Pressemitteilung 26. September 2008 Merck Serono erhält Zulassungsempfehlung für Kuvan® in Europa • Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) empfiehlt Marktzulassung von Kuvan® zur Behandlung der Hyperphenylalaninämie bei Patienten mit Phenylketonurie oder BH4-Mangel Genf, Schweiz, 26. September 2008 – Merck Serono, eine Sparte der Merck KGaA, Darmstadt, Deutschland, hat heute bekannt gegeben, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use) der Europäischen Arzneimittelagentur EMEA eine positive Stellungnahme für Kuvan® (Sapropterindihydrochlorid) zur oralen Therapie der Hyperphenylalaninämie (HPA) bei Patienten mit Phenylketonurie (PKU) oder Mangel an Tetrahydrobiopterin (BH4) abgegeben hat.1 Mit dieser positiven Stellungnahme empfiehlt das CHMP die Marktzulassung von Kuvan® durch die Europäische Kommission. Kuvan® hatte zuvor von der EMEA für die Behandlung der HPA den Status eines „Orphan Medicinal Product”, eines neuen Arzneimittels zur Behandlung seltener Krankheiten, erhalten. PKU und BH4-Mangel sind selten auftretende Erkrankungen, die durch genetisch bedingte Störungen im Stoffwechsel der Aminosäure Phenylalanin verursacht werden und zu Hyperphenylalaninämie, d. h. abnorm hohen Konzentrationen von Phenylalanin im Blut, führen. Hyperphenylalaninämie kann bei Säuglingen und Kindern schwere Schädigungen des Gehirns, bei Jugendlichen und Erwachsenen neurokognitive Funktionsstörungen verursachen. In Europa ist derzeit noch kein Medikament zur Therapie dieser Erkrankung zugelassen. Die einzige Option für PKU-Patienten ist eine Kontrolle ihrer Krankheit durch Befolgen einer Diät mit sehr stark eingeschränkter Aufnahme von Phenylalanin. Wird diese Diät nicht eingehalten, kann dies zum Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit und Verhaltensauffälligkeiten führen. In Seite 1 von 4 Merck Serono 9 Chemin des Mines 1202 Genf Schweiz www.merckserono.net Media Relations Tel.: +41 22 414 36 00 Pressemitteilung der Europäischen Union gibt es rund 35.000 Patienten mit diagnostizierter Hyperphenylalaninämie infolge von PKU oder BH4-Mangel.2 „Die wirksame Behandlung von Phenylketonurie und BH4-Mangel ist nach wie vor ein Gebiet mit ungedecktem medizinischen Bedarf. Merck Serono hofft, alternative Behandlungsoptionen für diese seltenen Erkrankungen zur Verfügung stellen zu können“, sagte Roberto Gradnik, Leiter des Europa-Geschäfts von Merck Serono. „Wenn Kuvan® in ganz Europa erhältlich ist, können Patienten, die an diesen schweren, zu starken Beeinträchtigungen führenden Krankheiten leiden, ihre Phenylalanin-Spiegel besser unter Kontrolle bringen. Dies wird auch ihre Lebensqualität verbessern.“ Daten aus zwei internationalen, randomisierten, placebokontrollierten klinischen Doppelblindstudien der Phase III bei Patienten mit Hyperphenylalaninämie aufgrund von PKU zeigen, dass die Behandlung mit Kuvan® die Konzentration von Phenylalanin im Blut senkt und die Toleranz gegenüber mit der Nahrung aufgenommenem Phenylalanin erhöht und daher möglicherweise die Notwendigkeit zur Begrenzung der Phenylalanin-Aufnahme mit der Nahrung verringern könnte. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, laufende Nase, Durchfall, Erbrechen, Halsschmerzen, Husten, Bauchschmerzen, verstopfte Nase und niedrige Phenylalaninwerte im Blut. Diese unerwünschten Ereignisse waren im Allgemeinen schwach bis mäßig ausgeprägt und traten nur vorübergehend auf. Das CHMP prüft Zulassungsanträge für Arzneimittel für alle 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union3 plus Island, Liechtenstein und Norwegen. Die CHMP-Empfehlung wird jetzt von der Europäischen Kommission bewertet, die dann die endgültige Entscheidung über die Marktzulassung treffen wird. Kuvan® wird in Zusammenarbeit mit BioMarin Pharmaceutical Inc. (Nasdaq und SWX: BMRN) entwickelt. Gemäß den vertraglichen Vereinbarungen mit BioMarin hält Merck Serono die weltweiten Exklusivrechte zur Vermarktung von Kuvan® außerhalb P Nordamerikas und Japans. BioMarin verfügt über die Exklusivrechte zur Vermarktung Seite 2 von 4 Pressemitteilung von Kuvan® in den USA und Kanada. In den USA erhielt das Medikament im Dezember 2007 die FDA-Zulassung für die Behandlung von BH4-sensitiver PKU. Im Juli 2008 erhielt Asubio Pharma Co., Ltd. (eine Tochtergesellschaft von Daiichi Sankyo) die Marktzulassung des Japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt für eine Indikationserweiterung von Biopten®, einem Medikament, das denselben Wirkstoff enthält wie Kuvan®, zur Behandlung von PKU-Patienten. Fußnoten 1 ® Kuvan ist zugelassen für „die Behandlung von Hyperphenylalaninämie (HPA) bei Erwachsenen und Kindern ab 4 ® Jahren mit Phenylketonurie (PKU), die auf eine solche Behandlung ansprechen. Kuvan ist auch zugelassen für die Behandlung von HPA bei Erwachsenen und Kindern mit Tetrahydrobiopterin(BH4)-Mangel, die auf eine solche Behandlung ansprechen.“ 2 ® Kuvan ist eine Behandlungsoption für solche Patienten mit PKU und BH4-Mangel, die auf eine Behandlung mit BH4 ® ansprechen. Literaturangaben zufolge sprechen 20 bis 50 Prozent der PKU-Patienten auf eine Behandlung mit Kuvan an. 3 Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern Kuvan® Merck Serono und BioMarin Pharmaceutical entwickeln Kuvan® (INN: Sapropterindihydrochlorid, zuvor als Sapropterin und Phenoptin™ bekannt) als orales Therapeutikum für die Behandlung der Hyperphenylalaninämie (HPA) aufgrund von Phenylketonurie (PKU) oder Mangel an Tetrahydrobiopterin (BH4). Kuvan® ist die synthetische Form von 6R-BH4, einem natürlich vorkommenden Enzym-Kofaktor, der zusammen mit dem Enzym Phenylalanin-Hydroxylase (PAH) am Stoffwechsel von Phenylalanin (Phe) beteiligt ist. Klinische Daten legen nahe, dass Kuvan® bei der Untergruppe von Patienten, die auf BH4 ansprechen, die Phe-Werte im Blut signifikant verringert. Merck Serono geht davon aus, dass Kuvan® eine Behandlungsmöglichkeit für die rund 35.000 Patienten in der Europäischen Union sein könnte, die an HPA aufgrund von PKU oder BH4-Mangel leiden und auf eine Behandlung mit BH4 ansprechen. Kuvan® hat von der EMEA den „Orphan Medicinal Product“-Status für die Behandlung von HPA erhalten. Wenn Kuvan® als erstes Arzneimittel zur Behandlung der HPA zugelassen wird, würde es in dieser Indikation in der Europäischen Union zehn Jahre lang Datenschutz erhalten. Hyperphenylalaninämie (HPA) Störungen des Stoffwechsels von Phenylalanin (Phe) können zu abnorm erhöhten Phe-Konzentrationen im Blut führen, einem Zustand, der als Hyperphenylalaninämie (HPA) bezeichnet wird. Zwei angeborene Stoffwechselstörungen, Phenylketonurie (PKU) und Mangel an Tetrahydrobiopterin (BH4), sind in den meisten Fällen die Ursache von HPA. Phenylketonurie (PKU) PKU, eine genetische Störung, von der etwa 50.000 Patienten in den Industrienationen betroffen sind, wird durch einen Mangel des Enzyms Phenylalanin-Hydroxylase (PAH) verursacht. PAH wird für den Stoffwechsel der essenziellen Aminosäure Phenylalanin (Phe) benötigt, die in allen Lebensmitteln vorkommt, die Proteine enthalten. Wenn das aktive Enzym nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, steigt der Phe-Spiegel im Blut und im Gehirn auf abnorm hohe Werte. Dies führt zu einer Reihe von Seite 3 von 4 Pressemitteilung Komplikationen wie schwerer Entwicklungsverzögerung und Schädigungen des Gehirns, Geisteskrankheit, Krämpfen und Muskelzittern sowie Wahrnehmungsstörungen. Als Folge der weltweit durchgeführten Untersuchungen zur Früherkennung bei Neugeborenen seit den 1960er und frühen 1970er Jahren können praktisch alle Patienten direkt nach der Geburt diagnostiziert werden. Die einzige für PKU-Patienten derzeit verfügbare Behandlung ist eine äußerst restriktive und teure Diät mit Heilnahrung. Die meisten Patienten schaffen es nicht, diese Diät in einem Maß einzuhalten, das notwendig ist, um die Phe-Werte im Blut ausreichend unter Kontrolle zu halten. Bei dieser Diät ist der Verzehr von normalen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukten eingeschränkt. BH4-Mangel BH4-Mangel ist ein äußerst seltener angeborener Stoffwechselfehler, der als Ursache für 1 bis 2 Prozent aller HPA-Fälle angenommen wird. BH4-Mangel ist eine autosomal-rezessive genetisch bedingte Erkrankung und kann entstehen, wenn Mangel an einem der fünf verschiedenen an der Synthese und Regeneration von BH4 beteiligten Enzyme besteht. BH4 ist notwendiger Kofaktor für PAH. Aus diesem Grund beeinträchtigt ein Mangel an BH4 die PAH-Aktivität. Dies führt zu einer biochemischen Situation ähnlich derjenigen bei PKU, wobei HPA aus der mangelhaften Umwandlung von Phe zu Tyrosin resultiert. Da BH4 ein notwendiger Kofaktor sowohl für die Tyrosin-Hydroxylase als auch für die TryptophanHydroxylase ist, verursacht der BH4-Mangel außerdem einen Mangel an den nachgeordneten Neurotransmitter-Produkten der Aminosäuren Tyrosin und Tryptophan, darunter Katecholamine und Serotonin. Eine Diät zur Begrenzung der Aufnahme von Proteinen oder von Phe mit der Nahrung ist bei Behandlung mit BH4 oft nicht erforderlich. Da BH4 jedoch die Blut-Hirn-Schranke nicht überschreitet, kann eine gleichzeitige Therapie mit Neurotransmitter-Vorläufern, d. h. Levodopa und 5-Hydroxytryptophan, notwendig sein, um die Substratkonzentrationen für die Katecholamin- bzw. Serotonin-Synthese im Zentralnervensystem zu erhöhen. Merck Serono Merck Serono ist die Sparte für innovative verschreibungspflichtige Medikamente von Merck, einem weltweit tätigen Pharma- und Chemieunternehmen. Merck Serono mit Hauptsitz in Genf, Schweiz, entdeckt, entwickelt, produziert und vermarktet innovative kleine Moleküle und Biopharmazeutika, um Patienten mit ungedecktem medizinischem Bedarf zu helfen. Die Geschäfte in Nordamerika (Vereinigte Staaten und Kanada) werden unter dem Namen EMD Serono geführt. Merck Serono verfügt über führende Marken, die Patienten bei Krebs (Erbitux®), Multipler Sklerose (Rebif®), Unfruchtbarkeit (Gonal-f®), endokrinen und kardiometabolischen Erkrankungen (Glucophage®, Concor®, Euthyrox®, Saizen®, Serostim®) sowie Psoriasis (Raptiva®) zugute kommen. Mit jährlichen F&E-Aufwendungen in Höhe von rund 1 Mrd. € engagieren wir uns für den Ausbau unseres Geschäfts in Therapiegebieten mit hohem Spezialisierungsgrad wie Neurodegenerativen Erkrankungen, Onkologie, Fruchtbarkeit und Endokrinologie, aber auch in neuen Therapiegebieten, die sich potenziell aus unserer Forschung und Entwicklung im Bereich der Autoimmun- und Entzündungserkrankungen ergeben können. Merck Merck ist ein weltweit tätiges Pharma- und Chemieunternehmen mit Gesamterlösen von 7,1 Mrd. € im Jahr 2007, einer Geschichte, die 1668 begann, und einer Zukunft, die 31.946 Mitarbeiter in 60 Ländern gestalten. Innovationen unternehmerisch denkender und handelnder Mitarbeiter charakterisieren den Erfolg. Merck bündelt die operativen Tätigkeiten unter dem Dach der Merck KGaA, an der die Familie Merck mittelbar zu rund 70 Prozent und freie Aktionäre zu rund 30 Prozent beteiligt sind. Die einstige USTochtergesellschaft Merck & Co. ist seit 1917 ein von der Merck-Gruppe vollständig unabhängiges Unternehmen. Weitere Informationen finden Sie unter www.merckserono.net oder www.merck.de Seite 4 von 4