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Litauen ist bestens für die Euro-Mitgliedschaft gerüstet
24.12.2014
Starke internationale Wettbewerbsfähigkeit / Solide öffentliche Finanzen / Von Torsten
Pauly
Vilnius (gtai) - Litauen führt 2015 den Euro ein. Mit seinem 19. Mitglied gewinnt die Währungsunion ein Land mit
starker internationaler Wettbewerbsfähigkeit, robuster Konjunktur und soliden Staatsfinanzen. Litauens Wäh­
rung Lita ist schon seit 2002 an den Euro gebunden. Auch die starke Wirtschaftskrise 2009 hat das südbaltische
Land ohne Abwertung, sondern allein durch öffentliche und private Einsparungen, sinkende Löhne und Preise
sowie wieder steigende Exporte und Investitionen im Aufschwung überwunden.
Am Neujahrstag 2015 wird der Euro auch in Litauen gesetzliches Zahlungsmittel, doch bis Ende 2015 müssen alle
Preise sowohl in Euro wie in Lita angegeben werden. Für einen Euro sind seit zwölf Jahren 3,45 Lita zu bezahlen.
In der alten litauischen Landeswährung kann überall noch 15 Tage nach Euro-Einführung bezahlt werden.
Wer dann noch Lita-Münzen und -Banknoten hat, kann diese bis zum 31.6.15 an allen Bankschaltern und bis An­
fang März zusätzlich auch in den Postfilialen umsonst eintauschen. Im 2. Halbjahr 2015 ist dies dann nur noch in
ausgewählten Banken und danach nur mehr bei der Zentralbank selbst möglich. Litauens Notenbank hat ein ei­
genes, auch englischsprachiges Internetspecial zur Euro-Einführung eingerichtet unter http://www.lbank.lt/eu­
ro. 
Wichtige Daten zur Euro-Einführung in Litauen
1.1.15
Euro wird in Litauen gesetzliches Zahlungsmittel, Lita bleibt zunächst für 15 Tage gesetzliches Zah­
lungsmittel.
16.1.15
Euro wird in Litauen alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel.
bis 1.3.15
Lita-Bargeld kann umsonst gegen Euro in Postfilialen gewechselt werden.
bis
Lita-Bargeld kann umsonst gegen Euro in allen Bankfilialen gewechselt werden.
31.6.15
bis
Lita-Bargeld kann umsonst gegen Euro in von der Zentralbank ausgewählten Bankfilialen gewechselt wer­
31.12.15
den.
bis
Alle Preise müssen sowohl in Euro als auch in Lita angegeben werden.
31.12.15
unbef­
Lita-Bargeld kann umsonst gegen Euro in der Zentralbank gewechselt werden.
ristet
Quelle: Litauische Zentralbank
Wirtschaft und Gesellschaft haben Krise von 2009 eindrucksvoll bewältigt
Obwohl Litauen 2009 einen der stärksten Konjunktureinbrüche in der EU überhaupt verzeichnen musste, hat
das südbaltische Land die Krise weit besser überwunden als viele andere Mitgliedstaaten. Das litauische Brutto­
inlandsprodukt (BIP) war 2009 um 14,8% zurückgegangen, danach aber bis 2013 wieder um insgesamt 15,4% ge­
stiegen.
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LITAUEN IST BESTENS FÜR DIE EURO-MITGLIEDSCHAFT GERÜSTET
Da es 2014 zu einem weiteren Wachstum von voraussichtlich 2,7% gekommen ist, erwartet die EU-Kommission,
dass Litauens Wirtschaftsleistung 2014 preisbereinigt um 0,9% höher ist als vor der Krise 2008. In der Eurozone
liegt das Niveau dagegen noch um 0,6% darunter, so die Erwartung der EU-Kommission. Auch 2015 soll Litauens
Wirtschaft um 3,1% und damit weit dynamischer als im Euro- und EU-Durchschnitt wachsen.
Bei alledem ist der seit 2002 gültige Wechselkurs der Landeswährung Lita zum Euro unverändert geblieben. Die
Basis dieses nachhaltigen Aufschwungs waren vielmehr die konsequenten öffentlichen und privaten Einsparun­
gen in der Krise sowie sinkende Löhne und weitere Preisrückgänge. Da auch die Investitionen im Aufschwung
stark angezogen haben, sind die realen Lohnstückkosten 2010 (-9,1%), 2011 (-4,4%) und 2012 (-0,7%) stark gefal­
len. Litauens verbesserte internationale Wettbewerbsfähigkeit spiegelt der Exportboom wieder.
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Vergleich
Kennziffer
2013
2014 *)
2015 *)
BIP in Litauen (reale Veränderung gegenüber Vorjahr in %)
3,3
2,7
3,1
BIP in der Eurozone (reale Veränderung gegenüber Vorjahr in %)
-0,5
0,8
1,1
BIP in der EU-28 (reale Veränderung gegenüber Vorjahr in %)
0,0
1,3
1,5
BIP in Litauen (reale Abweichung gegenüber 2008 in %)
-1,7
0,9
4,1
BIP in der Eurozone (reale Abweichung gegenüber 2008 in %)
-1,4
-0,6
0,5
BIP in der EU-28 (reale Abweichung gegenüber 2008 in %)
-1,3
0,0
1,5
*) Prognose der EU-Kommission
Quellen: Eurostat, EU-Kommission
Öffentliche Finanzen sind weit solider als in anderen Euro-Staaten
Trotz des starken Konjunktureinbruchs und der damit verbundenen Verschlechterung der öffentlichen Finanzla­
ge ist die litauische Staatsverschuldung 2014 mit einer voraussichtlichen Quote von 41,3% des BIP weit niedriger
als im Mittel der EU (88,1%) und der Eurozone (94,5%). Unter allen Eurostaaten erfüllen nur die baltischen Län­
der Estland und Lettland sowie Luxemburg und Finnland neben Litauen noch die im Maastrichter Vertrag fest­
gelegte Obergrenze von 60%. Diese Raten hat die Brüsseler Kommission im November 2014 prognostiziert.
Auch Litauens öffentliche Neuverschuldung hat sich vom hohen Niveau während und nach der Krise bis 2014
auf ein Niveau von voraussichtlich 1,4% des BIP reduziert. Dies ist nicht nur weit weniger als die Maastrichter
Maximalquote von 3,0%, sondern auch als der Mittelwert in der Eurozone (2,4%) und in der EU (2,7%) insge­
samt.
Euro-Einführung soll keinen zusätzlichen Preisauftrieb nach sich ziehen
Auch die Inflation soll 2014 (+0,3%) und 2015 (+1,3%) moderat ausfallen, hat die EU-Kommission im November
2014 geschätzt. Bei früheren Euro-Einführungen war es in anderen Ländern aufgrund der Preisumstellungen teil­
weise zu deutlichen Teuerungen gekommen. Die zuletzt sinkenden Kosten für Energie und teilweise auch für
Lebensmittel lassen eine derartige Entwicklung in Litauen jedoch nicht als wahrscheinlich erscheinen.
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LITAUEN IST BESTENS FÜR DIE EURO-MITGLIEDSCHAFT GERÜSTET
Erfüllung der Maastrichter Kriterien im Vergleich
Kriterium
2010
2011
2012
2013
2014 *)
2015 *)
Staatsverschuldung in Litauen (in % des BIP)
36,3
37,3
39,9
39,0
41,3
41,6
Staatsverschuldung in der Eurozone (in % des BIP)
83,8
85,9
89,1
91,1
94,5
94,8
Staatsverschuldung in der EU-28 (in % des BIP)
78,2
80,8
83,5
85,4
88,1
88,3
Staatliche Neuverschuldung in Litauen (in % des BIP)
-6,9
-9,0
-3,2
-2,6
-1,2
-1,4
Staatliche Neuverschuldung in der Eurozone (in % des BIP)
-6,1
-4,1
-3,6
-2,9
-2,6
-2,4
Staatliche Neuverschuldung in der EU-28 (in % des BIP)
-6,4
-4,5
-4,2
-3,2
-3,0
-2,7
Konsumentenpreisindex in Litauen (in %)
1,2
4,1
3,2
1,2
0,3
1,3
Konsumentenpreisindex in der Eurozone (in %)
1,6
2,7
2,5
1,4
0,5
0,8
Konsumentenpreisindex in der EU-28 (in %)
2,1
3,1
2,6
1,5
0,6
1,0
*) Prognose der EU-Kommission
Quellen: Eurostat, EU-Kommission
Hohe EU-Förderung ermöglicht viele Investitionen
Litauens solide Haushaltslage liegt auch daran, dass das baltische Land seit seinem EU-Beitritt 2004 in den Ge­
nuss sehr hoher Fördergelder aus Brüssel kommt. Dies entlastet die öffentliche Hand in hohem Maße. Auch in
der neuen Finanzierungsperiode von 2014 bis 2020 erhält Litauen EU-Fördergelder in Höhe von 8,3 Mrd. Euro dies entspricht 23,7% des 2013 erwirtschafteten BIP. Samt den Ko-Finanzierungen von litauischer Seite erreicht
die EU-Förderung bis 2020 sogar 9,9 Mrd. Euro, was 3.376 Euro pro Kopf gleichkommt.
Da Litauen und die EU-Kommission das entsprechende Abkommen aber erst im Juni 2014 unterzeichnet haben,
laufen die neuen konkreten Förderprogramme in der Regel erst 2015 mit Verspätung an. Diese Verzögerung liegt
wiederum auch daran, dass sich EU-Mitgliedstaaten, -Kommission und -Parlament erst nach langen Diskussio­
nen auf einen Brüsseler Finanzrahmen von 2014 bis 2020 verständigen konnten.
Zinsen und Transaktionskosten sinken, Planungssicherheit steigt
Obschon Litauens Währung seit 2002 immer einen stabilen Wechselkurs gegenüber dem Euro beibehalten hat,
so erhöht die Übernahme der europäischen Gemeinschaftswährung die Planungssicherheit noch einmal deutlich.
Dies wiederum senkt die Kosten für Transaktionen und Kredite. So waren für ein Darlehen in Lita im Oktober
2014 durchschnittlich 5,3% an Zins zu zahlen, während es für Verbindlichkeiten auf Eurobasis nur 3,1% waren.
Beim Handel mit Deutschland und anderen Eurostaaten entfallen Wechsel- und andere Gebühren. Im Jahr 2013
hat Litauen 38,5% seines Außenhandels mit Ländern der Eurozone abgewickelt, dabei war Deutschland mit ei­
nem Anteil von 8,9% der wichtigste Handelspartner.
Nochmals mehr Planungssicherheit kann die Zugehörigkeit zu einem großen Währungsraum auch angesichts der
jüngsten Rubel- und Konjunkturschwäche beim wichtigsten Handelspartner Russland verleihen. Der größte
GUS-Staat hat 2013 etwa 19,8% aller litauischen Warenexporte abgenommen und sogar 28,1% der Importe gelie­
fert. Wegen der russischen Wirtschaftskrise und der Sanktionen im Zuge der Ukrainespannungen wird der Anteil
2014 jedoch geringer ausgefallen sein.
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