Themenvorschlag für eine Bachelor- oder Masterarbeit Polymer/Fulleren-Solarzellen mit verschiedenen Absorbermaterialien Organische Solarzellen auf Basis leitfähiger Polymere haben einige erstaunliche Eigenschaften. So lassen sie sich beispielsweise aus flüssiger Phase prozessieren und können dadurch im Prinzip wie eine Zeitung auf flexible Substrate gedruckt werden. Die organischen Absorber weisen dabei in einem bestimmten Spektralbereich außerordentlich hohe Absorptionskoeffizienten auf, so dass bereits sehr dünne Schichten von etwa 100 nm ausreichen, um Licht entsprechender Wellenlängen mit einer hohen Konversionrate in elektrischen Strom zu wandeln. In der organischen Photovoltaik hat sich ein Materialsystem aus dem Polymer Poly(3-Hexylthiophen-2,5-diyl) (P3HT) und dem Fulleren-Derivat [6,6]-Phenyl-C61-Buttersäuremethylester (PCBM) bewährt und zu einem „Arbeitspferd“ für zahlreiche, tiefergehende physikalische Untersuchungen etabliert. Abbildung 1 skizziert einen typischen Zellaufbau, zeigt die Strukturformeln für das P3HT/PCBM-System und auch ein Absorptionsspektrum einer P3HT:PCBM-Dünnschicht im Vergleich zum Sonnenlichtspektrum. Abbildung 1. Aufbau einer typischen organischen Solarzelle mit einem Absorber aus dem Polymer Poly(3-hexylthiophen2,5-diyl) (P3HT) und dem Fulleren-Derivat [6,6]-Phenyl-C61-buttersäuremethylester (PCBM). Rechts ist die Absorption einer P3HT:PCBM-Schicht im Vergleich zum Sonnenspektrum (AM1.5g) gezeigt. Als ein Nachteil des Systems ist ersichtlich, dass sich die Absorption nur über ein vergleichsweise schmales Wellenlängenintervall erstreckt. Weite Teile des Sonnenspektrums können somit nicht von der Solarzelle verwertet werden und bleiben ungenutzt. Dies ist einer der Gründe dafür, warum organische Solarzellen aus den gängigen Materialien den konventionellen anorganischen Systemen wie kristallines Silizium bezüglich ihres Wirkungsgrades noch deutlich unterlegen sind. Hieraus hat sich in den vergangenen Jahren ein Forschungszweig entwickelt, der auf die Entwicklung und Verwendung neuer Polymere abzielt, welche einen breiteren Spektralbereich des Sonnenspektrums verwerten können. Aufgrund der geringeren Energielücke zwischen dem höchsten besetzten und niedrigsten unbesetzten Molekülorbital spricht man dabei von „low band gap“-Polymeren. Einige solcher Materialien sind bereits kommerziell erhältlich. Im Rahmen der zu vergebenden Arbeit (der Arbeitsumfang ist anpassbar) sollen ausgehend von bestehenden Vorarbeiten in unserer Arbeitsgruppe organische Solarzellen mit verschiedenen Kombinationen von leitfähigen Polymeren und Fullerenderivaten realisiert und untersucht werden. Dabei stehen sowohl seitens des Polymers als auch des Fullerens verschiedene Materialien zur Verfügung. Ferner sind in der Arbeitsgruppe mit dem „Standard-Materialsystem“ aus P3HT und PCBM auch verschiedene Zellaufbauten realisiert worden: neben dem in Abb. 1 skizzierten Aufbau auch sogenannte invertierte Solarzellen, bei welcher die Lichteinkopplung durch die obere Elektrode erfolgt und semitransparente Solarzellen mit 2 partiell lichtdurchlässigen Elektroden. In der Abschlussarbeit soll erforscht werden, wie sich die einzelnen Zellkonzepte auf neue Materialsysteme übertragen lassen und wie dadurch die elektrischen und optischen Eigenschaften verbessert werden können. Praktisch gesehen sollen mit Hilfe der in unserer Arbeitsgruppe zur Verfügung stehenden Präparationsmöglichkeiten selbst organische Solarzellen prozessiert sowie einer umfangreichen elektrischen und optischen Charakterisierung unterzogen werden. Das Thema richtet sich an motivierte Studenten mit Grundkenntnissen auf dem Gebiet der Festkörperphysik sowie Interesse an regenerativen Energien. Wir bieten neben einem angenehmen Arbeitsumfeld und einer modernen Laborausstattung die Möglichkeit, in einer thematisch breit gefächerten Arbeitsgruppe aktiv an einem aktuellen Thema der Energieforschung an der Schnittstelle zwischen Physik, Chemie und Materialwissenschaften mitzuarbeiten. Ansprechpartner: Dr. Holger Borchert, Raum W1A 2-202, [email protected] Sebastian Wilken, Raum W2 1-190, [email protected] Stand: Dezember 2013