Herausgegeben vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche

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VORTRÄGE
UND FORSCHUNGEN
Herausgegeben vom Konstanzer
Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte
Band XL
T)b
JAN
THORBECKE
VERLAG
1992
SIGMARINGEN
FRIEDRICH
HANDLUNGSSPIELRÄUME
BARBAROSSA
UND
DES STAUFISCHEN
WIRKUNGSWEISEN
KAISERS
Herausgegeben von
Alfred Haverkamp
JAN THORBECKE
Jib
VERLAG
SIGMARINGEN
1992
9ý)A5c3
»precipua tocius christianismi columpna<{
Barbarossaund der Kreuzzug
VON
RUDOLF
HIESTAND
Il avoit proposetout son entendementau reiaumede
Jerusalem
Estoire c. 90 p. 94
Mit dem Bild Barbarossasverbindet sich seit jeher der Tod des Kaisers im Saleph am 10.Juni
1190: Erfüllung einer Herrschaft und eines Lebens auf der einen, beispiellose Katastrophe auf
der anderen Seite sind die extremen Wertungen'). Nicht die äußeren Ereignisse und der
Verlauf des Kreuzzuges sollen nochmals erörtert werden. Für sie liegt seit einigen Jahren die
auf profunder Vertrautheit mit Land und Topographie beruhende Untersuchung von Ekkehard Eickhoff vorn. Doch andere Fragen sind durchaus offen: was bedeutete der Kreuzzug
für die Regierung des Stauferherrschers? Ist er der seit langem und bewußt angestrebte
krönende Abschluß oder ein unvorhergesehenesEreignis? Welche Herrschaftsinstrumente hat
Barbarossa für den Kreuzzug eingesetzt, und welche Instrumente hat umgekehrt der Kreuzdie
für
in
Hand gegeben?Wie war das persönliche
ihm
die
Herrschaft
Ausübung
von
zug
Verhältnis Barbarossas zu Kreuzzug und Kreuzzugsidee? Welche Rolle spielte der Kreuzzug
folgenden
für
den
dem
Thron
Söhne
für
die
Enkel, institutionell
Hinterlassenschaft
und
als
auf
für das deutsche Reich und das Kaisertum? Ein breites Spektrum von Fragen also, von denen
die letzte hier weitgehend außer Betracht bleiben wird, ebenso wie etwa die bereits eingehend
Dichtung
überhaupt mit dem deutschen
Verflechtung
Minnesang
und
untersuchte
von
Kreuzzug3).
1) M. PACaur, Frederic Barberousse,21993gibt dem letzten Kapitel seiner Darstellung (S.251-270) wohl
An
Gesamtdarstellungen
liegen ferner
den
Titel
Kompromiß
neueren
tragique
apotheose.
c.
als
gedacht
»La
Muuz,
P.
Frederick Barbarossa, 1969, und
hier
5.331-357
Barbarossa,
F.
Cutnttct,
11
1955,
und
a.
v.
vor
erst nach Abschluß des Manuskripts erschienen, F. Orut., Friedrich Barbarossa, Darmstadt 1990, v. a.
S. 15S-170, weitgehend Eickhoff (wie Anm. 2) folgend. Immer noch unentbehrlich ist W. GTESEDRECHT
et
al., Geschichte der deutschen Kaiserzeit, VI, 1895.
2) E. EtctutoFF, Friedrich Barbarossa im Orient. Kreuzzug und Tod Friedrichs 1., 1977,wo überraschenderweise die Quellen aus dem lateinischen Orient (Ernoul, Estoire) nur zum Teil berücksichtigt werden,
obwohl sie selbständige und einmalige Nachrichten geben.
3) Vgl. dazu F. W. WEzTAAFF-EGGEBERT,Der Hoftag Jesu Christi 1188 in Mainz, 1962 und EICKHOFF
(wie Anm. 2), S. 53-55.
52
RUDOLF
HIESTAKD
1.
Für jede Fragestellungsteht man vor dem Problem, daß alle einschlägigenerzählenden
Quellen erst nach demTode des Kaisersgeschriebenworden sind. Ebensokann der heutige
Betrachter nicht vom Nissen absehen,daß Friedrich am Ende seiner Tage in den Osten
den
dort
Tod gefunden hat. Doch daraus abzuleiten, er hätte zeit seines
ist
gezogen und
Lebensauf einen Kreuzzug als letztes Ziel seiner Politik hingearbeitet'),bleibt methodisch
dies
für
die unlängstaufgestellteBehauptung,allein diesesLebensErst
anfechtbar.
recht gilt
hinwegzukommens).
habe
ihm
Niederlagen
Man wird also genau
über
auch
ziel
erlaubt,
prüfen müssen,was in der der Kreuznahme vorangehendenZeit etwa schon auf einen
Kreuzzug hindeutet.Ähnlich verhält essich mit der verbreitetenAuffassung,Barbarossahabe
den
Rückkehr
Anfang
Kreuzzug bewußt als letzte Handan eine
als unwahrscheinlich,
von
lung verstanden.
Sucht man nach Anhaltspunkten für Barbarossas Haltung, so fehlen überraschenderweise
den
Monaten vor dem Aufbruch Stiftungen und Schenkungen für Kirchen und Klöster im
aus
Sinne einer Memorialsicherung fast völlig'). In der einzigen einschlägigen Urkunde, die die
Gründung eines Spitals in Hagenau im April 1189bezeugt, ist vom Kreuzzug gerade nicht die
Rede, und gegen eine Überbewertung spricht schon eine wahrhaft klägliche Zeugenliste'). Auf
den Kreuzzug nimmt direkt oder indirekt unter den rund vierzig zwischen Dezember 1187
und Mai 1189 ausgestellten Diplomen nur eine Schutzerklärung für Admont vom Mai 1189
Bezug'), in der Friedrich dem Herzog von Osterreich mitteilt, daß er das Kloster, dessen Abt
ihn auf den Kreuzzug begleite, unter besonderen kaiserlichen Schutz genommen habe, usque
Äußerung
dicti
In
seiner einzigen eigenen
abbatis redituin.
rechnete Barbarossa
ad nostrum et
Person:
der
Rückkehr
seiner
ad nostru in reditum, und nicht mit einer Nichtalso gerade mit
Rückkehr. Hier ist die Antwort leichter. Daß ein mittelalterlicher Mensch den Tod auf dem
Kreuzzug nicht von vorneherein ausgeschlossenhat, ist klar; doch daß er ihn als vorgegeben
hätte'),
Denken.
Vergeblich sucht man auch
ebenfalls
mittelalterlichem
widerspricht
gesehen
in den Jahren 1187bis 1189nach Eventualklauseln für den Fall eines Nichtwiederkehrens, wie
sie in Urkunden anderer Kreuzfahrer, oft an Jahren wesentlich jüngerer, seit dem ersten
Kreuzzug immer wieder begegnen. Selbst die Arengen lassen auch bei subtilster Interpretation
Anspielungen auf den Kreuzzug oder gar auf ein erwartetes nahes Lebensende nicht erken(wie Anm. 1), S.251 seit langem,spätestensseit 1184.
4) Nach PACAUT
5) So z. B. MUNZ(wie Anm. 1), S.372.
6) Allgemein F. OPLL, Amator ecclesiarum.Studien zur religiösen Haltung Friedrich Barbarossa, in:
MIÖG 8S (1980),S.70-93 mit Verweisenauf B. Scwi iNEKöpea,Zur religiösen Haltung der Staufer,
KonstanzerArbeitskreis4.6.1977(mir nicht zugänglich).
7) DFI 995.
8) DFI 1005.
9) Munz (wie Anm. 1), S.372. Man beachte,daß schon der Vertrag von Venedig im Jahre 1177eine
Klauselfür den Fall seinesTodesenthielt, vgl. 111GHConst.1,362 Nr. 260 528, ohne daß man darausje
bevorstehend
Barbarossa
Lebensendegeschlossen
hätte.
angesehenes
auf ein von
subjektiv als unmittelbar
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
53
nen"-). Mit anderen\Vorten hat auch die Kanzlei, wo dieseErfordernissevon Ideologie und
Propagandajeweils am raschestenregistriert und umgesetzt wurden, in dieser Zeitspanne
keinenAnlaß gesehen,solchenGedankenAusdruck zu geben.
War esalso richtig, daß Barbarossaden Kreuzzug als einenAkt von »Heroismus«gesehen
hat"), gespürt,ja erratenhat, eineaußergewöhnlicheAufgabe zu übernehmen,an einemWerk
teilzunehmen, das jenseits politischer und menschlicher Dimension war oder »apres la
vocation apocalyptiquedes foules, l'echec des chefs improvises ou des souverainsreguliers,
voici le messianismeimperial. Atmosphere d'apotheoseoü brille une hallucination germaniÜberhöhungen
12)?
die
der
Man
Befunde
Zeitzeugnisse
que.
muß
nüchternen
solchen
entgegenstellent}ß,die BarbarossasHandeln nach seinem eigenenVerständnisin eschatologische
Dimension gerückt sehen11).Wasdie Nachwelt aus dem Kreuzzug gemachthat, ist eine ganz
andereFrage. Doch für die Jahre 1187bis 1190sind Zeugnisse,die in eine solche Richtung
weisenwürden, nicht vorhanden.
Freilich steht einer solchen Interpretation noch ein Einwand entgegen, der sich zudem auf
eine Quellenaussage stützt. Am 28. Mai 1189 wies der Kaiser in Preßburg seinen Söhnen
Einkünfte zu und übergab Heinrich VI. die Regalien. \Var dies nicht eine bewußt abschließende Regelung der Familienverhältnisse? Nach Robert Folz war dies eine eigentliche
Reichsteilung: für Heinrich Vl. das westliche Kaiserreich, für Barbarossa den zu erobernden
Osten'». Davon kann keine Rede sein. In Wirklichkeit handelte es sich um eine unumgängliche Vorkehrung. Reichsrechtlich mußte Heinrich VI. während der voraussichtlich längeren
Abwesenheit des Vaters voll über die Reichsrechte verfügen können, privatrechtlich verhinderte eine Zuweisung von Einkünften Konflikte unter den Söhnen. Wir wissen nicht einmal,
10) Die Arenga in D. Nr. 957 von April 1187ist weder außergewöhnlich, wie S. RIEZLER,Der Kreuzzug
Kaiser Friedrichs I., Forschungen zur deutschen Geschichte 10 (1870), S. 1-149, S. 11 behauptet, noch
kann von einem Bezug auf den Kreuzzug die Rede sein. Eine Urkunde aus Selz, ed. Mitteilungen des
Instituts für österreichische Geschichtsforschung9 (1887), S. 213f., mit den Worten cum esset idem
imperator in procinctu expeditionis lemsolimitane constitutus ist eine Privaturkunde, in denen ähnliche
Datierungsangaben überall zu finden sind. Sie sagen aber nichts zum Problem der Rückkehr aus.
11) PAcAtrr (wie Anm. 1), 5.254.
12) P. ALPHANDERY,La chretiente et 1'idee de croisade2,1959, S. 9.
13) Vgl. etwa J. RiLEY-SltrrH, The Crusades,1987,5.111, es sei nicht zu entscheiden,ob ihn 1187
Schutzpflichtenfür die Christen im Osten geleitet habenoder »how far his commitment was
... even
eschatologicaland influencedby the idea of the last Christian emperorwho would rule Jerusalembefore
the adventof Anti-Christ«.
14) P.Zenzi, Papato,impero e res publica christiana,1955,S.345: »E, infine, ha sensotornare?«.
15) traditisque regalibus Heinrico rcgi fdio suo divisisque pro volle suo inter filios prediorum suorum
dignitatibus,
Otto von S. Blasien, Chronica c. 32, cd. A. HOFMEISTER,MGH SS rer.
reditibus cum collatis
Germ., 1912, S. 46. Vgl. R. Fort, Le souvenir et la legende dc Charlemagne, 1950, S.263. Der sog.
Ansbert, die Historia de expeditione Friderici imperatoris, cd. A. CHROUSr, Quellen zur Geschichte des
Kreuzzuges Kaiser Friedrichs I. (dort auch Historia peregrinorum, S. 116-172), MGH SS rer. Germ. n.
s. 5,1928, S. 17 verwendet das Verb commendare, nicht ein Wort, das einen definitiven Verzicht
ausdrücken würde.
54
RUDOLF
}UIESTAfD
die
ihren
Sinn
Eventualklauseln
diese
Verfügungen
verloren").
enthielten,
nachher
wie weit
Verteilt wurde zudem nur die Nutzung, nicht die Güter selbst, und noch aus Philippopel
kamen Anweisungen über den Pfalzenausbau in Kaiserswerth und Nimwegen, die mit dem
Kreuzzug nichts zu tun hatten''). Anders als etwa bei Fulko von Anjou im Jahre 1128/29 kann
daher von einem Verzicht auf die Herrschaft vor dem Aufbruch gerade nicht die Rede sein.
Genauso erhält auch die oft hervorgehobene Abschiedsszene beim Überschreiten der
Reichsgrenze'B>erst aus der Rückschau und durch Isolierung ihren angeblich endgültigen
Charakter - wer hat sich, so könnte man fragen, nicht von jemandem verabschiedet, bevor er
Zeitraum,
ist?
im
Jahre
Und
1189
die
Reichenau
anderen
um
ganz
einen
es ging
gefahren
auf
fast
jederzeit
dank
Kontakt
Hilfsmittel
die
Möglichkeit,
aufnehmen zu
technischer
ohne
können. Von Einmaligkeit kann zudem keine Rede sein: ein Abschied von Familie und
Freunden wird auch von anderen Kreuzzugsteilnehmem überliefert, ohne daß man darin je
die gleiche weittragende Bedeutung gesehenhätte").
Nicht anders verhält es sich, wenn man in einer Ausweitung des Blickes von einer
der
die
bestimmten
Urkunden
Lebensplanung
durch
den
Kreuzzug
ausgehend,
angeblich
kommt
Jerusalem
irdische
Stadt
Bis
1187
Jahrzehnte
als
nur
einbezieht.
vorangehenden
den
für
die
das
Jahren
Johanniter
in
Diplomen
1156
1158-1),
aus
und
zweimal vor, und zwar
Heilige Land, die Terra Sancta,dagegennie. Aus NennungenJerusalemsin geschichtstheolodem
dem
in
Verbindung
Reich
Kaiser
Werken
literarischen
mit
und/oder
ohne
gischenund
dem
konkreten
Kreuzzugsgedanken
Zusammenhang
mit
oder gar auf einen
weiteresauf einen
Kreuzzugsplanzu schließen- als ob Jerusalemund Babylon im 12.Jahrhundertnur geogradie
jede
des
Nennung
Hauptstadt
und
wären2»
reale
phisch-irdisch aufgefaßt worden
Kreuzfahrerstaatesoder den Sitz des Kalifen oder Sultansmeinte und nicht in den meisten
Fällen allegorischoder transzendentalgedachtwar- führt in die Irre. Wäre bei einer solchen,
des
den
Planung
Kreuzzug
jeher
ausgerichteten
ganzen Lebens nicht schwer zu
auf
seit
irgendwelche
begonnen
Vorbereitungen
1187
wenigstens
vor
schon
erklären, weshalb nicht
16) Man denke auch an das Kapitulare von Quierzy 877. Der Einwand bei GteseeREcttr VI (wie Anm. 1),
S. 689, daß schon 1179 (vgl. ebd. S. 563 und Annales Pcgavicnses a. 1179, MGH SS 16, S. 262) eine
Aufteilung vorgenommen w orden sei, besagt zur Verfügung von 1189nichts. ZERitt (wie Anm. 14), S. 345
knüpft hier die Bemerkung an:. v'e davvero ehicdeni, se in tanta cura non vi fosse piü ehe un
infine, ha senso tornuc indictro?..
E,
certezza
una
quasi
presentimento,
...
17) DFI 1009.
2, NIGH SS21,
18) Otto von St.Blasien(wie Anm. 15), c. 32, S.46. Vgl. auch Hugonis cont. W1'cingart.
S.478.
19) Vgl. z. B. Chartesde l'abbayede Saint-Huberten Ardenne,cd. G. KuRrtt I, 1933,S.15Sn. CXXIII
für den KastellanHerbrand von Bouillon: adstartibuset Lrudsnrilus multis nobilibus ei ignolilibus qui
die
berühmte
bei
i
Hieroso!
Stcllc
Fulcher
ni,
tende
oder
nsm
mibi
von
valedirendum
ad
convencrant
Chartres, Historia Hierosolymitana 1,6,12f., cd. H. HrcerctEvut, 1913,S.163, vgl. dazu V. Err,
Fulcher von Chartres,199020) DFI 152und 228.
21) MuNZ (wie Anm. 1) geht in dieserHinsicht viel zu weit.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
55
hatten, sei es auch nur wie bei Heinrich II. von England durch die Überweisung
von
Geldern2=k.
Doch kein Zeugnisliegt dafür vor, daßBarbarossavor dem Spätjahr1187ernsthaft
an einenvon ihm persönlichzu unternehmendenKreuzzug dachte,geschweigeeinensolchen
für seineletzten Tage in Aussicht gestellt hätte auch letztereswäre gegenmittelalterliches
Denken: mediain viii... Ausdrücklich heißt esbei Arnold von Lübeck robur militiae suaead
inrinricoscrucisChristi convertit2J) es ist eineWende,nicht eine Kontinuität.
expugnrandos
Wenn der Kaiser sie vollzieht, um nach den 'Worten des gleichen Autors das Ende seiner
irdischenTagemit einer solchen. Ehre« zu beschließen24),
so ist dies offenkundig ex eventu
geschrieben.Kennzeichnenderweise
weiß keine Quelle, selbstwenn sie die Vorgeschichtedes
dritten Kreuzzugesausführlich darlegt, von Vorzeichenund Andeutungenzu berichten, die
dem KreuzzugsentschlußBarbarossas
vorangegangenwären oder während desKreuzzugesin
Deutschland seinen bevorstehendenTod angekündigt hätten. Es muß also festgehalten
daß
die
für
den
Momente
Kreuzzugsplanoffensichtlich die Schlachtvon
werden,
auslösenden
Hattin und der Fall von Jerusalemwaren2».
Dennoch ist der Kreuzzug weder isoliert von der Situation des Reichesin den 1180er
Jahrennoch von Regierungund Leben Barbarossaszu sehen.Die Auffassungvom Kreuzzug
krönendem
Abschluß verbindet sich in erheblichemMaße mit der These, daß nach dem
als
ProzeßgegenHeinrich den Löwen eineZeit desFriedensfür dasReichund den Kaisergefolgt
sei, bestimmt durch die sizilischeHochzeit und ebenden Kreuzzuge6).Doch geradedies ist
haltbar.
die
Vor
Trierer Angelegenheitund der Konflikt mit Philipp von
mehr
nicht
allem
Heinsbergwaren keinelokalen Probleme,sonderngravierendeHerausforderungenpolitischer
Natur, die über die Frage der weiteren Gültigkeit desWormser
und verfassungsrechtlicher
Konkordats, des kaiserlichenEinflussesauf die Wahlen in der Reichskircheund der politides
Macht
Kölner Erzbischofs hinaus die Frage des kirchlichen Spolienrechtsund die
schen
Ausbildung der Landesherrschaftbetrafen.
Zwar hatten sich die Beziehungenzur Kurie seit 1186etwas entspannt, doch einzelne
StimmensprechenUrban III. für den Sommer/Herbst 1187wieder die Absicht einesBannes
22) Zu Heinrich 11.vgl. zuletzt H. E. MAYER,Henryyll and the Holy Land, in: Engl. Hist. Rev.97 (1982),
5.721-739.
23) Arnold von Lübeck, Chronica SlavorumlV,7, NIGH SSrer. Germ., 1868,S.127.
24) A. a.O.: Gomm consurninationemcertaminissui existimans,si finem dicrum suorum tali honore
Ganz ähnlich Historia peregrinorum,cd. A. CHROUST
(wie Anm. 15),S.129:dignum ducens
concfusisset.
ct ftrorabi c, si tandemin dit:ino obscquiofrequentibustriumpborum titulis, quibusante claruerat,digna
virtutuns suorum costsumntatioresponderct.Zum Begriff des honor imperii vgl. neben der bekannten
Studievon Russo' auchG. WOLF,Der Honor Imperii- im Spannungsfeldvon lex und sacramentumim
Hochmittelalter, 1%9, S.ISS-207- NNDFriedrich Barbarossa,Hg. G. WoLF, 1965,S.297-322.
25) Ganz deudichwird dies bei Ansbert (wie Anm. 15),S.5.
26) Z. B. Muhz (wie Annt. 1), S.382: -in the 80sthere certainly reignedthe peacewhich was necessary,
für
gemeint den Kreuzzug.
56
RUDOLF
NIESTAND
drängten
die
dem
Trier
Osten
Erst
Nachrichten
des
Folmar
Streits
zu27).
aus
von
um
wegen
der
löste
die
der
Schlacht
Hattin
Fall
Reichsebene
Richtung.
Auf
in
von
und
andere
alles eine
der
ließ
diesen
Gunsten,
Papst
Folmar
Streit
Barbarossas
Jerusalem
zu
neue
von
- ausdrücklich um des Kreuzzugeswillen2s)- fallen, und der Erzbischof von Köln, nun völlig isoliert,
die
konnte
den
durchsetzen,
Königsmacht
Fürsten
Nochmals
sich
gegenüber
unterwarf sich.
den
in
Krise
Kirche
Beziehungen
schwere
zwischen
neue
römischer
und
und zugleichwar eine
Der Kreuzzug schuf BarbarossaSpielraumund neueHandlungsmöglichReich vermieden29).
keiten im Reich; mit anderenWorten: Die Boten ausdem Heiligen Landerettetenzwar nicht
für
den
hatte,
die
ihr
Nachwelt
Auftrag
Jerusalem,
sie
gelautet
aber
wie
mehr
>retteten«
kreuzfahrendenKaiserkat'exochen.Gewiß wäre dasBild der Zeitgenossenund unsereigenes
falls
kaum
im
Bann
Barbarossa
Jahre
oder
anderes,
verstorben
vorstellbar-,
wie
ein
vierzig
den
Enkel,
Gebannter
Kreuzzug gegangenwäre.
sein
als
später
auf
Dennoch bedurfte es nach dem Eintreffen der Nachricht von Hattin und dann vom Fall
Jerusalems der ganzen Anstrengung Barbarossas, die Voraussetzungen für den Kreuzzug zu
darauf
daß
der Kreuzzug tanto
in
Straßburg
Vom
Hoftag
ausgerichtet,
an war alles
schaffen.
devotius quanto liberius durchgeführt werden könne'). Der Autor der Gesta Heinrici II hat
das sehr genau gesehen, als er das Wirken des Kaisers nach dem Kreuzzugsentschluß auf die
Errichtung von Frieden mit Gott und der Kirche und die Beilegung von inneren Konflikten
gerichtet schilderte3». Kreuzzugspolitik ist nach 1187in einer Linie, die schon in Clermont
fast
Nach
Friedenspolitik-11).
außen
werden
zuerst
wörtlich Gedanken Urbarts 11.
zugrundelag,
[sc.
Friedrich]
innen
pacetn
orientali
ecclesiae
ttt
reformaret»),
aufgenommen:
nach
wieder
...
dazu
Untertanen
Landfrieden''),
dem
das
Eid
auf
einen
aller
ein
unter
vielleicht
eher
gehörte
Brandstiftergesetz
Ende
1186
1188
einzuordnende
zu verstehen ist3S).\lrieder nach
als
auf
dem
der
festgeschriebenen
Gegner
Pflicht, eine Fehde anzusagen,
außen entsprach gegenüber
das von den Chronisten für Barbarossas Absage an Saladin als ntos imperii bezeichnete
Rechtsprinzip 36)
27) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23) II1,19 S. 109. Ahnlich mit der Bannfrage Annals Marbacenses, cd.
H. BLOCH, MGH SSrer. Germ., 19D7,S. 57: (Urban 111.) de excomntunicatione inrperatoris et regis agebat.
VI (wie Anm. 1), S. 166 und 66Sf. zweifelnd.
Vgl. GIESEBRECHT-SIMSON
28) JL. 16075: ex casu orientalis ecdcsiac.
(wie Annt. 27), S.57.
29) AnnalesMarbacenses
30) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,7, S.127.Vgl. auch Oeu. (wie Anm. 1), S. 160ff.
31) GestaHeinricill, cd. W. STuass(Rolls Seris49,1867), 11,S.55f.
32) Otto von St.Blasien(wie Anm. 15), c.31, S.44.
33) Ansbert (wie Anm. 15),S.5.
34) GestaHeinrici II (wie Anm. 31), S.56: cossibi et imperio Romanopacemscrt:aturosiurare fecit.
35) DFI 988,vgl. zur Datierungdie Vorbemerkung.Die darin fstgschricbene Bußfahrt nachJerusalem
kirchliche
Bestimmungen
Innozenz'
II.
ist
Eugens
111.
Santiago
ältere
und
auf
und
nahm
nicht sub
oder
speciedesKreuzzugeszu sehen.
36) Salimbene,Chronica,MGH SS32, S.7: ,)los aiim estimperii, ut inimicü bellum indicit, quia rntilum
occulte consuevitbello invadere; Itinerarium peregrinorum, cd. H. E. b1ArER,1962, S.279: Et qui r
imperialismaiestasneminem&ra defettioncmimpctit, sedbostibussuisbella simper inditit.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
57
Um den inneren Frieden zu erreichen, zog Barbarossa in einem eigentlichen Umritt durch
Franken nach Sachsen, zurück nach Franken und Bayern, darauf nach Schwaben und ins
Elsaß; Räuberburgen wurden gebrochen. \Vie in Mainz das Ziel die Friedenssicherung und die
Beilegung von Unruhen im ganzen Reich gewesen war37>, wurden nun auf Hoftagen in
Goslar, Eger, Nürnberg und Hagenau Streitigkeiten beigelegt und mögliche künftige Konfliktherde bereinigtTM).Dem galt die dreifache Alternative an den Welfen: sofort reduzierte
\\Tedereinsetzung oder Kreuzzugsteilnahme in eigener Person oder des ältesten Sohnes auf
Kosten des Kaisers oder Exil auf drei Jahre für sich und seinen Sohn19>,ebenso wie der in
Mainz verkündete nachdrückliche Schutz der jüdischen Gemeinden, um eine Wiederholung
der Pogrome von 1096 und 1146/47 zu verhindern40).
Damit wird aber die Fragenachder BedeutungdesKreuzzugesfür die StellungBarbarosdie
der
der
ihm
Möglichkeit
Frieden
im
Kreuzzug,
Es
Reich
schuf,
zum
war
sas
neu gestellt.
in
der
Frieden
kommen
Fürsten
Adel
Kirche
zu
zwingen">,
nicht
ein
und
zum
und
zu
und
mit
denJahrenvor 1187bestehenderFriede,der die Möglichkeit zum Kreuzzug gab.In der älteren
Interpretation werden Ursache und Folgen vertauscht, in Wirklichkeit konnte der Friede
hergestellt werden, weil der Kaiser auf den Kreuzzug ging; er beschloß nicht, auf den
Kreuzzug zu gehen,weil Frieden bestand.
Der Kreuzzug gab zweitens auf der staatsrechtlichen Ebene die Möglichkeit, das
20Jahren angestrebte Einverständnis des Papsttums zu erringen, zum ersten Mal seit
Tagen der Ottonen den bereits gewählten und gekrönten Nachfolger zum Mitkaiser
des
langjähriger
GregorVIII.,
Kanzler
Gewichts
Ende
November
Schon
gab
als
erheben.
seit
den
zu
von
Protokollfragen bewußt, Heinrich VI. die Anrede »erwählter Kaiser der Römer« und deutete
damit ein Einlenken an'->. Dem kreuzfahrenden Herrscher, der Jerusalem den Sarazenen
der
der
die
konnte
Sicherung
Nachfolge nicht mehr verweigern;
Papst
wieder entreißen sollte,
die
im
Verhandlungen
Frühjahr
Aufbruch
Barbarossas
1189
weitgewaren
vor
unmittelbar
hend abgeschlossen.Auch wenn die Krönung erst später durch Celestin III. vollzogen wurde,
der
Ziel
Wie
der
Zusage
Clemens'
III.
sich
oft
erwies
erreicht.
so
ein wichtiges
war mit
Kreuzzug durch den Zwang zu einer vorzeitigen Nachfolgeregelung im Sinne einer Eventuallösung als ein stabilisierendes Element für die Herrschaftssicherung im Inneren.
37) Otto von St. Blasicn (wie Anm. 15), c. 31, S.44.
38) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,7, S. 128; Chronica regia Coloniensis,cd. G. WArrz, Mon.
Germ. Script. rer. Germ. (1SS0)S.139: selbst der Bf. von Utrecht und der Graf von Geldern, quos
discordeseistememoin concordianz
potuit reducere.
39) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), A1,7,S.128.
40) Vgl. dazu R. CitAz&r , Emperor FrederickI, the Third Crusadeand the Jews, in: Viator 8 (1977),
S.83-93.
i
41) Ähnliches gilt auch auf den niedrigeren Ebenen, vgl. etwa die Urkunde von Erzbischof Robert von
Vienne von 11SSFebruar, Regest in Hinara, Schweizerisches Urkundenregister, II, 1877,S. 375 Nr. 2576:
dem
dem
betrübten
des
höchst
Zustande
Jerusalemischen
Landes,
Frieden
liebe
aus
und
wegen
zum
Paus
das wahre Kreuz Christi geraubt worden ist-.
42) JL. 16072:dcao Rom. orum imperatori.
58
RUDOLF
NIESTAND
Drittens führte der Kreuzzug, wie noch zu zeigen sein wird, zu einer umfassenden
Mobilisierung der personellenund materiellen Ressourcendes Reiches.Sie wurde zuerst
der
in
Teilnahme
Reichsfürdem
Hoftag
Mainzer
ungewöhnlich
zahlreichen
von
sichtbarauf
der
der
finanzielin
in
Kreuznahme,
Rittern,
vieltausendfachen
schließlich
erst recht
stenund
len VorbereitungdesZuges.Wie der Kaiserin den dreizehnMonaten von März 1188bis April
1189durch dasReich zog und mit einer großenZahl von Fürsten zusammentraf,so mußten
des
dem
dem
Kreuzzugslteeres
dem
Kaiser
Führer
Kreuzzug
alle
als
absoluten
sich auf
die
betonen,
diktatorischer
der
Quellen
Gewalt
ohne
mit
unmittelbar unterstellen,
- wie
Ansehender Personund ohne irgendwelcheInterventionsmöglichkeiten- Verletzungendes
Heerfriedensbestrafte'». Auf dem Kreuzzug wurden land- und IehensrechdicheZwischeninstanzenzugunstendes Kaisersdurchbrochen.
Schondie Vorbereitungdes Kreuzzugesbrachteviertenseine bisher nie geseheneIntensität diplomatischerAktivität, die nebenden westeuropäischenReichenvor allem den Balkan,
Byzanz und die christlichen und islamischenMächte des Vorderen Orients einschloß. Die
Zahl der eigenenAbgesandtenund vor allemdie Zahl und Größe der als Antwort vom Herbst
1188an im Reich eintreffendenfremden Gesandtschaftenübertraf allesbisher Bekannteund
trug durch die Fremdartigkeit und das ungewohnteSchauspielzur Repraesentatioals einem
bei.
Herrschaftselement
wichtigen
II.
Im einzelnen gilt es zuerst die Kreuznahme zu erörtern. Schon in seinem ersten Schreiben an
die deutschen Bischöfe hatte GregorVIII. mit der Wahlanzeige gleichzeitig zur Hilfe für das
Heilige Land aufgefordert'). Noch kannte man erst die Niederlage bei Hattin, die Gefangenden
der
des
Verlust
Kreuzesreliquic,
Königs
die
betonte
Anfang
und
aber
es
war
von
an
nahme
Absicht des Papstes, den Kaiser selbst und seinen Sohn Heinrich mit den westeuropiischen
Königen für den Kreuzzug als Leiter des Unternehmens zu gewinnen"), also anders als
Eugen III., der von der Kreuznahme Konrads III. unangenehm überrascht wurde. Der
Gedanke, daß der Papst an die Spitze treten könnte, lag noch fern. Dementsprechend gab es
für
die
Kreuzzugspredigt,
Legaten
Albano
Heinrich
aber nachhher wohl aus
einen
von
mit
den Erfahrungen von 1147/49 keine Kreuzzugslegaten aus dem Kardinalkollegium46).
43) Vgl. unten S.83f.
44) JL. 16014,16018,16019,vgl. auch W. HOLTZtAxN, in: Neues Archiv48 (1929),S.409-413: Brief
Heinrichs von Albano an Friedrich].; I. FRtr:ntä.K:DER,Die päpstlichenLegatenin Deutschland und
Italien am Ende desXII. Jahrhunderu(1181-1198),1928,S.34ff.; Zzttst (wie Anm. 14).
45) Vgl. JL. 16075.corda... imperatoriset ftlü eiur.
Die päpstlichenLegatenauf den Kreuzzügenund in den Krcuzfahrerstaaten
46) Dazu R. HIESTAND,
vom
Konzil von Clermont (1095)bis zum vierten Kreuzzug (1206/07),Habil. Kiel 1972(masch.). Bischof
Adelard von Veronawar zwar noch Mitglied des Kardinalko! egiums,aber dc facto ein Ortsbischof.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
59
Die Hilferufe aus dem Heiligen Land erreichtenBarbarossaEnde November gleichzeitig
durch erstepäpstlicheNuntien, denenBischof Heinrich von Albano als offizieller Kreuzzugslegal folgte" >.Kreuzzugsaufrufein einer an deutscheEmpfängerabgefaßtenForm sind nicht
doch
im
Wortlaut
überliefert,
mehr
sie dürften sich nicht von den bekannten Texten
den
denn
keinen
haben''>.
Sie
Kaiser
Hinweis, daß
trafen
unterschieden
unvorbereitet,
esgibt
Berichte über das Gefecht am 1.Mai 1187,in welchem der dem Kaiser seit einigenJahren
persönlich bekannteJohannitermeistergefallenwar, Deutschlandvorher erreicht hatten. Sie
hätten zudem in keiner Weise voraussehenlassen,was im Sommer und Herbst geschehen
würde.
\Veitere Informationen über die Lage im Osten erhielt der Kaiser Ende 1187durch den im
Spätsommer in den Westen entsandten Erzbischof Joscius von Tyrus"> und vermutlich auch
durch den antiochenischen Kanzler Erzbischof Albert von Tarsus. Joscius war einst mit
dann
dritten
des
Art
Laterankonzil
Prälaten
Ostens
offenbar
gereist,
als
eine
zum
anderen
dauernder Gesandter mit Auftragen des Heiligen Landes längere Zeit im Westen geblieben,
bei
in
ihn
in
den
Heinrichll. von
Jahren
Frankreich
1182/83
1179,1181
und
und
wo wir
England nachweisen können->. Ob er auch mit dem deutschen Hof in Kontakt getreten ist,
bleibt offen; in jedem Fall kannte er die Verhältnisse im Abendland sehr genau, als er im
Dezember 1187an der Zusammenkunft des deutschen und des französischen Herrschers bei
hois teilnahm, wo nun in Kenntnis auch des Falles von Jerusalem - über einen gemeinsamen
Kreuzzug Friedrichs und Philipps (und Heinrichs II. ) gesprochen wurden>. Erzbischof Albert
kam
dagegen
im
Frühherbst
Tarsus
Sizilien
1187
nach
geschickt worden und
von
war
darauf
die
Alpen'-').
über
vielleicht
Es war ein Zufall, daß beim Eintreffen der Botschaften der Kurie und des Ostens eben ein
Hoftag bevorstand, an dem in Vertretung des Kardinallegaten zwei Nuntien teilnahmen, die
die Botschaften auch selber weitergeben konnten. Als Beratungspunkt war der Kreuzzug für
Straßburg nicht vorgesehen gewesen. Daß der Kaiser in Straßburg, obwohl zu Tränen gerührt,
Die päpstlichen
i NDEn(wie Anm. 44), S.39ff. und W. JANSSEN,
47) Zu seiner Legation vgl. FtuEDL;
Legaten in Frankreich vom Schisma AnakletslI. bis zum Tode CoelestinsIII. (1130-1198),1961,
S. 130-134.
48) Nach Deutschlandgelangtewohl von der Kurie aus auch das Schreibendes Templerpräzeptors
Chronica, MGH SS17,S.507 und dasSchreiben
Terricus an Urban III., vgl. MagnusReichersbergensis,
S.
den
Johannitermeister
italienischen
Archimbald,
508.
ebda.
an
49) Zu Josciusvgl. künftig Hierarchia atholia medii aevi. Es handelt sich nicht um Wilhelm Il., den
Geschichtsschreiber,
wie noch bei Musz (wie Anm. 1), S.371 zu lesenist.
(Corpus Christianorum.
50) Vgl. \tilhelm von Tyrus, Chronicon, XXI, 25 (26), cd. R. B. C. HUYGENS
Cont. Mediacvalis63/63A,19S6),S.996, und künftig Hierarchia catholicamedii aevi.
51) Zur Zusammenkunft A. CARTELLIERI,Philipp Il. August, König von Frankreich, I, 1899, S. 262ff.
52) Zu Albert vgl. künftig Hierarchia catholica medii aevi und R. HIESTAND,»Plange, Syon et ludea., in:
MittellateinischesJahrbuch 23 (19SS,ersch. 1991), S. 126-142 und die interessante Nachricht in den Gesta
Heinrici Il (wie Anm. 27), 55: audicns iraque Frederkus Romanorum imperator, quod nobilis civitas
Arrtiocbise reddita erat S: L--dino, nisi babuerir celercin sumrrsunr... Das entspricht genau dem Inhalt der
Briefe, vgl. RRH (wie Anm. 70), Nr. 664. Vgl. auch unten S. 98 f.
60
RUDOLF
HIESTAfD
das Kreuz wegen des Kölner Streits und des noch offenen Konfliktes zwischen England und
Frankreich noch nicht genommen haben}), ist fraglich. Er scheint sehr rasch eine positive
Antwort auf den Appell im Auge gehabt zu haben. Der vom Papst ausgerufene Kreuzzug war
das
der
der
der
der
Kaiser,
Spitze
sich
an
abendländischen
ein negotium christianismi,
Christenheit sah, zu seinem eigenen negoti: un machen mußte. Schon vor der Zusammenkunft
daß
Gesprächen
Albano
Barbarossa
Heinrich
überzeugt,
Ivois
von
aus
vertraulichen
war
von
intensive
Doch
Gespräche
den
Kreuznahme
Kreuzzug
gehen
werdest.
eine
erforderte
vor
auf
dem offiziellen Schritt. Ein Herrscher war in seiner Entscheidung nicht frei, seine Kreuzfür
des
den
die
Da
Zeit
Boden
Reiches
Privatakt.
und
er
verließ
seiner
nahme nie ein
Abwesenheit eine Regelung der Regierungsgeschäfte notwendig war, brauchte er das Einverder
bis
Fürsten.
Andererseits
Gelübde
wollte
er
mit
seinem
eigenen
ständnis
zuwarten,
ein
der
das
Teil
Fürsten
Adligen
Kreuz genommen, mindestens ersichtlich zu einem
und
größerer
gleichen Schritt entschlossen warn», um mit angemessenemGefolge und besserer Erfolgsaussicht aufzubrechen. Man sieht daran den Unterschied zwischen privatem und offiziellem
Gelübde. Mit diesem wurde auch das Reich gebunden, das nun die notwendige Unterstützung
gewähren mußte.
Nach erstenVerhandlungenauf dem Hoftag in Straßburg,nach weiteren Gesprächenund
den
ihn
dem
Fürsten
Barbarossa
berühmten
Verhandlungen
Hoftag
ohne
nahm
nach
unter
auf
in Mainz, meist als Curia Jesu Christi, danebenals Curia Dei oder noch eindrücklicher mit
direktem Bezugauf den Kreuzzug als Curia Dei et peregrinonun bezeichnet"), am 27.März
1188dasKreuzsn.Jetzt ging esnicht mehr nur um denWiedergewinnder Kreuzesrcliquieund
Jerusalems.Auch in Mainz stellte
die BefreiungdesKönigs, sondernum die \ iiedereroberung
BarbarossazuerstdenVersammeltendie Frage,ob er dasKreuz sofort nehmenoder die eigene
Kreuznahmeverschiebensolle, weil er erst in einemJahr aufbrechenwerde"). Er war sich das
BeispielHeinrichs II. von Englandvor Augen - des bindendenCharaktersbewußt
wohl
53) J. FLECKENSTEIN,Friedrich Barbarossa und das Rittertum, Festschrift H. Heimpol ll, 1972,
S. 1023-1041 = ND. Das Rittertum im Mittelalter, Hg. A. BoRsT, 1976,5.392-418, S. 396 unter Verweis
auf Annales Marbacenses (wie Anm. 27), 5.58, wo zu lesen ist: Qui (Friedrich) etism eadem Lora crucesn
fuit,
dimisisset.
Coloniensem
ipsum
inter
et
propter
que
episcopum
werram,
accepisset,si non
54) Historia Percgrinorum (wie Anm. 15), S. 125: familiari inquisitione et alloquio. Daß Friedrich vor
Straßburg mehrfach auf einen Appell des Legaten nicht eingegangen sei, MuNZ (wie Annt. 1), S. 3S5, bleibt
ohne Beweis.
55) Historia Peregrinorum(Nie Anm. 15),S. 124f..
- quousquensaiorprincipum ac alionun virorsun copiaa
facilius
et ecacius possesexpediciostis
crucemsineretractationeacciperet,quorum opeet operaannitente
negociapromovere.
56) Ansbert (wie Anm. 15), schreibt immer Curia Jesu Christi bzw. Curia Christi, die Historia Pcregribzw.
F1.
Dei
hat
Dei
Curia
(wie
Anm.
(S.
die
Curia
53),
S.
123).
393
EcxENSTEtN
pcregrinonim
et
norum
letzte Bezeichnung übersehen.
Der Hofug Jesu Christi (wie Anm. 3) und FLECKENSTEIN
(wie
57) Zu Mainz vgl. Wer ZLAFF-EGGEBEItT,
Anm. 53).
58) Vgl. folgendeAnm.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
61
und wollte nicht in einen Zugzwang geraten. Erst auf allgemeinenZuruf ließ er sich von
Gottfried von Würzburg das Kreuz geben59).Damit unterstandenBesitz und Rechte des
Kaisersvon Stund an dembesonderenkirchenrechtlichenSchutzfür Kreuzfahrer.Nur für den
auf den 23.April 11S9festgesetztenAufbruchstermin60)blieb noch eine letzte Option offen,
so daß das Datum an WeihnachtenI1SSnoch einmal bestätigtwurde.
Betrachtet man aus der \\Vane des Jahres 1157Person und bisheriges Verhältnis Barbarossaszu Kreuzzugsidee und Heiligem Land, so war die Kreuznahme kein Entschluß, in eine nur
vom Hörensagen bekannte Ferne aufzubrechen, nicht als spontane Antwort von irgendjemandem abgerungen wie bei Konrad III. durch Bernhard von Clairvaux. Barbarossa besaß
Kenntnis von Land und Leuten: »des Landes, denn in Begleitung seines Onkels Konrad III.
hatte er am zweiten Kreuzzug teilgenommen, kannte die Straße durch den Balkan nach
Konstantinopel, das westliche Kleinasien und ebenso das Heilige Land. Da er vermutlich
Konrad zu den Pilgerstätten begleitet hatte'», war der junge Barbarossa vielleicht sogar an den
Hörnern von Hattin vorbeigezogen, wo nun das christliche Heer seine vernichtende Niederlage erlitten hatte. Er hatte in der Folge vor Damaskus gekämpft61) und die gescheiterten Pläne
den
im
hatte
Lande
Sein
Aufenthalt
Heiligen
Angriffs
Askalon
auch
eines
auf
miterlebt.
Sommer umfaßt, so daß ihm die klimatischen Verhältnisse in der für einen Mitteleuropäer
der
kannte
die
Türken und wußte,
Kampfweise
Jahreszeit
ungünstigsten
vertraut waren, er
wie viele Kreuzfahrer aus Schrecken oder schon nach der Flutkatastrophe von Choirobakchoi
wegen erschöpfter Mittel den Weg nach Hause angetreten hatten.
Ebenso Kenntnis . der Leute: Barbarossa hatte in Jerusalem mit dem Onkel und gewiß
auch dem Vater der regierenden Königin Sibylle gesprochen, sicher mit ihrer Großmutter
Melisendis, und auf einer großen Versammlung bei Akkon die ganze damalige Führungskannte
den
kennengelernt);
den
des
Königreichs
Prälaten
er
schicht
von
amtierenden
Patriarchen Heraklius von Jerusalem und mindestens Bischof Odo von Beirut persönlich'»; er
begegnet;
der
de
des
Moulins
dem
Roger
Meister
Hospitals
Mai
1.
1187
gefallenen
war
am
Retter von Tyrus, Konrad von Montferrat, war sein Vetter").
59) Vor allem Chronic regia Coloniensis (wie Arun. 38), S. 139: interrogavit in propria persona:quid
potissimurniudiGUmt, an incnntir:nrti ernennsunreretan differret? quia postannum iturus erat. Curnque
Gant
differret
films
dux
Fridericus
Sueviae
Ante
susceperat.
MM acda mrrcnt, ne
cunt
eins
...
(wie Anm. 3), S.16 falschfür 1188.
60) Ebda.,S.141;WE,.rZLMrF-EGGESERT
61) Vielleicht an Ort und Stelle hatte Konrad III. einem Kloster auf dem Berge Thabor ein Diplom
den
für
der
Diplom
Mons
Kreuzzug
R.
Htesr
Konrad
III.,
o,
zweite
und
ein
a
ausgestellt, vgl.
»Kaiser.
Thabor, in: DA35 (197S), S. S2-126. Vgl. allgemein Etct; xoFF (wie Anm. 2), S. 29f.
62) La chronique de Gislebert de Mons, cd. L. VANDENKINDERE,1904, c. 53, S. 92; nach Sicard bei
Albalus Milioli, Cronica Imperatorum c. 141, MGH SS 31, S. 640, ware dies ein Grund für seine Wahl
zum König gewesen: in boc exenitu Frcdcricus Frederici duds Suevorum fratris regis filius pre can tis
extitit sn-tunas et g! or.'osus,quad fuli denum regni occasio adipiscendi.
iilhelm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50), XVII, 1, S. 760.
63) WW
64) Zu Odo vgl. unten S. 62 und Anm. 69.
65) KonradsMutter war eine Halbschwestervon Herzog Friedrich Monoculus.
62
RUDOLF HIESTA1tiD
Selbstzeugnisseüber die Erfahrungen auf dem zweiten Kreuzzug besitzen wir freilich nur
in jenen zwei bereits erwähnten Urkunden für die Johanniter von 1156 und 115V4, deren
Narratio - vielleicht eines der seltenen Zeugnisse unmittelbarer Einflußnahme des Herrschers
daran
Barbarossa
die
karitativen
das
Diktat67),
Augen
Werke
erinnert,
wie
mit
eigenen
auf
die
bewundert
ist
im
Rede
Hospital
hat.
Aufgaben
Otto
Freising
nicht
von militärischen
von
dagegen
Schilderung
des
Kreuzzuges6s), und
ausdrücklich
auf
eine
genauere
verzichtete
Stiftungen im Anschluß an den Kreuzzug für geistliche Institutionen des Heiligen Landes oder
im Westen oder auch Leprosenhiuser sind im Gegensatz zu LudwigVII. von Frankreich in
Deutschland nicht überliefert.
In »Kenntnisvon Land und Leuten: Barbarossawar sich bewußt, was er persönlichan
Strapazenund welcheVerantwortungalsHerrscherer auf sich nahm,als er sich zum Kreuzzug
entschloß,selbstExperteerstenRanges.Als einzigerHerrscherdes Abendlandesim Jahre 1187
hatteer schoneinmaleinenKreuzzughinter sich gebracht,ja er war in der Führungsschichtdes
dritten Kreuzzugesüberhauptder einzigeTeilnehmerdeszweitenKreuzzuges,der nochmalsins
Heilige Land zog. Dies allein hob ihn ausallen HerrscherndesAbendlandesheraus,wie außer
Barbarossanur sein Onkel KonradIll. und Ludwig IX. von Frankreich zweimal auf den
Kreuzzug gingen.Dennoch knüpft kein Kreuzzugsberichtan den zweiten Kreuzzug an oder
erwähnt irgendwo, daß der Kaiserauf bekannterStraßegezogensei. Es wäre, wenig passend,
Bezug
Unternehmengewesen.
vorneherein
ein
auf ein gescheitertes
von
Bereits im Herbst 1184hatten in Verona der Patriarch Heraklius, der einst an der vom
Kaisergefördertenhohen Schulevon Bologna ein Nutznießer desScholarenprivilegsgewesen
dem
des
Bischöfen69)
Reihe
Meister
Hospitals Roger de Moulins
von
mit
und
eine
war,
BarbarossaeinenHilferuf ausdem Heiligen Landeüberbrachte. Barbarossaversprach,einen
66) DFI 152: auf Bitten Heinrich Jasomirgotts, verfaßt von AH, dem Notar Albert, der wohl auf dem
Kreuzzug dabei gewesenwar. Vgl. DFI 228 von 1158mit fast gleicher Formulierung. Die beiden Diplome
für die Johanniter DFI 467 von 1176Januar und Nr. 887 von 1184November 24 für die Tcmplcr bringen
keine Bezüge auf eigene Erfahrungen. DFI 923 von 1185 XI 28 für die Johanniter stellt eine wörtliche
Wiederholung von Nr. 228 dar.
67) Vgl. H. HOFFMANN, Eigendiktat in den Urkunden Ottos lli. und Heinrichs Il., in: DA 44 (19SS),
S. 390-423.
68) Otto von Freising, GestaFridericil, 47, cd. B. v. SIMsoN,ßIGH SSrer. Germ., '1912,S.65, cd. F:
Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe,
J. SCHMALE,
1965,5.218.
69) Der Bischof Odo von Beirut empfing am 5. Scprcmber1184ein feierlichesPrivileg für seineKirche,
für
dasHeilige Land (Abhandl. der Akad. d. \V'iss.in Göttingen. Phil.
HIESrAND,
R.
Papsturkunden
cd.
hist. Klasse3.Folge136,1985),S.298, n. 125,und zihlte daherwohl zur BegleitungdesPatriarchen.
(1152-1193),1978,S.83 und 223. Der Meister des
70) F. OPLL,Das Itinerar KaiserFriedrich Barbarossas
TempelsArnald von Torroga starb am 32.Scptembcr,ehe der Kaiser in Verona eintraf. Ein in der
Hildesheimer Formelsammlung,cd. B. SrettLE, Über ein Hildesheimer Formelbuch, Diss. Strassburg
1878,S.34, vgl. R. RöHxtctrr, Regestaregni Hierosol}7nitani 1893,Add. 1934;künftig a RRH), Nr. 646,
überlieferterBrief einesBischofsan Barbarossa,der don demJahre 1185und dem PatriarchenHeraklius
der
konkret
Fall Jerusalemsnicht angesprochenwird.
1187,
obwohl
zugeschriebenwird, paßt eher zu
Auch der Verweisauf die Kölner Frage,die raschbeigelegtwerdenmöge,damit beideKontrahentenauf
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
63
Fürstenrateinzuberufen,und stellte in Aussicht, daß im folgendenJahr sich Ritter für einen
Zug nachJerusalemrüsten könnten71).Von einer eigenenKreuznahmeist freilich nicht einmal
andeutungsweisedie Rede, und es ist auch nicht klar, ob überhaupt deutscheKreuzfahrer
damals ins Heilige Land gelangt sind"). Noch fehlten die Voraussetzungen,die einen
allgemeinenAufbruch herbeiführten.
Gleichzeitig erfuhr der Kaiser freilich, daß ihm zusammenmit dem Papst,dem französischenund dem englischenKönig für den Fall einesvorzeitigen Todes König BalduinsV. die
Entscheidungzwischen dessenbeiden Tanten als den nächstenThronanwärterinnen vielleicht auch eine radikale Lösung übertragenworden seil'). Seit Herbst 1184nicht nur aus
erster Hand über die Verhältnisseim lateinischenOsten unterrichtet, wußte Barbarossa,daß
er gegebenenfallseines Tages in einer Art internationalem Kronrat über die Krone von
Jerusalemmitentscheidenwürde. Zur allgemeinenchristlichen Schutzpflicht trat eine staatsrechtlicheFunktion.
Geht man weiter zurück, so war der Kaiser im Jahre 1167über einengewissenSinibald74),
116973)und 117176)mit anderen Herrschern der Adressat von Gesandtschaftenaus dem
Königreich, 1174weilte eine weiterean seinemHofe77).Umgekehrt vermittelte die Pilgerfahrt
den Kreuzzug gehen könnten, weist eher auf 1157,zuerst allgemein: ist iuxta imperialis sublimitatis
debitum et rrr:zirn.zm ciriunt jacukatent cis suGceniatis,qui onus sustinentcommunisnecessitatis,
dann
jedochpro Christi iniuris vindicarrdr.
71) Brief des Erzbischofs von Salzburg an seine Kanoniker, cd. B. PEZ, Codex diplomatico-epistolaris VI
par 2 (1723), S. 47, n. 69: et eurrr ad Teutoniuu partes accesserit, se turn principibus de hoc acturum
spopondit, ita rumen, ist a na. li Domuri proximo per annum, qui voluerint, ad ipsam expeditionem
atrirrgantur. Vgl. Cont. Zwettlensis altera, MGH SS 9, S. 542. Die Aussage bei EICKHOFF(wie Anm. 2),
haltbar.
ist
S. 6, Barbarossa sicherte zu,
bis
in
Ende
Kreuzheer
Deutschland
1185
ein
zu rüsten«,
nicht
.
...
72) Vgl. auch GiesemtECIIr, VI (wie Anm. 1), S. 95 und R. RöHRICHT, Beiträge zur Geschichte der
Kreuzzügq 11,1878, S. 121f. und Anm. 50. R. RöHRtcI r, Die Deutschen im Heiligen Land, 1894 wirft
keinen Namen aus. Wenn freilich als Folge des Aufrufes von 1184 Kreuzfahrer bzw. Pilger sich 1186 in
den Osten begeben wollten, so stießen sie auf die Schwierigkeit, daß wegen eines neuen Konflikts mit dem
byzantinischen Reich Wilhelm 11. von Sizilien alle Schiffe, die üblicherweise Pilger transportierten, hatte
requirieren lassen,so daß viele unter materiellem Schaden und Trauer wieder nach Hause kehren mußten,
vgl. Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 3S), S. 134.
73) Estoire - La continuation de Guillaume de Tyr, cd. M. MORGAN (Documents relatifs it l'histoire des
Croisades 14,19S2), S. 2; La Chronique d'Ernoul et dc Bernard le Tresorier, cd. L. DE MAS LATRIE, 1871,
5.117. \'gl. dazu vor allem H. E. MAVER, Kaiserrecht und Heiliges Land, in: Aus Reichsgeschichte und
nordischer Geschichte, 1972,5.204 ff.
74) Bernardo hlarangone, Annales Pisani, Rer. ital. Script. 2V1/2,1936,45; was Sinibald als Armenier
Sempad ausweisen soll, vgl. R. RÖHRICHT, Geschichte des Königreichs Jerusalem 1100-1291,1898, S. 328
und Anm. 3 und M. L. FAVREAU-LILIE, Die Italiener im Hl. Land vom 1. Kreuzzug bis zum Tode
Heinrichs von Champagne, 19S9,S. 195 und Anm. 130, ist nicht ersichtlich.
75) Wilhelm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50), XX, 12, S. 926.
76) Ebda., XX, 22,5.941.
77) ChronicaregiaColoniensis(wie Anm. 38), S. 125:ein Brief Amalrichsmeldetesedudurniarn de regno
expulsunr,si non terror imperatorispaganorumregesrestringerentur.
64
RUDOLF NIESTAND
Heinrichs des Löwen im Jahre 1172,der in Jerusalem mehrere Tage mit König, Patriarch und
Großen verbrachte7B), unmittelbare Eindrücke auf einer sonst kaum erreichbaren Ebene.
Ebenso dürften Briefe des Königs von Jerusalem, der Patriarchen und anderer Großer des
Heiligen Landes in dieser Zeit nicht nur nach Frankreich gegangensein, wo sie in der Reimser
Briefsammlung überliefert sind, sondern ebenso ins Reich. Wenn Alexandcrlll. in den Jahren
1165,1166,1169 und wieder 1181 sowie gleichlautend 1184 sein Nachfolger Lucius 11I.79)für
das
Hilferufe
Empfehlungsschreiben
Heilige Land an
IV.
11571)-,
Hadrian
und
wie schon
die reges etprincipes aufsetzten, so schloß der Papst, wie es der lateinische Osten ganz offiziell
tat, den Kaiser in den Jahren des Schismaswenigstens stillschweigend ein.
Wie jedoch die nachweisbareZahl der in den Osten ziehendenDeutschen nach dem
findet
konkrete
ists'>,
Kreuzzug
Schritte Barbarossasnur die
über
gering
sich
zweiten
Nachricht, daß Rainald von Dasselim Frühjahr 1165den Auftrag erhalten hatte, mit dem
dem
französischen
der
König
Anerkennung Paschalis'111.auch über
englischenund
neben
Davon verlautet später nichts,
periclitantis ecdesiaeOrientalls zu sprechens=t.
einensuccursus
daß
die
läßt
Barbarossa
ausWesteuropaüberlieferten
sich wenigstensschließen,
auch
aber es
Hilferufe der Jahre 1163/1164empfangenhatte') und der Kaiserhof in einer bis an den
JahrhundertanfangzurückreichendenTradition den Kreuzzugals ein psychologischesKampfinstrument gegendie alexandrinischePartei erkannte.
Umgekehrt hatten beim Ausbruch des Schismas die Anhänger des kaiserlichen Papstes als
der
lateinische
für
laut
ihrer
ihre
Sache
Argument
Osten
Seite,
verkündet,
stehe
auf
wichtiges
die
im
Entscheidung zugunsten Alexanders 111.bekannt wurde. Und schon
Sommer
1160
ehe
im
der
August
Barbarossa
Italienzug
1155
gab
großen Delegation des
auf seinem ersten
Heiligen Landes, die an der Kurie gegen die Exemption der Johanniter vorgehen wollte,
kaiserliche Empfehlungsschreiben mit"). Den Patriarchen Fulcher, der an ihrer Spitze stand,
78) Vgl. Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), 1,7, S. 21 f. und dazu K. JORDAN,Heinrich der Löwc, 1979,
S. 178f.
79) JL. 11218;R. HiEsrnxo, Papsturkundenfür Templcr und Johanniter(Abhandl. d. Akad. d. \Viss. in
Göttingen. Phil.-hist. KI. 3. Folge Nr. 77,1972), S.251 n. 53; JL. 11637;JL. 14360;HiESrnxn, Papsturkunden für Templerund Johanniter,S.352, n. 165.
80) P. KEHR, Papsturkunden in SpanienI (Abhandl. d. Akad. d. Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. NF
Nr. 18/2,1926), S.359, n. 77.
81) Von besonderen'Kaiserrechten« im HI. Land spricht auch keine der drei Beschreibungendes
Heiligen LandesdieserJahrzehnte,die ausdeutscherFederstammen:Otmar, Johannesvon Würzburg,
Theodericus.
82) Vgl. Brief Rainalds von Dassel an Ludvrig\'II.
83) RRH (wie Anm. 70), Nr. 382,384,394,396.
aus dem Frühjahr 1165, cd. BOUQUETXVI 120.
84) DDFI, IV, S.507,Nr. 2; BÖHMER-0PLI.,n. 345; vgl. %l helm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50),
XVIII, 7, S.819.
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TOCIUS
CHRISTIANIS2SI
COLUMPNA
65
und von den ihn begleitendenBischöfen kannte er mindestensden Erzbischof Balduin von
Caesareavon seinemAufenthalt in Jerusalemim Jahre 1148her").
Damit hätten wir auf unserem \Vcg rückwärts wieder die Teilnahme am zweiten Kreuzzug
erreicht. Von den weltlichen und geistlichen Großen, mit denen er damals als engster Begleiter
Konrads Ill. zusammengetroffen war, lebte 11S7 niemand mehr. Und doch wäre diese
Zusammenstellung zu kurz, wenn man die Frage nach dem Verhältnis Barbarossas zum
Kreuzzug im Laufe seines Lebens beantworten wollte. Man muß in die ersten Tage des
Staufeh zurückgehen. Sein Onkel, der spätere Konrad III., brach 1123oder 1124 in den Osten
auf, }um am Heiligen Grab zu dienen, und nahm vielleicht an der Eroberung von Tyrus
Über
die Gründe verlautet nichts Genaueres, doch ist daran zu erinnern, daß Konrads
teile.
Onkel, Heinrich IV., in seinen letzten Lebensjahren einen Kreuzzug versprochen hatte, sobald
der Friede zwischen rcgnurn und sacLrdotium wieder hergestellt sei, dann aber starb, ohne im
Heiligen Land gewesen zu seinV). Damit war sein Gelübde unerfüllt geblieben. Was KonVerwandIII.
Memorialhandlung
zugunsten
eines
nahen
rad
unternahm, war so auch eine
tensr».Es bedarf keiner ill egitimen Phantasie, daß der junge Friedrich, bei Konrads Rückkehr
hat.
die
im
dessen
Osten
Jahre
Erlebnisse
Berichten
über
zugehört
aufmerksam
etwa vier
alt,
Das Heilige Land und der Kreuzzug begleiteten ihn von da an bis zum Lebensende, aber im
Sinne eigener Kreuzzugsvorbereitungen oder eines Kreuzzugsgelübdes ist außer der Teilnahme am zweiten Kreuzzug bis 11S7nichts überliefert. Der Kaiser reagierte mit Briefen und
mit Gesandtschaften, doch nicht einmal mit Geldsendungen wie der englische König. Eine
dominante Rolle spielte Jerusalem für ihn nicht.
Ill.
Als Friedrich!. im Hinter 11S7/SSdem Aufruf GregorsVlll. und Heinrichs von Albano
folgte, war der Kreuzzug vorerst ein organisatorischesund logistisches Problem, wohl
überhauptdasgrößte, das ein Herrscher im 12.Jahrhundertje in Angriff nahm. Zu lösenwar
die Zusammensetzungdes Heeres,die Wahl der Route, die Finanzierung, die Organisation
des ?Marsches.Die Erfahrungen einer jahrzehntelangenRegierungszeitkonnten eingebracht
werden. Barbarossaging alles, wie die Quellen mehrfach hervorheben,mit Rationalität und
85) Über die Verhandlungen Konrads 111.mit dem Patriarchen vgl. Otto von Freising, Gesta Friderici I
62 (63), ed. SIMsox, S. S9, cd. ScIWAI. E, S. 264. Vgl. Wilhelm von Tyrus, Chronicon (wie Anm. 50),
XVII, 1,5.761 für IHS.
86) Vgl. jetzt vor allem J. Rtuv-Sattrn, The Venitian Crusade of 1122-1124, in: I comuni italiani nel
regno crotiato di Gerusalemme, a cura di G. Atr. &t.nt et al., 1986, S. 337-350, vor allem S. 343.
87) Und als einzigersoll am Grab des Kaisersein Mönch ausJerusalemdie üblichen Gebetetrotz des
Bannesgesprochenhaben.
88) Ende 1125/Anfang1126,wir Konrad zurück.
66
RUDOLF
IIIESTAUD
Professionalität anS9).Es war sicher kein coup de theätre"sc).Zur Seite standen ihm
den
Gottfried
Würzburg,
Bischof
Quellen
früheren
Kanzler
von
ohne
von
neben seinem
besondershervorgehoben zu werden, wohl vor allem der Bischof von Straßburg, der
ReichsmarschallHeinrich von Kalden, für die Finanzen der Kämmerer Illarkward von
Neuenburg, der dann auch auf den Kreuzzug mitging und mit Bischof Hermann von
Münster und Graf Robert von Nassau die Gesandtschaftnach Konstantinopel durchführte91).Dazu werden in dem Brief Barbarossasaus Philippopel der Kanzler Johannes,
die
der
kaiserliche
im
Notar
Richolf
Reich
Bolanden
Werner
H.,
und
genannt,
von
ein
beschäftigt
der
die
Kreuzzugsabgaben
Auch
Zeuder
Eintreibung
warcn94.
speziellen
mit
diesen
lassen
Kreis
der
Diplome
nicht wirklich erkennen, weil es eben meist
genlisten
Stelle
im
des
Auftrage
Kaisers
Tätigkeit
an
anderer
war.
geradeeine
des Unternehmens. Es rief bei zeitgenössischen
Die erste Frage war die Leitung
Beobachtern Erstaunen hervor, daß Barbarossa trotz seines Alters selber auf den Kreuzzug ging und nicht einen oder mehrere seiner erwachsenen Söhne schickte93). Diese
Lösung wurde jedoch, falls sie je zur Diskussion stand, bald verworfen. Auf dem Kreuzden
Vater nicht ersetzen, sie sind insufficienmes für
können
Söhne
Herrschen
eines
zug
diese spezifische Aufgabe9'), und dies gilt beim Kaiser in besonderem Maße. Einen
ließ man im 12.Jahrhundert nie in den Osten zielten9», während jüngere
Söhne allein nicht über die notwendige Autorität verfügten, da sie nicht genuine herrdaher
bezeichnend,
besaßen.
daß
dem
Es
Gewalt
Wunsch
Grewar
entgegen
scherliche
dem
der
Sohn
Friedrich
HeinrichVl.,
sondern
zweite
mitging,
als Hernicht
gorsVlII. dem
jungen
dem
einst
Barbarossa
Begleiter
Schwaben
Konrads
Ill,
als
wie
auf
zog von
der
den
Ministerialität
Kreuzfahrern
Kreuzzug
staufeschen
und
mit
anderen
aus
zweiten
dem Herzogtum ein beträchtlicher Teil des Heeres lehensrechtlich und landrechtlich
Thronfolger
bisher
kein
Obwohl
noch
abendländischer Herrscher auf einem Kreuzzug
unterstellt war.
der
dem
Schicht
aus
nächsthöheren
eigentlichen Kreuzzugsumgekommen war und auch
89) Betont von den Gesta Heinrici II (wie Anm. 31), 55: sicut virum prudenten: et eire unspectunt decrbat,
satis provide sibi et itineri suo necessarispraeparabat. Ansbert (s6'ie Anm. 15), S.46: (delis ct prudcns
dispensator dominifamilie; Historia Peregrinorum S. 124: ut vir multivide circ u spectionis. Itiuuz (wie
Anm. 1), S. 387 careful and businesslike spirit..
The Crusades(wie Anm. 13), S.112für den Tod im Saleph: succumbedto the
90) So RILEY-SMITH,
temptation of one last coup de theitre this time fatal for him.,
91) Vgl. DFI 1009.
92) Ebda.
93) Ansbert (wie Anm. 15),S.5: Non cum venerandisenilfatiscentiaism rnembrapotuerunt rctrabcrc,
auch nicht die pergrandia imperil negotis und Itinerarium peregrinorumS.279: cius strenuitas... non
ftlios
baberet,
laudanda
senior
esset
et
quibus et etaset virtu$ ad
arm
est,
nam
minus stupendaquam
militandum aptior videbatur, cos tamen tanqusm irnufcientes reputans,ipse cfsristis»isnsi negocium
procurandumsuscepit.
94) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 36), S.279.
Reiche.
95) Dies gilt, soweit ich sehe,für sämtlicheabendländischen
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TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
67
geschehennur Stephanvon Blois zum Opfer gefallen war, sollte für eine Kontinuität der
Führungspositionim Fall der Fälle vorgesorgtsein.
Vom Reichsepiskopat gingen der Erzbischof von Tarantaise, die Bischöfe von Basel, Lüttich,
Meißen, Münster, Osnabrück, Passau,Regensburg, Toul und Würzburg mit dem Kaiser, jeder
mit einem größeren Aufgebot, so daß sie auf dem Zuge eigeneUnterabteilungen der kaiserlichen
Heereseinteilung bilden konnten, während der Erzbischof von Bremen zu Schiff in den Osten
fuhr. Im Lager vor Akkon befanden sich nachher
die
Erzbischöfe von Besancon und
auch
Arles5). Unter den weltlichen Fürsten ragten hervor der Herzog von Meranien-Dalmatien, die
Markgrafen von Istrien, Nordgau, Baden und der Graf von Holland97).
Es war damit in der Begleitung des Kaisers genau die gleiche Zahl von Bischöfen wie auf
dem zweiten Kreuzzug dabei, rund ein Viertel des gesamten Episkopats, jedoch mit einer
deutlichen Verlagerung in den Norden und Westen. Während Basel, Passau,Regensburg und
Toul wieder vertreten waren, blieben Brixen, Eichstätt, Freising, Metz, Trient und Zeitz weg,
dafür zogen Lüttich, Meißen, Münster, Osnabrück und Würzburg sowie der Erzbischof von
Tarentaise im Heere mit. Wesentlich geringer ist im Vergleich zu 1147 dagegen die Zahl
anwesender hoher weltlicher Herren. Brachen 1147 die Herzöge von Bayern und Böhmen,
Pfalzgraf Otto von \\'ittelsbach, die Markgrafen von Steiermark, Kärnten, die Grafen Welf
von Bayern und \\Tilhelm von Burgund mit Konrad III. auf, außer dem Herzog von Schwaben,
dem Markgrafen von Baden, dem Grafen beziehungsweise Herzog von Andechs, die wieder
dabei waren, so werden die Lücken hier deutlich. Jedoch zog im Jahre 1189 eine große Zahl
die
Grafen
Veränderung in der
Ministerialen
von namentlich aufgeführten
und
mit, was
politischen Struktur des Reiches dokumentierte.
Es trügt freilich der Eindruck, daßdie Kreuznahmeein spontaneseigenständiges
Handeln
der Anwesendengewesensei.Der ersteAppell der päpstlichenNuntien in Straßburgblieb fast
ohne Reaktion. Ein einziger Ritter meldetesich93).Man wartete ab, denn man wußte nicht,
die
Testfall.
Reichsspitze
Jener
Ritter
Bezeichnendersozusagen
wie
war
ein
reagierenwürde.
weisenahmaucher nicht sogleichdasKreuz, sondernbat um Erlaubnis,estun zu dürfen. Erst
als er diese bekommen hatte und als mit der darauffolgendenPredigt des Bischofs von
Straßburgein Reichsfürst,der dem Kaiser nahestand,dasgleichevorgetragenhatte, setztedie
Bewegungein. Es war die zustimmendeHaltung des Kaisers,ohne daß er sich schon selbst
öffentlich festgelegthätte, wenn er auch innerlich wohl schonentschiedenhatte, dasKreuz zu
nehmen"), die den Erfolg brachte.
(wie Anm. 31), 96: beide erliegen im Winter 1190/91 den Strapazen. Für den
96) Gau Heinicill
Erzbischof von Besancon vgl. etwa auch die pancarte von 1188-1189, Melanges ä la memoire du
P. Anselme Dimier, Dir. B. CHAUVIN, II: Histoire Cistercienne, 1984, S. 535: cum igitur ad partes
transmarinaspro/üisci debemus.
97) Vgl. die Zusammenstellungen bei RöHrucwr, Die Deutschen im Heiligen Lande (wie Anm. 72).
98) Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 123.
99) Historia Peregrinorum (wie Awn. 15), S. 124: iam dudum intra se voverat de peregrinandi voluntate,
d. h. aber auch hier erst nach dem Eintreffen der Nachricht von Hattin und
lange
etwa
vor 1187.
nicht
68
RUDOLF
HIESTAND
Auch in Mainz wirkte vor allem dasexemplumdesKaisersund seinesSohnes10°t.Zugleich
der
die
das
Lehensgefolgschaft
Bild
äußerst
man wie weltlichen
entworfen,
wirksam
wurde
Herren so erst recht dem höchstenLehensherrnChristus leistenmüsse.Auch dies impliziert
die nicht ein
dasEinverständnisdesKaisersin einer klassischorganisiertenLehensgesellschaft,
ligischesVerhältnis als allgemeingültige Basis kannte.Wer auf den Kreuzzug gehenwollte,
bedurfte der Zustimmung des Kaisers,wie sie Barbarossaim Jahre 1184in Aussicht gestellt
hatte; doch sagtesie allein nichts über eineTeilnahmedesHerrschersselbstaus.Jetzt, so liest
fast
in
Deutschland
Kreuzeszeichen
Dei
Curia
peregri77onan,
ohne
niemand
sei
et
man zur
der
das
hatte
heißt,
Reich
Kaiser
das
verkörperte,
so
nun nach seiner
wie
geblieben,
KreuznahmedasReich das Kreuz genommen'-').DiesenEindruck soll auch der Katalog der
Teilnehmer bei Ansbert vermitteln'-t. Wenn ein Engländer berichtet, daß die deutschen
Fürsten non inanis glorie appetitu illecti, non inducti precio, non precibusexcitati, sed solo
desiderio
dies
ist
natürlich eineVerbrämung.
aufgebrochenseien'a3,so
superneretributionis
Es war gewiß im Gegensatzzum englischenHeer nicht so sehr ein Aufgebot von Söldnern,
festgelegt,
des
harter
das
Hand
hat,
Heinrichs
Löwen
Beispiel
Barbarossa
zeigt, mit
wie
aber
bleiben
konnte,
Bedingungen
Hause
er
zu
welchen
genauso
unter
wer mitziehen sollte oder
den
ins
kaiserliche
Weg
Heilige
Land
Bischof
einzuschlagenden
voreinem
wie
auctoritas
der
in
konnte
Erzbischof
Besancon
104)
von
einer Urkunde erklärte: proficisci
oder
schreiben
debemus105).Freilich wurde auch soweit gelenkt, daß Heinrich Vl. nicht ohne ausreichende
dies
dem
irre
überraschenden
Macht
war,
sollte
sich
nach
notwendig
zurückblieb.
militärische
Tode WilhelmslI. von Sizilien Ende 1189zeigen. In der Tat versammeltensich für den
Italienzug immerhin 4000Ritter in SchwäbischHal1'"6). Für den Kreuzzug waren es im
Ergebnisweltliche und geistlicheReichsfürstenmit ihrem Gefolge, Reichsministerialenund
die staufischeMinisterialität, die den Kern desHeeresausmachten,während etwa aus Bayern
der
1071.
Damit
Teilnehmer
Herzog
teilnahm
weil
unmündige
mitgingen,
war
nicht
wenige
nur
dasUnternehmenmehr als ein bloß gleichzeitigerAufbruch Einzelner eine expeditioin arma
fast möchte man sagen,eine
Christi coniuratorumitt), eine militärische Schwurgemeinschaft,
Kommune.
wandernde
100) Ansbert (wie Anm. 15),S.14; Historia Pacgrinorum (wie Anm. 15),S.126.
101) Ansberg(wie Anm. 15),S.15.
102) Ebda., S. 18-24 und Alberich von Troisfontaines, Chronica, NIGH SS 23, S.861: pauschal68
principes.
103) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 36), S.289; Giraldus Cambrensis,Dc principis instructionc 111
(Rolls Series21/V111,1881),S.273.
19, cd. G. F. WARNER
104) Vgl. unten zu Gottfried von Würzburg.
105) Vgl. oben.
106) Gislebert von Mons (wie Arun. 62), S. 250.
107) Vgl. RIEZLER(wie Anm. 10), S. 25f.
108) Ansbert (wie Anm. 15),S. 14.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
69
Ein umstrittenesProblem bildet die Heeresgröße109), weil die Angabenin den Quellen
außerordentlichstark differieren, nebenpropagandistischenÜberhöhungenauch unterschiedliche Ansätze verwenden.Es handelt sich um mehr als eine Zahlenspielerei,denn
von der
militärischenMacht, vor allem auch den Relationen,hing das Gewicht ab, dasBarbarossaim
Osten selber einbringen konnte, aber auch das Gewicht, das er gegebenenfallsunterwegs
gegenüberjenen Mächten ausspielenkonnte, deren Gebiete er durchziehenmußte. Auf der
einen Seite war in Erinnerung, wie man im Jahre 1148nur dank byzantinischer Hilfe in
Palästina - vor allem aus zufällig ankommenden Rittern
Heer
wieder
ein
aufbauen
konnte10),jedoch gegenüberden einheimischenKräften in der Minderzahl, weitgehendderen
Interessenfolgen mußte.Zum anderengalt es,die logistischenProblemeauf dem Marsch und
im Heiligen Land zu bedenken.
Gegenüberfrüher üblichen Annahmenvon 100000Mann spricht man seit der Arbeit von
Jahn allgemeinvon 2000 bis 3000Rittern, insgesamt12000bis 15000Mann111),
ja sogarnur
von 20D0Rittern und 4000Knappen, wobei selbst diese Zahl möglicherweisenoch zu hoch
seinsoll 11).Vermutlich sind dieseheuteüblichen, sehrniedrigenZahlenvon der Gesamtgröße
desZugesher doch zu niedrig. Ausgangspunktder Berechnungensind erstensdiejenigen,die
in Mainz das Kreuz nahmen, nach der wahrscheinlichstenAngabe 4000 milites electi und
insgesamt130001(3).Hinzu kommen jene, die schon in Straßburg114),
zwischen den beiden
Hoftagen oder nachhersich von der Kreuzzugspredigtangesprochenfühlten, wobei jedochzu
berücksichtigenist, daß norddeutscheKreuzfahrer direkt, andereüber Italien zu Schiff in den
Osten gingen.
Ein zweites Kriterium für die Größe des mit Barbarossain den Osten ziehendeHeeres
liefert der Übergang über die Dardanellen.Wieder differieren die Zahlen sowohl über die
Übersetzen
die
das
die
beanspruchte.So ist nicht
Schiffe
Tage,
über
vereinbarten
als auch
sicher,ob 70 oder 700Transportschiffeneben150für die PferdetransportegeeignetenSchiffen
und 15Galeerenzu stellen waren"). Nachweislich kam zu den ursprünglich vorgesehenen
Die deutschenFürsten auf der Reichsheerfahrt.
109) Zum Reichsheervgl. vor allem G. GATmiLxtANN,
der Stauferzeit,Diss. Frankfurt/M. 1956(masch.).
Studienzur Reichskriegsverfassung
110) Vgl. HiEsrAND, »Kaisers Konrad Ill. (wie Anm. 61), S. 93-97.
111) H. JAHN, Die Heereszahlen in den Kreuzzügen, Diss. Berlin 1907, wo S. 7f. die einzelnen Zahlen in
den Quellen angeführt werden. Der notorisch unzuverlässige Gislebert (wie Anm. 62), S. 236 nennt für
Regensburg 20000 milites exceptis scrvienzibits et burgensibus et clericis et aliis peditibas; Ernoul (wie
Anm. 73), S. 248f.: 60nri1e Domesä dicvaL Die ältere Auffassung bei RIEZLER(wie Anm. 10), S. 25.
112) F. Lor, L'art militaire et les armecs I, 1946, S. 157, nachdem er zuerst auf 3733 Ritter und
7466 Knappen gekommen war.
113) Chronica Reinhardsbrunnensis, MGH SS 30, S. 543: 13000 im Ganzen.
114) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 124: nurlta milia tarn equitum quarr peditum.
115) Ansbert (wie Arun. 15), S. 64 S2, vgl. auch der anonyme Bericht aus Ancona, ed. HAMPE, in: Neues
Archiv 23 (1898), S. 39S-400. In Hugonis cont. \Veingartensis (wie Anm. 18), S. 476 sind es sogar 1500
naves und 20 galcae. Bei Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 10, S. 134 sind es soviel Schiffe, daß drei
Tage genügen, für die Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), 5.148 sind sie an sieben Tagen
70
RUDOLF
HIESTAND
Schiffen noch eine beträchtliche Anzahl freiwillig hinzu 1 ). Zuverlässige Berechnungen sind
kongruent,
die
"'t,
Basis
vorgelegten
sind
auch
wenn aus
und
nicht
nicht möglich
auf solcher
17000Pferden des deutschen Heeres eine Gesamtgröße von 15000Mann, unter gleichen
Voraussetzungen aus 5360Pferden des englischen Heeres eine Gesamtstärke von 10720 und
Eine
Kontingente
15000Mann
wird"ct.
abgeleitet
von
ebenfalls
einschließlich weiterer
Schlüsselstelle bildet drittens die Angabe, daß das Heer in der Schlacht von Ikonium 500 oder
1000Ritter zur Verfügung hatte19). Doch sagen die Quellen nicht, daß es nur (noch) 500 oder
1000Ritter gegeben habe, sondern sie sprechen von 500 milites in equis, das heißt, nach den
die
der
bestimmte
Zahl
der
Wochen
Reittieren
Verlusten
zur
vorangehenden
an
großen
Verfügung stehenden, geeigneten Pferde die Zahl der im Kampf einzusetzenden schwerbedie
kämpfen
Fuß
Ritter"'),
mußten.
anderen
zu
während
waffneten
Dem entspricht,daßoft getrenntwird zwischeninilites und den übrigen,der nii/es-Begriff
jedoch offensichtlich seinerseitsbald nur den schwerenPanzerreiter,bald jeden Berittenen
den
immer
Neben
erscheinen
wieder milites electi oder electissimi,was wohl
milites
meinte.
die
der
jedenfalls
Art
Bewaffnung
Rang
und
eine nochmals
als
anzeigt
weniger sozialen
deutlich abgegrenzteGruppe innerhalb der Masse der milites bezeichnet121).Doch es ist
Überwindung
der
der
bei
denn
Sperren
Dreistufung
vorzunehmen,
nach
mindestenseine
Philippopel wählt Herzog Friedrich aus seinerAbteilung 500 milites loricatos- es gab also
differenziert
de
loricatos
praestantioribus,quonon
zwar
und
noch
einmal
auch milites non
habebant
amictus122).
etiam equiferreos
Von Anfang an zeigten sich andererseitsdie Schranken,vor denen selbst die Autorität
der
der
in
im
Stab
Tasche
Kaiser,
Hagenau
April
Als
1190
Barbarossa
und
stand.
eines
fand
das
in
Tage
Regensburg
Heer
hatte12'),
14
vor,
zu spät
viel
eintraf,
er ein
etwa
empfangen
daß
Die
Lücken
müssen
so gravierendgewesensein,
er anscheinend
geringerwar als erwartet.
in einer ersten Reaktion daran dachte, das ganze Unternehmen aufzugeben.Erst als man
Tage
Barbarossa
im
übergesetzt
Einsatz,
achten
sich
weigert,
zu werden,ehenicht
am
worauf
aufeinander
drüben
pauperes
peregrini
sind.
omnes
116) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), S. 148: 300 galeidae supra prontusnnz.
117)Die spekulativenElementealler Angabenwerdendeutlich. Bei nur 20Personenpro Schiff und zwei
Überfahrtenwürden 1500Schiffebereitsmindestens60000Personenergeben.
118) JAHN (wie Anm. 111), S.21-24 und S. 31-35.17000Pferde ergäben unter den gleichen Ansitzen für
das deutsche Heer eine Größe von 50023h1ann.
(vie Anm. 9), 5.177 gibt 500, die Historia pcrcgrinorunt (wie
119)Epistola de morse, cd. CHROUST
Anm. 15),S.1681000,die auf zwei Abteilungenaufgeteiltwerden,so daßder Verfasserder Epistola,wohl
der Bischof Gottfried von Würzburg, vielleicht nur von der Abteilung spricht, der er selberangehört.
Vgl.
120) Epistola de morte S.177.Zum 13.MW
viz
sesmui
equites.
auchJAttx (wie Anm. 111),S. 19ff.
,
Doch wenn JAHN, S.24 3000 milites als ein sehr bedeutendesHeer ansieht, so führt er selber an,
HcinrichVl. habe 1189in Schwibisch Hall für seinen ltalicnfeldzug über 4000ntilitcs verfügt, vgl.
Anm. 106.
IIGH SS 16,S. 195.
121) 4000electiin AnnalesMagdeburgenses,
122) Historia peregrinorum(wie Awn. 15),S.139.
123) GIESEURECHT,
VI (wie Anm. 1), 5.209 und 687.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
71
erfuhr, daß zwar gewiß manche ganz weggeblieben waren, die meisten jedoch sich aus
Ungeduld einem vorbeiziehenden magnus omnigenarum nationum vulgus angeschlossen
hatten12'), wohl aber aus eigener Einsicht, daß sie ohne den Kaiser
nicht heil durch den Balkan
kämen, an der Reichsgrenze auf ihn warten würden, trat Barbarossa den Kreuzzug dennoch
denke
die
Man
über
Alternative nacht Doch war es nicht eigentlich ein schlechtes
an.
wieder
Omen für den ganzen Zug, daß nicht einmal der allererste Marschbefehl durchzusetzen
gewesen war?
Ein zweites Problem ist damit angesprochen. Denn was hatte es mit diesem lnagnus
olmligen zrum nationunl populus auf sich? Nach den Erfahrungen mit den ungeordneten
Massen auf dem ersten und dem zweiten Kreuzzug hatte Barbarossa durch die Festlegung
einer Mindestausstattung und die Vollmacht, ihr nicht genügende Leute unter dem Bann nach
Hause schicken zu können, das Kreuzheer auf wirklich waffenfähige und zugleich finanziell
einigermaßen potente Leute beschränken wollen. Dennoch wurde die Zusammensetzung eine
das
blieben
deutsche Kreuzzugsheer in weit
Gewiß
Folgen
andere, und
war
nicht aus.
höherem Maße als die früheren ein ritterliches Heer, aber es war trotz allem kein exklusiv
der
Unternehmen
12S).
Nachdem
Aufbruch nochmals bestätigt worden war, sah
ritterliches
bis
Mittfasten 1189 ut arena nlaris atque caeli sidera unzählige
Weihnachten
IISS
man von
Scharen von Kreuzfahrern zu Fuß und zu Pferd alle Königsstraßen und die Orte rheinaufwärts füllen12,). Ihr Ziel war teils Regensburg, teils Italien, um von dort zu Schiff ins Heilige
Land zu gehen, doch dank der neuen politischen Allianz verwehrte der König von Sizilien auf
Bitten Barbarossas vielen die Überfahrt, co quod victus deforet in transmal nis und eine parva
lnanus ohne König und Kaiser gegen Saladin nichts ausrichten könne 127).Es waren weitsichÜberlegungen,
die
deren
logistische
dem
lagen
Prestigegründe,
Schritt
tige
zugrunde
nicht
und
Richtigkeit sich vor Akkon bestätigen sollte.
So kam zu den den Vorschriften entsprechendenAbteilungen jener magnusomnigenarum
natlonum populus, freiwillig zusammenströmendeund vorerst ungeordnet aufbrechende
Leute, hinzu. Es geht dabei ausdrücklich nicht um die offiziell aufgebotenenbalistarii et
sagittarii'21)oder die servientes,carpentarii, excusoresals unentbehrlicheTeile des Trosses,
sondernum andereLeute, die sich dem Zuge anschlossenund dann ebendoch mitgenommen
werdenmußten.Eine Entfernungvon 500Mann in Wien erfolgte denn auch nicht wegeneines
fures,
fornicatores,
Kriteriums,
Mängel
inutiles, sie
sozialen
sondern wegen moralischer
als
hatte höchstenssekundär mit der Frage zu tun, ob Ritter oder Fußvolk129).Auch ein
124) Arnold von Lübeck N, 8, S. 12Sf.
125) So ist gegenEtattor (wie Anm. 2), S.55 und einen Großteil der bisherigenLiteratur zu betonen.
Zur Gefahr einer überrnißigenIdealisierungvgl. auch unten S.103f. (Jagd,Turniere usw.).
126) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), S. 141: incomputabiles signatorum catervae euntium et
equitancium omnes stratas rcgias et per ascrnsum Reni. Vgl. Hebr. 11,12.
127) Ebda.,5.141f.
128) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.74.
129) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), I\; S, S. 129.
72
RUDOLF
HIESTAND
Barbarossakonnte Leute, die das Kreuz genommenund das Gelübdeabgelegthatten, nicht
dies
lösen
hatte
die
ja
Gelübde
ihm
Hause
vom
er
sie
nicht
weil
schicken,
ohneweiteresnach
Kirche nicht zugestanden- und, erst einmal jenseits der Reichsgrenze,sich nicht der
Schutzpflichtals Kaiser entziehenkonnte. Daher hielt er eine Ansprache,mit der er pauperes
der
bevorstehenden
Strapazen
divitibus
Ertragen
zum
ermunterte'-'--'>.
cum
Damit ist auch 1189/90 zu trennen zwischen dem kombattanten Heer und den mitziehenden Nichtkombattanten. Sie bilden die von Anfang an immer wieder genannten pauperes,
denn
diese
hätten
die
Ritter
Beispiel
denen
ärmeren
sind,
zum
zu
verstehen
nicht
meist
unter
Überschreiten der Reichsgrenze noch Mittel zu einer geregelten
dem
unmittelbar nach
Beschaffung von Lebensmitteln besessen.Jedoch zählte zu dieser Gruppe sicher ein Teil jener
juvenes animosi und tuinultuantes, die auf dem Zuge immer wieder große Schwierigkeiten
bereiteten"'). Daß neben den rnilites und milites electi oder electissimi eine solche Masse von
peregrinipauperes, eben nicht arme Ritter, vorhanden war, zeigte sich bald an der Marschorddem
dem
der
in
infirmiores
Troß
die
in
Gepäck
Mitte
pedites
et
und
mit
nicht
geringen
nung,
balistarii
"2>,
durch
handelt
sagittarii
um
sie
also
es sich eindeutig um
et
genommen wurden
Überfällen zu schützen1 ». In der kritischen Lage
Konya
Gruppen
vor
vor
verschiedene
dann
Die
Aufstellung
Auseinandersetzung mit
solche
als
eine
nicht
mehr
möglich.
erwies sich
den Seldschuken erforderte alle vorhandenen Kräfte, so daß der Kaiser das vulgus imbelle für
die Zeit der beiden entscheidenden Aktionen gegen das türkische Heer vor der Stadt und
jeglichen
brutalem,
Schutz
die
in
überließ,
Stadt
sich
selbst
ohne
aber realistischem
gegen
Wissen, daß es bei einer Niederlage in jedem Fall verloren sei, dagegen mit der Hoffnung, daß
diese
der
Kräfte
Angriffs
Gruppe zersplittern
Feind
zugunsten
eines
nicht
seine
auf
auch
werde"').
Daß die Größe des Heeresnicht vornehereinfeststand,zeigen die Vorgängein Regensburg, die beinahezum Abbruch geführt hätten, wie später die Freude über die an der Save
dann
die
der
Freude,
Kontingente
Beteiligung15",
Bischof von Toul
wenn
neue
wie
ermittelte
das
l36)
Kreuzzugsheer
keineswegs
Daher
Heere
stießen
war
vom Aufbruch an ein
zum
130) Chronica Reinhardsbrunnensis (wie Anm. 113), 5.543.
131) Zu ihnen vgl. unten.
132) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), P1,11, S. 135. Ansbert (wie Anm. 15), S. 84 zum 18. Mai 1190: irr
medio clericos et milites inermes, cetenum vero vulgus cum sommariis er sartinis procedere instituit.
133) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), 5.164: am 14.NW in der Mitte vulgus imbelle ab utroquc
latere stipatum militibus et peditibus incedit, balistariis et sagitariis oportune ad defensionem exterius
fünf
laut
S.
Historia
Peregrinorum,
139
Bei
Philippopel
tunnat gebildet, deren quistta
werden
constitutis.
besteht.
de
peditibus
et
armigeris
et maior
de
134) Ebda., S. 168: prae nimia paudtate mi! itum armis militaribus annis et equis adbuc nitencium
...
bellonun
imbellis
inter
restat
ordinandum
nil
aliud
Hihi ist
c-ventussine
custodia autem sarcinarum et vulgi
f.
fortune
Ansbcrt
S.
(wie
Anm.
84
15),
presidii
exponantur.
vertuscht in
casibus
assignatione militaris
charakteristischer Weise, daß der Tross ohne Schutz gelassenwurde.
135) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), Pr,8, S. 133f.
136) Ansbert (wie Anm. 15),S.37f.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
73
Körper. Unterwegs stießen,zuletzt in Anatolien, kleinere und größereAbteigeschlossener
lungen, so etwa Leute aus Soestund aus der Provencedazu, die entweder dem Hauptheer
So war nach
nachzogenoder schon vorher auf eigeneFaust den Marsch begonnenhatten137).
der Vereinigungder einzelnenAbteilungen an der Reichsgrenzebei Preßburg,denenauf dem
Balkan weitere Nachzüglersupps folgten, die Gesamtzahlauch an Rittern wohl höher als
vorgesehen.Sie war an den Dardanellen trotz der inzwischen eingetretenen,aber doch sehr
höher
in
Wien
erträglichenVerluste- hundert Ritter bis im November 1189138)
nochmals
als
und Preßburg. Dagegen erlitten die pauperes schwere Verluste, schon bevor man nach
Kleinasienübersetzte,und erst recht in Anatolien. Von einer »beispiellosenKatastrophe«des
deutschenKreuzzugeszu sprechen,ist aber nur richtig, wenn man vom Tode desAnführers
Tod. Denn die Verlusteauf dem erstenund zweiten
ausgehtund für die Zeit nachBarbarossas
Kreuzzug waren in absolutenZahlen viel höher, und der Kreuzzug von 1101hatte zu einem
totalen Fiasko geführt, wobei freilich die Führer selbst sich in Sicherheitbrachten139>.
Planungentspranges,an entscheidenden
DieserStruktur und der voraussehenden
Punkten
Zählungendurchzuführen.Man trat in ein quantifizierendes,rationalesZeitalter ein. Auf dem
der
der
dem
hatte,
Basileus
Kreuzzug
gewesen,
es
zählen
erstenund
war
zu
versucht
zweiten
jetzt tat esder westlicheKaiserzuerst am festgesetztenSammelpunktin Regensburg,wo man
anscheinendListen zur Verfügung hatte und vergleichenkonnte10),dann an der Save141),
vor
dem Übergang über die Dardanellen"=), zuletzt beim Übertritt vom griechischenauf das
der vorhandenenund
seldschukischeGebiet13).Es ging jeweils um eine Bestandsaufnahme
fast jedesmalim Zusammenhangmit
der militärisch verfügbarenKräfte, bezeichnenderweise
logistischenProblemen:demTransport auf der Donau, dem Übergangüber die Saveund dem
Umsteigenauf Karren, dem Transport des Heeres über die Meerenge.Einen etwas anderen
Charakterhatte dasbei Adrianopel angelegteHeeresverzeichnismit Namen und (Herkunfts-)
Ort der einzelnen").
137) Ebda.,S.37f., 43 und 74.
138) Vgl. Brief an Heinrich VI., DFI 1039, wo es heißt plus quarr centum peregrinos amisimus, was sich
aber wohl doch auf Ritter und nicht auf die Gesamtzahl beziehen muß, denn schon kurz nach Belgrad ist
die Rede von 503pabutarii, die umgekommen seien.
139) DieseVergleichszahlensind festzuhaltengegenMÖHRING,Saladinund der dritte Kreuzzug, 1980,
S.S9.
143) Chronica Reinhardsbrunnensis (wie Anm. 113), S. 543: apparatus regii scire desiderans integritatem.
141) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, S, S. 130f. 50000milites und 100000 kriegsfähige Männer
hinzu, was auch unter Einschluß der 20DDUngarn, die König Bela III. dem Kaiser mitgab, sicher viel zu
hoch ist.
142) Ansbert (wie Anm. 15),S.69.
143) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 15),S.295: 3000milites,im übrigen rund 80000Mann.
144) Ansbert (wie Anm. 15),S.69: uricersi nrilites exercitus,singullspentarchissociorurnsuorummilitran
conscriptanoznuzaet loci fantiliiriter deferentibusad ipsumirnperatorem,unter bezeichnendemZitat aus
Lucas2,1.
74
RUDOLF IIIESTA2: D
Die dritte Entscheidung betraf dieWahl des Weges. Der Hinweis auf den Tod des Kaisers
im Saleph nimmt die Antwort vorweg, doch sie war umstritten. Die Schwierigkeiten auf dem
Landweg waren seit dem ersten Kreuzzug, vor allem dem Kreuzzug von 1101 und deut Zug
des deutschen und des französischen Heeres 1147bekannt. Es war nicht nur die Gegnerschaft
der Türken Kleinasiens und das Zweikaiserproblem, sondern Barbarossa hatte die Katastrobestand
der
Vor
Dauer
Choirobakchoi
allem
angesichts
selbst
miterlebt.
eines solchen
phe von
Marsches ein Versorgungsproblem. Die Alternative war der Seeweg. Schon nach 1095 waren
der
den
die
dem
in
Osten
Zwischenzeit
In
Schiff
Kreuzfahrer
gefahren.
waren
mit
einzelne
Seefahrtsverhältnisse unvergleichlich besser geworden, und auch Könige vertrauten sich
dem
Schiffen an, wie Konrad III. und LudwigVll.
auf
zweiten Kreuzzug, obwohl die
Katastrophe des Jahres 1120, die dem Sohn Heinrichsl. von England und Schwager Heindeutschen
bekannt
hatte,
das
Hof
Dennoch
V.
Leben
gerade
war.
gekostet
am
entschied
richs
daß
den
für
daran
im
die
Landweg,
Jahre
Barbarossa
1195
erinnert,
und es sei
auch
gleiche
sich
Diskussion aufbrach, bis Heinrich VI. gestützt auf den Besitz der apulischen Häfen den
Seeweg durchsetzte"')
Die Gründe werdennicht letztlich klar, auchwenn die Wahl inspirationedivina erfolgt1'>.
Mit sapiensindustria und imperialisauctorizashabeder Kaiserden Bischofvon Würzburg und
denn
der
"'>,
Seeweg
für
inconstans
den
Landweg
propositunr,
sei
zurückgewonnen
als
ein
andere
der
facilior
des
Teufels,
Eingebung
gegenüber
notabilis
und
ardua et prolixior expeditio
eine
terrestris,währenddie cornpendiosa
navigatiowenigertimor hostilispaganorjanmit sich bringe
die
lasse"'),
der
sind
Wertungen
der
feige
die
Berichterstatter.
Freilich,
erwarten
und
anderen
daß
Wilhelm von Ncwburgh in der Rückschau
Landwegwar eineperegrinatioperiarlosissima,
so
hätte
besser
19>,
Weg
hartem
Tadel
Barbarossa
einen
anderen
genommen"').
anfügt
mit
Wie gesagt,eine wirkliche Begründung für den Landweg fehlt. Von der Idee einer
Bußwallfahrt her war er als der beschwerlicherezweifellos verdienstvoller,doch er war auch
länger,so daßunvermeidlichdasElement der Hilfe zurücktrat, wo esdoch geradeuni rasche
Hilfe ging. Ernster scheinenvorerst logistischeProbleme.Der Hinweis englischerChronisten
freilich
das
deutsche
ist
die
der
Heer
Zahl
Kreuzzugsteilnehmer's'>
zutreffend,
nur
wenn
auf
französidas
das
doch
Auffassung
war
und
größer
als
englische
wesentlich
entgegengeltender
145) Ebda., S. 113.
146) Ebda., S. 13.
147) Ebda.
148) Ansbert (wie Anm. 15), S. 13: subita quadam mlaatione animi alteratus navigationen: transrnarinant
faciliorem utique pro ierrestri expeditione ardua et prolixiori; vgl. auch ebd. S. 24, doch der Verweis
Anm. 3, diese Kreuzfahrer hätten das Landheer in Akkon erwartet, ist natürlich verfehlt. Historia
Peregrinorum S. 129: terrestris expeditionis, que plus Liboris et periculi videbatur babcre.
149) Wilhelm von Newburgh (wie Anm. 270), 5.275.
150) Ebda., 5.328.
151) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 293: Dudurn quid em in discussione:n venerat, an rnari
an terra potius tanta belli moles incederet. Std quantalibei navium rnultitudo tot trtilibus trausvcl crtdis
daher
der
Landweg gewählt worden.
sei
sufficere
videbatur,
minus
PRECIPUA
TOCIUS
CIIRISTIANISDSI
COLUMPNA
75
die
sche,
später zu Schiff in den Osten fuhren 152).Dennoch überzeugt auch dies nicht wirklich,
denn mit Marseille, Genua, Pisa und Venedig hätte das Reich große Seestädte heranziehen
können, die ihre Leistungsfähigkeit schon unter Beweis gestellt hatten und dann die westeurokeine
der
kaiserliche
den
brachten.
in
Osten
Flotte
Heere
Freilich
es
päischen
gewesen,
wäre
Kaiser nicht auf eigenem }Boden« in den Osten gefahren, mit den später 1201/1202 auftretenden Problemen bei gecharterten Schiffen. Gewichtiger sind die finanziellen Aspekte. Die
Franzosen mußten für die Fahrt von Genua nach Akkon samt Pferden und Proviant im
Durchschnitt pro Kopf soviel bezahlen wie die den deutschen Teilnehmern festgesetzte
Mindestausstattung für zwei Jahre betrug15'). Schließlich kann im Frühjahr 1188 für eine
Entscheidung zugunsten des Seewegesdas strategische Bedenken nicht übersehen werden, ob
die
bis
Städte
im
Heiligen
Lande
überhaupt
zum Eintreffen
verbliebenen
es
gelingen werde,
der Flotte zu haltent5`). Das war damals nicht vorauszusehen, und man wußte, wie knapp
Konrad von Montferrat einer Gefangennahme entgangen war. Man stelle sich vor, Barbarossa
befindlichen
der
der
Stadt
Bei
in
den
in
Muslims
Hand
Hafen
eingelaufen.
einem
wäre
einer
für das Frühjahr 1189geplanten Aufbruch war bei günstigem Verlauf mit einem Eintreffen im
Spätherbst des gleichen Jahres zu rechnen, wie vielleicht auch der im fiktiven Schreiben an
Saladin genannte Termin vom 1.November 1189 andeutet"'). Dies waren aber über zwei
Jahre nach dem Fall von Jerusalem, und das Königreich war in drei Monaten völlig zusammenUnterschied
1189/90
liegt
Darin
zu
und vor allem
schon
zugleich ein wesentlicher
gebrochen.
ferner
bedenken
Zu
ist
denen
Verfügung
Cypern
Unternehmen
1191,
stand.
zur
zu allen
nach
die überraschende Nachricht der Gesta Heinrici II, daß Barbarossa aufgebrochen sei, um
Antiochia zu rettent51)" Eine solche strategische Konzeption mit der nordsyrischen Stadt als
festem Stützpunkt für die Rückeroberung des Heiligen Landes hätte allerdings den Landweg
fast zwingend nahegelegt151).
Nicht auszuschließenist schließlich,auch ohne die angeblicheWeissagungeinesastronodes
158),
finden
Tod
Abneigung
im
Wasser
Barbarossa
eine prinzipielle
seinen
mien,
werde
152) Zur Frage der Heeresgröße vgl. oben S. 69f. Den Schiffsraum sieht MAYER, Geschichte der
Kreuzzüge, `1955, S. 12S, als das entscheidende Kriterium an.
153) Vgl. Vertrag bei CARTEwERI (wie Anm. 51), II, S. 119ff.: 5850Mark für 650Ritter und 1300Knapfünfmal so
das
deutsche
Heer
diesen
Gegenüber
1950Personen
1303Pferde.
mindestens
war
pen und
EICKIIOFF
(wie
kleinen
der
Leute
die
Maße
einrechnet.
nicht
mitziehenden
groß, selbst wenn man
Anm. 2), S. 36 scheint beim Vorschlag des Seeweges nur an eine Einschiffung in Norddeutschland zu
denken, doch ist dies ganz unwahrscheinlich.
154) Für dieseIhese sehr entschiedenCh. M. BRAND,Byzantium confronts the West, 1968,5.178.
155) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S.2S0: a capite kalendarum Novembrium evoluto anni
dazu
S.
92.
prefrgimus,
terminunr
vgl.
unten
spacio
156) Gau Heinrici II (wie Anm. 31), S. 55f.
157) Vgl. auch unten S. 9Sf.
158) Estoire cd. MoRGAM (wie Anm. 73), S. 9S; lacobus Aquensis, Chronica, cd. 0. HOLDER-EGGER,in
DERs., (cd.), Gesta Federici I imperatoris in expeditione sacra, MGH SS rer. Germ. 1892, S. 79. Vgl. auch
unten.
76
RUDOLF
H[ESTAhD
Kaisers, eventuell nach einer traumatischen Erfahrung aus dem zweiten Kreuzzug, gegenüber
dem Meer. Der Seeweg brachte ganz allgemein größere Unwägbarkeiten mit sich, wie allein
lange
blieb"').
das
davon
daß
Schiffbrüchigen
Geht
Schicksal
oft
ungewiß
von
man
schon
aus,
Barbarossa für den Fall seinesTodes auf dem Kreuzzug ein Begräbnis in Jerusalem gewünscht
der
hatte 160),
dies
dem
des
Leichnam
Grund
Meeres ruhte.
nur
möglich,
wenn
auf
nicht
so war
Daß hier nicht ein bloßes Gedankenspiel vorgetragen wird, ergibt sich daraus, daß man später
Überreste zurückzubringen, wie das
die
den
daran
dachte,
mit
sterblichen Resten
nie
Ludwigs IX. und mit in Italien verstorbenen Reichsangehörigen geschah161)
.
Die Entscheidungfür den Landwegzog gezieltetechnischeVorbereitungennachsich. Die
Fortschritte des 12.Jahrhundertswurden spürbar, als vor dem Aufbruch Wagen für den
Warentransportund die aegrotantesgebautwurden "i), um Verzögerungenzu vermeiden'11),
den
in
ausführlicherenKreuzzugsberichtendie Aufmerksamkeit für die
wie ganz allgemein
Wegqualitätauffällt. Für die ersteWegstreckeließen Barbarossaund der König von Ungarn
Straßenausbauenund Brücken über Flüsse,Bächeund Sümpfeerstellen161),
ganzähnlich ließ
im byzantinischenReich der Dux von BraniEevoentsprechenddem in denVerhandlungenvor
dem Aufbruch gegebenen
Versprechendes Basileus,invia pervia zu machen145),
die Straßen
den
dem
Durchzug
Heer
zu erleichtem'18).In der Folge hört man von einer
verbreitern, um
besonderenTruppe aus Ungarn und Böhmen, die dem Heer vorausgingen,flammis
et
securibuspreclusosviarurn transitus reserantes,also einer Pionicrabteilung114.Nachdem auf
demBalkanderWechselvon den ausRegensburgmitgeführtenSchiffenauf Wagenstattgefunden hattet68),wurden beim Übergangüber die Dardanellendie zentralenVorräte von Wagen
offensichtlich weil die anatolischenStraßenschlechterwaren.
auf Saumtiereumgeladen169),
Schließlich kommt es zum brutalen Einsatz der vorhandenenMittel: um einen Sumpf zu
159) Es konnte über ein Jahr dauern, bis man über das Schicksal Verschollener einigermaßen Sicherheit
besaß,vgl. z. B. den Streit um das Archidiakonat von Antiochia bei Reg. Innozenz' III., X, 186, cd. MiGZrt,
PL. 215 c. 1278; vgl. \Z MA1.ECZEN,Petrus Capuanus, 1988, S. 205f.
160) Vgl. unten S. 107.
161) Nach jener Prozedur more teutonirn, die dann von BonifazVIII.
Kirchenrecht verboten wurde.
als im Widerspruch mit dem
(wie Anm. 10),S.23 die Nachricht überden Bauvon Belagerungsmaschinen
162) Woher RIEZLER
nimmt,
ist nicht klar. Die Mitnahme von balinarü hieß nicht das Mitnehmen der Maschinen,sondern von
Armbrustschützen.
163) Itinerarium peregrinorum(wie Anm. 36), S.293.
164) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 8, S. 129. Man vgl. Barbarossas Förderung von Eindcichungsmaßnahmen am Niederrhein.
165) Ebda., IV, 10,S.133166) Ebda., IV,9, S.132:omnesartas Lins dux Grecusampliarifecit.
167) Historia Peregrinorum(wie Arun. 15),S. 133.
168) Ansbert (wie Anm. 15), S.27; Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 133.
169) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), 5.148; nach Ansbert (wie Anm. 15), S. 70 schon bei
Rossa: ob dijficultatem via rum, aber dann nochmals nach dem Überqueren der Dardanellen rdictis bigis et
quadrigis, Ansbert S. 72. Die Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 152 nur für Gallipoli.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
77
durchqueren, wurden an geeigneter Stelle Schilde
und Brustpanzer versenkt, um sozusagen
einen befestigten Unterbau zu erstellen, dann Pferde getötet, deren Leichen zur weiteren
Auffüllung dienten-)!
Wenn der Kreuzzug auf dem Landweg verlaufen sollte, gewann eine geregelteVersorgu ng desHeeresmit Nahrungsmitteln und mit Futter für die Tiere entscheidendeBedeutung.
Siewar nicht nur unentbehrlichfür einen raschenDurchmarsch,sondern auch für die innere
Disziplin desHeeres.Die Nachrichten über die Versorgungssituationdurchziehendaher
nicht
zufällig wie ein roter Faden die Kreuzzugsberichteund nehmenzum Teil einen fast ebenso
breiten Raum wie die militärischen und politischen Aspekte ein. Barbarossahatte die damit
Probleme klar erkannt, wie schon die erwähnte Vereinbarung mit
zusammenhängenden
\Vilhelmll. von Sizilien über die zu verhindernde Überfahrt von Kreuzfahrern auf dem
Seewegbeweist17').Anders als im Reich, wo man auch auf Italienzügenauf eigeneRessourcen
zurückgreifen konnte, befand man sich auf dem Kreuzzug von der Reichsgrenzean auf
fremdem Gebiet. Daher sollten Vereinbarungenmit Ungarn, Byzanz und den Seldschuken
regelmäßigenMarkt und feste Preisesichern172)
mit teilweise genauerSpezifikation, was frei
genommenwerden durfte, wie Baumfrüchte, Gemüse, Holz - ohne die Häuser selbst!-,
Hafer und Stroh für die Pferde, und was zu bezahlen war173).Ganz modern suchte man
gleichzeitigdurch feste\\Wechselkurse"')Währungsspekulation
zu verhindern.
SolcherPlanungentspraches,daßder Kaiserzumindestauf dem Balkan offensichtlich eine
zentrale Reservemitführte, die, auf Schiffen und später Karren transportiert oder als Herde
von Schlachtvieh(ar:inuliz comestibilia) mitgetrieben, vor Branicevo durch Getreide oder
MehllieferungenKönig Belasvon Ungarn nochmalsaufgefüllt wurde175).
Als diesesSystemin
Anatolien zusammenbrach,wo von einer ähnlichen Ausstattung mit einer Getreidereserve
durch den Basileusoder von einem Mitführen von Getreide auf Wagennach dem Übergang
170) Estoim cd. Mo tcAN (wie Anm. 73), S. 94.
171) Vgl. oben S. 71.
172) Chronica regia Colonicnsis (wie Annt. 38), S. 139: ordinasse, quod 100 equorurn pabula marca
emantur, similiter 4 bores presr attes n: arta una, et cetera in hunc modem. Historia Peregrinorum (wie
Arun. 15), S. 127: pro me=to, pro vie seeernste et pads certitudine. Aus byzantinischer Sicht wird dieses
Ziel der deutschen Seite bei Niketas Choniates, Historia, Isaak Angelos, cd. I. A. VAN DIETEN, 1975, S. 402
usw. wiederholt hervorgehoben.
173) Historic Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 12S:fructus arborrun,holerahortorum, ligna ad ignemsine
devastationedomorunr,gramrien
et p. lcasnad ususequorun acciperent,cetera... compararent.
174) Im Vertrag mit Isaak 11.Ansbcrt (wie Arun. 15), S. 66: argenti marca pro yperperis quinque et dimidio
und ein )pcrpcram pro sramih:ibus annum et viginti nulla differentia existente inter nova et vetera
stamina; in bezug auf die Preist nur iusto pretio... Zum Wechselproblem auch interessante Angaben im
anonymen Bericht aus Ancona, cd. HAraiE, in: Neues Archiv23 (1898), S. 398-400: concambium bonum
et forum rectum ... de fora sit ordina u»r fuit: ut quicquid ante duos denarios, postea uno venderetur, pro
darentur,
Über
in
III
die Wechselkurse
perpere
pro
contambro
esu7rr7«ira
none
marca
examinata quinque.
im Heer selbst vgl. Ansbert (wie Anm. 15), S. 26.
175)Arnold von Lübeck(wieArun.23),1V,S,S.131.
i
78
RUDOLF
IIIESTAND
über die Dardanellen- andersals auf dem Kreuzzugvon 110116)-nicht mehr die Redeist'Th,
kaum
im
Anatolien
Straßen
den
südwestlichen
auch
möglich gewesenwäre,
schlechten
auf
dienen,
freilich
die
der
Nahrungsbasis
Gefährdung
Teil
Pferde
unter
als
akuter
mußten zum
des
daß
Teilnehmer
Schlagkraft,
Hungers sogar zum Feind
so
einzelne
wegen
militärischen
überliefen und zum Islam abfielen"'). Daher galt in der Rückschaudie Verzögerungdurch
den langenAufenthalt in Thrakien währenddes\tinters 1159/93als gut, weil sie viel ernstere
in Kleinasienvermied'"), wo sich die politische Entwicklung seit
Versorgungsschwierigkeiten
der Jahrhundertwendeauch logistischgegendie Kreuzfahrerentwickelt hatte.
In der Tat gab es vorerst keine größeren Versorgungsschwierigkeiten. Die Ungarn hatten
das Problem ihrerseits erkannt und stellten sogar große Mengen Gratisproviant, später
weiteres Mehl und pabulum ... pro libitu , nach einem anderen Bericht Mehl, \Vcin und
Fleisch in Fülle zur Verfügung"c); auch die Byzantiner lieferten beim Übertritt auf das
Reichsgebiet zuerst Gratisproviant für acht Tage und dann vereinbarungsgemäß Lebensmittel
für den Markt'e').
Eine genaue Lektüre zeigt rasch, daß es Kreuzfahrer waren, die als erste Schwierigkeiten
hervorriefen, als sie nicht bezahlen wollten oder konnten und die Lebensmittel den Bauern
fast
folgten
in
Mechanismus
in
Darauf
einem
exemplarischen
spiralförmiger
wegnahmen.
Steigerung aufeinander Liefersperre, allgemeine Plünderung, politische Verstimmung und
Übles im Sinne
bald
bewies,
jeder
daß
die
Seite
Gegenaktionen,
was
militärische
andere
hatte182).Das gleiche wiederholte sich in Kleinasien sowohl im byzantinischen als auch im
hier
die
herbeigeGebiet.
Nachdem
Bauern
Nahrungsmittel
auch
anfänglich
seldschukischen
dem
die
deutschen
Markt
hatten,
Kreuzfahrer
sie
auf
anzubieten''),
um
waren
schafft
nur
bezahlen
bereit
Teil
zu
und nahmen sie entgegen den ausdrücklichen Vereinbarungen den
zum
Bauern weg, als ob sie im Feindesland wären. Hinzu kam, daß man auf deutscher Seite die
instabilen politischen und sozialen Strukturen auf dem Balkan und in Kleinasien nicht
bewußt
nicht erkennen wollte, sondern von einem Idealbild staatlicher
erkannte, später auch
176) Vgl. etwaAlbert von AachenVIII Sff., RecueildesHistorien desCroisades(-RHCr. ). Historicns
occidentauxIV (1879)S.564ff.
177) Nur die byzanzfreundliche Estoire cd. MoRGAN (wie Anm. 73), S. 93 schreibt: der Basileus a ceauz
dona
il grant avoir.
terre
par
qui voreient aler
178) Zum erstenMal zu ca.Mai 7-10 in Historie Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 161;späterwieder Mai
15, ebda.,S.166,und ähnlich beimTode desKaisers,Ansbert S.92.
179) Vgl. Ansbert (wie Arm. 15),S.68f.
180) Chronica regia Colonienis (wie Anm. 38), 5.144; Otto von St.l3lasien(wie Anm. 15),c. 32, S.46.
181) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,8,5.131. Nach Niccus Choniates,Historia (wie Anm. 172),
S.402f. machtessogarden Anschein,als ob solcheGratislieferungenTeil der Vereinbarungen,also nicht
spontaneGeschenkewaren.
182) Ernoul (wie Arun. 73), S.249.
183) Ernoul (wie Anm. 73),S.249; Estoire,cd. MoRGAN(wie Anm. 73), S.95. Zum Preiszusammenbruch
Turkmenenproblcm
S.
(wie
Anm.
C.
CAI,
Historia
Peregrinorum
15),
142,
B.
zum
vgl.
trr, Sdgukidcs,
z.
Turcornans''etAllemandsau temps dc la troisicme Croisade,in: lAener Zeitschrift für die Kunde des
(1960),S.21-31.
Morgenlandes-56
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
79
Durchsetzungsgewaltausgingund die Leistungskraft des byzantinischenStaates,vor allem in
den westanatolischenGrenzregionen,weit überschätzte.Die ernsthaftenSchwierigkeitendes
Marschesund der Verpflegungbegannenziemlich genau an der Stelle, wo seit 1147mit der
Ausbreitung derTurkmenen die stärkstenVeränderungeneingetretenwaren.
Barbarossahatte nebenden Vereinbarungenüber die Marktbelieferung als unentbehrliche
Ergänzung durch ein striktes Plünderungsverbotversucht, die Versorgungsproblememöglichst zu entschärfen.Doch es wurde bald deutlich, daß sowohl die teilweisefreie Selbstversorgungsmöglichkeitals auch vor allem gut gemeinteGratislieferungenpsychologischeinen
negativen Effekt hatten. \Vie scharf waren die Grenzen zwischen erlaubt und verboten
einzuhalten?MancherKreuzfahrerwollte, wenn gratis gelieferteVorräte zu Ende waren, auch
für die auf dem Markt zum Verkauf angebotenenWaren nicht bezahlen.Das gleichetrat ein,
Überlegungen
das grundsätzliche
Engpässen
wenn vorübergehendwegen
und auspolitischen
Verbot der Plünderungund desFouragierensüber dasPferdefutterhinausaußerKraft gesetzt
worden war"'), sobald wieder zu ?normalen- Verhältnissenzurückgekehrt werden sollte.
Schließlichwurde als dritter Mechanismusdeutlich, daß große Beute zuerst die Preisevöllig
zusammenbrechenließ, jedoch nach kurzem neue Engpässeentstanden,weil keine Vorräte
angelegtworden waren'ES).Die dem mittelalterlichen Menschentief innewohnendeSorgeum
dastäglicheBrot brach sich immer wieder Bahn. Schonals der Kaiser zwei SpeicherMehl, die
ihm der ungarische König in Gran offerierte, an die »Armen« weitergab, erstickten aus
Habgier drei Menschenim Mehl. In Philadelphialag die Schuld an schwerenZusammenstößen unzweideutig bei den Kreuzfahrern, da sie die Ernte schädigtenund unmäßigenMarkt
fordertenl 4) In Konya muß schließlich nach dem Sieg Barbarossaseine deutsch-türkische
Schlichtungskommissionzur Überwachungdes Marktes eingesetztwerden187).
Neben den Nahrungsmitteln zeigt sich bald ein zweites, in mancher Hinsicht viel
gravierenderesProblem: die Pferde. Ihre Verfügbarkeit bestimmtedie Kampfkraft. Schonim
Brief aus Philippopel besteht ein auffälliger Kontrast zwischen den geringenVerlusten an
Leuten und der Betonung großer Verluste an Pferden1"), die eben keineswegssogleich
für
die
besondere
konnten,
Panzerritter
Pferde
weil
schweren
ausgeglichenwerden
auch
Übergang
die
durch
in
Ausfälle
Vom
Gebiet
gebrauchtwurden.
seldschukisches
an steigen
Strapazen,durch Feindeinwirkung, dann wegenungenügendenFutters. Daher wurden neben
dem Fouragierenvon Nahrungsmitteln auch Kamele geraubt, wohl nach dem Verlust von
184) Otto von St.Blasien (wie Anm. 15), c. 32, S.47: exercitcunad rapinam data Iicentia relaxavit.
doch sogleichper
Historic Peregrinorum(wie Anm. 15),S. US. licentis praedandi indulta ex necessitate,
lis
der
imperi:
Bischof von Würzburg eingreifen
cvagante,
s
edicti
worauf
n:
ct.:
nirnium
avsrici rnr ultra
muß.
185) vgl. Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), 1V;10, S. 133. Hohe Preiseauch Ansbert (wie Anm. 15),
S.79; ebdc.,S.81: wegenimmodcr.u:ti z epuleei ebrietatisin Grecia.
186) Historic Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 154.
187) Albertus afilioli, Cronia imperatorum(wie Anm. 62), c. 168,S.649: iusticiarii taxatores.
188) DFI 1009:maximum dsnmum in equissustirruinrus.
$o
RUDOLF
NIESTAND
PferdenalsTragtiere1d9.Der turkmenischenBevölkerungwurde dadurchjedoch die Lebensjede
Zusammenarbeit
Die
ZusammenBereitschaft
zur
zerstört.
und
genommen
grundlage
hängewerden darin deutlich, daß gleichzeitigKlagen über die geringeZahl der Kreuzfahrer
beginnen,gemeintsind vor allem die zum Kampf geeignetenund richtig ausgerüstetenRitter.
Zum erstenMal für den 7.Mai 1193wird die paucitasgentis nostraehervorgehoben,die es
habe,
detachieren
bis
t"-),
Leute
Fouragieren
(mehr)
zu
zum
am 18.Mai 1190,wie
erlaubt
nicht
den
das
haben,
is
in
Ritter
in
Kampf
bereits
1000
500
gegen
nur
oder
eq;
gesehen
noch
wir
konnten.
Heer
ziehen
seldschukische
Trotz umfassenderorganisatorischerVorkehrungen,trotz genauerReglemcnderungund
intensiverVersuche,daslogistischeProblem in den Griff zu bekommen,erwiessich auch für
den deutschenKreuzzug, daß solche Probleme mit den verfügbaren Mitteln noch nicht
bleibt
bei
lösen
Dennoch
allen Schwierigkeitenund Klagen über Nahwirklich zu
waren.
der
des
bis
die
Vergleich
Kreuzzuges
Armenien,
Hunger
Leitung
nach
wie
rungsmangelund
sowohl mit dem Kreuzzug von 1101als auch dem zweiten Kreuzzugzeigt, unter dem Aspekt
der Versorgungeine überragendeLeistung.
der
der
inneren Ordnung des
Wahrung
Der Zusammenhangder Versorgungsfrage
mit
Heeresist schon angeklungen.Ihr galt aus militärischen,politischen und moralischenGründen BarbarossasbesondereSorge.Der Marsch sollte rasch verlaufen, ohne wegen vermeid..
barerKonflikte Zeit und vor allemauchMenschenlebenzu kosten.Die SchlagkraftdesHeeres
bleiben,
das
heißt
bis
im
Osten
bis
Eintreffen
sieben
erhalten
mindestens
acht
zum
mußte
Monate, in Wirklichkeit dann weit über ein Jahr. Und eswar ein Kreuzzug, ein Unternehmen
für den höchsten Lehensherrn Christus und damit auch von christlicher Lebensweisezu
bestimmen.
DiesesZiel erforderte einerseitseine klare und effiziente Regelungder Führungsfrage,
der
beiden
kam
inneren
des
die
Disziplin
Bereichen
Heeres.
Sicherung
In
es,wie
andererseits
der
im
Ganzenaußergewöhnlichen
Autorität einesBarbarossawährend
trotz
sich zeigenwird,
des Marsches mehrfach zu typisch mittelalterlichen Schwierigkeiten. Wenn zum ersten
Kreuzzug im Ganzen mehr Menschenaufbrachen,so verteilten sie sich doch auf mehrere
Gruppen, und von Dorylaion an hatte ein Kollektiv die Führung. Auch beim zweiten
Kreuzzug zogen größereKontingente mit, aber ohne einheitlicheFührung. Den deutschen
Kreuzzug von 1189 leitete dagegenwirklich ein einzelner. Eine straffe Befehlshierarchie
mußte dahergesichertwerden, um den Zusammenhaltzu erreichen.Siestellte angesichtsder
Größe desHeeresbesondereAnforderungen.
Durch die in sich Ichens-oder landrechdichstrukturierten Kontingente,die die einzelnen
führten,
kirchlichen
Würdenträger
weltlichen und
mit sich
ergab sich eine erste Einteilung,
doch umfaßte dieseweder alle Kreuzfahrer im Heer noch waren die einzelnenKontingente
des
beim
Struktur.
Nachdem
Verlassen
Reichsgebietesdie
ähnlicher
gleich groß oder von
189) Ansbert (wie Arun. 15), S. 78.
190) Historia Percgrinorum(vie Anm. 15),S. 160.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
81
Teilnehmer aus Gründen der Disziplin in Gruppen unter Heeresrichtern zusammengefaßt
worden waren, wurden kurz nach dem Übertritt auf byzantinisches Reichsgebiet für den
Marsch größere Abteilungen gebildet, um nicht unvorbereitet einem Angriff ausgesetzt zu
sein 191.Ursprünglich fünf, später nach dem Abzug der Ungarn vier, wurden sie in Kleinasien
auf drei reduziert, schließlich vor Konya auf zwei unter dem Kaiser und seinem Sohn, die
schon vorher immer stärker als das eigentliche Führungsduo auftraten. Zugrunde lagen
einerseits die erheblichen Verluste vor allem an Pferden während der vorangehenden Wochen,
andererseits eine bewußte Konzentration von Verantwortung in eigener Hand 192).Damit
gelang es in erstaunlichem Maße während der militärisch kritischen Phase von Laodicea bis an
die seldschukisch-armenische Grenze die Befehlsgewalt durchzusetzen, doch brach bezeichnenderweise, kaum befand man sich wieder auf christlichem Gebiet und sah die Hoffnung auf
durch
die
den
Taurus
letzten
Verpflegung
im
Wegabschnitt
selbst
reichliche
vor sich,
Marschordnung zusammen, weil jeder möglichst rasch die Schwierigkeiten hinter sich bringen
wollte 193).
Für die Führungsstruktur von oben nach unten und unten nach oben wurden neue
Lösungenentwickelt. Bereits beim Überschreitender Grenze zu Ungarn mußten alle einen
Eid leisten,der sie unmittelbar dem Kaiser unterstellte.Doch es bedurfte zur Umsetzung der
Zwischeninstanzen.Einer solchen straffen Befehlshierarchiediente es, als in Philippopel
Gruppen von je 50 Kreuzfahrernmit einemvon BarbarossaBeauftragtenund andererseitsein
Heeresrat von zuerst 60, dann zur besserenEffizienz von sechzehn Personen gebildet
wurde"). Diese . Fünfziger.. - falsch als Pentarchenstatt Pentakontarchenbezeichnethatten sowohl militärische Führungsaufgabenals auch richterliche Funktion, ohne daß ihr
Verhältniszu den in PreßburgeingesetztenRichtern klar würde. Sieunterstandenfreilich dem
kaiserlichen2Marschall191)
Doch der gewünschteEffekt blieb aus, die Eintracht war weiter
Übergang
die
der
dem
daß
Kleinasien
Kaiser
gefährdet,so
vor
nach
»Fünfziger«suspendierte
und sich zum einzigen Herrn des Heeres erklärte"). Zugleich forderte er von allen einen
neuenGehorsams-und Treueid, bis mindestenssechsWochennach dem ErreichenAntiochias
zusammenzubleibenlW),
was in jedem Fall unumgänglich geworden war, nachdemweitere
Gruppen hinzugestoßenwaren, die den erstenEid in Gran nicht geleistethatten.
191) Ansbcn (wie Anm. 15),S.34: in futunsm cxenitunsper turmas et agnsinadivisit.
(wie Anm. 2), S.46f.
192)Zu der Situation vor Konya -,-g1.auch EICKHOFF
193) Ansbert (wie Arun. 15),S.93: exercituspropter inciedibilenr vie di cultaremnon servataconstituta
progressioser:cc
coatis pr.::: puns et socictatunsvexillis unsuquisquepro possesuo alium anteire
attemptabat.
194) Ansbcn (wie Anm. 15),S.46. Der 60er-, dann 16cr-Ratist nicht mit den Pentarchenidentisch,denn
es heißt ausdrücklich:sc>rsgintaquoque ...
195) Ebda.: salvo iure nuresu:lci.
196) Ebda., S. 69. Vgl. Itineratium pcregrinorum (wie Anm. 36), S. 296: onus
... ursiversitatem rnoderatur.
197) Ansben (wie Anm. 15), S. 69. s. c nrnusun debite subiectionis et fidelitatis. Auch in Historia
Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 152 wird, wenn auch etwas enigmatisch, das Vorgehen begründet: ne
discordiant et scissurssmentisun operaretsrr in exercitu.
aliquorunr issconstasscia
82
RUDOLF
IIIESTAND
Trotz der Übernahmeder alleinigenBefehlsgewaltund der absolutenmilitärischen Bannfreilich
bei
das
Entscheidungen
Barbarossa
wichtigen
sich
auf
cousiliunr
gewalt stützte
den
beschloß
in
Regensburg
Schon
Aufbruch trotz der nicht erschienenen
principum.
er
Kreuzfahrer consilio habitotysl; ex consilio principunr wurde das Heeresgesetzin Wien
verkündet'"); habito ruin principibus consilioließ er in Nisch den Bischof von Würzburg vor
versammeltemHeer scharf Stellung gegendie Verletzung des Plünderungsverbotsund die
insolentiaservientitunnehmen2xl;in Thrakien soll esconsilioprincipunr gewesensein, daß er
holte
Wunsch
Konstantinopel
Konya
nicht
angriffF');
vor
er wieder
gegenseineneigentlichen
deutlich
laut gewordenem\1iderstand gegeneine Ablehnung der
jedoch
nach
consiliumein,
Tributforderung der Seldschukennur noch convocatasanioriparte, dasheißt mit einer Auslese
hier
bleibt
den
Auch
Fürsten2o2).
unter
offen, in welchemVerhältnis diesesconsiliumprincipum zum Rat der 60 beziehungsweise
sechzehnstand; die saniorpars warenwohl nicht einmal
mehr die sechzehnvorher ausgewähltenRatgeber.
Dank seiner Autorität gelang es Barbarossa, in kritischen Momenten die militärische
Disziplin durchzusetzen, wie bewundernd festgestellt wurde, daß das kampfbereit aufgestellte
Heer von den Seldschuken tagelang vergeblich zu jouste herausgefordert worden sei: par tel
discipline les guieit l'emperere2Y3).Sie fand ihr Echo auch bei den Griechen=a'1 und in der
Umgebung Saladins als das eigentlich furchterregende Element der abendländischen Heere.
Wenn man bedenkt, wie schon wenige hundert Mann schwerer Panzerreiterei, solange sie
Formation hielten, als unüberwindlich galten, das fränkische Heer bei Hattin 1200Panzerreiter aufgewiesen hatte, 500 Panzerreiter unter Barbarossa das Feldheer der Scldschukcn angeblich 30000 Mann stark - besiegt hatten, so kann man sich die psychologische Wirkung
der Nachricht vom Nahen von 600000,50000=1
oder noch nach dem Tode des Kaisers
42000Rittern in einem Brief des armenischen Gegenpatriarchen an Saladin leicht vorstellen2071.»Eiserne Disziplin und ungewöhnliche Ausdauer« wird hier warnend hinzugefügt in
198) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,8, S. 129.
199) Ebda.,falschzu Gran.
200) Ansbert (wie Anm. 15), S. 34.
201) Gesta Federici (wie Anm. 158), S. 84.
202) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,12,5.136. In der Chronica regiaColonicnsis(wie Anm. 38),
S.150heißt es einfach:consilioarm suir bsbi:o.
203) Estoirc cd. MOACAN(wie Arun. 73), S.96.
204) Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),5.139 referiert als Aussagedes Gegners:auiusfortitudini cris
humanain bello obsisterenon sakbat. Vgl. auchAnna Komnena,Alexiadc X 9,7, cd. B. LEIB(1937-76)
111223 und Abu Shama,Le livre desdcux jardins, RHCr. Historiens oricntaux (' HOr. ) 1\'(1899) 271.
205) Ernoul (wie Anm. 73), S.248.
206) Estoire, RHCr. H. occ. 11,1859,5.116.
207) RRH (wie Anm. 70), Nr. 694; Baha ad-Din, RHCr. HOr. 111,1884, S. 163; vgl. Imad ad-Din al
Isfahani, Conqucte de la Syrie ei dc la Palestine par Saladin (Documents rclatifs i 1'histoire des
Croisades 10,1972), S. 193f. nur zusammenfassend; Ibn al-Athir, al-Kamil, RHCr. HOr. 11 (1887) S. 24;
vgl. dagegen das verächtliche frühe Schreiben Saladins über Barbarossa an Saif ad-Din al-Islam, cd.
REINAUD, Extraits des historiens arabes, 1829, S. 235.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
83
auffälliger Koinzidenz mit \Vonen Ansberts, der von einer terribilis et ordinata aciesspricht,
und des Bildes von »ehernenStandbildern und unverwundbaren Giganten« bei Niketas
Choniates'-").
Das Echo des deutschenSiegesvor Konya war gewaltig. Am Hofe Saladinszerstob die
frühere Überheblichkeit, denn die Niederlageder Seldschukenwar auch eine eigeneNiederlage,nachdemman über ein EhebündniseinegemeinsameFront gegenBarbarossaaufzubauen
des
hatte.
das
der
Schicksal
Heere
Kreuzzuges
versucht und sich wohl auf
zweiten
verlassen
Man begannmit einem wirklichen Eingreifen der Deutschen in Syrien zu rechnen, rief als
Reaktion einmal mehr den heiligen Krieg aus, ersuchteBagdad,Mossul und die Gezire um
Hilfe, legtein Palästinaals unmittelbaremilitärische ReaktionTiberias,Jaffa,Arsuf, Caesarea,
Sidon und Byblos nieder, damit sie nicht als befestigte Plätze und Stützpunkte dienen
könnten2-''),räumte in Nordsyrien die Festung Ba-liras. So versteht man die Erleichterung
über denTod des Kaisers,wäre doch sonst nach Ibn al-Athir in künftigen Geschichtsbüchern
über Syrien und Ägypten zu lesengewesen:»Hier regierteneinst die Muslime«210
Der im eigentlichen kriegerischen Bereich angestrebten monolithischen Struktur entsprach
die Sorge, nach innen im Kreuzzugsheer pax zu sichern. Sie machte sich der Kaiser von
Anfang an persönlich zu eigen, schlichtete vor Preßburg Streitigkeiten, erzielte bei einem
Zweikampf vor dem tödlichen Ende eine Einigung2"), und erließ, nachdem in Wien fünfhundert Mann zur Rückkehr gezwungen worden waren212>,an der Reichsgrenze213)propter
der
Heeresrichtern
Einsetzung
insolenti
tumultuantis
zusammen
mit
von
nimiam
un
exerciws
für die einzelnen Gruppen ein Heeresgesetz, eine pax et lex malefactorum et de processu
itineris, die alle zu beschwören hatten214. Die angedrohten Strafen waren drakonisch und
wurden vom Kaiser wie einem alter Phineas (4 Mos. 25,7.11) oder - mit einer Wortschöpfung
Arnolds von Lübeck als einem sapiens ard ivetator21s) mit gezieltem Abschreckungseffekt
Übeltäter,
diese
der
den
Stand
durchgesetzt
innen
Rücksichten
wie
sozialen
auf
ohne
nach
208) Aasbest (wie Anm. 15), S. 22; Niketas Choniates, Historia (wie Anm. 172), S. 414 und für einen
einzelnen Ritter, der zu Fuß sein lahmes Pferd hinter sich nachziehend 50Türken standhält, ebda., S. 414f.
209) Abu Shama (wie Anm. 204), S. 435 f., 462; Imad ad-Din (wie Anm. 207), S. 231, vgl. ebda., S. 230 und
Abu'1-Fida, RHCr. HOr. 1 1872 S. 62.
210) Ibn al-Athir (wie Anm. 207), 11 5, vgl. ebda., S. 26.
211) Ansbert (wie Anm. 15), S. 17.
212) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,8, S. 129.Die Leute, die ausWien zurückgeschicktwerden,
der
daß
der
Gruppe
bezeichnet.
MuNz,
S.
Dennoch
387,
meint
sie
zu
gegen
werden als ex excrcitu
Barbarossas
\\allen hingestoßenengehörten.
213) Chronic regia Coloniensis (wie Anm. 3S), 5.144; Ansbert (wie Anm. 15), S. 24; Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), S. 130 alle für Preßburg; Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 8 S. 129 für Gran.
214) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 3S), S. 144, vgl. auch Arnold von Lübeck (wie Anm. 23),
S. 129 und Historia Peregrinorum (wie Annt. 15), S. 130: sub edicto et iuramento pads novarum legum
institut. z. Ansbert (wie Anm. 15), S. 24 gibt leider nicht den vollen Wortlaut, vgl. auch DFI 1007.
215) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV,7, S. 12S. Das Wort findet sich bei DUCANGEund im
MittellateinischenWörterbuch, Hg. Bayer.Akademied. \V'iss.nicht.
84
RUDOLF
HI£STA?:
D
kaiserlichenUrteile ohne Einflußmöglichkeitendritter erfolgten216):
pro vioLita pacewurden
in Belgradzwei nobilesausdemElsaßgeköpft, anderendie Händeabecschlagen21n,
und in der
Folge wird immer wieder vom Hängen,Köpfen, von Hinde-Abhacken oder von öffentlicher
Diskreditierung von Ehebrechernberichtet, die, an ihren Genitalien durch Seilezusammendurchs
Lager geführt wurden217.
gebunden,
Solche innere Ordnung mit dem Ziel einespacificiis transitiis219)sollte zugleich sichern, daß
bezahlt
für
die
Lebensmitteln
Versorgung
sondern
wurde.
geplündert,
mit
nicht
nach außen
Sie diente damit auch dem Schutz der einheimischen Bevölkerung, von der man den Markt
brauchte, war aber nur durchzusetzen, wenn der einzelne Kreuzfahrer einerseits flüssig war,
die
dank
Vereinbarungen
Errichtung
Belieferung
Märkten
über
und
von
eine
andererseits
Möglichkeit hatte, mit seinem Geld zu einem angemessenenPreis den Unterhalt zu erwerben.
Über die letztere Frage ist schon gehandelt worden, über jene
wird noch zu sprechen sein,
doch der ausdrückliche Verzicht auf Plünderung bildete einen Kernpunkt aller Vereinbarundaß
den
die
Dies
Barbarossa
11.
Durchmarsch.
Isaak
über
war auch gemeint, als
versprach,
gen
Kreuzfahrer Ruhe bewahren würden22r). Nur auf diese Weise konnte man hoffen, ohne
kriegerische Auseinandersetzung und möglichst ohne Verlust an Kampfkraft das Heer an den
bringen.
Kampfplatz
zu
eigentlichen
Wirkung im Sinne einer ungestörten Belieferung des Marktes und möglichsten Vernieidens
Überfällen auf Nachzügler konnte jedoch nur erzielt werden, wenn gegebenenfalls nicht
von
bestraft,
im
den
die
Heer
Unrecht
Schuldigen
Geschädigten
sondern
gegenüber
wiedernur
gutgemacht wurde. Auch hier setzte Barbarossa Beispiele. Bei Philippopolis wurde einem
den
im
Lebensmitteln
Kloster
türkischen
außer
zurückerstattet,
selbst
alles
geplünderten
Gebiet Kleinasiens kam es zur Erstattung gestohlenen Gutcs221j,obwohl die Bestrafung bei
Kritik
Teilnehmern
verhüllte
wenig
stieß222).
auf
manchen
Probleme der Disziplin stellten sich auch im militärischen Bereich im doppelten Sinne.
WährenddeslangenAufenthaltesin Thrakien entstanddie Gefahr des iVerliegens".Tadelnde
Ausdrücke über die Stimmung im Heer häufen sich: vitionun foinhes - avaritia - ex
216) Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), S. 146: tango erat eins in iudicando sevcritas, quod n ullius
preces in iudicio admittebat nec persmum alicuius respiciebat.
217) Chronica regia Coloniensis (wie Arun. 33), S. 145. Ähnlich Ansbert (wie Anm. 15), S. 24; Historia
Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 131.
218) Ansbert (wie Anm. 15), S.60; Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),S. 148.In Philippopcl sind es
iuvenesquidam animosi,die Marktraub begehenund, soweit erwischt, enthauptetwerden. Am gleichen
Tag,alsin BelgradeinTurnier abgehaltenund junge Leutezum Ritter geschlagen
werden,läßt Barbarossa
die
Hände
Knechten
köpfen
Arnold von Lübeck (wie Anttt. 23), IV,8,
Händler
abschlagen,
vier
und
zwei
S.131.
219) Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),5.132.
220) Vgl. auchNiketas Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.402.
221) Chronica regia Coloniensis(wie Anm. 38), 5.146.
Übergang
dem
S.
72
(wie
Awn.
15),
Vgl.
Ansbert
222)
nach Kleinasien:gcneralitcr a nostris
nach
etwa
incolas
immeritos
imperatoris
teile
consert;
pax
promissa
abatur.
erga
mandato
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
85
rapi:ur.: ra et bomiddiorurn irrsolentia- predandi abusus.Der Kaiser und andere»seufzten«
doch
bleibenden
darüber,
die
immer
Erfolge'). Dabei
Schuldigen
tadelten
wieder,
ohne
zwar
bevor.
begann
der
Friedrich
die
ja
Schließlich
Kaisersohn
Aufgaben
standen eigentlichen
noch
der
Städte,
Reihe
Plünderungszügen
offen ausgesprochenen
umliegende
mit
eine
von
gegen
Absicht, das Heer zu beschäftigenund die Kriegstüchtigkeit zu sichern224Ebensoentschei.
dend war auchim Blick auf die bekanntetürkischeTaktik der Scheinfluchtfür die Schlagkraft
die Wahrung der Ordnung im Kampfe. Schon im Heeresgesetzvon Preßburg war daher
Übertritt
dem
in
Plündern
seldschukisches
worden,
vor
verboten
grundsätzlichvorzeitiges
Gebietm) und vor der Schlacht vor Ikonium wurde das Verbot ausdrücklich nochmals
bis
das
die
Disziplin
Verbot
die
Unterordnung
auf
ausgedehnt, zum
wiederholt und
unter
Ausgangder SchlachtselbstVernundetenund Sterbendenkeine Hilfe zu leistenub).Daß es in
dieservon wochenlangenEntbehrungengezeichnetenSituation offenbar durchgesetztwerden
konnte, bildet allein schon ein ungewöhnlichesZeichen der Führungskraft.
Wenndie Autorität desKaisersund die Strafdurchführungdie für mittelalterlicheHeere so
in
Momenten
der
im
Ganzen
Disziplin
Einhaltung
so
zeigten
sich
sicherte,
anderen
schwierige
doch ihre Grenzen. Sie war nicht ein für alle Male da, sondern mußte immer wieder neu
iuvenes
durchgreifenden
Erfolg.
Begriffe
Teil
anirnosi,
wie
ebenohne
errungenwerden, zum
in
Gran
dann
in
die
Schon
Wien,
begleiten
Berichte.
invidia,
i.,
insoleuia
wieder
stulti,
aeari:
heißt
Stelle
der
Kaiser
es von
tunuultu.
anderer
vn gegenüber,an
sieht sich
einem populus
Griechen stuhos iuvenesinfronita verb.: garrrssc21).Groß wurden die Schwierigkeiten,als
beim
handelte
durchzog.
fremdes,
Denn
Gebiet
trotz allem
es sich
man
nichtchristliches
Krcuzzugsheerum ein labiles Gefüge,dasauch von innen gefährdetwar. Überfälle gegendie
Bevölkerung erfolgten insdo dontini imper rtoris, Philadelphia in Kleinasien eroberten die
Kreuzfahrer gegenden Willen des Kaisersoder mit den Worten einesitalienischenBerichtÜbergang
dem
Tbeotonicosus).
Kurz
imperator
nach
nach
erstatters
non poterat curr:pescere
Kleinasienkam es sogar zu dem für jeden mittelalterlichen Herrscher gefährlichenmurnmder
hinein,
die
höchste
Barbarossa
bis
in
Führung
die
Unruhe
sich vor
als
rare=-'si,und
reichte
bei Ikonium weigerte,auf die von den SeldschukengeforderteZahlung
Entscheidungsschlacht
230)
freien
dafür
Durchzug
Summe
zu
erhalten
einer großen
einzugehen,uni
Während des Marsches ging es so stets uni beides: Übergriffe der Kreuzfahrer auf die
221) Ebda.,S.59f.: et
fronte vi: iososircess.:nter reprehendebant.
224) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 294: tu, zcns,ne oc z lux: nn, luxus ignaviant pareret, sub
ipso: orporc bibcmo excrcitu, n cxcmndun: statuit.
225) Ebda.,S.295: r:efu: r.s Turmrun: i,:grcasiquicquan:rapcrent.Die Kreuzfahrer rühren darauf selbst
große BeutelagerdesSultansvorerst nicht an.
226) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.S4; Historia Pcregrinorum(wie Anm. 15),S. 168.
227) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.74.
228) lacobusAquensis(wie Anm. 158),S.S7.
229) Ansbcrt (wie Anm. 15),S.73.
23D) Historia Peregrinorum(wie Anm. 15), S. 167: nostri vehementeranxiati stau et rnultorunnani,ni
invicen:
dissentire.
deliberationcm
ii
impcr.
nore
ab
sarioris
consi!
coeperunt
eora,n
sirr.:
86
RUDOLF
HIESTAND
Bevölkerungzu vermeiden,aber ebensoÜbergriffe der Bevölkerungauf die Kreuzfahrer zu
Übergriffen
die
Kreuzfahrer,
Barbarossa
Kam
auf
antwortete
ungerechtfertigten
es
zu
ahnden.
der
Härte.
Schon
Reichsgebiet
Mauthausen
Donau,
wird
auf
an
mit ebensoabschreckender
den
hatten,
Zoll
Kreuzfahrern
die
Einwohner
von
einen
neuen
gefordert
zur Strafe
wo
dem
des
das
Balkan
Kaisers
Branicevo
Wissen
wohl
auf
erleidet
ohne
niedergebranntut),
den
ließ
Thrakien
Mösien
Barbarossa
In
Basileus
Schicksal.
und
um
auf
plündern,
gleiche
Druck auszuüben,was sich freilich auch kontraproduktiv auswirkte, weil darauf keine
Unterstützung durch die Bevölkerung mehr zu erwarten war23-4.Schließlichbegannendie
Kreuzfahrerselberzu pflügen- oder etwa mit dem Pflug bebautesLand umzupflügen?- mit
der ausdrücklichenAbsicht, terror auszuüben,wie erwischteRäuber offensichtlich vorzugslupino
den
Wölfe
Art
Wegrand
Füßen
erlegter
nach
weise
more
am
an
aufgeknüpft
Überfällen
in
Kleinasien
Turkmenen samt Frauen und Kindern
wurden233);
werden nach
den
konnten
die
Auch
Mittel
zimor
pax
p.tciftaus
und
umgebrachte">.
et terror
werden, um
transituszu sichern.
Erstaunlich wenig erfährt man über die nicht minder wichtige Frage der Finanzierung
des Kreuzzuges2J5).Um eine Beschränkung der Teilnehmerzahl, vor allem einen möglichst
wirksamen Ausschluß der großen Massen an wenig bemittelten Kreuzfahrern zu erreichen,
hatte Barbarossa für die Teilnahme eine Eigenausstattung von mindestens drei Mark, nach
für
die
festgesetzt,
für
die
Jahre
pauperiores
während
zwei
auch
ein
oder
anderen ein viaticum
Reichen sich nach Vermögen mit Mitteln versehen solltene16).Man hat die Bedeutung dieser
Summe weit überschätzt. Schon die Reichenauer Fälschung »De expeditione Romana aus den
Jahren um 1160 gewährte die gleiche Summe einem Panzerreiter, einem Ministerialen sogar
fünf Pfundur). In der Regel reichte die für den Kreuzzug bestimmte Mindestsumme jedoch
bei weitem nicht, und man mußte sich die notwendigen Mittel erst durch Verkäufe oder
Verpfändungen besorgen2"). Der steirische Adlige Liutold von Gutenberg sicher nicht einer
231) Ansbert (wie Anm. 15), S. 17; Historia Percgrinorum (wie Anm. 15), 5.130.
232) Arnold von Lübecic(wie Anm. 23), IV, 10, S. 133.
233) Ansbert (wie Anm. 15), S. 35; ebda., S. 36: allos sex sirr:ili perta ad tcrrorerrt aliontrrt turpi suspendio
delevit. Dietpold von Passau bei Tageno, MGH SS XVII 509: Liqueo suspendi fecinttts
... per pedes
suspendiprecepimrrs.
234) Ansbert (wie Anm. 15), S. 78.
235) Zum allgemeinenHintergrund vgl. J. FRiro, Die Wirtschaftspolitik Friedrich Barbarossasin
Deutschland,in: B11dtLG120(1984),S. 195-239.
236) Drei Mark für die pauperiores gibt Otto von St. Blasicn (wie Anm. 15), c. 31, S. 45; ltincrarium
faailtas
S.
(wie
Anm.
36),
293:
ad vittici anmd imrpensas; Annales Marbacenses (wie
percgrinorum
Anm. 27), S. 60; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 126 ad minus in biennium. Der Ausdruck neino
pedes findet sich in der Historia Peregrinorum 5.126. Vgl. auch JA11r;(wie Annt. 111), S. 14.
237) MGH Const., 1, S.661Nr. 447S4 und B.Zur Einschätzungder Summevgl. FRIER(wie Anm. 235),
S.197.
238) Vgl. für Niedersachsen D. RÜDEBuscu, Der Anteil Niedersachsens an den Kreuzzügen und Heidenfahnen, 1972, S. 19-24; für Westfalen H. Lw11R1;
AStr, Mittelalterliche Jerusalemfahnen und Orientreisen
Westdeutsche
in:
Zeitschrift
Kreuzritter,
Pilger
108 (1956), S. 269-349, S. 277ff.; für
und
westfälischer
PfiLCIPUA
TOCIUS
CHUIST1AN152.1I
COLUMPNA
87
in
der großen Hemm im Kreuzherr
Mark
Hof
72
sumptus
verpfändete
einen
gegen
recessar'os=s»,und der gleichzeitige Verzicht auf das Patronatsrecht an einer Pfarre brachte
ihm weitere, wenn auch nicht zahlenmäßig genannte Mittel ein2h0>;der Landgraf von
Thüringen verkaufte in einer einzigen Transaktion dem Kölner Erzbischof im Blick auf den
Kreuzzug Güter im Wen von 403?+12rk2''t.
Trotz dieser Eigenfinanzierung durch die Teilnehmer, die die kaiserliche Kasse entlastete,
erforderte der Kreuzzug die Bereitstellung gewaltiger zentraler Mittel: cum maximis imperii
sumpribus='=). Barbarossa mußte für sich und sein unmittelbares Gefolge, aber auch für das
Herr und für alle denkbaren Wedhselfällc während des Kreuzzuges »flüssig« sein. In der
Beschaffung seiner zentralen Reserve unterschied er sich grundlegend von den westeuropäischen Königen. Diese erhoben von den Einwohnern und gestützt auf eine päpstliche Erlaubnis
auch von der Kirche den berühmten Saladinszehnten2{3). In England, wo man sehr aufinerkbewältigt
die
Belastung
wurde, vermerkte mit einem gewissen
sam verfolgte, vie andemons
Neidgefühl Radulfus Niger, daß der Kaiser sich mit der Abgabe eines Denars von allen
Häusern in seinem Herrschaftsgebiet begnügt habet'{>. Über diese allgemeine oder nur das
Reichs- und Hausgut umfassende Abgabe, eine Art Herdsteuer, ist aus dem Reich nichts
bekannt, doch sicher verzichtete Barbarossa auf die Erhebung einer eigentlichen Kreuzzugsder
im
Fürsten
Zustimmung
für
die
Daß
ihm
steuer.
eine solche
reichsrechtlich erforderliche
Frühjahr IISS versagt geblieben wäre, darf bezweifelt werden; ob er sie mit Konzessionen an
ließ
dahingestellt.
Er
hätte
Stelle
es gar nicht erst auf entspresei
anderer
erkaufen müssen,
chende Verhandlungen ankommen=". Damit vermied er zugleich jene verbitterten Klagen,
die aus Frankreich überliefert sind -"6). Freilich könnte im Wissen uni die große Bedeutung, die
der Saladinszchnt für die Entwicklung von »Steuern« hatte, die Frage gestellt werden, wieweit
dieser »bürgerfreundliche« Entscheid nicht langfristig mit anderen Entwicklungen dazu
beigetragen hat, gerade an einer entscheidenden Stelle dem deutschen Königtum die Entwicklung eines wichtigen Instruments zu verschließen.
Bayernetwa Ansbat S.97. Eine Zusammenstellungaller damalsverfügbarenNachrichten über einzelne
Krcuzzugstcilnchmerbei K. RöhtrtatT, Die Deutschenim Heiligen Lande, 1894,S.52-81.
239) J. Zntt::, Urkundenbuch des Hauses Steiermark I: 79S-1192,1875, S. 672 Nr. 689.
240) Ebda., 5.671 Nr. 6SS.
241) K. K: ctrr: nc, Regestcnder Erzbischöfevon Köln im Mittelalter II, 1901,S.264 Nr. 1327.
242) Ansben (uie Anm. 15),S.5; kurz vorher ebda.,quod diu partis opibus... parceret.
...
243) Cam. u. trsa (uie Anm. 51), 11.52ff.Vgl. noch A. Gorrt. on, Kreuzablassund Almosenablass,1906,
S. 172f.
244) Kadulfus Niger, Clhronica, cd. H. Khutust, 19S5, S. 2S8: Cum cairn alii priucipcs a subiectis suis
dcwr s rmrn: n: obisum ct sc n: o: c,:tium casorsitsc::t, ilk dc singulis danibus dicionis site unu n dcnariun:
sumere contcrrus fuit, ut Coprctio fxm. z p.: rricipcs sue pcrcgrin.: tionis.
245) Wenn !. lwiu (wie Annt. 73), S. 12Smeint, eine Krcuzzugssteucr sei »unnötig« gewesen, so lag doch
in Wirklichkeit eine politische Entscheidung zugrunde.
246) BouQut'r XIX, S.272-216,S.2SSf.Vgl. die Klagen, die es beim zweiten Kreuzzug in Schwaben
wegenzusitzlichcr Abgabengegebenhatte.
88
RUDOLF
NIESTAND
Die Mittel mußten deshalb auf andere Weise besorgt werden. Es waren vorerst die
Reichsstädten"),die Reichskirchenund -abteien und die italienischenKommunen, die den
Kreuzzugzu finanzierenhatten.Hinzu traten offensichtlich- diesin einerdeutlichenParallele
bei
in
die
der
Umfang
Bußgelder,
Beilegung
Streitigkeiten
England
großem
von
zu
erhoben
wurden. Sie sprudeltenim Jahre II88/1189 angesichtsder umfassendenBemühungenBarbarossasreich. Wenn Philipp von Heinsberg 2000Mark an den Kaiser persönlich bezahlen
die
dies
für
das
das
der
Mindestausstattung
Gut,
670Krcuzfahrcr,
Abt von
rund
mußte, war
Murbach auf die Verweigerungeinesfreiwilligen Beitragesabtretenmußte,gab Einkünfte, die
für 250Leute gereichthabensolleng"). Graf Balduin von Hennegauzahlte für seineAnsprüche auf Namur 1150Mark(sein Gegnerhatte sogar5000angeboten),und gewiß zahlten auch
der Markgraf von Meißen, der Bischof von Trient, die Äbtissinnen von Eschwegeund
Gandersheim,die StädteLübeck und Goslar für die ihnen zugestandenenPrivilegien. Ähnlidürfte
für
den
ches
neuen böhmischen Herrscher Konrad-Otto gelten2i'). So diente die
Friedenspolitik im Inneren auch finanziell dem Kreuzzug. Es wäre auch die Fragezu stellen,
für
die
des
kastilische
die
Kaisersohnes
Mitgift
Goldstücken
Braut
42000
von
ob nicht
für den Kreuzzug gedachtgewesenwar. Dagegenscheinensich die von denJuden
Konrad250)
für den Kreuzzug erhobenenAbgabenin erträglichemMaßegehaltenzu haben211).
Schließlich
der
bei
damaligenHochfinanz wie denk berühmten Bernardus
Anleihen
wurden vielleicht
Teutonicusin Venediggemacht"').
Auf diese gewaltigen finanziellen Anstrengungen gehen die deutschen Krcuzzugsberichte
im Gegensatz zu den englischen nie ein. Ist es ein Zeichen des zurückgebliebenen Entwicklungs- und Bewußtseinsstandes oder über Geld spricht man nicht« und auch nicht über
Abgaben? Und doch fällt das Interesse der Kreuzzugschronisten für finanzielle Aspekte auf.
Bezeichnenderweise werden Geschenke und Beute auf dem Zuge gerne in Mark umgerechnet,
5000 Mark sind die ungarischen Abschiedsgeschenke wert IM, über 100000Mark beträgt die
Beute im Sultanspalast von Konya23ih.Ob freilich alle in Deutschland dem Urteil des Giraldus
247) Bei den im Brief an Heinrich\'I. aus Philippopel genannten Städten Bremen und Metz handelte es
sich um die säumigen Zahler. Ein gewisser Hinweis über andere Enccbungsschwcrpunkte könnte aus den
Prägungen des Barbarossa-Fundes, vgl. unten S. 93, erschlossen werden.
248) A. WAAs, Geschichte der Kreuzzüge, 1956,1, S. 188.
249) GIESEBRECtrrVI (wie Anm. 1), S. 693, vgl. auch Arubert (wie Anm. 15), S. 23. Eine Zahlung dürfte
umso mehr verlangt worden sein, als Konrad-Otto gleichzeitig auch sein Krcuzzugsgelübde nicht
einlöste.
250) DFI 970,vgl. dazu P. RAsot, Prinzgemahl,1953.
251) Vgl. Ephraim bar Jacob und Eleasarbar juda, in: HebräischeBerichte über Judenverfolgungen
1592,II, S.209 und S.216-218;CiiAZAN(wie Ann1.40).
währendder Kreuzzüge,Hg. A. NEUBAUER,
BernardusTeotonicus und die Geschäftsbeziehungen
252) W. voN STROSIER,
zwischenden deutschen
Ostalpenund Venedigvor GründungdesFondacodci Tcdeschi,in: Grazer Beiträgezur \Virtschafts-und
Sozialgeschichte3
(1978),S. 1-15.
253) Arnold von Lübeck (wie Arun. 23), I\; 8, S. 131.
254) Anstiert (wie Arun. 15),S.86.
PRLCIPUA
TOCIUS
CHRISTIANIStiII
COLUMPNA
89
Gambrensis beigestimmt hätten, die Deutschen seien aufgebrochen cunt viae substantia iuste
quesit.r, r:o:: extorts, L-rga libcr«d'que
el non Contracta'31), bleibe dahingestellt.
Halten wir fest: Barbarossa ging mit vollen Truhen auf den Kreuzzug, wie es sich für einen
Kaiser gebührte: gram st; oirapors: et grans richcces si come il
la
a
corone emperea125b).
aferoit
Dennoch }tat man aus einigen Sätzen im Schreiben an Heinrich VI.
finanzielle
Schwierigauf
keiten schliefen wollen, da der Kaiser bat, Geld
nach Tyrus zu schicken, nachdem die
Verzögerung des Marsches und der Kreuzzug insgesamt mehr
gekostet habe als erwartet. Der
Vergleich mit den Schreiben Ludwigs VI1. aus Anatolien an Suger von Saint-Denis geht aber
fehl. Der französische König war gezwungen gewesen, bei den Templern Schulden
zu
machen, die der Reichsverweser aus den laufenden Einnahmen zurückzahlen sollte, BarbaÜbersendung
forderte
für
die
den Kreuzzug bestimmten, aber wegen
bereits
rossa
von
säumiger Zahlung vor seiner Abreise nicht eingegangener Summen257)nicht etwa nach
Konstantinopel, wohin er italienische Schiffe beordern ließ, oder nach Antiochia, obwohl er
das Heer nur bis dorthin an sich band"'), sondern über den hospes noster Bernardus in
Venedig, vermutlich den eben erwähnten Bernardus Teutonicus, nach Tyrus, wo er auch im
günstigsten Fall erst in einem halben Jahr eintreffen konnte259). Barbarossa war nicht in
Bedrängnis, sondern sah sich für künftige Bedürfnisse vorT60).Nun wissen wir nicht, ob er
wirklich von Anfang an alles Geld, das für den Kreuzzug vorgesehen war, mit sich führen
wollte. Es müßte allein vom Gewicht her eine gewaltige Summe gewesen sein. Die Möglichkeit einer Überweisung größerer Summen über Venedig mit der Hilfe von homines sapientes
war in jedem Fall geläufig. Für eine angemesseneWertung ist zudem zu beachten, daß ein
Verzicht auf nachträgliche Übersendung leicht ein Eingeständnis bedeutet hätte, zu hohe
Abgaben vom Reich gefordert zu haben. Noch einmal: von Schulden ist nirgends die Rede. Im
Gegenteil wird bei BarbarossasTode hervorgehoben, daß er auch zu diesem Zeitpunkt noch
magna copia .:uri ei irgenti mitgeführt habe 61D,wie vor Ikonium von einer von den
Seldschuken erhobenen Forderung von 3Q3Zentnent Gold die Rede ist, auf die nach der
Ansicht selbst eines Teils des engeren Beratungsgrentiunts eingegangen werden sollte262).
Diese wohlgefüllte Kasse erlaubte es Herzog Friedrich, nach dem Tode des Kaisers sogleich
thesauri zu verteilen, um den Zusammenhalt des Heeres und den Gehorsam zu sichern263).
255) Espugnitio Hibcmica 1129, cd. 3. F. DIMocK (Rolls Series211V, 1867)S.367 = Dc instructione
principis 11115,5.263.
256) Estoire cd. },ioficu:
(wie Anm. 73), c- SS S. 93.
257) DFI 1099:csr.:r:trnr i ccuri..n: qac:: obisirr variis locisdcbctur.
258) Vgl. unten 5.99.
259) DI-1 1039 a Ansben (wie Anm. 15), S.42. Über Berni dus Tcutonicus vgl. STROMER(wie Anm. 252).
fore
die
).
So
(nicht
5.
üblichen Urteile, vgl.
260) pccnr: un
o.
gegen
esse
obisp!
risnr
umrunr
rccnss:
...:.
zule zt FRtca (wie Anm. 235), S. 197.
261) Gislebert on Mons (wie Anm. 62), S. 236.
262) Über dieseVcrlundlungcn vgl. Ansbcrt (tvie Anm. 15),S.S3; Historia Peregrinorum(wie Anm. 15),
S. 166f.; Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), I, 12,S. 136.
263) Otto von S.Bluirn (wie Anm. 15),c. 35, S.52.
90
RUDOLF
HIESTAKD
Dennochkonnte er vor demAufbruch nachAkkon immer noch einenSchatzinmKastell über
Antiochia deponieren26'>.
Eine Bestätigungder schriftlichenNachrichten liefen der vor einigenJahrenaufgefundene
Hort von acht Kilogramm Reichsmünzenund Hacksilber26».Auch wenn nicht alle Fragen
deutlich,
daß
finanziellen
Herkunft
Schwiegeklärt sind, macht er
von
seinerursprünglichen
die
kann.
des
des
Die
Bemerkung
Heeres
Rede
lacobus Aquensis: cum
nicht
sein
rigkeiten
pauca pecunia surnlusad propria reversi2">stellt gewiß keinen Gegenbeweisdar, denn er
beziehtsich auf die Rückkehrder Kreuzfahrernachder Auflösung desHeeres.Der Hort zeigt
durch
daß
des
durch
Anatolien gebracht
Beträge
Marsches
Fährnisse
große
alle
zugleich,
für
der
Zudem
Auffüllung
war
es mehrfach gelungen,
eine sehr erhebliche
worden waren.
zu sorgen, obwohl zweifellos ein Teil von Beute oder Geschenkenjeweils
»Reisekasse«
verteilt worden war. Allein der Schatzim Sultanspalastvon Ikonium betrug, wie erwähnt,
100000Mark267>,
und nicht völlig unglaubwürdig ist der Bericht Baha ad-Dins über eine
ZahlungdesBasileusin Höhe von 50Zentnern Gold und 50ZentnernSilber, auchwenn sie im
Vertragstext bei Ansbert nicht enthalten ist; Niketas weiß wenigstensvon vier Zentnern
Silbermünzen,gleich 128Kilogramm, zum Abschluß desVertragesüber den Übergang über
die Dardanellen26S>.
Angesichtssolcher Summenerhebensich gegendie Einschätzung des
Schatzesals »zusammengeschmolzene
zentrale Kriegskasse.doch erheblicheBedenken.Viel
dürfte
der
die
Kasse
eher
essich um
eines
mitziehendenvornehmerenKreuzfahrer gehandelt
haben,vielleicht, wie der Anteil an Hacksilber ausdem Schatzvon Konya nahelegt,um einen
der von Friedrich von Schwabenverteilten thesauri.
Das gemeinsame Element aller dieser Bemühungen um strategische Planung, militärische
Schlagkraft, logistische Absicherung, finanzielle Basis und innere Ordnung des Kreuzzugs264) Baha ad-Din (wie Anm. 207), S. 180.
265) Vgl. dazu B. U. HUCKEit, BarbarossasSchatz. Die Kriegskasse des toten Kaisers, in: Das Magazin für
Geschichte 16 (1990), Nr. 94, S. 62f. (frdl. Hinweis des Verfassers); U. KLEIN, Die deutsche Münzprägung
der
des
Jahrhunderts
Barbarossa-Fund, in: Schweizerische Numismatische RundEnde
12.
und
gegen
schau65 (1986), S. 205-218; DERs., Die nichtdeutschen Münzen des . Barbarossa-Fundes, ebda., 66
(1987), S. 193-199, und DERS., Die süddeutschen Münzen des Barbarossa-Fundes, in: Der Münzen- und
Medaillensammler28 (1988), 5.416-425. Vgl. auch unten S. 9S Anm. 319 über das Depot, das Herzog
Friedrich in Antiochia anlegte. Allein die 403 Muk Silber, die sich der Landgraf von Thüringen in einer
bei
Operation
verschaffte,
machten
einer Kölner Mark von 232 gr. immerhin 92 Kilogramm aus,
einzigen
das Heer hatte bei seinem Aufbruch bei 15007Teilnehmernallein an Mindestausstattung 45000Mark oder
rund 10,51 Silber mit. Dem gegenüber werden die acht Kilo des Fundes bescheiden. Vgl. jetzt R. HtEdes
Gedanken
Kaisers?
Kriegskasse
Die
zum 'Barbarossa-Fund. aus historischer Sicht, in: VSWG
STAND,
78 (1991), 5.190-197.
266) lacobusAquensis(wie Anm. 158),S.97.
267) Ansbert (wie Anm. 15), S. 86; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 170 dagegen nur 10000 Mark,
was sicher nicht richtig ist, wie schon während der Streifzüge in Thrakien immer wieder die Größe der
Beute betont wird.
268) Bahaad-Din (wie Anm. 207),5.161. Es könnte sich auch um eineVerwechslungmit dem späteran
Heinrich VI. gezahltenAlemannikon handeln.Vgl. NicetasChoniates,Historia (wie Annt. 172),S.411f.
rxiurua
TOCIUS cHRIsTIAKtsau
COLUMPNA
91
heeresist die vorausschauende
Planung,die Nüchternheit und die Rationalität, mit denensie
durchgeführt werden.Wcdcr von einemcoup de tlteztre kann die Rede sein
noch von einem
sich von der Wirklichikeit abhebenden'Mystizismusnoch von einer enthusiastischenBegeisterung. Achtzehn Monate intensivsteranstrengenderHerrschertätigkeit, gewaltigerphysischer
Leistungvergehenzwischender Nachricht von dein Unheil im Osten und dem Überschreiten
der Reichsgrenze,vierzehn Monate zwischen der Kreuznahmein Mainz und dem Aufbruch
von Regensburg,in denen keine Quelle einen von realitätsferner Frömmigkeit bewegten
Herrscher zeigt. Genausova der Kreuzzug selbstein hartesHerrschergeschäft,eine Pflicht,
die den vollen Einsatz aller Mittel vcriangtc, uni wenn möglich das erwartete Ergebnis
zu
zeitigen. Auch in kritischer Prüfung,hatte Barbarossaim April 1189das getan,was für einen
Herrscher desausgehenden12.Jahrhunderts als möglich und für ein Gelingen als notwendig
angesehenwerden konnte. Er brach im Frühjahr 11S9auf, wie es bei Sicard zu lesen ist:
ocridcntdc rel r:qucnr irrper. un: p w. thsür.:uu et ordi::atunt 269.
Iv.
Wenn es bisher vor allem um die Anwendung und Ausdehnung von in jahrzehntelanger
Herrschaft erprobten Methoden wenn auch in neuen Größenordnungen
- ging, so eröffneten sich neue Handlungsriume und neue Probleme vor allem auf »internationaler« Ebene.
Dabei ist zu trennen zwischen »europäischen. und östlichen Aspekten. Zu jenen sei nur kurz
bemerkt, daß es zwar nicht gelang, den französischen König zur Teilnahme auf dem Landweg
zu bewegen, doch der englische König Barbarossa ausdrücklich uni ein Durchzugsrecht bat.
Beiden stand anders als beim zweiten Kreuzzug ein gekrönter Kaiser gegenüber. Daher
konnte es protokollarisch keine Schwierigkeiten geben, Barbarossa als den Rangersten anzuerkennen, ja in England ohne weiteres mit dem Possessivpronomen der ersten Person Plural bis
zu impcr. uor,: osrcrý'=ý.
Als eine »Auslandsreise.war ein Kreuzzugauch Repräsentatio.Er konnte die Gelegenheit
zu persönlichenBegegnungen
mit anderenHerrschernbringen. Dazu kam esnach 1187außer
der Zusammenkunftmit Philipp 11.von Frankreichnur mit BelaIII. von Ungarn und mit den
Serbenfürsten,nicht dagegenmit dem BasilcusIsaakII. Angelos und auch nicht mit dem alten
Sultan Kilidsch Arslan von Konya, obwohl dieser im Jahre 1188den lebhaften Wunsch
Die von beiden Seitenals
ausgedrückthatte, Friedrich bald persönlich kennen zu lernen271).
unmittelbar bcvontchcnd angeseheneZusammenkunft mit Levon II. von Kleinarmenien
269) Albatus ldilio! i, Crnnia impcriton: m (w"icAnnt. 62), S.647.
270) A-dhclm
on 1cw"burgh, Historis, cd. R. Howt. t.'rt (Rolls Series 82/1,1884), S. 327: imperator We
nos:rr.
271) Historis I'acgrinoum (wic Astat.15), S. 12S: tocius honoris cxhiGitionc, quem, ut aichau, ci
prrunr ".L::cr ir.pc,:Jar pr-co;tsI. u.
92
RUDOLF
Ii1ESTAl.
D
Dringen
der
Tod
des
Barbarossas
Begegnung
Kaisers,
wobei
nach
ein
rascher
verhinderte
für
für
die
damit
indirekt
den
Tod angesehenwird='=s.
Routenwahl
Ursache
und
sogarals
Im Vordergrund der Planung stand die Ungewißheit, wie weit nicht schon unterwegs
kämpfen
da
durch
fremdes
Feinde
christliche
oder
auch
zu
sei,
gegennichtchristliche
man
Territorium ziehen mußte, modern gesprochendas Souverinitätsproblenhbestand. Der
Lösung diente eine intensive diplomatische Vorbereitung, die Ungarn und Byzanz als
christlicheMächteebensowie die seit langemverbündetenSeldschukenKleinasienseinschloß,
in deutlichemGegensatzzum erstenKreuzzug, als, von der griechischenGesandtschaftnach
Piacenzaabgesehen
und vielleicht einer KontaktnahmeUrbans11.über Montecassino,diplomatischeVorbereitungenauch angesichtsder Konzeption nicht notwendig waren. Noch auf
dem zweiten Kreuzzug beschränktensie sich auf das byzantinischeReich. Seither hatte sich
die politische Situation sowohl auf dem Balkan durch die wiedergewonneneUnabhängigkeit
Ungarns und die beginnendeHerauslösungSerbiensund Bulgariensausdem byzantinischen
Reich als auch in Anatolien durch die Verfestigungder scldschukischenHerrschaft so weit
verändert,daß dieseMächte einbezogenwerden mußten.
Dabei wirkte sich die zunehmende Durchdringung des politischen Handelns mit Rechtsideen auch auf den Kreuzzug aus. Sie schlug sich schon in der langen Reihe von Verträgen
über den Durchmarsch nieder, aber auch dem Gegner gegenüber war prinzipiell den vom
folgen.
der
Obwohl
Vorstellungen
überlieferte
Rechtsdenken
übernommenen
zu
römischen
Briefwechsel Barbarossas mit Saladin Fiktion ist, scheint doch formell die Freundschaft
in
des
Verona
Bote
Ayyubiden
1184
zuletzt
sich
zu
sein,
nachdem
ein
aufgesagt worden
der
hatte273
Man
Seite, so daß sich Barbarossa
erwartete
gleiches
von
anderen
eingefunden
.
hätte
beklagte,
der
der
bitter
Sultan
Ikonium
ihn trotz eines WaffenstillstanEstoire
von
nach
des angreifen lassen274
.
Die Sorgeum einen gesichertenund raschenMarsch schlägt sich in der \Vortwahl der
Quellen nieder. Am häufigstenfindet sich in ihnen nach Begriffen wie civitas, teert, princeps
und Imperator und spezifischenKreuzzugsausdrückewie miles (105Belege),peregrines(95),
das
Wort
(45)
(85)
pax (69)l-"1).Es war mehr als eine Deklamation. Nicht
crux
und
exercitus
hob
hervor,
immer
Friedenswillen
Barbarossa
Nebenzielegab es in
wieder
seinen
verbal
nur
militärisch-territorialer Hinsicht - Eroberung Konstantinopels/ Eroberung Kleinasiens- als
darauf
Das
Streben
Plan
ganze
war
nicht.
vorgefaßten
gerichtet,möglichst schnell ins Heilige
Land selberzu kommen, die bona Hientsalem zu sehen2J5).
Barbarossaweigertesich daher,
272) Vgl. unten wie Anm. 296.
denuntiatione bdG se illius (sc.
273) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 127: conveniens
aun
...
Saladini) hostem fateri. Vgl. Giraldus Cambrensis, De instructione principis (wie Anm. 103), 111,16,
S. 267.
274) Estoire cd. MORGAN (wie Anm. 73), S. 95: sanz hä faire assaroir.
274a) Die Zahlen nach den bei CssxousT (wie Anm. 15) edierten Berichten.
275) Historia Pcregrinorum (wie Anm. 15), S. 149.
Pf. LCIFUA
TOCICS
CHRISTIANISSU
COLU2. iPNA
93
sun des si,rj, lcr proposi: um des Krcuzzugcs in lokale Konflikte verwickelt zu werden 276).Wje
bei ocrssio ansalh27), so erklärte er, nicht christliche
er eine Offerte der Serben als
Gebiete bekämpfen oder
fremdes
in
Reich gewinnen zu wollen278).Auch
Griechenland
gar
ein
Isaal: ll. gegenüber betonte er, cin n:s: or pscis zu sein2J9). Daher wurden nach längeren
.:
Auseinandersetzungen die \'orschlige des Ilasileus und später diejenigen des Sultans
von
Ik:onium angenommen, durch die Stellung von Geiseln den sicheren Durchzug zu
verbürgen.
Dies
dem
Kaiser, c: r il st'o: 1 pru, iose tout son entendCment au reiau, ne de jerusagefiel
-,
lern<="=>,Selbst dem Sohn des Sultans wurde für das Recht
zum Durchmarsch wenigstens eine
symbolische Zahlung angcbotcn=" ý,
non cst inns imperil ... regiant stratam auro vet
freilich
Lobwohl
ini
Heer
öfter eine
argento corr;p.srare=''). Solcher Nachgiebigkeit
gegenüber war
andere Ansicht verbreitet, und die Bereitschaft bestand - auch im Blick auf die mögliche
Beute-, offensiv gegen Konstantinopel vorzugehen.
Wenn jedoch Entgegenkommennicht zum gewünschtenErgebnisführte, setzte auch le
hon et deborsirc er,:pcrcor dasalte Mittel von tintor et terror ein, wenn etwa berichtet wird, er
habe die ihm übergebenen2; hochgestellten seldschukischenGeiseln gruppenweise an
verschiedenenOrten öffentlich enthaupten lassen.Obwohl sachlich nicht richtig, gehörte
auch dies zum mittelalterlichenBild des Kreuzfahrers ßarbarossa283).
Trotz der Absicht, sich nicht in andere Konflikte verwickeln zu lassen, konnte nicht
verhindert werden, daß das Erscheinen des Kaisers an der Spitze des Kreuzzugsheeres die
politischen Gewichte verschob. Der serbische Zupan entsandte, wohl ohne angeschrieben
worden zu sein-`t, zu Weihnachten IISS Gesandte nach Nürnberg285) und bot bei der
persönlichen Begegnung das bon; irixnr,
vas bei Arnold von Lübeck in eine effektive
Lehensbindung umgedeutet wird="-63.Ganz ähnlich schlug der alte Seldschukensultan, nach276) Vgl- Ansben (u ie Anm. 15),S.57.
277) Ebdc., S. 33f. Historie Pa brinoeum (uic Anm. 15), S. 135. Vgl. Ansbcrt (wie Anm. 15), S. 33f.:
p.. äs ac rcri:.::: s stcwor.
278) Historie Pargrinorum (wie Anns. 15), S. 149.
279) Ansbcrt (uie Anm. 15). S. 16.
280) Estoire cd. Mos cAr: (Die Arun. 73), S. 94.
281) In einzelnenQuellen wird siefreilich mehr als Hohn dennals ernstltaftgemeintinterpretiert, Arnold
von Lübeck (u"ie Anm. 23), lV, 12,S. IM. In der Historia Pcregrinorum(wie Anm. 15), S.159lautet das
Angebot auf einen Dcrur, den die Türken untereinanderteilen sollten.
222) Anstiert (wie Anm. 15), 5.83.
283) Estoire cd. l. loxcm. (uie Annt. 73), S.96. Bei Ansbert, S.SSbleibt es bei der Drohung. Von einer
EnthauptungeinesTeils der Geiselnberichta auch Nimm Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.415f.
bei ltttztxx (wie Anm. 10), S.21 und GttseunEcttr (wie Anm. 1), S.679, dem
284) Der UmkchrsrhluSS
PAcAtrr(wie Anm. 1), S.2.39und Etwtoti (wie Anm. 2), S.41 folgen, nur weil eine serbischeGesandtschaftam Hofe Bubuossas aufuucht, ist nicht überzeugend.
285) Chronica rege Coloniensis(wie Anm. 3S),S. 142.
286) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, S, S. 131:fca: horrrinnirr Suscpiens ab ipso terram suam eure
benc/. c: ro. Vgl. jetzt auch F. Ot u, Das Treffen von Nis vorn Juli 1159 in seinem historischen Umfeld,
in: bl1ÖG 97 (1959), S. 4S5-492.
94
RUDOLF NIESTAND
dem seine Boten in Adrianopel erklärt hatten regnurn Soldani, quod tuuntfidua: rlitcr rcputrre
dc
devendroit
borne
Coinc
bei
Le
der
Schlacht
Konya
tendreit
si
sou
vor:
et
potes2ß7),nach
lui288>.Wenn auch die Lehensauftragung der Serben zurückgewiesen wurdc'"), später das
Bündnisangebot der Machen und Bulgaren, deren Anführer Kalopetrus sich von Barbarossa
die Kaiserkrone des Ostens aufsetzen lassen wollte=5°}, und die seldschukische Offerte ohne
doch
der
des
blieb,
bedeuteten
Ausweitung
Umsetzung
sie
auctorit. rs
so
eine
unmittelbare
Imperiums auf den Balkan und nach Kleinasien, umso mehr als die Absagen stets künftige
Optionen offenhielten291). Barbarossa wurde im K.riftespicl des östlichen Mittelmeeres von
fernen
Macht.
Größe
zu
präsenten
einer
einer
Konkreter sind die Ziele des Kaisers in den Beziehungen zu den Armeniern zu fassen=g=>.
Im Vordergrund stand die in der Forschung umstrittene Frage der Verleihung einer
Königskrone an den Rupeniden Lewon II. 241tKontakte bestanden mindestens seit der Zusammenkunft zwischen Kaiser und Papst im Herbst 1184 in Verona, als eine armenische
Gesandtschaft zu LuciusIlL291t auch Gespräche mit Barbarossa geführt haben dürfte, wenn
hatte.
Frühjahr
den
doppelten
Kaiser
Im
Papst
Auftrag
Anfang
11S9
und
an
an
sie nicht von
der
den
Gesandtschaft
Kurie,
an
wo
es
ausdrücklich
auch
uni
armenische
wieder
eine
weilte
Kreuzzug ging295). Man kann daher eine vorangehende Gesandtschaft des Kaisers nach
Armenien als sehr wahrscheinlich annehmen, wie gewiß jetzt armenische Boten gleichzeitig an
ihn gegangenwaren. So fand das deutsche Heer inThrakien von Anfang an Unterstützung bei
den dort angesiedelten Armeniern. Die häufig angezweifelten Krönungspläne erhalten durch
diese Verhandlungen mit dem Papst eine starke Stütze. Bereits am 7.Juni 1190 offerierten die
287) Historia peregrinorum(wie Anm. 15),S.151f.
288) Estoire cd. MoRGAr:(wie Anm. 73), S.94.
289) Ansbert(wie Anm. 15),S.30f.: terra bellicavirtute auaconquisita- alseigenerRechtstitel- dc nranu
ipsiusimperatorisRomanonympercipiendabominium ei fdelitatern ipsi offerebantad perpetuamRomani
imperii gloriam. Barbarossalehnteab, weil er nicht fastu alieniusambitionis irgendjemandem,auch nicht
dem byzantinischenKaiserschadenwolle. Bei den spiterenVerhandlungenbetont er ausdrücklich,daß er
dem Großgrafenvon Serbiennunquam vel Bulgariam vel alianr terrain ditionis Greconun in benefrcio
dedisset.Zu Arnold von Lübeck vgl. oben Anm. 286.
290) Ansbert(wie Anm. 15), S. 58; Historie peregrinorum (wie Anm. 15), 5.149. Vgl. auch F. Ort. I., Der
dritte Kreuzzug (1189-1193) und die Bulgaren, in: Mitteilungen des Bulgarischen Forschungsinstituts in
Österreich Nr. 2NIII (1986), S. 83-88.
291) Ebda.: amicabile ei placens pro tempore responsum, cbda., S. 135: pro tempore et convcnicntcr,
Ansbert S. 58: pro tempore ei piamuia rescripsit, ebda., S. 31: benigne.
292) Bei Vartan der Große, RHCr. Documents Asminicns 1,1869, S. 440 findet sich gar die Nachricht
in
Armenien
Barbarossas,
Versprechen
27Jahre
zu verbringen.
einem
von
293) Vgl. ebda. über einen Brief Barbarossasan den Katholikos:. J'ai apporte une eouronnc ct un
d'Arntcnic
den
Katholikos)
(gerichtet
(royal),
celui que tu auras
tu
consacres
an
roi
que
afin
costume
choisi«.
294) JL. 15340 von 3. Dczember; künftig Ortens Pontificius Armeni. EICXHOFF(wie Anm. 2), S.3S
die
die
lißt
Barbarossa
Frage
Initiative
Kontakten
1188,
offen,
ob
von
aber
oder von
seit
spricht von
Armenien ausgegangen
sei.
295) JL. 16461-16463:Briefe an den Fürsten und den Katholikos von 1189Mai 28.
I'&1CIAUA
TOCIUS
C1IP. ISTIANISS.
It COLUI"tI'NA
95
arrenischcn Gesandten dem Kaiser eine eigentliche Auflassung precipiendi et ordinandi de
Eine Königserhebung hätte das kleinarmenische
popx! o r. dc tcrrs
Reich schon 119J in die unmittelbare Sphire des westlichen Imperiums einbezogen und
zugleid Barbarossain jener höchsten kaiserlichen Prärogative gezeigt, die ihm, abgesehenvon
Böhmen, versagt geblieben war. der Kreicrung von Königen und Königreichen").
Ihre
Ausübung blieb dem Sohne vorbehalten, der sie jedoch ebensowenig in Person vornehmen
konnte.
Im. Mindpunkt standfreilich vorerst dasVerlhiltnis zu By'zanz295).
Nachdem daspolitisch,;.'ituchaftlidt-kulturdle Gefalle sich ausgeglichenhatte und zum ersten Mal sich während
eines Kreuzzugeswirklich zwei Kaiser gegenübertraten,war der Westennicht mehr bereit,
den Juniorpartnerzu spielen.Der Kreuzzug ließ sich nicht vom Zweikaiserproblemtrennen.
Wieder erwarteteman unbedingte Hilfe für den Kreuzzug, wenn auch die Nachricht, daß
Barbarossaden Basilcusauf den Kreuzzug habe mitnehmen wollen299),einmalig bleibt.
Dennoch war man für die Lcbensmindliefcrungen und den Übergang über die Meerengen
von Byzanz abhingig. Erst vor kurzem nach der Beseitigungdes letzten Komnenen auf den
Thron gekommen,sah Isuk 11.dagegenvor allen nach dem mit Mühe abgewehrtenAngriff
der Normannen im Kreuzzug nur
in
Wirklichkeit
einen vorbedachten
opinio,
t"ulg.
si.
r
eine
Angriff auf sein Reich'a=>.Er forderte seinerseitsvon Barbarossaeine Auftragung des
(westlichen)Reichesals Voraussetzungfür Durchmarsch und Proviantlicferung701).
Anders
als 1096197und 1147/49kam es zu keinem Zusammentreffen,Barbarossadrohte zwar mit
einem Angriff auf Konstantinopel, bremste aber selber, und für die protokollarischen Probleme wurde schlicßliclhnach vielen Irritationen die für beideTeile annehmbareFormel für
die Anrede Friedrichs gefunden: Kaiser
Rotnaesa>.Mehr als Begleiterscheinung
führten die Sicherheitsbedürfnisseund Auseinandersetzungenzu einer staatsrechtlichen
Neuerung: als nun für den \'atrg zur Nahrungslieferung im Frühjahr 1190wohl nach
italienischemVorbild einenMuseneid durch 500Vornehmeund den Patriarchenin der Hagia
296) Ansben (wie Anm. 15).S.92; vgl. Esioirc cd. MoKGAN(wie Anm. 15),S.97.
297) Vgl. vor allem H. Htrsett, Du Ruht der Königserhebungdurch Kaiser und Papst ins hohen
Mittelalter, Festschriftf6r E. He}=irrt, 1942,5.239-249a DERs.,Mittelalterliche Urkundenforschung,
1965,S.21-61, geht auf Armrnirn im Jahre 11S9i9Mnicht ein; jetzt auch B. U. HucKER, Liv- und
cadindiuhc Königspline,in: Studienüber die Anfinge der Mission in Livland, Hg. M. HELLMANN,1989,
S.65-1C6,S.65ff.; zu Armenien Etüatorr (wie Anm. 2), S. 151f.
293) Auf Einzelheitensoll hier nicht cingccgangcn
werden, vgl. vor allein Ch. M. BRAND,Byzantium
confronts the West 1133-1204.1963,S.92,176-ISS und über die Vorgängewährend des Kreuzzuges
immer nosh die Aufsätze von K. Zt ts.cur, in: ByzantinischeZeitschriftll (1902),S.303-320 und 12
(1933),S.42-77.
299) Gisleben von Mons (wie Anm. 62), S.236.
303) Ansbcn (wie Anm. 15),S.15.
331) Chionica rbier Coloniensis(wie Anns.33),5.146: si regnantRonr.tnonurt vcllct darein manuseinsrt
loco
bon:
irii ied ac...
co
cb
322) Brief von luck an Bubuossa. vgl. Anbei (wie Anm. 15),S.49-51.
96
RUDOLF
HIESTAND
Sophia verlangte, mußte umgekehrt die gleiche Zahl von 500Kreuzfahrern als Eidleister
Übergang
Der
Wanderschaft
Kommune
zusammengestellt
auf
werden303).
gleichsamals eine
die
bei
den
daß
die
in
Dardanellen,
Nürnberg
Kreuzfahrer
vereinbart,
ohne
erfolgte,wie einst
Kaiserstadtbetretenhätten.
Doch das gegenseitigeMißtrauen überschattetealles.Jede Seitewähnte bei der anderen
dabei
durch
Verträge
dunkle
Absichten.
Für
Spannungen
Barbarossa
trug
mit
auch
nichts als
Ungarn, Verhandlungenmit den Serben,eineHeiratsverbindungzwischendem Neffen Stefan
Nemanjasund der Tochter des Herzogs Berchtold von Meranien und die Kontakte mit den
BulgarenVerantwortung, obwohl er die angebotenedirekte LehensbindungSerbiensan das
Reich und ein Zusammengehenmit den Wlachen abgelehnthatte. Andererseitswurde von
der
die
byzantinischen
Basileus
Kreuzfahrer aufgeKreisen
Hof
einflußreichen
gegen
am
bracht, wie auch einzelneBeamteeszeitweisemehr auf Konflikt als auf Konfliktvermeidung
der
bis
Griechen
Vorwurf,
haben
Das
Mißtrauen
zum
steigerte
sich
schienen304).
abgesehen
zu
des
des
französischen
des
Dux
Königs
Mitteilungen
auch
von
englischen
und
und
nach
Anlaß gab
Branicevoplane der Kaiser,seinemSohn die Krone der Basileiazu verschaffen305).
des
der
lang
Jahre
Königs,
die
Friedrichs
Verlobung
ungarischen
einige
mit einerTochter
wohl
der
in
Thronfolger
I.
der
Tochter
Manuels
Verlobter
präsumptiver
gewesen,
als
einzigen
Zwischenzeit freilich der SchwiegervaterIsaaks306)geworden war und damit entfernte
Ansprüche auf den Thron erhebenkonnte. Umgekehrt warf man auf deutscherSeite dem
Basileusein Bündnis mit Saladinvor, während Isaak angeblichBarbarossaim Winter 1189/90
die
haben
dem
Daß
Byzantiner
im
Osterfest
baldigen
Tod
soll307).
prophezeit
noch vor
einen
Sommer 1189deutscheGesandtennach freundlichem Empfang unter flagranter Verletzung
desVölkerrechtsins Gefängniswarfen, wird wenigerauffällig, wenn man außerdemdie in der
Historia Peregrinorum,die gegenüberanderenBerichten sehr viel offener auch Fehler der
deutschen Kreuzfahrer aufzeigt, berichtete Niederbrennung von Branicevo durch eine
Übermittlung
des
der
für
die
Berücksichtigung
Heeres108)
Abteilung
unter
zurückeilende
diesesVorfalls nach Konstantinopelbenötigte Zeit und die Verhandlungenmit den Serbenin
den Ablauf einbezieht309).
Angesichtsdes grundsätzlichenMißtrauens mußte der Vorfall als
303) Vertrag mit Isaak § 12 bei Ansbert (wie Anm. 15), S. 66; Historia Peregrinorum (wie Anm. 15),
S. 150.
304) Vgl. den freilich sehrparteiischenBericht bei Nicetas Choniates,Historia (wie Anm. 172),S.402.
305) Tageno(wie Anm. 233), S.510: ea intentione Greciamintrasse,quod extinctis Greciset exstirpatis
duds
Iii
:
Sueviae
Die
Eroberung
illud
in
transfundere.
potestatem
vellet
sui
von Byzanz als
regnum
eigentlichesZiel Barbarossasauch als Wahnvorstellungvon Isaak bei Nicetas Choniates,Historia (wie
Anm. 172),S.404.
306) Irrtümlicherweise
behauptet ein Großteil der Literatur, Bela sei der Schwiegersohn des Basileus
gewesen.
307) Nicetas Choniates, Historia (wie Anm. 172), 5.410.
308) Historia peregrinorum (wie Anm. 15), S. 133.
309) Ohne Gründe will BRAND(wie Anm. 297), S.177 gegen die sorgfältig ermittelte Auffassung
ZIMMERTB
(wie Anm. 298), die Einkerkerung bereits auf Ende Juni festlegen,doch wäre dann nicht
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
97
der letzte Beweis für den
stets gehegten Verdacht unredlicher Motive Barbarossas gelten.
Doch als Ergebnis des
byzantinischen
im
Reich
Barbarossas
Aufenthalts
rund zehnmonatigen
war dessen Schwäche offengelegt, der religiöse Graben vertieft und das gegenseitige Unverständnis noch größer geworden.
Durch die Schwierigkeitenmit Byzanz hatte man jedoch rund sieben Monate Zeit
verloren. Die ursprünglichgeplanteAnkunft in Nordsyrien Anfang November wäre von der
reinen Marschzeit her einzuhalten gewesen,und zu einem Bad im Saleph, wenn es denn
wirklich ein Bad und nicht das Durchqueren einer Furt war, wäre es Mitte Oktober kaum
gekommen.Dennoch bleibt es bemerkenswert,daß BarbarossadieseVerzögerung in Kauf
nahm, den transituspacif ais der frontalen Auseinandersetzungvoranstellte.
Es bleibt das Verhältnis Barbarossas zum Heiligen Land zu prüfen310). Damit verbindet
sich die Frage nach Kreuzzug und »\\ eltherrschaft«, die für Heinrich VI. und Friedrich II.
eine so wichtige Rolle spielt. Es ist schon deutlich geworden, daß Barbarossa sich gegenüber
Byzanz mit der Anerkennung seiner Stellung begnügte, keine militärische Lösung anstrebte.
An der Existenz von zwei Kaiserreichen wurde nicht gerüttelt. Wie weit Barbarossa dagegen
im Heiligen Land Kaiserrechte für sich beansprucht hat, läßt sich nicht klären, denn es gibt
weder vor noch während des Kreuzzuges Urkunden, die in diese Richtung weisen. In dem im
Jahre 1184 bestellten Kollektiv von Papst und Kaiser, französischem und englischem König
zur Regelung der Thronfrage war er freilich unter den weltlichen der ranghöchste, und die
curia, die König Guido im Jahre 1190191vom englischen und vom französischen König
forderte, wäre daher auch die curia imperatoris gewesen311).Dementsprechend wandten sich
sowohl Konrad von Montferrat 1188 mit Klagen über die Feindschaft des aus der Gefangenschaft zurückgekehrten Königs Guido und des Templermeisters Gerard de Ridefort312) als
auch Königin Sibylle an Friedrich J"313)
Man wußte beim Aufbruch schon, daß es in der Tat zu einer curia um die Thronfolge
kommen würde. Es hätte nahegelegen,einen eigenenKandidaten zu haben, vor allem wenn
dasProblem durch eine neueEhe der dann zur Erbin bestimmtenTochter König Amalrichs
gelöstwerdensollte. Beim Aufbruch von Regensburgwar ein solcherpotentieller Ehepartner
vorhanden,da die Verlobung des KaisersolaresFriedrich mit einer dänischenKönigstochter
ebenaufgelöstworden war. Doch er war esnicht mehr, als dasHeer sich dem Heiligen Lande
verständlich,weshalbman im deutschenHeer davon erst in der zweiten Augusthälfte erfahren haben
sollte.
310) Grundlegend die Darlegungen von M. »'Ett, Kaiserrecht und Heiliges Land (wie Anm. 73).
311) Roger von Hoveden, Chronica, cd. \\? STUBBS(Rolls Series 51,1869-1871), III, 124.
312) RRH (wie Anm. 70), Nr. 676; de Philippo Flandrensitemplario in der Chronica regia Coloniensis
S.141ist ein typischerIrrtum desChronisten,der dasin der Vorlagevielleicht nur mit Initiale dastehende
de G. Flandrensitemplarioautomatischmit den Namendesviel bekannterenGrafenverband,den Namen
desausFlandernstammenden
Sacraedomus militiae
TemplermeistersGerhard,vgl. M. L. BULST-THIELE,
Templi Hierosolymitani magistri(Abhandl. d. Akad. d. Wiss.in Göttingen. Phil.-hist. Kl. 3. FolgeNr. 86,
1974),S.107,dagegennicht kannte.
313) RRH (wie Anm. 70), Nr. 681.
98
RUDOLF
HIESTAND
festhielt
hatte,
dynastischen
Verknüpfung
Barbarossa
einer
man
an
und nicht
wenn
näherte.
die von Mayer erwogene Radikallösung anstrebte314),diese Karte aus der Hand gegeben: ein
besseresVerhältnis zu Ungarn war auch im Blick auf Byzanz wichtiger als noch ungewisse
Aussichten im Osten315).Oder war Konrad von Montferrat, der Vetter des Kaisers, der von
Barbarossa geförderte Kandidat316)?Nur für moderne Menschen vielleicht überraschend sei
daß
Barbarossa selber seit 1184Witwer, im Jahre 1188 genau so alt war
schließlich erinnert,
der
der
la
der
de
bei
Thronerbin
Maria
Heirat
im
Witwer
Jean
Brienne
Jahre
1210
mit
wie
Marquise.
Wie es verfehlt wäre, die Beziehungen zu Serbien und Ikonium voreilig abzulegen, nur
keine
deren
das
hatten
hominiurn
längerfristig
Folgen
Herrscher
Barbarossa
weil sie
- als
konnte
den
des
Tod
Kaisers wenige Monate später nicht voraussehen-, so
anboten,
man
Überlegungen,
beider
die
Haltung
Herrscher
zwingt
zu
ob nicht im Heiligen Land abgesehenvon der dynastischen Frage - ähnliche Schritte zu erwarten waren. Man ist nicht auf
bloße Spekulationen angewiesen. Wenn Riezler schrieb: »Armenien und wahrscheinlich auch
Antiochien (wären) der deutschen Oberherrlichkeit zu gewinnen (gewesen)... «317),so war das
konnte.
hatte
Denn
Bohemund
III.
Antiochia
richtiger, als er wissen
von
nach Hattin sein
Fürstentum König WilhelmlI. von Sizilien aufgetragen und angeboten, es jedem zu übergeben, der mit wirklicher Hilfe erscheine318).Es blieb auch nicht bei Worten und bloßer Theorie.
Wie fränkische und arabische Quellen bezeugen, übergab Bohemund beim Eintreffen des
deutschen Kreuzfahrerheeres im Sommer 1190 mehr oder weniger freiwillig Herzog Frieddes
Tochter
dessen
Fürsten Rainald von Antiochia war, loco
Brautmutter
eine
zudem
rich,
imperatoris die Stadt und alle Burgen319).Ob nun mit dem Kaiser Friedrich Barbarossa oder
314) MAYER, Kaiserrecht und M. Land (wie Anm. 73), 5.204.
315) Die Chronica regia Coloniensis (wie Anm. 38), 5.140 berichtet falsch die Hochzeit (nicht die
Verlobung) zum Jahre 1188.
316) Wenn Friedrich von SchwabennachdemTode desVatersim Sommer1190seet exercitum(Konrad
se obedirevelle preceptis,Albertus Milioli, Cronica
von Montferrat) commisit,ei ut paternis asseverans
imperatorum c. 169 5.650, so ist damit nicht ausgedrückt,daß sich BarbarossaKonrad staatsrechtlich
im
hätte,
Sinne
Führung.
einer
ortskundigen
wohl
sondern
»übergeben«
317) RIEZLER(wie Anm. 10), S. 65f. Die Stelle geht weiter »Nach langer Zeit wäre dies Gelingen allen
Nationen wieder einmal ein Zeichen gewesen, daß das Kaiserthum kein leeres Wort sei«.
Antiochia, Sizilien und dasReich nachder Schlachtvon Hattin 1187.
318) Vgl. künftig HIESTAND,
319) Annales Marbacenses (wie Anm. 27), S. 61: princeps Antiyochie hominium fecit duci loco imperatoris
Romani iuramento et scripto privilegii confrmans semper se velle esseimperio Romano subiectum per
omnia; Lat. Fortsetzung des Wilhelm von Tyrus 1122, ed. M. SALLOCH,1934, S. 108: maioris enim optentu
presidii urbem duci ultroneus iudicat committendam, ut fines eins vir strenuus contra crebros hostium
tueatur insultus. Schließlich berichtet Baha ad-Din 5.180: Le roi des Allemands ayant pris pied dans
Antioche, enleva cette ville ä celui qui en etait le seigneur. II commenca d'y faire sentir sa puissance en
obligeant ce chef ä faire executer ses ordres, puls, s'etant empare de la place par ruse et par trahison il y
deposa ses tresors. Auch im Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 302 f. heißt es: cui princeps
Antiochie urbem totam ac munitiones universas contradit. Es sind also nicht nur die Marbacher Annalen,
wie RIEZLER(wie Anm. 10), S. 75 und EICKHors (wie Anm. 2), S. 166 glaubten.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
99
bereits Heinrich VI., unterdessen in Wilhelms II. Rechtsnachfolge
eingetreten, gemeint war,
Antiochia war an die Staufer gefallen320).Noch einmal sei daran erinnert, daß nach Aussage
des Itinerarium peregrinorum Barbarossa aufbrach, um Antiochia
Jerusalem
nicht
etwa
- zu
retten 321)Ob sich so auch die erstaunliche Tatsache erklärt, daß der Eid von Adrianopel einen
Zeitraum bis sechs Wochen nach dem Erreichen Antiochias umfaßte, also nicht bis zum
Erreichen von Tyrus oder der Belagerung von Akkon oder gar der Rückgewinnung Jerusalems?
Was hätte dagegen gesprochen, daß der Herrscher des Königreichs Jerusalem, ob er nun
Guido von Lusignan oder Konrad von Montferrat oder Honfroi de Toron oder noch anders
heißen würde, sich künftig ebenfalls lehensrechtlich dem Kaiser unterstellte? Wenn nicht
direkte Herrschaft eines Staufers wie in Antiochia oder eine Übertragung der Krone von
Jerusalem an eben diesen Staufer, so doch Lehensoberhoheit, nicht anders als es später
Heinrich VI. mit Cypern und Kleinarmenien vorsah. Schon die Demutsformel im Briefe der
Sibylle von 1188ego humillima ancilla vestra322)ging weit über das hinaus, was eine immerhin
selber die Legitimität der Krone verkörpernde Königin des 12.Jahrhunderts üblicherweise
schrieb. Dennoch wäre Barbarossas Selbstverständnis gegenüber dem Heiligen Land damit
noch nicht ausreichend erfaßt. Bei Verhandlungen mit den Boten des Sultans bezeichnete er
sich mit prägnanter Kürze als Kaiser und advocatus specialis terrae Ierosolimitanae323)
Offensichtlich in Anlehnung an den römischen advocatus ecclesiae-Titel drückte die Steigerung specialis advocatus gegenüber den anderen Königen einschließlich des Königs von
Jerusalem, die sich ebenfalls als advocatus terrae betrachten konnten, den besonderen Vorrang
des Kaisers aus. Die Stelle ist umso wichtiger, als es sich gewiß von zweiter Hand um ein
wörtlich wiedergegebenes Selbstzeugnis handelt. Dabei ist es bezeichnenderweise die terra,
nicht die Stadt, wie an anderer Stelle sein Bemühen auf das reiaume de Jerusalem gerichtet ist.
Ergänzt wird dies durch die nicht minder bedeutungskräftige, später noch einmal aufzugreifende Bezeichnung als miles utriusque praecipuae ecclesiae,des Herrengrabes und der ersten
cathedra Petri, Jerusalems und Antiochias324): Barbarossa war dem Reich und der Kirche von
Jerusalem verpflichtet.
Im Ergebnis führte der dritte Kreuzzug dem Reich mindestens drei neue potentielle
christliche Lehensstaatenzu: Serbien, Armenien und Antiochia, brachte die Idee einer
Unterordnung der muslimischenSeldschukenund schuf Beziehungenzu den Bulgaren.Wenn
320) Foi. z, Le souvenir et la legende de Charlemagne (wie Anm. 15), S.264 ist eine der wenigen Stellen,
die auf die Vorgänge überhaupt eingehen, aber spricht von einer Anerkennung der Oberherrschaft
(>suzeraintetec).
321) Gesta Heinrici II (wie Anm. 31), S. 55f.; vgl. oben S. 59 Anm. 52.
322) RRH (wie Anm. 70), Nr. 681, vgl. Tageno, in: FREHER, Rerum germanicarum Scriptores, 31731,
S. 410. Es dürfte sich aber eher um eine Stilübung als um einen wirklich gelaufenen Brief handeln.
323) Tageno (wie Anm. 233), S. 515. In der Fassung bei Avr. mlN (wie Anm. 322), S. 411, ed. FREHERheißt
es peculiaris advocatus terre Palestinae. Vgl. auch Ansbert (wie Anm. 15), S. 87.
324) Itinerarium peregrinorum (wie Arun. 36), S. 302.
100
RUDOLF
HIESTAND
behauptet
hat,
der
Zeit
staufischeHof habezur Zeit BarbarossasLehensabman vor einiger
hängigkeitnur dort eingesetzt,wo sich dafür historischeBegründungenfinden ließen' 25), so
ist dies für die Zeit des Kreuzzuges nicht zu halten, wenn nicht eine völlige Veränderung der
historischen Argumentationsebene zurück zum ganzen Raum des
alten Imperium Romanum
der
Dann
waren
natürlich
erfolgte.
ganze Balkan, Kleinasien und der syrisch-palästinensische
Raum einbeschlossen. Im Falle Antiochias blieb es nicht bei einer Zukunftsperspektive,
brachte
Herzog
Friedrich
das Fürstentum staatsrechtlich für kurze Zeit mit vollen
sondern
Rechten in staufische Hand. Daß sein Tod wenige Monate später vor Akkon ohne leibliche
Erben wieder ein Vakuum herbeiführen würde, war nicht vorhersehbar. Doch vom Sommer
1190 bis zum April 1191 gab es ein mindestens unter staufischer Oberherrschaft stehendes
.
Fürstentum Antiochia.
Unter diesem Blickwinkel hatte der Brief Barbarossas an Saladin326)mit der Aufzählung
aller Provinzen des römischen Reiches im Westen und im Osten als Herrschaftsgebiet
Barbarossas nur diplomatisch-politisch ist von Bedeutung, daß es sich um ein erfundenes
Stück handelt so unrecht nicht. Er traf sich mit dem Ludus de Antichristo, den Barbarossa
vermutlich 1152 bei der Krönung gesehenhatte, wo sich mit den Königen von Griechenland,
von Frankreich und von Babylon auch der König von Jerusalem dem Kaiser unterwirft. Schon
auf die serbische Gesandtschaft des Jahres 1188/89 reagierte Barbarossa nach der Kölner
Königschronik: glorificans Deum, quod a regibus, quos vix umquam nominari audierat, tanti
haberetur3z7.
Am interessantesten aber bleibt im Blick auf die weitere politische und ideengeschichtliche
Entwicklung der Versuch eines Zusammengehens mit den Seldschuken. Es war zweierlei, auf
diplomatische
den
Ebene
Blicken
Kontakte zu pflegen, um auf
weitgehend
entzogenen
einer
den kaiserlichen Rivalen in Konstantinopel Druck auszuüben, oder auf einem Kreuzzug
ganz
offen und unmittelbar eine Zusammenarbeit mit den Glaubensfeinden zu suchen bis hin zu
jener deutsch-türkischen Marktkommission nach dem Sieg bei Konya. Gegner des Kreuzzuges waren nicht mehr Islam und die Muslims schlechthin, sondern nur islamische Herrscher
über Jerusalem. Man näherte sich mit großen Schritten jener Haltung an, die man im
Abendland immer wieder den Kreuzfahrerstaaten und Byzanz vorgeworfen hatte und die
im Jahre 1228 zum Vertrag zwischen Friedrich 11. und al-Kamil von Aegypten führte.
Wenn Odilo Engels eine »Steigerung des Kreuzzugszieles von Barbarossa zu Friedrich II.
«
325) Vgl. H. APPELT,Die KaiserideeFriedrich Barbarossas(Sitz.-ber. Österreich.Akad. d. Wiss. Phil:
hist. K!. 252/4,1967), S.24 unter Bezug auf H. J. KIRFEL,Weltherrschaftsidee
und Bündnispolitik.
Untersuchungenzur auswärtigenPolitik der Staufer,1959.KIRFELgeht auf Kleinarmenienund Antiochia
nicht ein.
326) RRH (wie Anm. 70), Nr. 671, vgl. H. E. MAYER, Der Brief Kaiser Friedrichs I. an Saladin vom Jahre
1188, in: DA 14 (1958), S.488-494 und zum ebenfalls gefälschten Antwortschreiben Saladins, RRH
Nr. 672, jetzt MÖHRING, Saladin (wie Anm. 139), S. 98-125. Der Brief von 1180-1182, RRH Nr. 598,
cd.
in: Neues Archiv 11 (1886), S. 575-577, gilt noch als genuin.
327) Chronica regia Coloniensis(wie Anm. 38), S.142.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
101
und schon bei Heinrich VI. als letztes Ziel seiner Politik Jerusalem gesehenhat328),so gilt dies
in viel höherem Maße, als man bisher anzunehmen geneigt
war, auch für Barbarossa. War es
doch le reiaume de Jerusalem nicht die Stadt
den heiligen Stätten oder die Kirche-, dem
mit
Barbarossas ganze Anstrengungen nach der Auffassung der Estoire galt: car il avoit propose
tout son entendement au reiaume de Jerusalem 329).Heinrich VI. war weniger ein grundsätzlicher Neuerer als der Vollstrecker des Kreuzzuges Barbarossas. An der Basis aller staufischen
Bemühungen um das Heilige Land aber steht im historischen Rückblick jenes Gelübde, das
Heinrich IV. am Hoftag Ende 1102 zur Überraschung aller Anwesenden verkündete. Von da
an war der Kreuzzug, die Verpflichtung für Jerusalem, ein Teil staufischen Denkens, über die
Wallfahrt und den Kreuzzug Konrads III.
des Mittelalters wirklich
Herrscher
als
einziger
zweimal in der heiligen Stadt - zu Friedrich Barbarossa und dann eben weiter über Heinrich VI. zu Friedrich II., der als erster den Titel eines Königs von Jerusalem wirklich trug und
in Jerusalem selbst in einer Art Festkrönung unter der Krone ging.
Blickt man auf die Folgen, so überhöhte der Kreuzzug Barbarossafür einen Teil der
Nachwelt als den christlichen Kaiser par excellence,der fromm, demütig, debonaire, die
Strapazen des Kreuzzuges auf sich nimmt. Man könnte solche Äußerungen seitenlang
anführen'"). Andererseits hatten die schwerenVerluste gerade im engsten Aufgebot des
Kaisers, der eigenenund der Reichsministerialitätwie 1147-49personell und materiell eine
Schwächungder staufischenPartei zur Folge. Dies galt für die Kaiserfamilie, wo der Tod
Herzog Friedrichs von Schwabenim Lager vor Akkon nach dem Tode des dritten Sohnes
Konrad zur Laizisierung des clericusPhilipp zwang mit den bekanntenFolgen für die Krise
dem
Tode HeinrichsVI. Gleichermaßengroß waren die Verluste im Reichsepiskopat,
nach
angefangenvom ehemaligenKanzler Gottfried von Würzburg kehrten die Bischöfe von
Passau,Basel,Meißen, Osnabrück, Toul nicht wieder. Es gelangauch nicht, den Tod vieler
Reichsfürsten zu einer wesentlichen Mehrung des Reichsguteszu nutzen33t>Schon die
Rückkehr desWelfen im Jahre 1189entgegendem geleistetenEid hatte deutlich gemacht,wie
sehr das Reich immer noch in hohem Maße auf der personalenHerrschaft des präsenten
Königs beruhteund einelängereAbwesenheit- und nun nicht »nur« in Italien Bruchstellen
aufzeigte.Noch nicht zum Kaiser gekrönt, noch ohne Sohn, dem eine Regentschaftfür einen
Reichsteilübertragenwerden konnte, war Heinrich VI. überfordert, als im gleichenJahr 1189
die sizilischeFrageakut wurde.
O. ENGELS,Die Staufer, '1984, S. 117f.
Estoire ed. MORGMN(wie Anm. 73), S. 94.
Vgl. die Zusammenstellung bei RiEZLER (wie Anm. 10), S. 126-140.
Der Versuch HeinrichsVl. nach dem Tode Landgraf Ludwigs in Thüringen eine Königslandschaft
aufzubauen, mißlang, vgl. H. PATZE et al., Geschichte Thüringens, 11,1,1974, S. 29f.
328)
329)
330)
331)
102
RUDOLF
HIESTAND
V.
desKreuzfahrersBarbarossa.Das Kreuzheer wird
Kehren wir zurück zum Selbstverständnis
in den deutschenQuellen meist exercitus Christi (32mal)332)
oder sanctaecrucis exercitus
(18mal) bezeichnet.\Vie kanzleigemäßdies ist, beweist der kürzere Brief Barbarossasan
Heinrich VI., wo er selbervom exercitussanctaecrucisspricht333)Dementsprechenderklärt er
bei
Christi314),
des
den
Sultans
Ikonium
Boten
seinem
und
von
nos milites sumus
gegenüber
Tode heißt es qui enim exstitit miles Christi331).Von der miles Christi-Idee her wird zum
Typus für das Kreuzfahrerheer die Thebäische Legion: in omnibus comparanda legioni
Thebeorummartyrum336>,
wie göttliche Führung sich auch an .Kleinigkeiten« zeigte, wenn
der
habetur
der
in
Tage
Yconii337).
Schlacht
Ikonium
Lesung
mentio
vor
etwa am
Wenn Barbarossa hervorgehoben wird als der erste Kreuzfahrer, nicht nur wegen des
Ranges, sondern vor allem wegen des Aufbruches vor den westeuropäischen Königen trotz
den
der
doch
in
Augen
Auffassung
338),
Kreuznahme
und
eigener
stets, nach
so war er
späterer
Feinde, der römische Kaiser 339).Es galt auf dem Kreuzzug beide Aspekte zu verbinden:
Würde und Erhabenheit kaiserlicher Majestät mit allen damit verbundenen Pflichten auf der
Christi
die
Kreuzfahrer,
Stellung
Pilger
miles
unter tausenden anderer
als
und
als
einen340>,
immo
der
den
des
imperator,
Seite,
Erfurter
Chronisten
Worten
Christi
mit
auf
anderen
milites
Christi peregrinus341),als signifer342toder mit einem Wortspiel signo crucis praecipuus signifer343). In bezeichnender Reihenfolge drückte Barbarossa dies gegenüber dem Sultan aus:
Romanus imperator et specialis advocatus Ierosolimitane terre, ergänzt wenig später mit dem
Attribut:
weiteren
et in omnibus peregrinis pater condolens344>
332) Die Zahlenwieder nachder Edition von CHROUST.
333) DFI 1009.
334) Tageno (wie Anm. 233), S. 514. Ähnlich bei Ansbert (wie Anm. 15), S. 83: auxilio domini nostri Jesu
Christi, cuius nos milites sumus gegenüber Malik Shah.
335) Ebda., S.91.
336) Ebda., S.85.
337) Ebda., S.86; Tageno(wie Anm. 233), S.515.
338) Lat. Fortsetzung ed. SALLOCH, 11,17, S. 99; ERNOUL (wie Anm. 73), S. 248; Itinerarium
S.
(wie
290Anm.
36),
norum
peregri-
339) Gislebert(wie Anm. 62), S.236:pre ceterisregibuset principibuspotentior et vividior et animosior.
Ansbert (wie Awn. 15), S.87 für den Sultan von Ikonium, der indignationem imperatorie maiestatis
fürchtet.
340) Schon für Mainz sagt das Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 289f.: qui tot gentes, tot
defluxisse.
Romane
imperante
potestatis
crederet
gloriam
non
antiquam
conspiceret,
principes sub uno
341) Chronica s. Petri Erfordensis a. 1190, cd. O. HOLDER-EGGER,MGH SS rer. Germ., 1899, S. 195.
(wie Anm. 53), S. 407.
Vgl. auch Ansbert (wie Anm. 15), S. 91 und FLECKENSTEIN
342) signifer: Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 7, S. 127; glorios us signifer, Ansbert (wie Anm. 15),
S. 14.
343) Arnold von Lübeck IV, 7, S. 127.
344) Ansbert S.87: In nomine domini nostri Jesu Christi Romanus imperator et advocauu specialis
lerosolimitaneterre und S.90:piissimusimperatorin omnibusperegrinissuistanquampater condolens;so
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
103
COLUMPNA
Zwischen diesen beiden Polen den Ausgleich zu finden, war die schwierigste Aufgabe. Es
begann schon in Mainz 1188 mit der Erklärung, nicht loco imperantis der Versammlung
bereit,
345).
Barbarossa
immer
Politisch-militärisch
auch gegen
vorsitzen zu wollen
war
wieder
die Einflüsterungen der Umgebung Kompromisse einzugehen und Provokationen zu übergehen, selbst wenn dies Kritik einbrachte 346),doch, obwohl das Kreuzzugsheer primär eine
daß
die
kaiserliche
der
Würde nicht verletzt
Christi
Voraussetzung,
militia
war347, nur unter
der
Beginn
der
honestati348).
Auch
Kreuzzug
zu
sollte gemäß
wurde: sue maiestatisprospiciens
der Herrschaft ausgegebenenLeitlinie, Romani imperii celsitudo in pristinum sue excellentie
den
honorem
Mit
Schärfe
imperii
griechiexaltare350
erklärte er
robur zu reformieren349),
schen Gesandten sum utique et dicor Fridericus Romanorum imperator et semper augustus351)
Dabei steht der Kreuzzug als Ziel, wie wir bereits gesehen haben, stets an erster Stelle: non
erat
in proposito
aliquibus
arduis
negotiis
iter
vivifice
crucis
induciare352)
und
als
Leitlinie
des
Handelns steht im Urteil von Freund und Feind die Kreuzzugsideeund die Sorge um die
Einhaltung ihrer Ideale zuoberst. So war der Sieg gegendie Seldschukenverdient, weil in
domini,
disciplina,
in
in
pre
timor
apud omnesamor
omnibus
omnibuset
castriscastitas, armis
proximi herrschte3531
Die Pilgerhaltung war nach übereinstimmenden Zeugnissen echt: tam exteriore habitu
dem
der
das
ist
Kreuzzug
depromit
Der
interiore
christianismi negocium, auf
affectu354).
quam
Kaiser als sein Anführer selber zur columpna christianismi wird355> Doch ganz richtig ist es
habe:
hinter
kämpfen,
humilis
Christo
daß
sich gelassen
pro
alles
zu
andererseits nicht,
er, um
Friedrich
Anm.
S.
der
(wie
15),
122
Historia
Tageno
S.
515.
In
(wie
Anm.
233),
wird
peregrinorum
auch
sanctematris ecclesietutor et advocatusgenannt.
maximuset excellentissimus
345) Cont. Zwettlensis altera, MGH SS 9, S. 543.
346) Vgl. Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), mehrfach.
(wie Anm. 53), S. 407.
347) Otto von St. Blasien (wie Anm. 15), c. 32, S. 46; FLECKENSTEIN
348) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), 5.127. Vgl. Tageno (wie Anm. 233), S. 515 für die Verhandlungen mit den Gesandten des Sultans von Ikonium, der die indignatio imperatorie maiestatis einsieht,
ähnlich bei Verhandlungen mit den Griechen in Philippopel (ebda., S. 510): Manuel nec in aliquo
dignitatibus nostrae maiestatis derogavit, daher würden künftig keine Schreiben mehr entgegengenomin
eis contineatur.
expresse
men, nisi sollempnitas nominis et maiestatis nostrae
349) DFI 5. Vgl. zur Tributforderung des Sultanssohns Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 12, S. 136:
inauditum ut Romanorum imperator ulli mortalium tributa persolvat, ut cum pacis quiete viam nostram
tendamus, anum denarium voluntarie persolvam. Vgl. auch APPELT,Kaiseridee (wie Anm. 325). Die Stelle
bei Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 7, S. 127f. tam pro Deo quam honore temporali bezieht sich
das
den
Kreuzzug,
S.
407
(wie
Anm.
FLECKENSTEIN
53),
sondern
wie
meint,
nicht
auf
allerdings anders, als
Plusquamperfekt certaverat anzeigt, auf die bisherige Herrschaftszeit.
350) Arnold von Lübeck (wie Arun. 23), IV,7, S.127.
351) Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), 5.144. Im ganzen kommt der Ausdruck in den Quellen bei
CHROUST15mal vor.
352) Ansbert (wie Anm. 15),S.87.
353) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 299.
354) Ebda., S.278.
355) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), 5.279.
104
RUDOLF
HIESTAND
des
bleibt
herrscherliches
Trotz
blandientis
illecebra356).
Kreuzzuges
felicitas
seculi
oder
gloria,
Leben, repraesentatio, nicht völlig fern. Prunkvolle Geschenke wie Kamele von König Bela,
den
hatten
dem
drei
Serbenfürsten
Kreuzzug
Hirsche
Seehunde
Eber,
von
mit
und
ein zahmer
für
dessen
das
der
Transport
Königin,
Prunkzelt
tun
zu
ungarischen
wenig
wie
ebenso
gewiß
brauchte,
der
drei
Goldgefäß
GriechenJ57).
Auch
Pilger
Karren
oder
ein
zweihenkliges
als
man
bleibt Barbarossa Kaiser. Er kann der Zwiespältigkeit des Unternehmens nicht entgehen. Vier
Tage begibt sich er bei Ofen auf Jagd3SS),obwohl GregorVlll. in seinem Kreuzzugsaufruf
hoch
der
in
hatte3s9),
die
Belgrad
dies
Zahl
Kreuzfahrer
über
und
erfreut,
verboten
gerade
den
ludus
in
Preßburg,
während er selber sich
negotia
militiae aus, wie schon
richtete er ein
klarem
die
lusibus
hingaben,
in
Verstoß gegen die
wieder
anderen sich
armorum
widmete360),
dem
die
Turniere
Kreuzzug
Vorschriften,
prinzipiell,
also
gewiß
auf
verboten
päpstlichen
hatten361).
Wie selten es gelingt, sich einem mittelalterlichen Herrscher unmittelbar zu nähern, ist
bekannt. Umso wertvoller sind die Kreuzzugsberichte, weil sie von Zeit zu Zeit den Kaiser,
der
Seite
Anekdotenbewerten,
Vorsicht
zeigen.
menschlichen
von
zu
gewiß mit gebührender
hafte Berichte bleiben nicht aus. Die povres im Heer nennen ihn Bruder; wenn ein Wagenrad
bricht und er in der Nähe ist, wartet er, bis es repariert ist, gefolgt von der refrainartigen
Aussage tant estoit humbles et debonaires362)_Daneben erweist er sich als psychologisch
die
der
Gefährdung
in
Situationen
Rücksicht
Führer,
ohne
auf
eigene
schwierigen
geschickter
in vorderster Linie mitkämpfte, mit einem fast unerschütterlichen Vertrauen, daß der Kreuzfür
dem
der
Sinn
Gesten,
Gottes
Werk
wirksame
wenn
auch
mit
er
vor
sei,
aber
zug ein
Schlacht gegen die Seldschuken für jeden Kreuzfahrer erkenntlich nach dem alttestamentliHimmel
für
Aaron
Armen
Gott
die
Moses
Vorbild
zum
und
mit
ausgestreckten
von
chen
Möglichkeit dankte, endlich gegen die Heiden kämpfen zu können363).Schon der Empfang der
der
in
denen
Konstantinopel
Kerkerhaft
Gesandten,
zurückkehrenden
er aus seinem
aus
Hause entgegenging, um sie mit Tränen in den Augen stürmisch zu umarmen, war gewiß alles
356) Ebda. Ähnlich Ansbert (wie Anm. 15),S.5: non divitiarum seudeliciarumaffluentia.
357) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 8, S. 129-131; Ansbert (wie Anm. 15), S.25 und S. 30.
358) Historia Peregrinorum (wie Arun. 15), 5.131; Bei Ansbert S.25f. nur zwei Tage.
359) JL. 16019.
lusibus armorum vacantibus. Weshalb
360) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 130: ceteris
...
GIESEBRECITet al. VI (wie Anm. 1), 5.693 dies bezweifeln, ist nicht klar.
361) So schon im Aufruf Lucius'III. von (1184) Nov. IDez. 10, cd. HIESTAND, Papsturkunden für
Templer und Johanniter, S. 352, Nr. 165 als Zusatz zu dem sonst wörtlich übernommenen Text von
JL. 14360. Vgl. S. KRÜGER,Das kirchliche Turnierverbot, in: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, Hg.
J. FLECKENSTEIN,
1985, S. 401-422.
362) Estoire ed. MORGAN (wie Anm. 73), S. 98.
363) Giraldus Cambrensis, De instructione principis (wie Arun. 103), III, 21, S.277: magnanimi principis
fiduciam ostendit erectis ad coelum manibus in conspectu omnium gratas agit Deo. Ähnlich Ansbert (wie
Anm. 15), S. 5: senex gloriosus iuvenes quosque in bellum Christi exemplo sui accenderet. Itinerarium
peregrinorum (wie Anm. 36), 5.298: Hac voce ingens ardor cunctis incutitur, qui fadem cesaris contemplantes letissimam a sene iuvenes, a fragili fortes, ab uno universi virtutis susdpiunt incentivum.
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
105
andere als protokollgemäß36').Vor allem der Marsch durch Kleinasien brachte den Kaiser
spätestensseit Philadelphiain täglichenunmittelbaren Kontakt mit dem »Volk«, dem er sich
kaum längerals ein paar Stundenin seinemZelt entziehenkonnte. Daraus entsteht,mit jener
dritten Umschreibungder Stellungauf dem Kreuzzug, condolenspater peregrinissuis365>,
über
die politische eine persönlicheBindung, deren plötzliches Ende sich dann verheerendauswirkt. Wenn somit überhaupt von einemTypus für BarbarossasStellung auf dem Kreuzzug
fortiter und ähnlich sind die
gesprochenwerden kann, so ist es Moses36>.I7nperterritus367),
die
fortes
der
fragilis
die
für
ja
ihn,
iuvenes,
Attribute
wiederkehrenden
selber senex,
Ganz bleiben angesichtsder Größe und Last der übernommenen
anzutreibenversteht36S).
Aufgabe Zweifel und Sorgennicht aus, bis zu einem Stoßseufzervor der Schlachtgegendie
Seldschukenam 18.Mai 1190:wenn er das ganzeHeer heil in Antiochia hätte - gemeintstatt
decet
imperiali
bereit
der
Auseinandersetzung-,
penam
non
wäre er
quam
vor
militärischen
Andererseits
irrogari personae,videlicet cesaricicapitisminorationem auf sich zu nehmen369).
heißt Führung gegebenenfallsauch, Schwierigkeitenzu verschweigen,um nicht mutlos zu
die
der
Mühen
bleibt
die
Gesandten
über
Mitteilung
Juni
7.
armenischen
auf
machen:so
am
dem letzten Wegabschnittnach Silifke »Verschlußsache«.
Ein einziges Mal, am Tage der
die
Wirkung
Entscheidungsschlacht
die
öffentlich
über
Seldschuken,
wird
sozusagen
gegen
der zurückliegendenStrapazengesprochen:et licet multo essetfatigatus labore371>
Wenn Barbarossa auch nicht auf den Kreuzzug ging im Wissen, daß er nicht mehr
daß
bewußt,
es ein Unternehmen mit
zurückkehren werde, so war er sich sehr wohl
des
für
die
bereit,
Kreuzzuges zu
Sache
Leben
Ausgang
Er
ungewissem
sein
war.
war
der
inneren
Gewißheit
Aufbruch
Dies
ist
jedoch
als
verlieren.
ein
mit
etwas völlig anderes
oder gar der Absicht, nicht zurückzukehren, ein bewußter endgültiger Abschied. Wenn aus
der Zeit vor dem Aufbruch keine Zeugnisse von letzten Verfügungen, Todesahnungen,
den
bei
den
über
Nachrichten
Abschied
ähnlichem
endgültigem
vorliegen, wie sieht es
und
Tod selbst aus? Der Tod im Saleph auf der peregrinatio als Pilger und Kreuzfahrer hat später
für
die
beigetragen,
Zeugnisse
für
die
Die
dazu
Nachwelt
Barbarossa
viel
zu verklären.
Überhöhung des Kaisers
das
den
für
den
Umgebung,
Tode
Schmerz,
wie
seine
nach seinem
deutsche Heer und die Christenheit empfand, sind zahllos. Mit biblischen Bildern sieht man
ihn als von Gott selber an die Spitze gesetzt, als ein fester Anker für das schwankende Schiff
der Kirche, der als einziger aller weltlichen Herrscher Jerusalem hätte befreien können,
364) Tageno(wie Anm. 233), S.510: de domo sua exienset in amplexusepiscopiet comitis irruens, cum
multis lacrimiseossucepit,mit folgenderAdaption von Luk. 15,24.
365) Vgl. oben S. 102.
366) Vgl. auch unten S. 108.
367) Ansbert (wie Anm. 15),S.91.
368) Itinerarium peregrinorum (wie Arun. 36), S. 298.
369) Ansbert (wie Anm. 15),S.86; die Handschrift Strahovschwächtzu honorisminoratio ab, welchem
die moderneLiteratur meist folgt. Vgl. auch Ansbert S.84: occultealiquantulum
anxiabatur de castris.
370) Ebda.,S.86.
106
RUDOLF
HIESTAND
luporum
in
der
Folge
medio
nunc erimus sicut oves errantes
als propugnator noster, mit
(Matth. 10,16) nec eos quisquam a morsibus nostris prohibebit37º>.
Und doch hatte dieserTod ein zwiespältigesGesicht.Keine zeitnaheQuelle lobt ihn oder
keine
die
den
berichten,
letzten
Ahnungen,
Kaiser
Worten
zu
oder
von
weiß auch nur von
den
der
die
hätten,
befallen
Fluß
Umgebung
sie
verfluchen,
columpna
auch
wenn
vorher
seine
die
habe372>.
im
Der
Kampf
Heiden,
Kaiser
er starb
starb
gegen
nicht
christianismiumgestürzt
Nachträglich
Gebiet,
im
Lande
Heiligen
er
sondern
ertrank.
oder
auf
nichtchristlichem
nicht
legendie sapientesein schweresErdbebenam 1.Juni alsAugurium aus373>
oder entdecken,daß
hominum
die
Stein
Inschrift
Hic
maximusperibit«, nach anderen»Melior
auf einem nahem
hominibus et potencior omnibus in aquis Saleficissuffocabitur« gestandenhabe37'>,wie im
Cydnus, den man mit dem Salephverwechselte,einst auch Alexander der Große, aber nur
beinahe,ertrunken sei375>,
den
dem
jener
Tod im Wasser
Kaiser
wie eben einst
astronomien
der
der
hier
habe376>.
Typus
Große, wie
Als
Makedonenkönig,
Karl
wieder nicht
geweissagt
man schon für den Hoftag in Mainz 1184als Vergleich den Makedonenkönig, Caesarund
Denn entgegenmanchenÄußerunKönig Artus, nicht Charlemagneherangezogenhatte377>.
hat dasVorbild der Karlsreiseim politischen Handeln des Kreuzzugesund in den ihn
gen378>
begleitendenIdeen in den deutschenQuellen keinen Niederschlag gefunden379>.
Eine der
des
die
der
Gegenden
Reiches,
Barbarossa
1188/89
aufsuchte,
ausgerechnet
nicht
war
wenigen
Niederrhein mit Aachen. Man konnte die Legendeweder dem byzantinischenKaiser noch
den Seldschukenofferieren, so wichtig und wirkungsvoll das Karlsvorbild für die kaiserliche
Stellung im Westen sein mochte. Es bedurfte zudem in der Situation von 1187 dieses
Incentivumsnicht, ja der Vergleichhätte leicht gefährlichwerden können.
Für einen mittelalterlichenMensch gebührte es sich, vor dem Ende seineDinge ordnen
zu können. Was jedoch Barbarossaerteilt hatte, war eine mors repentina,subita, momenta371) Arnold von Lübeck (wie Anm. 23), IV, 13, S. 138.
372) Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), 5.301: imprecamur huic fluvio, qui precipuam tocius
christianismi columpnam subvertit.
373) Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 171.
374) Vgl. Albertus Milioli, Cronica imperatorum (wie Anm. 62), c. 169,5.649; Salimbene (wie Anm. 36),
S. 12.
375) Otto von St. Blasien (wie Anm. 15), c. 35, S. 51.
376) Estoire ed. MORGAN (wie Anm. 73), S. 98.
377) Guiot de Provins, ed. J. WoLFART- SANMARTE,1861,S.39.
378) Vgl. MÖHRING (wie Anm. 139), S. 85f.; APPELT, Kaiseridee (wie Anm. 325), S. 26f.; F. GRAUS,
Lebendige Vergangenheit (1975), S. 182-198, aber zu Recht ohne Bezug auf den Kreuzzug. Auch die
Kanonisationsurkunde von 1166, DFI 502, erwähnt eine Reise Karls in den Osten nicht. Es muß äußerst
fraglich bleiben, ob die Karlslegende überhaupt in irgendeiner Weise auf den Kreuzzug eingewirkt hat.
379) Nur im Prolog der Historia Peregrinorum (wie Anm. 15), S. 116wird ohne Bezug auf den Kreuzzug
der Karolinger als Typus der strenuitas des Herrschers genannt. In ähnlicher Weise heißt es bei Tageno
(wie Anm. 233), S. 510 in einer Rede Friedrichs vor griechischen Gesandten, Karl der Große habe die
den
bildet
beides
konkretes
für
Motivationselement
Kreuzzug
Ein
Romae
erhalten.
nicht.
monarchia urbis
PRECIPUA
TOCIUS
CHRISTIANISMI
COLUMPNA
107
Sie galt stetsals bösesZeichen: mors minus quam modusmortis sollicitat381).
Er hatte
nea3S0).
weder Beichte ablegennoch die Sterbesakramenteempfangenkönnen, vom Aufsetzen eines
letzten Willens oder auch nur mündlichen Verfügungen ganz zu schweigen.Es gibt kein
Testament Barbarossas.Soweit sie nicht einfach darüber hinweggehen, bereitete es den
Berichterstatternoffenkundig Mühe, diesesFaktum zu erklären. Das Itinerarium wird den
Verdachtnicht los, der Kaiser habedurch eigeneUnvorsicht den Tod herausgefordert,wenn
die
dies
denn
den
hofft,
die
in
führte,
daß
ihn
libido
Saleph
es auch
würde
natandi
nicht
das
die
bewiesen
habe,
Trost
Bibelwort:
in
gravitas,
gewährt
contrarium wenden.
er sonst
382).
War
Tod
immer
ihn
(Weisheit
4,7)
Gerechte
in
Ruhe
auch
erteilt«
sein,welcher
»Der
wird
383»
die
im
Diesseits
Schuld
für
das
Möglichkeit
Sühne
Schisma,
tilgen
zu
es eine
noch
gar als
Andere waren nicht so nachsichtig.Von einemfinis durus spricht Radulfus Niger384)und
begleitet dies mit dem wiederholten Vorwurf, daß Barbarossain Konstantinopel und gegenüber dem Sultan seinerAufgabe nicht gerechtgeworden sei'11).Doch da er als miles Christi
386)
dennoch
werden
gestorbensei, werde er wohl
gerettet
Erst im 13.Jahrhundert finden sich nebenBerichten, der Kaiser sei semivivus ans Land
die
Ärzte
bemüht
hätten38'),
Schmach
ihn
Versuche,
die
zu
gezogenworden, worauf
sich um
des
Todes
im
Umdeutung
In
einer
tilgen, daß er ohne die Sterbesakramente
war.
gestorben
Wasserläßt Albert von Stadeden Ertrinkenden gar ausrufen: »Gelobt sei der gekreuzigte
Sohn Gottes, der mich mit demWasseraufnimmt, dasmich neugeschaffenhat, und mich zum
Märtyrer werden läßt, nachdem es mich zum Christen gemacht hat«388).Barbarossaals
Märtyrer - damit war der Wegfrei für die Überhöhung, die bei den Zeitgenossenausgeblieben
in
den
bei
Autoren
Italien
kritische
Linie
guelfischen
war, wenn auch eine
sich vor allem
fortzog.
Wieder ins Positive gewandt, reflektiert - offensichtlich noch in der Annahme eines
des
der
des
Itinerariums
Verfasser
Kreuzzuges
Abschlusses
an einer schon
erfolgreichen
380) Wilhelm von Newburgh (wie Anm. 270), S. 329f.; Itinerarium peregrinorum (wie Anm. 36), S. 301:
mors preceps et matura.
381) Ebda., S. 301.
382) Ebda.
383) Wilhelm von Newburgh (wie Anm. 270),S.329f.: Ne propter hocpostmortem lueret, sedpotius tam
grande malum momentaneemortis casusacerbior perfecte dilueret illa insigni devotione quapropter
Christum relicto imperio tantis seimmersitpericulisactum credo.
384) Radulfus Niger, Chronica (wie Anm. 244), S. 288.
385) Ebda., S.289: omissavero causaDei de expurgandacivitate a spurcitiisgentilibus omissatarnen
...
causaDei defide propagandaconversionepopuli.
386) Ansbert (wie Anm. 15), S. 91.
387) lacobus Aquensis (wie Anm. 158), S. 97: veniunt medici, faciunt experimenta sua, ut evacuetur; non
potest aqua exire sicut debet.
388) Albert von Stade, Annales, MGH SS 16,5.351: Benedictus cruciftxus Dei filius, quod aqua me
suscipit, quae me regeneravit, et me martiremfaciat, quae me fecit christianum. Daß Mutuz (wie Anm. 1),
S. 396 Anm. 1 dies ernsthaft in Betracht ziehen will, ist unverständlich.
108
RUDOLF
HIESTAND
beiden
das
der
Grab
Christi
Barbarossa
Kirchen,
Stelle
als
wo
miles
weiter: wie
erwähnten
liege und wo des Apostelfürsten erste cathedra stehe, gelebt und gekämpft habe, so bewohne
beide
die
das
hier
Gebeine
Tode
Fleisch
geteilt
sie
gemeint
und
zwischen
er nach seinem
dort389). Doch Barbarossa wurde bekanntlich nie in Jersualem begraben, sondern seine
Gebeine blieben wohl in der Kathedrale von Tyrus. Sollte Konrad von Schwaben 1124 an der
Eroberung von Tyrus mitgewirkt haben, so hatte er die Stadt miterobert und an der Weihe
jener Kirche für den christlichen Kult teilgenommen, in der 66 Jahre später sein Neffe
begraben wurde. Dennoch war es nicht nur eine mors repentina des Kaisers. Ähnliches galt für
den Kreuzzug als Ganzes. Wie die Gebeine der coli mpna diristianismi nicht in der Grabeskirche in Jerusalem beigesetzt werden konnten, der signifer sanaae crucis die Kreuzesreliquie
nicht zurückgewann, so verfehlte das negocium cbristianismi als Ganzes sein Ziel. Dies alles zu
erfüllen, verblieb den Söhnen und dem Enkel als Aufgabe und als Memorialhandlung wie einst
seinem Onkel Konrad das Gelübde HeinrichslV. Denn es ging Barbarossa auf dem dritten
Kreuzzug wie auf dem ersten dem päpstlichen Legaten Adhemar von Le Puy, neben dessen
Grab links vom Chor der Kathedrale von Antiochia im Jahre 1190 die von den Knochen
beigesetzt
des
des
beide
hatten
Staufers
Reste
Leichnams
wurdenJ90):
gelösten
einbalsamierten
ihrem gemeinsamenVorbild Moses gleich das Ziel, das gelobte Land, nicht erreicht. Sed hec
actenus391)
peregrinorum (wie Anm. 36), S.302: Dignum quidem ct ordinante domino mirifice
procuratum, ut qui pro Cbristo decenavit insignius, precipuas christianae religionis ecclesiasutriusque miles
domini
divisus
incoleret
sepultura preminentius exbrlit et illam quam principis
et cam, quam
utrique
apostolorum cathedra insignivit.
389) Itincrarium
390) Estoire ed. MORGAN(wie Anm. 73), S.98:pres de la sepulturedc GoGert(l) qui fir evesqucdel Pui
(d.h. Adhemars).
391) Chronica regiaColoniensis(wie Anm. 38), S.151.
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