Amtsblatt der Stadt Freiberg Nr. 19 23.08.2006 www.freiberg.de Sanierungspreis der Stadt Freiberg 2006 Jury entscheidet sich unter 13 Vorschlägen für das Wohnhaus Moritzstraße 5 Mehrfamilienhaus Moritzstraße 5 Bürgerhaus Kleinwaltersdorf Mehrfamilienhaus Hornmühlenweg 7 Auch der achte Sanierungspreis der Stadt Freiberg bleibt in der Innenstadt. Er wird zum ersten Mal an ein Gebäude in der Moritzstraße vergeben. „Unter den in diesem Jahr eingereichten 13 Vorschlägen erhält das Wohngebäude Moritzstraße 5 den Freiberger Sanierungspreis 2006“, informiert Holger Reuter, Dezernent für Stadtentwicklung und Vorsitzender der Jury. „Ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury war, dass bei der Moritzstraße 5 nicht nur die Qualität der ausgeführten Arbeiten und der Architektenleistungen von besonderer Qualität waren, sondern dass in einem für die Freiberger Altstadt wichtigen Straßenzug wieder Wohnen etabliert werden konnte“, begründet der Stadtentwicklungsdezernent. Das städtebaulich wichtige dreigeschossige Eckgebäude wurde um 1850 errichtet. Es steht mitten in der Freiberger Altstadt in der Nähe des Domes. Das Haus weist zahlreiche historisierende Gestaltungsornamente an den Fassaden wie Traufkonsolen, Eckquaderungen, Fensterverdachungen sowie eine Rustikaausbildung im Erdgeschoss auf. Das Gebäude gehört mit seiner streng horizontalen Fassadengliederung zu den stilreinsten Neorenaissancehäusern Freibergs. Die 2004 unter Einhaltung denkmalpflegerischer Auflagen erfolgte Sanierung dieses seit mehr als zwanzig Jahren leerstehenden Bauwerkes trägt entscheidend zur weiteren Aufwertung und Belebung der Moritzstraße bei. „Die Jury konnte sich davon überzeugen, dass der mit der Sanierung des Gebäudes Moritzstraße 5 wieder gewonnene Wohnraum in der Altstadt von hoher Qualität war, die im Hofbereich gestalteten Außenanlagen dieser Qualität nicht nachstanden und die Fassade entsprechend den historischen Vorga- ben ordentlich saniert wurde“, fasst Reuter die Begrünung zusammen. „Auch wenn die Entscheidung der Jury diesmal relativ eindeutig ausfiel, ist es nicht leicht gewesen, die großartigen Sanierungsleistungen an den anderen vorgeschlagenen Objekten nicht mit einem Preis zu versehen.“ Es sei jedoch die Konsequenz einer jeden Juryentscheidung, dass es immer nur einen Preisträger geben kann. „Nicht weniger überzeugt haben deshalb die Sanierungsleistungen an den anderen Objekten. Diese werden im unten stehenden Artikel deshalb in ihrer Bedeutung und Qualität gewürdigt.“ Neben Reuter gehören zwei Vertreter des Freiberger Stadtrates (Dr. Heinrich Douffet und Dr. Günter Knauf), die Leiterin des Investment und Finanz Centers der Deutschen Bank Freiberg (Margit Schneider, stellvertretende Jury-Vorsitzende), ein Vertreter des Freiberger Altertumsvereins e.V. (Vereinsvorsitzender Jürgen Bellmann), die Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Freiberg (Marlis Möller) und die Leiterin des Stadtentwicklungsamtes (Anita Torchala) zur Jury. Ausgelobt wird der jährlich zum Tag des offenen Denkmals vergebene Preis durch das Investment und Finanz Center der Deutschen Bank Freiberg und die Stadt Freiberg. Er ist mit 1.500 Euro dotiert. Eine Plakette aus Freiberger Porzellan wird das Siegerobjekt zieren. Die materielle Anerkennung macht dabei nur einen Teil des Preises aus. Darüber hinaus wird mit dem Sanierungspreis und den damit verbundenen Besichtigungen, Bewertungen und Entscheidungen durch die Jury beabsichtigt, die Vielfalt des Sanierungsgeschehens in der Stadt Freiberg darzustellen und auf diese Weise die Bemühungen und Ergebnisse der Bauherren und Architekten möglichst aller vorgeschlagenen Objekte öffentlich zu machen. Durch die Mitglieder der Jury wurden sowohl städtebauliche und architektonische Gestaltung wie auch die Qualität der inneren Sanierung und die Übereinstimmung von Nutzung und historischer Bausubstanz bewertet. Neben dem bereits genannten Siegerobjekt standen auch die Gebäude Wohnhaus Stollngasse 3, Franziskanerkloster Mönchsstraße 3, Albertinum/Geschwister-SchollGymnasiums, Mehrfamilienhaus Hornmühlenweg 7, Kanzleilehngut Bernhard-Kellermann-Straße 6, Hotel Auberge Mistral Pestalozzistraße 1, Jugendstilgebäude Silberhofstraße 24, Wohn- und Bürohaus Frauensteiner Straße 49, Am Konstantin Nr. 41 Zug, Huthaus Beschert Glück Zug, Wohnhaus Walterstal 79 Kleinwaltersdorf und das Bürgerhaus in Kleinwaltersdorf zur Diskussion. „Auch bei diesen Gebäuden konnte registriert werden, dass das hohe Engagement der Handelnden für den Sanierungserfolg von großer Bedeutung war“, berichtet Reuter. So seien im Gebäude Frauensteiner Straße 49 attraktive Büroräume und auch Wohnungen geschaffen worden, mit der Sanierung der Bernhard-KellermannStraße 6 und des Hornmühlenwegs 7 interessante Wohnungen in attraktiven Wohnlagen sowie in der Pestalozzistraße 1 (Hotel Auberge Mistral) in einem alten Gebäude eine sehr interessante Beherbergungseinrichtung. Das Jugendstilgebäude Silberhofstraße 24 zeichne sich besonders durch gekonnte Erhaltung eben jener Jugendstilelemente aus. Das Bürgerhaus Kleinwaltersdorf, welches mit hohem Engagement der Kleinwaltersdorfer Bürger gemeinsam mit der Stadt Freiberg saniert wurde, habe sich zum Mittelpunkt des Dorflebens entwickelt. Fortsetzung auf Seite 3 Einer guten Tradition folgend wird in diesem Jahr bereits zum achten Mal der Freiberger Sanierungspreis vergeben. Mit dem Sanierungspreis sollen Bauherren gewürdigt werden, die sich um die Bewahrung der Altbausubstanz des zu sanierenden Gebäudes verdient gemacht haben. Gleichermaßen werden die architektonische und städtebauliche Gestaltung sowie die Übereinstimmung von Nutzung und Gebäudesubstanz gewürdigt. In diesem Jahr ist es die Moritzstraße 5, die nach Meinung der Jury diese Kriterien am besten umgesetzt hat. Mit der Moritzstraße 5, welche um 1850 errichtet wurde, erfolgt wiederum eine deutliche städtebauliche Aufwertung des gesamten Straßenzuges. Die Schaffung von Wohnraum in diesem Gebäude führt zur weiteren Belebung der Freiberger Altstadt. Somit ist die regelmäßige Vergabe des Freiberger Sanierungspreises nicht nur alleinige Anerkennung der Sanierungsleistung des Preisträgers, sondern Ansporn, die Sanierung wertvoller Bausubstanz auch in der Zukunft engagiert weiter voran zu bringen. In Zeiten des demografischen Wandels, in welchen nur wenige Städte eine positive Bilanz ziehen können, trägt die Sanierung der Freiberger Altbausubstanz dazu bei, dass die Freiberger Altstadt demografisch eine Erfolgsstory ist. So kann man dem statistischen Bericht der Universitätsstadt Freiberg aus dem Jahr 2005 entnehmen, dass seit dem Jahr 1996 die Einwohnerzahl deutlich gewachsen ist. Diesen Trend weiterhin positiv zu gestalten, ist eben auch Ziel der Vergabe des Freiberger Sanierungspreises. Der Preisträger, aber auch die darüber hinaus vorgeschlagenen Objekte für den Freiberger Sanierungspreis haben deutlich gemacht, dass die Sanierung von Altbausubstanz auch wirtschaftlich erfolgreich geschehen kann. Die Mietobjekte sowie auch die entstandenen Eigentumswohnungen wurden von der Freiberger Bürgerschaft gut angenommen. Wenn wirtschaftlicher Erfolg und die Bewahrung der Altbausubstanz in Verbindung mit der Schaffung modernen Wohnraums zu einer Belebung der betroffenen Stadtviertel führt, ist eine Stadt auf einem guten Weg. Es bleibt zum Schluss der Wunsch, dass auch in den Folgejahren ausreichend Bauträger den Mut fassen, im Sinne des Freiberger Sanierungspreises Objekte zu sanieren und damit die Erfolgsgeschichte der Stadt Freiberg durch ihr Tun fortschreiben. Holger Reuter Dezernent für Stadtentwicklung Kanzleilehngut Bernhard-Kellermann-Straße 6 Hotel Auberger Mistral Pestalozzistraße 1 Auf ein Wort: Städtebaulich Vergeben wird der Freiberger Sanierungspreis 2006 Jugendstilgebäude Silberhofstraße 24 Hotel Auberge Mistral / Pestalozzistraße 1 Das Gebäude entstand um 1875 und befindet sich im südwestlich vor der Altstadt gelegenen vorstädtischen Bereich, der früher zu Freibergsdorf gehörte. Das historistische Haus mit zwei Geschossen steht in offener Bebauung und weist eine überaus qualitätvolle spätklassizistische Fassadengestaltung mit zahlreichen Schmuckelementen wie Akroterien, Rosetten, Konsolen und ein Palladiomotiv im Giebel auf. Das ehemalige Wohnhaus wurde zurückhaltend zu einem Garni-Hotel mit besonderer Note umgestaltet, gründlich im Detail saniert und mit attraktiven Außenanlagen versehen. Kanzleilehngut / Bernhard-Kellermann-Straße 6 Das barocke Herrenhaus des Kanzleilehngutes Friedeburg wurde 1704 im Auftrag des Bergrates und Oberzentners Gottfried Pabst von Ohain errichtet. Das lang gezogene, rechteckige Gebäude besitzt zwei Geschosse und ein mächtiges Walmdach. Bemerkenswert sind zwei sich gegenüberliegende fast identische Sandsteinportale mit reicher Ornamentik, darunter Wappen der Familie von Ohain, die in den gewölbten Hausflur führen. Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert führten zu Veränderungen in der Raumstruktur. Der Bauzustand des Hauses hatte sich in den letzten Jahren in Folge unterlassener Bauunterhaltung rapide verschlechtert. Hinzu kam der jahrelange Leerstand des Gebäudes (mit Ausnahme einer Wohnung). Deshalb bedeutete die Sanierung des Hauses in den Jahren 2004/2005 die Rettung des ehemaligen Kanzleilehngutes Friedeburg, eines der wenigen noch erhaltenen barocken Gutshäuser in Freiberg. Notwendige Eingriffe in die Substanz des städtebaulich und denkmalpflegerisch bedeutsamen Gebäudes erfolgten, um 13 attraktive Wohnungen im Gebäude unter Beachtung denkmalpflegerischer Forderungen wie Erhaltung des originalen Dachwerkes des mächtigen steilen Walmdaches, der Kreuzgratgewölbe im Erdgeschoss, der Fenstergewände und Portale zu schaffen. Durch die Sanierung ist es gelungen, eines der wenigen barocken Gebäude der Stadt Freiberg außerhalb der Altstadt zu erhalten und somit auch ein Stück Geschichte der Stadt zu bewahren und fortzuschreiben. Wohn- und Bürohaus Frauensteiner Straße 49 zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 10. September, 14 Uhr. Kurzbegründungen der Vorschläge Hornmühlenweg 7, so genannte Hornmühle Das herrenhausartige Gebäude zählt zu den wenigen Renaissancehäusern außerhalb der Freiberger Altstadt. Dendrochronologische Untersuchungen belegen, dass dieses Haus 1563 errichtet wurde. Auffallend und für Freiberg relativ selten sind die ungewöhnlich reich gestalteten Fenstergewände und ein ebenso prächtig verziertes Portal. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert nutzte man das Haus als Restaurant „Hornmühle“. Umfangreiche spätere Veränderungen im und am Gebäude und sein zeitweiliger Leerstand führten zu einer drastischen Verschlechterung des baulichen Zustandes. In den Jahren 2003 und 2004 ist das Haus unter Beachtung denkmalpflegerischer Forderungen grundlegend saniert und einer neuen Nutzung als Wohngebäude zugeführt worden. Der Dachstuhl wurde in der für die Renaissance typischen steilen Form neu errichtet, die historisch wertvollen Bauteile im und am Gebäude (Tonnengewölbe im Keller, Fenstergewände, Portale) wurden wieder hergestellt bzw. repariert. Durch die Sanierung der ehemaligen, im Jahre 1900 als „schönstes Garten-Etablissement Freibergs“ bezeichneten Ausflugsgaststätte „Hornmühle“ ist ein wichtiges, geschichtsträchtiges Kulturdenkmal erhalten und wieder hergestellt worden. Silberhofstraße 24 / Jugendstilgebäude Das hochwertige Jugendstilgebäude entstand 1905 und ist eines der gestalterisch qualitätvollsten und stiltypischsten Jugendstilgebäude Freibergs. Es wurde mit Eckturm und Zierfachwerk, Erkervorsprung, Giebeln und Loggien errichtet und befindet sich in einer städtebaulich wichtigen Ecksituation an der Kreuzung der viel befahrenen Schönlebestraße mit der Silberhofstraße. Das Wohngebäude wurde von 2001 bis 2004 einer sensiblen Instandsetzung und Sanierung ohne Fördermittel und Zuschüsse unterzogen und erhielt mit seiner instand gesetzten Jugendstilarchitektur und den mit stilisierter Ornamentik in Blatt- und Rankenwerk überzogenen Fassaden wieder sein prägendes Aussehen. Dies gilt auch für die Wieder- herstellung der bis dahin fehlenden Haube am Eckturm. Im Inneren wurde der Bereich des Treppenhauses mit den zweiflügligen Wohnungseingangstüren und das Treppengeländer mit den geschnitzten Eulen instand gesetzt und aufgearbeitet. Bei der Sanierung sind interessante Wohngrundrisse als 2- bzw. 3-Raumwohnungen entstanden, die trotz der ungünstigen Lage alle vermietet sind und bei denen die typische Formensprache des Jugendstils erhalten geblieben ist, da alle noch vorhandenen Zimmertüren und die ganz besonders wertvollen verglasten Elemente zum Wintergarten aufgearbeitet und wieder eingebaut worden sind. Haus „Albertinum“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Geschwister-Scholl-Straße 1 Steigende Schülerzahlen machten Mitte des 19. Jahrhunderts einen Neubau der ehemals mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Freibergs auf Initiative des Bürgermeisters Ulrich Rülein von Calw gegründeten bürgerlichen Schule, die mit zu den ältesten Bildungsein- Haus „Albertinum“ des Geschwister-Scholl-Gymnasuims richtungen Sachsens zählt, erforderlich, der 1875 eingeweiht und seit dieser Zeit als städtische schulische Einrichtung genutzt wird. Zahlreiche Anbauten erfolgten funktionsbedingt. Nach der über eine Bürgerabstimmung gefallenen Entscheidung zum Erhalt des Gymnasiumsstandortes in der Altstadt wurde das Gebäude in der Zeit von 2002 bis 2005 umfassend einfühlsam saniert und den heutigen Anforderungen angepasst. Gestalterisch ungünstige Erweiterungen wurden zurückgebaut. Nicht im Altbau integrierbare erforderliche Funktionen wurden in einem Anbau eingeordnet. Dieser wurde durch Form und Material bewusst vom Altbau abgesetzt und dokumentiert den heutigen Zeitgeist ohne den Altbau in seiner Bedeutsamkeit wegzudrängen. Die Sanierung und Erweiterung des Geschwister-Scholl-Gymnasiums trägt durch seine nun gesicherte Nutzung wesentlich zur Belebung der Freiberger Altstadt bei. Bürgerhaus Kleinwaltersdorf Mit dem Ausbau des alten Gasthofes ist ein typisches Gebäude des Dorfes erhalten und mit einer zeitgemäßen Nutzung versehen wor- den. Bei dieser Sanierung stand kein Kulturdenkmal im Vordergrund, sondern die Schaffung eines vielfältig nutzbaren Kommunikationspunktes im Dorf. Besonders bemerkenswert ist das Engagement der Nutzer, die sich mit „ihrem“ Bürgerhaus identifizieren und in beispielhafter Weise an den Sanierungsarbeiten beteiligten, was durchaus nicht selbstverständlich ist. Wohn- und Bürohaus Frauensteiner Straße 49 Die Jugendstilvilla wurde 1906/1907 als Verwaltungsgebäude mit Direktorwohnung gebaut. Durch die Sanierung konnte Vorhandenes in Einklang mit den zeitgemäßen Anforderungen an die Wohnqualität und die Qualität zur Nutzung von Büroräumen gebracht werden. Auch durch die farbliche Gestaltung der Fassade und des Treppenhauses sowie die Außengestaltung macht das Gebäude auf sich aufmerksam. Bei der inneren Sanierung ist besonders die Aufarbeitung der vorhandenen originalen Türen bemerkenswert, die die ursprüngliche Schönheit der Jugendstilvilla unterstreichen und die Übereinstimmung von Nutzung und historischer Bausubstanz demonstrieren.