p REISE INDONESIEN · PULAU WEH Intakte Rifflandschaft: Vor allem die großen Gorgonien fallen bei den Tauchgängen um Pulau Weh auf. Die Spuren des Seebebens scheinen beseitigt. 10 JAHRE SPÄTER Ende Dezember 2004 suchte ein Tsunami die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans heim. Eine furchtbare Naturkatastrophe, die unzählige Menschenleben kostete und viele Küstendörfer von der Landkarte fegte. Auch die indonesische Provinz Aceh an der Nordspitze Sumatras und die vorgelagerte Insel Pulau Weh wurden vom Tsunami verwüstet. Eine Tauchsafari mit der Motoryacht »Thailand Aggressor« führt jetzt an den Ort des Geschehens. Text & Fotos: Michele Westmorland. Übersetzt von Angelina Hans 52 · u 12/14 Jede Menge Muränen: Insbesondere am Tauchplatz Tokong werden Felsspalten und Schwämme von den aalartigen Knochenfischen bewohnt. I mmer wenn ich bei meinen Tauchkollegen erwähne, dass ich in Pulau Weh getaucht bin, bekomme ich die selbe Antwort: »Du Glückspilz. Palau! Kenn ich auch, das ist toll.« Die Ortsnamen mögen fast gleich klingen, aber der eine Vokal macht dann doch einen großen Unterschied – nämlich ob man in Mikronesien viel weiter östlich landet oder wie ich in Indonesien. Auferstanden aus Ruinen Pulau Weh oder Weh Island ist eine kleine Insel an der nördlichen Spitze Sumatras, umgeben vom Indischen Ozean und der Andamanensee. Weh auf »Acehnesisch«, der Spra- che, die von den Leuten der Provinz Aceh gesprochen wird, bedeutet so viel wie »sich bewegen« oder »weggehen«. Ich bin mir nicht sicher, ob Pulau Weh diesen Namen verdient hat, denn es hat wunderschöne Landschaften, ist reich an Kultur – und ist exzellent zum Tauchen. Vielleicht ist es, weil die Insel an der Grenze in der westlichen Ecke Indonesiens liegt. Wer diese Region passiert, verlässt das Land, »geht weg«. Mir kommen bei Pulau Weh allerdings zuerst die Stärke und die Anpassungskraft der Menschen in den Sinn. Denn am 26. Dezember jährt sich eines der verheerendsten Naturereignisse in der Region zum zehnten Mal: Ganze Inseln dort wurden durch den schrecklichen Tsunami, mit 15 Metern hohen Wellen, die über die Insel hinwegfegten, ausgelöscht. Banda Aceh, der Ort, wo wir auf unserer Tauchsafari die Fähre rüber nach Weh Island bestiegen haben, wurde zerstört und über 150.000 Menschen kamen ums Leben. Heute, zehn Jahre später, ist es eine lebhafte, wiederbelebte Stadt. Mit einem beeindruckenden Museum, um all die zu ehren, die Opfer dieser Naturkatastrophe wurden. Man sollte das Museum besuchen – nicht nur, um ein Gefühl für das Ausmaß dieses Tsunamis zu bekommen. Sondern auch, um Verständnis dafür zu bekommen, welch enorme Stärke der c 12/14 u · 53 p REISE INDONESIEN · PULAU WEHt Gorgonien mal fern, mal nah: Die Fächerkorallen stehen in der Strömung, um Plankton zu filtern. Und bieten eine tolle Tapete für das Falterfisch-Pärchen. Im submarinen Schönheitssalon: Die Gelbkopfmuräne genießt sichtlich das Pflegeprogramm der Putzergarnele und posiert lächelnd für die Kamera. menschliche Geist braucht, um etwas aus dem blanken Nichts wieder aufzubauen. sich durch uns nicht stören ließen und einfach mit ihrem Liebesspiel weitermachten. Gut erholte Riffe Die Riffe der Umgebung scheinen genauso stark wie die Menschen der Aceh-Provinz zu sein. Seit dem Tsunami hat sich das Unterwasserleben gut erholt, und so ist Pulau Weh zu einem begehrten Tauchziel geworden, an dem auch das Tauchsafarischiff Thailand Aggressor kreuzt. Ihre Reiseroute bietet etwas für jeden, vom Beobachten ungewöhnlicher Tiere in den seichten Gewässern bis zum Strömungstauchen durch Wälder aus riesigen Gorgonien. Mehr als 22 Tauchplätze 54 · u 12/14 stehen auf dem Safariprogramm – und ständig werden weitere entdeckt. Unser Tauchtrip begann angenehm und locker bei den Rubiah Sea Gardens und West Seulako. Rubia ist ein idyllisches Fleckchen, das Felder aus Röhrenaalen, Nacktkiemern, Krabben und Garnelen bietet. In Seulako gibt es einen Überhang, unter dem sich Tausende von Glasfischen im Schatten verstecken. In eine dunkle Ecke gequetscht, wartete ein großer Zackenbarsch, und davor schwammen Stachelmakrelen und andere Raubfische – bereit, jedes nur häppchengroße Tier aufzuschnappen, das es wagt, aus dem Versteck zu kommen. Und dann der Canyon! Ein per- fekter Platz für Adrenalinjunkies, die starke Strömungen mögen. Selbst wenn die Strömung mal nicht so stark ist, gibt es viel zu sehen. In 30 Meter Tiefe sind die Gräben und Furchen des Canyons mit gigantischen Seefächern gefüllt. Ich habe diese Korallenstrukturen schon überall im Indopazifik gesehen – aber nie so wie dort! Drumherum wuselten unzählige Fahnenbarschschulen und andere tropische Arten. Die Gegend strotzt nur so vor Leben. Manchmal waren so viele Rotzahn-Drückerfische und Füsiliere da, dass sie uns die Sicht auf das Riff versperrten. Während der Zeit unserer Safari war auch Oktopus-Paarungszeit. Wir zählten viele Paare, die Auf zu Grusel und Tanz! Es gibt auch ruhige, seichte Gebiete, zum Beispiel Limbo Gapang. Der Platz liegt vor einem geschützten Strand. Viele Skorpionfischgattungen leben dort. Am meisten gefiel mir der grimmige alte Steinfisch in Fußball-Größe und der gruselige Inimicus, der klauenähnliche Gliedmaßen hat, um auf dem Meeresboden laufen zu können. Zudem kamen mir hier gleich vier verschiedene Arten von Aalen vor die Linse, inklusive einer Art, die ich schon 20 Jahre nicht mehr ge- sehen hatte: die Zebramuräne. Lustig anzusehen war ein über den Boden hopsender Jäger der Dunkelheit: der Weißstreifenkrake. Er schwankte zwischen der Überlegung, sich auszustrecken oder sich zu einem Ball zusammenzurollen. Anschließend streckte er sogar seine Fangarme nach meiner Kamera aus! Beim Aufstieg erlebten wir dann noch einen Marmor-Zitterrochen beim Tanzen, der anschließend genau unter unseren Flossen drehte. Welch grandioses Finale! Im Muränen-Kondominium Unser nächster Stopp: Tokong – eine felsige Insel und einer der berühmtesten Di- vespots der Gegend. Der Fels verläuft von der Oberfläche aus bis in ungefähr 22 Meter Tiefe, bis er dann auf 40 Meter abfällt. Fische en masse versammeln sich auf dieser Seite, einschließlich großer Raubfische. Auf einem unserer Tauchgänge wurden wir von gut 30 monstermäßig großen Tunfischen beehrt, die ganz nah herankamen. Die Riffhänge von Tokong sind übersät mit großen Gorgonien. Die Felsformationen wurde auch »The Moray Condo« getauft – was so viel wie »die Muränen-Wohnanlage« heißt. So gut wie jede Felsspalte wird von gigantischen Muränen bewohnt. Die ganze Anlage ist eine perfekteReinigungsstation, die c 12/14 u · 55 p REISE INDONESIEN · PULAU WEH £ Schiff-STECKBRIEF INDONESIEN THAILAND AGGRESSOR PULAU WEH PULAU BREUEH Flüge Reisepapiere Devisen Impftelefon Zeitunterschied Sichtweite Hotel/Pension Essen/Kombüse Getränke Handy/Netz Stromanschluß Anzug Flüge Steilwand-Tauchen Reisepapiere Dekokammer/ärztl. Vers. Devisen Deutsche Tauchbasis Impftelefon Wrack-Tauchen Zeitunterschied Großfische/Meer Sichtweite Schnorchelangebot Infos Hotel/Pension Großfische/Süßwasser Essen/Kombüse Unterkunft/Kabine Getränke Strand/Sonnendeck Handy/Netz Unterhaltung Stromanschluß Sportangebot Anzug Air Condition Flüge Reisepapiere Devisen Impftelefon Zeitunterschied Sichtweite Infos Sanitär/Duschen PULAU NASI BANDA ACEH 5 km ™© 2014 £ REISE-INFO PULAU WEH SUMATRA Jede Kabine verfügt über Klimaanlage, Föhn, viel Stauraum, Bademäntel, Toilettenartikel und täglich frische Handtücher. Toll sind die großen Fenster in den drei Luxus- und zwei Master-Kabinen auf dem Hauptdeck. Die Mahlzeiten sind sehr lecker. Einziges Manko: Die meisten Tauchgänge werden von den Schlauchbooten aus gemacht. Tauchen von der Plattform der »Aggressor« ist besser, aber bei den meisten Spots in Pulau Weh nicht möglich. Flüge Reisepapiere Devisen Steilwand-Tauchen Impftelefon Hotel/Pension Familienfreundlich Dekokammer/ärztl. Vers. Zeitunterschied Essen/Kombüse Transfer Deutsche Tauchbasis Sichtweite Getränke Hausriff-Tauchen Wrack-Tauchen Infos Handy/Netz Höhlentauchen Großfische/Meer Nitrox/Rebreather Schnorchelangebot Stromanschluß Anzug Hotel/Pension Essen/Kombüse Getränke Großfische/Süßwasser Handy/Netz Steilwand-Tauchen Schwierigkeitsgrad Unterkunft/Kabine Stromanschluß Dekokammer/ärztl. Vers. Tauchschiff Strand/Sonnendeck Anzug Deutsche Tauchbasis Fischschwärme Unterhaltung Canyon/Tauchen Sportangebot Attraktiver Tauchplatz Air Condition Wrack-Tauchen Großfische/Meer Schnorchelangebot Steilwand-Tauchen Dekokammer/ärztl. Vers. Deutsche Tauchbasis Familienfreundlich Wrack-Tauchen Großfische/Süßwasser Ausbildung/Tauchlehrer Transfer Großfische/Meer Unterkunft/Kabine Computer-Verleih Hausriff-Tauchen Schnorchelangebot Strand/Sonnendeck Kamera/Video-Verleih Höhlentauchen Stadt/Sehenswürd. Nitrox/Rebreather Sehenswürdigkeiten Sanitär/Duschen Unterhaltung Sportangebot Air Condition c An-/Einreise: Das Tauchsafari- Mit Neugier unterwegs: An Bord der »Thailand Aggressor« geht es auch zu unbekannten Divespots. Neugierig auf Gäste ist auch dieser Affe auf Sumatra. amüsante Unterhaltung bietet, wenn man den Garnelen und Lippfischen zuschaut, wie sie sich um die Chance streiten, einen Parasiten aus dem klaffenden Maul einer Muräne zu putzen. Auf der ungeschützten Seite von Batee Tokong, was in der lokalen Sprache starker Felsen bedeutet, liegt das Shark Plateau: ein abfallendes Riff, an dem man Schwarzspitzen-, Weißspitzen-, Silberspitzen- und graue Riffhaie sehen kann. Taucherspaß im Blubberpool Ganz anders präsentierten sich Batee Gla und Batee Meurone: Diese beiden Divespots sind nicht aus Kalkstein, den Korallenskelet- 56 · u 12/14 ten gebaut, sondern aus erkalteter Lava, die von den Vulkanen der Umgebung ins Wasser geflossen ist. Die skurilen Felsformationen sehen aus wie Schlösser mit aufwändig geriffelten Schnitzereien an den Wänden. Es sind perfekte Verstecke für die maritimen Bewohner. Entsprechend wohl fühlen sich dort Pfauenaugen-Zwergfeuerfische, Schaukelfische, Seenadeln und Nacktkiemer. In einem der seichteren Bereiche habe ich dann noch eine kleine Lagune entdeckt, mit zahlreichen Weißkehl-Doktorfischschwärmen, Falterfischpaaren und Anemonenwächtern. Ich hätte einen ganzen Tauchtag nur in diesem kleinen Biotop verbringen können! Die Safari mit der Thailand Aggressor bot aber noch eine Überraschung: Tauchen an einem Spa-ähnlichen Spot! Pulau Weh hat einige solcher Plätze vor der Küste, wo aus submarinen Schloten Blubberblasen und herrlich warmes Wasser strömen. Der Volcano-Tauchplatz vermittelte uns das wohlige Gefühl, in einem Jacuzzi zu sitzen – zusammen mit vier großen Kugelfischen, die anscheinend die Gesellschaft von Menschen schätzen, die ihre Unterwasserwelt neugierig durch Maske und Objektiv erkunden. Eine Welt, in der zehn Jahre nach dem Tsunami die tiefen Wunden der Naturkatastrophe zum Glück gut verheilt sind. p schiff »Thailand Aggressor« startet vom Hafen Balohan auf Pulau Weh. Man fliegt von Jakarta, Kuala Lumpur (Malaysia), Singapur oder Medan aus nach Banda Aceh (BTJ) in den Norden Sumatras. Dort werden die Gäste der »Thailand Aggressor« am Flughafen abgeholt und zum Fährhafen gebracht. Weiter geht es per Schnellfähre in einer etwa 45minütigen Überfahrt nach Pulau Weh. Ein Reisepass ist erforderlich, der vom Zeitpunkt der Einreise noch für mindestens sechs Monate gültig sein muss. Großfische/Süßwasser Unterkunft/Kabine Strand/Sonnendeck Schwierigkeitsgrad Unterhaltung Familienfreundlich Natur Tauchschiff Sportangebot Transfer Shopping Fischschwärme Air Condition Hausriff-Tauchen Hafen/Sehenswürd. Canyon/Tauchen Vorwahl Attraktiver Tauchplatz Tiefe Basis an Bord Höhlentauchen Nitrox/Rebreather Sanitär/Duschen Familienfreundlich Transfer Hausriff-Tauchen Ausbildung/Tauchlehrer Höhlentauchen Schwierigkeitsgrad Computer-Verleih Nitrox/Rebreather Tauchschiff Kamera/Video-Verleih Sanitär/Duschen Fischschwärme Stadt/Sehenswürd. Sehenswürdigkeiten Amphoren Canyon/Tauchen Attraktiver Tauchplatz Basis an Bord Schwierigkeitsgrad Tauchschiff Fischschwärme Natur Canyon/Tauchen Ausbildung/Tauchlehrer Shopping Attraktiver Tauchplatz Computer-Verleih Hafen/Sehenswürd. Basis an Bord Kamera/Video-Verleih Vorwahl Tiefe Strömung Stadt/Sehenswürd. Sehenswürdigkeiten Amphoren Ausbildung/Tauchlehrer Computer-Verleih Kamera/Video-Verleih Stadt/Sehenswürd. Natur Sehenswürdigkeiten Shopping Amphoren Hafen/Sehenswürd. Vorwahl Tiefe Strömung Natur Tsunami-Museum in Banda Aceh c Weh, indonesisch Pulau Weh, von den Einheimischen auch Sabang genannt, ist eine Vulkaninsel in der südlichen Andamanensee im Indischen Ozean. Die 156,3 Quadratkilometer große und bis zu 617 Meter hohe Insel liegt vor der nordwestlichen Ecke von Sumatra der indonesischen Provinz Aceh. Tauchguides: 4 Ausbildung: nein Beiboote: 2 Shopping Hafen/Sehenswürd. Vorwahl c Aktivitäten für Nichttaucher: Das Tsunami-Museum in Banda Aceh ist ein Muss für alle, die etwas über eine der größten Naturkatastrophen unserer Zeit lernen und sie verstehen wollen. Auf Basis an Bord Amphoren Strömung Nitrox: ja Rebreather: nein Verleih Computer: ja Verleih Fotoausrüstung: ja Schiffstyp: Motoryacht Tiefe Strömung Länge: 38 Meter Anzahl Kabinen: 8 für max.16 Pass. Dusche/WC: 8/8 Preisbeispiel: 7-Tage-Safari ab 3290 USD zzgl. Marineparkgeb. und Flug E-mail: [email protected] Website: www.aggressor.com Weh Island kann man den NullKilometer, den nordwestlichsten Punkt Indonesiens sowie den Vulkanpark besuchen und die Landschaft und das Wildleben der Insel beobachten. 12/14 u · 57 Infos