ICH – EIN GLÜCKLICHES HUHN

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Manfred Nagl,
ICH – EIN GLÜCKLICHES HUHN!
„Ich wollt ich wär ein Huhn und hätt nicht viel zu tun!
Ich legte abends mal ein Ei und morgens vielleicht drei.“
Ich könnte mir vorstellen, in einer Landwirtschaft zu leben und Eier zu legen. Da
könnte ich ein schöneres Leben führen wie ein Legebatterie-Huhn. Ich würde
vielleicht nicht so viele Eier legen wie in einer Batterie, aber ich würde mich als Huhn
besser fühlen. Ich weiß, ich könnte so lange dienen, bis ich eines Tages geschlachtet
werden müsste.
Aber zumindest hätte ich im Leben eine gewisse Freiheit. Ich könnte mit den
Menschen alt werden, die mich brauchen und mich als Ei legendes Huhn schätzen.
Wenn ich auch viel im Stall wäre, könnte ich doch oft die Natur genießen.
Wenn auch ein Hahn dabei wäre, der nicht immer nur auf dem Misthaufen kräht,
könnte ich eine Hühnerfamilie gründen. Woraus frohe Küken entschlüpfen würden.
Das Gepiepse könnte ein Orchester ersetzen. Diese Philharmoniker im Stall würden
mich froh und glücklich stimmen. Ich würde dann heiter im Stall herumflattern, als
wäre ich ein Musik verstehendes Huhn.
Ich wär ein glückliches Huhn im Gegensatz zu meinen Verwandten in den
Legebatterien. Der Mensch sieht nicht ein, dass man Hühner quält und ihnen Leid
zufügt, wenn man sie in engstem Raum zusammenpfercht. Die Hühner zupfen sich
gegenseitig aus Aggression oder Platzangst die Federn aus, bis sie halbnackt
dastehen. Sie können nie den Himmel sehen, nur die Decke ihres Gefängnisses. Sie
sind eingesperrt wie die Menschen in den Zuchthäusern vor hundert Jahren. Im
Mittelalter hätte man diese Kreaturen auch nicht schlimmer gequält.
Es ist ein Akt der Menschlichkeit, die Hühner im Freiland zu halten. Aber ich bin ja
Gott sei Dank ein glückgesegnetes Huhn, das Eier legen kann, wenn der Mensch es
braucht, oder wenn ich angenehme, zufriedene Lust dazu verspüre.
Manfred Nagl, „Ich, ein glückliches Huhn“
© NAHTLOSKUNST KINDBERG
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