Entwicklung einer Demonstrationsanlage zur

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Projektlabor „Pumpspeicherwerk“
Entwicklung einer Demonstrationsanlage zur
Vergleichmäßigung regenerativer Energieabgabe
Studentinnen und Studenten der TU-Berlin haben in
einem dreiwöchigen Kompaktseminar ein
Solarkraftwerk mit integriertem Pumpspeicherwerk
zur Vergleichmäßigung der Energieabgabe entwickelt
und als Demonstrationsanlage aufgebaut.
Einleitung
Ein Photovoltaik-Solarmodul erzeugt durch einfallendes Licht
elektrische Energie und gibt diese an einen Verbraucher ab. Bei
Energieüberschuss der Solarzellen, z.B. um die Mittagszeit bei
guten Wetterverhältnissen, wird dabei zusätzlich Wasser aus
einem Vorratsbecken in ein höher gelegenes Speicherbecken
gepumpt. Für den Fall, dass vom Solarmodul keine ausreichende
elektrische Energie mehr geliefert werden kann (z.B. nachts oder
bei Abschattung), fließt Wasser über eine Turbine zurück ins
untere Vorratsbecken und liefert über einen elektrischen Generator unter Abgabe seiner potenziellen Energie die fehlende Leistung, um den Verbraucher sicher weiter betreiben zu können.
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Das Modell – Ein fahrbares Pumpspeicherwerk
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ne entwickelt. Aus zwölf Suppenlöffeln bauten die Studenten
eine auffällige Freistrahlturbine im Chrom-Design, die auf
anschauliche Weise einen elektrischen Generator zur Stromerzeugung antreiben kann. Die Pumpfunktion musste jedoch
extern mit einer handelsüblichen Aquariumspumpe realisiert
werden, die durch Pulsmodulation geregelt werden kann. (Bild
oben rechts)
Die Wasserspeicher in Form von Ober- und Unterbecken wurden
durch einfache Wannen aus dem Baumarkt realisiert. Über eine
flexible Schlauchverbindung entstand schließlich ein geschlossener Wasserkreislauf. (Bild rechts)
Die Hauptaufgabe der Studenten bestand in der Entwicklung
Um die Problematik der unplanmäßigen Verund dem Aufbau der elektronischen Steuerung
fügbarkeit von regenerativen Energieformen
des Modells. Eine intelligente Logik musste
näher zu beleuchten, entschlossen sich 20
dabei erkennen, wann überschüssige Energie
Studenten des dritten Semesters zur Entwickder Solarzellen zum Hochpumpen des Wassers
lung und zum Aufbau einer Modellanlage.
vom Unterbecken in das Oberbecken zur VerfüDiese Anlage sollte dabei die technischen
gung stand. Ebenso musste erkannt werden,
Fähigkeiten und auch den aktuellen Wissenswann die Zusatzenergie des Turbinengenerators
stand zu Beginn des Studiums der Elektrobenötigt wurde, um einen elektrischen Verbrautechnik nicht übersteigen.
cher sicher betreiben zu können. Weitere kritiDaher wurde schnell die Idee zur Verwensche Zustände, z.B. ein zu niedriger WasserErste Schaltungsversuche auf
dung eines Windrades verworfen, da beweg- einem experimentellen Steckbrett
stand in einem der Becken, mussten zu jeder
te Teile einen erheblichen Mehraufwand bei
Zeit vermieden werden.
der Fertigung der Anlage bedeutet. Alternativ stand ein PhotoDer Aufbau der entsprechenden elektronischen Schaltungen
voltaik-Modul zur Verfügung, dessen elektrische Eigenschaften
erfolgte nach erfolgreicher Rechnersimulation zuerst auf dem
von den Studenten relativ schnell ausgemessen werden konnSteckbrett. Hier können Bauteile wie Widerstände, Kondensatoten. (Bild oben links) Da ein selbst auferlegter Anspruch an das
ren und Transistoren auf einfache Weise verkabelt und getestet
Design der Anlage bestand, wurde eine unkonventionelle Turbiwerden.
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In einer weiteren Entwicklungsstufe wurde die Schaltung dann
professionell auf einer selbst erstellten Platine aufgelötet und in
das Gehäuse eingebaut. Ein letzter erfolgreicher Funktionstest
vor der abschließenden Projektpräsentation vor Professoren und
Studenten der TU-Berlin beendete die Projektarbeit.
Das Demonstrationsmodell soll nun innerhalb der TU-Berlin, z.B.
bei Informationsveranstaltungen oder der im Mai stattfindenden
Langen Nacht der Wissenschaften ausgestellt und einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Demonstrationsmodell
eines Pumpspeicherwerkes
A: Oberbecken
B: Unterbecken
C: Turbine mit Generator
D: PV-Modul
E: Scheinwerfer als Sonne
F: Steuerelektronik
Hintergrund – Stabilität des Netzes
Der fortschreitende Ausbau erneuerbarer Energien wird gesellschaftlich akzeptiert und politisch gefördert. Betreiber von regenerativen Energiegewinnungsanlagen, wie z.B. Photovoltaikanlagen oder auch Windparks, werden dabei durch staatlich
garantierte hohe Einspeisevergütungen zur Abgabe des gewonnenen Stromes in den Netzverbund ermutigt. Der zuständige
Netzbetreiber am jeweiligen Standort muss dabei, mit gewissen
Freistrahlturbine des Pumpspeicherkraftwerkes
geregelten Ausnahmen, die gesamte anfallende Wirkleistung
dieser Anlagen aufnehmen und entsprechend entlohnen. Was
sich für den Betreiber der Anlagen und die finanziell beteiligten
Teilhaber ohne Frage sehr gut anhört, bereitet dem Netzbetreiber jedoch einiges an Kopfzerbrechen: Betrachtet man die existierenden Netze in Deutschland, so sind diese zwar in der
Umgebung von Ballungszentren und von Kraftwerken relativ gut
ausgebaut und damit leistungsfähig, nicht jedoch z.B. in den
infrastrukturell und wirtschaftlich weniger gut erschlossenen
Küstenstreifen mit hoher Windparkdichte. Für die Einbindung
genau solcher z.T. sehr leistungsstarker Windparks ist das existierende Netz somit aufgrund seiner historischen Entwicklung
und historischen Aufgabe (Leistungsfluss in Richtung der
Küsten, nicht von den Küsten) nicht ausgelegt. Für den Netzbetreiber ergeben sich somit mehrere Optionen:
Ein kostenintensiver Netzausbau kann einen Betrag zur sicheren
Betriebsführung leisten. Hier sind die Übertragungskapazitäten
so auszubauen, dass auch bei maximaler regenerativer Energieeinspeisung (z.B. Starkwind) die Leitungen und auch nachgeordnete Umspannwerke nicht überlastet werden. Die Kosten
eines solchen Netzausbaues hat der Netzbetreiber jedoch allein
zu tragen.
Der Netzbetreiber kann auf die Engpässe in seinem bestehenden
Netz hinweisen und den Anschluss weiterer Windparks verweigern, sofern ein sicherer Netzbetrieb dann nicht mehr zu
gewährleisten wäre. Eventuell kann mit dem Windparkbetreiber
eine Sonderregelung getroffen werden, die die von den Windrädern abzugebende Leistung für bestimmte kritische Zeiträume
reglementiert.
Eine weiter denkbare Lösung ist die Speicherung von regenerativ erzeugter Energie. Da sich z.B. für Windparks die maximale
installierte Leistung und die über einen längeren Zeitraum gemittelte Leistung z.T. erheblich voneinander unterscheiden, wäre
eine Vergleichmäßigung der Leistungsabgabe schon am Ort der
Erzeugung sinnvoll. Zum einen müsste der Netzanschluss des
Windparks nicht für den seltenen Volllastfall, sondern lediglich
für eine geringere mittlere Leistung ausgelegt werden, was die
oben angesprochenen Probleme des Netzbetreibers reduzieren
würde. Zum anderen wäre ein weiteres großes Problem der mei-
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Improvisierter Teststand zur Aufnahme der
Leistungsdaten eines PV-Moduls
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Erzeugung/Verbrauch an
elektrischer Energie an einem Tag
(Tagesbelastungskurve, beispielhaft)
sten regenerativen Energieformen gelöst: Die geringe Verfügbarkeit wird durch eine gleichmäßige Leistungseinspeisung
erhöht.
Eine von der dena vorgestellte Netzstudie [1] beleuchtet genau
diese Problematik und zeigt Szenarien auf, die einen Netzausbau
unumgänglich machen. Hier sind in der Zukunft erhebliche Investitionen zu tätigen.
Grundlast – Mittellast – Spitzenlast
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Regenerativen Energieformen wird in der Regel vorgehalten,
dass sie nicht bedarfgerecht verfügbar wären: Solarzellen liefern
dann Strom, wenn die Sonne scheint, Windparks liefern Strom,
wenn viel Wind weht. Elektrische Energie ist in nennenswerter
Größenordnung nicht speicherbar. Die Energiegewinnung aus
konventionellen Großkraftwerken, oder genauer gesagt, aus
dem gesamten Kraftwerksverbund, ist dagegen gleichmäßig
und vorausplanbar und exakt auf den aktuellen Verbrauch abgestimmt. So werden diese Kraftwerke in sog. Grund-, Mittel und
Spitzenlastkraftwerke eingeteilt und dementsprechend betrieben. Grundlastkraftwerke (Kernkraft, Braunkohlekraftwerke
und auch Laufwasserkraftwerke) laufen das ganze Jahr, jeden
Tag, rund um die Uhr an ihrer oberen Leistungsgrenze und
liefern somit die Basis für den täglichen Leistungsbedarf. (Bild
oben links)
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Die sog. Mittellast (oberhalb der Grundlast) wird z.B. durch
Steinkohlekraftwerke abgedeckt, die gegebenenfalls in ihrer
Energieproduktion reduziert werden.
Der obere Leistungsbereich wird durch die Gruppe der Spitzenlastkraftwerke gesichert. Zu diesen gehören neben Gaskraftwerken auch die Speicherwasserkraftwerke und Pumpspeicherwerke, die aus ihren hochgelegenen Speicherbecken Wasser über
z.T. mehrere hundert Meter ins Tal ablassen können, und damit
innerhalb von Minuten elektrische Energie ins Netz einspeisen
können.
cherung des Wassers, sowie ein unteres Becken (meist ein natürlicher Flusslauf), zwischen denen das Wasser ausgetauscht werden kann. Lässt man nun Wasser aus dem Oberbecken ab, so
gibt es seine Lageenergie über eine Turbine an einen Generator
ab, welcher dann elektrische Energie in das Netz einspeist. (Bild
oben rechts)
Dieses Prinzip der Energiewandlung lässt sich auch umgekehrt
betreiben. Wird der Generator mit elektrischer Energie aus dem
Netz angetrieben, arbeitet er als Motor und treibt die Turbine an,
die nun als Pumpe wirkt. Das Wasser wird aus dem unteren
Becken in das obere Speicherbecken gehoben und nimmt dabei
erneut Lageenergie auf. Das Pumpspeicherwerk ist somit wieder
als Kraftwerk einsetzbar. Besonders sinnvoll ist der Pumpeinsatz,
sobald im Netz weniger Energiebedarf besteht als die Grundlastkraftwerke liefern. Um diese Kraftwerke dann nicht herunterregeln zu müssen, werden in den sog. Schwachlastzeiten die
Oberbecken der Pumpspeicherwerke gefüllt, so dass dann zu
Spitzenlastzeiten wieder ausreichend höher gelegenes Wasser
zur Verfügung steht.
Interessant ist der Einsatz von Pumpspeicherkraftwerken außerdem im Rahmen der liberalisierten Energiemärkte. Hier kann an
den Strombörsen billiger Strom „gekauft“ werden, mit dem
Wasser in die Oberbecken gepumpt werden kann. Sobald der
Strompreis auf dem freien Markt dann steigt, kann die gespeicherte Energie wieder gewinnbringend „verkauft“ werden. Diese Betriebsführung ist jedoch ökologisch wenig sinnvoll und
kann sogar aufgrund der technisch unnötigen Verschiebung von
Leistung den sicheren Netzbetrieb gefährden.
Eines der neusten und modernsten Vertreter der Pumpspeicherwerke in Europa ist am Fluss Schwarza in der thüringischen
Gemeinde Goldisthal entstanden. Dort ging 2003/2004 nach
fast 30 Jahren Planung das PSW Goldisthal mit 1060 Mega-Watt
Leistung (vergleichbar mit der Leistung eines kleinen Kernkraftwerkes) ans Netz [2].
Pumpspeicherwerke – Energie in zwei Richtungen
Der Einsatz von Pumpspeicherwerken zum Auffangen von Lastspitzen im Netz ist gängige Praxis und vor allem in Gebieten mit
großem natürlichen Höhenunterschied weit verbreitet. Diese
Kraftwerke benötigen im Allgemeinen ein Oberbecken zur Spei-
Für eine zukünftige Pufferung der regenerativen Einspeiseleistung ist aber selbst ein Pumpspeicherwerk dieser Größenordnung nicht ausreichend. Hier sind alternative Speicherkonzepte
notwendig, wie z.B. der Ausgleich von Windenergieschwankun-
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Prinzip Pumpspeicherwerk
Dipl.-Ing. Kay Rethmeier
Informationen unter: http://projektlabor.ee.tu-berlin.de
Literatur
[1] Energiewirtschaftliche Planung für die Netzintegration von
Windenergie in Deutschland an Land und Offshore bis zum Jahr
2020, Studie im Auftrag der Deutschen Energie-Agentur GmbH
(dena), Endbericht, Köln, 24.Februar 2005
[2] Energie aus Wasserkraft – Strom erzeugen nach Bedarf,
Vattenfall Europe Mining & Generation, Cottbus,
www.vattenfall.de
[3] Ausgleich von Windenergie-Schwankungen durch
unterirdische Druckluftspeicher, Vortrag an der TU-Berlin, F.
Crotogino, KBB Underground Technologies, Januar 2006
Das Projektlabor
In jedem Semester können Studierende der
Elektrotechnik an der TU-Berlin im Rahmen
eines Projektlabores ein Thema frei auswählen,
die Realisierung planen und ihre Arbeit eigenständig organisieren. Fehlendes Fachwissen
wird dabei durch Recherchen erworben und
durch Referate in die Gruppe getragen.
Geschulte Projektbetreuer beaufsichtigen die
Arbeitsgruppen und stehen bei Problemen hilfreich zur Seite, ohne dabei technisch oder in
Planungsfragen vorgefertigte Lösungen vorzugeben. Die fertig aufgebaute Modellanlage
wurde innerhalb der TU-Berlin einem breiten
Publikum präsentiert und soll nun auf Ausstellungen und Messen als Anschauungsobjekt
zum Einsatz kommen und dem interessierten
Betrachter die Problematik der Energiespeicherung anschaulich näher bringen.
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gen durch unterirdische Druckluftspeicher [3]. Hier sei beispielhaft das von E.ON betriebene Gasturbinenkraftwerk Huntorf
genannt, welches in zwei Kavernen ca. 300.000 m3 Druckluft
bei ca. 70 bar speichern kann, um den Wirkungsgrad der Turbine erheblich zu erhöhen und damit Energie einzusparen. Weitere Versuchsanlagen größerer Leistung sind weltweit geplant.
Alle Bilder: Kay Rethmeier
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