Madrid Exkursion Lehrstuhl Schilling 2010 Inhalt 004 005 006 Teilnehmer und Kontakt sprachlich Madrid facts 011 Montag 012 014 Plaza de la Luna Pfarrkirche Santa Monica 019 Dienstag 022 026 028 030 034 036 El Mirador Celosia Sozialwohnungen CMS San Blas Bürgeramt San Fernando de Henares Schwimmbad San Fernando de Henares 039 Mittwoch 040 044 046 050 Museum Reina Sofia Erweiterung Bahnhof Atocha Denkmal des 11. März 2004 Regionalarchiv und Bibliothek 2 052 058 060 062 Matadero Madrid Bibliothek Usera CMS Usera 3 Sozialbauten Carabanchel 069 Donnerstag 070 072 074 078 080 Wohnhaus Calle Clavel Museo Thyssen-Bornemisza Museo Prado Jardín Botanico Caixa Forum 089 Freitag 090 094 Arquerias Nuevos Ministerios Aeropuerto de Madrid - Terminal 4 099 100 102 108 109 116 Anlagen Kiosk Hotel Puerta America Treffpunkt Plaza de la Luna Skizzen Unterkunft und Impressum Teilnehmer sprachlich Kontakt Team Schilling [email protected] Sophia Nolte 0049 175 2066821 Steffen Kirchberger 0049 176 21055390 Botschaft der Bundesrepublik Deutschland Calle Fortuny 8, 28010 Madrid 0034 91 5579000 4 Hallo ¡hola! Guten Tag ¡buenos días! Gute Nacht ¡buenas noches! Tschüss adiós Wie geht‘s? ¿Qué tal? Danke, gut. Estoy bien, gracias. Ich heiße___. Mi nobre es___. Bitte! ¡por favor! Danke! ¡gracias! Nichts zu danken! ¡De nada! Entschuldigung! ¡Perdón! ja sí nein no Warum? ¿por qué? Wo ist___? ¿dónde está___? wieviel__? ¿cuánto___? Guten Appetit! ¡buen provecho! Prost! ¡Salud! Ich verstehe nicht. No entiendo. Sprechen sie deutsch/englisch? ¿Hablas Alemán /Inglés? Wie spät ist es? ¿Qué hora es? Gesundheit! ¡Jesús! Hinterher ist man immer klüger. A agua pasada todo se ve más fácil. Stück für Stück verpackt Paquito ein paar Gläser in ein paar Pakete. Poquito a poquito Paquito empaca ­poquitas copitas en pocos paquetes. Madrid facts Historisches Zentrum Madrid wächst nach seiner Gründung als Hauptstadt im Jahre 1562 von West nach Ost, zwischen der arabischen Festungsanlage (Alcazar) und dem leider nicht mehr vorhandenen Sommerpalast, der zwischen dem „Salón del Prado“ und dem Retiro-Park lag. Als Stadtgründung des XVI. Jahrhunderts hat Madrid keine mittelalterliche Altstadt, wie wir sie von anderen europäischen Hauptstädten kennen und somit auch keine romanischen und gotischen Kirchen oder Kathedralen. Aber auch im Madrid des XVII. Jahrhunderts, das heißt in der Hauptstadt des spanischen Kolonialreiches entstehen trotz Macht und Reichtum kaum wichtige Bauten, keine Renaissance- Paläste und auch keine monumentalen öffentlichen Außenräume oder Straßenzüge. Madrid wächst nur langsam und erst in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, nach einer stetigen Verdichtung der Stadt dehnt sie sich über den von Philip IV. anfangs XVII. Jahrhunderts erstellten Stadtzaunes aus. Das Wachstum nach Norden Nach dem Bürgerkrieg stand die Lösung einiger wichtiger städtebaulicher Probleme an. Zum einen wurde die Norderweiterung, das heißt die Verlängerung der Achse Castellana bis zur Plaza Castilla, mehr oder weniger nach dem Wettbewerbsprojekt der Architekten Zuazo und Jansen aus dem Jahre 1931 gebaut. 1963 wurde der erste Metropolitane Stadtplan von Madrid verfasst. Weiter entstand in diesen Jahren der neue Nord-Bahnhof Chamartín und als Zubringer wurde schließlich die Verlängerung der Strasse Príncipe de Vergara ausgeführt. Andere Wichtige städtebauliche Themen dieser Zeit sind die Einzonung der umliegenden Vororte und die Planung der neuen Ein- und Ausfahrtsstrassen. Neue Stadtentwicklung Die städtebauliche Entwicklung Madrids wurde in den letzten 10 Jahren durch ein grenzenloses, von der Bau-Spekulation dominiertes Wachstum geprägt. Mit jährlichen Wertsteigerungen zwischen 10 6 Die Museen Das Prado-Museum nimmt mit seinen einmaligen Sammlungen der großen spanischen Meister wie Goya, Velásquez, El Greco usw. seinen Platz als klassische Gemälde-Ausstellung ein. Das Reina SofíaMuseum ist eine permanente Ausstellung für zeitgenössische Kunst mit der “Guernica” von Pablo Picasso als unbestrittenes Juwel. Die Thyssen-Sammlung verfügt über eine Gemälde-Sammlung, in der alle Epochen und Stile vertreten sind. Das Caixa-Forum, an seinem neuen Standplatz, beherbergt interessante Vorschläge für temporäre Ausstellungen. Vier Institutionen, alle entlang des Paseo del Prado gelegen, der Museumsmeile. Ein anderer Aspekt den alle diesen Museen gemeinsam haben, ist dass sie alle große Umbauten, Anbauten oder Neubauten ausgeführt haben die von Architekten wie Rafael Moneo, Jean Nouvel oder Herzog & De Meuron geplant wurden. Einwohner & Co. Etwa 3,2 Millionen Menschen leben in der Stadt und machen damit Madrid zur drittgrößten Stadt Europas. Auf einer Fläche von 605 km² erstreckt sich die Stadt im Herzen von Spanien. Die Einwohner Madrids nennt man „Madrilenen“ (span. madrileños) oder „Madrider“. Besonders kennzeichnend für die Bewohner ist der extreme Stolz, noch weit ausgeprägter als in Katalonien. Zugeknöpft und kühl wirken die Madrileños, doch wenn sie einmal ihr Herz geöffnet haben, erweisen sie sich als sehr gastfreundlich und liebenswert. und 20% wurden gleichzeitig 75.000 neue Wohnungen erstellt, die zum größten Teil bereits im Projekt-Stadium verkauft und zwischen 2 und 5 mal wiederverkauft wurden bevor sie an den Endverbraucher gelangt sind. Diese neuen Wohnquartiere im Norden befinden sich auf riesigen Geländen die zwischen den Stadtautobahnen M 30 und M 40 liegen (Sanchinarro, Monte Carmelo, Las Tablas). Die Erweiterung im Süden, der „Ensanche de Vallecas“ liegt zwischen der M40 und der M45. Mit der Wirtschafts- und Baukrise sind viele Grundstücke unbebaut und viele Gebäude unbewohnt geblieben. 8 Madrid geografisch Madrid befindet sich im Zentrum Spaniens 667 m ü. NN. Die vom kleinen Fluss Manzanares durchflossene Stadt gehört zu der historischen Landschaft Kastilien. Nordwestlich der Stadt erheben sich die Berge der Sierra de Guadarrama, die im Peñalara bis 2.429 m hoch aufragen. Nach Osten öffnet sich das Tal des Henares, in dem Eisen- und Autobahnen nach Saragossa und Barcelona verlaufen. Etwa 50 km südlich, am Tajo (spr. Tacho), liegt Madrids „Mutterstadt“, die alte kastilische Hauptstadt Toledo. Sie gehört jedoch zu einer anderen autonomen Region Spaniens, Castilla-La Mancha. Montag 03 Mai 2007 07.00 11.20 15.30 16.30 10 Treffen Hauptbahnhof Münster Abflug Köln Bonn Ankunft Hostel Stad Madrid Treffen Plaza de la Luna Pfarrkirche Santa Monica Plaza de la Luna Brut Delux 2007 M3, M5 - Callao Die Renovierung des Plaza de la Luna im historischen Stadtzentrum von Madrid wurde 2007 fertiggestellt. Der große zentrale Platz stellt nunmehr einen Rahmen für das geschäftige urbane Leben dar, multifunktional, unbestimmt und frei. Stufig angelegte Baumscheiben nehmen Bepflanzungen auf und weisen ihnen eine geometrische Ordnung im Gesamtkontext zu. Architektonische Elemente wie Rampen, Treppen und Lüftungsauslässe aus natürlich vorbewittertem Corten Stahl wurden auf verschiedene Weisen mit floralen Motiven versehen, manche ausgestanzt, andere nur eingeprägt. Am niedrigsten Punkt des Platzes wurde ein Wasserspiel mit Fontänen erstellt, welches nicht nur Kinder zum Spiel einlädt, sondern auch symbolisch neue Frische für den Platz bedeutet. Am gegenüberliegenden Ende befindet sich nun ein Kinderspielplatz, direkt neben einem schattigen Ort für Eltern und Großeltern. Die bestehende Vegetation wurde um das Doppelte ergänzt. Große Kastanien veränderten das Gesamterscheinungsbild des Ortes. Neue Beleutungen wurden istalliert, die den Platz und die Arkaden der umgebenden Bebauung in den Abend und Nachtstunden besser ausleuchten und so ein höheres Maß an Sicherheit bieten. Granitplatten als Bodenbelag in unterschiedlich kontrastierenden Farben strukturieren und unterstreichen die natürliche Topographie des Plaza de la Luna. 12 Pfarrkirche Santa Monica Vicens & Ramos 2006 M9 - Rivas Urbanizaciones Mit einer Eruption von Licht hinter dem Altar, von allen Seiten aus sieben monumentalen Lichtröhren angestrahlt und von Winkelplatten aus Blattgold gleichsam in Flammen gesteckt, ist die Pfarrkirche Santa Monica der Madrider Architekten Ignacio Vicens und José Antonio Ramos, 20 Kilometer südöstlich von der spanischen Hauptstadt in Rivas-Vaciamadrid gelegen, ein moderner, suburbaner Abkömmling der theatralischen Barock-Kirchen der Gegenreformation. Der Bau nimmt den größten Teil des unhandlichen Grundes ein, welchen die Stadt der örtlichen Erzdiözese abgetreten hat, und bildet von seiner krummen Rückseite bis zur Apsis einen durchgängigen Baukörper, dessen höchstes, in einem schwindelerregenden Winkel aufgesetztes Element den Platz der traditionellen Turmspitze einnimmt. In den Worten von Ramos „entsteht sie aus einer einzigen Linie und öffnet sich progressiv zur Explosion der Apsis hin.“ Mit seinem Programm sakraler Skulpturen und Kunstwerke, welche von den Architekten in Auftrag gegeben wurden, und in Verbindung mit der modernen, budgetbewussten Geradlinigkeit seiner Räume (Stahlstruktur und Leichtmetallhülle kommen der Schlichtheit einer Industriehalle nahe, so Ramos) ist das Bauwerk auch Erbe der modernen, in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von Architekten wie Miguel Fisac, Francisco Javier Sáenz de Oíza, José Luis Fernández del Amo und José María García de Paredes in Spanien erbauten Kirchen – tief gläubigen Männern, was auch 14 für Ignacio Vicens gilt, der Opus-Dei-Mitglied ist. Zur Anerkennung dieser Ahnenreihe stammt das nüchterne Eisen-Kruzifix am Presbyterium von dem Künstler José Luis Sánchez, der damals ein Pionier in der Modernisierung spanischer Sakralkunst war und mit vielen modernen Architekten an Kirchenbauten zusammengearbeitet hat. Andere Bildelemente der Arbeit stehen noch direkter unter barockem Einfluss. Javier Vivers Skulpturen der hl. Monika und der Jungfrau, mitten in die Fanfare der Apsis-Lichter gestellt, sind direkt von barocker Bildsprache inspiriert, wie Vicens betont: „Viver ist ein junger Künstler, der sich auf Video-Kunst spezialisiert. Hier hat er figurative Werke geschaffen – die Gesichter, Hände und Füße. Der Rest ist ein Magma aus bewegten Drapierungen, das an Berninis Skulptur der Beata Ludovica Albertoni oder die Verzückung der hl. Theresa denken lässt.“ 16 In der Sakristei ist eine Christusfigur des Künstlers Javier Martínez an der Wand gegenüber dem großen Spiegel angebracht, vor dem der Priester seine Gewänder für die Messe anlegt, und schwebt hinter ihm, während er seinen Ornat ordnet. Wie in vielen Barock-Kapellen wird das Bildnis von einer Seite durch das Licht aus einem südseitigen Fenster beleuchtet. Und José Manuel Ciria hat eine kleine Kapelle in einen durchgehenden Fries gewickelt, der die Erschaffung der Welt darstellt. Mit ihrer einheitlichen, geschlossenen, in Cortenstahl gefassten Form und ihren ausdrucksvollen Gesten ist die Kirche Santa Monica aber auch unverkennbar eine zeitgenössische Arbeit, trotz der Tatsache, dass sie vor mehr als zehn Jahren konzipiert wurde (die Errichtung wurde hauptsächlich wegen finanzieller Probleme verschoben). Vicens und Ramos haben ihre Lektionen in Minimal Art und Konzeptkunst bei Architekten wie etwa Jacques Herzog und Pierre de Meuron und die Ausdrucksmöglichkeiten in nicht orthogonalen Formen bei Leuten wie Frank Gehry, Rem Koolhaas und anderen gelernt. Die Trompeten oder an Tiere erinnernden Fühler der Apsis lassen an die „Finger” denken, die vom Dach der Leichenhalle in León, Spanien, aufsteigen, um natürliches Licht in ihre Kapelle zu bringen, die von Jordí Badía entworfen und im Jahr 2000 eröffnet wurde, wenngleich Vicens und Ramos die plumpen figurativen Obertöne dieses Bauwerks geschickt vermeiden. Dienstag 04 Mai 2007 09.00 09.45 13.00 18 Frühstück (Selbstverpflegung) Treffen Plaza de la Luna El Mirador Celosia Sozialwohnungen Pause CMS San Blas Bürgeramt San Fernando de Henares Schwimmbad San Fernando de Henares 20 El Mirador MVRDV, Blanca Lleó 2005 ML1 - Antonio Saura Das Mirador steht in Sanchinarro, auf einem freien Grundstück am nordöstlichen Stadtrand von Madrid, in einer Gegend, die erst vor kurzem erweitert wurde, ist durch Schnellzufahrtsstrassen zur Autobahn begrenzt und dazu bestimmt, ein neues Wohngebiet zu werden. Es fügt sich in das von Ayuntamiento de Madrid geförderte Programm zwecks Umgestaltung der Stadtrandgebiete, die das Ergebnis der wildesten Städteplanung sind, ein. Die in Bezug auf die Bevölkerung, drittgrößte Stadt Europas hat sich, in der Gewalt von Grundstücksspekulationen, ohne logischen Plan und vor allem ohne Berücksichtigung der architektonischen Qualität und Bewohnbarkeit der Wohnviertel, nämlich ölfleckartig ausgebreitet. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2001 zahlreiche Madrider Architekten ausgesandt, um in Zusammenarbeit mit den großen internationalen Architekturbüros, Vorschläge für Wohngebäude zu entwickeln, die der steigenden und immer unterschiedlicheren Nachfrage nach Unterkünften genügen, aber gleichzeitig zu einem ikonischen Bezugspunkt für die ganze Stadt avancieren. Das für Sanchinarro ausgewählte Vorhaben ist das von Blanca Lleó und MVRD entiwickelte, die ein Gebäude vorgeschlagen haben, das mit seinen 22 Stockwerken die Gleichförmigkeit und Ebenheit der geschlossenen Häusergruppen, mit maximal sechs Stockwerken hohen, für den Madrider Stadtrand typischen Gebäuden, unterbricht. 22 Das Mirador sondert sich von der Logik der Wolkenkratzer oder vom Wohngebäude mit rationalistischem Gepräge, die von der monotonen und seriellen Wiederholung der Grundwohneinheiten gekennzeichnet sind, ab, um eine gegliedertere und komplexere Komposition vorzuschlagen. Das Gebäude nimmt, auf der Grundlage der unbestreitbaren Wohnraumwerte Gestalt an. Seine 25.393 Quadratmeter Fläche beherbergen eine Vielfalt an Wohnsituationen und ‚typologien mit dem Zweck, verschiedene Bevölkerungsgruppen und unterschiedliche Lebensstile in einem einzigen Gebäude zu integrieren. Die 165 Wohnungen sind nach Typologie, in 9 kleine Gebäude, die um die große zentrale Leere der Panoramaterrasse zusammengesetzt und durch ein durchgehendes Verkehrssystem verbunden sind, organisiert. Die Verbindungsbereiche sind wie eine Reihe kleiner, senkrechter Straßen, die sich entlang des Wegs verwandeln und auf diese Weise die Verschiedenheit der einzelnen Wohnblöcke und ihre Organisation in „Mini-Viertel“ hervorheben, konzipiert. Die Absicht besteht darin, ein flexibles Wohnungssystem zu bieten, das an die Identität, die jeder Bewohner seinem Aufenthaltsort geben möchte, angepasst werden kann und bereit ist, der wechselnden Nachfrage gerecht zu werden. Diese typologische Verschiedenartigkeit tritt in den Aufrissen, dank der Modulation und Stellung der Öffnungen sowie wegen der unterschiedlichen Materialien, Texturen und Farben der Verkleidungssysteme, hervor. Steinplatten, Mosaiksteine und Zement in Grau-, Schwarz- und Weißabstufungen unterstreichen die diversen Blöcke während die dem Verkehr vorbehaltenen Bereiche durch ihr schrilles Orange deutlich erkennbar sind. Für die Schaffung von Gemeinschaftsbereichen wurden zwei Lösungen angenommen: auf der einen Seite hat die Entwicklung in die Höhe des Gebäudes ermöglicht, einen bedeutenden Grundstücksteil frei zu lassen, um so zur Schaffung der öffentlichen Bereiche, welche die zeitgenössische Stadt bedarf, beizutragen. Auf der anderen bietet der große gemeinschaftliche Panoramaplatz im zwölften Gebäudestockwerk sowohl den Bewohnern des Komplexes, als auch den Besuchern, die von der spektakulären Aussicht auf die Sierra del Guadarrama angezogen sind, einen wichtigen Treffpunkt. Das Vorhaben sieht nämlich eine große Rolltreppe, die vom Gebäudevorplatz aus, direkten Zugang zur Terrasse ermöglicht, vor. Auf diese Art öffnet sich die Hausarchitektur dem Kontext und wird, außer zu einem neuen Gesellschaftselement, zum Symbol der Wiedergeburt des Madrider Stadtrands. 24 Celosia MVRDV, Blanca Lleó 2008 ML1 - Antonio Saura Im Madrider Stadtteil Sanchinarro, in direkter Nachbarschaft zum Mirador, dem in 2005 gebauten Wohnblock aus einer früheren Zusammenarbeit von MVRDV und Blanca Lleó, wurde soeben eine neue Wohnresidenz der beiden Architekturbürosfertig gestellt. Der ebenfalls durch größere Öffnungen perforierte Wohnblock enthält auf 21 550m² 146 Appartments und neben zwei Parketagen im Low Level auch Gewerbeflächen und Ladengeschäfte im Sockelgeschoss. Bauherr ist die Madrider EMVS Gesellschaft. Im Gegensatz zum Mirador ist die Celosia Residenz horizontal organisiert. Wie Container liegen die 30 zweigeschossigen Blöcke in fünf Lagen übereinander gestapelt und geschachtelt, die dazwischen liegenden großen Öffnungen in der Kubatur lassen Wind und Licht in den Innenhof hinein, überall gibt es Loggien, Patios und Terrassen und öffentliche Freiflächen im gesamten Komplex. Die raumhohen Fenster in rhythmischer Anordnung erlauben Querlüftung für die einzelnen Wohneinheiten und öffnen jedes Appartment zu einer kleinen Plaza. Die Fassade besteht aus mit Polyurethan beschichtetem Beton, der dem Gebäude ein je nach Lichteinfall wechselndes Aussehen verleiht. 26 Sozialwohnungen Burgos & Garrido 2007 ML1 - Antonio Saura Der Wohnblock mit seinen 170 Sozialwohnungen steht ebenfalls in der neu geplanten Vorortgegend Sanchinarro im Norden Madrids. Der Block öffnet sich U-förmig im Süden zur Straßenseite, wo die leichtere innere Fassade sichtbar wird. Auf diese Art wird der üblicherweise ­geschlossene Innenhof mit der Straße verbunden. Die verschiedenen Häuser werden vom Innenhof aus betreten. Die Fassade nach Außen orientiert sich an den städtischen Maßstäben der Umgebenden Bebauung. Der Hochpunkt am nördlichen Ende des mäanderisierenden Baus bietet Orientierung und stellt eine ­wiedererkennbare Landmarke im Stadtbild des neuen Vorortes dar. 28 CMS San Blas Estudio Entresitio 2007 M7 - San Blas Das Gesundheitszentrum San Blas ist ein Gebäude, das seit der Wettbewerbsphase die klare Grundidee eines „nicht verorteten Gebäudes“ hatte. Es scheint eine effektive und konsequente Form eines funktionalen Raumprogramms mit geringer Relevanz für das Umfeld zu sein. Um die Qualität des Innenraums hervorzuheben, überprüfen wir die corbusianische Idee von der „Versöhnung der Gegensätze“. Der hermetische und massive Charakter des Außenraumes steht im Gegensatz zu den offenen und leichten Innenräumen. 30 Das Raumprogramm des Gesundheitszentrums entfaltet sich ausschließlich in einer einzigen Etage. Die verschiedenen Abteilungen gliedern sich in einem orthogonalen Raster von irregulärer aber niedriger Dichte. 13 Atrien, gefolgt von drei parallelen Korridoren führen versetzt in öffentliche und private Teile. Im Gegensatz zu diesem offenen Raumsystem, generiert durch die Innenhöfe, wirkt die massive und stringente Fassade wie eine kontinuierliche, verschlossene Masse aus Sichtbeton. Die Absicht der Schwere wird mit einer unebenen und horizontalen Schalungsstruktur aus Holz noch verstärkt. Das Fehlen von Löchern in der Vertikalen der äußeren Schalung führt dazu, dass die Verbindung zwischen Innen- und Außenraum vertikal verläuft. Die Verglasungen definieren keine Innenhöfe, sondern sind Löcher in der Fassade, horizontal von der äußeren Ecke des Gebäudes und entwickeln eine vertikale Beziehung, die es ermöglicht einen ungerichteten Innenraum zu generieren. Zusammenfassend steht der grundsätzliche Versuch im Vordergrund, die experimentelle Form und die Wahrnehmung des Raumes in einer klaren räumlichen Form zwischen Einfühlsamkeit und Geometrie zu definieren. 32 Bürgeramt San Fernando de Henares Sancho - Madridejos 1999 M7 - San Fernando Das Gebäude ist ein kompakter, steinharter Baukörper, perforiert von räumlichen Projektionen. Der Fokus liegt auf der Kontrolle, Definition und Auffassung der Räume, die diese Eingriffe begleiten. Die Gelegenheit, die sich mit der Wettbewerbsaufgabe bot, einen 17,5 Meter breiten Kasten entlang den starken, ruhigen Resten einer Fassade aus dem 18. Jahrhundert zu bauen, produzierte ein Spiel der Gegensätzlichkeiten: Eine lineare Fassade gegen ein Solides Volumen, eine symetrische Fassade gegen ein Feuerwerk aus Symetrien, vektorischer Rhytmus gegen projezierte Räume. Das Gebäude steht auf den historischen Überresten und integriert diese mit der Geometrie und dem Rhytmus der alten Fassade. Die Organisation des Gebäudes in zwei symmetrische Flügel mit einem zetralen, beide Teile vereinenden Körper wurde in dem Projekt wieder aufgegriffen. Im Nordflügel befinden sich nun auf drei Etagen die Räume des Gemeinderats, während der Südflügel das Bürgeramt mit seinen öffentlichen Bereichen beherbergt. So unterschiedlich die Nutzungsanforderungen der beiden Bereich sind, so unterschiedlich sind auch die Strukturen der Bauteile. Die freieren öffentlichen Räume mit ihrer unabhängigen Struktur und ganz unterschiedlichen Raumdimesionen und die vertikal organisierten, gleichmäßigen Räume der horizontalen Büroebenen. Das räumliche Highlight ist der 8x8x8 Meter messende Einschnitt in der Mitte des Baus, der komplett mit transluzenten Onyxplatten verkleidet ist. 34 Schwimmbad San Fernando de Henares Mansilla & Tuñón 1998 M7 - Henares Die Erweiterungen der städtischen Sportanlage von San Fernando de Henares östlich von Madrid beinhaltet den neuen Eingangsbereich des Areals und ein neues Hallenbad. Der linear strukturierte Entwurf der Architekten sieht zwei ineinander gestellte Boxen vor, eine innere, verglaste Box, die das Schwimmbad beinhaltet und eine Äußere, dessen Hülle aus vorfabrizierten Betonteilen besteht, die wie ein grobmaschiges Gitter die Halle umspannen. Der Platz zwischen den Boxen wird teilweise aufgeweitet um unterschiedliche Funktionen aufzunehmen und gleichzeitig einen halboffenen Bereich freizugeben, der die Erschließung und den Zutritt des Gebäudes aufnimmt. Da der Grundwasserspiegel durch die Nähe zum Fluss Henares sehr flach unter Bodenniveau liegt ­wurde das Schwimmbad auf der Ebene des ersten Obergeschosses angelegt. Die darunter liegenden Räume können auf diese Weise für Lager und Technikräume genutzt werden. Außerdem hebt sich das dadurch zweigeschossige Foyer über die flache Umgebung und lässt so einen klareren Sichtbezug zum Horizont und zu den vielen angrenzenden Bäumen von Innen zu. Tagsüber bekommen die Schwimmhalle und das Foyer Tageslicht durch die filterhafte Fassade, während das Gebäude Nachts eher einem hinterleutetem Korb gleicht, der als blinkender Referenzpunkt für Passanten dient. 36 Mittwoch 05 Mai 2007 09.00 09.45 15.00 38 Frühstück (Selbstverpflegung) Treffen Plaza de la Luna Museo Reina Sofia Erweiterung Bahnhof Atocha Denkmal des 11. März 2004 Regionalarchiv und Bibliothek Pause Matadero Madrid Bibliothek Usera CMS Usera 3 Sozialbauten in Carabanchel Museo Nacional Reina Sofia Jean Nouvel 2005 M1 - Atocha Am 26. September 2005 wurde in Madrid das Königin-Sofia-Museum eröffnet. Der Erweiterungsbau für ein Hospital aus dem 18. Jahrhundert, in dem das Nationalmuseum untergebracht ist, stammt von Jean Nouvel (Paris). Nouvels Erweiterungsbau wollte sich nach den Worten des Architekten dem Altbau des Königin-Sofia-Museums unterordnen und ihn respektieren. Mit seiner grellroten Farbgebung, den glänzenden Fassadenelementen und spektakulären Dachkonstruktion über einem dreieckigen Grundriss stiehlt er dem schlichten Hospitalsbau des Architekten Francisco Sabatini allerdings die Schau. Wie beim Kongresszentrum in Luzern versammelt Nouvel die unterschiedlichen Räume, Treppenhäuser, Hallen und Säle unter einem Dach. Verschiedene Volumen und Körper wurden übereinandergestapelt und arrangiert. Sie werden von dem flachen, tragflächenartigen Dach überragt, das die Linie des obersten Simses des Altbaus fortführt: Vorher standen hier drei Gebäude, die abgerissen und in einem vergleichbaren Volumen an anderer Stelle wieder aufgebaut wurden. Zwei Mauern dieser alten Bauten blieben erhalten, um die Mutation des Ortes zu verdeutlichen. Auch die bestehenden Bäume wurden in der Planung berücksichtigt. Die drei neuen Gebäude haben unterschiedliche Funktionen und bilden einen Winkel, der einen dreieckigen Innenhof einfasst. 40 Im südlichen Bau ist eine Bibliothek untergebracht, im westlichen Trakt, der als eine Rotunde das Gelenk zwischen den beiden Flügeln bildet, befinden sich ein Auditorium, eine Bar und ein Restaurant, und im nördlichen Teil die Ausstellungsräume. Die Ausstellungsräume sind direkt mit dem Altbau verbunden. Im Gegensatz zum historischen Museum mit seiner ­abweisenden Lochfassade wirkt diese Gebäudeorganisation einladend und offen. Die großen Fensterflächen und die sich in der Fassade abbildenden Treppenläufe kehren das Innere nach außen, lassen das ­Museum in das enge städtebauliche Umfeld hineinwirken. Trotz der angekündigten Bescheidenheit gegenüber dem historischen Gebäude hat Nouvel einen extrovertierten, fast schrillen Bau geschaffen, der neben den Kunstexponaten für Besucher eine weitere Attraktion ­darstellen wird. Der Bau wurde bereits 1999 begonnen und hat 92 Millionen Euro gekostet. 42 Erweiterung Bahnhof Atocha Rafael Moneo 1992 M1 - Atocha Renfe Der Bahnhof Atocha (spanisch Estación de Puerta de Atocha) ist einer von zwei großen Fernbahnhöfen Madrids. Im Gegensatz zum Nordbahnhof Chamartín liegt Atocha im Zentrum der Stadt, an der Plaza Emperador Carlos V, unweit des Botanischen Gartens und des Museo del Prado. Atocha wurde als Kopfbahnhof angelegt. Die alte Bahnhofshalle ist berühmt für ihre große Dachkonstruktion aus Gusseisen und Glas, die zwischen 1888 und 1892 im Jugendstil von dem aus Bilbao stammenden Architekten Alberto del Palacio Elissague erbaut w ­ urde. 1992 plante der Architekt Rafael Moneo südlich davon die neue Erweiterung des Bahnhofs, der, wie auch der Jugendstilbau zuvor als Sackbahnhof konzipiert wurde. Seither befindet sich unter dem riesigen Gewölbe der alten Bahnhofshalle ein tropischer Palmengarten, der als Wartehalle und Treffpunkt genutzt wird. Durch den Umbau wurde der Bahnhof vier mal größer als zuvor. Mit der Zusammenkunft von Fernverkehrszügen, S-Bahnlinien und der Metro auf verschiedenen Ebenen wurde Atocha somit einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Am 11. März 2004 wurde der Bahnhof während der morgendlichen Hauptverkehrszeit zu einem der Schauplätze der Madrider Zuganschläge. 44 Denkmal des 11. März 2004 Estudio fam 2007 M1 - Atocha Renfe Seit März 2007 erinnert ein gläsernes Mahnmal direkt am AtochaBahnhof in Madrids Zentrum an die Opfer der Terroranschläge vom 11. März 2004; in vier Vorortzügen wurden damals durch Bomben­ explosionen 191 Menschen getötet und 1824 verletzt. Der gewonnene Wettbewerbsentwurf der jungen Architektengruppe FAM aus Madrid besteht aus einem oberirdischen, gläsernen Zylinder und einem direkt darunter liegenden 500 m2 großen Gedenkraum. Der Glasturm steht inmitten einer großen Verkehrsinsel im Vorbereich des Atocha-Bahnhofs. Durch die äußere Hülle fällt Tageslicht in den kobaltblau gehaltenen Gedenkraum und erhellt diesen. 46 Nachts kehrt sich der ­Effekt um: Die massive Glaswand wird, von innne ­angestahlt, zu einem leuchtenden Kunstwerk. Im Innenren des Glaszylinders schwebt als Pneukonstruktion eine transparente ETFE-Folie, die ähnlich einer Traglufthalle durch Luftüberdruck im Gedenkraum stabilisiert wird. Die amorphe Form ist mit vielsprachigen Kondolenzbekundungen bedruckt, die nach dem Attentat am Bahnhof niedergeschrieben wurden. Der Gedenkraum wid von der Bahnhofspassage im Untergeschoss erschlossen. Glasscheiben mit kunstvollen Mustern separieren diesen Bereich der Ruhe und Meditation vom lebhaften und hektischen Treiben des zentralen Verkehrsknotenpunkts. Die äußere 11 m hohe Hülle besitzt einen annähernd eliptischen Grundriss (8 x 11 m) und besteht aus ca. 15.600 massiven Glassteinen, die miteinander verklebt sind. Die Krümmungen verleihen der Glaswand eine beträchtliche Steifigkeit und bilden eine Schalenstruktur aus tragendem Glas, bei der auf sonst übliche und optisch störende Stahlelemente verzichtet wird. Um den oberen freien Rand auszusteifen und so eine Formveränderung der Struktur unter horizontalen Windlasten zu verhindern, ist die Dacheindeckung flächig mit den Glasblöcken verklebt. Eigens für dieses Projekt wurde die Steingeometrie mit einer konkarven und einer konvexen Seite entwickelt, um mit nur einer Form die unregelmäßige Krümmung des Grundrisses zu realisieren. Die 200x300x70 mm großen Blöcke wurden in speziellen Pressformen unter Druck hergestellt. Auf der Baustelle wurden die einzelnen Pressglasblöcke mit Hilfe eines UV-aushärtenden Acrylatklebers gefügt und kraftschlüssig mit einander verbunden. Das transparente Einkomponentenprodukt wurde in Zusammenarbeit mit dem Hersteller optimiert. 48 Regionalarchiv und Bibliothek Mansilla & Tuñón 2003 M3 - Delicias Im Jahr 1994 lobte die Stadt Madrid einen öffentlichen Wettbewerb aus, in dem die Planerteams das Gelände der ehemaligen Aguila Brauerei zu einem neuen Dokumentationszentrum mit einem Regionalarchiv und einer umfassenden Bibliothek umplanen sollten. Die Idee war es, ein Zentum zu schaffen, das sich den Erhalt, die Lagerung und Veröffentlichung des dokumentarischen Erbes der Region zur Aufgabe macht. Als Ausgangspunkt für den Entwurf von Mansilla & Tuñón diente die bis dahin der Öffentlichkeit vorenthaltenen, weiträumigen Freiflächen des Geländes und die offenen großen Räume des Bestands. Die Architekten addierten neue Baukörper, die durch ihre Stellung zueinander neue Außenräume schaffen und die Fläche des Areals auf 30.000 m2 verdoppeln. Der Gesamtbetrieb der Anlage wurde in verschiedene konzeptionelle Module unterteilt: Einlagerung, Erhalt, öffentliches Angebot und Publicity. Der Entwurf der Neubauten mit ihrer modernistischen Erscheinung spielt einerseits mit dem industriellen Charakter seiner Nachbarn, stellt andererseits aber auch die Neuerung dar, die sich in den Hüllen der Körper manifestiert. Die neue Regionalbibliothek hält mit ihren 10.000 m2 Platz für nahezu 100 km Regalfläche bereit. In den renovierten Räumen und ehemaligen Silos der alten Brauerei befinden sich nun eine Medienbibliothek, Bücherlager und das öffentlich zugängliche Archiv. 50 Matadero Madrid Arturo Franco Diaz, Fabrice van Teslaar 2011 M3 - Legazpi Der Madrider Bürgermeister liebt es pharaonisch: da wird eine Autobahn unter einen Fluss gelegt, werden vier Wolkenkratzer vor die Tore der Stadt gesetzt, ein riesiges unterirdisches Informationszentrum für Touristen eingeweiht und ein ehemaliges Schlachthofgelände von 150 000 Quadratmetern zum Kulturzentrum umgewandelt. Matadero Madrid soll sich ganz der aktuellen Kreation widmen und die Kultur-Achse vom Thyssen-Bornemisza-Museum und Prado bis weit in den Süden an den Manzanares-Fluss verlängern. Das einzigartige Ensemble aus zahlreiche Hallen, weitläufigen Höfen, Bürogebäuden und Garagen, in denen der Viehmarkt und der zentrale Schlachthof von Madrid untergebracht waren, hatte der Architekt Luis Bellido zwischen 1910 und 1925 errichtet. Viele Jahre verfielen die Klinkerbauten, seit 1997 steht der Komplex unter Denkmalschutz, seit 2003 hat das Rathaus sich seiner angenommen und den phasenweisen Ausbau geplant. Bis 2011 stehen 111 Millionen Euro zur Verfügung, zu 75 Prozent von der Stadt getragen, den Rest steuern die Messegesellschaft, die Region und das spanische Kulturministerium bei. Heute funktionieren ein modernes Theater, das dem ehrwürdigen Teatro Español angeschlossen ist, das Ballett, ein Saal für wechselnde Kunstausstellungen und das Designcenter sowie mehrere dem Publikum zur kreativen Schöpfung zur Verfügung stehende 52 54 ­ eitgehend leere Räume mit Tischen, an denen bis zu 50 Personen w Platz finden oder einer Tischtennisplatte, die von drei Jugendlichen genutzt wird an einem heißen Nachmittag Anfang September. Einer der großen Höfe ist mit fahrbaren Chill Out-Kojen ausgestattet, in die sich die erschöpften Besucher zurückziehen und das Zusammenspiel der modernen Be- und Entlüftungsröhren, die wie Eingeweide aus den alten Klinkergiebeln herausquellen, betrachten können. Der Eingangsbereich wie auch das Designcenter – im Moment mit einer Ausstellung holländischen Designs – sind in einem gewollt provisorischen Stil gehalten, Material- und Farbreste platzen von der Rohbeton-Decke, Lichtleisten und Belüftungsrohre wurden unverkleidet durch die Räume gelegt. Natürliches Licht wechselt mit matten von Neon gespeisten Zwischenwänden, die tagsüber eine gelungene Illusion von Tageslicht erzeugen. Dazwischen finden sich fensterlose Konferenzsäle und Platz für lichtscheue Videokunst. Den Boden bilden rustikale Gummiflächen mit eingelassenen Schienen, in denen jederzeit Stellwände verankert und verschoben werden können. Noch wirken die ersten 20.000 restaurierten Quadratmeter als wüsste niemand wirklich etwas damit anzufangen und darin könnte sein Reiz liegen. Alles ist riesig, die Dimensionen lassen den Möglichkeiten freien Lauf. Selbst wenn das Lektürezentrum, die Halle für die 200 Kunstwerke umfassende Arco-Sammlung und das Modemuseum einmal fertiggestellt sein werden, soll dieser improvisierte Charakter erhalten bleiben, soll der Raum sich den Gegebenheiten flexibel anpassen können. Eigentlich ein Traum für jeden Künstler, doch gerade davon ist noch nicht viel zu sehen. Die Werkstätten und Wohnräume für Künstler, mit denen der Bürgermeister das „aktuelle Schaffen“ ankurbeln wollte, sind noch Planung und der Verband der Kunstschaffenden spricht von undurchsichtigen Kriterien bei der Vergabe von Hilfen und Stipendien. Dabei wären subventionierte Arbeitsstätten für Künstler im teuren Madrid dringend nötig. Die einzigen, die hier im Moment schaffen, sind die multikulturellen Scharen internationaler Handwerker und Bauarbeiter. 56 Stadtteilbibliothek Usera Abalos Sentkiewicz & Herreros 2004 M6 - Usera Der siebengeschossige Turm der neuen Stadtteilbibliothek hebt sich deutlich von seiner Umgebung ab, denn der Großteil der Bebauung in Usera, einem Arbeiterviertel im Süden von Madrid, besteht aus kleinteiligen Wohnhäusern. Die erhabene Stellung des mit Aluminium verkleideten Bücherturms verstärkt ein Sockelbau aus lachsfarbenem Beton. Er überbrückt die unterschiedlichen Höhenniveaus der beiden Straßen, die das Grundstück fassen und präsentiert sich mit seinen großen Öffnungen an der Vorderseite als Kulisse zum Flanieren und Verweilen. Auf dem Dach des Sockels ist eine künstliche Landaschaft entstanden, deren Grün unmittelbar an einen Park grenzt. So haben die Bewohner Useras neben der Bibliothek auch noch ein Stück Park hinzugewonnen. In das Gebäude hinein gelangt der Besucher durch diesen flachen Bau, und landet direkt unter dem Turm, der durch einen viergeschossigen Luftraum spürbar wird. Um die Eingangslobby gruppieren sich die Leihbibliothek, der Bereich für Zeitungen und Magazine, sowie die Bücher für Kinder und Jugendliche. Zwei langsam fahrende, gläserne Aufzüge übernehmen den Transport in die Höhe. Sie bieten Einblicke in die beiden identisch gestalteten Lesesäle im 4. und 6. Obergeschoss, denen jeweils ein kleines Freihandmagazin angegliedert ist, oder in den Bereich für audiovisuelle Medien, der in der 9. Etage liegt. Alternativ kann der Besucher die Treppe in der Südostecke benutzen, an die kompakt die Kerne für Toiletten und Technik 58 a­ ngegliedert sind. Außerdem befinden sich in diesem Gebäudeteil die Verwaltung, ein Büchermagazin und weitere Leseplätze. Gläserne Trennweände ermöglichen von jedem Raum aus den Blick durch das Gebäude und durch die feststehenden Sonnenschutzpaneele bis ins Freie. Außergewöhnlich gestaltet sind die Lesezonen. Ihre Wände tragen eine bunt gemusterte Tapete, entworfen von dem Künstler Peter Halley, die das Flair der Gran Cafés ins Haus holt und so den Aufenthalt für den Besucher angenehm macht. CMS Usera Estudio Entresitio 2010 M6 - Usera Das 2008 eröffnete Gesundheitszentrum in San Blas wurde von seinen Nutzern so positiv angenommen, dass sich die im Süden Madrids befindende Gemeinde Usera dazu entschloss, den Architekten den Auftrag zu geben, ein vom Raumprogramm, Konzept und der Gestaltung identisches Zentrum in ihrer Gemeinde zu errichten. Die Architekten verwendeten die immer noch überzeugende Lösung wieder und hüllten den verspäteten Zwilling in ein neues Gewandt. Diesmal kleideten sie das elegante Gebäude mit seiner Innenhofstruktur in eine Haut aus grünem Metallgewebe und schafften es so, ihm eine föllig neue Leichtigkeit zu geben. Die Flächen der überhöhten Wände an den Innehöfen wurden wie zuvor auch im Kontrast zum Rest der Fassade gesetz, diesmal glatt und weiß. 60 Sozialwohnungen Carabanchel Foreign Office Architects 2007 M11 - Carabanchel Alto Im Rahmen eines mehr als knappen Budgets sollte dieses Projekt mit 100 Sozialwohnungen am Rande Madrids realisiert werden. Das Grundstück grenzt im Westen an einen neu angelegten städtischen Park und ist von den anderen Seiten umgeben von gleichartigen Häuserblocks. Die Anzahl der Wohneinheiten sowie der prozentuale Anteil der einzelnen Wohnungsgrößen war ebenso vorgegeben wie die Bebauungshöhe. Einzig die Positionierung des Baukörpers auf dem rechteckigen Grundstück blieb den Planern überlassen. Inspiriert durch die Nähe zum Park und die Nord-Süd Ausrichtung des Grundstücks sieht der Vorschlag der Architekten einen möglichst kompakten Körper vor, der einen privaten Garten auf der Ostseite freilässt und dessen Einheiten eine Verbindung zwischen beiden Gärten herstellt. Um dies zu erreichen, wurde die gesamte Fassade der schlauchigen Einheiten raumhoch verglast. Die 1,5 Meter breiten umlaufenden Veranden werden duch die öffenbaren Bambusläden zu einer Art Pufferzone zwischen Innen und Außen. Das Ziel war es, möglichst großzügigen, flexiblen und qualitativen Wohnraum zu schaffen und die Kleinteiligkeit und Unterschiedlichkeit der Einheiten unter einer homogenen Hülle zu vereinen. Der primäre architektonische Effekt ist nicht abhängig von der Vision des Architekten sondern ein Resultat der Verhalten der Bewohner; als sei die Fassade ein Momentenindex der gesammelten Auswirkungen individueller Entscheidungen. 62 Sozialwohnungen Carabanchel Dosmasuno Arquitectos 2008 M11 - Carabanchel Alto Trotz der Bebauungsvorschriften eines Grundstücks, müssen es Orte schaffen ihre eigene Persönlichkeit auszudrücken, natürlich zu erwachsen, sich selbst zu konstruieren. Dieses Beispiel wurde entlange eines Grünbereichs erbaut, gegen die Ansammlung öffentlicher Plätze, die das alte Carabanchel mit dem Wald durch die neue Nachbarschaft. Als Antwort darauf setzt sich dieser Baukörper auf die Grundstücksecke, nach dem Genius Loci des Ortes, der Blicke und optimaler Ausrichtung suchend. Ost und West teilen sich hier den Süden, besänftigen so die Innenräume und definieren die Hülle. Die Wohnungen erweitern sich von dem durchgehenden Kernbau aus über modulare Auskragungen auf die Anforderungen des Raumprogramms. Der Kernriegel wurde nach Blick- und Sonnenseiten ausgerichtet und seine zwei Hauptteile, Schlaf- und Wohnräume wurden an der Südseite aufgeschichtet, von der sie mit einem Filter geschützt werden, hinter dessen Rückseite sich ein Nebenraumstreifen verbirgt. Hinter diesem Streifen wandern die kubisch addierten Baukörper wie Wolken über die Fassade. Die strikte Ordnung, die durch den linearen Kernkörper erreicht wird wird in changierende Volumen aufgelöst. So werden die Wohnungen zu „Wohnmaschinen“, als die sie auch entworfen wurden, und die sich an Oberflächen anpassen und die Übergangsräume zwischen den Kuben reduzieren. 64 Sozialwohnungen Carabanchel Morphosis 2006 M11 - La Peseta Der Entwurf, den das kalifornische Büro Morphosis für einen Sozialwohnungsblock in Carabanchel entwickelte, stellt eine reaktionsfähige Alternative zu den konventionellen Wohnblöcken seiner Umgebung dar. Anstelle einer rigiden stapelstruktur, schlugen die Planer vor, dass eine rhytmische Struktur besser mit den Mustern einer Nachbarschaft übereinkommen könnte. Mit unterschiedlichen Ebenen sozialen Umgangs, Kommunikation und Organisation respektiert der Entwurf traditionelle Wohngepflogenheiten, ist einfach und zugleich flexibel genung um je nach bedürfnis aktualisiert oder erweitert zu werden. Die Typologie des Wohnens zu ändern ist ein langwieriger Prozess, dennoch ist er schneller und effektiver als eine gesamte Neustadtkonfiguration zu ändern. Die einheitliche Struktur öffentlicher Wohnbauprojekte wurde aufgelöst und und in seriellen Raumabfolgen so wieder zusammengesetzt, dass eine dorfähnliche Mittelpartie entstand, flankiert von zwei mehrgeschossigeren, kompakten Flügeln an der Nord und Südseite. Loggien und Grünflächen für die moderaten Baukörper bieten Gemeinschaftsorientierte Annehmlichkeiten wie private und öffentliche Höfe, die durch Blickachsen miteinander kommunizieren. Als ein Prototyp für zukünftige Entwicklungen, reagiert das Gebäude auf eine Vielzahl umgebender Maßstäbe, Gebäudetypen und Bedingungen und könnte dadurch als Strategie für größere, komplexere Entwicklungsstandorte dienen. 66 Donnerstag 06 Mai 2007 68 09.00 09.45 14.30 Frühstück (Selbstverpflegung) Treffen Plaza de la Luna Wohnhaus Calle Clavel Museo Thyssen-Bornemisza Museo Prado Pause im Jardín Botanico Caixa Forum 20:00 Treffen Parque del Retiro Wohnhaus Calle Clavel Carlos de Riaño 2005 M1, M5 - Gran Via Dieses Projekt ist ein Beipsiel für die Integration moderner Bauten in historischer, urbaner Umgebung, in diesem Fall, dem Stadtzentrum von Madrid. Die Integration geschieht in diesem speziellen Fall mithilfe der architektonischen Sprache, die absichtlich auf eine Reinterpretation der vergangenen Architektur verzichtet. Das Gebäude bringt hochdichtes Wohnen in einen baulich bereits gesättigten historischen Distrikt. Obwohl diese Entscheidung nicht der Wunsch des Entwurfsverfassers war, kann man sich nur fragen, ob ein gestreuteres Nutzungsprogramm für diesen speziellen, bevölkerungsdichten Kontext angemessener gewesen wäre, in dem es ohnehin bereits an öffentlichen Einrichtungen mangelt. Das siebengeschossige Gebäude wurde mit Naturstein verkleidet und bietet seinen Bewohnern mit Hilfe von metallischen, bündig in der Fassade sitzenden Klappläden die Möglichkeit zu individueller Verschattung. Die Erschließung der einzelnen Wohneinheiten geschieht über Laubengänge im großzügigen, mit glattem Backstein gestalteten Innenhof des Komplexes. Horizontal durchlaufende Betondecken zonieren das Gebäude und machen seine klare Gliederung sichtbar. Lange, einläufige Verbindungstreppen zwischen den beiden Blockartigen Wohnkörpern vermitteln Transparenz und Großzügigkeit. 70 Museo Thyssen Bornemisza BOPBAA 2004 M2 - Banco de España Anfang 2004 wurde die Erweiterung des Museums Thyssen-Bornemisza Madrid vorgestellt. Architekten des 36 Millionen Euro teuren Projekts sind Manuel Baquero und Francesc Plá mit ihrem Team BOPBAA (Barcelona), die bereits im Jahr 2000 einen entsprechenden Ideenwettbewerb gewonnen hatten. Die berühmte Kunstsammlung der Baronin Carmen Thyssen-Bornemisza ist zuvor in dem 1992 von Rafael Moneo umgebauten Palast „Villahermosa“ in der Innenstadt von Madrid untergebracht. Nun wurde ein weiterer, vom spanischen Kulturministerium angekaufter klassizistischer Stadtpalast umgebaut, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft in der Straße Marqués de Cuba befindet. Der alte und der neue Palast wurden durch einen Neubau verbunden, der, so die Architekten, „das Museum so selbstverständlich erweitert, wie eine Schublade, die sich öffnet“. Durch den Neubau, der sich in einem Garten zwischen den beiden Häusern befindet, wird auch die zuvor beengte Eingangssituation zur Sammlung neu gelöst: Vom Garten aus gelangen die Besucher vorbei an einem unter Rasenniveau abgesenkten Museumscafé über Rampen in die Altbauten. Durch die Erweiterung vergrößert sich die Ausstellungsfläche des Museums insgesamt um fünfzig Prozent; auf insgesamt 8.000 Quadratmetern sind sechszehn neue Säle für die Dauerausstellung, ein Raum für Wechselausstellungen, weitere museumspädagogische Räume sowie eine Bibliothek und Werkstätten entstanden. 72 Erweiterung Museo del Prado Rafael Moneo 2007 M1 - Atocha Ursprünglich wurde der Prado als eine Pinakothek und Glyptothek gegründet, heute umfasst das Museum auch bedeutende Sammlungen von mehr als 5.000 Zeichnungen, 2.000 Drucken, 1.000 Münzen und Medaillen und nahezu 2.000 Kunstgegenständen. Die Skulpturensammlung hat mehr als 700 Objekte und weitere Fragmente. Die etwa 3.000 Gemälde begründen den Rang des Prado als eines der bedeutendsten Museen der Welt, neben der weltweit besten Sammlung spanischer Maler werden unter anderem auch holländische Meister und einige Werke von Botticelli, Caravaggio, Albrecht Dürer und Rembrandt gezeigt. Auslöser für eine Erneuerung des überalterten Museums war der 1989 begonnene spektakuläre Umbau des Louvre. Ein erster Architektenwettbewerb, bei dem sich 500 Architekten bewarben, scheiterte wegen Uneinigkeit für den Siegerentwurf. Nach einem zweiten Wettbewerb 1997 wurde dem Pritzker-Preisträger Rafael Moneo der Auftrag für einen Erweiterungsbau hinter dem Prado erteilt. Im Jahr 2002 klagten jedoch Anwohner gegen den Bau, die um ihre Ruhe fürchteten, offiziell aber denkmalpflegerische Gründe anführten. Seit Jahrzehnten zerfiel der barocke Kreuzgang des angrenzenden Klosters, der bereits von den napoleonischen Truppen zusammengeschossen wurde. Im Erweiterungsbau wurde der Kreuzgang Stein für Stein abgetragen, restauriert und überdacht, zwischen den Balustraden sind heute zum Teil Skulpturen ­aufgestellt. 74 Nach einer weit über zehnjährigen Planungs- und Bauzeit wurde dann im Oktober 2007 der Erweiterungsbau eröffnet. Der Neubau befindet sich auf dem Gelände eines verfallenen Klosters direkt neben der erhaltenen Kirche. Er ist im Grundriss quadratisch und zeigt nach außen eine Ziegelfassade mit gemäßigt monumentalen Säulenordnungen und einem Granitsockel. Im Zentrum des Neubaus befindet sich der ehedem ruinöse barocke Kreuzgang des Klosters. Das von oben in den von einer verglasten Laterne bekrönten Kreuzgang einfallende Licht wird gebündelt und in die Ausstellungssäle in den darunter liegenden Geschossen weitergeleitet. Der Neubau mit seinen 20.000 Quadratmetern Fläche sorgt für eine Verdoppelung das Prado. Alle dienenden Funktionen wie Auditorium, Werkstätten, Labors und Büros wurden in den Neubau verlegt. Im Inneren verwendet Moneo Granit, Holz und gelegentlich Bronze. Der dreieckige Übergangsbereich zwischen Neubau und dem klassizistischen Altbau von 1819 nimmt den Haupteingang mit den entsprechenden Funktionen wie Museumsshop und Ticketverkauf auf. Der 2002 begonnene Neubau hat 152 Millionen Euro gekostet sechs Mal so viel wie ursprünglich veranschlagt. 76 Real Jardín Botanico M1 - Atocha Der Real Jardín Botánico de Madrid oder Königlicher Botanischer Garten von Madrid befindet sich neben dem Prado-Museum im Zentrum von Madrid am Paseo del Prado. König Ferdinand VI hatte den Garten im Jahre 1755 ursprünglich in der Nähe des Flusses Manzanares anlegen lassen. Die 2000 Pflanzen wurden 20 Jahre später von Carlos III verlegt, um hier fortan Botanik lehren zu lassen und Studien in diesem Bereich zu fördern. Die heutige Sammlung umfasst 30 000 Pflanzen, Blumen und ­Bäume einschließlich 1500 Zier-und Heilpflanzen, einem Obstgarten und einem Steingarten. Es gibt Brunnen, Teiche und ein Gewächshaus mit tropischen Pflanzen wie zum Beispiel Bryophyten und auch Pflanzen aus gemäßigtem Klima und Wüstenklima. Neben seinem Bildungsgedanken ist der Real Jardín Botánico de Madrid einfach ein schöner Garten und eine ruhige, grüne Oase in der Hauptstadt. Man kann einerseits zahlreiche alte Pavillons finden, in denen man sich ausruhen kann, andererseits gibt es Gewächshäuser, die auf dem neusten Stand der Technik sind. 78 Caixa Forum Madrid Herzog & de Meuron 2008 M1 - Atocha Entlang dem Paseo del Prado, der von der prachtvollen Plaza Cibeles im Norden bis zum Bahnhof Atocha im Süden führt, befinden sich in kurzer Entfernung die drei wichtigsten Kunstsammlungen Madrids: Museo Thyssen-Bornemisz, Museo Nacional del Prado und Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía. Die Museumsmeile «Paseo del Arte» umfasst die Erweiterung dieser grossen Kunstsammlungen sowie die Errichtung der gerade fertiggestellten Kunsthalle Caixa Forum der renommierten katalanischen Stiftung La Caixa. Damit ist das ambitionierte Projekt «Paseo del Arte» noch nicht abgeschlossen, denn Prado-Direktor Miguel Zugaza möchte sein Museum durch Hinzunahme des angrenzenden Museo del Ejército (Heeresmuseum) und des Casón del Buen Retiro zum «Campus del Museo del Prado» vereinen, um zusätzliche Ausstellungsflächen und ein Forschungszentrum zu erhalten. Zu guter Letzt kommt noch die städtebauliche Umgestaltung des Paseo del Prado durch den Portugiesen Alvaro Siza hinzu. Der Umbau der drei namhaften staatlichen Museen am Paseo del Prado konnte im Herbst 2007 mit dem von Rafael Moneo gestalteten Erweiterungsbau des Museo del Prado beendet werden. Im Februar folgte schliesslich die private Kunsthalle der Stiftung La Caixa. Lange mussten die Madrider auf das mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Caixa Forum des Basler Teams Herzog & de Meuron warten. Doch nun braucht man nur die Strasse zu überqueren, um vom Prado zur 80 neuen Kunsthalle zu gelangen. Auch der erweiterte Musentempel Museo Thyssen-Bornemisza und das Museo Reina Sofía mit Jean Nouvels aufsehenerregendem Anbau befinden sich in unmittelbarer Nähe. Herzog & de Meuron stellten sich der anspruchsvollen Aufgabe, die denkmalgeschützten Umfassungsmauern eines Elektrizitätswerks, der «Central Eléctrica del Mediodía» von 1899, nahezu komplett in den Museumsneubau zu integrieren. Arata Isozaki hatte es etwas einfacher, als er sechs Jahre zuvor für die Caixa Forum-Kunsthalle in Barcelona den Ziegelbau der 1911 von Josep Puig i Cadafalch errichteten modernistischen Tuchfabrik lediglich um einen abgesenkten Eingangsbereich erweiterte. Herzog & de Meuron akzentuierten nicht nur die spannungsvollen Beziehungen zwischen Alt- und Neubau, sie erklärten das neue Museum schlechthin zum «Magneten» für ganz Madrid. Gemessen an der moderaten Formensprache des «klassizistischen» Prado-Annexes gingen die Schweizer Baumeister ein grösseres Wagnis ein. Sie wollten beweisen, wie radikal zeitgenössisches und fantasievolles Bauen in einem traditionellen städtischen Umfeld möglich ist. Gegenüber des Königlichen Botanischen Gartens gelegen, ragt das Caixa Forum aus dem leicht ansteigenden Wohnviertel wie ein Gebirgsmassiv empor. Der neue Baukörper wurde auf die bestehende Ziegelfassade des Elektrizitätswerks aufgestockt, während man den Granitsockel des Altbaus abriss. Die hochgezogene Fassade versteht Jacques Herzog als «zerklüftete Landschaft», geprägt von Schrägen und Einbuchtungen. Dabei orientiert sich das Rot der gusseisernen Fassadenplatten an den Dachziegeln der angrenzenden Wohnbauten. Diese Platten gehören zur architektonischen Attraktion des Museums: Sie besitzen alle ein engmaschiges Perforationsraster, ausserdem unregelmässig geformte Einschnitte. Diese Module schirmen das aufgepfropfte Gehäuse wie eine Aussenhaut ab. Herzog & de Meuron interessieren sich seit mehreren Jahren für diese hybriden Konstruktionselemente, die sie wegen ihrer textilen und dekorativen Eigenschaften schätzen. Die «porösen» Platten des ­Caixa 82 Forum funktionieren gleichzeitig als Fassade und Fensteröffnung: Sie schliessen ab, leiten aber zugleich gedämpftes Licht in die Museumsräume, in denen sie für ein angenehmes Clair-obscur sorgen. Auch konstruktionstechnisch hebt sich der hochkomplexe Baukörper von allen anderen Museumsprojekten auf dem Paseo del Arte deutlich ab. Harry Gugger, Partner von Herzog & de Meuron, erklärte dazu: «Anfangs dachte niemand an die enormen Schwierigkeiten, die das Projekt mit sich brachte. Zunächst galt es, das Gebäude abzustützen, erst danach konnte der Granitsockel des Altbaus entfernt werden.» Das gesamte Gebäude lastet in den Untergeschossen auf drei mächtigen Pfeilern, die aus dem Fundament ragen. Doch davon bemerkt der Besucher nichts. Er nimmt nur den verkleideten Betonkern wahr, einen mächtigen Stängel, über dem sich das Gebäude wie ein Pilzdach wölbt. Dieser prismatisch geformte Eingangsbereich mit öffentlichem Platz unter dem schützenden Dach mutet wie expressionistische Filmarchitektur an. Die in den zwei Untergeschossen untergebrachten Säle, an deren Wände perforierte Aluminiumplatten angebracht wurden, sind allesamt stützenlos. Ebenso die Ausstellungssäle in der zweiten und dritten Etage. In den fünf oberen Geschossen, die sich über dem buchstäblich aufgelösten Sockelgeschoss erheben, demonstrieren die Basler, wie man Räume sinnlich gestaltet: Im Restaurant hängen tropfenförmige Lampen aus der Werkstatt von Herzog & de Meuron. Die Treppenhausspirale mit ihren elegant geschwungenen Ecken erstrahlt in blendendem Weiss. Und im Foyer überrascht der ruppige Charme eines von Neonröhren, Stahlboden und unverdeckten Ablüftungsrohren geprägten Industrie-Ambientes. Das Direktorenzimmer mag zunächst klaustrophobische Ängste wecken, bis man die Fensterschlitze unterhalb der Decke entdeckt. Der französische Landschaftskünstler Patrick Blanc gestaltete die Brandmauer eines den Platz einfassenden Gebäudes als lebendige Pflanzenwand. An dieser quer zur Kunsthalle emporragenden Wand wachsen 15 000 Pflanzen von 250 verschiedenen Arten. Gegenüber dem Botanischen Garten zweifellos ein unwiderstehlicher Blickfang für die Passanten am P ­ aseo del Prado. 84 86 Freitag 07 Mai 2007 08.30 09.15 09.30 12:35 14:35 20:30 88 Frühstück (Selbstverpflegung) Treffen Plaza de la Luna Check Out Hostel Stad Madrid Arquerias Nuevos Ministerios Check In (Terminal 1,2,3) Aeropuerto de Madrid - Terminal 4 Abflug Madrid Ankunft Münster Arqueria Nuevos Ministerios Aparicio & Fernandez-Elorza 2005 M6, M8, M10 - Nuevos Ministerios In den Arkaden der Neuen Ministerien liegt das Architektur-Dokumentationszentrum „Las Arqerías“. Teile der Arkaden baute Alejandro de la Sota schon in den 80er Jahren zu einem Ausstellungsraum um, allerdings ist im Innern nicht mehr viel davon zu sehen. 2005 wurde die Institution um einen Vortragssaal und ein unterirdisches, vorwiegend für Ausstellungen genutztes Gewölbe erweitert. Vom Paseo de la Castellana gelangt man af die Empore des mit einfachen Mitteln gestalteten, eindrucksvollen neuen Auditoriums. Die Decke des ehemaligen Kellergewölbes wurde hier herausgebrochen, um einen hohen, gut und weitestgehend blendfrei belichteten Raum zu schaffen. Vorbei an einer stählernen Projektions- und Übersetzerkabine führt eine Treppe hinab in eine Wanne aus rohem Beton, die das Auditorium fasst. Anstelle der alten Decke übernimmt deses massive Beton-U die Queraussteifung des Gebäudes. Sämtliche Installationen verbergen sich in den Fugen zu bestehenden Wänden un Boden. Der Saal nimmt das Niveau der nördlich in den Arkaden anschließenden U-Bahnstation auf und ermöglicht so einen weiteren Zugang bzw. Notausgang. Mit transluzenten Rollos und einem schweren, schwarzen, im geschlossenen Zustand raumdefinierenden Samtvorhang lassen sich Lichtstimung und Nutzungsmöglichkeiten variiern. Eine Hebebühne dient als Podium für Vortragende, aber auch als Lastenaufzug für 90 das etwas tiefer liegende, südlich anschließende Gewölbe. Alternativ stehen ausklappbare Treppen beidseits der Hebebühne bereit. Ein 2,35 Metr hoher Horizontalschlitz unter einem 1 Meter dicken Betonbalken führt in den unterirdischen Teil des Dokumentationszentrums. Mit behutsamen Eingriffen wurde das bis 1955 als Eisenbahntunnel genutzte langgestreckte Tonnengewölbe umfunktioniert, die nötige Haustechnik in den halbhoch aufgedopppelten Seitenwänden verborgen. Auffälligstes neues Element ist hier eine frei im Raum stehende filigrane Stahltreppe, welche die Tonnendecke zur bereist vorhandenen Ausstellungshalle durchbricht. 92 Aeropuerto de Madrid - Terminal 4 Richard Rogers Partnership 2006 M8 - Aeropuerto T4 Mit der Erweiterung des Flughafens Madrid-Barajas um zwei Startund Landebahnen sowie ein neues Terminal und ein zugehöriges Satellitenebäude erhöht sich die Kapazität des Flughafens auf bis zu 70 Millionen Passagiere pro Jahr. Dies macht ihn zu einem wichtigen Knotenpunkt des europäischen Flugverkehrs, vor allem für Fernflüge nach Südamerika. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Projekt beinhaltet neben Termnial- und Satellitengebäude auch die zugehörigen Parkhäuser, ein automatisches Gepäckabfertigungssystem, automatische Personenbeförderung zwischen Hauptterminal und Satellitengebäude sowie Eisenbahn- und U-Bahn-Stationen. Insgesamt umfasst die Anlage über eine Million Quadratmeter Nutzfläche. Ihre gewaltige Größe führte zu der Entscheidung, für die Hauptgebäude eine beliebig erweiterbare, repetitive Struktur aus großmaßstäblichen Modulen auf einem Konstruktionsraster von 18x9 Metern zu wählen. Die lienear gerichtete Anlage mit ihrer klaren Raumfolge wird geprägt von Reihen schmaler, welllenförmiger Dachelemente, die von zentralen Stützbäumen getragen werden und Hauptterminal und Satellitengebäude überdecken. In regelmäßigem Rhythmus sorgen große Oberlichtöffnungen im Dach für tageslichtdurchflutete Abflugbereiche im Obergeschoss. Lichtgräben teilen die Geschossdecken in parallele Streifen und grenzen so die Bereiche Ankunft, Check-In, Pass- und Sicherheits94 kontrolle sowie Boarding gegeneinander ab. So wird die Orientierung im Gebäude erleichtert und auch die unteren Ebenen werden mit Tageslicht versorgt. Zudem gliedern die mit Brücken überspannten, gebäudehohen Lichtgräben den Gesamtraum auf spektakuläre ­Weise. Das Dach als bestimmendes Element der nordsüdorientierten Gebäude beschattet die verglasten Fassaden mit weiten Überständen. Zusätzliche Sonnenschutzelemente an den Gebäudelängsseiten sind vom Dachüberstand abgehängt und lassen die Fassaden noch stärker in den Hintergrund treten. Die Unterseite des mit Aluminiumblech gedecken Daches ist mit Bambusleisten verkleidet, wodurch eine nahtlose weiche Oberfläche entsteht, deren Rhytmus die Passagierbereiche im Inneren bestimmt. Das Gesamttragwerk setzt sich aus drei unterschiedlichen Systemen zusammen: die massive Stahlbetonkonstruktion der Untergeschosse, das Stahlbeton-Tragwerk der drei Obergeschosse (aus Stützen, nachträglich vorgespannten Trägen und Deckenplatten) und das Strahltragwerk des Daches. Ein vorgespanntes Seiltragwerk für die Verglasung der Längsfassaden zieht Dach und Stahlbetonkonstruktion zusammen und trägt so zur Stabilität der Gesamtstruktur bei. Die einfache Materialpalette und eine nachvollziehbare Detaillierung verstärken den direkten Charakter der Architektur. 96 Anhang Kiosk Hotel Puerta America Treffpunkt 98 Kiosk Brut Deluxe 2006 Im Dezember 2006 ließ die Stadt Madrid 100 Kioske anfertigen, die fortan zu unterschiedlichen, temporären Festivitäten und auf den öffentlichen Märkten der statt aufgestellt wurden. In Form und Größe identisch, unterscheiden sich die Buden lediglich durch die unterschiedlichen verwitterungszuständen der Corten Stahl Platten, mit denen sie verkleidet sind. Wie ein kleines Dorf in Mitten der Stadt wirken die Kioske in Form kleiner minimalistischer Häuser. Die verschiedenen Häuser wurden mit unterschiedlichen farbigen Beleuchtungen versehen und werben so auf fröhliche Art und Weise für ihren angebotenen Inhalt. 100 Hotel Puerta America Diverse Planer 2005 M7 - Cartagena Als „Hotel der Träume“ versteht die spanische Hotelgruppe „Hoteles Silken“ ihr neues Hotel an der Puerta America in der spanischen Hauptstadt, das sie am 19. Januar 2005 erstmals der Presse vorstellte und dessen Fassade öffentlich enthüllt wurde. Die Liste der siebzehn beteiligten Architekten und Designer liest sich wie ein „Who is Who“ der aktuellen internationalen Gestalterszene: Allen voran steht Jean Nouvel (Paris), der für die Struktur und farbige Lamellen-Fassade des 12-geschossigen Bauwerks verantwortlich zeichnet. Es folgen Arata Isozaki, Pritzker-Preisträger Norman Foster und Zaha Hadid, David Chipperfield, der Designer Ron Arad, Minimum-Autor John Pawson und der spanische Innenarchitekt Javier Mariscal. Teilweise waren die Architekten - wie beispielsweise Zaha Hadid - für die innenräumliche Gestaltung einer ganzen Etage verantwortlich. Jedem der beteiligten Architekten wurde ein absolut freier Gestaltungsspielraum gelassen. So konnte beispielsweise John Pawson in dem von ihm gestalteten Foyer seine Idee eines atmosphärischen Aufenthaltsraums umsetzen. Zaha Hadid erprobte auf „ihrem“ Geschoss sämtliche Möglichkeiten Computer-generierter Formgebung. Das 5-Sterne-Hotel hat 75 Millionen Euro gekostet und verfügt über 342 Zimmer - davon zwölf Suiten und 22 Juniorsuiten - sowie großzügige Wellness- und Fitnessbereiche sowie ein Schwimmbad. 102 Jede der insgesamt zwölf Etagen wurde von einem anderen Architekten bzw. Designer gestaltet: Zaha Hadid ist Innenarchitektin des ersten Obergeschosses, das sich durch einen „Fluss der Räume“ auszeichnet (Pressemitteilung), basierend auf der Entwicklung neuer digitaler Techniken. Das zweite Stockwerk übernahm Norman Foster. Er versuchte ein „ruhiges Ambiente zu schaffen, das den Gast gegen Lärm und Unruhe der Großstadt abschirmt.“ David Chipperfield hat das dritte Stockwerk geplant: „Seine Ideen kombinieren handgefertigte Verkleidungen, tapezierte Wände, weissen Marmor...“ Plasma Studio - Eva Castro und Hoger Kehne - im vierten Stock wollten „dem Stereotyp des Hotels als sterilen, nichtssagenden Ort durch Experimente mit der Oberflächengestaltung entgegentreten.“ Die Modedesigner Vitorio & Lucchino aus Sevilla verwandelten die 5. Etage in einen „einladenden, behaglichen Ort, dem sie ihre Modevorstellungen übertrugen“. 104 Das sechste Obergeschoss sowie die Bar sind das Werk von Mark Newson, der „kalte und warme Materialien kombinierte“. Für das siebente Stockwerk zeichnet Ron Arad verantwortlich, der in einer „gewagten Interpretation Richtlinien für das Hotel der Zukunft aufzeigt.“ Kathryn Findlay hat versucht, auf der achten Etage „einen Ort der Meditation zu schaffen, an dem der Gast träumen kann, auf Wolken schwebt und eine frischen Brise verspürt.“ Im neunten Stock setzte Richard Gluckman ein „Maximum an verschiedensten Materialien“ ein. Arata Isozaki bietet dem Gast im zehnten Stockwerk ein „minimalistisches Ambiente mit Einflüssen aus der japanischen Kultur.“ Das elfte Geschoss ist ein Projekt von Javier Mariscal und Fernando Salas. Anhand eines grafischen Projektes sollte ein „einladender Ort entstehen, der unterschiedlichste Assoziationen hervorruft.“ Die Eingangshalle und die Säle des Hotels wurden von „Minimal“Autor John Pawson gestaltet, der „einen Ort der Ruhe im Herzen des Hotels“ suchte. 106 Treffpunkt Plaza de la Luna A B 108 Hostel - Calle del Barco 10 Treffpunkt - Plaza de la Luna sketch! 110 sketch! 112 sketch! 114 Unterkunft Hostel Stad Madrid Calle del Barco10 28004 Madrid 0034 91 1284577 Impressum Exkursion Madrid vom 03.05 bis zum 07.05.2010 mit dem Lehrstuhl Schilling Organisation und Buch: Team Schilling msa münster school of architecture Buch: ©2010 Schilling Die Rechte aller Abbildungen und Texte verbleiben bei den Autoren 116 ¡adiós!