MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Korrespondenzzirkel Sozialkunde: Arbeitsblatt 2010-11.4 (Walter Bartl) Demografischer Wandel als Thema eines Landtagswahlkampfes (II) Im dritten Arbeitsblatt haben Sie analysiert, ob das Thema demografischer Wandel in den Wahlprogrammen der Parteien in Sachsen-Anhalt angesprochen wird und wenn ja, wie genau. Das vorliegende Arbeitsblatt vertieft diese Fragestellung und richtet die Aufmerksamkeit dabei auf sechs Plakate, die im Wahlkampf für die Landtagswahl am 20.03.2011 verwendet werden. Wahlprogramme vermitteln ihre Inhalte über Sprache, dabei formulieren und begründen sie politische Ziele relativ ausführlich, was interessierten Wählerinnen und Wählern einen differenzierten Prozess der Meinungsbildung ermöglicht. Allerdings erreicht diese Form der Kommunikation nur einen vergleichsweise kleinen Anteil der angestrebten Zielgruppe. Deshalb verwenden die meisten Parteien parallel dazu auch Wahlplakate, um ihre politischen Ziele potenziellen Wählerinnen und Wählern mitzuteilen. Plakate werden im öffentlichen Raum an viel frequentierten Orten, wie beispielsweise einer Straßenkreuzung, positioniert, damit möglichst viele Wahlberechtigte sie sehen. Da die Verkehrsteilnehmer in dieser Situation wenig Zeit haben, müssen Plakate für jedermann schnell und leicht erfassbar sein. Wahlplakate vermitteln ihre Inhalte teilweise ebenfalls über Sprache, sie formulieren ihre Botschaft aber enorm kurz und prägnant. Zudem verwenden Wahlplakate in der Regel auch Bilder, um politische Informationen zu vermitteln. Dabei haben die tatsächlich abgedruckten Worte und Bilder symbolischen Charakter, das heißt sie sind (im Unterschied zu ausführlichen Texten) inhaltlich so wenig spezifisch, dass Betrachter Assoziationen zu Hilfe nehmen, um ihnen Sinn zu verleihen, das heißt eine konkrete Botschaft daraus zu machen. Im Alltag werden die Prozesse der Betrachtung von Wahlplakaten und der Zuschreibung von Sinn nur selten sprachlich ausformuliert. Sozialwissenschaftliche Bildanalysen versuchen, diese Prozesse schriftlich zu fixieren, um sie für andere möglichst genau nachvollziehbar zu machen. Das ist eine notwenige Voraussetzung für wissenschaftliche Erkenntnis und erleichtert die Diskussion. In Annäherung an eine sozialwissenschaftliche Bildanalyse geht es in den folgenden zwei Aufgaben einerseits um die Beschreibung eines Wahlplakates und andererseits um die Überprüfung einer spezifischen Deutung seines Inhaltes. Bitte lösen Sie beide Aufgaben und senden Sie Ihre Lösung bis zum 25.03.2011 per E-Mail oder per Post an mich (Kontaktdaten siehe unten). Aufgabe 1: Wählen Sie bitte eines der sechs unten abgebildeten Wahlplakate aus. Beschreiben Sie, was auf diesem Plakat zu sehen ist. Welchen Eindruck vermittelt das Wahlplakat vor dem Hintergrund des demografischen Wandels? Welche Rolle spielen dabei die vom Fotografen im Bild gewählte Zusammenstellung von Gegenständen, Personen, und Blickperspektiven sowie der abgedruckte Wahlkampfslogan? Aufgabe 2: Bilder auf Wahlplakaten sind nicht nur ein Abbild der Realität, sondern auch gewählte Perspektiven auf die Realität. Bevölkerungsrückgang und Alterung in Sachsen-Anhalt setzen die soziale Infrastruktur unter Druck. Beispielsweise hat der Bevölkerungsrückgang die bisherige Regierung auch zu unpopulären Entscheidungen veranlasst und künftig könnten ebenfalls unpopuläre 1 MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Entscheidungen anstehen. Nun lässt sich vermuten, dass Parteien unpopuläre Lösungen für demografisch verursachte Probleme (z.B. Schulschließungen, Kürzung von Staatsausgaben) in einem Wahlkampf vermeiden möchten. Trifft das auf das von Ihnen gewählte Wahlplakat zu? Stehen die im Wahlprogramm dieser Partei formulierten Ziele (gewissermaßen das Kleingedruckte) in einem Widerspruch zu der Botschaft des Wahlplakates? Bitte belegen Sie Ihre Argumentation durch Zitate mit Seitenangaben. Wahlplakate: Quelle: Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt Das Wahlplakat der CDU Sachsen-Anhalt finden Sie in einer separat angehängten PDF-Datei. 2 MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Quelle: FDP Sachsen-Anhalt 3 MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Quelle: Die Linke Sachsen-Anhalt 4 MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Quelle: NPD Sachsen-Anhalt* * Die Plakate der NPD sind nur gesammelt verfügbar. Bitte wählen Sie ein Plakat aus, wenn Sie sich für eine Bearbeitung der NPD-Kampagne entscheiden. Der Schriftzug des dritten Plakats von links lautet vermutlich „Zukunft statt Schulschließungen“. 5 MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Quelle: SPD Sachsen-Anhalt 6 MARTIN-LUTHER-UNIVERSITÄT HALLE-WITTENBERG Institut für Soziologie Quellen Wahlprogramme: Bündnis 90/Die Grünen Sachsen-Anhalt (2010): Zukunftsprogramm. Grüne in den Landtag! Landtagswahlprogramm 2011. Online verfügbar unter http://www.sachsen-anhalt.gruenepartei.de/cms/default/dokbin/349/349209.zukunftsprogramm.pdf, zuletzt geprüft am 11.02.2011. CDU Sachsen-Anhalt (2010): Regierungsprogramm der CDU Sachsen-Anhalt 2011-2016. Stabilität, Kompetenz, Tatkraft. Beschluss des 20. Landesparteitages in Zerbst/Anhalt vom 25. September 2010. Online verfügbar unter http://cdulsa.eckpunkt.de/ftp/PDF/Regierungsprogramm2011-2016.pdf, zuletzt geprüft am 11.02.2011. Die Linke Sachsen-Anhalt (2010): Ein Land für alle! Wahlprogramm der Partei DIE LINKE für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt am 20. März 2011. Online verfügbar unter http://www.dielinkesachsen-anhalt.de/fileadmin/download/Parteitage/101023LPT2_3/LandtagswahlprogrammBeschluss.pdf, zuletzt geprüft am 11.02.2011. FDP Sachsen-Anhalt (2010): Mit Leidenschaft für Sachsen-Anhalt. Regierungsprogramm der FDP 2011-2016. Online verfügbar unter http://fdplsa.de/fileadmin/pic/PDF_s/Regierungsprogramm__2011_bis_2016.pdf, zuletzt geprüft am 11.02.2011. NPD Sachsen-Anhalt (2010): Alle Kraft für unser Land! Unser Wahlprogramm. Online verfügbar unter http://www.npd-sachsen-anhalt.de/index.php?s=9&aid=137, zuletzt geprüft am 11.02.2011. SPD Sachsen-Anhalt (2010): Klare Ziele. Sichere Wege. Unser Programm für ein starkes und gerechtes Sachsen-Anhalt. Programm der SPD Sachsen-Anhalt zu den Landtagswahlen am 20. März 2011 beschlossen durch den ordentlichen Landesparteitag am 9. Oktober 2010 in Dessau-Roßlau. Online verfügbar unter http://www.spd-sachsen-anhalt.de/files/wahl2011/wahlprogramm2011.pdf, zuletzt geprüft am 11.02.2011. Viel Spaß bei der Analyse! Walter Bartl Kontakt: Dr. Walter Bartl Institut für Soziologie Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Adam-Kuckhoff-Str. 39-41 06108 Halle (Saale) E-Mail: [email protected] 7