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DAS COPYRIGHT LIEGT BEIM JEWEILIGEN AUTOR.
-1-
VWL III: Wirtschaftspolitik
-2-
A. EINFÜHRUNG UND ZIELE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK............................................ 3
A.1.
Ziele der Wirtschaftspolitik: ....................................................................................... 3
B. WIRTSCHAFTSPOLITISCHES ZIEL „EFFIZIENZ UND WACHSTUM“ ......................... 4
B.1.
Konzeptionelle Einführung ........................................................................................ 4
B.2.
Externe Effekte und Fallbeispiel Umweltpolitik .......................................................... 5
B.3.
Monopolmacht, Fallbeispiel Schweizer Kartellpolitik und Öffentliche Güter ............. 10
B.4.
Wirtschaftswachstum .............................................................................................. 15
C. WIRTSCHAFTSPOLITISCHES ZIEL „TIEFE ARBEITSLOSIGKEIT“ .......................... 21
C.1.
Formen der Arbeitslosigkeit und wirtschaftspolitische Instrumente.......................... 21
C.2.
Fallbeispiel Schweizer Arbeitsmarktpolitik............................................................... 25
D. WIRTSCHAFTSPOLITISCHES ZIEL „TIEFE INFLATION“.......................................... 29
D.1.
Entstehung und Messung der Inflation .................................................................... 29
D.2.
Kosten der Inflation und der Bekämpfung ............................................................... 31
D.3.
Instrumente der Geldpolitik ..................................................................................... 32
D.4.
Fallbeispiel Geldpolitik der SNB .............................................................................. 34
D.5.
Geldpolitik und Wechselkurse ................................................................................. 35
E. WIRTSCHAFTSPOLITISCHES ZIEL „GERECHTE EINKOMMENSVERTEILUNG“ .... 37
E.1.
Einkommensverteilung............................................................................................ 37
E.2.
Sozialwerke in der Schweiz..................................................................................... 39
E.3.
Altersvorsorge in der Schweiz................................................................................. 40
E.4.
Working Poor in der Schweiz .................................................................................. 41
F. ÖFFENTLICHE FINANZEN .......................................................................................... 43
F.1.
Staatsausgaben, Staatseinnahmen und Verschuldung ........................................... 43
G. AUSSENWIRTSCHAFTSPOLITIK................................................................................ 46
G.1.
Effekte der Handelsliberalisierung und europäische Integration .............................. 46
G.2.
Monetäre Integration und Fallbeispiel Schweizer Integrationspolitik........................ 49
-3A. EINFÜHRUNG UND ZIELE DER WIRTSCHAFTSPOLITIK
A.1.
Ziele der Wirtschaftspolitik:
•
Verteilung
Knappes Angebot an Produktionsfaktoren
Von den Unternehmen hergestellte Güter und Dienstleistungen
Frage: Bringt es die Marktwirtschaft tatsächlich fertig gerecht zu verteilen?
•
Optimalität
Pareto-Effizienz
Effizienz
Die freie Marktwirtschaft ist effizient, muss aber nicht gerecht sein (den Kuchen
maximieren, Verteilungsfragen ausser acht lassen)
•
Unsichtbare Hand
Führt unter gewissen Bedingungen zu Effizienz, welche jedoch unter
Umständen von der Mehrheit der Bevölkerung als ungerecht empfunden wird.
•
Der Staat
Schafft die Voraussetzungen und sorgt für Gerechtigkeit.
•
Voraussetzungen
Eigentumsrechte festlegen und Institutionen, welche diese durchsetzen.
Transparenz (Bsp. Abgepacktes Fleisch: Verdorben – OK?)
Staatliche
Lebensmittelkontrolle
Wettbewerb (Keine Monopole, Oligopole)
Korrektur von Externalitäten
Korrektur bei Öffentlichen Gütern
Makroökonomische Stabilität (Stichworte: Inflation, Arbeitslosigkeit)
Vollkommene Märkte
Gegenbegriff: Marktversagen
-4-
B. Wirtschaftspolitisches Ziel „Effizienz und Wachstum“
B.1.
Konzeptionelle Einführung
•
Wohlfahrtstheorie
•
Volkswirtschaftliche Rente: Differenz zwischen dem Realeinkommen eines
Wirtschaftssubjektes und seinen Opportunitätskosten
•
Konsumentenrente:
P
100
I
80
II
III
70
Q
I+II Gewinn Konsument mit Zahlungsbereitschaft 100
III Gewinn Konsument mit Zahlungsbereitschaft 80
I+II+III Gesamtgewinn bei einem Preis von 70 = Konsumentenrente
P
I
p1
II
III
p2
D
q1
q2
Q
KRp1 = I
KRp2 = I+II+III
„Gewinn an KR bei p2“ = (p1-p2) q1 + ½ ((p1-p2) (q2-q1))
KR hängt von der Elastizität der Nachfrage ab. Bei elastischer Nachfrage gibt es mehr
KR, bei einer unelastischen Nachfrage weniger.
-5-
B.2.
Externe Effekte und Fallbeispiel Umweltpolitik
B.2.1.
Theorie:
Def: Einflüsse der Handlungen eines Akteurs auf einen anderen, die nicht über das
Preissystem laufen.
•
Verursacher – Geschädigter
•
Negative Externalitäten – Positive Externalitäten
Verursacher
Geschädigter
Beispiel
Produzent
Produzent
Stahlfirma produziert
Abwässer, Fischer hat
weniger Ertrag
Produzent
Konsument
Fabrik steht neben einem
Garten und verschmutzt die
Luft
Konsument
Konsument
Jemand hört Radio und
stört den Nachbarn beim
lesen
Konsument
Produzent
Haushaltsabwässer
mindern den Ertrag eines
Fischers
Negative Externalität:
P
MSC
P*
MC
P1
D
q*
q1
Q
-6-
Positive Externalität:
P
MC
p1
MSC
P*
D
q1
Q
q*
Ineffizienz bei Externalitäten:
P
C
MC
B
Gesamter Nutzen: 0ABC
Kosten: 0AB
D
0
A
Q
q*
P
C
MSC
E
MC
B
D
0
A
F
Q
Zusätzlicher Nutzen: ABDF
Zusätzliche Kosten: ABEF
Zusätzlicher Nutzen < Zusätzliche Kosten
Gesamte Rente:Nutzen – Kosten = 0CB
-7-
Technologische versus pekuniäre Externalitäten:
Pekuniäre Externalitäten zeichnen sich durch Auswirkungen aus, welche über Preise
gehen. Zum Beispiel ist ein Metzger in einem kleinen Dorf, welcher zum ersten Mal
Konkurrenz bekommt definitiv externen Effekten ausgesetzt. Über die Preise wird dies
jedoch signalisiert und stellt deshalb keinen Effizienzverlust dar. Ein anderes Beispiel
sind Computer, die Schreibmaschinen vom Markt verdrängen.
B.2.2.
Mögliche Lösungsansätze
Freiwillige Internalisierung:
Die Firmen berücksichtigen die zusätzlichen Kosten und setzen ihre Grenzkosten von
sich aus gleich den MSC. Mögliche Gründe sind:
•
Moral
•
Zusammenarbeit (/-schluss)
•
Vertrag (Coase-Theorem)
Staatliche Regulierung:
Die Mengen werden vom Staat gleich den Gleichgewichtsmengen der MSC gesetzt
(Gebote, Verbote).
Staatlich geförderte Internalisierung:
Die MC-Kurve wird durch Steuern oder Lenkungsabgaben soweit verschoben, bis sie
der MSC-Kurve entspricht (Marktwirtschaftliche Instrumente).
B.2.3.
Allgemeine Beispiele
Freiwilliger Umweltschutz:
Informationen über umweltschädigende Wirkungen bestimmter Tätigkeiten.
•
Informationen über die Konsequenzen der Umweltbelastung
•
Informationen über Umweltverträglichkeit von Firmen, Tätigkeiten
•
Umwelterziehung
•
Vorbildliches Verhalten des Staates. Bsp. Berücksichtigen von Firmen mit guter
Umweltpolitik
Bsp. Label
Bravo-Kampagne. Wie soll man sich verhalten
Staatliche Nachsorge:
Aufräumen vom Staat nach der Verschmutzung
•
Gemeinlastprinzip
•
Verursacherprinzip
End of pipe Ansatz
Bsp. Kläranlagen, Kehrichtverbrennung
Polizeilicher Umweltschutz:
Der Staat reguliert die umweltschädigende Tätigkeit
1. Immissionsgrenzwerte festlegen (quantitative Ziele)
Ozon, Lärm, NOx
2. Emmissionsgrenzwerte festlegen (Wie erreicht man die quantitativen Ziele?)
Abgasgrenzwerte
3. Regulatorischer Eingriff
Katalysatorpflicht
-8Grundsätzliche Probleme des polizeilichen Umweltschutz:
1. Ineffizienz
erreichen
Firmen haben unterschiedliche Kosten um die Umweltziele zu
2. Keine Anreize, die vorgegebenen Grenzwerte zu unterschreiten
3. In einer wachsenden Wirtschaft steigt die gesamte Emmissionsmenge, wenn die
Grenzwerte nicht angepasst werden
Marktwirtschaftliche Instrumente:
Vorteile:
•
Effizienz
•
Anreiz die Grenzwerte zu unterschreiten
•
Innovationsanreize
Volle Internalisierung (Pigou-Steuer):
Man setzt eine Steuer fest, welche die MC-Kurve genau soweit verschiebt, dass sie
auf der MSC-Kurve zu liegen kommt. Es bleiben die Fragen der
Informationsbeschaffung und wie man die Steuereinnahmen verwendet.
Lenkungsabgabe:
Die Lenkungsabgabe entspricht der Pigou-Steuer ohne den Anspruch die MSC-Kurve
genau zu treffen. Man will die Kurve in die richtige Richtung „lenken“. Problematisch
ist die Elastizität der Nachfrage. Wenn die Nachfragekurve elastisch ist hat man wenig
Steuereinnahmen, jedoch einen grossen Mengeneffekt. Bei einer unelastischen
Nachfrage ist es genau umgekehrt. Die beiden Ziele Umweltschutz und
Steuereinnahmen stehen im Gegensatz.
Was macht man mit den Einnahmen?
•
Staatskasse
•
Rückerstattung (Ökobonus)
•
Zweckbindung (Verursacherprinzip; Bsp. Flaschenpfand)
Umweltzertifikate:
•
Handelbares Recht auf Verschmutzung
•
Menge der Verschmutzung wird festgesetzt und für diese Zertifikate ausgestellt,
welche auf einem Markt für solche Papiere gehandelt werden
Dieses Prinzip setzt genau an der Menge an
Elastizität der Nachfrage spielt keine Rolle
Ist effizient, da die Papiere gehandelt werden
-9-
Zusammenfassung:
B.2.4.
Ökologische
Wirksamkeit,
Effektivität
Nutzen – Kosten,
Effizienz
Politische
Durchsetzbarkeit
Freiwilliger
Umweltschutz
TIEF
MITTEL/TIEF
HOCH
Staatliche
Nachsorge
TIEF/MITTEL
TIEF
MITTEL
Polizeilicher
Umweltschutz
MITTEL/HOCH
MITTEL
HOCH
Martwirtschaftliche
Instrumente
HOCH
HOCH
TIEF
Beispiele aus der Schweiz
Freiwilliger Umweltschutz:
•
Umweltmanagementsysteme (ISO 14001)
Freiwillig
•
Sonst „Drohung“ mit polizeilichen Massnahmen:
Branchenvereinbarung in der Zementindustrie. Wenn der Deal nicht eingehalten
wird gibt es Restriktionen. Funktioniert nur, wenn die Branche gut organisiert ist.
Sonst gibt es zu viele Trittbrettfahrer.
End of pipe Ansatz kombiniert mit dem Verursacherprinzip:
•
Abfallsackgebühren auf Gemeindeebene. Frage: Ist dies nicht schon eine
Lenkungsabgabe? Nein. Gemäss BUWAL produzieren die Leute nicht weniger
Abfall, sondern sie sortieren mehr, um Abfallsäcke zu sparen.
•
Vorgezogene Entsorgungsgebühren (Flaschen, Aludosen, PET)
Marktwirtschaftliche Instrumente:
•
Lenkungsabgaben auf VOC, auch auf Schwefelgehalt in Heizöl
•
Differenzierte Besteuerung von Bleifrei und Super (Lenkungsabgabe)
•
LSVA (Lenkungsabgabe)
Freiwillig
Marktwirtschaftlich:
•
CO2-Gesetz: Es handelt sich um eine globale Verschmutzung. Einzelne
Massnahmen zeigen kaum Wirkung
•
Kyoto-Protokoll verpflichtet Teilnehmer den jeweiligen CO2-Ausstoss bis 2010
zu senken. In der Schweiz um 10%
•
In der Schweiz hat man bis 2004 Gelegenheit für freiwillige Massnahmen. Wenn
die Senkungen vom Plan abweichen wird eine CO2-Steuer eingeführt
(Lenkungsabgabe)
•
Probleme der Durchsetzbarkeit wegen dem Ausstieg der USA
-10-
B.3.
Monopolmacht, Fallbeispiel Schweizer Kartellpolitik und Öffentliche
Güter
B.3.1.
Ineffizienzen bei Monopolen
Vollständiger Wettbewerb:
P
MC
p*
D
q*
Q
Es gilt immer derselbe Preis. Alle Firmen sind Preisnehmer. Niemand macht Gewinn.
Der Preis wird durch die Kosten aufgehoben. Nachdem alle entschädigt sind (Löhne,
Dividenden etc.) bleibt kein Gewinn übrig.
Monopol:
P
MC
p*
D
MR
q*
Q
Monopol kann den Preis frei wählen d.h. es kann seinen Gewinn optimieren. Beim
Cournot-Punkt MR = MC liegt die optimale Menge. Daraus folgt, dass zuwenig zu
einem zu hohen Preis produziert wird. Wie stark dieser Effekt ist hängt von der
Elastizität der Nachfrage ab.
-11-
Ineffizienz:
P
p*
MC
D
MR
q*
1
2
Q
3
1 Konsumentenrente 2 Produzentenrente 3 Deadweight loss
Keinen Deadweight loss gibt es nur bei vollständiger Preisdiskriminierung. Dabei setzt
der Produzent für jeden Konsumenten genau den Preis, welcher seiner
Zahlungsbereitschaft entspricht. In diesem Fall gibt es jedoch ausschliesslich
Produzentenrente. Dies ist zwar effizient, jedoch schlecht verteilt.
Weitere Kosten der Monopolmacht:
B.3.2.
•
Ineffizientes Management
•
Wenig Anreize zu Innovationen
•
Rent seeking
gesucht
Markteintrittsschranken werden von den Produzenten politisch
Markteintrittsschranken
Da bei einer Monopolstellung Gewinne zu holen sind wollen neue Produzenten in
diesen Markt eindringen. Deshalb können Monopole nur mit Hilfe von
Markteintrittsschranken bestehen. Langfristig ist dies kaum möglich. Aus diesem
Grund ist es auch für ein Monopol langfristig besser, Konkurrenz zuzulassen weil man
nach einiger Zeit nicht mehr anpassungsfähig ist.
Bsp. Das OPEC-Kartell schaffte in den 70er Jahren Anreize teure
Förderungsmethoden im Westen zu realisieren. Deshalb ist das Kartell heute nicht
mehr so mächtig. Zudem sind Kartelle von Natur aus instabil (Gefangenendilemma).
Gründe für zu wenig Markteintritte:
1. Skaleneffekte (natürliches Monopol)
2. Staatliche Regulierungen
Technologisch gegeben
Künstlich geschaffen
3. Strategische Eintrittsschranken (Marketing, Preisverhalten)
geschaffen
Künstlich
-12-
Natürliches Monopol:
•
Sehr hohe Fixkosten (Telefonnetz, Schienennetz)
•
Extrem fallende Durchschnittskosten. Man muss viele Einheiten verkaufen bis es
sich lohnt
•
Relativ tiefe Grenzkosten (Bsp. Last minute Flugticket)
P
p*
ATC
MC
D
MR
q*
Q
C = a + bx
C/x = a/x + b
AC = a/x + b
MC = b
AC > MC
Wenn vollständiger Wettbewerb eingeführt wird, macht die Firma auf jeden Fall
Verlust. Durch das Monopol kann man höheren Gewinn machen. Ohne diesen
Spielraum würde gar nicht produziert werden, da die Fixkosten zu hoch sind (ATC
werden nie unter den MC zu liegen kommen). Die einzige Lösung ist ein Anbieter, der
den Monopolpreis verlangt.
Staatliche Regulierung:
•
Der Staat reduziert den Markteintritt aus verschiedenen Gründen
•
Öffentliche Gesundheit (Zulassungsbestimmungen für Ärzte)
•
Sicherheit (Zulassungsbestimmungen für Anwälte)
•
Technischer Fortschritt, Innovation (Patente)
•
Strukturerhaltung (unangenehmer Druck sich anpassen zu müssen
Protektionismus (Zölle, Quoten)
Strategische Eintrittsschranken:
•
Preiskampf (Preisdumping). Aggressive Preissenkungen um Eintritt unattraktiv zu
machen. Schon die Drohung mit Preisdumping ist sehr effektiv
•
Zu grosse Kapazitäten. Man sendet damit ein Signal an potentielle Konkurrenten.
Falls jemand in den Markt eintritt würde man die Produktion ausweiten und die
Preise senken
-13-
B.3.3.
Wettbewerbspolitik
Wirtschaftspolitik bei natürlichen Monopolen:
•
Verstaatlichen (bis vor kurzem sehr populär)
•
Regulieren
Das Telefonnetz ist ein natürliches Monopol, die Dienstleistung als
Serviceprovider jedoch nicht. Es ist möglich einzelne Teile zu privatisieren. Man
versucht, dass der Preis ein wenig über den ATC zu liegen kommt, was jedoch
schwierig zu berechnen ist.
Wirtschaftspolitik bei künstlichen Monopolen:
•
Staatliche Garantie für den Markteintritt (Wettbewerbsbehörde)
Öffnung der Wirtschaft:
P
MC
pm
pw
D
MR
qm
q*
Q
•
Wo Importe und Exporte einfach möglich sind gibt es selten Monopole/Kartelle
•
Dies ist eine gute Strategie bei Industrieprodukten. Bei (persönlichen)
Dienstleistungen ist dies schwierig zu realisieren
Durch Öffnung der Wirtschaft wird das inländische Monopol wieder Preisnehmer des
Weltmarktpreises. Daraus folgt das effiziente Gleichgewicht (pw/q*)
B.3.4.
Schweizerische Wettbewerbspolitik
•
Die Schweiz hat eine sehr hohe Kartelldichte im internationalen Vergleich
•
Bisher hatte die Schweiz eine sehr lockere Kartellpolitik
•
Sie weist vergleichsweise hohe Preise auf. Die Kaufkraft ist tiefer obwohl wir ein
sehr hohes pro Kopf Einkommen haben
Arten von Kartellen:
•
Preiskartell (Preisabsprache)
•
Konditionenkartell (Es gibt nur zwei Variationen eines Gutes statt 100 möglichen)
•
Mengenkartell (Der Zielpreis der OPEC wird durch die angebotene Menge
erreicht)
•
Marktsegmentierungskartelle (Ein Gebiet wird unter Firmen aufgeteilt Bsp.
Kantone. Es muss jedoch gewährleistet sein, dass dem Konsumenten das
Produkt in einem anderen Kanton verweigert wird)
-14Schweizerisches Kartellgesetz:
Bis 1995
„altes“ Kartellgesetz (Kartelle sind nicht verboten. Besonders
schädliche Kartelle können jedoch sanktioniert werden, wenn man
ihnen die Schädlichkeit nachweist)
Ab 1995
„neues“ Kartellgesetz (Besonders schädliche Kartelle sollen verboten
werden. WEKO hat jedoch sehr beschränkte Sanktionsmöglichkeiten)
Ab ca. 2002
Revision des neuen Kartellgesetzes
Altes KG:
Funktioniert nach der Saldomethode. Abwägen von positiven (Qualitätssicherung,
Versorgungssicherheit, Verhinderung von Arbeitslosigkeit, Öffentliche Gesundheit,
Integrität des Landes), negativen (Ineffizienzen, Monopol) Aspekten. Die meisten
positiven Aspekte sind heute längst überholt.
Neues KG:
Verbieten von besonders schädlichen (harten) Kartellen. Dies sind Preis-, Mengenund Gebietskartelle .
Schädlichkeitsvermutung (Die Firmen müssen bei Verdacht
der WEKO das Gegenteil beweisen).
Revision des neuen KG:
Bis jetzt kann die WEKO nicht direkt Strafen aussprechen. Sie müssen die
Unternehmen zuerst verwarnen und können nur bei einer Wiederholungstat im selben
Stil Sanktionen verhängen. Dies ist im internationalen Vergleich sehr mild. Beim
Vitaminkartell von weltumspannenden Pharma-Konzernen kamen Manager in den
USA ins Gefängnis, in Europa erhielten sie beträchtliche Geldstrafen und in der
Schweiz wurden sie verwarnt. Durch die Revision soll die WEKO mehr Kompetenzen
zur sofortigen Bestrafung erhalten. Ein weiterer Vorteil wäre eine Bonus-Regel,
welche einem Kartellmitglied, welches das Kartell anzeigt Strafmilderung bis
Straffreiheit zugesteht („Kronzeugenregelung“). Dadurch wären Kartelle noch
instabiler und man könnte ihnen schneller auf die Spur kommen. Diese Idee ist in der
Schweizerischen Politik sehr umstritten.
B.3.5.
Öffentliche Güter
Eigenschaften:
•
Öffentliche Güter ≠ vom Staat produzierte Güter
•
Grad der Rivalität im Konsum
•
Grad der Ausschliessbarkeit im Konsum
Eigenschaft
•
Private Güter
•
Öffentliche Güter
Technische Eigenschaft
Technische und institutionelle
Rivalisierend und ausschliessbar
Nicht rivalisierend und nicht ausschliessbar (Feuerwerk)
-15-
Ausschliessbar
Nicht ausschliessbar
Rivalisierend
Private Güter (Apfel)
Common Pool Güter
(Fischgründe)
Nicht rivalisierend
Clubgüter (Golfplatz,
PayTV)
Öffentliche Güter
(Feuerwerk)
Marktversagen:
•
Summe der Zahlungsbereitschat > Kosten
•
Zahlungsbereitschaft des Einzelnen < Kosten
•
Analogie zu den positiven externen Effekten
P
S
D
Q
„Freeriding“: Ein einziger hat eine Zahlungsbereitschaft, welche jedoch zu tief ist. Das
Gut wird nicht produziert, da es nicht nachgefragt wird. Selten hat ein einzelner eine
genügend hohe Zahlungsbereitschaft. In diesem Fall wird er jedoch eventuell noch
warten, ob jemand anderes nicht doch eine ähnlich hohe Zahlungsbereitschaft hat und
das Gut vor ihm bezahlt. Falls das Gut tatsächlich nachgefragt wird, wird es eine
Menge „Freerider“ geben, da der (zahlende) Konsument diese nicht ausschliessen
kann.
Lösungsansätze
B.4.
•
Staatliche Bereitstellung (Berufsarmee)
•
Freiwillige Bereitstellung (Freiwilligen Armee)
•
„Dienstverpflichtung“
(Milizarmee)
•
Staatliche Kontrakte an Private (Der Staat finanziert das Gut, Private stellen es
her)
Der Staat schreibt vor, dass alle sich beteiligen
Wirtschaftswachstum
B.4.1.
Bedeutung von Wachstum:
Bsp. USA:
-161870-1990
Hypothese 1:
Hypothese 2:
Wachstumsrate pro Jahr 1.75%
Pro Kopf Einkommen (real) 2‘200$
18‘300$
Wachstumsrate pro Jahr 0.75%
Pro Kopf Einkommen (real) 2‘200$
5‘500$
Wachstumsrate pro Jahr 2.75%
Pro Kopf Einkommen (real) 2‘200$
60‘800$
Der Grund für diese Diskrepanz sind Zinseszinseffekte.
Wachstum ist unerlässlich zur finanziellen Bewältigung der Bevölkerungsalterung und
es gibt weniger Konflikte bei Verteilungsfragen.
B.4.2.
Unterschied zwischen Wachstum und Konjunktur:
Wachstum kann nur von der Angebotsseite her kommen. Bei
Konjunkturschwankungen kann man bei der Nachfrage ansetzen.
Gesamtwirtschaftliches Angebot:
Input
Output
Kapital
Arbeit
BIP
Technologie
(Art und Weise wie Arbeit und Kapital eingesetzt werden)
Kurzfristig sind alle drei Faktoren fix. D.h. es gibt einen maximal produzierbaren
Output und eine Kapazitätsgrenze.
Langfristig benötigt man mehr K, L oder Technologie um wachsen zu können.
Jemand muss die produzierte Menge nachfragen, sonst werden die Firmen in der
nächsten Periode ihre Produktion anpassen. Da sie die Art wie sie produzieren kaum
ändern werden sparen sie bei L und K.
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage:
Setzt sich aus folgenden Elementen zusammen
•
Güter und Dienstleistungen werden von Haushalten gekauft (Konsum)
•
Firmen (Investitionsnachfrage)
•
Staat (Staatsausgaben)
•
Ausland (Exporte – Importe = NX)
AS
Preisniveau
(LIK)
3
2
1
AD
Kap.
grenze
Output
„BIP“
-17Einfaches Makromodell:
1. Depression: Bei schwacher Auslastung der Ressourcen tritt eine zu kleine
Nachfrage auf um die Kapazitäten auszulasten. Bei zusätzlicher Nachfrage erhöht
sich der Output, die Preise ändern sich jedoch kaum oder gar nicht. In diesem Fall
lohnt es sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stimulieren. Diese Aufgabe
übernimmt die Nationalbank.
2. Normale Situation. Die Politik muss je nach Elastizität der Nachfrage angepasst
werden.
3. Boom: Bei starker Auslastung der Kapazitäten folgt auf eine Nachfrageerhöhung
lediglich eine Preiserhöhung. Eine Mengenänderung bleibt aus. In dieser Situation
bewirkt eine expansive (Geld-)Politik nur eine Inflation und kein Wachstum.
Um langfristiges Wachstum zu erreichen, muss man die Kapazitätsgrenze nach
aussen verschieben. Wie oben erwähnt bewirkt die Verschiebung der Nachfragekurve
lediglich konjunkturelle Effekte.
AS 1
Preisniveau
(LIK)
KG 1
AS 2
KG 2 Output
“BIP”
In der wirtschaftspolitischen Diskussion werden die Begriffe Wachstum und
Konjunktur oft verwechselt.
BIP
pro
Kopf
1960
2000
2010 Jahr
Die Kurve stellt das Wachstum des BIP pro Kopf in Abhängigkeit der Zeit dar. Die
Gerade steht für den Trend. Die Steigung dieses Trends wird vom Angebot bestimmt
und kann durch dieses beeinflusst werden (Wachstum). Die (kurzfristigen)
Schwankungen der Kurve hängen von der Nachfrage ab (Konjunkturschwankungen).
-18-
Wirtschaftspolitik
Quellen des Wachstums:
Mehr Erwerbstätige
Mehr Arbeitsstunden pro
Erwerbstätigen
Mehr Arbeitsstunden
Mehr Realkapital (Ma,
Immobilien usw.)
Mehr Humankapital
(Weiterbildung usw.)
Pro Arbeitsstunde mehr
Produktion =
Arbeitsproduktivität
Wachstum
BIP pro
Kopf
Mehr Know-How
(Technologie)
Das Know-how hat dabei den Vorteil, dass man unter Umständen nichts investieren
muss und trotzdem die Produktivität steigern kann (Verbesserung durch die
Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag). Zudem stösst man bei der Ausweitung der
Technologie im Gegensatz zu den anderen Punkten an keine Grenzen (Man kann
zum Beispiel nur so viele Arbeiter einstellen, wie auf dem Arbeitsmarkt vorhanden
sind).
Das „Gut“ Technologie:
100%
Rivalisierend
Nicht rivalisierend
Humankapital
Grad der
Ausschliessbarkeit
Patentierte Forschung
0%
Grundlagenforschungs-ergebnisse
-19-
Wirtschaftspolitische Wachstumsdeterminanten:
... und Wachstum
Eindeutig positiv
Offenheit des
Landes
X
Bildung
X
Eher positiv
Tiefe Inflation
Kein
Zusammenhang
X
Tiefe Staatsquote
X
Wettbewerb im
Inland
X
Forschung und
Entwicklung
X
Demokratie
Politische
Stabilität
X
X
„Gerechte“
Einkommensverteilung
X
c
Wie hoch ist der Grad an Markteingriffen des Staates.
d
Ist relativ schwierig zu messen.
Schwachpunkte dieser Erhebung:
B.4.3.
•
Diese Darstellung weist eine Korrelation der angegebenen Punkte aus. Wie sie
kausal zusammenhängen (ob eine stark wachsende Marktwirtschaft sich mehr
Bildung leisten kann, oder ob mehr Bildung zu mehr Wachstum führt) ist jedoch
eine andere Frage.
•
Man hat nur von etwa 100 Ländern diese Daten zur Verfügung. Der
Stichprobenumfang ist ziemlich klein (Signifikanz).
Das Schweizer Wirtschaftswachstum
Bericht ab 7. Mai auf der Website vom Seco erhältlich.
•
Hohes Einkommensniveau
•
Geringes Wachstum seit längerer Zeit
•
Im Gegensatz zu den G7 und der EU kam das Schweizer Wirtschaftswachstum in
den 90er Jahren praktisch zum erliegen
•
Die Schweiz ist sehr stark was die Arbeitsstunden angeht. Viele Leute sind
erwerbstätig (höchste Quote der OECD Staaten). Da dieser Anteil so hoch und
-20das Potential endlich ist, kann man kaum mehr Wachstum durch Steigerung der
Arbeitsstunden erreichen (siehe Schema).
•
Die Arbeitsproduktivität ist jedoch eher schwach.
•
Ein Grund dafür ist die tiefe Arbeitslosigkeit. Leute mit einer weniger guten
Ausbildung (kleinere Produktivität), welche in anderen Ländern arbeitslos sind,
sind in der Schweiz berufstätig. Dadurch wird die durchschnittliche
Arbeitsproduktivität geschmälert. Dies vermag jedoch nur einen Teil des fallenden
Wachstums der Arbeitsproduktivität zu erklären.
Bemerkung: Die OECD ist ein Zusammenschluss der reichsten Industriestaaten und
einigen Schwellenländern mit ca. 30 Mitgliedern.
Wirtschaftspolitische Determinanten der Arbeitsproduktivität:
•
Wettbewerbspolitik (im weitesten Sinn)
Das Preisniveau ist aufgrund zu wenig Wettbewerb sehr hoch (siehe B.3.4.). Dies
beeinflusst die Arbeitsproduktivität negativ.
•
Bildungspolitik
Das Bildungssystem ist zwar sehr gut, jedoch haben nur wenige Leute eine
Tertiärausbildung. Der Grund dafür ist das stark ausgebaute Lehrlingssystem,
welches für die Leute eine grosse Bedeutung hat. Man kann sich fragen, ob in
einer Wissensgesellschaft dieses System nicht angepasst werden sollte, damit
mehr Leute Fach- und Hochschulabschlüsse erhalten. Dadurch würde die
Arbeitsproduktivität (unter Umständen) steigen.
•
Öffentliche Finanzen (Staatsquote, Struktur der Steuern)
Die Schweiz weist hier im Bezug auf die Arbeitsproduktivität keine Defizite auf. In
den letzten Jahren sind die Staats- und Steuerquoten jedoch relativ stark
gewachsen.
•
Aussenwirtschaftspolitik
Da wir nicht in der EU sind könnte sich ein mangelnder Innovationsdruck durch
eine fehlende Liberalisierung negativ auswirken. Dies ist jedoch kein
entscheidendes Problem.
•
Forschung und Entwicklung (Innovationspolitik)
Die Schweiz ist bei allen Erhebungsarten vorne mit dabei. Deshalb ist dieser
Punkt sicherlich kein Nachteil gegenüber den anderen Staaten.
•
Gesamtwirtschaftliche Stabilität (Stabilisierungspolitik)
Abgesehen von den Turbulenzen in der Mitte der 90er Jahren eigentlich stabil.
-21-
C. Wirtschaftspolitisches Ziel „Tiefe Arbeitslosigkeit“
C.1.
Formen der Arbeitslosigkeit und wirtschaftspolitische Instrumente
C.1.1.
Definition der Arbeitslosigkeit
Arbeitslos sind alle Personen, die zum Marktlohnsatz keine Beschäftigung finden,
obwohl sie möchten.
Bei vollständig flexiblen Preisen und Löhnen gibt es deshalb theoretisch keine
Arbeitslosigkeit.
Reallohn
w/p
S
w/p*
D1
D2
q* neu q*
Anzahl
Beschäftigter
AL
Bei vollständig flexiblen Preisen stellt sich bei einer Änderung der Nachfrage nach
Arbeitskräften (Firmen) ein anderes Gleichgewicht ein (w*, q*). Da die Leute
(Anbieter), welche von dem Beschäftigungsrückgang zu diesen Löhnen gar nicht mehr
arbeiten wollen, ist die Arbeitslosigkeit gleich Null.
Die Annahme, dass die Preise vollständig flexibel sind ist jedoch unrealistisch. Der
Lohn wird oft für ein oder mehrere Jahre festgelegt (Bsp. Gesamtarbeitsvertrag) und
ist deshalb zumindest kurzfristig fix. Da zu diesen Löhnen noch Leute arbeiten wollen,
wegen der zu kleinen Nachfrage aber nicht können entsteht Arbeitslosigkeit (AL).
Gesamtarbeitsverträge können deshalb problematisch sein. Statt dass der Lohn für
alle sinken würde und nur diese keine Beschäftigung mehr haben, welche dies nicht
mehr wollen, wird die ganze Last der zurückgehenden Nachfrage auf die Arbeitslosen
abgewälzt. Das heisst man arbeitet entweder weiter zu genau demselben Lohn, oder
man wird arbeitslos. Man könnte nun diskutieren, ob Gesamtarbeitsverträge wirklich
so sozial sind, wie die Befürworter behaupten.
-22-
C.1.2.
Formen der Arbeitslosigkeit
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit:
S
Preisniveau
Das BIP sinkt. Dies kann nur durch einen Rückgang von Arbeit, Kapital oder
Technologie erklärt werden. Es gibt weniger offene Stellen als Arbeitslose.
Strukturelle Arbeitslosigkeit:
Die Art und Weise wie produziert wird verändert sich (Technologischer Wandel). Ein
Teil der Arbeitsuchenden weist Humankapital auf, welches in dieser Form nicht mehr
nachgefragt wird. Dieser Teil muss sich anpassen und findet während dieser Zeit
keinen Job. Die Strukturelle Arbeitslosigkeit ist, unabhängig von der Kapazitätsgrenze,
immer vorhanden (auch während eines Booms). Es gibt gleich viele offene Stellen wie
Arbeitslose.
Friktionelle Arbeitslosigkeit:
Sucharbeitslosigkeit. Man ist während einer gewissen Zeit arbeitslos, da man den
richtigen Job sucht, welcher jedoch vorhanden ist. Es gibt gleich viele offene Stellen
wie Arbeitslose.
Beveridge-Kurve:
Offene
Stellen
C
A
B
D
Arbeitslose
A:
Ausschliesslich strukturelle und friktionelle Arbeitslosigkeit
B:
Konjunkturell schwierige Situation
-23C:
In der Schweiz war dies nach dem zweiten Weltkrieg eine gewöhnliche
Situation.
Überbeschäftigung. Ausländische Arbeitskräfte wurden als
Konjunkturpuffer benutzt.
D:
In diesem Punkt gibt es keine Arbeitslosigkeit. Dies ist das Optimum (Effizient).
In der Schweiz steigt die strukturelle Arbeitslosigkeit tendenziell an (S. BeveridgeKurve unten). Trotzdem ist sie im internationalen Vergleich noch sehr tief. Sie spielte
Offene
Stellen
Arbeitslose
in den 90er Jahren eine wichtige Rolle. Denn auch ohne Konjunkturschwäche wäre
durch sie die Arbeitslosigkeit in der Schweiz gestiegen.
Offene Stellen und Arbeitslosigkeit, 1977-2000:
-24-
C.1.3.
Wirtschaftspolitische Instrumente zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit:
•
Zu tiefe gesamtwirtschaftliche Nachfrage
•
Wirtschaftspolitik zur Steigerung der aggregierten Nachfragen
Ausgangslage:
S
Preisniveau
Komponenten der Nachfrage
C + G + I + NX
1. Der Konsum hängt positiv vom verfügbaren Einkommen ab.
Fiskalpolitik
(Finanzverwaltung)
C = C(Yv), Yv = Y – T
T
Yv
C
In der Schweiz lässt sich eine Steuersenkung jedoch nur schwer umsetzen, weil diese
in der Verfassung verankert werden müsste.
2. Staatsausgaben
3. Investitionen hängen negativ von den Zinsen ab.
Geldmenge
Geldpolitik
(SNB)
i
I(i)
i = Zinssatz
4. Nettoexporte
Geldmenge
Wert CHF
Exporte steigen, Importe sinken
NX
Das Stimulieren der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch expansive Geld- bzw.
Fiskalpolitik.
Keynes war der erste Ökonom, der auf die Idee kam bei einer schweren Rezession
mit diesen Instrumenten die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stimulieren. Oft wird
an diesen Instrumenten Kritik geübt, weil sie nur kurzfristige Konjunkturschwankungen
bekämpfen und nicht langfristig wirken. Doch Keynes entwickelte diese Instrumente
damit die Wirtschaft aus sehr schweren Rezessionen (Depressionen) herausfinden
kann. Wenn man die Massnahmen der Börsencrashs 1930 und 1987 vergleicht und
die Auswirkungen dieser untersucht, kommt man zum Schluss, dass die Instrumente
-25von Keynes in diesen Situationen sehr geeignet sind. In einer normalen Situation
sollte jedoch die SNB die Nachfrage nur durch eine expansive Geldpolitik stimulieren,
wenn man davon ausgehen kann, dass die Kapazitäten im Moment nicht ausgelastet
sind da sonst eine starke Inflation entstehen würde. Die Aufgabe der SNB ist es also
Inflation zu verhindern und wenn dies erfüllt ist eventuell Massnahmen zur
Stimulierung der Nachfrage zu ergreifen.
Strukturelle Arbeitslosigkeit:
•
„Falsche“ Struktur des Arbeitsmarktes
•
Anpassung des Arbeitsangebots
1. Bildung (Weiterbildung, Umschulung)
2. Deregulierung der Arbeitsmärkte
•
Flexible Arbeitszeiten
•
Tiefe „hire and fire“ Kosten
•
Reduktion der Lohnnebenkosten (Bsp. AHV)
Natürlich sind diese Massnahmen politisch sehr umstritten und schwierig umzusetzen.
Trotzdem ist es eine Tatsache, dass auf einem solchen Arbeitsmarkt die
Unternehmen eher bereit sind jemanden einzustellen, welcher nicht genau den
Qualifikationen für einen bestimmten Job entspricht. Sie lassen sich darauf ein, weil
sie ihn auch wieder loswerden können, wenn sie einen qualifizierteren gefunden
haben. Wiederum geht es hier um eine Verteilungsfrage. Mit starren, generellen
Gesamtarbeitsverträgen erreicht man zwar, dass die Leute die Arbeit haben gut
verdienen, jene, welche jedoch keinen Job haben, sind praktisch ohne Chance eine
Stelle zu finden.
Friktionelle Arbeitslosigkeit:
•
C.2.
Transparenz im Arbeitsmarkt zu klein
Fallbeispiel Schweizer Arbeitsmarktpolitik
C.2.1.
Entwicklung und Struktur der Schweizer Arbeitsmarktpolitik
•
Die Deutschschweiz hatte immer eine tiefere Arbeitslosenquote als die Romandie
und das Tessin.
•
Die Arbeitslosenquote von Schweizer Arbeitern war immer tiefer als diejenigen
von ausländischen Beschäftigten.
•
Die Arbeitslosenquote nach dem Alter gegliedert weist keine systematischen
Unterschiede zwischen den Altersgruppen auf (Einzigartig im Internationalen
Vergleich)
Lehrlingssystem
•
Auch das Geschlecht spielt bei den Arbeitslosenquoten kaum eine Rolle.
•
Es gibt in der Schweiz zwei Stellen, welche Arbeitslosenquoten veröffentlichen:
1. Seco: Monatliche Vollerhebung auf der Basis von gemeldeten Arbeitslosen bei
den RAV
2. Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE): Jährliche Stichprobe nach OECD
Richtlinien. Geeignet für den internationalen Vergleich.
•
Trotz verschiedener Erhebungskriterien gibt es zwischen diesen kaum
Differenzen.
-26-
C.2.2.
Erklärungsfaktoren
Warum ist unsere Arbeitslosenquote so tief?
Flexibler Arbeitsmarkt:
•
Dezentrale Lohnverhandlungen (Trotz GAV). Der Lohn richtet sich eher nach der
Produktivität als bei generellen GAV wie in Deutschland (Effizienzkriterien)
•
Keine generellen Mindestlöhne (nur auf Branchenebene)
•
Wenig Restriktionen bei Entlassungen
•
Wenig Restriktionen bei der Arbeitszeit
Dies sind wiederum hoch politische Punkte und wenn sie in der Schweiz nicht
historisch bedingt wären, könnte man sie kaum umsetzen, weil man dafür keine
Wähler mobilisieren kann.
Restriktionen bei der Arbeitszeit:
Warum ist das bekämpfen der Arbeitslosigkeit durch senken der Arbeitszeit
problematisch?
•
Historisch: Der Strukturwandel führt mittelfristig zu einer höheren Beschäftigung,
da das Wachstum mit diesem eng verbunden ist. Obwohl zum Beispiel durch die
Einführung von PCs in der Schreibmaschinenbranche zuerst Arbeitsplätze
verloren gingen, entwickelten sich letztlich viel mehr Stellen in einem weitaus
grösseren Markt.
•
Ökonomisch: Techn. Fortschritt
Produktivität
Einkommen
Zudem ist die Annahme einer fixen Arbeitsmenge unrealistisch. In Tat und
Wahrheit wächst diese (Bsp. Frauenerwerbsquote stieg in den letzten Jahren
massiv ohne Auswirkungen auf die Männererwerbsquote.)
Einkommen
Arbeiter
Lohn
Konsumenten
Preis
Nachfrage
Produktion
Nachfrage nach
Arbeitskräften
Kapitalisten
Gewinn
-27-
C.2.3.
Arbeitslosenversicherung
•
Passiver Ansatz: Wenn man nicht arbeitslos ist zahlt man Geld ein, bei
Arbeitslosigkeit wird bedingungslos während einer gewissen Zeit Geld
ausgehändigt.
•
Aktiver Ansatz: Man zahlt ebenfalls Geld ein und bekommt bei Arbeitslosigkeit
eine Rente. Nach einer gewissen Zeit muss man jedoch gewisse Auflagen
(Weiterbildung, Umschulung, Beschäftigungsprogramme) erfüllen.
•
Die OECD befürwortet eine aktive Arbeitslosenversicherung vor allem wenn die
Länder eine hohe strukturelle Arbeitslosigkeit aufweisen.
Die Ziele einer Arbeitslosenversicherung:
C.2.4.
•
Milderung des „Schicksals“ Arbeitslosigkeit
•
Automatischer Stabilisator (Die Existenz einer Arbeitslosenversicherung
verhindert grosse Konjunkturschwankungen. Auch in einer Rezession können
arbeitslose Leute während einer gewissen Zeit ihren Lebensstandard und somit
den Konsum auf dem selben Niveau halten. Würde der Konsum zurückgehen
würde die Rezession noch verstärkt werden. Auf der anderen Seite minderen die
Abgaben der Erwerbstätigen deren Einkommen und somit wird ein Boom durch
die Arbeitslosenversicherung gedämpft (D.h. die Arbeitslosenversicherung wirkt
antizyklisch zu den Konjunkturschwankungen.)
•
Kosten der Arbeitslosenversicherung (Bei einer gut ausgebauten
Arbeitslosenversicherung hat man tendenziell einen tieferen Anreiz sofort einen
neuen Job anzunehmen. Man wird wählerischer, was die Art der Stelle und die
Entlöhnung angeht.
Fallbeispiel Schweizer Arbeitsmarktpolitik
Bis zu den 90er Jahren war die Arbeitslosenversicherung in der Schweiz kaum
ausgebaut. Es gab jedoch auch kaum Arbeitslosigkeit wegen bereits genannten
Gründen.
•
Leistung (Zahl der Tage während deren Taggeld bezahlt wird):
1984-1992
250 Tage
ab 1.1.1993
300 Tage
ab 1.4.1993
400 Tage
ab 1.1.1996
400-520 Tage
Im Vergleich mit dem Ausland waren die Zahlungen Anfangs 90er Jahre relativ
mager. Mit der letzten Änderung ist die Schweiz jedoch führend unter den OECD
Staaten. Die Summe, welche Ausbezahlt wird beträgt zwischen 70% und 80%
des versicherten Einkommens. Aus diesem Grund manövrierte sich die
Arbeitslosenkasse zu Beginn der 90er Jahren in kürzester Zeit in ein
beträchtliches Defizit.
•
Ertrag (Beiträge der Arbeitnehmer in % vom Lohn):
1973
0.8%
1980
0.5%
1991
0.4%
1993
2.0%
1994
3.0%
Das Problem bei der Erhöhung der Beiträge in den 90er Jahren ist, dass man
sich in einer Rezession befand und durch das verminderte verfügbare
-28Einkommen diese noch verstärkte. Die bessere Taktik ist, in einer Rezession
Schulden zu machen und diese dann in einem Boom zurückzubezahlen. Dadurch
werden starke Konjunkturschwankungen zum Teil ausgeglichen.
Revision der Arbeitslosenversicherung 2002:
1.
Konjunkturabhängige Finanzierung
Automatische Stabilisatoren
2.
Reduktion der Beiträge von 3% auf 2%
Jahr.
3.
Verlängerung der Beschäftigungszeit von 6 auf 12 Monate (Dauer, welche man
arbeiten muss um eine Auszahlung zu bekommen)
Bilaterale lassen wegen
der Öffnung des Arbeitsmarktes kaum etwas anderes zu.
4.
Senkung der Dauer der Taggeldzahlungen von 520 auf 400 Tage mit sozialer
Abfederung (Gilt weder für Leute über 55, noch für IV-, UV-Rentner, noch für
Kantone mit sehr hoher Arbeitslosigkeit)
Differenz von etwa 2 Mrd. CHF pro
Aufgrund Punkt 4 wird sehr wahrscheinlich das Referendum ergriffen. Dies sind nur
die wichtigsten Punkte der Revision.
Aktive Massnahmen:
Ab 1995: Kombination aus Zahlungen und obligatorischen
Qualifizierungsmassnahmen. Bei Konjunktureller Arbeitslosigkeit reichen passive
Massnahmen. Bei struktureller Arbeitslosigkeit sind Weiterbildung und Umschulung
sehr wichtig.
•
Weiterbildung, Umschulung
•
Beschäftigungsprogramme (Damit die Leute im Arbeitsprozess bleiben und es
ihnen leichter fällt wieder ins Berufsleben einzusteigen)
•
Ausbildungs- und Einarbeitungszuschüsse (Die Leute arbeiten in einem Betrieb
und lernen einen neuen Beruf. Da sie in dieser Zeit nicht sehr produktiv sind,
zahlt der Staat einen gewissen Betrag)
-29-
D. Wirtschaftspolitisches Ziel „Tiefe Inflation“
D.1.
Entstehung und Messung der Inflation
Demand Pull:
Preisniveau
S
Die Nachfrage bewirkt eine Inflation
Cost Push:
S2
Preisniveau
S1
Jeder Output geht mit einem höheren Preis einher (Erdölschock-Situation).
Der Demand Pull hat am Anfang einen angenehmen Nebeneffekt. Denn man rückt
näher an die Kapazitätsgrenze und somit wird das Wachstum angeheizt. Dagegen
wird beim Cost Push das Preisniveau gesteigert und der Output nimmt dabei sogar ab
(Stagflation). Dies ist ein wichtiger Spezialfall in der Makroökonomie.
Inflation:
Bei einem einmaligen Preisanstieg handelt es sich eigentlich nicht um Inflation. Erst
wenn das Preisniveau über einen gewissen Zeitraum hinweg ansteigt spricht man von
Inflation. Jedoch ist es so, dass ein einmaliger Preisanstieg kaum vorkommt, da ein
solcher meist eine Preis-Lohn-Spirale auslöst.
-30-
Preisniveau
t
P
w/(p )
w
P
etc.
W ist kurzfristig fix, da die Löhne nicht jeden Tag angepasst werden. Man wird
dadurch bei Lohnverhandlungen eher einen höheren Lohn verlangen, da man von
einer Inflation und nicht von einer einmaligen Preissteigerung ausgeht. Dadurch
werden die Firmen wiederum die Preise erhöhen müssen. In der Graphik sieht man
die einmalige Preissteigerung (durchgezogene Linie) und wie diese durch die PreisLohn-Spirale zu einer Inflation führt.
Keynesianismus vs. Monetarismus:
Keynesianer nehmen an, dass man sich in einer Lage befindet, wo die
Kapazitätsgrenze noch lange nicht ausgelastet ist. In diesem Fall kann man durch
Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage einen grösseren Output ohne
bedeutende Inflation erreichen. Monetaristen dagegen gehen von einer Situation aus,
wo eine Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ausschliesslich zu
Inflation führt, da die Kapazitätsgrenze bereits erreicht ist. In Wirklichkeit sind dies nur
Ausnahmefälle und man befindet sich irgendwo dazwischen.
Quantitätstheorie:
Nominelles Sozialprodukt = P*Q ≡ M*V
≡ Per Definition
P Preisniveau
M Geldmenge
V Umlaufgeschwindigkeit
Q reales BIP
Je höher V ist, desto kleiner die Geldmenge. Mit der Geldmenge kann die SNB die
restlichen Grössen steuern.
Bei expansiver Geldpolitik: M
, V=const.
P
oder Q
oder beides
Der Monetarist glaubt das P steigt, und Q konstant bleibt.
Der Keynesianer glaubt das Q steigt, und P konstant bleibt.
Messung der Inflation:
•
Der Preisindex wird mit Hilfe eines Warenkorbes erstellt.
•
LIK: Der Landesindex der Konsumentenpreise enthält etwa 300 Güter und
Dienstleistungen (ohne Versicherungen und Steuern). Problematisch ist dessen
mangelnde Objektivität im Bezug auf Produkte die einem starken technischen
Fortschritt ausgesetzt sind (Bsp. Computer). Der Preis steigt zwar unter
Umständen, die Produktivität und Qualität sind jedoch auch höher. Im LIK wird
nur die Preissteigerung berücksichtigt und nicht die unter Umständen
bedeutsamere Qualitätssteigerung.
-31-
D.2.
Kosten der Inflation und der Bekämpfung
D.2.1.
D.2.2.
Kosten der Inflation:
•
Hyperinflation (>50% pro Monat) kommt häufig in Kriegssituationen vor. Es lohnt
sich sehr rasch das Geld in Güter umzusetzen. Man wird Geld in der
Landeswährung kaum lange halten.
•
Auch relativ tiefe Inflationen haben Kosten. Man kann sie als Steuern auf Leute
beschreiben, welche Geld halten. Die Kaufkraft der Leute bleibt zwar (in der
Theorie) gleich, da die Löhne ebenfalls steigen. Das Problem sind eher
Verzerrungen der relativen Preise. Da die Preise von Gütern mit
unterschiedlichen Frequenzen angepasst werden entsprechen diese nicht mehr
den Preisen im effizienten Marktgleichgewicht (Bsp. Eine Monatszeitschrift wird
erst nach einem Monat teuerer, Aktien jedoch sofort). Die Preissignale sind
dadurch gestört und man verliert Rente. Diese Verzerrungen treten vor allem bei
tiefen Inflationen auf, da die Leute diese nicht sofort erkennen und somit keinen
Handlungsbedarf haben. Dies ist ein Problem, welches in der Theorie nicht
besteht, in der Praxis jedoch deutliche Effekte verursacht.
•
Transaktionskosten: Da die Leute viel öfter Geld wechseln oder in Güter
umsetzen als sie dies normalerweise tun würden entstehen erhebliche
Transaktionskosten
•
Schädigung der Kreditgeber: Ein Kredit lautet auf einen nominellen Betrag. Nach
einer Inflation zahlt man real weniger zurück. Es werden folglich keine
Investitionen mehr getätigt, da sich keine Kreditgeber mehr finden, welche sich
darauf einlassen.
•
Schädigung der Geldhalter.
•
Kalte Progression: Bei einem progressivem Steuersystem sind die Steuersätze
an das nominelle Einkommen gebunden. Bei einer Inflation erhält man nominell
mehr Lohn und kommt so in eine höhere Stufe. Man zahlt deshalb eigentlich zu
viel Steuern. Für den Staat kommt somit ein wenig Inflation gelegen.
Inflationssteuer
Kosten der Inflationsbekämpfung:
Wie bereits in einigen Graphiken ersichtlich wurde verursacht eine restriktive
Geldpolitik ein tieferes Preisniveau und zudem einen tieferen Output. Deshalb werden
die Produzenten zwangsläufig an Kapital und Arbeit sparen. Folglich verursacht eine
Inflationsbekämpfung immer Kosten.
Die Phillips-Kurve:
Inflation
Natürliche/
Strukturelle AL
Arbeitslosigkeit
-32-
D.3.
•
Die Phillips-Kurve ist abgeleitet aus gemessenen Daten und kein theoretisches
Konstrukt. Es geht hervor, dass ein Trade-Off zwischen Inflation und
Arbeitslosigkeit besteht. Wenn durch eine expansive Geldpolitik die
Arbeitslosigkeit verringert wird, entsteht Inflation und umgekehrt.
•
Daraus folgt, dass die Inflationsbekämpfung hohe Kosten verursacht.
•
Samuelson und Solow haben dieses Modell in den 60er Jahren zur Beratung der
US-Regierung verwendet. Ein Grund ist sicher, dass es einfach zu erklären ist
und auch die Intuition anspricht.
•
Langfristig sollten die beiden Grössen Inflation (nomineller Effekt) und
Arbeitslosigkeit (realer Effekt) jedoch unabhängig sein. In der Theorie hat die
Verringerung der Inflation keinen Einfluss auf die Arbeitslosigkeit, da alle Leute
die Löhne, die Preise und ihre Inflationserwartungen perfekt anpassen.
•
In der Praxis existiert jedoch (zumindest kurzfristig) ein Zusammenhang. Der
Effekt der Phillips-Kurve entsteht, da die Leute ihre Inflationserwartungen eben
nicht perfekt anpassen und deshalb Verzerrungen entstehen. Dies erkannte man
in den 80er Jahren als in den USA ein neuer Chef der Zentralbank auftrat,
welcher verkündete, die Inflation in einem bestimmten Zeitraum auf ein
bestimmtes Niveau zu drücken. In der Theorie stellte man sich vor, dass durch
dass öffentliche Auftreten und das Vertrauen der Bevölkerung die Leute ihre
Inflationserwartungen anpassen würden. In Wirklichkeit wurde dies jedoch
überschätzt und die USA kamen in eine Rezession.
•
Man kann den Effekt jedoch Wirtschaftspolitisch nicht ausnutzen (d.h. je nach
Bedürfnis einen Punkt auf der Phillips-Kurve wählen), da die Menschen sich alles
merken und entsprechend ihre Erwartungen ändern. Somit kann es zu einer
Rechts- oder Linksverschiebung der Phillips-Kurve kommen, wobei die
strukturelle Arbeitslosigkeit erhöht respektive vermindert wird.
•
Monetaristen verwenden einen anderen Ansatz. Sie stellen sich auf den
Standpunkt, dass man bei einer Punktewolke die sich etwa über dieselbe Distanz
in x- wie auch in y-Richtung erstreckt, keinen Zusammenhang mehr erkennen
kann. Die Phillips-Kurve wäre nach dieser Theorie eine Senkrechte auf die xAchse.
•
Beide Interpretationsmöglichkeiten einer solchen Punktewolke sind wiederum
Extreme, welche in der Praxis wohl kaum in reiner Form vorkommen. In der
Regel wird ein Gemisch aus beiden auftreten. Man kann sagen, dass die PhillipsKurve kurzfristig negativ geneigt ist, langfristig jedoch eine Senkrechte auf die xAchse darstellt.
Instrumente der Geldpolitik
Definition:
„Geld ist alles, was als generelles Zahlungsmittel akzeptiert wird“
•
Geld wird von allen akzeptiert und verursacht somit weniger Transaktionskosten
als dies zum Beispiel in einer Tauschwirtschaft der Fall wäre.
•
Geld sind nicht nur Noten und Münzen (Bsp. Kreditkarten)
Geldmengendefinitionen (Nach Liquidität geordnet):
1. Noten und Münzen (CH: 33 Mia.)
2. M1 = Bargeld + Sichtguthaben + Transaktionskonti (CH: 200 Mia.)
(Sichtguthaben sind Konten der Geschäftsbanken bei der SNB; Transaktionskonti
sind normale, kurzfristige Konten)
3. M2 = M1 + Spareinlagen (CH: 390 Mia.)
(Spareinlagen sind weniger liquide als Transaktionskonten. D.h. die vorzeitige
Auflösung ist oft mit Kosten verbunden.)
-334. M3 = M2 + Termineinlagen (CH: 500 Mia.)
(Termineinlagen sind nur an einen bestimmten Termin in Bargeld umzuwandeln)
Wie schaffen Geschäftsbanken Geld?
10 (Reserve)
100
Bank 1
90 (Kredit)
9 (Reserve)
90
Bank 2
81 (Kredit)
etc.
Die Banken müssen einen Teil den sie (von der SNB) bekommen in Reserven
anlegen. Den Rest geben sie in Form von Krediten aus. Früher oder später gelangt
das Geld des ersten Kredits an eine andere Bank, welche wiederum Reserven bildet
und den Rest ausleiht. Theoretisch können also aus 100 Geldeinheiten 1000 werden,
wenn die Banken keine Reserven bilden. Das Problem ist, dass mehr Geld entsteht,
als in liquider Form überhaupt vorhanden ist. Wenn nun also alle (oder viele) Leute ihr
Geld abheben wollen kann es zu einer Bankenkrise kommen, da die Reserven nur
einen Bruchteil des geforderten Betrages ausmachen. Aus diesem Grund muss der
Bankensektor stark reguliert sein.
Instrumente der Geldpolitik:
A. Offenmarktpolitik
•
SNB kauft am Markt Assets mit neuen Noten
•
SNB verkauft am Markt Assets und behält die Noten
Bilanz der SNB (vereinfacht)
AKTIVEN
Gold
Devisen
Wertpapiere
PASSIVEN
Noten u.
Münzen
Girokonten
Reserven
Die SNB kann die Position der Noten und Münzen, welche im Umlauf sind beliebig
verändern.
N, M
N, M
Devisen (o.a.)
SNB kauft Devisen, Geld wird geschaffen
Wertpapiere (o.a.)
SNB verkauft Wertpapiere, Geld wird vernichtet
Gefahren: Die SNB kann theoretisch alles kaufen, was auf dem Markt ist, indem sie
einfach immer mehr Geld druckt. Langfristig führt dies jedoch zu einer starken Inflation
und zu einer extremen Bilanzverlängerung.
B. Diskontpolitik
Der Diskontsatz ist ein Zinssatz, welcher für Geschäftsbanken verbindlich ist, wenn
sie sich bei der SNB verschulden. Die SNB gewährt also eigentlich einen Kredit an die
Geschäftsbanken. Bei einem hohen Diskontsatz ist es kostspielig sich zu verschulden,
was die Banken dazu bewegt mehr Reserven zu bilden und so weniger Geld zu
schaffen. Um eine expansive Geldpolitik zu betreiben wird man den Diskontsatz tief
ansetzten, damit die Banken möglichst wenig Reserven bilden und so die Geldmenge
erhöhen.
-34C.
Mindestreservenpolitik
Kraft Gesetz müssen die Banken eine gewisse Menge an Reserven bilden. Wenn
man nun diesen Reservensatz erhöht entspricht dies einer restriktiven Geldpolitik und
umgekehrt.
D.4.
Fallbeispiel Geldpolitik der SNB
D.4.1.
D.4.2.
D.4.3.
Institution:
•
Bank der Banken
•
1907 gegründet
•
Unabhängig von der Wirtschaftspolitik. Die SNB ist nicht ein Teil der
Bundesverwaltung, d.h. der Bundesrat kann keine Anweisungen geben. Dieser
wählt jedoch das Direktorium und bildet einen wirtschaftspolitischen Ausschuss,
welcher sich regelmässig mit den Direktoren der SNB trifft.
•
Aufgabe: „Gewährleistung der Preisstabilität unter Berücksichtigung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“
•
Die Preisstabilität wird im Gegensatz zur im Leitmotiv des Federal Reserve
(Zentralbank der USA) verankerten Nachfragepolitik betont.
Geldpolitische Strategie:
•
Erste Phase: Bretton/Woods-Phase (Konferenz nach dem 2. Weltkrieg). Man
beschloss fixe Wechselkurse einzuführen, also alle Währungen an den Dollar zu
binden. Mit dieser Massnahme wollte man einer Wiederholung eines
Abwertungswettlaufs wie in der Zwischenkriegszeit entgegenwirken.
•
Zweite Phase: Ab 1973 flexible Wechselkurse. Die USA hatten zu dieser Zeit eine
starke Inflation und rissen dadurch alle anderen mit, bis diese beschlossen, ihre
Währungen wieder abzukoppeln.
Phasen der Schweizer Geldpolitik:
1. Wechselkursziel (bis 1973)
Wegen der Bindung des Schweizer Frankens an den Dollar musste man bei einer
Auf- bzw. einer Abwertung Gegensteuer durch restriktive respektive expansive
Geldpolitik geben. Dadurch konnte man die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht
mehr steuern (vgl. EU-Währungsunion). Auch die Verfolgung eines Inflationsziels
war damit ausgeschlossen. Wenn man die Geldmenge trotzdem erhöht hätte,
wäre der Zins gefallen, die Anleger hätten Devisen im Ausland gekauft, da es kein
Wechselkursrisiko mehr gab (d.h. alle Währungen veränderten sich im selben
Masse), wodurch die Geldmenge wieder gefallen wäre. Der Effekt dieser
Massnahme hätte sich also gleich wieder selbst ausgelöscht.
2. Geldmengenziel (1974-1999) Beeinflusst durch den Monetarismus.
Wie wir schon gesehen haben vertreten Monetaristen die Auffassung, dass man
die Inflation wirtschaftspolitisch am einfachsten über die Geldmenge steuern kann.
In den 70er und 80er Jahren erzielte man mit dieser Methode gute Erfolge. Später
jedoch erkannte man dass die Umlaufsgeschwindigkeit nicht wie angenommen
konstant ist, sondern sich durch Ereignisse wie zum Beispiel der Einführung von
Kreditkarten oder e-banking extrem verändert.
3. Inflationsziel (ab 1999)
Das Inflationsziel ist mittlerweile die wichtigste Komponente in der Geldpolitik der
Schweiz. Man versucht direkt die Inflation zu beeinflussen. Es treten jedoch
Schwierigkeiten auf durch die Verzögerung der Wirkung von Massnahmen, da
-35sich die Leute derer zuerst „bewusst“ werden müssen, um ihre
Inflationserwartungen zu ändern.
Die Strategie besteht aus drei Komponenten:
D.5.
•
∅ Inflation < 2% pro Jahr
•
Halbjährliche Inflationsprognose für die nächsten zwei Jahre. Die Prognose
bezieht sich auf die Situation in zwei Jahren, falls die Politik sich nicht
verändert. Wenn die Prognose voraussagt, dass die Inflation mehr als 2%
betragen wird, werden Massnahmen ergriffen.
•
Indirekte Steuerung über den 3-Monate LIBOR (kurzfristiger
Geldmarktzinssatz. Auf diesem Markt geben sich Banken gegenseitig
Kredite.). Die SNB kann diesen Zinssatz durch Repos (Kredite an Banken
mit einer Dauer von ein bis zwei Wochen) indirekt steuern. Diese werden zu
einem günstigeren Zinssatz angeboten als dies am Geldmarkt der Fall ist um
diese Kredite für Banken attraktiver zu machen. Dies ist möglich, da die
Banken für solche Kredite Sicherheiten in Form von Wertpapieren
hinterlegen müssen. Die SNB verändert nun je nach Ziel der Massnahme
den Zinssatz der Repos und erreichen damit, dass sich der LIBOR
tendenziell in dieselbe Richtung bewegt. Da sich der LIBOR natürlich nicht
1:1 zu den Repos verändert, gibt die Nationalbank ein Zielband an, wo der
LIBOR zu liegen kommen soll. Je nach Massnahme wird dieses Zielband
höher (restriktiv) oder tiefer (expansiv) angelegt sein. Auf diese Weise wird
die Diskontpolitik realisiert.
Geldpolitik und Wechselkurse
D.5.1.
Einführung:
Intuition: Eine expansive Geldpolitik führt zu einer Abwertung der Währung, da sich
die Geldmenge erhöht.
Nomineller Wechselkurs (Bekannt aus den Medien)
Realer Wechselkurs (Weniger bekannt, für ökonomische Zwecke jedoch weitaus
bedeutender)
Konzept der Kaufkraftparität („law of one price“ 1kg Zucker sollte überall gleich viel
Kosten; KKP)
e x p* = p
e: nomineller Wechselkurs CHF/$
p*: Preis(niveau) im Ausland $
p: Preis(niveau) im Inland CHF
Bei dieser Gleichung wird die KKP vorausgesetzt. Bei einer expansiven Geldpolitik
steigt demnach p und somit auch e.
In der Realität treten dabei jedoch zwei Grundsätzliche Probleme auf
1. KKP gilt wenn überhaupt nur langfristig
Der Reale Wechselkurs ist bestimmt durch (e x p*)/p (Nomineller Wechselkurs,
korrigiert mit den Preisunterschieden)
Falls nun KKP gilt, ist der reale Wechselkurs gleich eins (Anmerkung: Wenn der reale
Wechselkurs kleiner eins ist, kann man daraus schliessen, dass ein Land relativ
wettbewerbsfähiger ist)
Warum gilt KKP kurzfristig nicht? e (nomineller Wechselkurs) reagiert im Gegensatz
zum Preis sofort auf Veränderungen der Geldpolitik. Deshalb beeinflusst eine
expansive (oder restriktive) Geldpolitik kurzfristig sowohl den nominellen als auch den
realen Wechselkurs.
-36Kurzfristig: e
Abwertung der Währung. (e x p*)/p
Abwertung des
realen Wechselkurses wenn p und p* konstant bleiben.
Keynesianismus
Langfristig: e
Abwertung der Währung. (e x p*)/p
Unveränderter
realer Wechselkurs.
Kein Unterschied in der Interpretation der beiden Wechselkursen
(Monetarismus)
Daraus folgt, dass eine Stimulierung der Nachfrage nur durch eine Verzögerung der
Angleichung des Preises an den Wechselkurs funktioniert. Sonst wäre eine expansive
Geldpolitik (wie Vollblut-Monetaristen behaupten) wirkungslos. Daraus folg zudem,
dass eine expansive Geldpolitik keinen Einfluss auf langfristiges Wachstum haben
kann.
2. KKP gilt nur für handelbare Güter
Verschieden Güter weisen verschiedene Grade der Handelbarkeit auf. Vor allem
Dienstleistungen sind so gut wie gar nicht handelbar und weisen deshalb oft zu hohe
oder zu tiefe reale Preise auf. Zusätzlich kann die Handelbarkeit mit Zöllen oder
ähnlichen Massnahmen reduziert werden. Ein gutes Beispiel für ein nicht handelbares
Gut ist ein Big Mac. Diese Eigenschaft und weil man ihn auf der ganzen Welt in einer
vergleichbaren Qualität beziehen kann, führte dazu, dass nun eine Zeitschrift jedes
Jahr einen Big Mac-Index aufstellt um herauszufinden, welche Währungen gegenüber
dem Dollar um wieviel unter- beziehungsweise überbewertet sind.
Beispiel:
Preis in CHF
6.30; p
Preis in USD
2.45; p*
CHF/USD
1.66; e
Realer Wechselkurs: p/(e x p*) = 6.3/(1.66 x 2.45) = 6.3/4.13 = 1.53
Umgerechnet kostet demnach ein Big Mac in New York 4.13 CHF
Der Franken ist also gegenüber dem Dollar um 53% überbewertet.
Bei perfekt handelbaren Gütern würde bei einem solch eindeutigen Unterschied
Arbitrage (Billigeres Gut wird gekauft und an dem Ort wo die Preise höher sind wieder
verkauft, da Gewinn zu holen ist) auftreten, und so wären die Preise wieder gleich.
Der eindeutig überteuerte CHF weist auf einen systematischen Unterschied in der
Wettbewerbsstruktur hin. Dieses Problem kann man nicht mit der Geldpolitik beheben,
da dies nur kurzfristige Effekte zur Folge hätte. Langfristig würden diese Effekte durch
Inflation wieder aufgehoben werden. In der Schweiz haben die Exporteure zur Zeit
grosse Schwierigkeiten, da sie die Löhne in überteuerten CHF zahlen müssen. Die
Erträge bleiben jedoch gleich, da sich der reale Preis im Ausland nicht ändert. Das
heisst sie haben höhere Kosten bei gleich bleibenden Erträgen. Die geforderte
Reaktion der SNB ist aber nur für die Überbrückung einer Phase sinnvoll. Langfristig
müsste man wie schon gesagt beim Wettbewerb ansetzten.
-37-
E. Wirtschaftspolitisches Ziel „Gerechte Einkommensverteilung“
E.1.
Verteilung
E.1.1.
Verteilung vs. Effizienz:
•
Die Politik interessiert sich vor allem für Verteilungsfragen
•
Aus ökonomischer Sicht muss man die Effizienz immer berücksichtigen, wenn
man Verteilungsziele verfolgt
•
Die Aufgabe eines Ökonomen ist es, die Effizienz der jeweiligen Ziele zu
beurteilen und nicht die Ziele an sich
Bsp.
P
S
KR
pm
PR
D
MR
qm
Q
Durch die Einführung eines Mindestpreises wird die Konsumentenrente kleiner und
die Produzentenrente wird grösser. Wenn man den Preiseingriff aufhebt verteilt man
die Rente von den Produzenten zu den Konsumenten um und die
gesamtwirtschaftliche Rente ist maximiert. Wenn man ein Verteilungsziel verfolgt ist
es unter Umständen besser, die Umverteilung direkt (und nicht über die Preise)
vorzunehmen. Es erweist sich jedoch als sehr schwierig dies umzusetzen, da
diejenigen, welche vom Preiseingriff profitieren, ihren Vorteil nicht hergeben wollen,
selbst wenn man sie auf den nachfolgenden Direkteingriff verweist. Hier spielt eine
Unsicherheit mit, ob man danach trotzdem noch gleich gut gestellt ist wie mit
Preiseingriff.
Verteilungsziele sind selbstverständlich nötig in einer freien Marktwirtschaft. Eine
vollständige Gleichverteilung wäre jedoch nicht von Vorteil, da dadurch Anreize um
Leistung zu erbringen eliminiert würden.
-38-
E.1.2.
Einkommensverteilung:
Messung der Einkommensverteilung:
Die Lorenz-Kurve
45°
Einkommen %
100 %
A
B
C
Bevölkerung %
100 %
Auf der 45° Kurve herrscht eine perfekte Gleichverteilung (10 % der Bevölkerung
haben 10 % des Einkommens etc.)
Gini-Koeffizient = (Schraffierte Fläche / ABC) x 1000
Bei perfekter Gleichverteilung: Gini-Koeffizient = 0
Bei perfekter Ungleichverteilung: Gini-Koeffizient = 1000
Gini-Koeffizient der nationalen Armutsstudie 1990:
Schweizer
Ausländer
282
223
Selbständige
Angestellte
Nicht erwerbstätige
395
246
321
Alleinstehende Frauen
Alleinstehende Männer
Paare mit Kindern
Alleinerziehende
260
309
258
230
GK total Einkommen
GK total Vermögen
273
713
Viele Ausländer mit tiefem Lohnniveau
Höhere Sicherheit für Angestellte
Dieser Unterschied ist in den meisten
Ländern zu beobachten
Im Vergleich mit den anderen OECD Ländern sind die Einkommen in der Schweiz
sehr gleich verteilt. Der Grund dafür ist der sehr gut ausgebaute Sozialstaat.
-39-
E.1.3.
Dimensionen der Verteilung:
•
Typische Diskussion von Einkommen und Vermögen
•
Wichtige sonstige Dimensionen:
•
E.2.
-
Personelle (Altersvorsorge, Gesundheitswesen, Ausbildung)
-
Sektorale (Landwirtschaftspolitik, Ausländerpolitik)
-
Regionale (Finanzausgleich, Bergbauernförderung, Tourismus)
Staatsausgaben:
-
Leistungsstaat
Produktion öffentlicher Güter
-
Umverteilungsstaat
„Sozialpolitische Massnahmen“
Sozialwerke in der Schweiz
E.2.1.
Prinzipien Sozialer Sicherung:
•
Ohne Verteilungsziel
•
Mit Verteilungsziel
Normale Versicherung
Sozialversicherung
Versicherungsprinzip
Sozialversicherungs- Fürsorgeprinzip
prinzip
Beiträge oder
Leistungen
Hausratsversicherung
AHV, ALV
Fürsorgeleistung
Ergänzungsleistung AHV
Verantwortung
Äquivalenz
Prämien , Erstattung
Äquivalenz + Sozialer
Ausgleich
Sozialer Ausgleich
Ja
Steht nicht zur
Diskussion, da beitragslos
Obligatorium
E.2.2.
Nein
Zweige der Sozialversicherungen
Zweig
Wichtigste Leistungen
Kosten in CHF im
Jahr 2000
1.
•
Altersrente
27.7 Mrd.
•
Witwen-/Waisenrente
AHV (I Säule)
2.
(Obligatorische)
Krankenversicherung
(KVG)
•
•
•
Leistungen im Krankheitsfall
Prävention
Mutterschaft
15.9 Mrd.
3.
Berufliche Vorsorge (II
Säule; Pensionskassen;
BVG)
•
•
Altersrente
Witwen-/Waisenrente
13.4 Mrd.
4.
IV (Invalidenversicherung)
•
•
Invalidenrenten
Eingliederungsmassnahmen
8.7 Mrd.
5.
Arbeitslosenversicherung
(AVIG)
•
•
Arbeitslosenentschädigung
Eingliederungsmassnahmen
5.2 Mrd.
-40-
E.3.
6.
Unfallversicherung (SUVA) •
•
7.
Familienzulage
8.
9.
Entschädigungen
Pflegeleistungen
4.6 Mrd.
•
Kinderzulagen
4.4 Mrd.
Ergänzungsleistungen
AHV/IV
•
Auszahlung der Differenz zum
Existenzminimum
2.3 Mrd.
Erwerbsersatzordnung
•
•
Grundentschädigung
Kinderzulage
0.8 Mrd.
•
Kosten der Sozialversicherungen in der Schweiz 2000: 82.2 Mrd. (ca. 20% vom
BIP)
•
Finanzierung durch Beiträge (Lohnprozente 52.1 Mrd. und Kopfbeiträge 12.7
Mrd.)
Altersvorsorge in der Schweiz
E.3.1.
Finanzierung der Altersvorsorge:
1.
Umlageverfahren
Die Einzahlungen der Erwerbstätigen werden bei diesem Verfahren direkt an die
momentanen Altersvorsorgeempfänger ausbezahlt (AHV)
2.
Kapitaldeckungsverfahren
Die Erwerbstätigen sparen Kapital an, welches ihnen später als Renten
ausbezahlt wird (BVG)
•
3 Säulen-Prinzip
I. Säule: AHV (Sicherung des Existenzminimums)
II. Säule: BVG
III. Säule: Privates (steuervergünstigtes) Sparen (Notwendig um die gewohnte
Lebensweise weiterführen zu können)
•
Die Überalterung der Bevölkerung macht das Umlageverfahren problematisch, da
der Altersquotient steigt.
•
Lebenserwartung nach 65 Jahren in der Schweiz
Frauen
Männer
1950
12.4
14
1995
16
20.5
2010
17.5
22.3
2025
19
23.5
•
Altersquotient (Quotient zwischen der Anzahl Leuten über 65 und der Anzahl
Leute zwischen 20 und 64)
1950
0.16
1 „Alter“ auf 6 potentielle Arbeiter
2000
0.25
1:4
2010
0.29
1:3.5
2025
0.39
1:2.5
•
Grosser Mehrbedarf der Leute bei gleichbleibenden Leistungen. Schätzung der
Zusätzlichen Kosten in MWSt.
AHV
KVG
...
Total
2000-2010
+1.2
+1.5
+3.4
2010-2025
+3.1
+2.0
+5.5
+8.8
•
Drei Ansatzpunkte zur Lösung des Finanzierungsproblems
1. Höhere Finanzierungsbeiträge
2. Tiefere Leistungen
3. Höheres Rentenalter
-41-
E.3.2.
11. AHV-Revision:
Konzentration auf die Finanzierung bis 2010:
E.3.3.
•
Finanzierung:
2003: MwSt. +1.5%
2006: MwSt. +1.0%
•
Rentenalter:
Für Frauen Erhöhung auf 65
Flexibilisierung der frühzeitigen Pensionierung zwischen 62
und 65
Entspricht einer Subventionierung für tiefe
Einkommen
•
Leistungen:
Witwenrente wird nur noch ausbezahlt, wenn abhängige
Kinder vorhanden sind
BVG-Revision:
1. Anpassung des Umwandlungssatzes (Prozentsatz des angesparten Kapitals, der
als jährliche Rente ausbezahlt wird)
Heute:
7.2%
Vorschlag: 6.65%
jährliche Rente würde um 8% erhöht werden
2. Finanzierung
Heute:
Frauen
42-51
52-62
Männer
45-54
55-65
Neu:
45-65
E.4.
15% des Einkommens
18% des Einkommens
18% des Einkommens
Working Poor in der Schweiz
E.4.1.
Einführung:
•
„Man sollte vom Lohneinkommen leben können“
•
Poor vs. Working Poor
•
Bei einem stark integrativen Arbeitsmarkt wie in der Schweiz werden unter
Umständen Leute beschäftigt, welche relativ unproduktiv sind. Ihr Einkommen ist
entsprechend tief.
•
Relative Armut vs. absolute Armut. In der Schweiz gibt es nur relative Armut.
•
Die SKOS legt in der Schweiz Richtlinien fest, wer als arm gilt und wer nicht.
Diese setzen sich aus Einkommen, Steuern und Krankenversicherungsbeiträgen
zusammen.
•
Armutsgrenzen für Stadtbewohner (Einkommen pro Monat)
1 Person
1950.—
2 Personen
2700.—
3 Personen
3250.—
4 Personen
3620.—
•
Zahlen CH 1999: 250’000 Erwerbstätige sind arm.
-42•
E.4.2.
Besonders betroffen sind Frauen, Ausländer, junge Familien mit Kindern und
Alleinerziehende
Lösungsansätze der Wirtschaftspolitik:
•
Arbeitsmarktpolitik
Mindestlöhne (politisch umstritten aus bereits
besprochenen Gründen)
•
Sozialpolitik
Direkte Subjekthilfe am Betroffenen
Earned Income Tax Credit
(Bei tiefen Einkommen gibt es „negative“ Steuern. In den Staaten funktioniert dies
ganz gut, in der Schweiz ist es kaum durchzusetzen.)
-43-
F. Öffentliche Finanzen
F.1.
Staatsausgaben, Staatseinnahmen und Verschuldung
F.1.1.
Staatsausgaben:
1. Ordnungsaufgaben
Bereitstellung öffentlicher Güter
2. Versorgungsaufgaben
Bereitstellung öffentlicher und meritorischer Güter (An
sich private Güter, welche vom Staat wegen eines Qualitätsanspruchs
bereitgestellt werden; Bsp. Post)
3. Verteilungsaufgabe
Sozialwerke
4. Stabilisierungsaufgabe
F.1.2.
Konjunkturpolitik mit Staatsausgaben
Staatseinkommen:
Geldschöpfung:
Staaten, welche in Kriege verwickelt sind finanzieren ihre Ausgaben durch Bezüge bei
der Zentralbank. Im Prinzip beziehen sie einen Kredit, welcher jedoch kaum jemals
wieder zurückbezahlt wird. Durch diese Massnahme kann der Staat zwar seine
Ausgaben decken, jedoch entsteht auch (Hyper-)Inflation. Dadurch wird diese Art der
Geldbeschaffung eigentlich durch diese Leute bezahlt, welche trotz Inflation Geld
halten (Inflationssteuer).
Steuern:
•
Direkte Steuer
Setzten bei „persönlichen Merkmalen der Zahlenden an. Meist
progressive Systeme (Verteilungsaspekt berücksichtigt)
•
Indirekte Steuern
Sind „unpersönlich“ (Bsp. Bei Kauf von Gütern und
Dienstleistungen). Proportionale Systeme
•
Gebühren: Gehören eigentlich nicht zu den Steuern, da die Höhe der Zahlung
von der Art und Menge einer bezogenen Leistung abhängt. In gewissen
Situationen sind Gebühren den Steuern vorzuziehen, da man durch diese eine
Signal- und Lenkungswirkung erzielen kann (Man realisiert wie viel zum Beispiel
die Abfallentsorgung kostet)
Steuern verursachen auch Kosten. Durch den Eingriff in den effizienten Marktpreis
entsteht ein Deadweight-Loss. Bei unelastischer Nachfrage ist dieser jedoch kleiner
als bei einer elastischen. Deshalb sollte man eigentlich tendenziell jene Güter
besteuern, welche nicht substituiert werden können oder unbedingt benötigt werden
(Bsp. Tabak). Relativ effizient wäre es auch unqualifizierte Arbeit zu besteuern, was
jedoch politisch sehr schwierig zu vertreten ist. Ein Lösungsansatz besteht darin, alles
etwa gleich zu besteuern. Dadurch werden alle relativen Preise erhöht und dadurch
besteht kein Grund zu substituieren.
F.1.3.
Finanzföderalismus:
Steuereinnahmen sind in der Schweiz auf den unteren Ebenen vergleichsweise hoch:
•
Bund
46 Mrd.
•
Kantone
58 Mrd.
•
Gemeinden
40 Mrd.
-44•
Vorteil: Wettbewerb zwischen Gemeinden und Kantonen (Mobilität der Leute
zwischen Gemeinden und Kantonen ist sehr hoch). Dies verhindert zu hohe und
zu ungerechte Steuern
•
Nachteil: Vermehrt fehlender Zusammenhang zwischen der Zahlung der Steuer
und der Leistung (Bsp. Ein Ticket für die Oper in Basel wird vom Kanton mit
einem ziemlich hohen Betrag subventioniert. Es dürfen aber auch Leute von
ausserhalb diese Vorstellungen besuchen)
Finanzausgleich:
1. Beteiligung der Kantone an den Bundeseinnahmen. Die Kantone erhalten Geld,
weil gewisse Steuern wie die Mehrwertsteuer nicht kantonal verwaltet werden
könnten.
2. Freier Finanzausgleich. Die Kantone erhalten Geld aus Umverteilungsgründen. Es
erfolgt ein Ausgleich nach der Finanzkraft der Kantone (Problematisch, da
„ineffiziente“ Kantone „belohnt“ werden)
3. Zweckgebundener Finanzausgleich. Ziel ist es die Effizienz zu erhöhen (Bsp.
Opernhaus) und Spillovers zu finanzieren (positive Externalitäten internalisieren)
F.1.4.
Effekte von Budgetdefiziten:
Ersparnis des Staates: SG = T – G
Ersparnis der Privaten: SP = Y – T – C
Gesamte Ersparnis: S = Y – G – C
Y = C + I + G + NX
S = I + NX
Daraus kann man ableiten, dass wenn durch ein Budgetdefizit S fällt entweder I oder
NX oder beides fallen muss. Das heisst das Budgetdefizit hat etwas mit dem
Leistungsbilanzdefizit zu tun (NX)
Das Budgetdefizit (T – G < 0) muss über Verschuldung finanziert werden. Die
Steuereinnahmen reichen offensichtlich nicht aus (T zu klein).
1. Inlandsverschuldung: Die Kreditnachfrage des Staates steigt
(Crowding-Out Effekt)
i
I
2. Auslandsverschuldung: Ausländisches Kapital fliesst ins Inland, die Nachfrage
nach CHF steigt, der CHF wird aufgewertet, NX fallen
F.1.5.
Vor- und Nachteile der Staatsverschuldung:
Vorteile:
1. Intertemporaler Finanzierungsausgleich: Die Investitionen des Staates sollen von
den jeweiligen Nutzniesser bezahlt werden. Das heisst, dass ein grosses Projekt,
welches erst für nachfolgende Generationen einen Nutzen bringt nicht von der
gegenwärtigen Gesellschaft bezahlt werden soll. Problematisch ist, dass diese
Generationen nicht mitentscheiden können.
2. Steuerglättung: Es ist extrem schwierig ein Budget exakt zu planen. Da es immer
wieder Abweichungen gibt müssten diese, wenn ein Budgetdefizit nicht in Betracht
käme allein durch Steuern finanziert werden. Das heisst die Steuersätze würden
ständig krass wechseln.
3. Makroökonomische Stabilisierung (siehe Keynesianismus). Problematisch ist,
dass nicht nur Rezessionen, sondern auch Booms gedämpft werden.
-45Nachteile:
1. Crowding-Out Effekt. Das Wachstum wird durch steigendes i beeinträchtigt.
2. Schneeballeffekt. Wenn die Schulden steigen, werden auch die Zinslasten
grösser. Dadurch werden mehr Mittel erforderlich um diese zu decken, welche
wiederum durch Schulden finanziert werden etc.
3. Verlust an Handlungsspielraum. Andere Ausgaben müssen reduziert werden
4. Verlockung zur Monetisierung der Schulden (Notenpresse anwerfen). Dies
erreicht man entweder durch Geldschöpfung oder man kann die Schulden auch
„weginflationieren“ (Subtilere Methode). Da die Schulden in nominellen Grössen
geschuldet werden, heizt die Regierung die Inflation an und muss somit real
weniger zurückbezahlen.
F.1.6.
Gründe für Schuldenwachstum:
Politisch-Ökonomische Gründe:
•
Politische Attraktivität der Verschuldung
•
Trennung zwischen Ausgabenbeschluss und Finanzierung. Das Parlament muss
sich keine Gedanken machen, wie ein Projekt finanziert wird, dies ist die Aufgabe
des Bundesrates.
•
Durchsetzung von Sonderinteressen. Viele Parlamentarier sichern sich ihre
Projekte durch Stimmentausch ab. Somit werden mehr Anträge angenommen.
Dem wird durch den Mechanismus der Schuldenbremse entgegengewirkt.
-46-
G. Aussenwirtschaftspolitik
G.1.
Effekte der Handelsliberalisierung und europäische Integration
G.1.1.
Freihandel vs. Protektionismus:
•
Eine Öffnung der Wirtschaft ist aus ökonomischer Sicht wegen erhöhter Effizienz
gut.
•
Es besteht ein Unterschied zwischen absoluten Vorteilen und komparativen
Vorteilen. Ein Land hat einen absoluten Vorteil, wenn es ein Produkt besser als
alle anderen herstellen kann (Spezialisierung). Dies heisst jedoch nicht, dass
ärmere Länder bei einer Öffnung der Wirtschaft nicht profitieren könnten. Denn
diese haben komparative Vorteile. Da sich die reichen Länder auf High Tech
spezialisiert haben, fehlen diesen die Ressourcen zur Produktion anderer Güter.
Obwohl ein reicheres Land das Gut eventuell effizienter herstellen könnte, kommt
das andere Land zum Zug. Deshalb lohnt es sich aus Effizienzsicht immer den
Markt zu öffnen. Wie dieser Rentenzuwachs verteilt wird ist eine andere Frage.
P
S
pw
p*
D
q*
Q
Export
Sobald ein Markt geöffnet ist werden die Firmen Preisnehmer des Weltmarktpreises.
Die Summe aus Konsumenten- und Produzentenrente (schraffierte Flächen) ist
grösser, als im (geschlossenen) Marktgleichgewicht (p*, q*). Bei einem Weltmarktpreis
über dem Gleichgewichtspreis ist die Produzentenrente höher als die
Konsumentenrente. Zudem werden die Überschüssigen Güter, welche vom
heimischen Markt nicht mehr aufgenommen werden könnten exportiert. Bei einem
tieferen Weltmarktpreis würden die Konsumenten gewinnen und es würde mehr
importiert werden.
•
Internationaler Handel hat folglich eine Umverteilung zur Folge. Wer begünstigt
respektive benachteiligt wird hängt vom Weltmarktpreis ab.
•
Theoretisch gibt es also bei jeder Marktöffnung immer mehr Gewinner als
Verlierer. Trotzdem ist es schwierig eine solche durchzusetzen, da es immer
kurzfristige Verlierer gibt.
-47-
Wohlfahrtsverluste durch Protektionismus:
P
S
Pw(1+t)
pw
D
Q
Import
Durch eine Steuer auf Importe steigt der Weltmarktpreis um den Faktor 1+t. Dadurch
sinkt die Konsumentenrente um die Fläche zwischen pw, pw(1+t) und der
Nachfragekurve. Diese Rente wird nun umverteilt. Die längsschraffierte Fläche geht
an die Produzenten. Das schraffierte Viereck stellt die Zolleinnahmen des Staates dar.
Die zwei karierten Dreiecke sind verlorene Rente, also deadweight loss.
Verschiedene Formen des Protektionismus:
G.1.2.
•
Zölle
•
Nichttarifarische Handelshemmnisse. Zum Beispiel Quoten, Subventionen,
Technische Vorschriften (Durch das Cassis de Dijon Prinzip in der EU entschärft;
eine Zulassung in einem EU-Land gilt in allen Mitgliedsstaaten), Öffentliche
Aufträge (10%-20% des BIP), gespaltene Wechselkurse.
Wohlfahrtseffekte der Integration:
Integration bedeutet selektiver Freihandel. Einige Länder schliessen sich zusammen
um untereinander Freihandel zu betreiben. Dies läuft eigentlich der Idee der
Globalisierung zuwider. Jedoch ist es wahrscheinlich eine notwendige
Zwischenetappe, da ein vollständig offener Weltmarkt nie politisch nie in einem Schritt
realisierbar wäre.
-48-
Markt im Land A
P
pB + T
pC + T
3
4
pB
5
pC
D
Q
Import vor Integration (von C)
Import nach Integration (von B)
Die Graphik zeigt ein Land A ohne eigene Produktion (alle Güter werden Importiert;
keine Produzentenrente). Vor der Integration kauft A alle Güter bei C, da der Preis
plus Zoll (T) tiefer ist als derjenige von B. Danach wird B integriert und der Zoll auf die
Güter von B fällt weg. Deshalb bezieht A nun alles bei B. Dies jedoch zu einem
höheren Preis, als dies C ohne Zoll anbieten würde (Der Zoll gegenüber C bleibt
jedoch bestehen). Dadurch steigt die Konsumentenrente um 3 und 4. Der Staat
verliert jedoch Zolleinnahmen von 3 und 5. Es stellt sich die Frage, ob 4 oder 5
grösser ist. Dies hängt von der Höhe des Unterschiedes zwischen pB und pC ab. Je
grösser die Differenz ist, desto grösser ist 5.
Je mehr Länder integriert sind, desto höher ist die Chance, dass derjenige dabei ist,
welcher ein bestimmtes Gut am effizientesten herstellen kann. Dieses Argument
spricht also für die Osterweiterung der EU. Bei einer Integration stellt sich also immer
die Frage, ob der Handelsumlenkungseffekt, oder der handelschaffende Effekt
grösser ist.
Somit kann man sagen, dass aus Effizienzsicht der weltweite Freihandel first best
wäre. Die Integration bezeichnet man deswegen als second best. Die Autarkie
schliesslich ist der am wenigsten anzustrebende Zustand.
G.1.3.
Formen der Integration:
Freihandel
zwischen
Mitgliedern
Gemeinsame
Aussenzölle
Mobilität der
Produktionsfaktoren
Gemeinsame
Währung und
koordinierte
WIPO
Freihandelszone (EFTA)
X
Zollunion (EG
vor 1985)
X
X
Binnenmarkt
(EG 92)
X
X
X
Währungsunion (EU)
X
X
X
X
Vollständige
wirtschaftliche
Union
X
X
X
X
Gemeinsame
WIPO
X
-49Mobilität der Produktionsfaktoren beinhaltet freier Verkehr von Personen, Kapital,
Güter und Dienstleistungen.
Seit der Mitte der 80er Jahre beschleunigte die Integration der EU extrem. Die
Schweiz ist im Moment in einer Freihandelszone mit zusätzlichen bilateralen
Verträgen (Personenverkehr).
G.1.4.
G.2.
Entwicklung der europäischen Integration:
Ziel
Verträge/Institutionen
Beteiligte Länder
•
Europäischer Wiederaufbau
nach WK II
Marshall-Plan 1947
Westeuropa
•
Einbindung BRD
EGKS (Europäische
Gemeinschaft für Kohle und
Stahl) 1952
BRD, F, I, NL, B, Lux
EG
•
Ökonomische und
politische Integration.
Binnenmarkt
Römer Verträge 1957
EWG, Euratom
E6
•
Gegenposition zur EWG
EFTA 1959 Freihandelszone
CH, A, DK, Portugal,
S, UK, IL, NL, FIN,
Island
•
EWG-Erweiterung
Beitrittsabkommen
UK, DK, IL, 1972
GR, 1981
E, Portugal, 1989
•
Wechselkursstabilität
Europäisches Währungssystem
EWS 1979
EG12
•
Realisierung des
Binnenmarktes
Weissbuch 1985
Einheitliche Europäische Akte
1986
EG12
•
Öffnung gegenüber EFTAMitgliedern
EWR 1993
EG12, A, NOR, S,
FIN
•
Europäische
Währungsunion EWU
Maastricht 1992
„Gründung“ EU 1993
Einführung EURO 1999
EU
•
Erweiterung EU
Beitrittsabkommen
A, FIN, S 1995
EU15
•
Osterweiterung
Weissbuch 1995
EU15,
Osteuropäische
Länder
EG
Monetäre Integration und Fallbeispiel Schweizer Integrationspolitik
G.2.1.
Europäisches Währungssystem:
Wechselkurse:
Europa hatte seit den 70er Jahren immer eine Tendenz zur Fixierung der
Wechselkurse. Diese Präferenz zur Wechselkursstabilisierung hat zwei Gründe. Zum
einen haben die Länder Europas bedingt durch die Integration eine starke
Aussenhandelsverflechtung. Deshalb will man diese nicht durch starke
-50Wechselkursschwankungen belasten. Zum anderen ist man von den kompetitiven
Abwertungen in den 30er Jahren vorbelastet.
Nach der Gleichung p = e x p* gleichen sich die Inflationsraten der beiden Länder an,
wenn e fix ist (mittelfristig).
Es stellt sich nun die Frage ob man den CHF an den EURO binden soll. Zwar könnte
man dadurch die Inflation in der Schweiz an diejenige der EU angleichen. Der Nachteil
ist jedoch, dass man keine eigenständige Inflationspolitik mehr betreiben kann und
man könnte auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nicht mehr beeinflussen.
Was passiert, wenn man den Wechselkurs in einem Land (Bsp. Osterweiterung) von
einem Moment auf den anderen fixiert?
Dadurch, dass sowohl der Wechselkurs, als auch der Preis im Ausland fix sind, die
Inflation aber typischerweise höher ist als in den anderen Ländern würde man die
Wirtschaft (besonders die Exportwirtschaft) ruinieren. Der Gleichung p = e x p* (wobei
e und p* fix sind) kann man entnehmen, dass bei steigendem p das Land weniger
wettbewerbsfähig wird.
In der Praxis löst man dieses Problem so, dass man e immer wieder anpasst, bis sich
auch die Inflationserwartungen der Leute angepasst haben und dann wird der
Wechselkurs definitiv fixiert.
Zinsen:
Nach dem Zinsparitätsprinzip gilt i = i* + x wobei i den Zins im Inland, i* den Zins eines
anderen Landes und x die Abwertungserwartung der inländischen Währung
darstellen. Die Abwertungserwartung bezieht man aus dem Grund ein, dass sonst die
Leute bei abweichenden Zinsen nur noch in dem Land investieren würden, das den
höheren Zins aufweist. Die Tatsache, dass dem nicht so ist, führt man darauf zurück,
dass die Leute Kursgewinne erwarten, wenn eine Aufwertungstendenz bei einer
Währung besteht. Zum Beispiel ist der Nominalzins in der Schweiz sehr tief. Trotzdem
investieren viele Leute in CHF, da sich der Franken ständig aufwertet.
Durch die Fixierung der Wechselkurse sinkt die Abwertungserwartung und somit
gleichen sich die Zinsen an. Dieser Effekt ist ein grosser Benefit, welcher den Staaten
der geplanten Osterweiterung der EU zugute kommen würde.
Gründe für europäische Währungskrisen:
G.2.2.
•
Fixe Wechselkurse sind sehr schwierig aufrechtzuerhalten
•
Abweichungen der Inflationsraten zwischen Ländern mit fixierten Wechselkursen
können dazu führen, dass die Leute in dem Land mit hoher Inflation in die
Währung des anderen Landes investieren, da sie nicht mehr an die Fixierung
glauben und eine Abwertung erwarten.
•
Starke konjunkturelle Unterschiede können dazu führen, dass das von einer
Rezession geprägte Land die Fixierung aufhebt um wieder in der Lage zu sein,
Geldpolitik (Anheizen der Nachfrage) zu betreiben. Denn die zwangsläufig
einheitliche Geldpolitik von Ländern mit fixierten Wechselkursen kann nicht auf
die jeweils unterschiedliche Situation der beiden Ländern eingehen. Wiederum
investieren die Leute in die andere Währung, da sie eine Abwertung nach der
Aufhebung der Fixierung erwarten.
Europäische Währungsunion:
Vorteile:
•
Eliminierung des Wechselkursrisikos (Im Gegensatz zu einer Fixierung der
Wechselkurse)
•
Beseitigung der Transaktionskosten die mit Währungstausch verbunden sind
-51•
Erhöhung der Preistransparenz (Kombiniert mit der heutigen Vernetzung ein
deutlicher Vorteil)
Wettbewerbsdruck
Nachteile:
•
Instrument der Geldpolitik geht verloren (makroökonomische Stabilisierung ist
erschwert
Problematisch bei unterschiedlichen Konjunkturzyklen)
Eine Währungsunion ist vor allem für „ähnliche“ Länder vorteilhaft.
„Optimale Wirtschaftsräume“:
Fragestellung: Welche Staaten sind für eine Währungsunion geeignet?
•
Flexible Löhne
•
Mobile Arbeitskräfte
•
Starker Finanzausgleich
Ausgleichsmechanismen für asymmetrische Schocks
Diese Bedingungen können die Geldpolitik zum Teil ersetzen, jedoch hat letztere
deutlich niedrigere Kosten
Bsp. US-Bundesstaaten sind optimale Wirtschaftsräume. Zwar treten oft
asymmetrische Schocks auf, jedoch erfüllen sie die ersten zwei der obigen
Voraussetzungen.
Bsp. Die EU erfüllt diese Kriterien nur bedingt (gerade noch ein wenig
Finanzausgleich). Deshalb waren auch viele Ökonomen skeptisch was das EWS
anging. Trotz der (erfolgreichen) Einführung bestehen immer noch Zweifel. Die
Europäische Zentralbank kann aus bereits genannten Gründen nur die Inflation
bekämpfen, da sie sonst immer jemanden stark belasten würde. Eine richtige
Geldpolitik bezüglich der Nachfrage in der EU gibt es deshalb nicht.
Konvergenzkriterien:
Ziel ist es die Mitgliedstaaten so „ähnlich“ wie möglich zu machen
Maastrichter-Vertrag:
•
Preisstabilität
•
Haushaltsdisziplin
•
Staatsverschuldung
•
Zinsen
•
Währungsstabilität
Diese Kriterien für die Aufnahme in die Währungsunion haben unterschiedliche
Bedeutung. Die Preis- und Währungsstabilität, sowie die Zinsen können eigentlich
sowieso als erfüllt betrachtet werden, da in Europa diese Werte durch die Fixierung
der Wechselkurse angeglichen wurden. Brisanter sind die Punkte Haushaltsdisziplin
und Staatsverschuldung. Man argumentierte, dass durch die ähnlichen Werte in
diesen Positionen auch die Konjunkturzyklen ähnlich werden (heikle Argumentation).
Auf jeden Fall schränkte man dadurch die Fiskalpolitik der Mitglieder entscheidend
ein. Einige Staaten bekamen deswegen schon Probleme (Deutschland, Portugal,
Frankreich).
G.2.3.
Schweizerische Integrationspolitik:
Ist die Schweiz ein optimaler Wirtschaftsraum?
•
Zentrale Lage in Europa
•
Flexibler Arbeitsmarkt
-52•
Eigentlich immer im selben Konjunkturzyklus wie Deutschland (aufgrund
ausgeprägtem Aussenhandel)
•
Daher wäre die Schweiz aus makroökonomische Sicht gut geeignet um der
Währungsunion beizutreten und stellt somit einen Sonderfall in Europa dar.
Geschichte der Schweizerischen Integration:
•
1960 Gründung EFTA
•
1972 Freihandelsabkommen der EFTA mit der EG
•
1989/90 EWR-Verhandlungen
•
1992 EWR-Nein
•
Seit 1992 Bilaterale Verhandlungen
•
Seit 2002 7 Bilaterale Verträge
Dossier Personenfreizügigkeit in den bilateralen Verträgen:
•
2004-2007 Übergangsfrist
•
ab 2007 Einführung des Personenverkehrs „auf Probe“
•
ab 2014 Volle Freizügigkeit
•
2009 Abstimmung ob dieser Vertrag beibehalten werden soll (Schrittweise
Einführung mit Notbremse)
Bilaterale II:
•
Leftovers (Nicht abgeschlossene Punkte aus den bestehenden bilateralen
Verträgen)
•
Zinsbesteuerungsdossier (Informationsaustausch über Bankkonti)
•
Zollbetrug
•
Schengen/Dublin (Zusammenarbeit der Polizei; Abweisung eines Asylbewerbers
von einem EU-Land, in jedem EU-Land gültig)
In 4 von 10 Dossiers geht es um das Bankgeheimnis. Nach dem Entgegenkommen im
Personenverkehrsdossier und weil die EU schwierige Verhandlungen um die
Osterweiterung führt ist diese wahrscheinlich kaum noch lange bereit mit der Schweiz
über Sonderabkommen zu verhandeln.
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