Prüfungsfragen für Psychopathologie Weder die Autoren/innen, noch die Fachschaft Psychologie übernimmt Verantwortung für dieses Skript. Das Skript soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen. Verbesserungen und Korrekturen bitte an [email protected] mailen. irgendwelche Die Fachschaft dankt den AutorInnen im Namen aller Studierenden! Psychopathologie – Prüfungsfragen (Prof. Lehmkuhl) Fragenkatalog von C. Koenen überarbeitet von Kristina Siever Notwendige Literatur nach Prof. Lehmkuhl (Sprechstunde Juli 2002): 1. Möller, H.-J. (1992). Psychiatrie. Ein Leitfaden für Klinik und Praxis. Manual 13. Kohlhammer Verlag. Haupt-Prüfungsliteratur! 2. Schmidt, M.H. (19992). Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kompendium für Ärzte, Psychologen, Sozial- und Sonderpädagogen. Deutscher Ärzte Verlag. (3. ICD-10, Kap. V /F Forschungskriterien ( nur die Prinzipien, nach denen diagnostiziert wird, lernen; prüfungsrelevante Kategorien: Erwachsene: F2-F6, in F5 vor allem/nur Eßstörungen; Kinder/Jugendliche: F8 und F9) Prüfungsmodalitäten nach Prof. Lehmkuhl: Fragen (Hauptfragen) vor allem zu Erwachsenenpsychiatrie (wichtig Schizophrenie, Depression) und einige Zusatzfragen (Kürfragen) zur Kinder- und Jugendpsychiatrie (vor allem Hyperaktivität, Autismus!). Fragenbereiche: - Allgemeine Aspekte der psychiatrischen Untersuchung (vgl. Möller, Teil I, Kap. 1-3; Kinder/Jugendliche: Schmidt, Kap. 2) - Allgemeine Psychopathologie und Krankheitslehre (vgl. Möller, Teil II, Kap. 4-6; ICD-10; Pathogenese bei Kindern/Jugendlichen: Schmidt, Kap. 1 und alle grau unterlegten Beschreibungen von Störungsbildern) - Spezielle Krankheitslehre (vor allem Psychosen, Neurosen, Persönlichkeitsstörungen) (vgl. Möller, Teil III, Kap. 7-25, vor allem Kap. 9 -16 und 23 (Kinder u. Jugendliche); Ki/Ju: Schmidt, Kap. 6-16, vor allem Kap. 6,7,9,10,14 und 15) - Aspekte der psychiatrischen Therapie (Psychotherapieverfahren einschließlich Theorien zur Pathogenese, Soziotherapie, Psychopharmakotherapie) (vgl. Möller, Teil IV, Kap. 26-30; Ki/Ju: Schmidt, alle grau unterleg ten Beschreibungen von Störungsbildern) In der Prüfung kommen nie Fragen zu Alters-Diagnosen (F0) oder Suchtkrankheiten (F1)! Persönlichkeitsstörungen (F6) kommen am Rand vor. Kategorien des ICD-10 (alphanumerische Verschlüsselung: die Codierungen setzen sich aus einem Buchstaben und dahinter Zahlen zusammen Vergrößerung der Anzahl der zur Verfügung stehenden Kategorien und damit leichtere Änderbarkeit der Klassifikation; im ICD-9 nur numerische Verschlüsselung. Klassifikationsprinzip: die Störungen werden entsprechend einer gemeinsamen Grund-/Hauptthematik bzw. ihrer deskriptiven Ähnlichkeit in Gruppen/Klassen/Kategorien zusammengefaßt; Kategorien schließen sich gegenseitig aus Differentialdignose; Basis sind Fakten (empirische Phänomene), nicht theoretische Konzepte operationale u. deskriptive Diagnostik von psychischen Störungen (u. nicht mehr ätiologische u. nosologische Diagnostik von psychischen Krankheiten (Krankheitsbegriff!) wie noch in ICD-9 höhere Reliabilität (Zuverlässigkeit) u. Validität (Gültigkeit) der Diagnosen. Störung: ein klinisch erkennbarer Komplex von Symptomen oder Verhaltensauffälligkeiten, die immer auf der individuellen u. oft auch auf der Gruppen- oder sozialen Ebene mit Belastung u. mit Beeinträchtigung von Funktionen verbunden sind): (F0 (F1 organische, einschließlich symptomatischer psychischer Störungen) psychische u. Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen) F2 Schizophrenie, schizotype u. wahnhafte Störungen F20 F21 F22 Schizophrenie (paranoide, hebephrene, katatone etc.) schizotype Störung anhaltende wahnhafte Störung Prüfungsfragen für Psychopathologie F23 F24 F25 F28 F29 akute vorübergehende psychotische Störung induzierte wahnhafte Störung schizoaffektive Störungen sonstige nichtorganische psychotische Störungen nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose F3 Affektive Störungen F30 F31 f32 F33 F34 F38 F39 manische Episode bipolare affektive Störung depressive Episode rezidivierende depressive Störung anhaltende affektive Störungen (Zyklothymia, Dysthymia etc.) sonstige affektive Störungen nicht näher bezeichnete affektive Störungen 2 F4 Neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen F40 phobische Störungen (Agoraphobie ohne/mit Panikstörung, soziale Phobien, spezifische / isolierte Phobien etc.) sonstige Angsstörungen (Panikstörung, generalisierte Angsstörung, Angst u. depressive Störung etc.) Zwangsstörung (Zwangsgedanken, Zwangshandlungen) Reaktionen auf schwere Belastungen u. Anpassungsstörungen (akute Belastungsreaktion, posttraumatische Belastungsstörung, Anpassungsstörungen etc.) dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) (Amnesie, Fugue, Stupor, Trance, sonstige dissoziative Störungen = Konversionsstörungen: Multiple Persönlichkeitsstörung, vorübergehende diss. St. des Kindes- u. Jugendalters) somatoforme Störungen (Somatisierungsstörung, hypochondrisch, somatoforme autonome Funktionsstörung, anhaltende somatoforme Schmerzstörung etc.) sonstige neurotische Störungen (Neurasthenie, Depersonalisations-/Derealisationssyndrom) F41 F42 F43 F44 F45 F48 F5 Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung mit körperlichen Störungen u. Faktoren F50 Eßstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, Eßattacken bei sonstigen psych. Störungen, Erbrechen bei sonstigen psych. Störungen etc.) nichtorganische Schlafstörungen (Insomnie, Hypersomnie, Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus’, Somnambulismus, Pavor nocturnus, Alpträume) nichtorganische sexuelle Funktionsstörungen psychische u. Verhaltensstörungen im Wochenbett, nicht andernorts klassifizierbar psychische Faktoren u. Verhaltenseinflüsse bei andernorts klassifizierten Krankheiten Mißbrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen (Antidepressiva, Laxantien, Diuretika, Analgetika, Antazida, Vitamine, Steroide oder Hormone, bestimmte Naturheilmittel) nicht näher bezeichnete Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen u. Faktoren F51 F52 F53 F54 F55 F59 F6 Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen F60 F66 F68 F69 Persönlichkeitsstörungen (paranoid, schizoid, dissozial, emotional instabil, impulsiv, Borderline, histrionisch, anankastisch, ängstlich (vermeidend), abhängig etc.) kombinierte u. sonstige Persönlichkeitsstörungen andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns (nach Extrembelastung, nach psych. Krankheit etc.) abnorme Gewohnheiten u. Störungen der Impulskontrolle (pathol. Glücksspiel, pathol. Brandstiftung (Pyromanie), pathol. Stehlen (Kleptomanie) Störungen der Geschlechtsidentität (Transsexualismus, Transvestvismus etc.) Störungen der Sexualpräferenz (Fetischismus, Exhibitionismus, Voyeurismus, Pädophilie, Sadomasochismus etc.) psychische u. Verhaltensprobleme in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung u. Orientierung sonstige Persönlichkeits- u. Verhaltensstörungen nicht näher bezeichnete Persönlichkeits- u. Verhaltensstörung (F7 Intelligenzminderung) F61 F62 F63 F64 F65 Kinder- und Jugendpsychiatrie: F8 Entwicklungsstörungen 2 Prüfungsfragen für Psychopathologie F80 F81 F82 F83 F84 F88 F89 3 umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens u. der Sprache umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen kombinierte umschriebene Entwicklungsstörungen tiefgreifende Entwicklungsstörungen (frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus, RettSyndrom, Asperger-Syndrom etc.) sonstige Entwicklungsstörungen nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörungen Entwicklungsstörungen = Störungen, die entstehen, wenn die entsprechenden Funktionen sich entwickeln, können bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben F9 Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend F90 hyperkinetische Störungen (einfache Aktivitäts- u. Aufmerksamkeitsstörung, hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens etc.) Störung des Sozialverhaltens kombinierte Störung des Sozialverhaltens u. der Emotionen emotionale Störungen des Kindesalters (mit Trennungsangst, phobische Störung*, mit sozialer Ängstlichkeit, mit Geschwisterrivalität, generalisierte Angsstörung etc.) Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend (elektiver Mutismus, reaktive Bindungsstörung etc.) Ticstörungen (vorübergehend, chronische motorische oder vokale, Tourette-Syndrom etc.) sonstige Verhaltens- u. emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit u. Jugend (Enuresis, Enkopresis, Fütterstörung, Pica, Stottern etc.) nicht näher bezeichnete psychische Störung F91 F92 F93 F94 F95 F98 F99 * Einige phobische Störungen im Kindesalter werfen spezielle klassifikatorische Probleme auf, wie unter F93.1 alterstypische phobische Störungen des Kindesalters beschrieben: Beginn einer Phobie in der Kindheit als einer entwicklungsunangemessenen Altersstufe, z.B. Agoraphobie dann unter F4 codieren. Außerdem können viele Störungen aus den vorangehenden Kategorien bei Personen jeden Alters auftreten und sind auch für Kinder und Jugendliche zu diagnostizieren (z.B. F50 Eßstörungen, F51 Schlafstörungen, F64 Geschlechtsidentitätsstörungen). Rezidiv: Rückfall; Residuum: Rest einer Störung; pathognomonisch: für ein Störungsbild kennzeichnend Inhaltsverzeichnis 1Allgemeines....................................................................................................................................4 2Symptome und Syndrome.............................................................................................................7 3Exogene seelische Störungen....................................................................................................19 4Schizophrenie...............................................................................................................................23 5Affektive Störungen.....................................................................................................................35 6Neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen............................................................50 7Persönlichkeitsstörungen...........................................................................................................67 8Diverse Störungen: Eßstörungen, Autismus, Ticstörungen, HKS..........................................68 9Therapie .......................................................................................................................................82 10Prognosen...................................................................................................................................86 11Welche Störungen sind häufig/am häufigsten vertreten bei ................................................87 12Diverses .....................................................................................................................................88 3 4 Prüfungsfragen für Psychopathologie 1Allgemeines 1. Was ist Psychopathologie? 2. Wie ist die Einteilung der Teilgebiet der Psychiatrie: Lehre von den abnormen seelischen Erscheinungen, hat die Psychologie ( = Lehre von gesunden seelischen Erscheinungen) als Grundlage. Gegenstandsbereich: Deskription, Verlauf, Prognose, Behandlungsindikation, Ätiologie; in erster Linie Phänomenologie/Deskription, ätiologische Aspekte werden nur vorsichtig einbezogen Beschreibung abnormen Erlebens u. Verhaltens in seinen seelischen, sozialen u. biologischen Bezügen (Beschreibung/Benennung, Klassifikation der psychischen Störungen) interdisziplinäre Erforschung psychischer Störungen psychologische u. biologische Vorgehensweise, da psychische, soziale u. somatische Entstehungsbedingungen beteiligt sind allgemeine Psychopathologie u. spezielle Psychopathologie Psychopathologie? 3. Was ist der Unterschied zwischen allgemeiner u. spezieller Psychopathologie? allgemeine Psychopathologie (allgemeine Krankheitslehre): beschreibt einzelne psychopathologische Phänomene/Symptome in verschiedenen Funktionsbereichen z.B. Sprache, Denken, Affekt, Antrieb; in erster Linie Beschreibung von psychischen Phänomenen unabhängig von der diagnostischen Einteilung, weitgehend theorieunabhängig. Beschreibung von Symptomen nach der in der allg. Psychopathologie tradierten Aufteilung der Bereiche seelischen Erlebens u. Verhaltens (√ Jaspers): Bewußtseinsstörungen Wahrnehmungs-, Aufmerksamkeits- u. Auffassungsstörungen Gedächtnisstörungen Formale Denkstörungen (Ich-Leistungen) Inhaltliche Denlstörungen Ich-Störungen Störungen der Affektivität Störungen des Antriebs u. der Psychomotorik spezielle Psychopathologie (spezielle Krankheitslehre): beschreibt, welche speziellen psychopathologischen Symptome kovariieren u. Syndrome bilden (Übergang zw. allgemeiner u. spezieller Psychopathologie); Nosologie; spezielle diagnostische Einheiten (Diagnosessysteme ICD-10), Beschreibung von psychischen Phänomenen im Kontext von spezifischen Diagnosen Psychiatrische Klassifikation von Störungen innerhalb der speziellen Psychopathologie: diskrete (klar von einander u. von der Norm abgrenzbare) Störungsbilder künstliche Setzung von Krankheitsinheiten (Bsp. geistige Behinderung vs. Schwachsinn vs. ...)! Es handelt sich aber um kontinuierliche Störungsbilder/psych. Merkmale (Bsp.: Intelligenz, Depressivität) disjunkte (sich gegenseitig ausschließende) Diagnosekategorien normal pathologisch -------------------------------------------------------------I---I---------------------------- kontinuierliche Kategorie kategorialer Sprung 4 Prüfungsfragen für Psychopathologie 4. Wie erhebt man einen klinischen/psychiatrischen Befund? 5 vgl. Möller, Kap. 1 (S. 16-34) Ablauf: 1. Klinische Untersuchung: psychopathologischer Status ( Befund) u. somatischer (Somato-) Status 2. Anamnestische Untersuchung 3. differentialdiagnostischer Prozeß 4. Diagnose Erstgespräch erstreckt sich auf Symptomatik, Biographie u. pathogene Faktoren; zugleich diagnostische Klärung u. therapeutische Kontaktaufnahme am Ende der Exploration wird die Symptomatik in einem psychopathologischen Befund zusammengefaßt: nicht nur Defizite, sondern auch erhaltene Fähigkeiten Berücksichtigung von Simulations-/Dissimulationstendenzen, Krankheitseinsicht, Krankheitsgefühl, Behandlungsmotivation, besondere Gefährdung Befund ist ein Querschnittsbild zur Zeit der Untersuchung inhaltlich zu beachten: äußeres Erscheinungsbild, Psychomotorik, zwischenmenschliches Verhalten, Aufmerksamkeit u. Wahrnehmung, Bewußtsein u. Orientierung, Gedächtnis u. Merkfähigkeit, Antrieb, Stimmung u. Affektivität, Denken, Ich-Erleben Selbst- u. Fremdbeschreibung ( Gespräch mit den Angehörigen) Hauptpunkte der Symptomexploration (vgl. Möller, S. 20-33): Bewußtseinsstörungen Orientierungsstörungen Störungen der Aufmerksamkeit u. Konzentration Auffassungsstörungen Störungen von Merkfähigkeit u. Altgedächtnis Störungen der Intelligenzleistung Formale Denkstörungen Wahn/Halluzination Zwänge, Phobien, Ängste Ich-Störungen Störungen der Grundstimmung u. affektiven Ansprechbarkeit Störungen des Antriebs u. der Psychomotorik Vegetative Störungen Suizidalität standardisierte Beurteilungsverfahren (mit FremdSelbsteinschätzung): AMDP-System Psychopathologischer Befundbogen bei Kindern u. Jugendlichen u. neben der Erfassung der Symptomatik auch zeitliche Entwicklung u. Verlauf, akut oder schleichend, kurz oder lang, bereits früher aufgetreten? Krankheitsanamnese: körperlich u. psychisch Biographische Anamnese: Familienanamnese u. Biographie des Patienten Phasen: 1. Prämorbide Entwicklung 2. auslösende Faktoren 3. Verlauf der Symptomatik Selbstbeurteilungsverfahren: Beschwerdeliste (v. Zerssen) Befindlichkeitsskala (v. Zerssen) testpsychologische Untersuchung körperliche Untersuchung mit Fokussierung auf neurologische u. 5 Prüfungsfragen für Psychopathologie 5. Was bedeutet exogen, endogen u. psychogen? 6. Was ist der Unterschied von Minus-Symptomatik u. produktiver Symptomatik? 6 exogen ( = von außen entstanden, dem Körper aufgeprägt): äußere Krankheitsursachen überwiegen körperlich begründet (Unfall, Tumor, Abbauprozesse des Gehirns; (akut/reversibel, chronisch/irreversibel) körperlich begründbare/organische Psychosen - akute Syndrome = Reaktion auf akute Störungen der Hirnfunktion im Rahmen von Hirn- od. Allgemeinerkrankungen (Bewußtseinsminderung, Verwirrtheitszustand, Delir, Dämmerzustand) - chronische Syndrome = Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen aufgrund von längerdauernder od. chronischer diffuser Hirnschädigun gen (Demenz (hirnorganisches Psychosyndrom), Demenz-Sonderform: Korsakow-Syndrom (organisch-amnestisches Syndrom), MCD (Minimale Cerebrale Dysfunktion/frühkindlich exogenes Psychosyndrom)) endogen ( = von innen heraus entstanden, aus dem Körper selbst, seinem So-Sein entstanden): Krankheit ist wesentlich durch individuelle Disposition u. genetische Faktoren bedingt ‚endogene’ Psychosen - schizophrene Psychosen (paranoid, hebephren, kataton, Schizophrenia simplex) - affektive Psychosen (monopolar: Depression, Manie; bipolar: manischdepressiv) psychogen ( = aus psychischen Vorgängen entstanden): (überwiegend) psychische Ursache neurotische, Belastungs- u. somatoforme Störungen (ICD-10, S. 155) psychogene/reaktive Psychosen (paranoid od. depressiv) (Möller, S. 237 f; ICD-10, S. 121 u. 143 f) I produktive/Positivsymptomatik: prognostisch günstig: - Wahn u. Halluzination - positive formale Denkstörungen - bizarres u. desorganisiertes Verhalten spricht auf klassische Neuroleptika an Wahn ist positiv, da als produktive u. kreative Bewältigungsstrategie zu sehen II Minus-/Negativsymptomatik: Einschränkungen u. Defizite prognostisch ungünstig: - Sprachverarmung (Alogie) - Aufmerksamkeitsstörungen - Affektverflachung - Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität - Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit äußert) spricht auf atypische Neuroleptika an Einteilung nach Nancy Andreasen (1982) Wiederkehr des SymptomDualismus’ von Bleuler (u. Kraepelin) nach Störungsverlauf von Schizophrenien 6 Prüfungsfragen für Psychopathologie 7 2Symptome und Syndrome Symptom = Zeichen, Anzeichen, Kennzeichen, aus dem auf etwas anderes geschlossen werden kann; z.B. weisen Verhaltensweisen/Leistungen auf bestimmte psych. Vorgänge oder Eigenschaften hin. Syndrom = Zeichengruppe, Gruppe/Kombination von Symptomen Ebene der Psychiatrie: Diagnosen werden meistens auf der Ebene der Syndrome gestellt. Nosologische Einheit = regelhafte Kombination von Symptomen, deren Ursache bekannt ist in der Psychiatrie sehr selten Diagnosen auf dieser Ebene (Bsp: Korsakow-Syndrom = alkoholinduzierte Psychose); vor allem Ebene der Medizin. Psychiatrische Diagnosen: Symptome Syndrome Diagnose Nosologische Einheit Bewußtseinsstörungen 7 Prüfungsfragen für Psychopathologie 1. Welche Bewußtseinsstörungen unterscheidet man? 2. Was ist der Unterschied zwischen Bewußtseinsstörung u. Halluzination? 8 Bewußtsein = die Fähigkeit, wach u. klar denken, fühlen u. handeln zu können (Möller, S. 69); unter Erlebnisperspektive = die Gesamtheit der Erlebnisse, d.h. der erlebten (= bewußten) psychischen Zustände u. Aktivitäten sowie zusätzlich die Tatsache ihres Bewußt-Seins, die besondere Art des unmittelbaren Gewahrseins dieser Erlebnisse, die innere Erfahrung; (zweite Perspektive: kognitive Psychologie) (Dorsch) Bewußtseinsstörungen = Sammelbegriff für quantitative Störungen durch Einschränkung der Wachheit des Bewußtseins Bewußtseinsverminderung: Herabsetzung der Wachheit (Vigilanz) verschiedenen Grades 1. Benommenheit (leichteste Bewußtseinseinschränkung, Pat. ist schwer besinnlich, verlangsamt, in der Informationsaufnahme u. –verarbeitung eingeschränkt) 2. Somnolenz (leichte Bewußtlosigkeit, Pat. ist schläfrig, aber leicht weckbar) 3. Sopor (mittlere Bewußtlosigkeit, Pat. schläft, nur starke Reize können ihn wecken) 4. Präkoma (tiefe Bewußtlosigkeit, Pat. ist bewußtlos u. nicht weckbar) 5. Koma (tiefste Bewußtlosigkeit, Pat. hat keine Pupillen- u. Muskeleigenreflexe) qualitative Störungen durch Veränderungen in den Bewußtseinsinhalten: 1. Bewußtseinseinengung: Einengung des Umfangs der Bewußtseinsinhalte (z.B. durch Focussierung auf ein bestimmtes Erleben) 2. Bewußtseinsverschiebung: Verschiebung in den Bewußtseinsinhalten in Form von Bewußtseinssteigerung (Steigerung von Intensität u. Helligkeit der Erlebnisse/Inhalte) u./od. Bewußtseinserweiterung (Vergrößerung des dem Bewußtsein erfahrbaren Raums bzw. der Tiefe) 3. Bewußtseinstrübung: mangelnde Klarheit der Vergegenwärtigung der Bewußtseinsinhalte/des Erlebens, Verlust des Zusammenhangs des Erlebens, Zerstückelung des Bewußtseins Bewußtseinsstörungen gehen mit einer Veränderung sämtlicher psychischer Vorgänge einher, insbesondere mit Störungen der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung u. des Denkens (Möller, S. 69) basale, breite Störung Bewußtseinsstörungen sind das diagnostische Leitsymptom von organischen/exogenen Psychosen! Bewußtseinstrübung Delir, Verwirrtheitszustand (amentielles Syndrom ohne Wahn u. Halluzinationen) Halluzination = Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden Außenreiz, die für wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden; eine Art der Sinnestäuschungen/ Trugwahrnehmungen (Möller, S. 76); begrenzte Störung, inhaltliche Denkstörung; Halluzinationen sind produktiver, denn neue, nicht existente Objekte werden halluziniert/hervorgebracht/’vorgestellt’/’gedacht’ Bewußtseinsstörung: basale, breite Störung, die einhergeht mit Orientierungsstörungen Störungen der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Orientierung u. des Denkens bei Bewußtseinsverschiebung im Sinn einer Bewußtseinssteigerung sind die Inhalte nicht neu, sondern werden nur intensiver, heller, farbiger etc. erlebt 8 Prüfungsfragen für Psychopathologie 1. Welche Arten von Orientierungsstörungen gibt es? 2. Wie sind Orientierungsstörungen zu überprüfen? 3. Bei welchen Störungsbildern findet man welche Orientierungsstörung? 9 Orientierungsstörungen = mangelndes Bescheidwissen u. Sich-zurechtFinden in Situationen u. Gegebenheiten; graduelle Abstufungen in eingeschränkte Orientiertheit u. aufgehobene Orientiertheit = Desorientiertheit); 4 Arten von Desorientiertheit: 1. zeitliche: Pat. weiß das Datum, den Wochentag, den Monat, das Jahr, die Jahreszeit nicht 2. räumliche/örtliche: Pat. weiß nicht, wo er ist 3. situative: Pat. erfaßt die Situation nicht, in der er s. gerade befindet 4. zur eigenen Person: Pat. weiß seinen Namen, sein Geburtsdatum, wichtige persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten nicht (Möller, S. 70 f) Fragen zur Diagnosestellung: Was für ein Tag ist heute? Wann sind Sie in die Klinik gekommen? In welcher Stadt sind wir? In was für einer Einrichtung sind wir? Wie alt sind Sie? Wann wurden Sie geboren? Sind Sie verheiratet? zeitliche: Korsakow, Demenz, Delir räumliche/örtliche: Demenz, in schweren Fällen des Delirs situative: in fortgeschrittenen Stadien der Demenz u. in schweren Fällen des Delirs zur eigenen Person: in fortgeschrittenen Stadien der Demenz u. in schweren Fällen des Delirs Denkstörungen 1. Welche Arten von Denkstörungen gibt es? formale = Spaltung des gedanklichen Zusammenhangs, Störungen des Denkablaufs; werden vom Patienten subjektiv empfunden u. äußern sich im sprachlichen Duktus: Denkverlangsamung, umständliches Denken, eingeengtes Denken, Perseveration (Wiederholung gleicher Denkinhalte), Grübeln (unablässige Beschäftigung mit unangenehmen Gedankengängen), Gedankendrängen, Ideenflucht (übermäßig einfallsreiche Gedankengänge mit Verlust des roten Fadens), Vorbeireden, Denksperrung/Gedankenabreißen, Inkohärentes Denken/Denkzerfahrenheit (sprunghafter, dissoziierter Gedankengang bis hin zum Wortsalat), Neologismus, Begriffszerfall, Kontamination (Verquickung unterschiedlicher, zum Teil logisch unvereinbarer Bedeutungen), Begriffsverschiebung (Konkretismus – Symbolismus), Paralogik (unlogische Argumentationskette) inhaltliche: 2. a) Wie könnte man formale Denkstörungen ordnen? b) Wie kann man formale Denkstörungen überprüfen? Zwangsideen (nicht unterdrückbare Denkinhalte), hypochondrische Gedanken, überwertige Ideen (stark affektiv besetzt), Wahnideen (Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, Wahnsystem, Erklärungswahn), Halluzinationen ( Halluzinationen bei Lehmkuhl auch: Sinnestäuschungen) (akustisch, optisch, olfaktorisch, gustatorisch, haptisch/taktil, Körper-, Coenästhesien), Pseudo-Halluzinationen, hypnagoge Halluzinationen (im Halbschlaf)), eidetische Bilder (subjektive optische Anschauungserlebnisse, die auch nach längerer Zeit mit großer sinnlicher Anschaulichkeit reproduziert werden, vor allem bei Kindern u. Jugendlichen) (Möller, S. 73 ff u. 188 ff; Tölle, S. 199 ff) a) graduelle Anordnung von Sperrung/verlangsamt vs. Ideenflucht/beschleunigt b) durch Aufgabe, - Begriffe zu definieren (Begriffszerfall, -verschiebung, Kontamination) - bekannte Sprichwörter zu erklären (Konkretismus = Störungen der Wortübertragung, der Überstiegsfähigkeit) - den Sinngehalt einer Fabel (Tiergeschichte) zu deuten (Sinnerfassung) 9 Prüfungsfragen für Psychopathologie 3. a) Was sind Perserverationen? b) Bei welchen Störungen treten sie auf? 4. Was sind Sinnestäuschungen? 5. Definition von Halluzination? 6. Von welchen anderen Wahrnehmungsstörungen sind Halluzinationen abzugrenzen? 7. Was versteht man unter einer Illusion? Wahn 1. Was ist Wahn? 10 a) = Wiederholung gleicher Denkinhalte u. Haftenbleiben an vorherigen Worten od. Angaben, die jetzt nicht mehr sinnvoll sind (formale Denkstörung) (Möller, S. 74); Wiederholung bzw. Haftenbleiben an Bewegungen, Wörtern, Vorstellungen (Schmidt, S. 278) b) - Schizophrenie, Demenz - Autismus, Epilepsie (als Folgeerscheinung nach häufigen Anfällen: dementielle Entwicklung mit chronisch-diffuser Hirnschädigung) = Verkennung der objektiven Gegebenheiten durch die Sinnesorgane einschließlich der weitergehenden Reizverarbeitung im Gehirn; 2 Arten: 1. Halluzinationen: ohne in der Außenwelt objektiv vorhandene Gegebenheit 2. illusionäre Verkennungen: in der Außenwelt objektiv vorhandene Gegebenheit wird subjektiv verkannt (Dorsch) meist affektgetragen (z.B. im Delir) (Klosterkötter) = Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden Außenreiz, die für wirkliche Sinneseindrücke gehalten werden (Möller, S. 76) akustische, optische, haptische/taktile, olfaktorische (Geruch), gustatorische (Geschmack), Coenästhesien/Körperhalluzinationen, Pseudohalluzinationen (Unwirklichkeit wird erkannt), vestibuläre Halluzinationen (Kranke meinen, der Boden würde unter ihnen weggezogen, sie würden taumeln, schwanken u. jeden Moment hinfallen) Pseudohalluzinationen: Trugwahrnehmungen, bei denen die Unwirklichkeit der Trugwahrnehmung erkannt wird eidetische Phänomene/Bilder: besondere Fähigkeit zu lebendigen, bildhaften Vorstellungen/subjektive optische Anschauungserlebnisse, die auch nach längerer Zeit mit großer sinnlicher Anschaulichkeit reproduziert werden, vor allem bei Kindern u. Jugendlichen) Pareidolien: Sinnestäuschungen, bei denen in tatsächlich vorhandene Gegenstände allerlei Nichtvorhandenes zusätzlich hineingesehen wird illusionäre Verkennung: etwas wirklich gegenständlich Vorhandendes wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z.B. Tapetenmuster werden als Gesichter gesehen = illusionäre Verkennung: etwas wirklich gegenständlich Vorhandendes wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z.B. Tapetenmuster werden als Gesichter gesehen Wahn = objektiv falsche Beurteilung der Realität, die erfahrungsunabhängig auftritt u. an der mit subjektiver Gewißheit unkorrigierbar festgehalten wird; die Überzeugung steht im Widerspruch zur Wirklichkeit u. zur Erfahrung u. Überzeugung der gesunden Mitmenschen abzugrenzen von überwertigen Ideen, die nicht absolut unkorrigierbar sind ( = stark affektiv besetzte Ideen, die das gesamte Denken in unsachlicher u. einseitiger Weise beherrschen) Wahn ist ein Bewältigungsphänomen (Coping-Strategie), mit dem der Pat. kreativ u. produktiv auf die veränderte Welt reagiert u. sich damit kontrolliert produktives Symptom, prognostisch günstig! 10 Prüfungsfragen für Psychopathologie 2. Was ist für Wahn charakteristisch? Was kennzeichnet den Wahn? 11 3 wichtige Wahnkriterien: 1. subjektive Gewißheit (die Überzeugung hat hohe unerschütterliche subjektive Evidenz) 2. Unkorrigierbarkeit (von der ich-bezogenen Überzeugung kann nicht abgesehen werden, da die Fähigkeit zum Wechsel des Bezugssystems fehlt (Überstiegsfähigkeit) 3. Unwiderlegbarkeit (die Überzeugung beruht gänzlich auf sich selbst u. bedarf keines Beweises (Tölle, S. 176 f) (bzw. Unmöglichkeit/Unverstehbarkeit des Inhalts bei Klosterkötter als drittes u. weichstes Kriterium) weitere Wahnkriterien (nicht obligatorisch): 4. Beziehungssetzung/Ich-Bezogenheit 5. abnormes Bedeutungsbewußtsein (Tölle, S. 174 u. 176 f) 3. Welche Arten von Wahnerleben gibt es? Überstiegsfähigkeit = souveräne Möglichkeit, zwischen der gemeinsame Realität, die der einzelne mit seinen Mitmenschen teilt, und einer individuellen Vorstellungswelt (Nebenrealität) zu wechseln (Perspektivenwechsel, vgl. Piaget). Erfordert die Fähigkeit zur Relativierung der eigenen Person (als Ergebnis der entwickelten Dominanz der gemeinsamen Realität gegenüber der Nebenrealität), die sich erst im Vorschulalter bis zur Einschulung entwickelt. Beim Kleinkind stehen die gemeinsame Realität u. die Nebenrealität noch gleichberechtigt nebeneinander die ich-bezogene Denkweise des Klein-kinds (frühkindlicher Ego-Zentrismus, vgl. Piaget) ähnelt dem wahnhaften Denken (Tölle, S. 215 f u. 176) Aufbau des Wahns (Phänomene): 1. Wahnstimmung (Stimmung des Unheimlichen, Vieldeutigen) 2. a) Wahnwahrnehmung (zweigliedrig): eine richtige Sinneswahrnehmung (1. Glied) erhält eine abnorme, auf den Pat. bezogene wahnhafte Bedeutung (2. Glied) Wahn mit Bezugnahme auf äußere Wahrnehmung markantestes Wahnphänomen (Symptom 1. Rangs nach Schneider) ( Illusionäre Verkennung (Sinnestäuschung): in der Außenwelt objektiv vorhandene Gegebenheit wird subjektiv verkannt) oder 2. b) Wahneinfall (eingliedrig): plötzlich aufkommende wahnhafte Überzeugung, momentan evidente Idee Wahn ohne Bezugnahme auf äußere Wahrnehmung (Symptom 2. Rangs nach Schneider) 3. Wahnarbeit: Pat. ‚arbeitet’ an seinen Wahnerlebnissen Coping 4. Wahnsystem: Wahngebäude aus untereinander verknüpften Wahnideen; Ergebnis der Wahnarbeit (Möller, S. 75 f; Klosterkötter) Wahndynamik: affektive Anteilnahme am Wahn, Kraft des Antriebs u. Stärke der im Wahn wirksamen Affekte Erklärungswahn: wahnhafte Überzeugungen zur Erklärung von psychotischen Symptomen (z.B. Halluzinationen) synthyme Wahnphänomene: kongruent zu Stimmung/Gefühlen weisen auf eine affektive Psychose (Depression, Manie) hin parathyme Wahnphänomene: inkongruent od. neutral zu Stimmung/ Gefühlen ( weisen auf Schizophrenie od. schizo-affektive Psychose (paranoid-depressiv od. paranoid-manisch) hin (Klosterkötter) Synthymie = Einheitlichkeit von Stimmungs-/Gefühlslage Parathymie = Störung, bes. Umkehrung von Stimmungs-/Gefühlslage (Dysthymie = länger andauernde traurige Stimmungs-/Gefühlslage) (Katathymie = Sachverhalt, daß psychische Funktionen (Wahrnehmung, Denken, Erinnerung etc.) durch affektive Erlebniskomplexe beeinflußt werden; auch: plötzlicher Stimmungswechsel) 11 Prüfungsfragen für Psychopathologie 4. Welche Wahnthemen kennen Sie? 5. Welche Wahnthemen treten bei Schizophrenie, Melancholie, Manie auf? 6. Abgrenzung von Wahn u. Zwang? 7. Bei welcher Störung tritt Eifersuchtswahn auf? 12 Beziehungs-, Abstammungs-, Sendungs-, sensitiver Beziehungs-, Bedeutungs-, Beeinträchtigungs-/Vergiftungs-, Vernichtungs-, Verfolgungs-, Eifersuchts-, Liebes-, Kontroll-, Schuld-, Versündigungs-, Verarmungs-, Insuffizienz-, Nichtigkeits-/nihilistischer, hypochondrischer, Größen- (Megalomanie), symbiontischer Wahn (folie à deux), wahnhafte Personenverkennung am häufigsten: Beziehungswahn (Möller, S. 76; Klosterkötter) Schizophrenie: vielgestaltige Wahnthemen, richten sich nach Lebensumständen: Verfolgungs-, Vergiftungs-, Eifersuchts-, Beziehungswahn etc. vor allem parathym! Manie: Größen-, Liebeswahn (synthym!; aber auch parathymer Wahn möglich) Melancholie: Schuld-, Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer W. (synthym! aber auch parathymer Wahn möglich) Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ich-synton und werden als real akzeptiert keine Krankheitseinsicht Zwang: Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv erlebt Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93) = wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen od. hintergangen zu werden paranoide Schizophrenie* anhaltende wahnhafte Störung/Wahnentwicklung: beim Zusammentreffen von expansiv (kämpferischer)-paranoider Persönlichkeitsstruktur u. kränkendem Erlebnis/Niederlage (Schlüsselerlebnis) Alkoholismus: alkoholischer Eifersuchtswahn als Folge (bei einem geringen Prozentsatz der Alkoholiker), zumeist chronisch; klingt wenn überhaupt erst nach längerer Abstinenz ab hirnorganisches Paranoid (ohne Halluzinationen! Wenn Halluzinationen Alkoholhalluzinose (akut, vor allem akustisch in Form von drohenden Stimmen, Angststimmung, Verfolgungswahn zur Erklärung)) organische wahnhafte (schizophreniforme) Störung * paranoide Wahnvorstellungen: vor allem Verfolgungs- u. Größenwahn (Schmidt, S. 278); außerdem häufig Beziehungs-, Abstammungs-, Eifersuchtswahn (ICD-10) 12 Prüfungsfragen für Psychopathologie 8. Können psychodynamische Faktoren zur Wahnbildung beitragen? 13 Tölle: psychodynamische Erklärung der Entstehung von Wahn/ Wahnsystem vor allem bei Wahnentwicklung (anhaltende wahnhafte Störung) u. Schizophrenie: 1) psychoreaktive Bedingungen: „’Wahneinfälle sind aus innerem Bedürfnis heraus entstanden.’ (Bleuler). Das innere Bedürfnis ist schon daran zu erkennen, daß s. der Wahnkranke nicht veranlaßt sieht, seine ungewöhnlichen Vorstellungen u, Wahrnehmungen auf ihre Gültigkeit zu überprüfen, was möglicherweise seine Annahmen gegenstandslos machen würde. Er wehrt s. auch gegen entsprechende Versuche eines Gesprächspartners. Wenn er s. in seinem Wahn nicht durch Erfahrung beirren lassen ‚will’, muß der Wahn eine innere Notwendigkeit darstellen, die er nicht aufgeben kann.“ 2) psychodynamische Beziehungen: „Je mehr die Aufmerksamkeit auf biographische Zusammenhänge, auf Konflikte im Vorfeld u. auf Konflikte im Verlauf der Krankheit gerichtet wird, desto mehr verdichtet s. die Erfahrung psychodynamischer Beziehungen. Die Wahnthemen u. Wahnformen des Wahns sowie der Zeitpunkt des Auftretens erscheinen dann nicht mehr zufällig oder ‚endogen’. (...) Allerdings ist es bisher nicht gelungen, spezifische psychische Bedingungen für die Wahnbildung nachzuweisen. Diese Erfahrung legt die Annahme weiterer Entstehungsbedingungen nahe, wie Anlage (genetische, körperliche u. insbesondere psychosoziale Entwicklungseinflüsse in den frühen Entwicklungsphasen) od. noch unbekannte somatische Faktoren. Die Erfahrung, daß psychodynamische Vorgänge an der Wahngenese beteiligt sind, ist gesichert. Psychodynamisch wird die Wahnbildung mit dem Vorgang der Projektion im spezifischen Sinn einer radikalen Verlagerung von inkompatiblen Erlebnisinhalten von der eigenen Person in die Außenwelt (Externalisierung) zu erklären versucht, woraus eine Realitätsbezugsstörung resultiert (≠ neurotische Projektion!). Bsp.1): 1. Konflikt zwischen Triebwünschen u. Gewissen (Über-Ich) 2. unerträgliches Schulderleben 3. Projektion der Selbstvorwürfe in Beschimpfungen u. Drohungen der Außenwelt in Form von Stimmen im Verfolgungswahn, um die Unerträglichkeit abzuwehren u. subjektive Entlastung des eigenen Erlebens zu erzielen. Bsp.2): 1. Konflikt zwischen zwischen erotischen/sexuellen Wünschen u. dem Über-Ich 2. Schulderleben bzw. 1. Unvereinbarkeit von erotischen/sexuellen Wünschen mit der Realität, weil sie von der sie betreffenden Person nicht geteilt werden 2. unerträgliches Schamerleben 3. Projektion der Wünsche auf die andere Person (Subjekt-Objekt-Umkehr), die nun liebt u. begehrt, in Form von Liebeswahn zur Entlastung u. unter Umständen Wunscherfüllung. (S. 179 f) Bei schizophrenem Wahn wird besonders deutlich, wie die Wahnthematik von der Erlebniswelt des Pat. geprägt ist. Er spricht von Freimaurern u. Juden, Faschisten od. Kommunisten, Radargeräten u. Strahlungen, Mikrophonen u. Fernsehkameras. Der Wahn kann als Ergebnis der Auseinandersetzung der Person mit dem einbrechenden schizophrenen Erleben verstanden werden. ‚Die Psychose ist ein Kunstwerk der Verzweiflung.’ (Klaesi). (...) Defizittheorie nach Federn: 1. Mangel an Ich-Besetzung 2. Invasion falscher Wirklichkeiten 3. radikale Regression als Abwehrversuch dieser Invasion, aber es kommt zu einer Niederlage des Ich. Konflikttheorie nach Winkler: 1. Konflikt 2. unerträgliches Schulderleben 3. Abwehrmaßnahmen des Ich zur Entlastung von den mit dem Ich unvereinbaren Schuldgefühlen: a) IchAnachorese (Rückzug des Ich von den Schuldgefühlen), b) IchMythisierung (Entrückung aus der persönlichen Existenz, zusammen mit Wahnbildung). Nicht Belastungen an sich, sondern bestimmte Konflikte sind also Risikofaktoren für die Schizophreniegenese, genauer gesagt: die mißlungenen Konfliktverarbeitungen eines geschwächten Ich, unter Einsatz anderer Abwehrmaßnahmen als bei Neurosen. (S. 194 u. 214 f). Typischer Konflikt bei schizophrenen Pat.: Ambivalenzkonflikt in zwischenmenschlichen Beziehungen: Angst vor der Gefahr, Mitmenschen übermäßig nah zu kommen, bei gleichzeitig starkem Bedürfnis nach mitmenschlicher Nähe.“ (S. 213). 13 Prüfungsfragen für Psychopathologie 9. Bei welchen Störungen kommt Wahn vor? 10. Was versteht man unter einer Wahnentwicklung? 11.Wie entsteht sensitiver Beziehungswahn? 14 Schizophrenie organische wahnhafte (schizophreniforme) Störungen (bei Hirnschädigungen) (~organische/exogene Psychosen) anhaltende wahnhafte Störung (mindestens 3 Monate lang u. ohne Halluzinationen) andere anhaltende wahnhafte Störungen (kürzer als 3 Monate u. in begrenztem Ausmaß Halluzinationen) affektive Störungen mit psychotischen Symptomen (Manie, schwere depressive Episode, bipolare affektive Störungen) [~affektive/endogene Psychosen) chronischer Alkoholismus (akute Alkoholhalluzinose mit Verfolgungswahn, chronischer alkoholischer Eifersuchtswahn) = eine anhaltende/chronische wahnhafte Störung (nur Wahn, keine Symptome der Schizophrenie od. der affektiven Psychose); chronische wahnhafte Störungen entstehen durch das Zusammentreffen einer besonderen Persönlichkeitsstruktur mit besonderen Erlebnissen (Schlüsselerlebnissen); die Wurzel des Wahns ist eine überwertige Idee, die s. kompensatorisch zum katathymen (= aus affektiven Erlebniskomplexen entspringend) Wahn weiterentwickelt charakterogene Wahnentwicklung; Arten: expansive/sthenisch-kämpferische) Persönlichkeitsstruktur Verfolgungs-, Größen-, Eifersuchts- od. Querulantenwahn; sensitive (besonders kränkbare) Persönlichkeitsstruktur sensitiver Beziehungswahn; schwerhörige Personen Verfolgungswahn bei Schwerhörigen; in Lebensgemeinschaft mit einem Wahnkranken lebende Personen symbiontischer Wahn; Paranoia ist als eigenständige Krankheitsform umstritten: viele Fälle sind Grenzformen der charakterogenen Wahnentwicklung, bei anderen ist eine Beziehung zum schizophrenen Formenkreis zu vermuten. Wahnentwicklungen/anhaltende wahnhafte Störungen sind therapeutisch kaum zu beeinflussen meist ausgesprochen chronisch. Es kann versucht werden, die Wahndynamik durch Neuroleptika zu beeinflussen, u. mögliche pathogene Einflußfaktoren können durch Milieuwechsel u. supportive Psychotherapie reduziert werden. (Möller, S. 241 ff) = eine chronische/anhaltende wahnhafte Störung charakterogene Wahnentwicklung; entsteht durch das Zusammentreffen einer sensitiven (besonders kränkbaren) Persönlichkeitsstruktur mit einem beschämenden, demütigenden, kränkenden Erlebnis (Schlüsselerlebnis), nach dem es zur überwertigen Idee der eigenen Minderwertigkeit kommt; diese überwertige Idee entwickelt s. weiter zum sensitiven Beziehungswahn, in dem vermutet wird, daß alle Menschen Anspielungen auf die erlebte Niederlage machen, um den katathymen Wahn, der aus dem Gefühl der Kränkung entspringt, zu kompensieren. (Möller, S. 242) Tölle: Entwicklung aus einer Trias von sensitiver Persönlichkeitsstruktur (retentiv = affektverhaltend), kleinstädtischem Milieu u. beschämendem u./o. Schulderlebnis, das zum Auslöser wird. Psychodynamik: Aufgrund der Retention bleibt das beschämende Erlebnis (Primärerlebnis) quälend u. beherrschend im Bewußtsein. Zur Abwehr erfolgt eine Inversion (Umschlag des Erlebens) des Primärerlebnisses in die wahnhafte ‚Beobachtung’ (anschauliches Symbol), von allen begegnenden Menschen peinlich betrachtet u. verachtet zu werden (Sekundärerlebnis); Pat. bezieht alles, was geschieht, wahnhaft auf sich selbst. Entwickelt s. allmählich, meist unmerklich, da s. die Pat. nur schwer äußern können; wird oft erst durch Suizidversuch offenkundig. (S. 182 f) 14 Prüfungsfragen für Psychopathologie 12.Wie unterscheidet sich der sensitive Beziehungswahn von einer paranoiden Schizophrenie? 13.Unter welchen Bedingungen entsteht ein symbiontischer Wahn? 14.Was ist ein Querulantenwahn? 15 sensitiver Beziehungswahn: nur Wahnthema Beziehungswahn (Menschen u. Dinge der Umwelt werden wahnhaft auf sich selbst bezogen; der Pat. meint, das Ereignisse in der Umgebung nur seinetwegen geschähen u. daß ihm damit etwas bedeutet werden solle (konkret: der Pat. bezieht alle Äußerungen/vermuteten Gedanken etc. von ihm begegnenden Menschen auf sich selbst, setzt sie zu sich in Beziehung, indem er überall Anspielungen auf das kränkende Erlebnis vermutet)), keine Symptome der paranoiden Schizophrenie (u. auch keine anderen psychotischen Symptome) (Tölle, S. 182) paranoide Schizophrenie: verschiedene Wahnthemen möglich u. zusätzlich schizophrene Symptome (Ich- u. Denkstörungen, Halluzinationen, verflachte o. inadäquate Affekte etc.) = Partizipation eines nahestehenden Menschen am Wahnerleben eines Pat. (induzierter Wahn, Folie à deux folie communiqué); Bedingung: Lebensgemeinschaft mit einem Wahnkranken Entsteht durch die Übernahme der Wahnvorstellungen eines in enger Lebensgemeinschaft wohnenden wahnhaften Pat., zu dem meist eine enge emotionale Abhängigkeit besteht. Die Wahnvorstellungen des primären Pat. werden kritiklos akzeptiert u. weiter ausgebaut, können aber ggf. nach Trennung der beiden wieder aufgegeben werden. Beide Partner stärken s. wechselseitig in ihrem Wahn. Die psychot. Erkrankung des dominierenden primär erkrankten Pat. ist im allgemeinen schizophren. Die Wahnphänomene sind bei beiden Pat. in der Regel chronisch u. entweder Verfolgungs- od. Größenwahn. Fast immer leben die Partner in einer ungewöhnlichen Beziehung zusammen u. sind durch Sprache, Kultur od. geographische Situation von anderen Personen isoliert. (Möller, S. 242) Tölle: Entstehungsbedingungen: genetische Krankheitsbereitschaft beim Induzierten; Induzierter ist meist ich-schwächer als der primär Erkrankte, steht unter dessen Einfluß (abhängig); der paranoide Umweltbezug entspricht einem inneren Bedürfnis auch des Induzierten. Entwicklung: Unter dem Einfluß des induzierenden Partners erlebt der sekundär erkrankte Pat. die Welt so, wie sie sich diesem erschließt. Infolge wachsender sozialer Isolierung u. Zunahme der gemeinsamen Abwehr der Umwelt vertieft sich die Kommunikation zwischen beiden u. der Wahn wird zum Kommunikationsmedium. Das durch die Erkrankung des ersten Partners gestörte Gleichgewicht der Dyade kann durch die Erkrankung des zweiten wiederhergestellt werden (systemischer Aspekt!). Der Wahn wird zu einem gemeinsamen Anliegen beider Partner (wirbezogener konformer Wahn), so daß es zu gemeinsamer Wahnarbeit kommen kann, in der jeder der Partner sowohl Induzierender als auch Induzierter ist. Behandlung: erfordert Trennung der beiden; nur bei frühzeitiger Trennung gute Heilungschancen für induzierten Wahn; oft gelingt Trennung nicht, dann chronischer Verlauf. (S. 186) = expansive Wahnentwicklung durch das Zusammentreffen einer expansiv-kämpferischen Persönlichkeitsstruktur u. einem Benachteiligungs-, Unrechtserlebnis/Erlebnis des verletztes Rechtsempfindens (Schlüsselerlebnis), nach dem es zur überwertigen Idee der eigenen Benachteiligung kommt; diese überwertige Idee (querulatorische Fehlhaltung) entwickelt s. weiter zum Querulantenwahn, in dem eine systematische Benachteiligung u. Verschwörung vermutet wird, um den katathymen Wahn, der aus dem Gefühl der Benachteiligung entspringt, zu kompensieren. (Möller, S. 242) Tölle: Diese querulantische Fehlhaltung (überwertige Idee) kann ohne klare Grenze in den Querulantenwahn übergehen, in dem der Pat. der Umwelt verwerfliche Motive unterstellt u. unter Einsatz aller Mittel, auch strafbarer Handlungen, um sein vermeintliches Recht kämpft; charakteristisch ist die Ausweitung des Kampfs vom ursprünglichen Gegner auf die gesamte Gesellschaft im Sinn einer wahnhaften Überzeugung einer systematischen Benachteiligung u. Verschwörung, absolute Uneinsichtigkeit u. Selbstgerechtigkeit. Geschäftsunfähigkeit! (S. 184 f) 15 Prüfungsfragen für Psychopathologie 15.Warum kann sich bei Kleinkindern kein Wahn entwickeln? Zwang 16 weil der frühkindliche Egozentrismus noch nicht überwunden ist: das Kleinkind kann sich noch nicht relativieren (Fähigkeit zur Perspektivenübernahme, vgl. Piaget), weil der bisher aufgebaute Realitätsbezug noch keine Dominanz der gemeinsamen Realität gegenüber der Nebenrealität des Kindes beinhaltet; es hat noch Schwierigkeiten, zwischen Nebenrealität u. gemeinsamer Realität zu unterscheiden begrenzte Überstiegsfähigkeit (Fähigkeit, das Bezugssystem zu wechseln). Die Fähigkeit zur Relativierung der eigenen Person (als Ergebnis der entwickelten Dominanz der gemeinsamen Realität gegenüber der Nebenrealität) entwickelt sich erst im Vorschulalter bis zur Einschulung. Beim Kleinkind stehen die gemeinsame Realität u. die Nebenrealität noch gleichberechtigt nebeneinander die ich-bezogene Denkweise des Kleinkinds im Sinn des frühkindlichen Egozentrismus’ ähnelt dem wahnhaften Denken (Tölle, S. 215 f u. 176) Wahnsymptome also erst ab ~ Einschulung (6 Jahre) als solche diagnostizierbar! man muß Störungen entwicklungsbezogen betrachten! Möller: schizophrene Psychosen ab Schulalter (6 Jahre) möglich, aber sehr selten; endogene Psychosen ab Vorpubertät (ca. 9 Jahre (Mädchen) bzw. 11 Jahre (Jungen)) möglich, aber sehr selten (S. 373) 16 Prüfungsfragen für Psychopathologie 1. Welche Zwangssymptome gibt es? 17 Zwangsgedanken/-ideen: aufgedrängte, nicht unterdrückbare Denkinhalte, die entweder selbst als sinnlos od. in ihrer Persistenz u. Penetranz als unsinnig u. meist als quälend empfunden werden Es handelt s. oft um aggressive, sexuelle od. obszöne Gedanken, die Schuldgefühle wecken. Nicht selten muß gleich das Gegenteil gedacht werden. Häufig muß der Pat. Geschehenes immer wieder gedanklich rekapitulieren, um s. zu vergewissern, daß er es richtig gemacht hat (Möller, S. 75 u. 260). Zwangsbefürchtungen: eine besondere Art von Zwangsgedanken, zumeist mit aggressiv schädigendem, obszönen od. anderen Inhalt. (Möller, S. 260) Sie werden von der Angst bestimmt, es könne jemandem etwas zustoßen/zugestoßen sein, er könne abstürzen, überfahren werden etc.. Es geht dabei vor allem um andere Menschen (z.B. Angehörige), denen etwas passieren könne od. passiert sei u. der Pat. sei schuld an dem Unglück (pathologische Schuldgefühle) – weniger um die eigene Person (wie bei den Phobien). (Tölle, S. 89) Zwangsimpulse: Regungen von bevorzugt aggressiver Art, die sich sehr penetrant einstellen; sie beinhalten insbesondere aggessive Regungen, die sich auf andere Menschen beziehen, die man schädigen werde (weniger sich selbst); z.B. Impulse, sich aus dem Fenster zu stürzen u. dabei dem eigenen Kind etwas antun; mit einem Messer jemanden verletzen od. gar töten, sobald man es in die Hand nehme; Obszönes aussprechen etc., also Impulse, Verbotenes zu wollen, denken od. tun. Der Pat. gibt diesen Impulsen nicht nach, aber er erlebt s. als unfrei u. bekommt bei seinem meist stark ausgeprägten ethischen Empfinden zusätzliche Schuldgefühle u. Ängste (Gewissensangst). (Tölle, S. 89 f). Diese aggressiven Tendenzen werden vom Pat. häufig durch ausgedehnte abwehrende Verhaltensweisen verhindert. (Möller, S. 260) Zwangshandlungen/-verhalten: in ihrer Art od. Intensität als sinnlos erkannte u. meist als quälend empfundene, nicht unterdrückbare Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen od. Zwangsbefürchtungen. Zwangshandlungen werden durch Kombination mehrerer Zwänge auch manchmal zu Zwangsritualen ausgebaut, bei denen die Zwänge in bestimmter Reihenfolge ausgeführt werden müssen. Viele Zwangshandlungen u. –rituale haben etwas Magisches: wie mit einem Zauberritus soll etwas Schlimmes ferngehalten werden. (Möller, S. 81 u. 260) z.B. Zählen, Ordnung-Machen, Sich-Waschen, Kontrollieren. Der Pat. wehrt s. erfolglos gegen diese unsinnigen Zwangshandlungen, denn wenn er sie unterläßt, entsteht Angst (etwas werde verlorengehen, er werde jem. mit Bakterien infizieren, es werde durch sein Verschulden ein Unglück eintreten). Diese Angst kann nur durch erneute Angsthandlungen behoben werden, wenigstens vorübergehend. (Tölle, S. 90) 2. Beschreiben Sie Zwang Zwangssymptome haben die Tendenz, s. auszubreiten! komplementäres Verhältnis von Zwang u. Angst: Zwar werden Angst/Phobie u. Zwang unterschieden: der Gegenstand einer Phobie kann vermieden werden, während s. Zwang ständig aufdrängt. Aber klinisch hängt Zwang mit der auf bestimmte Objekte od. Situationen fixierten Angst zusammen: Zwang dient der Angstabwehr, zielt auf Absicherung. (Tölle, S. 90) enge Verbindung von Zwangssysmptomen, vor allem Zwangsgedanken, u. Depression: Pat. mit einer Zwangsstörung haben oft depressive Symptome, u. Pat. mit einer rezidivierenden depressiven Störung können während der Episoden Zwangsgedanken entwickeln. (ICD-10) siehe unten, Kap. 6 3. Abgrenzung von Zwang Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ich-synton und werden als real (mit Beispiel)! u. Wahn? akzeptiert keine Krankheitseinsicht Zwang: Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv erlebt Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93) 17 Prüfungsfragen für Psychopathologie 4. Bei welchen Störungen werden Zwangssymptome angetroffen? 18 anankastische Persönlichkeitsstörung (vs. anankastische/zwanghafte Persönlichkeit/-sstruktur noch im normal-psychologischen Bereich) Zwangsstörung (Zwangsneurose, anankastische Neurose) neurotische Verläufe mit Angst-, Depressions- od. hypochondrischer Symptomatik, die erst später zu Zwangsphänomenen führen (umgekehrt ist es seltener) rezidivierende depressive Störung (anankastische Depression) (zwanghaftes Grübeln) Beginn von Schizophrenien (seltener) Ticstörungen: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S. 160) Tourette-Syndrom organische psychische Störungen organische Hirnerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie) (Zwang wird dranghaft u. weniger ich-fremd erlebt) isolierte u. soziale Phobien Abhängigkeitssyndrome mit weitem Spektrum unterschiedlicher Substanzen (Pat. erlebt eine Art Zwang, regelmäßig jedes nur erreichbare Mittel zu s. zu nehmen u. entwickelt qualvolle Gefühle, Unruhe od. körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz) Eßstörungen (ritualisiertes Eßverhalten) Zwang ist eine der häufigsten u. letztlich unspezifischen Reaktionsweisen des Menschen, wie auch Angst u. Depressivität; Zwangsphänome ne sind im allgemeinen nicht auf eine Ursache zurückzuführen, sondern multifaktoriell bedingt (Tölle, S. 91) Diverses 1. Bei welchen Störungen kommt magisches Denken vor? 2. Was ist das KopfkissenSyndrom? 3. Was sind Stereotypien? Zwänge: Zwangsrituale (komplexe/kombinierte Zwangshandlungen) Schizophrenie: schizophrene Wahngedanken haben im Unterschied zu Wahnidden anderer Genese oft ein magisch-mythisches Gepräge (Möller, S. 189) (Ticstörungen?: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S. 160) beinhalten sie magisches Denken???) eine Bewegungsstereotypie/stereotype Bewegungsstörung: Kinder werfen beim Einschlafen den Kopf auf dem Kopfkissen seitlich hin u. her, schlagen den Kopf gegen das Kopfende des Bettes od. senken den Kopf u. den Oberkörper im Bett kniend bis auf die Matratze ab u. heben ihn wieder an. Stereotypien sind repetitive, relativ gleichförmige Bewegungen des Kopfes, Körpers u./od. der Hände, die im Unterschied zu den Tics zumindest eine gesamte Körperregion im Sinne einer integrierten, (zweckvollen?) u. offensichtlich willensgesteuerten Bewegung betreffen;Stereotypien werden subjektiv nicht als unangenehm empfunden (≠ Zwänge!) Bewegungsstereotypien/stereotype Bewegungsstörungen (F98.4): wiederholte, gleichförmige, häufig rhythmische u. willkürlich in Gang gesetzte Bewegungen ohne Funktionscharakter, die nicht Symptom od. Teil einer anderen psychischen Störung sind; mit od. ohne Selbstbeschädigungen; meist bei Intelligenzminderung. Körper-, Kopfschaukeln, Kopfkissen-Syndrom, Haarezupfen, -drehen, Fingerschnippen, Händeschütteln. Selbstschädigende: Kopfanschlagen, Ins-Gesicht-Schlagen, In-die-Augen-Bohren (vor allem bei sehbehinderten/blinden Kindern), Sich-selbst-Beißen. (Schmidt, S. 156 f) 18 Prüfungsfragen für Psychopathologie 19 3Exogene seelische Störungen Allgemein Wodurch unterscheiden sich organische Psychosen von endogenen? (hirn-)organische Psychosen = exogene Psychosen Symptomatik: 1. exogene Psychosen wie Demenz, Korsakow-Syndrom u. Delir zeichnen sich durch Orientierungsstörungen aus!!! Demenz: Desorientierung in der Zeit, im Raum u. zur Person Korsakow: zeitliche Desorientierung Delir: Desorientierung in der Zeit; in schweren Fällen auch im Raum u. zur Person (ICD-10) 2. Störung bzw. Abbau kognitiver Fähigkeiten als Hauptmerkmal (Gedächtnis, Denkvermögen, Orientierung) Verursachung: organische Psychosen sind direkt durch Hirnkrankheiten bzw. –schädigungen od. indirekt durch allgemeine körperliche Krankheiten, die die Hirnfunktion beeinträchtigen, verursacht (Möller, S. 128) Verlauf: exogene Psychosen bilden sich meist zurück, wenn die (hirnorganische) Ursache beseitigt bzw. ausgeglichen werden kann - Demenz Was ist Demenz? Demenz = chronisch hirnorganisches Psychosyndrom chronische exogene Psychose (Möller, S. 140 ff; Tölle, S. 277 f) beruht auf 1) schwerer Hirnerkrankung, 2) chronisch toxischen Einwirkungen auf das Gehirn und 3) fortschreitenden Hirnabbauprozessen; schleichender Beginn, chronischer Verlauf ICD-10, Forschungskriterien: alle folgenden Symptome: 1. Abnahme des Gedächtnisses (Aufnahme, Speichern, Wieder- gabe von verbalem u. non-verbalem Material) 2. Abnahme anderer kognitiver Fähigkeiten (abstraktes Denkvermögen, Kritik- u. Urteilsfähigkeit, Auffassungs-/ Informationsverarbeitungs/Lernfähigkeit) 3. Verminderung der affektiven Kontrolle u. des Antriebs/der Motivation (häufig depressive Symptome Differentialdiagnose!), Störungen des Sozialverhaltens, Veränderungen der prämorbiden Persönlichkeit (Zuspitzung des früheren Charakters) 4. keine (qualitativen) Bewußtseinsstörungen (≠ Delir!) Möller, Tölle, Klosterkötter: 5. Desorientierung (√ hochgradige Gedächtnisstörungen ≠ Delir!) 6. Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten (Waschen, Anziehen, Essen, Hygiene) 7. Rechen- u. sprachliche Fähigkeiten wichtigste Formen: Alzheimer (65%), vaskuläre (√ z.B multiple Hirninfarkte) irreversibel! dementielles Durchgangssyndrom (10%):ist reversibel bei rechtzeitiger Behandlung (√ z.B. Schiddrüsenerkrankung) Differentialdignose: vor allem Depression ausschließen (kann Merkmale einer frühen Demenz zeigen: vor allem Gedächtnisstörung, Verlangsamung des Denkens, Mangel an Spontaneität)! 19 Prüfungsfragen für Psychopathologie zunächst Störung der Merkfähigkeit/ des Welches Gedächtnis ist in erster Linie betroffen? Welche Orientierungsstörung liegt bei Demenz vor? 20 Kurzzeitgedächtnisses; im weiteren Verlauf zunehmende Beeinträchtigung des Langzeitgedächtnisses mit Störungen des Zeitgitters der Lebensgeschichte (Früheres wird zwar noch richtig geschildert, aber falsch datiert) zeitliche Desorientierung! Erinnerungslücken werden mit Konfabulationen überbrückt bzw. kompensiert (z.B. Antwort: „So etwas fragt man nicht!“) Merkfähigkeit/Kurzzeitgedächtnis = Fähigkeit, s. frische Eindrücke bzw. Kenntnisse über eine Zeit von ca. 10 Minuten zu merken. Gedächtnis/Langzeitgedächtnis = Fähigkeit, s. an länger als 10 Minuten zurückliegende Eindrücke bzw. Kenntnisse zu erinnern. Konfabulationen = Einfälle zum Ausfüllen von Erinnerungslücken, die vom Pat. für Erinnerungen gehalten werden; dabei können vom Pat. immer wieder andere Inhalte/Einfälle für dieselbe Erinnerungslücke angeboten werden (Möller, S. 72 f) Klosterkötter: besonders zeitliche Desorientiertheit √ hochgradige Gedächtnisstörung Möller: räumliche u. zeitliche (S. 141) Tölle: „Schwerste Gedächtnisstörungen führen zu Desorientiertheit: Wer Sinneseindrücke u. Informationen nicht während einer gewissen Zeit im Gedächtnis speichern kann, verliert die Orientierung im Raum, in der Zeit u. schließlich auch für die eigene Person.“ (S.277) Korsakow-Syndrom Was ist das KorsakowSyndrom? - - organisch-amnestisches Syndrom = Sonderform der Demenz (chronisch hirnorganisches Psychosyndrom) hirnorganisches Psychosyndrom (Möller, S. 143; Tölle, S. 278) (~chronische exogene Psychose) zwischen Delir u. Demenz extreme Störungen des Gedächtnisses: Kurzzeitgedächtnis bis zum Sekundengedächtnis (Fähigkeit, s. Neues für einige Sekunden zu merken) meist auch Langzeitgedächtnis keine Störung des Immediatgedächtnisses (Fähigkeit zur unmittelbaren Wiedergabe) anterograde Amnesie (inhaltlich od. zeitlich begrenzte Erinnerungsunfähigkeit für neue Eindrücke in einem bestimmten Zeitraum nach dem hirnschädigenden Ereignis) retrograde Amnesie (inhaltlich od. zeitlich begrenzte Erinnerungsunfähigkeit in einem bestimmten Zeitraum vor dem hirnschädigenden Ereignis; zurückgreifender, immer weiter in die Vergangenheit fortschreitender Erinnerungsverlust, der s. in umgekehrter Reihenfolge wieder beheben kann) zeitliche Desorientierung (√ hochgradige Gedächtnisstörung) die amnestischen Lücken werden oft durch extreme Konfabulationen ausgefüllt; keine Wahrnehmungstörungen (≠ Delir!) u. keine anderen kognitive Störungen einschließlich Intellekt (≠ Demenz!) keine Bewußtseinsstörungen u. keine Aufmerksamkeitsstörungen (≠ Delir!) grundsätzlich völlige Rückbildung möglich Ursache: Hirnverletzung od. chronischer Alkoholismus alkoholisches Korsakow-Syndrom/schweres alkoholisches Psychosyndrom: entsteht primär od. sekundär aus Delir od. Wernicke-Psychose (Möller, S. 159 f) 20 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie könnte man Korsakow testen? 21 Aufforderung, eine Geschichte nachzuerzählen scheitert am gestörten Sekunden- Kurzzeitgedächtnis Konfabulationen Aufforderung, das eigene Leben in umgekehrter chronologischer Reihenfolge zu erzählen scheitert an der retrograden Amnesie differentialdiagnostisch: Aufforderung, einzelne Zahlen (sofort) nachzusprechen gelingt wegen des intakten Immediatgedächtnisses Delir Welche Symptome treten beim Delir auf?? Delir/delirantes Syndrom = akute exogene (hirnorganische) Psychose beruht auf organischer Veränderung des ZNS; akuter Beginn, im Tagesverlauf wechselnd ICD-10: leichte bis schwere Symptome in jedem der folgenden Bereiche: 1. Störungen des Bewußtseins: Bewußtseinsminderung 2. 3. 4. 5. (quantitativ: zwischen leicht und total/Koma) und Bewußtseinstrübung (qualitativ: im Sinn mangelnder Klarheit od. Vergegenwärtigung des Erlebens im Eigenbereich od. in der Umwelt) (≠ Demenz!) und Aufmerksamkeitsstörungen Störungen des abstrakten Denkens im Sinn von Verwirrtheit (inkohärentes Denken) u. der Auffassung, Wahrnehmungsstörungen (Verzerrungen der Wahrnehmung, affektgetragene illusionäre Verkennungen der Umgebung (vgl. Gedicht „Der Erlkönig“ von Goethe!), Halluzinationen von überwiegend optisch-szenischer Art (Bewegung kleiner Objekte wie Fäden, Flocken, Tiere), hohe Suggestibilität), Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, zeitliche Desorientheit, in schweren Fällen auch räumliche u. Desorientierung zur Person (√ Bewußtseinstrübung ≠ Demenz!), psychomotorische Störungen (hyperaktiv bis zur Erschöpfung oder lethargisch) Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus’ affektive Störungen wie Depression, Angst, Reizbarkeit, Euphorie, Apathie, Ratlosigkeit Außerdem möglich (vor allem bei Alkoholentzugsdelir): 6. vegetative Symptome (Pulsbeschleunigung, Schwitzen, Tremor u. allgemeine Unruhe) im Alkoholentzugsdelir kommt es zu akuten lebensbedrohlichen vegetativen Entgleisungen, daher Krankenhauseinweisung unumgänglich!!! Da sich die vegetativen Störungen durch die notwendigen Medikamente zunächst verschlimmern (z.B. Blutdruck), Behandlung in der Intensivstation! Dauer von Alkoholentzugsdelir: 2-5 Tage gewöhnlich vorübergehend u. reversibel, wenn die Welche Orientierungsstörung beim Delir? zugrundeliegende Ursache erkannt u. rechtzeitig behandelt wird; unbehandelt kann es in ein anderes hirnorganisches Syndrom übergehen od. bis zu einem dementiellen Zustand fortschreiten zeitliche Desorientheit, in schweren Fällen auch räumliche u. Desorientierung zur Person (ICD-10) √ Bewußtseinstrübung! 21 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie wird Delir ausgelöst? Welche Drogen lösen exogenes Psychosyndrom aus? Welche ist die häufigste exogene Psychose? Was ist der Unterschied von Delir u. Korsakow? 22 Drogen-Intoxikation (Opioide, Cannabinoide, Kokain, synthetische Drogen: Crack? Ecstacy?) chronische Alkohol-Intoxikation (Delirium tremens; 15% der Alkoholiker haben irgendwann ein Delirium tremens) Alkohol- od. Drogenentzug (Entzugsdelir) akute Schädigungen, Infektionen od. Erkrankungen des Gehirns schwere Allgemeinerkrankungen (chronische Lebererkrankung, Leber- od. Nierenversagen, Karzinom, Herzinsuffizienz, epileptischer Anfall etc.) hohes Fieber (Fieberdelir) postoperative Komplikationen (Streß, Schmerzen, Schlaflosigkeit, Schmerzmittel, Elektrolytschwankungen, Infektion, hohes Fieber) Intoxikation durch Psychopharmaka (trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika) Auslösung von akutem exogenem Psychosyndrom = Delir durch: Alkohol Drogen/psychotrope Substanzen wie Opioide, Cannabinoide, Kokain, Koffein, Halluzinogene, Tabak, flüchtige Lösungsmittel (vgl. ICD-10, Überblick zu F1) Psychopharmaka (Nebenwirkungen z.B. von trizyklischen Antidepressiva, mittel- u. hochpotenten Neuroleptika) Delir Prototyp der akuten exogenen Psychose Delir = akute exogene Psychose Korsakow = subakute bzw. chronische exogene Psychose 22 Prüfungsfragen für Psychopathologie 23 4Schizophrenie Psychosen/psychotische Störungen = psychiatrische Störungen, in denen die Beeinträchtigung der psychischen Funktionen ein so großes Ausmaß erreicht hat, daß dadurch Einsicht u. Fähigkeit, einigen der üblichen Lebensanforderungen zu entsprechen, od. der Realitätsbezug erheblich gestört sind (Möller, ICD-9); = Störungen mit Halluzinationen, Wahnphänomenen od. bestimmten Formen schweren abnormen Verhaltens wie schweren Erregungszuständen u. Überaktivität, ausgeprägter psychomotorischer Hemmung u. katatonen Symptomen (ICD-10) 1. Einteilung der Psychosen? exogen ( = von außen entstanden, dem Körper aufgeprägt): äußere Krankheitsursachen überwiegen; (akut/reversibel, chronisch/irreversibel) körperlich begründbare/organische Psychosen - akute Syndrome = Reaktion auf akute Störungen der Hirnfunktion im Rahmen von Hirn- od. Allgemeinerkrankungen (Bewußtseinsminderung, Verwirrtheitszustand, Delir, Dämmerzustand) - chronische Syndrome = Beeinträchtigung höherer kortikaler Funktionen aufgrund von längerdauernder od. chronischer diffuser Hirnschädigun gen (Demenz (hirnorganisches Psychosyndrom), Demenz-Sonderform: Korsakow-Syndrom (organisch-amnestisches Syndrom), MCD (Minimale Cerebrale Dysfunktion/frühkindlich exogenes Psychosyndrom)) endogen ( = von innen heraus entstanden, aus dem Körper selbst, seinem So-Sein entstanden): Krankheit ist wesentlich durch individuelle Disposition u. genetische Faktoren bedingt ‚endogene’ Psychosen - schizophrene Psychosen (paranoid, hebephren, kataton, Schizophrenia simplex) - affektive Psychosen (monopolar: Depression, Manie; bipolar: manischdepressiv) 23 Prüfungsfragen für Psychopathologie 2. Einteilung der psychotischen Symptome? 24 buntes, heterogenes Erscheinungsbild Bezeichnung Schizophrenie ( = Spaltungsirresein) geht auf Eugen Bleuler (1911) zurück, „da die elementarsten Störungen der so bezeichneten Psychosen in einer mangelhaften Einheit, einer Zersplitterung u. Aufspaltung des Denkens, Fühlens u. Wollens u. des subjektiven Gefühls der Persönlichkeit liegen“. Verschiedene Auffassungen zur pathognomonischen Wertigkeit der Symptome: Eugen Bleuler: Syptom-Dualismus aufgrund der längsschnittlichen Betrachtung des Verlaufs der psychotischen Störungen (zusätzlich zur querschnittlichen Beschreibung der Symptomatik): I Grundsymptome: obligatorische Symptome; dauerhaft u. prognostisch ungünstig: 1. Störungen des Denkens Zerfahrenheit 2. Störungen des Affekts Ambivalenz 3. Störungen des Antriebs Autismus II Akzessorische Symptome: zwar eindrucksvolle, aber weder obligatorische noch spezifische u. daher nicht diagnostisch ausschlaggebende Symptome; prognostisch günstig: 1. Wahn 2. Halluzination 3. katatone Symptome Kurt Schneider: Symptome 1. Ranges: Bei eindeutigem Vorliegen eines dieser Symptome und Fehlen von körperlichen Grundkrankheiten Diagnose Schizophrenie: Gedankenlautwerden, dialogische Stimmen, kommentierende Stimmen, leibliche Beeinflussungserlebnisse, Gedankenentzug, andere Gedankenbeeinflussungen, Gedankenausbreitung u. –eingebung, Wahnwahrnehmung u. alles von anderen Gemachte u. Beeinflußte im Bereich des Fühlens, Strebens (Triebe) u. des Wollens. . Symptome 2. Ranges: Bei Vorliegen mehrerer dieser Symptome kommt es für die Diagnose auf den klinischen Gesamtzusammenhang an: andere Sinnestäuschungen (Coenästhesien), Wahneinfälle, Ratlosigkeit, depressive Verstimmungen, frohe Verstimmungen, erlebte Gefühlsverarmung u. andere optische, olfaktorische, gustatorische, sonstige akustische Halluzinationen Nancy Andreasen (1982): Wiederkehr des Symptom-Dualismus’ von Bleuler (u. Kraepelin) nach Störungsverlauf: I produktive/Positivsymptomatik: prognostisch günstig: - Wahn u. Halluzination - positive formale Denkstörungen - bizarres u. desorganisiertes Verhalten spricht auf klassische Neuroleptika an Wahn ist positiv, da als produktive u. kreative Bewältigungsstrategie zu sehen II Minus-/Negativsymptomatik: Einschränkungen u. Defizite prognostisch ungünstig: - Sprachverarmung (Alogie) - Aufmerksamkeitsstörungen - Affektverflachung - Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität - Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit äußert) spricht auf atypische Neuroleptika an 24 Prüfungsfragen für Psychopathologie 3. Was sind die wichtigsten Merkmale der schizophrenen Psychosen? 25 Wahn (inhaltliche Denkstörungen) Wahneinfall, Wahnwahrnehmung, Wahnsystem, Erklärungswahn (Beziehungs- und Verfolgungswahn etc., mit bizarrem, magischmystischen Charakter) Halluzinationen (~ inhaltliche Denkstörungen) akustische in Form des Stimmenhörens (imperative, dialogisierende u. kommentierende Stimmen) u. Gedankenlautwerdens, elementare akustische H., Körper-, Geruchs- u. Geschmackshalluzinationen Ich-Störungen Grenze zw. Ich u. Umwelt wird durchlässig empfunden: Depersonalisation, Derealisation, Gedankenausbreitung, -eingebung, -entzug, Fremdbeeinflussungserlebnisse, Autismus formale Denkstörungen Zerfahrenheit, Sperrung/Gedankenabreißen, Neologismus, Kontamination, Symboldenken, Perserverationen affektive Störungen mangelnder affektiver Rapport (Kontakteinschränkung), Inadäquatheit der Gefühlsäußerungen in Form von z.B. Parathymie (unpassend zum gerade Berichteten od. zur Situation) u. Paramimie (unpassende Mimik), Gefühlseinbrüche unmotivierter Angst, Wut od. Glückseligkeit, Affektverflachung, läppischer Affekt (unernstes, seicht-flapsiges Auftreten mit leerer Heiterkeit od. fader Albernheit bei hebrephrener Form, psychotische Ambivalenz, depressive Verstimmung, Gefühlsarmut (vor allem bei Residualzustand) katatone (die Psychomotorik betreffende) Symptome: katatoner Stupor: Patient ist bewegungslos bei voll erhaltenem Bewußtsein, liegt wie erstarrt, spricht nicht (Mutismus), wirkt verängstigt, innerlich gespannt, Katalepsie katatone Erregung: starke motorische Unruhe (Hyperkinese), z.T. stereotype Bewegungsabläufe, Schreien, Grimassieren, bis hin zum ungeordneten Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen und zielloser Aggressivität (Raptus) Änderung der Kooperationsfähigkeit: Negativismus, Befehlsautomatie, Echolalie (Nachsprechen alles Gehörten), Echopraxie (Nachahmung von Bewegungen) Bewegungs- u. Haltungsstereotypien Sprachstereotypien: Verbigeration/verbale Perseveration (Wiederholung von Wörtern, Satzteilen, sich reimenden Klängen) katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand einhergehen Störungen des Antriebs besonders bei Residualzustand: Mangel an Initiative, Interesse u. Energie, sozialer Rückzug, Vernachlässigung der Körperpflege, absonderliches Verhalten (Möller, S. 188 ff) Klarheit des Bewußtseins u. intellektuelle Fähigkeiten bleiben erhalten 4. Ist die Sprache bei Schizophrenen gestört? 5. Finden sich bei der Schizophrenie Orientierungsstörungen ? ICD-10: Symptomatik mindestens 1 Monat insgesamt Verlust an Überstiegsfähigkeit = souveräne Möglichkeit, zwischen gemeinsamer Realität, die der einzelne mit seiner Umwelt teilt, u. einer individuellen Vorstellungswelt zu wechseln Tölle: bei den meisten Pat. nicht oder kaum auffällig. Manche: starker Rededrang, zerfahrenes Reden, absolutes Schweigen (Mutismus katatone Form!), Manieriertheit, Neologismen, Kontamination, Klangassoziationen (Verbigeration katatone Form) nein, nur bei exogenen Psychosen (Demenz, Korsakow, Delir insgesamt vor allem zeitliche Desorientierung)! 25 Prüfungsfragen für Psychopathologie 6. Ist Wahn beweisend für Schizophrenie? 7. Wie sieht der schizophrene Affekt aus? Welche Veränderungen der Affektivität? 8. Was ist Ambivalenz? 9. Was ist Autismus? 10.Welche Ich-Störungen treten bei der Schizophrenie auf? 11.Welche Denkstörungen treten bei der Schizophrenie auf? 12. Was ist „negative Symptomatik“ der Schizophrenie? 26 nein, Wahn ist akzessorisches Symptom (vgl. Bleuler): akzessorische/ produktive Symptome (Wahn, Halluzination, katatone Symptome) finden sich nicht bei allen Schizophrenien u. können auch bei anderen psychischen Störungen (Depression, Manie, organische Psychosen) auftreten; allerdings entwickeln 80% der Schizophrenen wenigstens einmal im Verlauf ihrer Erkrankung produktive Symptome (Möller, S. 186) mangelnder affektiver Rapport, inadäquater Affekt (Parathymie u. Paramimie), flacher Affekt, Gefühlseinbrüche (Angst, Wut, Glückseligkeit), Ambivalenz (Lachen u. Weinen nebeneinander), wechselhaft, läppischer Affekt (besonders bei hebrephrenem Typ), depressive Verstimmung normale Ambivalenz: Erleben von gegensätzlichen Gefühlsregungen od. widersprüchlichen Strebungen schizophrene Ambivalenz: unvereinbare Gefühlszustände bestehen so beziehungslos nebeneinander, wie es im normalen Erleben nicht möglich ist, nämlich ohne daß die Gegensätze in irgendeiner Weise ausgetragen od. auch nur bewußt erlebt werden; sie treten gleichzeitig u. gleichwertig in Erscheinung (z.B. Weinen u. Lachen, Angst u. Glück, Hassen u. Lieben) Ich-Versunkenheit u. Verlust der Realitätsbeziehungen. Schizophrener Autismus: im Denken u. Handeln Verstrickung in die psychotische Innenwelt u. Abkapselung von der realen Welt; eigentümliche Abkapselung von der Umwelt u. Bezogenheit auf die eigene Person; äußert sich in Passivität u. Apathie (z.B. Mutismus, Stupor) u. Befangenheit im Wahnerleben (Möller, S. 189; Tölle, S. 193) Psychodynamisch wird Autismus als Schutz u. Rückzug des in der Schizophrenie ich-gestörten Menschen angesehen; der Rückzug kann zu einem Residualzustand führen. (Tölle) Ich-Störungen = Störungen der Ich-Haftigkeit des Erlebens u. Störungen der Ich-Umwelt-Grenze (Grenze zw. Ich u. Umwelt wird als durchlässig empfunden): Depersonalisation (Entfremdung von Gedanken, Gefühlen, Körperteilen), Entichung (Erleben von Gedanken u. Gefühlen als nicht mehr zum eigenen Ich gehörig), Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Fremdbeeinflussungserlebnisse, Gedankenausbreitung, Autismus (im Denken u. Handeln Verstrickung in die psychotische Innenwelt u. Abkapselung von der realen Welt) (Möller, S. 188 ff) „Die verschiedenartig wirkenden schizophrenen Symptome konvergieren in den Störungen des Ich. Schizophrenie ist eine Erkrankung der Person insgesamt: der Patient hat nicht schizophrene Störungen, er ist schizophren. ‚Schizophrenie ist Angriff im Mittelpunkt der Person.’ (Wyrsch). ... Im Schizophrensein ist die psychische Einheit gestört. ... “ (Tölle, S. 199) formale Denkstörungen = Spaltung des gedanklichen Zusammenhangs: Störung des intentionalen Bogens der Gedankenfolge, Begriffsverschiebung (Konkretismus – Symbolismus Vagheit des Denkens), Danebenreden, Perseveration, Denksperrung/Gedankenabreißen, Inkohärentes Denken/ Denkzerfahrenheit, Neologismus, Begriffszerfall, Kontamination, Paralogik (Möller, S. 190; Tölle, S. 199 f) (~inhaltliche Denkstörungen: Wahnideen, Halluzinationen) Minus-/Negativsymptomatik nach Andreasen (vgl. auch ICD-10): - Sprachverarmung (Alogie) - Aufmerksamkeitsstörungen - Affektverflachung - Affektarmut (Anhedonie) bis Asozialität - Willensschwächung (Abulie) bis Apathie (emotionale Störung, die s. in Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit, geringer Gefühlsansprechbarkeit äußert) bei schizophrenem Residuum meist nur Negativsymptomatik 26 Prüfungsfragen für Psychopathologie 13. Welche Unterformen schizophrener Psychosen unterscheidet man? 27 Katatone Form: Störungen der Psychomotorik u. des Antriebs im Vordergrund: können zwischen extremer Hyperkinese u. Stupor schwanken (seltene Form, in Industrieländern nur 15-20% der Schizophrenien; offenbar häufiger bei organischen Erkrankungen (Stoffwechsel)) Paranoide Form: Störungen der Wahrnehmung im Vordergrund: Wahn – vor allem Verfolgungs- u. Größenwahn – u. meist Halluzinationen, vor allem akustisch (häufigste Form in meisten Teilen der Welt, 40-50% der Schizophrenien) Hebephrene Form: Störungen des Affekts/Ausdrucks im Vordergrund: Affekt ist unangemessen, flach, läppisch, leere Heiterkeit, Gleichgültigkeit, unberechenbares, flapsiges, oft enthemmtes Sozialverhalten desorganisierte Form Schizophrenia simplex (schwer zu diagnostizieren): keine produktiven Symptome; i.S. eines schleichenden Krankheitsprozesses kommt es zunehmend zu einem durch Negativsymptomatik geprägten Bild (Residualsyndrom) schizophrenes Residiuum: Persönlichkeitsveränderung i.S. von Antriebsmangel, Affektarmut, sozialem Rückzug postschizophrene Depression paranoid-halluzinatorisch, gute Prognose weil: 14.Welchen Typus der Schizophrenie würden Sie mit starken akzessorischen/produktiven Symptomen „lärmende wählen? Positivsymptomatik“ mit akuter psychot. Symptomatik späte Manifestation, zw. 30 u. 40 Jahren Gesamtpersönlichkeit bleibt erhalten 15.Was haben die einzelnen katatone: Typen für Vor- u. Nach- Vorteil: relativ günstige Prognose (oft Remission) Nachteil: Gefahr der Entgleisung, perniziöse Katatonie lebensgefährlich! teile? paranoid (-halluzinatorische): Vorteil: beginnt später als andere, Gesamtpersönlichkeit bleibt erhalten Nachteil: paranoid-halluzinator. Erlebnisse überaus hartnäckig hebrephrene: Nachteil: beginnt schon im Jugendalter, ungünstige Prognose (oft Chronifizierung) Schizophrenia simplex: Nachteil: chronischer Verlauf, wegen reiner Negativsymptomatik Möglichkeiten der therap. Beeinflussung geringer als bei Schizophrenien mit akuten psychot. Symptomen u. akzessorischen Symptomen ‚Vorteil’: meist undramatischer Verlauf ( allerdings langsam progredienter Verlauf, der meist zu ausgeprägten Residualzuständen führt) Morbidität = Krankheitsstand, Verhältnis der Zahl der Kranken zur Zahl der 16.Wie hoch ist der Gesunden; Erkrankungsrisiko/-wahrscheinlichkeit Anlagefaktor bei Konkordanz = Übereinstimmung in den Erbanlagen, besonders bei Schizophrenien? eineiigen Zwillingen Morbidität (Konkordanzraten) je nach Verwandtschaftsgrad zu einem Schizophrenen: - Eltern: 5-10% - Kinder eines erkrankten Elternteils: ca. 10% - Kinder zweier erkrankter Elternteile: über 40% - Geschwister: 8-14% - zweieiige Zwillinge: 5-16% - eineiige Zwillinge: über 50% für das Ausbrechen u. die Ausprägung von psychotischen Phänomenen spielen psychologische Faktoren eine mindestens gleich große Rolle wie Vererbungs- u. biologische Faktoren. Vererbung u. biologische Faktoren bewirken eine individuelle Disposition 27 Prüfungsfragen für Psychopathologie 17.Wie ist die Prävalenz von Schizophrenie? 28 Prävalenz = Häufigkeit des Vorkommens einer bestimmten Erkrankung in einer bestimmten Population zu einer bestimmten Zeit bzw. in einem bestimmten Zeitraum Prävalenzrate = Anzahl der Erkrankten bzw. Häufigkeit des Merkmals im Verhältnis zur Anzahl der untersuchten Personen Prävalenz: 0,5 bis 1% allg. Morbiditätsrate/durchschnittl. Erkrankungsrisiko (Lebenszeit-): 1% 18.Welche Halluzinationen sind bei Schizophrenie am häufigsten? 19.Was sind katatone Symptome? Männer und Frauen gleiche Häufigkeit, Krankheitsbeginn bei Frauen tendenziell später akustische Halluzinationen in Form des Stimmenhörens (z.B. das Verhalten oder die Gedanken kommentierende Stimmen, imperative od. dialogisierende Stimmen), des Gedankenlautwerdens u. elementare akustische Halluzinationen (Hören von Geräuschen); (optische H. selten) (Möller, S. 189) katatoner Stupor: Pat. ist bewegungslos bei voll erhaltenem Bewußtsein, liegt wie erstarrt, spricht nicht (Mutismus), wirkt verängstigt, innerlich gespannt, Katalepsie ( = Beibehaltung einer starren Haltung bei Versuchen, Pat. zu bewegen) katatone Erregung: starke motorische Unruhe (Hyperkinese), z.T. stereotype Bewegungsabläufe, Schreien, Grimassieren, bis hin zum Raptus ( ungeordneter Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen u. zielloser Aggressivität) Änderung der Kooperationsfähigkeit: Negativismus, Befehlsautomatie, Echolalie (Nachsprechen alles Gehörten), Echopraxie (Nachahmung von Bewegungen) Bewegungs- u. Haltungsstereotypien Sprachstereotypien: Verbigeration/verbale Perseveration (Wiederholung von Wörtern, Satzteilen, sich reimenden Klängen) Katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand einhergehen 28 Prüfungsfragen für Psychopathologie 20.Beschreiben Sie einen katatonen Patienten! Grob- u. Feinmotorik: Wie sieht das aus, wenn er einen Stift hält? Worüber spricht er? Was macht man mit ihm? 29 Störungen der Motorik (u. des Antriebs) stehen im Vordergrund: Stupor (u. Mutismus), Erregung bis hin zum Raptus (ungeordneter Bewegungssturm mit Sich-Wälzen, Um-sich-Schlagen, zielloser Aggressivität), Haltungsstereotypien, Katalepsie (Beibehaltung einer starren Haltung bei Versuchen, Pat. zu bewegen), wächserne Biegsamkeit (bei passiver Bewegung der Extremitäten ist zäher Widerstand zu spüren). Außerdem Änderungen der Kooperation wie Negativismus (Pat. tut automatisch das Gegenteil des von ihm Verlangten), Befehlsautomatismus (Pat. tut automatisch alles Verlangte) u. Stereotypien des Sprechens wie Echolalie, verbale Perseveration/ Verbigeration (stereotype Wiederholung von Wörtern, Satzteilen od. sich reimenden Klangassoziationen). Katatone Symptome können mit einem traumähnlichen (oneiroiden) Zustand einhergehen. Tölle: Sperrung u. Stupor, Negativismus u. Befehlsautomatie sind extreme u. bizarre Ausdrucksformen der gestörten zwischenmenschlichen Kommunikation. Im katatonen Stupor ist der Pat. bewußtseinsklar u. wach, sogar in besonderem Maß beeindruckbar. Er nimmt die Vorgänge seiner Umgebung mit besonderer Empfindlichkeit auf, kann sich aber nicht an ihnen beteiligen. Im Stupor sind Angst, Wahn u. Halluzinationen besonders quälend, daher erfordern Pflege u. Behandlung des stuporösen Pat. besondere Umsicht u. Feinfühligkeit. Psychodynamisch können die katatonen Symptome als Ausdruck der schwersten psychot. Bedrohung des Ichs bei Unmöglichkeit einer Abwehr interpretiert werden, insbesondere die Panik der Erregung u. des Stupors. Manche Bewegungsstereotypien dienen dem in seiner Eigenbestimmung (Ich-Aktivität) tiefst gestörten Pat., dazu, sich seiner selbst zu vergewissern, sich zu überzeugen, daß er noch zu einem Handeln (wenn auch nur in dieser rudimentären Form) fähig ist. 21.Wie sieht die Verteilung der katatonen Schizophrenie aus? 22.Was ist perniziöse Katatonie (Symptomatik)? Stifthaltung: gar nicht möglich?? Sprechen: entweder Mutismus (während eines katatonen Stupors), d.h., er spricht gar nicht, oder Sprachstereotypien (Echolalie, verbale Perseveration/Verbigeration) ICD: aus unklaren Gründen kommt die Katatonie in den Industrieländern gegenwärtig selten vor (10-15% aller Schizophrenien), in anderen Ländern ist sie jedoch nach wie vor häufig fast immer Lebensgefahr: hohes Fieber (ohne erkennbare Infektion!), Unterhautblutungen, Kreislaufstörungen; die Pat. sind entweder hochgradig erregt (sie toben u. schreien, kann bis zur Selbstvernichtung führen) od. aber stupurös mit stark erhöhtem Muskeltonus u. sichtbarer affektiver Gespanntheit (stille Erregung). Eletrokrampftherapie 29 Prüfungsfragen für Psychopathologie 23. Was ist das Besondere an Schizophrenie? 24.Behandlung/Therapie von Schizophrenie? 25.In welcher Phase welche Behandlung? 26.Welchen Vorteil hat die neuroleptische Langzeitmedikation? 30 „Die verschiedenartig wirkenden schizophrenen Symptome konvergieren in den Störungen des Ich. Schizophrenie ist eine Erkrankung der Person insgesamt: der Patient hat nicht schizophrene Störungen, er ist schizophren. ‚Schizophrenie ist Angriff im Mittelpunkt der Person.’ (Wyrsch). ... Im Schizophrensein ist die psychische Einheit gestört. Einzelne Erlebnisweisen stehen beziehungslos neneneinander od. gegeneinander. Von dieser tiefgreifenden Desintegration sind auch die Beziehungen zwischen Ich u. Welt betroffen, insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen. Zugleich aber ist zu erkennen, ‚daß gesundes psychisches Leben versteckt u. hintergründig im Schizophrenen weitergeht. Und im Gesunden geht versteckt u. hintergründig neben dem rationalen, auf die Anpassung an die Wirklichkeit gerichteten Leben, ein irrationales Leben vor sich, ein autistisches Leben, in dem er sich eine eigene Welt schafft, die sein eigenes Wesen, seine eigenen Wünsche u. Hoffnungen, seine Begierden, Ängste u. Befürchtungen widerspiegelt. In der Schizophrenie überbordet das phantastisch irrationale Leben die Schranken, die ihm beim Gesunden gesetzt sind.’ (M. Bleuler). Hierin ist das spezifische Anderssein des Schizophrenen zu sehen.“ (Tölle, S. 199) Schizophrenie = Überbordendes phantastisch-irrationales autistisches Leben, in dem der Schizophrene sich eine eigene Welt schafft, die sein eigenes Wesen, seine eigenen Wünsche u. Hoffnungen, seine Begierden, Ängste u. Befürchtungen widerspiegelt. 3 Säulen der Therapie entsprechend der multifaktoriellen Ätiopathogenese: 1. biologisch/somatisch, 2) psychologisch 3) sozial 1. Psychopharmakotherapie (Neuroleptika) beeinflussen vor allem die produktive Symptomatik gut: wirken psychomotorisch dämpfend, emotional ausgleichend, zur affektiven Indifferenz führend; allerdings Nebenwirkungen!; bei perniziöser Katatonie: Elektrokrampftherapie 2. Psychotherapie (VT- token economy vor allem bei chronischer Schizophrenie mit starkem Autismus; Programme zur Streßbewältigung u. sozialen Kompetenz u. edukative Familienarbeit) klar strukturiertes Verhältnis Patient – Arzt wichtig 3. Soziotherapie (Beschäftigungstherapie, Arbeitstherapie, berufsrehabilitierende Maßnahmen, Milieutherapie, Strukturierung des Tagesablaufs) Behandlung häufig erschwert durch fehlende Krankheitseinsicht Über- u. Unterstimulation vermeiden in akuter Psychose wird Vernichtungsangst erlebt, so daß der 1. Schritt medikamentöse Behandlung sein muß (Eliminierung der psychot. Phänomene) u. erst im 2. Schritt Psychotherapie (Unterstützung, Aufbau) erfolgen kann Therapie ist schwierig, weil im Patienten nach dem Verschwinden der psychot. Symptome enormes Erschrecken vor sich selbst u. Scham entsteht! in floridem Schub: Neuroleptika bewirken Reduzierung, Aufhebung der produktiven Symptome u. Entlastung von Angst, Spannung, Erregung zugleich edukative Familienarbeit nach Ansprechen auf Neuroleptika: auch supportive u. konfliktbearbeitende/aufdeckende Psychotherapie und Soziotherapie; Vermeiden von Über- und Unterstimulation Neuroleptika zur Rezidivprophylaxe (mindestens 2 Jahre) sehr geregelte Lebensführung wichtig, Vermeidung von Belastungen (z.B. 8-Std.-Arbeitstag) Stabilisierung des Zustandes, Prävention, weniger Rückfälle, Psychotherapie und Rehabilitation werden erleichtert 30 Prüfungsfragen für Psychopathologie 27.Verlauf der Schizophrenie? 31 Tölle: bei Erwachsenen: ca. Drittelung ca. 1/3 “folgenlose” Ausheilung der Ersterkrankung guter Verlauf ca. 1/3 rezidivierender/wellenförmiger Verlauf, der zu leichten bis mittelschweren Residualzuständen führt wiederholender Verlauf ca. 1/3 allmählich progredienter Verlauf oder wellenförmiger Verlauf, der mit jedem Rezidiv stärkeren Persönlichkeitszerfall hinterläßt und schließlich meist zur Hospitalisierung führt chronischer Verlauf (1991, S. 203 f) aber Lehmkuhl: Prognose im Erwachsenenalter: chronischer Verlauf 25% Teilremission 50% Vollremission 25% (SS 1997) Vollremission = folgenlose Ausheilung der Ersterkrankung, d.h. die Kranken weisen keine psychopatholog. Symptomatik auf, sind klinisch gesund, aber tiefer Eingriff in das Leben der Betroffenen 28.Unter welchen Entstehungsbedigungen günstige Prognose bei Schizophrenien? 29.Was beeinflußt den Verlauf einer eingetretenen Schizophrenie positiv? Klosterkötter: rund 10% aller als schizophren diagnostizierten Pat. verüben (irgendwann) Suicid ... Lehmkuhl: akuter/schneller Krankheitsbeginn psychoreaktive Auslösung des Schubes durch situative Belastungen später Beginn starke akzessorische/produktive/positive Symptome „lärmende Positivsymptomatik“ z.B. Wahn: im Wahn findet der Pat. eine Erklärung für die veränderte Welt, ist als Coping anzusehen! unkomplizierte Persönlichkeitsstruktur (Primärpersönlichkeit) mit guter Kontaktfähigkeit fehlende genetische Belastung für Schizophrenie positive Familienstruktur gute Remission früherer Schübe ungünstig: affektive, Antriebs- und kognitive Basis-Störungen edukative Familienarbeit zur Rezidivprophylaxe, vor allem bei HighExpressed-Emotions-Familien (HEE-Familien) (intensive u. stark geäußerte Gefühlsbeziehungen Familienmitglieder müssen lernen, s. zurückzuhalten) Verbesserung der Familienstruktur u. der Kommunikationsmuster (eindeutige Kommunikation) Compliance des Patienten (nur bei 40% der Pat. vorhanden) 31 Prüfungsfragen für Psychopathologie 30.Beschreiben Sie die schizophrenen Residualzustände! 31.Was ist eine Schizophrenia simplex? 32.Woran ist bei Schizophrenie-Verdacht differentialdiagnostisch zu denken? 32 Wenn Schizophrenien ausgesprochen ungünstig verlaufen, verlaufen sie in die Richtung des schizophrenen Residualzustands (Rest-, Endzustand), der als das Ergebnis der Auseinandersetzung des Betroffenen mit der Krankheit anzusehen ist, weniger als direkte Krankheitsfolge. Er ist durch eine Persönlichkeitsveränderung unterschiedlichen Ausmaßes gekennzeichnet: anfänglicher/leichter Residualzustand: Anfangs bestehen lediglich eine gewisse Leistungsschwäche, Kontaktschwäche, möglicherweise eine gewisse affektive Nivellierung, Konzentrationsstörungen sowie eine Neigung zu hypochondrischen Beschwerden u. depressiven Verstimmungen. chronische/schwere Residualzustände: reines Residuum: nur Negativsymptomatik/Grundsymptome, die aber nicht notwendigerweise irreversibel ist: ausgeprägte Einengung der Interessen, autistischer Rückzug von Sozialkontakten, massive Antriebs- u. Interesselosigkeit u. erhebliche Affektverarmung. gemischtes Residuum: zusätzlich auch produktive Symptome wie Wahn Residualwahn u. andere (Halluzination, positive formale Denkstörungen, bizarres u. desorganisiertes Verhalten). (Möller, S. 196 f; Tölle, S. 206) Residualzustände ≠ postremissiver Zustand: Postschizophrene Depression, die nach dem Abklingen einer akuten schizophrenen Episode auftritt u. über Wochen u. Monate bestehen kann, dann aber abklingt; depressive Symptome wie depressive Verstimmung, leichte Erschöpfbarkeit, Antriebsmangel, Konzentrationsstörungen etc. stehen im Vordergrund, zusätzlich schizophrene Symptome, meist negative symptomarme Form der Schizophrenie: vor allem keine produktiven/ floriden psychotische Symptome (Wahn u. Halluzinationen, positive formale Denkstörungen, bizarres u. desorganisiertes Verhalten) schwer zu diagnostizieren; i.S. eines schleichenden Krankheitsprozesses kommt es fast unmerklich zum Nachlassen von Initiative, Schwung, Zielstrebigkeit u. sozialem Engagement u. zum Auftreten von Negativsymptomen wie Affektverflachung, Sprachverarmung, Reduktion der nonverbalen Kommunikation, Antriebsminderung (schizophrenes Residuum). (Möller, S. 194) Tölle: Sicher zu erkennen sind Schizophrenien an den Grundsymptomen wie Denkstörungen, Autismus u. Ambivalenz; diese Symptome kommen in typischer Ausprägung nicht bei anderen Psychosen vor. (S. 207) organische Psychosen (Hirndiagnostik) affektive Psychosen (Abgrenzung meist möglich, aber oft auch Melancholie als Zweiterkrankung bei Schizophrenie od. schizoaffektive Psychose als Übergang) wenn Vollbild nicht erfüllt: evtl. wahnhafte Störungen/andere anhaltende wahnhafte Störungen bzw. Persönlichkeitsstörungen vom schizotypen, Borderline-, schizoiden od. paranoiden Typ wenn Zeitkriterium nicht erfüllt: schizophreniforme Störung Drogenintoxikation bzw. Drogenentzug Hirnerkrankungen wie Epilepsie od. Suchterkrankungen 32 Prüfungsfragen für Psychopathologie 33.In welchem frühesten Alter können typische Formen schizophrener Psychosen auftreten? 34. Kinder-u. Jugendpsychiatrische Prognosen: a) Wie ist die Prognose der Schizophrenie im Grundschulalter? b) Wie ist die Prognose der Schizophrenie im Jugendalter? c) Was ist für die jugendliche Schizophrenie prognostisch günstig? 33 „Die frühesten Formen charakteristischer schizophrener Psychosen findet man im Grundschulalter, aber kaum vor dem 8. od. 9. Lebensjahr, u. auch hier nur selten. Die Häufigkeit nimmt in der Vorpubertät u. Pubertät deutlich zu. Bei den kindlichen Schizophrenien stehen der Kontaktverlust u. der Sprachzerfall im Vordergrund, es kommt aber auch zu ausgeprägten Wahnbildungen u. affektiven Veränderungen. Daß es typische schizophrene Symptome wie Denk-, Sprach-, Wahrnehmungs- u. affektive Störungen bei noch kleineren Kindern nicht geben kann, wird einsehbar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese Störungen eine entsprechende Entwicklung u. Stabilität dieser Fähigkeiten voraussetzen, die im allgemeinen erst etwa mit dem Einschulungsalter erreicht wird. Man muß daher für die Annahme einer kindlichen Schizophrenie fordern, daß bis zu diesem Zeitpunkt eine hinreichend normale, unauffällige Entwicklung stattgefunden hat, der Aufbau des Realitätsbezugs normal verlaufen ist u. erst danach plötzlich oder allmählich wieder verloren gegangen ist. Da die schizophrenen Psychosen des Grundschulalters in der Regel subakut bis akut beginnen, ist ihr zeitlicher Beginn als Knick in der Entwicklung zu erkennen.“ differentialdiagnostische Abgrenzung vom Autismus (Entstehung ab Geburt, in ersten 3 Lebensjahren). (Tölle, S. 202) erst ab ca. 6 Jahren Wahnphänomene möglich allgemein: sehr selten im Grundschulalter (Möller, S. 373); meist zwischen Pubertät und 30. Lebensjahr paranoid: sehr selten im Grundschulalter: „Nach zunächst unauffälliger Entwicklung kommt es zu einem deutlichen Knick mit Kontaktverlust, Denkstörungen, Störungen des Realitätsbezugs, Wahnideen u.a.“ (Möller, S. 373); meist zwischen 30. und 40. Lebensjahr hebephren: Häufigkeitsgipfel im Jugendalter, meist zwischen 15. u. 25. Lebensjahr (Möller, S. 182; ICD-10, S. 107) a) Prognose kindlicher Schizophrenien (ab 8.-9. Lebensjahr) ist durch weg ungünstig (je früher, desto ungünstiger); schlechte therapeutische Beeinflußbarkeit (Tölle, S. 204) b) Lehmkuhl: Prognose im Jugendalter versus Erwachsenenalter: chronischer Verlauf 52% 25% Teilremission 25% 50% Vollremission 23% 25% c) Lehmkuhl: günstige Faktoren bei Jugendlichen: - später Beginn - schneller/akuter Beginn - psychoraktiver Beginn nach akuter Belastungssituation - lärmende Positivsymptomatik (Wahn, Halluzinationen, formale Denkstörungen, bizarres/desorganisiertes Verhalten) - gute schulische u. soziale Integration - keine genetische Belastung für Schizophrenie - Compliance (Kooperationsbereitschaft) - schnell einsetzende Besserung bei Jugendlichen gibt es eine besondere Symptomatik, daher sind besondere Behandlungskonzepte notwendig! 33 Prüfungsfragen für Psychopathologie 35.Ursachen, Entstehungsbedingunge n von Schizophrenie? 34 multifaktorielle Ätiopathogenese der Schizophrenie nach Scharfetter (1986) (vgl. Möller, S. 182 ff) I) Prämorbide Entwicklung: prädisponierende Faktoren: - Heredität (genetisch bedingte Vulnerabilität zentral, polygener Erbgang) - zerebrale Schäden (perinatale Schädigung) - psychosoziale Faktoren (familiär u. soziokulturell, z.B. Störungen im Rollengefüge der Familie, pathologische Kommunikationsmuster; häufig langandauernde Zerrüttung der Familie) Prädisposition/Vulnerabilität i.S. eines labilen Gleichgewichts: präzipitierende Faktoren: - prämorbide Persönlichkeit - Hirnfunktionsstörung - Ich-Desintegrationsgefährung + idiosynkratische Stressoren, krit. Lebensereignisse, Halluzinogene II) Psychose (Abwehrhaltungen in schizophrener Symptomatik (Autismus, Ich-Störung)) III) Postpsychotische Entwicklung: Verlaufsbeeinflussende Faktoren: - heilungsfördernde F. Remission - rezidivproduzierende F. Rezidiv - perpetuierende F. chronisch unproduktiver Verlauf 36.Auf welche Konflikte reagieren Schizophrene besonders empfindlich? 37.Was ist bei stationärer Behandlung von Schizophrenen besonders zu beachten? wichtigstes biochemisches Korrelat akuter schizophrener Psychosen vermutlich: Überaktivität zentralnervöser, dopaminerger Strukturen (postsynaptische d2 Rezeptoren) im mesolymbischen System Neuroleptika sind Dopamin-Antagonisten, daraus wird DopaminHypothese im Umkehrschluß gefolgert insbesondere auf Beziehungskonflikte: Überforderung durch sowohl durch Mangel an Zuwendung u. Verlust menschlicher Verbindungen als auch durch Zuviel an Nähe u. Intimität; charakteristischer Ambivalenzkonflikt des Schzophrenen: Angst vor der Gefahr, Mitmenschen übermäßig nah zu komen, bei gleichzeitig starkem Bedürfnis nach mitmenschlicher Nähe u. Liebe (Tölle, S. 213) Lehmkuhl: Unter- u. Überstimulation sind Risiko für Rezidive, bei stationärer Behandlung häufig Unterstimulation aufgrund von Reizarmut, daher insbesondere soziotherapeutische (Ergo-, Arbeits-, Physiotherapie) Maßnahmen; langfristige Therapie an sekundären Symptomen notwendig, hoher Leidensdruck wegen der Symptome ersten Rangs. 34 Prüfungsfragen für Psychopathologie 35 5Affektive Störungen 1. Wie ist die Einteilung der Psychosen? 2. Wie kann man exogene u. endogene Psychosen anhand der Symptomatik unterscheiden? 3. Wie kann man affektive Psychosen einteilen? exogen (akut - chronisch) endogen (schizophren - affektiv) Das Leitsymptom der akuten organischen/exogenen Psychosen (im engeren Sinn) ist die Bewußtseinsstörung, die selten fehlt. Prototyp akuter exogener Psychosen ist das Delir. Andere charakteristische Subsyndrome sind: Verwirrtheitszustand (amentielles Syndrom, wie Delir, aber ohne Wahn u. Halluzinationen) Bewußtseinsminderung verschiedenen Grades (Somnolenz bis Koma) Dämmerzustand (Bewußtsein ist verschoben, weniger getrübt, es fehlt die volle Klarheit bei der Selbstvergegenwärtigung eigener Erlebnisse) (Möller, S. 138, 133 ff u. 86 f; Tölle, S. 280 f) Die affektiven Psychosen stellen die zweite große Gruppe der endogenen Psychosen dar. Sie sind durch phasenhaft auftretende Veränderungen der Stimmungs-, Affektivitäts- u. Antriebslage nach unten (Depression) od. seltener oben (Manie) gekennzeichnet. Die Depression im Rahmen der affektiven Psychose wird als endogene Depression od. Melancholie bezeichnet. Die Krankheit verläuft in Phasen, d.h., nach jeder Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Man unterscheidet nach der Verlaufsform: a) hinsichtlich der unterschiedlichen Syndrome: unipolare affektive Psychosen: 65% monopolare Depression: 60% monopolare Manie: 5% bipolare affektive Psychosen: manisch-depressive Psychosen: 35% (Möller, S. 205 u. 222 f) b) bei den unipolaren Psychosen hinsichtlich der Häufigkeit der Phasen: monophasische/einphasige Verläufe multiphasische/mehrphasige Verläufe. mehrphasige monopolare Depressionen sind am häufigsten; ca. 25% der monopolaren Depressionen sind einphasig; einphasige monopolare Manie ist extrem selten. (Tölle, S. 245 f) durchschnittliches Erkrankungsrisiko für affektive Psychosen: etwas weniger als 1%. (Möller, S. 205) 35 Prüfungsfragen für Psychopathologie 4. Wie ist die Unterscheidung von leichter, mittelschwerer u. schwerer Depression hinsichtlich der Symptome u. Kriterien nach ICD-10? 36 Die Unterscheidung depressiver Episoden hinsichtlich ihres Schweregrads erfolgt nach der Intensität der Symptomatik. Depressive Symptomatik (Forschungskriterien ICD-10): 3 typische Symptome: 1. depressive Stimmung 2. Verlust von Interesse od. Freude an Aktivitäten, die normalerweise angenehm waren 3. verminderter Antrieb od. erhöhte Ermüdbarkeit. 7 weitere Symptome: 1. Verlust des Selbstvertrauens od. des Selbstwertgefühls 2. unbegründete Selbstvorwürfe od. ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle 3. wiederkehrende Gedanken an den Tod od. an Suizid od. suizidales Verhalten 4. Klagen über od. Nachweis eines verminderten Denk- od. Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit od. Unentschlossenheit 5. psychomotorische Agitiertheit od. Hemmung (subjektiv od. objektiv) 6. Schlafstörungen jeder Art 7. Appetitverlust od. gesteigerter Appetit mit entsprechender Gewichtsveränderung Depressive Episoden jeden Schweregrades der gedrückten Stimmung können auch von somatischen Symptomen begleitet werden somatisches Syndrom: 1. deutlicher Interessenverlust od. Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten 2. mangelnde Fähigkeit, auf Ereignisse od. Aktivitäten emotional zu reagieren, auf die normalerweise reagiert wurde 3. frühmorgendliches Erwachen, 2 Std. vor üblicher Zeit 4. Morgentief 5. objektivierter Befund einer ausgeprägten psychomotorischen Hemmung od. Agitiertheit 6. deutlicher Appetitverlust 7. Gewichtsverlust (5% im letzten Monat) 8. deutlicher Libidoverlust das somatische Syndrom sollte nur diagnostiziert werden, wenn mindestens 4 der Symptome vorliegen Dauer der depressiven Symptomatik von mind. 2 Wochen für alle Schweregrade Die Beurteilung des Schweregrades beruht auf einer komplexen klinischen Beurteilung, die Anzahl, Art u. Schwere der vorliegenden Symptome berücksichtigt Intensität. leichte depressive Episode: mindestens 2 typische Symptome u. 2/3 weitere Symptome, so daß eine Gesamtzahl von mindestens 4 Symptomen erreicht wird mit/ohne somatisches Syndrom mittelgradige depressive Episode: mindestens 2 typische u. 3/4 weitere, so daß eine Gesamtzahl von mindestens 6 Symptomen erreicht wird mit/ohne somatisches Syndrom schwere depressive Episode: alle 3 typischen u. mindestens 5 weitere, so daß eine Gesamtzahl von mindestens 8 Syptomen erreicht wird somatisches Syndrom ist immer vorhanden mit/ohne psychotische Symptome (Wahnideen/Halluzinationen od. depressiver Stupor); psychotische Symptome synthym (vor allem) od. parathym (im Sinn von neutral) 36 Prüfungsfragen für Psychopathologie 5. Welche Schweregrade der depressiven Episoden gibt es? 6. Wie ist der Verlauf von Depression? 37 nach ICD-10: 3 Schweregrade von depressiven Episoden: - leichte - mittelgradige - schwere (ohne psychotische Symptome - mit psychotischen Symptomen) Die Unterscheidung depressiver Episoden hinsichtlich ihres Schweregrads erfolgt nach der Intensität der Symptomatik: leichte: die vorhandenen mindestens 4 Symptome müssen ausgeprägt genug sein, um Gequältsein zu verursachen u. von anderen Personen bemerkt zu werden mittelgradige: die vorhandenen mindestens 6 Symptome sind so ausgeprägt, daß sie den meisten Personen noch erlauben, ihre normale Berufstätigkeit u. ihre sozialen u. familiären Aktivitäten, wenn auch mit erheblichen Schwierigkeiten, fortzusetzen schwere: die vorhandenen mindestens 8 Symptome müssen so schwer ausgeprägt sein, daß sie erhebliches Gequältsein u. fast immer auch deutliche Behinderung verursachen, die Person kann berufliche u. familiäre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen. (Möller, S. 215) Beginn depressiver Episoden/Phasen: schleichend od. plötzlich (dagegen Beginn manischer Episoden immer rasch: „beginnt wie angeknipst, endet wie ausgeknipst“ Klosterkötter)!) phasenhafter Verlauf: zeitlich umschriebene Krankheitsepisoden mit gesunden Intervallen dazwischen; d.h., nach jeder Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Dauer depressiver Phasen: depressive Phasen sind länger als manische; bis zu 3 Monate (40-50% der Phasen), bis 1 Jahr (25-30%), über 1 Jahr (20-25%); rapid cycling: extrem hochfrequente Verläufe mit ganz schnellem, ggf. täglichem Wechsel zwischen melancholisch u. gesund; depressive Phasen sind im höheren Lebensalter oft länger, 1 bis 2 Jahre u. mehr; oft findet s. eine jahreszeitliche Häufung im Frühjahr u. Herbst. Ende depressiver Phasen: unabhängig von ihrer Länge teils allmählich, teils abrupt; bei 10% der Phasen kommt es zu einer hypomanischen Nachschwankung von geringer Insensität u. kurzer Dauer. durchschnittl. Ersterkrankungsalter: a) bei monopolaren Depressionen: zw. 40-45 Jahren (ab 45 J.: Spätdepression/melancholie); b) bei bipolaren Psychosen: zw. 30-35 Jahren rezidivierende Episoden: bei 75% der Erkrankungen: a) unipolare: 4 Episoden im Leben; b) bipolare: 6 Episoden im Leben chronischer Verlauf: bei 15% der Melancholien Zyklusdauer (Zeitspanne zwischen Beginn einer Phase u. Beginn einer weiteren Phase): anfangs a) bei Melancholien: 4 bis 5 Jahre; b) bei bipolaren: 3 bis 4 Jahre; die Dauer verkürzt s. umso mehr, je weiter die Anzahl der einzelnen Phasen zunimmt, u. zwar vor allem auf Kosten des gesunden Intervalls. Geschlechtsverteilung: Frauen erkranken ca. doppelt so häufig an depressiven affektiven Psychosen wie Männer geschlechtsspezifischer Vulnerabilitätsfaktor (dagegen ist bei bipolaren affektiven Psychosen die Verteilung gleich) Suicid: ca. 10-15% der Melancholiekranken nehmen s. das Leben (Möller, S. 222 f; Tölle, S. 246 ff) 37 Prüfungsfragen für Psychopathologie 7. Wie ist die Symptomatik bei Melancholie/ endogener Depression? 38 Haupt-/Leitsymptome: niedergedrückte, depressive Stimmung, Verlust von Interesse od. Freude an Aktivitäten, verminderter Antrieb u./od. erhöhte Ermüdbarkeit, Störungen des Denkens u. körperlich-vegetative Störungen Störungen der Stimmung/Affektivität: Schwermut, Freud- u. 8. Welche körperlichen Symptome treten bei Melancholie/endogener Depression auf? 9. Welches Erleben steht bei Melancholien im Vordergrund? Hoffnungslosigkeit sowie Gefühl der Wertlosigkeit od. auch Gefühllosigkeit Herabgestimmt-Sein bis zu Versteinerung u. Leere, zu ausweglosem, versteinertem Nichts-fühlen-Können u. Nicht-traurigsein-Können; die Gefühllosigkeit wird gefühlt, die Erstarrung empfunden, die Leblosigkeit erlebt, im Extremfall als Entfremdungserleben (Depersonalisation). Angst vor allem, was auf Pat. zukommt u. als nicht zu bewältigen erscheint ( ängstliches Grübeln, wahnhafte Ängste) Störungen des Antriebs: 1) Hemmung: in allg. Handlungsbereitschaft, im Denken u. in Psychomotorik: Interesse- u. Initiativlosigkeit, einfalssarmes u. monotones Denken, Bewegungsarmut u. – verlangsamung; Antriebslosigkeit bis zum Extrem des depressiven Stupors; 2) Agitiertheit: quälende innere Unruhe, Bewegungsdrang, ständiges Jammern. Leibnähe der Verstimmung/Herabstimmung: ist charakteristisch für die endogene Depression leibnächste Psychose u. leibnächste depressive Störung: Störung der Vitalgefühle/Leibgefühle (Schlaffheit, Erschöpftheit, Energielosigkeit, Abgespanntheit, Druck- u. Schweregefühl in Brust, Kopf, Bauch, Hals zugeschnürt, Schmerz-, Hitze- od. Kälteempfindungen; schwere Störungen der vegetativen Funktionen (Appetit- u. Gewichtsverlust od. -zunahme, Libidoverlust, Verstopfung); zirkadiane Rhythmusstörungen ( Durchschlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen, Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, meist mit „Morgentief” u. Aufhellung am Nachmittag (Morgentyp, ca. 1/3 der Pat. – Abendtyp wesentlich seltener) Hemmung des Denkens: a) formal: Einfallsarmut, Konzentrationsstörungen; b) inhaltlich: ständiges Grübeln über Sorgen u. Befürchtungen, Selbstunterschätzung, Suicidgedanken, synthyme(!) Wahnideen: Schuld-/Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer u. nihilistischer Wahn; häufig illusionäre Verkennungen im Sinn der depressiven Stimmung; Depersonalisationserlebnisse u. Zwangsvorstellungen kommen vor. sozialer Rückzug bei akuter, stark ausgeprägter depressiver Episode/Psychose mangelt es an Krankheitseinsicht bzw. fehlt diese völlig Störung der Vitalgefühle/Leibgefühle (Schlaffheit, Erschöpftheit, Energielosigkeit, Abgespanntheit, Druck- u. Schweregefühl in Brust, Kopf, Bauch, Hals zugeschnürt, Schmerz-, Hitze- od. Kälteempfindungen schwere Störungen der vegetativen Funktionen (Appetit- u. Gewichtsverlust od. -zunahme, Libidoverlust, Verstopfung) zirkadiane Rhythmusstörungen ( Durchschlafstörungen mit morgendlichem Früherwachen, Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, meist mit „Morgentief” u. Aufhellung am Nachmittag (Morgentyp, ca. 1/3 der Pat. – Abendtyp wesentlich seltener) Schwermut, Freud- u. Hoffnungslosigkeit sowie Gefühl der Wertlosigkeit od. auch Gefühllosigkeit Herabgestimmt-Sein bis zu Versteinerung u. Leere, zu ausweglosem, versteinertem Nichts-fühlenKönnen u. Nicht-traurig-sein-Können; die Gefühllosigkeit wird gefühlt, die Erstarrung empfunden, die Leblosigkeit erlebt, im Extremfall als Entfremdungserleben (Depersonalisation). Angst vor allem, was auf Pat. zukommt u. als nicht zu bewältigen erscheint ( ängstliches Grübeln, wahnhafte Ängste), depressiv- synthymes(!) Wahnerleben (Schuld-/ Versündigungs-, Verarmungs-, hypochondrischer u. nihilistischer Wahn Pessimismus, Wertlosigkeit); Suicidrisiko: ca. 10-15% der Depressiven sterben durch Suicid 38 Prüfungsfragen für Psychopathologie 10.Was ist eine endogene Depression? 11.Subtypen von Depression? nach Lehmkuhl nicht mehr aktuell, da in der ICD-10 nur noch depressive Episode 39 endogen = erblich mitbedingt, eigengesetzlicher, aber nicht umweltunabhängiger Verlauf Die endogene Depression ist eine affektive Psychose, die durch phasenhaft auftretende Veränderungen der Stimmungs-, Affektivitäts- u. Antriebslage nach unten (Depression) gekennzeichnet ist. Nach jeder Erkrankungsmanifestation kommt es in der Regel zur Vollremission unter Wiederherstellung der ursprünglichen Persönlichkeit. Man unterscheidet zwischen uni-/monopolarer Depression (60% aller affektiven Psychosen) u. bipolarer manisch-depressiver Psychose (35% aller affektiven Psychosen) (Möller, S. 205 u. 222 f) Nicht immer ist das oben beschriebene Vollbild der endogenen Depression gegeben bzw. häufig ist das psychopathologische Erscheinungsbild durch bestimmte Symptome in besonderer Weise geprägt. Dementsprechend werden bestimmte Subtypen od. Sonderformen der Depression differenziert: gehemmte Depression: Antriebshemmung ist stark ausgeprägt (Reduktion von Psychomotorik u. Aktivität, extrem: depressiver Stupor) agitierte Depression: Agitiertheit prägt das klinische Bild (quälende innere Unruhe, ängstliche Getriebenheit, Bewegungsdrang, unproduktiv-hektisches Verhalten u. ständiges Jammern) hypochondrische Depression: hypochondrische Selbstbeobachtungen u. Gedanken prägen das Bild. paranoid gefärbte Depression: es kommt im Rahmen der Depression zu mißtrauischer Umdeutung von Begebenheiten im Sinn von Beeinträchtigungs- od. auch Verfolgungsideen. Entfremdungsdepression: Entfremdungssymptome prägen das Erscheinungsbild: dem Pat. erscheint seine Umwelt fremd, die Welt dunkler, fahler etc. anankastische Depression: Zwangssymptome prägen das Bild. larvierte Depression: = versteckte Depression (somatisiert): vielfältige funktionelle Organbeschwerden, leibliche Mißempfindungen u. vegetative Störungen stehen im Vordergrund, während depressive Stimmung u. Antriebshemmung weitgehend in den Hintergrund treten schwierige Diagnose. Spätdepressionen/Involutionsdepressionen: ab 45 Jahren; oft ängstlich-agitiert od. hypochondrisch-paranoid gefärbt, neigen in besonderem Maß zur Chronifizierung; depressive Denkinhalte können durch die für diese Lebensphase typischen Probleme geprägt sein (Auszug der Kinder, Klimakterium, Vereinsamung, ggf. Partnerverlust etc.); oft, vor allem bei älteren Pat., ausgeprägte kognitive Störungen schwere Differentialdiagnose zu Demenz, verschwinden aber nach Abklingen der depressiven Phase wieder (≠ chronisch progressiver Verlauf der Demenz) (Möller, S. 211 f) 39 Prüfungsfragen für Psychopathologie 12.a) Was sind ungünstige Prognosekriterien der affektiven Psychosen? b) Was befürchtet man bei endogenen Psychosen am meisten? 13.Welchen Typ der Depression würden Sie sich aussuchen? 14.Was spricht für Manie (aber nicht gegen Depression!)? 15.Was überwiegt in der Bevölkerung, Manie oder Depression? 16.Wie ist die Geschlechterverteilung bei affektiven Störungen? 17.Was würden Sie sich aussuchen, Manie od. Depression? 40 zu a): längere Verläufe, vor allem mehrphasige Manien u. bipolare manischdepressive Psychosen haben häufiger Residualzustände zur Folge: deutliche Persönlichkeitsveränderungen in Form von Nivellierung u. Entdifferenzierung (nicht allein Krankheitsfolge, sondfern auch Folge der durch die Krankheit gestörten Persönlichkeitsentwicklung u. der sozialen Schwierigkeiten) (Tölle, S. 248) früher Beginn einer (unipolaren) affektiven Psychose: häufiger Übergang in eine ungünstigere bipolare Psychose (Schmidt, S. 191) früher Beginn mit eindeutigem Dominieren manischer Symptome (frühes Auftreten bei denjenigen, die eine starke Penetranz der Störung haben) Suiciddrohungen u. wiederholte suicidale Handlungen deutliche hypomanische bis aggressive Stimmung trotz Lithium/ begleitender Medikation mit Neuroleptika/Carbamazepin hohe Expressed-Emotions-Komponenten in Verbindung mit geringer Compliance Persönlichkeitsstörungen eingeschränkte Copingmöglichkeiten b) den Suicid: 10-15% aller Pat. mit affektiven Psychosen begehen Suicid bei depressiver Episode besonders kritisch: wenn nach begonnener Medikation mit Antidepressiva der anstriebssteigernde Effekt schon auftritt, aber der stimmungsaufhellende Effekt noch nicht eintritt das ist immer so! bei manischer Episode besonders kritisch: wenn dem Pat. beim Abklingen der Symptome bewußt wird, welchen Scherbenhaufen er angerichtet hat Anpassungsstörung: kurze depressive Reakton F43.20 (= ein vorübergehender leichter depressiver Zustand, der nicht länger als 1 Monat dauert) leichte depressive Episode F32.0 (s.o.) Hypomanie: anhaltende leicht gehobene Stimmung, gesteigerter Antrieb/Aktivität, Gefühl von Wohlbefinden u. körperlicher u. seelischer Leistungsfähigkeit; gesteigerte Geselligkeit, Gesprächigkeit, Vertraulichkeit, gesteigerte Libido, vermindertes Schlafbedürfnis, Interesse an ganz neuen Unternehmungen nach depressiver Episode kann es eine hypomanische Nachschwankung geben: diese ist aber von geringer Intensität u. kurzer Dauer (Tölle, S. 247) abrupter Beginn: eine manische Phase „beginnt wie angeknipst, endet wie ausgeknipst“ Klosterkötter) eine depressive Phase kann abrupt enden u. in eine hypomanische Nachschwankung umschlagen Manie: situationsinadäquat gehobene Stimmung, vermehrter Antrieb, Überaktivität, Rededrang, vermindertes Schlafbedürfnis, starke Ablenkbarkeit, Selbstüberschätzung, Größenideen, maßloser Optimismus, Wahrnehmungsstörungen, vermehrte Geldausgabe; bedingt i.d.R. Schuldunfähigkeit u. fehlende Testierfähigkeit (Kaufverträge) stationäre Zwangseinweisung, Verlust der freien Willensbestimmung Die Depression überwiegt bei weitem: unipolare Depression: ca. 65% unipolare Manie: ca. 5% bipolare manisch-depressive Psychose: ca. 30% depressive Phasen überwiegen hier meist erheblich, ein strenges Alternieren manischer u. depressiver Phasen ist selten (Möller, S. 222) bei Depressionen: Frauen:Männer = 2:1 bei bipolaren gleich Gefahr bei Depression: Suicid Gefahr bei Manie: Verschuldung, Selbst- u. Fremdgefährdung; nach manischer Phase auch Suicid möglich angesichts des angerichteten Scherbenhaufens eine leichte depressive Episode od. am besten eine kurze depressive Reaktion (Anpassungsstörung F 43.20) 40 Prüfungsfragen für Psychopathologie 18. Welche Wahnthemen treten bei Melancholie auf? 19. Inhaltliche u. formale Denkstörungen bei der Manie? 20. Was ist „major depression“? 41 Verarmungswahn, Krankheitswahn, Schuldwahn, nihilistischer Wahn synthym! (aber auch parathyme Themen im Sinn von affektneutral möglich) formal: Ideenflucht, beschleunigtes Denken typische Denkstörung bei Manie inhaltlich: Inhalte des ideenflüchtigen Denkens sind Größenideen, die wahnhaftes Ausmaß annehmen können (Megalomanie) Begriff aus dem DSM für einzelne und rezidivierende schwere depressive Episoden 41 Prüfungsfragen für Psychopathologie 21.Welche Symptomatik bei Manie? 42 3 Hauptsymptome: 1. situationsinadäquate, euphorisch-gehobene Stimmung 2. gesteigerter Antrieb 3. Ideenflucht, beschleunigtes Denken (Tölle, S. 243 f) Manische Symptomatik (Forschungskriterien ICD-10): nach ICD-10: 3 Schweregrade von manischen Episoden: - leichte: Hypomanie - mittelgradige: Manie ohne psychotische Symptome - schwere: Manie mit psychotischen Symptomen Hypomanie/leichte manische Episode: 1 typisches u. obligatorisches Symptom: Stimmung ist in einem für die Betroffenen deutlich abnormen Ausmaß an mindestens 4 aufeinander folgenden Tagen gehoben od. gereizt. 7 weitere Symptome: 1. gesteigerte Aktivität od. motorische Ruhelosigkeit 2. gesteigerte Gesprächigkeit 3. Konzentrationsschwierigkeiten od. Ablenkbarkeit 4. vermindertes Schlafbedürfnis 5. gesteigerte Libido 6. übertriebene Einkäufe od. andere Arten von leichtsinnigem od. verantwortungslosen Verhalten 7. gesteigerte Geselligkeit od. übermäßige Vertraulichkeit von diesen Symptomen müssen mindestens 3 vorliegen u. die persönliche Lebensführung beeinträchtigen. Manie: 1 typisches u. obligatorisches Symptom: Stimmung ist vorwiegend gehoben, expansiv od. gereizt u. für die Betroffenen deutlich abnorm. Dieser Stimmungswechsel muß auffällig sein u. mindestens 1 Woche anhalten (es sei denn, eine Krankenhauseinweisung wird vorher notwendig). 9 weitere Symptome: 1. gesteigerte Aktivität od. motorische Ruhelosigkeit 2. gesteigerte Gesprächigkeit, Rededrang 3. Ideenflucht od. subjektives Gefühl von Gedankenrasen 4. Verlust normaler sozialer Hemmungen, was zu einem den Umständen unangemessenen Verhalten führt 5. vermindertes Schlafbedürfnis 6. überhöhte Selbsteinschätzung od. Größenwahn 7. Ablenkbarkeit od. andauernder Wechsel von Aktivitäten od. Plänen 8. tollkühnes od. leichtsinniges Verhalten, dessen Risiken die Betroffenen nicht erkennen, z.B. leichtsinnnige Geldausgabe, törichte Unternehmungen, rücksichtsloses Fahren 9. gesteigerte Libido od. sexuelle Taktlosigkeit von diesen Symptomen müssen mindestens 3 vorliegen bzw. 4, wenn die Stimmung nur gereizt ist, u. diese Symptome müssen eine schwere Störung der persönlichen Lebensführung verursachen Manie ohne psychotische Symptome/mittelgradige manische Episode (berufl. u. soziale Funktionsfähigkeit ist unterbrochen) wenn psychotische Symptome hinzukommen Manie mit psychotischen Symptomen/schwere manische Episode; wichtig: die Wahnideen sind nicht bizarr od. kulturell angemessen, bei den Halluzinationen handelt es s. nicht um Rede in der dritten Person od. kommentierende Stimmen Differentialdiagnose zu schizophrenen Symptomen! sondern: Größen-, Liebes-, Beziehungs- u. Verfolgungswahn. Psychotische Symptome vor allem synthym (z.B. Größenwahn od. Stimmen, die den Betroffenen sagen, 42 Prüfungsfragen für Psychopathologie 22. Welche differentialdiagnostischen Überlegungen sind bei Manien anzustellen? 23.Wie sieht der Tagesablauf bei schwerer Depression aus? 24.Woran erkenne ich jemanden mit schwerer Depression? 25.Was versteht man unter einer „larvierten Depression“? 26. Woran erkennt man den Schweregrad einer Depression? 43 Ausschluß organischer/toxischer Ursachen Schizophrenie (Art der Wahnideen u. Halluzinationen unterschiedlich!) schizoaffektive Störung (manisches Syndrom ausschließlich während schizoaffektiver Störung) Durchschlafstörungen morgendliches Früherwachen, mindestens 2 Stunden vor der üblichen Zeit Tagesschwankungen von Stimmung u. Antrieb, bei 1/3 mit Morgentief (Morgentyp) od. selten mit Abendtief (Abendtyp) Erscheinungsbild: Der Gesichtsausdruck ist ernst u. verbietet Ermunterung od. gar Scherz. Der Blick verrät vielfach ängstliche Beunruhigung, gleichzeitig auch eine eigentümliche Ferne u. Unberührtheit von allem, was um den Pat. vorgeht. Am auffälligsten ist die Bewegungsarmut, die oft mit einer nur mühsam unterdrückten inneren Unruhe gepaart ist. Mimik, Gestik u. Sprache drücken Angespanntheit, Entschlußlosigkeit u. Hoffnungslosigkeit aus. Dem, der den Pat. aus gesunden Zeiten kennt, fallen Stille, Zurückhaltung u. Befangenheit auf. (Tölle, S. 236) erstarrte Mimik u. Gestik, gesenkter Blick, leises Sprechen vegetative Störungen u. vielfältige Organbeschwerden stehen im Vordergrund, die depressiven Symptome treten in den Hintergrund somatisierter Subtyp, Vollbild ist nicht ausgeprägt an der Intensität der Symptomatik (Art bzw. Ausprägungsgrad u. Anzahl der depressiven Symptome) leichte: die vorhandenen mindestens 4 Symptome müssen ausgeprägt genug sein, um Gequältsein zu verursachen u. von anderen Personen bemerkt zu werden mittelgradige: die vorhandenen mindestens 6 Symptome sind so ausgeprägt, daß sie den meisten Personen noch erlauben, ihre normale Berufstätigkeit u. ihre sozialen u. familiären Aktivitäten, wenn auch mit erheblichen Schwierigkeiten, fortzusetzen schwere: die vorhandenen mindestens 8 Symptome müssen so schwer ausgeprägt sein, daß sie erhebliches Gequältsein u. fast immer auch deutliche Behinderung verursachen, die Person kann berufliche u. familiäre Aktivitäten nicht mehr fortsetzen. (Möller, S. 215) Funktionsfähigkeit im Alltag (Arbeitsfähigkeit, familiäre Aktivitäten u. Sozialkontakte): bei leichter depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag erhalten; bei mittlerer depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag nur unter erheblichen Schwierigkeiten fortsetzbar; bei schwerer depr. Episode: Funktionsfähigkeit im Alltag nicht erhalten 43 Prüfungsfragen für Psychopathologie 27.Wie würden Sie vorgehen, um den Schweregrad einer Depression zu bestimmen? 44 Gespräch mit dem Pat. führen u. sorgfältig auf sein Erscheinungsbild achten (s.o.), eine ausführliche Anamnese erheben (Zusammenhänge zwischen Depression u. Lebensereignissen in der nahen u. fernen Vergangenheit) sowie sorgfältige Exploration seines Erlebens (Stimmung/ Affektivität, Antrieb, Denken, Suicidalität) u. Beurteilung der Schwere anhand der ICD-10- Kriterien für Schweregrad (s.o.). Die Beurteilung der Suicidalität ist bei Depression eine der wichtigsten Aufgaben. Für eine erhöhte Suicidgefahr sprechen: lang anhaltende u. schwere Depressivität, Schulderleben u. Selbstbezichtigungen, bittere Äußerungen über die Aussichtslosigkeit des Lebens u. auch starke latente Aggressivität, die ihr Ziel nicht erreicht, weiter frühere Suicidversuche des Pat. u. Suicidhandlungen in der Familie od. der näheren Umgebung. Je weniger depressiv herabgestimmt u. besonnen ein Mensch erscheint, der von Suicidabsichten spricht, desto größer ist das Risiko einer ernsthaften suicidalen Handlung. Wenn einmal der Entschluß zum Suicid gefaßt ist, wirken manche Pat. fast entspannt (Befreiung, Erlösung). Verneint der Pat. die Frage nach Suicidabsichten, man ist aber davon nicht überzeugt, kann man nachfragen, warum er keine Suicidabsichten (mehr) habe: suicidale Pat. antworten hierauf ausweichend od. gar nicht (während eine konkrete Antwort, z.B. wegen des Partners, der Kinder od. der Eltern, gegen Suicidalität spricht). Weitere Risikofaktoren sind soziale Isolierung u. psychische Krisen od. Krankheiten (90%, endogene Psychosen bei 1/3). 28.Wenn jemand mit einer mittelgradigen depressiven Episode zu Ihnen käme, was würden Sie machen? (Standardisierte Selbst- od. Fremdbeurteilungsskalen zur Abschätzung, z.B. Hamilton-Depressionsskala, sind oft nicht einsetzbar: depressiven Pat. fällt es oft schwer, einen Fragebogen zuverlässig auszufüllen od. auf Fragen des Untersuchers genaue Antworten zu geben, da ihm Quantifizierungen kaum möglich sind: er ist so tief gestört, so absolut hoffnungs- u. ausweglos, daß ihm Abstufungen sinnlos erscheinen. Außerdem kann die Fragebogenuntersuchung depressive Pat., die zumeist sehr gewissenhaft u. auf Kooperation bedacht sind, zusätzlich belasten.) (Tölle, S. 242 u. 125) 1) Diagnostik: Anamnese u. Exploration zur Bestimmung des genauen Verlaufs: bipolar – monopolar; Differentialdiagnose: Anpassungsstörung (Frage nach belastendem Ereignis), Klärung der Suicidgefahr (s.o.); 2) Therapie mit 3 Säulen: psychopharmakologisch, psychotherapeutisch u. soziotherapeutisch. 44 Prüfungsfragen für Psychopathologie 29.Wie sieht die Therapie der Depression aus? 30.Wie sieht die Therapie der Manie aus? 31. a) Welche Antidepressiva gibt es? b) Welches ist das Mittel der Wahl? 45 Akutbehandlung je nach Suicidalität u. Compliance ambulant od. stationär supportives ärztliches/psychotherapeutisches Gespräch (stetige Zuwendung u. Einfühlung, Mut u. Hoffnung vermitteln, stark u. belastunhsfähig sein, quasi stellvertretend für verzweifelten Pat. die depressive Phase durchstehen), Beziehung Arzt/Psychologe – Patient muß stabil sein (persönliche Bindung ist beste Suicidprävention!) Pharmakotherapie: Antidepressiva (sedierend bzw. zusätzlich ein sedierendes Medikament bei Suicidalität u. Agitiertheit) Vorsicht: da der antriebssteigernde Effekt dem stimmungsaufhellenden Effekt vorausgeht, werden etwaige suicidale Impulse vorübergehend begünstigt!!! Außerdem wirken Antidepressiva erst nach 2-3 Wochen richtig aus beiden Gründen ist bei Suicidalität in der Regel eine stationäre Behandlung notwendig!!!; einschleichende Dosierung innerhalb 1 Woche, nach stabiler Besserung über einen Zeitraum von 4 Wochen ausschleichende Dosierung über 4-6 Wochen. bei Suicidalität, Agitiertheit u. Schlafstörungen zusätzlich ein Hypnotikum (Benzodiazepin) od. ein sedierendes Antidepressivum wg. Wirklatenz der Antidepressiva (2-3 Wochen) vorher ggf. Benzodiazepine od. schwachpotente Neuroleptika Neuroleptika od. Lithium können den antidepressiven Effekt verbessern Elektrokrampftherapie: Indikation bei schwerer, sonst nicht behebbarer Suicidalität, bei nihilistischem Wahn u. depressiven Stupor od. bei mangelndem Effekt verschiedener Antidepressiva therapeutischer Schlafentzug (total, partiell od. selektiv): Ziel: Resynchronisation der zirkadianen Rhythmen Lichttherapie bei saisonaler Depression Erhaltungstherapie antidepressive Erhaltungsmedikation über 6 Monate; falls phasenhafter Verlauf, evtl. mit Lithium eine Phasen-Prophylaxe durchführen u. ggf. schon während der Antidepressiva-Therapie beginnen Tagesstrukturierung Bewegungs- u. Sporttherapie, Physiotherapie, Ergotherapie (= Beschäftigungs- u. Arbeitstherapie) aber Schonung! Rezidivprophylaxe Pharmakotherapie: falls phasenhafter Verlauf, evtl. mit Lithium eine Phasen-Prophylaxe durchführen; wenn unwirksam, bei monopolarer Depression tricyclisches Antidepressivum, bei bipolarer Psychose Carbamazepin Psychotherapie: kogn. VT, PA Training von Konzentration u. Ausdauer Familien werden trainiert, EE zu kontrollieren Akutbehandlung bei ausgeprägter Symptomatik stationäre Behandlung (ggf. richterliche Einweisung, da keine Krankheitseinsicht u. auch kein Krankheitsgefühl) Pharmakotherapie: Neuroleptika (Kombination von antipsychotischem hochpotenten Neuroleptikum mit sedierendem niedrigpotenten Neuroleptikum) (od. Lithium: wirkt aufgrund sedierenden Effekts antimanisch); ausschleichende Dosierung über einen längeren Zeitraum genügend Freiraum Rezidivprophylaxe insbesondere bei wiederholten Rezidiven mit Lithium; wenn unwirksam, dann bei bipolarer Psychose mit Carbamazepin a): trizyklische (anticholinerge Nebenwirkungen, Blutdrucksenkung) MAO-Hemmer selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Unruhe, Überkeit) b) üblich sind gegenwärtig Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, weil sie die geringsten Nebenwirkungen haben 45 Prüfungsfragen für Psychopathologie 32.Welche Medikamente gibt man bei Depression? Welche Wirkung u. welche Nebenwirkungen haben sie? 33.Wie hoch ist der Placeboeffekt bei Antidepressiva? 34. a) Wann wird bei Depression die Elektrokrampftherapie eingesetzt? b) Wie wirkt sie? 35.Wie hoch ist die Heilungschance mit Antidepressiva bei Melancholie? 36.Welche anderen Faktoren bedingen die Heilung einer Melancholie mit? 37.Was ist Lithium? Welche Zusammensetzung hat es? 46 einschleichende Dosierung ängstl.-agitierte Depressionen: sedierendes Antidepressivum, ggf. Benzodiazepine bei Suicidalität: sedierendes Antidepressivum, ggf. Benzodiazepine bei Schlafstörungen: Hypnotikum (Benzodiazepine) trizyklische Antidepressiva: Nebenwirkungen: anticholinerge Nebenwirkungen: Mundtrockenheit, Obstipation etc.); Blutdrucksenkung sind i.d.R. von leichter Intensität, auf den Beginn der Behandlung beschränkt, klingen entweder spontan nach Dosisreduktion ab od. können symptomatisch therapiert werden bei neuerer Substanzklasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer: keine anticholinergenen Effekte, aber Unruhe u. Übelkeit wg. Wirklatenz der Antidepressiva (2-3 Wochen) vorher ggf. Benzodiazepine od. schwachpotente Neuroleptika Antidepressiva verkürzen die Phasen, Restsymptomatik bleibt aber bestehen 20-30%??? woher ist diese Zahl? Elektrokrampftherapie = Auslösung eines epileptischen Krampfanfalls durch elektrische Durchflutung unter Kurznarkose a) Indikation bei schwerer, sonst nicht behebbarer Suicidalität, bei nihilistischem Wahn u. depressiven Stupor od. bei mangelndem Effekt verschiedener Antidepressiva b) Wirkweise: ist nicht im einzelnen bekannt. Vermutet wird eine Transmitterstimulation im Hypothalamus (entsprechend der NoradrenalinSerotonin-Hypothese der antidepressiven Pharmakotherapie). Die Krampfbehandlung bewirkt wie andere depressive Behandlungen eine Verminderung der REM-Schlafphasen, ohne daß deren Bedeutung für den Wirkmechanismus bekannt wäre. Eine psychopathologische Interpretation besagt, daß die Krampfbehandlung der psychotischen Symptomatik gleichsam den Boden entziehe, also ein “Nicht-haben-Können der Psychose“ bedinge. (Tölle, S. 361 f) „Um 70% u. damit wesentlich höher als die Placeborate.“ Das günstigste Ergebnis ist die Phasenverkürzung. In der Regel wird die melancholische Symptomatik nicht vollständig aufgehoben, aber erheblich reduziert, so daß Alltagsfunktionen wieder erreicht werden. Bei 30% führt die alleinige Behandlung mit Antidepressiva nicht zum Ziel. Prädiktoren für einen günstigen bzw. schnellen therapeutischen Effekt von Antidepressiva sind insbesondere ausgeprägte Vitalstörungen – dies gilt vermutlich für alle antidepressiven Maßnahmen. (Tölle, S. 256 f) gleichzeitige Gabe anderer Medikamente (Lithium, Benzodiazepin) Qualität der Beziehung Therapeut-Pat. u. der psychotherapeutischen Behandlung Einbeziehung der Familienangehörigen situative Faktoren Persönlichkeitsfaktoren: z.B. können vorausgegangene neurotische Störungen das Herausgeraten aus der Melancholie erschweren Lithium-Salz: einwertiges Metall aus der Gruppe der Alkali-Metalle zur Rezidivprophylaxe von manischen u. schizomanischen Psychosen; kein eigentlich sedierendes Psychopharmakon, hat aber auch sedierenden Effekt 46 Prüfungsfragen für Psychopathologie 38.Warum wird Lithium eingenommen/wann wird Lithium eingesetzt? Wie wirkt es? zur Prophylaxe bei mehrphasigen affektiven u. schizoaffektiven 39.Welche Besonderheiten des Verlaufs zeigen die affektiven Psychosen im Jugendalter? 47 Psychosen (nach der 2. Phase/Episode): schützt vor erneuten Episoden od. Phasen werden deutlich seltener, leichter, kürzer bei 70% bleiben weitere Phasen aus in florider/akuter manischer Phase: wirkt aufgrund des sedierenden Effekts antimanisch Gesamtdosis am Abend, damit Hauptnebenwirkungen im Schlaf nicht wahrgenommen werden Lithiumserumspiegel regelmäßig kontrollieren: Lithiumintoxikation kann zu Krampfanfällen, Koma u. bis zum Tod führen!!! Compliance wichtig!! stark verzögerter Wirkungseintritt Nebenwirkungen, trotz allgemein guter Verträglichkeit (ohne Langzeitfolgen): Gewichtszunahme, feinschlägiger Tremor, Feinmotorik, Durst, Sexualfunktionen reduziert, Schilddrüse einer der größten Erfolge der Psychiatrie: damit kann man trotz Manie/bipolarer affektiver Psychose gut leben Depressive Episoden im Kindes- u. Jugendalter: durchschnittliches Erkrankungsrisiko 0,5-1,0%, Erkrankungen vor dem 20. Lebensjahr machen weniger als 20% des Lebenszeitrisikos aus; ab dem Jugendalter sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen; gleiche Symptomatik wie bei Erwachsenen, bei Suicidgedanken u. – handlungen geht es häufig um ‚harte’ Methoden nach kurzer Entscheidungszeit; das somatische Syndrom kann ab dem mittleren Jugendalter hinzutreten; Reizbarkeit, ängstlich-phobische u. zwanghafte Symptome u. Alkoholmißbrauch können vorkommen; auch bei Kindern saisonale Depressionen (Herbst/Winter); hohe Rezidivwahrscheinlichkeit (mindestens 1/3 der Pat.) durch familiäre Belastung, Fortbestehen chronischer Belastungen u. Komorbidität (Eltern u. Geschwister haben erhöhte Belastung mit verschiedenen psychiatrischen Erkrankungen); bei frühem Beginn der depressiven Episode ist der Übergang in die prognostisch ungünstigen bipolaren Verläufe häufiger; Erhöhung des Rezidivrisikos durch intellektuelle Retardierung u. gleichzeitige Persönlichkeitsstörung. (Schmidt, S. 189 ff)); endogene Depressionen im Kindesalter sehr selten u. erst ab der Vorpubertät (Möller, S. 373) Manische Episoden im Kindes- u. Jugendalter: sind im Jugendalter sehr selten, in der Kindheit noch seltener; beide Geschlechter gleich betroffen. Bipolare Episoden sind prognostisch ungünstiger als monopolare Manie u. sind allgemein prognostisch ungünstig mit erhöhtem Rückfallrisiko, aus diesem Grund u. wegen der sozialen u. möglichen rechtlichen Folgen von manischen Episoden u. wegen der Selbstgefährdung in depressiven Episoden ist Akutbehandlung u. Rezidivprophylaxe indiziert. (Schmidt, S. 234 ff) depressive Phasen im Jugendalter sind schwierig zu diagnostizieren, da meist sehr kurz, z.T. nur einige Tage lang (Tölle, S. 241) Beginn affektiver Psychosen im Jugendalter oft nur retrospektiv zu bestimmen, da scheinbar unmotivierte Stimmungsschwankungen im Reifungsalter auch sonst vorkommen (Tölle, S. 241) depressive Verstimmung bei Kindern sind fast immer neurotischer Art od. chronische Depression von Kindern infolge frühkindlicher Deprivation (Tölle, S. 246) melancholische Syndrome im Jugendalter können dem Beginn einer schizophrenen Psychose vorausgehen (Tölle, S. 246) Phasen kürzer u. rascher; häufig rapid cycling, die schlecht auf Medikamente ansprechen u. entsprechend ausgeprägte soziale Folgen nach sich ziehen häufig ist Stimmung eher gereizt, somat. Störungen (Appetitverminderung), wohinter sich häufig eine Depression verbirgt (woher diese Infos?) 47 Prüfungsfragen für Psychopathologie 40.Wie ist die Ätiologie/ Pathogenese von affektiven Störungen? 41.Was ist eine schizoaffektive Psychose? 42.Was versteht man unter Zyklothymia? 43.Wie sieht die Epidemiologie von affektiven Störungen aus? 48 multifaktorielle Ursachen: Vulnerabilitätskonzept: anlagebedingte Verletzlichkeit (Konkordanzraten bei eineiigen Zwillingen 65%, 80% bei bipolaren, 50% bei unipolaren; bei zweieiigen Zwillingen: 20% Abnormitäten in der Neurotransmission/Dysbalance verschiedener Neurotransmitter: Verminderung der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin PA: abnorme Trauerreaktion, Objektverlust Introjektion: Autoaggression, Schuldgefühle (Haß auf verlorenes Liebesobjekt wird auf eigenes Selbst gerichtet) Existentialphilosophie: Sinnverlust VT: gelernte Hilflosigkeit, Verstärkerverlust kognit. Theorie: depr. Kognitionen/Denkfehler: zu Person/Umwelt/Zukunft krit. Lebensereignisse: Tod, Scheidung, Trennung, Wochenbett zwischen Schizophrenie u. affektiver Psychose Symptome von Depression o./u. Manie u. gleichzeitig od. höchstens durch einige Tage getrennt u. zusätzlich Symptome von Schizophrenie Zyklothymia = andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen Perioden leichter Depression u. leicht gehobener Stimmung leichte, chronische Stimmungsschwankungen mit Beginn in der Regel im frühen Erwachsenenleben (F 34.0) Morbidität/durchschnittliches Erkrankungsrisiko: etwas unter 1% Frauen : Männer = 2:1 bei Depressionen, bei bipolaren Störungen gleich der größte Teil der Erkrankungen beginnt im 3. od. 4. Lebensjahrzehnt, der Häufigkeitsgipfel für Ersterkrankungen liegt etwas später als der bei Schizophrenien; frühestens ab der Vorpubertät, aber in diesem Alter sehr selten eine erste manische Phase tritt in früherem Lebensalter auf als eine erste depressive bipolare Psychosen beginnen früher (zu ca. 20% bereits vor dem 20. Lebensjahr) als unipolare 48 Prüfungsfragen für Psychopathologie 44. Was ist Dysthymia? 49 Dysthymia = chronische (länger als 2 Jahre dauernde) depressive Verstimmung leichteren Grades, die nach Schweregrad u. Dauer nicht die Kriterien für eine leichte rezidivierende depressive Episode erfüllt (~depressive Neurose/neurotische Depression). Nach Forschungskriterien ICD-10: mindestens 3 der Symptome meistens, oft monatelang: 1. verminderter Antrieb od. Aktivität 2. Schlaflosigkeit 3. Verlust des Selbstvertrauens od. Gefühl von Unzulänglichkeit 4. Konzentrationsschwierigkeiten 5. Neigung zum Weinen 6. Verlust des Interesses od. der Freude an Sexualität u. anderen angenehmen Aktivitäten 7. Gefühl von Hoffnungslosigkeit u. Verzweiflung 8. erkennbares Unvermögen, mit den Routineanforderungen des täglichen Lebens fertigzuwerden 9. Pessimismus im Hinblick auf die Zukunft od. Grübeln über die Vergangenheit 10. sozialer Rückzug 11. verminderte Gesprächigkeit die Pat. haben gewöhnlich dazwischen zusammenhängende Perioden 45.Wie ist die Ätiologie von Depression? 46.Was ist eine neurotische Depression? 47.Welche Differentialdiagnose muß man bei neurotischer Depression machen? von Tagen od. Wochen, in denen sie s. gut fühlen; aufgrund des jahrelangen Dauerns der leichten depressiven Episoden zieht die Dysthymia beträchtliches subjektives Leiden u. Beeinträchtigungen nach s. Beginn gewöhnlich im frühen Erwachsenenleben u. Dauer mindestens mehrere Jahre, manchmal lebenslang; bei Beginn im höheren Lebensalter häufig nach einer abgrenzbaren depressiven Episode, nach einem Todesfall od. einer anderen offensichtlichen Belastung Lebenszeitprävalenz 2 bis 10% (woher?) multifaktorielles Bedingungsgefüge: genetische Disposition (bei bipolarer höher als bei monopolarer Depression) geschlechtsspezifischer Vulnerabilitätsfaktor bei monopolarer Depression belastende Lebensereignisse (auslösende od. gar ursächliche Funktion) evtl. psychologische Entstehungsbedingungen ähnlich wie bei Dysthymia/neurotischer Depression (Hypothesen von Psychoanalyse u. Lerntheorie) prämorbide Persönlichkeitsstruktur: Typus melancholicus: gekennzeichnet durch Haften am Gewohnten, Ordentlichkeit u. Gewissenhaftigkeit biochemisches Korrelat: verminderte Aktivität im Bereich zentralnervöser noradrenerger u. serotonerger Synapsen (gilt wohl auch für Dysthymia) (Möller, S. 205 ff) neurotische Depression = Dysthymia leichte endogene Depression/depressive Episode: bei Dysthymia fehlen meistens Vitalsymptome, die charakteristisch bei depressiver Episode sind; Dysthymia ist stärker durch situative Einflüsse modulierbar, z.B. durch die Gegenwart eines Freundes od. durch angenehme Betätigung; dysthyme Verstimmung ist meist nicht so schwer u. führt seltener zu einer bedeutenden Einschränkung der Alltagsfunktionen (berufliche Leistungsfähigkeit etc.) Anpassungsstörung: längere depressive Reaktion (unter 2 Jahre) schizophrenes Residuum (negative schizophrene Symptome) bei älteren Menschen: Demenz (oft auch depressive Symptome) 49 Prüfungsfragen für Psychopathologie 50 6Neurotische, somatoforme und Belastungsstörungen 50 Prüfungsfragen für Psychopathologie 1. Was ist der Unterschied zwischen Neurose u. Persönlichkeitsstörung? 51 Neurose = psychische Syndrome mit unterschiedlichem Erscheinungsbild, die durch Störungen der Erlebnis- u. Konfliktverarbeitung bedingt sind. Im Gegensatz zu den Psychosen besteht eine ausreichende Realitätskontrolle. Der Leidensdruck ist meistens sehr groß. Man unterscheidet zwischen Symptomneurosen, bei denen die neurotische Störung in aktuellen psychopathologischen Symptomen zutage tritt, u. Charakterneurosen, bei denen s. die neurotische Störung in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition darstellt. (Möller, S. 246) Neurosen sind nicht hirnorganisch bedingt (dieser Faktor kann nur in bestimmten Fällen die Entstehung begünstigen). Sie sind in Abgrenzung von Psychosen weniger schwere u. weniger schicksalhaft verlaufende seelische Störungen, ohne Desintegration der Persönlichkeit u. ohne die für Psychosen so charakteristische Realitätsbezugsstörung. Anders als Persönlichkeitsstörungen (Charakterneurosen) äußern s. die meisten Neurosen in bestimmten klinischen Symptomen. (Tölle, S. 40) Neurosen: Symptomneurosen: neurotische Störung äußert s. in aktuellen psychopathologischen Symptomen Persönlichkeitsstörungen: Charakterneurosen: neurotische Störung stellt s. in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition dar Die (Symptom-) Neurosen sind häufige Störungen: Prävalenzrate 10%, unter Einbeziehung leichter Fälle über 20%. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Häufigkeitsgipfel der Erkrankungen ist im mittleren Lebensalter. Klinische Erscheinungsbilder: Angstneurose (Angststörung) phobische Neurose (Phobische Störung) Zwangsneurose (Zwangsstörung) depressive Neurose (neurotische Depression/Dysthymia) Hypochondrische Neurose (Hypochondrie) neurasthenische Neurose (Neurasthenie) hysterische Neurose/Konversionsneurose (dissoziative Störung) neurotisches Depersonalisationssyndrom psychosomatische/somatotoforme Störungen Es handelt s. hier nur um typologische deskriptive Differenzierungen mit starker Randunschärfe. Häufig ist es deshalb gar nicht möglich, das Erscheinungsbild eines Pat. einem dieser Typen zuzuordnen, sondern man muß zwei od. mehr dieser Typen zur Beschreibung heranziehen. Differentialdiagnostisch müssen die neurotischen Störungen jeweils sorgfältig gegenüber gleichartigen klinischen Bildern bei endogenen u. hirnorganischen Erkrankungen abgegrenzt werden. (Möller, S. 251 ff) Verlauf von Neurosen: Neurotische Störungen treten meist im Zusammenhang mit nachweisbaren situativen Belastungsfaktoren auf, mit Erlebnissen, denen häufig erst vor dem jeweiligen Hintergrund einer speziellen Lebens- u. Lerngeschichte der Charakter des Pathogenen zukommt. Das neurotische Symptom bedeutet nicht nur subjektives Leiden, sondern auch Entlastung (primärer Krankheitsgewinn) u. hat Konsequenzen, die auch einen positiven Aspekt haben, z.B. vermehrte Zuwendung u. Befreiung von Pflichten durch andere (sekundärer Krankheitsgewinn). Beide Arten von Krankheitsgewinn können zur Symptomfixierung u. Chronifizierung beitragen. Neurotische Störungen dauern selten nur Monate, oft dauern sie Jahre. Chronische Verläufe sind also eher die Regel. Im Rahmen erneuter Belastungssituationen kann es zu einem erneuten Auftreten der gleichen od. einer anderen Symptomatik kommen. günstige Prognose: Phobien hysterische Neurose z.T. depressive Neurose 51 Prüfungsfragen für Psychopathologie 2. Wie sieht die Verhaltenstherapie bei Neurosen aus? 52 grundsätzlich: zuerst Verhaltensanalyse: Symptomauslöser u. symptomverstärkende Stimuli werden analysiert u. ein Therapieplan zu ihrem Abbau aufgestellt, durch den gleichzeitig das symptomatische Verhalten reduziert wird. Parallel dazu werden Verhaltensdefizite eliminiert, indem kompetente Verhaltensweisen aufgebaut (u.a. nach dem Prinzip des operanten Konditionierens) u. geübt werden (in Rollenspielen nach dem Prinzip des Lernens am Modell u. in der Realität) Training sozialer Kompetenz. depressive Neurose: operante positive Verstärkung von Aktivitäten (Aktivierungsprogramm), Aktivitätstraining (Tagespläne) u. kognitive Umstrukturierung von irrationalen negativen Kognitionen Angstneurose/phobische Neurose: Reizkonfrontation in sensu od./u. in vivo: systematische Desensibilisierung; Reizüberflutung in vivo (flooding) sozialphobische Neurose: Selbstsicherheitstraining (assertive training) Zwangsneurose: a) bei Zwangshandlungen: Reizkonfrontation in vivo zur bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige Reaktionsverhinderung (response prevention) u. b) bei Zwangsideen/-gedanken, -befürchtungen u. –impulsen: kognitive Selbstkontrolle (Gedanken-stop-Training) (nicht so wirksam), auch Habituationstraining nach bewußter Provokation, Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils Angstreduktion erzeugt) (Möller, S. 277 f; Schmidt, S, 185 f) 52 Prüfungsfragen für Psychopathologie 3. a) Was ist ein Konflikt? b) Was ist eine Konfliktreaktion? 53 a) Ein Konflikt kommt zustande, wenn in einem Menschen zwei Strebungen von vitaler Bedeutung widersprüchlich bzw. (zeitlich: gleichzeitig) unvereinbar u. unter einem Entscheidungsdruck aufkommen. PA: Konflikte entstehen hauptsächlich zwischen Ich u. Es bzw. zwischen Über-Ich u. Es. Urkonflikt: Sexualkonflikt (= in weiterem Sinn zwischenmenschlicher Konflikt). Zu beachten sind insbesondere folgende Konflikte: Bereich des Habens u. Besitzens Nähe/Bindung versus Distanz/Trennung Autonomie vs. Abhängigkeit Macht vs. Unterlegenheit Bereich Aggressivität u. Rivalität (Tölle, S. 41) Appetenz-Appetenz-Konflikt/Annäherungs-Annäherungs-Konflikt/ Appetenzkonflikt: Zwang zur Entscheidung zwischen zwei gleich attraktiven Gegebenheiten Aversions-Aversions-Konflikt/Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt/ Aversionskonflikt: Zwang zur Entscheidung zwischen zwei gleich unattraktiven Gegebenheiten Appetenz-Aversions-Konflikt/Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt/ Ambivalenzkonflikt: gleichzeitiges Vorhandensein von gegensätzlichen Strebungen gegenüber einer Gegebenheit (Dorsch) b) Eine Konfliktreaktion ist eine akute u. meist kurzdauernde inadäquate Reaktion auf einen bestimmten umschriebenen Konflikt mit der Folge gesundheitlicher Störungen. ≠ Neurose: kompliziertere Entwicklung gesundheitlicher Störungen, die nicht auf einzelne aktuelle Konflikte zurückzuführen ist, sondern inadäquate Verarbeitungen von länger anhaltenden Konflikt- u. Frustrationssituationen, die oft in die Kindheit zurückreichen, zur Voraussetzung hat. Kennzeichen von ausgeprägtem neurotischen Konflikterleben: die Person neigt zu bestimmten, weitgehend festgelegten Einstellungen u. Verhaltensweisen u. ist wenig in der Lage, den konflikthaften Charakter der kritischen Lebenssituation als solchen wahrzunehmen, geschweige denn eine adäquate Konfliktbewältigung in Form der Lösung (Konflikt bleibt bewußt od. weitgehend bewußt u. wird rational verarbeitet, die widersprüchlichen Regungen werden im Idealfall in das Gesamterleben integriert; auch Sublimierung, Verschiebung u. Phantasiebefriedigungen/Tagträume) od. in Form von einem Kompromiß zu erreichen. Wenn dann die Konfliktspannung die Tragfähigkeit übersteigt, kann Entlastung nur durch bestimmte neurotische Abwehrmaßnahmen (Verdrängung, Widerstand, Rationalisieren, Isolieren, Reaktionsbildung, Projektion, Introjektion, Konversion, Vermeidung, Regression) erlangt werden. (Tölle, S. 46 u. 43 ff) 53 Prüfungsfragen für Psychopathologie 4. Was ist der Unterschied zwischen Neurosen im Kindes- u. Erwachsenenalter? 54 Neurosen bei Kindern: 1) alterstypische kindliche Neurosen/psychoreaktive Verhaltensstörungen: Enuresis (Einnässen, F9), Enkopresis (Einkoten,F9), Mutismus (Störung sozialer Funktionen, F9), Erziehungsschwierigkeiten u. Verhaltensstörungen (hyperkinetisches Syndrom, Störungen des Sozialverhaltens, Ticstörungen; alle F9); Sprachstörungen ( F8) sind primär keine Neurosen, sondern organisch bedigte funktionelle Störungen. 2) frühkindliche psychoreaktive Fehlentwicklungen/ psychoreaktive Persönlichkeitsstörungen: streng genommen keine Neurosen, sondern Persönlichkeitsveränderungen u. Behinderung in der soz. Anpassung, die auf ein schweres u. anhaltendes emotionales Defizit in den ersten Lebensjahren zurückzuführen sind: frühkindlicher Hospitalismus/ Deprivationssyndrom/Verlassenheitssyndrom (Spätfolge der zugrundeliegenden existentiellen Depression/anaklitischen Depression ist eine tiefgreifende Kontaktstörung gestörte Bindungsu. Liebesfähigkeit, oft dissoziales Verhalten) (Tölle, S. 61 ff) Im Kindesalter kommt es leicht zu umweltbedingten psychoreaktiven Verhaltensstörungen, die oft größere Intensität, aber auch wesentlich bessere Rückbildungstendenzen als im Erwachsenenalter zeigen. Diese Störungen sind oft nicht rein psychologisch durch ungünstige Umweltfaktoren o.ä. zu erklären, sondern multikonditional zu erklären: z.B. führen die Symptome einer minimalen zerebralen Dysfunktion in einem ohnehin problematischen Umweltmilieu zu einer besonders ungünstigen Interaktion u. damit zur sekundären Neurotisierung. Frühkindlicher Hospitalismus, hyperkinetisches Syndrom, Angsstörungen, Enuresis, Enkopresis, Stottern, depressive Störungen, Dissozialität, Entwicklungsstörungen, Reifungskrisen/ Pubertätskrisen/ Adoleszentenkrisen (Zwangssymptome, hysterische Reaktionen, neurasthenisches Versagen, depressive Verstimmungen, hypochondrische Symptomatik, Derealisations- u. Depersonalisationssymptomatik, Anorexia nervosa, Bulimia nervosa, ggf. Suicidalität). (Möller, S. 374 ff) 5. Wo gibt es bei Neurosen katatone Störungen? Kindliche Neurosen/psychoreaktive Verhaltensstörungen sind stark umweltbedingt, entstehen schneller, haben größere Intensität, aber auch wesentlich bessere Rückbildungstendenzen als Neurosen im Erwachsenenalter u. sind multikonditional zu erklären. bei dissoziativen Störungen (hysterische Neurose/Konversionsneurose) gibt es den dissoziativen Stupor (F 44.2): das Verhalten des Pat. erfüllt die Kriterien für eine dissoziative Störung u. für einen Stupor. Symptome des Stupors: beträchtliche Verringerung od. Fehlen willkürlicher Bewegungen u. der Sprache sowie der normalen Reaktion auf äußere Reize wie Licht, Geräusche od. Berührung; Pat. liegt od. sitzt lange Zeit überwiegend bewegungslos. Der normale Muskeltonus, die aufrechte Haltung u. die Atmung sind erhalten Pat. schläft nicht u. ist auch nicht bewußtlos; häufig eingeschränkte Koordination der Augenbewegungen. Hinweis auf die psychogene Verursachung durch kurz vorausgegangenes belastende Ereignisse od. im Vordergrund stehende interpersonale od. soziale Probleme. andere Stupori: katatoner Stupor bei Schizophrenie, manischer Stupor bei Manie mit psychotischen Symptomen, depressiver Stupor bei schwerer depressiver Episode mit psychotischen Symptomen (katatoner Stupor bei schizoaffektiver Psychose? katatones Syndrom bei exogenen Psychosen: auch Stupor?) 54 Prüfungsfragen für Psychopathologie Konversionssyndrom / hysterische Neurose / dissoziative Störungen 1. Was versteht man unter einer Konversionsreaktion? 2. Was ist ein Konversionssyndrom? Was sind dissoziative Störungen/ Konversionsstörungen? 55 Konversionsreaktion = Umwandlung eines verdrängten seelischen Konfliktes in eine körperliche Symptomatik, die den Konflikt in symbolischer Form zum Ausdruck bringt, mit dem Ziel eines doppelten Krankheitsgewinns: die Psyche erreicht dadurch eine Triebbefriedigung u. damit Entlastung von innerer Anspannung (primärer Krankheitsgewinn), u. der Pat. erhält Zuwendung u. Aufmerksamkeit durch seine Umwelt (sekundärer Krankheitsgewinn). (Tölle, S. 68 u. 71) Konversion im weiteren Sinn = Umsetzung eines durch unlösbare Schwierigkeiten u. Konflikte hervorgerufenen unangenehmen Affkts in irgeneiner Weise in Symptome. (ICD-10). Konversionssyndrom/-störung = hysterische Neurose/dissoziative Störung: geprägt durch psychogene Körperstörungen ohne organischen Befund; psychogen durch enge zeitliche Verbindung zu einem traumatisierenden Ereignis, unlösbaren od. unerträglichen Problemen od. gestörten Beziehungen. Allgemeines Kennzeichen der verschiedenen Konversions-/dissoziativen Störungen ist die Dissoziation, der teilweise od. völlige Verlust der normalen Integration von Wahrnehmung (unmittelbare Empfindungen), Gedächtnis (Erinnerungen an die Vergangenheit), Bewußtsein (Identitätsbewußtsein) u. Motorik (Kontrolle von Körperbewegungen). Konversionssymptome: motorische hysterische Symptome: Lähmungen, Krämpfe, choreatiforme Bewegungsstörungen, Tics, psychogene Stimmlähmung, hysterische Anfälle im Sinn einer Überstreckung der Wirbelsäule in tonischer Verkrampfung (arc de cercle) od. mit Zuckungen, rhythmischen Beckenbewegungen o.ä., u.a.. sensible hysterische Symptome: Parästhesien, Anästhesien u. Schmerzempfindungen der Haut sensorische hysterische Symptome: psychogene Blindheit, psychogene Taubheit, Einengung des Gesichtsfelds im Sinn röhrenförmiger u. anderer Skotome hysterische Schmerzsymptome: vielfache subjektive Körperbeschwerden, die praktisch jede Krankheit mitieren können; Scheinschwangerschaft dissoziative hysterische Symptome: Identitätsbewußtseinsstörungen teils dramatische Erscheinungsbilder, stark appellativer Charakter der Störung: fordert Beachtung u. Aufmerksamkeit, beeindruckt u. beeinflußt das Umfeld Alle dissoziativen Zustände tendieren dazu, nach einigen Wochen od. Monaten zu remittieren (nachzulassen), besonders, wenn der Beginn mit einem traumatischen Lebensereignis verbunden war. (Möller, S. 266 f) Frauen sind häufiger betroffen als Männer, kulturelle Abhängigkeit der Häufigkeit, Erkrankung meist in der Adoleszenz, frühes Erwachsenenalter demonstratives Anbieten, Ausdrucksgehalt u. Zweckgerichtetheit, der Symptomatik sind entscheidend für die Diagnose (Tölle, S. 71) 55 Prüfungsfragen für Psychopathologie 3. Wie ist die Symptomatik? 56 Konversionssymptome: motorische hysterische Symptome: Lähmungen, Krämpfe, choreatiforme Bewegungsstörungen, Tics, psychogene Stimmlähmung, hysterische Anfälle im Sinn einer Überstreckung der Wirbelsäule in tonischer Verkrampfung (arc de cercle) od. mit Zuckungen, rhythmischen Beckenbewegungen o.ä., u.a.. sensible hysterische Symptome: Parästhesien, Anästhesien u. Schmerzempfindungen der Haut sensorische hysterische Symptome: psychogene Blindheit, psychogene Taubheit, Einengung des Gesichtsfelds im Sinn röhrenförmiger u. anderer Skotome hysterische Schmerzsymptome: vielfache subjektive Körperbeschwerden, die praktisch jede Krankheit mitieren können; Scheinschwangerschaft dissoziative hysterische Symptome: Identitätsbewußtseinsstörungen teils dramatische Erscheinungsbilder, stark appellativer Charakter der Störung: fordert Beachtung u. Aufmerksamkeit, beeindruckt u. beeinflußt das Umfeld 4. Wie kann man Konversionsstörung „entlarven”? 5. Worin besteht der primäre u. der sekundäre Krankheitsgewinn? weitere Störungsbilder: dissoziative Amnesie dissoziative Fugue (psychogenes Weglaufen) dissoziativer Stupor Trance u. Besssenheitszustände Ganser Syndrom (Vorbeiantworten) multiple Persönlichkeitsstörung fluktuierende/flüchtige Symptomatik; selten chronisch, eher bei motorischen Symptomen; häufiger treten Konversionssymptome der gleichen od. verschiedener Art wiederholt auf. Die Symptomprognose ist also i.a. recht günstig, während die zugrunde liegende neurotische Fehlhaltung oft über lange Zeit konstant bleibt u. therapeutisch schwer zu beeinflussen ist. (Tölle, S. 72) allgemein: demonstratives Anbieten, Ausdrucksgehalt u. Zweckgerichtetheit, der Symptomatik sind entscheidend für die Diagnose (Tölle, S. 71) psychogene Sensibilitätsstörungen entsprechen in ihrer Ausbreitung nicht der tatsächlichen zentralen od. peripheren Innervation (wie bei organisch bedingten Sensibilitätsstörungen), sondern einer vom Pat. laienhaft vorgestellten Innervation hysterische Anfälle verlaufen ohne Bewußtlosigkeit, ohne Hinstürzen u. Verletzungen u. dauern länger als epileptische Anfälle; sie sind durch suggestives od. energisches Ansprechen zu beeinflussen u. leicht an ihrem Ausdruckscharakter erkennbar hysterischer Tremor wird durch Zuwendung der Aufmerksamkeit verstärkt u. durch Abwendung u. Unbeobachtetsein abgeschwächt od. beendet sensorische Symptome sind am inkonsequenten Verhalten des Pat. schnell zu erkennen primär: durch die Bildung der Symptomatik wird eine Befriedigung verdrängter Triebe u. damit Entlastung (Verringerung der inneren Anspannung) erreicht sekundär: durch größere Aufmerksamkeit, Anerkennung u. Geltung erreicht der Pat. außerdem eine narzißtische Befriedigung (äußerer Vorteil, den der Patient nachträglich aus seinen Symptomen zieht) keine andere Störung ist so auf Resonanz aus der Umwelt angelegt wie die Konversionsstörung!!! (Tölle, S. 71) 56 Prüfungsfragen für Psychopathologie 6. Welche Erklärungsmodelle gibt es für die Konversionsstörungen? 7. Was bedeutet das Wort „hysterisch”? 8. Wie werden akute Konversionssymptome behandelt? 9. Wie kommt wohl ein Kind dazu, plötzlich blind zu sein od. taub od. gelähmt? 10. Wie ist der Verlauf von Konversionsstörungen? 11.Wer hat den Begriff „Hysterie“ zuerst benutzt? 12.Wie behandelt man Konversionsstörungen? 57 PA steht ganz im Vordergrund: unterdrückte sexuelle od. aggressive Triebregungen od. unbewältigte Konflikte, die zwar ins Unbewußte verdrängt wurden, deren Dynamik aber erhalten bleibt u. die in eine körperliche Symptomatik mit symbolischem Ausdrucksgehalt umgewandelt werden; innerseelische Konflikte werden so quasi in eine Körpersprache übersetzt; häufig Ausdrucks- od. Symbolcharakter; Abwehrmechanismen: Verleugnung, Verdrängung, Verschiebung, Projektion, Identifizierung LT: Verhalten wurde in einer angsterzeugenden Situation zufällig gezeigt u. konnte die Angst aus irgendeinem Grund reduzieren; daher wird Verhalten jetzt zur Angstvermeidung eingesetzt; Lernen am Modell kann gehäuftes Auftreten erklären hysterische Epidemien (prämorbide Persönlichkeit: hysterische, wenig differenzierte, infantile, retardierte Naturen) schon bei Hippokrates: hiesterikós: an der Gebärmutter leidend, Umherschweifen der Gebärmutter im Körper, sexuelles Unbefriedigtsein hauptsächlich zur Bezeichnung konversionsneurotischer Symptome wird heute nicht mehr verwendet, weil historisch eher negativ geprägt akute Konversionssymptome sind möglichst schnell u. symptomgerichtet zu behandeln u. aufzuheben (bevor sie durch fortschreitende Konditionierung therapieresistent werden u. bevor sekundäre organische Schäden auftreten)! Hierzu eignen s. Suggestivmaßnahmen u. VT-Methoden, auch Hypnose. allgemein: Grundlage: tragfähiger therapeutischer Kontakt abhängig von Art, Dauer der Störung u. Persönlichkeitsstruktur: a) symptomgerichtet, VT: Nichtbeachten (Entzug sozialer Verstärker) insbesondere bei dramat. Konversionsreaktionen od. b) konfliktzentriert, PA: aufdeckend, um Symptomen die dynamische Grundlage zu entziehen Kombination mit organisch anmutenden Übungsbehandlung (z.B. Physiotherapie): Brücke bauen zum Rückzug vom Symptom! Entspannungsverfahren Beachtung des primären u. sekundären Krankheitsgewinns: nicht einfach nur wegnehmen, sondern ein neues erstrebenswertes Ziel, Verbesserung der gesundheitlichen od. psychosozialen Situation, erarbeiten! Modellernen: es hat es vermutlich bei einer anderen Person beobachtet Symptomsprache: Reaktion auf belastendes Ereignis meist flüchtige Symptome, spontanes Abklingen der Symptome, aber zugrundeliegendes neurotisches Konflikterleben u. Fehlhaltung bleiben über lange Zeit konstant u. sind kaum therapeutisch zu beeinflussen Freud, der hatte ihn von Charcot abhängig von Art, Dauer der Störung u. Persönlichkeitsstruktur: a) symptomgerichtet, VT: Nichtbeachten (Entzug sozialer Verstärker) insbesondere bei dramat. Konversionsreaktionen od. b) konfliktzentriert, PA: aufdeckend, um Symptomen die dynamische Grundlage zu entziehen Kombination mit organisch anmutenden Übungsbehandlung (z.B. Physiotherapie): Brücke bauen zum Rückzug vom Symptom! Entspannungsverfahren (Selbstsicherheitstraining, Kompetenztraining ergänzend bei VT) Angststörungen 57 Prüfungsfragen für Psychopathologie 1. Was ist Angst? 2. Wo kommt Angst vor? 3. Wie unterscheidet man neurotische Angst von normaler Angst? 4. Welche Angststörungen gibt es? 5. Wie werden Angststörungen eingeteilt nach ICD-10? 6. Was ist eine Phobie? 7. Wie sind Phobien unterteilt? 8. Welche Phobie würden Sie sich aussuchen? 58 unangenehm erlebtes Gefühl von Bedrohung Angst äußert sich in Form von seelischem Erleben und körperlichen Symptomen (u. Veränderungen des Verhaltens) häufig stehen körperliche Beschwerden im Vordergrund (Schwindel, Herzklopfen, Durchfall, Harndrang, verminderte Belastbarkeit, Agitiertheit bis zum Raptus, Hemmung bis zum Stupor) häufig ist die dahinterliegende Angst gar nicht bewußt Folgen der Angst: Angst vor der Angst, Vermeidungsverhalten, soziale Isolierung behandlungsbedürftige Angst: 10% meistens bei Frauen wesentlich häufiger als bei Männern normale Angst primäre Angststörungen sehr häufiges Begleitsymptom im Rahmen anderer körperlicher u. psychischer Störungen: Schizophrenie affektive Psychose (Depression) Zwangsstörung posttraumatische Belastungsstörung Persönlichkeitsstörung Delir Intoxikation mit Kokain, Alkohol, Halluzinogenen etc.; Entzug von Alkohol, Opiaten etc. div. neurol. Erkrankungen div. internistische Erkrankungen insbesondere Differentialdiagnose zwischen Angst u. Depression! normale Angst: Alarmfunktion für den Organismus; löst Aktivitäten zur Beseitung der bestehenden od. drohenden Gefahr aus pathologische Angst: Angstsymptome treten scheinbar grundlos u. übermäßig auf, od. aber überhaupt nicht (z.B. Manie) Angstneurose/generalisierte Angststörung (frei flottierende Angst bis zu Panik) phobische Angst Phobien: Agoraphobie (mit u. ohne Panikstörung), soziale Phobien, spezifische/isolierte Phobien Panikstörung generalisierte Angststörung auf bestimmte Objekte od. Situationen gerichtete, irrationale Furcht Vermeidung von phobischer Situation/phobischem Objekt wird angestrebt spezifische/isolierte Phobien: Angst vor best. Objekt od. Situation; wird nur diagnostiziert, wenn Störung Leiden verursacht; Zoophobie, Klaustrophobie, Akrophobie (Höhenangst), Examensangst soziale Phobien: Angst vor Situationen, in denen die Person im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer steht; wird als übertrieben erlebt, führt i.d.R. zu ausgeprägtem Vermeidungsverhalten, häufig Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl; Symptome: Erröten, Vermeidung von Blickkontakt, Händezittern, Übelkeit Agoraphobie (mit u. ohne Panikstörung): Angst, sich an Orten zu befinden, in denen beim plötzlichen Auftreten von hilflos machenden oder peinlichen Symptomen eine Flucht nur schwer möglich wäre (Menschenmengen, öffentliche Plätze, allein Reisen, Reisen mit weiter Entfernung); Angst vor Schwindel, Ohnmacht, Verlust von Blasen- od. Darmkontrolle, Herzbeschwerden etc.) eine, die man nicht mal zu therapieren braucht, weil sich das phobische Objekt problemlos meiden läßt, ohne daß dadurch das alltägliche Leben beeinträchtigt wird, z.B. Schlangenphobie 58 Prüfungsfragen für Psychopathologie 9. Was ist eine Panikstörung? Störungen mit wiederholten abgrenzbaren Panikattacken, die 10.Was ist die generalisierte Angststörung? 11.Wie ist die PA-Erklärung neurotischer Angst? 12.Wie ist die lerntheoretische Erklärung neurotischer Angst? 13.Wie behandelt man Phobie am besten? 14.Wie behandelt man Angstneurosen/generalisi erte Angststörung? 59 unerwartet u. nicht situationsgebunden sind; mit ausgeprägten vegetativen Symptomen: Herzklopfen, Hitzewallungen, Beklemmungsgefühle, Zittern, Schwitzen, Atemnot, Ohnmachtsgefühle, Angst zu sterben etc. Sondertyp: Herzphobie: kardiale Symptomatik steht ganz im Vordergrund (Blutdruckanstieg, Schweißausbruch, Schwindel, Druckgefühl im Thorax) generalisierte u. langanhaltende Angst, die nicht nur auf best. Situationen od. Objekte bezogen ist, d.h., sie ist frei flottierend Symptome: motorische Spannung, Zittern, Ruhelosigkeit, Atemnot, Beklemmungsgefühle, Schwitzen, Schwindel, Reizbarkeit etc. Symptombildung ist der Versuch, konflikthafte Strebungen durch einen Kompromiß miteinander zu versöhnen u. dadurch das psychische Gleichgewicht um den Preis neurotischer Konfliktlösung zu erhalten; mißlingt eine solche Konfliktlösung, wird Angst verspührt Ich ist nicht stabil, kann mit Signalangst nicht adäquat umgehen, erlebt real existierenden Konflikt als überfordernd Regression auf infantile Ängste generalisierte Angststörung Auslösung von Ängsten insbesondere bei Infragestellung von Ichstützenden Mechanismen (drohender Verlust, Trennung etc.) Aggressionshemmung u. Wendung ins Gegenteil, oft im Zusammenhang mit Verlustängsten Phobien: Abwehr der Angst durch Verschiebung u. Projektion einer ursprünglich intrapsychischen Gefahrenquelle (z.B. sexuelle Konflikte, verdrängte Phantasien) nach außen; gefürchtet wird dann nicht so sehr das reale angstauslösende Objekt, sondern die eigentlichen, unbewußten Phantasien, die sich mit dem Objekt assoziativ verbinden klassisches u. operantes Konditionieren Angstkreis: wahrgenommene körperliche Symptome werden als Angst gedeutet, diese subjektiv empfundene Gefahr verstärkt das Angstgefühl, das dann wiederum im Sinne einer Streßreaktion zu einer Verstärkung körperlicher Symptome beiträgt Teufelskreis Erwartungsangst bei Panikstörungen: das völlig unerwartete, nicht kalkulierbare Auftreten der Panikattacken spielt eine wesentliche Rolle als Verstärker (intermittierende Verstärkung!!!) Reizüberflutung (flooding) ist die wirksamste Behandlung: Rasche u. ausgeprägte Konfrontation mit dem maximal angstauslösenden Reiz Angstüberflutung; Pat. wird motiviert, solange in der Situation zu bleiben, bis die Angst nachläßt. Durch diese Erfahrung kommt es zur Erschöpfung der Angstreaktion i.S. einer Löschung der Kopplung von Angstreiz u. Angstreaktion. Das Vermeidungsverhalten des Pat. wird damit umgangen. systematische Desensibilisierung in sensu od. in vivo ärztliches Gespräch: ernst nehmen, aufklären Entspannungsverfahren kognitive Therapien Pharmakotherapie: Benzodiazepine, Antidepressiva (insbesondere bei Panikstörungen: Langzeitmedikation) ärztliches Gespräch: ernst nehmen, aufklären Entspannungsverfahren kognitive Therapien eher tiefenpsychologisch orientierte PT: aufdeckende psychotherapeutische Verfahren zugrundeliegender Konflikt wird bearbeitet, wg. häufiger Ich-Schwäche auch stützende Elemente Soziotherapie Pharmakotherapie: Benzodiazepine, Antidepressiva (insbesondere bei Panikstörungen) insgesamt ausgesprochene Chronifizierungstendenz 59 Prüfungsfragen für Psychopathologie 15.Wie äußert sich eine Herzphobie? 16.Worin besteht die größte Gefahr einer Konfrontationsbehandlun g? 17.Wie funktioniert systematische Desensibilisierung? 18. Wie ist die Ätiologie von Angststörungen? 60 wird unter Panikstörung subsumiert, Panikattacken bis zu 2 Std. mit Befürchtung des Aussetzens des Herzens, Tod kardiale Symptomatik steht ganz im Vordergrund (Blutdruckanstieg, Schweißausbruch, Schwindel, Druckgefühl im Thorax) tritt in unregelmäßigen Intervallen auf hauptsächlich bei jungen Erwachsenen (mehr Männer) neigt zu chronischem Verlauf darin, daß man zu früh aufhört; die Kopplung von Reiz u. Reaktion muß endgültig gelöscht werden; das geht nur, wenn die Angst so lange ausgehalten wird, bis sie von selbst verschwindet/s. erschöpft Analyse der Faktoren, die für das Auftreten der Angst verantwortlich sind Erarbeitung einer Angsthierarchie Training von Entspannungstechnik (z.B. progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) vorstellungsmäßiges Durcharbeiten der Hierarchie von unten nach oben in einem konzentrierten u. entspannten Zustand dann ggf. in vivo psychodynamisch: Angstneurosen u. Phobien sind Fehlentwicklungen aufgrund ungelöster Konflikte, insbesondere im Zusammenhang mit Verlustängsten. Aggressionshemmung u. Wendung ins Gegenteil (Reaktionsbildung) sind für Angstneurotiker kennzeichnend (statt ursprünglicher Wut u. Ärger Ausdruck von Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit u. Hilfsbereitschaft). Die unbewußten Motivationen sind Ängste, die Zuwendung zu verlieren, alleingelassen zu werden u. das Angewiesensein auf die Anwesenheit eines anderen. Derartige Anklammerungstendenzen weisen auf Verunsicherungen in der früheren Kindheit hin: ausgeprägtes sexuelles u. aggressives Streben bzw. entsprechende unbewußte Phantasien trat in Kontrast mit einer durch andauernde Frustrierung bestimmte Atmosphäre von Versagung u. Bedrohung („Kas- trationsangst“ als Metapher für das Beschnittenwerden aller expansiven Entfaltungsmöglichkeiten). lerntheoretisch: neurotische Angst wird als Ergebnis einer klassischen u./od. operanten Konditionierung sowie des ModellLernens (als stellvertretendes Konditionieren: Angst durch Nachahmung/ Imitation des ängstlichen Verhaltens einer anderen Person) erklärt. Kognitiv erscheint sie als Folge eines Mangels an Kontrollmöglichkeiten, die zur Bewältigung von Anforderungen notwendig sind, aber nicht gelernt wurden; so entstehe eine angsterzeugende Auffassung von der Welt u. eine Hilflosigkeit i.S. irrationaler Überzeugungen (Ellis). (Tölle, S. 78) 60 Prüfungsfragen für Psychopathologie 19. Wie ist die Ätiologie von Phobien? 61 Die Inhalte von Angst/Pobien sind so zahlreich wie die Umweltobjekte u. – situationen der Menschen. Die Themen der Phobien dürfen nicht mit ihren Ursprüngen verwechselt werden, sie sind lediglich deren Ersatzobjekte u. haben z.T. Symbolcharakter. (Tölle, S. 76) psychodynamisch: Phobien sind Fehlentwicklungen aufgrund ungelöster Konflikte, insbesondere im Zusammenhang mit Verlustängsten. lerntheoretisch: Insbesondere bei Phobien sind neben der Konfliktgenese Lernprozesse zu beachten; sie können die Hauptentstehungsbedingungen bilden (!). Infolge des gestörten Verhaltens können sekundär Konflikte verstärkt werden bzw. hinzutreten. 1) a) i.S. der klass. Konditionierung werden Phobien als gelernte Reaktionen gesehen: ein neutraler Stimulus wird befürchtet, wenn er mit einem unangenehmen bzw. angsterzeugenden Erlebnis gekoppelt wird. 1) b) od.: i.S. des Modell-Lernens als stellvertretendes Konditionieren wird eine Phobie durch die Nachahmung/Imitation des phobischen Verhaltens einer anderen Person erklärt. 2) Phobien werden durch operante Konditionierung aufrechterhalten: wenn angsterzeugende Situationen/Orte/Objekte umgangen werden u. s. hieraus positive Konsequenzen (Angstfreiheit) ergeben, wird Vermeidungsverhalten systematisch aufgebaut u. dadurch der Lebensraum des Pat. mehr u. mehr eingeengt. genetischer Anlagefaktor: prämorbide Persönlichkeitsstruktur: häufig sensitiv u. übergewissenhaft (Tölle, S. 78) Zwangsstörung 1. Was ist Zwang/eine Zwangsstörung? Symptomatik? wiederholt u. stereotyp sich aufdrängende Gedanken, Handlungen od. Impulse, die der Betroffene selbst als lästig u. sinnlos empfindet, die er aber nicht unterdrücken od. unterlassen kann, da sonst starke Angst u. Spannung entsteht Zwang wird als ich-fremd/ ich-dyston, unsinnig u. ineffektiv erlebt Krankheitseinsicht ( ≠ Wahn: Wahninhalte sind ich-bezogen/ichsynton und werden als real akzeptiert keine Krankheitseinsicht (vgl. Tölle, S. 93) durch progrediente Ausbreitung der Zwangssymptomatik können große Teile des Tagesablaufs für Zwangshandlungen benötigt werden Folge: sozialer Rückzug, Isolierung 61 Prüfungsfragen für Psychopathologie 2. Welche Zwangssymptome gibt es? 62 Zwangsgedanken/-ideen: aufgedrängte, nicht unterdrückbare Denkinhalte, die entweder selbst als sinnlos od. in ihrer Persistenz u. Penetranz als unsinnig u. meist als quälend empfunden werden Es handelt s. oft um aggressive, sexuelle od. obszöne Gedanken, die Schuldgefühle wecken. Nicht selten muß gleich das Gegenteil gedacht werden. Häufig muß der Pat. Geschehenes immer wieder gedanklich rekapitulieren, um s. zu vergewissern, daß er es richtig gemacht hat (Möller, S. 75 u. 260). Zwangsbefürchtungen: eine besondere Art von Zwangsgedanken, zumeist mit aggressiv schädigendem, obszönen od. anderen Inhalt. (Möller, S. 260) Sie werden von der Angst bestimmt, es könne jemandem etwas zustoßen/zugestoßen sein, er könne abstürzen, überfahren werden etc.. Es geht dabei vor allem um andere Menschen (z.B. Angehörige), denen etwas passieren könne od. passiert sei u. der Pat. sei schuld an dem Unglück (pathologische Schuldgefühle) – weniger um die eigene Person (wie bei den Phobien). (Tölle, S. 89) Zwangsimpulse: Regungen von bevorzugt aggressiver Art, die sich sehr penetrant einstellen; sie beinhalten insbesondere aggessive Regungen, die sich auf andere Menschen beziehen, die man schädigen werde (weniger sich selbst); z.B. Impulse, sich aus dem Fenster zu stürzen u. dabei dem eigenen Kind etwas antun; mit einem Messer jemanden verletzen od. gar töten, sobald man es in die Hand nehme; Obszönes aussprechen etc., also Impulse, Verbotenes zu wollen, denken od. tun. Der Pat. gibt diesen Impulsen nicht nach, aber er erlebt s. als unfrei u. bekommt bei seinem meist stark ausgeprägten ethischen Empfinden zusätzliche Schuldgefühle u. Ängste (Gewissensangst). (Tölle, S. 89 f). Diese aggressiven Tendenzen werden vom Pat. häufig durch ausgedehnte abwehrende Verhaltensweisen verhindert. (Möller, S. 260) Zwangshandlungen/-verhalten: in ihrer Art od. Intensität als sinnlos erkannte u. meist als quälend empfundene, nicht unterdrückbare Handlungen, meist aufgrund von Zwangsimpulsen od. Zwangsbefürchtungen. Zwangshandlunhgen werden durch Kmbination mehrerer Zwänge auch manchmal zu Zwangsritualen ausgebaut, bei denen die Zwänge in bestimmter Reihenfolge ausgeführt werden müssen. Viele Zwangshandlungen u. –rituale haben etwas Magisches: wie mit einem Zauberritus soll etwas Schlimmes ferngehalten werden. (Möller, S. 81 u. 260) z.B. Zählen, Ordnung-Machen, Sich-Waschen, Kontrollieren. Der Pat. wehrt s. erfolglos gegen diese unsinnigen Zwangshandlungen, denn wenn er sie unterläßt, entsteht Angst (etwas werde verlorengehen, er werde jem. mit Bakterien infizieren, es werde durch sein Verschulden ein Unglück eintreten). Diese Angst kann nur durch erneute Angsthandlungen behoben werden, wenigstens vorübergehend. (Tölle, S. 90) Zwangssymptome haben die Tendenz, s. auszubreiten! komplementäres Verhältnis von Zwang u. Angst: Zwar werden Angst/Phobie u. Zwang unterschieden: der Gegenstand einer Phobie kann vermieden werden, während s. Zwang ständig aufdrängt. Aber klinisch hängt Zwang mit der auf bestimmte Objekte od. Situationen fixierten Angst zusammen: Zwang dient der Angstabwehr, zielt auf Absicherung. (Tölle, S. 90) enge Verbindung von Zwangssysmptomen, vor allem Zwangsgedanken, u. Depression: Pat. mit einer Zwangsstörung haben oft depressive Symptome, u. Pat. mit einer rezidivierenden depressiven Stö rung können während der Episoden Zwangsgedanken entwickeln. (ICD-10; Möller, S. 261 f) 2/3 der Zwangspat. haben Zwangsgedanken u. -handlungen 62 Prüfungsfragen für Psychopathologie 3. Bei welchen Krankheiten findet man Zwangssymptome? 63 anankastische Persönlichkeitsstörung (vs. anankastische/zwanghafte Persönlichkeit/-sstruktur noch im normal-psychologischen Bereich) Zwangsstörung (Zwangsneurose, anankastische Neurose) neurotische Verläufe mit Angst-, Depressions- od. hypochondrischer Symptomatik, die erst später zu Zwangsphänomenen führen (umgekehrt ist es seltener) rezidivierende depressive Störung (anankastische Depression) (zwanghaftes Grübeln) Beginn von Schizophrenien (seltener) Ticstörungen: Zwänge sind die späteste Manifestation (Schmidt, S. 160) Tourette-Syndrom organische psychische Störungen organische Hirnerkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Epilepsie) (Zwang wird dranghaft u. weniger ich-fremd erlebt) isolierte u. soziale Phobien Abhängigkeitssyndrome mit weitem Spektrum unterschiedlicher Substanzen (Pat. erlebt eine Art Zwang, regelmäßig jedes nur erreichbare Mittel zu s. zu nehmen u. entwickelt qualvolle Gefühle, Unruhe od. körperliche Entzugserscheinungen bei Abstinenz) Eßstörungen (ritualisiertes Eßverhalten) Zwang ist eine der häufigsten u. letztlich unspezifischen Reaktionsweisen des Menschen, wie auch Angst u. Depressivität; Zwangsphänomene sind im allgemeinen nicht auf eine Ursache zurückzuführen, sondern multifaktoriell bedingt (Tölle, S. 91) 63 Prüfungsfragen für Psychopathologie 4. Welche tiefenpsychologische/psy chodynamische Erklärung des Zwangs gibt es? 64 Persönlichkeitsstruktur ist durch einen ausgeprägten Kontrast zwischen Es u. Über-Ich gekennzeichnet: Triebspäre u. Gewissen sind zugleich stark angelegt strenge Erziehung, rigide Sauberkeitserziehung, allg. Frustrierung der kindl. Triebbedürfnisse, vor allem der ödipalen Regungen Fixierung der Libido auf die anale Phase durch eine Verdrängung der Libido in der ödipalen Phase die Regression erscheint entwicklungsgeschichtlich interpretiert als Rückkehr zum magischen Denken der Kleinkindzeit: die magisch anmutenden Zwngshandlungen sollen jene Bedrohungen u. Angst abwehren, die aus nicht eingestandenen u. verdrängten sexuellen u. aggressiven Impulsen entstanden sind: ängstliche Sorge, jem. zu verletzen (Messerphobie), verhüllt feindselig-ambivalente Regungen (Wendung ins Gegenteil/Reaktionsbildung) Feindseligkeit wendet s. offenbar primär gegen Personen, die s. den in der Kindheit wirksam gewesenen Triebimpulsen widersetzt hatten; die aggressiven Impulse waren umso stärker mit Angst besetzt, je mehr sie s. auf Personen bezogen, die der Pat. gleichzeitig geliebt hat; dieser Zwiespalt verstärkte die Gewissensangst manche Zwangshandlungen verraten den Charakter einer Selbstbestrafungstendenz angesichts eines überstark ausgeprägten Über-Ichs, das mit der Zeit die Funktion jener verbietenden Instanzen übernommen hat, die die normale Triebentfaltung behindert hatten Symbolcharakter der Zwangshandlungen (z.B. Waschen): Zwangsvorstellungen werden durch Zwangshandlungen i.S. eines sekundären Abwehrvorgangs bekämpft, indem der Zwang auf Schutzmaßnahmen mit Stellvertreterfunktion übertragen wird; dabei wird im Gegensatz zu anderen Neurosen die Angst aber nicht verdrängt, sondern bleibt im Bewußtsein (unbewußt ist jedoch der zugrundeliegende Konflikt, z.B. ein Sexualkomplex ambivalent erlebte sexuelle Verunreinigung); durch Isolierung u. Verschiebung können die Zwangsvorstellungen u. –handlungen von der Angst getrennt werden, was aber nicht vollständig gelingt daher leidet der Zwangsneurotiker subjektiv besonders stark u. ist oft ernsthaft depressiv; die zwangsneurotische Abwehr entlastet weniger als die Konversion! die Bildung von Zwangssymptomen ist der Versuch, die ausgeprägte Über-Ich-Strenge u. die als antisozial erlebten Triebwünschen miteinander zu verbinden durch inhaltliche u. affektive Isolierung, Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen, Intellektualisierung (Tölle, S. 92) Krankheitsausbruch in der Kinderheit, Pubertät od. im Erwachsenenalter, typisches Erkrankungsalter: 20 Jahre; 1/3 erkrankt unter 15 Jahren 64 Prüfungsfragen für Psychopathologie 5. a) Wie entsteht Zwang bei Kindern? Gibt es Übergänge von normalem kindlichen Verhalten zu zwanghaftem? 65 a) magisches Denken, repetitives Spielen als normales kindliches Verhalten kann in (vorübergehendes) zwanghaftes Verhalten übergehen: bei bestimmten Kindern sind diese Verhaltensweisen sehr ausgeprägt Diskussion, ob das Vorläufer eines Zwangs sind Frage, ob Diagnose nicht auch zu Stigmatisierung einerseits u. Verstärkung andererseits führt passagere Zähl-, Wiederholungs- u. Kontrollzwänge bis ins 7. Lebensjahr bei Vorschulkindern dienen der Sicherung od. – bei imaginären Folgen der Nichtdurchführung – der Affektbewältigung; sie bedürfen in der Regen keiner Behandlung u. auch keiner Beobachtung (Schmidt, S. 185) b) Wie alt sind die Kinder, die erkranken? 6. Behandlung von Zwang? b) anankastisches Verhalten i.S. von Übergenauigkeit zeigen im Grundschulalter 3% aller Kinder ausgeprägt u. 5% der Kinder u. Jugendlichen in leichter Form; im Schulalter u. in der Adoleszenz bei 0,5% der Kinder u. Jugendlichen ausgeprägte Zwangssyndrome mit Bevorzugung der Jungen; oft kombiniert mit depressiven Symptomen; vor dem 10. Lebensjahr selten; am häufigsten zwischen 12 u. 14 Jahren, in dieser Zeitspanne ohne Geschlechtspräferenz (Schmidt, S. 185) kombinierter Einsatz von Psychopharmaka (serotonerge tricyclische Antidepressiva) u. Psychotherapie: ärztl. Gespräch, Verhaltenstherapie: 1) Analyse des Zwangs u. der Situationen, in denen er auftritt; 2) a) bei Zwangshandlungen: Reizkonfrontation in vivo, stufenweise od. in Form von Reizüberflutung: bewußte Auseinandersetzung mit den angstauslösenden Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige Reaktionsverhinderung (response prevention); b) bei Zwangsideen/-gedanken, - befürchtungen u. – impulsen: kogn. Therapie: kognitive Selbstkontrolle (GedankenstopTraining) (nicht so wirksam) auch Habituationstraining nach bewußter Provokation, Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils Angstreduktion erzeugt; Entspannungsverfahren; Einbeziehung der nächsten Umgebung des Patienten Psychopharmaka bei Kindern/Jugendlichen dann, wenn nach dreimonatiger ambulanter od. vierwöchiger stationärer Psychotherapie keine Besserung auftritt 7. Systematische Desensibilisierung bei Zwängen? i.d.R. keine vollständige Heilung, aber verbesserte Kontrolle bei Zwangshandlungen: stufenweise Reizkonfrontation in vivo zur bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige Reaktionsverhinderung (response prevention) (bei Zwangsideen/-gedanken, - befürchtungen u. Zwangsimpulsen: kognitive Selbstkontrolle (Gedankenstop-Training), aber nicht so wirksam; auch Habituationstraining nach bewußter Provokation, Aufschreiben od. Anhören von Zwangsideen, was jeweils Angstreduktion erzeugt) (Möller, S. 278; Schmidt, S. 185 f)) 65 Prüfungsfragen für Psychopathologie 8. Welche Therapie würden Sie bei Zwängen bevorzugen? Medizinische od. VT? 66 VT, da hierdurch direkte Effekte auf den Zwang u. auch Langzeiteffekte erzielt werden (Psychopharmaka wie Tranquilizer, tricyclische Antidepressiva u. Neuroleptika haben nur einen begrenzten Einfluß auf die Zwangssymptomatik i.S. eines indirekten Effekts, da sie zwar die affektive Spannung u. Angst beeinflussen, aber nicht den Zwang unmittelbar) hohe Persistenzrate bei Zwängen u. Tendenz zur Ausbreitung der Symptome, Zwangsrituale prognostisch ungünstig absolute Behandlungsindikation; Spontanremission unter 20%; je geringer der depressive Anteil, desto chronischer der Verlauf; günstige Prognose nur bei der Hälfte der Störungen, darunter die durch aktuelle sexuelle Konflikte ausgelösten; bei männlichen Pat. häfiger Einmündung in eine Persönlichkeitsstörung (Schmidt, S. 185) Diverses 1. Was ist ein psychovegetatives Erschöpfungssyndrom? 2. Wie behandelt man die bei psychovegetativen Erschöpfungszuständen auftretenden vegetativen Dysregulationen? 3. Bei welchen Krankheiten = Neurasthenie/neurasthenische Neurose (F 48.0) Es dominieren Erschöpfbarkeit, Ermüdbarkeit, Stimmungslabilität, ggf. mit Neigung zu subdepressiven od. apathischen Verstimmungszuständen. Psychovegetative Störungen verschiedenster Art ergänzen das Bild, z.B. Schwindel, Kopfdruck, Blutdruckschwankungen, kardiale Störungen, Verdauungsbeschwerden, Blasenstörungen, Schlafstörungen etc. Differentialdiagnose: Es handelt s. im Gegensatz zur Hypochondrie nicht um Krankheitsbefürchtungen, sondern um vegetative Funktionsstörungen. Das entscheidende Kennzeichen ist der Akzent, den der Pat. der Ermüdbarkeit u. Schwäche beilegt, u. seine Besorgnis über erniedrigte geistige u. körperliche Effizienz (≠ somatoforme Störungen: körperliche Beschwerden u. Beschäftigung mit einer körperlichen Krankheit). (Möller, S. 265) Schwere vegetative Dysfunktionen erfordern zunächst Schonung, Urlaub od. eine Kur. Regelmäßig ist Physiotherapie (z.B. Gymnastik, Wassertherapie) indiziert u. oft wirksamer als Medikamente. Außerdem müssen Überlastungen nach Möglichkeit abgestellt werden, u. die Lebensweise ist zu korrigieren: regelmäßiges Essen ohne Eile, Entspannung u. ausreichender erholsamer Schlaf, Ausgleich durch Sport, Entspannungsverfahren. An letzter Stelle stehen Psychopharmaka: können vorübergehend angebracht sein, z.B. bei hartnäckiger Schlafstörung ein Tranquilizer. Achtung bei Benzodiazepinen wegen der Abhängigkeitsgefahr! (Tölle, S. 67 f) Schizophrenie, Melancholie, Hirnkrankheiten kommen hypochondrische Syndrome vor? 66 Prüfungsfragen für Psychopathologie 67 7Persönlichkeitsstörungen 1. Was versteht man unter Persönlichkeitsstörunge n? Der Begriff „Persönlichkeitsstörungen“ kennzeichnet Persönlichkeiten mit einer extremen Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale, die im alltäglichen Leben zu Störungen u. Beeiträchtigungen führen. Es handelt s. dabei um überdauernde, situationsübergreifende Persönlichkeitseigenschaften. Die Betroffenen leiden entweder an s. selber, od. die Gesellschaft leidet an ihrer Abnormität. (Möller, S. 289) Von „Persönlichkeitsstörung“ spricht man, wenn eine Persönlichkeitsstruktur durch starke Ausprägungen bestimmter Merkmale so akzentuiert ist, daß s. hieraus ernsthafte Leidenzustände o./u. Konflikte ergeben. (Tölle, S. 105) Abnormität in der Gesamtheit einer Person aufgrund von Entwicklungsstörungen, die in der Kindheit od. Adoleszenz auftreten u. im Erwachsenenalter andauern. Die gestörten Persönlichkeiten bleiben meist ihr Leben lang gefährdet für alle möglichen Schierigkeiten mit der Umwelt sowie für persönliche Krisen. Insbesondere das frühe u. mittlere Lebensalter macht Störungen in der Beziehung zur Umwelt deutlich, während es einem Großteil der Pat. gelingt, längerfristig zu einem etwas erträglichen Arrangement mit der Umwelt zu kommen od. die Beziehungen zur Umwelt einzuengen u. damit Schwierigkeiten zu vermeiden. (Möller, S. 291 f) Klinische Erscheinungsbilder: 2. Was ist der Unterschied zwischen Persönlichkeitsstörungen u. Neurosen? 3. Was ist eine anankastische Persönlichkeitsstörung? paranoide schizoide dissoziale/antisoziale/soziopathische/psychopathische emotional instabile impulsive/erregbare/reizbare/aggressive Borderline histrionische/hysterische/infantile anankastische ängstliche (vermeidende)/sensitive/selbstunsichere abhängige/asthenische sonstige: exzentrische, haltlose/haltschwache, narzißtische, passivaggressive, (psycho-)neurotische, unreife (hyperthyme/zyklothyme: ICD-10: Zyklothymia) (depressive: ICD-10: Dysthymia) (gemütskalte) (querulatorische/fanatische) Neurose = psychische Syndrome mit unterschiedlichem Erscheinungsbild, die durch Störungen der Erlebnis- u. Konfliktverarbeitung bei ausreichender Realitätskontrolle bedingt sind u. meist sehr großen Leidensdruck verursachen. Man unterscheidet zwischen Symptomneurosen, bei denen die neurotische Störung in aktuellen psychopathologischen Symptomen zutage tritt, u. Charakterneurosen/Persönlichkeitsstörungen, bei denen s. die neurotische Störung in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition darstellt. (Möller, S. 246) Persönlichkeitsstörungen: Charakterneurosen: neurotische Störung stellt s. in einer abnormen Persönlichkeitsdisposition dar Neurosen: Symptomneurosen: neurotische Störung äußert s. in aktuellen psychopathologischen Symptomen = zwanghafte Persönlichkeit, wird geprägt von Ordnungsliebe, Gewissenhaftigkeit, Sparsamkeit, Sauberkeitsliebe, Perfektionismus, Kontrollneigung starkes Über-Ich (Freud: „analer Charakter“) 67 Prüfungsfragen für Psychopathologie 68 8Diverse Störungen: Eßstörungen, Autismus, Ticstörungen, HKS Eßstörungen 1. Welche Eßstörungen gibt es? Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa Hitliste von Eßgestörten-Orten: 1. Ballettschulen, 2. Fitness-Studios, 3. Gymnasien (Oberstufe) Eßstörungen sind sehr komplexe Störungen mit vielfältigen Ursachen prädisponierende Faktoren: biolog. Faktoren, spezifische Entwicklungsaufgaben (Identitätsfindung, körperlich-seelische Entw.), Persönlichkeitsmerkmale, Familienstruktur, soziokulturelle Faktoren (z.B. Schlankheitswahn) auslösende Faktoren: Streß, Belastungen/Konflikte beschleunigende Faktoren: Diät, Gewichtsverlust aufrechterhaltende Faktoren: äußere, kognitive, affektive, viscerale Verstärkerprozesse, Hungereffekte ein sich selbst verstärkender Prozeß, in dem Gefühle der eigenen Insuffizienz/Minderwertigkeit, Ohnmacht/ Hilflosigkeit, depressive Stimmung u. Gedanken sowie Probleme in den sozialen Kontakten (starke Einschränkung!) wichtige Komponenten sind Therapie: patientenbezogen u. flexibel, Bausteine aus verschiedenen Verfahren integrieren; Zwei-PhasenProgramm von Pierloot (1982): 1.Phase symptomorientiertes Vorgehen, 2.Phase problemorientiertes Vorgehen. Die psychol. Untersuchung u. Behandlung muß immer durch medizinische Untersuchungen (Internist, Zahnarzt etc.) u. Beobachtung bzw. Behandlung der für Eßstörungen typischen körperlichen Symptome (Unterkühlung, Haarausfall, Karies, Anämie, Hautveränderungen, Störungen von Atmung u. Kreislauf, Hormonstörungen) ergänzt werden 68 Prüfungsfragen für Psychopathologie 2. Wodurch ist die Anorexia nervosa gekennzeichnet, Symptomatik? ausgeprägte Körperschemastörung/ 3. Welches Erleben ist vorherrschend? 4. Was ist der Quetelet-Index/BodyMass-Index? 69 Körperwahrnehmungsstörung (Gewicht, Größe, Form); Pat. fühlt s. zu dick intensive Angst, zu dick zu sein/werden, selbst bei Untergewicht restriktives Diäthalten bis zur völligen Nahrungverweigerung (Gewicht wird absichtlich mind. 15% unter dem erwarteten Gewicht gehalten), extreme Gewichtsabnahme bis zur massiven Kachexie Gewichtsabnahme-Methoden: Vermeidung hochkalorischer Speisen (auffälliges Eßverhalten), selbstinduziertes Erbrechen, selbstinduziertes Abführen, Gebrauch von Appetitzüglern, Laxantien- oder Diurethika, übertriebene körperliche Aktivitäten ständige Beschäftigung mit Nahrung, Essen, Gewicht Störungen der endokrinen Funktion: primäre oder sekundäre Amenorrhoe (Fehlen der Menstruation); Libido-verlust affektive Auffälligkeiten (depressive Symptome, Angst u. Zwangssymptome) somatische Symptome: Amenorrhoe, Hyperthermie, Ödeme, hypotoner Blutdruck, Laguno-Behaarung, schwere Elektrolytstörungen als Folge des habituellen Erbrechens Entwicklungsverzögerung: bei Einsetzen vor der Pubertät ist Entwicklungsabfolge gehemmt (verspätete Menarche etc.), kann aber später oft aufgeholt werden 2 Erkrankungsgipfel: 14. u. 18. Lj. 1% Erkrankungen Angst (Gewichtsphobie), zwanghaftes Verhalten (bei Anorexie), depressives Erleben Körpergewicht geteilt durch Körpergröße in m2 Anorexie bei < 17,5 69 Prüfungsfragen für Psychopathologie 70 multifaktorielles Modell 5. Wie ist die Atiologie von Anorexie? prädisponierende Faktoren: biologische Vulnerabilität (Konkordanz EZ: 50%) Garner: individuelle Prädisposition: Störungen der Entwicklung von Autonomie und Identität, Ablösung wird schuldhaft erlebt, Gefühl der eigenen Ineffektivität und Wertlosigkeit, Frauenrolle nicht akzeptieren wollen, Zentralthemen: Autonomie und Sexualität; angepaßt, leistungsorientiert, gewissenhaft, gefügig familiale Einflüsse: Anpassung und Abgrenzung als zentraler Konflikt, Verstrickung, Überfürsorglichkeit, Rigidität, Konfliktvermeidung, Symptomwahl: Regression auf frühere Eltern-Kind-Interaktion: Konflikt werden im Kontext der Nahrungsaufnahme ausgetragen soziokulturelle Einflüsse: Familienstruktur: Rigidität, Überbehütung, Konfliktvermeidung Auslösende Faktoren: Streß (Stressoren z.B. auch Hänseleien wg. Dicksein) Konflikte, familiäre Spannungen etc. Beschleunigende Faktoren: Diät und Gewichtsverlust, Mangelernährung, psychische Veränderungen, verändertes Eßverhalten Hungereffekte: Konzentrationsschwierigkeiten, Entschlußlosigkeit, Stimmungslabilität, Schlafstörungen, verändertes Sattheitsgefühl, durch verzögerte Magenentleerung, Obstipation Aufrechterhaltende Faktoren: environmental and cognitiv reinforcement; LT: Verknüpfung von Körpergewicht und Selbstwertgefühl, Verstärkung durch die Umwelt, Ziele/Wertvorstellungen ändern sich, Hungern wird zum sich selbstverstärkenden Selbstläufer, Hungern entgleitet, Dünnsein ist am Ende der einzige Wert 70 Prüfungsfragen für Psychopathologie 6. Wie ist die Symptomatik von Bulimie? 7. Wie ist die Ätiologie von Bulimie? 8. Wie erfolgt die Therapie der Bulimie? 9. Wie ist der Verlauf bei Anorexie? 71 Auslöser: innere Spannung, Langeweile, Einsamkeit unwiderstehliche Gier nach Nahrungsmitteln Heißhungerattacken: große Mengen hochkalorische Speisen mit viel Süßem (bis zu 15.000-20.000 kcal) Betroffene wissen um die Abnormalität, empfinden i.d.R. Leidensdruck Gefühl des Kontrollverlusts während Eßattacke, fürchten, aus eigenem Antrieb nicht wieder aufhören zu können intensive Furcht, zu dick zu sein/werden, selbst bei Untergewicht Gewichtsreduktionsmethoden: selbstinduziertes Erbrechen (von einmal bis 14/15mal), Laxantien-/ Diuretika-Abusus, Fastenkuren, übermäßige körperl. Aktivität, nach Eßattacke depressive Verstimmung, Schuldgefühle, Selbstvorwürfe ständige Beschäftigung mit Nahrung, Essen, Gewicht somatische Symptome: Karies!, Halsentzündungen, Schwellungen der Wangen, Vergrößerung der Speicheldrüse, Elektrolytstörungen 2-4%, Dunkelziffer tritt etwas später als Anorexie auf Gewichtsschwankungen selten lebensbedrohlich Differentialdiagnose: (Borderline-) Persönlichkeitsstörung, depressive Störung, Störungen des oberen Gastrointestinaltrakts siehe Anorexie; warum beim einen Anorexie beim anderen Bulimie auftritt, ist weitgehend ungeklärt individelle Prädisposition: affektive Instabilität, mangelnde Fähigkeit zur Impulskontrolle aufrechterhaltende Bedingungen: 1. längere Fastenzeiten führen zu 2. Heißhungerattacken, 3. körperliche Angstgefühle aufgrund des Überfressens werden wiederumd durch 4. Erbrechen/Laxanzien entlastet 5. auf die jedoch Schuldgefühle, depressive Verstimmung u. Hoffnungslosigkeit folgen 6. die mit Fasten u. Diät beantwortet werden Problem: geringe Krankheitseinsicht: versteht man die Dynamik als einen Versuch des Gewinnens von Autonomie, dann muß man Therapie aus Sicht des Mädchens als einen Eingriff in ihre Autonomie verstehen medizinisch-diätische Therapie pycho- u. verhaltenstherapeutische Maßnahmen familientherapeutische Maßnahmen beratende Elemente (z.B. auch zum Eßverhalten) strukturierte Umgebung mit klaren Zielsetzungen stationäre Behanldung bei ausgeprägter Erkrankung, ambulant nur bei kurzer Krankheitsdauer keine Möglichkeit zum Erbrechen Gewichtsnormalisierung: 60% Normalisierung des Eßverhaltens: 44% Heilung: 30-50% chronifizierter Verlauf: 20% 30-40% lt. Payk Mortalitätsraten: 5-10% auch atypische Verläufe, Übergänge von einer Anorexie zu Bulimie 71 Prüfungsfragen für Psychopathologie 10.Wie ist der Verlauf bei Bulimie? 72 wenig erforscht chronisch intermittierende Verläufe über viele Jahre Prognose ist wahrscheinlich durch Behandlungswiderstand, körperliche Komplikationen u. Suicidgefahr beeinträchtigt Autismus Welche beiden Syndrome gibt es bei tiefgreifenden Entwicklungsstörungen? 1. Welche Typen unterscheidet man bei Autismus? frühkindlicher Autismus (Kanner); autistische Psychopathie (Asperger-Syndrom) frühkindlicher Autismus (Typus Kanner); autistische Psychopathie (Typus Asperger) Begriff geht ursprünglich auf Eugen Bleuler zurück, der damit ein Merkmal der Schizophrenie zur Kennzeichnung des Rückzugs von der Welt der Realität in eine Binnenwelt benannte 72 Prüfungsfragen für Psychopathologie 2. Wie ist die Symptomatik des frühkindlichen Autimus? 73 1. schwere u. allgemeine Störung, soziale Beziehungen einzugehen keine aktives Suchen von Kontakt u. Beziehung kein Erwidern von emotionaler Zuwendung, kein Mitschwingen (emotionale Resonanz) kein Einfühlungsvermögen, Erwachsene werden als Werkzeuge gebraucht kein Blickkontakt, das Kind blickt durch mich hindurch Lachen oder Weinen aus schwer erkennbaren Gründen 2. Verzögerungen in der Sprache und der vorsprachlichen Fähigkeiten Sprachentwicklungsstörungen: Verzögerungen, Echalolie, Neologismen, Sprache als Spielzeug, nicht als Kommunikationsmittel gebraucht, schrilles Schreien, stark verspäteter Gebrauch der Ich-Form Mangel hinsichtlich des Einsatzes von .................... 3. zwanghafte u. ritualistische Aktivitäten, ausgeprägte Stereotypien repetitives, stereotypes Spielen, zwanghaftes Manipulieren u. Zweckentfremdung von Gegenständen monotone Aktivitäten Veränderungsangst, fehlende Anpassungsfähigkeit, Abwehr bei Veränderung intensive Bindung an Dinge, Lieblingsgegenstände, abnorm erhöhte Beziehung zur unbelebten Umwelt ungewöhnliche u. ausschließliche Beschäftigung mit Fahrplänen, Busrouten, Zahlen / Leistungsinseln: isolierte Spitzenleistungen, insbesondere des Gedächtnisses, insbesondere im visuell-technischen Bereich Verengung der Aufmerksamkeit: Einzelelemente werden ohne den Gesamtzusammenhang betrachtet) Angst vor Geräuschen, vor Lärm Auffälligkeiten in der Wahrnehmung: Selbststimulationen, Autoaggressionen Hypermotorik u. Bewegungsstereotypien Augenbohren Beginn vor dem 30. Lebensmonat Intelligenz: IQ häufig im Geistigbehindertenbereich (50%) Abgrenzung zu Oligophrenie meist erst bei Langzeitbeobachtung möglich; es gibt auch normal- u. hochbegabte Autisten; 40% IQ < 50, 30% IQ ≥ 70 Jungen: 3-4 mal häufiger sehr seltene Störung (Prävalenz von 0,004-0,005%, entspricht der von Blindheit) 73 Prüfungsfragen für Psychopathologie 3. Wie ist die Symptomatik beim Typ Asperger? 4. Wie ist die Ätiologie des frühkindlichen Autismus’? 74 Besonderheiten: Störung der Beziehungsfähigkeit (Blickkontakt vorhanden, aber flüchtig), Kontakt deutlich eingeschränkt, Humorlosigkeit, Mangel an Einfühlungsvermögen und Distanzlosigkeit, situativ unangepaßtes Verhalten) wird häufig erst in der Schule problematisch Sprachentwicklung oft früh, eher auf hohem grammatikal. Kompetenzniveau, aber Mangel an kommunikativer Abstimmung auf den Gesprächspartner gute Intelligenzleistungen, Originalität oft überbordende, sehr irreale Phantasien u. Vorstellungen oft originelle, schwungvolle Zeichnungen häufig ausgefallene Sonderinteressen Fehldiagnose Hörbehinderung liegt nahe ungeschickte Motorik zwanghaft-pedantische Züge ausgeprägte Knabenwendigkeit: 8:1 Beginn vor 36. Lebensmonat tritt später auf, da die allg. Entw.-funktionen höher ausgeprägt sind: früher Sprachbeginn, grammatikalisch hohes Niveau, gute u. oft überdurchschnittl. Intelligenz Kanner: Signalverarbeitung, Wahrnehmungen im akustischen und optischen Bereich keine allgemeine Theorie: ein normal begabter Autist ist etwas völlig anderes als ein geistig behinderter genetische Faktoren: in hohem Maß genetisch bedingt Störungen der Mutter-Kind-Beziehung sind sekundär, als Folge der Unfähigkeit des Kindes, Infos aus verschiedenen Sinneskanälen zu integrieren (nicht primär!) Asperger: vererbt, ausgeprägte Knabenwendigkeit, homologe familienanamnestische Belastung in männlicher Linie 74 Prüfungsfragen für Psychopathologie 5. Wie verläuft die Therapie? 75 Kanner: keine spezielle kausale Therapie möglichst früh, oft über viele Jahre hinweg bei vielen autistischen Kindern müssen zuerst einmal Stereotypien, Selbstaggressionen od. Wutanfälle abgebaut werden, bevor erwünschtes Verhalten aufgebaut werden kann symptomatisch orientierte stark strukturierte ( berechenbare Umwelt wichtig!) übende Therapie zum Aufbau von: (Blick-)Kontakt Sprache Motorik soziale Fähigkeiten: Kompetenz- u. Interaktionstraining zum Aufbau in kleinen Schritten (Abbau von Imitationsschwächen, Rollenspiele mit Videoaufnahmen) Versuch, mit engster Bezugsperson zusammen das Spektrum des Kindes zu erweitern Aufbereitung der Aufgaben in kleinste Übungsschritte dann Generalisierung Medikamente (Neuroleptika, Fenfluramin) bei affektiven Spitzen, (Auto-)Aggression kontinuierliche Eltern- und Familienarbeit oft gute Ansprechbarkeit auf taktiler, kinästhetischer, musikalischer Ebene Prognose insgesamt eher schlecht, weil ein Großteil auch noch geistig behindert ist “Verein zur Hilfe für das autistische Kind” bietet Therapie und Unterstützung an Asperger: 6. Wie ist der Verlauf? 7. Wie ist die Prävalenz? 8. Welche Faktoren müssen für die Prognose berücksichtigt werden? Ticstörungen Lehmkuhl blinzelt! 2/3 bleiben stark behindert (IQ als wichtiges Vorhersagemerkmal) 15% (high functioning-Autisten (intellektuell gut bis hochbegabte)) Entwicklung mit Berufstätigkeit u. sozialer Integration 20% (high functioning-Autisten) können im Jugendalter die Symptomatik reduzieren u. entwickeln relative Selbständigkeit eine signifikante Rate entwickelt später ein Anfallsleiden viele müssen als Erwachsene betreut leben; sehr wenige schaffen es, eine Partnerschaft einzugehen gerade high functioning-Autisten leiden unter der ihnen bewußten Symptomatik kein höheres Risiko, psychotisch zu werden (differentialdiagnostisch: in der Schizophrenie gibt es autistische Symptome der Abkapselung von der Umwelt) 2-4 pro 10.000 Kinder sehr selten Intelligenz Sprachentwicklung Blinzeltic ( = einfacher motorischerTic) 75 Prüfungsfragen für Psychopathologie Was ist ein Tic? Unwillkürliche, plötzliche, schnelle, wiederholte, nicht Welche Formen von Tics kann man unterscheiden? Einteilung? 76 rhythmische, stereotype Bewegung od. Lautproduktion/ Vokalisation. motorische Tics: unwillkürliche, plötzliche, schnelle, wiederholte, nicht-rhythmische, stereotype Bewegung (zumeist von umschriebenen Muskelgruppen) vokale Tics: Lautproduktion, die plötzlich einsetzt u. keinem offensichtlichen Zweck dient. Beginn meist im Kindergarten- bis Grundschulalter, auf jeden Fall vor 18. Lj. ( F9 Störungen mit Beginn in Kindheit/Jugend) genetisch verankerte Disposition/Vulnerabilität: multifaktorieller Erbgang, wesentlich häufiger Jungen, familiäre Häufung stärker bei Erregung, Anspannung, Streß nicht im Schlaf können leicht willkürlich unterdrückt od. produziert werden treten oft zusammen mit Zwanghaftigkeit od. hypochondrischen Symptomen auf vermutlich kontinuierliches Störungsbild mit einem Pol der vorübergehenden Ticstörung u. anderem Pol der kombinierten vokalen u. multiplen motorischen Tics (Tourette-Syndrom) 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine vorübergehende Ticstörung! Differentialdiagnose: Autismus oder Intelligenzminderung (hier manchmal rhythmische stereotyp-repetitive Bewegungen, komplexere u. variablere manierierte Bewegungen), Zwangshandlungen (deren Ausgestaltung ist eher durch den Zweck, z.B. ein Objekt in bestimmter Häufigkeit zu berühren oder umzudrehen, bestimmt als durch die betroffene Muskelgruppe), Hyperkinetisches Syndrom (Tics: beschränkt auf kleine Muskelgruppen) vorübergehende/passagere/akute/transitorische (oft nur wenige Tage bis Wochen) versus chronische (länger als 1 Jahr) Formen einfache/isolierte versus komplexe/multiple/generalisierte Tics (mit Befall mehrerer Körperzonen und evtl. wechselnden Lokalisationen) 76 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie ist die Symptomatik von Ticstörungen? 77 Uuwillkürliche Lautproduktionen (vokale Tics) oder Bewegungen (motorische Tics), die plötzlich einsetzen u. keinem offensichtlichen Zweck dienen. plötzlich einschießend, repetitiv, unregelmäßig, nicht vom Willen gesteuert, offensichtlich zwecklos, Bewegungen auf einige umschriebene Muskelgruppen beschränkt Auslösende Faktoren: - psychosoziale Belastung - somatische Belastung sensorischer Reizzustand (eine Art “Aura” in Form einer subjektiv spürbaren, zunehmenden Anspannung) Ablauf eines Tics: Am Anfang steht ein sensorischer Reizzustand, dem eine motorische/vokale Entladung folgt, die für eine gewisse Zeit die Spannung auflöst (vgl. Niesen, Schluckauf); auch im Schlaf möglich (≠ ICD-10) Enthemmungsphänomen Tics werden durch Spannung verstärkt u. können jedes Körperteil befallen, tun dies aber in der Regel nur an solchen, die sonst mit sinnvollen Bewegungen verbunden sind motorische Tics treten früher als vokale Tics auf, breiten sich vom Gesicht auf den Schultergürtel aus. Zwangsphänomene sind die späteste Manifestation häufige einfache motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln oder -werfen, Schulterzucken, Grimassieren; sonst auch noch: Augenbrauen hochziehen, Beugen/ Schleuderbewegungen von Armen oder Beinen häufige komplexe motorische Tics: Sich-selbst-Schlagen, Springen, Hüpfen; sonst auch noch: Klatschen, Wurfbewegungen, windende Körperbewegungung häufige einfache vokale Tics: Räuspern, Bellen, Schnüffeln, Zischen; sonst auch noch: Hüsteln, Pfeifen, Grunzen, Schnalzen häufige komplexe vokale Tics: Echolalie (Wiederholung best. Wörter), Koprolalie (sozial unannehmbare, obzöne Wörter), Palilalie (Wiederholung eigener Laute und Wörter) Diagnostische Zuordnungsregeln: vorübergehende Ticstörungen (motorische u. vokale): Dauer nicht länger als 12 Monate hintereinander, die motorischen Tics bleiben meist auf das Gesicht beschränkt chronische Ticstörungen (motorische u. vokale): Dauer länger als 12 Monate hintereinander, bei motorischen Tics Ausbreitung auf den Schultergürtel Tics nehmen mit absteigender Position am Körper in der Häufigkeit ab, meistens Gesicht können durch bewußte Kontrolle zumindest kurzfristig unterdrückt/reduziert werden besonders bei schweren Formen Kombination mit anderen psychischen Symptomen: hyperkinetische Symptome (40%), Störungen der Aufmerksamkeit, Lernstörungen, Angst, depressive Verstimmung, Zwanghaftigkeit häufiges Begleitsymptom bei Tourette-Syndrom: gestische Echopraxie (Bewegungsimitation) 77 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie ist die Epidemiologie? Welche Differentialdiagnose? Wie ist die Abgrenzung Tic - Zwang? Was sind die häufigsten Tics? 78 Beginn meist im Kindergarten- bis Grundschulalter (auf jeden Fall vor 18. Lj. F9 Störungen mit Beginn in Kindheit/Jugend), Altersdurchschnitt: 7 Jahre 90% aller Ticstörungen vor 12. Lj. ~8% aller 6-Jährigen, 10% aller 10-/11-Jährigen 4-5-Jährige: häufigste Tics vorübergehende einfache motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine vorübergehende Ticstörung! motorische Tics häufiger als vokale wesentlich mehr Jungen als Mädchen 40% der ausgeprägten Syndrome in Kombination mit Hyperkinetischem Syndrom Tourette-Syndrom: Prävalenz von 0,03% Hyperkinese (Tics sind auf kleine Muskelgruppen beschränkt) Stereotypien (nicht anfallsartig, häufig komplexere und variablere Bewegungsabläufe) Zwangshandlungen (Abgrenzung schwierig, da häufig assoziiertes Auftreten von Tics mit Zwanghaftigkeit) Intelligenzminderung Autismus konversionsneurotische Symptome Zwangshandlungen: Ausgestaltung ist durch den Zweck, z.B. ein Objekt in bestimmter Häufigkeit zu berühren od. umzudrehen, bestimmt (u. nicht durch die betroffene Muskelgruppe wie beim Tic) am häufigsten vorübergehende einfache motorische Tics: Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren (Alter meist 4-5 Jahre) außerdem häufige andere Tics: - (vorübergehende) einfache vokale Tics: Räuspern, Bellen, Schnüffeln, Zischen - komplexe motorische Tics: Sich-selbst-Schlagen, Springen, Hüpfen - komplexe vokale Tics: Wiederholung best. Wörter, Kopro lalie (Wiederholung sozial unannehmbarer, obzöner Wör ter), Palilalie (Wiederholung eigener Laute u. Wörter) Welche Umstände gehen einem Tic voraus? 10-20% aller Kinder haben zu irgendeiner Zeit eine vorübergehende Ticstörung! Auslösende Faktoren: - psychosoziale Belastung - somatische Belastung sensorischer Reizzustand 78 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie ist die Behandlung von Tics? Welche Sonderform gibt es? Sind Tics nur am Oberkörper? Wie ist die Ätiologie? 79 vorübergehende Tics (bei Behandlungsbedarf): reagieren im Sinn der Streßverminderung auf Entspannungsverfahren (autogenes Training) chronische Tics u. Tourette: VT-Kombination: Training der Reaktionsumkehr (habit reversal): 1. Selbstwahrnehmungstraining (awareness training) 2. Entspannungsverfahren 3. Training inkompatibler Reaktionen (incompating response) Focussierung auf die automatisiert ablaufenden Tics und Kontrolle Symptomverschiebung: - bei motorischen Tics: motorische Gegenantwort (z.B. bei Nasentic: Bewegung der Oberlippe einüben) - bei vokalen Tics: Atemtechnik 4. Kontingenztraining: den neg. Aspekt u. die pos. Folgen de Symptomverschiebung herausarbeiten, positive Verstärkung der inkompatiblen Reaktionen/Gegenantworten 5. Generalisierungstraining gute Therapieerfolge bei motivierten u. gut strukturierten Patienten; aber oft nur passagere Verbesserung dann medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika für durchgreifende Verbesserungen (Nebenwirkungen!) Tourette-Syndrom (Gilles-de-la-Tourette): Kombinierte vokale u. multiple motorische Tics Form, bei der es gegenwärtig oder in der Vergangenheit multiple motorische Tics u. einen oder mehrere vokale Tics gibt bzw. gegeben hat, nicht notwendigerweise gleichzeitig. Gewöhnlich Vorgeschichte motorischer Tics vor Entw. vokaler. Häufig Verschlechterung der Symptome in Adoleszenz, meist persistiert die Störung bis ins Erwachsenenalter progressive, chronische Verlaufsform. Tics können für kurze Zeiträume willkürlich unterdrückt werden. vokale Tics: einfache wie Räuspern u. Grunzen, komplexe wie Echolalie, Palilalie, Koprolalie, Verstärkung der Tics durch Streß Komorbidität: soziale Schwierigkeiten/Ängste immer, Zwangsstörung, Hyperaktivität, depressive Störung, Lern-/Leistungsstörung Nein, aber überwiegend im Gesicht od. motorische Tics auch im Schulterbereich, seltener sind auch die Beine betroffen (Hüpfen, Springen, Körper winden, Beine beugen/schleudern!) Ätiologie ungeklärt, multifaktoriell: genetische (familiäre Häufung) u. hirnorganische Vulnerabilitäten (Überschuß an Dopamin in bestimmten neuronalen Kreisen), psychosoziale Stressoren, ängstlicher Rückzug partielle Reifungsverzögerung bei transienten Tics (meist verknüpft mit Sprachstörungen u. Enkopresis); später reifende frontale Mechanismen erlauben eine teilweise (kompensatorische) Kontrolle PA: symbolischer Ausdruck von Konflikten, Abfuhr von aggressiven u. sexuellen Impulsen LT: Reaktion, die in einer Spannungssituation zufällig eine Angstreaktion bewirkt hat u. somit als triebreduzierende Vermeidungsreaktion fungiert 79 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie ist die Therapie bei Tics? Welche Probleme gibt es bei der Therapie? 80 Aufklärung und Beratung der Eltern, Identifizierung möglicher Spannungen Entspannungsverfahren (autogenes Training) bei vorübergehenden Tics (bei Behandlungsbedarf): reagieren im Sinn der Streßverminderung hochpotente Neuroleptika (weil cerebrale Störung) bei Tourette chronischen vokalen und motorischen Tics Tics nach Gabe von Stimulantien, die nach Absetzen der Medikation nicht abgeklungen sind Tics, die in Verbindung mit Zwangssymptomen und autodestruktivem Verhalten (Selbstverletzungen wie Sichselbst-Schlagen, -Beißen) auftreten VT-Kombination: Training der Reaktionsumkehr (habit reversal) VT in Form negativer Übung ( = paradoxe Intervention, Symptomverschreibung): exzessive Produktion der Symptomatik über lange Phasen (ganze Therapieeinheiten) hinweg; man geht davon aus, daß es so zu einer konditionierten Hemmung im Sinne einer Erschöpfungsreaktion kommt auch VT: Nichtbeachtung u. somit Verstärkerentzug, Selbstkontrolltechniken Nebenwirkungen der Neuroleptika keine Compliance bei VT, weil negatives Üben unangenehm ist oft Bagatellisierung der Symptome durch Patienten oft nur passagere Verbesserungen bei VT-Kombination Hyperkinetisches Syndrom (HKS) 80 Prüfungsfragen für Psychopathologie Was ist HKS? 81 3-6% Prävalenz Knabenwendig: in Feldstichproben 3:1; in Klinikstichproben 6:1 3 Kardinalsymptome: 1. Aufmerksamkeitsstörungen (Ablenkbarkeit) 2. Impulsivität (kognitiv, motivational, emotional) 3. Hyperaktivität deutlich stärker ausgeprägt, als bei durchschnittlichen Kindern im gleichen Alter bei gleicher Intelligenz häufig dazu geringe Frustrationstoleranz u. Aggressivität Komorbidität/Begleit-/sekundäre Symptome: oppositionelle/dissoziale Verhaltensstörung: 30-50% Lernstörungen: 20-30% Angststörungen: 20% emotionale Störungen (vor allem depressive): 15% ICD-10: F90.0 Einfach Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (3 Symptome + situationsübergreifend + Beginn vor dem 6. Lj.) F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (3 Symptome + situationsübergreifend + Beginn vor dem 6. Lj. + aggressive Verhaltensweisen) Ätiologie: (fragwürdige psychol. Annahme: Auswirkung geschlechtsspezifischer Sozialisation) genetische Disposition, Zusammenhänge zwischen Alkohol- u. Nikotin-konsum der Mutter in Schwangerschaft u. Hyperaktivität (vgl. Embryopathie), Nahrungsmittelallergie. Genetische Erklärung u. AllergieErklärung schließen sich nicht aus (vgl. Studie England mit extremer Reis-/Truthahndiät): Bei Asthmatikern u. Neurodermitikern gibt es eine gewisse Häufung der Hyperaktivität kann aber auch Folge der allergischen Erkrankung sein. Verlauf: - Säuglingsalter: sehr hohes Aktivitätsniveau, ungünstige Konstellation/mangelnde Passung von schwierigem kindlichen Temperament u. negativ-kontrollierender Erziehung (vgl. Temperamentforschung von Thomas & Chess), Gesundheitsprobleme, Entwicklungsverzögerungen - Vorschulalter: Hyperaktivität (ziellos), geringe Spielintensität u. –dauer, Entwicklungsdefizite, oppositionelles Verhalten, mindestens 50%-ige Stabilität der Sympto me von 3 bis 6 Jahren Risikofaktoren: hyperkinetische Störung der Eltern, Nikotin- u./o. Alkoholmißbrauch in Schwangerschaft, Gesundheitsprobleme der Mutter in Schwangerschaft, geringes Bildungsniveau der Eltern, überlastete Eltern/ alleinerziehende Elternteile, negativ-kontrollierende Erziehung (sehr strikt, Mangel an positivem emotionalen Austausch), inkonsistente Erziehung (Mangel an Regeln/ Kontrolle bzw. Inkonsequenz im Umgang) 81 Prüfungsfragen für Psychopathologie Welche Therapie ist bei HKS indiziert? 82 3 therapeutische Zugänge/Interventionen: 1. elternzentriert: Aufklärung u. Beratung, Durchbrechen des Teufelskreises bei nachgiebigen Eltern Regeln für Kinder werden mit den Eltern abgesteckt, diese Regeln müssen befolgt werden; unmittelbare Konsequenzen, da HKS-Kinder nicht auf Belohnungsaufschub reagieren; Eltern-Kind-Therapie 2. patientenzentriert: Aufklärung u. Beratung, Selbstinstruktionstraining zum Aufbau von Spielintensität, TokenSysteme, Selbstkontroll- (-management)Training, social skills-Training, medikamentöse Behandlung mit Psychostimulantien/Amphetaminen (Captagon, Ritalin), Diät Probleme dort behandeln, wo sie auftreten! 3. schulzentiert: Aufklärung u. Beratung, eventuell Interventionen in Schule/Kindergarten 9Therapie Beschreiben Sie Reizkonfrontation mit response prevention im Unterschied zu anderen VT-Methoden! Was sind Konfrontations- / Expositionsverfahren? Was ist exposure? Was ist response prevention? Was ist flooding/Reizüberflutung? wird bei Zwangshandlungen durchgeführt: stufenweise Reizkonfrontation (systematische Desensibilisierung) in vivo zur bewußten Auseinandersetzung mit den angstauslösenden Situationen u. dabei äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen zur Verhinderung aufkommender Zwangshandlungen/gleichzeitige Reaktionsverhinderung (response prevention) Verfahren zur Konfrontation mit Angst; Prinzip der Konfrontation mit Angst ist exposure: Pat. muß s. der Angst aussetzen, bewußte Auseinandersetzung mit der angstauslösenden Situation, Pat. muß in der Situation bleiben u. Angst aushalten 3 Arten der Konfrontation: 1)gestufte Reizkonfrontation in sensu = systematische Desensibilisierung 2) gestufte Reizkonfrontation in vivo = Habituationstraining 3) massierte Reizkonfrontation = Reizüberflutung/ Angstüberflutung (flooding) eventuell zusätzlich: Reaktionsverhinderung (response prevention): Pat. wird durch äußere Kontrollmaßnahmen u. Interventionen an Reaktionen/Symptomen auf die Angst gehindert gleichzeitige Reaktionsverhinderung Transparenz des Vorgehens Phasen der Konfrontationstherapie: 1. Analyse der angstauslösenden Bedingungen u. Situationen 2. Erklärungsmodell: z.B. Teufelskreis: Angst vor der Angst 3. Konfrontation, Patient muß in der Situation bleiben, bis die Angst geringer wird, Beendigung erst nach Abnahme der Angstreaktion; Reaktionsverhinderung vor allem bei Zwangshandlungen 82 Prüfungsfragen für Psychopathologie Was ist Desensibilisierung? 1. systematische 83 Prinzipien: sukzessive Approximation: langsame Annäherung an gewünschtes Verhalten Gegenkonditionierung: Entspannung vs. Angst Phasen: 1. Analyse der Faktoren, die für das Auftreten der Angst verantwortlich sind 2. Erarbeitung einer Angsthierarchie 3. Training von Entspannungstechnik (z.B. progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) 4. vorstellungsmäßiges Durcharbeiten der Hierarchie von unten nach oben in einem konzentrierten u. entspannten Zustand Therapiekonzepte bei Angststörungen? 2 Arten: 1) in sensu 2) in vivo (Habituationstraining) Selbstinstruktionstraining nach Meichenbaum u. Goodman Ziel: bei Auftreten von Angst sollen angstbewältigende Selbstinstruktionen zum Einsatz kommen willentliche Herbeiführung von Ängsten Ziel: direkte, ehrliche und angemessene Ausdruck von Gefühlen; Klient soll in die Lage versetzt werden, seine Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und durchzusetzen Übung konkreten sozialer Fertigkeiten und Vermittllung entsprechender Problemlösefähigkeiten Modellernen, Rollenspiel s.o. Therapiekonzepte bei Psychosen? s.o. Therapiekonzepte bei Depressionen? s.o. Welche kognitiven Verfahren kennen Sie (zur Angsttherapie)? Was sind paradoxe Interventionen? Was ist Selbstbehauptungstraining? Worum geht es bei Assertiveness- od. Selbstsicherheitstraining? Pharmakotherapie Was ist Lithium? Zusammensetzung? Lithium-Salz: einwertiges Metall aus der Gruppe der AlkaliMetalle zur Rezidivprophylaxe von manischen u. schizomanischen Psychosen 83 Prüfungsfragen für Psychopathologie Wie wirken Lithiumsalze? 84 Genauer Wirkmechanismus ist unbekannt; es wird vermutet, daß eine Einflußnahme auf den zellulären Calcium-Membrantransport erfolgt (Möller). Neurochemische Beeinflussung von adrenergen, cholinergen, GABAergen u. peptidergenSystemen, Stimulation der aminergen Transmission (Dorsch). antimanisch, rezidivprophylaktische Behandlung manischer Psychosen u. Manien undramatische Nebenwirkungen: Appetitverlust, Übelkeit, Durst etc. Gewichtszunahme, Ödeme (Wassereinlagerungen) Zittrigkeit (der Hände) Schilddrüsenvergrößerung Blutkontrollen zur Vermeidung von Überdosierung/ Intoxikation/zu hohem Lithium-Spiegel vor allem in den Wochen der Einstellungsphase sehr wichtig!!! Wie kommen diese Krampfanfälle zustande? Wie wirken Neuroleptika? Vergiftungserscheinungen: Muskelzuckungen (der Hände) Durchfall, Erbrechen Abgeschlagenheit/ Schläfrigkeit Schwindel Delirium Krampfanfälle (bis zum Tod!) ähnlich wie epileptischer Anfall (Gehirn-Unter- oder Überversorgung) Neuroleptika = Substanzen, die vor allem psychotische Denkstörungen, Angst, Erregung u. motorische Unruhe reduzieren. Wirkung: antipsychotisch: bekämpfen psychotische Phänomene durch Eingriff in zentralnervöse Transmittersysteme: postsynaptische Dopamin-Rezeptor-Blockade (Hypothalamus, limbisches System, Basalganglien); wie sie genau wirken, ist bislang unbekannt; syndrombezogenes Wirkprofil, keine nosologisch spezifische Wirksamkeit; neuroleptische Potenz (hochpotent, mittelpotent u. niedrigpotent) ist abgeleitet aus der benötigten Menge für eine ausreichende antipsychot. Wirkung zentral dämpfend/sedierend: Verlangsamung außerdem antiemetisch, anticholinerg, sympatholytisch, lokalanästhetisch) 1. klassische Neuroleptika: Effekte vor allem auf die akuten psychot. Symptome (produktive Symptome, Erregung, Unruhe, Insomnie) - hochpotent (z.B. Haloperidol (Haldol), Fluspirilen (Imap)) - mittelpotent (z.B. Perazin (Taxilan)) - niedrigpotent (z.B. Promethazin (Atosil)) 2. atypische Neuroleptika: stärkere Effekte auf die begleitende Minus-/ Negativsymptomatik, besonders gute extrapyramidalmotorische Verträglichkeit (z.B. Clozapin (Leponex), Risperdon (Risperdal)) 84 Prüfungsfragen für Psychopathologie Welche Nebenwirkungen haben Neuroleptika? Was sind die Auswahlkriterien für Neuroleptika? Was sind die Zielsymptome bei Schizophrenien? Was für eine Wirkung haben Neuroleptika bei Kindern? Welche Nebenwirkungen haben Antidepressiva? 85 extrapyramidalmotorisch: starke extrapyramidale Nebenwirkungen (z.B. Halsverrenkungen, Zunge-Herausstrecken), Verlangsamung, Frühdiskenisien (frühe Störungen im geordneten Bewegungsablauf), Parkinsonoid, Akathisie (Sitzangst, Unfähigkeit, längere Zeit zu sitzen), Spätdyskinesien (in 15% der Fälle, häufig irreversibel!) hochpotent: sehr stark; niedrig- u. mittelpotent: gering psychisch: sedierend niedrig- u. mittelpotente: stark; hochpotent: gering endokrin: durch Prolaktinanstieg Amenorrhoe (Menstruatinsstörungen), Galaktorrhoe (Milcheinschuß u. –absonderung), weibl. Brustbildung bei Männern, Libidoreduktion vegetativ: Tachycardie (Herzrasen), Kreislaufschwankungen niedrig- u. mittelpotent: stark; hochpotent: gering Senkung der Krampfschwelle 1. Zielsymptome 2. Wirksamkeit, Medikamenten-Anamnese 3. Compliance a) Depot: ja/nein b) Risikokontrolle 4. Nebenwirkungen a) Alter u. Geschlecht b) Sedierung ja/nein c) besondere Umstände (z.B. bekanntes Anfallsleiden) 1. psychotische Akutsymptomatik (produktive Symptome, Erregung, Unruhe, Insomnie) 2. begleitende Minussymptomatik 3. Katatonie 4. Angst 5. persistierende Minussymptomatik 6. Depression Tölle: „Bei schizophrenen Jugendlichen, die anamnestisch Hinweise auf eine frühkindliche Hirnschädigung od. andere organische Risikofaktoren bieten, erlebt man nicht selten, daß sie auf Neuroleptika paradox reagieren, mit vermehrter Unruhe, Angst u. anderer Symptomatik. Sie sprechen oft besser auf Benzodiazepine an.“ (S. 223) Antidepressiva = Substanzen, die die Symptomatik depressiver Erkrankungen reduzieren, also insbesondere stimmungsaufhellend wirken. Substanzgruppen: Trizyklika (klass.), Tetrazyklika, MAOHemmer Wirkprinzip: Eingriff in zentralnervöse Transmittersysteme - traditionelle Erklärung: Anreicherung von Noradrenalin bzw. Serotonin im synaptischen Spalt - neuere Erklärung: komplizierte Anpassung der Sensibilität noradrenerger u. serotonerger Rezeptoren im Gehirn, die insgesamt zu einer Verbesserung der Übertragungsmög lichkeiten an den Synapsen führen Nebenwirkungen (klass. trizyklische Antidepressiva!): psychisch: sedierend (oft erwünscht!), Getriebenheit u. Schlaflosigkeit, dysphorische Verstimmungen, Wesensänderungen (Antriebs- u. Affektinsuffizienz) vegetativ: atropinartige Wirkungen (trockene Schleimhäute, Akkomodationsstörungen, Hyperthermie etc.), Tachycardie (Herzrasen), arterielle Hypotension (s. Gesichtsblässe), Magen-Darm-Störungen/Obstipation (Verstopfung) endokrin: Galaktorrhoe (Milcheinschuß/-absonderung) 85 86 Prüfungsfragen für Psychopathologie 10Prognosen günstige Prognose (+) vorübergehende Ticstörung (kann Tage od. Wochen dauern) Enuresis (gute Heilungschancen) Schulphobie u. andere spezifische Phoben (gute Heilungschancen) Trennungsangst, Geschwisterrivalität emotionale Störungen verlaufen kurz, Schweregrad ist mäßig; reicht nicht für Diagnose von Neurose od. Psychose) ungünstige Prognose (-) Verhaltensstörungen (HKS) Lernstörungen (chronisch) Anorexie (5-10% sterben ???) Autistische Störung Lebensweise) (nur 1/3 unabhängige Rett-Syndrom (Tod spätestens im 4. Lebensjahrzehnt) Schizophrenie (die schwerwiegendste Erkrankung) organische Psychosen (Demenz) antisoziale Persönlichkeit somatoforme Störungen (eher längerfristig verlaufend) Agoraphobie (Verlauf eher chronisch) soziale Phobie (Verlauf eher chronisch) generalisierte Angststörung (Verlauf eher chronisch) Zwangsstörung (Verlauf eher chronisch) Hypochondrische Störungen 86 Prüfungsfragen für Psychopathologie 87 11Welche Störungen sind häufig/am häufigsten vertreten bei ... Kindern Jungen Mädchen Männern Frauen niedrigem IQ niedriger sozialer Schicht Angststörungen (6-8% der Kinder & Jugendlichen) HKS (3:1) Verhaltensstörungen (2:1) Leserechtschreibstörung 3-4:1 Autismus (Kanner: 3-4:1; Asperger 8:1) Ticstörungen (3:1) Enuresis Enkopresis 3-4:1 Zwangsstörungen in Kindheit/Jugend Bulimie, Anorexie (nur 5-10 % der Eßgestörten sind Männer) Rett-Störung antisoziale Persönlichkeitsstörung (3:1) Paraphilien/Störungen der Sexualpräferenz (nur Männer) Zwangsneurose sensitive Persönlichkeitsstörung Alkoholabhängigkeit? Depression, Dysthymia (2:1) Phobien (außer soziale) 80% Angstneurosen Konversionsstörung Somatisierungsstörung 95% Persönlichkeitsstörungen ??? Autismus (70% Intelligenzgeminderte, 50% geistig behindert) Pica Schizophrenie geistige Behinderung HKS Schizophrenie Pica 87 Prüfungsfragen für Psychopathologie 88 12Diverses 1.Welche Erkrankung würden Sie sich wünschen (entsprechend des Behandlungserfolges u. emp. Kenntnisse)? 2.Welche Störung würden Sie Ihrem Kind wünschen? 3.Wie erfolgt psychiatrische Diagnostik bei Kindern u. Jugendlichen? 4. Wie sieht die Therapie bei phobischer Störung im Kindesalter (z.B. Phonophobie: Angst vor Lärm/ Knallen) aus? Schlangenphobie Anpassungsstörung: kurze depressive Reaktion vorübergehende Ticstörung Intelligenztests, projektive Verfahren (TAT, Family-Relations-Test, PFT, Rorschach-Test), Jugend-Selbst-Report (Youth Self Report YSR von Affenbach), Elternfragebogen, Lebensqualität-Fragebogen für Eltern u. Kinder, Selbst- u. Fremdanamnese, Teacher Report Form (TRF), Child Behavior Checklist (CBCL, Elternfragebogen), CASCAP-D VT: 1) funktionale Analyse, klass. konditionierte Angstreaktion, Lernen am ängstlich-überbehütenden Muttermodell, Bekräftigungslernen. 2) Therapie: nach Erstellung einer Angsthierarchie durch ein Angstthermometer Expositionsbehandlung zur Desensibilisierung mit vielen Abstufungen. Expositionen müssen häufig durchgeführt werden, evtl. mit Hilfe der Eltern als Co-Therapeuten Vorteil: häufigere Expositionen möglich. Aber contra-indiziert bei Ablösungskonflikten! 88