpha:DerArztverabreichtesIhnenindieVene(intra­ venös)oderSiespritzenessichselbstunterdieHaut(subkutan).Studienzeigen,dassdiese TherapieguteErfolgeerzielt.ObsiefürSiegeeignetist,besprichtIhrArztmitIhnen. In welchem Rhythmus Sie die Nachsorge in Anspruch nehmen, hängt vom Stadium Ihrer Erkrankung und der Therapie ab. Im Rahmen dieser Kontrollen wird sich der Arzt ausführlich mit Ihnen über Ihr körperliches und seelisches Befinden unterhalten, Sie nach Auffälligkeiten fragen und Sie anschließend untersuchen. Nehmen Sie die Nachsorgetermine ernst: Über die Hälfte der Rückfälle bei Melanompatienten werden bei der Anamnese und der körperlichen Untersuchung entdeckt. Bei Beschwerden oder sonstigen Verdachtsmomenten sollten Sie Ihren Arzt natürlich schon vor dem nächsten Nachsorgetermin kontaktieren. Ein wichtiger Aspekt ist außerdem, dass Sie Ihren Körper selbst regelmäßig untersuchen. Für Patienten, die bereits ein malignes Melanom hatten, besteht nämlich ein erhöhtes Risiko, ein weiteres zu entwickeln. Empfohlene Nachsorgeuntersuchungen (Intervalle in Monaten) Stadium/ Tumordicke körperliche Untersuchung 1.­5.Jahr körperliche Untersuchung 6.­10.Jahr Lymphknoten­ Sonografie 1.­5.Jahr Blut­ untersuchung 1.­5.Jahr bildgebende Untersuchung 1.­5.Jahr I/ ≤ 1mm 6 12 keine keine keine I, II/ > 1mm 3 6­12 6 3­6 keine III 3 6 3­6 3­6 6 IV individuell individuell individuell individuell individuell Modifiziert nach: Tumoren der Haut. Grundlagen, Diagnostik und Therapie in der dermatologischen Onkologie. Hg. v. Rolf-Markus Szeimies, Axel Hauschild, Claus Garbe, Roland Kaufmann u. Michael Landthaler. Stuttgart 2010. LebenmitderErkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 45 45 03.05.13 10:23 „Die Nachsorge ist Ihre Lebensversicherung“ Dr. Carmen Loquai rät Patienten, die Termine gewissenhaft wahrzunehmen Dr. Carmen Loquai leitet das Hautkrebszentrum RheinMain in Mainz. Was sind die Aufgaben der In welchen zeitlichen Abschnitten Nachsorge? finden die Termine statt? Ziel ist es, möglichst frühzeitig zu erken- Je nach Stadium in Abständen zwischen nen, ob die Krankheit wieder auftritt – der drei Monaten und einem Jahr. Insgesamt Tumor also erneut zu wachsen beginnt empfehlen wir eine Nachsorge über zehn oder ob die Erkrankung fortschreitet. Da Jahre, wobei die ersten fünf besonders in- Patienten, die einmal an einem malignen tensiv gestaltet werden. Für manche Pati- Melanom erkrankt waren, ein erhöhtes Ri- enten kann es sinnvoll sein, ein Leben lang siko haben, noch einmal ein Melanom zu einmal jährlich zur Nachsorge zu gehen. entwickeln, schauen wir zudem nach Melanomvorläufern und Zweitmelanomen. Warum ist die Nachsorge in den ersten fünf Jahren besonders engma­ Gehört zur Nachsorge nur die regel­ schig geknüpft? mäßige Untersuchung der Haut oder In diesem Zeitraum treten 90 Prozent der zählen weitere Elemente dazu? Metastasen auf. Das Risiko, tatsächlich 90 Prozent der Rück­ Aufgabe einer umfassenden Nachsorge ist einen Rückfall zu erleiden, ist abhängig fälle passieren in den auch, Begleit- oder Folgeerkrankungen vom Tumorstadium: So liegt die Überle- ersten fünf Jahren. festzustellen sowie Patienten bei körper- benswahrscheinlichkeit für die nächsten lichen und psychosozialen Problemen zu fünf Jahre im Stadium IIIB/C, das heißt helfen und sie dabei zu unterstützen, mit bei Patienten mit sogenannten Satelliten-, der Krankheit umzugehen. Darüber hin- In-transit- oder auch Lymphknotenmeta- aus führen nachsorgende Ärzte adjuvante stasen, zwischen 40 und 60 Prozent. Therapien durch und überwachen deren 46 Verlauf. Auf adjuvante Therapien greifen Was ist grundsätzlich Bestandteil der wir nach operativer Entfernung des Tu- Nachsorge? mors zurück, wenn ein erhöhtes Risiko Bei jedem Termin untersuchen wir den besteht, dass noch Krebszellen im Körper gesamten Körper des Patienten gründlich vorhanden sind. Zu guter Letzt dokumen- und forschen nach auffälligen Pigment- tieren wir den Krankheitsverlauf. malen. Dann tasten wir die ursprüngliche Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 46 03.05.13 10:23 Tumorposition, das Lymphabflussgebiet Wenn möglich, schneiden wir den be- und den dazugehörigen Lymphknoten auf troffenen Bereich immer heraus. Geht Knoten ab, um zu erkennen, ob sich dort das nicht mehr, weil sich beispielsweise ein Rezidiv gebildet hat: War der Tumor mehrere Metastasen in Lunge, Leber und zum Beispiel am Unterschenkel, betasten Gehirn gebildet haben, erarbeiten wir ge- wir das Bein bis zur Leiste und die Lymph- meinsam ein Therapiekonzept. knoten in der Leistenregion. Welcher Arzt ist für die Nachsorge Raten Sie Patienten dazu, sich selbst zuständig? zu untersuchen? Dermatologen oder Hausärzte, die ein Viele Rezidive werden Unbedingt, denn viele Rezidive werden Melanom feststellen, überweisen ihre Pa- von den Patienten von den Betroffenen selbst erkannt. Ein- tienten in der Regel in ein Hautkrebszen- selbst erkannt. mal monatlich sollten die Patienten ihre trum. Die Nachsorge wird dann koopera- Haut nach der ABCDE-Regel begutach- tiv gestaltet: Patienten in frühen Stadien ten. Wichtig ist, keine Region zu vergessen, nehmen die Termine überwiegend bei etwa die Zwischenfinger- und Zwischen- niedergelassenen Dermatologen wahr. Be- zehenräume, den Genitalbereich oder die troffene höherer Stadien gehen eher in die Schleimhaut im Mund. Außerdem sollten Klinik, da sie mehr apparative Untersu- sich die Betroffenen ihre Tumornarbe und chungen benötigen und intensiver über- das Lymphabflussgebiet genau ansehen wacht werden müssen. und abtasten. Gibt es eine Impfung, um einem Kommen neben dem körperlichen neuen Melanom vorzubeugen? Check-up noch weitere Verfahren Bislang gibt es keinen Wirkstoff, der die- zum Einsatz? sen Zweck erfüllt. Viele Forschungsansätze Abhängig vom Stadium können ein beschäftigen sich jedoch mit Impfthera­ Lymphknoten-Ultraschall pien. Derzeit werden Patienten nur inner- und andere bildgebende Untersuchungen wie CT, halb klinischer Studien geimpft. MRT oder PET-CT folgen. Außerdem kontrollieren wir den Tumormarker im Warum sollten Patienten ihre Blut. Dessen Anstieg kann Hinweise auf Nachsorgetermine auf jeden Fall einen Rückfall liefern. wahrnehmen? Je früher ein Rezidiv erkannt wird, desto Die Krankenkassen Wenn der Arzt etwas Auffälliges ent­ eher besteht die Chance auf Heilung. Wir übernehmen die deckt hat, was passiert dann? sagen den Patienten: Behalten Sie Ihren Kosten der Finden wir einen veränderten Fleck oder Körper im Blick und gehen Sie regelmäßig Nachsorge. ertasten einen Knoten, versuchen wir, zur Nachsorge – das ist Ihre Lebensver- mehr darüber zu erfahren. Das erste Ziel sicherung. Außerdem werden die Kosten ist, einen Tumor komplett zu entfernen. von den Krankenkassen übernommen. Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 47 47 03.05.13 10:23 48 Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 48 03.05.13 10:24 Familiäre und fachliche Unterstützung Die Krankheit ansprechen und Hilfe annehmen Eine Krebsdiagnose mit all ihren möglichen Konsequenzen zu akzeptieren fällt niemandem leicht. Besonders schwierig ist dies jedoch für jüngere Menschen, die mitten im Leben stehen, einen Beruf ausüben, Familie haben. Neben dem Gefühlschaos und dem Versuch, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, entsteht irgendwann das Bedürfnis oder die Notwendigkeit, mit den eigenen Kindern über die Krebserkrankung zu sprechen. Auch wenn es einen geeigneten Moment dafür vermutlich nicht gibt, kann es ein erster Einstieg sein, die Kinder zu fragen, was sie derzeit beobachten. Die Kleinen bemerken nämlich häufig ganz genau, wenn etwas nicht stimmt, und fragen sich vielleicht, warum Papa nicht zur Arbeit geht oder Mama in letzter Zeit so oft weint. Ein zaghaftes Herantasten an die Wahrheit ist daher sicherlich sinnvoller als vollkom- Kinder bemerken menes Schweigen: Denn verheimlichen können Eltern die Krankheit ohnehin nicht. meist ganz genau, Kinder spüren Veränderungen in der Familie und wollen Bescheid wissen: Während für wenn etwas nicht ein Kind zunächst der Hinweis ausreicht, dass der Papa krank ist und nicht mehr so viel stimmt. mit ihm toben kann, möchte ein älteres Kind mitunter schon konkreter erfahren, was eigentlich los ist. Wie bei Erwachsenen ist das Informationsbedürfnis unterschiedlich stark ausgeprägt. Dennoch sollte der Nachwuchs so viel erfahren dürfen, wie er möchte. Kinder sehen mit ihrem Herzen und können leicht erklären, wer traurig wirkt und was gerade schlimm ist. Sie sind dabei jedoch nicht so hoffnungslos verzweifelt wie mancher Erwachsene. Trotzdem kann die Angst, einmal ohne Mama oder Papa zu sein, sie schlichtweg überwältigen – selbst wenn die Krebserkrankung gar nicht lebensbedrohlich ist. Um diesbezüglich für ihre Sicherheit zu sorgen, ist es ratsam, einen Psychologen hinzuzuziehen, der die Situation mit dem Kind oder der gesamten Familie bespricht. Wenn der Betroffene geheilt ist und der Alltag wieder in geordneteren Bahnen verläuft, kann er der Familie helfen, die belastende Phase und das Geschehene zu verarbeiten. Nicht nur die Kinder, auch der Lebenspartner oder enge Freunde haben mit ihren Emotionen zu kämpfen. Einerseits möchten sie ihre Liebsten unterstützen, andererseits sind sie selbst psychisch belastet. Hier gilt es, einen Mittelweg zu finden, um dem anderen zu helfen, die eigene Person aber nicht zu überfordern. Doch Ehen und freundschaftliche Beziehungen sind eingespielt und funktionieren häufig nach Mustern, in denen jeder eine Rolle innehat: erkrankte Frauen, die nur an die Sorgen ihres Partners denken, männliche Patienten, die sich völlig abschotten, Betroffene, die alles bis ins Kleinste Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 49 49 03.05.13 10:24 So können Angehörige den Patienten unterstützen Jeder Mensch geht mit einer Krankheit anders um und diese Individualität sollten Sie sich und allen anderen zugestehen. Es bedeutet beispielsweise auch, dass das Bedürfnis, sich zu in­ formieren, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt sein kann – sowohl aufseiten der Patienten als auch bei den Angehörigen. Besonders wichtig ist es jedoch für Patienten, mit ihren Sorgen und Ängsten nicht allein zu sein. Signalisieren Sie deshalb Ihre Gesprächsbereitschaft. Über den Zeitpunkt sollten allerdings die Erkrankten entscheiden. In bestimmten Phasen möchten sie vielleicht über die Krankheit sprechen, in anderen lieber abgelenkt werden. Wenn es sich anbietet, fragen Sie einfach direkt nach: „Wie kann ich dir im Moment helfen? Was brauchst du?“ So vermeiden Sie Missverständnisse. Seien Sie als Familienmitglied oder Freund außer­ dem ehrlich zu sich selbst: Wenn Sie den Eindruck haben, der Lage nicht mehr gewachsen zu sein, bitten Sie um Hilfe. Sprechen Sie mit anderen über Ihre Gefühle oder holen Sie sich professionellen Rat, etwa bei einem Psycho-Onkologen. Experten ausdiskutieren möchten, oder Angehörige, die den Patienten mit Informationsmaterial plädieren für überhäufen. Diese individuellen Bedürfnisse sollten formuliert werden: Experten plädie- klare Aussprachen ren hier für klare Aussprachen zwischen den Beteiligten – und sei es, dass ein Mediziner zwischen den oder Psychologe dazugebeten wird, um ein Gespräch in Gang zu bringen. In der Regel ist Beteiligten. der behandelnde Arzt der erste Ansprechpartner, an den sich Patienten mit ihren Fragen wenden können. Ergänzend dazu leisten Psycho-Onkologen Krebspatienten und deren Angehörigen Hilfe, die Krankheit zu bewältigen. Psycho-Onkologen sind beispielsweise Ärzte oder Psychotherapeuten, die eine Zusatzausbildung absolviert und gelernt haben, wie man krebskranke Menschen begleitet. Während Mediziner sich schwerpunktmäßig um die Therapie der Patienten kümmern, beschäftigen sich Psycho-Onkologen mit den seelischen Auswirkungen der Krankheit. Nehmen Patienten die Hilfe in Anspruch, begleitet der Psycho-Onkologe sie ab der Diagnose und beschreitet mit ihnen den weiteren Weg. Sie sind an der Seite der Betroffenen, wenn diese die Diagnose verarbeiten und die Therapie überstehen müssen. Gemeinsam entwickeln sie mit dem Patienten eine Strategie, die körperlichen und seelischen Belastungen der Krankheit zu ertragen. Psycho-Onkologe, Betroffener und auch Angehöriger diskutieren offene Fragen und sprechen über Angst, Wut, Hilflosigkeit oder den Tod – je nachdem, was den Patienten oder seine Angehörigen gerade bewegt. Natürlich ist der Wunsch des Betroffenen zu akzeptieren, inwieweit er andere Menschen einbinden möchte. Dennoch ist es entscheidend, ihn davon zu überzeugen, dass er Hilfe und Unterstützung in seinem eigenen Umfeld braucht. 50 Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 50 03.05.13 10:24 Zeit zum Leben Umgang mit Trauer und Angst Obgleich die Medizin immer wieder Fortschritte erzielt, müssen einige Krebspatienten erfahren, dass sie trotzdem unheilbar krank sind. „Zeit“ bekommt nun eine ganz neue Bedeutung: Menschen, die wissen, dass sie sterben werden, sind zutiefst verunsichert und beschäftigen sich mit Fragen wie: Wie viel Zeit bleibt mir? Werde ich Schmerzen haben? Womit möchte ich abschließen? Die Gefühle zuzulassen gibt den Betroffenen die Möglichkeit, sich mit dem Leben zu befassen, das sie zurücklassen, und mit der Zeit, die ihnen bleibt. So kann diese letzte Phase ein Rückblick auf das eigene Leben sein, der von großer Ehrlichkeit und Intensität geprägt ist. Eine Zeit, in der Sie Dinge klären können, Teilen Sie Ihren die Ihnen am Herzen liegen. Wichtig ist, dass Sie versuchen, mit sich und den Menschen, Angehörigen mit, die Ihnen nahestehen, ins Reine zu kommen. Nehmen Sie sich dabei in Ihren Gedanken was Sie möchten und Gefühlen nicht zurück: Teilen Sie sich Ihrer Familie und Ihren Freunden mit. Auf und was nicht. diese Weise räumen Sie Missverständnisse aus und vermeiden falsche Rücksichtnahme. Den Tod zu akzeptieren und ihm ruhig entgegenzusehen ist wohl die schwerste Aufgabe im Leben. Darum findet jeder seine eigenen Antworten auf die letzten Fragen. Die Vorstellung davon, wie man sterben möchte, hängt auch stark mit den persönlichen Werten, der Weltanschauung und dem Glauben zusammen. Aus dem Grund ist es wichtig, dass Sie die Frage, wie Sie sterben möchten, mit vertrauten Menschen besprechen. Scheuen Sie sich nicht, Ihren Angehörigen und Freunden ehrlich zu sagen, was Sie sich wünschen. Sie helfen so nicht nur sich selbst, sondern auch den Menschen, die Ihnen nahestehen. Wie Angehörige den Patienten auf seinem letzten Weg begleiten können Die Eindringlichkeit, mit der sich Krebspatienten manchmal mit ihrem Tod auseinandersetzen, können Familie und Freunde nur selten teilen. Wenn Sie jedoch den Diskussionen aus dem Weg gehen, vernachlässigen Sie mitunter die Bedürfnisse des Betroffenen. Denn oft ist es die Sorge, anderen zur Last zu fallen, die Patienten davon abhält, über ihre Wünsche zu sprechen. Deshalb ist es gut, wenn Sie für diese Fragen zu einem geeigneten Zeitpunkt erreichbar sind. So können Sie miteinander lernen, den Abschied zu leben und die Angst vor dem Sterben zu verringern. Gefühle wie Ohnmacht, Zorn, Trauer und Angst sind dabei ganz normal. Sie dürfen Ihre Empfindungen auch dem Betroffenen gegenüber zeigen. Nichts schadet mehr, als aus falscher Rücksichtnahme Gefühle voreinander zu verbergen. Denn nur ehrliche Gespräche und die gemeinsame Trauer lassen die letzte Lebensphase des Kranken zu einem verbinden­ den Erlebnis werden, das Ihnen helfen wird, den Tod des geliebten Menschen zu verarbeiten. Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 51 51 03.05.13 10:24 Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 52 03.05.13 10:24 Anhang Leben mit der Erkrankung Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 53 53 03.05.13 10:24 Hilfreiche Adressen Allgemein Deutsche Krebshilfe e. V. Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer Buschstraße 32 Universitätsklinikum Freiburg 53113 Bonn Krebshotline: 0761 / 270 60 600 Telefon: 0228 / 7 29 90 - 0 (Mo u. Fr von 10-13 Uhr, Di u. Do von 13-17 Uhr) Fax: 0228 / 7 29 90 - 11 Psychologischer Dienst: E-Mail: [email protected] 0761 / 270 - 73 900 oder - 72 840 oder - 71 520 www.krebshilfe.de E-Mail: [email protected] www.tumorzentrum-freiburg.de Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Kuno-Fischer-Straße 8 Deutsche Tumorzentren im Internet 14057 Berlin www.tumorzentrum-freiburg.de/patientenportal/ Telefon: 030 / 32 29 329 - 0 krebs-webweiser.html Fax: 030 / 32 29 329 - 66 E-Mail: [email protected] Arbeitsgemeinschaft Deutscher www.krebsgesellschaft.de Tumorzentren e. V. (ADT) Kuno-Fischer-Straße 8 Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen 14057 Berlin Krebsforschungszentrum Heidelberg Telefon: 030 / 322 93 29 - 82 Im Neuenheimer Feld 280 Fax: 030 / 322 93 29 - 83 69120 Heidelberg E-Mail: [email protected] Krebstelefon: 0800 / 420 30 40 www.tumorzentren.de (täglich von 8-20 Uhr) Rauchertelefon für Krebspatienten: 06221 / 42 42 24 Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie (Mo-Fr von 14-17 Uhr; bietet auch eine Liste mit (PSO) in der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. psychosozialen Beratungsstellen) Sprecherin: Prof. Dr. Susanne Singer E-Mail: [email protected] Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie www.krebsinformation.de und Informatik, Universitätsmedizin Mainz Obere Zahlbacher Str. 69 Internet-Krebs-Kompass der Volker Karl 55131 Mainz Oehlrich-Gesellschaft e. V. Telefon: 06131 / 175 835 Eisenacher Straße 8 E-Mail: [email protected] 64560 Riedstadt www.pso-ag.de www.krebs-kompass.de DermIS – Dermatology Information System Dermatologie-Informationsdienst in sieben Sprachen www.dermis.net 54 Hilfreiche Adressen Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 54 03.05.13 10:24 Selbsthilfe Deutsche Arbeitsgemeinschaft für INKA – Informationsnetz für Krebspatienten Psychosoziale Onkologie e. V. (dapo) und Angehörige Ludwigstraße 65 Reuchlinstraße 10-11 67059 Ludwigshafen 10553 Berlin Telefon: 0700 / 20 00 66 66 (Mo-Fr von 9-18 Uhr) Telefon: 030 / 32 51 36 30 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.dapo-ev.de www.inkanet.de Verein zur Bekämpfung des Hautkrebses e. V. Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur der Universitäts-Hautklinik Tübingen Anregung und Unterstützung Liebermeisterstraße 20 von Selbsthilfegruppen (NAKOS) 72076 Tübingen Datenbank von Selbsthilfegruppen in Telefon: 07071 / 29 83 768 ganz Deutschland E-Mail: [email protected] Otto-Suhr-Allee 115 www.hautkrebs.de 10585 Berlin Telefon: 030 / 31 01 89 - 60 Deutsche Hautkrebsstiftung Fax: 030 / 31 01 89 - 70 Sekretariat: Dr. Patricia Voelkel E-Mail: [email protected] Universitäts-Hautklinik www.nakos.de Theodor-Stern-Kai 7 60590 Frankfurt am Main Selbsthilfe Hautkrebs Telefon: 069 / 63 01 53 11 Unabhängige Selbsthilfegruppe für E-Mail: [email protected] von Hautkrebs Betroffene und Angehörige www. hautkrebsstiftung.de www.selbsthilfe-hautkrebs.de Onkologisches Patientenseminar Bundesverband der Berlin-Brandenburg e. V. (OPS) Organtransplantierten e. V. Gemeinnütziger Verein Selbsthilfe Krebs Paul-Rücker-Straße 20-22 Universitätsklinikum Charité 47059 Duisburg Campus Virchow-Klinikum Telefon: 0203 / 44 20 10 Augustenburger Platz 1 Fax: 0203 / 44 21 27 13353 Berlin E-Mail: [email protected] Beratungstelefon: 030 / 450 578 316 www.bdo-ev.de E-Mail: [email protected] http://ops.charite.de Hilfreiche Adressen Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 55 55 03.05.13 10:24 Hilfreiche Adressen Sport Schmerzen Deutscher Olympischer Sportbund Deutsche Schmerzhilfe e. V. Adressen der jeweiligen Landessportbünde mit Sietwende 20 weiterführenden Informationen zum Thema Sport 21720 Grünendeich nach Krebs sowie Anlaufstellen Telefon: 04142 / 81 04 - 34 Otto-Fleck-Schneise 12 Fax: 04142 / 81 04 - 35 60528 Frankfurt am Main E-Mail: [email protected] Telefon: 069 / 67 000 www.lagh-hamburg.de/schmerzhilfe.html Fax: 069 / 67 49 06 E-Mail: [email protected] FORUM SCHMERZ www.dosb.de im Deutschen Grünen Kreuz e. V. Nikolaistraße 3 35037 Marburg Finanzielle Hilfen E-Mail: [email protected] www.forum-schmerz.de Härtefonds der Deutschen Krebshilfe e. V. Buschstraße 32 Deutsche Schmerzliga e. V. 53113 Bonn Adenauerallee 18 Telefon: 0228 / 72 990 - 94 61440 Oberursel E-Mail: [email protected] Telefon: 0700 / 375 375 - 375 www.krebshilfe.de/haertefonds.html Fax: 0700 / 375 375 - 38 (Mo-Fr von 9-12 Uhr) Hans Rosenthal-Stiftung E-Mail: [email protected] Schnelle Hilfe in akuter Not e. V. www.schmerzliga.de Postfach 450404 12174 Berlin Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Telefon: 030 / 77 24 355 Alt-Moabit 101 b Fax: 030 / 77 24 451 10559 Berlin E-Mail: [email protected] Telefon: 030 / 39 40 96 89-0 www.hans-rosenthal-stiftung.de Fax: 030 / 39 40 96 89-9 E-Mail: [email protected] Marianne Strauß Stiftung www.dgss.org Oettingenstraße 22 80538 München Telefon: 089 / 29 49 67 E-Mail: [email protected] www.msshilft.de 56 Hilfreiche Adressen Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 56 03.05.13 10:24 Soziale Fragen Hospiz Deutsche Rentenversicherung Bund Deutsche Stiftung Patientenschutz vormals Bundesversicherungsanstalt für Europaplatz 7 Angestellte (BfA) 44269 Dortmund Informationen zu Rente, Rentenrecht und Telefon: 0231 / 73 80 73 - 0 Rehabilitation Fax: 0231 / 73 80 73 - 1 10704 Berlin www.hospize.de Servicetelefon: 0800 / 10 00 480 70 Fax: 030 / 865 - 27 240 Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V. (Mo-Do von 7.30-19.30 Uhr, Fr von 7.30-15.30 Uhr) Aachener Straße 5 E-Mail: [email protected] 10713 Berlin www.drv-bund.de Telefon: 030 / 82 00 758 - 0 Fax: 030 / 82 00 758 - 13 Theodor Springmann Stiftung E-Mail: [email protected] Datenbank mit Informationen und Links zu www.dhpv.de sozialrechtlichen und sozialen Fragen sowie Patiententelefon Reuchlinstraße 10-11 Vorsorge 10553 Berlin Telefon: 030 / 44 02 40 - 79 Arbeitsgemeinschaft Dermatologische (Mo-Do von 10-14 Uhr) Prävention e. V. (ADP) E-Mail: [email protected] Cremon 11 www.patiententelefon.de 20457 Hamburg Telefon: 040 / 20 91 3 - 160 Fax: 040 / 20 91 3 - 161 Palliativmedizin E-Mail: [email protected] www.unserehaut.de Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. Hautkrebs-Screening Aachener Straße 5 Cremon 11 10713 Berlin 20457 Hamburg Telefon: 030 / 81 82 68 85 Telefon: 040 / 20 91 3 - 160 Fax: 030 / 81 82 67 76 Fax: 040 / 20 91 3 - 161 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.dgpalliativmedizin.de www.hautkrebs-screening.de Hilfreiche Adressen Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 57 57 03.05.13 10:24 Unsere Experten Klinik und Poliklinik für Prof. Dr. med. Carola Berking, Fachärztin für Haut- und Geschlechts­ Dermatologie und Allergologie krankheiten, arbeitet als Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Der- Ludwig-Maximilians-Universität matologie und Allergologie der Universität München. Sie führt die Zusatz- München bezeichnungen Allergologie und Medikamentöse Tumortherapie. Seit 2001 Frauenlobstr. 9-11 leitet sie mehrere klinische Studien im Bereich malignes Melanom, Lym- 80337 München phom, aktinische Keratosen und Basalzellkarzinom. Prof. Carola Berking ist unter anderem Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) und trägt den Dermato-Onkologie-Forschungspreis der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung e. V. (ADF). Klinik und Poliklinik für Privatdozent Dr. med. Christian Kunte, Facharzt für Haut- und Ge- Dermatologie und Allergologie schlechtskrankheiten, Zusatzbezeichnung Allergologie, ist seit Abschluss Ludwig-Maximilians-Universität seines Studiums an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München und des Städtischen Krankenhauses München tätig. Er ist Leitender Ober- Frauenlobstr. 9-11 arzt und führt den operativen Bereich. Dr. Christian Kunte ist unter an- 80337 München derem Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Dermatochirurgie (DGDC) und sitzt als deren Vertreter in der Kommission Qualitätssicherung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). Er trägt den Georg-Heberer-Award, die derzeit höchste Auszeichnung für chirurgische Forschung in Deutschland. Hautklinik und Poliklinik Dr. med. Carmen Loquai ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie Universitätsmedizin der Johannes- mit den Zusatzbezeichnungen Medikamentöse Tumortherapie und Palli- Gutenberg-Universität Mainz ativmedizin, Fachkunde Dermatologische Strahlentherapie. Die Oberärz- Langenbeckstr. 1 tin der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz leitet seit 55131 Mainz 2009 das dortige nach DIN EN ISO 9001:2008 und den Empfehlungen der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. zertifizierte Hautkrebszentrum RheinMain. Darüber hinaus spricht Dr. Carmen Loquai seit 2007 für das Komitee Supportivtherapie der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO). Als dessen Vertreterin ist sie in nationalen und internationalen Fachgesellschaften und Gremien an den Neuerungen und Entscheidungsprozessen in der Dermatoonkologie, einschließlich Leitlinienarbeit, direkt beteiligt. 58 Unsere Experten Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 58 03.05.13 10:24 Prof. Dr. med. Dorothée Nashan ist Fachärztin für Haut- und Geschlechts- Hautklinik im Klinikum krankheiten und verfügt über die Zusatzbezeichnungen Allergologie, Phle- Dortmund bologie, Umweltmedizin, Medikamentöse Tumortherapie und Palliativ- Beurhausstraße 40 medizin. Seit Herbst 2011 ist sie Direktorin der Hautklinik am Klinikum 44137 Dortmund Dortmund, zuvor verantwortete sie als Leitende Oberärztin das Hauttumorzentrum der Universitäts-Hautklinik Freiburg, das einen psycho-onkologischen Schwerpunkt hat. Für ein Interventionsprogramm, welches sich speziell an Melanompatienten richtet, erhielt sie zusammen mit Dr. Katrin Reuter den Helmut-Wölte-Preis für Psychoonkologie. Prof. Dr. med. Rudolf Stadler, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Hautklinik im Johannes ist Chefarzt der Hautklinik am Johannes Wesling Klinikum Minden, dem Wesling Klinikum Minden akademischen Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover. Hans-Nolte-Straße 1 Seit 2011 steht er der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) als 32429 Minden Präsident vor und setzt sich dafür ein, die Hautmedizin in Deutschland erfolgreich weiterzuentwickeln. Prof. Rudolf Stadler ist darüber hinaus Präsident der Lymphomgruppe (Leukämien der Haut) der EORTC (Europäische Krebsgesellschaft) und von Gründungsbeginn Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO). Privatdozent Dr. med. Jochen Utikal ist Facharzt für Dermatologie und Klinische Kooperationseinheit Venerologie mit den Zusatzbezeichnungen Medikamentöse Tumortherapie Dermatoonkologie und Allergologie. Als Oberarzt arbeitet er an der Klinik für Dermatologie, Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Mannheim, Rup- Venerologie und Allergologie recht-Karls-Universität Heidelberg. Seit 2009 ist Dr. Jochen Utikal ärztlicher Universitätsmedizin Mannheim Koordinator des Hauttumorzentrums Mannheim. Die Klinische Koopera- Theodor-Kutzer-Ufer 1-3 tionseinheit Dermatoonkologie des Deutschen Krebsforschungszentrums 68167 Mannheim und der Medizinischen Fakultät Mannheim leitet er seit 2011. Der Dermatologe lehrt an dieser Fakultät und ist Träger diverser Forschungspreise. Unsere Experten Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 59 59 03.05.13 10:24 Glossar A B, C ABCDE-Regel Basalzellkarzinom/Basaliom hilft dabei, Pigmentmale von malignen Melanomen weiße Hautkrebsart, die in den Basalzellen der abzugrenzen: A = Asymmetrie, B = Begrenzung, Oberhaut entsteht und zwar an Hautpartien, die viel C = Colour (Farbe), D = Durchmesser, Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, beispielsweise am E = Erhabenheit. Kopf. Das Basalzellkarzinom bildet keine Metastasen. Abdomen-Sonografie Bestrahlung/Radiotherapie/Strahlentherapie bildgebendes Verfahren, bei dem der Arzt den Behandlung, bei der eine bestimmte Hautpartie des Bauchraum mit einem Ultraschallgerät von außen Patienten mit energiereichen elektromagnetischen untersucht. Wellen bestrahlt wird. Sie zerstören die Erbsubstanz der Krebszellen, die dann absterben. adjuvante Therapie Behandlung, die eine zuvor durchgeführte Ope- bildgebende Verfahren ration unterstützt oder ergänzt, beispielsweise die Untersuchungsmethoden, beispielsweise Ultraschall, Immuntherapie. Röntgen und Magnet-Resonanz-Tomografie, mit deren Hilfe Ärzte Aufnahmen des Körperinneren akrolentiginöses Melanom erstellen. seltene Form des Melanoms, das unter den Fuß- und Fingernägeln, Handinnenflächen oder Fußsohlen Biopsie auftritt. Entnahme einer Gewebeprobe. Anamnese BRAF Gespräch zwischen Arzt und Patient über dessen Protein, das zur Familie der RAF-Kinasen gehört. Sie gesundheitliche Vorgeschichte und den bisherigen sind innerhalb von Zellen für die Signalübertragung Verlauf seiner Erkrankung. zuständig und haben Einfluss auf das Zellwachstum. Wenn das BRAF-Gen mutiert ist, kommt es zu exzes- Auflichtmikroskopie/Dermatoskopie sivem Wachstum – ein Tumor kann entstehen. Untersuchungsmethode, bei der der Arzt sich eine auffällige Hautpartie mit dem Dermatoskop an- Chemotherapie schaut. Damit kann er auch die tieferen Schichten der medikamentöses Therapieverfahren, das im ganzen Haut begutachten. Körper (systemisch) wirkt und die Vermehrung von Krebszellen hemmen soll. Erhält der Patient per Ta­ axilliär blette oder Infusion. in der Achsel. Computertomografie (CT) Röntgenuntersuchung, die Querschnittbilder des Körpers liefert. 60 Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 60 03.05.13 10:24 D, E, F, G, H I, K Dermatologe Immuntherapie Hautarzt. adjuvante Therapiemethode, etwa mit dem Botenstoff Interferon alpha. Die Substanz soll das Immun- Diagnose system dazu anregen, verbliebene Tumorzellen zu Feststellung einer Krankheit und gegebenenfalls ihrer bekämpfen. Wird in die Vene (intravenös) oder unter Ursache. die Haut (subkutan) gespritzt. Exzisionsbiopsie inguinal komplette Entfernung auffälligen Gewebes mit an- in der Leiste. schließender feingeweblicher Untersuchung. Interferon alpha Fatigue-Syndrom Botenstoff, den der Körper als Abwehrreaktion auf Nebenwirkung medikamentöser Krebsbehandlun- Viren und Krebszellen bildet. Kommt als künstlich gen, vor allem der Chemotherapie. Die Symptome hergestellte Variante bei der Immuntherapie zum sind beispielsweise Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Einsatz und wird gespritzt. Appetitlosigkeit. In-transit-Metastasen Fernmetastasen Diese Metastasen befinden sich zwischen dem Tumor Tumorzellen, die in andere Organe, in die Knochen und der nächstgelegenen Lymphknotenstation. oder ins zentrale Nervensystem (Gehirn) gewandert sind und sich dort angesiedelt haben. Invasionslevel nach Clark beschreibt, wie tief das Melanom in die Haut ein- Gentest gedrungen ist; wird für die TNM-Klassifizierung spezielles Testverfahren mit dem Ziel, das Erbgut zu genutzt. analysieren. Damit können Ärzte zum Beispiel herausfinden, ob das BRAF-Gen in den Krebszellen eines Karzinom Patienten mutiert ist. Dies trifft auf etwa 50 Prozent bösartiger Tumor. der Patienten zu. Sie profitieren von der neuen Therapie mit dem Signal-Blocker. Keratoakanthom schnell wachsender, gutartiger Hauttumor, der vor Hautkrebs-Screening allem an Hautpartien auftritt, die vermehrt UV- Früherkennungsmaßnahmen, um den Körper auf Strahlung ausgesetzt sind. Anzeichen von Hautkrebs zu untersuchen. Kombinationschemotherapie Chemotherapie mit einer Kombination mehrerer Medikamente. Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 61 61 03.05.13 10:24 Glossar K kurative Therapie Lymphknotenszintigrafie Behandlung mit dem Ziel, den Patienten zu heilen. Untersuchung, mit der Ärzte die Lage des Wächterlymphknotens aufspüren. Dafür wird dem Patienten eine leicht radioaktive Substanz – oft auch zusätzlich L blaue Farbe – in die Nähe des Tumors verabreicht. Auf diese Weise können die Mediziner den Lymph- Lederhaut/Dermis strom verfolgen und den Wächterlymphknoten zweite Hautschicht nach der Oberhaut. Die Leder- ermitteln. haut ist das Bindegewebe des Körpers. In ihr befinden sich Blut- und Lymphgefäße, Schweiß-, Duft- und Lymphödeme Talgdrüsen sowie Haarwurzeln und Nervenfasern. Schwellungen unter der Haut, bedingt durch angestaute Flüssigkeit (Lymphe) in den Lymphbahnen; Lentigo-maligna-Melanom mögliche Folge einer Lymphadenektomie. seltene Form des Melanoms, das auf extrem sonnengeschädigten Hautpartien entsteht. M Lokalrezidiv Wiederauftreten eines Tumors an der gleichen Stelle. Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT), Kernspintomografie Lymphadenektomie/Lymphknotendissektion bildgebendes Verfahren, das mittels starker Magnet- operative Entfernung von Lymphknoten. felder dreidimensionale Abbildungen des Körperinneren erstellt. Lymphknoten Als Teil der körpereigenen Abwehr filtern sie die Ge- Makrometastasen webeflüssigkeit (Lymphe) und vernichten Erreger so- Absiedlungen des Tumors, die durch diagnostische wie Fremdstoffe. Das Lymphsystem zieht sich durch Verfahren wie Ultraschall sichtbar gemacht werden den gesamten Körper. Jeder Lymphknoten ist dabei können. Mikrometastasen dagegen sind nur durch für eine bestimmte Körperregion zuständig und wird mikroskopische Untersuchungen des Gewebes dann als regionärer Lymphknoten bezeichnet. erkennbar. Lymphknoten-Sonografie maligne bildgebendes Verfahren, bei dem der Arzt die Lymph- bösartig. knoten mit einem Ultraschallgerät untersucht. Melanom bösartiger Tumor, der sich in den pigmentbildenden Zellen der Haut (Melanozyten) bildet. Wird auch schwarzer Hautkrebs genannt. 62 Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 62 03.05.13 10:24 O, P Melanozyten Oberhaut/Epidermis pigmentbildende Zellen in der Oberhaut. Wenn sich In der Oberhaut, der äußeren Schicht des Körpers, Melanozyten in bösartige Zellen umwandeln, entsteht sitzen die pigmentbildenden Zellen, die Melanozyten. ein malignes Melanom. Außerdem besteht sie aus der Basalzellen- und der Stachelzellenschicht. Mikrometastasen winzige Absiedlungen des Tumors, die in der Regel palliative Therapie nur durch mikroskopische Untersuchungen des Maßnahmen, die die Beschwerden des Patienten Gewebes erkennbar sind. Makrometastasen können lindern sollen. Ziel ist nicht die Heilung, sondern dagegen durch diagnostische Verfahren wie Ultra- eine Verlängerung der Lebenszeit bei möglichst hoher schall sichtbar gemacht werden. Lebensqualität. Monochemotherapie Plattenepithelkarzinom/Spinaliom/ chemotherapeutische Behandlung mit einem einzi- Stachelzellkarzinom gen Wirkstoff. Bei der Kombichemotherapie kom- weiße Hautkrebsart, die auf zu viel Sonneneinstrah- men hingegen mehrere Wirkstoffe gleichzeitig zum lung zurückgeht und vor allem im Gesicht auftritt. Einsatz. Das Plattenepithelkarzinom entsteht in der Oberhaut und bildet nur selten Metastasen. Mutation Veränderung in der Struktur des Erbgutes. Positronen-Emissions-Tomografie (PET) Untersuchungsmethode, bei der radioaktive Zuckermoleküle in den Körper geschleust werden. Da N Tumorzellen einen hohen Energiebedarf haben, reichern sich die Moleküle vor allem in ihnen an. Das Nachexzision krankhaft veränderte Gewebe ist auf dem späteren Eingriff, der nach der Entfernung des Tumors und PET-Bild deutlich erkennbar. dessen anschließender feingeweblicher Untersuchung stattfindet. Bei der Nachexzision schneiden die Ärzte Prognose die betroffene Stelle noch großflächiger heraus und Vermutung darüber, wie eine Erkrankung weiter halten dabei einen vorher definierten Sicherheitsab- verläuft. stand ein. Psycho-Onkologe Nävus (Plural: Nävi) Arzt oder Therapeut, der eine spezielle Ausbildung Pigmentmal, Leberfleck. zur Begleitung krebskranker Menschen absolviert hat und Patienten sowie deren Angehörige ab dem noduläres Melanom Zeitpunkt der Diagnose psychologisch betreut. aggressiver Tumor, der frühzeitig in die Tiefe wächst. Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 63 63 03.05.13 10:24 Glossar R, S regionäre Lymphknotenmetastasen Stadieneinteilung (Staging) Der für eine bestimmte Körperregion zuständige Mithilfe der TNM-Klassifikation können die Ärzte Lymphknoten ist von Krebszellen befallen. das Stadium der Krebserkrankung bestimmen. Die Einteilung ist wichtig für die Therapieplanung. Rehabilitation stationäre oder ambulante Maßnahmen nach einer stereotaktische Einzeitbestrahlung Krankheit – etwa Krankengymnastik oder Entspan- Methode der Strahlentherapie, mit der die Ärzte nungsübungen –, die die körperliche Leistungsfähig- versuchen, das bösartige Gewebe mit einer hohen keit des Betroffenen wiederherstellen und Langzeit- Dosis zielgenau zu bestrahlen, um möglichst wenig schäden vermeiden sollen. gesundes Gewebe zu schädigen. Rezidiv Strahlenkater Wiederauftreten eines Tumors; Rückfall. umgangssprachlicher Begriff für die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie, etwa Appetitlosigkeit, Röntgen Thorax Müdigkeit und Kopfschmerzen. Röntgenuntersuchung des Brustkorbs. superfiziell spreitendes Melanom Rumpf häufigste Form des Melanoms, das zunächst langsam zentraler Bereich des Körpers (ohne Kopf, Hals und an der Hautoberfläche wächst. Gliedmaßen). systemische Therapie Satellitenmetastasen Die Behandlung betrifft den gesamten Körper, bei- Metastasen, die sich in einem Umkreis von bis zu spielsweise bei einer Chemotherapie. zwei Zentimetern um den Primärtumor gruppieren. schwarzer Hautkrebs der bösartigste Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt. Sicherheitsabstand Bei der Entfernung des Tumors entnehmen die Ärzte noch zusätzliches, gesundes Gewebe rund um die betroffene Region. Der Abstand bemisst sich je nach Dicke und Eindringtiefe des Tumors. Diese Maßnahme soll den Tumor vollständig entfernen und gleichzeitig einen Rückfall verhindern. 64 Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 64 03.05.13 10:24 T U TNM-Klassifikation Ultraschall Einteilung der Tumorstadien. Die TNM-Klassifikati- bildgebendes Verfahren, bei dem der Arzt mithilfe on gibt Auskunft über die Größe eines Tumors und eines Ultraschallkopfes von außen Aufnahmen des über das Ausmaß seiner Verbreitung im befallenen Körperinneren erstellt. Organ, in den Lymphknoten und im gesamten Organismus (Fernmetastasen z. B. in Lunge und Gehirn): Unterhaut/Subcutis T = Tumorgröße, N = Lymphknotenbefall, Bindeglied zwischen Haut und Muskulatur, schützt M = Metastasierung. den Körper vor Kälte. Tochtergeschwulste/Metastasen UV-Strahlung (ultraviolette Strahlung) entstehen, wenn sich Krebszellen vom Tumor lösen Teil der elektromagnetischen Strahlung, die insbeson- und über das Blutgefäß- und Lymphsystem in andere dere die Sonne abgibt. Körperregionen vordringen. UV-A-Strahlen Tumor UV-A-Strahlen sind langwellig und dringen deshalb Gewebsgeschwulst, die durch vermehrtes Zellwachs- tief in die Haut ein. Dort greifen sie die Zellschichten tum entsteht und gut- oder bösartig sein kann. an, die die Haut durch Teilung erneuern. UV-AStrahlen bräunen die Haut zwar, lassen sie jedoch Tumordicke nach Breslow schneller altern und bauen keinen hauteigenen Licht- beschreibt, wie dick das Melanom ist; wird für die schutz auf. Bei Menschen, die sich regelmäßig UV-A- TNM-Klassifizierung genutzt. Strahlen aussetzen, steigt das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, erheblich. Der UV-A-Anteil in Solarien ist Tumormarker sehr hoch. Stoffe, die im Blut von Krebspatienten nachgewiesen werden können. Ärzte nutzen sie zur Prognose und UV-B-Strahlen Verlaufskontrolle der Krankheit. UV-B-Strahlen sind kurzwelliger und energiereicher als UV-A-Licht und dringen deshalb nicht so tief in die Haut ein. Bei geringer Dosierung wirken sie wie ein natürlicher Sonnenschutz. In größeren Mengen kann die UV-B-Strahlung Sonnenbrand verursachen und das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, erhöhen. Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 65 65 03.05.13 10:24 Glossar W Z Wächterlymphknoten/Sentinel-Lymphknoten zielgerichtete Therapie Lymphknoten im Abflussgebiet des Tumors, der ihm wirkt direkt am Tumor und greift im Gegensatz am nächsten liegt und deshalb zuerst von losgelösten zur Chemotherapie nicht den gesamten Körper an. Krebszellen erreicht wird. Eine zielgerichtete Therapie ist beispielsweise die Behandlung mit einem Signal-Blocker. Er blockiert Wächterlymphknoten-Biopsie/ die Kommunikation in der Krebszelle, sodass keine Sentinel-Lymphonodektomie Impulse mehr weitergeleitet werden können. Damit Entnahme und anschließende Untersuchung des ist der Zellzyklus unterbrochen, die Tumorzellen Wächterlymphknotens, der den anderen Lymphkno- können sich nicht mehr teilen. Daraufhin stoppt das ten in der Lymphknotenstation vorgelagert ist. Ist er Tumorwachstum. von Krebszellen befallen, sind es die nachfolgenden Lymphknoten wahrscheinlich auch. Zyklus Therapie, die in regelmäßig wiederkehrenden Abstän- weißer Hautkrebs den stattfindet. Zu einem Zyklus gehört die Behand- Das Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) und das lung mitsamt der nachfolgenden Therapiepause. Basalzellkarzinom (Basaliom) zählen zu den weißen Hautkrebsarten. Zytostatika Medikamente, die bei einer Chemotherapie eingesetzt werden. Über die Blutbahnen verteilen sie sich im ganzen Körper und wirken sowohl auf den Tumor als auch auf Metastasen. 66 Glossar Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 66 03.05.13 10:24 Herausgeber Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen Redaktion und Gestaltung lege artis, Münster Titelbild corbisIMAGES Fotos corbisIMAGES, iStockphoto © 2013 Roche Pharma Impressum Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 67 67 03.05.13 10:24 1504/21012627 (ZEL0 PMA BRO Pat Melanom) Roche Pharma AG D-79639 Grenzach-Wyhlen Roche_Brochure_Hautkrebs_2013.indd 68 roche.de 03.05.13 10:24