www.evimed.ch Soll Ginkgo biloba zur Prävention der Höhenkrankheit eingesetzt werden? Frage: Ist Ginkgo biloba als Monopräparat oder in Kombination mit Acetazolamid zur Prävention der Höhenkrankheit wirksam? Hintergrund: Gemäss einzelnen kleinen Studien verspricht man sich von einer Behandlung mit Ginkgo biloba eine Reduktion von Symptomen der Höhenkrankheit, die möglicherweise auf der antioxidativen Wirkung von Ginkgo beruht. Doch bislang gibt es keine adäquate Studie, welche die Wirksamkeit von Ginkgo biloba alleine und in Kombination mit Acetazolamid zur Prävention der Höhenkrankheit bestätigt hat. Einschlusskriterien: • Gesunde nicht-nepalische Männer und Frauen im Alter zwischen 18-65 Jahre Ausschlusskriterien: • • • • Bereits aufgetretene Anzeichen einer Höhenkrankheit oder schwere Infektionserkrankungen Bereits auf einer Höhe über 4500 m.ü.M. übernachtet Einnahme von Gingko oder Acetazolamid in vorhergehenden 2 Wochen Kardiale, pulmonale oder andere chronische Erkrankungen Studiendesign: Randomisiert, doppelt-verblindet, kontrollierte Studie Studienort: 2 Basiscamps am Mount Everest (Nepal) auf einer Höhe von 4280 und 4358 Intervention: • • Drei verschiedene Interventionsgruppen: Ginkgo biloba 120 mg , Acetazolamid 250 mg oder Kombinationstherapie von Ginkgo biloba 120 mg und Acetazolamid 250 mg je zweimal täglich Kontrollgruppe: Placebo 2x/d Outcome: • • Primäre Outcomes: Häufigkeit und Schweregrad von Symptomen der Höhenkrankheit, bestimmt mittels der Lake Louis Skala > 3 (d.h. Kopfschmerzen und 1 zusätzlich auftretendes Symptom wie Nauea, Erbrechen, Schwindel, Müdigkeit etc.) Sekundäre Outcomes: Lake Louis Skala >5, Sauerstoffgehalt im Blut Resultat: • • 614 gesunde Bergsteiger (Durchschnittsalter von 36 Jahren) wurden in die Studie eingeschlossen. 151 Bergsteiger wurden in die Placebogruppe, 157 in die Ginkgogruppe, 152 in die Acetazolamid und 154 in die Kombinationstherapiegruppe randomisiert. www.evimed.ch Outcome Placebo Acetazolamid Ginkgo Odds ratio (95% Kl) Kombinations therapie Odds ratio (95% KI) Lake Louis Skala = >3 34% 12% Signifikant 35% Nicht signifikant 14% Signifikant Kopfschmerzen 53% 19% Signifikant 58% Nicht signifikant 31% Signifikant Lake Louis Skala = > 5 18% 3% Signifikant 18% Nicht signifikant 7% Signifikant Reduktion des Sauerstoffsättigung 3.8 1.7 Signifikant 5.2 Nicht signifikant 1.5 Signifikant • • • • Durch die Behandlung von Acetazolamid (2x 250mg/d) konnte das Auftreten von Symptomen einer akuten Höhenkrankheit (Lake Louis Skala >3) signifikant reduziert werden. Die Häufigkeit von Höhenkrankheit konnte in der Ginkgo-Behandlungsgruppe verglichen mit der Placebogruppe nicht vermindert werde. Auch konnten für sekundäre Endpunkte keine signifikanten Unterschiede gegenüber Placebo beobachtet werden. Die Kombinationstherapie von Acetazolamid und Ginkgo zeigte verglichen mit der Acetazolamid Monotherapie nur marginale Unterschiede. Parästhesien und Geschmacksstörungen traten in der Acetazolamidgruppe häufig auf, wohingegen in der Placebo- und Ginkgogruppe kaum Nebenwirkungen beschrieben wurden. Kommentar: • • • Die Resultate dieser Studie zeigen, dass Ginkgo weder als Monontherapie noch kombiniert mit Acetazolamid für die Prävention der Höhenkrankheit empfohlen werden soll. Die Wirksamkeit des momentanen Standardtherapeutikum Acetazolamid wurde auch in dieser Studie bestätigt. Gemäss dieser umfangreichen, methodisch gut durchgeführten Studie scheint die Häufigkeit der Höhenkrankheit bereits mit 500 mg Acetazolamid pro Tag signifikant gesenkt zu werden, obwohl in einem früheren quantitativen „systematic review „(Dumont, BMJ, 2000) zusammengefasst wurde, dass erst eine Dosis von 750 mg Acetazolamid/d über 4000 m.ü.M. zur Prävention von Höhenkrankheit wirksam sei. Literatur: Gertsch J. , Randomised, double blind, placebo controlled comparison of ginkgo biloba and acetazolamide for prevention of acute mountain sickness among Himalayan trekkers: the prevention of high altitude illness trial (PHAIT), BMJ, 11 March, 2004 Verfasser: Madlaina Scharplatz