Wie Kommunen ihre gebaute Umwelt positiv

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Wie Kommunen ihre gebaute Umwelt positiv wirksam gestalten
Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene
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INHALT:
Einführung ......................................................................................................................... 3
Die Nutzungs-Wert-Analyse als Methode ........................................................................
6
Die Parameter der Nutzungs-Wert-Analyse
am Beispiel der Volksschule St. Andrä im Lungau ........................................................ 15
Beispielhafte bauliche Aktivitäten von Städten und Gemeinden . ................................... 42
Baukulturelles Leitbild des Landes Steiermark
............................................................. 70
Landluft | Baukulturgemeindepreis 2009: 12 THESEN
................................................. 72
Checkliste für Gemeinden ............................................................................................. 76
Fragen zur Überprüfung einer Baumaßnahme
............................................................. 77
Ablauf einer Nutzungs-Wert-Analyse ...... ....................................................................... 78
Quellen .......................................................................................................................... 79
Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene
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EINFÜHRUNG
Außen- wie Innenräume haben Wirkung auf unser Wohlbefinden. Sie
beeinflussen unsere inneren Vorstellungsräume, das heißt unser Denken
und damit auch unser Handeln. Räume können Bewegung und soziale
Interaktion ermöglichen oder verhindern. Räume können sicher oder
gefährlich sein, oder sich zumindest so anfühlen. Voll von Leben oder tot.
Räume können Menschen anziehen oder abstoßen, sie einschließen oder
ausschließen. Es hängt davon ab wie der Raum – gleichgültig ob Innenoder Außenraum – geplant ist und ob diese Pläne Menschen und ihre
Bedürfnisse an erste Stelle setzen.
„Erst baut der Mensch ein Haus, dann formt das Haus den Menschen“
Josef Frank
1. WAS IST EINE NUTZUNGS-WERT-ANALYSE?
Die Nutzungs-Wert-Analyse ist eine Methode, die mit subjektiv, qualitativ
messbaren Parametern bewertet, ob ein Bauwerk – Gebäude oder
Außenraum – den Bedürfnissen seiner NutzerInnen wirklich dient.
2. DIE PARAMETER DER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE:
P1 - sinnvolle und nachvollziehbare Funktionszusammenhänge
P2 - Übersicht | Übersichtlichkeit
P3 - Raumangebot und Raumqualität
P4 - Flexibilität | individuelle Entscheidungsmöglichkeiten
P5 - Weg-Längen und Weg-Qualitäten | Durchwegung
P6 - Nähe und Distanz
P7 - Lichtqualität
P8 - Genügend dichte Verteilung von Attraktoren und Konnektoren
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3. DIE METHODE DER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE:
Die Methode der Nutzungs-Wert-Analyse erarbeitet nutzerInnen- anstatt
expertInnenzentriert mit den subjektiven, q u a l i t a t i v bewerteten
Erfahrungen der Menschen, die das Gebäude benützen (werden). Sie
kann sowohl bei der Erstellung des Raumprogramms für ein neues
Bauvorhaben als auch bei der Überprüfung oder der Sanierung von
bestehenden Bauten dabei behilflich sein. Ihre Parameter wurden bisher
bei der Planung als so genannte weiche Standort- und Gebäudefaktoren in
vielen Fällen nicht angemessen berücksichtigt.
Bei der üblicherweise angewandten N u t z w e r t - A n a l y s e
Gebäudebewertung
(zB
bei
der
Parifizierung
zur
lt.
Wohnungseigentumsgesetz) werden im Gegensatz zur Nutzungs-WertAnalyse die „hard-facts“ von Lage, Konstruktionsmaterial, Größe, Höhe,
Belichtung und Belüftung quantitativ bewertet. Bei der Feststellung des
Nutzungs-Werts arbeitet man dagegen mit qualitativ bewertbaren
Parametern. Es geht darum ob die Nutzung eines Gebäudes, einer
Freiraumplanung, eines Innenraums, dem geplanten Zweck, das heißt
seinen BenutzerInnen, in optimaler Qualität dient. Deshalb arbeitet die
Nutzungs-Wert-Analyse auch userInnen-zentriert anstatt expertInnenzentriert.
In der Studie werden die oben erwähnten Parameter der Nutzungs-WertAnalyse anhand von bereits verwirklichten Bauten erläutert. Diesbezüglich
vorbildliche Baumaßnahmen von Gemeinden werden beispielhaft
vorgestellt. Die Möglichkeiten der Anwendung der Methode der NutzungsWert-Analyse auf Gemeindeebene im Bereich der kommunalen
Bauaufgaben werden dargestellt.
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Die Studie dient dazu, interessierten Gemeinden mittels des
angeschlossenen Fragebogens die Möglichkeit zu bieten, abzuschätzen ob
und in welcher Form die Nutzungs-Wert-Analyse für ihr Bauvorhaben
sinnvoll und von praktischem Wert ist.
Ich möchte dafür sensibilisieren, indem ich einerseits theoretische
Denkanstöße gebe und andererseits konkrete, bereits realisierte Beispiele
auf verschiedenen Ebenen zeige.
Ursula Spannberger
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Dezember 2009
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DIE NUTZUNGS-WERT-ANALYSE ALS METHODE
...das höchste Potential von Gebautem entfalten
Die Nutzungs-Wert-Analyse kann als hilfreiches Instrument sowohl vor
der konkreten Planung von Baumaßnahmen als auch für bestehende
Bauten für die Untersuchung auf ihre Menschen fördernde Wirkung
eingesetzt werden. Es wird dabei untersucht wem und was Gebäude
dienen. Begünstigen sie Vielfalt oder Einfalt, Sicherheit oder
Gefährlichkeit, Gesundheit oder Krankheit?
Gebäude und gebaute Außenräume spielen eine große Rolle dabei
Gesundheit zu fördern, Krankheit zu verhindern und zu körperlicher
Bewegung zu ermuntern. Gesundheit und gebaute Umwelt haben auch
starke geschichtliche Verbindungen – viele unserer Häuser, Städte oder
Vorstädte wurden ursprünglich geplant um gesundheitliche Probleme zu
bekämpfen. In unserer Zeit geht es darum bauliche Strukturen zu
implementieren, die aus sich selbst heraus – „automatisch“ positiv wirkt.
Und zwar sowohl auf das seelisch-geistig-emotionale als auch auf das
körperliche Wohlbefinden. Zum körperlichen Wohlbefinden trägt alles bei,
was Bewegung fördert, wie zB großzügige, direkt belichtete
Stiegenhäuser in öffentlichen Gebäuden, die Bedienstete und
BesucherInnen einladen, ihre Wege zu Fuß zu erledigen, um mehr zu
sehen, Menschen zu treffen, „dabei“ zu sein. Die seelisch-geistigemotionale Gesundheit wird durch alle Maßnahmen gefördert, die
BürgerInnen dazu einladen, sich am öffentlichen Leben aktiv zu beteiligen
- auch hier wieder, „dabei“, wahrgenommener Teil der Gemeinschaft zu
sein. Dies gelingt allerdings nur, wenn den Beteiligten durch konkrete
Ergebnisse der Eindruck vermittelt wird, dass ihre Beiträge gehört werden
und sie selbst durch Mitwirkung Wirkung erzeugen.
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Am Beginn der Entwicklung der Nutzungs-Wert-Analyse stand als
bestimmende Frage wie Gebäude, Innen- und Außenräume ihr höchstes
Potential entfalten können. Die Beurteilungsparameter der NutzungsWert-Analyse bringen uns weg von den Kriterien so genannter „guter“
oder „schlechter“ Architektur, weg von der subjektiven Einteilung in
„schön“ und „hässlich“, aber auch weg von der rein materiell definierten
Bestimmung des „Nutzwerts“, hin zu objektiv nachvollziehbaren Kriterien
UND auf das persönliche Befinden und die Bedürfnisse der NutzerInnen
abgestimmt.
Im Folgenden wird – als Auswahl aus den Einflussfaktoren auf die
Entwicklung der Nutzungs-Wert-Analyse – auf zwei entscheidende für die
Entwicklung der Methode der „Nutzungs-Wert-Analyse“ eingegangen.
– Das Werk von Margarethe Schütte Lihotzky (1897 – 2000):
„In den Genuss von Architektur, von Baukunst im weitesten Sinn, kommt
jeder Mensch, ob er will oder nicht. Jeder Mensch bewegt sich
ununterbrochen in Räumen, und zwar (wenn wir die Natur ausnehmen) in
von Menschen gestalteten Räumen, sei es auf Straßen und Plätzen oder
in Innenräumen... Räume [...] wirken, bewusst oder unbewusst, ständig
auf das Lebensgefühl der Menschen ein. Diese können der Architektur
gar nicht entrinnen, weder am Arbeitsplatz noch in der Freizeit.“
Margarethe Schütte-Lihotzky war die erste österreichische Architektin und
wurde für ihre so genannte „Frankfurter Küche“, die sie im Lauf ihrer
Tätigkeit in der Stadtplanungsabteilung in Frankfurt entwickelte, berühmt.
In ihren Recherchen fand sie heraus, dass die typische Küche in einer
Frankfurter Wohnung dieser Zeit nicht praktisch und effizient geplant war.
Sie untersuchte, welche Wege für die alltäglichen Arbeiten gemacht
werden mussten und optimierte in ihrer Planung die alltäglichen
Küchenarbeitsabläufe.
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Grundriss übliche Küche im sozialen
Wohnbau in Frankfurt ca. 1930
Grundriss Neuvorschlag
von Margarethe Schütte-Lihotzky
Aus dieser Forschung entstand die neue Küche, die kompakt und arbeitsunterstützend
geplant war. Für sie wurde auch nur mehr die halbe Raumgröße benötigt.
„Frankfurter Küche“
Margarethe Schütte-Lihotzky
Originalgetreue Nachbildung
im Museum der Angewandten Künste
in Wien (ständige Ausstellung)
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– Die Forschungen von Bill Hillier and Pauline Hanson:
– space syntax
„Wände mit Fenstern und Türen
formen das Haus,
jedoch der leere Raum dazwischen
ist die Essenz des Heimes.“
Lao Tse
(Zitat auf der homepage von spacesyntax)
Hillier und Hanson forschen und unterrichten seit den 1970er Jahren an
der Bartlett School der Universität in London, zwei ihrer bekanntesten
Werke sind:
„The social logic of space“ 1984“
„Space is the machine“ 1996“
Die Essenz ihrer Forschung besagt, dass die Konfiguration des Raumes
und seine „Lesbarkeit“ – dh ob man räumliche Zusammenhänge ohne
langes darüber Nachdenken versteht – auf unser Bewusstsein wirken,
das wiederum unser räumliches Verhalten beeinflusst.
Hilliers und Hansons Methode „space syntax“ – Die Grammatik des
Raumes – wurde aus dem Wunsch geboren zu verstehen, ob
architektonische Faktoren für den sozialen Niedergang des öffentlichen
Wohnbaus mitverantwortlich waren. Sie fanden zB heraus, dass es für
das Leben an einer Straße einen großen Unterschied macht, ob die
Vorplätze und Zugänge zu den Wohnhäusern an der Straßenseite oder
an
der
nicht
sichtbaren
Rückfront
der
Häuser
liegen.
Ihre
Untersuchungen haben die traditionellen Parameter um Architektur zu
beschreiben – wie Oberflächen, Material und Stil – beiseite geschoben,
um mit neuen Techniken Raum und räumliche Netzwerke zu definieren.
Diese beschreiben eher das was Menschen sehen, wenn sie sich durch
den öffentlichen Raum bewegen: das Sichtfeld und die Sichtlinien.
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Darstellung der Sichtlinien, farblich abgestuft nach Wichtigkeit, am Beispiel der
Untersuchung von spacesyntax zur geplanten städtischen Bebauung im
heruntergekommenen Londoner Stadtteil „Elephant and Castle“:
Axiales Diagramm Bestand
Axiales Diagramm Neuvorschlag
Der Effekt, den das Sichtfeld auf Wohlbefinden und Verhalten hat, bleibt für
den Großteil der Menschen allerdings nur unterbewusst wirksam. Es bedarf
spezieller Methoden, die mit der Nutzungs-Wert-Analyse entwickelt wurden,
um deren Kausalitätszusammenhang ins Bewusstsein zu heben.
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Nun zur Erklärung der Parameter um den Nutzungs-Wert eines Gebäudes
oder eines Außenraums, über die bekannten „hard-facts“ von Lage,
Konstruktionsmaterial, Größe, Höhe, Belichtung und Belüftung hinaus zu
bestimmen:
P1 -
NACHVOLLZIEHBARE FUNKTIONSZUSAMMENHÄNGE
Die Erfüllung der Zusammenhänge von Funktionen, die räumlichfunktionale Zuordnung ist für die Benützbarkeit eines Gebäudes eine
unabdingbare Voraussetzung. Ähnlich wie für Produktionsvorgänge
Flussdiagramme gezeichnet werden, muss dies vor der Planung für jede
Bauaufgabe, unabhängig von der Größe, erarbeitet und festgeschrieben
werden. Das Beispiel der Frankfurter Küche hat uns dies anschaulich
gemacht.
P2 -
ÜBERSICHT | ÜBERSICHTLICHKEIT
In Untersuchungen haben Hillier und Hanson herausgefunden, dass es ein
archaisches Grundbedürfnis des Menschen ist, weiter als bis zur nächsten
Ecke, nämlich bis zur übernächsten, sehen zu können. Um, sollte es
erforderlich sein, an der nächsten Ecke anstatt weiter geradeaus seinen
Weg zu verfolgen, nach links oder rechts ausweichen – „fliehen“ – zu
können.
P3 -
RAUMANGEBOT UND RAUMQUALITÄT
Dieser Punkt untersucht, ob für die zu erwartende Nutzung genügend
Räume zur Verfügung stehen und ob der jeweilige Raum für die in ihm
geplante Tätigkeit angemessen dimensioniert ist.
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P4 - FLEXIBILITÄT | INDIVIDUELLE ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN
Die Tatsache, dass Raumnutzungen heute mehr denn je, auch wechseln
können, weil sich die Anforderungen ändern, oder andere Menschen mit
anderen Bedürfnissen sich in ihnen aufhalten, erfordert eine gewisse
Flexibilität von Räumen. Sei es in ihrem Zuschnitt oder wenigstens in der
Möglichkeit der unterschiedlichen Möblierung.
P5 -
WEGEFÜHRUNG: WEG-LÄNGEN UND WEG-QUALITÄTEN
„Funktionierende Räume beruhen auf Bewegung. Das trifft für
Bürogebäude, Krankenhäuser, Schulen, Museen und Geschäfte ebenso zu
wie für Straßen, Plätze und Parks“ (spacesyntax).
Die Räume, die für Wege, die gemacht werden (müssen), zur Verfügung
stehen sind ein entscheidender Faktor in Raumangeboten. Sind diese
Wege nicht attraktiv, werden sie nicht gern und daher nicht so oft wie
erforderlich, benützt. In Außenräumen kann dies entscheidend dafür sein,
ob kommunaler Raum belebt und beliebt, die „sozialen Augen“ aktiv sind
und er daher sicher ist. In Innenräumen beeinflusst dies die Interaktion von
Menschen und damit oft direkt den Wohlfühlfaktor in einem Gebäude. Der
Output eines Unternehmens korreliert direkt dazu ob erforderliche Wege
„gemacht“ werden.
Einige Beispiele, um innere Bilder dazu entstehen zu lassen:
-
Fußgänger-Unterführungen
-
belebte Fußgängerzone
-
unterirdisches Gangsystem im Krankenhaus
-
schmale Gänge ohne direkte Belichtung mit geschlossenen Türen auf
beiden Seiten
-
Plätze in italienischen Innenstädten
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P6 -
NÄHE UND DISTANZ
Bei Untersuchungen in Unternehmen hat man herausgefunden, dass es
einen großen Unterschied für die Effizienz von MitarbeiterInnen macht,
wenn diese einander sehen - oder sogar auch hören - können, dh wenn
Interaktion ohne geplante Aktion stattfinden kann. Vieles teilt sich so, quasi
automatisch, an einen größeren Kreis von Personen mit. Nicht für alle
Tätigkeiten trifft dies im selben Ausmaß zu. Dieser Parameter ist einer
derjenigen, die individuell, vor allem je nach Tätigkeit, berücksichtigt
werden müssen. Für ein konzentriertes Arbeiten kann auch die
vollkommene Abgeschiedenheit die angemessen stimulierende Umgebung
darstellen.
P7 -
LICHTQUALITÄT
Auch dieser Parameter ist sowohl individuell, als auch je nach Nutzung
unterschiedlich zu bewerten. So ist es fast immer angeraten in allen
Aufenthaltsräumen unterschiedliche Lichtangebote, differenziert nach
Lichtfarbe, Helligkeit und Ausleuchtung (ganzer Raum gleichmäßig oder
einzelne Licht-“Inseln“) anzubieten. Die letzten zwanzig Jahre haben uns
sowohl im Außen- als auch im Innenraum einen Helligkeitszuwachs
gebracht, der nicht nur positiv zu sehen ist. Das gleißend helle Licht der
Shoppingtempel diente als Vorbild auch für öffentliche Gebäude. Um sich
den Unterschied des alten zum heutigen Standard plastisch vor Augen zu
halten, ist es hilfreich einen Ort aufzusuchen, an dem diesbezüglich keine
Veränderung vorgenommen wurde.
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P8 -
KREATION VON ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN
NUTZUNGSVIELFALT – MEHRWERT
Ein Parameter, der vor allem auf große Gebäude, und mehr noch auf Stadtund Außenräume generell zutrifft.
Beispielhaft angeführt seien Wasserläufe, Brücken, Parks, Spielplätze,
Brunnen, Kioske, Sitzbänke, etc. Alle Angebote, die integrativ und
komplementär zu dem bereits Vorhandenen wirken.
Bei der Durchführung einer Nutzungs-Wert-Analyse – vor der Planung
eines Gebäudes oder eines Gebietes, aber auch zur Überprüfung der
Nutzung von Bestand – können diese Faktoren gemeinsam mit den
(zukünftigen) NutzerInnen eines Gebäudes, auch in Großgruppensettings
mit bis zu 500 Personen, mit den Methoden der holistischen
Organisationsentwicklung – genuine contact – von Birgitt Williams,
überprüft und beeinflusst werden. Wenn die zukünftigen NutzerInnen noch
nicht bekannt sind, können deren Bedürfnisse und Anforderungen mit
geeigneten Methoden auch von den PlanerInnen gemeinsam mit den
AuftraggeberInnen antizipiert werden.
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DIE PARAMETER DER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE AM BEISPIEL
VOLKSSCHULE ST. ANDRÄ IM LUNGAU
Als konkretes Beispiel für die Anwendung der Nutzungs-Wert-Parameter
wird die Konzeption der Volksschule St. Andrä im Lungau vorgestellt.
PLANUNG
Arch. DI Thomas Gruber und Arch. DI Ursula Spannberger
BAUHERRIN Gemeinde St. Andrä
BAUZEIT
2002 - 2004
Der Ort St. Andrä, zwischen Tamsweg und Mariapfarr gelegen, hatte über
30 Jahre keine eigene Volksschule. Als man die Auswirkungen daraus
bemerkte – die Kinder orientierten sich auch in ihrer Freizeit zu den
Nachbarorten und fanden aufgrund der Interessen später dort ihren
Lebensmittelpunkt, St. Andrä verlor dadurch an EinwohnerInnen –
beschloss man, eine eigene Volksschule zu errichten und erarbeitete ein
Raumprogramm für eine zweiklassige Volksschule mit zusätzlichen
Angeboten.
St. Andrä konnte für den Neubau ein Grundstück erwerben, das an der
richtigen Stelle liegt, zentral bei Gemeindehaus, Kirche und Kindergarten.
Das Anliegen war, mit dem Bau der Schule ein Dorf-Ensemble zu schaffen.
Das ist schon von weitem klar erkennbar, egal ob man von Lintsching
kommend zwischen den Feldern und Häusern einen ersten Blick erhascht
oder von Lasa herunterblickt, der Baukörper ist in seiner Größe, seiner
Form und seinen Materialien an die ortsübliche Tradition angepasst.
Obwohl die Größe beachtlich ist – ca. 12 x 36 Meter, zweigeschoßig mit
mächtigem Dachstuhl – sprengt sie nicht den Maßstab der ortsüblichen
Bebauung, da sie mit ihrer schmalen Giebelansicht den Abschluss der
Gebäudegruppe bildet.
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Durch die kluge Situierung des Baukörpers, nur auf einem der beiden zur
Verfügung stehenden Grundstücksteile am Ferner Waldrand, lässt das
Schulgebäude genügend Freiraum, um auf dem anderen Teil einen
öffentlichen Platz für die Gemeinde zu schaffen. Die Straße führt direkt auf
das Gebäude zu, durch den schrägen Anbau, der das Stiegenhaus
beherbergt, wird sie dann sanft abgelenkt und optisch am Gebäude
vorbeigeführt, ihre eigentliche Funktion hat ja längst die Umfahrungsstraße
übernommen.
BLICK VON LASA AUF DAS NEUE GEMEINDEZENTRUM MIT VOLKSSCHULE
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Im Detail wird durch die Verwendung der Materialien Stahl, Glas und
Beton auch das Zeitgemäße der Architektursprache sichtbar. Die äußere
Farbgebung ist neutral - Lärchenholz natur, dunkle MetallfensterKonstruktionen, heller Putz. Im Inneren wird durch die hellgelbe Farbe
von Wand und Holzzementboden die freundlich lichte Atmosphäre betont
und lässt Farben-Spielraum für die Werke der Kinder.
BLICK VON LINTSCHING KOMMEND
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Wie war es möglich in dieser Dimension all das an Räumen zur
Verfügung zu stellen, was gewünscht wurde? Die Turnhalle mit ihren
Nebenräumen, die der Gemeinde auch als Veranstaltungsraum dient,
wurde in das Untergeschoss verlegt. Das erforderliche Tageslicht
bekommt sie über beidseitige Fenster im Erdgeschoß, ihre großzügige
Foyerzone verbindet das Stiegenhaus optisch und räumlich mit den
anderen Geschossen. So hat man gleich beim ersten Betreten der Schule
einen guten Überblick über alles.
Querschnitte
Die eigentlichen Schulräume - zwei Klassenzimmer, Direktion und
Nebenräume - befinden sich im 1. Obergeschoss und haben dort ein
eigenes intimeres Foyer mit großem Fenster in den Wald. Über eine
Nebenstiege, die von der Rückseite des Gebäudes zugänglich ist, kommt
man direkt ins Dachgeschoss, das für die Vereine des Ortes von diesen
selbst ausgebaut wurde. Ein Lift verbindet alle vier Geschosse, somit ist
auch der barrierefreie Zugang zu allem gewährleistet. Ein Werkraum im
Erdgeschoss und eine Bibliothek im Dachgeschoss runden das Angebot
ab. So wurde aus einer kleinen Volksschule für eine kleine Gemeinde ein
Kulturzentrum, das mithelfen kann das Dorfleben zu bereichern. Die nur
scheinbar sinnvolle Frage ob eine so kleine Gemeinde wie St. Andrä eine
eigene Volksschule braucht, hat sich dadurch ad absurdum geführt.
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Luftbild M 1:5000
Die beiden für den Neubau der Volksschule vorgesehenen Grundstücke
liegen im nördlichen Bereich des Ortskerns. Sie sind in direkter
Nachbarschaft zu Gemeindeamt und Kirche und waren durch die
ehemalige Hauptstraße, die nach Norden führt, getrennt. Das östliche am
steilen Waldhang, in länglich schmaler Form, das westliche quadratisch,
in der Ebene zwischen Friedhof und einem Einfamilienhaus.
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LUFTBILD M 1:2000
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LUFTBILD M 1:1000 Wettbewerbsgrundstück
In der Wettbewerbsausschreibung wurde darauf hingewiesen, dass die
Straße keine Bedeutung mehr hätte, seit die Umfahrungsstraße gebaut
wurde, die ihre Funktion übernommen hatte.
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LAGEPLAN M 1:2000
Die anderen Wettbewerbsbeiträge nutzten beide Grundstücke für ihre
Entwürfe und sahen eine Bebauung vor, die die Grundfläche beinahe zur
Gänze bedeckte.
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LAGEPLAN M 1:2000
Das nun verwirklichte Projekt wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet,
weil es vor allen anderen einen wesentlichen Vorteil aufwies. Bei
Erfüllung des gewünschten Raumprogramms benötigte es zum
Erstaunen der Jury nur das kleinere der beiden Grundstücke am
Waldrand. Das andere blieb gänzlich frei und konnte dadurch der
Gemeinde einen Mehrwert in Form eines Dorfplatzes, der ihr immer
gefehlt hatte, bieten.
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LUFTBILD M 1:2000 mit Neubau
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LUFTBILD M 1:5000 mit Neubau
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P1 -
NACHVOLLZIEHBARE FUNKTIONSZUSAMMENHÄNGE
AUSSENRAUM:
-
Die alte Verbindungsstraße ist optisch erhalten geblieben und ermöglicht
den Durchblick, sowie fallweises Anliefern.
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INNENRAUM:
-
Die zentrale Garderobe befindet sich direkt beim Eingang im EG
EG
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-
Die Kernräume der Schule, die beiden Klassen, sowie Verwaltungsräume
und WC’s sind alle im 1. OG angeordnet, durch einen großzügigen,
natürlich belichteten Gang und ein Foyer verbunden.
1.OG
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-
Der auch als Veranstaltungssaal nutzbare Turnsaal im UG bietet sowohl
Umkleideräume für die Turnenden als auch Foyer/Garderobe/Bar und
WC’s für Veranstaltungen über einen zweiten Stiegenarm erreichbar und
direkt dem Saal zugeordnet.
UG
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-
-
Durch einen eigenen Eingang und ein zweites Stiegenhaus sind die
Vereinsräume im DG autark. Im EG und im 1. OG gibt es aber auch von
der Schule einen Zugang zu diesem Stiegenhaus. Durch den Lift sind alle
Stockwerke und damit alle Funktionen sinnvoll verbunden.
Für die Anlieferung bei Veranstaltungen und die Einbringung der Pellets
ist ein eigener Stiegenabgang in das UG vorhanden.
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P2 -
ÜBERSICHT | ÜBERSICHTLICHKEIT
Während man sich am Gebäude entlang dem Eingang nähert, kann man
schon von außen einen Blick durch die großzügigen Fenster nach unten in
den Turn- und Veranstaltungssaal werfen.
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-
Durch den Luftraum neben der Stiege hat man bereits beim Betreten des
Stiegenhauses eine Übersicht über alle Geschoße mittels Durchblicken
nach unten und oben. Und auch wieder ins Freie, um die Orientierung nie
zu verlieren und den Bezug zum Ort herstellen zu können.
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von der Garderobe und vom Zweitzugang Durchblicke in den Saal im UG
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-
vom Saal Blick nach Süden und nach Norden in den bewaldeten Hang
durch Fenster an beiden Längsseiten
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im 1. OG am Treppenabsatz Blick nach links und rechts Richtung Ort,
gegenüberliegendem Berg und geradeaus in den bewaldeten Hang.
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Fenster zwischen Gang und Klassen und damit weiter in die Umgebung
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in den Klassen niedrige Fensterparapete, die auch den Kindern im Sitzen
das Hinausschauen ermöglichen
© Fotos Andrew Phelps
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P3 -
RAUMANGEBOT UND RAUMQUALITÄT
für die jeweiligen NutzerInnen optimal ausgelegtes Angebot:
sämtliche Anforderungen an eine zweiklassige Volksschule und die
gewünschten Zusatznutzungen wie Veranstaltungssaal, Werkraum und
Bibliothek, sowie sanitäre und technische Nebenräume wurden erfüllt.
Durch die für den Lungau typische, mächtige Dachform war es auch
möglich den Probenraum für die Musikkapelle im Dachgeschoß
unterzubringen, als zusätzliche Funktion und also Zusatznutzen.
P4 -
FLEXIBILITÄT
INDIVIDUELLE ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN
so weit als möglich Mehrfachnutzungen:
-
auf dem Weg nach unten auf dem Podest Wahlmöglichkeit durch
geteilten Stiegenlauf
-
KG Turnsaal und Veranstaltungssaal, Foyer mit Buffetmöglichkeiten und
Garderobe für BesucherInnen und externe NutzerInnen
-
EG Werkraum auch für externe Kurse und als Gruppenraum
-
OG:
„Gang“
vor
den
Klassen
natürlich
belichtet
und
für
Gruppenaktivitäten geeignet
-
DG: Schulbibliothek auch für externe NutzerInnen nutzbar
-
Probenraum mit eigenem unabhängigen Zugang und Stiegenhaus
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P5 -
WEG-LÄNGEN UND WEG-QUALITÄTEN
Die vertikalen Wege, dh Stiegen, befinden sich zentral, die Gänge in den
einzelnen Geschoßen sind direkt angeschlossen. Durch die natürliche
Belichtung über Fenster, vor allem auch an den Kopfseiten, hat man
immer den direkten Bezug zum Ort und zur Umgebung.
P6 -
NÄHE UND DISTANZ
Rückzugsmöglichkeiten in die Klassenzimmer, in Konferenz- und
Beratungszimmer, sowie in die Sondernutzungsräume wie Werkraum,
Bibliothek und Probenraum.
„Sehen und gesehen werden“ im Saal im UG, in den Foyers, im Gang
neben den Klassen.
P7 -
LICHTQUALITÄT
Alle Räume und auch die Gänge sind direkt belichtet, der Turn- und
Veranstaltungssaal liegt zwar im Untergeschoß, hat aber auf beiden
Längsseiten hohe Oberlichtfenster.
Die Beleuchtung im Veranstaltungssaal ist für die verschiedenen
Nutzungen verschieden schalt- und dimmbar um unterschiedliche LichtStimmungen zu ermöglichen.
Die gewählte Wandfarbe, ein helles, warmes Gelb, wirft das Licht
angenehm warm zurück.
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P8 -
KREATION VON ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN
NUTZUNGSVIELFALT – MEHRWERT
Dorfplatz mit Brunnen als Versammlungsmöglichkeit:
Der Dorfplatz entstand erst während des Planungsprozesses aus den
Wünschen der BürgerInnen. Die Fläche dafür ist der Mehrwert aus der
kreativen Planung schon in der Wettbewerbsphase, die gewünschten
Funktionen auf 4, teilweise ineinander geschachtelten Geschoßen,
unterzubringen.
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neuer Dorfplatz am Tag der festlichen Eröffnungszeremonie
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BEISPIELHAFTE AKTIVITÄTEN VON STÄDTEN UND GEMEINDEN
In der Folge werden anhand von einigen verwirklichten Beispielen aus
Städten und Gemeinden
konkrete Vorstellungen vermittelt, wie auf
verschiedenen Ebenen Aktivitäten gesetzt werden können, um durch
gebaute Interventionen das Zusammen-Leben in Kommunen zu verändern
und zu stärken.
Die einzelnen Bereiche, aus denen Beispiele ausgewählt wurden,
betreffen:
-
Raumordnung
-
Öffentlicher Raum in neuen Siedlungsgebieten
-
Öffentlicher Raum im Bestand | Außenräume in denen Menschen sich
gerne aufhalten
-
Grüne Räume – Erholungsräume
-
Brücken als verbindende Elemente
-
Gemischtnutzungen von Verkehrsbereichen
-
Öffentliche Bauten mit Zusatznutzen
-
Private / Geschäftliche Initiativen
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RAUMORDNUNG
Die weit um sich greifende Zersiedelung der letzten Jahrzehnte kann nur
durch kompakte Siedlungsräume mit vielfältigem Angebot gestoppt werden.
Die Durchmischung und Diversität wird damit gefördert – man spricht von
„Inklusiv-Planung“ - Alte und Junge, Arbeiten und Wohnen, Einkaufen und
Bildung, etc. sollen sich selbstverständlich mischen. Das gilt für städtische
Bereiche, aber mehr noch für ländliche Gebiete, in denen die Infrastruktur
weit schwächer ausgebildet ist. Alles was hier direkt am Wohnort
angeboten und möglich wird, trägt so zur Lebensqualität bei, dass
weitgehend auf die Benützung von Verkehrsmitteln verzichtet werden kann.
BEISPIEL:
Wohnen und Arbeiten
im erweiterbaren Gartenhofhaus
in Neupölla
nonconform Architekten
Neupölla ist ein kleiner Ort im Waldviertel ca. 95 km nordwestlich von Wien.
Am Ortsrand soll eine neue Agglomeration zum Wohnen und Arbeiten
entstehen. Geplant sind 8 Häuser mit intimen Höfen, eigener Gartenfläche
und Gartenlaube sowie Teichanlage. Die Grundstücksgrößen betragen
700 - 800 m2 die Hausgrößen inkl. Arbeitsräume ab 123 m2
Wohnnutzfläche. Das Haupthaus ist zweigeschossig und bietet große,
flexible, loftartige Räume
mit Versorgungskernen.
Struktur gewährleistet langfristig
Die konstruktive
hohe Anpassungspotenziale. Die
gesamte Erdgeschoßzone ist barrierefrei ausgebildet.
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SCHAUBILD
BEISPIELGRUNDRISSE
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ÖFFENTLICHER RAUM IN NEUEN SIEDLUNGSGEBIETEN
Hillier und Hanson haben in ihren Untersuchungen über den Niedergang
des sozialen Wohnbaus in England untersucht, dass die Zunahme der
PKW-Anzahl eine Umorientierung der Erschließung von Wohnhäusern mit
sich brachte. Waren ursprünglich die Häuser mit ihren Eingangstüren zur
Straße orientiert – wie auch in Österreich – änderte sich das durch die
Errichtung von PKW-Abstellplätzen, die oft in den Höfen hinter den
Häusern angelegt wurden. Die darauf folgende Entwicklung brachte
Tiefgaragen, in die man hinein- und von denen man mittels Lift direkt bis in
sein Wohngeschoß fuhr. So verloren die Straßen einen Großteil der
FußgängerInnen und damit an sogenannten sozialen Augen, im Sinn von
sich füreinander verantwortlich fühlen. Es versteht sich von selbst, dass
damit auch die alltäglichen Begegnungen der BewohnerInnen wesentlich
weniger wurden. Ziel muss sein „zivilisierte“ Straßen mit belebten
Fassaden, sogenannten „sozialen Augen“ anzustreben.
BEISPIEL:
Stadtwerk Lehen Salzburg
ArchitektInnen
Max Rieder, Masterszenario
Transparadiso | Barbara Holub,
Paul Rajakovics, Bernd Vlay
Städtebau und Wohnbebauung
Dietmar Feichtinger, Kindergarten
Berger Parkkinen, Competence Park
Forsthuber&Scheithauer, StudentInnenheim
Riepl Riepl, Neugestaltung Hochhaus
Boris Podrecca, Hotel
Freiraumplanung
Land in Sicht & Agenceter,
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Das Projekt-Leitbild „Eine neue Chance für Lehen“ für die städtebauliche
Auseinandersetzung mit Nachnutzung des ehemaligen Stadtwerkeareals
war es, die große Zahl der geplanten Wohnungen in ein ambitioniertes
Programm von gemischten Nutzungen einzubetten. Dem gesamten
Stadtteil Lehen soll mit dem neuen Quartier ein weiterer Magnet und
„urbaner Katalysator“ mit zusätzlichen Angeboten zur Verfügung gestellt
werden. Stadtwerk Lehen ist Teil des Stadtumbau-Netzes von neuer
Stadtbibliothek (Neue Mitte Lehen), Wohn- und Seniorentagesstätte in der
Siebenstädterstraße (Europan) und dem Fallnhauser-Areal. Ein Beitrag zur
Stadt der kurzen Wege.
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Neben Wohnungen sind Geschäfte, zwei Kindergärten, ein Hotel, ein
Studentenheim und Bauten für die Privatmedizinische Fakultät wie Labors,
Büros, etc. geplant. Um öffentliches Leben zu fördern, wurde darauf Wert
gelegt, dass sich diese Funktionen angemessen mischen. Deshalb
mussten die erdgeschoßigen Räume mit größerer Raumhöhe geplant und
günstiger vermietet werden. Kulturinitiativen und NGO’s werden als
Mieterinnen bevorzugt.
AKTIVITÄTSDIAGRAMM
ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN
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ÖFFENTLICHER RAUM IM BESTAND –
AUSSENRÄUME IN DENEN MENSCHEN SICH GERN AUFHALTEN
BEISPIEL:
künstlerisch-aktionistische Interventionen im öffentlichen Raum
„Die Urbanauten“, München
Stadtbalkon Hackerbrücke
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Urban Express 1
Silent Disco Gärtnerplatz
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BEISPIEL
Stadttheater und Stadtplatz Haag/OÖ
nonconform Architekten
Die Stadt Haag liegt im Mostviertel in Niederösterreich und hat 5000
Einwohner. In den letzten Jahren hat sie sich als mutige und innovative
Kleinstadt positioniert. Trotzdem ist Haag aber nicht vom Rückgang des
aktiven Geschäftslebens in Ortszentren und der damit verbundenen
Zunahme an Leerständen in den historischen Gebäuden verschont
geblieben. Gemeinsam mit engagierten BürgerInnen und ExpertInnen
aus den Bereichen Tourismus, Finanzierung, Politik, Verwaltung, Kultur,
Projektentwicklung
und
der
Architektur
wurden
in
der
Entwicklungswerkstatt Strategien für die Zukunft erarbeitet. Das Ergebnis
nennt sich „Haag 007 – Die Rückkehr des Lebens“ und besteht aus
einzelnen Modulen, die neben- oder nacheinander realisiert werden. Das
Hauptziel ist die aktive Umnutzung der leer stehenden Gebäude im
Zentrum und die Attraktivierung des Ortskerns in mehreren Facetten,
einschließlich der Neugestaltung des Hauptplatzes samt neuer
Beleuchtung; ein Stadthotel ist in Planung.
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Das Konzept von nonconform für das Freilichttheater war vor allem auf
die Tribüne, also den Zuschauerraum ausgerichtet. Dieser sollte zum
Erlebnisraum werden. Wie in einem Regal werden die Besucher
übereinander geschlichtet. Die Überdachung schützt vor Regen, von
jedem Platz ist der Blick zur Bühne optimal gegeben. Das „HaagHaus“,
wie die Stadtbewohner ihr Theater mittlerweile nennen, wurde von außen
zu einem dominanten, temporären Wahrzeichen.
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GRÜNE RÄUME – ERHOLUNGSRÄUME:
Besonders größere Städte benötigen Naherholungsräume, wie
Parkanlagen, da der Weg in die sogenannte unberührte Natur für die
alltägliche Nutzung zu weit ist. Je mehr Augenmerk auf die Gestaltung
von Stadtteil bezogenen Parks und grünen Erholungsräumen, die auf den
täglichen Wegen erreichbar sind, gelegt wird, desto lebenswerter und
gesünder wird eine Stadt.
BEISPIEL:
New York Central Park
Er wurde schon bei der Entstehung der Stadt mit angelegt und ist DIE
Ikone aller Stadtparks, sowohl was seine zentrale Lage, seine Größe und
die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten betrifft.
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BEISPIEL
New York Highline Park
Umnutzung einer ehemaligen „Hoch“bahn zu einer grünen Achse
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BRÜCKEN ALS VERBINDUNGEN ZWISCHEN STADTTEILEN
Brücken ermöglichen, dass sich neue Wege etablieren, die Lebensabläufe
stark beeinflussen und verändern können.
BEISPIEL:
Milleniumbridge London
Architekt Norman Foster und Ove Arup, Statik
Londons einzige FußgängerInnenbrücke und die erste ThamesÜberquerung seit der Towerbridge von 1894, verbindet die City und St.
Pauls Cathedral mit der Bankside an der das Globe Theatre und die Tate
Modern Gallery liegen. Sie wurde zum Schlüsselelement in der fußläufigen
Infrastruktur und hat neue Routen nach Southwark hinein begünstigt und in
deren
Folge
dort
neues
Leben,
sowohl
dort
als
auch
am
gegenüberliegenden Ufer nahe St. Pauls.
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BEISPIEL
Passerelle „Simone de Beauvoir“ Paris
Architekt Dietmar Feichtinger
Die Brücke verbindet das städtische Seine-Ufer von Paris, an dem sich
die Nationalbibliothek befindet, mit dem „grüneren“ gegenüberliegenden
auf mehreren Ebenen. Sie ist ein konstruktives, funktionales UND
räumliches Erlebnis.
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Aber auch in der Stadt Salzburg gibt es Beispiele für Brücken, die neue
Verbindungen ermöglichen:
Die Neukonstruktion des Makartstegs, die mit seiner gebogenen Form
den Fußgängerströmen nachfolgt und, im Gegensatz zur alten Brücke,
auch behindertengerecht geplant ist.
Die neue Eisenbahnbrücke, der ein Fußgängersteg eingehängt wurde
und
damit
die
S-Bahnstation
„Altstadt-Mülln“
auch
an
das
gegenüberliegende Ufer andockt.
Und die noch in Planung befindliche FußgängerInnen-
und
Fahrradbrücke im Süden von Salzburg. Sie erleichtert den wechselnden
Schulbesuch in die Sprengel der beiden Salzachseiten. Viele
umständliche Autofahrten werden dadurch vermieden.
alle: Architekturbüro Halle 1
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GEMISCHTNUTZUNGEN VON VERKEHRSBEREICHEN
BEISPIEL
Studie über „shared space“
walk-space at
In der Studie wird das Konzept „shared space“ – gemeinsam genutzter
Raum, des niederländischen Verkehrsplaners Hans Mondermann anhand
von verwirklichten Beispielen vorgestellt. Entgegen den in den letzten
Jahrzehnten üblichen Straßenbau- und Verkehrsrichtlinien wird dabei
versucht, den innerstädtischen Verkehrsbereich so zu gestalten, dass er
seinen BenutzerInnen gleichsam einen Verhaltenskodex zu seiner
„Benützung“ vermittelt.
Durch einen bewussten Verzicht auf Verkehrsschilder, bzw. deren
Minimierung,
wird
die
Eigenverantwortlichkeit
der
VerkehrsteilnehmerInnen aktiviert und deren Aufmerksamkeit erhöht. Die
„Rechtsfahrregel“ und die „Rechtsregel“ reichen laut Mondermann aus,
um den Verkehrsfluss eindeutig zu regeln. Die realisierten Beispiele in
den
Niederlanden
hatten
einen
starken
Rückgang
des
Verkehrsunfallgeschehens zur Folge.
Die europäische Union unterstützt die Umsetzung der shared space
Ideen.
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ÖFFENTLICHE BAUTEN MIT ZUSATZNUTZEN
wie Schulen, Altenheime oder Gemeindeämter mit Mehrfachfunktionen
BEISPIEL
Gemeindezentrum Ludesch mit öffentlichen Funktionen
Architekt Hermann Kaufmann
Am gleichen Ort wie das alte Gemeindehaus, das auf Grund seiner
Baustruktur
nicht
mehr
adaptierbar
war,
wurde
ein
neues
Gemeindezentrum errichtet. Grundgedanke des neuen Hauses ist die
Schaffung einer echten Mitte für Ludesch. Die sehr heterogen
strukturierte Gemeinde hat keinen gewachsenen Dorfplatz. Der Neubau
bildet durch seine Geometrie eine dreiseitig geschlossene Klammer um
den neuen Dorfplatz. Dieser wird belebt durch die angelagerten
Funktionen wie Geschäfte, Post, Café, Gemeindeamt, kleiner Saal,
Vereinsräumlichkeiten, Spielgruppe, Wohnungen und Büros.
So entstand ein multifunktionelles Haus im Dienst der Gemeinde, das
dadurch zur kommunikativen Mitte des Dorfes wird. Unsere
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Dorfstrukturen leiden unter der verstärkten Individualisierung ihrer
Bewohner. Umso wichtiger sind solche Aktivitäten, die den Bürgern die
Möglichkeit bieten, zwanglos am Dorfgeschehen teilzunehmen.
Auch das trägt stark bei zur Forcierung der „kleinen Kreisläufe“, womit
sich die Gemeinde Ludesch seit langem auseinandersetzt. Somit ist es
auch nahe liegend im Sinne ganzheitlichen Denkens, dass an diesem Ort
ein mustergültiges Projekt als Lehrbeispiel für engagiertes ökologisches
Bauen umgesetzt wird.
© (2)Bruno Klomfar
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BEISPIEL:
IAP – Integrierte Altenpflege Ludesch
Ludesch erarbeitete in den 1990er Jahren ein neues Konzept der
Altenbetreuung, das ganz auf Integration und Einbeziehung der Familien
setzt, die bestmöglich unterstützt werden.
Durch den integrierten Ansatz von ambulanter Pflege, Pflegepersonal,
Haushilfen, stationärer Unterbringung, Kommunikationstreffpunkt,
Begleitung von pflegenden Menschen, etc. ist es möglich, die älteren
Menschen in ihrer gewohnten Umgebung zu belassen, sie zwar in ihrer
Pflegebedürftigkeit zu unterstützen, aber sie nicht über zu versorgen.
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Architekten Hubert Koch, Ernst Waibel, Elmar Nägele
In einem ersten Schritt wurde 1991 das bestehende, denkmalgeschützte
Altenpflegehaus adaptiert und mit einem Zubau ergänzt. Dabei wurde
großer Wert darauf gelegt, die erhaltenswerten Teile zu betonen, so
wurden zB bei der Vertäfelung der Stube und bei der Möblierung alte
Stücke verwendet.
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BEISPIEL:
Altenhilfekonzept Feldkirch
Auch die Stadt Feldkirch hat in den 1990er Jahren gemeinsam mit
Fachleuchten ein Altenhilfekonzept erarbeitet, das in den einzelnen
Stadtteilen, die bis zur Eingemeindung eigenständige Dörfer waren,
eigene Altersheime, die als Stadtteilzentren fungieren, vorsah.
Sie verstehen sich hauptsächlich als Wohnheime und nicht als
Krankenanstalten. Sowohl die ambulante Hauskrankenpflege, als auch
der mobile Hilfsdienst haben dort ihre Stützpunkte. Sie bieten auch
Urlaubsbetten und Tagesbetreuung an. Weiters gibt es an den
Standorten Infrastruktur wie zB Postamt, öffentliche Bibliothek,
Elternberatungsstelle, ja sogar Veranstaltungsräume, die auch für externe
Events gemietet werden können. Die Bettenanzahl ist mit 60 (Gisingen),
38 Tosters) und 33 (Nofels) deutlich geringer als in Salzburg üblich (80
Betten).
Haus Gisingen
Architekten Noldin&Noldin
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Haus Tosters
Architekten Noldin&Noldin
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PRIVATE / GESCHÄFTLICHE INITIATIVEN:
BEISPIEL:
M-Preis – Tirol
Ein kleiner Innsbrucker Greißler hat sich nach dem Krieg zu einer
modernen Lebensmittelkette entwickelt, die in fast allen Gemeinden des
Landes vertreten ist. M-Preis bietet für den jeweiligen Ort außer der
Nahversorgung mit seinen Cafés auch einen Treffpunkt für die
BewohnerInnen. Um dieses funktional andere Konzept auch optisch zu
kommunizieren, hat sich die Geschäftsführung entschlossen, qualitativ
hoch stehende Architektur zu verwirklichen. Die Geschäfte sind
multifunktional, baulich offen und einladend. Üblicherweise wird die
Wiedererkennbarkeit einer Marke über Gleichförmigkeit erreicht. M-Preis
geht einen gänzlich anderen Weg, das Markenzeichen ist die Vielfalt der
architektonischen Formensprache - jeder Markt ist für den konkreten Ort
erfunden und trotzdem als M-Preis wieder erkennbar. Für jede Gemeinde
und jeden Bauplatz wurde eine spezielle Architektur entwickelt, von
verschiedenen, bisher über 30 ArchitektInnen geplant.
M-Preis Filiale Steinach
Architekt Helmut Reitter
Durch verantwortungsvolles Bauen unter Berücksichtigung der Umgebung
wird ein nachhaltiger Beitrag zur qualitätsvollen Baukultur in Tirol geleistet.
Dies wurde mit vielen Preisen der beiden Fachwelten (Handel UND
Architektur) ausgezeichnet, die M-Preis-Märkte wurden sogar auf der
Architekturbiennale 2005 gezeigt.
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M-Preis Filiale Rum Innenraum
Architekt Helmut Reitter
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M-Preis Filiale Jenbach
Architekt Helmut Reitter
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BAUKULTURELLES LEITBILD DES LANDES STEIERMARK
Im Herbst 2009 wurde das baukulturelle Leitbild des Landes Steiermark
beschlossen. Das Ziel der darin enthaltenen Leitsätze ist es, in allen
baulichen Bereichen von einer kurzfristigen Betrachtung zu einer
gesamtheitlichen Sicht und zu vernetztem Handeln zu kommen. Das
bedeutet, dass nicht alleine die Errichtungskosten eines Gebäudes
beachtet werden müssen, sondern die Beurteilung nach Lebensabschnittsbzw. Lebenszykluskosten inkl. Betriebskosten sowie die gesundheitlichen
Auswirkungen auf die Umwelt beachtet werden müssen, auch wenn
dadurch am Beginn die Kosten steigen.
Mit dem Projekt Regionext wurden erste Schritte gesetzt, um auf die
angesprochenen Probleme zu reagieren. Synergien zwischen Gemeinden
müssen genützt werden.
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Die Handlungsmaximen des baukulturellen Leitbildes der Steiermark sind:
1
BEDARF UND STANDORT
1.1
Der (geplante) Bedarf
1.2
1.2.1
Der passende Standort
Einhaltung der Raumordnungsgrundsätze
Zukunftsfähigkeit des Standorts
Flächenrecycling bzw. Nachverdichtung / Ortskernverdichtung
Baulandmobilisierung
1.2.2
1.2.3
2
BAUHERRENVERANTWORTUNG
2.1
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
2.1.5
Die richtigen Schritte
Projektvorbereitung
Partizipation, BürgerInnenbeteiligung
Verfahrensauswahl und Ausschreibung
Planungsteam
Qualitätssicherung und Evaluierung
2.2.
2.2.1
2.2.2
Die optimale Funktionalität
Raum- und Funktionsprogramm
Alternative Verkehrsmittel
2.3
Die (anspruchsvolle) Gestaltung
3
UMWELT UND UMSETZUNG
3.1
3.1.1
3.1.2
Die (zukunftsorientierte) Umwelt
Energieeffizenz
Wirtschaftlichkeit | Lebenszyklus- und Lebensabschnittskosten
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
Die ökologische Umsetzung
Baustoffe | Materialien | Bauteile
Verwertungsmöglichkeiten von Hochbaurestmasssen
Energieeffiziente Haustechnik
Thermische Optimierung
Instandhaltung und Pflegeleichtigkeit
4
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
NUTZUNG
Die (verantwortungsvolle) Nutzung
Technische Gebäudedokumentation
Geordnete Inbetriebnahme
Facility Management
Der Beschluss der baupolitischen Leitsätze des Landes Steiermark soll der Anfang der
vertieften Auseinandersetzung mit den in den formulierten Themen darstellen, sie geben
eine Qualitätsrichtlinie vor, die verbindlich einzuhalten ist.
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LANDLUFT | BAUKULTURGEMEINDEPREIS 2009
Auszug aus der Veröffentlichung:
„Mit jeder Bauaufgabe, mit jedem gestalterischen Eingriff in ein Dorf
eröffnet sich eine Reihe von Chancen, die es von den Verantwortlichen
(PolitikerInnen, UnternehmerInnen, Privatpersonen, …) wahrzunehmen gilt.
Vorbildlich gelebte Baukultur verwertet diese Chancen bestmöglich –
dadurch profitieren die Dörfer und die dort lebenden und arbeitenden
Menschen. Wenn nun also die Frage gestellt wird, was Baukultur bringt und
wie eine Gemeinde von ihr profitieren kann, so sei auf soziale,
ökonomische, ökologische und gestalterische Aspekte ebenso verwiesen
wie auf Fragen der Lebensqualität, des Images eines Ortes bis hin zur
Organisation von Verkehr.
LandLuft hat dazu zwölf Thesen entwickelt, die das breite Themenfeld von
Baukultur aufzeigen. Eines kann vorweg gesagt werden: „Baukultur ist
watscheneinfach!“ und das ist gut so, denn dadurch sollte einer
Nachahmung von positiven Beispielen nichts im Weg stehen.
THESE 1
Baukultur machen Menschen wie du und ich
Baukultur ist kein abgehobenes Anliegen von Experten, sondern entsteht
dort, wo Menschen aktiv die Gestaltung ihres Lebensraumes in die Hand
nehmen – im Idealfall entstehen Projektteams von Betroffenen, Experten
und
politisch
Verantwortlichen,
die
in
Summe
eine
hohe
Lösungskompetenz für die Gestaltungsfragen des eigenen Umfeldes
mitbringen.
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THESE 2
Baukultur rechnet sich
Baukultur rechnet sich auf unterschiedliche Weise. Durch eine schlaue
Analyse des künftigen Nutzungsverhaltens sowie durch ein durchdachtes
Raumprogramm lassen sich bei den Baukosten Einsparungseffekte
erzielen. Die künftigen Betriebskosten fallen durch eine gewissenhafte
Planung und durch hohe bautechnische Standards geringer aus als bei
konventionellen Gebäuden. Baukultur schafft zudem einen finanziell
schwer
quantifizierbaren
Mehrwert
durch
zusätzliche
Nutzungsmöglichkeiten bzw. Umwegrentabilitäten, durch PR- und
Marketingeffekte, durch eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität in Gebäuden
und öffentlichen Räumen.
THESE 3
Baukultur schafft Freunde
Baukultur entsteht in Entscheidungsfindungs-Prozessen zwischen den
Beteiligten, die eine hohe Qualität in Bezug auf das gemeinsame Gespräch
voraussetzen. Diskussion, gemeinsame Willensbildung und der
Interessensausgleich, ausgelöst durch Baukultur–Projekte, schaffen ein
gutes Klima im Dorf auf Basis einer forcierten Dialog-Intensität der Bürger
untereinander.
THESE 4
Baukultur macht Freude
Erfolgreich umgesetzt bereitet Baukultur den am Entstehungsprozess
Beteiligten und den Nutzern Freude. Positives Feedback von außen wie
von innen, Auszeichnungen, Preise oder Berichterstattung in den Medien
lösen im Normalfall ein Gefühl von Stolz aus, das auch zu einer höheren
Identifikation und einer größeren Zustimmung zum eigenen Lebensort führt.
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THESE 5
Baukultur schafft Werte
Baukultur schafft Werte – sowohl auf materieller als auch auf ideeller
Ebene. Materiell schlägt sich Baukultur durch eine höhere Qualität von
Gebäuden, Räumen und Plätzen nieder, die zu einer längeren
Nutzungsdauer, zu einer geringeren Umbautätigkeit und zu einem
reduzierten Wartungsaufwand führt. Ideell wirkt sich Baukultur aus, indem
Bürger Räume, Gebäude und Plätze häufiger und motivierter nutzen, neue
Nutzungsmöglichkeiten entstehen, sie sich mit ihrem gebauten Umfeld
besser identifizieren und dieses folglich in ihren Alltag mehr einbeziehen.
THESE 6
Baukultur bringt Lebensqualität
Die hohe Qualität, die Baukultur in der Gestaltung des eigenen
Lebensraumes auslöst, wirkt sich positiv auf die subjektive Wahrnehmung
der Lebensqualität durch Bürger aus. Die Teilnahme an der
Entscheidungsfindung und an Gestaltungsfindungs-Prozessen verstärkt
dieses Gefühl.
THESE 7
Baukultur schafft regionale Wertschöpfung
Baukultur nutzt das Know-how und handwerkliche Potenzial des regionalen
Umfeldes stärker, als dies bei Standardlösungen der Fall ist. Baukultur
nimmt auch auf regionale handwerkliche Traditionen und Bautechniken
einen stärkeren Bezug.
THESE 8
Baukultur bringt Zukunftsperspektiven
Baukultur-Projekte schaffen Raum für Zukunft, indem sie mehr Nutzungsund Entwicklungsmöglichkeiten einräumen und zu Innovation anregen.
Durch eine bessere Vernetzung der Bürger und eine offene
Gesprächskultur erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für neue, innovative
Wege in die Zukunft.
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THESE 9
Baukultur ist maßgeschneidert
Baukultur bringt Lösungen, die individuell auf die Bedürfnisse der Nutzer
eingehen, die stark mit dem regionalen Umfeld und den örtlichen
Traditionen verwurzelt sind. Baukultur interpretiert Bestehendes neu und
setzt sich mit der (globalen) Gegenwart auseinander.
THESE 10
Baukultur macht Sinn
Baukultur-Projekte sowie realisierte Baukultur-Objekte sind sinn- und
identitätsstiftend, weil sie durch ihren Entstehungsprozess ein Teil der
Gemeinschaft sind bzw. weil sie aufgrund ihres individuellen Eingehens auf
die Nutzerbedürfnisse und der daraus resultierenden verstärkten Nutzung
Teil der Dorfidentität werden.
THESE 11
Baukultur fällt einem nicht in den Schoß
Baukultur ist das Produkt von „Bürgerbeteiligung“ sowie Einbindung von
Experten in politische Entscheidungsprozesse und verursacht aufgrund
ihrer prozesshaften Arbeitsweise einen gewissen „Aufwand“. Das Gegenteil
davon ist der intransparente Beschluss, das unter Ausschluss der
Öffentlichkeit geplante Projekt.
THESE 12
Neugier macht Baukultur (möglich)
Baukultur setzt Neugier voraus, durch Baukultur entsteht Neugier.“
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CHECKLISTE FÜR GEMEINDEN
-
-
-
Plant die Gemeinde in den nächsten 5 Jahren eine oder
mehrere Neubauten oder Umnutzungen?
Ο
Sind bei einem geplanten baulichen Vorhaben der Gemeinde
Widerstände von AnrainerInnen, Beteiligten oder Unbeteiligten
zu erwarten?
Ο
Stehen für ein geplantes Bauvorhaben der Gemeinde mehrere
Standorte zur Auswahl?
Ο
Hat die Gemeinde Interesse mit einer oder mehreren
Nachbargemeinden ein größeres Bauvorhaben gemeinsam
zur realisieren. Sollen die daraus entstehenden Synergien
vorher objektiv überprüft werden?
Ο
Wird an baulichen Beständen (Freiraum, Verkehrsbereich,
Gebäude, Denkmal, ...) von GemeindebürgerInnen oder
BesucherInnen Kritik geübt?
Ο
-
Gibt es Zweifel in der Gemeinde an der Sinnhaftigkeit der Renovierung
eines bestehenden Gebäudes? An dessen Nutzung(en)?
An den Kosten?
Ο
-
Stehen kommunale Bauvorhaben an, an denen mehr als
eine Organisation (Verein, oä.) Interesse haben?
Ο
Möchte die Gemeinde trotz einer bereits „fertigen“ Planung
für ein neues Bauvorhaben vor dem endgültigen Start eine
unabhängige Überprüfung der Nutzungen, der Kosten,
der Funktionalität?
Ο
Sucht die Gemeinde nach einer Möglichkeit möglichst viele
Interessierte und/oder NutzerInnen noch aktiv einzubinden?
Ο
-
-
Hält man in der Gemeinde nicht viel von Mitbestimmung –
„da reden immer alle mit, aber es kommt nichts Konkretes dabei raus“ –
möchte es aber doch einmal probieren?
(Entweder weil das Bauvorhaben so unwichtig ist,
dass man es ruhig ausprobieren kann, oder weil das
Bauvorhaben so wichtig für die Gemeinde ist, dass man sich
nach Baufertigstellung nicht vorwerfen lassen will,
dass man nicht alle Betroffenen eingebunden hätte...)
Ο
Wenn Sie auch nur einen dieser Punkte mit „ja“ oder „vielleicht“ beantworten, kann
Ihnen die Nutzungs-Wert-Analyse für Ihre Entscheidung von großem Wert sein!
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FRAGEN zur ÜBERPRÜFUNG einer (geplanten) BAUMASSNAHME anhand
der PARAMETER der NUTZUNGS-WERT-ANALYSE:
P1 - NACHVOLLZIEHBARE FUNKTIONSZUSAMMENHÄNGE
- Liegen Funktionen, die zusammenhängen, nahe beieinander?
- Ergeben sich für häufige Wege kurze Distanzen?
- Liegen Funktionen, die einander stören, getrennt voneinander?
- Welche Synergien ergeben sich?
P2 - ÜBERSICHT | ÜBERSICHTLICHKEIT
- Von welchen Standorten hat man was im Blickfeld?
- Gibt es ungestörte Rückzugsbereiche für Tätigkeiten, die hohe
Konzentration erfordern?
P3 - RAUMANGEBOT UND RAUMQUALITÄT
- Stehen für die zu erwartenden Nutzungen genügend Räume/Raum zur
Verfügung?
- Sind die jeweiligen Räume für die vorgesehenen Aktivitäten angemessen
dimensioniert (auch Höhe beachten!)
P4 - FLEXIBILITÄT | INDIVIDUELLE ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN
- Wurde überprüft, ob und welche anderen Nutzungen möglich wären?
P5 - WEGEFÜHRUNG: WEG-LÄNGEN UND WEG-QUALITÄTEN
- Welche räumlichen Qualitäten haben die geplanten „Wege“ (Gänge,
Straßen, etc.)?
P6 - NÄHE UND DISTANZ
- Ist angemessene Nähe und Distanz für die geplanten Tätigkeiten und
Menschen, die sich in den Räumen aufhalten werden, berücksichtigt ?
P7 - LICHTQUALITÄT
- Gibt es in den Aufenthaltszonen / Aufenthaltsräumen die Möglichkeit für
unterschiedliche Lichtstimmungen?
P8 - KREATION VON ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN
- Gibt es interessante, anziehende Punkte? Konsumfreie Zonen?
Aufenthaltsmöglichkeiten für Ältere? Spielmöglichkeiten für Kinder?
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ABLAUF EINER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE
bei kommunalen Bauvorhaben
Die Nutzungs-Wert-Analyse wird als mehrstufiges Programm individuell an
das jeweilige Bauvorhaben angepasst. Die wesentlichen Entscheidungen
können gemeinsam, in Großgruppensettings mit bis zu 500 Personen
erarbeitet, getroffen werden. Dabei wird mit den Methoden der holistischen
Organisationsentwicklung – genuine contact – von Birgitt Williams,
gearbeitet. Wenn die zukünftigen NutzerInnen noch nicht bekannt sind,
können deren Bedürfnisse und Anforderungen mit geeigneten Methoden
auch von den PlanerInnen gemeinsam mit den AuftraggeberInnen
antizipiert werden.
Das Ergebnis ist ein schriftliches Gutachten, in dem die gemeinsam
erarbeiteten Ergebnisse auf Basis des architektonischen Fachwissens
evaluiert und auch finanziell bewertet werden.
Auch das Bauvorhaben selbst kann anschließend fachlich fundiert begleitet
und evaluiert werden.
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QUELLEN:
Margarethe Schütte-Lihotzky
„Warum ich Architektin wurde“
Salzburg 2004
Josef Frank
„Das Haus als Weg und Platz“
in Der Baumeister XXIX, 1931
Space Syntax:
www.spacesyntax.org
www.spacesyntax.com
Architekt DI Thomas Gruber – Salzburg:
www.architekt-gruber.com
Architekt DI Roland Gruber – Wien:
www.nonconform.at
Stadtwerk Salzburg:
www.stadtwerklehen.at
www.transparadiso.com
Die Urbanauten – München:
www.die-urbanauten.de
New York Highline Park
www.thehighline.org
Milleniumbridge London – Ove Arup:
http://info.arup.com/millenniumbridge//
Architekt DI Dietmar Feichtinger, Paris:
www.feichtinger.com
Shared Space:
www.walkspace.at
www.shared-space.org
www.begegnungszonen.ch
Integrierte Altenpflege Ludesch:
www.ludesch.at
Architekt Hermann Kaufmann:
www.kaufmann.archbuero.at
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Architekten Elmar Nägele | Ernst Waibel:
http://www.naegele-waibel.at/
Stadt Feldkirch:
www.feldkirch.at
Altenhilfekonzept der Stadt Feldkirch „Gerne älter werden in Feldkirch“
Arch DI Regina und Rainer Noldin:
www.noldin.at
Land Steiermark
baukulturelle Grundsätze:
www.regionext.steiermark.at
Leitfaden Abwicklung von Gemeindehochbauten:
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/10260293/DE/
Landluft – Baukultur Gemeindepreis 2009
www.landluft.at
Architekt DI Helmut Reitter:
www.reitter.cc
M-PREIS:
www.mpreis.at/standorte/architektur/
nextroom – Architektur im Netz:
www.nextroom.at
FGÖ – Fonds Gesundes Österreich:
www.fgoe.org
Tagungsband „Gesund zusammenleben“
„Arbeitsprogramm 2010“
Commission for Architecture and the Built Environment:
www.cabe.org.uk
Birgitt Williams:
www.genuinecontact.com
Studie „Leben wie zu Hause“ – Neue bauliche Konzepte für Seniorenheime
Ursula Spannberger, im Auftrag der Sozialabteilung des Landes Salzburg
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www.architektur-musik.at
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