ANHANG | LÖSUNGSTEIL Erwartungshorizont zu Frühe Oper – Monteverdis L’Orfeo (S. 42–44) REPRODUKTION 1 Bepunktungsvorschlag Zusammenfassung des Orpheus-Mythos: Orpheus feiert die Hochzeit mit Eurydike im Kreise von Hirten und Nymphen. Eine hinzutretende Botin berichtet vom Tod Eurydikes. Orpheus beschließt, sie aus der Unterwelt zurückzuholen. Er dringt in den Hades vor und begleitet Eurydike zurück ans Licht. Als er auf dem Weg dorthin das Verbot sich nach ihr umzudrehen übertritt, muss Eurydike endgültig in der Unterwelt bleiben. Gebrochen kehrt Orpheus an die Oberwelt zurück. Der Gott Apollon erbarmt sich seiner und hebt ihn in den Himmel. ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs Der Kandidat/die Kandidatin muss bei der Inhaltsangabe nicht ins Detail gehen. Entscheidend sind folgende Kernaussagen: Liebespaar Orpheus und Eurydike, Tod Eurydikes, Orpheus im Hades, Orpheus bricht das Verbot, Eurydike ist endgültig verloren, Orpheus ist verzweifelt. 3 Punkte TRANSFER 2 Notenbeispiel 1 ( 2): Arie; gesungene ,Strophen‘ mit durchsichtiger Generalbassbegleitung abwechselnd mit bewegten instrumentalen Zwischenspielen (Streichorchester); lauter, fröhlicher, tänzerischer Fest) Charakter ( Notenbeispiel 2 ( 3): Rezitativ (stark verzierter, eher freier ,Sprechgesang‘); liegender Basston (bzw. Akkord) zu Beginn, vereinzelt hinzutretende Violinen (Zwischenspiele Accompagnato-Rezitativ), nach der Fermate Hades) reine Generalbass-Begleitung; insgesamt eher düstere Stimmung ( 4 Punkte PROBLEMLÖSUNG 3 Notenbeispiel 1 (T. 1, „Hor gioisco“): Die auffahrende Melodiegeste drückt gemeinsam mit dem Basssprung aufwärts und der tänze­ rischen Rhythmik den Affekt der Freude und des Glücks aus. Notenbeispiel 2 (T. 1–4): Die zitternd wirkenden Verzierungen des Sängers über der ,einsam‘ liegenden Bassstimme ­drücken den Affekt der Angst / Unsicherheit / Verlorenheit aus. 2 Punkte REFLEXION 4 In der Antike würdigte man die wichtige erzieherische Funktion der Musik, insbesondere ihre Wirkung auf die Gefühle der Menschen. Orpheus galt als ,Übermusiker‘, der wilde Tiere und Steine durch seinen Gesang und sein Harfenspiel rühren konnte. Ei Heute ist die Musik oft nur unterhaltsames Beiwerk bei gesellschaftlichen Anlässen. Ergebnisse aus der Gehirnforschung beweisen jedoch auch, dass die Musik wichtige Gehirnzentren anspricht und positive Auswirkungen auf das Lernen sowie die geistige Wendigkeit hat. Zudem wird das Gehör vor der Geburt als einer der ersten Sinne angelegt und erlischt beim Sterben als letztes. 2 Punkte MUSIKPRAXIS 5 Das souveräne Mitzeigen in der Partitur ist eine nicht zu unterschätzende musikalische Kompetenz. Darüber hinaus können einzelne Aspekte der Musikbeispiele mit einem Instrument, vokal oder durch Klatschen verdeutlicht werden, z. B. der Wechsel zwischen ,Zweier‘ und ,Dreier‘ im Notenbespiel 1: 2 + 2 + 2 + 3 + 3 = quasi 12/8-Takt. 1 Punkt 12 Punkte 98 MATURATRAINING MUSIK • Helbling VOKALMUSIK Erwartungshorizont zu Das romantische Kunstlied – Der Wegweiser aus Schuberts Winterreise (S. 45–48) MUSIKPRAXIS 1a Die ausdrucksstarke Deklamation ist eine musikalische Kompetenz, da – ähnlich wie beim S­ ingen – eine Textvorlage quasi zum Klingen gebracht wird. In jedem Fall sollten der Gegensatz „ohne Ruh’, und suche Ruh’“ sowie das Fatalistische der letzten beiden Textzeilen im Vortrag deutlich herausgearbeitet werden. Bepunktungsvorschlag 1 Punkt REPRODUKTION ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs 1b Zusammenfassung der Textaussage: Das Lyrische Ich fragt sich, warum es (unverschuldet) einsame Wege geht, Wüstengegenden aufsucht und den Kontakt zu anderen Menschen scheut. Wegweiser zeigen auf Städte und bewohnte Siedlungen. Das Lyrische Ich jedoch zieht rastlos umher und sucht doch Ruhe. Symbolisch stehen die Wegweiser für die verschiedenen Richtungen, die das Leben weist. Plötzlich taucht ein Wegweiser auf, der den Weg ohne Wiederkehr (den Tod) anzeigt. Dieser Weiser ist für das Lyrische Ich bestimmt, es fühlt sich magisch von ihm angezogen und folgt seiner Richtung. 2 Punkte TRANSFER 2a Form: Die vier Strophen mit kurzen Vor- bzw. Zwischenspielen ergeben die vier musikalischen Teile A (T. 1–21), B (T. 22–40), C (T. 41–56) und D (T. 57–88). Dabei werden die Gedichtzeilen 3 und 4 jeweils wiederholt und musikalisch variiert. 1 Punkt 2b Lösungsvorschläge für die abschnittsweise Analyse: nn nn nn nn Teil A: Moll; langsam schreitende Achtel-Bewegung im Klavier; schleppende Melodik (Ton­ wieder­holungen, mühsame ,Erkämpfung‘ des Tonraumes); ––T. 17–19: crescendo zielt ins Leere (piano subito), melodische Aufwärtsgesten symbolisieren „Felsenhöh’n“; ––Ende: Tonwiederholungen (,Erstarren‘), Achtel-Puls Teil B: Dur; (verzweifelter) melodischer (e2) und dynamischer (fp) Ausbruch bei „törichtes ­Verlangen“ Teil C: Moll (wie am Beginn); Steigerung bei „suche Ruh’“ (melodischer Spitzenton ges2) Teil D: Moll; ständige Ton- und Akkordrepetitionen, das unausweichliche Schicksal symbolisierend; die Straße ohne Wiederkehr (der Tod) wirkt durch die dynamische und melodische ­Steigerung bedrohlich. Die sechs resignierenden Schlusstakte („die noch keiner ging zurück“) sind choralartig gestaltet und erstarren pianissimo in einem g-Moll-Akkord mit Fermate. 4 Punkte REFLEXION 3a Instrumentale Besetzung: Klavier, Saxofon, Drumset (z. T. mit ,Jazzbesen‘ gespielt), Effekte mit Chime-Bars 2 Punkte Ei Anfang: variiertes Intro in der Art einer Pop-Ballade (Solo-Klavier), länger als im Original 3b Lia Pale zeigt damit ihre interpretatorische Vielfalt, ihre fundierte sängerische Ausbildung und künstlerische Klasse. Das Jazz-Cover nutzt den Bekanntheitsgrad der klassischen Vorlage, spricht ein älteres, klassikinteressiertes Publikum an und macht klassische Musik für ein jüngeres Publikum attraktiver und ,peppiger‘. 2 Punkte 12 Punkte MATURATRAINING MUSIK • Helbling 99 ANHANG | LÖSUNGSTEIL Erwartungshorizont zu Elektronische Popmusik – Kraftwerk: Das Modell (S. 51–53) REPRODUKTION UND TRANSFER 1 Bepunktungsvorschlag Melodik: Die Gesangslinie besteht aus einer einzigen melodischen Formel, die vom Synthesizer echoartig wieder­holt wird. Zusätzlich können folgende Aspekte genannt werden: nn T. 21ff., T. 45ff., T. 85ff.: instrumentale Teile mit melodisch ab- und aufsteigender Linie (z. B. T. 21–28) und zerlegten Dreiklängen (z. B. T. 53–60) Harmonik: ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs Grundtonart a-Moll; über sehr weite Strecken gibt es nur die beiden Akkorde a-Moll/e-Moll (Tonika/ Moll-Dominante); einzig die mit C-Dur beginnenden instrumentalen Teile bringen harmonische Abwechslung: T. 21–28, T. 45–52, T. 61–68 Bewertung: Melodik und Harmonik sind sehr einfach, fast mechanisch/stereotyp gestaltet; dadurch klingt der Song sehr eingängig (und betont evtl. das ,Automatenhafte‘ des Modells) 3 Punkte 2a Patterns: Lösung siehe S. 103 2b Mit Hilfe der Patterns kann man folgenden formalen Ablauf skizzieren: Taktangabe Pattern Nr. Bezeichnung T. 1-4 T. 5-20 T. 21-28 T. 29-44 T. 45-52 T. 53-60 T. 61-68 T. 69-84 T. 85-92 Pattern 3 Pattern 1 Pattern 4 Pattern 1 Pattern 4 Pattern 2 Pattern 4 Pattern 1 Pattern 2,3 Intro Strophe 1 Interlude 1 (evtl. auch instr. Refrain) Strophe 2 Interlude 2 (evtl. auch instr. Refrain) Interlude 3 (evtl. auch Bridge) Interlude 4 (evtl. auch Refrain) Strophe 3 Outro 5 Punkte REFLEXION 3 Kraftwerk musiziert ausschließlich mit typischen Klangerzeugern des Elektropop: Synthesizer, Drumcomputer, Effekt-Geräte (z. B. künstlicher Hall), Sampler („korrekt!“). Die Musik klingt ,maschinell‘ und stereotyp. Die einzige ,menschliche‘ Komponente ist die (nicht verfremdete) Gesangsstimme. Durch die distanzierte Singweise und die kühl-rationale, eher negative Textaussage (z. B. „Sie stellt sich zur Schau für das Konsumprodukt“) wirkt die Stimme jedoch trotzdem fast wie die einer Maschine. 3 Punkte MUSIKPRAXIS Musikpraktische Anteile werden am besten direkt während der Prüfung an passenden Stellen eingebaut: Mitspielen/Mitsingen einzelner Patterns, Verdeutlichen der Harmonik durch Bass­töne oder Akkorde, Demonstration der einfachen Rhythmus-Struktur mit einer Cajon. Wenn der/die Kandidat/in während des Prüfungsgesprächs auf Musikpraxis verzichtet, sollte dieser Teil im Anschluss extra eingefordert werden (z. B. Mitspielen zum ersten Hörbeispiel 8). Ei 4 1 Punkt 12 Punkte 102 MATURATRAINING MUSIK • Helbling VOKALMUSIK Notenbeispiel 1 – LÖSUNG (Aufgabe 2a, S. 51) Das Modell, Leadsheet mit Zeitleiste Musik: Karl Bartos, Ralf Hütter Text: Ralf Hütter, Emil Schult 3x Sie ist ein Mo del und sie sieht gut aus, Sie Ich näm' sie heut' ger ne mit zu mir nach Haus', 3x 13 ein vor Mo der del und siera, sieht gut aus, Sie ist da zeigt Ka me Doch sie, was sie kann wirkt so kühl, an sie kommt nie mand 'ran, 13 28 ein aus, Sie und Mo del sie sieht gut ist Sie Ich näm' sie heut' ger ne mit zu mir nach Haus', näm' sie Ich heut' gerne mit zu mir nachHaus', Sie ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs 3x da hat was zeigthier sie kann Doch vor der Ka me ra, sie, al Und ner ab le Män an sie nie mand wirkt so kühl, Sie kommt trinkt im mer Sekt (kor rekt!) in Nacht clubs'ran, 13 28 39 wirkt 'ran, so kühl, an nie mand sie kommt 3x ge checkt, Im Schein wer fer licht ihr jun ges Läch eln strahlt, checkt, ge Im Schein ihr jun ges Läch wer fer licht eln strahlt, 3x der Mo siesieht gut del und ein heut' gerne mit zu mirnach Haus', Sie sie näm' Ich was aus, sie kann ra,dazeigt vor me Sie ist Ka sie, Doch Sie trinkt im rekt!) (kor in Nacht sieht Sie clubs gutmer ausSekt und Schön heit wird be zahlt. Und Män ner ab hat hier al le 3x Ich näm' sie heut' Mo del und Sie ist ein aus, sie sieht 39 gut sie, 54 3x gerne mit zu mirnach zeigt der Ka vor Sie so kühl, mand 'ran, me Haus', nie was wirkt an Läch elnstrahlt, sie ra, kommt sie kann ge checkt, in Nacht Doch ihr junges dahat Im Schein hier trinkt im mer Und wer fer licht rekt!) Sekt (kor Sie ab clubs al le Männer Sie sieht gut aus und Schön heit wird be zahlt. 3x Sie 13 28 39 3x Sie Sie ein del Mo Haus', aus, sie sieht gut und näm' sie heut' ger ne mit zu mirnach dazeigt Ich 'ran, an ist nie sie, wirkt 54 der Ka vor me ra, mand kommt Doch strahlt, 69 was sie fer licht so kühl, Sie kann wer sie Im Und ner ihr hat im mer Sekt (kor rekt!) hier al le Män ab ge checkt, junges Läch eln Schein in clubs sieht Nacht trinkt Sie be zahlt. heit wird gut aus und Schön 3x Sie Und wird Ihr neu es Titel guckt, von sich zur gen an ge bild stellt für dasKon sumpro 13 Schau dukt, ist Mill io nen Au fa bel haft, Ich ein fach 28 39 3x Sie 1. Ich heut' del 2. gerne mit Sie sie istein 54 Mo und sie zu sieht gut mir nach Haus', aus, näm' so kühl, an mand sie, sie kann der sie kommt wirkt nie 'ran, da zeigt Ka me ra, ab ge checkt, alwas 3x Doch vor hier (kor jun ges Läch rekt!) Sekt 69 Sie trinkt in Nacht hat Im Schein wer fer licht ihr eln strahlt, clubs im mer le Män ner 81 Und Sie sieht gut aus und Schön Sie heit wird be zahlt. 13 fa bel haft, stellt sie zur Schau daswahr, Kon sum pro von Mill io nen Au gen an ge guckt, Ihr neu es Ti tel bild ist ein fach dukt, muss hat's ge schafft. Und 28 sie sich Ich fürnicht wird wie derseh'n, 39 3x 54 2. 1. an kommt so kühl, 69 wirkt sie vor der me da nie mand 'ran, was Ka zeigt sie kann Doch ra, sie, Sie trinkt ab ge checkt, in hat mer (kor hier Nacht Und Sekt rekt!) al le Män ner Schein ihr heit Sieclubs wird be zahlt. 3x wer eln strahlt, Schön jun ges Läch Im im fer licht 81 sieht gut aus und Sie Au gen an haft, sum von Mill ge guckt, Ihr neu es Ti tel bild ist ein sich pro dukt, fa bel für das Kon zurSchau io nen Und stellt Ich fach wird der seh'n, 28 wie muss sie nicht wahr, sie hat's ge schafft. 3x 39 1. 2. 54 69 3x immer Und ab ge checkt, Im alle Män 81 Sie trinkt rekt!) hat hier ner in Sekt (kor Schein wer fer licht ges Läch strahlt, Nachtclubs ihr jun eln wird Schön und heit be zahlt. Sie sieht gut aus Sie Ihr neu es Ti tel bild ist ein fach fa bel haft, stellt sich zur Schau für das Kon sum pro dukt, Und wird von Mill io nen Au gen an ge guckt, Ich muss sie wie der seh'n, nicht wahr, sie hat's ge schafft. 39 1. 2. 3x 54 69 3x 81 gutaus und be zahlt. heit Siesieht wird Schön Sie Ihr neu es Ti tel bild ist ein fach fa bel haft, stellt sich zur Schau für das Kon sum pro dukt, Und wird von Mill io nen Au gen an ge guckt, Ich muss sie wie der seh'n, nicht wahr, sie hat's ge schafft. 1. 54 2. 69 3x 81 Sie stellt sich zur Schau für das Kon sum pro dukt, Ihr neu es Ti tel bild ist ein fach fa bel haft, Und wird von Mill io nen Au gen an ge guckt, Ich muss sie wie der seh'n, nicht wahr, sie hat's ge schafft. 13 28 1. 2. 1. 2. 3x Ihr neu es Ti tel bild ist ein fach fa bel haft, stellt sich zur Schau für das Kon sum pro dukt, Und wird von Mill io nen Au gen an ge guckt, Ich muss sie wie der seh'n, nicht wahr, sie hat's ge schafft. 69 81 81 muss sie wie der seh'n, nicht wahr, sie hat's ge schafft. 3x © Kling-Klang Music/Positive Energy Songs Edition Pattern 1 Pattern 2 Ei Pattern 4 Pattern 3 MATURATRAINING MUSIK • Helbling 103 INSTRUMENTALMUSIK Erwartungshorizont zu Frei atonale Musik – Schönberg und Kandinski (S. 66–68) REPRODUKTION 1 Bepunktungsvorschlag Die Grafik von Kandinski (Abbildung 1) führt anschaulich in die Thematik ein. Grafische Notation: Sie stellt punktuelle akustische Ereignisse und melodische Linien in Lese­ richtung und nach Tonhöhe, Lautstärke (z. T. auch nach Tondauer) differenziert dar. 3 Punkte ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs Notenschrift: Sie konkretisiert die Tondauern, Tonhöhen, Lautstärken, die Aufteilung in einzelne Stimmen (Instrumente) sowie die Artikulation. TRANSFER 2a Die Höraufgabe bereitet die grafische Notation in Teilaufgabe 2b vor; erste grafische Skizzen entstehen direkt im Notenbeispiel. 2b Die grafische Notation wird ausgeführt. Die wesentliche Leistung besteht darin, die musikalischen Elemente Punkt, Linie und Fläche adäquat (richtige Lage, richtiger Verlauf) zu verdeutlichen (siehe Lösungsvorschlag auf S. 112). 4 Punkte MUSIKPRAXIS 3a Die Grafik wird beim Mitzeigen während des Hörbeispiels ,erprobt‘. Durch die Analyse wird deutlich, inwieweit die formale Struktur der Komposition erkennbar wird und inwieweit punktuelle, lineare und flächenhafte Strukturen in der Grafik der Musik entsprechen. 2 Punkte REFLEXION 3b Die folgenden Ausführungen stellen eine Maximallösung dar, die von den Prüflingen nicht verlangt werden kann. Wichtig ist das Erkennen der formalen Dreiteiligkeit, des zentralen Terzintervalls, der grundlegenden ,rhythmischen Schicht‘ in Mittellage, des Tonumfangs, der reduzierten Dynamik und des Zusammenspiels von ,Punkt, Linie und Fläche‘. Analyse nn Teil A Œ /c nn nn XX grundlegendes, mehrmals wiederkehrendes rhythmisches Motiv: j j œ œ œ ‰ ‰ œ Weit ausladende melodische Linie ,durchkreuzt‘ die rhythmische Ebene; daraufhin gerät das rhythmische Motiv ,aus dem Takt‘ Teil B (T. 5/6): das rhythmische Motiv ,zerfällt‘; flächenhafte Klänge, verbunden durch kurze melodische Linien Teil C (T. 7–9): rhythmisches Motiv kehrt verändert wieder; dazu korrespondierende Impulse, die immer tiefer sinken; am Ende: Klangfläche, die auf den Tönen des rhythmischen Motivs aufgebaut ist Das rhythmische Motiv bildet sozusagen eine horizontale Achse, die anderen Elemente (Linien und Flächen) sind darüber und darunter locker angeordnet. Tonumfang: Fis–d3; die Mittellage dominiert, punktuelle Einwürfe in hoher Lage, ,flächige‘ Basslage (Liegeklang) erst in Teil C Auf Teil A folgt der ,chaotischere‘ Teil B, ehe die anfängliche Ordnung als Variation wieder eintritt. Die große Terz (g–h) ist eine zentrale kompositorische Idee. Die Terzimpulse tauchen auch horizontal ,auseinandergezogen‘ auf (z. B. in T. 3 und T. 6). Die Lautstärke ist sehr reduziert: überwiegend pp, mf als kurze dynamische Spitze. Ei XX (T. 1–4): XX XX XX 3 Punkte 12 Punkte MATURATRAINING MUSIK • Helbling 111 112 tiefe Lage mittlere Lage hohe Lage Takt Teil A 1 2 3 4 Teil B 5 6 Teil C 7 8 ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs Ei 9 ANHANG | LÖSUNGSTEIL Abbildung 2 – LÖSUNGSVORSCHLAG (Aufgabe 2b + 3b, S. 66) MATURATRAINING MUSIK • Helbling ANHANG | LÖSUNGSTEIL Erwartungshorizont zu Volksmusik und Volkstümliche Musik – Strasser Diandln und Klostertaler (S. 87–90) REPRODUKTION Zusammenfassung der Textaussagen: nn nn nn nn Text 1: ,Echte‘ Volksmusik hat keinen kommerziellen Zweck und kein (bezahlendes) Publikum. Es handelt sich um überlieferte Musik von und für Laien, oft in Mundart und regional typischem Instrumentarium vorgetragen. Text 2: Volkstümliche Musik ist nicht überliefert, lehnt sich an Schlager und Popmusik an und dient v. a. dem Erwerbszweck. Typisch sind professionelle Arrangements, geschicktes Marketing und eine ,Heile-Welt-Show‘. Text 3: Volkstümliche Musik ist eine medial inszenierte ,Mogelpackung‘ (z. B. Fantasietracht, Pseudo-Gemeinschaft) zum plumpen Schüren von guter Laune (z. B. stereotypes Mitklatschen) bei einem Massenpublikum. Text 4: Volkstümliche Musik scheint ihre Daseinsberechtigung zu haben, weil sie von der ,harten Realität‘ ablenkt. ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs 1 Bepunktungsvorschlag 4 Punkte TRANSFER 2 Volksmusik Melodik Dreiklangsmelodik, (einfache 2. Stimme ergänzt Dreiklangstöne) Phrasierung regelmäßige Phrasen (2-, 4-, 8-taktig) Jodler Jodler als eigenständiger Liedteil, nicht virtuos Instrumentarium traditionelle Instrumente (z. B. Gitarre), unverstärkt Volkstümliche Musik Dreiklangsmelodik mit chroma­tischen Durchgangstönen (schlagertypisch) Stereotyp durchlaufende 4-taktige Phrasen Jodler eingestreut als ,folklo­ristisches Kolorit‘, auf Effekt abzielend traditionelle und elektrisch ­verstärkte Instrumente (wie in Rock, Pop und Schlager) an Popmusik erinnernde, Rhythmus der oft frei wirkende musikalische ,straighte‘ Grooves als rhythmisches Rhythmus ist nach dem Wort­ rhythmus gestaltet (,zurecht singen‘) Fundament 5 Punkte REFLEXION 3 Volksmusik ist in vielen Schulklassen nicht sehr beliebt, da diese Musik mit Vorurteilen belegt ist: altmodisch, nur für die Großelterngeneration etc. Die Jugendlichen identifizieren sich in aller Regel mit ,ihrer‘ Musik (meist Pop & Rock) und können mit den Texten und Melodien der tradi­tio­nellen Volksmusik nicht viel anfangen. Die Aufgabenstellung nimmt diese Problematik bewusst auf und soll zu einer Diskussion anregen, in der die Kandidatin/der Kandidat einen begründeten Standpunkt vertritt. 2 Punkte Ei MUSIKPRAXIS 4 Die Begleitakkorde zum Volkslied beschränken sich typischerweise auf Tonika (hier: A) und Domi­ nante, in der Regel als Septakkord (hier: E(7)). Nur vereinzelt wird die Subdominante (hier: D) unterlegt (T. 3 bzw. nur auf Schlag 3 in T. 1, 5 und 7). Beim alternativen Singen oder instrumentalen Musizieren ist auf ein passendes ,Feeling‘ für Auftakt und Volltakt zu achten. 1 Punkt 12 Punkte 118 MATURATRAINING MUSIK • Helbling MUSIK UND GESELLSCHAFT Erwartungshorizont zu Popmusik und soziales Engagement – We are the world (USA for Africa) (S. 91–92) REPRODUKTION Bepunktungsvorschlag ge N u nt r u m zu P de rü s fz H w el ec bl k in en g Ve – rla gs 1a Ein Leadsheet enthält: nn Text (Lyrics) des Songs nn Melodielinie (= ,Lead-Stimme‘) und deren Rhythmus, aber oft in einer vereinfachten ,Grundform‘ (rhythmisch-melodische Variationen/Verzierungen werden nicht extra notiert) nn Akkordsymbole als Anhaltspunkt für die begleitenden Musiker, vor allem für Gitarre, (E-)Bass und Keyboard (Klavier) nn Ablauf des Songs bzw. alle wesentlichen musikalischen Teile; (instrumentale) Interludes werden durch Stichnoten angedeutet Ein Leadsheet enthält nicht: nn genaue Ausformungen von (instrumentalen und vokalen) Begleitstimmen (auch Schlagzeug) nn improvisierte Fill-Ins 3 Punkte 1b Textaussage: Eine Verbesserung der globalen Situation ist nur möglich, wenn wir uns alle als Teil einer g ­ roßen Gemeinschaft begreifen, die einander hilft. Kernaussagen sind etwa: „the world must come together as one“, „we are all a part of God’s big family“, „lend a helping hand“, „we are the world, we are the children“, „let’s start giving“ etc. 2 Punkte TRANSFER 2 Form/Ablauf: Intro (T. 1–8) – Verse 1 (T. 9–16) – Verse 2 (T. 17–24) – Chorus (T. 25–32) – Inter­lude (T. 32/33) – Verse 3 (T. 17–24 / Wiederholung) – Chorus (T. 25–32 / Wiederholung) – Bridge (T. 35–42) – Chorus (T. 17–24 / Wiederholung chorisch) – Chorus (T. 17–24 / Wiederholung 1. Teil chorisch, 2. Teil solistisch) 2 Punkte PROBLEMLÖSUNG 3 Aufbau/Dramaturgie: Der hymnische Popsong steigert sich jeweils zu den Chorussen hin, die Verse sind solistisch und etwas ruhiger. Die Bridge hebt sich vor allem harmonisch vom übrigen Song ab und leitet steigernd auf den nächsten Chorus über. 1 Punkt REFLEXION 4 Die Beantwortung dieses Punktes ist subjektiv und kann folgende Bereiche berühren: Bewunderung von Popstars (Starkult, Image) nn Kritisches Hinterfragen der immensen Verdienste von Popmusikern aufgrund einiger (oder auch nur eines einzigen) Songs nn Nervliche Belastung der Stars durch das öffentliche Medieninteresse (z. B. Paparazzi) nn Soziales Engagement als authentisches Bedürfnis oder als Marketing-Strategie? Ei nn 3 Punkte MUSIKPRAXIS 5 Mit Hilfe der Originalaufnahme kann der Song (oder Teile daraus) musikpraktisch umgesetzt ­werden: Singen der Hauptstimme (Chorus) oder Spielen der Melodielinie mit einem Instrument oder Darstellen des Grooves auf der Cajon oder Mitmusizieren der Bassstimme bzw. der Akkorde. 1 Punkt 12 Punkte MATURATRAINING MUSIK • Helbling 119