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60 Jahre SCHWARZROTGOLD 1949
Konrad Adenauer (1876 bis
1967) wird am 15. September
1949 zum ersten Kanzler der
Bundesrepublik Deutschland
gewählt – mit einer Stimme
Mehrheit. 14 Jahre lang
regiert der Freund des
Bocciaspiels
Boccia
spiels und der Rosenblüte das Land. Dieses Bild
aus dem Jahr 1949 besitzt
Seltenheitswert, damals wird
überwiegend schwarz-weiß
fotografiert
1949
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Die Berlinerin He
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Patentamt
Ein Rosenzüchter wird Kanzler,
Deutschland träumt von
Capri-Fischern und eine
Berlinerin erfindet die
Currywurst
Mit dem LIed der Capri
-Fischer hat Rudi
Schuricke (1913 bis 197
3) seinen größten Hit (o.). Das Lied,
getextet von
Ralph Maria Siegel, übe
rlebt seine
Schöpfer und all die
Jahre bis heute.
2009: Deutschland feiert Geburtstag, den 60. – trotz aller Krisen voll vital.
2010: Deutschland feiert 20 Jahre deutsche Einheit.
1949, vier Jahre nach dem Untergang des Dritten Reichs, entstand aus den drei von den Westalliierten
USA, Großbritannien und Frankreich besetzten Zonen die Bundesrepublik, aus der Sowjetzone die DDR,
die 1990 nach 41 Jahren an Auszehrung starb. Was immer den freien Westen vom unfreien Osten
trennte, eines verband die beiden deutschen Staaten: die Nationalflaggen in Schwarz und Rot und Gold.
Deshalb nannte BILD am SONNTAG die mit 60 Folgen längste Serie in der Geschichte von Europas
größter Sonntagszeitung: 60 Jahre SCHWARZROTGOLD. In jeder Folge seit 1949 war zu lesen, was die
Deutschen freute, was sie schmerzte. Für welche Filmstars sie schwärmten und welche Schlager sie hörten.
Was sie aßen, was sie tranken. Wen sie wählten, wie sie liebten: Wie wir wurden, was wir sind.
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Was heute bieder
anmutet, ist
damals der letzte
Schrei der Bademode – sogar ein
Bikini mit Rüschen
wird von den
Schönen der
jungen Republik
präsentiert
D
biografie „geb. ’33“ (Transit-Verlag):
„Zu essen gab es wenig in der Zeit. Man
hatte Mindest-Kalorien ausgerechnet und
sie als Basis für die Lebensmittelkartenklasse III und IV bestimmt. Mit sehr viel
Phantasie bemühte meine Mutter sich,
etwas daraus zu zaubern, das schmecken
sollte, wie zum Beispiel einen Brotaufstrich, den ich mit Leberwurst verwechseln können sollte. Ich konnte mich an
Leberwurst sehr gut erinnern, und deshalb
zog ich eine Scheibe Trockenbrot, vielleicht auf einer Gabel überm Gas geröstet,
vor.“
Es ist nicht viel, was Otto Normalverbraucher verbrauchen kann, in diesen Zeiten, in denen viele deutsche Städte noch in
Trümmern liegen. Steckrübeneintopf gilt
nahezu als Festessen, ab Januar 1949 gibt es
im von den Sowjets blockierten Westsektor
Berlins wenigstens „ein Kuchenbrot auf
einen der 500-Gramm-,W‘-Abschnitte der
Brotkarte in Verbindung mit dem Sonderabschnitt ,B‘ der Fleischkarte“.
Gert Fröbe ist als Ott
o Normalverbrauche
r in
„Berliner Ballade“ noc
h klapperdürr. Als sch
wergewichtiger, böser „Go
ldfinger“ im gleichnam
igen
James-Bond-Film mit
Sean Connery wird der
Sachse 1964 weltberü
hmt
Auch das Ausland mag
uns wieder: Der Film
„Liebe 47“ mit Hilde
Krahl (nach dem Drama
„Draußen vor der Tür“
von Wolfgang Borchert)
wird beim Internationalen Festival von Locarno
ausgezeichnet
Nach der Einführung der D-Mark
1948 in den drei Westzonen
sind zwar die Läden voll. Doch für
viele Waren benötigt man auch
vier Jahre nach Kriegsende noch
Lebensmittelmarken
Ohne Komma, aber glücklich:
„Hurra wir leben noch“ – so feiern
die Berliner die Aufhebung der
sowjetischen Blockade am 12. Mai
FOTOS: ULLS TE IN -BI LD, I NTERFOTO, AKG-I MAGE S, GETTY IMAGE S, BPK
ie „Berliner Ballade“, ein Schwarzweißfilm, an dem Heinz Rühmann
als Co-Produzent beteiligt ist, wird
am letzten Tag des Jahres 1948 in
deutschen Kinos das erste Mal
gezeigt. Doch es scheint zunächst, als ob die
„Ballade“ im Silvestertrubel ungehört verklingen würde. Der Kritiker des „Tagesspiegel“ moniert eine „dünne Handlung“ und
klagt, dass sich für die Hauptfigur „kein einheimischer Schauspieler finden ließ“.
Hier irrt der Kritiker: Der Hauptdarsteller ist ein sächsischer Jüngling namens
Gert Fröbe, dessen Weltkarriere hier ihren
Anfang nimmt. Die Rolle, die er spielt,
heißt „Otto Normalverbraucher“. Und der
gilt, bis heute, als Synonym und Prototyp
für den Durchschnittsbürger, den „kleinen
Mann von der Straße“.
Der deutsche Durchschnittsbürger des
beginnenden Jahres 1949 verheizt seine
Möbel, weil er friert. Und er hat Hunger.
Der Schauspieler Ernst Jacobi („Bauern,
Bonzen, Bomben“) schreibt in seiner Auto-
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60 Jahre SCHWARZROTGOLD 1949
DIE CHRONIK VON 1949
Das erste Kabinett
von Bundeskanzler
Konrad Adenauer
(3. v. l.). Links neben
dem Kanzler der
„Vater des (späteren)
Wirtschaftswunders“,
Ludwig Erhard
2. 3. Eine Boeing B-50
schafft den ersten Rundum-die-Welt-Flug ohne
Zwischenstopp. e
10. 3. Israelische Truppen erobern Elat.
24. 3. Laurence Olivier erhält einen Oscar für
den Film „Hamlet“.
4. 4. Zwölf Staaten gründen das westliche
Verteidigungsbündnis Nato.
13. 4. Urteile im letzten KriegsverbrecherProzess in Nürnberg gegen Beamte des Auswärtigen Amtes.
16. 4. An diesem Tag werden 12 849 Tonnen
Lebensmittel in das von den Sowjets
blockierte Berlin geflogen.
4. 5. Die Mannschaft des FC Turin stirbt bei
einem Flugzeugunglück.
Wenige Tage nach
der offiziellen DDRGründung marschiert
die FDJ (Freie Deutsche
Jugend) zur Berliner
Humboldt-Universität
9. 5. Rainier III. wird Fürst von
Monaco. e
12. 5. Ende der Berlin-Blockade.
23. 5. Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik.
29. 5. Der Volkskongress nimmt
die Verfassung der DDR an.
13. 6. Belgische Truppen gehen an der Ruhr
mit Waffengewalt gegen Arbeiter vor, die die
Demontage eines Werks verhindern wollen.
25. 6. Uraufführung der Oper „Das verzauberte
Ich“ in Wuppertal.
26. 6. ZSG Union Halle wird nach einem 4:1Sieg über Fortuna Erfurt ostdeutscher Fußballmeister.
10. 7. Der VfR Mannheim wird
deutscher Meister nach einem
3 : 2-Sieg nach Verlängerung
über Borussia Dortmund.
r 13. 7. Papst Pius XII. exkommuniziert alle Kommunisten.
Von so einem Auto
träumen die meisten Deutschen
1949 vergeblich:
ein Mercedes 170 D.
Er wird bis 1953
gebaut, kostet
9200 Mark, hat
38 PS und fährt
maximal 108 km/h.
Diesel ist damals
für 31 Pfennig pro
Liter zu haben,
aber nur auf
Bezugsschein
1. 8. Der Schriftsteller Thomas Mann wird
Ehrenbürger von Weimar.
7. 8. Erstmals seit Ende des Kriegs geht es auf
dem Nürburgring wieder um den Großen Preis.
14. 8. Wahlen zum ersten Deutschen Bundestag. Von den 402 Mandaten bekommt die CDU/
CSU 139, acht mehr als die SPD.
29. 8. Die Sowjetunion zündet
ihre erste Atombombe. e
12. 9. Der FDP-Politiker Theodor
Heuss wird zum ersten Bundespräsidenten gewählt.
Aus welchen Quellen Herta Charlotte
Heuwer am 4. September die Zutaten
bezieht, die sie am Nachmittag dieses Tages
in einem großen Bottich zusammenrührt,
ist ein Geheimnis, das sie 50 Jahre später
mit ins Grab nimmt. Sicher ist nur: Am Ende
des Tages brodelt im Topf ihrer Imbissbude
in Berlin-Charlottenburg die Soße, die eine
gewöhnliche Brühwurst erst zu einer Original-Currywurst veredelt. Tomatenmark ist
darin, Paprikastücke und getrocknetes Pulver, darunter zwölf Ingredienzien, angeblich aus Indien. Das Patentamt belohnt die
säuerliche Mischung mit einem Markenzeichen: „Chillup“ – eine der größten Erfolgsstorys der Nachkriegszeit.
Ein anderer ’49er-Hit hat drei Strophen
und einen Refrain, den noch heute jeder
kennt: „Bella, bella, bella, Marie/Bleib mir
treu, ich komm zurück morgen Früh/Bella,
bella, bella Marie/Vergiss mich nie.“
Die „Capri-Fischer“, komponiert von Gerhard Winkler, getextet von Ralph Maria Siegel, werden in der gesungenen Version des
ehemaligen
Zeitungsverkäufers
Rudi
Schuricke ein Welterfolg – mit Verspätung.
Schon im Kriegsjahr 1943 erstmals aufgenommen, verbieten die Nazis die Edelschnulze, weil die US-Army damals bereits
auf Capri gelandet war. 1947 ist dann der
Operntenor Kurt Reimann der erste Nachkriegsinterpret, dessen Aufnahme allerdings
ausschließlich in der damaligen SBZ (sowjetisch besetze Zone) gekauft werden kann.
Bis heute gehört der Sehnsuchts-Song ins
Repertoire von Max Raabe – und zum bevorzugten Liedgut der Alt-Kanzler Helmut
Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD).
15. 9. Der 73-jährige CDU-Vorsitzende Konrad Adenauer wird
Bundeskanzler.
20. 9. Vereidigung des ersten
Bundeskabinetts.
1. 10. Mao gründet die Volksrepublik China.
r 10. 10. Der ehemalige Reichstrainer
Sepp Herberger wird zum Bundestrainer
der Fußballnationalelf berufen.
11. 10. Wilhelm Pieck wird Staatspräsident der DDR.
12. 10. Gründung des DGB.
15. 11. Der Archäologie-Roman „Götter, Gräber
und Gelehrte“ des Berliners C. W. Ceram
erscheint bei Rohwohlt. Das Sachbuch verkauft sich bis heute über fünf Millionen Mal.
19. 12. Erich von Manstein, Generalfeldmarschall a. D., wird von den Briten zu 18 Jahren
Haft verurteilt.
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