VORTRÄGE UND FORSCHUNGEN Herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte Band XL T)b JAN THORBECKE VERLAG 1992 SIGMARINGEN FRIEDRICH HANDLUNGSSPIELRÄUME BARBAROSSA UND DES STAUFISCHEN WIRKUNGSWEISEN KAISERS Herausgegeben von Alfred Haverkamp JAN THORBECKE Jib VERLAG SIGMARINGEN 1992 9ý)A5c3 »precipua tocius christianismi columpna<{ Barbarossaund der Kreuzzug VON RUDOLF HIESTAND Il avoit proposetout son entendementau reiaumede Jerusalem Estoire c. 90 p. 94 Mit dem Bild Barbarossasverbindet sich seit jeher der Tod des Kaisers im Saleph am 10.Juni 1190: Erfüllung einer Herrschaft und eines Lebens auf der einen, beispiellose Katastrophe auf der anderen Seite sind die extremen Wertungen'). Nicht die äußeren Ereignisse und der Verlauf des Kreuzzuges sollen nochmals erörtert werden. Für sie liegt seit einigen Jahren die auf profunder Vertrautheit mit Land und Topographie beruhende Untersuchung von Ekkehard Eickhoff vorn. Doch andere Fragen sind durchaus offen: was bedeutete der Kreuzzug für die Regierung des Stauferherrschers? Ist er der seit langem und bewußt angestrebte krönende Abschluß oder ein unvorhergesehenesEreignis? Welche Herrschaftsinstrumente hat Barbarossa für den Kreuzzug eingesetzt, und welche Instrumente hat umgekehrt der Kreuzdie für in Hand gegeben?Wie war das persönliche ihm die Herrschaft Ausübung von zug Verhältnis Barbarossas zu Kreuzzug und Kreuzzugsidee? Welche Rolle spielte der Kreuzzug folgenden für den dem Thron Söhne für die Enkel, institutionell Hinterlassenschaft und als auf für das deutsche Reich und das Kaisertum? Ein breites Spektrum von Fragen also, von denen die letzte hier weitgehend außer Betracht bleiben wird, ebenso wie etwa die bereits eingehend Dichtung überhaupt mit dem deutschen Verflechtung Minnesang und untersuchte von Kreuzzug3). 1) M. PACaur, Frederic Barberousse,21993gibt dem letzten Kapitel seiner Darstellung (S.251-270) wohl An Gesamtdarstellungen liegen ferner den Titel Kompromiß neueren tragique apotheose. c. als gedacht »La Muuz, P. Frederick Barbarossa, 1969, und hier 5.331-357 Barbarossa, F. Cutnttct, 11 1955, und a. v. vor erst nach Abschluß des Manuskripts erschienen, F. Orut., Friedrich Barbarossa, Darmstadt 1990, v. a. S. 15S-170, weitgehend Eickhoff (wie Anm. 2) folgend. Immer noch unentbehrlich ist W. GTESEDRECHT et al., Geschichte der deutschen Kaiserzeit, VI, 1895. 2) E. EtctutoFF, Friedrich Barbarossa im Orient. Kreuzzug und Tod Friedrichs 1., 1977,wo überraschenderweise die Quellen aus dem lateinischen Orient (Ernoul, Estoire) nur zum Teil berücksichtigt werden, obwohl sie selbständige und einmalige Nachrichten geben. 3) Vgl. dazu F. W. WEzTAAFF-EGGEBERT,Der Hoftag Jesu Christi 1188 in Mainz, 1962 und EICKHOFF (wie Anm. 2), S. 53-55. 52 RUDOLF HIESTAKD 1. Für jede Fragestellungsteht man vor dem Problem, daß alle einschlägigenerzählenden Quellen erst nach demTode des Kaisersgeschriebenworden sind. Ebensokann der heutige Betrachter nicht vom Nissen absehen,daß Friedrich am Ende seiner Tage in den Osten den dort Tod gefunden hat. Doch daraus abzuleiten, er hätte zeit seines ist gezogen und Lebensauf einen Kreuzzug als letztes Ziel seiner Politik hingearbeitet'),bleibt methodisch dies für die unlängstaufgestellteBehauptung,allein diesesLebensErst anfechtbar. recht gilt hinwegzukommens). habe ihm Niederlagen Man wird also genau über auch ziel erlaubt, prüfen müssen,was in der der Kreuznahme vorangehendenZeit etwa schon auf einen Kreuzzug hindeutet.Ähnlich verhält essich mit der verbreitetenAuffassung,Barbarossahabe den Rückkehr Anfang Kreuzzug bewußt als letzte Handan eine als unwahrscheinlich, von lung verstanden. Sucht man nach Anhaltspunkten für Barbarossas Haltung, so fehlen überraschenderweise den Monaten vor dem Aufbruch Stiftungen und Schenkungen für Kirchen und Klöster im aus Sinne einer Memorialsicherung fast völlig'). In der einzigen einschlägigen Urkunde, die die Gründung eines Spitals in Hagenau im April 1189bezeugt, ist vom Kreuzzug gerade nicht die Rede, und gegen eine Überbewertung spricht schon eine wahrhaft klägliche Zeugenliste'). Auf den Kreuzzug nimmt direkt oder indirekt unter den rund vierzig zwischen Dezember 1187 und Mai 1189 ausgestellten Diplomen nur eine Schutzerklärung für Admont vom Mai 1189 Bezug'), in der Friedrich dem Herzog von Osterreich mitteilt, daß er das Kloster, dessen Abt ihn auf den Kreuzzug begleite, unter besonderen kaiserlichen Schutz genommen habe, usque Äußerung dicti In seiner einzigen eigenen abbatis redituin. rechnete Barbarossa ad nostrum et Person: der Rückkehr seiner ad nostru in reditum, und nicht mit einer Nichtalso gerade mit Rückkehr. Hier ist die Antwort leichter. Daß ein mittelalterlicher Mensch den Tod auf dem Kreuzzug nicht von vorneherein ausgeschlossenhat, ist klar; doch daß er ihn als vorgegeben hätte'), Denken. Vergeblich sucht man auch ebenfalls mittelalterlichem widerspricht gesehen in den Jahren 1187bis 1189nach Eventualklauseln für den Fall eines Nichtwiederkehrens, wie sie in Urkunden anderer Kreuzfahrer, oft an Jahren wesentlich jüngerer, seit dem ersten Kreuzzug immer wieder begegnen. Selbst die Arengen lassen auch bei subtilster Interpretation Anspielungen auf den Kreuzzug oder gar auf ein erwartetes nahes Lebensende nicht erken(wie Anm. 1), S.251 seit langem,spätestensseit 1184. 4) Nach PACAUT 5) So z. B. MUNZ(wie Anm. 1), S.372. 6) Allgemein F. OPLL, Amator ecclesiarum.Studien zur religiösen Haltung Friedrich Barbarossa, in: MIÖG 8S (1980),S.70-93 mit Verweisenauf B. Scwi iNEKöpea,Zur religiösen Haltung der Staufer, KonstanzerArbeitskreis4.6.1977(mir nicht zugänglich). 7) DFI 995. 8) DFI 1005. 9) Munz (wie Anm. 1), S.372. Man beachte,daß schon der Vertrag von Venedig im Jahre 1177eine Klauselfür den Fall seinesTodesenthielt, vgl. 111GHConst.1,362 Nr. 260 528, ohne daß man darausje bevorstehend Barbarossa Lebensendegeschlossen hätte. angesehenes auf ein von subjektiv als unmittelbar PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 53 nen"-). Mit anderen\Vorten hat auch die Kanzlei, wo dieseErfordernissevon Ideologie und Propagandajeweils am raschestenregistriert und umgesetzt wurden, in dieser Zeitspanne keinenAnlaß gesehen,solchenGedankenAusdruck zu geben. War esalso richtig, daß Barbarossaden Kreuzzug als einenAkt von »Heroismus«gesehen hat"), gespürt,ja erratenhat, eineaußergewöhnlicheAufgabe zu übernehmen,an einemWerk teilzunehmen, das jenseits politischer und menschlicher Dimension war oder »apres la vocation apocalyptiquedes foules, l'echec des chefs improvises ou des souverainsreguliers, voici le messianismeimperial. Atmosphere d'apotheoseoü brille une hallucination germaniÜberhöhungen 12)? die der Man Befunde Zeitzeugnisse que. muß nüchternen solchen entgegenstellent}ß,die BarbarossasHandeln nach seinem eigenenVerständnisin eschatologische Dimension gerückt sehen11).Wasdie Nachwelt aus dem Kreuzzug gemachthat, ist eine ganz andereFrage. Doch für die Jahre 1187bis 1190sind Zeugnisse,die in eine solche Richtung weisenwürden, nicht vorhanden. Freilich steht einer solchen Interpretation noch ein Einwand entgegen, der sich zudem auf eine Quellenaussage stützt. Am 28. Mai 1189 wies der Kaiser in Preßburg seinen Söhnen Einkünfte zu und übergab Heinrich VI. die Regalien. \Var dies nicht eine bewußt abschließende Regelung der Familienverhältnisse? Nach Robert Folz war dies eine eigentliche Reichsteilung: für Heinrich Vl. das westliche Kaiserreich, für Barbarossa den zu erobernden Osten'». Davon kann keine Rede sein. In Wirklichkeit handelte es sich um eine unumgängliche Vorkehrung. Reichsrechtlich mußte Heinrich VI. während der voraussichtlich längeren Abwesenheit des Vaters voll über die Reichsrechte verfügen können, privatrechtlich verhinderte eine Zuweisung von Einkünften Konflikte unter den Söhnen. Wir wissen nicht einmal, 10) Die Arenga in D. Nr. 957 von April 1187ist weder außergewöhnlich, wie S. RIEZLER,Der Kreuzzug Kaiser Friedrichs I., Forschungen zur deutschen Geschichte 10 (1870), S. 1-149, S. 11 behauptet, noch kann von einem Bezug auf den Kreuzzug die Rede sein. Eine Urkunde aus Selz, ed. Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung9 (1887), S. 213f., mit den Worten cum esset idem imperator in procinctu expeditionis lemsolimitane constitutus ist eine Privaturkunde, in denen ähnliche Datierungsangaben überall zu finden sind. Sie sagen aber nichts zum Problem der Rückkehr aus. 11) PAcAtrr (wie Anm. 1), 5.254. 12) P. ALPHANDERY,La chretiente et 1'idee de croisade2,1959, S. 9. 13) Vgl. etwa J. RiLEY-SltrrH, The Crusades,1987,5.111, es sei nicht zu entscheiden,ob ihn 1187 Schutzpflichtenfür die Christen im Osten geleitet habenoder »how far his commitment was ... even eschatologicaland influencedby the idea of the last Christian emperorwho would rule Jerusalembefore the adventof Anti-Christ«. 14) P.Zenzi, Papato,impero e res publica christiana,1955,S.345: »E, infine, ha sensotornare?«. 15) traditisque regalibus Heinrico rcgi fdio suo divisisque pro volle suo inter filios prediorum suorum dignitatibus, Otto von S. Blasien, Chronica c. 32, cd. A. HOFMEISTER,MGH SS rer. reditibus cum collatis Germ., 1912, S. 46. Vgl. R. Fort, Le souvenir et la legende dc Charlemagne, 1950, S.263. Der sog. Ansbert, die Historia de expeditione Friderici imperatoris, cd. A. CHROUSr, Quellen zur Geschichte des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I. (dort auch Historia peregrinorum, S. 116-172), MGH SS rer. Germ. n. s. 5,1928, S. 17 verwendet das Verb commendare, nicht ein Wort, das einen definitiven Verzicht ausdrücken würde. 54 RUDOLF }UIESTAfD die ihren Sinn Eventualklauseln diese Verfügungen verloren"). enthielten, nachher wie weit Verteilt wurde zudem nur die Nutzung, nicht die Güter selbst, und noch aus Philippopel kamen Anweisungen über den Pfalzenausbau in Kaiserswerth und Nimwegen, die mit dem Kreuzzug nichts zu tun hatten''). Anders als etwa bei Fulko von Anjou im Jahre 1128/29 kann daher von einem Verzicht auf die Herrschaft vor dem Aufbruch gerade nicht die Rede sein. Genauso erhält auch die oft hervorgehobene Abschiedsszene beim Überschreiten der Reichsgrenze'B>erst aus der Rückschau und durch Isolierung ihren angeblich endgültigen Charakter - wer hat sich, so könnte man fragen, nicht von jemandem verabschiedet, bevor er Zeitraum, ist? im Jahre Und 1189 die Reichenau anderen um ganz einen es ging gefahren auf fast jederzeit dank Kontakt Hilfsmittel die Möglichkeit, aufnehmen zu technischer ohne können. Von Einmaligkeit kann zudem keine Rede sein: ein Abschied von Familie und Freunden wird auch von anderen Kreuzzugsteilnehmem überliefert, ohne daß man darin je die gleiche weittragende Bedeutung gesehenhätte"). Nicht anders verhält es sich, wenn man in einer Ausweitung des Blickes von einer der die bestimmten Urkunden Lebensplanung durch den Kreuzzug ausgehend, angeblich kommt Jerusalem irdische Stadt Bis 1187 Jahrzehnte als nur einbezieht. vorangehenden den für die das Jahren Johanniter in Diplomen 1156 1158-1), aus und zweimal vor, und zwar Heilige Land, die Terra Sancta,dagegennie. Aus NennungenJerusalemsin geschichtstheolodem dem in Verbindung Reich Kaiser Werken literarischen mit und/oder ohne gischenund dem konkreten Kreuzzugsgedanken Zusammenhang mit oder gar auf einen weiteresauf einen Kreuzzugsplanzu schließen- als ob Jerusalemund Babylon im 12.Jahrhundertnur geogradie jede des Nennung Hauptstadt und wären2» reale phisch-irdisch aufgefaßt worden Kreuzfahrerstaatesoder den Sitz des Kalifen oder Sultansmeinte und nicht in den meisten Fällen allegorischoder transzendentalgedachtwar- führt in die Irre. Wäre bei einer solchen, des den Planung Kreuzzug jeher ausgerichteten ganzen Lebens nicht schwer zu auf seit irgendwelche begonnen Vorbereitungen 1187 wenigstens vor schon erklären, weshalb nicht 16) Man denke auch an das Kapitulare von Quierzy 877. Der Einwand bei GteseeREcttr VI (wie Anm. 1), S. 689, daß schon 1179 (vgl. ebd. S. 563 und Annales Pcgavicnses a. 1179, MGH SS 16, S. 262) eine Aufteilung vorgenommen w orden sei, besagt zur Verfügung von 1189nichts. ZERitt (wie Anm. 14), S. 345 knüpft hier die Bemerkung an:. v'e davvero ehicdeni, se in tanta cura non vi fosse piü ehe un infine, ha senso tornuc indictro?.. E, certezza una quasi presentimento, ... 17) DFI 1009. 2, NIGH SS21, 18) Otto von St.Blasien(wie Anm. 15), c. 32, S.46. Vgl. auch Hugonis cont. W1'cingart. S.478. 19) Vgl. z. B. Chartesde l'abbayede Saint-Huberten Ardenne,cd. G. KuRrtt I, 1933,S.15Sn. CXXIII für den KastellanHerbrand von Bouillon: adstartibuset Lrudsnrilus multis nobilibus ei ignolilibus qui die berühmte bei i Hieroso! Stcllc Fulcher ni, tende oder nsm mibi von valedirendum ad convencrant Chartres, Historia Hierosolymitana 1,6,12f., cd. H. HrcerctEvut, 1913,S.163, vgl. dazu V. Err, Fulcher von Chartres,199020) DFI 152und 228. 21) MuNZ (wie Anm. 1) geht in dieserHinsicht viel zu weit. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 55 hatten, sei es auch nur wie bei Heinrich II. von England durch die Überweisung von Geldern2=k. Doch kein Zeugnisliegt dafür vor, daßBarbarossavor dem Spätjahr1187ernsthaft an einenvon ihm persönlichzu unternehmendenKreuzzug dachte,geschweigeeinensolchen für seineletzten Tage in Aussicht gestellt hätte auch letztereswäre gegenmittelalterliches Denken: mediain viii... Ausdrücklich heißt esbei Arnold von Lübeck robur militiae suaead inrinricoscrucisChristi convertit2J) es ist eineWende,nicht eine Kontinuität. expugnrandos Wenn der Kaiser sie vollzieht, um nach den 'Worten des gleichen Autors das Ende seiner irdischenTagemit einer solchen. Ehre« zu beschließen24), so ist dies offenkundig ex eventu geschrieben.Kennzeichnenderweise weiß keine Quelle, selbstwenn sie die Vorgeschichtedes dritten Kreuzzugesausführlich darlegt, von Vorzeichenund Andeutungenzu berichten, die dem KreuzzugsentschlußBarbarossas vorangegangenwären oder während desKreuzzugesin Deutschland seinen bevorstehendenTod angekündigt hätten. Es muß also festgehalten daß die für den Momente Kreuzzugsplanoffensichtlich die Schlachtvon werden, auslösenden Hattin und der Fall von Jerusalemwaren2». Dennoch ist der Kreuzzug weder isoliert von der Situation des Reichesin den 1180er Jahrennoch von Regierungund Leben Barbarossaszu sehen.Die Auffassungvom Kreuzzug krönendem Abschluß verbindet sich in erheblichemMaße mit der These, daß nach dem als ProzeßgegenHeinrich den Löwen eineZeit desFriedensfür dasReichund den Kaisergefolgt sei, bestimmt durch die sizilischeHochzeit und ebenden Kreuzzuge6).Doch geradedies ist haltbar. die Vor Trierer Angelegenheitund der Konflikt mit Philipp von mehr nicht allem Heinsbergwaren keinelokalen Probleme,sonderngravierendeHerausforderungenpolitischer Natur, die über die Frage der weiteren Gültigkeit desWormser und verfassungsrechtlicher Konkordats, des kaiserlichenEinflussesauf die Wahlen in der Reichskircheund der politides Macht Kölner Erzbischofs hinaus die Frage des kirchlichen Spolienrechtsund die schen Ausbildung der Landesherrschaftbetrafen. Zwar hatten sich die Beziehungenzur Kurie seit 1186etwas entspannt, doch einzelne StimmensprechenUrban III. für den Sommer/Herbst 1187wieder die Absicht einesBannes 22) Zu Heinrich 11.vgl. zuletzt H. E. MAYER,Henryyll and the Holy Land, in: Engl. Hist. Rev.97 (1982), 5.721-739. 23) Arnold von Lübeck, Chronica SlavorumlV,7, NIGH SSrer. Germ., 1868,S.127. 24) A. a.O.: Gomm consurninationemcertaminissui existimans,si finem dicrum suorum tali honore Ganz ähnlich Historia peregrinorum,cd. A. CHROUST (wie Anm. 15),S.129:dignum ducens concfusisset. ct ftrorabi c, si tandemin dit:ino obscquiofrequentibustriumpborum titulis, quibusante claruerat,digna virtutuns suorum costsumntatioresponderct.Zum Begriff des honor imperii vgl. neben der bekannten Studievon Russo' auchG. WOLF,Der Honor Imperii- im Spannungsfeldvon lex und sacramentumim Hochmittelalter, 1%9, S.ISS-207- NNDFriedrich Barbarossa,Hg. G. WoLF, 1965,S.297-322. 25) Ganz deudichwird dies bei Ansbert (wie Anm. 15),S.5. 26) Z. B. Muhz (wie Annt. 1), S.382: -in the 80sthere certainly reignedthe peacewhich was necessary, für gemeint den Kreuzzug. 56 RUDOLF NIESTAND drängten die dem Trier Osten Erst Nachrichten des Folmar Streits zu27). aus von um wegen der löste die der Schlacht Hattin Fall Reichsebene Richtung. Auf in von und andere alles eine der ließ diesen Gunsten, Papst Folmar Streit Barbarossas Jerusalem zu neue von - ausdrücklich um des Kreuzzugeswillen2s)- fallen, und der Erzbischof von Köln, nun völlig isoliert, die konnte den durchsetzen, Königsmacht Fürsten Nochmals sich gegenüber unterwarf sich. den in Krise Kirche Beziehungen schwere zwischen neue römischer und und zugleichwar eine Der Kreuzzug schuf BarbarossaSpielraumund neueHandlungsmöglichReich vermieden29). keiten im Reich; mit anderenWorten: Die Boten ausdem Heiligen Landerettetenzwar nicht für den hatte, die ihr Nachwelt Auftrag Jerusalem, sie gelautet aber wie mehr >retteten« kreuzfahrendenKaiserkat'exochen.Gewiß wäre dasBild der Zeitgenossenund unsereigenes falls kaum im Bann Barbarossa Jahre oder anderes, verstorben vorstellbar-, wie ein vierzig den Enkel, Gebannter Kreuzzug gegangenwäre. sein als später auf Dennoch bedurfte es nach dem Eintreffen der Nachricht von Hattin und dann vom Fall Jerusalems der ganzen Anstrengung Barbarossas, die Voraussetzungen für den Kreuzzug zu darauf daß der Kreuzzug tanto in Straßburg Vom Hoftag ausgerichtet, an war alles schaffen. devotius quanto liberius durchgeführt werden könne'). Der Autor der Gesta Heinrici II hat das sehr genau gesehen, als er das Wirken des Kaisers nach dem Kreuzzugsentschluß auf die Errichtung von Frieden mit Gott und der Kirche und die Beilegung von inneren Konflikten gerichtet schilderte3». Kreuzzugspolitik ist nach 1187in einer Linie, die schon in Clermont fast Nach Friedenspolitik-11). außen werden zuerst wörtlich Gedanken Urbarts 11. zugrundelag, [sc. Friedrich] innen pacetn orientali ecclesiae ttt reformaret»), aufgenommen: nach wieder ... dazu Untertanen Landfrieden''), dem das Eid auf einen aller ein unter vielleicht eher gehörte Brandstiftergesetz Ende 1186 1188 einzuordnende zu verstehen ist3S).\lrieder nach als auf dem der festgeschriebenen Gegner Pflicht, eine Fehde anzusagen, außen entsprach gegenüber das von den Chronisten für Barbarossas Absage an Saladin als ntos imperii bezeichnete Rechtsprinzip 36) 27) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23) II1,19 S. 109. Ahnlich mit der Bannfrage Annals Marbacenses, cd. H. BLOCH, MGH SSrer. Germ., 19D7,S. 57: (Urban 111.) de excomntunicatione inrperatoris et regis agebat. VI (wie Anm. 1), S. 166 und 66Sf. zweifelnd. Vgl. GIESEBRECHT-SIMSON 28) JL. 16075: ex casu orientalis ecdcsiac. (wie Annt. 27), S.57. 29) AnnalesMarbacenses 30) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,7, S.127.Vgl. auch Oeu. (wie Anm. 1), S. 160ff. 31) GestaHeinricill, cd. W. STuass(Rolls Seris49,1867), 11,S.55f. 32) Otto von St.Blasien(wie Anm. 15), c.31, S.44. 33) Ansbert (wie Anm. 15),S.5. 34) GestaHeinrici II (wie Anm. 31), S.56: cossibi et imperio Romanopacemscrt:aturosiurare fecit. 35) DFI 988,vgl. zur Datierungdie Vorbemerkung.Die darin fstgschricbene Bußfahrt nachJerusalem kirchliche Bestimmungen Innozenz' II. ist Eugens 111. Santiago ältere und auf und nahm nicht sub oder speciedesKreuzzugeszu sehen. 36) Salimbene,Chronica,MGH SS32, S.7: ,)los aiim estimperii, ut inimicü bellum indicit, quia rntilum occulte consuevitbello invadere; Itinerarium peregrinorum, cd. H. E. b1ArER,1962, S.279: Et qui r imperialismaiestasneminem&ra defettioncmimpctit, sedbostibussuisbella simper inditit. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 57 Um den inneren Frieden zu erreichen, zog Barbarossa in einem eigentlichen Umritt durch Franken nach Sachsen, zurück nach Franken und Bayern, darauf nach Schwaben und ins Elsaß; Räuberburgen wurden gebrochen. \Vie in Mainz das Ziel die Friedenssicherung und die Beilegung von Unruhen im ganzen Reich gewesen war37>, wurden nun auf Hoftagen in Goslar, Eger, Nürnberg und Hagenau Streitigkeiten beigelegt und mögliche künftige Konfliktherde bereinigtTM).Dem galt die dreifache Alternative an den Welfen: sofort reduzierte \\Tedereinsetzung oder Kreuzzugsteilnahme in eigener Person oder des ältesten Sohnes auf Kosten des Kaisers oder Exil auf drei Jahre für sich und seinen Sohn19>,ebenso wie der in Mainz verkündete nachdrückliche Schutz der jüdischen Gemeinden, um eine Wiederholung der Pogrome von 1096 und 1146/47 zu verhindern40). Damit wird aber die Fragenachder BedeutungdesKreuzzugesfür die StellungBarbarosdie der der ihm Möglichkeit Frieden im Kreuzzug, Es Reich schuf, zum war sas neu gestellt. in der Frieden kommen Fürsten Adel Kirche zu zwingen">, nicht ein und zum und zu und mit denJahrenvor 1187bestehenderFriede,der die Möglichkeit zum Kreuzzug gab.In der älteren Interpretation werden Ursache und Folgen vertauscht, in Wirklichkeit konnte der Friede hergestellt werden, weil der Kaiser auf den Kreuzzug ging; er beschloß nicht, auf den Kreuzzug zu gehen,weil Frieden bestand. Der Kreuzzug gab zweitens auf der staatsrechtlichen Ebene die Möglichkeit, das 20Jahren angestrebte Einverständnis des Papsttums zu erringen, zum ersten Mal seit Tagen der Ottonen den bereits gewählten und gekrönten Nachfolger zum Mitkaiser des langjähriger GregorVIII., Kanzler Gewichts Ende November Schon gab als erheben. seit den zu von Protokollfragen bewußt, Heinrich VI. die Anrede »erwählter Kaiser der Römer« und deutete damit ein Einlenken an'->. Dem kreuzfahrenden Herrscher, der Jerusalem den Sarazenen der der die konnte Sicherung Nachfolge nicht mehr verweigern; Papst wieder entreißen sollte, die im Verhandlungen Frühjahr Aufbruch Barbarossas 1189 weitgewaren vor unmittelbar hend abgeschlossen.Auch wenn die Krönung erst später durch Celestin III. vollzogen wurde, der Ziel Wie der Zusage Clemens' III. sich oft erwies erreicht. so ein wichtiges war mit Kreuzzug durch den Zwang zu einer vorzeitigen Nachfolgeregelung im Sinne einer Eventuallösung als ein stabilisierendes Element für die Herrschaftssicherung im Inneren. 37) Otto von St. Blasicn (wie Anm. 15), c. 31, S.44. 38) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,7, S. 128; Chronica regia Coloniensis,cd. G. WArrz, Mon. Germ. Script. rer. Germ. (1SS0)S.139: selbst der Bf. von Utrecht und der Graf von Geldern, quos discordeseistememoin concordianz potuit reducere. 39) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), A1,7,S.128. 40) Vgl. dazu R. CitAz&r , Emperor FrederickI, the Third Crusadeand the Jews, in: Viator 8 (1977), S.83-93. i 41) Ähnliches gilt auch auf den niedrigeren Ebenen, vgl. etwa die Urkunde von Erzbischof Robert von Vienne von 11SSFebruar, Regest in Hinara, Schweizerisches Urkundenregister, II, 1877,S. 375 Nr. 2576: dem dem betrübten des höchst Zustande Jerusalemischen Landes, Frieden liebe aus und wegen zum Paus das wahre Kreuz Christi geraubt worden ist-. 42) JL. 16072:dcao Rom. orum imperatori. 58 RUDOLF NIESTAND Drittens führte der Kreuzzug, wie noch zu zeigen sein wird, zu einer umfassenden Mobilisierung der personellenund materiellen Ressourcendes Reiches.Sie wurde zuerst der in Teilnahme Reichsfürdem Hoftag Mainzer ungewöhnlich zahlreichen von sichtbarauf der der finanzielin in Kreuznahme, Rittern, vieltausendfachen schließlich erst recht stenund len VorbereitungdesZuges.Wie der Kaiserin den dreizehnMonaten von März 1188bis April 1189durch dasReich zog und mit einer großenZahl von Fürsten zusammentraf,so mußten des dem dem Kreuzzugslteeres dem Kaiser Führer Kreuzzug alle als absoluten sich auf die betonen, diktatorischer der Quellen Gewalt ohne mit unmittelbar unterstellen, - wie Ansehender Personund ohne irgendwelcheInterventionsmöglichkeiten- Verletzungendes Heerfriedensbestrafte'». Auf dem Kreuzzug wurden land- und IehensrechdicheZwischeninstanzenzugunstendes Kaisersdurchbrochen. Schondie Vorbereitungdes Kreuzzugesbrachteviertenseine bisher nie geseheneIntensität diplomatischerAktivität, die nebenden westeuropäischenReichenvor allem den Balkan, Byzanz und die christlichen und islamischenMächte des Vorderen Orients einschloß. Die Zahl der eigenenAbgesandtenund vor allemdie Zahl und Größe der als Antwort vom Herbst 1188an im Reich eintreffendenfremden Gesandtschaftenübertraf allesbisher Bekannteund trug durch die Fremdartigkeit und das ungewohnteSchauspielzur Repraesentatioals einem bei. Herrschaftselement wichtigen II. Im einzelnen gilt es zuerst die Kreuznahme zu erörtern. Schon in seinem ersten Schreiben an die deutschen Bischöfe hatte GregorVIII. mit der Wahlanzeige gleichzeitig zur Hilfe für das Heilige Land aufgefordert'). Noch kannte man erst die Niederlage bei Hattin, die Gefangenden der des Verlust Kreuzesreliquic, Königs die betonte Anfang und aber es war von an nahme Absicht des Papstes, den Kaiser selbst und seinen Sohn Heinrich mit den westeuropiischen Königen für den Kreuzzug als Leiter des Unternehmens zu gewinnen"), also anders als Eugen III., der von der Kreuznahme Konrads III. unangenehm überrascht wurde. Der Gedanke, daß der Papst an die Spitze treten könnte, lag noch fern. Dementsprechend gab es für die Kreuzzugspredigt, Legaten Albano Heinrich aber nachhher wohl aus einen von mit den Erfahrungen von 1147/49 keine Kreuzzugslegaten aus dem Kardinalkollegium46). 43) Vgl. unten S.83f. 44) JL. 16014,16018,16019,vgl. auch W. HOLTZtAxN, in: Neues Archiv48 (1929),S.409-413: Brief Heinrichs von Albano an Friedrich].; I. FRtr:ntä.K:DER,Die päpstlichenLegatenin Deutschland und Italien am Ende desXII. Jahrhunderu(1181-1198),1928,S.34ff.; Zzttst (wie Anm. 14). 45) Vgl. JL. 16075.corda... imperatoriset ftlü eiur. Die päpstlichenLegatenauf den Kreuzzügenund in den Krcuzfahrerstaaten 46) Dazu R. HIESTAND, vom Konzil von Clermont (1095)bis zum vierten Kreuzzug (1206/07),Habil. Kiel 1972(masch.). Bischof Adelard von Veronawar zwar noch Mitglied des Kardinalko! egiums,aber dc facto ein Ortsbischof. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 59 Die Hilferufe aus dem Heiligen Land erreichtenBarbarossaEnde November gleichzeitig durch erstepäpstlicheNuntien, denenBischof Heinrich von Albano als offizieller Kreuzzugslegal folgte" >.Kreuzzugsaufrufein einer an deutscheEmpfängerabgefaßtenForm sind nicht doch im Wortlaut überliefert, mehr sie dürften sich nicht von den bekannten Texten den denn keinen haben''>. Sie Kaiser Hinweis, daß trafen unterschieden unvorbereitet, esgibt Berichte über das Gefecht am 1.Mai 1187,in welchem der dem Kaiser seit einigenJahren persönlich bekannteJohannitermeistergefallenwar, Deutschlandvorher erreicht hatten. Sie hätten zudem in keiner Weise voraussehenlassen,was im Sommer und Herbst geschehen würde. \Veitere Informationen über die Lage im Osten erhielt der Kaiser Ende 1187durch den im Spätsommer in den Westen entsandten Erzbischof Joscius von Tyrus"> und vermutlich auch durch den antiochenischen Kanzler Erzbischof Albert von Tarsus. Joscius war einst mit dann dritten des Art Laterankonzil Prälaten Ostens offenbar gereist, als eine zum anderen dauernder Gesandter mit Auftragen des Heiligen Landes längere Zeit im Westen geblieben, bei in ihn in den Heinrichll. von Jahren Frankreich 1182/83 1179,1181 und und wo wir England nachweisen können->. Ob er auch mit dem deutschen Hof in Kontakt getreten ist, bleibt offen; in jedem Fall kannte er die Verhältnisse im Abendland sehr genau, als er im Dezember 1187an der Zusammenkunft des deutschen und des französischen Herrschers bei hois teilnahm, wo nun in Kenntnis auch des Falles von Jerusalem - über einen gemeinsamen Kreuzzug Friedrichs und Philipps (und Heinrichs II. ) gesprochen wurden>. Erzbischof Albert kam dagegen im Frühherbst Tarsus Sizilien 1187 nach geschickt worden und von war darauf die Alpen'-'). über vielleicht Es war ein Zufall, daß beim Eintreffen der Botschaften der Kurie und des Ostens eben ein Hoftag bevorstand, an dem in Vertretung des Kardinallegaten zwei Nuntien teilnahmen, die die Botschaften auch selber weitergeben konnten. Als Beratungspunkt war der Kreuzzug für Straßburg nicht vorgesehen gewesen. Daß der Kaiser in Straßburg, obwohl zu Tränen gerührt, Die päpstlichen i NDEn(wie Anm. 44), S.39ff. und W. JANSSEN, 47) Zu seiner Legation vgl. FtuEDL; Legaten in Frankreich vom Schisma AnakletslI. bis zum Tode CoelestinsIII. (1130-1198),1961, S. 130-134. 48) Nach Deutschlandgelangtewohl von der Kurie aus auch das Schreibendes Templerpräzeptors Chronica, MGH SS17,S.507 und dasSchreiben Terricus an Urban III., vgl. MagnusReichersbergensis, S. den Johannitermeister italienischen Archimbald, 508. ebda. an 49) Zu Josciusvgl. künftig Hierarchia atholia medii aevi. Es handelt sich nicht um Wilhelm Il., den Geschichtsschreiber, wie noch bei Musz (wie Anm. 1), S.371 zu lesenist. (Corpus Christianorum. 50) Vgl. \tilhelm von Tyrus, Chronicon, XXI, 25 (26), cd. R. B. C. HUYGENS Cont. Mediacvalis63/63A,19S6),S.996, und künftig Hierarchia catholicamedii aevi. 51) Zur Zusammenkunft A. CARTELLIERI,Philipp Il. August, König von Frankreich, I, 1899, S. 262ff. 52) Zu Albert vgl. künftig Hierarchia catholica medii aevi und R. HIESTAND,»Plange, Syon et ludea., in: MittellateinischesJahrbuch 23 (19SS,ersch. 1991), S. 126-142 und die interessante Nachricht in den Gesta Heinrici Il (wie Anm. 27), 55: audicns iraque Frederkus Romanorum imperator, quod nobilis civitas Arrtiocbise reddita erat S: L--dino, nisi babuerir celercin sumrrsunr... Das entspricht genau dem Inhalt der Briefe, vgl. RRH (wie Anm. 70), Nr. 664. Vgl. auch unten S. 98 f. 60 RUDOLF HIESTAfD das Kreuz wegen des Kölner Streits und des noch offenen Konfliktes zwischen England und Frankreich noch nicht genommen haben}), ist fraglich. Er scheint sehr rasch eine positive Antwort auf den Appell im Auge gehabt zu haben. Der vom Papst ausgerufene Kreuzzug war das der der der der Kaiser, Spitze sich an abendländischen ein negotium christianismi, Christenheit sah, zu seinem eigenen negoti: un machen mußte. Schon vor der Zusammenkunft daß Gesprächen Albano Barbarossa Heinrich überzeugt, Ivois von aus vertraulichen war von intensive Doch Gespräche den Kreuznahme Kreuzzug gehen werdest. eine erforderte vor auf dem offiziellen Schritt. Ein Herrscher war in seiner Entscheidung nicht frei, seine Kreuzfür des den die Da Zeit Boden Reiches Privatakt. und er verließ seiner nahme nie ein Abwesenheit eine Regelung der Regierungsgeschäfte notwendig war, brauchte er das Einverder bis Fürsten. Andererseits Gelübde wollte er mit seinem eigenen ständnis zuwarten, ein der das Teil Fürsten Adligen Kreuz genommen, mindestens ersichtlich zu einem und größerer gleichen Schritt entschlossen warn», um mit angemessenemGefolge und besserer Erfolgsaussicht aufzubrechen. Man sieht daran den Unterschied zwischen privatem und offiziellem Gelübde. Mit diesem wurde auch das Reich gebunden, das nun die notwendige Unterstützung gewähren mußte. Nach erstenVerhandlungenauf dem Hoftag in Straßburg,nach weiteren Gesprächenund den ihn dem Fürsten Barbarossa berühmten Verhandlungen Hoftag ohne nahm nach unter auf in Mainz, meist als Curia Jesu Christi, danebenals Curia Dei oder noch eindrücklicher mit direktem Bezugauf den Kreuzzug als Curia Dei et peregrinonun bezeichnet"), am 27.März 1188dasKreuzsn.Jetzt ging esnicht mehr nur um denWiedergewinnder Kreuzesrcliquieund Jerusalems.Auch in Mainz stellte die BefreiungdesKönigs, sondernum die \ iiedereroberung BarbarossazuerstdenVersammeltendie Frage,ob er dasKreuz sofort nehmenoder die eigene Kreuznahmeverschiebensolle, weil er erst in einemJahr aufbrechenwerde"). Er war sich das BeispielHeinrichs II. von Englandvor Augen - des bindendenCharaktersbewußt wohl 53) J. FLECKENSTEIN,Friedrich Barbarossa und das Rittertum, Festschrift H. Heimpol ll, 1972, S. 1023-1041 = ND. Das Rittertum im Mittelalter, Hg. A. BoRsT, 1976,5.392-418, S. 396 unter Verweis auf Annales Marbacenses (wie Anm. 27), 5.58, wo zu lesen ist: Qui (Friedrich) etism eadem Lora crucesn fuit, dimisisset. Coloniensem ipsum inter et propter que episcopum werram, accepisset,si non 54) Historia Percgrinorum (wie Anm. 15), S. 125: familiari inquisitione et alloquio. Daß Friedrich vor Straßburg mehrfach auf einen Appell des Legaten nicht eingegangen sei, MuNZ (wie Annt. 1), S. 3S5, bleibt ohne Beweis. 55) Historia Peregrinorum(Nie Anm. 15),S. 124f.. - quousquensaiorprincipum ac alionun virorsun copiaa facilius et ecacius possesexpediciostis crucemsineretractationeacciperet,quorum opeet operaannitente negociapromovere. 56) Ansbert (wie Anm. 15), schreibt immer Curia Jesu Christi bzw. Curia Christi, die Historia Pcregribzw. F1. Dei hat Dei Curia (wie Anm. (S. die Curia 53), S. 123). 393 EcxENSTEtN pcregrinonim et norum letzte Bezeichnung übersehen. Der Hofug Jesu Christi (wie Anm. 3) und FLECKENSTEIN (wie 57) Zu Mainz vgl. Wer ZLAFF-EGGEBEItT, Anm. 53). 58) Vgl. folgendeAnm. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 61 und wollte nicht in einen Zugzwang geraten. Erst auf allgemeinenZuruf ließ er sich von Gottfried von Würzburg das Kreuz geben59).Damit unterstandenBesitz und Rechte des Kaisersvon Stund an dembesonderenkirchenrechtlichenSchutzfür Kreuzfahrer.Nur für den auf den 23.April 11S9festgesetztenAufbruchstermin60)blieb noch eine letzte Option offen, so daß das Datum an WeihnachtenI1SSnoch einmal bestätigtwurde. Betrachtet man aus der \\Vane des Jahres 1157Person und bisheriges Verhältnis Barbarossaszu Kreuzzugsidee und Heiligem Land, so war die Kreuznahme kein Entschluß, in eine nur vom Hörensagen bekannte Ferne aufzubrechen, nicht als spontane Antwort von irgendjemandem abgerungen wie bei Konrad III. durch Bernhard von Clairvaux. Barbarossa besaß Kenntnis von Land und Leuten: »des Landes, denn in Begleitung seines Onkels Konrad III. hatte er am zweiten Kreuzzug teilgenommen, kannte die Straße durch den Balkan nach Konstantinopel, das westliche Kleinasien und ebenso das Heilige Land. Da er vermutlich Konrad zu den Pilgerstätten begleitet hatte'», war der junge Barbarossa vielleicht sogar an den Hörnern von Hattin vorbeigezogen, wo nun das christliche Heer seine vernichtende Niederlage erlitten hatte. Er hatte in der Folge vor Damaskus gekämpft61) und die gescheiterten Pläne den im hatte Lande Sein Aufenthalt Heiligen Angriffs Askalon auch eines auf miterlebt. Sommer umfaßt, so daß ihm die klimatischen Verhältnisse in der für einen Mitteleuropäer der kannte die Türken und wußte, Kampfweise Jahreszeit ungünstigsten vertraut waren, er wie viele Kreuzfahrer aus Schrecken oder schon nach der Flutkatastrophe von Choirobakchoi wegen erschöpfter Mittel den Weg nach Hause angetreten hatten. Ebenso Kenntnis . der Leute: Barbarossa hatte in Jerusalem mit dem Onkel und gewiß auch dem Vater der regierenden Königin Sibylle gesprochen, sicher mit ihrer Großmutter Melisendis, und auf einer großen Versammlung bei Akkon die ganze damalige Führungskannte den kennengelernt); den des Königreichs Prälaten er schicht von amtierenden Patriarchen Heraklius von Jerusalem und mindestens Bischof Odo von Beirut persönlich'»; er begegnet; der de des Moulins dem Roger Meister Hospitals Mai 1. 1187 gefallenen war am Retter von Tyrus, Konrad von Montferrat, war sein Vetter"). 59) Vor allem Chronic regia Coloniensis (wie Arun. 38), S. 139: interrogavit in propria persona:quid potissimurniudiGUmt, an incnntir:nrti ernennsunreretan differret? quia postannum iturus erat. Curnque Gant differret films dux Fridericus Sueviae Ante susceperat. MM acda mrrcnt, ne cunt eins ... (wie Anm. 3), S.16 falschfür 1188. 60) Ebda.,S.141;WE,.rZLMrF-EGGESERT 61) Vielleicht an Ort und Stelle hatte Konrad III. einem Kloster auf dem Berge Thabor ein Diplom den für der Diplom Mons Kreuzzug R. Htesr Konrad III., o, zweite und ein a ausgestellt, vgl. »Kaiser. Thabor, in: DA35 (197S), S. S2-126. Vgl. allgemein Etct; xoFF (wie Anm. 2), S. 29f. 62) La chronique de Gislebert de Mons, cd. L. VANDENKINDERE,1904, c. 53, S. 92; nach Sicard bei Albalus Milioli, Cronica Imperatorum c. 141, MGH SS 31, S. 640, ware dies ein Grund für seine Wahl zum König gewesen: in boc exenitu Frcdcricus Frederici duds Suevorum fratris regis filius pre can tis extitit sn-tunas et g! or.'osus,quad fuli denum regni occasio adipiscendi. iilhelm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50), XVII, 1, S. 760. 63) WW 64) Zu Odo vgl. unten S. 62 und Anm. 69. 65) KonradsMutter war eine Halbschwestervon Herzog Friedrich Monoculus. 62 RUDOLF HIESTA1tiD Selbstzeugnisseüber die Erfahrungen auf dem zweiten Kreuzzug besitzen wir freilich nur in jenen zwei bereits erwähnten Urkunden für die Johanniter von 1156 und 115V4, deren Narratio - vielleicht eines der seltenen Zeugnisse unmittelbarer Einflußnahme des Herrschers daran Barbarossa die karitativen das Diktat67), Augen Werke erinnert, wie mit eigenen auf die bewundert ist im Rede Hospital hat. Aufgaben Otto Freising nicht von militärischen von dagegen Schilderung des Kreuzzuges6s), und ausdrücklich auf eine genauere verzichtete Stiftungen im Anschluß an den Kreuzzug für geistliche Institutionen des Heiligen Landes oder im Westen oder auch Leprosenhiuser sind im Gegensatz zu LudwigVII. von Frankreich in Deutschland nicht überliefert. In »Kenntnisvon Land und Leuten: Barbarossawar sich bewußt, was er persönlichan Strapazenund welcheVerantwortungalsHerrscherer auf sich nahm,als er sich zum Kreuzzug entschloß,selbstExperteerstenRanges.Als einzigerHerrscherdes Abendlandesim Jahre 1187 hatteer schoneinmaleinenKreuzzughinter sich gebracht,ja er war in der Führungsschichtdes dritten Kreuzzugesüberhauptder einzigeTeilnehmerdeszweitenKreuzzuges,der nochmalsins Heilige Land zog. Dies allein hob ihn ausallen HerrscherndesAbendlandesheraus,wie außer Barbarossanur sein Onkel KonradIll. und Ludwig IX. von Frankreich zweimal auf den Kreuzzug gingen.Dennoch knüpft kein Kreuzzugsberichtan den zweiten Kreuzzug an oder erwähnt irgendwo, daß der Kaiserauf bekannterStraßegezogensei. Es wäre, wenig passend, Bezug Unternehmengewesen. vorneherein ein auf ein gescheitertes von Bereits im Herbst 1184hatten in Verona der Patriarch Heraklius, der einst an der vom Kaisergefördertenhohen Schulevon Bologna ein Nutznießer desScholarenprivilegsgewesen dem des Bischöfen69) Reihe Meister Hospitals Roger de Moulins von mit und eine war, BarbarossaeinenHilferuf ausdem Heiligen Landeüberbrachte. Barbarossaversprach,einen 66) DFI 152: auf Bitten Heinrich Jasomirgotts, verfaßt von AH, dem Notar Albert, der wohl auf dem Kreuzzug dabei gewesenwar. Vgl. DFI 228 von 1158mit fast gleicher Formulierung. Die beiden Diplome für die Johanniter DFI 467 von 1176Januar und Nr. 887 von 1184November 24 für die Tcmplcr bringen keine Bezüge auf eigene Erfahrungen. DFI 923 von 1185 XI 28 für die Johanniter stellt eine wörtliche Wiederholung von Nr. 228 dar. 67) Vgl. H. HOFFMANN, Eigendiktat in den Urkunden Ottos lli. und Heinrichs Il., in: DA 44 (19SS), S. 390-423. 68) Otto von Freising, GestaFridericil, 47, cd. B. v. SIMsoN,ßIGH SSrer. Germ., '1912,S.65, cd. F: Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, J. SCHMALE, 1965,5.218. 69) Der Bischof Odo von Beirut empfing am 5. Scprcmber1184ein feierlichesPrivileg für seineKirche, für dasHeilige Land (Abhandl. der Akad. d. \V'iss.in Göttingen. Phil. HIESrAND, R. Papsturkunden cd. hist. Klasse3.Folge136,1985),S.298, n. 125,und zihlte daherwohl zur BegleitungdesPatriarchen. (1152-1193),1978,S.83 und 223. Der Meister des 70) F. OPLL,Das Itinerar KaiserFriedrich Barbarossas TempelsArnald von Torroga starb am 32.Scptembcr,ehe der Kaiser in Verona eintraf. Ein in der Hildesheimer Formelsammlung,cd. B. SrettLE, Über ein Hildesheimer Formelbuch, Diss. Strassburg 1878,S.34, vgl. R. RöHxtctrr, Regestaregni Hierosol}7nitani 1893,Add. 1934;künftig a RRH), Nr. 646, überlieferterBrief einesBischofsan Barbarossa,der don demJahre 1185und dem PatriarchenHeraklius der konkret Fall Jerusalemsnicht angesprochenwird. 1187, obwohl zugeschriebenwird, paßt eher zu Auch der Verweisauf die Kölner Frage,die raschbeigelegtwerdenmöge,damit beideKontrahentenauf PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 63 Fürstenrateinzuberufen,und stellte in Aussicht, daß im folgendenJahr sich Ritter für einen Zug nachJerusalemrüsten könnten71).Von einer eigenenKreuznahmeist freilich nicht einmal andeutungsweisedie Rede, und es ist auch nicht klar, ob überhaupt deutscheKreuzfahrer damals ins Heilige Land gelangt sind"). Noch fehlten die Voraussetzungen,die einen allgemeinenAufbruch herbeiführten. Gleichzeitig erfuhr der Kaiser freilich, daß ihm zusammenmit dem Papst,dem französischenund dem englischenKönig für den Fall einesvorzeitigen Todes König BalduinsV. die Entscheidungzwischen dessenbeiden Tanten als den nächstenThronanwärterinnen vielleicht auch eine radikale Lösung übertragenworden seil'). Seit Herbst 1184nicht nur aus erster Hand über die Verhältnisseim lateinischenOsten unterrichtet, wußte Barbarossa,daß er gegebenenfallseines Tages in einer Art internationalem Kronrat über die Krone von Jerusalemmitentscheidenwürde. Zur allgemeinenchristlichen Schutzpflicht trat eine staatsrechtlicheFunktion. Geht man weiter zurück, so war der Kaiser im Jahre 1167über einengewissenSinibald74), 116973)und 117176)mit anderen Herrschern der Adressat von Gesandtschaftenaus dem Königreich, 1174weilte eine weiterean seinemHofe77).Umgekehrt vermittelte die Pilgerfahrt den Kreuzzug gehen könnten, weist eher auf 1157,zuerst allgemein: ist iuxta imperialis sublimitatis debitum et rrr:zirn.zm ciriunt jacukatent cis suGceniatis,qui onus sustinentcommunisnecessitatis, dann jedochpro Christi iniuris vindicarrdr. 71) Brief des Erzbischofs von Salzburg an seine Kanoniker, cd. B. PEZ, Codex diplomatico-epistolaris VI par 2 (1723), S. 47, n. 69: et eurrr ad Teutoniuu partes accesserit, se turn principibus de hoc acturum spopondit, ita rumen, ist a na. li Domuri proximo per annum, qui voluerint, ad ipsam expeditionem atrirrgantur. Vgl. Cont. Zwettlensis altera, MGH SS 9, S. 542. Die Aussage bei EICKHOFF(wie Anm. 2), haltbar. ist S. 6, Barbarossa sicherte zu, bis in Ende Kreuzheer Deutschland 1185 ein zu rüsten«, nicht . ... 72) Vgl. auch GiesemtECIIr, VI (wie Anm. 1), S. 95 und R. RöHRICHT, Beiträge zur Geschichte der Kreuzzügq 11,1878, S. 121f. und Anm. 50. R. RöHRtcI r, Die Deutschen im Heiligen Land, 1894 wirft keinen Namen aus. Wenn freilich als Folge des Aufrufes von 1184 Kreuzfahrer bzw. Pilger sich 1186 in den Osten begeben wollten, so stießen sie auf die Schwierigkeit, daß wegen eines neuen Konflikts mit dem byzantinischen Reich Wilhelm 11. von Sizilien alle Schiffe, die üblicherweise Pilger transportierten, hatte requirieren lassen,so daß viele unter materiellem Schaden und Trauer wieder nach Hause kehren mußten, vgl. Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 3S), S. 134. 73) Estoire - La continuation de Guillaume de Tyr, cd. M. MORGAN (Documents relatifs it l'histoire des Croisades 14,19S2), S. 2; La Chronique d'Ernoul et dc Bernard le Tresorier, cd. L. DE MAS LATRIE, 1871, 5.117. \'gl. dazu vor allem H. E. MAVER, Kaiserrecht und Heiliges Land, in: Aus Reichsgeschichte und nordischer Geschichte, 1972,5.204 ff. 74) Bernardo hlarangone, Annales Pisani, Rer. ital. Script. 2V1/2,1936,45; was Sinibald als Armenier Sempad ausweisen soll, vgl. R. RÖHRICHT, Geschichte des Königreichs Jerusalem 1100-1291,1898, S. 328 und Anm. 3 und M. L. FAVREAU-LILIE, Die Italiener im Hl. Land vom 1. Kreuzzug bis zum Tode Heinrichs von Champagne, 19S9,S. 195 und Anm. 130, ist nicht ersichtlich. 75) Wilhelm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50), XX, 12, S. 926. 76) Ebda., XX, 22,5.941. 77) ChronicaregiaColoniensis(wie Anm. 38), S. 125:ein Brief Amalrichsmeldetesedudurniarn de regno expulsunr,si non terror imperatorispaganorumregesrestringerentur. 64 RUDOLF NIESTAND Heinrichs des Löwen im Jahre 1172,der in Jerusalem mehrere Tage mit König, Patriarch und Großen verbrachte7B), unmittelbare Eindrücke auf einer sonst kaum erreichbaren Ebene. Ebenso dürften Briefe des Königs von Jerusalem, der Patriarchen und anderer Großer des Heiligen Landes in dieser Zeit nicht nur nach Frankreich gegangensein, wo sie in der Reimser Briefsammlung überliefert sind, sondern ebenso ins Reich. Wenn Alexandcrlll. in den Jahren 1165,1166,1169 und wieder 1181 sowie gleichlautend 1184 sein Nachfolger Lucius 11I.79)für das Hilferufe Empfehlungsschreiben Heilige Land an IV. 11571)-, Hadrian und wie schon die reges etprincipes aufsetzten, so schloß der Papst, wie es der lateinische Osten ganz offiziell tat, den Kaiser in den Jahren des Schismaswenigstens stillschweigend ein. Wie jedoch die nachweisbareZahl der in den Osten ziehendenDeutschen nach dem findet konkrete ists'>, Kreuzzug Schritte Barbarossasnur die über gering sich zweiten Nachricht, daß Rainald von Dasselim Frühjahr 1165den Auftrag erhalten hatte, mit dem dem französischen der König Anerkennung Paschalis'111.auch über englischenund neben Davon verlautet später nichts, periclitantis ecdesiaeOrientalls zu sprechens=t. einensuccursus daß die läßt Barbarossa ausWesteuropaüberlieferten sich wenigstensschließen, auch aber es Hilferufe der Jahre 1163/1164empfangenhatte') und der Kaiserhof in einer bis an den JahrhundertanfangzurückreichendenTradition den Kreuzzugals ein psychologischesKampfinstrument gegendie alexandrinischePartei erkannte. Umgekehrt hatten beim Ausbruch des Schismas die Anhänger des kaiserlichen Papstes als der lateinische für laut ihrer ihre Sache Argument Osten Seite, verkündet, stehe auf wichtiges die im Entscheidung zugunsten Alexanders 111.bekannt wurde. Und schon Sommer 1160 ehe im der August Barbarossa Italienzug 1155 gab großen Delegation des auf seinem ersten Heiligen Landes, die an der Kurie gegen die Exemption der Johanniter vorgehen wollte, kaiserliche Empfehlungsschreiben mit"). Den Patriarchen Fulcher, der an ihrer Spitze stand, 78) Vgl. Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), 1,7, S. 21 f. und dazu K. JORDAN,Heinrich der Löwc, 1979, S. 178f. 79) JL. 11218;R. HiEsrnxo, Papsturkundenfür Templcr und Johanniter(Abhandl. d. Akad. d. \Viss. in Göttingen. Phil.-hist. KI. 3. Folge Nr. 77,1972), S.251 n. 53; JL. 11637;JL. 14360;HiESrnxn, Papsturkunden für Templerund Johanniter,S.352, n. 165. 80) P. KEHR, Papsturkunden in SpanienI (Abhandl. d. Akad. d. Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. NF Nr. 18/2,1926), S.359, n. 77. 81) Von besonderen'Kaiserrechten« im HI. Land spricht auch keine der drei Beschreibungendes Heiligen LandesdieserJahrzehnte,die ausdeutscherFederstammen:Otmar, Johannesvon Würzburg, Theodericus. 82) Vgl. Brief Rainalds von Dassel an Ludvrig\'II. 83) RRH (wie Anm. 70), Nr. 382,384,394,396. aus dem Frühjahr 1165, cd. BOUQUETXVI 120. 84) DDFI, IV, S.507,Nr. 2; BÖHMER-0PLI.,n. 345; vgl. %l helm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50), XVIII, 7, S.819. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANIS2SI COLUMPNA 65 und von den ihn begleitendenBischöfen kannte er mindestensden Erzbischof Balduin von Caesareavon seinemAufenthalt in Jerusalemim Jahre 1148her"). Damit hätten wir auf unserem \Vcg rückwärts wieder die Teilnahme am zweiten Kreuzzug erreicht. Von den weltlichen und geistlichen Großen, mit denen er damals als engster Begleiter Konrads Ill. zusammengetroffen war, lebte 11S7 niemand mehr. Und doch wäre diese Zusammenstellung zu kurz, wenn man die Frage nach dem Verhältnis Barbarossas zum Kreuzzug im Laufe seines Lebens beantworten wollte. Man muß in die ersten Tage des Staufeh zurückgehen. Sein Onkel, der spätere Konrad III., brach 1123oder 1124 in den Osten auf, }um am Heiligen Grab zu dienen, und nahm vielleicht an der Eroberung von Tyrus Über die Gründe verlautet nichts Genaueres, doch ist daran zu erinnern, daß Konrads teile. Onkel, Heinrich IV., in seinen letzten Lebensjahren einen Kreuzzug versprochen hatte, sobald der Friede zwischen rcgnurn und sacLrdotium wieder hergestellt sei, dann aber starb, ohne im Heiligen Land gewesen zu seinV). Damit war sein Gelübde unerfüllt geblieben. Was KonVerwandIII. Memorialhandlung zugunsten eines nahen rad unternahm, war so auch eine tensr».Es bedarf keiner ill egitimen Phantasie, daß der junge Friedrich, bei Konrads Rückkehr hat. die im dessen Osten Jahre Erlebnisse Berichten über zugehört aufmerksam etwa vier alt, Das Heilige Land und der Kreuzzug begleiteten ihn von da an bis zum Lebensende, aber im Sinne eigener Kreuzzugsvorbereitungen oder eines Kreuzzugsgelübdes ist außer der Teilnahme am zweiten Kreuzzug bis 11S7nichts überliefert. Der Kaiser reagierte mit Briefen und mit Gesandtschaften, doch nicht einmal mit Geldsendungen wie der englische König. Eine dominante Rolle spielte Jerusalem für ihn nicht. Ill. Als Friedrich!. im Hinter 11S7/SSdem Aufruf GregorsVlll. und Heinrichs von Albano folgte, war der Kreuzzug vorerst ein organisatorischesund logistisches Problem, wohl überhauptdasgrößte, das ein Herrscher im 12.Jahrhundertje in Angriff nahm. Zu lösenwar die Zusammensetzungdes Heeres,die Wahl der Route, die Finanzierung, die Organisation des ?Marsches.Die Erfahrungen einer jahrzehntelangenRegierungszeitkonnten eingebracht werden. Barbarossaging alles, wie die Quellen mehrfach hervorheben,mit Rationalität und 85) Über die Verhandlungen Konrads 111.mit dem Patriarchen vgl. Otto von Freising, Gesta Friderici I 62 (63), ed. SIMsox, S. S9, cd. ScIWAI. E, S. 264. Vgl. Wilhelm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50), XVII, 1,5.761 für IHS. 86) Vgl. jetzt vor allem J. Rtuv-Sattrn, The Venitian Crusade of 1122-1124, in: I comuni italiani nel regno crotiato di Gerusalemme, a cura di G. Atr. &t.nt et al., 1986, S. 337-350, vor allem S. 343. 87) Und als einzigersoll am Grab des Kaisersein Mönch ausJerusalemdie üblichen Gebetetrotz des Bannesgesprochenhaben. 88) Ende 1125/Anfang1126,wir Konrad zurück. 66 RUDOLF IIIESTAUD Professionalität anS9).Es war sicher kein coup de theätre"sc).Zur Seite standen ihm den Gottfried Würzburg, Bischof Quellen früheren Kanzler von ohne von neben seinem besondershervorgehoben zu werden, wohl vor allem der Bischof von Straßburg, der ReichsmarschallHeinrich von Kalden, für die Finanzen der Kämmerer Illarkward von Neuenburg, der dann auch auf den Kreuzzug mitging und mit Bischof Hermann von Münster und Graf Robert von Nassau die Gesandtschaftnach Konstantinopel durchführte91).Dazu werden in dem Brief Barbarossasaus Philippopel der Kanzler Johannes, die der kaiserliche im Notar Richolf Reich Bolanden Werner H., und genannt, von ein beschäftigt der die Kreuzzugsabgaben Auch Zeuder Eintreibung warcn94. speziellen mit diesen lassen Kreis der Diplome nicht wirklich erkennen, weil es eben meist genlisten Stelle im des Auftrage Kaisers Tätigkeit an anderer war. geradeeine des Unternehmens. Es rief bei zeitgenössischen Die erste Frage war die Leitung Beobachtern Erstaunen hervor, daß Barbarossa trotz seines Alters selber auf den Kreuzzug ging und nicht einen oder mehrere seiner erwachsenen Söhne schickte93). Diese Lösung wurde jedoch, falls sie je zur Diskussion stand, bald verworfen. Auf dem Kreuzden Vater nicht ersetzen, sie sind insufficienmes für können Söhne Herrschen eines zug diese spezifische Aufgabe9'), und dies gilt beim Kaiser in besonderem Maße. Einen ließ man im 12.Jahrhundert nie in den Osten zielten9», während jüngere Söhne allein nicht über die notwendige Autorität verfügten, da sie nicht genuine herrdaher bezeichnend, besaßen. daß dem Es Gewalt Wunsch Grewar entgegen scherliche dem der Sohn Friedrich HeinrichVl., sondern zweite mitging, als Hernicht gorsVlII. dem jungen dem einst Barbarossa Begleiter Schwaben Konrads Ill, als wie auf zog von der den Ministerialität Kreuzfahrern Kreuzzug staufeschen und mit anderen aus zweiten dem Herzogtum ein beträchtlicher Teil des Heeres lehensrechtlich und landrechtlich Thronfolger bisher kein Obwohl noch abendländischer Herrscher auf einem Kreuzzug unterstellt war. der dem Schicht aus nächsthöheren eigentlichen Kreuzzugsumgekommen war und auch 89) Betont von den Gesta Heinrici II (wie Anm. 31), 55: sicut virum prudenten: et eire unspectunt decrbat, satis provide sibi et itineri suo necessarispraeparabat. Ansbert (s6'ie Anm. 15), S.46: (delis ct prudcns dispensator dominifamilie; Historia Peregrinorum S. 124: ut vir multivide circ u spectionis. Itiuuz (wie Anm. 1), S. 387 careful and businesslike spirit.. The Crusades(wie Anm. 13), S.112für den Tod im Saleph: succumbedto the 90) So RILEY-SMITH, temptation of one last coup de theitre this time fatal for him., 91) Vgl. DFI 1009. 92) Ebda. 93) Ansbert (wie Anm. 15),S.5: Non cum venerandisenilfatiscentiaism rnembrapotuerunt rctrabcrc, auch nicht die pergrandia imperil negotis und Itinerarium peregrinorumS.279: cius strenuitas... non ftlios baberet, laudanda senior esset et quibus et etaset virtu$ ad arm est, nam minus stupendaquam militandum aptior videbatur, cos tamen tanqusm irnufcientes reputans,ipse cfsristis»isnsi negocium procurandumsuscepit. 94) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 36), S.279. Reiche. 95) Dies gilt, soweit ich sehe,für sämtlicheabendländischen PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 67 geschehennur Stephanvon Blois zum Opfer gefallen war, sollte für eine Kontinuität der Führungspositionim Fall der Fälle vorgesorgtsein. Vom Reichsepiskopat gingen der Erzbischof von Tarantaise, die Bischöfe von Basel, Lüttich, Meißen, Münster, Osnabrück, Passau,Regensburg, Toul und Würzburg mit dem Kaiser, jeder mit einem größeren Aufgebot, so daß sie auf dem Zuge eigeneUnterabteilungen der kaiserlichen Heereseinteilung bilden konnten, während der Erzbischof von Bremen zu Schiff in den Osten fuhr. Im Lager vor Akkon befanden sich nachher die Erzbischöfe von Besancon und auch Arles5). Unter den weltlichen Fürsten ragten hervor der Herzog von Meranien-Dalmatien, die Markgrafen von Istrien, Nordgau, Baden und der Graf von Holland97). Es war damit in der Begleitung des Kaisers genau die gleiche Zahl von Bischöfen wie auf dem zweiten Kreuzzug dabei, rund ein Viertel des gesamten Episkopats, jedoch mit einer deutlichen Verlagerung in den Norden und Westen. Während Basel, Passau,Regensburg und Toul wieder vertreten waren, blieben Brixen, Eichstätt, Freising, Metz, Trient und Zeitz weg, dafür zogen Lüttich, Meißen, Münster, Osnabrück und Würzburg sowie der Erzbischof von Tarentaise im Heere mit. Wesentlich geringer ist im Vergleich zu 1147 dagegen die Zahl anwesender hoher weltlicher Herren. Brachen 1147 die Herzöge von Bayern und Böhmen, Pfalzgraf Otto von \\'ittelsbach, die Markgrafen von Steiermark, Kärnten, die Grafen Welf von Bayern und \\Tilhelm von Burgund mit Konrad III. auf, außer dem Herzog von Schwaben, dem Markgrafen von Baden, dem Grafen beziehungsweise Herzog von Andechs, die wieder dabei waren, so werden die Lücken hier deutlich. Jedoch zog im Jahre 1189 eine große Zahl die Grafen Veränderung in der Ministerialen von namentlich aufgeführten und mit, was politischen Struktur des Reiches dokumentierte. Es trügt freilich der Eindruck, daßdie Kreuznahmeein spontaneseigenständiges Handeln der Anwesendengewesensei.Der ersteAppell der päpstlichenNuntien in Straßburgblieb fast ohne Reaktion. Ein einziger Ritter meldetesich93).Man wartete ab, denn man wußte nicht, die Testfall. Reichsspitze Jener Ritter Bezeichnendersozusagen wie war ein reagierenwürde. weisenahmaucher nicht sogleichdasKreuz, sondernbat um Erlaubnis,estun zu dürfen. Erst als er diese bekommen hatte und als mit der darauffolgendenPredigt des Bischofs von Straßburgein Reichsfürst,der dem Kaiser nahestand,dasgleichevorgetragenhatte, setztedie Bewegungein. Es war die zustimmendeHaltung des Kaisers,ohne daß er sich schon selbst öffentlich festgelegthätte, wenn er auch innerlich wohl schonentschiedenhatte, dasKreuz zu nehmen"), die den Erfolg brachte. (wie Anm. 31), 96: beide erliegen im Winter 1190/91 den Strapazen. Für den 96) Gau Heinicill Erzbischof von Besancon vgl. etwa auch die pancarte von 1188-1189, Melanges ä la memoire du P. Anselme Dimier, Dir. B. CHAUVIN, II: Histoire Cistercienne, 1984, S. 535: cum igitur ad partes transmarinaspro/üisci debemus. 97) Vgl. die Zusammenstellungen bei RöHrucwr, Die Deutschen im Heiligen Lande (wie Anm. 72). 98) Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 123. 99) Historia Peregrinorum (wie Awn. 15), S. 124: iam dudum intra se voverat de peregrinandi voluntate, d. h. aber auch hier erst nach dem Eintreffen der Nachricht von Hattin und lange etwa vor 1187. nicht 68 RUDOLF HIESTAND Auch in Mainz wirkte vor allem dasexemplumdesKaisersund seinesSohnes10°t.Zugleich der die das Lehensgefolgschaft Bild äußerst man wie weltlichen entworfen, wirksam wurde Herren so erst recht dem höchstenLehensherrnChristus leistenmüsse.Auch dies impliziert die nicht ein dasEinverständnisdesKaisersin einer klassischorganisiertenLehensgesellschaft, ligischesVerhältnis als allgemeingültige Basis kannte.Wer auf den Kreuzzug gehenwollte, bedurfte der Zustimmung des Kaisers,wie sie Barbarossaim Jahre 1184in Aussicht gestellt hatte; doch sagtesie allein nichts über eineTeilnahmedesHerrschersselbstaus.Jetzt, so liest fast in Deutschland Kreuzeszeichen Dei Curia peregri77onan, ohne niemand sei et man zur der das hatte heißt, Reich Kaiser das verkörperte, so nun nach seiner wie geblieben, KreuznahmedasReich das Kreuz genommen'-').DiesenEindruck soll auch der Katalog der Teilnehmer bei Ansbert vermitteln'-t. Wenn ein Engländer berichtet, daß die deutschen Fürsten non inanis glorie appetitu illecti, non inducti precio, non precibusexcitati, sed solo desiderio dies ist natürlich eineVerbrämung. aufgebrochenseien'a3,so superneretributionis Es war gewiß im Gegensatzzum englischenHeer nicht so sehr ein Aufgebot von Söldnern, festgelegt, des harter das Hand hat, Heinrichs Löwen Beispiel Barbarossa zeigt, mit wie aber bleiben konnte, Bedingungen Hause er zu welchen genauso unter wer mitziehen sollte oder den ins kaiserliche Weg Heilige Land Bischof einzuschlagenden voreinem wie auctoritas der in konnte Erzbischof Besancon 104) von einer Urkunde erklärte: proficisci oder schreiben debemus105).Freilich wurde auch soweit gelenkt, daß Heinrich Vl. nicht ohne ausreichende dies dem irre überraschenden Macht war, sollte sich nach notwendig zurückblieb. militärische Tode WilhelmslI. von Sizilien Ende 1189zeigen. In der Tat versammeltensich für den Italienzug immerhin 4000Ritter in SchwäbischHal1'"6). Für den Kreuzzug waren es im Ergebnisweltliche und geistlicheReichsfürstenmit ihrem Gefolge, Reichsministerialenund die staufischeMinisterialität, die den Kern desHeeresausmachten,während etwa aus Bayern der 1071. Damit Teilnehmer Herzog teilnahm weil unmündige mitgingen, war nicht wenige nur dasUnternehmenmehr als ein bloß gleichzeitigerAufbruch Einzelner eine expeditioin arma fast möchte man sagen,eine Christi coniuratorumitt), eine militärische Schwurgemeinschaft, Kommune. wandernde 100) Ansbert (wie Anm. 15),S.14; Historia Pacgrinorum (wie Anm. 15),S.126. 101) Ansberg(wie Anm. 15),S.15. 102) Ebda., S. 18-24 und Alberich von Troisfontaines, Chronica, NIGH SS 23, S.861: pauschal68 principes. 103) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 36), S.289; Giraldus Cambrensis,Dc principis instructionc 111 (Rolls Series21/V111,1881),S.273. 19, cd. G. F. WARNER 104) Vgl. unten zu Gottfried von Würzburg. 105) Vgl. oben. 106) Gislebert von Mons (wie Arun. 62), S. 250. 107) Vgl. RIEZLER(wie Anm. 10), S. 25f. 108) Ansbert (wie Anm. 15),S. 14. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 69 Ein umstrittenesProblem bildet die Heeresgröße109), weil die Angabenin den Quellen außerordentlichstark differieren, nebenpropagandistischenÜberhöhungenauch unterschiedliche Ansätze verwenden.Es handelt sich um mehr als eine Zahlenspielerei,denn von der militärischenMacht, vor allem auch den Relationen,hing das Gewicht ab, dasBarbarossaim Osten selber einbringen konnte, aber auch das Gewicht, das er gegebenenfallsunterwegs gegenüberjenen Mächten ausspielenkonnte, deren Gebiete er durchziehenmußte. Auf der einen Seite war in Erinnerung, wie man im Jahre 1148nur dank byzantinischer Hilfe in Palästina - vor allem aus zufällig ankommenden Rittern Heer wieder ein aufbauen konnte10),jedoch gegenüberden einheimischenKräften in der Minderzahl, weitgehendderen Interessenfolgen mußte.Zum anderengalt es,die logistischenProblemeauf dem Marsch und im Heiligen Land zu bedenken. Gegenüberfrüher üblichen Annahmenvon 100000Mann spricht man seit der Arbeit von Jahn allgemeinvon 2000 bis 3000Rittern, insgesamt12000bis 15000Mann111), ja sogarnur von 20D0Rittern und 4000Knappen, wobei selbst diese Zahl möglicherweisenoch zu hoch seinsoll 11).Vermutlich sind dieseheuteüblichen, sehrniedrigenZahlenvon der Gesamtgröße desZugesher doch zu niedrig. Ausgangspunktder Berechnungensind erstensdiejenigen,die in Mainz das Kreuz nahmen, nach der wahrscheinlichstenAngabe 4000 milites electi und insgesamt130001(3).Hinzu kommen jene, die schon in Straßburg114), zwischen den beiden Hoftagen oder nachhersich von der Kreuzzugspredigtangesprochenfühlten, wobei jedochzu berücksichtigenist, daß norddeutscheKreuzfahrer direkt, andereüber Italien zu Schiff in den Osten gingen. Ein zweites Kriterium für die Größe des mit Barbarossain den Osten ziehendeHeeres liefert der Übergang über die Dardanellen.Wieder differieren die Zahlen sowohl über die Übersetzen die das die beanspruchte.So ist nicht Schiffe Tage, über vereinbarten als auch sicher,ob 70 oder 700Transportschiffeneben150für die PferdetransportegeeignetenSchiffen und 15Galeerenzu stellen waren"). Nachweislich kam zu den ursprünglich vorgesehenen Die deutschenFürsten auf der Reichsheerfahrt. 109) Zum Reichsheervgl. vor allem G. GATmiLxtANN, der Stauferzeit,Diss. Frankfurt/M. 1956(masch.). Studienzur Reichskriegsverfassung 110) Vgl. HiEsrAND, »Kaisers Konrad Ill. (wie Anm. 61), S. 93-97. 111) H. JAHN, Die Heereszahlen in den Kreuzzügen, Diss. Berlin 1907, wo S. 7f. die einzelnen Zahlen in den Quellen angeführt werden. Der notorisch unzuverlässige Gislebert (wie Anm. 62), S. 236 nennt für Regensburg 20000 milites exceptis scrvienzibits et burgensibus et clericis et aliis peditibas; Ernoul (wie Anm. 73), S. 248f.: 60nri1e Domesä dicvaL Die ältere Auffassung bei RIEZLER(wie Anm. 10), S. 25. 112) F. Lor, L'art militaire et les armecs I, 1946, S. 157, nachdem er zuerst auf 3733 Ritter und 7466 Knappen gekommen war. 113) Chronica Reinhardsbrunnensis, MGH SS 30, S. 543: 13000 im Ganzen. 114) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 124: nurlta milia tarn equitum quarr peditum. 115) Ansbert (wie Arun. 15), S. 64 S2, vgl. auch der anonyme Bericht aus Ancona, ed. HAMPE, in: Neues Archiv 23 (1898), S. 39S-400. In Hugonis cont. \Veingartensis (wie Anm. 18), S. 476 sind es sogar 1500 naves und 20 galcae. Bei Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 10, S. 134 sind es soviel Schiffe, daß drei Tage genügen, für die Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), 5.148 sind sie an sieben Tagen 70 RUDOLF HIESTAND Schiffen noch eine beträchtliche Anzahl freiwillig hinzu 1 ). Zuverlässige Berechnungen sind kongruent, die "'t, Basis vorgelegten sind auch wenn aus und nicht nicht möglich auf solcher 17000Pferden des deutschen Heeres eine Gesamtgröße von 15000Mann, unter gleichen Voraussetzungen aus 5360Pferden des englischen Heeres eine Gesamtstärke von 10720 und Eine Kontingente 15000Mann wird"ct. abgeleitet von ebenfalls einschließlich weiterer Schlüsselstelle bildet drittens die Angabe, daß das Heer in der Schlacht von Ikonium 500 oder 1000Ritter zur Verfügung hatte19). Doch sagen die Quellen nicht, daß es nur (noch) 500 oder 1000Ritter gegeben habe, sondern sie sprechen von 500 milites in equis, das heißt, nach den die der bestimmte Zahl der Wochen Reittieren Verlusten zur vorangehenden an großen Verfügung stehenden, geeigneten Pferde die Zahl der im Kampf einzusetzenden schwerbedie kämpfen Fuß Ritter"'), mußten. anderen zu während waffneten Dem entspricht,daßoft getrenntwird zwischeninilites und den übrigen,der nii/es-Begriff jedoch offensichtlich seinerseitsbald nur den schwerenPanzerreiter,bald jeden Berittenen den immer Neben erscheinen wieder milites electi oder electissimi,was wohl milites meinte. die der jedenfalls Art Bewaffnung Rang und eine nochmals als anzeigt weniger sozialen deutlich abgegrenzteGruppe innerhalb der Masse der milites bezeichnet121).Doch es ist Überwindung der der bei denn Sperren Dreistufung vorzunehmen, nach mindestenseine Philippopel wählt Herzog Friedrich aus seinerAbteilung 500 milites loricatos- es gab also differenziert de loricatos praestantioribus,quonon zwar und noch einmal auch milites non habebant amictus122). etiam equiferreos Von Anfang an zeigten sich andererseitsdie Schranken,vor denen selbst die Autorität der der in im Stab Tasche Kaiser, Hagenau April Als 1190 Barbarossa und stand. eines fand das in Tage Regensburg Heer hatte12'), 14 vor, zu spät viel eintraf, er ein etwa empfangen daß Die Lücken müssen so gravierendgewesensein, er anscheinend geringerwar als erwartet. in einer ersten Reaktion daran dachte, das ganze Unternehmen aufzugeben.Erst als man Tage Barbarossa im übergesetzt Einsatz, achten sich weigert, zu werden,ehenicht am worauf aufeinander drüben pauperes peregrini sind. omnes 116) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), S. 148: 300 galeidae supra prontusnnz. 117)Die spekulativenElementealler Angabenwerdendeutlich. Bei nur 20Personenpro Schiff und zwei Überfahrtenwürden 1500Schiffebereitsmindestens60000Personenergeben. 118) JAHN (wie Anm. 111), S.21-24 und S. 31-35.17000Pferde ergäben unter den gleichen Ansitzen für das deutsche Heer eine Größe von 50023h1ann. (vie Anm. 9), 5.177 gibt 500, die Historia pcrcgrinorunt (wie 119)Epistola de morse, cd. CHROUST Anm. 15),S.1681000,die auf zwei Abteilungenaufgeteiltwerden,so daßder Verfasserder Epistola,wohl der Bischof Gottfried von Würzburg, vielleicht nur von der Abteilung spricht, der er selberangehört. Vgl. 120) Epistola de morte S.177.Zum 13.MW viz sesmui equites. auchJAttx (wie Anm. 111),S. 19ff. , Doch wenn JAHN, S.24 3000 milites als ein sehr bedeutendesHeer ansieht, so führt er selber an, HcinrichVl. habe 1189in Schwibisch Hall für seinen ltalicnfeldzug über 4000ntilitcs verfügt, vgl. Anm. 106. IIGH SS 16,S. 195. 121) 4000electiin AnnalesMagdeburgenses, 122) Historia peregrinorum(wie Awn. 15),S.139. 123) GIESEURECHT, VI (wie Anm. 1), 5.209 und 687. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 71 erfuhr, daß zwar gewiß manche ganz weggeblieben waren, die meisten jedoch sich aus Ungeduld einem vorbeiziehenden magnus omnigenarum nationum vulgus angeschlossen hatten12'), wohl aber aus eigener Einsicht, daß sie ohne den Kaiser nicht heil durch den Balkan kämen, an der Reichsgrenze auf ihn warten würden, trat Barbarossa den Kreuzzug dennoch denke die Man über Alternative nacht Doch war es nicht eigentlich ein schlechtes an. wieder Omen für den ganzen Zug, daß nicht einmal der allererste Marschbefehl durchzusetzen gewesen war? Ein zweites Problem ist damit angesprochen. Denn was hatte es mit diesem lnagnus olmligen zrum nationunl populus auf sich? Nach den Erfahrungen mit den ungeordneten Massen auf dem ersten und dem zweiten Kreuzzug hatte Barbarossa durch die Festlegung einer Mindestausstattung und die Vollmacht, ihr nicht genügende Leute unter dem Bann nach Hause schicken zu können, das Kreuzheer auf wirklich waffenfähige und zugleich finanziell einigermaßen potente Leute beschränken wollen. Dennoch wurde die Zusammensetzung eine das blieben deutsche Kreuzzugsheer in weit Gewiß Folgen andere, und war nicht aus. höherem Maße als die früheren ein ritterliches Heer, aber es war trotz allem kein exklusiv der Unternehmen 12S). Nachdem Aufbruch nochmals bestätigt worden war, sah ritterliches bis Mittfasten 1189 ut arena nlaris atque caeli sidera unzählige Weihnachten IISS man von Scharen von Kreuzfahrern zu Fuß und zu Pferd alle Königsstraßen und die Orte rheinaufwärts füllen12,). Ihr Ziel war teils Regensburg, teils Italien, um von dort zu Schiff ins Heilige Land zu gehen, doch dank der neuen politischen Allianz verwehrte der König von Sizilien auf Bitten Barbarossas vielen die Überfahrt, co quod victus deforet in transmal nis und eine parva lnanus ohne König und Kaiser gegen Saladin nichts ausrichten könne 127).Es waren weitsichÜberlegungen, die deren logistische dem lagen Prestigegründe, Schritt tige zugrunde nicht und Richtigkeit sich vor Akkon bestätigen sollte. So kam zu den den Vorschriften entsprechendenAbteilungen jener magnusomnigenarum natlonum populus, freiwillig zusammenströmendeund vorerst ungeordnet aufbrechende Leute, hinzu. Es geht dabei ausdrücklich nicht um die offiziell aufgebotenenbalistarii et sagittarii'21)oder die servientes,carpentarii, excusoresals unentbehrlicheTeile des Trosses, sondernum andereLeute, die sich dem Zuge anschlossenund dann ebendoch mitgenommen werdenmußten.Eine Entfernungvon 500Mann in Wien erfolgte denn auch nicht wegeneines fures, fornicatores, Kriteriums, Mängel inutiles, sie sozialen sondern wegen moralischer als hatte höchstenssekundär mit der Frage zu tun, ob Ritter oder Fußvolk129).Auch ein 124) Arnold von Lübeck N, 8, S. 12Sf. 125) So ist gegenEtattor (wie Anm. 2), S.55 und einen Großteil der bisherigenLiteratur zu betonen. Zur Gefahr einer überrnißigenIdealisierungvgl. auch unten S.103f. (Jagd,Turniere usw.). 126) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), S. 141: incomputabiles signatorum catervae euntium et equitancium omnes stratas rcgias et per ascrnsum Reni. Vgl. Hebr. 11,12. 127) Ebda.,5.141f. 128) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.74. 129) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), I\; S, S. 129. 72 RUDOLF HIESTAND Barbarossakonnte Leute, die das Kreuz genommenund das Gelübdeabgelegthatten, nicht dies lösen hatte die ja Gelübde ihm Hause vom er sie nicht weil schicken, ohneweiteresnach Kirche nicht zugestanden- und, erst einmal jenseits der Reichsgrenze,sich nicht der Schutzpflichtals Kaiser entziehenkonnte. Daher hielt er eine Ansprache,mit der er pauperes der bevorstehenden Strapazen divitibus Ertragen zum ermunterte'-'--'>. cum Damit ist auch 1189/90 zu trennen zwischen dem kombattanten Heer und den mitziehenden Nichtkombattanten. Sie bilden die von Anfang an immer wieder genannten pauperes, denn diese hätten die Ritter Beispiel denen ärmeren sind, zum zu verstehen nicht meist unter Überschreiten der Reichsgrenze noch Mittel zu einer geregelten dem unmittelbar nach Beschaffung von Lebensmitteln besessen.Jedoch zählte zu dieser Gruppe sicher ein Teil jener juvenes animosi und tuinultuantes, die auf dem Zuge immer wieder große Schwierigkeiten bereiteten"'). Daß neben den rnilites und milites electi oder electissimi eine solche Masse von peregrinipauperes, eben nicht arme Ritter, vorhanden war, zeigte sich bald an der Marschorddem dem der in infirmiores Troß die in Gepäck Mitte pedites et und mit nicht geringen nung, balistarii "2>, durch handelt sagittarii um sie also es sich eindeutig um et genommen wurden Überfällen zu schützen1 ». In der kritischen Lage Konya Gruppen vor vor verschiedene dann Die Aufstellung Auseinandersetzung mit solche als eine nicht mehr möglich. erwies sich den Seldschuken erforderte alle vorhandenen Kräfte, so daß der Kaiser das vulgus imbelle für die Zeit der beiden entscheidenden Aktionen gegen das türkische Heer vor der Stadt und jeglichen brutalem, Schutz die in überließ, Stadt sich selbst ohne aber realistischem gegen Wissen, daß es bei einer Niederlage in jedem Fall verloren sei, dagegen mit der Hoffnung, daß diese der Kräfte Angriffs Gruppe zersplittern Feind zugunsten eines nicht seine auf auch werde"'). Daß die Größe des Heeresnicht vornehereinfeststand,zeigen die Vorgängein Regensburg, die beinahezum Abbruch geführt hätten, wie später die Freude über die an der Save dann die der Freude, Kontingente Beteiligung15", Bischof von Toul wenn neue wie ermittelte das l36) Kreuzzugsheer keineswegs Daher Heere stießen war vom Aufbruch an ein zum 130) Chronica Reinhardsbrunnensis (wie Anm. 113), 5.543. 131) Zu ihnen vgl. unten. 132) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), P1,11, S. 135. Ansbert (wie Anm. 15), S. 84 zum 18. Mai 1190: irr medio clericos et milites inermes, cetenum vero vulgus cum sommariis er sartinis procedere instituit. 133) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), 5.164: am 14.NW in der Mitte vulgus imbelle ab utroquc latere stipatum militibus et peditibus incedit, balistariis et sagitariis oportune ad defensionem exterius fünf laut S. Historia Peregrinorum, 139 Bei Philippopel tunnat gebildet, deren quistta werden constitutis. besteht. de peditibus et armigeris et maior de 134) Ebda., S. 168: prae nimia paudtate mi! itum armis militaribus annis et equis adbuc nitencium ... bellonun imbellis inter restat ordinandum nil aliud Hihi ist c-ventussine custodia autem sarcinarum et vulgi f. fortune Ansbcrt S. (wie Anm. 84 15), presidii exponantur. vertuscht in casibus assignatione militaris charakteristischer Weise, daß der Tross ohne Schutz gelassenwurde. 135) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), Pr,8, S. 133f. 136) Ansbert (wie Anm. 15),S.37f. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 73 Körper. Unterwegs stießen,zuletzt in Anatolien, kleinere und größereAbteigeschlossener lungen, so etwa Leute aus Soestund aus der Provencedazu, die entweder dem Hauptheer So war nach nachzogenoder schon vorher auf eigeneFaust den Marsch begonnenhatten137). der Vereinigungder einzelnenAbteilungen an der Reichsgrenzebei Preßburg,denenauf dem Balkan weitere Nachzüglersupps folgten, die Gesamtzahlauch an Rittern wohl höher als vorgesehen.Sie war an den Dardanellen trotz der inzwischen eingetretenen,aber doch sehr höher in Wien erträglichenVerluste- hundert Ritter bis im November 1189138) nochmals als und Preßburg. Dagegen erlitten die pauperes schwere Verluste, schon bevor man nach Kleinasienübersetzte,und erst recht in Anatolien. Von einer »beispiellosenKatastrophe«des deutschenKreuzzugeszu sprechen,ist aber nur richtig, wenn man vom Tode desAnführers Tod. Denn die Verlusteauf dem erstenund zweiten ausgehtund für die Zeit nachBarbarossas Kreuzzug waren in absolutenZahlen viel höher, und der Kreuzzug von 1101hatte zu einem totalen Fiasko geführt, wobei freilich die Führer selbst sich in Sicherheitbrachten139>. Planungentspranges,an entscheidenden DieserStruktur und der voraussehenden Punkten Zählungendurchzuführen.Man trat in ein quantifizierendes,rationalesZeitalter ein. Auf dem der der dem hatte, Basileus Kreuzzug gewesen, es zählen erstenund war zu versucht zweiten jetzt tat esder westlicheKaiserzuerst am festgesetztenSammelpunktin Regensburg,wo man anscheinendListen zur Verfügung hatte und vergleichenkonnte10),dann an der Save141), vor dem Übergang über die Dardanellen"=), zuletzt beim Übertritt vom griechischenauf das der vorhandenenund seldschukischeGebiet13).Es ging jeweils um eine Bestandsaufnahme fast jedesmalim Zusammenhangmit der militärisch verfügbarenKräfte, bezeichnenderweise logistischenProblemen:demTransport auf der Donau, dem Übergangüber die Saveund dem Umsteigenauf Karren, dem Transport des Heeres über die Meerenge.Einen etwas anderen Charakterhatte dasbei Adrianopel angelegteHeeresverzeichnismit Namen und (Herkunfts-) Ort der einzelnen"). 137) Ebda.,S.37f., 43 und 74. 138) Vgl. Brief an Heinrich VI., DFI 1039, wo es heißt plus quarr centum peregrinos amisimus, was sich aber wohl doch auf Ritter und nicht auf die Gesamtzahl beziehen muß, denn schon kurz nach Belgrad ist die Rede von 503pabutarii, die umgekommen seien. 139) DieseVergleichszahlensind festzuhaltengegenMÖHRING,Saladinund der dritte Kreuzzug, 1980, S.S9. 143) Chronica Reinhardsbrunnensis (wie Anm. 113), S. 543: apparatus regii scire desiderans integritatem. 141) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, S, S. 130f. 50000milites und 100000 kriegsfähige Männer hinzu, was auch unter Einschluß der 20DDUngarn, die König Bela III. dem Kaiser mitgab, sicher viel zu hoch ist. 142) Ansbert (wie Anm. 15),S.69. 143) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 15),S.295: 3000milites,im übrigen rund 80000Mann. 144) Ansbert (wie Anm. 15),S.69: uricersi nrilites exercitus,singullspentarchissociorurnsuorummilitran conscriptanoznuzaet loci fantiliiriter deferentibusad ipsumirnperatorem,unter bezeichnendemZitat aus Lucas2,1. 74 RUDOLF IIIESTA2: D Die dritte Entscheidung betraf dieWahl des Weges. Der Hinweis auf den Tod des Kaisers im Saleph nimmt die Antwort vorweg, doch sie war umstritten. Die Schwierigkeiten auf dem Landweg waren seit dem ersten Kreuzzug, vor allem dem Kreuzzug von 1101 und deut Zug des deutschen und des französischen Heeres 1147bekannt. Es war nicht nur die Gegnerschaft der Türken Kleinasiens und das Zweikaiserproblem, sondern Barbarossa hatte die Katastrobestand der Vor Dauer Choirobakchoi allem angesichts selbst miterlebt. eines solchen phe von Marsches ein Versorgungsproblem. Die Alternative war der Seeweg. Schon nach 1095 waren der den die dem in Osten Zwischenzeit In Schiff Kreuzfahrer gefahren. waren mit einzelne Seefahrtsverhältnisse unvergleichlich besser geworden, und auch Könige vertrauten sich dem Schiffen an, wie Konrad III. und LudwigVll. auf zweiten Kreuzzug, obwohl die Katastrophe des Jahres 1120, die dem Sohn Heinrichsl. von England und Schwager Heindeutschen bekannt hatte, das Hof Dennoch V. Leben gerade war. gekostet am entschied richs daß den für daran im die Landweg, Jahre Barbarossa 1195 erinnert, und es sei auch gleiche sich Diskussion aufbrach, bis Heinrich VI. gestützt auf den Besitz der apulischen Häfen den Seeweg durchsetzte"') Die Gründe werdennicht letztlich klar, auchwenn die Wahl inspirationedivina erfolgt1'>. Mit sapiensindustria und imperialisauctorizashabeder Kaiserden Bischofvon Würzburg und denn der "'>, Seeweg für inconstans den Landweg propositunr, sei zurückgewonnen als ein andere der facilior des Teufels, Eingebung gegenüber notabilis und ardua et prolixior expeditio eine terrestris,währenddie cornpendiosa navigatiowenigertimor hostilispaganorjanmit sich bringe die lasse"'), der sind Wertungen der feige die Berichterstatter. Freilich, erwarten und anderen daß Wilhelm von Ncwburgh in der Rückschau Landwegwar eineperegrinatioperiarlosissima, so hätte besser 19>, Weg hartem Tadel Barbarossa einen anderen genommen"'). anfügt mit Wie gesagt,eine wirkliche Begründung für den Landweg fehlt. Von der Idee einer Bußwallfahrt her war er als der beschwerlicherezweifellos verdienstvoller,doch er war auch länger,so daßunvermeidlichdasElement der Hilfe zurücktrat, wo esdoch geradeuni rasche Hilfe ging. Ernster scheinenvorerst logistischeProbleme.Der Hinweis englischerChronisten freilich das deutsche ist die der Heer Zahl Kreuzzugsteilnehmer's'> zutreffend, nur wenn auf französidas das doch Auffassung war und größer als englische wesentlich entgegengeltender 145) Ebda., S. 113. 146) Ebda., S. 13. 147) Ebda. 148) Ansbert (wie Anm. 15), S. 13: subita quadam mlaatione animi alteratus navigationen: transrnarinant faciliorem utique pro ierrestri expeditione ardua et prolixiori; vgl. auch ebd. S. 24, doch der Verweis Anm. 3, diese Kreuzfahrer hätten das Landheer in Akkon erwartet, ist natürlich verfehlt. Historia Peregrinorum S. 129: terrestris expeditionis, que plus Liboris et periculi videbatur babcre. 149) Wilhelm von Newburgh (wie Anm. 270), 5.275. 150) Ebda., 5.328. 151) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 293: Dudurn quid em in discussione:n venerat, an rnari an terra potius tanta belli moles incederet. Std quantalibei navium rnultitudo tot trtilibus trausvcl crtdis daher der Landweg gewählt worden. sei sufficere videbatur, minus PRECIPUA TOCIUS CIIRISTIANISDSI COLUMPNA 75 die sche, später zu Schiff in den Osten fuhren 152).Dennoch überzeugt auch dies nicht wirklich, denn mit Marseille, Genua, Pisa und Venedig hätte das Reich große Seestädte heranziehen können, die ihre Leistungsfähigkeit schon unter Beweis gestellt hatten und dann die westeurokeine der kaiserliche den brachten. in Osten Flotte Heere Freilich es päischen gewesen, wäre Kaiser nicht auf eigenem }Boden« in den Osten gefahren, mit den später 1201/1202 auftretenden Problemen bei gecharterten Schiffen. Gewichtiger sind die finanziellen Aspekte. Die Franzosen mußten für die Fahrt von Genua nach Akkon samt Pferden und Proviant im Durchschnitt pro Kopf soviel bezahlen wie die den deutschen Teilnehmern festgesetzte Mindestausstattung für zwei Jahre betrug15'). Schließlich kann im Frühjahr 1188 für eine Entscheidung zugunsten des Seewegesdas strategische Bedenken nicht übersehen werden, ob die bis Städte im Heiligen Lande überhaupt zum Eintreffen verbliebenen es gelingen werde, der Flotte zu haltent5`). Das war damals nicht vorauszusehen, und man wußte, wie knapp Konrad von Montferrat einer Gefangennahme entgangen war. Man stelle sich vor, Barbarossa befindlichen der der Stadt Bei in den in Muslims Hand Hafen eingelaufen. einem wäre einer für das Frühjahr 1189geplanten Aufbruch war bei günstigem Verlauf mit einem Eintreffen im Spätherbst des gleichen Jahres zu rechnen, wie vielleicht auch der im fiktiven Schreiben an Saladin genannte Termin vom 1.November 1189 andeutet"'). Dies waren aber über zwei Jahre nach dem Fall von Jerusalem, und das Königreich war in drei Monaten völlig zusammenUnterschied 1189/90 liegt Darin zu und vor allem schon zugleich ein wesentlicher gebrochen. ferner bedenken Zu ist denen Verfügung Cypern Unternehmen 1191, stand. zur zu allen nach die überraschende Nachricht der Gesta Heinrici II, daß Barbarossa aufgebrochen sei, um Antiochia zu rettent51)" Eine solche strategische Konzeption mit der nordsyrischen Stadt als festem Stützpunkt für die Rückeroberung des Heiligen Landes hätte allerdings den Landweg fast zwingend nahegelegt151). Nicht auszuschließenist schließlich,auch ohne die angeblicheWeissagungeinesastronodes 158), finden Tod Abneigung im Wasser Barbarossa eine prinzipielle seinen mien, werde 152) Zur Frage der Heeresgröße vgl. oben S. 69f. Den Schiffsraum sieht MAYER, Geschichte der Kreuzzüge, `1955, S. 12S, als das entscheidende Kriterium an. 153) Vgl. Vertrag bei CARTEwERI (wie Anm. 51), II, S. 119ff.: 5850Mark für 650Ritter und 1300Knapfünfmal so das deutsche Heer diesen Gegenüber 1950Personen 1303Pferde. mindestens war pen und EICKIIOFF (wie kleinen der Leute die Maße einrechnet. nicht mitziehenden groß, selbst wenn man Anm. 2), S. 36 scheint beim Vorschlag des Seeweges nur an eine Einschiffung in Norddeutschland zu denken, doch ist dies ganz unwahrscheinlich. 154) Für dieseIhese sehr entschiedenCh. M. BRAND,Byzantium confronts the West, 1968,5.178. 155) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S.2S0: a capite kalendarum Novembrium evoluto anni dazu S. 92. prefrgimus, terminunr vgl. unten spacio 156) Gau Heinrici II (wie Anm. 31), S. 55f. 157) Vgl. auch unten S. 9Sf. 158) Estoire cd. MoRGAM (wie Anm. 73), S. 9S; lacobus Aquensis, Chronica, cd. 0. HOLDER-EGGER,in DERs., (cd.), Gesta Federici I imperatoris in expeditione sacra, MGH SS rer. Germ. 1892, S. 79. Vgl. auch unten. 76 RUDOLF H[ESTAhD Kaisers, eventuell nach einer traumatischen Erfahrung aus dem zweiten Kreuzzug, gegenüber dem Meer. Der Seeweg brachte ganz allgemein größere Unwägbarkeiten mit sich, wie allein lange blieb"'). das davon daß Schiffbrüchigen Geht Schicksal oft ungewiß von man schon aus, Barbarossa für den Fall seinesTodes auf dem Kreuzzug ein Begräbnis in Jerusalem gewünscht der hatte 160), dies dem des Leichnam Grund Meeres ruhte. nur möglich, wenn auf nicht so war Daß hier nicht ein bloßes Gedankenspiel vorgetragen wird, ergibt sich daraus, daß man später Überreste zurückzubringen, wie das die den daran dachte, mit sterblichen Resten nie Ludwigs IX. und mit in Italien verstorbenen Reichsangehörigen geschah161) . Die Entscheidungfür den Landwegzog gezieltetechnischeVorbereitungennachsich. Die Fortschritte des 12.Jahrhundertswurden spürbar, als vor dem Aufbruch Wagen für den Warentransportund die aegrotantesgebautwurden "i), um Verzögerungenzu vermeiden'11), den in ausführlicherenKreuzzugsberichtendie Aufmerksamkeit für die wie ganz allgemein Wegqualitätauffällt. Für die ersteWegstreckeließen Barbarossaund der König von Ungarn Straßenausbauenund Brücken über Flüsse,Bächeund Sümpfeerstellen161), ganzähnlich ließ im byzantinischenReich der Dux von BraniEevoentsprechenddem in denVerhandlungenvor dem Aufbruch gegebenen Versprechendes Basileus,invia pervia zu machen145), die Straßen den dem Durchzug Heer zu erleichtem'18).In der Folge hört man von einer verbreitern, um besonderenTruppe aus Ungarn und Böhmen, die dem Heer vorausgingen,flammis et securibuspreclusosviarurn transitus reserantes,also einer Pionicrabteilung114.Nachdem auf demBalkanderWechselvon den ausRegensburgmitgeführtenSchiffenauf Wagenstattgefunden hattet68),wurden beim Übergangüber die Dardanellendie zentralenVorräte von Wagen offensichtlich weil die anatolischenStraßenschlechterwaren. auf Saumtiereumgeladen169), Schließlich kommt es zum brutalen Einsatz der vorhandenenMittel: um einen Sumpf zu 159) Es konnte über ein Jahr dauern, bis man über das Schicksal Verschollener einigermaßen Sicherheit besaß,vgl. z. B. den Streit um das Archidiakonat von Antiochia bei Reg. Innozenz' III., X, 186, cd. MiGZrt, PL. 215 c. 1278; vgl. \Z MA1.ECZEN,Petrus Capuanus, 1988, S. 205f. 160) Vgl. unten S. 107. 161) Nach jener Prozedur more teutonirn, die dann von BonifazVIII. Kirchenrecht verboten wurde. als im Widerspruch mit dem (wie Anm. 10),S.23 die Nachricht überden Bauvon Belagerungsmaschinen 162) Woher RIEZLER nimmt, ist nicht klar. Die Mitnahme von balinarü hieß nicht das Mitnehmen der Maschinen,sondern von Armbrustschützen. 163) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 36), S.293. 164) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 8, S. 129. Man vgl. Barbarossas Förderung von Eindcichungsmaßnahmen am Niederrhein. 165) Ebda., IV, 10,S.133166) Ebda., IV,9, S.132:omnesartas Lins dux Grecusampliarifecit. 167) Historia Peregrinorum(wie Arun. 15),S. 133. 168) Ansbert (wie Anm. 15), S.27; Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 133. 169) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), 5.148; nach Ansbert (wie Anm. 15), S. 70 schon bei Rossa: ob dijficultatem via rum, aber dann nochmals nach dem Überqueren der Dardanellen rdictis bigis et quadrigis, Ansbert S. 72. Die Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 152 nur für Gallipoli. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 77 durchqueren, wurden an geeigneter Stelle Schilde und Brustpanzer versenkt, um sozusagen einen befestigten Unterbau zu erstellen, dann Pferde getötet, deren Leichen zur weiteren Auffüllung dienten-)! Wenn der Kreuzzug auf dem Landweg verlaufen sollte, gewann eine geregelteVersorgu ng desHeeresmit Nahrungsmitteln und mit Futter für die Tiere entscheidendeBedeutung. Siewar nicht nur unentbehrlichfür einen raschenDurchmarsch,sondern auch für die innere Disziplin desHeeres.Die Nachrichten über die Versorgungssituationdurchziehendaher nicht zufällig wie ein roter Faden die Kreuzzugsberichteund nehmenzum Teil einen fast ebenso breiten Raum wie die militärischen und politischen Aspekte ein. Barbarossahatte die damit Probleme klar erkannt, wie schon die erwähnte Vereinbarung mit zusammenhängenden \Vilhelmll. von Sizilien über die zu verhindernde Überfahrt von Kreuzfahrern auf dem Seewegbeweist17').Anders als im Reich, wo man auch auf Italienzügenauf eigeneRessourcen zurückgreifen konnte, befand man sich auf dem Kreuzzug von der Reichsgrenzean auf fremdem Gebiet. Daher sollten Vereinbarungenmit Ungarn, Byzanz und den Seldschuken regelmäßigenMarkt und feste Preisesichern172) mit teilweise genauerSpezifikation, was frei genommenwerden durfte, wie Baumfrüchte, Gemüse, Holz - ohne die Häuser selbst!-, Hafer und Stroh für die Pferde, und was zu bezahlen war173).Ganz modern suchte man gleichzeitigdurch feste\\Wechselkurse"')Währungsspekulation zu verhindern. SolcherPlanungentspraches,daßder Kaiserzumindestauf dem Balkan offensichtlich eine zentrale Reservemitführte, die, auf Schiffen und später Karren transportiert oder als Herde von Schlachtvieh(ar:inuliz comestibilia) mitgetrieben, vor Branicevo durch Getreide oder MehllieferungenKönig Belasvon Ungarn nochmalsaufgefüllt wurde175). Als diesesSystemin Anatolien zusammenbrach,wo von einer ähnlichen Ausstattung mit einer Getreidereserve durch den Basileusoder von einem Mitführen von Getreide auf Wagennach dem Übergang 170) Estoim cd. Mo tcAN (wie Anm. 73), S. 94. 171) Vgl. oben S. 71. 172) Chronica regia Colonicnsis (wie Annt. 38), S. 139: ordinasse, quod 100 equorurn pabula marca emantur, similiter 4 bores presr attes n: arta una, et cetera in hunc modem. Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), S. 127: pro me=to, pro vie seeernste et pads certitudine. Aus byzantinischer Sicht wird dieses Ziel der deutschen Seite bei Niketas Choniates, Historia, Isaak Angelos, cd. I. A. VAN DIETEN, 1975, S. 402 usw. wiederholt hervorgehoben. 173) Historic Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 12S:fructus arborrun,holerahortorum, ligna ad ignemsine devastationedomorunr,gramrien et p. lcasnad ususequorun acciperent,cetera... compararent. 174) Im Vertrag mit Isaak 11.Ansbcrt (wie Arun. 15), S. 66: argenti marca pro yperperis quinque et dimidio und ein )pcrpcram pro sramih:ibus annum et viginti nulla differentia existente inter nova et vetera stamina; in bezug auf die Preist nur iusto pretio... Zum Wechselproblem auch interessante Angaben im anonymen Bericht aus Ancona, cd. HAraiE, in: Neues Archiv23 (1898), S. 398-400: concambium bonum et forum rectum ... de fora sit ordina u»r fuit: ut quicquid ante duos denarios, postea uno venderetur, pro darentur, Über in III die Wechselkurse perpere pro contambro esu7rr7«ira none marca examinata quinque. im Heer selbst vgl. Ansbert (wie Anm. 15), S. 26. 175)Arnold von Lübeck(wieArun.23),1V,S,S.131. i 78 RUDOLF IIIESTAND über die Dardanellen- andersals auf dem Kreuzzugvon 110116)-nicht mehr die Redeist'Th, kaum im Anatolien Straßen den südwestlichen auch möglich gewesenwäre, schlechten auf dienen, freilich die der Nahrungsbasis Gefährdung Teil Pferde unter als akuter mußten zum des daß Teilnehmer Schlagkraft, Hungers sogar zum Feind so einzelne wegen militärischen überliefen und zum Islam abfielen"'). Daher galt in der Rückschaudie Verzögerungdurch den langenAufenthalt in Thrakien währenddes\tinters 1159/93als gut, weil sie viel ernstere in Kleinasienvermied'"), wo sich die politische Entwicklung seit Versorgungsschwierigkeiten der Jahrhundertwendeauch logistischgegendie Kreuzfahrerentwickelt hatte. In der Tat gab es vorerst keine größeren Versorgungsschwierigkeiten. Die Ungarn hatten das Problem ihrerseits erkannt und stellten sogar große Mengen Gratisproviant, später weiteres Mehl und pabulum ... pro libitu , nach einem anderen Bericht Mehl, \Vcin und Fleisch in Fülle zur Verfügung"c); auch die Byzantiner lieferten beim Übertritt auf das Reichsgebiet zuerst Gratisproviant für acht Tage und dann vereinbarungsgemäß Lebensmittel für den Markt'e'). Eine genaue Lektüre zeigt rasch, daß es Kreuzfahrer waren, die als erste Schwierigkeiten hervorriefen, als sie nicht bezahlen wollten oder konnten und die Lebensmittel den Bauern fast folgten in Mechanismus in Darauf einem exemplarischen spiralförmiger wegnahmen. Steigerung aufeinander Liefersperre, allgemeine Plünderung, politische Verstimmung und Übles im Sinne bald bewies, jeder daß die Seite Gegenaktionen, was militärische andere hatte182).Das gleiche wiederholte sich in Kleinasien sowohl im byzantinischen als auch im hier die herbeigeGebiet. Nachdem Bauern Nahrungsmittel auch anfänglich seldschukischen dem die deutschen Markt hatten, Kreuzfahrer sie auf anzubieten''), um waren schafft nur bezahlen bereit Teil zu und nahmen sie entgegen den ausdrücklichen Vereinbarungen den zum Bauern weg, als ob sie im Feindesland wären. Hinzu kam, daß man auf deutscher Seite die instabilen politischen und sozialen Strukturen auf dem Balkan und in Kleinasien nicht bewußt nicht erkennen wollte, sondern von einem Idealbild staatlicher erkannte, später auch 176) Vgl. etwaAlbert von AachenVIII Sff., RecueildesHistorien desCroisades(-RHCr. ). Historicns occidentauxIV (1879)S.564ff. 177) Nur die byzanzfreundliche Estoire cd. MoRGAN (wie Anm. 73), S. 93 schreibt: der Basileus a ceauz dona il grant avoir. terre par qui voreient aler 178) Zum erstenMal zu ca.Mai 7-10 in Historie Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 161;späterwieder Mai 15, ebda.,S.166,und ähnlich beimTode desKaisers,Ansbert S.92. 179) Vgl. Ansbert (wie Arm. 15),S.68f. 180) Chronica regia Colonienis (wie Anm. 38), 5.144; Otto von St.l3lasien(wie Anm. 15),c. 32, S.46. 181) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,8,5.131. Nach Niccus Choniates,Historia (wie Anm. 172), S.402f. machtessogarden Anschein,als ob solcheGratislieferungenTeil der Vereinbarungen,also nicht spontaneGeschenkewaren. 182) Ernoul (wie Arun. 73), S.249. 183) Ernoul (wie Anm. 73),S.249; Estoire,cd. MoRGAN(wie Anm. 73), S.95. Zum Preiszusammenbruch Turkmenenproblcm S. (wie Anm. C. CAI, Historia Peregrinorum 15), 142, B. zum vgl. trr, Sdgukidcs, z. Turcornans''etAllemandsau temps dc la troisicme Croisade,in: lAener Zeitschrift für die Kunde des (1960),S.21-31. Morgenlandes-56 PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 79 Durchsetzungsgewaltausgingund die Leistungskraft des byzantinischenStaates,vor allem in den westanatolischenGrenzregionen,weit überschätzte.Die ernsthaftenSchwierigkeitendes Marschesund der Verpflegungbegannenziemlich genau an der Stelle, wo seit 1147mit der Ausbreitung derTurkmenen die stärkstenVeränderungeneingetretenwaren. Barbarossahatte nebenden Vereinbarungenüber die Marktbelieferung als unentbehrliche Ergänzung durch ein striktes Plünderungsverbotversucht, die Versorgungsproblememöglichst zu entschärfen.Doch es wurde bald deutlich, daß sowohl die teilweisefreie Selbstversorgungsmöglichkeitals auch vor allem gut gemeinteGratislieferungenpsychologischeinen negativen Effekt hatten. \Vie scharf waren die Grenzen zwischen erlaubt und verboten einzuhalten?MancherKreuzfahrerwollte, wenn gratis gelieferteVorräte zu Ende waren, auch für die auf dem Markt zum Verkauf angebotenenWaren nicht bezahlen.Das gleichetrat ein, Überlegungen das grundsätzliche Engpässen wenn vorübergehendwegen und auspolitischen Verbot der Plünderungund desFouragierensüber dasPferdefutterhinausaußerKraft gesetzt worden war"'), sobald wieder zu ?normalen- Verhältnissenzurückgekehrt werden sollte. Schließlichwurde als dritter Mechanismusdeutlich, daß große Beute zuerst die Preisevöllig zusammenbrechenließ, jedoch nach kurzem neue Engpässeentstanden,weil keine Vorräte angelegtworden waren'ES).Die dem mittelalterlichen Menschentief innewohnendeSorgeum dastäglicheBrot brach sich immer wieder Bahn. Schonals der Kaiser zwei SpeicherMehl, die ihm der ungarische König in Gran offerierte, an die »Armen« weitergab, erstickten aus Habgier drei Menschenim Mehl. In Philadelphialag die Schuld an schwerenZusammenstößen unzweideutig bei den Kreuzfahrern, da sie die Ernte schädigtenund unmäßigenMarkt fordertenl 4) In Konya muß schließlich nach dem Sieg Barbarossaseine deutsch-türkische Schlichtungskommissionzur Überwachungdes Marktes eingesetztwerden187). Neben den Nahrungsmitteln zeigt sich bald ein zweites, in mancher Hinsicht viel gravierenderesProblem: die Pferde. Ihre Verfügbarkeit bestimmtedie Kampfkraft. Schonim Brief aus Philippopel besteht ein auffälliger Kontrast zwischen den geringenVerlusten an Leuten und der Betonung großer Verluste an Pferden1"), die eben keineswegssogleich für die besondere konnten, Panzerritter Pferde weil schweren ausgeglichenwerden auch Übergang die durch in Ausfälle Vom Gebiet gebrauchtwurden. seldschukisches an steigen Strapazen,durch Feindeinwirkung, dann wegenungenügendenFutters. Daher wurden neben dem Fouragierenvon Nahrungsmitteln auch Kamele geraubt, wohl nach dem Verlust von 184) Otto von St.Blasien (wie Anm. 15), c. 32, S.47: exercitcunad rapinam data Iicentia relaxavit. doch sogleichper Historic Peregrinorum(wie Anm. 15),S. US. licentis praedandi indulta ex necessitate, lis der imperi: Bischof von Würzburg eingreifen cvagante, s edicti worauf n: ct.: nirnium avsrici rnr ultra muß. 185) vgl. Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), 1V;10, S. 133. Hohe Preiseauch Ansbert (wie Anm. 15), S.79; ebdc.,S.81: wegenimmodcr.u:ti z epuleei ebrietatisin Grecia. 186) Historic Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 154. 187) Albertus afilioli, Cronia imperatorum(wie Anm. 62), c. 168,S.649: iusticiarii taxatores. 188) DFI 1009:maximum dsnmum in equissustirruinrus. $o RUDOLF NIESTAND PferdenalsTragtiere1d9.Der turkmenischenBevölkerungwurde dadurchjedoch die Lebensjede Zusammenarbeit Die ZusammenBereitschaft zur zerstört. und genommen grundlage hängewerden darin deutlich, daß gleichzeitigKlagen über die geringeZahl der Kreuzfahrer beginnen,gemeintsind vor allem die zum Kampf geeignetenund richtig ausgerüstetenRitter. Zum erstenMal für den 7.Mai 1193wird die paucitasgentis nostraehervorgehoben,die es habe, detachieren bis t"-), Leute Fouragieren (mehr) zu zum am 18.Mai 1190,wie erlaubt nicht den das haben, is in Ritter in Kampf bereits 1000 500 gegen nur oder eq; gesehen noch wir konnten. Heer ziehen seldschukische Trotz umfassenderorganisatorischerVorkehrungen,trotz genauerReglemcnderungund intensiverVersuche,daslogistischeProblem in den Griff zu bekommen,erwiessich auch für den deutschenKreuzzug, daß solche Probleme mit den verfügbaren Mitteln noch nicht bleibt bei lösen Dennoch allen Schwierigkeitenund Klagen über Nahwirklich zu waren. der des bis die Vergleich Kreuzzuges Armenien, Hunger Leitung nach wie rungsmangelund sowohl mit dem Kreuzzug von 1101als auch dem zweiten Kreuzzugzeigt, unter dem Aspekt der Versorgungeine überragendeLeistung. der der inneren Ordnung des Wahrung Der Zusammenhangder Versorgungsfrage mit Heeresist schon angeklungen.Ihr galt aus militärischen,politischen und moralischenGründen BarbarossasbesondereSorge.Der Marsch sollte rasch verlaufen, ohne wegen vermeid.. barerKonflikte Zeit und vor allemauchMenschenlebenzu kosten.Die SchlagkraftdesHeeres bleiben, das heißt bis im Osten bis Eintreffen sieben erhalten mindestens acht zum mußte Monate, in Wirklichkeit dann weit über ein Jahr. Und eswar ein Kreuzzug, ein Unternehmen für den höchsten Lehensherrn Christus und damit auch von christlicher Lebensweisezu bestimmen. DiesesZiel erforderte einerseitseine klare und effiziente Regelungder Führungsfrage, der beiden kam inneren des die Disziplin Bereichen Heeres. Sicherung In es,wie andererseits der im Ganzenaußergewöhnlichen Autorität einesBarbarossawährend trotz sich zeigenwird, des Marsches mehrfach zu typisch mittelalterlichen Schwierigkeiten. Wenn zum ersten Kreuzzug im Ganzen mehr Menschenaufbrachen,so verteilten sie sich doch auf mehrere Gruppen, und von Dorylaion an hatte ein Kollektiv die Führung. Auch beim zweiten Kreuzzug zogen größereKontingente mit, aber ohne einheitlicheFührung. Den deutschen Kreuzzug von 1189 leitete dagegenwirklich ein einzelner. Eine straffe Befehlshierarchie mußte dahergesichertwerden, um den Zusammenhaltzu erreichen.Siestellte angesichtsder Größe desHeeresbesondereAnforderungen. Durch die in sich Ichens-oder landrechdichstrukturierten Kontingente,die die einzelnen führten, kirchlichen Würdenträger weltlichen und mit sich ergab sich eine erste Einteilung, doch umfaßte dieseweder alle Kreuzfahrer im Heer noch waren die einzelnenKontingente des beim Struktur. Nachdem Verlassen Reichsgebietesdie ähnlicher gleich groß oder von 189) Ansbert (wie Arun. 15), S. 78. 190) Historia Percgrinorum(vie Anm. 15),S. 160. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 81 Teilnehmer aus Gründen der Disziplin in Gruppen unter Heeresrichtern zusammengefaßt worden waren, wurden kurz nach dem Übertritt auf byzantinisches Reichsgebiet für den Marsch größere Abteilungen gebildet, um nicht unvorbereitet einem Angriff ausgesetzt zu sein 191.Ursprünglich fünf, später nach dem Abzug der Ungarn vier, wurden sie in Kleinasien auf drei reduziert, schließlich vor Konya auf zwei unter dem Kaiser und seinem Sohn, die schon vorher immer stärker als das eigentliche Führungsduo auftraten. Zugrunde lagen einerseits die erheblichen Verluste vor allem an Pferden während der vorangehenden Wochen, andererseits eine bewußte Konzentration von Verantwortung in eigener Hand 192).Damit gelang es in erstaunlichem Maße während der militärisch kritischen Phase von Laodicea bis an die seldschukisch-armenische Grenze die Befehlsgewalt durchzusetzen, doch brach bezeichnenderweise, kaum befand man sich wieder auf christlichem Gebiet und sah die Hoffnung auf durch die den Taurus letzten Verpflegung im Wegabschnitt selbst reichliche vor sich, Marschordnung zusammen, weil jeder möglichst rasch die Schwierigkeiten hinter sich bringen wollte 193). Für die Führungsstruktur von oben nach unten und unten nach oben wurden neue Lösungenentwickelt. Bereits beim Überschreitender Grenze zu Ungarn mußten alle einen Eid leisten,der sie unmittelbar dem Kaiser unterstellte.Doch es bedurfte zur Umsetzung der Zwischeninstanzen.Einer solchen straffen Befehlshierarchiediente es, als in Philippopel Gruppen von je 50 Kreuzfahrernmit einemvon BarbarossaBeauftragtenund andererseitsein Heeresrat von zuerst 60, dann zur besserenEffizienz von sechzehn Personen gebildet wurde"). Diese . Fünfziger.. - falsch als Pentarchenstatt Pentakontarchenbezeichnethatten sowohl militärische Führungsaufgabenals auch richterliche Funktion, ohne daß ihr Verhältniszu den in PreßburgeingesetztenRichtern klar würde. Sieunterstandenfreilich dem kaiserlichen2Marschall191) Doch der gewünschteEffekt blieb aus, die Eintracht war weiter Übergang die der dem daß Kleinasien Kaiser gefährdet,so vor nach »Fünfziger«suspendierte und sich zum einzigen Herrn des Heeres erklärte"). Zugleich forderte er von allen einen neuenGehorsams-und Treueid, bis mindestenssechsWochennach dem ErreichenAntiochias zusammenzubleibenlW), was in jedem Fall unumgänglich geworden war, nachdemweitere Gruppen hinzugestoßenwaren, die den erstenEid in Gran nicht geleistethatten. 191) Ansbcn (wie Anm. 15),S.34: in futunsm cxenitunsper turmas et agnsinadivisit. (wie Anm. 2), S.46f. 192)Zu der Situation vor Konya -,-g1.auch EICKHOFF 193) Ansbert (wie Arun. 15),S.93: exercituspropter inciedibilenr vie di cultaremnon servataconstituta progressioser:cc coatis pr.::: puns et socictatunsvexillis unsuquisquepro possesuo alium anteire attemptabat. 194) Ansbcn (wie Anm. 15),S.46. Der 60er-, dann 16cr-Ratist nicht mit den Pentarchenidentisch,denn es heißt ausdrücklich:sc>rsgintaquoque ... 195) Ebda.: salvo iure nuresu:lci. 196) Ebda., S. 69. Vgl. Itineratium pcregrinorum (wie Anm. 36), S. 296: onus ... ursiversitatem rnoderatur. 197) Ansben (wie Anm. 15), S. 69. s. c nrnusun debite subiectionis et fidelitatis. Auch in Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 152 wird, wenn auch etwas enigmatisch, das Vorgehen begründet: ne discordiant et scissurssmentisun operaretsrr in exercitu. aliquorunr issconstasscia 82 RUDOLF IIIESTAND Trotz der Übernahmeder alleinigenBefehlsgewaltund der absolutenmilitärischen Bannfreilich bei das Entscheidungen Barbarossa wichtigen sich auf cousiliunr gewalt stützte den beschloß in Regensburg Schon Aufbruch trotz der nicht erschienenen principum. er Kreuzfahrer consilio habitotysl; ex consilio principunr wurde das Heeresgesetzin Wien verkündet'"); habito ruin principibus consilioließ er in Nisch den Bischof von Würzburg vor versammeltemHeer scharf Stellung gegendie Verletzung des Plünderungsverbotsund die insolentiaservientitunnehmen2xl;in Thrakien soll esconsilioprincipunr gewesensein, daß er holte Wunsch Konstantinopel Konya nicht angriffF'); vor er wieder gegenseineneigentlichen deutlich laut gewordenem\1iderstand gegeneine Ablehnung der jedoch nach consiliumein, Tributforderung der Seldschukennur noch convocatasanioriparte, dasheißt mit einer Auslese hier bleibt den Auch Fürsten2o2). unter offen, in welchemVerhältnis diesesconsiliumprincipum zum Rat der 60 beziehungsweise sechzehnstand; die saniorpars warenwohl nicht einmal mehr die sechzehnvorher ausgewähltenRatgeber. Dank seiner Autorität gelang es Barbarossa, in kritischen Momenten die militärische Disziplin durchzusetzen, wie bewundernd festgestellt wurde, daß das kampfbereit aufgestellte Heer von den Seldschuken tagelang vergeblich zu jouste herausgefordert worden sei: par tel discipline les guieit l'emperere2Y3).Sie fand ihr Echo auch bei den Griechen=a'1 und in der Umgebung Saladins als das eigentlich furchterregende Element der abendländischen Heere. Wenn man bedenkt, wie schon wenige hundert Mann schwerer Panzerreiterei, solange sie Formation hielten, als unüberwindlich galten, das fränkische Heer bei Hattin 1200Panzerreiter aufgewiesen hatte, 500 Panzerreiter unter Barbarossa das Feldheer der Scldschukcn angeblich 30000 Mann stark - besiegt hatten, so kann man sich die psychologische Wirkung der Nachricht vom Nahen von 600000,50000=1 oder noch nach dem Tode des Kaisers 42000Rittern in einem Brief des armenischen Gegenpatriarchen an Saladin leicht vorstellen2071.»Eiserne Disziplin und ungewöhnliche Ausdauer« wird hier warnend hinzugefügt in 198) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,8, S. 129. 199) Ebda.,falschzu Gran. 200) Ansbert (wie Anm. 15), S. 34. 201) Gesta Federici (wie Anm. 158), S. 84. 202) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,12,5.136. In der Chronica regiaColonicnsis(wie Anm. 38), S.150heißt es einfach:consilioarm suir bsbi:o. 203) Estoirc cd. MOACAN(wie Arun. 73), S.96. 204) Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),5.139 referiert als Aussagedes Gegners:auiusfortitudini cris humanain bello obsisterenon sakbat. Vgl. auchAnna Komnena,Alexiadc X 9,7, cd. B. LEIB(1937-76) 111223 und Abu Shama,Le livre desdcux jardins, RHCr. Historiens oricntaux (' HOr. ) 1\'(1899) 271. 205) Ernoul (wie Anm. 73), S.248. 206) Estoire, RHCr. H. occ. 11,1859,5.116. 207) RRH (wie Anm. 70), Nr. 694; Baha ad-Din, RHCr. HOr. 111,1884, S. 163; vgl. Imad ad-Din al Isfahani, Conqucte de la Syrie ei dc la Palestine par Saladin (Documents rclatifs i 1'histoire des Croisades 10,1972), S. 193f. nur zusammenfassend; Ibn al-Athir, al-Kamil, RHCr. HOr. 11 (1887) S. 24; vgl. dagegen das verächtliche frühe Schreiben Saladins über Barbarossa an Saif ad-Din al-Islam, cd. REINAUD, Extraits des historiens arabes, 1829, S. 235. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 83 auffälliger Koinzidenz mit \Vonen Ansberts, der von einer terribilis et ordinata aciesspricht, und des Bildes von »ehernenStandbildern und unverwundbaren Giganten« bei Niketas Choniates'-"). Das Echo des deutschenSiegesvor Konya war gewaltig. Am Hofe Saladinszerstob die frühere Überheblichkeit, denn die Niederlageder Seldschukenwar auch eine eigeneNiederlage,nachdemman über ein EhebündniseinegemeinsameFront gegenBarbarossaaufzubauen des hatte. das der Schicksal Heere Kreuzzuges versucht und sich wohl auf zweiten verlassen Man begannmit einem wirklichen Eingreifen der Deutschen in Syrien zu rechnen, rief als Reaktion einmal mehr den heiligen Krieg aus, ersuchteBagdad,Mossul und die Gezire um Hilfe, legtein Palästinaals unmittelbaremilitärische ReaktionTiberias,Jaffa,Arsuf, Caesarea, Sidon und Byblos nieder, damit sie nicht als befestigte Plätze und Stützpunkte dienen könnten2-''),räumte in Nordsyrien die Festung Ba-liras. So versteht man die Erleichterung über denTod des Kaisers,wäre doch sonst nach Ibn al-Athir in künftigen Geschichtsbüchern über Syrien und Ägypten zu lesengewesen:»Hier regierteneinst die Muslime«210 Der im eigentlichen kriegerischen Bereich angestrebten monolithischen Struktur entsprach die Sorge, nach innen im Kreuzzugsheer pax zu sichern. Sie machte sich der Kaiser von Anfang an persönlich zu eigen, schlichtete vor Preßburg Streitigkeiten, erzielte bei einem Zweikampf vor dem tödlichen Ende eine Einigung2"), und erließ, nachdem in Wien fünfhundert Mann zur Rückkehr gezwungen worden waren212>,an der Reichsgrenze213)propter der Heeresrichtern Einsetzung insolenti tumultuantis zusammen mit von nimiam un exerciws für die einzelnen Gruppen ein Heeresgesetz, eine pax et lex malefactorum et de processu itineris, die alle zu beschwören hatten214. Die angedrohten Strafen waren drakonisch und wurden vom Kaiser wie einem alter Phineas (4 Mos. 25,7.11) oder - mit einer Wortschöpfung Arnolds von Lübeck als einem sapiens ard ivetator21s) mit gezieltem Abschreckungseffekt Übeltäter, diese der den Stand durchgesetzt innen Rücksichten wie sozialen auf ohne nach 208) Aasbest (wie Anm. 15), S. 22; Niketas Choniates, Historia (wie Anm. 172), S. 414 und für einen einzelnen Ritter, der zu Fuß sein lahmes Pferd hinter sich nachziehend 50Türken standhält, ebda., S. 414f. 209) Abu Shama (wie Anm. 204), S. 435 f., 462; Imad ad-Din (wie Anm. 207), S. 231, vgl. ebda., S. 230 und Abu'1-Fida, RHCr. HOr. 1 1872 S. 62. 210) Ibn al-Athir (wie Anm. 207), 11 5, vgl. ebda., S. 26. 211) Ansbert (wie Anm. 15), S. 17. 212) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,8, S. 129.Die Leute, die ausWien zurückgeschicktwerden, der daß der Gruppe bezeichnet. MuNz, S. Dennoch 387, meint sie zu gegen werden als ex excrcitu Barbarossas \\allen hingestoßenengehörten. 213) Chronic regia Coloniensis (wie Anm. 3S), 5.144; Ansbert (wie Anm. 15), S. 24; Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), S. 130 alle für Preßburg; Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 8 S. 129 für Gran. 214) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 3S), S. 144, vgl. auch Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), S. 129 und Historia Peregrinorum (wie Annt. 15), S. 130: sub edicto et iuramento pads novarum legum institut. z. Ansbert (wie Anm. 15), S. 24 gibt leider nicht den vollen Wortlaut, vgl. auch DFI 1007. 215) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,7, S. 12S. Das Wort findet sich bei DUCANGEund im MittellateinischenWörterbuch, Hg. Bayer.Akademied. \V'iss.nicht. 84 RUDOLF HI£STA?: D kaiserlichenUrteile ohne Einflußmöglichkeitendritter erfolgten216): pro vioLita pacewurden in Belgradzwei nobilesausdemElsaßgeköpft, anderendie Händeabecschlagen21n, und in der Folge wird immer wieder vom Hängen,Köpfen, von Hinde-Abhacken oder von öffentlicher Diskreditierung von Ehebrechernberichtet, die, an ihren Genitalien durch Seilezusammendurchs Lager geführt wurden217. gebunden, Solche innere Ordnung mit dem Ziel einespacificiis transitiis219)sollte zugleich sichern, daß bezahlt für die Lebensmitteln Versorgung sondern wurde. geplündert, mit nicht nach außen Sie diente damit auch dem Schutz der einheimischen Bevölkerung, von der man den Markt brauchte, war aber nur durchzusetzen, wenn der einzelne Kreuzfahrer einerseits flüssig war, die dank Vereinbarungen Errichtung Belieferung Märkten über und von eine andererseits Möglichkeit hatte, mit seinem Geld zu einem angemessenenPreis den Unterhalt zu erwerben. Über die letztere Frage ist schon gehandelt worden, über jene wird noch zu sprechen sein, doch der ausdrückliche Verzicht auf Plünderung bildete einen Kernpunkt aller Vereinbarundaß den die Dies Barbarossa 11. Durchmarsch. Isaak über war auch gemeint, als versprach, gen Kreuzfahrer Ruhe bewahren würden22r). Nur auf diese Weise konnte man hoffen, ohne kriegerische Auseinandersetzung und möglichst ohne Verlust an Kampfkraft das Heer an den bringen. Kampfplatz zu eigentlichen Wirkung im Sinne einer ungestörten Belieferung des Marktes und möglichsten Vernieidens Überfällen auf Nachzügler konnte jedoch nur erzielt werden, wenn gegebenenfalls nicht von bestraft, im den die Heer Unrecht Schuldigen Geschädigten sondern gegenüber wiedernur gutgemacht wurde. Auch hier setzte Barbarossa Beispiele. Bei Philippopolis wurde einem den im Lebensmitteln Kloster türkischen außer zurückerstattet, selbst alles geplünderten Gebiet Kleinasiens kam es zur Erstattung gestohlenen Gutcs221j,obwohl die Bestrafung bei Kritik Teilnehmern verhüllte wenig stieß222). auf manchen Probleme der Disziplin stellten sich auch im militärischen Bereich im doppelten Sinne. WährenddeslangenAufenthaltesin Thrakien entstanddie Gefahr des iVerliegens".Tadelnde Ausdrücke über die Stimmung im Heer häufen sich: vitionun foinhes - avaritia - ex 216) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), S. 146: tango erat eins in iudicando sevcritas, quod n ullius preces in iudicio admittebat nec persmum alicuius respiciebat. 217) Chronica regia Coloniensis (wie Arun. 33), S. 145. Ähnlich Ansbert (wie Anm. 15), S. 24; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 131. 218) Ansbert (wie Anm. 15), S.60; Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 148.In Philippopcl sind es iuvenesquidam animosi,die Marktraub begehenund, soweit erwischt, enthauptetwerden. Am gleichen Tag,alsin BelgradeinTurnier abgehaltenund junge Leutezum Ritter geschlagen werden,läßt Barbarossa die Hände Knechten köpfen Arnold von Lübeck (wie Anttt. 23), IV,8, Händler abschlagen, vier und zwei S.131. 219) Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),5.132. 220) Vgl. auchNiketas Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.402. 221) Chronica regia Coloniensis(wie Anm. 38), 5.146. Übergang dem S. 72 (wie Awn. 15), Vgl. Ansbert 222) nach Kleinasien:gcneralitcr a nostris nach etwa incolas immeritos imperatoris teile consert; pax promissa abatur. erga mandato PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 85 rapi:ur.: ra et bomiddiorurn irrsolentia- predandi abusus.Der Kaiser und andere»seufzten« doch bleibenden darüber, die immer Erfolge'). Dabei Schuldigen tadelten wieder, ohne zwar bevor. begann der Friedrich die ja Schließlich Kaisersohn Aufgaben standen eigentlichen noch der Städte, Reihe Plünderungszügen offen ausgesprochenen umliegende mit eine von gegen Absicht, das Heer zu beschäftigenund die Kriegstüchtigkeit zu sichern224Ebensoentschei. dend war auchim Blick auf die bekanntetürkischeTaktik der Scheinfluchtfür die Schlagkraft die Wahrung der Ordnung im Kampfe. Schon im Heeresgesetzvon Preßburg war daher Übertritt dem in Plündern seldschukisches worden, vor verboten grundsätzlichvorzeitiges Gebietm) und vor der Schlacht vor Ikonium wurde das Verbot ausdrücklich nochmals bis das die Disziplin Verbot die Unterordnung auf ausgedehnt, zum wiederholt und unter Ausgangder SchlachtselbstVernundetenund Sterbendenkeine Hilfe zu leistenub).Daß es in dieservon wochenlangenEntbehrungengezeichnetenSituation offenbar durchgesetztwerden konnte, bildet allein schon ein ungewöhnlichesZeichen der Führungskraft. Wenndie Autorität desKaisersund die Strafdurchführungdie für mittelalterlicheHeere so in Momenten der im Ganzen Disziplin Einhaltung so zeigten sich sicherte, anderen schwierige doch ihre Grenzen. Sie war nicht ein für alle Male da, sondern mußte immer wieder neu iuvenes durchgreifenden Erfolg. Begriffe Teil anirnosi, wie ebenohne errungenwerden, zum in Gran dann in die Schon Wien, begleiten Berichte. invidia, i., insoleuia wieder stulti, aeari: heißt Stelle der Kaiser es von tunuultu. anderer vn gegenüber,an sieht sich einem populus Griechen stuhos iuvenesinfronita verb.: garrrssc21).Groß wurden die Schwierigkeiten,als beim handelte durchzog. fremdes, Denn Gebiet trotz allem es sich man nichtchristliches Krcuzzugsheerum ein labiles Gefüge,dasauch von innen gefährdetwar. Überfälle gegendie Bevölkerung erfolgten insdo dontini imper rtoris, Philadelphia in Kleinasien eroberten die Kreuzfahrer gegenden Willen des Kaisersoder mit den Worten einesitalienischenBerichtÜbergang dem Tbeotonicosus). Kurz imperator nach nach erstatters non poterat curr:pescere Kleinasienkam es sogar zu dem für jeden mittelalterlichen Herrscher gefährlichenmurnmder hinein, die höchste Barbarossa bis in Führung die Unruhe sich vor als rare=-'si,und reichte bei Ikonium weigerte,auf die von den SeldschukengeforderteZahlung Entscheidungsschlacht 230) freien dafür Durchzug Summe zu erhalten einer großen einzugehen,uni Während des Marsches ging es so stets uni beides: Übergriffe der Kreuzfahrer auf die 221) Ebda.,S.59f.: et fronte vi: iososircess.:nter reprehendebant. 224) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 294: tu, zcns,ne oc z lux: nn, luxus ignaviant pareret, sub ipso: orporc bibcmo excrcitu, n cxcmndun: statuit. 225) Ebda.,S.295: r:efu: r.s Turmrun: i,:grcasiquicquan:rapcrent.Die Kreuzfahrer rühren darauf selbst große BeutelagerdesSultansvorerst nicht an. 226) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.S4; Historia Pcregrinorum(wie Anm. 15),S. 168. 227) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.74. 228) lacobusAquensis(wie Anm. 158),S.S7. 229) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.73. 23D) Historia Peregrinorum(wie Anm. 15), S. 167: nostri vehementeranxiati stau et rnultorunnani,ni invicen: dissentire. deliberationcm ii impcr. nore ab sarioris consi! coeperunt eora,n sirr.: 86 RUDOLF HIESTAND Bevölkerungzu vermeiden,aber ebensoÜbergriffe der Bevölkerungauf die Kreuzfahrer zu Übergriffen die Kreuzfahrer, Barbarossa Kam auf antwortete ungerechtfertigten es zu ahnden. der Härte. Schon Reichsgebiet Mauthausen Donau, wird auf an mit ebensoabschreckender den hatten, Zoll Kreuzfahrern die Einwohner von einen neuen gefordert zur Strafe wo dem des das Balkan Kaisers Branicevo Wissen wohl auf erleidet ohne niedergebranntut), den ließ Thrakien Mösien Barbarossa In Basileus Schicksal. und um auf plündern, gleiche Druck auszuüben,was sich freilich auch kontraproduktiv auswirkte, weil darauf keine Unterstützung durch die Bevölkerung mehr zu erwarten war23-4.Schließlichbegannendie Kreuzfahrerselberzu pflügen- oder etwa mit dem Pflug bebautesLand umzupflügen?- mit der ausdrücklichenAbsicht, terror auszuüben,wie erwischteRäuber offensichtlich vorzugslupino den Wölfe Art Wegrand Füßen erlegter nach weise more am an aufgeknüpft Überfällen in Kleinasien Turkmenen samt Frauen und Kindern wurden233); werden nach den konnten die Auch Mittel zimor pax p.tciftaus und umgebrachte">. et terror werden, um transituszu sichern. Erstaunlich wenig erfährt man über die nicht minder wichtige Frage der Finanzierung des Kreuzzuges2J5).Um eine Beschränkung der Teilnehmerzahl, vor allem einen möglichst wirksamen Ausschluß der großen Massen an wenig bemittelten Kreuzfahrern zu erreichen, hatte Barbarossa für die Teilnahme eine Eigenausstattung von mindestens drei Mark, nach für die festgesetzt, für die Jahre pauperiores während zwei auch ein oder anderen ein viaticum Reichen sich nach Vermögen mit Mitteln versehen solltene16).Man hat die Bedeutung dieser Summe weit überschätzt. Schon die Reichenauer Fälschung »De expeditione Romana aus den Jahren um 1160 gewährte die gleiche Summe einem Panzerreiter, einem Ministerialen sogar fünf Pfundur). In der Regel reichte die für den Kreuzzug bestimmte Mindestsumme jedoch bei weitem nicht, und man mußte sich die notwendigen Mittel erst durch Verkäufe oder Verpfändungen besorgen2"). Der steirische Adlige Liutold von Gutenberg sicher nicht einer 231) Ansbert (wie Anm. 15), S. 17; Historia Percgrinorum (wie Anm. 15), 5.130. 232) Arnold von Lübecic(wie Anm. 23), IV, 10, S. 133. 233) Ansbert (wie Anm. 15), S. 35; ebda., S. 36: allos sex sirr:ili perta ad tcrrorerrt aliontrrt turpi suspendio delevit. Dietpold von Passau bei Tageno, MGH SS XVII 509: Liqueo suspendi fecinttts ... per pedes suspendiprecepimrrs. 234) Ansbert (wie Anm. 15), S. 78. 235) Zum allgemeinenHintergrund vgl. J. FRiro, Die Wirtschaftspolitik Friedrich Barbarossasin Deutschland,in: B11dtLG120(1984),S. 195-239. 236) Drei Mark für die pauperiores gibt Otto von St. Blasicn (wie Anm. 15), c. 31, S. 45; ltincrarium faailtas S. (wie Anm. 36), 293: ad vittici anmd imrpensas; Annales Marbacenses (wie percgrinorum Anm. 27), S. 60; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 126 ad minus in biennium. Der Ausdruck neino pedes findet sich in der Historia Peregrinorum 5.126. Vgl. auch JA11r;(wie Annt. 111), S. 14. 237) MGH Const., 1, S.661Nr. 447S4 und B.Zur Einschätzungder Summevgl. FRIER(wie Anm. 235), S.197. 238) Vgl. für Niedersachsen D. RÜDEBuscu, Der Anteil Niedersachsens an den Kreuzzügen und Heidenfahnen, 1972, S. 19-24; für Westfalen H. Lw11R1; AStr, Mittelalterliche Jerusalemfahnen und Orientreisen Westdeutsche in: Zeitschrift Kreuzritter, Pilger 108 (1956), S. 269-349, S. 277ff.; für und westfälischer PfiLCIPUA TOCIUS CHUIST1AN152.1I COLUMPNA 87 in der großen Hemm im Kreuzherr Mark Hof 72 sumptus verpfändete einen gegen recessar'os=s»,und der gleichzeitige Verzicht auf das Patronatsrecht an einer Pfarre brachte ihm weitere, wenn auch nicht zahlenmäßig genannte Mittel ein2h0>;der Landgraf von Thüringen verkaufte in einer einzigen Transaktion dem Kölner Erzbischof im Blick auf den Kreuzzug Güter im Wen von 403?+12rk2''t. Trotz dieser Eigenfinanzierung durch die Teilnehmer, die die kaiserliche Kasse entlastete, erforderte der Kreuzzug die Bereitstellung gewaltiger zentraler Mittel: cum maximis imperii sumpribus='=). Barbarossa mußte für sich und sein unmittelbares Gefolge, aber auch für das Herr und für alle denkbaren Wedhselfällc während des Kreuzzuges »flüssig« sein. In der Beschaffung seiner zentralen Reserve unterschied er sich grundlegend von den westeuropäischen Königen. Diese erhoben von den Einwohnern und gestützt auf eine päpstliche Erlaubnis auch von der Kirche den berühmten Saladinszehnten2{3). In England, wo man sehr aufinerkbewältigt die Belastung wurde, vermerkte mit einem gewissen sam verfolgte, vie andemons Neidgefühl Radulfus Niger, daß der Kaiser sich mit der Abgabe eines Denars von allen Häusern in seinem Herrschaftsgebiet begnügt habet'{>. Über diese allgemeine oder nur das Reichs- und Hausgut umfassende Abgabe, eine Art Herdsteuer, ist aus dem Reich nichts bekannt, doch sicher verzichtete Barbarossa auf die Erhebung einer eigentlichen Kreuzzugsder im Fürsten Zustimmung für die Daß ihm steuer. eine solche reichsrechtlich erforderliche Frühjahr IISS versagt geblieben wäre, darf bezweifelt werden; ob er sie mit Konzessionen an ließ dahingestellt. Er hätte Stelle es gar nicht erst auf entspresei anderer erkaufen müssen, chende Verhandlungen ankommen=". Damit vermied er zugleich jene verbitterten Klagen, die aus Frankreich überliefert sind -"6). Freilich könnte im Wissen uni die große Bedeutung, die der Saladinszchnt für die Entwicklung von »Steuern« hatte, die Frage gestellt werden, wieweit dieser »bürgerfreundliche« Entscheid nicht langfristig mit anderen Entwicklungen dazu beigetragen hat, gerade an einer entscheidenden Stelle dem deutschen Königtum die Entwicklung eines wichtigen Instruments zu verschließen. Bayernetwa Ansbat S.97. Eine Zusammenstellungaller damalsverfügbarenNachrichten über einzelne Krcuzzugstcilnchmerbei K. RöhtrtatT, Die Deutschenim Heiligen Lande, 1894,S.52-81. 239) J. Zntt::, Urkundenbuch des Hauses Steiermark I: 79S-1192,1875, S. 672 Nr. 689. 240) Ebda., 5.671 Nr. 6SS. 241) K. K: ctrr: nc, Regestcnder Erzbischöfevon Köln im Mittelalter II, 1901,S.264 Nr. 1327. 242) Ansben (uie Anm. 15),S.5; kurz vorher ebda.,quod diu partis opibus... parceret. ... 243) Cam. u. trsa (uie Anm. 51), 11.52ff.Vgl. noch A. Gorrt. on, Kreuzablassund Almosenablass,1906, S. 172f. 244) Kadulfus Niger, Clhronica, cd. H. Khutust, 19S5, S. 2S8: Cum cairn alii priucipcs a subiectis suis dcwr s rmrn: n: obisum ct sc n: o: c,:tium casorsitsc::t, ilk dc singulis danibus dicionis site unu n dcnariun: sumere contcrrus fuit, ut Coprctio fxm. z p.: rricipcs sue pcrcgrin.: tionis. 245) Wenn !. lwiu (wie Annt. 73), S. 12Smeint, eine Krcuzzugssteucr sei »unnötig« gewesen, so lag doch in Wirklichkeit eine politische Entscheidung zugrunde. 246) BouQut'r XIX, S.272-216,S.2SSf.Vgl. die Klagen, die es beim zweiten Kreuzzug in Schwaben wegenzusitzlichcr Abgabengegebenhatte. 88 RUDOLF NIESTAND Die Mittel mußten deshalb auf andere Weise besorgt werden. Es waren vorerst die Reichsstädten"),die Reichskirchenund -abteien und die italienischenKommunen, die den Kreuzzugzu finanzierenhatten.Hinzu traten offensichtlich- diesin einerdeutlichenParallele bei in die der Umfang Bußgelder, Beilegung Streitigkeiten England großem von zu erhoben wurden. Sie sprudeltenim Jahre II88/1189 angesichtsder umfassendenBemühungenBarbarossasreich. Wenn Philipp von Heinsberg 2000Mark an den Kaiser persönlich bezahlen die dies für das das der Mindestausstattung Gut, 670Krcuzfahrcr, Abt von rund mußte, war Murbach auf die Verweigerungeinesfreiwilligen Beitragesabtretenmußte,gab Einkünfte, die für 250Leute gereichthabensolleng"). Graf Balduin von Hennegauzahlte für seineAnsprüche auf Namur 1150Mark(sein Gegnerhatte sogar5000angeboten),und gewiß zahlten auch der Markgraf von Meißen, der Bischof von Trient, die Äbtissinnen von Eschwegeund Gandersheim,die StädteLübeck und Goslar für die ihnen zugestandenenPrivilegien. Ähnlidürfte für den ches neuen böhmischen Herrscher Konrad-Otto gelten2i'). So diente die Friedenspolitik im Inneren auch finanziell dem Kreuzzug. Es wäre auch die Fragezu stellen, für die des kastilische die Kaisersohnes Mitgift Goldstücken Braut 42000 von ob nicht für den Kreuzzug gedachtgewesenwar. Dagegenscheinensich die von denJuden Konrad250) für den Kreuzzug erhobenenAbgabenin erträglichemMaßegehaltenzu haben211). Schließlich der bei damaligenHochfinanz wie denk berühmten Bernardus Anleihen wurden vielleicht Teutonicusin Venediggemacht"'). Auf diese gewaltigen finanziellen Anstrengungen gehen die deutschen Krcuzzugsberichte im Gegensatz zu den englischen nie ein. Ist es ein Zeichen des zurückgebliebenen Entwicklungs- und Bewußtseinsstandes oder über Geld spricht man nicht« und auch nicht über Abgaben? Und doch fällt das Interesse der Kreuzzugschronisten für finanzielle Aspekte auf. Bezeichnenderweise werden Geschenke und Beute auf dem Zuge gerne in Mark umgerechnet, 5000 Mark sind die ungarischen Abschiedsgeschenke wert IM, über 100000Mark beträgt die Beute im Sultanspalast von Konya23ih.Ob freilich alle in Deutschland dem Urteil des Giraldus 247) Bei den im Brief an Heinrich\'I. aus Philippopel genannten Städten Bremen und Metz handelte es sich um die säumigen Zahler. Ein gewisser Hinweis über andere Enccbungsschwcrpunkte könnte aus den Prägungen des Barbarossa-Fundes, vgl. unten S. 93, erschlossen werden. 248) A. WAAs, Geschichte der Kreuzzüge, 1956,1, S. 188. 249) GIESEBRECtrrVI (wie Anm. 1), S. 693, vgl. auch Arubert (wie Anm. 15), S. 23. Eine Zahlung dürfte umso mehr verlangt worden sein, als Konrad-Otto gleichzeitig auch sein Krcuzzugsgelübde nicht einlöste. 250) DFI 970,vgl. dazu P. RAsot, Prinzgemahl,1953. 251) Vgl. Ephraim bar Jacob und Eleasarbar juda, in: HebräischeBerichte über Judenverfolgungen 1592,II, S.209 und S.216-218;CiiAZAN(wie Ann1.40). währendder Kreuzzüge,Hg. A. NEUBAUER, BernardusTeotonicus und die Geschäftsbeziehungen 252) W. voN STROSIER, zwischenden deutschen Ostalpenund Venedigvor GründungdesFondacodci Tcdeschi,in: Grazer Beiträgezur \Virtschafts-und Sozialgeschichte3 (1978),S. 1-15. 253) Arnold von Lübeck (wie Arun. 23), I\; 8, S. 131. 254) Anstiert (wie Arun. 15),S.86. PRLCIPUA TOCIUS CHRISTIANIStiII COLUMPNA 89 Gambrensis beigestimmt hätten, die Deutschen seien aufgebrochen cunt viae substantia iuste quesit.r, r:o:: extorts, L-rga libcr«d'que el non Contracta'31), bleibe dahingestellt. Halten wir fest: Barbarossa ging mit vollen Truhen auf den Kreuzzug, wie es sich für einen Kaiser gebührte: gram st; oirapors: et grans richcces si come il la a corone emperea125b). aferoit Dennoch }tat man aus einigen Sätzen im Schreiben an Heinrich VI. finanzielle Schwierigauf keiten schliefen wollen, da der Kaiser bat, Geld nach Tyrus zu schicken, nachdem die Verzögerung des Marsches und der Kreuzzug insgesamt mehr gekostet habe als erwartet. Der Vergleich mit den Schreiben Ludwigs VI1. aus Anatolien an Suger von Saint-Denis geht aber fehl. Der französische König war gezwungen gewesen, bei den Templern Schulden zu machen, die der Reichsverweser aus den laufenden Einnahmen zurückzahlen sollte, BarbaÜbersendung forderte für die den Kreuzzug bestimmten, aber wegen bereits rossa von säumiger Zahlung vor seiner Abreise nicht eingegangener Summen257)nicht etwa nach Konstantinopel, wohin er italienische Schiffe beordern ließ, oder nach Antiochia, obwohl er das Heer nur bis dorthin an sich band"'), sondern über den hospes noster Bernardus in Venedig, vermutlich den eben erwähnten Bernardus Teutonicus, nach Tyrus, wo er auch im günstigsten Fall erst in einem halben Jahr eintreffen konnte259). Barbarossa war nicht in Bedrängnis, sondern sah sich für künftige Bedürfnisse vorT60).Nun wissen wir nicht, ob er wirklich von Anfang an alles Geld, das für den Kreuzzug vorgesehen war, mit sich führen wollte. Es müßte allein vom Gewicht her eine gewaltige Summe gewesen sein. Die Möglichkeit einer Überweisung größerer Summen über Venedig mit der Hilfe von homines sapientes war in jedem Fall geläufig. Für eine angemesseneWertung ist zudem zu beachten, daß ein Verzicht auf nachträgliche Übersendung leicht ein Eingeständnis bedeutet hätte, zu hohe Abgaben vom Reich gefordert zu haben. Noch einmal: von Schulden ist nirgends die Rede. Im Gegenteil wird bei BarbarossasTode hervorgehoben, daß er auch zu diesem Zeitpunkt noch magna copia .:uri ei irgenti mitgeführt habe 61D,wie vor Ikonium von einer von den Seldschuken erhobenen Forderung von 3Q3Zentnent Gold die Rede ist, auf die nach der Ansicht selbst eines Teils des engeren Beratungsgrentiunts eingegangen werden sollte262). Diese wohlgefüllte Kasse erlaubte es Herzog Friedrich, nach dem Tode des Kaisers sogleich thesauri zu verteilen, um den Zusammenhalt des Heeres und den Gehorsam zu sichern263). 255) Espugnitio Hibcmica 1129, cd. 3. F. DIMocK (Rolls Series211V, 1867)S.367 = Dc instructione principis 11115,5.263. 256) Estoire cd. },ioficu: (wie Anm. 73), c- SS S. 93. 257) DFI 1099:csr.:r:trnr i ccuri..n: qac:: obisirr variis locisdcbctur. 258) Vgl. unten 5.99. 259) DI-1 1039 a Ansben (wie Anm. 15), S.42. Über Berni dus Tcutonicus vgl. STROMER(wie Anm. 252). fore die ). So (nicht 5. üblichen Urteile, vgl. 260) pccnr: un o. gegen esse obisp! risnr umrunr rccnss: ...:. zule zt FRtca (wie Anm. 235), S. 197. 261) Gislebert on Mons (wie Anm. 62), S. 236. 262) Über dieseVcrlundlungcn vgl. Ansbcrt (tvie Anm. 15),S.S3; Historia Peregrinorum(wie Anm. 15), S. 166f.; Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), I, 12,S. 136. 263) Otto von S.Bluirn (wie Anm. 15),c. 35, S.52. 90 RUDOLF HIESTAKD Dennochkonnte er vor demAufbruch nachAkkon immer noch einenSchatzinmKastell über Antiochia deponieren26'>. Eine Bestätigungder schriftlichenNachrichten liefen der vor einigenJahrenaufgefundene Hort von acht Kilogramm Reichsmünzenund Hacksilber26».Auch wenn nicht alle Fragen deutlich, daß finanziellen Herkunft Schwiegeklärt sind, macht er von seinerursprünglichen die kann. des des Die Bemerkung Heeres Rede lacobus Aquensis: cum nicht sein rigkeiten pauca pecunia surnlusad propria reversi2">stellt gewiß keinen Gegenbeweisdar, denn er beziehtsich auf die Rückkehrder Kreuzfahrernachder Auflösung desHeeres.Der Hort zeigt durch daß des durch Anatolien gebracht Beträge Marsches Fährnisse große alle zugleich, für der Zudem Auffüllung war es mehrfach gelungen, eine sehr erhebliche worden waren. zu sorgen, obwohl zweifellos ein Teil von Beute oder Geschenkenjeweils »Reisekasse« verteilt worden war. Allein der Schatzim Sultanspalastvon Ikonium betrug, wie erwähnt, 100000Mark267>, und nicht völlig unglaubwürdig ist der Bericht Baha ad-Dins über eine ZahlungdesBasileusin Höhe von 50Zentnern Gold und 50ZentnernSilber, auchwenn sie im Vertragstext bei Ansbert nicht enthalten ist; Niketas weiß wenigstensvon vier Zentnern Silbermünzen,gleich 128Kilogramm, zum Abschluß desVertragesüber den Übergang über die Dardanellen26S>. Angesichtssolcher Summenerhebensich gegendie Einschätzung des Schatzesals »zusammengeschmolzene zentrale Kriegskasse.doch erheblicheBedenken.Viel dürfte der die Kasse eher essich um eines mitziehendenvornehmerenKreuzfahrer gehandelt haben,vielleicht, wie der Anteil an Hacksilber ausdem Schatzvon Konya nahelegt,um einen der von Friedrich von Schwabenverteilten thesauri. Das gemeinsame Element aller dieser Bemühungen um strategische Planung, militärische Schlagkraft, logistische Absicherung, finanzielle Basis und innere Ordnung des Kreuzzugs264) Baha ad-Din (wie Anm. 207), S. 180. 265) Vgl. dazu B. U. HUCKEit, BarbarossasSchatz. Die Kriegskasse des toten Kaisers, in: Das Magazin für Geschichte 16 (1990), Nr. 94, S. 62f. (frdl. Hinweis des Verfassers); U. KLEIN, Die deutsche Münzprägung der des Jahrhunderts Barbarossa-Fund, in: Schweizerische Numismatische RundEnde 12. und gegen schau65 (1986), S. 205-218; DERs., Die nichtdeutschen Münzen des . Barbarossa-Fundes, ebda., 66 (1987), S. 193-199, und DERS., Die süddeutschen Münzen des Barbarossa-Fundes, in: Der Münzen- und Medaillensammler28 (1988), 5.416-425. Vgl. auch unten S. 9S Anm. 319 über das Depot, das Herzog Friedrich in Antiochia anlegte. Allein die 403 Muk Silber, die sich der Landgraf von Thüringen in einer bei Operation verschaffte, machten einer Kölner Mark von 232 gr. immerhin 92 Kilogramm aus, einzigen das Heer hatte bei seinem Aufbruch bei 15007Teilnehmernallein an Mindestausstattung 45000Mark oder rund 10,51 Silber mit. Dem gegenüber werden die acht Kilo des Fundes bescheiden. Vgl. jetzt R. HtEdes Gedanken Kaisers? Kriegskasse Die zum 'Barbarossa-Fund. aus historischer Sicht, in: VSWG STAND, 78 (1991), 5.190-197. 266) lacobusAquensis(wie Anm. 158),S.97. 267) Ansbert (wie Anm. 15), S. 86; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 170 dagegen nur 10000 Mark, was sicher nicht richtig ist, wie schon während der Streifzüge in Thrakien immer wieder die Größe der Beute betont wird. 268) Bahaad-Din (wie Anm. 207),5.161. Es könnte sich auch um eineVerwechslungmit dem späteran Heinrich VI. gezahltenAlemannikon handeln.Vgl. NicetasChoniates,Historia (wie Annt. 172),S.411f. rxiurua TOCIUS cHRIsTIAKtsau COLUMPNA 91 heeresist die vorausschauende Planung,die Nüchternheit und die Rationalität, mit denensie durchgeführt werden.Wcdcr von einemcoup de tlteztre kann die Rede sein noch von einem sich von der Wirklichikeit abhebenden'Mystizismusnoch von einer enthusiastischenBegeisterung. Achtzehn Monate intensivsteranstrengenderHerrschertätigkeit, gewaltigerphysischer Leistungvergehenzwischender Nachricht von dein Unheil im Osten und dem Überschreiten der Reichsgrenze,vierzehn Monate zwischen der Kreuznahmein Mainz und dem Aufbruch von Regensburg,in denen keine Quelle einen von realitätsferner Frömmigkeit bewegten Herrscher zeigt. Genausova der Kreuzzug selbstein hartesHerrschergeschäft,eine Pflicht, die den vollen Einsatz aller Mittel vcriangtc, uni wenn möglich das erwartete Ergebnis zu zeitigen. Auch in kritischer Prüfung,hatte Barbarossaim April 1189das getan,was für einen Herrscher desausgehenden12.Jahrhunderts als möglich und für ein Gelingen als notwendig angesehenwerden konnte. Er brach im Frühjahr 11S9auf, wie es bei Sicard zu lesen ist: ocridcntdc rel r:qucnr irrper. un: p w. thsür.:uu et ordi::atunt 269. Iv. Wenn es bisher vor allem um die Anwendung und Ausdehnung von in jahrzehntelanger Herrschaft erprobten Methoden wenn auch in neuen Größenordnungen - ging, so eröffneten sich neue Handlungsriume und neue Probleme vor allem auf »internationaler« Ebene. Dabei ist zu trennen zwischen »europäischen. und östlichen Aspekten. Zu jenen sei nur kurz bemerkt, daß es zwar nicht gelang, den französischen König zur Teilnahme auf dem Landweg zu bewegen, doch der englische König Barbarossa ausdrücklich uni ein Durchzugsrecht bat. Beiden stand anders als beim zweiten Kreuzzug ein gekrönter Kaiser gegenüber. Daher konnte es protokollarisch keine Schwierigkeiten geben, Barbarossa als den Rangersten anzuerkennen, ja in England ohne weiteres mit dem Possessivpronomen der ersten Person Plural bis zu impcr. uor,: osrcrý'=ý. Als eine »Auslandsreise.war ein Kreuzzugauch Repräsentatio.Er konnte die Gelegenheit zu persönlichenBegegnungen mit anderenHerrschernbringen. Dazu kam esnach 1187außer der Zusammenkunftmit Philipp 11.von Frankreichnur mit BelaIII. von Ungarn und mit den Serbenfürsten,nicht dagegenmit dem BasilcusIsaakII. Angelos und auch nicht mit dem alten Sultan Kilidsch Arslan von Konya, obwohl dieser im Jahre 1188den lebhaften Wunsch Die von beiden Seitenals ausgedrückthatte, Friedrich bald persönlich kennen zu lernen271). unmittelbar bcvontchcnd angeseheneZusammenkunft mit Levon II. von Kleinarmenien 269) Albatus ldilio! i, Crnnia impcriton: m (w"icAnnt. 62), S.647. 270) A-dhclm on 1cw"burgh, Historis, cd. R. Howt. t.'rt (Rolls Series 82/1,1884), S. 327: imperator We nos:rr. 271) Historis I'acgrinoum (wic Astat.15), S. 12S: tocius honoris cxhiGitionc, quem, ut aichau, ci prrunr ".L::cr ir.pc,:Jar pr-co;tsI. u. 92 RUDOLF Ii1ESTAl. D Dringen der Tod des Barbarossas Begegnung Kaisers, wobei nach ein rascher verhinderte für für die damit indirekt den Tod angesehenwird='=s. Routenwahl Ursache und sogarals Im Vordergrund der Planung stand die Ungewißheit, wie weit nicht schon unterwegs kämpfen da durch fremdes Feinde christliche oder auch zu sei, gegennichtchristliche man Territorium ziehen mußte, modern gesprochendas Souverinitätsproblenhbestand. Der Lösung diente eine intensive diplomatische Vorbereitung, die Ungarn und Byzanz als christlicheMächteebensowie die seit langemverbündetenSeldschukenKleinasienseinschloß, in deutlichemGegensatzzum erstenKreuzzug, als, von der griechischenGesandtschaftnach Piacenzaabgesehen und vielleicht einer KontaktnahmeUrbans11.über Montecassino,diplomatischeVorbereitungenauch angesichtsder Konzeption nicht notwendig waren. Noch auf dem zweiten Kreuzzug beschränktensie sich auf das byzantinischeReich. Seither hatte sich die politische Situation sowohl auf dem Balkan durch die wiedergewonneneUnabhängigkeit Ungarns und die beginnendeHerauslösungSerbiensund Bulgariensausdem byzantinischen Reich als auch in Anatolien durch die Verfestigungder scldschukischenHerrschaft so weit verändert,daß dieseMächte einbezogenwerden mußten. Dabei wirkte sich die zunehmende Durchdringung des politischen Handelns mit Rechtsideen auch auf den Kreuzzug aus. Sie schlug sich schon in der langen Reihe von Verträgen über den Durchmarsch nieder, aber auch dem Gegner gegenüber war prinzipiell den vom folgen. der Obwohl Vorstellungen überlieferte Rechtsdenken übernommenen zu römischen Briefwechsel Barbarossas mit Saladin Fiktion ist, scheint doch formell die Freundschaft in des Verona Bote Ayyubiden 1184 zuletzt sich zu sein, nachdem ein aufgesagt worden der hatte273 Man Seite, so daß sich Barbarossa erwartete gleiches von anderen eingefunden . hätte beklagte, der der bitter Sultan Ikonium ihn trotz eines WaffenstillstanEstoire von nach des angreifen lassen274 . Die Sorgeum einen gesichertenund raschenMarsch schlägt sich in der \Vortwahl der Quellen nieder. Am häufigstenfindet sich in ihnen nach Begriffen wie civitas, teert, princeps und Imperator und spezifischenKreuzzugsausdrückewie miles (105Belege),peregrines(95), das Wort (45) (85) pax (69)l-"1).Es war mehr als eine Deklamation. Nicht crux und exercitus hob hervor, immer Friedenswillen Barbarossa Nebenzielegab es in wieder seinen verbal nur militärisch-territorialer Hinsicht - Eroberung Konstantinopels/ Eroberung Kleinasiens- als darauf Das Streben Plan ganze war nicht. vorgefaßten gerichtet,möglichst schnell ins Heilige Land selberzu kommen, die bona Hientsalem zu sehen2J5). Barbarossaweigertesich daher, 272) Vgl. unten wie Anm. 296. denuntiatione bdG se illius (sc. 273) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 127: conveniens aun ... Saladini) hostem fateri. Vgl. Giraldus Cambrensis, De instructione principis (wie Anm. 103), 111,16, S. 267. 274) Estoire cd. MORGAN (wie Anm. 73), S. 95: sanz hä faire assaroir. 274a) Die Zahlen nach den bei CssxousT (wie Anm. 15) edierten Berichten. 275) Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 149. Pf. LCIFUA TOCICS CHRISTIANISSU COLU2. iPNA 93 sun des si,rj, lcr proposi: um des Krcuzzugcs in lokale Konflikte verwickelt zu werden 276).Wje bei ocrssio ansalh27), so erklärte er, nicht christliche er eine Offerte der Serben als Gebiete bekämpfen oder fremdes in Reich gewinnen zu wollen278).Auch Griechenland gar ein Isaal: ll. gegenüber betonte er, cin n:s: or pscis zu sein2J9). Daher wurden nach längeren .: Auseinandersetzungen die \'orschlige des Ilasileus und später diejenigen des Sultans von Ik:onium angenommen, durch die Stellung von Geiseln den sicheren Durchzug zu verbürgen. Dies dem Kaiser, c: r il st'o: 1 pru, iose tout son entendCment au reiau, ne de jerusagefiel -, lern<="=>,Selbst dem Sohn des Sultans wurde für das Recht zum Durchmarsch wenigstens eine symbolische Zahlung angcbotcn=" ý, non cst inns imperil ... regiant stratam auro vet freilich Lobwohl ini Heer öfter eine argento corr;p.srare=''). Solcher Nachgiebigkeit gegenüber war andere Ansicht verbreitet, und die Bereitschaft bestand - auch im Blick auf die mögliche Beute-, offensiv gegen Konstantinopel vorzugehen. Wenn jedoch Entgegenkommennicht zum gewünschtenErgebnisführte, setzte auch le hon et deborsirc er,:pcrcor dasalte Mittel von tintor et terror ein, wenn etwa berichtet wird, er habe die ihm übergebenen2; hochgestellten seldschukischenGeiseln gruppenweise an verschiedenenOrten öffentlich enthaupten lassen.Obwohl sachlich nicht richtig, gehörte auch dies zum mittelalterlichenBild des Kreuzfahrers ßarbarossa283). Trotz der Absicht, sich nicht in andere Konflikte verwickeln zu lassen, konnte nicht verhindert werden, daß das Erscheinen des Kaisers an der Spitze des Kreuzzugsheeres die politischen Gewichte verschob. Der serbische Zupan entsandte, wohl ohne angeschrieben worden zu sein-`t, zu Weihnachten IISS Gesandte nach Nürnberg285) und bot bei der persönlichen Begegnung das bon; irixnr, vas bei Arnold von Lübeck in eine effektive Lehensbindung umgedeutet wird="-63.Ganz ähnlich schlug der alte Seldschukensultan, nach276) Vgl- Ansben (u ie Anm. 15),S.57. 277) Ebdc., S. 33f. Historie Pa brinoeum (uic Anm. 15), S. 135. Vgl. Ansbcrt (wie Anm. 15), S. 33f.: p.. äs ac rcri:.::: s stcwor. 278) Historie Pargrinorum (wie Anns. 15), S. 149. 279) Ansbcrt (uie Anm. 15). S. 16. 280) Estoire cd. Mos cAr: (Die Arun. 73), S. 94. 281) In einzelnenQuellen wird siefreilich mehr als Hohn dennals ernstltaftgemeintinterpretiert, Arnold von Lübeck (u"ie Anm. 23), lV, 12,S. IM. In der Historia Pcregrinorum(wie Anm. 15), S.159lautet das Angebot auf einen Dcrur, den die Türken untereinanderteilen sollten. 222) Anstiert (wie Anm. 15), 5.83. 283) Estoire cd. l. loxcm. (uie Annt. 73), S.96. Bei Ansbert, S.SSbleibt es bei der Drohung. Von einer EnthauptungeinesTeils der Geiselnberichta auch Nimm Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.415f. bei ltttztxx (wie Anm. 10), S.21 und GttseunEcttr (wie Anm. 1), S.679, dem 284) Der UmkchrsrhluSS PAcAtrr(wie Anm. 1), S.2.39und Etwtoti (wie Anm. 2), S.41 folgen, nur weil eine serbischeGesandtschaftam Hofe Bubuossas aufuucht, ist nicht überzeugend. 285) Chronica rege Coloniensis(wie Anm. 3S),S. 142. 286) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, S, S. 131:fca: horrrinnirr Suscpiens ab ipso terram suam eure benc/. c: ro. Vgl. jetzt auch F. Ot u, Das Treffen von Nis vorn Juli 1159 in seinem historischen Umfeld, in: bl1ÖG 97 (1959), S. 4S5-492. 94 RUDOLF NIESTAND dem seine Boten in Adrianopel erklärt hatten regnurn Soldani, quod tuuntfidua: rlitcr rcputrre dc devendroit borne Coinc bei Le der Schlacht Konya tendreit si sou vor: et potes2ß7),nach lui288>.Wenn auch die Lehensauftragung der Serben zurückgewiesen wurdc'"), später das Bündnisangebot der Machen und Bulgaren, deren Anführer Kalopetrus sich von Barbarossa die Kaiserkrone des Ostens aufsetzen lassen wollte=5°}, und die seldschukische Offerte ohne doch der des blieb, bedeuteten Ausweitung Umsetzung sie auctorit. rs so eine unmittelbare Imperiums auf den Balkan und nach Kleinasien, umso mehr als die Absagen stets künftige Optionen offenhielten291). Barbarossa wurde im K.riftespicl des östlichen Mittelmeeres von fernen Macht. Größe zu präsenten einer einer Konkreter sind die Ziele des Kaisers in den Beziehungen zu den Armeniern zu fassen=g=>. Im Vordergrund stand die in der Forschung umstrittene Frage der Verleihung einer Königskrone an den Rupeniden Lewon II. 241tKontakte bestanden mindestens seit der Zusammenkunft zwischen Kaiser und Papst im Herbst 1184 in Verona, als eine armenische Gesandtschaft zu LuciusIlL291t auch Gespräche mit Barbarossa geführt haben dürfte, wenn hatte. Frühjahr den doppelten Kaiser Im Papst Auftrag Anfang 11S9 und an an sie nicht von der den Gesandtschaft Kurie, an wo es ausdrücklich auch uni armenische wieder eine weilte Kreuzzug ging295). Man kann daher eine vorangehende Gesandtschaft des Kaisers nach Armenien als sehr wahrscheinlich annehmen, wie gewiß jetzt armenische Boten gleichzeitig an ihn gegangenwaren. So fand das deutsche Heer inThrakien von Anfang an Unterstützung bei den dort angesiedelten Armeniern. Die häufig angezweifelten Krönungspläne erhalten durch diese Verhandlungen mit dem Papst eine starke Stütze. Bereits am 7.Juni 1190 offerierten die 287) Historia peregrinorum(wie Anm. 15),S.151f. 288) Estoire cd. MoRGAr:(wie Anm. 73), S.94. 289) Ansbert(wie Anm. 15),S.30f.: terra bellicavirtute auaconquisita- alseigenerRechtstitel- dc nranu ipsiusimperatorisRomanonympercipiendabominium ei fdelitatern ipsi offerebantad perpetuamRomani imperii gloriam. Barbarossalehnteab, weil er nicht fastu alieniusambitionis irgendjemandem,auch nicht dem byzantinischenKaiserschadenwolle. Bei den spiterenVerhandlungenbetont er ausdrücklich,daß er dem Großgrafenvon Serbiennunquam vel Bulgariam vel alianr terrain ditionis Greconun in benefrcio dedisset.Zu Arnold von Lübeck vgl. oben Anm. 286. 290) Ansbert(wie Anm. 15), S. 58; Historie peregrinorum (wie Anm. 15), 5.149. Vgl. auch F. Ort. I., Der dritte Kreuzzug (1189-1193) und die Bulgaren, in: Mitteilungen des Bulgarischen Forschungsinstituts in Österreich Nr. 2NIII (1986), S. 83-88. 291) Ebda.: amicabile ei placens pro tempore responsum, cbda., S. 135: pro tempore et convcnicntcr, Ansbert S. 58: pro tempore ei piamuia rescripsit, ebda., S. 31: benigne. 292) Bei Vartan der Große, RHCr. Documents Asminicns 1,1869, S. 440 findet sich gar die Nachricht in Armenien Barbarossas, Versprechen 27Jahre zu verbringen. einem von 293) Vgl. ebda. über einen Brief Barbarossasan den Katholikos:. J'ai apporte une eouronnc ct un d'Arntcnic den Katholikos) (gerichtet (royal), celui que tu auras tu consacres an roi que afin costume choisi«. 294) JL. 15340 von 3. Dczember; künftig Ortens Pontificius Armeni. EICXHOFF(wie Anm. 2), S.3S die die lißt Barbarossa Frage Initiative Kontakten 1188, offen, ob von aber oder von seit spricht von Armenien ausgegangen sei. 295) JL. 16461-16463:Briefe an den Fürsten und den Katholikos von 1189Mai 28. I'&1CIAUA TOCIUS C1IP. ISTIANISS. It COLUI"tI'NA 95 arrenischcn Gesandten dem Kaiser eine eigentliche Auflassung precipiendi et ordinandi de Eine Königserhebung hätte das kleinarmenische popx! o r. dc tcrrs Reich schon 119J in die unmittelbare Sphire des westlichen Imperiums einbezogen und zugleid Barbarossain jener höchsten kaiserlichen Prärogative gezeigt, die ihm, abgesehenvon Böhmen, versagt geblieben war. der Kreicrung von Königen und Königreichen"). Ihre Ausübung blieb dem Sohne vorbehalten, der sie jedoch ebensowenig in Person vornehmen konnte. Im. Mindpunkt standfreilich vorerst dasVerlhiltnis zu By'zanz295). Nachdem daspolitisch,;.'ituchaftlidt-kulturdle Gefalle sich ausgeglichenhatte und zum ersten Mal sich während eines Kreuzzugeswirklich zwei Kaiser gegenübertraten,war der Westennicht mehr bereit, den Juniorpartnerzu spielen.Der Kreuzzug ließ sich nicht vom Zweikaiserproblemtrennen. Wieder erwarteteman unbedingte Hilfe für den Kreuzzug, wenn auch die Nachricht, daß Barbarossaden Basilcusauf den Kreuzzug habe mitnehmen wollen299),einmalig bleibt. Dennoch war man für die Lcbensmindliefcrungen und den Übergang über die Meerengen von Byzanz abhingig. Erst vor kurzem nach der Beseitigungdes letzten Komnenen auf den Thron gekommen,sah Isuk 11.dagegenvor allen nach dem mit Mühe abgewehrtenAngriff der Normannen im Kreuzzug nur in Wirklichkeit einen vorbedachten opinio, t"ulg. si. r eine Angriff auf sein Reich'a=>.Er forderte seinerseitsvon Barbarossaeine Auftragung des (westlichen)Reichesals Voraussetzungfür Durchmarsch und Proviantlicferung701). Anders als 1096197und 1147/49kam es zu keinem Zusammentreffen,Barbarossadrohte zwar mit einem Angriff auf Konstantinopel, bremste aber selber, und für die protokollarischen Probleme wurde schlicßliclhnach vielen Irritationen die für beideTeile annehmbareFormel für die Anrede Friedrichs gefunden: Kaiser Rotnaesa>.Mehr als Begleiterscheinung führten die Sicherheitsbedürfnisseund Auseinandersetzungenzu einer staatsrechtlichen Neuerung: als nun für den \'atrg zur Nahrungslieferung im Frühjahr 1190wohl nach italienischemVorbild einenMuseneid durch 500Vornehmeund den Patriarchenin der Hagia 296) Ansben (wie Anm. 15).S.92; vgl. Esioirc cd. MoKGAN(wie Anm. 15),S.97. 297) Vgl. vor allem H. Htrsett, Du Ruht der Königserhebungdurch Kaiser und Papst ins hohen Mittelalter, Festschriftf6r E. He}=irrt, 1942,5.239-249a DERs.,Mittelalterliche Urkundenforschung, 1965,S.21-61, geht auf Armrnirn im Jahre 11S9i9Mnicht ein; jetzt auch B. U. HucKER, Liv- und cadindiuhc Königspline,in: Studienüber die Anfinge der Mission in Livland, Hg. M. HELLMANN,1989, S.65-1C6,S.65ff.; zu Armenien Etüatorr (wie Anm. 2), S. 151f. 293) Auf Einzelheitensoll hier nicht cingccgangcn werden, vgl. vor allein Ch. M. BRAND,Byzantium confronts the West 1133-1204.1963,S.92,176-ISS und über die Vorgängewährend des Kreuzzuges immer nosh die Aufsätze von K. Zt ts.cur, in: ByzantinischeZeitschriftll (1902),S.303-320 und 12 (1933),S.42-77. 299) Gisleben von Mons (wie Anm. 62), S.236. 303) Ansbcn (wie Anm. 15),S.15. 331) Chionica rbier Coloniensis(wie Anns.33),5.146: si regnantRonr.tnonurt vcllct darein manuseinsrt loco bon: irii ied ac... co cb 322) Brief von luck an Bubuossa. vgl. Anbei (wie Anm. 15),S.49-51. 96 RUDOLF HIESTAND Sophia verlangte, mußte umgekehrt die gleiche Zahl von 500Kreuzfahrern als Eidleister Übergang Der Wanderschaft Kommune zusammengestellt auf werden303). gleichsamals eine die bei den daß die in Dardanellen, Nürnberg Kreuzfahrer vereinbart, ohne erfolgte,wie einst Kaiserstadtbetretenhätten. Doch das gegenseitigeMißtrauen überschattetealles.Jede Seitewähnte bei der anderen dabei durch Verträge dunkle Absichten. Für Spannungen Barbarossa trug mit auch nichts als Ungarn, Verhandlungenmit den Serben,eineHeiratsverbindungzwischendem Neffen Stefan Nemanjasund der Tochter des Herzogs Berchtold von Meranien und die Kontakte mit den BulgarenVerantwortung, obwohl er die angebotenedirekte LehensbindungSerbiensan das Reich und ein Zusammengehenmit den Wlachen abgelehnthatte. Andererseitswurde von der die byzantinischen Basileus Kreuzfahrer aufgeKreisen Hof einflußreichen gegen am bracht, wie auch einzelneBeamteeszeitweisemehr auf Konflikt als auf Konfliktvermeidung der bis Griechen Vorwurf, haben Das Mißtrauen zum steigerte sich schienen304). abgesehen zu des des französischen des Dux Königs Mitteilungen auch von englischen und und nach Anlaß gab Branicevoplane der Kaiser,seinemSohn die Krone der Basileiazu verschaffen305). des der lang Jahre Königs, die Friedrichs Verlobung ungarischen einige mit einerTochter wohl der in Thronfolger I. der Tochter Manuels Verlobter präsumptiver gewesen, als einzigen Zwischenzeit freilich der SchwiegervaterIsaaks306)geworden war und damit entfernte Ansprüche auf den Thron erhebenkonnte. Umgekehrt warf man auf deutscherSeite dem Basileusein Bündnis mit Saladinvor, während Isaak angeblichBarbarossaim Winter 1189/90 die haben dem Daß Byzantiner im Osterfest baldigen Tod soll307). prophezeit noch vor einen Sommer 1189deutscheGesandtennach freundlichem Empfang unter flagranter Verletzung desVölkerrechtsins Gefängniswarfen, wird wenigerauffällig, wenn man außerdemdie in der Historia Peregrinorum,die gegenüberanderenBerichten sehr viel offener auch Fehler der deutschen Kreuzfahrer aufzeigt, berichtete Niederbrennung von Branicevo durch eine Übermittlung des der für die Berücksichtigung Heeres108) Abteilung unter zurückeilende diesesVorfalls nach Konstantinopelbenötigte Zeit und die Verhandlungenmit den Serbenin den Ablauf einbezieht309). Angesichtsdes grundsätzlichenMißtrauens mußte der Vorfall als 303) Vertrag mit Isaak § 12 bei Ansbert (wie Anm. 15), S. 66; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 150. 304) Vgl. den freilich sehrparteiischenBericht bei Nicetas Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.402. 305) Tageno(wie Anm. 233), S.510: ea intentione Greciamintrasse,quod extinctis Greciset exstirpatis duds Iii : Sueviae Die Eroberung illud in transfundere. potestatem vellet sui von Byzanz als regnum eigentlichesZiel Barbarossasauch als Wahnvorstellungvon Isaak bei Nicetas Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.404. 306) Irrtümlicherweise behauptet ein Großteil der Literatur, Bela sei der Schwiegersohn des Basileus gewesen. 307) Nicetas Choniates, Historia (wie Anm. 172), 5.410. 308) Historia peregrinorum (wie Anm. 15), S. 133. 309) Ohne Gründe will BRAND(wie Anm. 297), S.177 gegen die sorgfältig ermittelte Auffassung ZIMMERTB (wie Anm. 298), die Einkerkerung bereits auf Ende Juni festlegen,doch wäre dann nicht PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 97 der letzte Beweis für den stets gehegten Verdacht unredlicher Motive Barbarossas gelten. Doch als Ergebnis des byzantinischen im Reich Barbarossas Aufenthalts rund zehnmonatigen war dessen Schwäche offengelegt, der religiöse Graben vertieft und das gegenseitige Unverständnis noch größer geworden. Durch die Schwierigkeitenmit Byzanz hatte man jedoch rund sieben Monate Zeit verloren. Die ursprünglichgeplanteAnkunft in Nordsyrien Anfang November wäre von der reinen Marschzeit her einzuhalten gewesen,und zu einem Bad im Saleph, wenn es denn wirklich ein Bad und nicht das Durchqueren einer Furt war, wäre es Mitte Oktober kaum gekommen.Dennoch bleibt es bemerkenswert,daß BarbarossadieseVerzögerung in Kauf nahm, den transituspacif ais der frontalen Auseinandersetzungvoranstellte. Es bleibt das Verhältnis Barbarossas zum Heiligen Land zu prüfen310). Damit verbindet sich die Frage nach Kreuzzug und »\\ eltherrschaft«, die für Heinrich VI. und Friedrich II. eine so wichtige Rolle spielt. Es ist schon deutlich geworden, daß Barbarossa sich gegenüber Byzanz mit der Anerkennung seiner Stellung begnügte, keine militärische Lösung anstrebte. An der Existenz von zwei Kaiserreichen wurde nicht gerüttelt. Wie weit Barbarossa dagegen im Heiligen Land Kaiserrechte für sich beansprucht hat, läßt sich nicht klären, denn es gibt weder vor noch während des Kreuzzuges Urkunden, die in diese Richtung weisen. In dem im Jahre 1184 bestellten Kollektiv von Papst und Kaiser, französischem und englischem König zur Regelung der Thronfrage war er freilich unter den weltlichen der ranghöchste, und die curia, die König Guido im Jahre 1190191vom englischen und vom französischen König forderte, wäre daher auch die curia imperatoris gewesen311).Dementsprechend wandten sich sowohl Konrad von Montferrat 1188 mit Klagen über die Feindschaft des aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Königs Guido und des Templermeisters Gerard de Ridefort312) als auch Königin Sibylle an Friedrich J"313) Man wußte beim Aufbruch schon, daß es in der Tat zu einer curia um die Thronfolge kommen würde. Es hätte nahegelegen,einen eigenenKandidaten zu haben, vor allem wenn dasProblem durch eine neueEhe der dann zur Erbin bestimmtenTochter König Amalrichs gelöstwerdensollte. Beim Aufbruch von Regensburgwar ein solcherpotentieller Ehepartner vorhanden,da die Verlobung des KaisersolaresFriedrich mit einer dänischenKönigstochter ebenaufgelöstworden war. Doch er war esnicht mehr, als dasHeer sich dem Heiligen Lande verständlich,weshalbman im deutschenHeer davon erst in der zweiten Augusthälfte erfahren haben sollte. 310) Grundlegend die Darlegungen von M. »'Ett, Kaiserrecht und Heiliges Land (wie Anm. 73). 311) Roger von Hoveden, Chronica, cd. \\? STUBBS(Rolls Series 51,1869-1871), III, 124. 312) RRH (wie Anm. 70), Nr. 676; de Philippo Flandrensitemplario in der Chronica regia Coloniensis S.141ist ein typischerIrrtum desChronisten,der dasin der Vorlagevielleicht nur mit Initiale dastehende de G. Flandrensitemplarioautomatischmit den Namendesviel bekannterenGrafenverband,den Namen desausFlandernstammenden Sacraedomus militiae TemplermeistersGerhard,vgl. M. L. BULST-THIELE, Templi Hierosolymitani magistri(Abhandl. d. Akad. d. Wiss.in Göttingen. Phil.-hist. Kl. 3. FolgeNr. 86, 1974),S.107,dagegennicht kannte. 313) RRH (wie Anm. 70), Nr. 681. 98 RUDOLF HIESTAND festhielt hatte, dynastischen Verknüpfung Barbarossa einer man an und nicht wenn näherte. die von Mayer erwogene Radikallösung anstrebte314),diese Karte aus der Hand gegeben: ein besseresVerhältnis zu Ungarn war auch im Blick auf Byzanz wichtiger als noch ungewisse Aussichten im Osten315).Oder war Konrad von Montferrat, der Vetter des Kaisers, der von Barbarossa geförderte Kandidat316)?Nur für moderne Menschen vielleicht überraschend sei daß Barbarossa selber seit 1184Witwer, im Jahre 1188 genau so alt war schließlich erinnert, der der la der de bei Thronerbin Maria Heirat im Witwer Jean Brienne Jahre 1210 mit wie Marquise. Wie es verfehlt wäre, die Beziehungen zu Serbien und Ikonium voreilig abzulegen, nur keine deren das hatten hominiurn längerfristig Folgen Herrscher Barbarossa weil sie - als konnte den des Tod Kaisers wenige Monate später nicht voraussehen-, so anboten, man Überlegungen, beider die Haltung Herrscher zwingt zu ob nicht im Heiligen Land abgesehenvon der dynastischen Frage - ähnliche Schritte zu erwarten waren. Man ist nicht auf bloße Spekulationen angewiesen. Wenn Riezler schrieb: »Armenien und wahrscheinlich auch Antiochien (wären) der deutschen Oberherrlichkeit zu gewinnen (gewesen)... «317),so war das konnte. hatte Denn Bohemund III. Antiochia richtiger, als er wissen von nach Hattin sein Fürstentum König WilhelmlI. von Sizilien aufgetragen und angeboten, es jedem zu übergeben, der mit wirklicher Hilfe erscheine318).Es blieb auch nicht bei Worten und bloßer Theorie. Wie fränkische und arabische Quellen bezeugen, übergab Bohemund beim Eintreffen des deutschen Kreuzfahrerheeres im Sommer 1190 mehr oder weniger freiwillig Herzog Frieddes Tochter dessen Fürsten Rainald von Antiochia war, loco Brautmutter eine zudem rich, imperatoris die Stadt und alle Burgen319).Ob nun mit dem Kaiser Friedrich Barbarossa oder 314) MAYER, Kaiserrecht und M. Land (wie Anm. 73), 5.204. 315) Die Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), 5.140 berichtet falsch die Hochzeit (nicht die Verlobung) zum Jahre 1188. 316) Wenn Friedrich von SchwabennachdemTode desVatersim Sommer1190seet exercitum(Konrad se obedirevelle preceptis,Albertus Milioli, Cronica von Montferrat) commisit,ei ut paternis asseverans imperatorum c. 169 5.650, so ist damit nicht ausgedrückt,daß sich BarbarossaKonrad staatsrechtlich im hätte, Sinne Führung. einer ortskundigen wohl sondern »übergeben« 317) RIEZLER(wie Anm. 10), S. 65f. Die Stelle geht weiter »Nach langer Zeit wäre dies Gelingen allen Nationen wieder einmal ein Zeichen gewesen, daß das Kaiserthum kein leeres Wort sei«. Antiochia, Sizilien und dasReich nachder Schlachtvon Hattin 1187. 318) Vgl. künftig HIESTAND, 319) Annales Marbacenses (wie Anm. 27), S. 61: princeps Antiyochie hominium fecit duci loco imperatoris Romani iuramento et scripto privilegii confrmans semper se velle esseimperio Romano subiectum per omnia; Lat. Fortsetzung des Wilhelm von Tyrus 1122, ed. M. SALLOCH,1934, S. 108: maioris enim optentu presidii urbem duci ultroneus iudicat committendam, ut fines eins vir strenuus contra crebros hostium tueatur insultus. Schließlich berichtet Baha ad-Din 5.180: Le roi des Allemands ayant pris pied dans Antioche, enleva cette ville ä celui qui en etait le seigneur. II commenca d'y faire sentir sa puissance en obligeant ce chef ä faire executer ses ordres, puls, s'etant empare de la place par ruse et par trahison il y deposa ses tresors. Auch im Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 302 f. heißt es: cui princeps Antiochie urbem totam ac munitiones universas contradit. Es sind also nicht nur die Marbacher Annalen, wie RIEZLER(wie Anm. 10), S. 75 und EICKHors (wie Anm. 2), S. 166 glaubten. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 99 bereits Heinrich VI., unterdessen in Wilhelms II. Rechtsnachfolge eingetreten, gemeint war, Antiochia war an die Staufer gefallen320).Noch einmal sei daran erinnert, daß nach Aussage des Itinerarium peregrinorum Barbarossa aufbrach, um Antiochia Jerusalem nicht etwa - zu retten 321)Ob sich so auch die erstaunliche Tatsache erklärt, daß der Eid von Adrianopel einen Zeitraum bis sechs Wochen nach dem Erreichen Antiochias umfaßte, also nicht bis zum Erreichen von Tyrus oder der Belagerung von Akkon oder gar der Rückgewinnung Jerusalems? Was hätte dagegen gesprochen, daß der Herrscher des Königreichs Jerusalem, ob er nun Guido von Lusignan oder Konrad von Montferrat oder Honfroi de Toron oder noch anders heißen würde, sich künftig ebenfalls lehensrechtlich dem Kaiser unterstellte? Wenn nicht direkte Herrschaft eines Staufers wie in Antiochia oder eine Übertragung der Krone von Jerusalem an eben diesen Staufer, so doch Lehensoberhoheit, nicht anders als es später Heinrich VI. mit Cypern und Kleinarmenien vorsah. Schon die Demutsformel im Briefe der Sibylle von 1188ego humillima ancilla vestra322)ging weit über das hinaus, was eine immerhin selber die Legitimität der Krone verkörpernde Königin des 12.Jahrhunderts üblicherweise schrieb. Dennoch wäre Barbarossas Selbstverständnis gegenüber dem Heiligen Land damit noch nicht ausreichend erfaßt. Bei Verhandlungen mit den Boten des Sultans bezeichnete er sich mit prägnanter Kürze als Kaiser und advocatus specialis terrae Ierosolimitanae323) Offensichtlich in Anlehnung an den römischen advocatus ecclesiae-Titel drückte die Steigerung specialis advocatus gegenüber den anderen Königen einschließlich des Königs von Jerusalem, die sich ebenfalls als advocatus terrae betrachten konnten, den besonderen Vorrang des Kaisers aus. Die Stelle ist umso wichtiger, als es sich gewiß von zweiter Hand um ein wörtlich wiedergegebenes Selbstzeugnis handelt. Dabei ist es bezeichnenderweise die terra, nicht die Stadt, wie an anderer Stelle sein Bemühen auf das reiaume de Jerusalem gerichtet ist. Ergänzt wird dies durch die nicht minder bedeutungskräftige, später noch einmal aufzugreifende Bezeichnung als miles utriusque praecipuae ecclesiae,des Herrengrabes und der ersten cathedra Petri, Jerusalems und Antiochias324): Barbarossa war dem Reich und der Kirche von Jerusalem verpflichtet. Im Ergebnis führte der dritte Kreuzzug dem Reich mindestens drei neue potentielle christliche Lehensstaatenzu: Serbien, Armenien und Antiochia, brachte die Idee einer Unterordnung der muslimischenSeldschukenund schuf Beziehungenzu den Bulgaren.Wenn 320) Foi. z, Le souvenir et la legende de Charlemagne (wie Anm. 15), S.264 ist eine der wenigen Stellen, die auf die Vorgänge überhaupt eingehen, aber spricht von einer Anerkennung der Oberherrschaft (>suzeraintetec). 321) Gesta Heinrici II (wie Anm. 31), S. 55f.; vgl. oben S. 59 Anm. 52. 322) RRH (wie Anm. 70), Nr. 681, vgl. Tageno, in: FREHER, Rerum germanicarum Scriptores, 31731, S. 410. Es dürfte sich aber eher um eine Stilübung als um einen wirklich gelaufenen Brief handeln. 323) Tageno (wie Anm. 233), S. 515. In der Fassung bei Avr. mlN (wie Anm. 322), S. 411, ed. FREHERheißt es peculiaris advocatus terre Palestinae. Vgl. auch Ansbert (wie Anm. 15), S. 87. 324) Itinerarium peregrinorum (wie Arun. 36), S. 302. 100 RUDOLF HIESTAND behauptet hat, der Zeit staufischeHof habezur Zeit BarbarossasLehensabman vor einiger hängigkeitnur dort eingesetzt,wo sich dafür historischeBegründungenfinden ließen' 25), so ist dies für die Zeit des Kreuzzuges nicht zu halten, wenn nicht eine völlige Veränderung der historischen Argumentationsebene zurück zum ganzen Raum des alten Imperium Romanum der Dann waren natürlich erfolgte. ganze Balkan, Kleinasien und der syrisch-palästinensische Raum einbeschlossen. Im Falle Antiochias blieb es nicht bei einer Zukunftsperspektive, brachte Herzog Friedrich das Fürstentum staatsrechtlich für kurze Zeit mit vollen sondern Rechten in staufische Hand. Daß sein Tod wenige Monate später vor Akkon ohne leibliche Erben wieder ein Vakuum herbeiführen würde, war nicht vorhersehbar. Doch vom Sommer 1190 bis zum April 1191 gab es ein mindestens unter staufischer Oberherrschaft stehendes . Fürstentum Antiochia. Unter diesem Blickwinkel hatte der Brief Barbarossas an Saladin326)mit der Aufzählung aller Provinzen des römischen Reiches im Westen und im Osten als Herrschaftsgebiet Barbarossas nur diplomatisch-politisch ist von Bedeutung, daß es sich um ein erfundenes Stück handelt so unrecht nicht. Er traf sich mit dem Ludus de Antichristo, den Barbarossa vermutlich 1152 bei der Krönung gesehenhatte, wo sich mit den Königen von Griechenland, von Frankreich und von Babylon auch der König von Jerusalem dem Kaiser unterwirft. Schon auf die serbische Gesandtschaft des Jahres 1188/89 reagierte Barbarossa nach der Kölner Königschronik: glorificans Deum, quod a regibus, quos vix umquam nominari audierat, tanti haberetur3z7. Am interessantesten aber bleibt im Blick auf die weitere politische und ideengeschichtliche Entwicklung der Versuch eines Zusammengehens mit den Seldschuken. Es war zweierlei, auf diplomatische den Ebene Blicken Kontakte zu pflegen, um auf weitgehend entzogenen einer den kaiserlichen Rivalen in Konstantinopel Druck auszuüben, oder auf einem Kreuzzug ganz offen und unmittelbar eine Zusammenarbeit mit den Glaubensfeinden zu suchen bis hin zu jener deutsch-türkischen Marktkommission nach dem Sieg bei Konya. Gegner des Kreuzzuges waren nicht mehr Islam und die Muslims schlechthin, sondern nur islamische Herrscher über Jerusalem. Man näherte sich mit großen Schritten jener Haltung an, die man im Abendland immer wieder den Kreuzfahrerstaaten und Byzanz vorgeworfen hatte und die im Jahre 1228 zum Vertrag zwischen Friedrich 11. und al-Kamil von Aegypten führte. Wenn Odilo Engels eine »Steigerung des Kreuzzugszieles von Barbarossa zu Friedrich II. « 325) Vgl. H. APPELT,Die KaiserideeFriedrich Barbarossas(Sitz.-ber. Österreich.Akad. d. Wiss. Phil: hist. K!. 252/4,1967), S.24 unter Bezug auf H. J. KIRFEL,Weltherrschaftsidee und Bündnispolitik. Untersuchungenzur auswärtigenPolitik der Staufer,1959.KIRFELgeht auf Kleinarmenienund Antiochia nicht ein. 326) RRH (wie Anm. 70), Nr. 671, vgl. H. E. MAYER, Der Brief Kaiser Friedrichs I. an Saladin vom Jahre 1188, in: DA 14 (1958), S.488-494 und zum ebenfalls gefälschten Antwortschreiben Saladins, RRH Nr. 672, jetzt MÖHRING, Saladin (wie Anm. 139), S. 98-125. Der Brief von 1180-1182, RRH Nr. 598, cd. in: Neues Archiv 11 (1886), S. 575-577, gilt noch als genuin. 327) Chronica regia Coloniensis(wie Anm. 38), S.142. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 101 und schon bei Heinrich VI. als letztes Ziel seiner Politik Jerusalem gesehenhat328),so gilt dies in viel höherem Maße, als man bisher anzunehmen geneigt war, auch für Barbarossa. War es doch le reiaume de Jerusalem nicht die Stadt den heiligen Stätten oder die Kirche-, dem mit Barbarossas ganze Anstrengungen nach der Auffassung der Estoire galt: car il avoit propose tout son entendement au reiaume de Jerusalem 329).Heinrich VI. war weniger ein grundsätzlicher Neuerer als der Vollstrecker des Kreuzzuges Barbarossas. An der Basis aller staufischen Bemühungen um das Heilige Land aber steht im historischen Rückblick jenes Gelübde, das Heinrich IV. am Hoftag Ende 1102 zur Überraschung aller Anwesenden verkündete. Von da an war der Kreuzzug, die Verpflichtung für Jerusalem, ein Teil staufischen Denkens, über die Wallfahrt und den Kreuzzug Konrads III. des Mittelalters wirklich Herrscher als einziger zweimal in der heiligen Stadt - zu Friedrich Barbarossa und dann eben weiter über Heinrich VI. zu Friedrich II., der als erster den Titel eines Königs von Jerusalem wirklich trug und in Jerusalem selbst in einer Art Festkrönung unter der Krone ging. Blickt man auf die Folgen, so überhöhte der Kreuzzug Barbarossafür einen Teil der Nachwelt als den christlichen Kaiser par excellence,der fromm, demütig, debonaire, die Strapazen des Kreuzzuges auf sich nimmt. Man könnte solche Äußerungen seitenlang anführen'"). Andererseits hatten die schwerenVerluste gerade im engsten Aufgebot des Kaisers, der eigenenund der Reichsministerialitätwie 1147-49personell und materiell eine Schwächungder staufischenPartei zur Folge. Dies galt für die Kaiserfamilie, wo der Tod Herzog Friedrichs von Schwabenim Lager vor Akkon nach dem Tode des dritten Sohnes Konrad zur Laizisierung des clericusPhilipp zwang mit den bekanntenFolgen für die Krise dem Tode HeinrichsVI. Gleichermaßengroß waren die Verluste im Reichsepiskopat, nach angefangenvom ehemaligenKanzler Gottfried von Würzburg kehrten die Bischöfe von Passau,Basel,Meißen, Osnabrück, Toul nicht wieder. Es gelangauch nicht, den Tod vieler Reichsfürsten zu einer wesentlichen Mehrung des Reichsguteszu nutzen33t>Schon die Rückkehr desWelfen im Jahre 1189entgegendem geleistetenEid hatte deutlich gemacht,wie sehr das Reich immer noch in hohem Maße auf der personalenHerrschaft des präsenten Königs beruhteund einelängereAbwesenheit- und nun nicht »nur« in Italien Bruchstellen aufzeigte.Noch nicht zum Kaiser gekrönt, noch ohne Sohn, dem eine Regentschaftfür einen Reichsteilübertragenwerden konnte, war Heinrich VI. überfordert, als im gleichenJahr 1189 die sizilischeFrageakut wurde. O. ENGELS,Die Staufer, '1984, S. 117f. Estoire ed. MORGMN(wie Anm. 73), S. 94. Vgl. die Zusammenstellung bei RiEZLER (wie Anm. 10), S. 126-140. Der Versuch HeinrichsVl. nach dem Tode Landgraf Ludwigs in Thüringen eine Königslandschaft aufzubauen, mißlang, vgl. H. PATZE et al., Geschichte Thüringens, 11,1,1974, S. 29f. 328) 329) 330) 331) 102 RUDOLF HIESTAND V. desKreuzfahrersBarbarossa.Das Kreuzheer wird Kehren wir zurück zum Selbstverständnis in den deutschenQuellen meist exercitus Christi (32mal)332) oder sanctaecrucis exercitus (18mal) bezeichnet.\Vie kanzleigemäßdies ist, beweist der kürzere Brief Barbarossasan Heinrich VI., wo er selbervom exercitussanctaecrucisspricht333)Dementsprechenderklärt er bei Christi314), des den Sultans Ikonium Boten seinem und von nos milites sumus gegenüber Tode heißt es qui enim exstitit miles Christi331).Von der miles Christi-Idee her wird zum Typus für das Kreuzfahrerheer die Thebäische Legion: in omnibus comparanda legioni Thebeorummartyrum336>, wie göttliche Führung sich auch an .Kleinigkeiten« zeigte, wenn der habetur der in Tage Yconii337). Schlacht Ikonium Lesung mentio vor etwa am Wenn Barbarossa hervorgehoben wird als der erste Kreuzfahrer, nicht nur wegen des Ranges, sondern vor allem wegen des Aufbruches vor den westeuropäischen Königen trotz den der doch in Augen Auffassung 338), Kreuznahme und eigener stets, nach so war er späterer Feinde, der römische Kaiser 339).Es galt auf dem Kreuzzug beide Aspekte zu verbinden: Würde und Erhabenheit kaiserlicher Majestät mit allen damit verbundenen Pflichten auf der Christi die Kreuzfahrer, Stellung Pilger miles unter tausenden anderer als und als einen340>, immo der den des imperator, Seite, Erfurter Chronisten Worten Christi mit auf anderen milites Christi peregrinus341),als signifer342toder mit einem Wortspiel signo crucis praecipuus signifer343). In bezeichnender Reihenfolge drückte Barbarossa dies gegenüber dem Sultan aus: Romanus imperator et specialis advocatus Ierosolimitane terre, ergänzt wenig später mit dem Attribut: weiteren et in omnibus peregrinis pater condolens344> 332) Die Zahlenwieder nachder Edition von CHROUST. 333) DFI 1009. 334) Tageno (wie Anm. 233), S. 514. Ähnlich bei Ansbert (wie Anm. 15), S. 83: auxilio domini nostri Jesu Christi, cuius nos milites sumus gegenüber Malik Shah. 335) Ebda., S.91. 336) Ebda., S.85. 337) Ebda., S.86; Tageno(wie Anm. 233), S.515. 338) Lat. Fortsetzung ed. SALLOCH, 11,17, S. 99; ERNOUL (wie Anm. 73), S. 248; Itinerarium S. (wie 290Anm. 36), norum peregri- 339) Gislebert(wie Anm. 62), S.236:pre ceterisregibuset principibuspotentior et vividior et animosior. Ansbert (wie Awn. 15), S.87 für den Sultan von Ikonium, der indignationem imperatorie maiestatis fürchtet. 340) Schon für Mainz sagt das Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 289f.: qui tot gentes, tot defluxisse. Romane imperante potestatis crederet gloriam non antiquam conspiceret, principes sub uno 341) Chronica s. Petri Erfordensis a. 1190, cd. O. HOLDER-EGGER,MGH SS rer. Germ., 1899, S. 195. (wie Anm. 53), S. 407. Vgl. auch Ansbert (wie Anm. 15), S. 91 und FLECKENSTEIN 342) signifer: Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 7, S. 127; glorios us signifer, Ansbert (wie Anm. 15), S. 14. 343) Arnold von Lübeck IV, 7, S. 127. 344) Ansbert S.87: In nomine domini nostri Jesu Christi Romanus imperator et advocauu specialis lerosolimitaneterre und S.90:piissimusimperatorin omnibusperegrinissuistanquampater condolens;so PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI 103 COLUMPNA Zwischen diesen beiden Polen den Ausgleich zu finden, war die schwierigste Aufgabe. Es begann schon in Mainz 1188 mit der Erklärung, nicht loco imperantis der Versammlung bereit, 345). Barbarossa immer Politisch-militärisch auch gegen vorsitzen zu wollen war wieder die Einflüsterungen der Umgebung Kompromisse einzugehen und Provokationen zu übergehen, selbst wenn dies Kritik einbrachte 346),doch, obwohl das Kreuzzugsheer primär eine daß die kaiserliche der Würde nicht verletzt Christi Voraussetzung, militia war347, nur unter der Beginn der honestati348). Auch Kreuzzug zu sollte gemäß wurde: sue maiestatisprospiciens der Herrschaft ausgegebenenLeitlinie, Romani imperii celsitudo in pristinum sue excellentie den honorem Mit Schärfe imperii griechiexaltare350 erklärte er robur zu reformieren349), schen Gesandten sum utique et dicor Fridericus Romanorum imperator et semper augustus351) Dabei steht der Kreuzzug als Ziel, wie wir bereits gesehen haben, stets an erster Stelle: non erat in proposito aliquibus arduis negotiis iter vivifice crucis induciare352) und als Leitlinie des Handelns steht im Urteil von Freund und Feind die Kreuzzugsideeund die Sorge um die Einhaltung ihrer Ideale zuoberst. So war der Sieg gegendie Seldschukenverdient, weil in domini, disciplina, in in pre timor apud omnesamor omnibus omnibuset castriscastitas, armis proximi herrschte3531 Die Pilgerhaltung war nach übereinstimmenden Zeugnissen echt: tam exteriore habitu dem der das ist Kreuzzug depromit Der interiore christianismi negocium, auf affectu354). quam Kaiser als sein Anführer selber zur columpna christianismi wird355> Doch ganz richtig ist es habe: hinter kämpfen, humilis Christo daß sich gelassen pro alles zu andererseits nicht, er, um Friedrich Anm. S. der (wie 15), 122 Historia Tageno S. 515. In (wie Anm. 233), wird peregrinorum auch sanctematris ecclesietutor et advocatusgenannt. maximuset excellentissimus 345) Cont. Zwettlensis altera, MGH SS 9, S. 543. 346) Vgl. Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), mehrfach. (wie Anm. 53), S. 407. 347) Otto von St. Blasien (wie Anm. 15), c. 32, S. 46; FLECKENSTEIN 348) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), 5.127. Vgl. Tageno (wie Anm. 233), S. 515 für die Verhandlungen mit den Gesandten des Sultans von Ikonium, der die indignatio imperatorie maiestatis einsieht, ähnlich bei Verhandlungen mit den Griechen in Philippopel (ebda., S. 510): Manuel nec in aliquo dignitatibus nostrae maiestatis derogavit, daher würden künftig keine Schreiben mehr entgegengenomin eis contineatur. expresse men, nisi sollempnitas nominis et maiestatis nostrae 349) DFI 5. Vgl. zur Tributforderung des Sultanssohns Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 12, S. 136: inauditum ut Romanorum imperator ulli mortalium tributa persolvat, ut cum pacis quiete viam nostram tendamus, anum denarium voluntarie persolvam. Vgl. auch APPELT,Kaiseridee (wie Anm. 325). Die Stelle bei Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 7, S. 127f. tam pro Deo quam honore temporali bezieht sich das den Kreuzzug, S. 407 (wie Anm. FLECKENSTEIN 53), sondern wie meint, nicht auf allerdings anders, als Plusquamperfekt certaverat anzeigt, auf die bisherige Herrschaftszeit. 350) Arnold von Lübeck (wie Arun. 23), IV,7, S.127. 351) Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), 5.144. Im ganzen kommt der Ausdruck in den Quellen bei CHROUST15mal vor. 352) Ansbert (wie Anm. 15),S.87. 353) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 299. 354) Ebda., S.278. 355) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), 5.279. 104 RUDOLF HIESTAND des bleibt herrscherliches Trotz blandientis illecebra356). Kreuzzuges felicitas seculi oder gloria, Leben, repraesentatio, nicht völlig fern. Prunkvolle Geschenke wie Kamele von König Bela, den hatten dem drei Serbenfürsten Kreuzzug Hirsche Seehunde Eber, von mit und ein zahmer für dessen das der Transport Königin, Prunkzelt tun zu ungarischen wenig wie ebenso gewiß brauchte, der drei Goldgefäß GriechenJ57). Auch Pilger Karren oder ein zweihenkliges als man bleibt Barbarossa Kaiser. Er kann der Zwiespältigkeit des Unternehmens nicht entgehen. Vier Tage begibt sich er bei Ofen auf Jagd3SS),obwohl GregorVlll. in seinem Kreuzzugsaufruf hoch der in hatte3s9), die Belgrad dies Zahl Kreuzfahrer über und erfreut, verboten gerade den ludus in Preßburg, während er selber sich negotia militiae aus, wie schon richtete er ein klarem die lusibus hingaben, in Verstoß gegen die wieder anderen sich armorum widmete360), dem die Turniere Kreuzzug Vorschriften, prinzipiell, also gewiß auf verboten päpstlichen hatten361). Wie selten es gelingt, sich einem mittelalterlichen Herrscher unmittelbar zu nähern, ist bekannt. Umso wertvoller sind die Kreuzzugsberichte, weil sie von Zeit zu Zeit den Kaiser, der Seite Anekdotenbewerten, Vorsicht zeigen. menschlichen von zu gewiß mit gebührender hafte Berichte bleiben nicht aus. Die povres im Heer nennen ihn Bruder; wenn ein Wagenrad bricht und er in der Nähe ist, wartet er, bis es repariert ist, gefolgt von der refrainartigen Aussage tant estoit humbles et debonaires362)_Daneben erweist er sich als psychologisch die der Gefährdung in Situationen Rücksicht Führer, ohne auf eigene schwierigen geschickter in vorderster Linie mitkämpfte, mit einem fast unerschütterlichen Vertrauen, daß der Kreuzfür dem der Sinn Gesten, Gottes Werk wirksame wenn auch mit er vor sei, aber zug ein Schlacht gegen die Seldschuken für jeden Kreuzfahrer erkenntlich nach dem alttestamentliHimmel für Aaron Armen Gott die Moses Vorbild zum und mit ausgestreckten von chen Möglichkeit dankte, endlich gegen die Heiden kämpfen zu können363).Schon der Empfang der der in denen Konstantinopel Kerkerhaft Gesandten, zurückkehrenden er aus seinem aus Hause entgegenging, um sie mit Tränen in den Augen stürmisch zu umarmen, war gewiß alles 356) Ebda. Ähnlich Ansbert (wie Anm. 15),S.5: non divitiarum seudeliciarumaffluentia. 357) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 8, S. 129-131; Ansbert (wie Anm. 15), S.25 und S. 30. 358) Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), 5.131; Bei Ansbert S.25f. nur zwei Tage. 359) JL. 16019. lusibus armorum vacantibus. Weshalb 360) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 130: ceteris ... GIESEBRECITet al. VI (wie Anm. 1), 5.693 dies bezweifeln, ist nicht klar. 361) So schon im Aufruf Lucius'III. von (1184) Nov. IDez. 10, cd. HIESTAND, Papsturkunden für Templer und Johanniter, S. 352, Nr. 165 als Zusatz zu dem sonst wörtlich übernommenen Text von JL. 14360. Vgl. S. KRÜGER,Das kirchliche Turnierverbot, in: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, Hg. J. FLECKENSTEIN, 1985, S. 401-422. 362) Estoire ed. MORGAN (wie Anm. 73), S. 98. 363) Giraldus Cambrensis, De instructione principis (wie Arun. 103), III, 21, S.277: magnanimi principis fiduciam ostendit erectis ad coelum manibus in conspectu omnium gratas agit Deo. Ähnlich Ansbert (wie Anm. 15), S. 5: senex gloriosus iuvenes quosque in bellum Christi exemplo sui accenderet. Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), 5.298: Hac voce ingens ardor cunctis incutitur, qui fadem cesaris contemplantes letissimam a sene iuvenes, a fragili fortes, ab uno universi virtutis susdpiunt incentivum. PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 105 andere als protokollgemäß36').Vor allem der Marsch durch Kleinasien brachte den Kaiser spätestensseit Philadelphiain täglichenunmittelbaren Kontakt mit dem »Volk«, dem er sich kaum längerals ein paar Stundenin seinemZelt entziehenkonnte. Daraus entsteht,mit jener dritten Umschreibungder Stellungauf dem Kreuzzug, condolenspater peregrinissuis365>, über die politische eine persönlicheBindung, deren plötzliches Ende sich dann verheerendauswirkt. Wenn somit überhaupt von einemTypus für BarbarossasStellung auf dem Kreuzzug fortiter und ähnlich sind die gesprochenwerden kann, so ist es Moses36>.I7nperterritus367), die fortes der fragilis die für ja ihn, iuvenes, Attribute wiederkehrenden selber senex, Ganz bleiben angesichtsder Größe und Last der übernommenen anzutreibenversteht36S). Aufgabe Zweifel und Sorgennicht aus, bis zu einem Stoßseufzervor der Schlachtgegendie Seldschukenam 18.Mai 1190:wenn er das ganzeHeer heil in Antiochia hätte - gemeintstatt decet imperiali bereit der Auseinandersetzung-, penam non wäre er quam vor militärischen Andererseits irrogari personae,videlicet cesaricicapitisminorationem auf sich zu nehmen369). heißt Führung gegebenenfallsauch, Schwierigkeitenzu verschweigen,um nicht mutlos zu die der Mühen bleibt die Gesandten über Mitteilung Juni 7. armenischen auf machen:so am dem letzten Wegabschnittnach Silifke »Verschlußsache«. Ein einziges Mal, am Tage der die Wirkung Entscheidungsschlacht die öffentlich über Seldschuken, wird sozusagen gegen der zurückliegendenStrapazengesprochen:et licet multo essetfatigatus labore371> Wenn Barbarossa auch nicht auf den Kreuzzug ging im Wissen, daß er nicht mehr daß bewußt, es ein Unternehmen mit zurückkehren werde, so war er sich sehr wohl des für die bereit, Kreuzzuges zu Sache Leben Ausgang Er ungewissem sein war. war der inneren Gewißheit Aufbruch Dies ist jedoch als verlieren. ein mit etwas völlig anderes oder gar der Absicht, nicht zurückzukehren, ein bewußter endgültiger Abschied. Wenn aus der Zeit vor dem Aufbruch keine Zeugnisse von letzten Verfügungen, Todesahnungen, den bei den über Nachrichten Abschied ähnlichem endgültigem vorliegen, wie sieht es und Tod selbst aus? Der Tod im Saleph auf der peregrinatio als Pilger und Kreuzfahrer hat später für die beigetragen, Zeugnisse für die Die dazu Nachwelt Barbarossa viel zu verklären. Überhöhung des Kaisers das den für den Umgebung, Tode Schmerz, wie seine nach seinem deutsche Heer und die Christenheit empfand, sind zahllos. Mit biblischen Bildern sieht man ihn als von Gott selber an die Spitze gesetzt, als ein fester Anker für das schwankende Schiff der Kirche, der als einziger aller weltlichen Herrscher Jerusalem hätte befreien können, 364) Tageno(wie Anm. 233), S.510: de domo sua exienset in amplexusepiscopiet comitis irruens, cum multis lacrimiseossucepit,mit folgenderAdaption von Luk. 15,24. 365) Vgl. oben S. 102. 366) Vgl. auch unten S. 108. 367) Ansbert (wie Anm. 15),S.91. 368) Itinerarium peregrinorum (wie Arun. 36), S. 298. 369) Ansbert (wie Anm. 15),S.86; die Handschrift Strahovschwächtzu honorisminoratio ab, welchem die moderneLiteratur meist folgt. Vgl. auch Ansbert S.84: occultealiquantulum anxiabatur de castris. 370) Ebda.,S.86. 106 RUDOLF HIESTAND luporum in der Folge medio nunc erimus sicut oves errantes als propugnator noster, mit (Matth. 10,16) nec eos quisquam a morsibus nostris prohibebit37º>. Und doch hatte dieserTod ein zwiespältigesGesicht.Keine zeitnaheQuelle lobt ihn oder keine die den berichten, letzten Ahnungen, Kaiser Worten zu oder von weiß auch nur von den der die hätten, befallen Fluß Umgebung sie verfluchen, columpna auch wenn vorher seine die habe372>. im Der Kampf Heiden, Kaiser er starb starb gegen nicht christianismiumgestürzt Nachträglich Gebiet, im Lande Heiligen er sondern ertrank. oder auf nichtchristlichem nicht legendie sapientesein schweresErdbebenam 1.Juni alsAugurium aus373> oder entdecken,daß hominum die Stein Inschrift Hic maximusperibit«, nach anderen»Melior auf einem nahem hominibus et potencior omnibus in aquis Saleficissuffocabitur« gestandenhabe37'>,wie im Cydnus, den man mit dem Salephverwechselte,einst auch Alexander der Große, aber nur beinahe,ertrunken sei375>, den dem jener Tod im Wasser Kaiser wie eben einst astronomien der der hier habe376>. Typus Große, wie Als Makedonenkönig, Karl wieder nicht geweissagt man schon für den Hoftag in Mainz 1184als Vergleich den Makedonenkönig, Caesarund Denn entgegenmanchenÄußerunKönig Artus, nicht Charlemagneherangezogenhatte377>. hat dasVorbild der Karlsreiseim politischen Handeln des Kreuzzugesund in den ihn gen378> begleitendenIdeen in den deutschenQuellen keinen Niederschlag gefunden379>. Eine der des die der Gegenden Reiches, Barbarossa 1188/89 aufsuchte, ausgerechnet nicht war wenigen Niederrhein mit Aachen. Man konnte die Legendeweder dem byzantinischenKaiser noch den Seldschukenofferieren, so wichtig und wirkungsvoll das Karlsvorbild für die kaiserliche Stellung im Westen sein mochte. Es bedurfte zudem in der Situation von 1187 dieses Incentivumsnicht, ja der Vergleichhätte leicht gefährlichwerden können. Für einen mittelalterlichenMensch gebührte es sich, vor dem Ende seineDinge ordnen zu können. Was jedoch Barbarossaerteilt hatte, war eine mors repentina,subita, momenta371) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 13, S. 138. 372) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), 5.301: imprecamur huic fluvio, qui precipuam tocius christianismi columpnam subvertit. 373) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 171. 374) Vgl. Albertus Milioli, Cronica imperatorum (wie Anm. 62), c. 169,5.649; Salimbene (wie Anm. 36), S. 12. 375) Otto von St. Blasien (wie Anm. 15), c. 35, S. 51. 376) Estoire ed. MORGAN (wie Anm. 73), S. 98. 377) Guiot de Provins, ed. J. WoLFART- SANMARTE,1861,S.39. 378) Vgl. MÖHRING (wie Anm. 139), S. 85f.; APPELT, Kaiseridee (wie Anm. 325), S. 26f.; F. GRAUS, Lebendige Vergangenheit (1975), S. 182-198, aber zu Recht ohne Bezug auf den Kreuzzug. Auch die Kanonisationsurkunde von 1166, DFI 502, erwähnt eine Reise Karls in den Osten nicht. Es muß äußerst fraglich bleiben, ob die Karlslegende überhaupt in irgendeiner Weise auf den Kreuzzug eingewirkt hat. 379) Nur im Prolog der Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 116wird ohne Bezug auf den Kreuzzug der Karolinger als Typus der strenuitas des Herrschers genannt. In ähnlicher Weise heißt es bei Tageno (wie Anm. 233), S. 510 in einer Rede Friedrichs vor griechischen Gesandten, Karl der Große habe die den bildet beides konkretes für Motivationselement Kreuzzug Ein Romae erhalten. nicht. monarchia urbis PRECIPUA TOCIUS CHRISTIANISMI COLUMPNA 107 Sie galt stetsals bösesZeichen: mors minus quam modusmortis sollicitat381). Er hatte nea3S0). weder Beichte ablegennoch die Sterbesakramenteempfangenkönnen, vom Aufsetzen eines letzten Willens oder auch nur mündlichen Verfügungen ganz zu schweigen.Es gibt kein Testament Barbarossas.Soweit sie nicht einfach darüber hinweggehen, bereitete es den Berichterstatternoffenkundig Mühe, diesesFaktum zu erklären. Das Itinerarium wird den Verdachtnicht los, der Kaiser habedurch eigeneUnvorsicht den Tod herausgefordert,wenn die dies denn den hofft, die in führte, daß ihn libido Saleph es auch würde natandi nicht das die bewiesen habe, Trost Bibelwort: in gravitas, gewährt contrarium wenden. er sonst 382). War Tod immer ihn (Weisheit 4,7) Gerechte in Ruhe auch erteilt« sein,welcher »Der wird 383» die im Diesseits Schuld für das Möglichkeit Sühne Schisma, tilgen zu es eine noch gar als Andere waren nicht so nachsichtig.Von einemfinis durus spricht Radulfus Niger384)und begleitet dies mit dem wiederholten Vorwurf, daß Barbarossain Konstantinopel und gegenüber dem Sultan seinerAufgabe nicht gerechtgeworden sei'11).Doch da er als miles Christi 386) dennoch werden gestorbensei, werde er wohl gerettet Erst im 13.Jahrhundert finden sich nebenBerichten, der Kaiser sei semivivus ans Land die Ärzte bemüht hätten38'), Schmach ihn Versuche, die zu gezogenworden, worauf sich um des Todes im Umdeutung In einer tilgen, daß er ohne die Sterbesakramente war. gestorben Wasserläßt Albert von Stadeden Ertrinkenden gar ausrufen: »Gelobt sei der gekreuzigte Sohn Gottes, der mich mit demWasseraufnimmt, dasmich neugeschaffenhat, und mich zum Märtyrer werden läßt, nachdem es mich zum Christen gemacht hat«388).Barbarossaals Märtyrer - damit war der Wegfrei für die Überhöhung, die bei den Zeitgenossenausgeblieben in den bei Autoren Italien kritische Linie guelfischen war, wenn auch eine sich vor allem fortzog. Wieder ins Positive gewandt, reflektiert - offensichtlich noch in der Annahme eines des der des Itinerariums Verfasser Kreuzzuges Abschlusses an einer schon erfolgreichen 380) Wilhelm von Newburgh (wie Anm. 270), S. 329f.; Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 301: mors preceps et matura. 381) Ebda., S. 301. 382) Ebda. 383) Wilhelm von Newburgh (wie Anm. 270),S.329f.: Ne propter hocpostmortem lueret, sedpotius tam grande malum momentaneemortis casusacerbior perfecte dilueret illa insigni devotione quapropter Christum relicto imperio tantis seimmersitpericulisactum credo. 384) Radulfus Niger, Chronica (wie Anm. 244), S. 288. 385) Ebda., S.289: omissavero causaDei de expurgandacivitate a spurcitiisgentilibus omissatarnen ... causaDei defide propagandaconversionepopuli. 386) Ansbert (wie Anm. 15), S. 91. 387) lacobus Aquensis (wie Anm. 158), S. 97: veniunt medici, faciunt experimenta sua, ut evacuetur; non potest aqua exire sicut debet. 388) Albert von Stade, Annales, MGH SS 16,5.351: Benedictus cruciftxus Dei filius, quod aqua me suscipit, quae me regeneravit, et me martiremfaciat, quae me fecit christianum. Daß Mutuz (wie Anm. 1), S. 396 Anm. 1 dies ernsthaft in Betracht ziehen will, ist unverständlich. 108 RUDOLF HIESTAND beiden das der Grab Christi Barbarossa Kirchen, Stelle als wo miles weiter: wie erwähnten liege und wo des Apostelfürsten erste cathedra stehe, gelebt und gekämpft habe, so bewohne beide die das hier Gebeine Tode Fleisch geteilt sie gemeint und zwischen er nach seinem dort389). Doch Barbarossa wurde bekanntlich nie in Jersualem begraben, sondern seine Gebeine blieben wohl in der Kathedrale von Tyrus. Sollte Konrad von Schwaben 1124 an der Eroberung von Tyrus mitgewirkt haben, so hatte er die Stadt miterobert und an der Weihe jener Kirche für den christlichen Kult teilgenommen, in der 66 Jahre später sein Neffe begraben wurde. Dennoch war es nicht nur eine mors repentina des Kaisers. Ähnliches galt für den Kreuzzug als Ganzes. Wie die Gebeine der coli mpna diristianismi nicht in der Grabeskirche in Jerusalem beigesetzt werden konnten, der signifer sanaae crucis die Kreuzesreliquie nicht zurückgewann, so verfehlte das negocium cbristianismi als Ganzes sein Ziel. Dies alles zu erfüllen, verblieb den Söhnen und dem Enkel als Aufgabe und als Memorialhandlung wie einst seinem Onkel Konrad das Gelübde HeinrichslV. Denn es ging Barbarossa auf dem dritten Kreuzzug wie auf dem ersten dem päpstlichen Legaten Adhemar von Le Puy, neben dessen Grab links vom Chor der Kathedrale von Antiochia im Jahre 1190 die von den Knochen beigesetzt des des beide hatten Staufers Reste Leichnams wurdenJ90): gelösten einbalsamierten ihrem gemeinsamenVorbild Moses gleich das Ziel, das gelobte Land, nicht erreicht. Sed hec actenus391) peregrinorum (wie Anm. 36), S.302: Dignum quidem ct ordinante domino mirifice procuratum, ut qui pro Cbristo decenavit insignius, precipuas christianae religionis ecclesiasutriusque miles domini divisus incoleret sepultura preminentius exbrlit et illam quam principis et cam, quam utrique apostolorum cathedra insignivit. 389) Itincrarium 390) Estoire ed. MORGAN(wie Anm. 73), S.98:pres de la sepulturedc GoGert(l) qui fir evesqucdel Pui (d.h. Adhemars). 391) Chronica regiaColoniensis(wie Anm. 38), S.151.