Meeres-Energie Energielieferant der Zukunft? nischer, thermischer und physikalischchemischer Energie zusammengefasst, die in den Wassermassen der Weltmeere enthalten sind. Auch die Nutzung des Windes über der Meeresoberfläche zählt dazu. Ihre technische Ausnutzung für die Energiegewinnung steckt noch in den Anfängen, doch könnte die Meeresenergie - entsprechenden technischen Fortschritt vorausgesetzt - in Zukunft einen bedeutenden Beitrag zur Energieversorgung der Menschheit leisten. Zur Zeit werden verschiedene Techniken erprobt: Gezeitenkraftwerk Meeresströmungskraftwerk Wellenkraftwerk Meereswärmekraftwerk Osmosekraftwerk Windpark (offshore) schwimmende Windkraftanlage Keine Beeinträchtigung der Meeresumwelt Die Riesenauster, die am EMEC vor der Küste der Orkney Inseln installiert wurde, weise gegenüber anderen Wellenkraftwerken einige Vorteile auf, betonen die Hersteller. Im Unterschied zu vielen anderen Maschinen, die aus der Energie der Meeresströmungen und Wellen Strom erzeugen, geschieht die Energiegewinnung selbst an Land. Das bedeutet, dass es im Meer keine komplizierten mechanischen Teile und keine Elektrik gibt. Das erleichtert die Wartung des Systems erheblich. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass es keine Beeinträchtigung der Meeresumwelt durch Maschinenöle oder andere chemischen Substanzen geben kann, denn all diese Maschinenteile befinden sich an Land. Größtes Wellenkraftwerk der Welt ging in Betrieb Demo-Anlage mit einer Nennleistung von 315 kW Die Demonstrationsanlage am EMECGelände, bei dem auch andere Systeme getestet werden, besitzt eine Nennleistung von 315 kW. Damit kann man den Stromverbrauch von rund 450 Haushalten abdecken. Rund 500 Tonnen CO2 werden damit eingespart. Schon in zwei Jahren soll ein noch größeres Kraftwerk mit der sechsfachen Kapazität errichtet werden. Pro MW installierter Leistung rechnet man bei Aquamarin Power mit Investitionskosten von rund E 3,3 bis 4,4 Millionen. Im Bereich mariner Energiegewinnung könnten allein in Großbritannien bis 2020 rund 12.500 Jobs geschaffen werden. Solche Systeme könnten bis zu 20 Prozent der gesamten benötigten Energie decken. Allein in Schottland wird das Potenzial von erneuerbaren Energien auf 60 GW geschätzt. „Unsere Gewässer halten zehn Prozent des gesamteuropäischen Wellenkraft- und ein Viertel des gesamteuropäischen Gezeiten-Potenzials“, so Alex Salmond, Schottlands First Minister. (pte) www.emec.org.uk Rund zwei Drittel der Erde sind bedeckt von Meeren - einer Energiequelle mit außerordentlichem Potenzial. Wellen, Gezeiten und Strömungsverhältnisse versprechen eine unendliche Verfügbarkeit an elektrischem Strom. Kann das Meer mit der Kraft seiner Wellen möglicherweise Energielieferant der Zukunft sein? Dass in Wellen eine ungeheure Kraft steckt, wissen wir spätestens seit der Tsunami-Katastrophe in Südostasien. Kein Wunder also, dass Forscher, Wissenschaftler und Unternehmen dieses bislang ungebändigte Kraftreservoir für die Stromgewinnung nutzbar machen wollen. Noch aber befindet sich diese alternative Form der Energiegewinnung im Erprobungsstadium. Unter dem Begriff Meeres-Energie werden verschiedene Formen von mecha- Anfang Dezember ist das größte Wellenkraftwerk der Welt, die Oyster (Auster) nach Angaben des Wissenschaftsnachrichtendienstes Science Daily am European Marine Energy Centre (EMEC) in Betrieb gegangen. www.emec.org.uk Derzeit ist die stählerne Auster das einzige hydro-elektrische Wellenkraftwerk, das Wasser unter hohem Druck in eine Turbine am Festland pumpt. Eine „Farm“ mit 20 Oysters könnte genügend Strom herstellen, um 9.000 Drei-Zimmer-Wohnungen mit Strom zu versorgen. Oyster wurde zwischen 2002 und 2004 von Forschern der Queens University Belfast mit Geldern aus einem Fonds Engineering and Physical Sciences Research entwickelt und von Aqua Marine Power hergestellt. Die Auster besteht aus einer mechanisch-schwenkbaren Stahlwand mit Auftriebstanks, die mit Schanieren an einer Stahlkonstruktion in zehn Meter Meerestiefe gebunden ist. Jede eingehende Welle bewegt die rund 18 Meter breite Wand, deren Oberteil aus dem Wasser ragt, auf und ab. Damit wird ein Hydraulik-Kolben angetrieben, der Meerwasser unter hohem Druck durch eine Rohrleitung an Land presst. Das System funktioniert ähnlich wie ein Blasebalg. Gezeitenkraftwerke Ein Gezeitenkraftwerk ist ein Wasserkraftwerk, das die Energie des wechselnden Wasserpegels des Meeres zwischen Ebbe und Flut zur Produktion von elektrischem Strom nutzt. Das erste Gezeitenkraftwerk wurde bereits 1667 an der Atlantikküste in der Mündung der Rance bei Saint-Malo in Frankreich erbaut. Gezeitenkraftwerke werden aufgrund der begrenzten möglichen Standorte nur einen geringen Anteil zur Strombedarfsdeckung leisten können. Meeresströmungskraftwerke Die Meeresströmung entsteht aus der unterschiedlich großen Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen unterschiedlichen Verdunstungsrate zwischen Teilen der Ozeane. Sie stellt ein großes Energiepotenzial dar, das zur Stromgewinnung angezapft werden kann. Unterwasserturbinen nutzen die Meeresströmung und wandeln diese in Elektrizität um. Das Kraftwerk funktioniert im Prinzip wie eine Windenergieanlage, nur bewegt sich der Rotor unter Wasser. Erste Versuche mit den unterseeischen Turbinenfeldern werden momentan vor der englischen Küste erprobt: Die Meeresströmung soll dort Rotoren bis zu 20 m Meter Durchmesser antreiben, die über einen Generator Strom erzeugen. Ein positiver Aspekt dieses Modells ist, dass von dem Kraftwerk kaum etwas zu sehen ist - der Großteil der Anlage befindet sich am Meeresboden. Europaweit gibt es bereits über 100 mögliche Standorte. Vision für ein Kraftwerk Laut deutschen Verkehrsministerium sollen 30 Anlagen in der Nord- und 10 in der Ostsee gebaut werden. Bereits seit mehreren Jahren sind Windparks in Planung, doch deren Bau hatte sich immer wieder wegen technischer und finanzieller Probleme verzögert. Die 25 bereits fertiggestellten Windparks haben zusammen eine Leistung von etwa 1.200 MW. Schwimmende Windkraftanlage Eine schwimmende Windkraftanlage ist eine Windkraftanlage, die im Meer oder in größeren Seen auf einem schwimmenden Fundament errichtet wird. Schwimmende Windkraftanlagen ermöglichen die Nutzung der Windenergie an besonders windreichen Standorten in tieferen Gewässern. Die verschiedenen Konzepte unterscheiden sich einerseits darin, ob eine schwimmende Struktur eine einzelne Windkraftanlage oder mehrere Windkraftanlagen trägt, und anderseits in der Verankerungsmethode. Einzelanlagen befinden sich im Prototypenstatus, der die Machbarkeit unter Nutzung vorhandender Windkraftanlagentechnik unter Beweis stellen soll. Mehrfachanlagen existieren derzeit nur als Konzept. Das oben abgebildete Hywind-Projekt wurde vom norwegischen Erdölkonzern StatoilHydro entwickelt. Der senkrecht stehende zylinderförmige Schwimmkörper wird unter Wasser durch drei Stahltrosse gehalten und mit Betonblöcken auf dem Meeresboden verankert. 2009 wurde in Norwegen im Åmøy Fjord in der Nähe von Stavanger, ein Prototyp mit einer Windenergieanlage des Typs SWT-2.3-82 von Siemens (82 m Durchmesser; 2,3 MW Nennleistung, Nabenhöhe 65 m, Masse: 5300 t) installiert und am 8. September 2009 in Betrieb genommen. Mit ihm soll innerhalb von 2 Jahren Betriebserfahrungen gesammelt werden. Offshore-Windparks 40 Offshore-Windparks sollen in der Nord- und Ostsee entstehen. Die deutsche Bundesregierung beschloss im Spätsommer 2009 einen Raumordnungsplan, wonach bis 2030 bis zu 25.000 MW über Offshore-Windkraft erzeugt werden könnten. Offshore-Windpark Nystedt Der größte Offshore-Windpark ist Nysted Havmøllepark mit einer Leistung von 166 MW. In Bau befinden sich sechs Windparks, die auf eine Leistung von zusammen 932 MW kommen. Mit gut 400 MW ist in Großbritannien die größte Leistung installiert. Potenzial für die Zukunft Das Energiepotenzial der Meere, das in den Wellen und Strömungen der Ozeane schlummert, ist enorm. Schon die Nutzung von nur zehn Prozent des theoretisch verfügbaren Gesamtpotenzials von 1,8 Terrawattstunden brächte einen enormen Gewinn: Das tatsächlich verfügbare Potenzial der Meeresenergie liegt bei einem Anteil von 3,5 Prozent am gesamten weltweiten Energieverbrauch. Windpark Thorntonbank Belgien