Yngve Jan Holland, Matthias Noell, Andreas Potthoff Wohngebäude Einleitung Zwischen Sommer 2002 und Herbst 2004 konnte der Bestand der Hornoer Wohnbauten anhand von rund 40 unterschiedlichen Gebäuden eingehend untersucht werden (siehe Abb. S. 13). Die in die Analyse einbezogenen Bauten umfassen dabei einen Errichtungszeitraum vom beginnenden 19. Jh. bis in die 1960/70er Jahre. Zudem konnten über die Auswertung schriftlicher Quellen weitere Erkenntnisse über den Baubestand in der ersten Hälfte des 19. Jhs. gewonnen werden. Auf der Grundlage der großen Anzahl an untersuchten Gebäuden ist es nun möglich, die Bauten in eine chronologische Abfolge zu bringen und Aussagen über Haustypen und Nutzungsveränderungen innerhalb des Orts zu treffen. Für die Hausforschung in Brandenburg, und hier speziell für die Niederlausitz, liegt damit erstmals eine nennenswerte Menge an Dokumentationen von zudem meist auch noch sicher datierten Bauten vor. Vor dem Hintergrund der oftmals beschriebenen fehlenden ‚kritischen Massen‘1 kann mit dem in Horno untersuchten Wohnbaubestand zumindest für die bisher nur in Ansätzen untersuchte Niederlausitz ein neuer Forschungsanstoß gegeben werden. Im Vergleich zum normalen Vorgehen bei bauhistorischen Untersuchungen wird das einzigartige Potential dieses Projekts deutlich: Arbeiten wir im Regelfall an Einzeluntersuchungen von Gebäuden oder gar nur von Gebäudeteilen, die noch rasch vor dem Abriss zu dokumentieren sind, so gab es hier zwei – wenn auch ausschließlich für die Forschung – „glücklich“ zu nennende Umstände. Einerseits macht die große Anzahl der Objekte einen umfassenden Überblick über den Bestand eines gesamten Orts möglich, andererseits gab es ausreichend Zeit für systematisch angelegte Untersuchungen. Die Anzahl der Einzeldokumentationen führt in ihrer Gesamtheit zu einer Felduntersuchung der Alltagsarchitekturen des 19. und 20. Jhs., der im Regelfall kein tiefer gehendes Interesse entgegengebracht wird (vgl. Schimek 1999 b, 171–199). Der lange Projektverlauf machte es auch unter den wirtschaftlich konkurrierenden Büros möglich, Erfahrungen und Ergebnisse auszutauschen, um so das gesamte Projekt voranzubringen. Es ist uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse auch eine überregionale Bedeutung besitzen, indem die gewonnenen Erkenntnisse auf andere Orte Brandenburgs übertragbar sind. So können beispielsweise im Vorfeld von Denkmalinventarisation oder Dorferneuerungsplanungen Erfassungskriterien für den ‚Massenbestand‘ entwickelt werden, die in der Praxis so häufig fehlen, für dörfliche Ensembles und ihre denkmalpflegerische Bewertung aber einen großen Stellenwert einnehmen.2 Projektstruktur, beteiligte Büros und Verlauf An der Untersuchung der Wohnarchitekturen waren insgesamt neun Büros bzw. Teams beteiligt, von denen zwei Büros insgesamt ca. zwei Drittel des Bestands untersuchten und sich das verbleibende Drittel auf die übrigen Büros verteilte.3 Auf der Grundlage von etwa 160 Wohngebäuden erstellte das BLDAM im Vorfeld der Unter- 1 2 3 Radig bemängelt das Fehlen ausreichender Beispielmengen (Radig 1966, 16 f.). Balke verweist ebenfalls auf dieses Desiderat und benennt z. T. ältere Literatur (Balke 1974, 7). Zuletzt zeigte Laudel dieses Problem auf (Laudel 2003, 102). Vgl. hierzu die seit Jahren laufenden systematischen Untersuchungen in Bayern (Mosel 1988, 119–180; Gunzelmann 1999). Aus der eigenen Erfahrung mit der Erfassung von rund 30 Dörfern und Kleinstädten für die Stadtsanierung und Dorferneuerung durch Yngve Jan Holland zwischen ca. 1990 und 2004 ist es nur allzu offensichtlich, dass es für den städtebaulich denkenden Planungsprozess zu wenig Literatur gibt, die sich mit dem hochgradig ortsbildprägenden Charakter gerade der ländlichen Architekturen des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhs. und ihrer Entstehungsgeschichte auseinandersetzt. Beteiligte Büros: ASD Architektur, Stadtbaugeschichte Denkmalpflege: Holland/ Potthoff GbR, Berlin; Jana Schöndube, Berlin; Institut für Archäologie und Baugeschichte Dr. Ulf Buchert, Berlin; Arbeitsgemeinschaft in der Denkmalpflege: Oliver Wolf und Marco Tami, Berlin; KVO: Alexander Krauß und Detlev von Olk, Berlin; Dienstleistung Denkmal: Friedrich Schmidt und Arne Semmler, Berlin; Klara Abersfelder, Mannheim; Messbildstelle, Berlin; Arbeitsgemeinschaft Thomas Sander und Rico Hecht, Potsdam; ArtFORM, Martin Tiede und Jens Lipsdorf, Cottbus (vgl. Auftragnehmerverzeichnis). 89 Abb. 1: Lageplan der Höfe Nr. 7 und 8. Sämtliche Gebäude wurden aufgemessen und untersucht; M. 1:1000. suchungen eine Wertesystematik, in welche die vorhandenen Bauten nach einer ersten Schnellinventarisation eingeordnet wurden. Auf diese Weise konnten schließlich 43 Objekte ausgewählt werden, die einen Querschnitt durch das Baugeschehen in Horno seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jhs. (1818/19 d) bis in die Mitte der 1970er Jahre bilden. Die chronologische Ordnung der Bauten erfolgte in fünf Phasen, wobei die erste letztlich nur noch durch den Kirchenbau repräsentiert wurde.4 Die Zeitgrenzen folgen gängigen historischen Perioden der brandenburgischen Geschichte: Die erste Phase endet mit dem Wiener Kongress, der nach der Besetzung durch die französischen Truppen im Jahr 1813 einen deutlichen Einschnitt auch im Leben von Horno bedeutete. Die ersten Brandkataster von 1809/10, und damit die einzigen Informationen über die ältere Bebauung 4 Nur ein Keller auf dem Grundstück Horno Nr. 3 konnte älter datiert werden, weist jedoch keinerlei Beziehung zu der jüngeren aufgehenden Bebauung auf (ASD 2004a). 90 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude Hornos, werden durch diese Phase mit eingeschlossen. Als weitere Zeiträume wurden dann die Perioden von 1815–1869, 1870–1918, 1919– 1945 und die Zeit nach 1945 festgelegt. In einem ersten Schritt wurde im Sommer 2002 die Untersuchung von ausgewählten Großhöfen und einigen Wohnbauten beauftragt, die bereits leergezogen waren und denen ein hoher Aussagewert für die Baugeschichte Hornos beigemessen wurde (Abb. 1). Im Anschluss daran legte man verstärkt Augenmerk auf einzelne Wohnbauten. Seit 2003 stand die Untersuchung einzelner Wohnbauten gegenüber anderen Bauten auf den jeweiligen Höfen dann vollständig im Vordergrund. Ein kleines Kolloquium zur Projektmitte versammelte die beteiligten Büros, um Erfahrungen und Zwischenstände auszutauschen und Kriterien für das weitere Vorgehen abzustimmen. Arbeitsweisen und Methodik Verteilung der Bauten Bei der Untersuchung der Bauwerke wurde standardmäßig ein auf Eckstein/Gromer (Eckstein 1999, 12) basierendes Aufmaß der Kategorie II nach den Anforderungen des BLDAM im Maßstab 1: 50 angefertigt (BLDAM 2002, 8 ff.), das neben einem unabhängigen Messnetz auch einen höheren Detaillierungsgrad in der Darstellung des jeweiligen Bauwerks beinhaltete. So wurden neben der Hauptgeometrie der Gebäude auch Ausbaudetails wie Türzargen und Fensterausbildungen berücksichtigt, bei den Dachstühlen die Holzverbindungen erfasst und die Abbundzeichen kartiert. Diese Detaillierung erfolgte unabhängig von der angelegten Aufmaßmethode, die entweder in einem tachymetrischen oder einem Handaufmaß bestand. Nur in besonders kritischen Fällen, bei denen Eile geboten war, oder wo das Aufmaß gegenüber anderen Inhalten in seiner Wichtigkeit zurücktrat, wurde von diesem Verfahren abgewichen und eine vergröbernde Darstellung des Aufmaßes in Kauf genommen. Darüber hinaus maß eines der beteiligten Büros ein Haus als Test im 3DLaserscanning-Verfahren auf. Es blieb bei diesem einen Test, da die Qualität der Ergebnisse schon bei jenem relativ unkomplizierten räumlichen Gefüge weit hinter denjenigen der herkömmlichen Aufmaßmethoden zurückblieb. Neben einheitlichen Standards in der Bauvermessung wurde auch für die übrigen Teile der Bestandserfassung durch die Erstbearbeiter in Abstimmung mit dem BLDAM ein einheitlicher Fragenkatalog entwickelt. So entstanden durch das Büro ASD eine als Word-Dokument allen beteiligten Büros bereitgestellte Hof- und Raumbuchvorlage, eine für alle verbindliche Fotodokumentationsseite etc. Nicht zuletzt war angestrebt, eine für alle verbindliche Farbskala für die historischen Bauphasenpläne anzuwenden, was sich in der Praxis aber als schwierig erwies. Durch die bindenden Frageraster für die Bearbeitung wurden so Raumbücher zu den Wohn- und auch zu wesentlichen Nebengebäuden erstellt, die sich in der Auswertung im Regelfall gut und zügig vergleichen ließen. Die untersuchten Wohnbauten verteilen sich ungleichmäßig über die vier vordefinierten Bauphasen der Hornoer Architektur. Sind aus der Frühzeit bis 1869 sechs Bauten nachgewiesen, so liegt ein Schwerpunkt der Bautätigkeit in der Zeit von 1870–1918, hier entstand mit 21 Gebäuden etwa die Hälfte aller untersuchten Objekte. Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sind von den etwa 60 Neubauten lediglich 13 Bauten erfasst worden, die sich gleichmäßig über die beiden letzten Phasen verteilen. Träger der Architektur: Bauherr – Ausführender Sind die jeweiligen Bauherren der Hornoer Wohnhäuser weithin bekannt5 (weil archivalisch belegt, in den Quellen genannt, durch Inschriften verbürgt etc.), so gilt dies für die Planenden und Ausführenden um so weniger. Wer die Gebäude geplant, konstruiert und errichtet hat, bleibt auch nach den Untersuchungen für das 19. und beginnende 20. Jh. weitgehend unklar, da Bauakten und schriftliche Quellen hierzu fast vollständig fehlen. Dieses Fehlen ist umso schmerzlicher, als es für einige ländliche Regionen Deutschlands in den vergangenen Jahren möglich gewesen ist, anhand historischer Quellen verbesserte Baubedingungen im Bauhandwerk infolge des Aufkommens der Baufachschulen in Verbindung mit dem ländlichen Bauen an konkreten Beispielen zu belegen. Der Weg von neuen technologischen Entwicklungen über neue Bautechniken, die von den Absolventen der Baufachschulen dann auf dem Land verbreitet wurden, konnte für das Ammerland und die Wesermarsch, aber auch für den Landkreis Harburg in den letzten Jahren schlüssig aufgezeigt werden. Lokale Bautradition mischt sich dort mit technologischem Fortschritt, so dass eine „Moderne“ Einzug hält, die sich zuerst stärker über Bautechnik als über die „neue“ Bauform definiert.6 5 6 Hierbei sind die Bauherren in ihrer sozialen Stellung nicht immer exakt fassbar. Die gesellschaftlichen Gruppen der Bauherren sind nur in der Zusammenschau erkennbar, nicht aber an jedem Bau ‘abzulesen’, vgl. hierzu Rach 1974, XII. Vgl. hierzu Ziessow 1999, 37–64; Dahms 1999a, 71–101; Dahms 1999b, 105–113 und Fok 1999, 115–129. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 91 Wie aber kamen die Hornoer zu ihren Häusern? Die Planenden bzw. die Ausführenden, seien es Maurer- oder Zimmermannsleute7 oder gegebenenfalls auch Absolventen von Baufachschulen, sind für uns nicht fassbar. Die Frage, ob es auch in der Niederlausitz solche Entwicklungen gegeben hat und welchen Einfluss Absolventen von Baufachschulen auf den ländlichen Baubetrieb hatten, stellt einen vollkommen eigenständigen Untersuchungskomplex dar, der wohl erst in der Folgezeit durch detaillierte Untersuchungen in diesem Bereich zu klären sein dürfte. Die wenigen Akten aus der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg zeigen jeweils einen Bauherren und einen Handwerker als Entwerfende (Planeinreichende); Architekten und Baumeister aber fehlen. So scheint es uns momentan als wahrscheinlichste Annahme, dass die Bauten in einer Kombination von Handwerker und Bauherr entstanden sind. Die einzige überlieferte Zeichnung zum Bau eines Wohnhauses aus dem 19. Jh. ist 1862 von dem „Brunnen- und Zimmermeister“ Albert Hohlfeld aus Forst angefertigt worden.8 Überträgt man die Informationen, die sich im Quellenbestand der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten haben, auf die vorangegangenen Jahrzehnte, so wird diese Vermutung gestützt. Nur wenige Architekten oder Baumeister waren in der Zeit nach 1945 in Horno tätig (siehe unten). Meist sind lokal ansässige Handwerker die Entwurfsverfasser, die unter der wechselnden Berufsbezeichnung „Maurermeister“, „Baugeschäft“, „Bauunternehmen“ oder „Maurerpolier“ erscheinen. Die Bauherren der in Massivbauweise erneuerten Wohnhäuser lassen sich durch den gesamten Untersuchungszeitraum jedoch – wenngleich vergröbernd – in unterschiedliche Gruppen differenzieren. Für den Zeitraum bis etwa 1870 sind es vorwiegend diejenigen Bauern im Ort, die mit zwei oder eineinhalb Hufen über den Balke benennt für das 19. Jh. die Dominanz der Zimmerleute, die ab dem 20. Jh. durch Maurer verdrängt worden seien (Balke 1994, 95 u. 98). 8 BLHA Rep. 6 b Guben Nr. 868, Dismembrationen in Horno; 1838–1914, 1862: Brief an die Administration der Hornoer Güter, Horno, 24. April 1862. Der Name ist über einen Prägestempel auf den Plänen nachweisbar. 9 Das für Horno vorliegende Brandkataster ist im Vergleich zu den bisher für Deutschland ausgewerteten zeitlich sehr früh anzusetzen (Schimek 1999a, 18). 10 Z. B. für die Bauten 6–9 in DAG/GPH, Nr. 253. 11 Meyers Konversationslexikon benennt als Fach- oder Stakholz „gespaltene Hölzer von etwa 30 cm Länge und 6–8 cm Dicke und Breite zum Ausstaken der Holzwände, wenn letztere mit Stroh-Lehm ausgefüllt werden sollten; die Fachhölzer werden zu diesem Behuf vorher mittels der Fachgerten, gespaltener Stäbe, nach Art gewöhnlicher Körbe ausgeflochten (IV. Aufl. 1888, Bd. 5, 1009). 7 92 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude größten Landbesitz verfügten. Diese Tendenz setzt sich einerseits nach 1870 fort, andererseits treten nun auch die Häusler als Bauherren von Massivbauten in Erscheinung, die sowohl innerorts bauen als auch mit der Aufsiedlung der Ortsrandbereiche beginnen. Für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entsteht der Eindruck, als hätten nun diejenigen die Erneuerung ihrer Wohnhäuser vollzogen, die, unabhängig von ihrer sozialen Stellung, bisher nicht die Gelegenheit dazu gehabt hatten. Ab 1945 kann von einer sozial nivellierten Bauherrenschaft ausgegangen werden. Es ist jedoch für das 19. Jh. darauf hinzuweisen, dass nicht nur Großbauern als Bauherren in Erscheinung treten. Es gibt durchaus auch Häusler, die in dieser Zeit neu bauen, wie durch die Beispiele der Häuslerin Pigola und das von Lotar Balke untersuchte Gebäude weiter unten im Text belegt wird. Diese Häuser wurden jedoch in Fachwerkbauweise errichtet und sind zum Untersuchungszeitpunkt nicht mehr vorhanden gewesen. Nicht rezente Architektur Unsere Kenntnis der älteren Architektur Hornos beruht vor allem auf Auswertungen des für Horno zur Verfügung stehenden Archiv- und Literaturmaterials sowie in sehr geringem Maß auch historischer Fotos. Die Analyse von Andrea Sonnleitner (vgl. Beitrag „Schrotbau und Fachwerk“, S. 75–88) zeigt ein primäres Vorhandensein von Block- und Fachwerkbauten, das auch in den Quellen beschrieben ist. Das erhaltene Brandkataster von 1810,9 in dem jedes vorhandene Bauwerk erfasst sowie hinsichtlich der Größe und des Baumaterials beschrieben ist, bildet hierbei die wichtigste Quelle, um bauhistorisch relevante Aussagen treffen zu können. Das Brandkataster aus dem beginnenden 19. Jh. bezeichnet die Wohnbauten zumeist als „aufgeschroten“, bei den Stallbereichen wird auch die Bezeichnung „von Holz und Lehm ausgestackt“10 verwendet. Der erste Begriff wird dabei als Bezeichnung eines Blockbaus (Radig 1966, 18) angesehen. Mit dem Begriff des Ausstakens ist auf die Technik der Gefachausbildung im Fachwerkbau verwiesen.11 Somit hat man sich die in den Brandkatastern überlieferte Architektur als Blockoder Fachwerkbau in unterschiedlichen Kombinationen vorzustellen. Die Quellenauswertung zum Hornoer Baubestand weist für den Ort im Jahr 1810 insge- samt 224 Bauten nach, von denen 158 Objekte als Fachwerkbauten zu benennen sind. Für 60 Bauten konnte eine Blockbauweise ermittelt werden, wobei aus dieser Gruppe nur 23 Bauten als reine Blockbauten anzusprechen sind (Rudert 2006, 57). Bei den Gebäuden mit Wohnfunktion dominiert allerdings die Blockbauweise deutlich. Rudert benennt für Horno insgesamt 45 Gebäude mit Wohnfunktion, von denen die überwiegende Anzahl (28 Objekte) als Block-Fachwerkbauten mit einem Wohnteil in Blockbauweise und einem Fachwerkbereich im Wirtschaftsteil ausgebildet sind. Demgegenüber konnten nur je fünf reine Blockbauten für ausschließliche Wohnzwecke bzw. für Wohnen und Wirtschaften nachgewiesen werden. Die Gruppe von Fachwerkbauten für Wohn-Wirtschaftszwecke tritt demgegenüber deutlich zurück und umfasst nur sieben Objekte, von denen überhaupt nur zwei als Fachwerkgebäude mit ausschließlicher Wohnfunktion belegt werden konnten (ebd. 59 f.). Abb. 2: Das um 1980 abgerissene Doppelwohnhaus Nr. 79 von 1863 i, Hofansicht/Westansicht, 1975. Abb. 3: Ehemaliges Doppelwohnhaus Nr. 79, nördliche Wohnung. Hinterlader und zugemauerter Leuchtkamin in der Stube, 1975. Horno 79 als Beispiel nicht rezenter Fachwerkarchitektur Berichten die Quellen von Lehmfachwerkbauten, so hat sich in situ nur ein einziges solches Wohngebäude bis in die ausgehenden 1970er Jahre erhalten. In seiner Publikation über die Lausitzer Volksarchitektur im 20. Jh. stellt Lotar Balke das bereits vor geraumer Zeit abgetragene Arbeiterwohnhaus Dorfstraße 79 vor (Balke 1994, 90–93; Abb. 2–4). Hierbei handelt es sich um ein inschriftlich auf das Jahr 1863 datiertes eingeschossiges Fachwerkgebäude mit Kehlbalkendach und doppelt stehendem Stuhl. Die Abbildung zeigt deutlich das Lehmfachwerk an den Außenwänden des knapp dreizehn auf sieben Meter messenden Hauses. Einzig das Vorgelege und eine kleinere Wandzunge waren mit gebrannten Lehmsteinen gemauert. Das Aufmaß zeigt das um zwei Öfen errichtete Doppelwohnhaus als Addition zweier Wohnungen über jeweils nahezu quadratischem Grundriss. Die Erschließung erfolgte über zwei separate Eingänge in der Gebäudemitte. Der Eingang leitete in einen kleinen quadratischen Flur über, von dem aus eine Tür in die Stube führte, die an beiden Außenwänden ein Fenster besaß. Von der Stube war ein kleiner Raum abgeteilt, der gegen die Stube jedoch nicht mit einer Wand schloss, sondern einen großen, pfostenunterstützten Durchgang in der Breite zweier Gefache be- Abb. 4: Ehemaliges Doppelwohnhaus Nr. 79 von 1863 i, Grundriss Erdgeschoss, Zustand 1978, M. 1: 200. saß.12 Vom Kammerraum führte eine weitere Öffnung in einen kleinen Nebenraum. Trotz des gut überlieferten Gebäudes bleibt der Grundriss des Arbeiterwohnhauses für die übrigen Hornoer Häuser ungewöhnlich, da es bei den nachfolgend untersuchten Bauten keine Objekte gibt, die als Doppelhäuser um eine in der Hausmitte angeordnete Feuerstelle errichtet wurden. Balke berichtet, dass sich zum Zeitpunkt seiner Bestandsaufnahme in Horno noch weitere solcher Bauten erhalten hätten, ohne dass diese 12 Offensichtlich kam diese Lösung häufiger vor, vgl. Deutschmann 1959, 130. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 93 Abb. 5: Zülichendorf, Tagelöhnerhaus, Grundriss und Teillängsschnitt, ohne Datierung, M. 1:200. aus heutiger Sicht noch lokalisierbar wären.13 Radig publizierte einige Jahre zuvor ein undatiertes Tagelöhnerhaus aus Zülichendorf, das diesem Beispiel ähnelt (Abb. 5; Radig 1966, 61, zuletzt Schnöke 2004, 303). Eines der in Horno untersuchten Gebäude (Horno 84, Abb. 6; KVO 2004c), das im Jahr 1873 d errichtet wurde, war ursprünglich ebenfalls vollständig als Fachwerkbau errichtet, jedoch in den vergangenen Jahrzehnten relativ stark überformt worden. Doch vermittelt zumindest die Schauseite noch einen guten Eindruck der einstigen Fachwerkstruktur. Abb. 6: Wohnhaus Nr. 84, Ansicht von Nordosten. Es war das einzige erhaltene Wohnhaus mit Wandabschnitten aus Lehmfachwerk, 2004. 13 Reste ließen sich nur noch bei den Gebäuden Horno 52 und 84 nachweisen. 14 BLHA Rep. 6b Guben Nr. 868, Dismembrationen in Horno; 1838–1914, 1862: Brief an die Administration der Hornoer Güter, Horno, 24. April 1862. 15 Die Stube zeigt noch eine firstparallel verlaufende, gestrichelte Wand; möglicher- weise war vorgesehen, von diesen Raum eine Kammer abzutrennen. 94 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude Ein Bauantrag zum Gebäude Nr. 81 Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv ist die Zeichnung zum Neubau eines Wohnhauses für Marie Pigola aus dem Jahr 1862 erhalten (heute Nr. 81), die Aufschluss über die Struktur der Hornoer Fachwerkbauten gibt (Abb. 7).14 Die Zeichnung des Brunnen- und Zimmermeisters Albert Hohlfeld aus Forst zeigt ein eingeschossiges Wohnstallgebäude, bei dem der Wohnteil an der Traufseite erschlossen wurde und in einen Flur führte, von dessen Längswänden aus eine Kammer und eine Stube zugänglich waren.15 Dem Eingang gegenüber lag der Durchgang zur Küche. Die Wände sollten in Fachwerkbauweise errichtet werden, denn die in der Zeichnung geschnittenen Stiele sind farblich von den Gefachen abgesetzt. Der Ofen sollte ebenso in Mauerwerk ausgeführt werden wie die zum Stall weisende Trennwand. Der an den Wohnteil angrenzende Stall und eine weitere Kammer sind demgegenüber wieder als Fachwerkkonstruktion zu erkennen. Küche und Stube waren über einen in der Küche gelegenen Kamin heizbar, die Stube zeigt dabei zusätzlich noch einen Leuchtkamin; die Kammer wies keinen Ofen auf. Versucht man eine zeitliche Einordnung für den Austausch der älteren Fachwerkarchitektur gegen neuere Bauten, so kann einerseits festgestellt werden, dass die Bauten der nicht rezenten Architekturen insbesondere im ausgehenden 19. Jh. durch neue Bauten ersetzt wurden. Diesen Vorgang hat man sich allerdings als langwierigen Prozess vorzustellen, denn bis in die 1970er Jahre hinein waren solche Bauten noch vorhanden. Andererseits bricht die Tradition des Fachwerkbaus nicht schlagartig ab, denn es kommt, wie am Bei- spiel des Gebäudes Horno 84 gezeigt werden konnte, auch weiterhin zur Errichtung solcher Wohnhausbauten. Der älteste Baubestand (1815 bis 1869) Rudert zeigt, dass die Mehrzahl der nicht rezenten Bauten aus der Zeit um 1800 BlockFachwerkbauten mit Wohn- und Wirtschaftsfunktion waren. Dies bildet sich auch in den frühen erhaltenen Bauten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. ab, die ebenfalls noch ‚Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach‘ verbanden. Sechs Wohngebäude bilden die Gruppe des ältesten erhaltenen Baubestands in Horno (Abb. 8). Die Analyse ihrer Lage im Ort führt zu zwei wichtigen Beobachtungen: Zum einen umschreibt die Lage der Grundstücke auf denen sich diese Bauten befinden den Dorfanger und mithin das älteste Siedlungsareal des Ortes (siehe Abb. 4 S. 24). Zum anderen sind die Bauten auf den Höfen der Bauern mit dem größten Grundbesitz gelegen. So haben die Parzellen 6, 8 und 32 jeweils zwei Hufen Land, während die Parzellen 7, 16 und 21 über je eineinhalb Hufen verfügen (Rudert 2006, 45–48). Der größere Teil der untersuchten Bauten wurde nach 1851 und damit nach der beginnenden Separation der Hornoer Feldmark errichtet.16 Zum besseren Verständnis ist es an dieser Stelle notwendig, einen Überblick über die Besitzverteilung im Ort zu geben. Von den 78 im Hypothekenbuch von 1864 genannten Hofräumen sind 35 als Häuslerstellen anzusprechen, das heißt, knapp die Hälfte aller erfassten Grundstücke ist ohne eigenen landwirtschaftlichen Besitz gewesen. Dies bedeutet wiederum, dass die von den Häuslern zu bewirtschaftende Parzelle sich unmittelbar um das einzelne Gebäude herum erstreckte. Demgegenüber gibt es acht „Großbauern“ mit je zwei Hufen landwirtschaftlich nutzbarer Fläche und immerhin zehn mit jeweils eineinhalb Hufen. Vierzehn weitere Parzellen zeigen eine Fläche zwischen einer halben und einer Hufe (Rudert 2006, 44–51). Da die älteste in Horno fassbare Bauphase topographisch mit den größten Hofanlagen zusammenfällt, kann davon ausgegangen werden, dass es eben diese wirtschaftlich stärkeren Bauern waren, die ab dem beginnenden 19. Jh. damit anfingen, die älteren Fachwerkhäuser durch die ‚moderneren‘ Backsteinarchitekturen zu ersetzen. Da sich eine verstärkte Bautä- tigkeit um die Mitte des 19. Jhs. abzeichnet, die sich auch in der anschließenden Bauphase fortsetzt, kann diese Bautätigkeit als eine Folge der wirtschaftlichen Neuorganisation der Bauernschaft angesehen werden.17 Abb. 7: „Zeichnung eines neuzuerbauenden Wohnhauses & Stalles für die Marie Pigola zu Horno“ auf dem Hofgrundstück Nr. 81 (bis ca. 1869 Nr. 83), Grundriss und Schnitt (zugehöriger Lageplan vgl. Abb. 8 S. 68) von 1862. 16 Zur Hornoer Separation vgl. den Beitrag Bönisch „Mittelalterliche Siedlungsstrukur“ S. 39 ff. 17 Zum wirtschaftlichen Aufschwung in Folge der Separation vgl. Rach 1974, 6. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 95 Abb. 8: Zusammenstellung der ältesten Wohnhausgrundrisse (1815–1869) mit Baualterskartierung, Wohnhaus Nr. 16, R. 0.01 Flur, R. 0.02 und R. 0.03 Wohnräume (Stuben), R. 0.04 Kammer (ehemalige Küche), R. 0.05 Kammer, R. 0.06 und R. 0.07 Stall, Wohnhaus Nr. 21, R. 1.0 Flur, 1.1 Stube, 1.2 Stube, 1.3 Küche, 1.4 Kammer, 1.5–1.8 Lagerraum (ehemaliger Stall), Wohnhaus Nr. 8, R. 0.05 Küche, R 0.08 Bad, Wohnhaus Nr. 32, R. 1.03, R. 1.07 und R. 1.08 Wohnraum, R. 1.06 Küche, Wohnhaus Nr. 7, R. 0.01 Diele, R. 0.03 Küche, ohne Maßstab, Grundlage ist das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005. 1815–1869 Kernbau 1815–1869 An- und Umbauten 1870–1918 1919–1945 1930er J. nach 1945 nach 1960 96 15 m Horno 16 Das älteste im Bestand Horno nachgewiesene Wohngebäude ist das nachträglich im Inneren stark veränderte Wohnstallgebäude auf der Parzelle Horno 16 (Abb. 11; 12, KVO 2004b), dessen Baudatum dendrochronologisch in die Zeit nach 1818/19 d fällt. Als Bauherr dieses Gebäudes kommen wohl der 1813 fassbare 1ÁHüfner Martin oder sein Nachfolger Mattheus Tabor in Betracht, deren Familie das Grundstück mindestens bis zum Ersten Weltkrieg besaß (vgl. Archivalienauswertung S. 522 f. und Chronik, 39). Trotz der mehrfachen Veränderung gibt das Gebäude Aufschluss über die bauzeitliche Struktur. Der Baukörper wurde als eingeschossiges Gebäude mit Kehlbalkendach über doppelt stehendem Stuhl errichtet. Der Wohnteil bestand dabei aus Backsteinmauerwerk und war bereits bauzeitlich verputzt, während der Wirtschaftsteil in Sicht-Feldsteinmauerwerk aufgeführt wurde (vgl. Abb. 36). Der Dachraum blieb unausgebaut und diente als Lagerraum. Die seitens der Bearbeiter Alexander Krauß und Detlef von Olk vorgenommene Rekonstruktion des Erbauungszustands (Abb. 9; 10) zeigt einen vierteiligen Grundriss, der drei Funktionsbereiche erkennen lässt: Zur Straße hin liegen zwei Wohnräume, eine Stube mit einem Leuchtkamin und eine Kammer, deren Größenverhältnis etwa 1:3 entspricht. Nördlich davon schließt sich der Wohnküchenbereich mit einer separaten Schwarzen Küche an. Die beiden übrigen Räume bilden zwei Stallungen, von denen ein Raum über die Küche, der andere über den Hof zu erreichen ist. Abb. 9: Altes Wohnhaus Nr. 16, Grundriss Erdgeschoss, Rekonstruktion des bauzeitlichen Zustands, 2004. Abb. 10: Altes Wohnhaus Nr. 16, Isometrie, Rekonstruktionsversuch des Zustands um 1818/19, ohne Maßstab, 2004. Abb. 11 links: Altes Wohnhaus Nr. 16 (1818/ 19 d), Schrägansicht von der Straße, 2004. 15 m Abb. 12: Altes Wohnhaus Nr. 16, Schrägansicht vom rückwärtigen Torhaus des Hofs, 2004. 97 Horno 21 Etwa drei Jahrzehnte später entstand nach 1849 d das Wohnstallhaus Nr. 21 (Abb. 13; Abersfelder 2003 u. 2005). Der eingeschossige, teilunterkellerte Mauerwerksbau zeigt in seinem Äußeren die gleiche Differenzierung wie das zuvor beschriebene Gebäude: Der Wohnbereich ist in Backsteinmauerwerk errichtet, während für den Wirtschaftsteil Feldsteinmauerwerk verwendet wurde. Deutlicher als bei dem Beispiel Nr. 16 tritt hier jedoch die Vierzonigkeit der Grundrissstruktur hervor (vgl. Abb. 8). Der Straße zugewandt sind die beiden Wohnräume mit (ehemals) größerer Stube und kleiAbb. 13: Wohnhaus Nr. 21, Hofansicht/Westansicht, 2003. Abb.15: Wohnhaus Nr. 8, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 0.05 Küche, R. 0.08 Bad; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß im M. 1: 50, 2002. 1863 m 1870–1918 1919–1945 nach 1945 98 15 m nerer Kammer angeordnet, denen nach Norden hin der zum Hof orientierte Erschließungsflur und ein (vermutlicher) Küchenraum folgte. Weiter nach Norden schließen sich zwei bauzeitliche Räume an, deren ursprüngliche Funktion sich jedoch nicht eindeutig bestimmen lässt. Die Bearbeiterin Klara Abersfelder geht von Kammer oder beheizbarer Stube und Stall bzw. einem sonstigem Wirtschaftsraum aus. Seinen Abschluss erfährt das Gebäude dann durch einen großen Stallraum, der durch eine Tür mit dem südlich gelegenen (Wohn-?) Bereich verbunden ist. Die beiden Bauten Nr. 16 und 21 zeigen vierzonige Wohnwirtschaftsbauten, die in ihrer Abb. 14: Wohnhaus Nr. 7, Längsschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2002. Abb. 16: Wohnhaus Nr. 8, Längsschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2002. Horno 7 und 8 Zwei weitere Bauten stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Eines davon ist inschriftlich auf das Jahr 1864 i datierbar (Nr. 7; Abb. 14; ASD 2003a), während sich das unmittelbar benachbarte (Nr. 8; Abb. 15–17; ASD 2003b) nur über einen stilistischen Vergleich und eine Bewohnerauskunft in diese Zeit datieren lässt.18 Beide Bauten liegen auf der Südseite des Hornoer Dorfangers und weisen mit ihrer GiebelStruktur deutlich auf ältere Fachwerkbauten gleichen Typs verweisen. Der Funktionstrennung von Wohnen und Stallnutzung entspricht ein Materialwechsel innerhalb der Fassade, bei dem der Wirtschaftsbereich immer in einem Feldsteinverband vom Ziegelbau des Wohnbereichs abgesetzt wird. Es ist wohl nicht verkehrt, hierin einen Reflex auf die älteren Hornoer Fachwerkbauten zu sehen, die eine Blockbauweise für den Wohnbereich und Lehmfachwerk für den Wirtschaftsbereich aufwiesen. Abb. 17: Wohnhaus Nr. 8, Ansicht von der Straße, 2004. 18 Nach Auskunft der ehemaligen Bewohner soll das Gebäude 1863 errichtet worden sein. 15 m 99 seite zum Anger. Gegenüber der Straße sind sie um gut 25 m zurückgesetzt und bilden zu dieser je einen kleinen gebäudebezogenen Vorgarten aus. Ihre Erschließung erfolgt vom Hof aus an der Traufseite etwa in der Gebäudemitte. Der Grundriss der verputzten Backsteinbauten ist jeweils dreizonig, wobei um einen zentralen Mittelflur, in dessen Verlängerung eine kleine Küche liegt (ihrerseits mit eigenem Zugang vom Garten aus), je zwei Räume liegen. Straßenseitig befinden sich die Wohnräume, die ungleichmäßig in eine Stube mit zwei Fensterachsen und eine Kammer mit einer Fensterachse geteilt sind. Zu beiden Seiten des Mittelflurs sind bauzeitliche Kamine erhalten. Bei dem Gebäude Nr. 8 zeigten sich zudem noch Reste von zwei Leuchtkaminen in Richtung der seitlichen Stuben. Somit kann bei diesen beiden Bauten davon ausgegangen werden, dass sie nicht als Wohnstallgebäude genutzt wurden, sondern bereits reinen Wohnzwecken dienten. Diese Beobachtung wird ergänzt durch die Lage der bauzeitlichen Keller, die sich über die gesamte Gebäudelänge erstrecken (es gibt in Horno keine unterkellerten Stallgebäude oder -bereiche) und auch durch die Konstruktion der Stuhlwände (Abb. 22): Bei traditionellen Wohnwirtschaftsbauten gibt es einen signifikanten Unterschied in der Gestaltung der Stuhlwände, deren Stuhlsäulenabstände oberhalb der Wirtschaftsbereiche vergrößert werden, wahrscheinlich um eine leichter zugängliche Lagerfläche im Dachbereich zu erzielen (z. B. Nr. 77, siehe unten). Abb. 18: Wohnhaus Nr. 32, Schrägansicht von der Straße, 2004. 100 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude Horno 32 Zu dieser Bauphase gehört auch das teilunterkellerte Wohngebäude Horno Nr. 32 (Abb. 18; Tami/Wolf 2004a), dessen dendrochronologische Dachwerksdatierung eine Errichtung nach 1864 d ergibt und somit zusammen mit den Bauten Nr. 7 und 8 eine größere Bautätigkeit in Horno nach der Separation belegt. Durch die Mauerwerkstechnik im wilden Verband wird eine bauzeitlich intendierte Verputzung des Gebäudes wahrscheinlich, obgleich hiervon keine Reste nachgewiesen werden konnten. Der Grundriss des Wohngebäudes folgt in Aufbau und Organisation denen der Gebäude Nr. 7 und 8 und stellt ebenso ein reines Wohngebäude dar, dessen östliche Raumteilung nachträglich verändert wurde. Leuchtkamine haben sich nicht erhalten, aber das Vorhandensein zweier Rauchzüge deutet auch hier auf eine Beheizbarkeit aller Wohnräume hin. Zusammenfassung Die hier für die älteste Bauphase benannten Gebäude haben trotz ihrer unterschiedlichen Entstehungszeiten mehrere Gemeinsamkeiten, welche die Ausrichtung der Gebäude zum Hof, ihre Lage auf dem Grundstück und die Ausbildung von Vorgartenbereichen betreffen. Die Haupterschließung der Häuser erfolgte stets von der zum Hof gelegenen Traufseite. Zu Beginn des letzten Drittels des 19. Jhs. kommt es in Horno zu einer regen Bautätigkeit, die sich neben den hier untersuchten Bauten auch für Nebengebäude belegen lässt. Im Vergleich zu den untersuchten Bauten aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. fällt bei den Wohnhäusern eine Konkretisierung des Grundrisses auf. Die 1818/19 noch vorhandenen, teilweise an das Gebäude „angehängten“ Stallbereiche, die bisweilen zu einem vierzonigen Grundriss führten, sind – wenn überhaupt vorhanden – räumlich nicht mehr so deutlich herausgestellt. Auf der Grundlage der ausgewerteten Untersuchungen kann diese Bauphase für Horno als eine Zeit gewertet werden, in der das vierzonige Wohnstallhaus durch dreizonige Bauten mit primärer Wohnfunktion abgelöst wird.19 Diese Entwicklung geht einher mit einer Vergrößerung der Stallbauten, die das Ortsbild für die nachfolgende Zeit weit stärker prägen als die Wohnbauten. Baubestand 1870 bis 1918 Der Baubestand aus der Zeit zwischen 1870– 1918 macht mit 21 Objekten die größte Gruppe der untersuchten Wohngebäude aus (Abb. 26). Lässt sich für die ältere Bauphase eine Zugehörigkeit der Bauten zu den traditionellen Großhöfen eindeutig belegen, so beginnt sich das Bild seit der Zeit ab 1870 zu differenzieren. Neun Gebäude entstehen außerhalb des historischen Siedlungsverbands, also außerhalb des Dorfangers, der über Jahrhunderte den Siedlungskern Hornos gebildet hatte.20 Man muss dies wohl als einen Hinweis auf eine stärkere Aufsiedlung des Orts in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. werten, obwohl die Quellen zu der jeweiligen Bauherrenschaft keine Angaben machen. Die Separationskarte von 1851 zeigt in geringen Ansätzen bereits beginnende Parzellierungen vor allem im Nordosten des Dorfes (vgl. Abb. 4 S. 24) und damit einen – wenn auch vorerst nur im Ansatz bestehenden – geplanten Ortsausbau seit der Mitte des 19. Jhs.21 Die übrigen Bauten verteilen sich über die alten Grundstücke wie folgt: Auf den Ein- bis Zweihüfner-Stellen werden insgesamt vier Bauten errichtet (15; 19; 38; 43), fünf Bauten entstehen auf Parzellen, die noch Mitte des 19. Jhs. als Häusler- bzw. Büdner-Stellen geführt wurden (20; 45; 46; 57; 60).22 Hiermit wird für den Ort deutlich eine gesellschaftliche Differenzierung in der Bauherrenschaft fassbar: Der Ausbau von Horno ist nicht mehr nur Aufgabe der ‚Großbauern‘, vielmehr treten die Besitzer der kleineren Parzellen nunmehr deutlich als Träger der Architektur in Erscheinung. Dabei entsteht kein Gebäude nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Es konnten bis auf drei Objekte alle Baudaten über dendrochronologische Untersuchungen oder Bauinschriften jahrgenau ermittelt werden.23 Hierbei verteilt sich die Bautätigkeit mit etwas mehr als der Hälfte der Bauten (elf) in die beiden Jahrzehnte zwischen 1880 und 1900, während in dem Jahrzehnt davor und danach nur je drei Bauten errichtet werden. Dies dürfte auf der einen Seite eine unmittelbare Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs des beginnenden Kaiserreichs sein. Auf der anderen Seite ist es aber auch Abbild einer zunehmenden Industrialisierung in der Landwirtschaft und damit der immer stärker werdenden Differenzierung der dörflichen Gesellschaft, die neben dem klassischen Bauerntum auch eine zunehmende Nebenerwerbslandwirtschaft der- jenigen hervorbrachte, die auf den Parzellen wohnen, ihren Gelderwerb aber nicht primär im landwirtschaftlichen Sektor haben. Das letzte Gebäude dieser Phase wurde 1911 errichtet. Gleichzeitig belegen die in der Hornoer Kirche verwahrten sog. ‚Erinnerungskissen‘, mit denen der Gefallenen des Kriegs von 1914–1918 gedacht wird, eine hohe Gefallenenquote im Ersten Weltkrieg (16 gefallene Hornoer Bürger), mithin das Wegbrechen der Bauherren aus gleich zwei Generationen.24 Hieraus wird unter anderem erklärbar, warum keins der Häuser nach 1911 entstand. Die zwischen 1870 und 1918 entstandenen Bauten werden fast vollständig als reine Wohnbauten (17) errichtet. Die Gruppe der WohnWirtschaftsbauten umfasst nur vier Gebäude, von denen aber auch nur drei als Wohnstallhäuser zu nennen wären; ein Gebäude schließlich integriert in einem kleinen Bereich des Hauses einen Stall.25 So überwiegend die Wohnnutzung in dieser Bauphase auch ist, in der Ausbildung der Grundrisse gibt es gravierende Unterschiede. Die Darstellung des Bestands gibt zuerst einen Überblick über die Wohnbauten, denen die Wohnwirtschaftsbauten nachgeordnet sind. Bei einem Gebäude wird überdies einmal die gesamte bauliche Entwicklung von der Erbauungszeit bis zum Abriss dargestellt, um diese ansonsten hier unterrepräsentierten Veränderungen im Lauf der Jahrzehnte zumindest ansatzweise zu streifen. Die Beschreibung der Bauphase schließt mit den für Horno zu benennenden Sonderfällen der Architekturentwicklung im Ort. Die nachfolgenden Gebäudebeschreibungen konzentrieren sich auf eine Auswahl von besonders gut erhaltenen oder aber besonders aussagekräftigen Gebäuden, die stellvertretend für die übrigen Bauwerke vorgestellt werden. Abb. 19a (folgende Seite): Zusammenstellung der Wohnhausgrundrisse der Bauphase 1870–1918 mit Baualterskartierung: Wohnhaus Nr. 15a, R. 1.02 Diele, 1.03, 1.04 und 1.06 Wohnräume, 1.05 Küche, R. 1.08 und 1.09 Bad, Wohnhaus Nr. 46, R. 0.01 Flur, R. 0.02 Küche, R. 0.03 und 0.07 Wohnräume, altes Wohnhaus Nr. 38, R. 0.01 Stube, Wohnhaus Nr. 57, R. 0.01 Flur (ehemalige Küche mit Kellerabgang), R. 0.02, R. 0.03 und R. 0.05 Stube, R. 0.04 Wohnraum (ehemalige Diele), R. 0.06 Küche (ehemalige Kammer), R. 0.07 Kammer, Wohnhaus Nr. 84, R. 0.01 Diele, R. 0.02, R 0.03 Wohnräume (Stuben), R 0.04 Küche, R. 0.05 Bad (ehemalige Kammer), R. 0.06 Wohnraum, Wohnhaus Nr. 43, R. 0.02 und R. 0.06 Flur, R. 0.03 Küche, R. 0.05, R. 0.07 und R0.08 Wohnräume, altes Wohnhaus Nr. 12, R. 0.01 und 0.02, Wohnräume (Stuben), R. 0.03 Küche, R. 0.04 Diele, R. 0.05 und 0.06 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 87, R. 0.01 Flur, R. 0.02 und R. 0.03 später hinzugefügter Wohnräume, R. 0.04 Küche, R. 0.05 und R. 0.06 Wohnraum; M.1: 200, Grundlage ist das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005. 19 Vgl. auch Balke, der die primäre Wohnnutzung der dreizonigen Gebäude als ein 20 21 22 23 24 25 Charakteristikum gerade der Wohnhäuser der Großbauern in der Region benennt, während die kleineren Bauern häufig noch einen Bereich des Hauses als Stall weiternutzten (Balke 1994, 95–97). Dies sind die Gebäude 57, 69a, 74, Wohnstallhaus 77, 87, 88, 84, 94 und 102. Gutachten zu den Geb. 87 und 88 (ASD 2003 e und ASD 2003 f). Das Gebäude 23 steht auf einer Zweidrittelhufenstelle, Nr. 69 kann nicht zugeordnet werden, da Rudert hierzu keine Aussage macht. Zur Sicherheit dendrochronologischer Datierungen vgl. zuletzt Schöfbeck 2005, 297–363. Vgl. Inventar im Raumbuch zur Hornoer Dorfkirche, ASD 2004 e. Es handelt sich hierbei um die Gebäude 19, 60, 77 (Wohnstallbauten) und 20c (Gebäude mit integriertem Stall). Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 101 1870–1918 Kernbau 1870–1918 An- und Umbauten 1919-1945 1930er J. nach 1945 nach 1960 102 15 m 1870–1918 Kernbau 1870–1918 An- und Umbauten 1919-1945 um 1937 nach 1945 nach 1960 Abb. 19 b: Zusammenstellung der Grundrisse der Wohnbauten der Bauphase 1870–1918 mit Baualterskartierung: Wohnhaus Nr. 88, R. 0.02 Diele (ehemalige Küche), R. 0.03 und R. 0.04 Wohnräume (Stuben), R. 0.05 Küche (ehemalige Diele), R. 0.06 und R. 0.07 später angebaute Wohnräume, Wohnhaus Nr. 74, R. 1.01 Windfang, R. 1.02 Diele (ehemalige Küche), R. 1.03 Bad, R. 1.04 Küche, 1.05, 1.06, 1.07 und 1.08 Wohnräume, altes Wohnhaus Nr. 19, R. 0.01 und 0.02 Kammer, R. 0.03 Küche, R. 0.04 und 0.05 Wohnräume (Stuben), R. 0.06 Diele, R. 0.07 Kammer, R. 0.08 und 0.09 Lager (ehemaliger Stall), Wohnhaus Nr. 94, R. 0.01 Küche, R. 0.05 und 0.06 Wohnräume (Stuben), R. 0.04 Diele, R. 0.02 und 0.03 angebaute Wohnräume, Wohnhaus Nr. 45, R. 1.0 Diele, 1.2und 1.3 Wohnräume, 1.3 Küche, 1.4 Wohnraum 1.5 Flur, Wohnhaus Nr. 95, R. 1.02 Diele (ehemalige Küche), R. 1.04 und 1.05 Wohnräume, R. 1.06 Küche (ehemalige Diele), R. 1.07 und 1.08 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 23, R. 0.01 Flur (ehemalige Küche), R. 0.04 Küche (ehemaliger Flur), R. 0.02, R. 0.03, R. 0.05 und R 0.06 Wohnräume; M.1: 200, Grundlage ist das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005. 15 m 103 Abb. 19c: Zusammenstellung der Grundrisse der Wohnbauten der Bauphase 1870–1918 mit Baualterskartierung: Wohnhaus Nr. 20c, R. 0.01 Kammer, R. 0.02 Küche, R. 0.03 und 0.04 Wohnräume (Stuben), R. 0.05 Diele, R. 0.06 Stall, Wohnhaus Nr. 69a, R. 1.01 Diele, R. 1.02 und 1.03 Wohnräume, R. 1.04 Küche, R. 1.05 und 1.06 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 60, R. 0.01 Diele, R. 0.02 und 0.03 Wohnräume (Stuben), R. 0.04 Küche, R. 0.05 bis 0.07 Kammern, R. 0.08 Lager (ehemaliger Stall), R. 0.09 bis 0.11 Ställe, Wohnhaus Nr. 96, R. 1.02 Bad, R. 1.05 Küche, R. 1.04, R. 1.07 bis R. 1.10 Wohnraum, Wohnhaus Nr. 71, R. 0.01 Kammer, R. 0.02 ehem. Küche, R. 0.03 und 0.04 Wohnräume (Stuben), R. 0.05 Diele, R. 0.06 Küche (ehemaliger Stall), altes Wohnhaus Nr. 77, R. 0.01 Diele, R. 0.02 und 0.03 Wohnräume (Stuben), R. 0.04 Küche, R. 0.05 Wohnraum (ehemaliger Stall), R. 0.06 Stall, Wohnhaus Nr. 102, R. 1.01, 1.03, 1.04, 10.6 Wohnräume, R. 1.02 Küche (ehemalige Diele), R. 1.05 Diele (ehemalige Küche); M.1: 200, Grundlage ist das jeweilige Bauaufmaß im M. 1: 50 (Nr. 102 1: 100), 2005. 1815–1869 1870–1918 Kernbau 1870–1918 An- und Umbauten 1919–1945 nach 1945 nach 1960 104 Reine Wohnbauten Die größte Gruppe (zwölf Bauten) stellen eingeschossige, quererschlossene Wohnbauten dar, die während der gesamten Epoche vorkommen und nicht auf besondere Zeitabschnitte beschränkt bleiben. So konnten solche Grundrisse sowohl für 1870 d als auch für 1911 i nachgewiesen werden. 1881d 1919–1945 Abb. 20: Altes Wohnhaus Nr. 12, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 0.04 Flur mit ehem. Zugang aus ehem. Hof, R. 0.03 ehem. Küche mit seitlichen Herd- und Heizstellen, R. 0.01 Stube; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß im M. 1: 50, 2004. Abb. 21 (links): Altes Wohnhaus Nr. 12, ehemalige Herdstelle in der Küche mit rot markierter Lage des Vorgeleges, 2004. Abb. 22 (rechts): Altes Wohnhaus Nr. 12, zugesetzter Leuchtkamin im Wohnraum 0.05, 2004. 15 m 105 Horno 12 Abb.23: Wohnhaus Nr. 6, Reste der bauzeitlichen Schornsteinanlage mit drei Zügen, 2004. Abb. 24: Wohnhaus Nr. 6, Querschnitt durch Haus und Kamin; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2004. Abb. 25: Kaisermühl, Lkr. Oder-Spree, Hof Zachert; Grundriss Erdgeschoss und Längsschnitt durch Gebäude und Kamin; M. 1: 200, 1967. 106 Das 1881 d errichtete Gebäude Nr. 12 (IAB 2004a) liegt auf einem Grundstück, das sich seit der Mitte des 19. Jhs. im Besitz der Familie Happatz befindet und das mit 1Á Hufen Land ausgestattet ist. In der Errichtungszeit besitzt es Christian Happatz, der somit als Bauherr des Gebäudes in Frage kommt. Das eingeschossige, zur Straße jetzt giebelständige Gebäude gehörte bauzeitlich zu einer anderen Hofsituation. Wie auf der Separationskarte (vgl. Abb. 4 S. 24) nachzuvollziehen ist, lag der alte Hof weiter westlich. Das Wohngebäude ist daher zum älteren Hof orientiert. Es steht auf einem Keller, der sich auf der Westseite – der alten Hofseite – über fast die gesamte Länge des Gebäudes erstreckt. Das leicht erhöhte Erdgeschoss wird durch eine ebenfalls an der Westseite gelegene Eingangstür erschlossen, die in einen Flur und von dort aus weiter in eine Küche führt, zu deren beiden Seiten je zwei annähernd gleich große Wohnräume liegen (Abb. 20). Das Augenmerk soll auf drei wichtige Befunde gelegt werden, die hier stellvertretend für die übrigen Bauten hervorzuheben sind: die Heizsituation der straßenseitigen Stuben, die Reste des ehemaligen Vorgeleges in der Küche und einen Leuchtkamin. Heizsituation der Stuben In seltener Deutlichkeit liegt hier ein häufig in Horno anzutreffender Befund vor, der erkennen lässt, dass die beiden straßenseitigen Stuben ehemals durch einen Ofen beheizt wurden. Die Zwischenwand wies zu diesem Zweck eine Aussparung auf, die hier durch einen Eisenträger überfangen wurde. Der Ofen, über dessen ursprüngliche Erscheinung uns nichts überliefert ist, erstreckte sich über beide Räume und war von der Küche aus beheizbar. Nach der Aufgabe des ehemaligen Ofens wurde die Wandöffnung zuerst als Nische geschlossen und dann noch später wandbündig vermauert. In der Küche haben sich die Reste eines Vorgeleges erhalten, das sich in Spuren an der Wand und im Fußboden abbildet (Abb. 21). Zu diesem gehört auch ein Leuchtkamin in einer der rückwärtigen Stuben (Abb. 22). Dieser in der Wand gelegene Ofen zeigt unterhalb der Feueröffnung eine weitere Nische, die zur Holzlagerung gedient haben dürfte, und ein ehemaliges Gesims als oberen Abschluss. In der Küche kamen oberhalb des Vorgeleges die unterschied- 15 m lichen Rauchzüge zusammen und mussten durch den Dachraum geführt werden. Wie dies geschah, kann am Beispiel des Schornsteins von Gebäude Nr. 6 (KVO 2004a) verdeutlicht werden (Abb. 23; 24). Die bauzeitlichen Rauchzüge oberhalb der Küchen muss man sich als mächtige Einbauten in die Dächer vorstellen, wie sie auch an anderer Stelle verbürgt sind (Abb. 25). Abb. 26: Wohnhaus Nr. 23, Grundrisse Erdund Dachgeschoss mit Baualterskartierung, R. 0.01 Flur ehem. Küche, R. 0.04 Küche ehem. Flur, R. 0.02, R. 0.03, R. 0.05 und R. 0.06 Wohnraum; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß im M. 1: 50, 2003. Horno 23 1895 d Das Grundstück der Hofanlage Nr. 23 (ASD 2004 b) liegt auf der Nordseite des Hornoer Angers nordöstlich der Kirche auf einer schmalen Parzelle. Es wird im Folgenden auch auf die Gesamtbaugeschichte des Hauses eingegangen, um zu zeigen, wie sich die Bedürfnisse an ein Gebäude im Lauf seiner Geschichte verändert haben. Nach 1895 d wird das Wohnhaus in seinen heutigen Dimensionen als teilunterkellertes Gebäude errichtet (Abb. 27). Die Einheitlichkeit der Bauphase ist sowohl aus der Verwendung gleichartiger Baumaterialien als auch aus dem einheitlich abgebundenen Dachwerk erkennbar. Die Räume 0.03, 0.05 und 0.06 sind dabei seit der Erbauung in ihrer Lage und Größe unverändert, jedoch war der übrige Grundriss anders zugeschnitten (Abb. 26). Die Wand zwischen Raum 0.01 und 0.02 (0.01b) lag ursprünglich weiter im Osten, was sich anhand einiger Befunde belegen lässt. So ist eine vor die Wand 0.02d gesetzte Vorsatzschale aus unterschiedlichen Backsteinen erkennbar; ein weiterer Befund zeigt in der Wand 0.02c ein Backsteinmauerwerk, das in jeder zweiten Steinlage abgeschlagene Binder aufweist und damit den Standort einer ehemaligen Backsteinwand bezeichnet (Abb. 28). Die ehemalige Wand 0.02a befand sich weiter im Süden in der Ebene der nördlichen Außenwand (0.06 und 0.01a). Auch die Wand 0.02b zeigt ein abgearbeitetes Mauerwerk in der Breite der ehemaligen Außenwand. Die Räume 0.01 und 0.04 waren ursprünglich anders geteilt. Der Raum 0.04 war wesentlich kleiner und besaß eine Trennwand zum Raum 0.01 an der südlichen Ecke des Schornsteins in der Wand 0.04d. Dieser Raum diente ehemals der Erschließung des Gebäudes von der Straße aus, da sich an der Stelle des Fensters eine ursprünglich etwas breitere Türöffnung befunden hat, die später verschmälert und mit einem Fenster geschlossen wurde. Von diesem Raum gab es zwei Türen, die in die Räume 0.03 und 0.05 überleiteten, aber weiter im Süden lagen. 1933 a 1950er Jahre 1965 Abb. 27: Wohnhaus Nr. 23, Schrägansicht von Südosten, 2004. Abb. 28: Wohnhaus Nr. 23, Wohnraum 0.02, Wand c. Abgeschlagene Binder markieren die Lage einer ehemaligen Wand, 2004. 15 m 107 Abb. 29: Wohnstallhaus Nr. 77, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß im M. 1: 50, 2004. 1905 d nach 1945 1965 Abb. 30: Wohnstallhaus Nr. 77, Längsschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2004. Abb. 31: Wohnstallhaus Nr. 77, Schrägansicht von Süden, 2004. Abb. 32: Wohnstallhaus Nr. 77, Schrägansicht von Norden, 2004. 108 Im Raum 0.01, der heute der Erschließung des Gebäudes von der Hofseite dient, befand sich ursprünglich keine Treppe, sondern die Küche; von hier aus führte eine Tür in den Hof. Der Keller wurde in Backsteinmauerwerk über einem Feldsteinsockel unter dem westlichen Gebäudebereich errichtet und mit flachen Preußischen Kappen gewölbt. Die Erschließung des Kellers erfolgte sowohl vom Hof aus als auch über einen Kellerabgang aus dem Raum 0.01, der sich dort im Bereich der Ecke der Wände b und c befand. Der Dachstuhl ist von Westen nach Osten ohne Brüche mit Abbundzeichen versehen, die auf eine einheitliche Errichtung des Dachstuhls ohne Gebäudeerweiterungen hindeuten. Der Dachstuhl wird in 13 Sparrenpaaren als Kehlbalkendach mit zweifach stehendem Stuhl errichtet und ist einheitlich abgebunden. An den Sparren und Kehlbalken sind die Abbundzeichen einheitlich auf der Westseite angebracht und von Westen nach Osten in aufsteigender Zählung nummeriert. An einigen Sparren gibt es zusätzlich zu den Abbundzeichen an der Westseite weitere an der Ostseite. Diese Beobachtung unterstreicht nachhaltig die Annahme, bei einigen der Hölzer von zweitverwendeten Bauteilen auszugehen. In der Zeit zwischen 1933 und 1945 wird der Wohnraum 0.02 nach Norden erweitert. Im Jahr 1933 wird ein Bau an die Nordostseite des Wohngebäudes gestellt, der eine Lücke zwischen dem Wohnhaus und dem weiter im Norden gelegenen Stall schließt. Im Zusammenhang mit dieser Maßnahme kommt es zur Wegnahme der bauzeitlichen Außenwand, an deren Stelle ein Unterzug eingebaut wird. Nach 1945 werden am Gebäude entstandene Kriegsschäden beseitigt, von denen die Erneuerung der Dachhaut und die Wiederherstellung von Wohnraumdecken hervorzuheben sind. 1954 kommt es zur Neuaufteilung der Räume. So wird die Wand zwischen den Räumen 0.01 und 0.02 versetzt. Auch verlegte man die ehemalige Wand zwischen den Räumen 0.01 und 0.04 um einen knappen Meter nach Norden und setzte den Kellerabgang in Raum 0.01 zu. Mit diesen Maßnahmen gehen Verschiebungen der Raumnutzungen einher. Die Küche in Raum 0.01 wurde aufgegeben und in den Raum 0.04 verlegt, der seit diesem Zeitpunkt auch keine Anbindung nach außen mehr besaß, da die Tür in der Wand c zugesetzt und 15 m durch ein Fenster ersetzt wurde. Um die Nutzung des Raums als Küche zu gewährleisten, schloss man die Türöffnung zum Raum 0.05, damit ein schornsteinnaher Ofenstandort ermöglicht wurde und versetzte gleichzeitig die Tür zum Raum 0.03 nach Norden. Aus dem Jahr 1965 stammt der Windfang nördlich des Raums 0.01; 1994 kommt es zur Neueindeckung des Dachs. Die Wohnwirtschaftsbauten zwischen 1870 und 1918 Horno 77 Das teilunterkellerte Wohnwirtschaftsgebäude (Abb. 29–32; ASD 2004c) entstand auf einer in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. als Häuslerstelle geführten Parzelle. Der Grundriss des nach 1905 d errichteten Gebäudes zeigt ebenfalls einen dreizonigen Grundriss. Zur Straße hin befinden sich zwei annähernd gleich große Wohnräume, an die sich der Erschließungsflur und eine Küche anschließen. Das dritte Raumkompartiment nimmt dann zwei Stallräume auf, die voneinander durch eine geschlossene firstparallele Wand getrennt sind. Die Erschließung des Wohnteils und eines Stallraums erfolgt von der hofseitig gelegenen Traufseite, der zweite Stall wird von der nördlichen Giebelseite aus erschlossen. Das unausgebaute Dach zeigt über dem Wohnteil Vollgespärre in relativ regelmäßiger Reihenfolge. Oberhalb des Stallteils wird der Raum jedoch weitgehend von Stützen freigehalten, die Rähme laufen, nur durch Kopfbänder unterstützt, über einige Meter frei durch den Dachraum (Abb. 40), so dass eine Lagerfläche entsteht, die vom nördlichen Giebeldreieck aus durch eine Luke bedient werden kann. Im Vergleich zu den übrigen Wohnbauten dieser Phase stellt das Wohnstallhaus 77 den späten Typ eines Gebäudes dar, der ‚Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach‘ verband. Horno 19 Bei den Wohnwirtschaftsbauten gibt es darüber hinaus auch solche mit einem vier- oder fünfzonigen Aufbau, der sich aus einem stark vergrößerten Wirtschaftsbereich erklärt. So zeigt das dendrochronologisch auf das Jahr 1892 datierte Wohnstallhaus Nr. 19 (KVO 2003a) grundsätzlich einen dreizonigen Aufbau des Wohnbereichs, dem dann zwei große Stallräume angegliedert wurden (Abb. 33 a/b). Die aus der vorigen Bauphase bekannte Differenzierung in Backsteinmauerwerk für den Wohnteil und Mischmauerwerk (Back- und Feldsteine) für den Wirtschaftsteil gelangte auch bei diesem Gebäude zur Anwendung (Abb. 34). Dem entspricht die Gestaltung der Stuhlwand im Dachgeschoss, die über dem Wohnteil enger gestellte Pfosten und Diagonalstreben aufweist, während der Dachbereich über dem Wirtschaftsteil größere Pfostenabstände zeigt und als Lagerraum gedient hat (Abb. 36). Abb. 33a/b: Altes Wohnhaus Nr. 19, Baualtersplan Erdgeschoss (R. 0.03 Küche, R. 0.04, R. 0.05 und R. 0.07 Wohnraum, R. 0.06 Flur, R. 0.08 und R. 0.09 Lagerräume; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003) und Rekonstruktionsversuch (R. 0.01 zusammen mit R. 0.02 eine Kammer, R. 0.03 Kammer mit Kellerabgang, R. 0.041 und R. 0.042 zwei Kammern, R. 0.05 Stube, R. 0.06 Flur, R. 0.07 Backstube/Küche, R. 0.081 und R. 0.082 Lagerräume, R. 0.09 Schweinestall; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue Handaufmaß im M. 1: 50, 2003. 1892 d vor 1914 um 1937 1960er Jahre 15 m 109 Abb. 34 links: Altes Wohnhaus Nr. 19, Westansicht/Hofansicht, 2003. Abb. 35: Altes Wohnhaus Nr. 19, Ostansicht, 2003. Abb. 36: Wohnstallhaus Nr. 19, Längsschnitt durch den First, Blick nach Osten; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. Sonderfall – Die Hornoer Kleinstwohnhäuser 87, 88, 94 und 96 Zu der Gruppe der Wohnbauten dieser Bauphase gehören vier Wohngebäude (Nr. 87; 88; 94: ASD 2003 e, f, g, Nr. 96: Messbildstelle 2003), die in ihrer Struktur stark von den übrigen abweichen (Abb. 37). Sie wurden jeweils als älterer Kernbau errichtet, dem dann mit einigem zeitlichen Abstand ein Erweiterungsbau angegliedert wurde. Hierbei handelt es sich um Objekte, die sämtlich außerhalb des historischen Angers liegen und auf vergleichsweise kleinen Grundstücksparzellen stehen. Durch dendrochronologische Datierungen konnten als Errichtungszeiträume die Jahre zwischen 1882 und 1902 ermittelt werden (Abb. 37). In dem Plan von 1851 (vgl. Abb. 4 S. 24) ist an ihren Stellen noch keine ältere Bebauung erkennbar, eine Flächenparzellierung jedoch bereits teilweise vorhanden.26 Worin liegen die strukturellen Gemeinsamkeiten dieser Bauten? Die in Ziegelbauweise errichteten, ehemals verputzten und zu Straße wie Hof traufseitig stehenden Wohngebäude haben in Abweichung von allen anderen Bauten einen nahezu quadratischen Grundriss und weisen im Erdgeschoss vier Räume auf; die Dachgeschosse sind bis zum Abriss 2004 nicht ausgebaut gewesen. Neben einem Erschließungsflur, der den Hauseingang aufnimmt und in die Küche überleitet, sind ein Wohnraum und eine Kammer vorhanden. Die Grundrissorganisation der Häuser belegt eine ausschließliche Wohnfunktion (Abb. 38). Vergleicht man die Häuser mit den übrigen Wohnbauten im Ort, so können sie als die Minimalform eines Wohnhauses angesehen werden. Zu keinem Zeitpunkt seit dem 19. Jh. gab es in Horno kleinere Nur-Wohn-Einheiten. Offensichtlich handelt es sich um Bauten einer wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungsgruppe (vgl. Rach 1974, 30), die uns archivalisch aber nicht entgegentritt. Wirtschaftlich dürften sie etwa der Gruppe der Häusler im Ort gleichgestellt gewesen sein. Darüber hinaus zeigen die Nebengebäude deutlich, dass ihre Bewohner zumindest teilweise auch einer Nebenerwerbslandwirtschaft nachgingen (Abb. 39).27 26 So für die Grundstücke 87 und 88; die Parzellen der Bauten 94 und 96 sind in diesem Plan nicht dargestellt. 27 Hierfür spricht auch das Vorhandensein zumindest eines kleinen Wirtschaftshofs. 110 15 m Eine Veränderung erfuhren die Bauten mit einem Abstand von etwa 15 bis 20 Jahren. Die Wohngebäude wurden um jeweils zwei an der Küchen- und Flurseite angrenzende Wohnräume erweitert, wobei das nachträglich errichtete Mauerwerk immer stumpf an das ältere Gebäude herangeführt wurde. Bei den Gebäuden 87, 88 und 94 konnte an den jeweiligen Baufugen auch ein ehemaliger Außenputz der Kernbauten nachgewiesen werden. Alle Bauten zeigen dabei an den zur späteren Erweiterung gelegenen Seiten eine dünnere Außenwandstärke, die eine bereits zur Errichtung des Hauses beabsichtigte Vergrößerung der Gebäude belegt. scheinung: Bei den Gebäuden Nr. 88 und 94 wird die Errichtung eines eigenen Dachstuhls erkennbar, der zwischen zwei eigenen Stuhlsäulen steht (Abb. 40). Bei Gebäude 87 und 96 hingegen wird die Stuhlsäule des Bestanddachs mitgenutzt und das Stuhlrähm dann stützenfrei bis an die Stuhlsäule der Außenwand geführt (Abb. 41; 42). Abb. 37: Zusammenstellung der Wohnhausgrundrisse Nr. 87–94 der Bauphase 1870–1918, mit Baualterskartierung; M. 1: 200, Grundlage ist das jeweilige formgetreue Bauaufmaß im M. 1: 50, 2005. 1870 –1918 Kernbau 1870 –1918 Anbauten 1919 –1945 nach 1945 Den Erdgeschossbefunden entspricht in allen Fällen auch die Befundlage in den Dächern, deren Konstruktion, sämtlich Kehlbalkendächer, fortgeführt wurde. So nimmt es denn auch nicht Wunder, dass die Abbundzeichen immer zwei unabhängige Systeme aufweisen, eines zum Kernbau, eines zur Erweiterung gehörend (Abb. 40). Bei der Frage nach der Ausbildung dieser Übergänge im Dachbereich treten zwei unterschiedliche Techniken in Er- Abb. 38: Wohnhaus Nr. 87, Grundriss der ersten Bauphase, 2005; eine Durchfensterung der Westfassade konnte nicht nachgewiesen werden. 15 m 111 Abb. 39: Lageplan des Hofs Nr. 87; M. 1:1000, Grundlage ASD 2003g, 2005. Abb. 40: Wohnhaus Nr. 94, Längsschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. Abb. 41: Wohnhaus Nr. 87, Längsschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. Abb. 42: Wohnhaus Nr. 87, Grundriss Dachgeschoss; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. 112 Mit der Erweiterung der Häuser schließen die Bauten, von der Grundrisstypologie her gesehen, zu den übrigen Bauten der Bauphase auf. Sie präsentieren sich nun als dreizonige quererschlossene Gebäude, wie sie auch innerhalb des Ortskerns anzutreffen sind. Spätestens mit der Erweiterung waren die Besitzer augenscheinlich daran interessiert, den Unterschied zwischen ihrer wirtschaftlich schwächeren Herkunft und dem ortsüblichen Erscheinungsbild der Bauten zumindest gestalterisch zu überbrücken. In allen vier Fällen erhält der Außenbau nach Abschluss der Gebäudeerweiterung eine vereinheitlichende Putzfassade (Abb. 43), die sich in ihrer Gestaltung am zeitgenössischen Formenvokabular kleinstädtisch geprägter Architektur orientiert, das auch in der Region häufig anzutreffen ist. Interessanterweise wurde bei der Vereinheitlichung der Fassaden offenbar der Versuch unternommen, die Erweiterung des Hauses möglichst zu kaschieren. Das Beispiel Nr. 88 (Abb. 44) zeigt Fenster, die im Erweiterungsbereich nur bei Nahsicht und nur in Details von den älteren Fenstern abweichen. Die Fenster werden sowohl im alten wie auch im neuen Gebäudeteil durch eine gemeinsame Sohlbank zusammengefasst und im gleichen Abstand von den Gebäudekanten platziert. Erst bei genauerer Analyse werden auch kleinere „Unstimmigkeiten“ im Fassadenaufbau ersichtlich. So liegt beispielsweise die mittlere Fensteröffnung nicht in der Mittelachse, sondern ist um rund 40 cm aus dieser verschoben. Auch steht der ältere Bereich auf einem Feldsteinsockel, während der jüngere über einem Sockel aus Backsteinen errichtet wurde. Vor dem Hintergrund der großen Gemeinsamkeiten und ihrer einheitlichen Errichtungsphase sowie ihrer gemeinsamen funktions- und baugeschichtlichen Entwicklung scheint es unseres Erachtens sinnvoll, diese Bauten als einen zumindest für Horno neuen und ungewöhnlichen Gebäudetyp zu beschreiben. Die Kernbauten zeigen dabei ein eingeschossiges, zweizoniges, quererschlossenes Gebäude, das zeitgleich zu den größeren Gebäuden des dreizonigen Typs entsteht und gleichberechtigt neben diesen in Horno vorhanden ist. Mit diesen Bauten wird nach der Erweiterung der Typus des zu Wohnzwecken modernisierten dreizonigen Wohnstallhauses nachgeahmt bzw. derjenige des dreizonigen Wohnhauses bedient, ohne aber selbst ein solcher zu sein. Im Ergebnis entsteht mit diesen Gebäuden eine Architektur, die ihre eigene 15 m Genese im letztendlichen Erscheinungsbild vollkommen unterdrückt und sich ‚geschlossen‘ im Sinn von ‚Immer-Dagewesen‘ präsentiert. Hierzu passt die Färbung bzw. Fassung der Putze in Anlehnung an die in den 1910/20er Jahren neugefassten Bauten der Großhöfe, zumeist in einem hellgrünen Farbton. Der Gebäudetypus ist unserer Erkenntnis nach in der bisherigen Forschung noch nicht systematisch wissenschaftlich untersucht worden. Einzig bei Rach findet sich ein weiteres Gebäude aus dem Kreis Schönebeck (Abb. 45), das im Jahr 1901 in der gleichen Form wie die Gebäude der hier untersuchten Gruppe durch den Berginvaliden A. Apitz erbaut wurde. In den Folgejahren wechselte das Haus mehrfach seinen Besitzer, bis ein Handwerker es 1921 erwarb. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Gebäude dann um eine weitere Raumschicht erweitert und zeigt mithin eine gut mit den Hornoer Wohnhäusern vergleichbare Bauund Nutzungsgeschichte (Rach 1974, 85 Fig. 20; 108). Seine Bedeutung bekommt der Gebäudetypus jedoch hinsichtlich seiner zeitlichen und räumlichen Stellung im Ort. Es hat den Anschein, als ob ein Bautyp in Horno existiert, der von der Größe und seiner Ausstattung her „unterhalb“ der Standardwohnform des dreizonigen quererschlossenen Wohnhauses angesiedelt ist. Abb. 43: Wohnhaus Nr. 88, Ansicht der Südostfassade, 2002. Abb. 44: Wohnhaus Nr. 88, Ansicht der Südostfassade; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. Abb. 45: Großmühlingen, Kr. Schönebeck, Wohnhaus eines Handwerkers, erbaut 1901. Der Grundriss entspricht dem der Gebäude Nr. 87, 88, 94 und 96 vor den Anbauten. Horno 43 Bereits in seiner äußeren Erscheinung tritt das Wohngebäude 43 (ASD 2003d) deutlich im Ortsbild hervor (Abb. 46; 47). Der vollunterkellerte, eingeschossige, zur Straße traufständige Baukörper ist im Gegensatz zur umgebenden Wohnbebauung durch ein Sockelgeschoss von der Straße abgehoben. Die Fassade, die auch auf Grund eines hohen Drempels im Dachgeschoss wesentlich großflächiger im Ortsbild präsent ist, präsentiert sich in klassizistischer Fassadenzier mit Noblesse als Gegenüber zur Kirchenfassade. 1874 brannte die ältere Hofbebauung ab (Rudert 2006, 82). Der Neuaufbau des Wohnhauses erfolgte zu Beginn der 1880er Jahre und ist dendrochronologisch belegt. Der Gebäudegrundriss zeigt zunächst große Übereinstimmung mit den übrigen Wohnhäusern. Um einen in der Mittelachse gelegenen Flur sind beidseitig jeweils nahezu gleich große Raumkompartimente angeordnet (Abb. 49). Bei einer eingehenderen Analyse ergibt sich Abb. 46: Wohnhaus Nr. 43, Straßenansicht; Messbild, M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2002. Abb. 47: Wohnhaus Nr. 43, Ostansicht; Messbild, M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2002. 15 m 113 Abb. 48: Wohnhaus Nr. 43, Querschnitt; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2002. Abb. 49: Wohnhaus Nr. 43, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003. jedoch folgendes Bild: Der Mittelbereich ist nicht durch die typische Anordnung von Flur und Küche geprägt, der in Horno mindestens seit dem beginnenden 19. Jh. üblich ist. Beide Teile des Flurs dienten ursprünglich der Erschließung. Der Straßenfassade war dabei bauzeitlich eine Treppe vorgelagert, das Gebäude somit von der Straße aus mit einem repräsentativen Eingang versehen, wie er in den Brandenburger Dörfern oftmals, stets jedoch nur für einzelne Gebäude in einer Ortschaft anzutreffen ist. Für Horno stellt diese Treppe allerdings eine einmalig vorkommende Lösung im Wohnhausbau dar.28 Beiderseits des Flurs, der auch einen Kellerabgang barg, schlossen sich Wohnräume an. Die zum Hof gelegene Fassade nahm ebenfalls einen Treppenaufgang zum Flur auf, dessen Unterbau auch einen Kellerzugang bot. Die rückwärtige Raumschicht des Gebäudes zeigt im Osten einen weiteren Wohnraum, im Westen jedoch eine außermittig gelegene Küche mit zugeordneter Kammer, wie sie eigentlich erst für spätere Hornoer Häuser charakteristisch ist. Für das Wohngebäude 43 bleibt festzuhalten, dass bei diesem Gebäude zwar der Grundrisstyp des dreizonigen Hauses tradiert wird, sich aber zugleich zu wandeln beginnt. Das Haus 28 Der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene ehemalige Gasthof, Horno Nr. 2, be- saß einen solchen exponierten Zugang, ebenfalls der weit entfernt gelegene Gasthof, Horno Nr. 99. 29 Die Separationskarte von 1851 zeigt noch ein Backhaus auf dem Grundstück. 114 1880 d 1919–1945 nach 1945 besitzt einen deutlich städtischeren Charakter, als er bei den älteren Bauten erkennbar ist. Dies zeichnet sich nicht nur im kleinstädtischen Fassadendekor ab, er wird auch an der Struktur des Gebäudes ablesbar. Zeigten die Wohngebäude mit der Giebelseite zur Straße und blieb die Haupterschließung der Haustüren auf den Wirtschaftshof und den Nutzgarten bezogen, steht das Wohnhaus 43 nun mit seiner eineinhalbgeschossigen Traufseite mächtig zur Straße und wird auch von dort erschlossen. Innerhalb des häuslichen Wirtschaftens wird ebenfalls eine Veränderung erkennbar. Das normalerweise im Garten gelegene Backhaus, das auch auf dieser Hofstelle im Jahr 1851 noch auf dem rückwärtigen Grundstück erkennbar ist,29 wird durch einen großen Ofen im Keller ersetzt, die Küche im straßenabgewandten Gebäudeteil untergebracht. Zur Straße hin wird das System von Stube und Kammer aufgegeben, hier liegen zwei annähernd gleich große repräsentative Räume beiderseits des Flurs. Überhaupt sind alle dem Wohnen vorbehaltenen Räume nahezu gleich groß. Das in seinem Erscheinungsbild und seiner Binnenorganisation innovative Gebäude, das einige der späteren Bauten in Horno vorwegzunehmen scheint, blieb in der Folgezeit ohne Beispiel. In dem Bauherren von 1880 nach einer im Ort herausgehobenen Persönlichkeit zu suchen, scheint uns angesichts der Singularität des Objekts für diese Zeit angezeigt, ist jedoch nicht mehr nachzuvollziehen. 15 m Wohnhäuser zwischen 1919 und 1945 Betrachten wir den Bestand der in Horno errichteten Wohnhäuser zwischen Ende des Ersten und Anfang des Zweiten Weltkriegs (zwischen 1938 und 1945 wurde in Horno kein Wohngebäude errichtet), so muss zunächst festgehalten werden, dass sich trotz dreiundzwanzig erhaltener Neubauten aus dieser Zeit – Umbauten, Renovierungen und Reparaturen nach dem Ersten Weltkrieg müssen hier ausgeblendet werden – die Aussagekraft über den ländlichen Hausbau in Brandenburg sehr in Grenzen hält. Dennoch können anhand des erforschten Bestands in Horno einige Feststellungen getroffen werden, die vor allem über die veränderten Bedingungen im Bauwesen Aufschluss geben. Es muss vor allen Bewertungen noch einmal betont werden, dass die Quellenlage über Baumaßnahmen auch in dieser Zeit äußerst schlecht ist und daher nur über den reinen Bestand Informationen zu gewinnen sind.30 Die Verteilung der Häuser der Zeitspanne zwischen 1918 und 1938 im Hornoer Ortsbild ist zunächst wenig auffallend. Die Häuser sind sowohl auf zentral gelegenen Parzellen (wie Häuser Nr. 9, Nr. 11, Nr. 39) anzutreffen als auch in mittlerer Randlage im Osten der Ortslage (wie Häuser Nr. 62, Nr. 63, Nr. 105 und Nr. 106) oder im Westen (wie Häuser Nr. 100, Nr. 72, Nr. 80, Nr. 70, Nr. 48 oder Nr. 35). Auch hinsichtlich der Parzellengröße kann keine Eingrenzung vorgenommen werden. Vier der Bauten besetzen ehemalige Häusler/Büdnerstellen (Nrn. 9, 10, 11, 35). Eine Parzelle (Nr. 100) wurde dabei von einem ursprünglich größeren Grundstück abgetrennt (Nr. 32). Die Häuser sind durchweg als freistehende traufständige Bauten errichtet worden, wobei in einigen Fällen der Parzellenzuschnitt eine diagonale Stellung des Baukörpers auf dem Baugrund nach sich zog. Der Eingang in die Häuser liegt jedoch auch in diesen Fällen stets auf der Traufseite. Einzige Ausnahme ist das Haus Nr. 70, das als giebelständiges Haus errichtet wurde, sich vermutlich jedoch an einem älteren Baubestand ausrichten musste. Das Gebäudekonglomerat ist jedoch in den Jahrzehnten nach seiner Bebauung so stark verändert und ergänzt worden, dass eine endgültige Aussage hier nicht zu machen ist. Bei den Dachformen kann ein Schritt zur Aufnahme eines neuen Formenvokabulars beobachtet werden: zwei Häuser, Nr. 100 und Nr. 105, zeigen ein Krüppelwalmdach respektive ein echtes Walmdach, beides deutliche Anzeichen für das Eindringen städtischer Bauformen in den ländlichen Raum, das sich – beispielsweise mit dem Gebäude 43 – bereits für das ausgehende 19. Jh. andeutete. Eine bindende Grundrisstypologie kann in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr festgestellt werden. Zwei grundsätzliche Typen scheinen in der Zeit zwischen 1918 und 1938 zur Anwendung gelangt zu sein: Einerseits sind Häuser auf annähernd quadratischem Grundriss zu beobachten, andererseits werden weiterhin Häuser mit rechteckigem, zur Straße quer gelagertem Baukörper errichtet (Abb. 50). Wegen der unterschiedlichen Anordnung der Räume nehmen die besprochenen Häuser trotz des minimalen zur Verfügung stehenden Platzes den Charakter von Individuallösungen an. Weder die Größe noch die Lage der Flure und Treppenhäuser wiederholt sich in ausreichendem Maß, als dass man von „Hornoer“ Grundrisstypologien im engeren Sinn reden könnte. Der überwiegende Teil der Häuser nach 1918 ist wie die Häuser vor dem Ersten Weltkrieg rückwärtig, das heißt, von der wesentlich wichtigeren Hofseite erschlossen, Gegenbeispiele finden sich jedoch ebenso wie Beispiele für von der Giebelfassade erschlossene Gebäude. Die Treppenhäuser wurden zunehmend als sichtbare, offene Anlagen ausgeführt und nicht mehr hinter einer Holzschalung versteckt, was auf eine stärkere Einbeziehung der Dachgeschosse in die Häuser schließen lässt und möglicherweise auch mit den verbesserten technischen Möglichkeiten des Heizens zusammenhing. Selbst die Lage der Küche ist nicht nach einem oder mehreren Schemata zu umschreiben, wobei die Orientierung in Richtung Hof überwiegt. Von den aufgeführten Gebäuden wurden für die vorliegende Untersuchung sieben Gebäude auf Grund ihres guten Erhaltungszustands oder des überdurchschnittlichen Aussagewerts ausgewählt. Behandelt wird in erster Linie die erste Bauphase, Umbauten werden summarisch erwähnt und nur in Einzelfällen explizit hervorgehoben. Im Regelfall wurde eine chronologische Anordnung befolgt. Von den sieben Gebäuden wurden zwei in den 1920er Jahren, die übrigen in den 1930er Jahren errichtet. 30 Auch Untersuchungen zur ländlichen Wohnarchitektur dieser Zeit sind selten, vgl. Harlander 1988. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 115 1919–1945 1919–1945 nach1945 nach 1945 Abb. 50: Zusammenstellung der Wohnhausgrundrisse der Bauphase 1918–1945 mit Baualterskartierung, Wohnhaus Nr. 100, R. 0.02 Küche, R. 0.03 zuletzt Bad, R. 0.04, R.0.06 und R. 0.07 Wohnraum, R. 0.05 ehem. Treppenhaus, Wohnhaus Nr. 35, R. 0.03 Bad, R. 0.04 Küche, R. 0.05 und R. 0.06 Wohnraum, Wohnhaus Nr. 11, R. 0.02 Bad, R. 0.03 Flur, R. 0.06 Küche, R 0.07 bis R. 0.09 Wohnraum, Wohnhaus Nr. 9, R. 1.2 und 1.3 Altenteil, R. 1.4 Küche, R 1.5 und 1.6 Wohnräume, Wohnhaus Nr. 10, R. 0.06 ursprüngliche Küche mit ehemals abgetrennter Kammer, R. 0.04 Wohnzimmer, R. 0.05 Schlafzimmer, Wohnhaus Nr. 106, R 1.01, R. 1.02 und R. 1.06 Wohnräume, R.1.03 Bad, R. 1.04 Küche; M.1: 200, Grundlage ist das jeweilige Bauaufmaß im M. 1: 100, 2005. 116 15 m Horno 100 Das Haus (Schwiegelshohn 2003c) lag auf einem Grundstück im Westen des Dorfangers, das von der Parzelle des Hauses Nr. 32 abgetrennt wurde. Die Errichtungszeit kann auf Grund dendrochronologischer Proben und mündlicher Aussagen zwischen 1921 und 1923 eingegrenzt werden. Das eingeschossige, traufständige Gebäude mit Krüppelwalmdach wurde auf querrechteckigem Grundriss traufständig errichtet, wobei die ursprüngliche Erschließung über die Straßenseite erfolgte, zusätzlich aber zwei separate hofseitige Eingänge für Keller (ursprünglich mit Kellerhals) und Dachgeschoss nachgewiesen werden konnten (Abb. 51; 52). Den ehemaligen, zentral gelegenen Eingang betonte ein für Horno markanter, abgewalmter Giebel mit einem ovalen Fenster. Der zur Straße symmetrische, hofseitig jedoch asymmetrische Grundriss des Gebäudes wies straßenseitig zwei Wohnräume mit je einem Fenster auf. In ihrer Mitte befand sich der Eingang mit Treppenflur. Hofseitig, in zweiter Reihe, waren ein weiterer Wohnraum, die Küche sowie eine kleine Vorratskammer angeordnet. Konstruktiv handelte es sich um ein traditionelles Gebäude in Ziegelbauweise, das von Beginn an vollständig verputzt war. Der Dachstuhl wurde als Kehlbalkendach mit zweifach stehendem Stuhl und einem durchlaufenden System von Abbundzeichen (römische Ziffern im Norden sowie eine Kombination aus römischen Ziffern und dreieckigen Ausstichen im Süden) errichtet. Der Keller zeigte eine unbewehrte, flache Steindecke, alle weiteren Decken waren als Holzkonstruktion ausgeführt. Mit einem späteren, hofseitigen Anbau wurden Platz für Bad und Toilette sowie weitere Wohnräume geschaffen. Der ehemalige Eingangsbereich mit Treppenflur wurde in diesem Zuge als Esszimmer umgenutzt. Allein wegen seiner Dachform kann das Haus Nr. 100 als ein Gebäude angesehen werden, das die Einflussnahme städtischer Architektur auf dem Land auf rein formalem Weg dokumentierte. Die für Horno und Umgebung erkennbare „bewegte Dachlandschaft“ kann als bescheidener Reflex auf das Berliner Landhaus der Zeit nach 1900 gewertet werden. Abb. 51: Wohnhaus Nr. 100, Straßenansicht/ Südansicht, 2002 Abb. 52: Wohnhaus Nr. 100, Grundriss Erdgeschoss , R. 0.02 Küche, R. 0.03 zuletzt Bad, R. 0.04, R. 0.06 und R. 0.07 Wohnraum, R. 0.05 ehem. Treppenhaus; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003. 15 m 117 Horno 11 Abb. 53: Wohnhaus Nr. 11, Ansicht der Hofanlage von der Straße, 2003. Am östlichen Rand des Angers von Horno gelegen, stellte die Hausnummer 11 (Schwiegelshohn 2003b) eine der kleinsten, durch ihre in den Angerraum einbrechende Form aber auch exponiertesten Parzellen des Ortskerns dar. Das Wohnhaus wurde laut Inschrift im Verputz unterhalb des Giebels 1930 (Signatur „F. L.“) vollendet. Das traufständige Haus (Abb. 53) von etwa 9 × 11 m Grundfläche fällt zunächst durch sein massiges Zwerchhaus auf, das, zusammen mit den vier Fenstern des Erdgeschosses, einen deutlichen symmetrischen Akzent setzt. Das Gebäude weist straßenseitig zwei etwa gleich große Wohnräume auf, hofseitig liegt mittig der Eingang mit einem kleinen Flur und jeweils einem Raum rechts und links – einer davon vermutlich auch ursprünglich als Küche genutzt (Abb. 54). Das Mauerwerk des Gebäudes besteht aus einer unregelmäßigen Verwendung von Ziegeln und Kalksandsteinen, was, entsprechend der kleinen Parzelle, auf geringe finanzielle Möglichkeiten des Bauherren schließen lässt, aber generell ein in Horno öfter zu beobachtendes Phänomen ist. Die originale Kronendeckung aus Biberschwänzen war noch bis zum Abriss erhalten. Wie bei Haus Nr. 9 wurde für die Kellerdecke eine unbewehrte, flache Steinkonstruktion verwendet, andere konstruktive Besonderheiten sind nicht zu vermerken. In den 1960/70er Jahren wurde ein hofseitiger Anbau errichtet, der vor allem Bad und Waschküche aufnahm. Abb. 54: Wohnhaus Nr. 11, Grundriss Erdgeschoss; R. 0.02 Bad, R. 0.03 Flur, R. 0.06 Küche, R. 0.07 bis R. 0.09 Wohnraum; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003. 118 15 m Horno 9 Das Haus Nr. 9 (Hecht/Sander 2003a) befand sich am südöstlichen Rand des Dorfangers. Zur Bebauung mit einem neuen Wohnhaus war auf Grund der begrenzten Parzellensituation in direkter Nachbarschaft zu Haus Nr. 11 nur eine einzige Möglichkeit vorhanden. Das traufständige, eingeschossige Gebäude wies ein Satteldach auf und war von der rückwärtigen Hofseite durch einen Eingangsbereich erschlossen, der zusammen mit dem Treppenhaus als Mittelrisalit hervortrat (Abb. 55; 56). Der Dachstuhl des Hauses wurde, wie eine Inschrift belegt, 1934 von dem Zimmermeister „K. L.“ (= Karl Lanzky) fertig gestellt. Bei dem Wohnhaus handelte es sich um einen Ziegelmauerwerksbau mit einheitlichem Rauputz, dessen leicht vorgezogene Sockelzone ziegelsichtig belassen wurde. Die Ecken des Gebäudes waren durch eine Lisenenrustizierung hervorgehoben. Die angerseitige Hauptfassade war durch drei Fenster gleichmäßig gegliedert, die geschlossene Wand der Giebel war nur durch das Fenster der Giebelstube unterbrochen. Anders als die meisten der behandelten Wohnhäuser wies es eine mit relativ geringen Abweichungen nahezu symmetrische Anlage der Räume auf. Dies war einerseits durch die hofseitige Queraufschließung mit Treppenhaus und Flur bedingt, andererseits durch die Aufteilung der straßenseitigen Zimmerflucht in drei annähernd gleich große Räume, deren mittlerer die Küche aufnahm. Die straßenseitig gelegene Küche ist ein seltener Einzelfall, der möglicherweise wie die deutlich reduzierte Breite des Hauses mit der beengten Parzelle in Zusammenhang steht. Das Haus Nr. 9 kann mit den älteren, aber größeren Wohnhäusern von Horno (Nr. 18, Nr. 25 und Nr. 97) oder mit den weniger aufwändigen Häusern Nr. 87 oder 88 verglichen werden, die jedoch auf Grund ihrer komplexeren Baugeschichte eher als „evolutionäre“ Typen begriffen werden müssen. Bautechnisch handelt es sich um einen zweischaligen Mauerwerksbau, der bis auf die Kleinesche Hohlsteindecke im Keller kaum moderne Baumaterialien verwendete. Der doppelt stehende Stuhl wurde aus gattergesägten Hölzern ohne Abbundzeichen aufgerichtet. Die originale Kronendeckung mit Biberschwänzen aus der Brennerei Sommerfeld-Teschendorff war zum Zeitpunkt des Abrisses noch erhalten. Das Haus Nr. 9 war ein charakteristisches Gebäude der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, Abb. 55: Wohnhaus Nr. 9, Schrägansicht von Norden, 2004. Abb. 56: Wohnhaus Nr. 9, schematischer Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 1.2 und 1.3 Altenteil, R. 1.4 Küche, R. 1.5 und 1.6 Wohnräume; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue Handaufmaß im M. 1: 50, 2003. 1934 i 1973 das sowohl ältere Hornoer Typologien als auch aktuellere, nicht ortstypische Merkmale aufgreift. Erst 1974 entstand der südliche, hofseitige Anbau für die Aufnahme des Badezimmers und der Toilette, die bis dahin nicht im Haus zur Verfügung standen. 15 m 119 hen, dass einer der beiden vorderen Räume zusätzlich als Schneiderwerkstatt genutzt wurde. Verwendet wurde im Kellergeschoss wie bei allen anderen untersuchten Gebäuden aus der Zeit zwischen den Weltkriegen eine unbewehrte, flache Steinkonstruktion. Das Mauerwerk besteht wie bei Haus Nr. 11 aus Ziegeln und Kalksandsteinen. Der Dachstuhl (Kehlbalkendach mit doppelt stehendem Stuhl) wies wie Haus Nr. 100 Abbundzeichen mit zwei Nummerierungs-Systemen auf; römische Ziffern sowie eine Kombination aus römischen Ziffern und dreieckigen Ausstichen. Horno 35 Abb. 57: Wohnhaus Nr. 10, Ansicht von der Straße, 2003. Abb. 58: Wohnhaus Nr. 10, Grundriss Erdgeschoss, R. 0.06 ursprüngliche Küche mit ehemals abgetrennter Kammer, R. 0.04 Wohnzimmer, R. 0.05 Schlafzimme; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003. Horno 10 Direkt gegenüber den beiden benachbarten Hausnummern 9 und 11 befand sich das Haus Nr. 10 (Schwiegelshohn 2003a), das mit seinem traufständigen, nahezu quadratischen Baukörper mit Satteldach etwa 1933 bis 1934 errichtet wurde (Abb. 57; 58). Die Datierung der Dachziegel vom Dachziegelwerk Sommerfeld (1933) und die mündliche Aussage der ehemaligen Bewohnerin lassen diese Eingrenzung plausibel erscheinen. Das in traditionellem Mauerwerk errichtete, verputzte Gebäude mit Satteldach hatte ein leicht erhöhtes Erdgeschoss, in dem sich zur Straße zwei Wohnräume mit je einem Fenster befanden, zur Hofseite lag nur die Küche mit einer ehemaligen kleinen Speisekammer sowie der Eingang mit Treppenhaus und Flur in der nordöstlichen Hausecke. Da das Haus vom Schneidermeister Schwietzer errichtet wurde, ist davon auszuge- 120 Das Haus Horno 35 (ASD 2003 d), schräg gegenüber der Hausnummer 100 am südwestlichen Rand des Dorfangers gelegen, ist dem beschriebenen Haus Horno 10 sehr ähnlich, wies jedoch einige Unterschiede in Zuschnitt und Zuteilung der Räume auf. Vermutlich wenige Jahre vor diesem erbaut – die dendrochronologische Datierung des Dachstuhls weist auf ein Entstehungsjahr nach 1925 – wurde es auf einem sehr kleinen Zwickelgrundstück errichtet, das jedoch schon vor 1810 parzelliert und bebaut worden war. Das eingeschossige, traufständige Gebäude wurde in Massivbauweise aus Ziegel und Kalksandstein über einem nahezu quadratischen Grundriss erbaut (Abb. 59; 60). Die Erschließung erfolgte von der südwestlichen, also der dorfabgewandten Seite, und es gab einen kleinen Eingangsflur mit Treppe in das unausgebaute Dachgeschoss. Anders als bei Nr. 10 wies die Küche zur Straße. Auch das Haus 35 erhielt in einer späteren Umbauphase nach 1945 einen – allerdings sehr kleinen – Windfang. Ein Badezimmer wurde vermutlich in diesem Zuge von einem Wohnraum abgetrennt. Das Dachwerk wurde einheitlich als Pfettensparrendach ohne Firstpfette mit doppelt stehendem Stuhl errichtet. Die Sparren zeigen ein kombiniertes System aus arabischen und römischen Abbundzeichen, die mit Bleistift aufgetragen wurden (siehe oben). Bei dem Gebäude ist die formale und organisatorische Ähnlichkeit zu den weiter oben beschriebenen Bauten 87, 88, 94 und 96 auffällig. Hier wie dort gibt es einen vierräumigen Grundriss, der von einem zentralen Erschließungsflur aus in die Küche und in die Wohnräume überleitet. Die beiden Häuser 10 und 35 können als das Minimalhaus der Zwischenkriegszeit (?) im 15 m ländlichen Raum angesehen werden. Anders als die älteren Häuser Horno 87 oder Horno 88 wurden die beiden Häuser nicht um eine gesamte Fenster- und Raumachse erweitert, sondern nur um einen kleinen, rückwärtigen Anbau. Während jedoch im Fall der Nummer 10 mit einer Erweiterung kaum gerechnet worden sein dürfte – die Erschließung der neuen Räume wäre hier kaum sinnvoll möglich gewesen – ist die Lage im Haus 35 anders: Eine Erweiterung nach Südwesten hätte zwar die Umlegung des Eingangsbereichs nach sich gezogen, die dünnere Wandstärke der südwestlichen Mauer legt diesen Schluss aber umso mehr nahe, als auch bei den Bauten 87 und 88 diejenigen Außenwände dünner errichtet wurden, die zur Erweiterung vorgesehen waren. Abb. 59: Wohnhaus Nr. 35, Nordansicht vom Heinersbrücker Weg, 2003. Gegenüber den älteren Gebäuden sind in jedem Fall geklärte und bereinigte Um- und Grundrisse zu verzeichnen, die in bislang nur unzureichend geklärter Wechselwirkung zur so genannten „konservativen Moderne“ der Weimarer Republik stehen. Bei einer Betrachtung der Häuser vor allem von Heinrich Tessenow, der in jener Zeit in Berlin und Brandenburg lebte und arbeitete, sind sowohl in der Form als auch in der Reduktion des Anspruchs durchaus gewollte Parallelen zur ländlichen anonymen Bauweise vorhanden. An dieser Stelle kann eine Art von Gleichzeitigkeit der ästhetischen Konzepte festgestellt werden, die natürlich nicht über die massiven Unterschiede zwischen städtischer Reformarchitektur und ländlichen Wohnbauten hinwegtäuschen dürfen.31 Abb. 60: Wohnhaus Nr. 35, Grundriss Erdgeschoss, R. 0.03 Bad, R. 0.04 Küche, R. 0.05 und R. 0.06 Wohnraum; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003. Abb. 61: Wohnhaus Nr. 106, Schrägansicht von Westen entlang des südlichen Wirtschaftsweg, 2002. Horno 106 Ein weiteres, durchaus interessantes Beispiel dieser architektonischen Ausprägung des Wohnhauses zwischen den beiden Kriegen stellt das Haus 106 (Artform 2003) dar. Vor Erstellung des Luftbilds von 1938 wurde das ebenfalls auf quadratischem Grundriss errichtete traufständige, verputzte Haus einheitlich mit Kalksandsteinen erbaut (Abb. 61; 62). Wenige Bauteile wie Schornstein und Sockel sind hingegen mit Sichtziegeln verblendet gewesen. Das Haus wurde von der Hofseite erschlossen und zeigt eine Grundrisslösung, die derjenigen von Haus 11 am nächsten kommt. Der mittig gelegene Eingangsflur erschließt die vier in den Ecken des Gebäudes gelegenen Räume und die kleine Kammer neben der Küche. Das Haus besaß bis zu seinem Abriss alle 1939–42 nach 1945 Abb. 62: Wohnhaus Nr. 106, Grundriss Erdgeschoss mit Baualterskartierung, R. 1.01, R. 1.02 und R. 1.06 Wohnräume, R. 1.03 Bad, R. 1.04 Küche; M. 1: 200, Grundlage ist das formgetreue digitale Aufmaß im M. 1:100, 2003. 31 Tessenow 1909; ders. 1916.; ders. 1921. Vgl. auch Mebes 1908. 15 m 121 Horno 105 In diesem Kontext ist ein abschließender Blick auf das Wohnhaus 105 angebracht, das laut Angaben der ehemaligen Bewohner im Jahr 1939 fertig gestellt, jedoch nicht näher untersucht wurde. Das im Nordwesten des Orts gelegene Haus ist vor allem wegen seiner für Horno ungewöhnlichen Dachform erwähnenswert (Abb. 63; 64). Anders als zum Beispiel das Haus 100, das in seiner Formensprache vor allem wegen des Daches an städtische Häuser aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg anknüpfte, verweist das Haus 105 ganz klar auf die Diskussion um die „Moderne“ der Zwischenkriegszeit. Sein steil gezogenes Walmdach – gänzlich untypisch im ländlichen Raum Brandenburgs – schließt an die „Wiederentdeckung“ des Goetheschen Gartenhauses in Weimar durch Tessenow und Schmitthenner an, der von seinem Lehrstuhl in Stuttgart aus mit seinen Studenten sogar Aufmaßkampagnen zu dieser Inkunabel, aber auch zu anderen Beispielen des anonymen Wohnbaus unternahm und damit eine wesentliche, politisch nicht ganz unbelastete Grundlage der Hausforschung legte. Das Haus 105 belegt nichtsdestotrotz den Einzug der „Moderne“ im Hausbau des ländlichen Raums der Niederlausitz, wie er sich in den kleineren umliegenden Städten ebenfalls durchzusetzen begann. Stärker industriell gefertigte Materialien und regionalistische, aber nicht regionale Bauformen wie zum Beispiel der deutliche Dachüberstand kennzeichnen diese Architektur, die sich von den älteren, tatsächlich traditionellen Gebäuden vehement abhebt. Abb. 63: Wohnhaus Nr. 105, Schrägansicht von Osten, 2002. Abb. 64: Wohnhaus Nr. 105, Hofansicht, 2004. Abb. 65: Wohnhaus Nr. 105, Grundriss Erdgeschoss, M. 1: 200. wesentlichen Originalbestandteile wie Treppen, Fenster, Türen, Fußböden, Tapeten und Wandfassungen. Der Dachstuhl ist als Pfettendach mit doppelt stehendem Stuhl errichtet worden und zeigt keine Besonderheiten. Abbundzeichen wurden nicht verwendet. 122 Zusammenfassend kann man eine starke Reduktion der Form im Hornoer Hausbau nach 1918 feststellen. Die ursprünglich dominierende Variante der quergelagerten Häuser wird sukzessive von tendenziell quadratischen Häusern mit vier Räumen und Flur abgelöst. Vor allem wurde der in den vor 1918 errichteten Gebäuden verwendete Durchgangsflur bei allen untersuchten Häusern zu Gunsten der Gewinnung eines weiteren Wohnraums unterdrückt. Auch wenn alle hier untersuchten Gebäude an den Rändern des Angers lagen, keines aber in dessen Zentrum, und die Bauherren daher nicht unbedingt zu den wohlhabenden Bewohnern von Horno zu rechnen sind, kann dieser Schritt zur – innen wie außen – kompakten Form als das maßgebliche Kriterium dieser Zeit gelten, das auch in der 15 m Zeit nach 1945 fortgeführt werden wird. Für Horno hatte dies trotz der weiterhin traufständigen Ausrichtung der Dächer vor allem eine Rücknahme des geschlossenen Ortsbilds zur Folge. Die wohl einschneidendste Neuerung im Sektor „Wohnen“ war in der Zwischenkriegszeit jedoch sicherlich die Fertigstellung der Stromleitung im Jahr 1923, die allen Haushalten Strom und damit elektrisches Licht brachte – eine technische Errungenschaft, die das Aussehen der Hornoer Häuser aber kaum veränderte. Wohnhäuser zwischen 1945 und 1974 Mit dem Zweiten Weltkrieg und den Kriegshandlungen im Ort kamen auf Horno die größten Zerstörungen seit dem großen Dorfbrand im Jahr 1758 zu (Rudert 2006, 82 f.). Ein Großteil der Wohnbauten des Dorfes war 1945, nach Ende des Kriegs, unbewohnbar. Ein Blick auf den Baualtersplan zeigt, dass 37 Wohngebäude seit 1945 errichtet wurden. Hinzu kommen zahlreiche, teilweise umfassende Renovierungen oder Wiederaufbauten, Anoder Umbauten. Zusammen mit den 23 Wohnbauten aus der Zwischenkriegszeit stammten in Horno zum Zeitpunkt des Abrisses also etwa 60 % der Wohngebäude aus dem 20. Jh. Rechnet man außerdem die überwiegend im 20. Jh. errichteten Nebengebäude hinzu, muss Horno auf Grund seiner Bausubstanz als ein Dorf des 20. Jhs. bezeichnet werden. Anders als bei den Gebäuden vor 1945 ist die archivalische Situation für die hier behandelte Zeit deutlich besser. Wissenschaftliche Untersuchungen zum Einfamilienhausbau in der DDR gibt es bislang jedoch nicht.32 Das Kreisarchiv des Landkreises Spree-Neiße in Forst (KASpN) bewahrt den Großteil der eingereichten Bauanträge auf, einige Fehlstellen sind jedoch auch hier zu verzeichnen. Im Regelfall war dem Bauantrag eine Baubeschreibung beizufügen, so dass man sich neben einer genauen Datierung der Baumaßnahmen in Horno in dieser Phase auch einen Überblick über die erhaltenen, jedoch abzureißenden Bauten verschaffen kann. Mit Hilfe der Baubeschreibungen können daneben auch Aussagen über das Leben der Hornoer Bevölkerung nach 1945 gemacht werden. Während bis 1949 der Wiederaufbau von Wohngebäuden und Nebengebäuden beantragt wurde, Neubauten jedoch ausschließlich im Bereich der Scheunen stattfanden, änderte sich die Situation in der zweiten Hälfte des Jahrs 1949 nach der Staatsgründung der DDR und der damit zusammenhängenden Währungsreform. Anschließend an eine „totale Bausperre“33 im Juli 1949 werden vier Neubauanträge eingereicht, drei davon in den folgenden Monaten auch ausgeführt. Den Anfang machte am 16. August 1949 Karl Guttke, der damalige Bürgermeister von Horno, mit seinem eigenen Wohnhaus Horno Nr. 72. Horno Nr. 81 wird vom ortsansässigen Baugeschäftsinhaber Paul Nattke für Karl Aldermann ausgeführt. In der Baubeschreibung heißt es wie folgt: „Vom Baugrundstück über die Straße liegt der Trifft-Teich. Das alte Lehmwohnhaus ist baufällig und kommt zum Abbruch. […] Die äußeren Wandflächen werden mit hydr. Kalkmörtel geputzt und gekratzt.“ In der von der Baupolizei verwendeten Farbe Grün wurde die Auflage hinzugesetzt: „z. Zeit darf Putz nicht ausgeführt werden.“34 Um 1960 wird ein Anbau des Hauses beantragt, jedoch abgelehnt. Erst zehn Jahre später, im Jahr 1970, wird die nochmals eingereichte Erweiterung um eine Achse genehmigt.35 Damit kann für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fortleben der Baupraxis zumindest des späten 19. Jhs. beobachtet werden, wie wir sie weiter oben für die Häuser Nr. 87, Nr. 88 und Nr. 35 bereits beschrieben haben. Prinzipiell kann diese vermutlich jeweils von Anbeginn offen gehaltene Erweiterungsmöglichkeit daher wohl auch für die Häuser der Zwischenkriegszeit gelten. Die bauliche Veränderung war dem Haus äußerlich nicht anzusehen, da die wenigen Details wie die Traufe oder die Lisenengliederung an den Hausecken sauber angeglichen wurden. Der Baueingabe des Hauses Horno Nr. 76 ist abzulesen, dass das alte Wohngebäude giebelständig ausgeführt war und deutlich weiter von der Straße zurückversetzt lag.36 Nach Auswertung der zur Verfügung stehenden Quellen – vor allem der in Forst liegenden Bauanträge mit eingezeichnetem Altbestand – kann daher für das Orts- 32 Vgl. allgemein zur Architektur in der DDR Durth/Düwel/Gutschow 1998; Durth 33 34 35 36 1992; Goralczyk 1990; Düwel 1995; Escherich/Wieler 2002. Zahlreiche Artikel thematisieren in den 1950er Jahren den Wohnungsbau auf dem Land und die Frage nach der Gestaltung der Dörfer im Zusammenhang mit der Einführung der LPGs, vgl. z. B. Drost 1955; ders. 1958; Collein 1956; Püschel/Wenzel 1967. KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 491/49: Anbau eines Viehstalles, Horno Nr. 57. Bauschein vom 16. August 1949. KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 492/49: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 81. Bauschein vom 25. November 1949. KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 3/70: Wohnhausanbau, Horno Nr. 81. KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 489/49: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 76. Bauschein vom 25. November 1949. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 123 Abb. 66: Zusammenstellung der in der Nachkriegszeit erbauten Wohnhausgrundrisse mit Baualterskartierung; M. 1: 200, Grundlage ist das jeweilige schematische Aufmaß im M. 1:100, 2005. nach 1945 Kernbau nach 1945 An- und Umbauten 124 15 m bild Hornos eine radikale Veränderung seit etwa 1880 konstatiert werden. 1950 werden Pläne für nur zwei Wohnhäuser eingereicht. Beide Häuser, Horno Nr. 107 und Nr. 69, werden von Paul Nattke ausgeführt. Der Bauherr des letzteren, der Landwirt Wilhelm Happatz, gibt uns in seiner Baubeschreibung folgenden Einblick in die Wohnsituation in Horno: „Mein bestehendes Wohnhaus war eine Tischlerwerkstatt, die ich vor Jahren zu einer notdürftigen Wohnung ausgebaut habe.“37 Ein Jahr später werden weitere drei Wohnbauten errichtet. Der Bauherr Friedrich Fielo bringt in seiner Baubeschreibung für den Umbau eines alten Schweinestalls folgende Sätze zu Papier: „Meine Familie zählt fünf Personen und eine Aldsitzerin [sic]. Für die Unterbringung von fünf Personen habe ich ein Zimmer von 17,80 m2 wo jetzt die Wohnküche eingerichtet wird. Die Altsitzerin hat ein Zimmer im Haus an der Grenze Pigol.“ Bezüglich der Beschaffung der Baustoffe ist in jener Zeit eine starke Wiederverwendung alter Materialien festzustellen. Fielo schreibt hierzu im Bauantrag: „Mauersteine: gekauft von Abbruch Forst. Dachsteine: für die eine Hälfte werden alte Dachsteine verwendet, für die andere Dachhälfte von Hugler Horno herstellen lassen. Bauholz: sämtliches Bauholz wird aus eigenem Wald entnommen und liegt bereit an Ort und Stelle. Nägel: alter Bestand.“38 Dass die alten Gebäude teilweise nicht nur wegen des Kriegs in einem erbärmlichen Zustand waren, kommt in einigen Gutachten ebenfalls zur Sprache, auch wenn möglicherweise hier ab und an übertrieben wurde, um dem Bauantrag mehr Nachdruck zu verleihen. In seinem „Gutachten! betreffend den baulichen Zustand des Wohngebäudes der Frau Helene Lindner, Hornow [sic] Nr. 38“ schreibt der in Horno mehrfach tätige Gubener Architekt Bruno Naschke: „Die Frontwand des Wohngebäudes zum Hofe ist in Höhe des Fußbodens um etwa 8 cm heraus gedrückt. Das Gewölbe weist am Auflager einen etwa 5 cm breiten Riss auf. Der Hofgiebel sackt ab und zeigt starke Risse. Derselbe ist durch zwei Anker an die ebenfalls baufälligen SteigeSchornsteine verankert. Zwei Balken sind total wurmfräßig. Ein Teil der Lehmdecke (Wickelstaken) ist bereits herunter gestürzt. Ein Balken in vorderen nicht bewohnten Raume ist durch eine Stütze abgesteift. Im hinteren Zimmer ist die von Schwamm befallene Dielung (etwa Á Zimmergröße) durch Ziegelpflaster provisorisch ersetzt worden. Am Mauer- werk wurden noch kleinere Strähnen von Schwamm festgestellt. Die Instandsetzung kann der Eigentümerin kaum zugemutet werden. Der Neubau wird als notwendig erachtet.“39 1952 und 1953 werden keine Wohnhäuser beantragt, erst im Jahr 1954 kann mit den Neubauten des Pfarrhauses Nr. 42 und der Nr. 59 begonnen werden. Beiden Gebäuden müssen alte Vorgänger weichen: „Mein Wohnhaus ist ein alter Lehmfachwerk-Bau mit Scheune, die Räume sind klein und niedrig, eine Umänderung ist ausgeschlossen. Das Dach war mit Stroh eingedeckt, wurde aber vor Jahren mit Dachziegeln umgedeckt. Die Dachsteine […] sollen beim Neubau verwendet werden.“40 Während in den beiden folgenden Jahren wiederum keine Wohnhäuser errichtet werden, sind es im Jahr 1957 deren zwei, Nr. 110 und Nr. 109. In dem deutlich professionalisierten Bauantrag des Bauherren, des Umsiedlers Erich Handreck, der von Beruf Maurer und Lehrausbilder war, können wir erstmals die Verwendung von Zementsteinen für die baukonstruktive Errichtung des Hauskörpers feststellen, ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Typisierung und industrielle Produktion allmählich auch auf dem Land in das Bauwesen Einzug hielt (Dürth/Düwel/Gutschow 1998, 156–176). Neben 32.500 verwendeten Mauersteinen im Normalformat kamen 1.200 Zementhohlblocksteine, 6.200 Langlochsteine, 600 Hartbrandsteine und 2.100 Zementfalzziegel zur Anwendung. Die folgenden beiden Jahre können als die Hochphase des Wohnhausbaus in Horno nach dem Zweiten Weltkrieg gelten. Fünf Häuser werden im Jahr 1958 errichtet (Nrn. 51; 104; 109; 111 [s. S. 130]; 113) und vier im Jahr 1959 (Nrn. 56; 85; 86; 112). Während für alle Wohnhäuser bis in das Jahr 1959 die Entwürfe und Bauausführung entweder von Paul Naschke und Karl Pigol aus Horno oder aber von Architekten und Baumeistern aus der näheren Umgebung übernommen wurden,41 lässt sich an Haus Nr. 86 37 KASpN/KAG, BA, Nr. 538, BG 597/50: Wohnhausneubau, Horno Nr. 69 (b). Bau- schein vom 15. August 1950. 38 KASpN/KAG, BA, Nr. 535, BG 167/51: Anbau eines Wohnhauses mit Schweine- stall, Horno Nr. 26, Antrag vom 8. März 1951. 39 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 615/51: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 38, Horno Nr. 24. 40 Karl Scheppan im Antrag auf Baugenehmigung am 20. April 1953, KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 18/54: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 59. 41 Paul Nattke, Baugeschäft, Horno; Maurermeister Karl Pigol, Horno; Bruno Nasch- ke, Guben; Paul Strach, Cottbus; H. Goßmann, Groß Gastrose; Johannes Brose, Ort nicht bekannt; Hermann Schneider, Baugeschäft und Sägewerk Forst/Lausitz; Max Dalitz, Maurermeister, Guben. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 125 (siehe unten) ein einschneidender Wandel feststellen. Der Kreisbaudirektor Jurrmann und ein Herr Dalitz von der Staatlichen Bauaufsicht schrieben an den Bauherren Fritz Mudrack: „Nach der erfolgten Besichtigung Ihres alten Wohnhauses teilen wir Ihnen mit, daß Sie für das Jahr 1959 als zusätzlicher Wohnungsbau vorgemerkt sind. Die Bauunterlagen wollen Sie bitte schnellstens vorlegen; wir empfehlen Ihnen die Unterlagen vom Kreisbauamt Gruppe Entwurf anfertigen zu lassen. Der Entwurf ist dann der örtlichen Baukommission und der VP Abt. Feuerwehr Guben zur Begutachtung vorzulegen. Nach Erledigung dieser zwei Stellen kommt der Antrag zum Kreisbauamt Guben.“ Im Leistungsverzeichnis kommt ein so genannter „LPGHauswirtschaft Typ 54/2“ in überarbeiteter Version zur Ausführung. Die Unterlagen zu diesem Haustyp waren am 17. Februar 1957 vom Institut für Typung herausgegeben worden. Mit diesen ersten Typenbauten in Horno ist jedoch der individuelle Hausbau noch nicht beendet.42 1960 kommen erneut zwei Häuser von Bruno Naschke zur Ausführung – Nr. 16 und Nr. 19 –, der 1961 auch die Hausnummer 24 entwirft. Dem Wohnhaus mit der Hausnummer 64 von Waltraud Bönisch liegt wiederum ein Typenplan – Typ EW 58 / E 31 – zu Grunde, der von der Kreisbauleitung Guben, Gruppe Entwurf, angefertigt wurde. Nur mehr die Ausführung erfolgte durch das ortsansässige Baugeschäft von Karl Pigol. Die Bauherrin muss für die Bauunterlagen eine Einverständniserklärung unterzeichnen.43 1964 kommt ein weiteres Typenprojekt (Typro) der Entwurfsgruppe Guben zur Ausführung. Der Typ WV EW 64 mit Verandabad wurde jedoch nicht in der vorgelegten Variante genehmigt, da es sich um eine individuelle Überarbeitung handelte, deren Badezimmerlösung nicht akzeptabel erschien. Eben dieser Typ, das Einfamilienwohnhaus WV EW 64, kommt auch für die Häuser Nr. 77 (1968; s. S. 132) und Nr. 36 (1972; ebd.) zur Anwendung. Aus den Akten geht hervor, dass es sich bei diesem 42 Zur Debatte um das „Typische“ und die „Typisierung“ auch im Dorf erschienen seit 1952 zahlreiche Beiträge in der „Deutschen Architektur“, vgl. hierzu zum Beispiel Liebknecht 1953, 1–3; Paulick 1953, 218–225; Kosel 1955, 194–203; Linnecke 1955, 482–554; Latus 1956, 106–112. 43„Mit den mir heute vorgelegten Projektierungsunterlagen für den Bau eines Einfamilienhauses erkläre ich mich einverstanden.“ KASpN/KAG, BA, Nr. 538, BG 22/62: Wohnhausabbruch und Neubau, Horno Nr. 64. 44 KASpN/KAG, BA, Nr. 537, BG 119/72: Wohnbauanbau, Rekonstruktion Wohnhaus, Horno Nr. 58. 126 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude Typ seinerseits um eine Überarbeitung des Typ EW/58 – E 31 Mz handelte. Anhand der zahlreichen Anbauten, die in den Jahren nach 1945 errichtet wurden – zwischen 1951 und 1973 sind 17 Anbauten archivalisch nachweisbar, von denen einige vollständige Wohnhäuser waren –, lassen sich weitere Einblicke in die Arbeitsweise der Behörden gewinnen. 1972 zum Beispiel wird dem „Genossenschaftsbauern Alfred Richter, Horno Nr. 58 […] die Genehmigung erteilt, den beantragten Anbau seines Wohnhauses auf der westlichen Grenze von Jäkel [Horno Nr. 92] zu errichten.“44 Dem Bauherren Alfred Richter konnte die Genehmigung auf dem genannten Grundstück deswegen erteilt werden, weil der Vorbesitzer laut Akten „Republikflucht“ begangen hatte, das Gelände also verfügbar war. Der Anbau konnte zu diesem Zeitpunkt bereits aus einer Liste von „Typenanbauten“ ausgewählt werden. Entwurf und Bautechnischen Erläuterungsbericht hatte in diesem Fall Erich Schneeweiß angefertigt, im Regelfall sind in Horno Entwürfe von Erika Schwiegk, der Leiterin der Staatlichen Bauaufsicht in Guben (Kreisentwurfsgruppe Guben) nachweisbar. Der Umgang mit den typisierten Wohn- und Wohnanbauten war in der ersten Zeit wohl noch recht unorthodox. Jedoch muss davon ausgegangen werden, dass auch die Typenprojekte bis etwa Mitte der 1970er Jahre vielfach abgewandelt wurden, woraus wiederum Untertypen hervorgingen, oder die Bauvorhaben manchmal auch nur eine Ausnahmegenehmigung erhielten. Eine Anpassung der Typenprojekte an das jeweilige Grundstück musste in jedem Fall erfolgen, wobei vor allem das mehr oder weniger bewegte Terrain eine Rolle spielte, die Orientierung an den Himmelsrichtungen sowie die Bodenbeschaffenheit, die einen Keller in manchen Fällen unmöglich machte oder eben erlaubte. Dass bei den Anpassungen und der spiegelbildlichen Verwendung der typisierten Grundrisse auch Fehler entstanden, ist nachvollziehbar. Während seit 1951 prinzipiell mit der Entstehung solcher Typenprojekte auch für Einfamilienhäuser zu rechnen ist, wird von offizieller Seite nicht über diese Versuche berichtet. Lediglich an entlegenen Stellen werden einzelne Bedenken formuliert und die Notwendigkeit zur Beschäftigung mit dem typisierten Wohnen auf dem Land betont. Immerhin stellte die Deutsche Bauakademie auf ihrer XXIV. Plenartagung im Jahr 1960 eben dieses „Defizit“ unmissverständlich dar: „In der Arbeit der Deutschen Bauakademie für den Wohnungsbau auf dem Lande haben wir gegenwärtig einen beträchtlichen Rückstand festzustellen. Zur Zeit stehen nur Typenprojekte für Hauswirtschaften und Einzelwohnhäuser in traditioneller Bauweise für die Genossenschaftsbauern zur Verfügung […].“ (Bauen und Forschen 1960, 23). Ziel war es vor allem, „die städtische Wohnkultur in die Dörfer“ zu bringen. Auch die Erarbeitung von standardisierten Sanierungsmaßnahmen im Altbau wurde von der Bauakademie gefordert (ebd.). Erst mit dem Amtsantritt von Erich Honecker als Erster Sekretär des Zentralkomitees (ZK) der SED im Mai 1971 setzt eine deutliche Kurswende ein. Einfamilienhausbau wird nun nicht mehr als „unsozialistisch“ angesehen, sondern offiziell gefördert und sogar zum Thema in den Bauzeitschriften und in Bauausstellungen.45 In dieser Zeit stagniert jedoch in Horno die Bautätigkeit bereits. Nur noch drei Neubauten, aber immerhin fünf Anbauten kommen in der Zeit zwischen 1969 und 1973 zur Ausführung. 1973 kann das Ehepaar Kopf ein Wohnhaus (Nr. 53) als „Eigenbau“, also ohne zu Grunde liegenden Typenentwurf errichten. Unter anderem in den Außenmaßen musste es jedoch an den Typ EW 62 angeglichen werden. Das Ehepaar Kaschwich – Horno Nr. 22 – entschied sich 1974 hingegen für das Einfamilien-Wohnhaus Typ Sömmerda EW 65 B, ohne Veranda, das im VEB (K) Baureparaturen Meiningen, Abt. Projektierung, erarbeitet worden war.46 Mit dem Haus Nr. 68 – einem weiteren Haus des Typs WV EW 62 – endet im Jahr 1976 die Neubautätigkeit in Horno. Für Horno bleibt weiterhin festzuhalten, dass im Januar 1966 ein Einfamilienhaustyp mit dem Namen „Horno“ entwickelt wurde, der auch außerhalb Hornos weitere Verwendung fand. Das Haus WV EW 62 – Horno ist zum Beispiel 1970 in Tauer Nr. 99 errichtet worden.47 Verfasserin dieses Entwurfs war nicht die Deutsche Bauakademie, sondern die Kreisentwurfsgruppe Guben. Der Technische Erläuterungsbericht für das bereits erwähnte Haus Nr. 36 präzisiert den Entwurf folgendermaßen: „Bei vorliegendem Projekt handelt es sich um eine Überarbeitung des Eigenheimes Typ EW/58 – E 31 Mz. Dieser Typ wurde dahingehend ergänzt, daß eine volle Unterkellerung und der Ausbau des Dachgeschosses vorgesehen ist.“48 Der Typ „Horno“ findet sich in Horno erstmals im Anbau des Hauses Horno Nr. 65, der von Erika Schwiegk 1968 projektiert wurde: „Bei dem vorliegenden Projekt handelt es sich um einen Anbau, bei welchem der bestehende Typ WV 62 – Horno weitestgehend beachtet wurde. Das zur Zeit noch bestehende alte Wohnhaus dient noch als Wohnraum, es kann jedoch zum späteren Zeitraum zum Abbruch vorgesehen werden.“ Der Anbau erfolgte rechtwinklig an das alte Gebäude von etwa 1900, stellte eigentlich aber ein eigenständiges Gebäude dar; der Abbruch des alten Wohnhauses wurde bis zum Auszug der Bewohner nicht mehr vorgenommen. Tatsächlich waren also einige der als Anbauten projektierten Gebäude nach späterem Abriss des Altbaus freistehende Einfamilienhäuser. Für die Bauphase nach dem Zweiten Weltkrieg, die aus insgesamt 37 Gebäuden besteht, wurden für die Untersuchung sechs Wohnhäuser ausgewählt. In chronologischer Reihenfolge sind dies die Häuser Horno Nr. 111 (1958), Nr. 86 (1959), Nr. 19 (1960), 77 (1968), 36 (1972) und 68 (1974). Während für die Häuser Nrn. 111, 86 und 19 eigene Untersuchungen durchgeführt wurden, erfolgte die Dokumentation der Nrn. 36, 68 und 77 in einer vergleichenden Studie. Horno Nr. 111 Bei der Nr. 111 handelte es sich um eine der fünf in der Nachkriegszeit am südlichen Rand von Horno, am „Weg hinter den Gärten“, zwischen 1957 und 1959 errichteten Hofanlagen (KVO 2004d)49. Das ehemalige Pfarrland wurde 1954 zur Finanzierung des Pfarrhausneubaus verkauft und im Fall der Nr. 111 im Jahr 1958 durch ein Einfamilienwohnhaus mit Nebengebäude bebaut. Das eingeschossige, traufständige Wohnhaus mit Satteldach (Abb. 67) wurde über quadratischem Grundriss (Abb. 68) in Ziegelbauweise von dem in Forst ansässigen Architekten Hermann Schneider errichtet. Einzige architektonische Auszeichnung des Gebäudes war der bossierte Sockel. Die Erschließung des Erd- 45 Vgl. die „Deutsche Architektur“ mit ihrem Bericht über die Ausstellung „Eigen- 46 47 48 49 heim 72“ in Halle und den dort publizierten „Angebotsprojekten“ (Deutsche Architektur 1972). Vgl. auch das Sonderheft „Eigenheimbau“ (Architektur der DDR 1977); vgl. Niemke 1976. Unter anderem werden von der Bauakademie Broschüren und Kurzinformationen herausgegeben, die den Bau von Eigenheimen propagierten. Vgl. die einzelnen Titel in Tripmacker 1993, 84–85. Zu EW 65 B vgl. zum Beispiel Blumenstein 1977, 160–163. KASpN/KAG, BA, Nr. 714, LPG Horno, Kuhstallanlage, Rinderwarmstall, Typ 203 „e“, 4. Akte [auf Grund des Typennamens falsch einsortiert]: Einfamilienhaus WV EW 62 – Horno für Heinz Mettag in Tauer Nr. 99. KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 31/72: Neubau EWH, Horno Nr. 36. Vgl. KASpN/KAG, BA, Nr. 541, BG 43/58: Bau eines Eigenheimes, Horno Nr. 111. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 127 geschosses erfolgte von der Hofseite über einen kleinen angesetzten Windfang in einer Hausecke, der über fünf Stufen zu erreichen war und außerdem für die Kohlenanlieferung einen externen Zugang in den Keller ermöglichte. Das Erdgeschoss umfasste lediglich zwei Wohnräume, eine Küche mit kleiner Speisekammer sowie Bad/WC und den Flur mit Treppenhaus. Beheizt wurde das Haus ursprünglich durch Kachelöfen, in den 1990er Jahren erfolgte der Einbau einer Zentralheizung. Das Haus war vollständig unterkellert, das Dachgeschoss wies bis zu den Umbauten im Jahr 1969 nur eine Wohnkammer auf. Interessant ist das Wohnhaus, weil es die Kontinuität der in den 1920er und 30er Jahren entwickelten Grundrisstypologien (vgl. Nrn. 35, Abb. 67: Wohnhaus Nr. 111, Ansicht von Norden, 2003. Abb. 68: Wohnhaus Nr. 111, Grundriss Erdgeschoss, R. 0.02 Küche, R. 0.01 und R. 0.08 Wohnräume; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. 50 KASpN/KAG, BA, Nr. 539, BG 45/59: Wiederaufbau des Wohnhauses, Horno Nr. 86 b. 51 ebd. 128 10 oder 106) zeigt. Beachtlich ist im Haus Nr. 111 die starke Konzentration der Zimmer auf engstem Raum um den L-förmigen Flurbereich. Anders als bei dem verwandten Haus Nr. 35 wurde das Badezimmer von Anbeginn in den Grundriss integriert. Horno Nr. 86 Das Grundstück des Wohngebäudes Nr. 86 (Abb. 69; 70; ASD 2004d)50 lag außerhalb des durch den Dorfweg umgrenzten Angers im Nordwesten Hornos an der Kreuzung zweier Wege. Die Separationskarte von 1851 zeigt auf der Parzelle noch keine Bebauung, das Luftbild von 1938 hingegen lässt deutlich einen traufständigen Baukörper erkennen, der mit seinen anschließenden Wirtschaftsgebäuden in Größe und Ausrichtung den Nachbargehöften Horno Nr. 87 und Nr. 88 ähnelt. Das Wohnhaus und das Nebengebäude wurden 1959 bzw. 1951 nach Plänen vom Institut für Typung neu errichtet (s. S. 127 f.).51 Die Ausrichtung des Neubaus wurde um 90° gedreht, stand aber weiterhin traufständig, jetzt zur anderen Straße. Bauherr war der Ofensetzer Fritz Mudrack mit seiner insgesamt siebenköpfigen Familie. Das eingereichte Haus mit seinem Typenplan weicht vom ausgeführten Bestand deutlich ab, so dass von mehr als einer bloßen Anpassung an die Topographie ausgegangen werden kann. Es ist durch eine Bauinschrift am Schornstein jedoch zweifelsfrei den Bauunterlagen zuzuweisen („1. 8. 1959 F. M“ [=Fritz Mudrack]). Das Gebäude wurde auf einem Zementformsteinsockel aus industriell gefertigten Ziegeln errichtet, die in Zementmörtel versetzt waren. Der nahezu quadratische Bau wurde über einen kleinen Windfang erschlossen, der 1986 vergrößert wurde und so teilweise zur Einrichtung eines Badezimmers dienen konnte. Der Grundriss wies eine Zweiteilung auf, zur Straße lagen zwei miteinander verbundene Wohnräume, zum Garten eine große Wohnküche mit separater Kammer sowie Flur und Treppenhaus. Das Dachgeschoss wies schon seit Errichtung des Hauses zwei weitere Schlafräume auf, angesichts der Familiengröße eine notwendige Maßnahme. Eine Erweiterung des Hauses um eine Zimmerachse, wie dies bei anderen Häusern beobachtet werden konnte (siehe oben), war wegen der Aufteilung und Belichtung der Räume hier nur schlecht möglich. Das Haus war vollständig unterkellert, wobei das Mauerwerk keine Reste des Vorgängerbaus integrierte. 15 m Die Kellerdecken waren als Flachdecken zwischen Eisenträgern ausgeführt. Der Vergleich des Typenentwurfs mit dem Bestand macht sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede deutlich. Das realisierte Gebäude folgt dem Typenentwurf in der grundsätzlichen Disposition und den Gesamtmaßen. Das im Typenentwurf vorhandene Badezimmer fehlt jedoch im ausgeführten Gebäude, ein dem Haus vorgelagerter Windfang kam hingegen hinzu. Der Flur wurde zu Gunsten einer größeren Wohnküche verkleinert. Die Anpassungen sind in erster Linie durch den Platzbedarf der Familie zu erklären, zeigen aber auch, dass die frühen Typenentwürfe eher als Richtwert denn als ernsthafte Rationalisierungsmaßnahme gelten müssen. Abb. 69: Wohnhaus Nr. 86, Schrägansicht von Süden, 2004. Abb. 70: Wohnhaus Nr. 86, Gegenüberstellung der Dachgeschoss- und Erdgeschossgrundrisse aus der Bauuntersuchung (links; ASD 2004f) und der Bauentwurfsplanung (Durchzeichnung) von 1959 (rechts; KASpN, Nr. 539, BG 45/59), die auf der Grundlage des Typenentwurfs 54/2 (LPG Hauswirtschaft) basierte, 2005. 1959 1986 und später 15 m 129 Horno Nr. 19 1960 ließ sich der LPG-Bauer Karl Keckel von Bruno Naschke aus Guben die Pläne für sein neues Wohnhaus (Abb. 71; 72; Dienstleistung Denkmal 2003a)52 anfertigen. Der Bau wurde von Karl Pigol (Horno) ausgeführt. Das Gebäude ähnelt in seiner Anlage und Ausführung einigen in der Vorkriegszeit ausgeführten Wohnhäusern wie Nr. 106 oder Nr. 9. Es wird über die Hofseite mittig erschlossen und zeigt die übliche zweireihige Grundrissvariante mit zwei Wohnräumen zum Anger und zwei weiteren Räumen, einer davon Küche, zum Hof. Ein deutlicher Unterschied besteht vor allen Dingen in der Anlage eines Badezimmers, in dieser Zeit jedoch auch in Horno bereits durchaus üblich. Abb. 71: Neues Wohnhaus Nr. 19, Ansicht von der Straße, 2003. Horno Nrn. 36; 68; 77 Abb. 72: Neues Wohnhaus Nr. 19, schematischer Grundriss Erdgeschoss, R. 0.02 Küche, R. 0.03 Wannenbad, R. 0.04 und 0.05 Wohnraum; M. 1: 200, im Original M. 1:100, 2003. Abb. 73: Neues Wohnhaus Nr. 77, Ansicht von der Straße, 2002. 52 KASpN/KAG, BA, Nr. 535, BG 137/60: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 19. 53 KASpN/KAG, BA, Nr. 536, BG 31/72: Neubau EWH, Horno Nr. 36. – KASpN/ KAG, BA, Nr. 539, BG 53/68: Neubau eines Wohnhauses, Horno Nr. 77. 130 Die folgenden drei Wohnhäuser gehören zur „Typenfamilie“ des WV EW 62/64, die Weiterentwicklungen des Typs EW/58 – E 31 Mz sind (Tami/ Wolf 2004a–c).53 Als erstes der genannten drei Häuser wurde im Jahr 1968 die Nr. 77 (Abb. 73;74) errichtet. Es folgten 1974 das Haus Nr. 36 (Abb. 75; 76) und 1976 Haus Nr. 68 (Abb. 77; 78). Der Typ WV EW 62 ist ein traufständiges, leicht querrechteckiges, eingeschossiges Gebäude mit Unterkellerung und ausgebautem Dachgeschoss. Erschlossen wird das Gebäude mittig über eine gemauerte Treppe und einen vorgelagerten, großen Vorraum ungeklärter Funktion auf der Hofseite; im Erdgeschoss gibt es drei Wohn- und Schlafräume, Küche und Bad um einen L-förmigen Flur mit Treppenhaus, das Dachgeschoss konnten die Bauherren offensichtlich nach eigenen Vorstellungen einteilen. Die Himmelsrichtungen wurden bei der Anpassung des Typs an das Grundstück nicht weiter beachtet. Das mehrschalige Mauerwerk wurde in Mischbauweise ausgeführt, zur Anwendung kamen Kalksandsteine, Kalksandsteinblöcke, Ziegel oder sonstige Bausteine. Bei den Tür- und Fensteröffnungen wurden sowohl Betonstürze als auch Eisenträger verwendet, die Decken wurden aus Stahlbetonträgern errichtet, deren Zwischenräume mit Langlochsteinen ausgefüllt wurden. Von der einheitlich rau verputzten Fassade setzte sich nur der zurück springende Sockel ab, der sich nach dem Materialangebot oder auch nach den Wünschen der Bauherren richten konnte. Das Pfettendach wurde mit Zementfalzsteinen ge- 15 m deckt. Als Fenster wurden in allen Häusern mehrflüglige Kastenfenster verwendet, die mit hölzernen Rollläden aus Forst bestückt wurden. Als Heizung wurden bei zwei der drei untersuchten Häuser Koks-Brenner aus Blankenburg eingebaut, das dritte (Nr. 77) erhielt wohl aus Kostengründen zunächst Kachelöfen, die jedoch nachträglich mit einer Schwerkraftheizung mit Koksbefeuerung nachgerüstet wurden. Die Rippenheizkörper stammten sowohl aus der Produktion der DDR als auch aus der UdSSR und der CSSR. Die Warmwasserbereitung erfolgte jeweils über einen baugleichen Badofen. Auch für sämtliche anderen Ausstattungselemente wie Treppen, Fenster, Türen, Rolläden etc. wurden, so vorhanden, die gleichen Typen verwendet. Abb. 74 Neues Wohnhaus Nr. 77, Grundriss Erdgeschoss; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2004. Abb.77: Wohnhaus Nr. 68, Ansicht von der Triftstraße, 2002. Abb. 75: Wohnhaus Nr. 36, Straßenansicht, 2003. Abb. 78: Wohnhaus Nr. 68, schematischer Grundriss Erdgeschoss; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2003. Abb. 76: Wohnhaus Nr. 36, Grundriss Erdgeschoss; M. 1: 200, im Original M. 1: 50, 2004. 15 m 131 Entwicklung der Wohnbebauung auf den Hofgrundstücken – Gebäudeausbau als Ausdruck gesteigerten Wohnflächenbedarfs im ausgehenden 19. und im 20. Jh. Neben der Frage nach der baulichen Entwicklung der Wohngebäude wird bei den Großhöfen ein gestiegener Wohnflächenbedarf erkennbar, der seinen Ausdruck zum einen in der sukzessiven Erweiterung der Wohnbauten findet und sich zum anderen in der Errichtung von Wohnteilen in neu gebauten Wirtschaftsbauten abbildet. Viele dieser Erweiterungen wurden dabei in ehemals landwirtschaftlich genutzten Gebäudebereichen untergebracht. Die Wohnbauten stehen in einem besonderen Verhältnis zum Hof und seiner Bebauung: Sie sind im Fall eines Neubaus zumeist Ausdruck wirtschaftlicher Veränderungen auf dem Hof und gestiegener Ansprüche an das Wohnen, aber auch Ausdruck gestiegenen Repräsentationsbedürfnisses. Am Beispiel des Hofs Nr. 8 (ASD 2003b) lässt sich die Wechselwirkung von Wohnhausveränderung und Hofausbau geradezu idealtypisch beschreiben (Abb. 80). Das Grundstück der Hofanlage Dorfstraße 8 liegt auf der Südseite des Hornoer Dorfangers östlich der Kirche (Abb. 5 S. 65). Im Lageplan von 1851 ist das Grundstück mit der heutigen Parzelle bereits vorhanden (Abb. 79). Die heutige Bebauungsstruktur der rund 150 × 60 m messenden Parzelle,54 die gegenüber der Straße weit zurückgesetzt ist, zeigt im nordwestlichen Teil einen von vier Seiten mit Gebäuden umstandenen Wirtschaftshof, an den sich nach Süden einige Wirtschaftsbauten anschließen, die in lockerer Anordnung einen weiteren Wirtschaftsbereich hofartig umstehen. Im Süden des Grundstücks folgt eine Obstgartenfläche. Das giebelständige Wohngebäude ist gegenüber der Grundstücksgrenze um wenige Meter zurückgesetzt, so dass im nördlichen Parzellenbereich ein kleiner Vorgarten ausgebildet ist, der im Osten an den ehemaligen Küchengarten grenzt, welcher sich wiederum bis etwa zur Hälfte der Parzellentiefe erstreckt.55 Nordwestlich des Wohngebäudes steht ein zum Hof traufständig orientiertes, repräsentatives Torgebäude56 mit einer außermittig angeordneten Tordurchfahrt. Das große Stallgebäude ist parallel zur westlichen Grundstücksgrenze errichtet und über einen Zwischenbau an das Torgebäude herangeführt, der im Erdgeschoss eine weitere Durchfahrt aufnimmt. Im Süden des Wirtschaftshofs steht ein weiteres Stallgebäude, das diesen gegenüber dem anschließenden zweiten Wirtschaftsbereich der Hofanlage abgrenzt und ebenfalls eine seitliche Durchfahrt aufweist. Südöstlich des Wohngebäudes schließen weitere Anbauten an, die den Wirtschaftshof auf seiner Ostseite flankieren. Die Bebauung entwickelt sich unter Einbeziehung eines älteren Backhauses57 weiter in die Parzelle hinein. Ein Vergleich des heutigen Baubestands mit der Separationskarte von 1851 zeigt zum einen, dass es insbesondere im straßenseitig gelegenen Wirtschaftshof eine ähnliche Organisation des Grundstücks bereits im 19. Jh. gegeben hat. Die Parzelle hatte bereits zu diesem Zeitpunkt die heutige Ausdehnung und es wird ebenfalls ein vierseitig umstandener Hof abgebildet, dessen Fläche nur geringfügig kleiner war als der heutige. Zum anderen wird jedoch auch erkennbar, dass die heutigen Bauten in einzelnen Bereichen an den Stellen der nicht rezenten Bebauung liegen. So hat das Wohngebäude zumindest zwei gemeinsame Baugrenzen mit dem 1851 erfassten Gebäude. Die übrigen in der historischen Karte vorhandenen Bauwerke, die den Hof umstehen, haben jedoch keine weiteren direkten Bezüge zu den heutigen Bauten. Wohngebäude 54 Die Parzelle ist im Vergleich zu den übrigen Grundstücken an der Südseite des An- gers sehr breit, die Parzelle Dorfstraße 7 ist nur um einige Meter schmaler. 55 Die Organisation der Parzelle ähnelt derjenigen des östlich anschließenden Grundstücks Dorfstraße 7 und findet sich in vergleichbarer Form auch bei den Grundstücken Dorfstraße 43 sowie Dorfstraße 2, wenngleich hier die Gartenparzelle ausgegliedert ist (Vgl. dazu ausführlich Beitrag Engelmann „Freiraumgestaltung“, S. 420 f.). 56 Eine straßenseitig angeordnete Torscheune findet sich in Horno an vergleichbarer Stelle sonst nur noch auf dem Grundstück Dorfstraße 7. 57 Auf dem Grundstück Dorfstraße 7 befinden sich an ähnlicher Stelle Fundamente, die auch dort auf ein Backhaus deuten. 132 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude In der ältesten Bauphase (Abb. 80) entsteht das Wohngebäude der Hofanlage mit einem hofseitig gelegenen Anbau unter einem eigenen Dach (heute in den jüngeren Anbauten aufgegangen, vgl. Abb. 21). Für die Erbauungsphase existiert – wie für die meisten Bauten aus dem 19. Jh. in Horno – ebenso wenig ein quellenmäßiger Beleg wie eine Bauinschrift am Gebäude. Die dendrochronologische Da- tierung des Gebäudes schlug fehl, da sich das ermittelte Datum von 1663 wohl nur auf ein zweitverwendetes Holz bezieht.58 Ein Anhaltspunkt für die zeitliche Eingrenzung ergibt sich zunächst aus der Ähnlichkeit des Gebäudes zum Wohngebäude Horno Nr. 7, das über eine Inschriftentafel auf das Jahr 1864 datiert werden kann.59 Das Haus wird als Backsteinbau über einem Feldsteinsockel als hofseitig erschlossenes, dreizoniges Gebäude mit Satteldach errichtet. Die Einheitlichkeit der Bauphase tritt umso deutlicher hervor, als der Dachstuhl ein einheitliches Abbundsystem an den Stuhlwänden aufweist.60 Das Gebäude wird durch den hofseitig gelegenen Flur erschlossen, der ehemals Öffnungen zu den angrenzenden Räumen besaß, die sich als Zusetzungen nachweisen ließen. Zusammen mit dem ehemals als Küche genutzten Raum in der Mittelachse teilt der Flur das Haus in zwei flächenmäßig gleich große Zonen, die auch funktional zwei Bereiche dargestellt haben dürften. Die Grundrissstruktur der straßenseitig gelegenen Räume ist zu einem späteren Zeitpunkt verändert worden und zeigte einst zwei ungleich große Räume, eine große Stube mit zwei Fenstern in der Giebelseite und einen kleinen, nördlich daran anschließenden mit nur einem Fenster in der Giebelfassade.61 Bei den im Südosten vorhandenen Räumen wiederholt sich diese Grundrissdisposition, wobei die beiden zum Hof hin orientierten ehemals einen Raum gebildet haben. An die südöstliche Giebelseite ist zeitgleich mit der Errichtung des Wohngebäudes (oder kurze Zeit später) ein Wirtschaftsgebäude angesetzt worden, von dem sich noch drei Wände erhalten haben. bäude,63 wobei das letztere auch den Abort des Hofs aufnimmt. Gleichzeitig wird das Hauptgebäude um Anbauten am Wirtschaftsbereich vergrößert. Am Hauptgebäude selbst sind für diese Phase nur wenige Veränderungen feststellbar. Parallel zu den Baumaßnahmen an den Wirtschaftsgebäuden wird auch der ehemalige Wirtschaftsanbau südöstlich des Wohnhauses um zusätzliche Räume erweitert. Hierbei wird Abb. 79: Ausschnitt aus der Separationskarte im Bereich des heutigen Grundstücks Nr. 8, zweifach vergrößert, 1851. Abb. 80: Hof Nr. 8, Lageplan des Hofs mit Baualterskartierung; M. 1:1000. 1844 d 1863 m 1870–1918 1919–1945 nach 1945 Backhaus Zeitgleich mit der Errichtung des Wohngebäudes wird das ältere Backhaus (vgl. Abb. 9 S. 279 im Beitrag Krauß „Backhäuser“) von 1844 d verändert. Die Seitenwände werden in Ziegelmauerwerk erneuert, das zwischen die vorhandenen Eckpfeiler gesetzt wird. Bauliche Entwicklung zwischen 1870 und 1918 Die Zeit zwischen 1870 und 1918 stellt für die Ausbildung des heutigen Hofbilds die wichtigste Phase dar. In ihr entstehen 1893 i das Torgebäude62 und 1909 i ein rückwärtiges Hofge- 58 Dendrochronologie nachträglich durchgeführt von Klaus Schmidt, BLDAM. 59 Die Ähnlichkeit bezieht sich auf die Bauart (Ziegelmauerwerk über Feldstein), die Baukörperausbildung und den Grundrisstyp. 60 Die Zählung des Kehlbalkendachs mit doppelt stehendem Stuhl beginnt am straßen- seitigen Giebel mit einer römischen „I“ an der nordöstlichen Stuhlwand, die gegenüberliegende Stuhlwand trägt analog dazu eine dreieckige Kerbe („}“). Die Zählung läuft dann bis zum sechsten Pfosten (hier eine römische „VI“ am Kopfband) bruchlos durch. Die Zählung der Sparren folgt der durch die Stuhlwand vorgegebenen Systematik und verläuft ebenfalls von der Straßen- zur Hofseite. 61 Die ehemalige Wand ließ sich etwa 0,65 m weiter nördlich lokalisieren. Hier sind die in die Wand einbindenden Ziegel erhalten, die beim Abtragen der Wand abgearbeitet wurden. 62 Das Torgebäude wird nach der Inschrift an einem Deckenbalken auf den „3. September 1896“ datiert. 63 Das Gebäude wird durch eine Inschrift in drei nebeneinander liegenden Ziegelsteinen an der nördlichen Fassadenecke auf das Jahr 1909 datiert. Die gleiche Jahreszahl findet sich auch auf der südöstlichen Fußpfette oberhalb der Durchfahrt. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 133 die südwestliche Wand des älteren Gebäudes niedergelegt und durch eine nach Südwesten verschobene Wand ersetzt. Im Nordosten setzt man einen tonnengewölbten Raum an, der durch eine Mittelwand geteilt ist. Der so neu entstandene größere Baukörper wird mit einem einheitlich errichteten Satteldach versehen. Insbesondere die beiden zum Hof hin orientierten Räume verdienen insofern Beachtung, als sie in ihrer Funktion deutlich als Wohnräume erkennbar sind. Im Gegensatz zu den einfach verglasten Wirtschaftsbereichen sind hier Kastendoppelfenster eingebaut, ein Raum erhält zudem eine Kochmaschine. Mit dieser Maßnahme entstehen auf dem Hof zwei neue Wohneinheiten, die durch eine größere Anzahl dort lebender Personen bedingt sein dürften. Diese Annahme wird umso plausibler, als sich auch am Backhaus Vergrößerungen erkennen lassen. Dieses wird nach Norden um einen Anbau auf nahezu die doppelte Arbeitsfläche vergrößert. Bautätigkeiten zwischen 1919 und 1945 In der Zeit zwischen 1919 und 1945 wird das heutige städtebauliche Erscheinungsbild der Hofanlage geschaffen. Diese Zeit stellt somit die Ausbauphase des Hofs dar, in der die Anzahl der Wirtschaftsgebäude stark erhöht wird und die Anlage im hinteren Grundstücksbereich einen zweiten Wirtschaftshof entstehen lässt. Bauinschriften grenzen die Phase zeitlich ein. So ist das im Westen gelegene Wohnstallgebäude, mit dem der Wirtschaftshof in seiner heutigen Größe geschlossen wird, inschriftlich auf das Jahr 1936,64 ein Scheunengebäude im Süden der Hofanlage auf das Jahr 1938 datiert. Die Motivation für diese starke Ausbauphase, die sich insbesondere durch jene beide Bauten, die größten auf dem Grundstück, eindeutig manifestiert, lässt sich hier nicht abschließend klären. Es muss jedoch zumindest darauf hingewiesen werden, dass diese sicherlich auch finanziell aufwändige Ausbauphase konträr zu der allgemeinwirtschaftlichen Situation kurz vor dem Zweiten Weltkrieg steht. 64 Eine Inschrift in der Nordwestwand des Dachgeschosses („1936“) belegt hierbei die Entstehungszeit. 65 Die Lage der ehemaligen Trennwand konnte etwa 60 cm weiter im Raum 0.04 an der Giebelwand ermittelt werden. Die ehemalige Ziegelwand war alle vier bis fünf Steinlagen mit der Außenwand verzahnt. Beim Abbrechen dieser Wand wurden die Verzahnungen bis auf die Wandflucht der Außenwand abgearbeitet. 134 Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude Parallel zu den Baumaßnahmen auf dem Hof ist das Wohngebäude massiven Veränderungen unterzogen. Die augenfälligste Veränderung des Gebäudes geschehen in den straßenseitig gelegenen Wohnräumen. So wird das für den Wohnhaustyp übliche Verhältnis von zwei Fensterachsen im Giebel in der Stube zu einer Fensterachse für die Kammer aufgegeben und zwei annähernd gleich große Raumeinheiten geschaffen. Hierzu wird das ehemals mittlere Fenster verschlossen und die Trennwand um rund 60 Zentimeter verschoben. Als Baumaterialien für diese Veränderungen wird weißer Kalksandstein verwendet.65 Im Außenbereich erhält das Gebäude eine neue Fassadengestaltung durch eine Neuverputzung und einen neuen Anstrich in einer grünen Farbgebung. An der Südostseite werden nacheinander zwei Anbauten angefügt. In der Nachkriegszeit ist eine Bautätigkeit auf der Hofanlage nur noch in sehr geringem Umfang zu erkennen und betrifft vor allem unterschiedliche Zusetzungen. Wesentlich ist aber der Einbau eines Bads, das vom Flur abgetrennt wird. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude südlich des Wohnhauses erfährt einen weiteren Ausbau der Wohnungen. So werden die beiden Wohnräume durch Einziehen weiterer Wände verkleinert. Literaturverzeichnis Abersfelder 2005 Abersfelder, Klara, Bauforschung an einem Wohnstallhaus, in: BLDAM (Hg.), Was bewahren die Forscher von Horno? Wünsdorf 2005, 66–75. Architektur der DDR 1977 Eigenheimbau, in: Architektur der DDR 26 (1977), Sonderheft, Heft 3. Balke 1994 Balke, Lotar, Bauen und Wohnen in Heide und Spreewald. Vom Wandel Lausitzer Volksarchitektur im 20. Jahrhundert (Schriften des Sorbischen Instituts, Bd. 6), Bautzen 1994. Bauen und Forschen 1960 Bauen und Forschen für eine sozialistische Landwirtschaft. XXIV. Plenartagung der Deutschen Bauakademie in Groß Nemerow am Tollensee, Bezirk Neubrandenburg, Berlin 1960. Blumenstein 1977 Blumenstein, Reinhard, Eigenheimserie aus Meiningen, in: Architektur der DDR 26 (1977) H. 3, 160–163. 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Schwiegelshohn 2003c Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 100, Berlin 2003. Tami/Wolf 2004a Tami, Marco / Wolf, Oliver, Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 36, Berlin 2004. Tami/Wolf 2004b Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des Wohnhauses Nr. 68, Berlin 2004. Tami/Wolf 2004c Dies., Bestandsaufnahme und bauhistorisches Gutachten des neuen Wohnhauses auf Hof Nr. 77, Berlin 2004. Abbildungsnachweis 1; 80: Klaus Schmidt auf Grundlage der Lagepläne in ASD 2003a/b – 2; 3: Privatarchiv Lotar Balke, Döbern – 4: Balke 1994, 239 Fig.13 – 5: Radig 1966, 61 Abb. 40 – 6; 23; 34; 35; 67: Alexander Krauß (KVO) – 7: BLHA, Rep. 6B Guben, Nr. 868, Dismembrationen in Horno, 1838–1914. Foto: Andrea Sonnleitner – 8; 19a, b, c; 37; 50; 66: Jan Holland (ASD) / Klaus Schmidt – 9; 10; 24, 33; 36; 68: Detlev von Olk (KVO) – 11; 12; 17; 18; 27; 39; 55; 64; 69; 70: Klaus Schmidt – 13: Klara Abersfelder – 14; 48; 49: Jan Holland / Andreas Potthoff (ASD) – 15; 16: ASD – 20–22: Ulf Buchert (IAB) – 25: Brandenburger Bauernhausaufmaße, Münster 1967, Objekt 20 – 26: Andreas Potthoff / Oliver Walter (ASD) – 28; 31; 32; 38: Jan Holland (ASD) – 29; 30: Andreas Potthoff / Christina Straße (ASD) – 40: Manuele Fiore / Andreas Potthoff (ASD) – 41; 42; 44: Thorsten Allert / Oliver Walter (ASD) – 43; 59; 61; 63; 73; 77: Matthias Noell – 45: Rach 1974, 85 Fig. 29 – 46; 47: HansDietrich Beyer, Berlin – 51–54; 56–58: Jana Schwiegelshohn – 60: Irene Graf / Andreas Potthoff (ASD) – 62: Schmattke (artFORM) – 65: Umzeichnung aus Gutachten Bartke & Neumann 2001/105 von Klaus Schmidt – 71; 72: Dienstleistung Denkmal – 74–76; 78: Marco Tami – 79: BLHA, Rep. 24 Generalkommission, Landeskulturamt Kreis Guben, Karte Nr. 2a. Foto: BLHA. Y. J. Holland, M. Noell, A. Potthoff, Wohngebäude 137