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Immunsystem
IMMUNSYSTEM 2
und Einführung zum Thema gestörte
Immunreaktionen
Exkurs: Physiologie des Immunsystems als Basis für
das Verständnis der pathologischen Prozesse…
» „Allgemeine Maßnahmen“ zur
»
»
Abwehr von Schadstoffen
Unspezifisches Immunsystem
Spezifisches Immunsystem
IMMUNSYSTEM 3
„Allgemeine Maßnahmen“ zur Abwehr von Schadstoffen
» Haut, Abb. Aus Sobotta Farbatlas Histologie,
»
»
normale Epidermis
» Mechanisch
» Säureschutzmantel
» Normale Hautflora
Schleimhautbarrieren
» Magen-Darm-Trakt
» Bronchialsystem
U. a.
IMMUNSYSTEM 4
Grundsätzliches
» Im Organismus gibt es eine unspezifische und eine damit verzahnte spezifische
»
»
Immunabwehr gegen Mikroorganismen (s. Mikroorganismen im Kapitel
Infektionskrankheiten) und gegen fremde Makromoleküle
Unspezifische Immunabwehr
» Angeborene I., englisch innate
Spezifische Immunabwehr
» Erworbene I., adaptive
IMMUNSYSTEM 5
Grundsätzliches
» Hochspezifische Erkennung vieler Antigene
»
»
»
(Mikroorganismen, fremde Makromoleküle)
„Schlüssel-Schloss-Prinzip“
Immunologisches Gedächtnis: Aus lymphatischen
Vorläuferzellen wir durch Prägung ein Repertoire von 108
B- und T-Zellen gebildet
Diese sind spezifisch gegen ein bestimmten Antigen
gerichtet
100.000.000
IMMUNSYSTEM 6
Grundsätzliches
» Immunologische Toleranz: Die Unterscheidung zwischen körpereigen und
»
»
»
»
körperfremd lernt das Immunsystem etwa zum Zeitpunkt der Geburt
Funktioniert diese Unterscheidung nicht entstehen Autoimmunkrankheiten (z,
B. rheumatoide Arthritits, „Rheuma“, s. dort)
Immunisierung: Das unspezifische I. tritt relativ langsam in Aktion
(Primärantwort, Sensibilisierung) => bei Zweitinfektion sofortige spezifische
Reaktion (Sekundärantwort)
Aktive Immunisierung: Impfung mit Erreger-Antigenen
Passive Immunisierung: Injektion fertiger Immunglobuline
IMMUNSYSTEM 8
IMMUNSYSTEM 7
Unspezifisches Immunsystem
» Angeboren, verzahnt mit dem
spezifischen Immunsystem
» Zellen: Verschiedene
Leukozyten, z. B. die
Makrophagen
» Nichtzelluläre Komponenten,
„humoral“, z. B. das
Komplementsystem (Stichwort
„Membranangriffskomplex“)
» Abb. aus Physiologie
Taschenatlas, Thieme
Spezifisches Immunsystem
» Erworben, adaptiv, gezielte Abwehrmaßnahmen
» Lernen der Unterscheidung zwischen körpereigen und körperfremd
» Körperfremde Stoffe => Antigene => Abwehrreaktion
» Zellen: T-Zellen (T-Lymphozyten) und B-Zellen (B-Lymphozyten)
» T-Zellen/ T-Helfer-Zellen: Erkennung von Fremdsubstanzen, Aktivierung von
»
»
»
»
B-Zellen (s. u.), Botenstoffe, Pathophysiologie <=> AIDS
T-Zellen/ Gedächtniszellen: Speicherung der Antigenreaktion => bei
erneutem Kontakt sofort Immunantwort, Impfungen!
T-Suppresor-Zellen: Überschiessende Aktivität der T-Helfer-Zellen wird
verhindert
T-Killer-Zellen: Erkennung und Vernichtung fremder Zellen, z. B. nach
Transplantation, Tumorzellen, virusinfizierte Zellen
B-Zellen: Bildung von Antiköpern (IgX, z. B. IgE) => Antigen – Antikörper –
Komplex => Kaskade von Entzündungs- und Zellreaktionen => Ausschaltung
des Antigens, Begriff „humoral“
IMMUNSYSTEM 9
Das Immunsystem
» Video aus der BR Mediathek
» Reaktion des Organismus auf das
»
Eindringen von Bakterien
Vernetzung der immunologischen
Komponenten!
IMMUNSYSTEM 10
Pathologische Immunreaktionen:
Allergien
Autoimmunkrankheiten
Immunmangelsyndrome
IMMUNSYSTEM 11
Pathologische Immunreaktionen:
Allergien
Autoimmunkrankheiten
Immunmangelsyndrome
IMMUNSYSTEM 12
Allergien
» Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber körperfremden
»
»
»
Substanzen
Atopiker sind Menschen, die zu solchen Überempfindlichkeitsreaktionen
neigen
Die Veranlagung nennt man atopische Diathese
Diese Krankheiten sind multifaktoriell bedingt, also ein Zusammenspiel von
Genen UND Umwelt
IMMUNSYSTEM 13
Krankheiten des „atopischen Formenkreises“
» Rhinitis allergica (Heuschnupfen)
» Allergisches Asthma bronchiale
» Atopische Dermatitis (Neurodermitis)
» Urtikaria (Nesselsucht)
IMMUNSYSTEM 14
Coombs & Gell
» Beschreibung (1949!) von 4 immunpathologischen Reaktionsformen
» Verständnis von Überempfindlichkeitsreaktionen
» Typ I und Typ IV zur Erklärung von allergischen Abläufen
» Typ II und Typ III zur Erklärung von autoimmunologischen Prozessen
IMMUNSYSTEM 15
Typ-I-Reaktion
» Pathomechanismus: IgE-vermittelte (s. Immunsystem) Sofortreaktion
» Voraussetzung ist eine genetische Veranlagung
» 3 Phasen
» Sensibilisierungsphase: Spezifisches Allergen bewirkt erhöhte Bildung von
»
IMMUNSYSTEM 16
»
Immunglobulinen (IgE) => Bindung an die Oberfläche von Mastzellen
Zweite Allergenexposition: Spezifisches Allergen überbrückt 2 benachbarte
IgE-Moleküle (s. Abb. nächste Folie) => Freisetzung von Botenstoffen aus
der Mastzelle, Histamin!
Reaktion mit jeweiliger Symptomatik: Botenstoffe bewirken innerhalb von
Minuten (Sofortreaktion!) systemisch und lokal: Weitstellung der Gefäße,
erhöhte Kapillarpermeabilität, Engstellung der Atemwege
» Abb. Aus Allgemeine
Krankheitslehre (…)
Thieme, eigene
Markierung
IMMUNSYSTEM 17
Typ-I-R.: Klinische Beispiele
» Vermittlung durch die beschriebene Typ-I-Reaktion:
» Rhinitis allergica (Heuschnupfen)
» Allergisches Asthma bronchiale
» Urtikaria (Nesselsucht)
» Nahrungsmittelallergien
» Quincke-Ödem
» Anaphylaktischer Schock
» => Ausgewählte Beispiele, sonst s. SKL
IMMUNSYSTEM 18
Rhinitis allergica (Heuschnupfen)
» Allergene s. Pollenflugkalender (Frühblüher, z. B. Hasel, Hauptblüte ab ca.
»
Ende Februar, Gräser Juni, Juli…s. nächste Folie!))
Typ-I-Reaktion, zentral in der Pathophysiologie: Histamin =>
Histaminrezeptoren (hier H1-Rezeptor an den Gefäßen) => Symptomatik
IMMUNSYSTEM 19
Pollenflugkalender
Informationen zum aktuellen
Pollenflug z. B. unter
www.allergie.hexal.de
IMMUNSYSTEM 20
Rhinitis allergica (Heschnupfen)
» Symptome: „Rhino-Konjunktivitis“
» Therapieoptionen
» Allergenkarenz
» Medikamentös („Antihistaminika“, z.
»
B. Desloratadin)
Spez. Immuntherapie:
Hyposensibilisierung, „Gewöhnung“
des Immunsystems an das Allergen
IMMUNSYSTEM 21
Quinke-Ödem
» Typ-I-Reaktion, akut auftretende,
»
»
»
schmerzlose Schwellung, verschieden
Auslöser, teilweise „idiopathisch“ (ohne
bekannte Ursache)
Symptomatik s. Abbildung, CAVE Schwellung
der Atemwege und Luftnot!
Therapie kausal wenn Allergen bekannt,
medikamentöse Therapie je nach Ursache,
Notfalltherapie der Atemstörung
Abb. aus Allgemeine Krankheitslehre (…)
Thieme
IMMUNSYSTEM 22
Diagnostik
» Ausführliche Eigen- und Familienanamnese!
» Familiäre Veranlagung
» Beschwerdezeitraum
» Mögliche Allergene
» Im symptomfreien Intervall Hauttests und Laboruntersuchungen zur
Identifikation des Allergens
IMMUNSYSTEM 23
Diagnostik:
» Prick-Test: Auftragen von standardisierten Allergen-
»
»
»
»
Lösungen in Tropfenform auf die Haut am Unterarm
=> Beschriftung! => Einbringen mit Lanzettenstich
durch die Epidermis in die Cutis => Ablesen nach ca.
einer Viertelstunde, Abb. Ausschnitt aus DocCheck
Pictures
Intrakutantest bei speziellen Fragestellungen
Provokationstests, z. B. konjunktivale, nasale oder
inhalative Provokation
Gesamt-IgE-Bestimmung unspezifisch
RAST (Radio-Allergo-Sorbent-Test) zum Nachweis
spez. IgE-Antikörper, klinische Bedeutung für den
Patienten fraglich
IMMUNSYSTEM 24
Therapieoptionen
» Karenzmaßnahmen soweit möglich
» Bsp. Pollenallergie
» Bsp. Allergie auf Hausstaubmilben
» Medikamentöse Therapie
» Z. B. Antihistaminika, z. B. Desloratadin
» Hyposensibilisierung s. nächste Folie
IMMUNSYSTEM 25
Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie, SIT)
» Injektion des betreffenden Allergens
»
»
»
(Allegenextrakt) über einen Zeitraum von 3
Jahren subkutan (klassische Methode in
definierten Abständen)
Produktion von IgG-Antikörpern, Einfluss auf
T-Zellen (…) „Gewöhnung des Immunsystems“
Abfangen des Allergens bei erneuter
Exposition
Linderung der Symptome, z. B. erfolgreiche
Behandlung bei ca. 70% der Pollenallergiker,
ca. 50% der Patienten mit
Hausstaubmilbenallergie profitieren
IMMUNSYSTEM 26
Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie, SIT)
» Vor allem bei folgenden Allergenen:
»
»
»
»
Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze,
Insektengift
Bei allergische Reaktionen vom Soforttyp
Individuelle Entscheidung mit dem
Allergologen hinsichtlich Nutzen-RisikoAbwägung
Relativ neu „SLIT“ sublingual, z. B.
Tropfen, nicht bei allen Allergien
Notfallbereitschaft
IMMUNSYSTEM 27
Typ-IV-Reaktion
» Pathomechanismus:
» Sensibilisierungsphase
»
»
IMMUNSYSTEM 28
»
hinsichtlich T-Zellen
Erneuter Antigenkontakt =>
Freisetzung von Lymphokinen
(Botenstoffe)
Aktivierung von anderen Zellen
des Immunsystems:
Makrophagen
Entzündliche Reaktion nach 24
bis 72 Stunden => Spätreaktion
Klinische Beispiele eine Typ-IVReaktion
» Allergisches
»
»
Kontaktekzem, allergische
Kontaktdermatitis (2 Abb.
aus Dermatologie –Atlas,
Lachapelle)
Transplantatabstoßung
U. a.
IMMUNSYSTEM 29
Diagnostik Kontaktallergien
»
»
»
»
Ausführliche Anamnese (s.
Kapitel körperliche
Untersuchung und Anamnese)
Klinisches Bild
Epikutantest: Kleben von
Teststreifen mit potentiellen
Allergenen auf den Rücken,
Ablesung nach 24, 48 und 72
Stunden (Spätreaktion!)
Abb. aus Allgemeine
Krankheitslehre (…) Thieme
IMMUNSYSTEM 30
Therapie
» Allergenkarenz soweit
»
möglich
Therapie z. B. topische
Therapie mit einem
Glucocorticoid als
Wirkstoff
IMMUNSYSTEM 31
Pathologische Immunreaktionen:
Allergien
Autoimmunkrankheiten
Immunmangelsyndrome
IMMUNSYSTEM 32
Autoimmunkrankheiten (AI): Basics
» Synonyme: Autoaggressionskrankheiten, Autoimmunopathien
» Normalerweise unterscheidet das Immunsystem körpereigen und körperfremd
»
»
und richtet sich nicht gegen körpereigene Strukturen (Auto-Immuntoleranz)
Störungen bei Autoimmunkrankheiten: Lymphozyten bilden Autoantikörper
gegen körpereigene Antigene => Antigen-Antikörper-Komplexe =>
Entzündungsreaktion => Gewebsschäden
Symptomatik je nach spezifischer AI (s. nächste Folie)
IMMUNSYSTEM 33
Beispiele wichtiger Autoimmunkrankheiten (AI)
»
»
Systemische AI
» Rheumatoide Arthritis: „Rheuma“, chronisch entzündliche Gelenkerkrankung,
Antikörper und Phagozyten greifen Gelenkknorpel an
» Lupus erythematodes: Gehört zu den Kollagenosen, hoher Titer an
Autoantikörpern und verschiedene Formen
Organspezifische AI
» Typ-1-Diabetes: Antikörper und T-Zellen gegen Betazellen der
Langerhans‘schen Inseln (im Pankreas, Bauchspeichedrüse) => Zerstörung =>
Insulinmangel
» Multiple Sklerose: Angriff körpereigene Abwehrzellen auf die Meylinscheiden
der Nerven, entzündliche demyelinisierende Erkrankung des ZNS
IMMUNSYSTEM 34
Diagnostik und Therapie von AI
» Diagnostik: Anamnese und Klinik, Antikörpernachweis im Blut bzw. im
Biopsiematerial
» Therapieprinzipien:
» Sind endokrine Organe betroffen => Hormonsubstitution bei Unterfunktion
» Systemischer Befall, ZNS-Beteiligung => Unterdrückung des Abwehrsystems
»
mit Medikamenten; Nebenwirkungen: Infektanfälligkeit, erhöhtes
Tumorrisiko, substanzspezifische NW
In seltenen Fällen Plasmapherese (Plasmaaustauschtherapie): Plasma des
Patienten (mit Autoantikörpern) wird durch eiweißhaltig Lösung ersetzt
(Einsatz zurückhaltend weil auch wichtige Proteine entzogen werden)
IMMUNSYSTEM 35
Pathologische Immunreaktionen:
Allergien
Autoimmunkrankheiten
Immunmangelsyndrome
IMMUNSYSTEM 36
Immunmangelsyndrome
» Folge ist, dass die Antwort auf ein Antigen ausbleibt oder nicht genügt =>
erhöhtes Infektionsrisiko, erhöhtes Tumorrisiko
» Leukopenien
» B-Zell-Defekte
» T-Zell-Defekte
IMMUNSYSTEM 37
Leukopenien
» Def.: Verminderung der Gesamtleukozytenzahl
»
»
»
»
»
unter 4000/ µl
Normwert der Gesamtleukozytenzahl (weiße
Blutkörperchen): 4.000 - 10.000 Zellen/ µl
Eine Vermehrung wäre ein Leuko-zytose
Bildung der Leukozyten im Knochenmark (Becken
u. a.)
Knochenmarksschädigung => Bildungsstörung:
Zytostatika, Benzol, Strahlung, Infiltration durch
Malignome
Bestimmte Medikamente, Autoimmunprozesse
=> Leukozytenschädigung
IMMUNSYSTEM 38
T-Zell-Defekte
» Angeboren (selten) oder erworben
» Angeborener T-Zell-Defekt ist das Di-George-Syndrom, strukturelle
»
Chromosemabberration, Defekt auf Chromosom 22 => Thymus wird nicht
angelegt => keine Prägung der T-Lymphozyten => Abwehrschwäche
Erworben, z. B. AIDS (!) und T-Zell-Lymphome (Erkrankung des
lymphatischen Systems, bösartig veränderte T-Zellen in Lymphknoten…)
IMMUNSYSTEM 39
B-Zell-Defekte
» Angeboren oder erworben, betreffen die B-Lymphozyten selbst oder deren
»
»
„Produkte“, die Immunglobuline
Wichtigste Bsp. für eine angeborene Störung: Isolierter IgA-Mangel
» IgA überwiegend in Sekreten der Atemwege und des Gastrointestinaltraktes
=> Schutzbarriere => bei Störung Infekte in diesen Bereichen
Immunglobuline sind Proteine
» Proteinmangel, z. B durch erhöhten Verlust bei Nierenerkrankungen oder
Verbrennungen führt zu einer Abwehrschwäche
IMMUNSYSTEM 40
Zusammenfassung Kapitel „Gestörte Immunreaktionen“
» Grundzüge des Immunsystems
» Allergien
» Autoimmunkrankheiten
» Immunmangelsyndrome
?!
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