Expression und Mutagenese von VEP1-kodierten Progesteron5β-Reduktasen aus pharmazeutisch interessanten Angiospermen Der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr.rer.nat. vorgelegt von Peter Reinhard Bauer aus Nürnberg Als Dissertation genehmigt von den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Friedrich -Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 18.10.2012 Vorsitzender der Promotionskommission: Prof. Dr. Reiner Fink Erstberichterstatter: Prof. Dr. Wolfgang Kreis Zweitberichterstatter: Prof. Dr. Yves Muller 2 Für Christina, meine Familie und mich Leb! Leb! Eh deine Sehnsucht stirbt, Eh durch den Hauch des Zeitlosen Kraft und Fluss versiegen! Gib! Gib! All deine Lebenskraft, den Träumen deines Herzens deines freien Geist Vision! Schandmaul Die Nacht schuf tausend Ungeheuer doch frisch und fröhlich war mein Mut in meinen Adern, welches Feuer in meinem Herzen, welche Glut J.W. Von Goethe Lasst uns realistisch bleiben, versuchen wir das Unmögliche Ernesto „Che“ Guevara 3 Danksagung Ich bedanke mir bei meinem Doktorvater Prof. Dr. W. Kreis für die Möglichkeit, die vorliegende Arbeit unter seiner Betreuung zu Erstellen und das in mich gesetzte Vertrauen. Insbesondere für die stete Diskussionsbereitschaft, die kreative Freiheit, welche ich erfahren habe, und seine Anleitung zur Entwicklung einer wissenschaftlichen Arbeitsweise. Prof. Dr. L. Heide vom Lehrstuhl Pharmazeutische Biologie (Uni Tübingen), bei dem ich während meiner Diplomarbeit die praktischen Grundlagen der Molekularbiologie erlernen durfte, was wesentlich zu den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit beigetragen hat. Ganz explizit bedanken möchte ich mich außerdem bei Herrn Dr. F. Müller-Uri, für sein enormes Interesse an meinen Experimenten und Ergebnissen, seine stete Anteilnahme, die Einführung in die Wissenschaftspolitik und die zahlreichen Gespräche, die ebenfalls sehr zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Ebenso gebührt mein Dank sowohl Frau Dr. V. Herl (durch deren Vorarbeit der Grundstein dieser Arbeit gelegt wurde), als auch Frau Dr. P. Schebitz, v.a. für Ihre fachliche Einarbeitung zu Beginn meiner Zeit am Lehrstuhl und die wunderbare persönliche Zusammenarbeit. Herrn Dr. C. Rieck danke ich für seine Hilfe bei der GC-MSAnalytik. Herrn Dr. H. Lanig von CCC der Universität Erlangen danke ich für die Simulation der Moleküldynamiken meiner klonierten bzw. mutierten Proteine. Herrn Dr. B. Schmid vom Lehrstuhl für Biotechnologie für seine Einführung in Software zur Analyse von Proteinstrukturen. Zu gleichen Teilen möchte ich mich bei ALLEN meinen Kollegen vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie bedanken, von denen ich in den letzten Jahre fachliche und persönliche Unterstützung erfahren durfte. Ganz besonders meiner Laborpartnerin Frau Kristin Rudolph, die ich zunächst als Bachelor-Studentin an unserem Lehrstuhl kennenlernen durfte, um sie später als Masterstudentin anzuleiten und mit der mich eine enge Freundschaft verbindet. Unser Laboralltag und unsere gemeinsame Zeit waren immer super (und kalorienreich). Außerdem dem Rest meiner direkten Laborkollegen im Labor von Herrn Dr. F. Müller-Uri für die sehr gute und freundschaftliche Zusammenarbeit: Frau M. Ernst, Frau J. Munkert, Frau G. Fischer und Herrn A. Löbers. Frau H. Maiolino und Frau G. Friedrichs haben mit ihren „Grünen Daumen“ jede Pflanze zum Blühen gebracht. Frau V. Kummeth danke ich für ihre gekonnte Hilfe in allen Verwaltungsangelegenheiten. Zuletzt möchte ich mich bei allen Pharmazie-Praktikanten bedanken, die zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben. 4 Inhaltsverzeichnis Danksagung..........................................................................................................................................4 I. EINLEITUNG...................................................................................................................................8 I.1 Herzglykoside - eine wichtige Gruppe pflanzlicher Sekundärstoffe in der Gattung Digitalis...8 I.1.1 Chemische Eigenschaften und Verbreitung .......................................................................8 I.1.2 Medizinische Bedeutung von Digitalis sp und Herzglykosiden im Wandel....................10 I.2 Biosynthese der Herzglykoside ...............................................................................................11 I.2.1 Allgemeine Untersuchungen zum Ablauf ........................................................................11 I.2.2 Enzyme der Biosynthese: Progesteron-5β-Reduktase (P5βR).........................................15 I.3 Zielsetzung der Arbeit..............................................................................................................17 II. MATERIAL UND METHODEN..................................................................................................18 II.1 Materialien..............................................................................................................................18 II.1.1 Wasser..............................................................................................................................18 II.1.2 Chemikalien.....................................................................................................................18 II.1.3 Pflanzenmaterial..............................................................................................................19 II.1.4 Lösungen.........................................................................................................................20 II.1.4.1 Lösungen für die Molekularbiologie.......................................................................20 II.1.4.2 Lösungen für die Dünnschichtchromatographie......................................................21 II.1.4.3 Lösungen für die Protein-Biochemie.......................................................................21 II.1.5 Puffer...............................................................................................................................21 II.1.5.1 Puffer für die Molekularbiologie.............................................................................21 II.1.5.2 Puffer für die native His-tag-Reinigung von rekombinanten Proteinen .................22 II.1.6 Nährmedien ....................................................................................................................23 II.1.7 Bakterienstämme und Plasmide......................................................................................23 II.1.8 Molekularbiologische Kits..............................................................................................25 II.1.9 Enzyme............................................................................................................................26 II.1.10 Oligonukleotid-Primer...................................................................................................26 II.1.11 Verbrauchsmaterialien...................................................................................................29 II.1.12 Geräte............................................................................................................................29 II.1.13 DNA- und Proteinmarker..............................................................................................31 II.2. Methoden................................................................................................................................32 II.2.1 Klonierung und Mutation von Genen..............................................................................32 II.2.1.1 Isolierung von genomischer DNA (gDNA).............................................................32 II.2.1.2 Isolierung der Gesamt-RNA....................................................................................32 II.2.1.3 Umschreiben von Poly(A)+-RNA in cDNA............................................................33 II.2.1.4 Standard-/RT-PCR...................................................................................................33 II.2.1.5 Agarose-Gelelektrophorese .....................................................................................34 II.2.1.6 Aufreinigung von DNA aus Agarose-Gelen („freeze'N squeeze“)..........................34 II.2.1.7 Konzentrierung und Reinigung von PCR-Produkten..............................................35 II.2.1.8 pQE30-UA- / TOPO-TA-Klonierung......................................................................35 II.2.1.9 Herstellung von kompetenten E. coli Zellen ..........................................................36 II.2.1.10 Transformation von Plasmid-DNA in E. coli........................................................36 II.2.1.11 Colony-PCR ..........................................................................................................36 II.2.1.13 Mutagenese-PCR...................................................................................................37 II.2.1.14 Plasmid-Isolierung.................................................................................................38 II.2.1.15 Konzentrations- und Reinheitsbestimmung von RNA und DNA..........................38 II.2.1.16 DNA-Sequenzierung..............................................................................................39 II.2.1.17 Langzeit-Lagerung von Bakterienstämmen...........................................................39 II.2.1.18 DpnI-Verdau..........................................................................................................39 II.2.2 Heterologe Protein-Expression in E. coli........................................................................40 5 II.2.2.1 Kultivierung von E. coli M15[pREP4] und Induktion der Proteinexpression.........40 II.2.2.2 Zell-Lyse und native His-tag-Affinitätschromatographie........................................40 II.2.3 Proteinbiochemische Methoden......................................................................................41 II.2.3.1 Konzentrationsbestimmung von Proteinen..............................................................41 II.2.3.2 Umpuffern von Proteinproben.................................................................................41 II.2.3.3 Konzentrierung von Proteinlösungen......................................................................41 II.2.3.4 SDS-PAGE ..............................................................................................................41 II.2.3.5 Proteinfärbung mit Coomassie brilliant blue...........................................................42 II.2.3.6 Standard-Enzymassays für rP5βR ..........................................................................43 II.2.4 Spezielle analytische Methoden......................................................................................43 II.2.4.1 Dünnschichtchromatographie (DC).........................................................................43 II.2.4.2 GC-MS Analytik......................................................................................................44 II.2.4.3 Photometrische Analytik..........................................................................................44 II.2.5 Darstellung von Proteinstrukturen und in silico-Methoden ...........................................46 III. ERGEBNISSE..............................................................................................................................47 III.1 Klonierung von orthologen P5βR..........................................................................................47 III.1.1 Ableitung der Primer und Screening von RNA-Bibliotheken.......................................47 III.1.2 Klonierung in den TOPO-Klonierungsvektor................................................................49 III.1.3 Etablierung eines Klonierungssystems für pQE30-UA Vektoren..................................52 III.2 Funktionelle Expression der orthologen P5βR in E. coli M15[pREP4] ..........................56 III.2.1 Expressionsbedingungen und native His-tag-Reinigung...............................................56 III.2.2 Nachweis der katalytischen Aktivität.............................................................................57 III.2.3 Biochemische Untersuchung der rekombinanten P5βR.................................................59 III.2.3.1 Enantioselektivität..................................................................................................59 III.2.3.2 Cosubstrat-Spezifität .............................................................................................59 III.2.3.3 Temperatur-Optima................................................................................................61 III.2.3.4 Enzymkinetiken für Progesteron und 2-Cyclohex-1-enon.....................................61 III.3 Modellierung und in silico Analyse der heterolog exprimierten Biosynthese-Gene........65 III.3.1 Homologie-Modellierung der P5βR und deren Validierung..........................................65 III.3.2 Exakte Analyse der Substrat-Bindetaschen....................................................................70 III.4 Ortsgerichtete Mutagenese (SDM) der rekombinanten D. lanata P5βR...............................72 III.4.1 Mutagenese der konservierten Reste der Bindetasche der DlP5βR...............................72 III.4.1.1 Herstellung und Validierung der mutierten Plasmide.............................................72 III.4.1.2 Überexpression und Bestimmung der katalytischen Aktivitäten der Muteine.......75 III.4.1.3 Kinetische Untersuchung der Muteine...................................................................78 III.4.1.4 In silico Betrachtung der Muteine DlP5βR G145A und F153A............................79 III.4.2 Rationale Mutagenese zur Steigerung der katalytischen Aktivität der rDlP5βR...........82 III.4.2.1 Ableitung von essentiellen Aminosäuren für die katalytische Aktivität der rDlP5βR................................................................................................................................82 III.4.2.2 Ortsgerichtete Mutagenese der D. lanata P5βR.....................................................84 III.4.2.3 Relative Aktivitäten und kinetische Untersuchungen der gefundenen Muteine....86 III.4.2.4 Alternative Strategien zur Verbesserung der katalytischen Aktivität ....................90 III.4.3 N-terminale Deletionsmutanten der DlP5βR.................................................................93 III.4.3.1 Klonierung der full-length DlP5βR........................................................................93 III.4.3.2 Subklonierung und funktionelle Expression der kompletten DlP5βR ..................94 III.4.3.3 Einkürzungs-Mutagenese.......................................................................................97 III.4.4 Mutagenese zur Änderung der Cosubstrat-Spezifität....................................................99 III.4.4.1 In silico Analyse NADPH und NADH-spezifischer SDRs....................................99 III.4.4.2 Mutagenese-Experimente.....................................................................................101 III.4.4.3 Versuche zur in-vitro-Biosynthese........................................................................104 6 IV DISKUSSION.............................................................................................................................108 IV.1 Klonierung, Sequenz-Analyse, Expression und Verbreitung der P5βR...............................108 IV.1.1 Klonierung von orthologen P5βR.................................................................................108 IV.1.2 Analyse der Proteinsequenzen und Strukturen.............................................................109 IV.1.3 Vorkommen und Vergleich von homologen, funktionellen P5βR in Herzglykosidhaltigen und Herzglykosid-freien Angiospermen .................................................................113 IV.2 Mutagenese-Experimente.....................................................................................................119 IV.2.1 Steigerung der enzymatischen Aktivität der rDlP5βR..................................................119 IV.2.1.1 Ableitung von Mutagenese-Positionen durch „bioactivity guided“-Screening . .119 IV.2.1.2 Gerichtete Mutagenese und Charakterisierung der Muteine................................123 IV.2.1.3 Simulation der Molekül-Dynamik (MD)..............................................................125 IV.2.2 Konservierte Reste innerhalb der Bindetasche der P5βR.............................................128 IV.2.3 Einkürzungs-Mutagenese der rDlP5βR .......................................................................131 IV.2.4 Änderung der Cosubstrat-Spezifität.............................................................................137 V ZUSAMMENFASSUNG.............................................................................................................143 V SUMMARY..................................................................................................................................145 VI LITERATURVERZEICHNIS*...................................................................................................147 VII ANLAGEN................................................................................................................................163 VII.1 Abkürzungsverzeichnis......................................................................................................163 VII.2 Publikationsliste.................................................................................................................165 VII.3 Tagungsbeiträge und wissenschaftliche Preise...................................................................165 VII.3.1 Wissenschaftliche Kongresse mit Eigenbeitrag..........................................................165 VII.3.2 Preise während der Promotionsphase.........................................................................166 VII.5 LEBENSLAUF..................................................................................................................167 7 I. EINLEITUNG I.1 Herzglykoside - eine wichtige Gruppe pflanzlicher Sekundärstoffe in der Gattung Digitalis Die Gattung Digitalis akkumuliert eine große Anzahl von pflanzlichen Sekundärstoffen und wurde phytochemisch bereits sehr gut untersucht. Beschrieben wurden u.a. über 40 verschiedene Arten von Anthrachinonen (z.B. Digitolutein), Steroidsaponine mit meist nur schwachem Saponincharakter (z.B. Digitonin und Titogenin), Flavonoide wie Digicitrin und als Digitanole bezeichnete C5-C6 ungesättigte C21-Pregnane. Pharmazeutische und toxikologische Bedeutung erlangte die Gattung aber ausschließlich auf Grund ihres Gehaltes an 5β-Cardenoliden, einer Untergruppe der herzwirksamen Glykoside (Luckner und Wichtl, 2000; Clemente et al., 2011). I.1.1 Chemische Eigenschaften und Verbreitung Unter der Sammelbezeichnung Herzglykoside versteht man eine Gruppe von Naturstoffen mit spezifischer Wirkung auf den Herzmuskel von Kalt- und Warmblütern. Es handelt sich um C 23oder C24-Steroide mit einer charakteristischen cis-trans-cis Verknüpfung des Steroid-Ringsystems. Dieses kann in unterschiedlichen Hydroxylierungsmustern vorliegen, wobei die beiden β-ständigen Hydroxylgruppen an den Positionen 3 und 14 obligatorisch sind (Abb. 1). Abb. 1: Exemplarische Struktur eines Herzglykosids. Durch Abspaltung der terminalen Glucose entsteht aus dem Primär- das Sekundärglykosid (A = Cardenolid; B = Bufadienolid). An der 3-Hydroxylgruppe findet man in der Regel 1 - 4 glykosidisch gebundene Zuckerketten. Neben „typischen“ Zuckern wie D-Glucose, L-Rhamnose und D-Fucose treten hier auch sehr seltene 2,6-Didesoxyzucker wie β-D-Digitoxose auf. Kommen beide Zuckerarten gemeinsam vor, ist das Aglykon an diese seltenen Zucker gebunden, während das „normale“ 8 Zuckermolekül endständig angeknüpft ist (Primärglykosid). Die Abspaltung des terminalen Zuckerrestes (z.B. durch pflanzeneigene Glucosidasen während der Aufarbeitung) führt zur Bildung von Sekundärglykosiden. Die Art und Anzahl der Zuckermoleküle der glykosidischen Seitenkette sind von therapeutischer Relevanz, da sie einen wesentlichen Einfluss auf die Pharmakokinetik der Herzglykoside haben. Ein anderes typisches Merkmal ist der β-ständige Lactonring an C-17. Anhand der Beschaffenheit dieses Rings erfolgt eine weitere Einteilung der Herzglykoside: Handelt es sich um einen fünfgliedrigen Butenolid-Ring werden die Verbindungen den Cardenoliden (Abb. 1, A), im Falle des sechsgliedrigen Cumalinrings den Bufadienoliden zugeordnet (Abb. 1, B). Zur Cardenolidgruppe gehören die Glykoside aus Digitalis-, Strophanthus-, Convallaria-, Nerium- und Adonis-Arten, während es sich bei den Urginea- und Helleborus-Glykosiden um Bufadienolide handelt (Teuscher und Lindequist, 2010). Herzglykoside treten sporadisch sowohl in monokotylen, als auch in dikotylen Pflanzen auf und wurden bisher in über 20 Pflanzenfamilien beschrieben (Teuscher und Lindequist, 2010; Kreis und Müller-Uri, 2009). Offizinelle Arzneibuch-Drogen (Ph.Eur 7.0, DAB, DAC) finden sich in verschiedenen Pflanzenfamilien: Plantaginaceae (Digitalis lanatae folium, Digitalis purpureae folium), Ranunculaceae (Adonidis herba, Hellebori radix), Apocynaceae (Nerii folium, Strophanthi semen), Convallariaceae (Convallariae herba), Hyacinthaceae (Scillae bulbus). Bufadienolide findet man außerdem in den Hautdrüsen von bestimmten Kröten (Bufo bufo), Schlangen der Gattung Rhabdophis und einigen Insekten, wie dem Monarchfalter. Dieser Schmetterling ist allerdings nur sekundär giftig, d.h. er nimmt die Herzglykoside mit der Nahrung auf, modifiziert sie und speichert sie in endogenen Geweben (als Übersichtsartikel hierzu s. auch Dobler et al., 2011). Andere Insekten sind zur aktiven Bildung dieser Strukturen in der Lage (Passtells JM et Daloze D, 1977). Beobachtet wird außerdem das Vorkommen von endogenen Herzglykosiden im menschlichen Organismus, die vermutlich eine bisher unbekannte Art von Steroidhormonen darstellen. Obwohl ihre Bedeutung noch nicht eindeutig bekannt ist, sind bereits zahlreiche physiologische Wirkungen beschrieben worden (Schoner, 2002; Bagrov und Shapiro, 2008; Ritz und Schoner, 2008). 9 I.1.2 Medizinische Bedeutung von Digitalis sp und Herzglykosiden im Wandel Die aus Digitalis lanata und Digitalis purpurea isolierten Digitalis-Glykoside bewirken eine Steigerung der Kontraktionskraft des Herzmuskels (positiv inotrope Wirkung) auf Grund derer diese Verbindungen lange Zeit Mittel der ersten Wahl bei einer klinisch manifesten Herzinsuffizienz darstellten. Neben dieser Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens kommt es außerdem zu einer Verringerung der Schlagfrequenz (negativ chronotrope Wirkung), einer Erschwerung der Erregungsleitung (negativ dromotrope Wirkung) und zu einer Senkung der Reizschwelle des Muskels (positiv bathmotrope Wirkung). In der Summe führen diese Effekte bei den Patienten so zu einer Ökonomisierung der Herzarbeit (Mutschler et al., 2008). Andere Digitalis-Arten haben bzw. hatten keine pharmazeutische Bedeutung (Clemente et al., 2011). Auf molekularer Ebene kommt es durch die Gabe von Herzglykosiden zur dosisabhängigen Hemmung der kardialen Mg-abhängigen Na+/K+-ATPase und folglich zu einer Störung des Na+- und K+-Transports aus bzw. in die Zelle. Durch die erhöhte intrazelluläre Na +-Konzentration werden membranständige Na+/Ca2+-Transporter in ihrer Funktionsweise beeinflusst. Die intrazelluläre Ca 2+Konzentration steigt an, da weniger Ca2+--Ionen aus der Zelle transportiert werden. Dies bedingt eine verbesserte Kontraktionskraft des Herzmuskels (Demiryurek und Demiryurek, 2005). Für die Erhöhung der intrazellulären Na+-Konzentration von 1 auf 2 mM wurde in vitro eine Verdopplung der Kontraktionskraft beschrieben (Fozzord und Sheets, 1985). Als Arzneistoffe werden heute entweder die isolierten Reinstoffe, oder partialsynthetische Derivate eingesetzt. Therapeutisch stehen Digoxin (z.B. Lanicor®), Digitoxin (z.B. Digimerck®), Acetyldigoxin (z.B. Novodigal®) und Metildigoxin (z.B. Lanitop ®) in einer Erhaltungsdosis von 0,05-0,3 mg/Tag zur Verfügung. Neuere Untersuchungen stellen den therapeutischen Effekt der Therapie im Rahmen einer Evidenz-basierten Medizin jedoch in Frage. In der placebokontrollierten DIG-Studie, an der 7788 Patienten teilnahmen, hatte die medikamentöse Therapie mit Digoxin keinen signifikanten Effekt auf die Überlebenszeit der Patienten (Hobbs, 1997). Als Argument für eine Digitalis-Therapie wurden jedoch eine erhöhte Belastbarkeit und eine geringe Hospitalisierungsrate in der VerumGruppe aufgeführt (Jaehde et al., 2003). Hinzu kommt die sehr geringe therapeutische Breite der Substanzen. Typische Nebenwirkungen wie Benommenheit, Übelkeit, Farbsehen, Arrhythmien und Halluzinationen bei älteren Patienten treten häufig bereits vor Erreichen des vollen Wirkspiegels auf und werden mit etwa 20 % angegeben. Als besonders schwierig stellt sich hierbei die Dosisfindung bei älteren, multimorbiden Patienten dar. Vor allem auf Grund der klinischen Untersuchungen veränderte sich der Stellenwert der Herzglykoside in der Therapie: Obwohl sie noch immer zu den Standard-Arzneimitteln des Indikations-Bereichs Herzinsuffizienz zählen, handelt es sich nach den 10 aktuellen Therapieleitlinien nicht mehr um Mittel der ersten Wahl. Diese sind jetzt Diuretika, βBlocker, ACE-Hemmer, Sartane und Spironolacton. Die Monotherapie mit Herzglykosiden gilt ebenfalls als obsolet und wird in der Praxis in Deutschland nicht mehr praktiziert (Mutschler, 2008; DEGAM Leitlinie von Muth et al., 2006). Neue, vielversprechende Indikationsbereiche für Herzglykoside entstehen momentan allerdings durch die Entdeckung der endogenen „Digitalis-artigen Faktoren“ (endogenous digitalislike factors / DLF; Ouabain, Marinobufagenin) und das wachsende Verständnis ihrer physiologischen Funktionen bei der Blutdruckregulation, der Kontrolle des Zellzyklus und der Apoptose (Jortani und Valdes, 1997; Bagrov und Shapiro, 2008). Hierdurch kann beispielsweise die bereits 1967 durch Shiratori und Gan erstmals beschriebene Hemmung des Wachstums maligner Zelllinien durch Herzglykoside im Ansatz erklärt werden. Neben solchen in-vitro-Effekten wurde auch wiederholt die klinische Wirksamkeit der Herzglykoside als antitumorale Agenzien in vivo demonstriert: So wurde eine Gruppe von Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankten, über 22 Jahre beobachtet, wobei die Mortalität bei den Frauen, die eine zusätzliche Therapie mit Digitalis erhielten, bei 6 % lag, die der anderen bei 34 % (Stenkvist, 1999; Übersichtsarbeit s. Winnicka et al., 2006). Ye et al. (2011) zeigten neben der Hemmung der Interferon-β-Genexpression einen inhibierenden Effekt von Bufalin auf die Tumornekrosefaktor (TNF)-Signalkaskade und eine Interferenz mit NfκB. Die Autoren geben Bufalin deshalb als möglichen Arzneistoff zur Therapie von Entzündungen und bestimmten Autoimmunerkrankungen an. Digitoxin und andere Cardenolide besitzen außerdem schon in geringster Konzentration antivirale Wirkung gegen Herpes simplex Viren Typ 1 (HSV-1) (Su et al., 2008; Bertol et al., 2011). I.2 Biosynthese der Herzglykoside I.2.1 Allgemeine Untersuchungen zum Ablauf Da es sich um therapeutisch interessante Naturstoffe handelt, war die Biosynthese der Cardenolide (speziell in Digitalis) Gegenstand intensiver Forschung. Der putative Biosynthese-Weg wurde unter anderem über Fütterungsexperimente mit radioaktiv markierten Vorstufen, die Reinigung bzw. die Klonierung und heterologe Expression von vermeintlichen BiosyntheseEnzymen aufgeklärt (Kreis und Müller-Uri, 2009; Clemente et al., 2011). Eine zusammenfassende Darstellung wichtiger Schritte der Biosynthese ist im folgenden wiedergegeben (Abb. 2): 11 B A Abb. 2: Schematische Darstellung der frühen Herzglykosid-Biosynthese ausgehend von Cholesterol. A stellt den putativen Hauptweg über Pregnan-Zwischenstufen dar. B zeigt einen möglichen Nebenweg über Norcholansäuren. Wichtige Enzyme sind angegeben (SCCE = Side-chain cleaving enzyme; 3β-HSD = 3β-HydroxysteroidDehydrogenase, KSI = Ketosteroid-Isomerase; P5βR = Progesteron-5β-Reduktase). Da es sich bei den Cardenoliden um Steroide handelt, geht man davon aus, dass der Aufbau des Aglykons aus Mevalonsäure über Triterpen- bzw. Phytosterolintermediate verläuft. 12 Experimentell konnte bereits früh der Einbau von markierten Mevalonat-Vorstufen in den SteroidKörper gezeigt werden (Ramstad und Beal, 1960). Das Muster der Markierung an C-1, C-7 und C15 entsprach ebenfalls den Erwartungen, die sich aus einer Biosynthese über den Mevalonat-Weg ergeben (Gros und Leete, 1965). Die Kohlenstoff-Atome C-22 und C-23 des charakteristischen Butenolid-Rings stammen jedoch nicht aus einem anderen Biosynthese-Weg (Gregory und Leete, 1969). Man geht davon aus, dass der erste Schritt der Biosynthese in der partiellen Abspaltung der Seitenkette an C-17 zwischen den beiden Kohlenstoffatomen C-20 und C-22 durch das Side Chain Cleaving Enzyme (SCCE) besteht, wobei Pregnenolon gebildet wird (Pilgrim, 1972). Da die Fütterung von 25-Azacycloartanol bei D. lanata Sprosskulturen jedoch zu einer Steigerung des endogenen Cholesterols bei gleichzeitiger Abnahme der Konzentration von 24-Alkyl-Sterolen bzw. Cardenoliden führte, gelten auch klassische Phytosterole, wie Campesterol, als mögliche Ausgangsverbindungen (Milek at al., 1997). Das gebildete Pregnenolon wird im Anschluss sukzessive über Isoprogesteron zu Progesteron umgesetzt. Hierzu sind zwei Reaktionen notwendig: die Oxidation der 3Hydroxylgruppe des Steroid-Körpers zum Keton und die Isomerisierung der Doppelbindung des entstandenen Δ5-Pregnen-3,20-dions (Isoprogesteron) zum Δ4-Pregnen-3,20-dion (Progesteron). Im tierischen System werden beide Reaktionen durch einen einzigen Enzymkomplex, der sowohl 3βHydroxysteroid-Dehydrogenase (3β-HSD), als auch Ketosteroid-Isomerase-Aktivität (KSI) besitzt katalysiert (Pollack, 2004). Frühere Theorien legten dieses Verhalten auch für die pflanzlichen 3βHSDs nahe (Finsterbusch et. al., 1999). Die Aminosäure-Sequenz des Enzyms zeigte jedoch eine größere Übereinstimmung mit den 3β-HSDs mikrobiellen Ursprungs (Lindemann et al., 2000; Herl et al., 2007), die keine KSI-Aktivität besitzen. Die Klonierung und funktionelle Expression der Δ 53β-HSD aus D. lanata erfolgte durch Herl et al. (2007). Neben Pregnenolon katalysierte das rekombinante Enzym bei Anwesenheit von NAD + die Umsetzung zahlreicher weiterer Substrate (z.B. Testosteron). Wie bei den bakteriellen Enzymen konnte jedoch keine KSI-Aktivität nachgewiesen werden. Auf der anderen Seite besitzen Rohextrakte von D. lanata Blättern bzw. Zellkulturen KSI-Aktivität. Aus den Blattextrakten konnte bereits ein 15 kDa Protein mit KSIAktivität partiell gereinigt werden. Auch hier erfolgte keine Co-Reinigung mit der 3β-HSD (Meitinger et al., 2010). Obwohl der Ablauf der Biosynthese über Progesteron bereits seit Jahrzehnten etabliert ist, konnte erst kürzlich das Vorhandensein von Progesteron in Pflanzen (Juglans regia) zweifelsfrei nachgewiesen werden (Pauli et al., 2010). Die stereospezifische Reduktion der Δ4,5-C=C-Doppelbindung des Progesterons erfolgt 13 durch die NADPH-abhängige Progesteron-5β-Reduktase (früher 5β-POR, jetzt P5βR), wobei die charakteristische cis-Verknüpfung der Ringe A und B des Steroidkörpers entsteht, die typisch für alle Cardenolide der Gattung Digitalis ist. Aus diesem Grund wurde dem Enzym lange Zeit eine Schlüsselrolle in deren Biosynthese zugesprochen. Auch eine Progesteron-5α-Reduktase, welche die Reduktion von Progesteron zu 5α-Pregnan-3,20-dion katalysiert, wurde aus D. lanata Zellkulturen isoliert und charakterisiert (Wendroth und Seitz, 1990). Im Gegensatz zur P5βR ist diese durch Finasterid bei einer Konzentration von 180 µM vollständig hemmbar (Grigat, 2005). Das Enzym hat für die Biosynthese der 5β-Cardenolide vermutlich keine Bedeutung, da eine Isomerisierung von 5α- zu 5β-Derivaten bisher nicht beschrieben wurde (Kreis et al., 1998). Vermutlich sind die ubiquitär zu findenden Steroid-5α-Reduktasen primär in die Biosynthese der Brassinosteroide involviert (Li et al., 1997). Es folgt die enzymatische Reduktion der 3-Ketofunktion des 5β-Pregnan-3,20-dions zum entsprechenden Alkohol (5-Pregnan-3β-ol-20-on). Obwohl 5β-Pregnan-3,20-dion in vitro durch die rekombinante D. lanata 3β-HSD stereospezifisch umgesetzt wird (Herl et al., 2007), ist nicht klar, ob diese Reaktion, wie von Finsterbusch et al. (1999) bereits angeregt, auch in vivo durch die 3β-HSD katalysiert wird, oder ob spezielle 3β-Hydroxysteroid-5α-Oxidoreduktasen, 3βHydroxysteroid-5β-Oxidoreduktasen und 3α-Hydroxysteroid-5β-Oxidoreduktasen eine Rolle in der Biosynthese der verschiedenen Herzglykoside spielen (Stuhlemmer et al., 1993; Clemente et al., 2011). Die beiden Enzyme, die an der 14β- und 21β-Hydroxylierung beteiligt sind, konnten bisher weder gereinigt noch kloniert werden. Auch die Abfolge der Oxidationen ist nicht bekannt (Clemente et al. 2011). Da 14β-Hydroxyprogesteron in Cardenolide aufgenommen werden, geht man davon aus, dass die 14β-Hydroxylierung der Bildung des Butenolid-Rings vorangeht (z.B. Haussmann et al., 1997). Dieser entsteht vermutlich durch den nukleophilen Angriff einer aktivierten Acetat- oder Mevalonat-Einheit an der C-20-Ketofunktion mit anschießender Lactonringbildung über C-21, wobei die beiden Kohlenstoff-Atome C-22 und C-23 ins Molekül eingeführt werden. Eine andere Möglichkeit postuliert zunächst die Bildung eines 21-O-MalonylHemiesters mit nachfolgender Decarboxylierung und Dehydrierung (Stuhlemmer und Kreis, 1996; Pádua et al., 2008). Unterstützt wird dieser Mechanismus durch die kürzlich veröffentlichte Reinigung einer Malonyl-CoenzymA: 21-Hydroxypregnan 21-O-Malonyltransferase (Dp21MaT9) aus den Blättern von D. purpurea (Kuate et al., 2008). Variationen der Cardenolidstruktur ergeben sich v.a. aus der 12β- und 16β-Hydroxylierung des Steroidkörpers (Änderung der „Herzglykosid-Reihe“) und durch die Anknüpfung verschiedener 14 Zucker. Es wurde gezeigt, dass die Hydroxylierungen prinzipiell auf Stufe des Pregnans, des Cardenolid-Aglykons oder des Glykosids erfolgen kann (Furuya et al., 1970; Tschesche, 1971; Reinhard et al., 1975). Durch die Kombination der unterschiedlichen Aglyka mit verschiedenen Zuckerketten ergibt sich so eine große Anzahl verschiedener Herzglykoside (bei Digitalis sind über 70 unterschiedliche Verbindungen beschrieben worden; Luckner und Wichtel, 2000). Neben diesem „klassischen“ Biosynthese-Weg über Pregnan-Zwischenstufen, gibt es die Möglichkeit der Biosynthese über Norcholansäure-Intermediate (Haussmann et al., 1997). Markierte Norcholansäuren wurden in Fütterungsversuchen, analog zu den Pregnanen, ebenfalls in die Cardenolide eingebaut. Für D. lanata gibt es Hinweise darauf, dass in der Pflanze je nach Cardenolid-Typ beide Wege parallel ablaufen (Maier et al., 1986; Übersicht auch bei Kreis und Müller-Uri, 2009). Die rekombinanten P5βR und 3β-HSDs aus D. lanata waren in der Lage Norcholansäure-Substrate effizient umzusetzen (Schebitz et al., 2010). I.2.2 Enzyme der Biosynthese: Progesteron-5β-Reduktase (P5βR) Auf Grund der beschriebenen Rolle für die Katalyse des lange Zeit proklamierten Schlüsselschrittes der Cardenolid-Biosynthese (Herl et al., 2007), handelt es sich bei der Progesteron-5β-Reduktase um das momentan am intensivsten erforschte Enzym (z.B. Kreis und Müller-Uri, 2010; Clemente et al., 2011). Die erste Reinigung, Charakterisierung und teilweise Mikrosequenzierung des strikt NADPH-abhängigen Enzyms mit einer Größe von etwa 43 kDa gelang aus Blätter- bzw. Sprosskulturen von D. purpurea (Gärtner et al., 1990; Gärtner et al., 1994). Roca-Pérez et al. (2004) identifizierten das erste Gen für eine P5βR in D. obscura (Dop5βR; AJ555127). Später erfolgte die Klonierung und funktionelle Expression der orthologen P5βR über RT-PCR aus cDNA von D. lanata. Der Vergleich mit der klonierten Sequenz aus der gDNA zeigte ein kleines Intron im P5βR-Gen (Herl et al., 2007). Das Gen selbst ist in der Gattung Digitalis stark konserviert und wurde als Marker für phylogenetische Analysen herangezogen (Herl et al., 2007). Das rekombinante Protein (rDlP5βR) setzte neben Progesteron eine Reihe von weiteren Steroiden mit Enon-Struktur, wie Cortisol und Cortison, um. Auch kleinere mono- und azyklische Substrate mit aktivierter Doppelbindung werden stereoselektiv reduziert (Burda et al., 2009). Die Kristallstruktur der rDlP5βR mit und ohne Cosubstrat wurde von Egerer-Sieber et al. (2006) bzw. Thorn et al. (2008) veröffentlicht (PDB 2v6g bzw. 2v6f). Wie bereits aus der Sequenz ersichtlich war, zeigte die Struktur die Zugehörigkeit des Enzyms zur Familie der kurzkettigen Dehydrogenasen/Reduktasen (short-chain dehyrogenases/reductases; SDRs), einer großen Gruppe von NAD(P)H bzw. NAD(P)+-abhängigen Oxidoreduktasen, die zwar einige Sequenzmotive 15 gemeinsam haben, jedoch nur eine geringe Sequenzidentität aufweisen. Man findet sie in zahlreichen Organismen und Stoffwechselwegen (Lipid-, Aminosäure-, Hormonmetabolismus, ect.). Die strukturelle Gemeinsamkeit stellt ein zentrales, paralleles β-Faltblatt-System dar, das von mehreren α-Helices flankiert wird und in der Gesamtheit als Rossmann-Faltung bezeichnet wird (Kavanagh et al., 2008). Es handelte sich jedoch um eine neue Unterklasse, in welcher von der charakteristischen katalytischen SDR-Tetrade (bzw. Triade) nur die beiden konservierten Aminosäure-Reste Lys-147 und Tyr-179 vorhanden sind. Thorn et al. (2008) definierten drei neue Proteinmotive, die in dieser neuen SDR-Familie zu finden sind (Abb. 3, Motiv IV, V, VI). Abb. 3: Experimentell bestimmte Struktur der P5βR aus D. lanata. Die Lage der charakteristischen Protein-Motive I-III (rot; Persson et al., 2003) bzw. IV-VI (weinrot; Thorn et al., 2008) ist farblich markiert. Die Lage von Cosubstrat (NADP+, grün) Substrat (Progesteron, blau) ist ebenfalls ersichtlich. Die Nucleotid- und Aminosäuresequenzen der P5βR besaßen große Ähnlichkeiten zu Genen bzw. Proteinen mit unbekannter Funktion aus Pflanzen, die keine Herzglykoside akkumulieren (z.B. Populus tremuloides, Vitis vinifer, Ricinus communis). Herl et al. (2009) berichteten von der Klonierung und funktionellen Expression einer orthologen P5βR aus A. thaliana (VEP1; AtStR). Das rekombinante Enzym war ebenfalls in der Lage, Progesteron stereoselektiv zu 5β-Pregnan3,20-dion zu reduzieren. Obwohl die Sequenzidentität der AtStR zur DlP5βR über 70% beträgt, 16 besaß es eine etwa 50-fach höhere katalytische Aktivität. Auch dieses Enzym zeigte einen deutlichen promisken Charakter (Burda et al., 2009). I.3 Zielsetzung der Arbeit Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war es, mit Hilfe von systematischer, ortsgerichteter Mutagenese (site-directed mutagenesis) der DlP5βR das Verständnis für die Struktur und Reaktivität der Progesteron-5β-Reduktasen zu erweitern. Einen Schwerpunkt dieser Versuchsreihen sollten Experimente bilden, mit deren Hilfe die stark ausgeprägten quantitativen Unterschiede in der katalytischen Umsetzung von Progesteron zu 5β-Pregnan-3,20-dion, die zwischen der D. lanata und der A. thaliana P5βR existieren, erklärt werden sollten. Eine bereits bestehende in-silico-Theorie musste experimentell überprüft werden. Anhand der Ergebnisse sollte die Aktivität der rDlP5βR rational gesteigert werden. Des Weiteren sollten putativ für die Katalyse bzw. Substrat-Bindung wichtige Aminosäure-Reste identifiziert bzw. ersetzt und die Cosubstrat-Spezifität geändert werden. Hierzu sollten u.a. folgende Methoden Verwendung finden: – Klonierung weiterer orthologer P5βR-Gene aus verschiedenen Taxa mit und ohne Cardenolid-Akkumulation – Heterologe Überexpression dieser Gene in E. coli M15 und deren funktionelle Analyse – Homologie-Modellierung und Strukturanalyse der neuen rP5βR – Mutagenese der rDlP5βR (Substitution einzelner Aminosäuren, Alanin-AustauschMutagenese, Deletionsmutagenese) – Charakterisierung und Vergleich interessanter Muteine anhand ihrer Enzymkinetik (Km und vmax) Um eine große Anzahl von Protein-Proben effizient charakterisieren zu können, sollte eine neue photometrische Methode für rP5βR etabliert werden. 17 II. MATERIAL UND METHODEN II.1 Materialien II.1.1 Wasser Soweit nichts anderes angegeben, wird für alle molekularbiologischen und proteinbiochemischen Arbeiten bidestilliertes Wasser (Aquabidest) verwendet, das vor der Nutzung bei 121 °C und 1 bar Überdruck für 16 min autoklaviert wurde. Es wird verschlossen bei Raumtemperatur gelagert. II.1.2 Chemikalien Bezeichnung Hersteller / Lieferant 30 % Bis-Acrylamidlösung Applichem GmbH, Darmstadt, D Agar Merck KGaA, Darmstadt, D Agarose NEEO Ultra-Qualität Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D Ampicillin-Na Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D Anisaldehyd Fluca AG, Buchs, D Coomassie Brilliant Blue Serva Feinbiochemica GmbH & Co. KG, Heidelberg, D Dichlormethan Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D DMSO Applichem GmbH, Darmstadt, D dNTPs Fermentas GmbH, St. Leon-Rot, D Ethidiumbromid Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D Glucose-6-Phosphat Boehringer GmbH, Mannheim, D Hefeextrakt Applichem GmbH, Darmstadt, D HEPES Applichem GmbH, Darmstadt, D Imidazol Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D IPTG Applichem GmbH, Darmstadt, D Isoprogesteron LS Pharmazeutische Biologie Kanamycin-Sulfat Applichem GmbH, Darmstadt, D Methanol Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D NaCl Applichem GmbH, Darmstadt, D NAD+ Applichem GmbH, Darmstadt, D NADH Applichem GmbH, Darmstadt, D NADP+ Applichem GmbH, Darmstadt, D 18 NADPH Applichem GmbH, Darmstadt, D Natriumdihydrogenphosphat Merck KGaA, Darmstadt, D Natrium-EDTA Applichem GmbH, Darmstadt, D NaOH Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D Oligonucleotide Eurogentec, Seraing, B o-Phosphorsäure 85% Merck KGaA, Darmstadt, D Progesteron Applichem GmbH, Darmstadt, D Pregnanderivate Steraloids Inc., Newport RI, USA Proteinmarker Precision (Plus) Protein-Standard BioRad GmbH, München, D Salzsäure Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D SDS Ultrapure Applichem GmbH, Darmstadt, D TEMED Merck KGaA, Darmstadt, D Tris/HCl Sigma-Adrich, Taufkirchen, D Trypton Applichem GmbH, Darmstadt, D X-Gal Applichem GmbH, Darmstadt, D β-Mercaptoethanol (β-ME) VWR Int. GmbH, Darmstadt, D Alle nicht aufgeführten Chemikalien wurden in p.A.-Qualität bei VWR International GmbH (Darmstadt, D) oder Sigma-Aldrich GmbH (Taufkirchen, D) bezogen. II.1.3 Pflanzenmaterial Zur Isolierung von RNA und gDNA wird stets frisches Pflanzenmaterial in Form von jungen, frisch geernteten Blättern genutzt. Diese werden aus dem botanischen Garten der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) entnommen und unmittelbar verarbeitet oder in Form von kommerziell erhältlichen Samen bezogen und im Gewächshaus bis zur Ausbildung von Blättern geeigneter Größe angezogen. Die Pflanzen werden nach vier bis sieben Tagen pikiert, täglich bewässert und einmal wöchentlich gedüngt (WUXAL Universaldünger, Wilhelm Haug, Ammerbuch, Deutschland). 19 Pflanzenart Herkunft Atropa belladonna Botanischer Garten FAU, Erlangen Calotropis procera www.rareplants.de Gomphocarpus fruticosus www.rareplants.de Erysimum crepidifolium www.rareplants.de Erysimum rhaeticum www.rareplants.de Arabidopsis thaliana LS Pharmazeutische Biologie, FAU Digitalis lanata LS Pharmazeutische Biologie, FAU Mentha x piperita LS Pharmazeutische Biologie, FAU Solanum lycopersicon LS Biochemie, FAU Solanum tuberosum LS Biochemie, FAU Nicotiana tabacum LS Biochemie, FAU Withania somnifera LS Pharmazeutische Biologie, FAU Lunaria annua LS Pharmazeutische Biologie, FAU Die Pflanzen wurden durch Dr. Walter Welß (Botanischer Garten, FAU) identifiziert. II.1.4 Lösungen II.1.4.1 Lösungen für die Molekularbiologie Lösung Zusammensetzung Ampicillin-Stammlösung (100 mg/mL) 100 mg Ampicillin-Natriumsulfat ad 1000 µL Aquabidest Carbenicillin-Stammlösung (50mg/mL) 50 mg Carbenicillin-Natriumsulfat ad 1000 µL Aquabidest Kanamycin-Stammlösung (25 mg/mL) 25 mg Kanamycin ad 1000 µL Aquabidest Antibiotika-Lösungen werden nach Herstellung steril filtriert und bei - 20 °C aufbewahrt CaCl2-RL 60 mM CaCl2 15 % Glycerin 10 mM PIPES pH = 7,0 einstellen und autoklavieren 20 IPTG-Stammlösung (1M) 238,3 mg Isopropyl-β-D-Thiogalactosid (IPTG) ad 1000 µL Aquabidest Die Lösung wird steril filtriert und bei -20 °C aufbewahrt X-Gal-Stammlösung 20 mg X-Gal ad 1000 µL Aquabidest II.1.4.2 Lösungen für die Dünnschichtchromatographie Lösung Zusammensetzung Fließmittel 7 VT Dichlormethan 3 VT Ethylacetat Anisaldehyd-RL (Jork, 1990) 2,5 mL Anisaldehyd 50 mL Eisessig 425 mL Methanol 25 mL konz. Schwefelsäure II.1.4.3 Lösungen für die Protein-Biochemie Lösung Zusammensetzung Bradford-RL (Bradford, 1976) 100 mg Coomassie Brilliant Blue G25 50 mL Ethanol (96%) 100 mL o-Phosphorsäure (85%) ad 1000 mL Aquabidest Coomassie-Färberlösung-RL 800 mg Coomassie Brilliant Blue R-250 160 mL Methanol 40 mL Eisessig ad 400 mL Aquabidest Coomassie-Entfärberlösung-RL 160 mL Methanol 40 mL Eisessig ad 400 mL Aquabidest II.1.5 Puffer II.1.5.1 Puffer für die Molekularbiologie Bezeichnung 50 x TAE Puffer Zusammensetzung 2,0 M Tris/HCL 1,0 M Natriumacetat 50 mM EDTA pH einstellen auf 7,5 21 10 x DNA-Stopppuffer 50 % Glycerol 0,1 % Bromphenolblau II.1.5.2 Puffer für die native His-tag-Reinigung von rekombinanten Proteinen Alle Puffer werden nach der Herstellung auf einen pH-Wert von 8,0 eingestellt. Bezeichnung Zusammensetzung Nativer Lysepuffer 50 mM NaHPO4 300 mM NaCl 10 mM Imidazol Nativer Waschpuffer 50 mM NaHPO4 300 mM NaCl 20 mM Imidazol Nativer Elutionspuffer 50 mM NaHPO4 300 mM NaCl 250 mM Imidazol II.1.5.3 Puffer für die Protein-Analytik und Enzymassays Bezeichnung des Puffers Zusammensetzung P5βR-Assaypuffer (Gärtner et al., 1990) 100 mM HEPES-KOH, pH 8,0 250 mM Saccharose 2 mM EDTA β-Mercaptoethanol 3β-HSD-Assaypuffer (Finsterbusch et al., 1999) 20 mM NaPi, pH 7,8 250 mM Saccharose 10 mM Natriumascorbat 5 x SDS-Probenpuffer 225 mM Tris/HCl, pH 6,8 50 % Glycerol 5 % SDS 0,05 % Bromphenolblau 250 mM DTT SDS-PAGE Trenngelpuffer 1,5 M Tris/HCl, pH 8,8 20 mL SDS 20 % ad 1000 mL Aquabidest SDS-PAGE Sammelgelpuffer 0,5 mM Tris/HCl, pH 8,8 10 mL SDS 20 % ad 1000 mL Aquabidest 22 SDS Elektrophoresepuffer 3,0 g TRIS 14,4 g Glycin 10 mL SDS 10% ad 1000 mL Aquabidest Vor jedem Gebrauch frisch zubereiten! II.1.6 Nährmedien Nach der Herstellung der Medien entsprechend den Vorgaben mit Aqua bidest, wird der pHWert auf 7,5 eingestellt und die Lösung unmittelbar danach autoklaviert. Die optionale Zugabe von Antibiotika-Lösungen erfolgt bei den Flüssigmedien unmittelbar vor Gebrauch unter aseptischen Bedingungen. Medium LB-Medium Zusammensetzung 0,5% Hefeextrakt 1% NaCl 1% Trypton pH-Wert einstellen auf 7,5 und autoklavieren LB-Agar LB-Medium + 1,5% Agar SOC-Medium 20 mM Glucose 0.5% Hefeextrakt 2,5 mM KCl 10 mM MgSO4 10 mM NaCl 2% Trypton II.1.7 Bakterienstämme und Plasmide Die Bakterienstämme werden in LB-Medium mit 50 % DMSO bei -20 °C gelagert. Bakterien-Stamm Beschreibung E. coli BL21 (DE) E. coli M15 [pREP4] F- ompT hsdSB (rB- mB-) gal dcm (DE3) (Lucigen) S S S + + Nal , Str , Rif , Thi , Lac , Ara , Gal , Mtl , F , RacA+, Uvr+,Lon+ (KanR) (Qiagen) F mcrA Δ(mrr-hsdRMS-mcrBC) Φ80lacZΔM15 ΔlacX74 recA1 araD139 Δ(ara-leu)7697 galU galK rpsL (StrR) endA1 nupG (Invitrogen) fhuA2Δ(argF-lacZ)U169 phoA glnV44 Φ80 Δ(lacZ)M15 recA1 relA1 endA1 thi-1 hsdR17 mcrA Δ(mrr-hsdRMS-mcrBC),endA1 recA1 Ø80dlac ZΔM15, lacX74 araD139 Δ (ara,leu),7697 galU galK rpsL nupG λ- tonA /Mini-F laclq1(GentR) (Lucigen) E. coli One Shot®TOP10 E. coli NEB5α gyrA96 E. coli HI-Control 10G Lieferant 23 Vektorkonstrukt Selektionsmarker Beschreibung bzw. Herkunft des rekombinanten Proteins pCR®2.1-TOPO® Ampicillin/ Kanamycin TA-Klonierungsvektor (Invitrogen) pCR/NtP5βR pCR/AbP5βR pCR/SlP5βR pCR/StP5βR pCR/WsP5βR pCR/LaP5βR pEtiTe C-His Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Kanamycin Überexpression von rekombinantem Protein mit C-terminalem His-Tag Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Ampicillin Überexpression von rekombinantem Protein mit N-terminalem His-Tag (Qiagen) Referenz: Herl et al., 2009 Referenz: Herl et al., 2006 Referenz: diese Arbeit Ampicillin Überexpression von rekombinantem Protein mit N-terminalem His-Tag (Qiagen) Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit Referenz: diese Arbeit pREP4 Kanamycin Hilfsplasmid für die Proteinexpression mit pQE-30 Vektoren in E. coli M15 pRARE2 Chloramphenicol Hilfsplasmid zur Expression seltener tRNAs in E. coli pEtiTe / pEtiTe / pEtiTe / pEtiTe / pEtiTe / rDlP5βR rDlP5βR-10 rDlP5βR-20 rDlP5βR-30 rDlP5βR-40 pQE-30 pQE-30 / rAtP5βR pQE-30 / rDlP5βR pQE-30 / rDlP5βR (Mutante) pQE-30 UA pQE-30 UA / rAbP5βR pQE-30 UA / rEcP5βR pQE-30 UA / rErhP5βR pQE-30 UA / rGfP5βR pQE-30 UA / rMpP5βR pQE-30 UA/ rMpIPTR 24 Abb. 4: Vektorkarten aller im Rahmen dieser Arbeit genutzten Klonierungs- und Expressionsvektoren. II.1.8 Molekularbiologische Kits Handelsname des Kits Vertreiber Expresso T7 Cloning and Expression System Lucigen Corp., Middleton, WI, USA innuPREPRNA Mini Kit Analytik Jena AG, Jena, D peqGOLD® Plasmid Minipräp Kit I Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Phusion Site-directed Mutagenesis Kit New England Biolabs Inc., Ipswich, USA QIAquick® Gel Extraktion Kit Quiagen GmbH, Hilden, D QIAquick® Gel Purification Kit Quiagen GmbH, Hilden, D SuperScriptTM III First-Strand Synthesis Invitrogen GmbH, Karlsruhe, D System for RT-PCR TOPO TA Cloning® Invitrogen GmbH, Karlsruhe, D Die Nutzung der Kits erfolgte nach Angaben des Herstellers. Nähere Angaben finden sich unter II.2. 25 II.1.9 Enzyme Bezeichnung des Enzyms Herkunft Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase Sigma-Aldrich GmbH, Taufkirchen, D Lysozym AppliChem GmbH, Darmstadt, D Pfu DNA Polymerase Dr. Christoph Rieck, LS Pharmazeutische Biologie Uni Erlangen Phusion(R) High-fidelity DNA Polymerase New England Biolabs Inc., Ipswich, USA PeqGOLD Taq DNA Polymerase PEQLAB Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Restriktionsendonucleasen (DpnI, SalI, SphI,) Promega GmbH, Fermentas GmbH Alle Enzyme werden bei – 20 °C aufbewahrt II.1.10 Oligonukleotid-Primer Alle Primer, die man zur Mutagenese und zur Klonierung von Genen benutzt, werden nach Möglichkeit so konzipiert, dass sie eine Schmelztemperatur von ca. 53 °C und einen GC-Gehalt von 40 % besitzen. Ersteres soll gewährleisten, dass für alle Mutagenese-Experimente nur ein einziges PCR-Programm notwendig ist. Bei den Mutagenese-Primern wird die geplante Fehlpaarung auf beiden Seiten von mindestens 10 – 12 Basen flankiert, die komplementär an der Zielgensequenz bindenden (Abb. 5): Abb. 5: Design der Mutagenese-Primer am Beispiel des P5βR-Gens. Die rote Fehlpaarung muss sich in der Mitte des Primers befinden und auf beiden Seiten von ca. 10-12 Nt flankiert werden, die komplementär an der Zielsequenz binden (grün). Der Antisense-Primer (Primer 2, nicht in Abbildung sichtbar) ist revers-komplementär zu Primer 1. Primer werden bei der Firma Eurogentec (Seraing, Belgien) bestellt und ihre Konzentration vor der PCR mit Aquabidest auf 20 µM eingestellt. Die Lagerung erfolgt in Aliquots nach Vorgaben des Herstellers bei -20 °C. Die nachfolgende Tabelle gibt die Nukleotidsequenzen aller verwendeten Primer wieder. 26 Bezeichung Sequenz (5'-3') A. thaliana P5βR Mutagenese-Primer At_F153A_F At_F153A_B At_F343A_F At_F153A_B CTT GGC CCT GCC ACC AAC GTT G CAA CGT TGG TGG CAG GGC CAA G GTG TGT GGT GGG CTG CTG ATG TTA TAC GTA TAA CAT CAG CAG CCC ACC ACA CAC E. crepidifolium P5βR Mutagenese-Primer Ec_L156V_F Ec_L156V_B EcL156V_F2 EcL156V_B2 Ec_T205M_F Ec_T205M_B CTT TCA GCA ACG TGG ACG GAC C GGT CCG TCC ACG TTG CTG AAA G CAG CAA CGT GGA CGG ACC GGT CCG TCC ACG TTG CTG GGC CAA ACA TGA TCT TTG G CCA AAG ATC ATG TTT GGC C E. rhaeticum P5βR Mutagenese-Primer Er_T248M_F Er_T248M_B Er_L156V_F Er_L156V_B Er_I140V_F Er_I140V_B Er_T205M_F Er_T205M_B Er_N84D_F Er_N84D_B Er_S154E_F Er_S154E_B GAA GGC TTC ATG ACG GCT TC GAA GCC GTC ATG AAG CCT TC TTT CAG CAA CGT CGG CGG CG CGC CGC CGA CGT TGC TGA AA TCC GGC ACG TCT GTC TCC AG CTG GAG ACA GAC GTG CCG GA GAA TCC AAA GAT CAT GTT TGG TC GAC CAA ACA TGA TCT TTG GAT TC GAT GTC TCC GAC GCT GAA GAT G CAT CTT CAG CGT CGG AGA CAT C GGC CCT TTC GAG AAC CTC GGC GCC GAG GTT CTC GAA AGG GCC D. lanata P5βR Mutagenese-Primer T35G_fwd T35G_rev T35D_F T35D_R A62D_F A62D_R R63M_F R63M_R R63D_F R63D_B R63M_R64N_F R63M_R64N_B R63D_R64D_F R63D_R64D_B R64D_F R64D_B T65P_F T65P_R P85A_F P85A_R W106A_F W106A_B G145A_F G145A_R GAT AGT TGG GGT AGG GGA ATC ATC GGC AAC GTT GCC GAT GAT TCC ACC TAC CCC AAC TAT C GAT AGT TGG GGT AGA CGG AAT CAT CGG C GCC GAT GAT TCC GTC TAC CCC AAC TAT C GGT ATA CGG CGT CGA CCG CCG CAC CAG AC GTC TGG TGC GGC GGT CGA CGC CGT ATA CC GTA TAC GGC GTC GCC ATG CGC ACC AGA CCC GC GCG GGT CTG GTG CGC ATG GCG ACG CCG TAT AC GTA TAC GGC GTC GCC GAC CGC ACC AGA CCC G CGG GTC TGG TGC GGT CGG CGA CGC CGT ATA C GTA TAC GGC GTC GCC ATG AAC ACC AGA CCC GCC TGG C GCC AGG CGG GTC TGG TGT TCA TGG CGA CGC CGT ATA C GTA TAC GGC GTC GCC GAC GAC ACC AGA CCC GCC TG CAG GCG GGT CTG GTG TCG TCG GCG ACG CCG TAT AC CGG CGT CGC CCG CGA CAC CAG ACC CGC CTG CAG GCG GGT CTG GTG TCG CGG GCG ACG CCG GTC GCC CGC CGC CCG AGA CCC GCC TG CAG GCG GGT CTC GGG CGG CGG GCG AC CGA CAT ATC CGA TGC AGA TGA CTC CC GGG AGT CAT CTG CAT CGG ATA TGT CG GTT CTA CGT TAC CGC GGC TAA TCG ATC GAT CGA TTA GCC GCG GTA ACG TAG AAC CAT TGC AGA CTG CTA GGA AGC ATT AC GTA ATG CTT CCT AGC AGT CTG CAA TG 27 R146T_F R146T_R K147A2_F K147A2_R M15[0]L_F M15[0]L_R F153A_F F153A_R Y156V_F Y156V_R D181T_L182Q_F D181T_L182Q_R G204N_F G204N_R N205A_F N205A_B N205L_F N205L_B N205M_F N205M_R M213L_F M213L_R M214A_F M214A_R S248M_F S248M_R S248Y_F S248Y_B Y302F_F Y302F_R F343A_F F343A_R V346A_fwd V346A_rev I347A_fwd I347A_rev N350V_fwd N350V_rev E351P_fwd E351P_rev C352G_F C352G_R C352M_F C352M_B F353M_F F353M_R F353P_fwd F353P_rev PB_CS_1fwd PB_CS_1rev CAT TGC AGA CTG GGA CTA AGC ATT ACA TGG G CCC ATG TAA TGC TTA GTC CCA GTC TGC AAT G GAC TGG GAG GGC GCA TTA CAT GG CCA TGT AAT CGC CCC TCC CAG TC GAG GAA GCA TTA CCT GGG ACC ATT TG CAA ATG GTC CCA GGT AAT GCT TCC TC CAT GGG ACC AGC TGA ATC CTA CGG CCG TAG GAT TCA GCT GGT CCC ATG CCA TTT GAA TCC GTC GGG AAA ATA GA TCT ATT TTC CCG ACG GAT TCA AAT GG CAT GAA CTT TTA CTA TAC TCA AGA GGA TAT TAT GCT TGA GG CCT CAA GCA TAA TAT CCT CTT GAG TAT AGT AAA AGT TCA TG GTT CAT CGC CCA AAC AAT ATA TTC GGG CCC GAA TAT ATT GTT TGG GCG ATG AAC CAT CGC CCA GGG GCT ATA TTC GGG CCC GAA TAT AGC CCC TGG GCG ATG GCC CAG GGC TGA TAT TCG G CCG AAT ATC AGC CCT GGG C CAT CGC CCA GGG ATG ATA TTC GGG TTT TC GAA AAC CCG AAT ATC ATC CCT GGG CGA TG CTC CAT ATA GTC TGA TGA ATT TGG TGG G CCC ACC AA TTC ATC AGA CTA TAT GGA G CCA TAT AGT ATG GCG AAT TTG GTG GG CCC ACC AAA TTC GCC ATA CTA TAT GG GGG ATG GGT ACA TGG ATT GCT CTG CAG AGC AAT CCA TGT ACC CAT CCC GGG ATG GGT ACT ATG ATT GCT CTG ATG CAT CAG AGC AAT CAT AGT ACC CAT CCC GGT GTG GAG AGT TTG AAG AAG GGG CCC CTT CTT CAA ACT CTC CAC ACC CGG AAT TTG GTG GGC TGG TGA TGT TAT AC GTA TAA CAT CAC CAG CCC ACC AAA TTC CG GTG GTT TGG TGA TGC TAT ACT TGG GAA TG CAT TCC CAA GTA TAG CAT CAC CAA ACC AC GGT TTG GTG ATG TTG TCC TTG GGA ATG AG CTC ATT CCC AAG GAC AAC ATC ACC AAA CC GTT ATA CTT GGG GTC GAG TGT TTC CTG G CCA GGA AAC ACT CGA CCC CAA GTA TAA C GTT ATA CTT GGG AAT CCG TGT TTC CTG GAT AG CTA TCC AGG AAA CAC GGA TTC CCA AGT ATA AC CTT GGG AAT GAG GGT TTC CTG GAT AG CTA TCC AGG AAA CCC TCA TTC CCA AG CTT GGG AAT GAG ATG TTC CTG GAT AGT ATG CAT ACT ATC CAG GAA CAT CTC ATT CCC AAG GGG AAT GAG TGT ATG CTG GAT AGT ATG AAC GTT CAT ACT ATC CAG CAT ACA CTC ATT CCC GGG AAT GAG TGT CCG CTG GAT AGT ATG CAT ACT ATC CAG CGG ACA CTC ATT CCC GTA TAC GGC GTC GAC ATG AAC ACC AGA CCC GCC GGC GGG TCT GGT GTT CAT GTC GAC GCC GTA TAC Primer für Deletionsmutagenese der rDlP5βR MbdirGATE VH1188brev KR_pETite_rev_C KR_pETite_dir_C KR_Mut30_Rev KR_Mut30_For CAC CAT GAG YTG GTG GTG GGC T AAC CAT GTC AAG GAA CAA TC GTG ATG GTG GTG ATG ATG AGG AAC AAT CTT GTA AGC TTT TG GAA GGA GAT ATA CAT ATG AGC TGG TGG TGG G CAT ATG TAT ATC TCC TTC TTA TAG TTA AAC ATA GTT GGG GTA ACC GG 28 Primer zur Klonierung von P5βR PB_Mp_rev Ntdir1 Ntrev1 NtdirSac1 NtrevHind3 ZmPORdir ZmPORrev PB_Rc_dir PB_Rc_rev PB_MP_IPTR_fwd PB_MP_IPTR_rev Gen_Dir Gen_Rev Ery_Dir Erysalrev PB_Can_fwd PB_Can_bwd GGC ACC ATY CTG TAN GCY AA ATG AGC TGG TGG GCT CTA AGG AAC AAC TTT GTA GGC TAT AGA GCT CAT GAG GTG GTG GGC TGG TAT AAA GCT TCT AAG GAA CAA CTT TGT AGG C ATG AGC TTG AGC TGG TGG TGG TCA AGG AAT AAT CTT GTA ATG AGC TGG TGG TGG C TCA AGG CAC AAT CTT ATA CGA CT ATG GCA GAA GTA CAG AGG TAT GC TTA ATA GAG AGC CAA AGC TTT GTC TCG ATG AGY TGG TGG TGG GCT AGG AAC AAT CTT GTA AGC CTT ATG AGT TGG TGG GGG TAT AGT CGA CTG GAA ATC AAG GCA CGA TCT ATG AGC TGG TGG TGG GCA TAC Å ATT GTG CCT TGA II.1.11 Verbrauchsmaterialien Bezeichnung Firma Amicon Ultra 10000 MWCO (UltracellTM) Millipore, Carrigtwohill, I DC-Aluminium Platten, Kieselgel 60 F254 Merck KGaA, Darmstadt, D Reaktionsgefäße 0,1; 0,5; 1,5 und 2 mL Sarstedt AG, Nümbrecht, D PD-10 Colums (SephadexTM G-25M) Amersham Biosciences Europe GmbH, Freiburg, D Pipettenspitzen 10 µL, 100 µL, 1000 µL Sarstedt AG, Nümbrecht, D Petrischalen, steril, Ø 8,5 cm Greiner GmbH, Frickenhausen, D Spritzenvorsatzfilter, steril, 0,45 µm Membran Merck Labor, Bruchsal, D UV/Vis-Küvetten Sarstedt AG, Nümbrecht, D II.1.12 Geräte Bezeichnung Firma Autoklaven Systec 5075 ELVC Systec GmbH, Wettenberg, D Systec DE-45 Systec GmbH, Wettenberg, D Brutschrank Heraeus B 5050 Heraeus Holding GmbH, Hanau, D DC-Kammer Desaga GmbH, Heidelberg, D DC-Tauchkammer Desaga GmbH, Heidelberg, D DC Workstation CAB UVIS Desage GmbH, Heidelberg, D 29 Gaschromatographie GCMS-QP2010S Shimadzu Deutschland GmbH, Duisburg, D AOC-20i Auto Injector Shimadzu Deutschland GmbH, Duisburg, D Agarose Gelkammer 40-1214 Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Heizblöcke Digitaler Blockheizer HX-2 Peqlab GmbH, Erlangen, D HPLC 2487 Dual λ Absorbance Detector Waters Corporation, Milford MA, USA 1525 Binary WPLC Pump Waters Corporation, Milford MA, USA 717plus Autosampler Waters Corporation, Milford MA, USA Symmetry C18 5µL, 1,6 x 150 mm Col. Waters Corporation, Milford MA, USA Inkubator G24 environmental incubator shaker New Brunswick, NJ, USA Magnetrührer REC-G Janke & Kunkel GmbH, Staufen, D VMS – C7 VWR International, Darmstadt, D Microprocessor pH-Meter pH 537 Wiss. Technische Werkstätten, Weilheim, D Milli-Q Gradient A10 Millipore Corparate, Billerica MA, USA Mikrowelle (MW 9716) Severin 700 & Grill Severin Elektrogeräte GmbH, Sundern, D Photometer GeneQuant pro Amersham Biosciences Europe GmBH, Freiburg, D ® NanoDrop ND-1000 Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Novaspec Plus Amersham Bioscience Europe GmbH, Freiburg Pipetten peqpette, div. Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Gilson pipetman Agarose- / Protein-Elektrophorese peqPOWER 250 Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Schüttler Infors HT Multitron Infors GmbH, Einsbach, D Gerhardt R05 C. Gerhardt GmbH Co. KG, D Sterilbank Meissner & Wurst GmbH, Stuttgart, D Thermocycler Thermocycler T3 Biometra GmbH, Göttingen, D peqSTAR 96 Universal Gradient Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Thermomixer 30 Thermomixer comfort Eppendorf AG, Hamburg, D Thermomixer compact Eppendorf AG, Hamburg, D Thriller Thermomixer Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Ultraschallbad Sonorex Bandelin Ultraschall GmbH, Berlin, D Ultraschall-Homogenisator Sonoplus, HD 2070 Bandelin Ultraschall GmbH, Berlin, D UV-Photometer UV2450 Shimadzu Deutschland GmbH, Duisburg, D Temperature Control Shimadzu Deutschland GmbH, Duisburg, D Vortex-Mischer Vortex Genie® 2 G560 E neoLab Migge GmbH, Heidelberg, D Vortex Mixer neoLab 7-2020 neoLab Migge GmbH, Heidelberg, D Waagen Kern EMB 220-2M Kern & Sohn GmbH, Baligen, D Ohaus Pioneer PA114 Ohaus Corp. Pine Brook, NJ, USA Wasserbad Memmert GmbH & Co. KG, Schwabach, D Zentrifugen PerfectSpin 24R Peqlab Biotechnologie GmbH, Erlangen, D Kühlzentrifuge Sorvall RC 5B Plus Kendro Laboratory GmbH, München, D II.1.13 DNA- und Proteinmarker DNA-Marker Protein-Marker Quick-Load(R) 1 kb DNA Ladder (New England Biolabs, Frankfurt am Main, D) Precision Plus ProteinTM Standards (BioRad GmbH, München, D) 31 II.2. Methoden II.2.1 Klonierung und Mutation von Genen II.2.1.1 Isolierung von genomischer DNA (gDNA) Die Methode zur Isolierung genomischer DNA aus Pflanzenmaterial beruht auf einem Hinweis von E. Souza-Canada vom LS für Pflanzenphysiologie der Universität Bayreuth. 100 mg frisches Blatt-Material wird mit flüssigem Stickstoff schockgefroren und mit Mörser und Pistill möglichst fein zerkleinert. Das Pulver wird noch im gefrorenen Zustand mit 1330 µL vorgewärmtem Extraktionspuffer versetzt und 15 min bei 65 °C inkubiert. Nach einer Abkühlphase von 1 min werden 650 µL Chloroform/Isoamylalkohol zugegeben und 5 min bei RT und 300 Upm geschüttelt. Die beiden Phasen werden durch Zentrifugation (13000 Upm /5 min) getrennt, die organische Phase wird verworfen. Durch Zugabe von 700 µL Isopropanol wird die gDNA bei RT gefällt (2 min). Man zentrifugiert erneut bei 13500 Upm für 5 min und wäscht das Zellpellet mit 1 mL eiskaltem 70 %-igem EtOH. Nach dem Trocknen wird das DNA-Pellet in 100 µL Aqua bidest gelöst und die Konzentration bestimmt. Die Lösung wird bis zur Verwendung bei -20 °C gelagert. Optional kann nach der Chloroform-Extraktion ein RNase-Verdau durchgeführt werden. II.2.1.2 Isolierung der Gesamt-RNA Neben der gDNA war v.a. die pflanzliche RNA Ausgangspunkt für die Klonierung neuer P5βR. Alle Arbeiten mit RNA werden auf Grund einer potentiellen Kontaminationsgefahr durch RNasen mit speziell vorbehandelten Gerätschaften durchgeführt. Mörser, Pistille, Spatel werden für mindestens 4 h bei 200 °C sterilisiert, die Verbrauchsmaterialien werden RNase-frei bezogen und die Handschuhe regelmäßig nach jedem Arbeitsschritt gewechselt. Zur Isolierung der Gesamt-RNA wird das innuPREP Plant RNA Mini Kit (Analytik Jena) verwendet. Als Ausgangsmaterial der Gewinnung der RNA wird analog der Hersteller-Vorschrift frisch geerntetes Blatt-Material eingesetzt, welches in flüssigem Stickstoff schockgefroren zu einem feinen Pulver zerrieben wird. Bis zu 200 µg dieses Pulvers werden mit einem der beiden mitgelieferten Puffer versetzt und für 10 min bei Raumtemperatur geschüttelt. Bei der Arbeit mit neuen Pflanzen zu denen keine Erfahrungswerte vorliegen, werden bei der erstmaligen RNAIsolierung jeweils beide im Kit enthaltenen Puffer (RL und PL) getestet. Die Gesamt-RNA wird nach der Reinigung mit 30 µL RNase-freiem Wasser von der Säule eluiert und die Konzentration bzw. Reinheit photometrisch bestimmt. Bis zum weiteren Gebrauch erfolgt die Lagerung bei - 80 °C. 32 II.2.1.3 Umschreiben von Poly(A)+-RNA in cDNA Die Synthese der P5βR cDNA wird mit dem SuperScriptTM III First-Strand Synthesis for reverse transcription PCR (RT-PCR) Kit (Invitrogen GmbH, Darmstadt) nach dem folgenden Pipettierschema in einem Thermocycler mit Oligo(dT)20-Primern durchgeführt: 1. Denaturierung RNA Primer dNTPs-Mix DEPC-Wasser 5 µg 50 µM je 250 µM ad 10 µL 65 °C, 5 min 2. Inkubation 0 °C (auf Eis), 1 min 3. RT-Reaktion Zugabe von 10 µL cDNA-Synthese-Mix 1x1 5 mM1 10 mM1 40 U 200 U RT-Puffer (10x) MgCl2 DTT RnaseOUTTM SuperScriptTM III RT 1 4. Termination 5. RNase-Verdau Endkonzentration in 20 µL 50 °C, 50 min 85 °C, 5 min Zugabe von 2 U RNase H 37 °C, 20 min 2 µL der synthetisierten cDNA werden als Template für eine PCR mit genspezifischen P5βR Primern eingesetzt. Die restliche cDNA wird bei -20 °C gelagert. II.2.1.4 Standard-/RT-PCR Die Vermehrung von bestimmten gDNA- und cDNA-Fragmenten erfolgt mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Bei der Klonierung von unbekannten, orthologen Progesteron-5Reduktasen werden hierbei genspezifische Primer der am nächsten verwandten Art verwendet. Folgender PCR-Ansatz wird auf Eis pipettiert: Ansatz Template/cDNA Antisense-/Senseprimer dNTP-Mix Y- Puffer (10x) Taq-DNA-Polymerase Aquabidest Standard-PCR / RT-PCR 2 ng je 1 µM 50 mM 5 µL 2U ad 50 µL 33 PCR Programm Initiale Denaturierung Denaturierung Annealing Elongation Finale Elongation 94 °C 94 °C 50 °C 72 °C 72 °C 3 min 20 sek 30 sek 2 min 10 min x 30 Zyklen II.2.1.5 Agarose-Gelelektrophorese Das bei einer Restriktionsendonukleasen PCR erhaltene geschnitten DNA-Amplifikat wurden, werden zur und Plasmide, Kontrolle die mit mittels Agarose- Gelelektrophorese in einzelne DNA-Fragmente aufgetrennt und analysiert. Für alle Banden zwischen 0,5 und 7 kb wird ein 1 %-iges Gel eingesetzt. 5 g Agarose werden abgewogen und in 500 mL 1 x TAE Puffer suspendiert. Die Suspension wird in der Mikrowelle erhitzt bis eine homogene, klare Lösung entstanden ist. Man wartet bis diese auf etwa 50-60 °C abgekühlt ist und gießt dann ein Gel. Die zu untersuchende DNA-Lösung wird mit 0,1 VT 10 x DNA-Stopppuffer versetzt und nach dem Auspolymerisieren des Gels mit einer Pipette in die Geltaschen transferiert. Als Referenz werden parallel 5 µl SmartLadder (Eurogentec) DNA-Marker (1 kb oder 0,5 kb) aufgetragen. Überschüssige Agarose-Lösung wird bis zu ihrer Verwendung im Trockenschrank bei 60°C aufbewahrt. Die elektrophoretische Trennung der DNA erfolgt bei einer konstanten Spannung von 70 V. Das Gel wird anschließend für 20 min in einer 0,1%-igen Ethidiumbromidlösung inkubiert. Die Auswertung und Dokumentation des Ergebnisses erfolgt bei einer Wellenlänge von λ = 305 nm. II.2.1.6 Aufreinigung von DNA aus Agarose-Gelen („freeze'N squeeze“) Durch Ethidiumbromid-Interkalation sichtbar gemachte DNA-Fragmente gewünschter Größe werden von störenden Begleitbanden im Anschluss an eine Agarose-Gelelektrophorese unter UV-Licht (λ = 365 nm; Intensität = 70 %) mittels Skalpell zügig aus dem Gel geschnitten. Das extrahierte Gel-Fragment wird in Parafilm gewickelt und bei -80°C für 10 min bis zur völligen Erhärtung eingefroren. Anschließend wird durch mechanischen Druck der Finger die Flüssigkeit inklusive der darin enthaltenen DNA aus diesem gefrorenen Gelstück in ein 1,5 mL EppendorfGefäß gepresst. Die wässrige DNA-Lösung wird mit 0,75 VT Isopropanol (bzw. 2 VT Ethanol) versetzt und gut gemischt. Diese Mischung wird zur Präzipitation der Nucleinsäuren zunächst für 15 min bei -20 °C belassen und daraufhin für 30 min bei 4 °C und 13000 Upm zentrifugiert. Der Überstand wird 34 verworfen und das DNA-Pellet mit eiskaltem 70 %-igem Ethanol gewaschen. Nach einem weiteren 5-minütigen Zentrifugationsschritt wird der Überstand komplett entfernt. Das Pellet wird bei 40 °C im Heizblock für 10 min getrocknet und je nach Anfangskonzentration der DNA vor der GelElektrophorese in der gewünschten Menge Aqua bidest gelöst. Die DNA-Lösung wird bis zum Gebrauch bei -20 °C aufbewahrt. II.2.1.7 Konzentrierung und Reinigung von PCR-Produkten Die Reinigung und Konzentrierung von amplifizierter DNA aus PCR-Reaktionen erfolgt mit dem QIAquick PCR Purification Kit (Qiagen). Abhängig von der Konzentration der DNA werden 1-4 PCR Ansätze über dieselbe Säule gereinigt, um die Konzentration des gereinigten Produkts zu erhöhen. Es wird nach der Vorschrift des Herstellers weitergearbeitet (QIAquick ® Spine Handbook, Version 2002) und mit 30 - 50 µL Aquabidest eluiert. Die Aufbewahrung erfolgt bei -20 °C. II.2.1.8 pQE30-UA- / TOPO-TA-Klonierung Das Vorgehen bei der direkten Klonierung von gereinigten PCR-Produkten in den pQE-30 UA-Expressionsvektor erfolgt nach dem Protokoll 1 (Ligation with pQE30 UA) des QIAexpressionistTM (Stand Juni 2003). Die direkte Klonierung in den TOPO-TA-Vektor (Invitrogen GmbH, Karlsruhe, D) erfolgt nach Anleitung des Herstellers (Version U, Stand 2006). Für beide Methoden sind weder Restriktionsverdau noch Ligase notwendig, allerdings muss in der vorangehenden PCR taq-Polymerase genutzt werden, damit PCR-Produkte mit 5'-A-Überhängen vorhanden sind. Für die Ligation in den pQE30-UA Vektor wird ein molekulares Vektor:Insert-Verhältnis von 1:10 gewählt. Bei den P5βR-Genen entspricht dies etwa 200 ng gereinigtem PCR-Produkt. Die Reaktionsansätze setzen sich wie folgt zusammen: pQE30-UA-Klonierung pQE-30 UA Vektor (50 ng/µL) 1 µL gereinigtes PCR Produkt 1-4 µL (200 ng) 2 x Ligation Master Mix 5 µL Aquabidest ad 5 µL Der Ligationsansatz wird für 2 h bei 16 °C im Thermoblock belassen und anschließend in chemisch kompetente E. coli Zellen transformiert. TOPO-TA Klonierung pCR 2.1-TOPO Vektor 1 µL Gereinigtes PCR-Produkt 2 - 4 µL Salzlösung 1 µL Aquabidest ad 6 µL 35 II.2.1.9 Herstellung von kompetenten E. coli Zellen Die Transformation von Plasmid-DNA in Bakterienzellen stellt einen notwendigen Schritt für die Vermehrung von DNA oder die Expression von rekombinanten Proteinen dar. Voraussetzung hierfür ist, dass die verschiedenen E. coli Laborstämme zunächst so behandelt werden, dass sie chemisch kompetent werden. Es wird auf die Calciumchlorid-Methode nach Mülhardt (2008) zurückgegriffen: 1 mL einer Übernachtkultur des Bakterienstamms wird in 400 mL LB-Medium überführt und bis zu einer OD 595 von 0,6 in einem Schikane-Kolben bei 37 °C und 200 Upm inkubiert. Anschließend wird die Kultur auf Eis abgekühlt und bei 4 °C und 4000 Upm abzentrifugiert. Der Überstand wird verworfen und das Pellet in 100 mL CaCl2 RL resuspendiert. Es wird erneut zentrifugiert, resuspendiert und zentrifugiert. Das Pellet wird nach diesen Waschschritten in 10 mL CaCl 2 RL resuspendiert und unter der Impfbank steril zu je 100 µL Portionen aliquotiert. Die Aufbewahrung erfolgt bei - 80 °C. II.2.1.10 Transformation von Plasmid-DNA in E. coli Die Transformation von Plasmid-DNA in kompetente Zellen dient deren Vermehrung oder Lagerung. Hierzu werden chemisch kompetente Zellen 5 min auf Eis aufgetaut, 1 ng eines Plasmids (bzw. 5 µL eines durchschnittlichen Mutations- oder Ligationsansatzes) zugegeben und sehr vorsichtig gemischt. Man lässt die Mischung für 30 min auf Eis stehen und platziert sie anschließend für 30 s bei 42 °C in einen Thermoblock. Nach diesem Hitzeschock werden 100 µL SOC-Medium zugegeben und der komplette Ansatz auf einer vortemperierten, antibiotikahaltigen Agar-Platte mit einer sterilen Pipettenspitze ausplattiert. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem neu in die Bakterienzelle eingeführten Resistenz-Gen. Die Platte wird über Nacht bei 37 °C inkubiert. Sind am nächsten Tag Bakterien-Kolonien sichtbar, werden sie mit einem sterilen Zahnstocher in eine 3 mL LB-Kultur überführt. II.2.1.11 Colony-PCR Bei der Colony-PCR handelt es sich um eine Modifikation der Standard-PCR-Methode (Van Zeijl et al., 1998). Während diese allerdings zur Vermehrung von P5βR-Genen zum Zwecke der Klonierung Anwendung findet, wird die Colony-PCR genutzt um Bakterienkolonien zu identifizieren, bei denen die Aufnahme eines Klonierungs- oder Expressionsplasmides mit dem gewünschten ORF erfolgreich stattgefunden hat. Je nach Anzahl der zu untersuchenden Kolonien wird der folgende PCR-Mastermix vorbereitet und in einem PCR-Gefäß vorgelegt: 36 Ansatz Insertspezifische Primer Y-Buffer (10x) Taq-DNA Polymerase dNTPs-Mix H20bidest je 1µM 2,5 µL 0.5 U 50 mM ad 25 µL Statt einer Template-DNA wird eine Bakterienkolonie mit einem sterilen Zahnstocher aufgenommen und im vorbereitetem PCR-Mix steril unter Laminar-Flow suspendiert. Der Zahnstocher mit den Resten der Kolonie wird in 3 mL LB-Medium überführt (Inkubation über Nacht bei 37 °C und 180 Upm). Die PCR-Programm für die Colony-PCR für alle P5βR ist: Colony-PCR Programm Initiale Denaturierung Denaturierung Annealing Elongation Finale Elongation 94 °C 94 °C 50 °C 72 °C 72 °C 10 min 20 sek 30 sek 2 min 10 min x 30 Zyklen Die Identifizierung der positiven Klone erfolgt nach Agarose-Gelelektrophorese der PCRAnsätze. II.2.1.12 Blau-Weiß-Selektion Um E. coli Klone, die ein TOPO-Plasmid mit erfolgreich in das lacZ'-Gen integriertem PCR-Produkt besitzen, zu identifizieren, wird die Blau-Weiss-Selektion angewendet. Man verteilt 50 µL X-Gal-Lösung unter sterilen Bedingungen auf einer Agar-Platte und wartet bis diese völlig getrocknet ist. Die frisch transformierte Bakterien-Suspension wird auf der so vorbereiteten Platte ausplattiert und über Nacht bei 37 °C inkubiert. Bakterien-Kolonien, die Plasmide mit Insert aufgenommen haben, zeichnen sich am nächsten Morgen durch eine weiße Färbung aus. Nur diese werden weiter untersucht. II.2.1.13 Mutagenese-PCR Zum ortsgerichteten Austausch einer oder mehrerer Aminosäuren wird eine modifizierte Stratagene QuikchangeTM Methode (Stratagene, Santa Clara, CA, USA) verwendet. Die Primer werden so konzipiert, wie es unter II.1.10 beschrieben wurde. Der 25 µL PCR-Ansatz wird zunächst halbiert, wobei jede Hälfte nur einen der beiden komplementären Primer enthält. Für die Mutagenese ist eine high-fidelity DNA-Polymerase ohne 5'-3'-Exonuclease-Funktion (Phusion- oder pfu-DNA-Polymerase) obligatorisch: 37 PCR-Ansatz Template DNA Sense-/Antisense-Primer dNTP-Mix Phusion-DNA-Polymerase H20bidest PCR-Programm 1 Denaturierung Denaturierung Annealing Elongation Pause 98 °C 98 °C 50-55 °C 72 °C 2 ng / µL je 1 µM 50 µM 2,5 U ad 25 µl 1 min 20 sek 30 sek 1 min 5 Zyklen Nach 5 Zyklen werden beide Teile ad 25 µL vereint und für weitere 30 Zyklen in den Thermozykler gegeben. Die Annealingtemperatur kann hierbei aus Gründen der Ausbeute unter Umständen auf 50 °C gesenkt werden. PCR-Programm 2 Denaturierung Denaturierung Annealing Elongation Finale Elongation 98 °C 98 °C 50 °C 72 °C 72 °C 1 min 20 sek 30 sek 1 min 5 min 30 Zyklen Das Ergebnis der PCR-Reaktion wird über 1 %-ige Agarose-Gelelektrophorese kontrolliert. Um die Template-DNA zu zerstören folgt ein DpnI-Restriktionsverdau. II.2.1.14 Plasmid-Isolierung Die Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli Zellen erfolgt unter Verwendung des peqGOLD Plasmid Minipräp Kit I (PEQLAB Biotechnologie GmbH, Erlangen, Deutschland) mit leichten Modifikationen der Hersteller-Vorschriften (Protokoll A). Je nach erwarteter DNAAusbeute, die sich aus den Erfahrungswerten für die Kombination von bestimmten Plasmiden mit bestimmten Bakterienstämmen ergibt, werden 2 - 4 mL einer LB-Übernachtkultur eingesetzt. Nach Zugabe der Lösung III wird das Präzipitat für 30-45 min bei 13500 Upm zentrifugiert, um eine bessere Abtrennung von unerwünschten Nicht-Plasmidbestandteilen zu erreichen. Die Konzentration und Reinheit der in 50 µL Aquabidest eluierten DNA wird photometrisch bestimmt. Die DNA-Lösung wird bei -20 °C aufbewahrt. II.2.1.15 Konzentrations- und Reinheitsbestimmung von RNA und DNA Die Qualität und Quantität von wässrigen DNA- und RNA-Lösungen werden photometrisch mit einem NANODROP ND-2000 Spektrophotometer ermittelt. Der Nullabgleich des Geräts wird 38 mit Aquabidest oder Elutionspuffer durchgeführt. 1 µL der Lösung wird auf das Messsystem aufgebracht und die Konzentration über die Absorption der DNA-Bestandteile bei einer Wellenlänge von λ=260 nm bestimmt. Die Reinheit der Analyse ergibt sich aus dem Quotienten R und dem Vergleich mit den theoretischen Sollwerten (Lottspeich und Zorbas, 2006). R = A260 / A280 (SollwertDNA = 1,8; SollwertRNA = 2,0) II.2.1.16 DNA-Sequenzierung Plasmide mit putativ mutiertem P5βR-Gen oder eingebautem PCR-Produkt werden zur endgültigen Verifizierung der erfolgreichen Klonierung zur Sequenzierung nach Sanger an die Firma GATC Biotech AG (Konstanz, Deutschland) oder Eurofins MWG Operon (Ebersberg, Deutschland) geschickt. Die Plasmid-Konzentration muss hierzu im Bereich zwischen 20 – 100 ng/µL liegen und der Reinheitsquotient möglichst nahe bei 1,8 sein. Von den Firmen gelieferte Ergebnisse werden bioinformatisch, u.a. mit Hilfe von Alignment- und BLASTn-Algorithmen, analysiert. II.2.1.17 Langzeit-Lagerung von Bakterienstämmen Alle E. coli Stämme mit erfolgreich aufgenommenen Plasmiden werden in Form von Glycerol- oder DMSO-Stocks in eine haltbare Dauerkultur überführt. Dazu wird 1 mL frische Bakterienkultur mit 1 mL Glycerol oder 1 mL DMSO versetzt und intensiv gemischt. Diese Glycerol-/DMSO-Stocks können bei – 80 °C über Jahre aufbewahrt werden (Mühlhardt, 2009). Mit 20 µL dieser Lösung werden bei einer erneuten Inkulturnahme 3 mL sterile LB-Kulturen angeimpft. II.2.1.18 DpnI-Verdau Zur selektiven Entfernung von methylierter DNA (z.B. PCR-Templates) wurde ein 25 µL-PCRAnsatz mit 2 µL Enzym (= 20 U) über 2 h bei 37 °C verdaut. 39 II.2.2 Heterologe Protein-Expression in E. coli II.2.2.1 Kultivierung von E. coli M15[pREP4] und Induktion der Proteinexpression Eine 20 mL LB-Kultur wird mit 20 µL eines E. coli M15[pREP4] DMSO-Stocks, der das pQE-30 Vektorkonstrukt für die Produktion des gewünschten rekombinanten Proteins beinhaltet, unter sterilen Bedingungen angeimpft und über Nacht bei 37 °C inkubiert. Um den Selektionsdruck aufrecht zu erhalten, werden dieser LB-Vorkultur und der späteren LB-Hauptkultur Kanamycin (25 µg/mL) und Ampicillin (100 µg/mL) zugesetzt. Die komplette Vorkultur wird am folgenden Tag in 1000 mL vorgewärmtes, autoklaviertes LBMedium (Schikane-Kolben) überführt und bei 37 °C / 180 Upm auf einem Schüttler bis zu einer OD600 von 0,7 kultiviert. Anschließend erfolgt die Induktion der Proteinexpression mit 100 µL einer 1M IPTG-Lösung. Die Kulturen werden für 96 h bei 4 °C / 100 Upm geschüttelt. Das Ernten der Kulturen erfolgt durch Zentrifugation bei 4 °C und 4500 Upm. Aus 1000 mL Kultur werden zwei Zellpellets gewonnen, die bis zu ihrer Verwendung bei -20 °C aufbewahrt werden können. II.2.2.2 Zell-Lyse und native His-tag-Affinitätschromatographie Alle Arbeitsschritte, vom Ernten der Bakterienkulturen bis zur Aufreinigung des rekombinanten Proteins, werden bei 4 °C durchgeführt. Schockgefrorende Zellpellets werden vor der Verarbeitung 30 min aufgetaut. Zwei aus je 500 mL derselben Bakterienkultur gewonnenen Bakterienpellets werden jeweils in 5 - 10 mL einer Mischung aus Lysepuffer und Lysozym (1 mg/mL) redispergiert und die Suspension für 30 min inkubiert. Nach Ablauf dieser Zeitspanne werden die Zellen durch eine Ultraschall-Behandlung aufgeschlossen (Sonoplus; 6 10-s-Intervalle mit einer Zwischenpause von jeweils 10 s). Mittels Zentrifugation wird das lösliche Protein von unerwünschten Abfallprodukten abgetrennt (20.000 Upm; 15 min). Der Überstand wird portionsweise auf eine Ni-NTA-Säule aufgebracht, für 60 min bei 300 Upm geschüttelt und die Aufreinigung des nativen Proteins entsprechend dem Protokoll Nr. 12 des „The QIAexpressionist“Handbuchs (Auflage Juni 2003) durchgeführt. Das rekombinante Protein wird mit 1 x 1 mL und 3 x 0,5 mL von der Säule eluiert. Gegebenenfalls werden Proben für die SDS-Analytik bzw. die Gehaltsbestimmung entnommen. 40 II.2.3 Proteinbiochemische Methoden II.2.3.1 Konzentrationsbestimmung von Proteinen Zur Bestimmung der Gesamt-Proteinkonzentration wird auf die von Bradford (1976) beschriebene Methode zurückgegriffen. Unter Rühren wird 100 mg Coomassie Brilliant Blue G-250 in einer Mischung aus 50 mL Ethanol 96 % und 100 mL o-Phosphorsäure 85 % gelöst. Mit Aqua bidest wird daraufhin auf 1000 mL aufgefüllt und filtriert. Der Faktor der erhaltenen Bradford-RL wird über eine Eichgrade mittels verschiedener Konzentrationen von Rinderserumalbumin abgeleitet. 20 µL der zu bestimmenden Lösung werden mit 2 mL der Bradford-RL versetzt und für 10 min bei RT inkubiert. In dieser Zeit wird mehrfach auf- und abpipettiert, um die Mischungen vollständig zu homogenisieren. Nach Ablauf der Reaktionszeit wird die Intensität des blauen Farbstoff-Proteinkomplexes gegen eine parallel bearbeitete Negativkontrolle, bestehend aus Pufferlösung ohne Protein und Bradford-RL, photometrisch bei einer Wellenlänge von λ = 595 nm bestimmt. Die Konzentration der Protein-Lösung berechnet sich wie folgt: Proteinkonzentration [mg/mL] = Durchschnittlich gemessene Extinktion595 x Faktor Volumen der Probenlösung [ = 20 µL] II.2.3.2 Umpuffern von Proteinproben Zum Abtrennen von eventuellen niedermolekularen Verunreinigungen vor der Durchführung von P5βR-Assays und für Kristallisationsversuche wird das Protein mittels PD-10 Säulen (SephadexTM G-25M) aus dem Elutionspuffer in den entsprechenden Zielpuffer überführt (z.B. P5βR-Assaypuffer). Die Säule wird hierzu erst mit 3 x 3 mL des Zielpuffers äquilibriert, bevor 2,5 mL Proteinlösung aufgebracht werden können. Der Durchfluss wird verworfen und das rekombinante Protein mit 3,5 mL Zielpuffer von der Säule eluiert. Die Proteinlösung wird entweder bis zur zeitnahen Verwendung bei -4 °C gelagert oder nach Zugabe von 5 % Glycerol bei -20 °C eingefroren. II.2.3.3 Konzentrierung von Proteinlösungen Zur Einkonzentrierung von Proteinlösungen mit niedrigem Proteingehalt werden Amicon Ultra 10000 MWCO Säulen entsprechend den Angaben des Herstellers verwendet. II.2.3.4 SDS-PAGE Die Überprüfung der Proteinexpression geschieht durch die Polyacrylamid- Gelelektrophorese (SDS-PAGE). Die Molekulargewichtsbestimmung der gereinigten Proteine erfolgt über den Vergleich mit einem Molekulargewichtsmarker (II.1.13). 41 Sämtliche Utensilien werden vor Verwendung mit 70 %-igem Ethanol gereinigt. Der Zusammenbau der Gießapparatur erfolgt nach Herstellerangaben. Als erstes werden Trenn- und Sammelgel in separaten Gefäßen vorbereitet: Bestandteil Trenngel Sammelgel Acrylamid 30 % 4 x Trenngelpuffer 4 x Sammelgelpuffer Aquabidest TEMED APS 1600 µL 1000 µL 1400 µL 3 µL 25 µL 330 µL 500 µL 1170 µL 3 µL 25 µL Das Trenngel wird gegossen und mit 0,1%-iger SDS-Lösung überschichtet. Diese Lösung wird, nachdem die Polymerisation vollständig abgelaufen ist, wieder entfernt. Daraufhin wird das Sammelgel gegossen und der Kamm zur Aussparung der Geltaschen eingesetzt. Das fertige SDSGel wird in die Elektrophorese-Apparatur eingesetzt, die zunächst im Innen- und darauf im Außenraum mit Elektrophoresepuffer befüllt wird. Anschließend wird der Kamm gezogen und die Geltaschen mehrfach mit Pufferlösung gespült, um eventuelle Gelreste zu entfernen. 16 µL Proteinprobe werden mit 4 µL 5 x SDS-Probenpuffer versetzt und für 10 min bei 100 °C hitzedenaturiert. Nach dem Abkühlen wird kurz zentrifugiert und die Geltaschen werden mit jeweils 20 µL der vorbereiteten Proben beladen. Pro Gel werden 5 µL Marker (Precision Plus Protein Standards) eingesetzt. Der Elektrophese-Lauf erfolgt zweiphasig: Bis zum Erreichen des Trenngels (ca. 20 min) wird eine Spannung von 70 V angelegt, die dann für die restliche Zeit (ca. 90 min) auf 200 V erhöht wird. Die Detektion der Proteinbanden erfolgt durch Anfärbung mit Coomassie brilliant blue (siehe II.2.3.5). II.2.3.5 Proteinfärbung mit Coomassie brilliant blue SDS-Gele werden nach der elektrophoretischen Auftrennung der Proben für 1 h unter Schütteln in 100 mL Coomassie-Färber-RL inkubiert. Anschließend wird das vollständig gefärbte Gel portionsweise mit jeweils 100 mL Coomassie-Entfärber-RL solange unter Schütteln entfärbt, bis die Proteinbanden deutlich sichtbar werden. Die Gele werden dokumentiert. Soll ein Gel aufbewahrt werden, wäscht man es 5 min mit Aqua bidest und schweißt es dann wasserdicht in Folie ein. 42 II.2.3.6 Standard-Enzymassays für rP5βR Die Funktionalität der gereinigten rP5βR wird mittels Standard-Enzymassay bestimmt. Dieser geht zurück auf Stuhllemmer und Kreis (1996) bzw. in abgewandelter Form auf Herl et al. (2006 und 2009): Unmittelbar nach der nativen His-tag-Reinigung wird das Protein in P5βRReduktase-Assaypuffer überführt und die Konzentration der Lösung bestimmt. Pro Enzym-Assay werden i.d.R. 0,2 mg Protein eingesetzt. Nur bei stark aktiven Proteinen (rMpP5βR und rAtP5βR bzw. bestimmt rDlP5βR-Muteine) wurde diese Enzym-Menge reduziert, um einen SubstratÜberschuss zu gewährleisten. Jeder P5βR-Assay setzt sich wie folgt zusammen: P5βR-Assay Rekombinantes Enzym Progesteron-Lösung (50 mM in EtOH 96 %) Regenerierendes System (in P5βR-Assaypuffer) NADP+ Glucose-6-phosphat Glucose-6-phosphat-Dehyrogenase P5βR-Assaypuffer 0,2 mg 10 µL 45 µL (6,4 mM EK) (3,1 mM EK) (42 nkat) ad 1000 µL Das regenerierende System wird immer frisch hergestellt. Der fertige Ansatz wird vor der Substrat-Zugabe (Progesteron) für 10 min bei 30 °C und 550 Upm vorinkubiert. Mit der Zugabe beginnt der eigentliche Assay, der für 2 h bei 30 °C durchgeführt wird. Die Negativkontrolle erfolgt mit hitzedenaturiertem Protein (Wasserbad 100 °C, 10 min bzw. Mikrowelle 700 Watt, 30 s) in analoger Weise. Nach Ablauf der Reaktionszeit werden die Proben auf Eis gestellt, jeweils 1 mL Dichlormethan zugesetzt und für 30 s gevortext. Die Phasen werden durch Zentrifugation (5 min, 13500 Upm) getrennt. Die untere (organische) Phase mit den extrahierten Produkten und Edukten wird abgetrennt und zur Trockne eingedampft. Für eine nachfolgende GC-MS-Analytik wird der Rückstand in 100 µL Dichlormethan gelöst. Für die Dünnschichtchromatographie erfolgt dies analog in 50 µL Methanol. II.2.4 Spezielle analytische Methoden II.2.4.1 Dünnschichtchromatographie (DC) Die DC-Analytik wird zur qualitativen Kontrolle der Standard-Enyzmassays verwendet. Hierzu werden auf eine Kieselgelplatte (Kieselgel 60 F 254) geeigneter Größe jeweils 50 µL der Proben und als Referenzen jeweils 10 µL der Edukte und Produkte der Reaktion (Konz. 50 mM) mittels einer Kapillare strichförmig aufgetragen. Die DC-Kammer wird vor Verwendung mit der mobilen Phase (vgl. Fließmittel) gesättigt. Die Laufhöhe beträgt ca. 12 cm. Die Detektion der 43 Substanzen erfolgt mittels Anisaldehyd-RL. Die DC-Platte wird nach Beendigung des Laufs zwischengetrocknet und kurz in die RL getaucht. Im Anschluss wird sie bis zum Erscheinen der Banden auf einer 100 °C heißen Heizplatte belassen. Die Auswertung und Dokumentation erfolgt an der DC Workstation CAB UVIS (Desaga) bei Tageslicht. II.2.4.2 GC-MS Analytik Sowohl zur qualitativen Kontrolle der Standard-Enzymassays, als auch zur Quantifizierung von relativen Enzymaktivitäten, findet die GC-MS Analytik Verwendung. 1-2 µL der Probe werden mit einer GC HP 6890 MSD Type 5972A (Hewlett-Packard) unter den folgenden Bedingungen untersucht: Trägergas Säule / Stationäre Phase Einlasstemperatur Solvent Delay Messmodus Transferline-Temperatur Temperaturprogramm Helium Kapillarsäule HP Optima 5 300 °C 4 min full-scan (m/z = 50 – 600) 300 °C Dauer Starttemperatur [min] [°C] 4 200 200 6 300 Endtemperatur [°C] 200 300 300 Aufheizrate [°C/min] 4 - Die Produkte der Reaktion werden anhand des Vergleichs ihrer R f-Werte mit denen der Standards und über ihre individuellen Zerfallsspektren im Massenspektrometer eindeutig identifiziert. Die Flächen unter den jeweiligen Kurven (AUC) werden mittels der Gerätesoftware integriert. Relative Enzymaktivitäten berechnet man nach: X = Relative Aktivität [%] = AUCProdukt / (AUCProdukt + AUCEdukt) (XMutante / XWildtyp) x 100 II.2.4.3 Photometrische Analytik Kinetische Untersuchungen der Enzymaktivität der rP5βR erfolgen photometrisch über die Abnahme der Extinktion des Cobsubstrats NADPH (λ=340 nm), das während der Reaktion verbraucht wird. Je nach Aktivität des Proteins werden pro Assay zwischen 0.025 und 0.2 mg Protein eingesetzt: 44 Ansatz 1 Rekombinantes Protein 0.025 – 0.2 mg NADPH 0,4 mM DMSO 40 µL P5βR-Assaypuffer ad 990 µL Der Ansatz wird für 2 min bei der Reaktionstemperatur (30-40 °C) vorinkubiert. Die Reaktion wird durch Zugabe von 10 µl Substratlösung (0,05 – 0,6 mM) gestartet. Die Messzeit beträgt 200 s. Die Berechnung der kinetischen Konstanten (K m und vmax) erfolgt über die Steigung der resultierenden Kurve mit der SHIMADZU UVProbe Software (Kinetik Modul) nach der HanesMethode (Hanes, 1935). Die resultierenden vmax-Werte werden in mkat/kg (= nkat/mg) angegeben: vmax [mkat/kg] = 16,67 x vmax [U/mg] Aus diesen werden die Kcat-Werte (s-1) berechnet: kcat [s-1] = Enzym-Menge pro mg [nmol] / vmax [nkat/mg] Hieraus ergibt sich katalytische Spezifität mit: Katalytische Spezifität [M-1s-1] = kcat [s-1] / Km [M] Die Bestimmung der kinetischen Konstanten für das Cosubstrat (NADH bzw. NADPH) erfolgt abweichend hiervon in Gegenwart eines 2-Cyclohexen-1-on-Überschusses nach folgendem Ansatz: Ansatz 2 Rekombinantes Protein 2-Cyclohexen-1-on 0.0125 – 0.05 mg 2 mM DMSO 40 µL P5βR-Assaypuffer ad 990 µL Die Reaktion wird in diesem Fall durch die Zugabe von 10 µL Cosubstrat (0,05 - 0,5 mM EK) gestartet. Die übrigen Reaktionsbedingungen bleiben erhalten. 45 II.2.5 Darstellung von Proteinstrukturen und in silico-Methoden Für die Beantwortung von bioinformatischen Fragestellungen in der modernen molekularbiologischen Forschung finden eine Vielzahl von Programmen Anwendung. Im Rahmen dieser Arbeit kamen folgende Software zum Einsatz: Anwendungsgebiet Programm(e) Protein- und Nucleinsäure-Alignments ClustalW (www.bi.ac.uk/Tools/msa/clustalw2/) Bioedit Design und Analyse von PCR Primern ID Integrated DNA Technologie; Oligoanalyser (www.idtdna.com/analyzer/Applications/) Planung von Plasmid-Restriktionen / -Ligationen PCR Simulation PlasmaDNA 3d Liganden-Erstellung ACD Chemsketch Visualisierung und Bearbeitung von Proteinstrukturen Pymol Swiss PDB Viewer / DeepView Wincoot 7.1 Suche nach verwandten Proteinstrukturen VAST (www.ncbi.nlm.nih.gov/Structure/VAST/) Docking ArgusLab, Autodock Berechnung von Proteineigenschaften ExPasY ProtParam Tool (www.expasy.org) Translation von Nucleotidsequenzen ExPasY Translate Tool (www.expasy.org) Suche nach orthologen und paralogen Genen/Proteinen BlastN, BlastP (www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/) Homologie-Modellierung SwissModel (www.swissmodel.expasy.org) Validierung von Homologie-Modellen SwissModel (www.swissmodel.expasy.org/qmean/) FastPCR (primerdigital.com/fastpcr.html) 46 III. ERGEBNISSE Im Gegensatz zu „Directed Evolution“-Experimenten, bei denen zu Beginn keine detaillierten Informationen über das Zielprotein vorhanden sein müssen, ist der entscheidende Faktor zur Planung eines rationalen Proteindesigns mittels ortsgerichteter Mutagenese die Verfügbarkeit einer möglichst großen Basis an Struktur- bzw. Sequenzinformationen. Um die Aktivitätsunterschiede, die sich bei der rDlP5βR und der AtP5βR finden, zu untersuchen, war das erste Ziel dieser Arbeit deshalb eine Vielzahl von homologen P5βR-Genen aus verschiedenen Pflanzen zu klonieren und funktionell in E. coli M15 zu exprimieren. Hierbei sollten optimalerweise sowohl funktionelle Enzyme mit einer hohen, als auch Enzyme mit einer niedrigen Aktivität gefunden werden. Aus den Sequenz- und Aktivitätsdaten sollten in der Folge aussichtsreiche Positionen innerhalb der rDlP5βR für die anschließende ortsgerichtete Mutagenese abgeleitet werden. III.1 Klonierung von orthologen P5βR Die Datenbank-Suche nach bekannten Homologen zur D. lanata P5βR (DlP5βR) mittels BLAST Algorithmus (BLASTp bzw. BLASTn) ergab eine hohe Anzahl an entsprechenden putativen P5βR-Genen, verteilt über viele Taxa innerhalb und außerhalb der Angiospermen, mit einer Identität zur A. thaliana P5βR (AtP5βR) und D. lanata P5βR (DlP5βR) von etwa 50 - 99 Prozent. Ihre Annotierung erfolgte in nahezu allen Fällen ausschließlich auf Grund der Sequenzähnlichkeit zu diesen Enzymen. Daten ihre Aktivitäten betreffend waren nicht verfügbar. Die bekannten Sequenzen sollten genutzt werden, um Primer zur Klonierung weiterer P5βR-Gene zu generieren. III.1.1 Ableitung der Primer und Screening von RNA-Bibliotheken Primer wurden abgeleitet aus den GenBank-Einträgen der funktionell bestätigten P5βR aus Arabidopsis thaliana (EF579963), Digitalis lanata (AY585867) und Nicotiana tabacum (AB488494.1/AB488495.1), sowie den putativen P5βR aus Zea mays (NM_001174269.1), Vitis vinifera (AM448495.1) und Ricinus commumis (XM_002510077.1). Zum Teil wurden die Primer mit degenerierten Positionen konzipiert (siehe II.1.10). Von verschiedenen Pflanzen wurde RNA isoliert (II.2.1.2) und in cDNA umgeschrieben (II.2.1.3). Es wurden dazu zunächst die Primer-Kombination gewählt, die für die taxonomisch am nächsten stehende Art mit bekannter Gensequenz geeignet war. In den Fällen, in denen es auf diese 47 Art nicht möglich war, ein PCR-Produkt zu erhalten, wurden auch die anderen im Rahmen der vorliegenden Arbeit abgeleiteten und synthetisierten Primer getestet. Da keine Festlegung auf bestimmte Taxa erforderlich war, wurden Versuche mit Pflanzenmaterial, aus dem mit den Standardmethoden keine RNA gewonnen werden (z.B. Dionaea muscipula oder Nepenthes alata) oder bei denen mit keiner Primer-Kombination eine erfolgreiche PCR durchgeführt werden konnte (z.B. Hedera helix), nicht weiter verfolgt. Ähnlich wie P5βR-cDNA aus D. lanata und A. thaliana besaßen alle erhaltenen PCR-Amplifikate eine Größe von etwa 1,1 - 1,2 kb (II.2.1.5; Abb. 6): M 1 2 3 M 4 1 cDNA Mentha piperita 2 cDNA 2 Mentha piperita 1,5 kb 1,0 kb ca. 1,1 kb 3 cDNA Gomphocarpus fruticosus 4 cDNA Erysimum rhaeticum Abb. 6: Beispiele für PCR-Amplifikate aus der cDNA von M. piperita, G. fruticosus und E. rhaeticum mit verschiedenen P5βR-Primern, deren Größe auf putative P5βR-ORFs schließen lässt. M = 1kb Marker. Die nachfolgende Tabelle fasst alle Organismen zusammen, bei denen cDNAs synthetisiert werden konnten, mit denen eine Amplifikation von putativen P5βR möglich war und gibt die dazugehörige Primer-Kombination an (Tab 1): Tab. 1: Primer-Kombinationen für die Amplifikation von putativen, orthologen P5βR-Genen verschiedener Pflanzen. cDNA aus Organismus Primerkombination Amoracia rusticana Atropa belladonna Coffea arabica Nicotiana tabacum Solanum tuberosum Solanum lycopersicon Erysimum crepidifolium Erysimum rhaeticum Gomphocarpus fruticosus Ricinus communis Mentha piperita Calotropis procera Withania somnifera Lunaria annua Ery_Dir + Erysalrev Ntdir1 + Ntrev1 Gen_Dir + Gen_Rev Ntdir1 + Ntrev1 Ntdir1 + Ntrev1 Ntdir1 + Ntrev1 Ery_Dir + Erysalrev Ery_Dir + Erysalrev Gen_Dir + Gen_Rev PB_Rc_dir + PB_Rc_rev Gen_Dir + Gen_Rev Gen_Dir + Gen_Rev Ntdir1 + Ntrev1 Ery_Dir + Erysalrev 48 Bei nahe verwandten Arten war in allen Beispielen jeweils ein Primer-Paar ausreichend. Die Kombination von Ntdir1/Ntrev1 (beide aus der putativen N. tabacum P5βR abgeleitet) funktionierte für alle untersuchten Solanaceen, Ery_Dir/Erysalrev für alle untersuchten Brassicaceen und Gen_Dir/Gen_Rev für die verschiedenen Vertreter von Familien innerhalb der Gentianales. III.1.2 Klonierung in den TOPO-Klonierungsvektor Zur Aufklärung der Sequenzen der putativen P5βR-Gene und zur Vermehrung der DNA sollten die erhaltenen, ca. 1,1 kb großen, (RT-)PCR-Produkte im Anschluss in den pCR ®2.1TOPO®-Vektor kloniert werden. Hierzu wurden die gewünschten Banden zur Reinigung und Aufkonzentrierung mittels „freeze'N squeeze“-Verfahren (II.2.1.6) aus einem Agarose-Gel isoliert. Mit Hilfe der Agarose-Gelelektrophorese wurde kontrolliert, ob die Reinigung erfolgreich war. Im aufgeführten Beispiel (Abb. 7) konnte so eine DNA-Lösung mit einer Konzentration von 165 ng/µL und einem Reinheitsquotient (II.2.1.15) von 1,78 erhalten werden. M 1 2 3 1 kb Abb. 7: Kontrolle der mit „freeze'N squeeze“ gereinigte PCR-Amplifikate putativer P5βR aus der cDNA von Solanum tuberosum (Spur 1) und Atropa belladonna (Spur 2/3). Die Konzentration betrug in beiden Fällen 165 ng/µL bei einem Reinheitsquotient von 1,78. Die gereinigte DNA wurde in den Vektor kloniert und dieses Konstrukt in chemisch kompetente E. coli One Shot TOP10 transformiert. Die Auswahl von Bakterien-Kolonien mit inserthaltigem pCR®2.1-TOPO® Vektor erfolgte mittels Blau-Weiß-Selektion (II.2.1.12). Von positiv selektionierten Kolonien wurden LB-Flüssigkulturen angelegt und die Plasmid-DNA isoliert (II.2.1.14). Die Sequenzierung erfolgte bei GATC Biotech AG zunächst immer mit dem firmeneigenen TOPO-1 Primer. Die erhaltenen Sequenzen wurden mit Hilfe von ClustalW mit der als Referenz dienenden DlP5βR-Nucleotidsequenz verglichen. Es wurden jeweils beide Orientierungen (5'-3' und 3'-5') getestet, da die bei der TOPO-UA Klonierung aufgenommenen Inserts beide 49 Integrationsmöglichkeiten vorweisen können. Zeigte sich eine signifikante Übereinstimmung, wurde im Anschluss mit dem TOPO-2 Primer der Rest der Insert-Sequenz sequenziert. Beide Teilsequenzen wurden händig zur Gesamtsequenz zusammengefügt. Abb. 8 zeigt beispielhaft die Nukleotid-Sequenz der putativen A. belladonna P5βR, die aus den Sequenzierungen des pCR ®2.1TOPO® Vektor-Konstrukts Nr. 3 abgeleitet wurde im direkten Vergleich zur intronfreien P5βRSequenz aus D. lanata. Die Identität zwischen den beiden Sequenzen beträgt 75 %. Das Alignment umfasst einen kompletten Leserahmen von Start- bis Stopp-Codon für eine putative P5βR. Aus dieser Analyse lässt sich ableiten, dass die gewünschte P5βR-Sequenz vollständig in das Plasmid eingebaut worden war. AbP5βR DlP5βR ATGAGCTGGTG---GGCTGGAGCTATTGGTGCTGCCAAGAAAAAATTCGAAGAAGATGAT 57 ATGAGCTGGTGGTGGGCTGGAGCGATAGGCGCTGCAAAGAAAAGGTTGGAAGAAGATGAC 60 *********** ********* **:** *****.*******..** *********** AbP5βR DlP5βR GCACCACCCAAGTATCAAAGCGTTGCTCTAATCATCGGAGTTACCGGCATCGTCGGCAAC 117 GCACAGCCAAAGCATTCGAGCGTGGCGTTGATAGTTGGGGTAACCGGAATCATCGGCAAC 120 ****..**.*** ** ..***** ** *.**..* **.**:*****.***.******** AbP5βR DlP5βR AGTCTCGCCGAGATCCTCCCTCTCGCCGACACCCCCGGCGGTCCTTGGAAAGTCTATGGC 177 AGCCTGGCGGAGATCCTGCCACTGGCCGACACCCCCGGCGGTCCGTGGAAGGTATACGGC 180 ** ** ** ******** **:** ******************** *****.**.** *** AbP5βR DlP5βR GTTGCTCGCCGCCCTAGACCGTCGTGGAATGCCGACCACTCAATTGAGTACGTCCAATGT 237 GTCGCCCGCCGCACCAGACCCGCCTGGCATGAGGATAATCCGATCAATTACGTCCAGTGC 240 ** ** ******.* ***** * ***.***. ** .* *.** .* ********.** AbP5βR DlP5βR GACATATCTAACCCGGAAGATACCCAATCCAATCTCTCCCTTCTCACTGATGTCACCCAC 297 GACATATCCGATCCAGATGACTCCCAAGCCAAGCTGTCACCTCTGACTGATGTTACCCAC 300 ******** .* **.**:** :***** **** ** **.* *** ******** ****** AbP5βR DlP5βR GTGTTCTATGTTACTTGGGCTAATAGATCCACAGAGATTGAAAACTGTGAAATTAATGGG 357 GTGTTCTACGTTACCTGGGCTAATCGATCCACCGAACAAGAAAACTGTGAAGCCAATAGC 360 ******** ***** *********.*******.**..::************. ***.* AbP5βR DlP5βR AAAATGTTTAGAAATGTTCTTAATGTTATTATCCCTAATTGCCCCAATTTACGCCACATC 417 AAAATGTTCAGGAACGTGCTTGATGCAGTTATCCCTAATTGCCCCAATTTGAAGCACATC 420 ******** **.** ** ***.*** :.**********************... ****** AbP5βR DlP5βR TGTTTGCAAGCGGGTCGAAAACATTATTTGGGTCCGTTTGAATTGTATGGAAAAGTAG-- 475 TCATTGCAGACTGGGAGGAAGCATTACATGGGACCATTTGAATCCTACGGGAAAATAGAA 480 * :*****..* ** .*.**.***** :****:**.******* ** **.***.*** AbP5βR DlP5βR -CCCATGATTCTCCGTTTCACGAGGATTTACCGAGATTAAGTGGGCCTAATTTTTACTAC 534 TCCCATGATCCACCCTACACTGAGGATTTGCCCAGGTTGAAGTACATGAACTTTTACTAT 540 ******** *:** *: .. ********.** **.**.*. . . ** ******** AbP5βR DlP5βR ATTCTTGAGGATATTTTATTTAAGGAGATGGAGAAGAAGGAAGGATTGACATGGTCAGTT 594 GATTTAGAGGATATTATGCTTGAGGAGGTGGAGAAGAAGGAGGGTTTGACTTGGTCGGTT 600 .:* *:*********:*. **.*****.*************.**:*****:*****.*** AbP5βR DlP5βR CATAGGCCCGGGACGATATTTGGGTTTTCACCATATAGTTTGATGAACATTGTTGGAACG 654 CATCGCCCAGGGAATATATTCGGGTTTTCTCCATATAGTATGATGAATTTGGTGGGTACC 660 ***.* **.****. ***** ********:*********:******* :* ** **:** AbP5βR DlP5βR CTTTGTGTTTACGCGGCTATATGTAAACACGAAGGGTTGCCGTTGAGGTTTCCAGGTGTT 714 CTTTGTGTTTATGCAGCTATTTGCAAACACGAGGGAAAGGTTTTGAGGTTTACTGGTTGT 720 *********** **.*****:** ********.**.::* *********.*:*** * 50 AbP5βR DlP5βR AAAGCGGCGTGGAATGGATACTCGGATTCCTCCGATGCGGACTTGATTGCTGAGCATCAG 774 AAGGCTGCGTGGGATGGGTACTCGGATTGCTCTGATGCGGATTTGATAGCGGAGCATCAT 780 **.** ******.****.********** *** ******** *****:** ******** AbP5βR DlP5βR ATATGGGCTGCAGTGGATCCGTACGCTAAGAATGAGGAGTTTAATGTGAGCAATGGGGAT 834 ATTTGGGCTGCAGTGGATCCTTATGCAAAAAACGAGGCCTTTAATGTGAGTAATGGAGAT 840 **:***************** ** **:**.** ****. *********** *****.*** AbP5βR DlP5βR GTCTTCAAGTGGAAGCATTTCTGGAAGGTTTTGGCTGAGCAATTTGGAGTGGAGGCCACG 894 GTGTTTAAATGGAAGCATTTTTGGAAGGTGTTGGCGGAGCAGTTTGGAGTAGGGTGTGGA 900 ** ** **.*********** ******** ***** *****.********.*.* . . AbP5βR DlP5βR GAGTTTGATGAAGGGAAGAGATGCACTTTGGGAGAGATGATGAAAGACAAAGGCGCTGTT 954 GAGTATGAAGAAGGGGTGGATTTGAAATTGCAGGATTTAATGAAGGGGAAGGAGCCGGTT 960 ****:***:******.:*..:* *.:*** ..** :*.*****.*. **.*. * *** AbP5βR DlP5βR TGGGATGAGATTGTGAAGGAGAATGGATTGGAGTCTACTAAATTGGAGGAGGTTGGGGTT 1014 TGGGAGGAAATCGTGAGGGAGAATGGATTGACACCTACGAAACTGAAGGATGTCGGAATT 1020 ***** **.** ****.*************... **** *** **.**** ** **..** AbP5βR DlP5βR TGGTGGTTTGTTGATCTTATTCTTGGTGGAGATTGTCCTTTGGATACTATGAACAAGAGC 1074 TGGTGGTTTGGTGATGTTATACTTGGGAATGAGTGTTTCCTGGATAGTATGAACAAGAGC 1080 ********** **** ****:***** ..:** *** ****** ************* AbP5βR DlP5βR AAGGAGCACGGTTTCTTGGGATTCCGAAACTCACAAAAAGCATTCATTTCCTGGATTGAT 1134 AAGGAGCATGGCTTTTTGGGATTTAGGAACTCCAAGAATGCGTTCATTTCTTGGATTGAC 1140 ******** ** ** ******** .*.*****..*.**:**.******** ******** AbP5βR DlP5βR AAGGTGAAAGCCTACAAAGTTGTTCCTTAG 1164 AAGGCAAAAGCTTACAAGATTGTTCCTTGA 1170 **** .***** *****..*********.. Abb. 8: Alignment der erhaltenen putativen P5βR-Sequenz aus Atropa belladonna (AbP5βR) aus dem pCR2.1-TOPOVektor mit der DlP5βR (AY585867), sequenziert mit TOPO-1 und TOPO-2 Primern. Start- und Stopp-Codon sind grün bzw. rot hinterlegt. Die Nukleotid-Sequenzen wurden mit dem Programm ExPASy in die korrespondierenden Aminosäure-Sequenzen übersetzt und in der Genbank NCBI Databases GenBank (www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi) veröffentlicht. Eine Liste aller auf diese Weise klonierten und sequenzierten homologen P5βR-Sequenzen wird in Tab. 2 wiedergegeben. Tab. 2: Zusammenfassung aller in den pCR®2.1-TOPO®-Vektor klonierten DNA-Abschnitte. Organismus ORF NT AS Genbankeintrag A. belladonna P5βR (cDNA) 1164 387 GU451678 N. tabacum P5βR (cDNA) 1167 388 GU807434 W. somnifera P5βR (gDNA) 1235 - JN638574 S. lycopersicon P5βR (cDNA) 1164 387 JF504670 S. tuberosum P5βR (cDNA) 1164 387 JF504669 L. annua P5βR (gDNA) 1278 - JN638575 A. thaliana Promotorregion ca. 1 kb 51 Für die heterologe Expression sollten diese zunächst auf die von Herl et al. (2006) etablierte Art mittels Restriktionsendonukleasen in den pQE-30 Expressionsvektor subkloniert werden. Es konnte jedoch kein zufriedenstellendes Konstrukt hergestellt werden. Unter anderem wurde das Insert trotz geeigneter Schnittstellen in falscher Orientierung in den Vektor ligiert. III.1.3 Etablierung eines Klonierungssystems für pQE30-UA Vektoren Zur Steigerung der Klonierungseffizienz wurde deshalb ein alternatives Klonierungssystem mit dem pQE30 UA-Expressionsvektor entwickelt. Mit Hilfe dieses Systems konnten innerhalb von sehr kurzer Zeit PCR-Produkte nach einer Reinigung (unter Umgehung des Klonierungsvektors und der Subklonierung in den pQE30-Vektor) direkt in einen Expressionsvektor kloniert werden (Abb. 9). Abb. 9: Entwickeltes System zur schnellen, direkten Klonierung orthologer P5βR mit dem pQE30-UA Vektor. Durch dieses Vorgehen war es möglich, mehrere weitere homologe P5βR-Gene in frame zu klonieren. Dies soll im Folgendem am Beispiel des P5βR-Gens aus Mentha piperita (MpP5βR; Genbankeintrag GU451677) dargestellt werden. Aus der cDNA, die durch Umschreiben von RNA aus frischem M. piperita Blattmaterial gewonnen wurde, ließ sich durch eine PCR Reaktion mit den P5βR-spezifischen Primern Gen_Dir und Gen_Rev im 1 %-igen Agarosegel eine deutlich sichtbare Bande bei der gewünschten Höhe von ca. 1,1 kb nachweisen. Zur maximalen Ausbeute an DNA wurden jeweils 4-5 PCR-Ansätze gepoolt und die gewünschten Banden aus einem Agarose-Gel isoliert, um störende Nebenprodukte abzutrennen (Abb. 10). 52 Abb. 10: PCR-Produkte mit cDNAs aus jungen Blättern von M. x piperita (Spur 1-4) und den Gen_Dir- und Gen_RevPrimern. Schwach erkennbar sind Nebenbanden der Reaktion. Die so gereinigten PCR-Amplifikate wurden direkt in den pQE-30 UA Vektor kloniert (II.2.1.8) und das Konstrukt in (hoch)kompetente E. coli NEB-5α Zellen transformiert (II.2.1.10). Das Screening der resultierenden Kolonien erfolgte mittels Colony-PCR (Abb. 11). Die Erfolgsquote hierbei lag je nach PCR-Produkt zwischen 10 und 100 Prozent. Abb. 11: Screening von zehn Bakterienkolonien (Spur 1-10) zur Kontrolle der erfolgreichen Aufnahme eines Konstruktes aus putativer MpP5βR im pQE-30-UA Vektor mittels Colony-PCR (Gen_Dir/Gen_Rev-Primer). Spur 3-6, 8 und 10 zeigt positive Kolonien. Die Bakterien-Kolonien, bei denen die Reaktion positiv verlief, wurden in Flüssigkultur übernommen, um ihre Plasmid-DNA zu präparieren (II.2.1.14). Dies war wichtig, da bei der gewählten Klonierungsstrategie PCR-Produkte (entsprechend der TOPO-UA Klonierung, II.2.1.8) sowohl in sense- als auch in antisense-Orientierung in das Plasmid aufgenommen werden konnten. 53 Die Sequenzierung erfolgte jeweils mit den Primern pQE_FP und pQE_RP(-50). Die erhaltenen Teilsequenzen (Daten nicht gezeigt) wurden kombiniert, um den durchgängigen Leserahmen der Nucleotid-Sequenz zu erhalten. In der Sequenz des Klons Nr. 39 fanden sich auch die beiden Primer wieder, die zur Klonierung Verwendung fanden. Dies spricht dafür, dass die gesamte, intronfreie Gensequenz vollständig in den Vektor integriert wurde. Die vollständige InsertSequenz umfasste 1170 Nt und einen durchgehenden Leserahmen ohne Stopp-Codons (Abb. 12). Am 5'-Ende der Sequenz konnte die Codierung für den späteren N-terminalen His-tag identifiziert werden. Diese war vom putativen P5βR-Insert durch die 30 Basen der „Multiple Cloning Site“ (MCS) getrennt. Die Sequenzidentität zum D. lanata bzw. A. thaliana P5βR-ORF auf Nucleotidebene betrug 80 bzw. 71 %. 5'-ATGAGAGGATCGCATCACCATCACCATCACGGATCCCACGTGATATCCTCAATCGCTTCT ATGAGCTGGTGGTGGGCTGGGGCTATCGGCGCTGCAAAGAAAAAACTCGAAGAAGATGAGGCGCCGCCGA ACTACCAGAGCGTAGCTCTGGTGGTGGGGGTGACCGGAATCGTCGGCAACAGCCTGGCGGAGATCCTGCC GCTCTCCGACACTCCCGGCGGCCCCTGGAAGGTCTACGGGGTGGCGCGCCGCCCCCGCCCCGCCTGGAAC GACGATCACCCCATCACCTACATCCGCTGCGACGTGTCCGATTCCGGCGACGCGAAGGAGAAGCTGTCCC CTCTCACCGATCTAACCAACATCTTCTATGTAACATGGACTAACAAATCCACCGAGGCGGAGAATTGCGA AGCCAATGGGAAAATGCTGAAGAATGTGCTCGATGCATTGATCCCTAATTGCCCTAATTTGAAGCATGTC TGTTTGTTGACTGGTAGGAAGCATTACGTTGGTCCATTCGAGTCCGTTGGAAAGATTCGAGCACACGATC CTCCGTTTACTGAGGATTTGCCTCGATTGGACTGCCCGAATTTCTACTATACCTTGGAGGATATTCTGTT TGAGGAGGTTCAGAAGAAGGAGGGCTTGACATGGTCTGTGCATAGGCCTGGGGCTATATTCGGGTTCTCG CCATATAGCATGATGAATTTGGTTGGAACACTTTGTGTTTATGCAGCCATTTGTAAGCATGAAGGTGCAG TCTTGAGGTTTCCTGGTTGTAAAGGTGCTTGGGATGGATACTATGATTGCTCTGATGCAGATTTGATTGC GGAGCATCAAATCTGGGCAGCCGTGGATCCTTACGCGAAGAATGAGGCGCTCAATGTGAGCAATGGCGAT GTTTTCAAGTGGAAGCATTTCTGGAAAGTGTTGGCAGAGCAGTTTGGGGTGGAGTGTGGGGAGTATGAGG AAGGGAATGAGGTGAAGTTGCAGGATTTGATGAAGGATAAAGGCCCAGTTTGGGATGAAATCGTGAGGGA GAATGGCTTGTCGCCTACGAAGCTGGAGGACGTGGGGATTTGGTGGTTTGCCGATTTTAGCCTTGGGTAT GAATGTCCCTTGGATACGATGAACAAAAGCAAGGAGCATGGATTTCTGGGATTCAGAAATTCCAAGAACT CCTTCATTTCTTGGATTGATAAGGTGAAGGCTTACAAGATTGTTCCTTAG-3´ Abb. 12: Sequenz der klonierten, putativen M. piperita P5βR im pQE30-UA-Vektor. Der ORF liegt „in frame“ zur Histag Codierung (gelb) vor. Die Sequenz des (sense) Klonierungs-Primers (Gen_Dir) ist unterstrichen. Start- und StoppCodon sind grün bzw. rot hinterlegt. Diese DNA Sequenz wurde mittels ExPASy Translation-Tool (II.2.5) in die korrespondierende Aminosäuresequenz übersetzt. Die putative MpP5βR umfasst 389 Reste. Die charakteristischen Protein-Motive für SDR und P5βR sind im Protein zu finden. Die Sequenzidentität zur rDlP5βR beträgt 82 % (Abb. 13). MSWWWAGAIGAAKKKLEEDEAPPNYQSVALVVGVTGIVGNSLAEILPLSDTPGGPWKVYGVARRPRPAWN DDHPITYIRCDVSDSGDAKEKLSPLTDLTNIFYVTWTNKSTEAENCEANGKMLKNVLDALIPNCPNLKHV CLLTGRKHYVGPFESVGKIRAHDPPFTEDLPRLDCPNFYYTLEDILFEEVQKKEGLTWSVHRPGAIFGFS PYSMMNLVGTLCVYAAICKHEGAVLRFPGCKGAWDGYYDCSDADLIAEHQIWAAVDPYAKNEALNVSNGD VFKWKHFWKVLAEQFGVECGEYEEGNEVKLQDLMKDKGPVWDEIVRENGLSPTKLEDVGIWWFADFSLGY ECPLDTMNKSKEHGFLGFRNSKNSFISWIDKVKAYKIVP Abb. 13: Aminosäure-Sequenz der putativen MpP5βR. Charakteristische Protein-Motive der DlP5βR sind gelb markiert. 54 Das Vorgehen beim Klonieren von weiteren putativen P5βR-Genen aus anderen Organismen erfolgte analog. Die neu beschriebenen Sequenzen wurden ebenfalls in der NCBI Databases GenBank veröffentlicht. Alle Sequenzen sind in richtiger Orientierung und im richtigen Leserahmen zum N-terminalen His-tag in den pQE30-UA Expressionsvektor kloniert worden. Die einzige Ausnahme stellt die putative P5βR aus Calotropis procera (CpP5βR) dar. Bei dieser konnten durch Colony-PCR 11 positive Bakterienkolonien identifiziert werden, deren PlasmidDNA isoliert und sequenziert wurde. Allerdings besaßen alle Inserts die falsche („antisense“) Orientierung. In der folgenden Tabelle (Tab. 3) sind alle im Rahmen dieser Arbeit in Expressionsvektoren klonierte Gene, inklusive der entsprechenden Genbank-Einträge, verzeichnet. Tab. 3: Zusammenfassung aller Gene/Genbankeinträge, die erfolgreich in frame in Expressionsvektoren kloniert werden konnten (P5βR = Progesteron-5β-Reduktase; 3β-HSD = 3β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase; IPTR = Isopiperitenon-Reduktase). Die Klonierung der CpP5βR gelang nur in 3'-5' Orientierung. Organismus ORF NT AS Expressions- Genbankeintrag system A. belladonna P5βR 1164 387 pQE30-UA A. thaliana 3β-HSD E. crepidifolium GU451678 - - pQE30-UA P5βR 1170 389 pQE30-UA GU354236 E. rhaeticum P5βR 1170 389 pQE30-UA GU354237 G. fruticosus P5βR 1167 388 pQE30-UA GU354238 M. piperita P5βR 1170 389 pQE30-UA GU451677 M. piperita IPTR 945 314 pQE30-UA C. procera P5βR 1164 387 (pQE30-UA) GU479996 H. carnosa P5βR 1164 387 Gateway GU354231 P. major P5βR 1170 389 Gateway GU354233 N. oleander P5βR 1164 387 Gateway GU354232 A. curassavica P5βR 1164 387 Gateway GU354230 - - Im weiteren Verlauf dieser Arbeit erfolgte für die im Folgenden beschriebenen Versuche (u.a. Expression, native His-tag Reinigung, katalytische Aktivität, Modellierung) eine Konzentrierung auf die Plasmid-Konstrukte mit den klonierten P5βR aus Atropa belladonna, Erysimum crepidifolium, Erysimum rhaeticum, Gomphocarpus fruticosus und Mentha piperita. Trotzdem erfolgte auch der Nachweis der erfolgreichen funktionellen Expression der P5βR aus Hoya carnosa, Plantago major, Nerium oleander und Asclepias curassavica (die Klonierung und funktionelle Expression dieser vier cDNAs erfolgte im Rahmen der Diplomarbeit von Margareta Brydziun; vgl. hierzu Bauer et al., 2010). 55 III.2 Funktionelle Expression der orthologen P5βR in E. coli M15[pREP4] III.2.1 Expressionsbedingungen und native His-tag-Reinigung Zur Aufklärung der optimalen Expressionsbedingungen der klonierten P5βR, wurden für alle Proteine die beiden publizierten Möglichkeiten für rP5βR getestet (Standardbedingungen von 1mM IPTG, 37 °C, 4 h bzw. Variation mit 0,1 mM IPTG, 4 °C, 96 h). Es wurde jeweils die Methode mit den individuell besseren Ergebnissen weiterverwendet. Hauptkulturen zur Proteinexpression wurden angelegt und auf eine Überexpression von rP5βR überprüft. Für die rMpP5βR konnte rekombinantes Protein nur dann erhalten werden, wenn nach der Induktion mit 0,1 mM IPTG für 96 h bei 4 °C kultiviert wurde. Abb. 14 zeigt das Expressionsprofil des Proteins unter diesen Gegebenheiten: M 1 2 3 4 5 6 7 8 ca. 43 kDa Abb. 14: Expressionsprofil der rMpP5βR mittels SDS-PAGE und Coomassie Brilliant Blue Analyse. Spur 1 = vor Induktion; Spur 2 = 24 h; Spur 3 = 48 h; Spur 4 = 72 h; Spur 5 = 96 h; Spur 6/7 = Protein-Eluat der nativ gereinigten rMpP5βR im Elutions- bzw. P5βR-Assaypuffer; Spur 8 = nativ gereinigte rGfP5βR. Die nach 0 h (= vor IPTG-Induktion, Spur 1), 24 h (Spur 2), 48 h (Spur 3), 72 h (Spur 4) und 96 h (Spur 5) entnommenen Proben wurden nach ihrer Aufarbeitung mittels 12,5-%-igem SDS-Gel aufgetrennt und nach Färben mit Coomassie Brilliant Blue analysiert. Es zeigte sich eine Bande, deren Höhe von etwa 40 – 45 kDa der berechneten Proteingröße von ca. 43 kDa entspricht. Diese Bande hat ihre stärkste Intensität nach 96 h Kultivierungsdauer. Aus den so behandelten E. coli Kulturen konnte das rekombinante Enzym in einer guten Ausbeute (nativ) überexprimiert werden. Die Abbildung 14 zeigt die gereinigte rMpP5βR im Imidazol-Elutionspuffer bzw. im P5βR-Assaypuffer (Bahn 6 und 7). Im Vergleich hierzu ist ebenfalls die nativ-gereinigte rGfP5βR zu sehen (Bahn 8). Die Reinigung erfolgte wie unter II.2.2.2 beschrieben. 56 Auf diese Weise war es möglich, die rekombinanten, homologen Enzyme in 2 Gruppen zu separieren. Die rekombinanten Erysimum Enzyme (rEcP5βR, rErP5βR) konnten v.a. über die Expressionsvariante mit 1 mM ITPG und einer Kultivierungsdauer von 4-5 h gewonnen werden, die auch für die nahe verwandte P5βR aus A. thaliana (rAtP5βR) beschrieben worden ist. Die Enzyme aus G. fruticosus (rGfP5βR) und M. piperita (rMpP5βR) wurden nach der oben dargelegten, langen Inkubationszeit bei niedriger Temperatur überexprimiert. Mit keiner von beiden Methoden gelang es, das A. belladonna Enzym (rAbP5βR) zu exprimieren. III.2.2 Nachweis der katalytischen Aktivität Zur Planung der Mutagenese-Versuche war neben der Aufklärung der Sequenz besonders der Nachweis der katalytischen Aktivität (v.a. mittels Standard-P5βR-Enzymassays; II.2.3.6) essentiell. Hierzu wurde das nativ gereinigte Enzym in P5βR-Assaypuffer umgepuffert (II.2.3.2) und von dieser Mischung jeweils 0,2 mg in einem Volumen von 1000 µL eingesetzt. Die Auswertung der Enzymtests erfolgte mittels DC nach Tauchen in Anisaldehyd-RL. Abb. 15: DC Analyse des Standard-P5βR-Enzymassays der rMpP5βR bei 30 °C und 0,5 mM Progesteron (Spur 1 = 0,2 mg Protein; Spur 2 = 0,4 mg Protein; M = Referenzen; Spur 3 = Negativkontrolle) Die Dünnschichtchromatographie zeigte, dass das Enzym in der Lage ist, Progesteron zu 5β-Pregnan-3,20-dion, dem putativen Folgeprodukt innerhalb der Herzglykosid-Biosynthese, umzusetzen. Ebenfalls zu sehen war, dass diese Reduktion konzentrationsabhängig verläuft (Abb. 15). So war bei einer Konzentration von 0,2 mg/mL Protein nach 2 h bei 30 °C noch Substrat zu sehen (Spur 1), während bei der doppelten Enzym-Konzentration nur noch das Produkt detektiert werden konnte (Spur 2). Wurde das Enzym vor Substrat-Zugabe denaturiert, fand keine Katalyse statt (Spur 3). 57 Auf diese Art konnten die katalytischen Aktivitäten der klonierten, funktionell exprimierten Enzyme (EcP5βR, ErP5βR, GfP5βR und MpP5βR) verschiedener Taxa demonstriert werden. Dies stellt nach den aus Digitalis sp. und A. thaliana rekombinant verfügbaren Proteinen den ersten Nachweis der Funktionalität dieser neuen Enzym-Klasse dar. Abbildung 16 zeigt einen direkten Vergleich der Aktivitäten aller Enzyme bei 30 °C nach 2 h. 1 2 3 4 5 M 5β-Pregnan-3,20-dion Progesteron β-Mercaptoethanol Abb. 16: DC der P5βR-Standard-Assays der verschiedenen klonierten und funktionell exprimierten rP5βR zur vergleichenden Darstellung ihrer jeweiligen katalytischen Aktivitäten (T = 30 °C; PRO-Konzentration = 0.5 mM; Spur 1 = rEcP5βR; Spur 2 = rGfP5βR; Spur 3 = rDlP5βR; Spur 4 = rMpP5βR; Spur 6 = rAtP5βR). Wie für die rMpP5βR bereits gezeigt besitzen alle Enzyme die Fähigkeit, Progesteron katalytisch zu 5β-Pregnan-3,20-dion zu reduzieren. Allerdings unterscheiden sich die Proteine hinsichtlich ihres Aktivitätslevels untereinander stark (Abb. 16). Die rMpP5βR (Bahn 5) und die rAtP5βR (Bahn 6) zeichnen sich durch eine hohe Aktivität aus, während Enzyme aus E. crepidifolium (Bahn 3) und E. rhaeticum (nicht in Abbildung) in ihrer Aktivität eher der rDlP5βR entsprechen. Die rGfP5βR ist sogar noch weniger aktiv (Bahn 2). Es stellte sich so dar, dass sich die beiden taxonomisch näher verwandten Protein-Gruppen, mit jeweils ähnlicherer Aminosäuresequenz (rP5βR aus Erysimum sp./A. thaliana bzw. D. lanata/M. piperita), jeweils deutlich in ihrer Aktivität unterschieden. Des weiteren besaßen die beiden Enzyme, die sich aus Organismen ableiten, welche keine Herzglykoside akkumulieren (AtP5βR und MpP5βR), die höhere enzymatische Aktivität. Diese simple Einteilung der rekombinanten Enzyme hinsichtlich verschiedener Aktivitätsgrade, bestimmt mittels P5βR-Enzymassay und DC (bzw. GC-MS, s. III.2.3.2), wurde in späteren Versuchen zur Ableitung von Aminosäuren der DlP5βR genutzt, die besonders gute Ziele der ortsgerichteten Mutagenese darstellen („bioactivity-guided screening“, II.4.2.1). 58 III.2.3 Biochemische Untersuchung der rekombinanten P5βR Neben den einfachen Funktionsdaten (III.2.2) wurden auch einige wichtige biochemische Parameter bestimmt. Da der Zweck der vorhergehenden Klonierung und funktionellen Expression der rekombinanten Proteine jedoch immer die Verwendung der gewonnenen Informationen für spätere Mutagenese-Experimente der rDlP5βR war, erfolgte diese Charakterisierung selektiv für bestimmte Merkmale. III.2.3.1 Enantioselektivität Die Untersuchung der Enantioselektivität (=stereospezifische Reduktion der Δ4,5-C=CDoppelbindung) erfolgte durch Auswertung der Standard-P5βR-Enzymassays mit Progesteron als Substrat nach einer zweistündigen Inkubationsdauer mittels DC und GC-MS-Analytik (II.2.4.2). In der Kontrolle konnten mittels des entwickelten GC-Programmes bzw. der bereits etablierten DC die beiden möglichen Produkte der Reduktion (5β-Pregnan-3,20-dion [1] bzw. 5α-Pregnan-3,20-dion [3]) von Progesteron mit beiden analytischen Methoden getrennt werden. In allen analysierten Assays wurde jeweils nur ein Produkt gefunden. Dieses wurde über die Retentionszeit (R t=23,7) und das dazugehörige Massenspektrum eindeutig als 5β-Pregnan-3,20-dion identifiziert (Abb. 17). Abb. 17: Gaschromatographische Trennung möglicher Produkte der Reduktion von Progesteron zur Analyse der P5βRAssays. A Kontrolle B Enzym-Assay mit rekombinanter P5βR aus M. piperita (1 = 5β-Pregnan-3,20-dion, Rt=23,7; 2 = Isoprogesteron, Rt=24,19; 3=5α-Pregnan-3,20-dion, Rt=24,55; 4 = Progesteron, Rt=25,93). III.2.3.2 Cosubstrat-Spezifität Es wurde getestet, ob die rekombinanten P5βR eine strikte NADPH-Spezifität besitzen oder, ob NADPH durch NADH ersetzt werden kann. Hierzu wurden Standard-P5βR-Assays mit nativ 59 gereinigtem Enzym durchgeführt, wobei anstatt eines regenerierenden Systems mit 6,4 mM NADP + nur NADH im Überschuss (6,4 mM) eingesetzt wurde. Parallel hierzu erfolgte zur Kontrolle ein Standard-Assay mit NADPH (Abb. 18). Abb. 18: GC-Analyse der rP5βR-Aktivitätstests mit NADPH (links) und NADH (rechts) als Reduktionsäquivalente unter identischen Bedingungen (Temperatur = 30 °C; Reaktionsdauer 2 h). Weder mittels DC (Daten nicht gezeigt), noch mit GC-MS (Abb. 18) konnte eine enzymatische Umsetzung des Substrats in Anwesenheit von NADH beobachtet werden. Dies war essentiell, da in späteren Mutagenese-Experimenten die Cosubstrat-Spezifität der rDlP5βR rational geändert werden sollte. Die Ansätze mit NADPH, die als Kontrollen dienten, führte mit allen Enzymen, wie bereits gezeigt, zur stereospezifischen Bildung von 5β-Pregnan-3,20-dion. 60 III.2.3.3 Temperatur-Optima Die Temperatur-Optima der rekombinanten P5βR aus M. piperita, G. fruticosus und E. crepidifolium wurden mittels Standard-P5βR-Assay bei verschiedenen Temperaturen (T = 25 °C – 60 °C) und Progesteron als Substrat bestimmt. Alle rekombinanten Proteine wiesen ein ähnliches Temperatur-Profil auf, wobei das Optimum jeweils bei 45-50 °C zu finden war (Abb. 19). Dies entspricht in den Werten, die für die rDlP5βR und die rAtP5βR vorliegen. Abb. 19: Einzelmessungen der Temperatur-Optima bestimmt mittel GC-MS-Analytik über die relative Aktivitäten (II.2.4.2) bei unterschiedlichen Temperaturen (A = rGfP5βR; B = rMpP5βR; C = rEcP5βR; gemessen wurde die relative Aktivität – II.2.4.2- bei unterschiedlichen Temperaturen). Alternativ wurden die Temperatur-Optima der rMpP5βR und der rDlP5βR auch photometrisch mit 2-Cyclohexen-1-on als Substrat bestimmt. Diese Messungen lieferten sehr ähnliche Aktivitätsverläufe (Daten nicht gezeigt). III.2.3.4 Enzymkinetiken für Progesteron und 2-Cyclohex-1-enon Zur Bestimmung der Km- und vmax-Werte der rekombinanten P5βR wurde eine neue photometrische Messmethode adaptiert, die auf der Abnahme des Cosubstrats NADPH während der Katalyse beruht (II.2.4.3). Hierzu wurden die nativ-gereinigten Enzyme in P5βR-Assaypuffer 61 umgepuffert (II.2.3.2). Zunächst wurde für jedes Protein je nach Aktivitätsstufe der optimale AssayKonzentration bestimmt.. Als Standardsubstrate wurden sowohl das putativ-native Substrat Progesteron, als auch das kleine Substratanalogon 2-Cyclohexen-1-on eingesetzt. Zur Berechnung der Km-Werte diente der Hanes-Plot (II.2.4.3). In der folgenden Abbildung (Abb. 20) sind exemplarisch einige photometrische Messkurven des Enzym-Assays mit Progesteron bzw. 2-Cyclohexen-1-on als Substrat und die Hanes-Plots zur Bestimmung der Km/vmax-Werte für beide genannten Substrate und das Cosubstrat am Beispiel der rMpP5βR aufgeführt (für die anderen Enzyme werden die Werte direkt in Tabellen-Form angegeben; s. Tab. 4). Km = 200,1 µM Vmax =1,95 mkat/kg Km = 109,5 µM Vmax = 8,05 mkat/kg Abb. 20: Hanes-Plots zur Ermittlung der Km- und vmax-Werte der rMpP5βR bei 40 °C. A Substrat = Progesteron; Proteinkonzentration = 0,05 mg/mL. B Substrat = 2-Cyclohexen-1-on; Proteinkonzentration = 0.025 mg mL. Für Progesteron konnte ein Km-Wert von 200,2 +/- 31,9 µM und ein vmax-Wert von 2,10 +/0,32 mkat/kg Protein ermittelt werden. Die kinetischen Daten der rGfP5βR und der rEcP5βR wurden analog dazu bestimmt, wobei die rEcP5βR zur weiteren Charakterisierung im Rahmen der Dissertation von Frau J. Munkert bearbeitet wurde (Munkert et al., 2011). Auf Grund der geänderten Messmethode wurden die von Herl et al. (2006/2009) publizierten kinetischen Daten der rDlP5βR bzw. rAtP5βR photometrisch neu bestimmt. Zusätzlich wurde erstmals auch 2- 62 Cyclohexen-1-on als alternatives Substrat getestet und kinetische Konstanten hierfür bestimmt (Zusammenfassung s. Tab. 4). Tab. 4: Kinetische Daten einiger klonierter, rekombinanter P5βR für unterschiedliche Substrate (CH = 2-Cyclohexen-1on; PRO = Progesteron), (n = min. 3) (n.b. = nicht bestimmt). Substrat rAtP5βR rDlP5βR rEcP5βR rGfP5βR rMpP5βR Km vmax kcat Km/kcat [µM] [mkat/kg] [min-1] [M-1/s-1] PRO 268,3 +/- 23 3.69 +/- 1.09 10,11 628,0 CH 115.7 +/- 1.6 20.40 +/- 1.38 66,85 9630,1 PRO 362,3 +/- 57,5 0.42 +/- 0.05 1,13 52,2 CH 333,3 +/- 28,5 10.83 +/- 1.10 29,24 1462,3 PRO n.b. CH 912,4 +/- 92,9 59,43 +/- 4,83 164,55 3005,7 PRO 267,0 +/- 55,2 0,18 +/- 0,01 0,48 30,0 CH 141,4 +/- 45,3 6,16 +/- 1,11 16,89 1990,8 PRO 200,2 +/- 31,9 2,10 +/- 0,32 5,77 480,6 CH 110,2 +/- 54,8 7,36 +/- 0,71 20,27 3064,5 Diese bestimmten Aktivitätsdaten für die rekombinanten Enzyme decken sich gut mit der qualitativen, dünnschichtchromatographischen Analyse. Dieses einfache DC-Screening-Verfahren stellte jedoch eine ausreichende Basis für das später zu erläuternde „bioactivity-guided screening“Verfahren dar (s. II.4.2). Für die rAtP5βR und die rMpP5βR wurden zusätzlich Experimente zur Bestimmung von kinetische Daten für 12-Oxophytodien-Säure (OPDA), einem (Enon-)Substrat aus dem Jasmonsäure-Stoffwechsel, durchgeführt. Allerdings konnte für beide Enzyme keine Umsetzung unter den Bedingungen des Photometer-Assays nachgewiesen werden. III.2.3.5 Enzymkinetiken des Cosubstrats NADPH Um die kinetischen Daten für das Cosubstrat NADPH zu ermitteln, wurde 2-Cyclohexen-1on im Überschuss (Endkonzentration 2 mM) zugesetzt. Für die rMpP5βR betrug der Km-Wert (bei einer Enzymkonzentration von 0,0125 oder 0,025 mg pro Assay) 28,1 +/- 8,6 µM. In Abbildung 21 sind jeweils die Hanes-Plots dargestellt, die aus den photometrischen Daten der Aktivitäten der Enzyme abgeleitet wurden. Die Enzymmengen, die pro Ansatz eingesetzt wurden, mussten jeweils empirisch herausgefunden werden. 63 Km = 19,8 µM Vmax = 6,8 mkat/kg Km = 18,8 µM Vmax = 19,8 mkat/kg Km = 25,7 µM Vmax = 17.8 mkat/kg Km = 31,7 µM Vmax = 1,7 mkat/kg Km = 58,7 µM Vmax = 41,2 mkat/kg Abb. 21: Photometrische Bestimmung (repräsentative Einzelmessungen) der enzymkinetischen Daten für rMpP5βR, rAtP5βR, rDlP5βR, rGfP5βR und rEcP5βR in der Hanes-Darstellung. Proteinkonzentrationen 0.0125 mg (n = mind. 3). Die statistische Auswertung aller gemessenen Km- und vmax-Werte gibt die folgende Tabelle wieder (Tab. 5): Tab. 5: Kinetische Daten einiger rekombinanter P5βR für die Umsetzung des Cosubstrats. Substrat rAtP5βR NADPH Km [µM] 17,8 +/- 1,4 vmax [mkat/kg] 18,78 +/- 1,46 kcat [min-1] 51,46 Km/kcat [M-1/s-1] 48179,8 rDlP5βR NADPH 40,6 +/- 12,9 17,99 +/- 4,14 48,59 19965,5 rEcP5βR NADPH 54,1 +/- 13,7 49,18 +/- 7,68 136,16 46147,4 rGfP5βR NADPH 29,2 +/- 7,2 4,46 +/- 1,23 12,25 7037,9 rMpP5βR NADPH 28,1 +/- 8,6 9,88 +/- 2,71 27,19 16110,9 Die Affinitäten der verschiedenen orthologen P5βR lagen alle im selben Größenbereich. Die Bestimmung der Werte wurde auch deshalb durchgeführt, um zu untersuchen, ob spätere Mutationen innerhalb der Bindetasche einen zusätzlichen Effekt auf die Cosubstrat-Bindung besitzen. 64 III.3 Modellierung und in silico Analyse der heterolog exprimierten Biosynthese-Gene III.3.1 Homologie-Modellierung der P5βR und deren Validierung Um einen Einblick in die räumliche Struktur der funktionellen rP5βR zu erhalten, wurden diese mit SWISS-Model modelliert. Mit Hilfe des „Template Identification Tools“ wurde nach möglichen Templates mit experimentell bestimmter Proteinstruktur gesucht. Hierbei fanden sich in allen Fällen ausschließlich die beiden DlP5βR-Strukturen (PDB 2v6g mit co-kristallisiertem NADPH bzw. PDB 2v6f ohne NADPH). Als Grundlage für die Modellierung wurde 2v6g gewählt, da die Auflösung des Kristalls und der E-value des Kristalls geringfügig besser waren als für PDB 2v6f. Modelliert wurde neben den Proteinen, für die enzymkinetische Daten erhoben worden sind (P5βR aus A. belladonna, A. thaliana, E. crepidifolium, E. rhaeticum, M. piperita), auch die (funktionell) klonierten P5βR aus A. curassavica, A. rusticana, H. carnosa, L. annua, N. oleander, Nierembergia aristata, P. major und W. somnifera. Auf Grund der hohen Sequenzidentität der neuen entdeckten Enzyme von mindestens 69 % zur DlP5βR, wurde für die Modellierung mit Swiss-Model der automatische Modus gewählt. Die Modelle unterschieden sich im Bezug auf ihre Gesamtfaltung nur geringfügig hinsichtlich bestimmter „Loops“ an der Oberfläche der Proteine, waren ansonsten jedoch praktisch identisch (Abb. 22; Pfeile): 65 Abb. 22: Cartoon-Darstellung der Homologie-Modelle der klonierten und funktionell exprimierten P5βR aus A. thaliana (rAtP5βR, A), D. lanata (rDlP5βR, B; Template für Modellierung; PDB 2v6g), E. crepidifolium (rEcP5βR, C), G. fruticosus (rGfP5βR, D), M. piperita (rMpP5βR, E). In gelb gezeigt sind Substrat (Progesteron) und Cosubstrat (NADP+). Unterschiede zeigten sich in der Mikroarchitektur, z.B. der Aminosäure-Zusammensetzung der putativen Substratbindetaschen. Gezeigt werden im folgenden die Reste, die sich im Abstand von bis zu 4 Å um ein in das Model integrierte Substrat (Progesteron) befanden (Abb. 23). 66 Abb. 23: Darstellung der Substratbindetaschen (= Reste im Abstand von 4 Å um das Substrat) der Homologie-Modelle der klonierten und funktionell exprimierten P5βR aus A. thaliana (rAtP5βR, A), D. lanata (rDlP5βR, B; Template für Modellierung; PDB 2v6g), E. crepidifolium (rEcP5βR, C), G. fruticosus (rGfP5βR, D), M. piperita (rMpP5βR, E). In gelb gezeigt sind Substrat (Progesteron) und Cosubstrat (NADP+). Die Qualität der Modelle wurde via QMEAN Server analysiert (Abb. 24). Für die MpP5βR lag der globale „QMEAN-Score“ bei 0.73, der „z-Score“ bei -0.25 und somit jeweils in einem Bereich, der sich mit den durchschnittlichen Werten für experimentell bestimmte Proteinstrukturen ähnlicher Größe (Anzahl der Aminosäurereste +/- 10 %) vergleichen lässt. Auch bei näherer Betrachtung der einzelnen Aminosäure-Reste im Protein konnten keine größeren, unstimmigen Bereiche detektiert werden (Abb. 24.D, Darstellung in rot). 67 Abb. 24: Analyse der Qualität der erzeugten Homologie-Modelle am Beispiel der MpP5βR. A/B Darstellung der globalen QMEAN-Scores im Vergleich zu nicht-redundanten, experimentell bestimmten Strukturen ähnlicher Größe (rot = Lage des MpP5βR-Modells); C Aufgliederung des QMEAN-Scores in die Unterpunkte (blau = verlässliche Bereiche; rot = unsichere Bereiche); D Plot zur detaillierten Beurteilung der Modellqualität (blau = verlässliche Bereiche; rot = unsichere Bereiche). Die folgende Tabelle gibt die QMEAN-Score- und z-Score-Werte für alle HomologieModelle wieder, mit denen weiter gearbeitet wurde (III.4.2). Diese Werte wurden zum Vergleich auch für die experimentell bestimmte Struktur der rDlP5βR (PDB=2v6g) bestimmt (Tab. 6): 68 Tab. 6: Validierungsdaten wichtiger P5βR-Homologie-Modelle mittels QMEAN-Server. Grau unterlegt sind die Werte für die experimentell bestimmte Kristallstruktur der rDlP5βR. Protein QMEAN-Score z-Score rAtP5βR 0.77 0,01 rDlP5βR 0.76 -0,12 rEcP5βR 0,76 -0,17 rErP5βR 0,73 -0,20 rGfP5βR 0,76 0,09 rMpP5βR 0,73 -0,25 rNaP5βR 0,79 0,23 Alle Modelle zeigten somit eine ausreichend gute Qualität für die Planung von MutageneseExperimenten. 69 III.3.2 Exakte Analyse der Substrat-Bindetaschen Um die quantitativen Unterschiede in der Katalyse der funktionellen P5βR besser zu verstehen, wurden die Substrat-Bindetaschen der modellierten P5βR näher untersucht. Hierbei wurden die Reste, die sich in einem Abstand von bis zu 4 Å um das Substrat Progesteron befanden, als Bindetasche definiert (Abb. 23). Dies umfasste für die DlP5βR die Reste W106, G145, R146, K147, M150, F153, Y156, Y179, G204, N205, M215, F343, V346, I347, N350, E352 und F353. Die Besetzung dieser Positionen mit Aminosäureresten in den erstellten Homologie-Modellen ist in der folgenden Tabelle dargelegt (Tab. 7): Tab. 7: Analyse der Belegung einzelner Positionen innerhalb der putativen Substratbindetasche unterschiedlicher P5βR. 106 145 146 147 150 153 156 179 204 205 215 343 346 347 350 351 353 D. lanata W G R K M F Y Y G N M F V I N E F E. crepidifolium W G T K L F L Y N T M F V I V E M E. rhaeticum W G T K V F L Y N T M F V I V E M A. belladonna W G R K L F Y Y G T M F L I G D P G. fruticosus W G G K C F Y Y G N M F I C Y E A M. piperita W G R K V F V Y G A M F F S Y E P A. thaliana W G T K L F V Y N M M F V I V E M A. curassavica W G G K C F Y Y G N M F I C Y E A H. carnosa W G G K A F W Y G N M F L C Y E A N. oleander W G L K L F F Y G N M F I V F E Q P. major W G R K V F I Y G N M F A V I P P I. canariensis W G R K M F Y Y G N M F V I N E F N. tabacum W G R K L F Y Y G V M F L M G D R Durch diesen Vergleich der Bindetaschen fanden sich sieben Positionen, die in allen Proteinen strikt konserviert vorliegen: Es handelt sich um W106, G145, K147, F153, Y179, M215 und F343 (Nummerierung entsprechend der DlP5βR). Aus den Homologie-Modellen wurde ersichtlich, dass diese Reste, trotz ihrer teils weiten Entfernung innerhalb der Primärsequenz der Proteine, geclustert an einer Seite der Bindetasche vorlagen. Die relative Lage dieser Reste in der Bindetasche wird in Abb. 25 dargestellt: 70 Abb. 25: A Nummerierung der Bindetasche der P5βR am Beispiel der DlP5βR und Darstellung der strukturellkonservierten Reste W106, G145, K147, F153, Y179, M215, F343. B Häufigkeit von bestimmten Aminosäuren innerhalb der Bindetaschen der funktionell bestätigten P5βR. Die Schriftgröße des Einbuchstaben-Codes entspricht der Häufigkeit des Auftretens in den untersuchten P5βR. Die erstmalige Beschreibung der Reste bereits von uns publiziert (Bauer et al., 2010). Ihre Rolle für die Katalyse/Struktur der P5βR wurde im Anschluss durch Alanin-Austausch-Mutagenese, am Beispiel des D. lanata Proteins näher untersucht (III.4.1). 71 III.4 Ortsgerichtete Mutagenese (SDM) der rekombinanten D. lanata P5βR Aufbauend auf die aus III.1-III.3 gewonnenen Erkenntnisse sollte im folgenden mittels ortsgerichteter Mutagenese ein verbesserter Einblick in die Struktur und die Funktionalität der P5βR erhalten werden. Dies ist von besonderem Interesse, da es sich bei diesen Enzymen um eine neue Untergruppe der „short-chain dehydrogenases/reductases“ (SDRs) handelt, zu der neben einer einzigen Kristallstruktur kaum strukturelle Daten vorhanden sind (Thorn et al., 2008). Den Schwerpunkt der Experimente bildeten Versuche, die sich mit den quantitativen Unterschieden der rDlP5βR und der rAtP5βR befassten und ein rationales Enzym-Engineerings der rDlP5βR zum Ziel. hatten. Obwohl im Rahmen dieser Arbeit weitere rekombinante P5βR verfügbar wurden, war die P5βR im folgenden auf Grund der experimentell bestimmten Kristallstruktur der hauptsächliche Ausgangspunkt aller Mutagenese-Experimente. III.4.1 Mutagenese der konservierten Reste der Bindetasche der DlP5βR Um Hinweise auf die Bedeutung der in III.3.2 identifizierten, strukturell-konservierten Aminosäurereste innerhalb der Bindetasche (W106, G145, K147, F153, Y179, M215, F343) zu erhalten, sollten Muteine der DlP5βR erzeugt werden, bei denen diese jeweils einzeln mittels ortsgerichteter Mutagenese durch Alanin ersetzt worden sind. In den folgenden Ausführungen wird die DlP5βR stets als „Wildtyp“ (WT) bezeichnet (Herl et al., 2006; rDlP5βRnn-13). III.4.1.1 Herstellung und Validierung der mutierten Plasmide Das Mutagenese-Protokoll für P5βR wurde im Rahmen dieser Arbeit etabliert und optimiert. Es beruht auf einer PCR-Reaktion (II.2.1.4), die mit Primern durchgeführt wurde, die jeweils ein dem Codon-Usage von E. coli angepasstes Alanin-Codon (GCC/GCT) an Stelle des Tripletts der Aminosäure, die im Wildtyp (WT) substituiert werden sollte, enthielt. Als Template diente jeweils das von Herl et al. (2006) generierte pQE30/DlP5βR-Konstrukt zur Expression der WT-DlP5βR. Das Ergebnis dieser PCRs wurde mittels Agarose-Elektrophorese kontrolliert. Dies ist in folgender Abbildung exemplarisch am Beispiel der angestrebten Substitution von G145, K147, F343 und M215 gegen Alanin zu sehen (Abb. 26). Die Primer hierzu finden sich unter II.1.10. 72 Abb. 26: PCR mit Mutagenese-Primern zum Austausch der konservierten Reste gegen Alanin und dem pQE30/DlP5βR(WT)-Konstrukt (1 = G145A_F/G145A_R-Primer, 2 = K147A_F/K147A_R-Primer, 3 = F343A_F/F343A_R-Primer, 4 = M215A_F/M215A_R-Primer). Erfolgreiche PCR-Ansätze kennzeichneten sich durch eine (schwach) sichtbare Bande bei einer Größe von etwa. 4,0 kb (pQ30-Vektor, inkl. D. lanata P5βR-Insert). Bevor mit diesen PCRAnsätzen weiter gearbeitet werden konnte, wurde anschließend die Wildtyp-DNA (Template) durch 2-stündigen, selektiven Restriktionsverdau mit DpnI zerstört (II.2.1.18). Dies verringerte die spätere Zahl an falsch-positiven Bakterien-Kolonien drastisch. Unabhängig von der Ausbeute der PCR wurden 5 µL des ungereinigten PCR-Ansatzes zur in vivo Ligation und Vermehrung der DNA in hochkompetente E. coli NEB-5α Zellen transformiert (II.2.1.10). Parallel wurden zur Kontrolle des DpnI-Verdaus 5 µL des unbehandelten PCR-Ansatzes transformiert. Zur Verifizierung der erfolgreichen Mutagenese des DlP5βR-Gens wurde die Plasmid-DNA aus mehreren Bakterienkolonien re-isoliert (II.2.1.14) und sequenziert. Als Primer wurden pQE_FP und pQE_RP(-50) genutzt. Die Auswertung der erhaltenen Sequenz erfolgte durch ein Alignment gegen die WT-Sequenz. Ein repräsentativer Ausschnitt eines Nucleotid-Alignments zwischen dem der WT- und der putativen DlP5βR_W106A-Sequenz zeigt Abb. 27: 73 DlP5βR W106A CGACATATCCGATCCAGATGACTCCCAAGCCAAGCTGTCACCTCTGACTGATGTTACCCA 299 CGACATATCCGATCCAGATGACTCCCAAGCCAAGCTGTCACCTCTGACTGATGTTACCCA 298 ************************************************************ DlP5βR W106A CGTGTTCTACGTTACCTGGGCTAATCGATCCACCGAACAAGAAAACTGTGAAGCCAATAG 359 CGTGTTCTACGTTACCGCGGCTAATCGATCCACCGAACAAGAAAACTGTGAAGCCAATAG 358 **************** ****************************************** DlP5βR W106A CAAAATGTTCAGGAACGTGCTTGATGCAGTTATCCCTAATTGCCCCAATTTGAAGCACAT 419 CAAAATGTTCAGGAACGTGCTTGATGCAGTTATCCCTAATTGCCCCAATTTGAAGCACAT 418 ************************************************************ Abb. 27: Ausschnitt aus dem Alignment der putativen DlP5βR_W106A-Sequenz gegen den D. lanata WT (rot = TrpCodon; grün = Ala-Codon). In der WT-Sequenz befindet sich an den Position 316-318 mit TGG ein Tryptophan-Codon (rot). Im Falle der mutierten Sequenz war der korrespondierende Sequenz-Abschnitt durch das Alanin-Codon GCG (grün) ersetzt. Die Ergebnisse der Codon-Substitutionen bei allen anderen Mutagenese-Experimente sind in Tab. 8 aufgelistet. Tab. 8: Codons der konservierten Aminosäurereste im WT und nach erfolgreicher Mutagenese. Position Altes Codon (WT) AS Neues Codon AS 106 TGG W GCG A 145 GGG G GCT A 147 AAG K GCG A 153 TTT F GCT A 215 ATG M GCG A 343 TTT F GCT A Die Daten zeigten, dass mittels der Mutagenese-PCR (Expressions-)Plasmid-Konstrukte mit allen gewünschten Mutationen der Dl5βR (W106A, G145A, K147A, F153A, M215A, F343A) erzeugt werden konnten. Diese Konstrukte wurden zur Protein-Expression in chemisch kompetente E. coli M15 [pREP4] Zellen transformiert (II.2.1.10). Der Austausch des katalytischen Tyrosins (Tyr-179) gegen Alanin wurde bereits von Thorn et al. (2008) beschrieben. Das rDlP5βR Y179A-Mutein war komplett inaktiv. 74 III.4.1.2 Überexpression und Bestimmung der katalytischen Aktivitäten der Muteine Die Überexpression aller Muteine und die native His-tag Reinigung (II.2.2.1-II.2.2.2) erfolgte nach den Standardbedingungen für den DlP5βR WT, da - wie beschrieben - lediglich einzelne Reste im Inneren des Proteins ausgetauscht wurden. Auf diese Art konnten alle Muteine erfolgreich gereinigt werden. Jeweils 0,2 mg des rekombinanten Proteins wurden in einem Standard-P5βR-Enzymassay eingesetzt (II.2.3.6). Die Auswertung der katalytischen Effizienz erfolgte zunächst mit Hilfe der DC um eine Einschätzung des Aktivitätsgrads der Muteine treffen zu können. Als Standard-Substrat diente hierbei Progesteron. Zur Bestimmung der relativen Aktivitäten wurden die Verhältnisse von gebildetem Produkt zu Substrat nach einer Assay-Dauer von genau 2 h zusätzlich auch gaschromatographisch quantifiziert. Abbildung 28 zeigt die Ergebnisse dieser Versuchsreihen. 75 Abb. 28: GC-MS- und DC-Analyse der Standard-P5βR-Assays aller Muteine (0,2 mg/Assay) mit 0,5 mM Progesteron bei 30 °C nach 2 h (Mut = Assay mit Mutein; WT = Referenz-Assay mit WT). Die Ergebnisse der Versuche zeigten, dass der Austausch der strukturell-konservierten Aminosäure-Reste gegen Alanin in allen Fällen jeweils zu einem drastischen Rückgang der katalytische Aktivität führte. Dieser Rückgang lag im Bereich zwischen 51 und 100 Prozent. Die Substitution von Gly-145 und Phe-153 hatten einen vollständigen Verlust der Aktivität zur Folge. Andererseits führte die Mutagenese des als katalytisch essentiell geltende Lysin-Restes (Lys-147) 76 erstaunlicherweise nicht zum kompletten Funktionsverlust. Für das Mutein wurde eine Restaktivität von ca. 13 Prozent gemessen. Die berechneten relativen Aktivitätswerte sind in Tab. 9 zusammengefasst: Tab. 9: Berechnete relative Enzym-Aktivitäten für alle Muteine nach Alanin-Austauschmutagenese der konservierten Aminosäure-Reste (n = 5 - 12; n.d. = nicht detektierbar; MW +/- STABW). Mutein AUC(Produkt)/AUC(Produkt+Substrat) Relative Aktivität rDlP5βR WT 0.25 +/- 0.04 100 rDlP5βR W106A 0.12 +/- 0.01 48 n.d.1 rDlP5βR G145A rDlP5βR K147A 0 0.03 +/- 0.01 n.d.1 rDlP5βR F153A 12 0 rDlP5βR M215A 0.13 +/- 0.01 52 rDlP5βR F343A 0.04 +/- 0.01 16 Die beiden Muteine, die im Standard-P5βR-Assay mit Progesteron keine nachweisbare Enzym-Aktivität mehr zeigten (DlP5βR G145A bzw. F153A), wurden zusätzlich photometrisch auf die Umsetzung von 2-Cyclohexen-1-on hin untersucht. Dadurch sollte geklärt werden, ob der Funktionsverlust der Proteine auf Progesteron als Substrat beschränkt war. Pro Assay wurden 0,2 mg Protein und 0,4 mM Substrat eingesetzt. Bei 40 °C wurde eine mögliche Reaktion indirekt über den Verbrauch an Cosubstrat bestimmt. Es konnte in keinem der beiden Fälle eine signifikante Umsetzung gemessen werden (Abb. 29). Abb. 29: Photometrische Messung der Abnahme der Extinktion des Cosubstrats (λ = 340 nm) am Beispiel der Umsetzug von 2-Cyclohexen-1-on (0,4 mM) durch das inaktive rDlP5βR F153A-Muteins (0,2 mg). 77 Aus den Steigungen konnten die spezifischen und relativen Aktivitäten aller Muteine für die Umsetzung von 2-Cyclohexen-1-on (Konzentration 0,4 mM) errechnet werden (II.2.4.3). Bei alle mutierten Proteinen zeigte sich einen deutlich Rückgang der Enzymaktivität (Tab. 10). Tab. 10: Spezifische und relative Aktivitäten der Alanin-Austausch-Muteine mit CH als Substrat (EK = 0,4 mM; Temp. = 40 °C) photometrisch bestimmt (n.d. = nicht detektierbar.; n > 3; MW +/- STABW). Mutein Spezifische Aktivität [U/mg] Relative Aktivität rDlP5βR WT 0,3279 +/- 0,0322 100,0 rDlP5βR W106A 0,0093 +/- 0,013 2,8 rDlP5βR G145A rDlP5βR K147A rDlP5βR F153A n.d. n.d 0,0031 +/- 0,001 n.d. 0,9 n.d. rDlP5βR M215A 0,0043 +/- 0,001 1,3 rDlP5βR F343A 0,0032 +/- 0,001 0,9 Der Verlust an Enzymaktivität verglichen mit dem WT der rDlP5βR war insgesamt betrachtet noch ausgeprägter, als bei den Messungen mit Progesteron als Substrat. Die Aktivität der Muteine lagen alle unter 3 % verglichen zum Wildtyp. Auch in diesen Versuchen konnte weder für die Substitution G145A, noch für F153A, Aktivität mehr gemessen werden, was deren potentielle Wichtigkeit für die Struktur des Proteins nahelegt. Zusätzlich wurden erste Muteine der rAtP5βR hergestellt um die Auswirkungen der Substitution der beiden Phenylalanine (analog zu Phe-153 und Phe-343 in der DlP5βR) auch in diesem Enzym zu messen. Die Herstellung der AtP5βR F153A- und AtP5βR F3423A-Muteine erfolgte mittel ortsgerichteter Mutagenese via Mutagenese-PCR (II.2.1.13). Über DNASequenzierung wurde die Mutagenese auf Nukleotid-Ebene bestätigt (II.2.1.16). Die Mutagenese aller weiteren hier identifizierten, konservierten Aminosäuren der rAtP5βR wird von Herrn Jan Petersen im Rahmen seiner Masterarbeit fortgeführt. III.4.1.3 Kinetische Untersuchung der Muteine Zusätzlich zu den relativen Aktivitäten wurden auch kinetische Enzym-Daten einiger Muteine experimentell bestimmt. Da die Aktivitäten mit Progesteron für die Messmethode zu gering waren, wurde statt dessen auf das bereits beschriebene Substrat-Mimetikum Cyclohexenon zurückgegriffen. Messungen gelangen nur bei einer Erhöhung der Protein-Konzentration im 78 Photometer-Assay auf 0,2 mg/mL für die rDlP5βR K147A, F343A und M215A. Tab. 11: Kinetische Daten einiger Alanin-Austausch-Mutanten der rAtP5βR bzw. der rDlP5βR (MW +/- STABW; n = 1 -4; n.d. = nicht detektierbar). Substrat Km [µM] vmax [mkat/kg] kcat [min-1] rAtP5βR F153A CH 1011,2 22,71 62,1 rAtP5βR F343A CH 329,2 2,3 6,29 rDlP5βR G145A CH n. d. rDlP5βR K147A CH 46,9 +/- 21,6 0,065+/-0,010 0,18 rDlP5βR F153A CH n. d. rDlP5βR M215A CH 107,6 +/- 69,0 0,1278 +/- 0,034 0,35 rDlP5βR F343A CH 206,1 +/- 133,5 1,067 +/- 0,203 2,89 Bei den Messungen der rAtP5βR-Muteine handelt es sich nur um Doppelbestimmungen (n = 2), die nur zur ersten Orientierung durchgeführt wurden. Man erkennt allerdings, dass der v max-Wert des F343-Muteins im Vergleich zum A. thaliana WT durch den Austausch auf etwa 1/10 gesunken ist (s. Tab. 4). Das identische Phänomen eines Rückgangs des v max-Werts auf 1/10 wurde auch für das rDlP5βR F343A-Mutein gemessen. Beim A. thaliana-Protein führte der Austausche der Phe-153 nicht zu einem vollständigen Funktionsverlust, allerdings verkleinerte sich die Affinität des Proteins für CH stark (Km des WT = 115,7 +/- 1,6; Vgl. Tab. 4). III.4.1.4 In silico Betrachtung der Muteine DlP5βR G145A und F153A Um eine Erklärung zu finden, weshalb die Substitutionen von Gly-145 und Phe-153 jeweils zu einem vollständigen Funktionsverlust der beiden Muteine führten, erfolgte eine genauere in silico Analyse der Kristallstrukturen der DlP5βR (PDB 2v6g und 2v6f). Hierzu wurde Progesteron, das nicht im Kristall enthalten war, in das Enzym modelliert. Für Gly-145 findet sich eine große räumliche Nähe sowohl zum Substrat (Progesteron), als auch zur wichtigsten katalytischen Aminosäure Tyr-179 (Abb. 30, A). Das Cα-Atom des Glycins befindet sich in einem Abstand von 3,8 Å zum O-Atom der Seitenkette des Tyrosins und 5,9 Å entfernt von nächstgelegenen C-Atom des Progesterons. Die in silico Mutagenese dieses Aminosäure mit Pymol (II.2.5) zeigt, dass durch die größere Seitenkette der C-O-Abstand auf 2,8 Å und der C-C-Abstand auf 3,6 Å sinken (Abb. 30, B). Diese Ergebnisse legten den Schluss nahe, 79 dass es zu einer sterischen Hinderung innerhalb der Substratbindetasche kommt und die Katalyse deshalb gestört wird. Gleichzeitig sinkt mit dem Austausch eines Glycins die Flexibilität der Bindetasche. Abb. 30: In silico Mutagenese von Gly-145 (A = DlP5βR WT, PDB 2v6g; B = DlP5βR G145A). In Rot dargestellt sind Substrat und Cosubstrat der Reaktion. Analoge in silico Mutagenese-Experimente für das F135A-Mutein lieferten keine eindeutigen Ergebnisse. Allerdings wurde im Weiteren die Lage aller identifizierten, konservierten Reste in den beiden verfügbaren Kristallstrukturen am PC überlagert (Abb. 31). Hierbei wurde ersichtlich, dass die relative Position aller 7 Aminosäure-Seitenketten sich unabhängig von der Anwesenheit oder Abwesenheit von NADP+ nicht entscheidend verändert. Nur der Indol-Ring von Trp-106 ändert geringfügig seine Lage. Die Ausnahme hierzu stellte Phe-153 dar. Die Aminosäure ist Teil eines flexiblem „loops“, der einen Teil der Bindetasche bildet, beginnend bei Met-150. Dieses Ergebnis wurde zusätzlich gestützt durch die niedrigen B-Faktoren, die für diesen Teil des Protein-Kristalls angegeben werden. 80 A B Abb. 31: Vergleich der Positionen der konservierten Aminosäure-Reste in den beiden Kristallstrukturen der DlP5βR (A = Kristall mit Cosubstrat; B = Kristall ohne Cosubstrat). Zu sehen sind das Substrat (Progesteron; blau) und das Cosubstrat (NADP+; grün). Die Ergebnisse geben einen Hinweis auf eine Art „Substrat-Klammer“ an der Phe-153 beteiligt ist. Zusammenfassend konnte in diesem Teil der Arbeit die Bedeutung der neu identifizierten Aminosäure-Reste sowohl experimentell, als auch in silico gezeigt werden. Gleichzeitig wurde experimentell die absolute Notwendigkeit des zweiten katalytischen Aminosäure-Restes Lys-147 relativiert. 81 III.4.2 Rationale Mutagenese zur Steigerung der katalytischen Aktivität der rDlP5βR Das wesentliche Ziel der Mutagenese-Experimente der DlP5βR war es die publizierten Aktivitätsunterschiede für die Reduktion von Progesteron zwischen den beiden homologen P5βR aus D. lanata und A. thaliana zu erklären (siehe I.2.2). Diese quantitativen Unterschiede wurden im Rahmen dieser Arbeit reproduziert und neben Progesteron auch für das zweite gewählte StandardSubstrat 2-Cyclohexen-1-on demonstriert (II.2.3.4). Ein rationales Mutagenese-Konzept wurde entwickelt, in welchem neben den beiden genannten Proteinen auf die Sequenz-, Struktur- und Aktivitätsinformationen der im Rahmen dieser Arbeit klonierten, funktionell exprimierten, homologen P5βR (rEcP5βR, rErP5βR, rGfP5βR, rMpP5βR) zurückgegriffen wurde. Daneben wurden bereits bestehende in silico Erklärungen experimentell überprüft (Herl et al., 2009). III.4.2.1 Ableitung von essentiellen Aminosäuren für die katalytische Aktivität der rDlP5βR Ein Vergleich der hoch aktiven rAtP5βR und schwach aktive rDlP5βR zeigte im direkten Alignment (II.2.5) eine Identität von ca. 70 Prozent auf Aminosäure-Ebene. Dies entsprach 118 Unterschieden in den Primärstrukturen der beiden Proteine, wobei keine Wertung der einzelnen Substitutionen hinsichtlich ihrer Lage im Protein bzw. ihrer Qualität (konservative Substitutionen, etc.) vorgenommen wurde. Zur weiteren Einschränkung von putativ wichtigen Aminosäure-Resten wurde mit CLUSTALw ein „Multiple Sequence Alignment“ erstellt, das neben der DlP5βR und der AtP5βR die in dieser Arbeit aus diesem Grund neu klonierten, funktionell exprimierten EcP5βR, ErP5βR, GfP5βR und MpP5βR beinhaltete. Wie bereits dargelegt, fanden sich, wie bei der Klonierung angestrebt, P5βR von 2-3 Aktivitätsstufen, wobei die phylogenetisch näher verwandten Gruppen DlP5βR/MpP5βR bzw. AtP5βR/ErP5βR/EcP5βR jeweils überraschenderweise sehr unterschiedliche Aktivitätswerte zeigten. Die GfP5βR besaß kaum noch katalytische Aktivität. Für das Aktivitäts-Screening reichte ein einfacher Aktivitätsvergleich mit DC und GC unter Standardbedingungen (Abb. 16). Die Kenntnis der genauen kinetischen Konstanten der Enzyme war nicht notwendig, obwohl diese zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls bestimmt wurden (II.2.3.4). Im Alignment wurden die phylogenetisch näher verwandten Gruppen von P5βR mit verschiedener Aktivität jeweils zum direkten Vergleich untereinander angeordnet (Abb. 32). I DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR MSWWWAGAIG .......... .......... ....G..... ....G..... .......... AAKKRLEED....K........K.D......K.DD.....K.DD...RQKKTD.Y DAQPKHSSVA E.P.NYQ... EPSQSFE... EPSQSYE... EPTQSYE... T.LT.FQ..G 82 LIVGVTGIIG .V......V. ..I.....V. ..I.....V. ..I.....V. ..I.....V. NSLAEILPLA .........S .........S .........S .........S .........S 49 49 49 49 49 50 III II DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR DTPGGPWKVY .......... .......... .......... .......... .......... GVARRTRPAW .....P.... .....P..T. .....P..S. .....P..S. .....P.... HEDNPINYVQ ND.H..T.IR NA.H..D.I. NA.H..D.I. NA.H..D.I. NA.H..E... CDISDPDDSQ ..V..SG.AK ..V..AE.TR ..V.NAE.AR ..V.NAE.AR ...ANRE.TE A...PLTDVT E.......L. S......... S......... S......... E...K..... 99 99 99 99 99 100 DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR HVFYVTWANR NI.....T.K .V.....T.. .V.....TK. .V.....T.. .V.......K STEQENCEAN ...A...... ES.S...... ES.S...... ES.S...... .N.I....V. SKMFRNVLDA G..LK..... GS.L....Q. GS.L....Q. GS.I....Q. G..LK....V VIPNCPNLKH L......... I..YA...R. IV.HA...R. IV.HA...R. LV....K.Q. ISLQTGRKHY VC.L...... VC....T... .C....T... .C....T... VC....G... 149 149 149 149 149 150 ESHDPPYTED RA....F... PR....F... PR....F... PR....F... -G.E..F... LPRLKYMNFY ....DCP... M...QIQ... M...QIQ... M...QIQ... ....DVP... VEKKE-GLTW .Q...-.... IK.I.-TV.. IK...ISV.. IK...-SV.. .G...-.... 198 198 197 198 198 198 IV 156 DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR MGPFESYGKI V.....V... L...TNVDGL...SNLDGV...SNL.GG C....L...V VI V YDLEDIMLEE .T....LF.. .TQ...LF.. .TQ...LF.. .TQ..TLF.. .T...VLF.A 248 205 DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR SVHRPGNIFG ......A... .I...NM... .I...NT... .I...NT... .......... FSPYSMMNLV .......... .....L..I. .....L..I. .....L..I. .....L.... GTLCVYAAIC .......... .......... .......... .......... .......... KHEGKVLRFT ....A....P ....SP.L.P ....SP.L.P ....SP.L.P ..D.VP.K.P GCKAAWDGYS ...G.....Y .S.K..E.FM .S.K..E.FT .S.K..E.FT ...E..E... 248 248 247 248 248 248 DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR DCSDADLIAE .......... TA........ TA........ TA........ V......... HHIWAAVDPY .Q........ QQ........ QQ........ QQ........ .Q.......F AKNEAFNVSN .....L.... .......CN. .......CN. .......CN. .......... GDVFKWKHFW .......... A.I.....L. A.I.....L. A.I.....L. .......... KVLAEQFGVG .........E .I......IE .I......IE .I......IE .......D.E 298 298 297 298 298 298 DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR CGEYEEGVDL .......NEV EYGF...KN. EYGF...KN. QYGF...KN. ....-..EK. KLQDLMKGKE .......D.G G.VEM..... G.VEM..... G.VEM..... S.E.M..D.G PVWEEIVREN ...D...... R....M.K.. R....M.K.. R....M.K.. G..D...A.. GLTPTKLKDV ..S....E.. Q.QEK..EE. Q.QEK..EE. Q.QEK..DE. ..A....EE. GIWWFGDVIL .....A.FS. .V...A.... .V...A.... .V...A.... .L.....IC. 348 348 347 348 348 347 DlP5βR MpP5βR AtStR EcP5βR ErP5βR GfP5βR GNECFLDSMN .Y..P..T.. .V.GMI.... .V.GMI.... .V.GMI.... .Y..A.M... KSKEHGFLGF .......... ....Y..... .......... .......... .......... RNSKNAFISW .....S.... ...N.S.... ...N.S.... ...N.S.... .......... IDKAKAYKIVP ...V....... ...Y..F.... ...Y..F.... ...Y..F.... .E.M....... 389 389 388 389 389 388 = 71 = 26 Abb. 32: Multiple Sequenz-Alignment der P5βR zur Ableitung von essentiellen Aminosäure-Resten für die katalytische Aktivität. Grün = Unterschiede zwischen der DlP5βR/MpP5βR ; Rot = Unterschiede zwischen der AtP5βR/EcP5βR/ ErP5βR; Graue Kästen = Überschneidungen der beiden Gruppen; Grüne Kästen = putativ essentielle Aminosäure-Reste. 83 In einem ersten Schritt wurden mit Hilfe des Alignments die Primärstruktur-Unterschiede innerhalb des rDlP5βR (geringe bis mittlere Aktivität) / rMpP5βR (hohe Aktivität) herausgearbeitet (grün). Da die beiden Pflanzen nähere Verwandtschaft aufweisen, als das ursprüngliche rDlP5βR/rAtP5βR-Paar, konnte die Anzahl der putativ wichtigen Positionen von 181 auf 71 reduziert werden. In gleicher Weise wurde mit der zweiten Gruppe rAtP5βR (hohe Aktivität) / ErP5βR bzw. EcP5βR (jeweils geringe Aktivität) verfahren (rot). Hierbei fanden sich nur 26 Aminosäuren, die in der A. thaliana Variante anders waren, als in den beiden Erysimum sp. Enzymen. Unter der Annahme, dass die höheren Aktivitäten jeweils auf Mutationen an identischen Bereichen der Enzyme zurückzuführen sind, wurde nun nach Überschneidungen aus den beiden Ableitungen gesucht, also Positionen, die sowohl in der ersten als auch in der zweiten Gruppe unterschiedlich besetzt sind (graue Kästen). Dies grenzte die zu untersuchenden Enzymbereiche nunmehr auf 10 Positionen ein. Diese waren (bezogen auf die DlP5βR) Q22, H25, S88, F123, I140, M150, Y156, N205, S248 und K336. Aminosäuren, die in den hoch aktiven Enzymen und der sehr schwachen GfP5βR identisch waren - wie der Valin-Rest in Position 140 - wurden ebenfalls als unbedeutend eingestuft. Bei den übrigen identifizierten Positionen wurde untersucht, ob man bei den stark bzw. schwach aktiven P5βR an den korrespondierenden Stellen identische bzw. Aminosäuren mit ähnlichen chemischen Eigenschaften finden kann. Dies resultierte letzten Endes im Ausschluss aller Positionen mit der Ausnahme von Y156, N205 und S248 (grüne Kästen): Anstatt des Restes Tyrosin-156 fand man in beiden hoch-aktiven Enzymen ein Valin. Die Stelle 205 ist bei schwächer aktiven P5βR durch einen hydrophilen Asparagin- bzw. Threonin-Rest gekennzeichnet, während sonst mit Alanin (MpP5βR) bzw. Methionin (AtP5βR) hydrophobe Aminosäuren vorlagen. Ähnliches gilt für Position 248, für die bei den schwach-aktiven Proteinen ein Threonin oder Serin auftraten, ansonsten aber ein Methionin (AtP5βR) bzw. ein Tyrosin (MpP5βR). Aus diesem Grund sollten im weiteren Verlauf, bei den Versuchen zum rationalen „Engineering“ der katalytischen Aktivität der rDlP5βR, die Y156V-, N205(M/A)- und S248(M/Y)-Muteine mittels SDM hergestellt werden. III.4.2.2 Ortsgerichtete Mutagenese der D. lanata P5βR Die Mutagenese erfolgte, wie bereits unter III.4.1 beschrieben, für den Austausch der strukturell konservierten Aminosäure-Reste W106, G145, K147, F153, M215 und F343 gegen Alanin. Abb. 33 zeigt beispielhaft das Agarose-Gel der PCR des pQE30/DlP5βR-Vektorkonstruktes (Herl et al., 2006) mit der N205M_F / N205M_B- Primerkombination vor und nach dem Verdau der 84 WT-Template-DNA mit DpnI. Das Vorgehen bei der Erzeugung, Überprüfung und Überexpression der anderen unter III.4.2.2 definierten Muteine erfolgte in Analogie. M 1 2 M Abb. 33: PCR mit der WT DlP5βR-DNA (pQE30/DlP5βR-Vektorkonstrukt) und N205M_F/N205M_B-Primern (1 = Vor DpnI-Verdau; 2 = Nach DpnI-Verdau; M = 1kb Marker). Die mutierten Plasmid-DNAs für N205M, N205A, Y156V, S248M und S248Y wurden zur Vermehrung in chemisch-hochkompetente E. coli NEB-5α Zellen transformiert (II.2.1.10). Die Bestätigung der erfolgreichen Mutagenese der Plasmid-DNA wurde wie bei III.4.1.1 durchgeführt (Abb. 34). DlP5βR WT TCATCGCCCAGGGAATATATTCGGGTTTTCTCCATATAGTATGATGAATTTGGTGGG 655 DlP5βR N205M TCATCGCCCAGGGATGATATTCGGGTTTTCTCCATATAGTATGATGAATTTGGTGGG 647 ************** ***************************************** Abb. 34: Alignment der Sequenz der putativen DlP5βR N205M Mutante gegen die WT DNA (rot = Asn-Codon; grün = Met-Codon). Die Überexpression der mutierten Enzyme (DlP5βR Y156V, N205M, N205A, S248M, S248Y) erfolgte in E. coli M15[pREP4] unter den Bedingungen des rDlP5βR-WTs bzw. wie bereits für die Alanin-Austausch-Muteine dargelegt (III.4.1). Alle angestrebten Muteine konnten so nativ in guter Ausbeute gewonnen werden. 85 III.4.2.3 Relative Aktivitäten und kinetische Untersuchungen der gefundenen Muteine Zur Bestimmung der katalytischen Aktivitäten der Muteine wurden Standard-P5βREnzymassays bei einer Temperatur von 30 °C und 0,5 mM Progesteron über 2 h, mit 0,02 - 0,2 mg Enzym, durchgeführt (II.2.3.6; Abb. 35). Abb. 35: GC-MS-Messungen der DlP5βR (WT) und der Muteine Y156V, N205A und N205A. Die DlP5βR-Muteine Y156V, N205A und N205M zeigten sowohl in der DC-, als auch in GC-MS-Analyse eine deutlich stärkere Umsetzung des Progesterons zu 5β-Pregnan-2,30-dion. Die Substitution des Serin-248 Restes gegen Alanin oder Tyrosin hatte zur Folge, dass keine Umsetzung mehr nachweisbar war (Daten nicht gezeigt). Für die Bestimmung der relativen Aktivitäten mittels GC-MS wurden die Konzentrationen der Proteine im P5βR-Enzymassay auf 0,02 mg/mL reduziert, um einen Produktüberschuss über die komplette Dauer des Assays zu gewährleisten. Als Referenz wurde der DlP5βR WT genutzt. Es wurden minimal sechs verschiedene Protein-Chargen in Doppelbestimmung untersucht. Bei den ermittelten Werten (Tab. 11) handelt es sich jeweils um relative (apparente) Aktivitäten, d.h. einen 86 Vergleich der Umsatzraten von Progesteron durch die Muteine im Vergleich zum WT unter den Bedingungen des P5βR-Standardassays (30 °C, 2 h). Die Bedingungen wurden nicht für jede Mutante optimiert (s. Diskussion IV.2). Tab. 11: GC-MS-Messwerte und berechnete relative Aktivitäten der Y156-, N205- und S248-Muteine (n = mind. 12 ; n.d. = nicht detektierbar – Methode validiert von Herl et al., 2006; MW +/- STABW). Mutein AUC Relative, apparente Aktivität [Produkt-/Gesamtfläche] DlP5βR WT 0,25 +/- 0,04 100 % DlP5βR Y156V 0,66 +/- 0,13 264 % DlP5βR N205A 1,43 +/- 0,17 572 % DlP5βR N205M 1,16 +/- 0,09 464 % DlP5βR S248M n.d. n.d. DlP5βR S248Y n.d. n.d. 1,11 +/- 0,17 444 % DlP5βR Y156V_N205M Die relativen Aktivitäten zeigten einen deutlichen Anstieg der Aktivität durch den Austausch von Y156 bzw. N205. Die Y156V Mutante besaß eine ca. doppelt so hohe apparente Aktivität wie der WT. Für die beiden Muteine N205A (Substitution in Analogie zu MpP5βR) und N205M (Substitution in Analogie zu AtP5βR) konnte jeweils durch die Mutation einer einzigen Aminosäure eine sehr deutliche Steigerung der apparenten relativen Aktivität auf das ca. 5-fache erreicht werden. Die Mutagenese des Serin-Restes in Position 248 hatte für beide Muteine (S248M und S248Y) eine deutliche Verminderung der Aktivität zur Folge. Nach 2 h Assayzeit mit 0,2 mg Protein konnte jeweils kein 5β-Pregnan-3,20-dion nachgewiesen werden. Um eine Erklärung für die gemessenen Effekte zu erhalten, wurden die K m – und kcat-Werte, sowie die katalytische Effizienz (kcat/Km) für die Muteine Y156V, N205A und N205M photometrisch bestimmt (II.2.4.3; Abb. 36). Als Substrate wurden Progesteron und 2-Cyclohexen-1on verwendet. Die Enzymkinetiken der beiden WT-Proteine (rAtP5βR, rDlP5βR) wurden ebenfalls bestimmt. 87 Abb. 36: Hanes-Plots zur Bestimmung der DlP5βR Y156V-, N205A- und N205M-Muteine nach photometrischer Messung der Enzym-Aktivitäten mit PRO und CH als Substrat. Tabelle 12 gibt einen Überblick über die K m und kcat-Werte aller WT-Proteine und der Muteine. Da es sich um fast homogen gereinigte Enzyme handelte, wurden aus den v max-Werten die Wechselzahlen (kcat) berechnet. 88 Tab 12: Kinetische Daten der Aktivitäts-Muteine und rDlP5βR / rAtP5βR (n = mind. 3). Enzym/ Mutein Substrat Km [µM] kcat [s-1] rDlP5βR Pro 362.3 +/- 57.5 0.0189 +/- 0.0022 52.2 CH 333.3 +/- 28.5 0.4874 +/- 0.0495 1462.3 Pro 268.3 +/- 23 0.1685 +/- 0.0498 628.0 CH 115.7 +/- 1.6 1.1142 +/- 0.0630 9630.1 rAtP5βR. DlP5βR N205A DlP5βR N205M DlP5βR Y156V DlP5βR Y156V_ N205M kcat/Km [M-1s-1] Pro 84.6 +/- 42.7 0.0366 +/- 0.0088 432.6 CH 174.9 +/- 31.2 1.0965 +/- 0.0969 6269.3 Pro 63.3 +/- 17.6 0.0299 +/- 0.0049 472.4 CH 195.5 +/- 10.1 0.4751 +/- 0.0781 2430.2 Pro 71.5 +/- 48.3 0.0075 +/- 0.0035 104.9 CH 1150 +/- 130 0.6772 +/- 0.0625 588.9 Pro 90.1 +/- 10,5 0,0411 +/- 0.01 456,2 CH 334,4 +/- 33,7 1,0877 +/- 0,24 3252,7 CH (kcat/Km)/ Pro (kcat/Km) 28.0 15.3 14.4 5.1 5.6 7.1 Nach diesen Ergebnissen war 2-Cyclohexen-1-on sowohl für die WT-P5βR, als auch für die N205- und Y156-Muteine das bevorzugte Substrat. Die rAtP5βR setzte das Substrat z.B. etwa 15fach besser um als Progesteron. Die Steigerung der Aktivitäten der N205A – und N205M-Muteine trat nicht nur bei Progesteron, sondern auch bei 2-Cyclohexen-1-on auf. Hierbei wurde aber auch ein selektiver Effekt auf die Substratspezifität sichtbar. Bei N205A erhöhte sich die Aktivität für beide Substrate etwa in der gleichen Größenordnung, während bei N205M die Aktivitätsverbesserung für Progesteron deutlich größer ausfällt als für 2-Cyclohexen-1-on. Auffällig war bei allen Mutanten die erhöhte Affinität für beide Substrate. Bei Progesteron sank er von 362 µM (WT) auf 63.3 µM (N205M) bzw. 84.6 µM (N205A). Die Aktivitätsunterschiede zwischen der rAtP5βR und rDlP5βR für die Reduktion von Progesteron betrug den Faktor 12. Die Werte für die DlP5βR-Doppelmutante Y156V_N205M wurden ebenfalls unter diesen Bedingungen bestimmt, obwohl im Screening mit dem Standard-P5βR-Assay keine synergistischen Effekte vermutet werden konnten. Auch die Km-Werte der Einfach-Mutanten mit gesteigerter Aktivität wurden bestimmt (II.2.4.3). Alle lagen etwa im Bereich des WTs: Y156V (21,5 +/- 2,5 µM; n = 2), N205A (18,8 +/5,2; n = 3) und N205M (18,3 +/- 1; n = 2). Die in silico Betrachtung der DlP5βR-Strukturen (PDB 2v6g, 2v6f) und der modellierten Enzyme (II.2.5, III.3) zeigte, dass es sich bei den Aminosäuren an Positionen 156 und 205 (bezogen auf D. lanata) jeweils um Teile der Bindetaschen handelte (Abb. 37). 89 Abb. 37: Die identifizierten „hot spots“ Y156, N205 und S248 für die Aktivitätsmutagenese bilden einen Teil der Bindetasche der DlP5βR. Zusammenfassend zeigten die Versuche, dass mit Hilfe des „bioactivity-guided screening“Ansatzes zum rationalen Protein-Design, mutierte Varianten der DlP5βR mit einer deutlich gesteigerten katalytischen Effizienz hergestellt werden konnten. Für zwei von drei AminosäureSubstitutionen, die als putativ bedeutend für die Aktivität identifiziert werden konnten, gelang der experimentelle Beweis. Die Positionen 156 und 205 wurden zur Kontrolle zusätzlich bei der rEcP5βR und der rErP5βR mutiert, wobei die Aktivität ebenfalls stark gesteigert werden konnte (DC- und GCKontrolle; Daten nicht gezeigt). Eine weitere Charakterisierung dieser Erysimum-P5βR-Muteine erfolgte nicht. III.4.2.4 Alternative Strategien zur Verbesserung der katalytischen Aktivität Alternativ zur beschriebenen Methode (und zu deren Überprüfung) wurde auch die bestehende, aus in silico-Daten abgeleitete Theorie von Herl et al. (2009) experimentell überprüft. Die Autoren diskutierten den Leu-182 Rest im rDlP5βR als wesentliche Ursache für die geringere Aktivität dieses Enzyms, da sich in der entsprechenden Position bei klassischen SDRs ein Gln-Rest befindet. Dieser Aminosäure-Rest wurde im „bioactivity-guided Screening“ allerdings nicht als Schlüsselposition identifiziert. 90 Als Template für die Mutagenese diente erneut das von Herl et al. (2006) erstellte pQE30/P5βR-Konstrukt (Klon Nr. 16). Die Mutagenese erfolgte mit den Primern aus II.1.10 bei 50 °C Annealing-Temperatur. Abbildung 38 zeigt die Kontrolle des Ergebnisses der PCR-Reaktion mittels Gelelektrophorese. M 1 Abb. 38: PCR zum Austausch von Leu-182 gegen Gln mit dem pQE30/DlP5βR(WT)-Konstrukt (M = Marker; 1 = PCR-Reaktion). Das weitere Vorgehen erfolgte in Analogie zu den bereits beschriebenen MutageneseExperimenten. Zur Überprüfung der katalytischen Aktivität wurden 0,2 mg des nativ gereinigten rDlP5βR L182Q-Muteins in einem Standard-P5βR-Assay (II.2.3.6) eingesetzt. Unabhängig von der verwendeten analytischen Methode zeigte sich eine Aktivität, die mit einer relativen Aktivität von 120 Prozent in etwa der des rekombinanten WT Proteins entsprach. In einem weiteren Experiment sollte die benachbarte Aminosäure Asp-181 zusätzlich mutiert werden, um eventuelle Nachbargruppen-Effekte zu klären. Das D181T_L182Q Mutein zeigte jedoch eine leicht verringerte Aktivität von ca. 80 Prozent. Die beschriebene in silico Hypothese konnte somit experimentell widerlegt werden. Neben diesen Versuchen wurden Aminosäure-Reste, die sich aus Unterschieden in den Sequenzen der D. lanata und A. thaliana P5βR ergaben, mutiert, um die Auswirkungen auf die Enzymaktivität zu untersuchen. Es wurden Aminosäuren gewählt, die entweder Teil der P5βRMotive oder Teil der putativen Substrat-Bindetasche waren. Die Mutagenese wurde wie oben dargelegt durchgeführt, die Muteine überexprimiert und jeweils 0,2 mg in einem Standard-P5βRAssay bei 30 °C über 2 h eingesetzt. Die Auswertung erfolgte über GC-MS-Bestimmung der Peakflächen von Substrat und Produkt (II.2.4.2). Als Referenz dienten parallel durchgeführte 91 Assays mit rDlP5βR WT Protein. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die so bestimmten relativen Aktivitäten (Tab. 13). Tab. 13: Relative Aktivitäten der weiteren Muteine und Lage der substituierten Reste. Relative, apparente Aktivität und Tendenz der Aktivitätsveränderung im Vergleich zum rDlP5βR Wildtyp (WT) angegeben mit – (verringert) / 0 (identisch) / + (erhöht); (n =mind. 3). Mutein AUC [Produkt-/Gesamtfläche] Relative, apparente Aktivität / Tendenz der Aktivitätsänderung Lokalisierung des substituierten Aminosäurerests DlP5βR WT 0.25 +/- 0.04 100 % 0 - T65P 0,20 +/- 0.001 80 % 0 Nahe Motiv II R146T 0,25 +/- 0.02 100 % 0 Motiv IV M150L 0.31 +/- 0.02 124 % 0 Motiv IV L182Q 0.30 +/- 0.04 120 % 0 Motiv V D181T_L182Q 0.20 +/- 0,01 80 % 0 Motiv V G204N 0.02 +/- 0.01 8% - Motiv VI Y156V 0.69 +/- 0.13 276 % + Bindetasche N205M 1.16 +/- 0.09 464 % + Bindetasche N205A 1.43 +/- 0.17 572 % + Bindetasche S248M - 0.0 % - Nahe Bindetasche Y302F 0,22 +/- 0,01 88 % C352G 0.17 67 % 0 Bindetasche F353M 0.33 131 % 0 Bindetasche F353P 0.21 +/- 0.01 84 % 0 Bindetasche N205M_Y156V 1.10 +/- 0.17 440 % + Bindetasche Bei Peripherie Unabhängig von der Lage des Aminosäure-Restes konnte mit keiner dieser weiteren Mutationen, die nicht mit unserem Screening identifiziert wurde, eine nennenswerte Steigerung der Aktivität beobachtet werden. Die Aktivitäten der R146T, M150l, Y392F, C352G, F353M und F353P Muteine entsprachen tendenziell der des WTs (67,1 bis 131 Prozent). Obwohl z.B. Phe-353 zur Bindetasche gehört, führt dessen Austausch im Gegensatz zu Asn-205 und Tyr-156 zu keiner großen Veränderung der Aktivität. Der Austausch des flexiblen Gly-204-Restes hatte eine starke Reduzierung der Enzymaktivität zur Folge. Mit Hilfe der Klonierung, der funktionellen Expression, einem einfachen Aktivitätsscreening und dem Vergleich der Proteinsequenzen ist es in dieser Arbeit gelungen, essentielle Positionen für die enzymatische Aktivität der P5βR zu identifizieren. 92 III.4.3 N-terminale Deletionsmutanten der DlP5βR Im Gegensatz zu den in dieser Arbeit klonierten und funktionell exprimierten P5βR-ORFs, besteht das von Herl et al. (2006) klonierte Konstrukt aus einer 5'- verkürzten cDNA, die in den pQE30-Vektor ligiert wurde. Das korrespondierende Genprodukt ist somit N-terminal um 13 Aminosäuren verkürzt, verglichen mit dem Genprodukt des full-length ORFs. Andere P5βR, wie die hoch-aktive rAtP5βR (siehe III.2.3.4), liegen ebenfalls als ungekürzte cDNA im Vektor vor (Herl et al., 2009), was die Vergleichbarkeit der rekombinanten Proteine möglicherweise einschränkt. Ein Ziel war es deshalb mit Hilfe von systematischer Deletionsmutagenese zu erkunden, wie sich die Nterminalen Deletionen von Aminosäuren auf die Aktivität der rDlP5βR auswirkt. Hierzu wurde in Kooperation mit Kristin Rudolph (im Vertiefungsmodul ihrer Masterarbeit) der full-length ORF kloniert, sowie erste Mutagenese-Experimente durchgeführt. III.4.3.1 Klonierung der full-length DlP5βR Um diese Mutagenese-Experimente durchführen zu können, musste zunächst die ungekürzte cDNA der DlP5βR gewonnen und in einen Expressionsvektor kloniert werden. Aus 200 mg frischen Blättern von D. lanata wurde die Gesamt-RNA isoliert (II.2.1.2) und mit unspezifischen Primern in cDNA umgeschrieben. Zur Amplifikation der gewünschten cDNA wurden verschiedene Kombinationen am Lehrstuhl vorhandener P5βR-Primer in einer Standard-PCR (II.2.1.4) bei einer Annealing-Temperatur von 50 °C getestet. Nur mit den beiden Primern MbdirGATE/VH1188brev konnte ein PCR-Produkt mit der erwarteten Größe von ca. 1,2 kb nachwiesen werden (Abb. 39). Abb. 39: PCR mit frischer cDNA von D. lanata und verschiedenen Primer-Kombinationen ( M = Marker, 1-3 = untaugliche Primer; 4 = MbdirGATE/VH1188brev) (aus Rudolph, 2011). Die 1,2 kb-Bande wurde aus dem Gel isoliert und die gereinigte DNA redispergiert(II.2.1.6). Die Konzentration betrug 24,5 ng/µL bei einem Reinheitsquotienten von 1,75 (II.2.1.15). Die gereinigte DNA wurde in den pCR(R)2.1-TOPO-Vektor kloniert und in chemisch kompetente 93 E. coli One Shot Top10 Zellen transformiert (II.2.1.10). Eine Unterscheidung von positiven und negativen Klonen erfolgte mittels Blau-Weiß-Selektion (II.2.1.12). Die DNA wurde isoliert (II.2.1.14) und sequenziert (II.2.1.16). Beide bei der PCR eingesetzten Primer wurden in den erhaltenen Sequenzen wiedergefunden. Die beiden Teilsequenzen wurden von Hand zusammengesetzt und über ClustalW mit der bereits bekannten DlP5βR-Sequenz verglichen (II.2.5). Dies ergab, dass die komplette P5βR cDNA-Sequenz erfolgreich in 3'-5'-Orientierung in den pCR(R)2.1-TOPO-Vektor eingebaut worden war. Die Identität im Alignment betrug 99.0 % (Abb. 40). TOPO WT ATGAGCTGGTGGTGGGCTGGAGCGATAGGCGCTGCAAAGAAAAGGTTGGAAGAAGATGAC 60 ATGAGCTGGTGGTGGGCTGGAGCGATAGGCGCTGCAAAGAAAAGGTTGGAAGAAGATGAC 60 ************************************************************ TOPO WT GCACAGCCNNAGCATTCGAGCGTGGCGTTGATAGTTGGGGTAACCGGAATCATCGGCAAC 120 GCACAGCCAAAGCATTCGAGCGTGGCGTTGATAGTTGGGGTAACCGGAATCATCGGCAAC 120 ******** ************************************************** TOPO WT AGCCTGGCGGAGATCCTGCCACTGGCCGACACCCCCGGCGGTCCGTGGAAGGTATACGGC 180 AGCCTGGCGGAGATCCTGCCACTGGCCGACACCCCCGGCGGTCCGTGGAAGGTATACGGC 180 ************************************************************ TOPO WT GTCGCCCGCCGCACCAGACCCGCCTGGCATGAGGATAATCCGATCAATTACGTCCAGTGC 240 GTCGCCCGCCGCACCAGACCCGCCTGGCATGAGGATAATCCGATCAATTACGTCCAGTGC 240 ************************************************************ TOPO WT GACATATCCGATCCAGATGACTCCCAAGCCAAGCTGTCACCTCTGACTGATGTTACCCAC 300 GACATATCCGATCCAGATGACTCCCAAGCCAAGCTGTCACCTCTGACTGATGTTACCCAC 300 ************************************************************ TOPO WT GTGTTCTACGTTACCTGGGCTAATCGATCCACCGAACAAGAAAACTGTGAAGCCAATAGC 360 GTGTTCTACGTTACCTGGGCTAATCGATCCACCGAACAAGAAAACTGTGAAGCCAATAGC 360 ************************************************************ TOPO WT AAAATGTTCAGGAACGTGCTTGATGCAGTTATCCCTAATTGCCCCAATTTGAAGCACATC 420 AAAATGTTCAGGAACGTGCTTGATGCAGTTATCCCTAATTGCCCCAATTTGAAGCACATC 420 ************************************************************ Abb. 40: Ausschnitt aus dem Alignment der in den pCR (R)2.1-TOPO-Vektor klonierten Sequenz(„TOPO“) der putativen full-length P5βR aus D. lanata („WT“). III.4.3.2 Subklonierung und funktionelle Expression der kompletten DlP5βR Für die funktionelle Expression der kompletten rDlP5βR wurde die klonierte cDNA in einen Expressionsvektor subkloniert. Gewählt wurde der pETite-Vektor mit C-terminalem His-tag (II.1.7), u.a. da bei der direkten Klonierung keine artifiziellen Aminosäuren am C- oder N-Terminus des rekombinanten Proteins eingeführt werden. Die Vermehrung der klonierten cDNA erfolgte mit Primern, die zur Vektorsequenz komplementäre Überhänge von 15-18 Nt besaßen (II.1.10), in einer 94 Standard-PCR (II.2.1.4) bei 58 °C. Die Template-DNA wurde mit DpnI selektiv zerstört (II.2.1.18) und das PCR-Produkt durch homologe Rekombination in den linearisierten pETite C-His-Vektor ligiert (nach Anleitung des Herstellers: ExpressoTM T7 Cloning and Expression System, Lucigen, Version 1.0). Das Konstrukt wurde in chemisch kompetente E. coli HI-Control-Zellen transformiert (II.2.1.10), positive Kolonien mittels Colony-PCR identifiziert (II.2.1.11), deren Plasmid-DNA reisoliert (II.2.1.14) und zur Sequenzierung (mit T7-Primern) an die GATC Biotech AG geschickt (II.2.1.16). In der erhaltenen Sequenz konnten sowohl Vektor-, als auch Insertabschnitte identifiziert werden. Die Sequenz des eingesetzten Forward-Primers war vollständig erhalten. Ein Alignment dieser Sequenz gegen die der DlP5βR bestätigte zusätzlich die erfolgreiche Klonierung (Daten nicht gezeigt). Der Nachweis der Expression der rDlP5βr mit C-terminalem His-tag (rDlP5βRc), unter den beschriebenen Standard-Bedingungen bei 4 °C über 96 h (II.2.2.1), erfolgte zunächst mittels SDSPage-Analyse. Nach der His-tag-Reinigung (II.2.2.2) wurden der Protein-Gehalt des Eluats bestimmt (II.2.3.1) und mit Puffer auf 2,8 µg eingestellt. Parallel hierzu wurde als Kontrolle die von Herl et al. (2006) klonierte, verkürzte rDlP5βR (=WT; auch rDlP5βRnn-13), mit der alle bisher beschriebenen Versuche durchgeführt wurden, aufgearbeitet. Beide Proben wurden auf einem 12 %igem SDS-PAGE-Gel analysiert (II.2.3.4). Die Detektion erfolgte mittels Coomassie-Färbung (II.2.3.5). Das gewünschte Produkt konnte auf einer Höhe von etwa 43 kDa nachgewiesen werden (Abb. 41). Abb. 41: SDS-Page der rDlP5βRnn-13 (1) und der rDlP5βRc (2) (M1 = Marker; aus Rudolph, 2011). 95 Der Nachweis der enzymatischen Aktivität des rekombinanten Proteins erfolgte, nach Umpuffern in den P5βR-Assaypuffer (II.2.3.2), über den Standard-P5βR-Assay (II.2.3.6). Die Auswertung des Assays erfolgte mittels Dünnschicht-Chromatographie (II.2.4.1; Abb. 42). Abb. 42: DC-Analyse des Standard-P5βR-Assays der nativ gereinigten P5βR aus D. lanata mit C-terminalem His-tag (rDlP5βRc) (1 = Referenzen; 2 = Aktiver Assay; aus Rudolph, 2011). Analog der verkürzten rDlP5βRnn-13 konnte die stereo-selektive Umsetzung von Progesteron zu 5β-Pregnan-3,20-dion eindeutig nachgewiesen werden. Die Enzym-Assays wurden zusätzlich über GC-MS ausgewertet (II.2.4.2). Hierbei wurde die Umsetzung des kompletten Enzyms (rDlP5βRc) mit der der verkürzten Variante (rDlP5βRnn-13) direkt verglichen. Abbildung 43 ist zu entnehmen, dass die verkürzte rDlP5βRnn-13 unter den Bedingungen des Standard-P5βRAssays etwa doppelte Aktivität zeigte. Abb. 43: GC Analyse der rDlP5βRc (A) und der rDlP5βRnn-13 (B) mit Progesteron als Substrat (roter Pfeil, Rt = 10.69) und 5β-Pregnan-3,20-dion als Produkt (blauer Stern; Rt = 9.97) nach Rudolph, 2011. 96 In Tab. 14 sind die ermittelten, relativen Aktivitäten dargestellt. Tab. 14: Relative Aktivitäten der rDlP5βRnn-13 und der rDlP5βRc (MW +/- STABW; n = 7-9). Protein AUC Relative, apparente Aktivität [Produkt-/Gesamtfläche] [%] rDlP5βRnn-13 0,16 +/- 0,02 228,6 rDlP5βRc 0,07 +/- 0,02 100,0 III.4.3.3 Einkürzungs-Mutagenese Mit dem Phusion Site-directed Mutagenesis Kit und 5'-phosphorylierten Primern (II.1.8, II.1.10) wurden im Anschluss erste Deletionsmutanten der rDlP5βRc hergestellt. Vom 5'-Ende ausgehend sollte die klonierte cDNA in jeweils 90 Nukleotide eingekürzt werden. Dies entspricht einer N-terminalen Kürzung des Proteins um jeweils 10 Aminosäuren. Hierzu wurden Primer so abgeleitet, dass einer in antisense-Orientierung an den pETite-Vektor bindet und genau bis zum Startcodon der DlP5βR cDNA heranreicht, während der andere erst 90 Nukleotide downstream des Startcodons binden sollte, wodurch bei der PCR die gewünschte Lücke an Nukleotiden entstehen sollte (KR_Mut30_Rev; KR_30_For; II.1.10; Abb. 44). Abb. 44: Schematisches Vorgehen bei der Erzeugung der Deletionsmutanten der rDlP5βRc mit 5'-phosphorylierten Primern im pETite C-His/DlP5βR-Vektorkonstrukt (nach Rudolph, 2011). Als Template der PCR diente das pETite C-His/DlP5βR-Vektorkonstrukt, das in einer Standard-PCR (II.2.1.4) mit den phosphorylierten Primern (KR_Mut30_Rev/KR_Mut30_For) bei einer Annealing-Temperatur von 50 °C durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der PCRs wurden mit Agarose-Gelelektrophorese ausgewertet (II.2.1.5; Abb. 45). 97 Abb. 45: Agarose-Gel der PCR zur Deletion von cDNA-Abschnitten am 5'-Ende des klonierten DlP5βR-ORFs (M = Marker, 1 = KR_Mut30_Rev/KR_Mut30_ForMut). Es konnte mit der Primer-Kombination ein PCR-Produkt der erwarteten Größe von etwa 3,4 kb (Vektor + DlP5βR-Insert) nachgewiesen werden. Das PCR-Template wurde mit DpnI verdaut (II.2.1.18) und in chemisch kompetente E. coli HI-Control BL21(DE3) Expressionszellen transformiert (II.2.1.10). Bei der Sequenzierung der Plasmid-DNA dieser E. coli-Zellen, konnten die Teile der pETite-Vektorsequenz und der Sequenzabschnitt des jeweiligen Forward-Primers der Mutagenese-PCR wiedergefunden werden (Abb. 46). 5'-AACAGCTAGAAATAATTTTGTTTAACTATAAGAAGGAGATATACATATGATAGTTGGGGTAACCG GAATCATCGGCAACAGCCTGGCGGAGATCCTGCCACTGGCCGACACCCCCGGCGGTCCGTGGAGGT ATACGGCGTCGCCCGCCGCACCAGACCCGCCTGGCATGAGGATAATCCGATCAATTACGTCCAGTG CGA...-3' Abb. 46: Nucleotid-Teilsequenz der DlP5βRcn-30 im pETite(R)C-His-Vektor (grau: Vektorsequenz; gelb: Startcodon; blau: Sequenz des KR_Mut10_For-Primers). Über Nukleotid-Alignments mit ClustalW, wurde die erfolgreiche Deletion des gewünschten cDNA-Bereichs verifiziert. Diese Alignments finden sich bei Rudolph (2011): Die Analyse der Sequenz zeigte einen Abschnitt der Vektorsequenz, in-frame gefolgt vom genutzen Forward-Primer der Mutagenese-PCR und dem Rest des DlP5βR-Gens. Ein Vorteil des (vom Autor gewählten) Vektors war, dass keine artifiziellen Aminosäuren während der Klonierung zwischen dem klonierten cDNA-Abschnitt und dem His-tag eingeführt worden sind. Die nachfolgende Erstellung von weiteren Deletionsmutanten, Versuche zu deren Expression, der Nachweis der katalytischen Aktivität, die exakte biochemische Charakterisierung, 98 sowie die Bestimmung der (Co-)Substratspezifität und der Proteinfaltung mit CD-Messungen erfolgte durch Frau Rudolph im Rahmen ihrer Masterarbeit (Rudolph et al., Manuskript in Vorbereitung). III.4.4 Mutagenese zur Änderung der Cosubstrat-Spezifität Über die heterologe Expression rekombinanter Enzyme der Herzglykosid-Biosynthese lassen sich (putative) Reaktionen der Biosynthese gut isoliert untersuchen. Daneben ergibt sich, speziell durch die Verfügbarkeit der rekombinanten 3β-HSD und der P5βR aus verschiedenen Taxa, die Option, mehrere rekombinante Enzyme der Biosynthese zu kombinieren, um nicht nur Einzelschritte, sondern ganze Biosynthese-Sequenzen in vitro zu analysieren. Da die rekombinanten 3β-HSDs alle strikte NAD(H)-Spezifität aufweisen, sollte für diese Kombinationsversuche durch SDM eine NADH-abhängige P5βR erzeugt werden. III.4.4.1 In silico Analyse NADPH und NADH-spezifischer SDRs Da sich die Cosubstrate NADPH und NADH einzig durch die negativ geladene Phosphatgruppe am Ribose-Teil des Moleküls unterscheiden (Abb. 47, Abb. 68), wurde geprüft, welche (basischen) Aminosäuren der DlP5βR (PDB 2v6g) mit dieser wechselwirken. Hierbei fanden sich nur die beiden positiv geladenen Arginine Arg-63 und Arg-64. Diese befinden sich in der Kristallstruktur in einem Abstand von 4,4 bzw. 5,0 Å zur Phosphatgruppe des Cosubstrats. Um eine NADH-Spezifität zu erhalten, mussten an Stelle der basischen saure Aminosäure-Reste in der Cosubstrat-Bindetasche der DlP5βR platziert werden. Um eine adäquate Position hierfür zu finden, wurde die Phosphatgruppe in silico aus der Kristallstruktur 2v6g entfernt und gegen eine Hydroxylgruppe ausgetauscht. In einer in silico-Mutagenese wurden alle Reste, die sich im Abstand von 5 Å um diese befanden, gegen Asparaginsäure und Glutaminsäure ersetzt. Nur für Asparaginsäure wurden Rotamere gefunden, die Wasserstoffbrücken zwischen den beiden Hydroxylgruppen der Ribose und der Carboxylgruppe der Seitenkette erlaubten. Dies erschien möglich von den Positionen T35, A62, R63 und R64. Beispielsweise fanden sich im Falle der DlP5βR T35D-Mutante für den eingeführten Asparaginsäure-Rest mögliche Rotamere, mit einem Abstand der beiden Sauerstoffe der Carboxyl-Gruppe zu den Hydroxylgruppen der Ribose von 1,78 bzw. 2,58 Å (Abb. 47). 99 Abb. 47: A Durch in silico Mutagenese identifizierte Positionen zur Platzierung eines sauren Asp-Restes, der H-Brücken zur Ribose ausbilden könnte, innerhalb der Cosubstrat-Bindetasche der DlP5βR B Darstellung der Lage des eingeführten Asp-Restes und Messung der Abstände am Beispiel des DlP5βR T35D (in silico) Muteins. Parallel wurden mit Hilfe der „Superposition“-Funktion der Wincoot Software (II.2.5) in silico die Cosubstrat-Bindetasche der DlP5βR jeweils mit der von verschiedenen NADHabhängigen SDR-Enzymen überlagert (PDB: 2ztl, 3d3w, 3grk, 2zea, 2gng, 2gn5, 1x1t, 1xhl, 1mg5, 1I24), um die Konformation der Kohlenstoffketten und Aminosäure-Reste an den vier identifizierten Positionen zu vergleichen. Tab. 19 zeigt die Ergebnisse dieser Überlagerung für einige Enzyme, bei denen die Übereinstimmung der Kohlenstoffkette akzeptabel erschien. Tab. 19: Vergleich der identifizierten Positionen zur Platzierung eines sauren Restes aus der Überlagerung der Cosubstrat-Bindetasche NADH-spezifischer SDR-Enzyme mit der DlP5βR (2v2g). Enzym (PDB) 35 62 63 64 2v2g (= Referenz T A R R 1zem G D M N 1iy8 G D V S 2hsd A D N L 1qrr - D N - Die Xylitoldehydrogenase 1zem besaß die größte Übereinstimmung in der Konformation der Kohlenstoffkette mit der DlP5βR. Für alle NADH-spezifischen Enzyme fand sich an der Position des Alanin-62 der DlP5βR ein saurer Aspartat-Rest. Dies deckte sich mit den Ergebnissen der in silico-Mutagenese, bei der ebenfalls diese Position für die SDM-Experimente identifiziert wurde. 100 III.4.4.2 Mutagenese-Experimente Die Mutagenese erfolgte analog zu III.2. Als Template für die PCR diente ebenfalls das pQ30/DlP5βR-Konstrukt von Herl et al. (2006). In der Mutagenese-PCR (II.1.10) wurden verschiedene Primer-Kombinationen genutzt für die unterschiedlichen Einzel- und Mehrfachmutanten. Nach DpnI-Verdau der Template-DNA (II.2.1.18) und Transformation der putativ mutierten Plasmide (II.2.1.10) wurde der Erfolg der Mutagenese mittels DNASequenzierung bestätigt (II.2.1.16). Neben der abgeleiteten Mutante, bei der A62 ausgetauscht werden sollte, sollten auch die anderen möglichen Platzierungen für Asp getestet werden. Auf diese Weise konnten zunächst die DlP5βR-Muteine T35D, A62D, R63D, R64D, R63D_R64D hergestellt werden, deren Expression jeweils unter den Bedingungen des WTs erfolgte (II.2.2.1). Es wurden P5βR-Standardassays mit 0,2 mg Protein bei 30 °C über 2 h durchgeführt (II.2.3.6), wobei jeweils beide Cosubstrate getestet wurden (6,4 mM Endkonzentration). Die Auswertung erfolgte mittels DC und GC-MS. Die Daten sind in Tab. 20 zusammengefasst: Tab. 20: Screening der ersten Mutanten-Reihe auf P5βR-Aktivität mit NADH. (- = nicht nachweisbar; -/+ = geringe Aktivität; + = aktiv; n. b. = nicht bestimmt). Protein/Mutein Aktivität mit NADPH Aktivität mit NADH DlP5βR WT + - DlP5βR T35D n.b. - DlP5βR A62D - - DlP5βR R63D - - DlP5βR R64D + -/+ Die Veränderungen der Cosubstrat-Bindetaschen führte in den meisten Fällen zu einem kompletten Verlust der Aktivität mit NADPH, wobei auch mit NADH keine Umsetzung detektiert werden konnte. Die Ausnahme stellte das Mutein R64D dar. Dessen Aktivität mit NADPH entsprach etwa der des WTs und auch mit NADH konnte sowohl mit DC, als auch mit GC eine Umsetzung von Progesteron beobachtet werden. Jedoch wurde trotz dieser nachweisbaren Umsetzung die A62D Mutante für weitergehende Mutagenese-Experimente ausgewählt, da die Position des Asparaginsäure-Restes auf Grund der „Überlagerungsexperimente“ (III.4.4.1) ideal erschien. Eine weitergehende in silico Analyse (Abb. 48) zeigte als mögliche Erklärung für die Inaktivität dieses Muteins eine ionische Wechselwirkung zwischen diesem eingeführten, negativ geladenen Rest und den positiven Resten Arg-64 oder Arg- 101 63 auf (Abb. 48; B). Aus diesem Grund sollten diese ebenfalls mutiert werden sollten. Als Basis diente die bereits erwähnte, NADH-abhängige Xylitol-Dehydrogenase (PDB: 1zem), die eine ähnliche Konformation der Kohlenstoffkette aufweisen konnte. In der Kristallstruktur fand sich an der Stelle des Arginins, das benachbart zum Purin-Ringsystem des Cosubstrats liegt, ein MethioninRest (Arg-63 bzw. Met-39). Anstelle des zweiten Arginins wurde ein Asparagin identifiziert (Arg-64 bzw. Asn-40; Abb. 52, C). Aus diesem Grund wurden weitere Mutagenese-Experimente durchgeführt. Es konnten die DlP5βR A62D_R63D, A62D_R63M_R64N- (Abb. 48, D), sowie die T35G_A62D_R63M_R64N-Muteine erfolgreich in E. coli überexprimiert (II.2.2.1) und über Histag-Affinitätschromatographie nativ gereinigt werden (II.2.2.2). Abb. 48: A DlP5βR A62D-Mutein (in silico-Mutagenese; experimentell inaktiv); B Mögliche Wechselwirkung zwischen D62 und R64; C Analoge Aminosäure-Reste in der Kristallstruktur der NADH-abhängigen XylitolDehydrogenase 1zem; D Re-designte DlP5βR (A62D_R63M_R64N). Mit jeder dieser Mehrfachmutanten wurden erneut Standard-P5βR-Assays (II.2.3.6) bei 30 °C mit 0,2 mg Mutein und beiden Cosubstraten durchgeführt. Wie bereits A62D zeigte auch das DlP5βR T35G_A62D_R63M_R64N-Mutein keine Progesteron-5β-Reduktase-Aktivität mit NADPH. Die 3-fach Mutante A62D_R63M_R64N hingegen zeigte eine geringe Umsetzung von Progesteron (Abb. 49): 102 Abb. 49: GC-Analyse des Standard-P5βR-Assays des DlP5βR A62D_R63M_R64N-Muteins (1 = Progesteron; 2 = 5βPregnan-3,20-dion). Diese Ergebnisse ließen den Schluss zu, dass wirklich die beiden Arginine (Arg-63 und Arg64) für die Bindung und Umsetzung von NADH störend wirkten. Statt willkürlich und unvorhersehbar andere Kombinationen von Aminosäuren für deren Substitutionen zu wählen (s. Tab. 19), um die Aktivität des Muteins zu erhöhen, wurden die Ergebnisse aus III.4.2 zu Rate gezogen und der Rest Asn-205, der als essentiell für die katalytische Effizienz definiert wurde (s. III.4.2), gegen Methionin ersetzt (Substitution in Richtung der AtP5βR). Mit 0,2 mg des gereinigten Muteins (DlP5βR A62D_R63M_R64N_N205M) wurden Standard-P5βR-Assays bei 30 °C durchgeführt und die Umsetzung mittels DC und GC-MS ausgewertet (Abb. 50). 103 Abb. 50: A Auswertung des Standard-P5βR-Assays mit 0,2 mg des DlP5βR A62D_R63M_R64N_N205M-Muteins mit 0,5 mM Progesteron durch Dünnschichtchromatographie (Ref: Progesteron, Rf = 0.5, 1; 5β-Pregnan-3,20-dion, Rf = 0.6, 2). B Auswertung des Assays mittels GC-MS. Die Ergebnisse zeigten eine deutliche Steigerung der katalytischen Umsetzung des Muteins durch die zusätzliche Substitution von Asn-205. Die Aktivität mit NADH entsprach in etwa der des WTs mit NADPH (134 +/- 20 %; n = 3). Der Km-Wert des Muteins für NADH wurde photometrisch mit 0,2 mg Protein und einem Überschuss an CH von 2,0 mM ermittelt (II.2.4.3). Er lag bei 45,2 +/- 28,9 µM (n = 4), der des WTs mit NADPH bei 40,6 +/- 12,9 µM (s. Tab. 5). Diese NADH-spezifische, funktionelle „Designer-P5βR“, konnte somit für weitere Versuche genutzt werden. III.4.4.3 Versuche zur in-vitro-Biosynthese Ziel der Mutagenese der Cosubstrat-Bindung war, neben dem prinzipiellen Nachweis der Machbarkeit, insbesondere eine NADH-spezifische rekombinate P5βR zu erhalten, um sie in vitro mit den anderen verfügbaren, NADH-spezifischen Enzymen der Cardenolid-Biosynthese kombinierbar zu machen. Hierzu wurden mit der mutierten rDlP5βR verschiedene Vorversuche unternommen. Um einen geeigneten Puffer zu finden, wurden P5βR-Enzymassays mit 0,2 mg Protein in P5βR-, und 3β-HSD-Puffer durchgeführt, um die Aktivitäten zu vergleichen. Die Auswertung erfolgte mittels GC-MS. Es konnte im direkten Vergleich kein qualitativer Unterschied 104 bei der Reduktion von Progesteron detektiert werden. Die 3β-HSD war in den beiden Puffern ebenfalls etwa gleich aktiv (Daten nicht gezeigt). Des Weiteren wurde, da die Standard-3β-HSD-Assays nach Herl et al. (2007) bei 50 °C durchgeführt werden, überprüft, ob unter diesen Bedingungen noch eine katalytische Aktivität der P5βR zu erwarten ist. Standard-P5βR-Assays mit 0,2 mg Protein, die bei 50 °C inkubiert worden waren, wurden mit GC-MS und DC ausgewertet, wobei jedoch keine Umsetzung von Progesteron mehr nachweisbar war. Gleiches galt für Assays bei 45 °C. Die folgende Abbildung (Abb. 51) zeigt einen Vergleich der Umsetzung des P5βR-Muteins bei 35 °C und 45 °C mit 6,4 mM und einer reduzierten Menge von 1 mM NADH. Abb. 51: DC von P5βR-Cosubstrat-Mutein-Assays mit 6,4 und 1,0 mM NADH bei 35 °C und 45 °C (Ref=Progesteron). 105 Die Ergebnisse legten nahe, dass die NADH-Menge nur einen geringen, die Temperatur aber einen sehr entscheidenden Einfluss auf die Reaktion hatte. Aus diesem Grund wurde das Temperatur-Optimum des Cosubstrat-Muteins mittels Standard-P5βR-Assays (II.2.3.6) und GCMS-Analytik (II.2.4.2) bestimmt (Abb. 52). Abb. 52: Temperatur-Optimum der rDlP5βR A62D_R63M_R64M_N205M bestimmt über Standard-P5βR-Assay mit Progesteron als Substrat, analysiert mittels GC-MS (Rel. Umsetzung nach II.2.4.2). Das Temperatur-Optimum des Muteins lag deutlich niedriger als beim WT-Enzym, bei etwa 30-35 °C. Dies erklärte, dass bei 45 °C keine Umsetzung mehr erkennbar war. Daraufhin wurden Standard-P5βR-Assays über 2h bei 30 °C mit 0,2 mg Cosubstrat-Mutein und 0,2 mg 3β-HSD aus D. lanata durchgeführt. Als Substrat dienten sowohl Progesteron, als auch Pregnenolon. Die Auswertung erfolgte mittels DC (Abb. 53): Abb. 53: Ausschnitt einer Dünnschicht-Chromatographie zur Auswertung eines Enzym-Assays mit Cosubstrat-Mutein und D. lanata 3β-HSD. Progesteron wurde stereoselektiv zu 5β-Pregnan-3,20-dion (P1) und 5β-Pregnan-3α-ol,20-on umgesetzt. (Referenzen: Isoprogesteron, 1; Progesteron, 2; Pregnenolon, 3; 5β-Pregnan-3,20-dion, 4; 5β-Pregnan-3βol,20-on). 106 Diese Versuche belegten, dass es prinzipiell möglich ist, die Enzyme in vitro hintereinander zu schalten. Progesteron wurde in zwei Stufen erwartungsgemäß über 5β-Pregnan-3,20-dion (P1) stereoselektiv zu 5β-Pregnan-3α-ol-20-on (P2) umgesetzt. 5β-Pregnan-3β-ol-20-on war nicht nachweisbar. Eine Umsetzung ausgehend von Pregnenolon konnte - auch bei KSI-Zugabe - nicht analytisch eindeutig gezeigt werden. Die Versuche mit der NADH-spezifischen „Designer“-P5βR werden - aufbauend auf den vorliegenden Ergebnissen - von Herr Daniel Geiger im Rahmen seiner Masterarbeit fortgesetzt. 107 IV DISKUSSION IV.1 Klonierung, Sequenz-Analyse, Expression und Verbreitung der P5βR IV.1.1 Klonierung von orthologen P5βR Trotz mehrerer Dekaden der Forschungen ist der exakte Ablauf der Cardenolid-Biosynthese bis dato noch nicht exakt aufgeklärt (Kreis und Müller-Uri, 2009; Clemente et al., 2011). Während seit Längerem klassische Versuche, wie die Fütterung mit markierten Vorstufen (s. Schütte, 1987; Kreis et al., 1998) und die Reinigung von Biosynthese-Enzymen aus Proteinextrakten (z.B. Gärtner et al., 1990), durchgeführt werden, sind molekularbiologische Experimente zur ihrer Erforschung erst seit relativ kurzer Zeit beschrieben worden (z.B. Sales et al., 2003; Roca-Pérez et al., 2004; Herl et al., 2006; Gavidia et al. 2007; Herl et al., 2009; Ernst et al., 2010; Pérez-Bermúdez et al. 2010; Munkert et al., 2011). Unter ihnen gab es bisher keine Veröffentlichung, die sich intensiv mit der gerichteten oder ungerichteten Mutagenese von verfügbaren, rekombinanten BiosyntheseEnzymen beschäftigt. Einzig Thorn et al. (2009) berichteten beiläufig über den Austausch eines zentralen Tyrosin-Restes (Y179F bzw. Y179A), was zum kompletten Verlust der Enzymaktivität führte. Im Rahmen dieser Arbeit stand deshalb die systematische Mutagenese der DlP5βR im Mittelpunkt. Um diese Versuche sinnvoll und zielgerichtet betreiben zu können, sollten zunächst weitere orthologe P5βR zur funktionellen Expression kloniert werden. Ausgehend von der Nukleotid- und Aminosäurensequenz der D. lanata P5βR (Herl et al., 2006) wurden die öffentlich zugänglichen Gen- und Proteindatenbanken mittels BlastN- und BlastP-Algorithmus durchsucht, was eine große Anzahl von homologen Genen aus Bakterien und verschiedenen pflanzlichen Taxa als Ergebnis lieferte (Gavidia et al, 2007, eigene Suche) - darunter die zwei ebenfalls funktionell exprimierten, orthologen (Enon-)Reduktasen aus N. tabacum (Matsushima et al., 2008) und A. thaliana (Herl et al., 2009). Mit Hilfe dieser Sequenzen wurden Primer zur Klonierung von orthologen P5βR aus unterschiedlichen pflanzlichen cDNAs abgeleitet. Mit den N. tabacum-Primern konnten erfolgreich PCR-Produkte aus den cDNAs aller getesten Solanaceen amplifiziert werden (A. belladonna, N. tabacum, S. lycopersicon, S. tuberosum). Die A. thaliana-Primer funktionierten bei einer Reihe von Brassicaceen (A. rusticana, E. crepidifolium, E. rhaeticum, L. annua) und die D. lanata-Primer bei verschiedenen Vertretern der Gentianales (M. piperita, P. major, A. curassavica, N. oleander, u.a.). Bei L. annua und W. somnifera konnte die Existenz eines P5βR-Gens nur auf genomischer Ebene nachgewiesen werden. In allen anderen Fällen wurde jeweils das mRNA-Transkript (in Form einer cDNA) kloniert. Über Alignments konnte in den genomischen Sequenzen jeweils ein Intron identifiziert werden. Es handelt sich jeweils um ein typisches GU-AG-Intron (Brown, 2007), wie es auch für die D. lanata P5βR 108 beschrieben wurde (Herl et al., 2006). Die Lage des Introns in allen bekannten Genen ist stark konserviert, allerdings unterschiedet sich dessen Länge und Sequenz in den verschiedenen Arten teils erheblich. Tarrìo et al. (2011) geben für alle pflanzlichen VEP1-Orthologe ein Intron, für alle pilzlichen VEP1-Orthologe 1-4 Introns an, wobei die Position im Gen jeweils charakteristisch ist. Sie nehmen dies als Hinweis darauf, dass die Gene nicht aus einem gemeinsamen eukaryontischen Ur-Gen entstanden sind (s. IV.1.3). Fundierte Aussagen zur Nutzung der Intronsequenzen, z.B. für taxonomische Analysen, lassen sich jedoch auf Grund der geringen Mengen an klonierten gDNAs für P5βR kaum treffen. Bei allen anderen, in dieser Arbeit klonierten (putativen) P5βR handelt es sich um Gene, die von den Pflanzen aktiv transkribiert werden, da sie - wie die P5βR aus D. lanata, I./D. canariensis und A. thaliana (Herl et al., 2006; Herl et al., 2006b; Herl et al., 2009) - jeweils aus der cDNA junger Blätter kloniert werden konnten. Ernst et al. (2010) berichteten, dass auch von Cardenolidfreien D. lanata-Zellkulturen das P5βR-Gen exprimiert wird, allerdings weniger stark als in den Blättern. Dies deckt sich mit den Ergebnissen dieser Arbeit, da bei den Klonierungsexperimenten ebenfalls keine Korrelation zwischen der Akkumulation von Herzglykosiden und der Expression des P5βR-Gens beobachtet werden konnte (vergleiche hierzu IV.1.3). Um Daten für die Planung der Mutagenese-Versuche, die sich mit der Erhöhung der enzymatischen Aktivität der rDlP5βR befassten, zu erhalten, wurden die cDNAs direkt in den pQE30-UA Expressions-Vektor kloniert (z.B. die cDNA der MpP5βR) bzw. anschließend an die TOPO-Klonierung aus dem Klonierungsvektor in diesen subkloniert (z.B. die cDNA der AbP5βR). Die erfolgreiche Klonierung der P5βR aus E. crepidifolium und E. rhaeticum soll besonders betont werden, da die Gattung Erysimum Cardenolide bildet (z.B. Rodman et al., 1982; Hugentobler und Renwick, 1995) und gleichzeitig nahe verwandt ist mit dem pflanzlichen Modellorganismus der Molekularbiologie A. thaliana (Brown, 2007). Es besteht deshalb die Hoffnung, dass die etablierten molekularbiologischen Methoden (z.B. Transformation der Pflanzen) von A. thaliana auf Erysimum-Arten übertragen werden können (Munkert et al., 2012). IV.1.2 Analyse der Proteinsequenzen und Strukturen Um ein besseres Verständnis der Funktion der P5βR zu erhalten, wurde versucht, deren räumliche Struktur über kristallographische Experimente aufzudecken. Egerer-Sieber et al. (2006) veröffentlichten die erfolgreiche Kristallisation der rDlP5βR (genauer der DlP5βRnn-13). Bei der ersten Analyse der Daten ergaben sich bereits Hinweise auf eine Rossmann-Faltung (Branden und Tooze, 1998) innerhalb des Proteins. Die endgültige Aufklärung der Kristallstruktur, u.a. im binären Komplex mit NADP(H), erfolgte durch Thorn et al. (2008). Bisher gelang es noch nicht einen 109 ternären Komplex mit Substrat und Cosubstrat zu kristallisieren (Yves Muller, mündliche Mitteilung). Die Autoren konnten aus den Ergebnissen die DlP5βR - wie bereits von Gavidia et al. (2007) auf Grund der Aminosäure-Sequenz vermutet – den kurzkettigen Dehydrogenase/Reduktase (SDR)-Enzymen zuordnen, wobei ihre räumliche Faltung der eines „extended“ SDR-Proteins entsprach (Kallberg et al., 2002). Die medizinisch wichtige, tierische Progesteron 5β-Reduktase gehört im Gegensatz dazu in die Familie der Aldo-Keto-Reduktasen (AKRs), die eine andere räumliche Struktur besitzen (Di Costanzo et al., 2009). Die Enzyme sind demzufolge einander nicht homolog (Gavidia et al., 2007). Andere SDR-Enzyme aus dem Bereich des Sekundärstoffwechsels findet man beispielsweise bei der Biosynthese der Lignane oder der Tropanalkaloide (Brock et al., 2008). In der Sequenz und der Struktur der rDlP5βR konnten drei SDR-Protein-Motive (Abb. 58/ bzw. Abb. 3, Motiv I-III), die für die Cosubstrat-Bindung innerhalb der Rossmann-Faltung essentiell sind, identifiziert werden (Persson et al., 2003). Erstaunlicherweise stellte sich der Aufbau des aktiven Zentrums deutlich anders dar als erwartet: Keine der für andere SDR-Enzyme typischen, katalytischen Reste (i.d.R. katalytische Triade aus Tyrosin, Lysin und Serin bzw. katalytische Tetrade aus Asparagin, Tyrosin, Lysin und Serin; Filling et al., 2002) war strukturell konserviert. Es gibt zwar sowohl einen Tyrosin-, als auch einen Lysin-Rest, diese zeigten aber von bisher unbekannten Positionen ins aktive Zentrum und wurden zu Bestandteilen von neuen, P5βRspezifischen Sequenz-Motiven erklärt (Abb. 58/ bzw. Abb. 3, Motiv IV-VI; Thorn et al., 2008). Die DlP5βR wurde deshalb einer bisher nicht beschriebenen Klasse von SDR-Enzym zugeordnet. Die Motive I-VI wurden auch in der funktionell exprimierten Progesteron 5β-Reduktase aus A. thaliana beschrieben (AtStR; Herl et al., 2009). Vergleicht man die Aminosäure-Sequenzen aller neu klonierten P5βR dieser Arbeit, konnten in keiner größere Deletionen bzw. Insertionen mehrerer Aminosäuren gefunden werden. Sie beschränken sich - falls vorhanden - auf einzelne Aminosäuren (Insertionen: z.B. GfP5βR-Tyr-19, EcP5βR-Ile-195; Deletionen: z.B. Stelle 159 bei AtP5βR/EcP5βR). Jedes der beschriebenen Sequenz-Motive ist in allen P5βR vorhanden und praktisch immer an derselben Position innerhalb der Gesamtsequenz zu finden (Abb. 54). Für die Motive II (GxxRR), V (NFYYxxED) und VI (WSVHRP) treten in keiner Sequenz Abweichungen in den vorgegebenen Aminosäure-Abfolgen auf. In Motiv I (GxTGIxG) ist bei der EcP5βR das Threonin gegen Alanin ersetzt. Allerdings wird dieses Motiv in anderen Veröffentlichungen vereinfacht mit GxxGxxG angegeben (Gavidia et al., 2007, Kallberg et al., 2002), weshalb dieser Austausch nicht kritisch erschien. Die Aktivität dieses rekombinanten Proteins konnte gezeigt werden. Bei Motiv IV (TGxKHYxGP) war ebenfalls in einem Fall (AbP5βR) Threonin durch Alanin ersetzt. Der katalytische essentielle Lysin-Rest (K147; 110 Thorn et al., 2008) fand sich allerdings an der definierten Position. Obwohl keine Auswirkung auf die Katalyse zu erwarten ist, lässt sich keine exakte Aussage treffen, da es bisher nicht gelungen ist, das rekombinante Protein in E. coli zu exprimieren. Starke Unterschiede zeigen sich bei Motiv III (DxxD), an dessen Stelle in etwa der Hälfte aller Fälle die Abfolge DxxN gefunden werden kann. Dieses Motiv könnte deshalb richtiger mit DxxD/N angegeben werden. Diese konservative Substitution hatte allerdings keinen Einfluss auf die Katalyse. Sowohl bei Enzymen mit dem DxxDMotiv, als auch bei Enzymen mit der DxxN-Variante, konnte die Funktionalität in vitro gezeigt werden (z.B. rPmP5βR und rDlP5βR). Spezies Motiv I GxTGIxG A. belladonna A. curassavica C. olitorius C. procera D. canariensis D. lanata E. crepidifolium E. rhaeticum G. fruticosus H. carnosa M. piperita N. orleander P. major GVTGIVG39 GVTGIVG40 32 GVTGIVG40 32 GVTGIVG40 32 GVTGIIG40 32 GVTGIIG40 32 GVAGIVG40 32 GVTGIVG40 33 GVTGIVG41 32 GVTGIVG40 32 GVTGIVG40 32 GVTGIVG40 32 GVTGIVG40 Motiv II GxxRR GVARR64 GVARR65 59 GLARR65 59 GVARR65 59 GVARR65 59 GVARR65 59 GVARR65 59 GVARR65 60 GVARR66 59 GVARR65 59 GVARR65 59 GVARR65 59 GVARR65 Motiv III DxxD DISN84 DIAN85 80 DISD85 80 DIAN85 80 DISD85 80 DISD85 80 DVSN85 80 DVSN85 81 DIAN86 80 DIGN85 80 DVSD85 80 DISD85 80 DISD85 Motiv IV TGxKHYxGP AGRKHYLGP152 TGGKHYCGP153 143 TGRKHYLGP153 143 TGGKHYCGP153 143 TGRKHYMGP153 143 TGRKHYMGP153 143 TGTKHYLGP153 143 TGTKHYVGP153 144 TGGKHYCGP154 143 TGGKHYAGP153 143 TGRKHYVGP153 143 TGLKHYLGP153 143 TGRKHYVGP153 Motiv V NFYYxxED NFYYILED183 NFYYSLED184 175 NFYYTLED184 175 NFYYTLED184 176 NFYYDLED185 176 NFYYDLED185 175 NFYYTQED184 176 NFYYTQED185 176 NFYYTLED185 175 NFYYTLED184 176 NFYYTLED185 175 NFYYTLED184 176 NFYYTQED185 Motiv VI WSVHRP WSVHRP202 WSVHRP203 196 WSVHRP203 196 WSVHRP204 197 WSVHRP204 197 WSVHRP204 197 WSIHRP204 197 WSIHRP204 197 WSVHRP204 196 WSVHRP203 197 WSVHRP204 196 WSVHRP203 197 WSVHRP204 31 58 79 142 174 195 32 59 80 143 175 196 Abb. 54: Alignment der charakteristischen P5βR-Sequenz-Motive einiger klonierter orthologen Enzyme (aus Bauer et al., 2010). Motiv II deutet an, dass es sich bei allen Proteinen - wie bei der rDlP5βR (Herl et al., 2006) und der rAtP5βR (Herl et al., 2009) - um strikt NADPH-abhängige Enzyme handelt (Kallberg und Persson, 2006). Die strikte NADPH-Spezifität der rekombinanten Proteine konnte in dieser Arbeit experimentell bestätigt und für die rDlP5βR mittels gerichteter Mutagenese gezielt verändert werden (vgl. IV.2.4). Zusätzlich zur Analyse der Motive können die kompletten Proteinsequenzen der beschriebenen, neuen P5βR genutzt werden, um eine phylogenetische Analyse durchzuführen. Es wurde bereits anhand der cDNA-Sequenzen von 21 klonierten P5βR-Genen aus verschiedenen Isoplexis- und Digitalis-Arten gezeigt, dass es möglich war, statt eines klassischen molekularen Markers - wie z.B. ITS (Bräuchler et al., 2004) - die P5βR-Sequenzen zu nutzen, um die Phylogenie dieser beiden Gattungen zu untersuchen. Im Zuge der erwähnten Studie wurden weitere molekulare Belege erbracht, die es nahelegten, die Gattung Isoplexis wieder mit der Gattung Digitalis zu vereinen (Herl et al., 2007). Nutzt man die beschriebenen P5βR dieser Arbeit und zusätzlich die Proteine, die bei einer BlastP Homologie-Suche identifiziert werden (Identität min. 50 %; alle 111 P5βR-Motive vorhanden), zur Erzeugung eines Kladogramms, werden zwei getrennte Cluster erkennbar (Abb. 55). Abb. 55: Kladogramm der neuen P5βR und Proteinen aus den Datenbanken, die alle P5βR-Motive besitzen (Dreiecke symbolisieren Spezies aus denen die P5βR kloniert wurde; schwarze Dreiecke stehen für eine funktionelle Expression der rekombinanten Proteine; Bauer et al., 2010). Cluster II deckt sich gut mit der postulierten phylogenetischen Verwandtschaft der Arten (Bauer et al., 2010). Dies zeigt einerseits, dass die P5βR nicht nur innerhalb der Gattung Digitalis als molekularer Marker herangezogen werden können und spricht andererseits für die Evolution der pflanzlichen P5βR-Gene aus einem gemeinsamen Vorfahren. Die Ergebnisse geben einen weiteren Hinweis auf eine ubiquitäre Verbreitung der P5βR im Pflanzenreich. Cluster I ist zu klein, um phylogenetische Aussagen treffen zu können. Interessanterweise besitzen alle Arten aus Cluster I ebenfalls Paraloge in Cluster II (Bauer et al., 2010). In dieser Arbeit konnte die Liste der Gattungen mit P5βR-Genen von ursprünglich 11 auf 21 erweitert werden. Mit Ausnahme der rAbP5βR konnte für alle rP5βR, die in richtiger Orientierung in einen Expressionsvektor kloniert wurden, der funktionelle Nachweis der katalytischen Aktivität erbracht werden (vgl. IV.2.1). Wie dargelegt, konnten die Sequenzen aller funktionell exprimierten P5βR dieser Arbeit genutzt werden, um Homologie-Modelle mit der DlP5βR als Template (PDB: 2v6g) zu erstellen (II.3.1). Ein alternatives Template stand nicht zur Verfügung, da es sich wie beschrieben bei den Enzymen um eine neue Art von SDR-Protein handelte (Thorn et al., 2008). Es wurde auf den 112 SWISS-MODEL-Server zurückgegriffen, da die automatisierten Server zur Erstellung von Homologie-Modellen bei den CASP-Wettbewerben sehr gute, zuverlässige Ergebnisse erzielten (Battey et al., 2007). Wegen der hohen Identität von mindestens 68 % der neuen Proteinsequenzen zur DlP5βR, wurde der automatisierte Modus verwendet, um die Modelle zu erzeugen. Dies ist sinnvoll bis zu einer Identität von etwa 50 % (Bordoli et al., 2009; Prof. Schwede, persönliche Rücksprache). Man geht davon aus, dass Proteine ab einer Identität größer 40 % annähernd die gleiche räumliche Struktur aufweisen (Petsko und Ringe, 2009). Die Qualität der Modelle wurde mittels QMEAN-Server überprüft und war in allen Fällen sehr gut (Benkert et al., 2009). In Einzelfällen (bei Deletionen/Insertionen einzelner Aminosäuren in kritischen Bereichen des Proteins) wurden zusätzlich Modelle über den Alignment-Modus gemacht. Deren Qualität war entweder etwas schlechter oder identisch (so dass keine Aussage getroffen werden konnte, welches der Modelle das bessere war). Dies ist nicht problematisch, da im direkten Vergleich in keinem Fall starke Abweichungen der Koordinaten der Seitenketten bzw. Hauptketten der Modelle auftraten. IV.1.3 Vorkommen und Vergleich von homologen, funktionellen P5βR in Herzglykosidhaltigen und Herzglykosid-freien Angiospermen Herl et al. (2009) berichteten erstmalig über das Vorkommen eines Gens im Modelorganismus A. thaliana (AtStR, VEP1-Gen), das für eine funktionelle P5βR codiert. Dies war erstaunlich, da keine Akkumulation von Herzglykosiden für die Spezies beschrieben ist. Bereits vorher wurden Vermutungen angestellt, dass die P5βR im gesamten Pflanzenreich ubiquitär vorhanden ist (Gavidia et al., 2007; später Perèz-Bermùdez et al. 2010), wobei diese Annahme nur auf reinen Sequenz-Vergleichen von Enzymen aus den Datenbanken mit größtenteils unbekannter bzw. nicht nachgewiesener Funktion beruhte. Dies ist kritisch, da eine hohe Identität zweier Gene/Proteine ein ungenügendes Kriterium zur Vorhersage der katalytischen Funktion sein kann (Facchini et al., 2004; Facchini et al., 2006). Aus Mutagenese-Experimenten ist beispielsweise bekannt, dass der Austausch einer einzigen Aminosäure (H117E) ausreichend war, um aus einer 3αHSD (AKR1C9) eine Steroid 5β-Reduktase zu machen (Jez und Penning, 1998). In einem anderen Beispiel konnte durch die Substitution von zwei Aminosäuren aus einer Esterase eine funktionelle Hydroxynitril-Lyase gewonnen werden (Padhi et al., 2010). Aus diesem Grund wurden in dieser Arbeit, bei der Klonierung der P5βR, cDNAs aus dem Transkriptom von Cardenolidakkumulierenden und Cardenolid-freien Spezies gewonnen und auf das Vorhandensein von P5βR hin untersucht, wobei das Ziel jedoch immer die funktionelle Expression, d.h. der Nachweis der katalytischen Umsetzung von Progesteron zu 5β-Pregnan-3,20-dion, war. 113 Abb. 56: Isolierte P5βR-Gene mit nachgewiesener Progesteron 5β-Reduktase Aktivität (aus Bauer et al., 2010). Wie im Falle von A. thaliana, konnte das Vorhandensein von funktionellen P5βR, die lange als Schlüsselenzyme der Herzglykosid-Biosynthese bezeichnet wurden (z.B. Herl et al., 2007), in den 5β-Cardenolid-freien Spezies A. curassavica, G. fruticosus, H. carnosa, M. piperita und P. major demonstriert werden (Bauer et al., 2010). Ein Vergleich der Aktivitäten zeigte, dass die P5βR der Herzglykosid-bildenden Spezies, wie E. crepidifolium und E. rhaeticum, alle nur sehr geringe Aktivitäten zeigten, während die P5βR aus M. piperita fast ähnlich effizient war wie die hochaktive rAtP5βR (Herl et al., 2009; Munkert et al., 2011). Das Vorkommen dieser Enzyme, unabhängig vom Sekundärstoffmuster der Pflanzen, erscheint paradox. Eine Erklärung wäre, dass es sich bei dem von Gärtner et al. (1990) gereinigten Enzym um eine unspezifische Reduktase handelt, die nicht in die Cardenolid-Biosynthese involviert ist und falsch positiv identifiziert wurde. Perez-Bermudez et al. (2010) berichten von der Isolation einer paralogen P5βR aus D. purpurea (P5βR2), die Stress-induziert ist und deren Expression mit der Bildung der Cardenolide korreliert. Allerdings wird die Verbreitung dieses Enzyms von den Autoren nicht genauer dargelegt. Die momentan plausibelste Erklärung stützt sich auf die Beobachtung, dass es sich bei allen getesteten P5βR um stark Substrat-promiske Enzyme handelt, die neben verschiedenen, aktivierten Steroiden auch kleine zyklische und azyklische Substrate (stereoselektiv) umsetzen können (Matsushima et al., 2008; Burda et al., 2009; Bauer et al., 2010; Munkert et al., 2011). Diese Eigenschaft macht Enzyme, wie die P5βR, zu interessanten Biokatalysatoren für die Anwendungen bei chemischen Synthesen (Bornscheuer und Kazlauskas, 2004) bzw. in der Industrie. Realisiert 114 werden kann eine solche Promiskuität auf molekularer Ebene wahrscheinlich vor allem durch flexible, ungefaltete Bereiche im Protein (Chouard, 2011). Bei promisken SDR-Enzymen diskutiert man eine strukturelle Flexibilität der Substratbindetasche, die von C-terminalen Loops der Proteine ausgeht (Nobeli et al., 2009). Die modellierten Strukturen der exprimierten P5βR (z.B. von M. piperita) lassen ebenfalls keine Adaption der Bindetasche für ein spezielles Substrat wie Progesteron erkennen. Während die konservative Lehrmeinung davon ausgeht, dass bei der Evolution von neuen „Sekundär-“Stoffwechselwegen i.d.R. für jeden Schritt eine Genverdoppelung mit anschließender Sub- oder Neofunktionalisierung der beiden paralogen Gene durch natürliche Mutationen stattfindet (Ober, 2005; Ober, 2010), mehren sich Stimmen, die den promisken Enzymen eine zentrale Bedeutung für die Evolution von neuen Stoffwechselwegen zusprechen: Nach der Screening-Hypothese (Firn und Jones, 1991; Firn und Jones, 2009; Firn, 2010) gelingt es einem Organismus durch das Vorhandensein einer gewissen Anzahl an promisken Enzymen eine größere chemische Vielfalt an Metaboliten zu synthetisieren. Hierdurch werden die Chancen des Organismus, einen Naturstoff mit biologischer Aktivität zu synthetisieren - im Vergleich zu Organismen, die nur spezifische Enzyme besitzen - statistisch stark erhöht (Abb. 57). Abb. 57: Vergleich der Vielfalt an gebildeten Sekundärstoffen durch 3 Enzyme (roter Rahmen = Substrat-spezifische Enzyme; grüner Rahmen = promiske Enzyme) (modifiziert nach Firn, 2010). 115 So lässt sich argumentieren, dass in der Evolution sogar eine positive Selektion auf promiske Enzyme erfolgen kann. Der mögliche Stellenwert von promisken Enzymen bei der Etablierung neuer Stoffwechselwege wird in ähnlicher Weise u.a. auch von Grotewold (2005) und Pichersky und Gang (2000) vertreten. Aufbauend auf diese Hypothese wäre eine Kombination möglich, bei der durch Genduplizierung ein neues Enzym einem bestehenden Set an promisken Enzymen zugeführt wird, wodurch ganz neue Produkte entstehen können. Sind diese nützlich, können sie in der Folge durch Adaption, Mutagenese und Selektion (z.B. auch durch verstärkte Expression wichtiger Enzyme des „neuen“ Weges) im Stoffwechsel „gefestigt“ werden (Pichersky und Gang, 2000). Für diese Hypothese spricht, dass Substrat-Promiskuität eine Eigenschaft ist, die für viele rekombinante Enzyme v.a. des „Sekundär-“, aber auch des „Primär“-stoffwechsels beschrieben wird: Die 12Oxophytodienoat Reduktase 1 und 3 aus L. esulentum reduziert (wie die getesteten rP5βR) unterschiedlichste α,β-ungesättigte Carbonylverbindungen und sogar analoge ungesättigte Nitroverbindungen (Hall et al., 2007). Pflanzliche Prenyltransferasen, wie sie z.B. in der ShikoninBiosynthese vorkommen, besitzen ebenfalls häufig eine breite Substratspezifität für das IsoprenoidSubstrat (Saleh et al., 2009). Viele Enzyme in den Biosynthesen flüchtiger pflanzlicher Naturstoffe bilden mehr als ein Produkt aus einem Substrat oder setzen verschiedene Substrate um (Übersicht bei Pichersky et al., 2006). So besitzen Petunien eine Carboxymethyl-Transferase, die in vitro bevorzugt Salicylsäure methyliert, in vivo jedoch nur Benzoesäure umsetzt, da diese hier das einzige verfügbare Substrat darstellt (Negre et al., 2003). Da auch die 3β-HSD weit verbreitet ist und das rekombinante Enzym verschiedene Substrate umsetzen kann, also promisken Charakter besitzt (Herl et al., 2007; Munkert et al., unveröffentlicht), lässt dies die Hypothese zu, dass zu diesen Teilreaktionen der CardenolidBiosynthese prinzipiell verschiedenste Pflanzen in der Lage wären. Da Cardenolide allerdings nur sporadisch auftreten, müsste für den Phänotyp „Cardenolid-Akkumulation“ ein anderes SchlüsselEnzym z.B. durch erfolgte Genduplizierung hinzukommen. Eine Möglichkeit hierbei wäre z. B. eine Oxygenase, welche die charakteristische 14-Hydroxyl-Gruppe in β-Konfiguration an den Steroid-Körper anfügen kann, wobei auch die obligatorische cis-Verknüpfung der Ringe C/D entsteht (Luckner und Wichtl, 2000). Es wäre aber auch vorstellbar, dass die Expression der P5βRGene in Cardenolid-freien und Cardenolid-akkumulierenden Pflanzen in unterschiedlichen Geweben erfolgt. Die diskutierte Sonderstellung der P5βR, als Schlüsselenzym der HerzglykosidBiosynthese, kann mit den Ergebnissen dieser Arbeit nicht aufrecht erhalten werden. Hinzu kommt, dass neben der P5βR auch endogenes Progesteron selbst in Cardenolid-freien Pflanzen 116 nachgewiesen werden konnte, z.B. in Junglans regia (Pauli et al., 2010), Nicotiana tabacum und Inula helenium (Übersicht bei Janeczko, 2011). Seine physiologische Funktion in planta konnte allerdings noch nicht aufgeklärt werden. Falls es sich bei der Reduktion von Progesteron aber nur um eine unspezifische Nebenreaktion handelt, stellt sich die Frage nach dem „physiologischen Hauptsubstrat“ bzw. der eigentlichen Aufgabe der P5βR im pflanzlichen Stoffwechsel. Bekannt ist, dass bei A. thaliana die Unterdrückung der Expression des VEP1-Gens (codiert für die AtP5βR) über Antisense-RNA die Ausbildung von Gefäßen innerhalb der Blätter stark veränderte (Jun et al., 2002). Sowohl der Stängel, als auch Wurzeln der transgenen Pflanzen waren weniger stark entwickelt und dünner (Abb. 58). Abb. 58: Vergleich von A. thaliana VEP1-Knock-down-Mutanten (A,B: rechts) mit dem WT (A,B: links). A = Ganze Pflanze; B = Muster der Blattgefäße (aus Jun et al., 2002). Versucht man über die Struktur des Proteins auf dessen Funktion zu schließen, kommt man zu folgendem Ergebnis: Die Suche mit dem DALI-Server (Holm und Sander, 1995) gibt als Strukturen, welche die größte Ähnlichkeit zur DlP5βR besitzen, verschiedene Enzyme aus dem Zuckerstoffwechsel von E. coli aus: Eine GDP Mannose-4-6-Dehydratase (PDB 1DB3), eine UDPGalactose-4-Epimerase (PDB 1XEL) und eine dTDP-Glucose-4,6-Dehydratase, wobei die Sequenzidentität jeweils nur 12-19 % beträgt (Thorn et al., 2008; eigene Suche). Diese bakteriellen Gene scheinen aber einen gemeinsamen Ursprung mit den pflanzlichen P5βR zu haben. Eine aktuelle Veröffentlichung geht davon aus, dass Pflanzen (und Pilze) das P5βR(VEP1)-Gen durch einen lateralen Gentransfer von Proteobakterien erworben haben und dass dieses Ereignis in der Evolution mehrfach stattgefunden hat. Während bei Pilzen die Tendenz sichtbar ist, das aufgenommene Gen wieder zu verlieren, scheint es bei den Pflanzen eine wichtige Aufgabe übernommen zu haben, weshalb es erhalten bleibt (Tarrío et al., 2011). 117 Um die weite Verbreitung einer unspezifischen Enon-Reduktase im Pflanzenreich, wie der P5βR, erklären zu können, wäre es optimal, wenn es gelingen würde, ein physiologisches Substrat mit α,β-ungesättigter Carbonylgruppe zu identifizieren, welches in einen grundlegenden, pflanzlichen Stoffwechselvorgang involviert ist. Da einerseits, wie bereits erwähnt, für die P5βR2 aus D. purpurea eine Stress-Induktion nachgewiesen werden konnte (Perez-Bermudez et al., 2010) und andererseits A. thaliana das P5βR/VEP1-Gen (das in der entsprechenden Veröffentlichung AWI 31 genannt ist) spezifisch nach Verwundung der Pflanze (Yang et al., 1997) exprimiert wird, ergab sich der Verdacht, dass dieses Substrat im Jasmonat-Stoffwechsel zu finden wäre (Abb. 59). Bei Methyljasmonat handelt es sich um ein pflanzliches (Stress-)Hormon, das als Antwort des Organismus auf biotischen und abiotischen Stress durch eine Oxidation von Membranlipiden gebildet wird (Abb. 59) und in der Folge zahlreiche Entwicklungsvorgänge auslöst (Cheong und Choi, 2003). Abb. 59: Haupt-Biosyntheseweg von Methyljasmonat aus Membranlipiden über Jasmonsäure. Das mögliche, α,βungesättigte Substrat der P5βR, OPDA („12-oxo-phytodenoic acid“), wurde rot umrandet. Die einzige mögliche Struktur aus diesem Stoffwechselzweig, OPDA („12-oxo-phytodenoic 118 acid“), wurde als Substrat der rAtP5βR und der rMpP5βR allerdings nicht akzeptiert (diese Arbeit). Die Hypothese muss deshalb verworfen werden. Um das physiologische Substrat bzw. die Aufgabe der P5βR aufzuklären, könnten deshalb (mit Hilfe der neuen Sequenzen aus dieser Arbeit) Versuche unternommen werden, einen Knock-down der P5βR in weiteren, leicht-transformierbaren Pflanzen wie N. tabacum oder A. belladonna zu erreichen, um die Phänotypen mit dem der bekannten A. thaliana Knockdown-Mutante zu vergleichen. Interessant wäre der Knock-down in einer Cardenolid-akkumulierenden Spezies. Ein funktionelles Transformationssystem ist jedoch bisher nur für D. minor publiziert (Sales et al., 2003). IV.2 Mutagenese-Experimente Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit beschäftigte sich mit der gerichteten Mutagenese der DlP5βR, deren Eigenschaften gezielt verändert werden sollten. Die DlP5βR wurde als Ausgangspunkt der Mutagenese gewählt, da von ihr (wie beschrieben) als einzigem Vertreter der Enzymklasse eine experimentell aufgeklärte Kristallstruktur existiert (Thorn et al., 2008). IV.2.1 Steigerung der enzymatischen Aktivität der rDlP5βR Der umfangreichste Teil der Mutagenese-Experimente hatte zum Ziel, den quantitativen Unterschied der katalytischen Aktivitäten der rP5βR zu erklären, wobei zu Beginn der Arbeit nur die Aktivitäten der rekombinanten Enzyme aus D. lanata, I. canariensis und die, der etwa 50-fach aktiveren Variante, aus A. thaliana bekannt waren (Herl et al. 2006; Herl et al., 2006; Herl et al., 2009). Bei der Planung der Versuche wurde die rationale Mutagenese gewählt, obwohl allgemein das Mittel der Wahl zur Verbesserung von Enzymeigenschaften die „Gerichtete Evolution“ (DE) darstellt (Bornscheuer und Pohl, 2001). Dies gilt insbesondere für die Erhöhung der katalytische Aktivität. So zeigte eine Analyse von durch DE erfolgreich mutierten Proteinen, dass in etwa der Hälfte der Fälle Aminosäuren verändert wurden, die sich weit entfernt vom aktiven Zentrum befanden (Morley und Kazlauskas, 2005) und i.d.R. zumindest nicht das primäre Ziel einer rationalen Selektion gewesen wären. IV.2.1.1 Ableitung von Mutagenese-Positionen durch „bioactivity guided“-Screening Die Aminosäure-Sequenzen der rDlP5βR und der rAtP5βR sind zu etwa 70 % identisch, was eigentlich eine solide Basis darstellt, um Hypothesen für die abweichenden enzymatischen Eigenschaften der Proteine aufstellen zu können. So geben Herl et al. (2009) - abgeleitet aus Sequenzvergleichen und einem Strukturmodell - für die signifikant stärkere Aktivität der rAtP5βR 119 folgende in silico Erklärung an: In den bekannten Standard-SDR-Enzymen findet man entweder eine katalytische Triade aus Lysin, Tyrosin und Serin, oder eine Tetrade aus Lysin, Tyrosin, Serin und Asparagin, die bis zur Entdeckung der Struktur der DlP5βR als essentiell galt (Filling et al., 2002). In der neuen Struktur lagen, wie beschrieben, nur der konservierte Lysin- bzw. Tyrosin-Rest vor (Thorn et al., 2008). Im Gegensatz dazu fand sich im Modell der AtP5βR ein Glutamin-Rest (Gln-181) auf der räumlichen Position, die in den üblichen SDR-Proteinen von dem Asparagin der katalytischen Tetrade eingenommen wird, und dieses - nach Meinung der Autoren - simulieren kann. Bei der DlP5βR befindet sich an dieser Stelle dagegen ein Leucin, dessen Austausch gegen Glutamin den „klassischen SDR-Charakter“ der DlP5βR erhöhen und dadurch die Aktivität des rekombinanten Enzyms steigern sollte. Eine experimentelle Überprüfung der Theorie fand allerdings nicht statt. Aus diesem Grund wurde in dieser Arbeit zunächst die L182Q-Mutante der DlP5βR über gerichtete Mutagenese erzeugt und das rekombinante Protein funktionell exprimiert. Die Aktivität des Enzyms war jedoch nicht größer als die des WTs, wodurch die in silico-Hypothese von Herl et al. (2009) widerlegt werden konnte. Ausgehend von den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit lässt sich zusätzlich auch retrospektiv erkennen, dass diese Hypothese mit größter Wahrscheinlichkeit falsch sein musste, da sich in einigen nur sehr schwach aktiven P5βR (EcP5βR, ErP5βR) ebenfalls ein Glutamin-Rest an der identifizierten Position befindet, während z.B. in der MpP5βR, dem stärksten der neu exprimierten Reduktasen, ein Leucin zu finden ist. Um eine alternative Hypothese für die Frage, ob es möglich wäre durch die Selektion und Mutagenese einzelner Reste die Aktivität der rDlP5βR zu erhöhen, aufzustellen, wurde entschieden weitere P5βR-Gene zu klonieren (vgl. IV.1). Dies war essentiell, da die beiden verfügbaren Enzyme zwar zu fast 70 % identisch waren, sich ihre Aminosäure-Sequenzen aber absolut betrachtet an 118 Stellen unterschieden, wobei prinzipiell jede dieser Substitutionen für die Aktivität (und die Stabilität) Bedeutung haben konnte (Morley und Kazlauskas, 2005). Um Aminosäure-Reste für die Mutagenese abzuleiten, war die funktionelle Expression der cDNAs obligatorisch. Ausreichend war bereits der Vergleich der Progesteron-Umsetzung unter den Bedingungen des Standard-P5βR-Assay (Herl et al., 2006). Dies erlaubte eine grobe Kategorisierung der katalytischen Potenz der rekombinanten Reduktasen in die Rubriken schwach, mittel [= etwa rDlP5βR] oder hoch aktiv. Unerwarteter Weise besaßen die homologen P5βR aus den näher verwandten Organismen-Gruppen mit jeweils größerer Identität der Aminosäure-Sequenzen (rMpP5βR/rDlP5βR bzw. rAtP5βR/rEcP5βR/rErP5βR) auffallend unterschiedlich hohe enzymatische Aktivitäten. Dies war für die Mutagenese-Planung jedoch vorteilhaft, da die Anzahl der relevanten Sequenz-Unterschiede 120 so (durch einen Vergleich der P5βR in diesen Gruppen) stark reduziert werden konnte auf 71 (innerhalb der „MpP5βR-Gruppe“) bzw. 26 (innerhalb „AtP5βR-Gruppe“). Unter der Prämisse, dass die beobachteten Aktivitätsunterschiede in beiden Gruppen auf der gleichen Ursache beruhen, wurde nach Überschneidungen bei den Sequenz-Unterschieden gesucht, wobei letztlich (von ursprünglich 118 Substitutionen) die drei Aminosäuren Tyr-156, Asn-205 und Ser-248 als putative „hot-spots“ identifiziert werden konnten. Diese Prämisse war zur Planung der Experimente erforderlich, ist aber gleichzeitig ein möglicher Grund dafür, dass die Aktivität der rAtP5βR nicht zu 100 Prozent erreicht werden konnte, da viele der anderen Aminosäure-Substitutionen im D. lanata Enzym die Aktivität zusätzlich modulieren werden. Wie und in welcher Weise ist im einzelnen nicht vorhersehbar. Resümiert machte erst die grobe, vergleichende Analyse der in vitro-Aktivität über GC-MS und DC in Verbindung mit den neuen Sequenzen die Ableitung der „hot-spots“ möglich, weshalb der Ansatz als „bioactivity guided“ beschrieben wurde. Obwohl es für das „bioactivity guided“-Screening nicht notwendig war, wurden zusätzlich auch die exakten enzymkinetischen Konstanten (inklusive einiger anderer Enzym-Parameter) der rMpP5βR, der rGfP5βR, sowie der rEcP5βR (Munkert et al., 2011) bestimmt. Hierzu wurde eine photometrische Messmethode adaptiert (Burda et al., 2009). Der Methodenwechsel (Photometer versus HPLC) machte es notwendig, die rAtP5βR und die rDlP5βR ebenfalls neu zu analysieren. Neben dem (bisherigen) Standard-Substrat Progesteron (z.B. Herl et al., 2006; Herl et al., 2009) wurde immer auch das kleine Substratmimetikum 2-Cyclohexen-1-on mitbestimmt, welches in allen Fällen deutlich effizienter umgesetzt wurde. Generell verdeutlichten diese Experimente erneut die promisken Eigenschaften der P5βR, da nie nur ein Substrat akzeptiert wurde. Besonders auffällig war der Unterschied in der Substratpräferenz bei den rekombinanten Enzymen der Gattungen Gomphocarpus und Erysimum, von denen 2-Cyclohexen-1-on jeweils sehr gut und Progesteron kaum reduziert werden konnte (Bauer et al., 2010). Die rEcP5βR besitzt für 2Cyclohexen-1-on sogar den größten kcat-Wert aller bisher bekannten orthologen P5βR. Die Effektivität reicht trotzdem nicht an die der AtP5βR heran, da die Affinität zum Enzym mit einem Km-Wert von 912,4 sehr schlecht ist (Munkert et al., 2011). V.a. die neu bestimmten bzw. bereits veröffentlichten kcat-Werte für die Progesteron-Umsetzung waren auffallend niedrig, verglichen mit den Erwartungen, die sich für enzymatische Reaktionen nach Lehrbüchern der Biochemie ergeben, z.B. 280.000 s-1 für eine Ketosteroid-Isomerase (Berg et al., 2003). Bar-Even et al. (2011) konnten allerdings aus der systematischen Auswertung von ca. 5000 enzymatischen Reaktionen, an denen etwa 2500 verschiedene „Sekundärstoffwechsels“ im Enzymen Schnitt beteiligt etwa sind, 30-fach 121 ableiten, langsamer dass die arbeiten Enzyme des als des die „Primärstoffwechsels“ (Abb. 60) und außerdem häufig promiskes Verhalten zeigen. Zur Erklärung des Phänomens dieser niedrigen kcat-Werte wird angenommen, dass das gemessene Substrat häufig nicht das native ist. Alternativ kann es auch sein, dass Enzyme mit einem promisken Charakter in ihrem metabolischen Netzwerk mehrere Substrate umsetzen müssen und so keine Optimierung auf eines davon erfolgen kann. Insgesamt wird nach der Auswertung die Höhe der typischen k cat -Werte von Enzymen weit überschätzt. Sehr starke Umsetzungen finden sich v.a. bei hoch-spezialisierten Enzymen des essentiellen Primärmetabolismus. Abb. 60: Systematischer Vergleich der kcat-Werte (A) und der katalytischen Effizienz (B) von Enzymen des Primär- und Sekundärstoffwechsels (aus Bar-Even et al., 2011). Die Werte der rekombinanten P5βR sind, verglichen mit diesen publizierten Daten, zwar an der unteren Grenze, aber noch im typischen Bereich der bekannten Sekundärstoffwechsel-Enzyme. Alle Enzyme waren, wie vorhergesagt (Kallberg und Persson, 2006; vgl. auch Motiv-Analyse unter IV.1.2) strikt NADPH-spezifisch. Die K m-Werte für das NADPH lagen bei allen gemessenen Proteinen im gleichen Größenordnungsbereich zwischen 20 und 55 µM, wobei auch die P5βR aus A. thaliana und D. lanata wieder mitbestimmt wurden. Die Km-Werte waren insgesamt etwas höher als die früher publizierten, was mit der stark unterschiedlichen Messmethode erklärt wird. Die Kurven zur Bestimmung der Temperatur-Optima der rEcP5βR, rGfP5βR, rMpP5βR wiesen keine nennenswerten Unterschiede auf. Alle zeigten ein Maximum bei etwa 50 °C, was sich gut mit den publizierten Daten der rDlP5βR und rAtP5βR deckt (Herl et al., 2006; Herl et al., 2009). Eine wesentliche Erkenntnis war, dass unter den Bedingungen des Photometer-Assays der Unterschied in der katalytischen Effizienz dieser beiden Proteine für die Reduktion von Progesteron keinen Faktor 50 betrug, sondern lediglich 12. Dies erscheint plausibel, weil die beiden Proteine bisher niemals 122 unter identischen Bedingungen bestimmt wurden, da ihr Verhalten zu stark voneinander abweicht. Der Vergleich der Daten war deshalb schwierig, weil immer mehrere Faktoren gleichzeitig verändert wurden, wie z.B. Enzymmenge, Temperatur, Messmethode (Herl et al., 2006; Herl et al, 2009). IV.2.1.2 Gerichtete Mutagenese und Charakterisierung der Muteine Die DlP5βR wurde an den identifizierten „hot-spots“ mutiert, wobei die Aminosäuren gegen diejenigen ausgetauscht wurden, die sich an den entsprechenden Positionen bei der AtP5βR bzw. der MpP5βR befinden. Das Mutagenese-System wurde optimiert und der Erfolg konnte über Sequenzierung des mutierten Gens im Expressionsvektor bestätigt werden. Um stichprobenartig zu prüfen, ob bei dem beschriebenen Vorgehen wichtige Aminosäuren übersehen werden, wurden Kontrollmutationen innerhalb der Protein-Motive (z.B. M150L, G204N) bzw. der putativen Substrat-Bindetasche (z.B. F353M; F353P) realisiert, über die es aber in keinem Fall gelang, die Aktivität des rekombinanten Enzyms signifikant zu steigern. In diesem Teil der Arbeit war das Ziel, Mutagenese-Experimente durchzuführen und die korrespondierenden Muteine schnell auf erhöhte Aktivität hin zu analysieren, um vielversprechende Kandidaten zu selektionieren – inspiriert von der DE-Methode (Chica et al., 2005). Es wurde hierfür auf den Standard-P5βR-Assay, der für den D. lanata WT publiziert wurde (Herl et al., 2006), zurückgegriffen, um die relativen Aktivitäten der Muteine zu bestimmen. Diese Bedingungen wurden direkt übernommen und auch deshalb gewählt, da die beobachteten Aktivitätsunterschiede der rekombinanten P5βR (Herl et al., 2006, Herl et al., 2009, Munkert et al., 2011) unter genau diesen auftreten. Es konnte festgestellt werden, dass die Mutation des Tyrosin-156 (Y156V) die Aktivität etwa verdoppelte, die Mutation des Asparagin-205 (N205M bzw. N205A) erhöhte sie sogar noch stärker, während die S248-Mutation zum kompletten Funktionsverlust führte, was mit Sekundäreffekten, v.a. sterischen Behinderungen zwischen dem eingeführten Methionin-Rest und anderen Aminosäuren nahe der Bindetasche erklärt werden kann. Die Tendenzen der Aktivitätsänderung der Muteine im Vergleich zum WT waren deutlich sichtbar und quantitativ gut reproduzierbar. Es muss betont werden, dass die absoluten Zahlenwerte deshalb nur apparente relative Aktivitäten darstellen, weil nicht für jede Mutante ein optimaler Test aufgebaut werden sollte. Von Bedeutung war im Screening einzig, den tendenziellen Einfluss der Substitutionen auf die Enzymaktivität festzustellen. Die im Screening identifizierten Muteine mit den verbesserten Eigenschaften wurden über ihre kinetischen Konstanten genau charakterisiert. Vergleicht man die kinetischen Daten der Asn205-Muteine (Kcat 2,4 min-1 bzw. 1,8 min-1) mit denen von anderen Sekundärstoffwechsel-Enzymen 123 (Bar-Even et al., 2011; IV.2.1.1), fallen diese zwar absolut betrachtet noch immer sehr gering aus, allerdings wurde die Affinität der Enzyme für das Substrat im Vergleich zum rDlP5βR Wildtyp stark erhöht. Dieser stark verbesserte Km-Wert begründet die gemessene Aktivitätszunahme der Muteine. Nimmt man den kcat/Km -Wert als Richtgröße für die Effektivität des Enzyms (Eisenthal et al., 2007), konnte durch die Substitution eines einzelnen Restes verglichen mit den WT eine Steigerung der Effizienz um den Faktor 9 erreicht werden. Dies ist sogar noch mehr, als durch die relativen Aktivitäten im ersten Screening ermittelt wurde. Wie in diesem bereits ersichtlich, war die Y156V-Substitution weniger effektiv. Sie steigerte den k cat/Km-Wert nur um den Faktor 2. Betrachtet man die Werte für die Reduktion von 2-Cyclohexen-1-on erkennt man, neben der bereits diskutierten Bevorzugung des kleinen Substrats gegenüber Progesteron, die von beiden Asn-205Muteinen gezeigt wurde, auch einen wesentlichen Unterschied: Zwar steigt in beiden Fällen die katalytische Effektivität der Enzyme (verglichen mit dem WT) an, allerdings passiert dies bei der N205A-Mutante parallel zur Verbesserung der Progesteron-Reduktion, während bei der N205MMutante die relative Verbesserung nur etwa 66 % betrug. Es zeigt sich also, dass die Punktmutationen nicht nur die katalytische Aktivität der rDlP5βR verbesserten, sondern, dass es bei der N205M-Mutante zusätzlich zu einer Änderung der Substratpräferenz kommt: Während der DlP5βR WT 2-Cyclohexen-1-on etwa 28 mal effektiver reduziert, betrug der Faktor nur noch 15 für die N205A-Mutante und ungefähr 5 für die N205M und Y156V-Mutante. Eine Tendenz hin zur starken Bevorzugung von kleinen Substraten zeigt sich dagegen bei der P5βR aus E. crepidifolium (Munkert et al., 2011) und G. fruticosum. Dass sich bereits eine einzelne Mutation stark auf die Substratpräferenz auswirken kann, wurde bereits bei anderen (Biosynthese-)Enzymen beschrieben. Durch den Austausch von Asp-177 gegen Alanin in der Strictosidin-Synthase von C. roseus, konnte die Breite der akzeptierten Secologanin-Analoga stark vergrößert werden (Chen et al., 2006). Bei Chalkon-Synthasen konnte durch die Variation von einer bzw. einigen wenigen Aminosäuren die Substratpräferenz so stark verändert werden, dass neue Gruppen von Sekundärmetaboliten entstanden (Abe und Morita, 2010). Die Dihydroflavonol 4-Reduktase (DFR) aus Petunia, die in die Anthocyanin-Biosynthese involviert ist, kann Dihydrokaempferol nur sehr ineffizient reduzieren, weshalb bei der Pflanze keine orangen Blüten vorkommen. Johnson et al. (2001) konnten zeigen, dass die Substitution einer einzelnen Aminosäure innerhalb der putativen SubstratBindetasche zu einer Enzym-Mutante führt, die nun präferenziell Dihydrokaempferol reduziert. Zusammenfassend legen diese Beispiele und die Ergebnisse der Mutagenese-Experimente dieser Arbeit nahe, dass in der Evolution des „Sekundärstoffwechsels“ - z.B. nach der Genduplizierung (Ober, 2010) - nicht zwangsläufig eine größere Anzahl von Mutationen in einem Gen erfolgen muss, um eine Sub- oder Neofunktionalisierung zu erreichen. Vielmehr sind bereits winzige 124 Veränderungen an geeigneten Positionen ausreichend, damit ein Protein grundlegend andere Eigenschaften erhält, oder auch (nahezu) funktionslos wird (wie z.B. bei der DlP5βR G204NMutante zu erkennen ist). Als Ausblick machen die Identifizierung und der experimentelle Nachweis der Wichtigkeit der „hot-spot“-Positionen innerhalb der Sequenz der rDlP5βR es nun möglich, in der Folge ein sogenanntes „semi-rationales“ Proteindesign (d.h. eine Kombination von SDM- und DEExperimenten) durchzuführen (Chica et al., 2005; Lutz, 2011). Die rational identifizierten Positionen in einer hoch-aktiven P5βR könnten ganz gezielt „erschöpfend“ mutiert werden, um eine noch effizientere Enzym-Variante (mit promiskem Charakter und stereoselektiver Umsetzung), z.B. zur industriellen Anwendung, zu erhalten (Kirk et al., 2002; Bornscheuer und Kazlauskas, 2004). V.a. wenn kein high-throughput-Screening für die gerichtete Evolution im Labor vorhanden ist, vereint dieses Vorgehen die Vorteile der SDM- und DE-Methoden und wurde bereits häufig erfolgreich angewandt (Wilming et al., 2002, Santoro und Schulz, 2002; Peimbert und Segovia, 2003). IV.2.1.3 Simulation der Molekül-Dynamik (MD) Zusätzlich zu den Mutagenese-Experimenten wurden die beiden ursprünglich bekannten funktionellen P5βR aus D. lanata (Herl et al., 2006) A. thaliana (Herl et al., 2009) in silico mittels Molekül-Dynamik(MD)-Berechnungen simuliert (Bauer et al., Manuskript in Vorbereitung). Die Messungen und Berechnungen wurden von Dr. H. Lanig, CCC Uni-Erlangen, durchgeführt. In die Strukturmodelle wurden hierzu die beiden Standardsubstrate dieser Arbeit, Progesteron und 2Cyclohexen-1-on, innerhalb der putativen Bindetasche der Enzyme platziert und die Abstände zwischen dem Donor-C-Atom des NADPH, von dem das Hydrid übergeht, und dem Akzeptor-sp 2C-Atom des jeweiligen Substrats über die Zeit vermessen (Abb. 61). 125 Abb. 61: Molekül-Dynamik(MD)-Simulation der DlP5βR und der AtStR (CH = 2-Cyclohexen-1-on, PRO = Progesteron; graue Linie = 5 Angstrôm-Linie) (nach Lanig, unveröffentlicht). In den MD-Simulationen zeigte sich, dass die Bindetasche des A. thaliana Enzyms in silico eine stark vergrößerte Affinität für beide Substrate besitzt. Sie blieben jeweils über die gesamte Simulationszeit in der Bindetasche und zwar in einer Orientierung, in der eine Reduktion prinzipiell möglich wäre. Währenddessen war das D. lanata Protein in silico nicht in der Lage die Substrate lange in der Bindetasche zu halten. Das Enzym besaß also eine deutlich geringere Affinität zu diesen, wobei solche Affinitäten zwischen Substraten und Bindetaschen häufig über hydrophobe Wechselwirkungen unter Ausschluss von Wasser-Molekülen realisiert werden (Englert et al., 2010) . Diese Berechnungen decken sich gut mit den experimentellen Ergebnissen der MutageneseVersuche der vorliegenden Arbeit. Einerseits können alle über das entwickelte Screening abgeleiteten Mutationen als sogenannte „close mutations“ (Morley und Kazlauskas, 2005) eingestuft werden, d.h. die mutierten Aminosäuren sind Teil bzw. liegen im direkten Umfeld der Bindetasche und sind somit wahrscheinlich an der Wechselwirkung mit den Liganden beteiligt. Andererseits wurden - v.a. im Fall der Position 205 - Aminosäuren gegen andere mit größerer Hydrophobizität ersetzt. Auch die kinetischen Daten zeigen, dass durch den Austausch der Aminosäuren im Wesentlichen nicht die Geschwindigkeitskonstanten, sondern v.a. die Affinität zwischen den Substraten und dem Enzym signifikant verbessert wurde. Dies wird durch die in silico-Daten bestätigt. Abb. 62 zeigt die MD-Simulation des N205M-Muteins: 126 Abb. 62: MD-Simulation des DlP5βR N205M-Muteins mit Progesteron (PRO) und 2-Cyclohexen-1-on (CH). Graue Linie = 5 Angstrôm-Linie) (Bauer et al., Manuskript in Vorbereitung). Verglichen mit dem WT (Abb. 61) zeigen auch die MD-Daten des Muteins eine längere Verweildauer beider Substrate in der Bindetasche. Dies untermauert die Hypothese der gesteigerten Affinität der Muteine weiter. Ausgehend von den MD-Berechnungen und den Ergebnissen der Mutagenese-Experimente kann versucht werden, alle Proteine, die als Ergebnisse einer BlastP-Suche mit der Sequenz der DlP5βR gefunden werden konnten, anhand ihres Aminosäure-Musters an den beiden „hot-spots“ prospektiv in „starke“ und „schwache“ Proteine einzuteilen, wobei die Aktivität der DlP5βR als Referenzwert dient. Es wird vorhergesagt, dass beispielsweise die VEP1-Gene von Medicago trunculata (ABD33275.2), Picea sitchensis (ABK24388.1) und Oryza sativa (NP_001050440.1) für sehr aktive P5βR codieren. Als schwach eingestuft werden z.B. die P5βR aus Calotropis procera (Bauer et al., 2010) und aus Arabidopsis lyrata (XM_002869685.1). Dieses Protein scheint für die Argumentation besonders interessant. Es besitzt fast die identische Sequenz wie die A. thalianaVariante (Herl et al., 2009), entspricht aber an den „hot-spots“ den Enzymen aus der Gattung Erysimum und stellt deswegen einen guten Prüfstein für die Validierung der Vorhersagen dar. Ausgehend von den MD-Simulationen ergaben sich Hinweise auf das Vorhandensein einer alternativen Bindetasche für CH. Diese Hypothese widersprach zunächst den Ergebnissen dieser Arbeit, konnte jedoch nicht aufrecht erhalten werden. 127 IV.2.2 Konservierte Reste innerhalb der Bindetasche der P5βR Ein Vergleich der erstellten Homologie-Modelle aller P5βR zeigt, dass die Gesamtfaltung der Proteine in allen Fällen etwa identisch ist, wie dies auch aus der hohen Sequenz-Identität zu erwarten ist (Petsko und Ring, 2009). Abweichungen ergeben sich jedoch bei der Betrachtung und dem Vergleich der putativen Substrat-Bindetaschen. Die Bindetasche wird in diesem Rahmen als putativ bezeichnet, weil der genaue Binde-Modus des Substrats bisher noch nicht experimentell bestimmt werden konnte. Die Co-Kristallisation von Progesteron mit der rDlP5βR war nicht erfolgreich (Thorn et al., 2008). Dies lässt sich v.a. mit der schlechten Wasserlöslichkeit des Steroids begründen. Sein Bindebereich ist jedoch über in silico-Methoden (Docking-Experimente) mit Hilfe der aufgeklärten DlP5βR-Kristallstruktur (PDB 2v6g), in der das Cosubstrat der binären Reaktion (NADPH) mit aufgelöst wurde, gut abgeleitet worden (Thorn et al., 2008; Herl et al., 2009). Hinzu kommt, dass das Progesteron-Molekül insgesamt wenig sterische Freiheitsgrade besitzt. Dieser publizierte Bindungsmodus wurde auch für alle neu modellierten P5βR in dieser Arbeit übernommen. Alle Reste, die (mit mindestens einem Atom) höchstens 4 Å vom Substrat entfernt lagen, wurden als direkte Bestandteile der Substrat-Bindetasche gewertet. Insgesamt war in allen Strukturen auffällig, dass keine speziell für die Bindung von Progesteron adaptierte Tasche vorliegt. Neben den Unterschieden an den Positionen, die sich - wie diskutiert - als essentiell für die Stärke der enzymatischen Aktivität und die Substratpräferenz erwiesen haben, findet man noch eine Reihe von anderen Substitutionen, aber interessanterweise auch einen Bereich der Bindetasche, der in allen funktionell exprimierten P5βR streng konserviert vorliegt. Dieser umfasst die Aminosäuren Trp-106, Gly-145, Lys-147, Phe-153, Tyr-179, Met-215 und Phe-343, die den unteren Teil der „trichterförmigen“ Bindetasche bilden. In diesem Bereich findet auch die eigentliche Katalyse in Form der Hydrid-Übertragung von NADPH auf das Substrat statt (Thorn et al., 2008). Die Bindetasche reicht von der Oberfläche etwa 20 Å ins Proteininnere, während Progesteron etwa 10 Å umfasst. Während die räumliche Konservierung von Lys-147 und Tyr-179 einfach zu erklären ist, da dies die beiden SDR-typischen katalytischen Reste sind (Kavanagh et al., 2008) und die absolute Notwendigkeit von Tyr-179 bereits von Thorn et al., (2008) durch gerichtete Mutagenese gezeigt werden konnte, führte der individuelle Austausch jedes der sieben Reste gegen Alanin zu einem starken bis kompletten Funktionsverlust der rekombinanten Reduktase. Entgegen der Erwartung war das Lys-147-Mutein nicht vollständig funktionslos. Die Ergebnisse des Versuchs zeigten, dass dieses Lysin zwar sehr wichtig ist für die Effizienz des Proteins, aber im Gegensatz zu bisherigen Annahmen nicht in dem Ausmaß obligatorisch ist wie Tyr-179 (Thorn et al., 2008). Ähnliche 128 Effekte wurden bei Mutagenese-Experimenten mit den katalytischen Resten Tyr-194 und Lys-198 eines anderen SDR-Enzyms beobachtet, bei denen gezeigt wurde, dass sowohl dessen Y194C-, als auch das K198R-Mutein noch Restaktivität mit ausgewählten Substraten besitzt (Nakajin et al., 1998). Dass die G145A-Mutation die Katalyse-Fähigkeit des Proteins zerstört, konnte durch in silico-Mutagenese weitgehend erklärt werden. Die Hauptkette des Proteins verliert einerseits an Flexibilität, andererseits scheint die Einbringung einer voluminöseren Seitengruppe die Orientierung von Tyr-179 zu stören. Auffallend an den Mutagenese-Experimenten waren die ausgeprägten Effekte, die der Austausch der beiden konservierten Phenylalanine auf das Enzym hatte. Besonders die Auswirkungen der F153A-Mutation (= keine messbare Enzymaktivität mehr) wurden so nicht vorhergesehen. In diesem Rahmen - und um eine mögliche Erklärung für den Stellenwert aller konservierten Reste zu finden - wurden im Weiteren die Lage und Konformation aller sieben Aminosäuren in den beiden aufgeklärten Kristallstrukturen der DlP5βR (PDB 2v6g/2v6f; mit und ohne Cosubstrat) verglichen. Sie befanden sich alle an nahezu identischen Positionen, mit Ausnahme von Phe-153. Diese Aminosäure ist Teil eines Protein-Abschnitts mit hoher Flexibilität (s. auch B-Faktor der Kristallstrukturen; Thorn et al., 2008), der abhängig von der Bindung des (Co-)Substrats herunter- oder hochgeklappt vorliegen kann. Zusammen mit den Resultaten der Mutagenese-Versuche implizieren diese Ergebnisse eine wichtige Rolle des Phe-Restes bei der Bindung der Substrate, z.B. in Form einer Phenylalanin-Klammer zusammen mit Phe-343 (dessen Substitution gegen Alanin die Enzymaktivität ebenfalls dramatisch gesenkt hat). Diese Situation, in welcher Substrat-Kanäle von Enzymen durch eine Kombination von zwei zusammen als „Pförtner“ fungierenden Phenylalanine verschlossen bzw. kontrolliert werden, wurde auch für die menschliche CYP P450 3A4 Monooxygenease veröffentlicht (Fishelovitch et al., 2009). Analoges wurde auch für andere CYP P450 Enyzme, wie z.B. für CYP 2B1 (PDB 1tqn), beschrieben (Li et al., 2005). Beide Beispiele zeigen diesen „Gating“-Mechanismus an Hand von Testosteron als Substrat. Bei den durchgeführten MD-Berechnungen mit der rAtP5βR (und der rDlP5βR) ist zu erkennen, dass die beiden Phenylalanin-Reste (Phe-153 und Phe-343) das Steroid-Substrat durch ihren hydrophoben Charakter in der richtigen Position stabilisieren (Abb. 63; Bauer et al., Manuskript in Vorbereitung). 129 Abb. 63: Darstellung der beiden Phenylalanine (Phe-153 und Phe-342) mit putativer „Pförtner“-Funktion in der MDSimulation der AtP5βR (rot = Substrat; blau = Cosubstrat). Die MD-Berechnung mit 2-Cyclohexen-1-on zeigte einen kompletten Verschluss der Bindetasche. Das Substrat wird davon abgehalten, sich aus dieser zu entfernen. Ursprünglich wurde dies als mögliche Erklärung herangezogen, dass das kleine 2-Cyclohexen-1-on bisher in allen Fällen das bevorzugte Substrat der P5βR darstellt. Die MD-Berechnungen der beiden AtP5βRMuteine, bei denen jeweils Phe-153 oder Phe-342 durch Alanin ersetzt wurde, sagten eine deutliche Änderung der Katalyse voraus, wobei die Substrate nicht mehr über die gesamte Dauer der Simulation in der Bindetasche gehalten werden können. Alle bei einer Blast-Suche gefundenen Gene bzw. Proteine, die als orthologe P5βR identifiziert wurden, konnten die beschriebenen sieben konservierten Reste vorweisen. Bei den Genen/Proteinen bakterieller Herkunft, wie z.B. aus Methylobacterium extorquens (YP_001641399.1), ist der Phe-343-Rest durch ein (ebenfalls aromatisches) Histidin ersetzt. Allerdings ist die Sequenz-Identität hier nur gering und es muss erst untersucht werden, ob es sich bei den rekombinanten Enzymen überhaupt um Progesteron-Reduktasen handelt, da die Proteine in den Datenbanken als Enzyme des Zuckerstoffwechsels geführt werden - in diesem speziellen Fall als NAD-abhängige Epimerase. Um die Ergebnisse aus der Mutagenese der konservierten Reste, v.a. die Hypothese einer Phe-Klammer zur Bindung der Substrate, zu prüfen und weiter zu vertiefen, sollen nun aufbauend auf diesen die entsprechenden, noch ausstehenden Reste der rAtP5βR substituiert werden. 130 IV.2.3 Einkürzungs-Mutagenese der rDlP5βR Zur effektiven und schnellen Klonierung von orthologen P5βR wurde ein neues Klonierungssystem mit dem pQE30-UA-Vektor etabliert, bei dem die „full-length“ cDNA direkt in den Vektor kloniert wurde. Die von Herl et al. (2006; 2006; 2009) klonierten Gene liegen im Gegensatz dazu im Standard-pQE30-Vektor vor. Dieser Unterschied sollte jedoch keine große Rolle spielen, muss aber erwähnt werden, da durch die gewählte Klonierungsmethode unterschiedliche artifizielle Reste zwischen dem N-terminalen His-tag und der ersten Aminosäure des rekombinanten Proteins eingeführt werden. Im Falle des pQE30 UA-Vektors sind dies zehn Stück (Qia Expressionist, 2003). Potentiell problematisch war aber, dass die rDlP5βR (Herl et al., 2006) zusätzlich keine komplette P5βR darstellt, wie z.B. die rAtP5βR (Herl et al., 2009) und die in dieser Arbeit neu klonierten und funktionell exprimierten P5βR (Bauer et al., 2010), sondern, dass es sich dabei um ein rekombinantes Protein handelt, welches durch die Klonierung eines unvollständigen ORFs N-terminal um 13 Aminosäuren verkürzt wurde („rDlP5βnn-13“; Erklärung der Nomenklatur auch unter VII.1). Um die Auswirkungen solcher Proteinverkürzungen auf die P5βR zu analysieren, wurde zunächst die vollständige cDNA aus frischem Pflanzenmaterial neu kloniert. Das etablierte Mutagenese-System wurde modifiziert, um gezielte Deletionen am 5'-Ende des P5βR-Gens durchführen zu können, wodurch rekombinante D. lanata-Muteine exprimiert werden sollten, deren N-Terminus um eine definierte Anzahl an Aminosäuren verkürzt ist. Um beim anschließenden Vergleich der Aktivität der WT-P5βR und deren Deletionsmutanten keine Komplikationen durch sekundäre Effekte des His-tags mit dem Protein zu erhalten, z.B. wenn dieser durch ein fehlendes Zwischenstück in die Lage versetzt wird, die Cosubstrat-Bindung zu behindern oder komplett unmöglich zu machen, wurde entschieden, einen neuen Vektortyp mit C-terminalem His-tag zu verwenden. Dass solche negativen Interferenzen zwischen dem Protein-Tag und der Substrat- oder Cosubstrat-Bindung bei (SDR-)Enzymen möglich sind, wurde bereits am Beispiel einer TropinonReduktase aus S. dulcamara gezeigt (Freydank et al., 2008). Ob diese theoretische Möglichkeit auch bei den P5βR besteht, kann aus der Struktur nicht abgeleitet werden, da die einzige experimentelle Kristallstruktur erst mit dem Aminosäure-Rest Ser-26 beginnt (Thorn et al., 2008). Der Versuch die fehlenden Reste 1-25 zu modellieren, gelang nicht, da es nicht möglich war, ein geeignetes Template in der RCSB-Proteindatenbank zu finden. Ein weiterer Vorteil des neuen Vektors ist, dass durch die Art der Klonierung über homologe Rekombination - mit Ausnahme des His-tags selbst - keinerlei artifiziellen Aminosäuren mehr im rekombinanten Protein auftauchen. Die Klonierung und die folgende erste Deletions-Mutagenese der klonierten cDNA (Deletion von 30 Aminosäuren) konnte erfolgreich durchgeführt werden. Die Expression der „full- 131 length“-P5βR lieferte auch mit einem C-terminalen His-tag ein funktionelles Protein. Dies war nicht selbstverständlich, da C-terminale His-tags häufig zu schlechter Löslichkeit der rekombinanten Proteine führen (Busso et al., 2003). Auch Woestenenk et al. (2004) legten an Hand von 20 klonierten menschlichen ORFs systematisch dar, dass die Art des His-tags sich stark auf die Eigenschaften des Proteins (Löslichkeit und Ausbeute) auswirken kann. Die Expression der Deletionsmutante (rDlP5βRcn-30) und der Nachweis der Funktionalität erfolgte durch Rudolph (2011). Die Autorin führte weitere Deletions-Experimente durch und beschrieb zusätzlich die erfolgreiche Expression von rDlP5βR mit N-terminaler Deletion von 10, 20 und 40 Aminosäuren. Sowohl die relativen Aktivitäten, als auch die kinetischen Konstanten der Muteine zeigten, dass durch die Einkürzung des Proteins die enzymatische Aktivität erst zunimmt (-10 und -20 Aminosäuren) und dann verschwindet (-30 und -40 Aminosäuren). Gleichzeitig mit dem Verlust der Aktivität nahm jedoch die Menge an rekombinant-exprimiertem Protein stark ab. Die Ursachen für die schlechtere Expression können vielfältig sein und reichen von einer inkorrekten Faltung, über eine gesteigerte Aggregationsrate, bis hin zur Bildung von „Inclusion-Bodies“ (Baneyx, 1999; Baneyx und Mujucic, 2004). Da die Expressionsanalyse der rDlP5βRcn-30 auch einige Verunreinigungen aufzeigte, wurden von allen Proteinen CD-Spektren (Cantor et al., 1980) aufgenommen, um Hinweise zu erhalten, dass es sich bei den gereinigten Enzymen um rDlP5βRMuteine handelt. Die Faltungszustände der rekombinanten Proteine wurden mit „fernem“ UV-Licht analysiert, um deren Sekundärstrukturgehalt zu quantifizieren (Abb. 64; Rudolph et al., Manuskript in Vorbereitung). 132 Abb. 64: CD-Spektren der rDlP5βRnn-13 (F), rDlP5βRc (A) und deren Deletions-Muteinen (B = rDlP5βRcn-10, C = rDlP5βRcn-20, D = rDlP5βRcn-30, E = rDlP5βRcn-40, G = überlagerte Spektren; nach Rudolph, 2011; zur Erklärung der Nomenklatur der P5βR siehe auch VII.1) Alle gemessenen CD-Spektren zeigten die Charakteristika eines α-helikalen Proteins mit βFaltblattanteil: zwei Minima bei etwa 208 nm und 222 nm und ein absolutes Maximum bei 193 nm (Holzwarth et al., 1965; Greenfield und Fasmann, 1969). Dies entspricht den aus der Struktur der rDlP5βR abgeleiteten Erwartungen (Abb. 3; Thorn et al., 2008). Aus der Tatsache, dass alle Spektren nahezu identisch waren, kann abgeleitet werden, dass es sich bei den exprimierten Proteinen um P5βR -Varianten (und nicht um Verunreinigungen) handelt, die unabhängig vom Grad der N-terminalen Deletion gleich gefaltet vorliegen. Auch über Dot-Blots/Western-Blots der 133 rDlP5βRcn-30 (Rudolph und Kreis, unveröffentlicht) konnte gezeigt werden, dass trotz der Deletion von 30 Aminosäuren noch gefaltetes Protein gebildet wird, welches aber ab dieser Stufe keine Aktivität besitzt. Die enzymatische Aktivität der P5βR geht durch N-terminale Kürzung der Proteine im Bereich von 21-30 Aminosäuren verloren. Eine plausible Erklärung hierfür ist, dass durch die Deletion der Aminosäuren eines der sechs parallelen β-Faltblätter der Rossmann-Faltung (Rossmann und Argos, 1976) betroffen ist, wodurch das Netzwerk von intramolekularen HBrücken, welches zwischen diesen β-Strängen besteht, gestört wird (Abb. 65, B). Bei der Kürzung von 10 weiteren Resten auf '-40' wurden dieser erste β-Strang und zusätzlich der Loop, der das zentrale Gx(x)Gx(x)G-Rossmann-Motiv beinhaltet, komplett entfernt (Abb. 65, C). Folglich fehlt die Position, die wesentlich für die Cosubstrat-Bindung zuständig ist (Kallberg et al., 2002, Person et al., 2003). Da die Proteine nach den CD-Messungen noch gefaltet vorliegen, sollten fehlerhafte Bindungen des Cosubstrats, z.B. durch eine fehlerhafte Orientierung der Motive, für den Aktivitätsverlust verantwortlich sein. Abb. 65: Struktur der DlP5βR (PDB 2v6g) gefärbt nach Sekundärstruktur-Elementen (rot = α-Helix, gelb = β-Faltblatt; grün = Loop; blau = Cosubstrat). Der Pfeil markiert jeweils den N-Terminus des Proteins (A = WT; B = DlP5βRn-30; C = DlP5βRn-40). Mit der CD-Methode wurden auch die Hitzestabilität der rDlP5βRc und der Deletionsmutanten gemessen. Dies geschah über die Aufnahme von mehreren CD-Spektren eines Proteins bei unterschiedlichen Temperaturen, zwischen 20 und 96 °C (Rudolph et al., Manuskript in 134 Vorbereitung). Es konnte keine vollständige, sondern immer nur eine teilweise Entfaltung beobachtet werden. Es handelt sich bei allen rekombinanten Enzymen um sehr hitzestabile Proteine, bei welchen die Hälfte der Protein-Moleküle erst bei 44 - 48°C entfaltet vorliegen (Rudolph, 2011). Beispiele für andere pflanzliche Proteine, die ebenfalls sehr thermostabil sind, wären u.a. die Peroxidasen aus der Sojabohne (Jones et al., 1998) und Meerrettich (Oppmann et al., 1990; Dunford et al., 1991). Die Schmelztemperatur der SBP (Peroxidase der Sojabohne) ist mit 86 °C (Kamal et al., 2002) ungefähr doppelt so hoch wie der Schmelzpunkt der rDlP5βRc. Warum die Aktivität durch die Einkürzung zunächst steigt, lässt sich nicht beantworten, da die Struktur dieser Reste - wie beschrieben - im Kristall fehlt. Eine Möglichkeit, eine Erklärung zu finden, wären MD-Simulationen mit und ohne diesen Protein-Tag durchzuführen. Die Aktivität der rDlP5βRcn-10 entspricht in etwa der der rDlP5βRnn-13 (Herl et al., 2006), allerdings ist der direkte Vergleich nur bedingt zulässig, da sich der His-tag wie gesagt auf verschiedenen Seiten des Proteins befindet. Dass dies nicht nur einen entscheidenden Einfluss auf Löslichkeit, sondern auch auf die Aktivität eines rekombinanten Proteins haben kann, wurde am Beispiel der rekombinanten S. dulcamara Tropinon-Reduktase gezeigt (Freydank et al., 2008). Auch bei rekombinantem humanem Serum-Transferrin lassen sich je nach Platzierung des His-tags deutliche Unterschiede erkennen: So war die Eisenfreisetzung bei C-terminalem His-tag signifikant verlangsamt im Vergleich zum Protein ohne His-tag. Beim N-terminalen His-tag trat dieses Phänomen nicht auf (Mason et al., 2002). Insgesamt sind jedoch beide Proteine, die um etwa 10 bzw. 13 Aminosäuren gekürzt sind, aktiver als der ungekürzte Wildtyp. Ließe sich dies auch auf die „full-length“-DlP5βR mit Nterminalem His-tag übertragen, müsste die Aktivität der D. lanata P5βR nach unten korrigiert werden und auf eine Stufe mit der rGfP5βR oder rEcP5βR gestellt werden. Ob eine Kristallisation der kompletten rDlP5βRc ähnlich schnell verlaufen würde, wie für die rDlP5βRn beschrieben wurde (Egerer-Sieber et al., 2006), lässt sich nicht sagen. Einige Autoren gehen allgemein davon aus, dass die Effekte von His-tags auf die Kristallisation sehr gering sind (Smyth et al., 2003). Qin et al., (2006) geben an, dass die Kristallisation durch den Tag sogar erleichtert ist gegenüber nativem Protein. Es gibt aber auch Beispiele, in denen Tags starke, negative Auswirkungen hatten (Bucher et al., 2002). Obwohl es aus den theoretischen Überlegungen und den Literaturangaben nicht sehr wahrscheinlich ist (vgl. Diskussion zur Cosubstrat-Bindung unter IV.2.4) , wurde die Aktivität der gekürzten Proteine auch mit dem alternativen Cosubstrat NADH getestet, da durch die Deletionen Veränderungen am N-terminalen Cosubstrat-Bindebereich (Kavanagh et al., 2008) des SDRProteins stattgefunden haben. Es konnte aber mit diesem Cosubstrat keine Aktivität gezeigt werden. 135 Mit dem entwickelten Photometer-Assay dieser Arbeit wurden die kinetischen Konstanten bestimmt, wobei die größte Auffälligkeit das Verhalten der rDlP5βRc (also der kompletten P5βR) war, die mit 34,3 µM eine sehr starke Affinität zu Progesteron besaß (Rudolph, 2011). Dieser Wert entspricht gut dem der nativen D. pupurea P5βR (Gärtner et al., 1994) und dem K m-Wert der D. purpurea P5βR2 (Pérez-Bermúdez et al., 2010), ist aber um ein Vielfaches niedriger als die publizierten und selbst gemessenen Werte der gekürzten DlP5βR (Herl et al., 2006). Um hier Aussagen treffen zu können, müsste die „full-length“-P5βR mit N-terminalem His-tag zum Vergleich ebenfalls kloniert und exprimiert werden. Die K m-Werte der Deletionsmutanten lagen demgegenüber im typischen P5βR- Bereich (Herl et al., 2006; Munkert et al., 2011; diese Arbeit). Sowohl die rDlP5βRc, als auch deren Deletions-Muteine, setzten bevorzugt das kleine SubstratMimetikum 2-Cyclohexen-1-on um, wie es für alle rekombinanten P5βR beschrieben wurde (Burda et al., 2009; Bauer et al., 2010; Munkert et al., 2011). Die Ergebnisse der Deletionsmutagenese-Experimente erlauben es erneut, einen Bezug zur Evolution von neuen Stoffwechselwegen zu machen. Ein verkürztes Gen könnte so z.B. die Auswirkung einer (unvollständigen) Genduplizierung sein, wodurch ohne weitere Spezialisierung und ohne weitere Mutation und Selektion (Ober et al., 2010) bereits Enzyme mit neuen Eigenschaften, wie geänderter Substrat-Spezifität oder Aktivität erhalten werden könnten. Neue Stoffwechselwege können durch diese Enzyme geöffnet oder gefestigt werden - z.B. durch die Bevorzugung bisher nicht oder nur schlecht genutzter Substrate. Um die Existenz weiterer Nterminal verkürzter P5βR-artiger Enzyme nachzuweisen, wurde eine Blast-Suche durchgeführt (Rudolph 2011; eigene Recherche). Hier konnten mehrere N-terminal um13 Aminosäuren verkürzte Proteine gefunden werden, u.a. aus Populus tremula (ACE96881; ACE96889; ACE96904) und Zea mays (NP_001140307). Allerdings muss man hier Vorsicht walten lassen, da es sich jeweils um hypothetische Proteine handelt und es sich um falsch-positive Treffer handeln könnte, da die Stelle, an der das Protein beginnt, diejenige ist, die sich im Gen bei D. lanata direkt nach dem Intron befindet. Die Lage und das Vorkommen eines Introns ist für die Gene zwar nicht gezeigt, wäre aber zu erwarten, da ein solches in allen pflanzlichen VEP1-Genen streng konserviert zu sein scheint (Tarrío et al., 2011). Evtl. handelt es sich also um fehlerhafte Vorhersagen in der Datenbank auf Grund von Unkenntnis der Intron-Exon-Grenzen. Andere unterschiedlich verkürzte P5βR findet man in Oryza sativa (AAP20856) und Sorghum bicolor (XP_002467669). Alle identifizierten verkürzten Treffern war allerdings gemein, dass sie nicht der „sensu strictu“-Definition entsprachen, da bestimmte charakteristische Protein-Motive fehlten (Persson et al., 2003; Thorn et al., 2008). 136 IV.2.4 Änderung der Cosubstrat-Spezifität Ein häufig beschriebenes Ziel von rationalen Mutagenese-Experimenten ist es, EnzymVarianten zu erzeugen, die ein anderes als das natürliche bzw. verschiedene Cosubstrate verwerten können. Der erste publizierte Erfolg umfasst die Änderung der Cosubstrat-Spezifität einer Glutathion-Reduktase, wobei das Verhältnis der katalytischen Effizienz der Reduktion im Vergleich zum NADPH-spezifischen WT um den Faktor 18.000 in Richtung NADH-Spezifität geändert werden konnte (Scrutton et al., 1990). Die Begründung, weshalb diese Art von Experimenten oft durchgeführt werden, beinhaltet neben einem allgemeinen Erkenntnisgewinn über die Art und Weise der Cosubstrat-Bindung bei verschiedenen Enzym-Klassen auch Aspekte der biotechnologischen bzw. industriellen Anwendung: Enzyme mit NAD(H)-Spezifität werden häufig bevorzugt, u.a. da NADPH zehnmal teurer ist als (das stabilere) NADH. Auf dem Gebiet der rationalen Cosubstrat-Mutagenese ist die relative Häufung von Veröffentlichungen auffällig, die sich mit dem Design von Enzymen des Xylitol-Abbaus beschäftigen. D-Xylose stellt nach Glucose einen der am häufigsten in der Natur anzutreffenden Zucker dar und ist wesentlicher Bestandteil von Hemicellulose(n). Es wird deshalb versucht, nachhaltige Prozesse zu entwickeln, D-Xylose aus Abfällen in Form von pflanzlicher Biomasse in Biotreibstoffe wie Bioethanol umzuwandeln und zur Energiegewinnung zu nutzen (Deluga et al., 2004). Hierzu sollen biologische Organismen genutzt werden. Da jedoch die meisten ModellOrganismen, wie die Bäckerhefe (Saccharomyces cerevisiae) und das Bodenbakterium Streptomyces coelicolor, D-Xylose nicht katabolisieren können, wurde versucht, die Gene des Xylose-Metabolismus (Abb. 66, A) aus anderen Quellen, wie Pichia stipitis oder Gluconobacter oxydans, in diesen ektopisch zu exprimieren (Übersicht z.B. Ostergaard et al., 2000; Jeffries und Jin; 2004). Die genetisch veränderten Streptomyces-Stämme waren so in der Lage D-Xylose abzubauen. Allerdings musste erst eine weitere Kohlenstoff-Quelle wie Glucose zugegeben werden. Grund hierfür war wahrscheinlich ein Ungleichgewicht des intrazellulären Redoxpotentials, welches durch die unterschiedlichen Cosubstrat-Spezifitäten der exprimierten Enzyme entsteht (Ostergaard et al., 2000): Die Xylose-Reduktase (XR) ist NADPH-spezifisch, die XylitoseDehydrogenase (XDH) NAD+-abhängig. Watanabe et al. (2005) umgingen dieses Problem durch das rationale Design einer NADP+-abhängigen XDH aus einer NAD+-spezifischen XDH aus Pichia (EC 1.1.1.9; MDR-Enzym). Hierzu waren 3-4 Substitutionen notwendig. Später gelang durch den Austausch von zwei Aminosäure-Resten das rationale Design einer XDH, welche NADP +spezifisch war und deren Aktivität der des WT-Proteins aus Gluconobacter (E.C. 1.1.1.9; SDR137 Enzym) entsprach (Ehrensberger et al., 2006). Umgekehrt gelang es später Khoury et al. (2009) die Cosubstrat-Spezifität der XR aus Candida boidinii von NADPH auf NADH zu ändern. Diese Beispiele legen zum einen gut die Bedeutung dar, die Mutagenese-Experimente auch für die anwendungsorientierte Forschung haben können. Zum anderen zeigen sie, dass die in vivoKombination von Biosynthese-Enzymen mit unterschiedlichen Cosubstrat-Spezifitäten in einem Organismus wie Saccharomyces cerevisiae möglich ist, aber zu Problemen führen kann. Interessanterweise findet sich eine ähnliche Situation auch für die Biosynthese-Enzyme der Cardenolide (Abb. 66, B). Abb. 66: Analogie in den Reaktionen des biologischen Abbaus von D-Xylose in transgenen Hefen (A; nach Ehrensberger et al., 2006 ) und in der Biosynthese der Cardenolide (B). Da auch für die Cardenolid-Biosynthese das (mittelfristige) Ziel besteht, die verfügbaren klonierten Biosynthese-Gene in vivo in Hefezellen zu kombinieren, erschien die Ableitung einer NADH-spezifischen P5βR sinnvoll. Hinzu kommt, dass durch die Verfügbarkeit einer solchen NADH-spezifischen P5βR zusätzlich eine in vitro-Kombination mit einer rekombinanten 3β-HSD (Herl et al., 2007) und einer Cosubstrat-unabhängingen 3-Ketosteroidisomerase (Meitinger, 2011) in Form eines sich selbst regenerierenden Systems möglich werden sollte (Abb. 67). 138 Abb. 67: Theoretisches System aus 3β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase (3β-HSD), Ketosteroidisomerase (KSI) und mutierter NADH-spezifischer P5βR, das sich in vitro selbst regenerieren könnte. In diesem System ersetzt die 3β-HSD die Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase, die im „regenerierenden System“ des Standard-P5βR-Assays genutzt wird (vgl. II.2.3.6), um das Cosubstrat der Reaktion der P5βR (NADPH) zu regenerieren (Stuhlemmer und Kreis; 1996; Herl et al., 2006; Herl et al., 2009; Bauer et al, 2010; Munkert et al., 2011). Da die beiden WT-Enzyme unterschiedliche Cosubstrate nutzen, wird diese Kopplung erst durch die Cosubstrat-Mutagenese eines der beiden Biosynthese-Enzyme möglich gemacht. Auf Grund der aufgeklärten Kristallstruktur wurde die DlP5βR auch bei dieser Versuchsreihe als Template für die Mutagenese-Experimente ausgewählt, v.a. auch deshalb, weil hier eine Co-Kristallisation mit dem Cosubstrat gelungen ist (Thorn et al., 2008). Eine Änderung der Cosubstrat-Spezifität zu erreichen, ist in manchen Fällen dadurch gelungen, dass Enzyme mit ähnlicher Struktur und Funktion identifiziert und analysiert werden konnten, z.B. durch den Vergleich einer typischen NADPH-spezifischen XR mit einer NADH-bevorzugenden XR aus Candida sp (Lee et al., 2003). In der Gruppe der P5βR gibt es jedoch keine orthologen Enzyme mit experimentell nachgewiesener Spezifität für NADH. Es konnte aber auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgegriffen werden, da es sich um ein Protein aus der SDR-Familie mit einer charakteristischen Rossmann-Faltung handelt, welche in der Vergangenheit bereits sehr gut untersucht wurde. Diese besteht aus sechs β-Faltblättern, die von α-Helices umgeben werden und für die Cosubstrat-Bindung verantwortlich sind (Rossmann und Argos, 1976). In der Sequenz der 139 P5βR findet man hier das charakteristische, Cosubstrat-bindende Gx(x)Gx(x)G-Motiv, das für die „extended SDR“-Enzyme typisch ist (Carugo und Argos, 1997; Kallberg et al., 2002). Weil sich NADPH und NADH nur durch eine Phosphatgruppe, die als Ester an die Position 2´ der AdenosinRibose gebunden vorliegt, unterscheiden und mit dieser Gruppe nur eine begrenzte Anzahl von Aminosäuren interagieren können, existieren bestimmte „Marker-Aminosäuren“, die auf das Rossmann-Motiv in der Aminosäure-Sequenz folgen (Baker et al., 1992; Persson et al., 2003). Diese entsprechen in der D. lanata Struktur dem Motiv II (Thorn et al., 2008). In NADP +bevorzugenden Enzymen findet man hier basische (d.h. positiv geladene) Reste, die mit der negativ geladenen Phosphatgruppe ionische Wechselwirkungen ausbilden können (Carugo und Argos, 1997). Es handelt sich hierbei i.d.R. um 1-2 Arginin-Reste (Scrutton et al., 1990), die auch in der Cosubstrat-Bindetasche der DlP5βR zu finden sind (Arg-63 und Arg-64; Thorn et al., 2008; Abb. 68). Abb. 68: Cosubstrat-Bindungetasche der rDlP5βR. Die beiden grün markierten Arginin-Reste sind wesentlich mitverantwortlich für die Diskriminierung zwischen NADPH und NADH (nach Thorn et al., 2008). Über den Austausch dieser beiden Arginin-Reste (gegen Asparaginsäure) wurde in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass v.a. der Rest Arg-63 die Bindung dieser Phosphatgruppe übernimmt, da dessen Austausch einen vollkommenen Verlust der Funktion nach sich zieht, obwohl die Kristallstruktur zeigt, dass beide Phosphatgruppen interagieren (Thorn et al., 2008). Im Gegensatz zu den Aminosäuren mit basischen Seitenketten, findet sich bei den NAD +bevorzugenden Enzymen eine Wechselwirkung zwischen den beiden Hydroxlygruppen der Adenosin-Riboseeinheit mit der Carboxyl-Seitengruppe einer sauren Aminosäure (Carugo und 140 Argos, 1997). Für NAD+-spezifische Enzyme handelt es sich fast ausnahmslos um einen Asparaginsäure-Rest, bei Dehydrogenasen/Reduktasen mit FAD-Spezifität wurde eine ähnliche Situation beschrieben, allerdings ist als saure Aminosäure i.d.R. ein Glutaminsäure-Rest vorhanden. Kallberg und Persson (2006) entwickelten aus diesen Fakten einen Algorithmus, mit dem es möglich war, zu 80 Prozent das richtige Cosubstrat (NAD +, NADP+, FAD) einer beliebigen Dehydrogenase/Reduktase in silico zu bestimmen. Trotz all dieses Wissens ist der Erfolg einer Mutagenese im allgemeinen nicht vorhersehbar, v.a. da die Diskriminierung zwischen NADH und NADPH in der Praxis eine Konsequenz der gesamten Bindetasche ist und nicht nur von einzelnen Resten. So besitzt NADPH viel größere Freiheitsgrade in seiner Konformation als NADH und bedingt dadurch wurden - im Gegensatz zu NADH – sehr variable Protein-Cosubstrat-Interaktionen beschrieben (Carugo und Argos, 1997). Vermutlich aus diesem Grund sind nicht viele Fälle beschrieben, in denen eine vollständige Umkehr der Cosubstrat-Spezifität erfolgreich war, bei denen die enzymatische Aktivität gleichzeitig vollständig erhalten blieb. Eine Tabelle mit einer Zusammenfassung von erfolgreichen „Cofactor Engineering“-Arbeiten findet sich in Khoury et al. (2009). Im Falle der DlP5βR wurde über in silico-Mutagenese und Überlagerung der CosubstratBindetasche der Kristallstruktur mit der von NADH-abhängigen SDR-Enzymen die Positionierung des postulierten sauren Restes abgeleitet. Es konnte auf diese Weise eindeutig Ala-62 als Ziel der Mutagenese identifiziert werden. Glutaminsäure konnte auf Grund ihrer Größe nicht in der Bindetasche platziert werden. Die abgeleitete Substitution von Ala-62 deckt sich mit Literaturangaben, die beschreiben, dass an der Position des sauren Asparaginsäure-Restes von NAD+-spezifischen Enzymen in den NADP +-spezifischen Enzymen meist eine kleine, ungeladene Aminosäure wie Alanin, Glycin oder Serin gefunden werden kann (Watanabe et al., 2005). Ein analoges Vorgehen, das ebenfalls strukturelle Alignments von Enzymen unterschiedlicher Spezifität beinhaltete, führte auch bei Mutagenese der XDH durch Ehrensberger et al. (2006) zum Ziel. Um ein funktionelles Protein zu erhalten, mussten zusätzlich die beiden basischen Arginine aus der Bindetasche entfernt werden. Da es hier keine Vorgaben in Form von streng konservierten Resten gibt, wurde das Substitutionsmuster der Struktur mit der größten Übereinstimmung im Verlauf der Kohlenstoffkette der Cosubstrat-Bindetasche gewählt (PDB 1zem): R63M_R64N. Die Substitution des Arginin-63, das im Kristall benachbart zum Adenin-Ring des Cosubstrats gefunden werden kann, gegen Methionin und umgekehrt, wurde bereits in mehreren anderen Arbeiten beschrieben (Scrutton et al., 1990; Ehrensberger et al., 2006). Da das dreifach mutierte Protein wie sich zeigt zwar nun NADH-spezifisch, aber noch nicht ausreichend aktiv war, wurden die Ergebnisse der 141 Aktivitätsmutagenese-Experimente hinzugezogen und zusätzlich Asn-205 gegen Methionin ersetzt. Diese Vierfach-Mutante entsprach in ihrer Aktivität, bezogen auf die Reduktion von Progesteron, etwa dem WT. Es steht damit nun ein rekombinantes Mutein der DlP5βR zur Verfügung, das NADH-spezifisch ist und für die in vitro- und in vivo-Kombination mit anderen BiosyntheseEnzymen optimale Voraussetzungen zeigt. Ob es in diesen Versuchen, nach strengen Maßstäben, gelungen ist, die Cosubstrat-Spezifität im Vergleich mit dem WT ohne Aktivitätsverlust zu ändern, lässt sich nicht eindeutig beantworten, da zusätzlich eine “hot spot“-Aminosäure mutiert wurde, um die Aktivität zu verändern. Dies ist jedoch für die Praxis nicht von Bedeutung, da diese mehrfach mutierte „Designer-P5βR“ alle Voraussetzungen erfüllte, um die ersten Kombinationsversuche durchzuführen. Die erfolgreiche und stereoselektive Umwandlung von extern zugeführtem Progesteron durch eine „Reihenschaltung“ des „Cosubstrat-Muteins“ der DlP5βR ( DlP5βRnn-13) und der gereinigten D. lanata 3β-HSD (Herl et al., 2007) konnte in der vorliegenden Arbeit bereits gezeigt werden. Ob sich dies auch auf kleine Substrate anwenden lässt, muss noch untersucht werden. Dafür bestehen jedoch gute Chancen, da sowohl der WT der P5βR, als auch die untersuchten 3β-HSDs stark promisken Charakter aufweisen (Herl et al., 2007; Burda et al., 2009; Bauer et al., 2010). Damit würde sich dieses System sehr gut für biotechnologische Anwendungen eignen (Bornscheuer und Kazlauskas, 2004). Während in der Biosynthese-Forschung nach heutigem Stand i.d.R. nur einzelne Enzyme kloniert und getrennt charakterisiert bzw. analysiert werden (z.B. Tropinon-Reduktasen durch Brock et al., 2008), entspricht das Vorgehen, einen Teil der Cardenolid-Biosynthese(-reaktionen) mit Hilfe des Vierfach-Muteins in vitro ablaufen zu lassen, den Ansätzen der „Kombinatorischen Biosynthese“-Forschung. Dabei sollen, wie in den vorliegenden Experimenten, Chemikalien mit Zellen, Zellextrakten oder (gereinigten) Enzymen verschiedener Organismen biotransformiert werden (Übersicht von Pollier et al., 2011), wobei es im Bereich der Cardenolid-Biosynthese bisher keine derartigen Versuche gab. Zusammenfassend konnte zusätzlich zur Analyse der Substrat-Bindetasche durch SDM, die den Einfluss einzelner Reste auf die Aktivität der rekombinanten P5βR klären konnte, in diesem Teil der Arbeit die Cosubstrat-Bindetasche durch in silico-Methoden analysiert und durch gezielte Veränderungen von Aminosäure-Resten das Verständnis für die Struktur und Funktion der P5βR weiter vertieft werden. Letztlich flossen die Ergebnisse aus diesen beiden Teilen der Arbeit im Design des „Cosubstrat-Muteins“ zusammen und erlaubten so die Ableitung eines Enzyms, das nun weiter gewinnbringend angewendet werden kann, um in letzter Konsequenz auch die Biosynthese der Cardenolide besser zu verstehen. 142 V ZUSAMMENFASSUNG Ein wesentlicher Schritt in der 5β-Cardenolid-Biosynthese besteht in der stereo-selektiven Reduktion der Δ4,5-C=C-Doppelbindung der Steroidvorstufe (vermutlich Progesteron), da hierbei die charakteristische cis-Verknüpfung der Ringe A/B ins Molekül eingeführt wird. Die Reaktion wird katalysiert durch Progesteron 5β-Reduktasen (P5βR), die Gegenstand dieser Arbeit sind. Um die Aktivitätsunterschiede der rekombinanten Enzyme aus der Cardenolid-führenden Art Digitalis lanata (rDlP5βR) und der cardenolidfreien Art Arabidopsis thaliana (rAtP5βR) hinsichtlich der Reduktion von Progesteron zu erklären und mit gezielter Mutagenese rational zu verändern, wurden zunächst weitere orthologe P5βR-cDNAs aus verschiedenen Cardenolid-akkumulierenden und Cardenolid-freien Spezies kloniert (u.a. aus A. belladonna, C. procera, S. lycopersicon, N. tabacum). Im Vordergrund stand bei den Versuchen die funktionelle Expression dieser Enzyme in E. coli. Diese gelang u.a. bei den cDNAs aus E. crepidifolium, E. rhaeticum, G. fruticosum und M. piperita. Um die Enzymkinetik der rekombinanten Proteine in vitro zu bestimmen, wurde eine photometrische Messmethode für P5βR adaptiert. Der promiske Charakter der P5βR wurde weiter untermauert und dessen Bedeutung für die Biosynthese diskutiert. Mit Hilfe von erzeugten Struktur-Modellen der funktionell exprimierten P5βR konnten sieben Aminosäure-Reste identifiziert werden, die strukturell hoch konserviert im inneren Teil der putativen Substrat-Bindetasche aller Proteine vorliegen (Trp-106, Gly-145, Lys-147, Phe-153, Tyr179, Met-215, Phe-343; Bauer et al., 2010). Von diesen Resten wurden bisher nur zwei als katalytisch bedeutsam beschrieben. Die konservierten Reste in der DlP5βR wurden einzeln durch Alanin ersetzt und die Aktivität der Muteine untersucht. Vor allem die essentielle Rolle von Phe-153 für die enzymatische Aktivität der DlP5βR konnte demonstriert werden. In Verbindung mit in silicoÜberlegungen wurden Phe-153 und Phe-343 eine zentrale Bedeutung für die Substrat-Bindung bei den P5βR-artigen Proteinen zugesprochen. Für die rationale Mutagenese zur Steigerung der Enzymaktivität der rDlP5βR wurden drei Positionen innerhalb der Aminosäure-Sequenz als „hot-spots“ identifiziert (Tyr-156; Asn-205; Ser248). Dies geschah über eine Kombination aus Sequenz- und Aktivitätsvergleichen der neu exprimierten Enzyme („bioactivity guided“). Durch die einfache Mutagenese von zwei dieser Positionen konnte die katalytische Aktivität der DlP5βR stark verbessert werden (bis Faktor 9, bezogen auf kcat/Km). Dies wurde zurückgeführt auf eine größere Affinität der Bindetasche zum Substrat. Der Aktivitätsunterschied der rDlP5βR und der rAtP5βR konnte somit erklärt werden. Andere publizierte in silico-Theorien wurden überprüft und konnten experimentell widerlegt 143 werden. Eine „full-length“ DlP5βR wurde kloniert und funktionell exprimiert. Das Gen wurde über Deletionsmutagenese rational verkürzt. Über einen rationalen Mutagenese-Ansatz konnte zusätzlich durch die Substitution von vier Aminosäuren (Ala-62, Arg-63; Arg-64; Asn-205) die Cosubstrat-Spezifität der rDlP5βR von NADPH auf NADH (ohne Verlust an Enzymaktivität) geändert werden, um ein Enzym für die Kombination mit anderen NADH-spezifischen, rekombinanten Biosynthese-Enzymen zu besitzen. 144 V SUMMARY A main step in the biosynthesis of 5β-cardenolides is the stereo-specific reduction of the Δ4,5C=C bond of the steroid precursor (progesterone), which introduces the characteristic cisconnection between the rings A/B. This reaction is catalysed by progesterone 5β-reductases (P5βR), which have been in the focus of this work. In order to find an explanation for the differences in the activities of the recombinant enzymes from the cardenolide-containing Digitalis lanata (rDlP5βR) and the cardenolid-free Arabidopsis thaliana (rAtP5βR) for the reduction of progesterone and to change it by means of rational mutagenesis, an additional number of orthologous P5βR-cDNAs from cardenolide-accumulation and cardenolide-free species have been cloned (e.g. from A. belladonna, C. procera, S. lycopersicon, N. tabacum). The primary aim of these experiments, however, was the functional expression of these enzymes. This was demonstrated for the cDNAs of E. crepidifolium, E. rhaeticum, G. fruticosum and M. Piperita. For the in vitro determination of the enzyme kinetics of the recombinant proteins, a photometric method has been developed. Using the data of all functionally expressed P5βR for homology modeling experiments, a number of seven highly-conserved amino acid residues could be deduced within the inner part of the putative substrate binding-sites of all proteins (Trp-106, Gly-145, Lys-147, Phe-153, Tyr-179, Met-215, Phe-343). Just two of these residues have been described to be catalytically important, formerly. In the DlP5βR all of these conserved residues have individually been substituted against alanine and the enzymatic activities of the muteins have been analysed. Especially the essential role of the Phe-153 residue for the enzymatic activity of the DlP5βR could be demonstrated. In combination with in silico methods Phe-153 and Phe-343 were identified to be important for the substrat-fixation in P5βR-like enzymes. Three „hot-spot“ positions (Tyr-156; Asn-205; Ser-248) for the site-directed mutagenesis (SDM) experiments - in order to increase the enzymatic activity of the DlP5βR - were found within its amino acid sequence. They were deduced by combining comparison of sequences and activities of the newly expressed enzymes („bioactivity guided“). By substituting the residues at two of these positions the catalytic activity of the rDlP5βR was highly increased (by a factor of 9; k cat/Km). This was due to an increased affinity of the binding-site for the substrate. Hence, the observed differences in the activity level of the rDlP5βR and the rAtP5βR could be explained. Other in silico theories were tested and could experimentally be disproved. A „full-length“ DlP5βR was cloned and functionally expressed. Subsequently, parts of the ORF were deleted by rational mutagenesis. 145 With rational designed mutagenesis experiments the cosubstrate-specificity of the rDlP5βR was „switched“ from NADPH to NADH by the substitution of four amino acid residues (Ala-62, Arg-63; Arg-64; Asn-205) in order to gain an enzyme for the in vitro combination with other NADH-specific recombinant biosynthesis-enzymes. 146 VI LITERATURVERZEICHNIS* (*erstellt mit der „JabRef“-Software, Version 2.7, 2011) ABDA Deutscher Arzneimittel-Codex (DAC) Govi Verlag, 2009 Abe, I. & Morita, H. Structure and function of the chalcone synthase superfamily of plant type III polyketide synthases. Nat Prod Rep, Graduate School of Pharmaceutical Sciences, The University of Tokyo, 7-3-1 Hongo, Bunkyo-ku, Tokyo 113-0033, Japan. [email protected], 2010, Vol. 27(6), pp. 809-838 Alméras, E., Stolz, S., Vollenweider, S., Reymond, P., Mène-Saffrané, L. & Farmer, E.E. 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Ampicillin APS Ammoniumpersulfat AS Aminosäure(n) AtStr Steroid-Reduktase AUC Fläche unter der Kurve (area under the curve) bidest bidestilliert Carb. Carbenicillin cDNA komplementäre DNA DC Dünnschichtchromatographie DE Gerichtete Evolution („directed evolution“) DlP5βRnn-13 D. lanata P5βR mit N-terminalem Histag („n“), N-terminal um 13 Aminosäuren gekürzt [Herl et al., 2006] DlP5βRc[n-x] D. lanata P5βR mit C-terminalem Histag („c“), N-terminal um x Aminosäuren gekürzt DMSO Dimethylsulfoxid DNA Desoxyribonucleinsäure DNase Desoxyribonuclease dNTP Desoxynucleotidtriphosphat (beinhaltet dATP, dCTP, dGTP und dTTP) DOZ Desoxyzucker EK Endkonzentration in der Lösung EtOH Ethanol FM Fließmittel HPLC Hochdruckflüssigchromatographie IPTG Isopropyl-β-D-Thiogalactosid Kan. Kanamycin kb Kilobase (= 1000 Basenpaare) Km Michelis-Menten Konstante LB Luria Broth Bakterienmedium mRNA Boten-RNA (messenger RNA) NAD(P)H Nicotinamidadenindinukleotidphosphat neo Resistenzgen gegen Kanamycin NT / nt Nucleotide OD(260) Optische Dichte (bei einer Wellenlänge von 260 nm) OPDA 12-Oxophytodien-Säure 163 PAGE Polyacrylamidgelelektrophorese RNA Ribonucleinsäure RNase Ribonuclease RT Reverse Transkriptase SDS Natriumdodecylsulfat (sodium dodecyl sulfate) SDM ortsgerichtete Mutagenese („ “) Taq-Polymerase Thermus aquaticus DNA-Polymerase Tm Schmelztemperatur (melting temperature) Tris Tris(hydroxymethyl)aminomethan U Enzymeinheit (unit) Upm Umdrehungen pro Minute (rounds per minute) UV Ultraviolett vmax Geschwindigkeitskonstante bei enzymatischen Reaktionen VT Volumenteile P5βR Progesteron 5β-Reduktase RL Reagenzlösung X-Gal 5-Brom-4-Chlor-3-indoyl-β-galactosid 164 VII.2 Publikationsliste Bauer P., Munckert J., Bryzidium M., Burda E, Müller-Uri F., Gröger H, Mueller YA, Kreis W., 2010. Highly conserved progesterone 5β-reductase genes (P5βR) from 5β-cardenolide-free and 5β-cardenolide-producing angiosperms. Phytochemistry. 71(13), 225-231. Munckert J., Bauer P., Burda E., Müller-Uri F., Kreis W., 2011. Progesterone 5β-reductase of Erysimum crepidifolium: cDNA cloning, expression in Escherichia coli, and reduction of enones with the recombinant protein. Phytochemistry 72(14-15):1710-7 Bauer P., Kreis W., 2011. Curcumin in der Krebstherapie . Deutsche Zeitschrift für Onkologie. 41, 144-149 Bauer P., K. Rudolph, F. Müller-Uri, Kreis, W., 2012. Vein Patterning 1-Encoded Progesterone 5β-Reductase: Activity-guided Improvement of Catalytic Efficiency. Phytochemistry 77, 53-59. Weitere Manuskripte in Bearbeitung bzw. eingereichte Manuskripte Bauer P., Lanig H., Müller-Uri F., Kreis W.; VEP1-encoded Progesterone 5β-Reductase: Involvement of Two Phenylalanines in a Putative Substrate-Trapping Mechanism“ Rudolph K., Bauer P., Schmid B., Müller-Uri F., Kreis W.; Truncation of N-terminal regions of Digitalis lanata progesterone 5β-reductase alters the catalytic efficiency and the substrate preference. Budeanu O.A., Loebers A., Bauer P., Müller-Uri F., Kreis W.;Progesterone 5β-Reductase from horseradish (Armoracia rusticana Gaertn., Mey., & Scherb.): Cloning, Sequence Comparison and Molecular Modelling. (Manuskript eingereicht) VII.3 Tagungsbeiträge und wissenschaftliche Preise VII.3.1 Wissenschaftliche Kongresse mit Eigenbeitrag - Botanikertagung 2009, „Plants for the future“, 06.-11.09.2009 (Leipzig) (P. Bauer et al., „Altering efficiency and coenzyme specificity of recombinant progesterone 5βreductase from Digitalis lanata by site-directed mutagenesis (SDM)“) - Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft 2009, „Biotechnologisch erzeugte Wirkstoffe – Konzepte, Erfolge, Erwartungen“, 28.09 - 01.10.2009 (Jena) (P. Bauer et al., „Altering efficiency and coenzyme specificity of recombinant progesterone 5βreductase from Digitalis lanata by site-directed mutagenesis (SDM)“) - 58th International Congress and Annual Meeting of the Society for Medicinal Plant and Natural Product Research (GA), 29.08-02.09.2010 (Berlin) (P. Bauer et al., „Cloning, functional expression, modelling and structural investigations on P5βRlike enone reductases from various pharmaceutically important angiosperms“) 165 (J. Munkert, P. Bauer, F. Müller-Uri, W. Kreis, „Evolution and function of progesteron 5β-reductase genes in angiosperms“) - Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft 2010, „Personalisierte Therapeutika Traum oder Wirklichkeit“, 04.10-07.10.2010 (Braunschweig) (P. Bauer et al., „Cloning, functional expression, modelling and structural investigations on P5βRlike enone reductases from various pharmaceutically important angiosperms“) - Terpnet 2011, 10th International Meeting, Biosynthesis and function of Isoprenoids in plants, mircoorganisms and parasites“, 22.05-26.05.2011 (Kalmar, Schweden) (P. Bauer, F. Müller-Uri, W. Kreis, „Activity-Guided Design of Progesterone-5β-Reductase-Like ShortChain Dehydrogenases/Reductases“) - Emil-Fischer-School Research-Day; 28.07.2011 (Erlangen) (P. Bauer et al., „Cloning, functional expression, modelling and structural investigations on P5βRlike enone reductases from various pharmaceutically important angiosperms“) - Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft 2011, „Shaping the future-Trends and perspectives in pharmaceutical science“ (Innsbruck, Österreich) (P. Bauer, K. Rudolph, F. Müller-Uri, W. Kreis, „Improvement of enzyme activity of recombinant DlP5βR by a ration, bioactivity-guided approach“) (K. Rudolph, P. Bauer, F. Müller-Uri, W. Kreis, „Truncation of N-terminal regions of Digitalis lanata progesteron 5β-reductase alters catalytic efficiency and substrate preference“) VII.3.2 Preise während der Promotionsphase - Preisträger der Lesmüller-Stiftung im Fachbereich Pharmazeutische Biologie auf der DPhG Jahrestagung 2010 (Poster-Preis Pharmazeutische Biologie) - 1. Platz (Kampf) / 3. Platz (Tul/Form) bei der badenwürttembergischen Taekwondo Meisterschaft 2011 (ITF) bis 73 kg - Taekwondo-/Kickbox-Academy Fürth (größte Kampfsportschule Mittelfrankens): Schüler des Jahres 2011 166 VII.5 LEBENSLAUF Persönliche Daten Name: Geburtsdatum: Staatsangehörigkeit: Familienstand: Titel / Berufsbezeichnung: Peter Reinhard Bauer 17.06.1983 in Nürnberg deutsch verlobt Diplom Pharmazeut / Apotheker Berufsausübung Seit 02/2012 03/2011-12/2011 01/2009-12/2011 Mitarbeiter Bionorica AG in Neumarkt (Teamleiter Analytik/Präklinik) Freier Mitarbeiter der Steigerwald AG (Arzneimittelschulungen) Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. W. Kreis am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Erlangen Hochschulausbildung und Praktisches Jahr 12/2008 Dritter Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung in Regensburg und Approbation zum Apotheker 05/2008 – 11/2008 Zweite Hälfte des praktischen Jahres in der Obertor – Apotheke in Esslingen am Neckar 13.06.2008 Diplomprüfung an der Universität Tübingen bei Prof. Dr. L. Heide und Prof. Dr. P. Ruth 11/2007 – 04/2008 Pharmaziepraktikant am LS Pharmazeutische Biologie der Universität Tübingen. Dort Anfertigung einer Diplomarbeit (Antibiotikabiosynthese in Streptomyceten – Untersuchungen zur transkriptionellen Organisation der Chlorobiocin-Biosynthesegenclusters). 11/2007 Zweiter Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung (2.Staatsexamen) 09/2005 Erster Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung (1. Staatsexamen) 10/2003 – 11/2007 Studium der Pharmazie an der FAU Erlangen – Nürnberg. Praktika während der Hochschulausbildung 08/2006 – 09/2006 Wahlpflichtfach – Praktikum bei der Firma Bionorica AG in Neumarkt (Herstellung, Analytik und Bewertung von Echinacea purpurea Presssäften und Entwicklung einer Arzneiform) 03/2006 Praktikum in der Kran Apotheke Lüneburg 03/2005 – 04/2005 Praktikum in der Praxis Dr. Ehrmeier, Facharzt für Allgemeinmedizin 02/2005 – 03/2005 Zweiter Teil der Famulatur in der Apotheke des Klinikums Nürnberg 10/2004 Praktikum bei Dr. Aye und Partner; vereidigter Sachverständiger für pharmazeutische Chemie und Arzneimittelzulassung. 03/2004 Erster Teil der Famulatur in der Kran Apotheke in Lüneburg Schulausbildung 09/1994 – 07/2003 09/1990 – 08/1994 Pirckheimer Gymnasium Nürnberg (LK Chemie und Wirtschaft/Recht) Martin–Luther-King Grundschule Kornburg, Nürnberg Interessen Klettern, Klettersteige, Traditionelles Bogenschießen und Bogenbau, Rennradfahren und Mountainbiken, Kampfsport (v.a. ITF Taekwondo / Kickboxen / Wing Tsun / JuJutsu), Literatur, Geschichte und Leben des Mittelalters, Filme, Gitarre spielen 167 Befreie dich von deiner eigenen Kraft. Befreie dich von der Kraft des Gegners. Nutze die Kraft des Gegners gegen ihn selbst. Füge zu der gegnerischen Kraft deine eigene Kraft hinzu. Die vier Kraftprinzipien des Wing Tsun Wenn der Weg frei ist, stoß vor. Wenn der Weg nicht frei ist, bleib kleben. Wenn die Kraft des Gegners größer ist, gib nach. Wenn der Gegner zurück weicht, folge ihm nach Die vier Kampfprinzipien des Wing Tsun 168