Pressespiegel - Hochschule für Musik und Theater Hamburg

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Pressespiegel
der
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
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Mai 2013
(Hamburger Abendblatt, 3. Juni)
Die Intrige der schlauen Frauen
Er heiratet wieder: Mozarts "Le nozze di Figaro" im Forum der
Hochschule für Musik und Theater ist freches, modernes Musiktheater
Von Verena Fischer-Zernin
Niemand hat jemals komplettes Chaos in so hinreißende Musik gefasst wie Mozart in "Le nozze di Figaro". Kein Wunder,
dass sich diese Edelkomödie über die Epochen und historischen Umwälzungen hinweg auf den Hitlisten des Opernrepertoires gehalten hat. Und das, obwohl der Stoff – betrogene
Adlige führt im Verein mit dem Personal ihren treulosen Gemahl vor – heute allenfalls zum Boulevard-Aufreger von mittlerer Haltbarkeit taugt. Im 18. Jahrhundert dagegen, am Vorabend der französischen Revolution, bedeutete der darin liegende Verstoß gegen die überbrachten Hierarchien einen regelrechten politischen Sprengstoffanschlag.
Jetzt hat Wolfgang Ansel die Intrigen der schlauen Frauen auf
die Bühne im Forum der Musikhochschule gebracht. Eine
selbstbewusste Wahl; die Latte lag in mehrfacher Hinsicht
hoch: Komisches geht nun mal besonders leicht daneben,
Mozarts Musik ist berüchtigt anfällig, und mit dem "Figaro"
haben sich die Beteiligten auch noch eine Oper ausgesucht,
die ein Gutteil des Publikums vermutlich mitsingen könnte.
Und das mit einem Ensemble von Sängern, denen ihr Berufseinstieg erst noch bevorsteht: Kann das gut gehen?
Es kann. Was in den nächsten Wochen in dem Haus am Harvestehuder Weg zu erleben ist, ist freches, schwungvolles Musiktheater auf der Höhe der Zeit. Vom ersten Takt der Ouvertüre an macht Willem Wentzel am Dirigentenpult das Tempo
klar, das den gesamten Abend prägen wird, und die Hamburger Symphoniker folgen ihm erfreulich aufmerksam und präzise. Derweil bringt sich auf der Bühne das Personal für die
kommenden Turbulenzen in Stellung.
Marc Weeger hat für die Handlung einen frühlingsblattneongrünen Kasten erdacht, der dank weniger Requisiten mühelos vom Kaufhausentree zum Penthouse-Spa-Bereich oder
zum unterkühlten Boudoir mutiert.
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Passend dazu hat Ricarda Lutz die Bediensteten in Büroschick
statt in Rokokokrägen gesteckt. Doch gerade im Kontrast zu
dieser Hochglanzbildwelt tritt hervor, wie existenziell die
Themen sind, die Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte
verhandeln. Bei allem slapstickartigen Drive haben sie sich
keine leeren Witzchen ausgedacht. Es ist ihren Figuren ernst.
Selbst der Graf , in hautenger Hose und Leopardenjackett der
Inbegriff des Verführers, ist in seinen Gefühlen immer wieder
verunsichert. Ronaldo Steiner spielt diese Ambivalenz mit
sichtlichem Vergnügen aus, etwa wenn er die Decke von einem Sessel zieht, dabei unerwartet seinen jungen Widersacher
Cherubino entblößt – aber erst im Wegdrehen begreift, dass er
gerade seinen liebestollen Pagen im Schlafzimmer seiner Frau
angetroffen hat.
Ansels Regie sprüht vor Einfällen wie diesem, und sie trifft auf
ein dankbares Team. Die Spielfreude der Darsteller ist schlicht
ansteckend. Die beiden Aufzugtüren in der Rückwand sind fast
ununterbrochen in Benutzung; es ist ein ständiges Hereinstürzen, -schleichen oder -taumeln. Wenn Nerita Pokvytyte als
Susanna unters Bett robbt, bekümmert sie sich nicht um den
Zustand ihres cremefarbenen Rocks. Selbst im wildesten
Handgemenge singt sie ihre Staccati agil und souverän mit
dem Orchester zusammen.
Überhaupt bewegen sich die Sängerleistungen auf einem beeindruckenden Niveau. Der ARD-preisgekrönte Hansung Yoo
leiht dem Figaro eine helle, warme Baritonstimme voller
Schmelz, Ernesta Juskaite gibt die Gräfin mit zunehmender
stimmlicher wie darstellerischer Intensität. Und Judith
Thielsens Marcellina reizt das Absurde an einer Figur, die Figaro erst selbst zu ehelichen hofft und sich unversehens als
seine Mutter wiederfindet, voll aus. Ihre Charakterzeichnung
lässt Raum für Verwirrung und Schmerz.
Zu dieser differenzierten Sicht passt es, dass Ansel auf den
Griff in die Klamottenkiste des Regietheaters verzichtet und
dem Publikum mündliche Liebesdienste und ähnlich vergilbte
Provokationen erspart. Es geht zwar im "Figaro" auf den ersten Blick nur um das eine. Aber auf den zweiten um sehr viel
mehr.
(Die Welt, 1. Juni)
Ein Spitzenjahrgang
An der Hochschule für Musik und Theater feiert Mozarts
Meisterwerk "Figaros Hochzeit" am Sonntag Premiere
Über Nachwuchssorgen kann die Hamburger Hochschule für
Musik und Theater nicht klagen. Im Gegenteil. Beispielsweise
reift zurzeit ein sängerischer Spitzenjahrgang heran. In der
Opernklasse machen in diesem Jahr so viele großartige Sänge-
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rinnen und Sänger ihren Abschluss, dass Mozarts "Figaros
Hochzeit", die zudem den Abschluss der Trilogie der DaPonte-Opern bildet, komplett in doppelter Besetzung gespielt
wird. Am Sonntag (18 Uhr) findet die Premiere im Forum der
Hochschule statt, es spielen die Hamburger Symphoniker unter der Leitung von Willem Wentzel.
Für seine Inszenierung hat Wolfgang Ansel, unterstützt von
Peter Konwitschnys Dramaturgin Bettina Bartz, dem Bühnenbildner Marc Weeger und der Kostümbildnerin Ricarda Lutz,
das Revolutionsstück in die Gegenwart übertragen. So wählte
das Regieteam das Umfeld eines Modebetriebs, um das Verhältnis der Geschlechter thematisch in den Mittelpunkt zu
stellen und die Beziehungen der Figuren psychologisch zu
vertiefen. In Wolfgang Ansels Inszenierung ist es die Gräfin
Almaviva, die - ihrem triebgesteuerten Mann weit überlegen zur treibenden Kraft und heimlichem Kopf der Firma wird.
(Hamburger Abendblatt / Die Welt,, 29. Mai)
Neue Hoffnung für Hamburgs Jazz
Initiative bemüht sich um Rettung des Clubs Birdland, Jazzabteilung an der Hochschule bekommt mehr Studenten. Landesmusikrat meldet sich mit einem offenen Brief an Olaf
Scholz.
Er ist eine Art Aushängeschild für den Jazz in Hamburg: Sänger Roger
Cicero gastierte vor wenigen Tagen beim Elbjazz Festival in der Fischauktionshalle. Foto: Kerstin Behrendt
Von Tom R. Schulz
Nichts geht über Volksweisheiten. "Immer wenn du glaubst,
es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her."
Seit Anfang April schien die Jazzszene in Hamburg durch die
zum Sommer angekündigte Schließung des Jazzclubs Birdland im tiefen Tal der Tränen versunken. Tatsächlich aber sind
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seither in diesem trüben Gewässer auch einige Rettungstaucher unterwegs, die sich mit dem nahenden Untergang des
Jazz in Hamburg partout nicht abfinden wollen.
Eine Fortführung des Clubs am selben oder einem anderen
Ort wird derzeit intensiv von sehr ernst zu nehmenden Förderern im Verbund mit engagierten Hamburger Jazzmusikern
diskutiert. Eine Übergangslösung ist bereits gefunden: Die für
die Szene so wichtige Session, die im Birdland immer donnerstags stattfand, wird nach Abendblatt-Informationen in
nahtlosem Übergang von Juli an im Live Music Club an der
Fruchtallee 36, zehn Gehminuten vom Birdland entfernt,
mittwochs über die Bühne gehen. Zusätzlich soll es ab September dort jeden Sonntag Live-Jazz geben, außerdem einmal
pro Monat freitags oder sonnabends. Von 2014 an wolle der
Pächter den Musikern einen der beiden attraktiven Wochenendabende fest zur Verfügung stellen.
Zeitgleich findet wie durch Zauberhand auch der unfreiwillige
Minimalismus des Jazzstudiengangs an der Hochschule für
Musik und Theater (HfMT) ein Ende, der den Leiter der Abteilung, Wolf Kerschek, seit seinem Amtsantritt vor sieben Jahren
regelmäßig zur Verzweiflung trieb. Die ihm zugewiesenen
sechs Studienplätze pro Jahrgang werden ab Herbst auf zehn
erhöht. Der finanzielle Mehrbedarf muss nicht, wie bisher verlangt, aus eigener Kraft von der Hochschule aufgebracht werden, sondern wird durch Mittel aus dem Hochschulpakt getragen.
Und als i-Tüpfelchen verkündete die Senatorin für Bildung und
Wissenschaft, Dorothee Stapelfeldt (SPD), bei einer Sitzung
des Wissenschaftsausschusses am vergangenen Donnerstag
in der Hochschule für Musik noch eine frohe Botschaft, freilich nicht nur für die Jazzstudenten: Die kaum genutzte Tiefgarage unter dem Neubau wird im Zuge der ab 2014 geplanten
Sanierung der Hochschule in etwa 20 zusätzliche Überäume
umgewandelt. Die Finanzierung werde die Ehrenbürgerin und
Mäzenin Hannelore Greve übernehmen.
Mit einem offenen Brief an den Ersten Bürgermeister Olaf
Scholz (SPD) hat sich jetzt auch der Landesmusikrat in Sachen Jazz zu Wort gemeldet. LMR-Präsident Wolfhagen
Sobirey und sein Geschäftsführer Thomas Prisching als Unterzeichner rühmen die neue Hamburger Festivalvielfalt mit Elbjazz, Überjazz und Jazz open, auch die Verleihung des Echo
Jazz unter starker finanzieller Beteiligung der Stadt findet ihr
Wohlwollen, "obwohl dies nun Mittel bindet, die aus Sicht des
Landesmusikrats Hamburg dringend für die Sicherung von
regelmäßigen Auftrittsorten für Jazz, vor allem Jazzclubs, benötigt würden." Derlei Veranstaltungen stärkten die Hamburger Jazzszene "nicht direkt ganzjährig" und schüfen "keine
beständigen Strukturen". Deshalb richtet der Landesmusikrat
an Scholz und die politisch Verantwortlichen den Appell, "um-
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gehend geeignete Maßnahmen zu identifizieren und behördenübergreifend zu fördern".
Als das Abendblatt am 2. April die Entscheidung der BirdlandBetreiber Dieter und Heidi Reichert publik machte, ihren Club
Ende Juni zu schließen, las auch Günter Muncke, 69, die
Hiobsbotschaft in der Zeitung. Der Mann, der von sich sagt,
er höre seit 50 Jahren jeden Tag Jazz, verstand sich bis dahin
nur als "ideelles Mitglied" der Jazz Federation Hamburg, die
sich 1985 als Trägerverein des Birdland gegründet hatte und
deren regste Mitglieder bald Dieter und Heidi Reichert wurden. Inzwischen trat Muncke der Jazz Federation bei. Mithilfe
einiger langjähriger Mitglieder will er den Verein aus dem
langjährigen Dämmerschlaf reißen.
Die Jahresversammlung am 11. Juni, bei der die Reicherts eigentlich auf die Selbstauflösung des Vereins spekuliert hatten,
wollen die Honoratioren um Muncke mit Aktiven aus der
Jazzszene wie Gabriel Coburger, Sebastian Gille, Philipp Kacza
und Buggy Braune nun vielmehr dazu nutzen, die BirdlandBetreiber womöglich noch einmal umzustimmen oder, falls
dies nichts fruchtet, konkret nach einer neuen Lokalität für
einen Jazzclub zu suchen. Dieter Reichert, der den Club im
Keller eines ihm gehörenden Wohnhauses an der Gärtnerstraße betreibt, erteilte Dienstag gegenüber dem Abendblatt allen
Umstimmungsversuchen erneut eine Absage. "Es bleibt dann
doch alles an mir hängen. Ich kann nicht mehr."
Die Zeichen der Zeit deuten auf Chancennutzung in der Krise,
auf eine Wiedergeburt der Hamburger Jazzszene. Vom Birdland zum Rebirthland.
(Hamburger Abendblatt, 27. Mai)
Hamburg ist noch keine Jazzstadt
Ein Kommentar von Heinrich Oehmsen
Gern schmückt die Freie und Hansestadt sich mit sogenannten Leuchttürmen, kulturellen Events also, die für Marketing
und Image Hamburgs förderlich sind. Der Echo Jazz und das
Elbjazz Festival sind zwei Leuchttürme. Wenn man die JazzSzene der Stadt mit einem Strom vergleicht, stehen diese
Wegweiser jedoch an einem Fahrwasser, an dem kein Kahn
vorbeischippert.
Mit dem Birdland schließt Ende Juni der letzte Modern-JazzClub. Ein unhaltbarer Zustand für eine Stadt, die sich mit einer
Gala brüstet, der aber der komplette Unterbau fehlt. Der Jazz
befindet sich in einer kulturellen Nische, in der er nicht ohne
öffentliche Unterstützung überleben kann. Geld hat niemand
mit Jazzclubs, –konzerten oder –festivals verdient.
Höchste Zeit also für die Kulturbehörde, zu einem runden
Tisch einzuladen und mit Veranstaltern, Musikern, Labels,
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dem NDR und der Musikhochschule gemeinsam zu überlegen, wie man Spielmöglichkeiten für einheimische und Gastspiele für auswärtige Musiker organisieren kann.
Nur wenn es 52 Wochen im Jahr Orte für den Jazz gibt, wird er
überleben. Ein Wochenende mit großen Namen reicht nicht
aus. Nachhaltige Wirkung kostet Geld. Der Jazz ist es wert,
unterstützt zu werden, weil er für Weltoffenheit und kreative
Experimente einsteht. Noch ist Hamburg von einer Jazzstadt
weit entfernt. Doch die Chance ist da – dank Echo und dank
Elbjazz.
(Hamburger Abendblatt, 25. Mai)
Christoph Schönherrs Oratorium "Hiskia" im Michel
Die Uraufführung des Oratoriums "Hiskia" im Rahmen des
Evangelischen Kirchentages wurde Anfang Mai bereits umjubelt. Jetzt ist das Werk des Hamburgers Christoph Schönherr
noch einmal zu erleben. Neben den Solisten treten diesen
Sonnabend um 20 Uhr unter anderem die Walddörfer Kantorei
sowie der Jazzchor der Musikhochschule auf, bei der Schönherr als Professor tätig ist. Das Konzert findet in der Hauptkirche St. Michaelis statt (Englische Planke 1). Erzählt wird eine
alttestamentarische Geschichte mit Musik von Jazz über Rock
bis hin zu Blues. Der Eintritt beträgt zwischen zehn und 25
Euro.
(Hamburger Abendblatt, 25. Mai)
Ein Wochenende Jazz in Hamburg, stärker denn je
Von Joshua Redman über Jamie Cullum und Chilly Gonzales
bis hin zu vielen regionalen, nationalen und internationalen
Geheimtipps brilliert das Elbjazz Festival programmatisch.
Joshua Redman und sein Quartett spielen am Sonnabend gegen das Finale
der Champions League an (Foto: Jay Blakesberg)
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Für Puristen sind Jazzfestivals der Gegenwart nicht mehr der
richtige Ort. Zu viel Popkünstler, zu viel Weltmusik, zu viel
Crossover-Projekte kritisieren sie. Doch die Zeiten, in denen
Programme überwiegend von Klaviertrios oder Ensembles mit
der klassischen Besetzung Saxofon, Trompete, Klavier, Bass
und Schlagzeug beherrscht wurden, sind schon lange passé.
In den 70er-Jahren öffnete sich der Jazz in Richtung Afrika,
Indien und arabischer Welt, in den 80ern tauchten zunehmend Electro-Combos auf, es folgten Hip-Hop-Projekte und
Popkünstler bis hinein in den Mainstream. Von den OldtimeFanatikern abgesehen ist der Jazz schon immer offen für andere Genres gewesen – was nicht bedeutet, dass Programmverantwortliche zuweilen die Schwerpunkte zu Lasten des Jazz
verschieben.
Das Elbjazz-Festival entgeht diesem Vorwurf in diesem Jahr,
denn so viel Jazz an der Spitze des Programms war noch nie.
Da ist Joshua Redman mit seinem Quartett zu nennen (24.5.,
19.30Uhr). Der afroamerikanische Saxofonist zählt auf seinem
Instrument zur Champions League, die als Fußball-Ereignis
das Festival am 25. Mai beeinflussen wird. Es wird auf dem
Blohm & Voss-Gelände Leinwände geben, auf denen das Spiel
München gegen Dortmund gezeigt wird, sodass der Musikfreund entscheiden kann, ob er Reus und Schweinsteiger in
London seine Aufmerksamkeit schenken möchte oder The
Notwist (25.5., 21 Uhr) und Tomasz Stankos N.Y, Quartet
(25.5., 21.30 Uhr).
Mit dem Posaunisten Nils Wogram (25.5., 18.30 Uhr mit der
HfMT-Bigband und 23 Uhr mit Simon Nabatov) kommt einer
der überragenden deutschen Avantgarde-Jazzer an die Elbe.
Auch ein paar Legenden finden sich auf den Programmzetteln.
Der schwarze Schlagzeuger Billy Hart, ein langjähriger Wegbegleiter von Herbie Hancock, trommelt in der Band des
deutschen Saxofonisten Johannes Enders (24.5., 22.30 Uhr);
mit Alexander von Schlippenbach ist eine der wichtigsten Figuren der deutschen Free-Jazz-Szene zu Gast (25.5., 16.30
Uhr).
Synergien gibt es auch zwischen Elbjazz und der Verleihung
der Echo-Jazz-Preise an diesem Donnerstag in der Fischauktionshalle. Redman reist für beide Veranstaltungen ebenso an
wie Jamie Cullum. Der englische Pianist mit dem Babyface
und den Wuschelhaaren hat mit "Momentum" gerade ein
neues Album veröffentlicht. Grund genug also, die Gala und
das Festival für Werbung in eigener Sache zu nutzen. Cullums
Auftritt am 24.5. um 23 Uhr auf der Hauptbühne bei Blohm &
Voss dürfte zumindest vom Zuschauerinteresse her der Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung werden. Mit Cullum
und auch mit Chilly Gonzalez, der sein ausgefallenes Konzert
aus dem vergangenen Jahr nachholt (24.5., 21Uhr), hat Elbjazz
zwei sehr prominente Pianisten von der Peripherie des Jazz in
den Hafen geholt. Doch die Qualität des Festivals machen erst
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die vielen Newcomer und Geheimtipps aus: Dunkelkammermusik, ein Projekt des Pianisten Florian Weber und des Rappers Samy Deluxe (24.5., 21.30 Uhr); die New Yorker Gitarristin Mary Halvorson (25.5., 20 Uhr), die US-Saxofonistin Lakecia Benjamin (25.5., 20 Uhr) oder die Pariserin Nina Attal
(24.5., 21.30 Uhr).
Zum ersten Mal in das Elbjazz-Festival integriert ist die Verleihung des Hamburger Jazzpreises, der in diesem Jahr an den
Arrangeur und Pianisten Wolf Kerschek geht, gleichzeitig auch
Leiter des Studienganges Jazz an der hiesigen Musikhochschule (25.5., 16.30Uhr). Seine Bigband wird zwei Stunden
nach der Verleihung vor der Elbphilharmonie mit Nils
Wogram und dem neuseeländischen Saxofonisten Hayden
Chisholm aufspielen. Neu ist auch eine Kooperation mit dem
Copenhagen Jazz Festival. Fünf dänische Gruppen gastieren in
diesem Jahr beim Elbjazz. Jetzt hoffen die Organisatoren nur
noch auf gutes Wetter. Beim Programm haben sie alles richtig
gemacht.
(Hamburger Abendblatt, 23. Mai)
Echo-Jazz in Hamburg: die glorreichen sechs Sieger
Bei der ersten Echo-Jazz-Verleihung in Hamburg gehen heute
mehr Preise an Hamburger Musiker als in den vorangegangenen Jahren zusammen.
Preisträger aus Hamburg oder mit Hamburger Wurzeln. Oben, v. l.:
Giovanni Weiss, Caro Josée, Hans Lüdemann. Unten: Nils Wülker, Wolfgang Schlüter und Stefano Bollani, der gemeinsam mit der NDR Bigband
für die CD „Live In Hamburg“ ausgezeichnet wird
Heute spielen wir mal verkehrte Welt. Ort des Geschehens: die
in Sachen lokaler Jazz derzeit eher Unfrohe und Hansestadt
Hamburg. Der wichtigste Club der Stadt, das Birdland, macht
Ende Juni zu, das Fools Garden mit seiner Reihe "Jazz im
Schanzenviertel" schließt im Herbst. Der Jazzstudiengang an
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der Musikhochschule, eh schon der kleinste der Republik,
kann seinen Betrieb nur unter permanenter Selbstausbeutung
der Lehrkräfte aufrechterhalten und krebst am untersten Limit
seiner Möglichkeiten.
Mitten in dieses selbst für Jazzverhältnisse wenig bekömmliche Maß an atmosphärischen Blue Notes tritt nun ein strahlender Dur-Septakkord: Am heutigen Donnerstag wird in der
Fischauktionshalle erstmals der Echo Jazz in Hamburg verliehen. Für die Party gibt der Senat aus der Kulturtaxe 100.000
Euro dazu und wird das auch in den beiden kommenden Jahren tun. Und wie dem gefühlten Blues der Szene zum Hohn:
Hamburg stellt in diesem Jahr mehr Preisträger als in allen
vorangegangenen Jahren zusammen.
Den Echo Jazz gibt es seit 2010, er ist, wie seine Brüder Echo
Pop und Echo Klassik, ein Kind der Musikindustrie, genauer:
der Deutschen Phonoakademie. Die Branche zeichnet nationale und internationale Künstler in allerlei Kategorien aus – Solisten in den gängigsten Instrumenten, Sänger, Bands, aber
auch sich selbst. Das Fachgeschäft des Jahres, die bestverkaufte Jazz-CD, und, ermittelt in einer Online-Abstimmung,
Label und Liveact des Jahres.
Die Hamburger Preisträger 2013 sind Caro Josée (Gesang national), der Pianist Hans Lüdemann (editorische Leistung), die
NDR Bigband (für ihr Album "Live in Hamburg" mit Stefano
Bollani), der Vibrafonist Wolfgang Schlüter (Instrumentalist
national, besondere Instrumente), Giovanni Weiss (Gitarre,
national) und der Trompeter Nils Wülker (Blechbläser national). Hamburger Preisträger? Weil Hamburger ist, wer entweder hier geboren wurde oder künstlerisch hier zu sich selbst
gefunden hat, geht die Eingemeindung der Genannten wohl in
Ordnung.
(Hamburger Abendblatt, 22. Mai)
Sänger des Hamburger Opernlofts geben Konzert
Die Konzerte im Bargespräch, der Bar neben dem Kleinen Restaurant am Norderstedter Rathausmarkt, werden immer beliebter. Am morgigen Donnerstag gestalten wieder Sänger des
Hamburger Opernlofts ein Konzert. Von 21 Uhr an singen
Yvonne Bernbom und Frank Valet beliebte Musical-Melodien
und Opern-Klassiker. Bernbom studierte Gesang an der Hamburger Musikhochschule, hat viele Wettbewerbe gewonnen
und absolvierte Meisterkurse bei Inge Borgh und Kurt Moll.
Frank Valet trat nach seinem Gesangsstudium in Hamburg in
vielen Produktionen auf, singt Jazz, spielt Schlagzeug und ist
Comedy-Musiker sowie Arrangeur. Im Opernloft sang er unter
anderem den Papageno aus Mozarts Oper "Die Zauberflöte".
Eintritt frei.
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(Hamburger Abendblatt, 21. Mai)
Jazz-Mäzen Langner erhebt Vorwürfe gegen den
Senat
Langner klagt, der Senat habe sich gegenüber seiner Stiftung,
die in den vergangenen Jahren 1,1 Millionen Euro im Jazzbereich und denselben Betrag in Kinder- und Jugendkultur investiert habe, "würdelos verhalten".
Wenige Tage vor der Verleihung des Hamburger Jazzpreises
droht dessen Initiator und Stifter Dr. Ernst A. Langner mit
"ganz oder teilweisem Rückzug" der Aktivitäten der nach ihm
benannten Stiftung in Hamburg. In einem Brief, der dem
Abendblatt vorliegt, klagt Langner, der Senat habe sich gegenüber seiner Stiftung, die in den vergangenen Jahren 1,1 Millionen Euro im Jazzbereich und denselben Betrag in Kinder- und
Jugendkultur investiert habe, "würdelos verhalten".
Hintergrund: Seit 2005 arbeitet die Langner-Stiftung an einem
Konzept mit dem Arbeitstitel "HfMT Academy of Jazz, Pop
and Contemporary Music", das, würde es realisiert, die Jazzund Popularmusikausbildung an der Hochschule für Musik
und Theater (HfMT) auf ein international konkurrenzfähiges
Niveau heben könnte. Zuletzt stand ein Betrag von fünf Millionen Euro im Raum, den die Stiftung zur Realisierung ihres
Konzepts zur Verfügung stellen wollte. Die Gabe zöge freilich
langfristige Bildungsinvestitionen des Senats der werdenden
Musikstadt nach sich.
Noch unter Ole von Beust wurde eine Machbarkeitsstudie
erstellt, die laut Langner im Januar 2011 dem Senat übergeben
wurde. "Sie bestätigt die Notwendigkeit des Ausbaus der
HfMT-Jazzabteilung", heißt es in dem Brief. Das Resultat aber
sei vom SPD-Senat "weder der Hamburgischen Bürgerschaft
noch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht" worden. In einem Gespräch im Juni 2012 mit der Wissenschaftssenatorin
Dorothee Stapelfeldt sei vereinbart worden, dass der Senat bis
August 2012 "eine Strategie zur sukzessiven Umsetzung unseres Konzepts bis 2019/20 entwickeln würde". Seit elf Monaten
aber schweige die Senatorin.
Ihr Pressesprecher teilte auf Anfrage mit, man habe in dem
bewussten Gespräch mit Langner "den finanziellen Spielraum
des Senats eingehend erläutert und für die Realisierung einer
'kleineren Lösung' geworben". Die Wissenschaftsbehörde führe mit der HfMT Gespräche darüber, wie die Jazzausbildung
auf andere Weise weiterentwickelt und gestärkt werden könne,
insbesondere durch einen Ausbau der Studienplatzkapazitäten.
Zulasten anderer Studienbereiche, wie von der Behörde verlangt, werde er den Jazzbereich keinesfalls expandieren lassen,
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sagt HfMT-Präsident Elmar Lampson, der ohnehin unter massivem behördlichem Spardruck steht.
Langner bezeichnet das "partnerschaftliche Verhältnis Stiftung/Senat" als "erheblich beschädigt"
(Hamburger Abendblatt, 18. Mai)
Hamburg braucht mehr Jazzstudenten
Bei der Verleihung des Jazzpreises will Wolf Kerschek auch auf
die prekäre Lage am Jazzinstitut der Hochschule für Musik
und Theater aufmerksam machen. Der von ihm geleitete Studiengang ist der kleinste in ganz Deutschland. Beim ElbjazzKonzert mit der Hochschul-Bigband fehlen ihm vier seiner
Top-Spieler. Sie sind mit dem BuJazzO, "der Nationalmannschaft des Jazz", auf Afrika-Tournee. Das spricht für die Qualität der Ausbildung in Hamburg, aber an der Hochschule gibt
es keinen Ersatz für sie. Damit die Band überhaupt spielfähig
ist, müssen Studenten von anderswo engagiert werden..
(Hamburger Abendblatt, 18. Mai)
Wolf Kerschek: Ein Irrwisch des Jazz
Wolf Kerschek, Hamburger Jazzpreisträger 2013, lebt mit Feuereifer für die Musik, für seine Hochschule, für seine Familie.
Das Abendblatt hat sich umgeschaut.
Wolf Kerschek posiert in seinem Studio in Hamburg Bramfeld. Foto: Roland Magunia
Von Tom R. Schulz
Seine Frisur hat etwas wild Barockes, sie sieht aus, als hätte
Bach dauerhaft seinen Kamm verlegt. Aber zur schwarzen, da
und dort von einem grauen Haar wie von innen beleuchteten
Lockenpracht trägt Wolf Kerschek einen gerade wieder mal auf
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den Millimeter genau ausrasierten Bart, der in sein Gesicht so
deutliche Konturen zeichnet wie einst die dunklen Linien in die
farbigen Cover-Illustrationen von Celestino Piatti auf den dtvTaschenbüchern.
Etwas organisiert Regelloses ist um Wolf Kerschek, der am
kommenden Sonnabend im Rahmen des Elbjazz Festivals den
Hamburger Jazzpreis 2013 in Empfang nehmen wird. Die musikalischen Fähigkeiten und Arbeitsfelder dieses schmalen,
nicht sehr groß gewachsenen Mannes blühen und sprießen in
seltener Üppigkeit, und sie wachsen in viele Richtungen
gleichzeitig. Und doch hat er alles im Griff. Das Pensum, das
er als Vibrafonist, Arrangeur, Produzent, Dirigent und Komponist und im derzeitigen Hauptberuf als Professor für Jazzkomposition, Ensembleleitung und Filmmusik und Leiter des
Jazzstudiengangs an der Hochschule für Musik und Theater
Hamburg leistet, ist eigentlich der blanke Irrsinn. Es langt locker für mehrere Leben.
Aber auch Kerschek hat wohl nur dieses eine. Und was er daraus macht, ist unbedingt preiswürdig. Im Hamburger Musikleben ist er der freundliche, fantasievolle, rastlose Brückenbauer zwischen den Generationen und zwischen den musikalischen Welten. An einem Abend kann man ihn als Dirigenten
der Hamburger Symphoniker bei der Uraufführung eines
Werks von Markus Stockhausen erleben, am nächsten probt er
bis tief in die Nacht mit der Bigband der Hochschule an einem
ehrgeizigen neuen Programm, am dritten steht er auf der
Bühne der Bar 227 an der Sternbrücke und klöppelt Entrücktes
auf seinem Vibrafon.
Im Studio unter Dachschrägen hat auch schon Roberto Blanco
gesungen
Die Tage sind genauso dicht getaktet. Unterrichten. Musik
aufnehmen in seinem Studio unter Dachschrägen im gemieteten Häuschen in Bramfeld, in dem er auch mal einen Song mit
Roberto Blanco in zwei Takes im Kasten hat. Ausdrucken
Hunderter Seiten von selbst geschriebenen Noten für die Musiker. Ausdenken von Strategien zur Stärkung seines Studiengangs. Netzwerken – mit Musikern, mit Kollegen in der Hochschule. Und frühmorgens den kleinen Sohn zur Krippe bringen.
Seine wunderschöne, aus Nigeria stammende Frau Josephine
gibt Wolf Kerschek Erdung und seinem Herzen ein Zuhause.
Wie sehr dieser an allen Ecken und Enden zugleich brennende
Aktionskünstler seine Familie liebt, liest der Besucher auch an
den vielen privaten Fotos an fast jeder Zimmerwand ab. Kürzlich hat Josephine im Flur zum Dachstudio ein paar goldene
Schallplatten und Kerscheks Echo-Urkunde für seine Filmmusik zur TV-Serie "Little Amadeus" dazugehängt. "Da hatte ich
so eine Selbstzweifelphase", sagt er. Eigentlich gelten ihm
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solche Trophäen nichts, aber dass er noch mehr davon hat,
das sagt er dann doch.
Wolf Kerscheks Schaffenskraft scheint ebenso unbegrenzt wie
sein Schlafmangel. Jetzt, in den Tagen vor der Preisverleihung,
muss er sich nicht nur um die Musik und die Ausgestaltung
des Preisträgerkonzerts kümmern, bei dem er die NDR Bigband dirigieren und die bisherigen Hamburger Jazzpreisträger
auf der Bühne zusammenbringen wird – den Saxofonisten
Gabriel Coburger, die Sängerin Ulita Knaus und den Pianisten
Vladislav Sendecki, alle drei langjährige Freunde und Weggefährten.
Im Theater im Zimmer leitet er außerdem gerade die Proben
mit dem litauischen Musiker und DJ Mario Basanov und einem
aus
30
Musikern
bestehenden
Ad-hocHochschulorchester für ein Konzert beim Elbjazz. Wolf Kerschek hat zu Loops und musikalischem Rohmaterial, das Basanov vom Laptop abspielt, eine bestrickend vielfältig arrangierte Musik geschrieben, die nicht so ganz einfach zu spielen
ist und zu der die Harfinistin oder die Bassklarinettistin genauso improvisierte Soli beisteuern sollen wie die Kollegen
aus der Jazzabteilung. "Dass Klassiker das Improvisieren nicht
lernen könnten, ist völliger Quatsch", sagt er. Und dann ist da
noch dieses Projekt mit dem Posaunisten Nils Wogram und
Kerscheks Hochschul-Bigband auf dem Elbjazz, für das geprobt werden muss.
Wenn man nicht weiß, wo einem der Kopf steht, kann man ihn
verlieren oder sich dem Strudel der Ereignisse hingeben. Kerschek tut Letzteres. Das Einzige, was ihn manchmal brutal
ausbremst, ist sein Körper. Zuletzt zwang ihn ein Hörsturz zu
einer Pause.
Das Muster kennt er aus seiner Jugendzeit "Ich wollte ja Klassikpianist werden", erzählt Wolf Kerschek in der Wohnküche
beim Kaffee. Weil der am 16. September 1969 in Elmshorn
geborene Sohn zweier auch Musik unterrichtender Lehrer aber
"so beschissen ehrgeizig" war und bis zu neun Stunden am
Tag übte, nahmen seine Fingersehnen dauerhaft Schaden. Aus
war's mit dem Klavierspielen als Beruf.
Auf Anraten des Musiklehrers in Flensburg, wo er aufwuchs,
wechselte Kerschek zum Vibrafon – und übte, ein Postgraduate-Stipendium des DAAD an der Top-Jazzakademie Berklee in
Boston schon fast in der Tasche, im Examensstress des Studiums in Hamburg wieder wie verrückt, diesmal eine vierstimmige Bach-Fuge auf der Marimba. Dabei biss er sich allen
Ernstes einen Schneidezahn aus. Doch Verbissenheit und
überstrapazierte Turboenergie, die Schatten seines Fleißes,
sollen jetzt ein Ende haben. "Ich bin über 40 und muss bald
einen Gang zurückschalten", sagt Kerschek. "Schon für meinen Jungen."
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(Hamburger Abendblatt, 15. Mai)
Es gibt noch Restkarten für die Konzertreihe "Stars
von Morgen"
Für die neue Saison der erfolgreichen Konzertreihe "Stars von
Morgen" im Rathaus Harburg sind heute, Mittwoch, 15. Mai,
zwischen 18.30 und 19 Uhr vor dem großen Festsaal noch
Rest-Abo-Karten erhältlich.
Die 17. Auflage beginnt am 23. Oktober mit den KlavierMeisterschülern der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Der Frühbucher-Rabatt - sechs Konzerte für 60 Euro gilt noch bis 15. Juni. Die Tickets können auch über die E-MailAdresse [email protected] oder per Telefon 0175/222 67
79 geordert werden.
(Hamburger Abendblatt, 10. Mai)
Studentenprojekt zum Thema Macht bei Shakespeare
Kampnagel. Regiestudenten der Hochschule für Musik und
Theater beschäftigen sich mit Shakespeares politischen Stücken und hinterfragen die darin dargestellten Machtstrukturen. An diesem Freitag und Sonnabend sind auf Kampnagel
jeweils drei Inszenierungen hintereinander zu erleben. Am
Freitag haben die Arbeiten "Macbeth" von Johannes Ender,
"Titus Andronicus" von Tobias Herzberg und "Richard III" von
Laura Jakasch Premiere. Der Abend beginnt 19.00 Uhr in der
Halle K1, Karten gibt es bei Kampnagel unter T. 27094949.
(Hamburger Abendblatt, 3. Mai)
Komponiert fürs Hier und Jetzt
Bei blurred edges, dem Hamburger Festival für aktuelle Musik,
steht die Avantgarde im Mittelpunkt
Aus dem Rahmen fallen beinhaltet stets auch die Vorstellung,
dass man ins Ungewisse fällt, dorthin, wo man vielleicht nicht
immer sicheren Boden unter den Füßen hat. Horizonterweiterung ist dann das Zauberwort. Deswegen passt sein Name
auch so gut zum Hamburger Neutöner-Festival blurred edges.
Unscharfe Kanten sind nichts, was man berechnen kann –
aber auch nichts, woran man sich verletzen könnte. Schöne
Vorstellung. Davon werden bis zum 18. Mai rund 50 Versionen
angeboten, über gut zwei Dutzend Spielorte in der gesamten
Stadt verteilt.
Tonangebend sind dabei vor allem lokale Künstler, was aber
nicht heißt, dass nicht über den sprichwörtlichen Tellerrand
gesehen, also eher: gehört und gespielt wird. Bespielt werden
unter anderem der Pudel Club am Elbufer, die Hochschule für
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Musik und Theater natürlich, die Opera stabile, das Thalia in
der Gaußstraße, aber auch Räume im Gängeviertel. Im alten
Elbtunnel werden Noise-Collagen gestaltet. Klangkombinationen verweben Reales und Komponiertes. Etablierte Klassiker
wie Scelsi oder Stockhausen erweitern die Repertoirepalette.
Es wird improvisiert, mit Soundeffekten gefrickelt, es gibt Vorlesungen, Uraufführungen satt, jede Menge Experimente und
Entdeckungsreisen zwischen die traditionellen Notenlinien.
Und da sich weit entfernt von den leicht zugänglichen Territorien des Mainstreams Dinge am besten in Eigenregie erledigen lassen, ist das Festivalprogramm des Verbands für aktuelle Musik Hamburg ohne die ordnende Hand eines Intendanten entstanden. Auch das ein sympathischer Zug, obwohl er
ebenso als Konsequenz der nach wie vor steigerungsfähigen
Beachtung durch traditionelle kulturpolitische Instanzen verstanden werden kann.
Wohin unbedingt, was auf jeden Fall besuchen in den nächsten Wochen? Diese Gretchenfrage ist verständlich, aber kaum
brauchbar zu beantworten. Ein guter Einstieg wäre vielleicht
das Konzert mit Musik von Felix Kubin im Liebermannstudio
(3.5., 20 Uhr). Die Diskussion "Britzeln – ist ,aktuelle' Musik
noch aktuell?" (FRISE, Arnoldstraße, 7.5., 20 Uhr) könnte erhellend sein. Doch die beste Methode bleibt nach wie vor das
Kosten hier, da und dort, um auf den Geschmack zu kommen.
(Hamburger Abendblatt, 3. Mai)
Wolf Kerschek erhält Hamburger Jazzpreis
Der Hamburger Jazzpreis 2013 geht an Wolf Kerschek. Der
1969 in Hamburg geborene Komponist, Arrangeur, Dirigent,
Musiker, Musik-Produzent und Leiter des Fachbereichs Jazz
an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg wurde
von der Jury aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen
für die Förderung des Jazz im Kulturleben der Hansestadt
ausgewählt. Die von der Dr. E. A. Langner-Stiftung gestiftete
Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 25. Mai
im Rahmen des Elbjazz-Festivals verliehen.
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