Geologie und Paläontologie in Westfalen

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Geologie
und Paläontologie
in Westfalen
Heft 16
Die Entwicklung der Flußsysteme
·in der Westfälischen Bucht {NW-Deutschland)
während des Känozoikums.
ECKHARD SPEETZEN
Der saalezeitliche Geschiebemergel
am westlichen Stadtrand von Münster/Westfalen:
Lithologie und seine Eigenschaften
als Baugrund.
ROLAND OTTO
Ziegelrohstoffe und Ziegeleien
im zentralen Münsterland
{Westfalen, NW-Deutschland).
ECKHARD SPEETZEN .
Landschaftsverband Westfalen - Lippe
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SIEGFRIED, P. (1959): Das Mammut von Ahlen (Mammonteusprimigenius BLUMENB.). - Paläont. Z. 30, 3: 172 -184,
3 Abb., 4 Taf.; Stuttgart.
WEGNER, T. (1926): Geologie Westfalens und der angrenzenden Gebiete. 2. Aufl. - 500 S., 1 Taf., 244 Abb.; Paderborn (Schöningh).
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Schriftleitung:
2
Dr. Peter Lanser
Westfälisches Museum für Naturkunde
Sentruper Straße 285
4400 Münster
Geologie und Paläontologie
in Westfalen
Heft 16
Herausgeber: Westfälisches Museum für Naturkunde
und
Westfälisches Museum für Archäologie
- Amt für Bodendenkmalpflege -
Die Entwicklung der Flußsysteme in der Westfälischen Bucht
(NW-Deutschland) während des Känozoikums.
Eckhard Speetzen
Der saalezeitliche Geschiebemergel am westlichen Stadtrand
von Münster/Westfalen:
Lithologie und seine Eigenschaften als Baugrund.
Roland Otto
Ziegelrohstoffe und Ziegeleien im zentralen Münsterland
(Westfalen, NW-Deutschland).
Eckhard Speetzen
Geol. Paläont.
Westf.
16
61 S.
37 Abb .
6 Tab.
2 Taf .
Münster
April 1990
3
ISS N 0176-148X
ISBN 3-924590-21-4
© 1990 Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche
Genehmigung des LWL reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme
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4
Inhalt
Seite
SPEETZEN, E.:
Die Entwicklung der Flußsysteme in der Westfälischen Bucht
(NW-Deutschland) während des Känozoikums . . . . . . . .
7
OTTO, R.:
Der saalezeitliche Geschiebemergel am westlichen Stadtrand von
Münster/Westfalen: Lithologie und seine Eigenschaften
als Baugrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
SPEETZEN, E. :
Ziegelrohstoffe und Ziegeleien im zentralen Münsterland
(Westfalen, NW-Deutschland) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35
5
6
Geol. Paläont.
Westf.
16
7- 25
16 Abb.
1 Tab.
Münster
April 1990
Die Entwicklung der Flußsysteme in der Westfälischen Bucht
(NW-Deutschland) während des Känozoikums
Eckhard Speetzen*
Einleitung
Das heutige Entwässerungssystem der Westfälischen Bucht ist im wesentlichen über die Ems
nach Norden und über die Lippe nach Westen ausgerichtet. Nur einige kleinere Flüsse (Berkel,
Dinkel, Vechte) entwässern nach Nordwesten . Die Hauptflüsse bzw. die Talzüge von Ems und
Lippe/Emscher verlaufen mehr oder weniger parallel zu den Außenrändern der Bucht und geben
damit einen Hinweis auf ihren Großbau (Abb. 1). Sie sind überwiegend in weichen Mergelsteinen
der mittleren Oberkreide (Coniac - Santon) angelegt. Die morphologisch hervortretenden Ränder
der Westfälischen Bucht bestehen aus härteren, schräg zum Inneren der Bucht einfallenden
Kalksteinen der tieferen Oberkreide (Cenoman - Turon), während die zentralen Höhen (Beckumer Berge, Baumberge) aus festeren, flach lagernden Kalk- und Kalksandsteinen der höheren
Oberkreide (Campan) gebildet werden. Wegen ihres muldenförmigen Aufbaus wird diese Großstruktur im geologischen Sprachgebrauch auch als Westfälische Kreidemulde bezeichnet.
Ein der heutigen Entwässerung der Westfälischen Bucht vergleichbares Abflu ßsystem hat wohl
schon im Altpleistozän bestanden, zumindest war es bereits vor der Saale-Kaltzeit vorhanden.
Gehen wir in der Erdgeschichte weiter zurück, so wird das Bild immer lückenhafter. Für den
Zeitraum des Tertiärs haben wir nur noch wenige Hinweise (vgl. Tab . 1).
Die Abflu ßverhältnisse im Tertiär
Durch die Bildung und Heraushebung des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges während
der jüngeren Kreidezeit entstanden mit dem gleichzeitigen Rückzug des kreidezeitlichen Meeres
erste Konturen einer nach Westen mehr oder weniger offenen Westfälischen Bucht. Ihre Entwässerung dürfte überwiegend nach Westen zur Niederrheinischen Senke ausgerichtet gewesen
sein. Hier stellten sich im Oligozän und Miozän nochmals marine Verhältnisse ein, die sich bis in
den westlichen Bereich der Westfälischen Bucht ausdehnten. Das sich heute im Süden der Bucht
erhebene Rheinische Schiefergebirge trat morphologisch noch nicht hervor und bildete mit dem
nördlichen anschließenden Gebiet während des gesamten Tertiärs eine einheitliche Rumpffläche.
Fluviatile Sedimente bzw. terrestische Ablagerungen aus dieser Zeit sind nur noch sehr lückenhaft überliefert in Form von sandig-kiesigen Karstschlottenfüllungen, Resten von Bodenbildungen
(Terra fusca, Graulehme) und reliktischen Vorkommen von Schotterkörpern ehemals ausgedehnterer Flu ßablagerungen.
Im Miozän entstanden auf der Rumpffläche weite, trogartige Talzüge. Im Pliozän bildeten sich
in diesen Trogregionen infolge erster Hebungen des Rheinischen Schiefergebirges deutliche
Täler (Hochtäler) mit fluviatilen Ablagerungen. Zu diesem System gehört vermutlich ein im
Hochsauerland südlich von Bödefeld bei 500 m ü. NN gelegenes Tal mit Geröllen aus Oberkreidegesteinen eines aus Nordosten kommenden Flusses (HESEMANN 1975: 290). Auch im Übergangsbereich des Rheinischen Schiefergebirges zur heutigen Westfälischen Bucht scheint ein
* Anschrift des Verfassers :
Dr. Eckhard Speetzen
Geologisch-Paläontologisches Institut der Universität Münster
Corrensstr. 24, 4400 Münster.
7
nach Südwesten bzw. Westen entwässerndes Flußsystem bestanden zu haben. Hinweise geben
die merkwürdige NO-SW-Ausrichtung der heutigen Flußläufe am östlichen Haarstrang und auf
der Paderborner Hochfläche und Schotter mit Unterkreidegesteinen des Eggegebirges auf der
Haarhöhe westlich der Alme (Abb. 2). Dieses von TIMMERMANN (1959) als Ur-Mähne bezeichnete Flußsystem lagerte seine Schotter in einer Flachlandschaft ab , als die nach Norden gerichtete Abdachung des Haarstrangs noch nicht vorhanden war.
Gleichzeitig mit der Bildung der Hochtäler wurden im Kreidedeckgebirge vermutlich erste
leichte Schichtstufen angelegt. Diese Vorgänge kennzeichnen den Begfnn der eigenständigen
Entwicklung des Rheinischen Schiefergebirges und der Westfälischen Bucht. Mit weiterer Hebung des Schiefergebirges wurden die Flu ßsysteme an seinem Nordrand allmählich instabil. Die
Entwässerung schwenkte zum Teil nach Norden um und verlegte ihr Einzugsgebiet durch rückschreitende Erosion nach Süden in das sich heraushebende Gebirge.
r··········1
:::::.::::::::::::::::
TERTIÄR
(marin)
~
CAMPAN
M.- u. 0.-
SANTON
~
CONIAC bis
U.- SANTON
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1111111111111111
TURON
CENOMAN
0
50
km
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PALÄOZOIKUM,MESOZOIKUM
(Vo,cenomanes Unte'I~
Abb. 1: Der geologische Bau der Westfälischen Bucht mit der Stufengliederung der Oberkreide (Quartär abgedeckt; nach BODE 1960) .
Die Flu ßentwicklung im Ältestpleistozän
Mit der Wende zum Pleistozän, dem auch als Eiszeitalter bezeichneten ersten Abschnitt des
Quartärs, verschlechterte sich das Klima. In den Talregionen des Rheinischen Schiefergebirges
bildeten sich bei weiterem Einschneiden der Flüsse mehrere treppenartig gestaffelte Terrassenkörper. Ihre Entstehung geht auf eine Veränderung der Sedimentationsverhältnisse durch die
ersten Kälteeinbrüche zurück (SPEETZEN 1986: 21 ). Die höheren Terrassenbildungen werden
als ältere und jüngere Höhenterrassen bezeichnet. Daran schließen sich mehrere als Hauptterrassen zusammengefaßte Stufen an, deren Bildung zu Beginn des Altpleistozäns, spätestens
aber im Cromer-Komplex abgeschlossen war. Nach HESEMANN (1975: 311) lassen sich die
Höhen- und Hauptterrassen am Nordrand des Rheinischen Schiefergebirges, die isolierten Zeugenberge der Westfälischen Bucht (Beckumer Berge, Hohe Mark, Baumberge) mit ihren Erosionsstufen und die Pässe und Durchbruchstäler des Teutoburger Waldes unter Annahme eines
8
NW-Gefälles höhenmäßig in Beziehung setzen. Er ordnet diese Landschaftselemente frühpleistozänen Flu ßsystemen zu. Mit Beginn des Pleistozäns dürfte die Entwässerung des nördlichen
Rheinischen Schiefergebirges somit bereits auf die Westfälische Bucht ausgerichtet gewesen
sein. Reste dieser Flu ßsysteme stellen Schotter mit Geröllen aus paläozoischen Gesteinen des
Sauerlandes dar, die man heute noch auf den Höhen des Haarstrangs finden kann, wie z.B.
südlich von Unna (Abb. 3a). Sie sind Zeugen einer Entwässerung nach Norden zu einer Zeit, als
die Täler von Möhne und Ruhr noch nicht tiefer eingeschnitten waren .
FOSSILE SCHOTTER
•••
••
000
00
......
• • •
Eggesandstein
Grauwacke
Massenkalk
FLUSS-SYSTEM
K
Tertiär
Jetztzeit
2
4
6
8
10
km
Abb. 2: Tertiäres und rezentes Flu ßsystem am SO-Rand der Westfälischen Bucht
(nach FEIGE 1961 ).
Als älteste fluv iatile Ablagerungen innerhalb der Westfälischen Bucht treten im Bereich der
unteren Lippe gering mächtige kiesige Sande mit Ruhr- und Rheinschottern auf. Sie liegen in
schmalen Rinnen , die in kreidezeitliche Sande eingeschnitten sind und von Hauptterrassensedimenten überdeckt werden. Die Bildung der Rinnen und ihrer Sedimentfüllung ist in das frühe
Pleistozän zu stellen und zeitlich den Höhenterrassen an der Ruhr gleichzusetzen, zu denen sich
auch vom Geröllinhalt her verwandtschaftliche Beziehungen ergeben (BRAUN & THIERMANN
1975; HESEMANN 1975; UDLUFT 1934). Eine weitere Verbindung zwischen dem Rheinischen
Schiefergebirge und der Westfälischen Bucht läßt sich aus der Verbreitung der Hauptterrassenablagerungen ableiten. Zwischen Witten und Bochum zweigt ein Hauptterrassenast vom Ruhrtal
nach Norden ab und läßt sich über 14 km in die Westfälische Bucht hinein verfolgen. Ein anderer,
weniger ausgeprägter Abzweig besteht im Stadtgebiet von Essen. Hier sind Hauptterrassenablagerungen bis 4 km nördlich des Ruhrtals erhalten. Ein dritter deutlicher Vorstoß der Hauptterrassenströme nach Norden gibt sich an der unteren Ruhr bei Mülheim zu erkennen. Hier sind östlich
des heutigen Ruhrtals Ablagerungen der Hauptterrasse auf einer Länge von etwa 8 km und in
einer Breite von max. 3 km erhalten (JANSEN & DROZDZEWSKI 1986). Sie stellen die Verbindung zu den bereits erwähnten, von Rhein und Ruhr gebildeten Hauptterrassenablagerungen an
der unteren Lippe dar.
9
N
Abb. 3: Ablagerung und Umlagerung paläozoischer Gerölle aus dem Rheinischen Schiefergebirge im Bereich des Haarstrangs (aus LOTZE 1933).
a. Ablagerung auf der tertiären Verebnungsfläche
b. Umlagerung im Altpleistozän.
(kro = Oberkreide; P = Paläozoikum).
Die Entwicklung im Altpleistozän
Nach der Entstehung der Hauptterrassen kam es zu einer weiteren deutlichen Hebung des
Rheinischen Schiefergebirges und zur Bildung ausgeprägter Schichtstufen in dem schräg gestellten Kreidedeckgebirge . Die Flüsse kompensierten die Hebung durch stärkeres Einschneiden in
den Untergrund. Seit dieser Zeit ist ein Ausbrechen ~_ der Flüsse aus ihren Tälern nicht mehr
möglich. Auch die Ruhr wurde endgültig auf ihren heutigen Talzug festgelegt. Eine Verstärkung
der Tiefenerosion ist auch im Niederrheingebiet zu verzeichnen. Sie erreichte am Ende der
Elster-Kaltzeit ihren größten Wert (THOME 1980: 47). Die Ursache ist hier allerdings in der
Bildung von großen kontinentalen Eismassen zu suchen. Sie führte zur Erniedrigung des Meeresspiegels und damit zur Anregung der Erosionstätigkeit der Flüsse, die sich bis in die Westfälische Bucht bemerkbar machte. An ihrem Südrand entstand mit der weiteren Herauspräparierung der Schichtstufenlandschaft des Haarstrangs eine trennende Barriere zum Rheinischen
Schiefergebirge. Sie hat die eigenständige flußgeschichtliche Entwicklung der Westfälischen
Bucht besiegelt und ist bis heute als Wasserscheide in Funktion. Auf dem Haarstrang kam es zur
Umlagerung der Höhenterrassen . Gerölle aus Sauerlandgesteinen finden sich deshalb auch in
jüngeren Schottern am Nordflu ß des Höhenzuges vor den Ausmündungen kleinerer Täler, die
keine Verbindung zum paläozoischen Hinterland haben (Abb. 3b). Nur an einer Stelle - im
Almetal - durchschneidet heute noch ein Fluß den Haarstrang und tritt aus dem Rheinischen
Schiefergebirge in die Westfälische Bucht ein. Bis in das ausgehende Tertiär war der Abfluß in
dem zuerst dem Ur-Mähne-System zugehörigen mittleren Almetal nach Südwesten gerichtet (s.
Abb. 2). Spätestens mit der starken Hebung des Schiefergebirges im Altpleistozän änderte sich
die Fließrichtung nach Nordosten. Ob bereits zur Hauptterrassenzeit der Abfluß zur Westfälischen Bucht gerichtet war, läßt sich nicht sicher belegen. Höher gelegene Schotterreste mit
Sauerlandgeröllen an den Rändern des heutigen Almetals südlich von Ahden, die SCHULTE
(1937) als Hauptterrasse und Höhenschotter einstufte, könnten auch jüngerer Entstehung sein
und Relikte glaziärer Ablagerungen darstellen (FEIGE 1961: 25).
Nordwestlich der Eintrittsstelle der Alme in die Westfälische Bucht - im Raum Geseke Delbrück - Wiedenbrück - treten an der Basis der quartären Schichten Schotter mit Sauerlandgeröllen auf (Abb. 4). Es handelt sich sehr wahrscheinlich um elsterzeitliche Ablagerungen. Sie
enthalten neben Ober- und Unterkreidegesteinen vom Südrand der Westfälischen Bucht auch
Gerölle von Grauwacken , Lyditen und Massenkalken aus dem Karbon und Devon des Rheinischen Schiefergebirges. Die Schotter haben eine weite Verbreitung. Sie treten im oberen Emstal
auf und kommen auch im Lippetal bis unterhalb von Lippstadt vor. Es zeigt sich hier eine
Bifurkation des Ur-Alme-Systems in einen nordwestlichen und einen westlichen Arm, die Vorläufer der heutigen Ems und Lippe darstellen. Die Schottervorkommen entsprechen der älteren
Mittelterrasse. Sie werden hier als „Ältere Plänerschotter" bezeichnet, deren Geröllspektrum aus
70-90% Oberkreidegesteinen (Plänerkalkstein), 1-2% Unterkreidegesteinen und 5-25% paläozoischen Gesteinen besteht. Sie treten im Mittellauf der Alme als Terrassenreste 15-40 m
oberhalb des heutigen Talniveaus auf, während sie am Nordfuß des Haarstrangs mächtige,
meistens von jüngeren Ablagerungen bedeckte Schotterfluren bilden (SKUPIN 1985). Auch bei
den an der Basis der quartären Schichtenfolge in den Ziegeleigruben bei Westerwiehe südöstlich
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von Gütersloh auftretenden stark tonigen Kieskörpern bzw. „Schotterlehmen" mit gleichem Geröllspektrum (SKUPIN 1987) dürfte es sich um Relikte elsterzeitlicher Terrassenbildungen handeln. Die ausgeprägte Vertonung der Ablagerung geht sehr wahrscheinlich auf einen ehemals
hohen Gehalt an lokalen Mergelsteingeröllen zurück, die durch spätere Verwitterung und Kalklösung zu einer tonigen Matrix zersetzt wurden.
PADERBORN
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Abb. 4: Das vor-saalezeitliche Entwässerungssystem der Alme (nach LOTZE 1953).
1: Grenze zwischen südöstlichen Randhöhen und Flachland der Westfälischen Bucht
2: Südrand der Westfälischen Kreidemulde
3: Schotter mit paläozoischen Gesteinen
Lippe und Ems im Alt- und frühen Mittelpleistozän
Im westlichen Teil der Westfälischen Bucht, im Bereich der unteren Lippe und Stever, läßt sich
eine Entwicklung der Flu ßsysteme seit dem Altpleistozän ableiten (Abb. 5). Die Vorläuferin der
Lippe (Ur-Lippe) benutzte während der Hauptterrassenzeit ab Lünen noch das Tal der heutigen
Emscher. Dieser Flußlauf bestand auch noch zur älteren Mittelterrassenzeit. Er wurde aber bald
von einem bereits im heutigen unteren Lippetal bestehenden Flu ßsystem angezapft und nach
Norden umgelenkt. Dieser Abflu ßweg war bis in die Holstein-Zeit in Funktion. Ein zweiter Fluß,
die Ur-Stever, verlief zur Hauptterrassenzeit zunächst in einem südwärts gerichteten Bogen von
Olfen über Haltern, von dort nach Nordwesten und bog schließlich bei Stadtlohn nach Südwesten
zum Rhein ab. Mit der Tieferlegung der Wasserläufe zur Wende Holstein-Warmzeit zu Saale-Kaltzeit - infolge der erneuten Bildung von kontinentalen Eismassen und dem damit verbundenen
Fallen des Meeresspiegels - entstand zwischen Olfen und Lünen durch rückschreitende Erosion
eine Verbindung von Ur-Stever und Ur-Lippe. Der bis dahin von der Lippe teilweise noch benutzte
Talzug zur Emscher fiel endgültig trocken.
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Im nördlichen Teil der Westfälischen Sucht, im Bereich der Ems, läßt sich die Flußentwicklung
nur lückenhaft rekonstruieren. Sauerlandgerölle der Alme sind noch bis in den Raum nördlich von
Münster nachzuweisen , wenn auch zum Teil in umgelagerter Form in jüngeren Ablagerungen.
Diese Vorkommen stehen mit pleistozänen Rinnen in Zusammenhang, die bis in die Kreideschichten eingetieft sind und zumindest in Teilen Relikte eines alten Flußsystems bzw. eines
Ur-Ems-Systems darstellen (Abb. 6). Es handelt sich um breitere, wannenartige oder auch relativ
schmale, talartige Eintiefungen, die mit pleistozänen Ablagerungen unterschiedlichen Alters
gefüllt sind. Die Entstehungszeit der Hohlformen ist nicht genau zu bestimmen . Eine Altersabfol ge zeigt sich im Stadtgebiet von Münster. Ein mit holsteinzeitlichen schluffigen Sanden und
torfigen Lagen gefülltes Tal wird von drenthezeitlichen Schmelzwassersanden in einer lokal
übertieften Talrinne, dem Münsterländer Kiessandzug, abgeschnitten bzw. überdeckt (BAECKER
1963). Im Bereich der Ems muß deshalb generell mit der Überlagerung eines Talsystems der
älteren Mittelterrassenzeit durch jüngere, zum Teil subglaziär entstandene Schmelzwasserrinnen
gerechnet werden. Im Jungpleistozän haben diese Täler bzw. Rinnen noch eine Überprägung
erfahren, die bis zur totalen Ausräumung und erneuten Füllung reichen kann (vgl. S. 13).
LIPPE- STEVER- SYSTEM
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15
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Münster
km
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5
6
Lünen
Abb. 5: Entwicklung des Talsystems von Lippe und Stever
(nach BOLSENKÖTTER & HILDEN 1969).
1:
2:
3:
4:
5:
6:
Abfluß zur Hauptterrassenzeit
Abfluß zur älteren Mittelterrassenzeit
Abfluß zur Wende Holstein-Warmzeit/Saale-Kaltzeit
Früh-drenthezeitliche Abflußwege
Spät-drenthezeitlicher Abfluß
Nach-drenthezeitlicher Abfluß
Die Abflu ßverhältnisse während der Saale-Kaltzeit
Mit der Saale-Kaltzeit traten einschneidende Veränderungen in der Entwicklung der Flu ßsysteme ein, da zu dieser Zeit wohl erstmalig lnlandeismassen bis in die Westfälische Sucht vordrangen (SPEETZEN 1986: 12-13). Durch das von Norden kommende Inlandeis wurden zuerst die in
der Ur-Ems-Rinne abströmenden Wassermassen aufgestaut und nach Westen abgedrängt. Der
Abfluß des Ur-Alme-Ems-Systems verlagerte sich dabei immer mehr auf die Ur-Lippe. Mit dem
weiteren Vordringen des Inlandeises wurde auch der anfänglich noch als Urstromtal wirksame
Unterlauf der Ur-Lippe , das Stever-Lippe-System, außer Funktion gesetzt. Das Inlandeis erreichte schließlich im Süden den Haarstrang und örtlich auch das Ruhrtal und stieß im Westen bis
12
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Bielefeld
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Drensteinfurt
10
20km
Abb. 6: Mit quartären Ablagerungen gefüllte pleistozäne Rinnen im östlichen Teil der
Westfälischen Bucht (aus THIERMANN 1974) .
SCHIEFERGEBIRGE
Abb . 7: Die nach-saalezeitlichen bzw. rezenten Flu Bläute von Ems und Lippe im Vergleich
zum vor-saalezeitlichen Alme-Lippe-Ems-System.
13
zum Niederrhein vor. In dieser Zeit bildeten sich im Weserbergland und im Südosten der Westfälischen Bucht große Eisstauseen, deren Wassermassen zwischen Eisrand und Haarstrang
nach Westen zum Rhein hin abflossen. Stellenweise erodierten sie dabei Stufen in den Nordhang
des Haarstrangs. Auch unterhalb des Inlandeises existierten unter hohem Druck stehende
Schmelzwasserströme. Sie spülten besonders im Bereich der Täler von Ems und Lippe subglaziäre Rinnen aus, die sich bei nachlassender Strömungskraft mit Schmelzwassersanden und
-kiesen füllten (vgl. THOME 1981; 1983). Dieser Erosionstätigkeit und der voraufgegangenen
Exaration durch das Inlandeis fielen große Teile älterer Ablagerungen zum Opfer. Dadurch erklärt
sich das auffällige Zurücktreten der unter die Mittelterrassen einzuordnenden vor- und frühsaalezeitlichen Terrassenablagerungen. In größerer Verbreitung sind sie anscheinend nur in höheren
Positionen in der Umrandung der Beckumer Berge und im zentralen Teil der Westfälischen Bucht
erhalten (ARNOLD 1960; 1977). Ob es sich bei diesen oft von Grundmoräne überdeckten
Sedimenten tatsächlich immer um wirkliche Terrassenablagerungen handelt oder um Verschüttsande des drenthezeitlichen Inlandeises, bleibt dahingestellt. Im Bereich des Emstals kommen
saalezeitliche Terrassen oberflächlich nicht vor; hier sind sie nur unter der Grundmoräne erhalten
und durch Bohrungen auch flächenhaft nachzuweisen (H. STAUDE, mdl. Mitt.). An den Rändern
des Lippetals hingegen treten stellenweise frühsaalezeitliche Terrassenablagerungen zutage.
Während der Abschmelzphase des Inlandeises wurde zuerst die westliche Entwässerungsrichtung im Bereich des Lippetals frei. Dabei lebte der alte Abflußweg von der Lippe zur Emscher
kurzfristig wieder auf. Später wurde durch rückschreitende Erosion zwischen der Hohen Mark
und der Haard das Stever-Lippe-System an das heutige untere Lippetal angeschlossen (Abb. 5).
Eine Entwässerung nach Norden war nicht mehr möglich, da die alte Rinne zwischen Maria Veen
und Ramsdorf durch mächtige Grundmoränenablagerungen verstopft war. Auch im Bereich der
oberen Lippe und Ems wurden die Abflu ßverhältnisse während des Drenthe-Stadiums umgestaltet. Der von Süden aus dem Rheinischen Schiefergebirge kommende Oberlauf des Alme-LippeEms-Systems wurde endgültig nach Westen zur heutigen Lippe abgelenkt, da er bereits von
Schmelzwässern des zerfallenden Inlandeises geformte, westwärts gerichtete Talungen vorfand,
während der Abfluß nach Norden durch glaziäre Ablagerungen verlegt war. Die vor-drenthezeitlich vorhandene Bifurkation in Lippe und Ems stellte sich deshalb nicht wieder ein. Das Quellgebiet der nach-drenthezeitlichen Ems entwickelte sich in der Senne, einer im wesentlichen aus
Schmelzwassersanden aufgebauten Landschaft am Ostrand der Westfälischen Bucht. Zwischen
den beiden neu entstehenden Flu Bläuten bestand ein g·eschlossener Höhenrücken, der heute
noch in Resten als Delbrücker Höhe vorhanden ist (Abb. 7). Die Trennung von Ems und Lippe
wurde allerdings später, während der Weichsel-Kaltzeit, wieder aufgehoben.
Das Inlandeis des Drenthe-Stadiums hinterließ eine Landschaft mit lebhaftem Kleinrelief,
zahlreichen Seen und einem unausgereiften Gewässernetz, ähnlich der heutigen Jungmoränenlandschaft in Schleswig-Holstein (ARNOLD 1977). Da aber die morphologische Großgliederung
der Westfälischen Bucht in randliche Senken und zentrale Höhe erhalten blieb, bildeten sich die
alten Hauptentwässerungswege sehr schnell wieder aus. Bereits am Ende des Drenthe-Stadiums
dürfte ein Abflu ßsystem vorhanden gewesen sein, das dem modernen Bild weitgehend entsprach.
Die Flüsse im späten Mittel- und frühen Jungpleistozän
Die nach-drenthezeitliche Fluß- bzw. Landschaftsgeschichte der Westfälischen Bucht ist über
große Zeitabschnitte nur lückenhaft zu rekonstruieren. Die Ereignisse während des lnterstadials
zwischen Drenthe- und Warthe-Stadium und die Vorgänge während des Warthe-Stadiums und
der anschließenden Eem-Warmzeit sind nicht genau aufzuklären, da in der Westfälischen Bucht
aus dieser Zeit kaum Ablagerungen überliefert sind. Wir haben mit einer normalen Tiefenerosion
der Flüsse und der erneuten Ausbildung von Flußtälern in den warmen Zeitabschnitten und mit
Terrassenaufschüttungen und Sedimentumlagerungen durch Solifluktion während des warthezeitlichen Kälteeinbruchs zu rechnen. Obwohl die Entwicklung von Ems und Lippe infolge der
Barriere bei Delbrück seit dem Ende des Drenthe-Stadiums getrennt verlief, sind für beide Flüsse
gleichartige Vorgänge anzunehmen. Reste einer jüngsten Mittelterrasse, die während des Warthe-Stadiums gebildet wurde, sind nur noch an der Lippe bei Haltern vorhanden (BRAUN &
TH IERMANN 1975). Von der Ems sind bisher überhaupt keine jüngeren Mittelterrassen bekannt
geworden. Aus dem Bereich der mittleren Alme wird ein Relikt einer möglicherweise warthezeitlichen Terrasse beschrieben (SKUPIN 1985). Während des Eems entstanden durch das erneute
14
Einschneiden der Flüsse in die pleistozänen Ablagerungen und die unterlagernden Kreideschichten und durch die allmähliche Verbreiterung und Ausräumung der Rinnen deutliche Talungen mit
mäandrierenden Flußläufen (Abb. 8). Durch diese Erosionstätigkeit sind besonders im Tal der
Ems saalezeitliche Ablagerungen weitgehend aufgearbeitet worden.
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Abb. 8: Die „Ur-Ems-Rinne" zwischen Greven und Emsdetten - ein in die Kreideschichten eingeschnittenes eemzeitliches Flußtal (nach EWERT 1972).
(Quartärbasis in Meter ü. NN; die Isohypsen entsprechen zugleich dem Relief der
Kreideoberfläche)
Die Flu ßentwicklung in der Weichsel-Kaltzeit
Während der Weichsel-Kaltzeit bildeten sich in den Flußtälern der Ems und Lippe die bis zu 30
m mächtigen Aufschüttungen der oberen Niederterrasse. Der Sedimentkörper zeigt eine typische
Dreigliederung (SKUPIN 1983; SPEETZEN 1986), in der sich ein Klimazyklus widerspiegelt.
Zuunterst liegen frühweichelzeitliche kiesige Sande mit Resten von pleistozänen Säugetiere, die
sog. „Knochenkiese". Sie wurden von verwilderten Flu ßsystemen mit zahlreichen, sich häufig
verzweigenden Abflu ßbahnen abgelagert. Im Hochglazial entstanden überwiegend feinkörnige
Sedimente. Es handelt sich im wesentlichen um äolisch abgesetzten Löß, der teilweise auch
15
fluviatil verschwemmt oder durch Solifluktion umgelagert wurde. Den Abschluß bilden wiederum
fluviatile Ablagerungen des späten Weichsel-Glazials (Abb. 9). Diese Dreigliederung ist mehr
oder weniger vollständig auch in den weichselzeitlichen Talfüllungen der kleineren Flüsse der
Westfälischen Bucht (wie z.B . Stever, Berkel, Dinkel, Vechte) ausgebildet.
sw
EMS - TAL
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Mergelstein
30 fache Überhöhung
Abb. 9: Schema zur Gliederung und Abfolge der Terrassen im Bereich der Ems nördlich von
Münster.
Durch die Aufhöhung und Verbreitung der Täler infolge der kaltzeitlich bedingten Aufschüttung
(SPEETZEN 1986: 21) traten die Niederterrassenströme von Ems und Lippe um die trennende
Delbrücker Höhe herum in Verbindung. Sie schufen eine einheitliche Terrassenfläche, so daß die
von Süden oder Osten kommenden Schneeschmelzwässer wechselweise sowohl im Ems- als
auch im Lippetal abströmen konnten. Diese erneute Bifurkation zwischen Ems und Lippe hatte
bis in jüngste Zeit Bestand. So trat in dem extremen Hochwasser von 1946 die Ems nach Süden
zur Lippe über und überschwemmte die nördlichen Teile der Stadt Lippstadt, die gegen das
Hochwasser der Lippe gehalten werden konnten (Abb. 10).
Gegen Ende des Weichsel-Glazials, im Alleröd-lnterstadial, vereinigten sich die verzweigten
Schmelzwasserströme in den Tälern von Ems und Lippe und bildeten mäandrierende Flu Bläute.
Bei Hochwasser lagerten diese Flüsse auf den Tal rändern zunächst noch Uferwälle und Auelehme ab, tieften sich aber - bedingt durch den noch niedrigen Meeresspiegel - sehr schnell ein.
Das Einschneiden erreichte an der Ems nördlich von Münster in relativ kurzer Zeit Werte von über
10 m. In der jüngeren Dryas -Zeit, der letzten Kaltphase des Weichsel-Glazials, wurde dieses
Erosionstal durch erneute Aufschüttung weitgehend wieder aufgefüllt. Dieser Sedimentkörper,
dessen Oberfläche 4-5 m unter dem Niveau der oberen Niederterrasse liegt, wird als untere oder
jüngere Niederterrasse bezeichnet (Abb. 9). Der Höhenunterschied zwischen beiden Niederterrassenstufen verringert sich emsaufwärts. Bei Warendorf beträgt er nur noch 2-3 m, 1O km weiter
oberhalb ist er nicht mehr vorhanden . An der Lippe setzt die untere Niederterrasse ca. 12 km
unterhalb von Lippstadt ein. 30 km weiter flußabwärts bei Hamm beträgt der Höhenunterschied
bereits 3 m und erreicht nach weiteren 25 km im Raum Lünen etwa 5 m.
16
Im Emstal nördlich von Münster sind im Bereich der Einmündungen der linksseitigen Nebenflüsse Werse und Aa auf der oberen Niederterrasse deutliche Gefälleverflachungen mit anschließenden Versteilungen ausgebildet. Diese Stufen weisen auf eine starke seitliche Zufuhr von
Sedimenten hin. An der Werseeinmündung ist eine derartige Gefälleveränderung auch in der
unteren Niederterrasse der Ems zu erkennen. Somit zeigt sich, daß im zentralen Teil der
Westfälischen Bucht zumindest seit der ausgehenden Weichsel-Kaltzeit nach Norden gerichtete
Abflu ßsysteme vorhanden waren. Ein weiterer Beweis ergibt sich aus der Verbreitung der unteren
Niederterrasse, die bereits in den Unterläufen von Werse und Aa entwickelt ist. Auch in einigen
EMS
.. ..
WIEDENBRÜCK
..
LIPPE
LIPPSTADT
0
10
20 KM
Abb. 10: Übertritt von Emswasser in das Flußgebiet der Lippe im Frühjahr 1946.
(Gestrichelte Linie= Wasserscheide)
Tälern der randlichen Höhen der Westfälischen Bucht sind in den weichselzeitlichen Terrassenablagerungen zwei Stufen zu erkennen , wie z.B . im Beketal nordöstlich von Paderborn (SKUPIN
& SPEETZEN 1988). Hier liegen besondere Bildungsverhältnisse der jüngeren Niederterrasse
vor (Abb. 11 ). Betrachtet man die Oberflächen der Terrassenablagerungen in den sich verzweigenden Bekeläufen , so zeigt sich für den nördlichen Arm ein geringeres Gefälle, das mit einem
Einschneiden im Oberlauf und einer Aufhöhung im Unterlauf erklärt werden kann. Diese Erscheinung einer spät-weichselzeitlichen Zertalung der Niederterrasse mit räumlich anschließender
Aufschotterung ist schon seit langem aus den Schotterfluren des Alpenvorlandes bekannt. Diese
im Oberlauf schmalen und tief eingeschnittenen und sich zum Unterlauf allmählich verbreiternden
und aufhöhenden Täler werden wegen ihrer Form auch als „Trompetentäler" bezeichnet (TROLL
1957).
17
Längsprofile durch die jüngere und ältere Niederterrasse der Beke
mNN
Geologische Übersichtskarte
160
des Grenzbereichs
von Lippe und Beke
D
Talaue
l\/\j
Niederterrasse
At
8t
150
Grundmoräne
I:=:·:·:~
Obere Terrasse
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Oberkreide
0
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130
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82
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Profil
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Abschnitt
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·······•···············•·· ...·
83
•·····················
A
•·····
B
Verlauf
in
der
Gefälle
At - A2
j Nt der Beke
9,0%o
A2 - A3
Nt der Lippe
4,3%o
8 t - 82
äNt der Beke
t0,4 %0
B 2 - B3
Nt der Lippe
3,2%o
A3 - 83
Nt der Lippe
4,5%o
120
110
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~-~~~~~~~~~~~~~,..--~~~~~~100
5km
4
3
2
1
0
CO
Ems und Lippe im Holozän
Mit der Klimaverbesserung nach der Weichsel-Kaltzeit änderte sich auch das Geschehen in
den Abflußsystemen. Mit der Vereinigung des abfließenden Wassers in normalen Flußrinnen
wechselte die Dynamik von Akkumulation zu Erosion. In den Tälern von Ems und Lippe wurde
durch die mit Sedimentumlagerung verbundene Erosion der mäandrierenden Flüsse weitere
Talstufen angelegt, noch im frühen Holozän die Inselterrasse und schließlich als jüngste und
tiefste Talstufe die Talaue. Die Breite des Emstals zwischen den Erosionsrändern der oberen
Niederterrasse beträgt nördlich von Münster 1-2 km. Innerhalb dieser Talung treten die jüngeren
Terrassen mit mehr oder weniger großen, untereinander abgestuften Flächen auf (Abb. 9), wobei
die Niveauunterschiede zwischen den Terrassen emsaufwärts stetig geringer werden. Im Lippetal
sind die Verhältnisse ähnlich. An der oberen Lippe, im Bereich von Delbrück, beträgt der
Höhenunterschied zwischen Niederterrasse und Inselterrasse etwa einen Meter, von dieser zur
Talaue nochmals einen Meter (SKUPIN 1983).
Die Talauen der Flüsse werden bei stärkeren Hochwässern normalerweise überschwemmt.
Gleichzeitig kommt es zu einer verstärkten Umlagerung von Sedimenten von den Prall- zu den
Gleithängen und zur flächenhaften Auflagerung des sandig-schluffigen Auelehms auf die Talaue.
Bildung und Umlagerung der Talauensedimente von Ems und Lippe sind bis in die jüngste Zeit
nachzuweisen. So fanden sich am Südufer der Lippe bei Anreppen südlich von Delbrück Auenablagerungen mit mittelalterlichen Schlacken und neuzeitlichen Keramikresten (SKUPIN 1983:
63-64). Für diese Sedimentationsvorgänge sind möglicherweise klimatische Ursachen wie Perioden strengerer Winter mit gesteigerter Hochwassertätigkeit im Frühjahr bestimmend gewesen,
wie z.B. die „Kleine Eiszeit" von 1430 bis 1850. Andererseits können sie aber auch Ausdruck
menschlicher Tätigkeiten wie Rodung und intensive Landnutzung sein. Sie führten zu einer
verstärkten Abtragung der Böden, deren feinkörniges Material bis in die Flußauen geschwemmt
wurde und die Talböden aufhöhte, wie die allgemein zu beobachtende starke Auelehmbildung im
Gefolge der mittelalterlichen Rodungsphasen anzeigt. In dieser Zeit standen die Flüsse noch in
aktiver Beziehung zu ihrem Umland und haben auf menschliche Eingriffe in die Landschaft sofort
reagiert.
Flu ßentwicklung im Zeitalter der Technik
Mit Beginn des technischen Zeitalters, besonders mit der Entstehung des Rheinisch-Westfälischen Industriebezirks in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, nahmen die Eingriffe des
Menschen in Landschaft und Gewässer immer größere Ausmaße an. Die Flüsse wurden teilweise
zu Schiffahrtswegen ausgebaut und zur Speisung der künstlich angelegten Wasserstraßen, der
Kanäle, angezapft. Darüber hinaus dienten sie der Industrie als Brauchwasserreservoir und
bildeten die Grundlage der Trinkwasserversorgung für die stark anwachsende Bevölkerung.
Andere Wasserläufe, wie z. B. die Emscher, wurden zur Ableitung der Abwässer aus den
Ballungszentren benutzt und damit zu Kloaken degradiert. Der Ausbau und die Regulierung der
Flüsse setzten ihre natürliche Dynamik außer Kraft. Zudem veränderte die intensive Nutzung
ihres Wassers die Abflußmengen. So wird z.B. die 15 km westlich von Münster entspringende
Stever bei Haltern, 40 km westlich von Münster, aufgestaut und zur künstlichen Grundwasseranreicherung bzw. zur Trinkwassererzeugung verwendet. Allein die Stadt Münster bezieht von dort
pro Jahr 6-8 Mio. m3 Trinkwasser, das nach Benutzung und Verbrauch als Abwasser nördlich von
Münster in die Ems fließt. Die Menge entspricht einem Abfluß von 200 bis 250 l/s und ist damit
einem kräftigen Bachlauf vergleichbar, der künstlich aus dem Stever-Lippe-System in das EmsSystem umgeleitet wird. Auch die Lippe muß Wasser abgeben, allerdings in anderen Größenordnungen. Zur Speisung der westdeutschen Schiffahrtskanäle wird ihr bei Hamm im Jahresdurchschnitt eine Menge von 280 Mio. m3 entzogen (THIELEMANN 1980; EMSCHERGENOSSENSCHAFT - LIPPEVERBAND 1982), das zu einem großen Teil über den Dortmund-Ems-Kanal der
unteren Ems zufließt. Aus diesem Kanal wiederum entnimmt die Stadt Münster 6-7 Mio. m3
Wasser pro Jahr zur künstlichen Grundwasseranreicherung in den städtischen Wasserwerken.
Diese Menge geht als Abwasser ebenfalls in das Flußgebiet der Ems über. Auch am Südrand der
Westfälischen Bucht wurden durch technische Maßnahmen neue Abflu ßverhältnisse geschaffen,
Abb. 11: Gefälle der Oberflächen von älterer und jüngerer Niederterrasse der Beke am
SO-Rand der Westfälischen Bucht.
19
Abb. 12: Eingedeichte Lippe im Bereich von Marl mit Schacht 8 der Gewerkschaft Auguste
Viktoria.
Abb. 13: Die Lippe in einem noch relativ naturnahen Zustand (wenige hundert Meter
flußaufwärts von Abb. 12).
20
die denen zu Beginn des Pleistozäns ähneln. So werden jährlich 315 Mio. m3 Wasser zur
Versorgung der Bevölkerung und der Industrie in der Westfälischen Bucht von der Ruhr über die
im Altpleistozän entstandene Wasserscheide nach Norden gepumpt. 234 Mio. m 3 davon muß
allein die Emscher zusätzlich als Abwasser abführen, 76 Mio. m3 gehen in das Flußgebiet der
Lippe über, und 5 Mio. m3 fließen in die Ems.
Erhebliche Eingriffe in die natürlichen Abflußsysteme gehen auch vom Bergbau und die in
seinem Gefolge auftretenden Bergsenkungen und von den zur Erhaltung der Vorflut notwendigen
Wasserbaumaßnahmen aus. Obwohl heute bei der Beseitigung von Vorflutstörungen ökologisch
angepaßte Lösungen gesucht werden, bleibt doch eine in großen Teilen naturferne, mehr oder
weniger künstliche Bergbaufolgelandschaft zurück. So ist die Lippe im Bereich von Marl, wo der
Steinkohlenbergbau unter dem Fluß nach Norden vordringt, in bis zu 8 m hohe Deiche eingezwängt, die ein Ausufern bei den zu erwartenden Bergsenkungen verhindern sollen (Abb. 12).
Nur wenig weiter flußaufwärts ist der Ffu ß noch in einem relativ naturnahen Zustand. Er kann bei
Hochwasser über die Ufer treten und sich über die Talaue, sein natürliches Hochwasserbett,
ausdehnen (Abb. 13). Allerdings wird der Bergbau in den kommenden Jahren auch in dieses
Gebiet vordringen und damit die Eindeichung der Lippe bis an den Stadtrand von Haltern
fortschreiten.
Abb. 14: Ausbau der Ems an der Harnheide nordöstlich von Münster im Jahr 1934
(Foto: Archiv Westf. Museum f. Naturkunde, Münster).
Weitere Eingriffe in die Landschaft und die Flu ßsysteme stellen die zur Intensivierung der
Landwirtschaft durchgeführten Maßnahmen der Flurbereinigung und der ausufernde und flächenzehrende Städte- und Straßenbau dar. Infolge der Entwässerung der Böden durch Drainagen und
Ausbau der Vorflut in landwirtschaftlich genutzten Bereichen und durch die Versiegelung der
Oberflächen in bebauten Gebieten wird die natürliche Verzögerung des Abflusses aufgehoben.
Nach starken Niederschlägen fallen somit in kurzer Zeit große Wassermengen an, die unmittelbar
in die Bäche und Flüsse gelangen und häufig schnell und hoch auflaufende Hochwässer hervorrufen. Um diese Wassermassen noch ableiten zu können und einen Schutz gegen die verstärkte
Hochwassergefahr zu erreichen, müssen die Flu Bläute „reguliert", d. h. verbreitert und begradigt
werden. Dieser Ausbau führt im Sommer bei niedrigem Abfluß oft zum Trockenfallen von Teilbereichen der überdimensionierten Wasserläufe oder durch das Aufstauen der Flüsse zu nahezu
21
Abb. 15: Naturnahe Ems im Jahr 1931 (nach einem Aquarell von DETERMEYER).
Abb. 16: Die kanalartig ausgebaute Ems bei Gittrup nördlich von Münster im Jahr 1988.
22
stagnierenden Gewässern. Die Störungen des ökologischen Gefüges der Flüsse und der Beziehungen zwischen den Flüssen und ihren Uferlandschaften bewirken eine Verringerung der biologischen Vielfalt. Damit ist zugleich eine Verminderung der Selbstreinigungskraft der Fließgewässer verbunden , die darüber hinaus durch die Einleitung von Abwässern mit hohen Schadstoffmengen belastet werden. Diese Fehlentwicklungen müssen, unabhängig vom Schutz der Flußlandschaften, auch deshalb abgestellt und rückgängig gemacht werden, weil sauberes Grundund Oberflächenwasser als Voraussetzung der Trinkwasserversorgung immer seltener wird.
Ausblick
Bereits in den 30er Jahren wurde die ehemals stark mäandrierende Ems im Bereich nordöstlich
von Münster reguliert und damit weitgehend begradigt (Abb. 14). Letzte größere Baumaßnahmen
erfolgten in den 60er Jahren (PELZ & WALBAUM 1988). Die durch die Durchstiche abgetrennten
Mäanderbögen sind oft noch beiderseits der künstlichen Flu ßrinne zu sehen. Was bei diesen
Eingriffen allein an landschaftlicher Schönheit und Vielfalt verloren ging , zeigt ein Vergleich der
heutigen kanalartigen Ems in ihrem flurbereinigten Umland mit Bildern der Ems vor etwa 50
Jahren (Abb. 15 u. 16). Flüsse mit natürlichen Steilufern , einst typisch für die in eiszeitlichen
Ablagerungen angelegten Flu ßlandschaften der Westfälischen Bucht, gehören weitgehend der
Vergangenheit an - ein Preis des technischen Fortschritts, den man heute nur schwer zurückfordern kann. Ein erster Schritt dazu sind die aus einem allmählichen Umdenken der letzten Jahre
zu erklärenden Versuche zur Renaturierung von Bächen und Flüssen. Allerdings werden diese
Maßnahmen den naturnahen, vorindustriellen Zustand nicht wiederherstellen können. Um so
mehr gilt es, die noch verbliebenen Reste der über Jahrtausende geformten natürlichen Flußlandschaften zu erhalten und unter besonderen Schutz zu stellen.
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24
GEOLOGISCHE GLIEDERUNG Mio.a
z
Subatlantikum
Sub boreal
Atlantikum
Boreal
Prä boreal
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Spätglazial
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Eburon-Kaltzeit
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0
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PLIOZÄN
N
5,1
0
Erwärmung
Niederterrassen
Inlandeis nördlich
der Elbe
0,12
1
Cromer-Komplex*
Menap-Kaltzeit
Inselterrasse
~
Elster-Kaltzeit
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·a;
Warthe-Stadium
~ Groß- In ters tadial
~
Dren the-Stadium
Talaue
Beginn des Ackerbaus
0,01
Frühglazial
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ÜBERGEORDNETE
EREIGNISSE
Ausbau der Flüsse
Holstein-Warmzeit
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~
EROSION UND
SEDIMENTATION
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~
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jüngere
Mittelterrassen
ältere
Mittelterrassen
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MIOZÄN
Höhenterrassen
Anlage von
Hochtälern
von
Trogregionen
a:
-
erste Hebungen des
Rhein. Schiefergebirges
erneutes
Vordringen
des
24,6
=<
.....
a:
Inlandeis in NWDeutschland
starke Hebung des
Rhein. Schiefergebirges
Hauptterrassen
Ausbildung
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Inlandeis in der
Westfälischen Bucht
Meeres
OLIGOZÄN
Bildung
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.....
38,0
im Westen
einer
Rumpffläche
EOZÄN
54,9
PALEOZÄN
65,0
erste Konturen der
Westfälischen Bucht
Beginn der Festlandszeit
*enthält vennutlich 2 Kalt- und 3 Warmzeiten
Tab. 1: Landschaftsentwicklung und Flu ßgeschichte in der Westfälischen Bucht und im
Rheinischen Schiefergebirge im Tertiär und Quartär.
25
Geol. Paläont.
Westf.
16
27- 33
4 Abb.
1 Tab.
Münster
April 1990
Der saaleeiszeitliche Geschiebemergel am westlichen Stadtrand
von Münster/Westfalen:
Lithologie und seine Eigenschaften als Baugrund
Roland Otto*
Zusammenfassung
Der Geschiebemergel im Gebiet zwischen Münster und Münster-Roxel besteht aus einem
weitgestuften Sand, der bis zu 60% Schluff und Ton enthält. Bedingt durch diesen hohen
Feinkornanteil zeigt er die typischen plastischen Eigenschaften eines bindigen Bodens. Nach
DIN 18196 fällt er in den Bereich der leicht plastischen Tone (Gruppensymbol TL) mit steifer
Konsistenz. Sein Steifenmodul Es beträgt für einen Lastbereich von 50 bis 200 kN/m 2 6 MN/m 2 ,
der Winkel der inneren Reibung 31° und die Kohäsion 18 kN/m 2 . Die zulässigen Bodenpressungen für Regelfälle sind der DIN 1054, Tabelle 5, zu entnehmen.
Summary
The boulder clay in the area between Münster and Münster-Roxel consists of a inequigranular
sand, which contains up to 60% silt and clay. These high amounts of fine-grained fractions show
to have the typical plastic properties of a cohesive soil. In accordance with DIN 18196 it belongs
to the light plastic clays (Group symbol: TL) with a stiff consistency. The stiffness coefficient Es
is for an imposed load from 50 to 200 kN/m 2 6 MN/m 2 , the angle of internal friction 31°, and the
cohesion 18 kN/m 2 . The permissible consolidation of the subsoil is shown in DIN 1054, table 5.
1. Einleitung
Im Rahmen einer baugeologischen Kartierung am westlichen Stadtrand von Münster/Westf.
(Abb. 1) wurde die anstehende quartäre Schichtenfolge lithologisch sowie ingenieurgeologisch
untersucht (OTTO, 1981 ). Ein Augenmerk fiel dabei auf den saaleeiszeitlichen Geschiebemergel,
der dort mit einer Mächtigkeit von bis zu 6 m ansteht.
Während des frühen Drenthe-Stadiums der Saaleeiszeit schob sich das von Norden herannahende Inlandeis westlich an der Mittelgebirgsschwelle vorbei in das Münsterländer Kreidebecken
hinein. Die Eisbedeckung erreichte, wie Druck-Setzungsversuche ergaben (vgl. KELLER, 1952),
Mächtigkeiten von 250 bis 300m. Auf seinem Weg von Norden nahm das Eis nicht nur den am
Boden vorhandenen Schutt auf, sondern erodierte auch aktiv den Untergrund. Nach dem Abschmelzen des Eises blieb seine Fracht als unsortiertes und in der Regel ungeschichtetes
Material in Form einer Grundmoräne zurück (THIERMANN, 1973). Da der Gletscher im Münsterland vor allem Ton-, Kalk- und Sandmergel sowie deren Verwitterungsprodukte aufnahm, ist die
Grundmoräne als Geschiebemergel ausgebildet.
* Anschrift des Verfassers:
Dr. Roland Otto, Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten Schleswig-Holstein,
Saarbrückenstraße 38, D-2300 Kiel 1, F. R. Germany.
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Lage des
Untersuchungsgebiets
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Ausstrich des
Geschiebemergels
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Lage der
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34
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2. Verbreitung und Lithologie des Geschiebemergels
Das Untersuchungsgebiet umfaßt ein 4 km 2 großes Areal zwischen Münster und Münster-Roxel. Es wird von Nordnordwest nach Südsüdost von der Aa, einem bis zu 3 m breiten, kleinen
Flußlauf, durchflossen. Durch die Erosionstätigkeit der Aa entstand ein ausgeprägtes Talrelief mit
einem Höhenunterschied von bis zu 14 m. Während der Geschiebemergel an der nordöstlichen
Flanke des Aatales oberflächennah ansteht (Abb. 1), ist er auf der nordwestlichen Talseite in
Richtung Roxel unter Lößbedeckung nur in einer flachen Depression zu finden (Abb. 2).
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100
200
300
400
·500
m
Abb. 2: Geologische Schichtenschnitte durch das Untersuchungsgebiet. Ihre Lage ist der Abb. 1
zu entnehmen.
Wie auf Grund seiner Genese zu erwarten ist, kann der Geschiebemergel vielseitig ausgebildet
sein. Im Gebiet zwischen Münster und Münster-Roxel stellt er ein unsortiertes, ungeschichtetes
Gemisch von Blöcken, Steinen, Kies, Sand, Schluff und Ton dar. Die Tongehalte variieren
zwischen 16 und 31 %, die Sehluftgehalte zwischen 23 und 39% , die Sandgehalte zwischen 40
und 54%. Der Anteil der Kiesfraktion beträgt in allen Fällen nicht über 5% (Abb. 3: Kurve A-D).
In unverwittertem Zustand schwankt der Gesamtkarbonatgehalt zwischen 14,4 und 23,8%. Es
handelt sich also gemäß DIN 4022 bei dem Geschiebemergel um einen tonigen, schluffigen bis
stark schluffigen, kalkhaltigen, weitgestuften Sand.
Oberflächennah verwittert der mittel- bis dunkelgraue Geschiebemergel zu braunem Geschiebelehm. Dabei werden die Eisen-II-Verbindungen zu Eisen-III-Verbindungen oxidiert, die kalkigen
Bestandteile gelöst und nach unten verlagert, wobei in der Regel die Oxidationsgrenze tiefer liegt
als die Entkalkungsgrenze. Begleitend tritt häufig eine Lessivierung auf, die zu einer relativen
Anreicherung der groben Kornfraktionen, also auch an Geschieben, führt. Während sich das
nordische Material aus Gneisen , roten Graniten, Zweiglimmer-Graniten , Porphyren und KreideFeuersteinen zusammensetzt, finden sich als einheimische Geschiebe neben den Gesteinen der
29
Oberkreide auch solche aus roten Sandsteinen, die bei Ochtrup vom Gletscher aufgenommen
wurden. Da größere Geschiebe als Ziersteine immer mehr Verwendung finden, sind Äcker und
Ziegeleigruben weitgehend abgesucht. So besaß das größte im Untersuchungsgebiet gefundene
Geschiebe einen Durchmesser von nur 15 cm.
Sand
Schluff
Ton
100%
80%
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20
60
Korngröße in mm
Abb. 3: Einige charakteristische Kornverteilungskurven der Grundmoräne. Die Kurven A-D beschreiben den Geschiebemergel , die Kurve E den Sand einer im Mergel eingelagerten
Sandlinse.
Oberflächennah treten im Geschiebemergel immer wieder größere Sandlinsen auf, die im
Untersuchungsgebiet Mächtigkeiten bis zu 0,7 m erreichen. Auch GUTHEIL (1968) beschrieb bei
der Aufnahme eines ca. 4 km nördlich nahe der Ortschaft Münster-Nienberge gelegenen Aufschlusses mehrere im Anschnitt m2 -große Feinsandlinsen. Es sind schwach tonige, schwach
schluffige Fein- bis Mittelsande (Abb. 3: Kurve E) , die einen Gesamtkarbonatgehalt von 5%
aufweisen. Genetisch lassen sich diese Sandlinsen nur schwer einstufen, da sich im Bohrstock
keine Bodenstrukturen erkennen lassen. WOLDSTEDT (1961) weist darauf hin, daß diese Einschaltungen in der Grundmoräne vom Eis in gefrorenem Zustand aufgeschürfte Lockersedimentpakete sein können .
Während der Weichselkaltzeit herrschte im Münsterland periglaziales Klima. In den Sommermonaten taute der tiefgründig gefrorene Boden oberflächennah auf, was eine Wasserübersättigung des Bodens zur Folge hatte. Schon bei sehr geringen Hangneigungen (ab 2°) kam es zu
einem Abfließen des Oberbodens (WOLDSTEDT & DUPHORN, 1974) . Die Entstehung solcher
Fließerden fällt nach Untersuchungen von BRAUN & THIERMANN (1972) in das frühe Weichselglazial. Auch LIEDTKE (1976) weist darauf hin, daß die Solifluktion ihre größte Wirksamkeit
während des feuchten Klimas zu Beginn einer Kaltzeit hat. In der Trockenphase während des
Höchststandes der Vereisung sind dagegen solifluidale Prozesse gehemmt.
Vor allem auf der nordöstlichen Talflanke des Aatales trifft man in den unteren Hangbereichen
dünne Schleier von Fließerden an. Sie bestehen aus tonigen, schluffigen, unsortierten , entkalkten Sanden, die bis zu faustgroße Geschiebe führen können. Ihre Farbe ist mittel- bis gelbbraun.
Die größte Mächtigkeit beträgt ca. 0,85 m.
Im Bohrstock beobachtet man ferner schmale Sandbänder, die nach ARNOLD (1960) als
durchteufte Sandfüllungen schräg verlaufender Frostspalten angesehen werden können (Abb. 4).
30
Bohrstock
"
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Frostspalte
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-
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0
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Geschiebemergel
Abb. 4: Eine schräg verlaufende Frostspalte und ihr Erscheinungsbild im Bohrstock.
3. Der Geschiebemergel als Baugrund
Zur Beurteilung des Geschiebemergels als Baugrund ist es erforderlich, sein bodenphysikalisches Verhalten zu kennen. Mit Hilfe einer Reihe von bodenmechanischen Versuchen können
Kennwerte ermittelt werden, die seine Einstufung als Baugrund nach einschlägigen DIN-Normen
einschließlich einer Angabe zur zulässigen Bodenpressung für Regelfälle zulassen. Eine Zusammenstellung dieser Kennwerte findet sich in der Tabelle 1.
Obwohl der Geschiebemergel bis zu 54% aus Sand besteht, zeigt er doch auf Grund des hohen
Ton- und Sehluftgehaltes das typische Verhalten eines bindigen Bodens. Zur Einstufung in eine
Bodengruppe nach DIN 18196 (Gruppeneinteilung der Böden für bautechnische Zwecke) mußten
daher neben der Kornverteilung auch die ATTERBERGschen Grenzen (DIN 18122, T. 1) bestimmt werden. Danach ergab sich für die Fließgrenze ein mittlerer Wassergehalt (wL) von 32,5%,
für die Ausrollgrenze ein Wassergehalt (wp) 13,5%. Die Plastizitätszahl (lp) betrug 19%. Vergleichende Untersuchungen in Münster-St. Mauritz ergaben bei Erreichen der Fließgrenze einen
Wassergehalt von 35% gegenüber 13% bei der Ausrollgrenze (WINKELMANN, 1982). Er fällt
damit im Plastizitätsdiagramm nach CASAGRANDE in den Bereich leicht plastischer Tone (Gruppensymbol TL). Bei einem natürlichen Wassergehalt von 14 bis 18% besitzt er eine steife
Konsistenz. Die zulässigen Bodenpressungen für Streifenfundamente sind der DIN 1054, Tabelle
5 (Böden der Gruppen UM, TL, TA), zu entnehmen. Da die lithologische Zusammensetzung des
Geschiebemergels jedoch räumlich stark variiert, sollte seine Einstufung in eine Bodengruppe
nach DIN 18196 bei Bauvorhaben im Einzelfall geprüft werden.
Der Steifemodul Es des Baugrundes wird zur Berechnung der Setzung des Bauwerkes benötigt
und mit Hilfe von Kompressionsversuchen ermittelt. Das für solche Versuche erforderliche ungestörte Probenmaterial wurde im Untersuchungsgebiet einer Tiefe von 3 m unter Geländeoberkante entnommen, d. h. dem Gründungsniveau eines Hauses mit einem Kellergeschoß. Für den
Lastbereich von 50 bis 200 kN/m 2 betrug der mittlere Es-Wert 6 MN/m 2 . VON SOOS (1980) gibt
für vergleichbare Bodenarten Es-Werte in der Größenordnung von 4,0 bis 7,4 MN/m 2 an.
Zur Berechnung der Grundbruchsicherheit eines Bodens müssen der Winkel der inneren
Reibung <p sowie die Kohäsion c bestimmt werden. Ein drainierter Scherversuch ergab einen
Reibungswinkel <p von 31° und eine Kohäsion c' von 18 kN/m 2 . Nach DIN 1055 liegt der Winkel
der inneren Reibung der Bodengruppe TL im Mittel bei 27,5°. Die Kohäsion schwankt zwischen
O und 40 kN/m 2 . WINKELMANN (1982) gibt im Rahmen seiner Untersuchungen mittlere cp-Werte
von 28,5° sowie c-Werte von 26 kN/m 2 an.
Das Feuchtraumgewicht der ungestörten Proben betrug 21,2 kN/m 3 , das Porenvolumen 33,5%.
Der Durchlässigkeitswert kt umfaßt nach SCHULZE & MUHS (1967) den Bereich von 1o- 8 bis 1o- 9
m/s, nach VON SOOS (1980) 10- 7 bis 10-9 m/s und nach WINKELMANN (1982) 10- 8 bis 10- 10
31
Gehalt der Kornfraktionen in %
Kies:
Sand:
Schluff:
Ton:
5
40-54
23-39
16-31
Wassergehalte in %:
natürlicher Wassergehalt
Wassergehalt der Fließgrenze
Wassergehalt der Ausrollgrenze
Plastizitätszahl
Wn=
WL=
Wp=
lp =
Bodengruppe nach DIN 18196:
Frostempfindlichkeit nach ZTVE-StB 76:
Bodenklasse nach DIN 18300 VOB:
TL
3
4
Porenvolumen (%)
Kohäsion (kN/m )
Wichte des feuchten Bodens (kN/m 3 )
Steifemodul (MN/m 2 )
Durchlässigkeitsbeiwert (m/s)
n =
=
c' =
y =
Es=
kt =
Kalkgehalt (%)
K = 14,4 bis 23 ,8
Reibungsw i nkel~ )
0
<p
14 bis 18
32,5
13,5
19,0
33 ,5
31,0
18,0
21,2
6,0
10-7 bis 10- 10
Tab. 1: Die bodenmechanischen Kennwerte des saaleeiszeitlichen
Geschiebemergels im Gebiet zwischen Münster und Münster-Roxel.
Diese geringe Durchlässigkeit kann das Auftreten von Stauwasser bewirken und macht zum
Schutze der Bauwerke eine Dränung des Baugrundes erforderlich (vgl. DIN 4095).
Nach DIN 18300 VOB ergibt sich für den Geschiebemergel die Lösbarkeitsklasse 4 (mittelschwer lösbare Bodenarten) , nach der ZTVE-StB 76 die Frostempfindlichkeitsklasse F3 (sehr
frostempfi ndlich).
Die im Geschiebemergel erbohrten Sande gehören auf Grund ihrer Kornverteilung zur Bodengruppe SU (Sand-Schluff-Gemische). Nach DIN 18300 VOB sind sie der Bodenklasse 3 (leicht
lösbare Bodenarten) , nach ZTVE-StB 76 der Klasse F2 (gering- bis mittelfrostempfindlich) zuzuordnen. Ihr Porenvolumen betrug 36,4%. Die krWerte der Sande sind deutlich größer als die des
Geschiebemergels. Sie liegen zwischen 1o-5 und 1o-7 m/s. Dieses hat zur Folge , daß sich die
Wasserbewegung vorwiegend in diesen weniger bindigen Partien der Grundmoräne vollzieht.
· Auch an dieser Stelle sei noch einmal auf die Notwendigkeit einer Dränung verwiesen.
4. Literatur
ARNOLD , H. (1960): Übersichtskarte von Nordrhein-Westfalen 1:100.000, Erläuterung zu Blatt Münster
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GUTHEIL, F. (1968): Zur Stratigraphie und Tektonik des Mukronaten-Senons bei Münster i. Westfalen. N. Jb. Geol. Paläont. , 720-727 , 3 Abb. ; Stuttgart.
KELLER , G. (1952): Beitrag zur Frage Oser und Kames. - Eiszeitalter u. Gegenwart, 2, 27-32 , 4 Abb. ;
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LIEDTKE, H. (1976): Die nordischen Vereisungen in Mitteleuropa. - Forsch. dtsch. Landeskd. , 204 , 160
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32
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Schichtenfolge zwischen Münster und Münster-Roxel. - 84 S., 17 Abb., 7 Tab., 5 Anl.; Dipl.-Arbeit Univ.
Münster (Mskr.).
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Rheine. - 174 S., 16 Abb., 12 Tab., 5 Tat.; Krefeld.
SCHULTZE, E. & MUHS, H. (1967): Bodenuntersuchungen für Ingenieurbauten. - 722 S„ 782 Abb. , 83
Tab.; Berlin - Heidelberg - Yew York.
VON SOOS, P. (1980): Eigenschaften von Boden und Fels; ihre Ermittlung im Labor. - In: SMOLTCZYK ,
U.: Grundbau Taschenbuch. - 598 S.; Berlin - München - Düsseldorf.
WOLDSTEDT, P. (1961 ): Das Eiszeitalter, Bd. 1. - 374 S., 135 Abb.; Stuttgart.
WOLDSTEDT, P. & DUPHORN, K. (1974): Norddeutschland und angrenzende Gebiete im Eiszeitalter. 500 S„ 91 Abb„ 26 Tab.; Stuttgart.
WINKELMANN , 0 . (1982): Eine baugeologische Karte - auf Grundlage geologischer Kartierung - für ein
geplantes Industriegebiet in Münster-St. Mauritz. - 115 S., 16 Abb„ 7 Tab„ Dipl.-Arbeit Univ. Münster
(Mskr.) .
DIN 1054: Baugrund; zulässige Belastung des Baugrundes.
DIN 1054, Beiblatt: Baugrund, zulässige Belastung des Baugrundes.
DIN 1055, Teil 2: Lastannahmen für Bauten; Bodenkenngrößen, Wichte, Reibungswinkel, Kohäsion,
Wand reibu ngswi nkel.
4022: Baugrund und Grundwasser; Benennen und Beschreiben von Bodenarten und Fels: Schichtenverzeichnis für Untersuchungen und Bohrungen ohne durchgehende Gewinnung von gekernten Proben.
DIN 4095: Baugrund; Dränung des Untergrundes zum Schutze von baulichen Anlagen. Planung und
Ausführung.
DIN 4095, Beiblatt: Baugrund; Dränung des Untergrundes zum Schutze von baulichen Anlagen. Beispiele.
DIN 18122, Teil 1: Baugrund; Untersuchung von Bodenproben, Zustandsgrenzen (Konsistenzgrenzen),
Bestimmung der Fließ- und Ausrollgrenze.
DIN 18196: Erdbau; Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke und Methoden zum Erkennen von
Bodengruppen.
DIN 18300: VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen, Teil C: Allgemeine Vorschriften für Bauleistungen,
Erdarbeiten.
ZTVE-StB 76: Zusätzliche technische Vorschriften und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau. Forschungsstelle für das Straßenwesen , 81 S. ; Köln.
33
34
Geol. Paläont.
Westf.
16
35 - 61
17 Abb.
4 Tab.
2 Taf.
Münster
April 1990
Ziegelrohstoffe und Ziegeleien im zentralen Münsterland
(Westfalen, NW-Deutschland)
Eckhard Speetzen*
1. Einleitung
Die Kunst, tonige Massen zu formen und zu festen Ziegeln zu brennen, ist schon sehr alt und
war bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. bei den Sumerern bekannt. Zu Beginn unserer Zeitrechnung
gelangte diese Kenntnis mit den Römern bis an den Niederrhein. In das Gebiet östlich dieser
Grenzlinie des römischen Reichs, in den westfälischen Raum, hat die Verwendung von Ziegeln
erst sehr viel später Eingang gefunden. Die dort lebenden germanischen bzw. sächsischen
Stämme bauten ihre Häuser aus Holz, wobei die Wände aus lehmbestrichenem Flechtwerk
bestanden. Die Befestigungen wurden als Erdwälle angelegt, die oft mit Steinen verstärkt und
teilweise mit einer hölzernen Palisadenwand versehen waren.
Erst in späterer Zeit, mit dem Wunsch nach beständigeren, festeren und zudem auch feuersichereren Bauwerken wurden zum Bau von Kirchen und Befestigungen gebrochene, oft auch
behauene quaderförmige Natursteine verwendet. Diese Entwicklung ist eine Wiederaufnahme
einer Tradition der Römer, die am Rhein zahlreiche Steinbrüche unterhielten. In anderen Gebieten mußten Bausteine von weit her importiert werden, wie z.B. im ostfriesischen Raum, wo noch
heute in alten Bauwerken mittelrheinische Tuffsteine zu finden sind. Vermutlich in diesen Bereichen, in denen Natursteine nicht vorkommen, besann man sich wieder auf die alte Kunst des
Ziegelbrennens. Mit der Mitte des 11. Jahrhunderts ist der Beginn der Backsteinzeit in Norddeutschland anzusetzen (MEYHÖFER 1986). Im Münsterland ist die Verwendung von Ziegeln
seit dem 13. Jahrhundert belegt. Sie wurden zuerst für Sakralbauten und auch vor 1300 schon
beim Bau von Stadtbefestigungen benutzt (EIYNCK 1984).
Der zentrale Teil der Westfälischen Bucht, insbesondere der Raum westlich und südlich von
Münster, das Kernmünsterland, stellt ein Gebiet mit ausgedehnten Vorkommen von Ziegelrohstoffen dar. Sie liegen in Form der weitverbreiteten Mergel- und Tonmergelsteine der Oberkreide
und des Geschiebemergels des Eiszeitalters vor; weitere Rohstoffvorkommen stellen der Lößlehm und, weniger bedeutend, der in den Fluß- und Bachniederungen abgelagerte Auelehm dar
(Taf. 1). Demgegenüber wird der Bereich nördlich und östlich von Münster, das Ostmünsterland,
weitgehend von sandigen Ablagerungen eingenommen, während Ziegelrohstoffe nur lokal auftreten. Die Grenzlinie zwischen beiden Gebieten verläuft von Burgsteinfurt im Nordwesten über
* Anschrift des Verfassers:
Dr. Eckhard Speetzen
Geologisch-Paläontologisches Institut der Universität Münster
35
Nordwalde, Münster und Warendorf bis Wiedenbrück im Südosten. Der westlich dieser Linie
gelegene, auch „Kleimünsterland" genannte Bereich bildete die Grundlage einer ausgedehnten
Ziegelindustrie. In der Umgebung der Stadt Münster lassen sich für den Zeitraum ab 1840 über
100 Ziegeleien bzw. Ziegelbrennereien nachweisen (Taf. 2). Die wirkliche Zahl dürfte wesentlich
höher sein. Die Blütezeit - gemessen an der Anzahl der Ziegeleien - lag zwischen 1880 und
1940. Heute werden die Ressourcen im näheren Umkreis von Münster nur noch wenig genutzt.
Hier bestehen noch drei Ziegeleien, von denen zwei ihr Rohmaterial überwiegend aus anderen
Regionen beziehen. Diese Ziegelwerke haben einen erheblichen Ausstoß ; sie stellen zusammen
pro Jahr ca. 120 Mio. Ziegelsteine her. Im Bereich östlich der Grenzlinie, der auch als „Sandmünsterland" bezeichnet wird und sich bis zum Teutoburger Wald erstreckt, hat sich aufgrund der
andersartigen Rohstoffsituation seit 1928 eine Kalksandsteinindustrie entwickelt. Sie produziert
mit fünf Werken etwa 125 Mio. Kalksandsteine pro Jahr. In diesem Raum gibt es heute nur noch
eine Ziegelei.
2. Die Ziegelrohstoffe
2.1. Zusammensetzung und Eigenschaften der Ziegelrohstoffe
Das Ausgangsmaterial zur Herstellung von Ziegeln, bzw. von grobkeramischen Erzeugnissen,
besteht im allgemeinen aus sehr feinkörnigen Rohstoffen, die im weitesten Sinn als tonige
Gesteine anzusprechen sind. Es handelt sich dabei einerseits um nicht verfestigte, mehr oder
weniger plastische Tone und Lehme, andererseits um feste Tonsteine, die massig, geschichtet
oder auch geschiefert sein können. Allen Gesteinen gemeinsam ist eine nahezu gleiche mineralogische Zusammensetzung aus Tonmineralen, Quarz, Glimmer und Feldspat, die im wesentlichen nur im mengenmäßigen Anteil variiert. Tritt noch Calcit bzw. Karbonat in merklichen Anteilen
hinzu, werden die Gesteine als mergelige Tone oder Mergel, bzw. als Tonmergel- oder Mergelsteine bezeichnet. Weitere Minerale kommen nur sehr untergeordnet vor (Tab1 ).
Mineralart
Tonminerale
Kaolinit+ Fire-clay-Minerale
Montmorillonit
Quarz
0- 35%
0-25%
15 - 75%
Glimmer
Illit (Hydroglimmer) + Sericit
Chlorit
0-50%
0- 30%
Feldspat
0-20%
Karbonate
Calcit
Dolomit und Ankerit
Siderit
0-20 %
0-15 %
0- 3 %
Eisenhydroxide bzw. -oxide
GoeLhit
Hämatit
0- 5 %
0- 5 %
Pyrit
0- 4 %
Gips
0- 3 %
Schwerminerale (z.B. Hornblende)
0- 5 %
Tab.1: Mineralbestand von Ziegelrohstoffen (nach BENDER 1978).
36
Anteil in Gew.-%
Nach ihrer Bedeutung werden die Minerale der Ziegelrohstoffe in zwei Gruppen eingeteilt:
1. Ziegeltechnisch wesentliche Minerale: Kaolinit, lllit, Quarz
2. Ziegeltechnisch unwesentliche Minerale und Beimengungen: Montmorillonit, Glimmer, Feldspat, Calcit, Eisenoxide u. a.
Allein aus den Mineralen der ersten Gruppe (oder auch nur aus einem der beiden ersten und
Quarz) können bei geeigneter Korngrößenverteilung Ziegelprodukte hergestellt werden. Dabei
ergibt lllit die notwendige Plastizität bei der Aufbereitung und Verarbeitung des Rohstoffs, Kaolinit
bewirkt ein gutes Brennverhalten, während der Quarz im wesentlichen als Füllstoff und Stabilisator dient (STEIN 1982). Die Minerale der zweiten Gruppe können sich, auch in Abhängigkeit von
ihrem mengenmäßigen Anteil, sowohl günstig als auch störend auf den Produktionsablauf und
die Qualität des Fertigprodukts auswirken oder auch neutral verhalten.
BILDSAMKEIT
Ungenügend
Mangelhaft
Ausreichend
Befriedigend
· Gut
Sehr gut
10
20
30
40
50
60%
ANTEIL DER KORNFRAKTIONEN
Abb.1: Abhängigkeit der Bildsamkeit der Ziegelrohstoffe vom Anteil der Feinkornfraktion
< 2 µ bzw. < 6 µ(nach STEIN 1982).
Für die Beurteilung der Eignung von Rohstoffen für die Ziegelherstellung sind die Verarbeitbarkeit bei der Aufbereitung und Formgebung, das Trocknungs- und Brennverhalten sowie die
geforderte Qualität der Fertigprodukte von Bedeutung. Ideale Ziegelrohstoffe zeichnen sich
durch eine gute Plastizität, eine geringe Brennsehwindung und ein langes Sinterintervall aus; sie
ergeben gleichmäßige, reine Klinkerfarben und ein verwitterungs- und frostbeständiges Fertigprodukt. Zur Ermittlung der Eigenschaften eines Ziegeltons werden neben mineralogischen,
chemischen und physikalischen Untersuchungen auch aufbereitungs- und brenntechnische Versuche durchgeführt. Sie sollen Aufschluß geben über Korngrößenverteilung, Mineralbestand,
Chemismus, Plastizität, Anmachwasserbedarf und Trocknungsschwindung des Rohstoffs und
über Brennfarbe, Rohdichte und Porosität des gebrannten Materials.
Das Aufbereitungs- und Formungsverhalten des Ziegelrohstoffs, das Trocknungs- und Brennverhalten der geformten Masse und die Farbe und Qualität des fertigen Ziegels werden vor allem
durch Mineralbestand und Korngrößenaufbau bestimmt. Dabei ist besonders der Anteil der an
37
Tonmineralen reichen feinkörnigsten Fraktion von Bedeutung, der je nach Verwendungszweck
des Fertigprodukts zwischen 10 und 55% liegen sollte (vgl. Abb. 5). Aber auch die übrigen
Fraktionen müssen in einem ausgewogenen Verhältnis vertreten sein, um die Herstellung bestimmter Ziegelprodukte zu gewährleisten und Produktionsfehler zu vermeiden. Rohstoffe mit
hohem Tongehalt werden als fett, solche mit geringem Tonanteil als mager bezeichnet. Zu fette
Rohstoffe können z.B. mit Sand oder Ziegelmehl gemagert, zu magere Rohstoffe durch Zusatz
fetter Tone verbessert werden. Die zugesetzten Rohstoffe sollen das vorhandene Kornspektrum
sinnvoll ergänzen . Die Zugabe von Stoffen mit geringen Korngrößenvariationen, wie z.B. Sand,
steht oft einer ausgewogenen Kornverteilung entgegen. Als günstig haben sich Mischungen
verschiedener Tone und Lehme erwiesen, die eine Rohmasse mit durchweg guten Eigenschaften
ergeben.
Der zur Aufbereitung und Formgebung erforderliche Energieaufwand ist abhängig von der
Bildsamkeit bzw. Plastizität des Rohstoffs, die wiederum vom Tongehalt (vgl. Abb. 1), aber auch
von der Art der Tonminerale bestimmt werden. Sehr feinkörnige Rohstoffe, d. h. tonreiche Massen, haben eine höhere Bildsamkeit, die mit steigendem Montmorillonitgehalt weiter zunimmt.
Diese Rohstoffe erfordern allerdings aufgrund des stark wassereinlagernden und dabei aufquellenden Montmorillonits eine große Anmachwassermenge, die sich wiederum negativ auf das
Trocknungs- und Brennverhalten und auf den Energieaufwand auswirkt. Vor dem Brennen werden die geformten Rohlinge bzw. „Formlinge" getrocknet, um ihnen einen großen Teil des
Anmachwassers wieder zu entziehen. Auf herkömmliche Weise werden sie in sogenannten
„Trockenschuppen" (Abb. 10 u. 11) einer natürlichen Trocknung unterzogen. Heute erfolgt das
Trocknen allerdings weitgehend unter Ausnutzung der hei Ben Ofenabgase in beheizten Kammeroder Tunneltrocknern. Der Trocknungsvorgang ist mit einem Schwinden verbunden, das in
Prozent der Ausgangslänge des Rohlings angegeben wird. Diese „lineare Trockensehwindung"
soll unter 10% bleiben. Zudem dürfen bei der Trocknung keine Risse entstehen und es muß eine
gewisse Trockenbruchfestigkeit des Formlings erreicht werden, die für den weiteren Produktionsgang (Stapelhöhe, Ofentransport) von Bedeutung ist. Beim anschließenden Brennen werden
zunächst Haft- und Kristallwasser und andere gasförmige Komponenten aus den Mineralen
ausgetrieben , was zu einer weiteren Schwindung führt. Diese Brennsehwindung soll unter 8%
bleiben und die Gesamtsehwindung darf 12% nicht überschreiten, da sonst mit Fabrikationsschwierigkeiten und Qualitätseinbu Ben zu rechnen ist.
2.2 Beziehungen zwischen Rohstoff, Brennvorgang und Fertigprodukt
Beim Brennen der Formlinge entstehen aus der im Wasser noch dispergierbaren Rohmasse
feste keramische Produkte, die weitgehend beständig gegen mechanische und chemische Einflüsse sind. Durch physikalische und chemische Prozesse bilden sich neue Mineralphasen und
auch glasartige Substanzen. Diese Vorgänge werden unter dem Begriff der Sinterung zusammengefaßt. Die Temperatur, die zur Erreichung dieser nicht mehr rückgängig zu machenden
Stoffänderungen notwendig ist, wird als Garbrandtemperatur bezeichnet. Sie liegt je nach Ausgangssubstanz zwischen 800 und 1200 °C. Art und Umfang der Stoffumwandlungen, insbesondere die Festigkeit und die Farbe des gebrannten Materials, hängen vom Mineralbestand, von
der Korngrößenverteilung und dem Chemismus der Rohstoffe ab. Weitere Einflüsse gehen von
der Aufheizgeschwindigkeit, der Brenntemperatur, der Verweilzeit des Brennguts im Hochtemperaturbereich und von der Ofenatmosphäre aus.
Das fertig gebrannte Material wird als „Scherben" bezeichnet. Das Raumgewicht der gebrannten Masse, die Scherbenrohdichte, liegt zwischen 1,6 und 2,2 kg/dm 3 . Sie wird im wesentlichen
durch die Rohstoffart und den Sinterungsgrad bestimmt und beeinflußt die Druckfestigkeit, die
Porosität und auch die Frostempfindlichkeit der Ziegel. Eine besondere Rolle kommt dabei dem
Quarz zu. Beim Brennen von kalkfreien Tonen dient er nur als stabilisierender Füller der Scherben, der mit den Tonmineralen kaum reagiert. Bei höheren Anteilen kann er jedoch die Druckfestigkeit herabsetzen , da die bei 573 °C erfolgende Umwandlung von ß- in a-Quarz mit einer
Volumenänderung verbunden ist und zu Ri ßbildungen führen kann. In kalkreichen Tonen erhöht
der Quarz hingegen die Scherbenfestigkeit, da er ab 900 °C mit CaO stabile Calciumsilikate
bildet. Hohe Calciumgehalte setzen die Brennsehwindung herab und erniedrigen damit die
Scherbenrohdichte, was zu einer Erhöhung der Porosität und der Wasseraufnahmefähigkeit
führt. Die aus einem derartigen Material gebrannten Ziegel weisen günstige wärmedämmende
Eigenschaften auf, sind dafür aber im allgemeinen frostempfindlicher. Sie eignen sich besonders
für Hintermauersteine, während stärker gesinterte Ziegel mit höherer Scherbenrohdichte als
Vormauersteine oder Verblendziegel im Außenmauerwerk verwendet werden.
38
Die Farben des gebrannten Materials, die von schwarzvioletten über rote, braune, gelbe bis zu
wei Ben Tönen reichen können, hängen einerseits vom Gehalt des Rohstoffs an Fe-Oxiden und
Hydroxiden, andererseits aber auch von der Brenntemperatur und einer reduzierenden oder
oxidierenden Ofenatmosphäre ab. Auch der Calcitgehalt bzw. das Verhältnis von Fe 2 0 3 /Ca0 hat
einen Einfluß auf die Brennfarbe. Hohe CaO-Gehalte hellen die Farbtöne auf; bei einem Gehalt
von über 7% treten braune, gelbe und gelbgraue Brennfarben auf.
Für eine abschließende Beurteilung von Ziegelrohstoffen müssen die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen und Analysen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Dabei
kommt den praxisorientierten Aufbereitungs- und Brennversuchen im allgemeinen eine größere
Aussagekraft zu . Besonders wegen der Komplexität der Einflüsse von Kornverteilung und Mineralbestand des Rohmaterials ist eine optimale Abstimmung aller Einzelergebnisse notwendig, um
einen störungsfreien Betriebsablauf und einwandfreie Ziegelprodukte zu gewährleisten. Neben
dem Mineralgehalt sollte auch der Chemismus der Rohstoffe bekannt sein. Obwohl die Aussagekraft einer chemischen Analyse beschränkt ist, gibt sie doch in Teilaspekten wichtige Hinweise
auf das Brennverhalten. So ist z. B. der Gehalt an Alkalioxiden für das Sinterverhalten von
Bedeutung; höhere Anteile führen zu frühem Sintern und steigern die Brennsehwindung. Auch
·der an die Tonminerale gebundene Al 2 0 3 -Gehalt erhöht mit steigendem Wert die Brennsehwindung. Jedoch heben CaO-Gehalte von 2-3% diesen Effekt bereits wieder auf. Weiterhin ist es
wichtig, störende Beimengungen wie Schwefel- und Fluorverbindungen zu erkennen, die einerseits den Ofenbetrieb stören können, vor allem aber die Umwelt erheblich belasten. Auch hierbei
hat ein Karbonatgehalt des Rohstoffs eine gewisse Bedeutung; er bindet Fluor und verringert
dadurch die Emission.
2.3. Die Ziegelrohstoffe des Münsterlandes
Die in der Westfälischen Bucht weit verbreiteten Tonmergel- und Mergelsteine der Oberkreide
und die tonig-lehmigen Ablagerungen des Quartärs sind grundsätzlich zur Ziegelherstellung
geeignet. Sie werden seit langer Zeit im Münsterland für die Erzeugung von Mauersteinen und
Dachziegeln verwendet. Der Untergrund des Kernmünsterlandes wird überwiegend von den
Tonmergelsteinen gebildet, die eine Mächtigkeit von etlichen 100 Metern erreichen können. Sie
werden von einem dünnen, z. T. lückenhaften Schleier quartärer Ablagerungen überdeckt, deren
Mächtigkeit im allgemeinen nur wenige Meter beträgt. Das schematische Normalprofil (Abb. 2)
gibt die vollständige Schichtenfolge und die durchschnittlichen Mächtigkeitswerte wieder. Über
den Tonmergelsteinen liegt zunächst, manchmal unter Einschaltung geringmächtiger Sande, eine
vom Inlandeis der frühen Saale-Kaltzeit ~interlassene Grundmoräne. Wegen des deutlichen
Karbonatgehalts und der in ihr auftretenden, vom Eis transportierten Gesteine („Geschiebe"),
wird sie auch als Geschiebemergel bezeichnet. Darüber folgt oft eine Lage von Löß, ein staubförmiges äolisches Sediment, das während der Weichsel-Kaltzeit abgelagert wurde. Als jüngste
Ablagerung schließt sich der an die Fluß- und Bachtäler gebundene Auelehm an. Dabei handelt
es sich um feinkörnige Sedimente, die sich während der gelegentlichen Überflutungen auf den
Talflächen absetzen.
Die normale Schichtenabfolge ist nicht überall durchgehend vorhanden. Durch verschiedene
zwischenzeitliche Erosionsvorgänge oder auch durch lokale Sedimentationsunterschiede ergibt
sich ein wechselndes Bild. Der schematische Profilschnitt (Abb. 3) gibt die unterschiedlichen
Abfolgen bzw. Profiltypen im Kernmünsterland wieder, die zugleich auch die Lagerstättentypen
der ehemaligen und heutigen Ziegeleien darstellen (vgl. Tab. 4). Die einzelnen Schichtglieder
haben eine sehr unterschiedliche Oberflächenverbreitung (Tat. 1). Die im Untergrund anstehenden Gesteine der Oberkreide tauchen unter den jüngeren Schichten nur inselartig auf. Die
überdeckende Grundmoräne hat gerade im Kernmünsterland eine große Ausdehnung. Sie ist
allerdings lokal abgetragen oder durch jüngere Sedimente verhüllt. Der Löß bzw. Sandlöß, der
ehemals wohl eine durchgehende Deckschicht darstellte, kommt in größerer Mächtigkeit nur
noch in einem ca. 5 km breiten Streifen vom Ostrand der Baumberge über Münster bis an den
Südrand des Emstals bei Telgte vor. Die Auelehme halten sich eng an die jungen Flu ßebenen.
Sie wurden auf der Karte wegen ihrer geringen Ausdehnung nicht gesondert dargestellt.
Die Tonmergelsteine des zentralen Münsterlandes gehören den Oberkreidestufen Santon und
Campan an. Es handelt sich um mittel- bis dunkelgraue, meistens nur undeutlich geschichtete,
oft scherbig-schalig zerfallende Gesteine, die nach ihrer Korngrößenverteilung (vgl. Abb. 4) ein
schwach feinsandiges Ton-Schluff-Gemisch darstellen. Der Kalkgehalt liegt im allgemeinen zwischen 30 und 35%. Je nach Korngrößenaufbau und Kalkgehalt sind die Gesteine als mergelige
39
Ton- und Schluffsteine, als schluffige Tonmergelsteine oder nur als Tonmergelsteine anzusprechen. Bei Kalkgehalten über 35% werden sie als Mergelsteine bezeichnet. Zuoberst sind die
Gesteine durch den Verwitterungseinfluß meistens bis in eine Tiefe von 1-2 m mehr oder weniger
stark entkalkt und entfestigt und zu einem zähplastischen Mergel bzw. Tonmergel umgewandelt.
Bei völliger Entkalkung entsteht häufig ein graugelber schluffiger Ton. Der Mineralbestand der
Tonmergelsteine setzt sich zusammen aus*:
30-40%
ca. 20%
ca. 20%
15-20%
±
±
Auelehm (Holozän)
1 - 3 m , max. 5 m ;
Calcit
Quarz
Glimmer (Sericit/lllit)
Kaolinit
Montmorillonit
Feldspat.
Löß (Weichsel - Kaltzeit)
1-3m,max.5m;
teilweise entkalkt ( = Lößlehm)
z .T. auch Wiesenton mergel, bis 2 m
Geschiebemergel (Saale - Kaltzeit)
1 - 3 m, max. Sm
häufig 1 - 2 m entka 1kt
(=
Geschiebelehm )
0
Mergelstein (Oberkreide)
bis über 100 m;
die oberen 1 - 2 m
häufig zu einem
tonigen Mergel verwittert
L1J
.c
5m
Abb.2: Abfolge der oberflächennahen Schichten im zentralen Münsterland (schematisch).
11
Bei der im frischen Zustand dunkelgrau bis braungrau gefärbten, im allgemeinen schichtungslosen Grundmoräne handelt es sich um eine Ablagerung mit weit gestreuter Kornverteilung. Sie
reicht vom Ton- über den Schluff- und Sandbereich bis in die Kies- und Steinfraktion (vgl. Abb.
4). Die Grundmoräne enthält zwischen 10 und 25% Karbonat und hat damit einen mergeligen
* Sämtliche Angaben zum qualitativen und quantitativen Mineralbestand bezeichnen eine
Pauschalzusammensetzung; sie wurden im wesentlichen aus neueren Erläuterungen zur Geol.
Kt. Nordrh.-Westf. 1 :25.000 entnommen.
40
Charakter. Von der Oberfläche her ist sie meistens bis zu einer Tiefe von 1-2 m entkalkt und zu
einem braunen Geschiebelehm verändert. Oft geht damit auch eine Tonausschlämmung einher,
so daß die Verwitterungsreihe vom Geschiebemergel über den kalkfreien Geschiebelehm und
geschiebeführenden Sand bis zu einer Steinlage führt. Sie ist als Relikt einer ehemaligen
Grundmoränenbedeckung häufig zu finden.
Gegenüber der sandreichen, schluffig-tonigen Moräne mit höherem Geschiebeanteil treten oft
auch tonreiche und geschiebearme Grundmoränen auf. Sie enthalten im wesentlichen Gesteinsmaterial des unmittelbaren tonig-mergeligen Untergrundes und werden deshalb auch als Lokalmoränen bezeichnet. Der Mineralgehalt des Geschiebemergels besteht aus:
30-40%
10-25%
10-15%
ca.15%
5-1 0%
5%
t
oml I'~~:
5
0:::
1
t
t
I
-
GA
M
10
Typ l
Typ 2
A
Quarz
Calcit
Kaolinit
Glimmer
Feldspat
Montmorillonit + Wechselschicht-Minerale.
t
t
1
.: ;::;:
I
L
M
Typ 4
M
Typ 5
L
t-·- ·--·-·- ·-·-·
· -·-~
k<U~/::j
Auelehm
Löß
-_-:..:_-:··
1·~-.:.-:-
L
·.·.:-:;:
G
Typ 3
t
M
A
M
Typ 7
Typ 6
M
~
Geschiebelehm
bzw. Geschiebemergel
Mergel bzw.
Mergelstein
Abb.3: Schematischer Profilschnitt durch die oberflächennahe Schichtenfolge des zentralen
Münsterlandes mit Profiltypen.
Löß ist eine gut sortierte Windablagerung, deren Korngröße in der Hauptsache im Grobschluffbereich liegt (Abb. 4). Ausbildungen mit einem höheren Feinsandanteil werden Sandlöß oder in
Norddeutschland auch „Flottsand" genannt. Das im allgemeinen ungeschichtete Sediment hat
eine gelbbraune Farbe, die im Grundwasserbereich in grau übergeht. Löß weist normalerweise
einen Kalkgehalt von 10-15% auf. In entkalkter Form wird er als Lößlehm bezeichnet. Der
Mineralgehalt setzt sich zusammen aus:
55-65% Quarz
ca.15% Glimmer
10-15% Calcit
ca.1 0% Feldspat
ca.15% Kaolinit
± Montmorillonit.
41
TON
Fein-
SCHLUFF
Mittel-
0,006
0,002
Grob-
0,06
0,02
SAND
Mittel-
Fein -
0,2
-
2
0 ,6
STEINE
KIES
Mittel .-
Fein-
Grob-
6
Grob -
20
60
Korndurchmesser in mm
Abb.4: Korngrößenverteilung bzw. Kornsummenkurven der Ziegelrohstoffe des Münsterlandes
(Auelehm ähnlich Löß).
100
10
90
20
80
70
30
.· .·
·······
[Ä]
4
3
70
80
20
....
1
90
10
·.
[1
:
·········
10
20
30
40
50
60
>20µ-
70
80
90
100
Abb.5: Optimale Korngrößenzusammensetzung von Ziegelrohstoffen für bestimmte Produkte
(nach SENDER 1978 u. STEIN 1982):
1 Vollziegel bzw. Vollsteine
2 Viellochziegel bzw. Gittersteine
3 Dachziegel
4 dünnwandige Deckensteine und Hohlwaren
(punktierte Felder stellen die Korngrößenzusammensetzung der Ziegelrohstoffe des
zentralen Münsterlandes dar: L =Löß; G = Geschiebemergel; M =Mergel- bzw.
Tonmergelstein).
42
Auelehme sind feinkörnige, kalkfreie oder schwach kalkhaltige, schluffig-sandige bis tonigschluffige Ablagerungen. Die Farbe wechselt, je nach Gehalt an humosen Bestandteilen, von
braun bis grau. Oft ist eine Zweiteilung in einen unteren, mehr sandigen und einen oberen, mehr
schluffigen Bereich zu erkennen. Grenzen die Täler an Gebiete mit Tonmergel oder Geschiebemergel, weisen die Auesedimente häufig einen höheren Tongehalt auf und sind dann als schluffige Tone anzusprechen. Eine besondere Ausbildung der Auesedimente stellen die sog. Wiesentonmergel dar. Dabei handelt es sich um hellgraue bis weiße schichtungslose, tonig-schluffige
Ablagerungen mit einer Korngrößenverteilung von ca. 40% Ton, 50% Schluff und 10% Sand und
einem Karbonatgehalt von 30-50%. Der Mineralbestand setzt sich zusammen aus Calcit, Quarz,
Kaolinit, Montmorillonit, lllit und z. T. auch Feldspat. Die Mächtigkeit liegt im allgemeinen bei 0,7
bis 1,0 m und erreicht nur ausnahmsweise Werte über 2 m. Die Vorkommen von Wiesentonmergel weisen eine unterschiedliche Genese auf. Es handelt sich einerseits um spätweichselzeitli'ch
entstandene Talabsätze von Abschlämmprodukten benachbarter Tonmergelstein-Höhen. Andererseits treten auch jüngere, holozäne Bildungen auf, bei denen normale Auesedimente durch
kalkgesättigte, von den Talflanken einziehende Bodenwässer aufgekalkt wurden.
Je nach Korngrößenverteilung bzw. Anteil definierter Korngrößenfraktionen sind die Ziegelrohstoffe für bestimmte Produkte besonders geeignet (Abb. 5). Die Rohstoffe des Münsterlandes
weisen sowohl eine ausreichende Mineralzusammensetzung als auch ein entsprechendes Korngrößenspektrum auf. Die sandig-schluffigen, relativ tonarmen Bereiche1 und 2 werden von Löß
und Geschiebemergel abgedeckt, während der tonreichere, feinschluffige Bereich 4 von Mergel
bzw. Mergelstein vertreten wird. Der Zwischenbereich 3 kann durch Mischung der Rohstoffe
erreicht werden. Allerdings schränkt der zum Teil recht hohe Kalkgehalt der mergeligen Gesteine
die Verwendung dieser Rohstoffe ein. Eine Verbesserung läßt sich durch Beimischung von Löß
oder Lößlehm erreichen. Sie führt bei den fetten Tonmergelsteinen zu einer Magerung und setzt
zugleich den Kalkgehalt herab. Aus der Mischung der einheimischen Rohstoffe ergibt sich somit
eine Rohmasse, die gute Korneigenschaften und einen ausreichend niedrigen Kalkgehalt aufweist. Besonders geeignete Rohstoffgewinnungstellen sind deshalb Bereiche, in denen die
genannten Gesteine in einer Schichtenfolge neben- und übereinander vorkommen, d. h. Gebiete
mit den Lagerstättentypen 2 und 3 (vgl. S. 55).
3. Die Ziegelindustrie im zentralen Münsterland
3.1. Die Entwicklung der Ziegelindustr'ie
Die Verwendung von Ziegelsteinen ist im Münsterland bereits für das 13. Jahrhundert belegt.
Ziegeleien werden erstmalig in Coesfeld und in Münster im Jahre 1286 bzw. 1296 erwähnt
(EIYNCK1984). Der Backstein setzte sich in der Folgezeit, oft kombiniert mit Natursteinen, zum
beherrschenden Baustoff der Höfe und Häuser des Adels und des Klerus, aber auch des
gehobenen städtischen Bürgertums durch. Einen weiteren Aufschwung erfuhr die Verwendung
von Ziegelsteinen etwa ab 1800, als man in den ländlichen Bereichen zur Ausmauerung der
Fachwerkbauten und zur Errichtung reiner Ziegelbauten überging. In dieser Zeit entstanden viele
kleine Ziegelbrennereien, die vorwiegend Ziegelsteine im Feldbrand, d. h. in meilerartigen, zu
jedem Brand neu zu errichtenden Öfen, herstellten. Neben den Feldbrennereien gab es auch
Ziegeleien mit ortsfesten Kammeröfen, die rationeller arbeiteten und zudem bessere Steine
lieferten. Etwa ab 1870 wurden die kontinuierlich zu betreibenden Ringöfen eingeführt. Diese
Neuerung und die nahezu gleichzeitige Einführung der Ziegelstrangpressen ergab eine weitere
Produktions- und Qualitätssteigerung der Ziegeleien, die sich damit von teilweise nur im Nebenerwerb betriebenen Ziegelbrennereien zu eigenständigen Ziegelwerken entwickelten und bis
1900 die Feldbrennereien verdrängten.
Das Ziegelbrennen wurde oft von Saisonarbeitern betrieben, die als wandernde Ziegler besonders aus dem lippischen Raum kamen (BARTELT & SCHINKEL 1986). Viele dieser Ziegler
wurden später im Münsterland seßhaft. So sind auch die Vorfahren der Ziegeleibesitzer Hagemeister in Nottuln gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aus der Detmolder Gegend in das
Münsterland gekommen und haben zuerst Ziegeleien bei Coerde (Nr. 31: Tab. 4 u. Taf. 2; Abb.
6) und bei Lasbeck (Nr. 1O; Abb. 14) betrieben. Der zunächst in Coerde ansässige Zweig der
Familie erwarb nach Zwischenstationen von 1928 bis 1930 in Buldern (Nr. 21) und später in
Alstätte im Jahr 1940 eine Ziegelei in Nottuln. Diese Ziegelei (Nr. 17) nahm nach einer kriegsbedingten Pause 1946/47 die Produktion wieder auf und ist noch heute in Betrieb. Auch der letzte
43
Besitzer der Ziegelei an der Altenberger Straße in Nordwalde (Nr. 3b), August Hanning, war ein
lippischer Ziegler. Er stammte aus Pivitsheide bei Detmold und betrieb in den 20er Jahren bei
Borken eine gepachtete Ziegelei. 1930 kaufte er die Ziegelei in Nordwalde und erwarb später
noch die Ziegelei Hallenberg bei Lengerich. Während die Ziegelei in Nordwalde, die bis Ende
1964 in Betrieb war, heute noch weitgehend erhalten ist, mußte die Ziegelei bei Lengerich Mitte
der 60er Jahre dem Autobahnbau weichen.
Mit Hilfe von Archivunterlagen und historischen Karten, bzw. Karten der preu Bischen Landesaufnahme ist die Entwicklung der Ziegelindustrie im Umkreis von Münster ab 1840 genauer
nachzuzeichnen. Aus Akten des Landratsamtes des alten Kreises Münster geht hervor, daß 1844
im Kreis Münster insgesamt 29 Ziegeleien betrieben wurden (Tab. 2). Für das Amt Mauritz
werden für den gleichen Zeitraum 31 Ziegelbrennereien mit einer Jahresproduktion von ca. 1,2
Mio. Ziegeln genannt (Tab. 3). Bei diesen Angaben dürfte es sich sowohl um feste Ziegeleien als
auch um Feldbrennereien handeln. Nimmt man die Produktionszahlen der übrigen Ämter hinzu
(Wolbeck 56.000, Havixbeck 43.000, Roxel und Greven zusammen auf ca. 60.000 geschätzt), so
ergibt sich für den Kreis Münster für das Jahr 1844 eine Produktion von etwa 1,35 Mio. Ziegeln
bei insgesamt 38 Ziegelbrennereien.
Amt
Mauritz
Gemeinde
Eigentümer
Mauritz
1 Coppenrath
2 Stadtbäumer
3 Witte gt.
Polkötter
4Buermann
5 Helling
6 Lohmann
7 Kluck
8 Reismann
9 Schepers
lOBeckmann
11 Brüning
12 Haverkamp
13 Laumann
14 Kuhlmann
15 Mieling
16 Venschott
17 Herold
18 Greve
19 Hesselmann
20 Barinck
21 Braunstein
22 v. Buchholz
23 Woldering
24 Boes
25 Cordes
26 Schleithoff
27 Richter
28 Tihring
29 Hesselmann
Hiltrup
Amelsbüren
Lamberti
Überwasser
Wolbeck
Wolbeck
Alverskirchen
Havixbeck
Roxel
Havixbcck
Roxel
Nienberge
Greven
Greven
Tab.2: Verzeichnis der im Jahr 1844 im Kreis Münster vorhandenen Ziegeleien (Aufstellung
vom 5. Juni 1845; Stadtarchiv Münster, b).
In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, besonders mit der Einführung der Ringöfen,
blühte die Ziegelindustrie auf. Diese Entwicklung geht eindeutig aus den jährlichen Berichten zur
Lage der Industrie hervor, die die einzelnen Ämter des Landkreises Münster dem Landrat
erstatten mußten:
Amt Nottuln am 10. Nov. 1895: „Die Ziegeleibesitzer hatten vollauf zu thun. Die fertige Ware
wurde sofort abgesetzt".
44
Amt Wolbeck am 11. Nov. 1895: „Die Ziegeleien hatten flotten Betrieb und Absatz, so daß für
den Winter fast kein Bestand an Ziegeln mehr vorhanden ist".
Amt St. Mauritz am 8. Nov. 1899: „Die Aussichten der bereits vorhanden gewesenen fast nur
aus größeren Ziegeleien bestehenden Unternehmen sind recht günstig, durch eingetretene
Veränderungen bezw. Vergrößerungen ist die Productionsfähigkeit bedeutend erhöht".
Auch der zusammenfassende Bericht über die Lage der Ziegeleien, die der Landrat am 17.
Nov. 1900 dem Regierungspräsidenten in Münster erstattete, ergibt ein positives Bild: „Der
Betrieb in den Ziegeleien des Landkreises Münster war ein sehr reger. Sämmtliche Ziegeleien
hatten durchweg einen guten Absatz. Zu den bereits bestehenden Ziegeleien sind drei neue
hinzugetreten und zwar:
1. Die Ringofenziegelei des Dr. Schmitz in Hiltrup welche ca. 30 Arbeiter beschäftigt und
2. Die Ziegelei von Jean Müllermeister in Nienberge Dorf 24, welche im Sommer ca. 30 und im
Winter ca. 10 Arbeiter beschäftigt und im Jahr ca. 2.000.000 Ziegelsteine fertig stellt.
3. Die Ringofenziegelei von J. de Vries aus Leer in Ostfriesland in der Gemeinde Greven r. d.
E. mit ungefähr 15 Arbeitern" (Stadtarchiv Münster, a).
Nr.
1
Gemeinde
St. Mauritz
2
3
4
5
6
7
Überwasser
Lamberti
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
Hiltrup
"
Amelsbüren
Name oder Eigentümer
Ziegelsteine/Jahr
70.000
15.000
10.000
45.000
50.000
100.000
100.000
Oekonom Coppenrath
B äwner (Stadtbaum)
Pottkötter
Buchholz
Holschulte
Barring
Schefers auf Feldhaus
Kolon Hesselmann
Stadt. Maurermeister Greve
Gutsbesitzer Hwnann
Kötter Helling
Kolon Buermann
Pächter Lohmann
Kolon Reismann
Kötter Wegmann
Kolon Venschott
Oekonom Herold
Kolon Große Beckmann
Kolon Kuhlmann
Kolon Ladberg
Kötter Wiedau
Kötter Haverkamp
Kolon Hamsen
Schulze Wilbrenning
Kolon Lawnann
Schulze Bruning
Kolon Nottebrock
Kolon Börger
Schulze Mieling
Kolon Brinckmann und
Pächter Mieling zusammen
Summa
50.000
80.000
50.000
30.000
30.000
50.000
15.000
36.000
45.000
36.000
30.000
40.000
15.000
40.000
28.000
20.000
40.000
50.000
28.000
11.000
42.000
40.000
1.196.000
Tab.3: Verzeichnis der im Jahr 1844 im Amt St. Mauritz I Kreis Münster vorhandenen
Ziegelbrennereien (Aufstellung vom 26. Juli 1845; Stadtarchiv Münster, b).
45
Mit der im zentralen Münsterland etwa ab 1840 einsetzenden kontinuierlichen Landesaufnahme ergibt sich die Möglichkeit einer nahezu lückenlosen Dokumentation der zeitlichen Entwicklung der Ziegelindustrie in den letzten 150 Jahren. Aufgrund des zeitlichen Abstands der Kartenaufnahmen wurden die Ziegeleien allerdings oft erst einige Jahre nach ihrer Gründung kartographisch erfaßt, und auch die Stillegungen wurden mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung
registriert. Die aus den Kartenunterlagen abgeleiteten und in Tab. 4 angegebenen Betriebszeiten
sind deshalb nur als ungefähre Altersangaben zu verstehen, die allerdings in den meisten Fällen
Abb.6: Ehemalige Ziegelei Hagemeister in Münster-Coerde (Nr. 31) mit Belegschaft und
Erzeugnissen (Dränrohre) in den 20er Jahren.
den wahren Daten sehr nahe kommen dürften. Eine deutliche Abweichung zeigt sich nur bei der
Ziegelei Schmitz (Nr. 58a), deren Betriebszeit aus den topographischen Karten nur indirekt für
die 30er Jahre zu erschließen ist, während ihre Gründung bereits 1900 erwähnt wird (vgl. S. 45).
Auch die um 1875 eingestufte Ziegelei Richter (Nr. 38) bei Roxel dürfte bereits 1844 bestanden
haben, falls die aus den topographischen Karten ermittelte Ziegelei und die in den Archivunterlagen genannte (vgl. Tab. 2) von der Lage her identisch sind.
Für den Zeitraum von 1840 bis heute lassen sich mit Hilfe des Kartenmaterials in der Umgebung von Münster über 100 Ziegeleien bzw. Ziegelbrennereien lokalisieren (vgl. Tat. 2). Dabei
handelt es sich einerseits um kurzlebige Feldbrandstellen, an denen nur einmal oder über wenige
Jahre produziert wurde, andererseits aber auch um feste Ziegeleien, die teilweise über etliche
Jahrzehnte bestanden (vgl. Tab. 4). Gemessen an den zahlreichen Hinweisen auf weitere Lehmabbaustellen dürfte die tatsächliche Zahl der ehemaligen Ziegelbrennereien viel höher gelegen
haben. Sie wurden aber wegen der oft nur kurzen Betriebsdauer nicht alle kartographisch erfaßt.
Für den Zeitraum von 1840 bis 1860 lassen sich aus den Kartenunterlagen im Raum Münster 25
Ziegeleien nachweisen, was mit den Archivangaben relativ gut übereinstimmt. Nach der aus 16
Blättern bestehenden „Special-Karte von der Umgegend von Münster, 1 :20.000" von 1869/70
ergeben sich 29 Ziegeleien. Die Topographische Karte des Kreises Münster von 1876 verzeichnet 25 Ziegeleien. Für den Zeitabschnitt von 1860 bis 1880 lassen sich insgesamt 38 Ziegeleien
feststellen (vgl. Abb. 7). Ihre Zahl nimmt bis über 1900 hinaus ständig zu, was auf einen
46
wirtschaftlichen Aufschwung und einen steigenden Bedarf an Baumaterial hinweist. Ab 1920 ist
ein deutlicher Rückgang in der Anzahl der Ziegeleien zu verzeichnen. Dafür sind sicherlich
Konjunkturflauten und Wirtschaftskrisen verantwortlich zu machen, die zur Aufgabe von Betrieben führten. Weitere Ursachen sind in der Verdrängung kleinerer Ziegeleien durch größere,
rationeller arbeitende Betriebe und in dem Aufkommen der Kalksandsteinindustrie zu suchen,
deren erstes Werk 1928 etwa 10 km nordöstlich von Münster im Dünengebiet der Bockhalter
Berge gegründet wurde.
Gegen Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre mußten viele Ziegeleien aus kriegswirtschaftlichen Gründen (Einsparung von Energie und Rohstoffen bzw. Verbot privater Bautätigkeit) den
Betrieb einstellen. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erlebte die Ziegelindustrie eine zweite
Blütezeit. Bedingt durch die rege Bautätigkeit infolge des Wiederaufbaus der zerstörten Städte
wurden zahlreiche Ziegeleien wieder in Betrieb genommen. Aber bereits in den 60er Jahren ist
ein erneuter Rückgang in der Zahl der Ziegeleien zu verzeichnen, der auf die starke Konkurrenz
innerhalb der Ziegelindustrie zurückzuführen ist. Heute bestehen nur noch wenige moderne
Ziegelwerke mit hoher Produktivität, die sich meistens auf bestimmte Ziegelarten spezialisiert
haben.
c:
Q)
70
-
60
-
50
-
40
-
30
-
20
-
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0
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10
1
1840
1860
1880
1900
1920
1940
1960
1980
Zeitabschnitte
Abb.7: Zeitliche Verteilung der Ziegeleien in der Umgebung von Münster (vgl. Tab. 4).
Hinweise auf die alten Ziegeleien geben heute noch die zahlreichen Abbaustellen, die man
vielerorts im Gelände an geradlinigen Geländestufen bzw. Abbaukanten, an unnatürlichen Vertiefungen und vernäßten Senken erkennt oder auch in Form von Teichen und Seen vorfindet. Alte
Abbaustufen im Geschiebemergel sind noch an der linken Talflanke der Aa östlich von Roxel zu
sehen (Nr. 36, 37 u. 39; Abb . 8; vgl. OTTO 1981: 31 ). Weitere Gewinnungsstellen von Geschiebemergel, die heute als Teiche vorliegen, gibt es 1 km südöstlich von Westbevern (Abgrabung
für bäuerliche Feldbrandverziegelung; STAUDE1984: 52) und an zwei Stellen am nordwestlichen
Stadtrand von Münster (ca. 250 bzw. 500 m westlich des Wohngebietes Brüningheide; STAUDE
1986: 86). Eine weitere, heute als „Gertrudensee" bekannte Abbaustelle von Tonmergelsteinen
47
liegt ca. 13 km nordnordöstlich von Münster in der Bauernschaft Bockholt. Sie wurde um 1900
zunächst zur Gewinnung von Dichtungsmaterial für den gerade fertiggestellten Dortmund-EmsKanal angelegt und erst ab 1906 zur Ziegelherstellung weiterverwendet (STAUDE1984: 50-52,
Abb. 9). Auch Straßen- und Flurbezeichnungen weisen auf ehemalige Ziegelbrennereien hin. So
gibt es im Nordosten der Stadt Münster zwischen Coerde und Sudmühle die Bezeichnungen „An
der alten Ziegelei", „Lehmheide" und „Ziegelhof", im Ostteil der Stadt die Straßennamen „Teigelkamp" und „Teigelesch". Auch die Namen „Kleiheide" im Norden der Stadt bei Sprakel, „Kleibusch" im südwestlichen Teil bei Mecklenbeck und „Kleikamp" bzw. „Kleibach" im südlichen Teil
von Münster deuten auf Bereiche mit tonigem Untergrund hin, die sicherlich für die Ziegelindustrie Bedeutung hatten . Bauliche Reste von Ziegeleien, bzw. von Ziegelöfen sind nur noch sehr
selten erhalten. Sie befinden sich meistens in einem sehr schlechten Zustand, da die betreffenden Ziegeleien schon vor Jahrzehnten stillgelegt wurden. Obwohl diese Bauwerke heute wertvolle technische Kulturdenkmäler darstellen, stecken die Bemühungen zu ihrem Erhalt noch in den
Anfängen. In Laer bei Burgsteinfurt ist der Rest eines holländischen Einkammerziegelofens
erhalten (Nr. 1; KETTELER 1987: 34-35 u. 152-153). In Nordwalde besteht noch eine komplette
Ziegelei mit einem ovalen 24-kammerigen Ringofen, einer Maschinenhalle und den Trocknungslagern (Nr. 3b; Abb. 10, 12 u. 13; KETTELER 1987: 54-55 u. 151-152). Diese Ziegelei wurde erst
1964 stillgelegt. In Lasbeck bei Havixbeck ist noch ein kleiner, halboval-rechteckiger, stark verfallener Ringofen (sog. Loeff'scher Ziegelofen) mit Schornstein vorhanden (Nr. 1O; Abb. 14 u. 15).
Von der Ziegelei in der Bauernschaft Bockholt (Nr. 72) existiert nur noch ein stark veränderter
Schuppen. Zwischen der ehemaligen Ziegelei und den Gertrudenseen ist im Gelände noch die
ca. 2 km lange Trasse einer Feldbahn zu erkennen, mit der das Rohmaterial von der Abbaustelle
bis zu der am Dortmund-Ems-Kanal gelegenen Ziegelei befördert wurde (Abb. 16). In der Bauernschaft Werse, zwischen Münster und Handorf, stehen noch Gebäude (Trocknungsschuppen und
Maschinenhalle) einer Ziegelei (Nr. 83; Abb. 11 ), die 1960 den Betrieb einstellte.
3.2. Ziegeleien und Rohstoffe
Betrachtet man die Lage der ehemaligen Ziegeleien des zentralen Münsterlandes, erkennt man
eine Häufung im Umkreis der Stadt Münster mit besonderen Schwerpunkten im Westen und
Süden und im Nordosten der Stadt (Tat. 2). Diese Konzentration spiegelt die Nähe zum wichtigsten Absatzmarkt, aber auch eine bestimmte Rohstoffsituation wider. Bei den genannten Bereichen handelt es sich im wesentlichen um Flächen mit Geschiebemergel. Nur die an der Münsterschen Aa aufgereihten, sehr stadtnah gelegenen Ziegeleien (Nr. 42-46) haben vorwiegend
Auelehm und Lößlehm (Typ 2 bzw. 3) abgebaut. Hier mögen neben der ausreichenden Rohstoffqualität besonders die Faktoren Verbrauchernähe und Anmachwasserdargebot ausschlaggebend
gewesen sein. Weitere Schwerpunkte sind nördlich von Altenberge und südöstlich von Nottuln zu
erkennen, die wiederum in Gebieten mit Geschiebemergel liegen. Schlüsselt man die einzelnen
Ziegeleien nach dem vorherrschenden Lagerstättentyp auf, so zeigt sich die absolute Vormacht
des Typs 4 (Abb. 17).
Aus einem Vergleich der Lage der Ziegeleien und ihren Betriebsperioden bzw. Gründungszeiten ergibt sich, daß bereits in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Ziegelbrennereien über das
gesamte zentrale Münsterland verbreitet waren. Eine gewisse Häufung zeigt sich westlich und
besonders südlich der Stadt Münster. Auch die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts
gegründeten Ziegeleien liegen überwiegend im Westen und Süden von Münster. Das bedeutet,
daß bereits die frühen Ziegeleien hauptsächlich auf Lagerstätten des Typs 4 begründet waren.
Der Geschiebemergel bzw. der Geschiebelehm scheint demnach von allen Ziegelrohstoffen des
zentralen Münsterlandes die größte Bedeutung gehabt zu haben, wenn auch bei einigen Vorkommen die verwitterten Schichten der unterlagernden Tonmergelsteine der Kreide mitverarbeitet
wurden. Erst um 1900 entstanden auch in den übrigen Gebieten weitere Ziegeleien. Eine besondere Konzentration ist in den Geschiebemergelgebieten südöstlich von Nottuln und nördlich von
Altenberge zu erkennen. Im Bereich östlich von Münster sind die Ziegeleien nahezu gleichmäßig
über den Raum verteilt. Sie wurden wohl überwiegend nach dem lokalen Bedarf angelegt, wobei
das Argument der Rohstoffqualität von zweitrangiger Bedeutung gewesen sein dürfte. Sofern
vorhanden, haben auch diese Ziegeleien Geschiebelehm verarbeitet, andererseits aber auch
Rohstoffe wie Auelehm, Wiesentonmergel, Löß und Tonmergelstein, die wegen eines zu geringen
Tonanteils oder eines zu hohen Kalkgehalts weniger gut geeignet sind. Bei allen Rohstofftypen
hat man deshalb nach Möglichkeit die kalkfreie bzw. kalkarme Ausbildung abgebaut (Geschiebelehm, Lößlehm, Verwitterungsbereich der Tonmergel), um die durch zu hohe Kalkgehalte hervorgerufenen Qualitätsbeeinträchtigungen der Ziegelsteine (Abplatzungen, Frostempfindlichkeit) zu
48
Abb.8: Abbaukante der Tongrube der ehemaligen Ziegelei Voss zwischen Roxel und
Gievenbeck (Nr. 39) im Westen der Stadt Münster.
Abb.9: Gertrudensee in der Bauerschaft Bockholt nordöstlich von Münster - alte Rohmaterialgewinnungsstelle der ehemaligen Ziegelei Keller (Nr. 72).
49
Abb.10: Trocknungslager („Trockenschuppen") der Ziegelei Hanning bei Nordwalde (Nr. 3b).
Abb .11: Trocknungslager der alten Ziegelei Kemper in der Bauernschaft Werse östlich von
Münster (Nr. 83).
50
Abb.12: Ringofen der 1964 stillgelegten Ziegelei Hanning bei Nordwalde (Nr.3b) - Ansicht von
Südwesten.
Abb.13: Außenwand des Ringofens (Nordseite) der Ziegelei Hanning mit Eingang zu einer
Brennkammer.
51
vermeiden. Das bedeutete aber auch, daß die Rohmaterialvorkommen wegen der geringen
Entkalkungstiefe von 1 bis 2 m relativ schnell erschöpft waren. Erst in jüngerer Zeit ist man in der
Lage, auch kalkreichere Ziegeltone durch eine besondere Brenn- und Verfahrenstechnik ohne
Qualitätseinbußen zu verarbeiten. Darüber hinaus setzt man diese Rohstoffe für bestimmte
Qualitäten, wie z.B. Hintermauersteine, auch bewußt ein (vgl. S 38).
3.3. Die Entwicklung der Rohstoffsituation
Eine erste zusammenfassende Darstellung der Ziegelrohstoffe des Münsterlandes gibt WEGNER (1927). Er nennt als wichtigsten Rohstoff den Geschiebemergel, der allerdings oft unter
Mitverwendung des unterlagernden kreideze itlichen Mergels verarbeitet wurde. Die Abbaustellen
verteilen sich über das gesamte Münsterland, u. a. werden die Orte Rinkerode, Hiltrup, Münster,
Sudmühle, Nienberge , Altenberge und Nordwalde aufgeführt. Als weitere Rohstoffe werden Löß
und andere schluffige Ablagerungen des Quartärs und im nordwestlichen und westlichen Münsterland besonders die Tonsteine bzw. Tone der Unterkreide und des Tertiärs erwähnt. Erste
Ansätze zu einer regionalen Erfassung und Beschreibung der Ziegelrohstoffe finden sich in den
Erläuterungen zu den in den 30er Jahren erschienenen Geologischen Karten 1 :25.000 des
westlichen und südlichen Münsterlandes. In neuerer Zeit hat ARNOLD (1960) für das zentrale
Münsterland auf die Verwendung von Grundmoräne, Löß, Auelehm und Tonmergel für die Ziegelherstellung hingewiesen. Er erwähnt besonders , daß der Tonmergel, teilweise nach Magerung
mit Sanden, trotz seines hohen Kalkgehalts in zunehmendem Maße verarbeitet wird. Erst mit der
1973 erschienenen Lagerstättenkarte „Steine und Erden" (s. Planungskarten) werden die Roh stoffe landesplanerisch erfaßt und der Geschiebemergel , der südlich und nordwestlich von
Münster größere Flächen einnimmt, und der im gesamten Münsterland verbreitete Mergelstein
der Oberkreide als Ziegelrohstoffe ausgewiesen. Zugleich ist südlich von Buldern eine Mergelabbaustelle verzeichnet , die der heutigen Ziegelei Schnermann (Nr. 21) entspricht.
In einer lagerstättenkundlichen Beschreibung der nicht verfestigten Gesteine („Lockergesteine") Nordrhein-Westfalens befaßte sich DOLEZALEK (1978) auch mit Löß, Auelehm und Geschiebemergel. Obwohl diese Ablagerungen , zum Teil unter Mischung mit anderem Material, zur
Herstellung grobkeramischer Erzeugnisse geeignet sind, ist zu dieser Zeit bereits ein Rückgang
in der Verwendung der quartären Ziegelrohstoffe zu erkennen. Es werden verschiedene Rohmaterialgewinnungsstellen angeführt, u. a. ein 4 km östlich von Nottuln gelegener Abbau von ca. 2,5
m mächtigem Löß und ein bis zu 7 m tiefer Tonmergelabbau nordwestlich von Amelsbüren. In der
Übersichtskarte des Gebietsentwicklungsplans „Westmünsterland" (1980) ist nur noch das Lößvorkommen bei Nottuln und der Tonmergelsteinabbau bei Buldern eingetragen. Die übrigen
Flächen mit Ton- und Lehmvorkommen werden nicht mehr besonders ausgewiesen. Auch auf
dem als Entwurf erschienenen Landesentwicklungsplan V (1982) sind für den Regierungsbezirk
Münster im wesentlichen nur noch kleinere Rohmaterialgewinnungsflächen in der Nähe der drei
heute noch bestehenden Ziegeleien ausgewiesen. Auf eine großflächige Sicherstellung weiterer
Vorkommen von Ziegelrohstoffen wird verzichtet. Im einzelnen verzeichnet sind das (Löß-)
Lehmvorkommen östlich von Nottuln (zu Ziegelei Hagemeister, Nr. 17), das Lehm- und Tonmergelsteinvorkommen bei Buldern (Ziegelei Schnermann, Nr. 21) und das Geschiebelehm - und
Tonmergelsteinvorkommen bei Amelsbüren (zu Ziegelei Janinhoff, Nr. 59) . Ein weiteres Tonmergelsteinvorkommen ist südlich von Amelsbüren an der Straße nach Davensberg ausgewiesen.
Auf der Lagerstättenkarte des Gebietsentwicklungsplans „Zentrales Münsterland" (1986) ist es
nicht mehr verzeichnet. Sie zeigt nur noch das Tonmergelsteinvorkommen nordwestlich von
Amelsbüren, in dem heute aus Qualitätsgründen nicht mehr abgebaut wird. Eine großflächige
Sicherung von Ziegelrohstoffen für den zukünftigen Bedarf ist in den Gebietsentwicklungsplänen
nicht enthalten. Die Gewinnung von Rohstoffen soll vielmehr vorrangig - unter Berücksichtigung
der in den Plänen dargestellten Nutzungen und der örtlichen Gegebenheiten - an den in den
Übersichtskarten „Lagerstätten und Abbaubereiche " gekennzeichneten Stellen erfolgen. Allerdings ist der Abbau von Rohstoffen auch außerhalb der ausgewiesenen Bereiche noch möglich.
Aufgrund der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Anforderungen an die Ziegelprodukte
hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften , der Farbe und der Gleichmäßigkeit hat sich die
Rohstoffsituation völlig verändert. Der bereits in den 70er Jahren zu erkennende Rückgang in der
Verwendung quartärer Lehme hat sich bis heute fortgesetzt und mittlerweile auch die Tonmergelsteine der Oberkreide erfaßt. Die modernen Ziegelwerke verwenden nur noch Mischungen
hochwertiger Tone , die einen gleichmäßigen Rohstoff ergeben. Diese Rohmassen lassen sich
?Ufbereitungs- und brenntechnisch problemloser verarbeiten und zugleich über geringfügige
Anderungen der Mischung besser an besondere Kundenwünsche anpassen. So beziehen z.B.
52
Abb.14: Ringofen (Loeff'scher Ziegelofen) und Schornstein der alten Ziegelei in Lasbeck
südwestlich von Havixbeck (Nr. 10) - im Hintergrund Abbaustufen im Löß.
Abb.15: Detailaufnahme des Ringofens der alten Ziegelei in Lasbeck mit Eingängen zu den
Brennkammern.
53
Abb.16: Gebäude , Feldbahn und Tongruben (heutige Gertrudenseen) der ehemaligen Ziegelei
Keller (Nr. 72) in der Bauerschaft Bockholt nordöstlich von Münster (Ausschnitt der
TK 25 Blatt 3912 Westbevern , Ausgabe 1927).
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5
6
7
Lagerstättentyp
Abb .17: Aufteilung der Ziegeleien in der Umgebung von Münster nach Lagerstättentypen
(vgl. Abb . 3 u. Tab. 4).
54
die vorwiegend Verblend- bzw. Fassadenklinker herstellenden Ziegeleien in Nottuln und Hiltrup
den größten Teil ihrer Rohstoffe aus dem Raum Ibbenbüren (rote Tonschiefer des Karbons), von
Jöllenbeck bei Bielefeld (schwarzgraue Tone aus dem Unteren Jura), aus dem Raum Frechen
(„Braunkohlenton") und aus der Eifel und dem Westerwald (Tone und vulkanische Tuffe des
Tertiärs). Die lokalen Rohstoffe werden nur noch in geringem Umfang zugesetzt und nicht mehr,
wie noch in den 50er Jahren, als einziges Material verwendet. Die Gründe liegen allerdings nicht
nur in den erhöhten Ansprüchen an die Qualität der Ziegelprodukte, die mit dem lokalen Rohmaterial nur schwer zu erfüllen sind, sondern auch in der nicht ausreichenden Quantität der lokalen
Rohstoffe. Aufgrund ihrer geringen Mächtigkeit sind die örtlichen Lagerstätten sehr schnell
erschöpft oder erfordern riesige Abbauflächen, die nicht erwünscht, bzw. gegen die Ansprüche
des Umwelt- und Landschaftsschutzes nicht mehr durchzusetzen sind. Nur bei der Herstellung
von Hintermauersteinen werden noch lokale Rohstoffe in größerem Umfang verwendet, wie z.B.
das Tonmergelsteinvorkommen bei Buldern (Nr. 21 ).
4. Ausblick
Im zentralen Teil des Münsterlandes bzw. im Rahmen des hier betrachteten Raumes besteht
heute noch eine leistungsstarke Ziegelindustrie. Die drei verbliebenen Ziegelwerke (Nr. 17, 21 u.
59) von ehemals über hundert haben eine Jahresproduktion von ca. 120 Mio. Ziegeln, die etwa
das Dreifache dessen betragen dürfte, was zur Hoch-Zeit der Ziegeleien um 1900 in diesem
Raum produziert wurde. Damals stellten kleinere Betriebe um 200.000, größere Ziegeleien etwa
1 Mio. Ziegelsteine pro Jahr her (BÜCHNER, HOFFMANN & JORDAN 1986). Für das betrachtete
Gebiet ist danach für die Jahrhundertwende eine Jahresproduktion von überschlägig 30-40 Mio.
Ziegeln anzunehmen.
Obwohl die heutigen Ziegelwerke ihre Rohstoffe vorwiegend aus anderen Bereichen „importieren", sind im Münsterland nach wie vor große Vorräte an Ziegelrohstoffen vorhanden. Diese
Vorkommen können bei einer Verknappung der hochwertigen Rohstoffe und einer Rücknahme
übertriebener Qualitätsansprüche zukünftig wieder eine Bedeutung erlangen. Das trifft besonders für Gebiete mit einer Abfolge von Löß, Geschiebelehm und Tonmergelstein zu (vgl. S. 41 ).
· Dieser Lagerstättentyp gibt in der Mischung eine bessere Rohstoffqualität, zudem weist er
größere Abbaumächtigkeiten auf. Wenn auch die Versorgung der Ziegeleien mit Rohstoffen über
die nächsten Jahre sichergestellt ist, müssen diese Gebiete bei der Landes- und Regionalplanung stärker berücksichtigt werden. Eine vorausschauende Exploration und Sicherung der lokalen Ziegelrohstoffe sind die Voraussetzungen zur Erfüllung zukünftiger Ansprüche und erhalten
zugleich eine alte Tradition des Münsterlandes.
Ich danke Herrn Norbert Hagemeister in Nottuln und Herrn Egon Janinhoff in Münster für Erläuterungen
zur Praxis der Ziegelherstellung und für zahlreiche Hinweise zur Geschichte der Ziegeleien im Münsterland.
5. Literatur
ARNOLD, H. (1960): A. Geologische Karte.- In: Erl. Übersichtskt. Nordrh.-Westf. 1:100.000, Blatt C 4310
Münster: 9-126, 6 Abb., 4 Tat.; Krefeld.
BARTELT, F. & SCHINKEL, E. (1986): Gut Brand! Leben und Arbeit der Lipper Ziegler um 1900. - Westf.
Industriemus. Schriften, 3: 1-191, zahlr. Abb.; Hagen (v. d. Linnepe).
SENDER, W. (1978): Die Planung von Ziegelwerken. - 130 S., 11 Abb.; Wiesbaden (Bauverlag).
SENDER, W. & HÄNDLE, F. (1982): Handbuch für die Ziegelindustrie. Verfahren und Betriebspraxis in
der Grobkeramik. - 832 S., zahlr. Abb.; Wiesbaden (Bauverlag).
BÜCHNER, M., HOFFMAN, K. & JORDAN, R. (1986): Die Tongruben der Ziegeleien im Unter-Pliensbachium
(Lias gamma) der weiteren Umgebung von Bielefeld, ihre Geologie und Betriebsgeschichte - Ein Beitrag
für künftige Rohstoff-Erschließungen. - Veröff. Naturkunde-Mus. Bielefeld, 1: 57 S., 35 Abb., 5 Tab., 5
Tat.; Bielefeld.
55
DOLEZALEK , B. (1978): Nutzbare Lockergesteine in Nordrhein-Westfalen. - 96 S., 11 Abb., 1 Tab., 1
Tat.; Krefeld (Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen).
EIYNCK, A. (1984): Haus und Hof im Westmünsterland - Bauen, Wohnen und Wirtschaften in vorindustrieller
Zeit. - In: Ländliches Bauen im Westmünsterlarid. - Beitr. Heimatver. Vreden z. Landes- u. Volkskde.,
27: 15-220 , 234 Abb.; Vreden.
KETTELER, H. (1987): Technische Denkmäler im Kreis Steinfurt - Zeugen der Technikgeschichte. - 465
S., zahlr. Abb.; Steinfurt (Kreis Steinfurt).
MEYHÖFER, D. (1986) : Hamburgs Backstein - Zur Geschichte des Ziegelbaus in der Hansestadt. - 144
S., zahlr. Abb.; Hamburg (Sautter & Lackmann) .
OTTO, R. ·(1981 ): Stratigraphisch-lithologische und ingenieurgeologische Untersuchungen der quartären
Schichtenfolge zwischen Münster und Münster-Roxel. - Dipl. -Arb. Univ. Münster, Tl. 1: 38 S., 8 Abb., 4
Anl.; Münster (Unveröff.) .
Stadtarchiv Münster - Landratsamt Münster XXII Industrie. a) Fabriken, Industrie Val. III , Nr. 962 (Bd. 4) Fabriken , Industrie Val. IV, Nr. 962 (Bd. 5)
b) Ziegeleien und Kalköfen 1845-1856, Nr. 964.
STAUDE, H. (1984): Erläuterungen zu Blatt 3912 Westbevern. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1 :25.000, Erl.,
3912 Westbevern: 91 S., 6 Abb., 7 Tab., 2 Tat; Krefeld.
- (1986): Erläuterungen zu Blatt 3911 Greven. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25.000, Erl., 3911 Greven :
137 S., 15 Abb., 8 Tab., 2 Tat.; Krefeld.
STEIN, V. (1982): Die Rohstoffe der Ziegelindustrie. - In : BENDER, W. & HÄNDLE, F. : Handbuch der
Ziegelindustrie: 73-94, 10 Abb. , 1 Tab.; Wiesbaden (Bauverlag).
WEGNER, Th. (1927): Geologie der Münsterschen Ebene. - Westfalen land, Bd . IV Westfälischen Heimatkunde: 1-44, 21 Abb ., Tat. 1-3; Paderborn (Schöningh).
Beiträge zur
Karten
A. Geologische Karten
Geologische Karte 1 :500.000 mit Erl. - Deutscher Planungsatlas Bd. 1: Nordrhein-Westfalen, Lief. 8;
Hannover (Schroedel) 1976.
Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen 1:100.000
Blatt C 3910 Rheine mit Erl.; Krefeld 1987.
Blatt C 4310 Münster mit Erl.; Krefeld 1960.
Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen 1 :25.000
Blatt 3911 Greven mit Erl.; Krefeld 1986.
Blatt 3912 Westbevern mit Erl.; Krefeld 1984.
B. Topographische Karten
Topographische Carte der Provinz Westfalen und der Rheinprovinz 1 :80 .000 (aufgenommen 1836-1850)
Blatt 13 Coesfeld
Blatt 14 Münster
Blatt 15 Warendorf
/
Topographische Karte der Kreise des Regierungs-Bezirks Münster 1 :80.000
Kreis Coesfeld 1876
Kreis Münster 1876
Kreis Warendorf 1843
56
Preu Bische Kartenaufnahme Provinz Westfalen 1 :25.000
Uraufnahme (1836-1842)
Neuaufnahme (1891-1912)
Fortführungen bzw. Topographische Karte 1 :25 .000
Blatt 391 O Altenberge
3911 Greven
3912 Westbevern
401 O Nottuln
4011 Münster
4012 Telgte
4013 Warendorf
411 O Senden
4111 Ottmarsbocholt
4112 Sendenhorst
4113 Enniger
Special-Karte von der Umgegend von Münster 1 :20.000 in 16 Sectionen (1869-1870)
C. Planungskarten
Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.) (1973): Lagerstätten 1 - Steine und Erden. Deutscher Planungsatlas Bd. 1: Nordrhein-Westfalen , Lief. 5: 1 Kt. 1:500.000 mit Erl.; Hannover (Jänecke).
Minister für Landes- und Stadtentwicklung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (1982): Landesentwicklungsplan V - Gebiete für den Abbau von Lagerstätten, Regierungsbezirk Münster: 2Kt. 1 :200.000
mit Erl. (Entwurf); Düsseldorf.
Gebietsentwicklungsplan Regierungsbezirk Münster:
Teilabschnitt Westmünsterland (1980)
Tei labschnitt Zentrales Münsterland (1986).
57
Tab.4: Bezeichnung, ungefähre Betriebszeiten und Lagerstättentypen der ehemaligen und
heutigen Ziegeleien in der Umgebung von Münster (vgl.. Taf. 2).
58
Nr.
1
2
3
3a
3b
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
58a
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
103a
104
105
Top. Karte 1 :25 000
3910 Altenberge
4010 Nottuln
4110 Senden
3911 Greven
4011 Münster
4111 Ottmarsbocholt
3912 Westbevern
4012 Telgte
4112 Sendenhorst
4013 Warendorf
4113 Enniger
Koordinaten
R92740 H71270
R97730 H72660
R99200 H72220
R94540 H72660
R95680 H72600
R98800 H71770
R99070 H71300
R94320 H66760
R93660 H66250
R02630 H62080
R98980 H61500
R95430 H59820
R92040 H54520
R92920 H54740
R93440 H55700
R93720 H55760
R94170 H55340
R95260 H54580
R95460 H54200
R95880 H54170
R96320 H53850
R00140 H52700
R93100 H47150
R94270 H47200
R96810 H47000
R01340 H48370
R00960 H46750
R03960 H65920
R04200 H65040
R08340 H63600
R03400 H63750
R00300 H64200
R07560 H63400
R03120 H62900
R02060 H62500
R98550 H61770
R01760 H61450
R01120 H59390
R01170 H59100
R00890 H58780
R01620 H59040
R02120 H59000
R02880 H58900
R04680 H58550
R04300 H58300
R03900 H57680
R03760 H57400
R03440 H57220
R03500 H56800
R03590 H55560
R01740 H55140
R02040 H55100
R00990 H54800
R01700 H54480
R01070 H54240
R99070 H53280
R03470 H54560
R04400 H54820
R03300 H53650
R05150 H54000
R07600 H54900
R04070 H53120
R05170 H53000
R97620 H51870
R00830 H52260
R02750 H51850
R04660 H51440
R04920 H52250
R05680 H52400
R06600 H51220
R06180 H50640
R04500 H49560
R05900 H48920
R07500 H46300
R10260 H69750
R14340 H69710
R14840 H67780
R08820 H63730
R10070 H63600
R08500 H63330
R08550 H62920
R09880 H63060
R10020 H62720
R13920 H62770
R13820 H62260
R10480 H60850
R08810 H58840
R16970 H61000
R16920 H57920
R13960 H55200
R13760 H54800
R 13480 H54900
R14200 H54140
R18180 H52310
R12020 H51780
R10500 H51170
R 12580 H49500
R 12550 H49340
R13420 H47900
R11100 H47550
R17230 H46180 ·
R 15720 H45120
R24600 H58720
R23450 H57260
R21200 H54850
R25210 H53560
R33800 H56000
R23200 H48650
R23400 H47120
Name und/oder Lage
Piening/Heßling, nördlich Laer
nordwestlich von Altenberge
nordwestlich von Altenberge
am Bahnhof Nordwalde
Bücker/Hanning, südlich Nordwalde
nordwestlich von Altenberge
nordwestlich von Altenberge
südlich von Holthausen
südlich von Holthausen
Bauernschaft Schonebeck
östlich von Havixbeck
Hagemeister/Örding, Lasbeck
südwestlich von Nottuln
südlich von Nottuln
Nottuln
Nottuln
Nottuln
südöstlich von Nottuln
Hagemeister, Nottuln
südöstlich von Nottuln
südöstlich von Nottuln
östlich von Appelhülsen
Schnermann, Buldern
südlich von Buldern
nördlich von Hiddingsel
Senden
südwestlich von Senden
nördlich von Kinderhaus
nördlich von Kinderhaus
östlich von Coerde
Kinderhaus
Rosery, Nienberge
Deitmar/Hagemeister, Coerde
Rosery (Uppenberg), Kinderhaus
nördlich von Gievenbeck
Thiering, Schonebeck
Gievenbeck
Gievenbeck
Gievenbeck
Richter, westlich Gievenbeck
Scheithoff/Voss, Gievenbeck
Gievenbeck
Kiesekamp/Sentrup, Gi evenbeck
Hassenkamp, Aaseestadt
Schultz/Hellenkamp, Aaseestadt
Gering/Steinburg, Aaseestadt
Büscher-Toddenroth, Aaseestadt
Aaseestadt
Gehring, Aaseestadt
Hesselmann, Geist
Roter!, Mecklenbeck
Weglau, Mecklenbeck
Autobahnkreuz Münster-Süd
Herold, Autobahnkreuz Münster-Süd
Kappenberg, Autobahnkreuz Süd
Bauernschaft Niederort
Kappenberger Damm
Padmöller, Vennheide
Kappenberger Damm
Kentrup/Averhoff/Menke, Hiltrup
Schmitz ("-Kühlken"), Loddenheide
Janinhoff, Hiltrup
Greve Bermann, Hiltrup
Bauernschaft Niederort
Bauernschaft Wilbrenning
westlich von Amelsbüren
nördlich von Amelsbüren
Heeremann, westlich von Hiltrup
Greve, Hiltrup
Winkelmann, südlich von Hiltrup
südlich von Hiltrup
Brüning/Sudhof, Davert
Nottebrack, Davert
Davert (bei Haus Borg)
Keller, Bauernschaft Bockholt
Völker!, Brueskenheide
Vadrup
Sudmühle
Sudmühle
Diehl, östlich von Coerde
Waltermann/Gödicke, Mariendorf
Stadtbäumer, Sudmühle
Sudmühle
Verth, Bauernschaft Verth
Pröbsting, Bauernschaft Verth
Kemper, Bauernschaft Werse
St. Mauritz , an der Werse
Telgte
Bauernschaft Berdel
östlich von Wolbeck
östlich von Wolbeck
Wolbeck
östlich von Wolbeck
südlich von Alverskirchen
Bauernschaft Berl
Hohe Ward
Albersloh
Albersloh
südlich von Albersloh
nordöstlich von Ri nkerode
westlich von Sendenhorst
westlich von Sendenhorst
südlich von Müssingen
nordöstlich von Everswinkel
Everswinkel
südöstlich von Everswinkel
Schulze/Walgern, Freckenhorst
westlich von Hoetmar
Bauernschaft Wessenhorst
Betriebszeit
1840-1920
1890-1940
1890-1940
1890-1940
1930-1960
1890-1940
um 1900
1890-1940
um 1875
1890-1940
1850-1880
1890-1940
1890-1940
1890-1940
um 1900
1850-1940
1890-1940
1890-1940
1890-heute
um 1875
um 1875
1890-1940
1930-heute
1850-1940
1890-1940
1890-1940
um 1850
um 1900
um 1900
1860-1900
um 1875
1900-1960
1900-1941
1900-1960
1840-1860
1840-1930
1840-1860
um 1900
um 1900
18447-1880
1870-1900
1840-1880
1870-1900
um 1875
1870-1930
1870-1900
1920-1940
1840-1880
um 1900
um 1875
um 1875
1890-1925
um 1900
1840-1900
um 1875
um 1875
1840-1880
1840-1880
1840-1860
1890-1960
1900-1930
1906-heute
um 1875
1890-1940
1890-1940
1850-1880
um 1850
um 1875
1890-1937
1850-1940
um 1850
1850-1938
1860-1880
um 1850
1906-1930
1870-1940
um 1840
1850-1900
um 1900
1860-1880
1860-1920
1900-1940
um 1900
1870-1900
1890-1935
1900-1960
1890-1940
um 1900
1890-1940
um 1850
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1870-1900
um 1900
um 1900
1890-1940
1860-1880
1930-1960
1890-1940
1870-1940
1890-1940
1890-1940
1890-1940
um 1850
1900-1940
um 1840
1900-1940
1930-1960
1900-1940
1900-1940
Lagerstätte
Typ
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Typ 2
Typ
Typ
Typ
Typ
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Typ
Typ
Typ
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Verbreitung von Ziegelrohstoffen
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Betriebszeit
bis
1860
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1880
bis
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1940
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ISBN 3-924590-21-4
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