PDF herunterladen - asd Architektur Stadtbaugeschichte

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Yngve Jan Holland, Matthias Noell, Andreas Potthoff
Wohngebäude
Einleitung
Zwischen Sommer 2002 und Herbst 2004
konnte der Bestand der Hornoer Wohnbauten
anhand von rund 40 unterschiedlichen Gebäuden eingehend untersucht werden (siehe
Abb. S. 13). Die in die Analyse einbezogenen
Bauten umfassen dabei einen Errichtungszeitraum vom beginnenden 19. Jh. bis in die
1960/70er Jahre. Zudem konnten über die
Auswertung schriftlicher Quellen weitere Erkenntnisse über den Baubestand in der ersten
Hälfte des 19. Jhs. gewonnen werden. Auf der
Grundlage der großen Anzahl an untersuchten Gebäuden ist es nun möglich, die Bauten
in eine chronologische Abfolge zu bringen
und Aussagen über Haustypen und Nutzungsveränderungen innerhalb des Orts zu
treffen. Für die Hausforschung in Brandenburg, und hier speziell für die Niederlausitz,
liegt damit erstmals eine nennenswerte Menge
an Dokumentationen von zudem meist auch
noch sicher datierten Bauten vor. Vor dem
Hintergrund der oftmals beschriebenen fehlenden ‚kritischen Massen‘1 kann mit dem in
Horno untersuchten Wohnbaubestand zumindest für die bisher nur in Ansätzen untersuchte Niederlausitz ein neuer Forschungsanstoß gegeben werden.
Im Vergleich zum normalen Vorgehen bei
bauhistorischen Untersuchungen wird das
einzigartige Potential dieses Projekts deutlich:
Arbeiten wir im Regelfall an Einzeluntersuchungen von Gebäuden oder gar nur von Gebäudeteilen, die noch rasch vor dem Abriss zu
dokumentieren sind, so gab es hier zwei –
wenn auch ausschließlich für die Forschung –
„glücklich“ zu nennende Umstände. Einerseits macht die große Anzahl der Objekte einen umfassenden Überblick über den Bestand
eines gesamten Orts möglich, andererseits gab
es ausreichend Zeit für systematisch angelegte
Untersuchungen.
Die Anzahl der Einzeldokumentationen führt
in ihrer Gesamtheit zu einer Felduntersuchung der Alltagsarchitekturen des 19. und
20. Jhs., der im Regelfall kein tiefer gehendes
Interesse entgegengebracht wird (vgl. Schimek 1999 b, 171–199). Der lange Projektverlauf machte es auch unter den wirtschaftlich
konkurrierenden Büros möglich, Erfahrungen und Ergebnisse auszutauschen, um so das
gesamte Projekt voranzubringen.
Es ist uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass
die Ergebnisse auch eine überregionale Bedeutung besitzen, indem die gewonnenen Erkenntnisse auf andere Orte Brandenburgs
übertragbar sind. So können beispielsweise im
Vorfeld von Denkmalinventarisation oder
Dorferneuerungsplanungen Erfassungskriterien für den ‚Massenbestand‘ entwickelt werden, die in der Praxis so häufig fehlen, für
dörfliche Ensembles und ihre denkmalpflegerische Bewertung aber einen großen Stellenwert einnehmen.2
Projektstruktur, beteiligte Büros
und Verlauf
An der Untersuchung der Wohnarchitekturen
waren insgesamt neun Büros bzw. Teams beteiligt, von denen zwei Büros insgesamt ca.
zwei Drittel des Bestands untersuchten und
sich das verbleibende Drittel auf die übrigen
Büros verteilte.3
Auf der Grundlage von etwa 160 Wohngebäuden erstellte das BLDAM im Vorfeld der Unter-
1
2
3
Radig bemängelt das Fehlen ausreichender Beispielmengen (Radig 1966, 16 f.).
Balke verweist ebenfalls auf dieses Desiderat und benennt z. T. ältere Literatur (Balke 1974, 7). Zuletzt zeigte Laudel dieses Problem auf (Laudel 2003, 102).
Vgl. hierzu die seit Jahren laufenden systematischen Untersuchungen in Bayern (Mosel
1988, 119–180; Gunzelmann 1999). Aus der eigenen Erfahrung mit der Erfassung von
rund 30 Dörfern und Kleinstädten für die Stadtsanierung und Dorferneuerung durch
Yngve Jan Holland zwischen ca. 1990 und 2004 ist es nur allzu offensichtlich, dass es für
den städtebaulich denkenden Planungsprozess zu wenig Literatur gibt, die sich mit dem
hochgradig ortsbildprägenden Charakter gerade der ländlichen Architekturen des 19.
und der ersten Hälfte des 20. Jhs. und ihrer Entstehungsgeschichte auseinandersetzt.
Beteiligte Büros: ASD Architektur, Stadtbaugeschichte Denkmalpflege: Holland/
Potthoff GbR, Berlin; Jana Schöndube, Berlin; Institut für Archäologie und Baugeschichte Dr. Ulf Buchert, Berlin; Arbeitsgemeinschaft in der Denkmalpflege: Oliver
Wolf und Marco Tami, Berlin; KVO: Alexander Krauß und Detlev von Olk, Berlin;
Dienstleistung Denkmal: Friedrich Schmidt und Arne Semmler, Berlin; Klara Abersfelder, Mannheim; Messbildstelle, Berlin; Arbeitsgemeinschaft Thomas Sander und
Rico Hecht, Potsdam; ArtFORM, Martin Tiede und Jens Lipsdorf, Cottbus (vgl. Auftragnehmerverzeichnis).
89
Abb. 1: Lageplan der
Höfe Nr. 7 und 8.
Sämtliche Gebäude wurden aufgemessen und
untersucht; M. 1:1000.
suchungen eine Wertesystematik, in welche
die vorhandenen Bauten nach einer ersten
Schnellinventarisation eingeordnet wurden.
Auf diese Weise konnten schließlich 43 Objekte ausgewählt werden, die einen Querschnitt durch das Baugeschehen in Horno
seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jhs.
(1818/19 d) bis in die Mitte der 1970er Jahre
bilden. Die chronologische Ordnung der Bauten erfolgte in fünf Phasen, wobei die erste
letztlich nur noch durch den Kirchenbau repräsentiert wurde.4 Die Zeitgrenzen folgen
gängigen historischen Perioden der brandenburgischen Geschichte: Die erste Phase endet
mit dem Wiener Kongress, der nach der Besetzung durch die französischen Truppen im
Jahr 1813 einen deutlichen Einschnitt auch im
Leben von Horno bedeutete. Die ersten
Brandkataster von 1809/10, und damit die einzigen Informationen über die ältere Bebauung
4
Nur ein Keller auf dem Grundstück Horno Nr. 3 konnte älter datiert werden, weist jedoch keinerlei Beziehung zu der jüngeren aufgehenden Bebauung auf (ASD 2004a).
90
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
Hornos, werden durch diese Phase mit eingeschlossen. Als weitere Zeiträume wurden dann
die Perioden von 1815–1869, 1870–1918, 1919–
1945 und die Zeit nach 1945 festgelegt.
In einem ersten Schritt wurde im Sommer
2002 die Untersuchung von ausgewählten
Großhöfen und einigen Wohnbauten beauftragt, die bereits leergezogen waren und denen ein hoher Aussagewert für die Baugeschichte Hornos beigemessen wurde (Abb. 1).
Im Anschluss daran legte man verstärkt Augenmerk auf einzelne Wohnbauten. Seit 2003
stand die Untersuchung einzelner Wohnbauten gegenüber anderen Bauten auf den jeweiligen Höfen dann vollständig im Vordergrund.
Ein kleines Kolloquium zur Projektmitte
versammelte die beteiligten Büros, um Erfahrungen und Zwischenstände auszutauschen und Kriterien für das weitere Vorgehen
abzustimmen.
Arbeitsweisen und Methodik
Verteilung der Bauten
Bei der Untersuchung der Bauwerke wurde
standardmäßig ein auf Eckstein/Gromer (Eckstein 1999, 12) basierendes Aufmaß der Kategorie II nach den Anforderungen des BLDAM im
Maßstab 1: 50 angefertigt (BLDAM 2002, 8 ff.),
das neben einem unabhängigen Messnetz
auch einen höheren Detaillierungsgrad in der
Darstellung des jeweiligen Bauwerks beinhaltete. So wurden neben der Hauptgeometrie der
Gebäude auch Ausbaudetails wie Türzargen
und Fensterausbildungen berücksichtigt, bei
den Dachstühlen die Holzverbindungen erfasst und die Abbundzeichen kartiert. Diese
Detaillierung erfolgte unabhängig von der angelegten Aufmaßmethode, die entweder in einem tachymetrischen oder einem Handaufmaß bestand. Nur in besonders kritischen
Fällen, bei denen Eile geboten war, oder wo
das Aufmaß gegenüber anderen Inhalten in
seiner Wichtigkeit zurücktrat, wurde von diesem Verfahren abgewichen und eine vergröbernde Darstellung des Aufmaßes in Kauf genommen. Darüber hinaus maß eines der
beteiligten Büros ein Haus als Test im 3DLaserscanning-Verfahren auf. Es blieb bei diesem einen Test, da die Qualität der Ergebnisse
schon bei jenem relativ unkomplizierten
räumlichen Gefüge weit hinter denjenigen der
herkömmlichen Aufmaßmethoden zurückblieb.
Neben einheitlichen Standards in der Bauvermessung wurde auch für die übrigen Teile der
Bestandserfassung durch die Erstbearbeiter in
Abstimmung mit dem BLDAM ein einheitlicher Fragenkatalog entwickelt. So entstanden durch das Büro ASD eine als Word-Dokument allen beteiligten Büros bereitgestellte
Hof- und Raumbuchvorlage, eine für alle verbindliche Fotodokumentationsseite etc. Nicht
zuletzt war angestrebt, eine für alle verbindliche Farbskala für die historischen Bauphasenpläne anzuwenden, was sich in der Praxis aber
als schwierig erwies. Durch die bindenden
Frageraster für die Bearbeitung wurden so
Raumbücher zu den Wohn- und auch zu wesentlichen Nebengebäuden erstellt, die sich in
der Auswertung im Regelfall gut und zügig
vergleichen ließen.
Die untersuchten Wohnbauten verteilen sich
ungleichmäßig über die vier vordefinierten
Bauphasen der Hornoer Architektur. Sind aus
der Frühzeit bis 1869 sechs Bauten nachgewiesen, so liegt ein Schwerpunkt der Bautätigkeit in der Zeit von 1870–1918, hier entstand
mit 21 Gebäuden etwa die Hälfte aller untersuchten Objekte. Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sind von den etwa 60 Neubauten lediglich 13 Bauten erfasst worden, die
sich gleichmäßig über die beiden letzten Phasen verteilen.
Träger der Architektur:
Bauherr – Ausführender
Sind die jeweiligen Bauherren der Hornoer
Wohnhäuser weithin bekannt5 (weil archivalisch belegt, in den Quellen genannt, durch
Inschriften verbürgt etc.), so gilt dies für die
Planenden und Ausführenden um so weniger.
Wer die Gebäude geplant, konstruiert und errichtet hat, bleibt auch nach den Untersuchungen für das 19. und beginnende 20. Jh.
weitgehend unklar, da Bauakten und schriftliche Quellen hierzu fast vollständig fehlen.
Dieses Fehlen ist umso schmerzlicher, als es
für einige ländliche Regionen Deutschlands
in den vergangenen Jahren möglich gewesen
ist, anhand historischer Quellen verbesserte
Baubedingungen im Bauhandwerk infolge
des Aufkommens der Baufachschulen in Verbindung mit dem ländlichen Bauen an konkreten Beispielen zu belegen. Der Weg von
neuen technologischen Entwicklungen über
neue Bautechniken, die von den Absolventen
der Baufachschulen dann auf dem Land verbreitet wurden, konnte für das Ammerland
und die Wesermarsch, aber auch für den
Landkreis Harburg in den letzten Jahren
schlüssig aufgezeigt werden. Lokale Bautradition mischt sich dort mit technologischem
Fortschritt, so dass eine „Moderne“ Einzug
hält, die sich zuerst stärker über Bautechnik
als über die „neue“ Bauform definiert.6
5
6
Hierbei sind die Bauherren in ihrer sozialen Stellung nicht immer exakt fassbar. Die
gesellschaftlichen Gruppen der Bauherren sind nur in der Zusammenschau erkennbar, nicht aber an jedem Bau ‘abzulesen’, vgl. hierzu Rach 1974, XII.
Vgl. hierzu Ziessow 1999, 37–64; Dahms 1999a, 71–101; Dahms 1999b, 105–113 und
Fok 1999, 115–129.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
91
Wie aber kamen die Hornoer zu ihren Häusern? Die Planenden bzw. die Ausführenden,
seien es Maurer- oder Zimmermannsleute7
oder gegebenenfalls auch Absolventen von
Baufachschulen, sind für uns nicht fassbar.
Die Frage, ob es auch in der Niederlausitz solche Entwicklungen gegeben hat und welchen
Einfluss Absolventen von Baufachschulen auf
den ländlichen Baubetrieb hatten, stellt einen
vollkommen eigenständigen Untersuchungskomplex dar, der wohl erst in der Folgezeit
durch detaillierte Untersuchungen in diesem
Bereich zu klären sein dürfte.
Die wenigen Akten aus der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg zeigen jeweils einen Bauherren
und einen Handwerker als Entwerfende (Planeinreichende); Architekten und Baumeister aber
fehlen. So scheint es uns momentan als wahrscheinlichste Annahme, dass die Bauten in einer Kombination von Handwerker und Bauherr entstanden sind. Die einzige überlieferte
Zeichnung zum Bau eines Wohnhauses aus dem
19. Jh. ist 1862 von dem „Brunnen- und Zimmermeister“ Albert Hohlfeld aus Forst angefertigt worden.8
Überträgt man die Informationen, die sich im
Quellenbestand der Zeit nach dem Zweiten
Weltkrieg erhalten haben, auf die vorangegangenen Jahrzehnte, so wird diese Vermutung
gestützt. Nur wenige Architekten oder Baumeister waren in der Zeit nach 1945 in Horno
tätig (siehe unten). Meist sind lokal ansässige
Handwerker die Entwurfsverfasser, die unter
der wechselnden Berufsbezeichnung „Maurermeister“, „Baugeschäft“, „Bauunternehmen“
oder „Maurerpolier“ erscheinen.
Die Bauherren der in Massivbauweise erneuerten Wohnhäuser lassen sich durch den gesamten
Untersuchungszeitraum jedoch – wenngleich
vergröbernd – in unterschiedliche Gruppen differenzieren. Für den Zeitraum bis etwa 1870
sind es vorwiegend diejenigen Bauern im Ort,
die mit zwei oder eineinhalb Hufen über den
Balke benennt für das 19. Jh. die Dominanz der Zimmerleute, die ab dem 20. Jh.
durch Maurer verdrängt worden seien (Balke 1994, 95 u. 98).
8 BLHA Rep. 6 b Guben Nr. 868, Dismembrationen in Horno; 1838–1914, 1862:
Brief an die Administration der Hornoer Güter, Horno, 24. April 1862. Der Name
ist über einen Prägestempel auf den Plänen nachweisbar.
9 Das für Horno vorliegende Brandkataster ist im Vergleich zu den bisher für
Deutschland ausgewerteten zeitlich sehr früh anzusetzen (Schimek 1999a, 18).
10 Z. B. für die Bauten 6–9 in DAG/GPH, Nr. 253.
11 Meyers Konversationslexikon benennt als Fach- oder Stakholz „gespaltene Hölzer
von etwa 30 cm Länge und 6–8 cm Dicke und Breite zum Ausstaken der Holzwände, wenn letztere mit Stroh-Lehm ausgefüllt werden sollten; die Fachhölzer werden
zu diesem Behuf vorher mittels der Fachgerten, gespaltener Stäbe, nach Art gewöhnlicher Körbe ausgeflochten (IV. Aufl. 1888, Bd. 5, 1009).
7
92
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
größten Landbesitz verfügten. Diese Tendenz
setzt sich einerseits nach 1870 fort, andererseits treten nun auch die Häusler als Bauherren von Massivbauten in Erscheinung, die sowohl innerorts bauen als auch mit der
Aufsiedlung der Ortsrandbereiche beginnen.
Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entsteht der Eindruck, als hätten nun diejenigen
die Erneuerung ihrer Wohnhäuser vollzogen,
die, unabhängig von ihrer sozialen Stellung,
bisher nicht die Gelegenheit dazu gehabt hatten. Ab 1945 kann von einer sozial nivellierten
Bauherrenschaft ausgegangen werden.
Es ist jedoch für das 19. Jh. darauf hinzuweisen, dass nicht nur Großbauern als Bauherren
in Erscheinung treten. Es gibt durchaus auch
Häusler, die in dieser Zeit neu bauen, wie
durch die Beispiele der Häuslerin Pigola und
das von Lotar Balke untersuchte Gebäude
weiter unten im Text belegt wird. Diese Häuser wurden jedoch in Fachwerkbauweise errichtet und sind zum Untersuchungszeitpunkt nicht mehr vorhanden gewesen.
Nicht rezente Architektur
Unsere Kenntnis der älteren Architektur
Hornos beruht vor allem auf Auswertungen
des für Horno zur Verfügung stehenden Archiv- und Literaturmaterials sowie in sehr geringem Maß auch historischer Fotos. Die
Analyse von Andrea Sonnleitner (vgl. Beitrag
„Schrotbau und Fachwerk“, S. 75–88) zeigt
ein primäres Vorhandensein von Block- und
Fachwerkbauten, das auch in den Quellen beschrieben ist.
Das erhaltene Brandkataster von 1810,9 in dem
jedes vorhandene Bauwerk erfasst sowie hinsichtlich der Größe und des Baumaterials beschrieben ist, bildet hierbei die wichtigste Quelle, um bauhistorisch relevante Aussagen treffen
zu können. Das Brandkataster aus dem beginnenden 19. Jh. bezeichnet die Wohnbauten
zumeist als „aufgeschroten“, bei den Stallbereichen wird auch die Bezeichnung „von Holz
und Lehm ausgestackt“10 verwendet. Der erste
Begriff wird dabei als Bezeichnung eines Blockbaus (Radig 1966, 18) angesehen. Mit dem Begriff des Ausstakens ist auf die Technik der
Gefachausbildung im Fachwerkbau verwiesen.11 Somit hat man sich die in den Brandkatastern überlieferte Architektur als Blockoder Fachwerkbau in unterschiedlichen Kombinationen vorzustellen.
Die Quellenauswertung zum Hornoer Baubestand weist für den Ort im Jahr 1810 insge-
samt 224 Bauten nach, von denen 158 Objekte
als Fachwerkbauten zu benennen sind. Für 60
Bauten konnte eine Blockbauweise ermittelt
werden, wobei aus dieser Gruppe nur 23 Bauten als reine Blockbauten anzusprechen sind
(Rudert 2006, 57). Bei den Gebäuden mit
Wohnfunktion dominiert allerdings die
Blockbauweise deutlich. Rudert benennt für
Horno insgesamt 45 Gebäude mit Wohnfunktion, von denen die überwiegende Anzahl (28
Objekte) als Block-Fachwerkbauten mit einem
Wohnteil in Blockbauweise und einem Fachwerkbereich im Wirtschaftsteil ausgebildet
sind. Demgegenüber konnten nur je fünf reine
Blockbauten für ausschließliche Wohnzwecke
bzw. für Wohnen und Wirtschaften nachgewiesen werden. Die Gruppe von Fachwerkbauten für Wohn-Wirtschaftszwecke tritt
demgegenüber deutlich zurück und umfasst
nur sieben Objekte, von denen überhaupt nur
zwei als Fachwerkgebäude mit ausschließlicher Wohnfunktion belegt werden konnten
(ebd. 59 f.).
Abb. 2: Das um 1980
abgerissene Doppelwohnhaus Nr. 79 von
1863 i, Hofansicht/Westansicht, 1975.
Abb. 3: Ehemaliges
Doppelwohnhaus Nr. 79,
nördliche Wohnung.
Hinterlader und zugemauerter Leuchtkamin
in der Stube, 1975.
Horno 79 als Beispiel nicht rezenter
Fachwerkarchitektur
Berichten die Quellen von Lehmfachwerkbauten, so hat sich in situ nur ein einziges solches Wohngebäude bis in die ausgehenden
1970er Jahre erhalten. In seiner Publikation
über die Lausitzer Volksarchitektur im 20. Jh.
stellt Lotar Balke das bereits vor geraumer Zeit
abgetragene Arbeiterwohnhaus Dorfstraße 79
vor (Balke 1994, 90–93; Abb. 2–4). Hierbei
handelt es sich um ein inschriftlich auf das
Jahr 1863 datiertes eingeschossiges Fachwerkgebäude mit Kehlbalkendach und doppelt stehendem Stuhl. Die Abbildung zeigt deutlich
das Lehmfachwerk an den Außenwänden des
knapp dreizehn auf sieben Meter messenden
Hauses. Einzig das Vorgelege und eine kleinere
Wandzunge waren mit gebrannten Lehmsteinen
gemauert. Das Aufmaß zeigt das um zwei
Öfen errichtete Doppelwohnhaus als Addition
zweier Wohnungen über jeweils nahezu quadratischem Grundriss. Die Erschließung erfolgte über zwei separate Eingänge in der Gebäudemitte. Der Eingang leitete in einen
kleinen quadratischen Flur über, von dem aus
eine Tür in die Stube führte, die an beiden
Außenwänden ein Fenster besaß. Von der Stube war ein kleiner Raum abgeteilt, der gegen
die Stube jedoch nicht mit einer Wand schloss,
sondern einen großen, pfostenunterstützten
Durchgang in der Breite zweier Gefache be-
Abb. 4: Ehemaliges
Doppelwohnhaus Nr. 79
von 1863 i, Grundriss
Erdgeschoss, Zustand
1978, M. 1: 200.
saß.12 Vom Kammerraum führte eine weitere
Öffnung in einen kleinen Nebenraum.
Trotz des gut überlieferten Gebäudes bleibt
der Grundriss des Arbeiterwohnhauses für
die übrigen Hornoer Häuser ungewöhnlich,
da es bei den nachfolgend untersuchten Bauten keine Objekte gibt, die als Doppelhäuser
um eine in der Hausmitte angeordnete Feuerstelle errichtet wurden.
Balke berichtet, dass sich zum Zeitpunkt seiner Bestandsaufnahme in Horno noch weitere
solcher Bauten erhalten hätten, ohne dass diese
12 Offensichtlich kam diese Lösung häufiger vor, vgl. Deutschmann 1959, 130.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
93
Abb. 5: Zülichendorf,
Tagelöhnerhaus, Grundriss und Teillängsschnitt,
ohne Datierung,
M. 1:200.
aus heutiger Sicht noch lokalisierbar wären.13
Radig publizierte einige Jahre zuvor ein undatiertes Tagelöhnerhaus aus Zülichendorf, das
diesem Beispiel ähnelt (Abb. 5; Radig 1966, 61,
zuletzt Schnöke 2004, 303). Eines der in Horno untersuchten Gebäude (Horno 84, Abb. 6;
KVO 2004c), das im Jahr 1873 d errichtet wurde, war ursprünglich ebenfalls vollständig als
Fachwerkbau errichtet, jedoch in den vergangenen Jahrzehnten relativ stark überformt
worden. Doch vermittelt zumindest die Schauseite noch einen guten Eindruck der einstigen
Fachwerkstruktur.
Abb. 6: Wohnhaus
Nr. 84, Ansicht von Nordosten. Es war das einzige
erhaltene Wohnhaus mit
Wandabschnitten aus
Lehmfachwerk, 2004.
13 Reste ließen sich nur noch bei den Gebäuden Horno 52 und 84 nachweisen.
14 BLHA Rep. 6b Guben Nr. 868, Dismembrationen in Horno; 1838–1914, 1862: Brief
an die Administration der Hornoer Güter, Horno, 24. April 1862.
15 Die Stube zeigt noch eine firstparallel verlaufende, gestrichelte Wand; möglicher-
weise war vorgesehen, von diesen Raum eine Kammer abzutrennen.
94
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
Ein Bauantrag zum Gebäude Nr. 81
Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv ist
die Zeichnung zum Neubau eines Wohnhauses für Marie Pigola aus dem Jahr 1862 erhalten (heute Nr. 81), die Aufschluss über die
Struktur der Hornoer Fachwerkbauten gibt
(Abb. 7).14 Die Zeichnung des Brunnen- und
Zimmermeisters Albert Hohlfeld aus Forst
zeigt ein eingeschossiges Wohnstallgebäude,
bei dem der Wohnteil an der Traufseite erschlossen wurde und in einen Flur führte, von
dessen Längswänden aus eine Kammer und
eine Stube zugänglich waren.15 Dem Eingang
gegenüber lag der Durchgang zur Küche. Die
Wände sollten in Fachwerkbauweise errichtet
werden, denn die in der Zeichnung geschnittenen Stiele sind farblich von den Gefachen
abgesetzt. Der Ofen sollte ebenso in Mauerwerk ausgeführt werden wie die zum Stall
weisende Trennwand. Der an den Wohnteil
angrenzende Stall und eine weitere Kammer
sind demgegenüber wieder als Fachwerkkonstruktion zu erkennen.
Küche und Stube waren über einen in der Küche gelegenen Kamin heizbar, die Stube zeigt
dabei zusätzlich noch einen Leuchtkamin; die
Kammer wies keinen Ofen auf.
Versucht man eine zeitliche Einordnung für
den Austausch der älteren Fachwerkarchitektur gegen neuere Bauten, so kann einerseits
festgestellt werden, dass die Bauten der nicht
rezenten Architekturen insbesondere im ausgehenden 19. Jh. durch neue Bauten ersetzt
wurden. Diesen Vorgang hat man sich allerdings als langwierigen Prozess vorzustellen,
denn bis in die 1970er Jahre hinein waren solche Bauten noch vorhanden. Andererseits
bricht die Tradition des Fachwerkbaus nicht
schlagartig ab, denn es kommt, wie am Bei-
spiel des Gebäudes Horno 84 gezeigt werden
konnte, auch weiterhin zur Errichtung solcher Wohnhausbauten.
Der älteste Baubestand (1815 bis 1869)
Rudert zeigt, dass die Mehrzahl der nicht rezenten Bauten aus der Zeit um 1800 BlockFachwerkbauten mit Wohn- und Wirtschaftsfunktion waren. Dies bildet sich auch in den
frühen erhaltenen Bauten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. ab, die ebenfalls noch ‚Wohnen
und Wirtschaften unter einem Dach‘ verbanden.
Sechs Wohngebäude bilden die Gruppe des
ältesten erhaltenen Baubestands in Horno
(Abb. 8). Die Analyse ihrer Lage im Ort führt
zu zwei wichtigen Beobachtungen: Zum einen
umschreibt die Lage der Grundstücke auf denen sich diese Bauten befinden den Dorfanger
und mithin das älteste Siedlungsareal des
Ortes (siehe Abb. 4 S. 24). Zum anderen sind
die Bauten auf den Höfen der Bauern mit dem
größten Grundbesitz gelegen. So haben die
Parzellen 6, 8 und 32 jeweils zwei Hufen Land,
während die Parzellen 7, 16 und 21 über je eineinhalb Hufen verfügen (Rudert 2006, 45–48).
Der größere Teil der untersuchten Bauten
wurde nach 1851 und damit nach der beginnenden Separation der Hornoer Feldmark errichtet.16
Zum besseren Verständnis ist es an dieser Stelle
notwendig, einen Überblick über die Besitzverteilung im Ort zu geben. Von den 78 im Hypothekenbuch von 1864 genannten Hofräumen
sind 35 als Häuslerstellen anzusprechen, das
heißt, knapp die Hälfte aller erfassten Grundstücke ist ohne eigenen landwirtschaftlichen Besitz gewesen. Dies bedeutet wiederum, dass die
von den Häuslern zu bewirtschaftende Parzelle sich unmittelbar um das einzelne Gebäude herum erstreckte. Demgegenüber gibt es
acht „Großbauern“ mit je zwei Hufen landwirtschaftlich nutzbarer Fläche und immerhin zehn mit jeweils eineinhalb Hufen. Vierzehn weitere Parzellen zeigen eine Fläche
zwischen einer halben und einer Hufe (Rudert 2006, 44–51).
Da die älteste in Horno fassbare Bauphase topographisch mit den größten Hofanlagen zusammenfällt, kann davon ausgegangen werden,
dass es eben diese wirtschaftlich stärkeren Bauern waren, die ab dem beginnenden 19. Jh. damit anfingen, die älteren Fachwerkhäuser
durch die ‚moderneren‘ Backsteinarchitekturen zu ersetzen. Da sich eine verstärkte Bautä-
tigkeit um die Mitte des 19. Jhs. abzeichnet,
die sich auch in der anschließenden Bauphase
fortsetzt, kann diese Bautätigkeit als eine Folge der wirtschaftlichen Neuorganisation der
Bauernschaft angesehen werden.17
Abb. 7: „Zeichnung eines
neuzuerbauenden
Wohnhauses & Stalles für
die Marie Pigola zu
Horno“ auf dem Hofgrundstück Nr. 81 (bis
ca. 1869 Nr. 83), Grundriss und Schnitt (zugehöriger Lageplan vgl.
Abb. 8 S. 68) von 1862.
16 Zur Hornoer Separation vgl. den Beitrag Bönisch „Mittelalterliche Siedlungsstrukur“
S. 39 ff.
17 Zum wirtschaftlichen Aufschwung in Folge der Separation vgl. Rach 1974, 6.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
95
Abb. 8: Zusammenstellung der ältesten
Wohnhausgrundrisse
(1815–1869) mit Baualterskartierung, Wohnhaus Nr. 16, R. 0.01 Flur,
R. 0.02 und R. 0.03
Wohnräume (Stuben),
R. 0.04 Kammer (ehemalige Küche), R. 0.05
Kammer, R. 0.06 und
R. 0.07 Stall, Wohnhaus
Nr. 21, R. 1.0 Flur,
1.1 Stube, 1.2 Stube,
1.3 Küche, 1.4 Kammer,
1.5–1.8 Lagerraum (ehemaliger Stall), Wohnhaus
Nr. 8, R. 0.05 Küche,
R 0.08 Bad, Wohnhaus
Nr. 32, R. 1.03, R. 1.07
und R. 1.08 Wohnraum,
R. 1.06 Küche, Wohnhaus
Nr. 7, R. 0.01 Diele,
R. 0.03 Küche, ohne
Maßstab, Grundlage ist
das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im
M. 1: 50, 2005.
1815–1869
Kernbau
1815–1869
An- und Umbauten
1870–1918
1919–1945
1930er J.
nach 1945
nach 1960
96
15 m
Horno 16
Das älteste im Bestand Horno nachgewiesene
Wohngebäude ist das nachträglich im Inneren
stark veränderte Wohnstallgebäude auf der
Parzelle Horno 16 (Abb. 11; 12, KVO 2004b),
dessen Baudatum dendrochronologisch in die
Zeit nach 1818/19 d fällt. Als Bauherr dieses
Gebäudes kommen wohl der 1813 fassbare 1ÁHüfner Martin oder sein Nachfolger Mattheus
Tabor in Betracht, deren Familie das Grundstück mindestens bis zum Ersten Weltkrieg besaß (vgl. Archivalienauswertung S. 522 f. und
Chronik, 39).
Trotz der mehrfachen Veränderung gibt das
Gebäude Aufschluss über die bauzeitliche
Struktur. Der Baukörper wurde als eingeschossiges Gebäude mit Kehlbalkendach über doppelt stehendem Stuhl errichtet. Der Wohnteil
bestand dabei aus Backsteinmauerwerk und war
bereits bauzeitlich verputzt, während der Wirtschaftsteil in Sicht-Feldsteinmauerwerk aufgeführt wurde (vgl. Abb. 36). Der Dachraum
blieb unausgebaut und diente als Lagerraum.
Die seitens der Bearbeiter Alexander Krauß und
Detlef von Olk vorgenommene Rekonstruktion
des Erbauungszustands (Abb. 9; 10) zeigt einen
vierteiligen Grundriss, der drei Funktionsbereiche erkennen lässt: Zur Straße hin liegen zwei
Wohnräume, eine Stube mit einem Leuchtkamin und eine Kammer, deren Größenverhältnis etwa 1:3 entspricht. Nördlich davon schließt
sich der Wohnküchenbereich mit einer separaten Schwarzen Küche an. Die beiden übrigen
Räume bilden zwei Stallungen, von denen ein
Raum über die Küche, der andere über den
Hof zu erreichen ist.
Abb. 9: Altes Wohnhaus
Nr. 16, Grundriss Erdgeschoss, Rekonstruktion
des bauzeitlichen Zustands, 2004.
Abb. 10: Altes Wohnhaus
Nr. 16, Isometrie, Rekonstruktionsversuch des
Zustands um 1818/19,
ohne Maßstab, 2004.
Abb. 11 links: Altes
Wohnhaus Nr. 16 (1818/
19 d), Schrägansicht von
der Straße, 2004.
15 m
Abb. 12: Altes Wohnhaus
Nr. 16, Schrägansicht
vom rückwärtigen
Torhaus des Hofs, 2004.
97
Horno 21
Etwa drei Jahrzehnte später entstand nach
1849 d das Wohnstallhaus Nr. 21 (Abb. 13;
Abersfelder 2003 u. 2005). Der eingeschossige,
teilunterkellerte Mauerwerksbau zeigt in seinem Äußeren die gleiche Differenzierung wie
das zuvor beschriebene Gebäude: Der Wohnbereich ist in Backsteinmauerwerk errichtet, während für den Wirtschaftsteil Feldsteinmauerwerk verwendet wurde. Deutlicher als bei dem
Beispiel Nr. 16 tritt hier jedoch die Vierzonigkeit der Grundrissstruktur hervor (vgl. Abb. 8).
Der Straße zugewandt sind die beiden Wohnräume mit (ehemals) größerer Stube und kleiAbb. 13: Wohnhaus Nr. 21,
Hofansicht/Westansicht,
2003.
Abb.15: Wohnhaus Nr. 8,
Grundriss Erdgeschoss
mit Baualterskartierung,
R. 0.05 Küche, R. 0.08
Bad; M. 1: 200, Grundlage
ist das formgetreue digitale Aufmaß im M. 1: 50,
2002.
1863 m
1870–1918
1919–1945
nach 1945
98
15 m
nerer Kammer angeordnet, denen nach Norden hin der zum Hof orientierte Erschließungsflur und ein (vermutlicher) Küchenraum
folgte. Weiter nach Norden schließen sich zwei
bauzeitliche Räume an, deren ursprüngliche
Funktion sich jedoch nicht eindeutig bestimmen lässt. Die Bearbeiterin Klara Abersfelder
geht von Kammer oder beheizbarer Stube und
Stall bzw. einem sonstigem Wirtschaftsraum
aus. Seinen Abschluss erfährt das Gebäude dann
durch einen großen Stallraum, der durch eine
Tür mit dem südlich gelegenen (Wohn-?) Bereich verbunden ist.
Die beiden Bauten Nr. 16 und 21 zeigen vierzonige Wohnwirtschaftsbauten, die in ihrer
Abb. 14: Wohnhaus Nr. 7,
Längsschnitt; M. 1: 200,
im Original M. 1: 50, 2002.
Abb. 16: Wohnhaus Nr. 8,
Längsschnitt; M. 1: 200,
im Original M. 1: 50, 2002.
Horno 7 und 8
Zwei weitere Bauten stammen aus der zweiten
Hälfte des 19. Jhs. Eines davon ist inschriftlich
auf das Jahr 1864 i datierbar (Nr. 7; Abb. 14;
ASD 2003a), während sich das unmittelbar
benachbarte (Nr. 8; Abb. 15–17; ASD 2003b)
nur über einen stilistischen Vergleich und eine
Bewohnerauskunft in diese Zeit datieren lässt.18
Beide Bauten liegen auf der Südseite des Hornoer Dorfangers und weisen mit ihrer GiebelStruktur deutlich auf ältere Fachwerkbauten
gleichen Typs verweisen. Der Funktionstrennung von Wohnen und Stallnutzung entspricht
ein Materialwechsel innerhalb der Fassade, bei
dem der Wirtschaftsbereich immer in einem
Feldsteinverband vom Ziegelbau des Wohnbereichs abgesetzt wird. Es ist wohl nicht verkehrt,
hierin einen Reflex auf die älteren Hornoer Fachwerkbauten zu sehen, die eine Blockbauweise für
den Wohnbereich und Lehmfachwerk für den
Wirtschaftsbereich aufwiesen.
Abb. 17: Wohnhaus
Nr. 8, Ansicht von der
Straße, 2004.
18 Nach Auskunft der ehemaligen Bewohner soll das Gebäude 1863 errichtet worden
sein.
15 m
99
seite zum Anger. Gegenüber der Straße sind sie
um gut 25 m zurückgesetzt und bilden zu dieser je einen kleinen gebäudebezogenen Vorgarten aus. Ihre Erschließung erfolgt vom Hof
aus an der Traufseite etwa in der Gebäudemitte. Der Grundriss der verputzten Backsteinbauten ist jeweils dreizonig, wobei um einen
zentralen Mittelflur, in dessen Verlängerung
eine kleine Küche liegt (ihrerseits mit eigenem
Zugang vom Garten aus), je zwei Räume liegen. Straßenseitig befinden sich die Wohnräume, die ungleichmäßig in eine Stube mit zwei
Fensterachsen und eine Kammer mit einer
Fensterachse geteilt sind. Zu beiden Seiten des
Mittelflurs sind bauzeitliche Kamine erhalten.
Bei dem Gebäude Nr. 8 zeigten sich zudem
noch Reste von zwei Leuchtkaminen in Richtung der seitlichen Stuben. Somit kann bei diesen beiden Bauten davon ausgegangen werden,
dass sie nicht als Wohnstallgebäude genutzt
wurden, sondern bereits reinen Wohnzwecken
dienten. Diese Beobachtung wird ergänzt
durch die Lage der bauzeitlichen Keller, die
sich über die gesamte Gebäudelänge erstrecken
(es gibt in Horno keine unterkellerten Stallgebäude oder -bereiche) und auch durch die
Konstruktion der Stuhlwände (Abb. 22): Bei
traditionellen Wohnwirtschaftsbauten gibt es
einen signifikanten Unterschied in der Gestaltung der Stuhlwände, deren Stuhlsäulenabstände oberhalb der Wirtschaftsbereiche vergrößert werden, wahrscheinlich um eine leichter
zugängliche Lagerfläche im Dachbereich zu erzielen (z. B. Nr. 77, siehe unten).
Abb. 18: Wohnhaus
Nr. 32, Schrägansicht
von der Straße, 2004.
100
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
Horno 32
Zu dieser Bauphase gehört auch das teilunterkellerte Wohngebäude Horno Nr. 32 (Abb. 18;
Tami/Wolf 2004a), dessen dendrochronologische Dachwerksdatierung eine Errichtung nach
1864 d ergibt und somit zusammen mit den
Bauten Nr. 7 und 8 eine größere Bautätigkeit in
Horno nach der Separation belegt. Durch die
Mauerwerkstechnik im wilden Verband wird
eine bauzeitlich intendierte Verputzung des
Gebäudes wahrscheinlich, obgleich hiervon
keine Reste nachgewiesen werden konnten.
Der Grundriss des Wohngebäudes folgt in
Aufbau und Organisation denen der Gebäude
Nr. 7 und 8 und stellt ebenso ein reines Wohngebäude dar, dessen östliche Raumteilung
nachträglich verändert wurde. Leuchtkamine
haben sich nicht erhalten, aber das Vorhandensein zweier Rauchzüge deutet auch hier
auf eine Beheizbarkeit aller Wohnräume hin.
Zusammenfassung
Die hier für die älteste Bauphase benannten
Gebäude haben trotz ihrer unterschiedlichen
Entstehungszeiten mehrere Gemeinsamkeiten,
welche die Ausrichtung der Gebäude zum
Hof, ihre Lage auf dem Grundstück und die
Ausbildung von Vorgartenbereichen betreffen. Die Haupterschließung der Häuser erfolgte stets von der zum Hof gelegenen Traufseite.
Zu Beginn des letzten Drittels des 19. Jhs.
kommt es in Horno zu einer regen Bautätigkeit, die sich neben den hier untersuchten
Bauten auch für Nebengebäude belegen lässt.
Im Vergleich zu den untersuchten Bauten aus
der ersten Hälfte des 19. Jhs. fällt bei den
Wohnhäusern eine Konkretisierung des Grundrisses auf. Die 1818/19 noch vorhandenen, teilweise an das Gebäude „angehängten“ Stallbereiche, die bisweilen zu einem vierzonigen
Grundriss führten, sind – wenn überhaupt vorhanden – räumlich nicht mehr so deutlich herausgestellt. Auf der Grundlage der ausgewerteten Untersuchungen kann diese Bauphase für
Horno als eine Zeit gewertet werden, in der
das vierzonige Wohnstallhaus durch dreizonige Bauten mit primärer Wohnfunktion abgelöst wird.19
Diese Entwicklung geht einher mit einer Vergrößerung der Stallbauten, die das Ortsbild
für die nachfolgende Zeit weit stärker prägen
als die Wohnbauten.
Baubestand 1870 bis 1918
Der Baubestand aus der Zeit zwischen 1870–
1918 macht mit 21 Objekten die größte Gruppe der untersuchten Wohngebäude aus (Abb.
26). Lässt sich für die ältere Bauphase eine Zugehörigkeit der Bauten zu den traditionellen
Großhöfen eindeutig belegen, so beginnt sich
das Bild seit der Zeit ab 1870 zu differenzieren. Neun Gebäude entstehen außerhalb des
historischen Siedlungsverbands, also außerhalb des Dorfangers, der über Jahrhunderte
den Siedlungskern Hornos gebildet hatte.20
Man muss dies wohl als einen Hinweis auf
eine stärkere Aufsiedlung des Orts in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. werten, obwohl die
Quellen zu der jeweiligen Bauherrenschaft keine Angaben machen. Die Separationskarte von
1851 zeigt in geringen Ansätzen bereits beginnende Parzellierungen vor allem im Nordosten
des Dorfes (vgl. Abb. 4 S. 24) und damit einen
– wenn auch vorerst nur im Ansatz bestehenden – geplanten Ortsausbau seit der Mitte des
19. Jhs.21
Die übrigen Bauten verteilen sich über die alten Grundstücke wie folgt: Auf den Ein- bis
Zweihüfner-Stellen werden insgesamt vier
Bauten errichtet (15; 19; 38; 43), fünf Bauten
entstehen auf Parzellen, die noch Mitte des 19.
Jhs. als Häusler- bzw. Büdner-Stellen geführt
wurden (20; 45; 46; 57; 60).22 Hiermit wird für
den Ort deutlich eine gesellschaftliche Differenzierung in der Bauherrenschaft fassbar: Der
Ausbau von Horno ist nicht mehr nur Aufgabe der ‚Großbauern‘, vielmehr treten die Besitzer der kleineren Parzellen nunmehr deutlich
als Träger der Architektur in Erscheinung.
Dabei entsteht kein Gebäude nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs.
Es konnten bis auf drei Objekte alle Baudaten
über dendrochronologische Untersuchungen
oder Bauinschriften jahrgenau ermittelt werden.23 Hierbei verteilt sich die Bautätigkeit
mit etwas mehr als der Hälfte der Bauten (elf)
in die beiden Jahrzehnte zwischen 1880 und
1900, während in dem Jahrzehnt davor und
danach nur je drei Bauten errichtet werden.
Dies dürfte auf der einen Seite eine unmittelbare Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs
des beginnenden Kaiserreichs sein. Auf der
anderen Seite ist es aber auch Abbild einer zunehmenden Industrialisierung in der Landwirtschaft und damit der immer stärker werdenden
Differenzierung der dörflichen Gesellschaft, die
neben dem klassischen Bauerntum auch eine
zunehmende Nebenerwerbslandwirtschaft der-
jenigen hervorbrachte, die auf den Parzellen
wohnen, ihren Gelderwerb aber nicht primär im
landwirtschaftlichen Sektor haben.
Das letzte Gebäude dieser Phase wurde 1911
errichtet. Gleichzeitig belegen die in der Hornoer Kirche verwahrten sog. ‚Erinnerungskissen‘, mit denen der Gefallenen des Kriegs von
1914–1918 gedacht wird, eine hohe Gefallenenquote im Ersten Weltkrieg (16 gefallene
Hornoer Bürger), mithin das Wegbrechen der
Bauherren aus gleich zwei Generationen.24
Hieraus wird unter anderem erklärbar, warum
keins der Häuser nach 1911 entstand.
Die zwischen 1870 und 1918 entstandenen
Bauten werden fast vollständig als reine Wohnbauten (17) errichtet. Die Gruppe der WohnWirtschaftsbauten umfasst nur vier Gebäude,
von denen aber auch nur drei als Wohnstallhäuser zu nennen wären; ein Gebäude schließlich
integriert in einem kleinen Bereich des Hauses
einen Stall.25
So überwiegend die Wohnnutzung in dieser
Bauphase auch ist, in der Ausbildung der
Grundrisse gibt es gravierende Unterschiede.
Die Darstellung des Bestands gibt zuerst einen
Überblick über die Wohnbauten, denen die
Wohnwirtschaftsbauten nachgeordnet sind.
Bei einem Gebäude wird überdies einmal die
gesamte bauliche Entwicklung von der Erbauungszeit bis zum Abriss dargestellt, um
diese ansonsten hier unterrepräsentierten Veränderungen im Lauf der Jahrzehnte zumindest ansatzweise zu streifen. Die Beschreibung
der Bauphase schließt mit den für Horno zu
benennenden Sonderfällen der Architekturentwicklung im Ort. Die nachfolgenden Gebäudebeschreibungen konzentrieren sich auf eine
Auswahl von besonders gut erhaltenen oder
aber besonders aussagekräftigen Gebäuden,
die stellvertretend für die übrigen Bauwerke
vorgestellt werden.
Abb. 19a (folgende Seite):
Zusammenstellung der
Wohnhausgrundrisse der
Bauphase 1870–1918 mit
Baualterskartierung:
Wohnhaus Nr. 15a, R.
1.02 Diele, 1.03, 1.04 und
1.06 Wohnräume, 1.05
Küche, R. 1.08 und 1.09
Bad, Wohnhaus Nr. 46, R.
0.01 Flur, R. 0.02 Küche,
R. 0.03 und 0.07 Wohnräume, altes Wohnhaus
Nr. 38, R. 0.01 Stube,
Wohnhaus Nr. 57, R. 0.01
Flur (ehemalige Küche
mit Kellerabgang),
R. 0.02, R. 0.03 und
R. 0.05 Stube, R. 0.04
Wohnraum (ehemalige
Diele), R. 0.06 Küche
(ehemalige Kammer),
R. 0.07 Kammer, Wohnhaus Nr. 84, R. 0.01 Diele,
R. 0.02, R 0.03 Wohnräume (Stuben), R 0.04
Küche, R. 0.05 Bad (ehemalige Kammer), R. 0.06
Wohnraum, Wohnhaus
Nr. 43, R. 0.02 und
R. 0.06 Flur, R. 0.03
Küche, R. 0.05, R. 0.07
und R0.08 Wohnräume,
altes Wohnhaus Nr. 12,
R. 0.01 und 0.02, Wohnräume (Stuben), R. 0.03
Küche, R. 0.04 Diele, R.
0.05 und 0.06 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 87,
R. 0.01 Flur, R. 0.02 und
R. 0.03 später hinzugefügter Wohnräume,
R. 0.04 Küche, R. 0.05
und R. 0.06 Wohnraum;
M.1: 200, Grundlage ist
das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im
M. 1: 50, 2005.
19 Vgl. auch Balke, der die primäre Wohnnutzung der dreizonigen Gebäude als ein
20
21
22
23
24
25
Charakteristikum gerade der Wohnhäuser der Großbauern in der Region benennt,
während die kleineren Bauern häufig noch einen Bereich des Hauses als Stall weiternutzten (Balke 1994, 95–97).
Dies sind die Gebäude 57, 69a, 74, Wohnstallhaus 77, 87, 88, 84, 94 und 102.
Gutachten zu den Geb. 87 und 88 (ASD 2003 e und ASD 2003 f).
Das Gebäude 23 steht auf einer Zweidrittelhufenstelle, Nr. 69 kann nicht zugeordnet werden, da Rudert hierzu keine Aussage macht.
Zur Sicherheit dendrochronologischer Datierungen vgl. zuletzt Schöfbeck 2005,
297–363.
Vgl. Inventar im Raumbuch zur Hornoer Dorfkirche, ASD 2004 e.
Es handelt sich hierbei um die Gebäude 19, 60, 77 (Wohnstallbauten) und 20c
(Gebäude mit integriertem Stall).
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
101
1870–1918
Kernbau
1870–1918
An- und Umbauten
1919-1945
1930er J.
nach 1945
nach 1960
102
15 m
1870–1918
Kernbau
1870–1918
An- und Umbauten
1919-1945
um 1937
nach 1945
nach 1960
Abb. 19 b: Zusammenstellung der Grundrisse
der Wohnbauten der
Bauphase 1870–1918 mit
Baualterskartierung:
Wohnhaus Nr. 88, R. 0.02
Diele (ehemalige Küche),
R. 0.03 und R. 0.04
Wohnräume (Stuben),
R. 0.05 Küche (ehemalige
Diele), R. 0.06 und R. 0.07
später angebaute Wohnräume, Wohnhaus Nr. 74,
R. 1.01 Windfang, R. 1.02
Diele (ehemalige Küche),
R. 1.03 Bad, R. 1.04
Küche, 1.05, 1.06, 1.07
und 1.08 Wohnräume,
altes Wohnhaus Nr. 19,
R. 0.01 und 0.02 Kammer,
R. 0.03 Küche, R. 0.04
und 0.05 Wohnräume
(Stuben), R. 0.06 Diele,
R. 0.07 Kammer, R. 0.08
und 0.09 Lager (ehemaliger Stall), Wohnhaus
Nr. 94, R. 0.01 Küche,
R. 0.05 und 0.06 Wohnräume (Stuben), R. 0.04
Diele, R. 0.02 und 0.03
angebaute Wohnräume,
Wohnhaus Nr. 45, R. 1.0
Diele, 1.2und 1.3 Wohnräume, 1.3 Küche, 1.4
Wohnraum 1.5 Flur, Wohnhaus Nr. 95, R. 1.02 Diele
(ehemalige Küche), R. 1.04
und 1.05 Wohnräume,
R. 1.06 Küche (ehemalige
Diele), R. 1.07 und 1.08
Wohnräume, Wohnhaus
Nr. 23, R. 0.01 Flur (ehemalige Küche), R. 0.04
Küche (ehemaliger Flur),
R. 0.02, R. 0.03, R. 0.05
und R 0.06 Wohnräume;
M.1: 200, Grundlage ist
das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im
M. 1: 50, 2005.
15 m
103
Abb. 19c: Zusammenstellung der Grundrisse
der Wohnbauten der
Bauphase 1870–1918 mit
Baualterskartierung:
Wohnhaus Nr. 20c, R. 0.01
Kammer, R. 0.02 Küche,
R. 0.03 und 0.04 Wohnräume (Stuben), R. 0.05
Diele, R. 0.06 Stall, Wohnhaus Nr. 69a, R. 1.01 Diele,
R. 1.02 und 1.03 Wohnräume, R. 1.04 Küche,
R. 1.05 und 1.06 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 60,
R. 0.01 Diele, R. 0.02 und
0.03 Wohnräume
(Stuben), R. 0.04 Küche,
R. 0.05 bis 0.07 Kammern,
R. 0.08 Lager (ehemaliger
Stall), R. 0.09 bis 0.11
Ställe, Wohnhaus Nr. 96,
R. 1.02 Bad, R. 1.05
Küche, R. 1.04, R. 1.07 bis
R. 1.10 Wohnraum, Wohnhaus Nr. 71, R. 0.01
Kammer, R. 0.02 ehem.
Küche, R. 0.03 und 0.04
Wohnräume (Stuben),
R. 0.05 Diele, R. 0.06
Küche (ehemaliger Stall),
altes Wohnhaus Nr. 77,
R. 0.01 Diele, R. 0.02 und
0.03 Wohnräume
(Stuben), R. 0.04 Küche,
R. 0.05 Wohnraum (ehemaliger Stall), R. 0.06
Stall, Wohnhaus Nr. 102,
R. 1.01, 1.03, 1.04, 10.6
Wohnräume, R. 1.02
Küche (ehemalige Diele),
R. 1.05 Diele (ehemalige
Küche); M.1: 200, Grundlage ist das jeweilige
Bauaufmaß im M. 1: 50
(Nr. 102 1: 100), 2005.
1815–1869
1870–1918
Kernbau
1870–1918
An- und Umbauten
1919–1945
nach 1945
nach 1960
104
Reine Wohnbauten
Die größte Gruppe (zwölf Bauten) stellen eingeschossige, quererschlossene Wohnbauten dar,
die während der gesamten Epoche vorkommen
und nicht auf besondere Zeitabschnitte beschränkt bleiben. So konnten solche Grundrisse
sowohl für 1870 d als auch für 1911 i nachgewiesen werden.
1881d
1919–1945
Abb. 20: Altes Wohnhaus
Nr. 12, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 0.04 Flur
mit ehem. Zugang aus
ehem. Hof, R. 0.03 ehem.
Küche mit seitlichen
Herd- und Heizstellen,
R. 0.01 Stube; M. 1: 200,
Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß
im M. 1: 50, 2004.
Abb. 21 (links): Altes
Wohnhaus Nr. 12, ehemalige Herdstelle in der
Küche mit rot markierter
Lage des Vorgeleges,
2004.
Abb. 22 (rechts): Altes
Wohnhaus Nr. 12, zugesetzter Leuchtkamin im
Wohnraum 0.05, 2004.
15 m
105
Horno 12
Abb.23: Wohnhaus Nr. 6,
Reste der bauzeitlichen
Schornsteinanlage mit
drei Zügen, 2004.
Abb. 24: Wohnhaus Nr. 6,
Querschnitt durch Haus
und Kamin; M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2004.
Abb. 25: Kaisermühl, Lkr.
Oder-Spree, Hof Zachert;
Grundriss Erdgeschoss
und Längsschnitt durch
Gebäude und Kamin;
M. 1: 200, 1967.
106
Das 1881 d errichtete Gebäude Nr. 12 (IAB
2004a) liegt auf einem Grundstück, das sich
seit der Mitte des 19. Jhs. im Besitz der Familie Happatz befindet und das mit 1Á Hufen
Land ausgestattet ist. In der Errichtungszeit
besitzt es Christian Happatz, der somit als
Bauherr des Gebäudes in Frage kommt.
Das eingeschossige, zur Straße jetzt giebelständige Gebäude gehörte bauzeitlich zu einer
anderen Hofsituation. Wie auf der Separationskarte (vgl. Abb. 4 S. 24) nachzuvollziehen
ist, lag der alte Hof weiter westlich. Das Wohngebäude ist daher zum älteren Hof orientiert.
Es steht auf einem Keller, der sich auf der Westseite – der alten Hofseite – über fast die gesamte
Länge des Gebäudes erstreckt. Das leicht erhöhte Erdgeschoss wird durch eine ebenfalls an
der Westseite gelegene Eingangstür erschlossen, die in einen Flur und von dort aus weiter
in eine Küche führt, zu deren beiden Seiten je
zwei annähernd gleich große Wohnräume liegen
(Abb. 20).
Das Augenmerk soll auf drei wichtige Befunde gelegt werden, die hier stellvertretend für
die übrigen Bauten hervorzuheben sind: die
Heizsituation der straßenseitigen Stuben, die
Reste des ehemaligen Vorgeleges in der Küche
und einen Leuchtkamin.
Heizsituation der Stuben
In seltener Deutlichkeit liegt hier ein häufig in
Horno anzutreffender Befund vor, der erkennen lässt, dass die beiden straßenseitigen Stuben ehemals durch einen Ofen beheizt wurden. Die Zwischenwand wies zu diesem Zweck
eine Aussparung auf, die hier durch einen Eisenträger überfangen wurde. Der Ofen, über dessen ursprüngliche Erscheinung uns nichts überliefert ist, erstreckte sich über beide Räume und
war von der Küche aus beheizbar. Nach der
Aufgabe des ehemaligen Ofens wurde die
Wandöffnung zuerst als Nische geschlossen und
dann noch später wandbündig vermauert.
In der Küche haben sich die Reste eines Vorgeleges erhalten, das sich in Spuren an der Wand
und im Fußboden abbildet (Abb. 21). Zu diesem gehört auch ein Leuchtkamin in einer der
rückwärtigen Stuben (Abb. 22). Dieser in der
Wand gelegene Ofen zeigt unterhalb der Feueröffnung eine weitere Nische, die zur Holzlagerung gedient haben dürfte, und ein ehemaliges
Gesims als oberen Abschluss. In der Küche kamen oberhalb des Vorgeleges die unterschied-
15 m
lichen Rauchzüge zusammen und mussten
durch den Dachraum geführt werden. Wie dies
geschah, kann am Beispiel des Schornsteins
von Gebäude Nr. 6 (KVO 2004a) verdeutlicht
werden (Abb. 23; 24). Die bauzeitlichen Rauchzüge oberhalb der Küchen muss man sich als
mächtige Einbauten in die Dächer vorstellen,
wie sie auch an anderer Stelle verbürgt sind
(Abb. 25).
Abb. 26: Wohnhaus
Nr. 23, Grundrisse Erdund Dachgeschoss mit
Baualterskartierung,
R. 0.01 Flur ehem. Küche,
R. 0.04 Küche ehem. Flur,
R. 0.02, R. 0.03, R. 0.05
und R. 0.06 Wohnraum;
M. 1: 200, Grundlage ist
das formgetreue digitale
Aufmaß im M. 1: 50,
2003.
Horno 23
1895 d
Das Grundstück der Hofanlage Nr. 23 (ASD
2004 b) liegt auf der Nordseite des Hornoer
Angers nordöstlich der Kirche auf einer schmalen Parzelle. Es wird im Folgenden auch auf die
Gesamtbaugeschichte des Hauses eingegangen, um zu zeigen, wie sich die Bedürfnisse an
ein Gebäude im Lauf seiner Geschichte verändert haben.
Nach 1895 d wird das Wohnhaus in seinen heutigen Dimensionen als teilunterkellertes Gebäude errichtet (Abb. 27). Die Einheitlichkeit
der Bauphase ist sowohl aus der Verwendung
gleichartiger Baumaterialien als auch aus dem
einheitlich abgebundenen Dachwerk erkennbar.
Die Räume 0.03, 0.05 und 0.06 sind dabei seit
der Erbauung in ihrer Lage und Größe unverändert, jedoch war der übrige Grundriss anders
zugeschnitten (Abb. 26). Die Wand zwischen
Raum 0.01 und 0.02 (0.01b) lag ursprünglich
weiter im Osten, was sich anhand einiger Befunde belegen lässt. So ist eine vor die Wand 0.02d
gesetzte Vorsatzschale aus unterschiedlichen
Backsteinen erkennbar; ein weiterer Befund
zeigt in der Wand 0.02c ein Backsteinmauerwerk, das in jeder zweiten Steinlage abgeschlagene Binder aufweist und damit den Standort
einer ehemaligen Backsteinwand bezeichnet
(Abb. 28). Die ehemalige Wand 0.02a befand
sich weiter im Süden in der Ebene der nördlichen Außenwand (0.06 und 0.01a). Auch die
Wand 0.02b zeigt ein abgearbeitetes Mauerwerk
in der Breite der ehemaligen Außenwand.
Die Räume 0.01 und 0.04 waren ursprünglich
anders geteilt. Der Raum 0.04 war wesentlich
kleiner und besaß eine Trennwand zum Raum
0.01 an der südlichen Ecke des Schornsteins in
der Wand 0.04d. Dieser Raum diente ehemals
der Erschließung des Gebäudes von der Straße
aus, da sich an der Stelle des Fensters eine ursprünglich etwas breitere Türöffnung befunden hat, die später verschmälert und mit einem
Fenster geschlossen wurde. Von diesem Raum
gab es zwei Türen, die in die Räume 0.03 und
0.05 überleiteten, aber weiter im Süden lagen.
1933 a
1950er Jahre
1965
Abb. 27: Wohnhaus
Nr. 23, Schrägansicht von
Südosten, 2004.
Abb. 28: Wohnhaus
Nr. 23, Wohnraum 0.02,
Wand c. Abgeschlagene
Binder markieren die
Lage einer ehemaligen
Wand, 2004.
15 m
107
Abb. 29: Wohnstallhaus
Nr. 77, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung; M. 1: 200,
Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß
im M. 1: 50, 2004.
1905 d
nach 1945
1965
Abb. 30: Wohnstallhaus
Nr. 77, Längsschnitt;
M. 1: 200, im Original
M. 1:100, 2004.
Abb. 31: Wohnstallhaus
Nr. 77, Schrägansicht von
Süden, 2004.
Abb. 32: Wohnstallhaus
Nr. 77, Schrägansicht von
Norden, 2004.
108
Im Raum 0.01, der heute der Erschließung des
Gebäudes von der Hofseite dient, befand sich
ursprünglich keine Treppe, sondern die Küche; von hier aus führte eine Tür in den Hof.
Der Keller wurde in Backsteinmauerwerk über
einem Feldsteinsockel unter dem westlichen
Gebäudebereich errichtet und mit flachen Preußischen Kappen gewölbt. Die Erschließung
des Kellers erfolgte sowohl vom Hof aus als
auch über einen Kellerabgang aus dem Raum
0.01, der sich dort im Bereich der Ecke der
Wände b und c befand.
Der Dachstuhl ist von Westen nach Osten
ohne Brüche mit Abbundzeichen versehen,
die auf eine einheitliche Errichtung des Dachstuhls ohne Gebäudeerweiterungen hindeuten. Der Dachstuhl wird in 13 Sparrenpaaren
als Kehlbalkendach mit zweifach stehendem
Stuhl errichtet und ist einheitlich abgebunden.
An den Sparren und Kehlbalken sind die Abbundzeichen einheitlich auf der Westseite angebracht und von Westen nach Osten in aufsteigender Zählung nummeriert. An einigen
Sparren gibt es zusätzlich zu den Abbundzeichen an der Westseite weitere an der Ostseite.
Diese Beobachtung unterstreicht nachhaltig
die Annahme, bei einigen der Hölzer von
zweitverwendeten Bauteilen auszugehen.
In der Zeit zwischen 1933 und 1945 wird der
Wohnraum 0.02 nach Norden erweitert. Im
Jahr 1933 wird ein Bau an die Nordostseite
des Wohngebäudes gestellt, der eine Lücke
zwischen dem Wohnhaus und dem weiter im
Norden gelegenen Stall schließt. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme kommt es
zur Wegnahme der bauzeitlichen Außenwand, an deren Stelle ein Unterzug eingebaut
wird.
Nach 1945 werden am Gebäude entstandene
Kriegsschäden beseitigt, von denen die Erneuerung der Dachhaut und die Wiederherstellung von Wohnraumdecken hervorzuheben sind.
1954 kommt es zur Neuaufteilung der Räume.
So wird die Wand zwischen den Räumen 0.01
und 0.02 versetzt. Auch verlegte man die ehemalige Wand zwischen den Räumen 0.01 und
0.04 um einen knappen Meter nach Norden
und setzte den Kellerabgang in Raum 0.01 zu.
Mit diesen Maßnahmen gehen Verschiebungen der Raumnutzungen einher. Die Küche in
Raum 0.01 wurde aufgegeben und in den
Raum 0.04 verlegt, der seit diesem Zeitpunkt
auch keine Anbindung nach außen mehr besaß, da die Tür in der Wand c zugesetzt und
15 m
durch ein Fenster ersetzt wurde. Um die Nutzung des Raums als Küche zu gewährleisten,
schloss man die Türöffnung zum Raum 0.05,
damit ein schornsteinnaher Ofenstandort ermöglicht wurde und versetzte gleichzeitig die
Tür zum Raum 0.03 nach Norden.
Aus dem Jahr 1965 stammt der Windfang nördlich des Raums 0.01; 1994 kommt es zur Neueindeckung des Dachs.
Die Wohnwirtschaftsbauten zwischen
1870 und 1918
Horno 77
Das teilunterkellerte Wohnwirtschaftsgebäude
(Abb. 29–32; ASD 2004c) entstand auf einer in
der zweiten Hälfte des 19. Jhs. als Häuslerstelle
geführten Parzelle. Der Grundriss des nach
1905 d errichteten Gebäudes zeigt ebenfalls einen dreizonigen Grundriss. Zur Straße hin befinden sich zwei annähernd gleich große Wohnräume, an die sich der Erschließungsflur und
eine Küche anschließen. Das dritte Raumkompartiment nimmt dann zwei Stallräume auf, die
voneinander durch eine geschlossene firstparallele Wand getrennt sind. Die Erschließung des
Wohnteils und eines Stallraums erfolgt von der
hofseitig gelegenen Traufseite, der zweite Stall
wird von der nördlichen Giebelseite aus erschlossen. Das unausgebaute Dach zeigt über
dem Wohnteil Vollgespärre in relativ regelmäßiger Reihenfolge. Oberhalb des Stallteils wird
der Raum jedoch weitgehend von Stützen freigehalten, die Rähme laufen, nur durch Kopfbänder unterstützt, über einige Meter frei durch
den Dachraum (Abb. 40), so dass eine Lagerfläche entsteht, die vom nördlichen Giebeldreieck
aus durch eine Luke bedient werden kann. Im
Vergleich zu den übrigen Wohnbauten dieser
Phase stellt das Wohnstallhaus 77 den späten
Typ eines Gebäudes dar, der ‚Wohnen und
Wirtschaften unter einem Dach‘ verband.
Horno 19
Bei den Wohnwirtschaftsbauten gibt es darüber hinaus auch solche mit einem vier- oder
fünfzonigen Aufbau, der sich aus einem stark
vergrößerten Wirtschaftsbereich erklärt. So
zeigt das dendrochronologisch auf das Jahr 1892
datierte Wohnstallhaus Nr. 19 (KVO 2003a)
grundsätzlich einen dreizonigen Aufbau des
Wohnbereichs, dem dann zwei große Stallräume
angegliedert wurden (Abb. 33 a/b). Die aus der
vorigen Bauphase bekannte Differenzierung in
Backsteinmauerwerk für den Wohnteil und
Mischmauerwerk (Back- und Feldsteine) für
den Wirtschaftsteil gelangte auch bei diesem
Gebäude zur Anwendung (Abb. 34). Dem entspricht die Gestaltung der Stuhlwand im Dachgeschoss, die über dem Wohnteil enger gestellte
Pfosten und Diagonalstreben aufweist, während
der Dachbereich über dem Wirtschaftsteil größere Pfostenabstände zeigt und als Lagerraum
gedient hat (Abb. 36).
Abb. 33a/b: Altes Wohnhaus Nr. 19, Baualtersplan
Erdgeschoss (R. 0.03
Küche, R. 0.04, R. 0.05
und R. 0.07 Wohnraum,
R. 0.06 Flur, R. 0.08 und
R. 0.09 Lagerräume;
M. 1: 200, im Original
M. 1: 50, 2003) und
Rekonstruktionsversuch
(R. 0.01 zusammen mit
R. 0.02 eine Kammer,
R. 0.03 Kammer mit
Kellerabgang, R. 0.041
und R. 0.042 zwei
Kammern, R. 0.05 Stube,
R. 0.06 Flur, R. 0.07
Backstube/Küche,
R. 0.081 und R. 0.082
Lagerräume, R. 0.09
Schweinestall; M. 1: 200,
Grundlage ist das formgetreue Handaufmaß im
M. 1: 50, 2003.
1892 d
vor 1914
um 1937
1960er Jahre
15 m
109
Abb. 34 links: Altes
Wohnhaus Nr. 19,
Westansicht/Hofansicht,
2003.
Abb. 35: Altes Wohnhaus
Nr. 19, Ostansicht, 2003.
Abb. 36: Wohnstallhaus
Nr. 19, Längsschnitt
durch den First, Blick
nach Osten; M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2003.
Sonderfall – Die Hornoer
Kleinstwohnhäuser 87, 88, 94 und 96
Zu der Gruppe der Wohnbauten dieser Bauphase gehören vier Wohngebäude (Nr. 87; 88;
94: ASD 2003 e, f, g, Nr. 96: Messbildstelle 2003),
die in ihrer Struktur stark von den übrigen abweichen (Abb. 37). Sie wurden jeweils als älterer Kernbau errichtet, dem dann mit einigem
zeitlichen Abstand ein Erweiterungsbau angegliedert wurde. Hierbei handelt es sich um
Objekte, die sämtlich außerhalb des historischen Angers liegen und auf vergleichsweise
kleinen Grundstücksparzellen stehen. Durch
dendrochronologische Datierungen konnten
als Errichtungszeiträume die Jahre zwischen
1882 und 1902 ermittelt werden (Abb. 37). In
dem Plan von 1851 (vgl. Abb. 4 S. 24) ist an ihren Stellen noch keine ältere Bebauung erkennbar, eine Flächenparzellierung jedoch bereits
teilweise vorhanden.26
Worin liegen die strukturellen Gemeinsamkeiten dieser Bauten?
Die in Ziegelbauweise errichteten, ehemals
verputzten und zu Straße wie Hof traufseitig
stehenden Wohngebäude haben in Abweichung von allen anderen Bauten einen nahezu
quadratischen Grundriss und weisen im Erdgeschoss vier Räume auf; die Dachgeschosse
sind bis zum Abriss 2004 nicht ausgebaut gewesen. Neben einem Erschließungsflur, der
den Hauseingang aufnimmt und in die Küche
überleitet, sind ein Wohnraum und eine Kammer vorhanden. Die Grundrissorganisation
der Häuser belegt eine ausschließliche Wohnfunktion (Abb. 38).
Vergleicht man die Häuser mit den übrigen
Wohnbauten im Ort, so können sie als die Minimalform eines Wohnhauses angesehen werden.
Zu keinem Zeitpunkt seit dem 19. Jh. gab es in
Horno kleinere Nur-Wohn-Einheiten. Offensichtlich handelt es sich um Bauten einer wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungsgruppe
(vgl. Rach 1974, 30), die uns archivalisch aber
nicht entgegentritt.
Wirtschaftlich dürften sie etwa der Gruppe
der Häusler im Ort gleichgestellt gewesen
sein. Darüber hinaus zeigen die Nebengebäude deutlich, dass ihre Bewohner zumindest
teilweise auch einer Nebenerwerbslandwirtschaft nachgingen (Abb. 39).27
26 So für die Grundstücke 87 und 88; die Parzellen der Bauten 94 und 96 sind in diesem
Plan nicht dargestellt.
27 Hierfür spricht auch das Vorhandensein zumindest eines kleinen Wirtschaftshofs.
110
15 m
Eine Veränderung erfuhren die Bauten mit einem Abstand von etwa 15 bis 20 Jahren. Die
Wohngebäude wurden um jeweils zwei an der
Küchen- und Flurseite angrenzende Wohnräume erweitert, wobei das nachträglich errichtete Mauerwerk immer stumpf an das ältere Gebäude herangeführt wurde. Bei den
Gebäuden 87, 88 und 94 konnte an den jeweiligen Baufugen auch ein ehemaliger Außenputz der Kernbauten nachgewiesen werden.
Alle Bauten zeigen dabei an den zur späteren
Erweiterung gelegenen Seiten eine dünnere
Außenwandstärke, die eine bereits zur Errichtung des Hauses beabsichtigte Vergrößerung der Gebäude belegt.
scheinung: Bei den Gebäuden Nr. 88 und 94
wird die Errichtung eines eigenen Dachstuhls
erkennbar, der zwischen zwei eigenen Stuhlsäulen steht (Abb. 40). Bei Gebäude 87 und 96
hingegen wird die Stuhlsäule des Bestanddachs mitgenutzt und das Stuhlrähm dann
stützenfrei bis an die Stuhlsäule der Außenwand geführt (Abb. 41; 42).
Abb. 37: Zusammenstellung der Wohnhausgrundrisse Nr. 87–94 der
Bauphase 1870–1918, mit
Baualterskartierung;
M. 1: 200, Grundlage ist
das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im
M. 1: 50, 2005.
1870 –1918
Kernbau
1870 –1918
Anbauten
1919 –1945
nach 1945
Den Erdgeschossbefunden entspricht in allen
Fällen auch die Befundlage in den Dächern,
deren Konstruktion, sämtlich Kehlbalkendächer, fortgeführt wurde. So nimmt es denn
auch nicht Wunder, dass die Abbundzeichen
immer zwei unabhängige Systeme aufweisen,
eines zum Kernbau, eines zur Erweiterung gehörend (Abb. 40). Bei der Frage nach der Ausbildung dieser Übergänge im Dachbereich
treten zwei unterschiedliche Techniken in Er-
Abb. 38: Wohnhaus
Nr. 87, Grundriss der
ersten Bauphase, 2005;
eine Durchfensterung
der Westfassade konnte
nicht nachgewiesen
werden.
15 m
111
Abb. 39: Lageplan des
Hofs Nr. 87; M. 1:1000,
Grundlage ASD 2003g,
2005.
Abb. 40: Wohnhaus
Nr. 94, Längsschnitt;
M. 1: 200, im Original
M. 1: 50, 2003.
Abb. 41: Wohnhaus Nr. 87,
Längsschnitt; M. 1: 200,
im Original M. 1: 50, 2003.
Abb. 42: Wohnhaus Nr. 87,
Grundriss Dachgeschoss;
M. 1: 200, im Original
M. 1: 50, 2003.
112
Mit der Erweiterung der Häuser schließen die
Bauten, von der Grundrisstypologie her gesehen, zu den übrigen Bauten der Bauphase
auf. Sie präsentieren sich nun als dreizonige
quererschlossene Gebäude, wie sie auch innerhalb des Ortskerns anzutreffen sind. Spätestens mit der Erweiterung waren die Besitzer
augenscheinlich daran interessiert, den Unterschied zwischen ihrer wirtschaftlich schwächeren Herkunft und dem ortsüblichen Erscheinungsbild der Bauten zumindest gestalterisch
zu überbrücken.
In allen vier Fällen erhält der Außenbau nach
Abschluss der Gebäudeerweiterung eine vereinheitlichende Putzfassade (Abb. 43), die sich
in ihrer Gestaltung am zeitgenössischen Formenvokabular kleinstädtisch geprägter Architektur orientiert, das auch in der Region häufig
anzutreffen ist. Interessanterweise wurde bei
der Vereinheitlichung der Fassaden offenbar
der Versuch unternommen, die Erweiterung
des Hauses möglichst zu kaschieren. Das Beispiel Nr. 88 (Abb. 44) zeigt Fenster, die im Erweiterungsbereich nur bei Nahsicht und nur
in Details von den älteren Fenstern abweichen. Die Fenster werden sowohl im alten wie
auch im neuen Gebäudeteil durch eine gemeinsame Sohlbank zusammengefasst und im
gleichen Abstand von den Gebäudekanten
platziert. Erst bei genauerer Analyse werden
auch kleinere „Unstimmigkeiten“ im Fassadenaufbau ersichtlich. So liegt beispielsweise
die mittlere Fensteröffnung nicht in der Mittelachse, sondern ist um rund 40 cm aus dieser verschoben. Auch steht der ältere Bereich auf einem Feldsteinsockel, während der jüngere über
einem Sockel aus Backsteinen errichtet wurde.
Vor dem Hintergrund der großen Gemeinsamkeiten und ihrer einheitlichen Errichtungsphase sowie ihrer gemeinsamen funktions- und baugeschichtlichen Entwicklung
scheint es unseres Erachtens sinnvoll, diese
Bauten als einen zumindest für Horno neuen
und ungewöhnlichen Gebäudetyp zu beschreiben. Die Kernbauten zeigen dabei ein
eingeschossiges, zweizoniges, quererschlossenes Gebäude, das zeitgleich zu den größeren
Gebäuden des dreizonigen Typs entsteht und
gleichberechtigt neben diesen in Horno vorhanden ist. Mit diesen Bauten wird nach der
Erweiterung der Typus des zu Wohnzwecken
modernisierten dreizonigen Wohnstallhauses
nachgeahmt bzw. derjenige des dreizonigen
Wohnhauses bedient, ohne aber selbst ein solcher zu sein. Im Ergebnis entsteht mit diesen
Gebäuden eine Architektur, die ihre eigene
15 m
Genese im letztendlichen Erscheinungsbild
vollkommen unterdrückt und sich ‚geschlossen‘ im Sinn von ‚Immer-Dagewesen‘ präsentiert.
Hierzu passt die Färbung bzw. Fassung der
Putze in Anlehnung an die in den 1910/20er
Jahren neugefassten Bauten der Großhöfe,
zumeist in einem hellgrünen Farbton.
Der Gebäudetypus ist unserer Erkenntnis nach
in der bisherigen Forschung noch nicht systematisch wissenschaftlich untersucht worden.
Einzig bei Rach findet sich ein weiteres Gebäude aus dem Kreis Schönebeck (Abb. 45),
das im Jahr 1901 in der gleichen Form wie die
Gebäude der hier untersuchten Gruppe durch
den Berginvaliden A. Apitz erbaut wurde. In
den Folgejahren wechselte das Haus mehrfach
seinen Besitzer, bis ein Handwerker es 1921
erwarb. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Gebäude dann um eine weitere Raumschicht erweitert und zeigt mithin eine gut mit den
Hornoer Wohnhäusern vergleichbare Bauund Nutzungsgeschichte (Rach 1974, 85 Fig.
20; 108).
Seine Bedeutung bekommt der Gebäudetypus
jedoch hinsichtlich seiner zeitlichen und räumlichen Stellung im Ort. Es hat den Anschein,
als ob ein Bautyp in Horno existiert, der von
der Größe und seiner Ausstattung her „unterhalb“ der Standardwohnform des dreizonigen
quererschlossenen Wohnhauses angesiedelt ist.
Abb. 43: Wohnhaus
Nr. 88, Ansicht der Südostfassade, 2002.
Abb. 44: Wohnhaus
Nr. 88, Ansicht der Südostfassade; M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2003.
Abb. 45: Großmühlingen,
Kr. Schönebeck, Wohnhaus eines Handwerkers,
erbaut 1901. Der Grundriss entspricht dem der
Gebäude Nr. 87, 88, 94
und 96 vor den Anbauten.
Horno 43
Bereits in seiner äußeren Erscheinung tritt das
Wohngebäude 43 (ASD 2003d) deutlich im
Ortsbild hervor (Abb. 46; 47). Der vollunterkellerte, eingeschossige, zur Straße traufständige Baukörper ist im Gegensatz zur umgebenden Wohnbebauung durch ein Sockelgeschoss
von der Straße abgehoben. Die Fassade, die
auch auf Grund eines hohen Drempels im
Dachgeschoss wesentlich großflächiger im
Ortsbild präsent ist, präsentiert sich in klassizistischer Fassadenzier mit Noblesse als Gegenüber zur Kirchenfassade.
1874 brannte die ältere Hofbebauung ab (Rudert 2006, 82). Der Neuaufbau des Wohnhauses erfolgte zu Beginn der 1880er Jahre und ist
dendrochronologisch belegt.
Der Gebäudegrundriss zeigt zunächst große
Übereinstimmung mit den übrigen Wohnhäusern. Um einen in der Mittelachse gelegenen
Flur sind beidseitig jeweils nahezu gleich große
Raumkompartimente angeordnet (Abb. 49).
Bei einer eingehenderen Analyse ergibt sich
Abb. 46: Wohnhaus
Nr. 43, Straßenansicht;
Messbild, M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2002.
Abb. 47: Wohnhaus
Nr. 43, Ostansicht;
Messbild, M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2002.
15 m
113
Abb. 48: Wohnhaus
Nr. 43, Querschnitt;
M. 1: 200, im Original
M. 1: 50, 2002.
Abb. 49: Wohnhaus
Nr. 43, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung; M. 1: 200, im
Original M. 1:100, 2003.
jedoch folgendes Bild: Der Mittelbereich ist
nicht durch die typische Anordnung von Flur
und Küche geprägt, der in Horno mindestens
seit dem beginnenden 19. Jh. üblich ist. Beide
Teile des Flurs dienten ursprünglich der Erschließung. Der Straßenfassade war dabei bauzeitlich eine Treppe vorgelagert, das Gebäude
somit von der Straße aus mit einem repräsentativen Eingang versehen, wie er in den Brandenburger Dörfern oftmals, stets jedoch nur
für einzelne Gebäude in einer Ortschaft anzutreffen ist. Für Horno stellt diese Treppe allerdings eine einmalig vorkommende Lösung im
Wohnhausbau dar.28
Beiderseits des Flurs, der auch einen Kellerabgang barg, schlossen sich Wohnräume an. Die
zum Hof gelegene Fassade nahm ebenfalls einen Treppenaufgang zum Flur auf, dessen
Unterbau auch einen Kellerzugang bot. Die
rückwärtige Raumschicht des Gebäudes zeigt
im Osten einen weiteren Wohnraum, im
Westen jedoch eine außermittig gelegene Küche mit zugeordneter Kammer, wie sie eigentlich erst für spätere Hornoer Häuser charakteristisch ist.
Für das Wohngebäude 43 bleibt festzuhalten,
dass bei diesem Gebäude zwar der Grundrisstyp des dreizonigen Hauses tradiert wird, sich
aber zugleich zu wandeln beginnt. Das Haus
28 Der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene ehemalige Gasthof, Horno Nr. 2, be-
saß einen solchen exponierten Zugang, ebenfalls der weit entfernt gelegene Gasthof,
Horno Nr. 99.
29 Die Separationskarte von 1851 zeigt noch ein Backhaus auf dem Grundstück.
114
1880 d
1919–1945
nach 1945
besitzt einen deutlich städtischeren Charakter,
als er bei den älteren Bauten erkennbar ist.
Dies zeichnet sich nicht nur im kleinstädtischen Fassadendekor ab, er wird auch an der
Struktur des Gebäudes ablesbar. Zeigten die
Wohngebäude mit der Giebelseite zur Straße
und blieb die Haupterschließung der Haustüren auf den Wirtschaftshof und den Nutzgarten bezogen, steht das Wohnhaus 43 nun
mit seiner eineinhalbgeschossigen Traufseite
mächtig zur Straße und wird auch von dort
erschlossen. Innerhalb des häuslichen Wirtschaftens wird ebenfalls eine Veränderung erkennbar. Das normalerweise im Garten gelegene Backhaus, das auch auf dieser Hofstelle
im Jahr 1851 noch auf dem rückwärtigen
Grundstück erkennbar ist,29 wird durch einen
großen Ofen im Keller ersetzt, die Küche im
straßenabgewandten Gebäudeteil untergebracht.
Zur Straße hin wird das System von Stube und
Kammer aufgegeben, hier liegen zwei annähernd gleich große repräsentative Räume beiderseits des Flurs. Überhaupt sind alle dem
Wohnen vorbehaltenen Räume nahezu gleich
groß.
Das in seinem Erscheinungsbild und seiner
Binnenorganisation innovative Gebäude, das
einige der späteren Bauten in Horno vorwegzunehmen scheint, blieb in der Folgezeit ohne
Beispiel. In dem Bauherren von 1880 nach einer im Ort herausgehobenen Persönlichkeit
zu suchen, scheint uns angesichts der Singularität des Objekts für diese Zeit angezeigt, ist
jedoch nicht mehr nachzuvollziehen.
15 m
Wohnhäuser zwischen 1919 und 1945
Betrachten wir den Bestand der in Horno errichteten Wohnhäuser zwischen Ende des Ersten und Anfang des Zweiten Weltkriegs (zwischen 1938 und 1945 wurde in Horno kein
Wohngebäude errichtet), so muss zunächst festgehalten werden, dass sich trotz dreiundzwanzig erhaltener Neubauten aus dieser Zeit – Umbauten, Renovierungen und Reparaturen nach
dem Ersten Weltkrieg müssen hier ausgeblendet werden – die Aussagekraft über den ländlichen Hausbau in Brandenburg sehr in Grenzen hält. Dennoch können anhand des
erforschten Bestands in Horno einige Feststellungen getroffen werden, die vor allem über die
veränderten Bedingungen im Bauwesen Aufschluss geben. Es muss vor allen Bewertungen
noch einmal betont werden, dass die Quellenlage über Baumaßnahmen auch in dieser Zeit äußerst schlecht ist und daher nur über den reinen
Bestand Informationen zu gewinnen sind.30
Die Verteilung der Häuser der Zeitspanne zwischen 1918 und 1938 im Hornoer Ortsbild ist
zunächst wenig auffallend. Die Häuser sind sowohl auf zentral gelegenen Parzellen (wie
Häuser Nr. 9, Nr. 11, Nr. 39) anzutreffen als
auch in mittlerer Randlage im Osten der Ortslage (wie Häuser Nr. 62, Nr. 63, Nr. 105 und
Nr. 106) oder im Westen (wie Häuser Nr. 100,
Nr. 72, Nr. 80, Nr. 70, Nr. 48 oder Nr. 35).
Auch hinsichtlich der Parzellengröße kann
keine Eingrenzung vorgenommen werden.
Vier der Bauten besetzen ehemalige Häusler/Büdnerstellen (Nrn. 9, 10, 11, 35). Eine
Parzelle (Nr. 100) wurde dabei von einem ursprünglich größeren Grundstück abgetrennt
(Nr. 32).
Die Häuser sind durchweg als freistehende
traufständige Bauten errichtet worden, wobei
in einigen Fällen der Parzellenzuschnitt eine
diagonale Stellung des Baukörpers auf dem
Baugrund nach sich zog. Der Eingang in die
Häuser liegt jedoch auch in diesen Fällen stets
auf der Traufseite. Einzige Ausnahme ist das
Haus Nr. 70, das als giebelständiges Haus errichtet wurde, sich vermutlich jedoch an einem
älteren Baubestand ausrichten musste. Das Gebäudekonglomerat ist jedoch in den Jahrzehnten nach seiner Bebauung so stark verändert und ergänzt worden, dass eine endgültige
Aussage hier nicht zu machen ist. Bei den Dachformen kann ein Schritt zur Aufnahme eines
neuen Formenvokabulars beobachtet werden:
zwei Häuser, Nr. 100 und Nr. 105, zeigen ein
Krüppelwalmdach respektive ein echtes Walmdach, beides deutliche Anzeichen für das Eindringen städtischer Bauformen in den ländlichen Raum, das sich – beispielsweise mit dem
Gebäude 43 – bereits für das ausgehende 19. Jh.
andeutete. Eine bindende Grundrisstypologie
kann in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
nicht mehr festgestellt werden. Zwei grundsätzliche Typen scheinen in der Zeit zwischen
1918 und 1938 zur Anwendung gelangt zu
sein: Einerseits sind Häuser auf annähernd
quadratischem Grundriss zu beobachten, andererseits werden weiterhin Häuser mit rechteckigem, zur Straße quer gelagertem Baukörper
errichtet (Abb. 50). Wegen der unterschiedlichen Anordnung der Räume nehmen die besprochenen Häuser trotz des minimalen zur
Verfügung stehenden Platzes den Charakter
von Individuallösungen an. Weder die Größe
noch die Lage der Flure und Treppenhäuser
wiederholt sich in ausreichendem Maß, als dass
man von „Hornoer“ Grundrisstypologien im
engeren Sinn reden könnte. Der überwiegende Teil der Häuser nach 1918 ist wie die Häuser vor dem Ersten Weltkrieg rückwärtig, das
heißt, von der wesentlich wichtigeren Hofseite
erschlossen, Gegenbeispiele finden sich jedoch ebenso wie Beispiele für von der Giebelfassade erschlossene Gebäude. Die Treppenhäuser wurden zunehmend als sichtbare,
offene Anlagen ausgeführt und nicht mehr hinter einer Holzschalung versteckt, was auf eine
stärkere Einbeziehung der Dachgeschosse in
die Häuser schließen lässt und möglicherweise
auch mit den verbesserten technischen Möglichkeiten des Heizens zusammenhing. Selbst
die Lage der Küche ist nicht nach einem oder
mehreren Schemata zu umschreiben, wobei die
Orientierung in Richtung Hof überwiegt.
Von den aufgeführten Gebäuden wurden für
die vorliegende Untersuchung sieben Gebäude auf Grund ihres guten Erhaltungszustands
oder des überdurchschnittlichen Aussagewerts ausgewählt. Behandelt wird in erster Linie die erste Bauphase, Umbauten werden
summarisch erwähnt und nur in Einzelfällen
explizit hervorgehoben. Im Regelfall wurde
eine chronologische Anordnung befolgt. Von
den sieben Gebäuden wurden zwei in den
1920er Jahren, die übrigen in den 1930er Jahren errichtet.
30 Auch Untersuchungen zur ländlichen Wohnarchitektur dieser Zeit sind selten, vgl.
Harlander 1988.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
115
1919–1945
1919–1945
nach1945
nach 1945
Abb. 50: Zusammenstellung der Wohnhausgrundrisse der Bauphase
1918–1945 mit Baualterskartierung, Wohnhaus
Nr. 100, R. 0.02 Küche,
R. 0.03 zuletzt Bad,
R. 0.04, R.0.06 und
R. 0.07 Wohnraum,
R. 0.05 ehem. Treppenhaus, Wohnhaus Nr. 35,
R. 0.03 Bad, R. 0.04
Küche, R. 0.05 und
R. 0.06 Wohnraum,
Wohnhaus Nr. 11, R. 0.02
Bad, R. 0.03 Flur, R. 0.06
Küche, R 0.07 bis R. 0.09
Wohnraum, Wohnhaus
Nr. 9, R. 1.2 und 1.3
Altenteil, R. 1.4 Küche,
R 1.5 und 1.6 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 10,
R. 0.06 ursprüngliche
Küche mit ehemals
abgetrennter Kammer,
R. 0.04 Wohnzimmer, R.
0.05 Schlafzimmer,
Wohnhaus
Nr. 106, R 1.01, R. 1.02
und R. 1.06 Wohnräume,
R.1.03 Bad, R. 1.04 Küche;
M.1: 200, Grundlage ist
das jeweilige Bauaufmaß
im M. 1: 100, 2005.
116
15 m
Horno 100
Das Haus (Schwiegelshohn 2003c) lag auf einem Grundstück im Westen des Dorfangers,
das von der Parzelle des Hauses Nr. 32 abgetrennt wurde. Die Errichtungszeit kann auf
Grund dendrochronologischer Proben und
mündlicher Aussagen zwischen 1921 und 1923
eingegrenzt werden. Das eingeschossige, traufständige Gebäude mit Krüppelwalmdach wurde auf querrechteckigem Grundriss traufständig
errichtet, wobei die ursprüngliche Erschließung
über die Straßenseite erfolgte, zusätzlich aber
zwei separate hofseitige Eingänge für Keller (ursprünglich mit Kellerhals) und Dachgeschoss
nachgewiesen werden konnten (Abb. 51; 52).
Den ehemaligen, zentral gelegenen Eingang
betonte ein für Horno markanter, abgewalmter
Giebel mit einem ovalen Fenster. Der zur Straße
symmetrische, hofseitig jedoch asymmetrische
Grundriss des Gebäudes wies straßenseitig zwei
Wohnräume mit je einem Fenster auf. In ihrer
Mitte befand sich der Eingang mit Treppenflur.
Hofseitig, in zweiter Reihe, waren ein weiterer
Wohnraum, die Küche sowie eine kleine Vorratskammer angeordnet.
Konstruktiv handelte es sich um ein traditionelles Gebäude in Ziegelbauweise, das von Beginn an vollständig verputzt war. Der Dachstuhl wurde als Kehlbalkendach mit zweifach
stehendem Stuhl und einem durchlaufenden
System von Abbundzeichen (römische Ziffern
im Norden sowie eine Kombination aus römischen Ziffern und dreieckigen Ausstichen im
Süden) errichtet. Der Keller zeigte eine unbewehrte, flache Steindecke, alle weiteren Decken
waren als Holzkonstruktion ausgeführt.
Mit einem späteren, hofseitigen Anbau wurden Platz für Bad und Toilette sowie weitere
Wohnräume geschaffen. Der ehemalige Eingangsbereich mit Treppenflur wurde in diesem Zuge als Esszimmer umgenutzt.
Allein wegen seiner Dachform kann das Haus
Nr. 100 als ein Gebäude angesehen werden,
das die Einflussnahme städtischer Architektur
auf dem Land auf rein formalem Weg dokumentierte. Die für Horno und Umgebung erkennbare „bewegte Dachlandschaft“ kann als
bescheidener Reflex auf das Berliner Landhaus
der Zeit nach 1900 gewertet werden.
Abb. 51: Wohnhaus
Nr. 100, Straßenansicht/
Südansicht, 2002
Abb. 52: Wohnhaus
Nr. 100, Grundriss Erdgeschoss , R. 0.02 Küche,
R. 0.03 zuletzt Bad,
R. 0.04, R. 0.06 und R.
0.07 Wohnraum, R. 0.05
ehem. Treppenhaus;
M. 1: 200, im Original
M. 1:100, 2003.
15 m
117
Horno 11
Abb. 53: Wohnhaus Nr. 11,
Ansicht der Hofanlage
von der Straße, 2003.
Am östlichen Rand des Angers von Horno gelegen, stellte die Hausnummer 11 (Schwiegelshohn 2003b) eine der kleinsten, durch ihre in
den Angerraum einbrechende Form aber auch
exponiertesten Parzellen des Ortskerns dar.
Das Wohnhaus wurde laut Inschrift im Verputz
unterhalb des Giebels 1930 (Signatur „F. L.“)
vollendet. Das traufständige Haus (Abb. 53) von
etwa 9 × 11 m Grundfläche fällt zunächst durch
sein massiges Zwerchhaus auf, das, zusammen
mit den vier Fenstern des Erdgeschosses, einen deutlichen symmetrischen Akzent setzt.
Das Gebäude weist straßenseitig zwei etwa
gleich große Wohnräume auf, hofseitig liegt
mittig der Eingang mit einem kleinen Flur und
jeweils einem Raum rechts und links – einer
davon vermutlich auch ursprünglich als Küche
genutzt (Abb. 54).
Das Mauerwerk des Gebäudes besteht aus einer unregelmäßigen Verwendung von Ziegeln
und Kalksandsteinen, was, entsprechend der
kleinen Parzelle, auf geringe finanzielle Möglichkeiten des Bauherren schließen lässt, aber
generell ein in Horno öfter zu beobachtendes
Phänomen ist. Die originale Kronendeckung
aus Biberschwänzen war noch bis zum Abriss
erhalten. Wie bei Haus Nr. 9 wurde für die
Kellerdecke eine unbewehrte, flache Steinkonstruktion verwendet, andere konstruktive
Besonderheiten sind nicht zu vermerken. In
den 1960/70er Jahren wurde ein hofseitiger
Anbau errichtet, der vor allem Bad und Waschküche aufnahm.
Abb. 54: Wohnhaus Nr. 11,
Grundriss Erdgeschoss;
R. 0.02 Bad, R. 0.03 Flur,
R. 0.06 Küche, R. 0.07 bis
R. 0.09 Wohnraum;
M. 1: 200, im Original
M. 1:100, 2003.
118
15 m
Horno 9
Das Haus Nr. 9 (Hecht/Sander 2003a) befand
sich am südöstlichen Rand des Dorfangers.
Zur Bebauung mit einem neuen Wohnhaus
war auf Grund der begrenzten Parzellensituation in direkter Nachbarschaft zu Haus Nr. 11
nur eine einzige Möglichkeit vorhanden. Das
traufständige, eingeschossige Gebäude wies ein
Satteldach auf und war von der rückwärtigen
Hofseite durch einen Eingangsbereich erschlossen, der zusammen mit dem Treppenhaus als Mittelrisalit hervortrat (Abb. 55; 56).
Der Dachstuhl des Hauses wurde, wie eine Inschrift belegt, 1934 von dem Zimmermeister
„K. L.“ (= Karl Lanzky) fertig gestellt.
Bei dem Wohnhaus handelte es sich um einen
Ziegelmauerwerksbau mit einheitlichem Rauputz, dessen leicht vorgezogene Sockelzone
ziegelsichtig belassen wurde. Die Ecken des
Gebäudes waren durch eine Lisenenrustizierung hervorgehoben. Die angerseitige Hauptfassade war durch drei Fenster gleichmäßig
gegliedert, die geschlossene Wand der Giebel
war nur durch das Fenster der Giebelstube
unterbrochen. Anders als die meisten der behandelten Wohnhäuser wies es eine mit relativ
geringen Abweichungen nahezu symmetrische Anlage der Räume auf. Dies war einerseits durch die hofseitige Queraufschließung
mit Treppenhaus und Flur bedingt, andererseits durch die Aufteilung der straßenseitigen
Zimmerflucht in drei annähernd gleich große
Räume, deren mittlerer die Küche aufnahm.
Die straßenseitig gelegene Küche ist ein seltener Einzelfall, der möglicherweise wie die
deutlich reduzierte Breite des Hauses mit der
beengten Parzelle in Zusammenhang steht.
Das Haus Nr. 9 kann mit den älteren, aber
größeren Wohnhäusern von Horno (Nr. 18,
Nr. 25 und Nr. 97) oder mit den weniger aufwändigen Häusern Nr. 87 oder 88 verglichen
werden, die jedoch auf Grund ihrer komplexeren Baugeschichte eher als „evolutionäre“
Typen begriffen werden müssen.
Bautechnisch handelt es sich um einen zweischaligen Mauerwerksbau, der bis auf die Kleinesche Hohlsteindecke im Keller kaum moderne Baumaterialien verwendete. Der doppelt
stehende Stuhl wurde aus gattergesägten Hölzern ohne Abbundzeichen aufgerichtet. Die
originale Kronendeckung mit Biberschwänzen
aus der Brennerei Sommerfeld-Teschendorff
war zum Zeitpunkt des Abrisses noch erhalten.
Das Haus Nr. 9 war ein charakteristisches Gebäude der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg,
Abb. 55: Wohnhaus Nr. 9,
Schrägansicht
von Norden, 2004.
Abb. 56: Wohnhaus Nr. 9,
schematischer Grundriss
Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 1.2
und 1.3 Altenteil, R. 1.4
Küche, R. 1.5 und 1.6
Wohnräume; M. 1: 200,
Grundlage ist das formgetreue Handaufmaß
im M. 1: 50, 2003.
1934 i
1973
das sowohl ältere Hornoer Typologien als
auch aktuellere, nicht ortstypische Merkmale
aufgreift. Erst 1974 entstand der südliche,
hofseitige Anbau für die Aufnahme des Badezimmers und der Toilette, die bis dahin nicht
im Haus zur Verfügung standen.
15 m
119
hen, dass einer der beiden vorderen Räume zusätzlich als Schneiderwerkstatt genutzt wurde.
Verwendet wurde im Kellergeschoss wie bei
allen anderen untersuchten Gebäuden aus der
Zeit zwischen den Weltkriegen eine unbewehrte, flache Steinkonstruktion. Das Mauerwerk besteht wie bei Haus Nr. 11 aus Ziegeln
und Kalksandsteinen. Der Dachstuhl (Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl) wies
wie Haus Nr. 100 Abbundzeichen mit zwei
Nummerierungs-Systemen auf; römische Ziffern sowie eine Kombination aus römischen
Ziffern und dreieckigen Ausstichen.
Horno 35
Abb. 57: Wohnhaus
Nr. 10, Ansicht von der
Straße, 2003.
Abb. 58: Wohnhaus
Nr. 10, Grundriss Erdgeschoss, R. 0.06
ursprüngliche Küche mit
ehemals abgetrennter
Kammer, R. 0.04 Wohnzimmer, R. 0.05 Schlafzimme; M. 1: 200, im
Original M. 1:100, 2003.
Horno 10
Direkt gegenüber den beiden benachbarten
Hausnummern 9 und 11 befand sich das Haus
Nr. 10 (Schwiegelshohn 2003a), das mit seinem
traufständigen, nahezu quadratischen Baukörper mit Satteldach etwa 1933 bis 1934 errichtet
wurde (Abb. 57; 58). Die Datierung der Dachziegel vom Dachziegelwerk Sommerfeld (1933)
und die mündliche Aussage der ehemaligen
Bewohnerin lassen diese Eingrenzung plausibel erscheinen. Das in traditionellem Mauerwerk errichtete, verputzte Gebäude mit Satteldach hatte ein leicht erhöhtes Erdgeschoss,
in dem sich zur Straße zwei Wohnräume mit
je einem Fenster befanden, zur Hofseite lag
nur die Küche mit einer ehemaligen kleinen
Speisekammer sowie der Eingang mit Treppenhaus und Flur in der nordöstlichen Hausecke. Da das Haus vom Schneidermeister
Schwietzer errichtet wurde, ist davon auszuge-
120
Das Haus Horno 35 (ASD 2003 d), schräg gegenüber der Hausnummer 100 am südwestlichen Rand des Dorfangers gelegen, ist dem
beschriebenen Haus Horno 10 sehr ähnlich,
wies jedoch einige Unterschiede in Zuschnitt
und Zuteilung der Räume auf. Vermutlich wenige Jahre vor diesem erbaut – die dendrochronologische Datierung des Dachstuhls weist
auf ein Entstehungsjahr nach 1925 – wurde es
auf einem sehr kleinen Zwickelgrundstück errichtet, das jedoch schon vor 1810 parzelliert
und bebaut worden war.
Das eingeschossige, traufständige Gebäude
wurde in Massivbauweise aus Ziegel und Kalksandstein über einem nahezu quadratischen
Grundriss erbaut (Abb. 59; 60). Die Erschließung erfolgte von der südwestlichen, also der
dorfabgewandten Seite, und es gab einen kleinen Eingangsflur mit Treppe in das unausgebaute Dachgeschoss. Anders als bei Nr. 10 wies
die Küche zur Straße. Auch das Haus 35 erhielt
in einer späteren Umbauphase nach 1945 einen
– allerdings sehr kleinen – Windfang. Ein Badezimmer wurde vermutlich in diesem Zuge von
einem Wohnraum abgetrennt.
Das Dachwerk wurde einheitlich als Pfettensparrendach ohne Firstpfette mit doppelt stehendem Stuhl errichtet. Die Sparren zeigen
ein kombiniertes System aus arabischen und
römischen Abbundzeichen, die mit Bleistift
aufgetragen wurden (siehe oben).
Bei dem Gebäude ist die formale und organisatorische Ähnlichkeit zu den weiter oben beschriebenen Bauten 87, 88, 94 und 96 auffällig.
Hier wie dort gibt es einen vierräumigen
Grundriss, der von einem zentralen Erschließungsflur aus in die Küche und in die Wohnräume überleitet.
Die beiden Häuser 10 und 35 können als das
Minimalhaus der Zwischenkriegszeit (?) im
15 m
ländlichen Raum angesehen werden. Anders
als die älteren Häuser Horno 87 oder Horno
88 wurden die beiden Häuser nicht um eine
gesamte Fenster- und Raumachse erweitert,
sondern nur um einen kleinen, rückwärtigen
Anbau. Während jedoch im Fall der Nummer
10 mit einer Erweiterung kaum gerechnet worden sein dürfte – die Erschließung der neuen
Räume wäre hier kaum sinnvoll möglich gewesen – ist die Lage im Haus 35 anders: Eine Erweiterung nach Südwesten hätte zwar die
Umlegung des Eingangsbereichs nach sich gezogen, die dünnere Wandstärke der südwestlichen Mauer legt diesen Schluss aber umso
mehr nahe, als auch bei den Bauten 87 und 88
diejenigen Außenwände dünner errichtet wurden, die zur Erweiterung vorgesehen waren.
Abb. 59: Wohnhaus
Nr. 35, Nordansicht vom
Heinersbrücker Weg,
2003.
Gegenüber den älteren Gebäuden sind in jedem Fall geklärte und bereinigte Um- und
Grundrisse zu verzeichnen, die in bislang nur
unzureichend geklärter Wechselwirkung zur
so genannten „konservativen Moderne“ der
Weimarer Republik stehen. Bei einer Betrachtung der Häuser vor allem von Heinrich Tessenow, der in jener Zeit in Berlin und Brandenburg lebte und arbeitete, sind sowohl in
der Form als auch in der Reduktion des Anspruchs durchaus gewollte Parallelen zur
ländlichen anonymen Bauweise vorhanden.
An dieser Stelle kann eine Art von Gleichzeitigkeit der ästhetischen Konzepte festgestellt
werden, die natürlich nicht über die massiven
Unterschiede zwischen städtischer Reformarchitektur und ländlichen Wohnbauten hinwegtäuschen dürfen.31
Abb. 60: Wohnhaus
Nr. 35, Grundriss Erdgeschoss, R. 0.03 Bad,
R. 0.04 Küche, R. 0.05
und R. 0.06 Wohnraum;
M. 1: 200, im Original
M. 1:100, 2003.
Abb. 61: Wohnhaus
Nr. 106, Schrägansicht
von Westen entlang des
südlichen Wirtschaftsweg, 2002.
Horno 106
Ein weiteres, durchaus interessantes Beispiel
dieser architektonischen Ausprägung des
Wohnhauses zwischen den beiden Kriegen
stellt das Haus 106 (Artform 2003) dar. Vor
Erstellung des Luftbilds von 1938 wurde das
ebenfalls auf quadratischem Grundriss errichtete traufständige, verputzte Haus einheitlich
mit Kalksandsteinen erbaut (Abb. 61; 62). Wenige Bauteile wie Schornstein und Sockel sind
hingegen mit Sichtziegeln verblendet gewesen. Das Haus wurde von der Hofseite erschlossen und zeigt eine Grundrisslösung, die
derjenigen von Haus 11 am nächsten kommt.
Der mittig gelegene Eingangsflur erschließt die
vier in den Ecken des Gebäudes gelegenen
Räume und die kleine Kammer neben der Küche. Das Haus besaß bis zu seinem Abriss alle
1939–42
nach 1945
Abb. 62: Wohnhaus
Nr. 106, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 1.01, R. 1.02
und R. 1.06 Wohnräume,
R. 1.03 Bad, R. 1.04 Küche;
M. 1: 200, Grundlage ist
das formgetreue digitale
Aufmaß im M. 1:100,
2003.
31 Tessenow 1909; ders. 1916.; ders. 1921. Vgl. auch Mebes 1908.
15 m
121
Horno 105
In diesem Kontext ist ein abschließender Blick
auf das Wohnhaus 105 angebracht, das laut Angaben der ehemaligen Bewohner im Jahr 1939
fertig gestellt, jedoch nicht näher untersucht
wurde. Das im Nordwesten des Orts gelegene
Haus ist vor allem wegen seiner für Horno
ungewöhnlichen Dachform erwähnenswert
(Abb. 63; 64). Anders als zum Beispiel das
Haus 100, das in seiner Formensprache vor allem wegen des Daches an städtische Häuser
aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg anknüpfte, verweist das Haus 105 ganz klar auf die
Diskussion um die „Moderne“ der Zwischenkriegszeit. Sein steil gezogenes Walmdach –
gänzlich untypisch im ländlichen Raum Brandenburgs – schließt an die „Wiederentdeckung“
des Goetheschen Gartenhauses in Weimar
durch Tessenow und Schmitthenner an, der
von seinem Lehrstuhl in Stuttgart aus mit seinen Studenten sogar Aufmaßkampagnen zu
dieser Inkunabel, aber auch zu anderen Beispielen des anonymen Wohnbaus unternahm
und damit eine wesentliche, politisch nicht
ganz unbelastete Grundlage der Hausforschung legte. Das Haus 105 belegt nichtsdestotrotz den Einzug der „Moderne“ im Hausbau des ländlichen Raums der Niederlausitz,
wie er sich in den kleineren umliegenden Städten ebenfalls durchzusetzen begann. Stärker
industriell gefertigte Materialien und regionalistische, aber nicht regionale Bauformen wie
zum Beispiel der deutliche Dachüberstand
kennzeichnen diese Architektur, die sich von
den älteren, tatsächlich traditionellen Gebäuden vehement abhebt.
Abb. 63: Wohnhaus
Nr. 105, Schrägansicht
von Osten, 2002.
Abb. 64: Wohnhaus
Nr. 105, Hofansicht, 2004.
Abb. 65: Wohnhaus
Nr. 105, Grundriss Erdgeschoss, M. 1: 200.
wesentlichen Originalbestandteile wie Treppen, Fenster, Türen, Fußböden, Tapeten und
Wandfassungen. Der Dachstuhl ist als Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl errichtet worden und zeigt keine Besonderheiten.
Abbundzeichen wurden nicht verwendet.
122
Zusammenfassend kann man eine starke Reduktion der Form im Hornoer Hausbau nach
1918 feststellen. Die ursprünglich dominierende Variante der quergelagerten Häuser wird
sukzessive von tendenziell quadratischen Häusern mit vier Räumen und Flur abgelöst. Vor
allem wurde der in den vor 1918 errichteten
Gebäuden verwendete Durchgangsflur bei
allen untersuchten Häusern zu Gunsten der Gewinnung eines weiteren Wohnraums unterdrückt. Auch wenn alle hier untersuchten Gebäude an den Rändern des Angers lagen,
keines aber in dessen Zentrum, und die Bauherren daher nicht unbedingt zu den wohlhabenden Bewohnern von Horno zu rechnen
sind, kann dieser Schritt zur – innen wie außen – kompakten Form als das maßgebliche
Kriterium dieser Zeit gelten, das auch in der
15 m
Zeit nach 1945 fortgeführt werden wird. Für
Horno hatte dies trotz der weiterhin traufständigen Ausrichtung der Dächer vor allem
eine Rücknahme des geschlossenen Ortsbilds
zur Folge.
Die wohl einschneidendste Neuerung im Sektor „Wohnen“ war in der Zwischenkriegszeit
jedoch sicherlich die Fertigstellung der Stromleitung im Jahr 1923, die allen Haushalten
Strom und damit elektrisches Licht brachte –
eine technische Errungenschaft, die das Aussehen der Hornoer Häuser aber kaum veränderte.
Wohnhäuser zwischen 1945 und 1974
Mit dem Zweiten Weltkrieg und den Kriegshandlungen im Ort kamen auf Horno die
größten Zerstörungen seit dem großen Dorfbrand im Jahr 1758 zu (Rudert 2006, 82 f.). Ein
Großteil der Wohnbauten des Dorfes war
1945, nach Ende des Kriegs, unbewohnbar.
Ein Blick auf den Baualtersplan zeigt, dass 37
Wohngebäude seit 1945 errichtet wurden. Hinzu kommen zahlreiche, teilweise umfassende
Renovierungen oder Wiederaufbauten, Anoder Umbauten. Zusammen mit den 23 Wohnbauten aus der Zwischenkriegszeit stammten
in Horno zum Zeitpunkt des Abrisses also
etwa 60 % der Wohngebäude aus dem 20. Jh.
Rechnet man außerdem die überwiegend im
20. Jh. errichteten Nebengebäude hinzu, muss
Horno auf Grund seiner Bausubstanz als ein
Dorf des 20. Jhs. bezeichnet werden.
Anders als bei den Gebäuden vor 1945 ist die
archivalische Situation für die hier behandelte
Zeit deutlich besser. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Einfamilienhausbau in der
DDR gibt es bislang jedoch nicht.32 Das Kreisarchiv des Landkreises Spree-Neiße in Forst
(KASpN) bewahrt den Großteil der eingereichten Bauanträge auf, einige Fehlstellen
sind jedoch auch hier zu verzeichnen. Im Regelfall war dem Bauantrag eine Baubeschreibung beizufügen, so dass man sich neben einer genauen Datierung der Baumaßnahmen in
Horno in dieser Phase auch einen Überblick
über die erhaltenen, jedoch abzureißenden
Bauten verschaffen kann. Mit Hilfe der Baubeschreibungen können daneben auch Aussagen über das Leben der Hornoer Bevölkerung
nach 1945 gemacht werden.
Während bis 1949 der Wiederaufbau von
Wohngebäuden und Nebengebäuden beantragt wurde, Neubauten jedoch ausschließlich
im Bereich der Scheunen stattfanden, änderte
sich die Situation in der zweiten Hälfte des
Jahrs 1949 nach der Staatsgründung der DDR
und der damit zusammenhängenden Währungsreform. Anschließend an eine „totale
Bausperre“33 im Juli 1949 werden vier Neubauanträge eingereicht, drei davon in den folgenden Monaten auch ausgeführt. Den Anfang
machte am 16. August 1949 Karl Guttke, der
damalige Bürgermeister von Horno, mit seinem eigenen Wohnhaus Horno Nr. 72. Horno
Nr. 81 wird vom ortsansässigen Baugeschäftsinhaber Paul Nattke für Karl Aldermann ausgeführt. In der Baubeschreibung heißt es wie
folgt: „Vom Baugrundstück über die Straße
liegt der Trifft-Teich. Das alte Lehmwohnhaus ist baufällig und kommt zum Abbruch.
[…] Die äußeren Wandflächen werden mit
hydr. Kalkmörtel geputzt und gekratzt.“ In der
von der Baupolizei verwendeten Farbe Grün
wurde die Auflage hinzugesetzt: „z. Zeit darf
Putz nicht ausgeführt werden.“34 Um 1960 wird
ein Anbau des Hauses beantragt, jedoch abgelehnt. Erst zehn Jahre später, im Jahr 1970,
wird die nochmals eingereichte Erweiterung
um eine Achse genehmigt.35 Damit kann für
die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fortleben der Baupraxis zumindest des späten 19.
Jhs. beobachtet werden, wie wir sie weiter
oben für die Häuser Nr. 87, Nr. 88 und Nr. 35
bereits beschrieben haben. Prinzipiell kann
diese vermutlich jeweils von Anbeginn offen
gehaltene Erweiterungsmöglichkeit daher
wohl auch für die Häuser der Zwischenkriegszeit gelten. Die bauliche Veränderung
war dem Haus äußerlich nicht anzusehen, da
die wenigen Details wie die Traufe oder die
Lisenengliederung an den Hausecken sauber
angeglichen wurden. Der Baueingabe des
Hauses Horno Nr. 76 ist abzulesen, dass das
alte Wohngebäude giebelständig ausgeführt
war und deutlich weiter von der Straße zurückversetzt lag.36 Nach Auswertung der zur Verfügung stehenden Quellen – vor allem der in
Forst liegenden Bauanträge mit eingezeichnetem Altbestand – kann daher für das Orts-
32 Vgl. allgemein zur Architektur in der DDR Durth/Düwel/Gutschow 1998; Durth
33
34
35
36
1992; Goralczyk 1990; Düwel 1995; Escherich/Wieler 2002. Zahlreiche Artikel thematisieren in den 1950er Jahren den Wohnungsbau auf dem Land und die Frage
nach der Gestaltung der Dörfer im Zusammenhang mit der Einführung der LPGs,
vgl. z. B. Drost 1955; ders. 1958; Collein 1956; Püschel/Wenzel 1967.
KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 491/49: Anbau eines Viehstalles, Horno Nr. 57.
Bauschein vom 16. August 1949.
KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 492/49: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 81.
Bauschein vom 25. November 1949.
KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 3/70: Wohnhausanbau, Horno Nr. 81.
KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 489/49: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 76.
Bauschein vom 25. November 1949.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
123
Abb. 66: Zusammenstellung der in der
Nachkriegszeit erbauten
Wohnhausgrundrisse
mit Baualterskartierung;
M. 1: 200, Grundlage
ist das jeweilige
schematische Aufmaß
im M. 1:100, 2005.
nach 1945
Kernbau
nach 1945
An- und Umbauten
124
15 m
bild Hornos eine radikale Veränderung seit
etwa 1880 konstatiert werden. 1950 werden
Pläne für nur zwei Wohnhäuser eingereicht.
Beide Häuser, Horno Nr. 107 und Nr. 69, werden von Paul Nattke ausgeführt. Der Bauherr
des letzteren, der Landwirt Wilhelm Happatz,
gibt uns in seiner Baubeschreibung folgenden
Einblick in die Wohnsituation in Horno:
„Mein bestehendes Wohnhaus war eine Tischlerwerkstatt, die ich vor Jahren zu einer notdürftigen Wohnung ausgebaut habe.“37 Ein
Jahr später werden weitere drei Wohnbauten
errichtet. Der Bauherr Friedrich Fielo bringt
in seiner Baubeschreibung für den Umbau eines alten Schweinestalls folgende Sätze zu Papier: „Meine Familie zählt fünf Personen und
eine Aldsitzerin [sic]. Für die Unterbringung
von fünf Personen habe ich ein Zimmer von
17,80 m2 wo jetzt die Wohnküche eingerichtet
wird. Die Altsitzerin hat ein Zimmer im Haus
an der Grenze Pigol.“ Bezüglich der Beschaffung der Baustoffe ist in jener Zeit eine starke
Wiederverwendung alter Materialien festzustellen. Fielo schreibt hierzu im Bauantrag:
„Mauersteine: gekauft von Abbruch Forst.
Dachsteine: für die eine Hälfte werden alte
Dachsteine verwendet, für die andere Dachhälfte von Hugler Horno herstellen lassen.
Bauholz: sämtliches Bauholz wird aus eigenem Wald entnommen und liegt bereit an Ort
und Stelle. Nägel: alter Bestand.“38 Dass die
alten Gebäude teilweise nicht nur wegen des
Kriegs in einem erbärmlichen Zustand waren, kommt in einigen Gutachten ebenfalls
zur Sprache, auch wenn möglicherweise hier
ab und an übertrieben wurde, um dem Bauantrag mehr Nachdruck zu verleihen. In seinem „Gutachten! betreffend den baulichen
Zustand des Wohngebäudes der Frau Helene
Lindner, Hornow [sic] Nr. 38“ schreibt der
in Horno mehrfach tätige Gubener Architekt Bruno Naschke: „Die Frontwand des
Wohngebäudes zum Hofe ist in Höhe des
Fußbodens um etwa 8 cm heraus gedrückt. Das
Gewölbe weist am Auflager einen etwa 5 cm
breiten Riss auf. Der Hofgiebel sackt ab und
zeigt starke Risse. Derselbe ist durch zwei
Anker an die ebenfalls baufälligen SteigeSchornsteine verankert. Zwei Balken sind total wurmfräßig. Ein Teil der Lehmdecke (Wickelstaken) ist bereits herunter gestürzt. Ein
Balken in vorderen nicht bewohnten Raume
ist durch eine Stütze abgesteift. Im hinteren
Zimmer ist die von Schwamm befallene Dielung (etwa Á Zimmergröße) durch Ziegelpflaster provisorisch ersetzt worden. Am Mauer-
werk wurden noch kleinere Strähnen von
Schwamm festgestellt. Die Instandsetzung
kann der Eigentümerin kaum zugemutet werden. Der Neubau wird als notwendig erachtet.“39 1952 und 1953 werden keine Wohnhäuser beantragt, erst im Jahr 1954 kann mit
den Neubauten des Pfarrhauses Nr. 42 und
der Nr. 59 begonnen werden. Beiden Gebäuden müssen alte Vorgänger weichen: „Mein
Wohnhaus ist ein alter Lehmfachwerk-Bau
mit Scheune, die Räume sind klein und niedrig, eine Umänderung ist ausgeschlossen.
Das Dach war mit Stroh eingedeckt, wurde
aber vor Jahren mit Dachziegeln umgedeckt.
Die Dachsteine […] sollen beim Neubau verwendet werden.“40 Während in den beiden folgenden Jahren wiederum keine Wohnhäuser errichtet werden, sind es im Jahr 1957 deren zwei,
Nr. 110 und Nr. 109. In dem deutlich professionalisierten Bauantrag des Bauherren, des Umsiedlers Erich Handreck, der von Beruf Maurer
und Lehrausbilder war, können wir erstmals
die Verwendung von Zementsteinen für die
baukonstruktive Errichtung des Hauskörpers
feststellen, ein deutlicher Hinweis darauf, dass
die Typisierung und industrielle Produktion
allmählich auch auf dem Land in das Bauwesen Einzug hielt (Dürth/Düwel/Gutschow
1998, 156–176). Neben 32.500 verwendeten
Mauersteinen im Normalformat kamen 1.200
Zementhohlblocksteine, 6.200 Langlochsteine, 600 Hartbrandsteine und 2.100 Zementfalzziegel zur Anwendung. Die folgenden
beiden Jahre können als die Hochphase des
Wohnhausbaus in Horno nach dem Zweiten
Weltkrieg gelten. Fünf Häuser werden im Jahr
1958 errichtet (Nrn. 51; 104; 109; 111 [s. S. 130];
113) und vier im Jahr 1959 (Nrn. 56; 85; 86;
112). Während für alle Wohnhäuser bis in das
Jahr 1959 die Entwürfe und Bauausführung entweder von Paul Naschke und Karl Pigol aus
Horno oder aber von Architekten und Baumeistern aus der näheren Umgebung übernommen wurden,41 lässt sich an Haus Nr. 86
37 KASpN/KAG, BA, Nr. 538, BG 597/50: Wohnhausneubau, Horno Nr. 69 (b). Bau-
schein vom 15. August 1950.
38 KASpN/KAG, BA, Nr. 535, BG 167/51: Anbau eines Wohnhauses mit Schweine-
stall, Horno Nr. 26, Antrag vom 8. März 1951.
39 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 615/51: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 38,
Horno Nr. 24.
40 Karl Scheppan im Antrag auf Baugenehmigung am 20. April 1953, KASpN/KAG,
BA, Nr. 537, BG 18/54: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 59.
41 Paul Nattke, Baugeschäft, Horno; Maurermeister Karl Pigol, Horno; Bruno Nasch-
ke, Guben; Paul Strach, Cottbus; H. Goßmann, Groß Gastrose; Johannes Brose,
Ort nicht bekannt; Hermann Schneider, Baugeschäft und Sägewerk Forst/Lausitz;
Max Dalitz, Maurermeister, Guben.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
125
(siehe unten) ein einschneidender Wandel feststellen. Der Kreisbaudirektor Jurrmann und
ein Herr Dalitz von der Staatlichen Bauaufsicht schrieben an den Bauherren Fritz Mudrack: „Nach der erfolgten Besichtigung Ihres
alten Wohnhauses teilen wir Ihnen mit, daß
Sie für das Jahr 1959 als zusätzlicher Wohnungsbau vorgemerkt sind. Die Bauunterlagen
wollen Sie bitte schnellstens vorlegen; wir
empfehlen Ihnen die Unterlagen vom Kreisbauamt Gruppe Entwurf anfertigen zu lassen.
Der Entwurf ist dann der örtlichen Baukommission und der VP Abt. Feuerwehr Guben
zur Begutachtung vorzulegen. Nach Erledigung dieser zwei Stellen kommt der Antrag
zum Kreisbauamt Guben.“ Im Leistungsverzeichnis kommt ein so genannter „LPGHauswirtschaft Typ 54/2“ in überarbeiteter
Version zur Ausführung. Die Unterlagen zu
diesem Haustyp waren am 17. Februar 1957
vom Institut für Typung herausgegeben worden. Mit diesen ersten Typenbauten in Horno
ist jedoch der individuelle Hausbau noch
nicht beendet.42 1960 kommen erneut zwei
Häuser von Bruno Naschke zur Ausführung –
Nr. 16 und Nr. 19 –, der 1961 auch die Hausnummer 24 entwirft. Dem Wohnhaus mit der
Hausnummer 64 von Waltraud Bönisch liegt
wiederum ein Typenplan – Typ EW 58 / E 31 –
zu Grunde, der von der Kreisbauleitung Guben, Gruppe Entwurf, angefertigt wurde. Nur
mehr die Ausführung erfolgte durch das ortsansässige Baugeschäft von Karl Pigol. Die
Bauherrin muss für die Bauunterlagen eine
Einverständniserklärung unterzeichnen.43 1964
kommt ein weiteres Typenprojekt (Typro) der
Entwurfsgruppe Guben zur Ausführung. Der
Typ WV EW 64 mit Verandabad wurde jedoch nicht in der vorgelegten Variante genehmigt, da es sich um eine individuelle Überarbeitung handelte, deren Badezimmerlösung
nicht akzeptabel erschien. Eben dieser Typ,
das Einfamilienwohnhaus WV EW 64, kommt
auch für die Häuser Nr. 77 (1968; s. S. 132)
und Nr. 36 (1972; ebd.) zur Anwendung. Aus
den Akten geht hervor, dass es sich bei diesem
42 Zur Debatte um das „Typische“ und die „Typisierung“ auch im Dorf erschienen seit
1952 zahlreiche Beiträge in der „Deutschen Architektur“, vgl. hierzu zum Beispiel
Liebknecht 1953, 1–3; Paulick 1953, 218–225; Kosel 1955, 194–203; Linnecke 1955,
482–554; Latus 1956, 106–112.
43„Mit den mir heute vorgelegten Projektierungsunterlagen für den Bau eines Einfamilienhauses erkläre ich mich einverstanden.“ KASpN/KAG, BA, Nr. 538, BG 22/62:
Wohnhausabbruch und Neubau, Horno Nr. 64.
44 KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 119/72: Wohnbauanbau, Rekonstruktion Wohnhaus, Horno Nr. 58.
126
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
Typ seinerseits um eine Überarbeitung des
Typ EW/58 – E 31 Mz handelte. Anhand der
zahlreichen Anbauten, die in den Jahren nach
1945 errichtet wurden – zwischen 1951 und
1973 sind 17 Anbauten archivalisch nachweisbar, von denen einige vollständige Wohnhäuser waren –, lassen sich weitere Einblicke in
die Arbeitsweise der Behörden gewinnen. 1972
zum Beispiel wird dem „Genossenschaftsbauern Alfred Richter, Horno Nr. 58 […] die
Genehmigung erteilt, den beantragten Anbau
seines Wohnhauses auf der westlichen Grenze
von Jäkel [Horno Nr. 92] zu errichten.“44
Dem Bauherren Alfred Richter konnte die
Genehmigung auf dem genannten Grundstück deswegen erteilt werden, weil der Vorbesitzer laut Akten „Republikflucht“ begangen hatte, das Gelände also verfügbar war.
Der Anbau konnte zu diesem Zeitpunkt bereits aus einer Liste von „Typenanbauten“
ausgewählt werden. Entwurf und Bautechnischen Erläuterungsbericht hatte in diesem Fall
Erich Schneeweiß angefertigt, im Regelfall
sind in Horno Entwürfe von Erika Schwiegk,
der Leiterin der Staatlichen Bauaufsicht in
Guben (Kreisentwurfsgruppe Guben) nachweisbar. Der Umgang mit den typisierten
Wohn- und Wohnanbauten war in der ersten
Zeit wohl noch recht unorthodox. Jedoch
muss davon ausgegangen werden, dass auch
die Typenprojekte bis etwa Mitte der 1970er
Jahre vielfach abgewandelt wurden, woraus
wiederum Untertypen hervorgingen, oder die
Bauvorhaben manchmal auch nur eine Ausnahmegenehmigung erhielten. Eine Anpassung der
Typenprojekte an das jeweilige Grundstück
musste in jedem Fall erfolgen, wobei vor allem
das mehr oder weniger bewegte Terrain eine
Rolle spielte, die Orientierung an den Himmelsrichtungen sowie die Bodenbeschaffenheit, die einen Keller in manchen Fällen unmöglich machte oder eben erlaubte. Dass bei
den Anpassungen und der spiegelbildlichen
Verwendung der typisierten Grundrisse auch
Fehler entstanden, ist nachvollziehbar. Während seit 1951 prinzipiell mit der Entstehung
solcher Typenprojekte auch für Einfamilienhäuser zu rechnen ist, wird von offizieller Seite nicht über diese Versuche berichtet. Lediglich an entlegenen Stellen werden einzelne
Bedenken formuliert und die Notwendigkeit
zur Beschäftigung mit dem typisierten Wohnen auf dem Land betont. Immerhin stellte
die Deutsche Bauakademie auf ihrer XXIV.
Plenartagung im Jahr 1960 eben dieses „Defizit“ unmissverständlich dar: „In der Arbeit der
Deutschen Bauakademie für den Wohnungsbau auf dem Lande haben wir gegenwärtig einen beträchtlichen Rückstand festzustellen.
Zur Zeit stehen nur Typenprojekte für Hauswirtschaften und Einzelwohnhäuser in traditioneller Bauweise für die Genossenschaftsbauern
zur Verfügung […].“ (Bauen und Forschen
1960, 23). Ziel war es vor allem, „die städtische
Wohnkultur in die Dörfer“ zu bringen. Auch
die Erarbeitung von standardisierten Sanierungsmaßnahmen im Altbau wurde von der
Bauakademie gefordert (ebd.). Erst mit dem
Amtsantritt von Erich Honecker als Erster
Sekretär des Zentralkomitees (ZK) der SED
im Mai 1971 setzt eine deutliche Kurswende
ein. Einfamilienhausbau wird nun nicht mehr
als „unsozialistisch“ angesehen, sondern offiziell gefördert und sogar zum Thema in den
Bauzeitschriften und in Bauausstellungen.45
In dieser Zeit stagniert jedoch in Horno die
Bautätigkeit bereits. Nur noch drei Neubauten, aber immerhin fünf Anbauten kommen in
der Zeit zwischen 1969 und 1973 zur Ausführung. 1973 kann das Ehepaar Kopf ein Wohnhaus (Nr. 53) als „Eigenbau“, also ohne zu
Grunde liegenden Typenentwurf errichten.
Unter anderem in den Außenmaßen musste es
jedoch an den Typ EW 62 angeglichen werden. Das Ehepaar Kaschwich – Horno Nr. 22
– entschied sich 1974 hingegen für das Einfamilien-Wohnhaus Typ Sömmerda EW 65 B,
ohne Veranda, das im VEB (K) Baureparaturen Meiningen, Abt. Projektierung, erarbeitet
worden war.46 Mit dem Haus Nr. 68 – einem
weiteren Haus des Typs WV EW 62 – endet
im Jahr 1976 die Neubautätigkeit in Horno.
Für Horno bleibt weiterhin festzuhalten, dass
im Januar 1966 ein Einfamilienhaustyp mit dem
Namen „Horno“ entwickelt wurde, der auch
außerhalb Hornos weitere Verwendung fand.
Das Haus WV EW 62 – Horno ist zum Beispiel 1970 in Tauer Nr. 99 errichtet worden.47
Verfasserin dieses Entwurfs war nicht die
Deutsche Bauakademie, sondern die Kreisentwurfsgruppe Guben. Der Technische Erläuterungsbericht für das bereits erwähnte Haus
Nr. 36 präzisiert den Entwurf folgendermaßen: „Bei vorliegendem Projekt handelt es
sich um eine Überarbeitung des Eigenheimes
Typ EW/58 – E 31 Mz. Dieser Typ wurde dahingehend ergänzt, daß eine volle Unterkellerung und der Ausbau des Dachgeschosses
vorgesehen ist.“48 Der Typ „Horno“ findet sich
in Horno erstmals im Anbau des Hauses Horno Nr. 65, der von Erika Schwiegk 1968 projektiert wurde: „Bei dem vorliegenden Projekt
handelt es sich um einen Anbau, bei welchem
der bestehende Typ WV 62 – Horno weitestgehend beachtet wurde. Das zur Zeit noch bestehende alte Wohnhaus dient noch als Wohnraum, es kann jedoch zum späteren Zeitraum
zum Abbruch vorgesehen werden.“ Der Anbau erfolgte rechtwinklig an das alte Gebäude
von etwa 1900, stellte eigentlich aber ein eigenständiges Gebäude dar; der Abbruch des alten
Wohnhauses wurde bis zum Auszug der Bewohner nicht mehr vorgenommen. Tatsächlich waren also einige der als Anbauten projektierten Gebäude nach späterem Abriss des
Altbaus freistehende Einfamilienhäuser.
Für die Bauphase nach dem Zweiten Weltkrieg, die aus insgesamt 37 Gebäuden besteht,
wurden für die Untersuchung sechs Wohnhäuser ausgewählt. In chronologischer Reihenfolge sind dies die Häuser Horno Nr. 111
(1958), Nr. 86 (1959), Nr. 19 (1960), 77 (1968),
36 (1972) und 68 (1974). Während für die Häuser Nrn. 111, 86 und 19 eigene Untersuchungen
durchgeführt wurden, erfolgte die Dokumentation der Nrn. 36, 68 und 77 in einer vergleichenden Studie.
Horno Nr. 111
Bei der Nr. 111 handelte es sich um eine der fünf
in der Nachkriegszeit am südlichen Rand von
Horno, am „Weg hinter den Gärten“, zwischen
1957 und 1959 errichteten Hofanlagen (KVO
2004d)49. Das ehemalige Pfarrland wurde 1954
zur Finanzierung des Pfarrhausneubaus verkauft und im Fall der Nr. 111 im Jahr 1958
durch ein Einfamilienwohnhaus mit Nebengebäude bebaut. Das eingeschossige, traufständige
Wohnhaus mit Satteldach (Abb. 67) wurde über
quadratischem Grundriss (Abb. 68) in Ziegelbauweise von dem in Forst ansässigen Architekten Hermann Schneider errichtet. Einzige architektonische Auszeichnung des Gebäudes war
der bossierte Sockel. Die Erschließung des Erd-
45 Vgl. die „Deutsche Architektur“ mit ihrem Bericht über die Ausstellung „Eigen-
46
47
48
49
heim 72“ in Halle und den dort publizierten „Angebotsprojekten“ (Deutsche Architektur 1972). Vgl. auch das Sonderheft „Eigenheimbau“ (Architektur der DDR
1977); vgl. Niemke 1976. Unter anderem werden von der Bauakademie Broschüren
und Kurzinformationen herausgegeben, die den Bau von Eigenheimen propagierten. Vgl. die einzelnen Titel in Tripmacker 1993, 84–85.
Zu EW 65 B vgl. zum Beispiel Blumenstein 1977, 160–163.
KASpN/KAG, BA, Nr. 714, LPG Horno, Kuhstallanlage, Rinderwarmstall, Typ
203 „e“, 4. Akte [auf Grund des Typennamens falsch einsortiert]: Einfamilienhaus
WV EW 62 – Horno für Heinz Mettag in Tauer Nr. 99.
KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 31/72: Neubau EWH, Horno Nr. 36.
Vgl. KASpN/KAG, BA, Nr. 541, BG 43/58: Bau eines Eigenheimes, Horno Nr. 111.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
127
geschosses erfolgte von der Hofseite über einen kleinen angesetzten Windfang in einer
Hausecke, der über fünf Stufen zu erreichen
war und außerdem für die Kohlenanlieferung
einen externen Zugang in den Keller ermöglichte. Das Erdgeschoss umfasste lediglich
zwei Wohnräume, eine Küche mit kleiner
Speisekammer sowie Bad/WC und den Flur
mit Treppenhaus. Beheizt wurde das Haus ursprünglich durch Kachelöfen, in den 1990er
Jahren erfolgte der Einbau einer Zentralheizung. Das Haus war vollständig unterkellert,
das Dachgeschoss wies bis zu den Umbauten
im Jahr 1969 nur eine Wohnkammer auf.
Interessant ist das Wohnhaus, weil es die Kontinuität der in den 1920er und 30er Jahren entwickelten Grundrisstypologien (vgl. Nrn. 35,
Abb. 67: Wohnhaus
Nr. 111, Ansicht von
Norden, 2003.
Abb. 68: Wohnhaus
Nr. 111, Grundriss Erdgeschoss, R. 0.02 Küche,
R. 0.01 und R. 0.08 Wohnräume; M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2003.
50 KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 45/59: Wiederaufbau des Wohnhauses, Horno Nr.
86 b.
51 ebd.
128
10 oder 106) zeigt. Beachtlich ist im Haus Nr.
111 die starke Konzentration der Zimmer auf
engstem Raum um den L-förmigen Flurbereich. Anders als bei dem verwandten Haus
Nr. 35 wurde das Badezimmer von Anbeginn
in den Grundriss integriert.
Horno Nr. 86
Das Grundstück des Wohngebäudes Nr. 86
(Abb. 69; 70; ASD 2004d)50 lag außerhalb des
durch den Dorfweg umgrenzten Angers im
Nordwesten Hornos an der Kreuzung zweier
Wege. Die Separationskarte von 1851 zeigt auf
der Parzelle noch keine Bebauung, das Luftbild von 1938 hingegen lässt deutlich einen
traufständigen Baukörper erkennen, der mit
seinen anschließenden Wirtschaftsgebäuden
in Größe und Ausrichtung den Nachbargehöften Horno Nr. 87 und Nr. 88 ähnelt. Das
Wohnhaus und das Nebengebäude wurden
1959 bzw. 1951 nach Plänen vom Institut für
Typung neu errichtet (s. S. 127 f.).51 Die Ausrichtung des Neubaus wurde um 90° gedreht,
stand aber weiterhin traufständig, jetzt zur anderen Straße. Bauherr war der Ofensetzer
Fritz Mudrack mit seiner insgesamt siebenköpfigen Familie. Das eingereichte Haus mit
seinem Typenplan weicht vom ausgeführten
Bestand deutlich ab, so dass von mehr als einer
bloßen Anpassung an die Topographie ausgegangen werden kann. Es ist durch eine Bauinschrift am Schornstein jedoch zweifelsfrei den
Bauunterlagen zuzuweisen („1. 8. 1959 F. M“
[=Fritz Mudrack]). Das Gebäude wurde auf
einem Zementformsteinsockel aus industriell
gefertigten Ziegeln errichtet, die in Zementmörtel versetzt waren. Der nahezu quadratische Bau wurde über einen kleinen Windfang
erschlossen, der 1986 vergrößert wurde und
so teilweise zur Einrichtung eines Badezimmers dienen konnte. Der Grundriss wies eine
Zweiteilung auf, zur Straße lagen zwei miteinander verbundene Wohnräume, zum Garten
eine große Wohnküche mit separater Kammer
sowie Flur und Treppenhaus. Das Dachgeschoss wies schon seit Errichtung des Hauses
zwei weitere Schlafräume auf, angesichts der
Familiengröße eine notwendige Maßnahme.
Eine Erweiterung des Hauses um eine Zimmerachse, wie dies bei anderen Häusern beobachtet werden konnte (siehe oben), war wegen
der Aufteilung und Belichtung der Räume
hier nur schlecht möglich. Das Haus war vollständig unterkellert, wobei das Mauerwerk
keine Reste des Vorgängerbaus integrierte.
15 m
Die Kellerdecken waren als Flachdecken zwischen Eisenträgern ausgeführt. Der Vergleich
des Typenentwurfs mit dem Bestand macht
sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede
deutlich. Das realisierte Gebäude folgt dem
Typenentwurf in der grundsätzlichen Disposition und den Gesamtmaßen. Das im Typenentwurf vorhandene Badezimmer fehlt jedoch
im ausgeführten Gebäude, ein dem Haus vorgelagerter Windfang kam hingegen hinzu.
Der Flur wurde zu Gunsten einer größeren
Wohnküche verkleinert. Die Anpassungen
sind in erster Linie durch den Platzbedarf der
Familie zu erklären, zeigen aber auch, dass die
frühen Typenentwürfe eher als Richtwert
denn als ernsthafte Rationalisierungsmaßnahme gelten müssen.
Abb. 69: Wohnhaus
Nr. 86, Schrägansicht von
Süden, 2004.
Abb. 70: Wohnhaus
Nr. 86, Gegenüberstellung der Dachgeschoss- und Erdgeschossgrundrisse aus der Bauuntersuchung (links; ASD
2004f) und der Bauentwurfsplanung (Durchzeichnung) von 1959
(rechts; KASpN, Nr. 539,
BG 45/59), die auf der
Grundlage des Typenentwurfs 54/2 (LPG
Hauswirtschaft) basierte,
2005.
1959
1986 und später
15 m
129
Horno Nr. 19
1960 ließ sich der LPG-Bauer Karl Keckel von
Bruno Naschke aus Guben die Pläne für sein
neues Wohnhaus (Abb. 71; 72; Dienstleistung
Denkmal 2003a)52 anfertigen. Der Bau wurde
von Karl Pigol (Horno) ausgeführt. Das Gebäude ähnelt in seiner Anlage und Ausführung einigen in der Vorkriegszeit ausgeführten Wohnhäusern wie Nr. 106 oder Nr. 9. Es
wird über die Hofseite mittig erschlossen und
zeigt die übliche zweireihige Grundrissvariante
mit zwei Wohnräumen zum Anger und zwei
weiteren Räumen, einer davon Küche, zum
Hof. Ein deutlicher Unterschied besteht vor
allen Dingen in der Anlage eines Badezimmers, in dieser Zeit jedoch auch in Horno bereits durchaus üblich.
Abb. 71: Neues Wohnhaus Nr. 19, Ansicht
von der Straße, 2003.
Horno Nrn. 36; 68; 77
Abb. 72: Neues Wohnhaus Nr. 19, schematischer Grundriss Erdgeschoss, R. 0.02 Küche,
R. 0.03 Wannenbad,
R. 0.04 und 0.05 Wohnraum; M. 1: 200, im
Original M. 1:100, 2003.
Abb. 73: Neues
Wohnhaus Nr. 77, Ansicht
von der Straße, 2002.
52 KASpN/KAG, BA, Nr. 535, BG 137/60: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 19.
53 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 31/72: Neubau EWH, Horno Nr. 36. – KASpN/
KAG, BA, Nr. 539, BG 53/68: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 77.
130
Die folgenden drei Wohnhäuser gehören zur
„Typenfamilie“ des WV EW 62/64, die Weiterentwicklungen des Typs EW/58 – E 31 Mz sind
(Tami/ Wolf 2004a–c).53 Als erstes der genannten drei Häuser wurde im Jahr 1968 die
Nr. 77 (Abb. 73;74) errichtet. Es folgten 1974
das Haus Nr. 36 (Abb. 75; 76) und 1976 Haus
Nr. 68 (Abb. 77; 78). Der Typ WV EW 62 ist
ein traufständiges, leicht querrechteckiges,
eingeschossiges Gebäude mit Unterkellerung und ausgebautem Dachgeschoss. Erschlossen wird das Gebäude mittig über eine
gemauerte Treppe und einen vorgelagerten,
großen Vorraum ungeklärter Funktion auf
der Hofseite; im Erdgeschoss gibt es drei
Wohn- und Schlafräume, Küche und Bad um
einen L-förmigen Flur mit Treppenhaus, das
Dachgeschoss konnten die Bauherren offensichtlich nach eigenen Vorstellungen einteilen.
Die Himmelsrichtungen wurden bei der Anpassung des Typs an das Grundstück nicht
weiter beachtet. Das mehrschalige Mauerwerk
wurde in Mischbauweise ausgeführt, zur Anwendung kamen Kalksandsteine, Kalksandsteinblöcke, Ziegel oder sonstige Bausteine.
Bei den Tür- und Fensteröffnungen wurden
sowohl Betonstürze als auch Eisenträger verwendet, die Decken wurden aus Stahlbetonträgern errichtet, deren Zwischenräume mit
Langlochsteinen ausgefüllt wurden. Von der
einheitlich rau verputzten Fassade setzte sich
nur der zurück springende Sockel ab, der sich
nach dem Materialangebot oder auch nach den
Wünschen der Bauherren richten konnte. Das
Pfettendach wurde mit Zementfalzsteinen ge-
15 m
deckt. Als Fenster wurden in allen Häusern
mehrflüglige Kastenfenster verwendet, die mit
hölzernen Rollläden aus Forst bestückt wurden. Als Heizung wurden bei zwei der drei
untersuchten Häuser Koks-Brenner aus Blankenburg eingebaut, das dritte (Nr. 77) erhielt
wohl aus Kostengründen zunächst Kachelöfen, die jedoch nachträglich mit einer Schwerkraftheizung mit Koksbefeuerung nachgerüstet wurden. Die Rippenheizkörper stammten
sowohl aus der Produktion der DDR als auch
aus der UdSSR und der CSSR. Die Warmwasserbereitung erfolgte jeweils über einen baugleichen Badofen. Auch für sämtliche anderen
Ausstattungselemente wie Treppen, Fenster,
Türen, Rolläden etc. wurden, so vorhanden,
die gleichen Typen verwendet.
Abb. 74 Neues Wohnhaus Nr. 77, Grundriss
Erdgeschoss; M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2004.
Abb.77: Wohnhaus
Nr. 68, Ansicht von der
Triftstraße, 2002.
Abb. 75: Wohnhaus
Nr. 36, Straßenansicht,
2003.
Abb. 78: Wohnhaus
Nr. 68, schematischer
Grundriss Erdgeschoss;
M. 1: 200, im Original
M. 1: 50, 2003.
Abb. 76: Wohnhaus
Nr. 36, Grundriss Erdgeschoss; M. 1: 200, im
Original M. 1: 50, 2004.
15 m
131
Entwicklung der Wohnbebauung
auf den Hofgrundstücken – Gebäudeausbau als Ausdruck gesteigerten
Wohnflächenbedarfs im ausgehenden
19. und im 20. Jh.
Neben der Frage nach der baulichen Entwicklung der Wohngebäude wird bei den Großhöfen ein gestiegener Wohnflächenbedarf erkennbar, der seinen Ausdruck zum einen in der
sukzessiven Erweiterung der Wohnbauten findet und sich zum anderen in der Errichtung
von Wohnteilen in neu gebauten Wirtschaftsbauten abbildet. Viele dieser Erweiterungen
wurden dabei in ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäudebereichen untergebracht.
Die Wohnbauten stehen in einem besonderen
Verhältnis zum Hof und seiner Bebauung: Sie
sind im Fall eines Neubaus zumeist Ausdruck
wirtschaftlicher Veränderungen auf dem Hof
und gestiegener Ansprüche an das Wohnen,
aber auch Ausdruck gestiegenen Repräsentationsbedürfnisses.
Am Beispiel des Hofs Nr. 8 (ASD 2003b) lässt
sich die Wechselwirkung von Wohnhausveränderung und Hofausbau geradezu idealtypisch
beschreiben (Abb. 80).
Das Grundstück der Hofanlage Dorfstraße 8
liegt auf der Südseite des Hornoer Dorfangers
östlich der Kirche (Abb. 5 S. 65). Im Lageplan
von 1851 ist das Grundstück mit der heutigen
Parzelle bereits vorhanden (Abb. 79).
Die heutige Bebauungsstruktur der rund 150 ×
60 m messenden Parzelle,54 die gegenüber der
Straße weit zurückgesetzt ist, zeigt im nordwestlichen Teil einen von vier Seiten mit Gebäuden umstandenen Wirtschaftshof, an den
sich nach Süden einige Wirtschaftsbauten anschließen, die in lockerer Anordnung einen
weiteren Wirtschaftsbereich hofartig umstehen.
Im Süden des Grundstücks folgt eine Obstgartenfläche.
Das giebelständige Wohngebäude ist gegenüber der Grundstücksgrenze um wenige Meter
zurückgesetzt, so dass im nördlichen Parzellenbereich ein kleiner Vorgarten ausgebildet
ist, der im Osten an den ehemaligen Küchengarten grenzt, welcher sich wiederum bis etwa
zur Hälfte der Parzellentiefe erstreckt.55
Nordwestlich des Wohngebäudes steht ein
zum Hof traufständig orientiertes, repräsentatives Torgebäude56 mit einer außermittig angeordneten Tordurchfahrt.
Das große Stallgebäude ist parallel zur westlichen Grundstücksgrenze errichtet und über
einen Zwischenbau an das Torgebäude herangeführt, der im Erdgeschoss eine weitere
Durchfahrt aufnimmt.
Im Süden des Wirtschaftshofs steht ein weiteres Stallgebäude, das diesen gegenüber dem
anschließenden zweiten Wirtschaftsbereich der
Hofanlage abgrenzt und ebenfalls eine seitliche Durchfahrt aufweist. Südöstlich des Wohngebäudes schließen weitere Anbauten an, die
den Wirtschaftshof auf seiner Ostseite flankieren. Die Bebauung entwickelt sich unter
Einbeziehung eines älteren Backhauses57 weiter in die Parzelle hinein.
Ein Vergleich des heutigen Baubestands mit
der Separationskarte von 1851 zeigt zum einen, dass es insbesondere im straßenseitig
gelegenen Wirtschaftshof eine ähnliche Organisation des Grundstücks bereits im 19. Jh.
gegeben hat. Die Parzelle hatte bereits zu diesem Zeitpunkt die heutige Ausdehnung und
es wird ebenfalls ein vierseitig umstandener
Hof abgebildet, dessen Fläche nur geringfügig
kleiner war als der heutige. Zum anderen
wird jedoch auch erkennbar, dass die heutigen Bauten in einzelnen Bereichen an den
Stellen der nicht rezenten Bebauung liegen.
So hat das Wohngebäude zumindest zwei gemeinsame Baugrenzen mit dem 1851 erfassten Gebäude.
Die übrigen in der historischen Karte vorhandenen Bauwerke, die den Hof umstehen, haben jedoch keine weiteren direkten Bezüge zu
den heutigen Bauten.
Wohngebäude
54 Die Parzelle ist im Vergleich zu den übrigen Grundstücken an der Südseite des An-
gers sehr breit, die Parzelle Dorfstraße 7 ist nur um einige Meter schmaler.
55 Die Organisation der Parzelle ähnelt derjenigen des östlich anschließenden
Grundstücks Dorfstraße 7 und findet sich in vergleichbarer Form auch bei den
Grundstücken Dorfstraße 43 sowie Dorfstraße 2, wenngleich hier die Gartenparzelle ausgegliedert ist (Vgl. dazu ausführlich Beitrag Engelmann „Freiraumgestaltung“, S. 420 f.).
56 Eine straßenseitig angeordnete Torscheune findet sich in Horno an vergleichbarer
Stelle sonst nur noch auf dem Grundstück Dorfstraße 7.
57 Auf dem Grundstück Dorfstraße 7 befinden sich an ähnlicher Stelle Fundamente,
die auch dort auf ein Backhaus deuten.
132
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
In der ältesten Bauphase (Abb. 80) entsteht das
Wohngebäude der Hofanlage mit einem hofseitig gelegenen Anbau unter einem eigenen
Dach (heute in den jüngeren Anbauten aufgegangen, vgl. Abb. 21). Für die Erbauungsphase existiert – wie für die meisten Bauten
aus dem 19. Jh. in Horno – ebenso wenig ein
quellenmäßiger Beleg wie eine Bauinschrift
am Gebäude. Die dendrochronologische Da-
tierung des Gebäudes schlug fehl, da sich das
ermittelte Datum von 1663 wohl nur auf ein
zweitverwendetes Holz bezieht.58 Ein Anhaltspunkt für die zeitliche Eingrenzung ergibt sich zunächst aus der Ähnlichkeit des Gebäudes zum Wohngebäude Horno Nr. 7, das
über eine Inschriftentafel auf das Jahr 1864
datiert werden kann.59
Das Haus wird als Backsteinbau über einem
Feldsteinsockel als hofseitig erschlossenes, dreizoniges Gebäude mit Satteldach errichtet. Die
Einheitlichkeit der Bauphase tritt umso deutlicher hervor, als der Dachstuhl ein einheitliches
Abbundsystem an den Stuhlwänden aufweist.60
Das Gebäude wird durch den hofseitig gelegenen Flur erschlossen, der ehemals Öffnungen zu den angrenzenden Räumen besaß, die
sich als Zusetzungen nachweisen ließen. Zusammen mit dem ehemals als Küche genutzten Raum in der Mittelachse teilt der Flur das
Haus in zwei flächenmäßig gleich große Zonen,
die auch funktional zwei Bereiche dargestellt
haben dürften.
Die Grundrissstruktur der straßenseitig gelegenen Räume ist zu einem späteren Zeitpunkt
verändert worden und zeigte einst zwei ungleich große Räume, eine große Stube mit
zwei Fenstern in der Giebelseite und einen
kleinen, nördlich daran anschließenden mit nur
einem Fenster in der Giebelfassade.61 Bei den
im Südosten vorhandenen Räumen wiederholt sich diese Grundrissdisposition, wobei
die beiden zum Hof hin orientierten ehemals
einen Raum gebildet haben.
An die südöstliche Giebelseite ist zeitgleich
mit der Errichtung des Wohngebäudes (oder
kurze Zeit später) ein Wirtschaftsgebäude angesetzt worden, von dem sich noch drei Wände erhalten haben.
bäude,63 wobei das letztere auch den Abort
des Hofs aufnimmt. Gleichzeitig wird das
Hauptgebäude um Anbauten am Wirtschaftsbereich vergrößert.
Am Hauptgebäude selbst sind für diese Phase
nur wenige Veränderungen feststellbar.
Parallel zu den Baumaßnahmen an den Wirtschaftsgebäuden wird auch der ehemalige
Wirtschaftsanbau südöstlich des Wohnhauses
um zusätzliche Räume erweitert. Hierbei wird
Abb. 79: Ausschnitt aus
der Separationskarte im
Bereich des heutigen
Grundstücks Nr. 8, zweifach vergrößert, 1851.
Abb. 80: Hof Nr. 8,
Lageplan des Hofs mit
Baualterskartierung;
M. 1:1000.
1844 d
1863 m
1870–1918
1919–1945
nach 1945
Backhaus
Zeitgleich mit der Errichtung des Wohngebäudes wird das ältere Backhaus (vgl. Abb. 9
S. 279 im Beitrag Krauß „Backhäuser“) von
1844 d verändert. Die Seitenwände werden in
Ziegelmauerwerk erneuert, das zwischen die
vorhandenen Eckpfeiler gesetzt wird.
Bauliche Entwicklung zwischen 1870
und 1918
Die Zeit zwischen 1870 und 1918 stellt für die
Ausbildung des heutigen Hofbilds die wichtigste Phase dar. In ihr entstehen 1893 i das Torgebäude62 und 1909 i ein rückwärtiges Hofge-
58 Dendrochronologie nachträglich durchgeführt von Klaus Schmidt, BLDAM.
59 Die Ähnlichkeit bezieht sich auf die Bauart (Ziegelmauerwerk über Feldstein), die
Baukörperausbildung und den Grundrisstyp.
60 Die Zählung des Kehlbalkendachs mit doppelt stehendem Stuhl beginnt am straßen-
seitigen Giebel mit einer römischen „I“ an der nordöstlichen Stuhlwand, die gegenüberliegende Stuhlwand trägt analog dazu eine dreieckige Kerbe („}“). Die Zählung
läuft dann bis zum sechsten Pfosten (hier eine römische „VI“ am Kopfband) bruchlos durch. Die Zählung der Sparren folgt der durch die Stuhlwand vorgegebenen Systematik und verläuft ebenfalls von der Straßen- zur Hofseite.
61 Die ehemalige Wand ließ sich etwa 0,65 m weiter nördlich lokalisieren. Hier sind die
in die Wand einbindenden Ziegel erhalten, die beim Abtragen der Wand abgearbeitet wurden.
62 Das Torgebäude wird nach der Inschrift an einem Deckenbalken auf den „3. September 1896“ datiert.
63 Das Gebäude wird durch eine Inschrift in drei nebeneinander liegenden Ziegelsteinen an der nördlichen Fassadenecke auf das Jahr 1909 datiert. Die gleiche Jahreszahl
findet sich auch auf der südöstlichen Fußpfette oberhalb der Durchfahrt.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
133
die südwestliche Wand des älteren Gebäudes
niedergelegt und durch eine nach Südwesten
verschobene Wand ersetzt. Im Nordosten setzt
man einen tonnengewölbten Raum an, der
durch eine Mittelwand geteilt ist. Der so neu
entstandene größere Baukörper wird mit einem
einheitlich errichteten Satteldach versehen.
Insbesondere die beiden zum Hof hin orientierten Räume verdienen insofern Beachtung,
als sie in ihrer Funktion deutlich als Wohnräume erkennbar sind. Im Gegensatz zu den
einfach verglasten Wirtschaftsbereichen sind
hier Kastendoppelfenster eingebaut, ein Raum
erhält zudem eine Kochmaschine.
Mit dieser Maßnahme entstehen auf dem Hof
zwei neue Wohneinheiten, die durch eine größere Anzahl dort lebender Personen bedingt
sein dürften. Diese Annahme wird umso plausibler, als sich auch am Backhaus Vergrößerungen erkennen lassen. Dieses wird nach
Norden um einen Anbau auf nahezu die doppelte Arbeitsfläche vergrößert.
Bautätigkeiten zwischen 1919 und 1945
In der Zeit zwischen 1919 und 1945 wird das
heutige städtebauliche Erscheinungsbild der
Hofanlage geschaffen.
Diese Zeit stellt somit die Ausbauphase des
Hofs dar, in der die Anzahl der Wirtschaftsgebäude stark erhöht wird und die Anlage im
hinteren Grundstücksbereich einen zweiten
Wirtschaftshof entstehen lässt. Bauinschriften
grenzen die Phase zeitlich ein. So ist das im
Westen gelegene Wohnstallgebäude, mit dem
der Wirtschaftshof in seiner heutigen Größe
geschlossen wird, inschriftlich auf das Jahr
1936,64 ein Scheunengebäude im Süden der
Hofanlage auf das Jahr 1938 datiert.
Die Motivation für diese starke Ausbauphase,
die sich insbesondere durch jene beide Bauten, die größten auf dem Grundstück, eindeutig manifestiert, lässt sich hier nicht abschließend klären. Es muss jedoch zumindest darauf
hingewiesen werden, dass diese sicherlich auch
finanziell aufwändige Ausbauphase konträr zu
der allgemeinwirtschaftlichen Situation kurz
vor dem Zweiten Weltkrieg steht.
64 Eine Inschrift in der Nordwestwand des Dachgeschosses („1936“) belegt hierbei die
Entstehungszeit.
65 Die Lage der ehemaligen Trennwand konnte etwa 60 cm weiter im Raum 0.04 an der
Giebelwand ermittelt werden. Die ehemalige Ziegelwand war alle vier bis fünf
Steinlagen mit der Außenwand verzahnt. Beim Abbrechen dieser Wand wurden die
Verzahnungen bis auf die Wandflucht der Außenwand abgearbeitet.
134
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
Parallel zu den Baumaßnahmen auf dem Hof
ist das Wohngebäude massiven Veränderungen unterzogen. Die augenfälligste Veränderung des Gebäudes geschehen in den straßenseitig gelegenen Wohnräumen. So wird das für
den Wohnhaustyp übliche Verhältnis von zwei
Fensterachsen im Giebel in der Stube zu einer
Fensterachse für die Kammer aufgegeben und
zwei annähernd gleich große Raumeinheiten
geschaffen. Hierzu wird das ehemals mittlere
Fenster verschlossen und die Trennwand um
rund 60 Zentimeter verschoben. Als Baumaterialien für diese Veränderungen wird weißer
Kalksandstein verwendet.65
Im Außenbereich erhält das Gebäude eine neue
Fassadengestaltung durch eine Neuverputzung
und einen neuen Anstrich in einer grünen Farbgebung.
An der Südostseite werden nacheinander zwei
Anbauten angefügt.
In der Nachkriegszeit ist eine Bautätigkeit auf
der Hofanlage nur noch in sehr geringem Umfang zu erkennen und betrifft vor allem unterschiedliche Zusetzungen. Wesentlich ist aber
der Einbau eines Bads, das vom Flur abgetrennt wird.
Das ehemalige Wirtschaftsgebäude südlich des
Wohnhauses erfährt einen weiteren Ausbau
der Wohnungen. So werden die beiden Wohnräume durch Einziehen weiterer Wände verkleinert.
Literaturverzeichnis
Abersfelder 2005
Abersfelder, Klara, Bauforschung an einem Wohnstallhaus, in: BLDAM (Hg.), Was bewahren die Forscher von Horno? Wünsdorf 2005, 66–75.
Architektur der DDR 1977
Eigenheimbau, in: Architektur der DDR 26 (1977),
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Blumenstein 1977
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Dahms 1999b
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Unveröffentlichte bauhistorische Untersuchungen
zu Hornoer Wohngebäuden (im BLDAM)
Abersfelder 2003
Abersfelder, Klara, Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 21, Berlin
2003.
Artform 2003
Büro Artform, Lipsdorf, Jens/Tiede, Martin, Bestandsdokumentation und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 106, Cottbus 2003.
ASD 2003a
Büro ASD, Holland, Yngve Jan/Potthoff, Andreas,
Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten
der Hofanlage Nr. 7, Berlin 2003.
ASD 2003b
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten der Hofanlage Nr. 8, Berlin 2003.
ASD 2003c
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 35, Berlin 2003.
ASD 2003d
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten der Hofanlage Nr. 43, Berlin 2003.
ASD 2003e
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 87, Berlin 2003.
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Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
ASD 2003f
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 88, Berlin 2003.
ASD 2003g
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten der Hofanlage Nr. 94, Berlin 2003.
ASD 2004a
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten zum alten Keller Nr. 3, Berlin 2004.
ASD 2004b
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 23, Berlin 2004.
ASD 2004c
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des alten Wohnhauses auf Hof Nr. 77, Berlin
2004.
ASD 2004d
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 86, Berlin 2004.
ASD 2004e
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten der Kirche, Berlin 2004.
Dienstleistung Denkmal 2003
Büro Dienstleistung Denkmal, Schmidt, Friedrich/
Semmler, Arne, Bestandsdokumentation und bauhistorisches Gutachten des neuen Wohnhauses auf Nr. 19,
Berlin 2003.
IAB 2004
Büro IAB, Buchert, Ulf, Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des alten Wohnhauses auf Hof
Nr. 12, Berlin 2004.
KVO 2003
Büro KVO, Krauß, Alexander/von Olk, Detlev, Bestandsdokumentation und bauhistorisches Gutachten des alten Wohnhauses auf Nr. 19, Berlin 2003.
KVO 2004a
Dies., Bestandsdokumentation und bauhistorisches
Gutachten der ehemaligen Feuerstelle im Wohnhaus
Nr. 6, Berlin 2004.
KVO 2004b
Dies., Bestandsdokumentation und bauhistorisches
Gutachten des alten Wohnhauses auf Nr. 16, Berlin
2004.
KVO 2004c
Dies., Bestandsdokumentation und bauhistorisches
Gutachten des Wohnhauses Nr. 84, Berlin 2004.
KVO 2004d
Dies., Bestandsdokumentation und bauhistorisches
Gutachten des Wohnhauses Nr. 111, Berlin 2004.
Hecht/Sander 2003
Hecht, Rico / Sander, Thomas, Bestandsaufnahme
und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr.
102, Potsdam 2003.
Messbildstelle 2003
Büro Messbildstelle, Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 96, Berlin
2003.
Schwiegelshohn 2003a
Schwiegelshohn, Jana, Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 10, Berlin 2003.
Schwiegelshohn 2003b
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 11, Berlin 2003.
Schwiegelshohn 2003c
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 100, Berlin 2003.
Tami/Wolf 2004a
Tami, Marco / Wolf, Oliver, Bestandsaufnahme und
bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 36,
Berlin 2004.
Tami/Wolf 2004b
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 68, Berlin 2004.
Tami/Wolf 2004c
Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des neuen Wohnhauses auf Hof Nr. 77, Berlin
2004.
Abbildungsnachweis
1; 80: Klaus Schmidt auf Grundlage der Lagepläne in
ASD 2003a/b – 2; 3: Privatarchiv Lotar Balke, Döbern – 4:
Balke 1994, 239 Fig.13 – 5: Radig 1966, 61 Abb. 40 – 6; 23;
34; 35; 67: Alexander Krauß (KVO) – 7: BLHA, Rep. 6B
Guben, Nr. 868, Dismembrationen in Horno, 1838–1914.
Foto: Andrea Sonnleitner – 8; 19a, b, c; 37; 50; 66: Jan Holland (ASD) / Klaus Schmidt – 9; 10; 24, 33; 36; 68: Detlev
von Olk (KVO) – 11; 12; 17; 18; 27; 39; 55; 64; 69; 70: Klaus
Schmidt – 13: Klara Abersfelder – 14; 48; 49: Jan Holland /
Andreas Potthoff (ASD) – 15; 16: ASD – 20–22: Ulf Buchert (IAB) – 25: Brandenburger Bauernhausaufmaße,
Münster 1967, Objekt 20 – 26: Andreas Potthoff / Oliver
Walter (ASD) – 28; 31; 32; 38: Jan Holland (ASD) – 29; 30:
Andreas Potthoff / Christina Straße (ASD) – 40: Manuele
Fiore / Andreas Potthoff (ASD) – 41; 42; 44: Thorsten
Allert / Oliver Walter (ASD) – 43; 59; 61; 63; 73; 77: Matthias Noell – 45: Rach 1974, 85 Fig. 29 – 46; 47: HansDietrich Beyer, Berlin – 51–54; 56–58: Jana Schwiegelshohn – 60: Irene Graf / Andreas Potthoff (ASD) – 62:
Schmattke (artFORM) – 65: Umzeichnung aus Gutachten Bartke & Neumann 2001/105 von Klaus Schmidt – 71;
72: Dienstleistung Denkmal – 74–76; 78: Marco Tami –
79: BLHA, Rep. 24 Generalkommission, Landeskulturamt Kreis Guben, Karte Nr. 2a. Foto: BLHA.
Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude
137
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