U R S U L A S P A N N B E R G E R ARCHITEKTIN DI Staatlich befugte und beeidete Ziviltechnikerin Wolf-Dietrich-Straße 12/3 A-5020 Salzburg fon +43 . 662 . 87 20 66 fax +43 . 662 . 87 20 33 [email protected] Wie Kommunen ihre gebaute Umwelt positiv wirksam gestalten Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg U R S U L A S P A N N B E R G E R INHALT: Einführung ......................................................................................................................... 3 Die Nutzungs-Wert-Analyse als Methode ........................................................................ 6 Die Parameter der Nutzungs-Wert-Analyse am Beispiel der Volksschule St. Andrä im Lungau ........................................................ 15 Beispielhafte bauliche Aktivitäten von Städten und Gemeinden . ................................... 42 Baukulturelles Leitbild des Landes Steiermark ............................................................. 70 Landluft | Baukulturgemeindepreis 2009: 12 THESEN ................................................. 72 Checkliste für Gemeinden ............................................................................................. 76 Fragen zur Überprüfung einer Baumaßnahme ............................................................. 77 Ablauf einer Nutzungs-Wert-Analyse ...... ....................................................................... 78 Quellen .......................................................................................................................... 79 Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 2 U R S U L A S P A N N B E R G E R EINFÜHRUNG Außen- wie Innenräume haben Wirkung auf unser Wohlbefinden. Sie beeinflussen unsere inneren Vorstellungsräume, das heißt unser Denken und damit auch unser Handeln. Räume können Bewegung und soziale Interaktion ermöglichen oder verhindern. Räume können sicher oder gefährlich sein, oder sich zumindest so anfühlen. Voll von Leben oder tot. Räume können Menschen anziehen oder abstoßen, sie einschließen oder ausschließen. Es hängt davon ab wie der Raum – gleichgültig ob Innenoder Außenraum – geplant ist und ob diese Pläne Menschen und ihre Bedürfnisse an erste Stelle setzen. „Erst baut der Mensch ein Haus, dann formt das Haus den Menschen“ Josef Frank 1. WAS IST EINE NUTZUNGS-WERT-ANALYSE? Die Nutzungs-Wert-Analyse ist eine Methode, die mit subjektiv, qualitativ messbaren Parametern bewertet, ob ein Bauwerk – Gebäude oder Außenraum – den Bedürfnissen seiner NutzerInnen wirklich dient. 2. DIE PARAMETER DER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE: P1 - sinnvolle und nachvollziehbare Funktionszusammenhänge P2 - Übersicht | Übersichtlichkeit P3 - Raumangebot und Raumqualität P4 - Flexibilität | individuelle Entscheidungsmöglichkeiten P5 - Weg-Längen und Weg-Qualitäten | Durchwegung P6 - Nähe und Distanz P7 - Lichtqualität P8 - Genügend dichte Verteilung von Attraktoren und Konnektoren Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 3 U R S U L A S P A N N B E R G E R 3. DIE METHODE DER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE: Die Methode der Nutzungs-Wert-Analyse erarbeitet nutzerInnen- anstatt expertInnenzentriert mit den subjektiven, q u a l i t a t i v bewerteten Erfahrungen der Menschen, die das Gebäude benützen (werden). Sie kann sowohl bei der Erstellung des Raumprogramms für ein neues Bauvorhaben als auch bei der Überprüfung oder der Sanierung von bestehenden Bauten dabei behilflich sein. Ihre Parameter wurden bisher bei der Planung als so genannte weiche Standort- und Gebäudefaktoren in vielen Fällen nicht angemessen berücksichtigt. Bei der üblicherweise angewandten N u t z w e r t - A n a l y s e Gebäudebewertung (zB bei der Parifizierung zur lt. Wohnungseigentumsgesetz) werden im Gegensatz zur Nutzungs-WertAnalyse die „hard-facts“ von Lage, Konstruktionsmaterial, Größe, Höhe, Belichtung und Belüftung quantitativ bewertet. Bei der Feststellung des Nutzungs-Werts arbeitet man dagegen mit qualitativ bewertbaren Parametern. Es geht darum ob die Nutzung eines Gebäudes, einer Freiraumplanung, eines Innenraums, dem geplanten Zweck, das heißt seinen BenutzerInnen, in optimaler Qualität dient. Deshalb arbeitet die Nutzungs-Wert-Analyse auch userInnen-zentriert anstatt expertInnenzentriert. In der Studie werden die oben erwähnten Parameter der Nutzungs-WertAnalyse anhand von bereits verwirklichten Bauten erläutert. Diesbezüglich vorbildliche Baumaßnahmen von Gemeinden werden beispielhaft vorgestellt. Die Möglichkeiten der Anwendung der Methode der NutzungsWert-Analyse auf Gemeindeebene im Bereich der kommunalen Bauaufgaben werden dargestellt. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 4 U R S U L A S P A N N B E R G E R Die Studie dient dazu, interessierten Gemeinden mittels des angeschlossenen Fragebogens die Möglichkeit zu bieten, abzuschätzen ob und in welcher Form die Nutzungs-Wert-Analyse für ihr Bauvorhaben sinnvoll und von praktischem Wert ist. Ich möchte dafür sensibilisieren, indem ich einerseits theoretische Denkanstöße gebe und andererseits konkrete, bereits realisierte Beispiele auf verschiedenen Ebenen zeige. Ursula Spannberger Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Dezember 2009 Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 5 U R S U L A S P A N N B E R G E R DIE NUTZUNGS-WERT-ANALYSE ALS METHODE ...das höchste Potential von Gebautem entfalten Die Nutzungs-Wert-Analyse kann als hilfreiches Instrument sowohl vor der konkreten Planung von Baumaßnahmen als auch für bestehende Bauten für die Untersuchung auf ihre Menschen fördernde Wirkung eingesetzt werden. Es wird dabei untersucht wem und was Gebäude dienen. Begünstigen sie Vielfalt oder Einfalt, Sicherheit oder Gefährlichkeit, Gesundheit oder Krankheit? Gebäude und gebaute Außenräume spielen eine große Rolle dabei Gesundheit zu fördern, Krankheit zu verhindern und zu körperlicher Bewegung zu ermuntern. Gesundheit und gebaute Umwelt haben auch starke geschichtliche Verbindungen – viele unserer Häuser, Städte oder Vorstädte wurden ursprünglich geplant um gesundheitliche Probleme zu bekämpfen. In unserer Zeit geht es darum bauliche Strukturen zu implementieren, die aus sich selbst heraus – „automatisch“ positiv wirkt. Und zwar sowohl auf das seelisch-geistig-emotionale als auch auf das körperliche Wohlbefinden. Zum körperlichen Wohlbefinden trägt alles bei, was Bewegung fördert, wie zB großzügige, direkt belichtete Stiegenhäuser in öffentlichen Gebäuden, die Bedienstete und BesucherInnen einladen, ihre Wege zu Fuß zu erledigen, um mehr zu sehen, Menschen zu treffen, „dabei“ zu sein. Die seelisch-geistigemotionale Gesundheit wird durch alle Maßnahmen gefördert, die BürgerInnen dazu einladen, sich am öffentlichen Leben aktiv zu beteiligen - auch hier wieder, „dabei“, wahrgenommener Teil der Gemeinschaft zu sein. Dies gelingt allerdings nur, wenn den Beteiligten durch konkrete Ergebnisse der Eindruck vermittelt wird, dass ihre Beiträge gehört werden und sie selbst durch Mitwirkung Wirkung erzeugen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 6 U R S U L A S P A N N B E R G E R Am Beginn der Entwicklung der Nutzungs-Wert-Analyse stand als bestimmende Frage wie Gebäude, Innen- und Außenräume ihr höchstes Potential entfalten können. Die Beurteilungsparameter der NutzungsWert-Analyse bringen uns weg von den Kriterien so genannter „guter“ oder „schlechter“ Architektur, weg von der subjektiven Einteilung in „schön“ und „hässlich“, aber auch weg von der rein materiell definierten Bestimmung des „Nutzwerts“, hin zu objektiv nachvollziehbaren Kriterien UND auf das persönliche Befinden und die Bedürfnisse der NutzerInnen abgestimmt. Im Folgenden wird – als Auswahl aus den Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Nutzungs-Wert-Analyse – auf zwei entscheidende für die Entwicklung der Methode der „Nutzungs-Wert-Analyse“ eingegangen. – Das Werk von Margarethe Schütte Lihotzky (1897 – 2000): „In den Genuss von Architektur, von Baukunst im weitesten Sinn, kommt jeder Mensch, ob er will oder nicht. Jeder Mensch bewegt sich ununterbrochen in Räumen, und zwar (wenn wir die Natur ausnehmen) in von Menschen gestalteten Räumen, sei es auf Straßen und Plätzen oder in Innenräumen... Räume [...] wirken, bewusst oder unbewusst, ständig auf das Lebensgefühl der Menschen ein. Diese können der Architektur gar nicht entrinnen, weder am Arbeitsplatz noch in der Freizeit.“ Margarethe Schütte-Lihotzky war die erste österreichische Architektin und wurde für ihre so genannte „Frankfurter Küche“, die sie im Lauf ihrer Tätigkeit in der Stadtplanungsabteilung in Frankfurt entwickelte, berühmt. In ihren Recherchen fand sie heraus, dass die typische Küche in einer Frankfurter Wohnung dieser Zeit nicht praktisch und effizient geplant war. Sie untersuchte, welche Wege für die alltäglichen Arbeiten gemacht werden mussten und optimierte in ihrer Planung die alltäglichen Küchenarbeitsabläufe. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 7 U R S U L A S P A N N B E R G E R Grundriss übliche Küche im sozialen Wohnbau in Frankfurt ca. 1930 Grundriss Neuvorschlag von Margarethe Schütte-Lihotzky Aus dieser Forschung entstand die neue Küche, die kompakt und arbeitsunterstützend geplant war. Für sie wurde auch nur mehr die halbe Raumgröße benötigt. „Frankfurter Küche“ Margarethe Schütte-Lihotzky Originalgetreue Nachbildung im Museum der Angewandten Künste in Wien (ständige Ausstellung) Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 8 U R S U L A S P A N N B E R G E R – Die Forschungen von Bill Hillier and Pauline Hanson: – space syntax „Wände mit Fenstern und Türen formen das Haus, jedoch der leere Raum dazwischen ist die Essenz des Heimes.“ Lao Tse (Zitat auf der homepage von spacesyntax) Hillier und Hanson forschen und unterrichten seit den 1970er Jahren an der Bartlett School der Universität in London, zwei ihrer bekanntesten Werke sind: „The social logic of space“ 1984“ „Space is the machine“ 1996“ Die Essenz ihrer Forschung besagt, dass die Konfiguration des Raumes und seine „Lesbarkeit“ – dh ob man räumliche Zusammenhänge ohne langes darüber Nachdenken versteht – auf unser Bewusstsein wirken, das wiederum unser räumliches Verhalten beeinflusst. Hilliers und Hansons Methode „space syntax“ – Die Grammatik des Raumes – wurde aus dem Wunsch geboren zu verstehen, ob architektonische Faktoren für den sozialen Niedergang des öffentlichen Wohnbaus mitverantwortlich waren. Sie fanden zB heraus, dass es für das Leben an einer Straße einen großen Unterschied macht, ob die Vorplätze und Zugänge zu den Wohnhäusern an der Straßenseite oder an der nicht sichtbaren Rückfront der Häuser liegen. Ihre Untersuchungen haben die traditionellen Parameter um Architektur zu beschreiben – wie Oberflächen, Material und Stil – beiseite geschoben, um mit neuen Techniken Raum und räumliche Netzwerke zu definieren. Diese beschreiben eher das was Menschen sehen, wenn sie sich durch den öffentlichen Raum bewegen: das Sichtfeld und die Sichtlinien. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 9 U R S U L A S P A N N B E R G E R Darstellung der Sichtlinien, farblich abgestuft nach Wichtigkeit, am Beispiel der Untersuchung von spacesyntax zur geplanten städtischen Bebauung im heruntergekommenen Londoner Stadtteil „Elephant and Castle“: Axiales Diagramm Bestand Axiales Diagramm Neuvorschlag Der Effekt, den das Sichtfeld auf Wohlbefinden und Verhalten hat, bleibt für den Großteil der Menschen allerdings nur unterbewusst wirksam. Es bedarf spezieller Methoden, die mit der Nutzungs-Wert-Analyse entwickelt wurden, um deren Kausalitätszusammenhang ins Bewusstsein zu heben. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 10 U R S U L A S P A N N B E R G E R Nun zur Erklärung der Parameter um den Nutzungs-Wert eines Gebäudes oder eines Außenraums, über die bekannten „hard-facts“ von Lage, Konstruktionsmaterial, Größe, Höhe, Belichtung und Belüftung hinaus zu bestimmen: P1 - NACHVOLLZIEHBARE FUNKTIONSZUSAMMENHÄNGE Die Erfüllung der Zusammenhänge von Funktionen, die räumlichfunktionale Zuordnung ist für die Benützbarkeit eines Gebäudes eine unabdingbare Voraussetzung. Ähnlich wie für Produktionsvorgänge Flussdiagramme gezeichnet werden, muss dies vor der Planung für jede Bauaufgabe, unabhängig von der Größe, erarbeitet und festgeschrieben werden. Das Beispiel der Frankfurter Küche hat uns dies anschaulich gemacht. P2 - ÜBERSICHT | ÜBERSICHTLICHKEIT In Untersuchungen haben Hillier und Hanson herausgefunden, dass es ein archaisches Grundbedürfnis des Menschen ist, weiter als bis zur nächsten Ecke, nämlich bis zur übernächsten, sehen zu können. Um, sollte es erforderlich sein, an der nächsten Ecke anstatt weiter geradeaus seinen Weg zu verfolgen, nach links oder rechts ausweichen – „fliehen“ – zu können. P3 - RAUMANGEBOT UND RAUMQUALITÄT Dieser Punkt untersucht, ob für die zu erwartende Nutzung genügend Räume zur Verfügung stehen und ob der jeweilige Raum für die in ihm geplante Tätigkeit angemessen dimensioniert ist. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 11 U R S U L A S P A N N B E R G E R P4 - FLEXIBILITÄT | INDIVIDUELLE ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN Die Tatsache, dass Raumnutzungen heute mehr denn je, auch wechseln können, weil sich die Anforderungen ändern, oder andere Menschen mit anderen Bedürfnissen sich in ihnen aufhalten, erfordert eine gewisse Flexibilität von Räumen. Sei es in ihrem Zuschnitt oder wenigstens in der Möglichkeit der unterschiedlichen Möblierung. P5 - WEGEFÜHRUNG: WEG-LÄNGEN UND WEG-QUALITÄTEN „Funktionierende Räume beruhen auf Bewegung. Das trifft für Bürogebäude, Krankenhäuser, Schulen, Museen und Geschäfte ebenso zu wie für Straßen, Plätze und Parks“ (spacesyntax). Die Räume, die für Wege, die gemacht werden (müssen), zur Verfügung stehen sind ein entscheidender Faktor in Raumangeboten. Sind diese Wege nicht attraktiv, werden sie nicht gern und daher nicht so oft wie erforderlich, benützt. In Außenräumen kann dies entscheidend dafür sein, ob kommunaler Raum belebt und beliebt, die „sozialen Augen“ aktiv sind und er daher sicher ist. In Innenräumen beeinflusst dies die Interaktion von Menschen und damit oft direkt den Wohlfühlfaktor in einem Gebäude. Der Output eines Unternehmens korreliert direkt dazu ob erforderliche Wege „gemacht“ werden. Einige Beispiele, um innere Bilder dazu entstehen zu lassen: - Fußgänger-Unterführungen - belebte Fußgängerzone - unterirdisches Gangsystem im Krankenhaus - schmale Gänge ohne direkte Belichtung mit geschlossenen Türen auf beiden Seiten - Plätze in italienischen Innenstädten Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 12 U R S U L A S P A N N B E R G E R P6 - NÄHE UND DISTANZ Bei Untersuchungen in Unternehmen hat man herausgefunden, dass es einen großen Unterschied für die Effizienz von MitarbeiterInnen macht, wenn diese einander sehen - oder sogar auch hören - können, dh wenn Interaktion ohne geplante Aktion stattfinden kann. Vieles teilt sich so, quasi automatisch, an einen größeren Kreis von Personen mit. Nicht für alle Tätigkeiten trifft dies im selben Ausmaß zu. Dieser Parameter ist einer derjenigen, die individuell, vor allem je nach Tätigkeit, berücksichtigt werden müssen. Für ein konzentriertes Arbeiten kann auch die vollkommene Abgeschiedenheit die angemessen stimulierende Umgebung darstellen. P7 - LICHTQUALITÄT Auch dieser Parameter ist sowohl individuell, als auch je nach Nutzung unterschiedlich zu bewerten. So ist es fast immer angeraten in allen Aufenthaltsräumen unterschiedliche Lichtangebote, differenziert nach Lichtfarbe, Helligkeit und Ausleuchtung (ganzer Raum gleichmäßig oder einzelne Licht-“Inseln“) anzubieten. Die letzten zwanzig Jahre haben uns sowohl im Außen- als auch im Innenraum einen Helligkeitszuwachs gebracht, der nicht nur positiv zu sehen ist. Das gleißend helle Licht der Shoppingtempel diente als Vorbild auch für öffentliche Gebäude. Um sich den Unterschied des alten zum heutigen Standard plastisch vor Augen zu halten, ist es hilfreich einen Ort aufzusuchen, an dem diesbezüglich keine Veränderung vorgenommen wurde. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 13 U R S U L A S P A N N B E R G E R P8 - KREATION VON ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN NUTZUNGSVIELFALT – MEHRWERT Ein Parameter, der vor allem auf große Gebäude, und mehr noch auf Stadtund Außenräume generell zutrifft. Beispielhaft angeführt seien Wasserläufe, Brücken, Parks, Spielplätze, Brunnen, Kioske, Sitzbänke, etc. Alle Angebote, die integrativ und komplementär zu dem bereits Vorhandenen wirken. Bei der Durchführung einer Nutzungs-Wert-Analyse – vor der Planung eines Gebäudes oder eines Gebietes, aber auch zur Überprüfung der Nutzung von Bestand – können diese Faktoren gemeinsam mit den (zukünftigen) NutzerInnen eines Gebäudes, auch in Großgruppensettings mit bis zu 500 Personen, mit den Methoden der holistischen Organisationsentwicklung – genuine contact – von Birgitt Williams, überprüft und beeinflusst werden. Wenn die zukünftigen NutzerInnen noch nicht bekannt sind, können deren Bedürfnisse und Anforderungen mit geeigneten Methoden auch von den PlanerInnen gemeinsam mit den AuftraggeberInnen antizipiert werden. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 14 U R S U L A S P A N N B E R G E R DIE PARAMETER DER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE AM BEISPIEL VOLKSSCHULE ST. ANDRÄ IM LUNGAU Als konkretes Beispiel für die Anwendung der Nutzungs-Wert-Parameter wird die Konzeption der Volksschule St. Andrä im Lungau vorgestellt. PLANUNG Arch. DI Thomas Gruber und Arch. DI Ursula Spannberger BAUHERRIN Gemeinde St. Andrä BAUZEIT 2002 - 2004 Der Ort St. Andrä, zwischen Tamsweg und Mariapfarr gelegen, hatte über 30 Jahre keine eigene Volksschule. Als man die Auswirkungen daraus bemerkte – die Kinder orientierten sich auch in ihrer Freizeit zu den Nachbarorten und fanden aufgrund der Interessen später dort ihren Lebensmittelpunkt, St. Andrä verlor dadurch an EinwohnerInnen – beschloss man, eine eigene Volksschule zu errichten und erarbeitete ein Raumprogramm für eine zweiklassige Volksschule mit zusätzlichen Angeboten. St. Andrä konnte für den Neubau ein Grundstück erwerben, das an der richtigen Stelle liegt, zentral bei Gemeindehaus, Kirche und Kindergarten. Das Anliegen war, mit dem Bau der Schule ein Dorf-Ensemble zu schaffen. Das ist schon von weitem klar erkennbar, egal ob man von Lintsching kommend zwischen den Feldern und Häusern einen ersten Blick erhascht oder von Lasa herunterblickt, der Baukörper ist in seiner Größe, seiner Form und seinen Materialien an die ortsübliche Tradition angepasst. Obwohl die Größe beachtlich ist – ca. 12 x 36 Meter, zweigeschoßig mit mächtigem Dachstuhl – sprengt sie nicht den Maßstab der ortsüblichen Bebauung, da sie mit ihrer schmalen Giebelansicht den Abschluss der Gebäudegruppe bildet. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 15 U R S U L A S P A N N B E R G E R Durch die kluge Situierung des Baukörpers, nur auf einem der beiden zur Verfügung stehenden Grundstücksteile am Ferner Waldrand, lässt das Schulgebäude genügend Freiraum, um auf dem anderen Teil einen öffentlichen Platz für die Gemeinde zu schaffen. Die Straße führt direkt auf das Gebäude zu, durch den schrägen Anbau, der das Stiegenhaus beherbergt, wird sie dann sanft abgelenkt und optisch am Gebäude vorbeigeführt, ihre eigentliche Funktion hat ja längst die Umfahrungsstraße übernommen. BLICK VON LASA AUF DAS NEUE GEMEINDEZENTRUM MIT VOLKSSCHULE Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 16 U R S U L A S P A N N B E R G E R Im Detail wird durch die Verwendung der Materialien Stahl, Glas und Beton auch das Zeitgemäße der Architektursprache sichtbar. Die äußere Farbgebung ist neutral - Lärchenholz natur, dunkle MetallfensterKonstruktionen, heller Putz. Im Inneren wird durch die hellgelbe Farbe von Wand und Holzzementboden die freundlich lichte Atmosphäre betont und lässt Farben-Spielraum für die Werke der Kinder. BLICK VON LINTSCHING KOMMEND Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 17 U R S U L A S P A N N B E R G E R Wie war es möglich in dieser Dimension all das an Räumen zur Verfügung zu stellen, was gewünscht wurde? Die Turnhalle mit ihren Nebenräumen, die der Gemeinde auch als Veranstaltungsraum dient, wurde in das Untergeschoss verlegt. Das erforderliche Tageslicht bekommt sie über beidseitige Fenster im Erdgeschoß, ihre großzügige Foyerzone verbindet das Stiegenhaus optisch und räumlich mit den anderen Geschossen. So hat man gleich beim ersten Betreten der Schule einen guten Überblick über alles. Querschnitte Die eigentlichen Schulräume - zwei Klassenzimmer, Direktion und Nebenräume - befinden sich im 1. Obergeschoss und haben dort ein eigenes intimeres Foyer mit großem Fenster in den Wald. Über eine Nebenstiege, die von der Rückseite des Gebäudes zugänglich ist, kommt man direkt ins Dachgeschoss, das für die Vereine des Ortes von diesen selbst ausgebaut wurde. Ein Lift verbindet alle vier Geschosse, somit ist auch der barrierefreie Zugang zu allem gewährleistet. Ein Werkraum im Erdgeschoss und eine Bibliothek im Dachgeschoss runden das Angebot ab. So wurde aus einer kleinen Volksschule für eine kleine Gemeinde ein Kulturzentrum, das mithelfen kann das Dorfleben zu bereichern. Die nur scheinbar sinnvolle Frage ob eine so kleine Gemeinde wie St. Andrä eine eigene Volksschule braucht, hat sich dadurch ad absurdum geführt. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 18 U R S U L A S P A N N B E R G E R Luftbild M 1:5000 Die beiden für den Neubau der Volksschule vorgesehenen Grundstücke liegen im nördlichen Bereich des Ortskerns. Sie sind in direkter Nachbarschaft zu Gemeindeamt und Kirche und waren durch die ehemalige Hauptstraße, die nach Norden führt, getrennt. Das östliche am steilen Waldhang, in länglich schmaler Form, das westliche quadratisch, in der Ebene zwischen Friedhof und einem Einfamilienhaus. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 19 U R S U L A S P A N N B E R G E R LUFTBILD M 1:2000 Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 20 U R S U L A S P A N N B E R G E R LUFTBILD M 1:1000 Wettbewerbsgrundstück In der Wettbewerbsausschreibung wurde darauf hingewiesen, dass die Straße keine Bedeutung mehr hätte, seit die Umfahrungsstraße gebaut wurde, die ihre Funktion übernommen hatte. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 21 U R S U L A S P A N N B E R G E R LAGEPLAN M 1:2000 Die anderen Wettbewerbsbeiträge nutzten beide Grundstücke für ihre Entwürfe und sahen eine Bebauung vor, die die Grundfläche beinahe zur Gänze bedeckte. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 22 U R S U L A S P A N N B E R G E R LAGEPLAN M 1:2000 Das nun verwirklichte Projekt wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet, weil es vor allen anderen einen wesentlichen Vorteil aufwies. Bei Erfüllung des gewünschten Raumprogramms benötigte es zum Erstaunen der Jury nur das kleinere der beiden Grundstücke am Waldrand. Das andere blieb gänzlich frei und konnte dadurch der Gemeinde einen Mehrwert in Form eines Dorfplatzes, der ihr immer gefehlt hatte, bieten. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 23 U R S U L A S P A N N B E R G E R LUFTBILD M 1:2000 mit Neubau Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 24 U R S U L A S P A N N B E R G E R LUFTBILD M 1:5000 mit Neubau Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 25 U R S U L A S P A N N B E R G E R P1 - NACHVOLLZIEHBARE FUNKTIONSZUSAMMENHÄNGE AUSSENRAUM: - Die alte Verbindungsstraße ist optisch erhalten geblieben und ermöglicht den Durchblick, sowie fallweises Anliefern. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 26 U R S U L A S P A N N B E R G E R INNENRAUM: - Die zentrale Garderobe befindet sich direkt beim Eingang im EG EG Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 27 U R S U L A S P A N N B E R G E R - Die Kernräume der Schule, die beiden Klassen, sowie Verwaltungsräume und WC’s sind alle im 1. OG angeordnet, durch einen großzügigen, natürlich belichteten Gang und ein Foyer verbunden. 1.OG Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 28 U R S U L A S P A N N B E R G E R - Der auch als Veranstaltungssaal nutzbare Turnsaal im UG bietet sowohl Umkleideräume für die Turnenden als auch Foyer/Garderobe/Bar und WC’s für Veranstaltungen über einen zweiten Stiegenarm erreichbar und direkt dem Saal zugeordnet. UG Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 29 U R S U L A S P A N N B E R G E R - - Durch einen eigenen Eingang und ein zweites Stiegenhaus sind die Vereinsräume im DG autark. Im EG und im 1. OG gibt es aber auch von der Schule einen Zugang zu diesem Stiegenhaus. Durch den Lift sind alle Stockwerke und damit alle Funktionen sinnvoll verbunden. Für die Anlieferung bei Veranstaltungen und die Einbringung der Pellets ist ein eigener Stiegenabgang in das UG vorhanden. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 30 U R S U L A S P A N N B E R G E R P2 - ÜBERSICHT | ÜBERSICHTLICHKEIT Während man sich am Gebäude entlang dem Eingang nähert, kann man schon von außen einen Blick durch die großzügigen Fenster nach unten in den Turn- und Veranstaltungssaal werfen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 31 U R S U L A S P A N N B E R G E R - Durch den Luftraum neben der Stiege hat man bereits beim Betreten des Stiegenhauses eine Übersicht über alle Geschoße mittels Durchblicken nach unten und oben. Und auch wieder ins Freie, um die Orientierung nie zu verlieren und den Bezug zum Ort herstellen zu können. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 32 U R S U L A S P A N N B E R G E R - von der Garderobe und vom Zweitzugang Durchblicke in den Saal im UG Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 33 U R S U L A S P A N N B E R G E R - vom Saal Blick nach Süden und nach Norden in den bewaldeten Hang durch Fenster an beiden Längsseiten Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 34 U R S U L A S P A N N B E R G E R - im 1. OG am Treppenabsatz Blick nach links und rechts Richtung Ort, gegenüberliegendem Berg und geradeaus in den bewaldeten Hang. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 35 U R S U L A S P A N N B E R G E R - Fenster zwischen Gang und Klassen und damit weiter in die Umgebung Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 36 U R S U L A S P A N N B E R G E R - in den Klassen niedrige Fensterparapete, die auch den Kindern im Sitzen das Hinausschauen ermöglichen © Fotos Andrew Phelps Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 37 U R S U L A S P A N N B E R G E R P3 - RAUMANGEBOT UND RAUMQUALITÄT für die jeweiligen NutzerInnen optimal ausgelegtes Angebot: sämtliche Anforderungen an eine zweiklassige Volksschule und die gewünschten Zusatznutzungen wie Veranstaltungssaal, Werkraum und Bibliothek, sowie sanitäre und technische Nebenräume wurden erfüllt. Durch die für den Lungau typische, mächtige Dachform war es auch möglich den Probenraum für die Musikkapelle im Dachgeschoß unterzubringen, als zusätzliche Funktion und also Zusatznutzen. P4 - FLEXIBILITÄT INDIVIDUELLE ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN so weit als möglich Mehrfachnutzungen: - auf dem Weg nach unten auf dem Podest Wahlmöglichkeit durch geteilten Stiegenlauf - KG Turnsaal und Veranstaltungssaal, Foyer mit Buffetmöglichkeiten und Garderobe für BesucherInnen und externe NutzerInnen - EG Werkraum auch für externe Kurse und als Gruppenraum - OG: „Gang“ vor den Klassen natürlich belichtet und für Gruppenaktivitäten geeignet - DG: Schulbibliothek auch für externe NutzerInnen nutzbar - Probenraum mit eigenem unabhängigen Zugang und Stiegenhaus Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 38 U R S U L A S P A N N B E R G E R P5 - WEG-LÄNGEN UND WEG-QUALITÄTEN Die vertikalen Wege, dh Stiegen, befinden sich zentral, die Gänge in den einzelnen Geschoßen sind direkt angeschlossen. Durch die natürliche Belichtung über Fenster, vor allem auch an den Kopfseiten, hat man immer den direkten Bezug zum Ort und zur Umgebung. P6 - NÄHE UND DISTANZ Rückzugsmöglichkeiten in die Klassenzimmer, in Konferenz- und Beratungszimmer, sowie in die Sondernutzungsräume wie Werkraum, Bibliothek und Probenraum. „Sehen und gesehen werden“ im Saal im UG, in den Foyers, im Gang neben den Klassen. P7 - LICHTQUALITÄT Alle Räume und auch die Gänge sind direkt belichtet, der Turn- und Veranstaltungssaal liegt zwar im Untergeschoß, hat aber auf beiden Längsseiten hohe Oberlichtfenster. Die Beleuchtung im Veranstaltungssaal ist für die verschiedenen Nutzungen verschieden schalt- und dimmbar um unterschiedliche LichtStimmungen zu ermöglichen. Die gewählte Wandfarbe, ein helles, warmes Gelb, wirft das Licht angenehm warm zurück. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 39 U R S U L A S P A N N B E R G E R P8 - KREATION VON ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN NUTZUNGSVIELFALT – MEHRWERT Dorfplatz mit Brunnen als Versammlungsmöglichkeit: Der Dorfplatz entstand erst während des Planungsprozesses aus den Wünschen der BürgerInnen. Die Fläche dafür ist der Mehrwert aus der kreativen Planung schon in der Wettbewerbsphase, die gewünschten Funktionen auf 4, teilweise ineinander geschachtelten Geschoßen, unterzubringen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 40 U R S U L A S P A N N B E R G E R neuer Dorfplatz am Tag der festlichen Eröffnungszeremonie Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 41 U R S U L A S P A N N B E R G E R BEISPIELHAFTE AKTIVITÄTEN VON STÄDTEN UND GEMEINDEN In der Folge werden anhand von einigen verwirklichten Beispielen aus Städten und Gemeinden konkrete Vorstellungen vermittelt, wie auf verschiedenen Ebenen Aktivitäten gesetzt werden können, um durch gebaute Interventionen das Zusammen-Leben in Kommunen zu verändern und zu stärken. Die einzelnen Bereiche, aus denen Beispiele ausgewählt wurden, betreffen: - Raumordnung - Öffentlicher Raum in neuen Siedlungsgebieten - Öffentlicher Raum im Bestand | Außenräume in denen Menschen sich gerne aufhalten - Grüne Räume – Erholungsräume - Brücken als verbindende Elemente - Gemischtnutzungen von Verkehrsbereichen - Öffentliche Bauten mit Zusatznutzen - Private / Geschäftliche Initiativen Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 42 U R S U L A S P A N N B E R G E R RAUMORDNUNG Die weit um sich greifende Zersiedelung der letzten Jahrzehnte kann nur durch kompakte Siedlungsräume mit vielfältigem Angebot gestoppt werden. Die Durchmischung und Diversität wird damit gefördert – man spricht von „Inklusiv-Planung“ - Alte und Junge, Arbeiten und Wohnen, Einkaufen und Bildung, etc. sollen sich selbstverständlich mischen. Das gilt für städtische Bereiche, aber mehr noch für ländliche Gebiete, in denen die Infrastruktur weit schwächer ausgebildet ist. Alles was hier direkt am Wohnort angeboten und möglich wird, trägt so zur Lebensqualität bei, dass weitgehend auf die Benützung von Verkehrsmitteln verzichtet werden kann. BEISPIEL: Wohnen und Arbeiten im erweiterbaren Gartenhofhaus in Neupölla nonconform Architekten Neupölla ist ein kleiner Ort im Waldviertel ca. 95 km nordwestlich von Wien. Am Ortsrand soll eine neue Agglomeration zum Wohnen und Arbeiten entstehen. Geplant sind 8 Häuser mit intimen Höfen, eigener Gartenfläche und Gartenlaube sowie Teichanlage. Die Grundstücksgrößen betragen 700 - 800 m2 die Hausgrößen inkl. Arbeitsräume ab 123 m2 Wohnnutzfläche. Das Haupthaus ist zweigeschossig und bietet große, flexible, loftartige Räume mit Versorgungskernen. Struktur gewährleistet langfristig Die konstruktive hohe Anpassungspotenziale. Die gesamte Erdgeschoßzone ist barrierefrei ausgebildet. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 43 U R S U L A S P A N N B E R G E R SCHAUBILD BEISPIELGRUNDRISSE Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 44 U R S U L A S P A N N B E R G E R ÖFFENTLICHER RAUM IN NEUEN SIEDLUNGSGEBIETEN Hillier und Hanson haben in ihren Untersuchungen über den Niedergang des sozialen Wohnbaus in England untersucht, dass die Zunahme der PKW-Anzahl eine Umorientierung der Erschließung von Wohnhäusern mit sich brachte. Waren ursprünglich die Häuser mit ihren Eingangstüren zur Straße orientiert – wie auch in Österreich – änderte sich das durch die Errichtung von PKW-Abstellplätzen, die oft in den Höfen hinter den Häusern angelegt wurden. Die darauf folgende Entwicklung brachte Tiefgaragen, in die man hinein- und von denen man mittels Lift direkt bis in sein Wohngeschoß fuhr. So verloren die Straßen einen Großteil der FußgängerInnen und damit an sogenannten sozialen Augen, im Sinn von sich füreinander verantwortlich fühlen. Es versteht sich von selbst, dass damit auch die alltäglichen Begegnungen der BewohnerInnen wesentlich weniger wurden. Ziel muss sein „zivilisierte“ Straßen mit belebten Fassaden, sogenannten „sozialen Augen“ anzustreben. BEISPIEL: Stadtwerk Lehen Salzburg ArchitektInnen Max Rieder, Masterszenario Transparadiso | Barbara Holub, Paul Rajakovics, Bernd Vlay Städtebau und Wohnbebauung Dietmar Feichtinger, Kindergarten Berger Parkkinen, Competence Park Forsthuber&Scheithauer, StudentInnenheim Riepl Riepl, Neugestaltung Hochhaus Boris Podrecca, Hotel Freiraumplanung Land in Sicht & Agenceter, Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 45 U R S U L A S P A N N B E R G E R Das Projekt-Leitbild „Eine neue Chance für Lehen“ für die städtebauliche Auseinandersetzung mit Nachnutzung des ehemaligen Stadtwerkeareals war es, die große Zahl der geplanten Wohnungen in ein ambitioniertes Programm von gemischten Nutzungen einzubetten. Dem gesamten Stadtteil Lehen soll mit dem neuen Quartier ein weiterer Magnet und „urbaner Katalysator“ mit zusätzlichen Angeboten zur Verfügung gestellt werden. Stadtwerk Lehen ist Teil des Stadtumbau-Netzes von neuer Stadtbibliothek (Neue Mitte Lehen), Wohn- und Seniorentagesstätte in der Siebenstädterstraße (Europan) und dem Fallnhauser-Areal. Ein Beitrag zur Stadt der kurzen Wege. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 46 U R S U L A S P A N N B E R G E R Neben Wohnungen sind Geschäfte, zwei Kindergärten, ein Hotel, ein Studentenheim und Bauten für die Privatmedizinische Fakultät wie Labors, Büros, etc. geplant. Um öffentliches Leben zu fördern, wurde darauf Wert gelegt, dass sich diese Funktionen angemessen mischen. Deshalb mussten die erdgeschoßigen Räume mit größerer Raumhöhe geplant und günstiger vermietet werden. Kulturinitiativen und NGO’s werden als Mieterinnen bevorzugt. AKTIVITÄTSDIAGRAMM ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 47 U R S U L A S P A N N B E R G E R ÖFFENTLICHER RAUM IM BESTAND – AUSSENRÄUME IN DENEN MENSCHEN SICH GERN AUFHALTEN BEISPIEL: künstlerisch-aktionistische Interventionen im öffentlichen Raum „Die Urbanauten“, München Stadtbalkon Hackerbrücke Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 48 U R S U L A S P A N N B E R G E R Urban Express 1 Silent Disco Gärtnerplatz Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 49 U R S U L A S P A N N B E R G E R BEISPIEL Stadttheater und Stadtplatz Haag/OÖ nonconform Architekten Die Stadt Haag liegt im Mostviertel in Niederösterreich und hat 5000 Einwohner. In den letzten Jahren hat sie sich als mutige und innovative Kleinstadt positioniert. Trotzdem ist Haag aber nicht vom Rückgang des aktiven Geschäftslebens in Ortszentren und der damit verbundenen Zunahme an Leerständen in den historischen Gebäuden verschont geblieben. Gemeinsam mit engagierten BürgerInnen und ExpertInnen aus den Bereichen Tourismus, Finanzierung, Politik, Verwaltung, Kultur, Projektentwicklung und der Architektur wurden in der Entwicklungswerkstatt Strategien für die Zukunft erarbeitet. Das Ergebnis nennt sich „Haag 007 – Die Rückkehr des Lebens“ und besteht aus einzelnen Modulen, die neben- oder nacheinander realisiert werden. Das Hauptziel ist die aktive Umnutzung der leer stehenden Gebäude im Zentrum und die Attraktivierung des Ortskerns in mehreren Facetten, einschließlich der Neugestaltung des Hauptplatzes samt neuer Beleuchtung; ein Stadthotel ist in Planung. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 50 U R S U L A S P A N N B E R G E R Das Konzept von nonconform für das Freilichttheater war vor allem auf die Tribüne, also den Zuschauerraum ausgerichtet. Dieser sollte zum Erlebnisraum werden. Wie in einem Regal werden die Besucher übereinander geschlichtet. Die Überdachung schützt vor Regen, von jedem Platz ist der Blick zur Bühne optimal gegeben. Das „HaagHaus“, wie die Stadtbewohner ihr Theater mittlerweile nennen, wurde von außen zu einem dominanten, temporären Wahrzeichen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 51 U R S U L A S P A N N B E R G E R GRÜNE RÄUME – ERHOLUNGSRÄUME: Besonders größere Städte benötigen Naherholungsräume, wie Parkanlagen, da der Weg in die sogenannte unberührte Natur für die alltägliche Nutzung zu weit ist. Je mehr Augenmerk auf die Gestaltung von Stadtteil bezogenen Parks und grünen Erholungsräumen, die auf den täglichen Wegen erreichbar sind, gelegt wird, desto lebenswerter und gesünder wird eine Stadt. BEISPIEL: New York Central Park Er wurde schon bei der Entstehung der Stadt mit angelegt und ist DIE Ikone aller Stadtparks, sowohl was seine zentrale Lage, seine Größe und die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten betrifft. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 52 U R S U L A S P A N N B E R G E R BEISPIEL New York Highline Park Umnutzung einer ehemaligen „Hoch“bahn zu einer grünen Achse Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 53 U R S U L A S P A N N B E R G E R BRÜCKEN ALS VERBINDUNGEN ZWISCHEN STADTTEILEN Brücken ermöglichen, dass sich neue Wege etablieren, die Lebensabläufe stark beeinflussen und verändern können. BEISPIEL: Milleniumbridge London Architekt Norman Foster und Ove Arup, Statik Londons einzige FußgängerInnenbrücke und die erste ThamesÜberquerung seit der Towerbridge von 1894, verbindet die City und St. Pauls Cathedral mit der Bankside an der das Globe Theatre und die Tate Modern Gallery liegen. Sie wurde zum Schlüsselelement in der fußläufigen Infrastruktur und hat neue Routen nach Southwark hinein begünstigt und in deren Folge dort neues Leben, sowohl dort als auch am gegenüberliegenden Ufer nahe St. Pauls. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 54 U R S U L A S P A N N B E R G E R Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 55 U R S U L A S P A N N B E R G E R BEISPIEL Passerelle „Simone de Beauvoir“ Paris Architekt Dietmar Feichtinger Die Brücke verbindet das städtische Seine-Ufer von Paris, an dem sich die Nationalbibliothek befindet, mit dem „grüneren“ gegenüberliegenden auf mehreren Ebenen. Sie ist ein konstruktives, funktionales UND räumliches Erlebnis. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 56 U R S U L A S P A N N B E R G E R Aber auch in der Stadt Salzburg gibt es Beispiele für Brücken, die neue Verbindungen ermöglichen: Die Neukonstruktion des Makartstegs, die mit seiner gebogenen Form den Fußgängerströmen nachfolgt und, im Gegensatz zur alten Brücke, auch behindertengerecht geplant ist. Die neue Eisenbahnbrücke, der ein Fußgängersteg eingehängt wurde und damit die S-Bahnstation „Altstadt-Mülln“ auch an das gegenüberliegende Ufer andockt. Und die noch in Planung befindliche FußgängerInnen- und Fahrradbrücke im Süden von Salzburg. Sie erleichtert den wechselnden Schulbesuch in die Sprengel der beiden Salzachseiten. Viele umständliche Autofahrten werden dadurch vermieden. alle: Architekturbüro Halle 1 Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 57 U R S U L A S P A N N B E R G E R GEMISCHTNUTZUNGEN VON VERKEHRSBEREICHEN BEISPIEL Studie über „shared space“ walk-space at In der Studie wird das Konzept „shared space“ – gemeinsam genutzter Raum, des niederländischen Verkehrsplaners Hans Mondermann anhand von verwirklichten Beispielen vorgestellt. Entgegen den in den letzten Jahrzehnten üblichen Straßenbau- und Verkehrsrichtlinien wird dabei versucht, den innerstädtischen Verkehrsbereich so zu gestalten, dass er seinen BenutzerInnen gleichsam einen Verhaltenskodex zu seiner „Benützung“ vermittelt. Durch einen bewussten Verzicht auf Verkehrsschilder, bzw. deren Minimierung, wird die Eigenverantwortlichkeit der VerkehrsteilnehmerInnen aktiviert und deren Aufmerksamkeit erhöht. Die „Rechtsfahrregel“ und die „Rechtsregel“ reichen laut Mondermann aus, um den Verkehrsfluss eindeutig zu regeln. Die realisierten Beispiele in den Niederlanden hatten einen starken Rückgang des Verkehrsunfallgeschehens zur Folge. Die europäische Union unterstützt die Umsetzung der shared space Ideen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 58 U R S U L A S P A N N B E R G E R ÖFFENTLICHE BAUTEN MIT ZUSATZNUTZEN wie Schulen, Altenheime oder Gemeindeämter mit Mehrfachfunktionen BEISPIEL Gemeindezentrum Ludesch mit öffentlichen Funktionen Architekt Hermann Kaufmann Am gleichen Ort wie das alte Gemeindehaus, das auf Grund seiner Baustruktur nicht mehr adaptierbar war, wurde ein neues Gemeindezentrum errichtet. Grundgedanke des neuen Hauses ist die Schaffung einer echten Mitte für Ludesch. Die sehr heterogen strukturierte Gemeinde hat keinen gewachsenen Dorfplatz. Der Neubau bildet durch seine Geometrie eine dreiseitig geschlossene Klammer um den neuen Dorfplatz. Dieser wird belebt durch die angelagerten Funktionen wie Geschäfte, Post, Café, Gemeindeamt, kleiner Saal, Vereinsräumlichkeiten, Spielgruppe, Wohnungen und Büros. So entstand ein multifunktionelles Haus im Dienst der Gemeinde, das dadurch zur kommunikativen Mitte des Dorfes wird. Unsere Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 59 U R S U L A S P A N N B E R G E R Dorfstrukturen leiden unter der verstärkten Individualisierung ihrer Bewohner. Umso wichtiger sind solche Aktivitäten, die den Bürgern die Möglichkeit bieten, zwanglos am Dorfgeschehen teilzunehmen. Auch das trägt stark bei zur Forcierung der „kleinen Kreisläufe“, womit sich die Gemeinde Ludesch seit langem auseinandersetzt. Somit ist es auch nahe liegend im Sinne ganzheitlichen Denkens, dass an diesem Ort ein mustergültiges Projekt als Lehrbeispiel für engagiertes ökologisches Bauen umgesetzt wird. © (2)Bruno Klomfar Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 60 U R S U L A S P A N N B E R G E R BEISPIEL: IAP – Integrierte Altenpflege Ludesch Ludesch erarbeitete in den 1990er Jahren ein neues Konzept der Altenbetreuung, das ganz auf Integration und Einbeziehung der Familien setzt, die bestmöglich unterstützt werden. Durch den integrierten Ansatz von ambulanter Pflege, Pflegepersonal, Haushilfen, stationärer Unterbringung, Kommunikationstreffpunkt, Begleitung von pflegenden Menschen, etc. ist es möglich, die älteren Menschen in ihrer gewohnten Umgebung zu belassen, sie zwar in ihrer Pflegebedürftigkeit zu unterstützen, aber sie nicht über zu versorgen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 61 U R S U L A S P A N N B E R G E R Architekten Hubert Koch, Ernst Waibel, Elmar Nägele In einem ersten Schritt wurde 1991 das bestehende, denkmalgeschützte Altenpflegehaus adaptiert und mit einem Zubau ergänzt. Dabei wurde großer Wert darauf gelegt, die erhaltenswerten Teile zu betonen, so wurden zB bei der Vertäfelung der Stube und bei der Möblierung alte Stücke verwendet. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 62 U R S U L A S P A N N B E R G E R BEISPIEL: Altenhilfekonzept Feldkirch Auch die Stadt Feldkirch hat in den 1990er Jahren gemeinsam mit Fachleuchten ein Altenhilfekonzept erarbeitet, das in den einzelnen Stadtteilen, die bis zur Eingemeindung eigenständige Dörfer waren, eigene Altersheime, die als Stadtteilzentren fungieren, vorsah. Sie verstehen sich hauptsächlich als Wohnheime und nicht als Krankenanstalten. Sowohl die ambulante Hauskrankenpflege, als auch der mobile Hilfsdienst haben dort ihre Stützpunkte. Sie bieten auch Urlaubsbetten und Tagesbetreuung an. Weiters gibt es an den Standorten Infrastruktur wie zB Postamt, öffentliche Bibliothek, Elternberatungsstelle, ja sogar Veranstaltungsräume, die auch für externe Events gemietet werden können. Die Bettenanzahl ist mit 60 (Gisingen), 38 Tosters) und 33 (Nofels) deutlich geringer als in Salzburg üblich (80 Betten). Haus Gisingen Architekten Noldin&Noldin Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 63 U R S U L A S P A N N B E R G E R Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 64 U R S U L A S P A N N B E R G E R Haus Tosters Architekten Noldin&Noldin Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 65 U R S U L A S P A N N B E R G E R Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 66 U R S U L A S P A N N B E R G E R PRIVATE / GESCHÄFTLICHE INITIATIVEN: BEISPIEL: M-Preis – Tirol Ein kleiner Innsbrucker Greißler hat sich nach dem Krieg zu einer modernen Lebensmittelkette entwickelt, die in fast allen Gemeinden des Landes vertreten ist. M-Preis bietet für den jeweiligen Ort außer der Nahversorgung mit seinen Cafés auch einen Treffpunkt für die BewohnerInnen. Um dieses funktional andere Konzept auch optisch zu kommunizieren, hat sich die Geschäftsführung entschlossen, qualitativ hoch stehende Architektur zu verwirklichen. Die Geschäfte sind multifunktional, baulich offen und einladend. Üblicherweise wird die Wiedererkennbarkeit einer Marke über Gleichförmigkeit erreicht. M-Preis geht einen gänzlich anderen Weg, das Markenzeichen ist die Vielfalt der architektonischen Formensprache - jeder Markt ist für den konkreten Ort erfunden und trotzdem als M-Preis wieder erkennbar. Für jede Gemeinde und jeden Bauplatz wurde eine spezielle Architektur entwickelt, von verschiedenen, bisher über 30 ArchitektInnen geplant. M-Preis Filiale Steinach Architekt Helmut Reitter Durch verantwortungsvolles Bauen unter Berücksichtigung der Umgebung wird ein nachhaltiger Beitrag zur qualitätsvollen Baukultur in Tirol geleistet. Dies wurde mit vielen Preisen der beiden Fachwelten (Handel UND Architektur) ausgezeichnet, die M-Preis-Märkte wurden sogar auf der Architekturbiennale 2005 gezeigt. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 67 U R S U L A S P A N N B E R G E R M-Preis Filiale Rum Innenraum Architekt Helmut Reitter Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 68 U R S U L A S P A N N B E R G E R M-Preis Filiale Jenbach Architekt Helmut Reitter Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 69 U R S U L A S P A N N B E R G E R BAUKULTURELLES LEITBILD DES LANDES STEIERMARK Im Herbst 2009 wurde das baukulturelle Leitbild des Landes Steiermark beschlossen. Das Ziel der darin enthaltenen Leitsätze ist es, in allen baulichen Bereichen von einer kurzfristigen Betrachtung zu einer gesamtheitlichen Sicht und zu vernetztem Handeln zu kommen. Das bedeutet, dass nicht alleine die Errichtungskosten eines Gebäudes beachtet werden müssen, sondern die Beurteilung nach Lebensabschnittsbzw. Lebenszykluskosten inkl. Betriebskosten sowie die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Umwelt beachtet werden müssen, auch wenn dadurch am Beginn die Kosten steigen. Mit dem Projekt Regionext wurden erste Schritte gesetzt, um auf die angesprochenen Probleme zu reagieren. Synergien zwischen Gemeinden müssen genützt werden. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 70 U R S U L A S P A N N B E R G E R Die Handlungsmaximen des baukulturellen Leitbildes der Steiermark sind: 1 BEDARF UND STANDORT 1.1 Der (geplante) Bedarf 1.2 1.2.1 Der passende Standort Einhaltung der Raumordnungsgrundsätze Zukunftsfähigkeit des Standorts Flächenrecycling bzw. Nachverdichtung / Ortskernverdichtung Baulandmobilisierung 1.2.2 1.2.3 2 BAUHERRENVERANTWORTUNG 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 Die richtigen Schritte Projektvorbereitung Partizipation, BürgerInnenbeteiligung Verfahrensauswahl und Ausschreibung Planungsteam Qualitätssicherung und Evaluierung 2.2. 2.2.1 2.2.2 Die optimale Funktionalität Raum- und Funktionsprogramm Alternative Verkehrsmittel 2.3 Die (anspruchsvolle) Gestaltung 3 UMWELT UND UMSETZUNG 3.1 3.1.1 3.1.2 Die (zukunftsorientierte) Umwelt Energieeffizenz Wirtschaftlichkeit | Lebenszyklus- und Lebensabschnittskosten 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 3.2.5 Die ökologische Umsetzung Baustoffe | Materialien | Bauteile Verwertungsmöglichkeiten von Hochbaurestmasssen Energieeffiziente Haustechnik Thermische Optimierung Instandhaltung und Pflegeleichtigkeit 4 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 NUTZUNG Die (verantwortungsvolle) Nutzung Technische Gebäudedokumentation Geordnete Inbetriebnahme Facility Management Der Beschluss der baupolitischen Leitsätze des Landes Steiermark soll der Anfang der vertieften Auseinandersetzung mit den in den formulierten Themen darstellen, sie geben eine Qualitätsrichtlinie vor, die verbindlich einzuhalten ist. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 71 U R S U L A S P A N N B E R G E R LANDLUFT | BAUKULTURGEMEINDEPREIS 2009 Auszug aus der Veröffentlichung: „Mit jeder Bauaufgabe, mit jedem gestalterischen Eingriff in ein Dorf eröffnet sich eine Reihe von Chancen, die es von den Verantwortlichen (PolitikerInnen, UnternehmerInnen, Privatpersonen, …) wahrzunehmen gilt. Vorbildlich gelebte Baukultur verwertet diese Chancen bestmöglich – dadurch profitieren die Dörfer und die dort lebenden und arbeitenden Menschen. Wenn nun also die Frage gestellt wird, was Baukultur bringt und wie eine Gemeinde von ihr profitieren kann, so sei auf soziale, ökonomische, ökologische und gestalterische Aspekte ebenso verwiesen wie auf Fragen der Lebensqualität, des Images eines Ortes bis hin zur Organisation von Verkehr. LandLuft hat dazu zwölf Thesen entwickelt, die das breite Themenfeld von Baukultur aufzeigen. Eines kann vorweg gesagt werden: „Baukultur ist watscheneinfach!“ und das ist gut so, denn dadurch sollte einer Nachahmung von positiven Beispielen nichts im Weg stehen. THESE 1 Baukultur machen Menschen wie du und ich Baukultur ist kein abgehobenes Anliegen von Experten, sondern entsteht dort, wo Menschen aktiv die Gestaltung ihres Lebensraumes in die Hand nehmen – im Idealfall entstehen Projektteams von Betroffenen, Experten und politisch Verantwortlichen, die in Summe eine hohe Lösungskompetenz für die Gestaltungsfragen des eigenen Umfeldes mitbringen. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 72 U R S U L A S P A N N B E R G E R THESE 2 Baukultur rechnet sich Baukultur rechnet sich auf unterschiedliche Weise. Durch eine schlaue Analyse des künftigen Nutzungsverhaltens sowie durch ein durchdachtes Raumprogramm lassen sich bei den Baukosten Einsparungseffekte erzielen. Die künftigen Betriebskosten fallen durch eine gewissenhafte Planung und durch hohe bautechnische Standards geringer aus als bei konventionellen Gebäuden. Baukultur schafft zudem einen finanziell schwer quantifizierbaren Mehrwert durch zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten bzw. Umwegrentabilitäten, durch PR- und Marketingeffekte, durch eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität in Gebäuden und öffentlichen Räumen. THESE 3 Baukultur schafft Freunde Baukultur entsteht in Entscheidungsfindungs-Prozessen zwischen den Beteiligten, die eine hohe Qualität in Bezug auf das gemeinsame Gespräch voraussetzen. Diskussion, gemeinsame Willensbildung und der Interessensausgleich, ausgelöst durch Baukultur–Projekte, schaffen ein gutes Klima im Dorf auf Basis einer forcierten Dialog-Intensität der Bürger untereinander. THESE 4 Baukultur macht Freude Erfolgreich umgesetzt bereitet Baukultur den am Entstehungsprozess Beteiligten und den Nutzern Freude. Positives Feedback von außen wie von innen, Auszeichnungen, Preise oder Berichterstattung in den Medien lösen im Normalfall ein Gefühl von Stolz aus, das auch zu einer höheren Identifikation und einer größeren Zustimmung zum eigenen Lebensort führt. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 73 U R S U L A S P A N N B E R G E R THESE 5 Baukultur schafft Werte Baukultur schafft Werte – sowohl auf materieller als auch auf ideeller Ebene. Materiell schlägt sich Baukultur durch eine höhere Qualität von Gebäuden, Räumen und Plätzen nieder, die zu einer längeren Nutzungsdauer, zu einer geringeren Umbautätigkeit und zu einem reduzierten Wartungsaufwand führt. Ideell wirkt sich Baukultur aus, indem Bürger Räume, Gebäude und Plätze häufiger und motivierter nutzen, neue Nutzungsmöglichkeiten entstehen, sie sich mit ihrem gebauten Umfeld besser identifizieren und dieses folglich in ihren Alltag mehr einbeziehen. THESE 6 Baukultur bringt Lebensqualität Die hohe Qualität, die Baukultur in der Gestaltung des eigenen Lebensraumes auslöst, wirkt sich positiv auf die subjektive Wahrnehmung der Lebensqualität durch Bürger aus. Die Teilnahme an der Entscheidungsfindung und an Gestaltungsfindungs-Prozessen verstärkt dieses Gefühl. THESE 7 Baukultur schafft regionale Wertschöpfung Baukultur nutzt das Know-how und handwerkliche Potenzial des regionalen Umfeldes stärker, als dies bei Standardlösungen der Fall ist. Baukultur nimmt auch auf regionale handwerkliche Traditionen und Bautechniken einen stärkeren Bezug. THESE 8 Baukultur bringt Zukunftsperspektiven Baukultur-Projekte schaffen Raum für Zukunft, indem sie mehr Nutzungsund Entwicklungsmöglichkeiten einräumen und zu Innovation anregen. Durch eine bessere Vernetzung der Bürger und eine offene Gesprächskultur erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für neue, innovative Wege in die Zukunft. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 74 U R S U L A S P A N N B E R G E R THESE 9 Baukultur ist maßgeschneidert Baukultur bringt Lösungen, die individuell auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen, die stark mit dem regionalen Umfeld und den örtlichen Traditionen verwurzelt sind. Baukultur interpretiert Bestehendes neu und setzt sich mit der (globalen) Gegenwart auseinander. THESE 10 Baukultur macht Sinn Baukultur-Projekte sowie realisierte Baukultur-Objekte sind sinn- und identitätsstiftend, weil sie durch ihren Entstehungsprozess ein Teil der Gemeinschaft sind bzw. weil sie aufgrund ihres individuellen Eingehens auf die Nutzerbedürfnisse und der daraus resultierenden verstärkten Nutzung Teil der Dorfidentität werden. THESE 11 Baukultur fällt einem nicht in den Schoß Baukultur ist das Produkt von „Bürgerbeteiligung“ sowie Einbindung von Experten in politische Entscheidungsprozesse und verursacht aufgrund ihrer prozesshaften Arbeitsweise einen gewissen „Aufwand“. Das Gegenteil davon ist der intransparente Beschluss, das unter Ausschluss der Öffentlichkeit geplante Projekt. THESE 12 Neugier macht Baukultur (möglich) Baukultur setzt Neugier voraus, durch Baukultur entsteht Neugier.“ Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 75 U R S U L A S P A N N B E R G E R CHECKLISTE FÜR GEMEINDEN - - - Plant die Gemeinde in den nächsten 5 Jahren eine oder mehrere Neubauten oder Umnutzungen? Ο Sind bei einem geplanten baulichen Vorhaben der Gemeinde Widerstände von AnrainerInnen, Beteiligten oder Unbeteiligten zu erwarten? Ο Stehen für ein geplantes Bauvorhaben der Gemeinde mehrere Standorte zur Auswahl? Ο Hat die Gemeinde Interesse mit einer oder mehreren Nachbargemeinden ein größeres Bauvorhaben gemeinsam zur realisieren. Sollen die daraus entstehenden Synergien vorher objektiv überprüft werden? Ο Wird an baulichen Beständen (Freiraum, Verkehrsbereich, Gebäude, Denkmal, ...) von GemeindebürgerInnen oder BesucherInnen Kritik geübt? Ο - Gibt es Zweifel in der Gemeinde an der Sinnhaftigkeit der Renovierung eines bestehenden Gebäudes? An dessen Nutzung(en)? An den Kosten? Ο - Stehen kommunale Bauvorhaben an, an denen mehr als eine Organisation (Verein, oä.) Interesse haben? Ο Möchte die Gemeinde trotz einer bereits „fertigen“ Planung für ein neues Bauvorhaben vor dem endgültigen Start eine unabhängige Überprüfung der Nutzungen, der Kosten, der Funktionalität? Ο Sucht die Gemeinde nach einer Möglichkeit möglichst viele Interessierte und/oder NutzerInnen noch aktiv einzubinden? Ο - - Hält man in der Gemeinde nicht viel von Mitbestimmung – „da reden immer alle mit, aber es kommt nichts Konkretes dabei raus“ – möchte es aber doch einmal probieren? (Entweder weil das Bauvorhaben so unwichtig ist, dass man es ruhig ausprobieren kann, oder weil das Bauvorhaben so wichtig für die Gemeinde ist, dass man sich nach Baufertigstellung nicht vorwerfen lassen will, dass man nicht alle Betroffenen eingebunden hätte...) Ο Wenn Sie auch nur einen dieser Punkte mit „ja“ oder „vielleicht“ beantworten, kann Ihnen die Nutzungs-Wert-Analyse für Ihre Entscheidung von großem Wert sein! Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 76 U R S U L A S P A N N B E R G E R FRAGEN zur ÜBERPRÜFUNG einer (geplanten) BAUMASSNAHME anhand der PARAMETER der NUTZUNGS-WERT-ANALYSE: P1 - NACHVOLLZIEHBARE FUNKTIONSZUSAMMENHÄNGE - Liegen Funktionen, die zusammenhängen, nahe beieinander? - Ergeben sich für häufige Wege kurze Distanzen? - Liegen Funktionen, die einander stören, getrennt voneinander? - Welche Synergien ergeben sich? P2 - ÜBERSICHT | ÜBERSICHTLICHKEIT - Von welchen Standorten hat man was im Blickfeld? - Gibt es ungestörte Rückzugsbereiche für Tätigkeiten, die hohe Konzentration erfordern? P3 - RAUMANGEBOT UND RAUMQUALITÄT - Stehen für die zu erwartenden Nutzungen genügend Räume/Raum zur Verfügung? - Sind die jeweiligen Räume für die vorgesehenen Aktivitäten angemessen dimensioniert (auch Höhe beachten!) P4 - FLEXIBILITÄT | INDIVIDUELLE ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEITEN - Wurde überprüft, ob und welche anderen Nutzungen möglich wären? P5 - WEGEFÜHRUNG: WEG-LÄNGEN UND WEG-QUALITÄTEN - Welche räumlichen Qualitäten haben die geplanten „Wege“ (Gänge, Straßen, etc.)? P6 - NÄHE UND DISTANZ - Ist angemessene Nähe und Distanz für die geplanten Tätigkeiten und Menschen, die sich in den Räumen aufhalten werden, berücksichtigt ? P7 - LICHTQUALITÄT - Gibt es in den Aufenthaltszonen / Aufenthaltsräumen die Möglichkeit für unterschiedliche Lichtstimmungen? P8 - KREATION VON ATTRAKTOREN UND KONNEKTOREN - Gibt es interessante, anziehende Punkte? Konsumfreie Zonen? Aufenthaltsmöglichkeiten für Ältere? Spielmöglichkeiten für Kinder? Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 77 U R S U L A S P A N N B E R G E R ABLAUF EINER NUTZUNGS-WERT-ANALYSE bei kommunalen Bauvorhaben Die Nutzungs-Wert-Analyse wird als mehrstufiges Programm individuell an das jeweilige Bauvorhaben angepasst. Die wesentlichen Entscheidungen können gemeinsam, in Großgruppensettings mit bis zu 500 Personen erarbeitet, getroffen werden. Dabei wird mit den Methoden der holistischen Organisationsentwicklung – genuine contact – von Birgitt Williams, gearbeitet. Wenn die zukünftigen NutzerInnen noch nicht bekannt sind, können deren Bedürfnisse und Anforderungen mit geeigneten Methoden auch von den PlanerInnen gemeinsam mit den AuftraggeberInnen antizipiert werden. Das Ergebnis ist ein schriftliches Gutachten, in dem die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse auf Basis des architektonischen Fachwissens evaluiert und auch finanziell bewertet werden. Auch das Bauvorhaben selbst kann anschließend fachlich fundiert begleitet und evaluiert werden. Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 78 U R S U L A S P A N N B E R G E R QUELLEN: Margarethe Schütte-Lihotzky „Warum ich Architektin wurde“ Salzburg 2004 Josef Frank „Das Haus als Weg und Platz“ in Der Baumeister XXIX, 1931 Space Syntax: www.spacesyntax.org www.spacesyntax.com Architekt DI Thomas Gruber – Salzburg: www.architekt-gruber.com Architekt DI Roland Gruber – Wien: www.nonconform.at Stadtwerk Salzburg: www.stadtwerklehen.at www.transparadiso.com Die Urbanauten – München: www.die-urbanauten.de New York Highline Park www.thehighline.org Milleniumbridge London – Ove Arup: http://info.arup.com/millenniumbridge// Architekt DI Dietmar Feichtinger, Paris: www.feichtinger.com Shared Space: www.walkspace.at www.shared-space.org www.begegnungszonen.ch Integrierte Altenpflege Ludesch: www.ludesch.at Architekt Hermann Kaufmann: www.kaufmann.archbuero.at Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 79 U R S U L A S P A N N B E R G E R Architekten Elmar Nägele | Ernst Waibel: http://www.naegele-waibel.at/ Stadt Feldkirch: www.feldkirch.at Altenhilfekonzept der Stadt Feldkirch „Gerne älter werden in Feldkirch“ Arch DI Regina und Rainer Noldin: www.noldin.at Land Steiermark baukulturelle Grundsätze: www.regionext.steiermark.at Leitfaden Abwicklung von Gemeindehochbauten: http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/10260293/DE/ Landluft – Baukultur Gemeindepreis 2009 www.landluft.at Architekt DI Helmut Reitter: www.reitter.cc M-PREIS: www.mpreis.at/standorte/architektur/ nextroom – Architektur im Netz: www.nextroom.at FGÖ – Fonds Gesundes Österreich: www.fgoe.org Tagungsband „Gesund zusammenleben“ „Arbeitsprogramm 2010“ Commission for Architecture and the Built Environment: www.cabe.org.uk Birgitt Williams: www.genuinecontact.com Studie „Leben wie zu Hause“ – Neue bauliche Konzepte für Seniorenheime Ursula Spannberger, im Auftrag der Sozialabteilung des Landes Salzburg Die Anwendung der Nutzungs-Wert-Analyse auf kommunaler Ebene URSULA SPANNBERGER ARCH DI www.architektur-musik.at Im Auftrag der Gemeindeabteilung des Landes Salzburg 80