Pressemitteilung Pressekontakt: Axel Recht | Tel.: +49 711 18560-2585 | Fax: +49 711 18560-2460 | [email protected] Nr. 13 11. Januar 2016 Taj Mahal, beeindruckendes Zeugnis der Mogul-Architektur CMT-Partnerland Indien trumpft mit UNESCO-Weltkulturerbestätten auf / Millionen von Besuchern am Grabmal für Kaiserin Mumtaz in Agra Naja, eine Geisterstadt stellt man sich eigentlich anders vor. Menschenlos, verfallene Häuser, vertrocknete Grasbüschel, die durch verlassene Straßen torkeln, melancholische Stimmung halt. Und Fatehpur Sikri gilt als die Geisterstadt Indiens schlechthin. Verständlich, denn die ehemalige Hauptstadt des Mogul-Herrschers Akbar des Großen war nur 15 Jahre lang bis 1586 bewohnt. Verlassen also, ja, die Pracht verschwunden, klar, aber nicht leer. Heute bevölkern jede Menge Touristen das ehemals kaiserliche Areal. Zumindest tagsüber, wenn sich die sengende Hitze über den Gebäudekomplex legt, von dem nur ein Bruchteil öffentlich zugänglich ist. Man ist schon froh, dass Akbar überall Paläste, Moscheen und Herrschaftshäuser errichten ließ, die dankenswerter Weise genügend Schatten spenden. Ohne Wasser ist es hier nicht auszuhalten, und dies war vor 430 Jahren auch der Grund, warum die Kapitale aufgegeben wurde. Aber der Reihe nach. Nach dem Gründungsmythos war der Mogul-Imperator vor allem verzweifelt. Töchter hatte ihm seine Hauptfrau Jodha schon mehrere geboren, nur der Thronfolger wollte sich nicht einstellen. In seiner Not und als gläubiger Mensch wandte sich Akbar an den Sufi-Heiligen, Scheich Salim Chisti, der ihm Hoffnung gab. Nicht einen, sondern gleich drei Söhne verkündete ihm der heilige Mann und dieser sollte Recht behalten. Eine Stadt für den Erstgeborenen Als der Erstgeborene Djahangir endlich seinen ersten Schrei ausstieß, ließ der stolze Vater aus Dankbarkeit die Stadt samt Moschee und zehn Kilometer langen Stadtmauer in die karge Einsiedelei des Scheichs bauen. Akbar ließ es sich nicht nehmen, selbst im Steinbruch das angemessene Material auszusuchen, wie der Jesuiten-Padre Antonio Montserrat beim Besuch in seine Notizen schrieb. Im Jahr 1571 war es dann soweit: wie aus Tausendundeiner Nacht flimmerte die sandsteinrote Palast-Stadt in der sandigen Ebene. Mit filigran gemeißelten Fenstern aus Marmor, Harems- und Herrschaftsgebäuden mit persischen Kuppeln, blau glasierten Ziegeln und goldenen Wandmalereien, dazu Gerichtshallen und einen fünfstöckigen Wachturm. Nach einem Sieg gegen die aufmüpfigen Radschas nannte der Mogul-Kaiser sie schließlich Fatehpur Sikri, die „Stadt des Sieges“. Ein Pyrrhus-Sieg, wie wir heute wissen, denn bei aller Begeisterung hatten die Baumeister die saisonalen Dürren der Region unterschätzt. Obwohl Akbar mit enormem Aufwand ein Wasserwerk mit Reservoir sowie einem komplexen Tretmühlensystem für das Heranführen des Regenwassers errichten ließ, war es vergebens. Der Hofstaat und Akbars 300 Konkubinen saßen immer öfter auf dem Seite 1 von 3 Trockenen. Schließlich gab der Kaiser den Befehl zum Umzug und gründete Lahore im heutigen Pakistan. Die Stadt des Sieges war Geschichte. Die extreme Trockenheit und der Respekt vor dem Erbe der Mogule hatten in den folgenden Jahrhunderten auch etwas Gutes. Die Wandmalereien verblichen zwar, aber die Gebäude überdauerten Hitze, Stürme und bauwillige Anrainer. Und seit 1986 ist Fatehpur Sikri eine Weltkulturerbestätte der UNESCO. Ein Grabmal für die Gattin des Mogul-Kaisers „Ich bin gern hier, ich komme jedes Jahr mindestens einmal hierher“, sagt Krashmakant Ikrit, der im fünf Autostunden entfernten Delhi lebt, „mir ist die Geisterstadt Fatehpur Sikri mit ihrer einmaligen Ausstrahlung lieber als der Taj Mahal mit den Millionen von Besuchern“ - und gefühlt genauso vielen Schleppern und kleinen Geschäftemachern, wie unser Guide spöttisch bemerkt. Dennoch, man hat etwas verpasst, wenn man das Grabmal aus weißem Marmor und Edelsteinen in Agra nicht gesehen hat. Okay, man kann natürlich auch in Rom oder Paris glücklich sein, ohne das Kolosseum oder den Eiffel-Turm erlebt zu haben. Aber wer macht das schon? Das Grabmal für die Kaisergattin Mumtaz Mahal am Ufer des Yamuna-Flusses hat Akbar nicht mehr erbaut, das blieb seinem Enkel Shah Jahan überlassen. Dennoch gilt der Kaiser als der Begründer der Mogul-Architektur, obwohl er, anstatt zu pauken, lieber auf die Tigerjagd ging. Beschränkt war er dennoch nicht. Im Gegenteil. Zum Entsetzen seiner Imame berief er ein Expertengremium ein, das sich aus Vertretern verschiedener Religionen zusammensetzte, darunter auch Jesuiten, Juden und Hindus. Religionsund Denkfreiheit zum Nutzen der Weiterentwicklung seines Reiches. Auch Architekten und Kunsthandwerker aus allen Teilen des Reiches, aus Persien und Afghanistan folgten seinem Ruf. „Als Mogul-Architektur bezeichnet man die in der Zeit zwischen 1526 und 1858 errichteten Bauten“, sagt die Kunstexpertin Reeta Khullar, „die auf die Initiative der islamischen Mogulregenten zurückgehen.“ Das strahlend weiße Marmorgebäude des Taj Mahals ist das bekannteste Zeugnis dieser Zeit und die Attraktion für einheimische und ausländische Touristen. Mit dem Bau des Grabmals wurde kurz nach dem Tod von Mumtaz Mahals im Jahr 1631 begonnen, der Komplex samt vier Minaretten, Moschee und Gästehaus wurde 1648 fertiggestellt. „Beteiligt waren mehr als 20.000 Handwerker und verschiedene Architekten, darunter der aus Badakhshan (heute Afghanistan) stammende Perser Abul Faizal“, berichtet Khullar. Er habe persische Architektur mit indischen Elementen zu einem Werk der indo-islamischen Baukunst verschmolzen. Die Baumaterialien wurden aus Indien und anderen Teilen Asiens mit rund 1500 Elefanten und unzähligen Brahmi-Stieren herangeschafft. 28 Arten von Edelsteinen und Halbedelsteinen wurden in den Marmor eingesetzt. Beinahe hätte dieses Juwel das 20. Jahrhundert nicht erlebt. Angeblich planten die britischen Kolonialherren unter Gouverneur Lord William Bentinck im 19. Jahrhundert, das stark vernachlässigte Gebäude stückweise auf Auktionen in England zu verkaufen. Daraus wurde dann mangels Interessenten aber nichts. 1904 wurde der Taj Mahal unter dem „Ancient Monuments Preservation Act“ von der britischen Regierung unter Denkmalschutz gestellt. Den Gärten hat es leider nichts mehr genützt. Auf Anweisung von Marquess George Curzon, Vizekönig von Indien, wurden sie vier Jahre später „restauriert“ und durch Rasenflächen ersetzt. Von seiner Anmut hat der Taj Mahal aber nichts verloren. Bei Sonnenaufgang oder -untergang tauchen die Strahlen das Grabmal in ein rötliches Licht. Im Dunkeln Seite 2 von 3 zeichnet sich die Silhouette wie ein Scherenschnitt am Horizont ab. Der Blick fällt auf das Mausoleum, das erhaben hinter einem Wasserbassin zu schweben scheint. In der Mitte des symmetrischen, achteckigen Baus reckt sich über einer Eingangspforte die zwiebelförmige Kuppel über 70 Meter hoch in den Himmel von Agra. Zerbrechlich zart wirkt das Gebäude, das von vier 30 Meter hohen schlanken Minaretten beschützt wird. Ein Vorbild für den Taj Mahal Vorbild für den Taj Mahal soll übrigens das Humayun-Mausoleum in Delhi gewesen sein. Der Grabbau für Nasiruddin Muhammad Humayun, dem zweiten Herrscher des Großmogulreiches von Indien. Mit dem Bau wurde etwa 1562 unter Aufsicht von Haji Begum, Humayuns Witwe und Mutter von Kaiser Akbar, begonnen. Nach einer Bauzeit von acht Jahren konnte der Monarch bestattet werden. Die Stätte umfasst außer der Hauptgrabstätte Humayuns noch weitere Bauten und Grabmonumente der Mogul-Architektur - darunter das Grabmal seines Lieblings-Friseurs. Später diente das Areal als Zufluchtsort für den letzten Herrscher Indiens, Bahadur Shah II., den die Briten 1857 genau an diesem Ort gefangen nahmen. Spätestens jetzt endete die Ära der Mogul-Herrscher und ihrer Baukunst. Seite 3 von 3