Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Startseite Stromversorgung Konventionelle Kraftwerke Gaskraftwerk Energie-Atlas Bayern GASKRAFTWERK Ein Gaskraftwerk erzeugt elektrischen Strom aus der Verbrennung von Erdgas. Dabei wird zwischen Gasturbinenkraftwerken und mit Gas befeuerten Dampfkraftwerken unterschieden. Moderne Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD) kombinieren beide Prinzipien. Hier geht's zum Energie-Atlas Bayern. Gaskraftwerke sind als einer von wenigen Kraftwerkstypen spitzenlastfähig, das heißt, dass sie im Bedarfsfall in wenigen Minuten auf Spitzenleistung hochgefahren werden können. Das ist sehr wichtig für die Regelung eines Stromnetzes und verhindert Stromausfälle bei Spitzenverbrauch. Gaskraftwerke sind kostengünstig im Bau, haben dafür relativ hohe Brennstoffkosten: Der Gaspreis orientiert sich faktisch am Ölpreis. Gas ist beinahe so teuer wie Öl. Der Energieträger Gas wird von Deutschland zu großen Teilen importiert, Hauptlieferant ist Russland. GuD-Kombikraftwerke haben mit über 60% den höchsten Wirkungsgrad aller thermischen Kraftwerke. Wie funktioniert ein Gaskraftwerk? Gaskraftwerke funktionieren nach dem klassischen Prinzip des Antriebs einer Turbine durch Wärme. Entweder wird mit Brenngas ein Wasserkessel erhitzt und der Dampf treibt eine Turbine an. Dann handelt es sich um ein mit Gas befeuertes Dampfkraftwerk. In einem Gasturbinenkraftwerk treibt das verbrannte Gas direkt die Turbine an. Moderne Kraftwerke kombinieren beide Funktionen. In einem reinen Gasturbinenkraftwerk ist der Wirkungsgrad niedrig. Das bedeutet, dass relativ wenig von der Ausgangsenergie in Strom umgewandelt wird, da die Abgase nach Antrieb der Gasturbine immer noch sehr heiß und damit energiegeladen sind. GuD-Kraftwerke nutzen diese heißen Gase deshalb ein zweites Mal, um zusätzlich einen Dampfkessel zu erhitzen, der seinerseits eine Dampfturbine antreibt. Beide Turbinen übertragen ihre Bewegungsenergie an Generatoren, die daraus Strom erzeugen. 06.06.2017 1/4 Gaskraftwerk Der Wirkungsgrad kann bei einigen Kraftwerken durch KraftWärme-Koppelung erhöht werden, indem die restliche Abwärme zum Heizen über Nah- oder Fernwärme genutzt wird. Vor- und Nachteile auf einen Blick Vorteile Der Bau eines Gaskraftwerks ist schnell und kostengünstig zu realisieren. Gaskraftwerke verfügen über eine relativ hohe Leistung, GuD-Kraftwerke auch über einen sehr hohen elektrischen Wirkungsgrad. Stromerzeugung aus Gas ist flexibel und kann bei Bedarf schnell hochgefahren werden. Das hilft, Schwankungen im Stromnetz auszugleichen. Mit dem zunehmendem Ausbau der volatilen Sonnen- und Windenergie, deren aktuelle Verfügbarkeit sich trotz ständig verbessernder Prognosen nie vollumfänglich abschätzen lässt, werden flexible Erzeugungsarten immer wichtiger werden. Gaskraftwerke sind grundlastfähig. Damit können sie auch in windstillen und sonnenarmen Winterperioden die Stromversorgung sicherstellen. Überschüssiger Wind- und Sonnenstrom kann mittels Elektrolyse zu Wasserstoff und anschließend mittels Methanisierung zu Erneuerbarem Gas (E-Gas) gewandelt werden („Power-to-Gas”). Wasserstoff und E-Gas können stofflich, für Mobilität, Wärme und bei Bedarf auch für die Stromerzeugung genutzt werden. Die bestehende Gasinfrastruktur, wie Leitungen, Speicher oder Kraftwerke, kann dafür genutzt werden. „Power-to-Gas” ist derzeit das einzige großtechnische Verfahren zur Stromspeicherung. Erdgas hat unter den fossilen Energieträgern die geringsten CO2-Emissionen. Nachteile Erdgasverfeuerung emittiert CO2 und weitere Gase, wie Schwefel-, Kohlenstoff- und Stickstoffoxide, die potenziell gesundheitsgefährdend sind. Die bekannten und nach heutigem Stand wirtschaftlich förderbaren Gasvorräte reichen nach aktuellen Schätzungen noch für etwa 60 bis 70 Jahre. Nach Einschätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) wird aber ein erheblicher Anteil der bislang nicht förderbaren Erdgasfelder bis dahin erschlossen sein und sich somit die Reichweite um weitere Jahrzehnte erhöhen. Bei höheren Gaspreisen könnten auch Vorkommen genutzt werden, die mit heutigen Preisen nicht wirtschaftlich er06.06.2017 2/4 Gaskraftwerk schlossen werden können. Auch Maßnahmen zur Energieeffizienz sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien, vor allem im Wärmebereich, können die Verfügbarkeitsdauer ausdehnen. Der Gaspreis ist bislang an den Ölpreis gekoppelt. Gas gilt als relativ teurer Grundstoff der Stromerzeugung. Die Erdgasvorkommen sind auf wenige Länder konzentriert, dies kann bei Bedürftigkeit Importabhängigkeiten schaffen. Gaskraftwerke sind derzeit wegen des Einspeisevorrangs der erneuerbaren Energien und des niedrigen Preises der CO2-Zertifikate für die Betreiber unwirtschaftlich, da sie nur wenige Stunden Laufzeit im Jahr haben. In der Fachwelt wird daher eine Weiterentwicklung des derzeitigen Strommarktdesigns („Energy-Only-Markt”) zu einem Kapazitätsmarkt diskutiert. Bei diesem Marktdesign würde bereits die Bereitstellung von gesicherter Leistung, also von jederzeit verfügbarem Strom, vergütet. Gaskraftwerke aus Nutzersicht Am 1. Januar 2009 wurden die russischen Gaslieferungen über die Ukraine an Westeuropa gestoppt. Russland und die Ukraine gaben sich gegenseitig die Schuld. Mitten im Winter geriet die Wärmeversorgung eines ganzen Kontinents in Gefahr. In Serbien blieben die Heizungen kalt. Andere Länder verfügten über ausreichende Reserven und alternative, wenn auch weniger bedeutende Lieferstrecken. Die EU reagierte politisch und übte Druck auf Russland und die Ukraine aus. Sie drohte den Kontrahenten mit einem „ernsthaftem Eingreifen” der Europäischen Union. Der Vorfall zeigt die Abhängigkeit von West- und Mitteleuropa von Lieferungen des russischen Erdgas. Um dem langfristig entgegen zu treten, versucht die EU, durch den Bau von Pipelines neue Lieferwege und andere Förderländer zu erschließen sowie durch den weiteren Ausbau von FlüssiggasTerminals auch Gas unabhängig von Pipelines zu importieren. Gaskraftwerke vernetzt gedacht Die Laufzeit eines Gaskraftwerks liegt technisch bei bis zu fünfzig Jahren. Beim Gas reichen die verfügbaren Reserven nach heutigem Wissensstand noch für schätzungsweise 60 bis 70 Jahre. Nicht erschlossene Vorkommen werden allerdings noch auf eine Reichweite von mehreren Jahrhunderten geschätzt. Ein Gas betriebenes Heizkraftwerk kann sehr schnell hochgefahren werden, also „Gas geben”. Das gilt auch für die Stromerzeugung. Bei Bedarf können Gaskraftwerke in kürzester Zeit deutlich mehr Strom liefern. Das macht sie zu wichtigen Bestandteilen einer versorgungssicheren Stromversorgung und übrigens auch zu einer geradezu „symbiotischen” Ergänzung einiger erneuerbarer Energien. 06.06.2017 3/4 Gaskraftwerk Je stärker auf Energien aus Wind und Sonne gesetzt wird, desto größer wird auch der Bedarf nach Energieformen, die die wetterbedingten Schwankungen in der Stromproduktion ausgleichen. Gaskraftwerke haben vergleichsweise geringe Emissionen und gelten als deutlich umweltverträglicher als Kohlekraftwerke. Gaskraftwerke im Energiespiel Bayern Gaskraftwerke sind günstig im Bau, bei hohen Gaspreisen jedoch teuer im Betrieb. Ihr großer Vorteil ist, dass sie die Stromproduktion zum Beispiel bei Netzausfällen schnell hochfahren können. Dafür hat ein Gaskraftwerk CO2Emissionen. Durch Forschung ermöglichst Du Dir den Bau von Gaskraftwerken der Stufe 2, nämlich von Gas- und DampfKombikraftwerken. Sie haben leicht geringere CO2-Emissionen und Betriebskosten, leisten aber etwa das Doppelte an Strom. Dafür sind sie allerdings auch geringfügig teurer im Bau. Im Spiel hast Du zudem die Möglichkeit, Gaskraftwerke als Pufferkraftwerke zu bauen. Solche Pufferkraftwerke sind nicht ständig in Betrieb, sondern arbeiten nur dann, wenn die Stromproduktion aus Wind und Sonne aufgrund der aktuellen Wetterbedingungen einbrechen. Auf diese Weise schlagen die hohen Gaspreise nur im Bedarfsfall zu Buche. 06.06.2017 4/4 Gaskraftwerk