Taj Mahal, beeindruckendes Zeugnis der Mogul

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Nr. 13
11. Januar 2016
Taj Mahal, beeindruckendes Zeugnis der Mogul-Architektur
CMT-Partnerland Indien trumpft mit UNESCO-Weltkulturerbestätten auf /
Millionen von Besuchern am Grabmal für Kaiserin Mumtaz in Agra
Naja, eine Geisterstadt stellt man sich eigentlich anders vor. Menschenlos,
verfallene Häuser, vertrocknete Grasbüschel, die durch verlassene Straßen torkeln,
melancholische Stimmung halt. Und Fatehpur Sikri gilt als die Geisterstadt Indiens
schlechthin. Verständlich, denn die ehemalige Hauptstadt des Mogul-Herrschers
Akbar des Großen war nur 15 Jahre lang bis 1586 bewohnt. Verlassen also, ja, die
Pracht verschwunden, klar, aber nicht leer. Heute bevölkern jede Menge Touristen
das ehemals kaiserliche Areal. Zumindest tagsüber, wenn sich die sengende Hitze
über den Gebäudekomplex legt, von dem nur ein Bruchteil öffentlich zugänglich
ist. Man ist schon froh, dass Akbar überall Paläste, Moscheen und
Herrschaftshäuser errichten ließ, die dankenswerter Weise genügend Schatten
spenden. Ohne Wasser ist es hier nicht auszuhalten, und dies war vor 430 Jahren
auch der Grund, warum die Kapitale aufgegeben wurde. Aber der Reihe nach.
Nach dem Gründungsmythos war der Mogul-Imperator vor allem verzweifelt.
Töchter hatte ihm seine Hauptfrau Jodha schon mehrere geboren, nur der
Thronfolger wollte sich nicht einstellen. In seiner Not und als gläubiger Mensch
wandte sich Akbar an den Sufi-Heiligen, Scheich Salim Chisti, der ihm Hoffnung
gab. Nicht einen, sondern gleich drei Söhne verkündete ihm der heilige Mann und
dieser sollte Recht behalten.
Eine Stadt für den Erstgeborenen
Als der Erstgeborene Djahangir endlich seinen ersten Schrei ausstieß, ließ der
stolze Vater aus Dankbarkeit die Stadt samt Moschee und zehn Kilometer langen
Stadtmauer in die karge Einsiedelei des Scheichs bauen. Akbar ließ es sich nicht
nehmen, selbst im Steinbruch das angemessene Material auszusuchen, wie der
Jesuiten-Padre Antonio Montserrat beim Besuch in seine Notizen schrieb. Im Jahr
1571 war es dann soweit: wie aus Tausendundeiner Nacht flimmerte die
sandsteinrote Palast-Stadt in der sandigen Ebene. Mit filigran gemeißelten
Fenstern aus Marmor, Harems- und Herrschaftsgebäuden mit persischen Kuppeln,
blau glasierten Ziegeln und goldenen Wandmalereien, dazu Gerichtshallen und
einen fünfstöckigen Wachturm. Nach einem Sieg gegen die aufmüpfigen Radschas
nannte der Mogul-Kaiser sie schließlich Fatehpur Sikri, die „Stadt des Sieges“. Ein
Pyrrhus-Sieg, wie wir heute wissen, denn bei aller Begeisterung hatten die
Baumeister die saisonalen Dürren der Region unterschätzt. Obwohl Akbar mit
enormem Aufwand ein Wasserwerk mit Reservoir sowie einem komplexen
Tretmühlensystem für das Heranführen des Regenwassers errichten ließ, war es
vergebens. Der Hofstaat und Akbars 300 Konkubinen saßen immer öfter auf dem
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Trockenen. Schließlich gab der Kaiser den Befehl zum Umzug und gründete
Lahore im heutigen Pakistan. Die Stadt des Sieges war Geschichte. Die extreme
Trockenheit und der Respekt vor dem Erbe der Mogule hatten in den folgenden
Jahrhunderten auch etwas Gutes. Die Wandmalereien verblichen zwar, aber die
Gebäude überdauerten Hitze, Stürme und bauwillige Anrainer. Und seit 1986 ist
Fatehpur Sikri eine Weltkulturerbestätte der UNESCO.
Ein Grabmal für die Gattin des Mogul-Kaisers
„Ich bin gern hier, ich komme jedes Jahr mindestens einmal hierher“, sagt
Krashmakant Ikrit, der im fünf Autostunden entfernten Delhi lebt, „mir ist die
Geisterstadt Fatehpur Sikri mit ihrer einmaligen Ausstrahlung lieber als der Taj
Mahal mit den Millionen von Besuchern“ - und gefühlt genauso vielen Schleppern
und kleinen Geschäftemachern, wie unser Guide spöttisch bemerkt. Dennoch,
man hat etwas verpasst, wenn man das Grabmal aus weißem Marmor und
Edelsteinen in Agra nicht gesehen hat. Okay, man kann natürlich auch in Rom
oder Paris glücklich sein, ohne das Kolosseum oder den Eiffel-Turm erlebt zu
haben. Aber wer macht das schon? Das Grabmal für die Kaisergattin Mumtaz
Mahal am Ufer des Yamuna-Flusses hat Akbar nicht mehr erbaut, das blieb seinem
Enkel Shah Jahan überlassen. Dennoch gilt der Kaiser als der Begründer der
Mogul-Architektur, obwohl er, anstatt zu pauken, lieber auf die Tigerjagd ging.
Beschränkt war er dennoch nicht. Im Gegenteil. Zum Entsetzen seiner Imame
berief er ein Expertengremium ein, das sich aus Vertretern verschiedener
Religionen zusammensetzte, darunter auch Jesuiten, Juden und Hindus. Religionsund Denkfreiheit zum Nutzen der Weiterentwicklung seines Reiches. Auch
Architekten und Kunsthandwerker aus allen Teilen des Reiches, aus Persien und
Afghanistan folgten seinem Ruf. „Als Mogul-Architektur bezeichnet man die in der
Zeit zwischen 1526 und 1858 errichteten Bauten“, sagt die Kunstexpertin Reeta
Khullar, „die auf die Initiative der islamischen Mogulregenten zurückgehen.“
Das strahlend weiße Marmorgebäude des Taj Mahals ist das bekannteste Zeugnis
dieser Zeit und die Attraktion für einheimische und ausländische Touristen. Mit
dem Bau des Grabmals wurde kurz nach dem Tod von Mumtaz Mahals im Jahr
1631 begonnen, der Komplex samt vier Minaretten, Moschee und Gästehaus
wurde 1648 fertiggestellt. „Beteiligt waren mehr als 20.000 Handwerker und
verschiedene Architekten, darunter der aus Badakhshan (heute Afghanistan)
stammende Perser Abul Faizal“, berichtet Khullar. Er habe persische Architektur
mit indischen Elementen zu einem Werk der indo-islamischen Baukunst
verschmolzen. Die Baumaterialien wurden aus Indien und anderen Teilen Asiens
mit rund 1500 Elefanten und unzähligen Brahmi-Stieren herangeschafft. 28 Arten
von Edelsteinen und Halbedelsteinen wurden in den Marmor eingesetzt. Beinahe
hätte dieses Juwel das 20. Jahrhundert nicht erlebt. Angeblich planten die
britischen Kolonialherren unter Gouverneur Lord William Bentinck im 19.
Jahrhundert, das stark vernachlässigte Gebäude stückweise auf Auktionen in
England zu verkaufen. Daraus wurde dann mangels Interessenten aber nichts.
1904 wurde der Taj Mahal unter dem „Ancient Monuments Preservation Act“ von
der britischen Regierung unter Denkmalschutz gestellt. Den Gärten hat es leider
nichts mehr genützt. Auf Anweisung von Marquess George Curzon, Vizekönig von
Indien, wurden sie vier Jahre später „restauriert“ und durch Rasenflächen ersetzt.
Von seiner Anmut hat der Taj Mahal aber nichts verloren. Bei Sonnenaufgang oder
-untergang tauchen die Strahlen das Grabmal in ein rötliches Licht. Im Dunkeln
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zeichnet sich die Silhouette wie ein Scherenschnitt am Horizont ab. Der Blick fällt
auf das Mausoleum, das erhaben hinter einem Wasserbassin zu schweben scheint.
In der Mitte des symmetrischen, achteckigen Baus reckt sich über einer
Eingangspforte die zwiebelförmige Kuppel über 70 Meter hoch in den Himmel
von Agra. Zerbrechlich zart wirkt das Gebäude, das von vier 30 Meter hohen
schlanken Minaretten beschützt wird.
Ein Vorbild für den Taj Mahal
Vorbild für den Taj Mahal soll übrigens das Humayun-Mausoleum in Delhi
gewesen sein. Der Grabbau für Nasiruddin Muhammad Humayun, dem zweiten
Herrscher des Großmogulreiches von Indien. Mit dem Bau wurde etwa 1562 unter
Aufsicht von Haji Begum, Humayuns Witwe und Mutter von Kaiser Akbar,
begonnen. Nach einer Bauzeit von acht Jahren konnte der Monarch bestattet
werden. Die Stätte umfasst außer der Hauptgrabstätte Humayuns noch weitere
Bauten und Grabmonumente der Mogul-Architektur - darunter das Grabmal
seines Lieblings-Friseurs. Später diente das Areal als Zufluchtsort für den letzten
Herrscher Indiens, Bahadur Shah II., den die Briten 1857 genau an diesem Ort
gefangen nahmen. Spätestens jetzt endete die Ära der Mogul-Herrscher und ihrer
Baukunst.
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